* £ss- PR 1131 .R3 5-- des Kg!. Reaigymnasiums unci der Kgl. Realanstalt in Ulm Schlusse des Schuljahrs 1887—1888. Inhalt: William Shakespeare oder Francis Bacon? II. Halfte. Von Professor Eapp. n ULM, 1888. Gedruckt bei Gebriider Niibling. William Shakespeare oder Francis Bacon? ii. Die im ersten Teil dieser Arbeit niedergelegten Ansichten der Baconisten zu widerlegen, ist der Gegenstand dieses zweiten Teiles. Um diesen Zweck zu erreichen, ohne mit jedem der dort aufgefiihrten Gegner in unschones Gezank ohne inneren Zusammenhang zu geraten oder versueht zu sein, den einen oder anderen derselben ins „Irren- haus" zu sprecken, wie Engel es in seiner Schrift (vgl. I, 15) mit Mrs. Pott getban, baben wir es fur das beste gehalten, die Gegner nicht auf den Sumpfpfaden ihrer Hypotbese aufzusuchen, sondern vom festen Standpunkt der Tbatsacben aus nur Streiflichter hinuberzuschieken ins finstere Lager der Gegner. Es ist dies Verfabren um so angezeigter, als nacb dem friiher Gesagten den ernsteren Gegnern, deren Verhalten im allgemeinen eine missgiinstige; ebenso willkurliche als widerspruchsvolle Deutung des Tbatsiicblicben genannt werden darf, der gemeinsame Boden entzogen wird, vor allem wenn wir beweisen, dass die Dramen keine Wunder sind, *) sondern aul' sehr realem und wohl vorbereitetem Boden die hochste Stufe damaliger Entwieklung der Dramatik bedeuten; sodann wenn wir zeigeD, wie Sbak. nicht der Mensch war, dem jenes Genie, das wir in den Dramen erblicken, abgesprochen werden muss, endlich wenn aus der Darstellung sicb ergiebt, wie jener Shak., dem wir die Dramen zuscbreiben, der Stratforder William Shakespeare gewesen ist. Letzteres sollte sich besonders aus den Zusatzen ergeben. "Wir wollen also vor allem es versuchen, in ganz kurzen Ziigen das Verkaltnis der Dramen zum damaligen' Zeitgeist zu schildern und ihnen ihre Stelle im Kreise der litterarischen Arbeit Englands anzuweisen. Vielleicht wird dann, wenn wir so den Boden untersuchen, aus dem der hochragende Baum Shakespearescber Dichtung seine JS'ah- rung und Kraft gesogen, der Wunderglaube der Gegner etwas erniichtert, denen das „small Latin and less Greek (vgl. I, 10), das sich der spatere „Strolch" auf der Schulbank erworben habe, nicht ausreichend scheinen will, einen so gelehrten (!) Dichter zu mac hen. Weiterhin soil eine (unserem Zweck entsprechende) Darstellung der Lebens- schicksale des Stratforders zeigen, wie weder das Zuwenig des Bekannten noch die Beschaffenheit der bekannten Thatsachen den Unbefangenen zwingt, ihra die Dramen abzusprechen ; wie vielmehr diese Dichtungen stets in Beziehung zu unserem Sh., dem Stratforder, als ihrem Verfasser, gesetzt worden sind. — Wenig wissen wir von alien zeitgenossischen Schriftstellern. Wie der Schauspieler so konnte auch der Buhnendichter in seiner nacb damaligen Begriffen so niedrigen Berufsart, selbst das Genie, gegen das offentliche Vorurteil selbst der gebildeteren Staude nicbt *) A. Morgan z. B. sagt in seinem neuesten Werke: „The literature of the country to which they belong, had, up to the date of their appearance, failed to furnish, and has been utterly powerless since, to produce any type, likeness, or formative trace of them .... The history of a century, on either side of their era discloses, within the precincts of their birth, no resources upon which levy could have been made for their creation (!) They came and went like a meteor; neither borrowing ot what they found (!) nor loaning to what they left, their own peculiar and unapproachable magnificence". Wer so spricht, verschliesst sich doch den Thatsachen der Gescbichte absichtlich. • --j- - iz __ -_ _--_ -^. ;- _;- \ ---_ ;;,;-; —^ ^ r :: ; _i - .5 yee 57v in rdadc andmoode Sbalt, -1 : - : .: T. 7 7-75 ; DSe Person des £ rs sie 7;s Drarnarikers erweekte keine hohere 7 - ■ : . seine Person anfzntaaen anf s eine nach — : -:i - .'.-'- I- ■ :."'.r-:_ :'rsr= 7~:£rl&g7 7 : £77 - .- .-; .7- le; I'li-itcrs -7_- ^eir :7 7:^ - .: ■.; • 7 :;? ; 7 ._.--... - 2 ..-Li z:-ii "7777:; 7777 Til", in mfindlichen Ueberliefenmgen. die. ihrer "7 Zr±zL~zi-. ™ 7 . -:: nach dem Ableben des Dichters zuruckreichen 7.7 refasdsn habe~ and - ■;- hohem BeJang. Denn. man dar: 7 s •• 7 7z ~ — ■- --' _ . 30 anch fur Sh_ Eese TTeberliefenmgen unter der _ nn3 bfielr7 . r^Tolkerung der Provinz eine :" :.~ 7 ' - : - 7 - . - :7 imd Ort der Entstehung kritiseh - "'■_-. -7 7=7 wertvoIL Cnd so ging allerdings erst 1690 der in .77 7_, Better! a 1635—17:1 a h Stratford _xait der besonderen Absiehi Is 7:7_-7: ; Lebenss 77: 77-- oi 1 berichtete, —7; er resehen nnd gehort dera [ jwe 7 "- — 171£ . 777 "an-n 1709 nnter Torsichtiger Benuizang seiner Qnellen .7 arte erste Lebensgesehichte Sh.'s herausgab. "7;-: I. 7:-: '.- it is -._ -r 7 7 — : _:- jl_ .77:. I- 7 Z:: .7: iirer inrchans Topularen. nationalen Politik -ten. rich mit Begeisternng nnd Stolz in die nicht zu feme 7t.' ha der ezgliscnen Poesie, dureh den in _ : Zr -777!::7ri7 and franzisischen LSationalitat eben . se ier Xachwelt nnn in farbenprachtigster Waxen jene Kriege der 3 Cas it einer ebenso gesnnden. nationalen Politik • solchem Lichte erscheinen. End eben die Erinnening hi 7 — ■ ~ . ... lie alteZeit mehr als in einem anderen Lande - s itnngen nnd Oertlichkeiten anf Schritt nnd Tritt : _ - - - : Begeisterung fur seine Eonigsgesehichten*) i-nartiges Leben einhauchte. Anch fur die Buhne 7 d hi -■ Z'iksbQhne. in der Begel fast ansschliesslich Ton id iem 7-7777:777 V - das Yolk zu dieser Zeit. wo Herrscher gnng fanden, von den Konigen ans jener Zeit ein - - fzahl TTiehr nnd mehr scbwindenden Adel rich anch an Kraft uber- 7 _ 7 der engl. Burger anf jene Zeit znruck, nnd mit ihm 7. nnd anf tansendfaltiger . frischer Spnr, frisch nnd lebendig Tire, das ansklingende Leben zweier Jahrhnnderte . so reich an Gestalten — :; ~on Heinrich TI. . BichaTd III. nnd Hein- lazn angethan. solche Erinnernngen zn -n-ecken oder wach zn Stratford entfernt, •wnrden jene Piosenkriege entschieden, en 1 ntergri id d torien 5h.'s bilden; nnd nur 15 km flussanrwarts lag am Avon das . . an das. wie in Percy's ..Beliques of ancient English poetry" ". i -. '. . sag hichten genng knupften. Aber eben diesem Grafen - . . ichicnte sind 'lie Historien: unser Dichter beweist nirgends Ter. :-. far pragmi - . - ;n " anrokB wast h. a aeSnabfi ' . 5 un] aha *eBuIii3gml gasae 8rile an Ifti Eocfi eme ■cae aeiber oiitaemaulit -inii sdl S& »inn TearfTaistB ran ffieuasisla ~".. seadHi randfen fefin Wan dl fan iefeeni ip'v;- fe Bfinr am man n jener nuiideriusngeii Zeifcam iimin seines Vateaa fes S&niemrfesats urn B iirrermeisters - i ran ten goISiscnen -':i fgiacfl ran ten lamm'e.ii im '"I'! 