NORTHWESTERN UNIVERSITY LIBRARY EVANSTON, ILLINOIS % vi / /1 // Ueber die Ermittlung zutreffender Durch*?HhKt8().eise. ^ / ' - -—;~7 <"■/ , —p— ; ■» ' • / 4 ' / w r — • •■ / / L /1 -jL— , ' e.V. GERFIT Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. Yon Dr. Ad. Soetbeer. Für diejenigen, welche sich nur etwas um Handelsstatistik oder um volkswirthschaftiche Untersuchungen, sei es auf dem Gebiete der Theorie oder auf dem der Praxis, bekümmert haben, würde eine Dar¬ legung der grossen Wichtigkeit möglich richtiger Durchschnittspreise eine ganz überflüssige Erörterung sein, und bei Anderen dürfte auch der gründlichste Nachweis hierüber keinerlei Interesse oder Verständ- niss finden. Ohne uns also bei einer sokhen Vorfrage länger aufzu¬ halten, wollen wir gleich auf die Sache näher eingehen. Die Ermittlung von Durchschnittspreisen kommt hauptsächlich in folgenden drei Beziehungen für die Volkswirthschaft in Anwendung: 1. um für die Handelsstatistik den Werth der Einfuhr und Ausfuhr eines Landes, im Allgemeinen sowie in Betreff der verschiedenen Richtungen und Artikel des internationalen Handelsumsatzes, an¬ nähernd festzustellen; 2. um bei Zolltarif-Fragen das Verhältniss der einzelnen Zollsätze und der Zollsysteme überhaupt bcurtheilen zu können; 3. um im Stande zu sein, über den sogenannten Werth des Geldes zu verschiedenen Zeiten eine Ansicht zu begründen. Es werden sich ausser den eben erwähnten Kategorien noch andere Fälle anführen lassen, in denen die Ermittlung möglich richtiger Durch¬ schnittspreise von grösserer oder geringerer Bedeutung sein möchte, allein im Wesentlichen werden alle verschiedenen Fälle mit einer der von uns eben aufgestellten drei Abtheilungen im näheren Zusammen¬ hange stehen und denselben zugetheilt werden . können, so dass sie keine besondere Erläuterung erheischen. Dagegen erscheinen die •* jUte°umT«»tio Zelt Ira Dorfe Lerbach. 7 •„ •••• Spuren der früheren Verwahrlosung waren auch nocll zwei junge Albinos mit weissen Haaren und röthlichen rollenden Augen, deren es früher in Lerbach, als der Sonne noch so viele Zu¬ gänge versperrt waren, immer mehre gegeben hat. Mit jeneu beiden, noch jetzt vorhandenen Albino-Geschwistern hofft man auch dieses Uebel der alten chausseelosen Zeit schliesslich völlig aussterben zu sehen. Alle diese und andere Leiden und Plagen hat, wie gesagt, die Makadamisirung im Dorfe Lerbach auf eine wirklich energische und bewundernswerthe Weise zu beseitigen begonnen. Und wenn ich nun bedenke, wie nicht nur dieses Lorbacli, sondern ausser ihm auch noch so viele andere Orte, ja alle Harzdörfer und Städte und nicht nur diese, sondern auch Paris, London und Wien, und überhaupt, man kann sagen, alle kleinen und grossen Orte, Thäler, alle Stadt-, Dorf- und Heerstrassen Europa's und der zivilisirten Welt in einer ähnlichen Reform begriffen sind, so kann ich nicht zweifeln, dass doch wenigstens irgendwo und von einer Seite her, die Uebel der Menschheit an der Wurzel angepackt sind, und dass wir uns wirklich auf einem Strome des Fortschritts schwimmend befinden. Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise, 9 genannten drei Abtheilungen unter sich wesentlich verschiedenartig, sowohl was die dabei in's Auge 7,11 fassenden Gesichtspunkte und Zwecke als auch die zu benutzenden Materialien und die Art der Er¬ mittlung anlangt. Dies wird sich bei der speziellen Besprechung der ersten der genannten Kategorien, wozu wir jetzt übergehen, deutlich herausstellen. Durchschnittspreise zu Berechnungen für die Handelsstatistik. Ueberall wo die Zölle nach einem Prozentsatz des Werths erhoben werden, bedarf es selbstverständlich keiner besonderen Ermittlung von Durchschnittspreisen, um über den Werthbetrag des internationalen Handelsumsatzes eines Staats, soweit derselbe Artikel umfasst, die solcher Abgabe unterliegen, bestimmte Zahlenangaben aufzustellen. Die Zollerhebung selbst bringt es dann natürlich mit sich, dass spe- ■zifizirte Werthdeklarationen von den Geschäftsleuten eingeliefert wer¬ den, welche kontrollirt werden müssen, was die gleichzeitige genaue Angabe der betreffenden Quantitäten und Sorten der Waare voraus¬ setzt; und selbst in den Fällen, wo wegen Zollfreiheit der Artikel an sich oder des Durchfuhrhandels überhaupt eine genaue Werthdeklaration behufs der Abgaben nicht erforderlich sein würde, lassen sich solche Deklarationen wegen des allgemeinen sonstigen Gebrauchs derselben eher erwarten. Sofern nun neben den Werthangaben in den Dekla¬ rationen die Quantitäten der betreffenden Artikel mit angegeben werden, kann maa aus der solchergestalt aufgestellten Handelsstatistik die wirklichen Durchschnittspreise der verschiedenen Gegenstände mit Leich¬ tigkeit berechnen. Die Ermittlung der Durchschnittspreise ist in diesen Fällen mithin grade das Gegentheil des gewöhnlichen Vorgangs, wo vorher die Durchschnittspreise festgestellt werden müssen, um dann erst mittelst solcher Vorarbeit eine die Werthe berücksichtigende Handelsstatistik zu ermöglichen, weil die Zolllisten eben nur die Quantitäten der angeführten Waaren nachweisen. Was die kommerziellen Werthdeklarationen anlangt, so scheinen die handelsstatistischen Publikationen der Städte Hamburg und Bremen bisher ein reichhaltigeres und zuverlässigeres Material dargeboten zu haben als die ähnlichen Zusammenstellungen in irgend einem anderen Lande. Der Vereinfachung wegen beschränken wir uns hier auf die Erörterung der Preisangaben in der hamburgischen Handelsstatistik; die bekannten tabellarischen Uebersichten des bremischen Handels stimmen im Wesentlichen damit überein. 10 Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. Die unter rlem Namen eines Zolls in Hamburg von der Waaren- einfuhr erhobene Handelsabgabe beträgt ein halbes Prozent vom Werthe derselben. Ausgenommen von dieser Abgabe sind Getreide, Kappsaat, Wolle, Baumwolle, Leinen, Garne, Lumpen, Zink, Kupfer, Steinkohlen, Bau- und Stabholz etc. etc., sowie alle sonst zollpflichtigen Waaren, wenn sie als sogenanntes Transitogut (Speditionsgut) deklarirt und, ohne dass damit am Platze eine Eigenthumsveränderung vorgeht, wieder ausgeführt werden. Die auf dem hamburgischen Zollbüreau einzureichenden Deklarations¬ scheine müssen enthalten: die richtige Aufgabe der Gebinde, Ballen, Säcke etc., deren Inhalt nach Maass, Gewicht oder Stückzahl, ferner den Werth der Waare nach dem Börsenpreise, oder hei Waaren, die nicht in den Börsen-Preiscourant aufgenommen sind, den erweislichen Werth am Verzollung stage. Sämmtliclie Deklarationsscheine sind von den Zollpflichtigen oder deren Spezial-Bevollmächtigten eigenhändig auf Bürgereid zu unterschreiben. Die angegebenen Werthe unterliegen einer sachverständigen Revision. Bei den zollfreien Artikeln und den in ihrer Eigenschaft als Tran¬ sitogut ohne Abgabenentrichtung passirenden Waaren entbehren die Deklarationen mitunter der wünschenswerthen Vollständigkeit; die hier¬ durch entstehenden Mängel lassen sich jedoch durch durchschnittliche Berechnungen nach den entsprechenden sonstigen Angaben ziemlich ergänzen. Bei gewebten Waaren müssen freilich die allgemeine Werth¬ ermittlung und die darauf begründeten speziellen Preisannahmen des¬ halb unvollständig bleiben, weil sehr bedeutende Theile der Einfuhr von Manufakturwaaren Transitogut bilden, und die Deklarationen nicht ersehen lassen, wie viel davon in Baumwollen-, oder in Wollen- oder in gemischten Stoffen besteht. Absichtliche oder wesentliche Unrichtigkeiten in den Werthdekla¬ rationen werden in Hamburg nicht leicht vorkommen, weil die Abgabe (1, pCt.) zu unbedeutend, andererseits aber die Kontrolle zu aufmerksam und sachverständig, sowie die Strafe bei entdeckter Unrichtigkeit zu hoch ist, um nicht von Defraude oder auch nur Nachlässigkeit ernst¬ lich abzuhalten; einzelne Ausnahmsfälle können nicht in Betracht kom¬ men. Die Summirung der jährlichen Deklarationen und einiger ergän¬ zender Schätzungen ergiebt in möglich zuverlässigster Weise den wirk¬ lichen Geldwerth der Einfuhr Hamburgs an den verschiedenen Artikeln sowie im gesummten Verkehr. Indem in Hamburg eine ganz freie Handelsbewegung ohne alle Differenzialbestimmungen stattfindet, indem Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnlttaprelao ii die Verkehrsbeziehungen diesos Handelsplatzes möglich ausgebreitet und vielseitig sind, und die Deklarationen nach dem jedesmaligen Börsenpreise das ganze Jahr hindurch fortgehen, werden im schliess- lichen Resultate sich in der hamburgischen Handelsstatistik auf diese Weise für die verschiedenen Waaren so nahe wie möglich diejenigen Preise herausstellen, die für das betreffende Jahr als wirkliche Durch¬ schnittspreise auf dem Weltmarkt gelten dürfen. Man hat also in den Durchschnittspreisen der hamburgischen Handelsstatistik einen im Allge¬ meinen zuverlässigen, nicht erst künstlich berechneten, sondern unmittel¬ bar aus einer grossen Zahl von Werthdeklarationen abgeleiteten positiven Maassstab, der bei der Prüfung der Werthberechnungen in den han¬ delsstatistischen Aufstellungen anderer Staaten, welchen eine vorherige spezielle Berechnung von Durchschnittspreisen zu Grunde gelegt ist, benutzt werden kann. Eine durchgängige und vollständige Ueberein- stimmung wird man freilich auch unter Voraussetzung der genauesten Ermittlungen dieser Art von vornherein nicht erwarten dürfen, nament¬ lich nicht bei solchen Artikeln, welche in ihren verschiedenen Sorten und Qualitäten überall an sich schon grosse Preisunterschiede auf¬ weisen, oder wo die Zollverhältnisse darauf hinwirken, dass gewisse Sorten eines Artikels in einem Lande nicht in demselben Verhältnisse eingeführt werden, wie anderswo. Die Handelsstatistik, namentlich in Betreff der Berechnung des Geldwerthes der jährlichen Waaren-Einfuhr und Ausfuhr eines Landes, verdankt ihre erste Ausbildung und fortlaufende Beachtung vornäm¬ lich dem sogenannten Merkantilsystem. Von der vielbesprochenen irrigen Auffassung ausgehend, dass nur die Anhäufung von baarem Gelde oder sonstigem Edelmetall den Wohlstand eines Landes befördere, was hauptsächlich nur durch den TJeberschuss des Werths der Ausfuhr ein¬ heimischer Produkte und Fabrikate gegen den Werth der Einfuhr fremder Waaren bewirkt werde, musste die Aufmerksamkeit der Regierungen in hohem Grade darauf gerichtet sein, sich zu verge¬ wissern, wie denn jene Verhältnisse des auswärtigen Handels sich that- sächlich gestalteten, um darnach ihre Maassregeln rücksichtlich der Einfuhrverbote, Tarifveränderungen, Eiickzölle und Ausfuhrprämien ein¬ richten zu können. Die Handelsstatistik und vor Allem die Werth¬ angaben in derselben mussten somit ganz natürlich eine grosse Be¬ deutung erlangen. Man wird aber im Voraus annehmen dürfen, dass die für die Berechnungen in den älteren handelsstatistischen Ueber- sichten benutzten Durchschnittspreise in sehr vielen Fällen nichts we- 12 Ueber die Ermittlung zutreffender Dnrschschnittsprolse. niger als zutreffend gewesen sein werden, einmal, weil bei den damaligen internationalen Handelsverhältnissen und dem ganzen kaufmännischen Geschäftsbetriebe jener Zeiten die Feststellung annähernd richtiger Durchschnittspreise ungleich schwieriger und unsicherer sein musste, und dann, weil es in der menschlichen Natur liegt, dass man zu sehr geneigt ist, bei Untersuchungen das auch zu finden, was man vorher schon zu finden wünschte, und die Annahme höherer oder niedrigerer Durchschnittspreise bei den verschiedenen Artikeln ein sehr wirksames Mittel an die Hand gab, um die Handelsbilanz des Landes im möglich günstigsten Lichte erscheinen zu lassen oder eventuell die vermeint¬ lichen jährlichen Verluste doch möglichst gering darzustellen. Gegen¬ wärtig werden in fast allen Ländern die eben angedeuteten Gesichts¬ punkte für die Statistik des auswärtigen Handels nicht mehr maass- gebend sein, sondern es wird für die Behörden der "Wunsch vor¬ herrschen, so weit es erreichbar ist, in ihren handelsstatistischen Zusammenstellungen nicht die Bestätigung gewisser Lieblingstheorien oder Wünsche zu finden, sondern die grossen kommerziellen Beziehungen des Landes, so wie sie in Wirklichkeit sind, um die Ergebnisse der verschiedenen Jahre unter sich, sowohl im Ganzen als auch mit Rück¬ sicht auf eingetretene bestimmte Ereignisse oder Maassregeln, ver¬ gleichen zu können. Die summarische Vergleichung der allgemeinen kommerziellen Verhältnisse verschiedener Länder unter sich nach den Resultaten ihrer offiziellen Handelsstatistik ist durch die Vermittlung der Werthberech¬ nung der gesammten Einfuhr und Ausfuhr sehr erleichtert, und ge¬ schieht auch häufig. Um jedoch durch die Voraussetzung der Genauig¬ keit und Gleichförmigkeit der offiziellen Unterlagen nicht verleitet zu werden, solchen Vergleichungen ohne weitere Kritik zu grosses Ver¬ trauen zu schenken, muss man jedenfalls vorher von drei Dingen Kenntniss nehmen, nämlich 1) ob die Angaben sich auf den gcsanunlen auswärtigen Handel, mit Einschluss des direkten Transitverkehrs, oder auf den sogenannten Spczial-Handel, also mit Ausschluss des direkten Transitverkehrs, beziehen; — 2) ob der Werth der ein- und ausge¬ führten Edelmetalle, gemünzt und in Barren, in den Summen mit ent¬ halten ist; — 3) ob und in welchem ungefähren Grade die bei der Werthberechnung angewendeten Durchschnittspreise auf Zuverlässigkeit Anspruch machen dürfen, oder ob vielleicht, um den Maassstab der Ver¬ gleichung thunlichst zu korrigiren, wegen der im Ganzen zu hoch oder zu niedrig angenommenen Durchschnittspreise, ein gewisser Aufschlag oder Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. 13 Abschlag bei einigen der verglichenen Werthbeträge stattlinden muss, da¬ mit man den wirklichen Verhältnissen näher komme. Die beiden ersten Punkte lassen sich natürlich durch Einsicht der benutzten statistischen Tabellen sofort erledigen, bei dem letzten aber muss man die Art der Er¬ mittlung der Durchschnittspreise in den verschiedenen Ländern kennen. Dies zu erörtern ist eben eine Hauptaufgabe des vorliegenden Aufsatzes. Nach diesen Vorbemerkungen wollen wir die durchschnittlichen Preisermittlungen und die darauf fussenden Werthberechnungen in der Handelsstatistik einzelner Staaten betrachten. Um den einem Aufsatze in einer Zeitschrift zugemessenen Kaum nicht zu überschreiten, beschränken wir uns hierfür auf Grossbritannien und Frankreich, indem wir hinsichtlich einiger anderen Staaten nur kurze Notizen beifügen. tirossbritnnuieu. Seitens der britischen Zollbehörde wird für die im Vereinigten König¬ reiche eingehenden und ausgehenden, bei den Zollämtern deklarirten Waarenquantitäten noch immer nach einer im Jahre 1694 aufgestellten Liste von Preisen für die verschiedenen Artikel der Werthbetrag der Einfuhr und Ausfuhr berechnet, und bilden die auf diese Weise gefun¬ denen Summen den sogenannten »offiziellen Werth« (official value) in der britischen Handelsstatistik. Die seit 1694 aufgekommenen neuen Artikel, die sich unter die eine oder andere Position der ursprüng¬ lichen Evaluationstabelle nicht passend haben einreihen lassen, sind nach dem angenommenen Durchschnittspreise zur Zeit ihres ersten Vorkommens geschätzt und nachträglich in die Tabelle eingefügt wor¬ den. Eine Revision der einmal festgesetzten Taxen hat aber nicht stattgefunden. Bei den enormen Veränderungen der Preise fast sämmt- licher Waaren im Laufe der letzten 170 Jahre ist es einleuchtend, dass ein nach der erwähnten Evaluationstabelle berechneter Werth der Einfuhr und Ausfuhr dem wirklichen Verhältnisse jetzt unmöglich entsprechen kann; dies wäre nämlich reiner Zufall, indem gewisse Gegenstände im Preise gestiegen, andere Artikel dagegen gefallen sind, solches aber g-erade in dem Verhältniss stattgefunden haben müsste, um im Gesammtresultate thatsächlich eine Ausgleichung zwischen beiden Tendenzen der Preisveränderung herbeizuführen. Die Unzuverlässigkeit der fraglichen Art der Werthberechnung liegt auch so offen vor Augen, dass bei Niemandem, der die Art der Berechnung kannte, dieserlialb ein Zweifel obwalten konnte. Wenn dessenungeachtet solche Berech- 14 Ueber die Ermitthing zuheftender Durchschnittspreise. nniig ununterbrochen und unverändert fortgesetzt wurde, so lag der Grund, abgesehen von der Macht des Herkommens, wohl nur darin, dass auf diese Weise ein ungefährer Maassstab zum Vergleich des Untfangs des Gosaminthandels des Landes in verschiedenen Jahren ge¬ geben worden sollte, und auch ein anerkannt sehr unvollkommener Maassstab immer noch besser erschien als gar keiner. Ehrliche Sach- »verständige werden allerdings in den meisten Fällen lieber gar keine Zahlenangaben wünschen, als ersichtlich unzuverlässige und irreleitende; allein in der Kegel werden numerische Aufstellungen, so gut wie sie eben beschafft werden können, willkommen geheissen und nach der bekannten Elastizität der Zahlen und der Kunst der Zahlengruppirung vorkommenden Falls gerne benutzt. Fei der Ausfuhr musste der Unterschied des offiziellen und des wirklichen Werths der Einfuhr eine sehr bedeutende und immer steigende Höhe erreichen, als die Fortschritte des Fabrikwesens, nament¬ lich in Folge der stattgehabten grossen technischen Erfindungen, eine ausserordentliche Preisermässigung vieler der bedeutendsten Fabrikate zur Folge hatten. In Berücksichtigung dieses Umstandes ward schon im vorigen Jahrhundert in England die Anordnung getroffen, dass für sämmtliche ausgeführte Erzeugnisse britischen Ursprungs bei der Ver¬ schiffung den Zollämtern eine Werthdeklaration einzuliefern sei, und auf Grund dieser Angaben erhielt man ausser dem nach den festen Preisansätzen von 1694 berechneten sogenannten »offiziellen Werth e« noch einen »deklarirten Werth« der Ausfuhr. Als älteres Beispiel des Verhältnisses beider Werthermittlungen erwähnen wir dieselben aus dem Jahre 1824. Für dieses wird angegeben die Ausfuhr aus dem Vereinigten Königreiche: an Geweben und Garnen. au sonstigen Laudeserzeugnissen. offizieller Werth: 39,733579 £ 8,296457 £ deklarirter Werth: 27,272059 „ 10,301359 „ Auch für die Wiederausfuhr von Kolonial- und anderen fremden Produkten musste bei den wesentlich veränderten Preis Verhältnissen gegen 1694 eine Werthermittlung nach den wirklichen Jahrespreisen als ein Bedürfniss zur richtigen Beurtheilung der Handelsbeziehungen erscheinen, und in gleichem, oder in noch höherem Grade war dies in Betreff des gesammten Einfuhrhandels der Fall. Die Wichtigkeit einer solchen Vervollständigung der britischen Handelsstatistik ward seit längerer Zeit anerkannt, allein die Schwierigkeit der Feststellung der solcher Berechnung zu Grunde zu legenden richtigen Durchschnitts- Ueber die Ermittlaug zutreffender Durchscbuittsipieii>e. 15 preise der einzelnen fahre hielt davon zurück, da die allgemeine Ein¬ führung von Werthdeklarationen seitens der Importeure nicht thunlich erschien. Erst im Jahre 1854 entschloss sich das Londoner Handelsamt, nachdem im vorhergehenden Jahre eine neue, viel vollständigere und übersichtlichere Zusammenstellung der handelsstatistischen Tabellen überhaupt angeordnet worden war, die Mühe spezieller Ermittlung der Jahresdurchschnittspreise für die Artikel der Einfuhr und der Wieder¬ ausfuhr nicht zu scheuen, um auf solcher Basis den wirklichen Werth der gesummten Einfuhr und der Wiederausfuhr zu berechnen. Ueber die Feststellung der Durchschnittspreise und die Differenz der hieraus hervorgegangenen Werthe (new computed real value) gegen den offiziellen Werth äussert sich eine ausnahmsweise gegebene Vor¬ bemerkung zu den handelsstatistischen Tabellen für 1854 wie folgt: »Bisher beschränkte sich der in Bezug auf den auswärtigen Handel erhaltene wirkliche Werth auf die Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse des Xcreinigten Königreichs. Für das Uebrige der Ausfuhr und die Gesammteinfuhr konnte nur der offizielle Werth gegeben werden. Es ist bekannt, wie von Jahr zu Jahr die Unzufriedenheit des Publikums zunahm, dass man noch immer fortfahre, für diese wichtigen Theile des auswärtigen Handels nur einen Werth verzeichnet zusehen, dessen Ansätze bis zum Jahre 1694 zurückreichten. Im Oktober 1854 wies ein Befehl des Schatzamtes die Ober-Zoll¬ behörde an, ein System einzuführen, wodurch auf der Basis der tliat- sächlichen Preise die bisher vermissten wirklichen Werthe berechnet werden sollten. Dies neue System ist in den Tabellen für 1854 be¬ gonnen worden. Die für die Werthermittlung angenommenen durch¬ schnittlichen Jahrespreise sind hauptsächlich diejenigen des Londoner und Liverpooler Marktes. An jedem dieser Plätze ward ein Beamter speziell mit der Herbeischaffung dieser Preise für das Zollamt be¬ schäftigt. Viele der bedeutendsten Kaufleute und Makler wurden zu Batlie gezogen sowie auch einige Handelskammern. Seitens der Ge¬ schäftsleute ward alle gewünschte Hülfe mit dem willigsten Entgegen¬ kommen gewährt, oft nicht ohne beträchtliche Mühewaltung. Die benutzten und in den Tabellen spezifizirtcn Preise gelten für die Artikel unter Zollverschluss, einschliesslich aller Kosten der Fracht, und Lagerung, aber ausschliesslich des Zolls. Der Gesammtw.erth der Einfuhr im Jahre 1854, berechnet nach dem alten und dem neuen Systeme zeigt folgendes Verhältniss: 16 Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. Alter offizieller Werth: £ 124,336478 Neuer berechneter wirklicher Werth: „ 152,591513 Also Mehrbetrag des wirklichen Werths £ 28,253335 oder 22f pCt. Als Beispiele der enormen Abweichung des alten und des neuen Werthermittlungssystems sind zu erwähnen: Artikel, bei denen der wirkliche Werth höher. Wirkl. Werth. Offiz. Werth. Bauholz . . £ 11,062000. 1,813000 Getreide und Mehl • • • „ 21,760000. 10,139000 Wolle . . . „ C,499000. 2,723000 Wein .... „ 3,616000. 1,231000 Butter . . . „ 2,171000. 699000 Leinsaat . . „ 2,545000. 835000 Spirituosen „ 1,225000. 399000 Artikel, hei denen der offizielle Werth höher. Wirkl. Werth. Offiz. Werth. Baumwolle . £ 20,175000. 28,657000 Baumwollen- waaren . . „ 691000. 1,033000 Thee .... „ 5,541000. 8,579000 Kaffee . . . „ 1,575000. 4,155000 Kochenille . „ 424000. 1,735000 Krapp ■ . . „ 759000. 1,941000 Der Gesammtwerth der Ausfuhr an ausländischen und Kolonial- Erzeugnissen betrug im Jahre 1854: nach dem alten offiziellen Werthe: £ 29,821656 nach dem neuen wirklichen Werthe: „ 18,648978 Also Mehrbetrag nach dem offiz. AVertlie £ 11,172678 oder 38 pCt.« Das Vorwort schliesst mit der Bemerkung, dass von nun an die jährlichen Handelsübersichten des Vereinigten Königreichs denjenigen anderer Staaten hinsichtlich der Werthangaben nicht länger nachstehen, vielmehr einen Vorzug darin besitzen würden, dass die Werthberechnung sich auf Preise begründe, die für die verschiedenen Artikel speziell nach ihren Herkunftsländern ermittelt seien. Und in der That, wenn man die neueren Bände der britischen Handelsstatistik näher ansieht, muss die Genauigkeit, womit die jähr¬ lichen Durchschnittspreise im Einzelnen berechnet sind, überraschen. Seit 1854 findet man auf diese AVeise in der erwähnten regelmässigen Publikation ein reichhaltiges Material für die Geschichte der Preise. Als Beispiele, wie speziell die Durchschnittspreise ermittelt sind und wie diese für denselben Artikel nach der Herkunft abweichen, greifen wir ohne besondere Auswahl ein Paar Fälle heraus. Für Schinken findet man in der Statistik für 1862 acht ver¬ schiedene Ansätze von (pro Centner) 1 £ 11 s. 2 d. aus dem britischen Nordamerika bis 3 £ 2 s. 6 d. aus Hamburg variirend, während die Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. 37 Gesammt-Einfulir «ich auf 210,24:1 Centner zum Wertlie von 385,258 £ stellt, was einen allgemeinen Durchschnittspreis von 1 £ 16s. 9 d. ergiebt. Für Schafwolle sind nach den verschiedenen Herkunftsländern 26 durchschnittliche Preisansätze ermittelt und darnach der Werth der gesummten Woll-Einfuhr berechnet; für Wolle aus China, Britisch¬ indien und Buenos-Ayres ist der Preis nur zu resp. 7$, 10 und 11 d. pro Pfund angenommen, für Wolle aus deutschen Plätzen dagegen zu 1 s. 10 d. und 1 s., 11 d. pro Pfund, während für diejenige Wolle, welche etwa die Hälfte der Gesammt-Einfulir (nämlich von 168,837,000 Pfund zum Wertlie von 11,316,000 £) ausmacht, die australische (71,339,000 Pfund zu 5,724,500 £) der Durchschnittspreis zu 1 s. 7 [ d. pro Pfund angenommen ist. Aus den eben erwähnten zufälligen Beispielen kann man leicht entnehmen, welch ein missliches Ding es ist, für einen Artikel, der in sehr verschiedenen Sorten und aus mehreren Ländern eingeführt wird, in Bausch und Bogen, auf Grund von Preiscouranten und ohne Werthdeklaration, bei der Einfuhr einen zutreffenden Durchschnitts¬ preis zu ermitteln; zugleich aber wird man daraus nicht geringes Vertrauen zu den Angaben der britischen Handelsstatistik gewinnen müssen, wenn mau die auf die Preisermittlungen im Einzelnen ver¬ wandte ausserordentliche Mühe und Aufmerksamkeit in Betracht zieht. Wünscht man den Jahres-Durchschnittspreis eines Artikels im Allge¬ meinen, ohne Unterscheidung der Herkunft, jedoch mit der unabweis- lichen Berücksichtigung des Verhältnisses der eingeführten Quantität der verschiedenen Arten, zu erfahren, so kann man denselben nur in der Weise finden, dass man die Gesammt-Einfulir mit der Totalsumme der verschiedenen Werthermittlungen vergleicht. Der so gefundene Preis wird aber in der britischen Handelsstatistik selbst nicht aufgeführt, sondern hier findet man nur die speziellen Preise des Artikels nach den verschiedenen Herkunftsländern, was vermuthlich geschehen ist, um nicht zu falschen Folgerungen Anlass zu geben. — Indem wir auf die oben mitgetheilten Bemerkungen über die hamburgischen Durch¬ schnittspreise Bezug nehmen, stellen wir beispielsweise für einige bedeutende Artikel verschiedene Jahres-Durchschnittspreise der briti¬ schen und hamburgischen Einfuhrstatistik zusammen, um sowohl das gegenseitige Verhältniss als auch namentlich die entsprechenden Schwankungen in den verschiedenen Jahren vergleichen zu können. Volkswirth. Vierteljahrsschrift. 1864. III. 2 18 Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise! Artikel. Maassstab. 1854. 1857. 1858. 1862. Kaffee Grossbritannien s. pr. Cwt. 53 65 64 79 Hamburg . . . Thlr. pr. Ctr. 15.72 17.59 1 5.20 22.54 Zucker, Grossbritannien s. pr. Cwt. 21 35 27 22 roh Hamburg . . . Thlr. pr. Ctr. 7.92 12.09 8 84 7.40 Thee . Grossbritannien s. u. d. pr. U. 1 s. 3 d. 1 S. 2 d. J s. 5 (1. l s. 7 d. 55.66 Hamburg . . . Thlr. pr. Ctr. 48.01 55.77 46.67 Taback Grossbritannien s. u. d. pr. U. — s. 8 d. — s. 11 d. — s. 9 (1. 1 s 28.74 Hamburg . . • Thlr. pr. Ctr. 18.98 25.89 20.95 Butter Grossbritannien s. pr. Cwt. 00 93 95 90 28.96 Hamburg . . . Thlr. pr. Ctr. 26.31 29 is 28.18 Baum¬ Grossbritannien s. pr. Cwt. 51 68 65 133 wolle Hamburg . . . Thlr. pr. Ctr. 15.10 21.06 19.38 39.44 Palmöl Grossbritannien s. pr. Cwt. 46 44 39 39'/2 12.59 Hamburg . • . Thlr. pr. Ctr. 15.98 14 87 12.72 Kupfer Grossbritannien s. pr. Ton. 373 326 339 307 Hamburg . . . Thlr. pr. Ctr. 38.75 38.09 34.25 31.52 Zinn . Grossbritaniiien s. pr. Cwt. 119 129 119 116 Hamburg . . . Thlr. pr. Ctr. 39.54 49.64 40.78 39.77 Bei der Einfuhr Grossbritanniens nehmen, (wenn man von Seiden- waaren absieht) Fabrikate und auch Halbfabrikate, im Vergleich zu den Verzehrungsgegenständen und liohstoffen, dem Werthverhältnisse nach eine untergeordnete Stelle ein. Dies und die ausserordentliche Schwierigkeit für die in Grossbritannien eingeführten Fabrikate Durch¬ schnittspreise festzustellen, verbunden mit der Ungenauigkeit der Ge¬ wichtsangaben bei der Einfuhr der zollfrei gewordenen Artikel, werden der Grund sein, weshalb in der britischen Handelsstatistik bei den eingeführten Fabrikaten fast durchweg sich keine Werthberechuungen nach eigends ermittelten Durchschnittspreisen, sondern nur deklarirte Werthe angegeben finden. Dass übrigens im Allgemeinen diese De¬ klarationen bei zollfreien Artikeln nicht eben viel Vertrauen verdienen, ist durch die Vorlagen eines im Jahre 1862 niedergesetzten Parla- ments-Ausschusses näher nachgewiesen worden. Von den Zollbeamten wurden bei dieser Gelegenheit mehrere Belege beigebracht, mit welcher Willkür- bei der Einklarirung nicht - zollpflichtiger Artikel zu Werke gegangen werde, was natürlich nur höchst selten zum Vorschein kommt, nämlich nur wenn zufälliger Weise unter vielleicht tausend Fällen einmal eine Untersuchung solcher Colli stattfindet und der Inhalt mit der Deklaration verglichen werden kann.*) *) Hr. Freemantie führt folgende aus der grossen Masse herausge¬ griffene Beispiele an. Es waren Ueber die Ermittlaug zutreffender Durchschuittspreibe. 19 Für die Wiederausfuhr fremder Erzeugnisse aus dem Vereinigten Königreich wird der Werth nach den für die gleichen Artikel bei der Einfuhr angenommenen Durchschnittspreisen geschätzt, wobei aber selbstverständlich, da hier nicht die ursprüngliche Herkunft der Waaren bekannt ist, nur ein allgemeiner ungefährer Durchschnittspreis zu Grunde gelegt werden kann. Was die Ausfuhr britischer Erzeugnisse anlangt, deren Werth¬ beträge schon seit dem vorigen Jahrhundert, wie oben bemerkt, von den Absendern zum Zwecke der Statistik jedesmal angegeben werden müssen, so werden diese Angaben früher, als noch für viele Artikel Rilckzölle oder Ausfuhrprämien, für andere Artikel Ausfuhrverbote und Ausgangsabgaben bestanden, ohne Zweifel der Wirklichkeit ziemlich nahe gekommen sein. Seitdem aber diese Vergütungen und Abgaben, und mit ihnen auch fast jede praktische Kontrolle für die Ausfuhr, aufgehört haben, möchte auf die Richtigkeit der einzelnen Werth¬ deklarationen und also auch auf ihre Resultate in Betreff der Preise in der Statistik des britischen Ausfuhrhandels weniger Vertrauen zu setzen sein. Der Umstand, dass bei den Deklarationen, sobald dieselben lediglich statistischen Zwecken dienen sollen und keinerlei hiervon abhängige Zahlung an den Staat damit verbunden ist, von einem grossen Theil des Handelsstandes mit unglaublicher Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit verfahren wird, war eine hauptsächliche Ursache, weshalb durch Parlamentsakte von I860 eine an sich geringfügige Einklarirungsabgabe pro Collo oder resp. eine festgestellte gewisse Deklarirungs-Einheit bei der Einfuhr sowie eine andere Abgabe für jedes Konnossement bei der Ausfuhr beliebt wurde, welche letztere Bestimmung wenigstens eine Art Kontrolle der Manifeste zur Folge hat. Vor Einführung dieser Abgabe kam es nicht selten vor, dass deklarirt 1 Kiste Manufakturwaaren, 1 ,, mit 72 silbernen Uhren, 1 „ rohes Elfenbein, 1 „ wollene Shawls, 1 „ mit 10,000 Pfd. Chinin, 1 „ mit Glaswaaren, 15 £ werth. aber der wirkliche Befund. 1 Kiste Tapeten, 1 „ mit 16 goldneu Uhren, 1 „ mit diversen Fabrikaten, 1 „ Seidenwaaren, 1 „ mit 700 Pfd. Chinin, 1 „ mit 2 Ctr. Glas und 80 Pfd. Ilutmaterial. Eine Deklaration über ein Collo Stahlwaaren war verlegt. Bei der Einforderung einer nochmaligen Deklaration ward der Werth auf 50 £ angeben; die wieder aufgefundene frühere Deklaration gab nur 5 £ an! 2* 20 Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. Exporteure eine Waare zur Ausfuhr deklarirten, bevor die Verschiffung stattfand, und dass sie, wenn dieselbe unterblieb, denselben Export nochmals für ein zweites, vorkommendenfalls auch noch für fernere Schiffe deklarirten. Enr den Zweck, der uns hier beschäftigt, ist indess insbesondere der Umstand von Bedeutung, dass die spezielle Angabe des Quantums wie des Werths der ausgeführten Waaren in Ermangelung jeder Kontrolle und jedes fiskalischen Interesses dabei in vielen Fällen rein willkürlich ist, und hiernach der Grad der Zuverlässigkeit in Bezug auf die nach dem deklarirten Wertlie gemachten Zusammenstellungen über den britischen Ausfuhrhandel wesentlich davon abhängt, ob im Ganzen und Grossen die fehlerhaften Angaben (weil ein Anlass, wes¬ halb die Unrichtigkeiten gerade nur nach Einer Seite hin vorwiegend sein sollten, nicht vorliegt) sich ausgleichen werden, und dass nament¬ lich bei Vergleichung verschiedener Jahre unter sich, bei einem so enormen Geschäftsumfange, wie der britische Handel, nicht zu erwarten ist, dass die Ungenauigkeiten bei den Deklarationen in den ein¬ zelnen Jahren einen wesentlich verschiedenen Charakter gehabt haben sollten. Von anderen Seiten, namentlich von den darüber vernommenen kaufmännischen Sachverständigen, ist dagegen der Beschuldigung einer in's Ungemessene gehenden Unzuverlässigkeit der Werthdeklarationen bei der Einfuhr und Ausfuhr zollfreier Artikel entschieden widersprochen und für dieselben eine dem Zwecke der allgemeinen Handelsstatistik völlig genügende Genauigkeit behauptet worden; bei einem so enormen Handelsumsätze könnten einzelne Fälle falscher Deklarationen nicht wesentlich in Betracht kommen, und in der Kegel sei kein Motiv ge¬ geben, weshalb diese Deklaration nicht in Uebereinstimmung mit dem wirklichen Sachverhalt sollten ausgestellt werden. Die hamburgische Handelsstatistik setzt uns in den Stand, zur Prüfung des Grades annähernder Richtigkeit oder der Unzuverlässig¬ keit der auf Deklarationen beruhenden Ausfuhrstatistik einen praktischen Maassstab anzulegen, indem wir für ein bestimmtes Jahr die in Gross¬ britannien deklarirte Ausfuhr nach Hamburg (resp. den Hansestädten) und die hier deklarirte Einfuhr nach Quantität und Werth gegenein¬ ander halten. Der leichteren Uebersiclit wegen sind die englischen Angaben auf metrisches Gewicht und Thaler reduzirt. Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 1862. lieber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. 21 Artikel. Deklarirte Grossb Quantität. Ausfuhr aus itannien. Werth. Deklarirte Einfuhr in Hamburg. Quantität. 1 Werth. Baumwolle, rohe Baumwollen- Twist u. Garn Wollengarn . . Leinengarn . . Indigo Stangeneisen . Steinkohlen und Cinders . . . Thee Pfeffer 193900 Ctr. 164700 „ 144800 „ 52300 „ 5348 „ 138200 „ 502000 Tons 16800 Ctr. 3844 „ 8,503000 Thlr. 7,670000 „ 13,813000 „ 2,486000 „ 1,226000 „ 440000 „ 1,315000 „ 970000 „ 46800 „ 203900 Ctr. 146000 „ 125400 „ 58000 „ 5060 „ 192000 „ 229500 Last 18300 Ctr. 6738 „ 7,707000 Thlr. 9,130000 „ 12,493000 „ 2,735000 „ 1,369000 „ 547000 „ 2,475000 „ 990000 „ 85000 „ In Betreff der Gewebe und des Gesammtwerths der Ausfuhr würde es zu weitläufig sein, aus der britischen Handelsstatistik die Ausfuhr nach Hamburg aus den vielen Speziallisten besonders auszuziehen und zu summiren, während die GesammtresUltate für den Verkehr mit den Hansestädten daselbst schon berechnet sind. Es wird für unsern Zweck genügen, wenn wir nur diese Resultate hier mittheilen und die ent¬ sprechende hamburgisclie und bremische Einfuhr daneben stellen, und zwar zur besseren Sicherheit des Vergleichs für die drei Jahre 1860 bis 1862. Deklarirte Ausfuhr aus Grossbritannien nach den Hansestädten. Deklarirte Einfuhr in Hamburg und Bremen aus Grossbr. Baumwollenwaaren, Wollen- t waaren u. Manufakturwaaren j ohne spezielle Bezeichnung Gesummt-Ausfuhr (britische ) und fremde Erzeugn.) i 1860: 17,594000 Thlr. 1861: 14,977000 „ 1862: 16,800000 „ 1860: 91,863000 „ 1861: 86,976000 „ 1862: 94,103000 „ 17,059000 Thlr. 15,296000 „ 16,389000 „ 90,084000 „ 87,549000 „ 92,652000 „ Eine unbefangene Erwägung der vorstehend angeführten Beispiele und Vergleichungen, welche eine in der That überraschende Ueberein- stimmung im Ganzen und Grossen aufweisen, berechtigt zu der Annahme, dass die jetzige britische Handelsstatistik rücksichtlich der festgestellten wirklichen Jahres-Durchschnittspreise und der darauf beruhenden Werth¬ berechnung für die Einfuhrartikel ein zuverlässiges und für die Spezial¬ Geschichte der Preise höchst werthvolles Material darbietet und dass sie den wirklichen Befrag des gesammten britischen Einfuhrhandels so genau nachweist, wie bei Verhältnissen dieser Art überhaupt zu erwarten ist; dass dagegen die Berechnungen nach den sogenannten 22 üeber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. offiziellen Werthen keine rechte Bedeutung mehr haben; dass ferner die Angaben über den britischen Ausfuhrhandel, sowohl was die Quan¬ titäten als deren Werth und also auch die hieraus abzuleitenden Preis¬ ermittelungen anlangt, allerdings als im Detail sehr problematisch und wenig brauchbar zu betrachten sind, im Ganzen und Grossen aber, in Folge einer gleichsam von selbst wirkenden Ausgleichung der Fehler und Ungenauigkeiten, dem wirklichen Verhältnisse sich merkwürdig annähern. Denn als ein blosser Zufall kann es doch nicht gelten, dass, wie wir sahen, in dreien auf einander folgenden Jahren der deklarirte und theilweiso berechnete Werth der Ausfuhr von Manufakturwaaren und von allen Artikeln zusammen von Grossbritannien nach den Hanse¬ städten in der britischen Handelsstatistik bis auf eine Differenz von nur circa 2 pCt. mit den entsprechenden Werthangaben in den offiziellen hamburgischen und bremischen handelsstatistischen Tabellen überein¬ stimmt ! Wenn daher in der britischen Handelsstatistik für 18G2 (abgesehen von Edelmetall) der wirkliche Werth der Gesammt-Einfuhr im Vereinigten Königreich auf 225,71G97G £ (= 1505 Millionen Thaler) und der wirk¬ liche Werth der Gesammt-Ausfuhr, zusammen von einheimischen Er¬ zeugnissen und reexportirten fremden Artikeln auf 1G6,1G8134 £ (= 1108 Millionen Thaler) angegeben wird, was einen Mehrwerth der Einfuhr um beinahe 400 Millionen Thaler herausstellt, so wird man die Ursache dieses Unterschieds nicht ohne weiteres der Willkür oder Ungenauigkeit der Preisermittlungen und Worthberechnungen beizu¬ messen, sondern in den zur Zeit wirklich bestehenden Handelsbeziehun¬ gen zu suchen haben. Auch ist die Ursache dieser Erscheinung nicht schwer zu erklären. In dem Betrage der Mehreinfuhr liegt eben, ab¬ gesehen von dem Unterschied der Preise der Exportartikel am Orte und zur Zeit der Ausfuhr gegen die Preise, die beim Verkaufe erzielt wurden, von Frachten, Assekuranz etc., die Vergütung, welche das Ausland für die Benutzung des britischen Kapitals an England jähr¬ lich zu leisten hat und in der Hauptsache, nicht durch Kontanten¬ rimessen, sondern in Waaren aller Art entrichtet. Frankreich. Vor dem Jahre 1815 wurden in Frankreich die jährlichen Zusam¬ menstellungen über den auswärtigen Handel" des Landes von einer Behörde beschafft, welche den Titel führte »Bureau de la balance du commerce« und durch diesen Namen schon den oben erwähnten Ursprung Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. 23 und frühesten Zweck der Handelsstatistik bestätigte. Die hauptsäch¬ lichste Aufgabe mnsste hierbei natürlich in der Berechnung des Geld¬ werths der Einfuhr und Ausfuhr bestehen, und die dahin gehörigen Angaben für den Handel Frankreichs reichen ziemlich weit zurück. Es ist uns indess nicht bekannt, nach welcher Methode damals und noch bis zum Jahre 1826 die Werthe berechnet worden sind. Im letztgenannten Jahre fand nämlich eine systematische Feststellung der, solcher Werthberechnung zu Grunde zu legenden Durchschnittspreise statt, worüber in den Vorbemerkungen des von der Zolladministration jährlich herausgegebenen »Tableau general du Commerce de la France avec ses Colonies et les Puissances etrangeres« in den nach 1826 erschienenen Jahrgängen sich folgende Notiz vorfindet: »Die Zollämter geben die Quantität der Waaren an nach der Zahl der Einheiten, welche der Tarif der Zollerhebung zu Grunde legt, z. B. Vieh nach der Stückzahl, Wolle nach dem Werthe, Getreide in Hektolitern, Planken in Meters ihrer Länge, Gebinde nach ihrem Gehalt, und die grosse Mehrzahl der Artikel nach ihrem Gewichte, auch wenn dieselbe nach Maass oder stückweise verkauft werden. Dies kann nicht anders sein, denn der Zollpflichtige ist nur gehalten, dasjenige zu deklariren, was zur Anwendung des Tarifs erforderlich ist. Alle Dinge aber können gleichmässig nach ihrem durchschnittlichen Werthe angegeben werden, und der Werth ist der einzige gemeinschaftliche Nenner, den man ihnen geben kann, um sie zu vereinigen und die Mengen zu vergleichen. Man hat also, wenn auch ohne Zweifel sehr willkürlich, doch noth- gedrungen, für jede der Einheiten im Tarif einen Durchschnittswerth angenommen. Um denselben festzustellen, ist eine genaue Untersuchung (une enquete minutieuse), zu welcher die ersten Kaufleute und Fabri¬ kanten von Paris zugezogen wurden, veranstaltet worden, deren Ergeb¬ nisse durch Verordnung vom 29. Mai 1826 bestätigt wurden. Der Werthtarif, dem man seitdem folgt, muss ein permanenter sein, denn wenn man jedes Jahr die laufenden Preise, auf welche so mancherlei Umstände einwirken, konstatiren wollte, so könnte man aus dem Ver- hältniss der Werthe unter sich keine Schlüsse ziehen, noch auch das eine Jahr mit dem anderen vergleichen. Es bleibt indess in einem gegebenen Falle stets die Möglichkeit den offiziellen Wertlien die wirk¬ lichen Werthe gegenüber zu stellen, indem die Zollverwaltung in den Tabellen die Quantitäten und den Evaluations-Ansatz angiebt und es Jedem überlässt, diese Ansätze nach seiner besseren Sachkenntnis zu ändern.« 24 Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. Bis zum Jahre 184G incl. enthielt die französische Handelsstatistik nur die sogenannten offiziellen Werthermittlungen auf Grund jener Werthtaxe von 1826. Je weiter man sich aber von diesem Jahre ent¬ fernte, um so deutlicher erkannte man, dass die angenommenen da¬ maligen Durchschnittswerthe von den späteren wirklichen Preisen der Artikel wesentlich abwichen, namentlich in Hinsicht der Mehrzahl der Industrieerzeugnisse, deren Herstellungskosten durch die Portschritte der Technik sich beträchtlich vermindert hatten. Hie offiziellen Werthe wiesen nicht mehr den Geldbetrag des internationalen Handelsumsatzes nach, sondern gaben hauptsächlich nur das Mittel, um das Ganze der jährlichen Handelsbewegung zusammenfassen zu können. Das Bediirf- niss einer Abänderung oder doch einer Vervollständigung der handels¬ statistischen Tabellen in Rücksicht der Werthangaben ward allseitig anerkannt; — allein in welcher Art und Weise sollte dem abgeholfen werden? Einige meinten, die Werthtaxe müsse einer Revision unter¬ zogen und nach den neueren Durchschnittspreisen wieder für eine Reihe von Jahren neue offizielle Werthe ermittelt werden; Andere brachten sonstige Modalitäten in Vorschlag. Die Zolladministration prüfte alle diese Vorschläge sowie die bei der Handelsstatistik anderer Staaten in dieser Beziehung beobachteten Methoden. Diese Prüfung führte zu der Ansicht, dass die Werthberechnung nach den 1826 einmal festgestellten offiziellen Werthen jedenfalls beibehalten werden müsse, um einen gleichen Maassstab für den allgemeinen ungefähren Vergleich des gesammten Verkehrs in den verschiedenen Jahren nach seinem quantitativen Umfang beizubehalten; zugleich wurde aber auch die Ueberzeugung begründet, dass allgemeine Vorschriften einer Deklaration des Werths bei der Einfuhr und Ausfuhr, wenn nicht wegen der Zoll¬ erhebung eine Kontrolle stattfinde, keine zuverlässige Ermittlung des wirklichen Werths erwarten Hessen. Um allen Unzuträglichkeiten vorzubeugen, entschloss man sich endlich zu dem allerdings recht mühsamen, aber ziemliche Sicherheit versprechenden Auskuuftsmittel, durch Benutzung der Einsicht des Handelsstandes selbst in seinen direkten und offiziellen Organen, regel¬ mässig für jedes einzelne Jahr den Durchschnittspreis aller wichtigeren Handelsartikel festzustellen und darnach den wirklichen Werth der Einfuhr und Ausfuhr zu berechnen. Demgemäss verständigten sich gegen Schluss des Jahre 1847 die Ministerien der Finanzen und des Handels über die Ausführung eines solchen Plans, eine Spezial-Kommission ward eingesetzt, um eine Unter- Uebor die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. 25 suclimig zur Ermittlung dos wirklichen Werths der im Jahre 1847 ein¬ geführten und ausgeführten Waaren zu leiten, welche die Handels¬ kammern, die verschiedenen Industrie - Komite's u. A. zu Rathe zog. Am 14. April 1848 trat die Kommission unter dem Vorsitze des Han¬ delsministers zusammen und begann sofort ihre Ermittlungen, welche indess erst am 24. August desselben Jahres zum Abschluss gelangten, und zunächst nur für die wichtigeren Artikel; für verschiedene, minder bedeutende Gegenstünde wurden einstweilen die offiziellen Werthe von 1826 noch beibehalten. In Betreff der Berechnungsweise der Preise war für 1826 bei mehreren Artikeln der Werth am Produktionsorte angenommen; bei der Ermittlung der wirklichen jährlichen Durch¬ schnittspreise für 1847 wie für die folgenden Jahre wurden jedoch die Waarenpreise nach ihrer Ankunft in Frankreich, also mit Ein- schluss der Transportkosten, veranschlagt, während für die Ausfuhr¬ gegenstände die Preise am Ort und zur Zeit der Verschiffung maass- gebend sind. Seit 1848 ist die »bleibende Kommission der Werthe« (Commission permanente des valeurs) jedes Jahr in Wirksamkeit gewesen, um für das vorangegangene Jahr auf Grund möglichst genauer Prüfung die für die Berechnung der wirklichen Werthe (valeurs artuelles) zum Grunde zu legenden Durchschnittspreise neu festzustellen. Erst nach¬ dem diese Kommission ihre Arbeit abgeschlossen hat, kann die Auf¬ machung der vollständigen Handelsstatistik vor sich gehen; die offiziellen Werthe hingegen werden schon sehr bald nach Ende des Monats bekannt gemacht. Mit welchem anerkennenswerthen Fleisse und in welchem Detail die Arbeiten der »Kommission der Werthe« vorgenommen werden, hierüber giebt die Einsicht der einzelnen Jahres¬ berichte vor den handelsstatistischen Tabellen Aufschluss. Fast bei jedem veränderten Durchschnittspreise werden in diesen Berichten die Motive solcher Veränderung angezeigt, so dass sich in denselben sehr will¬ kommene Nachweise für die Geschichte der Preise und für die Han¬ delsgeschichte überhaupt ansammeln. Die Kommission der Werthe vertheilt ihre Arbeiten unter fünf Sektionen, von denen die erste die Arbeiten der übrigen dirigirt und zentralisirt. Für das Jahr 1862 bestanden dieselben aus zusammen 65 Mitgliedern. Ueber das Verhältniss der offiziellen und der wirklichen Werthe für die gesammte Einfuhr und Ausfuhr (im Commerce general) geben 20 UebPr tlio Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. wir in runden Summen einen Vergleich aus den Jahren 1847, 1857 und 18G2: 1847. 1857. 1862. |ilS.wT": a.—-1 : Franken. 1343 Millionen 1290 „ 1271 „ 1049 „ Franken. 2236 Millionen 2689 „ 2357 „ 2639 „ Franken. 2541 Millionen 2899 2954 „ 3050 „ Während also der Gesammtbetrag der nach den speziell ermittel¬ ten wirklichen Durchschnittspreisen berechneten Wertlie für Einfuhr wie Ausfuhr sich im Jahre 1847 erheblich niedriger stellte als derjenige der offiziellen Wertlie, bemerkt man für 1857 und 18G2 das Gegentheil. An dieser Stelle ist hierauf nur beiläufig aufmerksam zu machen; zu weiteren Bemerkungen hierüber wird sich später Gelegenheit zeigen, wenn wir die Veränderungen des »Werthes des Geldes« erörtern sollten. Als Probe der Genauigkeit bei Ermittlung der jährlichen wirk¬ lichen Durchschnittspreise wollen wir in der französischen Handels¬ statistik die nämlichen Jahre, Artikel und Vergleichungen hier zusam¬ menstellen, die wir oben in Bezug auf die britischen handelsstatistischen Tabellen in Betracht zogen. Artikel. Maassstab. 1854. 1857. 1858. 1862 Kaffee . . . . Zucker, roh . Theo Taback . . . Butter . . . . Baumwolle . Palmöl . . . . Kupfer . . . . Zinn (Frankreich (Hamburg . (Frankreich (Hamburg . (Frankreich (Hamburg . (Frankreich I Hamburg . (Frankreich (Hamburg . (Frankreich (Hamburg . (Frankreich (Hamburg . (Frankreich (Hamburg . (Frankreich (Hamburg . Fr. pro Ifilogr. Thlr. pro Ctr. Fr. pro Kilogr. Thlr. pro Ctr. Fr. pro Kilogr. Thlr. pro Ctr. Fr. pro Kilogr. Thlr. pro Ctr. Fr. pro Kilogr. Thlr. pro Ctr. Fr. pro Kilogr. Thlr. pro Ctr. Fr. pro Kilogr. Thlr. pro Ctr. Fr. pro Kilogr. Thlr. pro Ctr. Fr. pro Kilogr. Thlr. pro Ctr. 1.29 15.72. 0.59 7.92 4.00 48.01 0.77 18.98 1-05 26.31 1.55 lö.io 1.22 15.98 3.20 38.75 3.oo 39.54 1 -45 17.59 O.90 12.09 7.50 55.77 1-10 25.89 2.00 29.19 2.05 21.06 1-OS 14.87 3.25 38.09 3.50 49.64 1-30 15.20 0.75 8.si 6.oo 46.67 1.04 20 95 2,io 28.13 1.85 19.38 1.00 12.72 2.85 34.25 3 30 40.73 2.00 22.54 O.G2 7.40 5-00 55.06 1-50 28.71 2-35 28.96 3.70 39 14 1.00 12.59 2.40 31.52 3.25 39.77 Wenn auch in dieser Znsammenstellung in der Höhe einiger ermittelten Durehnittspreise zwischen Frankreich und Hamburg eine Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. 27 Differenz erscheint, so zeigt sich doch durchweg, und selbst in den minder bedeutenden Schwankungen der verschiedenen Jahre eine be¬ achten s werth e Uebereinstimmung, welche für die Sorgfalt der »Com¬ mission des valeurs« ein einleuchtendes Zeugniss ablegt. Der wirkliche Gesammtwerth der Ausfuhr aus Frankreich nach den Hansestädten im Jahre 18G2 wird in der französischen Handelsstatistik angegeben zu 29,083000 Frcs. oder 7,755000 Tlilr. (darunter für 9,615900 Liter Wein 10,702000 Fr. oder 2,854000 Thlr.); in der hamburgischen und bremischen Handelsstatistik zusammen wird der Gesammtwerth der Einfuhr aus Frankreich im genannten Jahre aufgeführt mit 5,955000 Thaler (darunter 1,118000 Viertel Wein zu 1,708000 Tlilr.). Wenn man auch für Lübeck noch einen verhältnissmässigen Betrag hinzu¬ rechnet, so zeigt sich doch die Werthangabe der Ausfuhr in Frank¬ reich bedeutend höher als diejenige der entsprechenden Einfuhr in den Hansestädten, was um so weniger bei einer genauen Werthermittlung der Fall sein sollte, da bei der Einfuhr die Unkosten des Transports mit in Betracht kommen. Von Interesse wird es sein, zu untersuchen, wie sich der Handels¬ umsatz zwischen Grossbritannien und Frankreich nach den beiderseitigen handelsstatistischen Tabellen und Werthermittlungen stellt, und wir wollen deshalb die bezüglichen Angaben für das Jahr 1862, unter gleichmässiger Reduktion beider Angaben auf deutsche Thaler, ver¬ gleichen : Ausfuhr aus Grossbritannien nach Frankreich: 21,766000 ÜJ oder 145,100000 Thlr. Einfuhr in Frankreich aus Grossbritannien: 656,057000 Frcs. oder 174,900000 Thlr. Einfuhr in Grossbritannien aus Frankreich: 21,676000 M. oder 144,500000 Thlr. Ausfuhr aus Frankreich nach Grossbritannien: 834,221000 Frcs. oder 222,500000 Thlr. Man findet also auch hier in den französischen Angaben einen beträchtlichen Mehrwerth als in der entsprechenden Statistik des an¬ deren Landes und ist zu der Annahme berechtigt, dass die in Frank¬ reich den Berechnungen des Werths der Ausfuhr zum Grunde gelegten Durchschnittspreise, im Ganzen genommen, erheblich zu hoch gegriffen sein werden. In der Einfuhr Frankreichs ist dagegen eine wesentliche Uebereinstimmung wahrzunehmen. 28 Ueber die Ermittlung zutreffender DnrclischnlttspreJse. Die niederländische Regierung entschloss sich erst im Jahre 1847 zu der Herausgabe einer offiziellen Handelsstatistik des Landes und wurde mit den Tabellen für den Verkehr des Jahres 1846 begonnen. Um den Umfang des Verkehrs im Ganzen wie mit den einzelnen Län¬ dern unter gemeinschaftliche Summen zusammenfassen zu können, war natürlich auch hier die Feststellung nnd Anwendung von Durchschnitts¬ preisen unvermeidlich, wie in der Einleitung zum ersten Jahrgang selbst als Motiv der annähernden Werthberechnung hervorgeben wird. Das niederländische Finanz-Departement ist jedoch nicht dem Beispiel der Franzosen seit 1847 und der Engländer seit 1854 gefolgt, sondern hat es sich leichter gemacht und veröffentlichte seitdem Jahr für Jahr die Fortsetzung der »Statistiek van den handel en de scheepvaart van het Koningrijk der Nederlanden,« noch immer mit den Werthberechnungen nach den beibehaltenen Durchschnittspreisen von 1846. Hieraus folgt, dass die Werthangaben über den niederländischen Handel ganz anderer Art sind, wie diejenigen nach den wirklichen Werthen in der englischen und französischen Statistik. Es wäre zu wünschen, dass die nieder¬ ländische Regierung, wenn auch unter Beibehaltung sogenannter »offi¬ zieller Werthe«, künftig ebenfalls Berechnungen des annähernden wirk¬ lichen Werths ihren handelsstatistischen Tabellen beifügen wollte. Wir stellen nachstehend für das Jahr 1861 die entsprechenden Angaben der niederländischen und der hamburgischen wie bremischen Handelsstatistik einander gegenüber. Niederländ. Tabellen. Hanseatische Tabellen. Einfuhr i. d. Niederlanden aus Hamburg 6,233000 Fl. nicht ermittelt, Ausfuhr a. d. Niederlanden nach Hamburg 6,335000 Fl. 6,509000 Mark Banco, Einfuhr i. d. Niederlanden aus Bremen 2,561000 Fl. 641400 Thlr. Gold (seewärt») Ausfuhr a. d. Niederlanden nach Bremen 493000 Fl. 242900 „ „ „ Der Verkehr der Niederlande mit Grossbritannien wird für das Jahr 1861 in den niederländischen Tabellen angegeben: Einfuhr aus Grossbritannieu: 135,147000 Fl. (75.080000 Thlr.) Ausfuhr nach Grossbritannien: 82,136000 „ (45.640000 „ ); lieber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. 29 in der englischen Handelsstatistik dagegen: Ausfuhr nach den Niederlanden: 10,990000 £ (73,270000 Thlr.) Einfuhr aus den Niederlanden: 7,693000 £ (51,290000 „ ). Es ist auffallend, dass ungeachtet der im Einzelnen völlig ver¬ schiedenen Durchschnittspreise der beiderseitigen Werthberechnung im scliliesslicheu Ergebniss die Unterschiede nicht grösser sind, was nur darin seinen Grund haben kann, dass im Ganzen und Grossen die Durchschnittspreise der Jahre 1846 und 1861 ziemlich gleich gewesen sind. Die belgische Handelsstatistik berechnet den Werth des Handels¬ umsatzes nach Durchschnittspreisen, welche für jedes Jahr nach den Gutachten der Handelskammern und auf Grund sonstiger Auskünfte einer dazu niedergesetzten Kommission revidirt und vom Finanz-Mi¬ nisterium festgestellt werden. Jedem Jahrgang wird eine Uebersicht der veränderten Durchschnittspreise vorangestellt und bei der Werth¬ berechnung in den Tabellen speziell angegeben. Unter der Bezeichnung »valeurs offieiels« versteht die belgische Handelsstatistik die nach diesen beständig einer Revision unterliegenden Durchschnittspreisen berechneten Werthe, nicht, wie die französischer Statistik, die nach feststehenden Ansätzen gemachten Berechnungen, denen die jedes Jahr neu ermittel¬ ten »valeurs actuels« entgegengestellt werden. Wir vergleichen auch hier den Verkehr mit Grossbritannien im Jahre 1861 nach den beider¬ seitigen Werthbestimmungen. Nach der belgischen Handelsstatistik: Einfuhr aus Grossbritannien: 140,663000 Fr. (37,510000 Thlr.) Ausfuhr nach Grossbritannien: 140,763000 „ (37,530000 „ ); nach der englischen Handelsstatistik: Ausfuhr nach Belgien: 4,914000 £ (32,760000 Thlr.) Einfuhr aus Belgien: 3,818000 „ (25,450000 „ ). In den belgischen Tabellen zeigt sich, ebenso wie wir es in der französischen Handelsstatistik sahen, bei der Schätzung des Werths der Ausfuhr eine erhebliche Differenz, welche den Umfang dieses Verkehrs nach der belgischen Handelsstatistik um 50 pCt. höher erscheinen lässt als nach der britischen. Die viel zu hohe Schätzung des Werthbetrages der belgischen Ausfuhr erhellt nicht minder aus einer Vergleicliung mit den han¬ seatischen haudelsstatistischen Tabellen. Nach diesen betrug im Jahre 30 Uebsr die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. 1861 die Einfuhr aus Belgien in Haniburg 2,216000 Thlr. und in Bremen 129UOO Tlilr., zusammen also (wenn man für Lübeck noch einen ungefähren Betrag hinzurechnet) circa 2,400000 Thlr.; nach der belgischen llandelsstatistik hingegen belief sich die Ausfuhr aus Bel¬ gien nach den Hansestädten im Jahre 1861 auf 15,663000 Fr. oder 4,177000 Thlr. oder um mehr als 70 pCt. höher als die hanseatische Handelsstatistik anzeigt. In der offiziellen russischen Handelsstatistik werden, wie aus den Bemerkungen der »Denkschrift über den Abschluss eines Handels- und Zollvertrags zwischen den Staaten des deutschen Zollvereins und Russ¬ land« Seite 35 und der Anlage E. näher zu ersehen, die Werthbeträge des auswärtigen Handels Russlands, so weit er auf legalen Wegen betrieben wird, viel zu hoch angegeben, weil die solcher Berechnung zum Grunde gelegten Durchschnittspreise den wirklichen Werth bedeutend überschreiten. Wir wollen aber nicht weiter auf die Werthberechnungen in den handelsstatistischen Publikationen einzelner Staaten und noch weniger in die Details derselben eingehen, da die vorstehend mitgetheilten Nachweise für unseren Zweck genügen werden. Dieser bestand vor- nämlich darin, auf die Wichtigkeit und die bisher beobachteten ver¬ schiedenen Methoden der Ermittlung und Anwendung von Durchschnitts¬ preisen in der Handelsstatistik und die Bedeutung der von diesen gebotenen allgemeinen Werthangaben aufmerksam zu machen. Unsere Bemerkungen zeigen, einerseits, dass mau solche Angaben mit der gehörigen Vorsicht zu benutzen und denselben in den bei weitem meisten Fällen keine grössere Bedeutung beizumessen hat, als an¬ nähernde Schätzungen beanspruchen können, was um so mehr der Fall sein wird, je mehr die Menge der von der Zollabgabe und Kontrolle befreiten Waaren in den Tarifen zunimmt; — andererseits aber auch, dass man es mit dem Absprechen jeder Brauchbarkeit und Zuverlässig¬ keit offizieller handelsstatistischer Tabellen häufig zu leicht nimmt, da die wesentliche Uebereinstiminung mancher, ganz unabhängig von ein¬ ander gemachten Aufstellungen und Schätzungen in den allgemeinen Resultaten gewiss Beachtung verdient und wieder Vertrauen zu er¬ wecken geeignet ist. Für den deutschen Zollverein hat bisher eine Werthberechnung des auswärtigen Handels in der offiziellen Statistik bekanntlich noch nicht stattgefunden. Dagegen ist diese zur summarischen Vergleichung Heber die Ermittlung zutreffender Durcbs»chuittapreij»e. 31 mit der kommerziellen Entwickeliuig anderer Staaten sehr verdienstliche Arbeit von einem Privat-Statistiker, Herrn 0. Hühner, (für die ältere Periode von Dr. Junghanns) seit einer Reihe von Jahren unternommen. Die dabei zu Grunde gelegten Durchschnittspreise sind für die einzelnen Jahre besonders ermittelt, und können dieselben im Allgemeinen als zutreffend anerkannt werden, wenn aucli vielleicht bei einzelnen zu- sammengefassten Positionen abweichende Ansichten geltend zu machen sein möchten; im Ganzen und Grossen werden die Ergebnisse der Schätzung dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt. Hiervon ausgehend, schliesscn wir unseren Aufsatz mit einer ver¬ gleichenden Zusammenstellung des geschätzten ungefäluen Werth¬ betrages der gesammten Waaren-Einfuhr und Ausfuhr der Zollvereins- ütauten, Oesterreichs, Frankreichs und Grossbritaunien seit dem Jahre 1850. Eine solche Vergleichung (bei der wir der besseren Uebersicht wegen die sämmtlichen verschiedenen Valuten auf deutsche Tlialer berechnet haben), die in mehrfacher Hinsicht von nicht gewöhnlichem Interesse ist, sowohl um die Stellung der verschiedenen grossen Han¬ delsgebiete im internationalen Verkehr als auch die Eutwickelung des Welthandels im Verlauf der letzten 12 oder 13 Jahre würdigen zu können, wäre nicht ausführbar, wenn nicht die Bearbeiter der grossen handelsstatistischen Publikationen auf die Ermittlung der jährlichen Durchschnittspreise in neuerer Zeit einen so anerkennenswerthen Fleiss verwendet hätten. Schätzung des Werthbetrags des auswärtigen Handels des Zoll¬ vereins, Oesterreichs, Frankreichs und Grossbritanniens. Einfuhr. Zollverein. Tlilr. Oesterreich. Thlr. Frankreich. Thlr. Grossbritaunien. Thlr. 1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 260,200,000 269,200,000 286,000,000 309,400,000 391,100,000 482,800,000 497.000,000 498,400,000 433,300,000 454,900,000 512,100,000 552,700,000 105,900,000 104,000,000 137,700,000 161,700,000 146,000,000 164,100,000 198,100,000 192,900,000 205,500,000 179,000,000 163,500,000 157,200,000 143,300,000 298,600,000 291,700,000 371,200,000 452,200,000 481,400,000 575,900,000 730,700,000 493,200,000 396,000,000 421,400,000 471,300,000 581,500,000 514,000,000 nicht ermittelt 1,015,900,000 957,000,000 1,150,300,000 974,500,000 1,097,200,000 1,194,500,000 1,403,500,000 1,449,900,000 1,504,700,000 32 Ueber die Ermittlung zutreffender Durchschnittspreise. Aiisl'ulir. Zollverein. Oesterreich. Frankreich. Crossbritaiinieu. Thlr. | Thlr. Thlr. | Thlr. 1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1868 1859 1860 1861 1862 251,500,000 262,200,000 274,600,000 356,900,000 456,100,000 475,600,000 465,700,000 497,100,000 462,700,000 431,900,000 494,200,000 504,600,000 69,900,000 109,300,000 143,000,000 184,300,000 150,300,000 161,700,000 172,900,000 161,300,000 183,700,000 193,700,000 211,000,000 205,100,000 221,900,000 382,700,000 405,500,000 448,000,000 547,600,000 515,300,000 577,900,000 709,100,000 528,100,000 508,500,000 614,600,000 627,200,000 517,600,000 586,600,000 nicht ermittelt 772,100,000 777,300,000 928,100,000 974,500,000 931,900,000 1,038,000,000 1,096,800,000 1,064,100,000 1,107,800,000 In vorstehender Tabelle sind die Angaben für den Zollverein aus 0. Hübner's Jahrbuch entnommen, und zwar in der Weise, dass der geschätzte Werth der Durchfuhr sowohl dem veranschlagten Werthe der verzollten Einfuhr als auch der entsprechenden Ausfuhr hinzugerechnet ist, um den richtigen Vergleichungsmassstab mit den anderen Ländern zu erhalten. Vor 1854 beziehen sich die Angaben auf den Verkehr des Zoll¬ vereins ohne den damals noch nicht angeschlossenen Steuerverein. — Für Oesterreich sind die Angaben aus den von der K. K. Statistischen Centrai- Kommission herausgegebenen Uebersichtstafeln zur Statistik der Oesterrei¬ chischen Monarchie entnommen, unter Deduktion auf 3 Gulden ö. W. auf 2 Thlr. Seit 1859 ist die Lombardei nicht mehr einbegriffen. — Was Frank¬ reich betrifft, so sind die „Valeurs actuelles" des Commerce general auge¬ geben; hei dem Vereinigten Königreich von Grossbritannien und Irland für die Einfuhr der „Computed real value" und für die Ausfuhr fremder Artikel die nämliche Ermittelung, für die Ausfuhr britischer und irländi¬ scher Erzeugnisse aber der „declared value". Die Berechnung des wirklichen AVerths der Einfuhr hat erst seit dem Jahre 1854 begonnen, weshalb die betreffenden Angaben für 1850 bis 1853 incl. nicht gegeben werden konnten. Dass die Schätzung der Ausfuhr bei Frankreich zu hoch ausgefallen, weil die zum Grunde liegenden Durchschnittspreise bei der AVerthberechnung erheblich höher angenommen wurden, als sie es in AA'irklichkeit sind, ist in dem vorstehenden Aufsätze S. 27. nachgewiesen; dieser Umstand ist na¬ mentlich bei einem Vergleiche über die Entwickelung und die Bedeutung des gesammten auswärtigen Handels Frankreichs und des Zollvereins, welche jetzt auf ziemlich gleicher Stufe stehen, nicht zu übersehen. Produktion der Edelmetalle während der Jahre 1840 bis 1863. Von Dr. Ad. Soetbeer. Summarische Angaben über die jährlich oder in längeren Zeit¬ räumen gewonnene gesammte Menge Gold und Silber finden sich häu¬ fig in Büchern, Zeitschriften und Tagesblättern; um so seltener aber trifft man, abgesehen von den Veröffentlichungen über die deklarirte Goldausfuhr aus San Francisco und Melbourne nach den dortigen Zoll¬ registern , eine mit Kritik beschaffte Zusammenstellung detaillirter Nachweise oder Schätzungen über die Edelmetallproduktion der verschie¬ denen Länder in den einzelnen Jahren. Gleichwohl könne# jene summarischen Angaben, wenn sie irgend Anspruch auf Zuverlässigkeit haben wollen — so weit Zuverlässigkeit in diesen Dingen überall er¬ reichbar ist — nur aus solchen speziellen Ermittelungen hervorgehen und sich nur hierauf stützen. Den Uebersichten an sich sieht Anau freilich nicht an, ob die mitgetheilten Schätzungen in grossen runden Summen das Ergebniss mühsamer Nachforschung und Zusammenstel¬ lung möglichst genauer Auskünfte bilden, oder ob sie in leichter be¬ quemer Weise, sei es aus eigener flüchtiger roher Veranschlagung, sei es aus Uebertragung früher einmal gefundener Notizen hervorgegan¬ gen sind. Wie aber auch der Ursprung sein mag, fast jede veröffent¬ lichte neue Zusammenstellung über die Produktion und den muthmass- lichen Vorrath der Edelmetalle erlangt durch häufige Wiederholung, bald hier bald dort, Autorität und Anerkennung. Nach Kurzem weiss indess gewöhnlich Niemand, woher die Aufstellung stammt, auf wel¬ cher Grundlage sie beruhet und wie weit sie Vertrauen verdient. Trifft man dabei ferner auf wesentlich von einander abweichende Vor- 1 2 Produktion dor Edelmetalle. lagen solcher Art, so muss natürlich vollständige Kathlosigkeit dar¬ über eintreten, welche den Vorzug verdiene. Wer sich mit der Statistik der Edelmetalle eingehender beschäf¬ tigt hat, wird je länger, je mehr dio Ueberzeugung ' gewinnen, dass alle hierauf sich beziehenden Angaben und Zusammenstellungen, wenn sie die Verhältnisse im Ganzen und Grossen behandeln, nur die Be¬ deutung gewagter ungefährer Schätzungen haben und nur einen hö¬ heren oder geringeren Grad von Wahrscheinlichkeit beanspruchen können. Diese Betrachtung darf indess keineswegs dahin führen, weil nun doch einmal richtige Zahlen oder sichere Schätzungen nicht gegeben werden können, die Versuche detaillirter Ermittlungen, so weit positives Material dazu aufzutreiben ist, zu unterlassen und zu verachten; — im Gegentheil, gerade deshalb erscheint es umso wün- schenswerther, ja notwendiger, durch solche Untersuchungen und die Darlegung ihrer Ergebnisse die Ansicht zu begründen, dass die vor¬ liegenden Uebersichten über die Edelmetallproduktion, bei aller unläug- baren Unvollkommenheit und Unsicherheit, doch nicht durchweg rein willkürliche Vermuthungen enthalten, die ebenso gut auch anders hät¬ ten ausfallen können. Eine in diesem Sinne hergestellte Statistik der Edelmetalle bildet eines der wichtigsten Hülfsmittel für die Erörterung aller Fragen, die auf den AVerth des Geldes oder die Preise im Allgemeinen, auf Papier¬ geld, auf Gold- und Silberwährung und Anderes der Art Bezug haben, und man wird es daher als eine zweckmässige Aufgabe betrachten, von Zeit zu Zeit die älteren oder die ohne weitere Begründung in Aufnahme gekommenen Aufstellungen über Gold- und Silberproduktion, unter Benutzung inzwischen angesammelter Nachweise oder Auskünfte aus einzelnen Ländern, einer unbefangenen Revision zu unterziehen und, falls erforderlich, hieraus zuverlässigere und umfassendere sta¬ tistische Vorlagen hervorgehenzulassen. Diese können dann wiederum Anderen Gelegenheit geben, auf Grund weiterer Ermittlung und Prü¬ fung bei einzelnen Positionen etwanige Abänderungen vorzunehmen und darnach auch das Gesammtresultat zu berichtigen. Für die Zeit vor 1849 — dem Jahre der beginnenden Ausbeu¬ tung der Goldfelder Kaliforniens, womit ein neuer wichtiger Abschnitt für die Geschichte der Edelmetalle eingetreten ist — hatten Alexander von Humboldt, William Jacob, Michel Chevalier, W. Danson und in beschränkterem Maasse noch einige andere Forscher über die Produk¬ tion der Edelmetalle eingehende Untersuchungen angestellt und deren Produktion dor Edclinolallo. 3 Ergebnisse veröffentlicht.*) Dieselben haben im Ganzen und Grossen wesentlich übereinstimmende Aufstellungen geliefert, die sich jetzt mit Fug und Recht anerkannter Geltung erfreuen und schwerlich eine durchgreifende Umgestaltung zu erwarten haben. Was den Zeitraum seit 1849 betrifft, so sind allerdings in den zunächst folgenden etwa 5 oder 6 Jahren verschiedene Versuche ge¬ macht, über die so bedeutend veränderten Produktionsverhältnisse des Goldes und Silbers den früheren Aufstellungen entsprechende fernere Uebersichten anzureihen, allein dies geschah doch nur mehr beiläufig und ohne gründliche gleiclnnässige Prüfung und Zusammenstellung der zu erlangenden mehrseitigen Auskünfte. Für die letztverflossenen etwa 10 Jahre aber fehlte es bis vor Kurzem fast gänzlich an dahin gehö¬ rigen detaillirten Vorlagen und man blieb auf die oben im Eingange angedeuteten summarischen statistischen Veranschlagungen beschränkt, über deren problematischen Werth oder Unwerth sich Näheres nicht sagen liess. Das Bedürfuiss der Ausfüllung dieser Lücke ist aber zu augen¬ scheinlich, als dass nicht endlich Versuche dazu hätten unternommen werden sollen. Dies ist denn auch seit Kurzem geschehen. Ein fran¬ zösischer Bergworksingenieur, Herr C. Roswag hat in seinem grösse¬ ren Werke »Les metaux precieux, consideres au point de vue econo- mique, Paris 1865« den Produktionsverhältnissen des Goldes und des Silbers besondere Aufmerksamkeit gewidmet und manche Details hier¬ über zusammengebracht. Umfassender und systematischer in der An¬ lage ist eine rein statistische Zusammenstellung über die Edelmetall- Produktion in den fünfzehn Jahren 1849 bis einschliesslich 1863, welche die Londoner Zeitschrift »The Money Market Review« am 3. Dezember 1864 veröffentlicht hat. In diesem Blatte wird der Werth der jährlichen Produktion von Gold und Silber, jedes für sich, nach den einzelneu Jahren des erwähnten Zeitraums und nach etwa zwanzig verschiedenen Ländern oder Länderkomplexen tabellarisch geordnet, in £ Sterl. aufgeführt. Diese Zusammenstellung ist darauf vom »Economist« in seiner am 11. März 1865 erschienenen »Commercial history and review of 1864«, mit veränderter Gruppirung der Länder und in mehr abge¬ rundeten Summen dem ganzen Inhalte nach und ohne sonstige Modifi- *) Ueber die hierher gehörige Literatur vergleiche man die am Schlüsse dieses Aufsatzes mitgetheilte Anmerkung. 1* 4 Produktion der Edelmetall«. kationen wiedergegeben und zu weiteren Schlussfolgerungen verwen¬ det worden. Der Verfasser der tabellarischen Uebersiclit im Money Market Roview hat es leider nicht für angemessen gehalten, über die Materialien und Vorarbeiten, welche er für seine Zusammenstellung benutzt und verwerthet hat, Näheres mitzutheilen; er beschränkt sich auf die kurze allgemeine Zusicherung zu Anfang seines Aufsatzes: »we submit a statement, compiled from the most authentic sources«. Man wird indess voraussetzen dürfen, dass ihm für seine grosse Ausarbeitung eine Menge von Detail-Nachweisen und Auskünften zu Gebote gestanden habe. Wenn auch unvermeidlich bei vielen Rubriken und Positionen haupt¬ sächlich nur subjektive Meinung oder Uebertragung älterer Vermuthun¬ gen und Angaben die vorgelegten Zahlen diktirt haben mögen, so ist doch einleuchtend, dass eine neue Aufstellung von etwra 600 speziellen Angaben über die jährliche Gold- und Silbergewinnung einzelner Län¬ der oder Ländergruppen, welche in einem für Banquiers und andere Geschäftsleute bestimmten Blatte veröffentlicht wird, ohne vorgängige, längere Beschäftigung mit dem Gegenstande, wenigstens mit einigen der praktisch wichtigsten Seiten desselben, kaum möglich sein würde. Veranschlagungen in Bausch und Bogen, mit enormen Summen und unter Zusammenfassung mehrerer Länder und Jahre, lassen sich viel¬ leicht ohne Scheu vor der Kritik rasch vorlegen, nicht aber zusammen¬ hängende detaillirte Aufstellungen. Wesentliche Missgriffe und flüch¬ tige Konjekturen können hierin nicht lange unbeachtet bleiben. In den vorliegenden Uebersichten des Money Market Review zei¬ gen sich bei näherer Prüfung der einzelnen Ansätze zahlreiche und rocht erhebliche unzweifelhafte Trrthümer, deren Berichtigung durch die Vcrgleicliung anderweitiger zuverlässiger Nachweise oder Berech¬ nungen geboten wird. Nichtsdestoweniger darf man, im Ganzen ge¬ nommen, diese Zusammenstellung trotz ihrer Oberflächlichkeit und mancher leicht zu vermeiden gewesenen entschiedenen Unrichtigkeiten willkommen heissen. Wir haben hierin eine Vorlage erhalten, welcher man freilich nicht ohne Weiteres zustimmen und Aufnahme gestatten darf, die aber doch das grosse Verdienst hat, eine gewisse Grundlage für eine umfassende Statistik der Edelmetallproduktion der neuesten Zeit abzugeben, indem sie zu einer Revision und Berichtigung ihrer Angaben anregt. Letztere erscheint schon deshalb von Wichtigkeit, weil höchst wahrscheinlich diese, den Anschein der gründlichsten Detail- Forschung tragende Statistik, namentlich nachdem der »Economist« Produktion der Edelmetalle. 