THE UNIVERSITY OF ILLINOIS Digitized by the Internet Archive in 2017 with funding from University of Illinois Urbana-Champaign Alternates https://archive.org/details/useofinfinitivei00vota_0 Die mite romische Gefangenschaft des Apostels Paulus. Eine kirehenhistorisehe und neutestamentliehe Untersuehung von Lie. theol. Rudolf Steinmetz, Pastor zu Neuenkirchen im Lande Hadeln. -OOO Leipzig. A. D e i C h e r t’sche Verlagsbuchh. Nachf. (Georg- Bohme). 1 897 . lL~Bz + fl.M.F. ) i). 43. 33 beistimmen. Es liegt ohne Frage naher, die Stelle 2 Tim. 4, 16 — 18 so zu verstehen, dass der Apostel hier redet von dem, was jetzt geschehen ist, in der gegenwartigen Gefangenschaft. Die nQWTrj cmoloyta sagt eben, dass ein Verhor stattgefunden hat, und dass Paulus ein zweites erwartet. Durch die Kraft des Herrn ist dieses Verhor gut ausgefallen trotz der Bosheit des Alexander, der gegen ihn aufgetreten ist. Es hat ihm Gelegenheit geboten, vor dem hoclisten Gericht in Rom das Evangelium zu bezeugen und so die Botschaft seines Berufes gewissermassen abzuschliessen ; der drohenden Todesgefahr, dem Rachen des Lowen, ist er fur den Augenblick entgangen, aber er weiss, dass er ihr doch schliesslich erliegen wird. Mag aber die Begriindung, welche Eusebius fur die Uber- lieferung giebt, dass Paulus in einer zweiten Gefangenschaft getotet sei, noch so verfehlt sein, so bleibt die Wahrheit der tiberlieferung darum doch bestehen. Eine iible Begriindung hebt doch die Wahrheit eines Berichts noch nicht auf. Die Begriindung ist des Eusebius eigene Ansicht, ist sie verkehrt, so fallt das auf ihn, die tiberlieferung aber fand er vor. Ge- wiss aber diirfen wir behaupten, dass dem Eusebius die Wahr- heit der von ihm berichteten Tradition festgestanden hat, sonst wiirde er gewisslich sich nicht die Miihe gegeben haben, die- selbe zu begriinden. Zwar ist Weiss der Meinung, dass Eusebius selber iiber die Wahrheit der tiberlieferung nicht ganz sicher zu sein scheme, denn sonst wiirde er keine weitere Beweis- fiihrung versucht haben. Aber man wird dieser Behauptung doch entgegenhalten mlissen, dass Eusebius fiir den Fall, dass ihm die tiberlieferung bedenklich und unsicher gewesen ware, auch seine Bedenklichkeit und Unsicherheit offen auszusprechen sich nicht gescheut haben wiirde. Da er das nicht thut, so wird man ohne Frage in dem Umstand, dass Eusebius Griinde anfiihrf, welche fiir eine Befreiung Pauli und eine zweite Ge- fangenschaft sprechen, nur dafiir einen Beweis linden konnen, dass Eusebius die Wahrheit dieser tiberlieferung anerkennt, und wir konnen nur bedauern, dass er uns die Quelle, aus der er schopft, nicht naher mitteilt. Er sagt nur loyog eyei „es geht die tiberlieferung" — aber eben die Begriindung dieses loyog und die Anerkennung desselben, die wir eben betont Stein in etz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 3 34 haben, verbietet es, die Uberlieferung zu einer hier und da aufgetaucliten Meinung einzelner (Wiesinger), zu einem Gerede (Otto) oder einer Sage (Holtzmann) zu verflfichtigen. Auch sonst findet sich bei Eusebius sehr haufig der Ausdruck loyog eyai oder TceqieyeL, und wer sicli die Millie nimmt, Eusebius darauf anzusehen, der wird fin den, dass er stets sich zustimmend verhalt, wo er soldi einen loyog berichtet. Ganz bezeichnend ist yor allem die Stelle Kap. XVII, wo es lieisst, dass der Uberlieferung zufolge ( loyog eyet) Philo zur Zeit des Claudius in Korn mit Petrus verkehrt habe, und Eusebius ffigt sogleich hinzu, dass das nicht unwahrscheinlicli sei, und sucht es zu begrfinden. Ein viel gewiclitigeres Argument gegen die Wahrheit der yon Eusebius angefiihrten Uberlieferung scheint aber in der Behauptung zu liegen, dass Eusebius selber dieser Tradition dadurch widerspreche, dass er den Apostel trotzdem in der neronischen Verfolgung umkommen lasse. In diesem Sinne aussert sich Keuss 1 ) fiber diese Stelle des Eusebius: „Dabei behauptet der Verfasser fest, die Apostel seien in der grossen neronischen Verfolgung umgekommen“, und auch Holtzmann *) maclit darauf aufmerksam, dass Eusebius den Apostel in der neronischen Verfolgung sterben lasse. Gegen diese Behauptung, welche Weiss 3 ) abweist, ohne daffir weitere Grfinde anzuffihren, wird sich nun schwerlich etwas einwenden lassen. In dem Inhaltsverzeichnis, das, wie man annimmt, von Eusebius selber herrfihrt, findet sich zu dem 25. Kap. des II. Buches der hist, eccl. die Uberschrift Ilegl too xara Neqcova duoy/tiov, xa&’ov ml c P(i)(.irjg TJavlog ytal Jlhgog %olg vtceq evoefieiag /naQTVQioig xaTev.oo(.tri&rjo(xv. Eusebius berichtet in diesem Kapitel von der Christen verfolgung und im Zusammenhang mit ihr davon, dass Paulus durchs Schwert getotet, Petrus gekreuzigt sei. 4 ) Ferner kommt hier in Betracht das Chronicon des Eusebius, in welchem er zu dem 13. Jahre Neros, welches das Jahr 67 p. Chr. n. war, bemerkt, Nero habe seinen fibrigen Verbrechen auch die Verfolgung der Christen hinzugeffigt, in welcher offen- J ) Gesch. der Schriften etc. § 127 p. 131. 2 ) p. 38. 3 ) Meyers Komm. zu den Pastoralbr. 5. u. 6. Aufl. p. 57. 4 ) Siehe oben p. 27. 35 bar die Apostel Petrus und Paulus zu Rom als Martyrer um- gekommen seien. Audi schon die Stelle II, 22 selbst weist darauf hin, wo Eusebius, nachdem er die Freilassung Pauli berichtet liat, nodi hinzufiigt, dass Nero in der ersten Zeit seiner Regierung milder und also eher geneigt gewesen sei, die Verteidigung Pauli iiber seinen Glauben anzunehmen, dass er aber hernach in frevelhafte Rahnen geraten sei und mit den anderen audi die Apostel hingeopfert habe. Eh.bc, ye xot Kara fxev aqyag yTtubxsQOv tov Negwvog diay.eifxevov qaov xrjv vneq xov doy^iaxog tov TlavXov yaxadeydrjvai dnoXoylav. TlqoeX- &ovTog de eig ad'e^iixovg xoXuag (.texa tcov aXXcov xctl tcc ymtcc twv an ooxoXcov 87 tiy y eiQr}GaL. 4 ) In deni Chronicon finden wir nun auch eine bestimmte ckronologisdie Angabe, namlich das Jabr 67, welche geeignet ist, die unbestimmte Angabe zu erklaren, welche Eusebius II, 25 der sehr freien Wiedergabe einer Stelle Tertullians hinzu- fiigt. Er fuhrt dieselbe an, urn zu zeigen, wie Tertullian Nero als den ersten Verfolger der Christen bezeichne : Evxvye ts xolg vnofivrifiaoiv vfiwv. Exel evQrjoeTe txqvjtov Neqtova tovto to doy/na fjvha f-iakiOTa ev c Pd)^ij] ttjv avaToXrjv naoav vnoxccigag to(.iog fjv etg navTag dub^avxa. * 2 ) Kunze 3 ) ist der Meinung, dass diese Worte ttjv avaToXrjv naoav vnoxat-ag auf die Beendigung des Krieges mit Tiridates und dessen Anwesenheit in Rom gehen sollen, was a. 66 der Fall gewesen sei, und dass Eusebius die Verfolgung der Christen in das Jahr 67 setze infolge einer missverstandenen Stelle des Sueton. Wir lassen das dahin- gestellt. Offenbar aber giebt Eusebius das Jahr 67 als das Jahr der neronischen Verfolgung an und lasst Paulus und Petrus in dieser Verfolgung des Jahres 67 umkommen. In die Verfolgung setzen vor ihm auch Tertullian 4 ) und Lactantius den Tod Pauli. Der letztere schreibt 5 ) : Prosiluit ad exciden- dum coeleste templum delendamque justitiam et primus omnium persecutus dei servos Petrum cruci affixit et Paulum interfecit. *) sTTixciprjoai nach Ausgabe y. Heinichen. Dindorf hat ey%eioiod'r l vat. 2 ) cf. Tert. apolog. c. 5. 3 ) praec. patrum eccl. testim., quae ad mor- tum Pauli spectant p. 27. 4 ) cf. die oben p. 26 angefiihrte Stelle aus dem Scorpiace 15. ( 5 de mort. persec. 2. 3 * 36 Die chronologische Bestimmung des Eusebius notigt uns nun, seiner Chronologie unsere Aufmerksamkeit zuzu- wenden. 3. Die Chronologie des Eusebius. Die ganze Chronologie des Eusebius ist ohne Frage unklar und unrichtig. Seinem Chronicon zufolge soli der Dienstantritt des Festus, der zur Bestimmung der Chronologie der Apostel- geschiclite und des Lebens Pauli vor allem ins Gewicht fallt, ja eigentlich den einzigen festen Punkt bildet, bereits im Jahre 54 p. Chr. n., im Todesjahr des Kaisers Claudius, statt- gefunden haben. Demnach wiirde nach ihm die Ankunft Pauli in Kom in das Jahr 55 Oder 56 fallen. Dem widersprechen aber des Eusebius eigene Angaben hist. eccl. II, 20, 21 u. 22. Aus diesen Stellen erfahren wir, dass Felix noch zur Zeit Neros Landpfleger war, und dass Festus von Nero geschickt wurde. Denn nachdem II, 19 berichtet ist, dass Claudius den Felix zum Landpfleger bestellt habe, heisst es II, 20 xcrra de Niqojva yog iio) [irjyvoag fiaouJa f.i€%Qig evtav&a Tfjg c P(burjg yevoftsvog. Man kann ja in dieser Stelle unter der Annahme, dass der Verfasser wie auch sonst Pauli Thaten auf Petrus iibertragt, zur Not eine gewisse Anlehnung an die Clemensstelle linden — aber einmal ist es doch sehr bedenklich, solch einen Schluss auf Grund solch fraglicher, nicht geradezu unmoglichen An- spielungen zu machen , 2 ) es miisste sonst schon die Bekannt- schaft des Verfassers mit dem Clemensbrief iiberhaupt nach- weisbar sein, was nicht der Fall ist. Will man aber gleicli- wohl hier eine Anlehnung an I. Clem. Kap. V linden, so ist zum anderen doch gewiss daraus, dass hier iihnliche unbestimmte Ausdriicke gebraucht werden, nicht zu schliessen, dass der Verfasser das Tfjg dvGecog nicht auf Spanien bezogen und von einer spanischen Reise nichts gewusst babe. Es hindert ja nichts, dass man unter den gyotciv6t£qov f.i6Qog Tfjg dwccog und das oho tm yog (.up Spanien einbegreift. Man wird doch nicht verlangen, dass der Verfasser, wenn er das tsq^icc Tfjg dvoeojg gekannt und auf Spanien bezogen hat, auch den Namen Spanien hatte gebrauchen miissen. Anders liegt die Sache bei Origines. Dass dieser den J ) Ausgabe Lagarde 1865 p. 6. -) cf. Spitta p. 53. Clemensbrief gekannt hat, ist nach den Anfiihrungen Harnacks Proleg. p. XXXI nieht zu bezweifeln, um so weniger, als gerade Alexandrien der Ort war, wo der Clemensbrief hocli- gehalten wurde nnd olme Zweifel allgemeiner bekannt war. x ) Origines aber aussert sich liber den Tod Pauli. Er sagt in der Stelle, welche wir bereits weiter oben angefiihrt haben, -) dass Paulus von Jerusalem bis Illyrikum die Botschaft des Evangeliums von Christo verbreitet und spater in Rom unter Nero das Martyrium erlitten habe. Da hatte es vielleicht nahe gelegen, dass Origines die Grenzen des Wirkens Pauli weiter gesteckt hatte, bis nach Spanien, wenn er eben den Ausdruck xeq^ia vfjg dvaecog , den er kannte, so verstanden hatte. Indessen beachten wir doch, dass Origines, um das aposto- lische Wirken Pauli zu bezeichnen, einen von Paulus selbst gebrauchten Ausdruck wortlich aufnimmt, ohne auf die spatere Wirksamkeit Pauli weiter zu reflektieren. Wir wundern uns ja doch auch nicht dariiber, dass Origines die Grenzen der Wirksamkeit Pauli nicht von Jerusalem bis Rom steckt, und machen daraus nicht etwa den Schluss, dass Origines von einer Wirksamkeit Pauli in Rom, wie sie die Apostelgeschichte berichtet, nichts wisse oder gar die Apostelgeschichte anders verstehe. Sehr beachtenswert sind auch die Ausfuhrungen Spittas *) zu dieser Ausserung des Origines. Er weist darauf hin, dass die Wirksamkeit Pauli auch von anderen Vatern mit diesen Worten des Romerbriefes bezeichnet werde, so von Chryso- stomus, der zu 2 Tim. 4, 7 bemerke: n cog de TereXexe tov Sqo- H ov ; ti]v oiyoviievrjv aTtaoav TteQirjkd'Sv, aQ^duevog a7to rfjg Tcdi- Aalag xcd dub vrjg ^gafUag ytai tCdv Tte^ccrcov Tfjg yfjg ik&Luv, toOTc lie (prjoiv dixo *Ieoovocdi]u y.al y.vxXo) neyqi tov J lXXv- QLY.OV 7t£7tXrjQ(jjyJvcu to evayyektov tov Xqiotov. Obwohl also Chrysostomus als Ausgangspunkt der Thatigkeit Pauli Galilaa und Arabien nenne*und mit den Worten TteqaTa Tfjg yfjg nur Spanien meinen konne, wie er denn iiberhaupt eine Befreiung Pauli annimmt, 4 ) so bezeichne er gleichwohl in Anlehnung J ) Siehe oben p. 55. 2 ) Sielie oben p. 27. 3 p. 82 if. 4 ) Siebe unten p. 44. 60 an Rom. 15 die Wirksamkeit Pauli in ihren Grenzpunkten mit Jerusalem und Illyrikum. Sodann weist Spitta auf eine bishier unbeachtet gebliebene Stelle in der 13. Homilie des Origines zur Genesis 1 ) hin, in welcher er die Geschichte von dem Brunnengraben Isaaks alle- gorisiert mit folgenden Worten: Denique vis videre, unus puer Isaac quantos puteos in terra alienigenarum foderit. Yide Paulum, qui ab Hierusalem in circuitu usque ad Ulyricum replevit evangelium dei. Sed per singulos istos puteos persecutiones passus est Philistinorum. Audi ipsum dicentem, ,, quanta mihi acciderunt Iconii, Lystris“, quanta in Epheso. Quo ties caesus et lapidatus est, quoties pugnavit ad bestias. Sed permansit usquequo exiret ad latitudinem id est usquequo in totius orbis terrae latitudine ecclesias collocaret. Hier vergleiche Origines des Paulus Thatigkeit von Jerusalem bis Illyrikum mit dem Graben der zwei ersten Brunnen des Isaak, iiber die Streit entstand. Das Graben des dritten Brunnens konne nur eine Anspielung auf die Befreiung aus der Gefangenschaft sein, denn bei Rom stehen zu bleiben, verbiete der Umstand, dass man auf die Thatigkeit Pauli in Rom zur Zeit seiner Ge- fangenschaft nicht das Wort anwenden konne, „nun hat uns der Herr Raum gemacht“. Die latitudo orbis terrarum sei eine Umschreibung des zfjg dvoswg im Clemensbrief. Dass aber aucli Cyrill von Jerusalem den Clemensbrief gekannt hat, ist wenigstens sehr wahrscheinlich, da er in der cat. 18, 8 das Beispiel des Vogels Phonix anfiihrt, welches sich im 25. Kap. des Clemensbriefes findet, und dasselbe noch dazu einleitet mit den Worten wg yqd(pu KX^irjg. Nun ist es immerhin ja gewagt, aus einer Ausserung des Cyrill seine Bekanntschaft mit dem Clemensbrief zu folgern, zumal in diesem Fall, da das Gleichnis vom Yogel Phonix ein sehr pragnantes ist, welches dem Cyrill sehr wohl als von Clemens herriihrend bekannt sein konnte, ohne dasjp ihm der Clemens- brief bekannt zu sein brauchte. Sielit man aber den Wort- laut der Stelle cat. XVII, 13 de spir. set. an, so gewinnt die Annahme der Bekanntschaft des Cyrill mit dem Clemens- brief noch grossere Wahrscheinlichkeit, ja man muss annehmen, 0 ed. Delarue II, 95. 61 dass Cyrill gerade die Stelle im Kap. 5 des Clemensbriefes ge- kannt liabe. Die Stelle hat folgenden Wortlaut: Yal tov tiote duoKTTiV xrjgvxa Yal doulov aya&ov arcELQyccGaTO, cc7to c 1eqogo- Xvfuov filv Yal fAE%QL tov 3 IXXvqlyov 7tE7thf]QcoYOTa to svayyshov YavrjyrjGavTa 6e Yal ttjv paoiUda Pcufirjv Yal fiEyQt l7taviag TijV TZQO&VfdaV TOV YJjQVy^aTOg EKTEIWVTCC, LlVQLOVg Se V7tOLlEf.lEVrjY.6Ta a&Xovg, orjfiEia te Yal Tsqava TtETtoirjYOTct. Spitta 3 ) findet hier eine vierfache Beziehung auf die Stelle im 5. Kap. des Clemens- briefes, zuerst die gleichmassige Betonung der vTtofiovr j, so- dann soil das &&log an das in der Clemensstelle gebrauchte Bild adfajoag, fj&XrjGav erinnern. Ferner soil das ytjqv^ des Clemens bei Cyrill seine konkrete Ausfiihrung finden, und endlich soil die Bezeichnung SovXov aya&ov an das aya&ovg anooTolovg anklingen. In der That muss man Spitta zugestehen, dass die Anlehnung des Cyrill an die Ausfiihrung des Clemens sehr wahr- scheinlich ist; urn so mehr mochte man sich wundern, dass Cyrill dann nicht geradezu das ml to tequcc Tfjg dvGEcog llfhbv des Clemens verwertet hat und nur yon der 7tQoSvf.iLa des Apostels redet, in Spanien zu predigen. Nun beibt es aber doch moglich, die Stelle so zu verstehen, dass Cyrill die 7tQo- dvfila des Apostels auch vollfiihrt denkt. Diese Meinung ver- tritt Spitta und beruft sich dabei auf den ziemlich einmiitigen Konsensus selbst der Gegner einer zweiten Gefangenschaft Pauli ; nach dem Zusammenhang miisse der Plan ausge- ftihrt sein. Das steht nun unseres Erachtens nicht unbedingt fest, es geht doch zu weit, wenn man in die TtQod'vfda gleich ohne weiteres den Vollzug liineinlegt, — aber das darf man wenigstens sehr wolil behaupten, dass der Ausdruck icQodvfdav tov YYjQvyfiaTog EYTEtmvTa auch kein Beweis dafiir ist, dass Cyrill die Ausfiihrung nicht annimmt. Er konnte sehr wohl, auch wenn ihm die Ausfiihrung bekannt war, im Anschluss an die im Bomerbrief ausg'esprochene Absicht Pauli so schreiben, ohne zu erwahnen, ob der Vorsatz ausgefiihrt sei Oder nicht, zumal wenn er annehmen konnte und musste, dass anderen wie ihm selbst die Ausfiihrung feststand. b p. 55. 62 Was endlich Hieronymus betrifft, so ist ausdriicklich in der angezogenen Note Harnacks 3 ) auf das 4. Kap. des lib. ad. Helvidium Bezug genommen. Aus diesem Kapitel soli klar hervorgehen, dass Hieronymus yon der spanischen Reise nichts gewusst habe — und wirklich scheint aus den Ausfiihrungen des Helvidius dieses hervorzugelien. Um die Ausserung des Helvidius zu widerlegen, dass die Yerlobung des Joseph mit Maria und die Hervorhebung, dass die eheliche Gemeinschaft noch nicht yollzogen sei, den spater eingetretenen Vollzug er- kennen lasse, da die Bemerkung, ehe Joseph und Maria in die eheliche Gemeinschaft eingetreten waren, (jiqIv fj gwsI&eIv av- Tovg Mattli. 1, 18) doch keinen Zweck habe, wenn es iiber- haupt nicht geschehen sollte, so wenig als man von einem, der nicht fruhstiicken wird, sagen kann, bevor er frtihstiickte, ant- wortet Hieronymus, dass man doch auch von einem, der gar nicht fruhstiicken wird, sagen kann: bevor er friihstiickte, da ein abgehendes SchifF das beabsichtigte Friihstiick hindern kann. Dann fahrt er fort: aut si velimus dicere: Paulus apostolus antequam ad Hispanias pergeret, Romae in vincula conjectus est aut certe illud: Helvidius antequam poenitentiam ageret, morte praeventus est : statim aut Paulo post vincula ad Hispaniam sit eundem aut Helvidio poenitentia agenda post mortem, cum scriptura dicat, in inferno autem quis confitebitur tibi? Das Gleichnis, welches er von Paulus anwendet, passt nur, wenn dieser nacli Spanien nicht kam; man kann doch sagen, so muss man paraphrasieren, bevor er nach Spanien kam, obgleich er nicht hinkam, weil seine Fesseln die Ausfuhrung seiner Absicht hinderten. Sehr scharfsinnig weist nun Spitta ' 2 ) auf das statim des Schlusses hin, denn Hieronymus endet : Oder Paulus hatte sogleich nach seiner Gefangenschaft nach Spanien gehen miissen. Mit dem statim beweise er, dass er ein ungeschicktes Beispiel gewahlt habe, er beabsichtige nur gegen Helvidius den sofortigen Eintritt der ehelichen Ge- meinschaft abzuweisen, wie er auch noch des Helvidius Be- hauptung anfiihre et statim uxorum vult esse, quam con- fessus est sponsam. Es solle also hier gerade des Hieronymus 1 ) Siehe oben p. 57. 2 ) p. 92. 63 Ansicht sicli verraten, dass Paulus schliesslich doch frei ge- worden und nach Spanien gekommen sei. Diesen Ausfuhrungen Spittas konnte man unbedenklich zustimmen, wenn niclit bei dem zweiten Beispiel iiber Hel- vidius hinzugesetzt ware : aut Helvidio poenitentia agenda post mortem, cum scriptura dicat „in inferno autem quis confitebitur t i b i ? “ Hier in diesem Parallelbeispiel wird doch geradezu gesagt, dass Helvidius nach dem Tode nicht Busse thun kann — man muss also doch zu Spittas Ausfiihrungen ein Fragezeichen machen ! Es wurde doch eine sehr unlogische Beweisfuhrung sein, welche dem Hieronymus dann untergelaufen ware. Unmoglich ist ja auch so etwas nicht — aber bei der Unklarheit der Stelle aus ihr den be- stimmten Schluss zu machen, dass Hieronymus Pauli Beise nach Spanien fiir gewiss halte, ist doch gewagt. Vielleicht gewinnt indessen diese Ansicht mehr Wahr- scheinlichkeit, wenn wir beachten, dass Hieronymus in seiner vita Pauli de vir. ill. im engen Anschluss an die Worte des Eusebius zu 2 Tim. 4, 6, oft nur dessen Worte iibersetzend, yon der Be- freiung Pauli redet und in seinem Kommentar zum Jesaia von der Schifffahrt des Apostels nach Spanien redet, freilich mit dem Zusatz : ut ipse scribit, und yon seiner Predigt in terminos gentium. Nimmt man aber an, dass ihm des Paulus Befreiung fest- stand, ja dass er sogar, da er den gemeinsamen Tod des Petrus und Paulus an demselben Tage berichtet, eine selbstandige Quelle fiir diese Tradition gehabt hat, namlich die kath. passio Petri et Pauli — so ist doch noch immer unerfindlich, wie man behaupten kann, dass Hieronymus die Clemensstelle hatte beriicksichtigen miissen. Hat schon Eusebius den Clemens nicht gekannt, so ist es noch viel unwahrscheinlicher , dass ihn Hieronymus gekannt haben sollte. Das ist auch im Grunde Harnacks Meinung, da er sich Proleg. p. XXXIV Anm. 15 also aussert: et omnino conjicias, Hieronymum epistulas ad Corinthios nunquam in manibus habuisse, quarum notitiam ex historia Eusebii tantum hauserit. Auch wenn Hieronymus eine spanische Keise annahm, so ware er eben in diesem Falle der Tradition gefolgt und nicht der Quelle des Clemensbriefes, So sehen wir also, class man daraus, dass die Vater sich nicht auf das reg/tia Tfj g dveeiog des Clemens berufen, um da- mit Pauli Befreiung und seine Thatigkeit in Spanien zu be- griinden, keinen Beweis dafiir entnehmen kann, dass sie das teg^a rffi dvoetog nicht auf Spanien, sondern etwa auf Bom bezogen hatten. Die Sache erklart sich sehr einfach — sie haben, soweit sie iiberhaupt in Betracht kommen konnen, die Clemensstelle nicht gekannt, wahrend die beiden Vater, von denen man mit Gewissheit behaupten kann, dass sie den Clemensbrief gekannt haben, Origines und Cyrill, auf das regfiia tfjg Svaetog stillschweigend anspielen. Dabei muss man aber iiberhaupt bedenken, dass eine Benutzung der zu Gebote stehenden Literatur im Altertum sehr schwierig war und daher, wenn iiberhaupt, so doch nicht im entferntesten wie in der Jetztzeit liblich war. 1 ) Man darf also nicht die Ver- haltnisse der Gegenwart zum Massstab fur jene Zeit machen. Wir bleiben also dabei, dass das Tfjg dvoswg auf Spanien zu beziehen ist. Die Beise Pauli nach Spanien kann aber nur geschehen sein nach der Freilassung des Apostels und ist daher ein indirekter Beweis flir seine Befreiung aus der Gefangenschaft in Bom. Man kann diesen Beweis auch nicht etwa dadurch beseitigen, dass man behauptet, Clemens rede von diesem Kommen Pauli zu dem regret vfjg dvostog nur in Anlehnung an den Bom. 15 ausgesprochenen Plan Pauli. Der Ausdruck ist ganz an tiers und hTtza^ig deo/na epogeoag weist auf eine durchaus selbstandige Quelle hin , welcher Clemens folgt. Es ware ja auch unmoglich zu denken, dass Clemens von der Beise Pauli zu dem reg^ia rfjg dvoetog reden sollte nur in Anlehnung an Bom. 15. Der Mann, der nur 30 Jahre nach Pauli Tod schreibt , musste wissen, ob die Bom. 15 beabsichtigte Beise ausgefiihrt war, und konnte davon nur schreiben, wenn sie wirklich geschehen war. — Die Clemensstelle finclet nun eine wichtige Stiitze in dem Kanon Muratori. 0 HierfUr giebt Gams, Kgsch. Spaniens p. 36 einige interessante Bei- spiele. Kapitel IV. Der Canon Muratori. 1. Allgemeine Vorbemerkungen. Das Manuskript des Canon Muratori, aus dem Kloster Bobbio stammend, giebt sich sclion durch die aussere Form, in welcher es vorliegt, als eine Abschrift zu erkennen, welche unter dem vorgestellten Namen des Johannes Chrysostomus nach einein Auszug aus Eucherius von Lugdunum und vor dem Bruchstiick einer Abhandlung des Ambrosius 2 ) diesen soge- nannten Canon Muratori enthalt Oder, wie er wolil urn des unvollstandigen Anfangs willen richtiger bezeichnet wird : das muratorische Fragment. Muratori, der dasselbe zuerst heraus- gab, hat mit seiner Behauptung keinen Widerspruch gefunden, dass das Manuskript aus dem 8. Oder 9. Jahrhundert stamme. Das Original aber fiihrt in eine viel fruhere Zeit. Wir konnen aus den Angaben des Schriftstiickes selber das Alter desselben bestimmen. Wir erfahren aus demselben, dass auf das Ponti- fikat des Papstes Pius (135 — 155) Bezug genommen wird mit den Worten nuperrime nostris temporibus. Diese Zeit konnte also nicht allzuweit zuriickliegen. Einen anderen Anhalt geben die Hinweise auf die Haretiker Marcion, Valentinus, Basilides, die phrygischen Ketzer (Montan) und vielleicht Tatian, wenn man Harnack zustimmen will, welcher Tatiani statt Miltiadis best und meint, dass sein Diatessaron verworfen werden solle, obgleich er es vor seiner ketzerischen Epoche geschrieben. 2 ) Diese Angaben wiirden dann in das letzte Oder vorletzte Jahr- zehnt des 2. Jahrhunderts weisen; die meisten Gelehrten nehmen denn auch diesen Zeitpunkt an, in der naheren Be- stimmung freilich divergierend. Nur allein Zahn, soviel wir x ) cf. Hilgenfeld, Zeitsclir. flir wissensch. Theol. 1872, das sogen. mur. Bruchstiick. 2 ) Zeitschr. f. luth. Theol. 1874. 1875. Stein metz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 5 66 sehen, geht iiber das 2. Jahrhundert hinaus und setzt die Schrift in den Anfang des 3. Jahrhunderts : „vor dem ersten Jalirzehnt des 3. Jahrhunderts kann sie (die Abhandlung) nicht geschrieben sein“, und weist zur Begriindung auf das in dem Canon ausgesprochene Verwerfungsurteil iiber den Montanismus bin, welches jedoch auch schon friilier denkbar ist, wenngleich das „Allgemeinurteil der Kirche“ im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts noch „schwankte“. *) Jedenfalls darf demnach dieses muratorische Fragment , nachst der yon Marcion aufgestellten Sammlung die alteste Urkunde iiber die Sammlung neutestamentlicher Schriften , um seines hohen Alters willen einen besonderen Wert auch in dem, was es iiber die Reise Pauli nach Spanien sagt, beanspruchen. Die urspriingliche Meinung, dass Cajus der Verfasser sei, ist wegen dessen nachweisbaren Widerspruches gegen die Apokalypse des Johannes, welche doch im Fragment als recipiert aufgefiihrt ist, langst aufgegeben, und die andere, dass Hegesipp der Verfasser sei, und dass das Fragment ein Stlick der vTtofivijfiara sei, wird schon dadurcli widerlegt, dass Eusebius, dem wir allein die Kenntnis der v7tof.ivrjf.iaTa ver- danken, dasselbe nicht erwahnt , obgleich es gerade fiir seine Untersuchungen iiber den Kanon wertvoll gewesen ware. 2 ) Er hat es nicht gekannt. Die neuer dings endlich von Light- foot aufgestellte sehr bestechende Hypothese, dass es die Uber- setzung eines griechischen, in jambischen Senaren geschriebenen Originals sei und eine der todal elg Ttaoag rag ygacpag des Hippolyt bilde, welche unter dessen Werken genannt werden, bedarf erst noch des Beweises. 3 ) Fiir den Zweck ferner, auf den es hier ankommt, ist es ziemlich irrelevant, ob man das Schriftstiick als die stiimper- hafte Ubersetzung eines griechischen Originals ansieht und dalier die Sonderbarkeiten des Textes erklaren will, so Hug, Bunsen, Mangold, Thiersch, Botticher, der katholische Theo- loge Nolte, Tregelles, Hilgenfeld, 4 ) Lagarde, Zahn, Spitta u. a., Zahn, Gescli. d. neut, Kan. I, 1 p. 25 nnd II, 1 p. 135. 2 ) cf. den Artikel Weizsackers in H. P. R. Enc., 2. Aufl. V p. 696. 3 ) Zalm II, 1 p. 137/138. 4 ) Hilgenfeld hat sogar Loman u. Yolkmar uberzeugt, Zeitschr. fiir wissensch. Theol. 1872. 67 oder ob man es mit Credner, Reuss, Gilse, Harnack, Stek- hoven, Hesse u. a. fur ein lateinisches Original ausgiebt. Ge- wiss hat ja die Annahme, dass das Schriftstiick urspriinglich griechisch geschrieben sei, auf den ersten Blick etwas Blen- dendes. Nimmt man als Ort der Abfassung Rom an, was durch die einfache Bezeichnung Roms als urbs, sowie durch den Hinweis auf den in Rom auf dem Stuhl sitzenden Papst Pius sehr nahe gelegt wird, wie denn auch seit Muratori fast alle Gelehrten Rom oder doch wenigstens einen benachbarten oder mit Rom in Bezieliung stehenden Ort als Abfassungsort annehmen, so hat der Gebrauch der griechischen Sprache als der in Rom iiblichen Schriftsprache ja die grossere Wahr- scheinlichkeit fur sich. Feste Anhaltspunkte dafiir geben sich aber nicht. Was aus dem Character der Sprache selber diese Meinung begiinstigen konnte, dass wir es nur mit der Uber- setzung eines griechischen Originals zu thun haben, dem stehen ebenso viel Ziige entgegen, welche fur ein lateinisches Ori- ginal sprechen. Dass eine Ruckiibersetzung ins Griechische moglich ist, wie Botticher, Nolte, Hilgenfeld, Lagarde und zu- letzt Zahn dieselbe mit vielem Scharfsinn gemacht haben, wiirde doch nur dann voile Beweiskraft haben, wenn durch die Ruckiibersetzung alle Schwierigkeiten gehoben waren, was keineswegs der Fall ist. *) Auch das kann nicht entscheidend ins Gewicht fallen, dass in dem Fragment grazisierende Aus- driicke vorkommen, wie z. B. das Wort Spaniam statt Hispa- niam. Es kann das wenig wundernehmen in einer Zeit, wo durch den bestandigen Gebrauch der griechischen Sprache viel Grazisierendes in die lateinische Sprache eingedrungen war, 2 ) so dass man sehr wohl von dem „sprachlichen Synkretismus u jener Zeit reden kann — sollte etwa eine spatere Zeit Schrift- stiicke aus der Zeit Friedrichs des Grossen mit ihren fran- zosischen Wortern und Wendungen darum fiir Ubersetzungen franzosischer Originale halten? Fiir die Urspriinglichkeit der lateinischen Abfassung hingegen spricht unseres Erachtens neben anderen Ziigen vor allem das Wortspiel fel cum melle (Zeile 66). Hesse hat sich zwar durch Hilgenfelds Nachweis, a ) Hesse p. 29. 5* ) cf. Hesse, Das mur. Fragment p. 35. 68 dass solche Wortspiele aucli tibersetzern unterlaufen, bewegen lassen, auf diese Worte wenig Gewicht zu legen, und aucli Reuss, der in der Auflage von 1874 seiner Gescli. d. nt. Scbriften anf dieses Wortspiel mit Nachdruck liinweist, driickt sich in der Auflage 1887 viel unbestimmter aus. Dass aber dieses Wortspiel: fel — mell sicli in der Profangrazitat nur bei Plautus lindet, 1 ) zeigt dock , dass es niclit selir gebrauchlich , ge- scliweige spricliwortlich ist, so dass man sicli liber dessen An- wendung seitens eines „stumperhaften tlbersetzers“, der das ,, Latein nur selir schleclit verstelit“, billig wundern muss. Wenn wir darum aucli der Meinung beitreten, dass wir es mit einem lateinisclien Original zu tliun liaben , so miissen wir uns doch mit den kurzen Andeutungen begniigen. Es be- darf, urn diese Meinung des naheren zu begriinden, einer aus- fiilirliclien Untersuchung mit Beriicksiclitigung aller ein- schlagigen Fragen und aller fiir das Vorliegen eines grieclii- sclien Originals beigebracliten Griinde, welclie den Rahmen dieser Abliandlung iibersteigen wiirde. So lange man liber den eigentliclien Zweck des Frag- ments und den Oder die etwaigen Emptanger niclits Genaues weiss, sondern nur Vermutungen anstellen kann, dass es etwa das Begleitsclireiben einer ubersandten Sammlung neutestament- liclier Scbriften ist, oder dass es die CJnterweisung eines alten Klerikers an jungere enthalt, so lange endlich als man niclit wie einst bei dem Pastor Hermae, von deni lange Zeit nur die lateinisclie Ubersetzung existierte. ein griechisclies Ori- ginal .wirklich flndet, so lange wird jedenfalls die Meinung, dass man es mit einem griecliischen Original zu tliun habe, inimer angefocliten werden konnen — und auf alle Falle sind wir, da uns das griechische Original felilt, vorlaufig an den lateinisclien Text gewiesen. Mogen wir dabei nun der scliarf- sinnigen gelelirten Ausfuhrung Credners 2 ) zustimmen, dass dieses Latein das Latein des nordliclien Afrika war — was aber darum doch nur die Abstammung des Verfassers, niclit den Verfassungsort zu charakterisieren braucht — oder dass es J ) cf. Georges, lat.-deutsch. Worterbuch. ed. Volkmar 1860 . 2 ) Gescli. des nt. Kanons 69 die lingua vulgata sei; mogen wir die iro-skotische Redaktion des Abschreibers beriicksichtigen, immer werden wir mit dem lateinischen Text operieren miissen und zu versuchen haben, in wie weit der lateinische Text, der gerade in dem hier in Betracht kommenden Abschnitt schwer yerstandlicli ist, durch solche Konjekturen, welche die Sprache des Schriftstiickes selbst erlaubt, verdeutlicht und yerstandlicli gemacht werden kann. 2. Die Zeilen 34—39 t extkritiscli und exegetisch beleuchtet. Die einschlagige Stelle, welche wir zu untersuchen haben, lautet nach dem vorziiglichen Faksimile won Tregelles 1 ) in den Zeilen 34 — 39 also: 34. . . . Acta aute omniu apostolorum 35. sub uno libro scribta sunt Lucas obtime theofi 36. le conprindit quia sub praesentia ejus singula 37. gerebantur sicut(e) 2 ) et semote passione petri 38. evidenter declarat Sed et 3 ) protections pauli ab 4 ) ur 39. be 5 ) ad spania proficiscentis . . . Der erste Satz ist ohne Schwierigkeit : Acta autem om- nium apostolorum sub uno libro scripta sunt. Im folgenden Satze fragt es sich, ob man optime theophile stehen lassen oder es emendieren will in optimo theophilo. Will man allein aus dem Text yerbessern, der nie e fiir o bietet, so muss man optime theophile stehen lassen und es dann mit Yolkmar 6 ) erklaren: „Es heisst in der Klirze des Verfassers: Lukas fasst, mit optime theophile Oder optime Theophile inquiens an ihn sich richtend, alles jene Erlebte zusammen (ahnlich Frein- daller). Derselbe Lukas, der diesen Mann anredend sein Eyan- gelium geschrieben hat, hat auch die Apostelgeschichte ge- schrieben, demselben sie widmend.“ Indessen da die Worte xq(xtiote Oeocpde das Eyangelium und nicht die Apostel- 9 J. P. Tregelles, Canon Muratorianus , Oxford 1867. 2 ) Das e oder i ist undeutlich. 3 ) Im Text iibergeschrieben. 4 ) ab scheinbar verbessert ans ad. 5 ) Hier scheint ein s durchstrichen nnd geloscht. 6 ) In Credners Gesch. d. nt. Kan. p. 347. 70 geschichte einleiten, so ist diese Erklarung kiinstlich. Wir lesen daher mit fast alien optimo Theophilo. Wie leicht konnte der Abschreiber ein undeutliches, verwischtes o fur e lesen, so- gar zweimal (gegen Volkmar), ja vielleicht noch elier zwei- mal als einmal, denn las und schrieb er bei optimo ein op- time, so konnte er kaum anders als weiter Theophile schreiben. Den Yorschlag Laurents 1 ) (vielleicht nach Zimmermann), den ersten Satz mit diesem zweiten zu verbinden, indem das sunt in sanctus verbessert wird: Acta autem omnium apostolorum sub uno libro scripta sanctus Lucas optimo Theophilo com- prendit, weisen wir ab. Er ist iiberfliissig und tragt zum besseren Verstandnis nichts bei, aucli sollte man dann eher beatus als sanctus erwarten, da Paulus Zeile 46 beatus apostolus genannt wird. comprindit ist gleich comprendit (comprehendit). Das sub bei den Worten sub praesentia ejus ist auffallend, ebenso w r ie in dem ersten Satze die Worte sub uno libro. Beides lasst sich bei der Voraussetzung eines griechischen Originals nicht recht erklaren, 2 ) wahrend es als Ausdruck eines lateinischen Originals begreiflich ist. Nach Hesse kommt das sub in ahnlicher Weise wie hier in dem Latein Tertullians haufiger vor. 3 ) — Das quia ist von vielen in quae geandert worden, indessen giebt es, wie auch Laurent und Hesse hervorheben, einen sehr guten Sinn. Es soil offenbar die Worte acta omnium aposto- lorum begriinden und stimmt auch sehr wohl zu dem folgen- den sicuti et. Wir werden eben in dem mit quia eingeleiteten Satz: quia sub praesentia ejus singula gerebantur auf die Augenzeugenschaft des Lukas als die Quelle seiner Erzahlung hingewiesen und finden in ihr die Erklarung einmal dafiir, dass er die Thaten aller Apostel berichtet, und sodann dafiir, weshalb in seinem Werk Thatsachen fehlen, deren Erwahnung man erwarten sollte, eben quia non sub praesentia ejus gere- bantur. Das setzt denn freilich voraus, dass Lukas dem Ver- l ) Neutest. Studien, Gotha 1866, p. 109. 2 ) In einem griecli. Ori- ginal konnten die Worte doch nur kv rfi nnpovoia gelautet haben, wie auch Hilgenfeld iibersetzt (Zeitschr. f. wiss. Theol. 1872), und selbst wenn Ini gestanden hatte, so wiirde selbst das lateinisch nicht mit sub wieder- gegeben sein. 3 ) cf. die Belage bei Hesse p. 129. 71 fasser als Augenzeuge gilt, nicht nur in den Wirstiicken, wie Zahn meint, sondern fur alle in den actis berichteten That- sachen, eine Meinung, die damals allgemein war. 1 ) Das fiihrt nun zu der schwierigen Stelle sicut(e) et semote etc. Das undeutliche e bei sicut(e) verbessern wir in i: sicuti; wir sind dazu nicht bloss durch die Undeutlich- keit, sondern auch durch Worte des Textes wie Corenthios Zeile 50, disceplina Zeile 63 und andere berechtigt. Die Hauptschwierigkeit des Satzes liegt in dem semote. Lasst man es unverandert stehen, so wiirde man etwa auf die Er- klarung kommen , welche Hilgenfeld yerteidigt , indem er semote mit TtoQQio&ev iibersetzt und in der Stelle den Sinn findet, dass Lukas „von weitem“ Petri Martyrium und die Reise Pauli andeute, namlich in dem abgebrochenen Schluss der acta — Oder man kame auf die Erklarung, dass man semote gleich dem griechischen ytoqig fasst und es iibersetzt „an einem abgesonderten Ort“, an einer Stelle ausserhalb der Apostelgeschichte. Man konnte dann etwa in einem die acta fortsetzenden zqtxog loyog die passio Petri und die profectio Pauli vermuten oder gar in dem Evangelium Lukas An- spielungen auf diese beiden Begebenheiten suchen (!). In solchem Sinn will Wieseler 2 ) das semote fassen. Er iibersetzt es auch „am abgesonderten Ort“ und findet diesen Ort in der Stelle des Evangeliums Lucae 22, 33, in welcher Petrus er- klart, dass er bereit sei, mit dem Herrn in Gefangnis und Tod zu gehen. Hier soil ein Hinweis des Lukas auf die passio Petri liegen, wahrend er die profectio Pauli durch Einschiebung eines omittit 3 ) als nicht geschehen hinstellt. Beide Erklarungen sind unhaltbar. Abgesehen yon der sprachlich kaum zu rechtfertigenden tibersetzung Hilgenfelds von semote mit Ttoqqto&ev, kann auch zu einer solchen unge- fahren Andeutung das evidenter declarare niemals passen, wie das schon Meyer 4 ) hervorgehoben hat. Dieses Bedenken macht sich bei der zweiten von Wieseler aufgestellten Er- *) Siehe die bei v. Grilse, disput, Amsterdam 1852 p. 91 und bei Hesse p. 134 ang-efiihrten Stellen aus Irenaus, Eusebius und Hieronymus. 2 ) Theol. Stud. u. Kritiken 1847. 3 ) Siehe unten p. 72. 4 ) Romer- brief 4. Aufl. Einl. 72 Marling nicht in gleichem Masse geltend, aber diese Erklarung wird docli sclion dadurch gerichtet, dass sick dann ein ganz schiefer Sinn ergiebt. Der Yerfasser redet von der Apostel- geschichte, die Lukas als Augenzeuge — dieses Wort wie oben in dem Sinn des Altertums verstanden — schreibt, in der er die Thaten aller Apostel erzahlt und erzahlen konnte, weil er sie miterlebte. Wie ungereimt nun, wenn der Verfasser hier auf Stellen des Evangeliums ausserhalb der acta hinweist. Solcke Stellen konnen hier dock gar niclit in Betraclit kommen, es kann doch nur der Charakter der Apostelgeschichte des Lukas aus der Apostelgeschichte selber eruieren, aus dem, was da berichtet Oder was da iibergangen ist. Dieses Argument trifft auch die Erklarung von Credner, 1 ) welch er nach Bouths Yorgang semote in semota andert, wozu an sich die Stelle sc(h)ysme statt sc(h)isma (Zeile 41) wohl berechtigt, und selbst wenn schismae gelesen werden miisste (Harnack, Hesse), so ist doch diese Korrektur nicht anstossig. Dabei lasst er declarat statt declarant als Grazismus stelien und andert sed in et : sicuti et semota passionem petri evidenter declarat et profectionem etc. Er versteht semota als „ ausser- halb der Apostelgeschichte vorkommende Stellen “, bleibt aber nicht einmal wie Wieseler bei dem von Lukas geschriebenen Evangelium stehen, sondern ftihrt die Stellen Joh. 21, 18 und Rom. 15, 18 an. Der gegen Hilgenfeld geltend gemachte Grand kommt hinzu: wie konnen diese Stellen evidenter declarare ? Die Meinung Wieselers iiber das semote ist bereits be- sprochen worden. Es eriibrigt noch, seine Ansicht iiber den Schluss unserer Stelle zu betrachten, der gerade fiir uns vor allem bedeutsam ist. Er macht von dem evidenter declarat nur passionem Petri abhangig und fiihrt dann einen Gegen- satz ein, indem er ein omittit am Ende anfiigt : sed profectionem Pauli ab urbe ad Spaniam proficiscentis omittit. Zweierlei macht diese von Wieseler vorgeschlagene Korrektur hinfallig, einmal dieses, dass der Text olme Liicke sofort weiter geht und fiir ein etwa ausgefallenes omittit keinen Platz lasst, man *) Gesch. d. nt. Kanoiis ed. Volkmar 1860. 73 kann dalier schon aus diesem Grunde diese Hypothese nur als eine willklirliche bezeichnen; 1 ) sodann dieses, dass Wieseler von der Lesart sed ohne folgendes et ausgeht, die ja leicht zu der Vermutung fiihren konnte, dass liier ein Gegensatz eingefiihrt werden so lie. Wir wissen jetzt nach dem Faksi- mile von Tregelles, dass der Text hinter dem sed ein iiber- geschriebenes A (ein Undzeichen) bat, ob nun von dem ersten Abschreiber nachgefugt Oder von spaterer Hand zugesetzt, muss dahingestellt bleiben. Wir miissen jedenfalls sed et lesen, wodurch zugleich auch alle anderen Konjekturen, die das allein- stehende sed in et verandern wollen, binfallig werden. 2 ) Yolkmar 3 ) tritt dem Sinne nacli Wieseler bei, obgleich er dessen Einscbiebung von omittit lieftig angreift. Er selber verfahrt vorsichtiger, indem er statt des omittit am Ende ein n == non setzt, das ja freilich leichter ausgefallen sein kann. Audi er geht dabei von der Lesart sed ohne zugefiigtes et aus. Die richtige Lesart sed et, steigernd: „aber auch“, 4 ) ver- bietet audi diese Einschiebung. Zudem musste doch audi die Stellung des non am Ende sehr befremden. Die Schwierigkeit zu heben, sind die Erklarungen van Gilses 5 ) audi nicht vollig geeignet. Er macht die Konjektur, dass er semote in semotam verwandelt. Lukas berichte auf grund seiner Augenzeugensdiaft, diese dehnte sich nicht auf Petri Martyrium und Pauli Reise aus, er erklart also otfen, passionem et profectionem semotam (soil. esse). Man fragt sich bei dieser Erklarung, ob diese angefiihrten Thatsachen semota a Luca Oder a libro actorum sind. Gilse scheint das erstere hier im Sinn zu haben, da er semote in Gegensatz zu sub praesentia setzt. Tregelles, 6 ) der im librigen an dem Text gar nicht andern will, dessen Verderbtheit er der Ubertragung aus dem Griechischen schuld giebt, will dem Sinn nach semote auf die acta beziehen. Lukas (writing as an eye-witness) evidently declares as apart from his object the martyrdom of St. Peter and also the journey of St. Paul from Rom to x ) Vergl. das Urteil Gilses p. 11 : quod prorsus pro arbitrio fecit vir doctissimus. 2 ) Der grosse Buchstabe S(ed) erklart sich wahrscheinlich aus dem Beginn einer neuen Reihe im Original. 3 ) a. a. 0. 4 ) Nolte in Tiib. Quartalsschr. 1870 p. 208. 6 ) a. a. 0. 6 ) a. a. 0. p. 40. 74 Spain (by not mentioning them at all). Audi Otto 1 ) miissen wir liier anfuhren. Er lasst das semote stehen und will aus dem gerebantur ein gestam Oder factam esse erganzen, was bei der „compendiarischen Kiirze und dem barbarisdien Latein“ des Verfassers nicht auffallen konne. Den Acc. c. Inf., den er konstruiert hat, macht er abhangig von evidenter dedarat ; endlidi trennt er das sicuti in sic und uti und liest statt des sed ein sic. So stellt er den folgenden Text her: sic uti et semote passionem Petri evidenter declarat sic et profectionem Pauli ab urbe ad Spaniam proficiscentis (scil. gestam esse) und gewinnt den Sinn, dass Lukas offen erklare, dass wie auch das Martyrium Petri, so auch Pauli Reise in seiner Abwesenheit (semote im Gegensatz zu sub praesentia, dem Sinn nach wie Gilse) geschehen sei. Man wird jedoch so frei mit dem Text nicht umgehen diirfen, ohne dem Yorwurf der Willkur zu ver- fallen, und das um so weniger, wenn man den Yoraussetzungen, mit welchen Otto an den Text herangeht, nicht beistimmen kann. Wir werden davon noch weiter unten zu reden haben. 2 ) Klarer sclieint eine zweite Andeutung Gilses, der Hesse und Bottcher folgen, den Sinn zu geben, indem semote in semota, passionem in passio, profectionem in profectio ge- andert wird: sicut et semota passio Petri evidenter declarat sed et profectio Pauli. Diese Konjektur giebt ohne Frage einen reinlichen, klaren Sinn. Die semotio wird in weiterem Sinn nicht auf die absichtliche, sondern auf die thatsachliche Bei- seitelassung des Leidens Petri und der Reise Pauli bezogen. Dieselbe beweise klar, dass Lukas als Augenzeuge schreibe, was und eben nur was in seiner Gegenwart geschehen. Den- noch muss man aus textkritisclien Griinden Bedenken tragen, dieser Konjektur zuzustimmen, so verlockend sie auch scheinen mag, denn die Yeranderung von passione und profectione in passio und profectio erscheint zu gewaltsam — wenigstens darf man diese Konjektur nicht wahlen, wenn der Text mit einer dem Text sicli besser anpassenden Korrektur ein ge- nugendes Yerstandnis giebt; und das ist der Fall. Als die am besten dem Text und in geniigender Weise *) Die gesch. Verhaltnisse der Pastoralbriefe p. 154. 2 ) Siehe p. 78. 75 auch dem Sinn gerecht werdende Konjektur ist aber die an- zusehen, mit welcher nach Wieselers Ansiclit Gilse seinen Ge- danken am einfachsten und dem Text am entsprechendsten hatte ausdriicken miissen: sicuti et semota passione Petri evi- denter declarat sed et profectione Pauli ab urbe ad Spaniam proficiscentis. Diese Anderung hat vielen Beifall gefunden; Mangold in Bleeks Einl., Laurent (mit geringer Abweichung), Harnack, Zahn u. a. entscheiden sicli fur dieselbe. Sie scbeint in der That nach alien Seiten hin den Yorzug zu verdienen; sie gelit mit dem Text gewissenhaft um und macht ihn in geniigen- dem Masse verstandlich. Das semote in semota zu andern ist bei der im Text sicli findenden, die hellen Vokale ver- dunkelnden Sprache unbedenklich, ebenso unbedenklicli ist es, die m-Zeichen iiber passione und profectione wegzulassen. Wie leicht konnten diese Striche dem Abschreiber unterlaufen. Nun hat freilich Hesse gegen diese Verbesserung Bedenken geltend gemacht. Er sagt: „behalten wir den Ablativ, so wird Lukas Subjekt auch zu semota passione, und es gewinnt den Anschein, als habe er das Ereignis aus den Begebenheiten ausgeschieden, welche er aufzuzeichnen hatte ; dieser Anschein aber ist nicht zu leiden, da ja Lukas tagebuchartig seine Aufzeichnungen fur Theophilus gemacht, somit aber Petrus Martyriurn etc. von selbst weggeblieben ist.“ Diese Unge- nauigkeit ist ja freilich zuzugeben und wiirde wegfallen, wenn man den Nominativ passio und profectio liest. Indessen wir konnen nicht finden, dass diese Ungenauigkeit von solcher Bedeutung ist, dass sie die Lesart des Ablativ verbietet und „unertraglich“ macht. Gewiss ist das Martyriurn Petri und die Beise Pauli yon selbst weggeblieben ; gewiss soli der Sinn der Stelle dieser sein, dass die Beiseitelassung des Martyriums Petri und der Reise des Paulus einen klaren Beweis liefert fur die yorhergehenden Worte, dass Lukas die Thaten aller Apostel in einem Buch berichtet, weil er sie alle miterlebte (so denkt wenigstens der Yerfasser). Er horte darum auf, wo seine Augenzeugenschaft ein Ende hatte. Das wird nun etwas ungenau so ausgedriickt, dass Lukas selber durch Nicht- erwahnung des Martyriums Petri und der Reise des Paulus beweise, dass er das, was er geschrieben hat, als Augenzeuge 76 berichte. Man muss nur nicht den Gedanken eintragen, dass Lukas absichtlicli das Martyrium Petri und die Reise Pauli weggelassen und damit fiir das, was er geschrieben habe, den Beweis der Augenzeugenschaft babe geben w o 1 1 e n. Das semota sowohl wie das evidenter declarat ist nicht aus dem Sinn des Lukas, sondern aus dem Sinn des Yerfassers des Canon Muratori zu yerstehen. Der Abschnitt wiirde demnach folgendermassen lauten: Acta autem omnium apostolorum sub uno libro scripta sunt. Lucas optimo Theophilo comprendit, quia sub praesentia ejus singula gerebantur, sicuti et semota passione Petri evidenter declarat sed et profectione Pauli ab urbe ad Spaniam proficis- centis und also zu iibersetzen sein: Die Thaten aber aller Apostel sind in einem Buche ge- schrieben worden. Lukas stellt sie fiir den vielvermogenden Theophilus kurz dar, weil sie in seiner Gegenwart im einzelnen geschahen, wie er auch augenscheinlich darthut durch die Auslassung des Martyriums Petri, aber auch der Reise Pauli, da er von Rom nach Spanien reiste. Der Sinn endlich der Stelle ist dieser : Lukas schreibt fiir Theophilus die Thaten aller Apostel als Augenzeuge, weil sie in seiner Gegenwart geschahen. Dass er als Augenzeuge be- richtet iiber das, wobei er zugegen war, dafiir ist das ein klarer Beweis, dqss er zwei Thatsachen, die doch geschehen sind und um ihrer Bedeutung willen Erwahnung verdienen, unerwahnt lasst. Ist somit der Sinn dieser Stelle des Can. Mur. klargestellt, so konnen wir der Frage naher treten, welche Bedeutung sie als Zeugnis fiir die Reise Pauli nach Spanien hat. 3. Die „profectio Pauli ab urbe ad Spaniam“. Es ist bereits erwahnt worden, 1 ) dass Wieseler aus dieser Stelle des Can. Mur. einen Beweis gegen die Wirklichkeit der Reise Pauli nach Spanien hernimmt. Er beliauptet, 2 ) die Nicht- erwahnung des Martyriums Petri und die Ubergehung der ) Siehe oben p. 71. 2 ) Stud. u. Krit. 1847 p. 823. Reise Pauli seitens des Lukas sei von dem Yerfasser des Can. Mur. niclit hervorgehoben , um damit die Geschichts- schreibung des Lukas zu charakterisieren, dazu seien die Bei- spiele moglichst unpassend, sondern er ist der Meinung, dass hier das Interesse mitspiele, welches der Verfasser als Glied der romischen Gemeinde an der Geschichte der beiden Apostel gehabt habe. Das Martyrium Petri sowohl als die Reise Pauli miissten in der romischen Gemeinde behauptet sein. Das habe den Yerfasser des Can. Mur. veranlasst, sich iiber die Wahrheit dieser Behauptungen mit Bezug auf die Werke des Lukas auszusprechen und zwar in folgendem Sinn, welcher sich aus der Paraphrasierung Wieselers ergiebt: ,, Lukas fasst zu- sammen, was wahrend seiner Zeit einzelnes geschehen war, wie er denn auch abgesondert das Leiden des Petrus deutlich anzeigt — denn es war zu seiner Zeit geschehen — aber die Reise des Paulus, da er von der Stadt nach Spanien reiste, tibergeht er — denn sie war nicht geschehen. “ Der Yerfasser des Can. Mur. bejahe mithin den Martyrertod Petri, leugne aber die Gescliichtliclikeit der Reise Pauli und somit auch der zweiten Gefangenschaft. Wieseler erweitert darnach das „in seiner Gegenwart“ des Textes zu dem „in seiner Zeit“, zielit aber immerhin, wie Otto bereits hervorgehoben hat, einen un- logischen Schluss ; er konnte docli hochstens sagen, dass Lukas des Paulus Reise ubergehe, weil sie nicht zu seiner Zeit geschehen sei. Ferner iibersielit er, dass er gewissermassen selber Bausteine herbeitragt zur Begriindung der Reise Pauli und seiner zweiten Gefangenschaft, denn er sagt uns, dass diese Reise Pauli in der romischen Gemeinde jener Zeit be- hauptet worden sei. 1 ) Ist also die Behauptung Wieselers, selbst wenn man seinen kritischen Pramissen zustimmen konnte, auf welchen sie ruht, unrichtig, so fallt sie mit der oben nachgewiesenen Unmoglichkeit der von ihm gemachten Textanderung vollends in sich zusammen. Gerade zu einem gegenteiligen Schluss kommt Otto auf grund der vorliegenden Stelle. Er erklart, 2 ) Lukas fasse fur Theophilus die einzelnen Begebenheiten zusammen, bei denen *) cf. Hesse p. 139. 2 ) a. a. 0. 78 er zugegen war, somit erklare er offen, dass wie auch in seiner Abwesenheit (semote) das Martyrium Petri stattge- funden, so gleichfalls die Reise des Paulus, da er von Rom nach Spanien reiste. Nach Otto will der Fragmentist nicht nur die Geschichtlichkeit der spanischen Reise des Paulus annehmen, sondern dieselbe aucli gegen mogliche Einwande sicher stellen. Er will namentlich „den sehr unbeqnemen Ein- wand gegen die Geschichtlichkeit gewisser Ereignisse, dass sie doch in den actis nicht zu linden seien“, beseitigen und will die Reise Pauli als eine geschichtliche Thatsache denen gegen- iiber feststellen, welche sie leugnen, weil sie die Apostel- geschichte nicht auffiihre. Abgesehen aber davon, dass wir weder den Textanderungen Ottos noch seiner Interpretation beistimmen 'konnten, 1 ) miissen wir doch auch festhalten, dass der Yerfasser des Can. Mur. nirgends beabsichtigt , die Ge- schichtlichkeit irgend welcher Thatsachen zu verteidigen, sondern sich nur iiber die neutestamentlichen Schriften aus- zusprechen. Wir konnen dem Yerfasser nicht so weit abliegende Seitenblicke , gewissermassen apologetische Zwecke unter- schieben, wir miissen es daher ablehnen, mit Otto so weit gehende Folgerungen aus dieser Stelle zu machen und den Yerfasser des Can. Mur. zu einem Yerteidiger umstrittener Thatsachen zu bestellen. Das aber scheint uns allerdings mit unwiderleglicher Gewissheit aus dieser Stelle hervorzugehen, dass der Fragmentist die spanische Reise des Paulus so gut wie den Martyrertod Petri als eine geschichfliche Thatsache ansieht. Die Apostel- geschichte ist der Bericht des Lukas iiber die T ha ten aller Apostel: acta, quae gerebantur, so weit sie sich unter des Lukas Beisein (nach des Yerfassers Meinung) vollzogen. Das Mar- tyrium Petri und die Reise Pauli stehen ihm ebenso als acta fest, als Dinge, quae gerebantur, nur dass sie eben nicht sub praesentia Lucae gerebantur und deshalb in der Apostelge- schichte keinen Platz linden konnten, der schriftstellerischen Intention des Lukas entsprechend , der nur Selbsterlebtes zu berichten vorhat. J ) Siehe oben p. 74. 79 Es fallt dabei durchaus nicht ins Gewicht — das mag nochmals betont werden — dass Lukas niclit fiir alles das, was in der Apostelgeschichte berichtet wird, Augenzeuge ge- wesen sein kann — er gait eben jener Zeit dafiir. 1 ) Gewiss aber diirfen wir weiter auch das als feststehend annehmen, dass dem Verfasser des Can. Mur. niclit allein fiir seine Person das Martyrium Petri und die Reise Pauli als Thatsachen galten, denn dann hatte dieser kurze Hinweis ja gar keine Beweiskraft ; dann wiirde man vielmehr einen langeren Exkurs apologetischer Art, etwa nacli Ottos Ansicht, erwarten. Eine beweiskraftige Charakteristik fiir die Ge- schichtsschreibung des Lukas, als auf seiner Augenzeugen- schaft beruhend, kann nur dann in der Nichterwahnung des Martyriums Petri und der Reise Pauli gefunden werden, wenn diese Dinge allgemein als unbestrittene Thatsaclien galten. Wir rniissen annehmen, dass iiber die Reise Pauli nacli Spanien und somit iiber eine zweite Gefangenschaft desselben in des Verfassers Kreisen, also wahrscheinlich in der romischen Ge- meinde Oder gar in der Kirche iiberhaupt gegen Ende des 2. Jahrhunderts eine Tradition vorhanden war. 2 ) Dabei wird nun freilich wieder die Frage sich erheben^ ob nicht diese Tradition einer spanischen Reise des Apostels eben nur aus der Absicht Pauli, nacli Spanien zu reisen,. Avelche er Rom. 15 ausspricht, entstanden ist, wie Holtzmann 8 ) und andere behaupten. Diese Moglichkeit, dass sich die Tra- dition einpr spanischen Reise Pauli in Ankniipfung an Rom. 15 gebildet habe, ist an sich ja nicht undenkbar. Wenn man nun mit Lipsius 4 ) annehmen konnte, dass iiberhaupt die Worte des Kap. 15 im Romerbrief, in welchen er den Plan ausspricht, nach Spanien zu gehen, eine spatere Interpolation seien, so wiirde ja damit von selbst diese Moglichkeit illusorisch; sonst miisste man schon annehmen, dass diese Interpolation sehr friih gemacht ware. Das ist denn auch nach Lipsius der Fall, da schon Clemens ihr folgen soil in seiner Erwahnung des T€Qf.ia t ijg duoetog, d. h. also : schon bald nach des Apostels Tode, noch zu Lebzeiten yon Mannern, die ihn gekannt hatten, x ) Siehe oben p. 71. 2 ) cf. Godet Einl. p. 325. Holtzmann, Pastoral- briefe p. 44. 3 ) a. a. 0. 4 ) Handkommentar p. 86. 80 miissen die betreffenden Worte eingeschoben sein — und wie ist das denkbar? Da kann man wahrlich yon der „Sackgasse“ reden, in welch e die Kritik sich yerrannt hat. Da indessen die Hypothese yon einer hier yorliegenden Inter- polation iiberhaupt zn wenig beglanbigt ist, so werden wir schon aus diesem Grunde yon ihr absehen miissen. Aber aucli ohne diese Hypothese ist eine Abhangigkeit der yon dem Ver- fasser des Can. Mur. erwahnten spanischen Reise Pauli von Rom. 15 hochst unwahrscheinlich, und man darf es als ziemlich gewiss aussprechen, dass der Verfasser anderen Quellen folgt. Es muss doch gewiss auffallen, wie Spitta *) sehr treffend bemerkt, dass der Verfasser nicht den Tod Pauli in Parallele mit der passio Petri stellt, dessen Nichterwahnung seitens des Lukas doch viel mehr auffallen muss. Das legt den Schluss nahe, dass dem Verfasser eine ganz bestimmte Tradition vor- gelegen hat, die besagte, dass Lukas die spanische Reise nicht mitgemacht, wolil aber den Tod Pauli miterlebt babe, so dass also, da es sich darum handelt die Augenzeugenschaft des Lukas hervorzuheben, eben die spanische Reise herangezogen wurde zum Beweise, dass Lukas aufhdre zu berichten, wo seine Augenzeugenschaft aufhort. Wenn man nun die Unter- suchungen Spittas 2 ) und Zahns 8 ) liber die apokryphen Apostel- geschicliten beachtet, so wird man nicht umhin konnen zuzu- geben, dass hochst wahrscheinlich die Tradition, welclier der Verfasser des Can. Mur. folgt, die der gnostischen Petrusakten ist. Dass diese aber wiederum von Rom. 15 ganz unabhangig sind, ergiebt sich daraus, dass in ihnen die Abreise Pauli nach Spanien nicht mit dem lange gehegten Vorsatz Pauli, sondern mit dem Empfang einer gottlichen Offenbarung begriindet wird. Diese gnostischen Petrusakten berichten namlich gerade die Abreise Pauli nach Spanien, die profectio, und stellen damit die passio Petri zusammen. 4 ) Daneben scheint der Ver- fasser die Paulusakten 5 ) benutzt zu haben, denn in diesen 0 p. 62. 63. 2 ) p. 65. 3 ) II, 2 p. 844 Anm. 4 ) cf. Lipsius acta apocr. : act. Petr, cum Simone c. 1 — 3 p. 45 ff. Dieselben sind ein Stuck des Martyrium beati Petri etc. 6 ) Lips. act. apocr.: passio sancti Pauli p. 23 ff. /uaorvoior rou ayiov dnooxuhov Huvlov und Passionis Pauli frag- mentum p. 104 — 117. 81 horen wir, dass Lukas den Paulus, als er nach Rom kommt und zwar ungefangen, also doch offenbar unter Voraussetzung seiner Befreiung, dort erwartet babe. Hier kommt allerdings Lukas aus Gallien, was augenscheinlich eine Yerwechselung mit Crescens ist, von dem es 2 Tim. 4, 10 heisst, dass er von Rom nach Gallien ging. Es wird demnach in den Paulus- akten vorausgesetzt, dass Lukas den Apostel nicht nach Spanien begleitet hat, aber in Rom wieder bei ihm war, als er das Martyrium erlitt. Dass die Ankunft des Paulus aus Spanien gemeint ist, ist allerdings nicht ausdriicklich gesagt, darf aber stillschweigend vorausgesetzt werden. Nehmen wir aber an, dass der Fragmentist aus diesen Quellen schopft, so ist freilich noch die Frage, in welchem Masse dieselben Glaubwurdigkeit beanspruchen konnen, und wie weit ihnen wirkliche Thatsachen zu grunde liegen. Es muss uns zunachst geniigen, dass nach dem Canon Muratori, unabhangig von Rom. 15, in der romischen Gemeinde eine Tradition iiber die Reise Pauli nach Spanien bestand, wahrscheinlich auf grund der im letzten Drittel des zweiten Jahrhunderts geschriebenen Petrus- und Paulusakten. Wir werden nun des weiteren untersuchen miissen, wie weit uberhaupt die Reise Pauli nach Spanien als Thatsache gelten kann. Kapitel V. Die Wirklichkeit der Reise Pauli nach Spanien. 1. Zeugnisse derVater. Zwei gewiclitige Zeugen sind es also, welche indirekt die Angabe des Eusebius bestatigen, dass Paulus aus der Ge- fangenschaft in Rom befreit und erst abermal gefangen den Tod in Rom gefunden habe. Diese indirekten Zeugnisse geben uns zugleich einen Aufschluss iiber die Wirksamkeit Steinmetz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 6 82 Pauli in der Zeit seiner Befreiung, sie weisen uns nach Spanien als einem neuen Felde der Thatigkeit des Apostels. Eusebius selber weiss zwar augenscheinlich yon einer Reise Pauli nach Spanien niclits, und bei den alteren Yatern, welche auch nicht eine Befreiung Pauli aus der Gefangenschaft in Rom berichten. wie wir gesehen haben , iindet sich dariiber auch nichts. Yon den Yatern hingegen, welche spater als Eusebius sehreiben und eine Befreiung Pauli berichten, 1 ) er- wahnen Euthalius und Nicephorus Call., wenn wir ihn trotz des langen Abstandes yon den anderen anflihren wollen, die spa- nische Reise nicht, wahrend Epiphanius, Johannes Chryso- stomus, Theodoret und Hieronymus mit der Befreiung Pauli auch zugleich seine Reise nach Spanien bekunden. Da sie aber, Chrysostomus ausgenommen, 2 ) keine weiteren Quellen fur ilire Angabe zu haben scheinen als eben die Nachricht des Eusebius, 3 ) so wird man auch ilire Erwahnung der Reise Pauli nach Spanien nicht als sicheren Beweis hinstellen konnen. Vielmehr wird man mit Recht die Behauptung aufstellen diirfen, dass die Nachricht von einer Befreiung Pauli aus der Gefangen- schaft sie zu der Annahme gefiihrt hat, dass er nach seiner Be- freiung alsbald den Plan, nach Spanien zu reisen, den er Rom. 15 ausspricht, ausgefiihrt liabe; wie denn auch Hieronymus gerade- zu bei der Erwahnung der Reise Pauli nach Spanien hinzu- fiigt: ut ipse scribit. 4 ) Nicht viel anders stelit es mit dem jungeren Zeugnis des Isidor von Sevilla. Isidorus Hispalensis (7. Jalirh.), von dem man als einem Spanier erwarten sollte, dass er etwas von einer Reise Pauli nach Spanien wiisste, bemerkt nur kurz, dass Paulus nach Spanien gekommen sei : Hispanias processit, 6 ) und lasst ihn dann unter Nero getotet werden an demselben Tage wie Petrus und zwar im 36. Jalire nach Christi Tod. Zwei andere Yater des Morgenlandes, die naher an Eu- sebius heranreichen und friiher als die bereits erwahnten sclirieben, namlich Athanasius und Cyrill von Jerusalem, sagen *) Siehe oben p. 44 f. 2 ) Siehe unten p. 93. 8 ) Siehe oben a. a. 0. 4 ) Komm. in Jesaiam lib. IV c. XI. 8 ) de ortu et obitu pa- trurn c. 69. 83 von einer Befreiung Pauli nichts und reden nur von seiner Absicht, nach Spanien zu reisen. Ersterer sagt in seiner episi ad Dracontium: dice xomo xai OTtovdrj t Cjv ayicov (r Co ay up ?) f.ieyQi tov Ykkvqixov xrjqvTTEiv xai /lit] dxvelv [irjdk eig ttjv Pcourjv ajteXd'Elv furjde eig tag iTtaviag avafiijvai, und Cyrill in Cat. XVII de Spir. Set. c. 13 berichtet von der 7tqodvfxia Pauli, die Verkundung des Evangeliums bis Spanien auszudehnen. Be- treffs der letzteren Stelle, die bereits weiter oben *) in die Er- orterung gezogen ist, haben wir gesehen, wie der Ausdruck nicht ausschliesst , dass Cyrill sich an Clemens Bomanus an- lehnt und die Ttqod'vy.ia aucli ausgefiihrt denkt; und bei der Stelle des Athanasius ist es nach dem Zusammenhang und der Verbindung, in welcher der Eifer nach Spanien zu komrnen mit dem Eifer Bom aufzusuchen in Parallele steht, mehr als wahrscheinlich, dass Athanasius die Ausfuhrung der spanischen Beise annimmt. Dagegen mag es vor allem wichtig erscheinen, dass aus spaterer Zeit sich einige Stellen linden, die der Beise Pauli nach Spanien ausdriicklich zu widersprechen scheinen. Hier ist zuerst bemerkenswert eine Stelle aus dem Briefe des Papstes Innocentius an Decentius, 2 ) in welchem er es als manifestum bezeichnet, in omnem Italiam, Gallias, Hispanias, African! atque Siciliam insulasque interjacentes nullum instituisse ecclesias nisi eos, quos venerabilis apostolus Petrus aut ejus successores constituerint sacerdotes. Aut legant, si in his provinces alius apostolorum invenitur aut legitur docuisse. Diese Behauptung yertritt olfenbar das romisch hierarchische Interesse ; immerhin aber geht aus derselben hervor, dass Innocenz (402 — 416) yon einer Kirchengriindung in Spanien durch Paulus so wenig als yon einer Lehrthatigkeit des Apostels daselbst weiss. Gleich- wohl ist dieser Ausspruch des Innocenz noch kein Beweis, dass Paulus nicht nach Spanien gekommen ist, sondern hochstens dafiir, dass dem Papst Innocenz die Tradition von einer spani- schen Beise des x\postels nicht mehr bekannt war, was ja auch nicht verwunderlich ist, da die Erinnerung an dieselbe iiberall sehr schnell erloschen zu sein scheint, yielleicht weil keine 0 Siehe oben p. 61. -) ep. 25. Const. I 856. 6 * 84 Erfolge der Wirksamkeit Pauli in Spanien bekannt sind. Pass die Tradition von einer spanischen Reise und von der Wirksamkeit Pauli in diesem Lande so friili verschwindet, mag zum teil auch eben mit dem hierarchischen Interesse zu- sammenhangen, welches Innocentius in der ep. ad Decentium ausspricht. Man nahm geflissentlich die Kirchengriindungen als von Petrus und dessen Nachfolgern geschehen an, um die natiirliche Abhangigkeit der Provinzialkirchen von Rom zu betonen. Man verneinte darum vielleicht geflissentlich eine Wirksamkeit Pauli in Spanien. 2 ) Noch mehr scheint die Ausserung des Papstes Gelasius (492 — 496) gegen die spanische Reise Pauli zu sprechen, da dieser geradezu sagt, dass Paulus seine Reise nach Spanien, die er beabsichtigt hatte, nicht ausgefiihrt habe: cum ad Hispanias se promisisset iturum dispositione divina majoribus occupatus ex causis implere non potuit, quod promisit. In- dessen diese Stelle hat offenbar zunachst doch nur dieses im Auge, dass Paulus seine urspriingliche Absicht, durch Rom nach Spanien weiterzureisen, aufgeben musste, da er als ein Gefangener nach Rom kam und dort verweilen musste. Sie sagt zunachst nur, dass Paulus nicht in der Weise und zu der Zeit, die er sich vorgenommen, nach Spanien kommen konnte. Es ist freilich wahr, man kann ebenso gut wie man den Schluss macht, dass Gelasius auf ein spateres Kommen Pauli nach Spanien nicht reflektiert, auch den anderen Schluss machen, dass er von einer spater ausgefiihrten Reise Pauli nach Spanien iiberhaupt nichts weiss, da er sie sonst vielleicht erwahnt hatte, aber ein unbedingter Widerspruch dagegen, dass sie iiber- haupt stattgefunden, findet sich in des Gelasius Worten nicht. Sollte man aber gleichwohl solchen unbedingten Widerspruch zwischen den Zeilen finden wollen, so muss man doch sagen, 9 So mag 1 aucli die spater aufkommende Legende entstanden sein, uach welcher der friili getbtete Zebedaide Jakobus der Stifter der Kirehe Spaniens sein soil. Der, welcher vielleicht der wirkliche Stifter war, war den Spaniern genomraen ; so suchte die Legende einen anderen Apostel und del auf Jakobus, von welchem um seines friihen Todes willen keine andere Wirksamkeit bis dahin behauptet war. cf. Spitta p. 103. Lipsius, ap. Apgesch. II, 2 p. 201. 85 dass das Zeugnis des Gelasius zu weit abliegt, um gegen- tiber dem des Clemens aus dem ersten und des Can. Mur. aus dem zweiten Jahrh. ins Gewicht zu fallen. Ausserdem ist auch das zu beachten, dass Baronius, r welcher den Ausspruch des Gelasius mitteilt, J ) selbst doch eine zweite Gefangenscbaft Pauli annimmt. Die Stelle endlich des Gregorius Magnus (590 — 604) sollte man nicht als Widerspruch gegen die spanische Reise Pauli ins Feld fiihren, wie das baufig gescbieht. Die Stelle ist eine Erklarung von Job 39, 30: „et ubicunque cadaver fuerit, statim adest“ und lautet : Ecce ipse, quern ad testimonium jam saepe de- duximus, Paulus, cum nunc Judaeam, nunc Corinthum, nunc Ephe- sum, nunc Romam, nunc Hispanias peteret, ut in peccati morte ja- centibus aeternae vitae gratiam nuntiaret, quid se aliud quam esse aquilam demonstrabat, quae velociter omnia transvolans ubicunque jacens cadaver quaerebat, ut dum voluntatem Dei lucratis peca- toribus faceret quasi escam suam in cadavere reperiret. 2 ) Einen Widerspruch gegen die spanische Reise des Apostels kann man in dieser Stelle nur finden, wenn man aus dem Ausdruck, den Gregor gebraucht : petere Hispanias, die unausgefiihrte Absicht herausliest, was um so unmoglicher ist, als in demselben Satze auch als Objekte des petere Judaea, Korinth, Ephesus und Rom genannt werden. Man musste ja dann den Schluss machen, dass Paulus so wenig wie nach Spanien auch nach Judaa, Korinth, Ephesus und Rom gekommen sei, sondern nur dor thin zu kommen gestrebt habe. Man konnte hier viel elier den Spiess umdrehen. Da wir wissen, dass Paulus Judaa, Korinth, Ephesus und Rom zu erreichen nicht bloss gestrebt, sondern diese Orte und Gegenden wirklich erreicht hat, so muss man annehmen, dass auch in Bezug auf Spanien seine Absicht gleicherweise zum Vollzug gekommen ist. Diese Behauptung hatte mindestens ein ebenso gutes, wenn nicht besseres Recht als die umgekehrte. Wir verzichten darauf, weitere Zeugnisse aus spateren Zeiten anzufiihren, welche bald fur, bald wider Pauli Kommen 9 Theiner, Baronii aunales p. 547. 2 ) Moral lib. XXXI § 106. Migne Tom. 76 p. 631. 86 nach Spanien sprechen, sie liegen zu weit ab und bringen nichts Neues bei. Nach dem, was die Vater berichten , miissen wir uns bescheiden, die Reise Pauli nach Spanien hauptsachlich auf das Zeugnis des Clemens Romanus und des Canon Mura- tori zu griinden. Finden wir keine Zeugnisse spaterer Zeit, die entscheidend fiir die spanische Reise ins Gewicht fallen konnten, so doch auch keine, die mit ihrem Widerspruch das Zeugnis dieser beiden Stellen umzustossen vermochten. Aber finden sich nicht noch andere Grfinde, welche uns bedenklich machen miissen, das Zeugnis des Clemens und des Can. Mur. anzunehmen? Man hat als einen Hauptgrund gegen die spanische Reise Pauli den Umstand angefiihrt, dass sein Wirken in Spanien keine Spuren zuriickgelassen habe, dass man yon keiner Ge- meindegriindung des Apostels in Spanien wisse. Wie verhalt es sich damit? 2. Spuren der Wirksamkeit Pauli in Spanien. Zwei romische Theologen, P. Pius Bonifacius Gams in seinem Werke „Kirchengeschichte Spaniens“, und Sepp in seiner „Geschichte der Apostel“, haben sich bemiiht, die Be- hauptung, dass die Wirksamkeit Pauli in Spanien keine Spuren hinterlassen habe, als grundlos zu beweisen und haben alles sorgfaltig zusammengetragen, was fur ein Wirken Pauli in diesem Lande spricht. Es hat wenig Wert, all den Moglich- keiten nachzugehen, die Gams fiber die Reise Pauli angiebt, und seinen Weg in Spanien zu rekonstruieren. Wir lassen das beiseite und lieben nur dieses hervor, was sich auch bei Sepp *) wiederfindet. Die Stadt Astigi (Ecija) rfihmt sich des Apostels Paulus als ihres Patrons und halt an dem Glauben fest, dass Paulus in ihr gepredigt habe ; die Stadt Lezuza, das alte Libiosa, zeigt einen Stein, auf welchem Paulus gepredigt haben soil, und auf dem Hauptaltar der Pfarrkirche findet sich eine Dar- ') P- 314. 87 stellung des Apostels, wie er das Evangelium verkundet, und die Legende, welche die Wirksamkeit Pauli daselbst noch weiter ausschmiickt, fiigt noch Laminium als eine Statte hinzu, in der Paulus gewirkt haben soli. Endlich soil die Gemeinde zu Dertosa, dem heutigen Tortosa, von Paulus gestiftet sein, welch er auch den ersten Bischof Rufus eingesetzt habe. Hier finden sich also Spuren von einer Wirksamkeit Pauli in Spanien. Zwar ist ohne weiteres zuzugeben, dass Sage nicht Geschichte ist, und die legendarische Ausschmiickung der Wirksamkeit Pauli ist nicht geeignet, dieselbe glaubwiirdiger zu machen. Man mag durum zweifelhaft sein, ob man tiberhaupt einen Kern von Wirklichkeit in diesen Sagen finden soli, und ob man ein Recht hat, hier Spuren von einer thatsachlichen Wirksamkeit des Apostels in Spanien zu sehen, oder ob man in diesen Sagen nur den Wunsch erblicken muss, den Apostel Paulus als Patron fur sich in Anspruch zu nehmen, ohne dass eine thatsachliche Unterlage vorhanden ist. Jedenfalls aber hat das Christentum schon zu sehr frtther Zeit in Spanien Eingang gefunden, wie eine alte Steinschrift aus den Ruinen von Marquesia in Lusitanien zeigt, welche Sepp mitteilt, *) denn in dieser Inschrift, die ein Denkmal des Nero darstellt, wird der Kaiser Nero geriihmt, dass er die Provinz von Raubern und den Anhangern des neuen Aber- glaubens gereinigt habe. Die Inschrift lautet: NERONI CL. CATS. AUG. PONT. MAX. OB. PROVINC. LATRONXB. ET. HIS. QUI. NOYAM GENERI. HUM. SUPER. STITION. INCULCAB. PURGATAM. Hiernach hatte also bereits unter Nero das Evangelium in Spanien Anhanger gehabt und die Verfolgung der Christen in l ) p. 312. 88 Rom hatte ihre Wellen auch bis nach Spanien getragen, welches letztere (lurch die Notiz des Orosius J ) eine Bestatigung findet. Nun kann ja freilich das Evangelium in Spanien ebenso wie in Rom selbst sich ausgebreitet haben, ohne dass ein Apostel dasselbe dorthin gebracht hat, aber es gehort doch nicht zur Unmoglichkeit, dass Paulus es war, der es dorthin trug. Jeden- falls muss man zugeben, dass diese interessante Inschrift iiber die friihe Ausbreitung des Christentums in Spanien und die speziellen Sagen iiber eine Wirksamkeit Pauli daselbst eher fur als gegen die Reise Pauli nach Spanien sprechen. Wenn man aber auch den von Gams mitgeteilten Sagen gegenuber sich ganzlich ablehnend verhalten und auch aus der friihen Verbreitung des Evangeliums in Spanien keinen Schluss auf eine Wirksamkeit Pauli in diesem Lande machen will, so wiirde doch noch kein Grand vorliegen, an der Ausfiihrung der Reise Pauli nach Spanien zu zweifeln und zu bestreiten, dass me uberhaupt geschehen sei. Wenn man auch keine Spuren einer Wirksamkeit Pauli in jenem Lande linden kann, was wiirde das beweisen? Wir wissen ja gar nicht, unter welchen Bedingungen Paulus gegebenen Falls daselbst gewirkt hat. Es konnte ja sein, dass er dort keine geoffnete Thiir ge- funden hatte, dass seine Reise nicht wie die anderen zu Gemeinde- griindungen fiihrte. Wir wissen ja nicht, welche Hindernisse und Schwierigkeiten sich ihm entgegenstellten ! Wir wissen endlich auch nicht, wie lange sein Aufenthalt daselbst sich ausdehnte. Es konnte doch sein, dass irgend welche uns unbe- kannte Ereignisse ihn veranlassten, nach kurzer Zeit Spanien wieder zu verlassen, ehe er dort eine rechte Wirksamkeit ent- falten konnte. Wir konnen daher durcli solche Argumente uns nicht ver- anlasst sehen, die Ausfiihrung der Reise Pauli nach Spanien zu bezweifeln und etwa Godet zuzustimmen, der sagt 2 ): „ich denke nicht daran, die Reise Pauli nach Spanien urn jeden Preis zu verteidigen u . Wahrend er es fur moglich halt, dass die Tradition iiber dieselbe aus Rom. 15 gellossen sei, be- zeichnet er es als unmoglich, dass der Ursprung der Tradition 1 ) Siehe oben p. 44. ! ) Einl. p. 326. 89 liber die Befreiung des Apostels aus Rom. 15 erkart werden kann. Er sieht in der Tradition liber die spanische Reise Pauli einen indirekten Beweis fur die Befreiung des Apostels aus der Gefangenschaft : „ich glaube nicht, dass man sich je- mals Paulus auf der Reise von Rom nach Spanien hatte vor- stellen konnen, wenn die Thatsache seiner Befreiung nicht offenkundig gewesen ware, wenn der Apostel vielmehr, wie das doch jeder zu Rom gewusst haben wiirde, aus dem Gefangnis direkt zum Schaffot gefiihrt worden ware“. Es will uns scheinen, als ob hier der eigen tliche Nerv des Be weises durch- schnitten wird. Die Befreiung des Apostels aus der Gefangen- schaft, wie sie Eusebius bench tet, wird durch die Erwahnung des Vordringens Pauli nach Spanien bei Clemens Romanus und im Canon Muratori bestatigt, denn nur nach seiner Befreiung konnte der Apostel diese Reise ausfiihren. Sieht man aber die spanische Reise nur als eine aus der Gewissheit der Befreiung des Apostels geflossene Tradition an, so verliert die Clemens- stelle sowohl als die Nachricht des Can. Mur. ihre Bedeutung, und es bleibt als historischer Beweis nur die Nachricht des Eusebius allein iibrig. Wir konnen darum Godets Zugestandnis nicht fiir gliick- lich ansehen. Es liegt aber auch kein Grand vor, der solch ein Zugestandnis erfordert, denn einmal folgen Clemens sowie der Yerfasser des Can. Mur., die wir darum besonders beriick- sichtigt haben, bestimmt selbstandigen Quellen, x ) und sodann haben sich uns die Grunde, mit denen man die Reise Pauli nach Spanien anficht, nicht als ausreichend bewiesen. Es ist nicht erwiesen, dass Paulus diese Reise nicht gemacht haben kann, dass sie unmoglich ist. Wir halten daher entsprechend dem bestimmten, unverdachtigen Zeugnis des Clemens Romanus und des Canon Muratori die Wirklichkeit der Reise Pauli nach Spanien fest und finden dann in ihr allerdings einen indirekten Beweis, dass Paulus wirklich, wie Eusebius berichtet, befreit worden ist. Wir sagen nicht mit Godet, weil er befreit war liess die Tradition ihn die Reise nach Spanien antreten, son- dern weil er nach unanfechtbarer Nachricht die Reise nach *) Siehe oben p. 64 u. 79 f. 90 Spanien ausgefiihrt hat, muss er befreit worden sein — und diesen Beweis zu fiihren, darauf kommt es hier vor allem an. — Zum Schluss eriibrigt es noch, dass wir einen Blick auf die apokryphe Literatur werfen, soweit sie sicli auf den Lebens- ausgang des Apostels bezieht. Man wird zwar den apokryphen Schriften keine unbedingte , grosse Beweiskraft zubilligen konnen, indessen da bei Erorterung der yorliegenden Frage auf dieselben Riicksicht genommen zu werden pflegt, ] ) so werden auch wir von denselben niclit Umgang nelimen diirfen. 3. Die Reise Pauli nach Spanien in den apo- kryphen Apostelgeschichten. In der noch von Meyer selbst besorgten Ausgabe seines Kom- mentars zum Romerbrief, schon in der ersten von 1836, findet sicli ueben anderen Grlinden, welche gegen eine Befreiung Pauli aus der Gefangenschaft angefiihrt werden, auch dieser, dass der Pseudo-Abdias in seiner historia apostolica die Hin- richtung Pauli als den Ausgang der in der Apostelgeschichte berichteten Gefangenschaft darstelle. „Ware,“ so lesen wir da, „zur Zeit der Abfassung dieses apocryphi eine Befreiung Pauli sowie dessen abermalige Bekehrungsthatigkeit und zweite Gefangenschaft bekannt gewesen, so wurde Abdias weniger als jeder and ere sicli enthalten haben, abenteuerliche Berichte davon beizubringen.“ Diese Notiz zielit sicli dann weiter durch die verschiedenen Auflagen und erscheint noch in der 7. Auf- lage 1886 von Weiss 2 ) fast wortlich, wahrend in dem Kom- mentar desselben Verfassers zu den Pastoralbriefen 8 ) diese Ausserung in etwas abgeschwachter Form wiederkehrt, indem es da heisst, dass es wenigstens keine historischen Zeugnisse gebe, welche der von Eusebius berichteten Uberlieferung von einer Befreiung des Apostels entgegenstanden , „wenn man niclit etwa der historia apostolica des Pseudo-Abdias Oder den 9 cf. -Weiss, Meyers Komm. z. Romerbrief und zu den Pastoralbriefen, sowie den Art. von Woldemar Schmidt in H. P. R. Enc. XI p. 1876. *) p. 18; etwas abgekiirzt findet sich dieser Hinweis auf Abdias auch in der neuesten 8. Aufl. von 1891. 3 ) p. 59 Meyers Komm. 91 actis Petri et Pauli geschichtlichen Wert beimessen will“. Der Wert dieser Scliriften wird hier eben um ilires apo- kryphen Charakters willen gering angeschlagen, aber auch ab- gesehen davon ist die Nachricbt des Pseudo-Abdias liber Pauli Lebensende ganzlich wertlos, schon uni der Zeit willen, aus der sie stammt. Es ist nicht an deni, dass die historia aposto- lica des Abdias in friibe Zeit zuriickginge; sie stammt in der Gestalt, in welclier sie jetzt vorliegt, hochstens aus deni 7. Jalirhundert und ist in ihrer Zusammensetzung aus ver- schiedenen ungleichartigen Quellen nacli allgemeinem Urteil wertlos. Was namentlicb die Lebensgeschicbte Pauli betrifft, so folgt der Verfasser der historia apostolica im wesentlichen der Apostelgeschichte und scheint andere Quellen als diese kaum gehabt zu haben. *) Anders freilich verhalt es sich mit den von Weiss a. a. 0. angeftihrten acta Petri et Pauli. Diese, welche in verschiedenen Rezensionen auf uns gekommen sind und welche fiir gewohn- lich unterschieden werden in gnostische und katholische, ob- gleich, wie Lipsius bemerkt, 2 ) diese Untersclieidung nicht ganz zutretfend ist, da die ursprunglich gnostischen acta hernach katholisch iiberarbeitet wurden und andererseits auch die katholischen acta yon gnostischen Fabeln sich nicht frei- hielten, gehen wirklich in ihrer Entstehung in friihe Zeit zu- riick (150—170). Der Grundstock derselben ist jedenfalls gnostischen Ursprungs, wenn es auch scliwer sein mochte, das Yerhaltnis der verschiedenen Texte untereinander genau zu bestimmen. Zunachst linden wir in einem Bruclistuck, den actus Petri cum Simone, 3 ) einen Bericht von der Abreise Pauli aus Bom nacli Spanien, die ihm der Wachter Quartus gestattet, und den beweglichen Abschied von der romischen Gemeinde, 4 ) Ferner besitzen wir eine lateinische passio Pauli, in ver- 0 cf. Reuss, Gesch. d. Schr. d. N. T. § 269. Artikel von Wagen- mann in H. P. R. Enc. 2. Aufl. I, p. 28 if. Bleek, Einl. p. 139. 2 ) acta apoc. Proleg. p. VIII. 3 ) Bei Lipsius acta apocr. p. 45 if. 4 ) Uber das Verhaltnis der in Betracht kommenden Textrezensionen untereinander bezw. zu einem griech. Original ist nocli keine Klarheit geschaffen, cf. Zahn II, 2 p. 833 ff., doch scheint dariiber Einigkeit zu lierrschen, dass 92 — schiedenen Handschriften mit der passio Petri verbunden, in vielen aber auch olme diese Verbindung, und daneben das Fragment einer erst neuerdings aufgefundenen klirzeren latei- nischen passio und endlich auch ein diesem letztgenannten Frag- ment entsprechendes griechisches Martyrium. *) Es ist hier nicht der Ort zu untersuchen, ob, wie Lipsins meint, das griechische / mqtvqlov aus der lateinischen Passio geflossen ist, Oder ob das griechische {.iccqtvqlov das urspriingliche ist. Letztere Ansicht wird von Zahn vertreten, * 2 ) und es ist nicht zu be- streiten, dass die Griinde, welche Zahn fiir seine Ansicht an- fiihrt, sehr gewichtige sind. Seine Behauptung, dass das grie- chische / W.QTVQLOV Pauli den Schluss der den Alten bekannten orthodoxen Ttgageig Ilavlov bilde , s ) hat die grosste Wahrschein- lichkeit fiir sich. Dieses (.iclqtijqlov Pauli aber sowohl wie die lateinischen passiones weisen auf eine zweite romische Ge- fangenschaft Pauli hin. Der Apostel kommt als freier Mann nach Rom und mietet dort eine Scheime vor Rom, wo er den Namen Christi unter grossem Zulauf predigt. Mit anderen aus des Kaisers Hause macht sich auch Patroklus, der Mund- schenk Neros, auf, ihn zu horen, und da er vor der Menge des Yolks nicht zu dem Apostel dringen kann, steigt er in ein Fenster und hort dort sitzend Pauli Rede. Hernach yom Schlaf tibermannt, fallt er liinab und findet den Tod, wird aber von Paulus wieder auferwecket. Das kommt auch vor den Kaiser, vor dem dann Patroklus den Namen Christi ver- kiindet, und wird die Veranlassung, dass Nero den Apostel vor sich fiihren und spater zu toten befiehlt. — Wie nun der Verfasser des Canon Mura tori sich wahr- scheinlich auf die in den oben genannten actus Petri cum Simone erzahlte Abreise Pauli yon Rom nach Spanien bezieht und vielleicht aus der letztgenannten passio Pauli die Anwesen- heit des Lukas bei Pauli Tod schliesst, 4 ) da dieser ihn bei seiner Ankunft in Rom erwartet, so bezieht sich auch Chryso- (liese Episode iiber Paulus, die in Episoden iiber Petrus in den Paulus- akten ihre Parallele findet, ursprunglich ist. x ) Die beiden letzteren bei Lipsius p. 104, 105 ff., die liingere lat. pass, ebendaselbst p. 23. 2 ) II, 2 p. 872 ff. 8 ) p. 885 ff. 4 ) Siehe oben p. 80. 93 stomus offenbar darauf. Es ist bereits hervorgehoben , dass Chrysostomus von einer doppelten Gefangenschaft Pauli be- richte, und dass die Erwahnung der zteqaza zfjg yfjg, zu denen Paulus gekommen, sich jedenfalls auf Spanien beziehe. 1 ) In der Erklarung 2 ) der Worte tcqlozi] ditoXoyia 2 Tim. 4, 16 finden wir nun diese Nachricht yon der doppelten Gefangenschaft Pauli mit folgenden Worten: IJolav ds nqwzrjv drcoXoyiav key el; ndQeoxri rjdrj zCp Neqcovi xat diecpvyev. eiteidrj ds zov oivoyoov avzov xazijyrjoe, tote avzov aTtEZE^iEv. Ebenso wie Eusebius 3 ) bezieht also auch Chrysostomus in unrich tiger Deutung die erste Ver- antwortung auf die erste Gefangenschaft, aber bei ihm wird es ganz klar, was bei Eusebius sich auch zeigt, dass er nicht etwa durch die Exegese der Timotlieusstelle zu der Annahme einer zweiten Gefangenschaft gekommen ist. Er folgt offenbar dem apokryphen /naqzvqwv ITavlov als Quelle. Darf man nun mit Zahn 4 ) annehmen, dass die Trqdigsig IlavXov etwa um 150-180 entstanden sind, so haben wir hier einen zweiten Beweis, dass in der friihesten apokryphen Literatur die Be- freiung Pauli ihre Spuren zuriickgelassen hat. Endlich findet sich auch in dem griech. Text des /lkxqtvqiov tCjv ayitov drcoozoltov TIezqov y.al TTavlov 5 ) ein Hinweis auf die spanische Reise Pauli, denn gleich der Anfang dieses ^ taqrv - qiov lautet : J Ekd'6vzog eig zrjv k Pd)f.ir t v zov dyiov IlavXov arco zojv Zitavuov (ahnlich auch Kap. III). Nach Lipsius ist freilich das ano Znaviutv, das nur in einer Handschrift sich findet, eine spatere unrichtige Korrektur, nach Spitta auch ein Zusatz, aber ein dem Sinn entsprechender. 6 ) Den Aufenthalt Pauli in Spanien und seine Wirksamkeit daselbst finden wir also in den apokryphen Schriften nicht ausgebeutet — da aber fast jedes Jahr auf diesem Gebiet neue Funde ans Licht fordert, so ist es ja nicht ausgesclilossen, dass es uns noch vorbehalten bleibt, yon apokryphen Funden zu horen, welche sich mit diesem Abschnitt des Lebens Pauli 0 Siehe oben p. 59. -) Horn. X zur 2 ep. ad Tim. 3 ) Siehe oben p. 29 f. 4 ) II, 2 p. 891. 5 ) Bei Lipsius act. apocr. p. 118 ff. 6 ) Weitere Ausfiihrungen iiber die apokryphen Acta in Bezug auf Pauli Ende siehe Spitta, 64—80. 94 beschaftigen. Bis dahin, vielleicht auch fiir alle Zeit, miissen wir uns begniigen festzustellen, dass auch die apokrypben acta der altesten Zeit wenigstens auf die Befreiung Pauli und seine Reise nach Spanien hindeuten. Wir sind am Ziel! Wie, fragen wir uns nun, lautet die Antwort auf die Frage, auf welche wir eine Antwort sucben ? Werden wir auch nur dieses als Resultat unserer Untersuchung bezeichnen konnen, was Weiss hervorhebt, 1 ) dass es zwar fiir die bei Eusebius angefiihrte Uberlieferung yon der Befreiung des Apostels keine klaren gesckichtlichen Zeugnisse gebe — aber auch keine, die ihr entgegenstehen, und werden wir daher doch wieder zu dem circulus yitiosus gedrangt, dass nur die Pastoral- briefe, von denen wir bisher abgesehen haben, ihre Echtheit vorausgesetzt — einen rechten Beweis geben fiir die Befreiung Pauli aus der in der Apostelgeschichte berichteten Gefangen- schaft? Miissen wir uns, wenn wir von den Pastoralbriefen absehen, mit Weiss begniigen, nur die Moglichkeit einer Befreiung Pauli aus der romischen Gefangenschaft und seines Todes in einer zweiten zu behaupten? Ich denke, wir diirfen getrost einen Schritt weiter gehen. Sind es auch nur wenige Beweisstellen, wenn wir anders niichtern uns hiiten wollen zu viel zu behaupten, welche un- zweifelhaft die Uberlieferung einer zweiten romischen Gefangen- schaft Pauli bestatigen, so sind diese doch durchaus zuverlassig und unverdachtig, denn die Griinde, mit welchen man ihre Glaubwiirdigkeit zu erschiittern sucht, hoffen wir als unzu- reichend aufgezeigt zu haben. Haben wir aber erst eine feste Position gewonnen, so gliedert sich auch noch manch neues Beweisglied an, das fiir sich allein keine Bedeutung hat, aber im Verein mit anderen zur Geltung kommt, dann ge- winnt nach vielen Seiten hin die Moglichkeit festere Ge- stalt und wird zur Wahrscheinlichkeit, ja zur G e - wisshei t. l ) Pastoralbriefe in Meyers Komm. p. 59; siehe auch oben p. If. 95 Steht es aber so, dann werden wir jetzt auch dazu iiber- gehen durfen, unsere Aufmerksamkeit den Pastoralbriefen zu- zuwenden, um zu sehen, in wie weit diese die gewonnene Position stiitzen. — Wir werden nun auch nicht melir zu furchten liaben, dass wir in den Verdacht kommen, als batten wir nur um der Pastoralbriefe willen ein Interesse daran, eine zweite romisclie Gefangenschaft Pauli zu statuieren. Zweiter Teil. Die Pastoralbriefe als Zeugen fiir die zweite romische Gefangenscliaft Pauli. Allgemein ist es zugestanden, dass die Pastoralbriefe — ihre Echtheit vorausgesetzt — uns wiclitige Aufschliisse uber die letzten Schicksale des Apostels Paulas zu geben im stande sind, dass sie eine hauptsachliche und iiberaus wichtige Instanz bilden zur Entscheidung liber die Frage einer zweiten romischen Gefangenschaft, welche uns beschaftigt, Sie konnen aber eben als solche Instanz nur Geltung beanspruchen, wenn ihre Echt- heit, ihre paulinische Abfassung feststeht. Diese ist nun keineswegs allgemein zugestanden. Die Kritik hat vielmehr gerade in unserem Jahrhundert diese 3 Briefe an Timotheus und Titus mit ihrer scharfen Sonde aufs unbarmherzigste behandelt und ist mit ihnen wie kaum mit irgend einem anderen Briefe des N. T. in ein erbarmungs- loses Gericht gegangen und hat mit mikroskopischer Genauig- keit jedes verdachtige Wort, ja jeden schiefen Buchstaben nach alien Seiten liin gewendet und untersucht. Bald hat der eine, bald der andere der drei Briefe das Verdammungsurteil iiber sich ergehen lassen miissen, bald hat man sie alle drei verworfen; bald hat man hier einen ganzen Abschnitt, bald dort eine kleinere Partie amputiert, bald hat man aus der unechten Schale einen echten Kern herausgeschalt. Es liegt 97 daher auf der Hand, dass die Frage der Echtheit auch fiir unsere Untersuchung von der hochsten Wichtigkeit sein muss. Bei der Entscheidung dieser Frage aber werden wir zu- erst die Bezeugung der Pastoralbriefe ins Auge zu fassen und namentlich zu priifen haben, wie die alteste Zeit, welche der Abfassungszeit der Pastoralbriefe am nachsten steht, sich zu den drei Briefen gestellt hat. Kapitel I. Die Bezeugung der Pastoralbriefe. 1. Die Pastoralbriefe in der nacliapostolischen L i t e r a t u r. Die Behauptung Baurs, 1 ) dass fiir die Pastoralbriefe keine Zeugnisse existierten, welche iiber die Zeit des Irenaus, Tertullian und Clemens Alexandrinus , also iiber das Ende des zweiten Jahrhunderts zuriickgingen, wiirde freilich, wenn man sie als richtig anerkennen miisste, die paulinische Abfassung der Pastoralbriefe sehr fraglich, ja sehr unwahrscheinlich machen. Denn wenn dieselben wirklich yon dem Apostel geschrieben sind, so muss man erwarten, bereits in der altesten Literatur, in den Schriften der apostolischen Yater, die Pastoralbriefe ebenso wie die anderen paulinischen Briefe benutzt zu linden. Das ist nun auch ohne Frage der Fall. Schon in der altesten der uns yon der Hand der apostolischen Yater iiber- lieferten Schriften, dem 1. Clemensbrief, linden wir unyer- kennbar eine ganze Reihe yon Beziehungen auf die Pastoral- briefe. Zwar yersucht Holtzmann 2 ) die mancherlei Parallelen zwisclien dem Clemensbrief und den Pastoralbriefen zu erklaren einmal aus der allgemeinen Gleichheit der Zeityerhaltnisse, so J ) Pastoralbr. p. 136. Panins II p. 502. 2 ) Pastoralbr. 1880 p. 257 ff. Steinmetz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 7 98 z.B. das Bild desKampfes: ozqaz£vocu/ii£da 37,1 und aycoviow^e^a, evQedijvca lv x to aQi$/Lt(~o xcov vfto/uevdvzcov avzov, orctog (.i£zald(3a)[i£V Ttbv £7trjyyel[.i€vcov Scoqe Cjv cf. 1 Tim. 1, 18; 2 Tim. 2, 3. 4; 2 Tim. 2, 12, und zum andern aus der Identitat des kirch- lichen Sprachgebrauchs, so z. B. in dogmatischen Terminis selbst bei Hapaxlegomena, endlich durcli die Ahnlichkeit der auszudriickenden Sache, namentlich bei den Ermahnungen. Demnach wiirden wir es hier melir mit Zufalligkeiten zu thun haben, die ja gewiss an sich nicht unmoglich sind. Sieht man aber soldi eine pragnante Stelle wie 1 Tim. 2, 8 Ijtaiqovxag ooiovg y v £lQag bei Clemens 29, 1 wiederkehren mit den Worten lv oGwzrjTi ipvyfjg dyvdg xal d(.uavxovg %£lqag afqovxsg, oder ver- gleicht man 2 Tim. 1, 9; Tit. 3, 5 — 7 mit Clem. 32, 3. 4 ov di 5 avzcuv ?} xcvv fqycov avxCbv fj xfjg dty.aLOTCQayiag fjg ytateig- yaoavxo, alia did x ov &£lfjLiazog avzov xal fjf.i£lg ovv did &£hj~ l-iaxog avzov lv XqlgzCo J Irjoov xlrjd'£vz£g , ov di lavxwv dixaiov[.i£&a ovdh did xfjg fjfiezlqag oocpiag fj Gvviouog fj £V0£(3dag fj h’qycov tov Y.ax£iqyaGdpi£&a lv bowzrjzi v.aqdiag, alia dud xfjg 7tiGX£cog . . . oder Titus 3, 1 mit Clem. 2, 7 : £xoi(xoi dg rcdv fqyov ayad'ov und 2 Tim. 1, 3 bezw. 1 Tim. 3, 9 mit Clem. 45, 7 laxqvvuv lv xa&aqa Gvv£idi]G£i, so wird der unbefangene Leser von selbst hier an die Pastoralbriefe er- innert, und man wird mit den Zufalligkeiten, welche Holtz- mann anfulirt, an diesen Stellen nicht auskommen. Da wird nichts anderes iibrig bleiben als eine Abhangigkeit des Cle- mensbriefes von den Pastoralbriefen anzunehmen; man miisste sich sonst schon entschliessen, mit Ewald x ) das Verbal tnis um- zukehren und die Pastoralbriefe von dem Clemensbrief ab- hangig zu machen, wozu jedoch auf keiner Seite Geneigtheit vorhanden scheint. Giebt man aber einmal auch nur an einer Stelle eine Anlehnung an die Pastoralbriefe zu, so kann man sich dem Schluss nicht entziehen, dass auch die anderen gleich- lautenden Ausdrucke, namentlich so seltene Hapaxlegomena wie olxovqyav, pdvlvxzog aus den Pastoralbriefen geflossen sind, zumal es doch gewiss sehr wahrscheinlich ist, dass der kirchliche Sprachgebrauch , yon dessen Identitat Holtzmann x ) Gesch. des Volkes Israel, 2. Aufl. VII p. 302. 99 spricht, sicli eben in sehr vielen Stiicken im Anschluss an die apostolischen Schriften gebildet hat. Auch der sogenannte Barn abash rief zeigt eine Be- kanntschaft des Yerfassers mit den Pastoralbriefen. Wir linden da Ausdriicke wie d viog zov &eov cpaveqiod'elg ev oaq-d 12, 10 ahnlich 5, 6; 6, 7. 9 cf. 1 Tim. 3, 16, xazaqyelv zov S-dvazov 5 , 6 cf. 2 Tim. 1 , 10, erCLGiOQevovzeg zalg d^iaQZLcag 4, 6 cf. 2 Tim. 3, 6 ; ferner einen sehr auffallenden Satz 14, 6 ’kvzQLoGaf.ievov fyiag ex zov oxozovg , ezoLiidoca eavzcp Xccbv ayiov cf. Tit. 2, 14; die Bezeichnung der Liebe als zelog des Ge- bots 1, 6 cf. 1 Tim. 1, 5, endlich einzelne Ausdriicke wie itayig 19, 7, xotclcov did Xoyov 19, 9, elitlg £ tofjg 1, 4 cf. 1 Tim. 3, 7; 1 Tim. 5, 17; Tit. 1, 2. 3, 7. Holtzmann 1 ) freilich will auch in diesen Bezeichnungen des Barnabasbriefes nur Zeichen der „allgemeinen Identitat des Zeitbewusstseins, der gemeinsamen kirchlichen Atmosphare mit ihrer liturgischen , dogmatischen und rhetorischen Terminologies finden. Weniger angstlich zeigt er sich den Ignatianen und dem Brief des Polycarp gegeniiber. Hier giebt er unbe- anstandet zu, dass dieselben die Pastoralbriefe voraussetzen, und wir verstehen auch, waruin er dieses Zugestandnis nicht scheut, nicht freilich, weil ihre Echtheit noch immer nicht allseitig anerkannt ist, sondern vielmehr weil die Zeit ihrer Abfassung nicht geniigend feststeht, so dass man die Moglich- keit festhalt, sie in das zweite Drittel des 2. Jahrhunderts zu riicken, wie denn Holtzmann die kiirzere griechische Rezen- sion nicht vor 166 entstanden sein lasst. Yorlaufig indessen wird man noch mit Recht eine so spate Datierung der Igna- tianen bezweifeln und auch den Tod des Ignatius unter Trajan festhalten diirfen, da der Gegenbeweis bisher nicht geniigend erbracht ist. Selbst Harnacks Ausfiihrungen, der unter Fest- halten der Echtheit der Briefe sie nahe an die Mitte des 2. Jahrhunderts riickt, indem er den Tod des Ignatius erst unter Hadrian oder Antoninus Pius erfolgen lasst, werden yor- laufig als unbewiesen und nicht einmal als sehr wahrschein- 9 p. 259. 7 * 100 lich gelten miissen. *) Man wird vorlaufig noch mit vollem Becht die Ignatianen in den Anfang des 2. Jahrhunderts, also gar nicht so sehr weit von dem Clemensbrief, stellen und sie den altesten patristischen Erzeugnissen zugesellen miissen. Um so lieber nekmen wir Holtzmanns Zugestandnis an. Es begegnen uns Ausdriicke wie £Z£QodidaG7icdovvi£g, aiy^iafaoTi^eiv, hegodo^lcu, av&QCOTtog &eov, xccTccOTrj/na und yiele andere Anklange an die Pastoralbriefe. Vor allem giebt der Brief des Potycarp an die Philipper, der ja mit den Igna- tianen eng verbunden ist, deutlicher als alle Anklange bei Ignatius die Gewissheit, dass der Verfasser desselben die Pastoralbriefe kannte. Am bezeichnendsten sind die Stellen 4, 1 de tuxvzcov yaXenCov cpiXaQyvQicc, eidozsg ovv ozl ovdev £lgrjv£y/.(X(X£V sig zov y.6g(iov aXl? ovde stgeveyxeiv tl eyofiev cf. 1 Tim. 6, 7. 10 und 5, 2, wo die Diakonen ermahnt werden : (.ir) diafioXoi, [xi] dLloyoi cf. 1 Tim. 3, 8. 11 ; Tit. 1, 8, ferner 9, 2, wo das r\yd7tr]G£ zov vvv aiCovcc auf 2 Tim. 4, 10 zuriick- geht, endlich 12, 3 7tQOG£v%£G&£ xod vjieq fiaoiXewv xal dgov- glCov cf. 1 Tim. 2, 2. Ebenso linden sich in der unter dem Namen des Clemens iiberlieferten Homilie, die irrtiimlich als zweiter Clemensbrief bezeichnet wird, und deren Abfassung etwa in die Mitte des 2. Jahrhunderts fallt, einige Anklange an die Pastoralbriefe. Wir linden 20, 4 den Satz ev&etog kunoqiav f]Gxov(iev xal ov &eootpeiav, der an Tim. 6, 5 erinnert, und 17, 3 xoo(uxgjv Itcl- &v(uCbv cf. 1 Tim. 1, 17; Tit. 2, 12. Von den iibrigen Schriften der apostolischen Vater weist nur noch die epistola ad Diognetum Beziehungen zu den Pastoralbriefen auf. Wir linden da 4, 6 das ( ivgzt]qlov evoefidag aus 1 Tim. 3, 16 als (xvGzrjQiov &eoG£(3£iag wiederkeliren, und in Kap. 11, 2. 3 ist die Stelle nazQog (xvgzt]qlcc s ov ydgiv dn£GZ£ik£ Xoyov, tva yioG^xu) cpavj J, og v7to Xctov azi(iao&£ig, dice &tzogz6Xwv yjjQvyd'dg, vno £&vti)v £7Cioz£vdz] oline Frage eine noch deutlichere Ausfiihrung dieser Timotheusstelle. Auch in der apokryphen Literatur des 2. Jahr- hunderts begegnen wir unverkennbaren Spuren einer Bekannt- J ) cf. den Artikel Uhlkorns : Ignatius in H. P. It. Enc. 2. Aufl. VI p. 688. 101 schaft mit den Pastoralbriefen. Die (orthodoxen) acta Pauli, deren Bruclistiicke Zahn 1 ) zusammenzustellen versucht hat und deren Abfassung er in die erste Halfte des 2. Jahrhunderts setzt, setzen die Pastoralbriefe voraus, denn die Notiz, dass Lukas, der mit Crescens vertauscht wird, von Gallien, Titus yon Dalmatien nach Rom kommen und dort den Apostel erwarten, ist aus 2 Tim. 4, 10 geflossen; auch weist Zahn noch be- sonders darauf hin, dass das in 1 Tim. 1, 18; 2 Tim. 2, 3. 4 hervortretende Bild der militia Christi bis zum Uberdruss ver- wertet wird. Ebenso kennt der Verfasser der acta Pauli et Theclae, deren Abfassung Zahn 2 ) in die Jalire 90 — 120 setzt, die Pastoralbriefe, denn er entlehnt die geschichtliche Ein- kleidung eben diesen Briefen, wenn auch mit mancherlei Um- stellungen und Zuthaten. In Kap. 1 3 ) erscheinen Jfjfiag y.al c EQ^oy€vrjg als heuchlerische Freunde und Begleiter Pauli. Offen- bar sind diese Namen gewahlt in Anschluss an 2 Tim., wah- rend willkiirlich Oder absichtlicli (?) c Egf.ioy£vrjg als yalxevg be- zeichnet wird, welche Bezeichnung wir i^n 2 Tim.-Brief bei jenem Alexander linden, welcher dem Apostel nach dessen Aussage viel Boses zufiigte. Demas und Hermogenes sind Vertreter der Irrlehre, welche 2 Tim. 2, 18 dem Hymenaus und Philetus zugeschrieben wird , dass die Auferstehung schon geschehen sei Kap. 14 4 ) : fj[.ieLg oe dida§of.isv fjv Xiyei obxog (Paulus) avaoraoLv ysvto&ca (al. yiveo&ai) on rjdrj yeyovev . . . Auch der Onesiphorus, dessen Haus Paulus 2 Tim. 4, 19 griissen lasst und den er 2 Tim. 1, 16 ff. erwahnt , ist eine der han- delnden Personen dieser acta Pauli et Theclae, wie denn auch geradezu die Wendung ’Ovrjoupooov ohog 2 Tim. 1, 16; 4, 19 in den actis verschiedene Male wiederkehrt. 5 * * ) So bestatigen uns also auch die apokryphen Schriften, 9 Gesch. d. ntl. Kan. II, 2 p. 878 ff. u. 891 ff. 2 ) II, 2 p. 909 ff., cf. I, 2 p. 789 ff. 8 ) Verg-1. Lipsius act. apoc. p. 235. 4 ) Lipsius p. 245. 5 ) Die Testamenta XII Patriarcharnm, welche nach einigen am Anfang, nach anderen um die Mitte oder im 2. Drittel des 2. Jahrh. entstanden sind (cf. Art. Dillmann die Pseudepigraphen des A. T. in H.P.R.Enc. 2. Aufl. XII p. 341), geben den Ausdruck /usairrje fteov xal avd'ocomov 1 Tim. 2, 5 (Dan. 6); doch mag es bedenklich sein, aus diesem einen Ausdruck eine Bekanntschaft des Yerfassers mit den Pastoralbriefen zu schliessen. 102 was bereits die Betrachtung der Scliriften der apostolischen Vater uns bewiesen hat, dass schon im Anfang des 2. Jahr- hunderts die Pastoralbriefe ebenso gut wie die anderen pauli- nischen Briefe augefiihrt und benutzt werden. Benutzt sind die Pastoralbriefe weiter yon den Apolo- g e t e n. Bei Justin us Martyr steht Dial. 47 der Ausdruck XgrfiTOTrjg zed cpdav&QWTtia tov deov, entsprechend der Titus- stelle 3, 4, ferner die Bezeichnung tcc rfjg irldvrjg nvEVfiaTa Dial. 7. cf. 35 entsprechend der Timotheusstelle I, 4, 1 ; und es scheinen auch Ausdrlicke wie evoepeia und deooepeux, sowie die Bezeichnung der Taufe als lomoov Iv toj vdan und das durch dieselbe hervorgebrachte amyevvaodcu, sowie der TQonog avayEvijoetog auf die Pastoralbriefe hinzuweisen. Athena - goras ferner redet in der Suppl. pr. Chr. c. 16 yon dem cptig djiQOGLxov , welches sich 1 Tim. 6, 16 findet, und die Worte des Kap. 37 o it iv eg tieqI [iev Tfjg v^iETEQag doyrjg evyo^is^a . . . ndv- tlov v/toyeiQUov yevof-iktov . . . orccog i\qe^lov zed fjovyiov (Uov didyouiev sind zweifellos eine Umschreibung von 1 Tim. 2, 2. Hingegen mag es zweifelhaft erscheinen, ob in dem S c h r e i b e n der Gemeinden zu Lyon und Vienne, welches sie an die Gemeinden in Asien und Phrygien richten, und welches Eusebius im Y. Buch der hist. eccl. wortlich mitteilt, das GTviog zed edQaui) i ua Kap. 1, 17 eine bewusste Erinnerung an 1 Tim. 3, 15 ist, und ebenso, ob die Erzahlung von dem Martyrer Alcibiades, welcher nur Brot und Y^asser genoss und hernach von Attalus, dem Gott es olfenbarte, sich uberreden liess, dass er nicht recht handle, zu verachten, was Gott ge- schaffen (zTiouaxa tov &eov), und der von da an alles ass und Gott dankte (rjvxaQiOTEi up defy), sich auf 1 Tim. 4, 4 bezieht. Auch das scheint zweifelhaft, ob die Ausdrucke vyrijg zavebv tov GiOTv^iov zr^vy^iciTog cf. 1 Tim. 1, 10; 2 Tim. 4, 3; Tit. 1, 9; 2, 1; yvCooig ipEvd(ovv(.iog cf. 1 Tim. 6, 20, soAvie kegodL- ddozaloi cf. 1 Tim. 1, 3; 6, 3, welche sich Euseb. hist. eccl. Ill, 32. 7 u. 8 finden bei der Mitteilung von Ausfiihrungen des Hegesipp, eben diesem letzteren zuzuschreiben sind Oder ob sie vielmehr auf Rechnung des Eusebius selber kommen. Letzteres ist das Wahrscheinlichere, denn das wortliche Citat aus Hegesipp bietet diese Worte nicht, und es ist eher anzu- 103 nehmen, dass Eusebius bei freier Wiedergabe der Meinung des Hegesipp diese Ausdriicke selbstandig gebraucht, als dass er sie dem Hegesipp entlelmt bat. In dem wortlichen Citat aus Hegesipp findet sich nur der Ausdruck alqeTiyioi (Tit. 3, 10), der allein nicht ausreicht, um Hegesipps Anlehnung an die Pastoralbriefe zu beweisen, zumal gerade solcb ein Wort leicht in die Kirchensprache iibergehen konnte. A]s besonders beachtenswert aber muss hervorgehoben werden, dass Theopliilus in seiner Sclirift Ttqog Jmohmov, in welclier wir II, 16 in den Worten la/uficcvuv tovq av&qwjtovg f.ieTavoLC(v vcai dcpeoiv df.iaqTicbv dice vdeezog kcii Xomqov TCahyyzv- veoictg eine deutliebe Wiedergabe von Tit. 3, 5 haben, geradezu Stellen aus dem Titusbrief 3, 1 und Timotbeusbrief I, 2, 1 ver- bunden mit Spruchen aus der Bergpredigt Mattli. 5, 44; 6, 3 als 'd'&og Aoyog bezeichnet : ezi f.ir]v xai Tteql zov vTioz&Goeo&ai ctoyalg xal elgovoiaig xcd evyeo&ai vtcIq amcov xelsvei rjf-tag 6 'S'sZog Aoyog , oiccog rjqe/Liov xal rjovyiov fiiov didyco^iev. Diese Stelle weist uns bereits darauf hin, wie allgemein in der Kirclie die Pastoralbriefe zusammen mit den anderen pauli- nischen Briefen als inspiriertes Scbriftwort Geltung gewannen. Das begegnet uns aucli bei Irenaus, Tertullian und Cle- mens yon Alexandrien. Zu ihrer Zeit stelit das kanonische Ansehen der Pastoralbriefe und ihre paulinisebe Abfassung zweifellos fest. Wir konnen daher davon abseben, bei ihnen und bei anderen Vatern, welclie ihnen nachfolgen, Belege fur xlen Gebrauch und die Anerkennung der Pastoralbriefe beizu- bringen. Wenn wir zurilckblicken , so konnen wir feststellen, dass die Pastoralbriefe in den altesten literarischen Erzeug- nissen der nachapostoliscben Zeit um die Wende des 1. Jahr- hunderts und bei den kireblieben Schriftstellern des 2. Jahr- bunderts Verwendung gefunden haben und dadurch so gut wie jeder andere Brief des N. T., ja besser als mancher andere be- zeugt sind. Nach Holtzmann ! ) hatte sich freilich die „apologetische Zuversicht um ein Nambaftes zu dampfen“, da die Haretiker *) p. 265/266 cf. 264. 104 gegen die Kanonisierung der Pastoralbriefe protestiert hatten und bei ihnen ein weitgehender und entschiedener Widerspruch gegen dieselben zu konstatieren sei. Die Briefe seien zndem vor dem letzten Drittel des 2. Jabrhunderts nirgends ausdriick- lich erwahnt und auf ihren Inlialt werde erst seit Mitte des 2. Jahrkunderts deutlicbe Riicksicht genommen, so dass sie mit Bezug auf das Gesamturteil des 2. Jabrhunderts als Anti- legomena bezeichnet werden miissten, was auch durch die Aus- fiihrung des Canon Muratori bewiesen werde, der ihre Auf- nahme in den kirchlichen Canon rechtfertigen zu miissen glaube. Im Gegensatz zu diesen Behauptungen Boltzmanns haben wir erkannt, dass auf den Inlialt der Pastoralbriefe bereits in der altesten Literatur der christlichen Kirche Riicksicht ge- nommen ist. Dass aber die ausdriickliche Erwahnung der- selben als paulinisch erst in das letzte Drittel des 2. Jahr- hunderts fallt, kann uns dabei nicht wundernehmen , da dasselbe auch nicht eher bei anderen unzweifelhaft paulinischen Briefen der Fall ist, und da eben die Anwendung und der Gebrauch derselben, dem wir begegnet sind, die stillschweigende Anerkennung derselben als echt und paulinisch zur Yoraus- setzung hat. Wie aber verhalt es sich mit dem weitverbreiteten und entscliiedenen Widerspruch der Haretiker gegen die Pastoral- briefe? und was bedeutet das Urteil des Canon Muratori? Auf diese beiden Fragen miissen wir zuvor eine Antwort suchen. 2. Der angebliche Widerspruch der Haretiker gegen die Pastoralbriefe. Wir haben hier in erster Linie Marcion zu beriicksichtigen. Seine Stellung zu den Pastoralbriefen erscheint besonders wichtig, weil er eine Sammlung neutestamentlicher Schriften aufgestellt hat. In dieser Sammlung finden sich die Pastoralbriefe nicht. Man konnte das nun vielleicht damit erklaren, dass die Pastoralbriefe urn die Mitte des 2. Jahrhunderts iiberhaupt 105 noch nicht in die kirchlichen Sammlungen aufgenommen waren. Dann hatte ja freilich Mar cion keine Veranlassung gehabt, dieselben in seinen Apostolos aufzunehmen, und das Fehlen derselben in dem „ Apostolos “ Marcions liatte einen sehr ein- fachen und natiirlichen Grund. Gegen solche Voraussetzung wiirde der Umstand, dass sich in dem Apostolos Marcions der Philemonbrief findet, der in den spateren Sammlungen stets eine Gruppe mit den Pastoralbriefen bildet, da er wie diese an eine einzelne Person gerichtet ist, schliesslich nichts be- weisen, da dieser immerhin durch die Griisse, welche in dem- selben an die Gemeinde gerichtet sind (v. 2), sich als ein Gemeindebrief ansehen liess und auch eine fiir die ganze alte Kirche sehr wichtige Lebensfrage, namlich die Stellung des Christen turns zur Sklaverei behandelte. 1 ) Unter solcher Voraus- setzung wiirde aber die Verwunderung Tertullians, dass Marcion den einen verhaltnismassig unbedeutenden Brief an Philemon aufgenommen habe, wahrend er die wichtigeren (de statu ecclesiastica compositas) Pastoralbriefe abweise, ganz unbe- greiflich sein. Nach den Worten Tertullians 2 ) : Miror tamen cum ad unum hominem litteras factas receperit, quod ad Timotheum duas et unam ad Titum de ecclesiastico statu com- positas recusaverit. Affectavit, opinor, etiam numerum episto- larum interpolare — ist doch offenbar vorausgesetzt, dass Marcion bereits kirchlich anerkannte Bucher ausgemerzt, unterschlagen habe ; ja Tertullian giebt sogar der Meinung Ausdruck, Marcion habe, wie er in alien Dingen als Falscher sich bewiesen, auch die Zahl der Briefe falschen wollen. Diese Verwunderung ist doch nur moglich unter der Voraussetzung, dass diese Briefe nach Tertullians Meinung schon zur Zeit Marcions in den numerus der damals kirchlich rezipierten Briefe gehorten 3 ) — und das ist gerade fiir unsere Untersuchung wichtig und be- deutungsvoll. Aus der Stelle Tertullians will Zahn 4 ) die Ausmerzung der Pastoralbriefe in der Sammlung Marcions damit erklaren, dass Marcion selber als Grund fiir dieselbe den Charakter der Briefe als Privatschreiben geltend gemacht haben miisse, denn q cf. Zahn, Gesch. d. nt. Kan. I, 2 p. 635 if. und I, 1 p. 265 ff. 2 ) adv. Marcionem V, 21. 8 ) cf. Zahn a. a. 0. 4 ) a. a. 0. 106 nur unter dieser Voraussetzung wiirde der kritisierende Sat^ Tertullians schlagend sein. Die Thatsaclie nun, dass man liber die Aufnahme der Pastoralbriefe in den Canon geschwankt liat eben um ihres Charakters willen als Pastoralbriefe, muss im allgemeinen zugegeben werden; ob aber Marcion selber aus- driicklich diesen Grund fiir die Ausmerzung der Pastoralbriefe geltend gemacht hat, erscheint fiir uns weniger wichtig als die Frage, ob nicht etwa der hauptsachliclie Grund fiir Marcion, die Pastoralbriefe abzulehnen, darin gelegen habe, dass er sie gar nicht fur paulinisch ansah, dass also im letzten Grunde fiir ihn kritisclie Grunde massgebend waren. Wir konnten auf diese Meinung kommen durch eine Be- merkung des Hieronymus in der praefatio ad comm, de epistola ad Titum, denn er spricht dort von Haretikern (Marcionem loquor et Basilidem et omnes haereticos) , welche ganze Schriften des Apostels Paulus, namlich beide Timotheusbriefe, den Hebraer- und Titusbrief yerwerfen, zu schweigen dayon, dass sie aus anderen Briefen das ausmerzen, was wider sie zeugt, und fahrt fort: et si quidem redderent causas, cur eas apostoli non putarent, tentaremus aliquid respondere et forsitan satisfacere lectori. Nunc vero quum haeretica auctoritate pro- nuntient et dicant, ilia epistola Pauli est, haec non est, ea auctoritate refelli se pro yeritate intelligant, qua ipsi non erubescant falsa simulare. Indessen Hieronymus redet hier mehr im allgemeinen und iiberblickt eine ganze Epoche Hare- tiker, ihre gemeinsamen Charakteristika anzeigend; wir haben daher kein Recht, dem ersten dieser Haretiker, Marcion, schon zuzuweisen, was erst in spaterer Folge sich entwickelt. Die Sache wird aber ausserdem in der Stelle des Hieronymus da- durch unprazise und unklar, dass mit den Pastoralbriefen der Hebraerbrief zusammengenommen ist, dessen paulinische Ab- fassung freilich schon von Anfang an nicht siclier war. Sehen wir aber die massgebenden Gesichtspunkte an, nach denen Marcion sein Evangelium und seinen Apostolos aufgestellt hat, wie dieselben aus den vielen Auslassungen und Kiirzungen auch der aufgenommenen Schriften deutlich hervortreten, *) so *) Siehe den Text Marcions bei Zalm II, 2 p. 495 ff. 107 erkennen wir sehr leicht, dass er, was seinem System nicht entsprach, ausgemerzt hat, und das Urteil des Hieronymus liber die Haretiker: quidquid contrarium suo dogmati viderant, eraser unt, triift gerade auf' ihn zu. Nnr im Paulinismus die walire Form des Christentums sehend und alles Judenchristliclie verwerfend, darin ein Vorlaufer der Tubinger Scbule, wie Grau treffend bemerkt, 1 ) aber den Paulinismus nur im Gegensatz zu Petrus auffassend, aucli darin der Vorlaufer der Tubinger Scbule, stutzte er den Paulinismus einseitig zurecht und sab sich genotigt, die Briefe Pauli zu kiirzen und zu yerbessern. 2 ) Seine Sammlung wird also durchaus yon dogmatischen Gesichts- punkten geleitet, und es triift nicht zu, dass er die Pastoral- briefe weggelassen baben konnte, weil er sie fur unpaulinisch liielt, yielmehr musste, wenn iiberliaupt die Aufstellung des Apostolos durcli dogmatisclie Gesichtspunkte beeinflusst war, das Grund genug fur ihn sein, die Pastoralbriefe zu yerwerfen. Dieselben warnen ja deutlich genug vor dem Sauerteig der Irrlelire, so sehr, dass Baur, Volkmar, Hilgenfeld und andere geradezu in den Irrlehrern der Pastoralbriefe die Marcioniten sehen wollten. Das ist nun freilich nur moglicli unter der Voraussetzung der nachpaulinischen Abfassung der Briefe und triift auch dann nicht yollig zu, ist aber doch immerhin ein Beweis dessen, wie leicht gerade Marcion seine Lelire hier verurteilt linden konnte. So urteilt denn auch Clemens Alex. 3 ) bereits yon den Marcioniten, indem er hinweisend auf die Stelle 1 Tim. 6, 20. 21 schreibt: vtco vavTrjg eXeyxo^tevoL rfjg ffcovfjg oi aito tcuv aiQeoetov Tag TCQog Tiu. ad'exovvTeg ertiOToldg. Nun hatte ja freilich Marcion auch die Pastoralbriefe wie die librigen paulinischen Briefe zustutzen und alles ihm Ent- gegenstehende ausmerzen konnen, und Zahn meint daher, dass der Hauptgrund fur ihre Ausscheidung dieser gewesen sei, dass die Pastoralbriefe wenig boten, was ihm fiir die Gemeinde wichtig erscheinen konnte. „Es scheint,“ sagt er, „uberhaupt seine Absicht gewesen zu sein, an die Stelle der grossen 0 Grau. Gesch. d. neut. Schrifttums p. 482. 2 ) Decurtantes epistolas Pauli Iren. adv. haer. Ill, 12, 11; I, 27 similiter autem et Pauli epistolas abscidit. a ) Stromat. II, Kap. 11. 108 Bibliothek, welche die heiligen Schriften der Kirche bildeten, zwei kurze und einheitlicbe Bucher zu setzen. Musste zu diesem Zweck einiges in Wegfall kommen, so lag nichts naher, als die Pastoralbriefe auszuscheiden. Der Brief an Philemon nahm wenig Baum in Anspruch und er behandelte eine Frage von holier sittlicher Bedeutung fur die alte Kirche, die Frage nach der Stellung der christlichen Gesellschaft zur Sklaverei Oder vielmelir der Sklaven in der christlichen Gesellschaft. Mrc. bewahrte seinen praktischen Sinn, indem er ihn aufnahm.“ Mag man nun dieser Meinung zustimmen oder nicht, vor allem wichtig ist das Zugestandnis Zahns, dass Marcion gewiss nicht die paulinische Herkunft der Pastoralbriefe beanstandet hat. Die Ausschliessung derselben lasst sich, wie wir gesehen haben, aus sehr nalie liegenden, dogmatischen Griinden voll- standig begreifen. Nach alledem diirfen wir mit Gewissheit behaupten, dass das Fehlen der Pastoralbriefe bei Marcion unter keinen Um- standen als ein Argument gegen die Abfassung derselben durch Paulus benutzt werden kann — und das ist es gerade, was fur uns in betracht kommt. Zu diesem Punkt mochte ich eine Ausserung von S. D. Michaelis in seiner 1777 erschienenen Einleitung 1 ) heranziehen, die hier durch aus zutrifft. Er weist darauf hin, wie die alteren Ketzer in den beiden ersten Jahrhunderten, welche die Lehren des N. T. nicht annelimen wollten, sich mit kiinstlichen Er- klarungen einzelner Stellen behalfen, auch viele Stellen aus- merzten, also das Buch selbst mit Ausnahme dieser Stellen fiir ein echtes Werk des Apostels anerkannten, dass sie auch wohl gar Paulum oder einen anderen fiir einen Irrlehrer erklarten und also seine Schrift als unkanonisch verwarfen, aber sich gar nicht in Gedanken kommen liessen zu sagen, sie sei nicht von des Apostels Hand. „Dies ist das starkste Bekenntnis eines Gegners fiir die Authentie der Schriften, und wenn das in den ersten Jahrhunderten abgelegt wird, da man wissen musste, db etwas gegen sie ein zu wen den sei, ob sie etwa erst seit ein paar Menschenaltern plotzlich erschienen und damals 0 3. Aufl. p. 35. 109 zweifelhaft gewesen waren, so ist es der unwidersprechlichste Beweis aus dem Munde der Gegner, dass dergleichen Vorwurf nicht aufzutreiben war und sie bestandig yon der Apostel eigener Zeit her als ihr echtes Werk bekannt gewesen sind.“ Wir hatten erst dann ein Recht, aus dem Fehlen der Pastoralbriefe in der Sammlung Marcions einen Beweis gegen die paulinische Abfassung derselben zu entnehmen, wenn Marcion selber ausdriicklich diesen Grand hinzugefiigt hatte, dass sie nicht von Paulus seien. Dass aber weder er noch seine An- hanger nach ihm soldi einen Grand je vorgebracht haben (denn hatten sie ihn vorgebracht, so wiirden ihre Gegner, namentlich Tertullian, ihn nicht unwidersprochen und unwider- legt gelassen haben), muss uns in der That mit Michaelis fiir ein Beweis des Gegenteils, fiir ein Beweis der paulinischen Abfassung gel ten. Soldi Argument gegen Briefe, die ihnen unbequem sein mussten, hatten sie sich sicher nicht entgehen lassen, wenn sie nur den geringsten Anhalt dafiir gehabt hatten. Dass iibrigens auch die Yerwerfung der Pastoralbriefe in den haretischen Kreisen des 2. Jahrhunderts nicht allgemein war, erkennen wir aus einer Bemerkung des Hieronymus, der am angefiihrten Ort 1 ) in demselben Zusammenhang berichtet: Tatianus, Encratitarum patriarches, qui et ipse nonnullas Pauli epistolas repudiavit, hanc vel maxime, hoc est ad Titum, apostoli pronuntiandam credidit, parvipendens Marcionis et aliorum, qui cum eo in hac parte assentiunt, assertionem. Tatian hat also, wenn wir dieser Bemerkung des Hieronymus, fiir welche zwar irgendwelche weitere Anhaltspunkte fehlen, Glauben schenken, den Titusbrief angenommen; ja es scheint nach dem Wortlaut sogar, dass er ihn ausdriicklich als paulinisch angenommen habe. Nun ist damit allerdings, darin muss man Zahn 2 ) un- bedingt zustimmen, noch nicht gesagt, dass Tatian die beiden Timotheusbriefe verworfen habe, dass diese etwa die nonnullae repudiatae seien. Da Hieronymus einen Kommentar zum Titus- brief schreibt, kann man es sehr wohl begreifen, wenn er sich in diesem Kommentar eben nur iiber den Titusbrief aussert. Selbst wenn man aber annehmen will, dass Tatian die zwei x ) Siehe oben p. 105. 2 ) I, p. 427. 110 Timotheusbriefe verworfen liabe, so ist dam it iiber den Grand der Verwerfung noch nichts gesagt, und wenn auch bei dem Titnsbrief ausdriicklicli hinzugefiigt ist, dass er ihn als einen Brief Pauli ausgegeben babe, so ist damit nocb niclit der Schluss gerecbtfertigt , dass die Briefe, welcbe er verwirft, eben darum verworfen sind, weil er sie als unecbt ansali. Man konnte liocbstens in betreff Marcions und seiner Anhanger, deren Meinung zu dem apostoli pronuntiandam credidit in Gegen- satz gestellt wird, den Schluss machen, dass Marcion und seine Anhanger die paulinische Abfassung des Titusbriefes bestritten batten — ein Urteil des Hieronymus, das bei den Gegnern der Marcioniten, die ihnen zeitlicb nabe steben, keine Stutze findet, wie wir gesehen baben, und darum abgewiesen werden muss. Demnacb ist es auch unmoglich, in die Beurteilung Credners *) einzustimmen, der behauptet, dass es „dem kritischen Scharf- sinn Tatians“ alle Ehre mache, „dass er den bis auf weniges echten Brief an Titus aus den beiden ubrigen unechten Briefen wieder herausfand, wenn ibm vielleieht auch eine historisclie tiberlieferung zu statten kam“. Solch weitgehende Folgerungen e silentio sind doch zum mindesten sehr bedenklich und fur die Hypothese Credners, der, wie scbon erwahnt, den Titusbrief anerkennt und die beiden Briefe an Timotheus verwirft, eine sehr unsichere Stutze. Ein weiteres Zeugnis dafur, dass die Haretiker des 2. Jahr- bunderts nicht allgemein die Pastoralbriefe verwarfen Oder gar gegen ihre Kanonisierung protestierten , wie Holtzmann be- hauptet, ist auch dieses, dass nach Tertullian praescr. 25 einige Haretiker — Zahn vermutet in ihnen Valentinianer — sich fur ihre Geheim tradition auf 1 Tim. 6, 20 und 2 Tim. 1, 14 2 ) be- riefen, offenbar doch unter Annabme der paulinischen Abfassung der Briefe, um mit dem Namen Pauli ihre Tradition zu decken. Demgegeniiber berichtet freilicli Origines 8 ) von einigen, welche wegen 2 Tim. 3, 8 diesen Brief, offenbar ist speziell der 2 Tim. gemeint, verwarfen: Item quod ait: sicut Jamnes et *) Einleitung p. 478 ff. 2 ) In beiden Stellen erinnert Paulus den Timotheus an die nu^ad'ijy.rj y das „depositum“. 3 ) In Matth. comm, series 117 bei Migne p. 1769. Ill Mambres restiterunt Moysi, non invenitur in publicis scripturis,. sed in libro secreto, qui suprascribitur Jamnes et Mambres, liber. Unde ausi sunt quidam, epistolam ad Tim. repellere quasi habentem in se textum alicujus secreti, sed non potuerunt. Der Schluss dieses Satzes zeigt nun aber zugleich, dass in der Kirche zur Zeit des Origines die Pastoralbriefe unerschutterlich feststanden, und das schon geraume Zeit. Keineswegs steht es also so, dass der Widerspruch der Haretiker gegen die Pastoralbriefe allgemein war. Wo wir aber einem Widerspruch gegen dieselben begegnen, da ist der- selbe in vollem Masse aus dogmatischen Griinden zu erklaren,. und der Widerspruch — das ist vor allem wichtig — richtet sich nicht gegen die paulinische Abfassung der Pastoralbriefe, vielmehr wird dieser Widerspruch nur recht begreiflich, wie wir gesehen haben, unter der Yoraussetzung, dass bereits diese Briefe als echte paulinische Briefe uberall anerkannt waren. Wie aber steht es mit dem Urteil des Canon Muratori, auf welches sich Holtzmann beruft? 3. Die Pastoralbriefe im Canon Muratori. Wir geben zunachst die Stelle, die liier in betracht kommt, nach dem Facsimile von Tregelles Zeile 59 ueru ad Filemonem una „ 60 Et ad titu una (Lticke) e/t *) tymotheu duas pro affec „ 61 to et dilectione In honore tamen eclesiae ca- „ 62 tholice In ordinatione eclesiastice (Liicke) „ 63 2 ) descipline sclficate sunt Der Text ist verhaltnismassig klar. Es fragt sich zuerst, ob man das una zweimal stehen lassen und dementsprechend das duas in duae verandern will, 3 ) denn den Ausweg, dass man das duas als „Zweiheit“ mit Yolkmar 4 ) stehen lasst, kann man nicht annehmbar linden, oder ob man das duas als Akku- 0 Undeutlich. 2 ) Beginn einer neuen Seite. 3 ) So Credner, Lau- rent, v. Gilse, Mangold u. a. 4 ) In Credner, Gesch. d. nt. Kan. p. 358 Anm. 112 sativ stehen lassen und dementsprechend das zweifache una in unam andern will, wie Nolte und Hesse vorschlagen. Hie Aus- lassung eines “~ = m ist ja leicht moglich; die Akkusative wiirden dann auch von dem friilieren Paulus scribit Zeile 48. 50 abhangen- Richtiger aber scheint es, den Nominativ zu setzen, weil dafur die vorliergelienden Nominative prima, seconda bis septima sprechen, die man doch am besten als Nominative stehen lasst und nicht etwa in Akkusative verandert, und das duas in Zeile 69, Welches nur als Nominativ duae moglich ist. Auch so bleibt doch Paulus immer das logische Subjekt, und die Stellung der Briefe sowie der ganze Zusammenhang stellt die Briefe als unzweifelhaft paulinisch dar. Das einzige Pradikat, das wir in dem Satze finden, ist durcli scificate sunt ausgedruckt. Nun liegt es ja gewiss nahe, dass man zuerst versucht, hier einen einzigen durchgehenden Satz zu konstruieren, in welchem una, duae das Subjekt bilden und sclficate sunt, das man in der Regel in sanctificatae sunt umwandelt, das Pradikat. Dazu kommen dann zwei nahere Be- stimmungen, namlich erstens in honore ecclesiae catholicae und zweitens in ordinatione ecclesiasticae disciplinae, wahrend unseres Erachtens das pro affectu et dilectione, welches man gewbhnlich als dritte Bestimmung auf das Ganze bezieht und von alien 4 Briefen versteht, nur zu duae zu ziehen ist. Es soli ganz ahnlich, wie vorher bei den Korinther- und Thessa- lonicherbriefen die Zweizahl durch ein pro correptione erklart wurde, hier das duae, die Zweizahl, erklart werden mit den Worten pro affectu et dilectione: an den Lieblingsschuler schreibt er zwei Briefe. So wurde also dieses Bedenken weg- fallen, welches Zahn hervorhebt, *) dass das sanctificatae sunt zu pro affectu et dilectione nicht passe, da diese Worte nur ge- wissermassen parenthetisch zu verstehen sind. Das sanctificatae sunt soil aber auch zu den Worten in ordinatione ecclesiasticae disciplinae nicht passen. Es kann unmoglich, so horen wir von Zahn, von einem Heiligsprechen dieser Briefe zum Zweck der Regelung des kirchlichen Lebens, der kirchlichen Ver- fassung Oder Lebenssitte die Rede sein (er verandert in ordi- *) Zu dein ganzen Abschnitt siehe II, 1 p. 75-81. 113 nationem wie vorher in honorem), gleiclisam als ob die Kirclie auf die Kanonisierung hatte warten miissen, um sich eine Lebensordnung zu geben. Der Satz wird nach ihm nur ver- standlich, wenn ancli in den Worten in ordinationem wie in dem: pro affectu und : in honorem ein scbriftstellerisches Motiy Pauli an- gedeutet sei, wie das auch durcli Parallelen aus Schriftstellern jener Zeit nahegelegt werde. Dann aber mlisse in sanctificatae sunt, das er uberhaupt beanstandet, weil es eine in der alten Kirche unerhorte Vorstellung sei, dass Schriften, die von Iiaus aus nicht heilig seien, von der Kirche heilig gesprochen wurden, ein Fehler stecken. Er schlagt daher vor, significatae sunt zu lesen, was ja an sich nicht unmoglicli ist, da der Schreiber oft c fur g setzt, so dass das Wort sgificate lauten konnte. Er halt dieses significatae sunt flir eine ungeschickte Ubersetzung von dieTvitcb&rjoav oder vTtetvTtcbdTjGav , was bei kirchlichen Sendschreiben gebrauchlich sei und von Rufin geradezu mit scribere, conscribere iibersetzt werde, so dass das significatae sunt etwa gleicli scriptae sunt ware. Auch ohne die A up ah me eines griechischen Originals *) ware diese Bedeutung von signi- ficatae sunt u. E. wohl verstandlich, wie man denn in jenen Stellen aus Irenaus, in denen der lateinische Ubersetzer ein GY]f.iaLv£Lv-drilovv mit significare iibersetzt hat III, 12, 15; 1, 18, 13, das significare deutsch unbedenklich mit „schreiben“ wieder- geben konnte. Ferner muss in betracht gezogen werden, dass man im Altertum die Briefe in der Regel zu diktieren pflegte, wie das ja auch Paulus that, und dass durch ein beigefiigtes signum die Briefe, Erlasse und dergleichen zu Briefen u. s. w. der Unterzeichneten wurden. Auch hierfiir haben wir Belege in den Briefen Pauli 1 Kor. 16, 21; Kol. 4, 18; 2 Thess. 3, 17. Bei der Lesart significatae sunt = scriptae sunt wiirde sich also der Sinn ergeben, dass die 4 Briefe an einzelne Per- sonen, dennoch zur Ehre der katholischen Kirche und zum Zweck der Regelung des kirchlichen Lebens geschrieben sind. Man erhalt so allerdings einen einheitlichen, glatt durch- laufenden Satz und braucht keinerlei Erganzungen vorzunehmen, wie z. B. Hesse es thut, der ein sunt hinter in honore (wie er liest) ecclesiae catholicae setzt: sie sind in Ehre bei der x ) Siehe dariiber oben p. 66 f. Steinmetz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 8 114 katholischen Kirche, wahrend andere ein scriptae sunt nach dilectione einfugen — aber sollte nicht doch, wenn man naher zusieht, durcli die Konjektur Zabns ein fremder Sinn in diese Stelle hineingelegt werden ? entspricht nicht gerade das sancti- ficatae sunt dem Zusammenhang und Sinn besser? Der Verfasser hat von den Gemeindebriefen Pauli geredet und es bedeutsam gefunden, dass deren sieben sind. Das scheint mit den sieben Sendschreiben der Apokalypse in Parallele zu stehen und ist in symbolischer Deutung also zu verstehen, dass Paulus an die ganze Kirche schreibt. Nun sind aber noch weitere Briefe Pauli vorhanden, diese sind nicht an Gemeinden, sondern an einzelne Personen ge- schrieben, daher die Einleitung mit verum. Wie kommen nun diese Privatbriefe zu kanonischem Ansehen in der ganzen katholischen Kirche, zu allgemeinem gottesdienstlichen Ge- brauch? Diese Frage liegt offenbar hier versteckt, und sie findet eine Antwort in den Worten: in ordinatione ecclesiasti- cae disciplinae sclficatae sunt. Diesem Sinn entsprechend kann man nur sanctificatae sunt lesen, das auf gleicher Stufe steht mit dem recipere Zeile 66, recipi non potest, recipimus (72), nihil, in to turn recipimus (82) cf. auch legi in ecclesia nolunt (73) ; vergleiche auch die bei Zahn angefiihrte Verbindung aus Tertullians de carne 20: sanctissimi et receptissimi prophetae David. Die Anerkennung und Aufnahme der Pastoralbriefe zu gottesdienstlichem Gebrauch, welche mit dem sanctificatae sunt ausgedruckt ist, findet ihre Erklarung durch den Zusatz: in ordinatione ecclesiasticae disciplinae. Dieser Ausdruck ecclesi- astica disciplina ist, wie Harnack J ) sagt, uniibersetzbar und umfasst das ganze cliristliche Leben. 2 ) Es ist naturlich, wenn man sanctificatae sunt lesen muss, ausgeschlossen zu verbessern: in ordinationem und liierin ein schriftstellerisches Nlotiv Pauli zu fin den ; es muss in ordinatione 0 Zeitscli. f. K.-Gesch. 1879. 2 ) Hilgenfeld, Zeitsch. fiir wissensch. Theol. 1872, hat seine urspriingliche Ubersetzung von disciplina = xccvoir, mit welcher er den Sinn verband, dass die Briefe bei Anordnung des „Canons“ beilig erklart seien, wieder fallen lassen und spater jt aiSeia ge- wablt. Lagarde iibersetzt ayaytoy^ Nolte nohreta. 