1 icEen *egEai Hisffftelfi md iiiiian WeafiaDjuB ai ..Cir-.a "1:1:11-. Getzteze marine ffacB je 3 H f= tD ° ^ P — 5' co S 5 — *~^ O* ^ OS 4_i a; ti o c 1 3 & =* 11 Shakespeare's Vater war ein bescheidener Gewerbetreibender Stratfords in Warwickshire, arheitete sich aber zu einem sehr angesehenen Burger des Stiidtcbens empor. Im Jahr 1556 kaufte er 2 Hauser und dehnte nach seiner Verheiratung (vgl. Stammtafell sein Gewerbe als Handschuhmacher auf Landwirtschaft und Schafzucht aus. Damit verband er naturgemass und der Sitte entsprechend den Woll- und Lederhandel. Dass zeitweilig, vielleicht sogar regelmassig und oft im Hause fur die Bediirfnisse der Haushaltung sowohl als zum Zweck des Verkaufs und der Verarbeitung der Felle etc. geschlachtet wurde, ist nur natiirlich. Auf die Verschiedenheit der Berichte iiber das Gewerbe von Sh.'s Vater ist also kein Gewicht zu legen. Sie wiedersprechen sich nicht. Ohnedies Hess die heutige Trennung auch weniger verwandter Gewerbe damals noch lange auf sich warten. 1557 leitete er die offent- Zus. 1. liche Bier- und Brotschau, wurde 1558 auf 2 Jahre einer der vier Stadtvogte (petty constables) und 1559 und 1561 Stadtrichter (affeeror) und war 1561 - 64 Stadtkiimmerer (chamberlain). Wenn auch wie seine Amtsgenossen des Schreibens unkundig war er von 65 - 79 Stadtrat und 68 - 69 Gemeindevorstand. Bis c. 1575 fd. h. 11-12 Jahre nach William's Geburt] waren seine Vermogensverhaltnisse immer ansehnlichere geworden; er besass zuletzt nebst dem Gut Asbies [vgl. Stammtafel] 4 Hauser und war ausserdem seit 1570 Pachter eines andern grossen Grundstiicks. In den sicbenziger und achtzicer Jahren [von 1577 an] geriet mit der Tuch- und Garnweberei auch der Wollhandel in Stratford in Ver- fall und mit diesem das Vermbgen des Vaters unseres Dichters. Er verpfandet 1578 zuerst Asbies an seinen Onkel mutterlicher Seite, Edmund Lambert, sucht dies allerdings schon im Herbst dieses Jahres wieder auszulosen, und zwar von dessen Sohn und Erben, John Lambert, wollte aber schliesslich gegen cine weitere Leistung von seiten des Erben ganz auf den Heimfall des Guts verzichten. 1592 ist er so uberschuldet, dass er, um der Verhaftung zu entgehen, nach Angabe des Kgl. Kommissars Sir Lucy, die Kirche nicht mehr besuchen kann, was unter Elisabeth wenigstens einmal im Monat zu thun befohlen war. Trotzdem findet man ihn, seltsam genug, stets im Besitz seiner 4 Hauser; ja er suchte nach 17 Jahren mit Unterstlitzung seines Sohnes William, wahrend des letzten Aufenthalts in der Hauptstadt, durch einen zweijahrigen Prozess mit Lambert das Verausserte wieder zu erwerben. Zus o Dieser Sohn William trat c. 1571 in die Stratforder Freischule und genoss dort einen Unterricht, von dem wir uns aus IV, 1 der Lustigen AVeiber ein kleines Bild machen diirften. Z 3 Da lernte er nach dem Ausdruck Ben Jonson's [[, S. 10] „small Latin and less Greek." Zus 4 Schon etwa 1578 aber verliess Sh. wegen der knappen Vermogensverhaltnisse des Vaters die Schule, an der sein Bruder Gilbert noch blieb, und widmete sich vom 14. — 18. Lebensjahr [1578 1582] nach der Meinung seiner versckiedenen Biographen ebenso verschiedenen Berufsarten. Unabweislich ist die Ansicht, dass, nachdem er aus dem eben angefuhrten Grunde, und weil die Sitte es vom altesten Sohne so verlangte , seinen Vater in der Ausubung seiner Gewerbe unterstiitzt hatte [vgl. Zus. 1] , Sh. am Court of Record [Gerichtshof nach Common Law richtend] arbeitete. Zug _ 5 Noch unmiindig [18- 19 Jahre alt] heiratete Sh. Ende November 1582 nach einmaligem Aufgebot die 8 Jahre altere Hathaway, deren Vater ein wohlhabender yeoman in Shotlery war. Sie gebar ihm Mai 15S3 eine Tochter Susanne, die am 26. Mai d. J. getauft wurde, und 1585 das Zwillingspaar Harnnet und Judith. Zus 6 Im Sommer dieses Jahres verliisst er Weib und Kind und zieht nach London. Die Veranlassung zu dieser Flucht ist ziemlich sicher nachgewiesen. Als einem, wie es scheint, iiberhaupt lebenslustigen, friihreifen Menschen konnte dem 21 Jahre alten Sh. wie vielen seinen Mitbiirgern der adelsstolze, unleutselige Friedensrichter der Graf- schaft Sir Th. Lucy [vgl. oben; gest. im Juli 1600, im gleichen Jahre, wo der 2. Teil Heinrichs IV. erschien! vgl Zus. 7] nur ein Dorn im Auge sein. Er heisst wegen seines ubermassig strengen Wesens und seines Wappens [mit 3 Hechten] nur „the old pike." Obgleich sein Unterbeamter im Court of Record zu Stratford [vgl. Zus. 5] konnte Sh. -sich nicht enthalten, sich an dem leidenschaftlicheu Waidmann auf eine waidmanuische und damals durchaus nicht ehrlose Weise — zu rachen und holte aus s. Wildgehege ein paar Rehe. Deswegen und wegen einer Satire 12 anf I.ney sehwebie Sh. in grosster Gefahr. ohne Verteidigung von dem grollenden Rkhter. seineni Vorgesetzten . als - - ■ "• rata rl ■ - ■ : mkammer aosgeliefert zu werden. Er floh nach London. - S fblgenden 5 — 6 Jahre in Lund o ange&ngen, ist nicht direkt zu beweisen. Sicher ist. dass - ' '-' - - - - l ' - Sehanspieter gait — A^s: ist es loch mebr als wahrscheinlich . dass er sich von Anfang an Zns. 9. dem The.i: . nach anfangs freilich in ganz bescheidener Stellung. Seine Schauspielerlehrzc:: . ■ Besti::. I • .: Anfeeiehi mg les Kgl. SchalzmeisJers nachgewiesen ist, dass Sh. zu- »en BOt den . ianten William Hempe and Richard Burbage in der ersten Kgl. ScfaBSptelertaapjpe n "Ebe Lord - .:.:.;•-. im Dez. 1594 vor der Konigin, einer leiden- •Zqs. 10. r. . . .'■ _. ._.-■■■ .;. Greenwich spieke. — Sicl - er in Ben Jonson's Every Man in — - ; --"---'- ■'•"•" [138E - anas [16Q3J HauprroUen, ebenso in As Ton like it. Die Konigsrollen • i seinen [N?gL Zns. S • I _■ " • ■ tss - - ingewiss; aber soviet ist enriesen, dass er • -'- schon im. 'Winter 1391J92 t hm rati Sbncken rersal es Bans machten. -■ ; least Stacks ainden . i . - iter — wenn man Leute so heissen Sarf '-•:- raar Zeit nidit ,..- I ■ ■ s selbst nieht for sol .""aften • - - do sw nebst alien Anrechten iai - Buhnendirektion zu verkaufen - ~ - - r • i ~rise Emarbeitungen ; -■ : _ _ hi wnrden. I \ sich Sh. in Uebereinstimmnng mlt der allgemeii 3 it nur I . :. :.r I : - . ig .. Stoi . ■ . :. rdert. ^■ us - 12- E - ~: | iitSh.'s ivamen amsgestattetenDon i s a 1 Pseudoshakesperian plays iygl. dfesei Entstehnng wegen anch nidi in die 1. Foli - rden, die li323 ■ ■_■ ssen Heaaage and Condell besorgfen j - Sh. anch Aaftrage anf i - : lem sehi : „. g . : ati timer Hens irsten im Theater The B-ose spaefe - rhalb jener 7 Jahre Titus Andronic-us [geschrieben 15SS/90]. Loves Labour's --.---•' 1. Tell von Henry VI. [g. 1590,1]. The Comedy of Errors \g. 15911 der 2. nnd 3. Teil von Henry VI. [g 1591 _ t it grossen Erfolg -Qber die Brettei giengen. St hatte Sh. in knrzer Zeit die .- . •: - I lblikums nnd L-.: T nsehn . belt Im Er: -■ U . ^rden die Theater -sregen der Pest geschlossen, vras Sh. Zeit gab — wahrscheinlich auf einer itai. Base — seine nachgenan:/- : :■ Z:t_ zo schreiben. Mil uiesen erst trat er in die Eeihe der :-'._r_::e; Z ichler. bs lahi 1593 namlieh gab er selbst -Venus and Adonis" nnd, tun vorgreifend gleich das -" '.