5 und andere Blätter dieselbe aufgenommen haben, gewiss grosse Ver¬ breitung und Geltung finden wird. Von diesen Gesichtspunkten ausgehend haben wir uns im gegen¬ wärtigen Aufsatze die Aufgabe gestellt, unter Benutzung der Ueber- sichten im Money Market Beview als Ausgang und Grundlage, über die Produktionsverhältnisse der Edelmetalle während der fünfzehn Jahre 1849 bis 1863 eine möglichst zuverlässige und vollständige Statistik zusammenzustellen. Es konnte selbstverständlich hierbei nicht die Absicht sein, auf die Details der Gold- und Silbergewinnung nach den verschiedenen Distrikten eines Landes, nach dem Betriebe und den Kosten ihrer Produktion und auf manche sonstige Beziehungen der Art näher einzugehen, noch auch alles vorhandene Material und die Mo¬ tive aushelfender Schätzungen in Betreff der mitgetheilten Angaben ausführlich vorzulegen; — denn dies würde ein Buch gefüllt und zu¬ gleich die Uebersichtlichkeit erschwert haben. Die nachstehenden Mittheilungen über die Produktion der Edel¬ metalle von 1849 bis 1863 sind.in der Weise eingerichtet, dass die verschiedenen bezüglichen Nachweise und Schätzungen, wie immer auch ihre ursprüngliche Aufstellung nach sonstigem Gewichte oder nach Werth gewesen sein mag, auf metrische Pfunde (halbe Kilogramme) und Feinmetall reduzirt sind, was die Vergleiehung und den Ueberblick wesentlich erleichtert, — dass ferner die gleichfalls so umgerechneten Angaben der Tabelle des Money Market Beview in ihrer dortigen Beihenfolge und Zusammenfassung, abgerundet aber sonst unverändert, bei den einzelnen Ländern oder Ländergruppen vorangestellt und hieran dann die aus anderen Quellen und Schätzungen abgeleiteten, abweichen¬ den oder bestätigenden, dahin gehörigen Angaben und etwa erforder¬ lich erscheinenden Bemerkungen beigefügt werden, — dass endlich der Schätzung in der englischen Zusammenstellung über die Gesammt- prodnktion der Edelmetalle in jedem der Jahre 1849 bis 1863 eine ent¬ sprechende neue Schätzung auf Grund der vorgenommenen Revision, nach Gewicht und Werth der gewonnenen Gold- und Silbermengen, zur Seite gestellt werden wird. Die Motive der wesentlich abweichen¬ den Angaben in den beiderseitigen Aufstellungen sind nicht speziell hervorgehoben worden, weil dies eine für diese Zeitschrift zu ausführ¬ liche Darlegung in Anspruch genommen haben würde, und weil die¬ jenigen, denen um eine genauere Kritik zu tliun ist, durch die bei den einzelnen Ländern beigebrachten Belege in den Stand gesetzt sind) selbständig eine spezifizirte Uebersicht nach den einzelnen Ländern c Produktion dor Edelmetalle. sich zurecht zu legen. Wir sind überzeugt, dass im Hauptresultate solche Zusammenstellungen mit der in unserer schliesslichen Ueber- sicht nach den einzelnen Jahren zusammengefassten Statistik der Edel¬ metallproduktion wesentlich übereinstimmen werden. Um jedoch unsere Ansicht über den Antheil, welchen im Ganzen und Grossen die ver¬ schiedenen älteren und neuen Produktionsgebiete an der Versorgung der handeltreibenden Nationen unserer Erde mit Edelmetall genommen haben, nicht zurükzuhalten, sollen am Schlüsse unseres Aufsatzes auch hierüber übersichliche Zusammenstellungen mitgetheilt werden. Der formellen Behandlung nach hat die gegenwärtige Ausarbei¬ tung vorwiegend den Charakter einer Kritik und Revision der im Money Market Review vorgelegten Zusammenstellung über die Edel¬ metallproduktion, während sie zugleich in materieller Hinsicht eine sehr bedeutende Anzahl selbständiger Nachweise und Schätzungen über die in Rede stehenden Produktionsverhältnisse einzelner Länder enthält, wodurch für jene ursprüngliche Uebersicht in der grossen Mehrzahl ihrer Positionen erhebliche Berichtigungen oder doch wahr¬ scheinlichere Annahmen geboten erscheinen. Hierdurch war es nahe gelegt, in selbstgewählter anderer Form und Anordnung eine neue Aufstellung über die Gold- und Silbergewinnung vorzulegen und dieser dann j^e Abweichungen der englischen Uebersicht beizuberaerken; allein wir haben absichtlich davon Abstand genommen, um nicht den Ursprung und den Gang unserer Arbeit zu verleugnen und um nicht den Vorwurf zu verdienen, mit ungenügenden Materialien und Vorar¬ beiten an die Lösung einer so schwierigen und wichtigen Aufgabe gegangen zu sein, wie eine selbständige erschöpfende Statistik der Edelmetallproduktion bilden würde. Es wird uns genügen, wenn man die vorliegende Kritik und den sich hieran schliessenden vorläufigen Versuch einer auf die vorhandenen zuverlässigen Nachweise und sach¬ verständigen Schätzungen sich stützenden Darlegung als eine zeitge- mässe und nützliche Vorarbeit für die spätere Bearbeitung einer sol¬ chen ausführlichen Statistik anerkennen sollte. Die Ansammlung und Sichtung der für diesen Zweck erforderlichen, weit und breit zerstreu¬ ten Materialien glauben wir durch gegenwärtigen Aufsatz, dessen Abfassung nur durch die Benutzung so reichhaltiger literarischer Hülfsmittel, wie die Hamburger Kommerz-Bibliothek sie zur Verfügung stellt, ermöglicht wurde, jedenfalls vorbereitet und erleichtert zu haben. Wir gehen jetzt zur Sache selbst über, indem wir, wie bemerkt, roäufctfon der Edelmetalle. 7 die bezüglichen Angaben im Money Market Review (durchweg bezeich¬ net durch M. M. R.), auf metrisches Gewicht reduzirt, jedem Abschnitt voranstellen und hierauf unsere Notizen folgen lassen. 1. Bussland, Schweden und Norwegen. Gold. (M M. R.) Jahr. PW. Jahr. Pfd. Jalir. Pfd 1849: 51,800 1854: 51,600 1859: 6G,400 1850: 51,100 1855: 57,300 1860: 67,700 1851 : 54,000 1856: 56,300 1861: 65,900 1852: 55,400 1857: 62,200 1862: 69,600 1853: 57,500 1858: 60,000 18G3: 63,000 Silbe '• (M. M. R.) Jahr. Pfd. Jahr. Pfd. Jahr. Pfd. 1849: 54,500 1854: 78,100 1859: 100,000 1850: 72,700 1855: 75,700 1860; 106,100 1851: 68,000 1856: 75,000 1861 : 113,000 1852: 77,300 1857: 72,900 1862: 105,900 1853: 73,900 1858: 79,500 1863: 110,700 Bussland. In dem Werke von J. II. Schnitzler L'Em Tsars au point actuel de la science. T. I., Paris 1861, wird nach offi¬ ziellen Quellen die russische Goldproduktion für die Jahre 1849—1851 wie folgt angegeben: 1849: 1634 Pud = 53,530 Pfd. 1850: 1517 „ „ 49,696 „ 1851: 1547 „ „ 50,680 „ Levasseur, (La question d'or. Paris 1858), welcher bis zum Jahre 1854 inkl. hierin den Angaben von Tarassenko-Otreschkoff (de l'or et de l'argent etc. T. I., Paris 1856) gefolgt ist, schätzt die russische Goldausbeute: 1849: 50,150 Pfd. 1850: 46,638 „ 1851: 47,562 „ 1852: 43,348 Pfd. 1853: 44,068 „ 1854: 49,192 „ 1855: ca. 50,000 Pfd. 1856: ca. 50,000 „ 1849: ca. 54,000 Pfd. 1850: ca. 49,000 „ Von AVhitney (The metallic wealth of the Unites States. Philadel¬ phia 1854) ward die Goldproduktion Russlands angenommen, [ 1851: ca. 51,500 Pfd. | 1852: ca. 48,000 „ Ein Bericht des französischen Konsulats in Petersburg (Annales du commerce exterieur, Juin 1863) giebt die russische Goldproduktion im Jahre 1859 auf 1134 Pud = 37,151 Pfund an, und im Jahre 1860 auf 1140' i Pud = 37,348 Pfund. — Ausserdem wird in demselben Berichte die durchschniltliche jährliche Goldgewinnung im Russischen 8 Produktion der Edelmetalle. Reiche auf 20 Millionen Rubel veranschlagt, was auf ca. 46,200 Pfd. Gold auskommt. Die neueste uns bekannte, aus offiziellen Quellen geschöpfte An¬ gabe über die russische Goldproduktion findet sich im Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland von A. Eronan, Bd. XXIV., S. 322 ff., woselbst Jacoby einen Aufsatz über »Russlands, Australiens und Kaliforniens Goldproduktion etc.« veröffentlicht hat. Es wird darin bemerkt, »dass in Russland alles gewonnene Gold der Krone abgeliefert werden müsse, mithin die angegebenen offiziellen Zahlen die wirkliche Gosammtproduktion dieses Reiches darstellen.« Der erwähnte Aufsatz hat die russische Goldproduktion zunächst in russischem Gewicht angegeben, daneben aber den Werth derselben in Dollars geschätzt, nach dem Ansätze von 9368 Dollar per Pud. Diese Reduktion scheint vorauszusetzen, dass die Gewichtsangaben sich nicht auf Fein-Gold, sondern auf Gold mit einer gewissen Legirung beziehen, denn in ersterem Falle würde das Pud (32,76 Pfd.) zu 10,886 Doli, zu rechnen gewesen sein. Da uns jedoch hierüber eine bestimmte Auskunft nicht vorliegt und bei früheren Angaben stets die Berechnung unter der Voraussetzung von Fein-Gold stattgehabt zu haben scheint, haben wir es für angemessen erachtet, die nämliche Reduktion in Anwendung zu bringen, unter dem Vorbehalt einer Be¬ richtigung, wenn die erwähnte Voraussetzung nicht zutreffen und etwa Münzgold von n/i2 Feinheit oder noch minderem Gehalt gemeint ist, in welchem Falle natürlich die Erträge sich verliältnissmässig niedri¬ ger stellen würden. — Die offiziellen Nachweise der russischen Gold¬ produktion sind aber folgende: Jahr. russ. Pud. metr. Pfd. Jahr. russ. Pud. metr. Pfd. 1849: 1587 = 51,990 1850: 1474 = 48,288 1851: 1505 = 49,304 1852: 1422 = 46,585 1853: 1399 = 45,831 1854: 1582 = 51,826 1855: 1490 = 48,812 1856: 1513 = 49,566 1857: 1630 = 53,399 1858; 1570 = 51,433 1859: 1510 = 49,468 1860: 1458 = 47,764 1861: 1422 = 46,585 1862: 1433 = 46,945 Die Aufstellungen im Berichte des Money Market Review ergeben für den vierzehnjährigen Zeitraum von 1849 bis 1862 einen Ertrag der russischen Goldproduktion von 826,800 Pfd., die von Jacoby niit- getheilten offiziellen Nachweise unter der oben erwähnten Voraussetzung einen Ertrag von 697,816 Pfd. Den letzteren wird um so mehr der Vorzug zu geben sein, als auch die sonstigen Schätzungen, wie aus obigen Auszügen zu entnehmen ist, denselben näher stehen als den -PiuuliAüuii der Edelmetalle. 9 höheren Veranschlagungen, Man pflegt freilich anzunehmen, dass um der Abgabe zu entgehen, die Deklaration zu niedrig ausfalle, allein eine nähere Begründung dieser Annahme ist uns nicht bekannt; an sich erscheint sie nicht wahrscheinlich. Speziell über die Goldausbeute im Jenissei'schen Gouvernement von Ostsibirien, 1840 —1864, ist letzthin (Petermann's geogr. Mitth. 1865, Heft VI., S. 233 f.) von N. Latkin eine Notiz erschienen, der wir Folgendes entnehmen. Der Ertrag hat gegen frühere Jahre sehr abgenommen. Statt der vielen Hunderte von Pud Gold, die ehemals gewonnen wurden, erhält man jetzt nur ungefähr 500 Pud jährlich. Die Zahl der Arbeiter betrug 1864 etwa 14,000; dagegen zählte man vor etwa fünfzehn Jahren etwa 21,000 Arbeiter. Die Ursache der Abnahme liegt theils in der grossen Erschöpfung des Goldsandes, theils auch darin, dass sich die Mitgliederzahl der Hauptgesellschaften oder Goldsucherkompagnien verringert hat. Die Arbeiten beginnen mit Anfang des Mai und werden bis zum 10. September fortgesetzt. — In den Jahren 1840 bis 1864 wurden im Ganzen 4,824,453,800 Pud gold¬ haltiger Sand durchgewaschen und daraus 17,515J Pud Gold gewon¬ nen. — Es mussten also durchschnittlich nahezu 300,000 Pfd. Sand durchgewaschen werden, um 1 Pfund Gold zu gewinnen! Wenn ungeachtet der beträchtlichen Abnahme der Ausbeute im Jenissei'schen Gouvernement die gesammte russische Goldgewinnung ziemlich stabil geblieben ist, so erklärt sich dies hauptsächlich aus den in den letzten Jahren in Betrieb genommenen Goldwäschereien in den Bezirken jenseits des Baikal-See's —. Ueber die Silberproduktion im Bussischen Beiehe bemerkt Schnitz¬ ler, dass dieselbe durchschnittlich den Betrag von 1200 Pud — 39,212 Pfd. nicht überschreite. — Levasseur schätzt dieselbe: 1849: 36,784 Pfd. 1853: 34,278 Pfd. 1850: 34,450 „ 1854: 34,278 „ 1851: 34,116 „ 1855: 34,278 „ 1852: 34,180 „ 1856: 34,278 „ Whitney schätzte die russische Silberproduktion für die Jahre 1849 bis 1851 auf durchschnittlich 45,000 Pfd., und Boswag (Les metaux precieux consideres au point de vue economique. Paris 1865) für den Durchschnitt der Jahre 1849 bis 1857 auf 33,200 Pfd. Im eben erwähnten Ivcnsulatsbericht vom Jahre 1863 wird die durchschnittliche Silbergewinnung im russischen Heiche auf ca. 1 Mill. Eubel pro Jahr veranschlagt, was auf ca. 36,000 Pfd. auskommt. 10 Produktion dor Edelmetalle. Schweden. In der Provinz Smaland boi Adelfors wird eine Kleinig¬ keit Gold gewonnen, im Durchschnitt etwa 12 bis 14 Pfd. jährlich. — hie Notiz von Koswag (a. a. 0. S. 75), dass im Jahre 1856 in Schweden und Norwegen etwa 200 Pfd. Gold gewonnen seien, wird auf einem Miss- verständniss beruhen. — Im Durchschnitt der fünfziger Jahre wird die jährliche Silberproduktion Schwedens auf 5012 liithige Mark = ca. 3800 Pfd. angegeben, für d. J. I860 auf 2183 Pfd., für d. J. 1861 auf 2207 Pfd. und für d. J. 1862 auf 2657 Pfd. Whitney schätzt die schwedische Silbergewinnung für 1850 auf 2560 Pfd., Eoswag im Durchschnitt der Jahre 1819—1857 die schwe¬ disch-norwegische zusammen auf jährlich 12,400 Pfd. Norwegen. Für den Zeitraum von 1851 bis 1855 wird die jähr¬ liche Silberproduktion nach offiziellen Berichten auf 24,371 Pfd. an¬ gegeben, wovon das Silberbergwerk zu Kongsberg den bedeutendsten Theil lieferte. Der mittlere jährliche Ertrag dieses einen Bergwerks wird für die Jahre 1856 — 1860 auf 250,000 Spee.-Thlr. angegeben — ca. 12,000 Pfd. feines Silber. Whitney schätzte für das Jahr 1853 die norwegische Silberpro¬ duktion auf ca. 15,500 Pfd. Vergleicht man die von uns aus anderweitigen Nachweisen ent¬ nommenen vorstehenden Angaben über die Edelmetallproduktion Russ¬ lands und Skandinaviens mit jenen in Money Market Review, so er¬ scheinen uns letztere in Bezug auf das Gold von 1852 an bedeutend zu hoch geschätzt, und in nicht minderem Grade trifft dies auch bei der Silberproduktion zu. Die höheren Angaben lassen sich vielleicht daraus erklären, dass in der englischen Uebersicht ein ansehnlicher Zuschlag zu der deklarirten Produktion gemacht ist für die prösumirten Beträge, die sich den Bergwerksabgaben haben entziehen können. 2. Dcuiscldand, mit Ausnahme der österreichischen Staaten. Gold. (st. m. i:) Jalir. Pfd. 1849: 706 1850: 462 1851 : 673 1852: 595 1853: 523 Jahr. 1854: 1855: 1856: 1857: 1858: rr.i, 736 838 551 425 1081 Julir. Pld 1859 : 591 1860: 917 1861: S49 1862 : 604 1863: 882 Edelmetalle. ii Jahr. Pfd. 1849: 51,700 1850: 59,300 1851 : 79,500 1852: 74,500 1853: 83,100 Silber. (M. j!. R.) Jahr. Pfd. 1854: 81,300 1855: 79,600 1856: 85,300 1857: 82,100 1858': 86,300 Jahr. Pfd. 1859: 70,900 1SG0: 78,300 1861: 90,100 1862: 84,400 1863: 90,800 lieber die frühere preussische und sächsische Edelmetallproduk¬ tion geben die amtlichen Nachweise in der »Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in den preussischen Staaten« und in der »Zeitschrift des statistischen Bureaus des königl. Sächsischen Ministe¬ riums des Innern« (Jahrg. 1860, S. 95) zuverlässige Auskunft. Seit dem Jahre 1860 wird aber in Folge eines Beschlusses der vierzehnten Generalkonferenz in Zollvereinsangelegenheiten eine amtliche Aufstel¬ lung über die Produktion des Bergwerks-, Hütten- und Salinenbetrie¬ bes im ganzen Zollverein ausgearbeitet, deren Hauptergebnisse in tabel¬ larischer Form seitdem im preussischen Handarchiv regelmässig mit- getheilt werden. Abgesehen von den österreichischen Staaten, über deren Produktionsverhältnisse besondere Uebersichten aufgestellt sind, findet in den übrigen deutschen Staaten ausserhalb des Zollvereins keine eigene Gold- und Silberproduktion statt, und enthalten mithin die den erwähnten offiziellen Aufstellungen entnommenen Betrüge eine so vollständige und genaue Statistik der ganzen deutschen Gold- und Silbergewinnung, wie nur gewünscht werden kann. Für die Jahre 1849 bis 1857 finden wir die gesummte Goldge¬ winnung im Zollverein wie folgt berechnet: 1855: 31,3 Pfd. 1856: 17,3 „ 1857: 29,5 „ uns keine Nachweise vor; zollvereinsländisclie Gold- 1849: 5,i Pfd. 1852: 27,2 Pfd. 1850: 7,5 „ 1853: 38,9 „ 1851: 18,7 „ 1854: 25,7 „ Für die Jahre 1858 und 1859 liegen für die vier Jahre 1860 bis 1863 wird die gewinnung aber wie folgt angegeben: I860: 86 Pfd. 1862: 20 Pfd. 1861: 57 „ 1863: 92 „ In Bezug auf die Silberproduktion in Preussen, Sachsen und resp. im ganzen Zollverein enthalten die erwähnten amtlichen Veröffent¬ lichungen folgende Angaben. Preussen. Sachsen. Jahre. Pfd. Pfd. 1849: 10,540 41,897 1850: 15,825 48,120 1851: 19,791 47,850 1852: 20,035 47,754 Andere Zoll- vereinsstaaten. Pfd. 21,615 37,503 27,280 24,715 Zusammen im Zollverein. Pfd. 78,052 101,448 94,921 92,504 12 Produktion dor Edelmetalle. Preussen. 'Sachsen. Andere Zoll- vereinsstaaten. Zusammen im Zollverein. Jahr. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 1853: 21,110 52,919 24,983 99,012 1854: 24,728 48,398 24,016 97,142 1855: 23,357 57,659 24,985 106,001 121,779 1856: 25,729 64,862 31,188 1S57: 27,013 63,986 ? ? 1858: 28,378 62,745 ? ? 1859: 32,024 60,308 ? ? 1860: 35,159 57,999 30,945 124,103 1861: 38,317 54,686 30,425 123,426 1862: 46,157 51,169 34,640 137,972 1863: 46,032 57,250 33,231 136,513 Ein Vergleich dieser aus speziellen offiziellen Nachweisen hervor¬ gegangenen Angaben mit denen im Money Market Review ist geeignet, die Meinung von der Zuverlässigkeit der englischen Uebersichten über die Edelmetallproduktion stark zu erschüttern. ,Es ist rein unerklärlich, wie dieselben zur Annahme einer Goldproduktion in Deutschland haben gelangen können, die durchschnittlich über zehnmal höher ist als die Wirklichkeit. Auch bei der Silberproduktion ist die Aufstellung im eng¬ lischen Blatte in wesentlichen Irrthum gerathen, nur dass hierfür die Schätzung beträchtlich niedriger ausgefallen ist als die Wirklichkeit. Wäh¬ rend die deutsche Silbergewinnung z. B. im Jahre 18G3 den Betrag von 13G,513 Pfd. erreicht hat, erscheint sie im Money Market Review nur zu 399,821 £ oder 90,800 Pfd. Silber, also um ca. 4G,000 Pfd. Silber oder den Werth von ca. 1,380,000 Thlr. zu gering! Um das Verhältniss zu zeigen, wie die deutschen Staaten ausser Preussen und Sachsen an der Silberproduktion sich betheiligen, geben wir für die beiden Jahre 18G2 und 18G3 noch folgende Spezifikation. Es kamen davon auf Anhalt. Hannover. Baden. Nassau. 18G2: 1110 Pfd. 22,598 Pfd. 551 Pfd. 0386 Pfd. 18G3: 911 „ 24,473 „ 408 „ 7439 „ 3. Oesterreich und Italien. Jahr. Pfd. 1849: 4200 1850: 4500 1851: 4400 1852: 4000 1853: 3900 Gold. (si. tf. R.) Jahr. Ufd. 1854: 5400 1855: 3300 1850: 3100 1857: 3200 1858: 5000 Jahr. Pfd. 1859: 5100 1800: 4000 1801 : 4500 1802: 4800 1863: 4400 rxoüuktioii der Edelmetalle. J3 Jahr. Pfd. 1849: 64,700 1850: 65,900 1851 : 68,100 1852: 65,700 1853: 82,700 Silber. (M. m. h.) Jahr. Pfd. 1854: 74,400 1855: 71,600 1856: 67,100 1857: 60,000 1858: 59,100 Jahr. 1859: 1860: 1861: Pfd. 84,200 99,100 96,600 1862: 102,200 1863: 107,300 In der offiziellen österreichischen Statistik (Czoernig's Statistisches Handbüchleiu, Wien 1861 und Ueborsichtstabclle zur Statistik von 1863 und 1861) wird die Edelnietallproduktion des ganzen Reichs wie folgt angegeben: Gold. Silber. Jahr. Pfd. Pfd. 1849 nicht ermitt. nicht ermitt. 1850 3295 67,207 1851 3839 69,006 1852 3352 65,666 1853 3532 67,930 1854 3575 75,393 1855 3465 73,238 1856 3270 61,785 1857 3056 59,941 1858 2773 58,216 1859 3290 68,993 1860 3191 68,188 1861 3176 67,717 1862 3460 63,239 1863 3028 70,636 Der bei weitem bedeutendste Theil des Goldes wird in Sieben¬ bürgen und Ungarn (im Jahre 1863 resp. 1915 und 1081 Pfd.), des Silbers in Böhmen und Ungarn (im angef. Jahre resp. 29,978 und 37,636 Pfd.) gewonnen. — Ueber die siebenbürgische Goldgewinnung bemerkt der Bergrath von Hauer in einem Aufsatz in der österreichi¬ schen Revue von 1864: »Die Fachmänner wissen längst, dass unsere gesammte Goldproduktion nur mit knapper Noth einen unbedeutenden Gewinn abwirft und oft kaum die Kosten deckt, dass unsere Goldberg¬ baue eher in Abnahme als in Aufnahme begriffen sind und dass die Ursache dieser unerfreulichen Erscheinung hauptsächlich in der fort¬ schreitenden Vertheurung aller Lebensbedürfnisse, d. h. mit andern Worten, in der Entwerthung der Edelmetalle selbst zu suchen sei, welche durch alle neueren Verbesserungen in der Gewinnung und Zu- gutebringung der Erze nicht aufgewogen werden konnte«. — Diese Notiz ist denen vorzuhalten, welche den AVerth des Goldes ausser Be¬ ziehung zu den auf dessen Gewinn verwendeten Arbeiten und Kosten setzen wollen. 14 Produktion der Edelmetalle, Heber die Edelmetallproduktion im Königreich Italien, die übri¬ gens verhältnissmassig unbedeutend ist, stellen uns nur vereinzelte Notizen zu Gebote. Hartmann (Fortschritte des Hüttengewerbes, 18(i(i) veranschlagt die dortige jährliche Ausheute an Gold auf ca. 200 Pfd., und an Silber auf ca. 6000 Pfd.; Koswag auf ungefähr 380 Pfd. Gold und 5000 Pfd. Silber, wovon die Insel Sardinien das Meiste liefert. ■— Jedenfalls werden dio obigen Summen im M. M. K. für Oester¬ reich und Italien zusammen für die letzten fünf Jahr beträchtlich zu hoch gegriffen sein. 4. Spanien. Gold. (m.m.ii.) J all r. Pfd. 1854: 9,200 1855: 9,500 1856: 10,600 1857: 8,800 1858: 9,500 Jahr. l'fd. 1849: GCOO 1850: 8100 1851: 9000 1852: 9500 1853: 9400 J«1ir. Pfd. 1859: 9,G00 1860: 10,300 1861 : 10,600 18G2: 11,100 1863: 10,600 Jahr. Pfd. 1849: 102,200 1850: 113,200 1851: 115,900 1852: 111,100 1853: 116,000 Silber. (m. m. r.) Jahr. Pfd. 1854: 125,000 1855: 120,300 1856: 106,700 1857: 118,000 1858: 118,900 Jahr. Pfd. 1859: 124,500 1860: 135,700 1861: 134,000 1862. 121,300 1863: 119,700 Ueber die Silberproduktion Spaniens findet man in den verschie¬ denen "Werken die abweichendsten Angaben, wobei der merkwürdige Umstand obwaltet, dass denselben meistens offizielle Nachweise zum Grunde liegen sollen. M. Willkomm (Die Halbinsel der Pyrenäen, Berlin 1858) giebt die¬ selbe an für 1844 auf 168,250 Mark (= 68,300 Pfd.) für 1850 auf 291,403 „ (= 134,000 „ ) Bei J. L. Yidal (L'Espagne en 1860) findet man für 1858 die Angabe von 101,684 Mark (= 46,800 Pfd.). Ein Konsulatsbericht berech¬ net für die Jahre 1819—1853 als durchschnittlichen jährlichen Ertrag 173,890 Mark zum Werth von 33,694,000 Beal (= 80,000 Pfd.) Whitney schätzt die spanische Silberproduktion für das Jahr 1850 auf ca. 93,300 Pfd. — In anderen Berichten finden wir die Notiz, dass die spanische Silberproduktion im Jahre 1849 ca. 205,000 cast. Mark (94,000 Pfd.) und im Jahre 1852 ca. 210,000 Mark (97,500 Pfd.) betragen habe. Eine offizielle Angabe, dass die Silberproduktion in Spanien im "Prod ukMorT der Edelmetalle. 15 Jahre 1860 42,300 metrische Quintiii« oder 118,806,000 Unzen betra¬ gen habe, ist uns nicht recht verständlich, denn es wird hiermit offen¬ bar das gewonnene Quantum Silbererz gemeint, und dies gestattet an sich noch keinen Schluss auf den Silberertrag. Levasseur bemerkt, dass die Silbergewinnung in Spanien seit 1845 einen neuen Aufschwung genommen habe, in Folge der bei Alicante ent¬ deckten Bergwerke von silberhaltigem Blei, und dass dieselbe im Jahre 1856 bis auf 112,000 Pfd. gestiegen sei. — Auf einen ähnlichen Be¬ trug kommt die Schätzung von Koswag, indem derselbe die spanische Silbergewinnung im Durchschnitt der Jahre 1819—1857 auf 120,000 Pfund annimmt. Zu bemerken ist übrigens, dass ein ansehnlicher Theil der in den spanischen Minen gewonnenen Silbererze oder silberhaltigen Bleierze nicht in Spanien selbst zur schliesslichen Verarbeitung gelangt, son¬ dern zu diesem Behufe nach Frankreich oder England exportirt wird. Wenn das aus den importirten Erzen daselbst gewonnene Metall zur dortigen Edelmetallproduktion gerechnet wird, so muss es selbstverständ¬ lich bei Spanien ausser Betracht bleiben, um nicht doppelt in Rech¬ nung zu kommen. Die jetzige jährliche Goldgewinnung in Spanien wird von Koswag auf höchstens 700 Pfd. geschätzt, während Whitney dieselbe für das Jahr 1849 auf nur ca. 21 Pfd. annimmt. Unerklärlich ist, wie die Uübersieht im M. M. E. die jährliche Goldproduktion Spaniens seit 1851 auf jährlich 9000 bis 10,000 Pfd. Gold und darüber ansetzen konnte. Aus obigen sehr lückenhaften und sich auffallend widersprechen¬ den Angaben über die spanische Edelmetallproduktion, welche alle doch offizielle Aufstellungen benutzt zu haben scheinen, ergiebt sich, wie wi'inschenswerth eine zuverlässige klare Mittheilung des wirklichen Sachverhalts wäre. 5. Grossbritannien. Ueber Goldgewinnung in Grossbritannien enthält der Money Market Review keine Angabe. Silber, pi. ir. r.) Jahr. Pfd. I Jahr. Pfd. 1849: 31,700 ! 1854: 34,800 1850: 30,800 1851: 33,400 1852: 31,900 1853: 31,900 1855: 30,200 1856: 35,500 1857: 36,000 1858: 39,300 Jahr. Pfd. 1859: 32,700 1860: 42,900 1861: 48,600 1862: 29,200 1863: 31,200 16 Produktion der Edelmetalle. Auffallend ist, duss die über die Edelmetallproduktion des eige¬ nen Landes mitgetheilten Angaben mit den veröffcntlicbton offiziellen Ermittlungen (m. vergl. Statistical Abstract for the United Kingdom from 1850 to 1864. XII. Number, Pari. Pap. London 1865) nicht übereinstimmen; bedeutend ist der Unterschied im Ganzen freilich nicht. Die offiziellen Angaben in Botreff der Silbergewinnung Gross¬ britannien] sind folgende: Jahre. Unz. Stand. metr. Pfd. fein. 1854: 558,659 = 32,080 1855: 561,906 = 32,270 1856: 614,180 = 35,270 1857: 532,866 = 30,600 1858: 569,345 = 32,620 Jahre. Unz. Stand. metr. Pfd. fein. 1859: 578,277 == 32,440 1860: 628,740 = 36,100 1861: 569,530 = 32,700 1862: 686,123 = 39,400 1863: 634,004 = 36,400 Ein beträchtliches Silberquantum wird ausserdem aus Silbererzen gewonnen sein, welche namentlich von der Westküste von Südamerika und aus Spanien eingeführt werden. Im Jahre 1863 betrug diese Einfuhr 5621 Tons zum deklarirten Werthe von 272,826 £; davon 974 Tons aus Spanien und 4490 Tons aus Chile und Peru. — Roswag schätzt das aus fremden Erzen in England gewonnene Silber auf den Betrag von 76,000 Pfd. Ueber die Goldgewinnung im Vereinigten Königreich giebt die nämliche offizielle Quelle folgende Notiz: 1861: 2780 Unzen Stand. Gold = 158 metr. Pfd. f. 1862: 5299 „ „ „ = 302 „ „ „ 1863: 552 „ „ „ 31 n „ „ Jahr. 1849: 1850: 1851 : 1852: Pfd. 11,700 13,200 14,600 14,600 1853: 14,600 6. Afrika. Gold. (m. m. rj Jahr. Pfd. 1854: 17,600 1855: 19,000 1856: 16,400 1857: 16,100 1858: 19,000 Jahr. Pfd. 1859: 20,500 1860: 22,000 1861: 20,500 1862: 22,000 1863: 22,000 Silber, (v. m. r.) Jahr. Pfd. Jahr. Pfd. Jahr. Pfd. 1849: 23,000 1854: 34,000 1859: 45,000 1850: 23,000 1855: 34,000 1860: 45,000 1851:23,000 1856:40,000 1861:45,000 1852: 23,000 1857: 40,000 1862: 45,000 1853: 34,000 1858: 45,000 1863: 45,000 Hinsichtlich der Edelmetallproduktion in Afrika ist man ganz und gar auf blosse Vermuthungen und willkürliche Schätzungen angewie¬ sen, wenn man dieselbe bei einer Uebersicht der Gesammtproduktion nicht lieber völlig ausser Berechnung lassen will. Gold kommt vor Produktion der Edelmetalle. 17 in einigen ebenen Landstrichen im Westen des Abessinisehen Hoch¬ landes, im südlichen Ivordofan, in Guinea und in den Madingo-Ländern. Silbererze sind in Afrika bis jetzt sehr spärlich gefunden, nämlich nur an einigen Punkten der Nordküste. M. Chevalier schätzte die Gold¬ ausfuhr Afrika's vor dem Jahre 1848 auf jährlich ca. 8000 Pfd., wäh¬ rend für Silber von ihm gar nichts in Anschlag gebracht ward. — Whitney nimmt auf Afrika auch beim Golde nicht weiter Rücksicht. — Koswag erwähnt die Minen von La Calle an der Grenze Algeriens gegen Tunis, in denen gold- und silberhaltiges Bleierz gewonnen wird, wovon im Jahre 1857 zum Werthe von 1,916,122 Franken expor- tirt worden, meistens nach Frankreich; sodann silberhaltige Kupfererze in verschiedenen Gegenden Algeriens. In Marokko soll es reichhaltige Bergwerke geben, über welche indess Näheres nicht bekannt ist. Tri¬ polis hat laut offizieller Angabe im Jahre 1857 durch die Karavanen aus dem Innern mindestens 200 Surrahs oder 20,000 Mitkais Goldstaub zum Werthe von 261.000 Franken erhalten. Grössere Beträge Gold¬ staub aus dem Süden kommen jährlich nach Marokko. Nach Zanzibar und Mozambik soll ebenfalls aus dem Innern jährlich eine gewisse Menge Goldstaub gelangen, über deren Werthbetrag indess keine Schätzung vorliegt; von Bedeutung ist derselbe keinenfalls. Das meiste afrikanische Gold, das in den Verkehr kommt, wird über Guinea exportirt, wohin der im Innern durch Wäscherei gewonnene Goldstaub seinen Weg nimmt, um gegen europäische Erzeugnisse vertauscht zu werden. Die Goldgewinnung der Aschanti soll nach Roswag's Angabe auf jährlich 6000 Pfd. zu schätzen sein. Nach einer Notiz Gumpreclits (Afrika, S. 211) sollen im Aschanti-Lande an dem Flusse Barra 8 bis 10 Tausend Sklaven zwei Monate im Jahre mit dem Verwaschen des Sandes beschäftigt sein und um das Jahr 1846 der jährliche Gold¬ export von der Goldküste ca. 100,000 Unzen betragen haben. Levasseur schätzt die Summe Gold, welche Afrika in den Jahren 1848 bis 1856 in den Handel gebracht hat, auf durchschnittlich 12 Millionen Franken = ca. 3800 Pfd. In den letzten Jahren ist, wie mehrseitig berichtet worden, zu Bambule am Senegal die Goldgewinnung in progressiver Ausdehnung betrieben; nähere Angaben hierüber sind uns indess bis jetzt nicht bekannt geworden. Die deldarirte Goldeinfuhr in England direkt von der Westküste Afrika's betrug im Durchschnitt der Jahre 1858—1864 jährlich dem Werthe nach 92,000 £ = 1350 Pfd. f. G. 2 18 Produktion dor Edelmetall*. 7. Australien. Gold. (M. m. it.) Jahr. Pfd. 1849: — 1850: — Jahr. Pfd. Jahr. Pfd. 1851: 27,300 1852: 196,200 1853: 204,600 1854: 158,400 1859: 159,500 1855: 174,400 1860: 145,700 1856: 198,100 1861: 140,300 1857: 184,500 1862: 117,200 1858: 174,300 1863: 117,000 Die Angaben über die australische Goldproduktion in den einzel¬ nen Jahren lauten in den mehrfachen offiziellen Aufstellungen, die hierüber im Laufe der Zeit, tlieils in England, theils in den austra¬ lischen Kolonien selbst veröffentlicht worden sind, keineswegs über¬ einstimmend, und zwar sind die Abweichungen nicht unbeträchtlich. Wenn man jedoch die Grundlage und Art der verschiedenen Aufstel¬ lungen näher prüft, so ergiebt sich bald die hauptsächliche Ursache sol¬ cher Abweichungen. Einige jener statistischen Uebcrsichten sind an¬ gefertigt nach den bei den Zollämtern der Verschiffungshäfen gemach¬ ten Ausfuhrdeklarationen, und zwar bald mit, bald ohne Zuschlag für den präsumirten undeklarirten Ausgang mit Passagieren; in anderen Berichten worden hingegen die Quantitäten Gold angegeben, welche unter Regierungseskorte von den Goldfeldern nach den Häfen versandt wurden, und wird hiernach die Produktion berechnet. Wie von selbst einleuchtet, entsprechen nun in den einzelnen Jahren die Nachweise über die aus den Minendistrikten versendeten Goldquantitäten und die aus den Häfen verschifften Summen sich keineswegs; wenn man aber die Beträge mehrerer Jahre zusammen oder durchschnittlich rechnet, so ergiebt sich im Wesentlichen eine genügende Uebereinstimmung der beiderseitigen Aufstellungen. Mit Leichtigkeit würden wir aus den uns vorliegenden offiziellen Publikationen verschiedene detaillirte Uebersichten der australischen Goldproduktion vorlegen können; wir beschränken uns aber darauf, aus dem im gegenwärtigen Jahre (1865) zuerst dem Parlament vorgelegten »Statistical Abstract for the several Colonial and other Possessions of the United Kingdom in each year from 1850 to 1863« die betreffenden Angaben über die Mehrausfuhr von Edelmetall aus Viktoria, Neusüdwales und Neuseeland auszuziehen und hieraus die ungefähre jährliche Goldproduktion jener Länder abzuleiten. Produktion der Edelmetalle. 10 Viktoria. Jahr. 185! 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863 Ausfuhr von nugcm. Gold. Unzen. 145,137 1,988,527 2,497,724 2,144,699 2,751,535 2,985,922 2,762,461 2,528,479 2,280,950 2,156,661 1,967,420 1,658,285 1,627,066 Mehrausfuhr von Edelmetall.11 £ 438,777 5,741,336 7,510,551 8,993,233 10,694,926 12,253,273 11,520,627 10,101,949 10,179,075 8,905,374 8,529,257 6,654,749 7,135,834 Betrag dieser Mehr- Ausfuhr in fein Gold. Pfund. 6,400 84,tOO 110,000 131,700 156,600 179,450 168,700 147,900 149,100 130,400 124,900 97,500 104,500 Jahr. 1851: 1852: 1853: 1854: 1855: 1856: 1857: 1858: 1859: 1860: 1861: 1862: 1863: Ausfuhr von ungern. Gold. Unzen. 144,120 818,751 548,052 237,910 64,384 42,463 48,982 90,650 55,350 77,906 76,940 131,264 150,116 Neusiidwales. Mehrausfuhr von Edel¬ metall im Allgem. £ 468,336 2,660,946 1,781,172 773,209 209,250 156,151 46,605 1,444,827 1,687,416 1,714,229 1,924,852 2,851,439 2,249,551 Neuseeland. Betrag dieser Mehr- Ausfuhr in fein Gold. Pfund. 6,900 39,000 26,100 11,300 3,100 2,300 700 21,200 24,700 25,100 28,000 41,800 32,900 Ausfuhr von Mehrausfuhr von Edel¬ Betrag dieser Mehr ungern. Gold. metall im Allgem. Ausfuhr in fein Gold. Jahr. Unzen. £ Pfund. 1857 10,343 (Mehr-Einfuhr.) — 1858 13,533 20,394 300 1859 7,336 22,014 320 1860 4,538 (Melir-Einfuhr) — 1861 194,234 670,937 9,800 1862 410,862 1,360,803 19,900 1863 628,646 2,526,694 37,000 Wir sind der Ansicht, dass man die annähernd richtigste Schätz¬ ung der G-oldqnantitäten, welche Australien und Neuseeland zusammen *) Diese Rubrik enthält die in der Statistik aufgeführten Beträge der Ausfuhr von Edelmetall im gemünzten wie im ungemünzten Zustand, nach Abzug der in derselben Statistik angegebenen Beträge der eingeführten Kontanten. 2* 20 Produktion der Edelmetalle, seit 1851 in den Weltverkehr gebracht haben, dadurch erhält, dass man den Werthbetrag der gesammten Goldausfuhr, nach Abzug der gleichzeitigen Kontanten-Einfuhr aus Viktoria, Neusüdwales und Neu¬ seeland zusammenrechnet. Man vermeidet hierdurch, dass man nicht dieselben Beträge doppelt in Anschlag bringt (z. B. einmal bei der Produktion oder der Ausfuhr von Viktoria und sodann wieder, wenn die Ausfuhr zunächst nach Sydney stattgehabt hatte, bei der Ausfuhr aus Neusüdwales in gemünztem Zustande und ebenso beim neusee¬ ländischen Golde). Seitdem im Jahre 1856 in Sydney eine eigene Münzstätte eingerichtet worden, kann selbstverständlich der Export von Gold in Barren etc. nicht mehr inaassgebend sein für die dortige Produktion, Wenn man aber hiernach für die einzelnen Jahre die australische Goldausfuhr annähernd feststellt, so fällt damit die gleich¬ zeitige jährliche Produktion nicht zusammen, indem die Jahre der stärksten Produktion denen der stärksten Ausfuhr vorausgehen, ohne dass jedoch deshalb ein genaues Entsprechen nach den einzelnen Jahren stattfände; nur für längere Perioden wird, wie vorhin schon angedeutet, eine Ausgleichung statthaben. Im Jahre 1853 erreichte die australische Goldausbeutung ihren höchsten Betrag, während für die dortige Goldausfuhr das Jahr 1856 die grössten Summen aufzuweisen hat. Diese Bemerkung erschien nothwendig um die Differenzen der Angaben für die einzelnen Jahre im Money Market Review und in der folgenden Uebersicht zu erklären. Australische Got clans fuhr im Ganzen. (Zusammen aus Viktoria, Neusüdwales und Neuseeland, nach Abrech¬ nung der gleichzeitigen Kontanten-Einfuhr daselbst.) Jahr. Pfd 1849: — 1850: — 1851: 13,300 1852: 123,000 1853: 136,100 Jahr. Pfd. 1854: 143,000 1855: 159,700 1856: 181,800 1857: 169,400 1858: 169,200 Jahr. Pfd. 1859: 173,800 1860: 155,500 1861: 162,700 1862: 159,200 1863: 174,400 Rechnet man den Gesammtbetrag der australischen Goldausfuhr in den 13 Jahren von 1851 bis 1863 nach obiger Aufstellung, so er¬ hält man die Summe von 1,921,100 Pfd. feines Gold (im Werthe ca. 893 Millionen Thaler), und der Gesammtbetrag der im »Money Market Review« aufgeführten australischen Goldproduktion von 1851 bis 1863 beläuft sich auf 1,997,500 Pfd. f. G. (im Werthe ca. 929 Millionen Thlr.). Berücksicht man, dass der Mehrbetrag der letzteren Summe — der Goldproduktion — gegen die ersterc — der Goldausfuhr Produktion der Edelmetalle. 21 — um 76,400 Pfd. Gold sicli einfach daraus erklärt, dass ein ge¬ wisser Theil des in Australien gewonnenen Goldes dort in den Kolo¬ nien selbst als Umlaufs mittel oder Baarvorrath der Banken verblieben ist, so stellt sich in der That, bei allen Abweichungen in den einzel¬ nen Jahren, für den ganzen Zeitraum eine überraschende Ueberein- stimmung der beiderseitigen, völlig unabhängig von einander ermittel¬ ten statistischen, Uebersichten heraus, was Vertrauen zu deren an¬ nähernder Richtigkeit zu begründen, wohl geeignet sein möchte. Aus den im April d. J. dem Parlament vorgelegten Blaubüchern über »The past and present state of Her Majesty's Colonial Possessions« Part II. entnehmen wir noch folgende Bemerkungen. »Eine sorgsame Schätzung der Zahl der Goldbergleute in den Golddistrikten hat zu Ende des Jahres 1864 stattgefunden und wur¬ den deren ungefähr 85,000 gezählt; beim letzten Zensus (April 1861) war deren Zahl 79,000«. — »Seit der Goldentdeckung bis Ende 1864 sind 30,716,200 Unzen Viktoriagold die Zollämter passirt. Rechnet man hierzu die Summen, welche von Privaten mitgenommen oder die m Besitze Einheimischer verblieben sind, so wird man den Gesammt- ertrag der Viktoria-Golddistrikte seit ihrer Entdeckung bis zum 31. De¬ zember 1864 auf 33,465,427 Unzen veranschlagen dürfen, welche zum Satze von 4 £ per Uuze einen Werth von 133,861,708 £ (892 Mil¬ lionen Thlr.) ergeben«! Der Werth der zur Goldgewinnung benutzten Maschinen aller Art ward nach offizieller Schätzung für das Jahr 1861 auf 1,411,012 £ und für das Jahr 1862 auf 1,492,861 £ ange¬ nommen. 8. Hinter-Inäien und die Sunda-Inseln. Uns ist nicht bekannt, ob etwa und eventuell welche besondere Quellen oder Belege dem Verfasser der englischen Zusammenstellung zu Gebote gestanden haben, um speziell für die Halbinsel Malakka, dann für die Sunda-Inseln und die Philippinen, und ferner für Birma, Siam und Annam Schätzungen der Edelmetallproduktion zu veranstal¬ ten; nach unserer Ansicht verhält es sich mit allen diesen Ländern in der fraglichen Beziehung nicht anders als hinsichtlich Afrika's, worüber wir uns vorhin ausgesprochen haben. Es erschien daher an¬ gemessen, die Angaben unter den erwähnten Rubriken zusammen zu fassen, und zwar um so mehr als die angegebenen Beträge für die Halbinsel Malakka — beziehungsweise 2200 bis 2800 Pfd. Gold und 4300 bis 9100 Pfd. Silber — ohnehin verhältnissmässig unbedeutend 22 Produktion dor Edelmetalle. sind. Dio demgemüss zusammengezogenen Angaben für ganz Hinter¬ Indien und die Sunda-Inscln ergeben folgende Schätzung: Jahr. Pfct 1840: 18,800 1850: 18,600 1851: 20,100 1852: 17,800 1853: 18,400 Gold. (M. M. B.) Jahr. Pfd. 1854: 19,000 1855: 19,600 1856: 20,300 1857: 20,700 1858: 21,300 Jahr. Pfd. 1859: 20,400 1860: 22,400 1861 : 21,600 18C2: 21,500 1863: 21,500 Jahr. Pfd. 1849: 36,100 1850: 34,500 1851: 42,200 1852: 48,300 1853: 44,300 Silber. *(ju M. R.) Jahr. Pfd. 1854: 40,200 1855: 47,000 1856: 48,300 1857: 49,000 1858: 52,200 Jahr. Pfd. 1859: 46,100 1860: 35,500 1861 : 46,300 1862: 40,100 1863: 49,900 Andere Schätzungen der durchschnittlichen Goldgewinnung in ganz Indien und auf den Inseln des Indischen Archipelagus sind: von M. Chevalier ca. 40,000, Pfd., hauptsächlich auf Borneo; — von Whitney 18,700 Pfd,; — von Levasseur mehr als 20,000 Pfd.; — ßoswag schätzt die asiatische Goldproduktion mit Einschluss von China und Japan, aber ohne das russische Asien und die Sunda-Inseln, welche letztere er zu Ozeanien rechnet, auf nur 7200 Pfd. Hinsicht¬ lich der Sunda-Inseln führt er die Angabe des Herrn Bergham an, welche deren jährliche Goldproduktion im Durchschnitt auf 23,800 Pfd. veranschlagt hat, wovon der grosste Theil aus den von Chinesen im Innern von Borneo bearbeiteten Goldminen herstammt. Holländische Berichte schätzen den Ertrag der von Chinesen im Innern von Borneo betriebenen Goldwäscherei auf jährlich 1 bis 2 Millionen Dollars. — Alle Schätzungen der Edelmetallproduktion in Hinterindien und auf den Sunda-Inseln tragen jedenfalls den Charakter reiner Hypothesen» wobei man sich vor Allem vor zu hohen Veranschlagungen in Acht zu nehmen hat, da derjenige Theil dieser Produktion, der, ohne erst in den grossen internationalen Handelsverkehr gebracht zu sein, im Lande selbst bleibt oder im Verkehr der Eingeborenen seinen Weg nach China findet, für die Statistik vorläufig keine andere Bedeutung hat, als die uns unbekannte Edelmetallproduktion in China, Tibet und Japan, zu der wir uns jetzt wenden. Produktion der Edelmetalle. 23 Jahr. Pfd. 18-49: 31,100 1850: 31,100 1851: 31,100 1852: 29,300 1853: 29,300 9. Japan. Gold. (M. 11. R.) Jahr. Pfd. 1851: 29,300 1855: 29,300 185C: 27,800 1857: 26,400 1858: 25.,600 Jahr. Pfd. 1859: 25,600 1860: 25,600 1861: 23,400 1862: 22,000 1863: 22,000 Silber. Jahr. Pfd. 1849: 255,000 1850: 255,000 1851: 255,000 1852: 255,000 1853: 255,000 Jahr. Pfd. 1854: 255,000 1855: 255,000 1856: 340,000 1857: 340,000 1858: 340,000 Jahr. Pfd. 1859: 340,000 1860: 386,000 1861: 386,000 1862: 386,000 1863: 386,000 Eine Anmerkung im Money Market Review erinnert daran, dass die Angaben über die Edelmetallproduktion von Japan wie die von China nur als approximative Schätzung anzusehen seien, Nach unserm Dafürhalten beruhen die Angaben über die Gold- und Silbergewinnung in Hinterindien, auf den Sunda-Inseln und in Afrika auf gleich un¬ sicherer Basis, wie die über Japan, China uud Tibet, und können alle diese, sammt und sonders, nur als rein hypothetische Aufstellungen gelten. Es scheint uns daher zulässig und rathsam, bei allgemeinen Uebersichten über die Produktion der Edelmetalle namentlich die muthmassliche Gewinnung derselben in Japan, China und Tibet einst¬ weilen gar nicht weiter zu berücksichtigen und sie gleichsam vor der Linie stehen zu lassen. Dies motivirt sich noch besonders dadurch, dass in den bekannten Schätzungen über die gesammte Edelmetall¬ produktion der ganzen Erde in früheren Perioden von Alexander von Humboldt, M. Chevalier u. A. China und Japan ganz ausser Rechnung geblieben sind, und selbstverständlich der Vergleich hiermit wesentlich gestört wird, wenn in die Statistik der jetzigen Produktionsverhält¬ nisse die genannten Länder mit willkürlich gegriffenen grossen Sum¬ men eintreten, ohne dass für den grossen internationalen Handel in der Beziehung merkliche Veränderungen stattgefunden hätten. Allerdings sind in den ersten Jahren nach Eröffnung der Japanischen Häfen fin¬ den europäischen Handel beträchtliche Quantitäten Gold mit Silber aufgekauft und exportirt worden, weil die Japanische Regierung in ihrem Münzwesen das Silber viel zu hoch tarifirt hatte — in der Werthrelation von 3f: 1. Allein dies ist nur als vorübergehende Ausnahme zu betrachten, welche aufgehört hat, nachdem richtigere Grundsätze 24 Produktion der Edelmetalle. bei Kegulirung dor japanischen Münzverhältnisse zur Geltung gekom¬ men sind und die Konkurrenz die Ausgleichung übernommen hat. 10. China und Tibet. Jahr. 1849 1850 Pfd. 48,000 48,000 1851 : 48,000 1852: 48,000 1853: 48,000 Gold. («. M H.) Jahr . Pfd. 1854: 48,000 1855: 48,000 1856: 48,000 1857: 48,000 1858: 48,000 Jahr. Pfd. 1859: 48,000 1860: 48,000 1861 : 48,000 1862: 51,300 1863: 51,300 Silber. (M. M. R.) Jahr. Pfd. Jahr. Pfd. Jahr. Pfd. 1849: 500,000 1854: 500,000 1859: 568,000 1850: 500,000 1855: 500,000 1860: 568,000 1851:500,000 1856:500,000 1861:568,000 1852: 500,000 1857: 500,000 1862: 568,000 1853: 500,000 1858: 568,000 1863: 568,000 Wegen der Edelmetallproduktion in China, die wir vorläufig, wie die von Japan und Hinter-lndien, für eine völlig unbekannte und sicli jeder Schätzung entziehende Grösse halten, verweisen wir auf die bei Japan hierüber gemachten Bemerkungen. 11. Britisches Kolumbien. Jahr. 1849 1850 1851 1852 1853 132 Gold. (AT. M. Ä.) Jahr. Pfd. 1854: 1855: 1856: 1857: 1858: 146 264 292 440 1400 Jahr. Pfd. 1859: 5,700 1860: 11,000 1861: 13,900 1862: 22,400 1863: 26,000 7700 6800 8800 Die Angaben, welche sich in dem eben erschienenen Werke von M. Macfie, »Vancouver Island and British Columbia«, über den dortigen Goldexport finden, differiren von vorstehender Uebersicht und lauten wie folgt: 1858—60: 2,459,719 Doli. = ca. 7400 Pfd. fein Gold. 1861: 2,548,051 „ = 1862: 2,257,475 „ = 1863: 2,935,172 „ = Vom Verfasser wird dieser, nach Mittheilungen der bedeutenderen Exportgeschäfte aufgestellten Uebersicht die Notiz beigefügt, dass man für die im ganzen Zeitraum von 1858—1863 vou Privatpersonen mit¬ genommenen Beträge wohl noch etwa 5 Millionen Doli, hinzurechnen müsse. — Weder in den »Keports on the state of the Colonial Possessions« noch im »Statistical Abstract for the several Colonial Possessions« für 1863 finden sich Nachweise über den Goldexport von British Kolumbien; Produktion der Edelmetalle. 25 nur beiläufig wird erwähnt, dass derselbe für 18G0 auf ca. G00,000 £ zu veranschlagen sein möchte. In den vom amerikanischen Schatz¬ amt veröffentlichten »Statistics of the foreign and domestic commerce of the United States«, 1864, wird (S. 194) der Totalexport von Gold aus Viktoria, Vancouvers Island, von 1858 bis einschliesslich 1863 auf 10,200,185 Doli, angegeben, was mit Macfie's Angaben überein¬ stimmt. — Ueber die Goldproduktion in Kanada bemerkt ein Bericht im Merchants Magazine (März 1865), dass dieselbe etwa 800 Menschen beschäftige, dass der durchschnittliche Ertrag 7/s Unze per Ton. Quartz betrage und im Ganzen gewonnen seien: 18C3: ca. 14,000 Unzen = 870 Pfd. Gold. 1864: „ 20,023 „ = 1250 „ „ 12. Vereinigte Staaten von Amerika. Gold. (M. M. R.) Jahr. Pfd. 1849: 117,200 1850: 146,400 1851: 161,100 1852: 175,700 1853: 190,400 Jahr. Pfd. 1849: — 1850: — 1851: — 1852: — 1853: — Jahr. Pfd. 1854: 175,700 1855: 168,400 1856: 161,100 1857: 153,800 1858: 146,400 Silber, (m. m. ü.) Jahr. Pfd. 1854: — 1855: — 1856: 22,700 1857: 68,100 1858 : 147,600 Jahr. 1859: 1860: 1861: 1862: Pfd. 131,800 124,500 117,200 117,200 1863: 112,800 Jahr. Pfd. 1859: 179,100 1860: 227,000 1861: 283,800 1862: 283,800 1863: 351,900 In vorstehender Zusammenstellung ist ausser der Edelmetallge- winnung in Kalifornien und den angrenzenden Territorien auch dieje¬ nige der atlantischen Staaten der Union (Nord- und Süd-Karolina, Vir- ginien, Georgia etc.) mit einbegriffen, welche freilich nur einen verhält- nissmässig sehr kleinen Theil der Gesammtproduktion ausmacht, näm¬ lich durchschnittlich im Jahr nicht über ca. 200 Pfd. Gold, wie dies die nachstehende Schätzung von Whitney für die Zeit vor 1854 er¬ sehen lässt. Seitdem wird die Goldgewinnung in den östlichen Staa¬ ten eher noch abgenommen, als sich ausgedolint haben. Nach Whitney betrug die gesammte Gold- und Silberproduktion in den Vereinigten Staaten. 26 Produktion dor Edelmetalle. Gold. Silber. Jahr. Ohne Kalifornien. Mit Kalifornien« 1849: 280 Tfd. 21,300 Pfd- 1,900 Pfd. 1850: 200 „ 111,200 „ 13,000 „ 1851: 180 „ 170,100 „ 18,800 „ 1852: 210 „ 164,000 „ 19,600 „ 1853: 160 „ 167,400 „ 20,200 „ Levasseur hat für die Jahre 1849 bis 1856 die kalifornische Gold¬ produktion folgendermassen veranschlagt: 1849: 25,674 Pfd. 1850: 79,794 „ 1851: 131,630 „ 1852: 187,890 „ 1853: 199,2G2 Pfd. 1854: 224,820 1855: 213,714 „ 1856: 223,200 „ Vom Jahre 1852 an sind die Schätzungen von Levasseur ersicht¬ lich viel zu hoch gegriffen. Richthofeu hat in seiner Abhandlung »Die Metallproduktion Kali¬ forniens und der angrenzenden Länder. Gotha 1864« über die Gold¬ gewinnung in Kalifornien folgende Uebersicht mitgetheilt, der wir zur Erleichterung der Vergleichung mit den sonstigen Aufstellun¬ gen eine Reduktion des Werths auf die Gewichtsquanta beigefügt haben. Jahr. 1848: 1849: 1850: 1851 : Deklarirte Goldausfubr. Dollars. nicht ans. Geschätzte wirkliche Goldausfuhr. Dollars. 10,000,000 40,000,000 50,000,000 55,000,000 60,000,000 65,000,000 60,000.000 55,000,000 55,000,000 55,000.000 50,000,000 50,000,000 42,325,916 39,176,758 36,061,761 33,071,920 erscheint die Gewicht der gesch. wirhl. 'Goldausfuhr ca. 34,960,895 1852: 45,779,000 1853: 54,905,000 1854: 52,045,633 1855: 45,161,731 1856: 50,697,434 1857: 48,976,697 1858: 47,548,026 1859: 47,640,462 1860: 4-2,325,916 1861: 39,176,758 1862: 36,061,761 1863: 33,071,920 In den offiziellen Listen erscheint die Ausfuhr von Edelmetall aus Sau Franzisko für die Jahre 1861, 1862 und 1863 um resp. 14, 6 und 13 Millionen Dollars höher. Diese Summen sind hier für den dabei einbegriffenen Silberexport in Abzug gebracht. Richthofen hegleitet diese Zusammenstellung mit folgenden, heachtenswerthen Bemerkungen. »Die Goldproduktion Kaliforniens lässt sich für die letzten Jahre mit einiger Genauigkeit, für frühere Zeiten nur annähernd feststellen. Pfund. 30,000 120,000 150,000 165,000 180,000 195,000 180,000 165,000 165,000 165,000 150,000 150,000 127,300 117,900 108,500 99,500 Produktion der Edelmetalle. 27 Als Basis der statistischen Angaben dienen die Sendungen, welche auf den drei Mal monatlich nach Panama abgehenden Dampfern sowie auf Schiffen nach China und anderen Gegenden gemacht werden. Diese Zahlenwerthe geben in den letzten Jahren beinahe den vollen Export in Goldmünzen und Goldbarren an, lassen aber das im Lande bleibende Gold unbeachtet; der Betrag des letzteren ist nicht unerheblich, da Zahlungen nur in Gold (Stücken von 20 Dollars) angenommen werden. Ferner lassen sie den Werth des in den Goldbarren enthaltenen Sil¬ bers unberücksichtigt. Da jedoch die Feinheit des Goldes im Durch¬ schnitt 0,840 beträgt, so kann dies seines geringen Betrages halber ausser Acht gelassen werden. Von weit grösserer Wichtigkeit ist aber, dass grosse Summen durch Privatleute ausgeführt werden und, in weit bedeutenderem Betrage in früherer Zeit als Goldstaub ausgeführt worden sind. In der ersten Zeit geschah der gesammte Export in dieser Weise. In obiger Tabelle ist einmal der Werth des Goldes nach offiziellen Tabellen der Ausfuhr, sodann der Werth nach Schätzun¬ gen gegeben, bei denen jene von Privatleuten ausgeführten Summen in Betracht gezogen wurden. Bis 1860 geschah die Ausfuhr aus¬ schliesslich in Goldmünzen und Goldbarren. Um für die drei Jahre von 1861 bis 1863 zu richtigen Werthen zu gelangen, müsste eigent¬ lich das Gold hinzugerechnet werden, das in den seit dieser Zeit aus¬ geführten Silberbarren enthalten ist und einen nicht unbedeutenden Ertrag bildet. Wir werden ihn bei den Exporttabellen des Silbers in Kechnung ziehen. Um ein klares Bild von dem Ertrage der eigent¬ lichen Goldbergwerke und Goldwäschen zu geben, ist es in obiger Zu¬ sammenstellung ausser Acht geblieben«. — Richthofen bemerkt ferner, dass sich deutlich eine Abnahme der kalifornischen Goldproduktion herausstelle, die um so mehr auffalle, wenn man bedenke, dass in den ersten Jahren die Goldwäschen von Kalifornien allein den ganzen Be¬ trag geliefert hätten, während in den letzten Jahren mehr und mehr die Goldbergwerke des Landes und die Goldwäschen von Idaho, Arizona und Britisch-Kolumbien dazu beitrugen. Die Abnahme des Goldertra¬ ges aus den Goldwäschen wäre noch bedeutender gewesen, wenn nicht die Zunahme der chinesischen Bevölkerung entgegengewirkt hätte. Der Weisse ist mit einem täglichen Verdienst von 4 Dollars kaum zu¬ frieden, der Chinese begnügt sich mit 1 Dollar und weniger. Daher konnten sie mit Erfolg den längst ausgebeuteten Goldsand zu wieder¬ holten Malen durch ihre einfachen Wasch Vorrichtungen gehen lassen. Die Goldproduktion von Kalifornien, meint Richthofen, werde wahr- 28 Produktion der Edelmetalle. scheinlich noch einige Jahre fallen, dann aber auf einer gewissen Höhe sich längere Zeit, stationär erhalten. Dagegen werde die Gold¬ gewinnung in Idaho und anderen angrenzenden Landstrichen vermuth- lich allmälig eine zunehmende Bedeutung erlangen. Sei auch nicht zu erwarten, dass alle zukünftigen Entdeckungen in einer bestimmten Periode je einem Kalifornien von 1853 entsprechen würden, so dürfe man doch hoffen, dass mit der Ausbreitung der weissen Race für län¬ gere Zeit eine Steigerung des Goldexports von San Franzisko über seinen gegenwärtigen Betrag hinaus stattfinden werde. Von Jakoby werden in dem bereits früher erwähnten Aufsätze im Band XXIY. des Archivs für wissenschaftliche Kunde von Russland die Schätzungen Richthofen's bestritten und für zu niedrig erklärt, indem bemerkt wird, es sei hier, abgesehen davon, dass bei Beurtlieilung der Ertragsfähigkeit kalifornischer Minen das in den Nebenländern von kalifornischen Arbeitern produzirte Gold oder Silber nicht absolut von der Produktivität Kaliforniens getrennt werden dürfe, von dem vermin¬ derten Export nicht auf verminderte Produktion zu schliessen. Der bedeutende Aufschwung der sonstigen Produktion und Ausfuhr Kaliforniens sei eine natürliche Ursache, dass jetzt ein viel grösserer Betrag des gewonnenen Edelmetalls im Lande bleibe als früher. Auch sei es nicht gerechtfertigt, dass für die letzten drei Jahre für die niclit-deklarirte Ausfuhr durch Passagiere etc. kein Zuschlag gemacht werde, wie bei der früherer Jahre. Wenn wir nun gleich nicht Jakoby's Ansicht und den Angaben in der »New World« beipflichten, dass die Goldproduktion Kaliforniens und der Nebenländer in den Jahren 1856 bis 1862 einschliesslich noch immer die Höhe von 70 bis 80 Millionen Dollars jährlich erreicht habe, so glauben wir derselben doch in so weit Rechnung tragen zu sollen, dass die Schätzung Richthofens für die letzten etwa 4 Jahre um einige Millionen höher zu setzen sein möchte. Der Gesammtbetrag der Goldproduktion der Vereinigten Staaten in den Jahren 1849 bis 1863 inkl. wird in der Uebersicht de& Money Market Review auf ca. 2,300,000 Pfund feines Gold, in der Rieht- hofenschen Aufstellung aber die wirkliche Gesammtausfuhr des Goldes aus San Franzisko auf ca. 2,275,000 Pfd. berechnet, und liegt in dieser wesentlichen Uebereinstimmung der schliesslichen Resultate von zwei ganz unabhängig von einander gemachten Aufstellungen, in denen die betreffenden einzelnen Jahresbeträge erheblich unter einander abweichen, (ebenso wie wir bei der Schätzung der australischen Goldproduktion es Produktion der Edelmetalle. 20 gesehen haben) eine bemerkenswerthe Bestätigung der annähernden Richtigkeit dieser für die Sache im Ganzen wichtigsten Ermittlungen. Die Silberproduktion der Vereinigten Staaten war bis vor weni¬ gen Jahren höchst unbedeutend. Whitney schätzt dieselbe, wie schon erwähnt, für das Jahr 1849 auf. nur 1900 Pfd. und für 1853, nachdem einige Silberbergwerke in Kalifornien in Angriff genommen waren' auf ca. 20,000 Pfd. Seit der ausgedehnteren Bearbeitung der Silberminen in Kali¬ fornien und später im Territorium, jetzigen Staate Nevada (der s. g. Washoe-Minen) und in den angrenzenden Landstrichen hat dagegen die Silbergewinnung in den Vereinigten Staaten eiuen beträchtlichen pro¬ gressiven Aufschwung genommen. Richthofen schätzt den Ertrag der Silberbergwerke in Washoe fürd. J, 1861: ca. 1,500,000 Doli.; 1862: ca. 6,000,000 Doli,; 1863: ca. 6,000,000Doli., wovon in den beiden ersten Jahren etwa im letzten etwa j für das in den Barren befindliche Gold abzuziehen sei. Andere Gegenden hätten 1861 noch nichts, 1862 in nicht nennenswerther Weise zur Silbergewinnung beigetragen; für 1863 seien aber aus Esmeralda ca. 600,000 Doli, mit 30 pCt. Gold und aus anderen Minendistrikten etwa 300,000 Dollars ohne Gold hin¬ zuzurechnen. Für das Jahr 1864, meint derselbe Verfasser, lasse sich eine Silberproduktion von 16 bis 18 Millionen Dollars erwarten. In der oben schon erwähnten Statistik, welche das amerikanische Schatzamt im Jahre 1864 hat ausarbeiten lassen, wird berichtet, dass im genannten Jahre im Territorium Nevada mehr als 100 Quarzmüh¬ len, mit je 5 bis 40 Stempeln und jede mit einem Kostenaufwande von 10,000 bis 100,000 Dollars errichtet, in Thätigkeit seien und dass Nevada 1864 vermuthlich einen Silberertrag zum Werthe von etwa 20 Millionen Dollars liefern werde. Würde diese Annahme und die Erwartung weiterer Ausdehnung der Silberproduktion in Nevada, Arizona, Idaho, Neu-Mexiko sich bestätigen, so wäre allerdings eine neue Epoche für die Silberproduktion eingetreten und Mexiko könnte den hierin bisher behaupteten Vorrang verlieren. Der letzte Jahresbericht des preussischen Konsulats in San Fran- zisko (im preussischen Handelsarchiv, 1865, II., S. 167 f.) bestätigt übrigens diese Ansicht. Es heisst darin u. A. »Die wichtigsten Silber¬ minen befinden sich in dem neuen Staate Nevada, namentlich in der Umgegend der blühenden Hauptstadt dieses Landes, Virginia City, welche, seit kaum 5 Jahren bestehend, schon an 20,000 Einwohner zählt. In ihrer unmittelbaren Nähe ist die durch ihren seltenen 30 Produktion dtr Edelmetalle. Reiolithum so berühmt gewordene Komstock-Adcr gelegen, deren Gruben die erste Stelle einnehmen. Unter denselben produzirte die »Gould- and Curry-Mine« im vorigen Jahre 4,898,000 Dollars, wovon 2,700,000 Doli, für Bearbeitungslcosten, 700,000 Doli, für ausserordentliche Ausgaben und 1,400,000 Dollars für Dividenden verausgabt wurden. Die Grube liefert täglich etwa 130 Tons Erz mit einem durchschnitt¬ lichen Resultat von 74 Dollars pro Ton. — Die Silberproduktion Ne¬ vada's betrug: I860: 1861: 1862: 1863: 1864: 5000 Pfd. 95,000 „ 255,000 „ 570,000 „ 760,000 „ ca. 100,000 Doli. = ca. „ 2,000,000 „ = „ „ 6,000,000 „ = „ 12,000,000 „ = „ 16,000,000 „ = Hiermit stimmt ein anderer Bericht (Merck. Mag. 1865, 1., 225), der die Silberablieferung aus den nördlichen Distrikten in Kalifornien für das Jahr 1863 auf 12,433,915 und für 1864 auf 15,900,000 Dollars angiebt. Jahr. rfd. 1849: 8,500 1850: 9,100 1851: 11,500 1852: 10,100 1853: 12,000 13. Mexiko. Gol.d. (M. M. R.) Jahr. Pfd. 1854: 11,300 1855: 9,700 1856: 10,200 1857: 10,300 1858: 9,600 Jahr. Pld. 1859: 12,100 1860: 14,300 1861: 11,200 1862: 10,100 1863: 12,000 Silber. (,)/. M. Ii) Jabr. Pfd. Jahr. Pfd. Jahr. Pfd. 1849: 1,457,600 1854: 1,474,600 1859: 1,430,200 1850: 1,561,000 1855: 1,521,000 1860: 1,310,000 1851: 1,044,800 1856: 1,535,400 1861: 1,337,500 1852: 1,688,000 1857: 1,483,900 1862: 1,305,300 1853: 1,742,000 1858: 1,685,600 1863: 1,305,300 Mexiko bat seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bis jetzt die bei weitem bedeutendste Stelle für die Silberversorgung der Welt ein¬ genommen. Man hat auf Grund der effektiven Ausmünzungen in den mexikanischen Münzstätten und mit nur massigem Aufschlag für die legale oder illegale Ausfuhr von nngemiinztem Edelmetall berechnet, dass Mexiko seit der Eroberung durch Cortez bis 1858 über 4640 Millionen Piaster an Edelmetall exportirt hat, wovon höchst wahrschein¬ lich neun Zehntel an Silber. Nach der Aufstellung von Whitney lie¬ ferte Mexiko von der in Betracht kommenden gesammten Silberpro¬ duktion der Erde um das Jahr 1800 gegen 62 Prozent, um das Jahr 1845 gegen 57 Prozent und um das Jahr 1850 über 58 Prozent! Produktion dor Edelmetalle. 31 Um so wichtiger ist es, gerade über den Umfang und die fort¬ gehende Gestaltung der mexikanischen Bergwerksproduktion zu mög¬ lichst zuverlässigen Schätzungen zu gelangen und zu diesem Behufe die veröffentlichten Aufstellungen mit einander zu vergleichen. Die Ausmünzungen haben nach offiziellen Angaben betragen: 1853: 17,028,920 „ In den Jahren 1857—1863 haben die Ausmünzungen in den Münz¬ stätten Mexiko, Guanajuato, Guadalajara, Zakatckas und San Luis 99,678,748 Pesos betragen, während in den Jahren 1837—1857 in sämmtlichen Münzstätten 2,534,115,682 Pesos in Silber und 96,892,543 Pesos in Gold geprägt wurden (Petermann's geogr. Mitth. 1865, S. 358). In ersteren Summen sind sowohl Gold als Silber inbegriffen, man wird indess sich keinenfalls von der Wirklichkeit weit entfernen, wenn man davon durchschnittlich nur 5 bis 6 pCt. für Goldausrnünzung rechnet, denn diese betrug z. B. 1854 nur 965,412, 1855 nur 956,222 und 1856 nur 995,813 Pesos an Werth. Nach solchem Abzug bleibt für die Silberausmünzung durchschnittlich ca. 17 Millionen Pesos (=ca. 810,000 Pfd. Pein-Silber), was ungefähr nur die Hälfte der oben aus dem englischen Blatte mitgetheilten Schätzung ausmacht, so dass, wenn diese richtig wäre, jährlich nahezu 700,000 Pfd Silber unver- miinzt ausgeführt werden müssten, d. h. hauptsächlich im Wege des Schmuggelhandels, um die Abgaben bei der Münze und den Ausfuhr¬ zoll zu sparen. Der heimliche Silberexport ist nun allerdings in Mexiko stets sehr beträchtlich gewesen und wird in neuerer Zeit bei den fort¬ dauernden innern Unruhen und Revolutionen noch bedeutender gewor¬ den sein als früher, allein es ist nicht wahrscheinlich, dass derselbe jemals einen solchen Umfang auch nur annähernd erreicht haben sollte. Die hauptsächliche Silbergewinnung konzentrirt sich in einzelnen grossen Minen von Aktiengesellschaften und bei diesen ist es nicht anzunehmen, dass von ihren Erträgen sich der Entrichtung der vor- schriftsmässigen Abgaben und damit der Registrirung verhältniss- mässig grosse Summen sollten entziehen können. Von St. Clair (De la production des metaux precieux au Mexique. Paris 1845) ward die Edelmetallerzougung Mexiko's im Jahre 1811 auf 2 Millionen Pesos Gold und 16 Millionen Pesos Silber veranschlagt. Ihm schloss sich M. Chevalier an, der für die Silberproduktion in Mexiko um das Jahr 1846 einen Betrag von 922,094 Pfd. annahm, 1850: 19,439,336 Pesos. 1851:17,481,932 „ 1852: 18,190,473 „ 1854: 17,249,946 Pesos. 1855: 17,593,477 „ ' 1856: 19,205,656 „ 32 Produktion der Edelmetalle. aber in seiner neuen Schrift »Le Mexique« (1864) der Ansicht ist, dass dieselbe bis zum Jahre 1862 sich allmählich wieder zu der Höhe gehoben habe, welche die Produktion zu Anfang des Jahrhunderts erreicht hatte, nämlich 1,075,000 Pfd. Whitney schätzt für 1850 und die nächstfolgenden Jahre die jährliche Silberproduktion Mexiko's auf 25 Millionen Piaster = ca. 1,200,000 Pfd. Silber, und die Goldge¬ winnung auf 300,000 Piaster (weniger^als 1000 Pfd. Gold). Levasseur, welcher die Silberproduktion Mexiko's vor dem Jahre 1848 nach Chevalier's Vorgang auf 922,094 Pfd. annimmt, schätzt sie für die Zeit nach 1850, hauptsächlich in Folgender niedrigeren Quecksilberpreise, auf 1,292,000 Pfd. Ihm sehliesst sich Roswag an, der für den Zeit¬ raum von 1848 bis 1857 [die durchschnittliche mexikanische Silber¬ gewinnung auf jährlich 1,303,000 Pfd. angenommen hat. Ein französischer Konsulatsbericht, in den Aunales du commerce exterieur vom Jahre 1863 veröffentlicht, schätzt die jährliche Edelmetall- Produktion Mexiko's auf 100 Millionen Franken, von denen etwa 60 Mill, in legaler Weise mit den englischen Dampfböten aus Veracruz und Tampico verschifft würden. Rechnet man für Gold 6 pCt. ab, so er- giebt sich für die Silbergewinnung ein Betrag von ca. 720,000 Pfd. In den Zusätzen zum 2. Bande des statistisch-kommerziellen Theils der Reise der Novara, Wien 1865, S. 149 wird bemerkt: »Der jährliche Durchschnitts-Ertrag der seit 1864 theilweise wieder ausgebeuteten Silber¬ minen in Mexiko wird auf folgende Summen geschätzt: Zac-atecas 6,000,000 Doli., San Luis Totosi, 2,000,000 Doll. etc. Zusammen 11,100,000 Doli. Ausserdem soll die jährlich im Wege des Schleich¬ handels ausgeführte Quantität Silber in Barren u. s. w. einen Werth von mehr als 1 Million Doli, betragen.« Diese Angaben sind unzweifel¬ haft viel zu niedrig. Oder ist die Meinung, dass der erwähnte Betrag zu der früheren Produktion von ca. 20 bis 25 Millionen Doli, seit 1864 wieder neu hinzutrete? Die Jahresberichte des preussischen Konsulats in Mexiko, welche im preussischen Handelsarchiv mitgetheilt worden sind, enthalten über die dortige Silberproduktion folgende Angaben. Für das Jahr 1855. »An Silber ist wieder mehr gewonnen worden. Die Mine »El Rosario« bei Pachuka, der Mineral del Monte Kompagnie gehörig, ist in zunehmenden Ertrage und die Minen bei Guanajuato und Zakatekas haben ebenfalls bessere Resultate geliefert.« — 1856. »Die Ausmünzungen in sämmtlichen Münzstätten haben ca. 16,500,000 Piaster betragen. Von den Minen ist allein die »Rosario« in lebhaftem Produktion der Edelmetalle. 33 Betriebe; sie liefert jetzt pro Monat 200 bis 250 Silberbarren, der Barren von ca. 1000 Pesos« — (Für 1857 und 1858 liegen keine Beliebte vor). — 1859. »Das Erzeugniss der edlen Erze ist ungefähr auf demselben Standpunkt geblieben. Die Grube Rosario ist noch immer in Thätigkeit, indem sie monatlich 250,000 Pesos Silberwerth in die Münze liefert.« — 1860. »Trotz der sich über das ganze Land erstreckenden Revolution ist die Bearbeitung der Silbergruben in den grosseren Minenbezirken doch fortgegangen und dürfte die Production sich auf der Höhe des vorigen Jahres erhalten haben.« — 1861. »Das diesjährige Ergebniss des Bergbaues wird ungefähr dem vorjährigen gleich sein. Die verschiedenen Münzen haben im Ganzen 15 Millionen Pesos geschlagen, 4 Millionen sind mit Erlaubniss der Regierung aus¬ geführt; eine ähnliche Summe mag als Konterbande den Weg nach Aussen genommen haben. Es ergiebt dies die Gesammtsumme von 23 Millionen, wovon indess eine Million, das aus den Kirchen genommene Silber, abzuziehen ist; alsdann verbleiben 22 Millionen als Erzeugniss der Gruben. Die ergiebigste ist die Grube Rosario bei Pacliuka.« — 1862. »Der Bergbau ist, soweit er sich übersehen lässt, auf gleicher Höhe wie früher geblieben, und wenn auch in den Münzen des Landes einige Millionen Pesos weniger geschlagen wurden, so ist um so viel mehr in Barren - Silber exportirt. — Die Silber- und Goldproduktion kann für 1862 auf 23 Millionen Pesos veranschlagt werden.« — 1863 »Der Bergbau ist, trotz der vielfachen Störungen, welche Revolution und Krieg herbeiführten, in fast unveränderter Weise fortbetrieben worden; die Silber- und Gold-Produktion darf auf 22 bis 25 Millionen Pesos für 1863 angeschlagen werden. Die Mineral del Monte-Kom- pngnie liefert monatlich einen Silberwerth von 240,000 Pesos an die Münze. Die verschiedenen Münzstätten des Landes werden im Jahre 1863 15 Millionen geschlagen haben.« Berücksichtigt man diese ver¬ schiedenen anderweitigen Nachweise und Schätzungen, so wird man die jähr¬ liche Silberproduktion Mexiko's seit 1850 als im Ganzen ziemlich gleich¬ bleibend, im Betrage von ca. 1,100,000 bis 1,250,000 Pfd. Silber an¬ nehmen dürfen, mithin ansehnlich geringer als im Money Market Review für die Zeit vor 1860 veranschlagt worden. — Auch die mexikanische Goldgewinnung möchte nicht ganz so hoch zu schätzen sein wie dort geschehen. Könnte man den Maassstab der Aus¬ münzungen anwenden, so würde dieselbe etwa 6 pCt. vom Warthe der Silberproduktion betragen; da aber Gold so sehr viel leichter un- deklarirt zu exportiren ist, so wird man vielleicht das Doppelte, also 3 34 Produkiiou dor Edelmetalle. ungefähr ein Achtel des Werthcs der Silbergewiunung für die gleich¬ zeitige Goldproduktion annehmen dürfen, also auf etwa 8000 bis 8500 Pfd. Gold. Nicht unerwähnt ist es jedoch zu lassen, dass die in den letzten Jahren ausserordentlich gestiegene Silber-Einfuhr in England mit den westindischen Dampfbüton als ein Beleg für die ansehnliche Zunahme der mexikanischen Silberproduktion geltend gemacht wird. Biese Ein¬ fuhr war nämlich: 186-2: 0,24?,100 £ 1863: 6,651,500 - 1864: 7,002,400 - Dieselbe erfuhr also eine Zunahme von ca. 750,000 auf ca. 1,570,000 Pfd. Silber. Der Hauptsache nach wird diese Zunahme aber den neuen Silber- zufliBsen aus Kalifornien und Nevada zuzuschreiben sein, wenn auch nicht in Abrede zu stellon ist, dass in derselben zugleich ein Hinweis auf eine vermehrte Silberausbeute von Mexiko, Peru und Chili erkannt werden kann, namentlich wenn man dabei in Betracht zieht, dass gleich¬ zeitig die direkte Silberausfuhr von der amerikanischen Westküste nach Asien bedeutend zugenommen hat. 1859: 3,363,000 £ 1860: 4,518,100 - 1861:5,047,600 - Ii. Venezuela und Neugranada. Gold. (M. M. R.) Jahr Pfd. Jahr Pfd. Jahr Pfd. 1849: 3400 1854: 4100 1859: 4100 1850: 3700 1855: 4100 1860: 4300 1851: 4000 1856: 4100 1861: 4400 1852: 3900 1857 : 3900 1862: 4600 1853: 4200 1858: 4200 1863: 4600 Jahr Pfd. 1819: 45,100 1850: 50,000 1851: 51,100 1852: 47,900 Silber. (j/. u. r.) Jahr Pfd. 1S54: 52,200 1855: 48,800 1856: 52,900 1857: 48,100 1858: 49,300 Jahr 1859 1860 1861 1S62 1863 Pfd. 59,700 61,500 60,500 62,900 52,200 1853: 55,400 Hierzu können wir nur bemerken, dass uns sonstige detaillirte Schätzungen oder Notizen, um vorstehende Angaben zu kontrolliren, nicht zu Gebote stehen. M. Chevalier schätzte für Neugranada um das Jahr 1846 die jährliche Produktion von Gold auf 9900 Pfd. und von Silber auf 9764 Pfd. Die Goldproduktion in Neugranada hat seit 1845 bedeutend abgenommen und dürfte vielleicht die schon so bedeutend ermiissigte Schätzung in der englischen Uebersicht für reich¬ lich hoch gelten, wenn nicht vorausgesetzt wird, dass der Verfasser hier Produktion der Edelmetalle. 35 die angrenzenden Länder vun Zentral-Amerika und von Ecuador mit berücksichtigt hat, ohne sie in der Rubrik mit zu nennen. Venezuela liefert so gut wie gar kein Edelmetall und importirt davon mehr als es einführt. Die vor einigen Jahren dort begonnenen Goldwäschereien kommen wenig in Betracht. — Ecuador ist gegenwärtig für den Berg¬ werksbetrieb von fast keiner Bedeutung; das wenige Gold, welches das Land liefert ist entweder Waschgold oder au solchen Orten aufgefunden, wo es von den Indianern zur Zeit der Eroberung versteckt worden. — Unter den Republiken von Zentral-Amerika ist für die Edelmetall¬ produktion hauptsächlich nur Honduras zu nennen. Für das Jahr 1856, nachdem eine grosse Anzahl früher bearbeiteter Minen verlassen war, ward der Werth des in Honduras gewonnenen Goldes und Silbers auf 400,000 Pesos veranschlagt. Nachdem ruhigere Zustände einge¬ treten sind, hat sich der Bergbau wieder etwas gehoben und ist für die letzten Jahre der durchschnittliche jährliche Edelmetall - Ertrag in ganz Zentral-Amerika von Scherz er auf ungefähr 1 Million Pesos ge¬ schätzt worden. Jahr Pfd. 1849: 1000 1850: 1100 1851: 1100 1852: 1100 1853: 1100 15. Bolivien. Gold. (M. M. R.) Jahr Pfd. 1854: 1200 1855: 1200 1856: 1200 1857: 1200 1858: 1300 Jahr Pfd. 1859: 1300 1860: 1300 1861: 1300 1S62: 1300 1863: 1350 Silber. (,ir. m. r ) Jahr Pfd. Jahr Pfd. Jahr Pfd. 1849: 124,900 1854: 130,900 1859: 174.900 1850: 129,400 1855: 148,800 1860: 181,600 1851: 130,400 1856: 163,500 1861: 176.400 1852: 133,200 1857: 178,800 1862: 180,200 1853: 134,400 1858: 168,000 1863: 181,600 Von M. Chevalier wurde für das Jahr 1846 in Bolivien die Pro¬ duktion des Goldes auf 888 Pfd., die des Silbers auf 104,088 Pfd. veranschlagt, von Whitney für das Jahr 1850 auf 97,500 Pfd. Silber und (für das Jahr 1845) auf 900 Pfd. Gold. Nach Wappäus (Bolivia, S. 700) ist die gegenwärtige Silberproduktion auf höchstens (300,000 Mark) 138,000 Pfd. anzunehmen. — In ihrer glänzendsten Periode, 1556—1606, haben allein die Silberbergwerke von Potosi jährlich dem deklarirten Werthe nach über 400,000 Pfd. Silber geliefert. Die Haupt¬ ursachen des gegenwärtigen Daniederliegens des Silberbergbaues in Bolivia 3* 36 Produktion der Edelmetalle. sind die grosse Verarmung des Landes in Folge der permanenten Bürger¬ kriege, welclie die Wiederaufnahme der alten reichen, aber grösstenteils jetzt unter Wasser stehenden Minen unmöglich machen, und die dort noch immer herrschende Unsicherheit, wodurch auch fremde Kapitalien abgehalten werden, den Minenbesitzern darin zu Hülfe zu kommen. Nach Dalence giebt es in Bolivien an 10,000 verlassene Silberminen von denen zwei Drittheile des Wassers wegen nicht bearbeitet werden können. Mit Bolivia sind vermutblich zugleich die angrenzenden Minendistrikte in den Laplata-Staaten zusammengerechnet worden. Nach einem französischen Consulatsbericht (Ann. du comm. exterieur, Avril 1865) ist in neuerer Zeit in den Frovinzen Cordova, Kioja, San Luis und San Juan der Bergbau mit Eifer wieder aufgenommen worden. (Vergl. S. 39.) ' 16. Brasilien. Gold. (M. M. R.) Jahr Pfd. Jahr Pfd. Jahr Pfd. 1819: 4200 1854: 4350 1859: 4700 1850: 4200 1855: 4400 1860: 4700 1851: 4300 1S56: 4600 1861: 4800 1852: 4200 1857: 4700 1862: 4900 1853: 4400 1858: 4650 1863: 5200 Silber- (.v. si. n.) Jahr Pfd. Jahr Pfd. 1854: 57,400 1859: 67,100 1855: 58,500 i860: 60,900 1856: 62,300 1861: 65,900 1857: 67,000 1862: 58,200 1858: 56,800 1863: 65,800 Die Goldproduktion Brasiliens ward von M. Chevalier um das Jahr 1846 auf 5000 rfd., von Whitney für das Jahr 1850 auf 4250 Pfd. geschützt, was den vorstehenden Angaben entspricht. Was das Silber hingegen betrifft, steht die Schätzung des 21. 