115 stehen bleiben. Damit wird die Veranlassung angegeben, die zur Aufnahme der Privatbriefe fiihrte. Als man dem kirch- lichen Leben Aufmerksamkeit zuwandte und dasselbe regelte und ordnete, da fand man in diesen Privatbriefen eine reiche Fiille gottlicher Weisheit und eine reiche Fundgrube. Sie legitimierten sich gewissermassen selbst als heilige inspirierte Schriften. So kann auch das sanctificatae sunt selber nicht mehr beanstandet ;werden, wie Zahn es thut. Heisst auch sanctificare heilig machen, so darf man das doch einmal nicht auf einen Akt bei Feststellung des Canons deuten, denn yon einem solchen Akt ist geschichtlich nichts bekannt, die Briefe kamen vielmehr, wie Hesse richtig erklart hat, durch den Ge- brauch zu canonischem Ansehen; und zweitens darf man nicht aus dem sanctificatae sunt die Anschauung entnehmen, dass die Briefe, obgleich eigentlich unheilig, nun heilig gemacht waren durch das Urteil der Kirche, wozu Zahn derselben mit Recht die Kompetenz abspricht. Sie waren schon heilig ; man erkannte bei Ordnung des kirchlichen Lebens ihre Heiligkeit und Gottlichkeit, ihre Inspiration — die naturliche Folge war : sie wurden nun auch offentlich heilige Schriften, indem man sie ansah als rezipierte canonische Bucher und sie im Gottes- dienst vorlas. Dagegen spricht auch nicht, dass in den yon Zahn p. 79 angefiihrten Parallelen aus Schriftstellern jener Zeit bei Er- wahnung der Pastoralbriefe die Ordnung des kirchlichen Lebens als schriftstellerisches Motiv Pauli betont wird, geschweige dass man aus diesem Grunde in ordinationem lesen miisste, was ja wieder auf die von uns bereits abgewiesene Konjektur significatae sunt fiihren wiirde. Sind sie auch von Paulus zu diesem Zweck geschrieben, so kann das doch auch wolil mal von der anderen Seite betrachtet werden, dass sie bei der Regelung des kirchlichen Lebens gebraucht wurden, was zur sanctificatio fiihrte. Nun bleibt noch iibrig : in honore tamen ecclesiae catholicae. Es handelt sich zunachst darum, ob man diese Bestimmung zu sanctificatae sunt ziehen Oder enger mit den ersten Worten des Satzes verbinden will. In keinem Falle wird das in honore passen ; man wird in honorem andern miissen, was auch an sich 8 * 116 unbedenklich ist ; ein m Zeichen “ konnte auch hier leicht aus- fallen. Diese Anderung wird dadurch nicht verboten, dass man das in ordinatione stehen lasst. Diese beiden Zufiigungen in honore — in ordinatione sind nicht koordiniert und gleichartig, denn sonst waren sie durch ein et verbunden. Zieht man nun das in honorem tamen eccles. cath. zu sanctificatae sunt, so wiirde sich der Sinn ergeben : sie sind dennoch (obwohl Privatbriefe) rezipiert gleichsam in die Ehre hinein, so dass sie nun Ehre bei der katholischen Kirche ge- niessen. Es wiirde das dann mit dem recipere in ecclesiam catholicam (Zeile 66) korrespondieren , aber dagegen spricht, dass dann ecclesiae catholicae gen. subj. ware — die katholische' Kirche ehrt die Briefe — was doch wohl grammatisch nur bei in honore ginge. Man miisste also aus diesem Grunde doch schon davon absehen, das in honorem mit sanctificatae sunt zu verbinden. Es bliebe dann nur, wenn man den eben ange- gebenen Sinn hier durchaus findet, die Moglichkeit, in honore stehen zu lassen, was dann wieder zu sanctificatae sunt nicht passt, so |dass man mit Hesse ein sunt erganzen miisste: in honore tamen ecclesiae catholicae sunt (in honore esse aii- cujus oder alicui): sie stehen in Ehren bei der katholischen Kirche. Da es nun aber gewiesener ist zu versuchen, ohne Er- ganzungen auszukommen, so ist es vorzuziehen, das in honorem tamen eccl. cath. zu den ersten Worten zu ziehen und hier allerdings ein schriftstellerisches Motiv Pauli zu finden ; er hat diese Briefe, obwohl sie an einzelne adressiert sind, dennoch zur Ehre, wir konnten vielleicht sagen: im Interesse der ganzen Kirche geschrieben. Das hat man damals, als man der Kegelung des kirchlichen Lebens, dem inneren Ausbau sich zuwandte, erkannt, und so sind sie nach und nach geheiligt, d. h. in gottesdienstlichen Gebrauch genommen. Wir wiirden dann freilich nicht ein en glatt durchlaufenden Satz haben, wie ihn Zahn konstruiert, aber das kann uns nicht beeinflussen. Wir erganzen auch nicht ausdrucklicli etwa nach in honorem tamen eccl. cath. ein scriptae sunt ; diese Erganzung giebt der Sinn yon selbst. Da die Konstruktion in dem Schriftstiick uberhaupt bunt und Wunderlich genug ist, so passt ein solcher 117 kompendiarischer Satz, namentlicli hier bei der Aufzahlung: una, una, duae sehr gut, und der Sinn ist klar. Die Stelle wiirde demnacli also lauten: verum ad Pliilemonem una et ad Titum una et ad Timotlieum duae pro affectu et dilectione in honorem tamen ecclesiae ca- tholicae. In ordinatione ecclesiasticae disciplinae sanctificatae sunt. Wir iibersetzen: Aber ein Brief an Philemon, einer an Titus, an Timotheus zwei aus zartlicher Zuneigung, dennoch (obwohl an einzelne Personen geliend, geschrieben) zur Ehre (im Interesse) der katholisehen Kirche. Bei der Regelung des kirchlichen Lebens sind sie geheiligt worden (rezipiert und zum gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt). Wir sehen also, dass diese Briefe des Apostels, obgleich sie als echt paulinisch galten, wie auch der Zusammenhang im Can. Mur. deutlich zeigt, doch erst ihre Stellung im Canon sich erobern mussten. Geschrieben als Privatbriefe an einzelne, musste man ihre Bedeutung fur die ganze Kirche erst er- kennen. Es ist lediglich der zuerst in die Augen fallende Charakter dieser Briefe als Privatbriefe, welcher ihrem kirch- lich kanonischen Ansehen im Wege stand, und es wiirde sich hier also der bereits friiher, wie Zahn meint, von Mar cion selber gegen die Aufnahme der Pastoralbriefe in seinem Apostolos geltend gemachte Grund wiederholen. 2 ) Ist aber bereits oben dargethan, dass Marcion schon die Pastoralbriefe in dem kirchlichen Canon vorgefunden liaben muss, so kann auch aus dieser Stelle des Can. Muratori nicht der Schluss gemacht werden, dass die Pastoralbriefe erst kiirzlich vor der Zeit, in welcher der Verfasser schreibt, in den kirchlichen Canon aufgenommen seien, also nach der Zeit Marcions. Der Ausdruck in ordinatione disciplinae ecclesiasticae weist vielmehr auf eine langere Entwickelung hin, und wenn sogar derjenige Privatbrief, welcher selbst nach der Meinung derjenigen, welche die Pastoralbriefe zur Zeit Marcions noch nicht als Bestandteil des kirchlichen Canons ansehen wollen, doch schon *) Siehe oben p. 104 f. 118 zu Marcions Zeit sich im Canon befand, also am friihesten auf- genommen sein soil, der Brief an Philemon, noch im 4. Jahr- hnndert um seines Charakters willen als Privatbrief ange- fochten wurde und yon Hieronymus, Chrysostomus und Theodor y. Mojpsuestia *) als mit Eecht zum Canon gehorig yerteidigt werden musste, so konnen wir uns nicht wundern, dass der Yerfasser [des Canon Muratori solche Bedenken gegen die Privatbriefe, die in den kirchlichen Kreisen an sich nicht als ganz unberechtigt angesehen wurden, beriicksichtigt und als unbegriindet abweist, wenn sie gleich schon langer zum Canon gehorten. Dass aber die Privatbriefe im Canon Muratori augenschein- lich eine Gruppe fur sich bilden, das weist uns vielleicht dar- auf hin, dass dieselben eine Kolle oder spater ein Buch fiir sich im kirchlichen Canon bildeten. Unzweifelhaft aber erkennen wir aus dieser Stelle des Canon Muratori, dass in der Kirche gegen das Ende des 2. Jahrhunderts die Pastoralbriefe zum kirchlichen Canon ge- horten und als Briefe des Apostels Paulus angesehen wurden. Das wird auch bestatigt durch die altesten Ubersetzungen, die syrische Peschito und die lateinische Itala, und hat auch fiir die Folge seine Geltung behalten. Wir finden iiberall die 13 Briefe des Paulus zusammengestellt. Origines sowolil als Eusebius sind Zeugen fiir die Echtheit der Pastoralbriefe, denn beide erkennen sie als paulinisch an. Endlich finden wir in dem Canon Mommsenianus 2 ) (nach Zahn in den Jahren 350 bis 390 verfasst) 13 paulinische Briefe angegeben, und in dem Canon Claromontanus 3 ) (nach Zahn Ende des 3., Anfang des 4. Jahrhunderts) sind die Pastoralbriefe als Briefe Pauli be- zeichnet, wahrend in dem Canon Cy rills von Jerusalem 4 ) (nach Zahn etwa 348) 14 Briefe Pauli gerechnet werden mit Ein- schluss des Hebraerbriefes. *) Siehe die bei Zahn I, 1 p. 267 angefuhrten Stellen. 2 ) Abgedruckt bei Zahn II, 1 p. 143. 3 ) Abgedruckt bei Zahn II, 1 p. 157. 4 ) Ab- gedruckt bei Zahn II, 1 p. 177. 119 Durfen wir demnach behaupten, dass die Pastoralbriefe sehr gut bezeugt sind, so hat bis in das 19. Jahrliundert hinein auch niemand ihre Echtheit angefochten. Erst unserem Jahr- hundert ist es vorbehalten geblieben, Zweifel an der Echtheit derselben zu aussern. J. C. Schmidt *) und nach ilirn Schleier- macher in seinem Sendschreiben an Gass 2 ) waren die ersten, welche den 1. Timotheusbrief als unecht verdachtigten, und alsbald sprach Eichhorn 3 ) das Verwerfungsurteil iiber alle drei aus. Damit hatte die Kritik begonnen und ist bis auf den heutigen Tag nicht verstummt. Es wiirde zu weit fiihren, an dieser Stelle der Geschichte dieser Kritik bis ins einzelne nachzugehen ; es liegt uns hier allein ob, die Griinde zu prufen, mit welchen die Kritik gegen die Pastoralbriefe zu Felde ge- zogen ist. Yon vornherein muss es freilich bedenklich er- scheinen, dass erst so spat Zweifel an der Echtheit der Pastoral- briefe laut geworden sind, nachdem sie 18 Jahrhunderte lang in der christlichen Kirche als Werke des Apostels Paulus gegolten haben, und dass namentlich die alteste Zeit, welche der Abfassungszeit dieser Briefe am nachsten stand, und in welclier das Ansehen eines Briefes doch eben vor allem an der Gewissheit seiner apostolischen Abfassung hing, keinerlei Bedenken gegen dieselben geaussert hat. Beachten wir nur, wie ganz anders es mit dem Hebraerbrief von Anfang an ge- standen hat: da werden gleich in der ersten Zeit Bedenken und Zweifel laut. Wir verweisen hier nochmals auf das be- reits weiter oben 4 ) angefiihrte Urteil von J. D. Michaelis und werden ihm recht geben miissen, dass mehr als alles andere fiir die Authentie der Pastoralbriefe dieses spricht, dass nicht ein- mal die haretischen Kreise, welche die Pastoralbriefe verwarfen, es gewagt haben, die paulinische Abfassung derselben zu be- streiten. Wenn wirklich begrundete Zweifel an der Echtheit dieser Briefe sich finden lassen, so hatten doch jene haretischen Kreise, die der apostolischen Zeit und ihren Uberlieferungen zeitlich nahe standen, dieselben viel leichter finden miissen *) Einl. 2 ) In Schleiermachers Werken, G. Reimers, Berlin 1866 I, 2 p. 221 ff. 3 ) Einl. 4 ) Sielie oben p. 107 f. 120 und beweisen konnen als eine Zeit, die von der apostolisclien so weit entfernt ist, zumal da ohne Frage jene haretischen Kreise das grosste Interesse daran haben mussten , ihr Ver- werfungsurteil mit der Behauptung der Uneclitheit der Briefe zu stiitzen. Hat gleicbwohl die neuere Zeit sicli nicht gescheut, die Echtheit der Pastoralbriefe anzufechten, so ximssen es sebr scliwerwiegende Griinde sein, wenn sie die auf gewiclitigen, alten und wolil beglaubigten Zeugnissen ruhende Echtheit der Briefe erschiittern sollen. Man kann hier — das wird yon vornherein einlenchten — nicht mit Mutmassungen und Hypo- thesen etwas ansrichten, es miissen vielmelir zwingende und unanfechtbare Griinde yorgebracht werden, welche die pauli- nische Abfassung geradezu unmoglich machen und die in ihrer zwingenden Beweiskraft allgemein anerkannt werden. Sehen wir uns daher die Griinde, welche gegen die pauli- nische Abfassung der Pastoralbriefe geltend gemacht sind, des naheren an. Einer der hauptsachlichsten Griinde, welche gegen die Echtheit der Pastoralbriefe angefiihrt sind, ist der Umstand, dass es an den rechten historischen Unterlagen fur dieselben fehlt, dass man in dem Leben des Apostels, soweit es uns aus der Apostelgeschichte und den Briefen Pauli bekannt ist, keine Epoche linden kann, in welche sicli diese Briefe ein- gliedern. Bichten wir also unser Augenmerk auf die Notizen und Andeutungen, welche die Briefe selbst enthalten, suchen wir aus ihnen die historische Situation darzustellen ! 121 Kapitel II. Die historische Situation, welclie (lie Pastoral- briefe voraussetzen. Wir werden hier jeden der drei Briefe einzeln betrachten miissen, denn wenn es uns auch unumstosslich feststeht, dass diese drei Briefe aus derselbeu Zeit stammen und wir darin dem Urteil Eichhorns *) beipflichten, der bereits auf die Un- moglichkeit hinwies, „leiblicii zu trennen. was geistig zusammen- gehort“ ; und dem Urteil Holtzmanns , 2 ) der sagt , dass diese drei Briefe „unzertreimlichere Drillinge“ seien, ,,als Eplieser- und Kolosserbrief Zwillinge sind“, so ist docli dieses Urteil keineswegs allgemein anerkannt. Yon zwei Seiten zwar wird auf die enge Zusammengehorigkeit der drei Briefe mit Nach- druck hingewiesen, namlich einmal yon denen, die wie Eich- horn und Holtzmann alle drei Briefe zusammen als unecht verwerfen, und zweitens von denen, welclie eine zweite Ge- fangenschaft Pauli postulieren und die Briefe in einem zwischen der ersten und zweiten Gefangenschaft liegenden Zeitraum, bezw. den 2. Tim. in die zweite Gefangenschaft ver- weisen, so z. B. Hutlier, 3 ) Weiss u. a. Weiss 4 ) aussert sich also: Unsere Briefe zeigen „eine so grosse Yerwandtschaft untereinander, dass, wenn sie liberliaupt von demselben Ver- fasser herriihren und niclit einer Oder der andere eine Nach- bildung der anderen sein soil, sie in nachster Zeitnahe ge- schrieben sein mtissen“. Dem stimmt auch Godet 5 ) zu: „Man sieht also, dass unsere drei Briefe eine Gruppe bilden, deren Glieder untrennbar sind.“ Denen gegeniiber aber stelien ein- mal die, welche mit einer zweiten Gefangenschaft Pauli niclit rechnen wollen und nun, indem sie die Briefe fiir echt halten, sie auseinanderreissen und den einen hier, den anderen da Einl. ins N. T. Ill, 1 p. 315. 2 ) p. 7. s ) In Meyers Komm. p. 28 29. 4 ) Meyers Komm. p. 15 f. 5 ) Einl. ins N. T. p. 345. 122 unterzubringen suchen miissen, und sodann diejenigen, welche nur den einen Oder anderen dieser Briefe ftir echt ansehen und dadurcli der Millie iiberhoben sind, fiir die anderen einen Raum im Leben des Apostels zu suchen. Wir sind daher ge- notigt, zunachst die historische Situation eines jeden einzelnen der drei Briefe festzustellen. Fangen wir mit demjenigen Briefe an, welchen die Kritik am haufigsten als unecht dargestellt hat, mit dem 1. Timotheus- brief. 1. Die historische Situation des 1. Timotheus- b r i e f e s. Aus den einleitenden Worten des 1. Kapitels geht zur Ge- niige hervor, dass der Apostel eine Zeitlang mit Timotheus gemeinsam in Ephesus gewesen war und dann bei seiner Ab- reise nach Makedonien den Timotheus daselbst zuruckgelassen hatte, denn nur auf eine Reise des Apostels nach Makedonien konnen die Worte Ttoqevofxevog eig Maxed ov Lav bezogen werden und nicht auf eine Reise des Timotheus, wie Otto *) behauptet. Aus 3, 15 erfahren wir ferner, dass des Apostels Absicht war, bald wieder nach Ephesus zuriickzukehren, dass er aber den- noch den Brief schreibt, um fiir den Fall einer Verzogerung den Timotheus nicht ohne Anweisung zu lassen in den, wie es scheint, teilweise reclit schwierigen Verhaltnissen, in welchen er sein Amt auszurichten hat. Wo fin den wir nun im Leben des Apostels eine Situation, welche der liier gezeichneten entspricht? Nur ein einziges Mai wird uns in der Apostelgeschichte davon bericlitet, dass Paulus von Ephesus nach Makedonien reiste, namlich am Ende seines dreijahrigen Aufentlialtes in Ephesus, als er diese Stadt endgultig verliess, denn act. 20, 1 heisst es geradezu eigrjX- &ev 7ZOQeueo&ai eig Maxedovlav. Aus dem 1. Korintherbrief Kap. 16 erfahren wir jedoch, dass Paulus sich bereits vorge- setzt hatte, Makedonien nur auf der Durchreise nach Korinth J ) Geschichtl. Verhaltnisse der Pastoralbriefe p. 28 ff. 123 zu beriihren. Dort dachte er zu uberwintern und hoifte von den Korin them geleitet zu werden, wohin es gehe (oh lav no- Q€V(OjUai). Wir sehen also, dass diese Reise nicht der im 1. Timo- theusbrief gezeichneten Situation entspricht. Zwar dass Paulus in dem 1. Timotheusbrief als sein Reiseziel Makedonien nennt, wahrend er doch im Grunde nach Korinth will, kann zu Be- denken keinen Anlass geben, denn immerhin wollte Paulus doch iiber Makedonien reisen, und es hat nichts Befremdendes wenn er nur das nachstliegende Ziel erwahnt. Der Widerspruch liegt vielmehr darin, dass Paulus nach dem 1. Timotheusbrief nur kurze Zeit abwesend zu sein gedachte und nur mit der Moglichkeit einer Verzogerung rechnete, wahrend es nach dem 1. Korintherbrief und namentlich nach den Worten, er wolle yon ihnen geleitet werden, wohin es gehe (oh lav itogevio^iai), ganz offenbar ist, dass Paulus sein Werk in Ephesus als ab- geschlossen ansieht und nicht beabsichtigt, dorthin zuriickzu- kehren, sondern eventuell Jerusalem aufzusuchen 1 Kor. 16, 4 und als letztes Ziel schon Rom ins Auge fasst act. 19, 21, wie er denn auch nachher Ephesus nicht wieder beriihrt hat. Dazu kommt noch die weitere Schwierigkeit, dass damals, als der Apostel Ephesus am Elide seines dreijahrigen Aufent- haltes verliess, Timotheus gar nicht in Ephesus war. Der Apostel hatte ihn vor sich hergeschickt nach Korinth, und nach dem 2. Brief an die Korinther, der in Makedonien ge- schrieben ist, war Timotheus zur Zeit der Abfassung desselben wieder bei dem Apostel. Nun konnte man freilich einwenden, dass Paulus nach 1 Kor. 16, 11 den Timotheus wieder in Ephesus erwartet. Da wir nun auch nicht wissen, ob etwa der Aufstand des Demetrius, der den Apostel aus Ephesus ver- trieb, friiher fallt, als Paulus sowieso beabsichtigt hatte, die Stadt zu verlassen, so ist es nicht geradezu unmoglich, dass Timotheus noch vor der Abreise Pauli aus Ephesus dorthin zuruckgekehrt ware. Man konnte dafiir auch anfiihren, dass Timotheus gar nicht bis Korinth gekommen zu sein scheint, denn sonst wiirde doch der Apostel in dem 2. Korintherbrief etwas von den Nachrichten erwahnen, die Timotheus ihm ge- bracht hatte, und auch 2 Kor. 12, 18 den Timotheus nicht 124 unerwahnt lassen, oder man miisste schon einen yerloren gegangenen Brief zwisclien dem 1. und 2. Korintherbrief setzen, wie Bleek und andere thun (dagegen siehe Weiss, Einl. p. 214). Damit, dass Timotheus nicht nach Korinth liingekommen ware, wiirde es denn auch stimmen, dass act. 19, 22 nur yon einer Reise des Timotheus nach Makedonien herichtet. 1st es nun auch nicht geradezu unmoglich, dass Timotheus vor der Ahreise Pauli nach Ephesus zuruckgekehrt ist, so ist es doch selir unwahrsclieinlich , denn in Makedonien ist er nach 2 Kor. 1, 1 schon wieder in der Gesellschaft des Apostels. Man miisste dann schon zu einer weiteren Hypothese greifen, dass namlich irgend welche uns unbekannte Ereignisse die Wirksamkeit des Timotheus unerwartet heendeten. Diese Hypothese ist aber um so un wahrscheinlicher , als die Zeit zwisclien der Ahreise Pauli aus Ephesus und der Abfassung des 2. Korintherbriefes so kurz ist, dass Timotheus gar nicht in diesem kurzen Zeitraum einen Brief des Apostels erhalten und nach Empfang desselben zu Paulus in Makedonien stossen konnte, ehe derselbe den 2. Korintherbrief schrieb. Rechnet man diese Schwierigkeit zu der anderen bereits heryorgehobenen hinzu, dass Paulus gar nicht nach Ephesus zuruckzukehren gedachte, so kann man sich dem Schluss nicht entziehen, dass diese act. 20, 1 if. berichtete Reise Pauli nach Makedonien mit der im 1. Timotheusbrief bezeichneten Ab- reise Pauli aus Ephesus nach Makedonien nicht identisch sein kann. Man hat daher die im 1. Timotheusbrief erwahnte Ab- reise des Apostels in eine friihere Zeit legen wollen, namlich in die Zeit des dreijahrigen Aufenthaltes Pauli in Ephesus. Dass der Apostel von Ephesus aus eine Reise nach Makedonien unternommen und wahrend derselben den Timotheus mit der Leitung der Gemeinde beauftragt und ihm bei Eintritt einer Verzogerung schriftliche Auftrage zugesendet haben kann, ist ja durchaus nicht als unmoglich ausgeschlossen. Wir wissen aus der Notiz 2 Kor. 12, 14: Idol toltov tovto holfttog H co i’/.ihiv TtQog v/uag , dass Paulus ausser auf den zwei Reisen, welche die Apostelgeschichte berichtet, noch einmal Korinth besucht haben muss, und man hat diese Reise ziemlich allge- 125 mein in die Zeit des Aufenthaltes Pauli in Ephesus gelegt. So konnte ja aucli die Reise nach Makedonien in diese Zeit fallen. Man konnte sich yielleicht den Aufenthalt des Apostels in Ephesus so denken, dass diese Stadt fur ihn gleichsam das Missionszentrum war, von dem aus er die Gemeinden Asiens und Europas im Glauben starkte. Moglich ware es dann, dass er die Reise nach Korinth iiber Makedonien ausgefiihrt, mog- lich auch, dass er einen besonderen Abstecher nach Make- donien gemacht hat. In welche Zeit des ephesinischen Aufent- haltes diese Reise Pauli dann fallen wiirde, darilber kann natiirlicherweise nichts bestimmt werden, nur wird man sie nicht, wie es Eylau 1 ) thut, in die Zeit zwischen der Ab- fassung des 1. und 2. Korin therbriefes setzen durfen; es wird nicht angehen, den Apostel in der kurzen Zeit, die dann zur Verfiigung steht, eine Seereise nach Korinth ausfiihren zu lassen, geschweige die viel langere Landreise durch Make- donien, die noch dazu Verzogerung mit sich brachte. Zudem wiirde dann die Reise doch wieder ungefahr mit dem Ende des Aufenthaltes Pauli in Ephesus zusammenfallen, und die bereits hervorgehobenen Schwierigkeiten wiirden sich wieder geltend machen. Aber auch wenn man die Reise friiher legt, so ergeben sich yon anderer Seite her uniiberwindiiche Bedenken und Schwierigkeiten. Welch eine unertragliche Situation, dass der Apostel schon eine Zeitlang, etwa 1 Oder 2 Jahre in Ephesus war und doch erst seinem Schuler aufgeben muss, Dinge an- zuordnen und Ubelstande zu beseitigen, yon denen niemand einsieht, warum er sie nicht lieber selbst angeordnet bezw. abgestellt hat! Die Instruktionen , welche Timotheus erhalt, erklaren sich doch nur unter der Voraussetzung, dass Paulus nur kurze Zeit in Ephesus weilte und die Anordnungen, mit deren Ausfiihrung er den Timotheus beauftragt, nicht selbst ausfiihren konnte. Noch ein anderes Moment kommt hier in betracht, das die Abfassung des 1. Timotheusbriefes ebenso wahrend des dreijahrigen Aufenthalts Pauli in Ephesus als am Schluss des- J ) Chronologie der Pastoralbriefe. 126 selben bei seiner Abreise verbietet, das ist der Zustand der Gemeinde, der ein langeres Bestehen und eine langere Ent- wickelung unbedingt fordert. Hat man sogar die Entwickelung so weit vorgeschritten gefunden, dass man aus ihr die Unmog- lichkeit der Abfassung der Briefe durch den Apostel bat be- weisen wollen, so ist es gewiss ganz unmoglich, die Zustande der Gemeinde zu erklaren, wenn dieselbe erst einige Jahre bestand. Ferner fallt hier ganz besonders ins Gewicht, dass Paulus in seiner Abscliiedsrede an die Altesten der Gemeinde von Ephesus (act. 20), die er nach Milet beschieden hatte, das Auf- treten von Irrlehrern erst fiir die Zukunft verkiindet, wahrend dieselben nach dem 1. Timotheusbrief schon da sind. Das ware, wenn der Brief vor die Bede zu setzen ist, wie das bei der Annahme der Abfassung wahrend des Aufenthalts Pauli in Ephesus Oder am Ende desselben geschehen muss, ein un- losbarer und unerklarbarer Widerspruch. Endlich wiirde bei der in Rede stehenden Annahme der 1. Timotheusbrief zwischen dem Galater- und dem 1. Korintherbrief geschrieben sein, was gleichfalls als unmoglich erscheinen muss. Diese angefiihrten Grunde sprechen erst recht gegen an- dere, noch kiinstlichere Gestaltungen der Situation, z. B. dass man die Abreise Pauli nach Makedonien mit der act. 18, 21 berichteten Abreise Pauli aus Ephesus identifiziert , obwohl Paulus damals gar nicht nach Makedonien reiste und eine Ge- meinde in Ephesus noch nicht einmal bestand, oder dass man den Timotheus nach act. 20, 3 — 5 von Korinth aus, wo er sich mit Paulus befand, nach Ephesus voranreisen lasst, wahrend Paulus nach Makedonien reist und von da an ihn schreibt. Man braucht nur 1 Tim. 1, 3 zu lesen, so widerlegen sich solche Hypothesen von selbst, ganz abgesehen davon, dass die bereits angefiihrten Grunde sie unmoglich machen. Wir konnen also, da die einzige Epoche im Leben des Apostels, in welche der 1. Timotheusbrief auf den ersten Blick sich einzugliedern scheint, bei naherer Betrachtung sich als ungenugend und unmoglich darstellt, gewiss behaupten, dass fiir die in dem 1. Timotheusbrief gekennzeichnete Zeitlage sich in dem uns bekannten Leben des Apostels kein Raum finden lasst. 127 Vielleicht wird es uns leichter werden, die Situation, wie sie sich aus dem 2. Timotheusbrief ergiebt, in dem Leben des Apostels wieder zu finden. 2. Die historische Situation des 2. Timotheus- briefes. Der Apostel ist gefangen und zwar in Rom, wie wir 1, 17 erfahren. Aus der Gefangenschaft in Rom schreibt Paulus an den Timotheus, den wir offenbar in Ephesus zu suchen haben. Dagegen spricht nicht die Notiz 4, 12 : Tv%iwn aTteOTEila eig 'Ecpeoov . Holtzmann 1 ) ist zwar der Meinung, dass sich hier der Falsarius verrate, indem er sich nicht aller Konsequenzen der yon ihm gewahlten Situation bewusst ge- blieben sei. Das ist jedoch unseres Erachtens eine vollig un- berechtigte Schlussfolgerung, denn dass das Wort eig ’’Ecpsoov an sich sehr wohl in einem nach Ephesus gerichteten Briefe stehen konnte, giebt Holtzmann selbst zu, und Ahnliches kommt auch in anderen paulinischen Briefen vor; cf. 2 Kor. 1, 23. Dass freilich die Bemerkung ziemlich iiberflussig ware, wenn Tychikus selber der Uberbringer des Briefes sein sollte und aTtsoxsila im Briefstil zu verstehen ware, ist rich tig — aber das ist ja nirgends angedeutet, und auch Holtzmann fuhrt das nur als eine eventuelle Erklarung an. Die aus- driickliclie Erwahnung der Sendung des Tychikus hat gar nichts Bedenkliches, wenn wir annehmen, dass der Brief fur sich geschickt wurde und Tychikus vielleicht noch gleichzeitig an- dere auf dem Wege zu erledigende Auftrage erhielt und dem entsprechend erst spater als der Brief in Ephesus ankommen konnte. Dann wusste Timotheus, dass ein Ersatz fiir ihn unterwegs war, und konnte sofort dem Ruf des Apostels nach Rom folgen und selbst den Markus mitnehmen, wie Paulus bittet, ohne zu furchten, dass die Gemeinde verwaist werde. Dieser Zusammenhang ergiebt sich auch ganz natiirlich, denn vor dieser Nachricht, dass Paulus den Tychikus gesandt habe, *) p. 26 . 128 findet sicli in dem vorhergehenden Verse die Bitte, den Markus mitzubringen. Dass wir Timotheus in Ephesus zu suchen haben, darauf deuten auch die Griisse an Aquila und Priscilla liin, sowie die Erwahnung, dass Erast in Korinth geblieben und Trophimus in Milet krank geworden sei, denn Aquila und Priscilla waren in Ephesus, und die beiden anderen waren Epheser, die offen- bar den Apostel begleitet haben. Darauf deutet endlich auch die Warnung yor dem Schmied Alexander liin, welclier jeden- falls mit dem Alexander des 1. Timotheusbriefes identisch ist. Uber die Lage des Apostels werden wir durch die mannig- fachen speziellen Bemerkungen unterrichtet, an denen der 2. Timotheusbrief reich ist. Wir erfahren, dass er sich sehr vereinsamt ftihlt, da yon den Genossen seiner Reisen allein Lukas bei ihm ist. Demas hat sich ganz yon ihm abgewendet (4, 10) und die Sache des Apostels yerleugnet. Crescens, der uns sonst unbekannt ist, ist nach Gallien, Titus nach Dalmatien gereist ; den Tychikus hat er selbst entsenden rniissen, und Lukas ist vermutlich noch nicht lange bei ihm, was aus der Er- wahnung des Umstandes hervorgeht, dass niemand dem Apostel zur Seite stand bei seinem ersten Verhor (4, 16). 1 ) Auch icdvTeg oi Iv Tfj Uoia (1, 16) haben ihn im Stich gelassen, was wohl dahin verstanden werden muss, dass niemand auf des Apostels Bitten zu ihm gekommen war, denn wenn auch uber den Aus- druck cc7t£GTQ(xcprjGav gestritten werden kann, so zeigt doch das 7idvT£g sowohl wie der Ausdruck iv ’AoLa. dass diese Asiaten, von denen er Phygelos und Hermogenes namentlich auffiilirt, nicht in Rom, sondern in Asien zu suchen sind. 2 ) Nur Onesiphorus hat ihn in seinen Banden oft erquickt, sei es nun, dass der Wunsch, den Apostel zu sehen, Oder andere Ge- schafte ihn nach Rom gefiihrt haben, und der Apostel ist ihm dafiir herzlich dankbar. Die Griisse, welche Paulus von Gliedern der romischen Gemeinde sendet, zeigen, dass Paulus wenigstens 0 Wir beziehen die TtoujTrj dnoloyia auf ein erstes Verhor in der gegen- wartigen Gefangenschaft; siehe oben p. 33. Doch wird hier ja zunachst von der Moglichkeit einer zweiten Gefangenschaft abzusehen sein, da der Ver- such beurteilt wird, die Gefangenschaft des 2 Tim. mit der der acta zu identifizieren. 2 ) cf. Weiss in Meyers Komm. p. 278. 129 zur Zeit, da er den Brief schreibt, mit ihnen in Verbindung stand. Die schliessliche Erwahnung, dass Erastus in Korinth zuriickgeblieben war, und dass er den Trophimus in Milet krank zuriicklassen musste (4, 19), kann in der Verbindung mit dem Gruss an Aquila und Priscilla und in der Abtrennung yon den anderen personlichen Beziehungen nur so verstanden werden, dass Paulus angeben will, warum er dieselben nicht in diesem nach Ephesus gerichteten Schreiben griissen lasst. Die vereinsamte Lage des Apostels steht in Beziehung zu dem schlechten Stand seiner Sadie. Das erste Verhor ist, trotzdem der Schmied Alexander dem Apostel sehr geschadet hat, noch gnadig verlaufen, aber der Tod ist ihm gewiss, und er kann nur der Hoffnung Ausdruck geben, dass der Herr ihn von allem libel erlosen und ihm aushelf'en wird zu seinem himm- lischen Reich ; er sieht offenbar seinen Beruf als abgeschlossen vor sich, da durch das Zeugnis yor dem kaiserlichen Gericht das -Ar]Qvyf.ia zu seinem Ziel gekommen ist (4, 16 if). Aus der Erwartung seines Endes erklart sich auch die dringende Bitte, die zweimal wiederholt wird, dass Timotheus eilen soil zu ihm zu kommen; er will ihn noch einmal sehen vor seinem Tode. Uberblicken wir diese Situation, wie sie sich aus dem Briefe ergiebt, so liegt es ja nahe, dieselbe in der Gefangen- schaft wieder zu erkennen, welche die Apostelgeschichte be- nch tet. Man wiirde bei dieser Annahme am ersten darauf kommen, die Abfassung des Briefes in die letzte Zeit der Gefangenschaft zu setzen, eben weil der Apostel den Tod nahe sieht, und musste dann die in der Apostelgeschichte berichtete zweijahrige Haft des Apostels mit dem Tode endigen lassen. Es wiirde sehr wolil moglich sein, dass die Lage des Apostels sich ver- schlimmert hat, nachdem er zwei Jahre lang eine freiere Haft genossen, und dass er nun, nachdem er noch im Philipperbrief von zuversichtlicher Hoffnung auf Befreiung getragen ist, freilich nicht ohne auch dem bangen Gefiihl der Todesahnung Ausdruck zu geben, alle Hoffnung aufgegeben hat. Auch die angefiihrten Personalien wiirden dem nicht widersprechen, denn wenn auch Timotheus bei der Abfassung des Philipperbriefes in Rom bei dem i^postel war, so konnte er ihn doch auch wieder verlassen haben, um nun yon Paulus zuriickgerufen zu Steinmetz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 9 130 werden; und ebenso konnte es mit Markus sein, der bei der Abfassung des Kolosserbriefes sick bei Paulus befand. Wie aber will man dann die itQcbzr] aitoloyla erklaren. Dieselbe konnte doch erst erfolgt sein kurz vorher, ehe Paulus schreibt, denn ware sie eher geschehen, so wurde Timotheus, da er bei Paulus war, darum gewusst haben; so wurde sie auch im Philipperbrief doch wenigstens erwahnt sein bei der Wichtigkeit, welche Paulus ihr beimisst; und bei der Annahme, die wir teilen, dass auch Ephes., Kol. u. Phil, in Rom geschrieben sind, musste man auch in ihnen eine Andeutung erwarten. Dass aber das erste Yerhor erst stattgefunden haben sollte nach Abfassung all dieser Briefe, d. h. nacli etwa zweijahriger Gefangenschaft Pauli, ist erst recht undenkbar. Nocli mehr aber fallt der Umstand ins Gewicht, dass Paulus auf seiner Reise nach Rom weder Milet noch Korinth beriihrt hat und also die Bemerkung, dass er den erkrankten Trophimus in Milet und den Erast in Korinth zuriickgelassen habe, ganz unverstandlich wird. Die Apostelgeschichte be- richtet iiberhaupt nichts davon, dass diese beiden den Apostel auf seiner Reise nach Rom begleiteten; immerhin ware es des- halb noch nicht ausgeschlossen, dass sie mit ihm gefahren sind. Nun ist freilich die Konjektur alter Ausleger wieder aufgelebt, welche den Verfasser Mdrjrit) mit MeXkrj verwechseln lasst, und hat neuerdings in Knoke 2 ) einen Yerteidiger gefunden, welcher die Yerwechselung dem Abschreiber aufbiirdet. Indessen diese Hypothese hat doch nirgends einen Anhalt, sie ist ledig- lich eine gedaclite Mbglichkeit und darum unbrauchbar. Auch bliebe dann noch immer die Bemerkung iiber Erast stehen, der in Korinth blieb, denn das e/neive wird man trotz Knokes Ausfuhrungen doch immer am natiirlichsten als ein Zuriick- bleiben auffassen und darin eine Beziehung auf andere Weiterreisende sehen und nicht es verst ehen als Bleiben an einem Orte, wo er schon langer war, und von wo etwa die Leser ihn abgereist dachten. Ahnlich wie Knoke erklart auch Wieseler 2 ) die Schwierigkeit. Er bezieht das e^atve darauf 0 Prakt. theol. Komiu. z. d. Pastbr. p. 114 if.; cf. Babnsen Pastbr. 3 ) Chronol. p. 467 if. 131 dass Erast auf verschiedene an ihn ergangene Bitten in Korinth geblieben und nicht nach Kom gekommen sei, wahrend er die Nachricht iiber Trophimus in kiinstlicher und unnatiirlicher Weise dahin deutet, dass Trophimus auf der Reise seiner Er- krankung wegen in Myra zuriickbleiben musste, wo man ein neues Schiff bestieg (act. 27, 5), wahrend der kranke Trophimus auf dem Schiff, welches man bisher benutzte, bis Milet weiter- fuhr. So liess er ihn eigentlich in Myra, konnte aber gleich- wohl schreiben, dass er ihn in Milet gelassen habe, weil er bestimmt voraussetzen durfte, dass er dorthin gekommen sei. Wir konnen dieser Erklarung so wenig als der yon Knoke zustimmen. Noch auf einem anderen Wege hat man die Beseitigung der Schwierigkeiten versucht, welche die in 4, 20 angefuhrten Nachrichten bieten. In der richtigen Erkenntnis, dass das aitekiTcov sowohl als das kpeivs auf eine Reiseroute zu deuten ist, hat man nun das anelmov nicht als erste Person Sing, ge- fasst, sondern als dritte Person Plur. — sie liessen zuriick; so Hug, Reuss, Lemme, auch Wieseler ist nicht abgeneigt, diese Auslegung neben seiner bereits angefuhrten als moglich anzu- erkennen. Dann ware also nicht Paulus als Subjekt des ajtektrcov zu denken, und man ware der Schwierigkeit iiber- hoben zu fragen, wann es geschehen sei, dass Paulus den Trophimus in Milet zuruckliess. Um so mehr aber muss man dann fragen: wer waren denn die, welche den Trophimus in Milet liessen? Der Zusammenhang der Stelle giebt uns auf diese Frage schlechterdings keine Ant wort, und alle Antworten, welche man gleichwohl gegeben hat in dem Wunsche, hier ein Subjekt zu linden, sind unannehmbar. Hug nimmt als Subjekt zu ccTtthnov die Asiaten, oi Iv Tfj Aoia (1, 15), an, aber wir haben gesehen, dass die Asiaten in Asien zu suchen sind und gar nicht nach Rom gekommen waren. Reuss *) und Lemme 2 ) wollen Onesiphorus und seine Begleiter als Subjekt des aitslmov annehmen, aber wo steht es, dass Onesiphorus mit Begleitung gekommen ist? nach 1, 16 ist er allein zu Paulus gekommen. Dieser Ausweg ist also ungangbar. 0 § 125. 2 ) Das echte Ermahniiiig’ssclireiben etc. p. 20. 9* 132 Man muss dabei bleiben, Paulus als Subjekt zu cutehnov zu nehmen, und eben dieses macht es unmoglich, dass man unter der Gefangenschaft in Rom, aus welcber der Apostel schreibt, die in der Apostelgeschichte berichtete verstehen und den 2. Brief an Timotheus an das Elide derselben setzen konnte. Wollte man aber der Hypotliese zustimmen, die Malta ftir Milet liest, und das s/ueive von einem beabsichtigten Bleiben verstelien, so ware damit doch niclit das Mindeste gewonnen. Denn wie undenkbar ist es, dass nach einem Zeitraum von zwei Jahren der Apostel dem Timotheus mitteilen sollte, dass Trophimus damals, als Paulus nach Rom gefiihrt wurde, krank in Malta blieb und Erast in Korinth — sollte das dem Timotheus nicht langst bekannt gewesen sein, ja musste er das nicht von Paulus selber erfahren liaben, als er bei ihm war in der Gefangenschaft damals, als Paulus den Brief an die Philipper schrieb? Die ganze Stelle 4, 20 hat nur einen Sinn, wenn die Reise, auf welcher Paulus den Trophimus und Erast zuriickliess, erst vor kurzem ausgefiihrt war. Dafiir spricht auch die Bitte (4, 13), dass Timotheus die Bucher und den Mantel mitbringen soli, welche Paulus in Troas liess. Diese Sachen konnten bei Annahme der Abfassung des Briefes am Ende der in der Apostelgeschichte berichteten Gefangenschaft ja nur damals in Troas geblieben sein, als Paulus von Griechenland nach Jerusalem reiste, denn damals hatte er Troas zuletzt beriihrt und war von da nach Assos zu Fuss gegangen, um dort wieder das Schiff zu besteigen, mit dem Pauli Gefalirten von Troas abfuhren. Damals konnte er ja sehr wohl lastiges Handgepack in Troas gelassen haben (act. 20, 13). Es ware dann aber bis gegen Ende der zwei- jahrigen romischen Gefangenschaft ein ziemlicher Zeitraum vergangen, und man sollte denken, dass der Apostel seine Sachen kaum so lange entbehrt haben konnte, und dass sich auch Gelegenheit genug geboten hatte, sie ihm zu senden, da doch Timotheus und andere aus Asien zu ihm gekommen waren. Diese Bitte (4, 13) weist also auch viel eher auf eine erst kurzlich ausgefuhrte Reise Pauli hin. Schliesslich aber miissen wir noch die Stelle 2 Tim. 1, 8 beachten, nach welcher Timotheus sich unleugbar an den 133 Banden Pauli argert und durch dieselben kleinmiitig geworden ist. Das kann dock unmoglich damals der Fall gewesen sein, als Timotheus den Apostel bereits in der Gefangenschaft be- sucht hatte. Alle diese Griinde machen es unmoglich. die Abfassung des zweiten Timotheusbriefes an das Ende der in der Apostel- geschichte berichteten Gefangenschaft zu riicken und die historische Situation des Briefes in der angegebenen Zeit wieder zu finden. Noch weniger will der Versuch gelingen, als die Zeit der Abfassung dieses Briefes die erste Zeit der Gefangenschaft Pauli in Kom anzunehmen. Zwar die Stelle 2 Tim. 1, 8 wiirde sich dann leicht erklaren und es konnte auch scheinen, als ob sich die Bemerkung 4, 20: den Trophimus habe ich krank in Milet gelassen, leichter erklaren liesse. Man konnte dann etwa an die Beise denken, welche Paulus von Griechenland nach Jerusalem unternahm, denn damals beriihrte Paulus Milet und Trophimus war bei ihm. Aber sogleich tauchen auch dagegen Bedenken auf, welche das einfach unmoglich machen, denn da- mals ist Trophimus mit Paulus nach Jerusalem weitergereist und kann nicht krankheitshalber in Milet geblieben sein; ist er dock die unschuldige Veranlassung geworden, dass die Juden in Jerusalem sich wider Paulus erregten (act. 21, 29). Auch die Bemerkungen fiber Anwesenheit und Abwesenheit der Freunde Pauli scheinen sich bei dieser Annahme auf den ersten Blick vollkommen zu erklaren im Vergleich mit den anderen Gefangenschaftsbriefen. Es ware dann eben der 2. Timotheusbrief vor Kolosser, Philemon und Philipper zu setzen. Als der Apostel diese Briefe schrieb, war Timotheus bei Paulus, er ware also dem Wunsch des Apostels, welchen derselbe im 2. Timotheusbrief ausspricht, bereitwillig nach- gekommen, und dasselbe trafe auch fiir Markus zu, der wenigstens bei Abfassung des Kolosserbriefes als einer derjenigen genannt wird, welche Grfisse senden, wenn man anders diesen Brief aus Rom datiert. Aber gerade im Kolosserbrief finden wir die Bemerkung, dass Markus nach Kolossae gesandt wird (4,10) — so miisste also schon der 2. Timotheusbrief spater als der Kolosserbrief geschrieben sein. Das passt aber wieder nicht 134 recht zu den anderen Voraussetzungen, wie denn auch Otto, einer der hauptsachlichsten Verfechter der Ansicht, dass der 2. Timotlieusbrief in den Anfang der bekannten romischen Gefangenschaft Pauli falle, sich viele Miihe giebt, hier eine Harmonie zu stande zu bringen, mit exegetischen Mitteln, die keine niichterne Exegese anerkennen kann. 1 ) Wie erklart es sick ferner, dass Demas, der nach 4, 10 die Welt lieb gewonnen hat, sich bei Annahme der Abfassung des 2. Timotheusbriefes vor Kol. und Phil, spater wieder bei Paulus betindet (Kol. 4, 14. Phil. y. 24)? ist er etwa reumutig zu dem x4.postel zuruckgekehrt ? Otto schreckt auch vor dieser Auskunft nicht zuriick, ja er weiss uns sogar mitzuteilen, dass Aristarch den Demas, der nach Otto nur um irdischer Ge- schafte willen Paulus verliess, wieder bewog, zu demselben zuriick- zukommen. Auch dass Aristarch, der bei Abfassung des Kolosser- briefes Pauli Mitgefangener ist, nicht erwahnt wird, weiss Otto zu erklaren: er sammelt in den makedonischen Gemeinden Lebensunterhalt fur den Apostel ; walirend nach ihm die Notiz iiber Tychikus (4, 12) im Verein mit Eplies. 6, 21 und Kol. 4, 7 darthun soli, dass wenigstens der Epheserbrief und der 2. Timotheusbrief zu derselben Zeit geschrieben sind. 2 ) Der Kolosserbrief soil dann dem bereits nach Ephesus abgereisten Tychikus durcli Onesimus daselbst zugestellt sein und mit dem Briefe zugleich der Auftrag, dass er sich mit Onesimus nach Kolossae begebe, um sich an Ort und Stelle von den Zustanden der Gemeinde zu unterrichten , so dass Paulus in Wahrheit schreiben konnte: tov Tvywov €7r£f.iipa ngog v^iag iva yvCo t a TTEQL VflLJV (Kol. 4, 8) (?). 3 ) Mochte man sich aber mit all diesen Darlegungen iiber den Ab- und Zugang der Personen in der Umgebung des Apostels befreunden, so bleibt doch immer noch die Frage offen, wie es denn kommt, dass Paulus im Anfange seiner Ge- fangenschaft sich so vereinsamt fiihlt; gewinnt man nicht den Eindruck, dass das mit der Misslichkeit seiner Lage zusammen- hangt? Hat sich etwa nachher seine Lage gebessert? Wie J ) cf. p. 257 ff. 2 ) cf. p. 266 If. ®) Pie jetzt als die richtig an- erkannte Lesart lautet: iVa yrune ra tceqI fj/xon'. 135 komirit es deim, dass wir nirgends in den anderen angeblich spater geschriebenen Briefen eine Andeutung davon finden? Und vor allem, wie erklart es sich, dass wir im 2. Timotheus- brief so ofi'enbarer Hoffnungslosigkeit bei dem Apostel be- gegnen, so offenbar bestimmter Todeserwartung (was mit Otto 2 ) zu leugnen so ieicht niemand den Mut haben wird), und dass im Pbilipperbrief wieder eine freudigere Stimmung Platz greift und das olda der Befreiung sebr zuversichtlich klingt? War etwa unvorliergesehen eine Wendung zum Bessern eingetreten? Wir finden in den angeblich spateren Briefen nicht die geringste Andeutung davon, wie wir doch bestimmt erwarten mlissten. Wir stelien auch hier wieder vor der Erkenntnis, dass die Situation nicht passt, und wenn wir wieder betonen miissen, dass Paulus den Trophimus nicht krank in Milet, den Erast nicht in Korinth lassen konnte, als er nach Eom gefiihrt wurde, da er diese Qrte nicht beriihrte, so sehen wir : der Brief kann nicht im Anfang der bekannten romischen Gefangenschaft von dem Apostel geschrieben sein. Da auch das Ende dieser Gefangenschaft als Zeitpunkt fur die Abfassung unmoglich ist, wie wir gesehen haben, und da endlich ein dritter Zeitpunkt innerhalb der romischen Ge- fangenschaft uberhaupt unmoglich ist, so ergiebt sich der Schluss: der 2. Timotheusbrief kann uberhaupt nicht in der bekannten romischen Gefangenschaft Pauli geschrieben sein, d. h. in dem Leben Pauli, so weit es uns bekannt ist, ist fur diesen Brief kein Raum. Wir haben nun schliesslich noch die Situation des Titus- briefes zu betrachten und uns zu fragen, ob die Verhaitnisse dieses Briefes, wie sie sich aus dem Briefe selbst ergeben, auf irgendeine uns bekannte Zeitepoche im Leben des Apostels passen. 3. Die historische Situation des Titusbriefes. Der Brief miisste. wenn man versuchen will, ihn in dem bekannten Teil des Lebens Pauli unterzubringen , vor den 2. Timotheusbrief gesetzt werden, denn als der Apostel den- ') p. 213 if. 136 selben schrieb, befand er sich in Freiheit. Er hatte die Ab- sicht in Nikopolis zu iiberwintern und entbietet den Titus fur den Winter zu sich, nachdem dieser zunachst die von dem Apostel bestimmten Anordnungen getroffen hat, und stellt zugleich eine Ablosung fur den Winter durch Tychikus und Artemas in Aussicht (3, 12). Der Brief setzt ausserdem voraus, dass Paulus seiber vor nicht allzulanger Zeit in Kreta war und den Titus dort gelassen hatte (1, 5). Nach dem Bericlit der Apostelgescliichte ist nun Paulus nur einmal in Kreta gewesen, namlich gelegentlicli seiner Uberfiihrung von Caesarea nach Rom (act. 27, 7 ff.). Sollte dieser Aufenthalt Pauli in Kreta, wahrend dessen er iibrigens kaum das Schiff verlassen zu haben scheint, mit dem im Titus- brief vorausgesetzten identisch sein, so miisste der Brief schon yon der Reise aus Oder von Rom aus, jedenfalls also aus der Ge- fangenschaft, geschrieben sein, wenn man ihn in dem bekannten Leben Pauli unterbringen will. Das aber ist unmoglich, denn Paulus ist, wie wir gesehen haben, zur Zeit der Abfassung des Briefes nicht gefangen. Ausserdem kann auch der Apostel, selbst wenn er Kreta betreten und dort Gemeinden yorgefunden haben sollte, wovon jedoch auch nicht das Geringste yerlautet, keine so eingehende Kenntnis ihrer Zustande gewonnen haben, dass er im stande ware, die Anordnungen zu treffen, die er giebt; und endlich miisste man noch annehmen, dass Titus da- mals den Apostel auf seiner Deportationsreise bis Kreta be- gleitet' hatte, was auch nirgends zu lesen ist, Wir miissen also fur die Anwesenheit Pauli in Kreta einen friiheren Zeitpunkt suchen. Dieser friihere Zeitpunkt wird aber nun dadurch begrenzt, dass 3, 13 Apollo yon dem Apostel erwahnt wird. Durch Zenas und Apollo, die er zur Weiterbeforderung empfiehlt, scheint er den Brief an Titus besorgt zu haben. Die Zeit aber, in der Paulus den Apollo zuerst kennen lernte, erfahren wir genau aus der Apostel- geschichte. Act. 18, 24 wird seine Anwesenheit in Ephesus zum erstemnal erwahnt ; damals kannte er nur allein die Taufe Johannis und wurde erst durch Aquila und Priscilla des ge- naueren uber „den Weg Gottes“ unterrichtet. Das war erst kurz vor dem zweiten langeren Aufenthalt Pauli in Ephesus, 137 der drei Jahre lang dauerte. Spater nimmt Paulus im 1. Brief an die Korinther auf ihn bezug. Darnach ist es unmoglich, dass Paulus nocli vor der Zeit seines dreijahrigen Aufentlialtes in Ephesus den Titusbrief geschrieben haben kann, und alle Hypothesen, welche die Eeise Pauli nach Kreta in die zweite Missionsreise verlegen derart, dass Paulus entweder zu Beginn derselben in Kreta gewesen sein soil, oder dass man ihn von Korin th aus, wo er ja langere Zeit verweilte, einen Absteclier nach Kreta machen oder ihn auf der Biickreise von Korinth nach Ephesus liber Kreta reisen lasst, oder endlich dass man annimmt, er habe auf jener Eundreise durch die asiatischen Gemeinden, die er antrat, ehe er zu langerem Aufenthalt sich in Ephesus niederliess, Kreta aufgesucht, werden bei Beachtung dieser Thatsache hinfallig. Zugleich tritt alien diesen Be- stimmungen gleichmassig der Umstand entgegen, dass fiir die etwaige Ausfiihrung der Eeise Pauli nach Kreta zu der einen oder anderen Zeit nirgends auch nur der geringste Anhalt gegeben ist. Viel haufiger ist daher der Yersuch gemacht, die Eeise Pauli nach Kreta in den dreijahrigen Aufenthalt Pauli in Ephesus zu legen, den die Apostelgeschichte Kap. 19 berichtet, und auch aus jener Zeit dann die Abfassung des Briefes zu datieren. Wir haben bereits gesehen , r ) dass man auch ver- sucht hat, die historische Situation des 1. Timotheusbriefes in der Zeit des dreijahrigen Aufentlialtes Pauli in Ephesus wieder- zufinden, indem man die I, 1, 3 berichtete Eeise Pauli nach Makedonien in diese Zeit legte, sei es nun, dass man sie als selbstandigen Abstecher oder aber als Durchreise nach Korinth auffasste, wohin ja Paulus erwiesenermassen noch einmal mehr gekommen sein muss, als die Apostelgeschichte berichtet. Mit dieser Eeise haben nun viele, besonders Wieseler, Otto und fruher Eeuss, die Eeise Pauli nach Kreta verbunden. Wieseler vertritt zugleich die Meinung, 2 ) dass Paulus seine Absicht, in Nikopolis zu uberwintern, damals wirklich ausgefiihrt habe, indem er unter dem Nikopolis das in Epirus gelegene versteht, welches nach ihm zur romischen Provinz Achaja gehort haben *) Siehe oben p. 124 f. 2 ) Chronologie etc. p. 329—354. 138 soli (?), und hervorhebt, dass Paulus auf der dritten Missions- reise, nachdem er Ephesus verlassen, drei Monate und zwar Wintermonate in Hellas geblieben sei, welchen Aufenthalt man nicht in Korinth allein gemacht denken miisse. Zugleich nimmt er gar von da aus noch eine Missionsreise naeh Illyrien an. Er verliert sich dadurch in immer weitere unbeweisbare Hj^pothesen, in welclie wir ihm nicht folgen konnen. Mit grossem Scharfsinn hat Otto ') die historische Situation des Briefes mit der in der Apostelgeschichte bezeichneten kombiniert und mit den aus den Korintherbriefen sich er- gebenden Notizen zusammengestellt. Er weist darauf hin, dass Paulus nach 2 Kor. 1, 15 seinen Reiseplan geandert babe, und dass daher auch aus der beabsichtigten Uberwinterung in Nikopolis nichts geworden sei. Indessen wir haben schon ge- legentlich der Untersuchung iiber die Situation des 1. Timotheus- briefes hervorgehoben, dass Paulus. als er Ephesus verliess, am Ende des dreijahrigen Aufenthaltes, bestimmt daclite, in Korinth zu iiber wintern. Also kann er damals nicht den Plan gehabt haben, iiber Winter in Nikopolis zu bleiben, und aus 2 Kor. 1, 15 erfahren wir, dass die Anderung der Reisedispo- sitionen des Apostels sich lediglich darauf bezieht, dass er nicht erst nach Korinth und dann nach Makedonien und wieder von da nach Korinth reisen will, sondern dass er sogleich nach Makedonien reist und von da weiter nach Korinth, so dass also diese Anderung mit den Planen beziiglich der Uber- winterung nichts zu thun hat. Endlich aber ist Otto ge- zwungen, da ja Titus bereits, ehe Paulus von Ephesus ab- reist, wieder bei Paulus war und von ihm nach Korinth vor- ausgesandt wurde, anzunehmen, dass Paulus auch hier seine Dispositionen geandert liabe, indem er Titus aus Kreta abbe- ruft, da er zu dem „ziemlich weitlaufigen Visitationsgeschaft in Makedonien “ der Missionsgehilfen dringend bedurfte. Er habe daher dem Titus die Weisung zugehen lassen, iiber Korinth zu reisen, von wo aus er ihn dann in Makedonien ge- troffen habe — also auch hier werden neue Hypothesen notig, welchen die aus dem 2. Korintherbrief sich elier ergebende J ) p. 366 ff. 139 viel grossere Walirsclieinliclikeit entgegensteht , dass Titus schon in Ephesus bei Paulus war. Wie kann man aucli glauben, dass Paulus den Titus abberuft nach so kurzer Zeit, obgleich er ihm eben eine so wichtige Wirksamkeit zugeteilt hat! Reuss ferner, der eine von Ephesus nach Korinth iiber Kreta ausgefiihrte Reise Pauli in der fruheren Auflage seiner Gesch. der neut. Schriften annahm, giebt in der 6. Aufl. 1887 zu, dass diese Kombination sich als unzureichend erweise. Das ist in der That der Fall, denn einmal ist kaum an- zunehmen, dass die Apostelgescliichte es verschweigen sollte, wenn Paulus selbst in Kreta Gemeinden gegrundet, also ein neues Gebiet gewonnen hatte, und andererseits wiirde durch eine Wirksamkeit Pauli in Kreta, die doch der Titusbrief voraussetzt, und die Reise nach Korinth und endlich nach Makedonien, zur Erklarung des 1. Timotheusbriefes, der Aufent- halt Pauli in Ephesus zu sehr verkiirzt. Mag man auch an- nehmen, dass dieser Aufenthalt durch kiirzere Abstecher unter- brochen ist, die um ihrer Ktirze willen unerwahnt bleiben konnten, so wiirde doch schliesslich in diese Zeit zu viel hinein- gelegt, wenn sie durch grosse Missionsreisen zur Aufschliessung neuer Missionsgebiete unterbrochen wird. Eine dritte Gruppe von Gelehrten hat nun die Reise Pauli nach Kreta in die Zeit nach dem Aufenthalt Pauli in Ephesus ge- legt und zwar die einen in die Zeit seines Aufenthaltes in Make- donien. Aber die Verhaltnisse, unter denen nach Ausweis des Briefes selber der in Makedonien geschriebene 2. Korinther- brief verfasst wurde, widersprechen dieser Annahme. Paulus kann nicht von Makedonien iiber Kreta nach Korinth gereist sein, denn er sendet Titus von Makedonien, wohin er ihm Nach- richten aus Korinth gebracht, wieder nach Korinth voraus (2 Kor. 8, 16) und schickt sich augenscheinlich an, ihm sofort nachzufolgen. Welch unmogliche Situation ergiebt sich daraus! Paulus miisste dann doch schon vorher mit Titus nach Kreta gereist sein und zuriick nach Makedonien, also zweimal an Korinth vorubergefahren sein, wohin er doch wollte, und wo seine Anwesenheit notig war, und Titus ist alsbald wieder bei Paulus in Makedonien — es bleibt ja kaum Zeit, dass Paulus an ihn schreiben und er den Brief empfangen konnte. 140 Andere liaben daher den Apostel die Reise nach Kreta von Korinth aus maclien lassen, aber der Aufenthalt daselbst, der freilich drei Monate dauerte (act. 20, 2), fiel in eine Zeit, wo die Schiffahrt rulite, in den Winter — und wie will man denn den Plan Pauli, in Nikopolis zu iiberwintern, erklaren und die Weisung an Titus, dass er nocli vor dem Winter kommen soil? Uberhaupt spriclit die Erwahnung dieses Planes Pauli, in Nikopolis zu Iiberwintern, gegen alle Yersuche, die Situation in dem bekannten Teil des Lebens Pauli zu finden. Die Wahl dieses Ortes als Winterquartier setzt doch voraus, dass Paulus schon frliher daselbst war, und davon ist uns nichts bekannt, wie man denn auch das fortgesetzte Scliwanken der Ausleger, welches Nikopolis gemeint sein konne, das in Epirus, das in Thracien, in Makedonien Oder gar in Cilicien, als ein Ein- gestandnis der Ratlosigkeit gegeniiber der vorhandenen Situa- tion ansehen muss. Dass endlich der Apostel auf der Reise yon Korinth nach Jerusalem niclit nach Kreta gekommen sein, geschweige dort gewirkt haben kann, da er so schnell und eilig reiste und sogar die Altesten yon Ephesus nach Milet beschied, urn nicht in Ephesus aufgehalten zu werden, bedarf keines Beweises. Ebenso spricht schliesslich wie gegen die Abfassung des 1. Timotheusbriefes in dieser Zeit auch gegen die Abfassung des Titusbriefes in derselben der Umstand mit aller Gewichtig- keit, dass die Gemeindeverhaltnisse in Kreta andere sind, als sie zu jener Zeit sein konnten, da Paulus die Korin therbriefe sclirieb, in deren Nahe der Titusbrief dann riicken wiirde. Die Irrlehrer finden sich in Kreta wie in Ephesus, sind also nicht eine lokale Erscheinung — in Korinth aber sind sie nicht, und die ganzen Verhaltnisse setzen eine spatere Zeit voraus. Wir mtissen darauf noch weiterhin zuriickkommen. Hier sei es genug zu konstatieren, dass sich auch der Titusbrief so wenig wie die beiden Timotheusbriefe in das Leben Pauli eingliedern lasst , so weit uns dasselbe be- k a lint ist. 141 4. DieKlarung d e r li i s t o r i s c li e n S i t u a t i o n d e r d r e i Briefe bei Annahme der zweiten romischen Ge- fangenschaft. Ks bleibt uns nur eine doppelte Moglichkeit: entweder die Pastoralbriefe sind unecht Oder sie sind „Denkmaler“ einer Wirksamkeit Pauli, welche jenseits seiner uns aus der Apostel- geschichte bekannten romischen Gefangenschaft liegt, mit anderen Worten: sie stammen aus der Zeit, da der Apostel seine Freiheit wieder erlangt hatte bezw. zum zweitenmal gefangen war. Die Annalime der ersten Moglichkeit, dass die Pastoral- briefe unecht sind, sei es nun in ihrem ganzen Umfange Oder nur in der Form, in welcher wir sie jetzt haben, derart, dass ein echter Kern in spaterer Zeit iiberarbeitet ist, um gegen- uber den Angriffen seitens der Irrlelirer oder bei Einrichtung kirchlicher, wohl gar schon hierarchischer (!) Grdnung eine feste Position zu gewinnen, die man durch eine pia fraus mit der yollen apostolisohen Autoritat des Paulus decken wollte, ist indessen nicht geeignet, alle Schwierigkeiten zu beseitigen. Man miisste eben doch annehmen, dass der betreffende Falsarius sich der „Konsequenzen“ der von ihm gewahlten historischen Situation nicht recht „bewusst“ gewesen sei — und eben dieses, dass er es nicht war, ist im hochsten Masse befremdlich. Wenn es einem Falscher darauf ankam, Ansichten undMeinungen, auf deren Durchsetzung er Wert legte, als apostolische Meinungen zu erweisen, und er also unter Pauli Namen Briefe ausgehen liess, bezw. echte Bruchstiicke, „Zettel“, „Notizen“ etc. er- weiterte, sollte es ihm da nicht leicht gewesen sein, fiir die Eingliederung solcher Briefe in Pauli Leben eine einwandfreie Situation zu wahlen, ja wtirde er nicht angstlich versucht haben, gerade in dieser Beziehung jeglichen Anstoss zu vermeiden? oder sollte es moglich sein zu denken, dass ein Mann, dem es gelingt, durch sein Machwerk viele Jalirhunderte hindurch die Kirche zu tauschen, nicht im stande gewesen ware, die Situation, die er wahlte, bis in ihre „Konsequenzen“ zu ver- folgen ? Die Thorheit solcher Unterstellung liegt auf der Hand. 142 Die Sorglosigkeit, mit welcher der Yerfasser sich in den Yerhaltnissen bewegt, aus welchen die Briefe stammen, lasst yiel eher vermuten, dass diese Yerhaltnisse keine gemachten sind — und das ftthrt uns dazu, die zweite Moglichkeit ins Auge zn fassen, dass die Briefe aus der Zeit stammen, welche hinter der bekannten romischen Gefangenschaft liegt. Es ist dann sehr leicht, alle Yerhaltnisse zu erklaren. Dass des Apostels Angesicht wieder ost warts gerichtet war, wenn die Hoifnung seiner Befreiung sich verwirklichte , erfahren wir aus dem Brief an die Philipper. Da ist ja denn sehr wohl die Situation des 1. Timotheusbriefes denkbar, dass Paulus von Ephesus aus, wo er sich mit Timotheus eine Zeitlang aufhielt, nach Makedonien reiste; da haben wir Raum genug, den Apostel auf einer Reise nach Kreta zu denken und seinen Plan, in Nikopolis zu iiberwintern, durch eine yorhergehende Wirksamkeit an diesem Orte zu begreifen. Wir haben dann eben einen „freien Raum“ vor uns, mit dem wir operieren konnen, wie Otto spottet, aber dieser Spott schreckt uns urn so weniger, als man ja auch, wie Holtzmann treffend hervor- hebt, in dem Falle, dass man die Briefe in dem bekannten Leben Pauli unterbringen will, wie Otto es versucht, nach einem freien Raum suchen muss. Zwar das ist richtig: wir sind nicht im stande, auch nur mit annahernder Wahrscheinlichkeit die Wirksamkeit Pauli und den Gang der Ereignisse in diesem jenseits der romischen Gefangen- schaft liegenden Zeitraum zu bestimmen. Wir wissen nicht, ob Paulus von Rom aus erst nach Spanien und dann in den Orient ging oder umgekehrt; wir wissen auch nicht, wo und aus welchem Grunde er abermals in Gefangenschaft geriet. Wir enthalten uns darum auch aller Yersuche, die man gemacht hat, urn in kunstlicher Weise die Ereignisse an einander zu reihen. 1 ) Hier hat die eine Kombination so yiel Recht als die andere, und es mag dem einzelnen iiberlassen bleiben, sich ein Bild der Ereignisse zu machen. *) I)er letzte Versuch dieser Art ist von Kuhn gemacht (Neue kirchl. Zeitschrift 1896. Aprilheft). Nach ihm ist Paulus in Milet aufs neue ge- fangen gesetzt (! ?). Nur das eine sei hier noch kurz erwahnt, dass der Ein- wand Holtzmanns, welcher von einer Doppelgangerei der zweiten Gefangenschaft Pauli mit der ersten redet, J ) und y. Sodens, der yon einer „Doublette“ spricht, 2 ) ganz unbe- griindet ist. Zwar hat es seine Berechtigung, dass Holtzmann sich gegen v. Hofmann wendet 7 der wissen will, 3 ) dass Paulus dieses Mai als Storer der offentlichen Ordnung in Haft ge- halten sei. Wir wissen eben zu wenig iiber die Griinde, welche die Gefangennahme Pauli veranlassten , und miissen uns be- scheiden. Wir diirfen nur dieses als gewiss voraussetzen, dass er um des Evangeliums willen gefangen lag. Aber ob er wie das erste Mai infolge eines Auflaufs, den seine Predigt hervor- rief, gefangen genommen wurde Oder gar ein Appellant war, Oder ob er etwa nur, weil er iiberliaupt Christum yerkiindete, ins Gefangnis gelegt wurde, daruber erfahren wir nichts. Darum darf man aber auch nach der anderen Seite bin nicht ohne weiteres mit Holtzmann yoraussetzen , dass eine zweite Haft schwerer hatte sein miissen. Wir sind hier doch lediglicli auf die Notizen des 2. Timotheusbriefes angevHesen. Sehen wir aber diese aufmerksam an, so will es allerdings gar nicht so scheinen, als ob die zweite Gefangenschaft der ersten so sehr ahnlich war. Freilich libermittelt Paulus zu der Zeit, da er schreibt, Griisse von Gliedern der romischen Gemeinde ; es ist ihm erlaubt zu schreiben, er kann Besuche empfangen — aber als Onesipliorus zu ihm kam, da heisst es : er suchte und fand mich (1, 17). Das deutet doch ohne Frage darauf hin, dass zu der Zeit, als Onesipliorus nach Rom kam, der Apostel nicht in Verbindung mit der romischen Gemeinde stand — sonst hatte es doch seitens des Onesipliorus keines Suchens bedurft. Offenbar also ist in den ersten Zeiten dieser Gefangenschaft die Haft Pauli strenger gewesen, nachher freilich geniesst er dieselben Erleicliterungen, wie er sie in der ersten Gefangenschaft hatte, doch auch hier mit deni Unterschied, dass wir nichts davon horen, dass er in einem eigenen Gedinge wohnte. Dass auch auf den vor der Gefangenschaft gemachten Reisen Pauli die Berulirung der Orte Troas und Milet in *) p. 50. 51. 2 ) Hand-Komment. p. 163. 3 ) VI, p. 317. 144 Gemeinschaft mit Trophimus keine Doppelgangerei ist, wie Holtzmann behauptet, bedarf wohl keines Beweises. Ebenso unberechtigt ist auch der Einwand, dass der 2. Timotheusbrief, falls er aus einer zweiten Gefangenschaft geschrieben ware, notwendig eine bestimmtere Notiz iiber die- selbe geben miisse. Warum denn? Timotlieus und alle, die sonst der Brief anging, kannten ja Pauli Schicksal zur Geniige. Wiirde sich soldi eine bestimmtere Notiz finden, dass der Brief selbst die erste Gefangenschaft deutlidi bezeichnete, und die, in welcher er geschrieben ist, die zweite nennte, so wiirde sicherlich dieselbe Kritik, die jetzt diese Notiz vermisst, aus ilirem Yorhandensein die Unechtheit des Briefes folgern. I)a sieht man, wiirde es heissen, dass der Brief nicht von Paulus geschrieben sein kann ! Das hatte Paulus seinem vertrauten Genossen Timotlieus gegeniiber nicht betont! Diese Bemerkung ist verdachtig! hier verrat sich der Falscher! Wir sehen also, dass keine Einzelheiten in der Situation sich finden, welclie gegen eine zweite Gefangenschaft sprechen — im iibrigen, das wiederholen wir, miissen wir darauf ver- zichten, einen liickenlosen Zusammenhang der Ereignisse zu konstruieren. Das hat hier aber auch wenig Bedeutung. Fiir uns steht die Sache so : Die sichere Bezeugung der paulinischen Abfassung der Pastoralbriefe , die wir konstatiert haben, konnte nur dadurch kompensiert werden, dass die strikte Unmoglichkeit der Abfassung durch den Apostel sich dar- thate. Nun hat die Betrachtung der historischen Situation, welche die Briefe voraussetzen, ergeben, dass sie zwar in dem bekannten Leben Pauli nicht unterzubringen sind. Sie deshalb fiir unecht zu erklaren, wogegen sich so wie so manche Griinde anfiihren lassen, wie wir gesehen haben, konnte nur Berech- tigung haben, wenn ihre Abfassung nach der ersten romischen Gefangenschaft unmoglich ist. Das aber wird man nicht be- haupten konnen ; selbst die, welche den Zeugnissen fiir eine Befreiung Pauli und fiir eine zweite Gefangenschaft gegen- iiber sich ablehnend verhalten, werden doch die M ogli di- ke i t einer Befreiung Pauli und einer zweiten Gefangenschaft zugeben miissen. Wenn uns nun aber bereits, ganz abgesehen yon den 145 Pastoralbriefen, die hochste Wahrscheinlichkeit der Befreiung und der zweiten Gefangenschaft, ja die Gewissheit sich er- geben hat, so muss diese Untersuchung iiber die historische Situation der Pastoralbriefe unsere gewonnene Uberzeugung befestigen. Dann, wenn wir die Abfassungszeit des 1. Timotheus- briefes in die Zeit der Befreiung aus der ersten romischen Gefangenschaft und den 2. Timotheusbrief in die zweite Ge- fangenschaft setzen, stammen die drei Briefe aus derselben Zeit, was unseres Erachtens auch durch die in alien drei Briefen gleichartig bezeichneten Verhaltnisse der Gemeinden unbedingt geboten ist. Aber haben wir nicht doch etwa unser Urteil yorschnell gebildet? Sind vielleicht noch andere Griinde da, welche die Abfassung der Briefe durch Paulus selbst in der Zeit nach der bekannten romischen Gefangenschaft unmoglich machen? Wie steht es namentlich mit der Irrlehre, gegen welche die Pastoralbriefe kampfen? Ist dieselbe aus der Zeit, welche die Abfassung der Briefe durch Paulus ergiebt, verstandlich Oder zeigt sie eine Form, welche unbedingt auf eine spatere Zeit hinweist? Wir werden nicht umhin konnen, auch auf diese Frage einzugehen. Kapitel III. Die Irrlehre in den Pastoralbriefen. Es ist naturlicherweise in dem eng begrenzten Rahmen dieser Arbeit unmoglich, hier in eine weitlaufige Erorterung all der yerschiedenen Meinungen und Ansichten einzutreten, welche gerade hier weit auseinandergehen und in mannig- fachen Abstufungen sich darstellen, Oder gar eine ausfiihrliche Geschichte der Kritik von einer Phase ihrer Entwickelung bis Steinmetz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 10 146 zur anderen zn geben. Dennoch aber wird es geboten sein, in aller Kiirze wenigstens das Hauptsachlichste dieser Meinungen und Ansicliten zu erwahnen und iiber die Geschichte der Kritik in diesem Punkte einen kurzen Uberblick zu geben, denn gerade diese Geschichte ist in ihrem fortwahrenden Wechsel ausserordentlich lehrreich. Indem man namlich bald diese, bald jene Irrlehre des zweiten Jahrhunderts in den Pastoralbriefen bis in die kleinsten Ziige hinein aufs treueste gezeichnet findet und immer wieder ein Gelehrter den Nach- weis bringt, dass die Irrlehre, welche ein anderer vor ilirn in den Pastoralbriefen dargestellt linden wollte, unmoglich ge- meint sein konne, und dann den Beweis antritt, dass eine andere Irrlehre in Frage stehe, gewinnt man unwillkiirlich den Eindruck, dass die Kritik unsicher hin- und hertappt und nicht im stande ist, eine klare, nach alien Seiten hin feste Position zu gewinnen, die yon allgemeiner Zustimmung ge- tragen wird, und jede neue Hypothese, zugleich die Unzulang- lichkeit der vorigen darthuend, scheint nur darauf zu warten, durch eine neue ersetzt zu werden. Wir konnen es nicht lassen, hier eine Bemerkung Holtz- manns aufzunehmen und mutatis mutandis hier anzuwenden. Er spottet einmal dariiber, r ) dass die, welche die Echtheit der Pastoralbriefe festhalten wollen, unter sich uneins seien, indem die einen die Briefe in dem bekannten Leben Pauli, die an- deren erst in der Zeit nach einer anzunehmenden Befreiung unterbringen wollten. Die Apologeten boten den Anblick eines unter dem Rufe : echt ! echt ! ausziehenden Heeres, welches sich aber sofort in zwei Lager teile, die iiber die einzuhaltende Grenze haderten. Den einen liege das ganze Leben Pauli diesseits der diexia (Apgesch. 28, 30), den anderen ein gut Teil des apostolischen Wirkens und zwar dasjenige, worauf hier alles ankomme, erst jenseits derselben. Die Anhanger der zweiten Gefangenschaft trieben die Briefe aus alien Ver- stecken, in welches sie die Gegner noch diesseits jener diexLa unterzubringen suchten, wahrend dafiir diese jenen den ganzen Boden ilires Jenseits entzogen und die darauf erbauten Kon- *) p. 53. 147 struktionen in das blaue Nichts verduften liessen. ,,Noch ehe mithin“, so schliesst er, „die apologetischen Heeresliaufen an den zu bekampfenden Feind herankommen, liat ein verhangnis- volles Geschick sie in Bruderkrieg yerwickelt, so dass sie, yon arger Wut entbrannt, sich gegenseitig verzehren mussen.“ Zur Sache selbst konnen wir bemerken und glauben er- wiesen zu haben , dass es doch so schlimm nicht steht, wie Holtzmann behauptet. Es kommt doch immerhin noeh ein gut Teil des Heeres an den Feind mit geniigenden Kraften, ihm gehorig zu schaffen zu machen , wie davon doch im Grunde Holtzmanns gewdchtige Gegenarbeit selbst Zeugnis ablegt. Das von Holtzmann gebrauchte Bild scheint uns aber in seinen Grundziigen hier Anwendung zu finden. Ein ganzes Heer von Kritikern ist ausgezogen und das Losungswort lautet : zweites Jahrhundert ! Wenn es sich aber um die genauere Be- stimmung handelt, welche Irrlehre des zweiten Jahrhunderts gemeint ist, so spaltet es sich nicht nur in zwei, sondern in unzahlige Parteien ; der Bruderkrieg beginnt , ein Kritiker schlagt den anderen, die Krafte zersplittern sich, und die, welche die Irrlehre der Pastoralbriefe unter Festhalten ihrer pauli- nischen Abfassung in den Ausgang der apostolischen Zeit setzen, spielen die Rolle des Jason, als dieser die Drachen- zahne gesaet hatte. Diese Unsicherheit, der wir in diesem Stuck begegnen, und die Schwierigkeit, welche es hat, uberzeugend eine der im zweiten Jahrhundert aufgetretenen Irrlehren als identisch mit der Irrlehre in den Pastoralbriefen naclizuweisen, ist eben ein Beweis dafiir, dass die Irrlehre in den Pastoralbriefen doch am richtigsten in der Zeit zu suchen sein wird, in welcher sie nacli den Zeitbestimmungen der Briefe selbst gefunden werden will. Wenigstens wird man das a priori so lange anzu- nehmen vollauf berechtigt sein, als keine der vorgebrachten Hypothesen sich sticlihaltig erwiesen hat. Nun werden wir freilich mit diesen allgemeinen Bemer- kungen nicht auskommen konnen, sondern einerseits hervor- heben miissen, warum die verschiedenen Irrlehren des 2. Jahr- hunderts, welche man in den Pastoralbriefen charakterisiert finden will, nicht gemeint sein konnen, und werden bei diesem 10 * 148 Stuck auf die Arbeit, welche die Kritik an sicb selbst voll- zogen hat, zuriickgreifen und eine wesentliche Sttitze in ihr linden konnen. Andererseits aber anch werden wir zu unter- suchen haben, ob es wirklich unmoglich ist, dass nocli zu Pauli Lebzeiten eine Irrlehre in der Gestalt, wie sie sich in den Pastoralbriefen findet, yorhanden gewesen sein kann. Zu diesern Zweck ist es geboten, zunachst zusammen zu stellen, was in den Pastoralbriefen liber die Irrlehre, vor welcher sie warnen, gesagt wird. 1. Die Aussagen der Pastor alb riefe, welche sich auf die Irrlehre beziehen. In dem ersten Brief an Timotheus ist es nament- lich das erste Kapitel in dem Abschnitt v. 4—11, welches eine Charakteristik der Irrlehre bietet. Die Irrlehre wird be- zeichnet als ein hegodidaoxalelv, als ein Lehren fremdartiger Dinge, die von der rechten Lehre abweichen. Die Leute, welche solche fremd'e, abseits liegende, mit der rechten Lehre nicht zusammenhangende Dinge lehren, sind ohne Frage als Glieder der Gemeinde gedacht. Zwar bemiihen sich Otto, Foiling *) und Knoke dem hegodidaoxaluv die Bedeutung zu vindizieren: anderen Lehrern folgen, sich an andere Lehrer hangen. Damit ware dann die Moglichkeit gegeben, welche vor alien Knoke vertritt, die Irrlehrer als ausserhalb der Ge- meinde stehend zu denken und den Sinn der Warnung f,irj heQodidaoTtaleiv dahin zu deuten, dass die Gemeindeglieder ge- warnt werden sollen, diesen fremden Lehrern zu folgen, und es ware fur die Irrlehre selbst aus diesern Wort keine Be- ziehung zu gewinnen. Indessen die Bemerkung v. Hofmanns 2 ) thut noch immer zur Geniige dar, dass hegodidaoxcdeiv nur das Thun, das Lehren selbst bedeuten kann, und namentlich die Verbindung von Kalodidaoxaheiv mit dem Akk., welche Hof- mann nachweist, und zu der Weiss, welcher in seinem Kom- mentar 3 ) der Meinung Hofmanns beitritt, noch in II. Clem. *) Der erste Brief an Timotheus. 2 ) p. 67. 8 ) Meyers Komm. p. 77. 6. Aufl. p. 78. 149 ad Cor. 10, 5 eine Parallele anfiihrt, beweist, dass hier nicht vor einem Lernen, sondern vor einem Leliren gewarnt werden soli. Wir werden deshalb dabei bleiben miissen, dass die €T€Qodidaoxcdoi Gemeindeglieder sind und nicht ausserhalb der Gemeinde stehen. Der Inhalt der Lehre , welche die Irrlehrer verk unden, sind Fabeln und endlose Geschlechtsregister, f iv&oi xal yevsa- loylai aireqcivToi, die nicht zur Erbauung dienen und keinen Zusammenhang haben mit der Heilsordnung, der von Gott ge- setzten Hausordnung, ohovof.ua , yielmehr nur Spitzfindigkeiten, hCrjtr.osig, darstellen. *Was unter den fiv&oi und yEvealoyiac zu yerstehen ist, dafiir giebt uns die weitere Bezeichnung der Irrlehrer als vofiodidaoxalou einen Fingerzeig. Dass sie Lehrer des Gesetzes sein wollen, zeigt klar, dass wir es mit einer Er- scheinung des Judenchristentums zu thun haben, und dass es sich darum auch nur um jiidische Fabeln und Geschlechts- register handeln kann. Die Fabeln als spitzfindige jiidische? rabbinische Sagen zu erklaren, hat keine Schwierigkeit, hin- gegen gehen bei der Erklarung der yevealoylai die Ausleger, welche sie als jiidische verstehen, auseinander. Die einen wollen hier die jiidischen alttestamentlichen Geschlechtsregister ver- stehen, mit denen sich diese Leute beschaftigten und die artegavTOL „endlos, unbegrenzt“ genannt werden, weil sie einen „unerschopf lichen Gegenstand der Betrachtung“ bilden ; 2 ) andere wollen hier die Genealogien der Engel verstehen, mit denen sich der Essenismus beschaftigte. Fiir diese letztere Anschauung konnte das Attribut aTtegavTOL angefiihrt werden; es ist doch immerhin eine gewisse Umdeutung, wenn man dieses Wort in dem Sinne von Weiss verstehen will, dass die Geschlechtsregister einen „unerschopflichen Gegenstand der Betrachtung“ bilden. Es wiirden dann nur die Irrlehrer mit ihrer steten Beschaftigung dieselben unbegrenzt machen, wahrend man es im absoluten Sinn fassen konnte, wenn man es auf die Genealogien der Engel bezieht, die an sich aite- QavzoL sind. Wie man hier aber auch entscheiden mag, das ist zweifellos, dass es sich um jiidische Genealogien handelt, ■) So Weiss a. a. 0. p. 79 bezw. p. 80. 150 and wir werden denen nicht zustimmen konnen, die die Ge- nealogien auf die gnostischen Genealogien beziehen (siehe dariiber unten p. 161). Dass hier ein Zusammenhang besteht zwischen den heQodidaoxalovvxeg und den vof.iodiddoy.cdoi, dass dieselben identiscb sind, und dass ferner der Zusammenhang sich nicht etwa bloss darauf beschrankt, dass die hegodidaoxa- lovvxeg nach einer anderen Seite hin als vofiodidaoxcdoi charak- terisiert werden, sondern dass ein innerer Zusammenhang zwischen dem dcdaoxcdeiv des exeqov und des vdfiog besteht, ist aus zwei Griinden angezeigt. 1st die Beschaftigung der txEQodidaoxalovvTeg mit den Fabeln und Geschlechts- registern als unfruchtbar und als spitzfindige Untersuchung dargestellt, so wird die Thatigkeit der vofiodtddoxalot als fiaxaio- loyia gekennzeichnet, was auf gleicher Stufe steht. Zum anderen, wie es von der Irrlehre zuerst sehr milde heisst, dass sie ein hegodidaoxcdslv sei, so ist auch aus den Worten, mit welchen der Apostel den vofiodtddoxcdot entgegentritt, (die er iibrigens als solche nicht anerkennt, indem er sagt delovxeg elvcu vofiodiddoxcdoi), wohl zu erkennen, dass es sich nicht um den grundsturzenden Irrtum handeln kann, welchen die Judaisten des Galaterbriefes vertraten, dass das Gesetz wieder als Heilsgrund gelten soli. Ware das der Fall, so wiirde Paulus eine ganz andere Sprache fuhren; man vergleiche nur die Polemik des Galaterbriefes. Das Thun der vofiodiddoxaloi, darf man dahin verstehen, dass sie, was auch Weiss 3 ) als wahrscheinlich hinstellt, „die aus den Mythen und Genealogien herausgesponnenen Spekulationen zu einer neuen Auslegung des Gesetzes verwandten, die dann natiirlich eine allegori- sierende gewesen sein wird.“ Sie selbst verstehen nicht, was sie lehren. Ihnen gegenuber legt Paulus die rechte Stellung zum Gesetz dar fur die, welche in der Gemeinschaft des Evan- geliums stehen und also das Gesetz xcixa to evayyehov verstehen und brauchen. Mit diesen Irrlehrern hangen Hymenaus und Alexander, von denen es 1, 19 heisst, dass sie am Glauben Schiffbruch ge- litten haben und von dem Apostel dem Satan iibergeben seien, a. a. 0. p. 86 bezw. 87. 151 nicht zusammen. Das geht daraus hervor, dass dieselben mit der harten Strafe der Exkommunikation belegt werden, wahrend sonst der Apostel sich zu den Irrlehrern, vor denen er warnt, so milde stellt. Auch im vierten Kapitel linden wir in den ersten Yersen Ausfiihrungen, die zu der Irrlehre in Beziehung treten. Wenn es heisst, y. 6 u. 7, dass Timotheus die peprjlovg nal ygawdeig [av&ovq abweisen, sie meiden, sick nicht mit ihnen einlassen soli, so geht das ohne Frage auf die im ersten Kapitel bereits angegebenen Charakteristika der Irrlehre, und es bedarf keines weiteren Beweises, weshalb die Fabeln fteprjkoi, profan, heissen, namlich weil sie abseits liegen yon der rechten Lehre und der Heilsordnung , und weshalb sie als altvettelisch bezeiehnet werden, eben weil sie nur eitles Geschwatz sind. Das alles erklart sich aus dem, was in Kap. 1 gesagt ist. In welchem Zusammenhang aber stehen hiermit die Verse 1 — 5? Hier tritt die Irrlehre doch mit einem ganz an- deren Gesicht auf. Es heisst da, dass in den spateren Zeiten, wie der Geist Gottes sage, einige vom Glauben abfallen werden und sich halten an Irrgeister und Lehren der Damonen. Die- selben werden als heuchlerische Liigenredner bezeiehnet und als solche, die in ihrem Gewissen gebrandmarkt sind ; sie ver- hindern ehelich zu werden und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, im Gegensatz zu Gottes Schopferordnung. Weiss macht mit allem Nachdruck darauf aufmerksam, dass diese Irrlehre erst fur die Zukunft geweissagt werde, wenn sie naturlich auch schon in der Gegenwart Ankniipfungs- punkte habe. Da also Weiss selber zugiebt, dass diese Irr- lehre schon in der Gegenwart Anknupfungspunkte habe, so werden wir doch sagen miissen, dass auch der Apostel in seinen Ausserungen liber sie und in der Anweisung, ihr ent- gegenzutreten, nur die Gegenwart im Auge haben kann. Da- gegen kann man nicht einwenden, dass das exegetisch unmog- lich sei. Man kann sehr wohl die vgtbqol xcuqol, welche einen Gegensatz zu den TtqoxeqoL kcuqol involvieren, eben jetzt er- fiillt denken; man muss dann das Prasens leyet, der Geist Gottes sagt deutlich , nicht in streng prasentischem Sinn, sondern zeitlos fassen und wiirde den Sinn gewinnen, dass, 152 was Gottes Geist sage, namlich schon in friiheren Zeiten, eben jetzt sich zeige. Die voteqol xcciQoi sind dann aus dem Sinne der Weissagung zu verstehen, die friiher erging. Das freilich wird man dabei nicht aus dem Auge lassen diirfen, dass diese Irrlehrer mit den in Kap. 1 charakterisierten nicht identisch sein konnen, und man wird nicht sagen diirfen, dass hier etwa nur ihre praktische Verirrung hervorgehoben werden soile. Es liegt dieser praktischen Konsequenz eine Theorie zu grunde, und diese ist eine andere als die, welche wir bisher kennen gelernt haben ; sie erscheint dualistisch, wird auf Damonen und lrrgeister zuruckgefiihrt und ungleich scharfer beurteilt als die Irrlehre in Kap. 1, die doch mehr als eitles Geschwatz und als untiichtig zur Erbauung bezeichnet wird. Es erscheint uns zweifellos, dass in Kap. 4 v. 1—5 eine zweite Lehrverirrung bezeichnet wird, welche von der in Kap. 1 ge- kennzeichneten unabhangig ist. Aber widerspricht dieser Anschauung nicht der Umstand, dass y. 7 wieder auf die in Kap. 1 bezeichnete Irrlehre zu- riickgreift, indem Timotheus gemahnt wird, die profanen und altvettelischen Fabeln zu meiden? Wir denken nicht; y. 6 bildet die Uberleitung. Es ist nur naturlich, dass in diesem Zusammenhang Timotheus auch fiir seine eigene Person ge- warnt wird, die bereits friiher bezeichnete Irrlehre zu meiden, nachdem er in Kap. 1 nur gemahnt ist, die Gemeindeglieder vor derselben zu warnen und zu bewahren. Endlich kommt das 6. Kapitel noch einmal auf die Irrlehre zuriick. Sehr massvoll wird dieselbe dargestellt als aus Ver- blendung, Unverstand und Mangel an Wahrheit hervorgehend und aus einer krankhaften Suclit an spitzlindigen Unter- suchungen und Wortstreitereien, und es werden ihre verderb- liclien Wirkungen betont, dass sie zu Neid und Streit, ja gar zur Lasterung fiihren. Nur der eine neue, bisher nicht er- wahnte Zug tritt hinzu, dass den Irrlehrern selbstsuchtige, den eigenen Gewinn suchende Motive beigelegt werden. Zum Schluss linden wir dann die Mahnung an Timotheus, sich von den profanen Reden ins Leere, peftrjkoi xevocpajvim , (cf. das ftftrjkog in Kap. 4 und die liaxatokoyia in Kap. 1) und den Antithesen der ifjevdcuwuog yvwoig abzuwenden. Diese letzten Worte avxi&eoeig x fjg xpevdcovvf.iov yvcooetog werclen wir im weiteren Verlauf noch eingehender zu betrachten Gelegenheit haben. Der eingehenden Schilderung der Irrlehre im 1. Timotlieus- brief entspricht auch, was wir im Titusbrief iiber dieselbe finden. Nachdem der Apostel unter den Eigenschaften des Biscliofs auch diese erwahnt hat, dass er im stande sein miisse, die Widerstrebenden zu iiberfiihren, werden nun von v. 10 an im 1. Kap. diese dvxdeyovxeg naher charakterisiert. Sie werden bezeiclmet als unbotmassige Leute, als eitle Schwatzer ^laxaio- loyoc cf. die ^axaudoyia im 1. Timotheusbrief) und solche, die lehren d f.irj del , also unnotige Dinge, die andere tauschen und den Fried en der Familien storen. offenbar indem sie einzelne Glieder derselben zu sich hiniiberziehen. Auch das Moment der Gewinnsucht, welches sich im 1. Timotheusbrief Kap. 6 findet, kehrt hier wieder, indem es heisst, dass sie ihre Lehre treiben um schandlichen Gewinns willen. Dieselben Zuge ferner, die sich als besonders charakteristisch im 1. Timotheus- brief fanden, zeigen sich auch hier wieder, indem es von den Irrlehrern heisst, (denn auf diese selbst, nicht auf die, welche auf sie horen, wird hier Bezug genommen), dass sie sich an jiidische Fabeln ( 3 IovdcuxoZg (.iv&oig) und an Satzungen von Menschen halten, die sich von der Wahrheit abgewendet haben. Hier zeigt es sich, und die Bezeichnung der Fabeln als jtidisch ist die Stichprobe darauf, dass wir recht hatten, die f.ivd'OL und die eng mit ihnen verbundenen Genealogien im 1. Timotheusbrief als jiidische zu verstehen, was auch anderer- seits aus den Worten / idhoxa oi ex xfjg Tte^ixo/ufjg v. 10 hervor- geht, womit gesagt wird, dass die dvxdeyovxeg zum grossten Teil Judenchristen sind. Die menschlichen Satzungen scheinen nacli dem Folgenden besonders auf die Unterscheidung von rein und unrein zu gehen. Yon den Menschen, welche solche Gebote verkiinden, ist zugleich gesagt, dass sie sich von der Wahrheit abgewendet haben, und es fragt sich, ob man dieselben als in der Gemeinde Oder ausserhalb derselben stehend ansehen soil. Fur die letztere Anschauung scheint zu spreclien, dass es von ihnen heisst, sie haben sich von der Wahrheit abgewendet, und dass sie weiter- 154 hin als Leute mit beflecktem Verstand unci Gewissen, ja geradezu als Unglaubige, ajtioToi, bezeichnet werden, von denen gesagt wird, dass sie vorgeben, Gott zu kennen, aber ihn mit ihren Werken verleugnen, dass sie frevelhaft sind, ungehorsam und unbewahrt zu jedem guten Werk. Weiss legt namentlich den Finger auf das artioxoi, das bei Paulus fiir ausserhalb der Gemeinde Stehende gebraucht zu werden pflegt (1 Kor. 6, 6; 7, 12 — 15; 10, 27; 14, 22; 2 Kor. 4, 4; 6, 14), und allerdings bleibt hier keine andere Wahl. Wenn man das avxovg v. 15 auf die avxdeyovxeg bezieht, die in y . 10 und 11 bezeichnet sind, so kann man nicht anders erklaren. Der Apostel sagt: tadle sie (die avxdeyovxeg) kurz ab, auf dass sie gesund werden im Glauben und nicht sich halten an judische Fabeln und Ge- bote von Menschen, die der Wahrheit den Riicken wenden. Hier ist es also ganz klar. Den Stoff der Irrlehrer bilden ein- mal die jiidisclien Fabeln, und zum zweiten heisst es, dass sie sich halten an Gebote von Menschen, die der Wahrheit den Riicken wenden. Die avd'QtoTtoi konnen also unmoglich die Irrlehrer selber sein, auf die av&QtorcoL aber bezieht sich die folgende Charakteristik , und man muss in diesen av&qcjTtot dann allerdings Draussenstehende sehen, wie das vor allem die Bezeichnung cctugxol, aber aucli die anderen Ausdriicke fordern. Es liegt nahe, in diesen Menschen, welchen die Irrlehrer folgen, Juden zu sehen, worauf auch die Unterscheidung von rein und unrein liinweist, und was ja auch dazu passt, dass die Irrlehrer sich an judische Fabeln halten, die sie also clem Juden turn entnehmen. Hingegen geht es zu weit, wenn Otto, der unter anderem das oi ex x rjg neQLxo^fjg betont, welches indessen viel eher auf J uden christen zu beziehen ist (cf. Gal. 2, 12 und andere Stellen), Knoke und andere nicht allein die avd'QioTtoi , an deren Gebote die Irrlehrer sich halten, sondern auch die Irrlehrer selbst als Juden, rabbinische Eindringlinge verstehen wollen. Dem wider- sprechen schon die Worte eleyye avxovg, %va vyialvajoiv ev xfj itioxei, denn das kann doch nur gesagt werden, wenn es sich urn Glieder der Gemeinde handelt; es von einem Bekehren Fnglaubiger zu verstehen, wie man es anderen Falles doch miisste, ist ganz unmoglich. 155 Alles, was in dem 1. Kapitel von der Irrlehre gesagt ist, kniipft sich an das Verhalten des Bischofs zu derselben an. Im dritten Kapitel zum Schluss empfangt nun auch Titus selbst einige Mahnungen, die sein Verhalten gegen die Irrlehre bestimmen sollen. Bei dieser Gelegenheit wird dieselbe noch- mals ahnlich wie im 1. Kapitel und ganz ahnlich wie im 1. Brief an Timotheus gekennzeichnet als Spekulation, Spitzfindigkeit (fiwQag CrjxrjGeig), als Beschaftigung mit yevealoyiai, als fiayai vof.uy.aL Bei letzterem Ausdruck denkt man ahnlich wie im 1. Timotheusbrief an eine tiefsinnige Auslegung des Gesetzes, die dann zu Streitereien iiber das Gesetz fiihrt, da auch hier auf einen Antinomismus, wie ihn die Galater- und Korinther- briefe zeigen, nichts hinweist. Diese Spekulationen werden auch hier wieder als thoricht, unniitz, eitel und Streit erregend bezeichnet. Das Verhalten des Titus wird durch das TtxQuoxaGo bestimmt, cf. das naqatxov 1 Tim. 4, 7. Endlich linden wir anschliessend noch die Mahnung aiqexiYov avd'Qtonov Ttaqauiov, und es fragt sich, was unter diesem atqexiYog zu verstehen ist. Nach dem Zusammenhang miissen wir an- nehmen, dass hier eine Verbindung mit dem Vorigen besteht, dass also der algewog ein solcher geworden ist, indem er an den Cr]T7]G£ig und yevealoyiac trotz Mahnung und Warnung fest- halt. Es ist also ein Mensch, der durch seine Hartnackigkeit Parteiungen und Spaltungen anrichtet. In diesem Zusammen- hang findet das Wort vollauf seine Erklarung, und es ist durch nichts angezeigt, dieses Wort, welches nur hier allein yorkommt, als den terminus technicus fur „ketzerisch“ in dem Sinn der spateren Zeit zu verstehen. Sehen wir schliesslich, was der 2. Timotheusbrief iiber die Irrlehre berichtet. Die Warnung 2, 14 firj loyofiayelv cf. I. 6, 4 loyofiayiai weist auf eine Neigung hin, dass man, statt das Wort der Wahrheit treu zu verkiinden, sich in Wort- streitereien einlasst, die In ovdev xQ^Gifiov, die miissig sind und zu nichts dienen, vielmehr bei denen, die es horen, eine Yaxa- GXQocprj, einen Umsturz, eine Verstorung thatsachlich bewirken. Die weitere Mahnung, die profanen leeren Kedereien abzuweisen (peprjlovg Ysvocptoviag cf. I, 6, 20), deutet aufs neue ganz ent- sprechend der Warnung im 1. Brief an Timotheus darauf hin. 156 dass man sich mit abliegenden, von dem Heilszentrum ab- fuhrenden Dingen einliess, die als leeres Geschwatz bezeichnet werden miissen. Das wird dann weiter fiihren zur Gott- entfremdung und wie ein Krebsgeschwiir um sich greifen. Als ein warnendes Exempel werden Hymenaus und Philetus hin- gestellt. An ihnen kann man selien, wie weit scliliesslich soldi Gerede geht und fiihrt, denn diese sind geradezu zu grund- stiirzenden Irrleliren fortgeschritten, indem sie sagen, dass die Auferstehung scbon geschehen sei, und damit aucli andere ver- fiiliren. Es scheint hiernach, dass wir es hier nur mit einem vereinzelten Fall zu thun liaben, indem diese beiden zu Ivon- sequenzen konunen, welche an sich in den xevocpcovlcu nicht liegen. Hymenaus ist wahrscheinlich identisch mit dem I, 1, 20 genannten Hymenaus, welchen der Apostel samt Alexander in den Bann getlian hat. Audi der Schluss des 2. Kapitels charakterisiert die Irr- lehre als thorichte und unerzogene Spekulationen, /jwqccq xal aiccudevTovg Lrjzijoeig v. 13, auch hier wieder im Einklang mit dem 1. Timotheusbrief, und fiir das Verhalten des Timotheus wird aucli hier mit einem jtaqaizov die Richtschnur gegeben, indem hervorgehoben wird, dass es im gegenteiligen Fall nur zum Streiten kommt. Bei mildem Verhalten hingegen ist Hoffnung vorhanden, die, welche sich dem Wort widersetzen, zur Umkelir zu bringen, dass sie sich ernuchtern und aus der Schlinge des Teufels frei werden. Sie so zu erziehen und zu leiten, tt mdeveiv, ist Sadie eines Knechtes Christi — und aus diesen positiven Bestimmungen mag die vorhergehende negative (d. h. dem Sinn nacli negative): fliehe die jugendlichen Geluste, verstanden werden, wenn es anders reclit ist, darunter eine Warnung vor uberstiirzendem Eifern zu finden, zu dem der Jugendmut leicht verfiihrt. Was nun der Anfang des 3. Kapitels weiter sagt von dem sittlichen Verderben und zur Charakterisierung der sittlichen Verderbtheit anfiihrt, muss oliiie Frage auf die Zukunft ge- deutet werden, denn kann man an sich auch wohl die £o%azcu fjutQcu (v. 1) auf die Gegenwart als die Zeit vor der Parusie bezielien, so will sich doch das Futurum IvovriGovTctL dann nicht erklaren. Dass aber auch diese verderbten Menschen, deren 157 Kommen prophezeit wird, aus der Gemeinde hervorgehend ge- dacht werden und nicht etwa als pharisaische Sendlinge, geht u. E. schon aus den Worten hervor: sxovreg juoQcptooiv £vo£- pdag jt]v dh duva/mv rjQvrjfiidoi. — Anzunehmen aber, dass die Zeichnung schwankend sei Oder gar der Falscher sich hier verrate, wie Holtzmann meint, 1 ) indem, ungeachtet dass die sittliche Verirrung (v. 2 — 4) erst als zukiinftige gezeichnet wird, dann doch Timotheus gemahnt wird, sicli yon diesen Leuten abzuwenden (v. 5), so dass also die Mahnung in die Gegen- wart iiberfiihrt, dazu liegt kein Grund yor. Es wird nur vorausgesetzt, dass Timotheus das Erscheinen dieser Menschen in ihrer sittlichen Yerderbnis noch erlebe, was doch die Mahnung gerechtfertigt genug erscheinen lasst. Zudem bildet sie den Ubergang zu Erscheinungen der Gegenwart, welche bereits jene Yerderbnis der Zukunft anbahnen. Es sind schon jetzt solche Leute vorhanden , die Anhauger werben (v. 6 if.) und keinen rechten Ernst mit der Wahrheit machen; sie suchen ihren Anhang namentlich unter den Weibern, die von Begierden getrieben, doch nicht mit ihren L usten brechen mogen und darum nicht zur rechten Stellung und zur Erkenntnis der Wahr- heit kommen konnen. Diese schliessen sich denen an, die es ihnen leicht machen und kein Brechen mit den Lusten fordern, sondern das Christentum in ihrem Unverstand in Spekulationen aufgehen lassen. So stehen sie der Wahrheit entgegen, freilich erfolglos, und werden darum mit den Goeten verglichen, die sich dem Moses entgegenstellten, nicht zAvar als ob sie Avie jene auch magische Kiinste getrieben hatten; das tertium comparationis liegt vielmehr allein in dem „vergeblichen Entgegen treten u , woraus sich dann auch sehr Avohl ihre weitere Bezeichnung als yoi]T£g (y. 13) erklart; sie ist eben durch die Yergleichung hervorgerufen und darf nicht im wortlichen Sinne verstanden werden. Indem endlich in Kapitel 4 noch einmal ein Blick in die Zukunft geworfen und gesagt Avird, dass eine Zeit kommen wird, avo man die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern den b p. 156/157. 158 eigenen Liisten entsprechend sicli viele Lehrer herbeiziehen wird in dem Bediirfnis, Neues zu horen von immer neuen Lehrern, und von der Wahrheit sich zu den Fabeln wenden wird, sehen wir, dass die zukiinftigen sittlicben Yerirrungen auch in gewissem Sinn mit Lehrverirrungen zusammenliangen werden. Wenn man Recht hat, die eTCid-v^iat (v. 3) in spezifisch sittlichem Sinne zu fassen, so muss man das so verstehen, dass sie die wahre Lehre, welche die Liiste straft und mit ihnen zu brechen verlangt, darum niclit ertragen, und dass darum diese Geliiste dazu fiihren, andere Lehren zu suchen, die solch sittlicben Ernst niclit fordern, so dass sich also der Zusammen- bang mit 3, 6 ergiebt. Befremdend konnte es uns dabei erscheinen, wenn es heisst, dass man sich zu den Mythen wenden werde. Man konnte bierin vielleicht ein beweisendes Moment fur die Auf- fassung der Kritik finden, 1 ) dass die Irrlehre im 2. Timotheus- brief unentwickelter erscheine als in dem 1. Timotheus- und in dem Titusbrief, woraus die Prioritat des 2. Timotheus- briefes folgen wiirde. Es konnte uns auffallen, dass es hier erst fur die Zukunft heisst, dass die Leute sich den Mythen und Fabeln zuwenden; es konnte das die Meinung erwecken, als ob die Zukunft nun im 1. Timotheus- und Titusbrief gegen- wartig geworden sei. Indessen, auch wenn man die Prioritat des 1. Timotheus- und Titusbriefes festlialt, findet sich eine Losung, wenn man nur beachtet, dass in der Stelle II, 4, 3. 4 davon die Rede ist, dass man in Zukunft sicli solche Lehrer liolen und sicli zu solchen Fabeln drangen wird in dem Gefuhl sittlicber Schuld, die man gleicliwohl fortsetzen mochte, wahrend im 1. Timotbeusbrief es lediglich die Lehrer sind, welche diese Fabeln den Gemeinden aufdrangen. Es wird also gerade im 2. Timotbeusbrief ein Fortschritt gegenuber dem 1. Timotheus- und dem Titusbrief aufgezeigt. Damit sind die Aussagen der Pastoralbriefe, die sich auf die Irrlehre beziehen, erschopft. Wir liaben diesen etwas aus- fiihrlicben Exkurs niclit umgeben konnen, weil nur auf diesem Wege ein klares Bild der Sache zu gewinnen ist. Uberblicken J ) cf. Holtzmann. v Soden, Pfleiderer u. a. wir jetzt das Ganze nocli einmal, so glauben wir Folgendes konstatieren zu konnen : a) Die Lehrverirrungen , welche in den Pastoralbriefen gekennzeichnet sind, sind in alien drei Briefen dieselben, denn in alien dreien sind dieselben bezeichnet als thorichte Unter- suchungen und Spekulationen, als eitles, profanes Geschwatz, als Dinge, die von der Heilswahrheit abliegen. In alien drei Briefen sind als Gegenstand dieser Untersucliungen genannt: My then, Fabeln und im 1. Timotheus- und im Titusbrief auch Genealogien, sowie Beschaftigung mit dem Gesetz, wie es scheint im spekulativen Sinn. Endlicli in alien dreien wird das Verhalten des Timotheus und Titus bezw. der Bischofe in gleicher Weise vorgeschrieben : sie sollen diesen Sachen aus dem Wege gehen, sie meiden und nichts mit ihnen zu thun haben, da das nur zu Streit fiihrt und dazu, dass die Irrlehrer neue Gegenbehauptungen aufstellen. Treten diese gemeinsamen Ziige in den Briefen hervor, so schliesst das nicht aus, dass in dem einen Ausdriicke vor- kommen, die in dem anderen nicht wiederkehren, z. B. heisst es im 1. Timotheusbrief allein, dass die Irrlehrer Anspruch auf eine besondere Erkenntnis (yvwoig) machen. 1 ) *) y. Soden, Handkomm. p. 159 will aus dem in den Briefen be- stimmten Verhalten gegen die Irrlehre den Beweis der auch von anderen Kritikern vertretenen Ansicht fiihren, dass die Irrlehre im 1. Timotheus- und im Titusbrief entwickelter ist als im 2. Timotheus. Er sagt : „II wird empfohlen, auf Streit und Auseinandersetzungen sich nicht einzu- lassen, 2, 14. 16. 23 ; 3, 5 . wie denn auch den Anhangern der Bichtung in keiner Weise ihre Stellung in der Gemeinde bestritten wird, vgl. z. B. 2, 10 f. Verfasser lebt in der Hoffnung, dass sie sich unter des Timotheus erzieherischem Einfluss (vgl. ihre Beurteilung als unctiftswos 2, 23), dessen Stadien kurz als tlsygov, Kagana'lsa ov, l7uxi[Lr\Gov charakterisiert werden, zurecht weisen lassen. T (Titusbrief) bezeichnet den konsequenten An- hanger als ai^evixov ocvd'Qconov 3, 10, das sliyxziv soli unoropcos geschehen 1, 13, die vov&s6lcc zweimal erfolgen 3, 10, das nuQcutov 3, 10 = II, 2, 23, welches sich II auf den Streit, T auf die Personen bezieht, steigert sich zum £7UGTO(ii&tv. Fur den Fall, dass dies alles ohne Erfolg ist, wird der Stab uber ihnen gebrochen, 3, 11. I wird die Weisung erteilt, den Irr- lehrern ihr Thun einfacli zu verbieten d. li. die Autoritat wird aufgeboten, nicht sie zu widerlegen, sondern sie zu unterdriicken, 1, 3, gegen zwei hervorragende Vertreter wird die Strafe des Gerichts ausgesprochen.“ — Es erscheint doch bedenklich, diese feinen Niiancen so auszubeuten. Auch 160 b) Die Irrlehre ist nicht eine Irrlehre in strengem Sinne, vielmehr stellt sie sich dar als eine Beschaftiguug mit Dingen, die vom Zentrum und Kern der Heilswahrheit abliegen, denn nirgends werden grundsturzende Irrlehren aufgewiesen, wenn anders unsere Auffassung richtig ist, dass die I, 1, 20 Genannten nicht mit derselben in Zusammenhang stehen, und dass die II, 2, 17 Genannten nur als absclireckendes Beispiel angefiihrt werden, wie weit scliliesslich der Widerspruch fiihrt, also Einzelerscheinungen sind, und endlich, dass die auf dualistische Grundlage zuruckgehenden Irrlehrer (I, 4, 1 — h) ebenfalls nicht mit der iibrigen Irrlehre in Zusammenhang stehen. Dafiir spricht auch die Milde des empfohlenen Verhaltens und der gegen die Irrlehre zu ergreifenden Massregeln. c) Die Irrlehre zeigt offenbar jiidische Ziige, denn die /liu&ol sind im Titusbrief geradezu als : 'Iovdcaxoi bezeichnet, und haben wir gesehen, dass die I, 1, 20 Genannten, wenn anders unsere An- sicht richtig ist, nicht mit den Irrlehrern zusammenhangen ; und wie man den milden Ausdruck lvcc TtaguyysLlrjg (irj iTtgodidccaxcdiLv als ein Unter- driicken deuten will, ist nicht begreiflich. Wenn ferner II Timotheus die Hoffnung besteht, die Irrlehrer zur Umkehr zu bringen, so fehlt dieser Zug doch auch Titus nicht; das liegt schon in der vov^soia angezeigt, die doch nur als ein Versuch der Bekehrung sich darstellt. Vollends das ulq£tly.6v zu betonen, ist nicht angangig ; der Betreffende heisst doch nur so, weil er sich selbst dazu macht, indem er nicht umkehren will. Dass endlich im Titusbrief einmal einige hartere Ausdriicke fallen, wie ccnoro- fx(og, inLGTO^Hv, kann doch nicht in diesem Sinn fur eine scharfere Be- handlung und also scharfere Ausgestaltung der Irrlehre sprechen ; ist doch gerade als die Absicht des tliyxsiv anoToficog 1, 13 die Absicht angegeben, dass sie gesund werden im Glauben, also ist doch auch hier eine padeu- tische, erzieherische Absicht ausgedruckt, andererseits fehlt doch auch im Titusbrief das einfache tX?y%$iv (ohne unorofuog) nicht 1, 9. Wenn v. Soden weiter auch in der Charakterisierung der von den Irrlehrern vorgetragenen Lehre einen Fortschritt von II zu Titus und zu I finden will, so kbnnen wir ihm auch darin nicht zustimmen, denn die Ausfiihrungen 4, 2 ff. beziehen sich zwar , wenn unsere Anschauung liber dieseStelle zutreffend ist, auf eine gegen wartige Irrlehre, aber diese Irr- lehre ist mit der sonst bezeichneten nicht identisch, vielmehr haben wir hier Spuren einer zweiten nicht allgemein, sondern mehr singular auftreten- den Lehrverirrung. Ahnlich wie v. Soden aussert sich Pfleiderer, Urchristentum p. 822, nur nicht so ausflihrlich. 161 daher sind auch die mit den f.wd'Oi eng verbundenen yevealoyica so zu verstehen, wie denn auch im 1. Timotheusbrief die Irr- lehrer, welche sicli an die My then und Genealogien lialten, zugleich als delovisg eivcu vo{.iodiddo/.alot bezeichnet werden. d) Die Irrlehrer sind nicht etwa als rabbinische Eindring- linge zu verstehen, welche nicht zur Gemeinde gehoren, sondern sie erscheinen als Glieder der Gemeinden selbst. Das Resultat, welches die Zusammenstellung der Aussagen der Pastoralbriefe iiber die Irrlehre ergeben hat, giebt nun zugleich eine Eichtlinie zur Entscheidung der Frage, ob die Irrlehre, welche uns in den Pastoralbriefen entgegentritt, wirklich eine der Irrlehren des 2. Jahrhunderts ist. 2. Ist die Irrlehre in den Pastoralbriefen nach- paulinisch Oder ist sie aus der Zeit Pauli ver- s tandlich ? Es ist bekannt, dass zuerst Baur a ) die Meinung aussprach, dass die Irrlehre der Pastoralbriefe der Gnostizismus des 2. Jahr- hunderts sei, indem er zugleich eine bestimmte Gestalt des Gnostizismus, namlich die Lehre Marcions, in den Pastoral- briefen erkennen wollte. Er berief sich dabei vor allem auf die yevealoyicu und auf die (xvt;i$€G£iq rfjg xpevdwvvf.iov yvwoecog 1, 6, 20. Die Genealogien deutete er auf die gnostischen Aonen- reihen, und in den avri&eoeig wollte er Marcions Antithesen bezeichnet nnden, endlich verstand er den Ausdruck yvcboig als term, techn. fur den Gnostizismus. Namentlich zu dem letzteren Ausdruck weist er an anderer Stelle 2 ) auf die Worte des Hegesipp bei Eusebius hist. eccl. Ill, 32 hin, der von der \p£vd(hvv(.iog yvwoig spricht, indem er fur Hegesipp die Prioritat beansprucht. Wir haben aber schon in anderem Zusammen- hang 3 ) erkannt, dass dieser Ausdruck wahrscheinlich auf Rech- nung des Eusebius kommt, da er nicht mehr zu dem wortlichen 0 Die sogen. Pastoralbriefe des Ap. P. 1835 p. 26 ff. a ) Paulus, Ap. Jes. Christi, p. 494 ff. 3 ) Siehe oben p. 102 f. Stein metz, Gefangensckaft des Apostels Paulus. 11 162 Citat aus Hegesipp gehort. 1 ) In diesem Sinn deutet Baur nun alles auf den Marcionitismus, zu welchem er auch in den posi- tiven christologischen Auslassungen und in anderen Stiicken Beziehungen findet. Indessen wir konnen in keinem Fall in dem Worte yvc baig einen Beweis sehen fiir eine Beziehung auf den Gnostizismus und es nicht im Sinne eines term, techn. verstelien. Paulus gebrauclit dieses Wort ja auch sonst in den Korintherbriefen ; er verachtet an sich die Gnosis nicht; cf. 1 Kor. 12, 8; 13, 2 ; nur diese Gnosis, die Erkenntnisse besitzen will und doch nichts hat, ist ihm eine ipevdcovv^tog. In den Antithesen ferner wird man, wie auch Holtzmann 2 ) hervorhebt, nichts anderes finden konnen als die Aufstellungen, welche der wahren Lehre gegen- iiber gestellt werden. Was endlich die yevecdoytai betrifft, so hat Mangold nachgewiesen, dass dieses Wort von den Gnostikern selbst niemals in dem Sinn der Aonenreihen gebraucht worden sei. Muss alles dies uns bedenklicli machen, der Meinung Baurs, dass die Irrlehre der Pastoralbriefe der Marcionitismus sei, zu- zustimmen, so sclieitert dieselbe vollends an der Bezeichnung der Irrlehrer als vo^iodidaoKaloi, eine Bezeichnung, die Baur in der unnatiirlichsten und gezwungensten Weise als anti- nomistisch auffassen will. 8 ) Mit Recht sieht denn auch Mangold hier die schwachste Stelle der Ausfuhrungen Baurs. Es ist hier nicht der Ort, alles ausfiihrlich zu behandeln. Es mag geniigen, dass an einigen der Hauptpunkte die Unhaltbarkeit der Baurschen Hypothese beleuchtet ist ; wer der Sache weiter nachgehen will, der sei auf die gediegenen Ausfuhrungen Holtzmanns p. 126 ff. hingewiesen. So wenig aber die Marcioniten in den Pastoralbriefen ge- kennzeichnet sind, so wenig auch — dieses Resultat der Unter- suchungen Holtzmanns diirfen wir wohl als heutzutage fest- stehend bezeichnen — ist eins der speziellen anderen gnostischen *) cf. auch Mangolds Ausfuhrungen in: Irrlehrer der Pbr. p. 110 ff. 2 ) p. 131. 3 * * * ) Pfleiderer, der dieselbe Ansicht vertritt (Urchrist. p. 802), aussert sich nicht iiber den Ausdruck vofiodiddaxcdoi, sondern bleibt bei der Erbrterung der Verse stehen I, 1, 8—10, in denen P. die rechte Stel- iung zum Gesetz darlegt, in denen man allerdings eher eine Spitze gegen Marcion finden konnte. 163 Systeme hier deutlich gekennzeichnet, etwa die Yalentinianer (Schwegler), Oder die vorvalentinianischen Ophiten (Pfleiderer friiher) Oder die Ophiten selber (Schenkel) etc.; weshalb denn auch viele einen Mittelweg einschlagen, indem sie verschiedene gnostische Systeme in den Pastoralbriefen beriihrt finden wollen, namentlich Marcioniten und Yalentinianer, so Pfleiderer, Hilgen- feld u. a., zuletzt noch Hesse. Andererseits hat man, um den jiidi- schen Ziigen der Irrlehre noch mehrgerecht zu werden, auch eine Vermischung yon gnostischen und judaistischen Ideen behauptet. Holtzmann selber, dem Pfleiderer hierin im wesentlichen beitritt, geht einen ganz besonderen Weg, um zu einer ein- heitlichen Vorstellung zu kommen. Die Beziehung auf den Gnostizismus halt er test, denn wenn nach ihm auch auf kein bestimmtes gnostisches System die Zeichnung der Pastoralbriefe recht passen will, so findet er doch einzelne deutliche Ziige aus dem Portrat der Gnosis ; er sieht daher den Gnostizismus i m a 1 1 g e m e i n e n in den Pastoralbriefen dargestellt. Zunachst glaubt er die Genealogien nur im gnostischen Sinn verstehen zu konnen, indem er die Yoraussetzung abweist, als ob der Yerfasser der Pastoralbriefe den Ausdruck als Bezeichnung der Aonenreihen nur dann gebraucht haben konne, wenn ihn schon die Gnostiker selbst in diesem Sinn gebraucht hatten. Auch den Ausdruck yvtioig i pevdcovv^iog versteht er als Bezeichnung des Gnostizismus. Ganz besonders weist er auf das Zeugnis des Irenaus, Tertullian und Epiplianius hin, welche doch mit der gnostischen Literatur ungleich vertrauter gewesen seien und welche die Irrlehre auf den Gnostizismus bezogen und auch die Genealogien im gnostischen Sinn verstanden hatten. 1 ) Aber er tibersieht, dass die Stellen, welche er anfiihrt, ilire Erklarung darin finden, dass diese Kirch envater den Eindruck empfangen haben, dass es sich hier um Weissagungen auf die Gnosis handle. 2 ) In dem Bewusstsein nun, dass die jiidischen Ziige der Irrlehre zu seiner Ansicht sich nicht recht fiigen wollen, setzt er dieselben auf Rechnung des Falschers, der, obgleich der Gnostizismus bereits vorhanden war, sich in die Zeit des Paulus versetze und dessen Rolle spiele, also eine jiidische l ) p. 147. 2 ) cf. Kolling, 1. Brief P. an Tim. p. 281, auch Mangold, Irrlehrer p. 70 ff. 11 * 164 Maske annelmie, wozu die angebliche Vermischung von Zukunft und Gegenwart ein Beweismittel giebt. Dadurch erklart sich denn auch nach ihm zugleich der schwankende, unbestimmte Charakter des Bildes. Wir konnen diesen Ausfiihrungen Holtzmanns in keiner Weise zustimmen. Welch ein Raffinement der Falschung setzt diese Ansicht voraus ! Wenn man aber auch daran keinen An- stoss nehmen wollte, wie schwach waren dann die Massregeln gegen diesen Gnostizismus ! Wenn es wirklich dem Falscher darum zu thun gewesen ware, unter des Paulus Namen und gedeckt durch dessen Autoritat den Gnostizismus zu bekampfen, so wiirde er eine ganz andere, scharfere Kampfesweise gewahlt liaben und hatte dabei noch nicht einmal fiirchten miissen, „aus der Rolle“ zu fallen; hat doch auch der Apostel sich nicht gescheut, in den starksten Ausdrucken die zu verurteilen, welche durch ihre Irrlehren die Grundwahrheiten des Evangeliums um- sturzen wollten. Der Kampf, den die Kirche im 2. Jahrhundert gegen den Gnostizismus fiihrte, war fiirwahr nicht so milde und konnte es auch nicht sein, da die Kirche sich bewusst war, dass der Gnostizismus geradezu die Grundvesten der Kirche erschiitterte und eine Negation des Evangeliums war, dass es sich also bei dem Kampfe um Sein Oder Nichtsein handelte. Yon alledem findet sich in den Pastoralbriefen nicht das Geringste. Es verschlagt auch nichts, wenn man das daraus erklaren zu konnen glaubt, dass es sich hier mehr um die handle, welche durch solche Lehren bethort sind, denn der exegetische Befund zeigt, dass die Irrlehrer aus der Gemeinde aufstehen, Oder dass man meint, es komme hier nur auf die praktisclien und ethischen Konsequenzen des Gnostizismus hinaus und die Theorie trete mehr zuruck, denn solche Kon- sequenzen wiirde der Apostel selbst bis auf die Theorie ver- folgt haben und die Kirche in ihrer Polemik ebenfalls, Oder dass man sich darauf beruft, es komme hier nur auf die seel- sorgerische Behandlung an, welche die „schwere Riistung der Gelehrsamkeit verschmahe“ und sich nur gegen einzelne Sclilag- worter und Thesen verschiedener gnostischer Systeme richte, 1 ) x ) So Hesse, Entstehung der neutest. Hirtenbriefe 1889. 165 derm auch in diesem Falle wiirde eine Verfolgung der Gnosis bis auf ihre yerkehrten Grundlagen geboten sein, wie es sonst von den Yerteidigern des kirchlichen Glaubens geschehen ist. Wie die Kirche bessere WafFen hatte im Kampf gegen den Gnostizismns und nur durch Aufzeigen der diametralen Gegen- satze auf dem grundlegenden Gebiete der Heilswahrheit (der Theorie) den praktischen Konsequenzen das Wasser abzugraben hoffen konnte, so sollte man das doch auch hier erwarten. Gegen die Annahme, dass wir es mit dem Gnostizismus im allgemeinen zu thun haben, spricht aucb dieses, worauf sclion oft aufmerksam gemacht ist, dass gerade auf die haupt- sachlichsten gnostischen Lehren in den Pastoralbriefen niclit bezug genommen wird : die Trennung des Schopfers von Gott, die doketische Auffassung Christi etc. Denn wo man in den positiven Aussagen der Pastoralbriefe, z. B. in dem ecpavsQcbd'r] ev oclqkl, doketische Yorstellungen gestreift linden will, 1 ) da ist mit Kolling 2 ) zu entgegnen, dass man dasselbe ebenso gut aus Luk. 1, 78, Phil. 2, 7 herauslesen konnte, und wenn Holtz- mann die Einheit des Mittlers und seine Menschheit, wie sie I, 2, 5 betont wird, in Gegensatz zu der gnostischen Doppel- personlichkeit Christi setzt, so weist Kolling dem gegeniiber mit Recht auf Rom. 5, 12. 15. 18 hin. Die Ausdriicke gar: acp&aQTog, afp&aQoia, ad'avaoia, die Holtzmann als gnostische Termini in Anspruch nimmt, konnen durchaus niclit ins Ge- wicht fallen, da dieselben sich auch in anderen paulinischen Briefen linden cf. 1 Kor. 9, 25 ; 15, 52 ; Rom. 1, 23 ; 1 Kor. 15, 42. 50 ; Rom. 2, 7 ; 1 Kor. 15, 53. Bei den Ausdriicken aitiveg und eTtupdvsia giebt Holtzmann selber eine Abhangigkeit des Gnostizismus yon den Pastoralbrielen zu. Die einzige Stelle, in der man am leichtesten den Gnosti- zismus wirklich beriihrt linden kann, ist die Stelle 1 Tim. 4, wo von dem Verbieten der Ehe und der Enthaltung von gewissen Speisen die Rede ist. Hier lindet sich offenbar eine dualistische Anschauung. Hier gebraucht der Brief aber auch scharfere Worte; er sagt, dass die Leute, welche also lehren, gebrandmarkt sind in ihrem Gewissen, dass sie sich q Holtzmann p. 131 f. 2 ) Kolling’ a. a. 0. 166 an Heuchelei, an Irrgeister und Lehren von Lugengeistern lialten. 1st indessen unsere Auffassung riclitig, so stehen diese Irrlehrer nicht mit den sons! in den Pastoralbriefen geschilderten in Zusammenhang, und zudem hat Holtzmann nachgewiesen, 1 ) dass diese beiden Ziige: Verachtung der Ehe und Enthaltung von Speisen, yielen Haretikern gemeinsam sind, also nicht durchaus auf die Gnostiker ausschliesslich bezogen werden miissen. Miissen wir dalier yon dem Gnostizismus im allgemeinen absehen, so konnen wir ebensowenig etwa dem zustimmen, dass hier ein gewisser judaistischer Gnostizismus, eine Zwischen- stufe zwischen der Schule Cerinths und dem eigentlichen Gnosti- zismus, der aus heidenchristlichen Kreisen hervorging, gekenn- zeichnet sei. An und fur sich ist solch eine Mittelstufe der Entwickelung ja wohl denkbar, aber die angefiihrten Griinde, welche gegen den Gnostizismus iiberhaupt sprechen, sprechen auch hiergegen; vor allem konnte auch diese Erscheinung nicht mit solcher Milde behandelt werden. Von dem Gnostizismus hat denn nun auch eine ganze Eeihe von Gelehrten bei der Erklarung der Irrlehre in den Pastoralbriefen abgesehen und ist auf den Judaismus zuriick- gegangen. Auch hier linden sich viele verschiedene Ansichten. Wir konnen uns aber denselben gegeniiber kurz fassen, denn es kann nicht unsere Absicht sein, hier alles zu untersuchen, was fur oder gegen die eine Oder andere Meinung spricht. Fiir uns ist es vor allem wichtig, das hervorzuheben, dass alle die Ansichten, welche sich auf den Judaismus beziehen, die Irrlehre in die apostolische Zeit versetzen, und dass also, mag man sich fiir die eine oder andere entscheiden, in keinem Fall die paulinische Abfassung der Pastoralbriefe in Frage gestellt wird. Wir beschranken uns also darauf, die hauptsachlichsten Meinungen kurz anzufiihren und einige wenige Bemerkungen dazu zu machen. Schon in der alten Kirche hat man unter der Irrlehre der Pastoralbriefe den Judaismus oder Pharisaism us verstelien wollen, mit dem Paulus sonst so viel zu kampfen hatte. In- J ) p. 130. 167 (lessen kann davon u. E. nicht die Rede sein, denn wenn auch einzelne Ziige des Bildes, namentlich die Bezeichnung* der Irr- lehrer als vo/nodidccoxaloi dazu passen, so mlissen wir doch wohl beachten, dass jener Judaismus das Christentum vergeb- lich machte und Christum zum Sundendiener (Gal. 2, 17); es setzte an die Stelle des Evangeliums das Gesetz und stellte das Christentum unter das Gesetz, verdachtigte dabei auch des Apostels apostolische Wurde und Berechtigung. Dem gegeniiber musste ein ernster Kampf gefiihrt werden, dagegen kampft Paulus mit scharfen Waffen, und dazu stimmt das Verhalten, welches die Pastoralbriefe gegen die Irrlehre vor- schreiben, nicht. Mit vielem Scharfsinn hat dann namentlich Mangold, dem andere folgten, die Irrlehrer als Essaer ausgegeben (Ritschl als Therapeuten). So scharfsinnig aber seine Ausfuhrungen sind, und so sehr man beim Lesen derselben yersucht ist, ihnen zu- zustimmen, zumal man dann in Rom und Colossae event, bereits essaische Anfange konstatieren und also die Pastoralbriefe in eine fortlaufende Entwickelung einreihen konnte, so muss man doch sagen, dass auch er nicht im stande ist, alle Ziige der Irrlehre zu deuten, namentlich nicht den Zug, dass die Irr- lehrer unter den Frauen Propaganda machen, da ihre Weiber- scheu bekannt ist. Auch das Verbot der Ehe ist bei ihnen nicht nachweisbar, da nur yon ihnen feststeht, dass sie selbst das ehelose Leben holier stellten. 1 ) Haben ferner Baumgarten und andere an die Kabbalisten gedacht, hat Wieseler eine Beziehung zu dem Neupythagoraismus erkennen wollen, so haben Dahne und Otto es unternommen, die Irrlehre auf philonische Ideen zuriickzufuhren ; sie haben die i-iv&ol als die spekulativ behandelten Urgeschichten der Bibel, die Genealogien als die von Philo in allegorisierendem Sinne behandelten Genealogien der Genesis angesehen. Diese letztere Erklarung scheint noch immer, wenn man eine be- stimmte liistorische Form sich durchaus vorstellen zu miissen meint, am geeignetsten zu sein, alle Schwierigkeiten zu losen. Jedenfalls, wir wiederholen das, ftihren alle diese An- ') cf. Holtzmann p. 149. 168 sichten, welche die Irrlehre spezifisch jiidisch verstehen. nicht iiber Pauli Zeit liinaus. Gleichwohl aber erscbeint es misslich, soldi eine bestimmte Deutung zu versuchen ; man wird dabei immer leidit hier und da Ziige linden, die nidit vollig passen — aber das kann uns nidit irre madien. Im Gegenteil! hatten wir hier wirklich das Werk eines Falschers vor uns, so wiirde vie! elier, Avie das sdion oft betont worden ist, eine bestimmtere Zeichnung der Irrlehre zu erwarten sein, gleidiwie eine bestimmtere Zeichnung der historisclien Situation erwartet werden musste, 1 ) als dass man soldi ein unerhortes Raffinement annehmen sollte, dass absichtlich diese schwankende Cliarakteristik gewahlt sei. Das alles spricht sehr fur die Echtheit. Die Briefe sind eben nicht gesclirieben , urn unseren dogmenhistorischen Unter- suchungen Quellen zu bieten, sondern urn dem Timotlieus und Titus Unterweisungen zu geben. Timotheus und Titus werden diese die Irrlehre betreffenden Weisungen wohl in all ihren Beziehungen yerstanden haben, besser als Avir lieute dazu im stande sind, etAvaige historische Parallelen aufzufinden, die als Stichprobe gelten konnen. Wir bleiben daher bei unserer Auffassung, fiir Avelche Avir uns auf das nuchterne und sachliche Urteil yon Weiss berufen konnen. Uns stellt sich die Irrlehre nicht als eine rechte Irr- lehre dar, sondern als ein AbAyeichen von der gesunden Lehre, als etAvas Thorichtes und Unniitzes. Sie hat es besonders mit Fabeln und Geschlechtsregistern zu thun, die, wie die Lehrer selber aus der Beschneidung herstammen, in dem Judentum Avurzeln; es Avird dabei nicht vollig zu entscheiden moglich sein, ob die Geschlechtsregister die des Alten Testamentes sind, Oder ob Avir eine Bezieliung auf die Engelordnungen haben. Diese Spekulation, die zu einer neuen Auslegung des Gesetzes venvertet zu sein scheint, ist als thoricht und als eitles Ge- schAvatz zu beurteilen, das nicht erbauen kann, das aber aucli Aveiter zu Aviderlegen sich nicht lolint; zumal da das nur zu Aveiterem Widerspruch und Streit fiihrt. Es ist genug, die Sadie abziuveisen, sich nicht darauf einzulassen, sie zu ver- J ) cf. oben p. 141. 169 bieten und ihre Anhanger zur Umkehr zu fiihren. Sie meinen eine hohere Erkenntnis zu haben, aber das ist nur ihre Ein- bildung, sie sind verblendet und wissen nichts. Was diesen Lehryerirrungen entgegenzutreten notigt, ist dieses, dass sie vom rechten Glauben abfiihren, dass sie wie alles, das man gehen lasst, urn sich greifen, wie denn auch diese Leute Propaganda nicht ohne gewinnsiichtige Motive, namentlich unter den Frauen machten; und dass sie zu Spaltungen und Parteiungen fiihren und die Hauser verstoren ; dass sie einem heuchlerisclien Scheinwesen Vorschub leisteten, bei dem man den Ernst sittlichen Strebens und die Besiegung der Liiste und Begierden hintenansetzte, wahrend man anderer- seits, wie es scheint, willkiiriiche Unterschiede machte zwischen rein und unrein nach jiidischer Weise. Wir konnen in dem so gezeichneten Bilde nichts finden, was auch nur im geringsten der Meinung das Wort redete, dass diese Irrlehre in der Zeit des Paulus nicht denkbar sei, mithin die Abfassung des Briefes durch Paulus unmoglich mache. Auch die singularen Erscheinungen, wie wir sie gefasst haben, sind nicht im stande, den Beweis fiir eine nach- paulinische Abfassung der Pastoralbriefe zu erbringen. Wenn Hymenaus und Philetus lehren, dass die Auferstehung schon geschehen sei, so braucht man darin keineswegs den gnostischen Widerspruch gegen die Auferstehung des Fleisches zu finden. Wir brauchen nur auf 1 Kor. 15, 12 zu verweisen, wo Paulus sich bereits mit solclien auseinander setzt, welche behaupten, die Auferstehung der Toten sei nichts. Ebensowohl ist es denkbar, dass zu des Apostels Zeiten noch andere aufstanden, die lehrten, dass die Auferstehung schon geschehen sei, indem sie die Auferstehung geistig umdeuteten. Dass auch die 1 Tim. 4 bezeichneten Lehren des Verbots der Ehe und der Enthaltung von Speisen keineswegs liber Pauli Zeit hinausfuhren, ergiebt sich zur Gentige aus all den Ausfuhrungen, welche diese asketischen Anschauungen auch mit judaistischen Irrlehren im Einklang finden. Zudem haben wir, wenigstens was die Enthaltung von Speisen anlangt, ein Beispiel aus friiherer Zeit in der kolossischen Gemeinde. Was ferner die Bezeichnung des sittlichen Verderbens in 170 2 Tim. 3 anlangt, so haben wir bier unzweifelhaft eine Weissagung flir die Zukunft. Endlich haben wir in den Tit. 1, 14 — 16 cliarakterisierten cxv&qlottoi, an deren Gebote sich die irrlehrer halten, Nichtcbristen erkennen mtissen. — Mag man aber aucb dieser Ansicht nicbt zustimmen und eine andere Erklarung vorziehen, so viel gelit aus der Ge- schichte der Kritik dieser Irrlehre hervor, dass es bislier nocli nicht gelungen ist zu beweisen, dass eine der das 2. Jahr- hundert bewegenden Irrlehren in den Pastoralbriefen dargestellt ist; ja wir glauben nicht zu viei zu beliaupten, wenn wir sagen, dass von der Herbeizielmng des Gnostizismus zur Erklarung uberhaupt Abstand genommen werden muss. Nur wenn dieser Beweis vollstandig gelungen ware, konnte man behaupten, dass die Briefe nicbt von Paulus verfasst seien. Da dieser Beweis nicht erbracht ist, da vielmehr die Irrlehre in der apostolischen Zeit sehr wohl moglicb und nach alien Seiten bin begreiflich erscheint, so wird das, Avas die Pastoralbriefe iiber die Irrlehre sagen, in keiner Weise zu einem Zeugnis flir ibre nach- paulinische Abfassung yerwertet werden kdnnen. Der Eingliederung der Irrlehre in das 2. Jahrhundert, Avie man sie versucbt bat, sollen aber aucb die kirchlichen Ein- richtungen und Gemeindeverhaltnisse entsprechen, Avie sie in den Pastoralbriefen dargestellt sind. Dieselben, so behauptet man, zeigen eine so Aveit yorgescbrittene Entwickelung, dass sie nur im 2. Jahrhundert denkbar sind, so dass mithin die Briefe nicht von Paulus verfasst sein konnen. Wenden Avir wir also unsere Aufmerksamkeit diesem Punkte zu! 171 Kapitel IV. Die Geineindeverlialtiiisse in den Pastoral- briefen. 1. Das Biscliofsamt. a) Das Verhaltnis zwischen EJtioxo7iog und 7iq£o@vt£qoi. Vor allem handelt es sich bei der Bestimmung der Zeit, welche in den kirclilichen Einrichtungen der Pastoralbriefe sich spiegelt, um die Stellung des Biscliofs. Schon vor Baur hatte man versucht, den htio^ortog der Pastoralbriefe von den Presbytern zu unterscheiden und ihm eine hohere Stellung als jenen anzuweisen. Damit wiirden die Pastoralbriefe in das 2. Jahrhundert geriickt, in welchem erwiesenermassen eine hierarchische Gliederung der kirclilichen Amter sich ausge- bildet hatte und der Bischof eine hohere Stellung als die Pres- byter einnahm, wahrend man fur die apostolische Zeit die Identitat von jtQeofimeQOL und htiGAonoi statuieren muss. Es ist bemerkenswert , dass Baur, dem es doch will- kommen sein musste, einen Unterschied zwischen Bischof und Altesten in den Pastoralbriefen zu finden, weil dadurch seine Ansicht von der Identitat der Irrlehre mit dem Marcionitismus des 2. Jahrhunderts eine neue Stiitze linden konnte, dennoch ohne Voreingenommenheit dieser Ansicht nicht unbedingt bei- trat, sondern die Identitat von Bischof und Presbytern fur die Pastoralbriefe im allgemeinen festhielt. Er vertritt die Mei- nung, dass sowohl der Begrilf £Ttioxo7tog als TtQeofimeQog sich auf dasselbe Amt beziehe, und will in denselben nur die Bezeichnung fiir zwei verschiedene Seiten desselben linden. „Der Vorsteher, sofern er fiir sich selbst oder nach seinem Verhaltnisse zu der Gemeinde, an deren Spitze er steht, be- J ) Pastbr. p. 86 ff. 172 trachtet wird, lieisst IntGAoitog als derjenige, welcher gleich einem Hirten die Aufsiclit iiber die ihm anvertraute Herde zu fiihren hat. Werden aber mehrere einzelnen Gemeinden vor- stehende iniGMitoi zusammengenommen und mit einem ge- meinschaftlichen Namen bezeichnet, so werden sie in der Regel TtQeo^meQOi genannt. Dalier steht hier (es ist yon der S telle Tit. 1, 5 If. die Rede) zuerst das gemeinsame tzqeg^v- T£Qoi, sobald aber von dem Vorsteher an und fiir sich die Rede ist als einem einzelnen Individuum £Ttiamitog“ Er yerweist auf 1 Petr, 5, 1. wo Petrus sich selbst ovuTtQeopfrtEQog nenne und so das kollegialische Verhaltnis noch bestimmter aus- driicke, und auf act. 20, 17, wo die Vorsteher der die exxXrjoia im Ganzen bildenden Gemeinden in ihrem Verbal tnis zu ein- ander Ttgeopmsgoi , im Yerhaltnis zu ihrer Herde ( Ttofyiviov ) htLGAOTtoi genannt seien. Er hat dabei die eigenartige Ansicht, dass die iTQsaftmeQoi nicht urspriinglich „als ein Kollegium yon Vorstehern einer und derselben Gemeinde “ yorgestellt werden diirften, sondern dass sie ,, Vorsteher der urspriinglich mehr noch fiir sich bestehenden kleinen christlichen Vereine“ waren, jeder wie der andere n kmoxo7tQs einer kleinen christlichen Gemeinde“, was freilich nicht ausschliessen soil, dass jene kleinen Gemeinden sich auch wieder als Teile einer grosseren Gemeinde betracliteten und ihre Vorsteher ein eigentliches Kollegium bildeten; nur diirfe man dieses gemeinschaftliche Regieren einer Gemeinde nicht als das Urspriingliche und Wesentliche in dem Begriff der TtQeopvzeQoi ansehen. Er findet hier also ein monarchisches Prinzip und bestreitet,* dass in der altesten Zeit die TtQeofivTSQoi als ein Kollegium erscheinen, und macht darauf aufmerksam. dass auch act. 14, 23 stehe 7tgso(iuT£QOL v.vlt mxhrjoictv, dass also yon Presbytern yerschie- dener einzelnen Gemeinden die Rede sei. So habe man sich auch die in der Apostelgeschichte ofter genannten 7tQ£Gpm£QOL der jerusalemischen Gemeinde zu denken. Diese Altesten 7tQ£opvTEQoi oder £7tLGAonoL seien in ihrem Kreise dasselbe wie die spateren Bischofe, und das Yerhaltnis, in welchem die Apostel zu ilinen standen, sowie das Verhaltnis des Timotheus und Titus zu den zcqeg^vteqol in Ephesus und Kreta sei nicht mit dem Verhaltnis der Bischofe zu den Presbytern, sondern 173 mit dem Verhaltnis der Erzbischofe zu den Bischofen zu ver- gleichen. In der Begrfindung aber und Sanktionierung dieser monar- chischen Verfassung der Kirche findet Baur dnrcbaus Unpauli- nisches, da dem Apostel dergleiehen in seinen eeliten Brief en vollig fern liege, obgleich er dock namentlich in Korinth Grund genug dazu gehabt hatte. Das Irrige dieser Ausfiilirungen Baurs liber das Verbal t- nis von IniGyioTtoL nnd TtQeo^ursQot bat Holtzmann beleucbtet 2 ) und namentlich hervorgehoben ; wie Baur spater selbst einge- raumt bat, dass Presbyter und Bischofe auch identiscb seien, wo in der Mehrbeit von ihnen die Rede ist. Wir haben keine Veranlassung, auf die Einzelheiten bier des naheren einzugehen, fur uns ist nur dieses bedeutungsvoll, dass Baur im allgemeinen keinen Unterschied zwiscben wtio- kotcol und 7tQ£GfivT€Qoi in den Pastoralbriefen findet. Seitdem ist denn auch immer aufs neue die Xdentitat von Bischofen und Presbytern betont worden, und man darf als das Ergeb- nis der Untersuchungen fiber diesen Punkt beutzutage dieses feststellen, dass die Identitat der Bischofe und Presbyter in den Pastoralbriefen allgemein anerkannt ist, und dass man es aufgegeben bat, in den Pastoralbriefen in diesem Punkt einen Unterschied zu statu tieren , der in der That nirgends ange- zeigt ist. Beachten wir dock nur, wie in dem 3. Kap. des 1. Timo- theusbriefes unmittelbar nach den ertlGxoTtoi yon den Diakonen die Rede ist, ohne dass die tcq£g^vt£qol dazwiscben erwahnt werden, wie es zu erwarten ware, wenn die zitiGuoitoL eine hohere Stellung einnahmen. Der Singular aber emoxoitog, auf den Bauer hinweist, bedeutet bier nicbts, ebensowenig wie Tit. 1, 7, er ist hervorgerufen durch das rig. 2 ) Auch findet sich nirgends in den Pastoralbriefen irgend ein Hinweis auf die gottliche Einsetzung des Episkopats, welche im 2. Jahr- bundert zugleich mit der Ausbildung des monarchischen Bischofsbegriffs bebauptet wurde; nirgends auch werden die besonderen Vorrecbte der Bischofe betont, wie das doch dem l ) p. 208 If. 2 ) cf. Holtzmaim p. 209. 174 2. Jahrliundert wesentlich ist. Eine Yergleichung der Igna- tianen, welche diese fortgeschrittene Entwickelung zum Einzel- episkopat darstellen , zeigt oline Frage, dass die Pastoral- briefe dieser Entwickelung fernstehen. Audi das ist liier zu beachten, dass yon dem E7tiGK07tog I, 3. 4. 5 gefordert wird, dass er auch seinem Hause wohl yorsteben (TTQOGxfjvcu) miisse, weil er sonst nicht im stande sein werde, gehorig fur die Gemeinde zu sorgen, dass also in- direkt das TcgooTfjvcu dem Episkopus zugescbrieben wird (cf. den Namen 7tqoLGTdf.ievoi 1 Thess. 