--• Ej b s e il :- __- I J L ict r - ierans. Sh."s Zeitgenossen hielten diese Werke fur Zns. 13. die Lriiei les ' : ::Lters. -. i _rden von s. Landsmann R. Field ans Stratford am Avon unter naehstehenden naheren E^ - gedractt. _ en ■ : .:■ - ant Sh. in der Widmnng -,ihe first heir of his invention" — nach dem bisher Gesagten ganz i — ..: - _ Memit nnd mit dem Ovidisehen Vers auf dem IltelblaH VMia miretnr vulgus: mihi Flavus Apollo Pocuia Castilia plena ministret aqua" als Tichter im Gegensatz zu einem playwriter. Beide Gedichte vddmete er der allgemeinen Sitte entsprechend einem '- --rr. L-th zwanzagjahrigen. hoehhemgen, romantisch angelegten Grafen Southampton, Baron von Titchfield, den er als grossen Thealerliebhabex nnd Forderei >r Eonst and ""iJseL=:ia:'t wohl von der Bnhne ans schon langst benaes gelrr..T hatte. Die Widmnng lautet: ..To The Bight Honourable Henrie Wriothesley . Earle of Southampton, and Baron of Titchfield. — Bight Honourable, I knotr not how I shall offend in dedicating my unpolisht lines to your Lord;!- i c how the worJde will censure mee for choosing so strong a proppe to support so weake a burthen, : if yoar Honour seeme at pleased, I account my selfe ^i^hly praised, and vowe to take advantage of all idle 13 houres, till I have honoured you with some graver lubour. Bat if the first heire o f my invention prove deformed, I shall be sorie it had so noble a god-father: and never after care so barren a land, for feare it yeeld me still so bad a harvest. I leave it to your Honourable survey, and your Honor to your hearts content, which I wish may alwaies answere your owne wish, and the worlds hopefull expectation. Tour Honors in all dutie, William Shakespeare." Die Widmung der Lukretia lautet: „To The etc. — The love I dedicate to your lordship is without end; whereof this Pamphlet, without beginning, is but a superfluous Moity. The warrant I have of your Honourable disposition , not the worth of my untutored Lines, makes it assured of acceptance. What I have done, is yours, what I have to do, is yours, being, part in all I have devoted yours. Were my worth greater, my duety would shew greater: meane time, as it is, it is bound to your Lordship, to whom I wish long life, still longthned with all hap- piness. — Tour Lordships in all duety. William Shakespeare. Zus. 14. Nachdem er noch vor der im Jahre 1593 erfolgten Herausgabe von „Venus und Adonis". 1592,3 „Die beiden Teroneser' geschrieben hatte. folgten jetzt in kurzen Zwischenraumen bis 1596 „Richard III.", der ,,Sommer- nachtstraum", .,Lukrezia". ..Richard II.". ..Konig Johaun" und „Der Kaufmann von Venedig.'' Im Jahr 1596 stirbt Sh.'s Sohn Hanmet und sein Onkel Henry Sh. 1597 folgen auf der Buhne „Romeo und Julie", „Der Widerspanstigen Zahmung" [1594 '?], dann 1597 ( 'S der . und 2. Teil Heinrichs IV. 1598, in welchem Jahr auch ,.Viel Liirm um nichts" und „Die lustigen Weiber von Windsor ' geschrieben wurden, kreisten handschriftlich Sonette unter Sh.'s Freunden, die erst 1609 unter deni Titel „Shakespeare's Sonnets never before imprinted. At London. By G. Eld for T. T. [=Thomas Thorpe] and are to be sold by Wil- liam Aspley" in einem Quartband von 10 Blattern erschienen, aber ohne Zuthun des Dichters selbst. — Im gleichea Zus. 15. Buch stand „A Lover's Complaint' •, unzweifelhaft von dem Dichter der Dramen und der Lukrezia. 1599 schrieb Sh. ,.Heinrich V." und .,Wie es euch gefallt." 1600 Oder 1601 ..Was ihr wollf-, 1601 „Casar" und 1601—2 „Ende gut. alles gut.-' In den Jahren 1601 bis zum Ende seiner Biihnen- und Schriftstellerlaufbahn 1613 umdunkelt den Dichter die ihn umgebende Welt und seine ernste, zum teil schwermiitige Stimmung spiegelt sich auch in den nun folgenden Dramen. Es treffen ihn harte Schicksalsschlage.. 1601 stirbt sein Vater, und sein Gonner, Graf Essex, wird ent- hauptet; sein edler Freund Southampton wandert in den Tower, und ein jiingerer Gonner Sh.'s. Herbert. Lord Pim- broke wird vom Hofe verwiesen. Er schreibt 1602 ..Hamlet 1 ', in welchem Jahr auch „Mass um Mass" erscheint. 1603 wird die allerhochste Protektorin der Buhne, die jungfrauliche Eonigin, ihrem freudenfrohen Hot" und ihrem dankbaren Lande entrissen. Zus. ig_ 1607 stirbt sein Bruder [vgl. Stammtafel], 1608 seine Mutter und 1613 sein Bruder Richard. Dieses Jahr ist dasselbe, in welchem er das letzte der noch ilbrigen 11 Dramen, namlich ,.Heinrich VIII." schrieb, und in welchem das Globetheater abbrannte. Diese Sterbefalle in seiner Familie werden ihn wohl jedesmal zu den Seinen in Stratfort gerufen haben, wenn auch Aubrey mit seiner oben angezogenen Behauptung nicht Recht haben sollte. Das Jahr 1613 ist auch dasfenige, in welchem Sh. nach allgemeiner Annahme das Theater und die Haupt- stadt verliess. Es ist namlich der fruheste Zeitpunkt, der fur des Dichters Umzug nach iNew Place, das er schon 1597 3ein eigen nennen durfte, angesetzt werden kann; denn einerseits kaufte er noch im Marz dieses Jahres [nicht zum eigenen Bewohnen desselben] ein Haus in der Nahe von Blackfriars-Theatre ; andererseits wird er mit Manwering Ende 1614 vom Stratforder Gemeinderat als Sachwalter in London aufgestellt gegen die Eingriti'e der Stratforder Grundbesitzer in Gemeindeeigentum. Im Jahre 1616 setzt Sh. sein Testament auf, von welchem wir besonderer ausserer Umstande halber [Hall. I, 252 f.J nur die verbesserte, mit Zusatzen versehene 1. Abfassong haben. Dieses Testament, von dem so viel geredet 14 wird, enthalt unter vielen andern folgende Bestimmungen. Seine Frau erha.lt nebst ihrem gesetzlichen Anted ,,the second best bed with the furniture." Dies ist z. B. eine solche nachtragliche Bestimmung des Erblassers. Haupt- erbin ist seine Lieblingstochter Susanne. Sie bekommt New Place, das Wohnhaus beider Familien [vgl. Stammtafel], das als Majorat in dieser Familie bleiben sollte. [Er erlischt 1670.] Deren Tochter Elisabeth bekommt alles Silber- zeug. Den Armen vermacht er 10 lb., u., abgesehen von anderen Legaten, sollten seine ,,Berufs?enossen", die Schau- s. 17. spiieler Heminge, Burbage und Condell je 26 sh. bekommen, urn sich dafiir Ringe als Andenken an ihn machen zu lassen. s. 18. Noch in demselben Jahr 1616 starb auch Shakespeare. Er wurde den 25. April 1616 in der Kirche zu Stratford beigesetzt. Sein Grabstein erhielt die angeblich von ihm gewahlte [nicht von ihm verfasste] iDSchrift: „God frend, for Jesus sake forbeare To digg the dust encloased heare; Bleste be the man that spares tbes stones, s. 19. And curst be he that moves my bones." [sc. ins Knoc.heahaus] Die mit diesen Versen versehene Steinplatte sank im Lauf der Zeit ein und wurde vor c. 90 Jahren ent- fernt. um spurlos zu verschwinden. Seitdem deckt eine andere Steinplatte mit derselben Inschrift die Reste des ewigen Genius, obne jedoch diese vor