21. B. mit den sonstigen Angaben in auffälligem Widerspruch; denn Chevalier hält sie für gar nicht beachtenswert]!, Whitney schätzt sie nur zu ca. 560 Pfd. und Koswag zu nur 600 Pfd. Es ist uns unerklärlich, wie die englische Uebersicht zur Annahme einer bemerkenswerthen Silbergewinnung in Brasilien gelangt ist. Im vorigen Jahrhundert war Brasilien bekanntlich das¬ jenige Land, welches am reichlichsten Gold produzirte. Der Gesammt- ertrag wird von v. Eschwege (im Pluto Brasiliensis, Berlin 1833) bis zum Jahre 1820 auf 63,467 Arroben = ca. 1,850,000 Pfd. veranschlagt, was indess zu niedrig erscheint, da hierbei nur ein Fünftel der dekla- rirten Produktion für das im Wege des Schleichhandels exportirte Jahr Pfd. 1849: 52,800 1850: 53,200 1851 : 53,400 1852: 51,500 1853: 56,600 Produktion der Edelmetalle. 37 Goldquantum angenommen ist, welches hei der Höhe der Abgabe von 20 pCt. und der Leichtigkeit des Schmuggeins bei einem so wenig voluminösen Artikel viel höher sein dürfte. Danson hat demgomäss die gesammte brasilische Goldproduktion bis 1848 auf den Werth von 1018 Millionen Fiaster = ca. 3,230,000 Pfd. geschätzt. Ueber die jetzige Goldgewinnung in dem Haupt-Minendistrikt Brasiliens bemerkt v. Tschudi (Minas geraes in Brasilien, Petermann's Geographische Mittheilungen, 1862): »Im Jahre 1814 wurden nach v. Eschwege in der Provinz 28,556 Unzen Gold gewonnen. — Gegenwärtig ist kaum mehr der fünfte Theil jener Gruben in Bearbeitung, die übrigen sind gänzlich ausgebeutet oder verlassen, weil sie in Folge schlechten Baues einstürzten oder weil die Goldausbeute zu den immer mehr gesteigerten Auslagen, be¬ sonders dem um das Acht- bis Zehnfache erliöheten Sklavenpreis in keinem Verhältniss mehr stand. Die einzige rationelle und auch lukra¬ tive Goldgewinnung in Brasilien findet seit Jahren durch eine englische Kompagnie statt, die im Jähre 1825 die Lavras de Congosocco an¬ kaufte und sie seitdem ununterbrochen echt bergmännisch betreibt.« Die deklarirte Ausfuhr aus Brasilien an Goldstaub und Gold in Barren hat nach der officiellcn Handelsstatistik betragen: 18-18—49: 4050 Ffd. 1849-50: 4743 - 1845—4G: 2331 Pfd. 184G—47: 1598 - 1847—48: 2864 - (Spätere Angaben sind uns nicht bekannt.) Jahr 1849: 1850: 1851: 1852: rfd. 1400 1400 1400 1400 1853: 1400 17. Peru. Gold. (m. m. r.) Jahr 1854: 1855: 1856: 1857: PW. 1400 1400 1400 1400 Jahr Pfd. 1859: 1450 I860: 1450 1861 : 1862: 1863: 1450 1500 1500 Jahr 1850: 1858: 1400 Silber. (m. m. r) Jahr Pfd. 1854- 295,100 1855: 292,500 1856: 317,800 1857: 321,900 1858: 278,500 M. Chevalier schätzt für 1846 Peru's jährliche Produktion an Gold auf 1500 Pfd., an Silber auf 300,000 Pfd., Whitney im Jahre 1850 auf 227,000 Pfd. Silber, Boswag im Durchschnitt der Jahre 1848 bis 1857 auf 212,800 Pfd. Silber Jahr Pfd. 1849: 255,400 1850: 408,800 1851: 443,400 1852: 265,100 1853: 293,500 Pfd. 340,700 1860: 383,000 186) : 408,600 1862: 446,100 1863: 418,200 38 Produktion dnr Edelmetalle. Wappüus (Mittel- und Südamerika, Peru, S. G12 ff.) bemerkt über den Silberbergbau in Peru u. A. Folgendes: Am wichtigsten ist noch immer der Silberbergbau von Cerro de Pasco, wenngleich er lange nicht mehr die fabelhaften Reichthümer liefert, die ihn zur spanischen Zeit weltberühmt gemacht haben. — Eine grosse Anzahl der Gruben ist nur sehr oberflächlich (Cortes), andere haben aber eine bedeutende Tiefe; die Zahl dieser Minen belief sich im Jahre 1860 auf 588, wäh¬ rend die Zahl der Cortes über 1000 betrug und die in der Umgegend befindlichen Minen auf mehr als 2000 angeschlagen werden. Der Be¬ trieb ist jedoch allgemein sehr unordentlich, ja unvernünftig, da nur das Interesse, auf möglichst wenig kostspielige Weise grosse Ausbeute zu erlangen, ihre Besitzer leitet. — In den 19 Jahren von 1828 bis 1846 sind auf der »Callana«, dem Schmelzhause der Regierung, 20,506 Barren, 4,647,053 Mark Silber enthaltend, geschmolzen, jährlich also im Durchschnitt 244,600 Mark (130.200 Pfd.). Die angegebene Summe giebt aber nicht die Gesammtproduktion an, da eine grosse Monge Silber, ohne in die Callana zu kommen, über das Gebirge nach der Küste geschmuggelt und von dort nach Europa verschifft ward, und darf man diese heimliche Ausfuhr wohl auf \ der ganzen Produktion annehmen. Für die letzten 5 Jahre vor 1846 betrug das in Cerro de Pasco geschmolzene Silber durchschnittlich 306,010 Mark (140,800 Pfd.), stand also bedeutend über dem Mittel der ganzen Periode. Dagegen hatte in allen anderen Minendistrikten die Silberproduktion gegen früher sehr abgenommen. Auch in Cerro de Pasco sind die Erträge in letzterer Zeit geringer geworden, denn an das dortige Schnrelzhaus wurden nur abgeliefert: 1857: 201,207;] Mark (92,600 Pfd.); 1858: 203,445f Mark (93,600 Pfd.); 1862: 232,854 Mark (107,100 Pfd.) Der jährliche Ertrag der übrigen Silberminen Peru's (in Trujillo u. a.) wurde im Jahre 1861 auf zusammen 100,000 Mark veranschlagt; sümmtliche Minen lieferten demnach ca. 300,000 Mark (= 138,000 Pf.) Zum Kurs von 42 Pence berechnet, was auf 11J Pesos pro Mark aus¬ kommt, wird der Werth der durchschnittlichen Ausfuhr von peruanischem Silber auf 3 Millionen Pesos geschätzt, bei einer Produktion von 3,375,000 Pesos. Für den Silberbergbau ist für die nächste Zukunft ein grösserer Aufschwung wohl nicht zu erwarten. Als Hauptliinderniss steht ihm die ungünstige Lage fast aller Silberminen und namentlich der reichsten auf entlegenen, schwer zugänglichen, und holzlosen Gebirgen entgegen. Produktion der Edelmetalle. 30 Die deklarirte Silberausfuhr aus Peru hat im Jahre 18(12 betragen: gemünztes Silber 1,118,G48 Pesos, in Barren von Ccrro de Pasco 2,317,250 Pesos und aus sonstigen Minen 780,380 Pesos, zusammen also 4,210,278 Pesos = ca. 200,000 Pfd, Silber. 1803 war die Ausfuhr in Folge von Münzoperationen der Regierung ungewöhnlich gross, näm¬ lich an geprägtem Gold und Goldstaub, sowie an Barren-Silber, Pina- und Chafalonia-Silber und Bolivianischem Silbergeld dem deklarirten Werthe nach zusammen 049,000 Pesos in Gold und 5,091,700 Pesos in Silber, gleich resp. ca. 2000 Pfd. Gold und ca. 270,000 Pfd. Silber. Die wirkliche Ausfuhr wird wegen der mitgenommenen nichtdeklarirten Summen höher anzunehmeil sein. Andererseits ist auch ein Theil der bolivianischen Edelmetall-Produktion im Export aus peruanischen Häfen mit eingeschlossen. (Konsulatsberichte aus Lima im preuss. Handels¬ archiv. 1801, I. 141; 1863, II. 521 und 18G4, II. 325.) Die Silberproduktion in den an die Anden stossendcn Provinzen der Argentinischen Republik, namentlich in der Provinz San Juan, hat seit 1862 grössere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Man hat eine Anzahl reichhaltiger Minen entdeckt und in roher Weise zu bearbeiten angefangen. (Man vergl. »A mining journey across the great Andes; with explorations in the silver mining districts of the provinces of San Juan and Mendoza etc. By F. J. Rickard, Government Inspector general of mines, Argentine Republic. London 1863.«) Ein§ Unter¬ suchung von mehr als 100 Erzproben, welche Hr. Rickard aus den verschiedenen Minen selbst genommen hatte, ergab als durchschnitt¬ lichen Gehalt 168 Unzen Fein-Silber auf eine Tonne Erz; und eine spätere Untersuchung desselben von Proben aus 18 Gruben der Tontal-Minen und aus 6 Gruben der La Huerta-Minen einen Durch¬ schnitt von 356 Unzen auf die Tonne Erz. Bei einer Untersuchung von nach London geschickten Erzen erhielt man einen Durchschnitt von 891 Unzen auf die Tonne und bei einzelnen der Proben 2417 Unzen. Und zwar sind die Erze der Art, dass sie die Silbergewinnung, ohne vorgängiges Schmelzen, direkt im Wege der Amalgation gestatten, was natürlich die Extraktion an Ort und Stelle wesentlich erleichtert. Das Haupthindernis eines vortheilhaften und progressiven Silberbergbaues ist die Mangelhaftigkeit der Kommunikation, wogegen der Arbeitslohn niedrig ist. Der genannte Autor ist der Ansicht, dass die Minen von Tontal so reichhaltig und ausgedehnt seien, dass dieser Distrikt nicht allein den reichen Minen von Charnarcillo und Tres Puntas zur Seite zu stellen, sondern berufen erscheine, mit den berühmten Silberberg- 40 Produktion der Edelmetalle. werken von Potosi, welche fast 300 Jahre hindurch jährlich Silber zum Werthe von Millionen £ geliefert habe, künftig zu rivalisiren: Bis Ende 1803 ist jedoch die argentinische Silberproduktion noch unbedeutend geblieben. Was sie ergeben hat, ist fast ausschliesslich über Valparaiso oxportirt. 18. Chile. Jalir Pfd. 1849: 2120 1850: 2135 1851: 2140 1352: 21(15 1853: 1985 Jahr Pfd. 1849: 112,800 1850: 118,500 1851: 1(15,000 1852: 181,000 1853: 180,000 Gold. (,v. n. Ii.) Jahr Pfd. 1854: 2050 1855: 2100 1836: 2050 1857: 2ISO 1858: 2250 Silber. (,t/. m. /?.) Jahr Pfd. 1854: 182.900 1855: 179j400 1856: 148,700 1857: 151,400 1858: 138,700 Jahr Pfd. 1859: 2200 1860: 2180 1861: 2220 1862: 2380 1803: 2225 Jahr Pfd. 1859: 172,400 18C0: 175,100 1861: 181,600 18C2: 164,500 1863: 171,400 Yon M. Chevalier ward um das Jahr 181G die Goldgewinnung in Chile auf jährlich 2141 Pfd. und die Silberproduktion auf G7,184 Pfd. geschätzt; die nämliche Schätzung findet man hei Whitney für das Jahr 1845 wiederholt. Für die Jahre 1849 und 1850 veranschlagt Whitney jedoch die chilenische Silberproduktion beträchtlich höher, nämlich auf resp. 143,000 und 190,000 Pfd., also mehr als doppelt so hoch als fünf Jahre früher. — Roswag berechnet die jährliche Silber¬ produktion von Chile im Durchschnitt der Jahre 1849—1857 auf 194,GOO Pfd., wovon der hei weitem grösstc Theil auf die Provinz Atacama kommt, welche nach Iloswag's Angaben im Jahre 1850 einen Silberertrag von 155,028 Pfd. und im Durchschnitt der Jahre 1851 bis 1855 von jährlich 160,520 Tfd. geliefert hat. Ein Konsulatsbericht aus dem Jahre 185G (Annales du commerce exterieur, 1856, Mai) schätzt die gesauimte Goldgewinnung in Chile für das Jahr 1854 auf 4000 spanische Mark (= 1840 Pfd.) und die Silber¬ produktion der Provinz Atacama auf den Werth von 30,859,700 Francs (= ca. 170,000 Pfd.) In den Jahren 1845 bis 1850 hatten die Gruben von Copiapo (die Hauptminen der Provinz Atacama) nach officiellen Angaben (siehe Zeitschrift für allgem. Erdkunde, 1851. Bd, II, S. G5) au Silber ge¬ liefert : Produktion der Edelmetalle. •11 1845: 70,C00 Pfd. 184C: 74,000 - 1547: 93,900 - 1848: 120,100 Pfd. 1849: 157,400 - 1850: 153,800 - Das offizielle »Anuario estadistico,« Entrega cuarta, Santiago 18C2, p. 447 ff. Angaben: Provinz. Atacama, Coquimbo giebt über die chilenische Edelmetallproduktion folgende Silber Gold Silber Gold Silber Zahl der Minen. 199 8 9 30 34 Zahl der Arbeiter. 3488 75 74 269 306 Monatlicher Ertrag. Quintais (Erz.) 28,998 803 (?) 100 2 820 Acongagua j Für die Provinz Santiago werden ebendaselbst 12 Gold- und Silber¬ bergwerke und für die Provinz Valparaiso 3 Gold- und 3 Silberminen angegeben, jedoch ohne weitere Details. Die hei den Zollämtern deklarirte Ausfuhr von chilenischem Gold und Silber wird in der genannten Statistik (Entrega tercera, 18G1, p. 103; Entr. quinta, 18G3, p. 381) wie folgt angegeben: Gold in Staub Silber in Gemünztes Gold Silbererze. u. Barron. Barren etc. u. Silber. Pesos. Pesos. Pesos. Pesos. 1852 122,370 3,511,553 664,747 522,361 1853 12,351 1,490,045 192,138 1,486,427 1854 9,600 11,977 2,714,793 1,630,144 1,431,443 1855 2,625,706 385,249 1,649,999 1856 5,072 2,527,929 587,300 1,232,416 1857 1,600 1,585,326 1,742,425 1,311,103 1858 32,416 263,749 1,436,023 842,107 1859 — 187,829 — 379,267 1860 8,076 934,579 — 662,485 1861 4,490 1,308,680 — 836,845 1862 31,226 2,180,861 — 1,026,153 Tu der »Estadistica comercial de la Republica de Chile, anno de 18G4, Valparaiso 18G5« wird das Gewicht und der Werth der Silber- Ausfuhr in den vier Jahren 1861—1864 ebenfalls angegeben. Laut Deklaration wurden hiernach ausgeführt: Jahr 1861 1862 1863 1864 Silber in Barren etc. Gewicht in metr. Pfd. 48,940 73,538 93,290 71,078 Werth iu Pesos. 1,129,882 1,678,625 2,118,306 1,638 272 Silbererze. Gewicht in metr. Pfd. 9,302,672 11,106,608 8,731,812 7,548,516 Werth in Pesos. 821,568 1,026,153 1,021,318 809,875 Gesammtwerth in Pesos. 1,951,450 2,704,778 3,139,624 2,448,147 Nimmt man den Durchschnitt dieser vier Jahre (18G1-—18G4) und berechnet den Silbergehalt der Silbererze nur nach dor Werthdeklaration bei der Ausfuhr, so ergiebt sich eine jährliche Silberausfuhr von ca. 112,000 Pfd. Fein-Silber. 42 Produktion der Edelmetalle. Von Interesse ist es nachzuweisen, wohin die Silbererze exportirt worden sind, um in dortigen Hütten verarbeitet zu werden; man ersieht daraus, in welchem Verhültniss Deutschland in den letzten Jahren an diesem Industriezweige sich betlieiligt hat. Es wurden ausgeführt nach T . Fnßland. Deiilsehland. Nordamerika. "nr Pfd. Pfd. Pfd. 1861: 9,302,072 — — 1362: 10,918,100 184,552 395C 1863: 8,362,120 368,956 736 1864: 6,143,852 1,401,844 — Zur Vervollständigung und Erläuterung dieser offiziellen statisti¬ schen Nachweise muss indess auf einige nicht unwesentliche Umstände hingewiesen werden. Der effektive Silbergehalt der exportirten Silber¬ erze ist selbstverständlich viel bedeutender als selbst der richtig dekla- rirte Werth bei der Ausfuhr, da diesem die Transportkosten und die sonstigen Unkosten bis zur Gewinnung des Silbers in den europäischen Hüttenwerken noch hinzuzurechnen wären. Ferner ist hinzuzufügen das in den exportirten, einmal geschmolzenen silberhaltigen Kupfererzen (Ejes de cobra y plata) enthaltene Silber, welches in Europa extra- liirt wird. Sodann ist der Ausfuhr noch hinzuzurechnen das aus den angrenzenden Argentinischen Provinzen und aus Bolivia (Cobija) durch die chilenischen Häfen transitirende Silber, dessen jährlicher Betrag im Durchschnitt der letzten sechs Jahre auf mehr als 300,000 Pesos anzunehmen ist.*) Und endlich wird noch für das ohne Deklaration exportirte Silber und das in dem Kupfer mit enthaltene, in Europa auszuscheidende Silber ein beträchtlicher Zuschlag zu machen sein. Alles dies zusammengerechnet darf man für die letzte Zeit die jährliche Silber-Ausfuhr aus Chile durchschnittlich auf mehr als 150,000 Pfd. Fein-Silber schätzen. Die Ausmünzungen in Santiago haben sich in den Jahren 1854 bis 18G0 folgendermassen verhalten: Jalir 1854 1855 1856 1857 Gold. Silber. Pesos. Pesos. 1,057,405 932,393 650,175 1,546,196 692,665 885,029 734,481 380,423 Jahr Gold. Silber. Pesos. Pesos. 1858: 695,976 350,391 1859: 3,342,923 602,485 1860: 622,358 144,384 Für gewöhnlich wird nur das im Lande gewonnene Gold zum Be¬ trage von ea. 2000 Pfd. vermünzt sein. In den Jahren, wo eine stär¬ kere Ausmünzung von Gold stattfand, ist hierzu importirtes Gold mit- *) Für das Jahr 1862 finden wir die Notiz, dass 47,832 Mark (ca. 20,000 Pf.) Silber durch Chili transitivten und deklarirt wurden. Produfetiou dor Edelmetalle. 43 verwendet worden; z. B. die starken Goldprägungen des Jalnes lti.VJ rühren hauptsächlich her aus den Rimessen einer in England kontra- hirten Eisenbahnanleihe. Das Uebergewiclit der Gold-Zirkulation in Chile tritt in den Ausmünzungen deutlich hervor. Schliesslich theilen wir noch einen kurzen Auszug aus einem sach¬ verständigen Aufsatze mit, welchen die »Zeitschrift für allgemeine Erdkunde« N. F. 1860, Bd. IX. S. 251 »über die Silberbergwerke in Chile« veröffentlicht hat. Obgleich Chile, hauptsächlich in der Provinz Atacama, an Silber¬ erzen reich ist, zieht das Land aus diesen Schätzen doch nicht den Nutzen, den sie ihm gewähren könnten. Ein Theil der Schuld liegt an den bestehenden Gesetzen. Diese schreiben vor, dass wenn irgend wo ein Erzlager entdeckt wird, dem einzelnen um ein Eigenthumsrecht sich bewerbenden Bergmann, wenn er nicht gerade der Entdecker ist, an einer und derselben Ader nur ein sehr kleines Stück an der Ober¬ fläche zuertheilt werden darf. Da nun die Silbererze von sehr ver¬ schiedenem Gehalt sind und oft durch weite Strecken tauben Gesteins unterbrochen werden, so bleibt der Ankauf und der Abbau einer »Pcr- tenencia« ein Lotteriegeschäft, bei dem das darauf verwendete Kapital oft ganz verloren geht. Eine grössere Ausdehnung der pertenencias würde das Risiko vermindern. Die grosse Zahl der Eigenthümer hat zur Folge, das meistens eine umfassende genaue Untersuchung des Erzlagers nicht stattfindet und jeder einzelne Besitzer seine Arbeiten nach Gutdünken unternimmt und oft beträchtliche Summen für ganz unnütze Unternehmungen verschleudert. Selbst dann, wenn das Glück dem Besitzer ergiebige Adern geschenkt hat, verschlingen die Pro¬ duktionskosten einen beträchtlichen Theil des Gewinnes. Ihre Höhe wird nicht blos durch die Unzweckmässigkeit der Anlagen und den Mangel an geeigneten Maschinen, sondern auch durch den ausser¬ ordentlich hohen Arbeitslohn veranlasst. Um einen Kubikmeter Erz aus einer Tiefe von 60 Yaras aus der Grube zu fördern, muss man nach Durchschnittsberechnung in Chile 36 Pesos 27 Cts. zahlen, wäh¬ rend dasselbe in Deutschland für 8 Pesos hergestellt wird. Da nun die Kosten mit zunehmender Tiefe der Gruben unverhältnissmässig steigen und die Erze in den meisten chilenischen Minen je tiefer desto ärmer werden, muss die Bearbeitung derselben viel früher als unrentabel aufgegeben werden, als es bei den besseren Einrichtungen und dem geringeren Arbeitslohn in anderen Ländern der Fall sein würde. Ein anderes Hinderniss stellt der Rentabilität des Silberbergbaues die 44 Produktion der* Edelmetalle. Mangelhaftigkeit der Kommunikationsmittel in den Weg. Diese wird um so fühlbarer als in Chile seihst nur aus Hornerzen das Silber dar¬ gestellt wird, während es an Einrichtungen fehlt, aus den minder reichen Erzen, aus Glaserzen und Kothgiildig das reine Metall zu ge¬ winnen; diese letzteren müssen also in rohem Zustande an die Küste befördert werden, um ins Ausland exporti rt zu werden. Alle diese Umstände sind dem Silberbergbau sehr ungünstig. — In den aller¬ letzten Jahren 1862—1864 scheint die Silberproduktion sich allerdings wieder etwas gehoben zu haben, allein unverkennbar ist in Chile im letzten Jahrzehnt die Kupferproduktion mit viel grösserem Erfolge be¬ trieben und ausgedehnt worden. Während der Werth des aus Chile exporlirten Kupfers und der Kupfererze im Jahre 1852 nur ca. 3,600,000 Pesos betrug, erreichte derselbe im Jahre 1862 bereits die Höhe von über 12,630,000 Pesos und scheint der chilenische Kupferbergbau noch immer im Steigen begriffen und der Silberproduktion Abbruch zu thun. Die vorerwähnte offizielle Handelsstatistik giebt über die Ausfuhr in den beiden letzten Jahren nachstehenden Nachweis: 18C3. Kupfer in Barren 29,741,386 Pfd. — 5,508,610 Pesos. Regulas 40,501,562 „ = 2,960,563 „ Kupfererze 61,566,480 „ — 1,853,675 „ 1864. Kupfer in Barren 53,619,000 Pfd. = 9,506,957 Pesos. Regulus 58,936,420 „ = 4,714,912 „ Kupfererze 36,936,238 „ = 1,268,588 „ Andere Länder. Unter dieser Rubrik hat die Uebersicht im Money Market Review, höchstwahrscheinlich ohne Zugrundeleguug detaillirter Berechnungen, gleichsam zur Ausgleichung und Ahruuduug für jedes Jahr noch be¬ stimmte Summen ausgeworfen. Dieselben hier einzeln mit aufzufüh¬ ren, erscheint ohne rechten Zweck. Wir beschränken uns daher auf die Bemerkung, dass die betreffenden angenommenen Beträge in den verschiedenen Jahren für das Gold zwischen 900 und 1200 Pfd., und für Silber zwischen 98,000 und 133,000 Pfd. schwanken. Unter den für die Edelmetallgewinnung noch in Betracht kommen¬ den Ländern sind in der englischen Aufstellung nicht speziell mit auf¬ geführt worden: Kanada, Zentral-Amerika, Ekuador und die Laplata- Länder, Frankreich und das Türkische Reich. Was jene amerikanischen Länder anlangt, so sind dieselben in unseren Mittheilungen resp. über Britisch-Kolumbien, Neugranada und Bolivien bereits berücksichtigt, Produktion der Edelmetalle. 45 und bleibt daher nur noch Frankreich und die Türkei in Betracht zu ziehen. Die einheimische Silberproduktion Frankreichs wird von M. Block (Statistique de la France, Paris 1860) angegeben 1847: 6334 Pfd.; — 1850: 7902 Pfd.; — 1852: 12,572 Pfd.; — Koswag schätzt dieselbe im Durchschnitt der Jahre 1849-1857 auf 7000 Pfd. Für die Extra- hirung des Silbers aus importirten Erzen in den verschiedenen franzö¬ sischen Hüttenanstalten, vornämlich in Marseillo, nimmt derselbe nach genauerer Berechnung ein Silberquantum von 57,266 Pfd. an. Die Erze werden vorwiegend aus Spanien eingeführt. Im Türkischen Reiche kommt die Silbergewinnung in Betracht, welche bei Bearbeitung mehrerer Blei- und Kupferbergwerke in Klein¬ asien, namentlich in der Gegend von Erzerum und Samsum, erzielt wird. Der Betrag der hier in neuerer Zeit abgelieferten Erze wird von Farley und Heuschling, nach offiziellen Quellen auf durchschnitt¬ lich ca. 560,000 Oka = ca 1,400,000 Pfd. per Jahr angegeben. Ros- wag schätzt die dortige Silberproduktion auf 22,200 Pfd. — Auch in Thessalien sind in neuerer Zeit Blei- und Silberminen bearbeitet worden. Schliesslich ist noch der Goldgewinnung zu gedenken, welche durch Ausscheidung des Goldes aus goldhaltigem Silber stattfindet. Bis vor etwa 30 oder 40 Jahren war die Chemie noch nicht so weit fortgeschritten, dass man ohne unverhältuissmässige Kosten eine vollständige Extrahi- rung des Goldes aus dem vielen goldhaltigen Silber beschaffen konnte. Seitdem aber ist man dahin gelangt, wenn auch nur ^oVtJ G°ld im Silber enthalten ist, dasselbe noch mit Vortheil auszuscheiden. Sehr grosse Summen Silbermünze (z. B. die Fünffrankenstücke vor 1825) sind hauptsächlich nur zu diesem Behufe eingeschmolzen worden. Solche Affiniranstalten sind in Paris, Antwerpen, Amsterdam und Hamburg in Thätigkeit. Ueber den auf diese Weise erzielten Gold¬ ertrag lässt sich schwer ein zuverlässiger Anschlag machen. M. Che¬ valier (1850) schätzt denselben auf jährlich ca. 3200 Pfd. Gold, wovon Frankreich ungefähr die Hälfte liefere; Koswag (1865) auf das Dop¬ pelte, nämlich für Frankreich auf 2800 bis 3200 Pfd., und für die sonstigen Anstalten auf ca. 3000 Pfd.- Gold. — Man wird indess zu der Annahme berechtigt sein, dass dieser Zuwachs zur Goldgewinnung sich wesentlich mindern wird, da in neuerer Zeit beim Affiniren und Ausmünzen des Silbers die Ausscheidung des Goldes gleich vorweg mit möglichster Sorgfalt vorgenommen wird. 46 Produktion der Edelmetalle. Werfen wir jetzt einen allgemeinen Rückblick auf die vorange¬ gangenen Mittheilungen aus dem Money Market Review und die von uns beigefügten anderweitigen Angaben und Schätzungen, so ergeben sich in der grossen Mehrzahl der Positionen wesentliche Abweichungen. In sehr vielen Fällen fanden sich in der englischen Aufstellung unbe¬ greifliche Irrthümer und Uebertreibungen, deren Nachweis klar vorliegt. Um nur einzelne Belege hervorzuheben, sind die Angaben über die Goldgewinnung in Deutschland, in Russland, in Spanien, in Afrika und den meisten südamerikanischen Staaten bedeutend zu hoch; die Silber¬ produktion ist für Deutschland zu niedrig angenommen, dagegen be¬ trächtlich zu hoch für Mexiko und einige Länder in Südamerika. Hinsichtlich der seit 1849 neu hinzugekommenen Goldproduktion in Kalifornien und Australien besteht aber zwischen den mehrseitigen Angaben wesentliche Uebereinstimmung. — Wir legen nun zunächst vor: die Uebersicht des englischen Blattes über die gesammte Gold- und Silberproduktion in jedem der Jahre 1849 — 1863, einmal so wie sie aufgeführt steht mit Einschluss von China, Tibet und Japan, und so¬ dann unter Abzug der für diese Länder angenommenen rein hypothe¬ tischen Schätzungen. Gcscunmtprodaldion der Edelmetalle (nach der Aufstellung im Money Market Review). (Einschliesslich Japan und China) Gold. P/und. Silber. Ufund. 1849: 311,300 1850: 343,900 1851: 395,100 1852: 574,800 1853: 614,200 1854: 539,900 553,600 1855: 1856: 566,700 1857: 548,700 1858: 535,600 1859: 519,700 1860: 508,500 1861: 492,800 1862: 485,300 1863: 479,100 3,280,000 3,031.000 3,637,000 3,652,000 3,789,000 3,525,000 3,569,000 3,711,000 3,715,000 4,025,000 3,950,000 4,029,000 4,175,000 4,113,000 4,188,000 (Ohne Japan und China.) (Ohne Japan und China.) Gold. Plu od. Silber. Gold. Mill. Thlr. Silber. Mill. Thlr. 232,600 2,525,000 108,2 75,s 265,200 2,876,000 123,3 86,3 316,400 2,882,000 147,i 86,5 497,900 2,897,000 231,5 86,9 537,300 3,034,000 249,9 91,o 463,000 2,770,000 215,3 83,i 456,700 2,814,000 212,» 84,i 491,300 2,871,000 22S,5 86,i .474,700 2,875,000 220.7 86,2 462,400 3,117,000 215,o 93,5 416,500 3,042,000 207,6 91,3 437,500 3,076,000 203,4 92,3 421,800 3,240,000 196,i 97,2 412,000 3,178,000 191,6 95,3 405,800 3,253,000 188,3 97,6 Produktion der Edelmetalle. 47 Wegen Begründung unserer nunmehr am Sehluss vorzulegenden selbständigen Aufstellung über die Edelmetallproduktion müssen wir im Allgemeinen auf die Nachweise und Bemerkungen Bezug nehmen, die wir den Angaben des Money Market Review schon bei den ein¬ zelnen Ländern entgegengestellt oder zur Bestätigung angereihet haben, denn eine, die Details der Abweichungen erörternde Kritik würde hier offenbar zu weit führen, lieber eine sehr auffallende und in viele Fragen des Geldwesens tief eingreifende Differenz erscheint indess noch eine besondere, wenn auch möglichst kurzgefasste Prü¬ fung nothwendig. Es ist dies der Betrag der mexikanischen und süd¬ amerikanischen Silberproduktion. Nach den Angaben im englischen Blatte betrug die Silberproduktion der genannten Länder während der fünfzehn Jahre 1849 bis 1803 zusammen (149,720,000 £) 33,989,000 Pfd., also im jährlichen Durchschnitt 2,2G6,000 Pfd., wogegen unsere nach¬ stehende Statistik die nämliche Produktion nur auf 24,290,000 Pfd. oder durchschnittlich 1,620,000 Pfd. Silber schätzt. Dies ergiebt eine Differenz von 646,000 Pfd. Silber oder dem Werthe nach von 19,380,000 Thaler jährlich! Wodurch motivirt sich diese ausserordentliche Differenz gerade bei den beiden wichtigsten Faktoren der Silberversorgung? Eine Auf¬ klärung ist um so mehr geboten, als jener viel höhere Anschlag keineswegs isolirt steht, noch jetzt erst hervortritt, sondern auch sonst ähnliche Schätzungen über die mexikanische und südamerikanische Silberproduktion sich geltend gemacht haben. Wir haben früher erwähnt, dass im Durchschnitt der Jahre 1851 bis 1856 die Ausprägungen auf sämmtlichen mexikanischen Münzstät¬ ten 18 Millionen Pesos betrugen, wovon etwas über 17 Millionen Pe¬ sos in Silber bestanden. In den Jahren 1857 bis 1863, worüber uns die speziflzirten Ausweise nicht vorliegen, haben die mexikanischen »Ausmünzungen trotz der politischen Unruhen im Ganzen ungefähr die¬ selbe Höhe behauptet. Alles im Lande gewonnene Edelmetall soll nach den bestehenden Gesetzen an die Münzstätten abgeliefert werden, und bildet dieser Umstand bekanntlich die Basis der früheren Schätzun¬ gen über die Silberproduktion. Ausnahmsweise wird die Ausfuhr von Silber in Barren durch besondere Lizenz gestattet, doch kommt dies nicht häufig vor. Indem hierfür und für das im Lande zu Silberge- räth verarbeitete Silber sowie vornämlich für die zur Vermeidung der Ausgangsabgabe in illegaler Weise exportirten Silberquantitäten zu jenen durch die Münzregister konstatirten Summen 6 Millionen Pesos 48 Produktion der Edelmetalle. hinzugerechnet werden, ist wiederholt in Konsulatsberichten aus Mexiko die jährliche Silberausbeute der mexikanischen Minen in den letzten Jahren auf durchschnittlich 22 bis 23 Millionen Pesos voranschlagt wor¬ den, was auf ca. 1,100,000 Pfd. Fehl-Silber auskommt. Wir haben ge¬ glaubt, uns von dieser gegebenen Basis nicht weit entfernen, am aller¬ wenigsten aber für den Anfang der fünfziger Jahre einen mitunter um ca. 50 Prozent höheren Anschlag machen zu dürfen, wie dies das Money Market Review gethan hat. Alles scheint vielmehr dafür zu sprechen, dass wenn eine Steigerung jener Schätzung von 1,100,000 Pfund zulässig seiu sollte, dies vornämlich nur auf die letzten etwa 6 Jahre Anwendung zu finden habe, wo die neueren politischen und kommerziellen Verhältnisse eine Ausdehnung des illegalen Exports wahrscheinlich machen, wiewohl der Hauptertrag der Silberminen nach wie vor seinen Weg zu den Münzstätten nimmt. Die Schätzung der mexikanischen Silberproduktion im Money Market Review zu durch¬ schnittlich (6,559,500 £) 1,489,100 Tfd. für die Periode 1849—1863 wird daher als viel zu hoch und die unsrige, welche auf 1,140,000 Pfd. auskommt, zutreffender erscheinen. Aehnlich verhält es sich mit den Schätzungen der südamerika¬ nischen Silberproduktion, welche die Tabelle im Money Market Review, wenn man die dazu gehörigen verschiedenen Positionen zusammenfasst, für die in Rede stehende Periode auf durchschnittlich (3,421,800 ,£) 776,800 Pfd. veranschlagt. Die bei Peru und Chile von uns mitge- theilten offiziellen Notizen haben die deklarirte gewöhnliche Silber¬ produktion dieser beiden Länder auf jährlich resp. 112,000 und 138,000 Pfd. angegeben, während für Bolivia, aus welchem Lande ent¬ sprechende Nachweise ueuerer Zeit fehlen, die bisherigen Schätzungen auf 100,000 bis 138,000 Pfd. Silber lauten. Die Basis der Schätzung bilden also Angaben von zusammen ca. 375,000 Pfd. Silber. Hierzu ist nun allerdings ein bedeutender Zuschlag zu machen für dasjenige Silber, was in den exportirten Erzen mehr enthalten ist als der dekla¬ rirte Werth angiebt, sowie feiner für die zur Vermeidung des Ausgangs¬ zolls auf illegalen Wegen stattfindende Ausfuhr und endlich für das im Lande selbst verbleibende Silber. Indem aber hierfür, sowie für die Silbergewinnung in Zentralamerika, Neugranada etc. ein Betrag von über 100,000 Pfd. hinzugerechnet, also ein Aufschlag von ca. 30 Pro¬ zent gemacht wird, glauben wir das Aeusserste hierin gethan und uns bei der Annahme von durchschnittlich 480,000 Pfd. Silber für Südamerika eher dem Vorwurf einer zu hohen als zu niedrigen Produktion der Edelmetalle. 49 Schätzung ausgesetzt zu haben. Was soll man mithin dazu sagen, dass das Money Market Review und Andere die jährliche südamerika¬ nische Silberproduktion von 1849 bis 1863 auf durchschnittlich 776,800 Pfd. veranschlagen? Eine gewichtige Bestätigung findet unsere, wie gesagt, um ca. 646,000 Pfd. Silber hinter der fremden Aufstellung zurückbleibende Schätzung der mexikanischen und südamerikanischen Silberproduktion in den Silberquantitäten, welche die westindischen Postdampfer seit 1851 nach England gebracht haben. Auf Gewicht berechnet betrugen dieselben in runden Summen: Der progressive höhere Betrag seit 1861 wird, wie früher er¬ wähnt, zum Tlieil der hinzugekommenen Silberausfuhr aus Kalifornien und Nevada beizumessen sein, wenn dieselbe auch bis 1863 für diese Route sonst noch weniger in Betracht kommt. Macht man hierfür einen kleinen Abschlag, so ergiehtimUebrigen vorstehender Nachweis, dass von 1851 bis 1863 durchschnittlich per Jahr etwa 950,000 Pfd. mexi¬ kanischen und südamerikanischen Silbers mittelst dieser regulären Kommunikation ihren Weg nach Europa gefunden haben. Nach unse¬ ren Veranschlagungen ist die gesammte jährliche Silberproduktion von Mexiko und Südamerika auf 1,620,000 Pfd. zu schätzen, so dass hier¬ nach jährlich nahezu 670,000 Pfd Silber auf anderen Wegen als mit den Postdampfern in den grossen Verkehr gebracht wurden oder im Lande blieben. Diese Summe schon wird gewiss manchem Geschäfts¬ mann, der die Handelsbeziehungen Mexiko's und der Westküste von Südamerika näher kennt, als ein Problem erscheinen. Um so unzu¬ lässiger muss mithin eine Schätzung der fraglichen Silberproduktion um noch 646,000 Pfd. höher, nämlich jährlich auf 2,266,000 Pfd. Silber erscheinen, während die westindischen Postdampfer davon nur ca. 950,000 Pfd. nach Europa bringen. Diese Bemerkung vorangeschickt, lassen wir jetzt unsere Aufstel¬ lungen folgen, denen wir zur Vergleichung mit den früheren Zuständen die bekannten Schätzungen der Edelmetallproduktion zu Anfang des Jahrhunderts und kurz vor Entdeckung der kalifornischen Goldfelder wieder beigefügt haben. Wir haben darin nur die Abänderung ein- 1851: 745,000 Pfd, 1852: 891,000 „ 1853: 871,000 „ 1854: 913,000 „ 1855: 798,000 „ 1 OJJ . I £7Oj\JVJV 1856: 1,058,000 „ 1857: 900,000 „ 1858: 664,000 Pfd. 1859: 752,000 „ 1860: 1,004,000 „ 1861: 1,122,000 „ 1862: 1,387,000 „ 1863: 1,510,000 „ 1851—63: 12,615,000 „ 4 50 Produktion dor Edelmetalle. treten lassen, dass die asiatische Silberproduktion, die für 1846 ge¬ wöhnlich mit 200,000 Pfd. aufgeführt steht, auf ein bescheideneres Verhältnis zurückgeführt ist. Wir legen zunächst eine nach den verschiedenen hauptsächlichen Produktionsgebieten gesonderte Uebersicht der Edelmetallproduktion vor (I) und lassen dann einen summarischen Ueberblick der Gesammt- roduktion von Gold und Silber von 1849 bis 1863 (II) den Schluss bilden. I. Uebersicht der Edelmetallproduktion während der Jahre 1849—1863 inkl., nach annähernder Schätzung auf Grund spezieller Untersuchungen. Europa mit Afrika, Australien Vereinigte Sudamerika Jahr. Ausschluss des russ. Russisches Reich. Sunda- Ioeeln, und Neu¬ Staaten von Amerika u. Brit. Nord- Mexiko. und Zentral- Reichs. Kleinasien. seeland. Amerika. Amerika. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Gr old. 1800 2100 1,300 (13,400) 3,500 24,500 1846 5300 60,000 (30,000) — 3,600 7,400 19,400 1849 3500 51,990 (30,000) — 118, WO . 8,500 12,000 1850 3920 48,290 (30,000) — 148,000 9,000 12-000 1851 4520 49,300 (30,000) 27,000 162,000 11,500 12,500 1852 4040 46,590 (30,000) 196,000 178,000 10,000 12.500 1853 4580 45,830 (30,000) 205,000 195,000 12,000 12,500 1854 4510 51,830 (30,000) 160,000 180,000 11,500 12,500 1855 4510 48,810 (30,000) 170,000 165,000 9,500 12,500 1856 4050 49,570 (30,000) 195,000 165,000 10,000 12,500 1857 3850 53,400 (30,000) 180,000 165,000 lObOO 12,500 1858 3570 51,430 (30,000) 175,000 160,000 9,500 12,500 1859 4140 49,470 (30,000) 160,000 145,000 12,000 12,500 1860 4090 47,760 (30,000) 150,000 125,000 14,000 12,500 1861 3860 46,590 (30,000) 160,000 120,000 11,000 12,500 1862 4600 46,950 (30,000) 160,000 115,000 10,000 12,500 1863 3960 (46,500) (30,000) 170,000 110,000 12,000 12,500 1800 128,000 48,000 (25,000) — 1846 300,000 48,000 (25,000) — 1849 296,000 40,000 (25,000) — 1850 330,000 40,000 (25.000) — 1851 326,000 40,000 (25,000) — 1852 325,000 40,000 (30,000) — 1853 334,000 40,000 (30,000) — 1854 366,000 40,000 (30,000) — 1855 374,000 40,000 (30,000) — 1856 368,000 40,000 (35,000) — 1857 371,000 40,000 (35,000) — 1858 373,000 40,000 (35,000) — 1859 390,000 40,000 (40,000) — 1860 406,000 40,000 (40,000) — 1861 400,000 40,000 (40,000) — 1862 404,000 40,000 (40,000) — 1863 405,000 40,000 (40,000) — Silber. 300 1,900 13,000 19,000 20,000 20,000 25,000 35,000 40,000 60,000 140,000 150,000 200,000 250,000 400,000 650,000 1,100,000 922,000 1,100,000 1,200,000 1,100,000 1,050,000 1,000,000 1,000,000 1,050,000 1,100,000 1,150,000 1,200,000 1,200,000 1,200,000 1,250,000 1,250,000 1,250,000 500,000 481,000 450,000 480,000 500,000 520,000 450,000 450,000 480,000 450,000 460,000 460,000 450,000 490,000 510,000 520,000 520,000 Produktion der Edelmetalle. 51 II. Gesammtproduktion der Edelmetalle nach annähernder Schätzung auf Grund spezieller Untersuchungen. Nach Gewicht- Silber. Pfd. Gold. Pfd. Nach Werth. Gold. Thlr. Silber. Thlr. Zusammen. Thlr. Gold. °/o 44,800 125,700 223,990 251,210 296,820 477,130 504,910 450,340 440,320 466,120 455,250 442,000 413,110 383,350 383,950 379,050 384,960 1,801,000 1,776,300 1,912,900 2,088,000 2,010,000 1,985,000 1,874,000 1,911,000 2,009,000 2,033,000 2,116,000 2,248,000 2,270,000 2,376,000 2,490,000 2,654,000 2,905,000 20,832,000 58,450,500 104,155,350 116,812,650 138,021,300 221,865,450 234,783,150 209,408,100 204,748,800 216,745,800 211,691,250 205,530,000 192,096,150 178,257,750 178,536,750 176,258,250 179,006,400 54,030,000 53,289,000 57,387,000 62,640,000 60,300,000 59,550,000 56,220,000 57,330,000 60,270,000 60,990,000 63,480,000 67,440,000 68,100,000 71,280,000 74,700,000 79,620,000 87,150,000 74,862,000 111,739,500 161,542,350 179,452,650 198,321,300 281,415,450 291,003,150 266,738,100 265,018,800 277,735,800 275,171 250 272,970,000 260,196,150 249,537,750 253,236,750 255,878,250 266,156,400 Literaturnachweis. (Anmerkung zu Seite 3.) Alexander von Humboldt. Versuch über den politischen Zustand des Königreichs Neu-Spanien. 5 Bde. Tübingen 1S09—1815. Bd. IV. Kap. XI., S. 1—255 u. a. Essai sur la Nouvelle Espagne. 2. ed. 3 tms. Paris 1827. T. III. W. Jacob. An historical inquiry into the production and consumtion ot the precious metals. 2 vims. London 1831. 4°. — — Ueber Produktion und Konsumtion der edlen Metalle. Eine ge¬ schichtliche Untersuchung. Aus dem Englischen übersetzt, mit Be¬ nutzung handschriftlich mitgetheilter Verbesserungen des Herrn Verfassers und mit eigenen Zusätzen versehen von C. Th. Klein- schrod. 2 Thle. Leipzig 1838. von Eschwege. Pluto Brasiliensis. Eine Reihe von Abhandlungen über Brasiliens Gold-, Diamanten- und andern mineralischen Reichthum etc. Berlin 1833. Produktion der Edelmetalle. Alexander von Humboldt, lieber' die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. (Deutsche Viertel- jalirsschrift. Stuttgart und Tübingen 1838. Heft IV. S. 1—40.) Saint Clair Dupont. De la production des metaux precieux au Mexique; consideree dans ses rapports avec la geologie, la metallurgie et l'economie politique. Paris 1843. Michel Chevalier. Des mines d'argent et d'or du Nouveau Monde. (Revue des deux mondes Nouv. Sur. T. XVI. Paris 1846. p. p. 980—1035.) — — Cours d'cconomie politique fait au College de France. Thl. III. La Monnaie. Paris 1850. Section. V, VI, VII. ■T. J. Hanson. Of the quantity of gold and silver supposed to have passed from America to Europe, from the discovery of the former country to the present time. (Journal of the Statistical Society of London. Vol. XIV, London 1851.) ■J. I). Whitney. The metallic wealth of the United States, described and compared with that of other countries. Philadelphia 1854 (p.p. 79—185). Ad. Soetbeer. Das Gold. Eine geschichtliche und volkswirthschaftliche Skizze. (A. d. „Gegenwart". Bd. XII, Heft 144 u. 145. Leipzig 1856.) N. Tarassenlco-Otreschlcoff. De l'or et l'argent, leur origine, quantite extraite dans toutes les contrees du monde connu, depuis les temps les plus recules jusqu'en 1855 etc. T. I. Paris 1856. (Die statistischen Angaben in diesem Werke sind meistens lediglich Konjekturen.) E. Levasseur. La question de l'or. Les mines de Californie et d'Australie, les anciennes mines d'or et d'argent; leur production etc. Paris 1858. Iii. Landrin. Traite de l'or. Monographie, histoire naturelle, exploita¬ tion, statistique, son röle en economie politique et ses divers emplois. Paris 1863. G. Bozwag. Les metaux precieux consideres au point de vue economiques. Paris 1865. Die Quellen, aus denen wir die Nachweise über die Edelmetallpro¬ duktion der einzelnen Länder in neuerer Zeit geschöpft haben, sind von uns meistens am gehörigen Ort speziell namhaft gemacht, und erwähnen wir im Allgemeinen hier nur die vom französischen Handelsministerium herausgegebenen Annales du commerce exterieur, das Preussisehe Handels¬ archiv, Hunt's und Dana's Merchants Magazine. Druck von G. Bernstein in Berlin m (®tparat-2l6bniarf man ben in leitetet 3eit mieberholt laut geroorbeneit Stahrihten öffentlicher Slätter ©tauben {Renten, fo märe f3;balerfuf)eg in (Silber bei 697'/«! ©ulbenfuf? in ©olb treten.*) SBäbrenb ber 3«it oom Grlafj beg@efe&eg big jur Ginfübrung beg neuen 2Jiünjft)ftemg baben bie Regierungen möglicbft grobe Seträge in neuer ©olbmünje augprägen ju laffen unb biefelbe gegen Ginjiebung entfpred)enber ©ummen ©ilbercourant ju emittiren, bejiebentlicb ben SSanfen alg Sbcil ibrer Saaroorrätbe im 2lugtauf(b ju überroeifen. Sie 33enufeung ber neuen ©olbmünjen im geroöbnlicben SBerfebr, bag 3ebngulbenftüct au 6% Stealer geredinet, mürbe oor bem eigentlichen Snlrafttreten beg neuen SPtünjfpftemg nur facultatio fein, aber ooraugficbtlicb obne Slnftanb tbatfäcblid) ftattfinben. Rad) Ginfübrung beg neuen 2JJünjs unb Recbnunggfpftemg mürben übrigeng bie bisherigen ©ilbercourantmünjen big auf SBeitereg alg gefe&licn Vi2 = ©rofcbenftüden (preufjifcben Pfennigen) märe gefe&lid> ber 2Bertb ber neuen halben ßreujer beijulegen, roelcbe tleine Xiffcrcnj jum Rortbeil *) 2>ie grage ber für bie Gonoertirung jum ©runbe ju legenben genauen SBertbrelation bebarf einer fpeciellen Gr8r> terung, meldje einem folgenben 2lrtifcl portebalten rcirb. 5 bet sufälligen gnhnber folget fiupfcrmünjcn für bieStaatScaffe nicht rcleoant erfeßeint. 6ourant=6iIbermünjen würben gar nießt weiter ausgeprägt, aber ©rioaten ohne ©efcßränlung geftattet werben, gegen eine mäßige ©ebühr (höcßftenS V« #), ©olb in ben öffentlichen SJlünjftätten ju SanbeSmünjen ausprägen ju laffen, naeß ber iReißefulge ber ©olbeinlieferungen. 2luf foleße 2Beife wirb ber Uebergang 3um neuen 2Wü«ä» fpftem fi<ß auf bie einfaeßfte SBeife, ohne alle Störung beS ge* wohnten ©erleßrS, allmählich ooDjiehen, ja bie große SRaffe ber Seoölferung würbe oon ber ©eränberung sunöcßft fehr wenig merlen; man würbe fieß aber halb in bie neue becimale fRecßnungSweife hineinleben. Tie oon manchen Seiten als fo bebentlich unb bebeutenb hingefteHten Scßroierigfeiten unb ®eit» läufigleiten ber ßinfüßrung einer neuen SBäßrung unb SRecßs nungSeinßeit erfcheinen bei biefen ©otfcßlägen oerhältnißmäßig unbebeutenb, allein biefer ©ortheil wirb bureß ben 33erjid&t auf wefentlicße görberung internationaler SDlünseinigung erlauft werben müffen, ba für bie sum ©runbe 3u legenbe 2Bert^reIa= tion nur bie SRüdficßt auf bie nach fachgemäßen billigem ©r= meffen fefoufeßenbe Uebereinftimmung ber alten unb neuen ©olbmertße maßgebenb fein foH, unb nichts 2lnbereS. 2Bir woDen hier nun not SlUem bie ©ebenfen erörtern, welche im leßten „Teutfcßen £anbelsblatte" (tont 21. Septbr.) gegen bie Sübecter SRefolutionen oorgebraeßt frnb, weil baS Crgan, wo ber Sluffaß fieß finbet, unb fobann ber Slutor, als SRitglieb beS SReicßStageS unb ©erfaffer saßlreicßet unb ein = geßenber 2luSarbeitungen über bie beutfeße SRünjfrage, meßr als Slnbere beanfprueßen bürfen, baß ißre Sebenlen nießt ftiEU feßroeigenb übergangen werben. SDaS erfte ©ebenlen ift: bie (Rechnung nach ben oorgefcßlas genen ©olbgulben werbe nur fo lange bauern, bis bie im porigen gaßre oon ber norbamerilanifcßen (Regierung angeregte Agitation 3u internationalen 2Rün3oerträgen 3U einem prat= tifeßen Grgebniß füßrt; bann müffe fteß baS Teutfcße (Reich einer weiteten enbgültigen 2Rün3teform untcr3ießen. (Ricmanb wirb behaupten wollen, baß baS jeßt einsufüß» 6 renbe beutfef) = nationale SDIünjfrjftem bis an'« Gnbe bcr 2aßi bauctn roerbe, allein mit einer 2J!ünjreform in $eutfchlanl matten ju foDen, bis mir ©eroifebeit baten roerben, bafs bei ßongteh ber SSereinißten Staaten, wo tjorläufig nod) eim fdjroanlenbe ^apieroaluta gilt, einer oon $eutfauer fid) nidjt roefentlid) änbern; roenn ber Jaufdjroerth be« ©olbe« fließe, fo fei ber Sßerfueh al« ßefeheitert anjufehen unb müffe bann non bleuem auf anbere 2Beife begonnen roerben. Sur SBegrünbunß biefe« Siebenten« roirb ßeltenb ßemad)t, bah hoch ft mahrfeheinlich bureh bie beutfehe SUlünjreform ber Silberprei« im 2lu«Ianbe roerbe hinabßebrüdt, betjenige be« ©olbe« aber in bemfelben SSerhältnih ßehoben roerben, in golge beffen ba« beutfehe neußepräßte ©olb über bie ©renje ftrömen mürbe. ftah bie Ginführunß ber aöeinißen ©olbroährunß in Seutfcb» lanb bie Jenbenj einer fortfehreitenben SBerthoerminberunß be« Silber« auf bem SBeltmarft roefentlid) oerftärten mirb, ift unfere« Stiffen« oon Stiemanbem beftritten unb alfo auch leine« SBemeife« bebürftig. SBelcher Unterfd)ieb hierin aber babutih beroirlt roerben foil, bah oon ber lünftigen beutfdien ©olbmünje gerabe lOOStüd al« metrifche 3ehm©oIbthaIer ein ffilogramtn 3ein=©olb barftellen mürben, ftatt einer 2lu«münjung be« ©olbe« im SBerhältnih oon 139'/2 3ehn=@olbßuIbenftüden per 1 Silogramm, ift ung gcmj uitflar. SBäre bag SBebenfen alg ge« wichtig unb jutreffenb anjuerfennen, fo ift eg gegen jebe fDlünj« reform auf Safiä ber ©olbwährung gerietet, gleidjuiel welcher HJiünjfufs unb meldje Gintfjeilung gewählt twirb, unb mürbe biefe Steform bann in unbeftimmte gerne hinaugrüden. Gg ift nun aber auf bem lefcten uolfgmirthfchaftlichen Gongrcfj barauf ^irtgeroiefeit, bajj burdj bie beftehenbe unb aller SBaljrfcfeeinlicfefcit nach einftroeilen nod) fortbauernbe SXlternatio« SBähtung in granlreich, Belgien tc., wonach jeber ffkiuatmann berechtigt ift, gegen eine fefte ©ebühr uon 6 grancg 70 Gent, aug bem Silogramm 2RünjgoIb 3100 grancä unb gegen eine fefte ©ebühr uon IV2 grancg aug bem Silogramm SJtunjfrlber 200 grancg münjen ju laffen, ein 2)amm gegeben ift, bafj ber SBerth beg Silberg für jefct nicht erheblich unter bie fojufagen normale 2ßertt)relation uon 15.so: 1 finlen lann, fo lange noch ein überwiegenber Jheit beg fDlüniuorrathS jener Sänber in ©elbmünje befteht. 2Bie in ben galten 1851 big 1865 in ben Sänbern mit bem grancg=Spftem unb ber 2üternati0'2Bährung ber bort uorhanDene coloffale SBorrath an grober Silbermünje jum Belaufe uon 3 big 4 SPiilliarben gröbtentljeilg burd) neu auggemünjteg ©olbgelb erfeßt würbe, raeil ber Silbetpreig erheblich unb cnbaltenb über 6OV2 fßence ftanb, fo toirb, umgetehrt, menn burcf) bie SDlünjreform in 2)eutf fchlagenbe« £>auptbebenlen gegen bie SübederSSorfiläge heroon heben lann, bah heim Sinlen be« Silberpreife« burd) ftaat«: feitigen SBerlauf (unb biefer ift allerdings bei ben SSorfdjlägen als felbftoerftänblid) porau«gefefet, ba lein ^ripatmann Silbers münjen, bie jut 3«t im Sanbe einen gefeblid) höheren ©elb* roerth haben, als ihren inneren (Metallgehalt, mitSdjaben »er: laufen mirb) ba« beutfdie neugeprägte ©olb über bie ©ränge ftrömen mürbe. ÜBie märe ein folcgeS 2lu«ftrömen bentbar? 9lur unter ber einen SSorauSfeßung märe eine folche ©»entualiät aufjufteOen, menn bie beutfdjcn fRegierungen, nadlbem fie einen Sheil beS Silbercourant« eingejogen unb nach ausmärt« »er: lauft hätten, oiel £taat«papiergelb mit 3mang«cour« in Um: lauf brächten. S'ann mürbe freilich ba« ©olbgelb au« bem 9 Sanbe ftrömen, gleiioiel ob metrif<ß ober unmetrifd» gemfinj», obSßalet oberSulben genannt, c (lein öiefer gall fteßt ^iet gar ni<ßt in grage, unb bie bloße fRögließfeit beffelben in bie gegen« wärtige Grörterung mit ßineinjujießen, fann nur Gonfufion bereiten. SBei gefunben Gircufationgoerßäitnifien bebatf $eutfd)= lanb fo roie io einen beftimmten SDlinimum SBorratß an gefeß« ließer ü!anbeg=2Jiünje. SKirb Silbercourant fDionat far SJtonat SRidionenweife eingejogen unb eingefeßmoljen, werben bie öfterreießifdien Silbermünjen außer Gourg gefegt, unb bie ßierburcß bewirften Süden ber Circulation unb ber®aaro#rrätße in ben föanten burdj neue fanbeggolbmünje erfeßt, fo erfeßeint bie 93eforgniß, baß biefe neue ÜRünje in fjiolge beg finfenben Silberpreifeg über bie ©ränje ftrömen fodte, oödig unbe« grünbet unb rein iduforifeß. 2Bomit foil benn bag |o au?« ftrömenbe ©olb bejabit unb erfeßt werben? Silbercourant wirb ja nießt meßt auggemünjt, fonbern im ©egentßeil immer meßr eingejogen, unb mit Silber alg foleß.-m fann ÜRidjtg ge< tauft werben. 3a, wenn fpäter in 2)eutf<ßlanb ein ©efeß erlaffen würbe, wonaeß eg wieber geftattet würbe, Silbercourant ju prägen, alfo bie SHternatioroäßrung eingeführt würbe; — ßieroon tann aber boeß oerftäntägerweife nicßt bie SRebe fein. SBenn ber Silberpreig, naeßbem in 2>eutf<ßlanb eine befinitioe fülünjrefotm im Sinne ber SRefoiutionen beg oolfgwirtßfeßaft' ließen Gongrejfeg befcßloffen ift, finten wirb, fo müffen bie Staatgcaffen, in bem SSerßältniffe wie biefe« Sinten gefeßießt, nacß unb naeß bie Slifferenj beim Ginjießen beg einftweilen im Umlauf oerbliebenen Silberccurantg tragen; hiergegen wirb man nun einmal mit aHem Scßarffinn unb Sübmüßen ein praftifdjeg 2Iugfunftlmittel ni<ßt ausfinbig madßen tonnen; biefen fßreig ber 9Rünjreform wirb man jebenfaBg beim Ueber« gang jur ©olbwäßrung ju jaßlen ßaben. 10 II. dinjelne Autoritäten ober Dilettanten im SAünjfacbe fcheinen noch immer an ihren Srojecten einer metrifdjen ©olbmünjeinljeit ober an internationaler Alttnjeinigung, als unabweielichcnSe» bingungen ber beutfcben Alünjreform, fefttjalten ju roollen; eS märe aber unfruchtbare 2Jlül)e, im gegenwärtigen ©labium eine drörterung hierüber fortäufefcen. 3ra Allgemeinen, baS barf man juoerfichtlicb behaupten, herrscht, im Anfchlufs an bie oom lebten ooltSwirthfchaftlicben dongrefj empfohlenen ©runbfä&e, toefentlicheö dinoerftänbnifj, bob bie SBünfche in Setreff jener Sunlte jurücttreten muffen, um nur enblid) in möglichft eins fadber ÜBeife jur nationalen HRünjeinigung ju gelangen. Unter benen, bie auf folget gemeinfamcn praltifhen SafiS fteljen, finbet hauptfäcblich nur nod) barüber Abweisung ber Anflehten ftatt: 1) welche AechnungSeinljeit unb bemgemäbe Aiünjtheilung ben Sorjug oerbient, ob Staler, ©ulben ober Alart? unb 2) ob genau bie 2ßerthrelatien oon 1 : 15», ober eine anbere, berfelben aber jebenfallS fehr nahe lommenbe Aorm für ben Uebergang }u wählen fei? ÜBir erwägen hier äunähft ben lejjterwähnten darbinnb punlt. Aach bem Sonboner (Silberpreife unb bem turjen Sonboner 2BeauptgoIbmünje, bad 3ehn=©ulbenftüd (eoentued 3roanjig=2Itarfftüd, roenn ber SBertb con 10 ©rofdjen aid fHechnungdeinheit angenommen roirb), roie folgt audjuprägen fein: 139.5 Stüd = 1 Kilogramm gein=©oIb ober 125.55 gtüd = I Kilogramm ÜJlünj'öolb (9/m fein). 1 Stüd = 7.16846 ©ramm gein=@olb ober 7.964»-, ÜJlünj ©olb £egt man bie burcbfchnittlicbe SEBerthrelation ber legten fünf gahre 1865—70 jum ©runbe, alfo t : lö.sos, fo ergiebt fid) bad beinahe gleite SRefultat, nämlich ein fDlünjfuf) con 139.125 3ebn=@ulbenftflde = 1 Kilogramm geingolb; 1 6tüd = 7.151,-92 ©ramm geingolb. fIBürbe jebocb bie burcbfchnittlicbe SBertbrelation ber legten 20 Sabre, 1861 bid 1870, (nämlich 1 : I6.40, ober genauer 1 : 15.39605), aid 9lorm genommen, fo ergäbe fid) ber fülünjfujj: 138.5660 3«hn« ©ulbenftüde = 1 Kilogramm f?ein = ©olo; 121.7096 6tüd = 1 Kilogramm ÜJtünjgolb; 1 3«bn = ©ulbenftüd = 7.oi676 ©ramm gein « ©olb ober 8.01&63 ©ramm SMn^Öolb. ®iefe legte 2XuffteUung, auf ©runb ber effectioen SBertl;« relation ber GbelmetaDe im 2>uraupt«©olbmünje, nämlich 7.o ©ramm gein«©olb ober gerabe 8 ©ramm SPlünj=@olb (9/io fein), liefet SBorfchlag fteht, ba hierbei bie SBertgrelation con 1 : 15.43 fein mürbe, bem in gemiffer &infid)t aid normal be« trachteten SBerbältnifs con 1 : IÖ.50 noch etroad näher aid ber rorermähnte 2>urchfchnitt ber 3ahre 1851—70. SBürbe biefer 2Jtünjfu& con genau 8 ©ramm !DJünj«©oIb für bad fünftige 3ehngulbenftüd geroählt, fo märe bamit äugen« fdjetnlich ben greunben bed metrifdjen grjftemd eine erraünfdte i:s üöfung ber beutfchen Diünjfrage geboten. 2Jlan wirb inbeg bnrübcr^nidjt aus'ben 3(ugen oerlieren, bag man ju biefem fo trcfflicg paffenben 8rutto=©eroid)t »on gerabe 8 ©ramm für bie neue ©olbmünje nur beggalb gefommen ift, weil bereu äßerth mit bem SBertge oon 65/3«# (ober 200 ©rofdjen) beg biggerigen 30-Jgaierfugeg nad) ber burcgfcbnittlidhen Sßertgre« lation ber legten 20 3agre big auf eine nidgt releoante Siffe» renj übereinftimmt. Sag eg toiUfommen fein mug, wenn fo buich ein oon felbft fug barbietenbeg glüdlicgeg 3ufawnun= treffen, ohne aße Seeinträcgtigung ber oben befpnxgenen wefentlicgften praftifdjen SRüdficgt, für bie neue ©olb=2lugmünjung ein genau auf ©ramm ober boch Secigramm augfommenbeg Vrutto ©eroidjt unb geingolbgegalt fug feftfteflen lägt, liegt auf ber £anb unb motiuirt eine irrelepantj Sifferenj bei folcger 2tugglei ßunßgfoften für Silber bag fadjgemägeSBettgoerbältmgjroifcgen ben Gbelmetaden im gefeglid) gemünjten 3uftanbe jegt unb tünftiß fid) unßefäbr toie 1:15.« ftellen mürbe, mag faft ßanj ßenau auf eine Slugmünjung beg 3cgngulbenftüdg juSötamm SDlünjßolb (72pGentigramm fyein=©oIb) fügrt. Unferer 2lnfid)t nach märe eg mitgin nicbt minber in SRüd« fidjt ber SBiüißfeit unb einet facggemägen SBerecgnung burdjaug juläffiß unb ricgtig alg aug 3»ocdmägigteitgßrünben ratgfam, ogne bag beggalb bie node rüdroirlenbe SBerbinblidjteit bet 2Jlünjconnertirunß irßenb alterirt mürbe, bag tünftiße 3egn= gulben* ober 3roanätßmarlftücf ju 8 ©ramm ©olb non 9/io> geingeit augjumünjen. Sollte jebocö nom SReicgglanjler=2lmte unb S3unbegratge, ungeaihtet ber eben anßebeuteten SUJomente, bie 3ufltunbe' [egung ber SBertgrelation non 1 :15.», alfo ein fUtünsfug oon 139'/a 3egngulben< ober 3roamiflmartftüden aug bem Kilogramm gein=@olb oorgejogen unb in bie SSotlage für ben SJteidjgtaö aufgenommen merben, fo ift ju roünfcgen, bag ber SJteidjgtag im ootroiegenben gntereffe beg balbigen 3uflanbefommeng ber *) gn granfreidj j. SB. betragen bie Ultünägebügren, ju benen bie öffentliche SRünjanftalt für jeben 4kioaten ju münjen gefeglicg oerpflicgtet ift, 6 gr. 70 Gent, für 3100 gr. in ©olb unb 1 gr. 50 Gent, für 200 gr. in Silbercourant, gegen alfo im SBergältnig roie 0.sj8 ju 0.750/tf. 15 Sflünjrefotm unb cor 2ldem einer möglicbft befchleunigten 2iufs bebung ber Ungewihheit übet bie Gonoertitung ber alteren SahlungSoerbinblichleiten, bie beantragte 3torm genehmige, ohne fid) erft in weitläufige Debatten über biefen $unft ein« julaffen, faüg beffen 2Imenbirung con bem Ginen ober 2lnbern beantragt werben foHte. Stan fann nicht angelegentlich genug fdjon im SBoraug barauf hinweifen, bah «in Nutteln an folchet Garbinalbeftimmung in ber ju erwartenben Vorlage bie gefähr« lichfte Stippe bilbet, an welcher bie fdion fo lange unb atlfeitig erfehnte möglicbft balbige unb einfache beulfche SDlünjreform ju fcheitern ober boanji0» fDlarfftüd bem SIBertbe oon 6%3;baler bed bidberigen Siteifiig« Ibalerfufeed gleicbtommen {od, fo roären 100# SBco. = 75.8447 ©ulben, eoentued 161.SUlarf neue ©olbroäbtung, road natürlid) mit bem jefyigen effectioen $ari bed SBantgelbed unb bed 30>2balerfufied: 300# SBco. = 161^84» Sbalet ju« fammenfädt. 2>iefe SRebuctionen finb aderbingd mit grober Unbequem lidjteit oerbunben, roenn audj prattifcbe Slbrunbungen eintreten roerben, adein man bat babei bocb eine fefte SBafid. StBirb eine folcbe SBafid jebocb fo obne Sffieitered anerlannt roerben? SBitb nicbt etroa oon Seite ber 3ablungdpflieutfd)e aWümrcform in befont>cr*r pejicljnng auf ^renfsifd)« €.l)akr unt» Dambnrflct fünnkgett». (@«at.5l6krutemitr 1871.) 1871. I. 2>afe eine umfaffenbe beutfcbe fDtflnjreform im 2Injuge ift, bafe biefelbe oielleidjt trofe alle! drängen! nod) um einiflc Mionate oerfcboben werben fann, aber iebenfailg, roenn nicht fdjon im laufenben 3(abre, bod) im nächften Sabre burcfe Meicbl, gefefe beliebt werben mufe, barüber berrfcbt allgemeine! eins oerftänbnife, benn ba! längere gortbefteben oon fieben ober adjt oerfcbiebenen 2Jlünjft)ftemen im geeinigten Seutfcblanb ift offenbar unfiattbaft unb unleiolich; Überbiel ift bie balbiflfte SBornabme ber SDJünjreform nidjt nur roieberbolt com Meicbl« tafle beantragt, fonbern aucb oom Meicbefanjleramte in be* ftimmter 3Beife jugefagt worben. Ginoerftänbnife beftebt aucb barüber, bafe bei ber beuotftebenben Miünjrefotm ein burcbaul einheitliches SDlünj= unb Diecbnungefgftem für bal ganje Meid) berjuftellen, bafe babei jur ©olbroäbtung überjugeben unb bie Secimaltbeilung in confequente Slnwenbung ju bringen fei. 2Bie erflärt e! ftcb, bafe ungeachtet biefel oorberrfcfeenben 6m« oerftänbniffel bie beuticfee SDlünjfrage bocb nod) nicht weiter geförbert worben, bafe oielmebr feit etwa fünf Sohren, ftatt eineS prattifcfeen Sforgebenl ber Megietungen, eine linjabl ber unter ficfe oerfcbiebenftcn Slnficfeten, äBünfdje unb Sfärojecte in Setreff bei tünftigen beutfcben »iJlünjwefenl fich gellenb ju machen oerfucfet unb bie öffentliche SÜJcinung oerwirrt unb uns ficfeer gemacht bat? 2>er ©tunb biefer Grfdjeinung wirb Ijaupt« fächlich barin ju fudjen fein, bafe an bie 2Babl unb gefifteüung ber tünftigen beutfcben SMüm- unb Mecbnung3=@inbei: fed) gors berungen getnüpft haben, welche an unb für ftcb gcroife be> rechtigt unb bead)ten§wettb, boch bei ber gegebenen Sachlage fid) prattifefe nicht oereinigen laffen, unb bafe in Setbinbung hier» mit über bie fWobalität bei Uebergang! jur ©olbwäbrung unb bie angeblich babei unoermeiblidje, jeitroeilige ober bauernbe, Soppelwäbtung enblofe unfruchtbare Grörterungen fid) fort* fpannen. 2>ie Serbanblungen bei Icfeten ooltlroirtbfchaftlicfeen Gongreffe! bürften wefentlicb baju beitragen, Klarheit über biefe Serbältniffe ju oerbreiten unb fo bie Gtlebigung ber fDiünjreform 4 Toitffatn anjubafencn. Xiefclben haben oor SUbm conftatirt, bafe, toie oerlodenb unb rcünfcbenSroerth aud) cinerfeitg bit ftreng mctrilche ©emicfetSnoimirung bee Eünftigen beutfeben ©olbmünje unb auferrbem ein genauer Slnfcfelufe berftlben on eine jefcige ober bod) fd^on beabftdjtigte internationale SDJünj« einigung erfdjeinen mag, anbererfeitS boch bie Mücfiicht auf bie prattifche Kontinuität beS beftefeenben ©elbmertfeS unb bie thunlichfte Bermeibung einet unterfd)ieblicben Berechnung älterer unb Eünftiger 3ahlungSoerbinblichfeiten, alfo möglicfefte So quemlichleit unb Einfachheit bei UebergangS auS ben geroofenten in bie neuen Blünsoerhältniffe unjtoeifelhaft in erfter Sinie su beachten unb EeinenfaUö anbeten Slnfotberungen ju opfern fei. Ueber bie fjkojecte einer rationellen unb uniperfellen ©olbmünj: einbeit oon 1 ©ramm ober oon 160 Eentigramm Sein . ©olb ober oon 10 ©ramm tMnjgolb %o fein ober fonft bergleidjen mag noch Blanches gefptochen unb geftbrieben metben, praftifdbe Beadjtung roerben folebe Brojecte für fefet fdjmerlid) irgenbwo ju erroarten baben unb ift ibre toeitere Erörterung mobl als überflüfrtg anjufeben. Unb toaS ben genauen Slnfdilufe an ein fdfon beftehenbeS meit oerbreiteteS ©olbmünafpftem betrifft, trie ber ©ooereign ober bet ibeede ©olb^Sranc, fo mare oer< mutblicb im 3eitraum oon 1855 bis 1866 biefer Blan mit bet Büdficht auf bie Bequemlichfeit bei UebergangS ju oereinigen gemefen, toeil bei ber bamaligen burdjfcbnittlicben unb anhal. tenben 2Bertferelation oon ca. 1 : 15 31 ba Bierth oon 6% Jblt. (ober 200 ©rofbben ober 10 öfterr. ©utben) ©ilbercourant mit bem oon 25 Sri. in ©olb übereinftimmte. ©eitbem jebod) nad» 1867 ber ©Uberpreis nachhaltig bis babin gefunfen ift, too bie gcfefeliche Slorm ber ftanjöfifcben 21Iternatio= (Toppeb) ffiäl). rung einfttneilen §alt gebietet — 1 : 15.50 (bis ca. 15,«)) — ift foldbe birecte Bereinigung beiber HBünfcfee nid t erreichbar. ®ie Befolutionen bei oolfSmirtbfchaftlicben SongreffeS baben ficb entfdsieben bafür auSgefprodjen, bafe bie Büdficfet auf bet. einftige internationale SJlilnjeinigung gänjlid) surüdtreten muffe hinter bem Bebüifnife einet praEtif'it geprägt roerben. Sie SluSmünjung unb ©eltung ber ©cheibemüu3e roirb in analoger Seife roie jebt im britifeben <; aflünjroefcti ßefcbehen, anjuorbncn fein, jeboch felbftoerftcinblidj nach bem Tecimalfzjftem. 3« bcr Sraifdfenzeit oon ber Beliebung beS neuen Blünz« frjftemS an big jum Tage be8 SnfrafttretenS beweiben roirb feilend bet Regierungen, burd) Bermittlung bet Banten ober bittet, für bie RuSmünzung einer möglithft groben Summe ber neuen ReichSgolbmünzen geforgt, um gegen (Einziehung cineä entfprechenben 93etrageä oon bisherigem Silbercou« rant als Baaroorrath ber Banfen zu bienen, beziehungS« weife fcbon in Umlauf gefefet ju roerben. Ter Reft beS SilbercourantS bleibt bis auf SBeitereS als gefefclicheS 3abl« mittel gleich ber neuen ©olbmünje im Umlauf, eS wirb inbefe mit ber Ginziehung für Rechnung ber StaatS«ßafien fuccefüoe fortgefahren, reährenb jebe fernere RuSmünzung beS früheren SilbercourantS natürlich uollig unb für immoppelroährung abjufchaffen, ftnb befanntlid) oergeblicb gemefen unb feit 1866 finb in $ati?, SBrüffel unb 2Jtailanb roieber gtofie Summen oon günffrantenftüden geprägt morben. 2)ie? wirb bei einem Silberpreife unter 60'/a $ence fottbauern, fo langt bie fPtünjgefe&e jener Sänber folche 2Iu?münjung gegen eine fefte mäjjige ©ebüht Sebem geftatten unb bort noch fehr reichlich ©olbmünje circulirt, bie mit bem gleich gefefclichen Silbergelbe jum SRennroerthe mit S3ortheil angetauft merben tann. SBie oiel ber ißrei? be? Silber? fallen, ob, unb in roeldjem 2Jiaa6e, bagegen ein Steigen be? ffierthe? be? ©elbe? im Slögemeinen eintreten mürbe, roenn gleichseitig mit ber Slnnafjme ber reinen ©olbroährung in Seutfdjlanb bie bi?berige Sboppelmährung in granfreich, SBelgien je. befeitigt mürbe, um auch bort bet alleinigen ©olbroährung ba? gelb ju räumen unb alfo biete» münjung oon filbernen günffrantenftüden beftnitio frftirt mürbe, — biefe gragen finb aüerbing? •höchft fdjroierig unb intete?« fant, allein mir tonnen fie glüdlicherroeife einftmeilen auf ftcb be» ruhen Iaffen, meil eben bie ermähnte ßoentualität für je|t in unbeftimmter gerne liegt. SZDenn bie franjäfifche ^Regierung not 1870 e? für höchft bebentlich erachtet hat, bie beftehenbe gefefc» liehe 2>oppelmährung anjutaften, roie oiel roeniger mirb fte fnh jefct baju entfchliefsen tonnen, roo Tie fo enorme frnangielleSaften hat übernehmen müffen, roeldje natürlich noch aufeerorbentlieh gefteigert mürben, menn fte felbft ficb gerabe jebt bie gacultät entjiehen moDte, beliebig in ©olbmünje ober in Silbermünje nach ber 2Berthrelation oon 1 : 16,50 ju jablen, unb baju bei» trüge, ben SBerth be? ©elbe?fju Reigern. 3)a? bureh bie ©in» führung ber reinen ©olbroährung in $eutfier liegt freilich bie Semertung nahe, bah bann bei Sahlung ber legten brei ÜRiBiatben franjäftfcber firieg?contribution bie Ttlbemen günfgrantenftüde ftatt bet golbenen 3n>anjigie 2lnnahme eines 2MnjumlaufS con über 8000 fKillionen granfen in granfreich unb ben münjcerbunbenen Staaten, wo« con, abgefehen oon Scheibemünje, etwa ber fünfte Sheil noch in grober Silbermünje, baS Uebrige in ©olb circulitt ober im ißerwabtfam ber 23ant con granfreich ober thefaurirt liegt, möchte ficb nicht weit con ber ÜÜMrflichfeit entfernen; eS würbe mithin bort hinlänglich ©elegenbeit fein jtir fuccefftcen Sluf« nähme unb jum SluStaufd) con etwa 400 bis 600 SbliQionen Shaler (ober circa 1500 biS 1800 ©iillionen granlen) Silber, in bcm #erbä!tnif(, wie in Teutfdilanb oie neuen golbencn gefjngulöcnftücfe, in grarfreich, Belgien tc. aber filberne günffranfenftücfe ausgeprägt unb in Umlauf würben ge= bracht wetben. gn jeber tpinficht erfcheinen gegenwärtig bie Umftänbe jur Sornahme einer fDlünjreform auf ber ©rnnblage ber ©olbwäbrung für Seutfchlanb fo überaus günftig unb cinlabenb, bab wahrlich nicht bringenb genug er= mahnt werben fann, biefe Sfieform ohne allen 93erjug, alfo noch in ber becorftehenben biesjäbrigen Seffion beS SReichStageS feftjufteüen, wie bieS auch bte freie ßommiffton con fDlitgliebern beS SteichetagS unb ber legte collSwirthfchaftliche ©ongrefe auf's entfchiebenbfte angerathen haben. SBenn eS auch nicht möglich fein follte, bis 2Jlitte Cctober ober 9!ocember bie SBorlage eines coDftänbigen MeichSmünjgefepeS ju Stanbe ju bringen, fo fönnte hoch wohl, nachbem ber ©egenftanb feit gahren con allen Seiten in SSetracht gejogen unb grünblichft erörtert ift, ber Entwutf ju ben Sauptgrunbjügen beS fünftigen einheitlichen bei!ifchen SFlür.jfpftemS corbereitet wetben, woburd) namentlich bie ÜRobalität bet Goncertirung ber bisherigen, in Silber be= bungenen gahlungScetbinblichleiten unb bie fünftige ©elb» rechnungS=®inheit, mit ihren flbeilfiücfen unb SBielfachen, beft« nitic beftimmt würbe, jugleid) mit geftfefcung beS JerminS ber fpäteren Einführung, $>ie weiteren Sßeftimmungen unb 2>etailS 10 be£ lünftigen SleiebSmün.tgcfebeS tonnten bann in ber näcfeften iyrübiabtS'Seffion beg SleicbMcgeS jut 33erbanblung unb S3e= fcblufinabme flcbradbt toerben. 3" gcßenroärtiger Heit mürben nad) unjetm ^Dafürhalten roeber fcdjulbner nod) ©laubiger ernftlidje ©ebenten bagegen erbeben, nod) and) mit ©tunb er» beben tonnen, menn für bie Gonoertiiung ber bisherigen Silberroerthe in ©olbroertbe bie Storm oon 1:15,50 burcb ©efef) allßemein unb befrnitio fcftßeftellt mürbe; roer fann aber mit äuoerficbt fagen, ob bieS nod) nacb Verlauf oon 6ü)lonaten ebenfo fein mürbe? — 3n einem folgenben Stuffabe metben mir bie eigentbüm» lieben SBerbaltniffe ber Hamburger ©antoaluta jur beoorfteben» ben aitünjreform ju beleuchten oerfueben. II. Sollte bie als notbmenbig anettannte alebalbige beutfie Hüünjrefotm in ber ©eife jur Sluejübrung tomnren, mie folde in unferm oorangegangenen Sluifaß auf ©tunb ber ©orübläge beS legten SBoiferoirtbfdgaftlidjen ©onflreffeä angebeutet ift, alfo burd) aügemetne Slnnabme beS ©olbgulbenS im ÜBertbe oon 20 ©rofeben beä jebigen fDlün}ü)ftemS mit Jheilung in 100 Jtreujer unb Slueprägung oon fteljngulben, gtüden (l3l)'/i Stüct auf ba§ ftilogramm geingolo) als Sauptmünje, fo mürbe ber Ucbergang ju biefem neuen einbeitliiben SDlünj» fpftem mobl für teinen SLbeil beS Sftetcbeä unbequemer unb roeitläufiger fein, als für Hamburg. Setradjten mir junäd)(t baS ©erhältnifj ber bier gebräuchlichen ßourantgelbred)nung nad) ©latt unb Schillingen, oon benen refp. 2'Ai # ober 40ß auf ben jebigen Shaler geben, fo pafet bieä offenbar fein fd)leanjigfranlen=©tücl um ungefähr mehr roerth ift, alä 8 ©ulben ber neuen beutfchen DlSährung. gür biejenigen SBeoölterungen, welche jeßt nach Ibalern unbörofchen rechnen, roirb bie ©eroöhnung an baä neue DJlünjfpftem uns gleich leister fein, ba, roie früher fc^on beroorgeboben, bie Dies buction beä Ibalerä auf l'Ae ©ulben unb beä ©rofcbenä auf 5 j?teujer fehr bequem ift. SlHein auch in ben übriflen Iheilen $eutfchlanbä, wo bie Dtebuction fdjroieriger ift, roirb man both roegen bet auberorbentlichen Dlnnehmlicbfeit beä einjuführenben $ecimalft)ftemä bei allen fcbriftlichen Sercdjnungen, fiel} rafch unb gern in bie Dleuerung hineinleben, roie bieg bie um baä 3abr 1850 in ber Schwei} unb um ba« 3abr lb67 in Defters reich gemachten Grfabrungen bei ben bortigen Utünjteformen mit Buoerficht erroarten laften. 3n £>amburg roirb inbcb mit ber Diebuction ber biäbrrigen GourantgelnDlecbnung bie ©ache feineäroegä abgethan fein, fonbern hier fommt noch roefentlicb baä 93etbältnib ber fjants burger 95auf unb ber auf berfelben begrünbeten 93anfoaluta in 93etrad)t. Jöier jeigen ftch nun eigentbilmlicbe ©cbroierigfeiten unb SBebenfen, bereu Grlebigung nicht flnnj leicht fein roirb unb roelcbe berbiiguiübren biefer Sluffab noch feinen DInfprucb macht, ber ficb oielmeht barauf befchränfen roill, }ut unbefangenen weiteren Grörterung biefer für Hamburg fehr wichtigen 3rage Dlnregung unb einige Dlnbeutungen ju acben. 3m Bahre 1770 rourbe bie je&'ge ö.imbarger SBanfonluta eingerichtet, roeldie, unabhängig oon aller Jluämänjung, feiucä ■Silber alä folcheä repröfentirt, 273/4 Dlatf 53anco auf bie ■ Äölnifche SDtarf, ober 59'/3 DJlarf 93anco auf baä metrifcbe ,$funb gerechnet. Gine Dleihe oon fahren galt nach allgos feiner Slnerfennung SambHrger Sanco alä ein öauptregulator ^aller DBechfels unb ©elbcourfe beä europäifdjen Gontinentä unb (3>iä cor ungefähr jroei Secennien roar ber ©ebanfe, bah bie Hamburger Söanfoaluta je oerfdjroinben, bah ihre ifolirte Stuf« ^eithaltung, gegenüber einem allgemeinen ober both fehr oors ^iegenben beutfeben aJtünjfrjftem, bem £amburgifchen öanbel . m©anjen naddbeilig fein unb bab auch für ben hiefigen ©robs anbei, für hiefige £ppotbefen unb ©taaläanleihen bie ©ubftis "".uirung beä fonft in Seutfchlanb üblichen 'Dtünjroefeuä ein ®es ''rütfnib roerben lönnte, noch nicht öffentlich geäubert, ober bod) ^'änjlich unbeachtet geblieben. Bunächft erhoben fid) im Tinnens ■ ,inbe einjelne Stimmen, welche barauf hinroiefen, roie eä bod) |;*^,gentli^ eine fonberbare Slnomalie fei, bab bie beiben roidjs ®t.! 12 tigften beutfdjen SanbelSpläpe ein pom übrigen 2>eutfanbelgplä&e unb Sänber erblicien roolle, mag behaupten ju roollen bort ftdjet alä Unfinn gelten mürbe. (Srft auf bie pom SoltSroirtbfcbaft: liehen Gongrefe in Äöln 1860 unb pom erften Teutleben öanbelä: tag 1861 gegebene Slnregung roatb in Hamburg jelbft bie$ragt einer ittbänberung ber SBarfoaluta lebhaft jur Grörterung et: bracht, fanb aber einen roeit überroiegenben Slüiberfprucö. 21IS einige ^ahte fpäter (1865) oom ßaufmanng.-Gonnente eine Goim miffion niebergefefct mürbe „jur Prüfung ber hiefigen SSaluta: fßerhältniffe unb ber bamit jufamntenbängenben Ginrichtungen", hatte bieg eben fo menig einen Grfolg; bie ©eratbungen ber Gommiffton nermodjten nicht eine ^Bereinigung ober Sßermitt: lung ber fid) in ihrer ©litte entfchieben entgegenftehenben In: fichten herbeijuführen. Tie ©lajoritat fprach fid) in einet fchliefelichen fKefolution bahin aus, bafe bie Umftänbe, tcelche einft bie Ginführung einer feparaten Sanfoaluta in tpamburg ju ffiege gebracht hätten, nicht mehr abmalten unb bie fernere ^Beibehaltung biefer Saluta nicht rechtfertigen tonne, bafe fernei bie Sanfpaluta für einen bebeutenben SEtjeil unferer §anbel* bejiehungen ju einer SerfebrSerfdiroerung gemorben, bafe enblii bie fonftigen pon biefer SerfebrSerfdjroerung nicht birect be troffenen öanbelSbeäiebungen burch ben Uebergang pon ber Santpaluta jur beutfehen Saar:Sbaler «SBährung in leinet 3Betfe beeinträchtigt roetben; — aug biefen ©lotinen rrurbe empfohlen, bah bie Sermaltung ber Sani oernnlaht merben möge, mch porgängiger geftftellung geeigneter Seftinrmunip für bie Ueberganggpertobe unb im Uebtigen ganj in Ueben einftimmung mit ihren bisherigen ©runbfafen non einem beftimmten Sage an bie Gonten ihrer ^ntereffenten aus: fcbliefclich in Sbaler unb ©rofdjen ju führen, Silber in Sarren, frembe Silbcrcontanten unb ©otb aber ju be lehnen unb hierfür alle mit ber Sicherheit einer ieberjeitigen SluSjablung ber ©utbaben in harten Tbalerftüden ju netein: barenbe gacilität ju geroähren. Tie Gommiffton glaubte aber, fo lange bie fßrineipfrage ber Aufhebung ber Santoaluta noch nidjt entfchieben fei unb ba eine Senats« unb Sürgerfdjc# Gommiffton ftch mit ber nätn'icben Slngelegenheit befchäftiflt, 1>> i) auf fpeciefle 53orfcbläße roeqen ber SRobalitat ber practifcfteri ßinfübrunq ber 53aartbaler;2öäbrunß an Stelle ber $3anfoaluta fid) nicht einlaffcn aufoßen. SBon bem (Srgebniffe biefer Senates unb $ürßerfd)aftg--dommiffion l)at bibber nicbtg uerlautet, unb ift feitbem auch fonft-in93eaußauf eine^ieTtfie Sßaluta^lenberunfl üReueg nicht uorßelommen. 2luf bag SUbroarten mabßebenber äußerlicher SBoraente roar man feit 1866 natürlich in.Hamburg umfomebr binqeroiefen, alg burcb bie 9teid)g*33erfaffunß bag 2ftünjroefen unb bag Sanfroefen in $)eutfd)lanb ber ©efefc» ßebunß unb 2lufnd)t beg iReicbg überroiefen unb bie Ginfübrunß ber ©olöroäbrunß bei einer benorftebenben aüöemeinen beutfcben 1 2Jlünjreform immer roabrfcbeinlicber ßeroorben. : Mitunter finbet man aucb iefet nod) bie 9fteinunß nertreten, baß eine beutfcbe üJiünjreform auf ber ©runblaße ber ©olb* : roabruna bie £>amburßer 23anfoaluta unberührt lafjen fönnte 1 öamburqer 23anEqelb fei conoentioneüeg ©elb unb eg roerbe ben Parteien auch nacb bem QnErafttreten be§ neuen beutfcben - aRünjfpftemg aeftattet bleiben, barin au banbeln, roäbrenb bie : innere SBoitreffücbfeit unb ber unneränberlicbe (^^aracter ber - ftamburqer 33anEoaluta aur freiroiüißen #eibebaltunß berfelben " ueranlaffen roerbe. — Merbinßg roirb ein förmlicbeg Verbot ! ber ftaniburßer 23anfr)aluta nicht erfolgen, allein ein officieöer (Sourgaettel in biefer Valuta roirb nach bem Inkrafttreten eineg " einheitlichen beutfcben 2Rünaroefeng nicht mehr ftattnebmiß fein 1 unb, auch abßefeben bteroon, bürften bie Unauträßlicbfeiten s einer feparaten feamburßer 53anfnaluta, auf geinfilber in Marren ■; beqrünbet, roäbrenb bag ßanae übrige $)eutfd)lanb nach becimal* i ßetbetlten ©olbmünaen rechnen roirb, balb au ftarf empfunben roer« > ben, um biefen ^articularigmug beibehalten. 2)ie ^antburßer r S3anfoaluta roütbe ooraueftcbtlicb nach feerfteßunß eineg ein« '}" beithchen beutfcben ©olbmünafpftemg ßanj oon felbft aufhören, ^ unb bamit auch bie bigberiße Sßirffamfeit ber öamburßer 23anf. 2Bte im ßanaen übrißen $)eutfd)lanb roerben nad) bem QnEraft* c* treten beg $eid)gmünaßefefceg auch hier aße greife in ©olb« ^ roäbrunß unb in 2)ecimalre3ufiea auf 161,gs»7i^ ober 161*^ 20,<» berechnet. Stach bem ie&igen Slnfafee oon 69'/3 # per metrifefeeä Sfunb fteüt fich ba« genaue Serhültnif? auf (59'/3 : 30 = 300 : ?) 