5, 12; Rom. 12, 8), und dassesl, 5, 17 lieisst: die Presbyter, die wolil vorgestanden haben (xahug TtgoeoxCoTeg), sollen doppelte Ehre geniessen, so dass also die IrciGY-oTtoi wie die 7tQ£Gpm£Q0L gleicherweise als Vorsteber gelten. Ebenso ergiebt sicli das aus dem Titusbrief 1, 5 — 9. Hier werden geradezu die Begriffe nqeG^vxEQOL und ETtiGY-OTCog mit einander yertauscbt, und das, was von den tcqeg fivxEQOL gefordert werden soil, entspricht dem, was in dem 1. Timotheusbrief yon dem htiGY.O'itog gefordert wird. Endlicb ist aucli das niclit zu ubersehen, dass, wie yon dem Bischof die Lebrtlichtigkeit gefordert ist, 1 Tim. 3, 2, so in Kap. 5, 17 die Rede ist von Altesten, die am Wort und der Lelire gearbeitet baben, so dass also auch eine gleicbartige Beziehung der Wirksamkeit zwischen Bischof und Altesten sicb findet. Bietet somit das Yerhaltnis zwischen Bischof und Altesten nichts, was iiber die Zeit des Paulus binausfuhrt, und bat man in diesem Punkte keinen Grund, die Pastoralbriefe in eine spatere Zeit zu setzen, so hat man das von einer anderen Seite her versucht, indem man ankntipfend an eine Ausserung Baurs J ) in der Stellung des Timotheus und Titus zu den Bischofen und Altesten die monarchiscbe Yerfassung der spateren Zeit erkennen will. b) Die angeblich monarcbische Stellung des Timotheus und Titus. Es ist namen tlicb Weizsacker, 2 ) der die Ansicht von einer monarchischen Stellung des Timotheus und Titus vertritt, und 9 Siehe oben p. 172. 2 ) Jahrb. f. deutsche Theologie 1873 p. 665. 175 andere sind ihm darin gefolgt. Sie yindizieren dem Timotheus und Titus die Stellung* eines Biscliofs in Ephesus bezw. in Kreta. Holtzmann, der dagegen mit Becht auf die nur vorfiber- gehende Stellung des Timotheus (etog hgxofiiai) hinweist und die dem Timotheus 1 , 3, 1 — 7 und Titus 1, 5 — 9 gegebenen Anweisungen bezfiglich der Kriterien, nach welchen sie selbst bei der Einsetzung von Bischofen und Presbytern verfahren sollen, mit der bischof lichen Residenzpflicht ebenso unvertrag- lich findet wie die Visitationsreisen des Titus und anderer ihm gleichgestellter Personen, welche 2 Tim. 4, 10; Tit. 3, 12 er- wahnt sind, 1 ) lehnt es ab, dass in Timotheus und Titus der Episkopat personifiziert sei. Er modifiziert die Ansicht Weiz- sackers dahin, dass Timotheus und Titus als apostolisclie Legaten anzusehen seien und sich mit den spateren Metropoliten und Erzbischofen vergleichen lassen, und sagt: 2 ) „Die Kette der hierarchischen Institutionen ist bereits in der Arbeit begriffen.“ „Das urspriinglich auf dem Grunde der Gleichheit stehende Kollegium der Presbyter strebt einer monarchischen Spitze zip die in den Briefempfangern personifiziert wird.“ Daraus erst sollen sich recht verstelien die dem Timotheus fibertragene Pflege der Kirchenzucht I. 5, 19. 20, der Disziplin und Juris- diktion selbst fiber die Presbyter I, 5, 19. 20, die ihm ans Herz gelegte Pflicht der Predigt, das Achthaben auf die Lehre, die Vermogensverwaltung 1, 5, 17; die ihm zustehende Entscheidung bezfiglich der in den Witwenstand aufzunehmenden Personen I, 5, 3. 9. 11; seine Autoritatsstellung auch den alten Mannern und Frauen gegenfiber I, 5, 12. Das Gleiche gelte von Titus, welcher thun soil, was nach Tit. 1, 9 des Biscliofs Sache ist: er soil eleyxeiv 1, 13, die vyiaivovoa didaovia/da treiben 2, 1, aber auch die Haretiker warnen und schliesslich ausweisen 3, 10, fiberhaupt so gut wie ein Apostel befehlen und sich von niemand etwas bieten lassen 2, 15. Wir bemerken gleich an diesem Platze, dass man es dock kaum als Vermogensverwaltung bezeichnen kann, wenn 5, 17 If. von dem Unterhalt der Lehrer die Rede ist, und dass 5, 19 ff. dem Timotheus eine Disziplinarbefugnis fiber die Presbyter l ) p. 224. 9) p . 225. 176 einraume, ist u. E. auch zu viel behauptet. Was Timotheus alsYertreter Pauli alien Gemeindegliedern schuldig war, namlich Hire Klagen in kirchlicher Beziehung anzunehmen, das gilt auch den Altesten gegenliber, nur sollen diese um der Ehrenstellung willen, die sie haben, vor leichtfertigen, ungerechtfertigten An- klagen geschiitzt werden ; eine Klage gegen sie soil darum nur vor zwei Oder drei Zeugen angenommen werden, um dadurch unbegriindete Anklagen zu erschweren. Was also den An- schein einer gewissen feierlichen Diszipiinarverhandlung er- weckt, stellt sich bei naherer Betrachtung einfach dar als eine Schutzmassregel gegen verlaumderische Anklagen, die bei der Stellung, welche die Altesten batten, doppelt schadlich wirken mussten. Endlich ist 5, 22 nicht im mindesten von Kirchen- zucht die Bede. Diese Meinung kann nur entstehen, wenn man das Auflegen der Hande, das nicht zu schnell geschehen soil, auf die Wiederaufnahme von Exkommunizierten deutet, wie Hoitzmann es thut, x ) wahrend die Stelle in Wirklichkeit die Einsetzung der Presbyter im Auge hat. Betrachten wir aber alles, was Hoitzmann sonst noch zur Be- grundung der Ansicht anfiihrt, dass Timotheus die monarchische Stellung eines vicarius apostolicus, eines quasi Erzbischofs ein- nehme, so werden wir doch sagen miissen, dass es sich in all diesen Stticken immer nur um die Stellung zu der einen Ge- meinde liandelt, und dass, wenn man iiberhaupt ein monarchisches Prinzip finden will, man vielmehr die Stellung eines Lokalbischofs bezeichnet finden muss, welche wieder, wie Hoitzmann selber sagt, mit der voriibergehenden Stellung des Timotheus in der Gemeinde nicht in Einklang steht. In Wirklichkeit kann man aber in alledem, was Hoitzmann anfiihrt, bei der Deutung, die u. E. die Stellen I, 5, 17. 19. 22 finden miissen, iiberhaupt keine besondere Autoritatsstellung des Timotheus bezeichnet sehen. Timotheus soli nur Paulus vertreten, er soil nur „im Auftrage“ handeln; wir finden nichts, was dariiber hinausweist und auf die Einrichtung eines monarchischen Amtes hinzielt und was die Meinung begriinden konnte, dass Timotheus und Titus die selbstandige Stellung eines Erzbischofs einnehrnen, und dass in ihnen sich gleichsam das Apostolat fortsetzen soil. J ) p. 356. 177 Beachten wir ferner, dass Timotheus in der Stelle II, 4, 5 er- mahntwird, das Werk eines evayyshovrig, eines Predigers des Evangeliums, auszurichten, dass sein Werk eine diaxovia, er selbst ein dovlog xvqiov (II, 2, 24) und ein dtaxovog Xqlgtov 3 Irjoou (I, 4, 6) *) genannt wird. So istalso das Werk des Timotheus wesent- lich dieses, dass er tliun soil, was der Apostel selber that, der ja aucli vor allem seine Aufgabe in der Verkiindigung des Evan- geliums sah und sich auch einen dovlog Xqlgtov nennt. Er vertritt in der Gemeinde des Apostels Stelle und dient ihr, hat also nicht einmal voile Selbstandigkeit. Ebenso ist es mit Titus. Dariiber geht auch nicht hinaus, dass dem Timotheus und Titus geboten wird, fiir die Organisation der Gemeinde zu sorgen. Man will das iiberhaupt als unpaulinisch bezeiclmen — und doch, musste nicht sclion an und fiir sich, wie jede Ge- meinschaft von Menschen irgendwie sich zu organisieren den Wunsch hat, auch die christliche Gemeinde gewissermassen aus sich selbst und von selbst zu einer Organisation irgend- welcher Art kommen, um so mehr als die heidnischen Kulte sowohl als die Synagogenverfassung Israels das Bild einer Organisation boten? Was kann darin Unpaulinisches liegen, dass auch Paulus solche Organisation empfiehlt, namentlich in Gemeinden, die durch Lehrverirrungen bedroht waren und denselben gegeniiber in einem festeren Gefiige besseren Halt gewinnen mussten ? Aber, sagt man weiter (der Ein wand Baurs wird immer aufs neue geltend gemacht), wie kommt es, dass Paulus solche Organisation in anderen Gemeinden nicht ge- troffen hat? Darauf ist zu antworten, dass nach act. 14, 23 Paulus und Barnabas in den Gemeinden Lykaoniens, Pisidiens und Pamphyliens fiir Bestellung von Presbytern sorgten ; linden wir doch ferner auch in der Gemeinde zu Thessalonich TtQOLOxaiievoL, in Philippi Itclokotioi y.al diaxovoi, und weist doch auch in Korinth die Gabe der xvfteQvrjoig, welche Paulus nennt, auf eine Gemeindeleitung hin. Es ist daher nicht einzusehen, x ) Holtzmann lasst die Bezeiclinung diaxovos gewahlt sein mit be- zug auf die Jugend des Timotheus, die besser dazu passe, wahrend bei den 7tQEa^vvEQ0L bezw. EniGnonoi auch der Begriff des Alters iiberhaupt hineinspiele (siehe dazu unten p. 193 f.). Steinmetz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 12 178 was in der Empfehlung der Organisation in Ephesus und Kreta, wo Titus geradezu beauftragt wird, Presbyter einzu- setzen, unpaulinisch sein soil. Man muss nur nicht denken, dass die Fiirsorge fur die Organisation sicli nicht mit dem Gedanken einer Entwickelung nach Massgabe der individuellen Verlialtnisse vertrage; ist doch auchdie Organisation in Ephesus weiter vorgeschritten als in Kreta. Dann wird man in dieser Fiirsorge fur die Organisation der Gemeinden urn so weniger etwas Befremdliches finden konnen. Es stimmt auch das sehr wohl dazu, dass Timotheus und Titus den Apostel vertreten sollen in den Gemeinden ; es liegt hierin weder etwas Unpaulinisches, noch ist mit dieser Ein- richtung der Organisation eine monarchische Autoritatsstellung des Timotheus und Titus bezeichnet. Wie aber verhalt es sich mit der „Ordination“ des Timotheus? Sollte diese nicht zu der Annahme fiihren, dass wenigstens Timotheus — denn von Titus erfahren wir nichts derartiges — eine monarchische Stellung fiir die Zukunft einzunehmen be- rufen, dass er zum Nachfolger des Apostels designiert worden sei, und dass in ihm gleichsam die successio apostolica beginne ? Miissen wir in der Ordination des Timotheus nicht doch vielleicht ein Anzeichen erblicken, dass in den Pastoralbriefen die Ent- wickelung zum monarchischen Episkopat hinstrebt und also die Briefe iiber die paulinische Zeit hinausfuhren ? c) Die Ordination des Timotheus. Auf die Ordination des Timotheus beziehen sich die beiden Stellen 1 Tim. 4, 14 und 2 Tim. 1, 6. In der ersten Stelle wird Timotheus ermahnt, die Gabe ( yaoioiacc ) nicht zu ver- nachlassigen, welche ihm gegeben war durch Prophetie mit Auflegung der Hande des Presbyteriums, und in der zweiten Stelle finden wir die ahnliche Mahnung, dass Timotheus die Gabe neu beleben soil, welche in ihm war durch die Auflegung der Hande des Apostels. Was dem Timotheus verliehen ist, wird in beiden Stellen gleichmassig als ein yd^io/na, eine Gnadengabe, bezeichnet. Was unter diesem ydqioua zu verstehen ist, darum wird 179 es sich liier zuerst handeln. Mit Recht legt auch Weiss *) den Finger auf diese Frage: „Die entscheidende Frage ist aber die, ob dies xagiG^ia im paulinischen Sinne die Tiichtigkeit zu dem ihm yerlielienen Amt Oder im Sinne der spateren Zeit das Amt selbst, das die zu seiner Ausrichtung erforderliche Begabung und die mit ihm verbundene Wurdestellung mit all ihren Rechten yon selbst einschliesst, bezeichnet.“ Nun be- deutet %dQLO{.ia allgemein im Neuen Testament, namentlich im paulinischen Sprachgebrauch, eine Gnadengabe, welche, gewirkt vom Heiligen Geiste, zur Erbauung der Gemeinde dient und also fur den Trager die sittliche Verpflichtung mit sich bringt, dass er sie verwende zum gemeinen Nutzen. Diese Gnaden- gaben umfassen alle Thatigkeiten und Bediirfnisse, welche eine Gemeinde nach den verschiedenen Seiten hat. Nach Holtzmann 2 ) soil aber in den Pastoralbriefen das ^agio^a ,,die bestimmtere Bedeutung einer vermittels Ordination iibertragenen Amtsgabe“ besitzen, weil dieses idqcoi-ia durch Handauflegung, durch einen feierlichen Akt, Eigentum des Timotheus ge worden sei, und nach Beyschlags Worten 3 ) soli das %dqiGf.ia „Mitgift der posi- tiyen Amtseinsetzung“ sein, und es kann nach ihm in den Pastoralbriefen nichts Unpaulinischeres geben als diese An- schauung des %dqiGiia, da ja in der That bei Paulus sonst das y^dqiGf.ia zur diaxovLa befahigt. Mit anderen Worten: nach Holtzmann und Beyschlag empfangt Timotheus eben erst durch die instrumental Oder besser sakramental verstandene Hand- auflegung die Amtsgabe Oder Amtstiichtigkeit, — das ware eine Anschauung, wie sie der nachapostolischen Zeit eigen ist, wahrend es der apostolischen Zeit und speziell dem paulinischen Sprachgebrauch, namentlich der Korintherbriefe, entsprechen wiirde, dass Timotheus das %dqiG(iia hatte, welches ihn zum Amt befahigte, und erst infolgedessen zu dem Amt verordnet wurde. So war es einst bei den Siebenmannern in Jerusalem, bei deren Wahl der Gemeinde empfohlen wird, Manner zu wahlen, die voll Heiligen Geistes und Weisheit sind, die also die Gabe, das xdqLGf.ia , zu ihrem Amte haben. Mit Recht weist J ) Meyers Komm. p. 35. 2 ) p. 231/232. 3 ) Christl. Gemeindeverf. p. 96. 12 * 180 Otto *) darauf hin, dass auch sonst in den Pastoralbriefen das %aQiG(.ia, die Begabung, Voraussetzung des Amtes ist, indem von den Bischofen und Altesten Lehrbegabnng und das xccQio^ia Y.vp£QvijG€ajg, die Gabe der Leitung, gefordert werde (1 Tim. 3 cf. Tit. 1), und dass ebenso wie bei den Diakonen die notige Begabung die Voraussetzung zur Ubertragung des Amtes bilde. Sollte das bei Timotheus wirklich anders gewesen seinV Will man zur Entsclieidung kommen, so muss erst weiter eine Antwort auf die Frage gesucht werden, wie die Auf legung der Hande zu verstehen ist. Ist dieselbe wirklich „sakra- mentaliter“ zu verstehen? 2 ) Nur die Stelle 2 Tim. 1, 6 konnte ein Recht zu dieser iVuslegung geben, denn dort lieisst es : die Gabe, die in dir ist d u r c h Auf legung meiner Hande, Slcc vfjg eTtid-eoecog tcjv %£lqcuv fiiov. In der anderen Stelle 1 Tim. 4, 14 hingegen lieisst es : die Gabe, welche dir gegeben ist durch Pro- phetie m i t Auf legung der Hande des Presbyteriums, Slcc TCQocpr r reiccg f-iera eTti&eoecog twv %slq6)v tov jvq£G^vt£qlov. In dieser letzteren Stelle erscheint also die Handauflegung ganz offenbar nur als begleitendes Moment und ist symbolisch gedacht, und die Vorstellung bewegt sich auf derselben Linie wie bei der Einfiihrung der Siebenmanner und bei der Aussendung des Paulus und Barnabas zum Missionsdienst (act. 6, act. 13), wo ja in beiden Fallen die Gabe schon vorhanden war und die Handauflegung daher nur als Symbol des fiirbittenden Gebets verstanden werden kann. Die Mitteilung der Gnadengabe ist vermittelt gedacht durch die Prophetie, und 1 Tim. 1, 18 giebt uns einen Fingerzeig, wie wir uns das zu denken haben, denn dort ist die Rede davon, dass dem Timotheus die Verkundigung des Evangeliums aufgetragen wird gemass den Weissagungen, die auf ihn hingewiesen hatten und vorher iiber ilm ergangen waren. Diese Weissagungen haben also den Timotheus als taug- lich zum Gehilfen des Paulus erwiesen. Damit stimmt denn also die Aussage, dass die Gabe, das xdQLG/na, in ilnn ist durch Prophetie, indem doch ohne Frage die Weissagung sich er- fiillt und also die Macht ist, welche die Gabe wirkt. Die Gabe erscheint darnach gottlich und ganz der paulinischen An- J ) Gesch. Verh. der Pbr. p. 81. 2 ) Holtzmann p. 231. 181 schauung entsprechend durch den Heiligen Geist gewirkt, von dem ausgehend doch die Weissagung, welche eben die Er- fiillung in sich schliesst, zu denken ist, wahrend die Hand- auflegung bloss begleitend und daher symbolisch ist. Offenbar bezieht sich die Stelle 2 Tim. 1, 6 auf denselben Akt, wahrend die Stelle 1 Tim. 6, 12, welche man auch bis- weilen auf denselben Akt bezogen hat, u. E. hier ausgeschieden werden muss, da sie vielmehr auf die Taufe des Timotheus hinblickt, bei welcher er das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt hat, vielleicht als redditio symboli, wenn man so sagen darf. 3 ) Dass nach der Stelle 1 Tim. 4, 14 die Auf- legung der Hande durch das Presbyterium geschehen ist und nach 2 Tim. 1, 6 durch den Apostel, spricht nicht gegen die Beziehung beider Stellen auf denselben Akt, Paulus hat eben mit den Altesten dem Timotheus die Hande aufgelegt. -) Es liegt in dem Charakter der ganzen Situation im 1. Kapitel des 2. Timotheusbriefes , die einen rein personlichen und ge- wissermassen „seelsorgerischen“ Charakter 3 ) hat, dass Paulus hier nicht wie in der Stelle 1 Tim. 4, 14 zuriicktritt gegen das Presbyterium, sondern gerade die Auflegung seiner Hande hervorhebt, Nach Achelis verbietet nun die seelsorgerische Ab- sicht des Apostels eine „dogmatische Fixierung“, und vollends soil eine „dogmatische Yerallgemeinerung auf die Wirkung der Handauflegung dadurch ausgeschlossen“ sein, da es sich um die Person des Timotheus allein bezw. urn das Yerhaltnis des Paulus zu Timotheus handle. Jedenfalls aber werden wir das Becht haben, die klirzere Stelle 2 Tim. 1, 6 nach der langeren und deutlicheren 1 Tim. 4, 14 auszulegen. Dann wird man trotz des dia in den AYorten dia Tfjg tTtidmetog tCov /eigcuv fiov nur einen ] ) cf. Zahn, apostol. Symbolum p. 40. 2 ) Holtzmann im Anschluss an Banr meint, dass bier die Ordination so geordnet ersclieine, wie spater- hin Konzilien die Sacbe geordnet haben, nnd wie sich namentlich das Yer- haltnis der Funktionen des Bischofs zu denen der Presbyter in der alex. und karthag’. Kirche gestaltet babe. Beyschlag (Christl. Gemeindeverf. p. 94) er- klart die Sache so, dass der historische Timotheus als Apostelschiiler aller- dings vom Apostel, der praktische Timotheus aber, auf den der Brief ziele, d. h. der Alteste der Gegenwart, vom Presbyterium ordiniert sei. 3 ) cf. Achelis, prakt. Theologie I, p. 94. 182 symbolischen Akt linden konnen und brauclit darin nichts weiter zu sehen als „das Symbol der Ubertragung eines Amts, also einer Befugnis und Aufgabe zugleich, welches gleichsam dem Betreffenden anfs Haupt gelegt wird“. (y. Soden. 1 )) Bei solcher Auffassung der Handauf legung , welche den sakramentalen Sinn abweist, den die nacliapostolische Zeit damit verbindet, kann aber die Handauflegung durchaus nicht befremden, und auch die Mahnung, niemandem schnell die Hande aufzulegen (1 Tim. 5, 22), welche wir von der Einfiih- rung der Presbyter, der Altesten, verstehen, kann dann nichts Befremdliches haben, wenn wir eben nur an die Ordination, wenn wir es so nennen wollen, der Siebenmanner act. 6 und des Paulus und Barnabas act. 13 durch Handauflegung denken und an die Analogie im Alten Testament. Ausserdem ist auch das zu beachten, dass wenn man die Handauflegung im sakramentalen Sinn fassen will, man voraus- setzen muss, dass auch die Altesten in gleichem Masse wie Paulus als Amtstrager mit eineni gewissen inharierenden character indelebilis begabt sind. Hat diese Auffassung schon bei Paulus Schwierigkeiten, so ist sie betrelfs der Altesten vollends unmoglich. Holtzmann meint zw T ar, dass hier, „da der iibertragende Geist als vorher den Ubertragenden innewohnend zu denken ist, der spezifische Amtscharakter der Presbyter von einer neuen Seite ans Licht tritt“. Diese Anschauung entspricht aber nacli der Anschauung, die wir yon dem Amt der Altesten aus den Pastoralbriefen gewinnen, nicht der Wirk- lichkeit, da gerade, wie wir spater sehen werden, dieses Amt noch keineswegs hauptsachlich als Lehramt erscheint, vielmehr noch ein Presbyter, der am Wort arbeitet, als etwas Besonderes angesehen wird und die Lehre noch nicht an das Amt ge- bunden ist, vielmehr erst solche Yereinigung angestrebt wird und als wiinschenswert erscheint zur wirksamen Bekampfung der Irrlehre. 2 ) Dass aber hier das ydqio[ia in beiden Stellen gerade in Beziehung zu dem Leliren gesetzt wird, zur naQa- Khrjoig und didccoxaUa (1 Tim. 4, 13) und (2 Tim. 1, 6), giebt Holtzmann selbst zu. ’) Handkomm. p. 181. 3 ) Siehe unten p. 192 f. 183 Mtissen wir also die Handauflegung im Sinne der aposto- lischen Zeit verstehen als eine symbolische Handlung, so er- giebt sich die Konsequenz, dass wir aucli nicht von einer Ubertragung des yccgiG/na durch die Ordination reden konnen, sondern die Sache so verstehen mtissen, dass dem Timotheus das %ciQLG(.ia bereits gegeben war, und dass die Handauflegung nichts weiter zu bedeuten hat als die Ubertragung des Amtes zur Verkiindigung des Evangeliums, worm er Pauli Gehilfe sein sollte, und zu welchem das yagiG/na ihn befahigte. Es ist nicht einmal notig, dieses so zu verstehen, wie Weiss will, J ) „dass auf grund einer natiirlichen Begabung die stete 2 ) Be- fahigung zur Ausrichtung des ihm verliehenen bestimmten Amtes ihm zugesichert und mitgeteilt wird“, Oder, wie es an anderer Stelle 3 ) heisst, dass bei der Handauflegung des Apostels an eine symbolische Handlung zu denken sei, durch welche der Ubergang der in der Prophetie verheissenen Gabe auf den Timotheus dargestellt werde. Wir konnen ganz dabei stehen bleiben, dass auf grund des dem Timotheus verliehenen ydgiG^ia, das doch wohl richtiger als gottliche, durch den Geist gewirkte Tiichtigkeit zum Amt und nicht als natiirliche Be- gabung gefasst wird, Timotheus in das Amt eines Evange- listen zur Predigt des Evangeliums als Pauli Gehilfe feierlich eingesetzt wurde, dass also die Handauflegung die betende Einsetzung ins Amt bedeutet. Dem entsprechend konnen wir auch das ydgco^ia nicht als Amtsrecht verstehen und nicht als eine durch Ordination verliehene Amtsgabe ; es entspricht das ydgiG/ua vielmehr durch- aus den yaqiG^axa des Korintherbriefes ; es ist freie vom Geist gewirkte Gabe, bier eben, da die yagiG^iaxct mannigfaltig sind, in der speziellen Beziehung zum Lehren und Malinen und kann als Tiichtigkeit zum Lehren und Mahnen bezeichnet werden. Es kann also auch nicht von einer Ordination im Sinne der Ubertragung der Lehrgabe Oder gar der Amtsgewalt und des Amtsrechtes die Rede sein. Will man den Ausdruck Or- J ) Meyers Komm. p. 36. 2 ) Vom Verfasser gesperrt 3 ) p. 258 bezw. 263. 184 dination beibehalten, so kann man darunter nur die Einsetzung in das Amt eines Predigers des Evangeliums, eines Apostel- gehilfen, denken, zu welchem den Timotheus die ihm vom Heiligen Geist gegebene Tiichtigkeit befahigte. Auch die Prophetie, welche erwahnt wird, begreift sich gerade aus der apostolisclien Zeit, in welcher dieses yaQia^ia sich findet. Wann nun dieser Akt der Bestellung des Timotheus statt- gefunden habe, dariiber ist keine voile Klarheit zu gewinnen; doch scheint es, dass derselbe damals geschehen ist, als Paulus ihn mit sich nahm zur Yerkimdigung des Evangeliums; das halt auch Holtzmann test, wahrend andere, wie Otto und v. Soden, „die Ordination “ erst in Ephesus vollzogen denken. Das einzige, was man mit einem Schein der Berechtigung anfiihren kann, ist dieses, dass hier gegen die paulinische Zeit mehr das Amtliche betont ist, wahrend in jener melir die freie Wirkung des Geistes hervortritt, wie v. Soden das mit fol- genden Worten ausdriickt: 1 ) „Jedenfalls hangt hier alles in den festen Formen amtliclier Stellung und ceremonieller Yer- mittelung, das Fliissige und Freie der paulinischen Zeit ist test und gebunden ge worden. “ Indessen auch dieser scheinbare Grund zerfliesst in nichts, wenn man bedenkt, dass doch gleicherweise auch eine ceremonielle Bestellung der Sieben- manner und des Paulus und Barnabas statt liatte, und dass sich auch in den iibrigen paulinischen Briefen Spuren gewisser amtlicher Organisation linden, 2 ) und wenn man endlich auch dieses beachtet, dass die korinthische Gemeinde mit ihren reichen yaglofnaza doch nicht ohne weiteres zum Massstab der paulinischen Zeit gemacht werden darf, wie das bei Yer- gleichungen meistens geschieht. Wie es im iibrigen zu er- klaren ist, dass in den Pastoralbriefen das Amt mehr hervor- tritt, das wird der weitere Gang der Untersuchung zeigen. Das gauze Ergebnis fasst sich demnach darin zusammen, dass von einer Weihe des Timotheus nach Art der altkatho- lischen Zeit und von einer Einsetzung in eine besondere Autoritatsstellung mit Wtirden und Yorrechten nicht die Rede *) Handkomm. p. 182. 2 ) Siehe oben p. 177. 185 sein kann, vielmehr wurde Timotheus um seiner Tiichtigkeit willen verordnet, das Evangelium zu verkiinden und mit Paulus als sein Mitgenosse und Bruder zu ziehen. Das Amt des Timotheus ist ein sehr einfaches ; es ist das Amt, der Dienst eines Knechtes Jesu Christi, und namentlicli in Ephesus er- scheint er lediglich als Stellvertreter des Apostels, von dem- selhen instruiert und bevollmachtigt und in keineswegs autonomer, selbstandiger Stellung, wie denn aucli andererseits das Zerr- bild, welches die Kritik yon ihm entwirft, in seiner Schwach- heit, Verzagtheit, Leidensscheu und schiilerhaften Unselbstan- digkeit, um zu zeigen, dass der Timotheus der Pastoralbriefe sich mit dem wirklichen Timotheus nicht decke, in direktem Widerspruch steht mit der pradizierten monarchischen, auto- nomen Stellung des Timotheus. So kann also weder der Beweis erbracht werden, dass Timotheus und Titus fur die Gegenwart eine Autoritatsstellung nach Art des monarchischen Episkopats bekleiden, noch im besonderen der Beweis, dass wenigstens Timotheus fur die Zukunft durch seine Ordination zu einer monarchischen Autoritats- stellung, zum Nachfolger Pauli, berufen sei, und dass mit seiner Ordination gleichsam die successio apostolica beginne. Wir konnen aber gleichwohl diesen Abschnitt nicht schliessen, ohne auf die mannigfachen Zeichen einzugehen, in welchen man wenigstens dafiir einen Beweis gefunden zu haben glaubt, dass das Amt der Bischofe und Altesten an sich, ganz abgesehen von Timotheus und Titus, in den Pastoral- briefen gewissermassen schon hierarchisch aufgefasst sei. d) Die einzelnen Ziige, welche eine hierarchische Auffassung des Bischofsamtes verraten Oder in eine spatere Zeit weisen sollen. Hierher gehort zuerst die angebliche Unterscheidung von Klerus und Laien, welche Holtzmann in der Stelle 1 Tim. 5, 20 findet. Nachdem Timotheus ermahnt ist, gegen einen Altesten nur vor zwei Oder drei Zeugen eine Anklage anzunehmen, wird er weiter angewiesen, die, welche slindigen, Tovg a^iaQravovTag, vor alien zu tadeln, damit auch die iibrigen, oi koutoi , Furcht 186 haben. Dem Zusammenhang nach konnen die a(.iaqravov xsg nur die Altesten sein, gegen welche eine wirklich begriindete Klage vorgebracbt ist, die sick vergangen haben, aber auch oi loiTtoi ist u. E. auf die iibrig§n Altesten zu beziehen. Der Tadel, welcher ihre Genossen trifft, soli sie vorsichtig machen, dass sie keinen Anstoss geben, sondern ihrem verant- wortnngsvollen Amte wiirdig yorstehen. Es ist durchaus will- kiiriich und entspriclit dem Zusammenhang nicht, diesen Aus- druck loLTtoi auf den Laienstand zu deuten. Will man aber dennoch die koiitoi, dem Kontext entgegen, auf die iibrigen Gemeindeglieder beziehen, so kann man trotzdem eine Schei- dung in so prononciertem Sinn „zwischen einem Klerus kirch- licher Amtstrager und dem lediglich empfangend oder hochstens zustimmend sich yerhaltenden Laienstand “ 3 ) hier nicht linden. Des weiteren gehort hierher die Forderung, dass ein Bischof oder Altester und ein Diakon „eines Weibes Manm‘ sein solle (1 Tim. 3, 2; Tit. 1, 6; 1 Tim. 3, 12). Holtzmann 2 ) sieht mit anderen diese Forderung als ein Verbot einer Wieder- verheiratung an und findet hier eine standesmassige hohere Heiligkeit flir die mannlichen und nach 1 Tim. 5, 9 auch fur die weiblichen Gemeindebeamten gefordert. Zur Begriindung dieser Ansicht weist er darauf bin, dass an sich nach 1 Tim. 5, 14 dem Verfasser der Pastoralbriefe eine zweite Ehe keineswegs ein Greuel ist, so dass also diese Forderung der Einehe fiir die Bischofe, Altesten und Diakonen eben nur aus einer spateren Zeit sich erklaren soil, die in der That die Ver- meidung einer zweiten Ehe als ein Merkmal hoherer Sittlicli- keit betrachtete (Clem. Alex., Theoph., Tert.). Diese Forderung der Einehe wiirde sich mithin auf der Linie bewegen, dass bereits in den Pastoralbriefen yon den Klerikern im Gegensatz zu den Laien eine hohere Sittlichkeit verlangt werde. Wie aber passen zu solcher hoheren Sittlichkeit, soldier besondel’en Heiligkeit die anderen sittlichen Qualilikationen, welche yon den Bischofen, Altesten und Diakonen gefordert werden? Man wird doch wahrlich nicht behaupten wollen, dass in ihnen eine hohere Heiligkeit als Forderung auftrete! x ) Holtzmann p. 203. 2 ) p. 233 If. 187 Man konnte viel eher daran Anstoss nehmen, dass diese Forderungen so wenig verlangen, wie denn aucli andererseits Holtzmann selber sagt, 1 ) dass der ganze Katalog notwendiger Bischofseigenschaften (1 Tim. 3, 2 — 7 ; Tit. 1, 6 — 9) „schon sehr reduzierte Anspriiche“ aufweise. Er redet geradezu yon einer „Entartung der Geineindevorsteher“, auf welclie jene Liste schliessen lasse, und meint, dass dieselbe kaum in die „Er- fahrung der ersten Generation des Christentums“ gefallen sei. Wir werden auf diese letztere Behanptung noch zuriickkommen miissen. Das aber ist doch yon yornhereiu klar, dass zwisclien diesen niedrigen Anforderungen und dieser Forderung der Ein- ehe nicht soldi ein Gegensatz bestehen kann, wie ihn die An- sidit Holtzmann s ergiebt. Man konnte geneigt sein, die Losung darin zu suclien, dass liier einfach die Forderung elielidier Treue ausgedriickt sein solle, dass also der Bisdiof nicht aussereheliche Gemein- scliaft mit irgend einem anderen Weibe liaben soil. Denn wenn aucli gewiss Paulus das geradezu mit dem Verbot der /nor/eia Oder TtoQveia ausgedriickt haben konnte, wie Weiss hervor- liebt, 2 ) so ist dennoch dieser Sinn an sick nicht geradezu un- moglich, und es wiirde dann diese Forderung sehr gut zu den anderen Forderungen passen, dass der Biscliof kein Schlager, Trunkenbold etc. sein soli. Gleichwohl muss man diese Er- klarung fallen lassen, um des bog avdgdg yvvrj willen (5, 9), welches entsprechenderweise fiir die Wit wen gefordert wird. Da passt diese Erklarung nicht, die wohl in stehender Ehe von der ehelichen Treue gedeutet werden kann , aber als Forderung bei einer Witwe nur auf die Einehe gehen kann. Nach Weiss bietet sich aber auch von einer anderen Seite eine vollkommen geniigende Erklarung, zu der Holtzmann selbst die Richtlinie gegeben hat, indem er darauf hinweist, dass selbst bei den heidnischen Romern ein Yorurteil gegen nuptiae secundae bestanden habe, und dass eine univira besonderer Ehren wert gehalten sei, und dass es ganz der „Anschauung von der Gleichheit der Geschlechter in Christo “ entspreclie, 9 p. 212. 2 ) p. 132. Meyers Komm. bezw. 135. 188 „wenn im Christentum es auch clem Manne holier angerechnet wird, nach dem Tode der Frau keine neue Ehe einzugehen“. Weiss niacht darauf aufmerksam, wie nahe gerade dem Paulus solche Anschauung lag nach 1 Kor. 7, und wie die besonderen Griinde, um derentwillen er den jungen Witwen zu heiraten gebiete, obgleich er selbst die Ehelosigkeit vorziehe, sicli mit den 1 Kor. 7 angefuhrten Griinden decken. Sonach solle auch die Wiederverheiratung, die successive Bigamie, nicht als un- sittlieh verurteilt, sondern nur als das erste und nachste be- zeichnet werden, worunter die Hochschatzung des Bischofs leiden konnte, wahrend der, welclier nach dem Tode des Weibes ehelos bleibe, sich durcli die Gabe der Enthaltsamkeit auszeichne und selbst den strengsten Anforderungen gegen- iiber keinen Angriffspunkt darbiete. Neben solchen Ziigen, die auf eine Autoritatsstellungv einen gewissen „sakr ament alen Heiligkeitscharakter “ hinweisen sollen, werden nun andere Ziige namhaft gemacht, welche wenigstens im allgemeinen anzeigen sollen, dass in der kirch- lichen Organisation sich eine spatere Zeit spiegele. Hier liaben wir zunachst zuriickzukommen auf den Katalog . der Bischofseigenschaften, der „schon sehr reduzierte Anspriiche" machen und eine „Entartung der Gemeindevorsteher“ ver- raten soil, welche iiber die „Erfahrung der ersten Generation des Christentums“ hinausfalle. Wir mochten eher und gewiss mit ebenso grossem Kecht das Gegenteil behaupten. Wir wissen, wie Paulus allezeit in den christlichen Gemeinden gegen den alten heidnischen Sauerteig kampfen musste, und wir werden es psychologisch durchaus erklarbar linden, dass die langgewohnten heidnischen Siinden auch bei denen, die an Christum glaubig geworden waren, noch wieder hier und da durchbrachen ; zeigt doch auch das Bild, welches heutzutage die Missionare uns von den Gemeinden geben, die sie aus den Heiden gesammelt haben, ganz analoge Ziige. Gerade in der „ ersten Generation des Christentums“ ist es darum durchaus begreiflich, dass unter den Eigenschaften, die ein Bischof und Altester haben muss, sich gcaiz elementare, selbstverstandliche Forderungen finden. Diese aufzustellen war bei der ersten Generation, die noch im Heidentum aufgewachsen und heid- 189 nisclie Laster als erlaubt und selbstverstandlich anzusehen gewohnt gewesen war, keineswegs uberfliissig. Zugdeicli empfangt dieser „Katalog von Bischofseigen- schaften“ von einer anderen Seite her eine sehr iiberzeugende Beleuchtung. Weiss 1 ) erinnert daran, dass es hier weniger darauf ankam, die speziellen Erfordernisse fur die Fiihrung der Amter in Begabung und Neigung nambaft zu maclien, als vielmehr die burgerliche Unbescholtenheit hervorzulieben, wie ja auch heutzutage unsere Gemeindeordnungen fur die Wahl der Gemeindebeamten analoge allgemeine Erfordernisse als ,,Qualifikationen“ aufzahlen, worm zugleich eine Erklarung der Schwierigkeit liege, dass die 1 Tim. 3 aufgezahlten Eigen - schaften der Diakonen sich yielfacli mit denen der Bischofe im Titusbrief decken. Eine spatere Zeit soil ferner dieses yerraten, dass das Bischofsamt nach I, 3, 1 bereits „Gegenstand der Ambition “ geworden sei, und dass man sich zu demselben in ehrgeizigem Streben drangte. Dass aber hier bei dem Worte oQsyso&cu, welches 3, 1 gebrancht wird, an ein ehrgeiziges Streben, an ein Ambieren zu denken ist, liegt an sich in dem Worte nicht (cf. 1 Tim. 6, 10 und Hebr. 11, 16, die einzigen Stellen, an denen das Wort im Neuen Testament sonst noch gebraucht wird). Es ist hier von einem einfachen Begehren die Rede, bei dem an ein ehrgeiziges Sichvordrangen nicht gedacht werden muss. Man wird darin gewiss kein Zeichen einer spateren Zeit finden; es ist doch begreiflich, dass man die Zuteilung dieses Amtes, welches in solchem Ansehen stand, als eine Aus- zeichnung ansah und also suchte, solcher Auszeichnung wiirdig zu werden. Man wird darin um so weniger ein Merkmal spaterer Zeit erblicken konnen, wenn man die Warnung des sehr friih geschriebenen Jakobusbriefes beachtet, jtollol dc- ddomlot yiveo&e, wo schon Jakobus vor einem Hinzudrangen zum Lehren warnt. Nach Beyschlag 2 ) soil auch das auf die nachapostolische Zeit hindeuten, dass dem Titus 1, 5 aufgetragen wird, Alteste einzusetzen. Er findet es bemerkenswert, dass die Pastoral- 9 Meyers Konnn. p. 32 Anm. 2 ) Christl. Gemeindeverfassung p. 93. 190 briefe von Rechten und Selbstthatigkeit cler Gemeinde positiv nicbts enthalten. Nicht der Gemeinde, sondern einer autori- tativen Einzelperson, einem Timotheus und Titus, wiirden die Erfordernisse zum Altesten- und Diakonendienst ans Herz ge- legt; das scheme doch darauf zu deuten, dass in der Ent- stehungszeit dieser Briefe die ursprungliche Gemeindewahl manchem bedenklicli ge worden sei, so dass man sie wenigstens auf ein Vorschlagsrecht auserlesener Manner (avdQwv kUo- yif.icov Clem. Rom. ad Cor. 44) beschrankt und, wie es gleich- zeitig der rom. Clemens als von Anfang bestandene Praxis darstelle, auf ein blosses Zustimmungsrecht der Gemeinde herabgedriickt zu sehen wiinsche. Dafiir soil I, 4, 14 eine Bestatigung sein, denn die Prophetie sei nicht anders zu deuten, als dass Timotheus durch eine Proplietenstimme zu dem Amte, das ihm durch Handaufiegung iibertragen werden sollte, designiert worden sei. Demnacli scheme der Verfasser sich die wiinschenswerte Wahl eines Altesten so zu denken, dass die Stimme eines Propheten oder sonst in der Gemeinde liochangesehenen Mannes die geeignete Personlichkeit be- zeichne und dann das bestehende Presbyterium durch eine Art Kooptation unter Voraussetzung des Nicht widerspruchs der Gemeinde den Bezeichneten in das Amt aufnehme und ein- weihe. Er beruft sich zur weiteren Begriindung dieser An- sicht, dass in den altesten Zeiten die Altesten durch Gemeinde- wahl eingesetzt seien, was zur Zeit der Pastoralbriefe schon ab- gekommen sei, auf act. 14, 23, wo bei der Bestellung der Pres- byter das Wort yeiQOTovelv gebr audit ist, welches freilich in der klass. Grazitat eine Wahl durch Handaufheben bezw. durch Stimmabgabe bedeutet. Vergleicht man aber act. 10, 41, wo die Einsetzung zu Aposteln mit demselben Wort bezeichnet wird und wo doch yon einer Gemeindewahl schlechterdings nicht die Rede sein kann, so sieht man, dass das yuqoxovelv in der Apostelgeschichte in iibertragenem Sinne gebraucht wird. Eher konnte man sich auf die Einsetzung der Armen- pfleger in der jerusalemischen Gemeinde berufen (act. 6), welche durch Wahl der Gemeinde erfolgte. Indessen ist damit noch nicht gesagt, dass diese Form nun fiir die Einsetzung von Gemeinde- beamten iiberall massgebend gewesen sein miisste. Andererseits 191 ist auch mit clem Auftrag, den Titus erhalt, nocli nichts iiber den modus gesagt, nach welchem er die Einsetzung der Altesten vornehmen soli. Man gerat dalier aucli nicht in Widerspruch mit dieser Stelle, wenn man annehmen will, dass bei der Einsetzung der Altesten auch die Gemeinde mitge- wirkt habe, was sogar nach Weiss und y. Soden 2 ) wahr- scheinlich yorausgesetzt ist, da unter den Erfordernissen fiir das Gemeindeamt uberall der tadellose Ruf in erster Linie stehe und dieser doch nur durch die Gemeinde selbst kon- statiert werden konne. Man hat weiter auf den 1 Tim. 4, 14 gebrauchten Aus- druck TtQEGpvTZQiov hingewiesen. Holtzmann 3 ) will hier eine kollegialische, abgeschlossene Kirchenbehorde erkennen, wie man sie in der eigentlich apostolischen Zeit yergeblich suchen wiirde, und betont, was sclion Schleiermacher 4 ) hervorhob, dass man diesen Ausdruck weder Phil. 1 noch act. 20 nude. Dieser Schluss ist aber otfenbar zu weit greifend, denn wenn einmal, was doch auch fiir die apostolische Zeit feststeht, in der Gemeinde eine Mehrheit von Altesten bestand, so kann es nicht wunder- nehmen, wenn einmal fiir das Konkretum ol tt()£o(3m6qoi das Abstraktum 7Cqeg^vt€qlov eintritt. Endlich kann auch das nicht fiir die nachapostolische Zeit sprechen, dass in den Pastoralbriefen unter den Erfordernissen fiir das Bischofsamt sich auch die Forderung tindet, dass der Bischof didaxTixog sein miisse, was darauf hinweisen soil, dass in den Pastoralbriefen das Yorsteheramt als Lehramt erscheint. Man beruft sich dabei auch auf 1 Tim. 5, 17, wo die Bede ist von solchen Altesten, die arbeiten am Wort und an der Lehre. Nun ist es ja gewiss rich tig, dass in der ersten Zeit des Christentums auch das Lehren vor allem auf dem x G Q LG ^ lcc ruhte und nicht amtlich gebunden war, aber dennoch gewinnt man, wie schon einmal hervorgehoben ist, 5 ) ein schiefes Bild, wenn man speziell die Gemeinde zu Korinth mit ihrem be- sonderen Reichtum geistlicher Gaben zum Massstab der apo- 0 p. 30. s ) Handkomm. p. 166. 3 ) p. 203. 4 ) Sendschreiben in Scbls. Werke, Georg- Reimer, Berlin 1836 I, 2 p. 246. 5 ) Siehe oben p. 184. 192 stolischen Zeit iiberhaupt nimmt, wie es Holtzmann thut, und meinen will, dass eine Gemeinde, in welcher das Lehren nicht wie in Korintli in Form freier Geistesgaben geiibt wird, sondern in festere Formen sich ftigt, eo ipso in die nachapostolische Zeit gehore. Im iibrigen braucht man nur auf den Epheser- brief zu verweisen, welclier die 7toLf.i€vsg und didaGYMloL mit einander verbindet, um es begreiflich zu finden, dass bereits am Ende der apostolischen Zeit Vorsteheramt und Lehramt sich mit einander zu verbinden begannen. Wir werden dann, wenn wir unsere Briefe in die letzte Lebenszeit des Apostels setzen miissen, nicht sagen konnen, dass dieselben deshalb, weil in ihnen das Lehren dem Amte zugewiesen wird, nicht vom Apostel verfasst sein konnten. Im Gegenteil! wir finden gerade hier Anzeichen, die uns notigen, die apostolisclie Zeit in ihren letzten Stadien festzu- halten. — Beachten wir dock nur, dass in den Pastoralbriefen nocli keineswegs die Bindung der Lehre an das Amt vollzogen ist, sondern dass wir erst in einen Werdeprozess hineinschauen. 1 Tim. 5, 17 werden namentlich die Altesten, die am Wort und der Lehre arbeiten, der Gemeinde zu besonderer Wert- schatzung empfohlen. Das ist doch ohne Frage ein Zeichen, dass das Lehren an sich nicht zu ihrem Amte gehorte, An- dererseits erklart sich die Forderung 1 Tim. 3, dass der Bischof, dessen Identitat mit den Altesten wir festgestellt haben, lehrhaft sein soil, aus der in den Pastoralbriefen vor- liegenden Gefahr, welclie die Irrlehre bildet. Auch den Irrlehrern wird an sich das Lehren nicht ver- boten, nur das hegodidaoxaleiv, ein Beweis, dass an sich auch in den Pastoralbriefen nocli ein Lehren der Gemeindeglieder statthaben konnte, die kein Amt bekleideten, und 2 Tim. 2, 2 wird Timotheus gemahnt, was er von dem Apostel gehort hat, treuen Menschen zu iibergeben, die geeignet sind, auch andere zu lehren, wieder ein Beweis, dass noch kein festes Lehramt vorhanden war, wenn man wenigstens nicht die tuotoI dv^QionoL als die Altesten versteht, eine Identifizierung, die nicht unbedingt erforderlich ist. Sogar den Frauen wird 193 I, 2, 12 das Lehren verboten , ein Beweis , dass selbst die Frauen bisher hier und da lehrend aufgetreten waren. Noch von einem anderen Gesichtspunkt aus ergiebt sich dieses Kesultat, dass das Amt der Bischofe und Altesten den letzten Zeiten der apostolischen Zeit und den letzten Jaliren Pauli sehr gut entspricht. Noch yon einem anderen Gesichtspunkt aus zeigt es sich namlich, dass dieses Amt der Altesten noch nicht die festen Formen spaterer Zeit angenommen hat. Es ist doch zum mindesten hochst wahrscheinlich, dass in den ersten Gemeinden die Altesten der Gemeinde aus naturlich Alten bestanden. Diese eigneten sich urn der Erfahrung willen, welche sie hatten, und um der natiirlichen Ehrfurcht willen, welche das Alter geniesst, am besten zur Aufsiclit iiber die Gemeinden. Der Name „Alteste“ fiir dieses Gemeindeamt weist von selbst auf diese Erklarung hin. So sagt denn auch Holtzmann, 1 ) indem er in den Diakonen eine Auswahl natiirlicher Jugend zum Gemeindedienst findet, dass „eine Auswahl yon naturlich Alten zu Altesten bestimmt wurde“. Er hebt hervor, dass in den Pastoralbriefen sich in dem Gebrauch der Ausdriicke 7iq£gP6t;£qol und v€cot€qol ein Schwanken finde zwischen dem Begriff der natiirlichen Altersverhaltnisse und der ihnen naturgemass korrespondierenden Stellungen innerhalb des Gemeindeorganis- mus. Das tritt namentlich im 5. Kap. des 1. Timotheusbriefes hervor. Da ist in y. 1 der Ausdruck rcqaofimeQOi vom natiirlichen Alter, etwas weiter unten v. 17 von den amtlichen Altesten gebraucht. Holtzmann geht sogar so weit, in den vetoxeqoi Tit. 2, 6 die Diakonen bezeichnet zu finden, was u. E. zu weit geht. Immerhin lasst aber auch der Titusbrief uns hier einen Blick in die sich voliziehende eigentiimliche Entwickelung thun. Der Titusbrief setzt jiingere Gemeindeverhaltnisse voraus im Vergleich mit der Gemeinde zu Ephesus. Da ist es bezeichnend, dass dem Titus geboten wird, die TcqaopMLdag zu ermahnen, dass sie in ihrem Gebaliren sich so darstellen, wie es solchen zukommt, die im heiligen Dienste stehen; ferner sollen sie xcdodcdaoxaloi , Lehrerinnen des Guten, sein, *) p. 214 f., 238 f. Steinmetz, Gefangensohaft des Apostels Paulus. 13 194 was doch wahrscheinlich darauf geht, dass sie jfingere Frauen im Guten unterweisen sollen. Man kann diese TTgeoftmideg nicht mit den Wit wen des 1. Timotheusbriefes in eine Reihe stellen. aber man darf doch wohl sagen, dass den alten Frauen hier eine gewisse elirenvolle Thatigkeit im Gemeindedienst um ihres natfirlichen Alters willen zugewiesen wird. Das ist vielleicht der Anfang zu dem nach dem 1. Timotheusbrief in Ephesus be- reits bestehenden Witweninstitut — das sei hier dahingestellt, es sei genug zu konstatieren, dass das Alter in amtlicher und natiirlicher Beziehung ineinander greift, und dass vor allem im Timotheusbrief noch derselbe Ausdruck fur natfirlich Alte und A1 teste sich findet, ohne dass ein Unterschied vom Ver- fasser gemacht wird; man ist lediglich auf den Sinn und Zu- sammenhang angewiesen, um zu yerstehen, ob von naturlich Alten oder yon amtlich bestellten Altesten die Rede ist. Beides greift ineinander und zeigt uns, dass das Amt noch gar nicht die feste Form spaterer Zeit angenommen hat, dass wir in den Pastoralbriefen erst eine Entwickelung dazu sehen, die gerade in der apostolischen Zeit in den letzten Jahren Pauli sehr begreiflich ist. In diesem Umstand, dass noch keine strenge Scheidung zwischen naturlich Alten und Altesten gegeben ist, dass viel- mehr noch die Altesten Alte waren, glauben wir auch eine Erklarung finden zu sollen fiir das Wort 1 Tim. 4, 12: nie- mand verachte deine Jugend (siehe die ahnliche Mahnuug auch bei Tit. 2, 15). Man hat liierin einen neuen Beweis daftir finden wollen, dass Paulus nicht der Yerfasser des 1. Timo- theusbriefes sein konne, da er so etwas nicht hatte schreiben konnen. Man hat fiberhaupt aus den verschiedenen Ermah- nungen der Pastoralbriefe ein Charakterbild des Timotheus zusammengestellt, welches dem waliren Charakter dieses Apostelsch filers nicht entspreche, und in dieser Reihe findet man neben yielen anderen , die des Timotheus unwfirdig seien, 3 ) auch diese Mahnung, dass niemand ihn seiner Jugend wegen verachten solle, doch mindestens befremdlich. Es ist hier nicht der Ort, auf das Charakterbild des Timotheus, wie 9 Holtzmann p. 83. 195 man es karikiert hat, naher einzugehen und den Apostel gegen eine unwurdige Behandlung seines Schulers zu yerteidigen ; wir sind der Meinung, dass man in des Timotlieus Charakterbild zu viel Schatten eingetragen hat, und dass Paulus Mahnungen zur Standhaftigkeit, zum Eifer etc. wohl gehen konnte, ohne ihm zu nahe zu treten; das lag schon in dem kindlichen Yer- haltnis, das Paulus betont (rexvov). Diese Mahnung aber, dass niemand ihn seiner Jugend wegen yerachte, linden wir am wenigsten befremdlich, obwohl Timotheus bereits etwa 35 Jahre sein mochte und lange Jahre hindurch sich als treuer Gehilfe Pauli bewahrt hatte, wenn wir bedenken, dass die Yorsteher, Bischofe und Altesten, denen gegeniiber er Paulus vertreten soil, alte, ergraute, ehrwurdige Manner waren, wahrhaft Alteste im doppelten Sinn. Ihnen gegeniiber war Timotheus doch immer relativ jugendlich und solche Mahnung wohl ver- standlich. Auch die Mahnung : tccq db VEtoTSQixag kTud'vf.iiag cpevye lindet dadurch seine Erklarung. Timotheus soli die Liiste der Jugend lliehen, was wir *) auf die Lust zum Streiten und Disputieren bezogen haben. Dazu ist ein verhaltnismassig junger Mann leichter geneigt, wahrend die Altesten und Bischofe in ihrem besonnenen Alter dazu an sich weniger geneigt waren. 2. Die iibrigen Gemeindeamter. Als ein zweites kirchliches Amt tritt uns in den Pastoral- briefen das Amt der Diakon en entgegen. Wir linden dieses Amt wenigstens in der Gemeinde zu Ephesus. In dem Titus- brief ist von diesem Amt nicht die Rede, was uns ja auch nicht wundern kann. Die Gemeinden in Kreta waren, wie bereits verschiedentlich hervorgehoben ist, viel spater ge- griindet als die zu Ephesus und also nicht in gleichem Masse konsolidiert. 2 ) Holtzmann zwar will in den Tit. 2, 6 genannten 9 Siehe oben p. 156. 2 ) Beachten wir z. B., dass bei den Erforder- nissen fiir das Bischofs- und Altestenamt nur in Ephesus gefordert wird, dass man keinen vsocpvzos, keinen Neugetauften in dieses Amt setzen solle, wahrend diese Bestimmung in dem Katalog der Qualifikationen im Titus- 13* 196 vet otsqol Diakonen erkennen, wir konnen ihm aber darin nicht folgen. Dass nun an sich das Bestehen eines Amtes der Diakonen in der epliesinischen Gemeinde nicht in die nachapostolische Zeit fiihrt, bedarf wohl keines Beweises. Wir lassen es dahin- gestellt, ob wir in den Siebenmannern , welche die Gemeinde zu Jerusalem zum Dienst an den Witwen erwahlt, bereits den Typus der Diakonen sehen miissen, wie es uns wahrscheinlich erscheint, Oder den Typns der Altesten, wie andere behaupten. Jedenfalls finden wir in dem Brief an die Romer eine Diakonisse erwahnt (Romer 16), die Phoebe, denn man wird die Be- zeichnung duxxovov ovoav rfjg ex'/.hrjoiag rfjg ev Kev'/gealg nicht mit Weizsacker dahin verstehen konnen, dass sie dieser Ge- meinde grosse Dienste geleistet habe. Ausdriicklich erwahnt finder) sich ferner diaxovoi im Philipperbrief 1,1. Es ist nicht unmoglich, dass dort die ejtioytojTOi und diaxovoi identisch sind und dass ihre Thatigkeit nach zwei verschiedenen Gesichts- punkten bezeichnet wird , wie Knoke behauptet , 2 ) welcher darauf hinweist, dass auch in den Pastoralbriefen die Begriffe eniGAOTCog und diaxovog noch nicht scharf auseinander gehalten wurden, da das Amt beider 3, 1 eine huaytoTtri und die Thatig- keit beider ein diaxovelv genannt werde. Mag man dem zu- stimmen oder nicht, jedenfalls, das wiederholen wir, ist das Bestehen eines besonderen Diakonats kein Beweis gegen die Abfassung des 1. Timotheusbriefes durch Paulus in der aposto- lischen Zeit. Wich tiger ist es, die besonderen Verhaltnisse, in denen dieses Amt erscheint, zu betrachten und zu fragen, ob in ihnen ein Hinweis auf die nachapostolische Zeit gefunden werden kann. Dass die „Qualifikationen“ , welche fur die Diakonen erfordert werden, denen entsprechen, welche ftir Bischofe und Alteste namhaft gemacht werden, kann nicht ins Gewicht fallen; wenn wir bedenken, dass es sich hier um Wahl- brief fehlt. Iu Kreta waren eben alle noch nicht allzulange getauft, in Ephesus gab es doch schon bewahrte Christen, die langere Zeit getauft waren; man denke an Aquila, Onesiphorus, Andronikus, Junias und Erast.. J ) Ap. Zeitalter p. 634. 2 ) Prakt. theol. Komra. p. 203 ff. 197 qualifikationen handelt, die vor allem gleich unseren jetzigen Ordnungen die biirgerliche Unbescholtenheit ins Auge fassen. 1 ) Wie aber verhalt es sich mit der bereits von Baur und dann wieder von Holtzmann -) behaupteten Yorbereitungszeit, welche die Diakonen durchzumachen haben, und mit der Unterordnung derselben unter den Episkopat? Diese soil aus 1 Tim. 3, 13 hervorgehen, in welcher Stelle man eine hierar- chische Stufenfolge findet, wonach den Diakonen die Aussicht des Vorriickens zum Presbyterat eroffnet werde. Hier findet Holtzmann „ein so entschiedenes Symptom fortgeriickter Zeit- verlialtnisse als in einer den Namen des Paulus noch tragenden Sclirift nur irgend denkbar“. Ahnlich haben sich Schleier- macher und Baur geaussert. Es heisst nun in der Stelle 1 Tim. 3, 13 : oi yaQ y.aXCbg dLcc>iovr i GccvT£g pafyiov eavrolg xaXbv rt£QL7lOLOVVT(XL 7tCll TToXXrjV JlCCQQrjGiaV £V 7t'iG%£i Tjj £V X OLGTOJ J IrjGou. Die Meinung, dass hier von einem Aufriicken ins Presbyteramt die Rede ist, grundet sich lediglich auf die Worte pa&ubg xalog. Man hat gegen diese Deutung einge- wendet, dass dann doch statt xalog der Komparativ gebraucht sein miisse. Holtzmann widerspricht dem, indem er sagt, dass die, welche ihr Amt gut ausgerichtet haben, sich eben dadurch „auf der Stufe des Diakonats befestigten“, „ welches die Yor- stufe zum Presbyterat, also ein ^a^(.iog xalog u sei. Mit Recht bemerkt Weiss , 3 ) dass in dieser Erklarung recht klar werde, „dass die ganze Yorstellung von einem solchen Aufriicken rein eingetragen ist“. Das pafyiog xaXog bedeutet nichts weiter als eine schone Ehrenstellung in der Gemeinde, welche die treue Ausrichtung des Amtes achtet und ehrt. Auch von einer Yorbereitungszeit kann nicht die Rede sein. Es heisst 1 Tim. 3, 10 von den Diakonen: omoi dh doy.i[ia'C£G$ojoav txqCotov, £ha dh diaytovdrcoGccv av£yxXrjTOi ovT£g. Es sollen also die, welche zu Diakonen erwahlt werden, ge- priift werden und dann dienen, wenn sie unbescholten sind. Das doxuicc&GdcoGav ist passivisch zu verstehen und bedeutet nicht : sie sollen sich erst erproben. Der Sinn ergiebt sich aus dem Zusammenhang ; es soil festgestellt werden, ob sie die 0 Siehe oben p. 189. 2 ) p. 240 u. 823. bezw. 157. 3 ) Meyers Komm. p. 154 198 vorher genannten Eigenschaften besitzen, die fiir das Diakonat erforderlicb sind; es kann somit eine Vorbereitungszeit nicht gemeint sein. Das einzige, was auffallen konnte, ist dieses, dass nur fiir die Diakonen, nicht aber gleicherweise fiir die Bischofe und Altesten solches dovuf.i&'Caod'cu gefordert wird. Indirekt ist es aber ancli fiir letztere geboten, denn wenn die Eigenschaften aufgezahlt werden, welche ein Bischof haben soil, so liegt doch darin eine gewisse Notigung, bei ihnen zu konstatieren , ob sie dieselben haben, wenngleich das nicht ausdriicklich geboten wird. Darauf deutet auch die Weisung I, 5, 22, dass Timotheus niemand schnell die Hande auf- legen soil. Wir glauben diese Worte dem Zusammenhang nach auf die Einfiihrung der Altesten beziehen zu miissen, sie enthalten eine Warnung yor tibereilter Bestellung von Altesten. Es soli genau gepriift werden, ob es die rechten Leute sind, und ob sie die rechten Eigenschaften besitzen, wie Kap. 3 sie nennt. Andererseits mag man vielleicht mit Holtzmann sagen, dass bei der Wahl der Diakonen ein noch sorgfaltigeres Verfahren angeordnet wird, weil diese jiingere Leute waren, also noch nicht so bewahrt und gefestigt wie die Alten, aus deren Zahl die Presbyter genommen wurden. Konnen wir also in dem, was die Pastoralbriefe iiber die Diakonen sagen, nichts Nachapostolisches linden, so ebensowenig in dem, was sie von den Wit wen sagen. Von einem Diakonissenamt scheint uns in den Pastoral- briefen nicht die Rede zu sein, denn den v. 11 im Kap. 3 des 1. Timotheusbriefes , welchen man wohl in diesem Sinn ge- deutet hat, beziehen wir auf die Frauen der Diakonen, indem wir ein ayovrag erganzen. Der Zusammenhang spricht dafiir, indem in v. 10 sowohl wie in v. 12 von den Diakonen die Rede ist und v. 12 zudem sogleich davon redet, dass dieselben eines Weibes Mann sein sollen. Wer aber gleichwohl den v. 11 auf Diakonissen beziehen will, der wird doch diese Ein- richtung mit der apostolischen Zeit sehr wohl in Einklang linden miissen. Bedeutungsvoller erscheint die Frage, wie die Ausfiihrung des 5. Kap. im 1. Timotheusbrief iiber die Witwen zu verstehen ist Baur namentlich ist es gewesen, der in der Stelle, welche 199 yon den Witwen handelt, ein kirchliches Institut bezeichnet sehen wollte, 1 ) wie es sicli in den Gemeinden des zweiten Jahr- hunderts findet, einen ordo yiduarum. Er will das Wort xVQ a durchweg als Amtsbezeichnnng fassen und behauptet, dass auch die Pastoralbriefe dem entsprechen, was man in dem Brief des Ignatius an die Smyrnaer findet, wo von Jungfrauen ge- redet wird, welche Witwen genannt werden. Er versteht unter den ovzcog yfjgcu „wirkliche Witwen zum Unterscbied von solchen, die, ohne wirklich Witwen zu sein, gleichwohl eben diesen Namen yrjgcu fiihren konnten“. Witwen nur im kirch- lichen Sinn sollen nach Baur die vetixeQcu yrjocu sein; die- selben sind nacli ihm Jungfrauen, wesbalb sie v. 14 geradezu vecoregaL (ohne yfjoca) genannt seien. Er findet dann den Sinn der letzteren Stelle, in der den veuregcu geboten wird zu hei- raten, darin, dass die Aufnahme von Jungfrauen, die damals nicht ganz ungewohnlich gewesen sein miisse, nicht weiter ge- stattet werden solle. Die Auslegung Baurs ist heutzutage allgem ein als un- richtig anerkannt, und man darf als allseitig zugestanden an- sehen, dass in dem ganzen Abschnitt 5, 3 — 16 nur von wirk- lichen Witwen die Bede ist — aber eben dass diese einen bestimmten Stand bildeten mit Ehren und Rechten, soil schon als nachapostolisch gelten. Man konnte versuclit sein, solcher Meinung von vornherein die Spitze abzubrechen, indem man den ganzen Abschnitt lediglich von der Unterstiitzung der Witwen versteht und das xccTaleyeo&co v. 9 als Eintragen in eine Unterstiitzungsliste ; es wiirde dazu der v. 16, der wieder aus- driicklich vom Unterstutzen redet, wohl passen — aber diese Auskunft verbietet sich, denn warum sollten nur die 60jah- rigen Witwen in diese Liste eingetragen werden, bedurften nicht auch jungere der Unterstiitzung? Zudem weisen die be- sonderen Qualifikationserfordernisse auf eine Ehrenstellung hin. Man wird nicht umhin konnen anzuerkennen, dass v. 9 ff. sich auf eine besondere kirchliche Ehrenstellung der Witwen beziehen, und dass mit v. 9 ein neuer Abschnitt anhebt. Yon dem Yerhalten gegen die Witwen im allgemeinen, welche ge- ’) Pastoralbriefe p. 43 ff. 200 ehrt und auch unterstiitzt werden sollen, soweit sie niclit Kinder haben, die verpflichtet sind fur sie zu sorgen, Oder sich durch schlechten Lebenswandel der Elire und Unterstiitzung unwiirdig maclien (5, 3 — 8), geht offenbar y. 9 dazu fiber, von den kirchlichen Witwen zu reden. Sie sollen in ein Yerzeich- nis eingetragen werden, sie sollen 60 Jahre alt sein, einmal verheiratet gewesen sein, ein gutes Zeugnis haben in guten Werken liber die Erziehung der Kinder, in Gastfreiheit und Liebeswerken und iiberhaupt in jedem guten Werk bewahrt sein. Die Forderung: eines Mannes Weib, stelit voran, aber so wenig als bei dem Bischof aus der Forderung der Einehe sich eine liohere standesmassige Heiligkeit ergab, so wenig ist das auch hier der Fall. Es wurde eben die univira be- sonders geachtet, auch schon im Heidentum. 2 ) Die jungen Witwen soil Timotheus abweisen ; ihre Aufnahme kann zu Un- zutraglichkeiten fiihren, und es scheint, als ob fiir solche Be- fiirchtungen thatsachliche Unterlagen yorhanden waren. Sie sollen wieder heiraten. Das zeigt also auch wieder, dass die Witwen eine Ehrenstellung einnahmen, die nicht durch jfin- gere ungefestigte Witwen verachtlich gemacht werden sollte, daher werden diese abgewiesen. Den Rat, dass sie wieder heiraten sollen, wird man nicht in Widerspruch mit 1 Kor. 7 fin den konnen, da Paulus bei der Empfehlung der Ehelosigkeit, fiir welche damals vor allem die Verfolgungen und die dro- lienden Zeitlaufte sprachen, immer das ydgio^ia betont, welches dazu gehore. Das yagiof-ia aber felilte oft bei den jungen Witwen, wie die Erfahrung gelehrt hatte. Dass aber v. 16 auch bei den kirchlichen Witwen wieder die Yersorgung und Unterstiitzung wiederkehrt, darf uns nicht irre machen ; es zeigt nur, dass auch diese kirchlichen Witwen versorgt wurden, soweit sie allein standen ohne Angehorige, die fiir sie sorgen konnten. Wie wir uns nun die Stellung und Tliatigkeit der Witwen des naheren zu denken haben, dariiber erfahren wir wenig. Auch von dem Witweninstitut des 2. Jahrhunderts wissen wir wenig; urn so zuriickhaltender sollte man daher mit der Be- hauptung sein, dass solche kirchliche Ehrenstellung der Witwen in der apostolischen Zeit unmoglich sei. Wenn man nur die 0 Sielie oben p. 186 f. 201 Vorstellung yon der Forderung einer hoheren Sittlichkeit ab- weist, welche durcli die verkehrte Anschauung iiber die For- derung der Einehe eingetragen ist, so ist nicht einzusehen, warum diese Einrichtung in der ephesiniscben Gemeinde in der spateren apostolischen Zeit undenkbar sein sollte, uni so weniger, wenn man beach tet, worauf Godet aufmerksam macht, 1 ) dass auch bei dem Begriff yfjga ein Ubergang yom natiirlichen Sinn zum kirchliclien sich vollzieht, ahnlich wie bei dem Be- griff nQSG^vT£Qog . 2 ) Wir selien daraus, dass es sich auch liier erst um ein Werden handelt, und wir diirfen vielleicht, wo- rauf auch bereits hingewiesen ist, 3 ) in den TtQtopvTideg des Titusbriefes, die eine gewisse Ehrenstellung einnehmen, den Anfang dieses Werdens erblicken. Fiihren also die in den Gemeinden zu Ephesus und Kreta bestehenden Amter und die Umstande, unter welchen sie sich darstellen, nicht iiber die apostolische Zeit hinaus, so bleibt uns an dieser Stelle nur noch iiber, einen Blick auf die Kir- chenzucht und den Kuitus zu werfen. 3. Die Kirchenzucht und der Kuitus. Yon beiden beliauptet Holtzmann, dass sie entwickeltere Formen zeigen als die apostolische Zeit und also iiber diese hinausweisen. Nun sind aber in den Pastoralbriefen die Andeutungen iiber die Kirchenzucht iiberhaupt ziemlich sparlich. Wir haben bereits gesehen, 4 ) dass in der Stelle 1 Tim. 5, 19 und 20 von einer Disziplinarbefugnis iiber die Altesten nichts steht, sondern dass es sich dort nur um Erschwerung leiclitfertiger Anklagen gegen dieselben handelt. Wenn es aber v. 21 weiter heisst, dass die, welche schuldig befunden sind, vor alien getadelt werden sollen, damit auch die librigen Furcht haben, und Holtzmann dazu behauptet, 5 ) dass das „im Geist der Strenge“ iiber Matth. 18, 15. 16 hinausgehe und es wesentlich auf „Starkung des Gemeingeistes durch offentliche Zuchtiibung“ abgesehen sei, so 0 Einl. ins N. T. p. 356. 2 ) Siehe oben p. 193 f. a. a. 0. 4 ) Siehe oben p. 175 f. 5 ) p. 247 f. 3 ) Siehe oben 202 miissen wir doch dagegen geltend machen, dass die lontoi nicht den „Laienstand“ bedeuten, wie Holtzmann will, sondern die iibrigen Altesten, 1 ) und dass auch die navies, die Gesamt- heit, vor welcher das Tadeln geschehen soil, nach dem Kontext nur die Gesamtheit der Presbyter und Altesten sein konnen, so dass damit Holtzmanns Bemerkung liinfallig wird. Ebenso haben wir 1 Tim. 5, 22 nicht yon der Wiederauf- nahme Exkommunizierter yerstehen konnen. 2 ) Auch die Be- zeichnung atgewtos av^qconos Tit. 3, 10 haben wir nicht in dem Sinn, welchen die spatere Zeit damit verbindet, gleichsam als term, techn. verstanden. 3 ) Titus soli einen, der durcli seine Irrlehren Spaltungen hervorruft, meiden, wenn selbst eine zwei- fache Mahnung nicht geholfen hat, weil es yergeblich ist und er sicli auf fruchtlose Disputationen nicht einlassen soil. Das ist der Sinn der Stelle, und das ist gewiss nicht, wie Holtz- mann behauptet, der „Anfang der katholisehen Ketzerdisziplin“. Nachdem sclion Baur sich gewundert hat, dass v. 11 nur dayon redet, dass ein solcher „Haretiker“ nur als yon sich selbst verurteilt dargestellt wird, und dass nicht ein offizielles Ver- dammungsurteil der Kirche auf ihn fallt, so sagt Holtzmann, dass die Zeit noch nicht gekommen sei, da man weiter gelien konnte, obgleich der Wille dazu bereits vorhanden war. Er fiihlt aber selbst, dass mit seiner Anschauung die oft empfolilene Milde und Duldsamkeit in der Behandlung der Gegner nicht recht stimmt und erklart sie als eine durch die Sachlage ge- botene Vorsichtsmassregel. (!) So bleibt also lediglich die Stelle 1 Tim. 1, 20 iibrig, in der allerdings von Kirchenzucht die Rede ist, indem Paulus berichtet, dass er den Hymenaus und Alexander in den Bann gethan babe. Diese Massregel der Kirchenzucht gelit aber gewiss nicht iiber die apostolische Zeit hinaus, da Paulus sie auch in Korinth angewandt hat (cf. 1 Kor. 5, 5), und da die- selbe hier gleichenveise wie dort auf die Besserung abzielt. Was nun den Kultus anbetrifft, so zeigen ja gewiss die Pastoralbriefe gegeniiber der ersten apostolischen Zeit einen Fortschritt, namentlich in der Beziehung, dass das Lehren an- 0 Siehe oben p. 185 f. 2 ) Siehe oben p. 176. *) Siehe oben p. 155. 203 fangt, sich fest mit dem Vorsteheramt zu verbinden. Wir haben aber bereits auch in diesem Punkte weiter oben ’) darauf hingewiesen, dass es nicht angezeigt ist, gerade die korinthische Gemeinde mit ihrer besonderen Fiille geistlicber Gaben zum Massstab der apostolisclien Zeit im allgemeinen zu machen, und dass andererseits die Pastoralbriefe nur einen AVerde- prozess veranschaulichen, der nicht iiber die spatere apostolische Zeit hinausweist, yielmehr gerade in der spateren apostolisclien Zeit recht verstandlich ist, wie denn auch das freie Lehren noch nicht aufgehort hatte. 2 ) Auch die avayvcooig, das Lesen der Schrift, auf welches 1 Tim. 4, 13 geht, kann nur dann auf eine spatere nach- apostolische Zeit hinweisen , wenn Holtzmanns Behauptung rich tig ist, dass bereits auch aus den Eyangelien vorgelesen wurde, und dass dieselben dem Alten Testament gleichgestellt, als ygacptf angesehen wurden, 3 ) was er aus 1 Tim. 5, 18 schliessen will, denn das Lesen des Alten T e s t a m e n t e s war auch in heidenchristlichen Gemeinden von Anfang an Gebrauch. In- dessen in der angefiihrten Stelle stellt doch der Verfasser nur ein Herrnwort auf gleiche Stufe mit dem Alten Testament und bezeichnet dasselbe als ygacpri, woraus noch nicht die Gleichstellung der Evangelien mit dem Alten Testament ge- folgert werden kann. 4 ) Am einfachsten wiirde sich alle Schwierig- keit heben, wenn die Stelle, wie Knoke 5 ) behauptet, als Glosse betraclitet werden miisste, aber wir wagen es nicht, dieser An- sicht beizutreten, und es bedarf ja auch solcher Auskunft nicht, denn dass ein Herrnwort als yQacprj bezeichnet und dem Alten Testament gleichgestellt wird, ist gewiss fur die apostolische Zeit nichts Befremdendes. Was yon dem Gemeindegebet geschrieben wird, geht eben- falls nicht iiber den Rahmen der apostolisclien Zeit liinaus. Dass schon in der Synagoge ein allgemeines Gebet iiblich war, ist bekannt; befremden konnte nur dieses, dass liberhaupt dariiber Vorschriften gegeben werden, wie wir sie 1 Tim 2 linden. Das zeigt freilich, dass die Pastoralbriefe nicht mehr 0 Siehe oben p. 184. 2 ) Siehe oben p. 192 f. 3 ) p. 250. 4 ) cf. Rolling I, p. 204. 5 ) p. 136. 204 in die erste Epoche der apostolischen Zeit fallen, wo es der- artiger Anweisungen nicht bedurfte, aber das behauptet aucli niemand; man wird eben auch hier wieder in die spatere apostolisclie Zeit gewiesen, zu der es gut passt, dass solche Vorschriften gemacht werden. Dass aber das Yorbeten an das Yorstelieramt gebunden ware, geht aus den Vorschriften I, 2, 1. 2 niclit hervor. Desgleichen ist es unbegriindet, wenn Holtz- mann aus der Fiirbitte fur die Obrigkeit einen Anklang an die Apologeten herausliest und meint, dass auch hier wie bei den Apologeten die Loyalitat bekundet werden solle, um vor Yerfolgungen verschont zu bleiben, 1 ) denn auch in den judischen Diasporagemeinden war eine Fiirbitte fiir die Obrigkeit des Landes, in welchem sie lebten, liblich. Nocli weniger ist es angezeigt, das artikellose, generische fiaoilhov zu einer Zeit- bestimmung zu benutzen. 2 ) Dass wir endlich in den Pastoralbriefen , namentlich 1. Tim. 3, 16 Spuren yon Hymnen linden, und dass wir in ilinen vielleicht Anklange an ein Taufbekenntnis haben 3 ) (1. Tim. 6, 12), dessen Stiicke sich also zusammensetzen lassen, dass Christus „aus dem Samen Davids kommt“ (II, 2, 8), dass er vor „Pontius Pilatus“ gestanden habe (I, 6. 13), dass er aufer- weckt sei von den Toten (II, 2, 8) , dass „ seine Erscheinung und sein Reich “ betont wird (II, 4, 1), und dass er „richten werde Lebende und Tote“, sowie dass wir liturgisch lixierten Doxologieen begegnen (I, 1, 17; 6, 15 f.), steht mit der apostolischen Zeit nicht in Widersprucli. Das alles kann sehr wohl aus der letzten apostolischen Zeit verstanden werden. *) p. 270. 2 ) Holtzmann sieht in dem Pluralis die Zeit kaiserlicher Mit- regenten bezeichnet, welche 137 begann, wie er denn anch aus 2 Tim. 1, 8 auf eine Verfolgungszeit schliesst, obwohl aus dem Zusammenhang ganz deutlich wird, dass allein das Leiden Pauli bei Timotheus eine gewisse Entmutigung hervorgerufen liat. Auch die Stelle 2 Tim. 3, 12 kann hier- fiir nicht in betracht kommen, wenn man den Zusammenhang ansieht. 3 ) cf. Zahn, apostol. Symbolum p. 40 f. und v. Soden, Handkomm. p. 164. 205 Kapitel V. Der Lehrtropus der Pastoralbriefe. Einen weiteren Grand, weshalb man die Pastoralbriefe dem Apostel Paulus abspricht, glaubt man in der Lehrweise, dem Lehrbegriff der Briefe finden zu sollen. Die Lehrweise, wie sie in diesen Briefen hervortritt, soil mit dem paulinischen Lehrbegriff, wie er aus den iibrigen paulinisclien Briefen sich ergiebt, nicht iibereinstimmen, also unpaulinisch sein. Nach Holtzmann 1 ) sind es hauptsachlich zwei Punkte, welche hier ins Auge zu fassen sind, zwei „Pole“, urn welche sich die Briefe bewegen, namlich einmal die richtige Lehre und zweitens die praktische Frommigkeit. An diesen beiden Punkten zeigt es sich nach ihm, dass wir es in den Pastoral- briefen nicht mehr mit dem urspriinglichen , originellen Pauli- nismus zu tliun haben, sondern mit einem abgeschwachten Paulinismus, mit einer „Abflachung der paulinischen Gedanken- welt nach Massgabe des Verstandnisses einer spateren Zeit“, mit einem in „Riicksicht auf die kirchliclien Bediirfnisse einer fortgeschrittenen Entwickelungsphase neugebildeten, kirchlich yerfestigten und katholisch temperierten Paulinismus" , der „seine wesentliclie Ubereinstimmung selbst mit dem Juden- christentum, soweit es sich der Kirche anzubequemen in der Lage war, im gemeinsamen Gegensatze zum Gnostizismus und zur Haresie bezeugt." 2 ) Dieselben Gedanken betont Sabatier 3 ) mit folgenden Worten, dass in den Pastoralbriefen im Gegensatz zu dem echten Paulinismus die wohlformulierte Lehre im Vordergrund stehe, zu der der Glaube sich nur als Zustimmung verhalte, und dass losgelost yom Glauben, nicht mehr in organischer Verbindung mit demselben, die sittlichen Werke daneben standen. Er findet hier den Beginn der Auflosung des Paulinismus in 0 p. 183. 2 ) p. 153. s ) Nach Godet p. .360. 206 eine orthodoxe Lehre, die geglaubt und in eine orthodoxe Moral, die geiibt werden miisse. Wir werden uns zn fragen haben, ob diese Auffassung, welche nocli yiele andere Gelehrte, namentlich aucli Pfleiderer, teilen , die Lehreigentiimlichkeit der Pastoralbriefe richtig wiedergiebt und derselben gerecht wird. 1. Das Chris ten turn a Is Lehre. Es ist zunachst zuzugeben, dass in den Pastoralbriefen die vyicdvovoa didaoxaUa (bezw. die vyicdvovxeq loyou) in be- sonderem Masse betont wird, dass sie iiberall im „Mittelpunkt“ steht. An den Worten des Glaubens und der schonen (/.aids) d. h. rechten Lehre soli Timotheus sich selbst nahren (1 Tim. 4, 6) und sich halten an das Muster der gesunden Lehren (2 Tim. 1, 13). Von dem Bischof wird gefordert, dass er festhalte an dem bewahrten, lehrgemassen Wort, damit er im stande sei, in der gesunden Lehre zu ermahnen (Tit. 1, 9), und auch Titus wird gemahnt zu reden, was zur gesunden Lehre stimmt (Tit. 2, 1), und sie gesund und untadelhaft darzu- bieten (2, 8), wahrend andererseits die Irrlelire cliarakterisiert wird als ein Widerspruch und ein Abweichen von der ge- sunden Lehre (1 Tim. 1, 10) und auch der Apostel fur die Zukunft darauf hinweist, dass eine Zeit kommen werde, da man die gesunde Lehre nicht ertragen kann und lieber Irr- lehren herbeizieht. Diese Betonung der rechten gesunden Lehre erscheint nun aber nach Holtzmann in einer ganz besonderen Beleuchtung, wenn man das Yerlialtnis betrachtet, in welchem der Glaube zur Lehre steht. Die Lehre erscheint nach ihm als Wahrheit, und der Glaube ist niclits anderes als Festhalten an der Wahrheit der Lehre. Glaube und Wahrheit sind nach ihm in den Pastoralbriefen korrelate Begriffe. Der Glaube er- scheint nicht mehr wie im echten Paulinismus als Heilsglaube und Heilsvertrauen, sondern ist zur „blossen Rechtglaubig- keit geworden“, „zur fides, quae creditur“ yerdichtet. Be- sonders die Stellen 1 Tim. 1, 19; 4, 1; 6, 10, 21. Tit. 1, 4 207 werden von Holtzmann betont 1 ) als Beweisstellen, dass der Glaube den Sinn der fides quae creditur lmbe und die Recht- glaubigkeit bedeute. Miissen wir nun diesen Ausfiihrungen Holtzmanns, welche aucli von Pfleiderer unterstutzt werden, zustimmen ? Die Stellen, auf welche Holtzmann sich beruft, beziehen sicli samtlich auf die Irrlehrer und sagen yon ilinen, dass sie von dem Glauben abgefallen sind, und wenn man die Stellen ansieht, welche er in einem anderen Zusammenhang damit zusammenstellt, 2 ) in denen es heisst, dass sie von der „Wahr- heit“ abgefallen sind (2 Tim. 2, 18) und unbewahrt im Glauben „der Wahrheit“ widerstreben (2 Tim. 3, 8) bezw. dass man in Zukunft von der „Wahrheit“ das Ohr abwenden werde (2 Tim. 4, 4), so mochte man geneigt sein, Holtzmann zuzu- fallen und Wahrheit und Glaube als synonyme Begriffe an- zusehen. Dennoch aber darf man nicht iibersehen, dass wenn auch niozig und aArj&eia in einem Zusammenhang stehen , sie doch nicht gleichbedeutend sind, dass vielmehr auch hier in der TtiGTLQ das subjektive Moment hervortritt, die innere Uber- zeugung von der Wahrheit, von dem Inhalt der Lehre. Und wenn wir Yerbindungen linden wie loyoi Ttiozewg xai didao- xaMag (I, 4, 6) Oder didaoxcdog Idrwv Iv nioxni xcu dhrjd'eia (2, 7), so liaben wir nicht das Recht die didaoxaMa und cdrftsia einerseits und die didaoxaUa und die rdoTig andererseits als identisch zu verstehen, sondern wir mtissen das so auffassen, dass durch die eine Bezeichnung die objektive, durch die andere die subjektive Seite der Sache bezeichnet werden soil. So wird man keinesfalls die itioTig als Rechtglaubigkeit fassen konnen. Dazu berechtigt auch nicht die Yerbindung, in welclier an einigen Stellen der Glaube mit der Liebe steht, in denen niong und aycc7irj zusammengestellt werden: 2 Tim. 1. 13, 1 Tim. 1, 14 Oder gar 1 Tim. 2, 15; 4, 12; 6, 11. 2 Tim. 2, 22; 3, 10. Tit. 2, 2, wo die itioTig nicht allein mit der aya7trj , sondern auch mit noch anderen Tugenden zusammenstellt. Solche Zusammenstellung braucht doch nicht im mindesten in dem Sinn verstanden zu werden, als ob die Ttioxig der „Er- 0 p. 180. 2 ) 183. 208 ganzung“ durch die Liebe und durch andere Tugenden bedurfe und ihrer „prinzipiellen Stellung“ entrlickt zur Rechtglaubig- keit geworden, nur als ein Moment neben anderen Tugenden erscheine. Gerade der ayaTtrj gegenliber wird die prinzipielle Stellung des Glaubens gewabrt in der Stelle I, 1, 5; auch giebt Holtzmann selber zu, dass man sich fiir die Verbindung yon Glaube und Liebe bereits auf Eplies. 1, 5 (cf. 3, 17. 18; 6, 23) und Kol. 1, 4 berufen konne, wahrend er die Stellen 1 Thess. 3, 6. Philem. 5 abweist, die jedocli unseres Erachtens ebenso beacbtet werden miissen. Sehr treffend weist Knoke 1 ) darauf bin, dass uberhaupt diese Verbindung so sehr durch die christliche Gesamtanschauung begriindet sei, dass sie auch ohne die angefiihrten Belegstellen fiir paulinisch erklart werden konnte. Die Briefe an die Romer, Galater und Epheser seien in ihrer ganzen Anlage nach dem Schema nioxig und ayccrtrj gearbeitet. Es konne demnach nicht auffallen , dass in den Pastoralbriefen neben dem religiosen das sittliche Prinzip des Christen] ebens wiederholt genannt werde. Auch die Zusammenstellung der nioxig nicht allein mit der ayccTtr ] , sondern noch mit einer Reihe anderer Tugenden kann nicht befremden oder gar als Beweis angesehen werden, dass die rcioxig ihrer prinzipiellen Stellung entkleidet sei, es ist, wie Weiss hervorhebt, 2 ) mit dieser Zusammenstellung doch keineswegs eine logische Koordination angezeigt. Dass ferner die Ttioxig an einzelnen Stellen (I, 5, 12. II, 4, 7. Tit. 2, 10) in der Bedeutung der Treue vorkommt, entsprechend der Bedeutung des Ttioxog an mehreren Stellen, entspricht den Stellen Rom. 3, 3. Gal. 5, 22, wo Ttioxig ebenso zu verstehen ist, wahrend moxog in dem Sinne von „treu“ haufiger vorkommt. Das einzige, was man wirklich mit Recht behaupten kann, ist dieses, dass der Begriff Tiioxig in unseren Briefen haufiger in dem Sinne des Uberzeugtseins yon dem Inhalt, von der Wahrheit der rechten Lehre vorkommt, wie wir schon hervor- gehoben haben. Das aber wird man nicht im mindesten un- paulinisch finden konnen, da anerkarmtermassen auch in den l ) Prakt. theol. Koium. I, p. 169. 2 ) Bibl. Theol. p. 458. 209 paulinischen Hauptbriefen der Glaube in dieser Bedeutung begegnet und keineswegs nur immer in der Beziehung zur Rechtfertigung als Heilsglaube. 3 ) Nach Weiss findet sich die jiioxig in den Thessalonicherbriefen ausscliliesslich in dem Sinne der zuversichtlichen Uberzeugung von der Wahrbeit des Glaubensinhaltes. Den technischen Begriff, den der Glaube im Zusammenhang der Rechtfertigungslehre erhalte , habe Paulus erst mit dieser zusammen ausgepragt, die andere Be- deutung von TtioTig sei aber dabei nicht aufgegeben. Als be- sonders beweiskraftig flir die Richtigkeit dieser Anschauung miissen die Stellen gelten, welche Weiss pag. 319 in der An- merkung anfiihrt, in denen xuoxevew in diesem letzteren Sinn gebraucht wird (1 Kor. 11, 18; Rom. 10, 16; 10, 8. 9), wahrend die Stelle, in welcher nach ihm vor allem der Ubergang des einen Begriffs des Glaubens in den anderen technischen sich zeigen soli Rom. 1, 17: lx 7tioxetog dg txLgxlv, u . E. auszu- scheiden ist, da es fraglich ist, ob das erste lx nioxetog nicht auf den Glauben dessen, der predigt, bezogen werden muss. Dabei wird man aber gewiss nicht die Meinung Weiss’ mit Holtzmann dahin interpretieren durfen, dass in den Pastoral- briefen der Apostel sich auf den zuerst in den Thessalonicher- briefen sich findenden Begriff des Glaubens als Uberzeugung von der Wahrheit des Inhalts des Evangeliums wieder „zuriick- gezogen“ habe. Vielmehr wird man seine Ausfiihrungen so zu verstehen haben, dass auch in den Pastoralbriefen sich wie in dem Romer- und Korintherbrief der Glaube im doppelten Sinn findet als Uberzeugung von dem rechten Inhalt des Evangeliums und als Heilsglaube, dass diese Begriffe wechseln, nur dass der erstere Begriff mehr hervortritt. Das konnte man doch nur dann als eine Abweichung von dem genuinen Paulinismus bezeichnen, wenn diese Bedeutung des Glaubens als Uberzeugung von dem rechten Inhalt der Heilslehre sich in den hauptsachlichen Briefen Pauli gar nicht fande Oder wenn die „technische“ Bedeutung des Glaubens in den Pastoral- briefen ganz fehlte. Dass das erste nicht der Fall ist, haben wir bereits ge- 9 cf. Weiss, Bibl. Theologie § 82 d. Stein metz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 14 210 sehen ; es ist also nur noch der Erweis zu bringen, dass TtLoxio, auch in der Bedeutung „Heilsglaube“ in den Pastoralbriefen vorkommt. Wir finden tzLotic, als Heilsvertrauen in der technischen Beziehung zur Rechtfertigung in der Stelle 1 Tim. 1, 4: obz.ovof.iLa deov h jilgtzi, ferner in der Stelle 1 Tim. 1, 14, wo das Vorhandensein des Glaubens Paulus fahig macht, das Erbarmen und die Gnade zu empfangen; endlich miissen wir das TtLGxevevv erf avTtjj (1, 16) beachten und schliesslich in dem Fiihren zur Seligkeit, welches dem Glauben zugesprochen wird, einen Beweis sehen, dass in solchem Glauben der Heilsglaube gemeint ist (I, 1, 16; 2, 15 cf. II, 3, 15). Dass aber in der Stelle Tit. 3, 5 — 7, welche die spezifisch paulinische Rechtfertigungslehre vortragt, dennoch die it'u mg nicht ausdriicklich hervorgehoben wird, liegt an dem Gedanken- zusammenhang , in welchem diese Stelle erscheint. Es kam liier darauf an, das Heil auf das Wirken Gottes zuriickzu- fiihren und alles menschliche Thun abzuweisen. Ja, hatten wir einen Falscher vor uns, dann wiirde gewiss dem ovx If- egycov ein ez. 7i Lot eco g entgegengestellt sein, aber der Apostel selber konnte sich freier bewegen und sehr wohl nur die eine Seite ins Licht treten lassen, auf welche es hier gerade ankam. Miissen wir also den Begriff der nioxig in den Pastoral- briefen als durchaus paulinisch ansehen , so tallt dieser Grand weg, dass um des Glaubensbegriffs willen die Lehre sich als Orthodoxie darstelle. Wenn aber iiberhaupt, wie bereits zugegeben ist, die Lehre sehr in den Vordergrund tritt und das Christen turn ge- wissermassen als Lehre erscheint, so liegt das in den Yerhalt- nissen begriindet. Es ist hier ein Doppeltes zu beriicksichtigen, einmal dieses, dass Paulus an seine Schuler schreibt, der Lehrer an seine Schuler, die nun ihrerseits wieder Lehrer sein sollen, und sodann muss der Gegensatz gegen die Irrlehre beachtet werden. Im Gegensatz gegen die falsche und irrige Lehre, die um sich greift, wird die „gesunde Lehre “ betont. Erklart sich so das starke Hervortreten und die besondere Betonung der Lehre zur Genuge, so wird man auch des weiteren nicht umhin konnen zuzugeben, dass auch sonst in den Briefen Pauli gelegentlich die Heilsbotschaft des Evangeliums als Lehre auf- 211 gefasst wird, natiirlich ohne dass dieser Gedanke die hier durch die besonderen Verhaltnisse gegebene starke Betonung em- pfangt; er fehlt aber doch wenigstens nicbt ganz. Den Ro- mern gegen fiber dankt Paulus Gott, dass sie geborsam ge~ worden sind der Gestalt der Lehre, zu der sie gefiihrt wurden (tvuoq rfjg didaxfjg, Rom. 6, 14), und Godet *) weist noch auf die in den frfiheren Briefen mehrfach gebrauchte Formel von der „Wahrheit in Christo “ hin, welche die reclite Formel des gottlichen Heilsinhaltes bezeichne. Nach alledem wird man es begreiflich finden miissen, dass in den Pastoralbriefen die reclite Lehre so sehr in den Vordergrund tritt, und dem nicht zustimmen konnen, dass hier die lebensvolle Lehre Pauli sich in eine orthodoxe Lehre, die geglaubt werden muss, aufgelost habe. Man wird auch nicht in dem Gegensatz gegen die Irrlehre den Gegensatz von Or- thodoxie und Heterodoxie einer spateren Zeit finden konnen, um so weniger, wenn man erkannt hat, dass die Irrlehre in den Pastoralbriefen nicht mit einer der grossen Irrlehren des zweiten Jahrhunderts identifiziert werden kann. 2. Die ev a e (3 e ta. Was nun den zweiten Punkt betrifft, der hier vor allem ins Auge zu fassen ist, die praktische Frommigkeit, an deren Betonung und in deren Erscheinen als „orthodoxer Moral“ es offenbar werden soil, dass wir es in den Pastoralbriefen mit einem Nachpaulinismus zu tliun liaben, so werden wir auch hier suchen miissen, diesen Punkt zu begreifen aus den in den Pastoralbriefen vorliegenden Verhaltnissen und namentlich auch hier den Gegensatz gegen die Irrlehre zu beachten haben. Wir haben erkannt, dass es bei der Irrlehre in den Pa- storalbriefen sich um unfruchtbare Spekulationen handelte, die in dem Streben nach Erkenntnis den Ernst christlicher Sittlichkeit vermissen liessen, ja zum Teil sogar gegen den- selben gleichgiiltig machten. Man liess die hti&vix'iai ge- *) p. 362. 14 * 212 wahren, und die Irrlehre wird darum vor alien den Frauen gefahrlich, welche von Begierden getrieben mit ihnen nicbt brechen mochten. Dem gegeniiber wird nun die evoefieia oder deooefieia, die Frommigkeit und Gottseligkeit, betont, und die Mahnung, sie zu tiben, kelirt immer aufs neue wieder. Man wird darin an sicli nichts Unpaulinisches finden konnen ; man wird niclit behaupten w T ollen, dass in den anderen Briefen Pauli die Betonung der sittlichen Seite des Christen- tums felile; und dass dieselbe in den Pastoralbriefen in dem BegrifF der evoefieia oder deooefieia erscheint, der sieh in den anderen Paulinen niclit findet, kann niclit ins Gewicht fallen, da docli wenigstens der Gegensatz gegen die evoefieia, die aoefieia, sicli im Bomerbrief 1, 18 findet, wo der BegrifF „das dem cliristlichen Verhalten entgegengesetzte heidniscbe Wesen“ bezeiclmet. 1 ) Das Unpaulinische soil denn aucli niclit sowolil in der Hervorhebung der evoefieia und in der Mahnung, sie zu iiben, an sicli liegen als vielmehr darin, dass die evoefieia und die Werke, in denen sie sicli darstelle, losgelost seien yon dem Glauben, dass sie niclit sowolil eine Fruclit des Glaubens sein sollen als vielmehr eine Erganzung des Glaubens. Es greiFt dieses zuriick auf die Auffassung des BegrifFes yom Glauben und die V erbindung von Glaube und Liebe, wo von schon die Rede war. Wir liaben bereits erkannt, dass weder der BegrifF Glaube in den Pastoralbriefen als Rechtglaubigkeit zu fassen ist noch die V erbindung von itioxiq, und aydrciq in dem Sinn verstanden werden muss, als ob der Glaube durch die Liebe erganzt werden solle. Es ist das hier noch etwas weiter auszufiihren. Dass diese Yerbindung von nLoxig und dyaitr] durchaus niclit unpauliniscli ist, liaben wir schon liervorgehoben ; wir konnten hier noch auf Gal. 5, 6 hinweisen, wo Paulus von dem Glauben redet, der durch die Liebe thatig ist. Auch das ist schon liervorgehoben, dass doch auch gelegentlich (I, 1, 5) der Glaube gegeniiber der Liebe als ihr Grund und Quell hervortritt. Es muss dabei zugestanden werden, dass dieser Zusammenhang, *) cf. Knoke II, p. 216. 213 in welchem die Frommigkeit mit dem Glauben steht, nicht in derselben Weise wie in den anderen paulinischen Briefen aus- fiihrlich entwickelt wird. Der Glaube ist eben mehr die selbst- verstandliche Yoraussetzung und der Hintergrnnd der From- migkeit, wie aucli aus 2 Tim. 1, 8. 9 hervorgeht, in welcher Stelle das Heil begriindet wird durch den ewigen Vorsatz Gottes in Christo Jesu und gestellt wird in die Gnade, welche durch die Berufung Gottes sich offenbart, wahrend die Werke ausgeschlossen werden. Dasselbe ersehen wir aus Tit. 3, 4, wo die Wiedergeburt und Erneuerung abgeleitet wird aus Gottes Barmherzigkeit, Freundlichkeit und Leutseligkeit ohne Yerdienst des eigenen Thuns, und aus 1 Tim. 3, 16, wo „das Geheimnis der Gottseligkeit“, /nvotrjQiov rfjg evoe^elag, das Werk Christi und sein Thun umfasst. Wir sehen also, dass hier das Heil echt paulinisch ver- standen wird. Dass aber nicht diese Quelle des Heils und alles sittlichen Thuns in solchem Masse wie in anderen Briefen aus- driicklich den Mahnungen zur Frommigkeit und guten Werken logisch vorangestellt wird, dass vielmehr das Dogmatisclie gegeniiber dem Ethischen mehr zurucktritt, hat einen durch- aus natiirlichen Grand in dem Gegensatz gegen die Irrlehre. Sehr treffend wird das von Godet ausgefiihrt : *) „ Wahrend er (Paulus) anfangs im Kampfe gegen das Yerdienst der Werke deren Unzulangiichkeit verkundigt hatte, stand er am Ende seines Lebens dem Streben gegeniiber, das Heil zu einer Sache der verstandesmassigen Erkenntnis zu machen unter V ernach- lassigung des sittlichen Werkes. So nachdriicklich er den Glauben gegeniiber den toten Werken betont hatte, so betont er nun die Werke als Frucht des Geistes, gegeniiber dem toten Glauben. Darin liegt kein Widerspruch ; es ist die Schwenkung eines Heeres, welches seine Frontstellung nach der Seite andert, woher der Feind kommt. Sollte ein so schmiegsamer Geist, wie der des Apostels, nicht fahig sein so zu handeln, wenn die Umstande noch bei seinen Lebzeiten eine solclie Um- gestaltung erforderten?“ Godet giebt auch zum Yerstandnis dieser Hervorhebung b Einl. p. 362. 214 der sittlichen Seite des Christentums in den Pastoralbriefen eine sehr beachtenswerte Parallele aus neuerer Zeit. Er er- innert an die Zeit der Erweckung in diesem Jahrhundert, in deren erster Phase man vor allem gegeniiber der weltlichen Ehrbarkeit, dem Formalismus des Gottesdienstes, der Selbst- gereclitigkeit nnd dem Verdienst der Werke das Elend der Menschen, die freie Gnade und die Rechtfertigung aus dem Glauben gepredigt habe — entsprechend der Periode der Lehre Pauli in den vier grossen Briefen. In der zweiten Phase der Erweckungszeit, als yiele die Lehren annahmen, ohne dass sie wie in den ersten Zeiten der Bewegung durch schmerzliche Kampfe hindurchgegangen waren, als Lehre und Bekenntnis feststanden, aber oft der Ernst des sittlichen Wandels fehlte, sei es notig ge worden, auf die. sittliche Bewahrung zu dringen und die Worte Tit. 3, 8: „Ich will, dass du solches fest lehrest, auf dass die, so an Gott glaubig geworden sind, in einem Stand guter Werke erfunden werden. Solches ist gut und niitze den Menschen “ seien nun die Parole der glaubigen Prediger ge- worden. Ist also die Betonung der praktischen Frommigkeit an sich wohl verstandlich und kann man auch keineswegs be- haupten, dass der in den anderen paulinischen Briefen in die Augen fallende Zusammenhang von Glaube und Werken hier fehle, und dass die Frommigkeit losgelost vom Glauben mehr als Erganzung desselben erscheine, hat sich uns vielmehr er- geben, dass die Gnade und ihr Korrelat, der Glaube, ebenso wie in den anderen paulinischen Briefen als Quelle des Heils im Hintergrunde steht, nur dass dieses, da der Gegensatz sich geandert hat, nicht so sehr hervortritt — so soil doch noch nach einer anderen Seite hin die Betonung der Frommigkeit sich als unpaulinisch bezw. nachpaulinisch erweisen, namlich durch die Art und Weise, wie diese Frommigkeit im einzelnen verstanden wird. Hier ist zuerst der Begriff der guten Werke zu erortern, der, wie Holtzmann sagt, eben durch die Pastoralbriefe in die Kirchensprache eingefiihrt ist. Die Mahnung, gute Oder schone Werke zu iiben, um sie zu eifern, zu ihnen bereit zu sein, kehrt oft wieder, aber Holtzmann selber, der die einschlagigen 215 Stellen zusammengestellt hat, 1 ) sagt, dass dieselben an sich nichts weniger als antipaulinisch sind, indem im allgemeinen die religiose Yerdienstlichkeit ferngehalten werde, wogegen nur einzelne Stellen sprechen konnten, die den Gedanken einer Verdienstlichkeit nahe zu legen scheinen, die man allenfalls so auffassen und in denen man dann eine Annaherung an das Judenchristentum finden konnte. Pfleiderer spricht sich etwas bestimmter aus, 2 ) indem er unter Zustimmung zu einer Exegese, die Holtzmann nur fur moglich und yiel eher fiir zweifelhaft halt, yon einzelnen Stellen namentlich des 1. Timotheusbriefes behauptet, dass in ihnen eine verdienstliche Wertung der xala eqya sich zeige, was eine Verleugnung paulinischer Grundsatze in der That bedeuten wiirde. Zuerst macht er das geltend bei der Stelle 1 Tim. 3, 13, wo es heisst, dass die Diakonen, welche ihren Dienst wohl ausgerichtet liaben, sich selbst eine schone Stufe erwerben. Er versteht dabei unter dem pafyiog xalog eine „ Stufe der Seligkeit“, ,,eine Staffel im HimmeP. Wir haben jedocli bereits in einem anderen Zusammenhang im Gegensatz zu einer anderen Auslegung dieser Stelle erkannt, 3 ) dass der fia&i-ibg xalog auf eine Ehrenstellung in der Gemeinde zu bezielien ist. Ferner wird die Stelle 6, 19 herangezogen , in der die Eeichen gemahnt werden, reich zu sein in schonen Werken, freigebig und mitteilsam zu sein und sich selbst damit einen guten Grund fiir die Zukunft zu sammeln, damit sie das wahr- haftige Leben ergreifen. Hier darf, wie Godet bemerkt, „nicht vergessen werden, dass sich dies auf Eeiche bezieht, die bereits glaubig, aus Gnaden erlost sind, die aber ihr Pfund wirken lassen sollen und zwar im Dienst der Liebe, dem Schatz im HimmelP Was weiter 2, 15 vom Weibe gesagt wird, dass sie durch Kindergebaren errettet werde, bezeichnet Pfleiderer in Uber- einstimmung mit Holtzmann als einen gesunden Gedanken, da „das Weib ihre Bestimmung auch in religios-sittlicher Hinsicht am besten in Erfiillung der Familienpflichten erreiche“, aber paulinisch soil dieser Satz in zweifacher Beziehung dennoch *) p. 181. 2 ) Urchristentum p. 815 f. s ) Siehe oben p. 197. 216 nicht sein, weil in demselben die Seligkeit yom Thun und nicht yom Glauben abhangig gemacht werde, und weil Paulus tiberdies yom ehelichen Leben geurteilt habe, dass es durch seine weltlichen Sorgen von der volligen Hingabe an den Herrn abziehe. Sehen wir den letzten Grund zuerst an, der 1 Kor. 7 ins Feld filhrt, so werden wir sagen miissen, dass es sich hier um ganz andere Voraussetzungen handelt als im Korintherbrief. Nicht darum handelt es sich, ob Heiraten Oder Nichtheiraten besser ist, was Paulus 1 Kor. 7 in Riicksicht auf die damalige Zeitlage und alle in betracht kommenden Umstande dahin entscheidet, dass Nichtheiraten besser sei, sondern es handelt sich hier um bereits yerheiratete Frauen, die auf die Erfiillung ihres naturgemassen Berufes hingewiesen werden. Die Art, wie das geschieht — damit kommen wir zu dem ersten von Pfleiderer aufgefuhrten Grund — , kann nicht den Vorwurf begriinden, dass die Erfiillung dieses Be- rufes als verdienstlicli bezeichnet wiirde, denn in dem Aus- druck Oio^rioexcu 6ia xexvoyoviag ist das did nicht instrumental zu fassen, sondern in der Bedeutung „bei“. Die instrumentale Bedeutung wird ausgeschlossen einmal durch den Gegensatz, dass die Frauen nicht lehren sollen v. 12, wo doch auch das Lehren nicht Mittel der Errettung sein kann, und dann durch den Bedingungssatz y. 15 ear (.teinooiv sv tcLotbi xal dyditrj xal ay toco (aw (.lexa GLOCpQOGvviqg. 1 ) Die Stelle des 2. Timotheusbriefes 4, 8, die man auch wohl in diesem Zusammenhange genannt hat, kann nicht in betracht kommen, da die Beilegung der Krone der Gerechtigkeit , auf welche Paulus hofft, damit begriindet wird v. 7, dass er Glauben gehalten. Wenn endlicli Holtzmann noch erwahnt, dass die Art, wie der Herr nach Pauli Wunsch dem Onesiphorus Barm- herzigkeit vergelten soil, weil er dem Apostel Barmherzig- keit erwiesen hat, mehr an den urapostolischen Lehrtropus und an das Ausgleichungsprinzip erinnere, so braucht man nur Gal. 6, 7 anzusehen, wo das ebenso der Fall ist, um vor zu weit greifenden Konsequenzen bewahrt zu bleiben. x ) cf. Weiss, in Meyers Komra. p. 128 bezw. 131. 217 So kann also unseres Erachtens auch in der Art, wie die evos^eia im einzelnen verstanden wird, nichts Unpaulinisches gefunden werden. Ehe wir aber zu einem abschliessenden Ergebnis iiber den Lehrtropus der Pastoralbriefe kommen, haben wir auch den dogmatischen Inhalt der Pastoralbriefe im einzelnen zu be- trachten. Wir haben bereits gesehen, dass es aus dem Zweck der Briefe durchaus verstandlich ist, wenn dieselben nicht, wie es in den anderen paulinischen Briefen geschieht, das Dogmatische in den Vordergrund stellen, sondern mehr die praktische Frommigkeit betonen, dass aber gleichwohl auch in ihnen als die Quelle und der Grund aller Frommigkeit das Thun Gottes und seine Gnade erscheint, und dass im Zusammen- hang damit auch der Glaube ganz im Sinne der anderen Paulinen eine prinzipielle Stellung einnimmt und keineswegs zur Rechtglaubigkeit geworden ist, sondern auch hier teils als Heilsglaube, teils als die Uberzeugung yon dem rechten Inhalt der Heilslehre sich darstellt. Wir werden aber nicht umhin konnen, unsere Aufmerk- samkeit auch auf den Inhalt der Lehre im einzelnen zu richten und zu untersuchen, ob dieser Inhalt der Lehre, von deren Wahrheit der Glaube uberzeugt ist, sich mit den bekannten paulinischen Anschauungen deckt , und werden daher das Dogmatische, wie es sich in den Briefen an verschiedenen Stellen findet, zusammenzustellen haben. 3. Der Inhalt der Lehre im einzelnen. Man hat es zunachst auffallend gefunden, dass in den Pastoralbriefen die Lehre von Gott ausfiihrlicher und in einer iiber das paulinische Mass hinausgehenden Weise dargestellt wird. Gottes Einzigkeit wird betont (I, 1, 17; 2, 5; 6, 15), seine Unsichtbarkeit (1, 17; 6, 16), seine Lebendigkeit (3, 15; 4, 10), seine Allmacht (1, 17; 6, 15), seine Wahrhaftigkeit (Tit. 1, 2; 2 Tim. 2, 13), seine Unsterblichkeit (I, 1, 17; 6, 16) und seine Seligkeit (6, 15). Vor allem charakteristisch ist die Bezeichnung Gottes als des Heilandes und Retters; er wird gwti^q genannt 218 (I, 1,1; 2, 3; 4, 10; Tit. 1, 3; 2, 10; 3, 4). Gewiss wird man nun nicht geradezu behaupten wollen, dass Paulus nicht in dieser Weise die Monarchic Gottes heryorheben und ihn als die Quelle des Heils bezeichnen konnte. Man vergleiche die Stellen, welclie Godet anfuhrt: 1 Kor. 8, 6 „Wir haben nur einen Gott den Yater und einen Herrn Jesum Christum“, und 2 Kor. 5, 18: „Das alles von Gott, der uns mit ihm selber ver- sohnet hat durch Jesum Christum. “ Es ist eben nur eine petitio principii, wenn Holtzmann und Pfleiderer hier einen Gegensatz gegen die gnostische Gottes- lelire statuieren und die Einheit zwischen dem Schopfergott und Erlosergott dargestellt linden. Diese Ansicht muss fallen, nachdem es sich fur uns herausgestellt hat, dass die in den Pastoralbriefen bekampfte Irrlehre nicht der Gnostizismus ist. Was insonderheit die Bezeichnung Gottes als des awrjjo be- trifft, welclie sonst im Neuen Testament und auch bei Paulus yornehmlich auf Christus angewandt wird, so ist nicht ausser acht zu lassen, dass doch auch yon Christus dieses Pradikat in den Pastoralbriefen ausgesagt wird (2 Tim. 1, 10 cf. 2, 10 ; 4, 18 und Tit. 1, 4; 2, 13; 3, 6) und nur im 1. Timotheusbrief sich allein von Gott findet, woraus Holtzmann unter der Yor- aussetzung, welche wir nach der Anschauung, die wir von der historisclien Situation dieser Briefe gewonnen haben, nicht teilen konnen, dass der 1. Timotheusbrief spater als 2. Timo- theus und Titus geschrieben sei, den Scliluss macht, dass sich in den Pastoralbriefen allmahlich der Titel acourjQ vom Sohne auf den Yater ubertrage, und dass diese Ubertragung im 1. Timotheusbrief vollendet sei. Dieser Scliluss fallt fiir uns mit der Abweisung der Yoraussetzung, auf welcher er fusst. Auch v. Soden l ) steht als Gegner dieser Ansicht auf, dass den Ausfuhrungen der Pastoralbriefe iiber das Wesen Gottes der Gegensatz gegen den Gnostizismus zu grunde liege, indem er sagt: „Gegensatze gegen den Gnostizismus aber sind in alle- dem um so weniger nachzuweisen, als beinahe alles sich in zwei offenbar liturgischen Formeln findet. Yielmehr ist hierin nur die Einwirkung des Gegensatzes zu den heid- 0 Handkomm. p. 117. 219 nischen Gottesvorstellungen und das Entwachsen des Christen- tums aus jiidischen Kreisen, in welchen soldi es alles nichts Neues gewesen ware, zu erkennen.“ Konnen wir aber in den Briefen iiberhaupt keinen Gnostizis- mus bekampft linden, so konnen audi die diristologischen Aussagen nicht im Gegensatz zu demselben verstanden werden. Die christologisdien Aussagen, das giebt aucb Holtzmann zu, befinden sidi im Einklang mit den paulinisdien Anschauungen, wenngleich er Sdienkel zustimmt, das Christusbild sei wohl aus paulinischen Formein zusammengesetzt , aber es fehle „der paulinische Sinn und Geist, die mystische Innerlichkeit, die religiose Tiefe und die sittliche Kraft, die im paulinischen Christus leben“. J ) Wir fmden einerseits die fleischliclie Abstammung Christi aus Davids Samen (2 Tim. 2, 8) und seine Bezeichnung als avd'Qiojto$ (1 Tim. 2,5), andererseits die Hervorhebung der Praexistenz (1 Tim. 1, 15 ; 2 Tim. 1, 10 cf auch das hpaveqdjdy iv occqxI 1 Tim. 3, 16) und seine Aufersteliung von den To ten (2 Tim. 2, 8). Er heisst xvqiog, ja foog (Tit. 2, 13; 2 Tim. 4, 18). „Dass bei diesen fliichtigen, gelegentlichen Aussagen die Briefe gegen irgendwelche doketische Oder essaische Oder sonst welche christologisdien Positionen sich wenden sollen, ist undenkbar“, diesem Urteil v. Sodens 2 ) kann man nur zustimmen. Auch auf das Werk Christi wird in den Pastoralbriefen nur gelegentlich liingewiesen, und „der Mittelpunkt der paulinischen Predigt, der Kreuzestod“, tritt mehr zuriick, nur 1 Tim. 2, 6 findet sich der Satz: Xqlg\ 7^u., o dovg iavzov (xvtUvtqov vit'eQ TtavTcov und Tit. 2, 14 der ahnliche og edcoxev lavTov v7t£Q fjfuov, Lva IvtQcuorjTcu fjuag. Wenn man nun auch die Ausdriicke ccvzlIvtqov und IvTQwGrjTcu als unpaulinisch be- anstandet, so giebt man doch im allgemeinen das Paulinische dieser Formein zu, findet aber in der Bestimmung des Erfolges, welchen der Tod Jesu hat, eine Abweichung von der pauli- nischen Anschauung, indem man namentlich aus der naheren Bestimmung Tit. 2, 14 : iva KvzQwGrjzai fytag cmo 7t&Gr\g avof.uag xal xad'ccQLGj] kavToj Aaov Tiegiovoiov, CrjhoTT]v xalujv eqycov und p. 166 f. 2 ) a. a. 0. 220 im Zusammenhang mit den vorhergehenden Versen den Gedanken erkennen will, dass die Wirkung des Todes Christi nickt „so- wohl auf die Vergangenheit der Schuld als auf das folgende neue Leben“ bezogen, nicht sowobl ,,religios als sittlich“ ver- standen werde. 1 ) Man wird aber dennoch diese Anschauung gewiss- lich nicht unpaulinisch finden konnen, denn anch an anderen Stellen (2 Kor. 5, 15; Ephes. 5, 25 — 27; Kol. 1, 22) wird das neue Leben als mittelbare Folge des Todes Christi bezeichnet und tritt als Forderung hervor. 2 ) Es liegt eben in dem auf die Ubung der praktischen Frommigkeit hinzielenden Charakter unserer Briefe, dass die mittelbaren sittlichen Wirkungen des Todes Christi hier mehr als die unmittelbaren betont werden, und dass letztere zuriicktreten. Die Art ferner, wie einerseits das Thun Christi als eine Ausfiihrung des Gnadenwillens Gottes und als eine „Ersclieinung“ der gottlichen Gnade (2 Tim. 1, 9; Tit, 2 , 11) und wie anderer- seits als das Ziel seines Thuns die owzrjQia bezeichnet wird, welche in dem Eingehen in das ewige Leben besteht (I, 2, 15; 4, 10; II, 2, 10; Tit. 2, 11. 13), was eine Parallele in dem all- gemeinen Ausdruck findet, dass Christus den Tod zunichte gemacht und unvergangliches Wesen ans Licht gebracht hat (2. Tim. 1 , 10) , wird man als paulinisch bezeichnen miissen. Ebenso entspricht die Universalitat des gottlichen Gnaden- willens und die Bestimmung der GcovrjQla fur alle Menschen (1 Tim. 2, 4; 2, 6; 4, 10 cf. ocotijq TTavrtov av&QCJTtwv Tit. 2, 11) den Ausfiihrungen Pauli in den anderen Briefen und bedarf zur Erklarung nicht eines eingetragenen Hinweises auf den gnostischen Unterschied von verschiedenen Arten der Menschen. Als unpaulinisch bezeichnet man weiterhin die Auffassung der Pastoralbriefe von der Taufe. Pfleiderer ist der Meinung, dass die Heilsaneignung in ihnen noch enger als sonst bei Paulus an die Taufe geknupft sei, und weist vor allem auf die Stelle Tit. 3, 5 hin, wo die Taufe als Bad der Wiedergeburt und Erneuerung bezeichnet wird. „Wahrend bei Paulus die Erneuerung durch den Geist des Gemiits die fortgehende Auf- ’) So ubereinstimmend Holtzmann, Pfleiderer, y. Soden nach Banrs Yorgang. 2 ) cf. Weiss, Bibl. Theol. § 81 b und § 100 c. 221 gabe des Chris tenlebens ist (Rom. 12, 2), wird liier die Er- neuerung an den Akt der Taufe gekniipft“, so formuliert er den Unterschied, indem er zugleich betont, dass die Taufe damals noch nicht Kindertaufe gewesen sei. J ) Ahnlich druckt Holtzmann sich aus, indem er sagt, dass die avaxaivtooLg nicht mehr als ein Prozess dargestellt werde, sondern mit dem Iovtqov Ttahyyeveoiag zusammenfalle. 2 ) Der Widerspruch lost sich aber u. E. sehr wohl, wenn man eben nur das ins Auge fasst, dass es sich liier urn Bestimmung des grundlegenden Aktes handelt, durch welchen das neue Leben beginnt, dass hier die prinzipielle Neuschopfung hervorgehoben wird, welche die Basis far den Prozess der fortgehenden Erneuerung schafft und dessen Moglichkeit bedingt. Dass ferner die Taufe in dieser Stelle lediglich „sakra- mental“ verstanden werden miisse, wie Boltzmann und y. Soden meinen, letzterer unter Berufung darauf, dass das subjektive Moment und Mittel, die Ttioxig , fehle, ist doch vollig unbe- griindet: es kommt hier eben dem Kontext nacli auf die sub- jektive Vermittelung gar nicht an, es wird hier ausgefiihrt, was Gott tliut, um uns zu erretten. Auch der folgende Einwand Pfleiderers, dass im weiteren Yerlauf der Stelle die Rechtfertigung und hofbiungsmassige Erb- schaft des ewigen Lebens als Folge der Geistesmitteilung er- scheine, dass also die Rechtfertigung als Folge der Wieder- geburt gedacht sei, v T as freilich der Lehre Pauli direkt zuwider- laufen wiirde, ist unberechtigt. Denn dass das dixauo&svTeg erst im Absichtssatz auftritt, bedeutet an sich noch keine logische Nachsteilung, um so weniger als dixcutod-evreg ein Tempus der Yergangenheit ist, das aufgelost werden muss: „nachdem wir gerechtfertigt worden sind“. Dass gerade in dieser Stelle die pauiinische Rechtfertigungs- lehre recht pragnant heryortritt, ist bereits bei der Erorterung des Begriffes it Long hervorgehoben, und der Hinweis Holtz- manns, dass in den Pastoraibriefen die Begriffe dixcuoovvrj und dUcuog in der Bedeutung des „sittlichen Rechtverhaltens“ ge- braucht sind und nicht als Bezeichnung des „eigentumlichen Yerhaltnisses zu Gott“, kannnichts verschlagen, da ja auch in den b p. 812. 2 ) p. 173. 222 — anderen Paulinen diese Bedeutung yon dr/.caoovvr] und di- xcaog nicht felilt und da andererseits die Stelle Tit. 3, 5 durch- aus den forensischen Sinn des dmaiovodut ergiebt. In einem Punkte zwar will auch Weiss eine gewisse Wandlung zugeben, namlich in der Erwahlungslehre. Dieselbe wird ganz im paulinischen Sinn auf den gottlichen Vorsatz, itQofcoig, die gottliche Gnade, %cxQig, Oder das gottliche Erbar- men, el eog, zuriickgefuhrt, und auch der Universalismus ist pau- linisch, wie schon hervorgehoben, und die Betonung desselben ist kein Widersprucli gegen die Erwahlung einzelner. Die Erwahlung einzelner erscheint nun aber allerdings in der Stelle 2 Tim. 2, 19 ff. in einer etwas anderen Weise, als wir sie sonst bei Paulus linden, indem dort neben dem objektiven Grund der gottlichen Vorher- erkenntnis, auf welchem die Erwahlung ruht, in der Hervor- hebung des Abtretens von aller Ungerechtigkeit die subjektive Bedingung angegeben wird, welche der Erwahlung gewiss macht. Hier findet sich also eine gewisse Entwickelung des Pradestinationsbegriffes. Dass aber dieselbe nicht gegen die Abfassung der Briefe durch Paulus sprechen kann, yielmehr aus den Erfahrungen , welche die Briefe voraussetzen , dass namlich einige aus dem Kreise der Erwahlten von der Wahr- heit thatsachlich abgewichen waren, sehr wohl verstandlich wird, darin wird man Weiss 1 ) recht geben miissen. Die Erwahlungslehre ubt nun naturlicherweise einen Riick- schlag auf die Anschauung von der Kirche. Dieselbe wird Haus Gottes, olxog &eou, genannt (1 Tim. 3, 15), das Hauswesen Gottes, familia dei, und aus der Ausfiihrung 2 Tim. 2, 20 ersehen wir, dass die Kirche nicht als Gemeinschaft der Erwahlten ange- sehen wird, sondern dass es auch in ihr Abgefallene .gab, oy,evv^ elg ax^iiav , eine Auffassung, die ebenfalls durch die that- sachlichen Erfahrungen Pauli hervorgerufen war und insofern einen Fortschritt bedeutet gegen die Anschauung der alteren Paulinen, als nach ihnen die Gemeinde nur aus Erwahlten be- stand. Insofern mag man ja Holtzmann recht geben, dass hier in gewissem Sinn der Unterschied von ecclesia visibilis und invisibilis hervortritt. Dieses kann aber nicht im Sinn der spateren Katholizitat verstanden werden, was auch Holtzmann J ) Bibl. Theologie § 109 b. 223 nur behaupten kann, indem er zu diesem Zweck den Gedanken eintragt, dass die Kirche „als Lehrautoritat das Verhaltnis der einzelnen zu Christus vermittle“, und dass die ecclesia in- visibilis „als Glaubensgegenstand“ erscheine nacli 2 Tim. 2, 19; 1 Tim. 3, 15. ^ Holtzmann bemangelt ferner als unpaulinisch, dass sich aucli in den Pastoralbriefen wie im Eplieserbrief der Fortschritt finde, dass die kndrjoia nicht die Einzelgemeinde, sondern die Gesamtgemeinde bedeute, die ecclesia universalis. Zwar giebt er selber zu, dass der Begriff der Einzelgemeinde sich noch 1 Tim. 3, 5 ; 5, 16 finde, nicht aber sei das 1 Tim. 3, 15 der Fall. Dass nun in der That an dieser letzteren Stelle (cf. auch 2 Tim. 2, 19) von der Einzelgemeinde auf die Gesamtgemeinde abstrahiert wird, geben wir unbedenklich zu, verweisen aber auf 1 Kor. 10, 32 ; 12, 28, wo dasselbe der Fall ist; es ist also nicht unpaulinisch. Dass die Kirche eine Saule und Grundveste, ozvXog xcd eSQaiw/ita der Wahrheit genannt wird (1 Tim. 3, 15), was 2 Tim. 2, 19 ff. eine Beleuchtung darin findet, dass vornehmlich die Erwahlten, die fest sind im Glauben, den festen, unum- stiirzbaren Grundstein der Gemeinde bilden, kann auch nichts Befremdliches haben, wenn man nur beachtet, dass „obwohl die Wahrheit an sich keine Stiitze bedarf“, sie doch eben in der Kirche, speziell in deni festen Kern der Gemeinde recht zur Darstellung und Anschauung fur die Welt kommt, und wenn man andererseits den Gegensatz gegen die Irrlehrer be- merkt, welche von der Wahrheit abgekommen sind und das Geheimnis der Frommigkeit verloren haben. Auch darf das nicht iibersehen werden, dass diese Ausffihrung fiber die Kirche nur beilaufig gegeben wird zur Begrfindung der Mahnung zu wandeln, wie es der Zugehorigkeit zum Hauswesen Gottes ent- spriclit. Es liegt also auch hierin ffir die Glieder der Gemeinde eine Mahnung, die Wahrheit festzuhalten und zu bewahren, was um so weniger befremden kann, wenn man die folgenden Verse ansieht, wo der Inhalt der Wahrheit: Christus, in den Vordergrund tritt. Von einer Fassung der Kirche als Lehr- autoritat kann also hiernach keine Bede sein. 2 ) 5 ) p. 188. 2 ) cf. Weiss in Meyers Komm. p. 158 f. bezw. 161 f. — 224 - Das ist auch gegen die Ausstellung Pfleiderers anzufuhren, welcher meint, dass nicht niehr Jesus Christus allein wie 1 Kor. 3. 11, auch nicht Christus zusammen mit den Aposteln und Propheten wie Ephes. 2, 20, sondern rundweg die Kirche selbst der feste Grund der Wahrheit Oder Grund Gottes lieisse. Man wird nicht in Zweifel ziehen konnen, dass Paulus dieses Bild yon dem Grunde in wechselnder Beziehung anwenden konnte. Man muss nur ehen nicht den Gedanken hier finden wollen, als ob deshalb, weil nun einmal der feste Kern der Gemeinde, gleichsam um ihnen fiir ihr Festhalten Mut zu machen, als der Grund Gottes und der Grund der Wahrheit bezeichnet wird, der andere Gedanke damit ausgeschlossen werde, dass Christus der Grund des Heils sei. Die Kirche oder Gemeinde bezw\ der feste Kern in ihr ist eben doch nur darum und inso- fern der Grund des Heils, als sie sich an Christo halt, wie das denn auch indirekt aus den auf 1 Tim. 3, 15 folgenden V ersen heryorgeht . l ) Was ferner von der Schrift gesagt ist (II, 3, 16), dass sie ■9'EoitvevoTog sei, steht ganz im Einklang mit der Anschauung Pauli vom Alten Testament und stimmt ganz mit dem Ge- brauch, den Paulus in seinen anderen Briefen vom Alten Testa- ment macht, wenn auch der Ausdruck SeojtvevoTog nur hier begegnet, wo der Zusammenhang solche Ausserung begriindet. Dabei ist zu beachten, dass hier nicht auf das Ganze der Schrift reflektiert wird, da das naoa ygacpr] nicht die ganze Schrift heisst, aber auch nicht, wie Holtzmann will, ,.jede Schriftstelle", sondern jede Schrift; es wird hier nur das lsqcc yQ&filiava aus v. 15 aufgenommen. Auffallen konnte diese Stelle nur, wenn mit yqacprj auch das Neue Testament be- zeichnet werden sollte, was man aus I, 5, 18 scheinbar folgern konnte. Doch haben wir bereits gesehen, 2 ) dass dieser Schluss falsch ist. Was von der Wirksamkeit der Heiligen Schrift gesagt ist, deckt sich mit Ausfiihrungen Pauli in anderen Briefen, cf. z. B. Rom. 15, 4. 3 ) Ebenso paulinisch ist, was in den Pastoralbriefen von den 1 ) cf. Godet, Einl. p. 363. 2 ) Siehe oben p. 203. *) cf. Knoke I, p. 171. 225 Amtern in der Kirche gesagt wird, wenngleich begreiflicher- weise manches, was unsere Briefe in dieser Beziehung aus- sagen, in anderen Briefen keine Par allele haben kann, weil da- zu keine Veranlassung yorlag. Der Apostel nennt sich einen Apostel und Knecht Gottes und weiss, dass dieses sein Amt auf gottlichem Befehl und gottlichem Willen ruht (I, 1, 1; II, 1, 1; Tit. 1, 1). Er sieht seine Aufgabe darin, das Evan- gelium zu verkiindigen alien Volkern (II, 1, 11; 4, 17), welches ihm vertraut ist (I, 1, 11; Tit. 1, 3), und bezeichnet diesen Be- ruf als einen Dienst (I, 1, 12), von dem das Leiden unzertrenn- lich ist; er schamt sich dessen nicht (II, 1, 9), denn er weiss, dass auch das Leiden den Erwahlten zu gute kommt (II, 2, 10). Dem Beruf des Apostels entspricht der Beruf des Timo- theus und Titus. Timotlieus soil das Werk eines Evangelisten treiben (II, 2, 10); er ist wie Paulus ein Knecht des Herrn (2, 24). Er soil das Wort dq& 0 T 0 f.i£lv (II, 2, 15), es nach der rechten Norm zuschneiden, aus demselben mahnen, lehren, strafen alle Zeit (II, 4, 2), eine Mahnung, die gleicherweise dem Titus gegeben wird. Mit diesem Wort sollen Timotheus und Titus an alle Stande herantreten (Tit. 2 ; 1 Tim. 6). Das Ziel solcher Verkundigung und Mahnung ist das Abwenden von der Irrlehre, das Halten am Wort und der Reichtum in guten Werken (II, 3, 17; Tit. 3, 1. 8; 3, 14); vor allem aber dieses, dass sie sich selbst und andere selig machen (I, 4, 16). Um diese Verkundigung recht zu iiben, muss man die Schrift yon Jugend auf kennen (II, 3, 15), sich selbst heilig bewahren (I, 5, 22), aller Tugend nachjagen (I, 6, 11), sich selbst als ein Vorbild guter Werke beweisen (Tit. 2, 7) und das Leiden nicht scheuen, da es zur Herrlichkeit fiihrt (II, 1, 11), vielmehr sich beweisen und leiden als guter Streiter Christi (II, 2, 3) und einen guten Kampf kampfen, wie der Apostel selbst gethan hat (II, 4, 7). Offenbar liegt also auch das, was dem Timotheus und Titus hier geboten wird, ganz auf der Linie paulinischer Vor- stellung. Man wird aber auch von anderer Seite her das, was Paulus iiber seinen eigenen Beruf sagt, nicht entkraften konnen durch die Behauptung, es sei auffallend, dass Paulus, Steinmetz, Grefangenschaft des Apostels Paulus. 15 226 da er an seine vertrauten Schuler schreibe, sich so ausdriick- lich einen Apostel nenne und den gottlichen Auftrag seines Amtes hervorhebe, sogar unter feierlicher Beteuerung (I, 2, 7). Hatte es auch vielleicht an sich solcher feierlichen Betonung seines gottlichen Auftrages nicht bedurft, so konnte das doch dazu dienen, seine Schuler zu ermutigen in der Ausiibung der Pflichten, die er ihnen iibertrug und in denen sie ihn ver- treten sollten, und sodann auch ihre Autoritat den Gemeinden gegeniiber starken, wie wir ja iiberhaupt nicht aus den Augen lassen diirfen, dass Paulus die Briefe, die er an seine Schuler richtet, doch zugleich .fur die Gemeinden bestimmt hat, in denen sie arbeiteten. Blicken wir endlich auf das Eschatologische, soweit es in den Briefen hervortritt, so werden wir auch dieses mit den paulinisclien Anschauungen im Einklang linden. Der Apostel redet von der Wiederkunft Christi, die er zwar nicht mit dem Worte, welches er sonst zu brauchen pflegt, TtaQovoia^ sondern mit dem Worte Inupavna bezeichnet. Er sielit die Erscheinung des Herrn als eine Erscheinung seiner Herrlich- keit (Tit. 2, 13) und als Anbreclien seines Reiches an; er be- zeichnet den kommenden Herrn als den, der Lebende und Tote richteu wird (II, 4, 1) und als den gerechten Richter (II, 4, 8); er wartet mit alien Glaubigen auf die Erscheinung des Herrn und hat sie lieb (Tit. 2, 13; II, 2, 8). Trotzdem ist es nach Holtzmann besonders ein Dreifaches, was sich mit den eschatologischen Anschauungen des Apostels Paulus, wie wir sie aus seinen anderen Briefen kennen, in Widerspruch setzen soil. J ) Zum ersten dieses , dass dem Timotheus (I, 6, 14) das Er- leben der enupdveia Christi „nur als Reprasentanten zukiinftiger Generationen von Amtstragern“ in Aussicht gestellt sei. Haben wir aber bereits bei der Betrachtung der amtlichen Stellung des Timotheus gesehen, 2 ) dass in ihm keineswegs die monarchische Stellung der spateren Bischofe resp. Erzbiscliofe vorgebildet ist, und dass der Timotheus der Pastoralbriefe mit dem historischen Timotheus wirklich identisch ist, so fallt fiir uns auch diese J ) p. 188 f. 2 ) Siehe oten cap IV, 1, b. 227 Ausstellung Holtzmanns in sich zusammen, und wir konnen in der Stelle 1, 1, 16 nur das ausgedriickt linden, dass Timotheus die Parusie erleben soil. Den zweiten Widerspruch gegen die eschatologischen An- schauungen Pauli findet Holtzmann darin, dass der Yerfasser der Pastoralbriefe „sich mit seinen Anordnungen beziiglich der Lehriiberlieferung und der Kirchenverfassung einstweilen nicht mehr bios fur ein Provisorium, sondern fiir eine, immerhin belangreiche irdische Gegenwart und Zukunft einrichte“. Dieser Widerspruch lost sich indessen auf, wenn man sich die Aus- fiihrungen Pauli in den Thessalonicherbriefen vergegenwartigt. So gut wie dort die einzelnen Christen trotz der Erwartung der nahen Wiederkunft Christi gemahnt werden, ihre tagliche Pflicht und Arbeit wahrzunehmen , so gut werden hier ganze Gemeinden geordnet, und ailes wird sorgfaltig eingerichtet, was zu ihrer Erbauung dienen kann. Die Hoffnung auf die baldige Wiederkunft Christi kann nicht dazu fiihren, alles gehen zu lassen, wie es geht, sie muss vielmehr gerade dazu treiben, alles wohl zu ordnen, was der Erbauung der Gemeinden im Glauben und in der Liebe forderlich ist, mit denen geschmiickt sie dem kommenden Herrn entgegengehen sollen. Dass der Apostel selber, obwohl er in friiheren Brief en hofft, die Wieder- kunft zu erleben, hier den Tod vor Augen sieht, kann nicht in betracht kommen, da der Apostel in jenen friiheren Stellen doch nur seiner allerdings sehr gewissen Hoffnung Ausdruck giebt. Es ist doch wohl selbstverstandlicli, dass er sich da, wo er dieser bestimmten Hoffnung Ausdruck giebt, dennoch, zumal unter den mannigfachen Gefahren seines apostolischen Berufs, seiner Sterblichkeit und der Moglichkeit des Abscheidens vor der Wiederkunft Christi bewusst blieb, selbst wenn er das nicht immer ausdriicklich hervorhob. Wir sehen ilm denn ja auch im Philipperbrief mit dieser Moglichkeit rechnen. Indessen soil die Art, wie er hier in der Stelle 2 Tim. 4, 18 von seinem Ende redet, in Widerspruch mit den eschatologischen Auffassungen des Apostels stehen. Er sagt namlich in dieser Stelle: „Der Herr wird mich befreien yon allem Thun der Bosheit und mich erretten in sein himmlisches Reich. “ Die Auffassung von dem Reiche Christi, die sich hier ausspricht 15 * 228 soli sich nach Holtzmann mit den Anschauungen des Apostels, die er in seinen iibrigen Briefen ausspreche, nicht vereinen lassen. Es ist dieses das dritte Argument. Es ist richtig, dass Paulus sonst das Reich Christi an- brechen lasst mit der Wiederkunft Christi, und wenn Holtz- manns Auffassung richtig ist, dass nach der angefiihrten Stelle die ftaodeia, das Reich Christi, nach dem Tode des standhaften Bekenners beginne, so lage hier allerdings ein Widerspruch yor. Diese Auffassung Boltzmanns konnen wir aber nicht teilen, wir konnen solclie Folgerung aus dieser Stelle nicht ziehen. Wir konnen hier nur das ausgedriickt linden, dass Paulus nach seinem Tode in das noch im Himmel befindliclie (daher auch der Ausdruck ktovQccnog) Reich Christi einzugehen hofft, das dann erst mit Christi Parusie auf Erden erscheinen und oifenbar werden wird. Damit fallt der Wider- spruch hin, denn dass Christus auch sclion yor seiner Wieder- kunft eine Herrschaft libt, ist eine auch in den Gefangenschafts- briefen sich findende paulinische Yorstellung. So also zeigt sich im einzelnen ebensowohl wie im grossen und ganzen, dass der Lehrinhalt der Pastoralbriefe sich nicht in Widerspruch mit paulinischen Anschauungen setzt, vielmehr in alien Punkten ihnen entspricht. Die Kritik hat denn auch nicht umhin gekonnt, wenn sie gleich einzelne Abweichungen von der paulinischen Lehre anfiihrt, im allgemeinen zuzugeben, dass der Verfasser sich in paulinischen Gedanken und Vor- stellungen bewege, nur dass er ihren rechten Geist und Sinn nicht erfasst habe. Der letzte, der sich zu dieser Angelegen- heit geaussert hat, Juliclier, sagt, 1 ) dass von einer eigen tlim- lichen, nichtpaulinischen Theologie, wie bei dem Hebraerbrief, fiir die Pastoralbriefe nicht die Rede sein konne — aber er findet hier den „ Geist des Epigonen“, das „Durchschnitts- christentum des 2. Jahrhunderts; allerdings besonders reich mit Anklangen an den Paulinismus ausgestattet“. Dass das ') Einl. ins N. T. 1894 p. 119. 229 nun keineswegs der Fall ist, glauben wir dargethan zu haben, das Eingestandnis aber, dass der Verfasser im allgemeinen den Paulinismus vertritt, sollte doch vor allem der Erwagung Raum geben, dass Paulus die Briefe wirklich verfasst habe, und dazu fuhren, dass man unter Beriicksichtigung der Tendenz und Absicht der Briefe es zu yerstelien suchte, dass im Yergleich mit dem Paulinismus der alteren Briefe hier einzelnes mehr im Vordergrund steht, was dort zuriicktritt, und umgekehrt. Wir glauben mit gutem Recht den Lehrtropus der Pastoral- briefe als vollkommen paulinisch bezeichnen zu diirfen. Kapitel VI. Der Stil und die Sprache der Pastoralbriefe. Wir kommen zu dem letzten Argument, welches man gegen die paulinische Abfassung der Pastoralbriefe ins Feld gefiihrt hat, dass namlich der Stil, die Schreibweise und der Sprach- gebrauch der Pastoralbriefe yollig verschieden sei von dem Stil und der Sprache Pauli, wie wir sie in den anderen paulinischen Briefen finden. Dieses Moment war namentlich von Schleiermacher betont, als er die ersten Zweifel an der Echtheit des 1. Timotheusbriefes aussprach. Das ist denn nachher auch auf die beiden anderen Briefe ubertragen, und Holtzmann ist es gewesen, der in der ihm eigenen gediegenen, griindlichen und klaren Weise mit genauester Akribie und wissenschaftlicher Methode alles zusammengefasst hat, was hier in betracht kommt. Das reiche Material an dieser Stelle vollstandig wiederzugeben und auf alle Einzelheiten einzugehen, ist selbstverstandlich unmoglich. Wir miissen uns beschranken, das Wichtigste in aller Kiirze zu beleuchten. Es ist von vornherein zuzugeben, dass der Stil der Pastoral- 230 briefe sicli von dem Stil der anderen Paulinen nicht unwesent- licli unterscheidet. „Es fehlt,“ so sagt Holtzmann, 3 ) „die ernste, wurdige, gedankenschwere Plerophorie der paulinischen Rede, «s fehlen jene charakteristischen Dammbriiche, welche infolge 4er schwellenden Gedankenfiille die Konstruktion erleidet.“ In der That, nur selten begegnet man Anakoluthen, man ver- misst die sonst so charakteristischen Partikel, vor allem auch das bei Paulus haufig erscheinende yao, yon dialektischer Ent- wickelung findet man nichts, alles ist einfach. Zwar fehlen langere Satzverbindungen und Perioden nicht ganz (cf. 1 Tim. 1, 3 ft; Tit. 1, 2 — 3), aber sie sind selten. Miissen wir also diese Verschiedenheit der Darstellungsweise zugeben, so miissen wir uns doch fragen, ob dieselbe ein hinreichender Grund ist, die Pastoralbriefe dem Apostel kurzer Hand abzusprechen, Oder ob nicht vielmehr sich fiir dieselbe eine ausreichende Er- klarung darbietet. Das letztere ist nun u. E. durchaus der Fall. Der Er- klarung freilich, welche noch Godet neuerdings, wenn auch nur in nebensachlicher Weise und neben anderen Momenten, betont hat, dass sich in den Pastoralbriefen das zunehmende Alter des Apostels verrate, konnen wir nicht zustimmen. Hier wird Jiilicher recht behalten, wenn er gel tend macht, dass der zeitliche Abstand dieser Briefe von dem Philipperbrief und Philem. doch nur ein geringer sei, dass Paulus auch diese Briefe als Greis geschrieben habe, ohne dass sich in ihnen Spuren der Senilitat fanden. Auch die andere Erklarung, mit der man die Verschiedenheit der Pastoralbriefe von den anderen Paulinen verstandlich zu machen gesucht hat, dass namlich die Pastoralbriefe sich als Privatschreiben von den Gemeindebriefen untersclieiden sollen, indem Paulus sich in den Privatbriefen mehr habe gehen lassen, kann nicht ausreiclien, da doch immer- hin auch die Pastoralbriefe fiir die Gemeinden bestimmt waren, in denen Timotheus und Titus wirkten. Die Erklarung KnOkes 2 ) aber scheint uns nur teil weise auszureichen, wie sie ja auch nur zum 2. Timotheusbrief gegeben ist. Knoke aussert sich folgendermassen: „Entscheidend fiir die Erklarung derDifferenz >) p. 105. *) I, p. 157. 231 mit anderen Panlinen scheint aber der Umstand zn sein, dass der Apostel seine iibrigen Briefe diktiert hat, und dass sie im lebendigen, sozusagen im dialogischen Wechselyerkehr mit anderen Mitverfassern entstanden sind, dass Paulus dagegen dieses Sendsclireiben (2 Tim.) obne solche personliche Mitarbeit anderer yerfasst, und dass er es selbst mit seiner Hand ge- schrieben hat. Wer diktiert, schreibt, wie er spricht, all die Lebhaftigkeit seines Denkens und seiner Gedankenverbindungen kommt dabei in dem Inkorrekten, Springenden und charakte- ristischen Gebrauche sjmtaktischer Formen, Partikeln und Ver- bindungen zu Papiere. Wer mit mechanischen Schwierigkeiten beim Schreiben zu kampfen hat, wie Paulus das von sich selbst bezeugt, schreibt einen langsamen Stil. Wer das Geschriebene zugleich mit seinen Augen zu uberschauen yermag, schreibt durchsichtigere Satze und iibersichtlichere Perioden.“ Gewiss ist dieses yon Knoke geltend gemachte Moment geeignet, in vieler Hinsicht die Yerschiedenheit der Pastoral- briefe yon den anderen Paulinen zu erklaren, aber es trifft doch eben nur recht flir den 2. Timotheusbrief zu, fiir den ja Knoke dieses Moment auch allein geltend gemacht hat. Wollte man auch fiir den 1. Timotheusbrief auf dieses Moment hin- weisen, so sollte man dann doch gerade hier eine festere Ver- bindung statt der oft lose sich .aneinander reihenden Vor- stellungsweise erwarten. 1 * 3 ) Eine nach alien Seiten ausreichende Erklarung scheint uns nun durch die Tendenz der Briefe gegeben zu sein, wie wir dieselbe erkannt haben. Wahrend der Apostel in den grossen Briefen oifenbar die grossen Grundwahrlieiten des Evangeliums entwickeln und im Gegensatz gegen den Judais- mus nach alien Seiten hin ausfiihrlich entwickeln, begriinden und yerteidigen will, handelt es sich hier in den Pastoral- briefen darum, die Gemeinden in eine feste Organisation zu 1 ) Fiir den 1. Timotheusbrief nimmt Knoke eine Kedaktion dreier urspriing’lich paulinischer Quellen an und findet darin die Erklarung fiir die mannig’fachen Unterschiede der Darstellung von der sonstigen paulini- schen Darstellungsweise, wahrend er bei dem Titusbrief, den er fiir echt halt, durch Umstellungen und W T eglassungen einen besseren Zusammen- hang zu erzielen sucht. 232 fassen und im Gegensatz gegen die Nichtachtung der sittliclien Seite des Christentums die praktische Frommigkeit hervorzu- heben, und selbst da, wo die Briefe sich gegen die Irrlehre wenden, ist es entsprecliend dem Charakter derselben, wie wir ihn aus den Briefen selbst erkannt haben, nicbt die Absicht, in eine Widerlegung derselben einzutreten, sondern es soil lediglicli das Verhalten des Timotbeus und Titus gegen die- selbe bestimmt werden. So wird es durchaus verstandlich, dass, wahrend die Darstellungsweise in den anderen paulinischen Briefen der Entwickelung, Begriindung und Verteidigung der Wahrheiten des Evangeliums entsprechend, einen dialektischen, entwickelnden Charakter tragt, die Darstellungsweise in den Pastoralbriefen sich einfacher halt und dem Zweck entsprechend sich vorzugsweise in Anweisungen und Mahnungen bewegt. Will man daher unsere Briefe mit den anderen paulinischen Briefen vergleichen, so muss man die paranetischen Teile dieser Briefe zum Vergleich heranziehen und wird dann keinen nennenswerten Unterschied finden, da auch in ihnen die Darstellung sehr einfach verlauft. Was nun das einzelne angeht, so muss auch hier zuge- geben werden, dass die Verbindung und der Gedankenzusammen- hang vielfach freier und sorgloser ist, als wir es sonst bei Paulus gewohnt sind, aber doch keineswegs in solcliem Masse, dass dadurch ein Verwerfungsurteil begriindet ware. Nament- lich in dem 1. Timotheusbrief hat man den richtigen Gedanken- zusammenhang yermisst , aber auch in den anderen Briefen, und hat versucht unter Annahme einer spateren Uberarbeitung einen klareren Gedankenzusammenhang zu gewinnen. Dass aber die Behauptung von dem Mangel eines klaren Zusammen- hanges vielfach iibertrieben ist und dieser Mangel lange nicht in dem behaupteten Masse vorhanden ist, zeigen die von Weiss 1 ) und Godet 2 ) gegebenen Dispositionen der Briefe. Dass endlich im allgemeinen die drei Briefe sich in vielen Redewendungen beruhren, kann nicht verwunderlich sein, da sie einmal zu gleicher Zeit verfasst sind, und andererseits die gleichen Verhaltnisse in den Gemeinden von Ephesus und *) In Meyers Komm. p. 5 £f. cf. Einl. p. 286 If. 2 ) Einl. p. 327 ff. 233 Kreta, besonders die in beiden gleichmassig auftretende Irr- lelire das mit sich bringen. Erklart sich so unseres Erachtens die Verschiedenheit des Stils in den Pastoralbriefen von dem Stil der anderen Paulinen durchaus, so werden wir nun weiter den Sprachge- brauch, den Wortschatz u. s. w. zu beriicksiclitigen haben Pass aucli hier manche Yerschiedenheiten gegeniiber den anderen paulinischen Briefen sich aufdrangen, muss ebenfalls ohne weiteres zugegeben werden ; es ist nur die Frage, ob und wie sich dieselben erklaren lassen. Am wenigsten Schwierigkeit macht es, gewisse Latinismen zu erklaren, welche sich linden z. B. rjv ahlav=^q uam ob rem (II 1, 6; Tit. 1, 13) yaqiv f/£^=gratiam habere (1, 1, 12; II, 1, 3) xcrxot^/og =maleficus (I, 5, 21) /r(>dx^t/<«^=judicium (I, 6, 17) u. a. Dieselben erklaren sich leicht durch Pauli Aufenthalt in Rom. Auch manche Redewendungen, vor allem diejenigen, welche sich auf die Irrlehre Oder auf die ihr entgegenstehende ge- sunde Lehre und auf die tibung der Frommigkeit beziehen, konnen nicht befremden, da Paulus in anderen Briefen die- selben zu gebrauchen keine Veranlassung haben konnte, aber es bleiben dann doch noch eine Menge den Pastoralbriefen eigentiimliclie Phrasen, *) die auf diese Weise sich nicht er- klaren lassen. Dasselbe ergiebt sich, wenn wir die einzelnen Worter betrachten, welche in den Pastoralbriefen gebraucht werden. Zwar scheint uns die Konstatierung der Hapaxlegomena (Holtzmann zahlt deren 171, Godet 148, indem er die ab- rechnet, die mehrmals vorkommen, also eher dig oder rqlg key 6 (.leva sind) nicht die Bedeutung zu haben, die man ihr bei- zumessen geneigt ist, denn einmal zeigt die Vergleicliung mit den anderen Paulinen, dass die Zahl der in ihnen vorkommen- den Hapaxlegomena ungefahr ebenso gross ist — Weiss 2 ) zahlt z. B. in dem etwa ebenso umfangreichen 2. Korinther- brief 100, Godet 92 ; in Ephes. und Koloss, zusammen, die dem Umfang nach den Pastoralbriefen noch naher kommen, 140, Godet 153 — , und zum andern muss man doch zugeben, dass die 0 Siehe die Auffiihrung von Holtzmann p. 93 ff. 2 ) p. 87. 