jeder Gefahr der Stohrung und Entehrung zu schutzen [vgl. Teil 1]. Wichtiger als diese )nschrift sind fiir uns diejenigen, welche an dem Sockel eioer nach einer Totenmaske ausgefilhrteu Biiste des Dichters zu lesen sind. Dieses Bildnis liessen 1622 seine Anverwandten unter Leitung des Puritaners Hall, seines Schwiegersohnes , eiues bedeutenden Arztes, unweit des Begrabnisplatzes an der Nordseite der Kirchenmauer auf- stellen. ilie Inscbriften lauten : „Judicio Pylium, Genio Socratem, Arte Maronem, Terra tegit, Populus maeret, Olympus habet. Stay Passenger, why goest thou by so fast, Read, if thou canst, whom envious death hath plast Within this Monument, Shakespeare, with whome Quick Nature dide; whose name doth deck ys. Tombe Far more then cost; sith all yt. he hath writt Leaves living art. but Page to serve his Witt. Obiit ano. doi. 1616. Actatis 53. Eie 23 Ap. Das Bildnis Sh.'s wurde 1748 wieder erneuert und erlitt noch mehrmals Veranderuugen. Die Ehre, welche dem Dichter durch Aufstellung seines Bildes erwiesen wurde, ist um so hoher anzuschlagen, als schon zu Lebzeiten Sh.'s der Puritanismus, dem ja das Theater eine Brutstatte der Laster war, sich derart seiner Heimat bemachtigt hatte, dass schon 1622 die koniglichen Schauspieler, mit welchen ubrigens Sh. stets in Verbindung geblieben war, Geld bekamen, wenn sie ihre beabsicbtigten Gastvorstellungen unterliessen. Itn Jahre 1623 erschien die schon bfters erwahnte 1. Folioausgabe der Werke Shakespeare's mit dem Titel : „Mr. William Shakespeares Comedies, Histories & Tragedies. — Published according to the True Origiuall Copies. — London. Printed by Isaac Jaggard, and Ed. Blount. 1623." Die nachstehende Liste der Werke Sh.'s, nicht in der Reihenfolge der Folio, socdern nach ihrer mutmass- lichen, oft mit iiberzeugenden Gri'mden gestutzten Abfassungszeit geordnet, soil eine mbglichst gedrangte Gaschichte der Werke unter Angabe der Quellen, aus denen der Dichter schopfte, darstellen. ') ') Q bedeutet Quartausgabe, welche veranstaltet wurde, solange Sh. lebte, aber ohne rein Zuthun. — Sh. bedeutet „written by Sh." auf dem Titelblatt. Mit ,.Vgl." weisen wir auf altere Stiicke ahnlichen, ott sehr ahnlichen Inhalts, aber ohne sie damit als Quelle Sh.'s bezeichnen zu wollen. 15 I. Pseudoshakesperian Plays (erst in Folio , J 664 enthalten). Die' 3. Folio 1664 enthalt ausser den echten folgende Stiicke: The History of the Life and Death of Thomas Lord Cromwell, The Puritan Widow, The Tragedy of Locrin; Q 1600 (Sh.) The History of Sir John Oldcastle, the good Lord Cobham; Q 1605 (Sh.) The London Prodigal; Q 1608 (Sh.) A Yorkshire Tragedy; |Q 1609 (Sh.),] 1611, 1619, 1630, 1635: Pericles, Prince of Tyre (1. Teil von Shak.?).|j| II. Doubtful Plays (nicht in F. , enthalten). Fair Emm, George-a-Green , The Merry Devil of Edmonton, Arden of Feversham, Mucedorus, The Birth of Merlin, 'Larutn for London, Warning for Fair Women; Q 1596 Edward III. (spiitestens 1595 geschrieben) ; Q 1634 von „the admirable worthies of their time Mr. John Fletcher and Mr. William Shak." The Two Noble Kinsmen. III. Die echten Stiicke Shakespeare's der 1. Folio. Die Titel sind die eben dieser Ausgabe von 1623. 1588/90 „The lamentable Tragedie of Titus Andronicus"; Q„ 1594, Q t 1600, Q 2 1601=F , 1623. (Aufgefiihrt 1593/4 von den Earl of Sussex' servants unter Henslowe). Quelle : Paynter's „The Palace of Pleasure'- II. 1567. 1590 „Loues Labour's lost"; Q 1598 (Sh.) = F t 1623 (Aufgef. 26. Dezbr. 1597 in Whitehall vor der Konigin). 1590/1 „The first Part of Henry the Sixt"; F, 1623 (zum erstenmal aufgefiihrt 3. Marz 1592 von Lord Strange's Servants unter Henslowe, in Newington oder Southwark). Bearbeitung eines iilteren Stiickes; Quelle: Holinshed's (f 1580) Chronik. 1591 „The Comedie of Errors"; F t 1623. (Aufgefiihrt an Weihnachten 1594 in Gray's Inn.) Quelle: Menaechmi v. Piautus; vgl. alteres Drama „The History of Error 1576/7. 1591/2 „The second Part of King Henry the Sixt"; Q t 1594, Q 2 1600, Q 3 1619 (Sh.\ F, 1623, (Auf- gefiihrt von Pembroke's Servants unter Henslowe). Quelle: Holinshed's und Hall's Chroniken. 1591/2 „The third Part of Henry the Sixt"; Oct. 1595, Q , 1600, Q 2 1619 (Sh.), F t 1623. (Aufgefiihrt von Earl of Pembroke's Servants unter Henslowe,) Quelle : Holinshed's Chronik. 1592/3 „The Two Gentlemen of Verona' 1 ; F t 1623. Vgl. Montmayor's Diana iibersetzt von Yonge. 1593 „Venus and Adonis" vgl. Zus. 13. Gedruckt 1593, 1594, 1596, 1599, 1600, 1602, 1620, 1627, 1630, 1636, 1675. Quelle: Golding's Ovid (Metam.) , vgl. Constable's „The Shepherd's Song of Venus and Adonis", gedruckt 1600. 1593 „The Tragedy of Richard the Third"; Q, 1597, Q, 1598 (Sh.), Q 3 1602, Q 4 1605, Q 5 1612, F, 1623. Quellen: Holinshed's und Hali's Chronik. Vgl. The True Tragedy of Richard the Third 1594 von? und id. 1597. 1593/4 „A Mid summer- Night's Dream"; Q, 1600 und Q 2 1600 (Sh.), F, 1623. Vgl. Chaucer's „The Wife of Bathe's Tale", „The Knight's Tale" und „Legend of Good Women", das Volksbuch „Robin Good fellow" und endlich Ovid's Metamorphosen in Golding's Debersetzung. 1594 „A booke entitled the Ravyshement of Lucrece vgl. Zus. 13. Gedruckt 1594, 96,98,1600,1607 mit verschiedenen Titeln, 1616, 24, 32, 55. 1594 „The life and death of King Richard the Second"; Q, 1597, Q 2 1598 (Sh.\ Q 3 1608, Q 4 1615, F, 1623. Quelle: Holinshed. Vgl. Zwei Dramen, aufgefiihrt 1601 und 1611. 1594/6 „The Merchant of Venice", Q t 1600 (Sh.), Q ., 1600 (Sh.), F, 1623. Quellen: Gesta Romanorum „De milite conventionem faciente cum mercatore" u. Fiorentino's ,,Pecorone IV." Vgl. Perey's Reliques: „In Venice towne not long agoe" etc. 16 1595 1597 1597/8 1597/8 1598 1598 1598 1599 1599 1600/1 1601 1601/2 1602 1603 Zus. 20. 1604 1605 1606 1607 Zus. 21. 1607 „The Life and Death of King John"; F, 1623. Bearbeitung eities alteren Stiicks „The 1. and 2. Part of the troublesome Raigne of John King of England von? 1591; 1611 (Sh.), 1622 (Sh.). ., Romeo and Juliet"; Q, 1597, Q , 1599 (Sh.'s Gesellschaft), Q 3 1609, F, 1623. Autgefiihrt von Lord Hundsdon's Servants^Chamberlain's Servants 1596 im Curtain Theatre. Quellen: The Tragicall History of Romeus and Juliet etc." von Brooke und Paynter's „The Palace of Pleasure." Aelteres Drama wahrscheinlich. 