15l6'/s9 ober 151,<»$>$ ober I6t irfs 20,57 i/fr. Sringe man babei in Slnfchlag, bafi bie je&ige öamburgifche Sanf-Silbetprobe um burcbicbnittlid) 2 per SWiQe niebriger au«fomme al« bie Silberprobe in2tünj> flatten auf birectem naffen 2Bege, roarb bamal« bemertt, fo fönne man füglich ba« mirfliche Silbergebalt«=Sari jroiicben Öamburger Sanfgelb unb preufiifcben Sbalern auf 1514 annehmen. 2Birb oon biefem fo berechneten eff.ctioen Sari aber ab: gefeben unb foil bagegen ber !Durcbfcbnitt«cour« ber preufeifeten Staler al« ÜJfaajjftab be« Sari=2Bertb« gelten, fo ergiebt fich für bie 12 3abre 1853—1864 bec ©our« oon I51'/tt*?, für bie 6 Sahre 1865—1870 ber ßour« oon 15(9/16«#, unb für ba« 3ahr 1870 ber ©our« oon 1513/it»#. SBeldje« Serbältnife mate hienach bei einet ©onoertirung be« Hamburger Sanfgelbe« in preufjifche Jbaler ju ©runbe ju legen? SBoUte man ba« Sam Serbältnifi nad) bem beibetfeitigen Silberwertb berechnen, io fann einerfeit« eingeroenbet werben, bah ber effectioe burd)' fchnittliche Silbergehalt ber im Umlauf bcftnblicben Jbaler nidjt unerheblich burch Sfbnußung oerringert fei, währenb in biefet Öinftdjt Hamburger Sanfgelb gemifs unoeränbert bleibt, am bererfeit«, bafs bei benJbalern bie ©rböbung be« ffiertb« bunt bie Srägungäfoften mit in Slnfchlag ju bringen fei. Soll hi«' gegen ber 5)urchf• gebruar. 6 225/s » SJJärj . . 6 235/s - Slpril. 6 235/s " SDtai 6 23% » Suni . 6 24'/4 « guli 6 213/4 " Sluguft 6 203/4 SPtilte Sluguft... 6 20'Ai Slnfang Septbr.. 6 19 am 12. « 6 18 (Seit bem 3.Suli b. Si fein Silberpreig mehr angezeigt; im freien SSerfehr roar am 12. September ber ißrcig (@.) 29«# 13Sgr. pr. metr. $funb. IJür Hamburg erfcheint eg nun, im Sinblid auf bie beoon ftehenbe SOfüngrefortn, pon auberorbentlicher Sebeutung, ob ber jefcige hohe Gourg ber fßreufeifchen Jhaler bis jur Ginfühntng beg neuen ©olbmünjfpftemg roefentlid) anhalten roirb, in golfl« ber GinfteUung ber Shaleraugmünsung, ober ob berfelbe, mit in früheren Sahren, porübergehenb fein unb nach einigen SBochen mieber ju feinem fo ju fagen normalen Stanbe jroihhen 1501% unb 151Va jurüdfehren roirb. ®ie Slnficfeten, roag mit Si^et1 heit ju erroarten ober boch roahrfdjeinlid) fei, ftnb fehl ja theilt unb fchroanfenb, unb nur bie praftifdje Grfahrung roirb beftiramten Sluffdjlul ju geben im Stanbe fein, güt bie grage ber bereinftigen Gontertirung ber älteren auf öamburgei SSanco lautenben Suhlungen roirb bieg Gourgoerhältnifs uro muthlich ntit in 58etrad)t fommen, ba eine birecte Umtedjminj beg Sanfgelbeg in bie fünftige fReichggolbmflnje nach einet burdjfcbnittlichen gegenfeitigen SBerthrelation ber Gbelmetallt ohne Smeifel erheblichen 2Biberfpru tonnen, bajf iljncn gegenüber ber reflectirenbe 2?erftanb, bcv in allem am bevNi Unterricht ber oberen klaffen toormiegeitb in Slnfprud) genommen, gemcctt unb gefdjärft loirb, nicht angreift, baß enbtidh fragen ber hiftorU fchen OTÜif ju ihrer Söfung ein SBiffen unb eine Wenge bon Hilfsmitteln erforbernV bie bcm Schüler entfliehen nicht ju ©ebote ftetjcn, unb eben barttm. bie« 2111c« ber Uuiberfität unb einem fpciteren hebe alter t>orbehal{cn bleiben muh. 2Bcnbet man aber ein, baff bie bod) ber ^flege'Xeligtöfcn Sinuc« unb rcligiöfen ©efiif)!« fid) niutnjjhrmehr entfchlagen bürfc\fo bebenfe man, baf; cinerfcit« ber Schule |r biefem ^toede in ihren SAulaubad)ten unb in ihrem ©efangunterritfl nicht ju unterfd)ähenbe Wittenau ©ebote flehen, unb baff anbcrerfcitj^ bicfe Pflicht in erfter 8inie ber tirdje obliegt. £)ie Stunben aber/^elche, menu biefe 23orfcf)lage ^fhnaljme fänben, in Secunba unb ißrima fröimerben mürben, lege mait$u gleichen Sheilcu bem attfhrad)lid)cn unb bent ^athematifchcit llittcrrid^e 31t. ®ann mürbe eine umfaffenbere Öectüre ber % alten Sdjriftftelleef unb bielleid)t fclbft eine mäßige 2lu«behnung be« mgthematifd)en jpcnfuntS mögltd) merbeit. 3>er gange Unterricht aber mürbe \ id) magc/ba« »ertönte SBort — an Concentration geminnen, bie Ueberbürbung^mit Vielerlei aufhören, uttb bie Etagen barüber ihre Scrcd)tigung^erjifcrcn. )r. Sonrab DU em eh er. •h / 3uv tfritif ber tugf)cri$en ©djäfcungcn ber (gbelmetaflprobuftion. 33 on ülbolf Soetbeer. / I. Scitbcm Silber unb ©otb eine faft allgemeine (Geltung aid Sßertfc maß xmb Xaufdfinittel erlangten unb hiermit ,ugleich bie augenfalligften Diepräfentanten unb Xräger angesammelten Weiduhunt« würben, ift audi bie (Sröße bed 23orratl)d unb ber (Gewinnung bicfer KRctalle ©cgenftanb befenbrer 2lufmerffamfeit gemefen. lieber bie Slnhäufnng ben Gbelmetall in ben Sdbafefammem orientalifcher 3rerrfcber unb ber fRemifd/en 9ie> publif, über bie ben Gröberem erbeutete fDiengc Wölb unb Silber, über ben Grtrag einzelner ergiebiger SergWerfe, über borgefommene plefcliche Xerünberungen im SBert^berljältnif ber Gbelmctalle unb 2lehnlicbeS fiitben fid; bereits in ben Schriften bed SllterthumS mitunter jiffermäßige Slitgaben unb fo bie 2lnfänge einer Statiftif ber Gbclmctalle. 2(llein Schalungen ber ju einer gegebenen 3^it in einem l'anbe ober überhaupt »orhanbenen iOienge Weib unb Silber unb ihrer Zunahme buvd) neue ^rebuftien, ober ber ausgeprägten 9Riinjbeträge finb beit SchriftfteUern unb fonftigen Stuß jei^nungen beS SllterthumS unb and; beS ©iittelalterS fremb geblieben. Sind; erinnern mir uns nicht bamaliger SJlcußerungen über ben Ginfluj arv ber größeren ober geringeren '.Wenge ber umtaufenben Wiiiir,en unb bei neu l)in$ufomutenben Gbelmetallgeminnung auf bie Weftaltung ber greife, hierin trat eine Slcnberuug ein als nad) ber Gntbedung bon Stmevife elb unb namentlich Silber in überrafebenb großen Summen nach Guropa ernte unb ein allgemeines Steigen ber greife fid) mehr unb mehr bc- u-f'bar machte. Sie Statiftif ber Gbelmetatle erhielt hierburch für alle ife Per Wcfellfchaft ein hödjft praftifcbeS 3ntereffe. Slebi» bebaupkl ünem 1584 erfdjtcnenen 23u(be beut Staate, bie greife feien gege eiten P'ubmigS XII. zehnfach geftiegen unb bieS fei bie geige be 3ill' Äiiti! J>SV titlbfviapTi ^rfi.igitngeii ber (Sbetmetallprobultioti. 27 au« Amertfa eingeführten großen SDJenge ©olb unb Silber, welche 23e= hauptung freitid; Bietfachcn Sßiberfprudh fanb. Aocf; lebhafter unb nad;» haltiger warb ba« Öntereffe für bie Statiftif ber ©ewinnung unb 3Ser= theilung ber (SbelmetaUe, al« ba« AlerfantibSpftem in beinahe allen Zaubern ©uropa'8 bie 2ltterfenttung ber Staatsmänner unb ber über öffeut» liehe Angelegenheiten fchreibettben ©elehrten gefnnben hatte. Aientanbem, ber fich bamal« mit fold;en fragen befcf;äftigte, tonnte bie Söahrnehmnng entgehen, baß bie an« ben Seinen ber fpaiüfdjcn unb portugiefifdfen töefijjungen in 2lmcrif'a bejogette (Silber« unb ®olb=Alenge ein gewaltige« Uebcrgewirfü gegen alle fonftige, frühere wie gleichzeitige, (Sbelmetallprobuftion anftoeife unb eö be«l;alb, um fich e"ie 25orftellung über ben 23orrath unb jährlichen 3ut»ad)8 bon Silber unb ©olb im euro« päifchen 33erfehre ju ßerfchaffen, nur barauf anlomnte, bie hievbon in Se« Bitla ober Sabij unb in Siffabon eingeführten SBeträge lennen 311 lernen. 3n biefen £>äfen fonjentrirte fich nämlich lange 3'ahre hinkurd; ber ge» fammte europäifche £anbel80erfehr mit bem fpattifeben Amerifa unb 23ra= filiert unb h'er würben be« fiöcalifdjen Öntereffe« Wegen genaue Dtegifter über alle unb jebe (Hinfuhr geführt. SBcnn nun and; regelmäßige 25er» öffentlichungen biefer Aegifter nicht erfolgten, fonbem el;er auf ©eheittt» hattung folcper AachWcife ftrenge gehalten 311 Werben pflegte, fo gelangten benttod; Bon 3"t 3U 3"* Berein3ette ftatiftifeße Angaben au« jenen Die» giftern sur Senntniß Bon Schriftflellertt unb würben Bort biefen weiter Berbreitet. 3e fparfamer bie Aot^en bamal« über bie ©betmetatlprobuftion roarett, befto eifriger würben bie fo gebotenen einseinen 3iffermäßigen Aach weife betitlet, wa« bann freilich 3U mand;en Alißoerftänbniffen unb unrichtigen Schlußfolgerungen Anlaß .gab. Aleiften« gefd;at; bie« mit ber Senberi3 ber Uebertreibutig, Wa« nicht 311 Oerwunbern ift, wenn man be» :beult, wie bie Afcnfd;en Bon jeher unb überall geneigt gewefen firtb, Schäpingen über ungewbh"lid;e Aeid;tl;ümer unb (Sbelmetall»23orräthe unb 3ufliiffe in« Ungemeffene 3U Bergrößern. Alit folcßer tlebertreibuug fittb alle Schäpingen behaftet, Weld;e bi« 311 2lufang be« gegenwärtigen 3ahrhunbert« über bie (Hbelmetallprobuftion ober, wa« auf baffelbe hi«au«lommt, über bie Silber» unb ®olb«ßinfuhr . au« Amerifa nach ©uropa, unb bamit über ben präfumtioen 25orratp Bort ©belmetall im Sßeltoertehr unternommen worben fittb. Alan barf ittbeß nicht behaupten, baß biefe Angaben nur reine Aluthmaßungen ot;ne irgettb J.eitt gctrüffe« pofitiBe« -gunbament gewefen feien, ®iefc« warb, wie eben ".angebeutet ift, burd; bie auf bie eilte ober anbere Söeife erlangten Aadj= juchten über ben Sßertl; ber in eitt3clueu 3ahren au« SBeracruj, Querto yiabello, ©allao unb ©neno«»2(hre« ober be3iehung«weife au« Aio be 3a= 28 3ui ftiitif ber bibbcvigen ödjä^im^eu 5cv Sbelttteiafipcibiiftioii. neiro unb ©at)ia eingetroffenen unb rcgiftrirtcn Gbcliuetallfenbungeit ge» geben, »eld» ?iad}riditcti an fid; toahrfcbeinlich rid>tig getnefen fein beerben; allein mm verfielen fonberbarcrtocife bie Schriftftcllcr in ben 3rrthuitt, baft fie clpte »eitere $riti£ bie Grgebniffe eine« einjelncit ober einiger »eiliger 3al;rc auf einen längeren Zeitraum ober itteiftenb gar auf bie gaitjc Taucr feit ber Gntbecfutig 2(nterifa'b aubbehnten unb barnach eine ftatiftifdic ©eredptung ocrlegcn tu fönnen meinten. Dtur auf biefe SSJeife laffeu fid) bie foloffalen llebertreibungeu bei fonft fetjr unterrichteten uub umfidftigen 2(utoren erflären. Unb »eint burdj foldje ©erallgetneineruttg einzelner Uahrcbrefultate für einen längeren Zeitraum eine imponirenbe 3at)l bon oiclcu Rimberten oon 2)?illioneit ißefob ober Grttfabob gefunbeu unb alb beftimmte 21ngabe ohne nähere Grflärung oeröffentlicht »ar, fo tauten fpätere Sd)riftftcller unb jogett aub biefen Summen gemiffe Turd)* fcbnitte, um bann »ieber, mit 3uf9 Der ©cfdncbtfdtreiber 2I>. SZobertfon fd;tiefit fid) in feinem SJSerfe über 2t me vif a wefentlid; ten Scbäfgmgcn von Uftarij an. Er berechnet bic jäl;rlid)e Einfuhr Den ©olb nnb Silber in Spanien aus beffen amerilanifd;en ©efipungen für ben Zeitraum reit 1492 bis 1775 auf mefjv als 2000 ©Zillionen ©funb Sterling, naljegi (40,000 ©Zillioneu dl). Die ®o(beinfuI;r auS ©rafilien mu§ biefer Summe nod; ^injitgcred^net werben, um ben gefammten 3llf'll§ tcn Ebefmetall auS 2(merifa jn ber- bollftänbigeu. — ©ad; biefer 2luffaffung ^ättc bis Enbe beS ad^tje^nten 3abrbunbert8 bic Ebelmetallprobuction in Slmerifa im ©anjen ben enormen ©etrag bon etwa 10 ©Ztlliarben ©efoS ober 44 ©Zilliarben dl, überfebritten! 3u Sfnfang unfereS 3abrl;unbertS Waren foftbe übertriebene ©or< ftcllungen über bie 21nl)äufung bon Silber nnb ©ofb in (Suropa allgemein angenommen unb bon feiner Seite beftritten. Den barin Ucgenbcn 3rr= tpiimern unb Uebertreibungen trat nun Sllepanber bon £umbolbt entfdiieben entgegen, als er bon feiner benfwürbigen großen Dieifc nad> bem Spani- fdjen Ülmerifa girüdgefebrt war. Zpumbolbt l;attc f;ier fein 2lugenmevf nid;t allein auf natnrwiffenfcf)afttid;e ©egenftänbe, fonbern mit glcicüer llmfidü unb Siebe jur Sadie aueb auf bie wirtl;fcbaftlid>en 3uftänbe ber bon il;m befugten Sänber gerichtet. Diefe beiben ©iebtungen feiner Stu= bien begegneten fid; bor 2lllem bei ber Srforfdnmg beS ©ergwerfwcfcnS nnb ben bamit berlnüpften fragen. Der grojfe ©eletjrte war barüber im klaren, bon welker 2Bid;tigtcit cS für eine grünblicbe ©eurtbeilnng bon ' bollswirtbfdiaftlicben ©erbältniffen unb Aufgaben ber berfebiebenften 2lrt fein müffe, über bie im ßaufe ber borangegangenen 3abrbunberte in ben ©erlebr gebrachten Quantitäten ©olb unb Silber, ftatt rein mitlfübrlid;er ©Ztitbmafjungen, begrünbete unb annäbernb jutreffenbe Sdjäfgtngen gl er* ' ballen. (Sr erfannte, baff um biefen 3tt>ed ju erreid;en, eS bor 2tllem bavauf • anfomme, an Qrt unb Stelle möglicbft gtberläffige unb bollftänbigc ©Za* • terialien über bie ©Ziitenerträge nnb bie 9luSmünjungeu in ben berfebie- ■ benen ©robuftionSlänbern unb fonftige begiglicbe 2luSfünfte ju fammeln unb fobann alles bieS einer unbefangenen ©riifung unb fad;gemäpen Eom* bination ju untergeben. Die (Srgebniffe biefer gorfdiungen bat i)umbolbt im elften Sapitel • beS ^weiten ©ud;S feines berühmten „©erfud; über ben politifd;en Buftanb : 'beS $önigreid;S ©eufpanien" (gierft erfdiienen im 3abre 1811), nieber* - gelegt unb mit biefer 2lrbeit eine wiffenfdjaftlicbe Statiftif ber Ebel* metalle eröffnet unb begrünbet. — Das fcblicfflicbe Enbrefultat ber Zpum= .bolbtfcben Ermittelungen ift, baff ber ©cfammtbetrag au ©olb unb Silber, d weldber bis gtm 3abrc 1803 aus 2lmcrita nad) Europa berfenbet worbou, ■-} auf 5,706,700,000 ©efoS ober 25,109 ©Zillionen dl gl fetalen fei. 30 3m- Äritif ber bisherigen Sttätsmigfli |?er GbefmetoHprobu'licit. ®ie auficrorbentlidje ©ebcutnng bicfcv wahrhaft grunblegenben gor= fdningcn imb iRefultate leuchtet ein, wenn man erwägt, bafj nadf bent Gr [feinen bed genannten Ipumbclbtfcben 3S3cr!d bie früheren übertriebenen Vorstellungen über bic SOfenge bed bid Anfang bed neunje^nten 3ahrhun= bertd in ben 33cr£cf>r gebradjtcn Gbclmetalld, ohne nur bie niinbefte 23er tljeibigung 511 finben, fofert berfdjwanben unb nid?t wieber jum Vorfcbetn gefomttten finb, bafj hingegen bie con £nimbclbt bamald (1811) bereffenb liebten ßufammenftellungen unb Heb crficb>ten ber feit ber Gntbedung bed 5ü3clttf)ei(6 bid juitt 3al»re 1803 ftattgefyabten amerifanifeben Gbelmetalb fßrobuftion unb 2ludfuhr im ©anjen fowie ber ju Slnfang biefed Saljr bunbertd beftelienben bortigen ißrobnftiondberhältniffe bid 311m heutigen Sage, atf0 06 3a(re (inburd), atd burebaud majfgebeub gegolten haben, baß fic ungä^tige fOtale entWeber genau wieberholt ober mit unwefentließen Slenbcruttgen in fpäterc ftatiftifdje Vorlagen über bie Gbelmetallgetoinnung übergegangen finb. sJtid>t unerwähnt barf ed inbeff bleiben, baff um bie nämliche $eit, aid Ipumbolbt mit ber Sludarbeituug feine« „ Verfucbd über fReufpanien" noch befebäftigt war, in Gnglanb eine für bie ©tatiftif ber Gbelmetalle licdift Wichtige 1111b in^aftrcid)e Veröffentlichung ftattfanb. 2118 21nlagen 31t bem weltberühmten „Vnllion fReport" bom 8- 3uni 1810 finbet ficfi nämlich auch eine fReihe bon ftatiftifeben tRacbweifen in Sejug auf bie ißrobuttion bon ©olb unb ©über mitgetheilt, welche bie britifebe 9ie> gierung and ben fpanifeben Kolonien unb ©rafüien fieb berfebafft ^atte. ©iefed SRatcriat ift lange $eit fb gut wie gar nicht beriidfiebtigt werben, Wad fieb baraud crtlärt, bap bad junäcbft nur für bie SRitglieber bed britifebeu s)?arlamentd gebrudte 21ctenftüd in feiner Vollftänbigfeit wenig Verbreitung fanb unb namentlich bei ben bamaligen ^riegdjuftanben ber muthlidi nur ganj audnabnidwcife nach bem kontinent gelangt ift. SBäre baffelbe £>umbolbt febon im 3al)re 1811 ober balb barauf belännt gewor¬ ben , fo hätte er namentlich über bic ©olbprobuftion Vrafiliend, wegen ber er nur tRatinal'd allgemeine unb irreleitenbe iRotij beiluden tonnte, eine crwünfdjte officiclle ©runblage auch für biefeit ©bed feiner B11!0"1- menftcllung gefunben. SBir erwähnen biefe Veröffentlichung hauptfadjtitf bedljalb, um 311 geigen, wie bamald aueb in Gnglanb bie VMditigteit 311 bertäffiger ftatiftifdier Grmittlungcn über bie Gbclmetallprobuttion 311V ertennung gelangte. 3)ad üntereffe an biefem 3mcigc ber ©tatiftif ift feit bem in Gnglanb ftctd wadi unb tl)ätig geblieben. 3unädift geigte fid? bied in einem Vudic bon SBilliam 3acob, weliki eine „gcfdiiditlicbe llnterfucbung über bie iprobnttion unb Sonfumtion bei ebleti URetalle" aid audfcbliefjliche Ülufgabc wählte 1111b gu welchem bei Sur Äritif bcv bisherigen @(68f|ungt* ber ©beftnetciflbrobuftion. 31 bem 2?erfaffcr befreunbete üDiiniftcr £ntSfiffon bie Anregung gegeben hatte. 3n bev Gewebe tiürb herborgehobett: £iuSfiffon l)abc bie fteigcnbe ißre* buttion bcv ©belmctallc als ein ^auptfäc^Iic^e« görbcrungSmittel für bie njxvtl?f<^>aft(id;en gertfebritte ber 2)?enfd)heit betrachtet, bcv Slbnahme bcv iprobuftion aber bie eiitgegengefetjte Sßirfung beigenteffen. Deshalb l)abc er eine Unterfinning ber gvage, bb überhaupt unb bis 511 tbcldcm Ilm« fange eine Sßerminbevung ber ©belmetallgeminnung eingetreten fei, für fel)r triftig gehatten. 5ßie 51t 3acob'S Unterfudnmgen bie beträchtliche Slbnahme ber amcvü'a» nifden ©Uber» unb ©olb^robuftion in ben smanjiger Satiren ben nädbffen Unlaß gegeben hatte, fo mußte bie entgegcngefefjtc ©rfd)einung einer un- ertoartet eintretenben Ueberfütte beb in ben tBertebr ftrömenben neuen ©olbeS nah ©ntbeefung ber ©olbfelber ben ©alifornien unb Sluftratien (1848—1851) necp bringenber ju ftatiftifeben $orfdnmgctt unb tßeröffent» liebungen auf biefem ©ebiete aufforbern. (ginige .ßeit borßer hatte übrigens bie rafh fteigenbc ©olbgetbinnung im Öhiffifcbcn 21fien bereits bie 2luf» merlfamteit auf fid) gejogen. £nunbolbt unb SDfidjel ©hcbalier hatten biefen Hergang mit 9ciid'fidt auf bie bisherigen Sicrhältniffc bev Übel ■ metallprobultioii in cingel)enber ÜBeife befprochen unb bie SBidtigfeit beS- : felben I; erb org et) oben. — ©ine umfaffenbere Itnterfucbung unternahm fobantt ber englifdje ©tatiftifer 3. D. Daitfon, welcher am 16. December 1850 ritt ber ftatiftifhen ©cfellfdaft in Vonben einen fergfältig ausgearbeiteten •Vortrag hd'tt: „über bie ülieuge ©olb unb ©Uber, bie muthmaßlid) feit -.ber ©ntbedutig Umerifa'S bis jur ©egentbart ben bert nach ©uropa ge- bradftt trerbett". gür ben Zeitraum bett 1492 bis 1803 haben Danfott'S ..gebrängte ftatiftifdte Ucberfichten mefcnttid) nur bie SRefultate ber tpum- -belbtfchen Unterfuchungen aufgenommen; einige ^ßefitienen haben pear eine . Ubänberung erfahren, aber ohne erheblidten ©influß auf baS ©cfammt- ,:ergebniß. 2BaS hingegen ben Zeitraum bett 1804 bis 1848 betrifft, hat Danfon burdiibeg felbftättbige Unterfucbungen angeftettt unb auf ©rtittb r,>erfelben eine ben älteren §umbotbtfdcn Ueberfidften fid) anfcbUeßenbe tatiftifefte 3ufammenftellung borgelegt. Das 9)?aterial hibt-'S» ift hatipt- -äcbtich ben unter ben f3arlamentspapieren bereffenttiebten bal)itt gehörigen ' ,?onfulatSbcrid)tbn entnommen. Die Quantitäten ©elb unb ©über, tee (die >ott 2Imerifa nadi ©uropa gebradt tborben, teerben bem 3Bertl)e nach ge- ^.dät|t: 1492—1803 auf 2246 Millionen ,4L 1804—1848 auf 721 Millionen ,/il. .",!üe ©bclmctallgeunnnung außerhalb SlmerUa's wirb bon Danfett nidt erültrt. 32 3'"' Äritif her bi«fymgen bet Gbelnietattbrobiiftimf. Unabhängig bon ben (Ergebniffen, ju bencn ber eben genannte eng* tifd>c ©tatiftifcr gelangte, hat ber audgegeid/netc fransofifdje Bolfdtoirtl? 3Q?id?el ßhebatier batb nad? Beginn ber ?ludbeutung bed catifornifchen unb auftralifcben ©olbreidjthumd feine fdjon 184G begonnenen allgemeinen lluterfudjungen über bie (Sbelmetallprobuftion berbollftänbigt. Strich 90?icbel (Ehcbalier ft übt fid) toad bie 3eit bor 1803 betrifft auf bie ipumbolbtfcfien (Ermittelungen; allein er erftredt feine gorfd^ungen unb ©djähungen 5m glcid) auf bie außeramerilanifdjen Väitber unb führt bann biefe umfaffem bere Statiftil ber (Ebelmetalle toeiter fort. Befonbere Blühe ift barauf bertoenbet eine ber befannten tpumbolbtfdfen 3ufarrtrneirfteüurxg ber jähr» liehen ^robuttiondbcrhältniffe 311 Slnfang unfered 3aljrhunbertd erttfpre^ dienbe Ueberficht ber jährlichen (Ebclntetallgetoiiinung um bie un: mittelbar bor ber (Entbedung ber califoruifcheu ©olbfelber, alfo für bad 3al?r 184G ober 1847, borjulegcn. 3n einer neuen Sludgabe feined treffe lieben Budid „La mounaie" hat 50?. tihebalier fpäter bie (Ergebniffe feiner fortgefe^ten ftatiftifeben Uuterfudnmgcn über bie (Edelmetalle ber* öffentlich! 1111b in ähnlicher SBeife eine lleberficbt ber f3robul'tiondberhalb niffe bed ©olbcd unb ©ilberd in ben berfdüebenen Bergtoerflänbern unb im ©anjen für bad 3ahr 1865 borgelegt. — Da 2)?. G^coalier feine (Erörterungen über bad ©clbtocfen unb bie (Ebelmetatie bont allgemeinen boltdtoirthfdiaftlidien ©tanbpunlte aud, nidit bortotegenb aid fpecielle fta= tiftifche Darlegungen borträgt, fo barf man bei ihm audfüfjrtiche 3iatb= toeife über bad bei feinen ©d>ähuugcn benu^te Blaterial unb eine in« Detail gehenbc Berechnung unb Begründung nicht ertoarten. Blau er* leimt inbeß audi oljiic folebe Belege, baß Bl. CEhetoatier mit großem gleijc fo jienilich alled 9Bidf)tige, load bid jur tperaudgabe feiner Bücher über bie ®olb= unb ©ilber=©etoiutiung beröffentlicbt toar, benufst unb beftend 31t fombiniren fid? beftrebt hat. (Ein im 3at)re 1854 erfchienened, junädhft bem Bergtoerfd* unb füttern toefen ber Bereinigten ©taaten getoibmeted 2Berf bon 3. D. Sßhitneh enthält Sugleid? bergleicfienbe 3ufammenftellungen über bie Bfetatlgetoiiuiung in ben übrigen ©heilen ber (Erbe, namentlich für bie 3al?re 1800, 1845 unb 1854. (Ertennt man auch in äßhitneh'd Ueberfichten bie Bertoeitbung ber bovange= gangenen (Ermittlungen bon tpumbolbt, 3acob unb Bi. Shebalier, fo be merit man baneben bod? bie felbftänbige Benutzung auch anderer Badübeije. Stuf bie fonberbare Eßnblifatiou eined ruffifchen ©taatdrathd, meiner eine erfchöpfenbe Darlegung ber 'ßrobuftion unb Slnhäufung bon (Seit unb Silber, bon ben älteften 3eiten an bid 31111t 3al?re 1855 unb ii allen ©cgenben ber B3elt, 311 geben unternommen bat, toerben toir fpätn 3urüd3ufommcn Gelegenheit haben. 3«r firitif btr bie^engflL^i^iifeung^n bee Gbelmetaflprobultion. 33 Slut 3. December 18G4 braute bie Sonboner 3eitfd)rift »The money market review" eine nad) 20 berfd;iebcnen ^robuftionSläuberu fpecificirte ' Statiftif bev EbelmetaügeWinnung für jebcS bev 15 3al)re sen 1849 bis " 18G3, 3ufammengefteßt, wie bie Einleitung besicherte, nad) ben juber» ' läffigften fließen. Sicfc find inbeß int Eiujelneu nid)t näher angegeben " unb bie mitgeteilten Setzungen itid)t weiter begründet, obfdton biefclben bielfad) bon ben gewöhnlichen früheren Slufftellungen abweisen. Ser ©erfaffer ber gegenwärtigen Slbl)anblung nahm hieraus ©erattlaffung, an ber ipanb ber il)m anderweitig befannten unb ^ugänglicben SDJaterialien biefe in fid) bollftänbig abgcfd)lbffenen unb dabei fel)r betaiüirten Ueber= fiepten einer eingebenden Prüfung 311 unterjiebcn. £>aS Ergebnis der» felben fowie bie daraus abgeleiteten eigenen Schäpingen würben alSbann in einem Sluffap ber berliner „3>ierteljal)rfd)rift für ©ollStoirthfchaft unb Eulturgefd)id)te" bom 3al)re 18G5 unter bem Sitel „fßrobuftion ber Edelmetalle während ber 3af)re 1849 bis 1863" beröffentlidjt, Welche Slrbeit den SluSgang unb bie (Grundlage für einige fpätere funtmarifebe lieber» fid)ten über ben nämtid)en Oegenftanb gebildet bat- ©erfdjiebene Sin» :gaben in biefen Vorlagen werben in golge neuerer SluSfünfte eine nad)= -träglic^e fRebifion unb Ergänjung ju erfahren haben. ©ei (Gelegenheit ber SBeltinbuftrieauSfteüung in fßariS im 3al)re 1867 ■ -rfdiien ein ber Statiftif der Ebelmetalte gewidmetes SBerf beS rwnt Staate ■ Salifornicn belegirtcn Gerrit Silliam ©. ©lafe, weld)eS über bie neueren :f5robultionSßerhältniffe beS (Goldes unb Silbers bie Ergebniffe felbftän» -uger Untcrfud)ungen oorlegt. r' ES würbe hier 311 weit führen unb 3ugletd) ohne rechten 3wed fein, r-oollteu wir and) nur einen £l)eil ber fonftigen feit 1850 bereffentlichten Schäpingen über Die allgemeine Ebelmctaüpvobuftion, wcld)e crfichtlid) id)t bloße SBiebergaben und lliufd)teibuugen Darangegangener Slufftellungen < nb, namhaft machen. Einige berfelben mögen mitunter felbftänbigc Schäpingen unter ©cuuping neuen SRaterialS gebracht haben, allein eine '.leibenbe ©ebeutung haben fie beffenungead)tet nid)t erlangen fönnen, weil t ine genügende ©egriinbung der abweid)enbcn Slngaben fehlt. ^uwcilen urt eine foldfe fenft Dergeffene Uebevfid)t dou 3emanbem, ber fie früher d) 3urüdgelegt hatte, nod) rcprobu3irt, weil ihm eben leine anbere ober < eue 3ur tpand ift, allein hierburd) wirb nur beftätigt, daß über bie Ebel» ... letallprobuftion feit 1803 unb inSbefonbere feit 1848 feljr Derfd)iebene wrftellungcn im (Gange find, unb große Ungewißheit darüber herrfdü, . elcbc unter ben Derfd)iebenen Slufftellungen am meiften ©ertrauen berbient. • Sie neueften Ueberficbten über bie Sbclmetallprobultion find durch is in Den lepßerfloffenen Gahren eingetretene bebeutenbe Siulcn beS dneujildjc jubrbudier, iCt. XL.I. Jjeft 1. 3 34 3"I' flntif ber bieberi^en Sräcifntnft«) bcr GDetmetaffprobuftion Silberprcifed toeraulaßt Horben. ©cfanntlid) tjat bad Brttifcfee Parlament (Unterl/aud) im SOJäv^ 187(1 einen 2ludfchuß niebergefedt, „um bic Ur> fachen bed Sinfend bed Silberprcifed unb ben (Stnflujj folder Cfntwertbuiig auf ben SBechfelfurd ^bifdieii 3nbien unb ßnglanb 51t uuterfudfen unb bariiber ju berieten". Tiefer Sludfcbttß bat ed aid einen Tbeil feiner Slufgabe erachtet, über bic früheren wie neucfteu s}3robuftionöberhältniffe bcr CSbelmetalle mbgtidift jubertäffige 9ludfunft zu erlangen. ,3" biefem 3wccfe bet bcr Üludfdmß fid) con ben angefebenften l'ontoner Srelmetall« 2)?aflern fem ob 1 allgemeine Schäpingen über bie mutmaßliche Silber« unb (Goldgewinnung torlegen [äffen als auch fonftige barauf bezügliche fpecielle üludfünfte, wo fie fid) i()m barboten, gefammelt unb in ben 31ti< lagen 511 feinem ©erichtc 00m 5. 3uü 187»! Veröffentlicht. 3ntereffante dlacbträge zu tem früher veröffentlichten Material finb in ten Parlament?« parieren bed gegenwärtigen 3 a bred (1877) erfebienen. Tad IMtblifunt hat folcöeu fragen unb ItutcrfHebungen gegeniikv eine leicöt erflärlicbe Vorliebe unb (Gewohnheit, fid) nicht mit weitläufigen x'ludeiuauberfe|ungen, nod) and) mit vereinzelten, wenn auch wichtigen diadjweifen abzugeben, fonbern möglicbft zu fchon fertigen unb fummari* fchen Ucberficbteti ju greifen, zumal wenn folcbe durch ben libarafter irgenr welcher officicllen Veröffentlichung garantirt 51t fein ben 2(nfchein haben." IS« fanu bcdhalb gar triebt auffallen, wie bie 511m eben erwähnten ißar> lameutdberiebt gehörenden überfichtlidwn 3ufeimnicnftellrmgeir über bit (Golb= unb Silberprobuttiou in ben 3abren 1852 bid 1875 fofort fajtl allgemeine i'tnerfenuung unb unbedenf'licbe ülufnahme gefunben haben. Turd> bie fortgefepe unberänberte tMeberholung in ben berfchiebenften L tublifationen und Umrechnungen tiefer »tfammenftelluugen haben tie felben eine große Autorität erlangt, ohne baß biefetben biober einerJ näheren unb fadwerftäubigen Prüfung unterzogen wären. töorftehenb haben wir einen SRücfblicf auf tie bidherigen hauptfäcblicbci Terfuche einer Statiftif ber ßdelmetallpreduftion geworfen, 6d erf chief und nicht erforderlich, auf bie eigentümlichen ^Bedingungen unb 2lnfpi# btefed ßri^eigeö ber Statiftif noch befonberd htrrjrnveifen. 30?it benen welche an benfetben 21nforberungen ber (Genauigfeit, Sicherheit unb Seil ftänbigfeit ftellen, bic ber Icatur ber Sadje nach ron 3ebem, ber fich um etwad mit tiefen ^Bedingungen befd>äftigt hat, ßon bomherein aid uner reichbar anerfannt werben miiffen, ift überhaupt eine ©erftänbigung nil: möglich- Tic Statiftif ber (Gewinnung, ber Dlnhäufung, ber ©erteilte 3ur .fritif bei biSljsrigis SiVIpitinen bev (Sbelmotnffprobiiftioii. 35 unb be« Abgang« bev (Sbetmetatte faun nur eine mehr ober ntinbev ge* wagte, annäljcrnbe unb ungefähre Sdjätjung be« tvurftieften Sadwertjattö bejwccfen unb berfpredien. 2Bctd)e ©renjen ftievftei nicftt 511 üb erf freiten, wet die 9iiicffid;ten ju beachten finb, bafür giebt e« feine beftimmte Vor* f dir if ten, fonberu bie« fann nur bem fadjberftänbigen Safte nad) fDfafi- gabc ber benutzen SDZateriatien unb ber befoubcren Umftänbe jebeö galt« übertaffen bleiben. §ätt mau biefen ®efid)t«punft feft, fo wirb bei einer Vergteichung unb Sritif ber unter einanber abweidjenben ftatiftifcfieu 9tuffteüungen in Ve$ug auf bie (Sbetmetatte nur eine bcrhältnijjmäfjig bebeutenbe 23erfc^>te= beußeit ber jiffcrmäffigen 2tngaben eine eingepenbe Veadjtung unb Prüfung rechtfertigen, unb Werben ferner, wo eö irgenb angebt, nicftt einjetne 3at)re, fonbern ber ©urchfdinitt mehrerer auf einanber fotgenber Safere at« map gebenb 511 betrachten fein. Vergegenwärtigt man fieft bie bieten Schriften, welche biefen ®e» genftanb behaubetn, fo fann fidi teidjt bie Stnfidht aufbrängeu, bafj bie Statiftif oer (Sbctmetaüprobuftiou ju einem gewiffen 2(bfdi(uffe getaugt unb in SRücffidjt ber Vergangenheit hierin nicht mehr ©rhcbtiche« 511 teiften fei, baff e« nur barauf anfomme, fiinftig 3al)r für 3at)v bie ©otb= unb ■ Sitbcrgcwiuuung in ben wichtigeren ißrobuftion«tänbern beftntbglich 311 ermitteln unb biefe« ßrgebnijf einfad) ben llebcrfidjten ber früheren 3ahvc anjureihen. fvür bie Reiten bor ber (Sntbecfung ütmerifa'« hätten bie 2tuf= ' fteltungen bou oacob unb 3(nberen ein ungefähre« Silb unb einen ge^ wiffen Slnhatt berfdiafft; für ben 3bitraum bou 1492 bi« 1803 feien bie boit töumbotbt gegebenen Oiadftweife eine aüfeitig auerfannte geftfteltung; bie Bewegung unb ber Umfang ber (Sbetmetaflprobuftion feit 1803 bi« jur tSntbecfung be« ©otbreiebthum« tiatifornien« (1848) liege bor in ben (Jrgebniffen ber griiubtidjen llnterfud)ungen bon 3. S. ©anfon unb 30?ic^et tlhebatier; unb fcfttiepticf; hätten bie legten boit einem 2lu«fchujj be« britU feben Parlament« approbirten Schäpingen ber l'onboncr (Sbetmetaü=2)faffer eine au«reid)enbe Ueberfidjt ber ©otb= unb Sitbergewinnung feit 1852 bi« 1875 geliefert, bereu annähernbc Diichtigfeit bon Sfiemanbem bi«her beftritten worben fei. 23ir fönnen biefer Slnfdhauung nicht juftimmen, finb bietmehr ber Mnfidit, baß für alte obengenannten bier ftftfcftnitte eine forgfättige Prüfung inb Dcebifion ber jefct bortiegenben ftatiftifdjen Unterfudmngen unb 3U- ammenftetlungen über bie (Sbelmetaftprobuftion erforoertidi unb an ber ^cit fei. 3ur Vcgrünbung biefer 2tnfid;t finb bie folgenben Stabführungen leftimmt. M 3* 311 3iic liritif bev bisherigen @rt)ähungtö bfV CjDclmctaHprobuftion. II. Wan begegnet in manchen ©üdjern, luetic getegenttid; auf ben 9?eid>- 11)um gur 3cit bev evften römifdien Saifer ober auf ben bamafigen ©eftt umtauf 311 fprccbcn fonuncn, in genauer Uebcvcinftintmung bev tjcdbft in- tereffanten 2lngabe, baf? 311V 3t>it beS HaifcrS 2fuguftuS bie umlaufenbe ©elbutaffe im romifdicn 9feidie ungefähr 358 Wiflionen s]Ifb. Sterl., ober 11 ad) beutfeber Valuta 71(50 Willtonen ,1(. betvagen fjabe. SSBcfcfjen llr- fprung, meiere ©runblage pat biefc mit aller 3»betfid)t aufgeftellte uns oft miebcrljofte pofitibc 2lngabe? Sicfelbe ift jririicfgiifitljrcn auf eine ©ereefmung im bclannten ©nebe con it\ 3 a cob über ©robuftion unb Gonfumtion ber cblen Wetolle, tocldic lvörttidi lcie folgt lautet (ceutfdie llcbcrfefmng ©. I. S. 143). „21 ad) Suetoniuö begeidrnete ©eSpafian bei feiner Sfjronbefteiguug bie Summe Con quadringenties millics II. S. — nad) engfifeber SBalirutig 322,91(5,000 ©ft. Stcrl. — als crforberlidf) für bie Sedung ber StaatS- bebiirfniffc. Sicfe 21ngabc tonnte fid) loeber auf bie jäfjrlicfyen Sinflinfte, nod) auf ben öffentlichen 3 chap begießen; beim 31t feiner 3fit cermo^ten I bic tSrtragiiiffe oer ^roringen dcS Weichs eine fo grope Summe gu liefern. Sagegen laßt fid) niebt offne ©rnub annehmen, baß unter ber genannten Summe Die gange 31t jener 3°it üorfyaiibenc, ober als umtaufenb im 9?cid) DorauSgefctjte Waffe geprägter VJüiugc cerftanben toorben fei." „©eSpafian trat feine 9fcgierung gmei aapre nacb cem Sobe 91ero'e an. an Der 3e't dcS letzteren patte bev 21ureuS im SBertpc bereits etioaS ntepr als gepn ©rocente feit 2IuguftuS Regierung fid) cermiiibert: eS läßt fid) Dalmer folgern, Dap bie geprägte Wiingc in biefer ßpoebe fid in gleichem Waape cerringert pabe. .ßiemacb mürbe Die unilaufentr ©ctbmaffe 311 2luguftuS 3e't beiläufig 358 021 i 111oueu ©fD. Sterl. betragen paben". Vieft man biefc Säpe aufmcrffain, 11111p fieb 0011 felbft Die jjraj; auferängen: ftnb biefc 2Iufftellungen mivflicb ernft gemeint? Hub trenn nad) beut gangen 3llfammen^an8e mib Der ©cpanbfungStoeife im er mäpnteu Söcrfe Dies bejahet merben mup, Darf man meiter fragen: ift ef möglich, mit gröperer JBillfiir 1111b in fieb paftfofer eine ftatiftifd; i Scpäpuitg corgunepmen ? : 9tad) 3acob'S ©epauptung foil in Der 3^ 2IuguftuS bis ©ee J pafian Der ©efbumfauf fid) um 10 ©rocent cermiiibert pabeit, meil bet \ iüciingfuß beS ©ofbftücfS um 10 ©recent fieb cerringert patte. ©üb s ©orgänge ftepen gang 1111b gar in feinem inneren 3ufommciif)ange. Ur j baS OaPr 1789 enthielt baS frangefifepe Viere (mic jept nod) ber gram :i nur noch etma ' 7i beS urfprünglidfieii Viere Silber gur 3oit tavl'S W. \ 3»iv .«nitit bei bjJliMiieu ^duHmt-irn bei (äbelnietaUbrobuftioii. ,'!7 (großen. Tie 3?evfet;rt£)eit, hieraus 311 [erließen, baß um baS 3al)v 800 ber fDfüiyumlauf um mehr ais 70 SOfat betrdcOtlicficv gewefett fei alS int 3aljre 1789 ober gar fcljt, ift hanbgreiflieb. Ober, um nodt eine Igrlätt» tcrung beizubringen: märe eS nicht lädjerlid), behaupten 311 wollen, bic Summe beS in (gitglanb sorhanbenen (SbelutetallS fei nicht größer ober geringer als jur 3eit ber Königin (SCifabet^, beim ber innere ©olbmertt) beb ißfunb Sterling fei feitbem berfel&e geblieben? (Sbenfo uubegriinbet (um einen milben SluSbrttcf 311 gebraueben) er» weift fid) bie Sehauptung, baß Ä'aifer 2?e3pafian, als er gfeirf; beim lüe» ginn feines jh'indpatS erflärt £;abe, ber Staat bebiirfe 311 feinem iBeftehen . quadrigenties ntillies, b. I)- 40,000 föiillionen Sefterje — ober ridttig : uacb ber ©olbwahrung uub auf unfere beutfdje Sertljeinbeit berechnet etwa 8700 üfJillionen cK. —, an bie ©efammtfumme ber umtaufenben . i}Jiüii3e gebaut babe. Töd)ft waljrfcheiulid) ift eS Weber SeSpafian noeb einem anberen remifchen Saifer, nod) iiberbaupt irgenb jfemanbcin bis . jum fiebenjebnten 3ahrf)unbert, als italieiüfdje Oefonomifteit anfingen fidt mit ber X^ecrie beS ©elbeS 311 £>efd)dftigen, in ben Sinn gefommcu, an eine Sdbühung beS 3111- 3dt borbanbenett (Selbes 31c beuten! llttb Wenn man and) bie 2JJöglidjfeit eines folcbtcn ftatiftifd)cn problems fdjon 311 jener 3eit einräumen wollte, ift cS bentbar, baß ber Ijccfift praftifebe Sfaifer 3?eSpafian feinen erften ungefähren Ueberfd)lag beS Staatsbebarfs an eine ;rein tnutf)maßlid)c Sd)ätiung beS fDiiinjumlaufS getuiipft haben werbe? -3?eibe Tätige haben ja burchauS nichts miteinanber 311 fd)affen unb feinen . 3i'fantmenbaitg. Tarin ftimmen wir 3acob bei, baß bei (Srwäbnung jener enormen Summe 33eSpafian fdtwerlid) ben ittS ?lugc 311 faffettben . jährlichen Steuerertrag gemeint haben fann, betttt fo feftr ber $aifer be» ; fanntlid) berftanb aus ültlem (Selb 311 machen, bie Unmöglichfeit, eine jähr» lidjc (ginnahme bott mehr als 8 SJfitliarben J(. 311 erjielett, mußte ihm 0011 felbft einleuchten. Ter ÜluSfprud), baß bie foloffale Summe ben 40,000 SDfillionett Sefter^e 311V (grhaltung beS Staats crforberlich fei, läßt fid) unge3Wuttgen . inb auSreidjenb barauS erflären, baß 23eSpafiau einen ungefähren lieber» chlag in (Selb mad)te über bie Schöben unb üertufte, weld)c baS rö» nifche bleich überall in ben borangegangenen ©ürgerfriegeu unb bttreb . ifaturereigttiffe fett Otero's Sobe erfahren hatte, über bie Soften ber OSieberherftellung mancher öffentlichen Slnftalten uub Straßen, meldte feit "j.eraumer 3e't i« Verfall geratheu waren, fowie bieler wünfdjenswerthen '".teuen (ginriebtungett biefer 2trt. 23ermutl)lid) fam aud) bie 9?ücf3at;liiug f"\ er in ben unruhigen 3eit(äuften eingegangenen Staats» unb Gommunal» hulben mit itt ?liifcf)lag. 2Bcnn jejjt ein italietiifc^er ginanjminifter fid) HS „Hur ftvitif bei biMjerigen ©d;ci|juut/ll bei' EbctmetiiUprobiiftion baßin audfpräd;c, baß ipiti TO TOitliarben Vire erforbertid) erhielten, ca= mit bcn ginanjen 3tatiend grünbtkß 1111b für tie Dauer aufgepotfen toerbe, 1111b mir tebigtidj tiefen Hudfprucp leimten, fo mürbe fitter ?de= ntanb beiifelbeti baburcp elitären, baß ber Dfinifter an ben iDtünjborratp Stallend ober alter Van ber gebadet pabe, fonbern man mürbe ficf> fagen, baß pier ber IBitiifcp 311111 Wrnnbe (iege, Italien möge bon ber auf it;m taftenben enormen 9tationatfcputb bon napeju 10 tMlliarben frei fein, bereu 93er$infung faft bie .ftälfte ber orbentlicpen Staatdeinnaßmen in 2tnfprucß nimmt, eine erbrücfenbe 33cftcuerung unb uneintödlicped ißapicu getb 3111- gotge pat. ITadibciit 3acob ben Diünjborratp jur ^eit bed Äalferö 3Tuguftus feftgeftctlt 1111b bcn burepfepnitttießen jäprticßen 2(bgang ber Dlüngen 311 ober 311 etrna 23/4 ^promitte angenommen pat, toogegen ein and ben 33ergtt>erfen ißm atd gang unterbrochen gitt, berechnet er bcn präfumtiben TOiinjborratp in berfcßiebeneit fpäteren Gpocßen. Gd ergiebt fiep pieraud für ipn bad Dlefultat, b«ß bad Duantum „bed umtaufenben Hapitatd an ebten Hctatten" fid; attmäptiep auf 87,033,099 fjfb. Steil, im 3aßre 483 berminbert 1111b baß ed um bad 3aßr 806, atfo 3ur 3eit Harl'd bed (großen, nur noep 33,674,256 ^pfb. Stert. (673 tDMionen J(] betragen pabe! $ür ben 3<1traiim toon Hart bem (großen bid 3ur 611t beduug 2(merifa'd, meint 3acob, fei ber Vlbgang an ber borpaubeimi ®otb^ unb Sitbermenge burcp bie in oerfepieoenen Vänbern tbieber in 21ufnaßmc gcTominene Gbetmctattgemiiuiung etioa audgegtiepen unb bürfc man ben 31m 3«t ber Gntbecfung Vlmerifa'd in Guropa oorpanben ge= teefenen Gbetmctatlborratp auf etloa 35 Diitt. ißfb. Stert. (700 DTitt. d(] beranfeptagen. 207an möge immerpin, loie bied auep einige anbere Scpriftftetler außer 3acob getpan paben, für bcn Vtnfang bed fecpdjepnten 3aprpunbertd einen geioiffen ©etrag bon Gbetmetatt atd borpanben in Otecbnung bringen, bem bann bie neuen biet reieptieperen 3ufl"ffe feit ber Gntbedung Stmerifa'« gngegäptt merben. Der formetlen 3?oUftänbigfeit loegen laßt fiep eint fotepe Vinnapme bietteiept reeptfertigen, ba jebenfattd, toie aud berfdnebenen 2(u3eid;cit fiep abnepmen läßt, bod; ein nampafter rBorratp bon Gbctmetsjl I um bad 3apr 1500 in Diiii^e unb ©erätpen in Guropa borpanben gt tbefen fein muß. Die fäcßfifcßeti, bbpmifdben, tprotifepen, ungariftpen unt anberen europäifepen röergmerle paben in ber jtoeitcn Dätfte bed fünf tepnten 3aprpunbertd niept unbebeuteube Grträge Silber unb ©otb getic fert. Db man jenen fogenaunten „gonbd aud bem üDftttetatter" mit 50' ober 700 ober 1000 ÜJUttioiien auffüprt, bad pat nur geringen Gin ftuß auf bie töeurtpeitung bed bon ba ab fteigenben üJOingumlaufd 1® Jar Äiiiif ber bet Efcelniciaflprcbuftioii. ;>; i ber gleichzeitig abnehmenben fauffraft beö Silber« unb ©olbeo. Jacob'« tSudf bietet uu« wichtige ftatiftifdje fRotijen, nut tic ungeheuere 2>erän= berung, bie fid) fchott im faufe be« fedi«jchnten 3ahrhunbert« l>infid;tlici) be« ©belmctallborrath« Guropa'« bollzog, unb bie berhältnijjmäjjige Slrmuth ju Slnfattg ber ^eriobe ju erfennen. Sie gefammte 2lu«iiuinjung in Gng» lanb betrug währettb ber SRegierung £vinrid>'« VII., in ben 14 3ahrcn bon 1485 btö 1509, nad; bamaliger SBährung 49,367 sf3f. 12 Sd;. Sterl. in Silber unb 27,550 "jlf. 18 Seh- Sterl. in ©olb, loa« auf ©ewidtt be» rechnet, pro 3ahr nur auf 607 Kg f. Silber unb 23 Kg f. ©olb au«» f'ommt; trogegeit währettb ber 22 jährigen ^Regierung be« fbnig« 3atne« I. bon 1603 bi« 1625 int jährlichen Surdifdpütt 9152 Kg f. Silber unb ..1120 Kg f. ©olb ausgeprägt tourben. 3cbe in Rahlen au«gebriicfte SdRUpmg be« GbelmetaUborrath« ju : Slttfang be« fed)«zehnten Oahrhunbert« toirb in ben Singen borfidqiger . Oefonomiften immer alö hbdiftproblematifche ©rbfje unb nur alö fRotfjbe» : helf erfdjeinen. Slllein ba« toirb ihnen unjtoeifelhaft fein, baft ber obige bon Sueton aufbewahrte ?tu«fprutf; be« fftaifer« 33e«pafian auch triebt im entfernteften in eine Beziehung (zu foleber ober ähnlicher Schädling ge» bracht werben bann. ©in bont ruffifdjett ©taat«rath £araffenfo=£)trefchfoff berfäffte« unb int 3ahre 1854 unter beut bielberfprecpenben Site!: „De l'or et de l'argent; leur origine, quantite extraite dans toutes les contrees du . monde connu, depuis les temps les plus recules jusqu'en 1855; accumulation actuelle de ces metaux dans les prineipaux Ptats, et • leur rapport mutuel suivant leur poids et leur valeur" erschienene« Such übertrifft in feinen ftatiftifchen Seiftungen noch toeit bie eben be» prochette Kühnheit be« englifchen Slntor«. Scr ruffifdte Sdmftftcller will tämlich ermittelt haben, welche ©ewid;t«beträge bon jebetit ber beiben ©belmetalle unb in jebem ber Sßelttheile jur ,geit ©hi'ifd ©eburt _ torhanben gewefen unb bon ba ab bi« jur ©ntbedung Slmerifa'« pvobujirt oorben finb. Gr legt hierüber folgenbe genaue gahlenangaben bor: 3ur 3eit <£&r. ©eb. oorbanbett. ©olb Silber Kg Kg • ' it (Suropa 79,730 2,401,532 -it ticf)en ©rimbfagen in ^cgug auf C^otb utib Sifbcr innerhalb gewiffer (yvenjen 311 bleiben, um nicht buvcb ißuforifcbc llebevtreibimgcn audi gegen fachgemäße Somhinatioiien auf bicfcitt ©ehiete bon bovtifjerein fÜiißtrauen 511 erwedeit. III. 3m (Singange biefer Bfuffäfse Ijabeu wir iiachgewiefeu, wefdj übet* tviebene Sorfteßungen über bie reu 3(mcrifa nad) (Suropa gebraute 30?euge ©ofbeS unb Silbers bor TumhofbtS forgfäitigen llnterfuchiingeu 511 3(n= fang uiifcrS 3ahrhunbertS borfyerrfdjteu, wie unter üfnbevm S. fRobertfon im 3at)re 1775 in feiner bieigeiefetten ©efcffichte 2fmerifa'S biefe Dfengc auf ben enormen Söetrag bon etwa 8800 fUfiilionen ^efoS ober itafje;u 40 SOfiltiarben , K. beranfehfagen 311 muffen gtaubte. fpumbotbt'S mittelungen ermäßigten biefe Summe, obfdioit er nod) bie außerorbeittfidi großen (Srträge ber 3af)re 177G bis 1803 hingurechnete, um mehr a(S 3300 üMffionen fJefoS (ober 14'/2 SDZißiarben , tf). GS würbe gugfeief erwähnt wie bie .fuimhofbt'fchcn Sfuffteflungen bon ba an bis je|t unbe= ftritten in itjrem ©efammtergehniß aßgemeine SInnafjme unb ungä^tige Sieberhofung gefunben fjaben unb fo 311 fagen mit ttaffifeper Autorität gelten. Senn wir gfeid)wohf eS unternehmen, biefetben einer Eritifcbeti fRebifion 511 untergiehen, fo feitet uns bie Uehergeugung, baß fetches bunk aus bem Sinne fmmbofbt'S entfpriebt, beut bie Grferfcbung ber 2Baljvf)cit über 3fßeS ging. §>umbofbt fefbft würbe eS ohne 3^^ am me'!tei1 mißbißigen, wenn ans falfch berftanbener Pietät bie feit bem Grfcfceincti feines ScrfeS beröffenttidbten Totuntente, wefche neues üftateriat für bie öftere Statiftif ber Gbefmetaße 311 Sage geförbert hoben, nnberiidfidbtigt blieben, um nur nicht bie 3a*Ken feiner fange in ©efttmg getoefemit jfufftelfungen änbern ju müffen. Sürbe eS fieb um uubebeutenbe 50?oti< fifationen berfefben h^nbefn, fo tonnte eS ftd> empfehfett, bei ben it treffenben immer nur annähemben Schalungen bie hergebrachten aübcfaiiiiteii Summen für gewöhnfid) ruhig fortbefteffen 1111b fich and) fünftig iriebet hofen 31t taffen. Sfffein bie ton uns afs erforberfid» erachteten Grmäßigungen ber dwumbofbt'fcheu Schalungen erreichen einen 33etrag bon Gumberten fKiffioneu ^efeS! Ta^ bie Angaben .fuimbofbt'S über bie aus 3imetih nach Spanien gebradften Gbefmetaßbeträge, namentlich was bie cvften etwa 3ab(Xe nudg GntPedung, Per Bleuen Seit betrifft, biet gu Bed \Px>\\ ^\cc\\\e \xu Tioöpce 1827 wud} Pen beuetianifchen (fi boxu \pumbeibt'S ltod neuer Gxmäßtgtmgen fähig fiitb; fie nöthigen uns, wenn ich ine»1111 3»v Ävitif btv lihl()fivi,VJi; t>ev Gbelnietiitlpttbuftioii. 11 bab 3at)r 1526 nicfit biet über eine tjatbe 9)?ittion, mit bat* 3at;v 1550 aber nidit über 2 biß 3 3J?ittioncn [Zutaten ober i|Jefob?J anterifauifcber (Setbeinfutjr nacb (Suropa anjuneljtttett." 3S3ir trotten nitfere Sritif ber £"Hintbo(bt'fd)eu ütufftettnngen in jluei Ulbfdpiitte ttfeiten, inbem toir ber Erörterung beb angenommenen ©efanttnO betrage« ber auterifanifdfen Ebetmetattprobuftion bon 1492 bib 1803 eine f eparate ©efpredfung ber babon in ben erften 52 3af)ren nacb Entbecfung Ülmerifa'b, nämtid) bib pir beginnenben Slubbeutung ber Sitberminen bon ißotofi, tianftio'i. Unter ben Ülctenftücten ber erwähnten „tSoteccion" finben fid) and) bie genaueften !23erid)tc über in San Tomingo ftattgct)abte (Stnfchmeb jungen bon Wölb nnb ben l)ierbot erhobenen Cluinto in toörtlidjem 2lb= brtnl vMt jwei Aleriditeu bent 3al)ve 1517 wirb berjeidjuet, bajj 118,074 iJSefo« 4 Oitja« nnb 2 Wrauo« Wölb nnb ferner 104,858 ißefo« Wölb eingefdjmoljcn nnb babon ber töniglid)c Cuinto mit 23,440 rßefoö nnb 4 Tnjas, bejieljentlid) mit 20,300 ißefo« 5 Tontine« nnb 9 ©ranoS erhoben fei. CSin anbercr iöeridit befagt: bom 25. September 1521 biß 10. fOfai 1522 feien 104,404 fßefo« 0 Tomttie« gein-Wolb eingefdjrrtolgen, wobot ber Cuinto 31,800 fjjcfo« 3 Tomüte« ergeben Ifabe; aujjertem fei bon anberen Partien Wölb ber Cuinto mit 13,11!) !ßefo« geimWolb unb 3089 ^efoß geringere« Wotb crt?oben. hierbei ift ju beachten, baß tamalS (bermutl)lid> bib etwa 1525) alle« bon ben Spaniern irgettbtoo in Ülmerita erbeutete Wölb nad) San Tomingo gebrad)t werben mußte, nm bort eiugcfdmtoljen nnb „qnintirt" ju werten. Stuf ber glotte t>e« Cbanbo, wetd)e im Jahre 1502 faft alle« bi« bal)itt gewonnene (Seit nad) Spanien bringen füllte nnb tie jum größten T^eil unterging, 6e= fanben fid) nicht bolt 200,000 !]3efo«. IS« finb allerbing« red)t bebeutenbe Summen, tie l)ier aufgeführt werben (unter ben tamaligen ißefo« finb nämlich f3efo« b'oro ober tSaftellano«, WeWidjtSeinheiten Wölb bon 1 -u caftilianifche iOiart ju ben fielen, bie ungefähr ben breifadjen 233ertl) ber fpäteren gewöhnlichen mepifanifdjen SilberOpefo« haben), allein wie weit ift tod) ber ?lbftanc boit 3 Millionen ^efo«, bie nach ^umbolbt im jährlichen Turchfdjmtt ton 1501 bi« 1545 aus ütmerita berfenoet fein follen. Silber Würbe bi« juv Eroberung bon 9D?epteo gar nid)t au« ülmerifa eingeführt. lieber ba« au« lÜlepico in ben 3apren 1522 bi« 1587 für Dredmuiij ber Stone jährlich ausgeführte lioelmetalt hoben wir ein genaue« Aen jeidpiiß, welche« ber Tice-Äönig füJarqui« be Titla DJiaurique, unter Srebul'tion ber berfdjiebetien 2öert£)euil)eUen auf ten fpäteren iDlünpujj, hat anfertigen laffen. Tie« für bie Wefcfjicbte ber libelmetalle außer- orbentlid) wichtige Totument fintet fid) in ber befannteu Sammliuij bon Ternaup iSompan«. Ii« beginnt mit ber im 3af)re 1522 bon gernau iSortej bewirfteu Senbung bon 52,709 foefo« nnb regiftrirt alle folgenben tSbetmetallfeiibiiiigen bi« jiim 3aljre 1587. Tiefer 3lufjeidnunij jufolge ift in ten 23 3a£)reit bon 1522 bi« 1544 inclufibe an Wotb mit Silber im Waitjen eine Summe bon nicht mehr al« 1,142,373 $ejo{ über Teracruj nad) Spanien für ^Rechnung ber Sroue berfdiifft Worten. IRedpict man tie« al« Orrtrag be« Cuinto, fo würbe bie vegiftrirte ®c fammtgewiniumg an Wbelmetall in föfepieo bi« jttm 3ahre 1544 aui 3ur Äiitif hir bisherigen- ®d)üt}i;j«geti ter tlfeluietaUpvctHittiiMi Hi 5,711,865 (etwa 25,132,000 J() 311 t>erattfd>la^en fein. Hiläre tiefte untätige miß intereffante 2tctenftücf Ipumbolßt befamtt gemefeu, ßev in betreff ßev Gßelmetallproßuftion ton 2Kcpico biß 311111 3atfre 1090 gar feine pofitibc 2lnheraufd)lagung ßev Gbelmetalleinfuhv in Spanien biß 1544 beßeutenß nießrigev alß 311 3 iMltionen "}3cfoß pro 3al)v außgefallen fein, ßenn ßen £>anptbeftanßtf?cU tiefer Strung lann nur ßie fyofye Hinnahme ßer Hlußfuhr auß SDfepico gebilbet fjaben. 3Baß anß fßeru biß 3111- Gntßecfung ßer ©Uberminen 0011 fßetofi (1545) an Sßelmctatl gewonnen ift miß gröfitentffeUß feinen 2Beg nadt Spanien gefunben l;at, befielt anß ßrei ßerfdjießeiten ^uflüffen: 1) ßem bielbefprodfencn Söfegelb ßeß Hltafjualpa ßont 3al;re 1533; 2) ßer in O113C0 im Qafyre 1535 gemachten iBeutc, miß 3) ßem Grtrag ßer Silber* bergmerfe in Gatamarcaß miß fporco etfoa bom 3al)re 153(1 an biß 1544. ©er letztgenannte Soften läßt fid) nur muthmajjlich be3iffern, mirß aber fd)on wegen ßer Äüi^e ßer .ßeit, t>ie l)ier in 33etrad)t fommt, feinenfallß bon großer Grl)eblid)feit geioefcn fein. 91ed)iiet man hierfür fäbritd) 1 ÜMlüon ^efoß, fo möchte ßieß eher 311 ßod) alß 311 nießrig oeranfcßlagt fein. — 3n betreff ßer beißen 3uerft genannten Soften ßer (Sßctmetaüguflüffe auß fßeru befifjen mir aber gegenwärtig, Qant ßen eröffneten älteren : fpanifdfen 2lrchibcn miß ßen ßollftänßigcn "flublifationen and) umfaugretd)er - deteuftiiefe auß ßiefer gunßgrube, fo genaue aufßentifcbe 92ad>weife, wie :-fo leicht überfeinen anßern ähnlichen SSorgang. 28ir feuneu nämlich je^t ßie ßctaillirten notariellen Hlufnahmen über ßie ftattgefyabte 43ertl)cilung ßeß Vöfegelßeß ßeß gefangenen 3nfa fowie über ßen bon ßer iöente 311 Gu3co erhobenen fönigtieben Quinto, Wäprenß biß ßal)iit über ßiefe beißen . Vorgänge ßie Hingaben ßer ©efdjicbtßfdjreibcr unter eiuaitßer beßeutenß abwichen unß man im Ungewiffen war, weldje ßerfetben ßaß 9Ud)tige treffe. 2ltal)ualpa hatte, wie eine befannte unß thatfäd)(id) rtditige tSrgä^lung flautet, fich erboten, ait Söfegelß fo biet ®olb 311 geben, alß hinreiche um ;in 22 guB langeß unß 17 -Jug breiteß Limmer au anßertljalb .Dfamießhöhc 311 füllen, unß außerßem Silber 311V Hlußfüllung bon jwei o(d)en Zimmern. Gß waren nicht maffibe ©arren gemeint, fonßern ®e* äthe miß platten, wie fold;e in ßen Sempein miß Ißatäften fid) borfanßen. "'Sie 31W Grfüllung ßiefer 3ufa8c auö aßen Sheilen ßeß l'anßeß 311 Saufe •gebrachten Quantitäten ®olb miß Silber ergaben nad) vorgenommener :'"x:i)ifd)mel3ung 1,220,166 fßefoß ß'oro unß 50,739 DJfarf Silber. ^ätylt :'I,! tan nämlid) ßie bei ßer am 18. 3uui 1533 unter Ziehung ßeß 9iotarß I I ,i,lr Äritif bei' biatjciiijeit &$äguugev iix üDelmetallprcbult»«. Sebro Sandio borgeiiomitienen Sertheiluug aufgeführten 170 t>erfd)iebeneii Sntheile jtifamtnen, (bad Dotuntcnt felbft giebt teilte Slbbition berfelbcn) fo erhält man bie Summe ton 970,133 fJcfod b'oro iinb 40,991 Start Silber, unb menu hierju ber Setrag bed D.uinto gelegt mirb, fo ergiebt fid) ber oorhiu angegebene ©efammtbetrag biefer ebenfo enormen wie burefi bie ärgfte Xrculofigfeit befleeften Seilte. Serccbnet man biefetbe auf metrifebed (keloid)! unb beutfehed ©elf, fo ergeben fid; 5552 Kg ©olb unb 11,822 Kg Silber, jufammeu elira 17,018,000 c K. int 3S?ertI;e. Die s]3efod müffen in biefeitt Salle ju fünf* jigftel ber bOcart Stünjgolb, alfo ju 4,65 ©ramm ©old gerechnet toerben, 11tef)t juitt biet geringeren Sertlje bed SilberSßefo, welcher einige 3aljv= ,el)nte fpäter bie getoöl)iilid)e uub allgemeine fpanifc^e Stiinjeinheit lonrbe. — 3mei oaljre fpäter taut bie bei ber tpiüiiberung oon Gujco gemachte Seilte jur (Sinfdnueljung unb .'öeranjicljung jur (5ntrid)tung bed Sumte, hierüber enthält bie bort)in ermähnte Colecciou de documentos ineditos ein 80 Seiten einnehmenbed Dofuitient, in welchem jebed einzelne Stiid ber Seute aufgeführt ift, gufammen ungefähr 320 Stüet, mit Slngabe bed ©emidjtd unb bed Sßerihd in Starabebid, je nach beut ermittelten Feinge¬ halt bed ©olbed, fomic mit jebedmaliger Sliiertennung bed föniglichett Schafcmeiftcrd. Die ©infd;meljiutg gefdial) in Gujco bont 20. Star} bis 31. Suti 1535 unb ergab aid Grrtrag bed S.uintc an ©olb 21,797,450 Starabebid, an Silber 5710 Start bon geringerem Feingehalt (p|ata cliafalonia) unb 11,002 Start 1 Unje beffered Silber. Die gefammte Seute hat alfo an ©olb 108,972,250 Starabcbid, (ober 450 Staratoebi® für ben Sefo b'oro nad) damaligem Sraucbe gerechnet, 242,160 fefet b'oro ober tSaftellanod) unb refpectibc 28,000 Start geringered mit 55,010 Start beffered Silber eingebracht. iKed)net man bad geringen Silber ju 0,750, bad beffere gu 0,900 Seingehalt, fo erhält man 16,330 Kg Sein-Silber. 2luf bentfehed ©elb beredinet mar ber iPertli biefer Seilte jufaiitmcn 6,194,400c/el nämlich 3,074,580 in ©olb unb 2,939,4001II in Silber. Cfublid) muß l)iev noch i" ben Sahreu 1539 bid 1544 iticl. in einigen fßvobinjeit bon Seugranaba erbeutete ober gemonnene ©olb in 3ln reduiung tommen, bad inbeß mit 500,000 'ißefod im ©anjen mohl ebei ju had) aid ju niebrig iapirt fein dürfte, ba ein größerer regelmäßig« Setrieb ber dortigen ©olbmäfdjen erft fpäter begonnen hat. Ollled jufammeiigenommen möchten mir ben ©efaiumtbctrag bed i dem 3ettl'auui bon 1492 bid 1544 inclufibe in Otmerita erbeutete ober gemonnenen tgbelmetalld haftend mie folgt bcranfchlagen (im Buv Jfritif ba biSfefliflni ©rfjntjmi.icu her StetmetaQprobnftion. 45 SSertlje ber fpäteren mejifanifdieit ^efo« obev ipiafter, line Ijjmmbolbt rechnet): ©enbiuicjeii au« ©an Domingo nad> ©Spanien 1492 bib 1500 im ©anjeu 800,000 ©e|'oc< Desgleichen 1501 — 1544 4,400,000 „ ?ln« SDlepico nach ©paniert gefanbt, oon 1522—1544 5,702,000 „ ?ii[egclb ban 9ttal)iiafpa 4,004,000 „ ©elite oon Sujco 1,367,000 „ ©il6et»©robuftioii in ©ein mib ©olbgetoinmnig in 97eugranaba 1536-1544 9,500,000 „ 3m ©anjen 25,773,000 ©efoS iStWaige (ginwenbungen gegen biefe Slufftellung [feinen uit« nur ba* hin erhoben werben 311 fönnen, paß ber (Srtrag bev peruaiüfdien Silber* minen in ben wenigen Bahren niebrigev angunebmen unb baf; aitberer* feit« bie 2Iu«fuhr au« dJfcpilo etwa« ^bficv 311 fdfäfeeu fein möchte, weit bielleicbt ein Jlfeil be« Quinte für bortige öffentliche 2lu«gaben juriidge* . halten fei. ÜBiirbe beiben ©ebenfen fRedmimg getragen, fo biirfte bie _ Schätzung boeb im ©anjen wefentlicb unberänbert bleiben. Qie« (Srgebnifj unferer Untevfudiungen über bie ßbefmctallgewinnung in Slmerifa feit ber Gnitbecfung beffelben bi« 3111- 9lu«beute ber Silber* minen ben fßotofi, b. I). in ben Bahren 1492 bi« einfdilic^tid; 1544, ift außerorbentlidi biet niebriger al« bie ben (puntbolbt für bie nämlichen gerieben bergelcgten Slufftellungen, welche, wie wir fatjen, für bie Bahre . 1492 bi« 1500 burdifd)nittlid) 250,000 ißefo«, im ©angen 2,000,000 <ßefo«, unb für ben 3citvaiim ÖD" 1500 bi« 1545 jährlich 3 iMllienen, im ,•@011301 132,000,000 ißefo«, für beibe gerieben 3iifammcn mithin 134,000,000 f3cfo« angenemmen haben. Unfcrc Sdatjung erreidtt nur , ben fünften £heil biefe« ©etrag« 1111b geigt bie fpumbclbt'fdie 2luf* ... ftellung einen SDiehrbetrag ben etwa 110 DJiillienen sj3efo« (ober bon über 440 94?ill. JC). Qiefer gewaltige Unterfcbieb biirfte fid) hauptfädv ', (id au« bent Umftanbc erflären, baf? föumbolbt, wie gefetgt, ben Sbelme* tallgufluf? au« SJfepico in ben Bahren 1522 bi« 1545, wofür ihm Weber bie jefct au« bem ©ltnfel ber 9lrd;ibe 311 Jage geförderten genauen 9?ad>= weife ber für (Redmitng ber Krone über Soeracrug berfebifften Summen : moch anbere« SOJatcrial borlag, biel 311 lied) beranfdilagt hat, beim in 3?e* reff ber übrigen fßofitionen werben ftumbolbt'6 Sinnahmen bon ben ",l* nifrigen nicht in bem iDJajje bifferirt haben, um eine Sdjähung bon 134 r" ' tatt 26 fBüllionen ^efo« 311 begrünben. Jroh Wieberholter Ueberlegung, ob biefe auferorbentlidie Slbweidnutg on fo 311 fagen (ängft eingebürgerten ftatiftifchen Sliniabmen gerechtfertigt -"( ü, unb unfcrc Sdäbung nidit wefentlicb erhölfet werben fönne unb miiffe, 40 Bttv Äritif ber bisherigen @cf>acint. 3n ber Ueberjeugung bon ber am nähernben 9iicbtigfeit uufercr niebrigen Hinnahmen füllten tbir und wefenb lid) beftärft burd) bie boil 9?aitfe (dürften uub Golfer bon Sübeuropa im XVI. unb XVII. 3ahrbunbert 23b. I) bcigebrad)tcn 23elege für tic 2lnfid)t, „baß felbft bie ermäßigten eingaben £mmbolbtd nod) neuer (lr= mäßiguugen fällig finb". 2ltibrcad 9?a agero, ein Jreunb bed 9iamufio, hatte in Erfahrung gebradit, baß im oaljre 1520, alfo 5 3al)re nad) ber Eroberung 93?epico'd ber £öiriglid>e Cuinto bon ben amerifanifdjen Stäben nur 100,000 £ufaten (ober 137,500 gewöhnliche flefod) eingebracht ^abe. Vicrnad) würbe bie regiftrirte jäl)rlide Ebelmetall=.-©ewinnung nur 087,500 flcfod betragen haben. Einen nod) gewichtigeren 23eleg finben mir in ber ferner bon 9?anfe angeführten Erklärung bed Dbcreinnehmerd in sf3cru unb Jerra ferma, parate, bom Oabre 1548, monad) ben 23eamtcn bed Äönigd feit Oer IIb oberung bid bal)in im öianjeu nur 1,800,000 ißefod @olb unb 600,0Ü093?arf Silber etngehänbigt feien. £>ie Unterfcbcibung jwifchen bem ®olb= unb Silber=S.uinto meifet barauf l)in, baß ßarate'd Singabc ficb auf ihm bor< liegenbe pofitibe diadmeife ftüfste. 33aß biefe felbftänbigen geugniffe gefcbäftdfunbiger @emäf)rdmänner uub 3eitgenoffen ben hohen .Vumbolbt'fdjen Schäpingen fehr ferne flehen, hingegen mit unferen Ermittelungen fid) leicht bereinigen laffen, liegt offen bor 2Utgen unb bebarf an biefer Stelle feiner meiteren Erläuterung. 93?an hat niebt feiten eine 23erwunberung bariiber geäußert, oaß eine ftärfere Einwirfung ber Ebetmetalljufliiffe and 2tmerifa auf oie greife in Europa fid) erft im testen drittel bed feebdjehnten oahrhunbertd beraerf bar 511 tnacbcn anfange. Tied erftärt ficb leiebt, menu bie gefammte Einfuhr " bon ©otb unb Silber and 2(merifa bid 1545 nod) niebt ben 23etrag bon 110 93?illionen ät5t auf ... 374,000,000 OiirbOveqiftvivt qefcbäpt 260,000,000 Bufamnien 2,027,952,000 'belob. Unferen Scred/nungen nnb (Scheidungen gufolge, wirb für bie regiftrirte prebufticn für ben 3eitranm bon 1522 bie 1090 ein ungefährer betrag 451,(>00,ODO pefog angenommen werben bürfen, atfo um etwa 37 SDZill. pefog höher. 2Ue befraubirten Setrag wirb man nach unferer Slnficht aber wolfl nicht über 102,000,000 ju präfumiren haben, wab um 158 5DM. 5)3efog niebriger auöfommt ale ^umbolbt'e ©cbähung. 2Bir ftimmen alieb binge mit Danfon barin überein, bag im Rtlgcmeinen ijnunbolbt'e 2lm fiepten über bie nicfitregiftrirten Seträge beijuftimmen fein wirb. De hierbei in Slnwenbung gebrachten procentfäfje beruhen nothwenbig auf fubjeftiben DRutbmaßimgen unb man barf ale Regel borauSfehcn, ba{ Dumbolbt bureb bie bamale an Ort unb ©teile eingesogenen geeigneten (Srfunbigungen befähigter gewefen ift, hierüber fachgemäße Slnfchläge ju machen aie man jeßt in (Suropa im ©taube ift. 3U auenahmemcifei Abweichung müffen befonbere DRotibe gegeben fein. Diee ift nun für _ SRepico ber gall. £mmbolb hat bie uichtregiftrirte 'f3robu!tion ju '|, bei regiftrirten ©ummen gerechnet. Dagegen hat ber franjöfifcbe Sergwci#. Ingenieur 5p. i'aur, ber ficb längere 3"* 5i 9Rcpico aufgehalten unb in oapre 1871 in ben Annales des mines (©©. 38 — 317) eine aubgt- jeichnete ausführliche 3lrbeit über bag SRepitanifche Jpüttenwefen betöffeitn licht l;at, worin auch bie älteren 3uftäube grünblich befprochen werben eine entgegengefepte 'Anficht geäußert. Unter ber fpauifcheu Sperrfchaf 1 feien nur gwei djäfen beut auswärtigen £>anbcl geöffnet gewefen, Acapulte !| unb Seracrug. Die Scauffidrtigung beS 3°UwefenS, auf tiefe heiler pläße fongentrirt, fei fepr ftrenge gewefen. (Srlaubniß pur Ausfuhr w • (Sbclmetall in Sarren fei bamalS nie ertheilt. SSRan betrachte taper r Sfepico bie DRiingregifter tiefes 3eitrauniS als ben richtigen AuSfctiö 3uv Jihitif 0?r bisherigen ©d;äfeung(;>i ber SbelnietaHbrobuftion. 41 ( ber fßrobuüiou ber Sergwerte. on ben in ber Dtähe beS Stillen ÜDiecreö gelegenen nörblid}en reichen Stinenbiftriften ben ©uerrero, UaliSco, Siita- loa unb Sonora, wo and; ©olb reichlicher oorfömitte, fei atlerbingS and; bor Ülnfang beS gegenwärtigen Uahrhunbcrts bie ©elegenl)eit jurn unew laubten (Spport bon Sarreu berlocfenb gctoefen, allein bamulS feien biefc tjJrobinjen nod} fefyr fdiWad) bebölfert unb il}r Stinenbetrieb feljr gering gewefen. CSrft feitbent habe bie Sbelmetallprobuftion biefer ©egcnben einen größeren Sluffdjwung gewonnen, woju bie Eröffnung mehrerer bor= tiger äpäfeu beigetragen habe. — SS3ir theilen biefe Sinficbt. ©S erfdjcint un« höchft uiiwahrfcheiulich, bag bis gum 3at}re 1803 ein Setauf bon 200 ÜMUioncn s}?efoS in govm bon Sarren ^cimlich epportirt fei. 2BaS in ben Sergwevlen fetbft bon ben Slrbeitern ober Sluf fehern befraubirt tourbe, wirb meiftenS bod) fpäter jur Serwcrthung in bie DJUinge gebracht fein unb bag bie reichen ©igcntl}ümcr ber üMnen fid} bajn berftanben haben feilten, um bie gef etlichen Slbgabeti bei ber 2tuSmüngung ju um¬ gehen, Silberbarren in Stenge 511111 Gpport 511 bertaufen ober für ihre Diedmung epportiren 511 laffen, baS ift fd}on an unb für fid; unb bann audi wegen beS fRififoS ber fdfweren Strafe im ©ntbccfungSfalle lauiii benfbar. ®ie Sinnahme einer unregiftrirten ©betmetallauSfuhr auö Steptco _bor 1803 511m Seiauf eines Siebentels haltcn wir hiernach für nicht Wohl "guläffig, unb möchten bicfelbe in fRiicffid}t ber nörblid}en TDiftrifte int ®nrd}= fduiitte nur mit 5 iprocent beim Silber unb 10 fßrocent beim ©olbe in fRccbnung bringen, llnb felbft biefe Sinnahme erfdjeint unS noch reidiltd) "hod}. Uli tRüdficbt auf tiefen limftanb fowie auf ben 511 h"hen Slnfap " für bie ffJrcbuttion in ber 3eit bor 1548 glauben wir bie wirtliche ©bei» metallprobuftion bon iOtepico bis 511m oaljre 1803 auf 1,930,203,000 vf3efoS, "lifo um 91,089,000 flefoS weniger als bie £mwbolot'fd}c Slufftellung - "diätjai 511 bürfen. hierbei ift nnfere bereits erwähnte höhere Schalung ' ier fprobuftion bon 1545 bis 1G90 in ^Rechnung gebrad}t. g-iiv bie ' |3eriobe bon 1090 bis 1803 finb bie SRüngrcgifter nach bereu botlftänbi-- : (crem Slbbrud bon 8aur 511m ©runbe gelegt. — 2. 3)ie gefammten Sr träge ber SDtinen bon sf3otcfi bon 1545 bis - 803 Werben bon äpumbolbt auf 1,309,758,000 ißefoS gefdRifjt. ©egen ie äpauptpofitionen, aus bciicn biefe Summe herborgegangen ift, lägt fidi ■ :iiid}tS erinnern, ba fie auf ben offictetCen fRcgtftern ntib ber 21iinal}me .: iner unbeftrittenen grogen SluSbehnung ber ©efraube beruhen. Sei gwei Infamen hjmmbotbt'S erfcheint jebod} auch hier eine ©rmägigung geboten. 2 5ie 511 präfiimirenbe regiftrirte Silberprobuttion bon fßotofi in ben erften 2-1 3al}ren (1545 bis 1550), über toelchc bie genauen fRegifter nidit er¬ halten finb, wirb bon ihm 51t 127,500,000 ^efos beraufcblagt, was eine ft": jrttvlmdiei. '-Bt XL1. Jjeft 1 4 50 Bur firitif ber bisherigen ©rf)ä6itj>gen her ©belmetattprobuftBn burd;fd>nittlid>e 3aljre8auSbeutc Pon 11,500,000 PcfoS crgiebt. Qiefer grofjc Setrag erfdwint aber Ijödjft unWafyrfipeinlidj, wenn man erwägt, baff in ben barauf fotgcnb'en gctjtt 3afyrcn (1556—15G5) bic nad)gewiefene regiftrirte Probuftion im 3al;veöbnvd;fcf)iiitt nur 2,132,000 PcfoS betragen fyat. 3ß3ie foil man fiel) einen fold;en ftarfen Pfinberertrag erflären? ©eilte Äaifer ftarl V. in ben 3at>ren 1546 biß 1557 burd) ben Quinte Pen Potofi eine (Siunapnte Pen über 25 PJillionen 'pefoß gehabt Ijaben? 3Sir jinb bcSl/alb geneigt cfyer einer ©doling beijuftimmen, welche am 1. Pfai 1802 ber bamatige föniglidjc ©cfyajsmeifter in Potofi, Qou Sann berte ©terra, in einem bem ©panifeben 1J3remier=lD?inifter, bem principe be ta tßaj, auf Jlnforbern erftatteten Sericbtc Porgetegt Ijat. £ier (eijjt eS, bafj für bie erftcu elf 3afyre, 1545 bis 1556 bie fpcgicllen Dlegifter über bie (Srfwbung beS Quinte nidjt mcfyr oorpauben feien, baß man aber ben lärtrag beS Quinte für biefe 3e^ ailf burcfyfcbnittlid? 443,000 pcfoS pro 3afyr annehmen fönne. Ipicrnad) mürbe in bem genannten 3eitwume bie regiftrirte ©überprobuftion Pon dßotefi im ©anjen fid) nur auf 24,365,000 PcfoS belaufen fyabcn unb märe bie £tumbolbt'fd;e ©Rabling um etwa 103,000,000 PefoS 511 (od) 311 eradrten. 3. äpnmbolbt fyat 311 ber auS ben Diegiftern ber Quinto=Srbebimj birect abgeleiteten Probuftion für ben 3c^raum bon 1556 bis 1600 einen 3ll1$lag P011 134,000,(XX) 3?efo6 gemacht, weil bis bafyin bie 2ln= gaben ntd)t in ber gewöhnlichen fpäteren Sährung ber gemünjtcn pefo« 311 8 Realen gefdjehen feien, fonbern in ben fogenannten PefoS be P?ina« im üBert^e Pen 13'/2 Pealcn. (£s hat feine Diiditigfeit, baff anfänglich unb einige Oafyrjeljnte pin- _ bureb in peru, Weil bort nur wenig geprägtes ©elb aus bem Pfuttcr taube Por(;anbeu war, bie Umfä^e in ©olb unb ©über nad) bem ©ewiebte ftattfanben unb oortriegenb nad) pefoS b'oro ober iSaftettanoS als ' ä0 ber " iOearf ©otb gerechnet würbe, Pon beneu bamalS 5 ©tüd einer Plari ©ilber glcidjgcftcltt waren. QaS bem SBertpe eines Gaftcltano äquivalente ©ewiebt ©ilber erhielt bic Pe3cichmtng Pefo be PlinaS unb galt 1319ie aleu beS fpanifdjen PMn3fufjeS. Qie Dxedbnung nad) biefeu Pefo? t PlinaS fjat in Potoft inbefj iridfqt länger als bis 311m 3abre 1573 gr bauert, wie attS ben im Arcliivo Boliviano lejjthin abgebrueften Simulien 1 pon Potofi 311 entnehmen ift. Der in Diebe ftebeube poften wn 134,000,000 pefoS wirb hiernach nur 31t etwa 40,000,000 pefoS ju reran fddagen unb jener ©etrag um etwa 04,000,000 pefoS 31t ermäßigen fein. - 4. Pon ben Pfinen P011 ©ualgapoc, ©uamaduico unb licncpucoS U toumbolbt für bie 3alrre 1774 bis 1802 inclufiPe einen fo genauen s)7ad> weis ber Probultion beigebracht, wie faft über feinen anreren Plineii Bur tuinf fe?r tis^erigcr^ ©din (jungen ber Sbelmetatlprobiiftion. 51 biftrict. Da« ©emidft be« probujirten -Silber betrug jufammen in biefen 28 Bahren 2,180,457 SO?art 3 Unjen unb bie Stbgabc bacon 2,144,179 "pefoö. 9iecbnet man bie ©farf Silber 311 8^ ipcfoS, fo mar bie "probuftion bem SBerthe nadf 18,533,900 Sßefoß. 3n ber IRcfapitulation juv (Ermittlung ber ©efammtprobuftion mirb biefer Sßoften inbefj mit 185,339,900 'PefoS aufgeführt, unb jmar nicht nur in ber erften fonbern auch i" ber jmeiten SluSgabe bed SBerf«, unb ift audj ju biefem anf baS ^ehnfadje erhofften ©etragc bei Stbbirung in fRedpiung gebradjt, fo bah e« lein bloher Drudfehler fein fann, cielmehr ein offenbare« falfulatorifdje« 33erfel)en ift. Danjon hat bereit« anf bie« ©erfehen aufmerlfam gemacht. G« finb mithin oon ber ^umbolbt'fdcn Dotalfuntme ferner 167,805,000 ©cfo« in Slbgug 311 bringen. 5. ©od) bebeuteuber al« bie bi«her erörterten (Ermäßigungen, meldjc nad) unferer 3tnfid;t für bie fntmbolbt'fcbc Slufftellung ber Gbelmetallpro- buftion 41 m er if a'« eintreten müffen, ift biejenige, meldje in ©ücffidit auf bie brafitianifche ©olbgeminnung geboten erfd)eint. äpuiitbolbt fd;ü(jt ba« Duaiitum ©olb, meldte« bi« jum Bahre 1803 au« ©rafilien nad; Guropa gelangt ift, mie folgt: -sseit (Sutbetfung ber ©olbmtnen bi« 1755, regiftrirt . ■ 480,000,000 ißefo« Sbott 1756 1803, regiftrirt 204,544,000 „ Dlidfit regiftrirt 171,000,000 „ Bufammen 855,544,000 OßefoS gleich 1,350,000 Kg f. ©olb ober 3,767 ©fitlionen dl. Die alleinige ©runblage biefer Schalung ift nach §>umbolbt'« eigeiter Grftärung eine Oiotig im ©ahnal'fcbcn SBcrfe, monad? gnfolge ber flotten' regifter in ben 60 Bahren cor 1756 au« ffirafilten nad; Siffabon •2400 ©iillionen ©ercö gebracht feien, unb bie Sinnahme, bah bon :ba ab bi« 1803 bie brafilianifdfc ©olbgeminnung im jährlichen Durch- ifdniitt etma bie £ä(fte ber früheren ©robultion betragen höbe. 3n ben Slnmerfungen jur jmeiten SluSgabc be« Sßcrfs über ©eu- fpanien unb in einer im Bahre 1838 ceröffentlid)ten Slbhanblung über bie Schmanfungen ber ©olbprobuftion hat äpumbolbt anerfannt, bah feine früheren Schädlingen ber ©olbgeminnung in ©rafilien biet 31t hech an¬ genommen feien. Den Slnlaß hicr5u gaben bie burch ben fchon ermähnten .mglifchcn „Bullion Report" unb fpäter ausführlicher con (Sfcbmege, ber mehrere 3ahre fnnburd? im brafilianifcben ©ergtoerfsmefen thätig gemefeu, nitgetbeilten ©aebmeife über bie itt ©rafilien bott ben ©olbprobugenteit .. 'litriditeteu Slbgaben. Diefe Slncrfenuung, bie fiel) übrigen« cornehmlid) ■uir auf bie ©robuftion feit 1756 begog, l;at auf bie einmal reeipirte unb »eftäubig mieberhotte £uimbolbt'fdte Slnfftellung über cic gefammte amerifa- lifdbe GbelmetaUprobiiftion feinen tccitcren Ginfluh geäuhert. Die« muh 52 3ur Äritif ber bisherigen ©djätsuirgen ber (Sbeftnetallprobiiftisn. um fo mehr auffallen, als btc fpeciell begrünbeten Schäpingen Gfhwege'S, Wie mir gleid) feigen werben, um den Sßertt) bon ca. 1GOO ÜJJilliouen niedriger außfommen als diejenige £uimbolbt'S. Gfcbmege giebt in feinem „Pluto Brasiliensis" eine IMerfidjt der in den 3atjren 1GOO biß 1820 bon der Goldgewinnung in IDünaS gerne« fowic periobenweife auc^> bon der in einigen anderen ißrobinjen ©rofilieii« bejahten Slbgaben de« Quinte» fowie ber jeitwettig ats Slequibatent de« Qninto erhobenen Steuern. SDiefetben Ijaben jufammen einen Grtrag ton 10,531 Sirroben 35 ÜDJarf Gold geliefert, was eine regiftrirte ißrobuftioii jurn belauf bon 52,057 Sirroben 48 2Jfarf Gold nachweifet. SBirb t)in= jugeredmet der ©etrag de« fonfiöjirten GoldeS und ein fünftel ber re= giftrirten Summen für dad nicht beftarirte und otjne (Entrichtung der Sit* gäbe in den SJcrfeljr gel'ommene Gotd, fo erhält man eine präfumtibe Gcfammtproduftion bon 03,417 Sirroben ober 974,329,000 CrufadoJ. Sfcbwege rennet den Grufabo ju 2 3 Staler (ober 2 t f(), was in je^igem deutfeben Geld einen Sffiertt? bon 1,949 'Mittönen d(. ergäbe. 23erechnet man die GewidjtSangabe auf metrift^e« Gewicht und den Feingehalt des Goldes 311 11 ,3, fo ergiebt fieb ein Gefammtbetrag der brafilianifdjen Goldgewinnung 511 853,800 Kg f. Gold oder 2,380 Mtl. Jt Sicfe (Ermittlung bleibt, obfdron bei derfelben die Oafyre 1804 bis 1820 incliifibc mit eingerechnet find, die in der ^nmboldt'f^en Slufftellung iiidrt 1 einbegriffen find, um 1,385 Mffiouen , ((. hinter der (enteren juviid SBir Wolfen feineSwegS einer näheren llutcrfuchung, ob nicht Gfdittcje'j Schüblingen als 311 niedrig 311 erachten feien und wie es fieb mit der ton Diapnal angc3ogenen Slutorität der glottenrcgifter berl?ält, hier borgreifen, altein borläufig dürfen doch hie bon Gfcbwegc borgeführten Siadtweifc alt ein gewichtiger Grund 311m 3weifcl au der ^ulaffigfeit der fo aujjer- ordentlich h°hcn fpumbotbt'fcben Scfuitning in betreff der brafiliauifcbeii " Goldgewinnung betrachtet werden. 3ahlen wir nun die in den porftehenden Slnbeutungcn erörterten lw mäfngungen der ipumbotbt'fcben Slufftellung 3ufammen, fo ergiebt fidb: 1. 2l6jng bet bee ©betmetaltprobuftion bon Piepico 91,689,000 pefoS oder 403 töiitl J 2. Ülbjng bei der Silbergetbinnung bon potofi 103,000,000 „ „ 153 „ , 3. Stbjug 'regen beS 9lnffd>tagS wegen der PefoS be ÜDtinaS 94,000,000 „ „ 414 „ . t 4. Äalfitlations <= Perfeben bei den Ptinen bon Ii (Snatgapoc 107,605,000 „ „ 738 „ » 5. Slbjng in betreff der bvaftlianifcben ®old . ©elbiminng . 315,000,000 „ „ 1385 „ . Jl ^njammen 771,494,000 pcfoS oder 3393Piill J( I 1 ~pii .Svvitit btt higfrsrigsK- CAübnnqoii ber (S'belmetadprobuftien. ,">;{ V. Sir unterlaffen im borliegeiiben 2tiiffajse eine ftritif ber bigl?erigeit Schäpingen ber (Sbclmetatlprobuftiou im 3cltraurn Cou 1803 ^ 1850, ba biefe ^eriobe bon berhättnijjmäfjig untergeorbneter Vebeutimg für bie allgemeine Statifüf ber (Sbelmetalle erfebeint, nub toenben ung gtcid) jur neuefteiv 3"*- Säl?renb für bie Venoben toon 1402 big 1803, trie be= reitg ermähnt murbe, bie Statiftif ber ©olb= nub Silber = (Sinful?r in (Suropa buret? allgemeine Einnahme beg (Srgebniffcg* bon Suntbolbt'g lln terfiicbungen einen geloiffeu 2(6fd;lu6 gefunben l?at uuf bud) in 9iittf'fid?t ber (Sbelmetallgeminnuiig feit 1803 big jur (Sntbecfung ber ©olbfelber ron (Salifornien unb Vuftralien auf ®runb ber legten 3llfcxmtrtenftellungeit ron 9JI. (Shebatier unb Sauf on jiemlid? iibereiuftimmenbe eingaben bie 9tegel bilben, jeigt fid? bagegen in ber Statiftif ber (Sbelmetallprobultion feit 1851 eine bebeuteube Verfd?tebent?eit ber Schätzungen, fomot?l in bent ©efammtrefultate at« audi in ben lSin$elt?eiten nad? ben 3al?reit nub "}3ro= buttiongtänbern. Sir motten hi"' inbeß alle übrigen Vufftellungen bei Seite laffeit unb nur biejenige näher betrachten, me(d?e in ben leisten ' 3al?ren am meiften Verbreitung unb Sieberl?oluitg gefunben hat- iSg ift bieg bie alg Village ptm Report from the Select Committee on de- preciation of silver1- itu 3uli 1876 beroffentlidjte fumtttarifd?c 3ufamitieit= ftellung beg Sewn Rector £at?, eineg angefehenen (SbelmetalOSIJJaf'lerg in Vonbou „über bie ututljmafsli^e ißrobuftion ron ©otb unb Silber in ber gaitjen Sett in ben 3al?reit 1852 big 1875". Sie Spcjififattoit ber - ^rebuttionglänber bcfcfiräntt fid? auf: 3luftralien, Vereinigte Staaten, VJejico unb Sübatnerif'a, Dtuflanb, ungefährer Uebcrfd?lag für anbere " Vänber; bie iprobuftioiigbeträge fiub abgerunbet in "pfuiib Sterling aitge= geben. Senn mir jur Verbollftäubigung ber Apt)'fd?eu Bufammetiftellung aug ber fonft mit biefer faft in alien Stiicteu genau iibereinftimmenbeii Ueberfid?t, melche bout ©eneraOSuperintenbenteit 3. 