234 Hapaxlegomena nur in geringem Masse zum Beweise fiir einen in den Pastoralbriefen sicli findenden eigentumlichen Sprachgebrauch dienen konnen. Dazu konnen eigentlich nur Worter dienen, die haufiger wiederkehren , fiir die also eine Yorliebe des Yerfassers sich zeigt; hochstens konnten von den Hapaxlegomena einige ganz besonders auffallende und prag- nante in betracht kommen, wahrend andererseits das Fehlen solcher Worte angezogen werden kann, die in den anderen paulinischen Briefen gern gebraucht werden. Der Vorrat soldier Worte nun, die haufiger wiederkehren, die also als eigentiimliche Charakteristika der Pastoralbriefe betrachtet werden miissen, ist durchaus nidit iibermassig gross. Holtzmann bemerkt, 3 ) dass von den 74 Hapaxlegomena des 1. Timotlieus nur 8 zweimal, eins dreimal vorkommen, yon den 46 des 2. Timotlieus nur 1 zweimal, wahrend yon den 28 des Titusbriefes keines wieder vorkommt, und dass alle drei Briefe nur 2 Hapaxlagomena, die beiden Timotheusbriefe 9, der 1. Timotlieus und Titus 9, der 2. Timotlieus und Titus 2 als Gemeingut haben, so dass also 21 Worter in je 2 Briefen vorkommen. Die Wiederkehr dieser Worter erklart sich aber sowohl aus der gleichmassig in den Briefen bezeichneten Irr- lehre als aucli aus der gleichartigen Tendenz. Das bedingt von selbst einen eigen tiimlichen Wortschatz, der sich eben in anderen Paulinen nicht finden kann. So erklart sich die Wiederholung der Worte za vorptovia, yavaakoyicti , narcuokoyia, jvcpovoOcu , aoToyelv, haqodidaGzalaZv ferner die Worte, welche von der Qualifikation der Gemeindebeamten reden : didazzizog, aiGyqozaqdijg. a/uayog, vrjcpahog , TtdqoLvog, Ttkrjxvrjg. Audi manche Wendungen, die nicht gerade nur in den Pastoralbriefen sich finden, aber docli gerade in ihnen sich ungemein haufig finden, und aucli einzelne besonders charakteristische Hapaxlegomena erklaren sich auf diese Weise wie: Ttaqiloiao^ai, 7tc(QcaT£io$cu, didaozakla , vyiaiveiv, zakodidaozakog , koyof-iayeiv , koyof-iayia, CrjTTjGaig, y.caccOTrjiia, avGepeicc, dyaOij und za^aqa GuvaldriGig, xctXa und ayct&d aoya, evoeptfg, euGapcug und andere mehr. Es bleiben aber docli noch manche charakteristische 9 p. 87. 235 Hapaxlegomena und sich wiederholende Worter, Ausdriicke und auch Wortverbindungen iibrig, die sich auf diese Weise nicht erklaren lassen. Daliin gehoren aucli die yon Holtzmann betonte Vorliebe fur Komposita, namentlich fiir die mit epilog gebildeten und der haufige Gebraucb yon Wortern mit « privativum, ferner Ausdriicke und Yerbindungen wie dia- iteftcuouo&aL tvsql Tivog zweimal, diaf.taQTVQelod'cu dreimal, rtaylg tou diafiolov zweimal, fov Igtlv dreimal, niGiog 6 loyog fiinfmal, iv Ttaoiv sechsmal. Auf der anderen Seite muss man mit Holtzmann die Be- obachtung machen, dass eine ganze Anzahl Worte in den Pastoralbriefen felilen, deren Gebrauch wir bei Paulus gewohnt sind. Zwar die lange Reihe soldier Worte, welche Holtzmann pag. 98 anflihrt, wird um ein Erliebliches vermindert werden miissen, da unter ihnen, wie Weiss sehr tretfend bemerkt, sich einmal viele Worte linden, welche nicht charakteristisch genug sind, um als Spracheigentiimlichkeiten eines Schriftstellers gelten zu konnen, und ferner diejenigen Worte abzuziehen sind, welche Paulus im Kampf gegen judaistische Angriffe Oder in der dogmatischen Entwickelung gebraucht hat, da diese hier gar nicht angewendet werden konnten. Zu den chrakteristischen paulinischen AYortern, die man in der That in den Pastoral- briefen yermisst, gehoren besonders die von Holtzmann ange- fiihrten Wortfamilien ilevd'eqovv, cpQoveiv, tbIslovv, evegyelv, 2 TBQLGO£vELv , vTtct'AovBiv , a7Toxalv7iTevv , YMv%aG&ca und andere. Wie es nun kommt, dass wirklich die Pastoralbriefe in dem Wortschatz, den sie bieten, mancherlei Charakteristika zeigen, die sich in anderen paulinischen Briefen nicht linden, und wiederum manche fiir den sonstigen Sprachgebrauch des Paulus charakteristische Worter vermissen lassen, das zu erklaren, sind wir nicht im stande. Hier miissen wir uns bescheiden. Das aber diirfen Avir, ohne zu weit zu gehen, behaupten, dass diese Unterschiede, die sich uns darbieten, zu gering sind, um das Urteil zu begriinden, dass die Pastoralbriefe nicht yon Paulus verfasst sein konnen. Giebt doch selbst Holtzmann bei der Hervorhebung der Differenzen zu, dass sich „allerdings 236 auch ein weites Spracligebiet konstatieren“ lasse, „ welches unseren drei Briefen mit alien zehn, ja sogar mit den yier ersten und grossten der paulinischen Sammlnng gemeinsam ist“. Die Differenzen im Sprachgebrauch konnen hochstens als ein Argument neben anderen zur Geltung kommen und die anderweitigen Griinde unterstiitzen , mit welchen man die Echtheit der Pastoralbriefe bestritten hat. Haben sich aber fur uns diese anderen Griinde, die man aus der historischen Situation, der Beschreibung der Irrlehre, der Gemeindever- fassung und der Lehrweise gegen die Echtheit der Pastoral- briefe geltend gemacht hat, in keiner Weise stichhaltig bewiesen, so werden wir aus den gar nicht einmal so bedeutenden Ab- weichungen im Sprachgebrauch der Pastoralbriefe von dem der anderen Paulinen nicht den Schluss machen diirfen, dass diese Briefe nicht von Paulus geschrieben sein konnen. Kapitel VII. Das Resultat. So mannigfach auch die Griinde sind, welche gegen die Echtheit der Pastoralbriefe vorgebracht sind, so hat es sich uns doch ergeben, dass diese Griinde nicht ausreichen zum Beweise fiir die Unmoglichkeit der paulinischen Abfassung. Vielmehr haben wir erkannt, dass in alien Stiicken die Pa- storalbriefe sehr wohl verstandlich sind als das, was sie sein wollen, als Briefe des Apostels Paulus an seine Schuler Timotlieus und Titus gerichtet, dass sie iiberall paulinisches Geprage tragen und paulinische Anschauungen vertreten. Wenn es nun all- gemein zugestanden wird, dass die Exegese und die Einleitungs- wissenschaft zunachst mit den in den einzelnen Briefen ge- gebenen Fakten zu rechnen hat und suchen muss, die Briefe aus den geschichtlichen Verhaltnissen heraus, welche sie selbst 237 angeben, zu begreifen, so liegt bei den Pastoralbriefen die Schwierigkeit darin, dass eben die historische Situation nicht klar aus ihnen hervorgebt. Wir haben bei der Betrachtung der historischen Situation, welclie die Pastoralbriefe voraus- setzen (Kap. II), erkannt, dass sich dieselben in das Leben Pauli, soweit es uns aus seinen eigenen Briefen und der Apostelgeschichte bekannt ist, nicbt einfiigen lassen, und dass sie nur aus der Zeit stammen konnen, in welcher der Apostel aus der uns aus der Apostelgeschichte bekannten romischen Gefangenschaft befreit war und dann wiederum zum zweiten- mal ge fan gen lag. Sielit man aber die Befreiung Pauli aus der romischen Gefangenschaft und seine romische Gefangenschaft lediglich als eine Hypo these an, die nur zu dem Zweck gemacht wird, um die Echtheit der Pastoralbriefe zu retten, so muss man sie eben, da sie doch einmal geschrieben sind, einem anderen Verfasser zu- schreiben. Aber was gewinnt man damit? Nur dieses, dass an die Stelle der einen Hypothese, die man vermeiden will, eine andere tritt, die gewiss nicht mehr Wahrscheinlichkeit fiir sich hat. Incidit in Scyllam, qui vult vitare Charybdin. Wir haben bereits in gelegentlichen Bemerkungen darauf hingewiesen, wie diese Hypothese von einem anderen Verfasser Widerspruche in sich selbst tragt. Es erubrigt, dass noch nach einer anderen Seite hin zu beleuchten. Man hat sich der Erkenntnis nicht verschliessen konnen, dass bei der Annahme eines anderen Verfasser s die vielfachen personlichen Beziehungen, Bemerkungen, Griisse u. s. w. un- verstandlich bleiben, wenn man nicht anders ein unerhortes Raffinement der Falschung annehmen will. Vor letzterem hat man sich begreifliclierweise gescheut, und so bleibt nur der Ausweg, dass der Verfasser Bruchstlicke echter paulinischer Briefe benutzt habe. In dieser Richtung bewegen sich die Ausfiihrungen von Hausrath, Pfleiderer, Immer und anderen. Ihnen schliesst sich auch der letzte an. der sich in dieser Angelegenheit geaussert hat, Jiilicher. 1 ) Der Verfasser habe *') Ahnlich schon friiher Baur, Paulus, p. 503 ff., wo er ausfiihrt, dass die schriftstellerische Wahrhaftigkeit nicht nach unseren hentigen Begriffen, 238 bei seiner Yerelirung fiir Paulus das edit paulinische Material, das ihm zur Ye r fugling stand : Billets Oder Brieffragmente an Timotlieus und Titus, der Kirche nicht yorenthalten wollen- Da dieser aber mit ein paar Brudistiicken nicht geniitzt sei, so habe er sie vervollstandigt, indem er Paulus in den Mund gelegt habe, was die Christenheit der Gegenwart brauchte. Er betont dabei die Unbefangenlieit des Verfassers, aber wir konnen nicht umliin, diese Unbefangenheit als einfache Un- wahrheit anzuseh'en und es als ein starkes Stuck zu bezeichnen, dass der Yerfasser, da er nur ganz geringe Bruchstucke be- sitzt, seine eigenen Gedanken, die er vorbringt, kiiknlich als Pauli Gedanken ausgiebt mit der Uberschrift: Paulus, ein Apostel Jesu Christi nach dem Willen Gottes. Es hatte doch nalier gelegen und der Pietat gegen Paulus mehr entsprochen, wenn der Yerfasser die angeblich paulinischen Fragmente, die noch dazu mit der Tendenz, die man in den Briefen linden will, nicht im mindesten zusammenhangen, so wie sie waren, als paulinische Beliquien iiberliefert und dann unter seinem eigenen Namen geschrieben hatte, was der Kirche not that. Dass er aber diese Stiicke in sein Schreiben einflocht, kann doch nur den Zweck bewusster Tauschung haben und trotz Jiilichers Protest nur fiir das Raflinement des Yerfassers sprechen, ein Urteil, das sicli noch berechtigter erweist, wenn man bedenkt, in welch hohem Masse es dem Yerfasser gelungen ist, den Apostel wirklich zu kopieren — hat es doch erst vieler Jahr- hunderte bedurft, um ihm endlich die Maske vom Gesicht zu reissen, und giebt es doch heute noch viele, die trotz aller vor- gebrachten Beweise immer noch keinen Unterschied vom echten Paulus linden konnen! Man braucht nur einmal einen Gang in die nachapostolische Literatur zu machen und sich mit den Geisteserzeugnissen der angesehensten und bedeutendsten Paulusschiiler bekannt zu machen, um zu ermessen, wie weit jene von Pauli Geist entfernt sind, und wie selir es dem Yer- fasser der Pastoralbriefe gelungen ist, denselben nachzuahmen ! sondern nach dem Geist des Altertums zu beurteilen sei, welches auf die Verfasser sell aft nicht den Wert gelegt habe wie wir. An Betrug und ab- sichtliche Falschung sei nicht zu denken. 239 Uns diinkt, wenn man einmal die Unechtlieit der Pastoral- briefe beliaupten will, so kann das Urteil der Verwerfung nur ein vollstandiges sein und muss sich aucli auf jene angeblich echten Bruchstiickemitbeziehen. Dann tritt freilicli das „Raffine- ment“ des Falschers noch mehr hervor, aber dann ist man wenigstens konsequent. Audi wird man niclit dabei stehen bleiben konnen, nur einen der drei Briefe als unecht anzu- sehen, etwa nur den 1. Timotheusbrief, denn erkennt man bei dem einen Griinde der Unechtheit an, so werden dieselben Griinde audi die anderen verdachtigen. Aber, fragen wir uns weiter, wenn man den konsequenten Standpunkt einnimmt, wie ihn Holtzmann yertritt, und alles fiir unecht erklart, leistet dann die Hypothese einer spateren Abfassung der Pastoralbriefe das, was man yon ihr erwartet? Wir konnen das nur verneinen. Weder ist es gelungen, eine spezielle Irrlehre des 2. Jahrhunderts aus den Briefen darzu- stellen, wie das Holtzmann selbst zugiebt, noch kann man in der kirchlichen Organisation, wie sie sich in den Briefen spiegelt, oder in ilirer Lehre eine bestimmte spatere Zeit nach- weisen. Man braucht sich aucli nur zu vergegenwartigen, wie die Kritiker in der Bestimmung der Zeit, in welche die Pastoral- briefe hineinpassen sollen, weit auseinander gehen, urn gegen die Resultate der Kritik misstrauisch zu werden. Denn wahrend einige fiir die Briefe noch das 1. Jahrhundert fordern (Credner, Meyer, Mangold, Reuss), andere wie Beyschlag die trajanisclie Zeit oder wie Pfleiderer die Zeit zwischen Trajan und Hadrian oder wie Holtzmann die Zeit nach Hadrian annehmen, versetzen sie Hilgenfeld und Schenkel mit Baur in die marcionitisclie Zeit, und Yolkmar geht gar bis 170. Endlich aber, und das scheint uns vor allem ins Gewicht zu fallen, kann man nicht zugeben, dass es gelungen ist, die Pastoral- briefe aus dem Zweck und der Absicht, welche man ihnen bei An- nahme ihrer Abfassung in nachapostolischer Zeit zuweist, zu er- klaren. Das miisste man aber doch verlangen, da das erst gleichsam die Sticliprobe ist fiir die Richtigkeit des Urteils, dass die Briefe nicht yon Paulus stammen konnen. Hat man nun die Tendenz der Briefe vor allem darin linden wollen, dass sie in der Ein- fiihrung eines monarchischen Episkopats oder wenigstens in 240 dem Hinstreben zu demselben die beste Garantie fur die Rein- heit der Lelire gegeniiber der Irrlehre suchen, so bleiben doch in den Briefen eine Reilie von Ausfiihrungen , die mit diesem Zweck niclit zusammenhangen , die also bei An- nahme einer nacbapostolischen Abfassung unerklarbar sind. Treffend bemerkt bier Weiss: 1 ) „Gerade der angeblich alteste der Briefe, in dem doch der eigentliclie Zweck der Komposition am unmittelbarsten hervortreten miisste, ist zum grossten Teil mit ganz allgem einen Ermahn ungen zu christlichem Leidens- mut und treuer Berufserfiillung ausgefiillt, die mit diesen Tendenzen gar nichts zu thun haben und in keiner Weise irgend eine Nebenabsicht der Komposition bilden konnen, da sie in dieser Form in den beiden anderen Briefen gar nicht wiederkehren. Daneben findet sich zwar schon reiclilich die Aufforderung, den herrschenden Lehrverirrungen entgegenzu- treten, aber Holtzmann selbst bemerkt p. 254, dass bier noch yon dem Episkopat und irgendwelchen das Gemeindeleben um- fassenden Anordnungen keine Spur sich findet d. h. also, dass bier die eigentliclie Tendenz der Briefe noch gar nicht liervor- tritt.“ Im Titusbriefe trete zwar bereits das Bestreben auf, durch die Gemeindeorganisation und die Yerbindung der Lehr- thatigkeit mit dem Hirtenamte die Reinheit der Lelire zu sichern, aber die angestrebte Organisation sei die altpres- byteriale des apostolischen Zeitalters und keine Neuerung. Die den grossten Teil des Briefes einnehmende Anweisung fiir die Unterweisung der einzelnen Klassen der Gemeindeglieder drangen auf die praktische Frommigkeit und seien ohne Zu- sammenhang mit der angeblichen Tendenz der Briefe. Nur der erste Timotheusbrief werde der angeblichen Tendenz einiger- massen gerecht, aber man lege in die Ausfiihrungen desselben mehr hinein, als sie selbst angeben, wie wir das ja auch ge- sehen haben, und die Verordnungen liber Gemeindegebet und Witwenverpflegung, so wie die Warnungen yor Geiz und die Mahnung an die Reichen, in welche die Polemik gegen die Lehrverirrungen auslaufe, lagen abseits von dem angeblichen Zweck. ) In Meyers Komm. p. 71 241 Diese Ausftihr ungen von Weiss legen den Finger auf den wundesten Punkt und riicken die Annahme einer nachaposto- lischen Abfassung der Pastoralbriefe in ein sehr ungiinstiges Licht. Das Urteil Weiss’, dass die Hypothese von der Unecht- heit der Pastoralbriefe nur „eine Fiille neuer Schwierigkeiten und ungeloster Ratsel geschaffen“ habe, ist daher durchaus wahr, wahrend bei dem Festhalten der paulinischen Urheber- schaft und der Adressierung der Briefe an die wirklichen Schuler des Paulus, Timotlieus und Titus, die mannigfaclien Mahnungen etc. sehr natiirlich sind. Nach alledem ist es fiirwahr nicht unberechtigt , die Hypothese von der nachapostolischen Abfassung der Pastoral- briefe abzuweisen. Lage die Sache auch nur so, dass, da hier nun einmal ohne Hypothese nicht auszukommen ist, in gleicher Weise Hypothese gegen Hypothese stande, auf der einen Seite die Hypothese einer zweiten romischen Gefangenschaft Pauli und auf der anderen Seite die Hypothese der nachpaulinischen Abfassung der Briefe, so wiirde doch die erste Hypothese, die einer zweiten romischen Gefangenschaft, welche die historische Situation der Briefe vollig erklart und die Moglichkeit bietet, dass Paulus die Briefe verfasst hat, immer noch vorzuziehen sein — selbst wenn diese Hypothese durch keine ausserhalb der Briefe liegenden Griinde gestiitzt wiirde. In Wirklichkeit liegt nun aber die Sache so, dass diese beiden Hypothesen durchaus nicht in gleichem Verhaltnis stehen, denn die Hypothese der nachpaulinischen Abfassung der Briefe stiitzt sich lediglich auf die Briefe selbst, wahrend die Hypothese von einer zweiten romischen Gefangenschaft nicht nur auf inneren, der historischen Situation der Briefe selbst entnommenen Griinden ruht, sondern durch ausserhalb der Briefe liegende Griinde und Zeugnisse festere Gestalt ge- winnt, wie wir im ersten Teil dieser Untersuchung nachzu- weisen versucht haben. Man wird also gewiss nicht behaupten konnen , dass die Hypothese von einer zweiten romischen Gefangenschaft Pauli lediglich zu dem Zweck aufgestellt sei, um die Echtheit der Pastoralbriefe zu stiitzen. Vielmehr liegt die Sache so, dass allerdings die Uberzeugung von der Echtheit der Pastoral- Steinmetz, Gefangenschaft des Apostels Paulus. 16 242 briefe, die wir aus den Briefen gewonnen haben, diese Hypo- tliese fordert, weil obne dieselbe die historische Situation der Briefe eine unmogliche ist, nnd also die Pastoralbriefe als ge- wiclitige Zeugen fur die zweite romische Gefangenschaft sich beweisen, und dass sie daher die aus dem ersten Teil, ganz unabhangig yon den Pastoralbriefen gewonnene Uberzeugung von der kochsten Wahrscheinlichkeit, um nicht zu sagen, Ge- wisskeit der zweiten romischen Gefangenscliaft Pauli nock mekr befestigen. Scliluss. Zum Schluss miissen wir noch auf die chronologische Frage zuriickkommen, die bereits in dem I. Teil dieser Unter- sucliung Kap. II gestreift ist, die aber durch die Unter- suchung iiber die Pastoralbriefe, wenn anch nickt zur Ent- scheidung, so dock yielleickt zu grosserer Klarkeit kommen kann. Es kandelt sick namentlick darum zu entsckeiden, ob es denkbar ist, dass Paulus bereits im Jakre 63 seine Frei- lassung erlangt babe und dann im Jakre 64 sckon wieder in die Gefangenscliaft gesetzt und in der neroniscken Yerfolgung zum Tode gefukrt sei. Diese Auffassung kat besonders Hutlier in der von ikm besorgten Ausgabe der Pastoralbriefe in Meyers Knmmentar yertreten (4. Aufl. 1876). Wenn diese Auffassung in der That richtig sein sollte, so wiirde man nickt notig kaben, die Bemerkung des Eusebius zu beanstanden, dass Paulus in der neronischen Yerfolgung getotet sei. Indessen wir kaben bereits bei der Untersuchung iiber die Chronologie des Eusebius *) geseken , dass seine Zeitangaben keinen An- sprucli auf Glaubwiirdigkeit macken konnen, und dass gleich- wokl, auch wenn Paulus erst nach der neroniscken Yerfolgung getotet ist, er in weiterem Sinne als Opfer der neronischen Yerfolgung mit Recht bezeichnet werden konnte; wir sind also durch diese Riicksicht nicht genotigt, unser Urteil be- stimmen zu lassen. Als das entscheidende Moment bei der Bestimmung der *) Siehe oben erster Teil, Kap. II, 3. 243 Chronologie haben wir den Wechsel im Amt zwischen den Prokuratoren Felix und Festus erkannt. 3 ) Da es aber unent- schieden bleiben muss , ob derselbe im Jahre 60 Oder 61 2 ) geschehen ist, so schwankt demen tsprechend auch der Term in der Ankunft Pauli in Rom und das Ende der dLsrla, welches doch ohne Frage der Termin der Freilassung ist, um ein Jahr. Es ist also durchaus nicht unmoglich, dass Paulus bereits im Jahre 63 die Freiheit erlangt hat, wie Huther behauptet. Ja man konnte vielleicht fur dieses Jahr anfiihren, was Blass 8 ) geltend macht, der iibrigens geneigt ist, der Chronologie des Eusebius zu folgen, nach welcher Paulus 59 freigekommen sein miisste, unddergleichmassig die Jahre 61 und 62 als Termine der Ankunft Pauli in Rom verwirft. Er betont, dass zu den Zeiten, in welche der Philipperbrief und der Schluss der acta uns versetzen, noch nichts yon einem Hass gegen die Christen zu merken sei, wie er 64 schon in dem Masse vorhanden ge- wesen sei, dass die Beschuldigung des Nero gegen die Christen sofort bereiten Boden gefunden hatte, weil die Christen, wie Tacitus ausdriicklich berichtet, wegen ihrer Schandthaten bei dem Volk verhasst waren. Es sei also Zeit notig, damit die Entwickelung iiber den im Philipperbrief und in den actis ge- zeichneten Zustand hinauskomme bis zum Hass gegen die Christen. Das wiirde freilicli gegen die Freilassung Pauli erst im Jahre 64 sprechen und eher auf das Jahr 63 weisen. Blass halt freilicli offenbar auch diesen Termin fur zu spat und den Zeitraum eines Jahres zu der Entwickelung der Ver- haltnisse nicht fur ausreichend. Wenn man aber bedenkt, mit welch elementarer Gewalt in jenen ersten Zeiten das Christen- tum das morsche, verfaulte Heidentum iiberwand, so ist es doch nicht unmoglich zu denken, dass in einem Jahre von 63—64 das Christentum in Rom, dessen Ausbreitung daselbst schon der Philipperbrief berichtet, in solchem Masse siegreicli fortschritt, dass der Hass der Heiden gegen die Christen bald gross genug wurde, so dass jene in ihrer Erbitterung bereit waren, ihnen alle Schlechtigkeiten zuzutrauen. Nimmt man aber das Jahr 63 als Jahr der Freilassung x ) Siehe oben p. 36. 2 ) Siehe oben p. 39 f. 8 ) acta apost. sive Lucae ad Theophilum liber alter p. 24. 16 * 244 Pauli an, so kann dock Paulus unmoglich bereits im Jahre 64 wieder in Rom gefangen gewesen sein und in der Ver- folgung durch Nero den Tod gefunden haben. Vergegen- wartigen wir uns nur, was die Pastoralbriefe uns iiber die Thatigkeit des Apostels berichten : seine Reisen in Klein asien, wo er in Ephesus weilt und Troas und Milet beriihrt, seinen Aufenthalt in Kreta, seine Reise nach Makedonien und Korinth und seine Absicht, in Nikopolis zu iiber win tern; nelimen wir hinzu seine Reise nach Spanien, an deren Wirklichkeit zu zweifeln wir keine Ursache gefunden haben, so werden wir, wenn wir auch darauf verzichten miissen, die Ereignisse in dem Zeitraum nach der Befreiung Pauli in der Reihenfolge anzuordnen, in welcher sie sich abspielten, doch sagen miissen, dass der kurze Zeitraum eines Jahres zu eng ist, urn sie in demselben unterzubringen, und dass ein Zeitraum von einigen Jahren den Ereignissen besser entspricht, so dass Paulus doch niclit im Sommer 64 in der eigentliclien neronischen Ver- folgung getotet sein kann. Halten wir also das Jahr 63 fiir die Freilassung des Apostels fest, so wiirde der Tod Pauli in der zweiten Gefangenschaft etwa in das Jahr 66 Oder 67 fallen konnen, welch letzteres die Tradition als das Todesjahr des Apostels bezeichnet hat. Wie dem auch sein moge — es bleibt das immer eine Frage von untergeordneter Bedeutung, liber deren Beant- wortung wir uns bescheiden konnen. Dass sie unentschieden bleiben muss, und dass wir das Todesjahr Pauli mit Genauigkeit nicht bestimmen konnen, kann nicht gegen die Befreiung Pauli und eine zweite romische Gefangenschaft desselben iiberhaupt sprechen. Sowolil die Zeugnisse der Vater als auch die Pastoral- briefe bezeugen eine zweite romische Gefangenschaft Pauli; man wird sie also keineswegs als eine luftige, haltlose Hypo- these betrachten konnen, sondern man muss mit ihr rechnen als mit einer wirklichen Grosse. Lippert & Co. (G. Patz’sche Buchdr.), Nauraburg a/S- U nter suchungen zum Ersten Klemensbriefe yon Lie. theol. W. Wrede, Privatdozent der Theologie in Gottingen. Gottingen, Vandenhoeck & Ruprecht’s Verlag. 1891. Meinem Bruder. Der erste Anlass , mich naher mit dem Gegenstande nach- folgender Arbeit zu beschaftigen, war mir die Aeusserung meines hochverehrten Lehrers Herrn Professor D. Harnack in Berlin, dass eine erneute monograpbische Bebandlnng der durch den 1. Klemensbrief gestellten Fragen zu wiinschen sei. Meiner ur- spriinglichen Absicht entgegen habe ich mich auf die Erorterung der beiden im Folgenden behandelten Punkte beschrankt. Inhaltsiibersicht sieke S. 112. I. Die im ersten Klemensbriefe vorausgesetzten Zustiinde der korinthischen Gemeinde. Der erste s. g. Brief des Klemens tragt seinen Zweck an der Stirn geschrieben x ) und bringt ihn wieder ued wieder zum Aus- druck 1 2 ). Es ist der ganz konkrete und bestimmte, in die in der korinthischen Gemeinde entstandenen Wirren ein ernst mahnendes, zur Schlichtung des Streites dienendes Wort hineinzurufen. Fur eine strenge Analyse des Schriftstiickes kann es keinen bessern Fiihrer geben als solche unmissverstandlich klare Tendenz. Nicht oft ist man bei Urkunden dieser Art in der giinstigen Lage , von vornherein den Gesichtspunkt so genau zu kennen, von dem aus alles aufgefasst und beurteilt sein will. Allein nimmt man eine solche Analyse wirklich vor, versucht man den Gedankengang psychologisch nachzukonstruieren, indem man jene Tendenz im Auge behalt, so kann eine gewisse Diskrepanz zwi- schen dem , was man ihr zufolge erwarten sollte , und dem , was der Brief wirklich bietet, kaum verkannt werden. Was ich hiermit meine, versuche ich zunachst im Folgenden zu erlautern. So oft der Brief speziellere oder allgemeinere Ermahnungen an die Korinther richtet , so werden doch bestimmte Thatsachen, Vorgange, Personen nur sehr wenig beriihrt , geschweige denn eingehender besprochen. Abgesehen von c. 1 — 3 und c. 14 geben uns wesentlich nur einige Partien von c. 44 an in unverhiillter Weise Thatsachliches uber die korinthische Gemeinde an die Hand. Auffallender ist es, wie wenig direkt der Verfasser iiberhaupt in 1) Ygl. 1 1 : (3pa8iov vo[j.(Cop.Ev IraaTpocprjv TC7roi7)a9'at rcepl ruiv imOf]- Toopiveov 7iap’ 6p.iv Tcpayjjiaxojv xtX. Ich zitiere nach der Ausgabe von v. Gebhardt und Harnack : Patrum apostolicorum opp. Fasc. I part. I ed. II 1876. 2) Man vergleiche nur, welche Rolle die Begriffe op.dvota und d- pTQvif] im ganzen Schreiben spielen. S. Index vocab. bei Gebh.-Harnack. Wrede, Untersuchungen zum 1. Klemensbriefe. 1 2 grossen Teilen seines Schreibens auf das bestimmte Ziel losgeht. Man weiss oft nicbt , ist es ihm darum zu thun , etwas anf die besondern Zustande der Sebwestergemeinde Beziigliches zn sagen und das Gesagte zu begriinden, oder nimmt er den speziellen Fall nur zum Ausgangspunkt und Anlass fur mancberlei oft sehr all- gemeine Anweisungen und Belebrungen. Ja in einigen Kapiteln scbeint er vollig zu vergessen, was ibn eigentlicb zum Schreiben veranlasste ; es verscbwindet jede durcbsicbtige Beziebung auf den praktiscben Zweck des Briefes. Dies gilt allerdings wesentlicb nur fur den (grosseren) ersten Teil des Briefes; denn von c. 37 an wird die Darstellung unleug- bar bestimmter und straffer , wie der Ton personlicher wird x ). Aber fiir die vorbergehenden Partien gilt es aucb in hobem Grade. Ueberblicken wir den Zusammenbang in seinen Hauptziigen. Was im Anfange iiber den friiheren und gegenwartigen Zu- stand der Gemeinde (c. 1 — 3), iiber die Verderblicbkeit des CtjXo ? (c. 4 — 6), iiber die p-sravota (c. 7.8), iiber den Gehorsam gegen den gottlicben Willen (c. 9f.) gesagt wird, bereitet demVerstand- nisse keine Scbwierigkeiten. Auch die Mabnung zur xaTrstvocppo- oovy] in c. 13 ist in ibrer Beziebung auf Leute, welcbe Klemens selbst als irpoaojira Tcpo7T£T?j xai adOaSyj bezeicbnet (li), deutlicb genug. Wie aber ist es zu verstebn , dass in c. 10 7 — 12 die .Beispiele des Abrabam, Lot und der Rahab angezogen werden, urn den Wert der tuiotl? (bezw. edaspsia) und cpiAofevi'a zu ver- anscbaulicben ? Das Auftreten dieses Eegriffspaares und im Be- sondern der cpiXo£svia ist fiir den Leser imrner wieder iiberrascbend. Man siebt zwar ein , dass die Tugend der Gastlicbkeit aueb zu der ottgocoy] gegen Gott gerecbnet werden kann, von der c. 9 u. 10 die Rede war, man begreift demnach, wie das 61 a tuouv xai cpi- Ao£eviav eodbr] adrtp uioc, dem folgenden St* UTraxorj? TrpoaTjVSYxsv adrdv (10 7 ) parallel steben kann; aber man begreift nicht, was fiir ein Interesse den Schreiber gerade auf jene spezielle Tu- gend bringt. Vorausgesetzt , dass er nicht aucb diese Kapitel, ohne es zu sagen, auf die Korinther miinzte, um sie eines Man- gels an Gastfreundschaft zu bezichtigen, muss man glauben, dass er sebr ausserlich, namlich durch den Yerfolg der biblischen Bei- spiele, auf die Sacbe gefiihrt wurde. Bei der Geschichte Abrahams, welcbe er im 10. Kapitel durchgebt , erinnerte er sich aucb der von ihm bewiesenen Gastlichkelt ; diese brachte ihn dann wieder auf zwei andere Beispiele, welche die gleicbe Lehre entbielten. Gemildert wird der Eindruck , dass bier eine Abscbweifung vor- 1) Dass Klemens selbst einen „allgemeinen“ und einen „speziellen“ Teil habe geben wollen, wurde gleicbwohl eine ganz unbegriindete An- nahme sein. 3 liegt, hochstens dadurch, dass cpiXofcevia immerhin als Erweisung der Bruderliebe in einiger Verwandtschaft zur Friedfertigkeit steht. Der Fortschritt der Gedanken von c. 13 — 22 ist wiederum im Ganzen klar. Demut und Milde (c. 13), Gehorsam gegen Gott (c. 14), Friedfertigkeit ohne Heucbelei (c. 15), wiedernm Demut (c. 16 — 19), Eintracht und Frieden nach dem Yorbilde der Gott gehorsamen Schopfung (c. 19 *) u. 20), Furcht Gottes Schopferwohl- thaten einzubtissen, Gedenken an seine Nahe, dem entsprechendes Trachten nach der Verwirkli chung des rechten Gemeindelebens (c. 21) sind hier die besonders hervortretenden Dinge. Allein das Folgende entfernt sich zum Teil doch recht weit von diesen dem Hauptgedanken des Yerfassers angehorenden oder naheliegenden Themen 1 2 ). Klemens bemerkt im Anfang von c. 23 , dass Gott denen, die ihn fiirchten, sich barmherzig beweist, und denen, die ihm mit einfaltigem (d. h. nach 23 2 zweifelsfreiem) Sinne nahen, seine Gnaden zuteilt. Aber was man nach diesem sich leicht und natiirlich an die letzten Worte des vorhergehenden Zitats (22 7 . s) anschliessenden Gedanken nicht erwartet, ist die Erorterung iiber den Zweifel an dem Kommen des Herrn und an der Auferstehung. 1) In c. 19 2 tritt den fj.eyocXai xa'i ev8o|ot itpcc£eic der alttestament- lichen Yorbilder (nicht „den grossen Thaten der christlichen Offenba- rung“, wie Hilgenfeld, Die apostolischen Vater (1853) S. 59 umschreibt) das Yorbild der Schopfung gegeniiber, in welcher sich Gottes giitige, auf den Frieden gerichtete Gesinnung spiegelt (19 8 ). Hiernach sind die Worte iTtavaSpdpuoptev im xov ££ dp/ijs irapaSeoopivov 7jpi.iv x t)s e^pYj- vt]s cxoitov zu fassen ; ap/9)? bezieht sich, wie das Folgende lehrt, auf den Anfang der Welt. 2) C. 22 heisst es, dass der Glaube an Christus das zuvor Gesagte bestatige. Dass hiermit keinerlei Gegensatz sachlicher Art zum Vor- hergehenden und kein Fortschritt iiber dasselbe hinaus gemeint ist, er- giebt sich schon aus dem folgenden alttestamentlichen Zitat (Ps. 34 12 ff.), welches nach des Verfassers Anschauung von Christus selbst zu den Christen geredet ist, und welches ganz den vorhergehenden Mahnungen entspricht. (Vgl. z. B. Seuxe xexva xxX. mit 21 8 , roxoaov tyjv ylwtjadv aou xxX. mit 21 7 : to Iraeixis xr)s yXtoaay]?.) Unrichtig ist daher, was Hilgen- feld in seiner Analyse a. a. 0. S. 62 if. iiber den Sinn und die Dispo- sition der folgenden Kapitel bemerkt. Mit c. 22 soil ein „2ter Brief- teil“ beginnen, den er „die Gnade Gottes und die Bedingungen der Teilnahme an ihr“ (c. 23—36) iiberschreibt. Der Verf. habe bisher von dem allgemein sittlichen Verhalten gehandelt, nun entwickle er das praktische Verhalten , welches der Religion der Gnade (cf. xd? ^a'pixa; a5xoo 23 1 [!]) entspreche. Dies sei ein ganz natiirlicher Fortschritt. „Ganz passend“ rede Kl. dann zuerst von der zukiinftigen Vollendung der Gnade, darauf von der gegenwartigen Gnade. Aber spezifisch Christliches und allgemein Sittliches ist fur Kl. iiberhaupt materiell kein Gegensatz ; den Begriff „Religion der Gnade“ einzufiihren, hat fiir ihn keinen Sinn. Hilgenfeld passt dem Briefe ein logisches Schema auf, in das er sich allenfalls miihsam hineinfugt, das aber ihm selbst nicht entnommen ist. 1 * 4 Und diese Erorterung ist nicht ein fliichtiges Abbiegen vom Wege, vielmehr wird sie in ziemlicher Breite vom 23. bis 27. Kapitel fortgefiihrt. Man bat zwar die Sacbe so dargestellt, als wolle Klemens seine Mahnungen zur Gottesfurcht und zum beiligen Wandel durcb den Hinweis auf die cbristliche Hoffnung stiitzen 1 ). Allein die Fingerzeige hierfiir sind im Texte selbst nicbt zu finden, und die Form jenes Hinweises ware nnter dieser Voraussetzung recbt sonderbar. Die nachstliegende Annabme ist die, dass Kle- mens , auf das Thema vom Zweifel an der Zukunft einmal gera- ten, bei ibm verweilt, weil ibm der Gedanke tiberhaupt gelaufig ist und wicbtig erscbeint 2 ). Im Folgenden lesen wir nach einem Hinweise auf die gott- licbe Gegenwart, der niemand entfliehen kann (c. 28), Mabnungen zur Gottesfurcbt, zur Liebe Gottes, zur Heiligung, zur Eintracbt und Demut (c. 28 — 30). Mit dem Scblusssatze von c. 30 kommt die Rede auf den gottlichen Segen und „die Wege des Segens“. Hierfiir werden die Beispiele der Patriarcben und ibrer Nacbkom- men angefuhrt. Aus diesen aber wird (32 3 f.) der Scbluss ge- zogen , dass alle nicbt durcb ibre eignen Yorziige, sondern durcb Gottes Widen berrlich gemacht wurden , und diesem Gedanken, der in die Form el von der Rechtfertigung durcb den Glauben auslauft, tritt dann (c. 33) als eine Abwehr moglicher antinomi- stiscber Konsequenz die Aufforderung zu guten Werken gegeniiber. Bei diesem Thema verweilt Klemens , indem er auf die Freude, welcbe Gott an seinem eignen (Schopfungs-) Werke hat, verweist und die Zuversicht, die der gute Arbeiter dem Lohngeber gegen- uber bat, bervorbebt. Klingt dann diese Aufforderung zur dya- OoTcoita in eine abermalige Empfehlung des Geborsams gegen Gott und der Eintracht aus (34 5 f.), so wendet sich der Gedanke als- bald (347) zu der Grosse der gottlichen Geschenke, welche denen sicber sind , die auf ihn harren , um sogleicb wieder in eine deu friiheren ahnliche Mabnung iiberzugehen. Letztere wird mit dem Zitat aus Ps. 50i6-23 gestiitzt und abgeschlossen ; seine Schluss- worte fiihren 3 ) den Verf. auf Christus 4 ), der unser aiurfjpiov ist 1) S. Gundert, Der 1. Brief des Clem. Rom. I. Ztscbr. fur die luther. Theol. u. Kirche 1853 S. 657. 2) Von Einfluss wird dabei der erste Korintherbrief des Paulus gewesen sein, an dessen 15. Kap. c. 24 deutliche Anklange enthalt; vgl. 1 . Kor. 15 20 . 28 zu “racpyjj, 1- Kor. 15 86 ff. zu OTrdpos und yop.va (cTOppaxa). Weiteres liber Benutzung von 1. Kor. s. unten. 3) Ueber die Art, wie Klemens durch Schriftworte den Gedanken- faden weiter zu spinnen liebt, s. Lightfoot, S. Clement of Rome. An ap- pendix. London 1877 S. 438. (Dies die Fortsetzung der 1869 erschie- nenen trefflichen Ausgabe Ligbtfoots: ,S. Clement of Rome*.) 4) Gundert a. a. 0. S. 657 : „Hier, bei Christus, um welcben sich das 5 (vgl. vorher: exsi 680 s, rjv 8 ei'£u> aoT

p.£v yap oxi dv{ oo? 5p.eT? p.ex7]ydyexe xaXw? TcoXixeuaapi- vou? dx xy js dp.dp.7rru>? aoxoT? xexip.7jp.ivY]? Xeixoupyi'a?. 2) 14 xot? dv aAaCovefa xai axaxaaxaca'a p.uaepoo £ VjXoo? ap^YjyoT?. 51 j: oftrtve? dp^Yjyot axaaeuj? xat St^oaxacia? dyevYjihrjaav. 57 x : ol xyjv Ycaxa^oXYjv xy)? axaaeu>? 7ioiY)aavxe?. Letzterer Ausdruck wird von Har- nack Theol. Lit.-Ztg. 1889 Sp. 424 irrtumlich als einfache Umschreibung der ,Jungen‘ (vdoi) genommen. 8 Augenblick und wagt nicht ab, sondern vertritt ohne Schwanken die kirchliche Ordnung , die Sache der Amtstrager gegen die Ge- meinde. Obwohl kein Anlass vorliegt, ihn der Unwabrhaftigkeit zu beschuldigen, so darf er doch keinesfalls als objektiver Bericht- erstatter gelten. Er ist, aus wie guten Griinden immer, Partei, und nns erseheinen daber die korinthischen Yerhaltnisse nur in der Beleucbtung, in welcber er sie siebt imd sehen lasst. Dies ist m. E. mebr zu beaebten, als gescbehen ist 1 ). Suchen wir von diesen Punkten aus weiter vorzudringen, so miissen wir zuerst nacb dem Verfassungsboden fragen, auf dem die ganze Kontroverse entstand. Die lebbaften Verhandlungen, welcbe in den letzten Jahren wieder iiber die altcbristlicbe Gemeindeverfassung gefuhrt worden sind, zeigen, wie sehr man fur das zerstreute, liickenbafte und vieldeutige Material auf Kombination angewiesen ist, und wie sebr das Urteil uber eine einzelne Quelle von der Gesamtauf- fassung bedingt wird. Das kann es als misslicb erscbeinen lassen, eine Urkunde isoliert zu betrachten. Andrerseits liegt darin wieder ein eigentiimlicbes Recht zu solcber Betracbtung : sie mag desbalb nicbt ganz obne korrektiven Wert sein, weil das Interesse, ein Gesamtbild zu konstruieren, es thatsacblicb oft erschwert, den fur die unbefangene Deutung dieser oder jener Stelle nacbstlie- genden Sinn zur Geltung kommen zu lassen. Und gerade der Klemensbrief erlaubt eine isolierende Betrachtung eher als Schriften, deren Entstebungszeit unsicberer ist, deren innere Einbeit in Frage steht, deren bistoriscber Anlass mebr im Dunklen liegt. In diesem Sinne versucben wir bier unter Beriicksichtigung der neuesten Arbeiten 2 ) den Thatbestand im Klemensbriefe noeh 1) Richtig Jacobi, Die beiden Briefe des Klemens von Rom (Theol. Studd. u. Kritt. 1876 S. 715): „Endlich ist es fiir Rom charakteristisch, dass sich der Brief, obne das Recht der streitenden Parteien zu priifen, sofort auf die Seite des Vorstandes stellt“. 2) Vergl. besonders: E. Hatch, Die Gesellschaftsverfassung der christl. Kirchen im Alter- tum. Uebersetzung mit Analekten von A. Harnack 1883. Harnack, Die Lehre der 12 Apostel nebst Untersuch. zur altesten Geschichte der Kirchenverfassung und des Kirchenrechts (in Geb- bardt u. Harnack, Texte und Untersuch. zur Gesch. der altchristl. Literatur Bd. II 1>2 1884). Weizsacker, Das apostol. Zeitalter u. s. w. 1886. Seyerlen, Entstehung des Episkopats u. s. w. in der Ztscbr. fiir prakt. Theol. 1887 (IX). E. Loening, Die Gemeindeverfassung des Urcbristentums 1889. Dazu die Anzeige von Harnack in der Theol. Lit.-Ztg. 1889 Sp. 417 ff. F. Loofs, Die urchristl. Gemeindeverf. mit spez. Beziehung auf Loe- ning u. Harnack. (Theol. Studd. u. Kritt. 1890 S. 619 ff.) Letztere Abhandlung hat das Verdienst, kraftig betont zu haben, wie 9 einmal zu fixieren, da wir uns weder ohne Weiteres auf eine einzelne Darstellung mit volliger Znstimmung beziehen noch in dem Rahmen dieser Abhandlung an eine das iibrige Material ancb nur einigermassen heranziehende Darstellung denken konnen. Vier Namen sind es , mit welchen bei Klemens die Trager von Gemeindeamtern bezeichnet werden : i] 7 0 6 jjlev 0 1 (1 3 ) bezw. TcpoyjY 0 u p, s v 0 i (216), TrpeapuxspoL, s tt 1 ' a x 0 tt 0 1 und 8 1 a- xovot. Auf die richtige Deutung dieser Namen kommt es aller- erst an. Beziiglicb des erstgenannten vorweg eine kurze Bemerkung. Wie ich glaube, baben wir zu konstatieren , dass er sich ausser an den beiden angefiihrten Stellen noch an einer dritten findet. Das lasst namlich die Texterweiterung vermuten , welche die sy- rische Handschrift gegeniiber der konstantinopolitanischen in c. 63i darbietet. Lightfoot hat sie seinem Texte einverleibt *), und auch v. Gebhardt 2 ) rechnet sie zu den genuina scriptoris verba aut certe lectiones non neglegendae. In der That ist kein Grund, ihre Urspriinglichkeit fur unwahrscheinlich zu halten. Die Stelle lautet in der griechischen Form, die ihr, soweit die syrische HS. allein in Frage kommt, Lightfoot gegeben hat: Osjjlitov oov soxiv to T? xoiodxoi? xat xoao6xoi<; UTcoSstyfiaaiv TrpoasXbo'vxa? UTcobstvai tov xpa^Xov xal xov x?j<; utzchv-ot^ xo'irov dvaTrXvjptt) aav xa <; 3 ) TrpoaxXiftrjVai x 0 T ? UTtap^ooaiv ap^rjyolcxdiv^o^wv vj jjl to v xxA. So wiedergegeben sagt der Text freilich nichts von YjYodfxsvoi. Allein das otpyr^oic, wird durch ^youpLsvoi? zu ersetzen sein. Das wird durch Lightfoots Note z. St. selbst an die Hand gegeben. Er bemerkt namlich, das syrische (= ,ductores‘) entspreche gewohnlich dem 6 Tjyoopisvoc; (bei Klemens: c. 1, 32, 37 bis, 55), er fiihrt selbst an, dass in c. 14 und 51, wo von den ap^yjyot CxjAoo? (axaosox;) die Rede ist , der Syrer ein anderes Wort hat ; dennoch wahlt er die angegebene Uebertragung , um einen verschwiegenen Gegensatz zwischen jenen ap/Yf * 01 C^Xoo? und den rechtmassigen Leitern der Gemeinde herauszubekommen 4 ). Aber man kann doch der Stelle nicht a priori ein solches Akumen vindizieren. Sonach ist die Uebersetzung TjYodpisvoi xdiv Tjp-mv die allein naheliegende 5 ). Die Stelle trate mithin in die weiter Spielraum in der ganzen Frage der Konstruktion gelassen ist, und wie wenig wir von sicheren Resultaten reden konnen. 1) Vgl. Appendix S. 298. 2) S. 2. Ausgabe des Barnabasbriefs (Patr. app. opp.) p. V n. 2. 3) C: dva7d7]pv bfxdiv : ein Ausdruck, der zugleicb die Genetivverbindung ^yo 6 [ 1 £Voi t d>v ^ox<»v gut erlautert. Klar tritt vor allem das Eine hervor, dass da, wo von den Personen gesproclien wird, gegen welcbe sich der Aufruhr richtete, die Bezeichnungen Trpsapoxspoi nnd stuioxotcoi wechseln. Yon derselben Anflehnnng ist es gesagt, dass sie sich richte gegen die irpeopuTspoi (47 e), und dass die Apostel vorausgesehen hatten, oil spt? sot at £ttI too ovo'p-axo? t 9j<; STCLGXOTiTj c (44 1 ). Und wird von denen, die die Apostel oder nach ihnen EXXo^ipioi avBpec einst zu Episkopen und Diakonen eingesetzt (42 4 f. 44 3 f.), behauptet, es sei Siinde, sie von der stcioxotcy] zu entfernen , so sind unver- kennbar Personen gleicher Qualitat und gleichen Ranges gemeint mit der Seligpreisung derjenigen 7 rpsa( 36 TSpoi , welche schon aus diesem Leben geschieden und so einer Absetzung aus dem Wege gegangen sind (44s, vgl. noch 542 und 57 1 ). Hieriiber istkein Streit. Auch dariiber nicht, dass Klemens einen Gebrauch des Wortes Tcpsopotspo; kennt , wonach es nur im nichtamtlichen Sinne verstanden werden kann. In den beiden parallelen Stellen c. 1 und 21 werden uns namlich die Klassen und Stande genannt, welche in einer Gemeinde zu unterscheiden sind : dort horen wir von TjYoopisvoi, Trpsopoxepoi, vsot, Yovaixe?, hier — vollstandiger — von TTporjYoojxsvoi, Trpsapoxspoi, vsoi, 'yovalxe?, xsxva, denen alien als Haupt und Spitze der xupioc ^gooc vorgeordnet wird. Dass hier nicht mit Trpsopotspoi neben den ^yoop-svoi ein zweites Amt genannt ist, beweist ihre Zusammenstellung mit den vsot. Wenn in Bezug auf diese c. 1 anerkannt wird, dass man sie einst zu massvollem und anstandigem Sinne anhielt, c. 21 gefordert wird, dass man sie erziehe in der Zucht der Gottesfurcht, so wird fur die Trpsopoxepoi verlangt, was dem Alter gebiihrt : Ehr- erbietung (tip,^) *). Sie sind also die Klasse der ,,Alten“ ; fehlte diese in der Aufzahlung, so ware sie geradezu liickenhaft. Aber wie soil man es nun deuten, dass in demselben Briefe derselbe Name (irpsafloTepoi) mit dem Episkopentitel alterniert; und dass er andererseits eine von den Beamten (yjYoup.svoi 1 2 )) ver- schiedene natiirliche Gruppe in der Christengemeinde bezeichnet ? 1) Fur die ^Y°’V £vot hingegen Gehorsam (c. 1) und Respekt (c. 21: aioeaihLp.ev). 2) Ob mit diesen ^yo6|jl£voi die irctaxo7iot und Siaxovot gemeint sind, kann an sich streitig sein. S. unten. Unter alien Umstanden sind es in erster Linie die dratexoTroi. Harnack hatte friiher (s. Prolegg. zur Didache S. 95, 103, 111, auch Dogmengesch. 1 2 S. 182, vgl. Loofs a. a. 0. S. 636), die ^Yoop.evoi bei Klemens (und in andern Schriften) auf die professions- massigen Propheten und Lehrer gedeutet, hat diese Auffassung neuer- 11 Es giebt folgende Moglichkeiten. Entweder gebraucht Klemens irpsaPutepo? als ein Ehrenpradikat fur die, welche ihrem eigentlichen Titel nacb £7tt'oxo7uoi (und Siaxovoi?) heissen ; der Spracbgebraucb ist dann einheitlicb, TTpsoputspo;; heisst immer der ,Alte‘ , ibt nirgends Amtsname und weist nur darauf hin, welcher Gruppe der Gemeinde die etuoxottoi entstiegen und zuge- rechnet wurden. Oder man konstatiert einen zweifachen Sprach- gebrauch : Klemens denkt bier an die Altersklasse , dort an die Amtstrager. In diesem Falle aber ware wiederum ein Doppeltes denkbar. Es kann entweder upsapdispos einfacb ein zweiter Name fiir die Episkopen sein ; oder es ist , obwohl auch so Amtsbezeichnung , weiteren Umfangs als stci'oxotco*; ; der gemein- same Name fiir ettioxottoi und Biaxovoi. Die zuerst genannte Auffassung, welche Weizsacker 1 ) und Harnack 2 ) vertreten, wird von Loening 3 ) und Loofs 4 ) bestritten. Sie erscheint auch uns als die unwahrscheinlichste. An den 4 Stellen des Briefes, wo unter 7rpsa|36Tspoi zweifel- los die Amtstrager zu verstehen sind, namlich 44s 47 6 542 57 i (vgl. auch 55 4 ), soli also der Name doch nicht Amts- name, sondern „ehrende Altersbezeichnung“ sein. Diese Meinung ist nicht haltbar. An sich ware es doch schon merkwiirdig, wenn Klemens so oft ein blosses Attribut zur indirekten Bezeichnung dings aber mit Recht aufgegeben (Theol. Lit.-Zeitung 1889 Sp. 419 Anm. 2). Nicht nur wird den 7ip£a(3uTepoi, was Harnack (Prolegg. S. 1 11, 142, 148) zu Gunsten ihrer Unterscheidung von den 7)yo6p.evot bestritten hatte , ausdriicklich das Recht Gehorsam zu fordern beigelegt (57 J. Es wiirde auch unerklarlich sein , dass Klemens die Propheten und Lehrer, wenn sie die oberste Autoritat in der Gemeinde waren, fiir die ganze Streitfrage vollig ignoriert ; eine Schwierigkeit, die sich ver- mehren wiirde, wenn unter den Fiihrern des Aufstandes pneumatisch Begabte zu denken sein sollten. (Vgl. auch Loening S. 57 Anm. 1). Ich fiihre dies deshalb noch an, weil Harnack seine friihere Ansicht nicht vollig geandert zu haben scheint. Er sagt (Theol. L.-Ztg. a. a. 0.) : Dass ^yo6p.evoi nur die Apostel, Propheten und Lehrer bezeichnen, will ich nicht mehr behaupten“. Ich mochte auch dieses „nur“ gestrichen sehen , da es — vom Klemensbriefe ganz abgesehen — keine Stelle giebt, aus der geschlossen werden kann, dass Aposteln, Propheten und Lehrern als solchen der Name ^yoop-evot beigelegt wurde. Hebr. 13 17 beweist m. E., dass das Lehren (13 7 ) nur eine Funktion der dort ge- meinten %o6p.evot gewesen sein kann. — Hyo6p.svot ist jedenfalls kein eigentlicher Titel, es verhalt sich zu ^Tuaxorcot etwa wie ,Fiihrer‘ zu , General 4 . 1) A. a. 0. S. 637 f. 2) Ueber die verschiedenen Modifikationen seiner Auffassung vgl. Loofs S. 633 — 636. 3) S. 84 f. (vgl. 27 ff.). 4) S. 638 f. 12 von Mannern wahlte , die er nur an einer Stelle ! ) mit ihrem eigentlichen Amtsnamen nennt (42 4 . 5 ). Mit Recht ist ferner in Zweifel gezogen 1 2 ), dass ,,in einem Briefe, der fur den Kultus die Laien bereits sehr energisch in eine passive Stellung weist, 7rp£- opurspo; eine auch die Bischofe ,,ehrende Bezeichnung sei“. End- lich lassen sich aucb die einzelnen Stellen mit jener Annahme nicht befriedigend erklaren. 47 6 kann allenfalls nocb mit Harnack das oxaoiaCsiv Tipo? tou? TTpsaputspou? aus der Absicht erklart werden , ,,die Pietatslosigkeit der Sturmer deutlich hervortreten zu lassen“ 3 ), obwohl nichts anzeigt, dass der Name deshalb gewahlt ist. 54 2 dagegen, wo es heisst: ,,jaovov to iroipwiov too Xptoxoo £ip7]V£U£Too pLcta Tuiv xafteoTafisvtov 7rp£aj3ox£p(i>v a , ist die einzig nahe- liegende Annahme die, dass 7rp£opux£poc einfach Amtsname war. Denn ot xaDeoxapivot, Trp£a[36T£poi sind nicht „die in das Amt eingesetzten Alten“ (Harnack), sondern die eingesetzten oder be- steJlten Presbyter. Ware jenes der Sinn, so miisste man er- warten , dass Klemens xu>v 7rp£o(3ox£pa)v xaiv eiq emaxoTc 7]v (ei? sttioxottooc) xai>£axa[ji£va>v oder einfacher xd>v xatkaxapivtjov stu- oxotkjdv schrieb. Der gebrauchte Ausdruck ruht vielmehr auf der Phrase 7rpsoj36xepov xabtoxaobai ,,zum Presbyter eingesetzt wer- den“ 4 ). Somit ist es auch abzuweisen, wenn Weizs&cker daraus, dass bei der Aussage fiber die apostolische Bestellung des Arntes nur der Name Episkopen (42 4 ) gebraucht wird, folgert, dass die 7rp£oj36x£poi als solche kein Amt, sondern eine Abteiluug in der Gemeinde sind. 54 2 zeigt , dass Klemens recht gut auch von apostolischer Einsetzung der Presbyter reden konnte. — Ebenso wird 57 1 unrichtig von Harnack verstanden: es ist hier nicht vom Gehorsam der ,Jungen‘ gegen die ,Alten‘, sondern der ap^yol oxao£o)? gegen die Presbyter die Rede 5 ). An der vierten Stelle endlich (44 s), welche die schon abgeschiedenen up£opox£poi selig preist (nachdem unmittelbar zuvor von der £ 7110 x 0717 ] die Rede war), kann man zwar zweifelhaft sein, ob die 7tp£opox£poi bios Episkopen, oder Episkopen und Diakonen sind — davon spater ; aber wenn dies letztere mit Harnack angenommen wer- den miisste, so ist es keineswegs ein „deutlicher Beweis, dass 7rp£Oj3ux£poi datnals nicht Amtsname , sondern ehrenvolle Alters- bezeichnung“ war (Harnack Sp. 419). Dann ist vielmehr das 1) Der Name des Amtes (£ 7110 x 070 )) noch zweimal c. 44 4 u. 4 ; fiir diesen kann natiirlich kein von 7rp£a(36xepo; abgeleitetes Aequivalent in Frage kommen. 2) Loofs S. 639. 3) Theol. L.-Ztg. Sp. 424. 4) Vgl. Tit. 1 5 . 5) Vgl. S. 7 Anm. 2. 13 einzig Mogliche , dass irpsopuTspoL (etwa wie wir Pastoren und Superintendenten rait Einem Namen Geistliche nennen) ein die etuoxotuoi und Staxovot zusammenfassender Amtsname ist. Denn ein Grund, weshalb hier diese Amtstrager als ,bejahrte‘ bezeicbnet werden sollten , liegt nicht vor, obgleich ja von Gestorbenen die Rede ist. Welche Griinde sollen denn tiberhaupt dagegen sprechen, dass Klemens das Wort Trp£a(3oT£poi als Amtsbezeichnung gebraucht? Man nimmt Anstoss daran, dass dasselbe Wort hier Standes- und dort Amtsbezeichnung sei. Ich sehe in diesem Wechsel gar keine Schwierigkeit, halte ihn vielmehr fur ausserordentlich na- turlich. Hit Recht hat Loots (S. 639) auf Clem. A1 , Strom. 7i hingewiesen , wo beide Bedeutungen des Worts auf einer Seite vorkommen. Aber es bedarf gar keines solchen Beweises. Sobald immer — sei es nun damals oder spater — Presbyter Amts- name wurde , war der doppelte Sprachgebrauch unvermeidlich. Es ist gar nicht vorzustellen , wie es anders sein sollte ; wenn doch die ,Alteu‘ blieben , auch als der Presbyter tit el aufkam, werden sie auch ,Alte‘ weiter geheissen haben '). Natiirlich konnte aber auch dann , wenn 7rpEa[3uT£po? ein stehender Titel war , ge- legentlich die in ihm steckende Altersbezeichnung liervortreten. Denn ,,die Ideenassoziation des Alters liberhaupt und des Aeltesten- amtes ist eine ganze leichte“ 1 2 ). Im Klemensbriefe ist hiefiir 3 s eine deutliche Stelle: Eir/iYEpb^aav ot aiip-oi etu too? £vti'|j,oo?, ot aSo^OL ETTt TOO? EvSo^OO? , Ot OtCppOVE? ETCt TOO? CppOVtpiOO?, Ot V £ 0 L £TCt TOO? 7Tp£ap0T£p00? 3 ). Fassen wir nun die andere oben (S. 11) bezeichnete Alter- 1) Ein inkorrekter Ausdruck ist es, wenn Loening (S. 84) die Alters- bezeichnung dem ersten, die Amtsbezeichnung dem zweiten Teile des Briefes („in welchem der Vf. auf die Streitigkeiten in Korinth des Na- hern eingeht K S. 85 — aber auch der 1. Teil nimmt doch auf diese Riicksicht) zugewiesen hat. Das ist im Hinblick auf 3 3 kaum richtig und klingt ausserdem wie eine mechanische Scheidung. 2) S. Holtzmann, Die Pastoralbriefe (1880) S. 215, auch Hatch a. a. 0. S. 60. 3) Diese Stelle fasst natiirlich nur eine Seite des inFrage kommen- den Gegensatzes ins Auge. Dasselbe wie die Gegeniiberstellung : veot — 7rp£ap6xepot sagt die andere : acppove? — cppovtgot. Die beiden andern Paare haben eine etwas verschiedene Farbung. Nicht als Alte brau- chen die Beamten £v§o£ot oder Evxtptoi genannt zu sein. Uebrigens ist zu beachten , dass die Stelle auf Jes. 3 5 ruht (irpocxo^et xo 7tat8tov irct xov 7ip£apuxr]v xxX.). Schon darum darf man sie fiir die Parteigruppie- rung in der Gemeinde nicht zu sehr ausbeuten. Sie schliesst z. B. nicht aus , dass auch ,Alte £ an der Opposition gegen das Amt teilnahmen (47 6 ). Sie setzt nur voraus, dass der jiingere Teil der Gemeinde im Streite merklich hervortrat. Yermutlich waren gerade dieFuhrer noch jungere Leute. 14 native: 7rp£a[36xspoi entweder = etti'gxottoi oder = Itcioxottoi und oiaxovot ins Auge. Den Anlass zu der Frage, ob nicht die Biaxovoi in den Namen 7rpsa(3ux£poi eingeschlossen zu denken sind 1 ), bietet 44s im Vergleich mit dem Vorhergehenden (s. oben S. 12). 42 4 u. 5 ist von den durch die Apostel zu Episkopen und Diakonen eingesetzten aTiap^at die Rede. 43 i beziebt sicb mit too? T:po£ipyj[X£Vooc auf sie zuriick, ebenso 44 1 mit dem glei- chen Ausdruck, ebenso 44 3 , wenn auch mit der Erweiterung auf die nach dem Tode der Apostel Eingesetzten. 44 5 ist dann obne merkbaren Uebergang von den verstorbenen Presbytern die Rede : es sind Leute gemeint wie die , von denen bisber die Rede war, also , das ist der nacbste Eindruck , Episkopen und Diakonen. Allein ein Beweis liegt bier doch nicbt vor. Man kann einwerfen, dass scbon mit Erwahnung der etcloxottyj 44 i u. 4 der Gedanke an die Biaxovoi verschwinde, dass insbesondre der Ausdruck irpoa- cpspsiv xa 8u)pa (44 4) , mit dem die Tbatigkeit der fraglicben Manner bezeicbnet wird, nur an Episkopen denken lasse 2 ). Wie- derum kann man allerdings aucb sagen, dass die Erwahnung der ETuaxo'JiY) und des Trpoacpspsiv xa Buipa nicbt verwebrt, in den TTpsa^oxepoi (445) docb beide Aemter zusammengefasst zu seben; denn da die Diakonen in der ganzen Streitsacbe doch hochst wahr- scbeinlicb als Anhangsel des hoheren Amtes zu denken sind , so konnte wohl auch dort, wo die Trager des geringeren nicht aus- gescblossen werden sollten, einfach ein Ausdruck a potiori ge- braucht werden. Das Zusammenstellen von STriaxoiiY] und TrpEopo- xspoi ware erst dann befremdlich, wenn es fur das Amt und die Amtsfunktion beider Klassen ebenso einen gemeinsamen Ausdruck gab wie fur die Personen. Kurz, hier ist eine Entscheidung nicbt moglich. Aber es lassen sich einige sprachlicbe Beobachtungen machen, welcbe etwas weiter fiihren. Nur in c. 42 finden sich die beiden Ausdrucke etuoxottoi und oiaxovot zusammen. Harnack fragt einmal 3 ), warum derYerfasser iiberbaupt die Diakonen in c. 42 genannt babe. Loofs 4 ) erinnert 1) Diese Auffassung ist schon friiher vertreten worden, z. B. von Gundert, Zeitschr. fur die lutb. Theol. und Kirche 1854 S. 56 ff. In der neuesten Debatte hat man sie nicht in Betracht gezogen. — Hin- sichtlich der Pastoralbriefe hat neuerdings K. Knoke die gleicbe Auf- fassung ausgesprochen. S. Prakt. -theol. Kommentar zu den Pastoralbr. II (1889) S. 134, 203 ff., 227. 2) S. Loofs S. 640 und bes. Harnack, Analekten zu Hatch S. 241, wo diese Grlinde gegen die Sicherheit einer Einbeziebung der Staxovot in die 7;pooSoi7:op-/jaavTe; 7rpea[3uTspoi angefuhrt sind (anders Theol. L.-Ztg. Sp. 419). Vgl. auch Lipsius , De dementis Rom. epistola ad Corin- tbios priore disquisitio (1855) p. 42 n. 3) Analekt. zu Hatch S. 241. 4) S. 640. Billigung verdient bier aucb die Anzweiflung der von 15 an die Moglichkeit, dass das Schriftzitat aus Jes. 60 17 ihn darauf gebracht habe. Das ware denkbar. Ebenso denkbar ist, dass erst die Nenrmng von Ituoxotcoi und Siaxovoi die Erinnerung an das Zitat weckte. Am wahrscheinlichsten ist es doch, dass beide Aemter genannt werden, weil es sich in den Zwistigkeiten that- sachlich um beide Aemter , um die Beamten uberhaupt handelte — einerlei, ob 40 s bei den Leviten an Staxovoi gedacht ist oder nicht. Es fehlt im Briefe jede Andeutung, dass die Dia- konen sich in den Wirren von den Episkopen trennten. Und wenn es doch faktisch Diakonen als feste Beamte in Korinth gab, so ist zu vermuten, dass sich Beweisfiihrungen, wie sie c. 37 oder 40 f. geben , anch auf sie mitbeziehen. Dann aber kann es be- deutsam erscheinen, dass die Itti'oxottoi nur mit den Siaxovoi zu- s a m m e n erwahnt werden , besonders aber , dass die letzteren niemals neben die 7rpsa[3oT£poi treten. Man kann dies freilich bei der Sparlichkeit des Materials als zufallig bezeichnen. Aber es ist nicht zu vergessen , dass der Klemensbrief hier keine ver- einzelte Stellung einnimmt. Mit vollem Rechte hat Harnack gegen Loening aufs Neue betont * 1 ), dass in der altesten Literatur nie- mals 2 ) irpsapoTspot xai Biaxovoi, sondern stets stcioxottoi xal 81 a- xovoi das zusammengehorige Paar ist. Diese Thatsache lasst sich unabhangig von der Deutung , die sie bei Hatch und Harnack erfahrt, feststellen und fordert jedenfalls zu einer Erklarung auf. Icb kann nicht finden , dass diese in der Bemerkung von Loofs (S. 642) gegeben ist, sniaxoTro? und oiaxovo? seien Funktions- Loening (S. 89) u. a. geausserten Ansicbt, dass Klemens das Zitat, wel- ches in den LXX lautet : 8ibaio too? appvid; aoo dv elprjv?) xal xob? d7iiaxoTcoos aoo Sixatoabvir) (dagegen Klem.: xaxaaxVjau) too? Itii axo- 7100 ? auxwv £v Stxatoaovif] xal too? Staxovoo? abxdiv iv Tttaxei) gefalscht, bezw. fur semen Zweck zurecht gemacht habe. Vgl. unten Abh. II. Wurde vielleicht das ,apyovxa?‘ der Jesaiasstelle schon friiher vomAmte der apyovxes in der judischen Diaspora (Schiirer, Gesch. d. jiid. Volks IIS. 514ff.) verstanden? 1) Theol. Lit.-Ztg. 419. 425. Vgl. Analekt. zu Hatch S. 240 ff. und Prolegg. z. Did. S. llOf. Anm. u. S. 148. 2) Mit Ausnahme von Polykarp ad Phil. 5 3 : bTroxaaaopivous xoT? 7rpea(3ux£pots xai Staxovoi? (Loofs S. 642, Anal. z. Hatch S. 244). Diese Stelle kann aber deshalb nicht viel besagen , weil sie geanderte Ver- haltnisse voraussetzt. Polykarp schreibt als Bischof im monarchi- schen Sinne (Loening S. 124). — Die von Harnack (Anal, zu Hatch S. 248 Anm.) angezogene Stelle des Chrysostomus (Horn. I in Ep. ad Philipp, [iiber Phil. 1J, vollstandig mitgeteilt bei Rothe, Die Anfange der christl. Kirche 1887 S. 214) sagt nicht das, was sie nach Harnack bedeutet. Sie lasst sich nicht als eine Erinnerung daran verwerten, dass es „auch Presbyter gegeben hat, welche zugleich Diakonen waren“. Chrysostomus behauptet nur, dass die Presbyter einst lotlaxoTcot und Sta- xovoi Xpiaxoo genannt wurden. Dass er an die amtlichen Diakonen gar nicht denkt, zeigt der Satz: xal Sttfxovos 8 iTrlaxoiro? £A£yexo. 16 bezeichnungen (nicht 7rp£a(3uT£po?) und gehorten als solche zusam- men. Gewiss , logisch und fiir das feinere Sprachgefiihl. Aber sobald imaY.OT:oc, und 7rp£a(3oT£po? promiscue gebraucbt werden — und dies ist nach Loofs im Klenaensbriefe der Fall — fallt jeder Grund weg , warum nicbt beide Namen mit Siaxovo? zusammen- gestellt werden sollten. Hierzu kommt ein Zweites. Die Bezeicbnung Tj^odfievoL bezw. irp 0 Y]Y 0 U[A£V 0 i findet sich, wenn wir 63 1 bei Seite lassen, nur an jenen zwei Stellen, welcbe die Pflicbten der verschiedenen Gemeinde- abteilungen angeben (c. 1 u. 21), bier beide Male, und beide Male alleinstehend, d. h. ohne weitere Nennung von Amtstragern. Dieser Umstand erklart sich am besten, wenn Trpo'yj'youjxsvoi == stcioxohoi, und oidrxovoi zu nebmen ist. Der Yerf. wollte die Kategorie der Beamten den anderen Standen entgegensetzen. Er konnte von STuaxoTroi xal Biaxovoi reden ; aber das waren zwei Ausdrticke, nicbt einer. Er konnte sie TTpsoputspoi nennen , aber das gieng nicht an, weil die Alten erwahnt werden sollten. So wahlte er Tj'YoupLSvoi. Hatte er nur an die erste Klasse der Beamten erinnern wollen, so hatte der Name stuoxotco? am nachsten gelegen. Brauchte er ihn nicbt, so war es, weil er die ganze Kategorie bezeichnen wollte. Wichtiger als diese anfecbtbare Erwagung ist ein dritter Punkt. Bei Annahme des weiteren Sinnes von TipsopUTSpoi hatten wir namlich die beste Erklarung dafiir, dass Klemens da, wo er der Btaxovoi nicbt gedenkt, nicbt imaxoTcoi , sondern immer ups- apdrspoL nennt J ). Weshalb wecbselt bier nicbt wenigstens der eine Ausdruck mit dem andern? Weil TcpeopuTSpoi der bequem- ste Ausdruck war, sobald die Diakonen mitgemeint waren und mitgenannt werden sollten. Nimmt man an, dass 7rp£a(3oT£poi und stuoxottoi ganz dieselben Personen waren, so ist nach dem Klemensbrief viel eber zu sagen, dass 7rp£apoT£po; , als dass iic(oxoTro? als ,,eigentlicher Amtstitel“ 1 2 ) erscheint. Es kann nicht die Meinung sein , Vorstehendes fiir einen zwingenden Beweis auszugeben; moglich bleibt es, dass Itu'oxo- 1) Vgl. die S. 11 genannten Stellen. 2) Ygl. Loening S. 86. Was Loofs S. 628 liber d7rfaxo7toc als Amts- name und Amts b esc hr eibung sagt, lasst sich weder widerlegen noch beweisen. Wie friib der appellative Cbarakter von Itciuxottos fiir die Gemeindebeamten zurucktrat binter dem terminus technicus, wird man nie erfahren. Bestreiten mochte ich, dass die Stellen, in denen bis zum Ende des 2. Jahrhunderts die Wortbedeutung von £7rfaxo7toc noch her- vortritt, als eine bistorische Erinnerung daran anzusehen seien, dass lnl<5Y.oizot urspriinglich „Funktionsbezeichnung“ war. Die Erinne- rung an den urspriinglichen Sinn von dmaxorcos konnte der Natur des Wortes nach immer wieder hervortreten , wo griecbisch gesprochen wurde. Die a. a. 0. gesammelten Beispiele beweisen nicbts. 17 tto<; und irp£a(3oT£po<; fur Klemens Begriffe gleichen Umfangs und Inhalts waren. Aber soviel lasst sich doch behaupten : die Gleichung 7rp£a(3dT£pot (alsAmtsname) = Itti'oxo- t:oi xal Siaxovoi ist zu den gesamten terminologi- schen Eig entiim lichk ei ten des Briefes ein besserer Schliissel als irgend eine andere Auffassung. Das Hauptergebnis ist also, dass es in Korinth wie in Rom 1 ) znr Zeit der Entstehung unsers Briefes, also wahrschein- lich am Ende des 1. Jahrhunderts, ein Kollegium bestellter Presbyter gab. Daran ist m. E. nicht zu zweifeln 2 ). Fur wahr- scheinlich halte ich ausserdem, dass dieses Kolleg die zwei Klassen der Episkopen und Diakonen vereinigte. Fur die Erkenntnis der Vorgange in Korinth ist das jedoch eine untergeordnete Frage. Unter alien Umstanden spielten die Diakonen in dem ,Aufruhr‘ die zweite Rolle. Ueber das Verhaltnis der irpeapOTSpoi im amtlichen Sinne zu den irpsapoTSpoi als den Alten macht Klemens keine Angabe. Einen Zusammenhang zwischen beiden in der Art zu denken, dass jene, wenigstens soweit die Episkopen in Betracht kommen, aus dem Kreise dieser hervorgiengen, liegt doch sehr nahe 3 ). Damit ist aber nicht viel gesagt. Dass nicht v£ot zu Episkopen gewahlt wurden, ist von vornherein wahrscheinlich 4 ). Andrerseits ist der 1) Gegen Loenings Meinung (S. 86), als sei irpecji&xepoc in Rom nicht dasselbe wie in Korinth, als rede Klemens nicht aus eigner Anschauung, hat Harnack mit Grund Einspruch erhoben (Theol. Lit.-Ztg. Sp. 425). 2) S. dagegen Harnack a. a. 0. Sp. 419. 3) Loening hat (S. 85 n. 2) diese Auffassung Weizsackers bestritten. Ich verstehe aber seine Polemik und Beweisfiihrung nicht; sie klingt so, als wenn W. von amtlichen Presbytern im Gegensatz zu Diakonen gesprochen hatte. 4) Wie soli man sich die beiden in c. 1 u. 21 gegeniibergestellten Klassen der veoi und x:pea(36xepoi gegen einander abgegrenzt denken? Wenn wir nur Klemens befragen, so kann es sehr zweifelhaft sein, ob unter den 7rpea(36xepoi gerade immer Leute mit weissem Haare zu ver- stehen sind. Nur diese beiden natiirlich gegebenen Gruppen werden ausser Weibern und Kindern genannt; wird nun hinsichtlich der Jun- gen (vgl. bes. c. 21) noch diePflicht der Erzie hung betont, so scheint das Alter, welches notig war, urn Trpea(36xepo<; zu heissen — da ja reife Manner zwischen beiden Klassen nicht genannt werden — nicht zu hoch angenommen werden zu diirfen. Die Grenzen waren dann uber- haupt fliessende ; die Trpscpoxepoi waren der eigentliche Kern der Ge- meinde. Oder aber die Aufzahlung ware so zu nehmen, dass man zwi- schen beiden Klassen noch eine mittlere zu denken hatte, welche weder durch den einen noch durch den andern Ausdruck bezeichnet zu werden pflegte, von welcher bier aber abgesehen wurde, weil nur die auffallig- sten Gegensatze in der Gemeinde hervorgehoben werden. In beiden Fallen ware die Nomenklatur etwa von derselben Bedeutung, wie wenn ein heutiger Prediger die Kinder, Frauen, Jungen und Alten apostro- Wrede, Untersuchungeii zum 1, Klemensforiefe. 2 18 Moglichkeit nicht pr&judiziert , dass beim Tode eines £7rtoxo7ro<; ein alterer Diakon aufruckte. Mit diesen Bemerkungen muss es bier sein Bewenden haben. Wieweit dieselben sich an den andern Urkunden erproben und fur ihr Verstandnis fruchtbar sind, kann, wie gesagt, nicht eror- tert werden. Was erfahren wir nun uber die Amtsobliegenheiten der Presbyter bezw. Episkopen? Es ist nicht viel. Wenn die Forderung des Gehorsams gegen die Beamten an die Gemeinde ergeht, wenn dieselben zu den Kommandierenden im Heere in Parallele gestellt werden (c. 37), so ergiebt sich daraus nur, dass sie iiberhaupt den gewohnlichen Gemeindegliedern irgendwie vor- gesetzt oder iibergeordnet sind. Wenn ihr Amt eine XeiToopYta *) heisst, die sie der Heerde Christi geleistet haben (446-3 42 2 ), so lasst sich an recht verschiedene Dinge bei diesem ,,Dienste“ denken. Wenn ferner ihr XeiToopYeiv als ein fisia xaTceivocppoauvYjc, xai a{3ava6au>? (anspruchslos) geschehenes charakterisiert wird (44 s) , so ist auch daraus nicht der mindeste Aufschluss uber ihre Thatigkeit zu gewinnen * 1 2 ). Denn die Adverbien driicken nur aus, dass die Beamten ihrerseits keinen Streit durch ein her- risches oder anmassendes Benehmen hervorgerufen haben. Nur eine Bemerkung ist wichtig und giebt einen deutlichen Fingerzeig. 44 4 lesen wir: ajxapxia (yap) od fiixpa Yjptiv sarai, £av too? apisfx- 7tto)? x a c oo { a) ? irpoosveyxdvTa? ta 8 u> p ot T7j? ii uoxo- ttt]? aTropaXtopiev. Das ist ausser Zweifel , dass das irpoocps- psiv toc 8d>pa 3 ) eine besondere Thatigkeit der Episkopen im Ge- phiert, und in beiden Fallen wiirden die 7rpea(3uxepot keine innerhalb der Gemeinde streng abgegrenzte Klasse sein. Danach ware dann auch von der vielbesprochenen Ehre, die den Alten zukommt, nicht zu viel Auf- hebens zu machen. Aber die Stellen, welche sonst den Gegensatz von vetbrepoi und Trpecpoxepot darbieten — 1. Petr. 5 6 1. Tim. 5 x ff. Tit. 2 1 __ 8 Polyk. ad Phil. 5. 6 (cf. Act. 5 6 2. Klem. 19 x ) — machen es fraglich, dass die Sache in unserm Briefe so einfach liegt. — Vgl. iibrigens die treffliche Ausfuhrung Weizsackers (S. 693 ff.), wo die Sittengebote der Haustafel die rechte geschichtliche Beleuchtung erhalten. C. 1 und 21 wird den dort (S. 695) besprochenen Stellen hinzuzufiigen sein. Wir haben es auch bier sozusagen mit einer „Gemeindetafel“ zu thun, deren einzelne Gedanken und Wendungen als einigermassen stereotype zu denken sind. 1) Das Wort hat bei Klemens den weitesten Sinn und ist kaum ein eigentlicher term, techn. Ueber TExtpirjpivTr) Xetxoupyfa (44 6 ) s. Harnack z. St., auch Note zu Did. 15 2 . Ist die LA richtig, so kann nur von einem Dienste die Rede sein, der als Ehre ubertragen wird; das d- pi£fi.7Txu>s bezieht sich dann auf die ordnungsmassige Institution (c. 42 u. 44); doch s. Lightfoot, Append. S. 436. 2) S. Harnack, Ausg. der Didache S. 57. 3) Nicht 6pa die kultiscben Gebete iiberbaupt versteben miiss- ten ? 2 ) Es ist ricbtig, ein einigermassen gleicbzeitiges Zeugnis dafiir, dass Stupa die Elemente sind, welcbe aus den Darbringun- gen der Gemeinde genommen wurden, besitzen wir nicbt 3 ). Aber doch muss es fur das Wabrscbeinlicbste gelten, dass dies der Sinn des Wortes ist. Es ist zwar bedeutungslos, dass wobl booi'a und Tcpoacpopa , nicbt aber 8d)pov in den altesten Urkunden als Me- tapber vom Gebete gebraucbt wird ; denn 6d)pov wurde als Ueber- setzung von fin 3.73 von den LXX ebensogut wie die andern Aus- drticke dargeboten. Aber ungenau ist es zu sagen, Trpoocpopa und booi'a, folglicb aucb 8d)pov bezeichneten im altcbristlicben Spracb- gebraucb das Gebetsopfer 4 ). Scblecbtbin und obneWeiteres tbun sie das nicbt. Yielmebr wird iiberall das ,,Opfer“ mit einem Zu- satze verseben , welcber den metapboriscben Cbarakter des Ausdrucks zur Geltung bringt. So redet, um nur an diese eine Stelle zu erinnern, Hebr. 13 15 nicbt von der booi'a, sondern von der Oooi'a a tv so so)?. Und so wird aucb bei Klemens nicbt von Oooi'a und Trpoocpopa scblecbtbin gesprocben. Denn 35 12 stebt Deutung der Stelle bei W. Moller, Lehrb. d. Kirchengesch. I (1889) S. 92 Anm. — die Dienstleistungen der Beamten fur die Gemeinde seien die Opfergaben, welcbe sie darbringen — rubt auf der gleicben unrich- tigen Yerbindung und fallt mit ibr. S. die Parallele 44 3 : d7co(3aXXea&ai Trjc XsiToopyias. 1) Dass der Ausdruck selbst eine Beziehung auch auf die Gabenver- teilung einschliesse, darf nicbt bebauptet werden. Ilpoacp^peiv kann hier nur das auf Gott gericbtete Handeln bezeicbnen (anders Justin, Apol. I c. 65). Indirekt wird jedocb allerdings die Gabenverwaltung als Funk- tion der Episkopen aucb durcb diese Stelle belegt. S. Lightfoot z. St., aucb Harnack, Prolegg. z. Did. S. 144 und „Die Quellen der s. g. apost. K.O.“ in den Texten u. Untersucb. II 6 S. 15. 2) S. bierzu Lightfoot a. a. 0. und Epistle to the Philippians 2. ed. (1869) S. 259 ff. Hofling, Die Lehre der altesten Kirche vom Opfer im Leben u. Kultus der Christen (1851), bes. S. 22 — 30. Harnack, z. St. und Dogmengeschichte 1 2 S. 178 f. Loening a. a. 0. S. 88. Mancbe Aeus- serungen sind insofern unklar, als sie unter 8wpa die Abendmahlsele- mente und die kultiscben Gebete zusammen versteben. Beides kann das Wort nicbt wobl zusammenfassen. Wenn die Eucbaristie nur mitge- meint ist, wird Sujpa iiberbaupt als Metapher fur Gebete zu nebmen sein (vgl. Constt. app. II 63 bei Hofling S. 29). 3) S. Loening a. a. 0. 4) Ueber andere, aber verwandte Anwendungen des Opferbegriff s. Lightfoot, Philipp. S. 259. 2 * 20 im Zitate (ebenso wie 52 3 ) gleichfalls Ooma aivsosaj?, und wenn Christus 36 1 der ap^ispsu? tu>v TrpoacpopaW 7j[id)v heisst, so ist nicht zu iibersehen, dass die Art dieser Trpoacpopou durch das eben vorhergehende hoota aivsasa^ So^aosi p,£ (35 12 ) erlautert war. Man kann also nicht sagen , der sonstige Sprachgebrauch des Klemens beweise, dass 8u>pa Gebete seien (Loening). Dann liegt der Gedanke an die Elemente am nachsten x ). Diese standen ja ausser- lich in viel naherer Analogic zu den alttestamentlichen Opfergaben als die Gebete. Sie konnten 6wpa heissen, auch wenn sie ihren Wert erst durch das Gebet erhielten. Die Episkopen werden demnach als Vollzieher der Abend - mahlsfeier und damit iiberhaupt als kultische Personlichkeiten charakterisiert. Dazu stimmt es, wenn c. 40 u. 41 die christlichen Amtstr&ger in eine — wie immer zu fassende — Parallele zu dem alttestam. Kultuspersonal gestellt werden, und wenn in c. 43 der Streit iiber die ieptoouvvj zu Mosis Zeit dem damaligen Streite iiber die 87rto'/OTrrj verglichen wird. Die Wichtigkeit unserer Stelle fiir die altchristliche Yerfassungsgeschichte ist anerkannt. Die Be- deutung dieser kultischen Funktionen der Beamten innerhalb des Gesamtgebietes ihrer Thatigkeiten ist jedoch nicht sicher aus ihr zu bestimmen. Es mag sachlich richtig sein, dass die Episkopen jener Zeit ,,primar“ Kultusbeamte waren 1 2 ). Aber es kann nur aus der hervorragenden Bedeutung, welche iiberhaupt dem Kultus fur das Gemeindeleben eignete , nicht aus dem Texte unsers Briefes er- schlossen werden. Immerhin ist das ausdriicklich zu bemerken. Es ist fraglich , ob Klemens die Beamten deshalb als die Trpoa- £V£pidv T£<; xa Saipa bezeichnet, weil er dies als ihre immer zuerst zu nennende Pflicht und Wiirde betrachtete ; sehr wohl konnte er aus dem spezielleren Grunde den Ausdruck wahlen, weil gerade die kultischen Befugnisse der Beamten im Streite angefochten wurden 3 ): er nannte die Funktion, an die alle zunachst dachten. Es ist nicht zu bezweifeln , dass den Beamten auch andere, z. B. disziplinare Befugnisse zustanden. Ihren Umfang konnen wir aber nicht abschatzen. Man kann nicht einmal eine einzige Stelle namhaft machen, welche auf die Handhabung der Disziplin hinwiese 4 ), wenn man nicht daran denken will, dass der Gehor- sam gegen sie gefordert wird. Auch einer Lehrthatigkeit 5 ) der 1) So auch Weizsacker a. a. 0. S. 601 und Harnack, Dogmenge- schichte ft 3/ 0 2) Harnack, Dogmengeschichte 1 2 S. 182, Theol. Lit.-Ztg. 419. 422. 3) Ygl. unten. — Auch die Diakonen werden mit dem Kultus zu thun gehabt haben, obgleich von ilinen nicbt — wenn nicbt 40 6 ? — die Rede ist. 4) Gegen Lipsius a. a. O. p. 34. 5) Falscblich erscbliesst Lipsius p. 35 aus dem cppovfyioo; 3 8 ein officium docendi. 21 Episkopen wird so wenig gedacht, wie andrerseits in einer der Di- dache ahnlichen Weise von einer in der Gemeinde bevorrechtigten Thatigkeit berufsmassiger StSaoxaAoi oder upocp^xai geredet wird. Wir begniigen uns dies einfach zu konstatieren. Einer entschiedenen Korrektur bedarf m. E. die Auffassung, welche man nnserm Schreiben hinsichtlich der Kompetenzen der Gemeinde als der Gesamtheit aller Nichtbeamteten abge- wonnen hat. Einer entsprechenden Einschrankung die Wert- schatzung, die man ihm in dieser Hinsicht hat zu Teil werden lassen. Ich werde dies am besten zeigen, indem ich von Loenings Ansicht ausgehe. Denn dieser Gelehrte hat wohl am starksten die Bedeutung der Gemeinde gegentiber dem Amte im damaligen Korinth und Rom hervorgehoben. Loenings Auffassung ist diese 1 ). Wenn in den Pastoralbriefen das Presbyterium als oberste Instanz erscheint, so ist im Klemensbrief die Gemeindeversamm- lung noch das den Gemeindebeamten iibergeordnete Organ. Sie hat auf Vorschlag angesehener Manner die Episkopen und Dia- konen zu wahlen (44 3 ). Sie hat auch das Recht sie abzusetzen, und dieses Recht wird ihr nicht bestritten. Denn nicht die Amts- entsetzung als solche, sondern nur die Amtsentsetzung von be- wahrten und tugendhaften Episkopen wird fur Siinde erklart (44sff.). Den Beschliissen der Gemeindeversammlung haben sich alle unter- zuordnen. Sie hat alle Streitigkeiten zu entscheiden. Die Hand- habung der Gemeindedisziplin steht bei ihr selbst. Die gesamte Verfassung ruht also sozusagen noch auf demokratischer Grund- lage. Das Schreiben der Romer aber zeigt, dass sich der Ge- meindevorstand iiber die Gemeinde zu erheben beginnt. Noch wird die entscheidende Gewalt der Gemeinde zwar anerkannt. Aber schon hat sich die bedeutungsvolle Wendung vollzogen, dass die Gebete im Gottesdienste den Episkopen reserviert werden, Der Streit in Korinth ist ein Beweis, dass diese „Neuerung“ noch nicht vollig durchgedrungen war. Sehen wir von der „Neuerung“, iiber welche erst spater zu reden ist, hier ab, so kommen wesentlich 3 Punkte in Frage : 1) das Recht der Gemeinde, die Beamten zu wahlen, 2) das Recht der Absetzung, 3) die Handhabung derZucht. 1) In c. 42 und 44 giebt Klemens eine Erzahlung iiber die Entstehung des Amtes der Episkopen und Diakonen. Die Apostel haben , wenn sie Stadte und Dorfer predigend durchzogen , die Erstbekehrten (aTiap^at) fur die kiinftig zu sammelnden Glau- bigen als ,Aufseher‘ und ,Diener‘ eingesetzt. Sie thaten das (c. 44) in der Yoraussicht, dass iiber die Wiirde des Aufsichts- 1) S. S. 80, 85—90, 115 f., 123, auch 44. 22 amtes Streit entstehen werde. Um der Institution Dauer zu geben, haben sie zugleich die Bestimmung 1 ) getroffen, dass nacb dem Tode der ersten Beamten andere erprobte (SsSoxip-aapivoi, ygl. 42 4: 8oxijxaoavT£<; xtp Trvsopum) Manner ihren Dienst iiber- nahmen. Diese Ausfuhrung findet ihren Abschluss in dem Satze: too? ouv xaxaaxafrsvxac; 6tc’ exstvtnv yj [xeia^u ocp’ exspmv sAXo^i'p-mv avSpuiv ai)V£000X7]aaa7]<; x9j<; exx^Yjata? 7i a 0 Y] c . . *. tootouc ou Sixaung vojjLiCoptev aTiopaXXeaOai xrjc XetxoopYta?. Was folgt hieraus iiber die Bestellung der Pres- byter? Die Erzahlung von dem Thun der Apostel ist in der Hauptsache schwerlich als historische Nachricht, vielmehr als der Ansatz einer dogmatischen Theorie 2 ) zu betrachten. Sie zeigt, dass man das Amt auf die Autoritat der Apostel zuriickfuhrt und durch sie legitimiert 3 ). Sie beweist zugleich, dass der per- sonlichen Erinnerung des Verfassers die Zeit fremd ist , wo es ein besonderes Amt noch nicht gab. Aber nun jener Schlusssatz! Sagt er wirklich, was Loening ihn sagen heisst, dass die Gemeinde- versammlung auf Vorschlag angesehener Manner die Beamten er- wablte? Die jEhrenmanner' av8ps?), von denenKlemens spricht, gehoren einigermassen zu den dunklen 4 ). Es ist nicht un- moglich, dass er in unbestimmter Weise Schuler oder Vertraute ■ der Apostel im Auge hat. Naher liegt die Annahme , dass der Ausdruck auch auf das zuK lemons’ Zeit tibliche Yerfahren bei der Einsetzung von Episkopen und Diakonen passte. Dann ist zu sagen, dass die Stelle uns gar nichts Besonderes lehrt. Was ihr mit Sicherheit zu entnehmen ist, ist nur dies, dass ein- zelne Personen — an wen will man denken , wenn nicht an die Mitglieder des Presbyterkollegiums selbst? — die Einsetzung der Beamten vornahmen , und dass dies nicht geschah ohne Zustim- mung der Gemeinde. Ueber die Art, wie sich die Gemeinde be- teiligte — und darauf kommt es allein an — erfahren wir lediglich nichts. Die Worte vertragen sich also vollig mit der Annahme, 1) Auf die schwierige LA Ik ivop/i/jv braucht nicht eingegangen zu werden. Das Verstandnis der Stelle ist in der Hauptsache von ihr unabhangig. 2) Harnack, Dogmengeschichte I 2 S. 184. 3) Dieselbe Vorstellung in den Pastoralbriefen, sofern ihre An- weisungen dem Paulus zugeschrieben werden. 4) Dass damit nicht der Stand der 7ipea(3uTepoi gemeint sein kann (Weizsacker S. 638 ff.), hat schon Loening ausgesprochen. Die 7tpea(36- TEpot waren jedenfalls der fiir eine ,Billigung‘ vorzugsweise in Frage kommende Teil der Gemeinde. — Es konnen nur wenige gewesen sein, die das y.aOiaxdveiv vornahmen. Dann ist dies Wort aber nicht sowohl von der Uebertragung der Amtsbefugnisse im Allgemeinen als vielmehr von der unter irgend welchen bestimmten Formen (Handauflegung?) vollzogenen Installation zu verstehen. Ygl. l.Tim. 4 U Tit. 1 6 . 23 dass das Beamtenkolleg sich selbst erganzte und dabei die Stimme der Gemeinde horte 1 ). Andrerseits lassen sie es offen , dass die Gemeinde die ihr vorgesehlagenen Beamten selbst formlich wahlte 2 ), und dass diese dann nachher von den Presbytern rite eingesetzt wurden. Uebrigens wird — und dies mochte icb betonen — die Gemeinde nicht desbalb genannt , weil Klemens das Einsetzungs- verfahren erschopfend beschreiben, sondern weil er damit ein Ar- gument gegen die ,Aufriihrer { aussprechen will. Wie der Hinweis auf die Apostel und die angesehenen Manner zeigen soil , gegen welche Autoritaten man sich verslindigt, so will der Hinweis auf die Gemeinde den Selbst.widerspruch betonen, in dem man befangen ist. Dieselben Manner, die ihr einst willkommen hiesset, wollt ihr jetzt entfernen! das ware die richtige Umschreibung der Worte. 2) Die Absetzung einiger Presbyter durch die Gemeinde lasst sich so deuten, dass sie das Amt als einen widerruflichen Auftrag auffasste. Allein diese Absetzung gehorte nicht einer Zeit normalen Lebens an, sondern einer Zeit der Aufregung und Revolution. Zweifelsohne hielt jedermann auch in Korinth vor dem Streite es fur selbstverstandlich , dass die einmal fungieren- den Beamten ihr Amt so lange bekleideten, als sie konnten ; wie schon aus jener Seligpreisung der verstorbenen Presbyter (44 s) gefolgert werden darf. Und Klemens? bestreitet er wirklich nicht das Recht der Gemeinde, die Beamten abzusetzen? Betont er nur, wie Hatch 3 ) sagt, dass es keine anstandige Weise ware, von diesem Rechte Gebrauch zu machen gegeniiber solchen, die das Amt wiirdiglich gefuhrt? Weist er nur darauf hin, dass ,,die Absetzung unter Umstanden eine ungerechte und sund- 1) Ygl. die von Harnack zu 44 3 zitierten Stellen Cyprians. Wenn Cyprian noch schreiben kann : sacerdos plebe prae sente sub om- nium oculis deligatur et dignus atque idoneus publico iudicio ac testimonio comprobetur, so folgt schon daraus, dass die Worte des Klemens uns nichts verraten, was fur seine Zeit sich nicht von selbst verstande. S. auch Ritschl, Entstehung der altkathol. Kirche 2 S. 364 f. 2) So ist es ja in den Gemeinden, welche die Didache im Auge hat. Ygl. 15 j*. yeipoxovVjaocxe ouv eaoxoT? l7itaxo7rous xa'i Siaxovou? xxX. Ueber die Bedeutung der Gemeinde in der Didache s. Harnack, Prolegg. S. 137 ff. Die Formulierung, dass „ein liber der Gemeinde stehendes Amt (nach der Did.) noch nicht existiere“, istjedoch schon wegen Did. 15 2 schwer- lich zutreffend. 3) S. 119. Harnacks Aeusserungen zur Sache (Analekten S. 235) stellen zwar richtig heraus , wie wenig ein in abstracto vorhandenes „Recht“ der Absetzung in concreto bedeutete, sie sind aber doch nicht klar und entschieden genug. Vgl. den Satz : „Das Prinzip der Lebens- langlichkeit fur die 7ipeo(36xepoi dTuaxoTrouvxes hat jedenfalls in Rom und Korinth am Ende des 1. Jahrhunderts noch nicht gegolten“ u. s. w. — 24 — hafte“ *) sei? InWahrheit nennt er es nicht unziemlich, sondern Siinde, die Beamten zu entfernen, und keine andern ,,Umstande“ fiihrt er an, unter denen die Absetzung ihm denkbar ist, als die, welche immer das Recht der Absetzung begriinden, namlich schlechte Erfiillung der Amtspflichten. Wenn man nicht unter „Recht“ etwas versteht, was in jener Zeit iiberhaupt nicht in Betracht gezogen werden kann , so bleibt es dabei , dass der Ge- meinde das Recht der Absetzung bestritten wird. Und der Ver- fasser redet nicht als Privat.person , sondern ist das Sprachrohr einer ganzen Gemeinde. Was soli denn der gauze Hinweis darauf, dass die Presbyter in ordentlicher Folge (vgl. suTaxToK 42 2 ) ihr Amt auf die Apostel und iiber sie hinaus aufChristus, ja letztlich auf Gott zumckfiihren konnen , was soil die Berufung auf die Qualitat der Manner , die sie einsetzten , wenn nicht ein Recht lebenslanglicher Amtsverwaltung vorausgesetzt wird? Der einzige Fall , in dem der Beamte des Rechtes sich selber begiebt , ist seine personliche Unwiirdigkeit. 3) Dass der Gemeinde das Recht der Disziplin vor- behalten war, wird aus 54 2 erwiesen 1 2 ). Hier wird hypothe- tisch jemandem das Wort in den Mund gelegt: si oi* spi otaoic xai IpiC xal o^tap-aia, exyojpdi, aicsipa ou sav podAvjaOe xai iroiu> xa TTpootaaodpisva otto too TrXYjhooc. Aber wenn man in diesen Worten allgemein die in der Zucht sich zeigende Sou- veranitat der Gemeinde bezeugt findet , so beruht das auf einem Missverstandnis der Stelle. Der gedachte Fall gehort nam- lich iiberhaupt nicht in das Kapitel der Disziplin. Als ein Akt des Edelmuts , als freiwilliger , aus der Liebe gebo- rener Entschluss wird es dargestellt, wenn jemand jene Worte spr&che (54 i). Er ware dem Moses gleich , der sein Heil fur die Briider in die Schanze schlug (c. 53), oder den edlen Heiden, die fiir ihre Mitbtirger in den Tod giengen oder die Heim at ver- liessen (c. 55, vgl. 5 1 2 ). Ist damit der Gedanke an Ausstossen 3 ), Yerbannen, ein gewaltsames Eingreifen der Gemeinde zu reimen? Das ,,Gebot“ der Menge kann nicht mehr bedeuten als ihren Wunsch , ihre Stimmung , ihre Forderung ; denn was es wirkt, wirkt es nicht durch Zwang. Yon einem formlichen Beschluss der Gemeindeversammlung ist nicht die Rede Aus dem alien ist klar, dass der Brief keinen Anlass giebt, von einer fur dieseZeit irgend bemerkenswerten Stellung der Gemeinde besonders zu reden. Weil an zwei Stellen gerade das 1) Ilarnack, ebenda. 2) Vgl. auch Harnack zu 44 3 und zu 54 a : ,Summa potestas apud plebem fuit‘ und Prolegg. z. Did. S. 148: „die Souveranitat der Gemeinde K . 3) S. auch Gundert , Zeitschr. f. luth. Th. u. K. 1854 S. 31 u. s., Lipsius, a. a. 0. p. 44. 25 Wort IxxXYjoia oder TrXTjboc gebraucht wird, liefern dieselben nocb kein verwertbares Material. Was zu sagen ist, kann nur ganz allgemein sein. Es sind unfertige Zustande, in denen wir uns befinden. Eine dogmatische Auffassung des Amtes im eigentlich katholischen Sinne giebt es nocb nicht. Eine allgemeine Kirche, welche die Einzelgemeinde regierte, existiert nicht. So fehlt auch ein eigentliches R e c h t , das die Kompetenzen zwischen Gemeinde und Amt abgrenzte. Denn davon kann nur die Rede sein, wenn es eine Macht iiber beiden giebt. Man kann also die Gemeinde insofern noch souveran nennen, obwohl der Ausdruck leicht irre- fiihrt. Ihr Wille ist unter alien Umstanden ein starker mora- lischer Faktor. In Zeiten einer Spannung zwischen den Amts- tr&gern und ,,Laien“ ist ein fester Damm , der jene schiitzte, nicht vorhanden. Aber damit vertragt es sich, dass fiir gewohn- lich das Presbyterkolleg als oberste Gewalt in der Gemeinde un- bestritten dasteht. Ein Unterschied , wie ihn Loening in dieser Hinsicht zwischen den Pastoralbriefen und Klemens fixiert, ist durchaus fragwiirdig, wenn man nur bedenkt, wie verschieden der Anlass ist, aus dem jene und dieser hervorgehen. Nach diesen grosstenteils kritischen Erbrterungen haben wir uns vor allem jene dp^Tjyot oxaosa)? naher anzusehen, auf welche Klemens wiederholt zu reden kommt. Zuvorderst ist es notig, die Stellung , welche sie gegeniiber der Gemeinde einnahmen, zu beachten. Hier drangt sich sogleich eine wich- tige Beobachtung auf. Nicht in dem Sinne namlich konnen sie als Fiihrer des Aufstandes angesehen werden, als ob sie eine Sache der Gemeinde gegen die Presbyter gefiihrt hatten als hervorragendste , intelli- genteste Glieder der Gemeinde. Yielmehr scheint durch, dass die Gemeinde ihre Sache vert rat. Sie miissen irgend- wie in einen Gegen satz gegen die Presbyter getreten sein, und die Gemeinde ergriff dann ihre Parte i. Ich berufe mich hiefiir nicht darauf, dass sie als „Anfanger der Auflehnung“ , als die , ,,die den Grund der Emporung gelegt haben“, charakterisiert werden (s. oben S. 7); diese Worte lassen sich anders verstehen. Aber folgende Grunde sprechen dafur. Bemerkenswert ist schon die Stelle 47 s f., nach welcher jene Manner der Gemeinde ahnlich gegeniiber stehen, wie einst Paulus, Kephas und Apollos denen, die sich nach ihnen benannten (l.Kor. 1). Was ihren Wert betrifft , so weist Klemens zwar ihre Vergleich- barkeit mit den apostolischen Mannern energisch genug ab (47 5 ); aber sie sind es doch, denen die Gemeinde jetzt anhangt (Trpoo- xXibrjVai), wie einst jenen. Die Gemeinde scheint sie also als iiber sich stehend anzuerkennen. Aehnlich klingt 14 2 : (3Xa- (3 y]v 0 ^ TYjv To^oooav , piaXXov 8e xtvBovov UTrofoop-sv peyav, 26 £ a V pt^OXlV§UV(JL)£ £TClSd)JJL£V £ a 0 T 0 U c; T 0 l C, H £ X 7 ] [1 a 0 t V T«>V avO-ptbTCOJV (vgl. T. {)£tp §1), 0 t T l V £ c £ £ a XO V XI £ 0 0 O IV £?<; £ptv xal oxaaEi? xxA. Doch ist die iiberstiirzte Hingabe an einen fremden Willen aucb dann ein verstandlicher Ausdruck, wenn die Gemeinde von den Ftihrern nur in die Bewegung hinein- gerissen wurde. Bestimmter aber reden die Stellen 47 6 und 54 if. Namentlicb die zweite ist lehrreich. Allerdings lautet der Anfang: tic, ouv ev 6{jlTv YEwatoc ; tic, EoaTuXay^voc ; tic, TC£7rA7jpocpop7jpivoc ayaTTYj?; (nach Phil. 2 1 ?) fast so, als ob an beliebige Gemeinde- glieder gedacht ware. Aber wenn nun die Forderung, in Selbst- verleugnung die Gemeinde zu verlassen , ausgesprochen wird , so konnen nur die 6kr( a Tipdotmra (deren immerhin mehr als eines oder zwei (47 6) gewesen seiu miissen) angeredet sein. Das er- giebt auch die Parallele 47 6. An beiden Stellen wird namlich angedeutet, dass der Aufruhr ,,um dieser Leute willen“ (8t’ £|xe — oi Ev 7j 8do irpoaunra) entstanden sei. Diesen Ausdruck deckt nur die oben gemaehte Annahme, dass die Gemeinde fur sie Partei ergriff in einer Sache, die zunMchst jene angieng. Das wird vollauf durch den weiteren Inhalt des 54. Kap. bestatigt. Er ent- halt die Voraussetzung, dass der ganze Streit gegenstandslos sein wiirde, wenn diese Personen aus der Gemeinde verschwanden, wobei die Annahme, dass die Gemeinde solches fordere, zunachst hypothetisch ist. Waren sie nur die Wortfiihrer, so konnte ihre Entfernung kaum die Biirgschaft fiir das Ende des Streites sein. Ferner sei auf 16 i und 57 2 verwiesen. Dort schreibt Klemens : TaTTElVOCppOVOUVTOOV (yap) £0 TIV 6 Xpioto? , OUX £TratpOJi,£VO)V sir l to tuoijaviov auTou. Ware dies an die Adresse der eigentlichen Gemeinde gerichtet, so wiirde etwa dem xaTiEivocppo- vsTv der Ungehorsam gegen die Yorsteher entgegengestellt sein; ist das nicht der Fall, so sind die Fiihrer gemeint. Man kann den Worten nur durch zwei Annahmen gerecht werden : entweder liegt eine blosse Insinuation des Klemens vor, er will die Manner als hochmiitig und egoistisch darstellen; wahrscheinlicher aber ist es, dass es sich wirklich um eine Stellung der Fiihrer handelte, die sie iiber (etu) die Gemeinde hinaushob. Denn auch 57 2 ruft Kle- mens gerade den Fiihrern zu : jaafreTE UTroxaaaEahai d7ro9ifA£Voi xr^v aXaCova xal uirEprjcpavov xr^ yXuiGorjc ujxaiv aofraSEiav * ajxEivov Yap iaxtv bjxtv ev xop 7roi|ivi

v km xo TTOi'jiviov adxou. 21 5 : fiaXXov avhpd)T:ot? acp pool 1) Man hat, namentlich nachdem Bryennios’ Entdeckung den Brief vervollstandigt hatte, sehr stark die „gewaltige Sprache“ hervorgehoben, welche sich die romische Gemeinde der korinthischen gegeniiber er- laube. S. bes. Harnack, Theol. Lit.-Ztg. 1876 Nro. 4 Sp. 102 f. (auch in der Ausgabe des Briefes Prolegg. XLVIII n. 4), im Anschluss an ibn Uhlhorn, R. E. 2 III 253 f. ; vgl. auch G. Salmon im Dictionary of Christian biography von Smith und Wace, Art. Clemens Rom. Vol. I p.558. Ob nicht diese Urteile etwas einzuschranken sind ? Sie ruhen doch wohl mehr auf einem Riickschluss aus der spatern Bedeutung Roms als auf der Haltung des Briefes selbst. Dass ein solcher Brief das Ansebn der Romer zu steigern im Stande war und insofern auch als ein Schritt auf dem Wege zum Primate Roms anzusehen ist, dass nur eine grosse und hochangesehene Gemeinde so reden konnte, ist gewiss. Aber ware gleicher Ton und gleiche Haltung undenkbar, wenn damals Korinth Rom gegeniiber bei ahnlichem Anlass das Wort ergriffen hatte ? Dass die romische Gemeinde ihre Mahnungen auf Gott und den heiligen Geist zurlickfiihrt , bezw. als Gebote Gottes hinstellt (s. 56 1 59 1 63 8 ), ist zunachst nur ein Ausdruck des Yertrauens auf das Recht der ver- tretenen Sache. Dass sie von ihren Gesandten sagt, sie sollten „Zeugen“ (p.ctpTopes) sein zwischen ihr und Korinth (63 s ), ist, wie das Folgende und Vorhergehende lehrt, keine barsche oder drohende Bemerkung. Auf die Bedeutung der romischen Gemeinde wird in kei- ner Weise Gewicht gelegt. Die Wiirde der fremden Gemeinde, die Schriftkenntnis ihrer Glieder wird mehrfach geflissentlich anerkannt (vgl. z. B. (3e(3aiOTaT7) xal ap^aia KoptvfKoov dxxXrjata 47 6 ; 62 s ; c. 1. 2). Gem sprechen die Romer in ihren Mahnungen kommunikativ (z. B. 58i 63 l ). 28 xal avoYjToic xal E7rai.pop.evoi? xal £yxao)((0|j-£vot? £ v aXaCoveta xoo Xd^ou auxdiv TTpoaxo^top-ev y) xtp b£tp» 57 2 : [xa&£T£ 6'n:oTaaa£a&ai d7to^£}x£voi TTjV aXaCova xal OTiep- T| cpavov t yXcoaoTjC 6 p.uiv auhaoeiav. Nahe liegt es, auch Wendungen wie 30 e: adxe'itaivsxoo? puaei 6 Oeo?, 30 s: if pa a o? xal adOaoeta xal xo'X|xa xot<; xax^papivoic utco too bsou, 32 4 : 00 oi’ eaoxtov dixaiodp.£ba odde ota xy]c 7 ] |i.£t£pa; aocpia? Yj Gt)V£a£(i>^ xxX. , 48 e: xoaodxcp paXXov x a ti £ 1 v 0 - cppoveTv 6cp£X£<; -iraaiv xal |iY] xo eauxou (vgl. auch c. 3 ff. iiber den C7jXo<;) als auf die Ftihrer der Bewegung bezuglich zu fassen. Die Anklagen lauten also auf Frechheit, Anmassung, Hoch- mut, Prahlerei, Eigenruhm , Unbotmassigkeit , Selbstsucht (Cy)XeTv xo Eaoxoo), Eifersucht (CyjXo;) *), Unverstand, Heuchelei 1 2 ). Dies alles lehrt uns nichts wesentlich Neues. Am beacbtens- wertesten sind die Worte, welche von Riihmen, Prahlen, An- massung und Selbstsucht (bes. 21 5 u. 48 6) der Gegner sprechen. Sie passen auf Leute, welche ftir sich selbst Anspriiche erhoben und die eigne Person in den Vordergrund stellten. Uebrigens aber geben die mitgeteilten Stellen Anlass zu folgender Bemer- kung. In der Erorterung der uns beschaftigenden Frage hat man nicht selten die Urteile des Klemens einfach acceptiert und hat so in dem Hochmut und der Selbsttiberhebung jener Per- sonen die Erklarung ftir die Entstehung des Streites gefunden. Mit dergleichen allgemeinen Hinweisen ist aber fur die geschicht- liche Erklarung so weitgreifender Zwistigkeiten, wie die korinthi- schen gewesen sein miissen , nichts geleistet 3 ). Obendrein sollte es selbstverstandlich sein, dass die Attribute, mit welchen Klemens seine Gegner bedenkt, uns nicht sagen, wie das Verhalten der Fiihrer war, und aus welchen Wurzeln es wirklich hervorwuchs, sondern wie es erscheinen konnte und dem Klemens that- 1) „Eifersucht“ oder „Neid“ ist keine ganz entsprechende Wiedergabe von Ct)Xos. CxjXos ist um eine Nuance objektiver, dem Begriffe 2pts sich nahernd (s. 14f 15 auch 63 2 ). 2) Ob 15 j auf eine Behauptung der Aufriibrer, dass sie nur den Frieden wollten, (Lipsius a. a. 0. p. 115, auch Knbdel , Hist. Analekt. aus dem 1. Br. des Clem. Rom. Theol. Studd. u. Kritt. 1862 S. 769) anspielt, ist nicht auszumachen. 3) Auch hinsichtlich der ganzen Gemeinde ist wegen der entspre- chenden Mahnungen des Schreibens viel mit Mangel an Liebe und Demut, Freiheitsgeist oder launiger Willkur und andern Allgemeinheiten operiert worden. Am weitesten geht in dieser ganz abstrakten Aus- beutung moralischer Kategorien fur die Erkenntnis der korinth. Ver- haltnisse Gundert (in seinen nach einigen Seiten nicht verdienstlosen Aufsatzen in der Zeitschr. fur luth. Th. u. Kirche 1853 u. 1854). Aber auch bei andern, z. B. Hilgenfeld fehlt es nicht an Beispielen. — 23 s&chlich erschien 1 ). Ihm war es ja von vornherein Unverstand odor Hochmut Oder Veraclitnng des gottlichen Widens, wenn jemand sich der kirchlichen Ordnung nicht unterwarf, aus wel- chen Griinden es immer geschehen mochte. Die Gemeinde von Korinth hingegen wird sicher keine 7rpo7T£T£ia nnd uirsprjCpavia an denen gerugt haben, denen sie folgte; sie sprach von ihren Vorziigen und wohlbegriindeten Rechten. Mag darum personlicher Ehrgeiz , Selbstsucht n. dergl. mitgespielt haben , so ist dies fur uns ein Faktor, der sich jeder Absehatzung entzieht. Bedeutsam aber ist es, dass Klemens ausser jenen Urteilen, welche mit ihrer Erhebung gegen die Presbyter unmittelbar gegeben waren, niohts Nachteiliges gegen Charakter oder Lehre der Fiihrer vorbringt ; es ist ein vollgiltiger Beweis, dass er nichts vorzubringen wusste. Sonst wiirde er nicht unterlassen haben, es auszubeuten. Aber worauf griindete sich das Ansehen, das diese Manner in der Gemeinde genossen ? was war es, dessen sie selber sich riihmten ? Es empfiehlt sich, zur Beantwortung dieser Fragen von den drei Stellen auszugehen, in welchen Lipsius in seiner mehrerwahnten Monographic 2 ) eine Beschreibung der Gegner des Klemens gefundenhat : 1) 13 1 : TaTT£ivo[x£v ouv,[&8eXcpoi, . . . xal 7:otYjaa)p.£v to y£ypa[xpivov ■ Xiy£i yap to nv£U(xa to ayiov * M 7] xao^aabm 6 a o cp 6 c iv zfj oocpicp aoToo 6 toppo? iv Tfl aUTOO JJLTjSs 6 7T X 0 0 0 l 0 £ SV T(p TcXoUTQ) ttUTOO, aXX’ 7j 6 xao^u)}jL£vo c iv xopttp xao^dabm xtX. — 2) 38 i ff. : NmCiabm oov Yjpidiv oXov to aaifxa iv XpiaTcp ’I^aoo xal OTroTaaaiaOa) exaoTo c, T(p 7tXy]oiov aoToo , xabox; xal £T£3y] iv T(p ^apiajxaTi aoToo. f 0 lapp o<; ttiPleXeitoj tov dattevyj , 6 8s da&£V7j? ivTp£7r£Ta> TOV lo^opov* 6 TrXoOOlO; £TUl3(Op7]Y£(TO) T(p 7TTa>)((j), 6 8s 71 T (0 6 <; s^apioTEiTo) T(p d£tp, oti IBojxev aoTtp, hi oo dvaTrXTjpioOyj aOTOO to oaTipTjpia. c 0 aocpo? ivSeixvuaba) tyjv aocpi'av aoToo jjlyj iv Xoyoi? , aXX’ iv spyoi? ayabotc. c 0 Ta7u£ivocpp(i)v jay] iaoTtp p.apTop£iTa>, aXX’ iaTco ocp’ £T£poo iaoTov [xapTOp£Ta0m ' 6 a yvo? iv t^ oapxl [XT] dXaCov£ 0 £a&«), yiveoaxtov, 8xt sTEpd? iaTiv 6 im- ^op r^yaiv aoTtp r/jv iyxpaTEiav. — 3) 48 5 f • : T|T(o tic tticto?, t^toj BovaTo? yvuiaiv i | £ l tc £“ t v, t^to) oocpo? iv 8 1 ax p last Xo'yrnv, 7jT(o ayvd<; iv Ipyot^ 3 ). ToaouT(p yap [xaXXov TauEivo- 1) Natiirlich werden gegen die Gemeinde als Ganzes haufig die gleichen Vorwiirfe gerichtet. 2) A. a. 0. p. llOf. Ygl. auch Hilgenfeld, Apost. Vater S. 79 und Novum Test, extra canonem receptum, fasc. I (Ausgabe des Klemensbr.) 1866 Prolegg. p. XXXIII sq. (Die 2. Aufl. mir nicht zuganglich.) 3) Wahrscheinlich hat Lightfoot (z. St. u. Append. S. 440) Recht, wenn er gegen ACS wegen der Harte der Verbindung ayvos iv Spyotc nach Clem. Alex, die LA: Ijxw yopydc (eifrig) iv Ipyois, rjxio ayvo's bevor- zugt. Clem. Al. zitiert den Passus zweimal : Strom. 1 7 (p. 339 ed. Potter) 30 cppovsTv dcpsiXsi, oo(i) Soxsi (xaXXov [istCeov sivai xat Cijtsiv to xoi- voxpsXec uaaiv, xai {xyj to saoToo. Die erste dieser drei Stellen bleibt als Zitat (vgl. Jerem. 9 23 und 1. Sam. 2 10 mit 1. Kor. 1 31 ) fiiglich aus dem Spiele. Sie kann hochstens bestatigen, was die beiden andern sagen. Bieten diese denn nun aber wirklich Beschreibungen der Gegner ? Es ware doch so befremdlicb nicht, wenn Klemens nur allgemeine Regeln aussprache, wie sie damals jeder Gemeinde gegeben werden konnten. Liest man z. B. die Worte, welche der zweiten nnter den angefiibrten Stellen unmittelbar vorhergeken (37 s if.), so ist zwar eine allgemeine Beziehung auf die korinthiscben Yerhaltnisse nicht zu verkennen, aber eben auch nur eine allgemeine. Denn die besondere Wendung, welche dem Bild vom Leibe und seinen Gliedern gegeben wird, ist nicht die zu erwartende. Der Satz, dass Haupt und Fiisse gleicherweise auf einander angewiesen sind, wird nicht dahin weiter gefuhrt, dass einige Glieder vorzuglich wichtig sind, denen die andern sich unterzuordnen haben, vielmehr wird gerade vom Werte der geringsten Glieder fur den ganzen Korper gesprochen. Allein im Schlusssatze der dritten Stelle tooooto) yap piaXXov xtX. liegt allerdings (s. S. 28), eine entschie- dene Aufforderung die vorhergehenden Worte (und dann auch c. 38) bestimmt auf die Parteihaupter zu deuten. Das ist es ja, was ihnen c. 54 zugemutet wird, dass sie nicht das Ihre suchen, sondern das Gemeinwohl bedenken sollen. Und das ist es, was von ihnen vorausgesetzt wird, dass sie „Grosse“ (vgl. [xsi'Cwv) sind in der Gemeinde, xah’ oTcspo^v Eoxouvte?. So scheinen beide Stellen doch eine Art Katalog der Ruhmestitel der Fiihrer zu seiu. Hilgenfeld folgert darum aus 48 5 f. ohne Weiteres: „fidei igitur vi et constantia, scientiae spiritualis luce, litium diiudican- darum sapientia , agendi alacritate, vitae caelibis castitate ii glo- riabantur, qui Corinthios impulerunt, ut nonnullis senioribus, qui- bus fortasse propter nimiam senectutem (!) illae virtutes deesse videbantur, obedientiam denegarent*' * 1 ). Ebenso hat Lipsius sie als Leute, die vor allem durch Weisheit der Rede (oocpo'<; . . . £v X^YOt?) , durch tiefere Schriftkenntnis (yvu>oi?) , durch die Gabe geistgewirkte Reden zu priifen (otaxpLot? Xo'ycov) und durch ge- schlechtliche Enthaltsamkeit (aYV£i'a) hervorragten, charakterisiert. Indessen so einfach und klar, wie die genannten Gelehrten an- nehmen, liegt die Sache dennoch nicht. Ihre Exegese ist erheb- lichen Bedenken ausgesetzt. Sie scheint freilich auf den ersten und VI 8 (p. 772 sq.). Das erste Mai fehlt a yvv 4 ) ) und, was besonders erwahnenswert, da mot ic , nicht leicht als ^dptojia gezahlt wird, der mane das mot d?. Weniger deutlich ist die Yerwandtschaft von c. 38 iff. mit dem l.Korinther- brief. Die Mahnung, der Weise zeige seine Weisheit in Werken, nicht in Reden 5 ), kann auf 1. Kor. 4 19 . 20 , die Erinnerung, dass 1) Beachtenswert ist jedoch, wie frei gleichwohl der Gebrauch ist. Die Kapp. 24 ff. behandeln das Thema von 1. Kor. 15 im Ganzen doch eigenartig. l.Kor. 13 wird c. 49 nicht zitiert, sondern nachgebildet, auch l.Kor. 12 wird c. 37 nicht sklavisch ausgeschrieben. An den bei- den ersten Stellen sieht es fast aus, als wenn Klemens ein Seitenstuck zu den betr. Abschnitten des paulin. Briefes liefern wollte. Suchte er eine gewisse Originalitat zu zeigen ? Sie wird ja nicht selten durch Nachahmung erstrebt. 2) Schon vorher jedoch (37 4 ) zeigt das coyxpaai? tfc dcxtv rcdaiv den Einfluss des paulinischen 6 lleo? oovex^paaev to a v xal dvx axooaexat r] 0 eoXaXoc ofexat elvcu Suaio?; ei!>Xoy7j|jivos yevvyjxo? yovaixo? 8Xiyd(ho?. p.7] 7 C 0 X 05 £v ^|j.aaiv y(voo (Jobll,f.). Allein in ersterer Stelle ist aXaCo- \tlct too Xoyoo eben dasselbe wie das einfache aXaCovefa (vgl. 57 2 : dXd- {u>v . . . T7}c yXtbacrj? op.wv a60«8eia). Die zweite Stelle druckt einen 33 Gott es ist, der die £Y x paT£ia verleiht, kann auf l.Kor. 7 7 zuriick- gehen. Mehr ist nicht zu sagen. Ist dies die Sachlage, woher nimmt man dann das Recht, die Einzelheiten dieser Kapitel fiir die Charakteristik der Ftthrer zu verwenden? Was Anspielung sein konnte, kann auch blosse literarische Reminiszenz sein. Ueberdies machen die fraglichen Worte unbefangen betrachtet nicht gerade den Eindruck, als ob sie speziell auf einzelne Eigentumlichkeiten bestimmter Leute ge- miinzt waren. Nicht nur zeigen beide Stellen mit einander ver- glichen einige Verschiedenheit. Wichtiger ist, dass c. 38 neben dem oocpo? auch der lo^upd? * 1 ) und 71 X 06010 ? (diese Begriffe sind Reminiszenz an das 13 1 angefuhite Zitat) , ja der aobsvrj<; und titu^o'?, neben dem auch der xaTrsivdcppcov seine Regel er- halt ; ganz als handelte es sich um eine lehrhafte Auseinander- setzung, nicht um eine Ausfuhrung mit personlicher Spitze. Will man diese finden, so kann man, wenn die Auslegung nicht prin- ziplos sein soli , nur den Ausweg wahlen , auch die Mahnungen an den Reichen, Demiitigen u. s. f. auf die Parteihaupter zu deu- ten. Lipsius ist so konsequent, diesen Ausweg zu beschreiten 2 ). Aber man schafft auf diese Weise nur neue Schwierigkeiten, wie denn die Erwahnung des Trcw^d? und aobevr^ auch so etwas In- konzinnes behalt. Ich komme hierauf zuriick. Yorlaufig kann es wohl als eine sehr unwahrscheinliche Annahme gelten , dass reiche Leute , wenn sie hartherzig waren (wie Lipsius dies aus c. 38 folgern muss), ein solches Ansehen fanden. Denn wenn auchJak. 2 1 ff . zeigt, dass es schon friih genug Christen gab, die der Wirkung goldener Ringe und prachtiger Kleider zuganglich waren , so miisste dock hier ein Einfluss der ausseren Stellung angenommen werden , der fiir eine Christengemeinde jener Zeit undenkbar ist. Ganz andere Anzeichen miissten wir im Briefe finden, um dergleichen zu glauben. iiberhaupt im christlichen Altertum haufigen Gedanken aus. (S. z. B. Did. 2 6 und die in Harnacks Note angezogenen Stellen, vgl. auch 1. Klem. c. 15). Das Zitat Iobll 2 f. wiirde freilich recht gut auf Leute passen , die besondrer Redegabe sich ruhmten. Der Zusammenhang (30 6 ff.) zeigt jedoch, dass das otxatoucDou Xoyois identisch ist mit Selbst- ruhm iiberhaupt: wer sich selbst riikmt, ohne entsprechende Werke zu verrichten, dessen Sixai&auvrj ist nur Iv Xdyot? vorhanden. So ist auch hier nicht ersichtlich, dass Klemens besondere rednerische Geschicklich- keit im Auge hat. Ygl. Ecco Ekker, Disquisitio crit. et histor. de Clem. Rom. priore ad Corinth, epistola. Traject. adRhen. 1854 p. 31 sq. 1) Ealschlich wird Hilgenfeld (ap. Y. S. 79) durch das io/opo's an Christen erinnert, die in das Christentum „die hellenische Bildung und Aufklarung heriibergenommen hatten“. 2) P. 115 sq. Hilgenfeld geht (Ausg. p. XXXIII sq.) iiber diese Schwie- rigkeit einfach hinweg. Wrede, Untersuchungen zum 1. Klemensbriefe. 3 34 Trotz dieser notwendigen Eiiiwendungen gegen die von Hil- genfeld und Lipsins vorgetragene Exegese halte auch ich ihren Hauptsatz fiir richtig, dass namlich die ap/Yj^ol t % ataasm? ihre besondere Stellung in der Gemeinde ihrer pneumatischen Be- gabung verdankten. Differenzen der Lehre konnen nicht in Frage gekommen sein. Was man nach dieser Seite in friiherer Zeit aus dem Schreiben der Homer herausgelesen hat , darf als endgiltig beseitigt gelten x ). Die Verrautung, dass blosses ausse- res Ansehen und Uebergewicht, wie es Reichtum und hohe soziale Stellung hervorbringen , die Gemeinde gewann, ist eben schon in ablebnendem Sinne beriihrt worden. Der Brief legt sie nicht nahe, sie bietet kerne genugende Erklarung, sie macht nicht begreiflich, wodurch gerade solche Leute in die Opposition gegen das Amt getrieben wurden. DieVorziige, welche damals entschieden, konn- ten nicht ausser Zusammenhang mit dem christlichen Leben ste- hen. So liegt es schon an und fiir sich nahe — denn ganz be- liebige Leute konnen doch die Fiibrer nicht gewesen sein — auf Vorzuge zu raten, welche sie als Christen xax iloyrp erscheinen liessen , d. h. auf Vorzuge geistlicher Art. Und gerade hierauf deutet das, was bisher aus den Andeutungen des Briefes ermittelt wurde. Dies wird klar, sobald man die beiden Thatsachen, welche wir fanden, kombiniert, dass jene Personen sich selber riihmten, eine besondere Bedeutung und Stellung beanspruchten, und dass sie dennoch des Ansehens in der Gemeinde nicht verlustig gien- gen, ja dass ihre Anspriiche die Gemeinde bewogen, fiir sie Partei zu nehmen. Was sie riihmten, war das irvsojia und seine /api- apLonra; was sie forderten, es geschah auf Grund des irvsopLa. So wurden sie UTrspo^TjV ooxoovts? 1 2 ) in der Gemeinde. Aber die pneumatische Begabung war wiederum nichts so Objektives, dass dieselben Leute nicht als ehrgeizige und hochmiitige Streber hatten erscheinen konnen. Auch die Didache lasst erkennen, wie leicht man im Zweifel sein konnte, ob der ,,Geist“ nur der Deck- mantel fiir Egoismus und weltlichen Sinn war oder nicht. Dass aber weiter das charismatische Element in den Gemeinden jener Zeit leicht in einen Gegensatz gerade gegen das Amt geraten konnte, liegt in der Natur der Dinge. Beide Machte verhielten sich wie Subjektivismus und feste Ordnung. Um so mehr muss man dann freilich mit Vorsicht jener Beurteilung des Streites 1) Vgl. Lipsius a. a. 0. p. 1 19 ff. Gerade gegeniiber den verwirren- den Phantasien und Einfallen von Schenkel , Gundert u. a. ist es ein Verdienst von Hilgenfeld und Lipsius, die Bedeutung der charismatischen Begabung im korinthischen Streite erkannt zu haben. 2) Vgl. Lucian, Peregrinus Proteus c. Ilf. Peregrinus gelangte als Pneumatiker nach Lucian zu so hohem Ansehn, dass „die andern wie Kinder gegen ihn erschienen“ (Harnack, Prolegg. z. Did. S. 125). 35 gegeniiberstehen , welche auf der dem Amte entgegenstehenden Seite alles auf personliche Interessen , Umtriebe uud illegitime Herrschaftsgeliiste zuriickfiihrt. So gewiss Klemens der Yertreter des gesunden kirchlichen Gedankens ist , so sehr er im Rechte ist, wenn er den Frieden der Gemeinde als das bobere Gut jedem subjektivistischen Treiben iiberordnet, so gewiss sind doch im Allgemeinen derartige Konflikte nicbt aus purer Willkiir Einzel- ner entsprungen ; vielmehr vertraten die Anspriiche der Pneuma- tiker doch ein in der Gemeinde selbst Geltendes und naturgemass zur Geltendmachung Hindrangendes. Aber wie sonderbar dann , dass Klemens nirgends deutlich und unverbliimt iiber diese pneumatische Begabung seiner Gegner redet ! Diese Thatsache miisste allerdings als ein schwerwiegen- der Einwand gegen die ganze Annahme erscheinen , wenn nicht jede andere Annahme dem gleichen Einwande ausgesetzt ware ; und zwar in verstarktem Masse. Denn ganz fehlt es doch nicht an einer Hindeutung auf die Art der gegnerischen Ansprtiche. Das zeigen eben die Kapitel 38 und 48. Die Ausdeutung des Einzelnen in denselben haben wir aufgeben miissen. Aber dass Klemens iiberhaupt auf die Charismen — er gebraucht das Wort c. 38 im weitesten Sinne — zu reden kommt, und dass er bei dieser Gelegenheit nicht sowohl sie selbst riihmt , als ihre Ver- wendung zumWohle der Gemeinde, ihre Unterordnung unter das- selbe fordert, das darf als ein Fingerzeig in der fraglichen Rich- tung gelten. Sind wir durch diese Behauptung genotigt, die oben an der Auffassung von Kilgenfeld und Lipsius geiibte Kritik zu- riickzunehmen ? Ich meine nicht. Das Sachverhaltnis ist dieses. Das Thema selbst beriihrte Klemens, weil die Yerhaltnisse in Korinth ihn dazu aufforderten. Die Ausfiihrung des Themas aber ist keine Photographie der Fiihrer, sondern sie ist allgemein ge- halten. Er zahlte unter dem Einfiusse des ersten Korin therbriefs die Dinge auf, die fur ihn und seine Zeit iiberhaupt unter den Charismen in erster Linie standen. Namentlich hinsichtlich der ayvsia ist dies wichtig zu bemerken. Es ist moglich, dass die Ftihrer Asketen waren, aber es ist ungewiss, und dass an beiden Stellen der ayveia gedacht wird, macht es nicht gewisser. Gewiss ist nur, dass die Enthaltsamkeit damals allgemein als be- sondere Gnadengabe in Ehren stand x ). Befinden wir uns iiberhaupt auf der richtigen Fahrte, so ist ganz abgesehen von den Einzelheiten jener Stellen der erste Ge- danke der, dass die Thatigkeit des Lehrens und Erbauens 1) Ygl. Harnacks inhaltsreiche Noten zu Did. 6 2 u. 11 n . Leider ist der Ausdruck tioiwv ei? [xuax^ptov xoaptxov IxxXrjcias so dunkel, dass man immer wieder an der Zuverlassigkeit des Textes zweifelt. 3 * 36 fur die Gewinnung ihres Einflusses das Entscheidende war. Zu dieser Annahme ffihrt alles, was wir fiber die Geistbegabten jener Zeit wissen, vor allem die unschatzbaren Nachrichten der Didache fiber die Propheten und Lehrer, die uns erst in den Stand ge- setzt haben, hier lebensvolle Anschauungen zu gewinnen. Es giebt eine Stelle in unserm Briefe, welche fiberhaupt erst rechtes Licbt zu empfangen scheint, wenn wir ganz bestimmt an solche Pro- pheten und Lehrer denken. Allerdings kann die Vermutung nur mit Vorbehalt geaussert werden. In dem ofter erwahnten 54. Kapitel wird der Vorschlag ge- macht, die Parteihaupter mochten Korinth verlassen. Die Art, wie er vorgebracht wird, — als Appell an die Hochherzigkeit der Gemeinten — zeigt, dass Kleraens seinerseits trotz aller scharfen Invektiven ihnen einen gewissen Respekt beweist, eine gewisse Wfirde zugesteht. Das Auskunftsmittel selbst aber, der Rat aus- zuwandern, ist merkwfirdig, wenn an beliebige in der Gemeinde ansassige Leute gedacht ist. Begreiflich wird es dagegen , wenn wir die Stelle Did. 13 if. *) herbeiziehen. An eigentliche Wander- prediger ist zwar nicht zu denken ; denn dass die Manner in Ko- rinth bisher ansassig waren , ist unzweifelhaft. Aber jene Stelle zeigt uns, dass es nicht selten gewesen ist, dass Propheten (und Lehrer) auf langere Zeit, vielleicht auf die Dauer ihren Wohn- sitz in einer fremden Gemeinde nahmen 1 2 ). So versteht man, wie Klemens auf den Vorschlag geraten konnte 3 ). Ueber den eigentlichen Gegenstand und Anlass des Streites sind mannigfache Hypothesen aufgestellt worden. Knoedel 4 ) z. B. halt es ftir sehr wahrscheinlich, dass ,,die Unruhe- stifter in Korinth irgend einer Kirchenstrafe verfallen gewesen waren, fiber die sie erbittert wurden, und der sie sich aus Hoch- mut nicht unterwerfen wollten“. Gundert 5 ) redet von der ge- setzlichen Strenge des bisherigen Presbyteriums , welche der Ge- meinde zum unertraglichen Drucke wurde. Hilgenfeld 6 ) verteilt 1) Ilac oe Trpocp^fr]; aXfjihvoc, IHXtov xalKaai repo; up.as, a£io'c £axi TTjs Tpocprjs a6xoo. 'Qaccuxtos oiodaxaXo? aXrjlhvos ^oxtv a^to; .... xrjs xpocprj? a6xou. 2) Klemens verheisst dem, der den Vorschlag befolgt: xra? xo'ttoc o^exat a 6xov. Zu s. z. B. Did. 11 4 Matth. 10 41 . Nattirlich liegt in den Worten kein Beweis. 3) Erwahnt sei hier noch die feine Vermutung von Lipsius (p. 112 n.), dass das von Paulus gesagte It:’ aX-rjlktas 7 rveofxaxixv xov wpiapivov x9j? Asixoopyia*; auxoo xavova — macht die praktische Beachtung dieses Unterschiedes der bei der Eucharistie Beteiligten ganz direkt den Lesern zur Pflicht. Spricbt Klemens ferner davon, dass nur in Jerusalem und innerhalb Jerusalems nur an einem bestimmten Orte, dem Altar in der Vorhalle des Tempels geopfert werden durfte, so heisst das, dass die christliche Gemeinde in einem bestimmten Hause das Herrnmahl feiern sollte, und dass die Oblationen auf einem bestimmten Tische niederzulegen waren. Ebenso ist an bestimmte Zeiten der Abendmahlsfeier gedacht. Weshalb aber diese genaue Parallele zwischen alt- testamentlichem und christlichem Kultus ? Weil gerade in Bezug auf das Herrnmahl in Korinth Streitereien ! ) vorgekommen waren. Die ,,Fiihrer“ hatten nicht nur binsichtlich der fungierenden Per- sonen, sondern auch des Ortes und der Zeit der Feier die geltende Ordnung angetastet und die Willkiir proklamiert 1 2 ). Gleich hier sei bemerkt , dass die Beziehung der Kapitel speziell auf das Abendmahl nicht allgemein ist. Loening will an den Kultus iiberhaupt gedacht wissen. Das Danksagen im Gottes- dienste reserviere Klemens ganzlich den Beamten, wahrend zur Zeit des kaulus noch jeder Glaubige das Recht des kultischen Gebetes hatte (1. Kor. 11 4 ), und wahrend selbst die — nach Loening (S. 48 ff.) im letzten Viertel des 1. Jabrhunderts ent- standene — Apostellehre die Freiheit der gewohnlichen Gemeinde- glieder nur insofern einschrankt , als sie feste Formen ftir ihre eucharistischen Gebete vorschreibt 3 ). Wenden wir uns den Worten des Klemens selbst zu ! Klemens beginnt das 40. Kapitel mit einem Hinweise auf die „Tiefen gottlicher in welche er und seine Leser einen Einblick 4 ) gewonnen haben. Es kann keine Frage sein, dass 1) Lipsius (p. 116 f.) und Gundert (a. a. 0.) halten einen Zusam- menhang derselben mit den in 1. Kor. 11 erwahnten Misshelligkeiten fur moglich. 2) Aehnlich Lightfoot S. 126: „The offence of the Corinthians was contempt of ecclesiastical order. They had resisted and rejected their lawfully oppointed presbyters; and — as a necessary con- sequence — they held their agapae and celebrated their eucharistie feasts, when and where they chose, dispensing with the intervention of these their proper officers. 8) Ygl. Loening S. 87 ff. 52. 4) Zu dYxexocpdxEs s - Lightfoot S. 126. 40 eben die nachfolgende Ausfiihrung uber den alttestamentlicben Knltus die yvtoat c, bringt, von der er redet. Das beweist schon 41 4 . Hier heisst es: opaxs, a&eXcpoi, oaa> irXsiovo? xaxr i £(.d)0r i [j,sv Yvcoaeu)?, Toaooxo) [xaXXov UTcoxsifjLsOa xtvBuvtp 1 ). Diese Worte weisen deutlich auf den Anfang von c. 40 zuruck und charak- terisieren sich obendrein nocli durch das opax£, aBeXcpot naeh der Gewohnheit 2 ) des Klemens als Abschluss der ganzen Episode. Es ist nnn wichtig, sogleicb festzustellen, dass man an den Aus- druck yvwaic; 3 ) keine bestimmte Erwartung iiber den Urnfang der zwischen Alttestamentlichem und Christlickem gezogenen Parallele ankniipfen darf. Indem man namlich fiir jeden Zug des vom Alten Testamente Gesagten ein christliches Analogon sucbt, geht man stillschweigends von der Ansicht aus , dass Klemens unter 7 vdiot ? eine Erkenntnis verstehe, welche in eiuer bis ins Einzelne durch gefiihrten Typologie verlauft. Aber ein Prajudiz hierfiir ist nicht vorhanden. Sicher ist zunachst nur, dass yvdiaic die Er- kenntnis des gottlichen Willens aus dem Alten Testamente be- deutet. Und wenn hier von pabv] xt]? yveoaEO)? geredet wird, so ist auch damit noch nichts weiter gesagt, als dass die hier vor- getragene Erkenntnis nicht jedem auf den ersten Blick deutlich ist. Beispiele sorgfaltig durchgefiihrter Typologien oder Allegorien bietet der Brief sonst nicht. In den angezogenen alttestament- lichen Geschichten kommt es durchweg auf einen bestimmten, einfachen Gedanken an. Breite Mitteilung alttestamentlichen Stoffes liebt der Verf. ; wie behaglich wird noch c. 43, d. h. in derjenigen Partie , wo der Verf. am meisten Erregung zeigt, die Geschichte von Aarons Stabe erzahlt ! Klemens geht nur in einem Satze zu wirklicher Anwendung des alttestamentlichen Vorbildes auf die christliche Gemeinde iiber, mit den Anfangsworten von c. 41 : sxaaxo? YjpLcbv . . . iv x (p toi'w x a y jx a x i £u^api axsi'xto '/xX. Offenbar hat das ev xtp 18(oj xayjjLaxt eine Beziehung darauf, dass zuvor dem Hohenpriester, den Priestern, den Leviten, den Laien besondere Funktionen bezw. Gebote zugewiesen sind. Insoweit es sich also um die Ordnung in 1) In diesem Satze sind eigentlich zwei Gedanken zusammenge- schoben. Kl. hat 41 8 (cf. 40 4 ) von der Todesstrafe gesprochen, die das jiidische Recht iiber die Verletzer der Kultusvorschriften verhange. Offenbar in der Absicht , anzudeuten, dass die, welche in der christ- lichen Gemeinde der Anordnung Gottes nicht gehorsamen, fiir ihre Versiindigung ebenfalls Strafe ereilen wird. Mit diesem Gedanken ver- bindet sich der andre, dass die Erkenntnis des gottlichen Willens Vorbedingung und Mass fiir die Strafbarkeit des Verhaltens ist. Daher: je grosser die Erkenntnis, desto grosser die Gefahr. 2) Das 6paxe (dyonrrjTof, dtoeXcpoQ ist konklusive Formel auch 4 7 12 8 16 17 23 4 50j (anders 21 x ). 3) Mehr iiber yvwo te unten Abh. II. 41 der Gemeinde iiberhaupt handelt , ist die beabsichtigte Parallele deutlicb. Dagegen weisen die einzelnen alttestamentlichen Klassen nicht auf ebenso viele christliche Analoga. Die Gleichung : Hoherpriester, Priester, Leviten, Laien = Christus 1 ), Presbyter (Episkopen), Diakonen, Gemeinde ist namentlich in ihrem ersten Gliede anfecbtbar. Der Verf. nennt allerdings Christus einige Male ap)(i£p£dc, c. 36 sogar ap)(iep£oc tu>v irpoacpopdiv Tjtxdiv, d. h. der Gebetsopfer. Der Gedanke selbst, dass Christus die in der Eucharistie gesprochenen Gebete als Hoherpriester vor Gott bringe, hatte also nichts Befremdliches. Auch kann an c. 21 erinnert werden, wo Christus als Herr und Hanpt der Gemeinde mit den verschiedenen Gemeindestanden (?:po7jYouc :pet xo dp.7]v dtrl xr] air) euyapiaxia. S. z. B. Lightfoot a. a. 0. Hofling S. 24 f. 6) Ueber den Sinn des Ausdrucks s. Heinrici, Das erste Send- schreiben des Ap. Paulus an die Korinthier 1880 S. 443 f. 7) Auch die Didache setzt eine Ordnung des Gottesdienstes voraus, die mit unserer Stelle nicht besteht. Sie richtet die Aufforderung 47 vorzustellen , die ihm wirklich entsprechen wiirden. Man muss schon darauf geraten , dass die ,,Laien“ auch ein Recht hatten, im offentlichen Gottesdienste zu danken, aber nur ein beschrank- tes, wahrend den Beamten ein ausgedehnteres Recht zust.and, be- stimmte Gebete etwa ganz vorbehalten waren. Diese Vorstellung ist ganz unbestimmt. Endlich konnte man noch daran denken, dass den Beamten die kultischen Gebete zugesproclien wiirden, iiir die Gemeinde aber das sd^apiaxsiv in Betracbt komme, welches sie ausserhalb des Gottesdienstes zu iiben hatte 1 ). Aber nach alien Voraussetzungen erwartet man, dass gerade auch fur die Gemeinde ihr Anteil am Kultus (Abendmahl) festgestellt werde, und es ist unnatiirlich , dass eu^apiaxsiv fur die Beamten eine gottesdienstliche Funktion bezeichnen soil, fiir die Gemeinde nicht. Wie steht es, wenn wir mit Loening 2 ) bei dem eu^apiaxsTv nicht das Abendmahl speziell, sondern das kultische Danksagen iiberhaupt im Auge haben? Die Scbwierigkeiten bleiben wesent- lich die gleichen. Wenn man so erklart, dass den Gemeinde- gliedern das Recht der Danksagung abgesprochen werden solle 3 ), setzt man sich in Widerspruch mit dem Texte. Auch l.Kor. 1430 f., wonach Unordnung im Gottesdienste dadurch entstand, dass meh- rere Pneumatische statt in geordneter Folge zu reden, dnrch ein- ander sprachen, bietet keine Erklarung. Denn selbst l.Kor. 15 23 ist sv xcp i8i(p xa^p-axL nach richtiger Erklarung 4 ) nicht von der zeitlichen Ordnung oder Reihenfolge zu nehmen, viel weniger hier, nachdem der Ausdruck erst c. 37 in seinem eigentlichen milith- rischen Sinne von der Abteilung, in der jeder steht, gebraucht ist. Er gehort eng zusammen mit den Worten piy] ?xapsx[3atvo)v xov (bpiapisvov x7j<; Asixoopyi'a? adxou xav&va: jeder in der Ge- meinde gehort einem bestimmten xaypia an, und fiir jedes xotypia ettyapiaxYjaaxs an alle Christen — sie sind freilich an die liturgischen Formeln gebunden ; nur die Propheten haben die Erlaubnis zu freier Danksagung. Did. 9j und 10 7> dazu Harnacks Noten. Hier fehlt also wieder das Moment, das unsere Stelle enthalten muss, dass nicht alle Gemeindeglieder gleiches Recht im ei>^apiaxeTv haben wie die Beamten. 1) Auf Derartiges scheint Hofling S. 25 f. hinauszukommen. Vgl. aber dagegen S. 22, wo die Gemeinde an der Eucharistie selbst beteiligt gedacht wird. Hofling bezeichnet hier sehr richtig die beiden Anfor- derungen, denen die Erklarung zu geniigen hat — sie muss von einer Thatigkeit der Gemeinde, aber auch von einer besondern Thatigkeit der Beamten reden — , aber seine Auslegung selbst wird dem nicht voll gerecbt. Aebnlicbes gilt von dem, was Th. Harnack, D. christl. Ge- meindegottesdienst im apost. und altkathol. Zeitalter 1854 S. 257 f. iiber die Stelle sagt. 2) S. oben S. 3.9. 3) So auch Loofs a. a. 0. S. 639. 653 f. 4) Heinrici a. a. 0. S. 497. 48 ist Thun und Lassen vorgeschrieben. An die Reihenfolge der Gebete ist daher nicht zn denken. Diese Erwagungen, welche ebensoviele Bedenken gegen die LA su^aptoisiTo) sind , batten sicb mir aus dem Texte ergeben, als ieh bemerkte, dass Harnack neben C und S noch einen drit- ten wertvollen Zeugen ftir die LA suapsaiei'ico festgestellt und daraufhin sich bereits ftir diese entsehieden bat. In der s. g. apostoliscben Kircbenordnung x ) (Quelle B) fiudet sicb der Satz : ex aoro? ev tw iota) totto) dpeaxeixo) to> Oem xtX. an einer Stelle, die aucb sonst von 1. Klem. 40. 41 abhangt 1 2 ). Demnach ist euapeoTSiTo) vollig gesicbert 3 ). Die Lesart bat im Zusammenbange nicbts Auffallendes. Von dem gottlichen Woblgefallen war erst 40 3 f. die Rede. Durch [ay] Tcapsxpaivcov xtX. erbalt das eoapeaxeiv diejenige Bestimmt- beit, die ihm an sicb abgebt. Aucb ev dyadf] aovetSYjaet 07 rap- /tov (vgl. 45 7 : ev xabapcf aoveio. Xaxp30£iv) ftigt sicb so passend ein: es ist positives Korrelat zum negativen jay] Trapexpatvtov. Die Bedeutung der Stelle scbrumpft damit zusammen. Die Mabnung, die sie enthalt, sagt nicbts anderes, als was der ganze Brief einscbarft. Der Dienst eines jeden in der Gemeinde bat seine festen Grenzen, die nicbt tiberscbritten werden diirfen. Sie werden iiberschritten , wenn man sicb Recbte anmasst , die nur den Beamten eignen. Aber wicbtig ist es docb, dass diese Auf- forderung in einer Umgebung begegnet , die von den kultiscben Institutionen des Alten Bundes redet. Was man vermuten konnte, wenn Klemens gerade die gottesdienstlicbe Tbatigkeit der Presby- ter (44 4 ) 4 ) nennt, was wahrscbeinlicber wurde, wenn alle An- zeicben auf den Ansprucb der Fiibrer wiesen, an der Belebrung und Erbauung der Gemeinde teil zu baben 5 ), das findet in jenem Umstande noch eine Best&tigung : der Kultus muss das Feld gewesen sein, auf dem die „Fuhrer“ und die Pres- byter als Rivalen 6 ) zusammentrafen. Lebre, Vortrag 1) S. Harnack, Die Quellen der s. g. ap. K.O. Texte und Unters. II 5 S. 26 f. 2) Es erschien trotz dieses neuen Zeugnisses bei der Bedeutung der LA nicbt uberflussig, auch die innern Griinde, welche gegen e£>ya- piaxefrw sprecben, mitzuteilcn. Erst sie maclien die Entscheidung sicber. 3) Notiert sei, dass die Phrase euapeaxeTv OeoT aucb 62 2 begegnet, dass duczpeaxo? sogar ein Lieblingswort des Kl. ist, dass c. 62 e’bapesxetv und euyotpiaxeiv ebenfalls in den HSS durcheinandergehen (S. richtig suotpeaxeiv, C duyapiaxeiv). E6yapiaxe£xoj kann entweder aus c. 38 oder aus 1. Kor. 14 (vgl. v. 40: xaxa xa£iv) eingekommen sein, oder es ent- stand, weil das kultische Wort in den Zusammenhang zu passen scbien. 4) Oben S. 18 ff. 5) S. 34 ff. 6) cf. 43 a : C^Xou ^pnteadvxoc 7repl x. lepcuGovifj;. 49 von Gnosis, Prophetie, Gebet sind die Dinge, welche in Frage zn kommen scheinen , ohne dass man sagen kann, in welcher Weise. Hier wird es denn auch wahrscheinlich, dass die Pres- byter des Klemens ebenso wie die 7jyo6jjL£vot des Hebraeerbriefs von Amtswegen mit dem AaAeTv xov Aoyov too Osoo zu thun hatten. Leider sind alle weitergehenden Yermutungen nnsicher. Ob z. B. die Pneumatiker auch fiir die Gemeinde im Ganzen bestimmte Forderungen stellten , ob sie selbst unter der Gunst der Gemeinde Sitze im Presbyterium erstrebten, ist nicht erkennbar, letzteres ist nicht wahrscheinlich. Nicht einmal das ist zu entscheiden , ob der erste Anstoss zum Ausbruch des Kampfes von den Presbytern oder ihren Feinden gegeben wurde. Es kann sein, dass die letzteren gegen eine Anmassung der Pres- byter reagierten 1 ). Klemens hebt zwar ausdriicklich die lange (443) untadlige Amtsverwaltung , die Bescheidenheit, Anspruchs- losigkeit und Friedfertigkeit der Abgesetzten 2 ) hervor; aber hier- iiber konnte man verschiedene Begriffe haben. Ist es auch aus- geschlossen, dass die Gemeinde durch eigentliche sittliche Defekte ihrer Leiter aufgebracht wurde, so konnte Klemens doch Dinge, die ihm unbequem waren, mit Stillschweigen iibergehen. Aber wenn das anzunehmen ware, so diirften wir doch keinesfalls an einen erst in letzter Zeit gemachten Yersuch die presbyterialen Be- fugnisse wesentlich und prinzipiell zu erweitern denken ; einen solchen hatte Klemens irgendwie beriicksichtigen mussen. Wie- derum lasst sich doch auch sehr gut vorstellen , dass nicht die Herrschsucht der Presbyter, sondern die Erregung der Pneuma- tiker den Streit hervorrief 3 ). Kirchengeschichtlich bedeutsam ist auch das Wenige, was 1) S. Loening, S. 88. Aehnlich, doch' unbestimmter schon Ewald, Gesch. des Volks Israel VII 2 , S. 297. 2) 44 3 , vgl. c. 45: hier sind die Presbyter nicht undeutlich mit den alttestam. Frommen , die Gegner mit den Ruchlosen , die sie ver- folgten, zusammengestellt. 3) Die Vorgange, die im Gefolge des eigentlichen Streites waren, bleiben auch im Dunkel. Dass die Erregung hochgradig und allgemein war , beweist der ganze Brief. Aus 3 2 : lx xouxoo CrjAos xal cpfrdvoc, Ipt? xal axaat?, S t co y p. 6 xa\ axaxaaxaai'a, 7rdXsp.oi; xal a£y[xaXu>a£a hat man gefolgert, dass auch Verfolgungen von aussen fiber die Gemeinde kamen, die mit den innern Wirren in Verbindung standen (Hilgenfeld, Apost. V. S. 82, Lipsius p. 108). Die Schlussworte von c. 47 (iauxoT? 6s %i'v6 ovov Itre^epYaCeo&oa) sollen das bestatigen. Aber letztere Stelle spricht von der Gefahr, die Seligkeit zu verlieren (s. 14 2 59 2 ), und 3 2 konnen 6 k«yp-o's und atyfxaAuxji'a ihrer Umgebung wegen nur FeiDdseligkeiten in der Gemeinde bedeuten. C. 46 9 (xo opunv 7ioX- Aob? 8t£axpe£is, aXXa 7iaciv xoTs cpo(3ou- [x^vot? xov Deov oauos i'arjv Trape^xcoaav. 3) Lipsius p. 110, 113. Bezeichnend flir die Unsicherheit der Exe- gese ist, dass Gundert und Hilgenfeld eine andere Pointe finden als Lipsius. Jener vermutet, (a. a. 0. 1854 S. 49), dass die apyrtfol den Weibern eine gewisse Teilnahme an den offentlichen Angelegenheiten gestatten wollten, dieser (Nov. Test. a. a. 0. p. XXXVI n. 1) liest gar eine Empfehlung des ehelichen Lebens gegenuber dem ehelosen heraus. (Anders wieder Ap. Vater S. 80.) 4) Vgl. oben S. 33, Lipsius p. 115. 5) S. Lipsius p. 115 f. Auch Harnack sagt zu 10 7 : Hospitalitatem commendat auctor (cf. c. 11. 12), quia deerat Corinthiis (cf. c. 35). Ferner Lightfoot zu 1 2 und 35 5 . Er bemerkt S. 117 geradezu: Hence (weil die Korinther die friihere Gastfreundschaft verleugneten) the stress laid on the hospitality of Abraham (§ 10), of Lot (§ 11), of Rahab (§ 12) ; for this virtue cannot have been singled out in all three cases without some special reference. 6) Lipsius p. 116. Gleichwohl fanden sich (nach c. 3) gerade die Leute geringen Standes bereit ihnen zu folgen, p. 112. 7) Vgl. a. a. 0. S. 42 und die Widerlegung bei Lipsius p. 114. 