1597 [1594?] „The Taming of the Shrew"; F, 1623. Bearbeitung eines alteren Stuckes „A Pleasant Conceited Historie, called the Taming of a Shrew etc."; 1594, 96, 1607 von? Daueben Quelle: Gascoigne's Ueber- setzung von Gli Suppositi v. Ariost. „The First Part of Henry the Fourth"; Q , 1598, Q 2 1599 (Sh.), Q 3 1604, Q 4 1608, Q 5 1613, F, 1623. (Aufgefuhrt 1597). Quelle: Holinshed's Chronik. Vgl. The Famous Victories of Henry V. vor 1588 , von ? „The Second Part of Henry the Fourth"; Q 1600 (Sh.), F 1 1623. (Wie voriges). „The Sonnets"; Q 1609 erschienen mit dem Titel „Shakespeare's Sonnets; neuer before Imprinted." Vgl. Zus. 15. „Much Ado about Nothing"; Q, 1600 (Sh)., F, 1623. Vgl. Beverly's und Tubervile's Uebersetzung von Ariosts Orlando Furioso, Harington's Uebersetzung des Orlando Furioso; Bondello's Novelle ,,Come il Signore Timbreo di Cardona etc. etc." Ein Drama desselben Inhalts lag vor; die Fabel iindet sich auch in Spenser's Fairy Queen. „The Merry Wives of Windsor"; Q, 1602 (Sh.), Q, 1619, F, 1623. „The Life of Henry the Fift"; Q, 1600 (Sh.'s Gesellschaft) = Q 2 1602, Q s 1608, F 1 1623. Quelle: Holinshed's Chronik. ., As You like it"; F, 1623. Treue dramatische Bearbeitung von Lodge's Erzahlung „Rosalynde ,i 1590, 1592. „Twelfe Night, Or what you will"; F , 1623. Quellen: Eine Novelle in Bandello's und Bellforest's Sammlung, oder in der englischen von Barnabe Riche 1581. Vgl. die Lustspiele: Gl'Inganni u. Gl'lngannati. ,,The Tragedie of Julius Caesar"; F, 1623. Quelle: Plutarch, iibersetzt von Th. North. „ All's well that ends well"; F, 1623. Quelle: Paynter's Palace of Pleasure. „The Tragedie of Hamlet Prince of Danmarke"; Q, 1603 (Sh.), Q , 1604, Q 3 1605, Q 4 1611 = Q F t 1623. Quelle : „Hystorie of Hamblet" aus Bellforest's „Cent Histoires Tragiques 1564" sei 1596 englisch; eine Novelle aus Saxo Grammaticus' Historia Danica. — Vgl. Lodge's Anspielung auf ein alteres Drama in „ Wit's Miserie and the World's Madnesse" 1596, u. Henslowe's Bericht von einer Hamlet- auffiihrung in Newington 1594. „Measure for Measure"; F x 1623. Bearbeitung von „The History of Promos and Cassandra" von G. Whetstone 1578. „The Tragedie of Othello, the Moore of Venice"; Q 1 1622 (Sh.). Quelle: Cinthio's „Hecatom- mithi" oder dessen franz. Uebersetzung 1584. „The Tragedie of King Lear"; Q, 1608 (Sh.), Q., 1608, F, 1623. Quelle: Holinshed's Chronik. Vgl. The True Chronicle History of King Leir etc." zwischen 1594 u. 1605. „The Tragedie of Macbeth"; i\ 1623. Quelle: Holinshed's Chronik. „The Tragedie of Anthonie and Cleopatra"; F, 1623. Quelle: North's Plutarch. „The Tragedie of Troilus and Cressida"; Q, 1609 (Sh.) — Q , 1609, P, 1623. Quelle: Chaucer's „TroiIus and Creside", Lydgate's (c. 1373—1460) „Troy Book" und Caxton's „Recuyles or Destruction of Troy" aus dem Franz, iibersetzt. Vgl. Henslowe's Bericht von Dekker u. Chettle's Troilus and Cressida 1599. Ein anderes wurde von Sh.'s Gesellschaft 1603 aufgefuhrt. 17 1607/8 ., The Lyfe of Timon of Athens"; F, 1623. Bearbeitung eio.es alteren Stiickes von George Wilkins (?) Quelle: PayLter's ,, Palace of Pleasure"; Vgl. „Timon" 16C0 von? 1608 „The Tragedy of Coriolanus"; F, 1623. Quelle. North's Plutarch. 1609 „The Tragedy of Cymbeline"; F 1 1623. Quelle: Holinshed's Chronik und Bocaccio's Decamerone. 1610 „ The Tempest"; Fj 1623. Quelle: Ein alteres Drama? Vgl. Ayrer's „Die scheme Sidea"; Motive besonders aus Jourdan's „A Discovery of the Bermudas etc." 1610. 1610/11 „The Winter's Tala"; F, 1623. Dramaiische Bearbeitung von B. Green's Novelle „Pandosto, The Triumpb of Time 1588." 1612/3 „The Famous History of the Life of King Henry the Eight"; F, 1623. Vgl. Rowley's „The Famous Chronicle Historie of King Flenry tbe Eighth 1605." — Brand des Globe, desSommertheaters der Shakespearetheatergesellschaf t bei Auffiihrung dieses Stiickes. — Jene Herausgabe der unter 111. aufgefiihrten Werke Sh.'s in einem Folioband 1623 ist auch fur unsere Frage von einschneidender Bedeutung. Die Herausgeber waren, wie schon erwahnt, seine Berufsgenossen Heminge und Condell, die Direktoren des Globe- und Blackfriartheaters und Eigenthumer der meisten Shak.'schen Stiicke. Den Dramen voran stehen 6 Vorreden. Wir heben daraus Folgeiules hervor. In der 1. V. widinen die Herausgeber ihre Sammlung ihren und des Dichters hoheu Gonnern Pembroke und Montgomery, und bemerken, weil es Sh. nicht wie andern vergonnt gewesen sei, der „Testamentsvollstrecker" seiner eigenen Schriften zu sein, so nehmen sie sich der ihnen so lieb gewordenen Waisen Sh.'s an. Ihr einziger Zweck sei, das Andenken eines so wtirdigen Freundes wie Sh. lebendig zu erhalten. .,That what delight is in them, schliessen sie, may be ever your L.L., the reputation his, and the faults ours, if etc." In der 2. V. wenden sich dieselben an die Leser. Auch hier bedauern sie, dass der schnelle Tod Sh. an der Herausgabe seiner Werke verhindert habe, unci weisen auf den verstiimmelten und entstellten Text der in Q. erschienenen Raubausgaben hin. Ohne den Dichter weiter preisen zu wollen, sagen sie : „ a s k e w a s a h a p p i e imitator of Nature, (he) was a most gentle expressor of it. His mind and band went together; and what he thought, he uttered with that easiness, that wee have scarce received from him a blot in his papers. 1 ' Ueber das Verhilltuis der Folio zu den Q. zu sprechen , ist hier nicht der Ort. In dritter Linie folgt der Hymnus Ben Jonson's auf den Dichter Shakesp., den wir samt deutscher Ueber- setzung im I. Teil abgedruckt haben. Vgl. Zus. 10 u. 13. Jeder unbefangene Leser des englischen Textes wird wohl den Inhalt sich folgendermassen zurechtlegen. Neidlos ruhme mit mir, sagt Jonson, alle Welt deine Werke. Allein mein Lob entspringt nicht der Unwissenheit, nicht blinder Voreingenommenheit, nicht der Heuchelei, wenn ich dir zurufe: Geist der Zeit, Stolz, Freude, Wuuder unserer Biihne! „Mein Sch. steh' auf' 1 ! du darfst nicht ruh'n bei Chaucer, Spenser, Beaumont. Du lebst fort in deinen Werken, dein Grab ist eigentlich leer. Und selbst die dir naher stehenden Geister: L1I3-, Kyd, selbst Marlowe stelltest du in Schatten. Und wenn auch der alten Sprachen nicht machtig genug, um ihr Ijob zu verstehen, so wilrde doch Aeschylus, Euripides, Sophokles, Pacuvius, Accius, Seneca, wenn sie konnten, dich bewundern: alle die Dichter Roms und Griechenlands kommen dir nicht gleich. Heil dir, Britannia, dein ist der uuvergleichliche Dichter! Er wird ewig leben, so wie er auch der Sonne gleich den morgenden Tag der Dichtkunst erwiirmte. Der Natur feinster Kenner und Do 11- metscher war er. Wie dieser fremd, missfallen uus jetzt Aristophanes, Terenz und Plautus. Doch nicht deine Natiirlichkeit allein, auch deine Kunst ist riihmenswert. (Die folgenden Verse haben, wohl gemerkt, die Fassung einer allgemeinen Belehrung!) Stoff giebt die Natur, F'orm die Kunst. Und F'leiss nur schafft solches wie du geschaffen. Der Dichter muss sich bilden: die Geburt (das Talent) macht den guten Dichter nicht allein. Ein soldier (guter) Dichter aber warst du: die wohl gefeilten Verse tragen deinen Geist in sich. Siisser Schwan vom Avon! O spiegeltest du dich noch in der Themse wie einst zur Freude Elisabeths und Jakobs du gethan. Doch IS nein, ein heller Stern am Himmel hoch, leuchte fort in der Abenddammerung der Buhne, die ohne deiner Werke is. 21. Licht hoffnungslos in Kacht sich trauernd hiillen wiirde. — Auf Ben Jonson's Hymnus folgt