3. Valentine bon ber • giruia Selig, 3-argo unb (So. in San ffrancigco borgelcgt ift, bie 2lu= . gaben für bag Galjr 1851 ergänzen, fo erhalten loir aug berfelbett für . bie gefammte (Sbetmetallgeminnung mährenb ber füiifunbpoanpgjäl?rigen Veriobe bon 1851 big 1875, unter 33ered?nuug ber eingaben auf nietri» fd?eg @emid?t unb beutfd?eg ©etb, nad?ftehenbe (Srgebniffe. Ser llebcv- febrift nad?, meld?e bie (Sbelmetallprobultion „ber gaitjen Seit" begreift, feilte man boraugfepu, baft and? biejenige bon Slfien unb 2lfri!a, fomeit biefelbe in ben internationalen Verfeljr übergeht, unter ber 9fnbrif „anbere Väiibcr" mit aufgenommen fei. Sa jebod?, mie mir fel?en loerben, fdjou ^ohne (Sinred?nuiig ber mutl?map(icben 3«pffe au6 biefeit Selttl?eilen bie 54 Bur Äritif ber bisherigen Sdfwtsuuge« per läbelmetallbrobuftvn. .S5al/fd;cn Sd/ätjnngen fiir „attbere Vcinber" beträchtlich Ijintcv ben entfpre» d;enben tmfvigeit jurücfbleiben, neunten mir an, bag 2tfien unb 21frlfa bovt anficr Betraft geblieben finb. — Bei ber Umved)nnug finb 1000 v^3funb Sterling alb 2(cqnibalent bon 7,m Kg geimGMb unb (mit Beibehaltung bev früheren normalen Sßerthrelation beb (9olbeb jum Silber toie 1:15,50) ooii 113,5uü Kg geiiuSilber angenommen. (Sotb^robultion in ben Bahren 1851—1875 nad) tperrti Inap'b Schätzung. Ks JL Sluftralien 1,679,700 4,641,363,000 bereinigte «Staaten 1,775,600 4,953,924,000 SDtejico unb ©ilbamerita 153,400 427,986,000 SKujjlanb 609,100 1,699,389,000 4(itbere l'änber 91,500 255,285,000 Bnfammen 4,309,309 12,022,947,000 S ilber^robuttion in bett Bahren 1851—1875nach£errn Jpap'b Sdiahutig. Kg JL bereinigte «Staaten 6,118,000 1,101,240,000 ibtejice unb Siibalnenfa 16,230,000 2,921,400,000 Oiujjlanb • ... 353,000 63,540,000 anbete Siiuber .... 5,675,000 1,021,500,000 Bnfammen 28,376,000 5,107,680,000 Itnfere Schalungen ht»3ogen, leeldie aub fpegietlen Unterfudhungen über bie ^robultion in ben einzelnen Panber, fo toeit hKvju ^Materialien herbeiäufchaffen loaren, horborgegangen fittb, hoben, vorbehaltlich» einer nachträglichen Oieoificn, bie inbefi irgenb toefentliche iMobifilationen nicht herbeiführen bürfte, loenn mir bie gleiten 2tbtheilungen loie oben ein¬ treten laffen, folgenbe (irgebiüffe geliefert: ®olb=Bi'obuttion in ben Bahren 1851—1875. Kg JL aufhalten 1,793,000 5,002,470,000 bereinigte Staaten 1,840,500 5,134,995,000 Üteyico unb ©iibaiuerifa . . . 238,900 666,531,000 Snßlanb .... 667,860 1,863,329,400 anbete l'änber 77,050 214,969,500 Bufamnten 4,617,310 12,882,294,900 Si lber = f3robuttion in ben Bahren 1851 —1875. Kg c 1(. bereinigte Staaten ... . 5,200,000 963,000,000 Dierico unb ©iibamerita . . 18,020,000 3,243,600,000 Stufjtanb ... 403,000 72,740,000 anbere Sänber . 6,674,000 1,201,320,000 Bufamnten 30,297,000 5,480,460,000 3ur ihitif be»: lüjSftyigiül Jbdgiguugeu ber (Sbelmetallprobuftioii. 55 3m ©roßen imb ©aiijen ftiutnten tie .'öat/fd^en Sdfagungen mit uiifercn fKefultatcn leiblid) überein unb teem eß mir um ganj allge» mein gehaltene Scpäpungeit 311 tpttn ift, ber wirb fid) hierbei bielleid)t beruhigen unb feinen ptnlänglidjeit ©rtiitb fetjeix, um nid?t erfteren, meld)c jeßt bormiegenbe 2(uerfennung in ben meiften fommerjieffen ißubfifationen unb ©cfdpiftßfreifen gefunben paben, auep ferner eine maßgebeube Autorität nusumeifen. Daß eine größere 2lbmeid)iiug 3mifcpen ben allgemeinen (Sr» gebniffeu biefer Ueberficpteit tiicpt perb ortritt, erffärt fief) baratiß, baß bie Sd)ät3ung ber @olb=f3robuftion einiger Räuber, metepe bornämltd) ben 2lußfcblag für baß ©anse geben, mcfentlid) auf ben nämtiepen ©runblagen beruhet, unb fobann, baß bei ben Scpäßuugen ber Grbetmetallmafler für bie übrigen Sauber unb bie eiugefnen oapre eine unbemußte tompenfation fid) gteid)fam bon fefbft bollsiept. 2iuf bie 33ebcutung einer miffcnfipaftlidfen Statiftif ber (Sbetmetallprobuftion in ber 2irt, trie .Dumbolbt fie begrünbet pat, fönnen fofd)e allgemeine Scpäßungen feinen 2lnfprucp matten. Denn maß foil man 3. 33. ba3u fagen, baß in ber 2lufftelluiig beß §errn fpap bie Silber5]3robuftton ber „anberen Sauber" für jebcß 3apr bon 1851 biß 1875 gau3 gleicpmäßig 311 2,000,000 ißfuiib Sterling gerechnet mirb, mäprcnb eß fiep naepmetfen läßt, baß (mit (Sinrecpnung ber Silberge» minnung auß importirten Silber» unb 33leOGilten) in Deutfcplanb, Oeftcr» reicp»llngarn, ©roßbritannicu unb granfreid) bie Silber» "ißrobuftioii ßon etma 196,000 Kg (in 1851—55) auf ettoa 387,000 Kg (in 1871—75) geftiegen ift, fid) alfo berboppelt pat. llnb ift nid)t eine Differety in ber ©efammtprobuftion bon itapesu 308,000 Kg ©olb unb 1,430,000 Kg Silber in ben beiben borftepenben lleberfid)ten, menu biefelbe auep nid?t 10 plSt. bom gefammten 33etrage erreidjt, fepott alß ein mefeittlupeß Dbject 3U er» achten? Sann eß für eine grttnblidje Statiftif, bie, menu fie aud) in bein Smeige, melcper pier erörtert mirb, bietfad) auf gemagte annäpernbe Scpägungeit alß 9iotpbepclf angemiefen bleibt, bod) überall pofitibeß sHia» terial aufsufuepen 1111b su bearbeiten pat, alß angemeffen gelten, für bie Sitber»iprobuftion bon SOicpieo 1111b Sübamerifa für febeß ber Oaprc 1852 .biß 1867 gfeiepmäßig 6 SOliflioncn ^funb Sterling in 2(itfap gcbrad)t •mirb, mäprenb bie jäprlicpen 2fußmün3uugen in SMepieo itad) mic bor „.Ufaterial liefern, um bod) bie borfoinmenben Sd)matifungen ber 'probuftioii nneß fo mid)tigen Silber»Sanbeß in ben berfdfieben gerieben 311 ber» olgen? 3ßotlten mir pier für bie einseinen 3apre bie Sd)ägungen beß Derm 'pap mit ben (Refultatcn fpegieller ftatiftifdier Unterfucpuitgen sufantmen »alten, fo mürben fid) nod) biel auffälligere 23erfcpiebenpeiten peraußftelleti, >.lß bie borftepeuben furjett 33emerfuiigen unb eine allgemeine 3?erglei» f>(! Bur Ä'rilif bet' biafyevigen »(bfipmuyii bet (5t>elmctal(probixtt:oit. dutng beruiuthcn laffcit. Ürmägt man nun autferbem, eine une gvojjc Wenge mct)v ober ntinbcr unter fid; abvoeidieurer ^ufamntenftelinugen über bie fett 1850 ftattgefunbcne (Sbclmctallprobuftion bcrbffcutlidt iff, fo wirb taunt ein greifet bariiber fid) ergeben tbnnen, baff cd febr nuinfchcndibertl) nnb an bcr $eit fci, nid)t allein, fbic in ben borigen 9lt>= fdniittcn nacbgctbtefcn nntrbe, eine fritifdtc 91ebifion ber Sd)ä(3ungen biefcr ^robuftion bor bcm ermähnten ^eitpunft borpmehmen, fonbcm and) mit möglicbft boliftänbiger iBenufjung ber bortfanbenen Waterialien nnb $ot= arbeiten unb mit paffenber ^Beifügung ber ioiebtigeren föetege eine Sta= tiftit ber (fbelmctallprobuftion in ben lefjberfloffenen 3a^rjel;nten in 2lm griff 311 nehmen. Ser iBerfaffcr bed bortiegenben ütnffaljed, toorin mit bad föebürfnifj einer fold)en Arbeit l;at nadigetoiefcn toerben folleu, oi;ne bercitigeit 2(nfpritd) auf ßuftimmung 31t ben borgelcgten, bon ben Ifierge» bradften Sdfä^ungeit abioeidieubcn 2(ufftellungen, hat fid; bereits längere 3eit mit bcr Sammlung unb fritifeben Sidittmg jener Watcrialien it-. fdiäftigt unb fid) fyierbci bictfcitigcr frcnublichfter 2?cil;iilfe 31t erfreuen gehabt. Ufr l;offt im Vaufe bed nädfften 3at;red im Staube 311 fein bie iSrgebniffe feiner Uuterfudpmgen über bie @olb= unb Silbergctoinnung feit 1501 bid auf bie ©egeutuart mit ben ba3u gehörigen ^Belegen unb begrünbeiibeii dtadübcifcn 311 bcröffentlidfen. i)tad)bem bie borftepenbe Jlbpanblting bereits 511m Srude gegeben mar, finb und ber „Report and accompanying' documents of the United States Monetary Commission organised under joint resolution of August 15, 1S7G" 311 Ipäubeu gefontinen. Ser .jyauptbericbt ift batin bom 2. Warf 1877, allein bie 3al;lreicbcn unb ;um Xtjeil febr umfaffenben Einlagen, bon benen einige erft im Paufe bed legten Sltoberd bcr miffiou 3ugingen, finb niefit bor Witte fftobember 1877 beröffentlicbt loorben Sie enthalten in 23e;ug auf bie imrbältniffe bcr ifbclmetalle eine void baltige Sammlung ftatiftifdier unb fonftiger Oiadnoeife. Und intereffiveii befonberd ein SpcjiaOfBericbt bed ^errn 2llepanbcr Sei War fiber tk 1 Silberprobnftion bcr ^Bereinigten Staaten unb eine gufammenftclliuij | beffelbcn 2?erfaffcrä über bie gefammte ÖVlb* unb Silbcv=(Metbiuiuiug. ®icfc jfufammenftellung beruhet für bie 3cerfud) unternommen, l;iernacf) bie lintioideluiij : ber amerifanifdien (Sbclmctallprobuftion bid 181)0 in 3cl;iijtät;rigen ®ui4 ,3 febnitten für jebed ber bcibeit Wctalle anfdiaulicber 311 machen. Sic ein :• fade Slnnafime ber hcrfömmtid)en, 311111 Spcil fel;r übertriebenen ©ch»ätjungei . 3»v .fritif b;r hi«l)«ttgj:i CAubuft^it bev GbelmetallproMiftipii. 57 unb bie ttnbefanntfd?aft mit mausen bcm ftorfcber jcfet juganglichen 3lug- fiinftcn, namcnttid? über ben (Srtrag bcv ©olbminen in Srafilien, über bie mepianifcbc Sbelmetallaugfuhv tt. 91., t;abcn einen fofcben Serfud? aupcrorbcntlid? erfcbmevcn nnb 3rrtl?ümer mit fid) führen miiffcn. 9llg Seifpiele mögen ermähnt merbcn, baß bie jährliche Silberprobuftion 9(merifa'8 ben 1492 bib 1545 auf 000,000 Oollarg, jufammen alfo auf mcl?r alb 32 SJillionen Ootlarg beranfdjlagt mirb, baß bie amerifanifdje ©olbgeminitung im 3'abrje^nt 1081—1090 mit 28 Millionen Oollarg unb für 1701—1710 mit 120 SDMioncn Oollarg erfcbeint, baf; mitunter für mehrere Sahrjehnte fyinteveinanbcr genau berfclbe Setvag aufgeführt teirb. S?ab bie 3cü feit 1849 betrifft, hat Iperr Oel 90?ar bie fummari- fcben Schätzungen bcv .^crrn £>at? unb SBaleuthte, bereu Unbellftänbigfeit in nnfercr 9lbhanblung bcfprocbeit ift, aufgenommen. O?id?tgbeftomeniger ftitb bie ftatiftifdjen 3ufammenftellungcn beb Dcrrn Oct 90?ar im ©anjen febr beadjtcngmerth unb millfommen, meil fie unb geigen, mie ein um» fiditiger unb mit bcm ©elbmefcn bertrauter ftatiftifdfcr gorfdicr, auf ®runb ber bibherigen llnterfud?ungeii, bie (Sittmid'efung ber ©olb= unb Silber¬ probuftion, nadi fiirjeven gerieben bemeffen, fid? $ured)t gelegt f>at, unb meil gerabe biefer berfud?, ber fo 51t fagen einen Prüfftein für bie allge» meinen Schalungen abgiebt, nacbbrüdlid? beftätigt, bafj eine grünbliche Sebifien ber bibherigen ftatiftifd?en 9lufftellungcn über bie (Sbetmetallpro» buftion gebeten erfdfeint. Oer SpesiaOSericbt beb .Ocrrn Oet 9)?ar über bie Silberprobuftion in bett bereinigten Staaten bilbet eine neue ganj felbftänbigc llnterfiidiung, eine jeitgemäfje unb midjtige 9tubarbcitung für bie 2Birthfd?aftggefd?id?tc ber Gbelmetatle, ber nur wenige gleidi bebeutenbe Veiftungen auf biefent -©ebiete ptr Seite 511 ftclleu finb. @b galt hier einen ©egenftanb, beffen möglühft erfchepfenbe unb jttberläffige (Ermittelung für Staatbmänner toie für große ©efdjäftgfreife bon unmittelbarem nnb weitreichenbem Ontcrcffe fein muff. Stau loirb fieb erinnern, auf meld? enorm 4?o4?c Summe ber (Ertrag ber neuen Silberminen gefehlt morben ift, unb rnte bie hierburdt eingenommene öffentliche 9)?einung guf bag Sinfen bog Silberpreifeg .nefenttid? mit eingemirft haben feil. 3m Seridite ber anterifanifeben Kütt3commiffien mirb bicfcrl?alb ermähnt, baf; bag beutfehe Statt „ber Keichganjeigcr" am 14. Siärj 1870 bie Silbcrprobuftion in Sebaba für laufenbe 3al?r auf 100 Siillienen •Dollarg beranfd?lagt l?abe. Oie ,m Sluftrage ber ©fiinjfemmiffion an Ort 1111b Stelle bon loerrii Oct Ofar borgenemmenen betaillirtcn Unterfud?ungcn haben nun ben mirflidfen Silberertrag aller SJHnen ber bereinigten Staaten im 3al?re 1870 auf " ü8 SDtillionen Oollarg feftgeftellt. ^ür bie fed?gjährige periobe bon 1871 5S 3uv itvitif bei1 biöl>evifleii gdjäpyngeii bei (Sbelmetaßbrobuftioii. bis 1870 ift je(jt bic gefautmte Silbergemiunnng in bcn ^Bereinigtet Staaten als in Sffiirflichf'eit 155,503,000 Dollars betragenb enbgültig er mittclt morbcn, mährcnb bic bisherigen oft mieberholten niebrigften Schalungen bon inat) nnb SBalcntine benfelben um 20 SJHUionen Dollar* höher angeben, — ein neuer ©eleg für bie Söahrnchmung, trie mächtig bic Oieigmtg 511 lieberfdfähungen bormaltet, mo ohnehin fcf>on große Summe hcvbovtrcten. — 3in Spezialgerichte mirb zugleich eingehenb erörtere, nad) melden ÜDfethoben bie bisherigen Schalungen nteiftenS angeftell mürben, maS für eine £ritifd)e ©curtheilung folcher ftatiftifdhen SRittljeilun • gen überhaupt bon SBichtigfeit ift. Die umfangreiche ipubtifation ber ameril'auifchen tDfünjtommiffio bon 1876— 1877 ftcht jept ber mit einer ähnlichen Slufgabe betrauet gi mefenen großen fraigöfifchcn (Snquete über bie SährungSfrage bom Sahr . 1870 nnb ben Vorlagen bcS britifdben föarlamcntSauSfchuffeS für biel Silberfrage bon 1870 ebenbürtig nnb mürbig zur Seite unb bietet beif <5belmetall=Statiftit eine bielfeitige unb merthbolle ©eiljülfe. 15. Dezember 1877. Umfang und Vertheilung des Volks-Min komm ems im [ Preussischen Staate 1872-1878. Von Dr. Adolf Soetbeer. Leipzig, Verlag von Duncker Humbiot. 1879. Umfang und Vertheilung des Yolks-Einkommens im Preussisclien Staate 1872-1878. Umfang und Vertheilung des Volks-Einkommens im Preussisclien Staate 1872—1878. Von Dr. Adolf Soetbeer. Leipzig, i Verlag von Duncker & Humblot. 1879. Inhaltsverzeichnis. Vorbemerkung I. Die Einkommen-Statistik im Königreich Sachsen, 1878 . . II. Veranlagungen zur Klassen- und klassifizirten Einkommen¬ steuer in Preussen im Allgemeinen III. Veränderungen des Gesetzes wegen der Klassen- und Ein¬ kommensteuer vom 1. Mai 1851 seit dem Jahre 1873 . . IV. Grundsätze und Praxis hei Einschätzung der ärmeren Klassen der Bevölkerung V. Erforderniss von Zuschlägen zu den amtlichen Veran¬ lagungen, um die Statistik des wirklichen Volks-Einkommens annähernd richtiger herzustellen VI. Vertheilung der vielen einzelnen Einkommenklassen unter gewisse Hauptklassen VH. Steigen der Einschätzungen zur Einkommensteuer im All¬ gemeinen, von 1851 bis 1878 VIII. Zusammenstellungen über den Umfang und die Vertheilung der Einkommen im Preussischen Staate in jedem der sieben Jahre 1872 bis 1878 IX. Vergleichung der Preussischen und der Sächsischen Ein¬ kommen-Statistik für das Jahr 1878 X. Zusammenstellungen über die Gestaltung der Hauptklassen der Einkommen im Preussischen Staate 1872 bis 1878 . . XI. Vergleichung der oberen Einkommenklassen im Preussi¬ schen Staate und ereinigten Königreich. — Ursprüng¬ liches und abgeleitetes Einkommen. — Einkommen vom Staatseigenthum XII. Die verhältnissmässige Seltenheit grosser Einkommen in Preussen . . Seite 1 3 11 15 18 33 39 42 44 49 53 58 74 VI Anhang. gQjfg Anlage A. Einnahmen von der Klassensteuer und der Ein¬ kommensteuer im Preussischen Staate, 1868—1879 ... 82 Anlage B. Bemerkungen zu den dem Preussischen Landtage vor¬ gelegten Nachweisungen in Bezug auf die Erhebung der Klassen- und Einkommensteuer;— über das Verhältnis der Censiten und der Steuerfreien zur Bevölkerung; über die Haushaltungen und Einzel-Erwerbenden, 1876—1878 . 84 Anlage C. Anzahl der zur Klassen- und Einkommensteuer ver¬ anlagten Personen und Betrag der veranlagten Steuer für das Jahr vom 1. April 1878—79 87 Anlage D. Statistische Mittheilungen in Betreff der Einkommen¬ steuer im Vereinigten Königreich 89 Vorbemerkung. Kein volkswirtschaftliches Thema scheint uns weniger einer Rechtfertigung zu bedürfen, als der Versuch einer annähernden Schätzung des Umfangs und der Verteilung des gesammten Einkommens einer Nation. Denn was hängt im öffentlichen Leben nicht Alles hiervon ab und hiermit zusammen? Lassen sich nicht alle konkreten Verhältnisse der Finanzen und der Besteuerung, sowie überhaupt der Socialpolitik um so richtiger und praktischer verstehen, je vollständiger uns die Gestaltung des Einkommens der ver¬ schiedenen Klassen der Bevölkerung bekannt ist? Wir wol¬ len uns deshalb nicht mit einer Vorrede aufhalten, um die Wichtigkeit einer solchen Untersuchung in Bezug auf den Preussischen Staat näher nachzuweisen. Wer sich für diesen Gegenstand interessirt, für den ist der Nachweis überflüssig; diejenigen aber, bei denen ein solches Interesse sich nicht findet, werden auch durch die ausführlichste Be¬ gründung nicht überzeugt werden, ja hiervon vermuthlich licht einmal Kenntniss nehmen. Ebensowenig wollen wir uns in eine Auseinandersetzung nit denjenigen Gelehrten und Praktikern einlassen, welche Soetbeer, Volkseinkommen. 1 2 mit einer gewissen Verachtung auf jede Einkommen-Statistik hinabsehen, weil sie von vornherein die unumstössliche Ueberzeugung haben, dass solche, wie immer auch er¬ mittelt, ein haltloses phantastisches Gebilde bleibe, das eher irre leite als aufkläre. Nehmen diese Herren Notiz von dahin zielenden Untersuchungen, so geschieht es meistens nur zu dem Zwecke, um zum hundertsten Mal einen schon neunundneunzig Mal ohne Widerspruch geführten leichten Beweis wieder beizubringen, dass die in Rede stehenden Aufstellungen auf Genauigkeit und Sicherheit ganz und gar keinen Anspruch erheben könnten. Kritiker dieser Art bemühen sich so zu sagen eine offene Thüre einzu- stossen. So weit uns bekannt, ist noch jeder ernstlich unternommene Versuch der Ermittelung des Einkommens eines Volks und der verschiedenen Klassen der Bevölkerung von dem ausdrücklichen oder stillschweigenden Vorbehalt begleitet gewesen, dass es sich bei diesem Zweige der Statistik nothwendig nur um ungefähre und annähernde Schätzungen handeln könne, deren Brauchbarkeit haupt¬ sächlich davon abhängt, dass dieselben nicht ohne Sach¬ verständnis, aber ohne vorgefasste Meinung und Absicht, auf der Grundlage eines gleichartigen Materials und nach gleichmässiger Methode veranstaltet sind. Man muss aller¬ dings einräumen, dass viele bisherige Versuche auf dem Gebiete der Einkommen-Statistik ihre Aufgabe gar zu leicht genommen haben und bei ihrer bald erkennbaren Oberfläch¬ lichkeit nicht geeignet gewesen sind, Vertrauen zu erweckeB und zu Schlussfolgerungen aufzufordern. Allein deshalb sollten doch nicht auch die unter genügender Darlegung ihrer positiven Elemente und der angewendeten Methode 3 mit Sorgfalt ausgearbeiteten vergleichenden Zusammen¬ stellungen über das Volks-Einkommen, ohne weitere Prü¬ fung, in Bausch und Bogen verurtheilt werden, zumal in neuester Zeit manche hierfür zu verwerthende amtliche Veröffentlichungen einen wesentlichen Fortschritt aufweisen und früheren Irrthümern vorbeugen. I. Bevor wir in die Untersuchungen über das Volks- Einkommen im Preussischen Staate — die eigentliche Auf¬ gabe dieser Abhandlung — eintreten, glauben wir als zweckdienliche Vorbereitung hierzu einen kurzen Bericht über die neueste Einkommen-Statistik de3 Königreichs Sachsen voranstellen zu sollen. Diese wird uns nämlich in den Stand setzen, die Erledigung einiger schwieriger Fragen unserer Aufgabe mit besserer Zuversicht als bisher zu versuchen. Kein anderes Land hat bis jetzt eine so umfassende und so gründliche Schätzung des Volks-Einkommens, als das Königreich Sachsen für das Jahr 1878. Es empfiehlt sich daher, wenn man eine Schätzung des Volks-Einkommens in einem anderen Lande vornehmen will, in dem die bezüg¬ lichen Verhältnisse im Grossen und Ganzen anscheinend nicht ganz wesentlich differiren, wo aber die zu benutzen¬ den positiven Materialien bisher nicht so vollständig vor¬ liegen, die in Sachsen beobachteten Grundsätze und Me¬ thoden , sowie die dort gemachten Erfahrungen vorsichtig zu Rathe zu ziehen. 1* 4 Im Königreiche Sachsen haben sich Regierung und Stände seit dem Jahre 1867 mit dem Plan der Ersetzung der bisherigen direkten Steuern durch Reform der Grundsteuer und eine rationelle allgemeine Einkommensteuer eingehend beschäftigt. Nach vorangegangenen längeren Berathungen über die hierbei leitenden Gesichtspunkte und Regeln wurde dann auf Grund eines Gesetzes vom 22. December 1874 im Jahre 1875 zunächst mittelst versuchsweiser Einschätzungen eine Einkommen-Statistik aufgestellt. Das Land wurde zu diesem Zwecke in 978 Bezirke getheilt. Von diesen haben in 17 Bezirken die Bezirkssteuer-Inspectoren den Vorsitz geführt, während für 961 Bezirke freiwillige Stellvertreter für den Vorsitz gesucht werden mussten. Ausser diesen haben noch 9876 Personen als gewählte Mitglieder der Kommissionen bei der Abschätzung mitgewirkt. Die Ab¬ sicht des Gesetzes, bei der Ermittelung der Einkommen der Wahrheit möglichst nahe zu kommen, ist in Sachsen nach gewissen Richtungen hin wohl vollständiger als in irgend einem andern Lande erreicht worden. Die Bildung vieler kleinen Einschätzungsbezirke und die starke Be¬ setzung der einzelnen Kommissionen haben bewirkt, dass nicht nur die verschiedenen zu einem Bezirke vereinigten Orte, sondern auch die bedeutenderen Berufsklassen des Bezirks darin ihre Vertretung finden konnten. Die Be¬ willigung von Diäten an die Kommissionsmitglieder bat eine Betheiligung aller Klassen der Bevölkerung an dem Einschätzungswerke ermöglicht und auch ärmeren Einwoh¬ nern Gelegenheit gegeben, ihr Wort für eine gerechte Würdigung der Einkommensverhältnisse ihrer Berufs- 5 genossen einzulegen und die Art der Abschätzung ihrer reicheren Mitbürger gleichzeitig zu überwachen. Trotz aller Sorgfalt und aufgewendeten Kosten (welche etwa 1V2 Millionen Mark betragen haben) konnte es bei dem ersten Versuch einer sehr detaillirten Abschätzung der ganzen Bevölkerung nicht ausbleiben, dass manche Unvoll- kommenheiten und Irrthümer vorkamen und mehrfache Einwendungen gegen diese ersten Aufstellungen nach deren Veröffentlichung erfolgten. Man fand unter Andern, dass die Einkünfte aus dem mittleren und kleinen Landbesitze oder aus dem Hausbesitze auf dem Lande vielfach zu niedrig abgeschätzt seien. Andererseits erklärte man die hohe Ab¬ schätzung vieler Personen aus den unteren Ständen, wie Oesellen, Arbeiter, Knechte, Mägde etc. daraus, dass manche Dienstherrschaften die gewährte Wohnung und Beköstigung eher zu hoch angeschlagen hätten, weil der Geldwerth in vielen Fällen als Bewirthschaftungsaufwand von der Summe des Rohertrags in Abzug gebracht werden konnte. So kam es denn im Jahre 1877 zu einer neuen Abschätzung aller Einkommen im Lande. Und auch diese wurde wiederum, nachdem am 2. Juli 1878 ein neues Einkommensteuergesetz erlassen war, im Jahre 1878 einer gründlichen Revision unterzogen. Die späteren Einschätzungen ergaben ein ge¬ ringeres Gesammtresultat als die vorangehenden. Wir be¬ rücksichtigen im Nachstehenden nur die letzte Einschätzung, die vom Jahre 1878. Das Urmaterial für die Sächsische Einkommen-Statistik besteht aus den Ortseinschätzungskarten und den Individual- einschätzungskarten, die für jeden Ort und jede eingeschätzte Person unter Aufsicht der Bezirkssteuer-Inspektoren aus- 6 gefüllt und dem königlich statistischen Bureau zur Be¬ arbeitung übergeben werden. Die Resultate der Orts- und Individualkarten müssen in der Hauptsache mit einander übereinstimmen und dienen zur gegenseitigen Kontrole. Dies ist für die Einschätzung von 1878 auch geschehen; die gesammte Differenz betrug schliesslich nur etwa 44,000 M. bei 927,472,650 M. Der Einschätzung unterliegen alle Einwohner und An¬ gehörige, sowie die juristischen Personen des Landes, die einen selbständigen Erwerb oder ein Einkommen haben. Einkommen unter 800 Mark sind steuerfrei, Einkommen von 300 M. und darüber unterliegen einer Steuer, welche in 21 Stufen bis zu einem Einkommen von 6300 bis 7200 M. progressiv V2 M. bis 189 M. beträgt, von da ab aber 3 M. vom Hundert desjenigen Einkommenbetrags, mit welchem die Klasse beginnt. Die Klassen steigen bis zu 12,000 M. um je 1200 M., von da bis zu 30,000 M. um je 2000 M., von da bis zu 60,000 M. um je 3000 M., weiterhin um je 5000 M. Diejenigen Beitragspflichtigen, deren Einkommen nicht zweifellos unter dem Betrage von 1600 M. bleibt, werden zur schriftlichen Deklaration ihres Einkommens aufgefordert. Wer innerhalb der gestellten Frist die Deklaration nicht einreicht, verliert für das laufende Jahr das Reklamations¬ recht. Personen unter 16 Jahren, sofern sie in der untersten Klasse zu besteuern sein würden, sind von den Steuern befreit. Ist das Einkommen einer Person, welche innerhalb Landes eine eigene Haushaltung hat, geringer als die Summe, 7 welche sie zur Bestreitung des Unterhalts für sich und die von ihr unterhaltenen Personen oder zu freiwillig an An¬ dere gewährten Unterstützungen aufwendet, so kann diese Summe als Betrag des Einkommens angenommen werden. (Diese Einschätzung nach dem Verbrauche tritt vornämlich in den Fällen ein, wo die Ausgaben ganz oder theilweise aus dem Vermögen zu bestreiten sind; Ausnahmen sind in der „Instruction zum Einkommensteuergesetz" bestimmt.) Die Deklaration, beziehungsweise die Einschätzung geschieht unter Spezifikation nach den vier Einkommenquellen: ,,a) Verpachtung von Grundstücken, Vermiethung von Gebäuden oder Benutzung derselben zur eigenen Wohnung, Betrieb der Land¬ oder Forstwirthschaft auf eigenen Grundstücken; b) Kapitalzinsen, Renten, Apanagen, Dividenden von Actien oder Kuxen, Naturalgefälle, Auszüge und andere Gerechtsame; c) Bekleidung einer ausschliesslich oder zum Theil mit festem Gehalt oder Lohn verbundenen amtlichen oder sonstigen Stellung, in¬ gleichen der Bezug von Pension oder Wartegeld; d) Handel, Gewerbe einschliesslich des Betriebs der Landwirth- schaft auf fremden Grundstücken und jede andere Erwerbs- tbätigkeit." Um Missverständnissen hinsichtlich dieser Rubriken vorzubeugen, wird in der Ausführungsverordnung bemerkt: „Zu den unter b) ,Renten' bezeichneten Einkünften sind auch die Erträgnisse von im Auslande gelegenen Haus- und anderen Grundstücken und Gewerbeetablissements zu rechnen. Unter die unter c) ,Gehalt oder Lohn' gedachte Kategorie gehören die Dienst¬ einkünfte der in Staats-, Hof-, Gemeinde-, Kirchen- oder Privat¬ diensten angestellten Beamten und Bediensteten, sowie die Löhne und sonstigen Dienstbezüge der Gewerbsgehülfen, aller in ständigem Lohne beschäftigten Arbeiter und des Gesindes. Die Zinsen der im Handel und Gewerbe angelegten eigenen Kapitalien sind zu den Einkünften aus dem Handels- und Gewerbe- , betriebe (unter d) zu rechnen." Nach den vorbemerkten Einkommensquellen vertheilte sich das für das Jahr 1878 eingeschätzte gesammte Ein¬ kommen in Sachsen wie folgt: 8 aus Grundbesitz 214,304,278 M. (21, 1%) Renten 108,903,082 „ (10, 7 °/0) „ Gehalten und Löhnen . . 333,908,798 „ (33, 0%) „ Handel und Gewerbe . . 350,934,806 „ (35, 2%) Gesammt-Einkommen . . 1014,050,964 „ (100) Abzuziehende Schuldzinsen 87,008,480 „ Verbleibendes Gesammt-Eink. 927,128,544 M.J) Es bedarf wohl kaum einer besonderen Erwähnung, dass in dieser Spezifikation der verschiedenen Einkommens¬ quellen eine sehr gewichtige Garantie für grössere Genauig¬ keit der Ermittelungen liegt. Wer aufgefordert wird, sein Einkommen zu deklariren, oder wer das Einkommen Anderer abzuschätzen hat, wird in der Regel ungleich sorgsamer zu Werke gehen, sobald er das fragliche Einkommen nach ge¬ wissenhafter Veranschlagung auf Grund der verschiedenen Bestandtheile angeben soll, als wenn die Schätzung des Ganzen in Bausch und Bogen erfolgt. In einer Abhandlung der Zeitschrift des Königl. Sächs. Statistischen Bureau (Jahrg. 1878, Heft III und IV S. 179 ff.) wird die Vertheilung des Volks-Einkommens zur leichteren Uebersicht aus den mehr als 200 verschiedenen Klassen in vier Hauptklassen zusammengefasst, und zwar I. unbemittelte Klasse, mit Einkommen bis zu 800 M. II. mittlere Klassen mit Einkommen von 801 bis 3300 M. III. wohlhabendeKlassen mit Einkommen von 3301 bis 9600M. IV. reiche Klassen mit Einkommen von über 9600 M. ]) Die Einkommen-Statistik für 1875 hatte als Gesammt-Ein¬ kommen, nach Ahzug der Schuldzinsen: 1,021,516,945 M., die für 187": 948,258,876 M. aufgewiesen. 9 Hiernach vertheilte sich das Volks-Einkommen im Jahre 1878 wie folgt: Eingeschätzte Personen: Eingeschätztes Einkommen: I. Klasse 756,681 (74, 85%) 358,504,092 M. (38, 65%) II. Klasse 224,860 (22, 24%) 315,917,366 „ (34, 06%) III. Klasse 24,227 ( 2, 40%) 123,720,830 „ (13, 36%) IV. Klasse 5,191 ( 0, 51%) 129,330,362 „ (13, 93%) Nach der Volkszählung im Dezember 1875 hatte Sachsen 2,760,586 Einwohner, und lässt sich für 1878 die Bevölkerung auf etwa 2,900,000 Einwohner annehmen. Von diesen wurden zur Einkommensteuer im Jahre 1878 eingeschätzt 1,007,520 Personen, von denen 927,582 steuerpflichtig waren, das Ver- hältniss war mithin 100 Steuerpflichtige auf je 312 Einwohner. Auf je 100 Haushaltungen kamen mehr als 150 Steuer¬ pflichtige und noch mehr selbständig Erwerbende. Die Zahl der Familien ist noch geringer als die der Haus; haltungen. In den Familien finden sich aber gerade bei den ärmeren und mittleren Klassen sehr häufig zwei oder mehr erwerbende Personen. Bei einer Vergleichung der Sächsischen Einkommens¬ verhältnisse mit denen anderer Länder ist nicht ausser Acht zu lassen, dass in Sachsen die juristischen (nach der Säch¬ sischen Bezeichnung „moralischen") Personen, welche ein besonderes Einkommen haben, zur Steuer mit eingeschätzt und herangezogen werden; sie bestehen aus Gemeinden, Aktiengesellschaften und liegenden Erbschaften. Das Ge- sammtresultat wird freilich hierdurch nicht erheblich modi- fizirt, allein einigen Einfluss auf das Verhältniss der Ver- theilung stellt sich doch heraus. Es betrugen im Jahre 1878 die Einschätzungen der Einkommen: 10 von Gemeinden 2,660 mit 8,439,067 M. von Aktiengesell¬ schaften . . 658 „ 21,676,290 „ liegende Erbsch. 121 „ 1,027,830 „ jur. Personen . 3,439 (0,34%) „ 31,143,187 „ (3,36%) phys. Pers. 1,007,520 (99,66°/0) „ 896,329,463 „ (96,64%) 1,010,959 „ 927,472,650 M. Durchschnittlich kamen auf jeden Steuerpflichtigen, nach Abzug der juristischen Personen, 890 M. Einkommen und auf den Kopf der Bevölkerung 309 M.; auf die steuer¬ pflichtigen juristischen Personen durchschnittlich 90,600 M. Die Ermittelungen der Sächsischen Einkommen-Statistik sind für uns namentlich auch deshalb von ausserordentlichem Interesse, weil sie über das durchschnittliche wirkliche Ein¬ kommen in den unteren Klassen der Bevölkerung, auf Grund spezieller Einschätzung aller Erwerbenden, genauere Aus¬ kunft gewähren, und im Grossen und Ganzen dem Ver¬ dachte einer zu niedrigen Veranschlagung nicht unterliegen. Die Regierung bekennt sich freilich zu der Ansicht, „dass bei Einschätzung der niedrigen Einkommenklassen nicht mit allzugrosser Peinlichkeit verfahren und nicht die Feststellung des Einkommens jedes Einzelnen bis auf den Pfennig ange¬ strebt zu werden braucht", allein andererseits hat sie im Gesetze selbst feste untere Einkommenklassen bis zu 300 M. hinab herbeigeführt, damit auch die Erwerbenden in den unteren Klassen sämmtlich nicht nach allgemeinen Merk¬ malen, sondern „nach Massgabe ihres muthmasslich statt¬ findenden Erwerbs" eingeschätzt werden. Wir werden später Veranlassung haben, auf das wirk¬ liche Einkommen der untersten Klassen, wie sich dasselbe nach den Sächsischen Ermittelungen darstellt, zurückzu¬ kommen. - 11 II. Die Grundlage für die Einkommen-Statistik der Be¬ völkerung des Preussischen Staates bilden die Einschätzungen zur Klassensteuer und zur klassifizirten Einkommensteuer. Die gesetzlichen Vorschriften für diese Einschätzungen sind gegeben durch das „Gesetz, betreffend die Einführung einer Klassen- und klassifizirten Einkommensteuer, vom 1. Mai 1851", das „Gesetz wegen Abänderung des [eben genannten] Gesetzes .... vom 25. Mai 1873" und das „Gesetz, be¬ treffend die Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuer, vom 25. Mai 1873." Die wesentlichen Bestimmungen dieser Gesetze in Be¬ zug auf die Einschätzungen und die Steuererhebung sind wie folgt: Der Klassensteuer unterliegen jetzt alle Personen, deren Einkommen 420 M. und darüber, aber weniger als 3000 M. % , beträgt. Befreiet sind alle Personen vor vollendetem 16. Jahre, soweit ihr Einkommen 660 M. nicht übersteigt, alle - zur Friedensstärke des Heeres und der Marine gehörigen - Personen des Unterofficier- und Gemeinenstandes, sofern sie : nicht ausser ihrer Gage ein Einkommen von mindestens .. 420 M. haben. Hierzu kommen noch einige andere Be- :■ freiungen, die indess für unsern statistischen Zweck nicht .. relevant sind. Die Veranlagung geschieht nach Massgabe der Schätzung des jährlichen Einkommens. Es ist jedoch gestattet, besondere, „ die Leistungsfähigkeit bedingende wirthschaftliche Verhält¬ nisse der einzelnen Steuerpflichtigen zu berücksichtigen. 12 Bei Bemessung der Höhe des jährlichen Einkommens gelten dieselben Grundsätze, wie hei der Einkommensteuer (s. u.). Die Steuer wird in 12 Stufen erhoben: in der 1. Stufe von 420 bis 660 M. mit 3 M n 11 2. )) „ 660 „ 900 1) 11 6 u a 11 3. 11 „ 900 „ 1050 11 11 9% a 11 4. . 11 .. 1050 „ 1200 11 11 12 „ a 11 5. 11 „ 1200 „ 1350 11 a 18 „ a 11 6. 11 ,, 1350 ,, 1500 il 71 CM a 11 7. 11 ,, 1500 „ 1650 Ii il O CO a 11 8. 11 „ 1650 „ 1800 ii ii 36 „ n 11 9. 11 O O GO r—t 2100 ii ii 42 „ 11 10. 11 „ 2100 „ 2400 ii n 00 ii 51 11. 11 „ 2400 „ 2700 ii ii 60 „ Ii 11 12. 11 „ 2700 „ 3000 ii ii 72 „ Der Einkommensteuer sind alle Einwohner des Staats, sowie die im Auslande sich aufhaltenden Staatsangehörigen unterworfen, welche selbständig, beziehungsweise unter Hinzurechnung des etwaigen besonderen Einkommens der zu ihrem Haushalt gehörigen Familienglieder, ein jährliches Einkommen von mehr als 3000 M. beziehen. Für die Berechnung des Einkommens sind folgende Grundsätze leitend: „§ 28. Das Einkommen aus Grundvermögen umfasst die Erträge sämmtlicher Liegenheiten, welche dem Steuerpflichtigen eigentümlich gehören, oder aus denen ihm in Folge von Berechtigung irgend welcher Art ein Einkommen zufliesst. Von Grundstücken, welche verpachtet oder vermietet sind, ist 1) Bis zum Jahre 1875 waren die Stufen 3 und 4 respektive zu 12 und 15 Mark angesetzt. 13 der jeweilige Pacht- oder Miethzins, einerseits unter Hinzurechnung- etwaiger Natural- oder sonstigen Nebenleistungen, sowie der dem Ver¬ pächter etwa vorbehaltenen Nutzungen, andererseits unter Abrechnung der dem Verpächter verbliebenen Lasten, als Einkommen zu be¬ rechnen. Bei Berechnung des Einkommens aus nicht verpachteten Be¬ sitzungen ist der im Durchschnitt der drei letzten Jahre durch die eigene Bewirtschaftung erzielte Reinertrag zum Grunde zu legen. Ländliche Fabrikationszweige (Branntweinbrennereien, Brauereien, Mühlen, Ziegeleien und andere mehr) sind, soweit sie nicht bei der Ertragsermittelung des Hauptgutes, zu welchem sie gehören, schon berücksichtigt worden, eben so wie Stein-, Schiefer-, Kalk- oder Kreidebrüche, ferner Gruben oder Hüttenwerke, nach dem durch¬ schnittlichen Reinertrage der letzten drei Jahre zur Berechnung zu ziehen. Für nicht vermiethete, sondern von dem Eigentümer selbst be¬ wohnte oder sonst benutzte Gebäude ist das Einkommen nach den ortsüblichen Mietspreisen zu bemessen. Die auf dem Grundbesitz ruhenden Lasten und Steuern, in¬ gleichen die Zinsen für hypothekarisch eingetragene und andere Schulden werden in Abzug gebracht, müssen jedoch auf Erfordern, und zwar die Schulden unter Angabe des Namens und Wohnorts des Gläubigers, so wie des Datums der Schuldurkunde, speziell nach¬ gewiesen werden." „§ 29. Das Einkommen aus dem Kapitalvermögen besteht in den Zinsen aller Forderungen, welche dem Steuerpflichtigen gegen Privat¬ schuldner oder gegen den Staat oder die Geldinstitute des Staats, gegen ötfentliche Gesellschaften oder Aktienunternehmungen, gegen auswärtige Staaten u. s. w. zustehen. Auch gehören hierher alle Einnahmen in Geld, Naturalien oder sonstigen geldwerthen Vortheilen, welche Jemandem aus Leibrenten oder ähnlichen Verträgen oder Ver- schreibungen zufliessen. Die zugesicherten Jahreszinsen oder Renten bilden sowohl bei dem in öffentlichen Papieren, als bei dem in Privatforderungen be¬ stehenden Kapitalvermögen das zu besteuernde Einkommen. Gehen diese Zinsen oder Renten nicht regelmässig unverkürzt ein, oder unterliegen sie, wie bei Dividenden oder Aktienunter¬ nehmungen, jährlichen Schwankungen, so ist der für das vorherge¬ gangene Jahr gezahlte Betrag in Ansatz zu bringen. Hinsicht¬ lich der von diesem Einkommen abzuziehenden Zinsen etwaiger Schulden gilt die am Schlüsse des § 28 gegebene Bestimmung. 14 Forderungen und Schulden, welche im kaufmännischen Verkehr und überhaupt im Verkehr mit Gewerbtreibenden bestehen, werden bei Feststellung des im § 3 behandelten Einkommens berücksichtigt und sind daher hier ausser Acht zu lassen." „§ 30. Hinsichtlich der dritten Art des Einkommens, welches aus Handel, Gewerbe, Pachtungen oder irgend einer Art gewinnbringender Beschäftigung — z. B. als Staats- oder Gemeindebeamter, als Arzt, Advokat, Schriftsteller u. s. w. fliesst und zugleich die Pension und Wartegelder, überhaupt diejenigen fortlaufenden Einnahmen, welche nicht als die Jahresrente eines unbeweglichen oder beweglichen Ver¬ mögens zu betrachten sind, umfasst, ist Folgendes zu beachten: Der Gewinn aus Handel, Gewerbe, Pachtungen u. s. w. ist nach dem Durchschnitt der drei letzten Jahre, sofern das Geschäft oder die Pacht schon so lange gedauert hat, zu berechnen. Als Ausgaben dürfen dabei, ausser der üblichen Absetzung für jährliche Abnutzung von Gebäuden und Utensilien, nur solche in Abzug gebracht werden, welche behufs der Fortführung des Handels- oder Gewerbebetriebs u. s. w. in dem bisherigen Umfange gemacht worden sind, mithin nicht solche Ausgaben, welche sich auf die Bestreitung des Hans¬ halts des Steuerpflichtigen und des Unterhalts seiner Angehörigen beziehen, oder welche in Kapitalanlage zur Erweiterung des Geschäfts oder zu Verbesserungen aller Art bestehen. Feststehende Einnahmen sind mit dem vollen Betrage zur Be¬ rechnung zu ziehen. Die auf Grund einer gesetzlichen Verpflichtung zu leistenden Pensions- und Wiltwenkassen-Beiträge müssen von den Besoldungen oder Jensionen in Abzug gebracht werden. Dienstwohnungen und Dienstländereien, für welche nicht schon J ein Abzug an der Besoldung stattfindet, sind dabei nach den orts¬ üblichen Mieths- beziehungsweise Pachtpreisen in Ansatz zu bringen. Enthält das Diensteinkommen jedoch zugleich die Entschädigung für den Dienstaufwand, so ist der dafür zu berechnende Betrag ausser Ansatz zu lassen. Hinsichtlich der in Abzug zu bringenden Zinsen von Privat¬ schulden gilt die im § 28 am Schluss gegebene Bestimmung." Nach dem hiernach veranschlagten Einkommen wird jeder Steuerpflichtige zu einer der Steuerstufen dergestalt eingeschätzt, dass der Jahresbetrag seiner Steuern drei Procent seines Einkommens nicht übersteigt. 15 1. Stufe über 3000 bis 3600 M. Einkommen 90 M. 2 „ „ 3600 „ 4200 „ „ 108 „ 3. „ „ 4200 „ 4800 „ - „ 126 „ etc. Bis 6000 M. Einkommen ist jede Stufe um je 600 M. höher als die vorhergehende, — von 6000 M. bis 12,000 M. um je 1200 M., — von 12,000 M. bis 21,600 M. um je 2400 M. u. s. w., bis von der 32. Stufe (240,000—300,000 M.) an die Stufen um je 60,000 M. steigen1). III. Nach den im Vorstehenden angegebenen Bestimmungen sind die Uebersichten der Veranlagungen zur Klassensteuer und klassifizirten Einkommensteuer vollständig bisher nur für die Jahre 1875 bis einschliesslich 1878 aufgestellt worden. Es lassen sich deshalb die entsprechenden Nachweise für die vorhergegangenen Jahre nicht ohne Weiteres damit ver¬ gleichen, sondern man muss, um vergleichbare Ergebnisse für die Einkommen-Statistik aus den Uebersichten der Ein¬ schätzungen und Steuererträge ableiten zu können, zuvor die Wirkungen der Veränderungen in den gesetzlichen Bestimmungen für die betreffenden Angaben der früheren Jahre nach annähernder Veranschlagung in Rechnung bringen. Dahin gehört nun vornämlich Folgendes: • 1) Das bis jetzt eingeschätzte grösste jährliche Einkommen (1874 im'Regierungsbezirk Düsseldorf) ward als Stufe 112 aufgeführt und - ergab 5,100,000 M. bis 5,160,000 M. mit einem Steuerbetrage von * 153,000 M. — Der durchschnittliche Procentsatz der Einkommensteuer beträgt 2,78-2 °/0. 16 1. Bis zum Jahre 1874, in welchem das oben erwähnte Gesetz vom 25. Mai 1873 in Kraft trat, wurde die Klassen¬ steuer in den unteren Stufen nicht auf Grund einer Schätzung nach dem Verhültniss des Einkommens erhoben, sondern die Veranlagung erfolgte nach „allgemeinen Klassen¬ merkmalen." Zur untersten Klasse wurden gerechnet „diejenigen Grundbesitzer und Gewerbtreiben den, welche nach dem Umfange und der Beschaffenheit ihres Besitzthums oder Gewerbes durch das hierdurch gewährte Einkommen nicht selbständig bestehen können und sich daher durch Nebenverdienst, namentlich durch Tagelohn oder diesem ähnliche Lohnarbeit, ihren Unterhalt suchen müssen, ausser¬ dem die gewöhnlichen Lohnarbeiter, die Handwerksgesellen, das gewöhnliche Gesinde und die Tagelöhner." Die Veranlagung zu den einzelnen Stufen der Klassen¬ steuer nach allgemeinen Klassenmerkmalen hatte sich als höchst ungleichmässig in den verschiedenen Landestheilen und durchaus ungenügend erwiesen, und ausserdem hatte die Erhebung der Steuer in der untersten Stufe (l1 4 Silbergroschen pro Monat oder jährlich 15 Silbergroschen) die evidentesten Unzuträglichkeiten mit sich geführt, — waren doch in einem Jahre in der Stufe 1 wegen nicht entrichteter Klassensteuer 592,653 Mahnungen und 228,083 Exekutionen erforderlich gewesen. Die Regierung gewann die Ueberzeugung, dass auch für die Klassensteuer durchweg eine Schätzung nach dem Einkommen unter den gegenwärtigen Verhältnissen zur gleichmässigen Erfassung der persönlichen Leistungsfähigkeit geeigneter erscheine, als der bisherige Veranlagungsmassstab und dass sich gänzliche Befreiung des grössten Theils der bisher zur Unterstufe la gehörigen Haushaltungs-Vorstände 17 und Einzelsteuernden, durch Fixirung des steuerpflichtigen Minimum-Einkommens auf den Betrag von 420 M., empfehle. 2. Ein anderer Umstand, wodurch die Uebersichten der Veranlagung zur Klassensteuer vom Jahre 1875 an sich von den älteren wesentlich unterscheiden und nicht un¬ mittelbar vergleichbar sind, ist, dass vorher die Bewohner der mahl- und schlachtsteuerpflichtigen Städte der Klassen¬ steuer nicht unterlagen Man ist daher genöthigt, aus den Veranlagungen für das Jahr 1875 hinsichtlich der Einwohner in diesen Städten, welche nicht Einkommensteuer entrichteten, auf die entsprechenden Einkommensverhältnisse in den Jahren 1872 bis 1874 zu schliessen. 3. Endlich ist auch bei den Veranlagungen zur Ein¬ kommensteuer für die hiernach anzustellenden Berechnungen - des Einkommens in den Jahren 1872 und 1873 noch eine andere Ergänzung nach den in den folgenden Jahren statt¬ gehabten Ermittelungen vorzunehmen, nämlich in Rücksicht derjenigen Jahres - Einkommen, welche den Betrag von .720,000 M. überschritten, da dieser vor dem Jahre 1874 das Maximum für Einschätzung und Besteuerung abgab. — Um die vorerwähnten seit 1872 eingetretenen Aende- „ 'ungen der Veranlagungsnormen auch ziffermässig vor Augen iu haben, mögen folgende Angaben mitgetheilt werden, lefreiet von der Klassensteuer waren: Klassensteuerpflichtig blieben : 873: 1,389,954 Personen. 19,736,729 Personen. '"874: 6,447,631 „ 14,800,395 „ 878: 6,664,590 „ 18,473,864 : Die Zahl der zur Klassensteuer Veranlagten (Censiten) "Vetrug i. J. 1873: 7,840,231 Censiten; — i. J. 1874: ' 829,172 Censiten; -— i. J. 1878: 5,116,555 Censiten. ^ Soetbeer, Volkseinkommen. 2 18 Die Seelenzahl nach den Klassensteuerrollen in den bis dahin mahl- und schlachtsteuerpflichtigen Städten, welche seit dem 1. Januar 1875 der Klassensteuer unterworfen wurden, betrug im Ganzen 2,814,213. — Die in Folge der Aufhebung der Maximalgrenze für die Einkommensteuer seit 1874 eingetretene Erhöhung der eingeschätzten Einkommen hat betragen: i. J. 1874 für 12 Censiten 11,160,000 M.; i. J. 1875 für 12 Censiten 10,500,000 M. etc.; i. J. 1878 für 12 Censiten 7,290,000 M. IV. Ungeachtet der seit dem Jahre 1875 eingetretenen wesentlichen Vervollständigung der Einschätzungen zur Klassen- und Einkommensteuer sind noch zwei für das Gesammtergebniss ausserordentlich wichtige Fragen zu er¬ ledigen, bevor man auf dieser Grundlage die Schätzung des wirklichen Volkseinkommens versuchen kann: einmal die Bestimmung des präsumtiven durchschnittlichen Einkommens derjenigen Haushaltungen und Einzel-Erwerbenden, die jetzt von der Entrichtung der Klassensteuer befreit sind, weil ihr Einkommen nach Ansicht der Einschätzungsbehörden den Betrag von 420 M. nicht erreicht; und sodann der im Uebrigen eventuell zu berechnende durchschnittliche Zu¬ schlag zu den amtlichen Einschätzungen, weil diese in der Regel hinter dem wirklichen Einkommen zurückbleiben. In früher von uns versuchten Schätzungen des Volks- Einkommens im Preussischen Staate ist für die untersten Stufen ein durchschnittliches jährliches Einkommen von 19 300 M. pro Censit angenommen. Dieser Betrag ist jedoch offenbar jetzt schon desshalb zu niedrig, weil in Rücksicht der Art der Einschätzungen seit 1874 für die Haushaltungen eine wesentliche Veränderung dadurch eingetreten ist, dass in der Regel nur noch die Haushaltsvorstände veranlagt werden, nicht auch die übrigen erwerbenden Personen des¬ selben Haushalts. Hierzu kommt noch das im Laufe der letzten Jahrzehnte bis 1874 eingetretene allgemeine Steigen der Löhne und Preise. Es hängt jener erstere Umstand selbst¬ verständlich eng zusammen mit der Festsetzung des durch¬ schnittlichen Einkommens derjenigen Erwerbenden, welche in Stufe 1 der Klassensteuer aufgenommen werden, für welche bekanntlich im jetzt geltenden Gesetze ein Minimum-Ein¬ kommen von 420 M. vorausgesetzt wird. Hierüber wird in den Motiven zu dem am 4. November 1872 dem Landtag vorgelegten Gesetzentwurf wegen Ab¬ änderung des Gesetzes, betreffend Klassen- und klassifizirte Einkommensteuer, bemerkt : „Da die zur Unterstufe 1 a gehörenden Personen zu drei Viertheilen aus Tagelöhnern und Gesihde bestehen, so musste bei der Feststellung des steuerpflichtigen Minimai- Einkommens ein Hauptgewicht auf die gegenwärtige Höhe les Arbeits- und Dienstlohns gelegt werden. Nach der von Sachverständigen hierüber eingezogenen Auskunft erreicht las Einkommen einer Arbeiter-Familie in vielen Gegenden twa den Betrag von 360 M.; in anderen wird es erheblich löher, auf 450 bis 540 M. veranschlagt; in den besser ituirten, namentlich den industriellen, städtischen und länd¬ chen Bezirken übersteigt es häufig den Betrag von 600 M. lierbei muss unter Zugrundelegung einer Zahl von 250 bis 2* 20 300 Arbeitstagen die zum Theil neben dem baaren Gelde in Kost, Wohnung oder anderen Naturalien gewährte Ver¬ gütung sowie der etwaige Nebenverdienst der zum Haushalt des Arbeiters gehörigen Familienglieder mit in Rechnung gestellt werden." Eine im Jahre 1874 unter dem Vorsitze des Professors von der Goltz veranstaltete Enquete über die Lage der ländlichen Arbeiter im Deutschen Reiche hat als durch¬ schnittliches Jahres-Einkommen derselben (freie Tagelöhner mit und ohne Grundbesitz und kontraktlich gebundene Tagelöhner zusammengerechnet) in den verschiedenen Gegen¬ den sehr unter einander abweichende Angaben ermittelt, so z. B. für den Regierungsbezirk Gumbinnen 456 M., für Aurich 484 M., für Schleswig 614 M., für Hannover 765 M., für Koblenz 943 M. Auf den Vorwurf, dass bei der Zu¬ sammenstellung die Lohnsätze zu niedrig gegriffen seien und die Angaben die Tendenz gehabt hätten, das Einkommen der Arbeiter so niedrig zu normiren, dass daraus ein Recht auf Freilassung von der Steuer begründet werden könne, versichert Professor von der Goltz, dass dies keineswegs der Fall sei. Die Angaben seien meistens schon gemacht, bevor das neue Gesetz wegen der Klassensteuer publizirt war, und in den 8 nördlichen Provinzen Preussens sei nur in einem einzigen Regierungsbezirk das Jahres-Einkommen eines Guts-Tagelöhners auf weniger als 510 M. angegeben, im Durchschnitt dieser Provinzen aber auf 660 M. beziffert, während die aus Süddeutschland gemachten Angaben für die freien Tagelöhner ohne Grundbesitz ein Jahres-Einkommen von nur 610 M. nachwiesen. Es sei indess einzuräumen, dass die in der Enquete gemachten Angaben über das 21 Jahres-Einkommen der ländlichen Arbeiter etwas zu niedrig sein dürften. Dies erkläre sich daraus, dass oft die von den Arbeitern erzeugten oder denselben als Deputat ge¬ währten Naturalien unter dem wirklichen Geldwerth ein¬ geschätzt wurden, oder dass der Erwerb der Frauen- oder Kinderarbeit, sowie der Mehrverdienst bei Accordarbeit ausser Ansatz blieben. Wenige Bezirke ausgenommen, besässen die ländlichen Arbeiter im ganzen Preussischen Staat ein Jahres- Einkommen von mehr als 420 M. Der Regierungskommissar machte bei den bezüglichen Verhandlungen auf dem Landtage geltend, dass man nicht verkennen dürfe, dass unter den von der Klassensteuer jetzt befreiten Personen nicht lediglich Arbeiter-Familien ent¬ halten seien, sondern auch solche Personen, die aus öffent¬ lichen Anstalten und Fonds verpflegt werden, ferner alle unselbständigen Personen, die von den Eltern erhalten werden, aber ausserhalb des elterlichen Hauses leben, auch kleine Grundbesitzer und Gewerbtreibende, die in ihrer Prästa¬ tionsfähigkeit bedeutend beeinträchtigt sind. Minister Camphausen gab zu, dass bei den Veran¬ lagungen der Einschätzungskommission für 1874 die Ein¬ kommen der unbemittelten Klassen fast durchweg zu niedrig angenommen seien und dass in den verschiedenen Landes- theilen beträchtliche Ungleichheiten in der Praxis der Ein¬ schätzungen stattgefunden hätten, dass hierin aber schon bei der folgenden Veranlagung i. J. 1875 vielfache Remedur eingetreten sei und damit künftig nach den gemachten Er¬ fahrungen fortgefahren werden solle. Die bisherigen Schätzungen des durchschnittlichen Jahres-Einkommens der ärmeren Klassen der Bevölkerung 22 gehen weit auseinander, wie man sowohl aus den bezüg¬ lichen Verhandlungen im Abgeordnetenhause als auch aus den vielen Schriften und Aufsätzen, in denen die Löhne lind die Kosten des Lebensunterhalts besprochen werden, entnehmen kann. Hej-r Samter hat in einer i. J. 1873 veröffentlichten Abhandlung „über das Einkommen der Bevölkerung in Preussen", das Einkommen der damaligen untersten Stufen (1 a u. 1 b) der Klassensteuerpflichtigen zu durchschnittlich 540 M. und 600 M. angenommen und gelangt damit zu folgender Schätzung: (Stufe 1 a) 5,055,067 Censiten mit 2727 Mill. M. Einkommen (Stufe 1 b) 444,557 „ „ 265 „ „ „ wobei die Bewohner der mahl- und schlachtsteuerpflichtigen Städte ausser Betracht geblieben sind. In einer Abhandlung in der Zeitschrift des Preussischen Statistischen Bureaus v. J. 1875 ist bei „Berechnung des Gesammt-Einkommens des Preussischen Volks" das Durch¬ schnitts-Einkommen der Klassensteuer-Befreieten zu 360 M. angenommen, was bei der Zahl von 6,585,066 Personen zusammen einen Betrag von 2370 Millionen M. ergiebt. Hierbei war aber der Irrthum vorgekommen, dass die 6,585,066 Personen als Censiten, mit Ausschluss der An¬ gehörigen, angesehen wurden, während letztere darin mit einbegriffen und die Zahl der steuerfrei gewordenen Er¬ werbenden (Haushaltungen und Einzel-Erwerbende) nur auf ca. 3,300,000 zu veranschlagen war. Aus einer unbefangenen Prüfung der über die Lage der ärmeren Volksklassen vorgebrachten Thatsachen und Ansichten ergiebt sich als unzweifelhaft, dass das gewöhn- 23 liehe wirkliche Einkommender Einzel-Erwerbenden und noch mehr der Haushaltungen der steuerfrei gelassenen oder in die unterste Stufe der Klassensteuer eingeschätzten Volks¬ klassen, besonders auf dem Lande, in den verschiedenen Landes- theilen ganz ausserordentlich verschieden ist und dass solche Verschiedenheit sich noch beträchtlicher in Rücksicht der Praxis der Einschätzungen herausstellt. Es geschieht dies namentlich in Folge der sehr von einander abweichenden Berechnungsweisen der als Theil des Lohns gewährten Naturalien-Leistungen zum Geldwerthe. Auch wird jetzt von allen Seiten anerkannt, dass in den ersten Jahren nach eingetretener Steuerbefreiung der untersten Stufe (1 a) das angenommene Jahres-Einkommen in den ärmeren Klassen meistens viel zu niedrig geschätzt sei und dass mit wenigen Ausnahmen das Einkommen einer Haushaltung seit 1872 fast überall einen Geldwerth von 420 M. mehr oder weniger übersteige. Aus folgenden Beispielen erhellt, wie bedeutend der Unterschied in den Einkommenverhältnissen der grossen Masse der Bevölkerung nach den Einschätzungen in den verschiedenen Regierungsbezirken erscheint. Das Verhältniss der von der Klassensteuer befreieten Einzel-Erwerbenden und Haushaltungen nebst Angehörigen zur Gesammtheit der in den Steuerrollen aufgeführten Be¬ völkerung war: Im Regierungsbezirk Königsberg Liegnitz 1875 Bevölkerung. Steuerfrei. 1,047,409 525,544 1878 100 973,350 100 50,18% 309,152 38,45 Bevölkerung. 1,089,027 100 992,073 100 Steuerfrei. 526,275 48,32 0 o 391,420 39,45 24 1875 Im Regierungsbezirk Hannover Düsseldorf Bevölkerung. 798,219 100 1,355,068 100 Steuerfrei. 139,454 24,29 202,876 14,62% 1878 Bevölkerung. 839,977 100 1,481,257 100 Steuerfrei. 193,605 23,05 218,895 14,78% Wie ausserordentlich verschieden sich das Haushalts¬ budget der Arbeiter-Familien in den verschiedenen Landes- theilen und auch in verschiedenen Zeiten stellt, darüber geben aus den uns vorliegenden, als zuverlässig zu erachtenden de- taillirten Zusammenstellungen folgende Belege Auskunft. Herr L. Jacobi zieht in seiner i. J. 1875 veröffentlichten trefflichen Abhandlung „über den neuesten Stand der ge¬ werblichen Arbeitslöhne in Niederschlesien'' folgendes Resul¬ tat seiner umfassenden Untersuchungen: „Der kräftige Mann verdient beim Tagelohn 8,5 bis 12,5 Pfennig pro Stunde, d. i. im Sommer bis 9 Mark, im Winter bis 7 M. 60 Pf. die Woche. Die Frau verdient 5,5 bis 8,5 Pf. pro Arbeitsstunde. Der Durchschnittssatz des Tagelohns für den Mann ist 7 M. 20 Pf. , für die Frau 4 M. 20 Pf. pro Woche. — Der Preis der gelernten Arbeiter schwingt meist zwischen 9 bis 15 M. für die Woche; er sinkt selten unter 9 AI. bis zu 6 AI. hinab, — nämlich nur bei Gewerben schwächerer Hand, geringerer Kunstfertigkeit oder grosser Uebersetzung mit Arbeitern; er steigt mit den Graden der Anstrengung und Geschicklichkeit häufig bis 18 AI. Jugendliche Arbeiter unter 14 Jahren verdienen durch¬ schnittlich von 1 AI. 50 Pf. bis 3 AI., selten mehr; man kann ihre Jalires-Einnahrae auf mindestens 100 AI. abrunden. Junge Leute zwischen 14 und 16 Jahren verdienen von 4 AI. 50 Pf. bis 6 AI., höchstens bis 7 AI. 50 Pf. 25 Gelernte Bergarbeiter der unteren Stufe verdienen durchschnittlich 12 M., der höheren Stufe durchschnittlich 15 M. Rekapituliren wir schliesslich den Jahres-Durchschnitts- verdienst des tüchtigen und vollbeschäftigten Arbeiters: in gemeiner Handarbeit 360 bis 450 M., — in gelernter und Facharbeit 600 bis 750 M. Was darüber hinausgeht, ist mehr oder minder Ausnahme." Die Jahres-Ausgabe einer Weberfamilie in Schlesien wurde (im Arbeiterfreund, Jahrgang 1874) berechnet: 1865 auf 715 M.; — 1872 auf 847 M.; — 1873 auf 944 M. — 1874 auf 959 M. was zur Erläuterung der Werthverminderung des Geldes bemerkt wird. Der Geldlohn ist gestiegen, der Sachlohn derselbe geblieben. Nach dem Verwaltungsbericht des Magistrats von Breslau betrugen die zur Entrichtung der städtischen Einkommen¬ steuer eingeschätzten Einkommen der Handwerker im Durch¬ schnitt : 1870: 1326 M.; — 1871: 1286 M.; — 1872: 1269 M.; — 1873: 1612 M.; — 1874: 1479 M. woraus die vorübergehende grosse Steigerung der Löhne i. J. 1873 erhellt. Aus der vorhin schon erwähnten Enquete über die Lage der ländlichen Arbeiter in Deutschland i. J. 1874 wollen wir noch hervorheben, dass nach den aus den verschiedenen Landestheilen des Preussischen Staats beigebrachten 120 Budgets über den Jahresbedarf einer Arbeiter-Familie der Durchschnitt nach den einzelnen Provinzen zwischen 574 M. md 897 M. variirt, der allgemeine Durchschnitt sich aber 26 auf 670 M. gestellt hat, während die Ermittelungen über das durchschnittliche Jahres-Einkommen respective auf 529 bis 758 M. sich stellen und der allgemeine Durchschnitt auf 647 M. auskommt. Grosses Interesse gewährt eine in der Zeitschrift des Königl. Sächsischen Statistischen Bureau's, Jahrgang 1877, veröffentlichte Untersuchung über die Weberlöhne, auf Grund der genauen Angabe eines grossen Etablissements in Meerane. Wir entnehmen aus derselben eine Zusammen¬ stellung über die Löhne der Stuhlarbeiter nach Geschlecht und Familienstand in den Rechnungsjahren (1. Juni bis 81. Mai) 1873—1874 und 1876—1877. Die Jahreslöhne betrugen: 1873-1874 Durchschnittslohn. Niedrigster Höchster M. M. M. für 105 Mädchen 517 424 653 „ 76 Frauen ..... 530 450 661 „ 43 unverheirathete Männer 534 426 738 „ 62 verheirathete Männer . 588 457 793 „ 286 Arbeiter, m. u. w. . . 539 424 793 1876-1877 Durchschnittslohn. Niedrigster Höchster M. M. M. für 114 Mädchen 498 323 718 140 Frauen 510 388 682 79 unverheirathete Männer 548 413 770 » » 111 verheirathete Männer . 608 430 874 444 Arbeiter, m. u. w. . . 538 323 874 27 Diese letzten Tabellen zeigen auf's Deutlichste, wie ausserordentlich verschieden und schwankend die Löhne sich selbst in dem gleichen Gewerbe und der nämlichen Be¬ schäftigung an demselben Orte gestalten, und wie schwierig und gewagt es ist, allgemeine Durchschnittssätze für die Jahreslöhne der handarbeitenden Klassen aufzustellen, und wie dies von einer subjektiven Auffassung nach umsichtiger Prüfung der einschlagenden Verhältnisse abhängt. Aus derselben amtlichen Zeitschrift (Jahrgang 1878, S. 192) können wir auch entnehmen, wie gering das Ein¬ kommen mancher Weber ist. Was hier in Bezug auf Sächsi¬ sche Industriebezirke angeführt wird, dürfte auch auf manche Schlesische Verhältnisse Anwendung finden. Um es nicht unbegründet zu finden, dass wir den allgemeinen Durch¬ schnitt der Einkommen der untersten Klasse der Arbeiter¬ bevölkerung nicht höher als 400 M. annehmen zu können geglaubt haben, dazu werden diese Angaben mit beitragen. In der Ortschaft Ebersbach z. B., die 6794 Einwohner zählte, wurden im Jahre 1878 eingeschätzt im Ganzen 2744 Er¬ werbende mit 1,557,894 M., also durchschnittlich 568 M. Darunter befanden sich an selbständigen Webern 93 mit 100—200 M. Eink. 464 „ 200—800 „ 140 „ 300—400 „ „ 91 „mehrals400 „ „ an unselbständigen Webern 6 mit 100—200 M. Eink. 205 „ 200—300 „ „ 101 „ 300—400 „ „ 12 „mehrals400 „ „ Ueber die auf den Staatswerken im Oberbergamts- Bezirk Clausthal bezahlten Löhne finden wir im Jahrgang 1877 des „Arbeiterfreund" folgende amtliche Angaben: 28 Gesammt-Lolm verdienst im Jahre 1874. 1875. 1876. M. M. M. Steinkohlenbergwerke, durchschn. 837 769 724 Braunkohlenbergwerke „ 556 525 484 Erzbergwerke „ 761 704 686 Hüttenwerke, Silber- „ 520 509 496 Hier zeigt sich durchweg ein Sinken der Löhne seit 1874 und ähnliche Verschiedenheit derselben, wie bei den eben angegebenen Weberlöhnen. Der Durchschnitt der Jahreslöhne für Beamte mit gewöhnlicher Schulbildung bei den Preussischen Eisenbahn¬ verwaltungen in den Jahren 1850, 1859 und 1869 findet sich in der Zeitschrift des Preussischen Statistischen Bureau, Jahrgang 1874, berechnet für 1850 mit 678 M.; — für 1859 mit 741 M.; — für 1869 mit 816 M.; darunter die Bahn¬ wärter der Staatsbahnen für 1850 mit 396 M.; — für 1859 mit 483 M.; — für 1869 mit 576 M. — Dies giebt einen namhaften Beleg für die in den zwei Jahrzehnten nach 1850 eingetretene Steigerung der Geldlöhne. Zum grossen Theil entspringen Missverständnisse und Irrthümer bei Berechnung des durchschnittlichen Ein¬ kommens in den untern Klassen der Bevölkerung aus der mangelnden Unterscheidung zwischen den Haushaltungen und den Einzel-Er'werbenden. Früher fehlte es in den ver¬ öffentlichten Uebersicliten der Einschätzungen an dahin ge¬ hörigen Nachweisen, aber seit 1875 ist dieser Unvollstän- digkeit abgeholfen. Sowohl bei den Einkommensteuerpflich¬ tigen und den Klassensteuerpflichtigen als auch bei den¬ jenigen, welche bei der Veranlagung steuerfrei erklärt wur- 29 den, ersieht man aus den beigegebenen summarischen An¬ gaben, wie viel Haushaltungsvorstände eingeschätzt sind und wie gross im allgemeinen Durchschnitt die Zahl der Angehörigen der Haushaltungen ist. Nichts kann einleuch¬ tender sein, als dass man zur Bestimmung jedes durchschnitt¬ lichen Einkommens vorher darüber im Klaren sein muss, ob nur die Haushaltungsvorstände oder auch noch die zum Hausstand gehörigen selbständig erwerbenden Frau und Kinder eingeschätzt werden, und dass ferner zwischen Ein- zel-Erwerbenden und Haushaltungen zu unterscheiden ist; denn ein Einkommen, welches für die ersteren als genügend erachtet wird, kann unzureichend sein zum nothdürftigsten Unterhalt einer Familie. Das angeregte Verhältniss bei der unbesteuerten Bevölkerung in den Jahren 1876 bis 1878 war wie folgt: 1876. 1877. 1878. Haushaltungsvorstände. . 1,183,946. 1,106,896. 1,171,178. Einzel-Erwerbende . . . 2,177,806. 2,280,532. 2,335,245. Zusammen Censiten . . 3,311,752. 3,387,428. 3,506,423. Angehörige der Haus¬ haltungen .... 3,058,104. 3,038,105. 3,158,167. Im Ganzen .... 6,369,856. 6,425,533. 6,664,590. Auf je 100 Haushal¬ tungen der unbesteuerten Klasse kamen Angehörige 369 Fers. 374 Pers. 370 Pers. Wenn nun zur Berechnung des Volks-Einkommens in gleicher Weise wie bei den übrigen Klassen so auch für die zahlreiche unterste Klasse ein Durchschnitts-Einkommen pro Censit angenommen und für die Berechnung zum Grunde gelegt wird, so muss man dabei im Auge behalten, 30 dass dieser angenommene Durchschnittssatz kombinirt ist aus dem Einkommen der betreffenden Haushaltungen und der Einzel-Erwerbenden. Indem wir, wie später begründet werden soll, im All¬ gemeinen einen Zusehlag von 25 '0 zu dem eingeschätzten Einkommen für geboten erachtet haben, um zu einer rich¬ tigeren Schätzung der wirklichen Einkommenverhäitnisse zu gelangen, ist in Uebereinstimmung hiermit auch eine entsprechende Erhöhung des untersten Grenzbetrages der Einsehätzung angenommen, nämlich von 420 AI. auf 525 AL O o Wir haben uns gesagt, dass im Allgemeinen gerade bei den Einschätzungen der ärmeren Klassen eine mildernde Rück- sichtsnahme die Regel bilden werde , wenn auch seit 1575 nicht in gleichem Grade wie früher, und dass man voraus- setzen dürfe, dass Einkommen unter 525 AI. meistens nicht zur Steuerentrichtung gezogen würden, indem der Geldwerth der für das Einkommen mit zu berechnenden Naturalien und der Nebenerwerb sehr mässig veranschlagt wird. Hieran hat sich nun die fernere Annahme geknüpft, dass im grossen Durchschnitte aller steuerfreien Erwerbenden ein Einkommen von 400 AI. anzunehmen sei, — etwa 350 AI. für den Einzel-Erwerbenden und etwa 500 AI. für die Haushaltung mit Angehörigen. Wir haben nämlich aus o c c der Erwägung der vorhin erwähnten Erörterungen über die Kosten des nothwendigen Lebensunterhalts auch der dürftigsten Familien und über die üblichen Löhne die Ueberzeugung gewonnen, dass, von vereinzelten Ausnahms- iällen abgesehen, etwa 400 AL Jahreseinkommen als das Ali- niinuni tür einen Haushalt anzusehen sei. während in den meisten Landestheilen das Einkommen auch in der unter- 31 sten Klasse sich höher stellt, woraus der Durchschnitts¬ betrag von 500 M. abgeleitet ist. Um unsere eben besprochene Auffassung zu erläutern, betrachten wir die dahin gehörigen konkreten Verhältnisse der Einschätzungen des Jahres 1878. In den Klassensteuerrollen waren, wie wir vorhin sahen, als gesetzlich steuerfrei verzeichnet im Ganzen 6,664,590 Personen, darunter 3,506,423 Erwerbende, nämlich 1,171,178 Haushaltungsvorstände und 2,335,245 Einzel-Erwerbende. Kechnen wir nun das durchschnittliche Einkommen der Haushaltungen zu 500 M. und das der Einzel-Erwerbenden zu 350 M., so ergiebt dies zusammen ein Gesammt-Einkom- men der Klasse von 1402,s Millionen M., oder ebenso viel, als wenn wir im allgemeinen Durchschnitt 400 M. pro Er¬ werbenden annehmen. Wir haben früher darauf hingewiesen, dass die neueste Sächsische Einkommen-Statistik geeignet sei, für ähnliche Ermittelungen in anderen Ländern zur Kontrole zu dienen, namentlich was die Verhältnisse der unteren Klasse betrifft, und wir wollen jetzt die Probe hierauf machen. Für Sach¬ sen wie für Preussen kommt hier das nämliche Jahr 1878 zur Vergleichung. Bei erster Betrachtung scheint eine bedeutende Di¬ vergenz obzuwalten. In Sachsen hat man in die Klassen bis 500 M. Einkommen, einschliesslich 79,938 Steuerfreie, eingeschätzt 472,644 physische Personen mit 179,311,556 M. Einkommen (durchschnittlich 379 M.). Wird angenommen, dass die socialen und wirthschaftlichen Verhältnisse im Preussischen Staate im Ganzen und durchschnittlich denen in Sachsen ziemlich gleich seien, so wären, da Preussen 32 etwa neun Mal so viel Bewohner zählt als Sachsen (25,742,000 gegen 2,701,000 nach der Zählung von 1875), hiernach für ersteres in den Klassen bis 500 M. Ein¬ kommen zu präsumiren etwa 4,254,000 Erwerbende mit 1613,8 Millionen M. Einkommen. Dagegen zeigen die bis zur Grenze von 420 M. (nach unserer Annahme in Wirk¬ lichkeit 525 M.) Jahres-Emkommen im Preussischen Staate eingeschätzten Erwerbenden die Zahl von 3,506,423mit 1402,6 Millionen M. (durchschnittlich 400 M.) Einkommen. Die etwas grössere Zahl der Erwerbenden in den unteren Klassen in Sachsen, im Vergleich mit Preussen, lässt sich genügend dadurch erklären, dass nach dem jetzigen Einkommensteuer¬ gesetz in Sachsen auch die Frauen und Kinder, die in der Haushaltung des Ehemanns und Vaters leben, sobald sie einen selbständigen Erwerb haben, besonders eingeschätzt werden, während in Preussen jetzt die zu einem und demselben Haushalt gehörenden Personen und ihr Erwerb in der Regel zusammengerechnet werden und jeder Haushalt nur als ein Censit gilt. Ist die Voraussetzung richtig, dass die Säch¬ sischen und die Preussischen wirthschaftlichen Zustände im Ganzen wesentlich übereinstimmen, so würde dieser Um¬ stand das Zahlenverhältniss der Personen erklären, aber in Rücksicht der Grösse des Einkommens für Preussen ein ziemlich höheres durchschnittliches Einkommen zu erwarten sein. Der obige Vergleich würde darauf hinweisen, dass unsere Annahme des durchschnittlichen Einkommens der Haus¬ haltungen in der untersten Klasse mit 500 M. noch etwa^* zu niedrig gegriffen sein dürfte. Dies Moment erscheint jedoch im Vergleich zum Ganzen nicht sehr erheblich und man darf behaupten, dass die genaue Sächsische Einkommen- 33 Statistik eine erwünschte Bestätigung der annähernden Rich¬ tigkeit unserer Annahmen des durchschnittlichen Einkom¬ mens in der steuerfreien Klasse im Preussischen Staate gewährt. Y. Die andere vorweg noch besonders zu erörternde Frage betrifft das Erforderniss eines Zuschlags zu dem einge¬ schätzten Einkommen, um das wirkliche Einkommen an¬ nähernd festzustellen. Während bei der Sächsischen Emkommen-Statistik der Gedanke eines solchen Zuschlags fern liegt, weil die Methode und Ausführung der wiederholten speziellen Einschätzungen die Voraussetzung begründen, dass die unvermeidlichen Ab¬ weichungen der Wirklichkeit eben so leicht im Mehr wie im Minder sich vorfinden dürften, ist es allgemein anerkannt, dass die Einschätzungen zur Klassen- und Einkommensteuer im Preussischen Staate fast durchweg hinter dem wirklichen Einkommen der Steuerpflichtigen mehr oder minder zurück¬ blieben. Zugleich ist aber nicht weniger notorisch, dass seit dem Inkrafttreten des Gesetzes wegen Einführung einer Klassen- und klassifizirten Einkommensteuer in dem Jahre 1852 die Einschätzungen im Ganzen genommen von Jahr zu Jahr immer schärfer geworden und der Wirklichkeit näher gekommen sind, obschon sich hierbei ein gleich- massiges Fortschreiten in den verschiedenen Zeitperioden oder in den einzelnen Landestheilen und nach den ver- - schiedenen Kategorien der Steuerpflichtigen keineswegs ge- 'i zeigt hat, vielmehr gerade über die Ungleichmässigkeit der £> o e tb e e r, Volkseinkommen. 