8) Vgl. a. a. 0. S. 37 f. 4 * 52 8ovap.ea><; c. 11) wie ganz besonders die Kapitel 23 ff. durch den Zweifel der Gegner an dem Eintreten des Gerichts und der Auf- erstebung veranlasst sind. Ja ,,die Miihe, welche sich Klemens geben muss, um seine Leser von diesem Gegenstande zu iiber- zeugen . . . deutet auf einen Kampf gegen tief eingewurzelte Vorurteile (!) , wie die wiederholte Anrede ayaTr^TOt (!) und die kommunikative Sprecbweise (!) auf die grosse Yerbreitung jener Zweifel auch unter den Bessergesinnten". Audi Dilgenfeld scbeint zu meinen, dass Klemens diese Kapitel sckrieb, weil dem ,,helle- nischen Bewusstsein“ der Auferstehungsglaube besonders schwer wurde 1 ). Lipsius will mit Recht 2 *) den Fiihrern solcbe Dinge nicht aufgebiirdet wissen , aber auch er findet doch wieder in den Worten: fxr^s tvoaMsabo) 7} j 7jp,d)V (23 2 ) eine Allu- sion auf die apyrflol oTaastoc, sofern Klemens nicht bios vom Zweifel an den gottlichen Gaben, sondern auch von einer in ihrem vermeintlichen Besitze befriedigten Selbstiiberhebung (Hefele) rede 3 ). Genug. M.E. gehen alle diese und ahnliche 4 ) Ausdeutungen fehl. Schon das ware mehr als sonderbar, dass Klemens auf diese Dinge, und zwar — das ist das Auffallende — nicht hie und da, sondern immer wieder, nur so indirekt und im Vorbei- gehen zu reden kame. Waren die angenommenen Gebrechen in Korinth wirklich vorhanden und von solcher Bedeutung, so hatte er wahrlich alien Grund, sie scharf und ausdrucklich zu bekampfen. Auch sieht man nicht ein, wie er es sich entgehen lassen konnte, die Harte seiner Gegner, die Vernachlassigung der Gastfreund- schaft und dergl. als Waffen wider sie zu verwenden. Die Rich- tigkeit aller jener Vermutungen gesetzt, ist die wirkliche Haltung des Briefes ein Ratsel. Ferner aber entbehrt diese ganze Aus- legungsweise der Konsequenz. Die Ermahnung der Frauen soil durch bestimmte Yorkommnisse veranlasst sein. Dann schliesse man auch aus dem, was auf dieselbe folgt (21s), dass es mit der Kinderzucht in Korinth libel bestellt war, und dass die Kinder die Parteiung der Alten kopierten. Die Nennung der acptAo^evi'a oder der 7rXEove£i'a 5 ) soil spezielle Polemik enthalten. Warum 1) Apost. Yater S. 63. Dieses „heUenische Bewusstsein" ist eine recht fragwiirdige Grosse. 2) p. 123. Man braucht nur zu fragen , oh Bezweifler der Aufer- stehung den grossten Teil einer der grossten Gemeinden damals hinter sich haben konnten. 3) Zu fo8a'AXealloci vgl. die Ausg. des Bryennios p. 44. 4) Vgl. z. B. die Verwertung von c. 5 und 19 f. bei Credner, Ge- schichte des Neutest. Kanon, lierausg. v. Volkmar 1860 S. 50. 5) c. 35. Lipsius p. 118. 53 dann nicht auch die aller sonst erwahnten Siinden und Laster, wie Ehebruch, Unzucht, Vollerei (c. 30)? 1 ). Alle angefuhrten ZUge des Briefes miissen von Klemens selbst aus verstanden werden, nicht von Korinth aus. Spricht er ofter von der s xal Sixauoc Sisobovetv, txavd)? £7r£OT£i'Xapi£v UjxTv, avopec aSsAcpoi. 7cepl yap moreux; xal p.sxa- vot'a; xal yv7|a(ac dyaTnr]? xal EyxpaTEtac xal aaxppoaovYjc xal UTropiov^ Tcavxa to'ttov 2 ) £^TjXacp7]aajjL£V, i)7ro[xi[iV7jaxovT£? osTv 6p.ac £V oixatoauvfl xal dA^bst'a xal piaxpodop-i'cf Tip Travroxpaxopi bsip oaiios soapsaxsTv, opovoouvxac apv^aixaxinc sv ayairfl xal sip [XSTO. SXTSVOO? ETTlEtXEl'a? , Xadlh? Xal 01 TrpOOsSrjXcDpLEVOL TiaiEpE? Yjp,d)V EU7^psaT7jaaV TaTTElVOCppOVOUVTEC xxA. Den ersten Satz dieser Stelle konnte man dahin verstehn, dass mit „dem , was zu unserm Dienste gehort und was zum tugendhaften Leben hochniitzlich ist fiir die, welche schlecht und recht ihren Weg gehen wollen“, eben das Vefhalten gemeint sei, welches den Korinthern zur Pflicht gemacht wurde. Das ist auch nattirlich einbegriffen. Aber der zweite Satz zeigt doch wohl, dass der erste so allgemein genommen sein will , wie er lautet. Oder miissten wir in diesem zweiten Satze geflissentlich diejenigen Stticke des christlichen Lebens aufgezahlt sehen, die gerade den Korinthern ausser der Eintracht und fur den Frieden besonders zu wunschen waren ? Dann erklare man, weshalb gerade tc toxic, EyxpaxEta, oiropovT] und aiocppooovTj genannt werden , wahrend TaTTEtvocppoouvY] und UTraxorj , von denen besonders erstere im Briefe eine ganz andere Rolle spielt als jene vier BegrifFe, iiber- gangen sind. Nein, die Aufzahlung ist ein Inbegriff der christ- lichen Tugend iiberhaupt 3 ) ; und wenn sich der Verfasser nicht sehr unzutreffend ausdriickt, stellt er selbst den Brief unbeschadet der speziellen Riicksicht auf die korinthischen Wirren, die auch hier durchscheint , als eine allgemeine Anweisung iiber christliches Leben und Wohlverhalten hin. Noch ein zweiter Punkt mag erwahnt sein. Ausdriicklich wird im Rtickblicke der „zuvor genannten Vater“ gedacht. Gerade der letzte Teil des Briefes schweigt von den Gottesmannern der Schrift ; in Flille erscheinen sie als Muster besonders in den 1) S. Harnack und Lightfoot z. St. und zu 2. Clem. 19 x . Lightfoot halt die Bedeutung , prayer 4 fiir moglich, aber trotz 60 4 passt der Aus- druck nicht zum grossen Gebete. 2) Wohl s. v. a. unser , Punkt 4 . S. Lightfoot. Anders Bryennios und Harnack (to'ttoc = locus bibliorum). 3) Wie die Aufzahlung c. 64. 57 ersten Kapiteln. Ihre Erwahnung an dieser Stelle (cf. 63 1 ) lasst sicli dahin deuten, dass der Schreiber selbst die Mitteilung der alttest. Beispiele als etwas fur sein Schreiben Bedeutungsvolles ansah. Jedenfalls spiegelt dies 62. Kap. den Charakter des Briefs in trefflicher Weise ab. Die romische Gemeinde scbreibt in der bestimmten Absicht, praktisch auf die Korintber einzuwirken, und diese Absicht ist wesentlich fiir die Form aller Darlegungen, aber sie will dieselbe in einer feierlichen, sozusagen hohern Weise aus- fiihren, sie will den Briidern in der ap^ou'a exxX7]ata mehr geben als eine kurze, karge Anweisung: umfassende, allgemeine Beleh- rung, Mahnung, christliche Erkenntnis ; sie will eine Predigt balten , vielleieht will sie schreiben , wie ein Apostel schreiben wiirde. Diesen Charakter sucht sie ihrem Briefe nicht zum wenigsten dadurch zu geben , dass sie reichlich mit Schriftwort und Sehriftbeispiel redet. Die klare Einsicht in die Eigentiimlichkeit des Schreibens ist vielleieht auch fiir die Beurteilung anderer Urkunden wie des Hebraeerbriefes nicht ganz ohne Wert. Jedenfalls erhoht sie das Zutraun, dass wir wirklich das Wesentliche des ,,Christentums“ des Klemens zu sehen bekommen. Hatte der Verf. mehr auf die eine Streitfrage sich beschrankt , so miissten wir vermuten , nur einen kleinen Ausschnitt aus seinem Gedankenkreise zu haben. Auch so haben wir kein vollstandiges , aber doch ein charakte- ristisches Bild desselben. Schwerlich wiirden z. B. die Begrifife der TctTTSLVocppoouvrj , der ottoixot] gegen das gottliche so vorschlagen , wenn sie nicht ganz abgesehen von der Streitfrage zentrale fiir Klemens waren. Auch die Einfiigung des grossen Gebets wird so begreiflicher. Ich halte die Zweifel, welche Jacobi 1 ) und nach ihm Overbeck 2 ) dagegen , dass es urspriinglich im Briefe stand, ausgesprochen haben , fiir gar nicht fernliegend 3 ). Wegen der lexikalischen Verwandtschaft 4 ) zwischen Gebet und Brief wird man sie doch abweisen miissen. Die Aufnahme eines in den Zusammenhang gar nicht passenden Gebetes wird aber am wenigsten Befremden erregen bei einem Verfasser, der seinen Lesern auch iiber den nachsten Zweck hinaus gern mancherlei Gutes sagte und seine Gedanken oft nur lose aneinanderschob. 1) Theol. Studd. und Kritiken 1876 S. 707 ff. 2) Theol. Literaturzeitung 1877 Sp. 286. 3) Was Zahn a. a. 0. bemerkt hat, urn Beziehungen zwischen dem Gebete und dem Inhalte des Briefes herzustellen , ist nichts weniger als iiberzeugend. 4) S. Lightfoot Append. S. 463 ff. 58 — II. Der erste Klemensbrief und das Alte Testament. In den weitaus meisten Schriften , welche sich eingehender mit der christlichen Anschauungs- und Denkweise des 1 . Klemens- briefes befassen, ist es ein charakteristischer Zug der Behandlungs- weise , dass man den Brief ganz vorwiegend auf sein Verhaltnis zum Apostel Paulus bzw. den diesem gegeniiber gestellten Formen des apostoliscben Christentums ansieht und beurteilt. Es gilt dies nicbt bios von den Schriften der Tubinger Scliule, sondern auch von denen , welche sich so wesentlich durch den Gegensatz zu derselben charakterisieren wie die Werke von Ritschl 1 ), Reuss 2 ), Lechler 3 ) oder Engelhard 4 ). Und wenn bei diesen Schriften jenes Verfahren leicht begreiflich ist, weil sie ganz von der Tendenz beherrscht sind , ein Gesamtbild der Entwicklung des Urchristentums nach seinen entscheidenden Ziigen zu konstruieren, und vor allem das Schicksal gewisser urchristlicher, namentlich paulinischer Gedanken in der nachapostolischen Zeit zu verfolgen suchen, so herrscht es doch ebenso sehr in andern Darstellungen, welche sich auf den Klemensbrief beschranken. Ich nenne nur Hilgenfelds „Apostolische Vater“ oder die eingehende und in vieler Hinsicht wertvolle Monographie von Lipsius 5 ) oder die theologischen Partien in Lightfoots Kommentar. Zweifellos hat man bei dieser Methode 6 ) sehr viele richtige, wenn auch oft nur negative Beobachtungen fiber den Brief ge- 1) Die Entstehung der altkatholischen Kirche 2 1857. 2) Histoire de la theologie chrdtienne au siecle apostolique 3 1864. 3) Das apost. und das nachapost. Zeitalter 2 1857 (dritte Aufl. mir nicht zuganglich). 4) Das Christentum Justins des Martyrers 1878. 5) De Clementis Rom. epist. ad Corinth, priore disquisitio 1855. Vgl. z. B. §3: „De iustificatione et fide. De bonis operibus“ oder eine Stelle wie p. 82 f. Oefter sieht es nach Lipsius so aus, als ob Klemens bemiiht ware, sich mit der Autoritat des Paulus auseinander zu setzen, ihm nicht zu widersprechen. Ein solches Bemuhen ist iiberhaupt nicht nachweisbar. 6) Verlassen ist sie von Harnack (Dogmengeschichte) und im We- sentlichen auch von Pfleiderer (Urchristentum ; s. bes. S. 649 f. ; vgl. auch „Der Paulinismus“ 2. Aufl. 1890). Fur iiberwunden aber kann sie keineswegs gelten. 59 macht. Zweifellos hat auch die Frage nach dem Verhaltnis des Klemens zu Paulus eine Bedeutung. Aber wenn es auf die Charakteristik des Klemens ankommt, ist sie eine Frage zweiter Ordnung : man bekommt Klemens nicht deutlich zu sehen, wenn man ihn in den machtigen Schatten des Paulus ruckt. Ueber die schiefen Auffassungen , die so entstanden sind , liesse sich ein eignes Kapitel schreiben. Ich bemerke nur eins. Wenn eine solche Vergleichung im Vordergrunde steht, wird der Brief un- vermeidlic-h — denn naturgemass geht man bei dem Vergleiche nicht von Klemens, sondern stets von Paulus aus — einem Ver- hore nach Gesichtspunkten unterworfen, die ihm selbst entweder fremd sind oder fur ihn hinter andere zuriicktreten. Fragt man in erster Linie, wie Klemens liber Rechtfertigung aus dem Glau- ben , Glaube mid Werke, Tod und Auferstehung Christi denkt, so erfahrt man zwar, dass er nicht gleich Paulus ist *), so oder so sich mit ihm beriihrt, so oder so von ihm unterscheidet ; aber man hat die Aufmerksamkeit damit auf Punkte gelenkt, die bei Klemens samtlich in zweiter Linie stehen, und die Eigentlimlich- keit des Briefes kann in dieser Beleuchtung unmoglich zum Rechte kommen. Es ist m. E. vornehmlich der eben andeutungsweise bezeich- neten , iibrigens ja durch den ganzen Gang der Forschung be- dingten Methode zuzuschreiben , wenn auch die Bedeutung des Alton Testaments im Klemensbriefe noch nicht allseitig und treffend genug gewiirdigt worden ist. Es ist auch nach dieser Seite in einzelnen Arbeiten sehr viel Schatzbares enthalten, aber, wie mir scheint, geben auch die besten noch keinen hinreichenden Eindruck davon , dass der Wert, den das Schreiben der romi- schen Gemeinde als geschichtliche Urkunde fur das Christentum des ausgehenden ersten Jahrhunderts besitzt, nicht zum W e- nigsten in der Art seiner Verwertung und Schat- zung des Alten Testamentes liegt, und dass diese Verwertung und Schatzung fur die christliche Gesamthaltung des Verfassers wesentlich ist 1 2 ). 1) Materiell sind gewiss diejenigen im Rechte, die wie Reuss von einem ganz abgefarbten Paulinismus reden, von dem nur noch Redens- arten ubrig geblieben sind. Man muss nur die Thatsache erwagen, dass der Verf. den Romerbrief in Handen Latte, urn zu sehen, wie peripherisch die Bedeutung des spezifisch paulinischen Elementes ist. Allein der Brief hat ein Anrecht darauf, nicht bios in dieser negativen Art charakterisiert zu werden. 2) Ich unterlasse es, diese Behauptung durch eine Wiirdigung der einschlagenden Arbeiten zu begriinden. Als ganz bezeiclinend kann es gelten, dass Uhlhorn in seinem Artikel ,, Clemens von Rom“ (Herzogs RE. 2 Ill S. 256) bei der Besprechung des „Lehrbegriffs“ des Briefes vom A.T. vollig schweigt, wahrend er die Rechtfertigungslehre behandelt. 60 Indem ich mich anschicke, den Gegenstand von Neuem zu untersuchen , bemerke ich , dass es nicht bios in der Richtung geschehen soil, fur welche die obigen Bemerkungen von Belang sind. Die textkritischen ! ) Fragen als solche werde ich jedoch zur Seite lassen ; eine Behandlung derselben konnte nur dann fordernd sein , wenn die Untersuchung sich nicht auf den Brief beschrankte. Die Bezieh ungen auf das A. T. nehmen rein ausserlich betrachtet einen sehr breiten Raum im Klemensbriefe ein. Wir zahlen mehr als 70 1 2 ) eigentliche Zitate , unter denen einige ein Konglomerat aus verschiedenen Schriftstellen sind, ferner raehr als 20 Erinnerungen an alttestam. Geschichten bzw. Nacherzah- lungen solcher 3 ). Dazu kommen noch eine Reihe von Anspie- lungen an biblische Stellen. Ich habe bereits in der vorigen Abhandlung 4 ) ausgesprochen, dass dieser reichliche Gebrauch des A. T. der feierlichen , lehr- haften Art des ganzen Schreibens entspreche. Weil der Brief in gewissem Sinne den Charakter einer homiletischen Arbeit und nicht bios den eines Gelegenheitsproduktes hat, so ist es naturlich, dass seine Sprache sich der hochsten zu Gebote stehenden Form religioser Mitteilung — denn das ist das alttestam. Schriftwort — mit besonderer Vorliebe und Geflissentlichkeit bedient. Sicher hat der Schreiber vorausgesetzt , durch die Heranziehung der Schriftworte werde seine Mahnung an die Leser besonders ge- wichtig und eindrucksvoll werden 5 ). Eine hohere Autoritat kann er nicht aufbieten, und hier stehen seine Leser ganz auf dem gleichen Boden wie er. Hat das Schreiben in Korinth unmittel- 1) Vgl. hiezu besonders Lightfoots Noten ; ferner Hilgenfeld, Apostol. Vater S. 100 f., Harnack, Prolegg. p. LI., Ekker, disquisitio etc. (s. oben S. 33) p. 45 ff. (der iibrigens falschlich [p. 55] eine Heranziehung des hebraischen Textes annimmt). Vgl. auch Hatch , Essays in biblical Greek Oxford 1889 und de Lagarde, Mitteilungen 2 54 . 2) Unter diesen freilich mehrere aus nicht kanonischen Biichern : vgl. 8g 17 6 23 8 f. 26 2 27 6 (= Sap. 12„ 11 M ) 34 8 (= 1. Kor. 2 9 ) 46 2 50 4 . Betreffs der Vermutungen liber die Ilerkunft der einzelnen Zitate vgl. die Kommentare von Hilgenfeld, Harnack u. bes. Lightfoot. 3) Die im Index locorum V. T. bei Gebhard-Harnack aufgefiihrten 134 alttest. Schriftstellen umfassen auch blosse Anlehnungen bzw. zweifelhafte Zitate. 4) S. S. 56 f. 5) Indessen liegt kein Grund vor , bier so speziell wie Wieseler (Ueber den Brief des rcim. Klemens an die Korinther , Jahrbb. fur deutsche Theol. 1877 S. 382) eine Riicksicht auf die „Ruhestorer“ anzu- nehmen. Keineswegs zieht Klemens gerade dort, wo er besonders liber sie oder zu ihnen redet, das Schriftwort an. 61 bar durchschlagend gewirkt, was ganz wobl denkbar ist, so wird der Schriftbeweis sein gut Teil dazu beigetragen baben. Sieht man auf das Einzelne, so erkennt man noch deutlicher , dass die Zitate aus dem A.T. keineswegs bios gelegentlicb und zufallig in die sonstigen Ausfuhrungen eingestreut sind. Sie sind vielmebr an manchen Stellen, und zwar — psychologisch ganz begreiflich — im Anfange am meisten, mit offenbarer Sorgfalt ausgewahlt, mit Fleiss zusammengestellt, mit Absicht gehauft. Eine Zusammen- stellung der Art ist die Anzahl von Beispielen, mit welchen das Verderbliche des C?jAo<; (sei es fiir die, welche ihn haben, oder fur die, gegen die er sich richtet) illustriert wird (c. 4) ; der Yerf. kann dieselben nicht ohne absiehtliches Suchen ausgewahlt haben. Aehnliches gilt von den Beispielen in c. 9 — 12, innerhalb deren die Geschichte Abrahams wieder besonders ausfiihrlich durchge- gangen wird. Eine besonders geschickte, fast kunstvolle Zusam- menstellung ist in c. 17 und 18 enthalten : an den 4 Beispielen ,,bezeugter“ Manner ( p.sp,a pro p^ pivot), namlich des Abraham, lob, Mose und David wird die Verbindung von begnadigter Stellung und personlicher Demut anschaulich gemacht, indem je ein Urteil liber jene Manner und ein Wort demiitiger Selbstbeurteilung aus ihrem Munde gegeniibergestellt wird. Zusammenordnung von zwei und mehr Spruchen fur denselben Gedanken findet sich oft: vgl. z. B. c. 15 (6 Zitate), 26, 29, 52, 56 (4 Zitate). Der Zusammenhang, welcher zwischen dem Zwecke des Briefes und dem Hervortreten des A. T. besteht, ist fur eine richtige Wiirdigung des alttestam. Elementes nicht zu iibersehen , aber er ist doch von untergeordneter Bedeutung. Die Hauptsache ist, dass der Gesamteindruck auf einen Mann weist, dem es natiirlich war, sobald er iiber christliche Dinge sprach , alttestam. Worte und Beispiele in seine Rede einzuflechten. Ohne eine ausgebil- dete Gewohnheit im Gebrauche des Schriftworts, ohne eine erheb- liche Kenntnis desselben hatte der Verf. nicht so schreiben konnen, wie er schrieb ; wer die Spriiche und Beispiele so kombinieren kann wie er, muss eine Fiille von einzelnen Stellen gegenwartig haben. Von dem Umfang und der Art der Schriftkenntnis des Verf. lasst sich natiirlich doch nur eine unvollkommene Vor- stellung gewinnen. Ich hebe im Folgenden einige Punkte hervor, die mir im Umkreise dieser Frage als beachtenswert erscheinen. 1. Bewusst oder unbewusst kommen dem Verf. hier und dort Reminiszenzen und Anklange an das alttestam. Schriftwort in die Feder. Sie zeigen zum Teil besser als die ausdrucklichen Zitate seine Vertrautheit mit dem heiligen Buche und mogen daher hier zusammengestellt sein *). 1) Vgl. fiir das Meiste Lightfoots Noten. — 62 — Die Worte 2 s: xot dtxattdfiaxa too xoptoo iitl xa TrAaxYj xrj? xapdt'a ? opubv sysypaTrxo ruhen auf Prov. 7 s (cf. 22 20, 33 u. Lightfoot zu l.Klem. 2 s): £ 7 riypa<|>ov os (s[ia? svxoXa? xal flttbasi?) stti to TrXaxo? ty|? xapdt'a? aoo. Heisst es 3 3 in Bezug auf die oxaat? der Korinther : ETrYiyspOYiaav 01 axtfiot stiI too? svti'[aoo? . . . ot vsoi £t :1 too? TTpsa^oTspoo? , so ist klar, dass Klemens eine deutliche Erinnerung an Jes. 3 s hatte : 7 cpoaxdt]>st to iraidiov Tipo? tov TrpsopoTTjV, 6 axipto? irpo? tov £VTi(jLov *). Gleich 3 4 findet sich die Wendung : Tro'ppto airsaxY] yj dtxatoadvY] , offenbar nach Jes. 59 14: xal dtxatoadvYj ptaxpav acpsaxYjxsv. 21 9: 00 yj ttvoyj adxoo sv YjpiTv saxtv xal oxav avsXsl aoTTjV zeigt die Bekannt- schaft rait Ps. 10429 : avxavsAst? to Trvsdp-a adxtov (xal ixXstyov- xat). Die Worte 23 1 : 6 otxTt'ppttnv xaxd Travxa xal sdspysxtxo? TraxYjp iyzi auXay^va stuI too? cpofioopivoo? adxo'v rnogen keine eigentliche Anspielung an Ps. 103 8.11.13 sein, aber sie zeigen die Farbe dieser und ahnlicher Stellen , wie denn auch sonst Worte vorkommen , welcbe Psalmenton haben. Der Satz 30 7 (vgl. §6 n. 382 ): Y] fiapTopi'a tyj? ayahT}? 7Tpd(;£«>? Yiptov otdo'abto 671 ’ aXAtov ist wahrscheinlicher ein Anklang an Prov. 27 2 : syxtnp-ta- Csxto os 6 7rsXa? xal (xyj to aov axo'p.a xxA. als an Rom. 2 29 , 1. Kor. 45, 2. Kor. IO18. Docb brauchen solche Sentenzen iiber- haupt nicht auf einzelne Schriftstellen zurtickzugeben. Et? xa? oovaytnya? 20 6 stammt aus Gen. 1 9 (xal oovy^Oy] to odtop . . . si? xa? aovaytoya? adxtov); avspitov axaOp-ot (20 10; s. Lightfoot) aus Job 2825 ; die Wendung xt xaAov xal xspTrvdv (7 3 ) aus Ps. 132 1 , das ^XsoaCstv xal p.oxTY]ptCstv in 39 1 aus Ps. 79 4: p.ox- x^piap-o? xal ^Asoaopto'?. Bei Erwahnung der Geschichte Pharaos 51 5 wird der in der Exoduserzahlung haufige Ausdruck xa xs app-axa xal ol avapaxat gebraucht (Exod. 14 23. 26. 28 u. s.). Eine Reminiszenz an den Text des Buches Judith (1315,16 s) ist das lv X £L pl ^YjXsia? 55 5 , wie man auch konstruiere. Mit. der Bezug - nahme auf Esther 7 ff. verkniipft sich eine Anspielung an Esth. 4 16 (55 o). Moglicherweise geht auch der Ausdruck xaxaaTpocpYj 7 7 direkt auf Jon. 84 : xal Niveoy] xaxaaTpacpYjasxai zuriick. 51 4 heisst es von den Emporern wider Moses (Num. 16): xaxsffyaav “yap st? adoo Ctovxs?, xal Odvaxo? 7rotp.avst adxoo? : die erste Halfte ist eine fast wortliche Anfiihrung von Num. 16 33 : xal xaT^Yjoav adxol xal daa soxlv adxtov Ctovxa si? ctooo (vgl. 16 30: xat xaxa- PYjaovxai Corns? st? adoo): die andere Halfte stammt aus Ps. 49 15. Klemens wird darauf geftihrt, sie anzufiigen , weil ihm die un- mittelbar vorhergehenden , an Num. 16 33 anklingenden Worte des Psalms: to? Tipd^axa sv adoo sOsvxo im Gedachtnisse sind. 1) Eine Erinnerung an 1. Kor. 4 10 ist mindestens unsicher (gegen Hilgenfeld, N. T. extra can. a. a. O. p. XXXIV). 63 Im gleichen Zusammenhange hat auch das axX7]povat sein Vor- bild an Num. 16 26 : xuiv av&pcoTroov xdiv axXTjpmv xooxoov. Ebenfalls aus Num. 16 *) (v. 22 cf. Num. 27 le) stammt der Aus- druck 8s xwv TrvsopuxTov xal xopios itaar^ aapxoc (c. 64, 59 3 ). 20 6.7 beweisen die Worte 00 7rap£x(3atvei xa TrepixsOsipiva aux-fl (x^j OaXaaa'ifj) xXsTOpa vor dem Zitate aus lob 38 11 : sox; u> 8s rfezic, x at xd xop.axa 000 sv aoi aovxpipr^asxai (LXX: pi^pi xooxou sXsuafl xal 06 ^ OTrsp^YjaTf] , aXX’ sv asaox^j aovxpt(3Yia£xai' aoo xd x6(iaxa) die Bekanntschaft mit dem Kontexte jener S telle (s. lob 38 10: £&£|xy]v 8 s aux-fi opia, TispiOsic; xXsTOpa), wenn wir annehmen diirfen, dass das Zitat selbst aus dem Gedachtnis gegeben ist. IJeber die Bezeichnung des Abraham als cpiXo? Osoo und des Moses als OspaTitov s. unten. Im grossen Gebete (c. 59 ff.) haufen sich die alttestamentlichen Anklange (s. Lightfoot) ; wir iibergehen sie aber, da dies Gebet keinesfalls erst ad hoc vom Verf. des Briefes komponiert sein kann. — Einige der angefiihrten alttestam. Beziehungen werden der allgemeinen christlichen Sprache angehort haben, die Mehrzahl weist auf einen nicht geringen Ge- dachtnisbesitz des Klemens hin 1 2 ). 1) Es lasst sich vermuten, dass der korintliische Streit Klemens auf Num. 16 u. 17 besonders aufmerksam machte. Ygl. 4 12 und c. 43 (= Num. 17). 2) Ich merke hier die wichtigsten Begriffe und Wend ungen von spezifisch alttestam. Geprage an, welche unter die cha- rakteristisclien Elemente der religiosen Sprache des Klemens zu zahlen sind. Sie beweisen natiirlich nicht fur die Beschaftigung mit der Schrift selbst, aber sie sind oin Hinweis auf die Bedeutung des Jiidischen bezw. Hellenistischen fiir das Christentum des Klemens. Zunachst folgende B e z ei chn unge n f ii r Go tt : 6 Ttoi^aa? ^p-a? (7 3 , 14 8 ), 6 7tXaaa? (38 3 ), 6 od»iaxos (45 7 bis, 59 3 , vgl. Sirach), 6 7iavxoxpdx(op $eos (intr., 2 3 32 4 62 2 vgl. 60 4 : xtp Tcavxoxpaxopi ovo'piaTt, 8 5 : 7iavxoxpaxopixd?, hier zum ersten Male ; 7iavxoxpdxwp ist in den LXX haufige Uebersetzung von niNSSfc, im lob auch von 1 t;u3), 8e5irdx7]s (etwa 20 Male, vgl. Sirach). Ferncr: cpd(3o? (too fteoo) (2 8 3 4 19 2 21 68 51 2 64), TiaiSsla (21 6 56 2 . i6 62 3 : xa Xdyia xrj? icaidsla? too Oeoo), ol cpo(3oupi£vot xov $sov (21 7 23j 45 e ; vgl. Psalmen), ol IXir(Covxes £711 fteov (11 1 12 7 cf. 22 7 ; Psalmen), xd TTpoaxocypaxa #eoo (20 6 37! [40 5 ] 50 5 ), xd Sixaubp-axa xal 7ipoaxa'Ypaxa x. xoploo (2 8 58 2 ), dv xoT? vop-tpoi; (s. iiber d. LA. Lightfoot, auch Append. 399) xoo rkoo TCopeoeallat (1 3 ); vgl.3 4 : xoT$ vopupiot; xwv TrpoaxaYJJ-dxtov TtopeoecDat ; 40 4 : xots vopu'fxois xoo SearcoToo dxoXoo&etv). Was die genannten Bezeichnungen Gottes (vgl. dazu noch xxfoxrjc, OYjfuoopYoa, 87)p.toopYV)aa? , s. Index bei Harnack) angeht , so korrespon- diert ihrer Haufigkeit ein verhaltnismassiges Zuriicktreten des Vater- namens (Lipsius p. 69 : ,Deus ap. Clem. D 0 mi nu s (SeaTro'xrj?) sexcenties . . ., Pater rarissime appellatur‘). Man sieht hier, dass es keineswegs richtig ist, den Abstand, der in diesem Punkte unleugbar zwischen Paulus und Klemens besteht, ohne Weiteres auf ein Eindringen heid- nischer Denkart in die apostolische Gedankenwelt zuruckzufuhren, (vgl. z. B. Engelhardt , das Christent. Justins d. M. S. 398) Oder auch das 64 2. Von einigem Interesse ist auch die Frage, ob Klemens die formlichen Zitate abschreibt oder aus der Erinnerung giebt. In vielen Fallen lasst sich nicbts ausmachen. Priift man die einzelnen Zitate in dieser Hinsicht, so ergiebt sich zunachst die Thatsache , dass samtliche umfangreicheren Anfiihrungen zu den wortlichsten * 1 ) gehoren, d. h. nicht er- heblicher von dem sixtinischen Texte der LXX differieren als die einzelnen HSS. der LXX unter einander. Dass selbst Va- rianten, welche durch keine der bekannten HSS. der LXX gedeckt werden, bei den urchristlichen Schriftstellern nicht sofort als Un- genauigkeiten oder zufallige Irrtumer im Zitieren anznsehen sind, hat neuerdings Hatch 2 ) an einer Reihe von Beispielen einleuchtend gezeigt. Mit Wahrscheinlichkeit durfen daher mindestens folgende Zitate als nichtgedachtnismassige gelten: Gen. 43—8 (4ifL), Jes. 1 16 — so (8 4ff.), ^ en * 12 1—3 ( 1 0 3 ) , Gen. 1 3 1 4 — ig (10 4 ff.), Gen. 15 5 f. (10 e), Jes. 53 1-12 (16 3 ff.), Ps. 22 7-9 (16 15 ff.), Ps. 51 8 -i9 ( 1 8 2 ff.), Ps. 34i2-i8 (22 1 ff.), Ps. 50ie-23 (35 7 ff.), lob 4 16 — is 15 15 3 ) 4 19-5 5 (39 2 ff.) 4 ) , lob 5 17-26 (56 6 ff.), Prov. 1 23-31 (57 3 ff.). Hinsichtlich der iibrigen Zitate ist zu sagen, dass im Allgemeinen weder die Genauigkeit der Uebereinstimmung mit dem LXX-Texte gegen eine Anfiihrung aus der Erinnerung noch die Abweichung unbedingt fur dieselbe beweist 5 ). Indessen Vorwalten des Schopfer- und Herrnnamens a priori als das Spat ere zu betrachten. Mit alttestam. = jiidischen Einflussen ist sehr zu rechnen. — Die Thatsache, dass SeairoxY]? so haufig ist , 7iGcxr)p so viel seltener, mit Lightfoot (S. 55) teilweise aus dem Gegenstande des Schreibens zu erklaren, welches vor allem die Pflicht der Unterwerfung (cf. Sea7cdT7]s) betone, geht nicht an. — Bemerkt sei hier noch, dass derHebraeer- brief weder Ttavxoxpaxwp noch SeairdxTjs noch xxtaxTjs von Gott gebraucht (Srjijuoupyds 11 10 , aber auch nicht als Name). 1) S. bes. Lightfoots Nachweisungen. 2) A. a. 0. Essay IV: On early quotations from the Septuagint S. 130 ff. 3) Die Einschiebung der mit 4 18 sich beriihrenden Worte aus 15 15 setzt entweder voraus, dass Klemens einen solchen Text las, oder sie geht auf die Erganzung eines Abschreibers zuriick. 4) Nicht leicht zu begreifen ist , was 53 2 ff. aus der Geschichte des Moses angefiihrt wird. Die Einleitung (cf. dcvoc(3avxos xo opo?) erinnert mehr an Deut. 9 9 als an Exod. 34 28 . Das folgende Zitat stimmt wesentlich mit Deut. 9 12 ff., viel weniger mit Exod. 32 7 ff. (das doppelte Muvjct) auch bei Barn. 4 8 , 14 8 stand wohl in damaligen Texten, cf. Exod. 3 4 ). Der Schluss aber ist eine ziemlich freie Reproduktion von Exod. 3 2 82 . Es scheint, dass Kl. diese Worte, auf die es ihm dem Zusammenhange nach wesentlich ankommt, auch in Deut. 9 zuerst ver- mutet, da dieser Text sie aber nicht darbot , aus dem Gedachtnis oder mit Zuziehung des parallelen Textes Exod. 32 anfugte. 5) Ein Beispiel in letzterer Hinsicht scheint 1 8 x zu bieten. Ps. 89 21 wird bier so zitiert: eupov avopa -zaxa xrjv xapotav jjlou, AautS xov xoo ’leaaa^- iUei alto'dtp lypiaa a6xdv. Man vermutet zunachst, dass Ps. 89 21 weisen mehrere Zitate bestimmt auf eine ged&chtnism&ssige An- fiihrungsweise hin. Es sind diejenigen, in welchen Klemens meh- rere Schriftstellen offenbar vermischt. So wird 13 1 Jerem. 9 23 ff. mit 1. Sam. 2 io (cf. Lightfoot) und mit 1. Kor. 1 31 (2. Kor. 10 17 ) oder der dort als Schriftwort zitierten unbekannten Stelle zu einem Ganzen verbnnden. 14 4 wird Prov. 221 a (nach A) mit den Worten : ot 8s TrapavofxoovTS? s^oAsOpsoO^oovTai air’ auT% fortgesetzt, in welchen Worte ans Prov. 222 (cf. aiz aot 9js) und Ps. 37 38 (vgl. V. 9) (s^oAsOpsob^covTat ; das folgende Zitat aus Ps. 3 7 35 b) durcheinandergebracht sind. Beide Texte waren Kle- mens gelaufig, doch nicht so, dass er sie auseinderhalten konnte. 26 2 zitiert Klemens aus Ps. 3 6 : xal oTivmaa, l^yspOYjv, fahrt dann aber nicht mit den Worten : ou xopto? avTiA^exai { 100 , sondern mit den Worten: on ao {isr’ spioo si ans Ps. 234 fort * 1 ). 34 6 ist offenbar Dan. 7 10 und Jes. 63 in ungenauer Erin- nerung zusammengebracht 2 * ). Vgl. ausserdem 17s 23s 293 34s 504. (eopov Aao. xov SooXo'v p. 00 , £v iXatip (dXdei B) dyttp p .00 l/piaa a5xdv) mit 1. Sam. 13 14 (av&pwTcov xaxa t xapdi'av p. 00 ) verwoben sei. Aber wenn Act. 13 2 2 gelesen wird: eupov Aaueid xov too ’Ieaa., av§pa xaxa xrjv xap8. ( 100 , so scheint es, dass Klemens auch mit jenem Zusatze einem damals gangigen Texte folgte. Denn schwerlich ist mit Lightfoot auf Abhan- gigkeit des Klemens von Act. 13 22 zu schliesseu. 1) Hatch a. a. 0. S. 176 erklart die Gestalt des Zitats aus dem zu vermutenden Vorhandensein „revidierter“ Psalmenausgaben (, revised 4 or , adapted 4 editions of the psalms vgl. S. 180). Eine sehr unwahrschein- liche Annahme, da man keinen Grund erkennt , weshalb das sachlich einfache und sprachlich nicht veraltete (cf. Luk. 1 64 Act. 20 35 u. s.) oxt xopto? avxiX^exai' p .00 mit der anderen Form vertauscht sein sollte. 2) Nach Hatch hat Kl. diese Kombination iibernommen. Er stellt namlich (a. a. 0. S. 202 ff. Essay V : On composite quotations from the Septuagint cf. S. 186) die Hypothese auf, dass schon damals Hand- biicher mit sachlich geordnetenZusammenstellungen von Zita ten seitens der Christen benutzt wurden, und sucht dies an einer Reihe von Zitaten aus 1. Klem., Barnab. und Justin wahrschein- lich zu machen. Im Klemensbriefe hebt er funf solcher Stellenkombi- nationen hervor : 1) c. 15 (Ps. 78 36 . S7 31 18 12 4 b 5 ); 2) c. 22 (Ps. 34 12 _ 18 und 32 10 ) ; 3) c. 34 (Dan. 7 10 und Jes. 6 3 ); 4) c. 50 (Jes. 26 20 und Ezech. 37 12 f. oder 4. Esra 2 16 ); 5) c. 56 (Ps. 118 18J Prov. 3 12 und Ps. 141 6 ; doch s. die Bern, von Hatch S. 207). Ueber die allgemeine Wahrscheinlichkeit, dass damalige Christen solche auf das alexan- drinische Judentum (Hatch S. 203) zuriickgehende Anthologien oder Handbiicher benutzten , ist hier nicht zu reden. Es kann sich nur fragen, welche Evidenz die Hypothese in Bezug auf das von Hatch herangezogene Material besitzt. Ich glaube doch, eine weit geringere als Hatch (und anscheinend auch Harnack s. Theol. Lit.-Ztg. 1890 Nro. 12 Sp. 300) annimmt. Der entscheidende Beweis miisste darin liegen , dass sich die gleichen Kombinationen von Stellen in verschiedenen,von einander unabhangigen Schrift- stellern finden. Hatch fuhrt nun in der That zwei solche Falle an. 5 Wrede, Untersuchungen zum 1. Klemensbriefe. 66 Audi ein Zitat wie das aus Ps. 18 2 6 f - , welches 46 3 abweichend von seinem eigentlichen Sinne als moralische Vorschrift genommen wird, erklart sich am ersten, wenn der Text, der schon in V 28 Der eine ist die Zitatenkombination von Rom. 3 10 _ 18 , welche sich teil- weise wiederfindet bei Justin, Dial. c. Tryph. c. 27. Aber dieser Fall ist mehrdeutig. Sehen wir davon ab, dass Justin direkt von Paulus abhangig war, lassen wir auch die Moglichkeit bei Seite, dass Justin aus einem schon aus Rom. 3 erganzten LXX-Texte von Ps. 14 (die Zusatze finden sich bei BSRU, sie fehlen bei AS corr -, cf. Swete, The psalms in Greek) schopfte. Die Zusammenstellung macht in der That im Romerbriefe nicht den Eindruck, dass sie erstmalig fur den Zusammenhang von Rom. 3 gemacht sei (vgl. bes.V. 13 — 17). Aber warum konnen nicht (trotz Hatch S. 211) sowohl Paulus als Justin einen bereits friiher bereicherten Text von Ps. 14 benutzt haben? 1st es weniger wahrscbeinlich, als dass ibnen Spruchsammlungen naher Verwandtschaft vorlagen? Der andere Fall ist eine Zusammenstellung bei Barn. c. 11 und Justin, Dial. c. 114. Die Aehnlichkeit beider Stellen ist hier nur eine beschrankte. Barnabas hat Jer. 2 iri 3 bd-J e s. 1 6 ,b. s a, Justin dagegen Je r. 2 ! 3 b+ Je s. 16^-pJer. 3 8 (zum Teil). Der Text ist im Einzelnen sehr verscbieden. Dass beide Schriftsteller nicht unmittelbar der gleicben Vorlage folgten, ist gewiss. Zu bemerken ist auch, dass Justin das Zitat direkt mit den Worten TepepJocs piv yap ooxtos (3oa einleitet (Barn.: 0 Tzpo^xr^). Mogen nun selbst die beiden Zusammen- stellungen auf eine Quelle der Art, wie sie Hatch vermutet, letztlich ziiriickgehen , so beweist das doch noch nicht fiir die unmittelbare Benutzung von Bibelexzerpten. Justin wie Barnabas gebrauchen ihr Zitat, wenn auch in etwas verschiedener Weise. fur die Polemik gegen das Judentum. Es ist ein naheliegender Gedanke, dass diese Verwen- wendung tradition ell war, um so mehr, als sich ganz in der Nahe unsrer Stellen (Barn. c. 12 und Dial. Ill — 113; s. Joh. Weiss, Der Barnabasbrief krit. untersucht 1888 S. 123) weitere Parallelen tradi- tioneller Polemik finden ; dann aber verliert die Uebereinstimmung ihre von Hatch angenommene Beweiskraft. — Was die einzelnen Klem ens- stellen angeht, so wiirden ja Zusammenstellungen wie die in c. 15 oder 22 gut durch die fragliche Hypothese erklart werden. (Hinfallig ist die Bemerkung von H. (S. 205), dass Clemens Alex. Strom. IV 6 p. 577 die gleiche Zitatenreihe wie das 15. Kapitel unsres Briefes nach derselben Quelle bringe. H. hat iibersehen, dass Clem. Al. — der Kontext zeigt es — unsern Brief einfaeh abschreibt.) C. 34 liegt es dagegen an sich Daher, die Verbindung des Trishagion mit der Danielstelle auf einen Gedachtnisirrtum zuriickzufuhren. Eine Kom- bination wie die in c. 52 a f. , wo Ps. 51 19 mit yap ohne ein ,xod TcaXiv* oder dgl. an Ps. 50 14 f. angeschlossen wird, scheint (wenn man den Kontext erwagt) am besten verstandlich zu sein, wenn sie Klemens selbst angehort. Nach der von Klemens bewiesenen Kenntnis desA.T., besonders der Psalmen, und nach der Bedeutung, welche die Zitate im Briefe haben, liegt keine besondere Schwierigkeit darin, ihm auch eine Aneinanderreihung von Worten wie c. 15 (vgl. die vorhergehenden Zitate aus Jes. 29 18 und Ps. 62 6 ) zuzutrauen. Gern wird man sich aber durch Hatchs scbarfsinnige Bemerkungen daran erinnern lassen, dass die Auswahl der Zitate auch dort vielfach unter dem Einfluss einer Tradition steht, wo wir ihn nicht konstatieren konnen. 67 den von Klemens untergelegten Sinn deutlich ausschliesst , nicht herbeigezogen wurde. Endliek sei auf die mehrfach vorkommende Zitationsformel Asyst yap ttoo (15 2 21 2 262 , mit ^ ypacpY) 42s — bei dieser Stelle ist das ttou nicht zu tibersehen, wenn man fragt, ob Klemens den Text absichtlich geandert hat oder nicht — oder to ypacpeiov 282 ) hingewiesen , welche, nur bei kleineren Zitaten angewandt , direkt auf gedachtnismassiges Auftihren hindeutet. Nach alledem ist anzunehmen , dass Klemens auch in andern Fallen so zitierte, was uberdies trotz des offiziellen Charakters seines Schreibens a priori wahrscheinlick ist *). Erwahnt seien hier auch die beiden ausfiihrlichen Nach- erzahlungen biblischer Geschichten, welche der Brief enthalt, die Erzahlung von der Rahab (Jos. 2) in c. 12 und vom griinenden Stabe Aarons (Num. 17) in c. 43. Die erstere Geschichte ist ganz frei dem keil. Texte nacherzahlt, mit bedeutenden Kiirzungen. Klemens giebt sie nach der Erinnerung wieder. Hat er dabei die von Rahab geiibte Tauschung insofern gesteigert, als er sie die Konigsboten geradezu in eine verkehrte Richtung weisen lasst (,svaAAai; crosswise 1 * * 4 i. e. in an opposite direction Lightf. App. S. 413; vgl. dagegen Jos. 2 s) und hat er aus dem Sd)[ia der LXX(2e) als Abendlander ein OTisptpov gemacht (s. Lightf. z. St.), so hat er doch i. G. den Gesprachcharakter der Erzahlung mit alien wesentlichen Momenten treu bewahrt. Die andere Erzahlung ist noch freier gegeniiber dem Texte. Namentlich die Yersiegelung der Stabe und ihre sorgfaltige Verwahrung, die gewissermassen juristische Umstandlichkeit im Verfahren des Moses, welche offen- bar jeden Gedanken an Betrug zu Gunsten Aarons ausschliessen soli, ist Zuthat des Klemens; vielleicht haben wir an eine tra- ditionelle haggadische Ausschmiickung der Textgeschichte zu denken. 3. Trotzdem schon im Vorstehenden manche Ungenauig- keiten im Schriftgebrauche gestreift sind, denen leicht andere angereiht werden konnten, wird man Lightfoots Urteil (Append. S. 264) nnterschreiben : ,Of the Septuagint Version his (des Kl.) knowledge is very thorough and intimate 4 . Wenn er fortfabrt : ,It is not confined to any one part, but ranges freely over the whole 4 , so ist das, soweit das Material urteilen lasst, gleichfalls richtig. Wichtiger aber ist es vielleicht hervorzuheben, dass eine Gruppe alttestam. Schriften in den Zitaten besonders hervortritt: der reichliche Gebrauch der Psalmen und was noch bemerkens- 1) Die Genauigkeit in den Zitaten der altesten Schriften wird von Hatch (S. 204) doch wolil etwas iiberschatzt. Man darf nicht vergessen, dass auch in freien und ungenauen Zitaten das E in z eine genau sein kann. 5 * 68 werter ist, des lob und der Proverbien 1 ) darf als charakte- ristisch gelten. Freilich sind die Zitate aus Jesaja nicbt weniger zahlreich als diejenigen aus lob und den Proverbien ; eine bessere Kenntnis jener drei Bticher ist darum nicbt zu behaupten, wie es iiberhaupt unmoglich ist, das Mass der Kenntnis hinsicht- lich eines einzelnen Buches zu bestimmen. Die haufige Benutzung der genannten Bticher darf aber darum besonders erwabnt werden, weil die religiose Halfcung des Klemens selbst ibrem Tenor am nachsten stebt. Der einfacbe, moralistische, durcbweg in Mahnung und Yerbeissung, wenn man will, das Gebiet ,,nattirlicher Reli- gion“ nicbt tiberschreitende, dem Nationalen und Positiven ab- gewandte Cbarakter derselben lasst sie Klemens besonders ver- wandt erscbeinen. Ausdrticklich mag hier bemerkt sein, dass von den apo- krypben Weisbeitsschriften ein nur geringer Gebraucb gemacbt wird. An Sirach erinnern allerdings einige Stellen (so 60 1 an Sir. 2n, 20 1 an 16i6f. , tiberhaupt einige Ztige in der Naturbetrachtung des Klemens (c. 20 cf. Sir. 42 23 43 io, s. aucb Harnack zu 59s) und diese im Ganzen ; iiber 63.4 und Sir. 28uf. vgl. unten S. 71 Anm. 5) ; ob sie unmittelbar auf Siracb zurtickgehen, ist fraglich, ein Zitat findet sich nicbt. Dem Buche der Weisheit entstammen wobl sicber die Worte 27s 2 ) (= Sap. 12ia und 11 12 ); im Gebete weist 6 O 1 auf Sap. 7 17 zuriick, vielleicht aucb 59 3 auf Sap. 1 6 3 ). Die Bekannt- scbaft des Klemens mit der Schrift selbst ist wegen der ersten Stelle, welcbe die alteste deutlicbe Reminiszenz an das Bucb der Weisbeit tiberbaupt ist, bocbst wabrscbeinlicb. Von einer bedeu- tenderen Einwirkung kann keine Rede sein 4 ). 4. Besonders auffallend ist der ausgedebn te Gebrauch bibliscber Beispiele. Hier sei dartiber nur Folgendes bemerkt. Eine bestimmte Ueberlieferung der beiligen Gescbicbte war ein wichtiger Bestandteil des Erbes, das die alteste Cbristenbeit von der Synagoge, sei es der palastinensiscben, sei es der griecbi- scben, tibernabm. Einerseits gieng ein Teil der Ausscbmtickungen und eigenttimlicben ZusStze, durcb die der heilige Text bereicbert war, in die cbristlicbe Gemeinde tiber. Nicbt weniger wicbtig aber war es gewiss, dass aucb die Wertscbtitzung und Auszeich- nung, welcbe bestimmte Gestalten, bestimmte Gescbicbten , be- 1) Yon Kl. citiert als ^ 7 ravapexo? aocpfa 57 8 vgl. 58 r S. dieNoten von Ligbtf. S. 164 f. u. App. S. 283 u. Grimm, Komm. z. Weish. Sal. S. 37. 2) Sie werden aber ohne einleitende Formel angefiihrt. (So freilich auch bei den Psalmstellen 27 7 und 54 8 ). 3) Ob 3 4 auf Sap. 2 U ruht, ist unsicher. 4) Von den iibrigen biblischen Apokryphen wird Judith benutzt (cf. 55 4 f. 59 8 f.). 69 stimmte Einzelziige gefunden hatten, mit dem A. T. selbst tiber- nommen wurde. Man muss sich dies immer gegenwartig balten, um das alttestamentliche Wissen des einzelnen Schriftstellers nicbt zu iiberschatzen. Wenn Klemens z. B. auf Henoch und Noah sich beruft und sie gewissermassen als Paar zusammenstellt J ) (cf. c. 9, Noah auch c. 7), wenn er den Auszug Abrahams aus seinem Vaterlande oder die Stelle von Abrahams Glauben, der ihm zur Gerechtigkeit gerechnet wurde (c. 10) 1 2 ), erwahnt, wenn er neben Daniel sogleich Ananias, Azarias und Misael stellt (c. 45) 3 ), so gehorte das alles gewiss der landlaufigen Verwertung der biblischen Geschichte an. Wenn er Abraham zweimal als cpi'Xo? (too Osoo) (IOi und 17a) 4 ), Moses gar fiinfmal (4 12 43 1 51 3. 5 53 5) nach Num. 12 7 als OspaTcmv too Oeoo 5 ) (43 1 : ttioto? Ospobroiv sv oX(p T(j5 oixtp) bezeichnet 6 ) , so gebraucht er solenne Pradikate dieser Manner, welche langst Gemeingut waren. Manches andere wird ebenfalls dem in schriftkundigen Kreisen Bekannten zuzurechnen sein. Auch bei Klemens finden wir, wie in manchen neutesta- mentlichen Schriften apokryphe Ziige in der Wiedergabe der biblischen Geschichte; hellenistische Parallelen sind fiir sie langst 1) S. Philo (ed. Mangey) II s ff. : Henoch (als Typus der Busse) und Noah neben Enos. Sir. 44 16 ff. Hebr. 11 6 . 6 . 2) Gen. 15 6 . Diese Stelle gehorte ohne Zweifel schon in vor- christlicher Zeit zu den allerbekanntesten und wichtigsten. Fiir eine richtige Wiirdigung der neutestamentlichen Stellen, wo sie zitiert wird, — Gal. 3 6 Bom. 4 3 Jak. 2 23 — muss das noch immer betont werden. Bei Philo zahlt die Stelle zu den viel verwendeten (Schlatter, Der Glaube im Neuen Testamente 1885 S. 550 vgl. S. 99). Vgl. auch 1. Makk. 2 52 , wo auch die Kombination der St. mit der Opferung Isaaks (dv Tietpaap.^ Gen. 22 x ) wie Jak. 2 23 . Weiteres Mate- rial in dem trefflichen Exkurse ,The faith of Abraham 4 bei Lightfoot, Epistle to the Galatians 10. ed. 1890 S. 158 ff. S. endlich Barn. 13, Justin, Dial. 92. 119. 3) S. 1. Makk. 2 69 f. 4. Makk. 16 3 . 21 18 12 f. (zitiert nach Fritzsches Ausg. der Apokryphen), Hebr. 11 33 und vgl. Harnack z. 45 6 iiber die kiinstlerischen Darstellungen der Geschichte in altester Zeit. 4) Jes. 41 8 2. Chron. 20 7 . Vgl. Jak. 2 23 . S. Ronsch, Abrah. der Freund Gottes in dcr Zeitschr. fiir wiss. Theol. 1873 S. 583 ff., auch Harnack zu 10 1 . Ueber den Ausdruck cpt'Xoi #eou im Allg. z. B. Grimm, Komment. zur Weisheit Sal. S. 164. 5) Der Name ftepaumv fiir Moses auch sonst in den LXX (Stellen bei Bleek, Hebraerbrief II x S. 408). Aber Num. 12 7 ,das Lob des Moses 4 ist die klassische Stelle. Ueber ihr Yorkommen bei Philo s. Schlatter a. a. 0. S. 546 (der Titel.Oepcmov fehlt bier). Vgl. fernerWeish. Sal. 10 16 (,&epa7tu)v xupiW ; Moses ist gemeint , aber nicht genannt), Hebr. 3 g Barn. 14 4 Justin, Dial. c. 56 (p. 274 E), anderes bei Harnack zu Barn. 14 4 . 6 ) Vielleicht auch, wenn er Henoch Shcaio; nennt ; s. Lightfoot zu 9 8 . 70 nachgewiesen. So wird 7 6 (vgl 9 4 ) Noah zum X7jpo£ jxexavoi'ac 1 ) gemacht , wovon die Genesis nichts weiss; so wird 11 2 erzahlt, dass die Salzsaule, in welche Lots Weib verwandelt wurde, noch stehe 2 ) ; so wird c. 33 die Schopfung des Menschen als durch Gottes heilige und untadlige Hande 3 ) vollbracht bezeichnet. Auch die Bemerkung, dass Ezechiel zn denen gehorte, welche in Ziegenhauten und Schaffellen umherzogen (17 1 ), konnte auf eine derartige Tradition zuriickgehen, wenn sie nicht, wie man ver- mutet hat, einem apokryphen Ezechiel entnommen ist 4 ). Ich verweile bei diesen Dingen nicht, urn hier noch einmal j ene Zusammenstell ungen von biblischenGeschichten zu beruhren, auf welche bereits oben (S. 61) hingewiesen wurde. In der Art, wie sie gemacht sind, zeigt sich eine bestimmte Methode. Sowohl die Beispiele iiber den (c. 4) als die in c. 9 ff, beigebrac-hten lassen sie erkennen ; die Kapitel 17 und 1 8 gehoren nur teilweise hierher ; kleinere Ansatze ver- wandter Art finden sich besonders in c. 31, sodann auch c. 51 und 55. Zu bemerken ist namlich 1) dass die verschiedenen Geschichten in chronologischer Folge beriihrt werden ; die aller- alteste Zeit macht den Anfang (c. 4, c. 9 ff.) ; 2) dass die Ge- schichten durch einen bestimmten Gedanken zusammengehalten werden, der durch sie erlautert wird (c. 4 der C^oc, c. 9 ff. der Segen des Gehorsams und der tciov’c bezw. der tuoxi? und cptAo^evi'a, c. 18 das Zusammen von Demut und Begnadigung, c. 31 die ,Wege‘ des gottlichen Segens) ; 3) dass dieser Gedanke in ana- phorischer Form bei jedem einzelnen Beispiel herausgehoben wird (c. 4; weniger strikt c. 9 ff. : vgl. zuerst: 93 : ev owaxo^j St'xaio? eopsbst'c, 94 : ttiotoc supeffsi'?, 10 1 : maxoc supeOrj ; dann: 10 7 : 6ta tu'otiv xai cpiAo£. , 11 1 : Sia v xai ^XXoi'ioaev to prjOsv utco xou Traxpo? 'fjpiov ’ASap* touto vuv 6axouv lx xdiv oaxliov poo xai. adp£ lx xr)? aapxo; poo* xai ep t? n 6 X s i g p e y a X a ? xaxlaxa^sv xai idyrj psyaXa l£eplCw<5sv ! 1) Ygl. Bleek, Komment. z. Hebraeerbr. I S. 94 Anm., Zahn, Hirt des Hermas 1868 S. 439, Lightfoot zu 9 3 (Clement in here copying Heb. XI 6 ) u. a. 2) S. Bleek a. a. 0. S. 93 f. und den Index bei Harnack. Ent- scheidend ist c. 36 (vgl. Hebr. 1). Die Stelle ist nicht ohne eigentiim- liche Abweichungen vom Hebraeerbrief , aber im Wesentlichen doch eine genaue Wiedergabe seiner Worte. Wenn Kl. sie aus dem Ge- dachtnis zitierte, darf man nicht vergessen, dass der An fang des Br. ihm besonders gelaufig gewesen sein wird. 3) Uebereinstimmend haben beide Briefe die Beispiele des Henoch, Noah , Abraham — und zwar in dieser (freilich nachstliegenden) Reihenfolge — sowie der Rahab. Besonders ahnlich ist das Abraham- beispiel durchgefiilirt. Ygl. ferner mit dem irfotei des Hebrbr. das Tttcxd; und 8id Titaxiv des Klemens (ubrigens nicht bei Henoch und Lot), die Erwahnung der u^axor) des Abraham (Hebr. 11 8 l.Klcm. 10 2 ), der xXrjpovopla und lxp.aTa Gottes, die den Korinthern fast in jedem Kapitel entgegengehalten werden. Er- ganzend tritt hinzu die heilige Geschichte, die Beispiele der 7raTsps<; sind die Illustrationen zu den Spriichen und Regeln : die Schrift ist das grosse ethische Musterbuch. Mit Bezug auf die Gestalten der heil. Geschichte sagt Kl. c. 45 : ,,Ihr habt 1) Tepal (3i'(3Xoi 43 j und Upai ypacpat 53 1 . Die Ausdriicke finden sich nicht im N.T., dagegen 2. Tim. 3 15 xa lepa ypap-p-axa (im gleichen Sinne ; die pragnante und an sich feine Deutung d. St. bei Holtzmann, Die Pastoralbrr. 1880 S. 435 ff. ist wegen des Kontextes nicht wahr- scheinlich). Gleiche Verwendung von iepd? 2. Makk. 8 23 sowie bei Philo und Josephus. S. Lightfoot zu 53 j. 2) 13 jj 46 7 f. vgl. 49 x (xa xou Xptcxoo Tiapotyy^Xpiaxa). Das p.aXiaxa 13 x bedeutet wohl nicht, was Diestel a. a. 0. S. 21 annimmt. Doch ware eine gelegentliche Klimax : Schriftwort — Herrenwort ganz natur- lich ; oline dass man deshalb sagen diirfte, Kl. stelle im Allgemeinen die Herrenworte hoher als die Worte des A. T. 3) S. die Beobachtung von Harnack, a. a. 0. S. 146 Anm. 1. 4) Die Themen, fur welche Schriftworte angezogen werden, sind nicht sehr mannigfaltig ; ich nenne : C^Xo;, p.exavoia, uttocxo^, xa7ietvocppoaov7), U7rdxptat{, Allgegenwart Gottes, Auferstekung u. s. w. 77 hineingeblickt in die wahrhaftigen Schriften , die durch den heil. Geist gegeben sind ; ihr wisst, dass nichts Unrechtes oder Ver- kehrtes in ihnen gesebrieben ist“. Und c. 19 wird es den Bei- spielen der Vater nachgesagt, dass sie ,,nicht nur uns, sondern auch die friiheren Geschlechter“ besser gemacht haben *). Doch auch diejenige Yerwendung des Schriftworts begegnet deutlich genug, welche auf der Anschauung ruht, dass das A.T. Weissagung ist auf Christus und seine Gemeinde. Die Pro- pheten sind die Manner, welche „die Ankunft Christi verkundigen“ (17i). Jes. 58 1 , Ps. 22 sprechen von Christus (c. 16), desgleichen Ps. 2 und 110 (c. 86 nach Hebr. 1). Das scharlachrote Seil der Rahab ist Weissagung auf das Blut Christi (c. 12), ebenso Isaaks Opferung (c. 31); denn wenn es von ihm heisst : p-sta TisiroiOrjOsaj? ivwozwv to p,eX.Aov 7] Bern? irpoaYjYETo Oooia, so kann nur an den Tod Jesu gedacht sein 1 2 ). Die Schrift giebt Zeugnis von der Wiederkunft des Herrn (23s 3 ), vgl. 503-4 und 34 3 ). Ja sie redet von Einrichtungen der christlichen Gemeinde ; denn von dem Amt der etcioxottoi und Siaxovot ist schon von alten Zeiten her (sx TtoXXdiv ^po'viov) geschrieben worden (42 s vgl. Jes. 60 17 ). Diesen Beispielen, die den weissagenden 4 ) Charakter des Schriftworts deutlich hervortreten lassen, reihen wir ein paar Stellen an, welche nur im weiteren Sinne hierhergehoren. C. 40 f. wird von der alttestam. Kultusordnung gesprochen. Hier handelt es sich nicht um Weissagung, aber doch um eine typische Par allele. Was das A.T. anordnet, hat Bedeutung fiir das christliche Gemeindeleben. Aehnlich konnte das Beispiel des Moses in c. 43 gemeint sein. Wenn fur die apostolische Anord- nung hinsichtlich des Gemeindeamtes auf die Massnahmen des Moses im Streite iiber das Priestertum verwiesen wird, so klingt das ganz, als habe Gott in jener Geschichte schon auf das Spatere hindeuten wollen. — 11 1 wird bei der Geschichte des Lot be- merkt : Ttpo'SyjXov TtoiTjoa ? 6 osaTtdxrj?, ffxt too? sXTuCovxa? ett 1) Ygl. auch die Worte: 7t oXX&v ouv xal {jt-syaXtov xal iv8d|u>v fxexet- Xrjcpoxe? Tipa^eiov 19 2 . S. Lightfoot, z. St. und Append. 418, wo mit Recht die von Laurent aufgebrachte Deutung von xo utroSe^s (= egestas) verworfen wird. 2) Wie die von Lightfoot und Harnack zitierte Stelle des melito- nischen Fragments (Otto, Corp. Apol. IX p. 417) beweist. 3) Ueber die Einfiigung von ayio; statt ayyeXo? in das Zitat aus Mai. 3j s. Lipsius p. 101. 4) Zu beachten ist hier Harnacks Bemerkung, a. a. 0. S. 147 Anm. : „Man muss sich hiiten, die Formel zu bilden, dass die Heidenchristen das A.T. wesentlich in dem Schema von We i ssagun g und Erfiil- lung aufgefasst batten. Das A.T. ist allerdings das Buch der Weis- sagungen, aber eben deshalb bereits die vollstandige Offenbarung Gottes, die irgend welcher Zusatze nicht bedarf und Aenderungen ausschliesst“. 78 oukov oux i'jfxaTaXet'iret xtX. Gleich danach heisst es von Lots Weibe: si? touto arjixeT ov stshrj coats yevsabai aotr^v atrjXr|V aAo? sco? TTj? T|(xspac TaotTi? si? to yviDatov £ wou Tiaaiv, oti oi Styo/ot . . . . si? xpi'p.a xai si? arj {is { co aiv taaai? tal? ysvsai? 71'vovTai. Diese Art biblische Geschicbten typisch zu verwerten bat gar nichts spezifisch Christliches, wie sie sicb denn auch in jtidiscben Schriften findet (vgl. z. B. 3 . Makk. 2 s Oder Sap. 1 0 7 ) ! )* • Anlass zu einer Bemerkung giebt endlicb noch 51 ef. Hier wird nach den Worten aus Ps. 32 : Maxapioi, cbv acpsbrjoav ai avopu'ai xtX. fortgefahren : Onto? 6 p.axapiap.o? s^e- vsto STct too? sxXsXs'Yfisvoo? otto too bsoo 81a ’Irjooo Xpiatoo too xopi'oo Tjpidjv. Diese prophetische Wendung, welche den Worten des Psalms gegeben wird, ist durcb die Anlehnung an Rom. 4 9 hervorgerufen. Der Gewohnheit entsprecbender ware es , den Spruch als einen schlechthin und immer giltigen zu behandeln. Aber so Oder so kam ja das Axiom zum Ausdruck, dass das A. T. fur Christen rede. Klemens unterscheidet 1 7 1 ausdriicklich die berufsmassigen Propheten von andern Gottesmannern des A.B., welche er als Manner bezeichnet, die Zeugnis erlangt haben (pLsp.aptopT|psvoi). Im Grunde aber sind ihm alle alttestam. Frommen Propheten, oder sie konnen doch so angesehen werden. Moses wird Prophet genannt, indem ihm oi Xoittoi 7rpocp9jTai (43 1 ) gegeniiber gestellt werden; dass er die Zukunft voraus wusste, ist selbstverstandlich (43 6 ). Und wenn diesem ja der Titel Prophet schon nach Deut. I 815 in einem ausgezeichneten Sinne zukam, so waren doch auch Rahab (c. 12) und Isaak (c. 31) wirkliche Propheten. Denn sie werden nicht etwa als unwissende und ahnungslose Instrumente einer gottlichen Weissagungsthatigkeit vorgestelit, sondern sie wissen vorher und wollen mit ihren typisehen Handlungen vor- hersagen. Von Rahab heisst es : „ihr seht, Geliebte, nicht nur Glaube, sondern auch Prophetie war in dem Weibe“. Die Pro- phetie ist also ihre personliche Gabe. Und fur Isaak war das Motiv seines willigen Ganges zum Opfer , dass er to piXXov 1) Interessant ist es, hier eine Stelle wie 1. Kor. 10 n zu ver- gleichen : xauxa x 0 n 1 x s a o v i p a 1 v s v lx envois , I y p a cp t] 8 e 7rpo? vou&eai'av V)p.u>v, ei? ou? x d xIXt] x d» v aiiuvwv xaxVjvxr|Xev. (Vgl. V. 6, auch Rom. 4 f. 15 4 ). Die alttest. Geschichte ersclieint hier als um der Belekrung und Warnung der Christen wollen nicht bios auf- gezeichnet, sondern im Grunde auch geschehen. Besouders beachtens- wert ist die eschatologische Schlusswendung eU 00? xa xIXt) xd>v cdcbvcov xaxrjvxyjxev. Die christl. Gemeinde ist das Ziel der geschichtlichen Entwicklung, und auf die Endzeit tendieren letztlich alle geschriebenen Gottesworte. Klemens wiirde schwerlich so gesprochen haben, der Gedanke der Endzeit liegt ihm ferner, ebenso auch ein geflissentliches Si’ dypacpTj. 79 erkannte. Ebenso sind ja z. B. bei Barnabas Abraham, Josua (vgl. Sirach 46 1 ) oder David Propheten 1 ). An zwei schon erwahnten Stellen lasst nnser Brief die An- schauung erkennen, dass Christus selbst bereits in den alttestam. Propheten wirksam war und durch ihren Mund geredet hat (vgl. 16 15 und 22 1 ; oben S. 74). In der ersten wird ein Teil des 22. Psalms zitiert ; interessanter ist die andere : eine langere Psalmstelle , die freilicb auch eine person- liche Form hat und den Redenden als Lehrer erscheinen lasst, aber in keiner besondern Weise den Gedanken an Christus nahe- legt, wird Christus in den Mund gelegt. Auch diese Vorstellung ist ja keineswegs singular. Hebr. 2 11-13 werden ebenfalls rnehrere Stellen als unmittelbare Ausspriiclie Christi angeftihrt, und Hebr. 10 5 spricht Christus, ,,wie er in die Welt eintritt“, das Psalm- wort (Ps. 40 7 ) : „einen Leib hast Du mir bereitet“. Es ist naturlich, dass diese eigentiimliche Form der Praexistenzvor- stellung bei einem einzelnen Schriftworte gerade dann hervor- tritt, wenn (wie bei Ps. 22 oder 40 7 ) der Wortlaut der Stelle von einer Form ist, dass sie, einmal von Christus verstanden, auch ungezwungen als seine eigne Rede erscheint 2 ). Aber man darf nicht behaupten , dass die ganze Vorstellungsweise erst aus dem Wortlaut dieser Stellen hervorgegangen ware. Viel- mehr wird umgekehrt auch jene Art die einzelnen Stellen einzufuhren erst ganz verstandlich, wenn man die Vorstellung nicht bios der Praexistenz Christi , sondern seiner Wirksamkeit im A. T. als allgemeine Anschauung voraussetzt. Schon Paulus bezeugt dieselbe l.Kor. 10 4 , spater aber wird ofter gerade die Inspiration der Propheten auf Christus zuriickgefuhrt 3 ). Das 1) Vgl. z. B. Barn. 9 7 f . 12 8 13 4 aucb Act. 2 80 . Diestel, a. a. 0. S. 31. Nach Stellen wie 1. Klem. 31 oder Barn. 9 7 f . liegt es nahe zu sagen , dass die Gnosis des Christen und des Propheten materiell sich deckt ; nur der Standort des Erkennenden scheint verschieden. Doch s. 1. Petr. 1 10 _ 12 . 2) Vgl. hier Justin, Apol. I c. 36, wo ausgefiihrt wird , dass der die Propheten bewegende Logos bald „aus der Person“ des Vaters, bald aus der Person Christi, bald aus der Person der dem Herrn ant- wortenden Volker heraus rede (a u 6 tt p 0 a 10 z 0 u). S. c. 37 — 39, 47, 53, vgl. Dial. c. Tryph. c. 42 (dbco 7ipocu)7:ou twv dbroaxoAiov). Immerhin mogen die Anfange eines solchen Theoretisierens iiber die Form der Scbriftspriiche bis zur Zeit des Klemens zuriickreichen. 3) 1. Petr. 1 n heisst es, dass der Geist Christi, der in den Propheten war, xa efe Xpiaxov 7rodh^p.axa xai xa? gixa xaoxa §o£as vorausbezeugte ; nocb deutlicker aber sagt der Barnabasbrief (5 6 ), dass die Propheten von Christus selbst dieGnadengabe hatten, auf ihn zu weissagen. Vgl. Ignat., ad Magnes. 8 2 : 01 y^P ^sioxaxoi Tupocp^xat xaxa Xpisxov ’Ivjaoov e'C^aav. 8ta xooxo xal d8ub^0r]aav, ip.7rveo- P-evoi U7id xr]i /a pixo? aOxou v.xX. S. Zahn zu letzterer Stelle (Patr. app. opp.) und Harnack zu Barn. 5 6 . 80 Helldunkel der Anschauungsweise ist fur unsere Nachempfindung nur mit Mtihe erreichbar. Christas ist auf der einen Seite als vorweltliches Wesen eine ubergeschichtliche Grosse, andrerseits kann er an jedem Zeitpunkte der alttestam. Geschichte hinter den Ereignissen oder Worten als wirkend Oder sprechend gedacht werden. Ja, wie Hebr. 10 5 (eiosp^dfjLSVoc sic tov xoap-ov Xeysi) zeigt , er kann sogar in einer ganz bestimmten Situation seines irdischen Lebens oder mit den Ziigen dieses Lebens hinter einem Schriftworte schweben. Der Glaube an die Christlicbkeit des A. T. ist kaum pragnanter zum Ausdrucke gckommen als in dieser phantastischen Yorstellung, welche in undefinierbarer Weise Geschichte und Metaphysik, Vergangenheit and Gegenwart ver- schmilzt 1 ). Dass die typologisch-allegorische Methode der Schriftbenatzang , welche den Barnabasbrief so ganz beherrscht, Klemens nicht fremd war, lehren die vorhin erwahnten Stellen. Im Ganzen tritt sie aber doch sehr zuriick 2 ). Eigentlich alle- gorische Deutungen finden sich in dem langen Schreiben nur zweimal (c. 12 und c. 81), und dergleichen gerade auf den Tod Christi bezugliche Interpretationen 3 ) mochten zur gangbaren Miinze bei denen gehoren , die uberhaapt von Gnosis reden konnten. Andrerseits geniigt die Stelle c. 40 f., welche jedenfalls dem Kle- mens selbst angehort, zum Beweise, dass ihm eine gewisse Kunst- fertigkeit in der t.ypologischen oder allegorisehen Anwendang des A. T. nicht abgieng 4 ). Wir mtissen jedoch die Thatsache, dass das einfach paranetische Element das typologisch- 1) Pfleiderer (Urchristentum S. 647 f., 659, 688 vgl. Paulinismus 2. Aufl. S. 412) hat anlasslich der besprochenen Stellen betont, dass sie uns „eins der bedeutendsten Motive der Praexistenzvorstellung" verrieten : dieselbe habe dazu gedient, das A. T. zu cbristianisieren und fiir die Christen zu reklamieren. Ich bestreite irn Allgemeinen nicht das Recht eine solche Linie zu ziehen , halte aber jenen Ausdruck fiir iiber- treibend, da fiir das Eindringen der Praexistenzvorstellung gewiss anderes entscheidend war, und da die altesten Quellen so wenig be- flissen sind, die Behandlung des A. T. als eines christlichen Buches erst zu rechtfertigen. 2) Falsch Lechler a. a. 0. S. 481 : „meist typische und allegor. Beniitzung des A. T.“ 3) Auch diese Klemensstellen sind ein Argument gegen die von Joh. Weiss (d. Barnabasbr.) vertretene Ausicht, dass die verwandten Stellen bei Barn, dem (von W. angenommenen) Interpolator zugeboren (S. 21u.f.). Dass solche allegor. Deutungen schon sehr friih als hochst bedeutsam geachtet wurden, ist nicht zu bezweifeln; dem Sinne der Zeit sind sie weit mehr als kleinliche Spielereien (Weiss S. 10. 13). 4) Ohne Grund bemerkt Pfleiderer, Urchristent. S. 624, der Yf. des 1. Klemensbr. scheine sich ganz an der typologischen Schriftbenutzung des Hebraerbriefs gebildet zu haben. 81 allego rische in der Schriftbenutzung so sehr uber wiegt, nock naher ins Auge fassen. 1st sie rein zuffillig oder charak- teristisch? Die Antwort sucben wir, indem wir von dem mehrfach im Briefe vorkommenden Begriffe der pw at? ausgehen. Wir linden das Wort yvmoK; fiinfmal bei Kl. , namlich 1 2 36 2 40 1 41 4 485 . Am deutlichsten sind obne Frage die beiden zusammengehorigen Stellen 40 1 und 41 4 1 ). Der Y erf. zeigt uns bier an einem ansehaulichen Beispiel, was er unter dem sps- otocpevat ei? ta paOvj tijs Os (a? yvcbasto? versteht (40 1 ). Die yvwai? bestebt darin, aus den Vorschriften des A. T. den Willen des Herrn fiir das Leben und dieOrdnung der christlichen Gemeinde zu ersehen. Dass der Verf. diese Erkerj^k. als eine besonders hoke oder tiefe ansieht, hat er selbst durch zwei Aus- driicke kundgethan. Es handelt sich um ,[3ai)Y]‘ der yvd)oi<; 2 ) : das, was er ans dem A. T. ableitet, liegt nicht fiir jeden ohne Weiteres zu Tage; es ist ein zun&chst noch Verborgenes, wenig- stens nicht direkt Ausgesprochenes. Dem entspricht. es, dass im Buckblicke auf die Stelle (s. 41 4 ) von einer ttAsiwv yvaioi? die Rede ist. — Dass Klemens hier von einer yvwat? gerade in Bezug auf die alttestam. Priesterordnung (vgl. auch 42s) spricht, ist natiirlick fiir die Sache gleichgiltig, weil es durch den Gegenstand des Briefes bedingt ist. Hilgenfeld sagt deshalb mit Unrecht, indem er die Gnosis des Barnabas und des Klemens vergleicht 3 ) : „Wahrend der alexandrinische Schriftsteller durch das Spiel seiner allegorisehen Deutungen in dem Buchstaben des Gesetzes das Gesetz der Freiheit, in der Schrift des A. T. den befreienden Erlosungstod sucht, so ist es vorziiglich das Ge- setz der kirchlichen Ordnung, . . . welches der romische Schriftsteller zum Gegenstand seiner, zum Teil gleich will- kurlichen Schriftgnosis macht“. Das klingt, als wenn Kl. eine besondere Spezies der Gnosis reprasentiere ; dazu dtirfen seine Ausfiihrungen iiber die kirchliche Ordnung nicht gestempelt werden; anders steht es z. B. mit dem Erlosungstode Christi bei Barnabas. Man ersieht aus diesem einen Beispiel, dass die Definition, welche Harnack von der yvmoi? giebt 4 ) : „Barnabas et Clemens 1) S. oben S. 40. 2) Ganz verfehlt ist Lightfoots Bern, zu dieser St., Klem. beweise seinen wciten und umfassenden (comprehensive) Geist(?) darin, dass er, wahrend er durch seinen Gebrauch des A. T. seine Sympathie mit der jiidischen Seite des Christentums (?) kund gebe, andrerseits solche For- meln (wie rd pdOrj yv.), die bei den Yorlaufern der Gnostiker beliebt gewesen, gebrauche. 3) Apost. Vater S. 91, s. auch Anm.6 ebenda. Aehnlich Lipsius p. 52. 4) Note zu Barn. 1 B , vgl. zu 1. Klem. 1 2 , auch Lipsius p. 52 und Lightfoot zu 48 5 . Wrede, Untersuchungen zum 1. Klemensbriefe. 6 82 yvcbaiv cognitionem illam e typica interprefatione V. T. ortam nominant, qua voluntas dei perpetuo mansura et beneplacitum eius, quod in mundo per J. Cbr. salvando ostensurus est, ex typis, signis, ritibus V. T. cognoscitur“ — nieht bios auf die Auslegungsmethode des Barnabasbriefes passt, sondern auch fur Klemens ikre Geltung hat. Aber ich bezweitle doch , dass die Definition den Spraehgebrauch und die Sache genau trifft, Es ist eine begreifliche Neigung, den Sinn des Wortes *yvtt>ais moglichst eng und bestimmt zu fassen und ihm einen pragnanten, einphatischen , technisclien Charakter beizulegen *). Aber man kann hierin leicht zu weit gehen und verliert dann fur die Niiancen das Fliessende des Sprachgebrauehs und fur die Verschiedenheii der einzelnen Schriftsteller das Auge. Nament- lich der sehr deutliche, aber gewiss extreme Typus des Barna- basbriefes verschuldet , wie ich glaube , diese nicht gleichgiltige Ungenauigkeit und Unlebendigkeit der Auffassung. Bei diesern Briefe hat man allerdings durchaus das Recht, von einem tech- nischen Begriffe der Gnosis als der christlichen Deutung der itn A. T. liegenden Geheimnisse 1 2 ) zu sprechen. Aber im Barnabas- briefe selbst finden wir doch noch einen andern Spraehgebrauch : auch die einfachen sittlichen Gebote , wenn sie als formliche Lehre vorgetragen werden, fallen unter den Titel der Gnosis 3 ). 1) So erwahnt z. B. Lipsius (p. 53) bei seiner Erorterung fiber die yvdjais des Klem. auch den Satz aus c. 12: yivibcxooGa ytvwaxw dy«> (Rjahab) ou xupios 6 9eos bp-div TrapaSiSooGiv uplv xrjv 7toXiv xaoxxjv xxX. Trotz 12 8 ist hier aber gewiss das yivibcxstv im allerharmlosesten Sinne gebraucht (vgl. den Satz 6 yap ®d(3os xxX.). Yon prophetischer Erkennt- nis kann dagegen 31 3 verstanden werden. Auch der Stelle 36 2 : 8 id xouxou (Xptaxou) iTjlHXr]CEv 6 dearcdxrj? xrjs d$avaxoo yvwaea)? ^p.ac ysoGaallai sei hier gedacht. Wenn Lipsius (p. 53) sagt : quae quidem cognitio ad divinam potissimum Christi dignitatem pertinet ex V. T. testimoniis intelligendam. Quamobrem statim adducuntur haec : "0? tbv dTiabyacpia xr)? p.EyaXu) 0 o vrjs auxou xxX. — so ist diese Begrenzung des Begriffs zu beanstanden. Denn nicht deshalb werden die Worte aus Hebr. 1 angeffihrt, um den Inhalt der yv. zu bezeichnen, vielmehr sollen sie erklaren , wie im Vorhergehenden so Grosses von Christus ausgesagt werden konnte. Weil Christus der Abglanz gottlicher Majestat und grosser als die Engel ist, darum kann gesagt werden : 8 id xooxou dxevi'Cojj.ev ei; xd xdiv obpavdiv xxX. Von dem Inhalte der Erkenntnis schweigt die Stelle. Es kommt dem Vf. fiberhaupt nur darauf an, das wesentliche Heilsgut der yvdiGis (man konnte hinzuffigen : des wahren Gottes 2. Klem. 3D als solches im Gegensatze zum frfiheren Zustande der Verfinsterung und Unwissenheit zu nennen. (Vgl. Har- nack, Dogmengesch. S. 141 Anm. 2.) 2) Charakteristisch Barn. 6 10 : euXdyr,xo? 6 xuptoc r^p-div ... 8 go cp (av xai vouv Odp.svos dv •fjplv xdiv xpucpi'iov abxoo. 3) 18! : MExa(3yjp.EV 8d xal sxdpav y v di G iv xaioioa^Vjv. 19,: egxiv ouv V) SoOEica ■fjp.Tv yvdiGti xoo 7rEpt7raxEiv d v airij (68qi) xoiabx-q. 83 Das hat seine Bedeutnng, selbst wenn die Schlusskapitel des Briefes nicht von dem gleichen Verfasser herriihren wie das Uebrige. Es ist nicht einzusehen, warum nicht auch an die Kennt- nis und das Verstandnis der Sittengebote mitgedacht sein sollte, wenn Klemens 1 2 *) unter den Vorziigen und Tugenden des ehemaligen Korinth auch die xeXeia xal ao? imaroca^z xa? tepas ypacpas . . . xal ^yxexocpaxe eis xa Xoyia too thou. 62 3 : r^Setpiev ypacpeiv fjp. as avopaat rtaxotj xal dXXoytpuoxaxots xal £yxexo 8e 00^ cb? bibaaxa Xos, dXX’ tbs zl<; il; up.Gav (xd xdxva), xt xareivocpposovr] rapa Osip lny\ jei , xi aya7trj otyvrj 7iapd Oecji oovaxat, tkB? 6 v iravxas xob? dv abxiji oahu; dva- axpecpo|j.^vou? £v xaOapa Stavofa. 3) Iliermit scheint allerdings 32 3 f. in Widerspruch zu stehen : Ildvxe; ouv (die Vater) £5o£a'adrjaav xal lp.eyaX6v^rjaav ou Si’ a b x u> v 85 oder was znm christlichen Leben gehort, wird vor allem den Lesern eingescharft. Eingeschlossen ist darin natiirlich das Glaubeu an den einen Gott, den Vater, Schopfer und allsehenden Richter xd>v spywv auxwv 7 j ty)s 8 ixaiOnp a y i r\i xaxEipyacavxo, txXkd Bid too OsXrjp. ato; auxou. xal 7 ] p. sic; ouv, Bid 0sA7)p.axvo? 6 Tcavxoxpdxtop Geo? iBixauoCEV. Es sei gestattet , hier (zugleich zum Beleg des S. 58 f. Gesagten) zu dieser Stelle wenigstens einige Bemerkungen zu machen; mit den vorgetra- genen Beurteilungen derselben kann ich nur teiiweise iibereinstimmen. — Zweifellos verwendet der Vf. eine paulinische Formel (beachte auch den Parallelismus von c. 33 mit Rom. 6 ). Die Abweichungen von Paulus liegen gleickfalls auf der Hand (vgl. bes.: Bid OeAt] p.axo? auxou — xXtj- 5}evts{, sodann rcxvxas xous d jt’ a i di v o ? 6 Travxoxpdxiop Geos EBtxauoasv und aocpi'a, guveois neben Epya). Der Sinn der StelJe innerhalb des Br. kann nur vom Gedanken der Demut aus erfasst werden. Schon der Zusammenhang zeigt das. Der Gedanke der Demut, die das Eigenlob verbietet, beherrscht das ganze 30. Cap. Er ist aber verbunden mit dem Hinweis auf den Wert der That im Vergleich zum blossen Wort (§ 3). In c. 31 klingt beides deutlich an, indem gezeigt wird, weshalb die Patriarchen Segen empfiengen: Abraham „vollbrachte Gerechtigkeit und Wahrheit durch Glauben“, Isaak liess sich willig opfern, war also gehorsam, Jakob bewies Demut und wurde dafur reich gesegnet. Hier ist es denn die Sprache der Demut, wenn es heisst, dass wir nichts durch uns selbst sind, durch unsere Weisheit, Werke u. s. w., sondern durch den Glauben gerechtfertigt werden. Die Hauptsache ist im Zu- sammenhange das 00 Bt’ eauxuiv (s. auch S. 28). Dieser echt religiose Gedanke aber klingt vielfach im Briefe an und ist, wiewohl er meist polemisch verwendet wird, ohne Frage ein lebendiger Besitz des Kl. Er ist korrelat dem andern Gedanken , dass Gott uns erwahlt und durch sein G s A tj p. a berufen hat, und dass ^r der Geber und Schopfer von allem ist. S. 34 2 : auxou xd Tidvxa. 38 2 : Gott giebt die dyxpdxeia, daher kein Selbstruhm; §3: wir sind von Geburt nichts; Gott hat seine Wohlthaten fur uns bereitet, ehe wir geboren; §4: Ttdvxa auxou e^ovxes, daher Pflicht der Dankbarkeit. Vgl. auch ein Zitat wie c. 39 (lob 4) : so denkt Kl. selbst. Voiles Verstandnis dessen, was Demut ist, zeigt bes. 38 2 die Bekampfung hockmiitiger Demut. Dass man sich seines Glaubens nicht riihmen solle, liegt in 48 s . S. ausserdem die vielen Stellen iiber Demut (Demut und Unterordnung den Menschen gegeniiber tritt oft nahe an die religiose Tugend heran, s. z. B. 62 2 ). — Der Gedanke von c. 32 steht also nicht isoliert da. Und weil Kl. den Gedanken, dass der Fromme alles nicht sich selbst zuschreibt, sondern Gott, wirklich besitzt, kann er, bekannt mit dem Romerbrief, die paulinisierende Formel sich aneignen. Wenn er dabei das , 8 id xt)? iugxeids* des Paulus mit aufnimmt, so kommt dies eben auf Rechnung der Anlehnung an die paul. Ausdrucksweise ; von seinen eignen Gedanken aus ist diese Be- stimmung etwas Ueberschlissiges, wiewohl ihm Glaube nahe beim Ge- horsam steht und die selbstverstandlich fundamental christl. Tugend ist. Wie ist aber der Gedanke, dass wir nichts aus uns sind, mid das Hoffen auf die ewigen Gtiter. Ein eigentlich theolo- gisches Element dagegen fehlt im Ganzen — wenn man nichfc die Schriftbenutzung selbst so nennen will. Von einer Christologie sondern a 1 1 e s von Gott haben, zu beurteilen ? Es liegt nicht dec mindeste Grund vor, an einen besondern E influss der paulin. Rechtfertigungslehre zu denken. Fur solehe Gedanken gab es noch ganz andere Quellen. Es ist darum aueh falsch (sobald man auf die Hauptsacbe sieht) von einer U m b i 1 d u n g der paulin. Rechtfertigungslehre zu sprechen. Dies hat nur insofern einen Sinn, als es besagt, dass Kl. die e. 32 dem Paul, nachgebildete Formel seinen eignen (mit P. nicht weiter zusammenhangenden) Anschauungen gemass nachgebildet hat. Ware dagegen die paul. Rechtfertigungslehre der Ausgangspunkt fur den Gedanken ,ob It’ eaox v xal a 7i o v 8 d» v xal Oopiapaxinv und Dial. c. Tryph. c. 22 : Sid xdc apapxfac xou Xaoo upuiv xal Sid xd? e£8ioXoXaxpe£as , dXX’ 06 8 id x o l v- 5e)]? elvai xv xotooxiov 7ipoacpopiov, dvexe&axo Spoho? xauxa yev^aJat. S. auch Engelhardt a. a. O. S. 90 und 135. 2) S. Harnack, D.G. S. 148. Ueber Justins Stellung zum Zere- monialgesetze ebenda S. 149 Anm. 1, ferner Ritschl a. a. 0. S. 300 f., Engelhardt S. 249 ff., Diestel S. 43 f. 55. 91 stand dem Nationaljtidischen im A. T. niclit so absolut verwerfend gegeniiber wie Barnabas. Diese Bemerkungen wiirden in Geltun'g bleiben, auch wenn c. 40 f. dahin zu interpretieren ware , dass die Ordnungen des alttestam. Kultus direkt das massgebende Gesetz fur die christ- liche Gemeinde bilden. Denn es ware eine falsche Vorstellung, dass ein dogmatischerAllgemeinbegriff des Zeremonial- gesetzes , vor dem alle alttestam. Zeremonien gleich gelten mussten, in erster Linie wirksam gewesen ware. Sie lagen keines- wegs auf einer Linie, und wo man gegen Dinge wie Opfer, Beschneidung und Speisegebote sieh vollkommen ablebnend ver- hielt, weil man darin den Gottesdienst und die ,Gerechtigkeit‘ gefalscht sab, konnte man anderes, was in erster Linie als Insti- tution und nickt als religiose Leistung erschien, mit andern Augen ansehen. Aber die Capitel 40 f. diirfen nicht in jenem Sinne aufge- fasst werden, wie es ofter gescheben ist. Wir bezieben uns auf das oben S. 38 ff. iiber die Stelle Ausgefiibrte und sucben bier nur prazise zu formulieren , in welchem Sinne das A.T. von Kl. zu Hilfe gerufen wird. Dcutlicb genug eharakteri- siert er die kultiscbe Ordnung das A. B. als ein gottlicbes Gesetz (40 3 : mpiaev OTrepTatci) adtoo (3 0 0 Xt] a e 1 ). Und deutlicb genug entnimmt er derselben einen Beweis fur die Notwendig- keit der Ordnung in der Gemeinde, einen Beweis, der ibm mebr bedeutet als der Hinweis auf die Abstufung im Heere, den er c. 37 giebt. Aber er bebandelt die alttest. Gesetzgebung nicbt obne Weiteres als eine Gesetzgebung iiber das christliche Amt, er erklart das cbristlicbe Amt nicbt fur eine Fortsetzung des alttestamentlichen. Er kennzeicbnet seinen Beweis, indem er ibn als yvdioi? einfubrt, selbst als einen indirekten, auf einer Ueber- tragung rubenden und giebt damit zu erkennen, dass die alt- testam. Institution als solche zunacbst und eigentlicb mit dem Cbristentum nicbts zu schaffen hat. Er erwartet nicbt von seinen Lesern, dass sie die Giltigkeit einer alttestam. Ordnung fur sicb selbst anerkennen, sondern er mutet ihnen zu, dass sie ibm beistimmen, wenn er ihnen zeigt, dass aucb das scheinbar den Christen nicbt betreffende Gebot des A. T. , wenn man es tiefer verstebt, nicbt obne Bedeutung ist fur das christliche Leben. Diese Meinung ist durch den ganzen Zusammenhang vollig sicber gestellt. Eine wirklicbe Begriindung der Notwendigkeit und des Rechtes des Amtes wird erst c. 42 ff. gegeben. Gerade die Art, wie bier die Einsetzung von Bischofen und Diakonen auf die Apostel und damit auf Gott zuriickgefiihrt wird , zeigt , dass c. 40 f. nur eine willkommene Sttitze fur eine Sache sind, die aucb ohne sie nicbt fallen wtirde. Und wenn in diesem Zusammenhange der Schrift- 92 beweis aus Jes. 60 17 gegeben wird, welcher zeigt, dass die von den Aposteln vollzogene Einsetzung von Beamten langst geweis- sagt ist, so ist das nur verstandlich , wenn fUr den Verf. die sirCoxoxoi nnd Siaxovoi nicht innerlich mit den Priestern (bezw. Leviten) zusammenhangende Grossen waren. Diese Weissagung spricht von etwas, was friiher tiberhanpt nicht da war. Es han- delt sich also im Grunde doch nur um eine Parallele, eine Analogic zwischen Alttestamentlichem und Christlichem. Beides ist verwandt erst ftir eine besondere Erkenntnis, im Grunde hangt es nicht zusammen. Nicht das A. T. ist der mass- gebende Grund fiir eine Steigerung der Auffassung vom christlichenAmte, sondern eine fortgeschrittene Auffassung von diesem, wie sie der Gang der Entwicklung herbeigefiihrt hat, sucht sich unter an derm auch mit Hilfe des A. T. zu behaupten 1 2 ). Oft hat man mit den Ausflihrungen des Klemens jene Worte des Paulus verglichen, in welchen fur die Behauptung, dass die Verkiinder des Evangeliums vom Evangelium leben sollen , als begriindende Analogie die Sitte herangezogen wird , dass die, welche den Gottesdienst besorgen , auch vom Heiligtum sich nahren (1. Kor. 9 13 f.). Wie mir scheint, lasst sich gar nicht sicher ausmachen, ob Paulus ganz allgemein, also auch von den Dienern lieidnischer Kulte oder speziell von jiidischen Priestern spricht. Aber auch im letzteren Falle wiirde diese Stelle mit der unsrigen wenig gemein haben; denn fiir Paulus liegt das begriindende Moment auch dann anscheinend nicht darin, dass die Sitte in der Schrift (Num. 18) ihre Wurzel hat, sondern darin, dass es eine natiirliche Evidenz hat, dass das Feld der Thatigkeit auch das Feld des notigen Erwerbs ist. Es ist ein viel zu weit gehendes Urteil, wenn Loening a ) sagt, Paulus habe, indem er die Verkiindiger des Evangeliums der judischen Prie- sterschaft gleich stellte , die Thiir geofifnet , durcli welche spater die hierarchischen Ideen des Judentums in das Christentum ein- ziehen konnten. Richtig aber ist, dass bei Paulus selbst, indem er das Gesetz fiir aufgehoben erklarte und daneben — ohne eine wirkliche und deutliche Yermittlung, fiir die er ein Bediirfnis nicht gefiihlt zu haben scheint — die Gottlichkeit und Norma- tivitat der ganzen Schrift als selbstverstandlich beibehielt, das Zeremonialgesetz in eine Doppelbeleuchtung geriet, welche dem Eindringen alttestamentlicher Brauche und Einrichtungen in die Kirche giinstig sein musste. Dass Klemens mit seiner Berufung auf das alttestaui. Priestertum wirklich einen Schritt iiber Paulus 1) Vgl. Ritschl, Entstehung der altkath. K. S. 277. 2) Loening, Die Gemeindeverfassung d. Urchristcntums S. 41, 53. 93 auf dem Wege der Aufnahtne alttest. Zeremoniengebote hinaus- gegangen sei, lasst sich um so weniger sagen, als die Ordnung, die er mit dem A. T. verteidigt, materiell rait dem A. T. nichts zu scbaffen hat. Anders steht es schon mit den Abgabengeboten in der D i d a c h e , aber auch diese weiss noch nichts von einer eigentlichen Begriindung der christlichen Sitte durch das alttestam. Gebot, sondern lehnt sie nur an dieses an 1 ). Gewiss aber mussten selbst solche an sich unverfangliche Typo- logien, wie sie Klemens aufzeigt, eine Betrachtung des A. T. vor- bereiten, welche keinen Anstoss daran nahrn , dies und jenes Stuck der zeremonialen und institutionellen Gesetzgebung des A.T. als direkte Norm fur die Sitte der Kirche zu behandeln. Wir wenden uns zu der bisher nur gestreiften Frage , i n welchem Verhaltnisse nach Klemens der alte und der neue Bund oder sagen wir lieber — denn diese dem Hebraer- briefe gelaufigen Ausdriicke finden sich bei ilim nicht — die im A.T. enthaltene und die in Christus gegebene Offenbarung zu einander stehen. Wiefern ist die letztere mit der ersteren identisch ? Wiefern im Gegensatze zu ihr ? Was ist das Neue am Christentum? Der Brief geht nicht ab- sichtlich auf solche Fragen ein ; aber es lasst sich doch eine ziemlich deutliche Vorstellung gewinnen. Ich erinnere zunachst an die Anschauungen des Paulus, des Hebraerbriefs und des Barnabasbriefes , der drei deutlichsten Typen aus vorjustinischer Zeit. Paulus hat es uberall mit dem erwahlten Volk Israel zu thun , mit der fest umgrenzten positiven Religionsform , welche sich in einem besondern Gottesclienste (im umfassenden Sinne des Wortes) zur Darstellung bringt. Diese bestimmte geschicht- liche Grosse, charakterisiert durch den vopo? als das Heilsprinzip, hat in Gottes Heilsplan ihre besondere, freilich nur temporare Bedeutung. Sie gehort der Heils-, der Erlosungsgeschiehte an. Als solche ist sie eine in Gottes Rate notwendige Vorstufe zu der in Christus erschienenen Offenbarung. Sie ist gleichzeitig freilich der Gegensatz zu dieser, in welcher das neue Heilsprinzip 1) S. Harnack, Note zu Did. 1 3 s . 7 , ferner Prolegg. z. Did. p. 32, 69, 120, 128, 166. Die Stellung der Did. zum alttest. Gesetze darf jedoch nicht ganz mit derjenigen des Klemensbriefes identifiziert werden. — (Wenn die Propheten die dtpytepets der Gemeinde genannt werden 1 3 3 , so gilt dies nur im Zusammenhange mit der dem A. T. nachgebildeten Sitte, den Propheten die Erstlinge zu geben.) — Ueber die Rezeption alttestam. Zeremoniengebote uberhaupt s. Harnack, a. a. 0. S. 240 f. und D.G. I. S. 250. 94 der tzigtic, und hza^eXla gilt, und hat darum vor ihr zu ver- schwinden, sobald die Zeit erfiillt ist. Anders die Betrachtungsweise des Hebraerbriefs. Er denkt zwar auch, wenn er den A. B. nennt, an den bestimmten Gottesdienst des israelitischen Volkes. Er beurteilt den A. B. auch als Yorstnfe des neuen, und wiederum ist der N. B., sobald er da ist, auch Gegensatz des alten. Allein hiemit ist der Kern der Sache noch nicht bezeichnet. Alter und neuer Bund stehen im Verhaltnis von Schatten und Wirklichkeit. Jener ist das Vorbild, das iiber sich selbst hinausweist, man kann sagen, das vorandeutende , mit noch sinnlichem Inhalte erfiillte Schema des N. B. , dieser die Vollendung, die wahre Darstellung der Sache. Eine Giltigkeit und ein Wert in sich selber wird dem A. B. zwar nicht bestritten, aber diese Giltigkeit und dieser Wert bedeuten nichts fur die christliche , d. h. die einzig massgebende Betrachtung. Fur diese kommt er nur nach seinem pneuma- tischen Verstandnisse d. h. in seiner Beziehung und Abzielung auf den N. B. in Betracht. Die Verschiedenheit von Paulus ist klar. Wenn fur diesen die alttest. Religion durch ein einheit- liches religioses Prinzip, den vojjloc, bestimmt ist, so hat es der Hebraerbrief mit einem Inbegriffe von Institutionen zu thun, die gerade auch in ihrer Mannigfaltigkeit von Wichtigkeit sind. Und wenn sich fur Paulus beide Religionen zuoberst wie einander ausschliessende Arten verhalten , so verlialt sich nach dem He- braerbriefe der A. B. zum N. wie das Unvollkommene zum Voll- kommenen. Aber die eigentliche Verschiedenheit der Betrach- tungsweise — ich wiederhole das Wort — liegt inFolgendem. Paulus fasst den realen Gang der Religionsgeschichte ins Auge, er will in demselben die Gedanken Gottes nachdenken und muht sich, die Ratsel zu losen , die der Gang der Geschichte darbietet (Gal. 3) , seine religiose Anschauung hat also ein Interesse an der geschichtlichen Entwicklung als solcher, die verschiedenen Stadien derselben sind insofern von gleicher Wichtigkeit. Das ausschlaggebende Interesse des Hebraerbriefs ist anderer Art. Die wirkliche geschichtliche Entwicklung ist ihm kein Problem. Es beherrscht ihn durchaus die Absicht, die Wiirde und Herr- lichkeit der christlichen Offenbarung zu erweisen *) ; das Mittel aazu und nicht mehr ist ihm die Vergleichung derselben mit dem nachstliegenden Gebilde der Vergangenheit , und dieses hat doch nur insofern fur ihn ein Interesse, als er das Christentum in ihm wiederfindet 1 2 ). Dio Frage nach dem Verhaltnis beider Religionen 1) S. von Soden, der Hebraerbrief. Jakrbb. fur protest. Theol. 1884 S. 473 5. 2) Im Hebriierbriefe ist iibrigens auch die unten aufgezeigte An- schauung des Klem. mit dieser typol. Geschichtsbetrachtung verbunden. 95 hat daher fur Paulus eine ungleich ernstere Bedeutung als fiir den Hebraerbrief. Fiir diesen gehort sie dem Bereiche hoherer theologischer Kunst an , fiir ersteren ist sie eine Glau- bensfrage erster Ordnung. Betrachtet man diesen Punkt als die Plauptsache, so kann man yersucht sein , den Brief des Barnabas trotz grosserer formeller Verwandtschaft zwischen Paulus und He- brSerbrief doch naher an den letzteren zu rucken als diesen an Paulus. Fiir Barnabas ist das e'rwahlte Volk ganz aus der Betrachtung geschwunden. Es hat nie einen Bund der Juden mit Gott gegeben ; er wurde, noch ehe er vollzogen war, wieder zu nichte gemacht (c. 4). So giebt es im Grunde gar nicht zwei Religionen, die man vergleichen konnte, weil zwischen ihnen eine Beziehung besteht, sondern nur eine wahre, die des eigentlichen Volkes Israel, der Christen, und eine falsche, die jiidische, welche das, was geistig im Gesetze gemeint war, fleischlieh missverstand. Klemens nun steht mit seiner Anschauung jedenfalls am weitesten von Paulus ab, wie denn naturgemass die Geschichts- betrachtung des Apostels fiir ein heidenchristliches Bewusstsein nur kiinstlich zu assimilieren war. Man wiirde Klemens ganz mit Barnabas identifizieren konnen, wenn er nicht in einer Beziehung vielmehr dem Hebraerbr iefe verwandt ware ; ich meine, in der Beurteilung des jiidischen Volkes und Kultus. Zwar fehlt eine dem Hebraerbriefe verwandte Spekulation ganzlich 1 ), aber er teilt die Voraussetzung, auf wel- chen die Ausfuhrungen desselben ruhen 2 ) : er lasst im Gegen- satze zu Barnabas den jiidischen Gottesdienst als einen wirkliehen und seiner Zeit berechtigten Gottesdienst gelten und redet von nationaljiidischen Dingen mit grosser Achtung 3 ). Her Beweis liegt einmal in c. 40 und 41 , wo Opfer und kultische Insti- tutionen als Bestimmungen des ,,hocherhabenen Gotteswilleus“ erscheinen. Sodann ist c. 32 4 ) anzuziehen. Hier werden unter den dem Jakob mit den 12 Stammen Israels verliehenen Gottes- geschenken 5 ) nicht nur „der Herr Jesus nach dem Fleische“, 1) Dass Christus auch bei Kl. apytepeu? ist, darf nicht als An- zeichen solcher gelten. Die Typologie c. 40 f. hat nur eine allgemeine Aehnlichkeit mit den Vergleichen des Hebraerbr., da der Gesichtspunkt des Stufenunterschiedes fehlt. 2) Harnack : D.G. I. S. 252 : „(der Hebraerbr.) conserviert . . . die historische alttestamentliche Religion fiir die Vergangenheit“. Vgl. die ganze Anm. 3) Aus dem Einfluss des Hebraerbriefs ist dies aber nicht zu erklaren. 4) 82 2 scheint eine Reminiscenz an Rom. 9 4 f. vorzuliegen. Zu den Vorziigen der Israeliten zahlt hier nicht bios, dass aus ihnen 6 Xpiaxo? xaxa aapza stammt, sondern dass ihrer i] Xaxpeia war. 5) In der Erklarung des dziYvoMyexat pteyaXeta xdiv hit’ aoxou 5e- 96 sondern auch ,,die Konige und Herrscher und Fiihrer im Gescblechte Juda“ und ,,die Priester und Leviten alle, die dem Altare Gottes dienen“, genannt und zwar als Beweis ftir die besondere Herrlichkeit jener Gottesgeschenke. Obwohl dies alles nur als ein dem Jakob fur seine Demut verliehener gottlicher Segen erscheint (vgl. c. 30), ersieht man doch, dass die eigentlimlich jiidischen Einrichtungen iiberhaupt fiir Kl. ein Gegenstand hoher Ebrfurcht sind *). Aber eine 'weitere, sozusagen dogmatische Bedeutung fur das Ckristentum baben sie nicht, es sei denn , dass sie gelegentlicb als Typen des Cbristlicben dienen. Das israelitiscbe Volk mit seinem Gesetze und seiner Sitte ist ftir den Christen nicbts als ein Stuck ebrwtirdiger Vergangenheit — so sehr, dass wenn ein alttestam. Wort vom erwahlten Volke redet, dies obne Umstande vom waliren Israel * 1 2 ), dem einzigen wirklich erwalil ten Volke, der Gemeinde Christi, verstanden wird, auf die sich alle Gottes- gedanken von Anfang an und ausscbliesslich bezieben (c. 29). Was daher in der alttest. Geschichte wichtig ist, und bleibt, tragt keine nationale Farbe: es ist die Scbaar derVater 3 ) und Propheten, denenGott seine oopivwv owpewv stimme icli Lightfoot bei gegen Lipsius (p. 55 n. 2) und Harnack (z. St.). Das otc’ auTou kann, trotzdem Oso's in den nachst- vorhergehenden Satzen nicbt vorkommt, und trotzdem das folgende ££ aoxou nicht auf Oeos, sondern entweder auf Jakob oder auf to 8u>oe- xaoxrjTCTpov too J Icpa7)X geht , nur von Gott, nicbt von Jakob gesagt sein. Das wird auch durch den Zusammenhang gefordert. Es handelt sich darum, dass Gott die Gerecliten segnet (cf. 30 fin.). Als der Segen, der Jakob zu Teil wird, wird das SojoexaaxrjTiTpov too IapaVjX bezeiehnet. Wiefern das als gottliches Segensgeschenk anzusebn ist , zeigt der nachste Satz. „Betrachtet man diese 12 Stamme bezw. Israel im Ein- zelnen, so wird man die Grosse der von Gott verliekenen Gaben (jener Segnungen c. 30) erkennen“. Es folgen die im Texte genannten drei р. eyaXeta. Da aber diese eigentlicb nur den zwei Stammen Levi und Juda geboren, so wird am Schlusse noch versichert: „aber aucb die iibrigen Stamme stehen in nicht geringem Glanze da“, was in Erman- gelung bestimmterer Grunde durch die Verlieissung (Gen. 22 J7 ): „dein Same wird sein wie die Sterne des Himmels“ (der Vergleichungspunkt liegt nicht in der Zabl, sondern im Glanze der Sterne) bestatigt wird. 1) Nicht bios ihrer typiscben Verwertung wegen (Lipsius p. 150). 2) Diese Uebertragung der Pradikate Israels auf die christi. Gemeinde im universalistischen Sinne ist christliches Gemeingut der Zeit. Vgl. z. B. Hebraerbrief (v. Soden a. a. 0. S. 453 ff.), 1. Petr. (Pfleiderer, Paulinismus 2. Aufl. S. 420). Klassisch ist die Stelle bei Justin, Dial. 11.228. E: ’IapaeXmxov yap to aXrjOtvo'v, 7iveu{j.otTix4v, xat ’loooa ysvo; xal ’IaxthjB xal ’Iaa dx xal ’Appaa'p. . . . . ij p. et ? i a p, e v. S. Engelhardt, a. a. 0. S. BIO ff. Der Ausdruck Xao? repiooato? findet sich von der Gemeinde 1. Klem. с. 64. Ob dieser Universalismus iibera 11 auf Paulus ruht (z. B. Ritschl, a. a. 0. S. 275), mag zweifelhaft bleiben. 3) Zum Ausdruck uaT^pe; s. 4 8 (Jakob) (G 3 Adam) 30 7 (toi; Tcavpaaiv fjp.u iv toTs otxalots) 31 2 (Abraham) 60 4 62 a . Parallellen braucben nicht angefiihrt zu werden. 97 Worte gegeben hat und „welche den Wandel Gottes gefuhrt haben , dem keine Reue folgt" 1 ), eine Welt der Wunder und Weissagungen, der Frommigkeit und Gerechtigkeit. Von einer vorbereitenden Bedeutung dieser Geschichte fur das Christen- tum kann nur insofern die Rede sein, als Christus und seine Auserwahlten das Ziel bilden , auf welches alles Vorherige weis- sagend hinweist. Diese teleologische Betrachtungsweise aber muss fortwahrend mit einer andern wechseln : alle Gottesmanner bilden eine gerade Linie, an deren Ende Christus steht ; sie konnen so auch mit Christus zusammengeschaut werden und in Yergleich treten als Offenbarungstrager und Typen der wahren Gerechtigkeit und sind mi thin auch direkt in Wort und Wandel die Prediger des gottlichen Wortes an die Christenheit. Aber diese Scheidung zwischen dem Ewigen, Christlichen im A. T. und dem Verganglichen , Nationalen, Jiidischen ist mehr der Sache nach vorhanden als ausdriicklich vollzogen. Beides steht wieder in einer nicht naher zu definierenden Union 2 ). Das- selbe heilige Buch erzahlt von Henoch, Noah und Abraham und von den Opfern und Opferzeiten. Darum ist es leicht verstand- lich , dass auch die letzteren dem Klemens etwas Heiliges sind. Alles, was Bestandteil der heiligen Geschichte ist, empfangt, auch wenn es bedeutungslos ist, einen Schimmer von Heiligkeit. Das musste anders sein, wenn wie bei Barnabas ein starkes Interesse antijudaistischer Polemik das Denken beherrschte. Bei Klemens werden wir ein solches nicht voraussetzen , so entschieden auch er sicher das Judentum als gegenwartigen Konkurrenten des Christen turns verneint hat. Doch wie unterscheidet sich nun Christus von den alttestam. Frommen, das Christentum vom A. T, ? Paulus sieht in Christus die die ganze vorchristliche Welt beherrschenden Machte des Gesetzes, des Fleisches, der Siinde und des Todes entthront, daher ist bei ihm das Christentum etwas schlechthin Neues 3 ), gegen das Friihere Gegensatzliches. Fiir Klemens hat es gar keinen Sinn von einem Gegensatze des Christentums zur vorchristlichen Religion zu reden. 1) 54 4 . Aehnliche Bezeichnungen fiir die Vater: 8 t : ol XetToopyol tt); ydpiTo; too Oeoo. 9 2 : ol xeXeuos Xeixoopyqacmes xfl p.eyeXo7rpe:reT auxoo (sc. deoo). 2) Insofern sagt Lipsius richtig: neutrum diserte professus est (Clemens): neque abolitam neque conservatam esse Iudaeorum religionem (p. 51). Aber er scheint das so zu verstehen, als ob Kl. die schwierige Materie vorsichtig umgangen hatte. 3) Zu erinnern ist allerdings an die Beurteilung Abrahams. Doch liegt hier nur eine Hilfslinie vor. Die Vater im Allg. hatten naturlich auch fur Paulus ihre hohe Bedeutung (Rom. 9 4 : (bv ol TOrdpec). Wrede, Untersuchvmgen zum 1. Klemensbriefe. 7 98 Es giebt fiir ihn uberhaupt keine Geschichte, keine Entwick- lung des Heils; die Gerechtigkeit eines Abraham ist nicht eine Vorstufe der hoheren christlichen ; sie ist die christliche. Die Gottesmanner des A. B. waren Christen vor Christus und gehoren als solche mit der christlichen Gemeinde zusammen. Ein durch- schlagendes Neue ist weder in Hinsicht auf das fromme Leben 1 ) noch beztiglich des Heilsgutes mit Christus gegeben. So muss man nach dem ganzen Briefe urteilen. Sollen wir auf ein- zelne Aeusserungen verweisen, so berufen wir uns nicht darauf, dass die Vollkommenheiten , die an Moses, David oder Hiob geruhmt werden, genau die sind , die den Schrauck des Christen bilden. Denn das eigne Christentum wird jede Anschauung von der Schrift, die nicht im wissenschaftlichen Sinne geschichtlich ist, stets unbefangen in die biblischen Yorbilder hineintragen. Aber Klemens spricht es an mehreren Stellen geradezu aus, dass das Heil, welches den Christen zu Teil wird, zu alien Zeiten unter den gleichen Bedingungen erreichbar gewesen sei. So wird c. 7 zuerst von dem kostbaren Blute Christi gesagt , dass es der ganzen Welt — hierin lage denn das einzige spezifisch Christ- liche — die X“P l? p^avoi'a? 2 ) gebracht habe; dann aber wird 1) Es ist nicht ganz richtig, wenn Lipsius (p. 54) sagt : „Perfecta divinorum mandatorum notitia Christianis tantum contigit“ (s. das Vor- hergehende). Kl. konnte einen solchen Satz wohl aussprechen, aber er hat kein Interesse fur ihn, da er materiell das christliche Gesetz und das alttest. nicht unterscheidet. 2) Zum Verstandnis dieses Ausdrucks verweise ich auf folgende Stellen: Hebr. 12 17 : [j,£Tavo(as xo'tiov 06/ eopsv, xautep p.Exa Baxpuiov dxC^xVjCac a ixVjv. 2. Tim. 2 26 : p.rj7roxE Siuy) aixots 6 Oeo? p.Exavoiav. Barn. 16 9 : p.Exdvoiav BiSous 7)p.iv efaayet ete xov acpOapxov vaov. Hermas Vis. II 2 6 III 7 6 (p.Exavoiav e^eiv) Mand. IV 3 3 f. , Sim. VIII 6 1 f. (a|iot p.£xavo(as) 6 6 (IXtti? xou p.£xavoy)aai) IX 19 u. s. (Vgl. Zahn, Hirt des Hermas, bes. S. 339 ff., dessen Ausfiihrungen ich mir jedoch nicht aneigne). Besonders bemerkenswert ist Orat. Manass. v. 7 : c6, xuptE, xaxa xo Tikrftos xrj? ^prjaxdxrjxos coo i7tir]yY£i'Au) p.£xavotav xa'i acpECtv xols •fjp.apxTjxdctv cot, xat xip 7 rXVj$£i xd»v olxxipp.u>v coutdptaa? p.£xavotav ap.apxu)AoTg eii aw xtj p (a v. (s. auch V.8. cf. Libri apocryphi V.T. ed. Fritzsche p. 92). Aehnlich Act. 5 S1 : xoodouvai p.£xa'votav xip ’laparjA xai acpECiv a p. a p x i (L v. Die Voraussetzung dieser nicht mehr gangigen Vor- stellung von p.Exdvoia ist die, dass Gott nach der Begehung der Siinde dem Menschen abgewandt und unerreiclibar ist. Der Mensch kann von sich aus das Verhaltnis nicht herstellen. „Giebt“ Gott, oder verkiindet er Busse, so ist — wenigstens durchweg — nicht an eine gottgewirkte innere Regung im Menschen zu denken, sondern an die gottliche Be- reitwilligkeit, sich die menschliche Reue gefallen zu lassen. Ohne dass Gott Busse giebt, hat es fiir den Menschen keinen Sinn, Busse zu thun, sofern es aussichtslos ist. Es handelt sich also allerdings um /apt; (vgl. 8j, auch 8 5 : p.Exavofas p-Exac/Eiv). Die acpECt? ap.apxta>v ist damit selbstverstandlich gesetzt, sofern der Mensch nun die Gelegenheit ergreift, Busse zu thun. Die Ausdriicke p-etavoias und tfysaic 99 sogleich fortgefahren : SieAOojfxev xa ? Yevea? itaoa; xai xaxa- [xaOa)(jL£v, oxi £ v 7 £ v £ qi x a i y£V£^ p, £ x avoiac tottov 1 8 £vxes . . . 8ixaioujie9a . . . 8 ia x9jc irfoxe ax;, 8 i tj; xavxa? xou? ax’ aiu>vo<; 6 Travxoxpaxtwp Oeo? ISixauoaEV. Der Glaube ist das ewig giltige Prinzip des Heiles. Sein Objekt wird nicht spezifisch christlich bestimmt. Auch wenn 503 von denen, die in der Liebe vollendet worden sind (cf. 49 5 : ev x^) IxEXEitbibjaav ttocvxei; ot exXexxoi xod Oeoo), gesagt wird, dass sie nach der Gnade Gottes den Ort der Frommen innehaben, um am Tage der Heimsuchung des Konigtums Christi offenbar zn werden, ist an die vorchrist- lichen Frommen zu denken (s. das Vorhergehende). Sie erlangen also ohne Weiteres die Seligkeit, nachdem sie eine Weile in einem Zwischenzustande gelebt haben. Solche Worte zeigen es deutlich, wie das Wesentliche des Christentums scbon in der Welt des A. T. gefunden wird, sie zeigen zugleich, wie bier der Christianisierung des A. T. eine alttestamentlich bestimmte Fassung des Christentums die Hand reicbt, d. h. wie wenig die Aussagen iiber Christi Person, seinen Tod oder seine Auferstehung organisch mit den religiosen Grundbegriffen des Klemens zusammenhangen. Doch bedarf das Vorstehende der Einschrankung. DieFrage selbst, was Christus eigentlich Besonderes gebracht hat, liegt Klemens naturlich ganz fern. Schon dass Christus der Gegen- stand aller Weissagung ist, hebt ihn aus der Reihe der Gerechten heraus. Dazu sind die mancherlei positiven Elemente zu betonen, welche den Eindruck, dass das Christliche das Immerdagewesene ist, iiberall durchkreuzen. Alle die Satze liber die Erwahlung der Glaubigen in Christus, liber das Blut Christi, die Wieder- kunft Christi, die Herrlichkeit und Wurde Christi (c. 36) gehoren hierher. Der Hirt des Hermas zeigt, wie ein wesentlieh gleiches Material von positiven Gedanken, wie wir es bei Klemens voraus- setzen miissen, ausreichte, um das Neue des Christentums stark hervortreten zu lassen. Er lasst die alttest. Frommen erst durch Predigt und Taufe der Apostel Christen werden x ). Dieser Weg war flir solche gewiesen, bei denen die kirchlichen Momente djjiapTtujv konnen demnach in der Hauptsache als gleichbedeutend gelten. Ich bemerke dies auch in Hinsicht auf die Behauptung Harnacks (D.G. I. S. 171), dass die Formel c. 7 sinnlos sei. 1) S. Hermas, Sim. IX 16 , dazu Harnacks Note und Zahn, a. a. 0. S. 164 f. 198 ff. Mit Recht sagt Harnack: „Prorsus aliter Clemens in ep. c.49 4 . . . c.50 3 “. Reflexionen iiber das Schicksalder alttest. Frommen diirfen wohl schon zu Klemens Zeiten vorausgesetzt werden. 7 * 100 der Frommigkeit (z. B. Taufe) im Vordergrunde standen. Wenn Kl. nicht sowohl die kirchlichen Requisite des Christen auf die Manner des A. B. iibertragt und sie so formell christianisiert, als vielmehr sie einfach wie Christen behandelt, so entspricht das dem allgemein religiosen und moralischen Zuge seines Christentums, obwohl wir den Gedanken des Hirten nicht fur einen ihm schlecht- weg unzuganglichen halten. Endlich gilt, dass die durchschlagenden Anschauungen und Gedanken iiberhaupt keinen vollkom- menen Massstab ab'geben fur das Bewusstsein hinsichtlich der Neuheit der Offenbarung. Will man sich deutlich machen, wie sehr diese auch von Klemens empfunden wurde, so braucht man nur an die positiven Institutionen zu erinnern, welche wie Taufe, Abendmahl oder Gottesdienst die Einzigartigkeit Christi fort- wahrend ins Gedachtnis riefen, und an das ganze Selbstgefiihl, mit dem sich die Gemeinde als das erwahlte Hauflein (vgl. c. 59) von Juden und Heiden unterschied. Auch die heidnische Welt liefert Klemens gewisse Ar- gumente und Vorbilder 1 ). Die Ordnung im heidnischen Heere ist nach c. 37 Muster fur die Ordnung in der Gemeinde. C. 55 werden dem Beispiel des Moses (in c. 53) die Vorbilder heid- nischer Konige und Feldherren hinzugefiigt, welche in Zeiten der Pest sich selbst dem Tode preisgaben , um ihre Mitbiirger zu retten, und andere, welche um des Friedens willen die Heimat- stadt verliessen. Klemens fiihrt sie ausdriicklich als OTcoSeiypaTa eOvtov ein 2 ). C. 25 finden wir die Phonixgeschichte, auf deren Erzahlung sich Klemens etwas zu gute zu thun scheint. — Lipsius hat die Erwahnung solcher Dinge der Absicht zugeschrieben, das Christentum als nicht nur durch das mosaische Gesetz, son- dern auch durch die Geschichte der heidnischen Volker vorbe- reitet darzustellen 3 ). Dies wird man doch abweisen miissen. Diese Zuge sind allerdings nicht ganz unwichtig. Sie zeigen, dass Klemens in seiner Stellung zum Heidentum etwas von jenem 1) Der Gedanke des Vorbilds und der Nachahmung findet sich sehr oft im Briefe. Vgl. oTroSeiypia 5, 6 X 46, 55 1 63, , b7rdypap.p.os 5 7 16 17 33 8 , yOsaOat 17 n auch xoAXaaOai 15 4 30 s 46 1<4 . Vorbilder sind die alttestam. Frommen, Christus (c. 16), Gott selbst (c. 33 cf. 19 f.), die Engel (c. 34), die Apostel und Martyrer (c. 5. 6), die Heiden (c. 55). Die Nachahmung Gottes ist nicht wegen Eph. 5 t als paulinischer Be- griff zu bezeichnen (Engelhardt a. a. 0. S. 353). 2) Das Folgende beziehe ich mit Lightfoot und Harnack (anders Gundert, Zeitschr. f. luth. Th. u. K. 1853 S. 649 f. vgl. Hilgenfeld a. a. 0. p. XXXII und 87 und Lipsius 149 f.) nicht auf Heiden. Auch die mit dem schwierigen Ausdruck AocvatSe? xal A^pxai (6 2 ) gemeinten Frauen sind schwerlich die Gestalten der Mythologie selbst (Ililgenfeld, Lipsius), obwohl die Erwahnung dieser bei Kl. nicht befremdlich ware. 3) Lipsius p. 55. weitherzigen Huraanismus ererbt hatte, der fiir hellenistische Juden bezeichnend ist *). Eigentlich sagt aber auch dies nnr das Beispiel der Konige. Die Phonixgeschichte wird einfacb als ein Wunder Gottes erzahlt, auf ihren heidnischen Charakter kommt niehts an. Die Erwahnung des Heeres wird zu wichtig genommen, wenn man betont, dass seine orpaTsoojjisvoi und YjyoopLSvot Heiden waren ; es ist eine simple Analogie aus dem taglichen Leben. Hingegen werden c. 55 wirklich Heiden als Tugendmuster hin- gestellt 1 2 ). Aber das bat keine besondere Tragweite. Auf keinen Fall wird man Klemens eine Stellung zu den Heiden, wie sie bei Justin hervortritt, zutrauen durfen. Die spezifiscb ratio- nal i s t i s c h-p hilosopbische Betrachtungsweise, welcbe J ustin, namentlicb in seiner Logoslehre, befolgt, drangt allerdings nicbt nnr alles spezifiscb Obristliche, sondern aucb diejenige Positivitat, ■welcbe durcb die beherrscbende Bedeutung der ypacpyj bezeichnet ist, so stark in den Hintergrund, dass von dieser Seite die Grenzen zwiscben den Gerecbten des A. T., den tugendbaften, pbilosopbi- scben Heiden und den Christen sicb verwiscben 3 ). Bei Mannern wie Klemens war das Bewusstsein, dass die Christen die von der ganzen Welt unterschiedene Gemeinde der Auserwahlten bilden, ein Bewusstsein, dessen Starke und trennende Macbt nicbt danach zu bemessen ist, wie oft es sich ausdriicklich kundgiebt — denn es bedurfte fur das der wenigsten Worte, was in alien am stark- sten lebte — durch solcbe Gedanken nicbt durchkreuzt. Beispiele wie die in c. 55 erwahnten baben daber wesentlicb eine rhetori- scbe Bedeutung. Abzuweisen ist so auch die Deutung, welcbe Lipsius 4 ) der Stelle 7 5 ff. giebt. Es ist zwar richtig, dass nach ibr aucb fur die Zeit vor dem mosaischen Gesetze die Gnade der Busse nicht feblte ; aber der Gegensatz zwischen vormosaiscber und nachmosaiscber Zeit ist iiberhaupt fur Kl. bedeutungslos. Und 1) Sie zeigen ausserdem (im Yerein mit ein paar andern Stellen), dass Klemens liber eine gewisse, allerdings docb wobl bescheidene welt- licbe Bildung verfiigte. 2) Hier konnte man sogar geneigt sein, noch etwas mehr zu linden. Wenn von den heidn. Heiden gesagt wird: 7iape8«)xav la 0 too? di Havaxov, iva p 6 a co v x a t 8 1 d too I a 0 t <5 v a l pi a x 0 ? xobs ixoAi xas (s. auch 55 2 : 07iu)? exepoos Xoxptbaovxat) , so stebt die Ausdrucksweise in auffal- liger Yerwandtschaft zu den Formeln vom Tode Christi. Sollte Kle- mens solche Beispiele gelegentlich als Analogien des Todes Christi verwertet haben ? S. bierzu aucb 4. Makk. 6 29 und 7 ai , wo der Mar- tyrertod der Gerecbten zur Siihnung fiir die S linden des Volkes dient. (Schiirer, Geschichte d. jlid. Volks u. s. w. II 768 , Grimm, Exeget. Handb. zu den Apokr. IV S. 289, 327.) 3) Aucb fiir die Yerscbiedenheit in der Auffassung des Verhalt- nisses von Christlichem und Alttestamentlichem, die bei grosser Ver- wandtscbaft zwiscben Klem. und Justin besteht, gilt Entsprecbendes. 4) p. 55. 102 an die Heiden ist nicht gedacht. Wenn aber bei dem Jonas- beispiel ausdriicklicb erwahnt wird, dass die Niniviten das Heil empfiengen , obwohl sie dXXdipLoi too Osoo d. h. Heiden waren, so darf man daraus nicbt den allgemeinen Satz ableiten *), dass aucb die, welche das Gesetz nicht beobachtet haben, zum Heile kamen, wenn sie sich nur dem gottlichen Willen unterwarfen. Denn was in einem Einzelfalle im Rahmen der heiligen Geschickte hervorgehoben werden kann, wird damit noch nicht als allge- meines Gesetz ausgesprochen. Auch das Rahabbeispiel darf nicht in diesem Sinne ausgebeutet werden. Den alttestam. Frommen stehen am nachsten die Apostel. Ich hebe hier nnr den einen Zug hervor, dass ihnen c. 43 f. in Parallele zu Moses ein Vorauswissen der Zukunft zugeschrieben wird (xsXsia Trpo'yvtnoi?). Man fangt bereits an, sie mit dem gleichen Nimbus zu umkleiden, der liber den Tiaxspsc und TTpocpyj- xai liegt ; es verblasst das Bewusstsein, dass sie Gestalten sind, die noch der Gegenwart angehoren ; sie riicken in die Feme. Dass es etwas bedeutete fur die religiose Vorstellungswelt der alten Christen, stets auf eine alte, heilige Geschichte zuriick- sehen zu konnen, welche einen grossen Reichtum von Typen und Autoritaten, eine Ftille von konkreten Darstellungen des frommen wie des gottwidrigen Lebens einschloss und auch der Phantasie ein grosses Feld eroffnete, ist so klar wie der Wert, den eine geschriebene Offenbarung fur sie besass. Mit dieser Bemerkung diirfen wir uns jedoch nicht begniigen. Klemens fordert gerade in besonderm Masse dazu auf, dies kurz gesagt alttestament- liche Element als ein wichtiges Element der christ- lichen Gesamtanschaung oder noch lieber : der reli- giosen Stimmung und Haltung zu wlirdigen, die ihm eignet. Es gilt also dasselbe nach seiner Stellung im Zusam- menhange des Ganzen zu betrachten. Wie mir scheint, sind es drei Punkte, auf welche die Aufmerksamkeit zu richten ist. Die Wertung der heiligen Schrift und Geschichte ist zusammenzuhalten mit der christologischen und eschatologischen Hal- tung des Briefes und mit der Bedeutung, welche das Trvsojxa fur ihn hat. 1) Der Name Christi wird nicht gerade selten genannt 1 2 ). Seine Wiirde wird in starken Ausdruoken hervorgehoben. Er ist es, in dem und durch den die Christen erwahlt und berufen sind (32 4 466 50 7 64), durch den sie zu Gottes Erbarmen hinfliehen (20 n), durch den sie zum Himmel aufschauen , durch den ihre 1) Lipsius p. 56. 2) S. oben S. 87, 99. 103 Herzensaugen geoffnet sind, die verfinsterte Einsicht zum Lichte emporbliiht, durch den der Christ der unsterblichen Erkenntnis teilhaftig geworden ist (c. 36), der aus Liebe zu uns sein Blut vergossen hat (496 vgl. 7, 12, 21) u. s. w. 1 ). Das alles kommt gegen den Eindruck nicht auf , dass Christus dem Glauben des Verf. nicht in wahrhaft lebendiger Weise angehort. Es giebt fur Klemens kein religioses Yerhalten, das sich unmittelbar auf Christus bezoge und an seinem wesentlichen Charakter einbiisste, wenn an Christus nicht gedacht wird. Es ist eine durchaus rich- tige, durch den ganzen Tenor des Briefs viel mehr noch als durch Einzelheiten bestatigte Bemerkung von Ritschl 2 ), dass Kl. den Glau- ben nur in Beziehung auf Gott, nicht in Beziehung auf Christus kenne. Dass Formeln wie moTeosiv si^Xpiaiov 3 ) nicht vorkommen, wird zufallig sein; kamen sie vor, so ware das ohne Belang. Nur mochte ich bei dem „Glauben“ weniger an die gedankenmassige Ueberzeugung als an die subjektive, die personliche Beziehung auf seinen Gegenstand gedacht wissen. Christus ist Burge der Wahrheit, Vermittler des Heils, insofern wichtigstes Objekt der religiosen Anschauungswelt ; Christus ist Gegenstand der Ver- ehrung, des Preises ; Christus ist sittliches Muster ; Christus ge- hort dem Bekenntnis, der Lehre, der Liturgie an. Aber der Glaube hat es in Furcht oder Vertrauen und Hoffnung unmittelbar und letztlich mit Gott zu thun. Gerade hier ist der Vergleich mit Paulus lehrreich. Der Abstand von ihm springt in die Augen, und er ist wichtiger als die Unterschiede in den einzelnen Gedanken. Paulus ist in seinem religiosen Fiihlen, seiner reli- giosen Phantasie, seinem Heiligungsstreben immer durch die Be- ziehung auf den lebendigen xopio? bestimmt ; wollte man das christologische Element aus seinen Briefen fortnehmen, so bliebe nichts Lebendiges tiber. Bei Klemens kann man diese Auslosung des Christologischen vornehmen, und es bleibt alles Wesentliche der Frommigkeit zuruck, sie besteht nach wie vor im Glauben an Wort und Yerheissung des ziemlich geistig und erhaben ge- dachten Gottes und in der Treue gegen seine Gebote. Obwohl wir das Christentum des Klemens, namentlich nach seiner mora- listischen Seite, fur viel alter halten, als dass wir es aus einer Nivellierung und Yerblassung apostolischer Ideen herleiten konn- ten 4 ), obwohl man auch fragen kann, ob die Wendungen 1) Zur Auferstehung Christi s. Ritschl, Entst. der altkathol. K. S. 280. 2) A. a. 0. S. 282. Engelhardts Skepsis ist ohne Grund (S. 398). Beilaufig bemerkt, enthalt der Abschnitt liber Klemens in diesemWerke (wie auch uber die andern apostolischen Vater) sehr viel Schiefes. 3) 22 j rj Iv Xpiax^ iriaxis gehort nicht hierher. Richtig Lipsius p. 67: tides in Christo, quae nititur in Christi verbis divinam volun- tatem nobis revelantibus. 4) S. Ritschl a. a. 0. S. 279. 104 gerade iiber den Tod Jesu als versteinerte Reste von Anschau- ungen angesehen werden diirfen, deren lebendige Motive ver- gessen waren, so ist hier doch ein Punkt, wo Klemens sicbtbar die zweite Generation reprasentiert , die Generation der Formel, welche anf die Generation des lebendigen Gefiihls nnd der lebendigen Phantasie zu folgen pflegt. Wir sagen nun zwar nicht : w e i 1 es mit der Christologie diese Bewandtnis hat , darum tritt die Schrift und die heil. Ge- schichte hervor. Aber das leuchtet ein : wo eine derartige Stel- lung zur Schrift, wie sie bei Kl. aufgezeigt wurde, mit solcher christologischen Haltung zusammentrifft, muss jenes Moment eine ganz andere Bedeutung haben als da, wo es sich mit einer durch- aus auf Christus lebendig bezogenen Frommigkeit vereint. Denn in gewissem Masse sind der lebendige Christus und die Schrift stets konkurrierende Grossen J ). Insofern setzt das Bemerkte die Bedeutung des Alttestamentlichen fur das Ganze ins Licht. 2) Die eschatologischen Stellen des Briefes haben keine lebhafte Farbe, der Hoffnung wird iiberhaupt nicht viel und meist nur in kurzen Andeutungen gedacht. 14 2 und 47 7 geht der Ausdruck xi'voovo? auf den Verlust der Seligkeit. 28 1 redet von der Rettung vor den kunftigen Gerichten. 34 3 wird nach der Ermahnung zur ayaOoTroita der Spruch zitiert: IBoo 6 xopio c xou 6 }XLa06<; aoxoo irpo 7rpoau>7roo adxoo, duoSouvai exaaxtp xaxa xa epya adxoo, wobei der Ton gemass dem § 1 gebrauchten Bilde vom Arbeiter auf dem {iiaOd? liegt. 42 3 wird von den Aposteln treffend gesagt : e^AOov ttjv ^aoiXeiav xoo Osou ixekksiv ep^eaOax. 45 s ist vom Buche des Lebens, aber mit Riicksicht auf verstorbene Gerechte, die Rede. 50 3 heisst es, dass diese Frommen offenbar werden sollen sv zf STrioxoir^ x?j<; paoiksfac xoo Xpioxou 1 2 ). 51 1 bietet einen Appell an die korin- thischen Fiihrer, die ,,gemeinsame Hoflfnung“ zu bedenken, 572 redet im Blick auf dieselben von der Gefahr des expicpr^vai ex xrj? eXirtSo? adxou (der Heerde Christi). Ausfiihrlicher gedenkt Kl. der Zukunft nur in den Kapp. 28 — 27 sowie c. 34 (fin.) und 35. In letzterer Stelle wird die Herrlichkeit der Verheissungen gepriesen, welche die erlangen , die da auf den Herrn warten : Gott allein kennt die Schone und Grosse der zukiinftigen Gaben. 1) Bei Paulus, dessen Schriftanschauung abgesehn von der Ge- setzeslehre nicht sehr von Klemens abweicht, wird das A.T. vorwiegend in der Beweisfiihrung und Polemik, nur wenig in der eigentlichen Paranese verwendet. Die Sachen sprechen durch sich selbst und fur sich selbst. Der Anlehnung an die geschriebene Autoritat bedarf es nicht. Fur diese Thatsache kann freilich Yerschiedenes zur Erklarung angefiihrt werden. 2) S. Lightfoot z. St. 105 Wichtiger ist die andere Stelle : hier wird ausdriicklich auf Zweifel eingegangen , die dadurch hervorgerufen sind , dass die verheissenen Gottesgeschenke nicht gekommen sind ; in ganz charakteristischer Weise. Es wird daran erinnert, dass die Frucht des Baumes allmalig, aber in kurzer Zeit (sv 6Ai'yo> xaiptp) zur Reife gedeiht , und dass die Vollendung des gottlichen Willens plotzlich erfolgen wird. Das wird durch das Schriftzeugnis er- hartet: xa^u rfczi xat ou ^povisl, xal i^aicpvrj? rfee i 6 xopio? et? tov vaov auxou xal 6 ayioc 1 ) ov opeTc Tipoaboxate. Aber auch nur in diesem Zitate wird auf die personliche Parusie des xupto? angespielt. Im Folgenden wird diese gar nicht, son- dern nur die Auferstehung (des Fleisches 263 ) nebst den sie 6icherstellenden Arguraenten in Betracht gezogen. Man kann das nicht allein mit dem Hinweis auf 1. Kor. 15 erklaren. Es ent- spricht ganz dem , was wir erwarten diirfen : die Stelle phanta- sievoller, konkreter Anschauung vertritt bei Klemens der ver- niinftige, blassere Glaubenssatz. Fiir die Starke und Lebendigkeit der Zukunftserwartungen ist es einer der sichersten Massstabe, wie weit sie als Antriebe zum frommen Handeln in der Paranese auftreten. Fasst man dies ins Auge, so wird unsere These noch deutlicher. Es ist unrichtig, wenn Lechler 2 ) unter den Beweggriinden zu den guten Werken „die nahe bevorstehende Zukunft des Herrn und seines Reiches“ besonders hervorhebt. Haufiger wird auf andere Be- weggriinde — auch solche , die Lechler nicht nennt , wie das Beispiel der Vater oder das Yorbild Gottes in seiner Schopfung (c. 19 f., 33) — zuriickgegriffen. Als bezeichnend kann es gelten, dass der Gedanke der Allgegenwart und Allwissenheit Gottes — der zwar mit der Zukunftserwartung leicht in Verbindnng treten kann , aber doch wieder seine besondere Farbe hat — in der Paranese gern verwendet wird (21 1 . 2. 9 27 6 28). Er ist fiir die Haltung des Briefes typischer als der Wiederkunftsgedanke. Auch hieraus geht hervor, wie bedeutsam fiir das Ganze die Schrift ist. Die Schrift tritt, wenn es die Motive des sittlichen Handelns gilt, mit ihren deutlichen Geboten unmittelbar neben die Hoffnung, und Klemens lebt nicht weniger in der vergangenen Welt der Vorbilder als in der zukiinftigen des Reiches Christi. 3) Minder wichtig , doch auch zu erw&hnen ist der dritte Punkt. Engelhardt 3 ) hat behauptet, dass „im ganzen Briefe die Thatigkeit des heil. Geistes aufs kraftigte betont und iiberall so aufgefasst wird, dass er das Wort Gottes und das Evangelium 1) S. oben S. 77 Anm. 3. 2) A. a. 0. S. 477. 3) A. a. 0. S. 399 Anm. 106 in den Herzen der Menschen wirksam macht“. Das ist nicht der Fall. Das irv£op.a ist weder ein fur den Brief charakteristischer BegrifF, noch ist die Aufifassung der Wirksamkeit desselben mit der angefiihrten Bemerkung treffend formuliert. W i r nennen hier das TcvsSfxa natiirlich nur, sofern der BegrifF neben der eschato- logischen Hoffnung vor allem fur das bezeichnend ist, was man neuerdings den urchristlichen „Enthusiasmus“ *) nennt. Es handelt sick nur um das Bewusstsein, class der Geist in der Gemeinde ge- genwartig waltet, unmittelbar gottliche Offenbarungen ihr mitteilt, sie mit allerlei Kraften begabt, die wohl selbst iiber das Natiir- liche hinausgehen. Dass nun dieses Bewusstsein nicht vollig fehlt, ist gewiss. Stellen wie 2 2 : TrArjpYjs Trv£ujxaxoc 017100 ini rcavxa? sytvexo und 46 6 1 2 ) : £V TTVcOjaa xf^ ^apixoc xo sx^obsv scp* Tjpia? sind hier zu nennen, obwohl nicht sichtbar ist, dass an besonders wunderbare, vom Tiveofia mitgeteilte Krafte gedacht ware. Zu vergleichen ist ferner 42 3. 4 : der heil. Geist wirkte in den Aposteln eine besondere Freudigkeit und Gewissheit, als sie zu ihrer Predigt auszogen; „im Geiste“ prliften sie die Erst- bekehrten, welche sie zu Beamten einsetzten ; der Geist gab ihnen also hier die hohere Einsicht 3 ). Und will man an diesen Stellen die besondere Wertschatzung der apostolischen Vergangenheit auch darin erkennen , dass die Apostel als Trager des Geistes erscheinen , so schreibt Klemens doch auch von seinem eignen 1) Es ist ein Verdienst Harnacks, diesen Titel fur das Urchristentum so kraftig geltend gemackt zu haben. Der Ausdruck ist auch formell insofern besonders glucklich, als er die Begeisterung und die Schwar- merei zusammenfasst. (S. bes. Dogmengesch. I S. 46 ff., 119, 140; vgl. auch Loofs, Leitfaden der Dogmengesch. 2. Aufl. 1890 S. 55). Man wird freilich die Grenzen beachten miissen, die der Yerwertung des Gesichtspunktes gezogen sind. Die Erregtheit und Leidenschaftlichkeit der religiosen Stimmung kann man leicht iibertreiben. Diese Gefahr hat auch die vortreffliche Schrift von Gunkel („Die Wirkungen des heil. Geistes u. s. w.“ 1888) nicht ganz vermieden. Die neutestam. Schriften geben ein weniger grelles Bild, als Gunkels Ausfiihrungen voraussetzen. Man darf z. B. nicht vergessen — die christliche Sektengeschichte liefert die besten Parallelen — dass „Eingebungen“ des Geistes ganz alltagliche Dinge sein konnen, von denen ohne jegliche Emphase geredet wird. Aehnliches gilt, wenn man die Bedeutung mancher y^apfa^azoc fur die Empfindung der Zeit richtig wiirdigen will. — Sodann scheinen mir gerade Urkunden wie unser Brief nur dann geschichtlich verstand- lich zu sein , wenn es schon sehr friih (vgl. ubrigens auch Harnack, a. a. 0. S. 47) in weiteren Kreisen ein Christentum gegeben hat, fiir welches das enthusiastische Moment hinter dem verstandig moralisti- schen zuruck stand. 2) 58 2 ist das 7rveo[Aa lediglichGlied der trinitarischenFormel (cf. 46 6 ). 3) S. auch die Bemerkung 47 9 iiber den 1. Korintherbrief : Paulus hat hier in Wahrheit ,7rveo(j.aTtxd»;‘ (d. h. naturlich nicht ,inspiriert‘ im dogmatischen Sinne) iiber sich, Kephas und Apollos geschrieben. 107 Briefe 63 2 : X a P^ v xai ayaXXtaoiv Yj|xtv Trapefere, lav u7T7]Xoot Ysvdfievot toi? 6<; 4 ) (vgl. Kol. 1 24 , Eph. 4 is) 5 ). Man wird das beachten mussen. Aber dass das alles im Munde eines Hellenisten unmoglich sei, darf man nicht be- haupten. 1) Das ist zu viel gesagt. Wahr ist nur dies, dass die Sprache hier und dort biblischen Einfluss verrat. Das Griechisch ist i. G. gut und rein. Eigentliche Hebraismen sind selten. Der auffalligste 21 9 : 05 r] 7cvo7] ataou dv tv £gtiv, auch dieser aber an einer auch sonst alt- testamentlich gefarbten Stelle (Vgl. S. 62). Wendungen wie yevsa xal yevea (7 6 ), ytvioaxooaa ytvwaxw (12 6 ), Xaos 7teptouatos (64) entstammen den LXX. Zu bedenken ist, dass wir keinen Privatbrief, sondern ein feierliches und offizielles Schreiben vor uns haben. 2) Auf die weiteren Vermutungen Lightfoots (a. a. 0. p. 264 ff.) gehe ich nicht ein. 3) Dictionary of Christ, biography v. Smith and Wace I p. 557 : It has been disputed whether the writer . . was a Jew or a Gentile, and the arguments are not absolutely decisive eitherway; but it seems to us more conceivable, that a Hellenistic Jew resident at Rome could have acquired as much knowledge of Roman history and of heathen literature as is exhibited in the epistle, than that one not familiar from his childhood with the Old. Test. Scriptures could possess so intimate an acquaintance with them, as is displayed by Clement etc. 4) So nach Clem. Al. und S. Das dao^actov ataoo wird aus 1. Petr. 2 9 eingedrungen sein. 5) Pfleiderer (Urchristentum S. 645) denkt hier auch geradezu an heidnische Blindheit. Uebrigens verstehe ich nicht, wie er (vgl. S. 650 und Paulinismus 2 S. 410) nur auf diese und die (obendrein im liturgischen Gebete stehende) Stelle 59 2 f. gestiitzt, die Erziehung der gottentfremdeten Heiden zu einem heiligen Gottesvolke gerade als den ,leitenden Gesichtspunkt des Klemensbriefs‘ bezeichnen kann. 110 Riehtig ist ferner, dass der Schreiber, um diesen Brief schreiben zu konnen, seit langer Zeit, ja wohl von Jugend an, sich in das A. T. hineingelebt haben musste. Das Urteil Ewalds *), man merke leicht , dass hier ein ,,ganz neuer Mann d. h. ein einstiger Heide“ rede, dem die Stellen des A. T. , die er zitiert, ,,gleichsam (!) so neu und einzig erschienen, dass er sie oft in ihrer ganzen Lange anfiihre“, ist Wunderlich und geschmacklos. Das Umgekehrte, dass der Verf. schreibt wie einer, dem das Christentum iiberhaupt nichts Neues mehr ist, kommt der Wahrheit naher. Die These Lightfoots und Salmons ist gleichwohl zu be- streiten. Sie iiberschatzt die Eigenart des Klemensbriefes und isoliert ihn zu sehr. Es ist doch zweifellos, dass alle Heiden- christen damaliger Zeit der Schrift gegeniiber eine ebenso grosse Verehrung hegten, wie sie hellenistische Juden nur haben konnten, dass sie dieses Offenbarungsbuch zu ihren handgreiflichsten reli- giosen Schatzen zahlten. dass das Streben dieses Buch zu .er- griinden und kennen zu lernen sich zum guten Teile deckte mit dem Streben Gott zu erkennen. Und soviele der altchristlichen Schriften man immer geborenen Juden zuweisen mag , was fur geborene Heiden iibrig bleibt, weist doch immer ansatzweise das- jenige auf, was Klemens in ausgebildeterer Weise bietet. Selbst wenn man von Barnabas absieht und erst Justin als den altesten vollig festen Punkt betrachtet, an dem es deutlich wird, wie ein Grieche in der ersten Halfte des 2. Jahrhunderts , der das A. T. nicht von Kindheit an kannte, mit demselben vertraut geworden ist, hat es gar nichts Ratselhaftes und Anstossiges, dass mehrere Dezennien friiher ein Heidenchrist schreibt wie Klemens. Bei diesen allgemeinen Bemerkungen muss es, was den Hauptpunkt betrifft, verbleiben, da es sich um eine Gesamtvorstellung von dem handelt, was damals moglich und wahrscheinlich war, und da jedes Eingehn auf bestimmte Data die Erorterung ins Gren- zenlose ausdehnen musste. Aber auf einen Punkt, den der Brief selbst an die Hand giebt, mache ich noch aufmerksam, weil er von Gewicht ist. Der ganze Brief selbst ist von der Vorstellung getragen, dass der Verf. keine aparte Gnosis treibt. Die Worte, in denen der Schriftkenntnis der Korinther Erwahnung geschieht, sind oben angezogen worden 1 2 ). Mag man sie ernst nehmen oder 1) Geschichte des V. Israel VII S. 298. 2) S. S. 83. C. 53 fiigt der Vf. dem starken Lobe der Schriftkundig- keit seiner Leser hinzu : Tipos dvapiv7]Ctv ouv Tctoxa ypacpop.ev. Das ist eine Entschuldigung und Motivierung der vorhergehenden Zitate — oder ist an die folgende Erzahlung iiber die Liebe des Moses gedaclit? — zugleich. Neues hat er nicht zu sagen, aber das Bekannte muss immer wieder eingescharft werden. Ill nicht, mag der Verf. nur an die fiihrenden, die gebildeteren Glieder der heidenchristlichen Gemeinde denken : er giebt es jeden- falls dentlich zu erkennen, dass zum christlicb Riihmlichen in erster Linie die Vertrautheit mit der Schrift gehort, und dass er seinen Lesern einigermassen Aehnliches darin zutraut, wie er selbst ihnen bietet. Wenn nun obendrein einige Worte zunachst auf einen heidenchristlichen Schreiber passen, hingegen mit keiner irgend sichern Andeutung eine Beziehung zum Judentume nahe- gelegt wird 1 ), wenn die Gemeinde, deren Glied der Verf. ist, schon zu Pauli Zeiten zum grossten Teile aus Heidenchristen bestand, so wird man sich nicht davon uberzeugen konnen, dass der Verf. jiidischer Geburt war. Nur das ist einzuraumen, dass ein Beweis fur das Gegenteil im strengen Sinne nicht zu erbringen ist. Die abstrakte Moglich- keit , dass der Verf. von hellenistischen Eltern stammte , bleibt bestehen. Je abgeblasster aber dann sein Judentum gewesen ist, um so mehr verliert die gauze Kontroverse das weitergehende Interesse, um so weniger lasst sich behaupten, dass geborenen Heiden damals diejenige Bekanntschaft mit demA.T. unerreichbar war, welche wir bei Klemens kennen gelernt haben 2 ). 1) Die in den Kapiteln 32 und 40 f. (s. bes. Gundert, a. a. 0. 1853 S. 651 f.) vorliegende Beurteilung des jiidischen Kultus ist natiirlich wie vieles andere in der Biblizitat der Heidenchristen ein Erbteil aus dem Judentume. Aber man darf nicht sagen, dass sie fur einen Heiden- christen befremdlich ist. 2) Die Frage, wie weit Anschauungen und Gedanken des Kl. im Uebrigen als hellenistisches Gut zu betrachten sind, liabe ich zur Seite gelassen. Sie konnte nicht nebenbei behandelt werden. Ich bezweifle nicht, dass manchen Satz des Briefes auch ein hellenistischer Jude schreiben konnte, wage freilich auch nicht mit Pfleiderer (Urchristentum S. 620) den Brief als einen „besonders charakteristischen Ausdruck des christl. Hellenismus“ zu bezeichnen. Ueber die Abstammung des Verfassers wird die Frage nach dem Umfang hellenistischer Anklange nicht anders zu urteilen notigen. 112 Inhaltsiibersicht. I. Die im 1. Klemensbriefe vorausgesetzten ZustSnde der Korinthisclien Gemeinde S. 1 Charakter des Briefes im Yerhaltnis zu seinem speziellen Zwecke S. 1. Die festen Punkte S. 7. Die Gemeindever- fassung S. 8. ‘HyoupiEvot, iTtiaxo7tot, Siaxovoi, 7rpea(3uTepoi S. 9. Funk- tionen der Presbyter S. 18. Bedeutung der GemeindeS.21. Die ^px^yol r/js axaaeujs S. 25. Grund ihres Ansehns (c. 88 und 48) S. 29. Gegenstand und Anlass des Streites S. 36. (Ueber c. 40 f. S. 30.) — Grenzen der Ausdeutung des Briefes S. 50. II. Der 1. Klemensbrief und das Alte Testament . . . . S. 58 Einleitendes S. 58. Aeusseres iiber den Gebrauch des A. T. S. 60. Das A.T. und der Zweck des Briefs S. 60. Reminis- zenzen an das A. T. S. 61. Gedachtnismassiges Zitieren S. 64. Hagiographen S. 67. Die biblischen Beispiele S. 68. Zitationsweise S. 74. Christlichkeit des A. T. S. 75. Paranetischer Gebrauch der Schrift und Verwertung derselben als Weissagung (yvdiais) S. 76. Gesetz S. 88. Christus und das A. T. S. 93. Bedeutung des Alttestamentlichen fur die Gesamthaltung des Briefs S. 102. — Nationalist des Yerf. S. 107. 05ttingen, Druck der Dietericli’schen Univ. - Buchdruckerei (W. Fr. Kastner). Theologische Studien und Skizzen Ostpreussen, herausgegeben von D. Albert Kloper, D, Carl Cornill, Lie. Dr. Friedrich Zimer rmfl Lie. Dr, Franklin Arnold, Docenten an der Albertue-Universitat in Konigsberg. Einzelausgabe Heft 2. Konigsberg, Hartnngsche Verlagsdruckerei. 1887. Paulinische Studien yon D. Albert Klbpper, Professor der Theologie in Konigsberg. I. Das Sittengesetz der Heiden. Erlauterung von Horn. 2 , 13 — 16. II. Erklarung des ethiscben Abschnittes des Gralater- briefes Kap. VI, 1 — 11. M* Konigsberg. Hartungsche Verlagsdruckerei. 