eine Elegie von Hugh Holland, in welcher dieser Zeitgenosse Sh.'s den Hingang des ..Famous Scenike Poet" bitter beklagt, semen Werken aber cwiges Leben verheisst. Nur ein paar Verse daraus: , for done are Shakespeare's days; Ilis dayes are done that made the dainty playes, Which made the Globe of heav'n and earth to ring. That corp's , that coffin , now bestike those bayes , Which crown'd him poet first, then poets king etc." Aus der nun folgenden Elegie von L. Digges heben wir nur den bedeutungsvolleu Anfang heraus. „To the Memorie of the deceased Authour, Maister W. Shakespeare." „Shakespeare, at length thy pious fellows give The world tby Works, thy Works, by which out-live Thy tombe thy name must; when that stone is rent, And Time dissolves thy Stratford moniment, Here we alive still view thee still. This booke, When brasse and marble fade, shall make thee looke Fresh to all ages (Zum Schluss) Be sure, our Shale, thou canst never dye, But, crown'd with lawrell, live eternally." Derselbe Digges rukmt Sh., wie in Zus. 21 angedeutev, anderwarts als Dichter der Katur. Er sagt (1640) „Kext Nature onely helpt him, for looke thorow This whole booke, thou shalt find he doth not borrow, One phrase from Greeks, nor Latines imitate etc " und schliesst sein Gedicht: „But why doe I dead Shakespeare praise recite, Some second Shakespeare must of Shakespeare write; For me tis neetllesse, since an host of men, Will pay to clap his praise, to free my Pen." Die wenigen weiterhin folgenden Verse der Folis sind mit J. M. uuterzeichnet und beklagen den frilhen Hingang des Dichters. Sh. wurde bloss 52 Jahre alt. (Bacon 66). Schliesslich folgt ein Verzeichnis der in den Stucken aufgetretenen Sckauspielet-, W. Shak. voran, und eine Inhaltsangabe des Buches. Im Jahre 1632 erschien eine zweite Folis mit dem Lob Milton's voran. Er nennt den Dichter ^Shake- speare") „Dear Sonne of Memory, great Heire of Fame" und schliesst sein Gedicht: „And so Sepulcher'd in such pompe dost lie That Kings for such a Tombe would wish to die." Die Btirgerkriege und der Sieg der Puritaner — auch Milton gehorte bekanntlich zu diesen! — hielt das 19 Theater 1642—59 gescblossen. Nach cler Wiedereinsetzung der Stuarts draDg franzosischer Geschmack in EDgland •ein, und Sh. schien bald zu kunstlos und veraltet. Davenant brachte Sb.'s Stiicke, wie erwahnt, wieder mehr zu Ehren, indem er — und Dryden (1631 — 1706) — sie dem neueren Geschmack anzupassen suchte. Im Jahre 1663 und 64 erschien die dritte Folio. Diese enthalt die ohen aufgefiihrtenPseudoshakespearian Plays, von denen — abgesehen von einem Teil des Pericles — sicher ist, dass Sh. keinen Anteil daran hat. Eine 4. u n d 1 e t z t e Folio erschien 1685. — Noch sei erwahnt, dass im September 1769 in Stratford ou Avon eine Gedenkfeier zu Ehren Shakespeare's gehalten wurde. Die Geschichte der Werke Sh.'s weiter zu verfolgen ist hier nicht der Ort. Ziehen wir aus dem Gesagten den Schluss. Es ist uns unzweifelhaft, dass die ganze „Geisteskrankheit", „die lues Baconiana", wie der beriihmte Shakespeareforscher Alex. Schmidt (f 27. Juni 1888) die Shakespeare-Baconfrage „entriistet" nannte (vgl. Engl. Stu- dien d. J. II.), einer zum Zweifel aus Sh.'s Verfasserschaft geradezu herausfordernden Ueberhebung der Werke des Dichters zuzuschreiben ist, die ihrerseits auf einer Auslegung der Stiicke seitens der Philosophie und Aesthetik (vgl. oben u. I., S. 18) beruht, die unter Vernachlassigung der thatsachlichen damaligen Zeitverhaltnisse im grossen und ganzen nicht mehr die Gedanken und Gefuhle, den Zweek und die Absicht, und die ganze Personlichkeit des Dick- tenden zur zwingenden Richtschnur nimmt, sondern die Stiicke eher einer eigenen Lehranschauung (subj. System, dienstbar macht. Mit einem Wort: Gerade die Stimmfiihrer der Aesthetik verlieren bei ihrem Urteil iiber Sh. den reellen, thatsachlichen Boden; ihre Erklarung Sh.'s ist nicht realistisch genug, sie ist zu subjektiv. — Dass nicht Bacon der Dichter der Werke Sh.'s ist, glauben wir, abgesehen von der oben angedeuteten Verschiedenheit beider Menschen, und abgesehen von ihrer inneren Beweiskraft (die Gegner leugnen diese eben schlechtweg) , durch die Zahl der beigebrachten Belege bewiesen zu haben. Es miisste denn nur noch jemand glauben, eine ganze Reike von Zeitgenossen Sh.'s, die in ihren Schriften auf diesen lobend (oder tadelnd) Bezug nehmen, babe Bacon zulieb und auf dessen Geheiss trotz ihres besseren Wissens dessen Strohmann aus Stratford-on-Avon statt seiner fur den Verfasser der Werke ausgegeben und als soJehen offentlich gepriesen, oder aber, jeder der genannten babe wirk- lich von Bacon irgendwie getausckt Sh. fiir den Verfasser gehalten, keiner habe also an der Fahigkeit Sh.'s, solche Stiicke zu schreiben auch nur im leisesten je gezweifelt. Dies ware doch nur dann moglich gewesen, wenn Sh. geistig hock genug gestanden ware, urn den Strohmann Bacons zu spielen. Nun , wenn die Baconisten von dieser Voraus- setzung ausgehen, so beissen sie sich selber in den Schwanz. Wir wollen ja auch nur dafiirhalten , Sh. sei fahig gewesen, die Stiicke zu schreiben; denn dann ist kein Grund mehr vorhanden, waruni man sie ihm absprechen sollte. Diesem Dilemma werden diejenigen sich nicht entwinden , welche die Hypothese aufstellen , Bacon habe die Dramen geschrieben und Sh. aus irgend einem Grund (vgl. T. I) als Verfasser vorgeschoben. — In ein anderes Fahrwasser hatReichel (vgl. I, Nachtrag) die Frage gebracht. Das Verdienst seines Buches haben wir im 1. Teil hervorgehoben. Auf die Einzelheiten seiner Hypothese konnen wir uns hier nicht einlassen und bedauern, dass gerade er mit seiner sonst tendenzlosen, unbarmherzigen , freilich oft auch uugerechten Beurteilung der Dramen den Grund fur die von ihm schonungslos aufgedeckten Fehler unci Mangel der Stiicke nicht in der Art und Zeit ihrer Entstehung, in ihrer treuen Anlehnung an die Queilen, in der kunstlosen, urspriinglichen Naivitat, nicht in den damaligen Verhaltnissen der Biihne, der allein der Dichter gerecht werden wollte, nicht in der Beschaffenheit der Zuhorerschaft, der allein er zu genugen sich bestrebte, nicht in der uns iiberlieferten rohen Personlichkeit des immerhin genialen Dichters gesucht hat, sondern dass er wie die Baconisten in revolutionarer Weise aus der Frage eine Personenirage gemacht hat. Wir anerkennen den von ihm nur geahnten William Shak. nicht und mochten ihm zur Grundlage weiterer Untersuchungen, bez. zur Richtigstellung seiner bisherigen eine langere Stelle aus Halliwell, der ja die thatsachlichen Verbiiltnisse, die bei nnserer Frage zur Erwagung kommen, am allerbesten — aus eigener Anschauung — kennt, zur Beherziguug empfehlen. Die Worte dieses besten Shakespearekenners durften von allgemeinem Interesse sein. Er sagt S. 112 ff: ,,So lange nicht die Einwirkung des alteren Dramas und die Gepflogenheiten der damaligen Biihne genau beriicksichtigt werden, ist eine befriedigende Erorterung der Frage iiber manche Stiicke Sh.'s nicht moglich. 