3 34 Einschätzungen je länger je mehr geklagt worden ist. In einzelnen Steuerbezirken bemerkt man freilich auch jetzt noch ein auffallendes Zurückbleiben der Einschätzungen hinter dem aus sonstigen Anzeichen zu präsumirenden Be¬ trage der wirklichen Einkommen, wogegen in anderen Steuerbezirken und selbst ganzen Begierungskreisen in neuerer Zeit eine wesentliche Annäherung des eingeschätzten zu dem wirklichen Einkommen sich entwickelt hat. In dieser Hinsicht ist insbesondere in der Praxis der letzten Jahre eine erhebliche Aenderung eingetreten, von selbst veranlasst durch natürliche Vorgänge. Der Aufschwung in fast allen wirthsclfti'tlichen Beziehungen und das sich daran knüpfende Steigen der Löhne, der Gehalte und der meisten sonstigen Einkommensquellen, welche in den ersten Jahren nach 1870 stattfanden, mussten nothwendig auch eine Erhöhung der darauf folgenden Einschätzungen herbeiführen. Nachdem solche Erhöhungen aber einmal in die Steuerrollen Eingang gefunden hatten, begreift es sich leicht, dass auch bei den seitdem eingetretenen ungünstigeren wirthschaftlichen Zuständen ein entsprechender Biickgang in den Ein¬ schätzungen nicht leicht stattfinden konnte und im Ganzen thatsäcblich auch nicht stattgefunden hat. Denn es ist offen¬ bar etwas Anderes für die Einschätzungsbehörden, bei ganz neuen Einschätzungen oder in der Wiederholung der einmal eingetragenen Steuerbeträge praktisch keine besondere Strenge zu beobachten (da das Gesetz nur vorschreibt, „dass der Jahresbetrag der Steuer drei Prozent des Einkommens nicht übersteigen" und ein „tieferes Eindringen in die Ein- kommensverhältnisse der Steuerpflichtigen" nicht stattfinden soll), als eine einmal vorgenommene Erhöhung wieder rück- 35 gängig zu machen, wenn diese höhere Schätzung immer noch hinter den wirklichen Einkommensverhältnissen zurück¬ geblieben ist und also zu Reklamationen triftige Gründe nicht vorliegen. Es erscheint uns hiernach nicht zweifelhaft, dass die seit 1875 vorgenommenen Einschätzungen zur Klassen- und Einkommensteuer im Preussischen Staate, im Ganzen be¬ trachtet und durchschnittlich gerechnet, der Wirklichkeit erheblich näher stehen als früher und dass die noch fort¬ dauernden häufigen Behauptungen über die Niedrigkeit der Einschätzungen für übertrieben zu erachten sind. Bekanntlich wird ein sehr grosser Theil, ja vielerwärts bei weitem das Meiste der Kommunalabgaben durch Zu¬ schläge zu den staatlichen Klassen- und Einkommensteuern erhoben. Dies muss auf die Einschätzungsbehörden nach zwei gerade entgegengesetzten Richtungen einen gewissen Einfluss ausüben, indem Vertreter der Kommunalbehörden dabei wesentlich mitwirken. Zu niedrige Einschätzungen zu den Staatssteuern verkürzen an sich auch den Ertrag der Kommunalsteuern, den zu beeinträchtigen das Interesse der eigenen Verwaltung dringend abrathen muss. Anderer¬ seits würde in den Ortschaften, wo die Kommunalzuschläge das Doppelte, Dreifache und mehr der Staatssteuern betragen, die richtige Einschätzung zu nahezu drei Prozent des wirk¬ lichen Einkommens zusammen mit den Kommunalsteuern eine Belastung mit 9% oder 12°'0 und selbst mehr vom Ein¬ kommen zur Folge haben, wobei jedoch die Gehalte der " Beamten nur die Hälfte der Ansätze zur Kommunalsteuer zu tragen haben. Durch milde Einschätzungen des Ein- - kommens für die staatliche Klassen- und Einkommensteuer 3* 36 kann ungeachtet der Steigerung des Kommunal-Zuschlags die Zuziehung der übrigen Einkommen zur Bestreitung der Kommunalausgaben etwas schonender behandelt werden. Grosses Gewicht scheint im Vergleich zum Ganzen diesem Umstände freilich nicht beigelegt werden zu dürfen, aber wir glaubten denselben doch nicht ganz unerwähnt lassen zu sollen. — Ist man aber allseitig einverstanden, dass es unab- weislich ist, um das wirkliche Volks-Einkommen im Preus- sischen Staate annähernd richtig zu veranschlagen, höhere Beträge als die Veranlagungen zur Klassen- und Einkommen¬ steuer anzunehmen, so fragt es sich weiter, um wie viel ist solche erhöhte Berechnung vorzunehmen. Und auch hier müssen wir, wie vorhin bei der Annahme des durchschnitt¬ lichen Einkommens der dürftigen Klasse, bei welcher eine specielle Einschätzung nicht geschieht, offen einräumen, dass es eine absolute Unmöglichkeit ist, einen bestimmten Ansatz mit einiger Zuversicht rechnungsmässig zu ermitteln, und dass deshalb nichts übrig bleibt, als mit umsichtiger Berück¬ sichtigung bekannter thatsäehlicher verschiedener Verhält¬ nisse und sachverständiger Meinungen eine muthmassliche Schätzung eintreten zu lassen. Bei unseren früheren Ver¬ anschlagungen haben wir geglaubt, im grossen Durchschnitt einen Zuschlag von 25ü''0 aut die eingeschätzten Beträge der Einkommen machen zu sollen, indem uns eine Erhöhung um 20% zu wenig, um 30% hingegen zu viel erschien. Hierbei war das durchschnittliche Verhältniss aller Landes- theile und Steuerbezirke sowie aller Klassen der Bevölkerung gemeint, denn darüber kann ein Zweifel wohl nicht bestehen, 37 class für manche Steuerbezirke eine Erhöhung um 25% bedeutend zu hoch und für andere zu niedrig auskommen wird. Herr Samter hat in seiner mehrerwähnten Abhandlung einen erheblich höheren Zuschlag in Rechnung gebracht. Er äussert sich hierüber wie folgt: „Im Allgemeinen kann man annehmen, dass das wirkliche Einkommen das D/2-fache von dem ist, welches die Besteuerung zum Grunde legt. Hag es oft bei den höheren Stufen auch wesentlich höher sein, so ist es bei vielen auch nur so hoch, wie veranlagt, und es mag auch vorkommen, dass es geringer ist. Den Ausschlag giebt das unterste Einkommen, das mit 540 M. zu veranschlagen ist. Mag es auch in gewissen Gegenden in der That niedriger sein, so ist es dagegen in anderen ein sehr viel höheres." Im Abgeordneten-Hause ist seit 1873 fast jedes Jahr die Ungleichheit der Einschätzungen in den verschiedenen Landestheilen eingehend zur Sprache gebracht und dabei namentlich mehrfach hervorgehoben, dass vielerwärts, nicht nur, was wir oben schon berührten, in der untersten Stufe der Klassensteuer, sondern auch sonst, die Veranlagungen wesentlich zu niedrig seien. Von anderen Seiten sind der¬ artige Behauptungen ebenso entschieden, als in den meisten Fällen sehr übertrieben, abgewiesen worden. Nur zu leicht werden bei solchen öffentlichen Verhandlungen als Belege einzelne Beispiele geltend gemacht, die doch in der That an sich noch nichts beweisen, da man diese Dinge nur nach Durchschnitten einer grösseren Zahl von nachgewiesenen ^ Fällen oder zuverlässigen allgemeinen Wahrnehmungen be- urtheilen darf. 38 Die erwähnten Verhandlungen im Landtage und die publicistischen Erörterungen haben unzweifelhaft dahin ge¬ wirkt, dass seit einigen Jahren die Veranlagungen zur Klassensteuer und Einkommensteuer in den verschiedenen Landestheilen gleichmässiger und vielerwärts schärfer ge¬ worden sind, weshalb es um so weniger geboten erscheint, jetzt den in Rede stehenden durchschnittlichen Zuschlag zu den Einschätzungen höher als 25° „ anzusetzen." In Frage könnte eher kommen, ob solcher Zuschlag nicht vielleicht für 1876 bis 1878 um 1% oder2°0 oder 3°0 zu ermässigen und dagegen für 1872 bis 1874 in ähnlichem Verhältniss zu erhöhen sein möchte, um mittelst solcher Berechnung der Wirklichkeit noch etwas näher zu kommen. Wir haben es jedoch nicht gethan, weil es misslich erschien, in dieser Be¬ ziehung, wo es sich um einen allgemeinen Durchschnitt in grossem Massstabe nach subjektiver Auffassung handelt, in muthmasslichen minder bedeutenden Unterscheidungen ohne positiven Anhaltspunkt weiter zu gehen. — Kur für eine Kategorie der Steuerpflichtigen haben wir geglaubt, den durchschnittlichen Zuschlag von 25°/0 auf 10°'0 einschränken zu sollen, nämlich bei den sehr grossen Einkommen, den über 100,000 M. Die hierin stattfindenden Schwankungen in den einzelnen Jahren scheinen uns darauf hinzuweisen, dass den betreffenden Einschätzungen in vielen Fällen mehr oder minder gewisse Angaben der Betheiligten zum Grunde gelegt worden sind, und damit dürfte ein Zurückbleibender Einschätzungen hinter der Wirklichkeit um ein volles Vier¬ theil durchschnittlich genommen, ausgeschlossen sein. — 39 VI. Bei unseren früheren Zusammenstellungen über das Volks-Einkommen im Preussischen Staate haben wir die einzelnen auf den Veranlagungen zur Klassen- und Ein¬ kommensteuer beruhenden Ermittelungen in sechs Kategorien zusammengefasst, nämlich: A. Dürftige Einkommen; die frühere Stufe 1 a der Klassen¬ steuer, seit 1874 die nach dem Gesetze vom 25. Mai 1873 von Entrichtung der Klassensteuer befreieten Er¬ werbstätigen, von denen die Einschätzungsbehörden annehmen, dass ihr jährliches Einkommen 420 M. nicht erreicht. — Nach unserer Auffassung würde die obere Grenze des zu präsumirenden wirklichen Einkommens in dieser Abtheilung etwa 525 M. sein, das durch¬ schnittliche Einkommen aber bei den Haushaltungen 500 M. und bei den Einzel-Erwerbenden 350 M., im Ganzen aber 400 M. B. Kleine Einkommen; die jetzigen Stufen 1 bis 7 der Klassensteuer. Nach den Veranlagungen Einkommen von 420 M. bis 1650 M., nach unserer Berechnung Einkommen von 525 M. bis 20Ö0 M. C. Massige Einkommen; die Stufen 8 bis 12 der Klassen¬ steuer und Stufen 1 bis 3 der Einkommensteuer. Nach den Veranlagungen Einkommen von 1600M. bis 4800 M., nach unserer Berechnung Einkommen von 2000 M. bis 6000 M. D. Mittlere Einkommen1); die Stufen 4 bis 12 der Ein- 1) Die Bezeichnung „mittlere Einkommen" haben wir für diese Abtheilung nur deshalb beibehalten, weil uns eine passendere bisher 40 kommensteuer. Nach den Veranlagungen 4800 M. bis 16800 M.; nach unserer Berechnung Einkommen von 6000 bis 20,000 M. • E. Grosse Einkommen; die Stufen 13 bis 24 der Ein¬ kommensteuer. Nach den Veranlagungen 16,800 M. bis 84,000 M.; nach unsern Berechnungen Einkommen von 20,000 bis 100,000 M. F. Sehr grosse Einkommen; die höheren Stufen der Ein¬ kommensteuer von Stufe 25 (Veranlagung 84,000 M. und darüber) an. Nach unserer Berechnung Ein¬ kommen über 100,000 M., ohne Maximalgrenze. Die neue Einkommen-Statistik des Königreichs Sachsen hat ihre 200 Klassen, wie bereits erwähnt, unter vier Ab¬ theilungen oder Hauptklassen gebracht, nämlich I. Aermere Klasse bis zu 800 M. IL Mittlere Klasse von über 800 bis 3300 M. nicht bekannt geworden ist. Bei „mittleren" Einkommen liegt es nahe, an den sogen. Mittelstand zu denken, welcher indess vornämlich mit Einkommen von etwa 20U0 bis 4000 M. wirthschaften dürfte, also mit in Abtheilung C fallen würde. Haushaltungen und gar Einzelne mit Einkommen zwischen 60(10 M. und 20,00u M. gehören zu denen, die sich eines gewissen Wohlstandes erfreuen. Bei „mittleren Ein¬ kommen" haben wir an solche gedacht, welche in der Mitte liegen zwischen „massigen" Einkommen und „grossen" Einkommen, jene mit 6000 M. abschliessend, diese mit 20,000 M. beginnend. Eine uns vorzuschlagende passendere Bezeichnung werden wir gern annehmen. Wir benutzen diese Gelegenheit, um auf eine gründliche Unter¬ suchung hinzuweisen, welche u. A. auch die „Abstufungen des Wohl¬ standes nach den Steuerlisten" erörtert und deren Ergebnisse mit unserer Auffassung in Uebereinstimmung stehen. Es ist das 5. Heft der von G. Schmoller herausgegebenen „Staats- und socialwissen- schaftliche Forschungen" und führt den Titel: Die Gliederung der Gesellschaft nachdem Wohlstaude etc. Von R. Michaelis. Leipzig 1878. 41 III. Wohlhabende Klasse von über 3300 M. bis 9600 M. IV. Reiche Klasse von über 9600 M. Diese Eintheilung halten wir für nicht so passend wie unsere sechs Klassen, weil es in socialpolitischer Be¬ ziehung von bedeutendem Interesse erscheint, den Umfang der wirklich dürftigen Klasse, wozu wir bei der gegen¬ wärtigen Kaufkraft des Geldes Einkommen unter 525 M. rechnen, und andererseits der wirklich reichen Klasse mit Einkommen über 100,000 M., in der allgemeinen Uebersicht getrennt aufzuführen. Noch weniger haben wir an Stelle unserer Eintheilung die von Herrn Samter gewählte setzen wollen, welcher unterscheidet: 1) dürftige Verhältnisse, 360 bis 750 M. Ein¬ kommen; — 2) erträgliche Verhältnisse, 750 bis 1500 M.;— 3) gute Verhältnisse, 1500 M. bis 3000 M.; — 4) reiche Verhältnisse, über 3000 M. Wir sind weit entfernt davon, die von uns angenommene Eintheilung anders motiviren zu wollen als durch die Be¬ merkung, dass dieselbe eine passende Mitte zu halten scheine zwischen zu weit gehender Spezifikation, welche die Ueber¬ sicht erschwert, und zu umfassenden wenigen Abtheilungen, bei denen die beabsichtigten hauptsächlichen socialen Unter¬ scheidungen nicht zum Ausdruck gelangen. Auch dürfte es sich gewiss empfehlen, die nach sorg- ' fältiger Ueberlegung einmal festgesetzten Kategorien beizu- behalten, so lange nicht augenscheinlich Besseres in Vor¬ schlag gebracht ist. Rein objektive Momente oder feste Ab¬ grenzungen sind leider für die Eintheilung der Einkommen -in einige Hauptklassen nicht gegeben und ist solche daher in allen Fällen nach subjektivem besten Ermessen vorzunehmen. 42 VII. Unsere Zusammenstellung geht nicht hinter das Jahr 1872 zurück, weil für die vorangegangenen Jahre das Material wesentlich unvollständiger vorliegt und namentlich die Ver¬ anlagungen erst seitdem den wirklichen Einkommensverhält¬ nissen in vielen Steuerbezirken näher gekommen sind. Hin¬ sichtlich der Jahre 1872 bis 1874 mussten freilich noch einige ziffermässige Aufstellungen durch Kombinationen, auf Grund der in den unmittelbar folgenden Jahren statt¬ gehabten positiven Ermittelungen, ergänzt werden. Es hätte uns manche Mühe erspart , wenn die hier vorzulegenden vergleichenden Uebersichten des Umfangs und der Verthei- lung des Volks-Einkommens auf die vier Jahre 1875 bis 1878 beschränkt worden wären. Da jedoch zu den erforder¬ lichen Kombinationen im Grossen und Ganzen genügende Anhaltspunkte und Fundamente auch für die drei vorher¬ gehenden Jahre gegeben erschienen, um in der Hauptsache nicht fehlzugreifen, und da andererseits gerade die Gestaltung der Einkommenverhältnisse in den Jahren 1872 und 1873 für die Vergleichung besonderes Interesse erweckt, haben wir unsere Zusammenstellung mit dem Jahre 1872 begonnen. Wollte man, wie es für Grossbritannien häufig ge¬ schieht, die Zunahme des Volks-Einkommens im Preussischen Staate einfach nach den Einschätzungen zur Einkommen¬ steuer veranschlagen, so würde sich ein augenscheinlich ganz unrichtiges Resultat herausstellen, denn die Ein¬ schätzungen sind in ungleich rascherer Progression gestiegen als die Zunahme des wirklichen Volks-Einkommens über¬ haupt möglich erscheint. 43 Dies wird von selbst aus der nachstehenden Verglei- chung erhellen, welche nur die älteren Provinzen begreift, da selbstverständlich die in Folge der Annexionen von 1866 eingetretene Zunahme der Einkommensteuer hier ausser Betracht bhnben muss. J) In den älteren Provinzen des Preussischen Staats be¬ trugen die Zahl der zur Einkommensteuer eingeschätzten Erwerbenden (Haushaltungen und Einzel-Erwerbende zu¬ sammen), der Ertrag dieser Steuer und das dazu veranlagte Einkommen wie folgt: Jahre 1854 1860 1864 1871 1876 1878 Censiten zur Ein¬ Veranlagte Eingeschätztes Einkommen kommen¬ Steuer Mark procentweise steuer Mark Steigerung 47,722 8,409,700 302,300,000 100 59,903 10,936,000 393,100,000 130 68,111 12,660,000 455,100,000 155 98,150 20,876,500 754,000,000 248 126,272 25,299,800 909,400,000 301 133,819 26,633,400 957,300,000 317 Vergleichen wir die Zunahme der im Vereinigten König¬ reiche zur Einkommensteuer gezogenen Einkommen (über 100 £) von 5738 Millionen M. i. J. 1853—54 auf 11564 Millionen M. i. J. 1877—78, also um etwa 100 °/o, so wird man schon hieraus den Schluss abnehmen, dass in Preussen in gleichem Zeitraum die Einkommen über 3000 M. unmöglich um mehr als 200 °/0 gestiegen sein können. 1) Wir bemerken noch, dass in den Hokenzollernschen Landen weder die Klassensteuer noch die Einkommensteuer erhoben wird, was für sämmtliche betreffenden Angaben in dieser Abhandlung gilt. 44 Auf eine weitere Vergleichung der Preussischen und Britischen Einkommenverhältnisse werden wir weiter unten noch zurückkommen. VIII. Die für unsere Zusammenstellungen und Schätzungen benutzten amtlichen Vorlagen finden sich in den Akten¬ stücken zu den stenographischen Berichten über die Ver¬ handlungen des Preussischen Hauses der Abgeordneten veröffentlicht und führen meistens die Ueberschrift „Nach¬ weisung über die Anzahl der für das Jahr zur klassifizirten Einkommensteuer [resp. zur Klassensteuer] ver¬ anlagten Personen und den Betrag der für dasselbe ver¬ anlagten Steuer". (Verhandl. 1871—72, Aktenst. Nr. 338; — Verhandl. 1872—73, No. 9; — Verhandl. 1873—74, No. 26; — Verhandl. 1875, No. 10; — Verhandl. 1876, No. 8; — Verhandl. 1877, No. 6; — Verhandl. 1877—78, No. 9; - Verhandl. 1878—79 No. 19.) — Von den früheren Unter¬ suchungen über das Volks-Einkommen im Preussischen Staate erwähnen wir: Das Einkommen der Bevölkerung in Preussen. Von A. Samter. (Aus den Schriften der Königlichen physi¬ kalisch-ökonomischen Gesellschaft in Königsberg. 1873.) Die Klassensteuer und klassifizirte Einkommensteuer und die Einkommensvertheilung im Preussischen Staate in den Jahren 1852 bis 1875. Von Dr. Engel. (Zeitschrift des Königl. Preussischen Statistischen Bureaus. XV. Jahrg. 1875. S. 105—148.) Das Gesammt-Einkommen und dessen Vertheilung im , Preussischen Staate. Von Dr. Soetbeer. (Der Arbeiter¬ freund. Jahrg. 1875. S. 273-302.) 45 Die Klassen- und Einkommensteuer und die Einkommen- vertheilgng im Preussischen Staate. I—V. (Concordia, Jahrg. 1875, S. 106 ff.) Einkommen-Einschätzungen in Preussen,' in Sachsen und in England. Von E. N. (Concordia, Jahrg. 1875, S. 193 ff) Die aus den eben erwähnten Materialien und nach den vorangegangenen Erörterungen sich ergebenden annähernden Schätzungen des Volks-Einkommens im Preussischen Staate in den sieben Jahren 1872 bis 1878 sollen nunmehr in zweifacher Zusammenstellung mitgetlieilt werden, einmal das Gesammt-Einkommen und dessen Vertheilung nach den einzelnen Jahren, und sodann die Gestaltung der ver¬ schiedenen Einkommenklassen während des erwähnten Zeitraums. 18 72. Einkommenklassen. Zahl der Censiten ohne mit den Angehörige Angehörigen Personen j °i0 Personen j °/0 Betrag des Einkommens im Ganzen Mart pro Censit Mark pr.Kopf der Be- rölker. Mark DürftigeEinkommen ois 525 M deine Einkommen i iber525M.bis2000M. lässige Einkommen ib.2000M.bis6000M. littlere Einkommen - ber 6000 M. bis ; 0,000 M - rrosse Einkommen ber 20,000 M. bis 00,000 M rj. -ehr grosse Einkom- . .en über 100,000 M. .mmen 3,150,000 39,iü 4,530,000 56,2o 331,658 4,12 40,091 0,50 6077 I 357 8,058,183 >0,08 100 6,242,000 16,217,480 1,191,100 26,21 68,08 5,oo 1260,000,000 3985,000,000 1031,400,000 18,08 57,18 14,80 146,000 0,6i 385,600,000 5,53 22,120 | 1300 I 0,io 23,820,000 100 6969,385,000 226,260,000 81,125,000 3,25 1,16 100 400 880 3110 9616 37,232 227,241 865 202 245 866 2641 10,229 62,403 293 46 18 7 3. Zahl d e r Censiten Betrag des Ei nkommeni Einkommenklassen. ohne mit den im (tHiizpii pro pro Angehörige Angehörigen lui VJ uii/iuit Censit Kopf Personen % Personen °/o Mark % Mark Mark A. Diirf'tigeEinkommen bis 525 M 3,200,000 39,31 6,366,000 26,4t; 1280,000,000 17,79 400 20! B. Kleine Einkommen iiber525 M. bis 2000M. 4,544,000 55,82 16,267,500 67,Gi 4160,000,000 35,81 884 248 C. Miissige Einkommen üb. 2000 M. bis 6000 M. 343,493 4,22 1,233,900 5,13 1078,549,000 14,99 3140 87) D. Mittlere Einkommen über 6000 M. bis 20,000 M 45,299 0,5t; 164,900 0,69 436,309,000 6,oc 9632 260 E. Grosse Einkommen über 20,000 M. bis 100,000 M 7138 I 25,900 I 270,545,000 3,76 37,902 M F. Sehr grosse Einkom¬ Jo,os 0,1. men über 100,000 M. 508 1 1800 1 114,212,000 1,59 224,826 63,4)1 Zusammen 8,140,438 100 24,060,000 100 7195,615,000 100 884 3 1 8 74. Z ahl der Censiten Betrag des E nkommet) Einkommenklasseu. ohne mit den im friinypTi pro pr. Angehörige Angehörigen im t_* tuiZitün Censit Kol Personen 0 u Personen °/o Mark Ol 1 0 Mark Sri A. DürftigeEinkommen bis 525 M 3,250,000 39,54 6,500,000 26,50 1300,000,000 17,20 400 1 B. Kleine Einkommen über 524 M. bis 2000M. 4,545,000 55,21» 16,477,700 67,ih 4168,430,000 55,34 917 2 C. Miissige Einkommen üb.2000M.bis6000M. 364,937 4,41 1,326,600 5,41 1146,260,000 15,22 3141 5 D. Mittlere Einkommen über 6000 M. bis 20,000 M 52,476 0,ot 192,600 0,79 506,840,000 6,73 9658 26 E. Grosse Einkommen über 20,000 M. bis 100,000 M 7065 | 26,900 1 239,090,000 3,83 40,91910.1 F. Sehr grosse Einkom¬ (0,09 k),12 men über 100,000 M. 551 J 2000 1 121,750,000 l,Gä 220,96260,5 Zusammen 8,220,029 100 24,525,800 100 7532,270,000 1001| 916 47 1 875. Einkommenklassen. Zahl der Censiten ohne Angehörige Personen °/o mit den Angehörigen Personen % Betrag des Einkommens im Ganzen Mark ' pro Censit Mark pro Kopf Mark „Dürftige Einkommen bis 525 M .Kleine Einkommen über524M. bis 2000M. .Massige Einkommen üb.2000 M. bis 6000M. .Mittlere Einkommen über 6000 M. bis 20,000 M Grosse Einkommen über 20,000 M. bis 100,000 M Sehr grosse Einkom¬ men über 100,000 M. 3,300,000 4,563,504 373,855 56,014 7381 533 8,301,287 39,1t 54,95 4,50 0,08 0,iOi 100, 6,330,000 16,607,042 1,373,400 203,800 26,900 1940 25,79 67,00 5,oo 0,83 0,12 24,543,0821 100 18 76. 1320,000,000: 4185,962,600! 1184,409,000 1 539,595,400 283,878,700 114,463,000 7628,308,700 17,30 400 208 54,88 917 252 15,53 3163 863 7,0? 9603 2648 3,72 38,461 10,553 1,50 214,752 59,000 100 919 311 Zahl der Censiten Betrag des Einkommens iinkommenklassen. ohne mit den im GcIIIZGÜ pro pro Angehörige Angehörigen Censit Kopf Personen 0/ ,0 Personen °t /o Mark °/ 10 Mark Mark DürftigeEinkommen • bis 525 M 3,311,752 39,11 6,369,856 25,G5 1324,701,000 16,86 400 208 Kleine Einkommen iber525M.bis2000M. 4,704,757 55,57 16,840,444 67,82 4354,426,600 55,42 926 258 Hässige Einkommen ib.2000M.bis6000M. 384,248 4,53 1,381,044 5,56 1219,543,600 15,52 3174 833 Hittlere Einkommen iber 6000 M. bis 10,000 M 58,286 0,09 212,200 0,85 559,639,100 7,12 9601 2637 Irosse Einkommen ber 20,000 M. bis 00,000 M 7501 ) 27,300 \ 285,736,000 3,64 38,093 10,467 ehr grosse Einkom¬ 0,10 0,12 men über 100,000 M. 532 1 1940 1 100,146.000 1,14 212,681 58,323 —— Immen 8,467,076, 100 24,832,784 100 7857,192,300 100 928 316 48 1 877. Zahl d e r Censiten Betrag des Einkommen Einkommenklassen. ohne mit den im (rnn7PTi pro pro Angehörige Angehörigen tut V/ uiincii Censit Kop Personen "/ 10 Personen "1 lo Mark °/o Mark Mark A. DürftigeEinkommen über 525 M 3,387,328 39,17 6,425,533 25,35 1354,935,000 16,95 400 211 B. Kleine Einkommen über525M.bis2000M. 4,801,289 55,51 17,259,531 68,09 4417,870,900 55,28 920 256 C. Miissige Einkommen üb.2000M.bis6000M. 391,342 4,5* 1,411,300 5,57 1244,708,700 15,58 3181 882 D. Mittlere Einkommen über 6000 M. bis 20,000 M 60,583 0,70 220,400 0,87 580.996,500 7,27 9590 2641 E. Grosse Einkommen über 20,000 M. bis 100,000 M 7602 I 27,670 | 287,920,500 3,60 37,87410,1« F. Sehr grosse Einkom¬ 0,10 >0,1* men über 100,000 M. 505 1 1840 1 105,772,000 1,32 209,450 57,484 Zusammen 8,648,649 100 25,346,277 100 7992,203,600 100 924 315 18 78. Einkommenklassen. Zahl der Censiten Betrag des Einkommens ohne Angehörige Personen °'0 mit den Angehörigen Personen 0 0 im Ganzen ^r0. Censit Kop! Mark Mark Mir; A. DürftigeEiukommen bis 525 M B.Kleine Einkommen über525M.bis2000M. C. Massige Einkommen üb 2000M. bis6000M. D. Mittlere Einkommen über 6000 M. bis 20,000 M E. Grosse Einkommen über 20,000 M. bis 100,0000 M. . . , . . F. Sehr grosse Einkom¬ men über 100,000 M. Zusammen 3,506,423 39,b!) 6,664,590 25,» 1402,570,000 ] 4417,293,500 ( 1265,593,800 1 4,816,833 396,895 54,»n 4,51 17,390,767 1,437,007 61.972 0,7i 7671 0,09 491 67,54 5,5b 225.576 27.920 0,s,- 0,1* 593,215,700 289,394,300 1800 101,770,000 8,790,285 100125,747,660 10018069,837.000 17,3b 400 210 54,74 917 6 15,6b 3189 Sil 7,35 9571 26) 3,59 37,72610,36 1,26 207,27156,5 100 918 $ 49 IX. Die Ergebnisse der neuesten Sächsischen Einkommen- Statistik sind in Bezug auf die ärmeren Klassen bereits früher von uns zu Rathe gezogen worden. Wir wollen dieselben jetzt in ihrer Vollständigkeit mit der eben mit- getheilten Schätzung des Volks-Einkommens im Preussischen Staate für das Jahr 1878 vergleichen, indem wir, so gut wie es sich thun lässt, sie in entsprechender Weise in sechs Abtheilungen vorlegen. Das Einkommen der juristischen Personen ist hierbei ausgeschieden. — Ueber das Verhält¬ nis der Censiten zu der Bevölkerung in den einzelnen Klassen können wir freilich in Ermangelung hinreichenden Materials für Sachsen keine Aufstellung versuchen. Volks-Einkommen im Königreiche Sachsen im Jahre 1878. Zahl Einkommen Einkommeuklassen der Censiten im Ganzen pro Censit Personen "1 10 Mark °l 10 Mark A. Dürftige Einkommen bis 500 M 472,644 46,91 179,311,600 20,01 379 B. Kleine Einkommen über 500 M. bis 1900 M. 465,706 46,22 393,668,200 43,92 845 C. Massige Einkommen üb. 1900 M. bis 6300 M. 59,44-5 5,90 183,582,300 20,48 3088 D. Mittlere Einkommen üb. 6300 M. b. 20000 M. 8432 0,84 84,306,700 9,40 10,000 E. Grosse Einkommen ü.20,000 M.b.lOO,OOOM. 12201 0,13 42,333,700 4,72 34,700 F. Sehr grosse Einkommen \ ( über 100,000 M. ... 73' 13,127,000 1,47 179,822 Zusammen: 1,007,520 100 896,329,500 100 890 Soetbeer, Volkseinkommen. 4 50 Eine aufmerksame Vergleichung der Sächsischen Ein¬ kommen-Statistik mit der von uns vorgelegten Schätzung der Preussischen Einkommenverhältnisse zeigt, bei allen schein¬ baren oder wirklichen Abweichungen in manchen Einzel¬ heiten, doch im Ganzen und Grossen eine wesentliche Ueber- einstimmung und ergiebt sich nach unserer Ansicht hieraus eine gewichtige Bestätigung, dass wir mit dem Zuschlage von durchschnittlich 25 °/0, beziehentlich 10 °io> auf die Ein¬ schätzungen in Preussen, um den wirklichen Betrag des Volks-Einkommens annähernd zu ermitteln, ziemlich das Bichtige getroffen haben werden. Es ist öfterer die Meinung geäussert, dass, im Ganzen betrachtet, Sachsen verhältnis¬ mässig wohlhabender sei als Preussen, allein nicht minder häufig und bestimmt ist das Gegentheil behauptet, dass die Sächsische Bevölkerung, wegen der Armuth in vielen volk¬ reichen Fabrikdistrikten des Erzgebirges, im grossen Durch¬ schnitt minder wohlhabend sein dürfte. Ueberzeugende positive Beweise lassen sich weder für das Eine noch für das Andere beibringen, und wir bekennen uns zu der Auf¬ fassung, dass bei diesem unentschiedenen Widerspruch die Annahme nahe liegt, Alles zusammengenommen und gegen einander gerechnet, seien Wohlhabenheit und Armuth in beiden Ländern wohl ziemlich gleich, wie dies auch aus unseren Aufstellungen sich ergeben wird. Der Unterschied besteht vornämlich darin, dass die Preussische Bevölkerung im Ganzen mehr Einkommen aus der Landwirthschaft und weniger Einkommen aus der Industrie zieht, als die Säch¬ sische Bevölkerung. Gehen wir näher auf die Vergleichung ein und behalten dabei immer im Auge, dass der Preussische Staat nahezu 51 9 mal mehr Einwohner zählt als Sachsen. Da für letzteres ein gesammtes Einkommen von 896,330,000 M. ermittelt ist (die juristischen Personen bleiben hier durchweg ausser Betracht), so würde hiernach bei durchschnittlich wesentlich gleichen wirtschaftlichen Zuständen sich für Preussen ein Volks-Einkommen von 8067 Millionen M. präsumiren lassen. Unsere selbständige Schätzung hat aber 8070 Millionen M. ergeben. Das ganz nahe Zusammenfallen dieser Zahlen ist überraschend, darf aber lediglieh als Zufälligkeit betrachtet werden und legen wir hierauf keinen weiteren Werth. Wir gehen über zu den Einzelheiten. Mit einem Ein¬ kommen über 20,000 M. hat man in Sachsen 1293 Censiten mit 55,5 Millionen M. gezählt; unsere Preussische Einkommen- Statistik weist in den beiden obersten Abtheilungen 8162 Censiten auf mit 391 Millionen M., was freilich ein gewisses Uebergewicht der grossen Einkommen in Sachsen zeigt, doch keine so starke Divergenz, dass die Richtigkeit der Schätzungen für Preussen deshalb in Zweifel zu ziehen wäre. Ein ähnliches verhältnismässiges Uebergewicht Sachsens trifft man auch hinsichtlich der mittleren und mässigen Einkommen; allein auch hier ist die Divergenz doch nicht so beträchtlich, dass dadurch hinlänglicher Grund gegeben wäre, die annähernde Richtigkeit unserer Aufstellungen für Preussen in Zweifel zu ziehen. Wenn das Ueberwiegen besonders bei der Klasse mit mässigen Einkommen hervor¬ tritt (20,48 °/o 'n Sachsen, gegen 15,68 % in Preussen, so ist zu beachten, dass dieselbe in Sachsen die Einkommen von 1900 bis 6300 M., in Preussen aber von 2000 bis 6000 M. umfasst. 4* 52 Auf der andern Seite wird für das Gesammt-Einkommen eine gewisse Ausgleichung herbeigeführt, indem die kleinen und dürftigen Einkommen im allgemeinen Durchschnitt in Preussen einen etwas höheren Betrag aufweisen, als in Sachsen — 72 °/0 gegen 64 °/0, oder pro Censit 400 und 917 M. gegen 379 und 845 M. — Wie gering dieser Unter¬ schied auch im Einzelnen erscheint, so fällt derselbe doch sehr bedeutend ins Gewicht durch die sehr grosse Anzahl der Betheiligten. Der Unterschied liegt indess hauptsächlich nicht so sehr in dem Umstände, dass für die betreffenden Haushaltungen in Sachsen durchschnittlich ein merklich tieferes Niveau bestände, als weit mehr in der oben bereits erwähnten Verschiedenheit einiger Grundsätze für die Ein¬ schätzung in den Klassen der dürftigen und kleinen Ein¬ kommen. In Preussen wird in der Regel jede Haushaltung nur als 1 Censit veranlagt, also der Erwerb der sämmt- lichen Mitglieder des Haushalts zusammengenommen, wäh¬ rend in Sachsen die Kinder, sobald sie einen selbständigen Erwerb haben, auch wenn sie noch zum elterlichen Haus¬ halt gehören, besonders eingeschätzt werden. Hieraus er¬ klärt sich auch, dass während in Rücksicht auf das Ver- hältniss der Bevölkerung das durchschnittliche Einkommen in Preussen und Sachsen (i. J. 1878) ziemlich gleich aus¬ kommt, nämlich ca. 323 und 324 pro Kopf, die Volks¬ zählung von Ende 1875 zu Grunde gelegt, das durchschnitt¬ liche Einkommen pro Censit mehr differirt, nämlich 918 M. gegen 890 M. Sodann scheint durch diesen Umstand auch die an sich sehr auffällige Differenz eine hinlängliche Er¬ klärung zu finden, dass das Verhältniss der Censiten mit , dürftigem Einkommen (resp. unter 525 und 500 M.) im 1 53 Vergleich zu den Censiten mit kleinem Einkommen (von den eben genannten Beträgen bis resp. 2000 und 2300 M.) in Preussen sich 39,89 % und 54,80 % stellt gegen 46,91 % und 46,22 % in Sachsen. Beide Klassen zusammengenommen zeigen wieder eine annähernde Uebereinstimmung, näm¬ lich wie 94 % zu ^3 %. X. Den einzelne# Jahres-Uebersichten der gesammten Ein¬ kommen-Verhältnisse lassen wir Zusammenstellungen über die Gestaltung der verschiedenen Einkommenklassen während des Zeitraums von 1872 bis 1878 folgen: A. Dürftige Einkommen (bis 525 M.). o Erwerbende ohne die Angehörigen Erwerbende mit den Angehörigen Präsumtives Einkommen Verhältniss zur Ge- sammtheit der Er¬ werbenden Verhältniss im Ganzen Durchschnitt Personen Personen zur Gesammt- zahl Mark Verhältniss zum Volks- Einkommen pro Erw. Mark pro Kopf Mark .872 3,150000 39,10 6,242000 26,20 1260,000000 18,08 400 202 873 3,200000 39,31 6,366000 26,ic 1280,000000 17,79 400 201 oo 3,250000 39,51 6,500000 26,50 1300,000000 17,20 400 200 -.875 3,330000 39,77 6,330000 25,79 1320,000000 17,30 400 208 376 3,311752 39.U 6,369900 25,65 1324,701000 16,80 400 208 "377 3,387328 39,17 6,425500 25,35 1354,935000 16,95 400 211 % 378 3,506423 39,89 6.664600 25,88 1402,570000 17,38 400 210 54 B. Kleine Einkommen (Uber 520 M. bis 2000 M.). O) Censiten oline die Angehörigen Censiten mit den Angehörigen Präsumtives Einkommen ja CS Verhaltniss zur Ge- sammtheit der Censiton Verhaltniss im Ganzen Durchschnitt |-a Tersonen Personen znr Gesammtr zahl Mark Verhaltniss zum Volks- Einkommen pro Censit Mark pro Kopf Marl 1872 4,530000 56,20 16,217500 68,0» 3985,000000 57,18 880 245 1873 4,544000 55,82 16,267600 67,oi 4016,000000 55,81 884 248 1874 4,545000 55,29 16,477700 67,19 4168,430000 55,34 917 253 1875 4,563504 54,95 16,607040 67,07 4185,963000 54,88 917 252 1876 4,704757 55,57 16,840444 67,82 4354,427000 55,12 926 258 1877 4,801289 55,52 17,259531 68,io 4417,871000 55,28 920 256 1878 4,816833 54,80 17,390767 67,54 4417,294000 54,74 917 254 C. Massige Einkommen (über 2000 M. bis 6000 M.). Censiten ohne die Angehörigen Censiten mit den Angehörigen Präsumtives Einkommen "3 -3 Personen Verhältnis zur Ge- samratheit der Censiten Personen Verhaltniss zur Gesammt- zahi im Ganzen * Verhaltniss zum Volks- Mark Einkommen Durchschnitt pro pro Censit Kopf Mark Mark 1872 331658 4,12 1,191100 5,oo 1031,404300 14,80 3110 866 1873 343493 4,22 1,233900 5,13 1078,549100 14,99 3140 874 1874 364937 4,44 1,326600 5,41 1146,257100 15,22 3141 857 1875 373855 4,50 1,373400 5,00 1184,409000 15,» 3163 863 1876 384248 4,54 1,381000 5,50 1219,543600 15,52 3174 883 1877 391343 4,53 1,408300 5,57 1244,708700 15,81 3181 882 1878 396895 4,52 1,437000 5,58 1265,592800 15,08 3189 881 D. Mittlere Einkommen (über 6000 M. bis 20,000 M.). Censiten ohne die Angehörigen Censiten mit den Angehörigen Präsumtives Einkommen 'S Personell Verhaltniss zur Ge- sainmtheit der Censiten Personen Verhaltniss zur Gesammt- zahl im Ganzen 1 Durchschnitt Verhaltniss'' hr0., Pr0, zum Volks-, Cenält Kt,P' Mark Einkommen i Mark Mark 1872 40091 0,50 146000 0,oi 385,596700 5,53 9616 2641 1873 45299 0,50 164000 0,69 436,308700 6,06 9632 2646 1874 52476 0,04 192600 0,78 506,838200 6,73 9658 2632 1875 56014 0,07 203800 0,83 539,595400 7,07 9603 2648 1876 58286 0,09 212200 0,85 559,639100 7,12 1 9601 2631 1877 60583 0,70 220400 0,87 580,996500 7,27 9590 2641 1878 61972 0,71 225600 0,88 593,215700 7,35 | 9571 2630 55 E. Grosse Einkommen (über 20,000 M. bis 100,000 M.). Censiten ohne die Angehörigen Personen Verhältniss zur Ge- sammtheit der Censiten Censiten mit den Angehörigen Personen Verhältniss zur Gesammt- zahl Präsumtives Einkommen im Ganzen Mark Verhältniss zum Volks- Einkommen Durchschnitt pro Censit pro Kopf Mark 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 6077 7138 7065 7381 7501 7602 7671 0,08 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09 0,09 22120 25850 26900 26900 27300 27670 27920 0,09 0,11 0,11 0,u 0,11 0,11 0,11 226,257000 270,545000 289,090100 283,878700 285,736000 287,920500 289,394200 3,29 3,76 3,83 3,72 3,61 3,60 3,59 37232 37902 40919 38461 38093 '37874 37726 10229 10466 10747 10553 10467 10406 10365 F. Sehr grosse Einkommen (über 100,000 M.). o Censiten ohne die Angehörigen Censiten mit den Angehörigen Präsumtives Einkommen JS CS "> Personen Verhältniss zur Ge- sammtheit der Censiten Personen Verhältniss zur Gesumm t- zahl im Ganzen (Verhältniss zum Volks- Mark Einkommen Durchs pro Censit Mark chnitt pro Kopf Mark 1872 357 0,ooi 1300 0,006 81,125000 1,16 227241 62403 1873 508 0,006 1800 0,007 114,211700 1,59 224826 63451 1874 551 -0,007 2000 0,008 121,750000 1,62 220462 60587 1875 533 0,006 1940 0,oos 114,463000 1,50 214752 59000 1876 532 0,006 1940 0,008 113,146000 1,41 212681 58323 1877 505 0,006 1840 0,007 105,772000 1,32 209450 57484 1878 491 0,005 1800 0,007 101,770000 1,26 207271 56539 Gesammtes Volks-Einkommen im Preussischen Staate. Jahre Bevölkerung nach den Steuerrollen Personen Zahl der Selbsterwerben¬ den (Censiten) Procentver- hältniss zur Personen Bevölkerung Betrag des Einkommens im Ganzen Mark Durchschnitt. Einkommen pro pro Kopf Censit d. Bevöl¬ kerung Mark Mark 1872 23,820000 8,058183 33,9 6969,385000 865 293 1873 24,060000 8,140438 33,8 7195,614700 884 299 1874 24,525778 8,220029 33,5 7532,365800 916 307 1875 24,543082 8,301287 33,8 7628,308700 919 311 1876 24,832784 8,467076 34,2 7857,192400 928 316 " 1877 25,346277 8,648649 34,i 7992,203600 924 315 1878 25,747660 8,790285 34,i 8069,837300 918 323 5(3 Das Ergebniss der vorstehenden Zusammenstellungen führt zunächst darauf, dass das Volks-Einkommen in Preussen während der sieben Jahre 1872 bis 1879 sich verhältnis¬ mässig wenig geändert hat. Die Zahl der Censiten ist in gleicher Proportion wie die Bevölkerung gewachsen und hat durchweg etwas über ein Drittheil derselben betragen. Das eingeschätzte gesammte Einkommen zeigt in unseren Uebersichten seit 1872 eine stetige Zunahme — beträcht¬ licher von 1873 auf 1874, seit 1874 minder bedeutend und gleichmässiger, wie sich dies am deutlichsten bei Ver- gleichung des durchschnittlichen Jahres - Einkommens pro Censit kund giebt. In dieser Beziehung müssen wir indess zu unseren Auf¬ stellungen selbst einen gewissen Vorbehalt vorbringen und einräumen, dass für denselben eine Modifikation hätte ein¬ treten können, wenn nur positive ziffermässige Anhaltspunkte gegeben wären. Wir haben, wie man sich erinnern wird, für den ganzen Zeitraum wegen durchschnittlich zu geringer Ver¬ anlagung rechnungsmässigeZuschläge von 250,0 undresp. 10°,0 zu den eingeschätzten Einkommen machen zu sollen geglaubt; es ist aber auch gelegentlich hervorgehoben, dass diese Zu¬ schläge vermuthlich für die ersteren Jahre als etwas zu niedrig, in den letzten Jahren aber, wo die Einschätzung in Folge des wirklichen Rückgangs vieler Einkommen bei gleich bleibender Veranlagung, im Allgemeinen schärfer ge¬ worden ist, als etwas zu hoch anzusehen sein möchten. Weil uns jedoch, wie gesagt, ein geeigneter Massstab für solche Modifikationen fehlt und der Unterschied verhält- nissmässig nicht bedeutend erscheint, haben wir darauf keine Rücksicht genommen, wollen dies aber hier nochmals erwäh- 57 nen. Ausserdem ist zu beachten, dass die Veranlagungen auf Grund der im vorangegangenen Jahre gemachten Erfah¬ rungen der thatsächlichen Steuerentrichtungen stattfinden, dass also z. B. die Veranlagung für 1874 den Betrag der wirklichen Einkommen im Jahre 1873 genauer angiebt als die Einschätzungen für dieses frühere Jahr. Für die all¬ gemeine Beurtheilung kann dies auf sich beruhen bleiben, weil es gleichmässig für die ganze Periode immer wieder¬ kehrt und so eine einfache Ausgleichung stattfindet. Um das eben Gesagte auf unsere Uebersichten anzu¬ wenden, haben wir hier nur zu bemerken, dass, wenn diese auch seit 1874 ein Steigen des Volks-Einkommens aufweisen, welches die Zunahme der Bevölkerung überholt hat, wir nicht sicher behaupten wollen, dass dies auch thatsächlich stattgefunden habe. Auf der anderen Seite müssen wir aber der Meinung, dass wegen der notorischen Herabsetzung der Löhne in manchen Gewerben und Gegenden und wegen Ausfalls an den Dividenden-Einnahmen bei vielen Unterneh¬ mungen ein bedeutender Rückgang des Volks-Einkommens seit 1873 bis 1878 eingetreten sei, andere Momente entgegen halten. Die in den Jahren 1872 und 1873 vielfach gewährte Erhöhung der Löhne und festen Gehalte hat im Allgemei¬ nen meistens fortgedauert, es hat eine Menge neuer Anstel¬ lungen stattgefunden, und die Zinseneinnahmen in Folge mancher neuer Staats- und Kommunal-Anleihen, sowie Ver¬ mehrung der Eisenbahn-Obligationen müssen gestiegen sein. Die Herabsetzung des Zinsfusses ist erst im laufenden Jahre (1879) mehr zur Geltung gekommen. Die Ein¬ lagen in die Sparkassen haben auch seit 1874 zuge¬ nommen. 58 In einer Beziehung zeigen jedoch unsere Uebersich- ten eine im Laufe der letzten Jahre eingetretene bemerkens- werthe Veränderung in der Vertheilung des Volks-Einkom¬ mens, nämlich den Rückgang bei den grossen und sehr grossen Einkommen. Dieser Erscheinung, die ein besonderes sociales Interesse beansprucht und nähere Beleuchtung ver¬ dient, wollen wir aber einen besonderen Abschnitt widmen, nachdem wir vorher im Folgenden einige Momente, welche für den Begriff des Volksvermögens von theoretischer und praktischer Bedeutung sind, zur Sprache gebracht haben werden. XI. In früheren Untersuchungen über das Volks-Einkom¬ men in Preussen haben wir öfterer auf eine Abhandlung des Herrn Dudley Baxter über das National-Einkommen des Vereinigten Königreichs (1868) Bezug genommen und dieselbe namentlich zu Vergleichungcn der wirtschaftlichen Entwickelung und Lage Grossbritanniens und Preussens benutzt. Veranlasst durch Bemerkungen von Professor Nasse („Concordia" Jahrg. 1875) sind wir bei wiederholter Prüfung indess zu der Ansicht gelangt, dass ein grosser Theil der Aufstellungen des genannten britischen Autors in Betreff der Vertheilung der Einkommen keine genügende Grundlage hat, um daraus mit Zuversicht weitere Schlüsse ziehen zu können. Die Erhebung der britischen Einkommen¬ steuer vom Grundeigenthum, vom Landwirtschaftsbetriebe, von den in England zahlbaren Zinsen und Dividenden von 59 öffentlichen Anleihen, Eisenbahnen, Wasser- und Gas¬ anstalten etc., von den Gehalten der Beamten etc. geschieht bekanntlich direkt an der Quelle, ohne Rücksicht auf die einzelnen Empfänger, welche die auf diese Weise vorab besteuerten Einnahmen nicht noch einmal zu versteuern haben. Die persönlichen Selbstschätzungen oder eventuellen individuellen Einschätzungen beschränken sich auf die unter Schedula D begriffenen Einkommen von Handel und Ge¬ werbe etc., und kann also nur bei diesen, sowie bei den Beamten unter Schedula E die Zahl der Censiten nach den verschiedenen Einkommenklassen ermittelt werden. Da nun überdies Baxter's Schätzungen der Ein¬ kommensverhältnisse im Vereinigten Königreich sich auf das Jahr 1867 beziehen, seit welcher Zeit sehr wesentliche Veränderungen eingetreten sind, und spätere die Verthei- lung des ganzen Britischen National-Einkommens betreffende genügende Ermittelungen uns nicht bekannt sind, während unsere Schätzungen des Volks-Einkommens in Preussen die Jahre 1872 bis 1878 behandeln, so beschränken wir an dieser Stelle unsere Vergleichung der Britischen und Preussi- schen Einkommensverhältnisse auf die allgemeinen Resultate, welche die Veranlagungen der Einkommen über 2000 M. in beiden Ländern in letzter Zeit herausgestellt haben. Diese dürften auch an sich schon kein geringes Interesse haben und reichlichen Stoff zum Nachdenken geben. Sehr oft schon ist von dem viel grösseren Wohlstand und Reich¬ thum Englands im Vergleich mit demjenigen Preussens ge¬ redet worden, allein eingehende Untersuchungen und spe- cielle Nachweise hierüber sind bisher sehr sparsam ver- 60 öffentlich!, und so ist man im Unklaren geblieben, in wel¬ chem Maasse der Unterschied anzunehmen sei1). Die Britische Einkommensteuer ist erhoben worden in den Finanzjahren 1872 73 2) bis 1875 76 mit resp. 4, 3, 2 und 2 Pence vom £ (d. h. von 240 P.) von allen Einkom¬ men im Betrage von 100 £ und darüber, wobei für Ein¬ kommen unter 300 £ ein Abzug von 80 £ gestattet war. In den Jahren 1876 77 und 1877/78 geschah die Erhebung mit 3 Pence vom £ von Einkommen im Betrage von 150 £ und darüber, unter Gestattung eines Abzugs von 120 £ für Einkommen unter 400 £. Die Preussische Einkommensteuer beginnt bekanntlich bei Einkommen von 3000 AI. Wir müssen also, um einen gleichen Massstab für den Vergleich mit der Britischen Einkommen-Statistik, die bis zum Jahre 1876 mit Einkom¬ men von 2000 M. begann, zu der betreffenden Aufstellung für Preussen aus den Klassensteuer-Einschätzungen die Klassen zwischen 2000 und 3000 AI. hinzulegen. Für die Jahre 1877 und 1878 hätte man, da seitdem auch die Britische Einkommensteuer mit 150 £ oder 3000 AI. anfängt, für Preussen nur die Einsehätzungen zur Einkommensteuer gegenüberstellen und beiderseits die Ein¬ kommen-Klassen zwischen 2000 AI. und 3000 AI. weglassen können. Allein dann würde wieder die Grundlage zu einer 1) Abweichungen in den Angaben entstehen mitunter dadurch, dass man nicht das Gesammt-Einkommen des ganzen Vereinigten Königreichs , sondern nur von Grossbritannien zur Vergleicbung zieht. Dies erscheint uns durchaus unzulässig, denn in entsprechender Weise könnte man dann auch das Preussische Volks-Einkommen, mit Aus¬ scheidung von Ostpreussen und Posen, zur Vergleicbung wählen. 2) Das Britische Finanzjahr läuft vom 6. April bis 5. April. 61 Vergleicliung dieser Jahre mit den vorangegangenen ver¬ schwunden sein. Es schien deshalb rathsam, auch für die letzten Jahre (1877 und 1878) die frühere Grenze der Ein¬ kommen von 2000 M. ab beizubehalten. Zur Yergleichung wollen wir für Preussen nicht un¬ mittelbar die amtlichen Einschätzungen nehmen, sondern die in dieser Abhandlung annähernd berechneten wirklichen Einkommen. Noch ist zu erwähnen, dass die Bevölkerung des Preussi- schen Staats sich zu derjenigen des Vereinigten König¬ reichs (um 1878) verhielt wie 100:131, so dass, um eine kor¬ rekte Vergleichung des Verhältnisses zu erhalten, dieses auch mit Berücksichtigung der verschiedenen Grösse der Bevölkerung beider Länder zu bestimmen sein wird. Die Bevölkerung und die Summen der jährlichen Ein¬ kommen über 2000 M. haben sich in den beiden genannten Ländern nach annähernder Schätzung wie folgt gestaltet: 9 -£ flä Preussiseher Staat. Vereinigtes Königreich. Bevölkerung Einkommen Bevölkerung Einkommen über 100 <£ (n. d. Steuer- rollen) über 2000 M oder 2000 M. M. £ M. 1872 23,820000 1724,385000 31,836000 482,338317 9646,766000 1873 24,060000 1899,615000 32,125000 513,807284 10276,146000 1874 24,526000 2063,936000 32,426000 543,025761 10860,515000 1875 24,543000 2122,346000 32,749000 571,056167 11421,123000 1876 24,833000 2178,065000 33,093000 579,297347 11585,947000 1877 25,346000 2219,400000 33,447000 595,000000 11900,000000 1878 2-5,748000 2250,000000 33,799000 603,000000 12060,000000 62 Das procentweise Verhältnis, welches aus vorstehender Zusammenstellung abzuleiten ist, stellt sich wie folgt: Jahre Preuss. Staat. Verein. Königr. Einkommen über Einkommen über 2U00 M. 20UO II. (Die Beträge an sieb verglichen.) Preuss. Staat. Verein. Königr. Einkommen über Einkommen über •2000 M. 2000 M. (Vergleich mit Rücksicht auf die Volkszahl.) 1872 100 559 100 418 1873 100 541 100 400 1874 100 526 100 397 1875 100 538 100 400 1876 100 532 100 399 1877 100 536 100 406 1878 100 536 100 406 Wegen Berechnung des verglichenen National-Einkom- mens im Vereinigten Königreich in den beiden letzten Jah¬ ren müssen einige Erläuterungen gegeben werden. Im 21. Return on the Inland Revenue, 1878, wird das gesammte steuerpflichtige Einkommen aufgeführt für 1876—77 mit 570,331,000 £ und für 1877-78 mit 578,187,000 £, was niedriger ist, als die Schätzuug für das Jahr 1875—76. Es wird jedoch im Berichte selbst darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Rückgang sich einfach daraus erkläre, dass seit 1876 von der Summe der steuerpflichtigen Einkommen die¬ jenigen zwischen 100 £ und 150 £ in Folge der dafür eingetretenen Steuerbefreiung in Wegfall gekommen seien, welcher Betrag auf mehr als 24 Millionen £ zu veranschla¬ gen sei. Wir haben diese Annahme durch Vergleichung der Specialuaehweise über die Einkommen unter den Ab¬ theilungen D und E der Einkommensteuer in den Jahren 1875—76 und 1876—77 bestätigt gefunden und demnach bei den neuen offieiellen Aufstellungen zur sachgemässen 63 Ausgleichung einen entsprechenden Zuschlag unter Ab- rundung des Gesammtbetrags machen zu sollen geglaubt. Zu beachten ist auch', dass im Vereinigten Königreich in den veröffentlichten Uebersichten der Schätzungen die Einkommen der öffentlichen Stiftungen und anderer juri¬ stischer Personen einbegriffen sind, welche sehr grosse Be¬ träge aufzuweisen haben. Nach vorstehenden Schätzungen würde also die Summe der Einkommen über 2000 M. im Vereinigten Königreich jetzt mehr als das Fünffache der gleichen Einkommen in Preussen betragen, und relativ, d. h. wenn der Unterschied der Bevölkerungsziffer berücksichtigt wird, ungefähr das Vierfache. Dies Verhältniss stellt sich noch günstiger für England, falls die Einkommen über 3000 M. in beiden Ländern zur Vergleichung gezogen werden, also die Ein¬ kommen zwischen 2000 und 3000 M. ausser Berechnung bleiben. Nehmen wir das Jahr 1878 (resp. 1877—1878), so ergab die Veranlagung zur Einkommensteuer in Preussen 32,222,196 M., was auf ein eingeschätztes Einkommen von etwa 1150 Millionen M. und ein wirkliches Einkommen von 1440 Millionen M. führt, während im Vereinigten Königreich die eingeschätzten Einkommen von 150 £ an den Betrag von 578,187,000 £ oder nahezu 11,563 Millionen M. er¬ reichten, also das Achtfache der entsprechenden Preussischen Einkommen. Wir werden weiter unten einige Umstände kurz be¬ sprechen, wodurch dieses auffallende Ueberwiegen des Britischen Volks-Einkommens etwas modificirt erscheint (Einfluss der Staatsschulden, des staatlichen Domänen¬ besitzes u. A.), allein, wenn man solches auch in vollstem 64 Maasse berücksichtigt, so erscheint doch immer die Grösse des Wohlstandes in Grossbritannien im Vergleich mit den Preussischen Zuständen als eine ganz ausserordentliche1). Der viel geringere Umfang des Volks-Einkommens in Preussen entspringt, wie schon die obigen Angaben ohne Weiteres ersehen lassen, aus dem Unterschiede in dem Ein¬ kommen der oberen Klassen. In Baxter's Aufstellungen wird die Summe der Einkommen über 100 '£ oder 2000 M. auf etwa 50 % ^es gesammten Volks-Einkommens geschätzt, welche Schätzung uns eher zu niedrig als zu hoch erscheint. Nach unserer Ermittelung über das Volks-Einkommen in Preussen würden die genannten Einkommen über 2000 M. höchstens nur 28 °/o des Ganzen ausmachen. Uns fehlen zwar alle amtlichen positiven Angaben über das durch¬ schnittliche Einkommen der ärmeren Klassen im Vereinigten Königreich, allein man kann doch schwerlich daran denken, dass diese Einkommen eine ähnliche Proportion zu denjenigen der gleichen Klassen in Preussen aufweisen, wie es bei den wohlhabenderen Klassen der Fall ist2). Etwas höher als in Deutschland dürfte das durchschnittliche Einkommen der unteren Klassen in Grossbritannien vielleicht deshalb anzu¬ nehmen sein, weil hier der allgemeine Verbrauch mancher Artikel als sehr bedeutend statistisch bezeugt wird, und 1) Es erschien uns rathsam, um Gelegenheit zu geben, diese und damit zusammenhängende Verhältnisse selbständig zu untersuchen, in Anlage E des Anhangs einen ausführlichen und genauen Auszug aus den officiellen Vorlagen über die Britische Einkommen-Statistik der letzten Jahre mitzutheilen. 2) Leone Levi schätzt das durchschnittliche Einkommen einer Arbeiter-Familie in England auf 94 jg (1880 M.), für das Jahr 1878 in Betracht der ungünstigen Lage der Industrie auf 88 j£ {1760 M.). 65 dieser nur dadurch zu erklären ist, dass die grosse Masse der handarbeitenden Klassen reichlich konsumirt, was natür¬ lich ein entsprechendes Einkommen voraussetzen lässt. Andererseits wird in Irland das durchschnittliche Ein¬ kommen der ärmeren Klassen unter dem Niveau der deutschen Zustände stehen. Wir haben früher erwähnt, dass die Britischen Finanz¬ übersichten nur in Betreff der Einkommen unter Abtheilung D (Handel und Gewerbe etc.) und E (Gehalte von An¬ gestellten) einen Nachweis der verschiedenen Einkommen¬ klassen geben, während die Vertheilung der Einkommen vom Grundbesitz, von der Landwirthschaft, von Staats¬ renten etc. nur generell angegeben wird. Es ist jedoch von Interesse sich auch jene partiellen Listen der Einkommen¬ statistik anzusehen. Wir beschränken uns, um nicht zu viel Raum in Anspruch zu nehmen, auf das Jahr, 1876—77 (für 1877—78 liegen die Angaben noch nicht vollständig vor), und stellen unsere Schätzung über die Preussischen Gesammt-Einkommen der gleichen Klassen daneben. Vereinigtes Königreich Preussen (1876-77) 1877 Einkommenklassen Zahl der deren Einkommen Zahl deren Einkommen Cenaiten, der nur Abthei¬ Millionen pro Censiten Million. pro lung D n. E Mark Sensit Mark Censit über 3000 bis 6000 Mark 276675 151, s1) (549) 93899 460,3 4902 aber 6000 bis 20000 Mark 116703 981,o 8411 60583 581,0 9590 '"über 20000 bis 100000 Mark 22692 802,9 35382 7602 287,9 37874 iber 100000 Mark 3209 813,9 253621 505 105,8 209450 Zusammen 419279 2750,2 162589 1435 1) Diese an sich höchst auffälligen Angaben bedürfen einer Er¬ läuterung. Die Britischen Uebersichten der Einkommen in den Ab- S oet"beer, Volkseinkommen. 5 66 Wäre es zu erlangen, auch in Bezug auf die Ein¬ kommen aus den übrigen Abtheilungen A, B und C — der Grundeigentümer, der Pächter, der Eigentümer von Staats¬ renten etc. — die Zahl der Personen, welche, ohne schon wegen sonstiger Einnahmen in Abteilung D oder E mit ein¬ geschätzt zu sein, aus den übrigen Einnahme-Quellen ein über 150 £ hinausgehendes Einkommen beziehen, festzu¬ stellen sowie andererseits den unter D und E Eingeschätzten das ihnen zustehende sonstige Einkommen zuzurechnen, so theilungen D und E, wo die besteuerten Personen direkt in Betracht kommen, führen auch eine Klasse von Einkommen unter 150 £ oder 3000 M. auf, obschon das Gesetz Einkommen unter 150 £ für steuer¬ frei erklärt. Dies hat seinen Grund darin, dass es eine Menge Per¬ sonen giebt, welche aus Handel und Gewerbe ein Einkommen von weniger als 150 £ haben, allein aus anderen Quellen (Grund- oder Häuser-Eigenthum, Zinsen u. A.) ebenfalls Einnahmen beziehen, wonach ihr gesammtes Einkommen sich auf mehr als 150 £ beläuft und sie also steuerpflichtig sind. Von ihrem sonstigen Einkommen wird in den betreffenden anderen Abtheilungen (A, B oder C) die Steuer vor¬ weg erhoben, während ihr Einkommen von Handel und Gewerbe oder aus Gehalten speciell pro Person besteuert wird, wie klein es auch sein mag, sobald es, wie gesagt, mit den übrigen Einnahmen zu¬ sammen den Betrag von 150 £ erreicht oder übersteigt. Man hat im Auge zu behalten, dass durch diej verschiedenartige Steuererhebung unter A, B, C, D und E die allgemeinen Bedingungen der Steuerpflicht nicht aufgehoben werden, dass aber die Listen von D und E lediglich die partiellen Einkommen von Handel und Gewerbe etc. aufführen. So erklärt es sich, dass bei den Einkommen-Klasseu von 3000 bis 6000 das durchschnittliche Einkommen der unter D und E begriffenen Censiten auf viel weniger als selbst 3000 M. auskommen kann. Andererseits bestätigt die Angabe, dass im Vereinigten König¬ reich, abgesehen von allen Personen, die ausschliesslich vom Grund¬ besitz und Zinsen ihre Einnahme hatten, 276,675 Personen zu den genannten Einkommenklassen zwischen 3000 und 6000 M. gehörten — gegeu 93,899 Personen dieses Einkommens in Preussen, den bedeutend grösseren National-Wohlstand im ersteren Lande. 67 würde selbstverständlich das Ueberwiegen der grösseren Einkommen in Grossbritannien vor denen in Preussen noch viel stärker hervortreten. Man erwäge, dass i. J. 1876—77 im Vereinigten Königreich, ausser den 5739 Millionen M. unter D und E, noch 5667 Millionen M. unter A, B und C besteuert worden sind. — Im ganzen Preussischen Staate gab es i. J. 1877 überhaupt nur 8107 Familien oder einzelne Personen, welche Einkommen von über 20,000 M. besassen, während im Vereinigten Königreich gleichzeitig 25,710 Familien oder Einzelne vorhanden waren, welche nur aus Handel und Industrie oder Gehalten mehr als 20,000 M. Einkommen hatten. Der Kontrast ist ausserordentlich und man müsste geneigt sein, die Richtigkeit der angeführten Verhältnisse in Zweifel zu ziehen, wenn nicht gerade hier¬ über die ziffermässigen Ermittelungen eine Zuverlässigkeit hätten, wie selten in statistischen Aufstellungen dieser Art. In der Abhandlung von Baxter über das Britische National-Einkommen wird darauf hingewiesen, dass das auf Grund der Einkommensteuer berechnete jährliche Gesammt- Einkommen eines Landes einen viel höheren Betrag ergebe als in Wirklichkeit erworben worden, weil dabei eine be¬ deutende Menge von Werthen doppelt vorkomme, oder mit anderen Worten, dass oft ein und dasselbe Einkommen in verschiedenen Stadien aufs Neue zur Einkommensteuer in demselben Jahre herangezogen werde. Es wird zwischen dem Einkommen der produktiven und der unproduktiven Klassen unterschieden; für das Vereinigte Königreich i. J. 1867 wird ersteres auf etwa 11,000 bis 12,000 Millionen, letzteres auf etwa 4200 bis 5100 Millionen M. veranschlagt. 5* 68 Diese Unterscheidung kommt wesentlich auf dasselbe hinaus, was in älteren deutschen volkswirthschaftlichen Lehrbüchern als ursprüngliches und abgeleitetes Einkommen aufgefasst wurde. Es hat nun allerdings seine Richtigkeit, dass das Einkommen der Staatsbeamten, der Besitzer von Staats¬ renten oder Kommunal-Obligationen etc., so weit es indirekt aus dem Ertrage der Abgaben herfliesst, vorher schon bei denen, welche diese Abgaben zahlten und solche nicht von ihrem steuerpflichtigen Einkommen in Abrechnung bringen durften, einmal versteuert und bei Berechnung des Volks- Einkommens in Rechnung gebracht war. Zur Verdeut¬ lichung diene folgendes Beispiel. Der Bediente eines Arztes erhalte an Jahreslohn einschliesslich Beköstigung, 500 M., so hat er hiervon Klassensteuer zu entrichten und sein Ein¬ kommen erscheint mit in der Summe des Volks-Einkommens. Die nämlichen 500 M. erscheinen aber ausserdem in dem steuerpflichtigen Einkommen seines Dienstherrn. Dieser hat aber, wie seine übrigen Einnahmen, so auch diese 500 IL, die er seinem Diener baar oder in Kost vergütet, von seinen Patienten erhalten, in deren versteuerten Einkommen das dem Arzte bezahlte Honorar ebenfalls schon enthalten war, so dass die nämlichen 500 M. dreifach in den Steuerlisten enthalten sind und also auch für die Schätzung des Volks- Einkommens in demselben Jahre dreifach in Rechnung kommen. Es fragt sich nun, ob einer solchen Unterscheidung zwischen ursprünglichem und abgeleitetem Einkommen weitere Folge gegeben und letzteres bei einer richtigen Schätzung des eigentlichen Volks-Einkommens ausgeschieden werden kann und soll. Eine erneuerte Erwägung hat uns o o 69 überzeugt, dass mit solcher Unterscheidung nichts anzufangen sei. Müsste nicht z. B. mit demselben Rechte, wie die Be¬ soldung der Beamten als abgeleitetes Einkommen bezeichnet wird, auch dem betreffenden Einkommen eines Industriellen ein gleicher Charakter beigelegt werden, wenn dasselbe hervorgegangen ist aus dem Gewinn beim Verkauf seiner Artikel an Beamte, deren Einkommen in dem nach den Steuerrollen berechneten Volks-Einkommen einbegriffen ist? Auch folgende Erläuterung dürfte es anschaulich machen, dass es mit einer Unterscheidung des s. g. abgeleiteten Einkommens sehr misslich steht. Der Arzt, welcher einem Landwirth zur Gesundheit und neuer Arbeitsbefähigung verhilft, hat doch gewiss ebenso begründeten Anspruch darauf, zu der bezüglichen landwirthschaftlichen Produktion und dem daraus erwachsenen Einkommen beigetragen zu haben, als der Schmied, welcher landwirthschaftliche Werk¬ zeuge reparirt, und dem doch Niemand abstreiten wird, dass die ihm zu leistende Vergütung direkt in dem Ein¬ kommen aus der Landwirthschaft wurzelt. Auch das Einkommen, welches das Militär und die Staatsbeamten aus ihren Besoldungen erhalten, muss an und für sich als mit der Produktion unmittelbar zusammen¬ hängend angesehen werden, da ohne den hierdurch gewähr¬ ten Schutz, wie die gegebenen Verhältnisse nun einmal sind, jede landwirthschaftliche, industrielle und sonstige produk¬ tive Thätigkeit höchst prekär und in der jetzigen Weise unmöglich wäre.» Man kann darüber streiten, ob nicht die vom Staate aus den Steuern gemachten Aufwendungen über das Nothwendige hinausgehen, aber principiell müssen sie mit als Produktionsmittel des Volks-Einkommens betrachtet 70 werden. Die Besoldungen für nothwendige oder doch zweckmässige Dienstleistungen jeder Art, wenn sie auch nicht unmittelbar zur Produktion mitwirken, bilden keinen Doppel-Ansatz im Volks-Einkommen, sondern sind in gleichem Maasse als selbständiges Einkommen berechtigt wie der Erwerb durch direkte Produktion. Nur in einem Falle scheint bei Betrachtung des Volks- Einkommens abgeleitetes Einkommen angenommen werden zu müssen, nämlich bei der Verzinsung von inländischen Staats- und Kommunal-Anleihen, welche zu unproduktiven Zwecken verausgabt worden sind, aus dem Ertrag der Steuern. Auch hier wird eine beispielsweise Erläuterung am einfachsten den Sachverhalt klar stellen. Im Vereinigten Königreich werden jährlich ca. 568 Millionen M. an Zinsen und Annuitäten der Nationalschuld ausbezahlt (was davon Ausländern zufällt, kommt wenig in Betracht), und ist dieser Zinsengenuss zum Vollen in dem versteuerten jähr¬ lichen Volks-Einkommen enthalten. Der nämliche Betrag ist aber auch schon in dem Einkommen der Steuerpflichtigen enthalten gewesen, da, wenn Jemand ein Einkommen von 20,000 M. hat, er hiervon nach Vorschrift des Gesetzes 250 M. Einkommensteuer zu entrichten hat, dessen un¬ geachtet aber nicht mit nur 19,750 M. steuerpflichtig wird. Frankreich hat seit 1850 seine Staatsschuld um ca. 444 Millionen M. jährliche Rente vermehrt, und er¬ scheint das dortige Volks-Einkommen, wenn selbiges aus der Addirung der sämmtlichen Einkommen berechnet wird, um diesen Betrag grösser. Allein diese Vermehrung des Volks-Einkommens ist doch in Wirklichkeit nicht vorhanden, da dieselbe nur durch eine gleiche Erhöhung der Abgaben 71 erzielt wird. Für die Schätzung des Volks-Einkommens im Preussischen Staate kommt indess ein solches abgeleitetes Einkommen so gut wie gar nicht in Betracht, da der grösste Theil der Preussischen Staatsanleihen, wie nament¬ lich die Eisenbahn-Schulden, hauptsächlich durch die Ein¬ nahmen aus den betreffenden Anlagen selbst schon gedeckt wird und ausserdem der bei der Schätzung des Volks- Einkommens nicht berücksichtigte Ertrag der Staatsdomänen den Zinszahlungen mit gegenübersteht. Nach unserer Schätzung auf Grund der Veranlagungen zur Klassen- und Einkommensteuer hat das Volks-Einkommen im Preussischen Staate im Jahre 1878 die Summe von etwa 8070 Millionen M. betragen. Unter Volks-Einkommen ist hierbei das gesummte Einkommen aller erwerbenden phy¬ sischen Personen in Preussen verstanden. Das Einkommen juristischer Personen sowie dasjenige aus der privatwirth- schaftlichen Ausnutzung von Staatseigenthum für Rechnung des Fiskus sind gänzlich unberücksichtigt geblieben. Um diese Einkommen vollständig zu veranschlagen, dazu fehlt es an ausreichendem Material. Dieselben gehören aber (abgesehen vom Gewinn der Aktiengesellschaften, welcher nach den vertheilten Dividenden von den Aktionären neben ihrem sonstigen Einkommen versteuert und also in deren Veranlagung mit inbegriffen ist oder es sein sollte) unzweifel¬ haft mit zur Gesammtheit des Volks-Einkommens. Dies ist sofort einleuchtend, wenn man die wirthschaftlichen Zustände zweier Länder, wo diese Verhältnisse sehr verschieden sind, sich gegenüber stellt. Nehmen wir z. B. Frankreich, wo das direkt produktive Staatseigenthum von untergeordneter 72 Bedeutung ist, und Preussen, dessen Staatshaushalts - Etat für das Jahr vom 1. April 1878—79 u. A. folgende Positionen aufweist:1) Seehandlungs-Institut 3,000,000 — — Rente von der Reichsbank . . . 1,865,730 — — Bergwerks- Hütten- und Salinenwesen 95,670,892 82,290,134 Staatseisenbahnen 174,415,576 116,390,336 Die Betriebsausgaben des Staates in diesen Verwal¬ tungen, soweit sie in Löhnen und Gehalten bestehen, gelangen im Einkommen der Arbeiter und Angestellten zur Ein¬ schätzung und sind ebenso wenig besonders in Anrechnungzu bringen wie die gleichen Betriebsausgaben bei entsprechenden Privat-Unternehmungen. Das Rein-Einkommen vom Staats¬ eigenthum hingegen müsste eigentlich ebenso gut bei einer Schätzung des Volks-Einkommens in Rechnung gestellt werden, als wenn die Domänen, Forsten, Bergwerke, Hütten¬ werke und Salinen sich im Eigenthum von Privaten befänden. Rieht anders verhält es sich mit demjenigen Einkommen, welches Kommunen, Kirchen, Universitäten, Schulen, Stif¬ tungen jeder Art aus der Verpachtung und Vermiethung von Ländereien und Baulichkeiten, aus Hypotheken, Renten etc. beziehen, welches Einkommen zur Einschätzung käme, wenn es Privaten zustände. IVürde man diese verschiedenen Einkommen ermitteln und zusammenlegen, so ergäbe sich höchst wahrscheinlich 1) Vgl. die Bemerkung zu Anlage A, S. S2. Einnahmen Ausgaben M. M. Domänen Forsten 29,531,540 6,755,300 85,029,040 25,914,200 73 ein Betrag von mehreren Hundert Millionen M., welcher mit zum Volks-Einkommen zu rechnen wäre. Der Reinertrag der Preussischen Staatseisenbahnen bringt jetzt ungefähr so viel ein, um das darin angelegte Kapital, welches meist durch Anleihen herbeigeschafft ist, mit 4% bis 5% zu verzinsen. Das aus diesen Zinsen hervor¬ gehende Einkommen von Privaten ist in den Einschätzungen zur Einkommensteuer mit enthalten und insofern kommt es auf dasselbe hinaus, als wenn die nämliche Einnahme durch Austheilung von Dividenden bewirkt wäre. So lange und so weit die Eisenbahnen einen Reinertrag liefern (worunter^wir hier den Ueberschuss der, Einnahme über die Kosten für den Betrieb und die Erhaltung der Bahn nebst Zubehör verstehen), bildet dieser einen Theil des Volks-Einkommens, mögen die Bahnen Eigenthum des Staats oder von Aktiengesellschaften sein. Nach Amorti¬ sation der Anlagekosten oder auch nach Wegfall eines Rein¬ ertrags in Folge von Tarifermässigungen würden die Eisen¬ bahnen ebenso wenig einen Theil des Volks-Einkommens schaffen, wie dies jetzt bei den Chausseen, schiffbaren Ge¬ wässern etc. der Fall ist, obschon sie für Hebung des all¬ gemeinen Wohlstandes von höchstem Werthe wären. Diese Bemerkung bezweckt darauf mit hinzuweisen, wie ausserordentlich schwierig und bedenklich es erscheint, das •- durch Zusammenlegung der einzelnen Privat-Einkommen be- rechnete Volks-Einkommen in Ländern mit wesentlich ver¬ schiedenen wirthschaftlichen Zuständen unter einander zu¬ treffend zu vergleichen und darauf, ohne gehörige Vor- behalte und Erläuterungen, bündige Schlussfolgerungen zu begründen. 74 XII. Der hauptsächliche Zweck dieser Abhandlung ist eine motivirte, der Wirklichkeit sich möglichst annähernde Schätzung des Volks-Einkommens im Preussischen Staate während des siebenjährigen Zeitraums von 1872—1878. Wir hoffen, dass es gelungen sein wird, diese statistische Aufgabe vollständiger zu erfüllen, als bisher geschehen war und auch beim Mangel mancher erst in den letzten Jahren gebotener Auskünfte und Belehrungen geschehen konnte. Zugleich knüpft sich daran der Wunsch, dass der gegen¬ wärtige Versuch bald durch fernere Nachweisungen und sach¬ verständige Kombinationen berichtigt und fortgesetzt werden möge. Aber schon in ihrer jetzigen Unvollkommenheit werden die vorgelegten Zusammenstellungen, wie wir meinen, einen reichliehen Stoff zu mehrseitigen socialpolitischen und finanziellen Betrachtungen bieten. Diesen wollen wir indess im Uebrigen nicht nachgehen, allein ein Moment erscheint uns doch von solcher Evidenz und Wichtigkeit, dass wir uns nicht versagen können, obschon dieser Gegenstand bereits in früheren Aufsätzen über die Preussiselie Einkommen-Statistik gelegentlich besprochen worden ist, einige Bemerkungen hierüber aufs Neue beizufügen. In keinem anderen Lande scheinen uns so sehr wie in Deutschland gewisse Vorurtheile über die allgemeine wirth- schaftliche Entwicklung verbreitet und fest gewurzelt zu sein. Dahin gehört die Meinung, dass in neuerer Zeit die Reichen immer grösseren Reichthum anhäufen, der Wohlstand des Mittelstandes dagegen zusehends zurückgehe und die Ar- 75 muth immer weiter in Kreise dringe, die bisher in besserer Lage gewesen. Die von uns vorgelegten Schätzungen des Preussischen Volks-Einkommens bringen keine Bestätigung dieser Meinung. Man wird einräumen müssen, dass im Ganzen und Grossen genommen das beträchtliche Steigen der Geldlöhne und der kleinen Gehalte, welches seit 1851 und besonders, wenngleich vielfach nur vorübergehend, in den Jahren 1871 bis 1874, stattgefunden hat, nicht als ein sicheres Anzeichen der verbesserten Lage der unteren Volksklassen gelten kann, denn die Preise vieler Gegenstände des nothwendigen Lebens¬ unterhalts sind nicht minder, ja theilweise noch mehr ge¬ stiegen. Allein der Massstab des Lebensbedarfs hat sich inzwischen unzweifelhaft gehoben und darin liegt unverkenn¬ bar ein Fortschritt. Wir können für die Lage der dürftigen Klasse aus unseren Uebersichten selbstverständlich keinen Schluss ziehen, da die Annahme eines durchschnitt¬ lichen Jahres-Einkommens derselben mit 350 M. für den Einzel-Erwerbenden und 500 M. für den Haushalt nicht aus speciellen Einschätzungen hervorgegangen ist, aber bei der folgenden Klasse der kleine'n Einkommen finden wir als durchschnittliches Einkommen pro Censit 880 M. im Jahre 1872 und 917 M. im Jahre 1878. — Die wirklich erschreckende Vorstellung, dass weit über die Hälfte der Bevölkerung im Preussischen Staate solchen Haushaltungen angehöre, die weniger Jahres-Einkommen als 420 M. hätten, wird für immer verschwunden sein. Blicken wir auf die Klassen mit massigen Einkommen (von 2000 bis 6000 M.), den Kern des Mittelstandes, so ' ersieht man aus unserer Uebersiclit, dass die Zahl der Cen- 76 siter) in dieser Klasse seit 1872 von 331,658 auf 396,895, also um etwa 20°/0 gestiegen ist. Mag immerhin die Zu¬ nahme zum Theil der schärferen Einschätzung beizumessen sein, so erscheint die Zunahme doch beträchtlich genug, um daneben noch eine sonst entstandene Vermehrung dieser Klasse voraussetzen zu dürfen. — Aehnliches gilt für die Klassen mit mittleren und grossen Einkommen. Ganz anderer Art ist der Eindruck, welchen die Tabelle der sehr grossen Einkommen zurücklässt. Von 1872 bis 1874 steigt freilich hier die Zahl der Censiten von 357 mit 81 Millionen M. auf 551 mit nahezu 122 Millionen M., und kann dies sehr leicht die Meinung einer Ausbeutung der Masse durch wenige rasch bereicherte Parvenüs erwecken. In der That hat der Schwindel der drei Jahre 1871—1873 plötzlich eine Keihe sehr grosser Vermögen geschaffen, ist aber keineswegs die einzige Ursache derselben. Zum Theil ist die in den Steuerrollen erscheinende Vermehrung dieser Klasse nur eine Folge schärferer Einschätzung, die hier vor Allem eintrat. Ausserdem zeigten schon die nächstfolgenden Jahre das Zutreffen des Sprüchworts: .„Wie gewonnen, so zerronnen." Die oberste Klasse ist von 551 Censiten mit 122 Millionen M. Einkommen im Jahre 1874 auf 491 Cen¬ siten mit 102 Millionen M. Einkommen im Jahre 1878 wieder zurückgegangen. Und selbst damals, als die sehr grossen Einkommen den höchsten Gipfel erreicht hatten, bildeten dieselben zusammen doch nur 1,62 °j0 des gesammten Volks-Einkommens und im Jahre 1878 nur noch l,26°/0. Und hieran reiht sich eine Betrachtung zur Abweisung des Vorurtheils, es sei wünschenswerth, dass die Zahl der grossen und sehr grossen Einkommen in Preussen sich veU 77 mindern und die Vertkeilung des Yolks-Einkonimens gleich- massiger sich gestalten möge, wozu die Reform der Be¬ steuerung mittelst einer progressiven Vermögens- und Ein¬ kommensteuer ein geeignetes Mittel biete. Glücklicherweise ist der Widerstand, den die Macht der konkreten Verhält¬ nisse der Erfüllung solcher Wünsche und Projekte natur- gemäss entgegenstellt, zu stark, um deshalb ernstlichen Befürchtungen sich hinzugeben, allein schon das Vorurtheil an sich wirkt schädlich und kann unter Umständen zu kleinlichen Massregeln führen, an deren Folgen Niemand mehr zu leiden hätte als die grosse Masse der handarbeiten¬ den Klassen. Wie paradox es Vielen auch erscheinen mag, wir sprechen es wiederholt als unsere feste Ueberzeugung aus, dass es in Preussen viel zu wenig grosse und sehr grosse Einkommen giebt und dass in England und Frank¬ reich grade deshalb der Wohlstand viel allgemeiner und fester ist als in Deutschland, weil in jenen Ländern die Zahl der Reichen überhaupt, und vornehmlich im Kreise des Handelsstandes und der Industrie ungleich grösser ist. Die Missgunst, welche grosse Vermögen und daraus fliessende Einkommen trifft, die blos durch Erbschaft oder reinen Glücksfall entstanden sind und dann in wider¬ wärtigem Missbrauche vergeudet werden, lässt sich leicht begreifen; allein solche Einkommen bilden doch nur Aus¬ nahmsfälle und dauern meist nicht lange, während die Regel ist, dass sehr grosse Einkommen entweder die Frucht väterlichen und eigenen, ausdauernden intelligenten Fleisses und weiser Sparsamkeit sind und dann meist vorwiegend zur Erweiterung oder neuen Begründung wirthschaftlicher Unternehmungen verwendet, oder auch in anderen Fällen, 78 namentlich bei altem Familienbesitze, in würdiger und den allgemeinen höheren Interessen zusagender Weise veraus¬ gabt werden. Zur Abwehr der theoretischen Angriffe gegen grosse Einkommen haben wir häufig Berechnungen angetroffen, wonach eine Konfiskation und Vertheilung aller grösseren Einkommen auf jeden Kopf der Bevölkerung nur eine Vermehrung jedes Einkommens um wenige Mark austragen würde. Von solcher dürftigen Rechtfertigung möchten wir entschieden abmahnen, da sie fast den Anschein hat, als gebe es keine triftigen wirthschaftlichen Gründe für die ungleiche Vertheilung des Volks-Einkommens. Man ver¬ setze sich in die Lage eines Arbeiters, welcher wöchent¬ lich mit Noth und Mühe nur ein Einkommen von vielleicht 12 M. erwirbt, wird dem nicht die Aussicht auf einen jähr¬ lichen Zuschuss von einigen Mark als eine nicht zu ver¬ achtende Verbesserung sich darstellen! Die Rechtfertigung grosser Einkommen einzelner Privat-Personen scheint vor Allem durch die in der Natur der Sache und durch die praktische Erfahrung begründete Nachweisung gegeben zu sein, dass heutigen Tages in civilisirten Ländern „die freie Verfügung über Massen von Kapital in den Händen einzelner tüchtiger Individuen die Bedingung jedes grösseren socialen Fortschritts ist". Und ist nicht ausserdem das Vorhanden¬ sein grosser Einkommen gegenwärtig die nothwendige Be¬ dingung für eine zahlreiche Menge von Erwerbszweigen? Es liegt uns fern in irgend einer Weise die agrarischen Verhältnisse des Vereinigten Königreichs in Folge des dortigen Erbrechts und Herkommens, die extravagante An¬ häufung des Landeigenthums im Besitze weniger Familien 79 und die traurigen Zustände des landwirtschaftlichen Prole¬ tariats zu verteidigen oder auch nur als auf die Dauer halt¬ bar zu erklären. Gerne erkennen wir es an, dass in dieser Hinsicht Deutschland sich, Gottlob, in einer ungleich günstigeren Lage befindet und diese jedenfalls behaupten muss. Wir sehen aber hier ab von den Britischen Grund¬ besitzern und Pächtern und betrachten nur die auf Handel und Industrie begründeten Einkommen. Wir haben vorhin nachgewiesen, dass sich unter diesen über 25,000 Einkommen von mehr als 20,000 M. befinden, denen in Preussen, wenn man von den sämmtlichen etwa 8000 Einkommen dieser Klassen die auf Grundbesitz und Renten-Einnahmen beruhenden in Abzug bringt, vielleicht kaum 4000 bis 5000 entsprechende Einkommen gegenüber zu stellen sein möchten. In England wird man bei aller Agitation für möglichst hohen Arbeits¬ lohn fast nie Klagen über zu grosse Anhäufung des Kapitals in Händen einzelner Unternehmer begegnen, weil die öffent¬ liche Meinung es fast instinktmässig fühlt, dass ohne grossen Kapitalienbesitz vieler Privatpersonen die Lage der hand¬ arbeitenden Klassen hülflos wäre und die Britische Industrie bald dem Ruin verfallen würde. Man hört auch nicht von dortigen ernstlichen Bestrebungen, im Interesse der Masse der Bevölkerung die Einkommensteuer zu steigern; im Gegentheil, die möglichste Ermässigung dieser Steuer, die ja auch seit einigen Jahren nur 1,2 % oder selbst nur i/5 °/0 betragen hat, findet in England allgemeinen Beifall. In Deutschland verhält sich dies wesentlich anders, obschon ' die grossen Einkommen hier so ungleich seltener vorhanden sind. Statt die vorhandenen verhältnissmässig wenigen "grossen Vermögen im Besitze von betriebsamen Unter- 80 nehmern als eine Beeinträchtigung der kleinen und dürf¬ tigen Einkommen in Deutschland anzufechten, wäre es richtiger, die Unentbehrlichkeit derselben anzuerkennen und eine bedeutende Vermehrung solcher grossen Vermögen zu wünschen, denn durch das Bestehen und Entstehen von Aktiengesellschaften und durch industrielle Unternehmungen im Staatsbetriebe kann dafür nur ungenügender Ersatz im Interesse des allgemeinen wirthschaftlichen Fortschritts des Landes gefunden werden. Grosse Einkommen, die auf ausgedehnten Grundbesitz oder auf Familienstiftungen begründet sind, können sich der Natur der Sache nach auch sehr erhöheten Einkommen¬ steuern nicht entziehen, deren Einwirkung hier sich haupt¬ sächlich durch Einschränkungen des Verbrauchs äussern und den allgemeinen wirthschaftlichen Interessen vielleicht nicht sehr schaden dürfte. Wie steht es aber um grosse Einkommen, welche durch Handel und Industrie entstanden sind und erhalten werden? Eine hohe Einkommensteuer muss nothwendig auf die Bildung, Erhaltung und weitere Ausdehnung grosser Einkommen dieser Art einen hemmen¬ den Einfluss äussern, wenn solcher oftmals auch sich der öffentlichen Wahrnehmung entzieht. Die Steuerkraft der Bevölkerung muss in Frankreich in ungleich stärkerem Grade als in Preussen angespannt werden, aber dessen un¬ geachtet haben bei aller politischen Umgestaltung Regierung und Landesvertretung eine direkte Einkommensteuer stets abgewehrt. Dass in Grossbritannien die Einkommensteuer, so bald nicht ganz besondere Anforderungen an den Staats¬ haushalt gemacht werden, aufs äusserste ermässigt wird, selbst bis unter 1 0 u, ist schon erwähnt worden. In 81 beiden Ländern besteht aber unzweifelhaft ein grösserer allgemeiner Wohlstand als in Preussen. Dass das Wider¬ streben in jenen Ländern gegen hohe und namentlich pro¬ gressive Einkommensteuern wesentlich mit der Erkenntniss oder dem Gefühl zusammenhängt, dass solche Steuern der Bildung grosser industrieller Vermögen und damit der allgemeinen Erwerbthätigkeit nicht günstig sind, halten wir für wahrscheinlich. In Preussen wird nach der ganzen bisherigen Entwickelung des Steuerwesens und bei den gegebenen finanziellen Verhältnissen die Beibehaltung einer erheblichen Staats-Einkommensteuer als selbstverständlich gelten müssen. Allein es darf der reiflichen Erwägung der gesetzgebenden Faktoren empfohlen werden, ob es nicht im wahren wirthschaftlichen Interesse des ganzen Landes ge¬ boten erscheint, mit der Erhebungsweise dieser Steuer keine Experimente vorzunehmen, einen höheren Ertrag als den gegenwärtigen mit derselben nicht zu erstreben und sie demgemäss zu kontingentiren, vor Allem aber, so weit wie es sich irgend durchfuhren lässt, die Zuschläge zu der Staats-Einkommensteuer zu Zwecken des Kommunal-Haus- halts aufhören zu lassen. Soetbeer, Volkseinkommen. 