1887. i ' Das Sittengesetz der Heiden, Erlauterung yon Rom. 2, 13 — 16 von D. Alb. Klopper. Xn dem Masse, als die zu neuer Besprechung gewahlte Stelle einen I^unkt betrifft, der in den iibrigen Briefen des Apostels nicht wieder beriihrt wird nnd somit gewissermassen ein Unicnm bildet, konnte es bei dem Mangel an analogen, ein Licht anf die unsrige werfenden Anslassnngen nicbt fehlen, dass die Ansicbten Tiber den Sinn derselben, ancb bis in die neneste Zeit hinein, noch ziemlich weit auseinandergehen. Der Zweck dieser Abhandlnng ist weniger, Heues zn geben, als, nns als unberechtigte Neuerungen erscbeinende Missdentungen des betreffenden Abscbnittes zu be- kampfen und an deren Stelle altes Bewahrtes, wenn auch mebrfacb in neuer Begriindung, wieder an den Platz zu setzen, von dem es unserem Ermessen nacb nicht hatte verdrangt werden sollen. Eine kurze Reproduktion des Gedankenganges vom Beginn des zweiten Kapitels an wird uns zunachst auf den Punkt zu fuhren haben, wo unsere Stelle jenen weiter fortfuhrt. Nachdem der Apostel am Schluss des ersten Kapitels unseres Briefes das von dem religios-sittlichen Zustande der Heidenwelt entrollte Bild in die schwere Anklage zusammengefasst hatte, dass die Betreffenden, welche sich jene zuvor erwahnten Vergehungen zu Schulden kommen liessen, trotz der ihnen vollkommen zustan- digen Erkenntnis von der Todeswiirdigkeit der bez. Subjekte nach gottlichem Rechtsgrundsatze , doch auch ihrerseits nicht bloss Gleichartiges zur Ausfuhrung brachten, sondern auch noch fur die Ubelthater eine wohlwollende Zustimmung in Bereitschaft hatten: war ihm in diesem Gipfelpunkte heidnischer Yerschuldung der Ubergang zur Beurteilung des zeitgenossischen Judentums wie von selbst an die Hand gegeben. Denn genau gottliche Rechts- ordnung zu kennen und, wo man sie von Anderen verletzt sieht, diese einem streng rugenden Urteil zu unterwerfen, trotzdem aber sich nicht zu scheuen, sich analoge Ausschreitungen zu gestatten, das ist das Charakteristikum des (pha.risaisch gerichteten) Juden- tums, welches letztere in diesem seinem Richten des Anderen (in diesem Zusammenhange: principiell des Heiden) sich selber sein Verdammungsurteil spricht (2,1). Zur Begrundung des Zuruckfalls Klopper, Paulinisclie Studien I. 1 2 des Yerdiktes des den Heiden richtenden Juden auf den Richter selbst, kann Panins anf das (anch schon den Jnden zustandige) Bewnsstsein davon hinweisen, dass das Gerichtsurteil Gottes (nicht ein dnrch 7VQOOi07zoXr\\pLa getriibtes, sondern) ein anf den wahren Thatbestand gerichtetes in Riicksicht anf diejenigen sei, welche sich derartige, in Rede stehende Yergehnngen zn Schulden kom- men lassen (V. 2). Ein Speknlieren aber daranf, dass wohl der seiner Schuld vom Jnden uberfuhrte Heide dem Gerichte Gottes verfallen, der sich als Richter gerierende Jude aber bei gleicher sittlicher Belastung jenem (anf Grand seiner objektiven Zuge- horigkeit zum heiligen Eigentumsvolk) entschlupfen werde, sei ein trugerischer Wahn (V. 3). Wenn Gott bisher den Jnden gegen- iiber trotz ihres verwerflichen Treibens, eine Eiille von Giite, Ge- duld nnd Langmnt an den Tag gelegt habe: so sei sicher hierans kein Motiv zur thatsachlichen Yerachtung dieser manifestierten gottlichen Eigenschaften zn entnehmen, sondern im Gegenteil in jener schonenden Yerfahrungsweise des gottlichen Richters ein objektives Beforderungsmittel der Sinnesanderung der langmiitig Getragenen zn erblicken (Y. 4). Statt aber dieser gottlichen Intention Folge zu geben, sammeln sich die Betreffenden gemass ihrer verharteten nnd zur Sinnesanderung nnlustigen Herzen einen ominosen Schatz von wider sie gerichtetem gottlichen Zorne auf, der an dem (durch die Propheten oft genng angesagten) Tage des Zornes nnd der vollen Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes zur Yollstreckung gelangen werde, der jedem Menschen (ohne Unterschied der nationalen Abstammung) Yergeltung angedeihen lassen werde (nicht nach seiner ausseren Stellung im gottlichen Haushalte, sondern) nach seinen Werken (Y. 5 — 6). Damit aber die Leser diese gottliche Yergeltung nach den Werken der Betreffenden nicht dahin missverstehen mochten, als handle es sich am grossen Endgerichtstage um eine Addition einzelner, der gottlichen Rechtsordnnng entsprechender oder wider- sprechender Werkhandlungen, ans denen das Y ergeltungsurteil sich znsammensetze: giebt der Apostel genauer die Norm an, nach welcher die gottliche Abschatzung sich vollziehen werde. Er stellt zuerst eine Kategorie von Menschen liin, deren charakteristische Eigentiimlichkeit darin besteht, dass sie in einer gewissen Kon- tinnitat des Guthandelns ihr Streben hoheren idealen Zielen znwenden nnd dem entsprechend auch als Endergebnis dieses, anf ewige Wertgiiter habitnell gerichteten Lebens das davon tragen werden, dem sie sich geweiht haben, namlich ewiges Leben (Y. 7). Dieser Klasse wird eine andere gegenubergestellt, deren Charakter- eigentiimlichkeit darin besteht, dass sie, in der Parteisucht als ihrem Element sich bewegend, der (objektiven gottlichen) Wahr- heit Unbotmassigkeit entgegensetzt und an deren Statt der Un- gerechtigkeit Folge leistet. Dieser Richtung wird nun das in Aussicht gestellt, was allein derartige Rebellen gegen die gott- liche Reichsordnung zn erwarten haben: Zorn und Grimm (Y. 8). Mit furchtbarem Nachdrucke wiederholt der Apostel seine letzte Strafandrohung, indem er Drangsal nnd Angstgefuhl auf die Seele jedes Menschen herabruft, bei dem es zur Lebensrichtung ge- i 3 worden ist ; das Bose zu vollbringen, wobei er dem Juden die ibm dem Hellenen gegenuber znstehende Prioritatsstellung bereitwillig einraumt (Y. 9), wahrend er andererseits Ehren- und Friedens- zusicherung fur jeden in Bereitscbaft hat, der sich das Yoll- bringen des G-uten zmn Lebenszweck stellt, wobei nicht minder als im vorigen Ausspruche dem Juden sein Prioritatsrecht vor dem Hellenen reserviert bleibt (Y. 10). Doch die soeben scharf von Panlus formulierte gottliche Yer- geltungsrecbtstheorie bedurfte, weil sie fur judische Obren uner- traglich zu horen war, einer naheren begriindenden Erlauterung. Denn jedes von beiden war dem jiidischen Bewusstsein im hochsten Masse anstossig. Erstens, dass dem, mit gottlicher Belobnung be- dachten, das Gute vollbringenden Juden der Hellene, unter der gleichen Bedingung konstant sittlichen Wandelns, als eventueller Lohnempfanger zur Seite gestellt wurde. Zweitens, dass bei der Strafausteilung des gottlicben Zornes, die doch allein fur die Heiden destiniert sein konne, dem Juden der Yortritt yor dem Hellenen angewiesen werde. Um derartigen judischen Bedenken entgegenzutreten, fahrt der Apostel nunmehr Y. 11 fort: Denn es gilt kein Ansehen der Person vor Gott. Y. 12. So viele namlich obne (das gottlich ge- offenbarte) Gesetz (besessen zu baben) gesiindigt haben 1 ) (d. b. sicb nicht bloss einzelne Ubertretungen haben zu Scbulden kommen lassen, sondern: bei denen aus Folgsamkeit gegen die Ungerecbtig- keit als Princip, das v.areQya'Ceo^ai to xav.ov als habituelle Lebens- ricbtung sicb berausgestellt bat), die werden auch avoficog, d. b. ohne dass das'durch Moses gegebene Gesetz als Norm ibrer Ab- urteilung an sie angelegt wird, dem Yerderben anheimfallen. Und alle, welche auf dem Boden des (positiven) Gesetzes stebend, ein Stindenleben gefiibrt baben werden, die werden aucb durcb das Gesetz (dessen sie sicb als bochsten Privilegiums ruhmen und mit dessen Handhabung zum Bichten der Heiden sie so vertraut sind) gerichtet werden. Y. 13. Der Grand dafur, dass eben dasselbe Gesetz, auf dessen Boden die Juden steben, aucb als Kichtschnur gegen die im Siindenwandel dem jungsten Gericht Entgegen- tretenden unter ihnen, werde gebandbabt werden , liegt darin, dass nicht die Horer des Gesetzes gerecbt vor Gott sind, sondern dass die Thater des Gesetzes, ibr sie fur gerecbt erklarendes Urteil empfangen werden (dr/MLCjS-rioovTai). Wir sind nunmehr zu dem Punkte gelangt, wo die eigent- licbe nahere Interpretation zu beginnen baben wird. Doch lassen wir fur den Augenblick die specielle Deutung des dreizehnten Yerses nocb beiseite liegen, da wir fur jetzt nocb nicht uns in der Lage befinden, bestimmt angeben zu konnen, wie namentlich das dr/.aico&tfoovTcu vom Apostel gemeint sei. Yorlaufig dtirfen wir aber hypothetisch es fur moglich erachten, dass der in Y. 13 ent- haltene Satz seinen Abscbluss nocb nicht gefunden babe, in welcbem letzteren uns ja moglicherweise die notigen Daten gegeben sein 1) Das praeter. rjfinQTov fixiert den Siindenzustand vom Standpunkt des jiingsten Gericlits aus, als den Normaltypus ihres vergangenen Lebens. 1 * 4 diirften, aus denen wir schliessen konnten, in welcher Weise die kiinftige Bechtfertigung der Thater des Gesetzes sick vollziehen werde. Wir stellen demnacli versuchsweise Y. 14 — 15 unter den Gesichtspunkt einer in sick abgescklossenen Parentkese. Da die- selbe Y. 1 4 durch yaQ an den vorigen Satz angefugt ist, so sckeint dock irgend ein eben erwahnter Punkt in Y. 13 begriindet oder erlautert werden zn sollen. Nun war der Satz, dass nickt die Horer des Gesetzes (wenn auch wokl vor einem menschlichen, so dock nickt) vor dem Forum des unparteiisck ricktenden Gottes gereckt seien, sondern die Thater des Gesetzes gerecktfertigt werden wiirden, in dem Falle, dass Paulus unter den 7toLr\zal vo^iov allein die Juden verstand, wenigstens dem nock nickt ganz verstockten jiidiscken Bewusstsein gegenuber einer nakeren Begriindung kaum bediirftig. Auck finden wir von einer solchen, wie man Y. 14 bis 15 auck deuten mag, nickts vor. Was dagegen auck den besser gesinnten Juden in nicht geringem Grade befremden und zum Widerspruck reizen musste, war das, dass Paulus von den „Thatern des Gesetzes^ in einer Weise gesprocken hatte, als konnten unter dieselben auck andere als Juden subsumiert werden. Denn, da er im vorangehenden Abscknitte bekauptet hatte, dass Gott jedem nack seinen Werken vergelten werde (V. 6), da zu den xaJ’ l no- [siovYjv egyov ayadov dolgav /ml TL/Lirjv /ml a/aS^aQoiav Anstrebenden, denen die £corj alo'jvLog zu teil werden werde (Y. 7), ja auck Heiden gekoren konnten, wakrend Juden einen Teil der in Y. 8 gesckilderten, dem Zorne Gottes Preisgegebenen ausmacken konnten, da endlick Paulus Y. 10 mit jeden Zweifel aussckliessender Deut- lickkeit die kocksten Segensgiiter /ravzl zlTj eQyaLo t Lcevci) zb ayad-bv in Aussickt gestellt, und dabei neben dem Juden dem Hellenen eine Stelle eingeraumt liatte: so mussten die Juden mit ikrem vollen Reckte die izoLrpai vof/ov unseres dreizeknten Yerses in einem so weiten Sinne auffassen, dass auck Heiden jener Kategorie eingereikt werden konnten. Nun aber lag fur das judiscke Bewusstsein das Bedenken nake genug: wie konnen die Heiden, die ccvo^iol, 1 ) als 7zoirizai vo(.iov angeseken werden? Tkater des Gesetzes kann man dock nur sein, wenn man das Gesetz besitzt, das zu tkun ist. So musste sick der Apostel die Aufgabe vorlegen, den Nacliweis zu liefern, dass fur die Heiden die form ale Moglickkeit vorkanden sei, Tkater eines Gesetzes sein zu konnen, das sie dock nickt besassen. Durck das zuletzt Ausgefukrte werden wir zunackst so weit informiert sein, um den logiscken Ansckluss von Y. 14 an Y. 13 begreifen zu konnen. Wenden wir uns nunmekr zu dem Inhalt von Y. 14: bzav yaQ edvr} za ^ vo[/ov eyovza cpvoeL za zov vo^tov tzolcool x. z. L Es wird hier also mit ozav 2 ) der Fall gesetzt, dass nickt die Heiden, sondern, da der Artikel feklt, Heiden (d. k. eine Kategorie von Heiden, wie sie uns in Y. 7 und V. 10 entgegengetreten ist), 1) Und als solche hatfce sie P. selbst in dem: avouo ) s ij/unorov Y. 12, ge- kennzeichnet. 2i Ueber orav c. conjunctiv. : so oft ja, jedes Mai wenn, vgl. Kiihner, Ausf. griech. Gramm., 2. Aufl. II, S.951, Kruger, Gr.Sprachl., 5.Aufl. §54, 17,Anm. 1. die ja als solche das (mosaische) Gesetz nicht haben (xo: (xr\ vbfxov Byovxa, der Nachdruck liegt bier auf vof.iov, wahrend derselbe in dem gleich folgenden Nachsatze: vo^iov eyovxa, auf eyovxa ruht), 1 ) xa xov vo[a.ov = xcc dr/iano/naza xov vo/llov (Rom. 2, 26) thaten. Und zwar q)vo£L , aus naturlichem Antriebe, ohne durch die bestimmten Weisungen des positiven Gesetzes, ohne ^axr]yov^iBvoL ex, tov vo^iov geworden zn sein, und als solcbe xa dcacpegovxa , den Unterscbied von Erlaubt und Yerboten, zu beurteilen gelernt zu haben (vergl. Rom. 2, 17). Es folgt nun der Nachsatz: ovxol vof.iov /litj eyovxsg savxdlg blgl vof-iog, so sind diese (ovxol, die in Rede stehenden Subjekte; das masc. ovxoi, nicht xavxa, giebt deutlich an die Hand, dass P. bei zd'VT] nicht an die Heidenwelt im ganzen, sondern nur an einen irgend- wie umgrenzten Kreis von heidnischen Personlichkeiten gedacht habe, der eben das thut, was der temporelle Konditionalsatz ange- nommen hatte) — also: so sind diese, die da nicht haben das Gesetz (vo/llov /.ir/ eyovxsg , hier war es am Orte, das „Nicht -Haben das Gesetz“ scharf zu markieren, um das sofort zu Erwahnende mit jenem in auffalligen Kontrast treten zu lassen) sich selber Gesetz (lavxdig bloc vo/Liog , d. h. sie leisten sich selber einen Dienst, den man von carentes lege kaum hatte erwarten sollen, namlich den- selben, den das mosaische Gesetz den ihm Unterstellten leistet, in- dem es ihnen das vor Augen stellt, was sie in dem jedesmal vor- liegenden Falle zu thun haben). Also: Heiden, so oft sie Postulaten des positiven Gesetzes Genuge thun, funktionieren fur ihre eigene Person als Gesetz, indem sie ihrer cpvGig die entsprechende Weisung geben, so dass jenes Resultat hervorgebracht wird. Nun musste sich aber Paulus veranlasst fiihlen, die Antinomie zu losen, wie carentes lege sich selber das ministerium legis leisteu konnten. Diesem Zwecke dient der motivierende Relativsatz: Y. 15: OLZLvsg IvdBLxvvvxaL xo eqyov tov vo/.lov yqaTvxov ev xdig 'x.ccQdlccLg avxcbv, insofern sie zum Aufweise bringen das Werk des Gesetzes, welches (Werk) in ihren Herzen geschrieben steht. Um diesen Ausspruch richtig deuten zu konnen, kommt es vor allem darauf an, dass man xo zqyov xov vo/aov im rechten Yerstande auffasst. Man hat sich nur zu oft verleiten lassen, indem man das „xo eqyov u im Be- wusstsein verschwinden oder verdunkelt werden liess, in unklarer Weise einer Gedankenreihe auf die Illustration unserer Stelle un- bewusst Einfluss zu gestatten, welche mit der hier vorliegenden Aussage des Apostels nicht das Mindeste zu thun hat. Indem man namlich an gewisse Ausspruche der alttestamentlichen Pro- phetie denkt, in welchen fur die ktinftige messianische Zeitperiode in Aussicht gestellt wird, dass Jahve sein Gesetz dem Yolke in sein Herz geben und in seinen Sinn schreiben werde 2 ): giebt man 1) Es soil also an ersterer Stelle als charakteristisch herausgehoben werden, dass pagani lege carentes trotzdem doch etwas thun, was dem Ge- setze zugehorig ist, mit ihm in Ebereinstimmung steht. 2) Jer. 31, 3.7 SiSovs vo/uovs fiov sis rrjv Siavoiav avroov, xai iniyQaxpco en- rols in l ras xaodias nvreov. Ygl. Ezech. 36, 26. 6 sich der Illusion bin, Paulus konne hier etwas Analoges von der Heidenwelt in genere statuiert haben. Wahrend der Apostel von den Juden eine sittliclie Heteronomie annehme, vindiciere er den Heiden eine Art von ethischer Autonomie, da ja hier an unserer Stelle von einer lex cordibus gentilium inscripta die Rede sei. Nichts kann irreleitender sein, als eine nach dieser Richtung hin wie auch immer im Einzelnen sich zum Ausdruck bringende An- schauung, bei der schliesslich noch dem Heiden eine Art von Vorzug dem Juden gegenuber eingeraumt werden wiirde. Der Terminus: to egyor rov vo^iov in unserem Verse fuhrt auf eine vollig andersartige Gedankenkombination, als die soeben erwahnte war. Ihr zufolge steht nicht „das Gesetz “ in den Herzen der Heiden etwa in dem Sinne, dass es nach Analogie verwirklichter pro- phetischer Weissagung, den Willen der Heiden mit Leichtigkeit und freudiger Gefugigkeit dem Thun des Guten zuwendet, wie es bei denen wirklich der Fall ist, die durch das Einwohnen des mit dem/rm^a ayiwGvvrig Gesalbten, zu £vv6 t uoic, Xqlgiov geworden sind. Yielmehr nur das kann dem Zusammenhange gemass der Apostel haben ausdrticken wollen, dass das, was das Gesetz als Werk, als opus perficiendum verlangt, worauf es als etwas zu Thuendes objektiv hinweist, in den Herzen der bez. Subjekte eingeschrieben sei. Also wie das mosaische Gesetz dem Juden als eine ihm von aussen her gebietende Autoritat dessen: quid faciendum sit, vor Augen steht, so haben Heiden insofern ein Analagon jenes posi- tiven Gesetzes, als in ihrem Innern eine gebietende Stimme sich vernehmbar macht, als Eorderung das ankiindigt, was in einem bestimmten Falle zu thun oder zu lassen ist. Somit ist in dieser Aussage nichts davon angedeutet, dass etwa durch die so konsta- tierte Thatsache auf eine inner e Flexion des Wi liens zum Be- folgen von Gesetzesforderungen hingedeutet ware. Nur alsPostulat steht das, was in seinem Geltungsbereich das mosaische Gesetz an die ihm Unterstellten als zu thuendes Werk stellt, bei Heiden in dem Herzen verzeichnet. Wenn nun eine gewisse Kategorie von Heiden dieses in ihrem Herzen geschriebene „Werk des Gesetzes u zum Aufweise bringt, also der inneren gebietenden Stimme faktisch Folge gebend, eine dementsprechende aussere Thathandlung in die reale Erscheinung treten lasst: so ist in diesem Yorgange ein- leuchtend gemacht, wie Heiden in dem jedesmaligen Falle, wo sie t a vb(,iov thun, sich selber den Dienst leisten, welchen den Juden ihr positives Gesetz versieht. Und damit hatte Paulus den ein- leuchtenden Nachweis geliefert, dass er den Terminus non]xal vouov auch auf Heiden in Anwendung bringen diirfe, da ja auch ihnen das Gesetz nicht fehlt, als dessen Thater sie mit Fug und Recht angesehen werden diirfen, naturlich in dem mit ozav eingeleiteten konditionellen Falle. Allein, wenn es nunmehr auch ausser Zweifel gestellt ist, dass Heiden die formale Bedingung nicht mangelt, um als 7toir]T(xi vo(.iov gelten zu konnen: diirfen sie auch als itoirizai vof-iov angesehen werden? Wir meinen damit: als ihres Thuns be- wusste und sich fur ihr Thun verantwortlich wissende Thater des Gesetzes. Nach der Ansicht gewisser jiidischer Proselytenmacher, 7 die in den Heiden reine Idioten (vrptioL), in absoluter Finsternis des Bewusstseins Stehende (zvyXol, o\ ev ga6z£i , vgl. Bom. 2, 18) sehen, waren sie jenes keineswegs. Bevor nicht diese odrjyol zvcpXwv diesen den Thieren ahnlichen Geschopfen die Augen geoffnet hatten, konnte keine Bede davon sein, dass Heiden im vollen Sinne des Wortes zn den T ha tern des Gesetzes gerechnet warden. Nun hatte sich der Apostel soeben des Ausdruckes bedient: „cpvo£L u (zee vov vopiov tzouuol). Was bedeutet dieses, von uns bis jetzt noch unerlautert gelassene: cpvG£i? 1st es in dem namlichen Sinne zu verstehen, wie es in dem Satze gebraucht ist, in welchem Petrus und Paulus cpiG£i 3 Iovdaloi sind (Gal. 2, 14)? Ist also in jedem Falle, in dem Heiden Postulaten des Gesetzes Genuge thun, nur ein blinder Instinkt oder Zufall in Bechnung zu ziehen, realisiert sich jene Aktion in Form eines bewusstlosen Natur- prozesses, eines fur die Acteure selbst passiv erfahrenen an ihnen, nicht durch sie geschehenen Yorganges? Yielleicht erhalten wir eine Antwort auf diese Frage, wie Paulus das X. gebildet wird, als ein sich unmittelbar an ihn anschliessendes (concomitantes) Yorgehen an. Um diese enge un- abtrennbare Yerbindung beider Yorgange noch deutlicher zu mar- kieren, wahlt P. hier das verb, compos, gv p t piaQTVQOvGr\q, wodurch die Zeugnisablegung des Bewusstseins als in Anschluss an (una cum) das ivddytvvvz ai sich kundgebende Aeusserung erscheint. Wohl zu bemerken ist ferner auch die Yoranstellung des avzwv vor zrjg ovv£idrjG£tog. Es soil damit auf das scharfste markiert werden, dass nicht etwa ein fremdes, sondern das eigene Bewusst- sein, namlich das eben derselben Subjekte, welche das in ihren Herzen geschriebene Gesetz zum Aufweise bringen, zugleich mit diesem Akt ein Zeugnis ablegt. Obgleich wir hier noch nicht er- fahren, welchen Inhalt dieses begleitende Zeugnis hat, so ersieht man doch bis jetzt schon so viel, dass die in Bede stehenden Per- sonlichkeiten, welche cpw£L za zov vopiov tcolovoi, dies nicht so voll- ziehen, als waren sie hiebei nur blind-unbewusste Konduktoren eines Naturprozesses. Yielmehr haben sie in sich einen inneren Spiegel, die GvvddrjGig, in welchem sich die jedesmalige bez. That reflektirt und von dem dieselbe zuriickgeworfen wird in Form eines Zeugnisses uber die Qualitat der That. Dass wir uns in jener Yorwegnahme des Inhalts des Bewusstseins- Zeugnisses nicht geirrt haben, wird aus dem folgenden Satze erhellen: Aal pi£zal;v aXXriXtov zwv Xoyiopicov v.azriyoQOvvzwv r} y.al aTtoXoyovpievwv. Lassen wir vorerst das schwierige pt£zail aXXrjXcov bei Seite liegen, so scheint hier der Apostel zu reden von den BefLexionen 8 (ztov loyioficov), denen eine beschuldigende und verteidigende Funktion beigelegt wird. ¥em gehoren diese loyLO/noi an? Da sie als mit dem Artikel (zcov) yersehen eingefuhrt werden, so wird es zum mindesten sekr nahe gelegt, an die Beflexionen zu denken, in welche sick die an sick einkeitlicke Gvvddrioig differenziert, aus welcker sie sick als ikre Yollziehungsorgane auslosen. Da nun bei der jedesmaligen Thatkandlung das eigene Bewusstsein, als Be- gleiter der kandelnden Subjekte, bei jenem Akte mit anwesend war nnd als speculum internum dieselben beleucktete und je nack dem Besultat dieser Zuriickspiegelung zugleick ein Zeugnis liber den Befund des Geschehonen ablegte: so sind natiirlick auck die XoyiG - fioi als die besonderen BefLexorgane jener avvetdrioig dabei in Mit- beteiligung und treten als Anklager oder auck als Yerteidiger auf. Es liegt zunackst nickt der mindeste Grand vor, das „a7co- Xoyovfuivcov 11 im Sinne der S elbstyerteidigung aufzufassen. In diesem letzteren Falle wiirde kier davon die Bede sein, dass die loyiof.ioi eine zwiefacke Funktion ausiibten: eine des Anklagens, dann die des, gegen erkobene Besckuldigungen, die nur von den loyioi-ioi KazrjyoQOivzeg ausgekend gedackt werden konnten, sick Ver- teidigens oder gar Entsckulcligens. Unter dieser Yoraussetzung wurden wir iiber den kier besckriebenen Yorgang die Ansckauung gewinnen, als trate aus dem Bewusstsein der bez. Subjekte eine doppelte Klasse von Beflexionen kervor, die iiber ein und den- selben tkatsacklicken Yorgang ein differentes Zeugenurteil ab- legten, in dem die eine eine Auslassung, die auf Yerklagen lautet, mackt, wakrend die entgegenstekende gegen diese Anklage re- monstriert, sick gegen dieselbe verteidigt. Allein auf ein so kompliciertes Yerfakren, wie es so eben an- gedeutet ist, sind wir durck den Zusammenkang, in welckem sick unsere Stelle befindet, in keinerlei Weise vorbereitet. Handelt es sick kier dock offenbar nickt um eine Funktion des Gewissens, bei welcker die einzelnen Beflexionsurtoile nack einer versckiedenen Bicktung kin auseinander geken und sick wider einander kekren konnten, so dass das zweifelnde Gewissen eine Zeit lang im Un- gewissen sick befinden konnte, auf welcke Parteiseite es sick be- geben solle. Steht ja doch unsere Stelle nickt an einem solcken Orte pauliniscker Briefe, wo es sick um die Entsckeidung von Fragen kandelt, bei denen das Gewissen skrupulose Erwagungen dartiber anstellt: was in einem bestimmten Falle mehr oder minder gut, in koherem oder geringerem Grade ratlick sei. An eine der- artige Gewissenskasuistik kann kier um deswillen gar nickt ge- dackt werden, weil der Apostel kier viel einfackere, elementare Yerkaltnisse in Becknung zu zieken kat. Der Kontext selbst giebt uns nichts an die Hand, was auf die Funktion des Bewusstseins bei sittlichen Kollisionsfallen, bei der Entsckeidung iiber sogenannte Adiapkora, fukrte. Nur einfack dariiber kann dem ganzen Zu- sammenkange gemass das Gewissen ein Zeugnis abgeben, ob ge*- wisse Subjekte za zov vo^iov gethan oder das Gute vollbrackt haben, oder ob sie es nicht gethan kaben. 1 ) Demgemass ist vor- 1) Setzt man den Fall, dass P. hier von den Funktionen der l oyiofioi des 9 erst die hochste Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass, wenn die Re- fLexionen des eigenen Bewusstseins der Betreffenden eine An- klage erheben, dieselbe sich gegen die in Rede stehenden Subjekte ricbten wird, weil sie in diesem Falle das ihnen vorgezeichnete ,,Werk des Gesetzes“ nicht realisiert haben. In gleicher "Weise werden in einem anderen Falle die namlichen Reflexionen als Ver- teidiger fur die bez. Subjekte auftreten. * 1 ) Nun fragt sick aber weiter: treten der so eben gegebenen Deutung nicht zwei Instanzen entgegen, erstens das partic. med. ct7zohoyov[,iEVLoVi zweitens das [lexalgv dMijXcov? Der erstere Einwand erledigt sich dadurch, dass das Medium aTtoXoyELGd'cu nicht unbedingt: sich verteidigen zu bedeuten braucht. Es kann hier sehr wohl als sogenanntes Medium des Interesses aufgefasst werden. Auch ist es gar nicht statthaft, a7toXoyeiGdcu im Sinne von „entschuldigen“ zu nehmen, da das betreffende Zeit- wort keineswegs bloss von der Verteidigung einer fragwiirdigen, zu Bedenken Anlass gebenden Handlung, fur welche Milderungs- grlinde erforderlich waren, gebraucht wird, sondern im Sinne freu- digen, gewissen Eintretens fur eine unzweifelhaft gute und recht- massige Sache. Nun aber das (.texa^v aXltfXcovl Deutet dieser Zusatz nicht deutlich darauf hin, dass der Anklage- und Verteidigungsprozess zwischen den XoyiG(,ioi als verschiedenen Parteien stattfinde? Auch das lasst sich aus dem ^ iet . aXL nicht erschliessen. Lexikalisch heisst /iiera^v c. gen. pers., hier aW^liov, weder 7 ,wider“ (contra), noch „nach einander“, noch alternatim: sondern lediglich „unter einander a in dem Sinne, dass andere Subjekte ausgeschlossen sind. 2 ) Man beachte auch hier die nachdriickliche Voranstellung dieses /nsra^v alhqXcov. Dieselbe hat genau den namlichen Zweck, wie die Voranstellung des avrcov vor Trjg (jvveidtfoecog. Namlich den, es auf das scharfste zu betonen, dass lediglich unter sich, ohne andere Urteile abzuhoren, anderweitige Zeugen zuzu- ziehen, ihr anklagendes, oder auch, in einem andern Falle ent- gegengesetzter Art, als volluberzeugte Verteidiger zu G-unsten der resp. Untreue ihr Votum abzugeben. So hatte denn Paulus gerade dadurch, dass er auf das Mit- zeugnis des eigenen Bewusstseins zu dem realen Aufweise des Werks des Gesetzes, sowie ferner darauf mit Nachdruck aufmerksam macht, dass die Reflexionen des Bewusstseins ihr Anklage- resp. zwiespaltigen oder zweifelnden Gewissens geredet hatte, so wiirde er damit nur im hohen Grade die Zuverlassigkeit des heidnischen sittlichen Bewnsst- seins erschlittert und damit den Juden eine Handhabe geboten haben, den Satz zu bestreiten, dass Heiden spontane Yollzieher einer dem Gesetz entsprechen- den That zu sein vermogen. 1) Die loyiauoL verrichten dieses ihr Bichteramt auf Grund der Er- wagungen, ob das zum Aufweis gebrachte sQyov tov vofiov wirklich dem egyov entsprechend sei, welches in den Herzen der Betreffenden als ein zu thuendes signalisiert worden war. 2) "Was fxsratv cdhrjXwv bedeutet, kann man am besten lernen aus Matth. 18, 15, wo es heisst : falls sich aber verfehlt hat dein Bruder, so gehe hin und widerlege ihn fiex agv oov xai avrov fiovov, d. h. excluso tertio ; vgl. Act. 15, 9 und Kiisow a. a. 0. II, 299 Anm. 4: ,,es liegt darin der Begriff gleich- sam zwischen zwei Gegenstanden [Personen] haften.“ Kruger § 47, 29, 1. 10 Yerteidigungsgeschaft ganz unter sich ; in ihrer eigenen Mitte, ohne Intervention oder Einspruch der Reflexionen eines anderen Bewusstseins verrichten, den vollkommen evidenten Beweis erbracht, dass auch Heiden im vollen und ganzen Sinne des Wortes als T hater des Gesetzes angesehen werden diirften. 1 ) Nur ein Umstand verdient noch einer nachtraglichen Bemer- kung. Warum setzt der Apostel das xarrjy oqelv vor das ctTtoloyeio&art Eigentlich ist man hierauf doch nicht durch das Yorstehende vor- bereitet. Denn die mit dem Konditionalsatze : ozav /. z. X. gemachte Yoranssetzung lautete ja doch optimistisch dahin, dass etwaigen Forderungen des Gesetzes von Heiden Geniige gethan werde. Dem- entsprechend hatte man erwarten konnen, P. hatte sagen miissen: yiai /uera'Zv all. zcov Xoy . a7toXoyovf.1e.vtov rj xai ytazzjyoQOvvztov. Allein, wenn P. auch aus sehr begreiflichen Griinden seinen Ausgangs- punkt von einem normal und giinstig verlaufenden Akte nahm: so gab ihm im Yerlauf seiner Deduktion die empirische Beobachtung an die Hand, dass das sittliche Bewusstsein von Heiden keineswegs immer ein beifalliges Mitzeugnis mit der Thathandlung ablege, darum driickte er sich in dem: ov/LifiaQzvQovozjg a. z. o. absichtlich so aus, dass man das ovfXfzaQZVQEiv im neutralen Sinne auffassen konnte, um dann schliesslich den realen Verhaltnissen insofern Rechnung zu tragen, dass er die Funktion des Yerklagens als die empirisch ungleich haufiger vorkommende der des Yerteidigers vor- anstellte. Wir haben bis jetzt Y. 14 — 15 als eine in sich abgeschlossene Parenthese angesehen, und fur dieselbe einen Sinn ermittelt, der sowohl an sich vollkommen deutlich ist, als auch seinem Zwecke, zu erweisen, wie unter die Thater des Gesetzes auch Heiden gerech- net werden konnten, vollkommen entspricht. Es erubrigt uns nun noch, den Nachweis zu liefern, dass, wenn man den erklarten Passus nicht fur eine strenge Parenthese ansieht, sondern annimmt, derselbe finde erst in V. 16 seinen entsprechenden Abschluss, man auf unuberwindliche Schwierigkeiten stossen werde. 1) Obgleich sich der Apostel alle denkbare Muhe gegeben hat, den sitt- lichen Bewusstseinsprozess als einen sich in sich selber vollziehenden bemerkbar zn machen, so haben es trotzdem einige neuere Exegeten fertig gebracht, diesen fest abgeschlossenen Kreis zu durchbrechen und fremden Personen zu diesem einen Zugang zu eroffnen. Da sollen denn die /.oyio/uoi nicht die Reflexionen des eigenen Bewusstseins der resp. Thater sein, sondern die fremder Subjekte, die liber die Thaten anderer ein Urteil abgeben. Allein P. macht durch nichts kenntlich, dass er bei row Xoyia/ucov an die Erwagungen nicht zuvor genannter Personen gedachthabe. Dass das fiera&v a'kXifkojv in keiner Weise zu der Annahme Berechtigung giebt, ist oben einleuchtend gemacht worden. Aber auch in- haltlich die Sache angesehen, was sollen liier die Xoyiouoi fremder Subjekte? Ein nicht geringer Teil dieser letzteren ist ja gar nicht Zeuge der resp. That- handlung gewesen, und gerade die besten wie die schlimmsten derselben voll- ziehen sich in der Stille und im Verborgenen; ein anderer Teil dieser Fremden konnte ja zu denen gehoren, die P. Rom. 1,32 als die avpoidonovvTEs roTg ncxxooovoi charakterisiert hatte, die also mit ihrem Urteil nur zur Verwirrung und Be- taubung des Gewissens der Thater wiirden beigetragen haben ; endlich ein Dritter wiirde nichts anderes haben aussagen konnen, als was die Thater sich selbst bezeugen konnten, ist also somit vollig uberflussig auf die Biihne ge- bracht. Wozu sollen derartige gewaltsame und iiberfliissige Manipulationen dienen? Nur dazu, um einen Vorgang, der in sich vollkommen klar und 11 Sehen wir auf Y. 16 hin, so heisst es hier: am Tage, an welchem richten wird Gott die Yerborgenheiten der Menschen in Gemassheit meines Evangeliums durch Christum Jesum. Mit welchem uns im Yorangehenden entgegengetretenen Yer- bum sollen wir die bez. Zeitangabe (Iv x. t. L), welche uns auf den Tag des jungsten Gerichts verweist, verbinden.? Etwa mit evdei/iwvzcu (Y. 15)? Allein in diesem Falle musste man die Annahme machen, das betr. Prasens sei hier nicht das gewohnliche, sondern das die Zukunft als sicher eintretend und somit gewisser- massen schon als gegenwartig bezeichnende Prasens. Allein es ist vollig unmoglich, ivdeUvvvrat hier im Sinne des futurischen Prasens zu nehmen, weil ja in dem motivierenden Relativsatz (otziveg /. r. L) die Thatsache, dass in den Fallen, wo gesetzlose Heiden das vom Gesetz Yerlangte thun, erklart oder erwiesen werden soil durch die andere Thatsache, dass die bez. Heiden das ins Herz ge- schriebene Werk des Gesetzes zum Aufweise brachten. Dies Zum- aufweisebringen ist doch in keinem Falle ein futurischer Akt, sondern ein ganz allgemein hingestelltes Thun, welches uberall und jedesmal dann eintritt, wenn der mit oxav gesetzte Fall that- sachlich vorkommt. Welche wunderliche Thatsache kame zu Tage, wenn man statuierte, dass die bez. Heiden nicht uberall und immer in dem Falle, wo sie als dem Gesetze Geniige Thuende sich selbst den Dienst des Gesetzes leisten, den Aufweis liefern von dem ihren Herzen immanenten „Gesetzeswerk“, sondern erst dann, wenn sie vor dem Tribunal des jungsten Gerichts stehen wiirden! Hieraus ergiebt sich mit vollster Deutlichkeit, dass das svdeiyivvvrcu kein anderes Prasens sein kann als dasjenige, welches die Gegenwart nach alien Beziehungen ausdriickt (namentlich auch in fortwahrend geltenden Begeln, Maximen und Dogmen). * 1 ) Nun wiirde noch die Moglichkeit ubrig bleiben, das ev r\[A£Qa x. t. X. mit den gen. absol. f.iaQTVQ 0 VGr\g — 7.aTTiyoQOvvTtov — arco- 'koyovf.ievtov zu verbinden. In diesem Falle wurde der Sinn zu Tage treten, dass das Mitzeugnis des Bewusstseins und die Anklage oder Yerteidigung der 'AoyiG/Liol am jungsten Tage vor Gott als Richter stattfinden werde. Allein mit welcher Befugnis darf man an das, wie sich uns unumstosslich ergeben hat, reine Prasens (svdeixvvvzcu) angeschlossene participia praesentis ( GvjLi^agz . — yictzr\y. — cc7coloy.') im futurischen Sinne auffassen? Bezeichnete, wie wir sahen, IvdeUvvvzaL ein fortdauernd geltendes, constantes, regel- massig sich unter gewissen TJmstanden wiederholendes Thun, wie konnen die unmittelbar an dieses Prasens angeschlossenenParticipien so von ihrem tempus finitum losgerissen und isoliert werden, dass sie den Yollzug kiinftiger Aktionen oder Funktionen zum Aus- druck brachten ! Sie konnen in dem hier vorliegenden Falle um so weniger in einer anderen, futurischen Tempusbedeutung genommen werden, da ja diese participia temporis praesentis nur anzugeben den Zweck haben, was in Begleitung, im unmittelbaren Anschluss durchsiclitig ist, zu verdunkeln, und somit den judaisierenden Lelirern Zweifel zu erwecken, ob das sittlicke Bewusstsein der Heiden rein fur sich. im stande sei, sie als freie bewusste Thater des Gesetzes erscheinen zu lassen?! 1) Winer S. 249. 12 an die Aktion des Hauptsatzes sich vollziekt, nickt in kunftiger Zeit einmal sick vollbringen werde. Yielmekr immer und uberall, wo das h’der/Lvvo&cu sick wiederkolt, da tritt anck jenes Mitzeugnis des Bewusstseins und das besckuldigende oder auck verteidigende Urteil der loyiOf.iol zu Tage. Kann somit das, was der Apostel in Y. 14 — 15 darlegt, nur in der gewaltsamsten und unnaturlicksten Weise mit dem, was am jiingsten Tage stattfinden werde, in Yerbindung gesetzt werden, und kaben wir alien Grand, bei unserer Ansicht zu verkarren, dass in dem gedackten Passus nur der unbedingt zu erfordernde Nackweis gefukrt werden soli, dass Heiden als Tkater des Gesetzes, und zwar als bewusste Tkater desselben angeseken werden diirften: so fragt sick sckliesslick, mit welcker im Yoranstelienden vorkan- denen Aussage ist der seckzeknte Yers zu verbinden? Wir werden uns zu der Antwort auf diese Prage den Weg bereiten, wennwir den in Y. 13 b entkaltenen Satz: alia oi rtoirycai vo^iov drAauoSrfiovTai einer nakeren Prufung unterwerfen. Der Satz, dass die Tkater des Gesetzes fur gereckt erklart werden, muss fur jeden, der mit dem paul. LekrbegrifF, speciell mit seiner Recktfertigungslekre, auck nur oberflacklick bekaant ist, in kohem Masse in dem Falle befremden, wenn das Futurum dixaicod'rjGovTaL das ausdrucken wiirde, was im Yerlaufe dieses Aeon fort und fort stattfinden werde. Sonst namlick stellt ja bekanntlick Paulus, wo er von der Recktfertigung redet, die Sacke so dar, dass der Recktfertigungsakt sick vollziekt ycogig egycov vo^iov, und dass die Subjekte, denen er zu gute kommt, weit entfernt als solcke in Aussickt genommen zu werden, die das Gesetz er- fullt katten, denn vielmekr als solcke, die weit kinter den Reckts- anforderungen desselben zuruckgeblieben, als aoefielg dem die di- v.aitocng vollziekenden Gotte gegenuberstehen. Wenn nun der Apostel ganz abweickend von dieser konstanten Darstellung seiner Reckt- fertigungstkeorie, im Gegensatz zu derjenigen Darlegung derselben, die er in ausfukrlicker Weise auck im weiteren Yerlaufe desRomer- briefes zu geben die Absickt hatte, kier an unserer Stelle den Satz aussprickt, dass die Tkater des Gesetzes gereckfertigt werden sollen, so muss das in einem Sinne gesckelien sein, der, wie auck immerkin durck die Umstande bedingt, eine ganz eigentiimlicke, isoliert dastekende Bedeutung des diuaiovotfai ersckeinen lasst. Mit anderen Worten: das Futurum dixauo^riGovTai kann unmoglick besagen wollen, was im Laufe der Zeit bis zum Ende dieses Aeon sick vollzieken werde, sondern muss notwendig einen solcken Yor- gang zum Ausdruck bringen wollen, der im strengsten Sinne des Futurums den Akt des dr/Mitodrioeo&ai auf einen bestimmten Ter- min der Zukunft verlegt. Denn nur in dem Falle widersprickt die hier vorliegende Aussage nickt der sonstigen Formulierung der Rechtfertigung des Apostels, wenn sie nicht angiebt, in welcker Weise zum Glauben an Ckristum gelangende Juden und Heiden von der Gnade Gottes um ikres Glaubens willen fort und fort im Laufe der Zeit fur gereckt erklart werden, sondern wenn kier davon die Rede ist, dass die Tkater des Gesetzes, gleickviel ob Juden oder Heiden, in ganz anderer Weise einstens ikre Reckt- 13 fertigung werden zugebilligt erbalten, nicbt gratia, sondern jure divino. 1st dies aber der Fall, so musste sich der Apostel notwendig veranlasst seben, den Terrain, an welchem dieses ganz eigentiim- liche diKauo&rp£G$aL stattfinden werde, genan zu fixieren. Er konnte es unmoglicb bei dem einfacben Futnrum ( diYauo&rfiovzai ) bewenden lassen, um die Leser, denen er in den folgenden Kapiteln seine ihm eigenttimliche Becbtfertigungstheorie zn entwickeln die Absicht lratte, nicbt von vornelierein irre zn filbren. Hieraus er- giebt sicb mit zwingender Notwendigkeit, dass V. 13 in sicb selber nocb seinen Abscblnss nicbt bat, sondern dass dieser letztere erst in V. 16 vorliegt. Vollzieben wir nun diese Yerbindnng, so kommen wir zu fol- gender logisch vollkommen durcbsicbtigen Gedankenverknupfung. P. bebt hervor, dass nicbt die Horer des Gesetzes bei Gott ge- recht sind, sondern dass die Thater des Gesetzes — und zu diesen konnen auch Heiden in dem Falle gerechnet werden, wenn sie dem vom Gesetze Geforderten Genuge leisten, wozu sie die formale Ausrustung besitzen 1 ) — werden fur gerecbt erklart werden an dem Tage, an welcbem Gott zd kqvtctci zcuv avd-qtoTtcov . . . ricbten wird. Ta YQV7Tza zcov av&Qt07Ztov stebt im Gegensatz zu dem zd ev cpaveQip. P. sagt damit ganz das Namlicbe, was er 2, 26 ff. naber ausfuhrt. Er stellt da gegenuber auf der einen Seite die £/, cpv- oecog aYQofivGxia zov vbfxov zehovGa, welcber die Yorbaut zur Be- scbneidung angerecbnet werden wird; auf der andern Seite den dux y()d[,i[ictTog xal n£QLxof.ir i g 7iaQa(}dTr[v vo^iov, r t ev tl[> cpaveQy ev oaQvl n£Qixo\.vr\. Mit andern Worten, wenn es beisst, dass am jungsten Tage Gott das Yerborgene der Menscben ricbten werde, so meint P. damit, dass Gott bei seinem Bicbten nicbt darauf seben werde, was der betreffende Mensch seiner natiirlicben Ab- kunft, seiner ausseren Zugeborigkeit zum^K^/a des Gesetzes nacb sein wird, sondern nacb dem, wie sein inneres Wesen, seine ymqSlcc dem Gesetze gegeniiber, mag dies nun das auf Stein aufgezeichnete oder das in den Herzen das zu Tbuende ankiindigende sein, ge- wesen ist. Ta YQVTtxd ist ja gerade fur die Yollziebung dieses End- gericbts von bocbster Wichtigkeit, weil ja daraus die von aller TCQOGt07iolr\\pLa freie Gerecbtigkeit Gottes hervorleucbtet, dass er beim Bicbten nicbt auf das siebt, was zum tc^ogcottov, zur gccq'Z des Menschen gebort, sondern lediglich auf das, wie sicb sein Inneres, sein Wille, zum Gesetz gestellt, und wie aus dieser Stellung ber- aus die wirklicbe Befolgung desselben hervorgegangen ist. Was will nun aber der Apostel damit bervorbeben, wenn er sagt: YMTa zo evayyeXiov [xov*! Es bedarf keines Beweises, dass dieses 1) Die Annalime einer soldi en keines wegs nebensachlichen, sondern be- dentsamen Parenthese ist angesicbts vollig ahnlicber Zwiscbenbemerkungen in panlinischen Briefen, wie l. Cor. 7,11; 1. Tbess. 2,7; 3,5; Rom. 7,1; 3,13; 2. Cor. 5, 7; 6,2; 10,4; 12,2; Gal. 2,8; 2. Tbess. 1, 10; Col. 4, 10 ganz unbedenk- licb. Audi Winer, Gram. 7. Aufl. S. 525 nimmt ricbtig eine Parentliese an, wenngleich er irrtumlich V. 13 mit in dieselbe bineinziebt, was wir hier nicht mebr zu widerlegen braucben, da sidi uns oben von alien Seiten ber die Not- wendigkeit ergeben hat, nur Y. 14—15 als zusammengehorig anzusehen, und wir das Sixauod i r l aovrai V. 13 in Y. 1G seinen Abscbluss findend erwiesen baben. 14 %axa nicht die Norm sein kann, nach welcher Gott sein Gericht in Yollzng setzen werde, da sich ja in diesem Fall© die grosste Ungerechtigkeit ergeben wiirde, wenn die vor- und ausserchristlichen Menscben (Juden und Heiden) nach einer Bechtsnorm abgeurteilt werden sollten, die ibnen wahrend ibres irdiscben Lebens vollig unbekannt geblieben ist. Das yuxxa to svctyyeliov /liov kann nur be- merklicb machen sollen, dass es dem Evangelium des Paulus ent- sprechend sei, dass Gott durcb Cbristum Jesum so ricbten werde, wie dies in dem: xa %gv7txa x. a., angegeben ist. Man meint ge- wohnlich, das Specifische des Gericbtes bestebe darin. dass Gott das- selbe durcb Cbristum Jesum vollziehen werde. Allein dieses rein fur sich, dass das Endgericht durcb Cbristum vermittelt sein werde, ist in keiner Weise etwas fur das Pauliniscbe Evangelium Cha- rakteristisches, vielmebr integrierender Bestandteil j e d e s Evan- geliums, aucb des evayyeXiov x^g TCEQLxo^iijg, ja sogar dessen, welcbes P. das exsgov evayysXiov nennt. Nur in dem Punkte differierte dies letzterwahnte Evangelium der scbroffsten Judaisten von dem pau- liniscben Evangelium der Vorhaut, dass nacb ersterem das Yolk der Beschneidung und des Gesetzes eine eximierte Stellung dem Endgericbte gegenuber in Ansprucb nabm und demgemass auch dem messiasglaubigen Heidentum die Moglicbkeit aberkannte, obne zuvor durcb Bescbneidung oder zum allermindesten strenge Gesetzesobservanz demYolke derHeiligen aufs engste angegliedert zu sein, vor dem jungsten Gericbt als Gerecbte anerkannt zu werden. Und wie diese Judaisten fur Gott als obersten Bichter eine solcbe, dem Paulus als TtQOGcorcoXriipia erscheinende Stellung den vor dem Gericht Erscbeinenden gegenuber annabmen, so auch wieder fur den von den Betreffenden %axa oagna aufgefassten Christus, der als dicMovog 7C£QiT0[,irjg nur diejenigen am jungsten Tage fur gerecht erklaren werde, welcbe „Thater des Gesetzes^ im Sinne der Judaisten gewesen sein wiirden. Dieser derartigen An- schauung gegenuber, der, wenn auch in minder scbroifer und be- wusster Form die billiger denkenden Judencbristen zuneigten, sieht sicb Paulus genotigt, auf das scharfste zu betonen, dass seinem Evangelium gemass Gott durch Christum Jesum beim Endgericbte nicht xa iv xqj tyavegu), xa ev occqxl, x a ymtoc 7tQ6o(.07tov^ sondern xa y.ov 7 rxa xcov av&Qibrtcov 1 ) ricbten werde. Und er konnte eine derartige, das Gericht vermittelnde Haltung mit vollem Bechte Christo Jesu vindicieren, da ja dieser in dem Evangelium der Yor- haut, wie es P. verkiindigte, als ein solcber erscheint, der in Folge seiner Herkunft vom Himmel und Auferstehung liber alle Schranken der Nationalist und Legalitat boch erhaben dastehende ist. 2 ) An diesem das Endgericht vermittelnden Christus Jesus, in welcbem die Unterschiede von Bescbneidung und Yorhaut indifferenziert sind, werden die Thater des Gesetzes, mogen sie in ihrem irdischen Le- ben dem Juden- oder dem Heidentum angehort baben, einen vollig unparteiiscben Bichter besitzen, der lediglicb nach demUmstande 1) Und zu jenen aufgefuhrten Kategorien gehort das axQoarrjv rofiov tlrru, V. 13, rein als solches, welches zugleich die Heiden aus der Klasse der 7 joirjai vouov ausschliessen wiirde. 2) Vgl. Gal. 3,28. Col. 3, 11. 15 sein Urteil fallen wird, ob dem Gesetze durcb wirklich seinen Forderungen entsprechende Thaten Gentige gethan sein wird oder nicht. Nachdem wir somit die organische Yerbindung von Yers 13 mit Yers 16, wie wir hoffen, zur volligen Klarheit anfgewiesen haben: so bleibt uns noch iibrig, den Zweck des besprochenen Abscbnittes in Knrze darzulegen, wobei wir zugleich Gelegenheit erbalten werden, gewisse Bedenken zn erledigen, die sick von all- gemeineren, den panlinischen Lehrbegriff betreffenden Gesichts- pnnkten ans gegen das Resultat unserer Interpretation erheben konnten. Wir sind in unserer bisherigen Ausfuhrung immer von der Yoraussetzung ausgegangen, dass Paulus in den von uns erorterten oder gestreiften Stellen des zweiten Kapitels des Romerbriefes von Juden und Heiden rede, und sind auch keineswegs gesonnen, von der Ansicbt demnachst zuruckzutreten, dass P. dabei vom Christen- tum vollig unberiibrt gebliebene Menschen von judischer oder beidnischer Nationalitat imAuge gehabt habe, die dem Endgericht als Gutes oder Boses gethan habende gegeniibergestellt werden und einen dem entsprechenden Lohn in Empfang nehmen wurden. Allein wohl zu erwagen ist doch immerhin, dass der Apostel hier wohl von Juden und Heiden redet, aber nicht zu unbekehrten Juden oder Heiden. Kein paulinischer Brief ist ein Missionsbrief, sondern alle sind an bereits zum Evangelium berufene Glaubige aus Hellenen und Juden gerichtet. Lasst man diesen Punkt nicht ausser Auge, so wird, wo es sich um den Zweck einer konkreten Deduktion in einem bestimmten Briefe handelt, der Gesamtzweck dieses letzteren auch zur Aufhellung jenes Specialteiles irgendwie massgebend sein miissen. Hun stellt sich anscheinend Paulus in dem Romer- briefe die Aufgabe, das yagiG/ua 7ivevf,iaTLxov, welches er den Lesern bei seiner demnachstigen personlichen Anwesenheit zu deren Befesti- gung im Glauben zu ubermitteln gedenkt, ihnen zuvorderst brief- lich wenigstens in seinen Grundrissen zur Anschauung zu bringen (vgl. Rom. 1, 11 mit 15, 15 fgd.). Demgemass lasst es sich der Apostel angelegen sein, den xvuog didayrjg, an den die Leser, ohne sein Zuthun, bereits dahingegeben sind, zu vertiefen, zu erweitern, in das hellere Licht des Bewusstseins zu riicken. Indem somit Paulus in die Lage kommt, das jenem Zwecke Dienende in aus- fuhrlicherer Form, also die Grundlinien seines Evangeliums, zu entwickeln, so thut er dies doch keineswegs in rein thetisch-dog- matischer Darstellung, sondern so, dass er sich zuvielfachen pole- mischen Erorterungen gegen andersartige Auffassungen seiner Lehre resp. zu apologetischen Beweisfuhrungen zu Gunsten jener veranlasst sieht. Nun wird von alien neueren Exegeten und Kri- tikern in irgend einem Masse anerkannt, dass die Polemik des Apostels sich weit uberwiegend nach der Richtung hin wendet, wo judische Yorurteile und Pratensionen sich dem entgegen- stellen, was Paulus sonst die ccXifoeia tov elayysliov nennt. Wenn man daraus den Schluss hat ziehen wollen, dass die romische Ge- meinde uberwiegend aus Judenchristen bestanden habe, so war 16 dies durcbaus begreiflicb. Aber auch ; wenn dieser Schluss durcb anderweitige, aus nnserem Briefe entnommene Instanzen als nicbt sticbhaltig sicb erweisen sollte, und man, alles wobl erwogen, dar- auf gefiibrt werden sollte, anzuerkennen, dass der numerisch iiber- wiegende Teil der Leser aus gewesenen Heiden bestebe, so wird docb das bei jener obigen Annabme uuerscbiittert besteben bleiben, dass selbst diese beidencbristlicbe Majoritat principiell unter dem massgebenden Einflusse jiidiscber, d. b. judencbristlicber Katecbese berangebildet ist ; und aucb in dem Momente, wo P. an die Ge- meinde scbreibt, unter nicbt zu unterscbatzender dynamiscber Ein- wirkung einer kleiiien, aber riibrigen und macbtigen Partei stand. Wenn somit allerdings die romiscbe Gemeinde der Masse nacb beidencbristlicb zu denken sein wird, so batte sie damit nocb lange nicbt den Typus der Lebre, wie ibn Paulus den yon ibm selbst unmittelbar gestifteten Gemeinden aufzupragen verstand. Jener kleinen, aber einflussreicben, aus Judencbristen und beiden- cbristlichen Proselyten bestebenden Partei erscbien die beiden- cbristliche Majoritat immer nocb mehr als ein Arbeitsfeld fur jene gesetzeskundigen und gesetzlicb gericbteten Mitglieder der Ge- meinde, denn als vollig gleicbberecbtigter Bestandteil derselben. So erklart es sich, dass jene cbristlicben Gesetzeskatecbeten das Gesetz weit weniger auf sicb anwendeten, als vielmebr auf die Glaubigen aus der Yorbaut, deren ganze gesetzlose Yergangenbeit nacb ibrer Meinung dadurcb nicbt ausgetilgt war, dass sie zum Glauben an Cbristum gelangt waren ; wabrend ibnen selber, die da von Jugend auf Kenner, zum Tbeil selbst Lebrer des Gesetzes ge- wesen waren, nur iibrig blieb, das Gesetz denen zu verkiindigen und zu vermitteln, die obne jeglicbe Kenntnis vom Erlaubt und Yerboten gelebt batten, und deren sittlicbes Bewusstsein von volligem Dunkei eingebiillt geblieben war. Es ist begreiflich genug, dass diesen Yorurteilen und Inten- tionen Paulus auf das Hacbdriicklicbste entgegenzutreten sicb aufgerufen fiiblte, sowobl im Interesse jener gesetzlicben Ricbtung selbst, als in demjenigen derer, die durcb das Treiben jener in ibrer evangelischen Glaubensfreudigkeit und Freiheit beeintracbtigt zu werden in Gefabr standen. Zu dem Zwecke eroffnet der Apostel, nacbdem er das Amt des Gesetzes in gerecbter und aucb dem Bewusstsein der Juden- cbristen, soweit es ein sittlicb berecbtigtes war, Geniige tbuender Weise, an den Heiden verricbtet batte (B-omerbr. Kap. 1), sicb in Kap. 2 gegen solcbe Juden, die er nicbt fiir ecbte Glieder des alten Bundesvolkes eracbten konnte. Ibnen gegeniiber war auf das Entscbiedenste der Nacbweis zu liefern, dass vor dem grossen Gerichtstage der Endzeit nicbt Juden und Heiden in der Weise erscheinen wiirden, dass die ersteren des gottlicben Lohnes fiir die Menge der von ibnen befolgten Gesetzes vorscbriften teilbaft werden, die anderen als Gesetzlose dem verdienten Yerderben uberliefert werden wiirden. Yielmehr scheide das gottlicbe Gericbt , jene nationale Rangordnung durcbbrecbend, einfach zwiscben den das Gesetz wirklich erfiillt und dasselbe nicht erfiillt baben werdenden. In diesem an reinen Juden und Heiden Exemplffizierten sollten in 17 erster Linie die Judenchristen sich spiegeln, nm zur Sinnesande- rung zu gelangen. Sie sollten zum Bewusstsein davon kommen, dass sie, was wirkliche Gesetzeserfullung anlangte, nichts vor den innerhalb der Gemeinde Christi stehenden Heiden voraushatten. Auch manche Heidenchristen konnten auf eine Y ergangenheit zu- riickblicken, in der sich ein ernstes Streben nach sittlichen Zielen in nicht geringerem Grade, als bei ihren sich ihnen jetzt als Pa- dagogen aufdrangenden judischen Briidern der Fall gewesen sei, sich znr Geltung gebracht habe. Anch den Glaubigen aus der Heidenwelt habe ihr natiirliches Sittengesetz den namlichen Dienst geleistet, den ihren ubereifrigen Katecheten einst ihr eigenes Gesetz versehen habe, namlich sie formal soweit auszuriisten, um als bewusste und sich verantwortlich wissende Thater oder Nichtthater des Gesetzes vor das Gericht des jiingsten Tages treten zn konnen. Wenn nnn, wie P. schon znvor entwickelt hat und im weiteren Verlaufe seines Sendschreibens nachweisst, die form ale Aus- riistung zur Gesetzeserfullung bei der Masse der Heidenwelt sich keineswegs als ausreichend erwiesen hat zur genugenden Befriedi- gung des gottlichen Willens: so ist der gleiche Fall auch auf Seiten der Juden zu konstatieren. "Wenn nun unter solchen Um- standen auch der gottliche Bechtsgrundsatz, dass nur die Thater des Gesetzes eine definitive Bechtfertigung finden werden fur diejenigen Juden und Heiden, denen die Kunde des Evangeliums nicht zu teil wurde, unverriickt in Giltigkeit bleibt: so hat er doch fur die zur Gemeinschaft Christi berufenen, glaubigen Juden wie Heiden insofern eine Einschrankung erhalten, als diese zunachst im demutigen Bewusstsein der Nichtthaterschaft des Gesetzes in die gottliche Gnadenordnung der Bechtfertigung durch den Glauben allein aufgenommen sind. Fiir sie kann jene, ihnen von neuem eingescharfte Norm einer strengen Handhabung der gottlichen Ge- rechtigkeit nur die Bedeutung haben, dass sie diese Vorhaltung des hochsten Zieles sittlichen Strebens ernstlich an den Abstand von jenem Ideale erinnere, und sie somit immer tiefer mit dieser Erkenntnis mangelhafter Gesetzeserfullung in die Erfahrung gott- licher Gnadenerweisung hineinfuhre. Aber nicht bloss die Bedeutung hat fur in der christlichen Gemeinde stehende Juden und Heiden das Wort, dass nur die Thater des Gesetzes fur gerecht erklart werden sollen am jiingsten Tage, um die betreffenden zu mahnen, die ihnen fur das diessei- tige Leben angebotene Bechtfertigung aus Gnaden, mit heilskraf- tigem Yerlangen zu suchen und festzuhalten. Erst auf dem Boden der neuen christlichen Heilsordnung erofinet sich fur die in die Gnade aufgenommenen nicht bloss die for male, empirisch so gut wie unwirksam bleibende, sondern die re ale, wirklichen Erfolg ver- heissende Moglichkeit, zu Thatern des Gesetzes heranzuwachsen. In dem Masse, wie es den zu Kindern Gottes Gewordenen gelingt, von den Geisteskraften des neuen christlichen Princips durchdrun- gen, das Gesetz Christi zu erfullen und mit den Friichten der neuen sittlichen Gerechtigkeit geziert der Parusie Christi entgegen- zugehen: wird auch die Bechtsnorm, dass nur die 7iom]Tai vo/liov werden fur gerecht erklart werden, in einer Weise zur Anwendung K 1 o p p e r , Paulinische Studien I. 2 18 kommen, in der sie, uber ihre hypothetische Bedeutung hinausge- hoben, eine approximative Anwendbarkeit gestatten wird, wenn- gleicb aucb die eschatologische Rechtfertigung auch im giin- stigsten Falle eine Analogon an der diesseitigen Rechtfertigung aus der G-nade Gfottes in Christo haben wird. Erklarung ties ethischen Abschnittes des Galaterbriefes Kap. YI, 1—11 von D. Alb. Klopper. Haben gewisse Stellen des Galaterbriefes, die vorzugsweise ge- eignet sind, in die charakteristischen Eigentiimliehkeiten der paulinischen Theologie einen tieferen Einblick zu eroffnen und dieselben in ihrem Yerhaltnisse zu der Lehre der Urapostel scharf umgrenzt hervortreten zu lassen, in neuerer Zeit bereits zahlreiche, die Sache fordernde mono- graphische Behandlungen erfahren: so diirften dieselben nicbt in ganz gleichem Masse 1 ) auch den ethischen Bestandteilen dieses apostolischen Schreibens zu teil geworden sein. Und doch darf man sich wohl der Erwartung hingeben, dass diese letzteren nicht minder den Stempel der Eigenart an sich tragen mochten, als die dogmatisch-polemischen, und dass wir von jenen aus, als die praktische Kehrseite dieser bil- dend, neue Gesichtspunkte flir eine vollstandigere Beurteilung der letzteren gewinnen konnten. Wenden wir uns, von der angedeuteten Erwartung ausgehend, zu einer neuen Besprechung unserer Stelle, so wird es unerlasslich sein, dieselbe zunachst in ihrer organischen Yer- kniipfung rait dem nachstvorhergehenden Abschnitt zu erfassen und zu diesem Zwecke eine kurze rekapitulierende Reproduktion des Ge- dankenganges von Kap. 5,13 — 26 zu liefern. Der Apostel fordert die zur Ereibeit berufenen Briider auf, diese ihre durch Christus erlangte Freiheit nicht als Ausgangspunkt (aq)OQfxij) fiir das Fleisch zu missbrauchen, vielmehr sich gegenseitig durch die Liebe einen Dienst zu leisten (V. 13). Das ganze Gesetz namlich habe in dem einen Worte, welches die Liebe des Nachsten gleich uns selbst anbefiehlt, seine Erfullung gefunden (Y. 14). Wenn die Leser aber, im direkten Widerspruch mit diesem Gebote, sich feind- selig behandelten und sich einander Schadigung zufiigten, so hatten sie sich wohl in Obacht zu nehmen, dass hieraus nicht eine zum Ruin des Gemeindelebens fiihrende gegenseitige Yergewaltigung hervorgehe (V. 15). Um dieses Ubel abzuwenden, ruft ihnen der Apostel zu, im Geiste ihren Wandel sich vollziehen zu lassen, in welchem Falle die 1) Doch sind namentlich zwei in neuester Zeit unsern Abschnitt ganz oder teilweise behandelnde Monographieen dem Yerfasser als die Sache fordernde bekannt geworden, die von Lipsius in den Jahrbiichern f. prot. Theol. 1879 und die von Zimmer: Neutestam. Studien 1882, S. 217 ff. 2 : 20 Gefahr werde vermieden werden, dass sie das (sich regende und sich zur Geltung bringen wollende) Geluste des Eleisches seinen End- zweck erreichen liessen (V. 16). Um nun den Lesern die Notwendig- keit und Dringlickkeit seiner Ermahnung zum Bewusstsein zu bringen, macht Paulus auf die Tkatsache aufmerksam, dass das Eleisch ein Ge- liisten wider den Geist, sowie andererseits der Geist ein Geliisten wider das Eleisch habe. Diese beiden Potenzen namlich lagen im Widerstreite gegeneinander, damit (nach der Intention der oaq^j die bez. Subjekte nicht das, was sie der besseren Yelleitat nach wohl thun mochten, auch thatsachlich 1 ) zur Ausfiihrung brachten (V. 17). Wenn sie dagegen (nicht von der oaQ^, sondern) vom tzvev[icc, als der durch- schlagenden Potenz, sich leiten liessen, so seien sie nicht unter dem Gesetz, d. h. so werde sich diesem aktuell sich erweisenden Princip, dem Geiste gegeniiber das Eleisch nicht zur Geltung bringen konnen, und damit kommen sie nicht unter die Botmassigkeit des Gesetzes, welches als selber pneumatisch (vgl. Rom. 7,14) an denselben nichts zu verdammendes vorfinden wird (V. 18) 2 ). Wenn nun Paulus in den folgenden YY. 19 — 21a gewisse Kategorieen von egya zfjg oaqY.bg als cpavaqa aufzahlt, so geschieht dies zu dem Zweck, um dieselben als unter das Gesetz fallen d von diesem als gottwidrige Kundgebungen des Eleisches verurteilt erscheinen zu lassen. In Riicksicht auf diese Fleischeswerke wiederholt der Apostel seine schon fruher den Lesern miindlich ausgesprochene Uberzeugung, dass diejenigen, welche sich derartiges zu Schulden kommen liessen, das Reich Gottes nicht als Erbe erhalten wiirden (Y. 21b). Im Gegensatz nun zu jenen eqya Trjg ociQubg specifiziert Paulus den uaQrcbg zov Ttvevfiazog (VY. 22 — 23a) mit dem Hinzufugen, dass gegen die, die derartige Geistesfrtichte bringen, das Gesetz nicht feindselig gerichtet sei (Y. 23a, vgl. Y. 18). Nun konnten die Judaisten gegen diesen letzten Satz den Ein- wand erheben, derselbe sei freilich in thesi ricktig, allein er treffe auf die galatischen (Heiden-) Christen nicht zu, weil dieselben, sich von ihren sinnlichen Geliisten leiten lassend, gar nicht in der Lage waren, derartige Geisteswerke aufzuweisen, und deshalb mit Fug und Recht unter das Gesetz gehorten, welches allein der heidnisch-fleiscklichen Begierde einen Ziigel anzulegen vermoge. Diesem vorhergesehenen Einwurfe setzt P. die Bemerkung entgegen, diejenigen, welche Christo (dem Geistgesalbten vmt' e^oyrjv, vgl. Rom. 1,4; 2. Kor. 3,17) ange- horen (d. h. nicht bloss in ausserer, sondern in innerer Lebens- gemeinschaft mit ihm stehen), die hatten (in analoger Weise, wie Christus zfj a/naQZia wtz&avzv lepanctlg Rom. 6,10, als auf seinen Tod getaufte, Rom. 6,4) ihr Eleisch mit den ihm einwohnenden Affekten und Begierden gekreuzigt (fallen also, als principiell nicht mehr occq- yuyiot, nicht unter das Gesetz). Y. 24. Wenn wir — fahrt Paulus fort — (nach Kreuzigung unseres Eleisches) im Geiste leben (d. h. in einem neuen durch den Geist beherrschten Lebenszustande uns befinden), so lasst uns auch im Geiste wandeln (so lasst euren gesamten Lebenswandel auch von dem geistigen Princip normiert sein). Y. 25. 1) Vgl. Rom. 7,15. 23. 2) Vgl. Gal. 5,23. 21 Hat somit der Apostel den Lesern die neue geistige Grundlage ihres Lebens aufgewiesen und zunachst ihnen im allgem e in en die Richtung angegeben, nach welcher ihr Wan del sich hinzuwenden babe, so kann er nunmehr wieder in die Gedankenreihe zuriicklenken, die er mit der gegen die in Y. 15 erwahnten Unsitten in der Gemeinde, gerichteten Mahnung (Y. 16) eroffnet hatte. War da von, die Gemeinde tief zerriittenden gegenseitigen Kampfen die Rede ge- wesen, nnd hatte Paulus nicht ohne speciellen Grund sowohl in dem Kataloge der Fleischeswerke die ey&Qcu, ^rjlog, d'v^ioi, Igifteiai, diyoGza- oiaz , aiQeoeig hervortreten lassen, und ihnen auf der gegenteiligen Seite die , f.iaxQO&vf,ita, xQ^azozifig, aya^coovvr\ 7tQavzz\g gegeniiber gestellt: so nimmt seine Mahnung nun wiederum eine auf jene Miss- stande beziigliche Richtung in Y. 26: lasst uns nicht werden liistern nach leerem Ruhme, indem wir einander zum Wettkampf herausfor- dern, einander beneiden. Wir werden kaum irre gehen in der An- nakme, dass Paulus mit dieser seiner Warnung zwei Hauptparteien in der Gemeinde vor Augen hat, von denen die eine, sich fiir die starkere 1 ) haltend und als judaistisch gerichtete auf ihre theokratische Prerogative pochend, sich ihrer Gesetzeskunde und Treue riihmend, die gegenteilige Partei zum Wettkampfe provoziert; wakrend die letz- tere, geblendet durch solche Ruhmestitel, sich ihrer eigenen heidni- schen Blosse schamend, voll Neid auf diese hoch iiber sie erhaben Dastehenden hinblickt. Mitten in den Umkreis solcher von ungleichen rivalisierenden Kraften ausgefuhrten Kampfe werden wir durch eiuen konkreten Pall versetzt, den Paulus zum Ausgangspunkt weiterer Ermahnungen nach der soeben eroffneten Richtung hin zu machen sich gedrungen fiihlt: Kap. 6, 1: ’AdeXyoi, lav xai 7ZQoXrj[.icp&fj av&QU)7tog ev zlvl 7zct-r QCCTCrWfLlCtTl X. T. X. Die mit lav xai 2 ) gemachte Yoraussetzung ist anscheinend die, dass der Apostel es nicht fur erforderlich halt, die, durch adeXcpol an ihre christliche Bruderpflichten Erinnerten dazu aufzufordern, einem Genossen, der eine unsichere sittliche Haltung beobachtet, von Yersuchungen zum Bosen heimgesucht wird, mit Rat und That, ab- wehrend und starkend zur Seite zu stehen. Selbst auch das noch glaubt Paulus anf der Seite der Angeredeten annehmen zu dtirfen, dass sie einen Bruder, der bereits gestrauchelt war, bei dem aber das Yergehen in der Yerborgenheit geschehen und nicht in die Offentlich- keit gedrungen war, mit einer solchen privaten Rtige behandelten, wie sie Matth. 18,15 vom Herrn selbst angeordnet war. Allein dies war auch der ausserste Punkt, bis zu welchem die suchende und heilende 1) Wir meinen das nicht im numerischen, sondern dynamischen Since. 2) Uber den Unterschied von kav xai und xai eav vgl. Kuhner, Ausf. griech. Gramm. 2 A. II, 989 f. „Tritt xai hinter ear, so bedeutet xai ,,auch‘ £ und bezieht sich nicht bloss auf eav, sondern auf den ganzen Konzessivsatz, und eav xai ist soviel als wenn auch, wenngleich, wiewohl, obwohl, das Eintreten der Bedin- gung wird zugegeben. Tritt xai vor eav , so bedeutet xai sogar (Steigerung) und bezieht sich nur auf die Bedingung, und xaih'v ist: auch, sogar wenn, das Ein- treten der Bedingung wird nicht erwartet.“ Hatte Paulus xai eav gesagt, so wurde er den Fall des nooXr](pd'rjvai als einen ganz abnormen, unerhorten aufgefasst, und somit an die Betreffenden eine ungewohnliche Zumutnng gestellt haben, was hier gar nicht in seiner Absicht lag; sondern vielmehr das Gegenteil. Liebe der betreffenden zu gehen, sich fur geneigt erklarte. Trat da- gegen der Fall ein, dass ein Gemeindeglied in einem Fehltritte der- artig ertappt wurde, dass die Sache, bevor der Thater dies hindern konnte, an die Offentlichkeit gelangte, 1 ) so hatte damit die Langmut derer, denen das Argerniss bereitet wurde, ihr Ende erreicht, und hielten sie sich, um das Princip der Heiligkeit der Gemeinde zu wahren, fiir verpflicktet, dem Gesetze sein Recht zu lassen. Fragen wir, an welche Art von 7taQa7CTtbfiaTa hier Paulus denkt, so haben wir die Befugnis, auf derartige Fehltritte zu reflek- tieren, wie sie eben bei einem av&QMtog, d. h. bei einem mit der Schwache der oa behafteten Wesen, auch in dem Falle vorkommen konnen, wo im Princip ein v xtvevfjaTt vorhanden ist. wo aber doch in unbewachten Augenblicken die eTttd'Vfiia Trjg Gagxog die Oberhand erlangte. Es handelt sich hier also um Falle, wo die Betreffenden ayvoovvxeg yiai 7tXavtbfievoi sich verfehlen, njcht ein b/iovoitog ajjaQTa- veiv stattfindet, 2 ) unter welchem letzteren Umstande der Apostel selbst ein anderes Yerfahren gegen, die Gemeinde der Heiligen profanierende, und, taub gegen alle Mahnungen, in Gewohnheitssunden Lebende, ein- zuhalten sich fiir verpflichtet erachtet, 3 ) als das ist, dem er hier im folgenden das Wort redet. In dem hier fixierten Falle namlich, wo ein Mensch in einem Schwachheits- oder Ubereilungsfehltritt ergriffen ist, ermahnt Paulus: vfielg ol Tcvev[A.axLKoi yuxTaQTi^exe tov tolovtov ev TtvevfiaTt 7tQdvTr\Tog . Man sieht, die urspriinglich mit adeXcpol Angeredeten werden in dem Nachsatze als vfjelg ol Ttrev^aTLyiol bezeichnet. Es ist sicher un- statthaft, diesen Terminus einfach im Sinne von to rcvel^ia eyovxeg, ev evl 7tvev(,iaxi partTLO&evTeg zu nehmen und somit an samtliche Ge- meindegliecler zu denken. 4 ) Wo Paulus o 7zv£v\.iaTMog, ol 7tvevfj.aTiY.oi sagt, stehen ihm solche Personlichkeiten vor Augen, auf die das gott- liche nvevfxa nach irgend einer besonderen Richtung hin, die natiirlichen Gemiits- oder intellektuellen Krafte des Christen steigernd, einen nor- mierenden Einfluss ausiibt. 5 ) Wie es auch innerhalb der christlichen Gemeindeglieder, die ja als solche am Geiste Christi teilhaben, vrj7ti.oi, 1) Iloolau^apeod'ai in der Bedentung inopinatus deprehendor, ist durcti Sap. 17,17 vollkommen gesichert. Das nQolrifxcpd'Z darf nicht gedeutet werden im Sinne von: vorher iibereilt, unerwartet iiberrascht "von einem Fehltritte. Dieser Anffassung liegt eine Verwechselung von auaoria ( iTud'vjuia ) mit na^dnrotua zu Grunde. Letzteres ist ja nicht die Siinde als innerlich versuchende Potenz, sondern die schon in die Erscheinung getretene Siinde als Fehltritt. Von letzterem kann daher kein Impuls zur Ubereilung ausgehen, sondern das naQdmofm ist nur das, worin die IJberwal- tigung durch die dfiaqxla sich thatsachlich darstellt. Man miisste also, um den Sinn „iibereilt worden sein durch einen Fehltritt“ zu gewinnen, annehmen, dass hier eine ganz abnorme Brachylogie vorliege, etwa: tdv x. ttqoI. avd'Q. d/uagriq ware f.voed'r l vai ev nvi naQamd)fxaxi , wozu sich schwerlich jemand entschliessen wiirde. — Wenn wir der Sache nach das hier erwahnte TraQdnxco^a fiir eine Ubereilungs- siinde halten, so geschieht dies, wie wir ausdriicklich bemerken, nicht auf Grand von nQofo]ix(pd'r\ in der Bedeutung „iibereilt werden“, sondern lediglich auf Grund anderweitigor, von uns in Erwagung gezogener paulinischer Auslassungen. 2) Vgl. Lev. 4,2. 27; 5,15. Num. 15,27. Hebr. 5,2; 10,26. Bleek, Hebr.- Br. II, B., S. 684. 3) Vgl. 1. Kor. 5,1— 5. 11. 13; 2. Kor. 12,21; 13,2 f. 4) S. dagegen 1. Kor, 3,1. 5) Vgl. 1. Kor. 2,15. 14,37; (12,1?) 23 occqvukoI, xpv%MOL giebt: 1 ) so andererseits auch solche, die dadurch, dass sie entweder die Geistesausriistung zur Weisheit oder zum Zungen- reden haben, den Namen „Pneumatiker“ erhalten. 2 ) Nun bedarf es keiner Beweisfiihrung dafiir, dass der hier vorliegende Zusammenhang sowohl, als die sonst in unserem Briefe von den Lesern gegebene Charakteristik 3 ) es nicht zulassig machen wird, dass, geschweige die gesamten Glieder, auch nur eine Kategorie derselben, in dem Sinne als ol 7vvev[xaxiYoi hatten bezeichnet werden konnen, als sei ihnen ein besonderes Mass christlicher Erkenntnis in der Heilslehre oder das/a^uo^a derProphetie zu teil geworden. Yielmehr lediglich darauf wird bei der Deutung des bezeichneten Ausdrucks zu reflektieren sein, dass bei den betreffenden Personlichkeiten das rcvEV[.ia auf die Willenskraft derselben eine be- sondere Einwirkung ausiibe und sie somit zu praktischer Weisheit ausgeriistet habe. 4 ) Haben wir aber demnach diese Pneumatiker auf derjenigen Seite der Gemeinde zu suchen, wo es sich vorzugsweise um die Handhabung guter Sitte und Ordnung in ihr handelt, und er- wagen wir andererseits, dass in dem galatischen Gemeindewesen laut unserem Briefe vorzugsweise judaistisch Beeinflusste, gesetzlich Ge- richtete sich mit der Kirchenzucht befassten : so ist der Gedanke kaum abzuweisen, dass der Terminus oi TcvEv\xaxiYoi nicht ganz ohne einen Nebensinn da von gebraucht sei, dass die so Bezeichneten nicht ganz und vollig dem entsprachen, was der Titel besagt. Wir meinen damit, dass Paulus, wenn er auch Subjekte in der Gemeinde voraussetzt, die durch feste sittliche Haltung auf den Namen o\ xcvevfxaxiyioi Anspruch machen konnten, er es diesen doch zu ernstlicher Erwagung anheim giebt, ob auch bei ihnen alien und in jedem Falle es das rechte 7tvevfxa ist, von dem sie sich leiten lassen. Denn nur unter der soeben ermittelten Voraussetzung wird es uns vollkommen verstandlich, weshalb es Paulus fur erforderlich halt, jenen Pneumatikern speciell das Ttvevfxa namhaft zu machen, in welchem sie sich eine Wiederzurechtbringung des gestrauchelten Bruders 5 6 ) angelegen sein lassen mochten. Namlich (nicht ev tcvev[mxxi 7tLKQLag, GyilriQozriTog, sondern) ev TcvEv\iaxiTC^dvz'r\xo^) d. h. im Geiste derjenigen Gemutsstimmung, die oben einen Platz erhalten hatte, wo der Y„aQ7tbg xov 7tvEVfxaxog in seine einzelnen Erscheinungsformen zer- legt wurde (5,22). Durch diesen Zusatz werden die, welche sich vor- zugsweise als die Trager des Geistes erachten, darauf aufmerksam ge- macht, dass sie xrig ^EQaueiag xov xqonov (Theodoret) nicht so voll- ziehen mochten, dass der Schuldige nur den kalten Hauch schonungs- losen Richtens herausfiihlt, sondern von dem in Sanftmut sich kund- 1) Ygl. 1. Kor. 3,1 ff. 2) 1. Kor. 2,15; 14,37; (12,1?) 3) Ygl. besonders Gal. 3,3. 4) Es sind also darunter zu verstehen nicht bloss nvei(xan g Svres , sondern auch nvsvfian ayofievoi, nvevfiaxi TteQiJcarovvres {proiyovin eg), ganz in dem Sinne, wie er uns im letzten Abschnitte des vorigen Kapitels entgegengetreten ist, wo nvsvfia in seiner, der iiberlegenen Kraft hervorgehoben wurde ; ygl. Rom. 8,9. 14; 12,11. 5) „r ov toiovzov u hat hier nicht die Klangfarbe wie 1. Kor. 5,5. 11, sondern wie 2. Kor. 2,6. 7. D. h. es ist nicht Ausdruck der Entriistung, sondern schmerz- lich-mitlei digen Bedauerns. 6) Ygl. 1. Kor. 4,21. 24 gebenden Geist ckristlicher suchender Liebe erwarmt und dadurch wieder zu einer besseren Haltung aufgerichtet wird. Zuletzt wird unsere Auffassung der Ttvev^iatrAoi auch durch das bestatigt, was Paulus hinzufiigt: gymtclov Gsavrov furj Kal ov 7t£iQaG$rjg. Wenn bier von der Pluralform in die Singularkonstruktion iibergegangen wird, so mogen die Grammatiker dies immerhin unter die Anakoluthieen verzeich- nen, 1 ) vom logischen Standpunkt die Sachlage betrachtet, konnte sich Paulus gar nicht anders ausdriicken, wollte er nicbt miss- verstanden werden. Kam es ihm doch gerade darauf an, dass nicht die Pneumatiker als Gesaratkategorie, sondern jeder einzelne derselben auf sich achtgebe, dass nicht 2 ) auch er, obgleich sich fur einen „Geistlichen a haltend, ebenso versucht werde wie der gefallene Bru- der. Nur wenn diese individuelle Selbstpriifung vollzogen werde, die Betreffenden aber nicht auf das reflektierten, was etwa die andern, derselben Gattung Angehorigen zu thun geneigt sein mochten, durfte sich Paulus Hoffnung machen, dass sich aus der demiitigen Erwagung der eigenen Schwache und Yersuchbarkeit — wenn auch nicht gerade auf demselben Gebiete des vorliegenden Yergehens, so doch auf einem anderen — der Geist der-Sanftmut herausent- wickeln werde. Der Apostel appelliert wohlweislich nicht an den Parteigeist, sondern an das Gewissen des einzelnen Subjektes, dabei von der Erfahrung ausgehend, dass gerade da, wo es sich um ein rucksichtslos zu vollziehendes Gericht liber einen andern handelt, die Gefahr des 7tX£ov£y.rri&r[vai vtco rot Gareeva (vgl. 2. Kor. 2, 11) sebr nahe an den Richter herantritt, in dem die Selbstiiberhebung, das Gefiihl des eigenen liberlegenen Wertes der Strick ist, mit welchem der Satan den „Stehenden“ zu Fall bringt. Y. 2. Wenn nun der Apostel fortfahrt: alXrjlwv ra pagr} (. laGra - 'Cere, so geht er, wie so oft, von einer speciellen Ermahnung zu einer allgemeinen, umfassenderen Maxime des Handelns liber. Die Fasten, von denen hier die Rede ist, konnen, dem niichsten Zusammenhange nach, nur Schwachen, Gebrechen sittlicher Art sein, welche auf der Gemeinde ruhen und sie bedrlicken. 3 ) Der Nachdruck liegt auf dem vorangestellten aXlrilwv. Paulus will also erreichen, dass nicht bloss ein Teil der Gemeinde, die Starkeren, geistig Geforderten sich fiir berufen erachteten, die Lasten der Schwacheren zu tragen, wozu sich ja die ersteren in ihrer Weise, und bis zu einem gewissen Grenz- punkte fiir bereit erklarten. Yielmehr geht sein Absehen dahin, dass jeder einzelne an dem Tragen der Gesamtlast mit teilnimmt, d. h. also, dass auch die „Gejstlichen a , im Bewusstsein davon, dass auch auf ihnen liber ihre eigene Tragfahigkeit hinausgehende Lasten ruhten, zur Mittragung derselben auch die Beihilfe der Schwacheren herbeiziehen mochten. Jeder in der Gemeinde soil sich also fiir bereit erklaren, ein 1) So nennt Winer in seinem Komment. z. Gal.-Br. ed. IV. p. 127 Anm. 45, die schon von Erasmus und Calvin behauptete absichtliche Anderung der Konstruk- tion durch den Apostel, ein emphases venari! 2) Uber das /urj vgl. A. Buttmann, Gramm, d. N. T. Spr. § 139,49. 3) Vgl. Rom. 15,1 — 2, wo zunachst der Apostel die Verpflichtung der dwazot hervorhebt, die aaO'evrjfiaza rwv aSwarcov zu tragen, dann aber (V. 2) fortfahrt: i’xaozus > t uwv zip nhqaiov aoeaxerco eie to aycid'ov nods oixoSofzrjv. 25 aktiver Trager der zu sein; keiner soli sich aber auch davon ausschliessen, sich als passiv zu Tragenden zu bekennen, und einen Teil der eigenen Biirde dem Mitbruder zur Mithilfe anzuvertrauen. — War es das Stichwort der judaistischen Padagogen: TclrjQovv xov vofxov, und glaubten sie diesen Zweck dadurch am sichersten zu erreichen, dass sie, sich von dem Glros der Gemeinde als selber Lastenfreie iso- lierend, das Gesetz iiberwiegend nur zum Richten derer, die unter der eigenen Last erlegen waren, anwandten: so zeigt ihnen der Apostel in dem folgenden Ausspruche den richtigen Weg zur vollen Erfullung des Gesetzes. In den Worten: xal ovxtog ava7Tlr}Qcbo£Te xov vo^iov xov Xqlgxov , kann Paulus unter dem Gesetze Christi nur auf das Kap. 5, 14 erwahnte, die Erfullung des ganzen Gesetzes in sich schliessende Gebot der Nachstenliebe hingedeutet haben, welches er um deswillen Christo als ein ihm zugehoriges zuschreibt, weil dieser dasselbe zum Princip des gesamten sittlichen Handelns erhoben hatte 1 ). Das ovxtog macht dar- auf aufmerksam, dass nicht auf einera anderen, sondern nur auf dem angegebenen Wege des gemeinsamen Tragens der Lasten, wo auch die Geforderten die Gebrechen der Schwacheren nicht bloss in herab- lassender Toleranz bis zu einer gewissen ausserlich gezogenen Grenz- linie, sondern im Bewusstsein eigener Eehlbarkeit noch liber dieselbe hinaus auf sich nehmen, dem Gesetze Christi voiles Geniige ge- than wird. Y. 3 dient zur Begrundung des aM\lcov (Y. 2). Denjenigen, welche es nicht liber sich vermochten, sich als solche zu bekennen, dass auch ihre eigenen Lasten von andern mitzutragen seien, wird be- merklich gemacht, dass jemand, der sich einbildet, etwas (bedeutendes) zu sein, wahrend er doch (thatsachlich) ein Nichts ist (unverhaltnis- massig hinter seiner Selbstschatzung zuriickbleibt), sich selbst in einen (gefahrlichen) Irrwahn hineinbringt. Y. 4. Um nun einer solchen Selbsttauschung entgegenzuwirken, empfiehlt der Apostel ein kraftiges Heilmittel: xo 6i egyov eavxov doxt- fuct^Gxw GKccoxog. Das Werk, welches hier der Priifung jedes einzelnen iiberwiesen wird, ist offenbar nicht ein einzelnes Werk, sondern das gesamte Lebenswerk , der Gesamtertrag des bisherigen christlichen Wandels des bez. Subjekts. 2 ) Dabei wird aber mit vollem Nachdruck darauf hingewiesen, dass es das eigen e Werk sein soli, welches einer sorgfaltigen Censur zu unterziehen ist. Die Priifung soil sich also nicht auf die Werke anderer in der Weise mit erstrecken, dass diese bei der Abschatzung des eigenen mit in Rechnung gezogen wiirden. Geschieht dieses letztere doch, so tritt nur zu leicht der Fall ein, dass, bei der Yergleichung des eigenen Lebenswerkes mit dem anderer Briider, der Wert des eigenen entweder zu hoch oder auch zu niedrig bemessen wird. Die so empfohlene Maxime hat ebensowohl Bezug auf die Starkeren, wie auf die Schwacheren. Beide Teile werden darauf hingewiesen, fiir ihr Lebenswerk, das sie rein flir sich ins Auge fassen, einen absoluten Massstab zu gewinnen. Mit dieser Mahnung verbindet der Apostel eine Aussage, welche 1) Ygl. Matth. 22,39.40; 5,43 ff.; Rom. 13,8. 10. 2) Ygl. to eqyov rrjs niarecoi 1 . Thess. 1,3; 2. Thess. 1,11. — 1. Thess. 5,13. 1 . Kor. 3,13. 14. 15. (Berufswerk). — Rom. 2,7 roTe juir x a& vTzo/uovrjv k'^yov ayad'ov. 26 angiebt, naeh welcher Richtung hin das Resultat der anempfohlenen Priifung zu verwenden sei: v.al tote elg eavxov [ibvov to xavyrtfia e'£el %at ovk elg tov eteqov. 1 ) Man sieht, der Apostel setzt hier den giinstigen Fall voraus, dass die streng auf das eigene Werk beschrankt gebliebene Priifung, die er sicher als eine strenge vor dem mit dem heiligen Geiste geeinten Ge- wissen vorgenommen voraussetzt, 2 ) ein befriedigendes Ergebnis geliefert hat. 3 ) Konnte er doch ein solches eventuelles Kavyr^ia nicht bloss als moglich unter solehen statuieren, die er als 7tvevfxaTLK0L bezeichnet hatte, sondern auc-h unter derartigen, die ohne einen Anspruch auf diesen Titel zu erheben, doch im kleinen sich treu erwiesen hatten. Es liegt kein Grund zu der Annahme vor, Paulus habe hier nur im rein problematischen oder ironischen Sinne von dem sich ergebenden Ruhmesmaterial gesprochen. Ein xauj^jua-Haben schliesst durchaus nicht aus, dass man dasselbe Gotte, als dem principiellen Anfanger alles Guten, als Geschenk, fur welches zu danken ist, beimisst. Nur dadurch kann ein, an sich fur vorhanden zu statuierendes ^avyr^xa zu einer mehr als fragwiirdigen Grosse werden, wenn anders mit ihm verfahren wird, als Paulus es hier angiebt. Namlich so, dass man dasselbe nicht in Riickbeziehung auf die Person des Thaters und Priifenden, sondern in Riickbeziehung auf den anderen hat, dessen Werk man bei der Priifung mit dem eigenen in Parallele gestellt hat. Wenn der Apostel peremtorisch die Yoraussetzung macht, dass nach vorgenommen er und von giinstigem Resultat begleiteter Selbstpriifung jeder das sich als probehaltig Erwiesene in Beziehung auf sich selbst haben (besitzen) werde: so wird damit dem vorgebeugt, dass der Starkere jenes zu Ungunsten, zum Schaden des Schwacheren missbraucht, indem er ent- weder dessen Neid erregt, lahmend auf dessen Thatkraft einwirkt oder gar beim Richten fiber denselben das eigene Ruhmesmaterial als Be- lastungsmaterial in die Wagschale mit hineinwirft und somit dieselbe zum Sinken bringt. Aber auch auf den Schwacheren lasst sich der betreffende Grundsatz anwenden. Denn so objektiv gering auch dessen yiavyiyua sein mag, so thut er doch wohl daran, dasselbe nur in Bezug auf sich selbst, nicht in Relation zu dem anderen zu besitzen, weil eine relative Beurteilung fast unvermeidlich zur Entmutigung und Yerzagtheit fiihren wird, die Hohe des anderen zu erreichen. Y. 5. Wenn hier Paulus fortfahrt: fhuxOTog yaQ to idiov cpoQTiov ftaGTccGEi , so fragt sich zunachst, ob hier eine Begriindung bloss des letzten Satzteils des vorigen Yerses oder eine solche des ganzen Gedankens des Yerses vorliegt. Unter der Yoraussetzung der ersteren Moglichkeit hat man mehrfach die Deutung beliebt, der eyiaGTog unseres Yerses sei, dem tov eteqov in Y. 4b entsprechend, das schwachere Gemeindeglied. Der Starkere werde nun durch die Erwagung, die ihm anheimgegeben werde, dass jeder an seiner eigenen Siinden- last schwer genug zu tragen habe, davon zuriickgehalten, sein in Rlicksicht auf jenen Schwacheren, ihn dadurch noch mehr belastend, 1) Vgl. Rom. 14,22: ov niaxvv r^v e%eis xara savrov e/s ivanaov tov d'sov , fiaxaoios o fir/ xqivojv eavrov iv o> doy.i/iu^ei. 2) Vgl. Rom. 9,1, wo jedes xav/ao&ai xara rr t v oagxa, iv ngcoaamcp, eie ra ofurga ausgeschlossen ist. 3) Vgl. 1, Kor. 4,5 xal Tore o i'naivos yevr/aexai txaorw and roi d'sov. zur Geltung zu bringen. Allein, einmal ist es sicher nicht ratlich, das e'ytaozog unseres Verses in einer engeren Umgrenzung zu nehmen, als das euaorog in V. 4 sie hatte. Ferner bedient sich hier der Apostel nicht mehr des Terminus „fid()og u sondern v cfOQtlov u . Nun konnte zwar an und flir sich cpoQrlov auch von sittlichen Gebrechen gebraucht worden sein. Allein, da Paulus V. 2 ein gemeinsames Tragen sittlicher Schaden beansprucht hatte, so wurde damit doch der Grundsatz, dass jeder seine eigene Biirde sittlicher Gebrechen tragen werde, mit jener Mahnung in einem anscheinenden Widerspruche stehen. *) Lassen wir deshalb die obige Voraussetzung fallen, nehmen wir cpoQZLOv in der durchaus zulassigen Bedeutung: sittliche Lebensauf- gabe, das zu absolvierende Pensum des christlichen Lebensberufes, 1 2 ) so werden wir in unserem Verse eine vollkommen klare Begriindung des ganzen vorhergehenden Verses finden. Warum soli jedes Ge- meindeglied sein eigenes Werk prufen, und dann das sich eventuell ergebende Ruhmesmaterial nur in Relation auf sich, nicht in eine solche auf den andern haben? Deshalb, weil jedes Gemeindeglied seine ihm individuell auferlegte Lebensaufgabe losen wird, 3 ) nicht die des andern. Das Tragen dieses individuellen (poQvlov ist bedingt durch die eigentumliche natiirliche Begabung und durch die christ- liche Geistesausriistung, die bei jedem Glaubigen eine verschieden be- messene ist. Hat nun jeder mit den ihm speciell zustandigen Mitteln zu arbeiten, mit dem Pfunde zu wuchern, das ihm iibergeben ist: so ist sein Lebenswerk fur die Schatzung des andern bis zu einem ge- wissen Grade inkommensurabel, und jeder thut wohl, sein eigenes Lebenswerk zu taxieren, nicht aber die gewonnene Werttaxe auf fremde Lebensarbeit zu iibertragen, die nur an dem Arbeiter selbst ihren ge- rechten Taxator finden wird. Wird die Aussage unseres Verses so gedeutet, so steht dieselbe nicht nur nicht im Widerspruch mit dem aXlrjlwv ra fldqri ^aorcc^ere, sondern wir werden vielmehr erst jetzt imstande sein, dessen voile Bedeutung zu erfassen. Sollte namlich das Ziel erreicht werden, dass jedes Glied der Gemeinde auch sich als aktiven Trager der Gebrechen derselben bethatigte: so war die unerlassliche Vorbedingung hierzu die, dass jeder sich als ein selbstandiges Glied des Gemeinwesens ansah, und auch von alien andern als solches anerkannt und behan- delt wurde. Eine solche sittliche Autonomie sucht hier Paulus einem 1) Und damit ist denn auch die Deutung, nach welcher mit dem exaaros unseres Verses allein das starkere Gemeindeglied gemeint sei, welchem nahe gelegt werde, sich durch die Erwagung, dass er seine eigene Siindenlast tragen werde, zuruckhalten zu lassen, sein xav^fia zu Ungunsten des anderen zu verwerten, hochst bedenklich, ab- gesehen davon, dass der Starkere der Voraussetzung nach ja doch ein ^avyr^ia hat. 2) Wenn die Pharisaer cpoQria fiaqia (Sve^aaraxTa) auf die Riicken der Menschen legen (Matth. 23,4; Luc. 11,26), so hat hier yoQxia die Bedeutung: legale Lebens- pensa. Von dem, was Jesus den Seinen als Lebensaufgabe stellt, heisstes: to rpoQxiov fiov ilacpQov ion (Matth. 11,30). In diesem letzteren Sinne ist das Wort an unseror Galaterstelle gebraucht. 3) Das Futurum paoraosi ist hier wohl von. einer Handlung gebraucht, „welche einer nach den Umstanden verrichten kann oder darf.“ (Kiihner II, 147. 4. c.) Doch ist auch der (a. a. 0. unter b. angefiihrte) Fall moglich, wo einer nach ander- weitiger Bestimmung [als welche hier der gottliche Wille anzunehmen ware] die Handlung verrichten soil. 28 jeden dadurch, judaistischer Bevorraundung gegeniiber, zu verschaffen, dass er denselben als rnit der Losung einer individuellen Lebensauf- gabe Betraaten hinslellt, *) wodurch er von vergewaltigendem Richten fremder olxevca gesichert, resp. ,vor dem Jagen nach leerem Ruhme bewahrt bleibt. Denn nur in dem Falle kann das Gemeinwesen von den Storungen frei bleiben, die wir aus Gal. 5,15. 26 ; 6,1 kennen ge- lernt haben, wenn jeder, sich innerhalb der Greuzen und Schranken haltend, die ihm durch das Tragen eines individuellen cpoQziov gezogen sind, am Wohl des Ganzen selbstthatig mitzuarbeiten in der Lage sich befindet. V. 6. Da das logisehe Yerhaitnis dieses Yerses zu dem voran- gehenden abhangig ist von der Deutung seines Inhaltes, diese aber eine streitige ist: so wird es sich zunachst darum handeln, jene fest- zustellen. Der Apostel richtet in den Worten: yioLvcovetzco Se o ua- rrjyovfxevog tov "koyov reft yiarri%ovvTi ev 7tccglv ayad'olg, eine Auffor- derung an den, der Unterricht im Worte (Gottes) empfangt, Gemein- schaft zu haben 1 2 ) mit dem, der den Unterricht erteilt. Und dies in solcher Weise, dass alle Gil ter den Mittelpunkt, die Sphare bilden, in welcher sich diese Gemeinschaft zu realisieren hat. Nun fragt sich, wie das ev rcaoiv aya&oig zu verstehen ist, ob man erklart: in der Zuwendung oder Zurdispositionstellung aller leiblicben Guter des Katechumenen an den Katecheten, oder: in der Aneignung aller geistlichen Guter, die von dem Lehrer dargeboten werden, seitens des Katechumenen. Statuiert man die erstere Moglichkeit, so wiirde der Apostel hier das Gesetz der Billigkeit gegenseitigen Austausches von geistlichen und leiblichen Giitern, welches er anderwarts in grosseren Yerhaltnissen zur Geltung bringt, auch auf den privaten Yerkehr zwisehen Lehrer und Schuler iibertragen, und hier in ahn- licher Weise wie 1. Kor. 9 fur die Befugnisse des Yerkiindigers des Evangeliums eintreten, den Lohn fur seine Arbeit zu erhalten. Indessen erheben sich gegen diese Deutung Bedenken sehr schwerwiegender Natur. Zunachst wird bezweifelt werden durfen, ob, wenn Paulus hier von einer Yerpflichtung des Schulers handelt, den Lehrer an seinen leiblichen Giitern teilnehmen zu lassen, er sich 1) Ygl. Rom. 14,12: apa ovv exnoros rj/uwv neQi iavrov Xoyov dcuoei rco d'eco . 13. uTjxtxi ovv aXhf t ).ovs xpcrcofiev. Ygl. 4,4 und 10- 2) xoivojveIv tivL heisst „mit einer Person oder Sache Gemeinschaft haben.“ KiihnerII,296 Anm. 1. 354. 8. Paulus gebraucht das verb, stets in der intransiti ven Bedeutung, nicht in der an sich moglichen, aber selten vorkommenden transitiven (xotvtove Tv n) — — Rom. 15,23; 15,27. Phil. 4,15. Nun wird die Sache, an welcher die betreffenden Porsonen teilhaben, durch den Genitiv ausgedruckt. Kiihner 11,294. Ersetzt odor umscbrieben kann dieser Genitiv werden durch Prapos. wie tig oder tv. So findet sich ete(in Riicksicht, Beziehung auf) Phil. 4,15; Plato resp. V, p. 453 A. Die Konstruktion tv findet sich ausser unserer Stelle auch im Barnabas- briefe 19,8 : xoivwvrjotis £v naaiv to) nXrfiiov gov. Wie dies tv naoiv gemeint sei, geht aus den unmittelbar folger.den Worten hervor: xal ovx i^tig tSia tivar d yaqxio (Uf d'aoro) xoiviovoi tort, nooop fiaXXov kv rots (pd'aQxo'ig, 1st diese Stelle der unsrigen und Rom. 15,27 nachgebildet, so wiirde sie oin alleraings vollig unverbindlicher Kommentar unserer Stelle sein, aber nur beweisen, dass vom rein gram mat. Standpunkt aus die Moglichkeit vorhanden ist, das tv naaiv dyad'olg zu deuten: in Zuwendung aller irdischen Guter. Im iibrigen ist diese Barnabasstelle sachlich von viel grosserer Allgemeinheit (im Sinne von Act. 2,44; 4,32) und lange nicht so anstossig wie unsere Galaterstelle, unter Yoraussetzung der abgewiesenen Deutung, sein wiirde. 29 zur Bezeichnung derselben des Ausdrucks v aya&a u bedient haben sollte, wahrend sonst liberal], wo in den paulinischen Briefen ayad'ov, ayada in substantivischer Bedeutung, mit oder ohne Artikel vorkommt, an sittliche Wertgiiter oder Heilsg liter zu denken ist. 1 ) Aber selbst, wenn man liber diesen Anstoss hinwegkame, wiirde es docli immerhin noch hochst befremdlich erscheinen, wenn zwischen Katechu- menen und Katecheten durch das ev TtaoLv ayadotg eine Art von christlichem Kommunismus so weitgehender Art sollte befiirwortet sein. Reflektiert man ferner auf die Anknlipfung einer derartigen Mahnung an den vorangehenden Gedankenkreis, so wiirde man das ' de, mit welchem Paulus von Y. 5 zu Y. 6 iibergeht, fiir ein einfach metabatisches erklaren miissen, aber zugleich auch damit eingestehen, dass dieser Ubergang innerlich gar nicht vermittelt ist, und, da wir uns bald liberzeugen werden, dass auch in Y. 7 jene neu eingeflihrte Materie nicht weiter entwickelt wird, das weitere Zugestandnis machen miissen, dass in Y. 6 ein ganz ex abrupto eingefiihrter Gegenstand wie ein Geroll unbeweglich liegen bleibt. Yersuchen wir es deshalb mit der anderen Moglichkeit, fiir welche die grammatische Auflosung des xoivtovelv zivi ev zlvl uns vollkommen freie Hand lasst, und fiir die der Sprachgebrauch der ayada bei Paulus uns schon glinstig gestimmt haben wird. In diesem Falle wiirde also der Apostel die Mahnung an den Katechumenen er- gehen lassen, sich in enge Gemeinschaft mit dem Lehrer dadurch zu setzen, dass der erstere sich alle ihm von seinem Lehrer dargebotenen religios-sittlichen Giiter zu eigen mache. Geben wir den Worten eine solche, in sich klare und verstand- liche Deutung, so werden wir auch im stande sein, den Zusammenhang des Yerses nach riickwarts sowohl als nach vorwarts einleuchtend zu machen. Wir vermogen namlich zunachst das de in seiner gewohn- lichen adversativen Bedeutung zu nehmen. Hatte namlich der Apostel in Y. 4 und 5, das einzelne (selbstandige) Gemeindeglied von einer, es erdriickenden Autoritat anderer zu emanzipieren, sich angelegen sein lassen, und jeden auf die Prlifung des eigenen Lebenswerkes, 1) So to ayadov oder ayadov, 1. Tliess. 5,15; Rom. 7,13. 19; 8,28; 12,2. 9; 13,3. 4; 14,16; 15,2; 16,19: 2. Kor. 5,10. — In folgenden drei Stellen ist r 6 ayad'ov das Gute, welches dem Nachsten zugleich wohlthut: Rom. 12,21 (vgl. V. 19 — 20); Philemon 14; Gal. 6, 10. — Besonders instruktivistPhilem. 4: „damit die xoivcovia deines Glaubens wirksatn werde in fester Erkenntnis navxos ayad'ov xov ev rj^Tv, in Beziehung auf Christum hin.“ Ta ayada kommt nur zweimal bei Paulus vor, Rom. 3,8 (das sittlich Gute) und in dem aus Jes. 52,7 entlehnten Citat Rom. 10,15 rwv ev- ayyeliC, 0 [iev(ov ra ayada, WO die LXX haben: e vayyeh^o/uevos ay ad a (ohne Artikel) im Sinne von: Heilsgiiter. — Wenn nun an unserer Galaterstelle ayada. ohne Artikel steht, so ist dasselbe gewissermassen ersetzt durch navra , ahnlich wie Philem. 4. Da der Artikel hier fehlt, so tritt hier der Fall ein, dass „der Begriff des Substan- tivs ganz allgemein aufgefasst wird“ (Kiihner 11,545), was ganz unserer Stelle ent- sprechend ist. Wenn ayada ohne Artikel in andern neutestamentlichen Schriften unter Umstanden sinnliche Lebensgiiter bezeichnet, so ist dies fiir die Interpretation unserer Stelle vollig gleichgiltig. Paulus braucht zur Bezeichnung sin n lie h er Le- bensgiiter immer andere Ausdriicke (r« oapy.ixa, 1 . Kor. 9,11; cconxa , ra vnaQ%ovxa, Rom. 15,27; 1. Kor. 5,3. 4; 13,3). Wollte er an unserer Stelle an solche irdischen Giiter gedacht wissen, so musste er dies notwendig durch einen jener Termini ausdriieken, um nicht missverstanden zu werden, da nach dem bisherigen Yerlaufe seiner Rede bei navxa ayada niemand an etwas anderes denken konnte als an navra nvevfxaxixa. 30 das Beisichbehalten des eigenen Ruhmesmaterials, auf die Losung seiner individuellen Lebensaufgabe zuriickgewiesen und beschrankt: so findet in Y. 6 eine gegenteilige Mahnung da ihre passende Stelle, wo die andersartigen Umstande dieselbe schlechterdings erforderlich machen. Da namlich der Katechumene 1 ) noch nicht die Qualifikation besitzt, im eigentlicken Sinne des Wortes ein Xdiov (poQxiov zu tragen, sondern zu dieser ktinftig selbstandig zu leistenden christlichen Lebens- berufspflicht erst vorbereitet wird, so sind auf ihn vor der Hand die erwahnten vorangehenden Anweisungen, welcbe irgendwie ge- reifte , miindige Gemeindeglieder ins Auge fassen, noch nicht ver- wendbar. Yielmehr ist die einzig fiir, im Stadium des Lernens und Erzogenwerdens befindliche, annoch unmiindige Gemeindeangehorige angemessene Weisung die: sich nicht zu isolieren und ihren indivi- duellen Antrieben und Neigungen Folge zu geben, sondern vielmehr einen engen, festen Anschluss an den zu suchen und zu unterhalten, der ilinen durch belehrendes, mahnendes, zurechtweisendes Wort und durch sein personliches Beispiel den Weg des Lebens, den sie ktinftig zu wandeln haben, vor Augen stellt. Nur die unbedingte vertrauens- volle Hingebung an den Lehrer unter Aneignung alles dessen, was durch seine Yermittelung als seinem Heil objektiv dienendes Gutes dargeboten wird, also die Beugung unter eine leitende Autoritat, ver- spiicht dem vr\7Tiog ev XqlotCl >, einstens fiir die Behauptung der evan- gelischen Freiheit und personlichen Selbstandigkeit so eintreten zu 1) Der hier erwahnte narrj^ovfisvos rov X. ist offenbar nicht die Gesamtzahl der Gemeindeglieder im Unterschiede von denen, die das Wort Gottes, sei es als missionierende Evangelisten, sei es als standige SiSaaxaXoi innerhalb der Gemeinde verkiinden. Die ersteren kommen hier iiberhaupt gar nicht in Betracht, sondern nnr solche Personen, diePaulus anderswo dlsxomwvTts tv viuv (1. Thess. 5,12) bezeichnet und die, mit dem besonderen Charisma der Didaskalie ausgeriistet, neben ander- weitigen Berufsgeschaften, sich mit der Heranbildung solcher beschaftigten, die Paulus die vrjmoi tv Xoiaro) nennt. Nur an diese letzteren, nicht an die selbstand igen Gemeindeglieder, die als solche selbst das Kecht hatten, in der offentlichen Gemeinde- versammlung als Verkiindiger des Wortes aufzutreten, ist hier bei dem xar^xov/uevos r. X. zu denken. Um so auffalliger wiirde es nun sein_, wenn Paulus diese Neophyten mit der gottlichen Yergeltungsstrafe fiir den Fall bedroht haben sollte, dass sie nicht irdische Giitergemeinschaft mit den sie Unterrichtenden unterhielten. Paulus bean- sprucht wohl fiir solche y.omabvTts , dass ihnen, um ihres Werkes willen, Hochachtung von der Gemeinde gezollt werde (1. Thess. 5,12); von einer Bezahlung ihrer Dienste ist aber in keinem, auf Echtlieit Anspruch maohenden Briefe des Apostels die Rede. Und selbst, wenn man jenes anzunehmen sich getrauen wollte, so konnte eine derartige Vergiitigung doch nur seitens der ganzen Gemeinde fiir alle ver- scbiedenartigen Berufsarbeiten jener geschehen sein, nicht von den Kate chum enen a llein als Leistung gefordert worden sein. Wollte man bei dem narrixcov an missionierende Lehrer denken, so wissen wir aus unserem Briefe nur, dass judaistische Agitatoren in den Galatergemeinden eifrig bei der Arbeit waren. Ob Paulus die Gemeinde, mit diesen in Giitergemeinschaft zu treten, ermahnt haben sollte, mochten wir billig bezweifeln. Ebenso ist natiirlich auch eine geistige Giitergemeinschaft mit diesen ausgeschlossen. — Unsere Stelle enthiilt also die Ur- form oines christlichen Katechumenats im engeren Sinne. Dafiir spricht endlich auch die Singular form (xartjxov/uevog — y.arr]%a>v) ; diese ist sehr passend, wenn jedem einzelnen, in einem Schulerverhaltnisse zu seinem Lehrer Stehenden die Pflicht eingescharft werden soil zur Aneignung aller ihm in jenem Yerhaltnisse dar- gebotenen G eistesgiiter. Sie ist dagegen vollig unverstiindlich, wenn ganz allge- mein alle Gliiubigen ermahnt werden sollten, den Dienern des Wortes ihr leibliches Hab und Gut zur Yerfiigung zu stellen. 31 konnen, dass die Gefahr des Missbrauches dieser Giiter vermieden wird, und dass aus der Zucht des gottlichen Wortes Pneumatiker im wahren und vollen Sinne des Wortes hervorgehen. Dass wir in der Erklarung und Erlauterung der betreffenden Worte nicht fehlgegriffen haben, wird sich auch bestatigen, wenn wir zu Y. 7 iibergehen. Hier fahrt namlich der Apostel fort: „Lasst euch nicht in die Irre fuhren, Gott wird nicht ungestraft verspottet (ov [avktyiq i^BTctC) ; denn was nur imrner saen mag ein Mensch, eben dies wird er auch ernten (o yaQ sav gttelqt] ccv&QO)7tog, tovto yiai '9'eqIg8l). u Wollte man diese sehr ernsten, ja drohenden Worte auf den Katechumenen beziehen, der nicht sein ganzes Hab und Gut seinem Lehrer zur Yerfiigung stellt, so wird man sich des Eindruckes nicht erwehren konnen, als seien sie gewaltiger und eindrucksvoller als zur Motivierung einer doch immerhin nur singularen Anweisung, wie sie der Annahme nach Y. 6 enthalt, erforderlich gewesen ware. Aber auch die Ansicht, Paulus schliesse sich in Y. 7 ff., den Inhalt von Y. 6 vollig unberiihrt lassend, uber den Passus von Y. 1 — 6 hinweg, wieder an den Gedankenkreis an, dem er in dem letzten Ab- schnitt des vorigen Kapitels einen Ausdruck gegeben hatte: hat doch ihrer Gewaltsamkeit wegen wenig Einladendes, und wiirde den sechsten Yers erst recht als ein unerklarliches Einschiebsel erkennen lassen. Ungleich giinstiger stehen wir dagegen mit unserer Erklarung von Y. 6. dem mit Y. 7 sich eroffnenden neuen Gedankenkomplexe gegen- iiber. Handelte es sich in Y. 6 um eine leitungsbediirftigen Christen obliegende Pflicht, in voile Heilsgutergemeinschaft mit ihren Leitern zu treten: so versteht man sehrwohl die an die ersteren ge- richtete nachdriickliche Beschworung, es mit dem angeregten Punkte nicht leicht zu nehmen, sondern ihm, angesichts der strengen gott- lichen Y ergeltung, die voile ihm gebiihrende Aufmerksamkeit und Fiir- sorge zuzuwenden. Denn was der Mensch als Saat ausstreut, eben das wird er ernten. D. h. zunachst mit Riickbeziehung auf den Kate- chumenen: Der Art und Weise, wie dieser die ihm von seinem Lehrer tibermittelten geistlichen Giiter sich aneignet und praktisch verwertet, wird der Ernteertrag entsprechend sein. Dabei kann man nun immerhin die Annahme machen, dass sich dem Apostel, so zu sagen, unter den Handen die Species der Katechumenen im engeren Sinne, zu einem grosseren, wenn man will, allgemeinen Publikum von Glaubigen, die ja samtlich Schuler des gottlichen Wortes zu sein nicht aufhoren, erweitert habe. Psvchologisch ist dies letztere ja um so begreiflieher, als sich der Apostel, nachdem er in den bisherigen Ausfiihrungen seines Briefes principiell der Freiheit in Christo, sowohl auf dem Gebiete des religiosen als des social-ethischen Lebens, so energisch die Bahn geoffnet hatte, fur verpflichtet erachten musste, gewisser- massen als Gegengewicht dazu, den vollen Ernst eines nach Analogie eines Naturgesetzes organisch sich vollziehenden sittlichen Prozesses alien zum Bewusstsein zu bringen, die Kinder Gottes geworden sind. 1 ) 1) Und insofern ist etwas Wahres daran, dass mit Y. 7, freilich nicht unter Aus schluss, sondern gerade durch Yermitteluag von V. 6, ein Zuriicklenken in Gedanken stattfindet, wie sie Kap. 5,13b und 25. 26 angedeutet waren. 32 Y. 8. ozi b a7teiqcov dg zz\v GaQKa eavzov lx zrjg GaQ7.bg &£qIg£l q)$OQav, o de G7 T£lqcov dg zb 7xvev[ia lx zov Tzvevf-iazog &£q[g£l £cozjv aicbviov. Diese Worte sind durch ozl als eine erlauternde Begrundung des Y. 7b aufgewiesenen, allgemein, auch fur das Reich Gottes, giltigen Naturgesetzes angefligt. Schon diese logische Yerkniipfung wird es nicht ratlich erscheinen lasseu, die Annahme zu machen, als werde hier dem Satze: o yaq eav gtt. av&. x. z. L insofern eine Anwendung nach einer anderen Richtung hin gegeben. Wahrend namlich zuvor das zur Saat verwendete Samenkorn (o) in Betracht gekommen sei, werde hier der verschiedenartige Acker (oaQ% — nv£v(.ia) in Rucksicht gezogen. Uns will diese Unterscheidung als eine unfruchtbare Subtilitat er- scheinen. Paulus wird schon bei dem o eav gtc. a. nicht , oder wenigstens nicht in bewusster Weise, nur an das gedacht haben, was als Aussaat verwendet wird, abgesehen von dem Wie der Yerwendung, sondern es wird ihm im allgem einen nur der Kanon vor Augen ge- standen haben, dass Aussaat und Ernte in genau proportioniertem Yer- haltnis zu einander stehen. Erlautert wird nun dieses allgemeine Gesetz dadurch, dass auf die Art und Weise des Saens, d. h. auf das Ackerfeld, auf welches die Saat ausgestreut wird, und auf den diesem entsprechenden Fruchtertrag Rucksicht genommen wird. Wir werden darnach die Worte deuten konnen: wer auf sein Fleisch saet d. h. das Wort Gottes seinen fleischlichen Geliisten dienstbar macht (die eX£vd'£Qta ev Xqlgtoj £lg ayog/nriv vfj oaQxl missbraucht, vgl. 5,13) und infolgedessen die eqya Trjg aaqubg (5,19 f.) produziert, der wird von diesem, so bestellten Fleischesacker die mit der gccq% unzertrennlich verkniipfte (p^-o^a 1 ) als Ernteergebnis davontragen. „Wer dagegen auf den Geist saet; u Paulus sagt hier nicht: ug zb 7tv£v[ia eavzov (wie zuvor dg zz\v GaQxa eavzoi), um dem Missverstande zu be- gegnen , als verstehe er unter zb 7tv£vf.ia den menschlichen Geist rein als solchen und nicht vielmehr den im Geiste des Glaubigen wohnenden Geist Christi. 2 ) Also: wer hingegen die durch das Evan- gelium empfangenen Samenkorner dem geistlichen Principe des neuen Lebens zur Yerfiigung stellt und demgemass den y,aQ7tov zov rcv£v[iazog (5,22 f.) zeitigt, der wird von dem so bestellten Geistesacker das, was das Tcvdua als Unterpfand garantiert, 3 ) das ewige Leben, als Ernte- ertrag einheimsen. Y. 9. To de yalov jtoiOvvz£g (.lz] evxaytw/Li£v. Das Schone, d. h. sittlich Yortreffliche 4 ) aber thuend, lasst uns nicht miide werden. Wenn Paulus diesen Satz nicht mit ovv, sondern mit de anknupft, so ist dieses letztere wohl nicht das metabatische, sondern es soli das dem G7teiQ£iv dg zb 7cvevf.ia homogene zb vmXov 7voieiv in Gegensatz gestellt werden zu einem dem gtz£lq£lv dg z^v oaq/.a entsprechenden Thun. Also: 1) Die aber hier nicht als einfache physische Verganglichkeit zu denken ist, wie Rom. 8,21, 1. Kor. 15,42, sondern zu deuten ist nach 1. Kor. 3,17: fd'sQel tov- rov o d'eos. Vgl. Rom. 8,6. 13. 2) Gal. 4,6; 5,5. 25. 3) Gal. 5,5; Rom. 9,8. 16. 17; 2. Kor. 1,22; 5,5. 4) In diesem Sinne ist dem Apostel das Gesetz an und fur sich y.alos und seine Gebote erfiillen, ist ein to xnXov noislv oder naTSQyat > ead'ai , Rom. 7,18. 21; 2. Kor. 13,7. 33 In dem Thun des Trefflichen aber, dem eine so herrliche Yerheissung winkt, lasst uns (damit wir der Erftillung derselben nicht verlustig gehen) keine Lassigkeit beweisen. KaiQ(i) yaQ Idicp &£qigo/a£v [*v ixlvo^evoL. Denn, wenn auch der mit dem Thun des Schonen, als dem Saen auf den Geist, yerkniipfte Ernteertrag uns nicht sofort zu teil wird, sondern vielmehr im laufenden bosen Aeon unser derartiges Handeln vielfach mit Ungemach, Miih- und Drangsalen wird vergolten werden, so werden wir doch im eigenen Zeitpunkte, d. h. bei dem mit der Parusie Christi zu eroffnenden Gerichte, 1 2 ) den Ernteertrag in Empfang nehmen, falls wir nicht wahrend der Ackerbestellung in Schlaffheit und Tragheit die Hande sinken lassen. Y. 10. aqa ovv cog yiaiqov £%ou£V^ ZqyaCbf.ied'cft) to ayccd'bv rcqog rcav- rag, {laXiGTa Si Ttoog Tovg olvxiovg Ttjg 7zloT£tog. Demnach nun, namlich, weil uns nur unter der Bedingung der nicht ermattenden Arbeitskraft eine gltickliche Erntebescherung in Aussicht steht, so lasst uns dem entsprechend, dass die rjfxiqa xvqlov wOhl nahe, aber noch nicht im Eintreten begriffen ist und wir noch Zeitfrist zur Arbeit auf dem Boden des Gottesreiches haben, das Gute thun in Beziehung auf alle (auch die ausserhalb der Gemeinde Stehenden), am meisten aber in Beziehung auf die Hausgenossen des Glaubens. Der Umstand, dass to aya#bv Tioielv als eine besonders nahe liegende Pflicht im Yerhaltnis zu den Glaubensangehorigen betont wird, macht es zur Notwendigkeit, dieses „das Gute Thun a im Sinne des Wohlthuns (einer Species des to ualov tzoiuv ) 3 ) aufzufassen, da beim Thun des sittlich Guten im allgemeinen, das Publikum, dem gegen- iiber es gethan wird, unmoglich in Betracht kommen und zu einem Mehr Oder Minder die Yeranlassung geben kann. Der generische Artikel (to) steht dieser Deutung nicht im Wege, sondern bezeichnet das in jedem Falle erforderliche, den anderen nutzende Gute. 4 ) Eine riickwirkende Kraft aber kann diese Erklarung des to ayaSov auf die Deutung des lv tzcxglv aya&oilg (Y. 6.) um deswillen nicht haben, da der Apostel, wie klar geworden sein wird, im Yerlauf seiner mit Y. 7. beginnenden Mahnung sich immer mehr von seinem Ausgangs- punkt (in Y. 6) ablost und seinen Gedanken eine allgemeinere, alle Gemeindemitglieder beriicksichtigende Richtung giebt. Es liegt dem- nach fur uns gar kein Anlass vor, in diesem to aya&ov tcoiuv das Genus fur den Specialfall, der angeblich in Y. 6. enthalten sein soil, zu erblicken. Yielmehr gehort zu den TtavTa aya&a, welche die Kate- chumenen, im engen Anschluss an ihre Lehrer, sich von diesen anzu- eignen haben, und was alien, die es fur ihre Lebensaufgabe ansehen, auf den Geist zu saen, obliegt, auch das, dass sie alien, und im be- sonderen Masse den Glaubensgenossen, solches erweisen, was zu deren Wohle dienlich ist. 1) Welches fiir die Glaubigen ein xat^os Sextos, eine ocorrjQias ist, Jes. 49,8. 2) Nicht zulesen : ^w^^^/aSftV^-Vgl.Zimmer^.Ztschr.f.w.Th.XXYhSOO. 3) to ayad'dv noisTv verhalt sich zu to xakov noielv genau so wie der xonos rrjs oyanrjs zu dem EQyov rrjs m'orecos, 1 . Thess. 1,3. 4) to ayad'ov in diesem Sinne ist schon oben von uns bei der lexikalischen Deutung des iv naoiv aya&oTs V. 6 beriihrt worden. ' . ■ . . msi » c k/ ; v. ,* *i./: ' y*r^; !• -%'Wo0 VERSO RECTO AOTIA IHCOY SAYINGS OF OUR LORD GRENFELL AND HUNT EGYPT EXPLORATION FUND AOTIA IHCOY SAYINGS OF OUR LORD FROM AN EARLY GREEK PAPYRUS DISCOVERED AND EDITED, WITH TRANSLATION AND COMMENTARY BY BERNARD P. GRENFELL, M.A. SOMETIME CRAVEN FELLOW IN THE UNIVERSITY OF OXFORD FELLOW OF QUEEN’S COLLEGE AND ARTHUR S. HUNT, M.A. SOMETIME CRAVEN FELLOW IN THE UNIVERSITY OF OXFORD SENIOR DEMY OF MAGDALEN COLLEGE WITH TWO PLATES PUBLISHED FOR THE EGYPT EXPLORATION FUND BY HENRY FROWDE AMEN CORNER, LONDON, E.C. ©jrfotb HORACE HART, PRINTER TO THE UNIVERSITY I INTRODUCTION On the edge of the Libyan desert, 1 20 miles south of Cairo, a series of low mounds, covered with Roman and early Arab pottery, marks the spot where stood the capital of the Oxyrhynchite nome. The wide area of the site, and the scale of the buildings and city walls, where trace- able, testify to its past size and importance ; but it declined rapidly after the Arab conquest, and its modern representa- tive, Behnesa, is a mere hamlet. A flourishing city in Roman times, and one of the chief centres of early Chris- tianity in Egypt, Oxyrhynchus offered a peculiarly attrac- tive field for explorers who, like ourselves, make the recovery of Greek papyri, with all the manifold treasures they may bring, their principal aim. The result of our excavations there during the last winter, an account of which will be published in the next Archaeological Report of the Egypt Exploration Fund , amply justified our anticipations. The ancient cemetery, to which for various reasons the first three weeks’ work was devoted, proved on the whole unproductive; but in the rubbish-heaps of the town were found large quantities of papyri, chiefly Greek, ranging in date from the first to the eighth century, and embracing every variety of subject. No site, with the probable exception of Arsinoe, has proved so fertile in this respect ; and for the examination and editing of the papyri discovered much time will be required. For the present we are concerned with a single fragment, the remarkable character of which seemed to demand its prompt publica- tion. The document in question is a leaf from a papyrus book containing a collection of Logia or Sayings of our Lord, of which some, though presenting several novel features, are familiar, others are wholly new. It was found 6 AOTIA IHCOY at the very beginning of our work upon the town, in a mound which produced a great number of papyri belong- ing to the first three centuries of our era, those in the immediate vicinity of our fragment belonging to the second and third centuries. This fact, together with the evidence of the handwriting, which has a characteristically Roman aspect, fixes with certainty 300 a.d. as the lowest limit for the date at which the papyrus was written. The general probabilities of the case, the presence of the usual con- tractions found in biblical MSS., and the fact that the papyrus was in book, not roll, form, put the first century out of the question, and make the first half of the second unlikely. The date therefore probably falls within the period 150-300 a.d. More than that cannot be said with any approach to certainty. Any attempt to distinguish between second and third century uncials is, in the present paucity of dated material, extremely precarious ; and we are the less inclined to enter upon it now, since we anticipate that the Oxyrhynchus collection, which contains a large number of uncial fragments, will eventually throw much light upon the question. But in the meantime we are of opinion that the hand of the Logia fragment is far from belonging to the latest type of uncials used before 300 a.d., and that therefore the papyrus was probably written not much later than the year 200. The fragment measures 5f x 3® inches, but its height was originally somewhat greater, as it is unfortunately broken at the bottom. In the top right-hand corner of the verso side the numeral I A has been written by a later hand. As it was usual to foliate the right-hand pages of a book, the position of the numeral here is one good reason for sup- posing the leaf to have been so placed that the verso side came uppermost. Other considerations point to the same conclusion. The shorter lines on the verso have been supplemented at the end by a 7-shaped character in order to give an appearance of even length, but on the recto side this supplementary sign has not been used. Now it is more probable that the scribe wished to make his lines SAYINGS OF OUR LORD 7 look regular at the outer margin of the page than at the inner, which is much less conspicuous in turning over the leaves of a book. Further, it is noticeable that a strip of papyrus has been gummed along the left edge of the recto. The outer edge is that part of the leaf which is the first to become worn, and hence it is there that a strengthen- ing strip would be expected. But only if the recto was the under side could its left edge occupy the outer position. The importance of this question will be seen later (v. note on Log. i). Some of the regular contractions used in biblical MSS., FC, 0 C, TTP, ANOC, appear in the papyrus, and N at the end of a line is occasionally represented by a horizontal stroke above the final letter. Several common mistakes in spell- ing occur, A I for 6 in lines 6 and 7, and 61 for I in lines 13, 1 6, and 35. A more serious error is OIKOAOMHM6NH in line 36 ; YYHAOYC, two lines lower, seems to have been corrected. The character used to fill up superfluous space at the end of a line has already been alluded to. There is a slight tendency towards division of one word from another. Stops, breathings, and accents are entirely absent. We print first a reproduction of the Greek text as it stands in the original. Restorations are enclosed in square brackets, and dots inside the latter indicate the approxi- mate number of letters lost. Dots outside brackets repre- sent letters of which only illegible traces remain. Dots underneath a letter mean that the reading is uncertain. We next give the several Logia in modern form, accompanied by an English translation and notes. Finally we proceed to a few general remarks, suggested by a consideration of the contents of the fragment. Here and throughout we hope that the speed with which this little book has been produced will be accepted as an excuse for shortcomings. During its preparation we have consulted Mr. F. C. Conybeare, Mr. J. Rendel Harris, Dr. M. R. James, and Mr. C. H. Turner. To their advice and suggestions we owe much ; but for the opinions expressed in these pages we alone must be held responsible. 8 AOTIA IHCOY II TEXT Verso. IA KAI TOTC AIABACTCIC CKBAACIN TO KAPOC TO CN TO) OOY COY ACrCI 5 fC CAN MH N HCTCYCH TAI TON KOCMON OY MH 6YPHTAI THN BACIACI AN TOY OY KAI CAN MH CABBATICHTC TO CAB 7 10 BATON OYK OTCCOC TO ffPA ACrCI TC 6[C]TH N €N MCCOO TOY KOCMOY KAI CN CAPK6I (jO^OHN AYTOIC KAI CYPON T 7 AN 15 TAC MC 0 YONTAC KAI OYACNA CYPON ACITOO TA CN AYTOIC KAI TTO 7 NCI H TYXH M OY Cni 7 TOIC YIOIC TOON ANCON 20 OTI TY era) gimi MeT ay t[oy] erei[P]ON ton aioo KAK6I 6YPHC6IC M6 CXICON TO ZYAON KArO) 30 €K6i eiMi Aerei ic oy K 6CTIN A€KTOC nPO <1>HTHC 6N TH TTpTaT AY T[0]Y 0YA6 IATPOC nOI€l oepAneiAC eic toyc 35 reiNOOCKONTAC AYTO Aerei rc noAic oikoao MHM€N H €TT AKPON [OjPOYC YTHAOYC KAI €C THPirMeNH oyt€ ne 40 [C]eiN AYNATAI OYT€ KPY [b]hnai Aerei Tc akoycic [.jjCTOe . . TION COY TO IO AOTIA IHCOY III THE LOGIA WITH TRANSLATIONS AND NOTES Logion i, 11. 1-4. ] kcu rore bLCLfi\Qa\pov instead of ro kv rw 6(f)0aX[xQ). If we are right in maintaining that the verso side of this leaf came first in the book ( v . p. 7), there is nothing to show whether the whole of the saying as found in Luke and Matthew preceded. If the recto side had come first, there would have been good reason for thinking that the saying appeared in a shortened form, since it is unlikely that more than a few lines are lost at the bottom of the leaf. Logion 2, 11 . 4-1 1. Aiyei ’I r)aovs, iav /xr) vricrTevcrrjTe tov Koapiov ov /xr) evpr]T€ tt]v fiaaiXeiav tov deov' kcll €vTa kv avrois, Kal novel rj ^\rvyji piov knl to 1$ viols tu>v avdpanuvv, on TV- ttols (TvvavecrTpatyr ] — a passage which was applied by several of the early Fathers to Christ’s sojourn upon earth. Cf. Irenaeus, Adv. Haer. iv. 20 ; Cyprian, Testim. ii. 6. Con- sidered by themselves the aorists ecrrrjv, &)(€ta does not occur in any saying of our Lord recorded in the Gospels, so this Logion was very likely new. Logion 5, 11 . 23-30. [A.ey]et [’Irja-oCis, o7r]ou kav axrtr [. . . .]e[. . .] . . 0 eot /cat [. .]o-o . c [. .] €(ttlv piovos [. .]ra) ky(o et/xt /ixer’ aTh-foO]’ lyet- \p\ov tov \l0ov kclk€l €vprj(T€Ls pLt, (T\i(jov to £v\ov KOLy(t) €K.eZ elp.L, * Jesus saith, Wherever there are .... and there is one .... alone, I am with him. Raise the stone and there thou shalt find me, cleave the wood and there am I.’ SAYINGS OF OUR LORD 13 The meaning of this remarkable Logion, the beginning of which is unfortunately mutilated, constitutes the chief difficulty of the fragment. First as to the reading : — In 1 . 23 immediately before OY there is part of a stroke which may very well be the end of the cross-bar of TT. In 1 . 24 the remains of the letter before €01 are consistent with 0 only, and those of the letter preceding suit A better than X or A, which seem to be the only alternatives. Before this there is the bottom of a perpendicular stroke, which would be consistent with H, I, N, TT and perhaps r and T. At the beginning of 1 . 25 what we have read as C may equally well be the second half of TT, and 0 . might possibly be one letter, 0), though this does not correspond with the vestiges so well. In 1 . 26 the first letter of which any part is preserved may be T, TT, or r ; but [€]ra> would not fill the lacuna. In 1 . 27 there is not room for AYT[(DN], and moreover the tip of a letter is visible, which suits Y. It seems fairly certain that the Logion offers a general parallel to Matt, 'xviii. 20 — ‘ For where two or three are gathered together,’ &c. — though with considerable diver- gences. An extension of that verse which comes nearer to our passage is found in Ephraem Syr. Evang. Concord. Expos, c. 14 ( v . Resch, Agrapha, p. 295), where the im- portant addition ubi nnus est corresponds to povos here, and suggests that €IC should be read either at the begin- ning of 1 . 25 or before 6 CTIN. The meaning may then be that wherever there are several believers, or even only one, Jesus is always present. No explanation can however be considered satisfactory, unless it enables the lacunae in 11. 25 and 26 to be plausibly filled up, and provides an adequate conjecture for the word ending in €01, which is the real key to the whole passage. If A0€OI is the right reading there, a contrast seems to be intended between the many ungodly and the one true believer : — ‘ Where all men else are unbelievers, if one alone is (faithful), I am with him.’ But 6.6 €ol is hardly a natural word in this connexion ; and some such adjective as tuo-tos would be required in 1. 25, and it is difficult to see how this can be 14 AOriA IHCOY obtained. Further, unless el is lost at the beginning of 1. 25, both the explanations suggested require either ka-nv to be a mistake for 77, or kch to be a mistake for Kel. The whole passage should be compared with an extract from the Gnostic ‘ Gospel of Eve ’ quoted by Epiphanius, Haer. 2 6, 3 ky a> av Kal crv kyut' Kal ottov kav r/s* eyw e/cei €tjuu, Kal kv airao-Lv elpu kairappLevos, Kal oOev kav OeXps avWeyets pie, kp.e 8e avWeyoov eavrov avWeyeis. But the idea here, that Christ is in His believers (cf. John xiv. 20), is rather different from that of our passage and Matt, xviii. 20, where it is only promised that He will be with them. It is, however, some- what tempting to connect the quotation with the remark- able but difficult sentence, £ Raise the stone/ &c., as imply- ing the presence of Christ in all things ; cf. Eph. iv. 6. Another possible explanation of these words would be to regard them as a parallel to Matt. vii. 7, 4 Ask and it shall be given you/ and as intended to teach the effort required in order to find Christ. Logion 6 , 11 . 30-35. Aeyei T rjaovs, ovk eanv beKros 7Tpo(f)rirr]s kv rp Trarpibi ai»r[o]{5, ovbe larpos noiel depaneias eh rovs yiv&aKovras avrov. ‘Jesus saith, A prophet is not acceptable in his own country, neither doth a physician work cures upon them that know him/ Cf. Luke iv. 24 ovbeh 7rpo(f>prps' beKros kanv kv rp irarpibi avrov. Matt. xiii. 57 and Mark vi. 4 have arqxos, and the addition Kal kv rp oIklcl avrov (Mark Kal kv roh avyyevea iv avrov, Kat, k.t.A.). John iv. 44 has rLpLpv ovk e^et, but omits Kal kv rp olklcl avrov. The significance of the agreement between the text of the papyrus and that of St. Luke will be discussed later. In connexion with the second part of the Logion, which is new, the preceding verse in St. Luke’s narrative, ‘ Physician, heal thyself/ &c., and the following verse in that of St. Mark (vi. 5) should be noticed. SAYINGS OF OUR LORD J 5 Logion 7, 11 . 36-41. Aeyei ’I^croC?, ttoXls dxobopirjpiivrj e7T* aKpov [ojjoous vxjrpkov kcu €(TTr]piypL€vri ovre 7re[(r]ety hvvarai ovre Kpv[0]fjvai. * Jesus saith, A city built upon the top of a high hill, and stablished, can neither fall nor be hid.’ The scribe certainly wrote YTHAOYC, but be appears to have partially rubbed out the C. The idea in Matt. v. 14 here appears in an expanded form. The additional matter suggests the parable of the house built upon a rock, Matt. vii. 24, 25. But it is not really admissible to suppose that this Logion is a mere conflation of the two passages, since there is no reference here to the rock, which is the essential point of the parable. In Matt. y. 14 the ordinary reading is ttoXls Keip.ivr]. But uKobopripLevri is supported by the Syriac versions and Tatian, Liatess. viii. 41, which all have ‘ built,’ not 4 set.’ Logion 8, 11 . 41, 42. As at the bottom of col. 1, the traces of letters in the middle of 1 . 42 are very faint. The third letter could be r, the fifth C. [€]IC TO €NO)niON COY is a possible reading. The last letter of the line may be €, and the preceding one r or conceivably K. The Logion appears to be new. i6 AOTIA IHCOY IV GENERAL REMARKS It would be obviously impossible for us to attempt an adequate discussion of the questions to which our fragment gives rise, still less to assign its place in early Christian literature. But though this task must be left to theological scholars, it will not perhaps be out of place to indicate the chief problems connected with the discovery, and the direction in which its value seems chiefly to lie. Since the papyrus itself was written not much later than the beginning of the third century, this collection of sayings must go back at least to the end of the second century. But the internal evidence points to an earlier date. The primitive cast and setting of the sayings, the absence of any consistent tendency in favour of any par- ticular sect, the wide divergences in the familiar sayings from the text of the Gospels, the striking character of those which are new, combine to separate the fragment from the ‘apocryphal’ literature of the middle and latter half of the second century, and to refer it back to the period when the Canonical Gospels had not yet reached their pre-eminent position. Taking 140 a.d., then, as the terminus ad quem, and postponing for the present the question of the terminus a quo , we proceed to consider the possibility, which the provenance of the papyrus naturally suggests, that our fragment may come from the ‘ Gospel according to the Egyptians.’ This Gospel, of which only a few extracts survive, was probably written about the beginning of the second century, and seems for a time to have attained in Egypt and even elsewhere a high degree of authority. It was however decisively rejected in the third century. Its chief characteristics seem to have SAYINGS OF OUR LORD *7 been its Encratite and mystic tendencies. Now, it might be contended that the asceticism of Logion 2 points to an En- cratite bias ; and that the ‘ mystic 5 nature attributed to this Gospel by Epiphanius and indicated in the only excerpt of any length that is preserved (Clem. Alex. Strom, iii. 6. 45, 9. 63-66), is in keeping with the phraseology of Logion 5. But asceticism such as that of Log. 2 finds abundant parallel in the N. T., and the mysticism of Log. 5 is open to doubt, and in any case it is much less marked than in the extract referred to. A more serious and, in our opinion, fatal objection to the identification is the setting in which these Logia are found. The use of the present tense Aiyet, the regular repetition of the opening formula, and still more the obvious want of connexion between the individual sayings, which clearly relate to different occasions, are strongly opposed to the supposition that they could form part of a narrative Gospel. The same objection of course equally applies to the reference of our fragment not only to the ‘ Gospel according to the Hebrews 5 — which more- over is the less likely a claimant since it seems to have been closely related to St. Matthew’s Gospel from which our fragment is widely divergent — but to any so-called £ Gospels.’ These, whether professing to fill up gaps left by the Canonical Gospels, or going over the same ground from the point of view of a particular sect, at any rate gave a connected narrative of events and discourses, not a series of disjointed sayings. But it will perhaps be said that, though our fragment may not actually form part of any one of these com- positions, it may still be a series of excerpts from one or more of them. It is of course impossible to disprove such a theory. But in the absence of any clear case of parallelism between the contents of the fragment and what is known of these apocryphal books, it has little to recommend it. It has no a priori probability, the general character of the sayings lends it no support, and, since extracts would presumably be made with some purpose, it fails to explain the want of connexion between one saying and another. i8 AOflA IHCOY A more satisfactory view, though not free from difficulties, is that this fragment is what it professes to be, a collection of some of our Lord’s sayings. These, judging from their archaic tone and framework, were put together not later than the end of the first or the beginning of the second century ; and it is quite possible that they embody a tradi- tion independent of those which have taken shape in our Canonical Gospels. The insistence on the observance of the sabbath, if that be the meaning of Log. 2, suggests that the sayings may have been current in Jewish Christian circles. The principle of the compilation Is not obvious. Perhaps it was their picturesque force that determined their selection ; perhaps they were chosen as pregnant utterances requiring elucidation. In any case we may here have got for the first time a concrete example of what was meant by the Logia which Papias tells us were compiled by St. Matthew, and the Xoyca KvpiaKa upon which Papias him- self wrote a commentary. The statement about St. Matthew (ap. Euseb. H. E. iii. 39), McltOcllos \xkv ovv 'E/3/)ai'5i aAe/cr**) ra \6yia (rweypa^aro' rjppLrjvevcre b ’ avra w? rjv hwaros eKLaaros, has always been taken as the starting-point in any discus- sion of the synoptic problem, but of the meaning of the word \6yia the most diverse views have been held. It is not of course at all likely that our fragment has any actual connexion either with the Hebrew Logia of St. Matthew or the A oyia KvpiaKa of Papias. It contains nothing which suggests the one or the other, and probably many such collections were made. But it is difficult to imagine a title better suited to a series of sayings, each introduced by the phrase Aeyei T 770-ofo, than Logia ; and the discovery strongly supports the view that in speaking of Adyta Papias and Eusebius intended some similar collection. To sustain this theory, it is necessary to undertake some consideration of the relations of the fragment to our Gospels. The Logia which have clear parallels in the Gospels are the first, fifth, sixth, and seventh. The first, so far as it is pre- served, corresponds precisely with the language of Luke vi. 42, but the difference between this reading and that of SAYINGS OF OUR LORD J 9 Matt. vii. 5 is too slight to be of much importance. A much more remarkable case of agreement with St. Luke against the other Evangelists is the occurrence in Log. 6 of the word de/cros. On the other hand, Log. 7 offers a point of contact with St. Matthew’s Gospel which alone has the saying about the city set on a hill; and the promise ‘ where two or three are gathered together,’ &c., which perhaps reappears in another form in Log. 5, is also peculiar to St. Matthew. Of the influence of St. Mark’s Gospel there is no trace, nor is there any direct connexion with St. John’s ; but two of the new Logia, both in their general tenor and in the use of the words koV/xo?, 6 Ttarrip , and iv o-ap/a, have a Johannine sound. Against these points of agreement with our Gospels have to be set both the occurrence of new Logia, and the divergences of reading. The first explanation which suggests itself is that we have here only another instance of free citation from our Gospels. But this cannot be considered satisfactory. If there were a perfectly clear case in our fragment of verbal agreement with one of the Evangelists, there would be some ground for supposing that the other passages which approximated to the Gospel text were loose or expanded quotations. Logion 1 is too incomplete to carry much weight. The only coincidence which is at all striking is the use of the word Se/croj. Here St. Matthew and St. Mark have arqxos, St. John TipLrjv ovk. €\€l, and this is just one of the cases in which St. Luke’s variation has been explained, not as due to a difference in, or an independent use of, the sources, but as a literary improvement. If this assumption is correct, it would certainly be reasonable to regard the passage in St. Luke as the origin of our Logion, the differences between the two could be put down to misquotation, and the following sentence about the physician could be taken as a literary expansion. But while the strength of this position may be admitted, it is far from being unassailable. In the first place, its basis is after all only a hypothesis, which, even if true for a number of variations, need not be so in this particular instance. 20 AOTIA IHCOY It may be argued from the occurrence of the word benros unaccompanied by other points of agreement, not that the fragment borrowed from St. Luke, but that both drew from a common source, or at least were influenced by the same body of tradition. Should such a view be held to be probable here, it would have an important bearing upon the whole question of the independence of St. Luke’s Gospel. Secondly, since we have in any case to assume a source other than the Gospels for the Logia which are entirely new, is it not simpler to regard this as the source of the whole collection'? The validity of this argument of course depends largely upon the view taken of the new sayings. Those critics who put them down as ‘Gnostic’ inventions will probably maintain the dependence of their author upon the Gospels of St. Matthew and St. Luke as we have them. Starting from the fact that they do not appear to be quoted by any writer, while the MS. contain- ing them may be as late as the third century, to postulate a Gnostic origin would be an easy explanation, and one to which the character of Log. 5 might be held to give some support. But, partly owing to the doubt as to the meaning of that passage pending a restoration of the first three lines, its ‘ Gnosticism ’ is far from being ascertained. And if the other new logia are to be branded as ‘ Gnostic,’ it is difficult to see what might not be included under that convenient category. Of the peculiar tenets of developed Gnosticism we have here not a vestige. Even if the prevailing judgement of these sayings should be that they were preserved in Gnostic circles, and themselves show some trace of the tendencies out of which Gnosticism developed, it does not follow that they are therefore inven- tions. And, whether free or not from Gnostic influence, the genuine ring of what is new in this fragment, and the primitive cast of the whole, are all in favour of its independence of our Gospels in their present shape. THE END *• THE USE OF THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. BY CLYDE W. VOTAW, Ph. D. Instructor in Biblical Greek in the University of Chicago. A Thesis presented to the University of Chicago in pursuance of the Degree of Doctor of Philosophy. CHICAGO: Published by the Author. 1896. TABLE OF CONTENTS. PAGES. 1. The Text , . . . . . . . . 