20 Falsch ist nelen vielen andern die Voraussetzung, eine wahre Kritik miisse von dem zwar ehrenden Glauben aus- gehen, die Sb.'scken Stiicke seien in der uns tiberlieferten Gestalt insgesamt Beispiele von des Dickters unfehlbarem dramatischen Kunstverstandnis. Er hat ja ein solches in ungewbknlickem Masse ganz sicher besessen; dafiir steken uns reicklick Belege zugebot. Aber ebenso unbestreitbar ist es auch, dass er nicht immer Gebrauck davon gemackt hat. So begniigte er sick, wie aus mekieren Beispielen klar erkellt, bei der Auffrisckung alterer beliebter Dramen damit, die nun einmal dem Volk genekme, aber an sick unmoglicke „Fabek' und den mangelhaften Dialog in seine Bearbeitungen heriiberzunekmeD. Bisweilen liess er sick diesen gefallen okne auck nur den Versuch zu macken, ikn dem Gang der Handlung anzupassen. Ueberkaupt sckeint Sk. kein Freund gewesen zu sein von Einfiihrung selbst- gesckaffener Entwiirfe und Xebenkandlungen. Es lag aber auck fur gewbhnlich gar kein Bediirfnis vor, solche zu erfinden: so viel volkstiimliche und sonstige Geschickten boten sick dramatiscker Bearbeitung dar; wakrend dock die Erfindung einer neuen „Fabel", fiir den Biikuendickter immer eine sckwere und gewoknlick gewagte Aufgabe, Sh. hatte mekr Miihe macken diirfen als die Herstellung eines Theaterstilcks. Sein Leben war ein sekr geschaftiges, und jedes Anzeichen dafiir fehlt, dass er einmal der Kunst zulieb die Vollendung eines seiner Werke versckoben hatte. Man darf nickt vergessen, dass seine Dramen nicht fiir die Nachwelt geschrieben vvurden , sondern Erwerbszwecken dienten, dock nie auf eigenen Gewinn berecknet, sondern stets auf den der Tkeaterleitungen , welche, wenn sie es nicht hoken Gonnern der Bukne iiberlassen wollten, gelegentlick die Wahl des Vorwurfs dem Dickter vorschrieben, dessen Aufgabe dann darin bestand, aus gegebenem oder ausgewahltem Stoff zugkraftige Tkeaterstiicke fiir das jeweilige Publikum zu schreiben Damit soil nicht gesagt sein, Sh. kabe ausnakmslos seiner Arbeit teilnahmslos gegeuiiber gestanden ; sein inniges Mitlebeu jeden Charakters verbietet ja schon eine solche Auffassung; wir meinen nur, dass erforderlichenfalls des Dichters sonstige Geschmacksrichtung seiner Verpflichtung, die er dem Arbeitgeber gegeniiber hatte, sich fiigen musstc. Wenn die Leitung der Ansickt war, dass sie mit der Abfassuug eines Dramas iiber einen bestimmten Gegenstand wahrscheinlich dem Geschmack der Tkeaterbesuckor oder dem Wunscke eines einflussreicken Gonners oder gar des Hofes entgegenkomme , so wurde das Stiick auf Bestelluug gesckrieben, mochte dem Dickter die Art der „Fabel" noch so sehr gegen den Mann gehen oder auch an sich fiir dramatische Bearbeitung durchaus nicht passen. Und wenn so seine Arbeit vom Geist des Erwerbs geleitet war, so ist es unmbglich zu sagen, in welchem Masse sein Arbeiten von ungunstigen Einfliissen benachteiligt wurde. Es durfte z. B. nur ein Stuck un- gebiihrlick schnell geliefert werden mi'issen, oder das Ganze, wie es bei Sh. besonders in der ersten Zeit der Fall gewesen sein mag, uutor storenden Dmstiinden, beim Larm einer Schenke oder in uugeeigneter Woknung, die ikm zugleich „Stube, Kiiche und Halle" war, geschrieben werden. Ferner hatte Sk., abgesehen von den Unfiiglickkeiten, die von den alteren Stiicken oder Geschickten kerkamen, sein Kunstverstanduis daun und wann auck den Braucken und KorderuDgen der alteu Biikne unterzuordnen. So wurde in eiuigen Fallen die Handlung einer Szene, ausdrtick- lick um diesen Forderungen zu geniigen, anders gestaltet. Derartigen Ursacken durfte es zuzusckreiben sein, wenn der Geschmack und die Kunstfertigkeit des Dickters sick kart nebeneinander in so verschiedenen, sonst unerklarlicken Abstufungen zeigen Wir kaben keinen einzigen Beweis dafiir, dass Sb. irgend einmal okne bestiindige Paick- sickt auf die unmittelbare Wirkung seiner Stiicke auf die damaligen Tkeaterbesucker gesckrieben hatte .... Ferner war Sk.'s Arbeiten manchmal ein so eilfertiges, dass zum vollstiindigen Verstandnis auf die zu (irund liegende „Fabek ; zuriickgegangen werden muss, ein Umstand, der doch mit der ausgesprochenen Absicht ein vollendetes Kunstwerk kerzustellen unvertriiglick ist. Das ist unter mekreren andern ein Anzeichen dafiir, dass es hochst wahrsckeiniick ist, dass Sh. seinen Erfolg im Drama nicht seiner Hingabe an die Kunst, nock einer Sucht nach Beifall seitens der Leser zu verdanken kat, sondern seiner unvergleichlichen Kunst der Charakterzeicknung, seinem eingehenden Ver- standnis der Biihnentechnik und einer treuen Wiedergabe des geistigen Menschen, die alien zu Herzen gieng Freilicn, soil (aus den Stiicken) alles ausgemerzt werden, was den unserem Fall fernliegenden (extrajudicial) Gesckmack der ueueren Puristen verletzt, so wird der Gegenstand unserer Ver- ekrung (Sk.l ein Konig aus dramatischen Fetzen und Lappen. Das Scklimme ist namlick dies, 21 dass iiber die Wildheit Sh.'scher Kunst abgehandelt wird, ohne dass man Rilcksicht nimmt auf die gegebenen Verhaltnisse unter denen sie zeitigte. Die obengenannten Verhalt- nisse werden fiber viele Scbwierigkeiten hinweghelfen und besonders audi die Verschiedenheiten des K 6 n n e n s erklaren, die sieh in einem und demselben Stiicke nachweisen lassen. Wo es gilt, Leidenschaften und Charakteren zn schildern, da war Sh. der grosste Dicliter, der je gelebt, ebenso gross durch seine melodische Sprache, seinen Humor und jede Art des drama- tischen Ausdrucks. In einem andern, sebr gang und geben Sinn des Wortes „Dichler" aber, der mit Fleiss und Sorgfalt daran arbeitet, seine einzelne Arbeit im kiinstlerischen Sinne feblerlos zu niachen, kann Sb. nicht den leisesten Ansprucb auf den Narnen eines Dichters macben Es war damals Sb.'s ungewolltc Aufgabe, durch das wirksamste Mittel, die Btthne, dem Volke die Menschennatur zu verdollmetschen. Und diese s. Kunst war weder gehemmt noch verzerrt durch die Notwendigkeit, einer „KunstregeF" zu folgcn, wahrend zugleich der Geschmack des Publikums ihre Ausiibung und Anwendung auf jeden Charakter freigab, durch alle moglichen und unmoglichen Arten des Zusammenspiels der Verhaltnisse . . . Zuerst schrieb er urns tagliche Brot, dann urns Geld; sein eiuziger Zweck war, einer Zukorerscbaft zu gefallen, die — wohl gemerkt — grosstenteils ungebildet war, ja nicht einmal lesen oder schreiben konnte. Aber diese geistige Rohheit seiner Zuhorer war fur ihn nicht nur kein Nachteil, sondern sie erlaubte es ihm gerade, sich iiber beengende Regeln und den Geschmack der Gelehrten hinwegzusetzen , in jener Sprache zum Herzen und Verstand zu reden, die nur dann allgemein verstaudlich ist, wenn sie zu den instinktiven Begriffen auch des