6 82 A ii Ii a n g. Anlage A. Einnahmen von der Klassensteuer und der klassifizirten Einkommensteuer im Preussischen Staate, 1868—1879. (Aktenstück No. 220 zu den Verhandlungen des Hauses der Abgeord¬ neten, 1878-1879, Seite 1486 f.)') Klasse n Steuer Klassificirte Einkommensteuer Jahre Nach dem Vor¬ anschlage (Etat) Nach der Wirklich¬ keit (n. d. Rechnungen) Nach dem Vor¬ anschlage (Etat) Nach der Wirklich¬ keit (n. d. Rechnungen) Mark Mark Mark Mark 1868 38,395,500 | 38,566,386 14,598,600 14,720,060 1869 38,706,000 39,245,571 14,790,000 15,636,672 1870 39,210,000 38,637,263 15,540,000 16,342,180 1871 39.210,000 38,780,709 16,692.000 16,770,785 1872 39,504,000 40,386,843 16,956,000 18,393.536 1873 39,792,000 41,088,690 21,000,000 21,446,968 1874 32,544,000 32,820,216 21,447,000 24,247,107 18752) 41,500,000 39,604,541 28,047,000 29,249,715 1876 41,505,000 41,419,391 29,347,000 30,111,928 1877—78 41,390,000 41,588,474 30,264,000 30,626.366 1878-79 41,406,000 30,864,000 1879—80s) 41,485,000 31,349,000 1) Die in diesem Aktenstück mitgetheilten Angaben über die Einnahmen von der Klassensteuer und der Einkommensteuer beziehen sich auf den Reinertrag der Steuern; die dem Landtage mitgetheilten Uebersichten der Veranlagungen ergeben viel grössere Beträge; z.B. für das Jahr 1872: Klassensteuer 40,969,931 M. und Einkommensteuer 21,634,686 M.; — für das Jahr 1877: Klassensteuer 44,989,290 M. und 83 Einkommensteuer 31,72S,fc>32 M.; — für das Jahr 1878: Klassensteuer 45,011,931 M. und Einkommensteuer 32,222,196 M. 2) Im Jahre 1875 ward zuerst die Klassensteuer in den bisher mahl- und schlachtsteuerpflichtigen Ortschaften erhoben, und daselbst auch die Einkommensteuer im vollen Betrage erhoben. Seit diesem Jahre wurden auch die 720,000 M. übersteigenden Einkommen zu ihrem vollen Betrage der Einkommensteuer unterzogen.— 3) Zur Erläuterung der Seite 73 gemachten Bemerkungen geben wir hier aus dem oben erwähnten Aktenstück noch folgenden Auszug: „Kein Staat hat einen so günstigen Vermögensstand wie Preussen. Während die Staatsschuld am Schlüsse des laufenden Jahres sich auf voraussichtlich 1246,351,451 M. belaufen wird, beträgt das in den Staats¬ eisenbahnen Preussens befindliche Anlagekapital 1480 Millionen M. somit nahezu 240 Millionen M. mehr. — Der Staat besitzt ferner als vollständig schuldenfreies Eigenthum, abgesehen von allem Uebrigen, die werthvollen Berg- und Hüttenwerke, 341,172 Hektare nutzbare Domänengrundstücke, 2,500,000 Hektare nutzbaren Wald." 6* 84 Anlage B. Bemerkungen zu den dem Landtage vorgelegten Nachweisungen über die Anzahl der zur Klassensteuer und zur klassifizirten Einkommen¬ steuer veranlagten Personen. „Die Hebung sowohl der Klassen- wie auch der klassi¬ fizirten Einkommensteuer geschieht in der Regel nach Haushaltungen. Solche Personen, welche weder Vorstand einer Haus¬ haltung sind, noch einer (besteuerten oder steuerfreien) Haushaltung angehören, werden als Einzelnsteuernde für sich in der Rolle nachgewiesen und nach Massgabe ihrer Verhältnisse besonders veranlagt oder als steuerfrei an¬ erkannt." Die Nachweisung nach den Ergebnissen der Ver¬ anlagung für das Jahr 1875 enthielt folgende allgemeine Angaben: „Befreit von der Klassensteuer sind: wegen Jahres-Einkommen von unter 420 AI 6,049,699 Personen vor vollendetem 16. Lebensjahre (aus der 1. Stufe) 16,281 „ Veteranen 248,174 „ wegen beeinträchtigter Leistungsfähig¬ keit (aus der 1. Stufe) .... 267,912 „ Zusammen 6,582,066 Personen Der Klassensteuer unterworfen . . . 17,393,398 „ Der Einkommensteuer unterworfen 550,314 „ Bevölkerung nach den Klassensteuer- rollen 24,525,778 Person." 85 Die Zahl der Censiten nach der Veranlagung für das Jahr 1875 betrug: zur Klassensteuer 4,850,791 gegen 3,829,172 i. J. 1874, zur Einkommensteuer 150,469 „ 139,556 i. J. 1874. Im Jahre 1873, vor der durch Gesetz vom 25. Mai 1873 bestimmten Befreiung der Stufe 1 a, waren klassen¬ steuerpflichtig gewesen: 7,840,231 Censiten. Die Bevölkerung in den mahl- und schlachtsteuerpflich¬ tigen Ortschaften und demnach klassensteuerfrei, resp. zu einem Abzug von der Einkommensteuer berechtigt, hatte im Jahre 1874 betragen: klassensteuerfrei 576,975] klassensteuerpflichtig 2,001,572 > zusammen 2,814,213. einh ommensteuerpflichtig 235,666 J 1876. 1877-78. 1878-79. Gesammtbevölkerung » nach den Steuer¬ rollen : Personen. Personen. Personen. Klassensteuer 24,832,784 25,346,277 25,747,660 Einkommensteuer 571,975 596,313 609,206 Zusammen 25,404,759 25,942,590 26,356,866 Unbesteuert geblieben: Haushaltungsvorstände 1,133,946 1,106,896 1,171,178 Einzel-Erwerbende 2,177,806 2,280,532 2,335,245 Zusammen 3,311,752 3,387,428 3,506,423 Haushaltungsangehörige 3,058,104 3,038,105 3,158,167 Im Ganzen 6,369,856 6,425,533 6,664,590 86 187«. 1877-78. 1878-79. Personen. Personen. Personen. KlassensteuerpHichtige: Haushaltungsvorstände 3,809,485 3,894,843 3,923,365 Einzel-Erwerbende 1,188,743 1,203,889 1,193,190 Zusammen 4,998,228 5,098,732 5,116,555 Haushaltungsangehör. 12,892,725 13,225,699 13,357,309 Im Ganzen 17,890,953 18,324,431 18,473,864 Einkommensteuerpflichtige : Haushaltungsvorstände 130,747 135,564 139,118 Einzel-Erwerbende 26,349 27,209 28,189 Zusammen 157,096 162,589 167,307 Haushaltungsangehörige 414,879 433,724 441,899 Im Ganzen 571,975 596,313 609,206 Durchschnittsbestand pro lOo Haus- pro 100 Haus- pro 10Ü Haus- i tt in Haltungen Haltungen Haltungen der Haushaltungen: ° & & Personen. Personen. Personen. bei den Unbesteuerten 369 374 370 ^>ei den Klassensteuer¬ pflichtigen 438 420 440 bei den Einkommen¬ steuerpflichtigen 417 420 418 Bei der Klassensteuer betrug 1878—79 die Zahl der ver¬ anlagten Personen (Censiten) in Prozenten der Bevölkerung im Ganzen 27,m. — Am stärksten war das Verhältniss in Berlin mit 47,o9 °'0 und im Regierungsbezirk Wiesbaden mit 30,7 0 %, am schwächsten in den Regierungsbezirken Marienwerder mit 21,6 5 und Köslin mit 20,5 5 0 0. 8? Anlage C. Anzahl der zur Klassen- und klassifizirten Einkommensteuer veranlagten Personen und Betrag der veranlagten Steuer für das Jahr vom 1. April 1878—79. Klassensteuer. Stufen. Zahl Betrag Nr. Einkommen Steuersatz der Censiten der Steuer Mark Mark Personen Mark 1 420— 660 3 2,662,104 7,986,312 2 660— 900 6 1,098,771 6,592,626 3 900-1050 9 360,657 3,245,913 4 1050—1200 12 295,678 ■ 3,548,036 5 1200-1350 18 179,367 3,228,606 6 1350—1500 24 137,700 3,304,800 7 1500—1650 30 82,556 2,476,680 8 1650-1800 36 81,630 2,938,680 9 1800-2100 42 64,565 2,711,730 10 2100-2400 48 66,217 3,178,416 11 2400—2700 60 40,524 2,431,440 12 2700—3000 72 46,786 3,368,592 Zusammen 5,116,555 45,011,931 Klassifizirte Einkommensteuer. Stufen. Zahl Betrag Nr. Einkommen Steuersatz der Censiten der Steuer Mark Mark Personen Mark 0* 3,000- 3,600 72 1,352 97,344 0* 3,600- 4,200 90 495 44,550 1 3,000— 3,600 90 48,896 4,400,640 2 3,600— 4.200 108 27,124 2,929,392 3 4.200— 4,800 126 19,306 2,432,556 4 4,800- 5,400 144 13,813 1,989,072 5 5,400— 6,000 162 10,085 1,633,770 6 6,000— 7,200 180 11,987 2,157,660 7 7,200- 8,400 216 7,514 1,623,024 8 8,400— 9,600 252 5,849 1,473,948 9 9,600—10,800 288 3,813 1,098,144 10 10,800-12,000 324 3,216 1,041,984 11 12,000—14,400 360 3,173 1,142,280 12 14,400—16,800 432 2,522 1,089,504 Latus 159.145 23,153,868 ®0505(^if»-^rf».^tf>.^ODWCOOJCDCOCOWCOI;OtOtOtOl01pbOWN)tOMMMMMMM OQMO-J0)Cn45i-'O00^0)0i^C0t0HOC0a)^0lWi|i»'«t0HOCD000 CO I—* t—» >—» 4^ 0 O 4^ O CO 00 <1 0 «Or 4- 4»- CO CO CO CO to 1—1 »—« O 4- 00 p* O 00 as 4^ CO 0 p» OO to 0 JO 00 Or JO CD "O O "0 "0 O 0 "0 0 0 0 O 8 "0 0 4>- 00 "ro "© "to 00 O O 0 O O 0 0 0 0 0 O O 0 O 0 0 O 0 O O O 0 O O 0 0 0 0 0 O O O 0 O 0 O O 0 O I I I 4*. 4" o o "© o o o o o CO CO ►—* O 00 O ^ (W op op o "o © © o o o o o o o o OOOWO^COCOOIO opoo o oppo "© o o o o b o o o ooooooooo 000000000 1 I I I I I I I I CDOO^O. 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United Kingdom. Annual Value of Property and Profits, assessed to the Income Tax. in the years, ended 5th. April 1872, 1877 and 1878. Schedule A. for all Lands, Tenements, Tithes not commuted, Manors, Fines etc. „ B. in respect of the Occupation of Land, Tene¬ ments, and Hereditaments. „ C. for all profits arising from Annuities, Dividends, & payable out of the public Revenue. „ I), for all gains arising from any Profession or Trade (inch Railways, Canals, Mines, Gasworks, Waterworks). „ E. for all Public Offices and Pensions paid out of the public Revenue and Salaries & of Employs of Corporate Bodies etc. 1872. 1877. 1878 (provis.) Schedule £ £ £ A. 153,817,528 174,173,113 177,239,000 B. 59,196,176 69,237,966 69,184,000 C. 38,646,360 39,968,177 40,200,000 D. 202,905,367 256,908,743 260,087,000 E. 27,772,886 30,043,390 31,477,000 Total. 482,338,317 570,331,389 578,187,000 Für den Vergleich zwischen den beiden Jahren ist zu beachten, dass erst seit dem Jahre 1874—75 auch für Ir¬ land die Einkommen unter Sched. B. Brutto angegeben sind, was circa 6,400,000 £ Differenz ausmacht — und dass vor 1876—77 die Einkommen von 100 £ an steuerpflichtig waren, seitdem aber erst von 150 SB an. Hätte die Steuer¬ hebung 1876—77 noch nach der früheren Ausdehnung auf die Einkommen zwischen 100 und 150 £ sich erstreckt, würde die Summe des geschätzten Gesammteinkommens um etwa 24,000,000 £ höher gewesen sein. 6** 90 Die Zahl der Personen, unter welche sich die Ein¬ kommen der Sched. A, B und C vertheilen, lässt sich bei jetziger Erhebungsweise der Steuer nicht angeben. Bei den Einkommen unter D und E lässt sich die Vertheilung* nach den Einkommenklassen dagegen nachweisen. Wir legen sie nachstehend für das Jahr 1876—77 vor, weil die speciellen Uebersichten für 1877—78 noch nicbt veröffentlicht sind. (IncomeTax. Return. etc. 17. July 1879 Pari. pap. No. 298.) Scheda le D Schedule E Klassen: Grossbritannien Irland Grossbritannien Irland Personen Einkommen Pers. Einkoramen Personen 1 Einkommen Pers. |Einkonusei l £ £ f unter 150 '£ 56,671 2,018,754 3779 156,029 66,889 2,875,3482595 128,518 150— 200 r> 126,692 6,397,103 6141 305,237 24,752 1,991,936 1656 111,857 200— 300 )f 89,030 12,429,912 4168 585,594 22,811 3,551,203 1425 217,668 300— 400 n 39,909 10,845,924 1843 507,941 10,596 2,922,531 563 154,238 400— 500 n 17,179 6,989,131 792 326,332 5541 2,305,251 320 127,314 500— 600 » 12,818 6,461,280 624 315.848 3063 1,565,176 207 98,35^ 600— 1000 n 17,738 12,550,983 905 642,031 4317 3,070,605 288 195,552. 1000— 2000 n 12,274 15,464,818 572 719,249 2284 2,815,412 127 151,314 2000- 3000 » 3,861 8,748,034 136 306,903 356 776,024 17 36,96 3000— 4000 n 1,774 5,789,808 69 225,618 120 385,623 18 62,247 4000— 5000 n 1,008 4,324,435 32 137,013 39 179,603 5 21,» 5000—10000 77 1,896 12,533,015 69 444,742 10000-50000 r> 1,036 18,313,724 31 501,076 1 84 .549,237 3 33,071 über 50000 86 7,958,957 4 359,829 1 Zusammen 381,972 130,825,878n19165 5,533,442|l40,852|22,987,949)7224 1,338.8» Wir wiederholen die Bemerkung, dass in diesen bri¬ tischen Einkommenlisten die juristischen Personen mit ein¬ begriffen sind. Unter diesen nehmen die Vermögen der Kirchen und der Universitäten eine bedeutende Stelle ein. Nach F. Martin beträgt allein das jährliche Einkommen des .,English Church Etablishment" 5,383,560 £. — Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg. <1 . . •' Verlag von I.Juncker HtndiJLOT in Leipzig. ■ 1■ —4?— Die Gliederung der Gesellschaft nach dem Wohlstande, auf Grund der neueren amtlichen deutschen Einkommens¬ und Wolmungsstatistik. Von Iii e h a r <1 Michaelis. 1879. gr. 8. Preis 4 Mark 40 Pf. Die Luxussteuer als Correctiv der Einkommensteuer. Finanzwissenschaftlicher Beitrag zur Lösung der socialen Frage. Yon L. Ritter von Bilinski. Preis 4 M. Die Gemeindebesteuerung und deren Reform. Yon L. Ritter von Bilinski. Preis 7 Mark 20 Pf. Die progressive Einkommensteuer im Staats- und Gemeindehaushalt. Von F r. J. Nenmann. Preis 4 M. 80 Pf. Die Steuerfreiheit des Existenzminimums. Ein Beitrag zur Theorie der Einkommensteuern. Von Hermann Schmidt. Preis 2 Mark. Die Communalsteuerfrage. Zehn Gutachten und Berichte, veröffentlicht vom Verein für Socialpolitik. Preis 6 Mark 60 Pfennige. '"''imiiiiiiiiiMimiimiiiiniuiiliiHiiiiiiiiii Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg. -* ®it ©olbwähruitg in Scutfd)(anb; i|r Urfimin uitb t()re 33ejiet)ungcn jut allgemeinen ©Überfrag lieber ben Urfprung, ben .BmccJ unb bie ^Birtlingen bev neuer % ültiinjgefehgebung beg ©eutfhen 5>feid;S finb feit bem 3aljre 1874, na !»■ bent bag ©Uber ftärtercn SBerthfhtoanfungen, a(g fett 3al)rl)imberten j fdjeljen, ju unterliegen begann, oljnc Unterbrechung unbegriinbete unb tr leitenbe DJMnungen uttb ^Behauptungen bevöffentticht morben. 9Wan I hieran bie ^eftigften SSormürfe gegen bie neuere beutfdje SWiinjpolitll j fnüpft unb fcgar roieber^clt bag Verlangen geftetlt, baß bie ©runblc berfelben nachträglich geänbert mcrbe. Grinige ißubliciften unb ©taa 1 manner beg 2luglanbeg finb fo meit gegangen, baß fie bie Annahme I ©olbtoährung in ©eutfchlanb lebiglich alg jjtolge einer leichtfertigen Ueb debung nach bem glücflihen Kriege mit f^vanfreidl} gelten baffen, mol ® ^ ein beflagengmerther 9J?angel jeber reiflichen unb praftifhen Ueberlcgu ttorgetoaltet hätte. Unb bie Slnflagen tauten mitunter noch biet fdjärf t £)er allgemeine mirthfhaftlihe 9?otljftanb, mether feit 1873 anhalten) unb allgemeiner a(g je juoor alle Sutturtänber bebrücft hat, toirb alle -- ")ber boh 8anl bormiegenb ber Aufhebung ber beutfhen ©ilbertoähru ^jfB^gcjmlb gegeben. ®enn märe biefe Maßregel unterblieben, fo mürben a: Jrantreih unb bie anberen ©taaten beg grancgfpftemg fomie §olla t h« ©ilber!urant = Slugprägungen nicht befhräntt unb barauf gang ein ^ teilt haben, unb ber ©ilberpreig hätte nicht biet tiefer alg etma 59 '/, ißei inten tömten. Grinjig unb allein feien eg bie beutfhen ©itberberfäu reihe überall bie 33alutaberhälfniffe außer 9fanb unb fflanb gebraht v uh bie ©rfhütterung ber inbifhen ginanjen oerurfaht hätten. 2 ■1 lan (Snglanb niemalg auh nur entfernt jumuttjen fönne, gur Grrhattu .ner gemiffen ©leihmäßigteit in ber SBerttjretation ber Gcbelmetalle i üne ©olbmährung bei fiep ju mobifijiren, mirb faft alg felbftüerftänbl »trachtet, bane^-,-utg befonberg fegengreihe äßeigheit ber beutfhen Dieic gierung hingeftellt, baß fic im testen ©tabium ber Slngführung 1 2 Sie Oolbtuäljrim)) in SViifftftfanb. ÜJJilnjreform fid; ttod) bcfinnc, bie begangenen 2D?ifjgriffc erfenne unb bic ©itberoerlänfc fiftire, moburd) cd (Sngtanb, menigftend einftmeUen, bon ber fdjtlmmftcn 33ev(egent;cit ber ©Überfrage etmad befreie nnb bie ^iief« fetjr ju ben früheren SOiiinjjuftanben in Audfidft fteße. Unb fo(d)e An= fcdjtungcn ber bcutfd;ot fflititgreforut i;abot munberbar genug feibft in ber beutfehen treffe mitunter einen SBicberijatf gefunben. fpeijjt ed boch in bot ©Jotiücn 511 einem beim ©ädjfifdien l'anbtag eingebradften Eintrag auf ©Meberhcrfteßung ber ©Ubermährung, baß „ein STiiicf'gaitg ber fultur bic otbtid)c ffolge ber reinen ©otbmäfyruitg feitt müffe". Um fo mehr Anerfemtung berbient ed, baß im Audtanbe einige fadj* berftänbige ©taatdmanncr fid; gefunben fyabcn, mcldfe ben ißtan unb bie 2ludfüßrung bed bcutfd;en ©Uinsreforntmerfed tinparteiifcb unb grunbiteß bcurtßeUcn unb burd; if;rc "Darlegung bed toaßren ©aebberffattd bie fonft bon aßen ©citen erhobenen ©ormürfe abmeifen. (Sd ftnb bied tüol?(be= fannte 2D?änner, nümlid) ber fdjmeijerifdte diationatratß geer.-^erjog nnb ber frühere betgifd)e fOJlttifter SDMou. ©on beibot im ©ercich bet SQJihgpotttif tboßtbemäßrtcn Autoritäten toirb riicfßatttod anertamit, baß bie lange berfdtobene, 1871 unabmeidbar getborbene beutfdte iKünjeinh gütig nicht attberd atd auf ber ©ruublage ber ©olbmäßrung jtbeditiafig ßerjufteßcn mar. Dicfe bereinjelteit gemidßigcn 3ell3nMfe au8 tcm Audfanbe bürften inbeß ben ffreunben ber ©otbmätjrung in Deutfdifatib fctbft nid;t bie Aer< •. pflidjtung abnehmen, auch ißrerfcitd ben oben ermähnten Anfechtungen un= fercr 9Jitinjreform mit einer bot mirl(id)en Hergang unb ©adjeerljaß tt% . (id;ft objeftio bartegenben Darlegung entgegen3utretcn, mobei fieß bit 3Bicberl)o(nng mancher früheren ©adfmeifuttgen nicht ganj mirb toernteibeu laffert. (Sitte foteße Darlegung 311 berfudjoi, foß unfere Aufgabe fein, ©ei beut enormen Umfang bed fich hierbei barbietenben ©tateriat« unb ber 31t beriid'fidßigotbot Sntercffen erfd)eint ed aber geboten, aße übrigen ©egiehungen ber DAütgrcform bei ©eitc 31t (äffen unb und hi" «uf bic cigent(id;e SBährungdfrage 31t bcfchränfcn, fa fctbft in ©cjug hierauf alle untergeorbneten (Sin3e(heiten, fofern fie niebt 3tir Seurtheißmg beb ge> fchicht(id)en ^ufantmenhangd itothmcnbig erfreuten, niebt toeiter ;u en / örtern. ©Mr moßen nachmeifcn, baß bie Annahme ber ©otbmährimg in Deutfd;(anb burdh bie 9feid;d:nüit3gefc(3e 00m 4. December 1871 unb 9. 3ttli 1873 eine moh(über(egte, bot ©runbfähen richtiger ©Miitjpolilil cntfprcchcnbc unb bie gegebenen praftifchen ©erhättniffe gebührenb berüd= J fidßigenbe ©7aßrege( mar, baß ferner bie ©ormürfe, allein ober both 3alIU,"'' bormiegenb burd; bie bentfd;e ©Mingreform feien bie ftarfen ©d;toanfungen ®ie (Mbwcifynm^, m ®eutfdjEanb. 3 unb ber fRüdgang beS SiEberpreifcS berurfad)t, unbcgriinbct finb, unb baß ntitljiit ber SDentfc^taiib jugemulljete Uebcrgang jur ®oppetmat)rung ats ein bureaus ungered?tfcrtigeS SScrfangcu 311 betrauten ift. I. 5Rad) bent fogenannteit Setpjigev 9J?ün3fußc bom 3af)re 1690 foEEte bie SöEiüfcfm SOEarf fein Silber ju 18 ©uEbcit, bie 20?arf ©oEb in ber geinEjeit bon 23 Sarai 8 ©ran ju 67 ©ufaten a 4 ©uEbcn anSgemiinjt toerbeit, maS in mefentEicßer llcbcreinftimmung mit ben bamaiigen EDEarft« prcifcn ber ©bcEmetalEe eine SQ3crtl;retation bon 15,2:1 ergab. 3n ben folgcnben OaEjrjeffnten marb bie SßertßrcEation bem ©olbe im SßeEt« berfefyr ungiittfiiger, nadjbem bie ©oEbgeminnung in ffirafiEien erfjcblid) äiigcnommeit Efatte, maS natürlich ein SIgio für bie ©oEbmiittjen E;erbei« führte. SEES nadj Vcenbiguttg bcS fiebenjä^rigen SriegS in Greußen baS SDEünjmefen neu unb fetbftänbig geregelt mürbe, moEEte man neben bem SiEbergeEbe ltadj bem 33ier3efjntE;alcrfuß and) ben UrnEauf bon 2anbcS« ©olbmünjen beförbern unb murbe 311 biefcm ESefjuf bie SEuSpräguug bon griebridjSb'orS, 35 Stüd auS ber EDEarf bon 213/4 Sarat getufjeit, an« georbnet. ©er ERennmertfy biefer SIJünjforte toar 5 ©E)aEer ©oEb, meEdje ben fogenannten SonbentionS=©ßaEern, 13'/3 Stud' auS ber EÜEarE fein Silber, gEeidjgeredfmet mürben, fo baß man eine SöertljreEation bon 14,5 : 1 aES ©afiS annahm. ©ie SEuSprägung beS SiEberS mie beS ©otbeS ge« fd;al) auSfd;EießEid) für ERcd;nung ber Regierung, melcße baS EÜEetaEE 31t bcfannt gemalten greifen anEaufte. ©ine ©oppcf« ober SEEternatib« SBätjrung beftanb in feiner SBcife, fonbern fo 31t fagcn eine fSaraEEcE« äßälfrung, ba gemiffe 3al)f»»gcn gcmöfjntid; in ©ßaEern ©oEb bebungen tourben. gür bie griebricßSb'orS ober bßiftoEen marb nad; freier lieber« einfunft ber Parteien ein größeres ober geringeres SEufgeEb bemiEEigt, toeEcfyeS fid? natürlich nacf) ber jur 3?it im Verfelfr geEtenben tl?atfäd)tid?en SBertßreEation ber ©betmetalEe ju rieten Ejatte. ©ieS VerEjäEtniß bauerte in Greußen bis jurn Saljre 1826, aber mit aIlntäE?Eid?er SEbnaEfme ber 33otb, 5 Staler auf bie Sßiftote, geregnet linb gejagt tmirbe. üDie jtuifc^cn ben 3oll»ereinftaaten p ©rcSben am 30. 3uli 1838 abgefdjloffcnc SUingfonbention enthält über bie Ausprägung ober bie Annahme bon ©olbmiinjen f'einerlci Seftimmnngen. ®ie Serteenbung bon ©olbmiinjen in ©cutfdjlanb blieb, ohne toeitere (Sinmifchung ber ©e* fefegebung, Icbigtid) ber bßrayiö übertaffen, unb ber Sorratl) berfeiben »er* minberte fid) pfcljcnS, mogegen ber Umlauf bon ©taatSpapiergelb unb Sanfnoten in fleincn Appoints erljeblid) piiaffm. Sünfdje unb Sorfchläge in Scpg auf bie Ausprägung unb ben Umtauf boit ©olbmünjen ober gar Einführung ber ©olblbäljrung finb in SDeutfdjlanb in bem gangen langen 3fitraunt bon 1770 bis 1850 bis auf bereinjeltc Ausnahmen nicht laut gemorben. Diefe bemerfenSmerthen Aus¬ nahmen finb aber folgcnbe. bßrofeffor §eget»ifch in Siel beröffentlidjte im 3at)re 1787 einen Atiffah „über einen in (Suropa einjufüljrenbcn allgemeinen tÜiüpfuf", tborin er „ben auf ebibente SBa^r^eiten gegrünbeten Sorfd)lag" empfahl, bap ®eutfcblanb rnie bie übrigen curopäifdien Nationen, „bie jefet richtigere Segriffe hätten bon bem, toaS ihr wahres Ontereffe betrifft", borerft für ©olb einen genteinfamen Siiinjfufj annehmen möchten. Ungefähr 50 3al)re fpäter (1838) erfchien „bie Seljre bom ©elbc" bon 3. ®. ^offmann, bem hod;berbienten Direftor bcS föniglicheu ftatifti- fdjen SureauS in Serlin, einem 3J?ann, ben man genug nicht ju ben SeuerungSfüchtigen noch P ben grcihäublern jäljlen wirb. 3n biefer : ©djrift warb „ber Uebcrgang bon ber Silberwährung pr SecEmung unb 3ahlung in ©olbwerthen als baS alleinige fiebere Scittcl pr Scgrünbung eines haltbaren SOinpoefenS in ®eutfrefation ber (Ebel* mctalle ben ruhigen gertgang biefer Unternehmung unterbrechen lönnten. SDad mirtfauifte ©Uttel ju fold?cv ©efd;leuitigung merbe immer im (Sin* jtehen bed abgenutzten Silbergelbed unb in möglichft ftarlen SluSmünjungen bed neuen ©olbgelbed liegen. Sobalb aber ber bezeichnete 3eitpunft ein* getreten, merbe cd fein ©ebenfen haben, gefe^ltd; audjtifpredjen, baf fortan ©iemanb Verpflichtet fein feile, eine 3<ieS jitnächfi in einer 9iid)tung, bie berjenigen, in toelcper biefelbe fianbetsfammer legte 311 ©ttbe 1850 ber tauf* manuSfchaft eine 3teihe bon ©utachten bor über bie fjragc: „ob für Vremen Slbfd)affung ber ©olbmährung unb Slnnaljme ber ©itbermährung münfchenSmerth fei?" ©ie Slnfidjten maren getheilt unb eS blieb bei ben Bisherigen üttünzberhältniffen. Unermartet trat einige 3al)re fpäter eine nicht fur 3m eg abgumeifenbe Anregung 3U ©unften ber ©olbmährung ein. 3ur SluSfütfrung beS Strtifels 19 beS ^anbetS- unb ^ollbertragS gmifd)en ben ^otlbereinftaaten unb Oefterreid), meld)er Unterhanblungen über eine SDlüngfonbentton feft« gefegt hatte, traten im Oiobember 1854 33ebollmäd)tigte für ©efterreid), Greußen, Sapern, § anno ber unb fjranffurt in SBien jufammen. Von Oesterreich mürben als Stufgaben ber gu treffenben Vereinbarung be= Zeichnet: bie tOMnjeinigung ©efterreid)S mit ©eutfd)lanb unb fobann ber • 2lnfd)luß biefer Sänber an ben 2öeltberfel)r. ©iefer [elftere »erlange bie Sin* : napme ber ©olbmährung, meldte in ben brei größten ^anbelSftaaten bereits '• ju allgemeiner ©eltung gefommen unb fich anerfannter Vorgüge erfreue. *' $ie Vebenfen einer ftetigen Slbnal)mc beS retatiben 2Bertl)eS beS ©otbeS 8 ®ie ©olbiDctyruitg i« SDsntfrjilanh gum Silber fotoie einer (Steigerung bcr greife aller 33erfef>rßgcgenftänbe, »eil bie ©otbmünge tjötjere SÖJcrti;e barfteüe, tt;eile bie Qcfterreichif in tocldjer eine »eitere @nt»erttjung be$ ©olbeS in 2(uSfid)t ftelje ober giemlich attgemcin befürchtet »erbe, in »cldfer aber »ebenfalls ber SBcrtf» beS ©olbeS noch burcf) manche Schtoanlungen unb Srifcn »erbe hinburchgehen muffen, ehe er auch mtr einen annähernben ®rab bon geftigfeit unb Qauer ertange. QaS (Srgebniß bcr Sßiener Sonferengen, »etche im Sanuar 1857 buret» einen SDtüngbertrag gtoifdjen ben 3°öbereinftaaten unb Qefterreich ihren Slbfdjlufj fanben, »ar hinfihtlid) ber 223ährungSberhältniffe baS ©egenttjeit bon bem, toaS bie öfterreiefnfehen ©orfdjläge ins üluge gefaßt hatten/ nämlich bie benfbar bünbigfte Stnertennung ber reinen Silbertoatfrung. 3»ar tourbe im ©ertrage auch bie gleichmäßige £erftellung einer theoretifdh botttommenen ©olbmiinge beveinbart, nämtich ber genau 10 ©ramm fein ©otb enthattenben „fronen", atiein gugleich alle mögtichen ©orfehrungen feftgefejst, um bie ©ertoenbung biefer ©olbmiinge im ©erfehr gu erfahrneren unb eingufhränfen, bamit ja nicht hierbitrd) bie Anbahnung ber @olb= »ährung irgenb beförbert »erbe. 3n Qeutfchtanb fetbft »ar ingtoifeben ebenfalls eine Stnregung gu ©unften ber ©olbtoährung gegeben burefe eine bom ©onfulenten ber tpam» burgifc^en £ommerg=©cputation berfajjte „©enffchrift, betreffenb bie Gin« führung ber ©olbtoährung in ©eutfchlanb, mit befonberer ©üdficht auf bie Hamburger ©antbaluta, Hamburg September 1856". @S »urbe hin auf bie bon 3. @. £>offmann enttoiefetten natürlichen ©orgüge bcr ©olb= »ährung, auf bereu fteigenbe praftifche ©3id)tigfeit im internationalen ©erfehr unb bie bamalS in 2tuSfid)t ftehenbe ©ertljeuerung bcS Silbers burch ftarf »achfenben Gryport nach Qftafien hingettiefen. 3n gleichem Sinne tourbe ber Uebergang gur ©olbtoährung bon bemfelben Slutor auch in ber ißubliciftif bertreten. ©egenfehriften gu ©unften ber beigubchaltenben Sitbertoährung erfchienen im 3al»re 1856 bon (5. g. ^»epber in graul furt unb bon ©. g. S?olb. — 2S5enn ungeachtet biefer unb ähnlicher 2ln= regungen bie 223ährungSfrage in ber nächften 3?it auf fich beruhen blieb, ®ie -<§slbre>IK;nmcir Tit ®eittfdjtcmb. •J fo Tratte bicö bornehmlid? in bcm llmftanbe feinen ©runb, bajj granfreid? eine otte Ertoartung überfteigenbe Befähigung geigte, auS feiner 2)iiing* cirfutation nod) für längere 3cit 3C9C» ©ubftituirung bon neuen ©olb* müngen geniigenbe Quantitäten ©über gnr Sompletirung ber ©ilberfen* bungen nad) be:n Qften gn tiefern unb T)ierburd) einem übermäßigen Steigen bcS ©ilberpreifeS borgubeugen. 3n ein tteueS ©labium trat bie Sßährungsfrage für Qeutfcßtanb gu Anfang ber ©ed?Sgiger 3al?re, als auf Anregungen beS ©olfötoirthfd?aft= tidjen Songreffes 1111b bcS ©eutfdjen äpanbelStagcS bie ^erftellung eines emheitlid?en geitgemägen beutfd?en ÜDiiingtoefenS gu tr>iebert)otter ©erathung gebracht tourbe. hierbei tarn bon Anfang an namentlich and) baS 2Jfiß= berhältniß gur ©prad?e, baß in jeber ber beibeit ©eeftäbte, toetd)c beit ilberfeeifd)en Raubet QeutfddanbS bortoiegenb bermittetn, in Hamburg unb Sternen, cine bom Snlanbe toie unter fid? burdjauS betriebene ©aluta beftänbe. Qie bolfSioirthfd?aftlichen Songreffe gu Solu im 3at?re 1859 unb gu ©tuttgart im 3af?re 1861 fotoie bie in §cibelberg 1861 unb in granffurt 1865 abgehaltenen §anbelstage gaben bcm nad? unb nad? ftärfer unb allgemeiner ioerbenben ©erlangen nad? Einführung eines gemeinfamen becimalen SDJüttgfhftemS, unter ßugrunbelegung ber SMatf im SBertl? eines ©ritteltljalerS als ©füngeinheit, einen beftimmteren AuSbrucf, tbäl?renb bie " ebentuelle Annahme ber ©olbtoährung guuäd?ft nod? als offene unb erft '" fpater gu erörternbe grage betrad?tet tourbe. ®ie Beibehaltung ber burd? " ben Siener SDÜingoertrag bon 1857 gefdjaffenen metrifd?en ©olbfronen "" toarb bon feiner ©eite befürtoortet, hingegen, trenn bie Art ber fünftigen " SDeutfdjen ©olbmüngen gur ©prad?e fam, bon Einigen bie @leid)ftcllung bevfelben mit ben frangöfifchen 3toattgigfrancSftücfen, bon Anberen mit bem britifchen ©obereign nad?brücfltd)ft empfohlen. SetjtereS gefd?al? bornehmtid? in ben 3al?reSberid?ten ber £>anbelS= famnter bon Söln, treibe feftott im 3al?re 1854 für ben llebergaitg gur ©olbtbährung in Qeutfd?lanb eingetreten mar unb bann in ben 3al?ren 1862 unb 1863 in biefem ©inne eingehenbe ©orfd?läge mad?te. ®ie 2J?ehrl?eit S:ber im §anbelstage betretenen £anbelsfammern erflärte fid? aber in ber üetfammlung in Soanffurt im ©eptember 1865 nur baljtn: „eS möge :Den ben £)eutfd?en ©taaten bie Ausprägung bon ©olbmüngen ibentifd? ci: mit ben 3tbangigfrancSftücfeu beliebt unb benfetben ein fefter, ebentuetl ün bon 3eü Su 3e'l Ju beftimmenber SaffenfurS beigelegt toerben". Die ©erathungen toaren borbereitet toorben burd? eine bom AuSfd?uffe ct.-ieä fpanbelStagS beranftaltete Enquete bei ben betriebenen beutfd?en fjf ?anbelSborftänben. Qiefe toaren einige SDconate oorl?er burd? ein moti* uc-'ivteS fRunbfchreiben aufgeforbert toorben, über bie ebentuelle ^crbeifül?- 'i k 10 35ie @olbv»ci(;ruitg ill J)entfd)laub. rung einer neuen ©ctbiniinje ihre 2lnficpten ltnb 33crfd?täge ju äußern, hierauf fatten fünf tpanbelsoorftänbe bie ©adpe für nicpt opportun er» Hart, bie £*anbcl8fammer ton Vremen im 2Utgemeinen ben fofortigen Uebergang jur ©oibloäprung empfohlen, elf Korporationen aber fiep für bie 2Innahme einer bent halben ©obereign gan^ ober napcju gteicpfom» menbcn ©otbmiinje, 31t 10 SOiarf geregnet, unb bie übrigen 19 £anbetS» bertretungen für bie Ginführung einer mit beut ^mansigfrancSftüd ibenti» fetten ©otbmünje auSgcfprodjcn. Sine gebrud'te 3ufarnmenfteWlin8 fcwfa ©utaepten mar bem £>anbetstage borgelegt morben. — 2Bir unterbrechen l;ier für einen 21ugenbtid unferen furjen gefdpiept» tieften Vcridjt, um herbo^upeben, baff bie ermähnten Vorgänge bon 1854 bis 1805 einen überjeugenben 9iacpmcis an bie £>anb geben, trie unbe» grünbet ber Vormuvf ift, baff »Deutfdjtanb 1871 opne ade gehörige tätigere unb meprfeitige llcbertcgung ptö^tid) fid; jur 21nnahme ber ©otbmäprung entfd)toffcn tjabe. Utib folcpe Vorbereitungen Nörten nicpt ettoa mit bem 3apre 1805 auf, fonbern mürben bou ba an bis" 1871 mit noep te&= ^öfterem Gntereffe unb umfangreidper fortgeführt. — II. Vcbor mir ben Script über bie Vorbereitungen 3ur Ginfiiprung ber ©olbmäprung itt £>eutfcplanb fertfefjen, motten mir einen Vlid auf ge» miffe Vorgänge iti unferm DJacpbartanbe granlreich merfen, metdje auf (Sntmidelung beS ©eutfepen SßünjmefenS fett 1865 einen fepr mefentlidjen Ginfluf; paben äuffern müffen. 3n granfreiep unb ben atiberen ©taaten beS ffrancfpftemS hatte bie enorme 9iad;frage nach ©itber gum Gpport nach bem öfttiepen 2lfien utib ber hierburch bis 62% ipence geftiegene ©itberpreiS in ben Oahrert 1857 bis 1803 baljitt geführt, baß ber bei 2Bcitem größte £peil beS ©itber» furantS in biefett üänbern aus bem Umtauf gegogen unb burdp ©otbrttünje erfefjt mar. .Spielt biefer ©Uber ab fluff fänger an, fo mar gu befüripten, baff ber Vorrath fetbft an Heitiercm ©itbergetbe in unerträglicher Seife fiep ferner oerminbern unb nur bie fepr abgenutzten ©tüde im Umtauf »erbfetben mürben. Um biefer Verlegenheit borgubeugen, entftplofj man fiep, ohne im Uebrigen baS tprineip ber bisherigen tDoppelmäprung ju bertaffen, bie Heineren ©itbermünjen geringhaltiger auSguprägen, nämtiip bei gteid;bteibenbem ©emiept ju 0,835 (ftatt gu 0,900) Reinheit, hierauf marb am 23. »December 1865 gmifepen granfreiep, Vetgien, ber ©djtoeij unb 3taticn 3U ipariS ber fogenannte Sateinifcpe ÜRüngbertrag auf 12 3apre gefditoffen, meldjer bie "Prägung ber ©epeibemünge regelte, in fRüdfiipt bei KurantgetbeS aber auf Vertaiigen ber grangöfifepen SRegierung naep fem -&ie-@5rEfoK!jvung in ®eutfd)(anb. It Sßunfdje ber Vanf Bon Smanfrcicp bie ©oppetmiiprung aufregt Ijtctt, ob= fcpon bon ben Vertretern Vetgtcnb, ber Scpmeig nnb Statienb bet btefer ©etegenpeit bie 2tnnapme ber reinen ©otbmäprung, atfo Sefeitigung ber fitbernen günffrancbftüd'e atb Surantgetb bringenb beantragt mar. ©tefc SKafjreget märe bantatb opne $meifet fcicfjt burdfgufiipren gemefen, ba nut jene nur gmifepen 1000 nnb 1500 SDtitlionen $rancb $rangbfifcpeb Silberfurant im Umtauf getoefen fein tuirb. 3m Slnfcptufj an bie bamatige 2Bett=3nbuftrie*e« SRüngfujjeb beb SoBereignb in Setrad)t tarn, mürbe atttp feitenb ber neiften übrigen Staaten ber Vtan niept meiter Berfotgt, unb auf bie 2tn= tapme ber ©otbmäprung in ©eutfeptanb paben bie internationaten 5DZüng= »nferengen fepr metrig eingemirft. "'j,.. Sßab in ben Sapren 1868 unb 1869 bei unb gcfdjepen ift, um ber . üotttoäprung mepr unb ntepr 3ufttmmung gu Berfcpaffen unb fo bie ^. tätere SReicpbgefepgebung in biefem Sinne gu ergieten, ging pauptfäcpticp 12 Sie ©olbWflljrutnj in ftlnitffbhw&i herbor au« ber eifrigen unb folgerechten ^ortfe^nng ber im borigen 316* fd;nitt befprodjenen Vcftrebungen ber ijlubliciftif, be« bolfsmirthfdfaftlichen $ongreffe« unb be« §anbel«tag«. ®ie ii^mifSen ftattgeljabte politifche llnigeftaitung ©eutfdjlanbS burd) Vilbutig be« 9iorbbcutfd)en Vnnbe« unb be« gothißarlament« hatte bie früher faft unübermiitblich erfcheinenben Vcbeutcn unb £ünberniffe einer batbigen unb burchgreifcnbcn cinheitii^en Vtüngrcform, um bie bcftchcnben fieben ober acht berfdnebenen üDfünj-- fhfteme ber ©eutfehen Einjelftaaten gu befeitigen, aufgehoben, fo baff je|t bie praftifdje iOtobalität fold)er 3!)2üugeinignng mit gans anberem 92achbru(f unb Ontereffe als früher jur Erörterung tommen tonnte unb mußte. ®ie 3aht ber 3lnhänger ber ©olbmährung mar feit 1865 unoertennbar feljr gemadjfen, aber jug(eid) mar man fich> auch im Greife berfenigen, welche bie 2lu«fiihrung eine« fold;en ijllan« fdfärfer in« 31uge faßten, immer mem¬ ber restlichen unb mirthfSaftliSen Sdjmierigfeiten bemußt gemorben, bie mit bem Itebergangc bon einer foliben Silbermährung 31t einer gleichen ©olbmährung unb mit jeber Vermittlung folgen Uebergang« burdj Sa* 3mifd)cnfunft einer mirflichen ©oppelmährung naturgemäß berfnüpft finb. ©er nothmenbigen 2lbtiir3ung megen tonnen mir auf bie fonftigen bielfadfcn Verhanblungen in Vetreff ber SBährungSfrage nicht eingehen, fonberu miiffen uu« tficx noch mehr al« fonft auf einige tpauptmomente befSränten. ©er in Verlin abgehaltene bierte ©eutfdfe töanbelstag erflärte in einer am 21. October 1868 befcbloffenen fRefolutioni SOJünjeirxheit unb zugleich eine allgemeine 3eitgemüße SDlünjreform in ©eutfSlanb ift in ber SBeife herbeisnführen, baß fämmtlicbe ©eutfehe Staaten gleichmäßig bie alleinige ©olbmährung mit confequenter Durchführung be« ©eeimab fhftemß annehmen. Eine ausführliche „©entfdjrift, betreffenb ©eutfdhe SQZüngeinigimg" 3ur Vegrünbuug unb Empfehlung biefer 9icfolution marb bom 2lu«fdbuß be« £>anbet«tag« im SD2är3 1869 bem VunbcStansler unb Vunte«ratf) fomie beu Sübbeutfd^en Sregierungcn überreicht. Von einer Vermittlung be« Uebergang« 311 ber borgefStagenen reinen ©olbmährung burdf geitmcüige 3ulal~fung einer mirtüdjen ©oppel* ober 9ltternatib=2Bährung marb in biefer ©enffSrift bringenb abgerathen. 2lüerbing« merbe bei gefcplicher prineipietter Einführung ber alleinigen ©olbmährung ftatt ber bisherigen alleinigen Silbermährung e« unber* meiblid) fein, baß and; unter fehr giinftigen Umftänben für bie Vcr* . merthung be« Silber« unb 2lnfSaffung be« ©olbe« noch eine 9feilje bon 3ahrcn hiuburd; ber üflüngumlauf großenteils in älterem Silbertuvant beftchen merbe. ©ie« fei jebod) teine mirfüche ©oppelmähnmg, 311 beren _®is -Öfefewilpriing In $eut[d)(anb. 13 SSSefeit eS gehöre, baß eine baucrnbe, unbefpvänfte DtuSprägung Beibcv (äbetmetatle geftattet xoivb, wäprenb bei gänjticper Siftirung fernerer 2(uS» miinjung bon ©itberfurant utib fucceffiber Eingiepung beS älteren «Silber» gelbeS bag einftweiten babon nod) im Ilmtauf 3lir"cfbfeibenbe box Cpa» rafter einer bie ©otbbatuta bertretenben fitbernen Stmoeifung erpätt. Jöir motten aber nicfjt unertbäpnt taffen, baß giemtip um bie näm» tipe $eit ber 23eröffenttidpung ber bie reine ©otbtoäprung bcantrageixben ©enffdjrift beb ^>aixbetStagS=21uSfct>uffeS ber befannte 23orfämpfer ber £>aubetsfrapeit 3opn "prince» Smitp bie 2lnnapme biefer SBäprung atS fepv bebenftip fpitberte xmb beit Uebergang gut ®oppeltbäprung empfahl. SteteS bon bem, toomit er feine Slnfipt begrünbete, ift aup eingetroffen. Es peißt u. 2t. in bem gu Slitfang 18G9 in §)irtp'S 2tnnaten erfd)iencnen 2tuffape: „SBenn ®>eutfd)tanb, napbem eb feine 9?apfrage nad) Silber gu Diiiug» jtoeden fepr toefenttip eingefebränft unb fomit ben europäifdjen Jpauptmarft für Silber aufgehoben hatte, fein bemonetifirteS Silber im ©etrage bon ein t]3aar Jpunbert SDiitlionen ?otp gum Serfaufen bieten unb bafür ©otb bertangen feilte, fo iß faum abgufepen, metpe Seränberung burp fo bermeprteS Angebot bon Silber unb gefteigerte Dtapfrage nad) @otb in bem PreiSberpüttniffe beiber ÜDietaUe gu einanber entftepen tonnte. ®enn borauSfiptlid) müßte ffjranfreid) bei ber erften Slnfünbigung eines fotd)en Spritted feine tDoppeltoaprung, b. p. feinen SagpreiS für Silber'aufheben, metdjer bisher als mäd)tiger Diegulator beS 23erpättniffeS ber greife beiber Sßetatle gu einanber xoirfte". . . . „Einen europäifpen SDiarft für Silber gäbe eS nur, infofern nod) eine Diapfrage nad) «Scpeibemünge unb Silbergeratpe beftanbe, unb atter 2>orratp barüber hinaus :müßte gur Slubfupr gegtoungen rnerben, natürtid) burp entfpredjeube ißertoopl» feiterung. tßon einem fogenannten Eigemoertpe fann botfSibirthfd)afttid) nid)t bie Diebe fein. Stian benft babei an bie tßerwenbbarfeit bes SitberS gu Söffein anb fonftigem Safetgerätp unb faßt ben preis inS 2tuge, toetdfeS bie Silber» iepmiebe jept für Srupfilber bereittoiHig geben. 21ber biefen ffSreiS geben fte nur, toeit fte jept mit ben SDiüngftätteu concurriren müffen, unb biefe finb eS, bie atS fpauptberbrauper ben SitberpreiS aufrecht erhalten".. . . „93ei ber in luSfipt genommenen toefenttipen Sinfpranfung ber tpauptoerloenbung beS SitberS, tonnte ein merftieper Dtücfgang in beffen Preife niept ausbleiben. Eine - Sveitge freilid) fanbe baS Sinten bei berjenigen Preisermäßigung beS SitberS, oetepe bie StuSfupr naep ünbien, Epina, Sübamerifa unb fonftigeu größeren Silbermärften fo topnenb mapte, baß ein berftarfter SIbftuß unS rafp unfereS emonetifirten SitberS enttebigte". . . . „Der Uebergang gur ©otbtoäprung, , titer jDemonetifirung eines großen SpeitS unfereS SitberS, pätte gur Sotge, aß ber ©olbborratp, toetper biSper ben ÜDienft beS 3aptmittetS in Engtanb • lib granfreip borgugSroeife unb anberdmo nur nebenher oerfiept, fortan aup ir ®eutfptanb biefen 3)ienft mit oerfepen müßte. S)er borpanbene ©otbbor» 14 Sie (Solbttmfyruiig iu $eiitfd)Iaiib. rati) l)ätte bcui QBaarenumfatte in einem vergrößerten Greife ju bienen, meljr Sßaareit alö biSl;cr umjufetjen, alfo müßte er in meljr ober Heinere ©ummen eingettjeitt tvcvbctt, b. I). bie SBaarenpreifc müßten allgemein finfen." „2tUe bicfe ©dpvierigleiten rühren inbeß nid)t von ber Ginfüljrung ber Wolbmithrung, fonbern von ber ütbfdpffuitß ber ©ilbertväßrung her; fie erfolgen aus ber Skrininberung bcS ©ilberpreifeS, tveld)e nidjt ausbleiben fanu, toenn man bent ©ilber bie gcfct3lid)e Gigcufdjaft ber ©dplblöfung entjießt, auf toeldjer fein bisheriger IfireiS jum ©ßeil beruhte. 'Uber ift es benn nött)ig, bei Giitfiil)-- rnng ber ©otblvährung bie ©ilbcnvabrung abjufdjaffen?" ^rinceSmith gelangt bttrd) biefe (Srtvägungcn ju beut 23orfd)lage, ber bcabfid)tigten einheitlichen $)eutfd)en lOJünjreform bie £)oppe(mährung mit einer gcfehlidjcn Sßerthrclation tvie im Franzofifdjen SJiütizmefeit ju ©runbe ju legen, ttadjbem bie «Sicherheit erlangt fein tverbe, baß Franf« reich fei» bisheriges 2BährungSft)ftcm nicht abänbern motte. — 9iad)bem ber Siorbbcutfcfm SicidfStag tviebcrholt eine balbige etnfjeib liehe Siegelung beS 2)iünz=, flaßiergelb» ttnb iöanfmefcnS nach ®orfd)rift beS SlrtiletS 4 ber 23unbcSverfaffung beantragt uttb baS S3unbeSlanjler=2lntt erflärt hatte, baß nothmenbig juerft bie liinftigcn iOiünjberhältniffe feftge- ftcltt tverbett müßten, mar natürlid) vor Slttem eine pritteipiette Chttfcfjeibimg in ber SBährungSfrage herbeizuführen. 23ei ber vom SunbeSrathe int Sinti 1870 befd)loffcnen Gnquete in betreff bcS SSiünjmefenS nahm baher auf beut vertheilten Fragebogen bie Frage, ob reine ©oltmährung ober ob Tmppclmährung anzunehmen fei, eine hervorragenbe ©teile ein; baß von ber Beibehaltung ber bisherigen alleinigen Stlbermährung nicht bie Siebe fein fönnc, tvarb getviffermaßen ftillfchtvcigcnb vorauSgefeht. £ie Fragen tvegett ber SBährung gingen bal)in: „Sollen umlaufsfähige ©olb- miiitzen gefdtaffen tverben: 1) burch Uebergang zur einfachen ©olbmährung, bergeftalt, baß bie Silbermünzen für ben Heilten llerfeljr über ihren ÜBerth attSge» münzt tverben, — ober 2) bttrd) ISinführttng einer fogenannten ©oppelmäljrung mit feftcin SBcrthVerhältniß zmifcbcit ©olb uttb ©ilber, trie e§ in 3*ranfreich befteht; — ober 3) bttrd) Slnnahnte ber 3)oppelmährung Icbiglid) als Uebergang4 ftabium zur reinen ©olbtvährttitg, mit bem 2Bcrthverhältniß von 15,50:1, ober von 15,55: 1, ober von 15,75: 1 zmifeben (Mb uttb ©ilber?" — guverfidjtlidjer nod) als am Schluß beS vorigen SlbfdmittS bürfett mir unter ."pinmeifung auf bie eben ermähnten Vorgänge uttb bie jaljb . rcid)e ©eutfdje SJiiinzliteratur in bett O'aljren 18(15 bis 1871 gelten mato, ®i« (Bslfciväfyi-Hrtg in Scutfdjtanb. 15 ba§ bev Bormurf einer unzulänglichen Borhereitung ju einer Ghttfdfcibung in ber SBahrungSfrage unbegrünbet tft, unb bezeugen namentlich bie bcS» halb ausführlicher mitgethetlten Sleufferungen bon iprince=Smith, bafj bie je^t bon allen Seiten beS 2(u8lanbe8 borgcbrachten Bebenfeit toegen ber Silherentmerthung in ©eutfchlanb fclbft fdfon 18G9 öollftänbig befannt toaren. S)er llebcrgang pr ©olbmälfrung gefdfal; mit genauer Senntnifj folcher Siebenten. III. Sßährenb im 3uni 1870 in Berlin bie $ragebegcn für bie balbigft borjunchmenbe 2}tün;enquete feftgcftellt mürben, mar aufs Steue unb um» faffenber als bisher gleichzeitig in ^ariS eine bon ber granzöfifchen 9?e» gierung beranftaltete 2Bährung8=@nquete ihrem Stbfdflujz nape gebraut. ®ie für biefe ßnquete niebergefehte ©ommiffion, beftehenb aus 23 atige» fehenen SDtitgliebera, bereu 2Infid;ten über bie Beibehaltung ber £)oppct= toährung ober Sinnahme ber reinen ©olbmähmng fid; fdfroff entgegen» ftanben, hielt bom 8. ©ecember 18G9 bis 511m 29. 3uli 1870 adüzehn ©jungen, in benen eine lange 9?eihe fd;riftlid;er ©utachten bon ,?>anbcl8» tammern unb auSlänbifchen Slutoritäten borgelegt mürbe unb aujjerbem eine nicht geringe ^alfl franjöfifcher unb frember ©adjberftünbiger fid; münblich auSfpradj*). $ür bie Slufredhhaltung ber ®oppelmährung mürbe hauptfachlich folgenbeS geltenb gemacht, ©em Silber biirfe fein ©harafter als $urantgelb nidf)t entzogen merben, meil baS ©olb allein allen Bebiirf» niffen ber Sirtulaltion nicht genügen fettne. tOtan fd;ape (1870) ben Oefammtbovratl; an ©belmetall in ber SSelt auf ungefähr 50 Stilltarben ftrancS, unb bieS erfcheine nicht Zu ßiet, menn man bebenfe, baff bicle Stationen lOtangel an Btünze hätten unb ißapiergelb benuhten. Bon fener ©umme tonne man bie |)älfte auf ©olb unb bie anbere §älfte auf Silber rechnen. Sffienn man Silber überall bemonetifire, fo merbe beut allge» meinen Berfelfre eine enorme 20?affc 9J?ünze entzogen, baS ©olb fel;r tljeuer merben unb für bie ©efchäfte eine allgemeine Störung entftehen. *) ®ie bereits gebruefteit ißrotofolte bev Sommtifton berbrannten im ffllärj 1871 beim 2luf|tanbe ber rParifer Sommune mtb mürben im fotgenben Stapre neu gebrudt, jtoei 33anbe in Quart, über 1300 ©eiten entpattenb. gür bie Stufredjtbaltung ber beftebenben ©oppetmaprung ertlärten fid) bie §erren 8ioutanb, 3totpfdt)ilb unb be SBaru ((Souberneur unb Diegenten ber S3an£ bon J^ranfveid)), SBotomSfi, Seou, älnbre u. 2t.; bie fjanbelstammer bon Diouen unb §err ©. ©epb aus Sonbon. ®agegen warb bie Stnuapme ber reinen ©otbtoährung empfohlen burcfj bie §anbe(8« tammern bon Sport unb §abre, burcp bie Herren Sebaffeur, SBtaile, Uuglar, b'Jtubiffret, 33artpelemp ©aint §Waire u. 2t., unb bon ben eingetabenen auStanbifcpen ©adj» berftänbigen Sapen aus äSetgien, geersl?er303 auS ßer ©djweij, ©acerboti aus 3talien, SBtocp aus DJorroegen, Sßattcnberg aus ©cpweben, ©errp 0 3i»ü «"8 (Spanien unb ipenbritbs aus Sngtanb. IG $ie @o(bttxnf)iittift in ?)fUtf(J(Ij}nb. SBcnit behauptet Werbe, baß btc© fein 9iad;tf;eil fei, weif fid; ^ßrobufte gegen ißrobufte außtaufd;en unb bie greife nur nad; einer anberen Stala würben tarifirt werben, fo fei ju antworten, bafj jebe 23eränberung im SSertljc beß ©clbcß eine 2frt Deootution fei, beim alle Schulbner würben Ufte SßcrbmbtidjteUen erjdjwert fefjen. ©ie Staatßfd;ulben Würben läftiger Werben pn Dad)tf)eUe aüer Steuerpflichtigen. ©ie feit jwanjig 3at;ren ftattgel;abte bebeutenbe Vermehrung beß baaren ©etbeß t;a6e Diemanben ruinirt, ßiclmct;r äffe ©cfd;äfte belebt unb baburd) ben SBcrtf; beß ©elbeß etwaß ßerringert. ©er Vorrath an ©otb unb Silber habe fid; feit 1849 um jährlich etwa 3 fßrecent bcrmcfjrt, altein gteid^eitig fei bie Dlaffe beß Verfef;rß jährlich um meljv afß 3 ißrocent gewachfen unb fo eine 2Iuß= gteidjung erfolgt. SGScnn man gegen bie ©oppetwähruitg einwenbe, bafj ©olb ein bequemereß ©aufdjmittcl fei alß Silber unb bag in ffranlreid; Diemanb mcl;r bie fdiWcren filbernen günffraneßftüde wolle, fo Werbe foldjeß burd; bie ©l)atfad;e wiberlegt, baß bie länblidje Veßölferung biefe Diünjforte gerne f)abe unb fie ben gofbenen günffraneßftüden oorjiehe. ©er gegenwärtige 3eitpunft erfreute jur ©emonetifation beß Sitberß um fo weniger geeignet, afß bie jährliche ©oltgewinnung im itlbnefjmen be= griffen fei. Vktdje Verlegenheit werbe eintreten, wenn nacf; Vefeitigung beß Sitberhirantß fünftig ein weiterer ülußfaU in ber ©olbprobultion ftatt= finbe! Vcrwcife man auf baß 2lußfunftßmittel beß $rcbitß, fo fei nicht ju bergeffen, baff unter atlen Umftänben baß CrbetmetatI alß fotibe S3afiß beß ©etbumlaufß unentbehrlich bleibe. Sffienn bie Dienge beß baaren ©elbeß nid;t in gleid;em Verhältnis wie ber Umlauf zunefjme, werbe man rafd; in finanzielle Ärifen gerathen. 3n (Snglanb hätten allerbingß bie Umfape im I5learing=4paufe ohne atle Venuhung oon 2Jiünge bie folcffale ,3 iff er oon 48U0 Dlitlionen 8ßfunb Sterling jährlich erreicht, allein auch ber Diiinjoorrath fei bort in ben legten jwanjig 3af;ren um etwa 30 9)1ill. ißfb. Strl. geftiegen, fo baß fid; ber enorm erweiterte Ärebit auf einen cntfprethcnb erweiterten IDtüngbeftanb ftüfjen tönne. — ©ie ©oppelmährung fei oft angegriffen, allein niemalß nadgewiefen, baff biefelbe granfreicM inlänbifcbcn ©elbuntlauf bcnachtl;eiligt habe. .ftabe fyranfreid) fucceffioe baß zur 3cit entwertt;ete ber beiben (Sbelmetalle alß principalcß @elb be= hatten, fo biirfe baran erinnert werben, baff bei biefen 2llternatißen baß wot;lfeiterc Di et all in 2Birtliddeit nid;tß oon feinem 2Bertl;e Oerloren, fem bern baß anbere eine iprämie erlangt f;abe. ©erjenige, ber baß jnr $eit minber gefdjäpte Dictall erhalte, werbe alfo nicht beeinträchtigt. ©ie in $olge ber ©oppelwährung eintretenben ©eptacirungen beß einen ober beß anbern ber (Sbelmetalle feien erfahrungßmäjjig iüd;t fo oollftänbig, bajj nicht oon bem oerbrängten Dlctall hinrcidjcnb für ben außwärtigen Raubet -®le (Sctbtoaljrung in SDeutfcEjIanb. 17 im Sanbe jvirucfbteibe. ©aS Seifpiet Snglanbs fprecße nicht gur pfetjtung ber alleinigen ©otbwährung, tnbem biefe baS i'anb fortwährenb ben fchtimmften ©elbtrifen auSfetje. ©nblid) würbe bie ©emonetifation beS ©ilberS für fjrantreich burc^> ben bann für 97edmutig beS «Staats etn= julbfenben ©etrag an biöl^erigem Silberfurant einen enormen finanziellen SSerluft mit fic^ führen. gür bie ©tnführung ber reinen ©olbwährung an Stelle ber bis* herigen ©oppelwähruttg würbe anbererfeits ooriteffmtid) golgenbeS geltenb gemacht: 3>om wiffenfdjaftlidjett Stanbpunfte aus fei bie ©oppelwähruttg ent= Rieben gu »erwerfen. Snbem baS ©efeh eine fefte SBertfyrctation gwifdjen ©olb unb «Silber wie 1:15% annehme, toerfolge eS ein falfdjcS ißrincip, benn bie wirtliche SSerthrelation »eränbere fich fortwährenb unb fei »on ber ©efefsgebung unabhängig. ©urd? bie ©oppelwähruttg werbe gur Se* ftimmung ber Sffiertfje ein gWiefacheS £0?ag gegeben unb hieraus cntftehe Unllarheit. ©ie ©oppelwähruttg wiberfpredje ber ©credjtigteit, benn fie geftatte bie in einem SRetafl contrahirte Sdjutb in einem anbcrn iÜfetaße gurütfgugahlen, fobatb biefeS im SBerthe gefunfen fei. gib bie ißrapiS fei bie fogenannte ©oppelwährung nichts anbereS als eine 21tteriiati»Währung, inbem baSjenige ©belmetaß, weldjeS gur 3eit e'l1e Prämie ertangt habe, auSwanbere, baS anbere aber wieber eingielje, fo baß Owanfreidj thatfädhlicf> abtoechfelnb ©otbwährung unb Sitberwährung habe, ©ie golge fei, baß baS ßanb bei fold^en SBeränberungen in feinem ©belmetaßoermogen ftarfe : ißerlufte erteibe, tnbem bie 2Berth»erminberung 2 bis 3 ißrocent betragen •Jimne. ©a baS entwerthete Sftetall bann ben iDJaßftab abgebe, fo entftehe eine fteigenbe ©enbeng aller greife. Slud) anbere Umftänbe hätten gewiß . ;u ber feit 20 Qaljren ftattgehabten allgemeinen bßreisfteigerung beigetra» ._gen, aber gum großen Sheile fei bie Verringerung ber ®auftraft bcS . Selbe« unftreitig ber außercrbentlich »ermehrten ©betmetaflprobuftion gu= - ußhreiben, welche um baS 3aßr 1848 nur etwa 400 iDtißionen, gegen* Därtig aber mehr als 1000 üDiiflionen $rancS jährlich betrage. ©S fei iufgabe beS Staates, folder Steigerung ber greife, bie für manche klaffen " >er Settßlferung fehr empfcnblid) fei, mögtichft entgegenguwirlen unb bieS oerbe burch bie ©emonetifation beS Silbers gefchehen. ©iefe fei jcfet um ) mehr geboten, als ohne fie grattlreid) bei bem eingetretenen Sailen beS Silbers ©efaljr taufe, bie fo »iel »ofllommnere unb bequemere ©otbcirfu* ' ition, bie fiep feit 1860 eingebürgert habe, wieber einbüßen gu müffen. Sei ber fcfßießUchen Slbftimmung erllärten fich 17 ÜJZitgtieber für ine ©otbwährung unb 6 für ^Beibehaltung ber ©oppelmährung. Om ihlußberidß hi»B e§: ©oppelwährung ift »erurtheilt »on bem bvei* mieupifcJje 3aprtitdjcr. JßC. XLV. J&cft 1. 2 18 2>ie ©olbmäljrung in Seutfctlanb. fachen ©eficht«punft ber SBiffcnfdjaft, be« inncrti ©clbumlauf« unb ber internationalen SRilnjcinlgung." — „<£& wäre unborficfitig mit ber Stuf» Hebung ber ©oppelmährung länger ju marten. 3n ©eutfddanb Befielt eine ftarfe ©eubenj für (Sinführung ber ©olbmährung. Söenn biefe jur ©urdjfiifjrung tommt, ehe grantreid) etma« ttjut, fo mirb ba« bemonetifirte beutfdje Silber nach Omanfreid) ftrömen, um ^ier unter bem Schule ber gefehtidjen ©oppelmährung gegen ©olb au«getaufd?t gu merben." Jßtr haben biefe 3l,fammenfaffxntg ber ©rgebniffe ber großen frarn jöfifchen Sßährung«=©nquete hier aufgenommen, meil biefelbe gugleicB bie betreffenben mefcntli^en ©efidftepunfte miebergiebt, meldte in gaf;lreidf)en bcutfdjen ißublifationen über bie beoorftefienbe SOJünjregclung in ©eutfety* lanb mäfjrenb ber Oaljre 1809 bi« 1871 oertreten mürben. ©iefe Scfrift- ftüde unb bie Sleußerungen in ben 3ahre«berichten mancher £anbel«fammer tonnten mit 5Recf)t bie ©eutfdjen ^Regierungen gu ber Slnfidjt führen, baß im §inblicf auf ba« in folcf;er Söeife au« eigenem Slntrieb jufammenge* tragene SOfaterial bie 2(u«fül)rung ber bor bem Kriege beabfidjtigten amt¬ lichen ©nquete unnötig gemorben fei, jurnat eine 33efd?leunigung ber fReform im §tnblicf auf ebentuelle frangöfifchen Crntfchließungen 511 ©unften ber ©olbmährung ratljfam erfdjeinen mußte. 9lur über ben toidjtigften unb fdjmicrigfteu ißuntt ber SRüngreform, ob fofortiger Uebergang jur reinen ©olbmährung, ober aber eine oorläufige Annahme ber ©oppelmährung nach öem fvanjofifcficn Spftem gu befdjließen fei, tonnte e« münfdjen«* mertb, ja notfymenbig erfdjeinen, noch eine öffentliche Srcrterung boran- gehen ju laffen. Unb hievgu bot menige SBodfien bor bem Seginn ber ®erathungen im Scbooße bcö 23unbe«rath« unb be« 9ieich«tag« ber Cfnbe ütuguft 1871 in Vübecf tagenbe gmölfte mirthfcbafttidie Kongreß unge» fudt>t eine milltommene ©efegenheit. SBir haben borbin bie nachbrüdlüfe 33ertfjeibigung ber ©oppelmährung burch £>erm prince»Smith befproden, ©erfelbe beantragte nun al« Referent im Songreffe: ber Songreß möge empfehlen, baß bie fßrägung unb 9lu«gabe ©eutfeber ?anbe«müngen an« ©olb ungefäumt begonnen unb nad) töebarf fortgefe^t merbe; baß mau aber, meil bie ©oppelmährung, menn fie fid) praftifch haltbar geige, unä ber Scbmierigteit überheben mürbe, ©olb für unfern gangen Saarbomtlj f angufchaffen unb unfern großen Silberborrath al« Schmelggut auf ben-" SOcartt ju merfen, erft nach gemonnencr Erfahrung eine ßntfebeibung treffem folle, ob auf bie ©aucr neben ben gotbenen £aube«müngen bollhaltige* filberne SOtüngen mit fefter ©eltung in Umlauf beigubehalten feien. — ©er Sorrefcrent empfahl bagegen, im Slnfchluß an bie Anträge in bei? s ©entfehrift be« §>anbelötag«'2lu«fchuffeö bom tOfarg 1809, bie reine (Mt^ mährung al« beftänbige alleinige ©runblagc für ba« tünftige ©eutfehe-1 Sue ©oTbWaljviinq tit ®cutft^kiib. 19 2JJüng»efen angunehmen, bag bisherige ©llherfurant aber je nach bent gortgang ber ©olbauSmünjungcit einzugießen unb nur einftmetlcn nod) als gcfeßtitßeS Zahlungsmittel gugulaffen, jebodj ohne alle »eitere Ausprägung beffelben. GS fanb nun über bie grage: ob reine ®olb»äfjrung ober ob (Doppel* Währung gu empfehlen fei, eine feljr eingehenbe DiScufficn ftatt — „93er= hanblungen beS 12. 23oti'ön>irthfd)aftfid;en SongreffeS", »eiS, baß unter ben ge= ■ (ebenen lonlreten beutfeßen SOfünjberhältniffen bie (Einführung einer wirf* leben Doppelwährung als rctßtlicß unguläffig gtt betrachten fei. !Da bieS ■ lioment für bie gange »eitere Gntwid'elung ber ßftüngreform eine ent* , ßeibenbe ©ebeutung hat unb noch gegen»ärtig bei ber Abtoehr gegen bie ivojefte einer naeßträgtießen (Einführung ber (Doppelwährung in ©ctradjt rnmtt, erfeßeint eS nicht überflüffig aus ben begüglidjen (Darlegungen beS orreferenteit (Einiges in (Erinnerung gu bringen. (Die Argumentation 'ffetben »ar im Sßefentlicßen »ie folgt: (Es hen'fd)e aüerbingS (Sinbevttehnten barüber, baß bei ber beoorftehenben eutftßen fWüngreform oon ber Aufrechthaltung ber alleinigen ©Überwälzung, v ht bie Hiebe fein fßnue, baß aber anbererfeitS, bis ein hinreiepenber ©orratp iter ©olbtnüngen in Umlauf gefegt »orben, bie ©enugung beS bisherigen IberlurantS unentbehrlich fei. Daffelbe fei allmählich eingugiehen unb »eitere tSprägurtg beffelben gänglich gu unterlaffen. (Eine foleße Anorbnung falle :djauS nitßt unter ben fflegriff einer »»fliehen Doppelwährung, gu beren Gr* berniffen gehöre, baß eine unbefd)ränfte AuSmüngung beiber GbelmetaHe unb Ballung ebenfo in Oolbmünge »ie in ©ilberfurant geftattet fei, »aS gur htoettbtgen gPlge habe, baß eine gefeglicpe »irfüche Doppelwährung tßatfäcßlicß 3llternat»»ährung »erbe. Die Ginführung ber (Doppelwährung in einem ;be, »o bisher bie alleinige ©Überwälzung beftanben habe, fönne nun in ber . ife gefdjeben, baß im ©lünggefeg für baS SBertpoerbältniß gwifeßen ben beiben ■ (metallen eine Dtorm angeorbnet »erbe, monad) baS @olb gu erheblich ttiebri* 2* 20 ®ie ©olttoabrung in ®emjri)i'niib. geretn UBerthe ausgebracht merbe, als mogu baffetbe int freien S5erfef)r gu »er= taufen fei. 3n biefen galle mürbe bte Doppelmäprung eine 3üufion fein, bcnn e8 mürbe bann meber ©olb in fDiünge ausgeprägt noch in 3ahltmg cmfcerS mit ©eredptung eine« ÜXufgetbß angeboten merben; thatfädylid) toerbe bie ©ilber= mäprung in »oder ©eltung blei6en. Seftinmie baS dMnggefep aber eine foldje Söerthrelation für bie Ausprägungen, baß je nach ben ©djmanfungen beS Steh metadmarfteS ein abmecpfelnbeS AuSmüngen unb ßapten ßon ©olb unb ©übet gu errcarten, fo liege in folcf>er Regelung augenfcpeinlid) eine Ungerechtigfeit für ade ©läubiger unb ade Empfänger fefter ©elbbeträge. 3ur Erläuterung benfe ntan fid; bie ftomoertirung »on Stornrenten in ©elbrenten. lieber ben babei gutn ©vunbe gu legenben burd)fd)nittlid)en ißreiS fönne man üerfcpiebene fDteinungen pegen unb merbe ber Empfänger mopl oft nidjt gufrieben fein, toenn ber ®utdi= fd)nitt nad) einem längeren früheren 3eida"OT berechnet merbe; allein, einmal feftgefteflt, fei bie ©ad;e für alle 3e*t abgemacht. SBürbe aber gefefelidj an- ; georbnet, baß trop ber Sonoertirung ber ^Pflichtige für immer noch bie 58efugniß , behalte, nad) feinem ©elieben entmeber bie ßiente in natura ober in ©elb nach ber berechneten 9?orm ju entrichten, fo fei bie ^Beeinträchtigung beS Empfängers eoibent, benn er mürbe ftetS auf bie mohlfeilere SBeife abgefunben merben. SBenn . beim Aufgeben ber ©ilbermäprung in ©eutfcplanb bie mirfliche ®oppelmäbrung " eingeführt merbe, monach aüeS in bie äKüngftäite gebrachte ©olb gu 1395 2M unb baS ©ilber gu 90 SDiarf pro ißfunb fein auSgumüngeu unb jebent ©cpulbner gu geftatten fei, beliebig mit foldjer ©olbmünge ober mit fotdjer ©itbermiinje ju gaplen, fo feien bie gang ungeredjtfertigte ©eoorgugung beS ©cpulbnerS unb 8t= nacptpeiligung beS ©läubigerS ebenfo ungmeifelpaft. AnberS fei eS, toenn int Augettblid ber Aufhebung ber bisherigen alleinigen ©ilbermäprung im ißrinc'ip bie oodftänbige llmmanblung aller bisherigen ©elbforberungen in bie neue ®elb= »aluta nach ber im ©efep angenommenen Sßertprelation torgefdjrieben ttterbe. ES fei b>ievbei freilich bie außerorbentliche ©cpmierigfeit gu überminben, bie SDBertbjrelation fachgemäß unb gerecht feftguftetlen, ohne jebe abficptticbe 8egünfü= gung ober ©eeinträdjtigung ber ©täubiger mie ber ©cputbner. ©lücfli^evmeift fchcine gerabe fept bie ?age beS EbelmetadmarfteS unb ber fonftigen in 23etracht tommenben ©erpältniffe ber Art gu fein, baß eine Sßertprelation ftcp barbiete, : gegen melche meber Oon ber einen noch ber anberen ©eite beadjtenStcertlje Ein- menbungen erhoben merben bürften, nämlich baS bem frangöfifchen fDiüngfpfiea gum ©runbe liegenbe ©erpältniß oon 1512 x ©ilber gegen 1 x ©olb, t»eld)fir gugteich grabe fept im freien ©erfepr ännäpernb gutreffe. Üiiemanb fönne ml , Seftimmtpeit ßorperfagen, ob unb mann in 3uiuitft biefe Sßertprelation fcdj Ji ©unften beS ©olbeS ober beS ©ilberSänbern merbe; ©läubiger mie ©djultnr hätten bie Epance, pierburcp gu geminnen ober gu verlieren. 2BcHe man cit| menben, baß bie SBahrfcheinticpfeit einer fünftigen Sßertpoerringerung be§ Silbflp größer fei, fo möge man hiergegen ermägen, baß noch im 2aufe ber lepten jei^' 3apre ber ©Überpreis längere 3eit 62 bis 62' '2 geßanben habe unb tie SBiebtt fepr foldper günftigen ihoufunfturen für ©ilber nicpt auSgefchloffen fei, unb bat-. Sue ©öTbtoüljrung tu 2>eut[djtanb. 21 wenn ber ©Überpreis fiinftig crljefeltc^ finfen foüte, bteö eben mit unter bent Einfluß ber ftattgeljabten SKünjreformen gefd[)et>cn toerbe, ben »ortreg bei gegen= toartiger geftfteKung mit in Rechnung ju bringen, ber ©iüigfeit nidjt entfpredjen toiirbe. 3m ©efepe ben tBorbeßalt ju machen, prosiforifdj für ben Uebergang bie SBertfirelation »on 15,50 :1 anjunehmen, um ecentueß fpäter bafür eine an= bere Morm nad) ben injt»ifd)en gemachten Erfahrungen ju fubftituiren, fei un= bebingt ju »ertoerfen, als ungered)t gegen bie ©laubiger aus bem oben angege» Benen ©runbe ber Einwirfung ber neuen SDtünjgefepe auf ben ©Überpreis, unb als ju unüberfepbaren ©djtoierigfeiteu unb Störungen füßrenb, toäßrenb gegen= »artig, toie gejagt, eine befinitioe SSeftimmuug ber äßerthrelation fid) »erhältniß* mäßig teid)t toerbe betoirfen laffett. — Qm fMdjSfanjler^lmt t^eitte man bamalS biefe Auffaffung nod) nicht. Oer im October 1871 bem ©unbeSratlje »orgelegte „©efefeenttourf, be= treffenb bie Ausprägung »Ott JReichSgoIbmünjen" beftimmte freiließ bie Ausprägung »on 9ieid)Sgolbmünjen, 1395 M. aus bem fßfunbe fein ©olb gerechnet, alfo auf ©runb einer SBerthrelation »on 15,50 ©ilber = 1 ©olb, toeldje ÜDiünjen ju folgern feften SBert^e in allen öffentlichen Waffen in "galjlung genommen toerbett foüten; ben ©olbmünjen toarb aber bie (2igcrt= jcfiaft eine« allgemeinen gefeilteren 3ahlull9§!IIittelg nicTt beigelegt unb bem» • jufolge auch feto ©erbot fernerer @überlurant--21uSprägung »orgefchrieben. Denn, fo heißt eS in ben ÜWotiben: „eS empfiehlt fid), als »orbereitenbe Maßregel junächft eine mehr freitoillige Einbürgerung ber ©olbmünjen mrd) bloße Oarifirung bei ben öffentlichen Waffen ju »erfudjen, bamit, -.•Denn in ber 2Baf)l beS 2öerth»erhältniffcS jtoifd)en ©olb unb ©ilber [1:15%] rljeblich fehlgegriffen fein follte, »or ber Oreffung jener tief in alle 3Ser= . ehrSberhältniffe eingreifenben SKaßnahme nod) eine Sorrectur »orgenom* ten toerben tönne." ES lann, toie toir je£t bie Oittge ju überbliden »ermögen, nicht bem rtifefteri 3tocifel unterliegen, baß toenn auf biefe SBeife mit ber Sftünj- 'form »orgegangen toäre, Oeutfchlanb »ollftänbig bei ber ©ilbertoährung ' eblieben unb bie toirflicfje Einführung ber ©olbtoährung für uns in faft nabfehbare gerne gerüdt toäre. Oie flare Erfenntniß biefer ©adjlage üftimmte ben AuSfdjuß beS §anbctStagS, in einer ausführlichen SJ3or= ällung »om 17. October 1871 ben ©unbeSratfj bringenb ju erfuchen, baß . bem ©efefjenttourf bett ju prägenben ©olbmünjen fofort ber Eljarafter neS allgemeinen gefehlidjen 3ahlmütelS, auf ©runb ber angenommenen iertljrelation »on 1:15,50, befiniti» beigelegt toerbe, ohne allen unb jeben Vorbehalt einer fpateren Sorrectur biefer üform. fnerburdj erlebige fid) tte SGöeitereS jebe befottbere Sonbertirung älterer 3ahtongS»erbinbIich= ten. £>ie „üorrectur" möchte erft recht in 2ßirflid)fett ein gefjlgriff 22 ®te (Mbloaljrung in ©eutfdclsufe. Werben, um anfdfeinenb cine rid;ttgcve Ausgleichung ber älteren unb ber neueren 23atuta feftjuftellen. ©enn bie battn herbortretenben 23eränberungen im gegenfeitigen Aöerthberhältniß ber ©belmctalle Wären jum £ljet( eben burch bte borläufigen ÜDfaßrcgeltt oerurfadft. Sßie bebeutenb folc|e 33er= änberttngen fein tonnten, fei ganj unberechenbar. 9)?it gleicher troffen Werben, inbem bie ©oppelwährung bie Ausprägung üollljaltigei ©ilberfurantmünjen bebingt, bie reine ©olbwährung bagegen oorausfe^t baß bie ©übermütigen unterwerthig ausgeprägt werben unb nur fürfolfy- 33eträge gefef|lid)eS 3ahlu«9ettAttel bilben, welche in ©olbmünjen nidjt ge jahlt werben fönnen. ©er borliegenbe ©efehentwurf fonnte, ba Seftim muttgen über bie fünftigen ©ilberauSprägttngen außerhalb feiner Aufgaki liegen, biefe praftifdje Sntfcheibung nidjt treffen, jeboch würbe hei ffefl- ©^W'tiprnttg in $eiitfdj(aiib. 23 ftettung feiner ©eftimmungen baron ausgegangen, baß a(S ©nbglet ber Seutfdjen IDiüngrcform bie reine ©otbtoät)rung ins Huge 31t faffen fei. Sie bcm ©Aftern 311 ©runbe iiegcnbe Red)nungS=©iuf)cit ift ber getjnte Sheit einer ©otbmünge." „Sem Grnttourfe liegt baSSßertffberljättniß gtoifcben ©otb unb ©über ben 1:15V, 31t ©runbe. SieS ©ertjättniß ift befannttich baS »on ber franjö» fifteen Soppeftoätjrung aboptirte, toetdje fid^ ©Jenfdjenatter fyiuburdf fotoeit betoafjrt hat, atS eine S)oppettoät)rung fid) überhaupt betoätjren fantt. ©S tjat ben ©orgug, baß in einem großen ©ebiete baS beftefjenbe 9J?ün^fljftem barauf gebaut ift, toobttrd) ein ©raoitiren ber ©iarftpreife ber ©betmetatte nacij biefern gegenfeitigen ©reiSberhättniffe Ijin für längere gefiebert erfdjeint. Hud) toirb baS öffentliche ©etoußtfein fid) mit biefer -gipirung am teidjteften befreunben, weit fie bie legale ©ettung in einem f)odjculti= Birten Rachbartanbe für fid) hat." ©lit biefen toenigen Sßßorten toarb eine ©eftimmung motibirt, toctdjc tiefgetjenb unb fo toeitreidienb, toie nur je eine »otfStoirtt)fchaftlid)e ©2aß= reget, bie ©runbtage alter pefuniären Ontereffen eines großen 8anbeS re= getn fotttc unb bie ttjcoretifd) trie praftifd) bie fdjtoierigften ©robteme in fich faßte. Sie ©2iinggefdjid)te atter Sänber unb 3c'tcn bot hierfür feinen Hnhatt, benn alte bisherigen Uebcrgänge »on ber ©itbertoafjrung jur ©otb= t»ät)rung, ober umgefetjrt, finb burd) baS entloeber einer f3a= pierBaluta ober einer thatfääfjuitig in ©eutfc^fanb. 25 trenn feie beutfdfe SD?ün$reform einige 3ahre früher borgenommctt toäre, nach bem bamatigen unb bent nach bem ®urd)fchnitte bcv näd)ftborange= gangenen Oahre beregneten Silberpreife, bie bem SDfünjfufj jum ©runbe gelegte Sßerthrelation nicht 15,50, fonbern 15,31:1 getocfett unb ba® bcutfche 3toanjigntar! ibentifch mit bem ©olbtrertl) bon 25 graue® ange* orbnet toäre; baß hingegen, trenn bie geftftellung ber mafjgebenbett 2Bertt;- relation einige 3aljre fpäter erfolgt toäre, biefelbe ungiinftiger für ba® Silber aufgefallen fein toiirbe, trie fa and; für bie Sonbertirung ber Hamburger Sanfbaluta unb ber Silberbaluta itt ben ©lanbinabifdjen Sänbern bie Sßkrtfyrelaticn bort 1:15,67 angenommen toorben ift. 3)a® iReidtfmiinjgefeh bom 9. Quit 1873 hat in Sejug auf geft= ftellung Unb ©turchfüljrung ber Sßäljrung nichts 9?eue® angcorbnet, fonbern nur bie Seftimmungen be® ©efefce® bom 4. ©tejember 1871 beftätigt. IV. 3Bir toenben tin® jur Darlegung ber nach Seliebung ber SOiüngge- felje bon 1871 unb 1873 fpejiell toegeti be® Uebergang® jur ©olbtoährung in ©eutfdflanb getroffenen tbidjttigeren SDJajfregeln unb bereu Ergebniffc. ©a® 9)?aterial fyierju finbet man in ben bem SReidjftage in ben 3at)ren 1872 bi® 1879 borgelegten acht ©enffdjriften unb in ben fonft feit 1874 toeröffentlichten ga^lreic^cn unb umfaffenben Seridjten unb 3ufatttmen= ftellungen, ju benen bie Erörterung ber ©Uberenttoertljung in faft alien fommerjiellen Säubern ben Slnlafj gegeben hat. ©He erfte nothtoenbige Sebingung jur Einführung ber ©olbtoährung ■ mujjte bie mögüd)ft rafche unb aufgebende Slufprägung ber angeorbneten r neuen ©olbmünjen fehl. ©He Slufprägmtg begann am 17. ©ejember 1871. ©ie SDJünjftätten ju Serlin, tpamtober, a. SD?., SD?ünchen, ©re® ben, • Stuttgart, Karlsruhe unb ©>armftabt hatten fidf) bereit erllärt, allmonatlich .. 2,200,000 ©tücf gu prägen. 3U ^en genannten SUfünjftätten fant im 3at;re . 1874 noch bie neu eingerichtete £tamburgifche SD7ünjanftalt. Sif 511m Slpril 1872 hatte ber SReichflanjler an bie SOiiingftätten 150,000 Sßfunb ... ©otb in Sarren ober auflänbifchen SD?ünjforten bertheilt, unb ergab biefe , erfte SDlünjperiobe bie DluSprägung bon 5,005,135 Stücf 3ft)anäigmarl= j • ftüdett, mit einem ©etoinn bon etioa 1,800,000 SDJarl nach Slbgtig .ber " SDlünjloften. ©)ie ©)enffäf;rung in ®eutfd)(anb. 27 nirf;t mcitiger als 30,000,000 ißfunb Sterling, alfo auf 000 SDfillionen M. unb bie Summe beS feitbem für feine neuen 2lu8miinjungcn aus bern SluSlanbe belogenen ©olbeS auf nur 980 SDJiüionen HI. beranfcfylagt toarb. ©te amtlichen iftadftoetfe über bie urfprünglidjen üluSprägungen bon CanbeS'Silbernuinjen, meiere 1871 nod) gefe£lid) Surs Ratten, fotoeit folc^e 9iarf)toeife fjerbeijufdiaffen maren, ergaben nad) 2lbjug ber regiftrirten früheren (Sinterungen jufammen einen Setrag bon 1,793,153,277 HI. ©er SunbeSratl) berfügte feit 1873 bie fucceffibe Sittjieljung berfetben, toobei gunäd^ft mit ben fonftigen SMnjen außer benen beg ©reißigtljaler» fußeS unb bann aud) mit ben Siünjforten biefe© üKürtsfußeS außer ben (Sintbalerftücfen borgegangen mürbe, fo baß feit geraumer 3eit fcf)Oit fämmtlid;e frühere Silber^SMnsforten bis auf ben nod; umlaufenbcn 91cft ber ©l)flferftücfe außer Surs gefegt finb. Son jenen fonftigen Silber» müngforten finb gegen bie urfpriingtieben StuSmiinjungen ettoa 79 iprocent eingeliefert merben, fo baß ber ülbgang burd) iu3ttüfd)en erfolgtes (Sin» fcfmteljen feitenS ißribater, Serlorengeljen te. auf 21 ißrocent ju f^ä^en märe, toobei inbeß nid)t außer 2ld)t ju laffen, baß namentlich bei Seginn beS (Singiel^enS manche Seträge aus Unfenntniß ober 9k$läffigfeit sur (Sinlöfuitg nidjt eingeliefert unb fpäter auf Soften ber legten Sofiaer ein» gefdbtrtolgen toorben finb. Sei (Singic^ung ber ©oppeltljalerftncfe finb etma 83 ißrcceut ber urfprünglichen ülugmünjung eingeliefert. Srtngt man für ben präfumtiben ülbgang bei ben S©f>alerftücfen runb 20ißroc. in 2lnfd)lag, toaprenb bei ben übrigen Slünjforten bie borlicgenben pefitioen Angaben über bie (Sinlieferungen berüdfidjtigt toerben, fo ergiebt fid) mit (Sinfd)luß ber öfterreid)ifd)en ©palerftüde (oon benen 31,060,321 Stücf auSgemüigt unb bie faft auSfdjüeßlid) nad; ©eutfd;lanb abge» floffen finb), als ungefährer Silber»Umtauf in ©eutfcf)lanb im 3al;re 1871: llrfprunglicpe HuSmün^ung 1880,334,000 HI. ißräfumtitoer 2lbgang 377,267,000 „ Sleiben . . . 1509,064,000 HI. §üeroon finb nun feit 1873 bis 1879 für Secfmung beS SMdjS eingesogen*) 1079,734,000 Hl. fo baß ber nod) »orhanbene Setrag an älteren Silber» miinjen, nämlid) ©hiferftüden mit bem gefehtid)en ©erthe su 3 HI. ©olb, fid; toal)rfd)einlid) belaufen toirb auf 429,330,000 HI. tote gefagt mit (Sinfd;luß ber öftcrreid;ifcf)en ©halcr- *) 2ln älteren £anbe6»©i(benuünsen finb bis je^t eingesogen unb au neuen 8teid;S« filbermünjen ausgefragt: 28 ®ie ©olbiDÜfyrmig itt Sei»;a;i ten SOieiftcn eine beutlichere Vergeltung toon unferen SBährungßberhältniffen geftatten biirfte. ®er i0fünj41m(auf unb Vorrath in ben Sänbern, bie jeht baß £>eutfche 9ieid; bilben, tft für Enbe 1871 ju fdhäfcen: ^anbcß=©olbmiinjcn (nad; ben Einziehungen) . . . 90,960,000 M. 8anbeß*@ilbermünzen, mit Einfdjluß ber öfterr. Vhlr. 1509,040,000 „ 3ufammen 1600,000,000 M. §terzu ift noch in 2Infd;lag zu bringen ber Sßerthbetrag ber ©ilber= barren in ber Hamburger Vanl unb ber umlaufenben außlänbifchen ®olb* unb ©ilbermünzen, namentlich auch ber in Elfaß4iotf;ringen bamalß cir= lultrenben 2)?ünzen beß ghcancfhftemß. VJenn wir hierfür im ©anjen ge¬ nommen etwa 200 ÜDfillionen M. rechnen, meinen wir gewiß nicht ju wenig angenommen z« hflben. Von bem gefammten Umlauf bürften etwa 10 Vrocent auf ®olb unb 90 V*°cent auf ©Uber fommen. ©cgenwärtig (Enbe 1879) frühen wir ben Vfünjwerth in £>cutfchlanb: iKeichßgotbmünzen etwa 1550,000,00011. 9tod; nicht eingezogene ©ilber=£haler 429,000,000 „ 9teichßfilbermiinzen 427,000,000 „ ®olb in fremben äftünzforten unb Varren etwa . . 14,000,000 „ 3ufammen 2420,000,000 M. Wooon ungefähr 65 ißrocent auf ®olb unb 35 ißrocent auf ©ilber fommen bürften. v '/■ jef)ntel tßcnce. ®i« (Snbe 1874 148,041,100 48,681,900 58.5 3m Sab« 1875 .... 217,556,600 115,560,000 56.15 „ 1876 .... 306,425,500 210,079,200 53.1 „ 1877 .... 273,008,600 46,223,000 54.13 „ 1878 .... 107,115,200 6,566,793 52.3 Sanuav — SWai 1879 . . 26,687,400 WicbtS 50.0 3uni — 97o». 1879 . ■ 9HWt8 9tiWt8 52.2 3ufainmen 1079,734,400 427,110,893 ä 187 M. pr. Kg. 5,774,000 Kg. f. ©. a 200 )/. pr. Kg. 2,135,000 Kg. f. @. £)\e ©oWmiibuing in £>eutfi3rf>fter Preis. 9Jiebrigjler preis. $nrd)fPreiS. 1877 feit ÜKärj . . . pence 56'/8 53VS 543/„ (Süßertprel. 17,22) 1878 , „ 55 49 525/s ( „ 17,92) 1879 535/g 487/s 515/s ( „ 18,27) £>er com britifepen Unterpaufe am 9. SJiörj 1876 niebergefepte 2(ub» fcpuji jur Unterfucpung ber Urfacpen ber ©ilberentwertpung pat in feinem Sic GMblcäbruitg m 23eat{c^[cinb auSgc$cid;neten Scridjtc bom 5. 3uli 187G hauptfächlid; folgcnbe Angaben unb (Sefidjtspuitfte (jerüovgcljoben: £>ic jäl7vtid;c gcfannutc Silberprobuftion fei in fester 3eit beträchtlich gefticgen, auf etwa 280 S2illionen M. gegen nur 160 bis 180 Millionen M. um baS 3al;r 1860. Qcutfd;lanb Ijabc in golge feiner SJiinjreform bebeutenbe Scträge feines bemouetifirten Silbers juut Verlaufe gebraut unb toerbe bamit in näcbfter 30t (»ad; 3uli 1876) noch fortfahren. 2Bie grog folder Setrag fein toerbe, bariiber gingen bic SJcinungctt loeit auSeinanber. 