3,4 2. The Uses of the Infinitive , . . . . . 5,6 3. The Uses of the Anarthrous Infinitive, . . . 7-18 4. The Uses of the Articular Infinitive, . . . 19-29 5. Charts of the Infinitive as Used in the New Testament, 30-40 6. Tabular Exhibits of the Number, Distribution, Use and Tense of the Infinitive, .... 41-40 7. Table of Averages of Occurrence of the Infinitive in Biblical Greek , ....... 50 8. Features of the Use of the Infinitive, . . . 51-54 9. Hebraistic Influence upon the Use of the Infinitive in Biblical Greek, 54-57 10. The Use of the Subject of the Infinitive, . . 58 11. The Use of the Negative with the Infinitive, . . 58 12. ' The Tenses of the Infinitive in Biblical Greek, . 59 THE TEXT. 3 1. THE TEXT. For this study of the use of the infinitive in Biblical Greek the texts have been: (a) for the Old Testament, canonical and apocryphal, the Swete text of the Septuagint (Cambridge, 1887-94, 3 vols., 2 ed. of Vol. 1, 1895), comprising 2346 pages (O. T. 1909 pp., Apoc. 437 pp.) (b) for the New Testament, the Westcott and Hort text (Cambridge, 1881), comprising 528 pages. The Swete text is the text of the Codex Vaticanus, edited in accordance with the best scientific methods and the most thorough critical knowledge. The lacunae in this MS. are at Gen. 1:1-46:28; 2 Kgs. 2:5-7, 10-13; Psa. 105:27-137:6; the Prayer of Manasses, and the Books of Maccabees. These defects are supplied from the Alexandrine ms. or, in the few cases where this also is defective, from the uncial MSS. which rank next in age or importance. This text is accompanied on the page by footnotes which give the variant readings found in the other three great uncial MSS. , Codices Alexandrinus, Sinaiticus and Ephraemi. Of these the Alex, is almost complete for both O. T. and Apoc., the Sin. con- tains not more than one-half, and the Eph. is but a fragment. To these variant readings have been added those of three lesser MSS., D, E and F, in portions where the greater ones are defective. The Westcott and Hort text does not aim to reproduce the text of Codex Vaticanus for the New Testament, as the Swete text does for the Old Testament, but undertakes by a collation and critical use of all mss. of the New Testament to build up a text of the New Testament which shall be the closest possible approximation to the original text. But the editors were led by their investigations to the belief that the text of Codex Vaticanus was nearer to the original text than 4 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. that of any other single codex in existence. The Codex Vat- icanus, which is^complete for the New Testament, was there- fore used by Westcott and Hort as the chief authority. Next to this is ranked the Codex Sinai ticus, which contains all but a of the New Testament. So that the text upon which this investigation is based is substantially that of the Codex Vaticanus. The variant readings of the mss. affect about one-fourth of all the instances of the infinitive. These variations are not due to any peculiarities among the texts as regards the logical uses which the infinitive is made to serve, nor does any one text noticeably surpass another in its number of in- stances of the infinitive, nor does any one text as compared with others show any great preference for the anarthrous as against the articular infinitival form or the reverse. The variations are mainly of three kinds: the anarthrous form of the infinitive often occurs in one text where the articular form is found in others, the tense form of the same instance of the infinitive is frequently a present in one text and an aorist in another, and sometimes an idea which is expressed in one text by an infinitive is expressed in another text by some other construction. These variant readings among the texts of the several mss. occur in the case of all the books except the very brief ones. In some books as compared with others the percent- age of variations is large, while in others it is small. The vaiiations are due to scribal peculiarities and other incidents of tiansmission. They balance off against one another in such a way that they do not need further consideration for the purposes of this study. The classification of uses, the distribution of instances and the total number of occurrences of the infinitive are not materially affected by the variant readings. THE TEXT. 5 2. TABLE OF THE USES OF THE INFINITIVE. I. The Anarthrous Infinitive. 1. Verbal Object. 3189 1) of verbs in general ( = b) 2436 , except 2) of verbs of commanding, promising and the like (=j). 507 3) of verbs of bidding (understood) in salutations (=1). 32 4) of verbs which introduce indirect discourse (=i). 192 5) of verbs of hindering and the like (=v). 29 2. Purpose. 1613 1) distinct and specific, without attendant particle (=d). 1285 2) distinct and specific, with preceding ware (or w?) (=e). 97 3) modified and general, without attendant particle (=o). 231 3. Subject. 609 the subject of a verb personal or impersonal (=a). 609 4. Result. 447 1) actual or hypothetical, without attendant particle (=p). nl 2) actual or hypothetical, with preceding wore (or ok) (=f ). 150 3) epexegetic or explanatory, without attend, part. (=s). 186 5. Limiting Nouns, Adjectives (and Adverbs). 211 1) nouns signifying ability, fitness, need, time, etc. (=h). 113 2) adjectives (and adverbs) of like signification (=g). 98 6. With tt P lv or tt P \v ^. 58 the phrase having a temporal significance (=x). 58 7. Apposition. 39 standing in apposition with a noun or pronoun (=c). 39 8. Prepositional Object. 22 standing as the object of a preposition (=k). 22 9. Parenthetic Absolute. 1 standing in a parenthetic clause, independently (=r). ! 10. For the Imperative. 1 as a principal verb, expressing an exhortation (=n). 1 6 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. II. The Articular Infinitive. 1. Prepositional Object. 1161 standing as the object of a preposition, with TOV, T(0 or TO ( = k ). 1U1 2. Purpose. 819 1) distinct and specific, with tov (=e ). 767 2) modified and general, with rot) (=o). 52 3. Verbal Object. 375 A. With to, as the object of a verb (=b). 25 B. With tov, as the object of a verb, 1) of verbs in general (=bb) 278 , except 2) of verbs of commanding, promising and the like (=i)- 37 3) of verbs of hindering and the like (=?;). 35 4. Result. 164 1) actual or hypothetical, with rov (=/). 86 2) epexegetic or explanatory, with tov (=s). 7S 5. Limiting Nouns and Adjectives. 118 1) nouns signifying ability, fitness, time, etc. with tov (=h ). 91 2) adjectives of like signification, with tov (=g). 27 6. Subject. 107 1) with to, as subject of a finite verb (=a). 69 2) with tov, as subject of a finite verb (=aa). S8 7 . Apposition. 24 standing in apposition with a noun or pronoun, with tov or to (=c). 21 8. Cause, Manner, Means. 7 indicating the cause, manner or means of the action of the governing verb, with tw (— r) 7 In the above table, after the main division between the uses ot the anarthrous and those of the articular infinitive, the arrangement is by main groups in order of relative frequency of occurrence of the uses in Riblical Creek as a whole. The superior figures indicate the actual number of instances of each use, with the reservation that it has sometimes been difficult to classify certain ambiguous or anomalous instances of the infinitive. USES OF THE ANARTHROUS INFINITIVE. 3. THE USES OF THE ANARTHROUS INFINITIVE. 1. Verbal Object . 3189 1) of Verbs in General (=b) 2436 , except — Many Greek verbs either require or assume an infinitive to complete or make specific their meaning. Ex. 2:15. dveAeu/ 1 MaCC. 15:14. ovk eiaaev ovSeva £K7ropevecr6cu- Matt. 11:20. Tore r/p^aro ovclSl^clv ras 7roAets- Also Deut. 4:1. 25:7. 1 Kgs. 5:3. Psa. 9:39. Prov. 14:12. Isa. 1:17. Wis. Sol. 4:7. Wis. Sir. 23:1. Judh. 9:8. Tob. 5:1. Bar. 3:9. 2 Macc. 2:3. Mk. 8:14. Lk. 8:20. Jno. 6:10. Acts 12:3. Rom. 15:26. Phil. 4:12. Heb. 11:24,25. The list for Biblical Greek shows 287 verbs followed by the infinitive in this construction, of which the most common are Swa/xat, 61 Aa>, apyo/xat, /3ov\opiaL, /xeAAa), 7rpoaTL0r]p.i, 7roteo). This use of the infinitive is found twice as frequently as any other; in the O. T. it is somewhat surpassed by the use to express purpose; but in the Apoc. and N. T. it occurs four times as often as any other use. The following sub-classes (j, 1, i, v) are also object infin- itives, but because they present the object idea in a special aspect it is desirable to arrange them into groups by them- selves. 2) of Verbs of Commanding, Promising and the Like (=j). 507 The infinitive is used as the object of verbs of command- ing, promising and the like, to indicate that which one com- mands another to do, or promises (generally under oath) to do for another. Gen. 42:25. everetAaro ’I u)arjcf> £pL7r\rjo'j.i ra ayyta avruv. Deut. 10:11. tt]v y rjv rjv w/xocra rots 7raTpduLV avrwv Sowai avro ts- 8 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. 1 MaCC. 12:27. i-rreTa^ev ’IwavaOav rots Trap' avrw ypr/yopetv- 1 MaCC. 9:71. wpoatv avrw p,r] iK^r]Trj(TaL avrw kclkov . Matt. 2/ :58. rore 6 IleiAdTos iKeXevcrev a-jroSoOrjvaL- 1 TheSS. 5:2/. ivopKL^w vpas tov Kvptov avayvuiaOrjvaL Tr)v tTTLarToXr) v. Also 1 Sam. 14:34. 30:15. 2 Chron. 24:9. Isa. 54:9,10. Jer.33:2. Esd. A. 6:16. 8:92. Esth. Add. B:6. Judh. 1:12. Tob. 10:7. 2 Macc. 1:21. Lk. 8:55. Acts 10:22. Rom. 12:3. 1 Tim. 6:17. Only three instances in N. T. of promise under oath, two of which are in quotations from O. T., Acts “2:30”. 23:14. Heb. “3:18”. The list for Biblical Greek shows 38 verbs followed by the infinitive in this construction, of which the most common are rdo-crw ( irpoa crvv-, bn-, irapa -, Sia-), KtXevu), Acyto, ebrov, opvvpu, op- /a£w. This use is mainly after verbs of commanding. 3) of Verbs of Bidding (understood) in Salutations (=!)•■ A special group of infinitives belonging to class j just described are here kept distinct because the governing verb, which would if used express a command or exhortation, is uniformly omitted, although implied in the context. 1 MaCC. 10:25. /3a(riAei>s ^ r qprfTpLO ZOvei rwv ’iouSaiW yaipeii/. 2 MaCC. 9:19. rots yp^cr-roT? ’louSatoi? rots iroAirais iroAAa yaipav Kal vyiaLveLV Kal evi rparrav /JacriAeus A vtlo^o<;. Acts 23:26. KAavSio? Avcrtas tw KpartWa) rjyepovL &rj\ua yaipeii/. 2 JnO. 10. Kal xai'peiv avrw prj Aeyere. Also Esd. A. 6:7. 8:9. Esth. Add. E:l. 2 Macc. 1:10. Acts 15:23. Jas. 1:1. 2 Jno. 11. This use is not found in O. T. and but five times as cited in N. T. ; it belongs mainly to the Apoc. The infinitive in this construction is always in the present tense. The phrase is idiomatic, employed as a formula of address in letters and formal utterances. Four verbs appear in this use, x a W eLV mainly, and vyiai vnv, eiir paTTCiv, ippCiaOa i. 4) of Verbs Introducing Indirect Discourse (=i). 192 The infinitive is used as the object of verbs of saying, thinking and the like, to reproduce in indirect quotation that USES OF THE ANARTHROUS INFINITIVE. 9 which was previously spoken or thought. But grammarians admit to this class only such infinitives following verbs of above signification as have the same tense as the direct form and which stand for indicative or optative modal forms in the original utterance. These limitations are not quite sat- isfactory, but the way to a better classification is not clear. 1 Sam. 19:14. Xiyovviv ho^Xe^o-Oat a vrov- Job 34:12. o'ly Sc tov Kvpiov aroira 7roirjrjp. t, dorKU), olopiaL, Sokcod. Few instances of this use occur in O. T., while there are many in the Apoc. and N. T. (mainly in Lk. and Acts). 5) of Verbs of Hindering and the Like (=v). 29 The infinitive is used after verbs of hindering and the like to express that which one is hindered (actually or conatively) from doing. The negative p.rj in a few instances accompanies this infinitive, without reversing the meaning of the phrase. Ex. 36:6. KCU eKUiXvOr) 6 Aaos crt 7rpo(TepeLV- Num. 32:7. ?v a TL Sia(r77)cd>€T€ ra? Siavoias tcou viG)v ’I. p.rj 8ioL/3r}vai; 1 MaCC. 13:49. ckwAvovto iKTropevea-Oat- Tob. 1:11. (TvveTT]pr)(Ta rr]v i pv)(r)v piov pLY} d>ayciv- Acts 8:36. tL KwXvet p.e /3a7rTLcr6rjvaL ; Gal. 5:7. rts v/xa? ivcKOipev aXrjOeia pit) TreiOecOaL; Also 1 Sam. 25:33. Esd. B. 4:4. Job 33:14. Prov. 3:27. Wis. Sir. 19:28. 20:21. 4 Macc. 5:26. Matt. 19:14. Lk. 23:2. Acts 4:17. 24:23. Heb. 7:23. 1 Tim. 4:3. 10 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. The list for Biblical Greek shows 12 verbs followed by the infinitive in this construction, kwXvm being the chief one. 2. Purpose . 1613 1) Distinct and Specific, without Attendant Particle (=d). 1285 The infinitive is used to express the distinct and specific purpose of the action or state denoted by the governing verb. Gen. 19:13. aTrcVreiAev rjpi a? Kvpto? kuTpupai avrrjv . 1 Macc. 2:44. ot XolttoI evyov €t9 ra Wvrj (ru)0r}vaL • Lk. 4:16. Kal avecrTrj avayvcova i. Also Deut. 4:5. 2 Sam. 8:5. Job 1:4,6. Hos. 2:15. Ezek. 20:1. Wis. Sir. 2:1. Tob. 3:17. Bar. 1:8. 3 Macc. 5:10. Mk. 3:14,21. Acts 17:14,26,27. Gal. 1:18. Col. 1:25. Heb. 9:24. This use of the infinitive is second only to that of general object in order of relative frequency of occurrence. 2) Distinct and Specific, with Preceding wo-re (or ok) (=e). 97 The infinitive preceded by the particle wo-re — in two or three N. T. instances by ok instead — is used to express the distinct and specific purpose of the action or state denoted by the governing verb. Josh. 8:3. awearr] * \rj(Tov ' ; . . ojotc avafirjvaL €19 YaL 1 MaCC. 4:1,2. 7rap€Xa(3ev Topyca<; 7rej/raKt(r^tAtdv9 avSpas . . wore imfiaXtiv bn rrjv irape.p.fioX'qv- Lk. 4 :29. rjyayov avrov €<09 ocfjpvo 9 rov opov 9 . . oxrre Kara/cp^/ixvtcrai avrov- Also Num. 5:8. Esd. B. 12:7,8. Esth. 1:22. Isa. 10:2. Dan. 1:4. Esd. A. 8:15. Esth. Add. A: 6. 1 Macc. 10:3. 2 Macc. 2:6. 4 Macc. 1:6. Matt. 10:1. 15:33. 27:1. Lk. 20:20. This use is found mainly in O. T. (largely in Gen., Ex., Lev.), and there are but 8 instances in N. T. counting Acts 20:24 where all editors but W. and H. have this use of the infinitive. In Lk. 9:52 W. and H. have ok, other editors wo-tc. USES OF THE ANARTHROUS INFINITIVE. 11 This infinitival phrase of purpose does not appear to have any different force than the simple infinitive similarly used. 3) Modified and General, without Attendant Particle (=o). 231 The infinitive is used to express, with diminished pur- pose force and with a general rather than a specific bearing, that for which or with reference to which the action or state of the governing verb is performed or exists.* 2 Sam. 20:3. as ar}Kev (f>v\d(T(reLv tov oIkov- 1 KgS. 20:20. 7re7rpa(7ai 7TOLr}(T(u to Trovrjpov- 2 Chron. 20:21. ecrTrjaev i//aAra>8ots Kal atvowras ££op.o\oyeZa6aL Kal atveiv. Wis. Sol. 5:13. a/ocT^s arjpeZov ovSev tcr^o^tev 8ei£ai. Judh. 7:21. iv p.£Tpo) ibtSocrav avroZs TreZv- 1 MaCC. 9:29. avrjp ojaoios avrw ovk lartv i$e\0eZv 7rpos tovs i)(6pov<;- Mk. 4:9. os cyei wTa aKove tv dKoverm- Mk. 6:31. Kal ovSe ayeZv evKacpovv ■ Lk. 7 :40. ^IpuDV, 6a\p,ov<; (tol Iva /3X.eTrr]<;- Also Gen. 28:20. Deut. 23:4. Josh. 10:18. 1 Sam. 9:7. 2 Kgs. 12:15. Psa. 15:10. 77:24. Isa. 32:3. Wis. Sir. 38:26,27. Tob. 6:9. IMacc. 1:15. 4:41. Jno. 4:9,32. Acts 15:2. 16:14. 17:21. 23:17,18,19. Eph. 4:28. Tit. 2:8. Heb. 6:13. The list for Biblical Greek shows 42 verbs followed by the infinitive in this construction, of which the most common are dp.'., 8:8oy«, Two-thirds of the instances of this use occur in O. T. (mainly in Ex., Num., Deut., 2 Chron., Esd. B.), but the N. T. furnishes 41 instances, clearly establishing the necessity for N. T. exegesis of this sub-classification. * This group of purpose infinitives has been given full recognition for the first time by Prof. E. D. Burton (“N. T. Moods and Tenses,” p. 147), who says : “Closely akin to the infin- itive of purpose is the infinitive of the indirect object . . [which] is a complementary limi- tation of a verb, expressing the direct tendency of the action denoted by the principal verb, or other similar dative relation.” 12 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. 3. Subject . 609 Subject of a Verb Personal or Impersonal (=a). 609 The infinitive is used as the subject of another verb which in all but a few instances has a finite form, and is either per- sonal or impersonal, though more frequently the latter. In a few instances the governing verb is in the passive voice, and the subject infinitive is in indirect discourse. Gen. 41:13. ovto s Kal avve(3rj ep.e re d7TOKaTacrTa0r}vai errl ttjv apxyjv /xov ckclvov 8e KpepLacrOrjvai. 1 Macc. 2:13. Iva tl rjpuv £TI £rjv; Acts 25:24. /?ooWes p.rj Seiv avrov £r}v p.rjKeTL> Phil. 3:1. ra aura ypacfreiv vpuv e/xol p.ev ovk oKvrjpov- Lk. 2:26. kcu TjV a ura) Kexprjp.aTicrp.evov vi ro rov 7rvevp.aTO<; tov ayiov p.rj i8e tv OavoLTOv 7 rplv av L&rj tov XpLCTTov Kuptov. Also Gen. 2:18. Jud. 9:2. 2 Sam. 3:37. 4.10. 14:32. Psa. 117:8,9. Job 42:17a. Jer. 8:17. 22:15. Esd. A. 4:22,39. Wis. Sir. 20:2. Judh. 11:13. Tob. 3:6. 2 Macc. 5:2. 6:6. Matt. 12:2. 18:7,8. Lk. 16:17,22. 2 Cor. 5:10. Heb. 9:26. Jas. 3:10. Rev. 7:2. The infinitive in this construction occurs more frequently in N. T. than in O. T. or Apoc. J. Result . 447 1) Actual or Hypothetical, without Attendant Particle (=p). m The infinitive is used to indicate the result of the action or state of the governing verb. This result may be either (1) actual , if the result is viewed as having come to pass (applicable to past, rarely to present, time); or (2) hypothet- ical , if the result is the natural or probable consequence which would follow upon a given cause, though this result is not distinctly viewed as having come to pass (applicable to past, present or future — generally future — time). Actual. — Deut. 29:27. Kal upylaOrj 0vp.<$ Kvpio? ini ttjv yrjv £kcl- vrjv eiru.yaye'iv ei r avTrjv Kara rrac ras ra? KaTapas- USES OF THE ANARTHROUS INFINITIVE. 13 Esd. A. 9:7. ^Eo-pa? elmv avroi? *Y peTL(racrOaL thro rrjs Ttprjs rov ^mpiov; Also 1 Sam. 16:1. Esd. B. 9:14. Jer. 39:23,32. Wis. Sir. 46:9. Lk. 10:40. Acts 27:21. Hypothetical. — Ex. 23:1. ov avvKaTaOyarj pera rov olSlkov yeveaOcu pdprv<; aSi/co?. Wis. Sir. 5 :5. Trepl i$iXa apov prj a(f)ol3o apapTLaus. Heb. 6:10. ov yap aSi/eo? 6 6eo oiku A^aa (3 . . 6rf 7rvpa peyaXrj, wcrre OavpaaaL 7ravra?. Matt. 13:54. i&fi a (TKev avrovs iv rrj (Tvvaytoyrj avriov, a> are iKTrXrja- crearOai a trot? /cat Xiyeuv> 14 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. Also Gen. 34:30. Ex. 12:4. Jud. 7:2. 2 Chron. 14:13. Esd. A. 5:62. 1 Macc. 15:10. 2 Macc. 1:19. 3:24. 3 Macc. 2:26. Matt. 8:24,28. 12:22. 13:2,32. Mk. 2:12. 3:20. Lk. 4:7. Acts 5:15. 15:39. Rom. 7:6. 2 Cor. 7:7. Phil. 1:13. Hypothetical. — Dent. 28:35. irardizai (re Kdpio? . . wore fir] Sv- vacrOat ae laOrjvai. Tob. 3:10. ravra aKovaacra i\v7rrj0rj crcjioSpa (utrre d7ray£acr0ai. 1 Cor. 13:2. /cav e)((o Traa-av rrjv irlanv o>c rre opr] fieO car aveiv. Also Lev. 26:15. Josh. 22:29. 2 Sam. 14:7. 2 Kgs. 9:37. Esd. B. 12:5. Psa. 103:35. Isa. 8:8,22. 1 Macc. 15:9. Only instance in N. T. cited above. In the Apoc. only there are a few instances where ok is used instead of wo-re in this construction, see Wis. Sol. 5 :12. 2 Macc. 2:21,22. 4 Macc. 14:1. 3) Epexegetic or Explanatory, without Attendant Particle (=s). 186 The infinitive is used after a verb or noun to indicate more specifically the content of the action or state of that verb or noun which it limits, or even to indicate some looser relation between the two. Gen. 17:7. (rrr](T(o rr]v SliO^ktjv fiov am fiecrov ifiov Kal am fiecrov cro v . . eis hiaOrfKrjv alutVLOv, civat aov Oeos. Deut. 20:19. ov)(L i^oXedpevcrets ra 8eV8pa aur^s imfiakeiv irr avra art Srjpov. 1 Kgs. 2:4. iav v\d£iocnv oi viol arov rrjv oSov avrlov iropevecrOcu ivurmov ifiov iv akrjOela. Tob. 4:13. fir] v7repr]avevov rrj KapSia aov onro rlov a&e\iov (Tov . . XafieZv aeavrw i£ avrlov yvvouKa. 1 MaCC. 2:22. TOV vofiov tov /?ao-iA.€o >9 ovk aKov(rofieOa, 7 rapekOeiv rr]v Xarpiav rpilov. Lk. 2:1. i^rjXOev Soy/ia rrapa Kaicapos Avy oxxttov aTroypd(f>cev£eaOa i rrjv acrOevetav. Lk. 14:18. aypov r/yoprjaa Kal €yo> avayKrjv i£e\0iov iSeh avrov. Gal. 5 :3. 0 pa, KaLporjvai els rov s 7 repl vpas, evypae(rO(j}aav. Lk. 15:19. ovkctl dpi d£lOS KXrjOrjvaL vlos (rov. 1 Cor. 7 :39. ZXevOepa earlv a> OeXei yapr)6fjvai. Also Gen. 25:28 (with ware, rare). Num. 35:31. Esd. B. 10:12. Psa. 111:7. Isa. 8:8. Wis. Sir. 22:15. Bar. 4:17. 2 Macc. 3:6. 4 Macc. 3:4. 9:1. Matt. 3:11. Acts 2:24. Heb. 5:11. 2 Tim. 2:2. 1 Pet. 4:3. Rev. 4:11. There are but a few instances where the infinitive is used in this same way to limit adverbs; where they do occur the adverb is an adjective inexactly used, or the adverb is used with the verb in an idiomatic phrase. Jer. 31:16. eyyvs rjpepa MwajS eXOeiv. Acts 21:13. eylo yap ov povov SeOrjvaL aXXa Kal a.7ro0avetv els I epov- aaXrjp erolpws v-rrep rov ovoparos rov Kvplov Irycrou. Also 2 Macc. 6:11. 2 Cor. 12:14. 6. With Uptv or Uplv Tj. the Phrase having a Temporal Significance (=x). 58 The infinitive, preceded by the temporal adverb irplv or irplv ij, is used to indicate an action or state antecedent in time to that denoted by the verb to which it stands related. Isa. 48:5. Kal avrjyyeiXa cot iraXaLa rrplv eXOeiv ei rt ere. Wis. Sir. 11:8. rrplv r/ aKOixraL pr\ arroKplvov. USES OF THE ANARTHROUS INFINITIVE. 17 Lk. 22:61. Trplv aXeKTOpa 0aXpo7s \avelS emyapfipev- /JacriAct. Esd. A. 8:25. evXoyrjTo s , So ^ ao’ai tov oTkov avrov rov ev * lepovaaXrjp . Eph. 4:17. tovto ovv Xeyw . . prjKCTL vpas irepuraTelv kclOios Kal ra eOvrj Trepurarei. Also Gen. 34:14. Josh. 9:26. Judg. 20:38. 1 Kgs. 3:6. Psa. .26:4. Jer. 9:24. 1 Macc. 4:45. 9:10. Acts 15:28. 26:16. 2 Cor. 10:13. Eph. 3:6. 4:17. 1 Thess. 4:3,4. Heb. 9:8. Jas. 1:27. In a few instances the infinitive follows outw? as though in apposition with it, see 2 Sam. 3:10. Esth. 2:22. 1 Pet. 2:15. The difference between the infinitive in apposition and the epexegetic infinitive (=s) is more formal than real; in general, when the infinitive of closer definition limits a verb it is classed as epexegetic, when it limits a noun or pronoun and the two are set rhetorically over against each other it is classed as appositional. 8. Prepositional Object.™ Standing as the Object of a Preposition (=k ). 22 The anarthrous infinitive is found, in a few instances in the Septuagint, as the object of a preposition. The prepo- 18 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. sitions used in these cases are eh, em, Ito? ov , pe xpi(? ) ov , the last three being improper prepositions. The ov attached to the last two was originally the genitive singular of the relative pronoun, but in this idiomatic combination has lost its force. Judg. 6:11. reSecoi/ wos avrov pa/38t£v)v (Titov ev Xyv(o eh eKv yetv a7 ro 7rpo? ol 60aXpol fjpuiv 7r pos Kvpt.ov tov Oeov rjpo) v €(»<; ov oiKTeLprjcrcu rjpas. 1 MaCC. 16:9. i l(vavvr)<; 8c KareSiw^ev avrovs coos eXOeiv eh KeSpatv. Tob. 11:1. €7 ropevero /ic^pis ov eyyiorai avrov eh Ntvevr;. Also — eh, Esd. B. 22:24. Wis. Sir. 38:27. Judli. 4:15. fa, Gen. 10:19,30. 13:10. Judg. 6:4. 11:33. 19:8. 1 Kgs. 2:35c. 4:31. 1 Macc. 16:9. ewg ov, Ru. 3:3. Esd. A. 1:49. /xe^pt(?) ov, Esd. A. 1:54. 6:6. All the passages cited. All the instances are temporal clauses except those of eh; they are purpose or object clauses. These temporal particles introducing the infinitive are here treated as improper prepositions, rather than associat- ing them with the irpiv phrases (=x) because they are not uncommon with the articular infinitive ( only the ov naturally is not then used). In a few idiomatic or abbreviated phrases the article is sometimes omitted. The eh phrases admit of no other classification than this. 9. Parenthetic Absolute J Used in a Parenthetic Clause, independently (=r)J The anarthrous infinitive is once used in Biblical Greek independently in a parenthetic clause introduced by ok, ex- pressing a limitation of the whole sentence (a use which perhaps arose from the infinitive of purpose). Heb. 7 :9. kcu to? ei ros ehreiv, Bi 'A/3paap Kal Aeveh . . SeSeKaroiraL. 10. For the Imperative. 1 as a Principal Verb, of Exhortation (^n ). 1 According to some N. T. grammarians, the infinitive is once used as an independent verb to express an exhortation. Phil. 3:16. TrXrjv eh o e6aaapev, ra> a vT(p o-roi^eiv. USES OF THE ARTICULAR INFINITIVE. 19 4. THE USES OF THE ARTICULAR INFINITIVE. 1. Prepositional Object , 1161 Standing as the Object of a Preposition, with TOV , T(0 OR TO ( = &). 1161 The infinitive preceded by the article is used, like a noun, as the object of a preposition. The article assumes the gen- itive, dative or accusative form according to the case required by the preposition, but is always of the neuter gender. Gen. 32:19. XaXrjo-are rto ’Ho’av ev T(o evpeTv vp . as avrov. 1 Chron. 19:7. r/XOov els to TroXeprjvai. Psa. 108:4. avrl rov ayairav p.e evSiefiaXXov p.e. Isa. 5:13. al^pdXwros 6 \a os pov eyevrjOr) 8ia to prj elSevai avrovs. Wis. Sol. 18:12. ovSe yap 7 rpos to Oda/saL ot ^torres rjor av lkovol. Judh. 8:35. ov yap epG) vpXv ca>s rov reXevQrjvai a eyo) ttolu). Bar. 3:28. airtoXovro tt apa to prj e\ecv cf>povr]v prj ttolclv ep.i rpoaOev tuv av0pd)7rwv 7 rpos to OeaOrjvat avroTs. Mk. 14:28. aAAa pera to eyepOrjvai pe irpoa^o) vpas els rrjv TaAiAcuav. Acts 8:40. evayyeXi £ero . . eo)s rov eXOeiv avrov els Kaiaapiav. Rom. 15:13. 6 8c Oeos rrjs eXiriSos 7rXrjpu>aaL vp as 7ra crtfs \apds Kai elprjvrjs ev rw tt Larevetv, els to irepLcraeveiv vp. as ev rrj £Xitl8i. Also Ex. 1:6. 10:26. 16:8. Josh. 5:1,7. 22:10. 1 Sam. 9:9,13,15. Psa. 31:3,4. 36:20. 51:5. Jer. 2:15,35. 9:13,16. Dan. 2:13,30. Esd. A. 5:2,43,53. Wis. Sir. 4:9,31. 23:20. Bar. 1:8,9,19. 4:28. 1 Macc. 4:16,46. 5:4,19. 2 Macc. 1:3,13. 7:7,9,14. Matt. 13:4,5. 26:2,32. Lk. 2:4,6,21. 22:15,20. Acts. 3:19,26. 7:4. 8:11. 23:15. 2 Cor. 7:3,12. 8:11. Heb. 2:8,15,17. 10:2,15. Jas. 1:18. 4:2,15. This use of the articular infinitive constitutes nearly one- half of all instances of the articular infinitive in Biblical Greek, and is found in about equal proportion in each of the three great divisions, O. T., Apoc. and N. T. 20 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. The whole number of prepositions followed by the artic- ular infinitive as object is 22, of which 9 are improper prep- ositions (such as are not used in composition with verbs). iv, a/xa are always followed by the dative form of the article with the infinitive; ds, fxerd, vapd always by the accusative form; coos, 7r/oo, avrC, d.7r6, £k, p,€xpi(s), xs, eis, Sia a. g. , 7r/c>os a., £k, olvtl, ZvtKa). The order of freqency of those prepositions which occur commonly in this construction may be seen in the following table: Bib. Grk. Yjpas tov i^apou r/pas. Lk. 22:31. 6 Saxavas i£r)Tr}(raTO vpas tov cwidorai ws tov ottov . Also Judg. 1:1,14. 1 Chron. 16:35,40,43. Psa. 36:14. 100:6,8. Am. 6:10,14. Jon. 1:3,5. Isa. 5:2. 49:5,8. Judh. 7:13. 15:8,12. 1 Macc. 6:12,15,19. 8:3,15,18. 13:1,20,21,34. Matt. 2:13. 11:1. Lk. 8:5. 24:29,45. Acts 3:2. 5:31. 26:18. Rom. 6:6. Phil. 3:10. This use of the articular infinitive, second in order of frequency in Biblical Greek, is found mainly in O. T. ; there are but 33 instances in N. T., and these are almost wholly in Matt., Lk. and Acts. In Esd. B. 6:8 there seems to be an instance where the article with the infinitive of purpose has the form to instead of tov. Lightf oot argues ( Notes on the Epistles of St. Paul ) for a rendering of similar forms in 1 Thess. 3:3. 4:6 as denoting end or result; but these may better be classified differently, the first as verbal object, the second as in apposition. 22 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. 2) Modified and General, with tov (=o). 52 The infinitive preceded by the article tov is used to ex- press, with diminished purpose force and with a general rather than a specific bearing, that for which or with refer- ence to which the action or state of the governing verb is performed or exists. (See above, p. 11.) 2 Kgs. 17:17. i-n-paOrjaav tov 7TOLr)(Tcu to Trovrjpbv iv 6(f>6a\poT<; Kvpiov. 2 Chron. 30:17. ol AeveiTai rjcrav tov Ovclv to cfidcreK ttixvtl. Psa. 118:76. yevr)0r)TOL dcriv TOV Ka.K07roi,r}crcu , to Se KaAws 7ro(.r}acu ovk €7r€yi/axrav. 2 MaCC. 3:33. Sia yap a vtov (tol Ke^dpicTTaL to £>rjv Kv/nos. Rom. 13:8. prjSevl prjSev o^et'AcTe, ei prj to d\\rj\ ovs dyinrav. Also Isa. 21:3. Ezek. 18:23. 2 Macc. 2:28. 3 Macc. 2.23. 5:32. Acts 25:11. 1 Cor. 14:39. 2 Cor. 8:10,11. 10:2. Phil. 2:6,13. This use of the articular infinitive is found mainly in the N. T., where it is for the most part Pauline, and infrequent. B. With tov, as the Object of a Verb, 1) of Verbs in General ( = bb ) 278 , except — The infinitive preceded by the article tov is used as the object of another verb to complete or make specific its meaning. (See above, p. 7.) USES OF THE ARTICULAR INFINITIVE. 23 Gren. 8:12. 7 nxA.ii/ €£a 7 r«rr«A.cj/ Trjv 7re pLcrrepav, kxl ov TTpoaeOero tov €7rurrp«//at tt pos avrov Ztl. Jer. 18:8. pLeravorjca) 7 repl ru v kclkwv wv ZXoyicrdpLrjv tov Troirjcrat. Judh. 13:12. € 0 - 7 rovSao-aj/ tov KaTa/3rjvcu ini rrjv 7rv\rjv rrjs 7 roXea)?. 1 MaCC. 3:31. Z/3ov\ev(ravTO tov TropevOrjvcu ets rrjv Hepo-tBii. Acts 3:12. rjp.LV tl arcvt^erc cos lSlo. Svva/xei r/ evcre/3eia rrtTroLrjKoenv tov 7rept7raretv avroi /; JaS. 5:17. irpocrrjv^aTO tov p.rj /3pe£cu. Also Ex. 2:18. Josh. 23:13. 2 Sam. 2:23,28. 1 Chron. 21:1,30. Psa. 30:3,14. 77:17,38. Isa. 11:9,11. Jer. 18:6. 28:63. Wis. Sir. 51:18. Judh. 2:13. 1 Macc. 6:27,57,59. 14:41,47. Lk. 1:9. Acts 21:12. 23:20. 1 Pet. 3:10. All N. T. instances cited. The verbs followed by the infinitive in this construction are the same as those found frequently used in the same way with the anarthrous infinitive (see above, p. 7). This use of the articular infinitive belongs mainly to the O. T. The following sub-classes ( j , v ) are also object infinitives, but because they present the object idea in a special aspect it is desirable to arrange them into groups by themselves. 2) of Verbs of Commanding, Promising and the Like (= j ). 37 The infinitive preceded by the article tov is used as the object of verbs of commanding, promising and the like, to indicate that which one commands another to do, or promises (generally under oath) to do for another. (See above, p. 7.) 1 Kgs. 17 :9. iSoV ZvT€Ta\p,a.L €K€l yVVOLLKL TO ^ ^ 0 -TpZ€lV CTC. Judg. 21:7. fjpeis wpoaapiev Zv Kv/no) tov p.rj Sovvcu avTOLS ai to to iv OvyarZpwv rjpwv eis yvvaiKas. 1 MaCC 11:22. Zypaif/ev ’Icoava^av tov p.rj TrepLKaOrjaOaL kou tov di r- avTTjcrai avrov. Acts 15:20. Sid cya> Kpivd) . . ZmareiXaL a vtoTs tov a7T€^€(r0aL tlov a\uryr]p.dT(D, o/xvv/zi. 3) of Verbs of Hindering and the Like ( =v ). 35 The infinitive preceded by the article tov is used after verbs of hindering and the like to express that which one is hindered ( actually or conatively) from doing. The negative firj in one-third of the instances accompanies this infinitive, without reversing the meaning of the phrase. (See above, p. 9.) 1 Sam. 25:26. cKuAvcrev o-e Kvpios tov p.rj kXOeTv cis at/za a 0OL p,ov , ^rjXovre to irpoy]T€.v€.Lv 1 Kal to A.aA.€tv p.r] koAvctc yA.d>crrrai 5 . USES OF THE ARTICULAR INFINITIVE. 25 If. Result . 164 1) Actual or Hypothetical, with tov (=/). 86 The infinitive preceded by the article tov is used to indi- cate the result of the action or state of the governing verb. This result may be either actual or hypothetical. ( See above, pp. 12-14.) Actual. — Ru. 2:10. tl on evpov X^P LV * v o(f)0a\fMOL ayelv f/pas dvOptvnov o-apKos vlov a vtov. 1 MaCC. 3:29. oi efropoe r^s ^topas oAiyoi X^P LV T *7 ? St^ooracrtas . . rjs KOLTeaKevacrev ev Trj y rj, tov apou ra vopiva a rj crav a rjpeptvv tcov TrpuiTwv. Gal. 3 :10. inLKaTovevo i elaLV tov KaK07roLr)o-cu. 1 Macc. 5:39. CTOl/LXOl TOV iXOelv €7TL CT€ € 1 ? TToXe/XOV. 1 MaCC. 10:19. emT^BeLos el tov elvai fjp . wv iXor)Tai. Acts 23:15. ctoi/aoi eap.ev tov aveXeZv avrov. Also Gen. 3:6. 2 Kgs. 4:8. Mic. 6:8. Jer. 47:5. Ezek. 21:11. Judh. 12:16. 1 Macc. 3:58. 13:37. All Apoc. and N. T. in- stances cited. This use of the articular infinitive is noticeably less fre- quent than the use with nouns just described, or the corres- ponding use of the anarthrous infinitive. The only adjec- tive often limited by the articular infinitive is croi/xo?. 6. Subject™ 1) With to, as Subject of a Finite Verb (=a). 69 The infinitive preceded by the article to is used as the subject of another verb. The article seems in some cases to emphasize the substantival idea of the infinitive, but such significance does not appear in every instance. Psa. 72:28. epcol Be TO TrpocrKoXXaerOai T(o Kvptu) ayaOov ear tv. Jer. 2:19. yvZoOt Kal IBe on TriKpov aoL to KaTaXnreZv ae e/xe. Wis. Sol. 15:3. TO yap eirLCTacrOal ere oXoKXrjpos BiKaLoavvr). 2 MaCC. 2:32. evrjOes yap to /xev irpo Trj ovo/xart Kvptov. Eccl. 3:12. eyvoiv otl ovk ec ttlv aya 6ov iv avroh, ei p.r) tov evpav- OrjvaL Kcu tov iroteiv aya Bov iv £avov 'Ap,av. 2 Cor. 2:1. eKpcva yap ip.avTw tovto, to p.rj ira \lv iv Xvirr] Trpos vp.a 2 71 Ruth 3 1 1 1 6 6 1 2 3 1 25 1 Samuel 1 1 5 1 3 28 12 3 3 1 58 2 Samuel 1 19 1 1 W 33 1 5 3 3 2 3 112 1 Kings 2 10 3 1 30 29 2 8 15 2 1 103 2 Kings 6 2 u 16 4 3 7 1 3 83 1 Chron. 1 17 u 1 17 52 11 1 1 2 107 2 Chron. 4 22 5 6 66 W 8 11 7 3 1 179 Esdras B. 1 Jf 3 ' Jf 13 -4 5 5 2 u Psalms k 2 28 2 85 70 3 5 3 5 2 209 Proverbs 5 3 1 6 6 21 Ecclesia'es 5 10 18 16 13 1 2 26 1 1 93 ‘ Song Job 5 1 1 10 12 1 2 32 Esther 8 8 Hos'ea 3 6 6 1 16 Amos 7 5 8 1 21 Micali 4 1 1 4 2 12 Joel 1 2 3 Obadiah 1 1 Jonah 1 Jf 1 2 5 13 Nahum 1 1 2 Habak'uk 1 5 9 2 17 Zephartah 1 6 5 12 Haggai 1 1 2 Jf Zechariah 6 3 16 25 Malaclii 1 4 1 1 7 Isaiah 3 1 18 1 19 37 3 1 1 2 1 87 Jeremiah 3 2 1 17 ' 2 1 Jf7 80 \ 6 8 1 2 1 171 Lamenta’s 1 2 9 1 4 1 17 Ezekiel 1 1 2 6 113 103 i 5 10 2 3 250 Daniel 1 22 ’ 2 i 2 ' 27 Totals 26 32 21/.2 ' 30 19 800 > 649 '52 75 75 19 17 3 2107 44 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. EXHIBIT C.— NUMBER, DISTRIBUTION AND USE OF ANARTHROUS INFINITIVES IN APOCRYPHA. TABULAR EXHIBITS OF THE INFINITIVES. 45 EXHIBIT D.— NUMBER, DISTRIBUTION AND USE OF THE ARTICULAR INFINITIVE IN THE APOCRYPHA. 46 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. EXHIBIT E.— NUMBER, DISTRIBUTION AND USE OF ANARTHROUS INFINITIVES IN NEW TESTAMENT. a b j 1 i V d e o f P s h S c X r n Tot. Matt. 36 107 16 3 1 38 4 12 1 3 2 3 225 Mark 34 100 7 3 19 4 12 2 1 2 184 Luke 58 156 13 12 1 64 3 5 2 1 4 4 4 1 328 John 14 90 1 5 10 7 8 3 138 Acts 74 180 54 2 32 4 29 1 18 11 3 5 2 5 3 2 425 Rom. 3 34 4 6 5 3 1 1 4 3 64 1 Cor. 14 40 6 8 7 2 1 4 2 1 85 2 Cor. 6 30 5 5 2 2 1 51 Gal. 2 20 1 1 2 1 27 Eph. 2 16 o O 1 2 1 9 27 Phil. 3 16 2 2 1 24 Col. 2 4 3 2 11 1 Ths. 2 19 1 1 2 2 3 2 32 2 Ths. 2 3 1 3 2 11 1 Tim. 2 25 9 1 1 1 39 2 Tim. 3 10 1 1 2 17 Titus 2 15 1 1 2 21 Phile. 2 1 3 Heb. 9 34 1 2 1 3 1 1 1 1 9 6 1 1 71 James 1 12 1 2 1 2 19 1 Pet. 1 7 1 1 1 2 1 14 2 Pet. 4 9 1 14 1 John 5 2 7 2 John 2 2 1 5 3 John 4 1 5 Jude 5 2 2 9 Rev. 15 47 2 13 3 2 1 10 8 101 Tot. 289 992 114 5 83 10 211 8 42 55 12 15 55 40 13 11 1 1 1957 TABULAR EXHIBITS OF THE INFINITIVES. 47 EXHIBIT F. — NUMBER, DISTRIBUTION AND USE OF THE ARTICULAR INFINITIVE IN THE NEW TESTAMENT. a aa b bb j V k e f s h 9 c r Tot, Matt, 2 18 7 1 27 Mark 4 12 16 Luke 1 1 1 2 Jf9 12 5 1 72 John Jf Jf Acts 2 1 3 1 If 27 8 2 3 1 52 Rom. 4 1 1 19 2 1 Jf 2 3Jf 1 Cor. 3 2 8 2 15 2 Cor. Jf If 1 8 1 1 1 20 Gal. Jf 1 5 Eph. 3 3 Phil. 6 If Jf 1 1 16 Col. 1 Thes. 1 10 2 13 2 Thes. 8 8 1 Tim. 2 Tim. Titus Phile. Heb. 1 18 2 1 22 James 1 6 7 1 Peter 1 2 T Jf 2 Peter 1 John 2 John 3 John Jude Rev. 1 1 Tot. 2Jf 3 13 6 2 8 200 33 3 1 18 2 5 1 319 EXHIBIT G.— NUMBER, DISTRIBUTION AND USE OF ALL INFINITIVES IN BIBLICAL GREEK. Roman type indicates anarthrous infinitives, italic type indicates articular infinitives. Uses O. T. Apoc. N. T. Sep. Tot. Tot. a (a 1 aa 153 26 32 167 19 3 289 24 3 609 69 38 716 b \ b \bb 802 4 242 642 8 30 992 13 6 2436 25 278 2739 j j 196 30 197 5 114 2 507 37 544 1 27 5 32 32 i 18 91 83 192 192 V V 11 19 8 8 10 8 29 35 64 k k 14 800 8 161 200 22 1161 1183 d 886 188 211 1285 1285 e e 75 64-9 14 85 8 33 97 767 864 o 0 163 52 26 42 231 52 283 f f 40 75 55 8 55 3 150 86 236 P 74 25 12 111 111 s 8 121 75 50 2 15 1 186 78 264 h h 32 64 26 9 55 18 113 91 204 S g 26 19 32 6 40 2 98 27 125 c c 23 17 3 2 13 5 39 24 63 X 25 22 11 58 58 T 3 3 1 7 7 r 1 1 1 n 1 1 1 Tot. 2659 2107 1581 349 1957 319 6197 2775 8972 48 EXHIBIT H.— THE TENSES OF THE INFINITIVES IN BIBLICAL GREEK. In the square of figures following each use in each ruled column the upper left hand cor- ner is for the number of present infinitives, the lower left hand corner for the aorists, the upper right hand corner for the futures, the lower right hand corner for the perfects. Homan type indicates anarthrous infinitives, italic type indicates articular infinitives. Uses O. T. Apoc. N. T. Tot. \ a 7 17 13 a 54 1 18 1 74 2 106 1 11 284 2 ) 95 3 11 90 3 1 181 1 1 422 8 ( aa 21 2 2 2 7 10 u 268 3 2 262 15 1 481 3 8 1100 21 D \ bb 528 3 59 360 5 9 501 7 2 1602 16 182 1 21 4 j 47 5 7 78 13 2 52 1 l 187 19 j 143 1 28 106 3 61 l 337 1 1 pr.27 pr. 5 pr.32 i 11 3 48 22 62 2 121 27 4 11 10 7 12 18 26 V . 7 7 7 5 6 6 38 V . 4 12 1 3 4 2 26 k 7. 1 313 4 u 105 487 K 13 m 13 4 93 4 87 8 671 25 r\ 239 44 1 38 321 1 U 645 2 143 173 961 2 e e 30 169 4 U 2 9 228 45 1+80 10 70 1 6 25 635 1 o 0 78 26 5 19 128 84 1 26 21 23 154 1 f / 18 22 34 3 36 1 114 22 53 21 5 18 1 2 121 1 13 6 1 20 P 61 18 1 11 90 1 s 66 2 21, 11 2 6 107 4 s 53 51 37 2 9 1 153 h 7i 11 12 9 1 2 23 12 69 1 It 21 51 1 16 7 32 6 133 1 9 9 10 14 4 10 1 48 & 17 9 17 1 2 29 1 1 75 2 c 11 5 1 9 J, 30 c 12 12 3 1 3 1 1 32 1 1 1 2 X 23 1 21 11 55 1 ry+ 1 1 1 2 3 1 6 r aor.l aor.l n pr. 1 pr. 1 Tot. 865 14 676 632 54 129 860 6 165 3327 74 1765 15 1515 16 875 20 215 5 1068 23 156 8 5484 87 49 50 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. 7. TABLE OF AVERAGES OF OCCURRENCE OF THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. The following table shows the average occurrence to the page of the infinitive, and separately of the anarthrous and articular forms, in Biblical Greek as a whole, and separately in each of the three main divisions. AVERAGES IN BIBLICAL GREEK. No. of pages, 2874 No. of infinitives, 8972 Average no. to page, 3.1 No. of anarth. infinitives, 6197 Average no. to page, 2.1 No. of artic. infinitives, 2775 Average no. to page, .9 AVERAGES IN THE OLD TESTAMENT. No. of pages, 1909 No. of infinitives, 4766 Average no. to page, 2.5 No. of anarth. infinitives, 2659 Average no. to page, 1.4 No. of artic. infinitives, 2107 Average no. to page, 1.1 AVERAGES IN THE APOCRYPHA. No. of pages, 437 No. of infinitives, 1930 Average no. to page, 4.4 No. of anarth. infinitives, 1581 Average no. to page, 3.6 No. of artic. infinitives, 349 Average no. to page, .6 AVERAGES IN THE NEW TESTAMENT. No. of pages, 528 No. of infinitives, 2276 Average no. to page, 4.2 No. of anarth. infinitives, 1957 Average no. to page, 3.6 No. of artic. infinitives, 319 Average no. to page, .6 Average number to the page of all infinitives is — B. G. 3.1, O. T. 2.5, Apoc. 4.4, N. T. 4.2. Anarthrous infinitives -B. G. 2.1, O. T. 1.4, Apoc. 3.6, N. T. 3.6. Articular in- finitives — B. G. .9, O. T. 1.1, Apoc. .8, N. T. .6. Anarth- rous infinitives numerically surpass articular infinitives — B. G. 2.1 to .9, O. T. 1.4 to 1.1, Apoc. 3.6 to .8, N. T. 3.6 to .6. FEATURES OF THE USE OF THE INFINITIVE. 51 8. FEATURES OF THE USE OF THE INFINITIVE. It may be seen from the foregoing tables with what fre- quency, where, with what use and with what form the infin- itive is employed in Biblical Greek. It is an important and much used part of the verb. Each page contains 3 (and a fraction more) infinitives; in the O. T. the number averages 2j to the page, in the Apoc. 4^, in the N. T. 4£. The comparatively small number in the Old Test- ament is due to the fact that it is a translation instead of an original literary production. The various uses which the infinitive serves are, accord - iug to the classification here presented, 22 in number (count- ing as one the anarthrous and the articular use when they coincide). The anarthrous infinitive serves all these uses except three (aa, bb, r). The articular infinitive serves 15 of the 22 uses, the remaining seven being 1, i, d, p, x, r, n. It must however be noted that the classification distinguishes between uses which in sense are the same but in form are different, e. g. in sense a = both a and aa, d as well as e = e, p as well as f =f, etc. Of the 19 anarthrous uses found in Biblical Greek, all but one (k) appear in the N. T., all but two (r, n) appear in the Apoc., all but three (1, r, n) appear in the O. T. Of the 15 articular uses the O. T. has every one, the Apoc. and N. T. have all but one (o). (See the lists of uses at head of tabular exhibits above, pp. 42-47.) These 22 uses of the infinitive, arranged in the order of their relative frequency of occurrence, are as follows (for the interpretation of the symbolic letters see above, pp. 5,6, also p. 30): B. G. — b d&eaj bboisfh'pgehfsaxocaaj vlvgbckrrn. O. T. — dbfce&&joase/sp/iofhoajgaxcu g i c k v b r. i 52 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. Apoc. — b jdaHefsg&Hhopxose/ikvH/ g j c aa r s c. N. T. — b a cU* j i f h o g e a /i s c & p x v e !)H D c aa j f g r n r s. Within each division, 0. T., Apoc. and N. T.. there is a conspicuously uneven distribution of articular as compared with anarthrous infinitives, of the uses made of the infini- tive, and of the number of instances of the several uses. The New Testament has the fewest instances of the ar- ticular infinitive (see above, p. 50), and the instances found are mainly in Luke (72) and Acts (52), more than ^ of the 319 N. T. instances; while Jno. has but 4 and Rev. 1. Within the Pauline Epistles the articular infinitives are unevenly dis- tributed, e. g. Romans has 34 instances while 1 Cor. with al- most as much material has but 15; Phil, has 16 instances while the longer Eph. has 3; 1 Thess. has 13 instances while Gal. has 5. As to variety of uses which the articular infini- tive serves in N. T., Lk. has 8 different uses, Matt. 3, Mk. 2, Jno. 1; Acts has 10 different uses, Rom. 8, 2 Cor. 7, Gal. and Eph. 1 each, Col., 1 and 2 Tim. and Tit. none. The anarthrous infinitive in the N. T. is also uneven in its distribution. Lk. has 328 instances and Acts 425, making 753 out of 1957 (the whole number in N. T.), while Jno. has but 138 and Rev. 101; 1 Tim. has 39 instances while Col. of equal length has 11; Tit. has 21 while 1 Jno. with nearly three times as much material has but 7. In the N. T. the Lucan writings have the largest and the most varied use of the infinitive, the Johannine writings have the smallest and most contracted use, and the Pauline writings show a very uneven use both in number and logical force. The Apocrypha exhibit somewhat similar phenomena as regards the infinitive. The articular form occurs here, rela- tively to the anarthrous form, a little more frequently than in N. T. The uses which the articular infinitive serves in Apoc. are the same in number and kind as in N. T. The FEATURES OF THE USE OF THE INFINITIVE. 53 greatest variety of use is found in 1 Macc. and Judith, 9 uses in the former and 8 in the latter. Its greatest frequen- cy of occurrence is in 1 Macc. which has 136 instances where Esd. A. with one-half as much material has but 27 instances, and 2 Macc. with tw T o-thirds as much material has 33 in- stances. But in the case of the anarthrous infinitives other books take the lead — 2 Macc. has the highest number, 360, while 1 Macc. with one- third more material has but 275, and Esd. A. with one-third less material than 2 Macc. has 152. But in the variety of uses 1 Macc. stands first, having 16 different uses of the anarthrous infinitive. The Old Testament presents striking peculiarities in the use of the infinitive, under the influence of the Hebrew original. Taken entire, this division of Biblical Greek has an almost equal number of instances of the anarthrous and the articular infinitive, 2659 of the former and 2107 of the latter. But this proportion varies greatly in the several books, e. g. Gen. has 187 anarth. to 132 artic., Ex. has 185 anarth. to 34 artic., Deut. has 296 anarth. to 28 artic., Judg. has 92 anarth. to 71 artic., 1 Sam. has 158 anarth. to 58 artic. while 2 Sam. has 88 anarth. to 112 artic., 1 Chron. has 41 an- arth. to 107 artic., Psa. has 61 anarth. to 209 artic., Eccles. has 12 anarth. to 93 artic., Am. has 2 anarth. to 21 artic., Isa. has 186 anarth. to 87 artic., Jer. has 123 anarth. to 171 artic., Ezek. has 53 anarth. to 250 artic. The propor- tion between anarthrous and articular infinitives thus varies in the O. T. books all the way from 10^ anarth. to 1 artic. to 5 artic. to 1 anarth. This variety is due to differences of subject matter, to differences in the original, and to different translators. The greatest variety of uses of the articular infinitive in the O. T. is found in the middle historical books and greater prophets. The uses of the anarthrous infinitive are many in all the larger books, especially Gen.. Deut., Josh., 1 Sam. 54 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. 9. HEBRAISTIC INFLUENCE UPON THE USE OF THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. Inasmuch as the Septuagint Old Testament is a transla- tion from a Hebrew original, a translation in many respects close and literal, it is in the Old Testament especially that evidences appear of the influence of the Hebrew upon the use of the infinitive in Biblical Greek. Evidences of this influence also appear, less extensively and less conspicuous- ly, in the Apocrypha and New Testament, for some of the Apoc. books (e. g. 1 Macc.) are directly or indirectly from a Hebrew (Aramaic) original, which may be true also of por- tions of the N. T. (e. g. the Logia underlying Matt, and Lk. , and possibly the epistle of James); and because the writers of both these divisions, equally with the writers of the O. T. division, were Jews employing a language not their own and therefore traces of their native tongue occasionally ap- pear in their writings. This Hebraistic influence upon Bib- lical Greek does not, however, affect the use of the infinitive as largely as it affects some other features of this literature. How t it does affect it may be briefly indicated. In Hebrew the article is not used with the infinitive. The conspicuous frequency of the articular infinitive in the O. T. is not therefore an imitation of the Hebrew. Indeed, one might have expected that on this account the articular infin- itive would be used less frequently in the O. T. than in the other two divisions — but the reverse is the case (see above, p. 50). In some degree the frequent construction of the in- finitive with in Heb. causes a larger corresponding prepo- sitional use of the infinitive in Grk., though the average oc- currence of this use is not larger than in the other two divi- sions. Also, the number of articular infinitives may have been somewhat increased by a use of the article to represent some other element in the Heb., e. g. l e or ’ eth ; but this is uncertain. It is clear that the frequency of the articular HEBRAISTIC INFLUENCE ON THE INFINITIVE. 55 infinitive is in the main a feature of style peculiar to certain of the 0. T. translators. The Hebraistic influence is chiefly of two kinds: it affects the frequency of occurrence of the infinitive, and it affects the uses which the infinitive is made to serve. In the Old Testament, where the Hebraistic influence ap- pears in the fullest degree, the infinitive is found only a little more than half as frequently (2.5 to the page) as in Apoc. (4.4 to the page) and N. T. (4.2 to the page). While there may be other reasons also for this O. T. neglect of the infin- itive, the chief reason is that the closeness of the translation to the Hebrew original has in countless instances led to the use of a finite verb or other simple form of expression where in free Greek composition the infinitive would have been used. The frequency of occurrence of the Hebrew infinitive in the original has not been tabulated — it probably aver- ages higher than in the Septuagint translation; but the He- brew infinitive in some of its common uses has no parallel in the Greek language and no imitation in the Septuagint. However, in the Apocrypha and New Testament, where the language is free Greek (Hellenistic, of course) the infin- itive is comparatively unrestricted in frequency of use — only comparatively unrestricted, for even here the coordinative structure of the Hebrew sentence and the Hebraistic sim- plicity of expression exert an indirect influence upon these two divisions of Biblical Greek. There is also an influence of the Hebrew upon the uses which the infinitive is made to serve. One use which is characteristic of Biblical Greek, and which seems to have developed under Hebraistic influence, is the epexegetic or explanatory use (= s, s, see above, pp. 14, 25). This use is not opposed to the genius of the Greek language — it is but a slight extension of the infinitive of re- sult and the appositional infinitive. Illustrations of how this use developed under the influence of the Hebrew may be seen by a comparison of the Hebrew and the Septuagint 56 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. texts in Gen. 3:22. Num. 14:36. Dent. 20:19. Josh. 17:13. Psa. 78:18, and other passages cited above, pp. 14, 25. A constantly recurring expression in the O. T. (Sept.), derived from the Hebrew idiom, is that of -irpoaTiOr^pu with the infinitive to denote continuance or repetition, e. g. Gen. 4:2. 1 Sam. 3:6. Lk. 20:11,12. Acts 12:3. The expression occurs rarely in the Apoc. and but three times in the N. T. Two crass imitations of the Hebrew idiom of the infinitive occur in our Vatican text of the O. T. One is in Josh. 17:13, where i£o\e0pevo-(u . . etjuXWpevo-av reproduces the common He- brew infinitive absolute as an intensive cognate, a construc- tion generally resolved in the Greek into the dative case of a cognate noun, e. g. Gen. 2:17. So in this passage accord- ing to Codex Alexandrinus. The other gross Hebraism is in Gen. 25:32, where Tropevo/xat reXevrav is an exact reproduction of the Hebrew phrase regardless of the fact that the Greek idiom requires /xeAAw instead of Tropevopicu. It would not have been surprising if these and other He- braistic uses of the infinitive had found their way more fre- quently into the Septuagint. Especially is it noticeable that there is no exact reproduction of that everywhere present Hebrew idiom, the infinitive with l e ; this phrase is rendered into Greek by the anarthrous infinitive alone, by the artic- ular (tov) infinitive alone, by the articular infinitive with the preposition eh or irpos, and less frequently in other ways, but not by the preposition with an anarthrous infinitive except perhaps in the four eh instances, one in the O. T. and three in the Apoc., cited above (p. 18). There are no Greek uses of the infinitive which by Hebra- istic influence have been entirely shut out of the Biblical Greek. Uses 1, n, r, the only uses in B. G. not found in O. T.. are rare. But the relative proportion which subsists in the normal Greek between the several uses of the infinitive is much af- fected by Hebraistic influence. The extent and nature of this difference cannot be indicated in detail because the data HEBRAISTIC INFLUENCE ON THE INFINITIVE. of the infinitive in normal Greek have not been collected, but a cursory examination shows that the difference is large, and appears oftenest in the O. T. Because of the fact that the Hebrew has no indirect dis- course the infinitive in indirect discourse is seldom found in the O. T. which, with four times as much material as either Apoc. or N. T. has but 18 instances of this use to Apoc. 91 and N. T. 83. The grand use of the infinitive in the Old Testament is to express purpose (see above, p. 48), this being its force in 1825 out of 4766 instances, more than one-third of all. Then follow in order of frequency the use of the infinitive as verb- al object, 1322 instances; as prepositional object, 814 in- stances; to express result, 385 instances; as subject, 211 in- stances; leaving 209 instances distributed among five other uses. The Apocrypha and New Testament present a different order and proportion of the uses of the infinitive. In these two divisions the main use is as verbal object, this being its force in 2249 out of 4206 instances, more than one-half of all. Then follow in order of frequency the use of the infin- itive to express purpose, 607 instances; as subject, 505 in- stances; as prepositional object, 361 instances; to express result, 226 instances; leaving 256 instances distributed among seven other uses. The differences of proportion in the uses of the infinitive as seen in this comparison of the O. T. with the Apoc. and N. T. is chiefly due to the direct influence of the Hebrew original. In a small degree also, and indirectly, Hebraistic influence has affected the proportion of uses in the Apoc. and N. T. ; but it is probable that, if the data of the infini- tive in normal Greek were collected, they would show a similar order to that of the Apoc. and N. T. in the relative frequency of occurrence of the greater uses which the infini - tive is made to serve. 58 THE INFINITIVE IN BIBLICAL GREEK. 10. USE OF THE SUBJECT OF THE INFINITIVE. Biblical Greek presents nothing peculiar in the use of the subject of the infinitive. The one modification which is noticeable in a comparison with classical Greek, but which is characteristic of the common dialect Greek generally, is the more frequent expression of the subject, for particular- ization, emphasis or perspicuity. As a general rule, the subject is omitted when it is the same as the subject of the governing verb, or when it is the same as the object of the governing verb, or when by reason of its general, indefinite character or its easy inference from some other portion of the sentence, it is sufficiently clear. When the subject of the infinitive is expressed it is always in the accusative case. The position of the subject in the clause regularly is immediately before, or less frequently after, the infinitive. The object of the infinitive follows the infinitive, and follows also the subject if that stands after the infinitive. 11. USE OF THE NEGATIVE WITH THE INFINITIVE. Only those instances are here considered in which the infinitive itself is modified by the negative. The total num- ber of such instances in Biblical Greek is 354. Of this num- ber 330 have the simple negative form and the remaining 24 instances have compound forms of g. 77 . There has been found no instance in these texts where ov or any compound of ov directly modifies an infinitive. The anarthrous infinitive with firj occurs in the O. T. 59 times, in the Apoc. 32 times, in the N. T. 47 times; in all 139 instances. The articular infinitive with occurs in the O. T. 136 times ( tov ", to 37 ), in the Apoc. 21 times (tov 10 , to 11 ), in the N. T. 35 times (tov 15 , to 20 ); in all 192 times (toS 124 , to' 68 ). The majority of negatived infinitives are of the articular form for the reason that in the case of the anarthrous form the negative more frequently limits the finite governing verb. THE TENSES OF THE INFINITIVE. 59 12. TENSES OF THE INFINITIVE IN BIB'L GREEK. The table on p. 49 above presents a summary of the data about the tenses of the infinitive in Biblical Greek. Of the whole number of instances of the infinitive, 8972, there are 5484 aorists, 3327 presents, 87 perfects and 74 futures. The common grammatical distinction between the present and the aorist tenses of the infinitive is here also observed, the present indicating that the action or state denoted by the infinitive is thought of as in progress, the aorist indicat- ing that that action or state is thought of indefinitely as re- gards progress. The aorists predominate over the presents in the Apoc. and N. T. in the ratio of 4 to 3, but in the O. T. in the ratio of 2 to 1. This difference is noticeable, and is probably due to the influence of the Hebrew original. One of the chief kinds of variant readings in the O. T. (Sept.) mss. is the aorist for present and present for aorist in the instances of the infinitive. But one use (of those which are found more than a few times) employs one tense to the exclusion of all others; this is use 1, the anarthrous infinitive as verbal object in saluta- tions. There is no striking preference in any other use for the present as against the aorist, or vice versa. The perfect and the future tenses are used infrequently. Of the perfect tense there are in the O. T. 31 instances (an- arth. 15 , artic. 16 ), in the Apoc. 25 instances (anarth. 20 , artic. 5 )j in the N. T. 31 instances (anarth. 23 , artic. 8 ). In some of these instances the perfect has a present force, but in the most of them the perfect has its true force denoting completed action or resultant state. The instances of the perfect are mainly in indirect discourse and as prepositional and verbal object. The future infinitive, in every instance anarthrous, occurs 14 times in O. T. , 51 times in Apoc., 6 times in N. T. ; and the Apoc. instances are almost wholly in 2 and 3 Macc. The instances of the future are mainly in indirect discourse, as verbal object and after verbs of commanding. IV THE GOSPEL OF PETER ( THE GOSPEL OF PETER. By Rev. ARTHUR CUSHMAN McGIFFERT, Ph.D., D.D., Professor of Church History in the Union Theological Seminary, New York City. It is perhaps not unfitting that some notice should be taken in our Society of Church History of what has proved to be one of the most interesting and important literary finds of recent years. I refer to the Greek MS., discovered by U. Bouriant in a tomb at Akhmim, Egypt, in 1886, and first published in the fall of 1892. The MS. contains, as is well known, brief fragments of an early Christian Gospel and Apocalypse and two more extended fragments of the Book of Enoch. The fragment of the Apocalyse does not contain the name of its author, but toward the close of the Gospel fragment Peter is indicated as the writer of the Gospel in the sentence: “I Simon Peter and Andrew my brother took our nets and went away to the sea.” We have references in early Christian literature to a Gospel and an Apocalypse of Peter, and there can be little doubt that the fragments in question belong to those long-lost works. I shall concern myself to-day only with the Gospel frag- ment, which has excited chief interest among scholars and has already given rise to an extended literature. The fragment, which is about one hundred and fifty lines in length, contains only the passion and resurrection history and that only in an incomplete form. It begins abruptly in the midst of the account of the trial of the Lord with the words: “But none of the Jews washed his hands”; and breaks off with equal abruptness at the beginning of a para- [Reprinted from Vol. VI., American Society of Church History.] 102 The Gospel of Peter. graph in which was evidently recorded the first appearance of the risen Christ to his disciples. The closing words are : “ But I Simon Peter and Andrew my brother took our nets and went away to the sea; and there was with us Levi, the son of Alphaeus, whom the Lord . . . ” The account of the passion is somewhat briefer than the corresponding portions of our canonical Gospels, while the account of the resurrection is considerably longer. Moreover, Peter’s history of the passion is much more sober than his history of the resurrection, containing no more marvels than are found in the canonical accounts, while in connec- tion with the resurrection two or three distinctly legendary features occur, which are wanting in our Gospels. At the same time, as compared with most of the Apocryphal Gospels known to us, the Gospel of Peter, at least so far as the extant fragment goes, is of a high character and remark- ably free from exaggerations and absurdities. Moreover, unlike many other Apocryphal works, it is in the main orthodox in character and can hardly therefore have emanated from any distinctly heretical school or party. It is true that Serapion, of Antioch, informs us that the Gospel of Peter was used by an heretical sect which he calls Docetce, and it is further true that there are certain state- ments in our fragment which have been regarded as indicat- ing its Docetic character, and many scholars have been led consequently to assert the heretical origin of the Gospel of which our fragment forms a part. But in my opinion the alleged Docetism of our fragment cannot be established. On the contrary, the fragment, as I pointed out in the In- dependent of May 4, 1893, 1 contains many statements that are irreconcilable with the assumption of its Docetic char- 1 My articles upon the “Alleged Docetism of the Gospel of Peter,” pub- lished in the Independent of May 4 and 11, 1893, are reprinted by request, at the close of this paper. I have been pleased to notice recently that the Docetism of our fragment is denied also by Tyler in the Academy of September 30, 1893. Tyler suggests that the statement, “He held his peace as if he in no wise suffered pain,” may be the result of Peter’s conception of Christ as “ the Lord,” with whose dignity the exhibition of bodily suffering would be incompatible. The Gospel of Peter. 103 acter. There is certainly nothing in it, and there seems to have been very little if anything in the Gospel of Peter known to Serapion, which could make it offensive to an ordinary Christian of the second century, unless he con- sidered our four Gospels the only authentic accounts of our Lord’s life and death. Of course if he regarded them thus no Gospel could be recognized by him which disagreed with them in any respect. But it is well known that it was long before our four Gospels were thus regarded by all. And that in the meantime its divergencies from this or that accepted Gospel were no bar to the use of another Gospel by this or that Christian — provided its theology was accept- able to him — is proved by the general recognition and use of the Gospel of John and of the Synoptics, the differences between which are at some points as striking as those between our fragment and the corresponding portions of the canoni- cal Gospels. I have dwelt upon this point because some writers have urged the character of the Gospel of Peter as an argument against its use by fathers of the second century. There is, in my opinion, no force in the argument, and whether our Gospel was used by such fathers or not must be determined solely on critical grounds. The question thus suggested is an interesting and important one and may well engage our attention for a little. The earliest explicit reference to the Gospel of Peter, so far as is known, occurs in a work of the Serapion already mentioned addressed to the Church of Rhossus, about 200 A.D. A brief extract from this work is given by Eusebius in H. E., vi., 12, and is as follows: “For we brethren re- ceive both Peter and the other apostles as we do Christ ; but we reject, as men of experience, the writings falsely ascribed to them, knowing that such were not handed down to us. For when I visited you I supposed that all of you held to the true faith, and as I had not read the Gospel I said : ‘ If this is the only thing which occasions dispute among you, let it be read.’ But now, having learned from what has been told me that their mind was involved in some heresy, I will 104 The Gospel of Peter. hasten to come to you again. Therefore, brethren, expect me shortly. But you will learn, brethren, from what has been written to you, that we perceived the nature of the heresy of Marcianus, and that not understanding what he was saying he contradicted himself. For having obtained this very Gospel from others who practised asceticism, that is from the successors of those who introduced it, whom we call Docetae (for most of their opinions are in agreement with the teaching of these men), we were able to read it through, and we found most of it in accord with the true doctrine of the Saviour, but some precepts added thereto, which we have subjoined for you.” It is to be noticed that Serapion, while he does not ac- cept the Petrine authorship of the so-called Peter Gospel, yet on the other hand does not say that the Gospel in ques- tion was written by a heretic or with an heretical purpose, but only that it was used in his time by men of ascetic tendencies whom he called Docetae, and it is to be noticed, moreover, that he distinctly vouches for the orthodoxy of the greater part of the Gospel, his only criticism upon it being that it contained some precepts (apparently of an ascetic tendency) which were not in accord with the genuine teaching of Christ. The general character of the Gospel thus described is clear enough. It must have been in the main a reasonably faithful account of the life and work of Christ, with the emphasis laid upon a side of Christ’s teach- ing which finds occasional expressions in our Gospels in such utterances as “ Go sell that thou hast and give to the poor” ; “ Every one that hath forsaken houses, or brethren, or sisters, or father, or mother, or wife, or children, or land, for my name’s sake shall receive an hundredfold and shall inherit everlasting life ” ; “ In the resurrection they neither marry nor are given in marriage, but are as the angels of God in heaven ” ; “ And there be eunuchs which have made themselves eunuchs for the kingdom of heaven’s sake. He that is able to receive it let him receive it.” Origen, e. g. tells us that the Gospel of Peter asserted that the brethren of the Lord were children of Joseph by a former wife — an The Gospel of Peter. 105 assertion entirely in line with the tendency described by Serapion (Origen, in Matt., x., 17). The remark of Origen’s just referred to contains his only reference to the Gospel of Peter, and in it he expresses no opinion as to its character. That he made use of the Gospel at other times is, however, rendered probable by a few re- semblances in language and thought which have been dis- covered in his commentary on Matthew (see Swete, The Akhmim Fragment of the Apocryphal Gospel of St. Peter , pp. xxx. sq.). Eusebius of Caesarea mentions the Gospel of Peter in his Hist. Eccles ., iii., 3 and 25. In the former chapter he remarks : “ But the so-called Acts of Peter, and the Gospel which bears his name, and the Preaching, and the Apoca- lypse, as they are called, we know have not been universally accepted, because no ecclesiastical writer, ancient or modern, has made use of testimonies drawn from them.” And in Chapter xxv. he classes the Gospel in question among “ those works that are cited by the heretics under the name of the Apostles,” associating with it the Gospels of Thomas and of Matthias, and the “ Acts of Andrew and John and the other Apostles,” and he adds that “ no one belonging to the succession of ecclesiastical writers has deemed these works worthy of mention in his writings.” He then goes on to say that “ the character of the style is at variance with Apos- tolic usage, and both the thoughts and the purpose of the things that are related in them are so completely out of accord with true orthodoxy that they clearly show them- selves to be the fiction of heretics. Wherefore they are not to be placed even among the voOa , but are all of them to be cast aside as absurd and impious.” Finally, in introducing the extract from Serapion which has been already quoted, Eusebius says (vi., 12) : “ He [t. e. Serapion] wrote this last work to refute the falsehoods which that Gospel [i. e. the Gospel of Peter] contained, on account of some in the parish of Rhossus, who had been led astray by it into heretical notions.” It is clear that Eusebius’ opinion of the Gospel in question was very low, but there is no reason to io 6 The Gospel of Peter. suppose that he ever saw the Gospel, and his statement that “ no ecclesiastical writer, ancient or modern, has made use of testimonies drawn from them ” [i. e. the Acts, the Gospel, the Preaching, and the Apocalypse of Peter] is certainly an exaggeration, at least as respects the Apocalypse, as we may learn, e. g. from the Muratorian fragment, and from Eusebius himself, Book vi., c. 14. And I believe it can be shown to be likewise an exaggeration as respects the Gospel, though as the latter work is explicitly and unambiguously referred to by name by no one before Eusebius’ day ex- cept by Serapion and Origen, Eusebius can hardly be blamed, since he had not read the Gospel himself, for supposing that it had been used by no one else. Eusebius’ condemna- tion of the Gospel evidently rests, not upon an adequate knowledge of its contents, but upon Serapion’s rejection of it, and upon the fact that it had not found general acceptance in the Church. Eusebius is followed by Jerome and by the author of the Decretum Gelasii , neither of whom adds anything to our knowledge of the work, neither of whom indeed seems ever to have seen it. 1 Theodoret, H. F., ii., 2, reports that the Nazarenes used a “ so-called Gospel according to Peter,” 2 but his testimony is far from trustworthy, and the Gospel of Peter, of which our fragment forms a part, can hardly have been used by the sect which he describes, for that sect “ honored Christ as a just man,” Theodoret says, while our Gospel, on the contrary, makes much of his divinity. These are the only explicit and unambiguous references to our Gospel known to us, but traces of an acquaintance with it have been discovered in other fathers, and go to show that it was more widely used in the early church than was formerly supposed. Cyril of Jerusalem seems to have been ac- 1 Jerome De vir. ill., c. 1 : “ Libri autem, e quibus unus actorum ejus inscribitur, alius Evangelii, tertius Prsedicationis, quartus Apocalypseos, quintus Judicii inter Aprocryphas scripturas repudiantur.” Decretum Gelasii : “ Evangelium nomine Petri apostoli apocryphum.” 2 oi de NaqGopccioi 'IovSaioi sttiir rdv xftJ-drdr TijUGorreS gjS arOp&rtov diuaiov uai too naXov/ievcp Kara 7 terpov evayyeXicp xexftrjiLievoi. The Gospel of Peter. 107 quainted with it (see the references to Catech., xiii., given by Swete, ibid., p. xxxi. sq.), and it is very likely that the Syrians, Aphraates and Ephraim, also were (see Zahn’s Evangelium des Petrus , p. 65 sq .). 1 But more striking than any of the resemblances to be found in these writers are the hints of an acquaintance with our Gospel afforded by the author of the Didascalia , a work of the third century, which had its origin in Syria and is to-day extant only in a Syriac version, and the original Greek of which formed the basis of the first six books of the Apostolic Constitutions. Resch has shown ( Agrapha , p. 319 sq.) that the author of the Didascalia made large use of some Apocryphal Gospel, and Harnack has called attention to certain passages which make it very probable, if not certain, that the Gospel in question was our Peter Gospel (see Harnack’s Bruchstiicke des Evangeliums und der Apokalypse des Petrus , p. 41 sq.). All the indications of a knowledge of our Gospel thus far referred to are found in authors who wrote later than the time at which we know, from Serapion’s mention of it, that the Gospel was in existence. They are important, however, in that they show that it had something of a circulation and enjoyed some credit, at least in Syria, even in the third and fourth centuries. The question arises, was it used by any fathers earlier than Serapion, and if so, what character did it bear in their eyes. Most inter- esting of all are the indications of its use by Justin Martyr. It is true that it has been stoutly denied by many scholars (e. g. Zahn, Swete, Schubert, and others) that Justin knew the work at all, but the case seems to me a very plain one, even plainer indeed than it has yet been made. The passages cited by Harnack to prove Justin’s use of our Gospel are as follows : Apol., i., 40 : “ And how he foretells the conspiracy made against Christ by Herod, the King of the Jews, and the Jews themselves and Pilate, who was your governor among them, with his soldiers.” The connection of Herod 1 The same may be said of Dionysius of Alexandria (see the article by Bernard in the Academy of Sept. 30, 1893). io8 The Gospel of Peter. with the plot against Christ is found in none of our canonical Gospels; though it is found in Acts iv., 27. That Justin took the idea from Acts is, however, very improbable, and the similarity of the Peter Gospel and Acts at this point suggests — what is confirmed in some degree by other resem- blances — that the author of the Acts and the author of the Peter Gospel drew in some cases from common sources, either oral or written, a conclusion which finds support in a probable similar use of common sources by Peter and the author of the third Gospel. If the statement of Justin in Apol., i., 40, is derived from Peter, it is not impossible, as Harnack remarks, that Justin’s words in Dial ., 103, “and when Herod succeeded Archelaus, having received the authority which was allotted him, Pilate sent him by way of compli- ment Jesus bound { 6 edepevov)f may rest not upon the statement of the Gospel of Luke, which they only approx- imately resemble, but upon that part of our Gospel imme- diately preceding the recovered fragment. They would serve to explain the situation which appears at the opening of our fragment — that that situation had its explanation in what immediately precedes is of course certain — and their presence in the Gospel is rendered probable, moreover, by the occurrence, in the same chapter of Justin’s Dialogue , of other indications of the probable use of our Gospel. Again in Apol., i., 35, there is a more striking resemblance to Peter. Justin writes: “Tormenting him, they placed him on a judgment seat, and said judge us.” Peter (vs. 6) records the same event, and the resemblance between his Gospel and Justin extends even to words. Still again in Dial., 97, occurs the very uncommon phrase A dx/*ov fiaWovres for “ casting lots.” The phrase is not found in the canonical Gospels, nor in the Psalm from which Justin quotes a little above in the same chapter, where nkrjpov is used instead of A axM ov (Ps. xxii., 19). On the other hand, Peter (vs. 12) reads A dcxpov efiahXov, and the resemblance is very complete and striking. Apol., i., 50 and Dial., 53, have also been referred to by Harnack. In both of these chapters it is said that “ after The Gospel of Peter . 109 his crucifixion all his friends forsook him,” a statement which reminds us of Peter, vs. 26. It is noticeable that though the canonical Gospels speak of Christ’s disciples as forsaking him before his crucifixion, they say nothing of such action on their part after the crucifixion, while Peter does. Harnack refers also to Dial., 108, which contains a parallel to Peter, s. 21, but the passage also resembles Matthew almost as closely and might have come from it. But in addition to these indications of a knowledge of Peter’s Gospel which have been pointed out by Harnack and others, there are other hints of such knowledge on Justin’s part which I think are worth noticing. Justin fre- quently speaks of Christ as crucified by the Jews', indeed he emphasizes the agency of the Jews in that event as Peter likewise does: e. g. Apol. , c. 35, where the words occur in immediate connection with another reference to Peter already mentioned ; and c. 38, which is especially significant, for there Justin attributes the scourgings, buffetings, etc., and the casting of lots for Christ’s garments to the Jews instead of to the Romans, just as Peter does in vss. 6 and 12 ; cf. also Dial., 17 and 85. Still further, it is worthy of notice that in Apol., 32, a chapter in which occur, as will be pointed out, other indica- tions of a use of Peter, Justin emphasizes the continuance of a ruler in Judea until the coming of Christ, and then goes on to say : “ After whose crucifixion the land was straightway delivered to you as spoil of war.” May it not be that the emphasis by Peter of the Kingship of Herod at the time of the crucifixion was due to the influence of the prophecy in Gen. xlix., and that Justin’s use of the same prophecy was colored by Peter’s treatment of Herod ? But more than this, the christology of Justin, which has been supposed by many to indicate the influence, direct or indirect, of the Gospel of John, seems to me to indicate at least the joint if not the exclusive influence of the Peter Gospel. For instance, in Dial., 54, it is said twice that “ Christ has blood not from the seed of man but from the power (dvvajui?) of God,” and the same statement is found I 10 The Gospel of Peter. also twice in Apol., 32. The same thought is also expressed in Dial., 76, though there it is simply said that he “has blood but not from men.” The idea is similar to that of John i., 13, but Justin has dvvay.it in both cases, instead of 6s\rfya y and we are at once reminded of the Svvayit of Peter, vs. 19. The use of the word dvvayit four times in two of the passages referred to (a word which does not once occur in John, either Gospel or Epistles), and of sy 61 aijjLOL in all of them, certainly looks as if Justin drew from some written source, and that source not the Gospel of John. And when the use made by Peter of the word dvvayit, and his constant tendency to exalt Christ and to emphasize his divinity, are taken into consideration, it is certainly not un- likely, to say the least, that Justin felt the influence of Peter, and it is not impossible that in its early chapters the Gospel of Peter may have presented a pneumatic christology similar to that of Justin. If that were so, the peculiar phenomena in connection with Justin’s relation to John’s Gospel might be explained by Justin’s use of the Gospel of Peter where he has been supposed to use John. For it is to be noticed that Justin’s christology, though in some respects resembling that of John as distinguished from the Synoptists, is yet not Johannine. But, still further, it is very significant that Justin says, in Dial., 61 : “ But I will give you another testimony from the Scriptures, that in the beginning before all creatures God begat a certain rational power (Svvayiv Xoyixr/v) from himself, which is also called by the Holy Spirit Glory of the Lord, and again Son and again Wisdom and again Angel, and again God and again Lord and Logos. . . Again Justin says, in Apol., 32 (the chapter already referred to) : “ The first power (Svvayit) after God the father and Lord of all is the A oyot, who is also the Son ” ; and in the next chapter (33): “ It is wrong therefore to think of the Spirit and the Power from God (to 7tvsvya xai rrjv Svrayiv ti)v napa tov Oeov) as anything else than the A oyot who is also the first-born of God”; and in chap. 23: “Jesus Christ hath been begotten properly God’s only son, being The Gospel of Peter . 1 1 1 his Aoyos and n poor otoko S ’ and dvvapi?.” It is true that the word SvvapiZ occurs in Luke i., 35, a passage which is evidently in Justin’s mind when he writes the closing words of chap. 35 of his Apology ; but it is to be noticed that Luke says Svvapi? vpiarov, while Justin says not only 6vvapi$ Osov , which differs from it only verbally, but also dvvapiS napa Osov , which is another thing altogether ; and it is to be noticed still further that dvvapiS is not identified by Luke with Christ or with the A oyo? as by Justin ; indeed, there is no hint in Luke of that hypostatization of the dvrapi? which is characteristic of the christology of Justin. It is noticeable, indeed, that the word dvrapii is neither in Luke nor anywhere else in the New Testament used as Justin uses it. But in the Gospel of Peter, vs. 19, it is so used, dvvapi? being there hypostatized just as Justin hypostatizes it, and bearing apparently the same relation to the flesh as it bears in the mind of Justin when he says (Apol., 32) : “The first power after God, the father and Lord of all, is the A oyoS, who is also the Son ; who being made flesh became man in the way we shall relate in what follows.” Cf. in addition to these passages, Dial., 48, 128, 132, 139. 1 There can be little doubt, it seems to me, in view of all that has been said, that Justin knew and used the Gospel of Peter, and in the light of this fact the disputed phrase in Dial., 106, anopyrjpovsvpara avrov, is to be interpreted. It is now generally admitted that the avrov refers not to Christ but to Peter, who is mentioned in the immediate con- text, and that Justin is speaking consequently of “memoirs of Peter.” These memoirs have quite commonly been sup- posed to be the Gospel of Mark, but in the light of Justin’s use of the Gospel of Peter, the words may well be taken to 1 Another though vaguer hint of the Gospel of Peter, vs. 19, occurs possi- bly in Dial., 38, where Trypho says : “ You utter many blasphemies when you seek to persuade us that this crucified man was with Moses and Aaron and spoke to them in the pillar of cloud, that he then became man and was crucified and ascended to heaven ( pravpcoBrjvai nod ocYapeprjnEvai ei'S toy ovpccYov) and cometh again to the earth and is to be worshipped” ; the ascension being put immediately after the crucifixion. 1 12 The Gospel of Peter . refer to that Gospel ; and if they be so taken, they constitute the earliest explicit mention of it known to us. But there exist also some slight but interesting points of resemblance between our fragment and the Epistle of Barna- bas. The spirit of hostility to the Jews which runs through that Epistle is in accord with the spirit which actuated the author of our Gospel, and in Barn., chap. 7, we find one or two striking parallels. In that chapter we read : “ Be- cause they [i. e. the Jews] shall see him in that day having a scarlet robe about his body down to his feet ; and they shall say is not this he whom we once despised and pierced and mocked and crucified? Truly this is he who then de- clared himself to be the Son of God.” Especially noticeable in this passage is the fact that the Jews are represented as having “pierced and mocked and crucified ” him, just as in the Gospel of Peter and Justin, while in the canonical Gos- pels it is the Roman soldiers who thus treat Christ. Again, in the same chapter occur the words eVrorzCfro oS,zi noa XoXrj, and farther down, noxi^ziv yohr/v pexd oB,ovS. Peter reads noxiffaxe aixcv x°^V y M £ra uai nepaGarxe? inoxiaav . The corresponding verses in the canonical Gospels are quite different. Again, in Barnabas, chap. 15, it is said : “Wherefore we keep the eighth day with joyfulness: the day on which Jesus rose from the dead and was manifested and ascended into heaven.” The Gospel of Peter is the only Gospel that explicitly asserts that Christ ascended on the day of his resurrection (vs. 56: “He hath gone away to the place whence he was sent forth ”). Barnabas, of course, might have got his idea from Luke’s Gospel — at least Luke’s words may be so interpreted, — but Acts (chap, i.) distinctly contradicts it, and the other Gospels furnish no warrant for it. Itwould seem that some connection, direct or indirect, be- tween Barnabas and the Gospel of Peter must be assumed upon the basis of these resemblances, but what that connec- tion is I am not prepared to say. Conybeare (in the Academy for October 21 and De- The Gospel of Peter. 113 cember 23, 1893) has called attention to a possible remi- niscence of our Gospel in the Epistle of Polycarp, chap. 7, where it is said “ whosoever does not confess the testimony of the cross is of the devil.” The connection in which these words occur — the advent being mentioned in the previous sentence, the resurrection and second coming in the follow- ing — leads Conybeare to think that the reference is to the preaching in Hades, and particularly to the response from the cross recorded in Peter’s Gospel, vs. 42. The sugges- tion is an ingenious one ; Polycarp’s words may fairly be interpreted as Conybeare interprets them, but in the absence of other evidence they are hardly sufficient to justify us in asserting that Polycarp knew our Gospel. 1 Before leaving the subject of the use of the Gospel of Peter by the early fathers, I should like to call attention to the possibility that many of the agrapha which we find scattered through those fathers belonged originally to the Gospel of Peter. If that Gospel was known and used by the author of the Didascalia, by Justin Martyr, and by others, as 1 It is worthy of notice that the so-called Acts of Pilate exhibit the same spirit of hostility to the Jews and the same tendency to minimize Pilate’s guilt which characterize the Gospel of Peter, and though they make large use of our canonical Gospels there is some reason to think that their author or authors were acquainted with the Peter Gospel. Such acquaintance is asserted, for instance, by Zahn (S. 57 sq.), while Schubert (S. 176 sq.) has attempted to show that the dependence is the other way, and that Peter used the Acts of Pilate in an earlier version than we now possess. Schubert’s opinion, however, is base- less ; if there be any dependence of the one upon the other, the Acts and not the Gospel must be regarded as secondary. But our lack of knowledge respect- ing the early revisions of the Acts of Pilate and the date of their composition makes any conclusions which we may reach at present of comparatively little value. It may be remarked also that attention has been called by Swete (p. xxix.) to some resemblances between the Gospel of Peter and the Sibylline Oracles (viii. 288 sq.), but the resemblances are so faint that not much can be based upon them, though some sort of relationship between the two works is not improbable. More interesting is a resemblance between our fragment and the Visio Isaiae, pointed out by Badham in the Athen^um of December 17, 1892, which seems to imply that the author of that work was acquainted with the Peter Gospel. But the origin and date of the Visio Isaiae are still too uncertain to enable us to draw satisfactory conclusions from its apparent use of the Gospel. The Gospel of Peter . 1 14 has been indicated, it is not unnatural to regard it as the source at least of some of those apocryphal words, and deeds, and events which they record. Among these I may mention the agraphon : “ There shall be heresies and schisms,” which is given as an utterance of Christ both by Justin (Dial., 35) and by the Didascalia (vi., 5) ; so also the words uttered at Christ’s baptism : “ Thou art my son ; to-day have I begotten thee,” which are likewise found both in Justin (Dial., 88, 103), and in the Didascalia (ii., 32), as well as in Codex Bezae (Luke iii., 22). In addition to these I may call attention to the story of the woman taken in adul- tery, which is found in the Didascalia (ii., 24) and in Codex Bezae (John vii., 53 sq.) and which Harnack has given reasons for supposing stood in the Gospel of Peter. Finally the well- known agraphon, “ Love covereth a multitude of sins,” which appears not only in I. Peter, but also in the Didascalia (ii., 3), in the Epistle of Clement to the Corinthians (chap. 49), in the Homily of Clement (chap. 16), and in Clement of Alexandria, (Peed, iii., 12). It would be interesting, were there time, to examine some of the agrapha found in those fathers who can be shown to have known the Gospel of Peter, and to indicate how the occurrence of the same agrapha in still other writings leads in some cases to the conclusion that their authors also knew that Gospel. I believe this can be shown with reasonable probability to be true at least of Clement of Alexandria and the author of the homily which is commonly called Second Clement. And I believe that from a comparison of the two latter it may be shown to be not improbable that the noted agraphon which occurs in II. Clement, 12, and in another form in Clement Alex., Strom., iii., 13, and in its enlarged form is said by the latter to occur in the Gospel of the Egyptians, was contained also in the Peter Gospel. Before leaving this subject attention should be called to the occurrence in Peter’s account of the resurrection of the interesting words : “ Hast thou preached to the sleepers? And a response was heard from the cross : Yea ” (vss. 41 and 42). The resemblance to I. Peter, iii., 19, is striking, and The Gospel of Peter. 5 some connection between that Epistle and our Gospel is suggested not only by this notable point of contact, but also by the probable occurrence in our Gospel, as indicated above, of the agraphon, “ Love covereth a multitude of sins,” which is found in I. Peter iv., 8. What the connection is I am not prepared to say, but it is certain that our Gospel cannot be adequately understood until its place in the early Christian literature that bears the name of Peter has been satisfactorily determined. It will hardly do to bring this paper to a close without at least a brief discussion of the relation of the Gospel of Peter to our canonical Gospels. That the author of the Gos- pel of Peter knew and used the Gospel of Mark seems evi- dent and is so generally admitted that it is not worth our while to spend any time in the attempt to prove it. But over and above its agreement with Mark our Gospel con- tains matter found only in one or another of the other three Gospels. Did our author then know and use any or all of them? It is impossible on this occasion to enter into a detailed discussion of this complicated question. A few very general observations must suffice. In common with Matthew alone the Gospel of Peter con- tained evidently an account of the washing of Pilate’s hands (the df at the beginning of the fragment makes this clear) and of the earthquake following the crucifixion (but in the Peter Gospel the earthquake occurs not while Christ is still on the cross, but at the moment that his dead body is laid upon the earth — a very notable circumstance, for the state- ment is entirely opposed to the alleged Docetic tendency of our fragment). In common with Matthew it has also an account of the watch set at the tomb. The resemblances to Luke are less marked. In common with Luke alone Peter brings Herod into connection with the trial of Christ (but the connection is very different in the two cases) ; repre- sents one of the malefactors as acknowledging Christ’s innocence (but again there is a marked difference between the two accounts), and speaks of the remorse of those who had crucified Christ (but in this case too the connection is The Gospel of Peter, ii 6 very loose). The chief resemblances of our fragment to John’s Gospel are its paschal chronology and its apparent record of an appearance of Christ to some of his apostles at the Sea of Galilee. On the other hand, a comparison of our fragment with the corresponding portions of the canonical Gospels reveals some very remarkable omissions which are exceedingly difficult to explain if it be assumed that our author knew and used those Gospels. It is to be noticed as very signifi- cant in this connection that our author omits no circum- stance of importance recorded in Mark, while he omits much that is found in one or more of the other three Gospels. I desire to call attention here to only a few of the most strik- ing of such omissions. Of the occurrences recorded in Matthew alone, Peter omits the imprecation of the people, “ His blood be upon us and upon our children,” a remark so entirely in accord with the spirit and tendency of our author and calculated so capitally to voice his anti-Jewish sentiments that it is difficult to explain its omission if he read it in his sources ; he omits also the rending of the rocks, as well as the opening of the tombs and the coming forth of the dead (Matt, xxvii., 52 sq .), a most surprising omission, all the more surprising when we consider the elaborate use made of the latter in- cident by the Acts of Pilate. Moreover Peter fails to men- tion the earthquake which occurred in connection with the descent of the angel and the rolling away of the stone from the door of the tomb, an omission especially difficult to explain when we realize Peter’s tendency just at this point to magnify the marvellous element. Finally, Peter says nothing of the appearance of Christ to the women on the day of the resur- rection (Matt, xxviii., 9 sq). His silence upon this subject seems all the more remarkable, when it is noticed that both John and the author of the appendix to the Gospel of Mark thought it necessary to follow Matthew in recording it. On the other hand, the original Mark says nothing about it, and Luke, who follows Mark but betrays no acquaint- ance with the Gospel of Matthew, at least in its present The Gospel of Peter . 117 form, likewise omits it. If Peter knew our Matthew, his omission of such an important event seems to me quite inexplicable. So far as Luke and John are concerned, Peter’s omissions of circumstances recorded by them are more numerous but no more striking. The most notable of these are the visit of Peter and John to the tomb and all the Jerusalem appear- ances recorded in John, and the appearance of Christ to the two disciples on the way to Emmaus, recorded in Luke. Moreover Peter is entirely inconsistent with Acts i. where the disciples are represented as remaining in Jerusalem and communing there with Christ for forty days. In fact it is to be said with emphasis that Peter’s exclusion of all the appear- ances of Christ upon the day of his resurrection — appear- ances which are made so much of by Matthew, Luke, and John, but are entirely omitted by Mark — renders it very difficult to assume an acquaintance on his part with Matthew- Luke, and John. It would certainly be to the interest of any Gospel writer to put the appearances of Christ at as early a day as he had authority for doing, and at the same time to emphasize if he could the fact that they took place on the first day of the week, the Lord’s day. But Peter mentions no appearance until at least a week after the resur- rection, and though he refers to the “ Lord’s day,” twice in the brief fragment which we have, he does not seem to have mentioned the fact that the appearance which he does record took place on that day. These remarkable omissions, I am free to confess, seem to me to outweigh all the resemblances — verbal or otherwise — which have been shown to exist between our fragment and the Gospels of Matthew, Luke, and John. Of course, our fragment is so brief that it is unsafe to make sweeping generalizations, but, so far as it goes, it presents in relation to the three Gospels mentioned, practically the same kind of phe- nomena which are presented by Matthew and Luke in rela- tion to each other, — phenomena which are now generally held by New Testament scholars to be due not to the use by either Matthew or Luke of the other, but to their use of a 1 1 8 The Gospel of Peter. common source. As has been already remarked, there is every reason to suppose that Peter, like Matthew and Luke, made use of the Gospel of Mark, or of an original Gospel closely resembling it ; and there is also reason to suppose that he was acquainted with the additional source or sources employed by Matthew and Luke, whether that common source — or any of those sources — was the Matthew A oyia or not. But if Peter’s acquaintance with the Gospels of Mat- thew, Luke, and John be denied, or at least regarded as improbable, how does our Gospel compare with them in age ? Does it mark an early or a late stage in the process of Gospel formation? To answer this question it is necessary to take into account the uncanonical events which are recorded in our fragment,— events which our author may have found, in part at least, in the sources from which he drew, or may have added with his own hand. Such events are very numerous, but most of them are of such a character as to throw no light upon the proposed question. A few of them, however, are significant : for instance, in vs. 25 it is said that “the Jews, and the elders, and the priests, knowing what evil they had done themselves, began to lament and to say, 1 Woe for our sins ! the judgment is at hand and the end of Jerusalem ; so also vss. 26 and 27, where the author says : “For we were sought for by them [i. e. by the Jews] as malefactors and as minded to burn the temple. And besides all this we fasted and sat down mourning and weep- ing night and day until the Sabbath.” Still more signifi- cant are the legendary features which attach themselves to Peter’s account of the resurrection. Such, for instance, are the statements that the stone moved aside of itself from the door of the tomb ; that three figures issued from the tomb, two of them, with heads reaching to heaven, supporting the third, whose head towered above the heavens ; that a cross fol- lowed these figures and a voice was heard from it in response to a question from heaven. In addition to these legendary details, the account of Peter contains some exaggerations as compared with the corresponding accounts in the canonical The Gospel of Peter . 1 19 Gospels : e . g. the size of the stone and the number of seals placed upon it are magnified (cf. Matthew), and the tomb thus sealed is inspected by a crowd of people from Jerusa- lem and the surrounding country. Such features as these certainly militate against an early date for our fragment ; but, on the other hand, it is to be noticed that Matthew, as already remarked, contains some marvels not found in Peter, as striking as any that occur in the latter ; and that Peter’s omission of the Jerusalem appearances of Christ gives his account a markedly archaic look. In favor of a later date than that of our canonical Gospels have been urged the employment of v Mvpiaurj for the Lord’s day, and the exclusive use throughout our fragment of o uvpios instead of ’'IpeovZ. The former has considerable weight ; the latter on the other hand, may indicate not a later date, but only the influence of Paul (see Tyler’s articles in the Academy , July 29 and Sept. 30, 1893). On the whole, we shall perhaps not be far out of the way if we assign the Gospel, of which our fragment forms a part, to the early decades of the second century. Internal considerations point to that period, and we are prevented, in any case, from bringing its composition down to a much later date by the fact that it was known and used by Justin Martyr. BIBLIOGRAPHY. I. — Editions. Bouriant, U. Editio princeps (in Mimoires publics par les membres de la mission archdologique fran^aise au Caire. Tom. ix., fasc. 1, pp. 137-147) Paris, 1892. Harnack, Adolf. Bruchstiicke des Evangeliums und der Apocalypse des Petrus ( Sitzungsbericht der Koniglich Preussischen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin , 1892. S. 895-903, 949-965. 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Of book notices I have mentioned only such as contain an independent discussion of the Gospel itself or of questions connected with it. APPENDIX. [Reprint from the New York Independent of May 4 and 11, 1893.] THE ALLEGED DOCETISM OF THE GOSPEL OF PETER. By the Rev. Arthur Cushman McGiffert, Ph.D., Professor of Church History in Lane Seminary, Cincinnati. The majority of scholars that have expressed an opinion in regard to the recently published fragment of the lost Gospel of Peter seem to have taken its Docetism for granted, and many of them draw conclusions therefrom affecting prejudicially the antiquity and general character of the work. With these conclusions I am not here concerned, though I think it might be shown that such Docetism as the Gospel is alleged to contain is quite consistent with its early origin and with its use, for a time at least, even within orthodox circles. There are some facts, however, which do not seem to harmonize with the assumption that the Gospel is Docetic in its Christology, and which are significant enough to raise the question whether the common assumption may not be a mistake, or at least need some modification. In support of the assertion that the Gospel is Docetic are urged, first, the statement of Serapion, quoted by Eusebius, H. £., vi., 12, and secondly, two passages in the recovered fragment of the Gospel itself. Leaving the words of Serapion out of sight for the present, let us examine the passages in question. The first is in verse 10, where the manuscript reads avroS da a 6 iG 07 td 6 aS l ur/dav Ttorov ax^ov. For the impossible e 6 iG 07 tddaS Gebhardt, Lods, Robinson, Harnack, and many others read adiaoTta go's , which is doubtless correct. The sentence is then to be translated : “ But he kept silence as if he were in nowise suffering pain.” Whatever Docetism is supposed to lodge in the words jur/dav rtovov is destroyed by the insertion of go's ; and the sentence thus read is entirely in harmony with many statements in our Gospels which are not commonly regarded as Docetic — e. g ., Luke 4 : 30 ; John 4 : 32, 125 126 The Gospel of Peter. io : 39 — and indicates nothing more than a desire on the part of the author to emphasize the marvellous and heroic endurance of the sufferer. The same power of patient endurance is brought out in other ways by the Evangelist ; as, e. g ., in Mark 14: 61, 15 : 5, 15 : 23. Had the author wished to indicate that the Lord really felt no bodily pain, he would certainly have stated it more plainly than he does. The second passage which is supposed to reveal the Docetism of the Gospel is in verse 19 : ncd 6 KvpioZ dvs( 56 rjds Xeyoov rj Svvajuii juov rj SvvajuiZ HareXsi'ifxxS jus ; nai sirtaov av s\r} — “ And the Lord cried out, saying, Power, my Power, hast thou forsaken me ? And when he had spoken he was taken up.” The substitution of “ Power” for “ God,” and of “ was taken up ” for “gave up the ghost,” certainly looks suspicious, reminding us at once of that early and widely prevalent form of Docetism which taught that the Christ was distinct from the man Jesus, and descended upon him at baptism, leaving him again before his passion (or at the time of his death?). Compare, e. g., Irenaeus, i., 7 ; iii. , 16, 17, 22, etc. But it is to be noticed that in the present passage it is not Jesus but the Lord that cries out “ Power, my Power.” If the author regarded dvvajuiS as the spiritual agent or the superior Christ {avoo XpidroZ) that descended upon the man Jesus, he ought to have vindicated it by the use of the distinctive name IrjdovS instead of the ambiguous o ycilpioS, which certainly is not the word we should expect for the human as distinguished from the divine nature of the Saviour. But still more decisive is the fact that the subject of dvsfiorjds and dvsXjjcpSq is one and the same. It is the Lord that addresses tb.e] 8 vva/iiS } and it is the same Lord that is “ taken up,” i. povrjp.ara t a nXeiova iiceivojv eori SiSaa/caXtas. The reason seems here to be given for calling these men Docetae. They are so called by Serapion (it is to be noticed that The Gospel of Peter . 129 we were able to read it through, and we found most of it in accord with the true doctrine of the Saviour, but some precepts added, 1 which we have sub- joined for you.” In considering the bearing of these words it must be remarked that the mere fact that the Gospel of Peter was used by certain heretics or by an heretical sect is no proof of its heretical character ; for we know that our canonical Gospels were accepted by many of the leading heretics of the early Church, notably by Valentinus and his school. And it is worthy of note that Serapion does not say that these heretics to whom he refers were themselves the authors of the Gospel, or that they had made heretical emendations or additions. It is evident, however, that the Gospel did contain some things not found in our canonical Gospels which were used by the heretics in question to support their views. But what were their views? The word Docetism as used by the Fathers commonly designates, not a distinct school or party, but simply an opinion or doctrine held by men ot various parties. Only by Hippolytus and Clement of Alexandria is the name Docetse applied to a special sect ; Epiphanius, Philas- ter, and other anti-heretical writers knew of no such sect. The account of Hippolytus indicates that the sectaries with whom he was acquainted, and who gave themselves the name Docetse, were Gnostic in much of their thinking, but held a doctrine of Christ’s body much less Docetic than that of most of the Gnostics. Hippolytus does not know on what ground they are called Docetse, and they certainly cannot have taken their name from their Christology which was so slightly Docetic and which was evidently so minor a part of their system. Clement of Alexandria (Strom., iii., 13) makes Julius Cassianus the founder of the sect of Docetse ; but that which attracts Clement’s attention in connection with him is not his Docetism but his asceticism. Whether he was strongly Docetic we do not know ; but Clement’s reference is such as to lead us to think that his sect, like that described by Hippolytus, took its name from something else than its Christology. 2 Whether, therefore, the Christians to whom Serapion gives the name Docetse are to be identified with those mentioned by Clement and Hippolytus or not, it is at least evident that the mere use of the name cannot be regarded as a proof that they were heretical in their Christ- ology ; and if we are to conclude that they were related to the other Docetse it is more than probable that, whatever their Christology, it was not the deter- mining, nor, indeed, a prominent feature of their system. In fact, Serapion’s reference, in the passage quoted, to ascetics, and his use of the word it is not said that they give the name to themselves) because their opinions agree with the opinions of a certain sect known as Docetae. If this interpretation be doubtful, it is at least certain that ra povrjp.a.Ta to. ir\eiova cannot be the “ opinions of the Gospel of Peter,” as commonly supposed ; for Serapion says just below that most of its teachings are in accord with the true doctrine of the Saviour. 1 Tcva Se npooSia(TTa\peva. As Siao-re AA.w in New Testament and Patristic Greek means “ to command,” the unusual word npoaSLaareWoj can hardly mean anything else than “ to give additional commands.” 3 Whether Clement and Hippolytus are referring to the same or to different sects is not certain ; Clement says nothing of the Gnostic speculation which Hippolytus describes at length, and Hippolytus does not refer to the asceticism of which Clement speaks. 30 The Gospel of Peter. diadraXjueva in speaking of the additions which he found in the Gospel of Peter, seem to imply that the errors of the Christians of Rhossus lay not in the sphere of Christology, but in the sphere of practical life, and that it was an extreme or unhealthy asceticism which he was attacking. This would bring his Docetse into line with those mentioned by Clement, and would also explain the fact that he does not condemn the Gospel in severe and sweeping terms, as he would be likely to do if it taught an heretical Christology — a subject upon which at this period, as a result of its conflict with Gnosticism, the Church was peculiarly sensitive. In fact, Serapion speaks very kindly of the Gospel, declaring its general truthfulness and finding fault with it, not because it con- tradicts the true doctrine at any point, but because it contains some unwar- ranted additions. The nature of these additions it is not difficult to guess. They consisted, doubtless, of utterances of Christ similar to that quoted by Cassianus and referred by Clement to the Gospel of the Egyptians — utterances more or less ascetic in their tendency ; or of statements like that which Origen (in Matt, io : 17) tells us the Gospel actually contained, namely, that the brethren of Christ were children of Joseph by a former wife, which was also turned to account by ascetics. Such extra-canonical passages might be numer- ous and yet not appear in the fragment which has been recovered. It is not probable that Serapion was referring to the additions found in the narrative of the resurrection ; for a Father of the second century would hardly take offence at such pious exaggerations, all of which are very modest compared with the notions of his day, and none of which is harmful either to doctrine or practice. This examination of Serapion’s account confirms the conclusion drawn from our examination of the Gospel itself, that we are not warranted in accusing its author of holding Docetic views of Christ. a \ aVv . ^'ucau^ ►^SOWn Vw.'W? ** '^WL^ %«km»s ‘ t ~f r? . ^Wi* ^>s ** rdi^o^-ao r&ni nil S4t< *^Y»»» JhAa <^=*A **OaS=\ r^n S*£t* yei vsir^in “v<\vAn At^ nAict* fi*. *jis)nc*vi< ,r«A2ii» or£ ^»r\ rC^iuwLS*} '^5»j\0 : xCif^n -o^ta . t&is«| ««&v*»o j5cn- Apparently we have here the Liber Paradisi or Lives of the Holy Fathers of the Desert, of which many copies exist in Greek, though it may be doubted whether there is any critical edition. Some portions of this Syriac version were published at Upsala by Tullberg and his disciples, in 1851, from MSS. in the Vatican and in the British Museum. In our MS. the current heading of the pages is or, History of the Egyptian Hermits. After fol. 86 b two leaves appear to have been cut away. Fol. 87 b bears the heading r^-x\xsxx 00C\A..Li relx^.’To.i Of the holy Nilus the Solitary. At the foot of fol. 93 a begins the Apology of Aristides. On fol. 105 a begins j ejk' i bvy * i .*0 n oo cv.2k c\.2k i K'i.srjKlrw CQZ3L=3 .T^=3 or, A discourse of Plutarch on the subject of a man’s being assisted by his enemy. At the foot of fol. 112 a crA^.i r^Lx-ia.i A.^.1 K'i-Sarelsa or, A second discourse of the same Plutarch 7 repl da/crja-eax;. Apparently this is the tract published by Lagarde in his Ana- lecta , pp. 177 — 186, and translated by Gildemeister and Bucheler. OF ARISTIDES. O On fol. 121 b A discourse of Pythagoras, probably the same as is published in Lagarde’s Analecta, pp. 195 — 201 . On fol. 126 a A:*..! odoatA^Acva.i K'i_5K)rtLra A discourse of Plutarch, on Anger, for which see Lagarde, Analecta Syriaca, pp. 186 — 195. On foi. 132 b A 2 .j 3 .-J! reAo r^A.i A^. oo cAad cA i .30^ As*. K^-io A^r^lm A discourse of Lucius (Lucianus), that we should not receive slander against our friends : 7 rep! rod firj paSla)^ Tna-Ttvecv Sta/3o\fj. Apparently the same as is given in Sachau, Inedita, pp. 1 — 16. On fol. 140 a rtlSL^l As*. rC\..» A first discourse in explanation of Ecclesiastes, made by Mar John the Solitary for the blessed Theognis. See Wright’s Cat. of the Syr. MSS. in the Brit. Mus. p. 996. 1 See Wright’s Catalogue, p. 1160. The general contents of this MS. (Brit. Mus. 987) should be compared with those of the MS. here described : it contains e.g. the Apology of Melito and the Hypomnemata of Ambrose, and various Philosophical treatises. 6 THE APOLOGY And from fol. 214 a onward the volume is occupied with translations from the Homilies of Chrysostom on Matthew. The above description will shew something of the value of the MS. It will also suggest that it was the ethical character of the Apology of Aristides that secured its incorporation with the volume. Let us now pass on to discuss the effect which this recovered document has upon our estimate of the Eusebian statements concerning the earliest Church Apologists. Aristides and Eusebius. According to the Chronicon of Eusebius we have the following date for the Apologies of Quadratus and Aristides : 1. The Armenian version of the Chronicon gives under the year 124 A.D. as follows: 01. A. Abr. Imp. Rom. fZ 226 2140 8 e d Adrianus Eleusinarum rerum gnarus fuit multaque (dona) Atheniensium largitus est. e Romanorum ecclesiae episcopatum excepit Septimus Telesphorus an- nis XI. Codratus apostolorum auditor et Aristides nostri dogmatis (nostrae rei) philosophus Atheniensis Adriano supplicationes dedere apologeticas (apologiae, responsionis) ob mandatum. Acceperat tamen et a Serennio ( s . Serenno) splendido praeside (iudice) scriptum de Christianis, quod nempe iniquum sit occidere eos solo rumore sine inquisitione, neque ulla accusatione. Scribit Armonicus Fundius (Phundius) proconsuli Asianorum ut sine ullo damno et incusatione non damnarentur ; et exemplar edicti eius hucusque circumfertur. One of the Armenian MSS. (Cod. N) transfers this notice about the Apologists to the following year, and it is believed that this represents more exactly the time of Hadrians first visit to Athens (125 — 126 A.D.). With this agrees the dating of the Latin version of Jerome. We may say then that it is the intention of Eusebius to refer the presentation of both these OF ARISTIDES. 7 Apologies to the time when Hadrian was spending his first winter in Athens ; and to make them the reason for the Imperial rescript to Minucius Fundanus which we find attached to the first Apology of Justin Martyr. And since Minucius Fundanus and his pre- decessor Granianus were consuls suffect in the years 106 and 107, it is not unreasonable to suppose that they held the Asian pro-consulate in the years A.D. 123 and 124, or 124 and 125. If then Aristides and Quadratus presented apologies to Hadrian, it is reasonable to connect these Apologies with his first Athenian winter and not with the second (a.d. 129 — 130). But here we begin to meet with difficulties ; for, in the first place, much doubt has been thrown on the genuineness of the rescript of the emperor to Minucius Fundanus; in the second place there is a suspicious resemblance between Quadratus the Apologist and another Quadratus who was bishop of Athens in the reign of Antoninus Pius, succeeding to Publius whom Jerome affirms to have been martyred ; and in the third place our newly-recovered document cannot by any possibility be referred to the period suggested by Eusebius, and there is only the barest possibility of its having been presented to the Emperor Hadrian at all. Let us examine this last point carefully, in order to answer, as far as our means will permit, the question as to the time of presentation of the Apology of Aristides and the person or persons to whom it was addressed. The Armenian fragment is headed as follows : To the Emperor Hadrian Caesar, from Aristides, philosopher of Athens. There is nothing, at first sight, to lead us to believe that this is the original heading ; such a summary merely reflects the Eusebian tradition and might be immediately derived from it. When we turn to the Syriac Version, we find a somewhat similar preface, to the following effect. Apology made by Aristides the Philosopher before Hadrianus the King, concerning the worship of Almighty God. But this, which seems to be a mere literary heading, proper, shall we say, for one out of a collection of apologies, is immediately 8 THE APOLOGY followed by another introduction which cannot be anything else than a part of the primitive apology. It runs as follows : ...Caesar Titus Hadrianus Antoninus, Worshipful and Clement, from Marcianus Aristides, philosopher of Athens. The additional information which we derive from this sentence is a sufficient guarantee of its genuineness; we have the first name of the philosopher given, as Marcianus; and we have the name of the emperor addressed given at length. To our astonish- ment this is not Hadrian, but his successor Antoninus Pius, who bears the name of Hadrian by adoption from Publius Aelius Hadrianus. Unless therefore we can shew that there is an error or a deficiency in the opening sentence of the Apology we shall be obliged to refer it to the time of the emperor Antoninus Pius, and to say that Eusebius has made a mistake in reading the title of the Apology, or has followed some one who had made the mistake before him. And it seems tolerably clear that if an error exist at all in such a precise statement as ours, it must be of the nature of an omission. Let us see what can be urged in favour of this theory. We will imagine that the original title contained the names both of Hadrian and of Antoninus Pius, his adviser and companion, much in the same way as Justin opens his first Apology with the words, “ to the Emperor Titus Aelius Hadrianus Antoninus Pius Augustus Caesar and to his son Veris- simus the Philosopher, and to Lucius the Philosopher, natural son of Caesar and adopted son of Pius.... I Justin. . .have written the following appeal and supplication.” In support of this theory we might urge the apparent dislocation of the opening sentence of our Apology. The Syriac version is clearly wrong in its punctua- tion, for example, since it transfers the expression Aa (A lmighty) to Caesar, by placing a colon after the word k'ctAk' (God). This is clearly impossible, for that the writer did not attempt to translate, say, avro/cparcop as if it were n ravro/cpdr(op will be evident from his correct use of the Divine attribute later on in his work. But even if the translator had been guilty of such a mistake, the case would not have been bettered, because Antonine would now have been styled Emperor as well as Caesar. But let us imagine if we please that the term Caesar or OF ARISTIDES. 9 Emperor Caesar belongs to a previous name which has dropped out and supply the connective necessary, so as to read, “ To the Emperor Aelius Hadrianus Augustus Caesar and to Titus Hadria- nus Antoninus.” In support of this we may urge that the adjectives which follow are marked in the Syriac with the sign of the plural, as if the writer imagined himself to be addressing more persons than one. Supposing then that this is the case we should still have to face the question as to the name given to Antonine ; if he is called Hadrian, this must mean that the Apology is presented at some time subsequent to his adoption, which is generally understood to have taken place in the year A.D. 138, only a little while before Hadrian’s death. So that in any case we should be prohibited by our document from dating the Apology in question either in the first visit of Hadrian to Athens or in the second visit, and we should only have the barest possibility that it was presented to Hadrian at all. It would have, so to speak, to be read to him on his death-bed at Baiae. Seeing then the extreme difficulty of maintaining the Hadrianic or Eusebian hypothesis, we are driven to refer the Apology to the reign of Antoninus Pius, and to affirm that Eusebius made a mistake in reading or quoting the title of the book, in which mistake he has been followed by a host of other and later writers. If he followed a text which had the heading as in the Syriac, he has misunderstood the person spoken of as Hadrian the king ; and if on the other hand he takes the opening sentences as his guide, he has made a superficial reference, which a closer reading would have corrected. All that is necessary to make the Syriac MS. intelligible is the introduction of a simple prepositional prefix before the imperial name, and the deletion of the ribbui points in the adjectives. Nor is this all ; for there can be no doubt that the two adjectives in question (peUsijji-rao are intended to represent two of the final titles of Antoninus : standing for the Greek Xe/3acrTo?, which again is the equivalent of the Latin Augustus; and being the equivalent of the title Pius which the Roman Senate gave to Antoninus shortly after his accession and which the Greeks render by eucre/3^?. And it is precisely in this order that the titles are usually found, 10 THE APOLOGY viz. Augustus Pius, which the Syriac has treated as adjectives, and connected by a conjunction. Moreover this translation of evcrefir) 9 on the part of the Syriac interpreter shews that the meaning of the title is ‘clement’ or ‘compassionate,’ rather than that of mere filial duty, which agrees with what we 'find in a letter of Marcus Aurelius to Faustina; “haec (dementia) patrem tuum imprimis Pii nomine ornavit 1 .” Now how will this conclusion react upon the companion Apology of Quadratus? We could, no doubt, maintain that it leaves the question where it found it. The mistake made by Eusebius need not have been a double error, and the correct reference to Hadrian for Quadratus’s Apology would have furnished a starting-point for the incorrect reasoning with regard to Aristides. On this supposition we should simply erase the reference to Aristides from Eusebius and his imitators. But there is one difficulty to be faced, and that is the fact that we were in confusion over Quadratus before we reached any conclusion about Aristides. And our investigation has not helped to any elucidation of the confusion. Bead for example the language in which Eusebius ( H . E. IV. 3) describes the presentation of the Apology. Ai'Xto? 'ASpiavos SiaSe^erai ti}v rj^epoviav' tovtm KoSpaTO? \6yov 7rpo(T(f)Gi)V7](ra<; dvaSi'Scocriv, diro\oyiav awTatjas virep rf}<; K,aff ry/xa? 6 eocre fields' and compare it with the Greek of the Chronicon as preserved by Syncellus, KoSpaTo? 6 [epos twv diroaroXcov d/covcrrijs A l\lm 'A Spiavw tw avroKparopt Aoyou? diroXoyias virep XpccrTLavcov eSco/cev' and we naturally suspect with Harnack 2 that the title must have been something like the following, X0705 diroXoyia 5 virep Trj 9 tgov XpMTTiavwv deoaefteias, and we are confirmed in this belief by finding that the Aristides Apology was also headed diroXoyia virep tt} /cal dr o pep evorrjrt. Now with reference to the foregoing passage, we may say at once that the concluding terms are not second-century language at all. On the other hand, the reference to the “ Hebrew virgin ” is precisely the language of the Apology. Further, the opening words of the fragment, with their allusion to a real passion of a real body, are certainly anti-Docetic, and therefore may be taken as second-century theology. We may compare with them the sentiments of the Ignatian epistles, as for example the letter to the Smyrnaeans (c. ii.), where we read : — ravra yap iravra erraOev 81 r)pds‘ /cal aXrjOcos 67ra0ev, cos /cal a\.7]6(Zs dveai rjcrev eavrov' ov% cuairep air/crrol rives Xeyovaiv to &ok€L v avrov rreirovOevai. It does not, therefore, seem as if these words in the opening of the fragment were a translator’s invention or addition. They have a second-century ring about them. If so, then the extract is either a translation of a paragraph of the Apology, or of some other tract by the same writer, and probably the latter. We have, however, no means of discriminating further the original form of the sentence from the later accretions. It is, however, by no means impossible that the heading may be correct; that Aristides may have written an epistle or address to Philosophers on the subject of the Christian religion in general, or of the Incarnation in particular. 1 The same word is used by the translator to render au/xa and adp^. 2 More exactly eavrov : an additional word being necessary in the Armenian in order to give the sense 1 conjunxit sibi ’ : but the sense seems to require tavr$. a Or iK. OF ARISTIDES. 35 THE APOLOGY OF ARISTIDES, TRANSLATED FROM THE SYRIAC. Again, the apology which Aristides the philosopher made before Hadrian the king concerning the worship of God. [To the Emperor] Caesar Titus Hadrianus Antoninus Augustus Pius, from Marcianus Aristides, a philosopher of Athens. I. I, 0 king, by the grace of God came into this world ; and 5 having contemplated the heavens and the earth and the seas, and beheld the sun and the rest of the orderly creation, I was amazed at the arrangement of the world ; and I comprehended that the world and all that is therein are moved by the impulse of another, and I understood that he that moveth them is God, io who is hidden in them and concealed from them : and this is well known, that that which moveth is more powerful than that which is moved. And that I should investigate concerning this Mover of all, as to how He exists — for this is evident to me, for He is incomprehensible in His nature — and that I should dispute is concerning the stedfastness of His government, so as to compre- hend it fully, is not profitable for me ; for no one is able perfectly to comprehend it. But I say concerning the Mover of the world, that He is God of all, who made all for the sake of man ; and it .=3 is evident to me that this is expedient, that one should fear God, 20 and not grieve man. Now I say that God is not begotten, not made ; a constant nature, without beginning and without end; immortal, complete, and incomprehensible: and in saying that He is complete, I mean this; that there is no deficiency in Him, and He stands in need 25 of nought, but everything stands in need of Him : and in saying that He is without beginning, I mean this; that everything which has a beginning has also an end; and that which has an end is dissoluble. He has no name ; for everything that has a name is associated with the created; He has no likeness, nor composition 30 of members ; for he who possesses this is associated with things 3—2 THE APOLOGY 30 fashioned. He is not male, nor is He female : the heavens do not contain Him ; but the heavens and all things visible and invisible are contained in Him. Adversary He has none ; for there is none that is more powerful than He ; anger and wrath He possesses not, for there is nothing that can stand against 5 Him. Error and forgetfulness are not in His nature, for He is altogether wisdom and understanding, and in Him consists all that consists. He asks no sacrifice and no libation, nor any of the things that are visible ; He asks not anything from anyone ; but all ask from Him. II. Since then it has been spoken to you by us concerning God, as far as our mind was capable of discoursing concerning Him, let us now come to the race of men, in order that we may know which of them hold any part of that truth concerning which we have spoken, and which of them are in error therefrom. 