Niedersten hiuabreicht, „der Dichter der Natur nicht der Kunst" zu werdeu, dadurch, dass er seine wunderbaren Gedanken in jener urspriinglichen Form aussprechen durfte, in der sie unbewusst in ihm geboren wurden. Dass unser Dichter bei seiuem miiheloseii Arbeiten innerer Auregung nicht bestimmter Absicht folgte, war alien Auf- zeichnungen nach zu schliessen, die Ansicht aller seiner Zeitgenossen und der nachstfolgenden Generation. Ohne Zweifel hat mit Bezug auf diese allgemeiue Wahrheit und nicht ausschliesslich auf den natiirlichen Wohlklang seiner Verse, in zwei der schonsten je auf Sh. gedichteten Zeilen (vgl. auch S. 18) Milton von dem (beflugelten) Kind der Phantasie gesprochen, ,,das seine heimatlich waldfrischen , naturwiichsigen Weisen zwitschert." Indie enge Hiitte der Weltweisheit gebamit, hiitten diese, methodisch vervollkommnet, vielleicht ebenso kraftig geklungen, aber sicher vie) ihres jetzigen Reizes verloren." Z u s a t z e. Zus. 1. — Unsere Angaben gehen mit Sicherheit hervor aus den nur scheinbar verscbiedenen Berichten von Aubrey, Bowe mid andern, welche zugleich iiber die Lebensschicksale des Dicbters Aufscbluss geben. Ueber Rowe vgl. Einleitung s. f. (,,No sufficient reason has yet been given for impugning Uowe's general accuracy." „That be exercised unusual caution in dealing with his materials is obvious." Halliwell 12). Aubrey freilich (1626-1697) war ein ehrlicber aber unvorsichtiger Altertumsforscher („that most unreliable of all the early bio- graphers." ib.) Er sagt (c. 1680) : „his father was a butcher (vgl. Text) and I have been told heretofore by some of the neighbours, that, when he was a boy, he exercised his father's trade, but when he killed a calf, he would do it in a high style and make a speech." Er sei, fahrt er fort, fiir die Dichtkunst hoch veranlagt nach London gegangen, sei vorzuglicher Schauspieler gewesen, sei jahrlich einmal heimgegangen unci habe unvergleichliche Koroorlien geschrieben. Ferner sagt Dowdall (der die iiber den grossen Dramatiker gegen Ende des 17. Jahrhunderts urn- laufenden Geschichten sammelte) in seiner briefliehen Ortsbeschreibung der Grafschaft Warwickshire (1693): „The first remarkable place in this country that I visited was Stratford super-Avon, where I saw the effigies of our English tragedian, Mr. Shakespeare." Dies beschreibt er nnd sagt schliesslich: „The clerk (Messner W. Castle, ein ganz vertrauenswurdiger Gewahrsmann) that showed me this church is above 80 years old (65!); he says that this Sh. was formerly in this town bound apprentice (das einzige Zeugnis, dass er ein Lehrling war!) to a butcher, but that he ran from his master to London, and there was received into the playhouse as a servitor (= an attendant on the performers) and by this means had an opportunity to be what he afterwards proved. He was the best of his family, but the male line is extinguished. Not one for fear of the curse abovesaid (vgl. Seite 14) dare touch his gravestone, though his wife and daughters earnestly desire to be led in the same grave with him." Zus. 2. — In der Introduction zu The Taming of the Shrew verspottet der Dichter diesen Lambert in der Figur des Christophero Sly, des Sohnes des alten Sly voa Burton-heath (— Burton-on-the-heath ziemlich nahe bei Stratford!), dem Wohusitz des John Lambert, den die Wirtin von Wincot (= Wilmcote bei Strati, vgl. Stammtafel), wie er sich riihmt, wohl kenne. Obiges Stuck ist zwar einem alteren Stuck nachgebildet (vgi. Verzeichnis der Stiicke Sh.'s); neu eingefuhrt aber hat Sh. eten die Namen Burton-heath unci Wincote. Eineu Christopher Sly gab es da- mals in Stratf., und wenn nachgewiesen ist, class Stephen Sly ein Knecht oder Taglohner von William Combe aus Strati, war, so durfen wir annehmen, dass auch die andern von Sh. neu eingefiihrten Namen Marian Hacket, die dicke Wirtin, Naps, Turf und Pimpernell bekannte Personlicbkeiten aus Warwickshire waren. Ausserdem geht nebst den vielen andern schon liingst gesammelten Berichten iiber Shab., die sich auf Warwickshire und Stratford eben doch nicht ohne Grund beschrauken, das auch anderwarts verburgte Geriicht, dass Sh. ein haufiger Gast in ebendemselben Wirtshaus war, in welchem der Sly des Sh.'schen Stiickes bezecht angetroffen wurde, und zwar um seinen Spass zu haben mit einem Narren aus einer benachbarten Muhle. Diese war sicher vorhanden (vgl. Hall II, 308). Zus. 3. — Vielleicht ist der dortige Lehrer („a Welsh parson") Sir Hugh Evans sein einstiger Lehrer Terkins, ein Waliser; solche gab es gerade in Warwickshire viele. Zus. 4. — Doch wurde Sh. prompter d. h. Gehilfe seines Lehrers. Daher die Sage, Sh. sei Laudschul- meister gewesen. Diese Sage hat Aubrey (vgl. Zus. 1) als voile Wahrheit aufgenommen. Er meint, Sh. habe ziem- lich viel Latein gekannt, „for he had been in his younger years a schoolmaster in the country." 23 Zus. 5. - Dass unserem Dichter in seinen Werkeh sich oft juristische (commonlaw) Ausdriicke und Situa- tionen in untadelhafter Form sich wie von selbst anbieten, lasst sicher schliessen, dass er vorher oder gleichzeitig Kanzleiluft voll geatmet hat. (vgl. z. B. Hamlet, The Merchant of Venice etc. Rowe schweigt daruber). Gestutzt wd dieser innere Grund (gegen die Ansicht Halliwell's und Ingleley's) durch den Ausdruck „noverint", den Nash (c 1560 -c. 1600), ein Literal in London in seiner Epistel als Vorrede zu R. Green's (eines auf Sh. eifersttchtiges, verlumptes Dichtergenie 1550-1592) Pamphlet Menaphon 1589 gebraucht, wenn er, unzweifelhaft auf Sh. stichelnd, sagt: .,It is a common practice now-a-days, amongst a sort of shifting companions, that run through every art and thrive by none, to leave the trade of noverint (vgl. Noverint universi per praesentes etc Kund gethan sei mit Gegenwartigem etc.) whereto they were born and busy themselves with the endeavours of art, that could scarcely latinize their neck-verse, if they should have need: yet English Seneca read by candle-light yields many good sentences as Blood is a beggar" and so forth; and if you entrcet him fair in a frosty morning, he will afford you whole Hamlets, (Drama von 1587,9 von?) I should say, bandfulls of tragical speeches." Zus. 6. — Abgesehen davon, dass von medizinischem Standpunkt aus dieser Thatsache fur Sh. nicht not- wendig eine moralische Anschuldigung erwachst, ist hiebei wohl zu berucksichtigen , dass Jamais eiue 2-3 Monate vor der Hochzeit gefeierte Verlobung (pre-contract) eine heutige Eheschliessung vor dem Standesamt ersetzte. Dieser pre-contract, der in unserem Falle der allgemeinen Gewohnheit nach, vorlag, sagt Hall. (I, 62) „was not only legally recognised, but it invalidated a subsequent union of either of the parties with any one else." Bischof Watson sa°t in seiner Doctrine of the Seven Sacraments 155S: Kraft des precontracts waren beide sich antrauenden Teile