15 This is plain to you, O king, that there are four races of men in this world; Barbarians and Greeks, Jews and Christians. Now the Barbarians reckon the head of the race of their religion from Kronos and from Rhea and the rest of their gods : but the Greeks from Helenus, who is said to be from Zeus ; and from 20 Helenus was born Aeolus and Xythus, and the rest of the family from Inachus and Phoroneus, and last of all from Danaus the Egyptian and from Kadmus and from Dionysus. Moreover the Jews reckon the head of their race from Abraham, who begat Isaac, from whom was born Jacob, who 25 begat twelve sons who removed from Syria and settled in Egypt, and there were called the race of the Hebrews by their law- giver: but at last they were named Jews. The Christians, then, reckon the beginning of their religion from Jesus Christ, who is named the Son of God most High ; 30 and it is said that God came down from heaven, and from a Hebrew virgin took and clad Himself with flesh, and in a daughter of man there dwelt the Son of God. This is taught from that .1 Gospel which a little while ago was spoken among them as being preached; wherein if ye also will read, ye will comprehend 35 the power that is upon it. This Jesus, then, was born of the tribe of the Hebrews ; and He had twelve disciples, in order that a certain dispensation of His might be fulfilled. He was OF ARISTIDES. 37 pierced by the Jews ; and He died and was buried ; and they say that after three days He rose and ascended to heaven ; and then these twelve disciples went forth into the known parts of the world, and taught concerning His greatness with all humility and sobriety ; and on this account those also who to-day believe in this 5 preaching are called Christians, who are well known. There are then four races of mankind, as I said before, Barbarians and Greeks, Jews and Christians. To God then ministers wind, and to angels fire ; but to demons water, and to men earth. 10 III. Let us then begin with the Barbarians, and by degrees we will proceed to the rest of the peoples, in order that we may under- stand which of them hold the truth concerning God, and which of them error. The Barbarians then, inasmuch as they did not comprehend 15 God, erred with the elements; and they began to serve created things- instead of the Creator of them 1 , and on this account they made likenesses and they enclosed them in temples ; and lo ! they worship them and guard them with great precaution, that their gods may not be stolen by robbers ; and the Barbarians co have not understood that whatsoever watches must be greater than that which is watched ; and that whatsoever creates must be greater than that whatever is created : if so be then that their gods are too weak for their own salvation, how will they furnish salvation to mankind ? The Barbarians then have erred with a 25 great error in worshipping dead images which profit them not. And it comes to me to wonder also, 0 king, at their philosophers, how they too have erred and have named gods those likenesses which have been made in honour of the elements ; and the wise men have not understood that these very elements are corruptible 30 and dissoluble ; for if a little part of the element be dissolved or corrupted, all of it is dissolved and corrupted. If then these elements are dissolved and corrupted, and compelled to be subject to another harder than themselves, and are not in their nature gods, how can they call gods those likenesses which are made 35 in their honour ? Great then is the error which their philosophers have brought upon their followers. 1 Eom. i. 25 . 38 THE APOLOGY IV. Let us turn then, 0 king, to the elements themselves, in order that we may shew concerning them that they are not gods, but a creation, corruptible and changeable, which is in the likeness of man 1 . But God is incorruptible and unchangeable and c\ invisible, while seeing, turning and changing all things. 5 Those therefore who think concerning earth that it is God have already erred, since it is digged and planted and delved ; and since it receives the defilement of the excrement of men and of beasts and of cattle : and since sometimes it becomes what is useless ; for if it be burned it becomes dead, for from baked clay there io springs nothing : and again, if water be collected on it, it becomes corrupted along with its fruits : and lo ! it is trodden on by men and beasts, and it receives the impurity of the blood of the slain ; and it is digged and filled with the dead and becomes a repository for bodies: none of which things can that holy and 15 venerable and blessed and incorruptible nature receive. And from this we have perceived that the earth is not God but a creature of God. V. And in like manner again have those erred who have thought concerning water that it is God. For water was created 20 for the use of man and in many ways it is made subject to him. For it is changed, and receives defilement, and is corrupted, and loses its own nature when cooked with many things, and receives colours which are not its own; being moreover hardened by the cold and mixed and mingled with the excrement of men and beasts 25 and with the blood of the slain : and it is compelled by workmen, by means of the compulsion of channels, to flow and be conducted \ against its own will, and to come into gardens and other places, so as to cleanse and carry out all the filth of men, and wash away all defilement, and supply man’s need of itself. Wherefore 30 it is impossible that water should be God, but it is a work of God and a part of the world. So too those have erred not a little who thought concerning fire that it is God : for it too was created for the need of men : and in many ways it is made subject to them, in the service of 35 food and in the preparation of ornaments and the other things of 1 Horn. i. 23. OF ARISTIDES. 39 which your majesty is aware : whilst in many ways it is extin- guished and destroyed. And again those who have thought concerning the blast of winds that it is God, these also have erred : and this is evident to us, that' these winds are subject to another, since sometimes 5 their blast is increased and sometimes it is diminished and ceases, according to the commandment of Him who subjects them. Since for the sake of man they were created by God, in order that they might fulfil the needs of trees and fruits and seeds, and that they might transport ships upon the sea ; those ships which 10 bring to men their necessary things, from a place where they are found to a place where they are not found ; and furnish the different parts of the world. Since then this wind is sometimes increased and sometimes diminished, there is one place in which it does good and another where it does harm, according to the nod of Him who rules it : and even men are able by means of well-known instruments to catch and coerce it that it may fulfil for them the necessities which they demand of it : and over itself it has no power at all ; wherefore it is not possible that winds should be called gods, but a work of God. 20 VI. So too those have erred who have thought concerning the sun that he is God. For lo ! we see him, that by the necessity of another he is moved and turned and runs his course ; and he proceeds from degree to degree, rising and setting every day, in order that he may warm the shoots of plants and shrubs, and 25 may bring forth in the air which is mingled with him every herb which is on the earth. And in calculation the sun has a part with the rest of the stars in his course, and although he is one in his nature, he is mixed with many parts, according to the advantage of the needs of men : and that not according to his own 30 will, but according to the will of Him that ruleth him. Where- fore it is not possible that the sun should be God, but a work of God ; and in like manner also the moon and stars. VII. But those who have thought concerning men of old, that some of them are gods, these have greatly erred : as thou, even 35 thou, 0 kinor art aware, that man consists of the four elements 7 o ; 7 and of soul and spirit, and therefore is he even called World, ^ and apart from any one of these parts he does not exist. He has 40 THE APOLOGY beginning and end, and he is bom and also suffers corruption. But God, as I have said, has none of this in His nature, but He is unmade and incorruptible. On this account, then, it is impossible that we should represent him as God who is man by nature, one to whom sometimes, when he looketh for joy, grief 5 happens ; and for laughter, and weeping befals liim ; one that is passionate and jealous, envious and regretful, along with the rest of the other defects : and in many ways more corrupted than the elements or even than the beasts. And thence, 0 king, it is right for us to understand the io error of the Barbarians, that, whereas they have not investigated concerning the true God, they have fallen away from the truth and have gone after the desire of their own mind, in serving elements subject to dissolution, and dead images : and on account of their error they do not perceive who is the true God. VIII. Let us return now to the Greeks in order that we may know what opinion they have concerning the true God. The Greeks then because they are wiser than the Barbarians have erred even more than the Barbarians, in that they have introduced many gods that are made ; and some of them they have 20 represented as male and some of them as female ; and in such a way that some of their gods were found to be adulterers and ** murderers, and jealous and envious, and angry and passionate, and murderers of fathers, and thieves and plunderers. And they say that some of them were lame and maimed ; and some of them 25 wizards, and some of them utterly mad ; and some of them played on harps ; and some of them wandered on mountains : and some of them died outright ; and some were struck by lightning, and some were made subject to men, and some went off in flight, and some were stolen by men ; and lo ! some of them were wept and 3° bewailed by men ; and some, they say, went down to Hades ; and some were sorely wounded, and some were changed into the like- ness of beasts in order that they might commit adultery with the race of mortal women ; and some of them have been reviled for sleeping with males : and some of them, they say, were in wedlock 35 with their mothers and sisters and daughters ; and they say of their gods that they committed adultery with the daughters of men, and from them was born a certain race which was also OF ARISTIDES. 41 mortal. And of some of their goddesses they say that they con- tended about beauty and came for judgment before men. The Greeks, then, 0 king, have brought forward what is wicked, ridiculous and foolish concerning their gods and themselves ; in that they called such like persons gods, who are no gods : and hence men have taken occasion to commit adultery and fornica- tion, and to plunder and do everything that is wicked and hateful and abominable. For if those who are called their gods have done all those things that are written above, how much more shall men do them who believe in those who have done io these things ! and from the wickedness of this error, lo ! there have happened to men frequent wars and mighty famines, and bitter captivity and deprivation of all things : and lo ! they endure them, and all these things befal them from this cause alone : and when they endure them they do not perceive in their conscience that 15 because of their error these things happen to them. IX. Now let us come to the history of these their gods in order that we may prove accurately concerning all those things which we have said above. Before everything else the Greeks introduce as a god Kronos, 20 which is interpreted Chiun ; and the worshippers of this deity sacri- fice to him their children : and some of them they burn while yet living. Concerning him they say that he took him Rhea to wife ; and from her he begat many sons ; from whom he begat also Dios, who is called Zeus ; and at the last he went mad and, for fear of 25 an oracle which was told him, began to eat his children. And from him Zeus was stolen away, and he did not perceive it : and at the last Zeus bound him and cut off his genitals and cast them in the sea ; whence, as they say in the fable, was bom Aphrodite, who is called Astera : and he cast Kronos bound into darkness. Great then is the error and scorn which the Greeks have intro- duced concerning the head of their gods, in that they have said all these things about him, O king. It is not possible that God should be bound or amputated ; otherwise it is a great misfortune. And after Kronos they introduce another god, Zeus ; and they 35 say concerning this one, that he received the headship and became king of all the gods ; and they say concerning him that he was changed into cattle and everything else, in order that he might 42 THE APOLOGY commit adultery with mortal women, and might raise up to him- self children from them. Since at one time they say he was changed into a bull on account of his passion for Europa and for Pasiphae ; and again he was changed into the likeness of gold on account of his passion for Danae : and into a swan, through his 5 passion for Leda ; and into a man through his passion for Antiope ; and into lightning on account of his passion for the Moon : so that from these he begat many children : for they say that from Antiope he begat Zethus and Amphion; and from the Moon, Dionysus ; from Alkmena, Herakles ; and from Leto, Apollo and 10 Artemis ; and from Danae, Perseus ; and from Leda, Castor and Polydeuces and Helene ; and from Mnemosyne he begat nine daughters, those whom he called the Muses ; and from Europa, Minos and Rhadamanthus and Sarpedon. But last of all he was changed into the likeness of an eagle on account of his passion for 15 Ganymede the shepherd. Because of these stories, 0 king, much evil has befallen the race of men who are at this present day, since they imitate their gods, and commit adultery, and are defiled with their mothers and sisters, and in sleeping with males : and some of them have 20 dared to kill even their fathers. For if he, who is said to be the head and king of their gods, has done these things, how much more shall his worshippers imitate him ! And great is the madness which the Greeks have introduced into their history concerning him : for it is not possible that a god should commit 25 adultery or fornication, or should approach to sleep with males, or that he should be a parricide ; otherwise he is much worse than a destructive demon. X. And again they introduce another god, Hephaestus ; and they say of him that he is lame and wearing a cap on his head, and 3° holding in his hand tongs and hammer; and working in brass in order that therefrom he may find his needed sustenance. Is then this god so much in need ? Whereas it is impossible for a god to be needy or lame : otherwise he is very weak. And again they introduce another god and call him Hermes ; 35 and they say that he is a thief, loving avarice and coveting gains, n* and a magician and maimed and an athlete and an interpreter of words : whereas it is impossible for a god to be a magician, or OF ARISTIDES. 43 avaricious, or maimed, or coveting anything that is not his, or an athlete : and if it be found to be otherwise, he is of no use. And after him they introduce another god, Asclepius ; and they say that he is a physician and prepares medicines and bandages in order that he may satisfy his need of sustenance. Is 5 then this god in need ? And he at last was struck by lightning by Zeus, on account of Tyndareus the Lacedemonian ; and so he died. If then Asclepius was a god, and when struck by light- ning was unable to help himself, how is it that he was able to help others ? Whereas it is an impossible thing that the divine nature 10 should be in need, or that it should be struck by lightning. And again they introduce another god and call him Ares, and they say that he is a warrior and jealous, and covets sheep and things which do not belong to him, and acquires possessions through his weapons; and of him they say that at last he com- 15 mitted adultery with Aphrodite and was bound by a tiny boy Eros, and by Hephaestus the husband of Aphrodite : whereas it is cn* impossible that a god should be a warrior or a prisoner or an adulterer. And again they say of Dionysus that he too is a god, who 20 celebrates festivals by night and teaches drunkenness, and carries off women that do not belong to him : and at the last they say that he went mad and left his female attendants and fled to the wilderness ; and in this madness of his he ate serpents ; and at the last he was killed by Titan. If then Dionysus was a god, 25 and when slain was not able to help himself; how is it that he was able to help others ? Herakles, too, they introduce, and they say of him that he is a god, a hater of things hateful, a tyrant and a warrior, and a slayer of the wicked : and of him they say that at the last he 30 went mad and slew his children and cast himself into the fire and died. If therefore Herakles be a god and in all these evils was unable to stand up for himself, how was it that others were asking help from him ? Whereas it is impossible that a god should be mad or drunken or a slayer of his children, or destroyed by 35 fire. XI. And after him they introduce another god and call him Apollo ; and they say of him that he is jealous and changeable; and 44 THE APOLOGY sometimes he holds a bow and a quiver, and sometimes a lyre and a plectrum ; and he gives oracles to men, in order that he may receive a reward from them. Is then this god in need of reward ? cv* Whereas it is disgraceful that all these things should be found in a god. 5 And after him they introduce Artemis a goddess, the sister of Apollo ; and they say that she was a huntress ; and she carried a bow and arrows, and went about on mountains leading dogs, either to hunt the deer or the wild boars. Whereas it is disgraceful that a maid should go about by herself on mountains and follow io the chase of beasts. And therefore it is not possible that Artemis should be a goddess. Again they say of Aphrodite that she forsooth is a goddess; and sometimes forsooth she dwells with their gods, and sometimes she commits adultery with men; and sometimes she has Ares for 15 her lover and sometimes Adonis, who is Tammuz : and sometimes forsooth Aphrodite is wailing and weeping for the death of Tammuz : and they say that she went down to Hades in order that she might ransom Adonis from Persephone, who was the daughter of Hades. If then Aphrodite be a goddess and was 20 unable to help her lover in his death, how is she able to help others ? And this is a thing impossible to be listened to, that the divine nature should come to weeping and wailing and adultery. And again they say of Tammuz that he is a god ; and he is forsooth a hunter and an adulterer ; and they say that he was killed 25 by a blow from a wild boar, and was not able to help himself. V* And if he was not able to help himself, how is he able to take care of the human race ? And this is impossible, that a god should be an adulterer or a hunter or that he should have died by violence. 3° And again they say of Rhea that she forsooth is the mother of their gods ; and they say of her that she had at one time a lover Atys, and she was rejoicing in corruptible men ; and at the last she established lamentations, and was bewailing her lover Atys. If then the mother of their gods was not able to help her lover 35 and rescue him from death, how is it possible that she should help others ? It is disgraceful then that a goddess should lament and weep, and that she should have joy over corruptible beings. OF ARISTIDES. 45 Again they bring forward Kore ; and they say that she was a goddess and that she was carried off by Pluto and was not able to help herself. If then she is a goddess and was not able to help herself, how is she able to help others? For a goddess who is carried off is extremely weak. 5 All these things, then, O king, the Greeks have introduced about their gods, and have invented and said concerning them : whence all men have taken occasion to do all wicked and impure things : and thereby the whole earth has been corrupted. XII. Now the Egyptians, because they are more evil and ignorant than all peoples upon the earth, have erred more than all men. For the worship of the Barbarians and the Greeks did not suffice them, but they introduced also the nature of beasts, and said concerning it that they were gods : and also of the creeping things which are found on the dry land and in the waters, and of 15 the plants and herbs they have said that some of them are gods, and they have become corrupt in all madness and impurity more than all peoples that are upon the earth. For of old time they worshipped Isis ; and they say that she forsooth is a goddess, who had forsooth a husband Osiris, her brother ; but when forsooth 20 Osiris was killed by his brother Typhon, Isis fled with her son Horus to Byblos in Syria and was there for a certain time until that her son was grown : and he contended with his uncle Typhon and killed him, and thereupon Isis returned and went about with her son Horus, and was seeking for the body of Osiris her lord, 25 and bitterly bewailing his death. If therefore Isis be a goddess, and was not able to help Osiris her brother and lord, how is it possible that she should help others ? Whereas it is impossible that the divine nature should be afraid and flee, or weep and wail. Otherwise it is a great misfortune. 30 But of Osiris they say that he is a god, a beneficent one ; and he was killed by Typhon and could not help himself ; and it is evident that this cannot be said of Deity. And again they say of Typhon, his brother, that he is a god, a fratricide, and slain by his brother’s son and wife since he was 35 unable to help himself. And how can one who does not help himself be a god ? Now because the Egyptians are more ignorant than the rest of 46 THE APOLOGY the peoples, these and the like gods did not suffice them, but they also put the name of gods on the beasts which are merely soulless. For some men among them worship the sheep, and others the calf ; and some of them the pig, and others the shad- fish ; and some of them the crocodile, and the hawk, and the 5 cormorant, and the kite, and the vulture, and the eagle, and the crow ; some of them worship the cat, and others the fish Shibbuta ; some of them the dog, and some of them the serpent, and some the asp, and others the lion, and others garlic, and onions, and thorns, and others the leopard, and the like. 10 And the poor wretches do not perceive with regard to all these things that they are nought ; while every day they look upon their gods, who are eaten and destroyed by men, yea even by their own fellows ; and some of them being burned, and some of them dying and putrifying and becoming refuse ; and they do not under- 15 stand that they are destroyed in many ways. And accordingly the Egyptians have not understood that the like of these are not gods, since their salvation is not within their own power; and if they are too weak for their own salvation, then as regards the salvation of their worshippers pray whence will 20 they have the power to help them ? XIII. The Egyptians then have erred with a great error, above all peoples that are upon the face of the . earth. But it is a matter of wonder, 0 king, concerning the Greeks, whereas they excel all the rest of the peoples in their manners and in 25 their reason, how thus they have gone astray after dead idols and senseless images : while they see their gods sawn and polished by their makers, and curtailed and cut and burnt and shaped and transformed into every shape by them. And when they are grown old and fail by the length of time, and are melted 3° and broken in pieces, how is it that they do not understand concerning them that they are not gods ? And those who have not ability for their own preservation, how will they be able to take care of men ? But even the poets and philosophers among them being in error have introduced concerning them that they 35 are gods, things like these which are made for the honour of God Almighty; and being in error they seek to make them like to God as to whom no man has ever seen to whom He is like : nor is OF ARISTIDES. 47 he able to see Him 1 ; and together with these things they intro- duce concerning Deity as if it were that deficiency were found with it ; in that they say that He accepts sacrifice and asks for burnt-offering and libation and murders of men and temples. But God is not needy, and none of these things is sought for by Him : 5 and it is clear that men are in error in those things that they imagine. But their poets and philosophers introduce and say, that the nature of all their gods is one ; but they have not under- stood of God our Lord, that while He is one, He is yet in all. They, then, are in error ; for if, while the body of man is many in its 10 parts, no member is afraid of its fellow, but whilst it is a com- posite body, all is on an equality with all : so also God who is one in His nature has a single essence proper to Him, and He is equal in His nature and His essence, nor is He afraid of Himself. If therefore the nature of the gods is one, it is not proper that 15 a god should persecute a god, nor kill nor do him that which is evil. If then gods were persecuted and transfixed by gods, and some of them were carried off and some were struck by lightning ; it is clear that the nature of their gods is not one, and hence it is clear, 20 O king, that that is an error which they speculate about the nature of their gods, and that they reduce them to one nature. If then it is proper that we should admire a god who is visible and does not see, how much more is this worthy of admiration that a man should believe in a nature which is invisible and 25 all-seeing ! and if again it is right that a man should investigate the works of an artificer, how much more is it right that he should praise the Maker of the artificer ! For behold ! while the Greeks have established laws, they have not understood that by their laws they were condemning their gods ; for if their laws are just, their gods are unjust, who have committed transgression in killing one another and practising sorcery, committing adultery, plundering, stealing and sleeping with males, along with the rest of their other doings. But if their gods excellently and as they describe have done all these things, then the laws of the Greeks 35 are unjust ; and they are not laid down according to the will of the gods ; and in this the whole world has erred. 1 1 Tim. vi. 16. 48 THE APOLOGY For as for the histories of their gods, some of them are myths, some of them physical, and some hymns and songs : the hymns and songs, then, are empty words and sound ; and as to the physical, if they were done as they say, then they are not gods, since they have done these things and suffered and endured these things : 5 and these myths are flimsy words, altogether devoid of force. XI Y. Let us come now, O king, also to the history of the Jews and let us see what sort of opinion they have concerning God. The Jews then say that God is one, Creator of all and almighty : and that it is not proper for us that anything else should be wor- 10 shipped, but this God only : and in this they appear to be much nearer to the truth than all the peoples, in that they worship God more exceedingly and not His works; and they imitate God by reason of the love which they have for man ; for they have compas- sion on the poor and ransom the captive and bury the dead, and 15 do things of a similar nature to these : things which are acceptable to God and are well-pleasing also to men, things which they have received from their fathers of old. Nevertheless they too have gone astray from accurate knowledge, and they suppose in their minds that they are serving God, but in the methods of their 20 actions their service is to angels and not to God, in that they observe sabbaths and new moons and the passover and the great fast, and the fast, and circumcision, and cleanness of meats : which things not even thus have they perfectly observed. XY. Now the Christians, 0 king, by going about and seeking 25 have found the truth, and as we have comprehended from their writings they are nearer to the truth and to exact knowledge than the rest of the peoples. For they know and believe in God, the Maker of heaven and earth, in whom are all things and from whom are all things : He who has no other god as His fellow : from whom 30 they have received those commandments which they have engraved on their minds, which they keep in the hope and expectation of the world to come ; so that on this account they do not commit adultery nor fornication, they do not bear false witness, they do not deny a deposit, nor covet what is not theirs : they honour father 35 and mother ; they do good to those who are their neighbours, and when they are judges they judge uprightly ; and they do not worship idols in the form of man ; and whatever they do not OF ARISTIDES. 49 wish that others should do to them, they do not practise towards any one 1 , and they do not eat of the meats of idol sacrifices, for they are undefiled : and those who grieve them they comfort, and .T^ make them their friends; and they do good to their enemies: and their wives, O king, are pure as virgins, and their daughters 5 modest : and their men abstain from all unlawful wedlock and from all impurity, in the hope of the recompense that is to come in another world : but as for their servants or handmaids, or their children if any of them have any, they persuade them to become Christians for the love that they have towards them ; and when IO they have become so, they call them without distinction brethren : they do not worship strange gods : and they walk in all humility and kindness, and falsehood is not found among them, and they love one another: and from the widows they do not turn away their countenance : and they rescue the orphan from him who does 15 him violence : and he who has gives to him who has not, with- out grudging ; and when they see the stranger they bring him to their dwellings, and rejoice over him as over a true brother; for they do not call brothers those who are after the flesh, but those who are in the spirit and in God : but when one of their poor 20 passes away from the world, and any of them sees him, then he provides for his burial according to his ability ; and if they hear that any of their number is imprisoned or oppressed for the name of their Messiah, all of them provide for his needs, and if it is possible that he may be delivered, they deliver him. 2 5 And if there is among them a man that is poor and needy, and they have not an abundance of necessaries, they fast two or three days that they may supply the needy with their necessary food. And they observe scrupulously the commandments of their Messiah : they live honestly and soberly, as the Lord their God cn^ commanded them : every morning and at all hours on account of the goodnesses of God toward them they praise and laud Him : and over their food and over their drink they render Him thanks. And if any righteous person of their number passes away from the world they rejoice and give thanks to God, and they follow his 35 body, as if he were moving from one place to another : and when a child is born to any one of them, they praise God, and if again 1 Cf. Teaching of the Twelve Apostles, cc. 1 — 4. H. A. 4 50 THE APOLOGY it chance to die in its infancy, they praise God mightily, as for one who has passed through the world without sins. And if again they see that one of their number has died in his iniquity or in his sins, over this one they weep bitterly and sigh, as over one who is about to go to punishment : such is the ordinance of 5 the law of the Christians, 0 king, and such their conduct. XVI. As men who know God, they ask from Him petitions which are proper for Him to give and for them to receive : and thus they accomplish the course of their lives. And because they acknowledge the goodnesses of God towards them, lo ! on account 10 of them there flows forth the beauty that is in the world. And truly they are of the number of those that have found the truth by going about and seeking it, and as far as we have compre- hended, we have understood that they only are near to the know- ledge of the truth. 1 5 But the good deeds which they do, they do not proclaim in the ears of the multitude, and they take care that no one shall perceive them, and hide their gift, as he who has found a treasure and hides it 1 . And they labour to become righteous as those that expect to see their Messiah and receive from Him the promises 20 made to them with great glory. But their sayings and their ordinances, O king, and the glory of their service, and the expectation of their recompense of reward, according to the doing of each one of them, which they expect in another world, thou art able to know from their writings. It 25 sufficeth for us that we have briefly made known to your majesty concerning the conversation and the truth of the Christians. For truly great and wonderful is their teaching to him that is willing to examine and understand it. And truly this people is a new people, and there is something divine mingled with it. Take now 3° their writings and read in them, and lo ! ye will find that not of myself have I brought these things forward nor as their advocate have I said them, but as I have read in their writings, these things I firmly believe, and those things also that are to come. And therefore I was constrained to set forth the truth to them that 35 take pleasure therein and seek after the world to come. And I have no doubt that the world stands by reason of 1 Matt. xiii. 44. OF ARISTIDES. 51 the intercession of Christians. But the rest of the peoples are deceived and deceivers, rolling themselves before the elements of the world, according as the sight of their understanding is un- willing to pass by them ; and they grope as if in the dark, because they are unwilling to know the truth, and like drunken men they 5 stagger and thrust one another and fall down. XVII. Thus far, O king, it is I that have spoken. For as to what remains, as was said above, there are found in their other writings words which are difficult to speak, or that one should repeat them ; things which are not only said, but actually done. 10 The Greeks, then, O king, because they practise foul things in sleeping with males, and with mother and sister and daughter, turn the ridicule of their foulness upon the Christians; but the Christians are honest and pious, and the truth is set before their eyes, and they are long-suffering ; and therefore while they know 15 their error and are buffeted by them, they endure and suffer them : and more exceedingly do they pity them as men who are destitute of knowledge : and in their behalf they offer up prayers that they may turn from their error. And when it chances that one of them turns, he is ashamed before the Christians of the 20 deeds that are done by him : and he confesses to God, saying, In ignorance I did these things : and he cleanses his heart, and his sins are forgiven him, because he did them in ignorance in former time, when he was blaspheming and reviling the true knowledge of the Christians. And truly blessed is the race of the 25 Christians, more than all men that are upon the face of the earth. Let the tongues of those now be silenced who talk vanity, and who oppress the Christians, and let them now speak the truth. For it is better that they should worship the true God rather than that they should worship a sound without intelligence ; and 30 truly divine is that which is spoken by the mouth of the Christians, and their teaching is the gateway of light. Let all those then approach thereunto who do not know God, and let them receive incorruptible words, those which are so always and from eternity : let them, therefore, anticipate the dread judgment which is to 35 come by Jesus the Messiah upon the whole race of men. The Apology of Aristides the Philosopher is ended. 4—2 NOTES ON THE SYRIAC VERSION. p. 35, 1. 4 (K'S). We have given in the introductory remarks the reasons for believing that the words and are a part of the name of the emperor addressed. Both of these words, however, might have been used generally, as royal adjectives. For example, in the recently published Acta Mar Kardaghi of Abbeloos p. 87 they occur as titles of the king of Persia : .KlaAia r^.Ti\c© A-SwH rc'Ao which Abbeloos renders by “ contra adorabilem regem regum.” KlaAjS*) vry\^3 (rex regum clemens jussit). [The plural points in these two titles, though obviously wrong, have been retained in our text, in accordance with the principle of reproducing the punctuation of the MS. exactly as it stands. In the first sentence the MS. has a slight stop after k'ctAk', while there is no stop after A.Sk .TaajK'. ‘ Almighty ’ can only be retained as an epithet of the Deity : but possibly there has been some confusion of the original, which may have run : nep\ Oeoaefteias ' avTOKparopi, k.t.A.] 1. 7 (K* 7). The demonstration of Divine Providence from the contem- plation of the heavenly bodies is common to all forms of Theistic teaching : consequently it occurs freely in Christian Apologetics. We may compare the following passages : Melito, Oration to Antoninus Caesar (Cureton, Spic. Syr. p. 46). “ He hath set before thee the heavens, and He has placed in them the stars. He hath set before thee the sun and the moon, and they every day fulfil their course therein... He hath set before thee the clouds which by ordinance bring water from above and satisfy the earth : that from these things thou mightest understand, that He who moveth these is greater than they all, [.c\cq ^.ctAcva ^j.i] and that thou mightest accept the goodness of Him who hath given to thee a mind by which thou mayest distinguish these things.” Origen, De Principiis , ii. 1.5. “ But that we may believe on the authority of Holy Scripture, that such is the case, hear how in the books of Maccabees, NOTES ON THE SYRIAC VERSION. 53 where the mother of the seven martyrs exhorts her son to endure torture, this truth is confirmed : for she says, ‘ I ask of thee, my son, to look at the heaven and earth, and at all things which are in them, and beholding them, to know that God made all these things when they did not exist.’ ” [2 Macc. vii. 28.] Id. iv. 1. 7. “The artistic plan of a providential Ruler is not so evident in matters belonging to the earth, as in the case of the sun, moon and stars.” 1. 11 (r^ 11). Cf. Melito, Oration p. 50. “He made the lights that His works might behold one another, and He concealetli Himself in His might from all His works” [1. 11 (K' 13). aai.A\K'.lO. If this reading be correct, the Ethpa. seems to be here used in the sense of 1 sibi investigare,’ of which only one example is cited in the Thes. Syr., viz. from the unpublished Hexaem. of Bar Cephas. The context however of the quotation shews that there at least such a meaning is inadmissible. The words (kindly supplied by Dr Zotenberg) are: K'cxcn rcfA ^jaerA.l r ix^ cAk' -*cn c\c\cn v\Qo r*cn ^3 ooco '.xXaA K'icucx ik'K'cx .^oerA.i . ^ o crA .1 ^xxAooo 11. 14, 15 (K* 14, 15). A comparison with the Armenian suggests that something has fallen out here. The Syriac cannot be translated as it stands. The Greek unfortunately fails us at this point.] 1. 19 (r^ 19). The early Christian teachers emphasised strongly this belief that the world was made for the sake of man : consequently we must not assume, if we find the same statement in Justin Martyr, that the idea was borrowed from Aristides, for it is a part of the regular second-century teaching. The following parallels may be quoted : Justin, Apol. I. 10. Kal TveivTa ttjv ap^rjv ciyaObv ovra br]piovpyrpraL avrbv i£ apopcfiov v\rjs 8i dvdpwnovs dtdifiaypeOa. Dial. 41. iva dpa re ed^apicrrwjuei' rw dew inrep re tov tov Koapov iKTiKevai crvv naai rois iv aurw diet tov avOpoiTvov. Ps. Justin, Ep. ad Diogn. 10. 6 yap deos robs avOpconovs rfyair^ae, 8i ovs inoLrjo-e tov Koapov, ois vneTai;* navra, ktc. 1. 23 (.3 5). Cf. Philo, Fragments , p. 70 : iv dew pbvov to riXeiov Kal avevdeis, iv de dvdpwna) to im^ees Kal dreAe's. Id. de Fortitudine § 3. O anovdalos oXiyodeijs, ddavdrov Kal dvrjTrjs efivaecos peOopios. 54 THE APOLOGY OF ARISTIDES. Acta Mar Kardaghi (ed. Abbeloos, p. 30) : r Kai re Xos eViSe^erai ' to be re'Xos emdexopevop, (fiOopas earl deKTiKov. 1. 30 (.ra 10). We may compare the following passages from Justin and from the Epistle to Diognetus, in view of Jerome’s statement that Justin imitated Aristides, and the modern theory of Doulcet as to the authorship of the anonymous epistle to Diognetus. Justin, Apol. I. 9. ov yap TOiavTrjp i)y ovpeOa top 8eov e'xeiv ttjp pop(J)r]v, rjv (fiaal Tives els Tiprjv pepipr/crBai. Justin, Apol. II. 6. ovopa de ra navTcov narpl Oerov^ ayevvrjTeo opti,ovk eariv’ to yap av Kal ovopa tl npoaayopevrjTai , irpea^vrepov e'xei top Oepevop to ovopa. Justin, Dial. 4. (frrjcr l yap IlXarcoi/, rjv di eya), avro tolovtop eivai to tov vov oppa Kal 7 rpos tovto ijpiv dedoaOai, ds dvvaaOai KaOopav avro eKeivo to op elXiKpivei avT a> eKeivo ), o tcop votjtcop anavTCdv cvtIv a’inov, ov ^poopa ex ov i ov ax^f 10 ) peyedos , ovde ovdev wv ocfrdaXpos fiXenei. Justin, Apol. I. 10. aXX’ ovde beeaOai Trjs Trap ’ avOpooTroov vXiKrjs npoarfiopas npoo-eiXijefiapev top deov, avrov napexovTa navra opcovres. Ep. ad Diogn. 3. 6 yap n oirjaas top ovpavov Kal Trjp yr)v Kal navTa Ta ev avTols , Kal naaLV ypiv x°P 1 TY < * > v c ov npoadeopeda , ovdevos av avTos irpoadeoiro tovtcjv av tois olope'vois didovai 7rapeyei avros. [P- 36, 1. 13 ( ’Idcopev Gr. (p. 100, 1. 16) Arm., e’ldcopev Syr. A com- parison between the Gr. and Syr. shews a like variation in .1 18 (Gr. p. 101, 1. 3) and 18 (Gr. p. 104, 1. 1). 1. 18 (.^^8). ‘ The head of the race of their religion.’ This seems to be a conflation of the two phrases which occur lower down : ‘ the head of their race,’ and ‘ the beginning of their religion.’ It should be simply ‘ the head of their race,’ as we see from the Greek.] 1. 23 («\^13). The Armenian has ‘Kadmus the Sidonian and Dionysus the Theban.’ Cf. Herod. II. 91 to v yap Aavaov Kal top A vyKea eovras XepptTas eWXcoo-ai es rrjv ‘EXXaSa, and II. 49 napa K adpov re tov Tupiou Kal tco p olplktjs . But Kadmus is a Sidonian in Eur. Bacch. 171 and Ovid, Met. iv. 571. [1. 27 (-\J 7). The statement that the people received the name of ‘ Hebrews’ from Moses is peculiar to the Syr. and Arm. translations.] 1. 29 (-^20). The writer not only deduces the name of the Christians from the title of their founder, but he is also ready, like Justin and other NOTES ON THE SYRIAC VERSION. 55 fathers, to compare the name with the Greek word yp^o-rd?, as we shall see in the closing chapter. The following parallels may be noted in Justin. Justin, Apol. I. 12. T^O-OUS Xpurros, a(j) ov Kal to xpi(TTiavo\ enovopd£ecrOai icrX^^apev. Dial. 63. Trj (KicXrjata rrj if- dvopciros avrov ycvopevy kcu ptTcujxoicry tov ovo paros avrov, xP l(TTiavo * iravres KaXovpeda. Ibid . 138. 6 yap ypicr tos, npcoTOTOKos nacrris Kriaecos d>v, Kal apxy naXiv aXXov yivovs yeyovev, tov dvaycvvyOcvros vn avrov 8t v bar os Kal nl. arc cos Kal £vXov, tov to pvaTjjpiov tov o-ravpov exovros, ov rponov Kal 6 Ncoe ktc. 1. 32 («^J23). With the closing words of this sentence we may compare the Syriac Acts of John (ed. Wright), p. 37, . rc'cvon aOOCiaK' rc'Atoo’vta .a^c\ where we should correct the text so as to read “ and when formed as a child in the womb He was with His Father.” 1. 34 (i 1). The Gospel is clearly a written one, and not the general message ( cvayycXiov ). In c. xvi. we again find Aristides offering the Emperor the Christian Scriptures. [1. 38 (n 5). The Greek text has KCU TcXecras rrjv davpaaryv avrov oiKovopiav. Cf. Justin, Dial. 103, and Otto’s note on that passage, where the use of oIko- vopia is illustrated. In the Syriac .VS73 is unsatisfactory. It can hardly be intended to represent ( oiKovopiav ) nva. Possibly it is a corruption of some word which corresponded to Oavpao ryv.] p. 37, 1. 1 (l 6). Another instance of the formula ‘He was crucified by the Jews,’ beyond those to which we have already drawn attention, may be found in a fragment of Melito preserved by Anastasius Sinaita ; 'O 6eos ncnovdev vnb 8e£ias T a-payXiribos, for which the Syriac rendering is given by Cureton, Spic. Syr. ,\^73 , J . pa r^c rAr^ In later times we may expect to find similar language, though the expres- sion itself disappears from the Creed. In Acta Mar Kardaghi p. 37 we have the following (loquitur Satanas), AAtK'cN .xi^vx iaLO *x=> V oco . . . 7a\jLioKl=D Kl x.icvca. C\.2 ^d\.i octd and again in p. 74 rtlx.iocnu *>cnG.S±n\x acn *xAK' ^.o.x_x=) kiaK'a The idea of the J ews being the special agents of Satan in the Crucifixion 56 THE APOLOGY OF ARISTIDES. comes out also in an unpublished ’A pnXoyia between the Devil and Christ, which is preserved in a MS. at Jerusalem (Cod. 66, S. Sep.), where we read Kai 6 didfioXos Xeyei’ Hopevaopai npos^Avvav Kai Kaid(f)av tovs ap^iepels tovs epovs 'lovdaiovs' Kai TroLijaco avrovs iva ae cn. [Compare also the Letter of Pilate in the Acts of Peter and Paul § 42 (Tisch. Acta Apocr., Lips. 1851, p. 17) : oi 8e eaTavpaxrav avrov, Kai ra(f)evTos avrov cfyvXaKas KaTearrjo-av en aiirovi] 1. 20 (.1 25). The injunction to have a care that your gods be not stolen is not uncommon with the early Christians, and it is not improbable that they were able to refer to special and notable cases of violation of temples and mutilation of images. We may refer, at all events, to the following parallels : Justin, Apol. I. 9. Kat tcop iepwv evBa dvaTiOevTai^vXaKas^roiovTovs KaOurra- vai, pr/ crvvopwvTas adepirov Kai to voelv r/ Xeyeiv dvBpdnovs 6ea>v elvai (pvXaKas. Ep. ad Diogn. 2. tovs pev XiOivovs Kai ocrTpaKivovs aeftovres dv Xoyoov d7r68eKTos ecrri, dvvaiT av Kai rw v Xomwv KTiapaToop ep eKavTOv opoicos a7ro(f)aiveadai Qeov. Melito deals even more shortly with the matter, and in a rude common- sense manner says that we may call a creature God without making it to be divine : Oration , p. 42. “And if, therefore, a man... say that there is another God, it is found from his own words that he calleth some created thing God. For if a man call fire God, it is not God, because it is fire ; and if a man call the waters God, they are not God, because they are waters ; and if this earth which we tread upon, and if those heavens which are seen by us, and if the sun, or the moon, or one of those stars which run their course by NOTES ON THE SYRIAC VERSION. 57 ordinance and rest not, nor proceed by their own will — and if a man call gold and silver gods : are not these things that we use as we please ?” It will be seen that their treatment of the subject was superficial, no other treatment being, in fact, necessary. Aristides, however, takes the matter more seriously and examines each case in detail by the light of his previously stated axioms concerning the divine nature. [1. 1 (cn 19). e'XScofieu Gr., iiravfXdapev Syr. Comp, also ^ 18 (Gr. p. 104, 1 . 1 ). 1. 8 (c\ 5). (so Cod.) = cf. 1. 22. 1. 36 (\ 10). K'oo iCV.^CX. Probably for K'ooicv^O, examples of which are given under c in the Thes. Syr . p. 39, 1. 1 (t 11). ^ b \ CVrAlrb . This phrase, ‘your majesty,’ does not in any way suggest that more than one person is addressed. 1. 11 (\ 20). A probable emendation is iXaj. 1. 27 (.a* 13). .* crA iuK' This slight emendation brings the Syr. into more literal accordance with the Gk. The expression p epiapov exovTa seems also to have suggested the next sentence in the Syriac, where it is combined with the preceding words els xp^l n(ov. 1. 37 1). Similar language is applied to the heaven in a paragraph found only in the Gr. (p. 101, 1. 30) kol ck noXXwv c rweaTcora' din 20 and CL» 11, with .ra. Compare “Ton, Targ. Job xxxvi. 20. We have an instance of the Aph. in Mat. v. 32 (Cur.) Oq\ Cl*C\CY3 — Ttoiei avTrjv poi^evOrjvaL. 1. 34 13). K' so MS. Prof. Noldeke happily suggests verunreinigt Cl verunreinigten sich, comparing o werden. Efr. 11 . 103 d and K^Clljj^^q Unreinheit Lag. Anal. 43. 27. p. 41, 1. 20 (troy.] 1. 21 (rc\i:a.l^Cod. Prof. Noldeke proposes p. 42, 1. 2 (jsu 10). The amours of the gods are, as might have been expected, the staple of early Christian apologetics. A few references may be given in illustration of the scornful summary of Olympic history given by Aristides. Justin, Apol. I. 21. ndaovs yap vlovs ef)daKov(Ti tov Alos oi nap’ vpiv npwpevoi avyy panels, erriaTaade’ 'Epprjv fifV, X oyov tov epprjvevTiKov Ka\ ndvToov didacTKaXov, ’ AcrKXrjniov de, Kal OepanevTrjv yevdpevov , KepavvadevTa aveXrjXvOevai els ovpavov , Aiovvcrov de diaanapa^BevTa, 'HpafcXea de 4>vyrj novcov eavrov nvpi dbvra, tovs ck A rjdas de Aioo’Kovpovs, Kal tov eic Aavarjs Uepo-ea,... Justin, Apol. I. 25. Oeco de r )a-*Qoa in the Syr. alone. Comp, ‘cum pilleo Vulcanus et malleo.’ Arnob. adv. nat. vi. 12.] 1. 31 17). For the ornaments made by Hephaestus, and sarcastic Christian remarks thereon, we may cite Tatian, Oratio ad Graecos , c. viii. 'O yap apcfnyvrjeisj cop eiicop, 6 nopnas Kal yvapirras tXucas drjpiovpy wv tois KopoKoap-icus Tjndrrjcre ri]v dprjTopa naida Kai optyavrjv (sc. ’ Adrjvav ). [1. 37 (.T» 2). ‘maimed.’ The Greek has kvWov: but it is an impossible epithet for Hermes. The corruption however must have been a very early one. The Pembroke College MS. has 8o\iov as a suggestion in the margin ; but this is merely a conjectural emendation of the seventeenth 60 THE APOLOGY OF ARISTIDES. century. The Latin version has ‘ uersipellem. 5 Probably kvWov has slipped in from the description of Hephaestus just above. It may be noted however that ‘ versipellis 5 = Prov. xiv. 25, Vulg., where the LXX. has SoXtoy, which is elsewhere used as an epithet of Hermes. If therefore the Latin really represents a Greek word, and is not a mere guess, doXiov would seem to be appropriate, and it is not very unlike kvXXov. K'ii.icx (‘and an athlete 5 ). An addition in the Syr., referring to Hermes as the inventor of the palaestra. Comp. ‘ curat Mercurius ceromas, pugillati- bus et luctationibus praeest, 5 Arnob. adv. nat. hi. 23. p. 43, 1. 7 (tv* 11). The Syr. read Aa.Kedaifj.ova or AaKedaipoviov and omitted vlov. 1. 25 (era* 7). vno Tcbv Tiravov. Comp. Arnob. adv. nat. i. 41, v. 19. The Syr. has the singular. 1. 29 (era* 12). . r^AQo. Peculiar to the Syriac. Comp, ra t eydpa fuaeiv, Eur. Here. Fur. 586. p. 44, 1. 1 (caj 21, 22). Kll.CU3.2a lit. ‘a cithara, and a striker 5 (cf. 5). This last word might mean the ‘plectrum 5 ; or it might mean another musical instrument. Cf. Arnob. adv. nat. vi. 12, ‘cum plectro et fidibus Delius. 5 The Greek has Kiddpav kcu erravOida (or enavdida, or enavXida). The emen- dations nXrjKTida and nrjKTida have little to commend them. The Latin ver- sion has ‘ tibiam. 5 ] 1. 31 (v* 5). [The paragraph on Rhea and the following one on Proserpine are not in the Greek.] The Fathers not infrequently allude to the myth of Rhea and Atys. [Cf. Tatian, ad Graecos, 8, 'Pea pev yap, rjv ot and redv pvyia>v opedv KvfieXrjv (fraaiv,.. dta tov epoopevov Tavrrjs A raj/.] The story is apparently Phrygian in origin, though very similar in its details to forms from the further East. Lucian ( De dea, Syra , 33) de- scribing the three images in the temple at Hierapolis says that the first two are Zeus and Hera, and the third KaXeerai de crrfprpov Ka\ vn avra>v 'Aaavpiajv uvde ti dvopa ’idiov avreo eOevro. Baethgen (Beitrdge zur Semitischen Religionsgeschickte) p. 73 most ingeniously conjectures this to be a mis- understanding of Lucian’s ; ar]peiov = Kr\$ ^ NJiy which last stands for Atti or Atys : the name appearing in a variety of forms, sometimes alone, sometimes combined with other deities, and sometimes as a factor in proper names : e.g. in Bardesanes De Fato we are told that the men of Edessa down to the time of Abgar used to sacrifice their foreskins to Tharatha : this seems to be a late form Knmnr = + or Istar + Atta. As to the establishment of dances in honour of Atys, these are a cha- racteristic feature of Semitic orgiastic worship. One of the best illustrations is the temple of Baal-Marcod, which stands on a spur of the Lebanon above Beyrout, and where there are many inscriptions from the ancient temple NOTES ON THE SYRIAC VERSION. 61 built into the walls of a modern convent. The name implies Lord of Dances and in one inscription given by Waddington (Inscr. Syr. No. 1855) is directly paraphrased as Koipave KcSponv. [p. 45, 1. 11 (. 4 ** 2). in the Syriac alone, taken from the formula in 1. 9.] 1. 22 (.jjl* 13). According to our apologist Isis fled to Byblos in Syria; and this agrees with Plutarch De Iside et Osiride, that Byblos was a sanc- tuary of Isis ; now we know from Lucian De Dea Syra c. 6 that the great sanctuary at Byblos was a sanctuary of Aphrodite B v(3\irj (cf. Strabo xvi. 2, p. 362 Bv(3\os ='Ada>vibos if pa). We should therefore have to assume that Byblos was the centre at once of an Isis-cult and an Aphrodite- cult which is the same thing as an Astarte-cult, for our apologist tells us to equate the Greek Aphrodite to the Syrian Astera. We must then assume either that the two forms of worship existed side by side, or that there had been a fusion of the two cults, the latter hypothesis being favoured by the similarity be- tween the case of Aphrodite weeping for Tammuz and Isis lamenting Osiris. Moreover the confusion extends to the personalities of Osiris and Adonis : and Movers quotes from Stephanus of Byzantium as follows: 'ApaSovs i roXtr Kiarpov apxaiordrr j, ev fj "Abtovis ’'Oaipis eTipa.ro ov AlyvnTLOv ovra Ku7 rpioi Ka\ $OLVlKfS lbl07T0L0VVT0. Whether, then, we pay attention to the dead gods or the wailing goddesses, there is a great similarity in the matter of the two religions. And we have suggested that in the sanctuary at Byblos the two cults may have been carried on side by side. One other question suggests itself, viz. whether they may not both be modifications of some earlier worship. We have some reason for believing that the original By bios- worship was that of the Assyrian Baaltis, for Philo Byblius says that this city was the gift of Cronos to Baaltis. Now this Baaltis, the Assyrian mother of the gods, appears in the west in a Greek form, first under the name of Mylitta by a common change in the pronunciation of b and m. But this Mylitta is affirmed by Herodotus to be capable of equation with Aphrodite (i. 131 KaXeovai de ’ Acravptoi rrjv * Acfapobirrjv MvXitto) and this would lead us to recognize in the sanctuary at Byblos an original sanctuary of Mylitta. [p. 46, 1. 2 6). We should probably read and transfer 1 to the preceding clause.] 1. 3 (V 7). The local variation in the Egyptian worship appears in Herodotus and is alluded to by the Christian fathers : Herod. II. 69. tolcti pev brj riov Alyvirrioiv ipoi flat oi KpoicobeiXoi , rotcrt be ov, aXXa are noXepiovs Tvepieirovai. Justin, Apol. I. 24. aWcov aXXa^oS Ka\ bevbpa creftope vcov ko\ norapovs v akoyoav £coa>v ra TroXXa. Recog. Clement, v. 20. “ Nam alii eorum bovem qui Apis dicitur colendum tradidere, alii hircum ; alii gattas ; nonnulli ibin ; quidam serpentem ; piscem 62 THE APOLOGY OF ARISTIDES. quoque, et caepas et cloacas, crepitus ventris, pro numinibus habendos esse docuerimt : et alia innumerabilia quae pudet etiam nominare.” [See Mayor’s notes to Juv. Sat. xv., for a storehouse of references on this point.] Of the objects of worship mentioned by Aristides, some are rather diffi- cult to identify. The first question that arises is with regard to the animal denoted by r^A C\ VL. . In the Dublin MS. of the Fables of Syntipas, Fable 45, we find K'tda KlioHx. The word therefore stands for a cat. The fable to which we have referred is No. 40 in Landsberger’s Fabeln des Sophos. The Syriac reference is due to Prof. Bensly. [r^ACvii. — a’t\ovpos occurs in Lagarde’s Geop. 116. 19 (Gr. xiy. 4), and the form t^AICIX. in Geop. 114. 22 (Gr. xiv. 15).] Twice there is an allusion to sacred fish, once in a general manner, where we should perhaps correct CVA to , thus placing the dove with the rest of the sacred birds ; and once in a special manner, where the name of the fish is given as Shibbuta. What fish is this ? Is it the same as the \enib(orbs of Herodotus (ii. 72) ? vopi^ovcjL be kcu ratv tov K(i\evpevov Xembcorov Ipov eivai kcu rr/v ey\e\vv. ^ The name of the fish is found in the Arabic Lexicons as : and in Frey tag it is described as being like a shad (alosa) but three times larger, and is said to be exported from the Euphrates to Aleppo. Cf. Levy, Neuhebrdisches und Chaldaisches Worterbuch , iv. pp. 496, 678. For a similar account of this fish we may refer to a note by Kosegarten in Z. D. M. G. iv. 249. Kosegarten merely quotes the Kamus and Freytag, but an editorial note adds that the fish in question is the Latin rhombus, i.e. the turbot. | K'icAoo , ‘silurus,’ ‘the shad-fish’ (cf. Mayor’s note on Juv. Sat. iv. 32). This comes in somewhat inappropriately: and it may have arisen from a misreading of aiXovpos. ‘The cat’ however is represented lower down by nSlioii. . CVA , ‘ the fish,’ is evidently out of place here in the midst of the birds, and indeed it is repeated later on, ‘the fish Shibbuta.’ It would be easy to emend rdlCU, ‘the dove’; but all the birds are of the ravenous type. There is just a possibility that rtiAOA may have been the original word. It occurs in the Pesh. Vers, of Levit. xi. 17, where the corresponding word in the A. V. is ‘ the cormorant.’ 1. 14 18). *_Ocn^C\.l^, ^573. The Syriac translator read eVa/ptoi/ for fTf'pan/.] NOTES ON THE SYRIAC VERSION. 63 1. 27 (a 6). Here the language may be illustrated by a reference to Justin, Apol. I. 9, rt yap del eldbcnv vplv Xeyeiv a rrjv vXrjv oi rex^lrai dianBeacri £eovres Ka'i repvovres Kai xcovevovre? Kal rvTrrovres ; and Ep. ad Diogn. 2, ov\ o pev avrcou Xido£oof, o de ^aX^eily, o de dpyvpoKonos, d de Kepapevs enXaaev ; [p. 47, 1. 20 (rd* 15, 16). Our translator has evidently taken rrjv ra>v Bedov (fiva-ioXoylau in the sense of ‘ the counting of the natures of the gods.’] p. 49, 1. 1 (-2^ 21). The description given of the Christians in this chapter recalls in many points the “ Teaching of the Apostles.” To begin with, we have the golden rule in a negative form, which may be compared with the first chapter of the Teaching, and with a similar Syriac sentence given as a saying of Menander in Land, Anecdota I. 69, from Cod. Mus. Britt. 14658, fol. 166 r , as follows: rd\ v\in.w\ burf . rdioo "a.T.ro which is a very different rendering from that of Aristides, and may be sus- pected from its ascription to Menander to be a translation of some metrical form of the golden rule. The version in Aristides, from its setting in the text of the Apology, between two precepts against idolatry, viz. idols in the form of man, and meats offered to idols, reminds one of the Codex Bezae which completes the rule of the Council at Jerusalem (Acts xv. 29) by adding the words kcu ocra prj BeKere eavrols yeivecrBai, erepco pr/ noielv. But whether the sentence stood in this connexion in the primitive Didascalia, we cannot say. Other parallels will suggest themselves, as when Aristides describes Christian practice in words that seem to answer to ou poixevaeis, ov 7ropvev(reis , ov yftevdopapTvprfcreis, ovk dnoarTepijareis , ovk emBvprjaeis ra tov ivk^alov^ which does not differ much from c. ii. of the Teaching. The parallelisms, however, are only just sufficient to suggest an acquaintance with the Teaching on the part of Aristides; and his whole presentation of Christian ethics is vastly superior to anything in the Didache, and can only be paralleled for beauty and spirituality in the pages of Tertullian. [See further, pp. 84 ff*.] [1. 3 (n£k 1). r^.j.dk.^73 , ‘they comfort.’ This is a mistranslation of the Greek word i mpaKaXovaiv, which in this place clearly means not ‘ to com- fort,’ but ‘to exhort.’] p. 50, 1. 37 (&2k 17). The belief that the world stands by reason of the Christians occurs also in the following passages : Justin, Apol. I. 45. epovpa r<5 k 6 (t\ mg), avrol be arvvexovcri top Kotrpov. The extract from the Epistle to Diognetus is nearer to the idea of Aristides than the passages quoted from Justin. [1. 37 (Cl^ 17). ... cA.l / .A 25 )> .•Auk' d A.^. A_^i^ k lusa rd\ .1 (“ Why rollest thou thyself upon the earth, and offerest supplication to things which are without perception ?”) [1. 13 7). ‘ridicule,’ ‘scorn.’ This word seems often to be confused with n&jACV.^^, ‘horror,’ which occurs as a variant for it, 2 Pet. ii. 18 (compare the Urmi edition of 1846 and the New York edition of 1886): cf. 4 Macc. 14. 1.] 1. 32 4). For the expression “gateway of light” cf. Barnab. 18, 'OSot bvo elariv bibax^s Kail e^ovalas, r\ re tov (fiooros Kai r/ tov ctkotovs, and Justin, Dial. 7, ev%ov be croi npo ttcivtoav (fiooTos avoixdrjvai nvkas' ov yap avvonra ovbe (TvvvorfTa ttcktlv e(TTiv, el prj too deos bat avvievai Ka\ 6 ypttrroy avrov. 1. 36 (4JA 8). The concluding words may be compared with Justin, Dial. 58, ev fjnep peWei uplaei bia tov Kvpiov pov T rjaoi) Xpiaroii 6 noirjTrjs tcov oX cov debs noieicrdai. It will be seen that we have given especial attention to the illustrations furnished to the text of our author by the undoubted writings of Justin and by the Epistle to Diognetus. We have not, however, been able to agree with the opinion of Doulcet in reference to the latter writing, nor with the tradition of Jerome in reference to Justin’s imitation of Aristides. It may, however, be taken for granted, from the parallels adduced, that Justin and Aristides are nearly contemporary. APPENDIX THE REMAINS OF THE ORIGINAL GREEK OF THE APOLOGY OF ARISTIDES J. ARMITAGE ROBINSON B.D. FELLOW AND ASSISTANT TUTOR OF CHRIST’S COLLEGE CAMBRIDGE H. A. 5 THE ORIGINAL GREEK OF THE APOLOGY OF ARISTIDES. While Mr Harris was passing the preceding pages through the press, he kindly allowed me to read the proof-sheets of his translation of the Syriac. Shortly afterwards as I was turning over Latin Passionals at Vienna in a fruitless search for a lost MS. of the Passion of S. Perpetua, I happened to be reading portions of the Latin Version of the ‘ Life of Barlaam and Josaphat,’ and presently I stumbled across words which recalled the manner and the thought of Aristides. Turning back to the beginning of a long speech, I found the words : ‘ Ego, rex, providentia Dei veni in mundum ; et considerans celum et terram, mare et solem et lunam, et cetera, admiratus sum ornatum eorum.’ The Greek text of ‘ Barlaam and Josaphat * is printed in Migne’s edition of the works of S. John of Damascus : and it was not long before I was reading the actual words of the Apologist himself : ’Ey top ^Xop^H^acaro^, KCLl fJbTj (j)0OP6LT(O, 6i 7 Tpeaj3vT7]^ WP KCU KvXXoS TOP 7 r6Ba fJU€/JLLCrr]TO } ''Apr)<; Be TrecplXrjTO veo<$ wv /cal oopaios (cf. p. 105, 1. 18). Enough then has been said to shew that a Syriac translator, finding an early Greek Apology and desiring to reproduce it in his own language, might have no scruple whatever in dealing very freely with his author, in expunging sentences which he was not able or did not care to translate, and in supplementing the original here and there out of his own resources. The Syriac translator of the Oratio ad Gentiles has clearly so treated his unknown author ; and this fact removes any a priori objection bo the supposition that the Syriac translator of Aristides has acted in a similar way. (2) We are fortunate in having an additional source of evi- dence in the Armenian fragment which contains the opening sen- tences of the Apology. The Armenian translator has clearly done what we have had some reason to suspect in the case of the Syriac translator. He has dealt freely with his original, adding words and even sentences, and introducing the stock phrases of a later theology. But this, while it diminishes very considerably the amount of the evidence which can be produced from his version, does not materially affect its value as far as it goes. Phrases which are only found in the Armenian, or only found in the Syriac, may be dismissed as possibly the inventions of the respective translators : but there remains a considerable quantity of matter common to the two Versions, which therefore presupposes a Greek original. The question we have to ask is : What is the relation of this common matter to the Greek text now in our hands ? A preliminary point however demands attention : Is the Armenian translated from the Syriac, or is it an independent translation made directly or indirectly from the Greek itself? A few instances in which the Armenian corresponds with the Greek against the Syriac will suffice to shew that it cannot come from the Syriac as we now have it. In the opening sentence we have n rpopoia and ‘ providentia ’ (Arm.) against ‘goodness’ (Syr.). Immediately afterwards aeXijprjp and Tuna’ (Arm.), which the Syriac omits. Lower down ‘rectorem’ OF THE APOLOGY OF ARISTIDES. 75 three times corresponds to parts of huaKparelv, but there is nothing to answer to these in the Syriac. In the Christological passage near the end of the fragment, ‘ una cum Spiritu Sancto 5 (Arm.) answers to ev TrvevpLan aryi(p : and here again the Syriac has no equivalent. Moreover in the description of the Divine nature the Armenian Version says: ‘ Ei neque colores sunt neque forma/ or as Mr Conybeare renders it, ‘ Colour and form of Him there is not.’ This corresponds to the Syriac phrase : ‘ He has no likeness, nor composition of members.’ The Greek fails us here : but we may suppose that the Greek word which has been variously rendered ‘ colour ’ and ‘ likeness ’ was ^pco/aa, as in the passage quoted by Mr Harris from J ustin (supra, p. 54) : ou ^pcopia eyov y ou a^rjp,a. We may conclude then that the Armenian Version is not made from the Syriac Version in its present form 1 : and similar arguments could be adduced, if there were any necessity, to shew that the Syriac Version is independent of the Armenian. I have mentioned already almost all the cases in which the Syriac fails to reproduce in any form matter which is common to the Greek and the Armenian. They scarcely make up between them more than a dozen words. The additional matter found only in the Syriac Version is more considerable. First, there is the second title which introduces the name of Antoninus Pius, and so conflicts with the first which has the support of the Armenian 2 . Then we have the following phrases : (a) Who is hidden in them and concealed from them : and this is well known, that... 1 See however p. 90, where the fourfold division of mankind, common to Syr. and Arm., is further criticised. 2 Mr Harris inclines to accept this second title of the Syriac Version as the true one : see above, pp. 7 ff. But the course of the present argument tends to shew that the Syriac translator has introduced many arbitrary changes on his own account : and this makes me the more unwilling to accept his testimony against that of the Armenian Version, which has moreover the explicit statement of Eusebius to support it. The circumstances under which the Greek has been preserved to us necessitated the omission of the title altogether ; so that no direct evidence on the point reaches us from that quarter. 76 THE ORIGINAL GREEK (6) And in saying that He is complete, I mean that there is no deficiency in Him. (c) And that which has an end is dissoluble. (< d ) From man He asks nothing. (e) Who begat... from whom was born... who begat. (/) Of their religion (bis). ( g ) And it is said that (in the Christological statement)... and clad Himself with... and they say that... who are well known. I have taken no account of the many places in which the two Versions wander far from each other, and yet seem to have some common basis. Here the Armenian is obviously the worst offender, and its interpolations are far more numerous. We now turn to the Greek itself in the passage covered by the Armenian fragment, in order to see first of all to what extent what we actually have faithfully represents the Greek words which underlie the Syriac and Armenian Versions. (1) The first sentence which bears the appearance of com- pression is the following : avwrepov irdvrwv tguv 7ra0ciov real eXarrwpdrwv, opyrjs re real XrjOrjs real ayvoias real rcov XoiTrcov. This seems to bring together several more expanded phrases witnessed to by the two Versions, which however do not agree with one another sufficiently closely to allow us to make a certain reconstruction. (2) In the sentence, o7T&>? ibcopev rAe? avroov pereyovai rr}<; dXrjdeias nai rAe? t^, vrjQei<$, dveffyavrj. The Armenian has no omission that can be certainly traced. The additions in each case may be seen at a glance. The Armenian has practically none ; though a few lines further down the epithet corresponding to Oeoroicos is applied to the Virgin. The most serious change is that in the Syriac, where the word ‘God’ is inserted as the subject of the verbs which follow. The passage is one which was more likely than any other in the whole piece to tempt later writers to make changes of their own. It is to be noted that here the Greek in spite of its additions represents the original Apology much more faithfully than the Syriac does. (6) In the words which follow next the Versions do not agree either with one another, or with the Greek, which has displaced the sentence and gives it a little lower down. But both the Greek and the Syriac appeal to a written Gospel, which the king might read if he chose. (7) The repetition of the fourfold division of mankind is of course not found in the Greek, and with it has disappeared the problematical sentence: ‘To God then ministers wind, and to angels fire ; but to demons water, and to men earth.’ At this point the Armenian fragment ends. What then is the result of our investigation of this opening passage, in which alone we have a triple testimony to the contents of the original Apology ? (1) There is one serious modification (if, indeed, we have not here the original) in the Greek, as it is preserved to us ; but it was necessitated by the conditions of its reproduction in its new surroundings. (2) There is one serious displacement in the Greek; but this was almost necessitated by the modification just mentioned. (3) The description of the Divine nature is very much abbreviated in the Greek ; but no word occurs in it which has not the support of the Versions. (4) In the Christological passage which we examined in de- 80 THE ORIGINAL GREEK tail the Greek was seen to preserve the original statements, though with the addition of the later phrase dairopw^ re teal dcfrOopcos. (5) The Syriac Version is often loose and inaccurate : it drops a phrase here and there ; and it makes insertions by way of explanation or of supplement, and sometimes in such a way as to convey a wholly false conception of the original. We learn then to expect for the remainder of the Apology that the Greek, as we have it, will as a rule give us the actual words of Aristides, except in the very few places in which modification was obviously needed. Where the Syriac presents us with matter which has no counterpart whatever in the Greek, we shall hesitate to pronounce that the Greek is defective, unless we are able to suggest a good reason for the omission, or to authenticate the Syriac from some external source 1 . The Greek Text of ‘ Barlaam and Josaphat .’ It is remarkable that this work, which at one time enjoyed such extraordinary popularity, should not have found its way into print in its original language before the present century. The Latin Version wrongly attributed to Georgius Trapezuntius, but really, as the MSS. of it prove, of a much earlier date, was printed, together with various works of S. John of Damascus, at Basel in 1539 : but it was reserved to Boissonade to publish the Greek Text for the first time in the fourth volume of his Anecdota , which appeared at Paris in 1832. Boissonade apologises for the meagreness of his apparatus criticus on the ground that an edition was expected almost im- mediately from Schmidt and Kopitar the librarian of the Imperial Library at Vienna. This edition, however, never appeared. Out of seventeen MSS. preserved in the Library at Paris, Boissonade used throughout but two, 903 and 1128, which he refers to as A and C. He gives occasional readings from two others, 904 and 907, which he names B and D. In the portion of the book which specially concerns us, viz. the speech of Nachor, C is defective for about 10 of Boissonade’s pages, and the testimony of D is frequently 1 Cf. infra, p. 90. OF THE APOLOGY OF ARISTIDES. 81 recorded. From time to time readings are also quoted from the Latin Version. This very inadequate text has been reprinted in Migne’s Patrologia Graeca, tom. 96, in the third volume of the works of S. John of Damascus : but we have gained nothing by the reproduc- tion except new blunders. In the Wiener Jahrbucher fur Deutsche Literatur (lxxii. 274, lxxiii. 176) Schubart has given some description of the Vienna MSS., and a list of the principal variants contained in them. Lastly, Zotenberg 1 has made a useful list of about 60 MSS., and has constructed a critical text of certain passages of special interest. Nothing however has been attempted as yet in the way of a genealogical classification of the MSS. ; a work which will involve great labour, but which is essential to the production of a satis- factory edition. In editing the Remains of the Apology of Aristides I have used three MSS., which were kindly placed at my disposal in Cambridge. I have recorded their variants with a greater completeness than is necessary for my present purpose, in order to aid a future editor of the whole treatise in assigning them without further trouble to their proper families. (1) I have to thank Miss Algerina Peckover of Wisbech far kindly sending to the University Library a MS. in her possession, which apparently belongs to the beginning of the eleventh century. This Codex is specially interesting for the pictures which a later hand has drawn in the margin, sometimes in ink and sometimes in colours. It is unfortunately defective at the beginning and at the end. It commences with the words rfj irpovoia rod Srj/uuovpyov (f>ooTL%opLeva (Bois. p. 48), and ends with /cal ev 68c 3 twv ivroXwv aov rj^L(oaa<; tov 8pop,ov reXe (Bois. p. 357). Unhappily it has been corrected very largely throughout, and it is frequently impossible to discover the original readings : those which are obviously by a later hand I have marked as W 2 . (2) The authorities of Magdalen College, Oxford, with a like generosity allowed me to use their codex, Gr. 4, side by side with H. A. 1 Notice sur le livre de B. et J., pp. 3 — 5. 6 82 THE ORIGINAL GREEK the Wisbech MS. in our Library. This bears the date 1064. It contains besides : a Life of S. Basil, a tract on Images, the Martyrdom of SS. Galaction and Episteme, a tract on Penalties, and a work of Anastasius Sinaiticus. It has remained for the most part uncorrected. (3) In the Library of Pembroke College, Cambridge, there is a MS. of the 17th century, the readings of which are of sufficient interest to be recorded for the present in spite of its late date. In my apparatus criticus these MSS. are referred to by the letters W, M and P respectively. I have now and then recorded readings from the Vienna MSS. collated by Schubart using the signs V 81 , V 102 , &c., where the figures correspond with Schubart’s numbers. Wherever I have differed from the text of Boissonade, I have recorded his readings, and sometimes I have expressly mentioned his MSS., A, C and D. I have given in the margin of the Greek text the reference to Boissonade’s pages. Where it seemed desirable I have recorded readings of the Latin Version, taking them from the Basel edition of 1539 mentioned above. The Bearing of the Apology on the Canon. There are but few references to the Books of Scripture in the Apology of Aristides, which thus stands in striking contrast with the works of Justin. On two occasions the Emperor is referred to Christian writings. In the first case a written Gospel is distinctly implied, as the matter in hand is the outline of our Lord’s Life ; the words in the Greek are 1 : ov to /c\eo? rf) 9 Trapovcrla 9 e/c rr)s Trap avTois Ka\ovpev7 79 evayyeXiKrjs dy'ias ypatyrs e^ecrri croi yvwvcu, ftaaiXev, eav ivrvxys (p. 110, 1. 21). The second reference is more general, and possibly includes Books outside the Canon : rat? y pa- lais eyfcvyjras re ov xpLcrTLavwr evprjfreis, k.t.\. (p. Ill, 1. 24; cf. Syr. supra p. 50 fin.). There are no direct quotations from the New Testament, although the Apologist’s diction is undoubtedly coloured at times by the language of the Apostolic writers. (1) The opening sentence recalls the words of 2 Macc. vii. 28 : d^Lco ere, re/evov, dva/3\eyjravra el? top ovpavov /cal rr)v yrjv , /cal ra For the Syriac see above, p. 36 fin. ‘ This is taught from that Gospel,’ &c. OF THE APOLOGY OF ARISTIDES. 83 ev avroL? iravra IBovra, yvwvai on e% Qeos. ov/c ovrwv irroirjaev avrd ( 2 ) p. 100 , 1. 11 . Si avrov Be rd rrdvra aweary /cev. Cf. Col. i. 17, /cal rd it dvr a ev avrw aweary /cev (cf. Sc avrov in i. 16). (3) P- 101, 1. 6. /cal yp^avro aej3ea6ai ryv icriaiv rrapd rov /criaavra avrov ?. This is clearly based on Rom. i. 25 : /cal eae(3aa0yaav /cal eXarpevaav rrj icrlaei rrapa rov /criaavra. The addition of avro v$ is interesting. The Syriac translator renders : ‘ and they began to serve created things instead of the Creator of them’; he is probably led to make the change by the recollection of the Syriac Version (Pesh.) in this passage, where the word ‘ Creator ’ has the suffix of the fern, plural. (4) p. 104, 1. 2. aool epiwpdvdyaav. (5) p. 107, 1. 12. o6ev Xap,j3dvovres ol avOpwiroi acjyoppirjv dird roov 6ewv avrcov, eirparrov irdcrav avopiiav /cal aaeXyeiav /cal aae/3eiav. These words are a kind of echo, although in a different sense, of Rom. vii. 8 : acf)opp,yv Be Xa/3ovaa y dpiapria Bid rr}$ evroXyi ; /careipyaaaro ev ep.ol rrdaav emOvpiiav. ( 6 ) p. 109, 1. 12. vvvl Be ol vopioi /caXoi elcri /cal Bi/caioi. Here again we seem to feel the influence of the same chapter; Rom. vii. 12, 16, ware 6 p,ev vopios ayios, /cal y evroXy ayia /cal Bi/caia /cal ayaOr) . . .avvtyypi rw vopup on /caXos (cf. 1 Tim. i. 8 ). (7) p. 109, 1. 26. ovroi y dp, rov f Afipadpi ovres arroyovoi /cal T aaa/c /cal T a/cw/3, rrapw/cyaav els Aiyv'j rrov e/ceWev Be e^yyayev avrov<$ 6 Qeos ev yetpt /cparaia /cal ev fdpayiovi vy/ryXw. The first part of this sentence has affinities with Heb. xi. 8 , 9, iriarei * Aftpaapi . . .rrapw/cyaev ev > yyv rys eirayyeX , ia^...pberd T aad/c /cal T a/co)(3. And the whole may be compared with Acts xiii. 17, ev rf) rrapoacia ev yy Alyvirrov , /cal piera fipa^iovo? v^ryXov e^yyayev avrovs ef avry 9 . The second part of the phrase however is not attested by the Syr. and Arm. Versions, and may possibly have been introduced by the author of ‘ Barlaam and Josaphat ’ from Ps. cxxxvi. 11 , 12 . (8) p. 110, 1. 2. rovs airearaXpievov ' ? 7 rpo? avrov<; 7rpo(fvjra< ; /cal Bacaiovs arre/creivav. This is a combination of words found in S. Matt. xiii. 17, ttoWoI irpocfrrjrai /cal Bi/caioi, and S. Matt, xxiii. 6—2 84 THE ORIGINAL GREEK 37 (cf. S. Luke xiii. 34) rj air o kt€lv over a tovs TTpocfrijras, koX Xi0o/3oXovaa rov<; dir^oraXyevov^ n rpos avrrjv. But here again we cannot be sure that we have the words of Aristides himself. This last remark applies also to the phrase, dX A’ ov tear hriywaiv (p. 110, 1. 9), which comes from Bom. x. 2. (9) p. 110, 1. 19. Oavarov iyevaaro clearly comes from Heb. ii. 9 ; but the Syr. simply has ‘ He died,’ and the Arm. has nothing at all to correspond. Hence we cannot be certain that these are the words of Aristides. They probably have replaced the statement preserved in the Syr. * He was pierced by the Jews.’ Throughout this great Christological passage it is worth noting how the actual phrases of the N. T. are not introduced. (10) p. Ill, 1. 30. ov yap dvOpcti'Trwv pijgara XaXovariv, a\\a ra t ov 0eov. With this we may perhaps compare 1 Thess. ii. 13, eSetjacrOe ov Xoyov dvOpaoTrcov dXXd, /cadcos dXr/dds ecrrlv, Xoyov deov 1 . The Apology and the Didache. A source from which our author has drawn part of his description of the life and conduct of the Christians is the Two Ways, though it may well be doubted whether he knew it in the form preserved to us in the Didachd. The passage in question runs as follows in the Apology (c. xv.) : Oil pboi^evovaiv, ov Tropyevovatv, ov yjrevBoyaprvpovaiv, ov/c €'TTL0VpLOVCn T CL dXXorpLCT TLpLWCTL TTCLTepa Kol pjV)rkpCL' KCU TOl)? 1 The following parallels may also be noted: p. Ill, 1. 17, 1 Thess. ii. 10; p. Ill, 1. 29, Apoc. xv. 3; p. 108, 1. 2 (davutrup), and p. 110, 1. 1 (axapiaroi), Rom. i. 21 ; p. 109, 1. 30, Rom. ix. 22 ; p. Ill, 1. 26 (oihc air eyavTov Xtyio), Joh. vii. 17, xii. 49. Moreover there seems to be some relation between our Apology and several chapters of the Book of Wisdom, beginning with the personal statement of c. vii. 1 : el/xl yep icayij) Bprjrbs avdpioTros k.t.X. Comp. esp. vii. 15 eyol 8b Scprj 6 Beds elirelv Kara ypibyrjp. . .auros yap yoi tScjKe tu>p 8 ptcjp ypuxnp di pevdrj, elStpai abaTaaiP Kbayov Kai bptpyeiap GTOixeluv k.t.X (ix. 1) 6 'ironf/aas ra irdpTa ep Xbyip aov k.t.X. ..(xii. 24) tu>p TrXdprjs o8u>p yaKpbrepop birXav'qd'qaav , Beobs biroXaypdpoPTes tcl nal iu {(pois k.t.X.... (xiii. 2) d\\’ 17 irvp fj irpevya rj Taxwbv at pa r} k6kXop aarpcop rj filaiop bSup rj (pwaTijpas ovpapou irpvT&peis Kbayov Beobs eubpuaav . . .6 KaraaKevdaas avra SvpaT&Tepbs eGTip... TaXalirivpoi 8b Kal bu peKpois al iXiriSes avr&v k.t.X iu Tolxip tBrjKep avrb aaefraXiadyepos kvovs. c. iii. XaOu Be Trpaiis. To these we may perhaps add, as parallel to the last of the sentences cited above : c. iv. ovre d'/Toarpa^ap rov evBeopievov, avyKOivoivrjaei 9 Be irdvra tg3 aBeXcfxp aov. It may also be noted that the whole passage is prefaced by the words : eyovai ra? evroXas avrov rov Kvpiov 'Irjaov Xpiarov. . . /cal ravras (ftoXarrovai. Compare Did. c. iv. : ov pur) ey/caraXiiTp^ evroXas /cvpiov, (frvXatjeis Be k.t.X. When we turn to the Epistle of Barnabas we find there the same parallels which have been quoted from the Didache, with two exceptions ; viz., ov yjrevBopLaprvpriaeis, and the negative form of the Golden Rule. On the other hand, we find in Barn. c. xix. : rj ovv 0809 tov ( fxoT 0? eanv avTrj' edv tl<; OeXwv oBov oBevetv enrl rov wpcapLevov tottov, k.t.X.: with which we may compare Apol. c. xvi.: oW<;, /3aat\ev } on ov/c dir epavrov ravra Xeyco, raZ 9 ypacf/aZs iy/cvyjras rwv % pianavwv evprjcreis ovhev e^co ttjs aXrjQeias pe Xeyeiv : or, as it is more fully said in the Syriac Version: ‘ Take now their writings and read in them, and lo ! ye will find that not of myself have I brought these things forward nor as their advocate have I said them, but as I have read in their writings, these things I firmly believe,’ & c. We have seen already that he refers to a written Gospel for his statements as to the life and work of our Lord. We have also seen that he has drawn part of his description of the conduct of the Christians from the ‘ Two Ways.’ Moreover the Book of OF THE APOLOGY OF ARISTIDES. 87 Wisdom seems to have influenced his method and his language in several parts of his work. The following investigation will tend to shew that he owes a still greater debt to a work now lost, which exercised a considerable influence upon the writings of the second century. The Preaching of Peter (/crjpvy/xa Tlerpov) is classed by Eusebius ( H . E. in. 3) together with his Acts, his Gospel and his Apocalypse as outside the Canon of writings accepted by the universal Church (WS’ oXcw 9 iv fca 0 o\L/coh Laptev irapaheBopbiva). He goes on to say of these four books that none of the early writers or of his contemporaries used quotations from them. This state- ment is however incorrect : for Clement of Alexandria again and again quotes from both the Preaching and the Apocalypse, as authoritative works. The Preaching of Peter then was one of those books which, like the Didache, the Epistle of Barnabas and the Shepherd of Hermas, at one time claimed a place in the Canon ; though its claim was disallowed, even more emphatically perhaps than the claims of these other competitors. We must in the first instance gather together all the fragments which can be assigned with certainty to this work 1 . For the sake of clearness I have arranged them in the order in which it will be most easy to compare them with our Apology. Clem. Al. Strom. VI. 39 ff. Tcvcocr/ceTe ovv otl eh Oeos eaTLv, 09 apXV v 7 ravTtov eTTOLrjaev /cal rekovs e^ovatav e^a )v, /cal 6 aoparo 9 09 t a iravra opa, aydprjTos 09 tcl irdvTa % copet , dveireBer]^ ov tcl iravTa eTriheercu real Bl ov eerrev 2 ’ olkcut devaos, a

? rd BovXa rr)<; vn rdp^ews avaarr/oavres ae(3ovrat‘ /cal a BeBeo/ce v avrols et9 /3pcoatv 6 deo$, nreretva rov aepos /cal rr}<; daXaaai 79 rd vrj/crd /cal T779 yr/S ra epTrerd /cal rd Orjpia avv /crijveat rerpanroBot 9 rov aypov, yaXas re /cal ptv v irpoaKwr/ral, Kal ’lovdaloi, Kal xP l(rTLav0L ‘ * There are four races of men in this world : Barbarians and Greeks, Jews and Christians.’ (Syr.) OF THE APOLOGY OF ARISTIDES. 89 Ibid. 48. (o /cvpios (frrjcn 7 rpos tov 9 paQr\Tas peTa ttjv avaara- aiv) ^E^eXe^aprjv vpas Bd>Be/ca paOrjTa^, /cpivas a%LOV- 7 TOV<$ X , yiVCOCT/CeiV OTl 6 fc? #609 iais iyntixf/as tuv xpuTiavQv, evpijaets ovdev rrjs dXrjdeias p.e Xtyeiv. 90 THE ORIGINAL GREEK I have given above in full (with one exception ; Clem. Strom, i. 182, vo/uios /cal Aoyo? 6 /cvpios;) all the indisputable fragments of the Preaching of Peter 1 : and the parallels adduced from the Apology of Aristides shew that there is an intimate connexion between the two documents. Before going further into the interesting problem of the reconstruction of the Preaching, let us inquire what light these parallels throw upon the relation of the Syriac Version to the Greek text of the Apology. (1) Several passages of the Syriac Version, quoted above in the notes, which are wanting in the Greek as we now have it, are authenticated by their similarity to portions of the Preaching. Of these the most important are : (a) the worship of angels attributed to the J ews ; (6) the description of the Christians as a 4 new people ’ ; (c) the confession of the converted heathen ; ( d ) the attribution of our Lord’s sufferings to the Jews. Especially valuable are (a) and (c), as giving us ground for believing that the great closing section of the Syriac Version, which is so curtailed in the Greek, is substantially the writing of Aristides himself. (2) On the other hand, the division into three races, which we find in the Greek, has the support of the famous rplrw y evec of the Preaching. The fourfold division of the Syriac and Armenian Versions (Barbarians and Greeks, Jews and Christians) comes therefore under grave suspicion : and the more we examine it, the less primitive it appears. For to the Greek mind the Jews were themselves Barbarians : see, for example, Clem. Strom, vi. 44, vopios piev /cal 7 rpoeprjrac (Bapfidpous, (f)i\ocro(})La Be f/ EAA r/crt : and Orig. c. Cels. i. 2, e£i ) 9 (3dpfBapov (pijcnv avcoOev elvai to Boypia, BtjXovotl tov ’I ovBalap,ov. Moreover there seems to be no parallel to this fourfold classification of races in early Christian literature. The Preaching of Peter is quoted by Heracleon (Orig. Comm, in Joan. xiii. 17), and we shall see that possibly it was used by 1 The context of the quotations in Clement may sometimes give us, in the light thrown by the Apology, further materials for the reconstruction of the Preaching. Thus Strom, vi. 127, orav ns rbu vibv tou deou tov to. tt avra ireiroir/KbTOS aapKa aueiX-q^bra Kal iv pr\Tpp 7 rapdtvov Kvos Set oi> dvvapai, a de Xeyeiv Trepl avrov, k.t.X. : c. 28, ovk %x €l TLS Xoyoi' diroXoyias ptXXorv Trap ’ avrov KpivecrOai , pi) aKoticras: c. 86, ovde dwi&v Seerat ha avrtp dv/tara a /caret ayvoiav yre 7re7rot77/c6res : c. 55, tG>v tt pa^euv wu bieirpd^aade Xwpis yvib7rov vXd' vXtjs, %eipl re po p/pcba avres err elBobXoiaiv avavBois So^a^ovayee(v meeiv re, irerroidbre 9 evaefieyaev. * * * ovS' ap err dWorpiy Koiry iroOov ala^pov e%ovrev\d(TGOV(ri .../cal tl Sr)7TOT6 k a Lvov tovto yevo ? rj i'TTLT^Seu pa elcrfjXdev els tov /3lov vvv /cal ov 7 rporepov. 7 rapa tov deov, tov /cal to Xeyeuv /cal to a/coveiv rjpZv %o pipyovvTOs, aiTovpai Bodrjvat epol pev elireZv ovto >? 2 3 /c.t.X. c. 2. ft)? av /cal Xoyov /caLvov...d/cpoaTg$ eaopevos. ov % 6 pev tls XiOo? €(ttIv opoLo ? Tft) iraTOvpevcp , 6 B' €aGav elvau tov deov (ov pieXXovGi XcopTjGeiv avTol, tovto /caXovGi deov), ol Be vBcop, ol B' dXXo tl TGOV GTOL^eiGOV TGOV 6 KT LG pLCV GOV V 7 T 6 deOV. 1 Ap. c. iii. crvyKXeLaavTes vaois...TTjpovaiv aaQaXQs iva fir] KXairQo’iv. 2 Ap. c. xiv. Kal dal Tra.p6fx.oioi tQv edvCxv. 3 Ap. c. xvi. ‘ And I have no doubt that the world stands by reason of the intercession of the Christians’ (Syr.). 4 Ap. C. XV. ovtoI daiv oi virkp irdvra rd Zdvr) tt)s jtjs evpdvres ttjv aXrjdeiav ‘ yivibaKOvai yap rbv debv ktLvT) T TJ 9 €V ' \epOr)T€veTo ; III. 19. prjBev aepvoTepov Tpdycov /cal /cvvcov, tcov Trap' AljvttTlols, eladyovTas ev rats irepl tov I rjaov BLrjyrjaeaLV. III. 22. ev T(p /cad ’ rjpdov Xoycv Aioa/cov povs /cal f H pa/cAea /cal ' Aa /cX^ir lov /cal Aibvvcrov ovopd^ei.../caL (jnjaiv ov/c ave- yecrdaL pev rfpas tovtov<; vopl^eLv Oeovs, otl avOpooiroL r/crav... tov Be ’I rjcrovv dirodavovTa , k.t.X. IV. 23. /cal r) plv irdvTa v'lrofteft'XriTai, 777 /cal vBcop /cal drjp /cal aaTpa, /cal rfpcov eve/ca irdvTa, /cal rj plv BovXeveiv t eTa/cTai. (Cf. IV. 99, ov/covv dvOpobircp ireiroi^TaL Ta 7 ravTa.) Besides these parallels there are several instances in which Celsus seems to turn a weapon used by the Christians back upon themselves : e.g., I. 54, oveiBi^et tw acoTrjpL eirl tm irdOeL, pr) /S OTjdrjdevTi viro tov 7rarpo9, V /^V SvvrjdevTL eavTco fioTjOrjcraL 1 . II. 9, icaLTOL Oeov, c^rjalv, ovTa (foevyeiv evr/v , ovTe BeOevTa dirdyecrOat, k.t.X. So again in III. 42, his reply to the charge of corruptibility brought against idols is that flesh is still more corruptible : 7 rapaftaXXcov t«9 dvOpcoirivas tov ’I rjcrov adp/cas ypvcnp /cal apyvpcp /cal Xl6w, otl avTaL e/celvcov (f) 6 apTOTepaL. And in III. 76 we seem to hear the echo of Christian words in : opo/ov irocelv tov ev pplv BcBaaKaXov, d ) 9 el T 49 peOvcov els peOvovTas irapLcov /ca/criyopel tovs vr\$ovTa < ? 00 9 pedvoina^ 2 . It is not easy on the evidence here collected to say whether it was the Preaching of Peter or the Apology of Aristides which lay before Celsus, but we can hardly doubt that it must have been one or the other. The statement that the world was made for the sake of man does not find a place in the recognised fragments of the Preaching ; but we have given good reasons for believing that it was contained in it. On the other hand, the Apology gives no starting point for the attack of Celsus on Jewish prophecies about the Messiah, whereas the Preaching laid great stress on this point (see above, p. 89). 1 Ap. c. x. el 08 v Ai6vvv on ov/c elcrl deol, aXXa cfodaprd /cal dXXoiovpieva, e/c rov purj ovros rrapaxdevra rrpoaraypian rov 25 ovreos deov, o? icrnv aefodapro ? re /cal dvaXXoiaoros kcli aoparo avepbv eern pur] elvai tov ovpavov Oeov , aXX’ epyov Oeov. Ol Be vopLL&VTes ttjv yijv elvai Oeav e'TrXavr^Orjcrav. opwpiev yap avrrjv in to tcvv bvO pdnrwv v (3 p i£o p.evrjv /cal fcara/cvpievopLevrjv , 10 ar/caTTTopevrjv /cal (fivpopievrjv /cal d^pijarov ycvopLevrjv. eav yap oTTT7]0rj, ylverai ve/epa' e/c yap tov oarpa/cov cfeverai ovBev. en Be /cal eav eirl 7 rXeov Ppaxy, cf> Oelperai /cal avrr) /cal ol /capirol 242 avrrjs. Karairarelrai Be viro re avOpwirwv /cal rwv Xoi7r(bv ^cocov, aipacn (fiovevopievcov pualverai, BiopvcrcreTai, y epl^erai 15 ve/epbov, Otj/ctj ylverai acopLarcov. tovtcov ovtcds ovtcdv, ov/c ivBe- X eTai T V 1 * * * V l^l v ^ivai Oeav, oXX’ epyov Oeov els xprjcnv dvOpdnrwv. V. Ol Be vopbl^ovres to vBcop elvai Oeov eirXavTjOrjo-av. /cal avro yap els XPV (TL1 ' dvOpcorrcov yeyove, /cal /cara/cvpieverai vn t avrebv, pialverai /cal cfrOelperai, /cal dXXoiovrai eyfropuevov 20 /cal dXXaaaopievov xP ( * > P ia(Ti > KCLi Biro too xpvovs Trrjyvvpievov, \ /cal aipiacri pioXvvbpievov, /cal eh irdvrcov rcbv d/caOdprcov rrXvaiv dyopuevov. Bio dBvvarov to vBcop elvai Oeov, oXX’ epyov Oeov. Ol Be vopul^ovre 9 to 7 rvp elvai Oeov 'uXavcovrai. to yap 7rvp eyevero eh XP0 vpovfjt,£vriv PW ; (fjpovpovp^vr/v CM 11, 12 om. yivop.£vir)v — dTTTTjdrj P 12 e/c 7 dp] kclOoti iic W om. tov P 15 om. 7 e/xL^erai Bois (sed C habet) 16 veKpaOrjicri P 19 om. tuiv PW 20 i\potinevov MPW 22 om. Kal a’ifiaai p.o\vvop.evov Bois v 21 22, 23 om. Kal ds ttwtwv — a/y6p.^vov M 24, 25 to yap irvp eyevero els XPVvw] KaL wto yap els XPV (XLV ty&vero Bois V 21 25 XPV aLV ] XP L 102 a v£ov/i4vr]v P 10 p.epi deovs n roXXovs yeyevrjcrOai, rovs piev appevas, ras he OrfXeias, n ravrolov rraOdov real iravrohairdov hrjpuovpyovs avo per/ pear cov. [01)9 ercelvoi avrol [49] e^edevro pioi-^ovs elvau real (povecs, opylXovs Kal ^rjXords /cal OvpLavTircovs, rrarpoKTOvovs Kal dheXefooKrovovs, KXeirra s Kal dpirayas, ^oXovs Kal kvXXovs, Kal (foappuaKovs, Kal pLacvopievovs’ Kal tovtcov nvas puev rereXeyrr} Koras, nvas he KeKepavvop^evovs Kal hehovXevKoras dvOporrois, Kal efivyahas yevopuevovs, Kal ko- io ttto pievovs Kal 6 prjvov pievovs, Kal els a pier a piopfyov pievovs enrl Troviqpals Kal alcr^pals 7 Tpageciv.] o6ev yeXola Kal piopa Kal dcre(3ri 7rapeiar/yayov ol ''EiXXrjves, /3aaiXev, prjpbara , rovs pit ) ovras irpoaayopevovres 0eovs, Kara ras emQvpilas avrdov rd s irovr]pds, tva, tovtovs avvrjyopovs e^ovres rrjs KaKias, piOi- 15 % evoaev , apird^oai, (foovevocri , Kal ra irdvheiva Troidoatv. el yap ol 6eol avrdov roiavra eirolriaav , 7 rw? Kal avrol ov roiavra rrpd^ovcnv ; eK tovtcov ovv t gov eTririqhevpidrov rrp ? 7 TXaviqs avve(3r) rois dvdpdizois rroXepiovs eyeiv av^vovs, Kal aojoayds Kal al^piaXocrlas rriKpas. 20 IX. A XXci Kal Kad' eKaarov rdov Oedov avrdov el OeXrjaopiev eXOelv rat Xoyco, ttoXXtjv o\Jrei ryv droirlav’ ottos rrapeicrdyerai avrois rr po 7 rdvrov 0eos K povos, Kalrovro Ovovcri rd ihia reKva' 09 ear ye Tralhas ttoXXovs eK rrjs Peas, Kal piavels ojaOie ra ihia reKva. (foacrl he rov Ala Ko^rat avrov rd dvayKala Kal /3aXeiv 25 els tt]v OdXacrcrav, o6ev ’ Aoftpohlrr) pivOeverai yevvaaOai. hrjaas ovv tov ihiov rrarepa 6 Tievs e/3aXev els tov T dprapov. opas 245 rrjv 'rrXavrjv Kal daeXyeiav rjv irapeiadyovai Kara tov Qeov 1 oS*'] Kal PW ; itaque lat 3 iroXXobs deoi/s Bois 4 ras] tovs Bois ; alios lat 5 avrol eKeivoi M 6 (putveis , dpyr/Xovs M 7 Kal adeXcpoKTovovs ] om, P syr ; Kal adeX^oKTwvovs M 8 xa>Xoi)s — fj-aivo^vovs] Kal €|a>Xets KaKuiv P /a.XXoi>s] koiXovs M 9 KaiKepavvup.tvovs M ; Kepavvwp.lvovs P 10, 11 Kal kottt. Kal dprjv.] post KeKepavu(x)p.hovs Bois 12 Trpd^eaiv] p.l^eaiv Bois 15, 10 p.oLxdxJ’uo’iu, a/>7ra£w3xl xal aiirol op .0101 aiirois taovrai. W 19 rovs dvdpcjTTovs Bois 21 om. Kal PW lat 22 o7rws] 6 7rpc5ros coniecit Bois ; inducitur enim lat 23 0eds] + 6 Xeyopevos Bois 66 av eirj 0eov, pe0vaov /cal re/cvo/crovov, /cal /cara/caiopevov ; rj ircov aXXoi 9 f3or\0r)aei , eavreo (3orj0r)aai prj Bvv7]0elv ; XI. Toz' Be ’ AiroXXwva irapeiadyovai 0eov elvai ^rjXcorrjv, en Be /cal ro%ov /cal cf)aperpav /eparovvra , irore Be /cal /ci0dpav 20 /cal \eirav0iBa'\‘, /cal pavrevopevov roi 9 dv0pd)iroiv CL» pia0ov. dpa eirevBerjv eanv ; oirep ov/c evBex^ai 0eov elvai evBer) /cal tyjXwrijv /cal /ciPapwBov. " Aprepiv Be irapeiadyovaiv aBeX(f)r)v avrov elvai , xvvrjyov ovaav, /cal ro^ov %X eLV A t6T< * ] fAr/dt W 4 om. deovs elvou MW* ; deos esse lat 7 KopKdSrjXoi' W 8 om. tov (prim.) PW %\ovpov W* om. tov (sec.) MPW 9 irLdrjKa W Kal tov dpanovTa] dpdKovra di P ; om. t6v M 10 KpbpipLVov M (TKbpdov M aKixvda s] Bois ; aKavda PW ; aKavdov M ; spinas lat 11 yadavovTo P 14 O7iirop.^vovs] + Kal P 16 om. oi (sec.) W 19 TreXeKwpL&ovs Bois 19,20 om. Kal Ko\o(3ovp.tvovs Bois 20 Ko\o(3u)p.£vovs MP 20, 21 ava\\oiovpi.tvovs Kal x ovevo ^ vovs P 26 7 rap' auTwv P 29 Zx^v W* 30 TocravTrj &rrcu PW APOLOGIA AR1STIDIS. 109 /JLICL (f)VaiS rbtiV 06GOV VI Tr/p^ev, OV/C W(\)€lXeV 060$ 0€OV BlW/CeiV, ovre acpd^eiv, ovre tcarcorroieiv' el Be ol 0eol i 'rro 0ewv iBico^riaav /cal eacf/ayrjaav, /cal r)prrdyr)aav /cal e/cepavvwPrjaav , ovk en pula (pvais ec/rlv , aXXa yvwpiai Biyprjpievai, rraaai tca/corroior ware 5 ovBels ef avnov earl 0eos. cfravepov ovv early, co /3aaiXev , rrXdvrjv elvai rraaav rrjv rrepl rwv 0ewv (pvaioXoylav. n ol /cal Xoyioi rwv 'EXXrivwv on vopiovs 0epievoi /cpivovrai vrrb rwv IBlwv vo/xcoy ; el yap ol vopioi Bi/caiol elaiv , clBl/col rrdvrcos ol 0eol avrwv elal , rrapdvopia io 7 roirjaavres, aXXrjXoKrovias /cal (f>app,a/cela<; /cal pioi^elas /cal kXoit els /cal apaevoKoirias. el Be KaXws errpaljav ravra, ol vopioi apa dBucoi elai, /card rwv 0ewv avvre0evres. vvyl Be ol vopioi tcaXoL elai /cal Bl/catoi, rd /ca\a erraivovvres /cal rd /ca/ca array opevovres' rd Be epya rdov 0ewy avrwv rrapdvopia' rrapd- 15 vopioi apa ol 0eol avrwv, /cal evoyoi rrdvres 0avarov /cal aaefieis ol roiovrovs 0eovs rrapeiaayovres. el piev yap pLV0ucal al rrepl avrwv laroplat, ovBev elaiv el pur) piovov Xoyoi' el Be (frvai/cal, ovk en 0eol elaiv ol ravra rroir/aavres /cal rra0ovres‘ el Be aXXrjyopiKal, piv0ol elai /cal ov/c dXXo n. 252 XIY. ' ArroBeBei/crai rolvvv, w /3aaiXev, ravra rrdvra rd rroXv0ea aefidapiara rrXavrjs epya /cal arrcoXelas i/rrap^eiv. ov x prj yap 0eovs ovopia^eiv oparovs /cal pirj opbovras' aXXa rov doparov /cal rrdvra opwvra /cal rrdvra Brjpuovpyrjaavra Bel 0eov ae/3ea0ai. 25 "EXPwpiev ovv, cb /3aaiXev, /cal errl rods ’I ovBalovs, orrcos iBwpiev rl (ppovovai /cal avrol rrepl 0eov. ovroi yap , rov ' Aft pad pi ovres drroyovoi /cal ’I aaa/c /cal ’I a/ccb/3, rrapw/crjaav els Aiyvrrrov • e/ceWev Be e£r)yayev avrovs 6 0eos ev X eL P l K P aTai 'd ical ev ftpaxlovi vyfrrjAw Bid Mcoaecos rod vopio0erov avroov, /cal repaai 3° rroXXois /cal arjpielois eyvcbpiaev avrois rrjv eavrov Bvvapuv. 1 vireipxw &k M duoKrjp M 2 ei] Ol M (0 rubr.) ot] supra lin. e pri. manu M 4 KaKo-rroial PW 1 2 5 apepav W om. earlv MW 7 on] + Kal ol coniecit Bois 9 iravrus] xapres W om. elai W* 10 (pappaKias P Bois 11 apcrepoKOLTeias M 14 el ra Zpya M 15 apa] +Kal P 17, 18 om. et p.r] — deol eltrip M 18 ravra] roiavra M 20 a-iroStdeiKrat. cum praeced. W 21 virdpxei W 2 22 yap] oDp Bois 23 7 mpra bp&pra Kal irapra] tt dpra opwpra Kal irdpras P ; vapras Bois 24 atfieada t debp Bois 26, 27 opre s rov afipaap. P 27 om. Kal (prior.) P tVaa/c] +re P Bois 110 APOLOGIA ARISTIDIS. «A\a, dyvcopoves /cal avrol (f>avevre<; /cal a^apiaroi, 7 roXXa/CLS eXdrpevcrav rots rwv e 0 vd> v aeftdcrpacrL, /cal rovs drcearoCXpevov 9 777309 avrovs rcpocfr/jra^ /cal Bi/calovs arce/creivav. elra &>? evBo- /crjcrev 6 vlbs rov Oeov eXOeiv eirl rrj^ 7379, eprcapoivpaavre 9 et9 avrov rrpoeBa/icav T IlXcitm rq> r/yepovi rd>v 'VwpbaLwv /cal aravpqj 5 /careBUacrav, prj alBeaOevre 9 t«9 evepyecrla^ avrov, /cal ra dvaplOprjra Oavpara drcep ev avrols elpydaaro • /cal cnrcoXovTo .nil rfj 18 La rcapavopla. creftovrai yap /cal vvv rov Oeov povov rravro/cpdropa , aKXd ov /car iiriyvaxiLV * rov yap % picrrov apvovvrai rov vlov rov Oeov , ical elcrl rrapopo/oL rd>v eOvbbv, rcav 10 iyyi^eiv 7 ro )9 rfj dXrjOela Bokwglv , rjs eavrov 9 epa/cpvvav. ravra rrepl re ov '\0v8aiwv. V XV. Ot Be yjnariavol yevecCXoyovvrai diro rov /cvpiov ’I rjerov Xpiarov. ovros Be 6 vlos rov Oeov rov vyfrlarov opoXoyelrai ev rrvevpari ayicp arc ovpavov /carafids Bed rrjv acorrjplav rd>v 253 dvOpwrrrctiv /cal e/c rcapOevov ciyias yevvrjOels, darropws re /cal dcfrOopcos, crap/ca 0 iveXa( 3 e, /cal dvecfrdvrj dvOpoorrois, o 7 ro )9 e/c rijs .1 7 roXvOeov rrXavr 79 avrov 9 ava/caXecrrjrai. /cal reXecras rrjv Oavpaarrjv avrov ol/covopiav , Bid orravpov Oavdrov eyevaaro e/covaia ftovXrj /car ol/covopiav pey aXrjv per a Be rpel 9 f)/nepa$ 20 dveftico /cal els ovpavovs avrjXOev. ov ro /cXeos rrj 9 rcapovala 9 e/c T179 7rv dWorpiuv M 6, 7 avrois ov 0£\ovv W 2 27 edidaxOrjv W om. rov Bois 28 awdrjvai] avvdeiva 1 W 2 31 om. rd (prior.) P 112 APOLOGIA ARIST1DIS. eavrovs' oSevovres yap ev cncorei irpoapr/aaovrai eavrols lwv 105, 9 avafhovv 110, 21 avayKaia 104, 25 dvdyKr]V , Kara 100, 4 ; 101, 19, 29 ; 102, 1, 6; 103, 7, 15, 21 dvaia’dyjTos 108, 18 dvaXapfidveiv, d6vu)s 111 , 12 avodos, i] ev ovpavois 110, 24 dvbprjpa 104, 5 dvriXap^dveadai eavrov 107, 27 ’ AvTibm) 105, 7 a vwXtdpov 112, 8 101, 16 dbparoi 101, 25; 109, 23 dTrapairrjTOS 102 , 6 aTofidWeadai, mid. 108, 28 airbyovos 109, 27 airbKOTos 105, 1 ’ArrbXXwv 105, 9; 106, 19 airoreXeiv dipr) Kai 102, 4 air poade'/js 100, 9 "Apris 106, 3, 30 dppevopavrjs 105, 14 dpaevoKoiTLa 109, 11 " Aprepis 105, 10; 106, 24 dpxaiw 107, 21 dpxvyte 101 , 1 ’AaKXriTribi 105, 25 ; 106, 1 davLs worshipped 108, 9 dairbpws re Kal acftdbpws 110, 16 drdxvP 0 - 108, 1 avroKpdreia 103, 12 dpoavuri 107, 3 axapiaros 110, 1 &xpr}GT0S 102 , 11 jStcdws 107, 6 (3i/3pojuia 108, 30 Aiovwos 105, 8; 106, 8, 11 Siopvaaeadai 102, 15 Soypa, to ttjs aXydeias 110, 26 SovXedeiv, of wind 103, 1; of gods 104, 10 Spate w v worshipped 108, 9 Spax^rris, of a god 106, 13 eyyifeiv Trj aXrjdeia 110, 11 iyiajiTTeiv rats yparpals 111, 25 etdwAov 108, 18 eKovalq. (3ov\rj 110, 20 eKrdxcjpa 101, 8 eXarrut/xa 100, 10 ; 103, 25 ’E\6 o 7 105, 10 "EWrjves 100, 21; 104, 1, 2, 13; 107, 10, 17; 108, 16, 24; 109, 7 eprapoiueiu 110, 4 tpxXavTpop 105, 26 ipSerjs 106, 23 ivTvyxd-peiv, ypatyrj 110, 23 Zvvbpos 107, 19 %pu7r77 105, 6 evxo-piCTeTu 111, 18 Zeds 104, 25, 27; 105, 3, 28 Zt )dos 105, 9 ^Xwr^s 103, 24 ; 104, 6 ; 106, 3, 19, 23 ‘HpateX?}$ 105, 9; 106, 14 "H0ai/3 109, 27 ttpat; worshipped 108, 7 ’Irjaovs 110 , 12 ; 111 , 2 ’IoeSatot 100, 19; 109, 25; 110, 12 ’Itraa te 109, 27 "I 6apTos 101, 18, 19, 23; 103, 30 (pdeipecrdai 102, 13, 20, 27; 103, 25 (piXocrocpos 101, 17; 108, 24 < pvpeaOai 102, 11 < pvaiKos 109, 17 < pvaioXoyia 109, 6 (pvra nai pXaara 103, 9; 107, 19 (pwcrTTjpes 101, 9; 102, 2 XaXdaioi 100, 21; 101, 5, 15; 103, 29; 104, 3; 107, 17; 108, 16, 24 Xapaaaecrdai. iu rats Kapdiai s 111, 2 Xaptfoaa l 101, 14 Xeipayojyeiv 111, 22 Xepaaios 107, 18 XVP a in? 11 Xoipos worshipped 108, 6 Xpi ). K'i't-X- Ax-^JSl ^_CvlLim_iC\ iiAu .*K f i»ix- K'ctAk'A ^cv.-i^ciai.i AV^g Av_^o.n 'n.T -^3 cvco K'orArC'.l AuK'i.TX-CV .^r.lO^ rdl.l ^cooAuK' rd^.1^ ^GeaiaAcuo . KLiA^oo’i^.’i ^ocns^a.^3 c^A.i ^AaK' ^_GctA^, Ai££tt coX .^apin^i .K'icrJCUi 5 .* K' ^u-iYa-ij kA r^\-2w KUuua ^.azi :u=>.l even .* relYxjji Al^cd •:• KLxX-iK' K'oa-l^ enliv. A^. K'ivr^j.i iKi^cvoolx^ cn^^ooire' 1 • KUiais :»xi2v^3 :paYr. 10 H. A ( 28 ) 9 I* oa* K' .* ^.C\oaxr> £\_ 2 w „=3 ^..jJi-d &\_x_m A_^A ^.m TxrnKlT . XJK' pd,l&i.i AK* aiAn.r*A ^.n ia .^. .1 KlLsn Ap^ rK'ArK’ . ^ T.x.m r^ i-^rKlm na.4jt.L3 a An ^.Aon •> ^Ju»_ Loops' GT^.A>Qa-m 5 K'^a.s^ ^t-^oo.t AA^.m r^.10 : rK'T^.i >3.^.1 rKl^m.T-raa r^A»i^x ^3 ^x^Aenm rKLlxA^OOT^ A^ ^ocn^a^l^n rt^ . ctA .T^ Klicn AA^jmcv . ^ c\cq_mC\t K'ix.^icv . ^_c\cn_xijL!^. 10 ^»Tn*Qf2Jiac\ t xl'^ ^ conim ^.xjjt^xa ^\m c\ ^ o ap^ax^A^ rKlx_J r^ \s\r*r? . „ ocaxV^ ^»oa_xj4 Axx^ixAuo . ^_c\caA pc'^aA v^i ^X=)1XLJ5>3 ^ Ooax2i\.jjO .K'Av-Sw.lx ^xixCQjj.l Jt-n-^n rKlm . ^_ c\cn ^ ax^A^ ^.m ^ a =30 Aon rdai^ocD .* rKLixA^oo t^ ^ra .T4JtdAim . ^_c\onim .Taj .=ad\c\ 15 rKlA.T.T . *T-^3 rt? .Td tK'ctiAk'A p^na^KJO . caA ^T.x^.00.1 ^.xn_=3^\Lx^3Cs crm.A rKl^.v^cv ^xAon K'^-^.’U^lra . ^ a_3 r<" T^CD P^^v^.n*r£-mc\ rc'aon A.v^~30 n_d .• rKlx_m.T-i3 peli-sv-^ Av*r<'T-»T-X.C\ . rKll-xA^QDT-d.T p^A\T-*T-l- on T-* kA 20 »x.i.=3 ^_c\cnA_^ ^_ro rKlixA^ooT-^.i nf oa_i_^ a\^ .1 Ax^T 73 *_Or>^£\xJl . P^-irK'.T cax^rcf A.^ ^urK’n rKlxJlr^ .rKlixA^QoyA *xnr_i*_c\ rK'^anxioo ^xLLtnJsan ^oca^.ijxA 1. Cod. ^xjjt^Aix-m. GctxA^QoiK' . # Klia*:u ^_oc\ca_l.i ^Ajsa.^.a . caA Klg^? 3 C\ CT2_U»J ^ C\A n n. 3 C\ /^^oo_.*a_aXJ 5 *A ^ CNV-JA-H ^AOOJSrt.l ^ ocnxL_r^ . rc'&iai K'^v.wa.nr.^.ra ocra^cA.i kIa.iool . ^_ocm jjl\ <\ a> .1 K'icnrja.x.o .KlAan or^ ^_ocaAi.i_Ba^c\ ^.i .Taj .Vu.l cnii^OQD vry*r^ : ^ O cai^.1 0.^.1 .x^acoa 5 ^CNoaxra &\.'^ .KL^ijjK' Klizi^ra cyA ^j.2i Qa.ro .1 . ^ocal^j ^■■l-^IOt^ K'Axxi^ra .1 ^.*1 0 cars ^xr^.i ^A*kA .•K'i’U. CUCUjSA KliA^QoH^.l ^ccp^i 2 &*kb\ A\^t 3 cA.i .*rc\.^a, A £vAc\ Klsodas^.i ^.1 Kl^ix. ..K^vsa^. Klsain ^ Vyxr^ . Kl^iV^..! ^cnoQQ^cA^QoK’ 73.1 a .1^ ^.xTx^jo .^cuk' iai.n ^ ocn^vxs^i^.i K'ixxj Klra^ kA.i 20 .r^iiA w.caxia.r^Ti.1 j-xra^, kA.i AAy^o . Kla asxxr? .1 v^K* Kl^? 3 . 13 ^ .^.xii^io .T-jA .Iaj ^x^A»Qa.^ 3 C\ ^*.*1x1 KixaHK' V^K'O vrs^K' . # Tx^ Kl^TM A^ . b\\J=pr? KliK' K 1 a 1_^3 Kl^iorA 7. Cod. (2G) 9—2 CO*k _OcnA^.s> ... C\moriAr<' rr?-* i_S* ^ CUlrK* *n^:t ocQa.ir^.l r^crAr^.T cn^cinA^ As*. - ^V- A^-> rv A-UG even ^Acu^k'.s* A-ug .era. t jAni.,ac\ rdiu.i\ JUr^ ^jK'g , cn^cisuA^ ^AslcuS* ^ 5 cn^oax^ ^.Iniirbo ^>.Tu .* K'JiAu ^S* ids*. ^hojs* ^\oa»&v:g..s* _ Genus* cpizujA K't^K' ^s*.l v^t< cn.AiA ^cAjs*g .K'enAtK'i . 10.279 • K'.A* ^_Gcn_lJ2* .IjA .lA*&-i.l .x^JSlK'a .J 3 U» ^.icvs* .cn^Gizixra ^rc^_S*G .u.t^ .sjgA> .^jrK'G .K'erAreA piGi p^coAkA io crum-GirD ^ G ems* .yu ^vlS*.i va> jsg^ ^jr^G .K'en^-ii fjjxi .3 r^Ll cn As*. \ ^cnGctA^-iisa OK' .Klx»i=i )aOtt_S*A AtrilJ.i .T*^vu.l ^so v^K' n/A-S* or^ pe'-iA^ooi^.i ^__Gcnc»cus*Ui GJen ^xArKLu K'enArKA rdLx-lr? v\-»r^ . ^ QcmipGlG 15 . G.VsxnS*A ^_goq\g A^\S*A cnA ^rii^.i .•K'AvAtkIjl. en_US* ^ .T> .1 A\^_s*G .^jgcqAm.i r£l.m j.US*A_i_S* r^LU^OOG ^xll ^Gen^vi^s* r^cn . ^^Gcai.iK^.i K'ctAk'.i co^a.sixA^ ^^CUiK' r A cn .1 ^xK'ixijLG . rdsn Aiw -=3 AuK'.l K^ta-Sui* ^S*G .cnA ^.ao ^■x^’T^^\-S* • K'iixA aeoO.jjULK'.l so j.x. 3 ._A_n 1 G._^x A -=3 ^jActi. 1 .j-Uixi.lK' ^A-^^oor^.i ^J.l-S* ^\i*JS* pd\ <-*.1 K^aSx^ .rK'iil-.l iK^.VrA . UK ^_Gcru3 rcA.l ^.a^^aG . K'KlxV^oo .1 rK'-i .1 rl O , ^Kx.n^73 ponxxiO .^rd^Q r Vtl^ ^_003A\l_s0 kSsoj As*. .• k'&ok'-S>A^ coIa ^na ooosii kA.i Kl^pcw K'A>ooS3K'o ^.1 .rdliwK' r^lL^JS .T»A\ 2 k».l Kll^ia^l 5 ^»oax^_s a . ^ ocn_l_S 3 . 1 x 3 .V-uA bv>rt ^ K' K'-xLs Or^ .^pcax.ir^.l KlsCU* AAyJSa KllA^ooT^ ^_OC\cn3.i ^_C\crA K'oAkA . O.^ kA.i ^^octA ^»ib KlxiK' - # 0003.1 K 'JSnci KAuxsi^Qa-so K'^CV^.x^.^tj cqYslsO .^xI^qd kA KL*l2kCU K'.lXxAo .^ocrix.ip^ kL>xa 1 L kA K'&cA^.IO .^\cn273 10 rdsaiulo .^ocpiii* ^vl^^3 kA K'AAsaiK' ^30 sf .xS-»xS3 crA iuK'i ^5730 . K'iA^rxs orA is . 1,1 ^S3 ^3 Kiss KLx3Qq^kAo . KlS 3 Qax» kA .1 scoa crA l ^poA ^»*ia T^^s.l rdiir^ ix\^ cA .K'ixTX- Klwrdai 15 ^ .1X3.1 ^>.1 **£ys 3K' . K'crA Kls .1 0 .x>ois.l K'jiri' kAk' .l-x» A_^ caA K'VxxO . rd^lA^. .l jai^&U.i k ' . xxSkg- d a ^jKp .ct3£\_xxx_xj. 1 ^.x£^» ^_oooAa, 20 oK ^x^Qf 2 JS 3 .i .iJr^ ^ OCTX-S iuK' ^ K'o .caA ^xo\ 2 i ^»lA\ ^xSl.» ^ • ( K'^iiil» K ^ U4 X l- 3l «Kx\ OCtA O . ^^ 1^.1 K' i\.jX-!Lw ^ oA-SOl Kl^x 1^1.1 V^»K' .^xSSCXx K^A^> OK' K'^oiaosva ^_pcrixxxxJS 3 .1 ^cna. 3 .libcv^o .^oot^AoakLsj.i V^K' • < ^xK'-x> 0 \a K l£k^J a AuKliKl^ . OcrA ^*0^3 K'^vsi 25 (24) ocaxl^oa^a . ^ ocniss a_*Ag ^05 cn Ar^ ^*1 cdxHa . ^.a-xsA^ even K'cvAcdi.i ^vdgd *^_ocn ^\x^ i ^\=a o ocn K'caAr^A rd\o ocn rt l*reA_3?iA . # ^_ocauv^-C\ooi rV i_x A^ a .kLuT* *xxio ndiix. ** 5 r i rd-^no^o ^tA^i ^urdAsaxjsn rdi*cn rdA J&cdt ^Acn .K'iil^rdm v ^*crA ^=JC\ ^x*i_*^\_3n *_a. . r rd K'ctAk' K'irj.w crA ^\A.i ocn j-Acn .^curd a^x-i ^_ocn^\x*.i^ A*..i ^ A cn rdi.iBo.^ 1 5 . .V £v*» .1 cd^al*..! nd.*OGoO rdirsoo A*. ^__ocrA ^.lcnaajm rdAo .^v^s rd\o ^’ix^ rdA ..rdicn.i cn^A^m.i cdlo .pdA*.cv^ A*, ^x3ai* kAo K'^o.icnoo . j.~x’ , i-jD._x_Sn rdsncdAo cdrardA . ^ OcaAx.i rdA.l ^_x_^i rdixH ^xocn.i rd^no .^xsrd^sn ^_oerA ^.xnxHo.’i {.A* rdA o 2o.^.T^ < Qo cdi rd«i=) ^cA^ra.l td ; i*&\fAci .^xl*.! K^\ CU nd*=j jprdA .rdiH-urd ^ OcyA ^.131*3.1 ^x=j j kA:, )o.l_3Z)0 rdA rdik=3.l.l K'£Aa*rd5a ^sno rdA ^_oorA ^xxix*3n.i t A^A 0 . w ocrij b\* rd ixV^ r1 fc _K' . rdliut^ *^_Ocnxi*i_^.OQo.l ^_C\CQaCC0^11 ^.AcuL . ^oAii ^AcT 3 oi^CD j_i3&3S73.1 v^K'o 5 . ^ o oa»brArdi rdixs^ vyxrf kA.i .TdiJCU.i .cnJ ICT23 CQ-aCV , rd\ £133 ^ ca_l_^73 A* rdi*aL^. rd^A^ rdl< ooa_.>caArdl i_x_^ r?b\*JLT.&\ K'^.l.iiiO ^-»ca_133a . K' b\xi±2k ^ca_l_r?30 K'^viix^QD rdl_ib . < K'^uiioa Aa^ctj K' ^MaS? 3\ .^cniiuK'io v^K' T-^&o or* \ r.l . Aj 3 ctj rdx.iooa.* rd\r^ /^TajK' poV*) .T-^J^QQl.l J3."i\ kA.TO .Aa. XxxiK'o ^.3*113.1 V-w A^ro K'.icosa ...tcna.icujArj k'ctAk' rdicn Tx^\a.i .icns . ^_c\erai3 ’U&v* r^ii-xA 20 ..ndnArds n Ai^o c\ .^crccxiiisA cvAc\ ^rui^cb K'ctApcA As*. Vi ^_ OcrA 6v»rdl rdx.Jr^ .10 ^.vis^a K'^-jLrzj ^*T3oa .*rdi3x ^.ix>v£ic\ . rdi3QaJ»3 .K'ctAk' A^_ ^Lzintt .1 ^Aco . ^ A crA .rdxsbso ^jCvcaAcarar^ cA-^u .1 ^Actd .rdxJLxiaA 25 ( 22 ) ^ oc nA-^ .1 pdliik.i .^vsnr^o ^iAy..^q „ ocrix^ c\ ca A_x^c\ K'oaAr^A oXsk^\oor^ kAc\ . acooiu»^ *, OcrixcaAr^ . Ax^cn . »a cn c\ Av* f kA :K'^aJLsn =3 ^a> ^ ceLx-ais.i ix\^ ^k' 5 jtno^K' .V2 w rdlrC' : coia^i ^_S?3 pdsa.ios Ajj.i AK' Ai^co r£.l^cn . crA^ >r^. K'ax. co\a : KlaA vso ca\ *.o.l\ p^^oibK' K\l4J rcalx^.3 *x> w.coo^v.K'.i K'ctAk' .CQim 003 Am.1 kAo /OS&O^VxK'o CYllx^O K'O.X. Jpk K'ctAk'.i j3.l\ kA .^ODoiuK' .Tw K'erAni'.i Kllx^ Ax^cn IO orA .mAll kA AcA^Ll.i rdkr^ .Ao.liJ K'ctApcA v JLlS.1 .ax^l^K'a OA.ii&K' K'cyiAk' ^3 k'ooAk' Ax^ctd ^ K* .cuxxjso&k' rdjoT^x=3 ^_oem.S73o :aaAg*»&r<' ^^acn-i-saa rt-USQCi .^oaixcrAr^.l r*llx-fi 003 .Tu cAl »^co rtl^.’U 15 ^aiw^n vicn .xco K^cvxiJ^i •. rtl^Ada OK' .r^-lx^, .TwA ^jOorA ^»&iL ^30 .•^OcaxcrAr^.l Kllxii . K'vw kAo K'ixjAvJTts:! : K'cnA Klr> VSfli&l.i j3.i\ AxAcrj . 3 C_ 3 r^ ^ixCQj.i ico .t^T-^o.tA r^-xoi- iuK'vix* kAo ao^ ^ni'o . AaA K'vwO rdlxVxi^OS rcA rdu^s 20 kAcx rd^iiw .Tw • r^LiraoK'.i 03 &:uiis»=> .a LlK* K'-rv.ib .1 •:• Kli^iop^.i K'.ia.iaAA A.iK' .jjazJ .1 CvA^&CbK' r.1 K / i_r? 3 C\^.i .rds-iK*.! cruAn^ ,■ ^oorAsi nd^ix. ^ ^HAix^a .tsi /kLocu i A\_r) g^Ag Kli-S... r^ ^ o cnAigVA.saraQ ^ o cnxAAQcri .3 ^v-m .T-^ . Klxaa KlA.i r^-soA^o K'AuLra rc'i^Av-a 5 .^x^Avt-irca ^ioa-iAusa «^jacn.»:igiis. ^3.1 ^c\ca*cri\reiX AAa • ^!|DO^i\^Q .•^■aO^O^VS^Q K'^O'U-^JI ^530 ^ajdAuL .*t_SC\ . ^OCfA CVJ^ 3.1 r*ilA-*c^ . j-ixxo .1 ^>..^3 . 1 SC\ ^inoalAc*) . 1 SC\ .^cbl KLi= 3\.1 • K'cyAk' ^_C\oa* Av.aK' rcA.l ^OcreA-S. gisAva or? r\ 3 ik i_oca=3.i .ncJ'J^oaAx^a r£zao >* co CT3TX3^riCn(\«K' AA^-.o K'crAr^ .xrs, r^lUiK'a .• cn_3L.Sk.iA iiin .co^\A.«k •:• K'ctA K' .xCTJCN^K' i^SQ rcA CT2_X_SiA.l C\CT3 Kl^i-Y- ^_s?3 ^iA^cv.A.Tcn.’T AA^-^3 : A_x_*won r^L*i^JSg 5 ^xAon v^K'.ia ^_xAcn ^^acriA .n3>co K A .. &\A rds-^i .n CX.xs.lr 3 .1 K' &\Q.xs3 As*. AK' hApC' . > K'crAr<' ^ Gonl-^ft \x_^ Kls-iK' .r^calr^.l ^x*5a!»‘cD /^xcara ^_ocn_l_^o . rtA-^-sA ^*n r^S\-^r^ ..ptlrai-^A ^.T-\cb cpcA*.iicuA ^ oc?2_ij5?3cv . K'icAoA KlaiwK'a . k'v^vjA xo r^ijt.i\o K'i.’tcvAa . K'&u.tAo .k13CV.jlAo . K'-.n.* \jnA a rdiC\A .r^-loiA ^».i\qo ^Gcal^J .Klm.Ao .r^coi-^A ^_Ocn_l_^3 . r^lnA^A ^_oca_lJ5»3 . rd^a_n_x. .^J'i.MK'O . K'-aTkA Klii-wK'O .Qa_AO 0 r^A ^_OCQ_l_!P3a K'-iiwK'o cnliD .*r?l* 0 .i r ^3 ^.^_=fVa ^_x_L 2 k rVA\J^3 .1 . 1 -^ cni^ao .^ixu ru* ^_ocni^?3 a ^_acr)£\a.i^ ^xA_^&\Qa_:^3 r. Acor^ r.t K'-ia i 0.2^ A^. . ^x V x»> ^ 3 ocaa iupi' K'^uai Ax^co K'Ao.xrAy rdli4 ( 10 ) ^jcxonin ^73 ^.xYx=> . 1 A^ns r^L*T^3 j_S73 ixA\x ^a\co _ CV..1 cn . KlSh-ir^ 1^ ixiK'.i r^na-Sas*. ^^octsAOLw.i cxcrA b\s*S±oo i_x.\^ ra ’.coin K'AxctAk' qoqoxp^ Axnco . Ax 003 rdLArV Aur^ixi.na . crA^n o cnaxjrC' cwixQopdA i.-yLAx.i Avwi^i.K' rj ^ 73 r^TJi .^-3 ^ocn Kj.'U) K'.icn ocno . odoA^K caA £>ocn Klx\rVo ^.icvni^?] ^\J»xjdK' K'^i-jjA kA «^jC\ orx* cri A K .1 KllttK Ax^cn ^K' . cTai*lx*i QocA^kA io , n ?&\ ojsa ^_r?3 acnaj^^a . ca-Szi-uiA i.v^.^v .1 Avwi^jlK’ Ax^cn k'-3TmK'A. , i kUx^x_so k'-.i.AxK' r3K'o .K'iaa ^»&\_xJ=79 ao^ I 5 ^Yxx^.X-K' kAo .Gtt3a5^oA-A AvA^-U^K K'.lCO aOTJO cax.^Ao .cqx^.xK' K'^ctAk' AxAco ^ K ' . ea_xJ^J i^^.T kLitxikA.i k'_3^-^3 k 1 i_^-.K . i.vL^.i ^-xx-^-x. K kA . *:*.Axx)ca wl^qo 1 ix\^ k'ctAk A.V K'aJAi cOh^K' .K-Al 50 oK ^orA_^ Ax^cn ^Aco 20 .^_oca-xA_2w oi-t^jKo OT-raO q err»' cnA K Aa ^^o’i^Qai.i .*K^\A_ 2 w kIxjK *xi=> ^ocaA-*i 0=3 cal vctA=w KlawiK' ^fA=iM^>K' K\toq=jO A^O ^LOi ( 17 ) 5 . Cod. .K'Kico. 6 . Cod. crA. CU ^V_Y_1 ^.caA-^ ^xAcni *»cn ..rt'caAr*' v K'crArc'-a . cA^K'.i rc'^xw K'^ooAk' oai.jsaA^irK' cni^vaa Klli^ . K'.icra k»ctJO .K'^.T^ ^vcvcra oqj b\* r^ .1 ^i.aarc'a .K'icA^tj Axoon Kl^irwA\- 5 raa .r^ir*I\a k'Aixo ^0005 . K'i-a aiuVM Or^ rdL»V .io^.^.i OK' , rdnlA rC'i-La .1 \s\T 5 kb\b\ ct 3 -»ic\. 4 jA= kAAoAvs rK'^vAA^.i K'i-A-x.aa.i *»A K'^ctAk'.i r^A^.iexi^K' ^»irrar^ ao^ 10 K'ix^ra ^*.1 ppo t ^cvca»crArK’ 71^ .rK'ia.’ira pal ppo .oaoK' Kl^laii coA K'cvcra ^-*.1 ^apo .Kj-iK *»cn . tjA ppo . K'tCPfc^ jcoo^Ks OtUO.’iK' ^>.1 ^V=> .K'tCPrt^i caL».i cra^CPal K!A=o b\cscn rdArK' KA^.iai&K' cocu.ikA **cracui-ai^.i v^k' lat. A &\^v 4 jJ.i ^i.sraK'a 15 AiJvcn ^ K Acv.a-X, Avi_a ax*^\_»r<\i G 0 aiaAoa*i_a ^sra ^•oracui.i^&vi ^vwAjlK' rcAc\ .cojiuK' K'^erArK' rtA^.iai^rK' . i .TA^ Sr\ KlippA.l rf-*j+ZO rdLl*.*r£ .era ^>C\.ai_=j oruai^iA rc'-xS.fA rtl*crAr<' reLlxAi AJrra&\.x.Ai KljjLAar.aj rreli rK'ia.^Ao relAr^Ao 20 , K'oqAk' jcnoiuiK'i r<* \cvjsra^> 1 a. aolo rriiora ocrai ^vsraK'a . K'i-A^p rc'.v^. )oA acooiur^o i.vLil rcAo .K' i_a TaUjj.I K'&CUaSO pa A^richrK' 13 . Cod. Qa^o.irK'. (1C) cn* OK' rrf -1 i-O K'acri-a rK' ca A rK* * nd-5Jt-2k.-XJ5n *A, .*co > K'ix^ C\r^ K'ix^.Sk ocoo^rK' }o\ K' crAr<\i . ooc*>a.ix:i A,^ ^•T-^arK'’ ^dcv^o ^\mC\ .r^^a^oi ^\^ja rc'^a.AArj K'.inCL^ tCisfc-XJSa 5 aa^3.r.C\ . r^-l_2L .1 ^iJsnrK' v^&iiuAa .cqA-ji.i p^A.i rK'-X-i A^K* co^ic\iix_3 cn.=5C .K'iri.VsA j3 V^- c\ on &vxlx_^a.x_'2a\ ^K' .ooai^^ ^ A^n ArK' r^vwAa . K'^oa.jj rK'acn A^n^rK' .^o . K'cvco ^onc\^r^ K'cralrK' c&QaCUx.l Ax^cn r^LlHwr^A.l K'-i^rK' . cnx_^A T.isLi.i ..xxsjlK' kA 10 •:• K'acn i:uLa .xcna&uK' .1 *xonaA^- ^ijsnrx'a . ^.x\._^*^3 ^c\b\ QaAxsion . r^-iiAnX A\_£jo rKli ^\ra in c\ r .K'cyAtK' .*.»er)cA=A A 5 ^na rKlir. K’&iuA.'l .^i-szsr^ rKllon.l ^oncA^a K'crArK' Qa An i on Ax^cn .bvttc\ r^icura cnx^i K'.’tx.O 15 ►ja.sli.k' kA k'^v-xAjs ^.xAon ^cn_L^_=)CN ..jcna^uiK' ^ArK'-i. crzisa riLaiwrt' p^.la.xtK' . ca.x^A ^oaixi.l OK' . tkIxIx. K'octUI K'oqAk'.I Klx».^.x_2n r ^G rili-sa^snoo ^h^yjsna . Kl^oor^ .acraaA\_.*r<':i ^-x’i.tziK'G K'ir^ . crj^inxoo.i Kllsai.i A\^so K'&xcxiA&.oor^'G .iAra A.1 rtlicn Ir^-Jcn K'erAr^ acnG^uK' r .sA=> .T-SO : K'gctd kA.i ^cn .K'Gcn i li-i .1 a*.s.x_:zj r^HTwr^A rc'_l_s.*r<' r^.xJ^^rvl Gnt' .‘rdjnxiaa K'Gcai t .1 Klr-lK* .xifiA .* K'Axrai K'Ax-X-x-td ^-x -A-A.^ Ax-sao ^-x’*i-x-^o . ^ Ocri_» ori A Kin ^i.^aiAx-^a )o^.i Kl^2aa5*mo i ocoAxoiiKlno ^ocnAxcrisaKlrD ocn.xcanKA ^_a._VA^n.3 .1 „ OcaUiao ^ o oruofAK'i Klalsbo Klr>i i_5arVA\Jsai ocn io .**cnoia^c» cos ^^cxsaiAxi Ax* Ki* Ax* Kl^a^ .i^-oo ^Aco .pdAcr? A^i ^ocani-X-n KlxJal' C\AwKl K'Atcuix. Klnio .ninAxl OK' .‘KtJU OK' ix^ K'ctAk'i Klxx^i_sa ix\^ kA ,.*cooerinKA AoA^-oji OK' . KH_^ .1 )a^-l Kl^Jra.a^lA v KLx\i.u ^3 r^CU.i.i oaira oe_x_n .x-^oo kA ^ K'o 15 ^i-iaKo .ooaA^oa&K' KLiix>K' K'ctAk' ^-xLaJra *noA\o ,CTlJL»i -3 KJ^nO-O )d*O0C\ K'ix.^XJ aCOO^UK'.l **COal2fc- /KAxcuIxo .xxVskO . K'oaiiojoo K'AxzAa cn.T»Kl3 v^Ao crA^ .x^ K'lK' cnb\\z±*Qo* K'Ax.i jlZxj .xxVrA cnUSfl.i v^K' K'-xil^.-X-^J kAi K'.ico : KtAcn K'cqAk' aixloo : Kllcn 20 kA .^Ko . K't-x-^.x* OK' Klo-xioo K'Ocai K'ctAk'i v kAxxX .^3 %x_^G0 .ca-xjsaicn caA . KLiixjK K'ctAk' ^xliJ^J *noA \0 1. pdA asaii-oo, a corrupt form. The Greek has /cat ‘PaSa/xavtfw. 3 cocxmiGA^i for oooiJsaoA.^1. ( 13 ) GOxA^COlK' uCOj 1L lx2k.^ ^ OOCUIpA crAtt .K'l^OOrK' rKixTP^X-Sa.l KlxJOx cA>-r<\l t^LmV= 3C\ rt^OxiAp Axf^cp rAa K^iS^-iA aAm^ulK'.i ^=>V3 . r^Lxis ^_*eaX53 crA 'q.jp.^cx to pO^O , r^AxQfl^.ia rKl^icxrC'.l CTD^V^lxji A ?^53 .r^&istrdA .KVdl.l.l cn^lMi AAg -53 Klracn.ll K'&Oifc.A ^lw&X.K' A 5^53 r^T 3 L_\Ac\ .K\lfi A^sg cdoipoxAo . rK'icrJOo.i cn^iwi A ^53 t^LpirAcv . p^oA^ir*'! cn^V 5 *lx>i ^-53 K'pdx-^c© rd-xJLa .lAarK' ^..xA-xK' ^.53.1 rdX-^.-xK' 15 < 5 GC\ .rd.JOx&iGrt'G aoa^U .AaK'.l ^T-^GK* ix^ p^oA^r*' • a\\ ^ 73 CN .oocApicyA rtLx 5 an\r<' ^.53 , oocnooOIx A r^icnoa ^Jsoa .K'rK'ooi^ rx'pdJ.i ^jsgg . Qax 53 A^i r^A c\ ^_cA^r^vfk.i ^Aco ^crAo, 5 ^»Acyi_ 3 ^_jacn_=j.i ^A.K' /KlxJlK' As ^xinsf ^ O T^.QQl ••K'.igo K'AuuA^.i rtlSbJLoi ^2*30 . ^Acn ay- 00.1 ^xisalcnsz) K*. 1 £ao .KL=Lx*k&i Klrsi-o •. rtlx-lK* A=A ax-.T-^ K'os . y A=k ^ 3.1 TCLfcV^~*Ja K'i-fcV^J f^ I 3 LO rdrsiai K'^A^. ^28 .^»cnAk ^Aon ^ocaA^. ^.12^0 ^t=l*qq 2>3 K'ona ^i-23 nA , ^*CTX_\ ^isuQa-in *^a ,.icuA-= K'.icn •:• ^_aca\ ^x.3 > ^^Aco ^ocn^cui^ A^sg.i ^_oon ^v»^-i ^v=> Ocn^ca^K'.i ^ o caL>.l K^ua^x-A* Lw Aa^ 2*) K^n^J ^_T73 ^ jx-rqr^.l ^*crAri iiw b\±r?hub\*y K'a.xO.l Klia^K' coa.li.xA .K'ctAk' relxici* ^Aalsq )o.V20 A-2fc y.ir» p 3 .A2A 15 crA ^.xjjC 3.T273 . Kllcn.l aCOai»l^O AZ^^.1 003 -»coaY^. ^ ocrA ^.loasi .1^ ^_ocnl 2?30 acrixl=> cril 273 C\ . rC'K'l r^it-ls erA »=) Qa_l .1 ^VSOK' . fallen A^_ COCU.A Aop^ OIL 23.1 w»(T 3 .* K'Klx-^Qa T^ixlS AoK* reAw.i ^-2730 . rdlX- K^ixA.l r^llco .coot K'io^rOB.i . ^ on o.i=j AifcntoA K'ocn Ai- ..crA i_2nr<'<^\r<'.l Kl=o^xa.i KllcrA crA.i . .i^iri' pAo coot orH2?3 *ni-^ s £>K\l rdlcn .*f-^ 20 x 9 K'.'lX-O 03 ^ 00 = 11 -^ jpQa2kO COO\ coi l£l K'&i.jA .kA^iot^K' ^.lA^r^.i ^*i=or^ r^A A\=n.=j .1 ^=0^ ^273.1 20 ( 11 ) 9. Cod. ^A cn ^ cnV^. . Qflu.-^Qoir^ ^.x^A^o ^A.^r»C\ ^*1x^.1 CXxxInkaLrK' *^oeaxoa\r<' ^aL^o . .^^cnxcmreA ^.xiA^oo .^*.l ^xiL'SBK' ^ooiirrto .^xsA^wO ^oaiisjo . aii. relixjsa *_ocmjS 73 o .pdL’iw ^oaii^o .ooco ^xikvL P*' OJL^J^VJSO Klx-ji .1 K'QO-l™^ ^ O xx^i.i vyxr^ / CXsAxiAuurf ^Ocniiao •CUaA^K' rK'i^.i po^..i rel^ra.isora ^ocnisao ^ocn^xiao .^jaon^d.sjrK'a ^ra^cri^i^ rdS-iK* Ailr> ^a^.l .^i^]r^ ^ooqxctAk' A^.o . 0.^0 .1 \ K' 1 5 ocn .&K\i )a^J^3 K'oa-l.V^ ^cn.l_ra o.iA.Art'o .• oi_^ K'ia^xX- A^l ^T-^3r^ ^cai.^ AiwO .003 K'^O-x-tzj r^jLOi ^4 a -^= 3 rclx-iK' vxi~j *o.V..do . j.x^xjAvk' relxid^ cOh^rc' : kL;A^o ok' . r^^allo % rcs.\o Ax^cn Oia rtlx^l reL*ic\.t- .^oKlii rdl cu.ro ^Acn ^ro .laAs ^rocs K'ctAk' . An.u$u.ro .i A* &\._ro c\ . relrolcuLa coA iuK' .orA a .rdiil^cx reli£i»u» ^ c uairo .Vn»>&ro re'reLx-^co reli v=>c\ . rii^wr^ r^i^cvra.i •:• rC'&CUx* ^TO AK'o .rt'Oa^al^ooK'.l ^jacn^cuaJ^ Aa&oai.i .i AA^jro ^acairoa .r^ K'r^lx^oo K'calnC' ala.re' *a \ asA^ c\ cairo .i A Klicx .• rc^ixm _ ocairola reSa.i aroao (9) 6. Cod. ** ctd cvra* caa . QQ-. .i^oo ir*' . i=a .12a .1 000.1 OOVS331 ^jo.io^l .rtf. v^»rtf . A_\oaso v\oi=>o iA\osb .Tj rtfJrtf-SO .1*3.1 . jjAsjso rtf-xuls Ar^o ^LsAi.l K'^UjlXjj ^_OcrA rtfAsoi.l Vy*rtf . .1 orixl CV.m.iAl O AA^soo . .Tm rtfA AK' crA AvA ntf-A^lcvx. cnz^l A_2wO . crA tfAr^ ^ oioAu rtf ca A rtf rtf-woi.i rtf-uA~i-S0 r^A rtf.icn 5 •:• rtf crA rtf 1 qo.i.tii. acnoiur^s rtf-X.SHi. Av. oisoortf.l ^A*rtf rtf-lAcn rtf-OLllrtf ^SO.l -crA ^1 *Vm rtfeo .CuA^ rtf crA rtf rtf^i.i ^so v^on_soo . rtf.110 v^ooAcaa .* AaAvjso oiio . 4 JU.i ^qQ.iA-S .3 .Vi .‘rel^ixA i< us^r irtfrtfls rtf^-CV-io .* rtf AvA AvJL.IO ttfAv-3^1.i rtf Av*2k.c\J5aA rdlcrA crAo .rtf-^-irtf A^l crA^ ttfrtf.iAx cas -\vsoA\so.i rtf.3AOA.l rtf_2iix. .ctA iur^ rtf Aviso . n^inx.cvjjL=3 rtfA>cu-sai . C Ql. t \ 3 aCDoiur^ .im 000 .12k o .ooAu.iiso.s ^_oodAvjjl1Lm.i rtfJiA *cu A>o^\ .^V-SoAuSO r^A\nslx_\oo 15 ooD.i rtf-1, .1-3^3 rArC' calxn^ra 0A0 .KlUK' ^.1,3.1 rtf Oobl rtf-xJSix..i rtf-uAS-SO rtfA .fX'.loo A^soo .crA isisa.i •:• rtf crA rtf 1 rtf.iai. rtfA rtf .rtf crA rtf ^»1 j-A»rtf .rtf-SAOAO rtf i coco Attf .ntfAxcvsw.is caso *.0000 rtfoArtf ^ocrUSO.i . rtf.isb 10 rtf-Xlxls A%, oirjaartf.l 20 Aurtf Artf Aurtf 0tt££O.i vyittf .CUjA^ -*^00 ^Aco ^OJcn r" 0 «^ icv^oortf rtf-^3irtf p 3 . # rtfJUrtf is.i .KlAso Ortf 13. Cod. .*crA Aurtf rtfAusb. Qa* a\oo-irs' riAj Jrd^cu^ne'i r^ko^ArC' , K' &uAT»jfd K* b\i$. o A c\ . rtll_\A ^cAsLia o cnlfy^r? ^cv^xilo . rdaurd .Ara.l rdi.=t *^o.n^ia v^td . ^_ocYiiro .1 rd.xii=).i cnWzw ^_cA»i±Ja . i<^or^ colfk 5 .^OGcal rdcrArd rdiSa.l rdui^x_ia rdA . cdtcon cnAvSA^a.l •:• rdsnl:*. .1 rd^usaa fdcrArd.l oosia.^- ^ oca* rd r^K' ca.iiuK'.l rdicu A_b^ O'i.ipQoK'.l ^.Acr) rdlAGOa K'^vjat^A **pn AK'.i A^5?3 . ia^V3 rdAi CuA^ tderArd oca A rd rdx-^CD rd-iA V-=> g . rdx-Jrd aia i Aui-=>^rd io : rd&Axjj.i k'cdicx^o fdAA^rdjso.i Td.in^cur-=> rd.TH^ & vxjs*j *»or? .u ^»cq=j rdoa^a.i ^.A*rd .‘rd^ixcia V rdxAA^&isaa rd_^.:tA\2*i .rdrd_*^oo rdotia rd.icn rd crArd.i rd_MC\*i:i rdri.x.^3 A.^ oirDQofd.i ^Ard ao^a .*co rel^.T* rd.icna asA^ ^.Aon ^jCVSctd AK’ ocno^ur^ r 5 p^=> ** •<-*: cai xa cv.^ v^rd -.A^ao 1, a^ia^K' rdjeJtd i=3 A^sa ..^cvorA .va^Y-Sa.i ocn.i fdird_a.ia rdAi’fd.l K'^jaxm ^_CV.i^ai l A^* IrdorArd^ ^ b\.'i.jzn .1 r A_»rd . rdanxia rd^Atd glgi "saAfr .rd^it.io 20 ^.jjixix-.i rd-a^rd .* rd<^c\.->^c\ rd b\sxx*j rdje-Jrd >xin\ , rdJsaLi*. l cn^ai-^3 ^CNQQiT2i3a .^wixi^x. reA.1 rc£A*fdA rd-A-»rd .1^.3 .WC\ rd_\j^ 1 A ^ra W=j rdlcn ocn X=L2>- b\TJzn rdJliwrdA td_*»oi ^OAco.l . ^A v\^rc . # A\^r> a i^=> : ^^Gorija.x-Sa rO^oo 20 . Cod. ^ 2 i. Cod. ^* xx 2 l 1 ~. — Read C\QOA i^i.i 5 ( 7 ) COx *\o OIK' v^cna K'vw AA aco .1* .tVva>$ 03 r^Acx ..Aw^ur-sa p^Ao .t^'coAk' coaAuK'.i rd\.ir^ A^ ^*i=3Ca_^3.i Ax^cn c\ : K'ix^.sia K'A>0 .xm. 1C\ oJL a.i .K'^^usa r^\» a ca*ir£& r£~ca) caA_s*. K'^ard^iA^ kA .ansao K'yx. vr>o Kl2-ixi5 ^-JS3 rd-*o- aisooK'.l ^xAcn CuA^ ao^ p^^ccflis ansa rdx-JVo.i cn&uxXxA i-x-^ rdLtt .K'ciAr^’ ^jacax^uK'ji ^ » t\\ t*» ^rvr «=q .crA &X-S3 p^Klx^ob rdiivao . cuis&p^ .^ocaix^ ^*.-isdsoa ^Asxi^OJa . ^xlansao ^xAsixsaa .^Axs^vjsq r^^nclx\oo K^aiS^. .vi .^.yA^vsa pd*y pa ^K\*t ^Acn .•^^aoaL.i rcA.i KLjo^ rcAA^B .1 rdsa.isa . r^H^s.ia rtlz-ixis.i r^kap^iLaft ys.l . ^AnsAxsa pdAtaar^ paa . ^x^v^Av^a ^x=»H^-d« 20 15. Cod. cniu’is. CO .’A^toTK' . TA^iAisn.i ocn oco jdi iA^i.l KU*K Aa.i .rV-»i=>v3 . K ttj . 1 )□ usn (\co ocn .rai K'ira.i Aao i^ocox-^i.i Klijam^u ^oon_»ca\r<'.i Ai^cn ocn A-iaod K'&CUsAp .KlUaioA KlxiArA ^_OQa 3 *i^i K'-ia-»K' 5 K'^-k-tn KiinA^A ^-* .t_^qc> i .* r^~* lLs i.=> &_aA^ K'iuai .*_^A»Oh* kA.i ^ OcrA ^^ocrx»AurK.i •_p au2k o QaVA A^ r^LrArn oK' VSn.’i&\K':t A, Kl*&\Ko K'&ccnA k'cqAk' ocasax.0 .*oA^ ^_OJcn Art' KLia^K'.i gA-^^qoK' kAo . rc'QaaoA^QoK'.i K^xiikA .vr^Axp^.l io r^\ \ n.'i»buzn K'oa.AcLA^Qor^ ^CLJco Ar^.1 Klsa-'i a.-u ca-usn AAn i-x_^ K'Ai.i.sa . Kli/i^ux-sno r O Cfli^Ut^ ctAoa .kAs-mAoj ok' Kl*iAuc-i?3 ^_K^ : k'qo^o^qok'.i k'go^cA^&K' »^cuco Aia.cn ^^K' . Azm&sno Ki^uxjsn Klii*»KA ^_o»a- 3 paLJ.i ^-^$cno r i\a»^3o 15 .K'ciAk' ^ocnlia.3 *^_octx»£uK' Kilo 4, ocaim Klx.ni ^Vfl ^_ocnin-»KA .T-=ia-^K'.l K^O-SpiiA KLXAiK' ^_ocn i2i o oa\.£k cA^.K'.i kAicuA^ Aiacn -»cn rdai .k'ctAk' •:• ^ o oniiaJsnAirJsn A v. ^_ocaA^.i ocaA.^. KlaA_2a orV A *n v^oAca-l 20 ^ o coa^uK' kA.i ^ o cnAa» K cuo.i . K'qo^oA^qoK'.i .•K^vilAuM^acJtno K'&iiAa.M AvJSn K'^ui-rj kAk* .* K'eri A K' Azri>^\3n kA .^*1 K'ctAk' .Klxiira.i cn&\G£a.T=) ca^^uK'.l 9. Cod. O.iaLa-AxK'.T. .1 AxLd •n.To i wlcn K^x-i-nco ^3 K'.icn .K'cnApC'.i cni-=a ^icn . KlsAx & vs *3 £\\ Vk^K'.I . •„ ocox.ir^ K'ix zarf Klirat • cyoxA^.i Klliw ^a^i.l^x oa=> .^oio^x ^oiup^ Ar^.i ..lAx^xrC' rd-»*T=x^-.l K'ixnix- ..^o.r» pdJcn Ax2k.cn ocn cn^x0.ii-r>TJ2n.i rd.lAxK' iQa^i^x p^.taSoA^x ^.i orA oocn 5 ^urno . in .1 K* r_ .1 t A»r^ ^rC' Klicn A.\ mo .K'^xo^xl^o orA^n 10 ^ic&v-sa KLix^ooi^ .^ximxcnm pc'&otoi* ^onA jjmo.x.1 KL^.raiK' A. »-Aco ._cxcax£uxr<' . KlnuinA^ ^jOcrixAuKli Klxinin .AximK' £vjm.i-i».i v^r*' ..r^JLJLxin.i r^Qa 1 ^ . K’- l A ^Qp'i^o Klx.ioc a* .rtLucuo .K'icu KL*ir£lmAo KLwoi Klg-Sar-m Ax^cn K'ctAkiA 15 •:•❖ .rd^-iK* KlxiK' »xVn\o . KUm ^*.1 Kal'A KlixKLn p^.vrdso . # Kixi-=ain ^Jm A_x_2k.cn K'i-JLJ ^xLk'.i A^^xoai.l Kll^»K* ..rtoosa^.i Kl^ix- £xaA K'&Kll ^^ocoisn ^AiK'o . rVcrAr^ A^-.i K'iix. ^x.TxjjK' ^ocnim •:• k'Axo.xv^ 20 CX^\ .K’calrdA .xcoOAilK' Kill AA^m Ax^cn Klxiraira ^coxoin JSiLo K'^uini ^_CUjA ^31 o^ii.o . K qq^ cO^ contra rC'cno .r^Aa^cora oxrruo K^xam.i o.ttlsw Klico.i ora^AA^mo .K^rni r^^xoix oA^^xoarc' Kilo . _ ft ai^ u Kil Kxl^&l ^^ocnxcolr^.i 25 ( 4 ) ^A K'&rda •> ^cnak. Alroc^n ivuM.K'.i ^A»rdi ^..^i.l rdl^»rd . r^r..l*.i 3 i rdoa 1 -^ rdaLco ^i^? 3 r<\i rdaoa . rc'iix- pa rdckr^a *_oomra v acoo.iK^ ^53 ^Aap^o .^cnoi^. 5 rdxiJai K'Qfl'^i .rdrA^a c\rd ^crs klA^K'.ioo .Klicuo .rd/vaia .rdawrnrd ^ocn^^uK' .rdicra rdaa\s.n .rdl^OoH^O nd* .1 002.* pa C oq^Ajj.h fdoal^ JjI ^x 2 Lr» Ai^co rd-»vaxa .^ocaycnlK'.i rd^ix.c* r^rdi p 3 C\ oocuia io ^crjcx^updi vaard&\jsa:i oco looculrd pa rducu .QO^U 00130 CocAtd ^ft.l CDCulfd p?9 .QOCU.l p*3 K'&iiuA .oordJoi^ paa ccaJUrd pa .rd.iL.i ^3 rd^iaL •:• cdcdcu-*,! pao ciaaiua pao .rdipa orda.i pa }ocnirard pa . ^ocn oai\^ jui ^aiw rd*.iacn-» 15 ccn. i .jftav* cmaa.i : *ja.wQo»rdA .ilord.i rdicn pa cvra^o^^rd ^_aacT 3 .i . rd*JLa ioa^i^ .iAc\rd rdicn pa .rd/ia^-i fdooi^ a.»Hia^rd pa^o rd*ic\ca ocajaaSrux.Td ^-*.1 k'&ivjjiA . ^_c\crcooa_ai_a ^ordoo cxcn •:• cd.ioorx* 20 ‘2^a^a. oox.A^opire' jd izA .cC'ctAkA Au.Tl JUK'l . r^ -uaa> K'.ico^ *A r1^^, ,V. i!l . )a.T- 3 *J A^. KL*iai- crA AuK'.i Aa.i *.^co K'.icn aiox. kA.i ucno&iiK'.i c^jsa A ax. crA kjri'i ocno .cnA K'acn rr^iAax. ^o.vsa *U^ Aa .ctA AvA reLsax. .jcnoiure’ rc'JLxi^xxJSa 10 K’&tasa.l .rC'^uiza.l .xcncv^v.K' K^lZw . rdSUX. crA ^K'.l K'.lcrJ.i pi .r^sw.icn.i r^Ln^oi peA At^o .crA £vA ^cdoAvac^ rrA umoiurf r^ivn .rcliii KlxSax. kAk* .crA ^xSk*QQJSa rcA r^x^OX. .r£&\.ri nl kAac^ CcAj C lxA .1 .^X^.^\CQJ »3 023 fX'VXJ^rt PcA.lO K'VW^'l A*a 1 5 rc'^vsnx* . criisrt JLJr^ ix^ kA .crA AvA )oaiii.i .xx 3 . x _ 3 > 3 .1 yx^Jzn Tx-^ £\xA .kLi£» rcA KV^aia Oll^ .Ollils £vA <^\ CVlxT_l <^\Z?3 C\ •> o n\— 1 C\xA A-fw jardLn oo_=3C\ c^A^oooo acooiup^ nr> V «v -» K'.Tu rtA AK' . cdxj3 cu c\ r^^\4jtr».i Artlx. kA .^irtLa.i 20 A ^ .Artlx. ccA Jaxzn jlAf? .^vu&L^a.i ^A»r^ ^r?3 v^Anhx. cnrso ^t'<\ \ •. K'ctAk' Ai- ^- 1_!33 .^CV-A i-SrtrV^K'.i AxZkOO *V" 22. ^x-Sii] Cod. JC-£^. ( 2 ) . r^AooQ-Vx^ Ocl» l.^Qo ^nik. .1 KLuOia ja£k_io ao^ lu>K' : rc'orAnC' AAjj.i .' O 0 OJ-*incn K'iUa-^QO . 00 CUa 3 0-^-3 K* QOCU_.i.lCTJ CttO-\\ IQOQ A-^ rdAoQaA^Si oo.O^ooiK' GDCUxoi^s .r^l aa.»rj-Sao 5 •> KLxi^ni'.i KlsaVsA &v»b\r^ K'ctApC'.i cp^aziA^r) Kf.alsn OK* pdlr^ .rdaasoiao .rel^ireiaa r^Lx-Sa.r.r) Avux=)£\rC' s^o .p^Jcn coAvka^^xa &i-2n.i^K' . reliiao^M Kl^iaAo rdxraxA &uu>a ^a.l . cna.i Aao rtoiA^- oco.i . Avaki.ir*' . K'JSnA^-.l oco.i .A\l^A>oorC'a . r^LlTjjrC'.i K*..)^. .^_Ccral50 v>4^p ^_ocoa r<'Qo^. , i . jcooiup^ K'crArC' ^_c\crA . Av^v^j.i ocn ^ AvLlaj ^iV- 53.1 ocni ^cr> rdki?uo v^K'n.l .1^.1 rdlN.-*ys?3 n^Jcni caL».i *»cnoLh. .nni^r^.ia rdX •. *A rdL>\S*&\J=n K'.icn .^coaiuK' Kli-f^K' 5 A.v K'i.u^K'.io : on u% a amoiuK' r^LiAT.i^x-sa io rdA . cnAaA aiA^i.lK'.l v^K' cn^a.li_a.T_i»3l Aur^A.Stt *^ 3.1 ..ul^.t as Jt-iK' *u_\^ r*A .*A K'i^CV .^3 : rd^lA^..i cm^ym ocn A v. ^*.1 rdirC' ^_snr^ vcn^iw .Klx-Jr*' ia AA^n A^, . A^.t p^cnAr^ -»cnoAv*r<'.i 2. A .1 seems to have been deleted before A^.. ' ■ KlwOT-ra jo££» . K'J^C\QoL& QQA^QoiK'.l CAMBRIDGE : PRINTED BY C. J. CLAY, M.A. & SONS, AT THE UNIVERSITY PRESS. ' ' / Kgpii 1 I £.i k Si* W&KSB^wR^uXm UNIVERSITY OF ILLINOIS-URBANA 3 0112 069952874