2111er 2ßal;r= fd;einlid;feit nad; toerbe ber überfd;üßige Silberborratl; ®eutfd;lanbS in uächfter 3cit, tocnugletd; nur temporär, ftarf auf ben 3D?arf£ brüden. — dagegen fei ber Setrag beS bemouetifirten Silbers in ben ebenfalls jur ©olbtoährung übergegangenen ffanbinabifcheii Seiten nicht bebeutenb. granfreich l;abc in ben Pahren 1871 bis 1875 in golge feiner Qoppeltoährung fcl;r große Summen Silber ju Sciinsstoecfen oertoenbet — oon einem bisponibclen Silberquantum bon ungefähr 1520 SJillioneit M. habe grautreieb ettoa 670 Stillionen M. abforbirt unb bie baburch bem Silbcrmarfte getrorbene .fpiilfe muffe außcrorbentlid; hch angefdjlagen toerben. ®iefe toerbe jeboeb nothtoenbig aufhören unb bie Südtoirfung bann nicht ausbleiben. 2BaS 3nbien unb baS übrige Oftafien betreffe, tocldte bisher bie be= beutcnbfteu Silber=2lbnehmer getoefen, fo hänge fo biel bon ber Prosperität unb ber ProbuftionSfähigfeit ber Sebölferung jener Sänber, bon bem Gr* trägniß ihrer Graten unb ben greifen ihrer probufte ab, baß cS uitnieg* lieh fei, beftimmte Slngaben über ben fünftigen Silberabfluß bahiu borpt* legen. £hatfäd;lid; laffe fich nur fonftatiren, baß jene Sänber einerfeits ftetS gan$ bebeutenbe Quantitäten Silber abforbirt hätten, baß aber an* bererfeitS biefe Slbforbirung burd; baS 2lnloacbfen ber Summen, bie jähr» lid; bon 3nbien au Gnglanb ju jahlen feien, toefentlich berminbert toor* ben. Sie ©efammtauSfuhr bon Silber habe toäljrenb ber bier 3ahve 1868 bis 1871 ettoa 578 Stilltonen M.r in ben legten bier Pahren aber nur 312 Stillioncn M. betragen. Sie Regierung berfaufe gcgentoärtig 2öed?fel im Seiauf bon jährlich 300 Stillionen M., toeldte bie oftinbifdhen Schulbncr taufen tonnten, fo baß fie nidü nöthig hätten, Saarbeträge ju remittiren. Siefer Setrag fei allmählig geftiegen unb jeige im Sergleid; mit bemjenigen bor jtoan^ig Pahren eine 3unahtne bon mehr als 200 Stilltonen M. ■— Söenn man unbefangen ben ganjen Scridjt beS üluSfcbuffeS, bem bie borftehenben ftimntarifchen 2lngabcn entnommen finb, gu 0tatl;e jieljt, laffen fid; bie jufatnmentiürfenben berfdjicbenen Urfacbcn, toeld;e bon 1873 <5Xia-@Kttio8^n!ng in $>eutfdjtanb. 31 bi« Oitti 187G baS außerorbentlicfje Sinfett bcS SilbcrprcifeS I)crbeigc= führt hdbeit, nach Ujrer ©ebeutuug annähernd toürbigen. ®er 23crid)t tft toeit entfernt babon, ber beutfdjen SDSüngreform einen fo übertoiegenben unb entfcheibenben (Stnflu^ beigumeffen, trie fpäter fo bielfacb gefdjeljen ift. ®ie (Sintoirfung ber 3u"dfjnte ber inbifc^en ßouncil»$itlS, ber ge= fteigerten Silbcrprobuftion unb bie ßtnfdjränfung ber StuSprägung con Silberfurant in Franfreid) unb ben anberen Säubern bed FrancfhftemS ^aben einen ungleich ftärferen ®riuf auf ben Silbermarft, (too Silber gu Sinfang bon 1873 nocfr mit 593/4 ißence, im Suit 1876 aber geittoeilig nur mit 463/4 ißcnce begal;lt tourbe) ausgeübt ats bie beutfdjen Silber» berfäufe in biefem 3eitraum- Oiefe haben boit 1872 bis gitm 30. Sep» tember 1876 nur 871,800 Kg. Fein=Silber im SBertlje bau 144 Millionen 17. betragen. 9Bie toenig bebeutet biefc Summe gegen bie ©einige ber gleichzeitigen 3unahme ber allgemeinen Silberprobuftion unb bie 2lb» naljme ber baaren SRimeffen nad; Snbten! 255äre bie beutfd;e 2J?üng» polltif bie entfd)eibenbe llrfatbe ber eingetretenen Silbercnttoerthung ge» ffiefen, fo hätte (entere nad) 3uli 1876 notbtoenbig nod) biel fdjlimmer teerben muffen, benn bie bebeutenbften Verläufe bcS bemonetifirten beut» fdfen Silbers fallen in bie 3ett 1- Oftober 1876 bis 30. Septem» ber 1877, als babon über 1,680,000 Kg. im 255ertlje bon 312 Millionen M. an ben SOiarlt gebrad)t tourben. 9lun aber mar ber ©urd)fd)nittsprcis bcS Silbers im 3at)re 1876 cttoaS über 53 ißcnce, im 3al;re 1877 aber toieber 543/4 ißence!) Unabhängig bon bem eben ermähnten Scripte tourbe bon einigen eifrigen Anhängern ber Ooppeltoährung — toie man letztere jetst mtt ©or= liebe gu benennen anfing, beS ©imetalliSmuS — baS SofungStoort auS» gegeben: bie unüberlegte Oemonetifation beS Silbers in Seutfchlanb ift bie alleinige, ober both bie gang bortoiegenbe Urfadje ber Sitberenttoerthung, unb 2tbt)ütfe ift nur bann gu ertoarten, toenn ®eutfd)lanb feiner neu angenommenen alleinigen Oolbtoährung entfagt unb mit ben anberen eibilifirten Staaten ben ©imetalliSmuS mit gleichmäßiger Sßcrthrelation annimmt. 2ßir mollen bon bieten nur eingelne Steuerungen biefer 2lrt an» führen. S?err ßernufcht erflärt in feiner bom 31. Oecember 1875 ba» tirten unb bielbcrbreiteten Schrift „©imetallifche 9Mngen": "ßs toäre eine ber ungtaublidjften £hatfa(hetU e'ner ber grüßten Fehlgriffe in ber üftünggefchtchte, trenn 40 SDiillionen tperoftraten mit leichtem bergen für baS ßingiehen, bie ßnttoerthung unb ßrniebrigung ihres gemüngten [Silber»] ©elbeS ftimmten, ohne fid) ben unermeßlichen Schaben, ben fie fid; unb allen Säubern jufügen, flar gu machen: „tpätte es auch ben beften Stßillcn 32 5f>ie ©otbnwljnutg in SDeutfrplanfc, nidjtb ju übertreiben, Deutfdjlanb, bab unglüdlid)ertt>eife unb mit Unrest glaubt, fein (Sprgefüpl erpeifcpe bie 2lubfüprung bed ©olb=2Ronometallid« muß, ed fönnte bocp nidjt meniger tpun alb biet ©olb aud Conbon Ziepen ic." §>err 6. Sepb beginnt bad fectjfte Sapttet feiner Scfrift „Decline of prosperity : its insidious causes and obvious remedy. Sonbon 1879" mit ben SBorten: ,,3tDifcfen ber ©olb= unb ber Silber=@irfulation beftanb ein @leitb= gewuft, bib ®eutferren bon Sarbovff unb Scpröber am 19. 3uni b. 3-, fonbern bie in ber nämlicpen Sipung abgegebenen ©rflciruugcn beb tJ3räfibenten beb iReiipd» banfdDircftorinmd. ®em ftenograppifepen Sericpte gufolge marb bon bem= felbcn u. 21. mörtlid) geäußert: „3ft eb mapr, mad bie gadjleute faft aller Sauber unb zum 2Sortourf machen, baß pauptfäcplid) unfer Silber an bem gatle ber Silberpreife fcpulb fei, unb baß, wenn mir niept fort unb fort ungepeure Summen Silber auf ben SJiavtt brächten, bie Silberpreife fepon längft toieber bie frühere §öpe erreicht haben mürben, fo muß ftü!l)«. 83b. XLV. ijeft 1. 3 34 ®ie ®o!bwä()riHig in Tinitfcfllfllti?: Dcutfchlanb Bei JJcftftcflung [einer neuen einheitlichen [Dfünzberfafftmg in Oahre 1871 habe borauSfchen tniiffen, baß Bei ben bamaligen SOfünjbcrhätt niffen in ben Staaten beS Sateinifchcn SD?ünjoerein8 bie Berwerthunc [eines üBcrfdtiiffigcn SilBcrS mit tüeictytlgfeit unb ohne Berluft [ich Be: [Raffen laffen werbe, wie bann aBer, nachbem bie Bereinigten Staaten im 3al)ve 1873 um bie nämliche 3cit, ihre SilBerprobuftion einen mächtigen 21uf[d;mung genommen, bie fernere SiiBerfurant»2luSprägung gefefslid; aufgchoBen hatten, biefe auch innerhalb bcS £'ateinifdjen SJiünj» oereinS habe Bcfd^ranft werben müffeit; bei bem h^rnad) eintretenben ftarfen Sinfcn bcS SilBerpreifeS t?abe bie bcutfcBc SDiiinjreform natürlich bebeutenbe finanzielle Opfer erforbern miiffen. Oer "ßlan unb bie SIuS- [iihrung biefer großartigen unb mohlthätigen Reform berbienten in jeber ipinficht belle Sluertcunung. DicfcS oorangeftellt, [fließt ber Bericht mit folgenben BemcrfenStoerthen SQoorten: „Eussent les auteurs de la rbf'orme allemande möme pu prevoir ce deficit final, la nüeessitö de la reforme etait tellement impbrieuse qu'ils n'auraient pas eu de raisons süffisantes de s'abstenir de la realiser. Le bienfait permanent qu'elle a produit ne serait pas acquis ä un prix trop eleve s'il coutait ä 1'AlIemagne 80 millions de mares, e'est a dire moms de 2 tnarcs, une fois payes, par habitant de l'Empire." Geber unbefangene Beurteiler toirb uns einräumen, baß bie beibeit borftehenben (Srtlärungen auswärtiger [yachteute 311 ©unften ber beutfeben ©olbtbährung, gegenüber ben bieten Belästigungen unb 2lnfeinbungen berfelben, einige Beruhigung getoähren föntten. 2Illein menu auch Wn einziges ^eugniß biefer 2(rt anzuführen märe, fo genügt [djon eine objeftice Darlegung ber hauptfächlich in Betracht fommenben mirflicben Borgänge, um bie tpaltlofigfeit ber Behauptung, baß DeutfchlanbS Bfünzreform bie Entmcrtljung bcS Silbers unb bie [ich Ip^an fcbließenben Salamitäten bcrfdqtlbet habe, ju ertbcifen. ES fommt uns nidit entfernt in ben Sinn, Beftreiten 311 trollen, baß ber Ucbcrgaug DeutfchlanbS bon ber ©Überwälzung zur ©olbwäljrung — ein Ereigniß, welches, trie borten ermähnt mürbe, zur golge hatte, bajj ©eutfchlanb bon 1871 bis 1879 aus bem 2luSlanbe ungefähr 500,000 Kg. ©olb hevanzog unb bort mehr als 1,360,000 Kg. Silber an ben iOiarft Bradite — unter allen Umftänben einen mächtigen Einfluß auf ben EbelmetalB . marft ausüben mußte, mit ber Scnbenj, ben Bierth beS ©olbcS ju fteigern unb ben Boertl) beS Silbers 311 brüden. Die Borfämpfer ber ©elbtoälp rung hohen bieS, mährenb bie Einführung berfelben erftrebt würbe, nicht - fjfe WolbveSfirutig in ®eut(c&(anb. 35 berfannt; e« burfte aber tiorauSgefefct »erben, nacfy ben Erfahrungen bcr engtifdjen ©fünfpolitit in ben 3a()ven 181 (> bis 1820, unter fonft gteid» bteibenben Umftänben, baß bie Sßcrtljrelatton gti ©unftcn be« ©otbeS bie bcr 1870 Oorgetemmene ^öcbfte Durd)fdnitt«norm ton 1 :16 nidt über» fd)reiten unb ba« atlmafyüdj ju ber»erthenbe bcmonctifirte ©Uber gum greife nidt unter et»a 59 "pence in Oftafien ober in ben SJJünjftätten granfreid)« unb ber münjßerbunbenen Staaten ©er»enbung finben mürbe. Die fdjon angeführte „Notice historique sur la reforme monötairo en Allemagne par M. Jules Malou" bcftatigt biefe 21uffaffung, inbent e« bort ^etßt: „En ce cas, le metal ä vendre par 1'Allemagne — une baga¬ telle de 675 millions de francs en cinq on six amides, — eut ete ecliange contre de For et n'eut pas pese un atome dans la balance des prix." — Die fonftigen Umftänbe, »etde auf bie SBerttyretation ber @bef= metatle einmirfen, haben fid> aber feit beul entfd;cibenbcn SAcfcpfirg be« fReid)«tagS tocgen Einführung ber ®otb»ährung in Deutfdtanb im 97o= tember 1871, tocfenttidf geänbert unb bicfen Umftcinben ift bie feitbem eingetretene Ent»crthung be« ©über« in ungteid ^öfjerem ®rabe jugu» fdgeiben at« bcr beutfdjen ©Jünjreform. ©fan barf gußerfidjttidf be» t)auptcn, bag biefetben an unb fiir fid) mächtig genug ge»efen Wären, um and) ohne bie Demonetifation bc« ©Uber« in Deutfditanb ba« fo fefjr beflagte augerorbenttide ©cbmanlen unb nachhaltige ©inten be« toeigen ©fetal!« hei'^eijuführen. Diefe Urfaden, neben benen bie Deutfde SDiünjreform nur einen untergeorbneten Einftug geäugert pat, finb t>orl)in bereits nach bem ©eridte be« ©ritifden IßarlamentS'iäuSfduffcS furg er» toähnt, müffen aber hier mit einigen ßerßoüftänbigten giffermägigen ©etegen - nochmals oorgefüt)rt »erben. Eine ber tpaupturfaden ber ©Uberent»erthung ift barin gu fuden, bag feit 1870 »ährenb bie ®olbge»innung fid Oerringcrt h^t, bie ©itber» probultion burd bie Srgiebigfeit bcr 211 inen ßon ©ebaba bebeutenb gu» genommen hat. SOiatx fdäfjt bie burdfdpiitttide SahrcSprobuttion annähernb an ®olb an ©Uber 1861—70 188,500 Kg. 1,220,000 Kg. 1871—75 170,700 Kg. 1,996,000 Kg. f Die gefamtnte @itberge»innung in ben neun Jahren 1871 bis 1879 ift auf mehr a(§ 18,000,000 Kg. gu fd^en, bie beutfden ©Uberoer» tänfe in golge ber Demcnetifation fmben in bem nämtidien 3eitraum 3,650,000 Kg. nidt überfdritten. — 3G ®ie ©otbiMljnimi in E;:;tf^Ianb Sine jmeite )/aupturfadie bet Silbercntmerthung liegt in ben ber* änberten Serhältniffen bcv oftafiatifchen 3a^un8e&^anj. Oftafien ift befannttid) feit 3ahrhunberteii bcr größte £()ci( beg überhaupt ge= monncncu «Silbers abgefloffen. ®ic burd)fd)uittliche jährliche S?ehreinfuhr be8 Silberg allein int Sritifdmn Onbien l)at betragen 18GO/G1 bi« 1871/72 ca. 174 SMioncn 17. 1872/73 big 1877/78 ca. 104 SMionen 17. glitte ber Silberimport in 3nbicn in ncucfter 3eif einen gleiten Setrag erreicht trie im £)urdjfd)nitt ber borangegangenen jmitlf 3aljre (1860 big 1871), fo toäre bic Sitbernachfrage in beit 8 3aftren bon 1872 big 1879 jufamtnen tun ca. 5G0 ÜDJillionen 17. beträchtlicher getoefen, linb hätte Itingcreidtt, bag bon UDentfrf;tanb toäfjrettb biefer 3"t au ten DJiarlt gebradjte bemonetifirte «Silber ju abforbiren. 2Begl?alb ber Silber* abfing nad; 3nbiett aber fo bebeutenb abgenommen fyat unb notfttoeitbig 4>at abnehmen miiffen, bafiir liegt ber ©rttnb Kar bor ülugett; eg ift feie« unmittelbar btird) bie enorm geftiegenen Summen ber 3nbifchcn Council* SK18 gefdtel)en, toeldje um ihren Setrag bie baarett Silberfenbungen nad) 3nbien bermitibern. £)ie 3Dic£>rgal)lungett, toeldfe Suropa ait 3nbicn für ben Ueberfdtufj bcr bon bort importirten Sßaaren gegen ben 2Baaren* epport bal)in ju leiften ^at, toerben nämlid; in erfter Sinie burdt ben 21nfauf jener 2Bccf)fel auf bie Onbifdten Siegierunggfaffen in Calcutta, Sfabrag unb Sombal) auggeglicben unb nur für bie auf biefe Sßeife nid/t gebedten Summen bleibt bie Sbelmetatlocrfenbung erforberlid). Ser burd)fd)iiittlid)e Setrag ber Council=Sill8 mar aber 1860/61 big 1871/72: 116,3 Millionen 17. 1872/73 big 1877/78: 244,3 Millionen .17. HDurd) bag 2lnmad)fen biefer SRimeffcn ift alfo für ben 3eitraum bon 1872 big 1879 bie Slugfettbung bon über 1000 SRillionett 17. Silber erfpart toorbett. Oljtte biefett Umftanb hätten bie in ben legten ad)t 3al)rett an ben SRarft gebrachten beutfeben Silberquantitäten, ol)iie ben ipreig fel)r ju briiefen, leichten 21bfa(5 gefunben. — ®ic britte £aupturfad)e, toelche bic Silberenttberthung mit ^evbeU • geführt 1)S, ift bit feit 1874 eingetretene Cinfdtränlung unb bann gättj* liehe 21ufhebung ber Silberaugprägungen in granlreid), 3talien, Selgien unb £mllanb. 3n ben 3a(;ren 1866 big 1875 ift in ben SRünjftatten biefer Staaten ein Setrag bon naljeju 1500 SOtillionen 17. in Silber auggemünjt. ®er 2lugfall bon jährlich burd)fd)nittlich 150 SOJillionen M. in ber Nachfrage nad) Silber bilbet ein fel)r erheblicheg SRoment für ben Silbermarft. Die Jortbauer biefer Silberbermeubung mürbe ben Silberpreis niebt unter 59 ^ence haben fittfen laffett. ^ÜLiPotDroabvu'.ui in ®jnitfd;!aiit>. 37 Sebe eingelne bcv eben aufgeführten brei .fSaupturfadjen bcv ©über= cntwerthuug überwiegt bebeutenb bie oon ber ©eutfd)cu 9J?iiir,reform aus¬ gegangenen geitweitigen Sinwirfungen. (SS erfdjeint uns nicht gwcifethaft, bah wenn ®eutfd)lanb 1871 feine 9Jh'ingeinigung auf ©ruitb ber beibe= ijattenen ©Überwährung ober einer ((Doppelwährung mit ber Vßerthrelation beS grancSfhftem geregelt hätte, jene brei anbercn llrfadjeit aber fo wie gefdjeheu wirffam gcwefen wären, baS ©chwanten unb ©inten beS ©ilberpreifcS im ©rohen unb ©angen in Wefenttich gleidjem 9)?afje ftatt= gefunben haben würbe. Slbgefehcn baton, bah bie Seträge ber beutfchen ©ilberoertäufe im Vergleiche mit ben ©ummen, wcld^e, wie wir nadjgemiefen haben, bei ben übrigen Urfadfeu gufammen in 9ied)nuug gu bringen fiub, unterge= orbnet erfcheinen, geigen einzelne Vorgänge, bah baS bemonetifirte beutfche ©Uber teineSWegS einen fo entfdjeibenben unb baucrnben ßinfluh auf ben ©ilbcrmartt geäuhert hut, wie im 2luS(aube metftenS oorauSgcfeljt worben ift. 21m 10. ©ftober 1876 warb befannt, bah ber 9ieid;Sfanglcr bem SuiibeSrath einen ®cfe(}entwurf habe borlegen laffen, wonach ber ur= fpriinglich in 21uSfid)t genommene ©etrag ber auSguprägenben 9ieid)S= filbermüngen bon 10 M. auf 15 M. auf ben $opf ber Seoölferug erhol)t werben folle, ober mit anberen 3Borteu, bah baS gum Verlaufe gu brin» gcube bemonetifirte ©über um nidit Weniger als 215 Ufülionen M. ober etwa 1 9Jiillion Kg. ©über berminbert werben folle. Die SDteinung, bah biefer Vorfd)lag burd^gehen werbe, war burdjauS Oorfjerrfchenb. (Der auf bem ©ilbcrmartt laftenbe 211p follte alfo mit (Siuent 91?al um etwa 10 Millionen £. erleichtert werben. Vßar nicht gu erwarten, bah, falls baS bcutfdje ©über bon iiberwiegenbem (Sinfluh War, biefe 21uSficht ben ©Überpreis alSbalb unb bctradjtlich gum ©teigen bringen werbe? 2Bte finb aber um biefelbc 3eit bie £onbcner 9?otirungen für ©über gewefen? 2(m 1. Ottob. 527/16 i]3ence, am 9., 10. u. 12. ©Etob. 52 ißence, am 14. Oftob. " 52'/2 (pence. 911 an ficht, wie bie 2(uSfid)t auf Wefentliche Vcrminberung beS " beutfhen ©Überangebots ohne (Sinfluh geblieben. 2ÜS barauf am 1. 91o= rember 1876 in glaubwürbiger Vßeife gur öffentlichen ftunbe gelaugte, bah jener ©efehentwurf gurüdgegogen unb mithin bie 21uSfid;t auf ben 90?et?r= bertauf oon 10 SDlülioucu £ ©über wieber eingetreten fei, ba hätte man bod) nun einen mertttchen ©rud auf ben ©ilbcrmartt erwarten füllen, toemt ber gaftor ber beutfd^cn ©ilberocrtäufe wirtlich fo fehr in 99etrad;t tarn, ©ie Sonboner 91otirungen oom 30. Dftob. bis 4. lloOentb. lauten auf 53'/, bis 53'/, Vence, finb alfo nach ber gefebwunbenen Hoffnung auf 3u* ,.:.;"tüdl)altung oon 1 Utülion Kg. beutfchen Silbers höher, als oor einem Slonate, als biefe .poffnung mit gutem ©runbe gehegt werben tonnte. 38 ®ie ©olbwnljrjiHfj in ®ent[d;(anb. Itnb nocl; ein anbcrer fpegietter 53elcg. Der borgefommcne ticffte ©tanb beb ©Ubcrpreifeb mar 4(>V4 ipence gu älnfang 3uli 1876. ©is bal;tn tear aber nur erft etraa 1 SDtUlion Kg. beutfpeb ©Uber berfauft morben. Die anpattenbften unb bcträd;tlipften beutfpen ©itberberfäufe fanben bora 1. Oftober 1876 bis 20. ©eptember 1877 mit uapegu 1,700000 Kg. ©Uber ftatt, allein gerabe mäprenb biefer 3^ tuar ber ©Überpreis nid;t etraa niebrigcr als im ©omraer 1876, fonbttn flieg geitmcitig mieber über 58 'pence unb betrug im Durd;[d;nitt beb 3af;reS 1877 über 54'/a -pence! Die (epten (Srfaprungcn bora 3apre 1879 paben raicbernra bcn unter« georbnetcn tSinflup bev beutfcpen ©itberberfäufe auf ben ©itbermarft ebi« beut ertoiefen. Diefetbeu befcpränften fiep bom 1. 3anuar bib 19. ÜDtai 1879 auf 28 fOiittioucn M.f unb gleid;wopt ftanb ber ©Uberpreis in biefer 3"! lllu burepfepnitttiep etraa 5 -pence niebrigcr alb 1877, rao bie beutfcpen ©itberberfäufe ipren größten Umfang patten. 9Japbem foban. aut 19. fOfai 1879 auf Slnorbnuug beb fHcipsfanglerb bie tSingiepungen beb beutfcpen ©itberfurantb unb bie Verfäufe beb pieraub getoonneneu ©itberb bib auf SMtereb priueipiett eingefteltt raurben, bon raetper 2Jlap« reget bie 9tüeffepr gu ben früperen normalen ©ilberpreifen erraartet raurbe, ift biefer Ürfolg ausgeblieben. Der burepfepnitttipe ©Überpreis in ben Sftonaten Quni bib December 1879, raäpreno raelper 3cU rript ein Silo« graram bemonetifirtcb beutfpeb ©Uber berfauft raorben, ift 52'/4 ipence ge= raefen, raäprenb berfclbe in ben gleipcn fieben ©fonaten 1877, alb Deutfp« taub etraa für 160 SDttllionen M ©ilber berfaufte, über 54'/4 -pence war. ©Penn ingtoifd;en jeittoeitig ber ©Überpreis etraab ftieg, fo gefpap bicS in 3'otge ftärferer -Jiapfrage für 3nbien; fobalb tiefe befriebigt roar, fanf er raieber, trop ber 3llt"iicfpaltung ber beutfpen ©ilberberfäufe. — 3Bie rair in ben erften bit-r ülbfpnitten biefer Stbpanblung nap« geraiefeu paben, bap ber Vorünirf, Deutfplanb pabe im 3apre 1871 opue gepörige Vorbereitung unb Ueberlegung fid; fogufagen leipten tpergcnS imb blinblingb in bie ©olbmäprung pineingeftürgt, unbegrünbet ift, fo poffen rair, bap and; ber tepte Stbfpnitt feinen ßrtetf nipt gängtip oerfeptt paben toirb, nämlip bargutpun, bap bab geraip fepr gu beflagenbfl v ©ptoanfen unb ©infett beb ©itberprcifeb feit 1873 bab (Irgebnip mep« rerer gufammenrairfeuber fonftiger Urfapen geraefen ift unb bie Deutfpc1 üDJüngreform nipt bafiir berantraortlip gemadit raerben barf, allein ober bod; borraiegenb biefen Ucbelftanb perbeigcfüprt gu paben. December 1879. 3tb. ©oetbecr. UNGSF EINE DENKSCHRIFT VON Dr. ad. soetbeer. „Am Golde hängt, nach Golde drängt doch Alles." „The silver absorbing capacity of Asia is equal to any possible quantity, which can be thrown upon it. It is only a question of a greater or less rise of Asiatic prices.u (Separat-Abdruck aus den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik XXXV. N. F. I. Bd.) JENA 188 0. DIE HAUPTSÄCHLICHEN PROBLEME DER WÄHRUNGSFRAGE. EINE DENKSCHRIFT VON Dr. AD. SOETBEER. „Am Golde hängt, nach Golde drängt doch Alles." „The silver absorbing capacity of Asia is equal to any possible quantity, which can be thrown upon it. It is only a question of a greater or less rise of Asiatic prices (Separat-Abdruck aus den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik XXXV. N. F. I. Bd.) JENA 18 8 0. (Separat-Abdruck aus den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik XXXV. N. P. I. Bd. Heft 1 u. 2.) Die hauptsächlichen Probleme der Währuiigsfrage. Eine Denkschrift von Dr. Ad. Soetbeer. Unsere bisherigen Schriften in Bezug auf Geld- und Münzwesen haben sich, abgesehen von geschichtlichen und statistischen Unter¬ suchungen über die Produktion und die Werthrelation der Edelmetalle, vornehmlich mit den dahin gehörigen deutschen Verhältnissen be¬ schäftigt und die Münzpolitik anderer Länder nur so weit berück¬ sichtigt als dieselbe auf die Durchführung unserer Münzreform mit einwirkt. Die Aufgabe der vorliegenden Denkschrift ist hiervon we¬ sentlich verschieden. Dieselbebehandelt die internationale Wäh¬ rungsfrage im Weltverkehr, namentlich im Hinblick auf die zur Lösung derselben in Vorschlag gebrachten Maassregeln sowie ihre wahrscheinliche sonstige Entwicklung. Wir werden uns bestreben bei Erörterung dieser Probleme vor¬ zugsweise die entscheidenden praktischen Gesichtspunkte festzuhalten, also bei theoretischen Auseinandersetzungen und historischen Rück¬ blicken nicht länger zu verweilen als eben zur Erläuterung der Probleme nothwendig erscheint. Auch setzen wir bei unsern Lesern einige Bekanntschaft mit den bisherigen wichtigeren Veröffentlichungen und Verhandlungen über die Währungsfragen voraus. Auf eine Wi¬ derlegung mancher Bedenken oder Einwendungen, die anscheinend nahe liegen, aber in Wirklichkeit unbegründet sind oder doch nur wenig ins Gewicht fallen, und auf eine Motivirung von Nebenpunkten wird deshalb nicht eingegangen werden. Das Wesentliche der zu besprechenden Probleme wird sich auf diese Weise desto einfacher — 2 — und klarer darstellen, was bei der so vielseitigen und verwickelten Untersuchung über das künftige Werthverhältniss zwischen Gold und Silber und die allgemeine Währungsfrage vor allem wünschenswerth erscheint. Die zu erörternden Probleme sind: I. Wie verhält es sich mit der Ausführbarkeit einer wirksamen in¬ ternationalen Vereinbarung über eine gleichmässige Doppelwäh¬ rung — oder um es anders zu bezeichnen, eines allgemeinen Bi¬ metallismus? II. Welche Schranken wird die Silberentwerthung finden, wenn ein allgemeiner Bimetallismus nicht zu Stande kommt? I. Um bei unserer Untersuchung über die Ausführbarkeit und die Modalitäten eines eventuellen allgemeinen Bimetallismus nicht im Ein¬ zelnen auf das Wesen und die Erfordernisse der Doppelwährung oder des Bimetallismus wiederholt zurückkommen zu müssen, möge hier vorweg bemerkt werden, in welchem Sinne wir diese Ausdrücke gebrauchen. Nach unserer Auffassung sind dieselben nicht auf jedes Münzwesen anwendbar, bei dem Goldmünzen und Silbermünzen in einem bestimmten Werthverhältniss zu einander als gleichberechtigtes gesetzliches Zahlmittel wirklich im Umlauf sind oder es doch sein könnten, sondern von der eigentlichen Doppelwährung wird ausserdem verlangt, dass Privatpersonen und Bankinstituten fortdauernd die Be- fugniss zustehe, in den öffentlichen Münzanstalten gegen eine feste Prägegebühr beliebig sowohl Gold als auch Silber in principiell un¬ beschränkter Menge als Courantgeld ausprägen zu lassen. Diese Be- fuguiss ist eine ganz nothwendige Bedingung der Doppelwährung. Demgemäss verlangen auch die entschiedenen Vorkämpfer des Bime¬ tallismus die volle Prägefreiheit für Silber als dessen wesentlichstes Erforderniss. In Frankreich hat in den Jahren 1803 bis 1874 die Doppelwäh¬ rung bestanden, indem dort Jedermann befugt war, gegen bestimmte mässige Gebühren aus einem Kilogramm Münzgold 3100 Eres, und aus einem Kilogramm Münzsilber 200 Frcs. ausprägen zu lassen, und die hiernach ausgeprägten Münzsorten zu jedem Betrage nach ihrem Nennwerth in Zahlung genommen werden mussten. Hieraus ergab sich die bekannte und bisher gewissermaassen als normal betrachtete Werthrelation von 1 Gold = 15,5 Silber (oder wenn man die Münz- gebühren von 6 Fr. 70 Cent, für 1 Kg. Gold und von 1 Fr. 50 Cent, für 1 Kg. Silber mit in Anschlag bringen will von 1:15,5834). Die Geltung der Doppelwährung wurde dadurch nicht aufgehoben, dass sie thatsächlich sich als Alternativwährung gestaltete, indem je nach den Preisen der Edelmetalle auf dem Weltmarkte zeitweilig Silber und zeitweilig Gold ausschliesslich oder doch sehr überwiegend zur Ausmünzung eingeliefert wurde und die grosse Masse des umlaufenden und des in den Bankkassen befindlichen Courantgeldes vorzugsweise aus einem der Edelmetalle bestand. Seit 1874 hat aber das französische Münzwesen den Charakter der Doppelwährung verloren, obschon noch immer silberne Fünffranc¬ stücke im ausgedehntesten Maasse die Funktion des vollberechtigten Courantgeldes neben den goldenen Zwanzig- und Zehnfrancstücken erfüllen, denn die beliebige und unbeschränkte Ausprägung neuer sil¬ berner Courantmünzen ist eingestellt. Die einmal vorhandenen silbernen Fünffrancstücke sind nur noch in ihrer äusserlichen Beschaffenheit Silbermünzen, für den inländischen Verkehr gelten sie als Quoten der Goldmünze und sind gleichsam silberne Banknoten, deren Werth nicht mehr von ihrem eigenen Metallgehalt abhängt. Seit Sistirung der Silbercourant-Ausmünzung besteht in Frankreich nicht mehr Dop¬ pelwährung, sondern Goldwährung, freilich (wie Feer-Herzog es treffend bezeichnet hat) eine „hinkende" Goldwährung, weil im inlän¬ dischen grossen Verkehr neben den Goldmünzen das bisherige Silber- courant noch einen Hauptbestandtheil des Geldumlaufs und der Bank¬ reserven bildet und bei eventueller ungünstiger Handelsbilanz für die Landesvaluta im internationalen Verkehr zu einer bedenklichen Schwie¬ rigkeit werden kann. Ein principiell gleicher Währungszustand wie in Frankreich und den übrigen Ländern des lateinischen Münzvereins besteht in den Niederlanden und in Deutschland. Auch hier begründen die. nach Annahme der Goldwährung noch umlaufenden alten Silbercourant- Münzen keine Doppelwährung, da denselben durch das Gesetz ein höherer Werth, als ihr Metallgehalt rechtfertigt, beigelegt ist, ein ferneres Ausprägen solcher privilegirten Münzsorten aber nicht statt¬ findet, weder für Staatsrechnung noch für Private. In diesen Län¬ dern besteht deshalb ebenfalls bis zur Aussercourssetzung des noch vorhandenen älteren Silbercourants eine hinkende Goldwährung, deren Missverhältniss übrigens in Deutschland, wo bereits nahezu 1080Mil¬ lionen M. früheres Silbercourant eingezogen und davon nur etwa 410 — 4 — Millionen M. noch vorhanden sind, lange nicht so schlimm ist als in Frankreich (mit über 2500 Millionen Frcs. Silbercourant) und Holland (mit etwa 133 Millionen Silbergulden). Eine in vollständiger Anwen¬ dung befindliche Doppelwährung giebt es gegenwärtig in keinem Lande. Statt der Bezeichnungen „Doppelwährung" oder „Alternativwäh¬ rung" ist seit 1874 der Name „Bimetallismus" aufgekommen. Soll zwischen „Doppelwährung" und „Bimetallismus" eine Unterscheidung gemacht werden, so würden wir solche darin suchen, dass der Bime¬ tallismus durch seinen internationalen Charakter die Alternativwährung, wonach das zur Zeit im Münzwesen eines Landes zu hoch tarifirte Edel¬ metall ins Ausland verdrängt wird, zurückweisen will. Der Bimetallis¬ mus verlangt eine so ausgedehnte Geltung, dass thatsächlich eine gleichzeitige Verwendung beider Edelmetalle als Courantgeld oder als Deckung von papiernen Werthzeichen stattfindet und jede beginnende Abweichung von solcher Praxis alsbald zu einer sich von selbst re¬ gelnden Ausgleichung gelangt. — Auch wegen des Ausdrucks „international" in den folgenden Erörterungen möge vorweg eine Bemerkung Platz finden. Wenn wir von „internationaler Münzvereinbarung" oder vom „internationalen Bi¬ metallismus" sprechen, so leitet uns eine praktische Auffassung. Man ist gewiss durch den Sprachgebrauch berechtigt, den deutsch-öster¬ reichischen Münzvertrag von 1857 sowie die Münzkonvention zwischen Frankreich, Belgien, der Schweiz und Italien von 1865 „international" zu nennen, und andererseits sind auch die im Jahre 1867 in Paris abgehaltenen Münzkonferenzen, an denen fast sämmtliche Kulturstaaten sich betheiligten und die somit gewissermaassen einen universellen Charakter beanspruchen durften, als „international" bezeichnet wor¬ den. Für unseren Zweck erscheint die Bezeichnung in ersterem Sinne zu beschränkt, in letzterem zu umfassend. Wir werden „internatio¬ nale" Konferenzen, Vereinbarungen etc. über Münz- und Währungs¬ verhältnisse in dem Sinne verstehen, dass sich, wenn nicht alle, doch mehrere der jetzt im Weltverkehr bedeutenderen Staaten dabei be¬ theiligen. England, die Vereinigten Staaten und Frankreich dürften jedoch keineswegs darunter fehlen. Nach diesen formellen Vorbemerkungen wollen wir nunmehr auf die Sache selbst eingehen und das erstere der aufgestellten Probleme besprechen. — 5 — Wie steht es um die Ausführbarkeit einer wirksamen inter¬ nationalen Vereinbarung eines gleiehmässigen Bimetallismus? Die theoretische oder abstrakte Möglichkeit einer solchen Ver¬ einbarung kann zugegeben werden. Weder in dem Gegenstande oder dem Zwecke derselben, noch auch im Völker- und Staatsrechte wer¬ den sich absolute Hindernisse nachweisen lassen. Aber nicht nur die ideelle Möglichkeit, sondern auch die praktische Ausführbarkeit eines internationalen Bimetallismus an und für sich kann man einräumen. Wenn eine gemeinsame Münzregelung für eine kleinere Zahl selb¬ ständiger Staaten schon wiederholt abgeschlossen und zu dauernder Ausführung gebracht ist — wir nennen den s. g. lateinischen Münz¬ verein und die skandinavische Münz-Union —, warum sollten Eng¬ land, die Vereinigten Staaten und Frankreich und eventuell noch einige andere Staaten über gewisse gleichmässige Grundbestimmungen ihrer Münzgesetzgebung nicht einen förmlichen und bündigen Vertrag abschliessen und in Ausführung bringen können? Seit mehreren Jahren haben einzelne Publicisten, Gelehrte, Kaufleute, Staatsmänner und selbst Regierungen Vorbereitungen zur Ausführung des Bimetal¬ lismus angeregt und allgemeine Pläne dafür vorgelegt. Dieselben mögen die entgegenstehenden principiellen Bedenken und praktischen Hindernisse übersehen oder unterschätzt haben, allein die Beharr¬ lichkeit und die wachsende Zahl der Anhänger des Bimetallismus und die nicht zu verkennende enorme Wichtigkeit, die man sei¬ nem eventuellen Erfolge beilegt, müssen selbst den entschiedenen Gegnern die Pflicht auferlegen, die Bedingungen und den Inhalt des angeregten internationalen Währungsvertrages in nähere Ueberlegung zu nehmen, und wenn sie dessen ungeachtet die Ausführbarkeit unter den gegebenen Umständen bezweifeln, ihre Bedenken und Gründe ausführlich vorzulegen. Es handelt sich nicht darum, in einer wis¬ senschaftlichen oder politischen Streitfrage Recht zu behalten und gewisse allgemeine Principien scharfsinnig durchzusetzen, sondern um ein Problem, dessen volle Bedeutung für die Zukunft der allge¬ meinen wie aller individuellen wirthschaftlichen Interessen sich schwer¬ lich auch nur annähernd ermessen lässt. Es ist leider nur zu gewöhnlich, wenn Ansichten und Vorschläge, die den bisherigen Ueberzeugungen und Wünschen Jemandes entgegen treten, von diesem widerlegt und abgewiesen werden sollen, dass man untergeordnete Punkte oder auch an sich vielleicht zweckmässige, aber nicht wesentliche Bestimmungen im Plane der Gegner einer aus¬ führlichen Kritik unterzieht und ihre Unzulässigkeit beweist, während — 6 — der eigentliche Kern und Zweck desselben wenig oder fast gar nicht erörtert wird. Auf solche Weise lässt sich Scharfsinn und Gelehr¬ samkeit entwickeln, allein in der Hauptsache ist man damit nicht weiter gekommen und hat der praktischen Erledigung nichts genützt. Wird eine wahrhaft fördernde Prüfung eines umfassenden Vorschlages, wie der hier in Rede stehende des internationalen Bimetallismus, beab¬ sichtigt, so dürfte diese am besten dadurch erreicht werden, dass man das zu erwägende Projekt so einfach und zweckmässig aufstellt, wie nur möglich, und aus demselben alles entfernt und bei Seite lässt, was, wenn auch von den Urhebern selbst vorgebracht, unwesentlich er¬ scheint und entbehrt werden kann, ohne dass der eigentliche Zweck und Inhalt des Vorschlags beeinträchtigt wird. Die Frage der künf¬ tigen Silberentwerthung und des drohenden starken Schwankens in der Werthrelation der Edelmetalle bleibt auch nach vorläufiger Aus¬ scheidung aller Nebenpunkte so komplizirt, dass jede Herbeiziehung von nicht durchaus wesentlichen Details die Klarheit der Erörterung in unleidlicher Weise stören muss; freilich wird man andererseits ebenso darauf zu achten haben, sich nicht zu weit in allgemeine Be¬ trachtungen einzulassen, sondern bestens eine konkrete Form des Vor¬ schlags aufzustellen. Von diesen Gesichtspunkten aus stellen wir für die Hypothese, welche uns hier beschäftigt, folgende Grundzüge auf, wobei zur Ver¬ deutlichung des Plans und zur leichteren Argumentation einige po¬ sitive Annahmen eingefügt sind, deren Modifikation selbstverständ¬ lich vorbehalten bleibt, ohne dass deshalb die Ausführbarkeit des eigentlichen Plans selbst alterirt würde. Die den Grundzügen sich anschliessende Erläuterung wird hierüber Näheres enthalten. Grundzüge eines internationalen Bimetallismus. 1) Die Regierungen von England, Frankreich und den Vereinigten Staaten schliessen zum Zwecke der gleichzeitigen Herbeiführung einer gleichmässigcn Doppelwährung in ihren Münzgesetzgebungen einen Vertrag, durch den sie sich zu Folgendem verpflichten: 2) In jedem der kontrahirenden Staaten sollen sowohl Goldmünzen als auch Silbermünzen ausgeprägt werden, unter Zugrundelegung der vereinbarten Werthrelation, und sollen ohne Beschränkung des Betrags mit gleicher Berechtigung gesetzliches Zahlmittel (legal tender, Courantgeld) sein. 3) Das anzunehmende gleichmässige Werthverhältniss zwischen Gold und Silber wird auf 1 Kg. fein Gold =■ ? fein Silber festgesetzt. — 7 — 4) Die Befugniss der Privaten, fiir ihre Rechnung beliebig Gold und Silber ausprägen zu lassen, und die Münzgebühren für die aus¬ zuprägenden Courantmünzen, auch Bestimmungen über das Renie- dium für Feinheit und Gewicht, über Passirgewicht der Münzen, über Einlösung von überschüssiger Scheidemünze, über Einzie¬ hung abgenutzter Münzen, über Ankauf angebotenen Goldes und Silbers seitens der Landesbankinstitute werden für die kontra- kirenden Staaten gleichmässig festgestellt. 5) Irgend welche Bevorzugungen in der Annahme gewisser Arten des Landescourantgeldes oder hinsichtlich der Ausprägung des¬ selben sollen An keinem der kontrahirenden Staaten zulässig sein. 6) Der Vertrag wird für einen längeren Zeitraum und mit ange¬ messener Beschränkung der Kündigungsfristen geschlossen, auch der Beitritt anderer Staaten vorbehalten. Motive zu vorstellenden Grundzügen. Diese Grundzüge einer internationalen Währungsregelung zur Ver- ■ hinderung fernerer Entwerthung des Silbers und Sicherstellung einer praktischen Stabilität der Werthrelation der Edelmetalle dürften einer¬ seits alles enthalten, was erforderlich ist um den beabsichtigten Zweck zu erreichen, andererseits jede hierzu nicht ganz nothwendige und also das Zustandekommen der Sache erschwerende Bestimmung vermeiden. Es wird nicht behauptet, dass wenn erst über diese Grund¬ züge eine internationale Verständigung erzielt sein sollte, nicht noch weitere zweckmässige Vereinbarungen in Bezug auf das Münzwesen ohne grosse Schwierigkeiten getroffen werden könnten; es ist aber schwer hierfür die Grenze zu finden und zur Erleichterung der so enorm schwierigen und wichtigen Hauptsache kann eine solche zu¬ nächst unnöthige Erweiterung gewiss nicht dienen. Zu 1. Zur eventuellen Begründung eines internationalen Bimetal- lisnius ist zunächst nur eine Vereinbarung zwischen England, Frank¬ reich und den Vereinigten Staaten ins Auge gefasst. Dies geschieht einmal deshalb, weil selbstverständlich bei einer so schwierigen Sache wie die gemeinsame dauernde Regelung der allgemeinen Währungs¬ frage eine Verständigung über die Bedingungen, wenn über das zu erstrebende Ziel Einigkeit besteht, viel leichter und rascher zwischen drei Regierungen zu Stande zu bringen ist als mittelst Konferenzen, welche, wie die 1867 in Paris abgehaltenen, von einer grösseren Anzahl Staaten beschickt werden. Sodann ist nicht zu bezwei- — 8 — fein, dass, sobald die genannten drei Länder, welche durch ihre internationalen Verkehrsbeziehungeu, ihren Reichthum, ihre ausser¬ ordentlich bedeutenden Edehnetallvorräthe vor allen hervorragen, sich wegen einer gleichmässigen Werthrelation im Münzwesen geeinigt ha¬ ben würden, der beabsichtigte Zweck als praktisch erreicht anzusehen wäre. So lange in den Münzstätten in London, Paris, Philadelphia und San Francisco Silber zu einem gleichmässigen festen Werthverhältniss — sagen wir beispielsweise wie 20,5 : 1 — für jeden Einbringer und bis zu jedem Betrage beliebig als Landescourant ausgemünzt werden kann, so lange ist es nicht möglich, dass der Silberpreis unter 46 Pence pro Standard-Unze sinkt, in den übrigen Staaten mag die Münzgesetz¬ gebung sein, wie sie will. Wird eingewendet, dass ausser den genannten drei Staaten doch wenigstens noch Deutschland und die Niederlande von Anfang an zu den Verhandlungen über den geplanten internationalen Bimetallismus gezogen werden sollten, so darf erwidert werden, dass, wie schon bemerkt, diese Zuziehung sachlich nicht nothwendig erscheint, um bei einer Einigung Englands und Frankreichs und der Vereinigten Staaten den Zweck zu erreichen, dass ferner, wenn ausser diesen ab¬ solut unentbehrlichen Kontrahenten noch andere Staaten von Anfang an mit verhandeln sollen, man die Zuziehung nicht auf Deutschland und Holland beschränken könnte, sondern dass dann noch eine grosse Anzahl der übrigen Staaten ebenfalls daran sich betheiligen und die Erzielung eines positiven Resultats erschweren würde. Deutschland hat bekanntlich im August 1878 an den internationalen Münzkonfe¬ renzen in Paris nicht theilgenommen und sein politisches Ansehn ist dadurch gewiss nicht beeinträchtigt worden. Ebenso wenig werden Deutschlands politische Stellung und Ehre noch auch seine wirthschaft- lichen Interessen irgend darunter leiden, wenn zunächst England, Frankreich und die Vereinigten Staaten, deren Beziehungen zur Sil¬ berfrage so viel dringlicher und vielseitiger sind, allein unter sich eine Währungsvereinbarung abschliessen und in Ausführung bringen. Es ist nicht einzusehen, weshalb, ohne dass der allgemeine Zweck es er¬ heischt, gerade Deutschland dahin streben sollte, in erster Linie zu den Ländern zu gehören, welche wieder Silbercourant ausprägen lassen. Würde aber Deutschland keine Beeinträchtigung darin erblicken, an der Begründung des internationalen Bimetallismus unbetheiligt zu bleiben, so könnte keiner der anderen Staaten in solcher vorläufigen Fernhaltung eine Zurücksetzung finden. Um so unerlässlicher aber ist es, dass, wenn aus dem ganzen — 9 — Projekt etwas Positives hervorgehen soll, England dasselbe vor Allem in die Hand nehmq, worauf wir bei der späteren Vorlegung unserer Bedenken ausführlicher zurückkommen werden. Ob es rathsam oder gar nothwendig sei, den abzuschlicssenden Vertrag gleich mit auf das Britische Indien zu erstrecken, wäre lediglich dem Ermessen der eng¬ lischen Regierung zu überlassen und das Zustandekommen des Ver¬ trags brauchte von der Entscheidung dieser Frage nicht abhängig ge¬ macht zu werden. Bekanntlich ist die Idee einer universellen Münzeinigung, nicht nur hinsichtlich gleicher Währung sondern auch für sonstige Verhältnisse des Münzwesens, wiederholt in die Oeffentlichkeit getreten. Unter dem Einfluss des Kaisers Napoleon III., als dieser eine fast domini- rende Stellung in Europa inne hatte, im Jahre 1867, ist sogar der ernstliche Versuch gemacht worden, durch einen internationalen Kon- gress zur Ausführung dieser Idee eine Anbahnung zu schaffen. Die Erfahrung hat jedoch die unübersteiglichen Hindernisse eines solchen weitreichenden Plans evident herausgestellt. Es könnte wohl kein wirksameres Mittel ausgedacht werden, um einer eventuellen inter¬ nationalen Vereinbarung alle und jede Aussicht auf praktische Er¬ folge zu nehmen als die Hineinziehung der Frage einer universellen Münz- und Rechnungseinheit an Stelle des bisherigen Pfund Sterling, des amerikanischen Golddollars etc. Zu 2. Die hier vorgeschlagenen allgemeinen Bestimmungen bil¬ den die eigentliche Grundlage der ganzen Vereinbarung. Jede Ver¬ kürzung derselben würde den eigentlichen Zweck vereiteln oder doch sehr beeinträchtigen, während sie andererseits mit ihren richtigen Konsequenzen für die Durchführung des Bimetallismus und den damit verknüpften Schutz gegen eine weitere Entwerthung des Silbers unter die angenommene gleichmässige Werthrelation ausreichen dürften. Wel¬ cher Art das neu auszuprägende Silbercourantgeld in den einzelnen kontrahirenden Ländern rücksichtlich der Stückelung sein würde, das ist Sache der Ausführung im Detail und bietet keine principielle Schwierigkeit. Nur die Bemerkung möchten wir uns erlauben, dass dieses Silbercourant, das in den europäischen Ländern hauptsächlich in den Kassen der Banken sich ansammeln und in der Regel nach den wechselnden Konjunkturen seine schliessliche Verwendung in Ost¬ asien finden würde, aus feinem Silber (zu 0,995) hergestellt wer¬ den möge; dies würde zugleich die beste Unterscheidung von der Silber¬ scheidemünze bilden x). 1) Ueber die Zulässigkeit und Vorzüge einer aus feinem Silber herzustellenden Han- — 10 — Zu 3. Die grosse Mehrzahl der Anhänger des Bimetallismus scheint es als ausgemacht zu betrachten, dass hei Annahme desselben das als normal geltende Werthverhältniss von 1:15,5 wieder zur An¬ wendung gebracht werden müsse. Wir dagegen halten die eventuelle Annahme des Bimetallismus von vornherein für unmöglich, wenn einer der kontrahirenden Staaten dies als Bedingung festhalten sollte. Es wird nur diejenige Werthrelation in Frage kommen können, welche zur Zeit der Verhandlungen über den Bimetallismus auf dem Welt¬ markte in thatsächlicher Geltung steht. Dies ist nicht so zu ver¬ stehen, dass nun etwa der in London notirte Silberpreis gerade des Tages, an dem die Einladung zu den internationalen Konferenzen er¬ gangen ist oder an dem die Eröffnung derselben stattgefunden hat, gewählt werden müsste, sondern es dürfte sich empfehlen, hierfür den Durchschnittspreis etwa der letzten vier Wochen oder der letzten drei Monate vor dem Tage der Einladung mit einem massigen Ab¬ schlage zu bestimmen. Würde bis dahin der Silberpreis wesentlich denjenigen Stand behaupten, der in den letzten Monaten (ca. 52 Pence) bestanden hat, so hätte man sich für das Verhältniss von 1:18,5 zu entscheiden; falls aber inzwischen bis zum Entschlüsse der Regierun¬ gen der Silberpreis sich noch beträchtlich niedriger (etwa auf 46 Pence) stellen sollte, so würde auch die zum Grunde zu legende Werthrelation günstiger für Gold (sagen wir 1:20,5) zu bestimmen sein. Die Verständigung über die künftige normale Werthrelation wird der schwierigste Punkt sein, der am ehestens die begonnenen Ver¬ handlungen wieder zum Scheitern bringen möchte. Bei den interna¬ tionalen Währungskonferenzen vom August 1878 ist dieser Frage von keiner Seite näher getreten; wir werden aber im Verlauf der Erörte¬ rung auch hierauf noch zurückkommen müssen. Zu 4 und 5. Die augegebenen Bestimmungen werden allseitig als notlnvendige Bedingungen anerkannt werden, damit nicht gegen den Zweck der internationalen Vereinbarung etwa in den Münzstätten des einen oder des andern der kontrahirenden Staaten zur vorzugsweisen Heranziehung des Goldes uud Abweisung des Silbers indirekt Gele¬ genheit geboten werde. Denn in Edelmetallgeschäften genügt bekannt¬ lich schon eine an sich höchst geringfügig erscheinende Differenz oder delsmünze haben wir uns in zwei im Jahre 1877 erschienenen Aufsätzen eingehend aus¬ gesprochen. Wir verweisen dieserhalb auf Band XXXVIII der „Preussischen Jahrbücher" und auf das vom französischen Finanzministerium herausgegebene „Bulletin de statistique et de legislation comparee". I annee 1877 p. 235—238. — 11 — Erschwerung, um die Disponirung über zu verwerthende Beträge zu bestimmen. Eine gleichmässige Prägungsgebühr (etwa 1j& °/0 für Gold und 3/4 °/0 für Silber) wird bei keinem der Staaten Anstand finden, und ebenso wenig eine gleichmässige Normirung des Remediums u. a. Eine Verständigung in Bezug auf alle diese accessorischen, aber nothwendigen und einfachen Bestimmungen für die Durchführung des Bimctallismus dürfte die wenigsten Schwierigkeiten verursachen, so¬ bald über den Zweck des Uebereinkommens und die demselben zu Grunde zu legende Werthrclation ein Einverständniss erzielt wor¬ den ist. Zu 6. Diese Bestimmungen scheinen einer näheren Motivirung nicht zu bedürfen. Man wird uns das Zeugniss nicht versagen, dass wir im Vorste¬ henden bestrebt gewesen sind, Vorschläge zur Verwirklichung des Bi¬ metallismus so einfach und objektiv wie nur möglich vorzulegen. 4 Wenn eine Vereinbarung Englands, Frankreichs und der Vereinigten Staaten über den Bimetallismus nach den vorgelegten Grundzügen zu Stande gebracht werden könnte, wären die davon zu erwartenden Folgen nicht gering zu achten. Möglichste Gleichmässigkeit und Sta¬ bilität der metallischen Umlaufs- und Zahlmittel und damit des all¬ gemeinen Werthmaasses aller wirtschaftlichen Güter ist eine Wohlthat für den internationalen Verkehr, die nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Ihre Bedeutung lässt sich genügend nach den Erfah¬ rungen bemessen, welche man in finanzieller und kommerzieller Bezie¬ hung während der letztverflossenen sechs Jahre gemacht hat und die jedem, der sich mit der Währungsfrage beschäftigt hat, zu geläufig sind, als dass deren Darlegung hier nicht überflüssig sein würde. Wir brauchen nur daran kurz zu erinnern, welche Verluste und Verlegen¬ heiten für alle, welche in Ländern mit Goldwährung auf Silbervaluta lautende Forderungen besitzen oder erwerben, aus fernerer Entwertung des Silbers und den damit verknüpften stärkeren Schwankungen der Silberpreise und Wechselkurse erwachsen, und an die Unsicherheit aller Handelsbeziehungen zwischen Ländern mit verschiedener Wäh¬ rung, wenn das Werthverhältniss zwischen Gold und Silber möglicher¬ weise von Monat zu Monat um mehrere Procente variiren kann. Man erinnere sich daran, dass im Laufe der zweiten Hälfte des Jahres 1876 im Silberpreise Schwankungen zwischen 463|4 und Pence, also von über 20°|0 vorgekommen sind! — 12 — Die Herstellung der wünschenswerthen Gleiehniässigkeit der inter¬ nationalen Zahlmittel könnte allerdings auch in der Weise gedacht werden, dass überall die Goldwährung zur Geltung käme und dem Silber durchweg nur die Funktion der Scheidemünze gelassen würde, dass dies namentlich im Britischen Indien geschehe, wo durch Ein¬ stellung der Ausmünzung der Rupien diese Maassregel einzuleiten wäre. In der That hat es nicht an Empfehlungen derselben gefehlt und kann man eine Reihe nicht nur von Zeitungsartikeln, sondern von beson¬ deren Publikationen zu diesem Behufe anführen. Theoretisch betrach¬ tet, würde diese Regelung der Währungsfrage freilich die richtigste sein, allein die Unausflihrbarkeit derselben ist so evident, dass es un- nöthig ist, in einer praktischen Zwecken gewidmeten Auseinander¬ setzung auf ein solches Auskunftsmittel, welches eine nicht absehbare Entwerthung des Silbers und Erniedrigung aller Preise zur Folge hätte, weiter einzugehen. Die hauptsächlichste und gewöhnliche Waffe der Anhänger des Bimetallismus ist der Hinweis auf die enormen Erschütterungen, welche durch universelle Demonetisation des Silbers im ganzen Wirthschaftsleben der Menschheit herbeigeführt werden müssten; aber dieser Vorwurf trifft diejenigen, welche die Einführung der Goldwäh¬ rung in Indien erstreben, nicht die Vertheidiger der Goldwährung in den europäischen Ländern, wo dieselbe gegenwärtig schon in Geltung oder in Vorbereitung ist. Die Rücksicht auf die eben angedeutete naturgemässe Fortdauer der vorwiegenden Benutzung des Silbers als Tausch- und Zahlmittel sowie zum Schmuck und zum Thesauriren in den stark bevölkerten und sich weitausdehnenden Ländern des Ostens ist es auch, welche uns bestimmt hat, bei unserer Aufstellung des Bimetallismus in einer am wenigsten bedenklichen konkreten Form, besonderes Gewicht dar¬ auf zu legen, dass nicht eine für das Silber zu günstige Werthrelation angenommen werde. — Der hauptsächliche Zweck bei Annahme des internationalen Bimetallismus besteht doch gewiss nicht darin, in den¬ jenigen Ländern Europas, in denen jetzt zu allgemeiner Befriedigung gesetzlich oder thatsächlich die Goldwährung in Anwendung ist, in mehr oder minder gewaltsamer Weise die Silbermünz-Zirkulation auf Kosten des Goldumlaufs auszudehnen, dessen Vorzüge für den daran gewöhnten grossen Verkehr schwerlich bestritten werden dürften. Die angeregte münzpolitische Neuerung soll vielmehr vornehmlich nur einer unbegrenzten Silberentwerthung Halt gebieten und stärkeren Schwan- — 13 — kungen des Silberpreises vorbeugen. Wie wir in einem späteren Ab¬ schnitt dieser Denkschrift nachweisen wollen, findet sich in Indien und im übrigen Ostasien, so weit nicht eigenthtimliche indisch-eng¬ lische Finanzbeziehungen hemmend entgegenwirken, so zu sagen eine unbeschränkte Aufnahmebefähigung für Silber, und es ist zu wünschen und zu erstreben, dass dort an der herkömmlichen Silberwährung nicht gerüttelt werde. Würden künftig durch die indische Handelsbilanz für den dortigen Verkehr, nach den stärkeren Schwankungen der Ueber- gangsperiode, Londoner Wechselkurse in Calcutta und Bombay von sagen wir 19^2 bis 201/2 Pence die Kegel bilden und der durch¬ schnittliche effektive Silberabfluss nach Ostasien ein Jahr ins andere gerechnet sich auf 8 bis 10 Mill. Pf. Sterl. stellen, so könnte die Annahme des Bimetallismus auf der Grundlage einer Werthrelation von 18,5:1 in England keine weitere Veränderung im dortigen Umlaufswesen zur Folge haben, als dass von Zeit zu Zeit, wenn grade die Nachfrage nach Silber zeitweilig schwächer ist, einige Mill. Pf. Sterl. Silber in Form der neuen Courantsilbermünzen von feinem Silber in die Bank von Eng¬ land gingen als Deckung auszugebender Noten, um wieder mit einem Agio verkauft und versendet zu werden, sobald die betreffenden Wech¬ selkurse über 20 Pence gestiegen sind. Der Bimetallismus würde die Garantie übernommen haben, dass der Silberpreis künftig nicht unter 51 Pence sinken könne und diese Sicherheit wesentlich zu einer ver- hältnissmässigen Stabilität des Silbers dienen. Frankreich aber würde nach Feststellung des internationalen Bimetallismus dazu schreiten kön¬ nen, nach und nach den Vorrath seiner silbernen Fünffrancstücke mit einem bedeutenden, aber doch abzusehenden finanziellen Verlust zu veräussern. Bedenken gegen die Ausführbarkeit eines inter¬ nationalen Bimetallismus. Diejenigen sind früher wohl zu weit gegangen, welche die Mög¬ lichkeit jeder internationalen Feststellung des künftigen Werthverhält¬ nisses zwischen Gold und Silber von vornherein abwiesen. Als gänz¬ lich illusorisch aber, scheint uns, müssen diejenigen Projekte be¬ trachtet werden, welche in ihren Forderungen über die oben ange¬ gebenen Grundzüge hinausgehen. Dagegen halten wir ein strenge die eigentliche Währungsfrage und die dazu durchaus notwen¬ digen Bedingungen beschränktes Uebereinkommen zwischen den drei — 14 — hierin jetzt maassgebenden Staaten für an sich ausführbar. — Etwas Anderes aber ist es, ob sich unter den jetzt gegebenen Verhältnissen, für die konkrete Durchführung eines solchen Plans auch Aussichten darbieten, und in dieser Beziehung erscheinen uns das Zustandekom¬ men eines internationalen Bimetallismus als höchst unwahrscheinlich und alle darauf gerichteten Bestrebungen vergeblich. Indem wir diese Ansicht im nachstehenden zu begründen versuchen, lassen wir alle untergeordneten Bedenken bei Seite. Für höchst unwahrscheinlich erachten wir die Durchführung eines internationalen Bimetallismus vornehmlich aus dem Grunde, weil ohne Englands Beitritt kein dahin zielendes Uebereinkommen irgend nach¬ haltigen Erfolg verspricht, dieser aber nicht in Aussicht steht. Eng¬ lands Stellung im Weltverkehre, und namentlich auf dem allgemeinen Edelmetallmarkt, ist gegenwärtig eine so dominirende, dass von seiner Entscheidung das Schicksal des Bimetallismus abhängt. Wird einge¬ wendet, dass dies sich künftig ändern könne, dass der Schwerpunkt des Edelmetallverkehrs sich vermuthlich im Laufe der Zeit von Eng¬ land nach Californien hinwenden dürfte, so müssen wir derartige Er¬ wägungen auf sich beruhen lassen, da wir natürlich lediglich auf dem Boden der jetzigen thatsächlichen Verhältnisse zu argumentiren habeD, wenn praktische Probleme erörtert werden sollen. In der einen und andern Schrift zu Gunsten des internationalen Bimetallismus ist freilich auch der Vorschlag gemacht worden, falls England sich beharrlich weigere, auf irgend welche Aenderung seines auf der reinen und alleinigen Goldwährung begründeten Münzsystems sich einzulassen, so könnten und sollten doch die übrigen bedeutenderen Handelsstaaten sich zur gemeinsamen Annahme eines gleichmässigen Bimetallismus vereinigen; dann werde England in seiner Isolirung sich bald genöthigt sehen, ebenfalls die bimetallische Währung bei sich einzuführen. Man lese aber einmal mit Aufmerksamkeit die Aeusse- rungen, die Herr Göschen, der unstreitig in England sich am ein¬ gehendsten mit der Währungsfrage beschäftigt hat und alle dahin ge¬ hörigen Verhältnisse am genauesten kennt, in den Pariser Münzkon¬ ferenzen von August 1878 und bei den Parlamentsdebatten über die indischen Finanzen gethan hat, und man wird sofort die Ueberzeugung gewinnen, dass in England nichts dringender gewünscht wird, als dass auf dem europäischen Kontinente umfassenderen Silberausmünzungen auf Grund der Werthrelation von 1:15,50 wieder das frühere Terrain einge¬ räumt und dadurch der Silberpreis gehoben und gehalten werde, damit England selbst um so ruhiger seine reine Goldwährung behaupten könne — 15 — und den steigenden Kursverlusten im indischen Budget vorgebeugt werde. Eine Uebereinkunft zwischen den Vereinigten Staaten, dem Lateini¬ schen Münzverein, Deutschland und den Niederlanden wegen Annahme eines gleichmässigen Bimetallismus könnte auf die Dauer den Zweck einer stabilen Werthrelation der Edelmetalle nicht erfüllen, denn diese würde auch dann wesentlich durch den Londoner Geldmarkt beeinflusst und die Valuta der Läuder, welche die Doppelwährung angenommen haben, wie sich im Londoner Wechselkurs ausweisen würde, eine schwankende werden. Dagegen würde England ohne seinerseits Opfer und Unzu¬ träglichkeiten zu übernehmen, die ihm aus einer weiteren Silberent- werthung drohenden Verluste thunlichst abgewendet sehen und die hohe Weisheit der kontinentalen Münzpolitik dankbar preisen. Für England sind die Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten, und umgekehrt für diese die Geschäftsverbindungen mit England, von so überwiegender Bedeutung, dass sich vorhersehen lässt, wie die Banken und der Handelsstand in Newyork und den anderen ameri¬ kanischen Häfen auch nach der bimetallischen Uebereinkunft thatsäch- lich die Goldwährung, wie solche in England bestände, als Grundlage ihrer internationalen Geschäftsbeziehungen behaupten würden. — Die europäischen Kontinental-Staaten aber hätten das Nachsehen und wenn nicht durchgängigen, so doch periodenweisen Mangel an Goldmünze zu erwarten. Dass Frankreich ohne gesicherten positiven Beitritt Eng¬ lands sich an einem internationalen Währungsübereinkommen bethei¬ ligen sollte, halten wir für eine Voraussetzung, auf welche weitere Schlussfolgerungen zu bauen, uns zwecklos erscheint. Völlig unbegreiflich aber ist uns, wie Jemand ernstlich behaupten kann, durch vertragsmässige gemeinschaftliche Annahme der jetzt über¬ all verschwundenen wirklichen Doppelwährung seitens einer Anzahl anderer Staaten werde England schliesslich sich gezwungen sehen, ebenfalls dem Biraetallismus zu huldigen. Wir wüssten nicht, worin eine Nothwendigkeit oder nur irgend ein Motiv dazu dann gegeben sein sollte. Die Wahrscheinlichkeit eines künftigen internationalen Bimetallis- t mus wird, wie gesagt, lediglich von der Entscheidung Englands ab¬ hängen, und wir haben also vor Allem uns über die in England die- serhalb obwaltenden Meinungen und Bestrebungen zu orientiren. Wollte man nach bloss äusserlichen Merkmalen, wie nach der Zahl der in den letzten Jahren erschienenen Brochüren und Zeitungs¬ artikel für und gegen den Bimetallismus urtheilen, so könnte man — IG — versucht sein, anzunehmen, dass derselbe in England bereits eine nicht unbedeutende Partei gewonnen habe und nicht ohne Aussicht auf Er¬ folg sei. Man wird jedoch aus jenem Umstände vielleicht mit gleichem Rechte auf das Gegentheil schliessen dürfen. Werden althergebrachte und festgewurzelte, mit allen Gewohnheiten eng zusammenhängende Einrichtungen eines Landes bekämpft, damit Neues an deren Stelle trete, so sind natürlich der Eifer und die agitatorischen Bemühungen der Gegner des Alten um so stärker und nachhaltiger, während da¬ gegen von den Konservativen die Abwehr der Angriffe um so flauer betrieben wird, je allgemeiner und fester die Ueberzeugung ist, dass die Agitation und die Angriffe dem Bestehenden keine eigentliche Ge¬ fahr bereiten und von selbst aufhören werden. Eine solche Ueber¬ zeugung bestand bisher in der öffentlichen Meinung Englands in Rück¬ sicht der Unwandelbarkeit der Wertheinheit des Pfund Sterling und des seit 1817 in Geltung gewesenen Münzsystems. Eben hieraus er¬ klärt sich die verhältnissmässige Gleichgültigkeit bei Vertheidigung der bestehenden Goldwährung gegen alle bimetallischen Projekte und Anpreisungen, von denen bisher hauptsächlich nur in denjenigen Kreisen Notiz genommen wurde, welche unmittelbar kommerzielle oder finan¬ zielle Beziehungen zu Indien haben. Und diese bilden doch immer nur eine kleine Minderheit gegenüber den gesammten wirtschaftlichen Interessen des Vereinigten Königreichs. Um zu zeigen, wie festgewurzelt die Ueberzeugung von der Un¬ wandelbarkeit der bestehenden Goldwährung in England ist, wollen wir nur wenige, aber wie uns scheint, genügende Belege anführen. Im Berichte des durch Beschluss des Unterhauses vom 3. März 1876 zur Prüfung der Ursachen der Silbereutwerthuug etc. eingesetz¬ ten Ausschusses sowie in dessen umfangreichen Aulagen sehen wir uns vergeblich um nach irgend welchen Aeusserungen, welche die Eventua¬ lität des Bimetallismus, als Abhülfe gegen weitere Silberentwerthung auch nur entfernt berühren. Der Bericht schliesst vielmehr mit der resignirenden Bemerkung: „Es leuchtet ein, dass wenn es dahin kom¬ men sollte, die Goldwährung wegen der Vorzüge des Goldes im inter¬ nationalen Verkehr überall wo es sich thun lässt und namentlich auch bei Bevölkerungen, deren Gewohnheiten bisher dem Silber günstiger waren, einzuführen und das Silber aus der bisherigen Stellung als Währung auf einem mindesten ebenso grossen Gebiete wie dem des Goldes zu verdrängen, dass dann für das unvermeidliche fernere Sin¬ ken des Silbers sich eine Grenze nicht bezeichnen lässt." Als nach Veröffentlichung dieses Berichts im Juli 1S76 von Herrn Cernuschi einige Monate später in der Jahresversammlung der Briti¬ schen Association für Socialwisseuschaft ein Vortrag zur Empfehlung des Bimetallismus gehalten und zu gleichem Zweck von angesehenen Kauf¬ leuten in Liverpool (den Herren Williamson und S. Smith) Brochüren veröffentlicht, auch sonst manche Zeitungsartikel erschienen waren, glaubte der Economist, das bedeutendste Fachorgan der wirthschaft- lichen Interessen des Landes, lange Zeit von diesem in Vorschlag ge¬ brachten Auskunftsmitte] so gut wie keine Notiz nehmen zu sollen. Der bekannte Chefredacteur des Blattes, Herr W. Bagehot, verstand sich erst am 30. December 1876 zu dessen Besprechung. Seine WTorte lauten: We regard the scheme of universal bimetallism as so entirely beyond the boundaries of practical finance that we did not thinlc it worth discussing." — „You cannot even begin an argument which ivould seem to have a sufficiently striking sound." —• „The characte¬ ristics, whether for good or evil, which may belong to universal bime¬ tallism are, in our judgment, scarcely worth considering; they seem to us fit only for theoretical boohs, because the plan is only a theory on paper and will never be in practice tried." Eine gleiche Auffassung giebt sich noch kund in einer öffentli¬ chen Aeusserung des Vorsitzenden der Londoner Statistischen Gesell¬ schaft , des Parlaments-Mitglieds Shaw Lefebre, am 1. April 1879: „He thought that any body ivho ventured to propose bimetallism would be almost worthy of a place in a lunatic asylum." Herr Thomson Hankey M. P. bemerkt in einem veröffentlichten Schreiben vom 3. November 1879: „I believe that neither the present or any living man who has been Chancellor of the Exequer is inclined to give any serious consideration to a change in our currency laws." 1 Und selbst auf den internationalen Münzkonferenzen im August 1878 in Paris erhielt seitens des Herrn Göschen als Vertreters der englischen Regierung der Bimetallismus eine Verurtheilung, wie sie kaum schärfer ausgedrückt werden kann. Derselbe erklärte in der 7. und letzten Konferenz: „On ne doit pas deduire de mes paroles une opinion en faveur de Tadoption du double etalon, Systeme auquelmes collegues [also auch Herr Gibbs] et moi, nous sommes entierement opposes, et qui a contre hi le sentiment public de la nation que nous avons l'honneur de re¬ presentor. — Quant au voeu tendant ä ce qu!on laissät ouvert Vespoir qu'on pourra, un jour, etablir un rapport fixe entre Vor et Vargent et leur donner une valeur internationale, M. le Delegue anglais declare — 18 — que, selon lui, cela est impossible u realiser, impossible a soutenir en theorie et contraire aux principes de la science." Vorher schon hatte Herr Göschen die Erklärung abgegeben: „L'Angleterre est trcs fermement decidce ä maintenir ches eile l'etalon d'or unique." Der Professor der politischen Oekonomie H. Fawcett M. P. be¬ merkt in einein zu Anfang 1880 veröffentlichten Aufsatze: „It has sometimes been suggested that an Act of Parliament should be passed to fix the relative value of gold and silver, by declaring that so many rupees should be always worth a sovereign. Such a proposal is not (ess unreasonable than it would to enact that, whatever the seasons might be, whether the harvest was good or bad, a sack of wheat should always exchange for a ton of coal. Such tampering with values can produce no other result than, by creating confusion and spreading a feeling of distrust, to aggravate the evils which it is sought to remedy." Wir haben geglaubt, die vorstehenden Aeusserungen der Herren Bagehot, Shaw Lefebre, Hankey, Göschen und Fawcett nicht in Ueber- setzung, sondern nach dem ursprünglichen Text wörtlich mittheilen zu sollen, um jeden Verdacht fernzuhalten, als ob von uns, als An¬ hängern der Goldwährung, jene den Bimetallismus unbedingt verur¬ teilenden Erklärungen nicht richtig verstanden oder übertrieben seien. — Specielle Argumente sind jenen Erklärungen nicht beigefügt. Die Gegner des Bimetallismus in England haben es bisher als überflüssig betrachtet, sich auf eine eingehende Widerlegung einzulassen, weil es ihnen als undenkbar erschien, dass Regierung und Parlament sich je ernstlich mit solchen Projekten befassen würden. Erst in neuester Zeit ist hierin eine gewisse Umwandelung ein¬ getreten, und zwar gerade nach dem Scheitern der von der Regierung der Vereinigten Staaten veranlassten Pariser Währungskonferenzen von 1878, wodurch die Hoffnungen auf einen internationalen Bimetallisuius für immer vollständig unterdrückt zu sein schienen. Die Liverpooler Handelskammer hat seitdem einstimmig sich aufs nachdrücklichste für die erneuerte Einberufung eines internationalen Kongresses für die Wäh¬ rungsfrage erklärt und zu diesem Zweck eigens eine Deputation an den Minister abgeordnet. Da das Memorial der Liverpooler Handelskammer vom 2. April 1879 die im Interesse Englands für den Bimetallismus geltend ge¬ machten Gründe am übersichtlichsten zusammenfasst, möge der Haupt¬ inhalt desselben hier mitgetheilt werden: — 19 — „Die Werthverringerung des Silbergeldes aller Länder im Vergleich zum Golde ist sehr beträchtlich und man hat alle Ursache zu befürch¬ ten, dass bei den jetzigen Aussichten die Entwerthung noch zunehmen werde. Das in Ländern mit Silberwährung in öffentlichen Anleihen, Eisen¬ bahnen etc. angelegte englische Kapital hat eine bedeutende Entwer¬ thung erfahren. Dem in der Welt vorhandenen Silbervorrath ist in grossem Um¬ fange seine frühere Nützlichkeit als eines der beiden Faktoren für die Ausgleichung internationaler Schulden entzogen. Die wesentliche Verminderung des allgemeinen Geldvorraths in Folge der Demonetisation des Silbers wird zu häufigen Geldkrisen führen, weil das Gold allein für den Bedarf der Welt nicht ausreicht. Die Unsicherheit der Wechselkurse hindert in hohem Grade die fernere Anlegung englischen Kapitals in öffentlichen Auleihen, Eisen¬ bahnen, industriellen Unternehmungen und kaufmännischen Krediten in Ländern mit Silberwährung. Die jetzt für Geschäfte mit Indien, China, Java, Oesterreich, Chile, Mexiko und andern Ländern, wo die Silberwährung gilt, beste¬ henden Schwierigkeiten müssen den Handelsstand bestimmen, den Ex¬ port englischer Fabrikate dahin einzuschränken und die Verwendung englischen Kapitals in solchen Geschäften zu vermindern; für Indien ist die Silberentwerthung eine ernste Frage und wird nach der An¬ sicht Mancher zu einer solchen Verarmung des Landes führen, dass es nicht im Stande sein wird eine vermehrte Besteuerung zu tragen. Die Entwerthung des Silbers schwächt namentlich die Kaufkraft der Länder, in denen die Silberwährung besteht, und muss dort zur Erhöhung der Steuern führen, was den Handel noch mehr beschrän¬ ken wird. So lange in den leitenden Münz-Staateu die Währung verschieden ist, werden die beklagenswertheu Schwankungen und Konflikte zwi¬ schen Goldwährung und Silberwährung und die hierdurch verursachten kommerziellen Störungen mit steigender Benachteiligung aller Bethei¬ ligten fortdauern. Ein festes Verhältniss zwischen Gold und Silber, verbunden mit unbeschränkter Münzfreiheit und Anerkennung beider Edelmetalle als volles gesetzliches Zahlungsmittel, wird, wenn die Mehrzahl der lei¬ tenden Münz-Mächte, einschliesslich England und Indien, es anneh¬ men, das rechte Mittel sein, um Silber in seinen früheren internatio¬ nalen Werth als Geld wieder einzusetzen. Es ist daher zu wünschen, 2 * — 20 — dass die britische Regierung Maassregeln ergreife, um ein internatio nales Uebereinkommen zu sichern, wodurch Silber den ihm zukommen den Autheil bei Versorgung der Welt mit hinreichendem baaren Geld* wieder erhalte." Einer der englischen Bevollmächtigten zu den letzten Pariser Konfe¬ renzen, Herr H. H. Gibbs, früherer Gouverneur der Bank von Eng land, in dessen Namen Herr Göschen noch im August 1878 die ent¬ schiedenste Verurtheilung der Doppelwährung öffentlich ausgesprochen hatte, widerrief in einer vom 23. August 1879 datirten Brochüre rück¬ haltlos dieses Votum und erklärte unumwunden, er sei ins feindliche Lager übergetreten und erachte mit den Herren Cernuschi und Ca- zalet den unter Englands vorzugsweiser Betheiligung herbeizuführen¬ den internationalen Bimetallismus als das alleinige Mittel, die durch fortschreitende Entwerthung des Silbers drohende allgemeine Kalami¬ tät abzuwenden. — Andere Kundgebungen in gleichem Sinne haben sich seitdem angeschlossen. Dies hat denn nun zur Folge gehabt, dass in neuester Zeit das Gefühl der absoluten Sicherheit der bestehenden reinen Goldwährung in England nicht mehr ganz so fest ist wie bis zu Ende 1878, und dass daher die Passivität in dieser Hinsicht etwas abgenommen hat. Die von dem Liverpooler Handelsstande zu einer Erklärung für den Bimetallismus aufgeforderte Handelskammer von Manchester hat sich nicht darauf beschränkt einfach abzulehnen, sondern zugleich positiv erklärt: „1. Das gegenwärtig in England bestehende Münzsystem mit Gold als Währungsmetall mit unbeschränkter befreiender Kraft entspricht am besten den Bedürfnissen und Wünschen des Landes und muss des¬ halb aufrecht erhalten werden. 2. Kein Gesetz und kein Vertrag kann die Werthschwankungen verhindern, welche, sei es durch die Produktionsverhältnisse, sei es durch den Einfluss des Angebots und der Nachfrage verursacht wer¬ den. Wenn man auch durch Gesetz oder Verträge dem Silber in den Ländern, wo die Doppelwährung gilt, einen Zwangscours auf Grund einer festen Werth relation geben kann, so werden nichtsdestoweniger die unvermeidlichen Schwankungen ihres relativen Werths zur Folge haben, die natürliche Bewegung der Preise und der Geschäfte zu stö¬ ren und die Ausfuhr des höher bezahlten Metalls herbeizuführen. Diese Unsicherheit würde durch das Prekäre einer internationalen Konvention nur noch gesteigert werden. 3. Die zeitweiligen Unzuträglichkeiten des Wechselcourses für die — 21 — Käufer in den Ländern mit Silberwälirung sind ein besonders em¬ pfindlicher Fall der mit dem Handel verknüpften Schwierigkeiten und man muss sich hierbei wie sonst durch Geschäftsbedingungen zu helfen suchen. Die Beseitigung dieser zeitweiligen Unzuträglichkeiten würde viel zu theuer erkauft, wenn man diesem Zwecke die Einfachheit und Solidität des nationalen Münzwesens opfern wollte." — Ein Anzeichen, dass man in England die Agitation für den Bime¬ tallismus jetzt etwas aufmerksamer und ernster als früher ansieht, scheint uns darin gegeben zu sein, dass die gegenwärtigen Gouver¬ neure der Bank von England (die Herren J. W. Birch und H. R. Grenfell) es für angemessen gehalten haben, auf Kosten der Bank von Lord Liverpool's Letter to the King on the coins of the Realm vom Jahre 1805, welche Abhandlung bekanntlich die Annahme der alleinigen Goldwährung mit allen ihren Konsequenzen im Vereinigten Königreich begründet hat, eine neue Ausgabe zu veranstalten. Es gehört nicht zu den Aufgaben der vorliegenden Denkschrift auf eine selbständige Auseinandersetzung und Abwägung der Gründe für und gegen den Bimetallismus einzugehen; wir haben es hier nur mit der rein praktischen Frage zu thun, wie sich unter den gegebe¬ nen thatsächlichen Umständen die Aussichten für die Durchführung desselben verhalten. Wir haben bereits unsere Ueberzeugung ausgesprochen, dass Eng¬ lands Entscheidung in dieser Sache maassgebend sein wird. Die an¬ geführten bisherigen Erklärungen können darüber nicht in Zweifel lassen, dass die öffentliche Meinung und die grosse Mehrzahl der zu¬ nächst in Betracht kommenden einflussreichen Persönlichkeiten in Eng¬ land auf das Bestimmteste dem Bimetallismus widerstreben, wenn auch in neuester Zeit die Agitation zu Gunsten desselben dort etwas mehr Beachtung findet. Allein noch immer kann nicht die Rede davon sein, dass der Bimetallismus soviel Anhänger an Zahl oder Qualität ge¬ wonnen habe, um in nächster Zeit auf ernstliche Erwägung der Vor¬ schläge zu seiner Realisirung rechnen zu können. Woraus mag sich diese Gleichgültigkeit in allen Kreisen, welche nicht unmittelbar durch die Silberentwerthung in Mitleidenschaft ge¬ zogen sind, erklären? Es ist zunächst die ausserordentliche Macht der Gewohnheit und die vorwiegende Zufriedenheit mit dem seit 60 Jahren unverändert gebliebenen Münzwesen, weshalb trotz aller Argu¬ mente Regierung und das grosse Publikum von Neuerungen in der — 22 — Währung nichts hören mögen. Auch hat man in manchen der be- thciligten Geschäftskreise, wie uns scheint, angefangen, die eingetre¬ tene Silberentwerthung, für welche seit etwa einem Jahre eine gewisse Stabilität der Werthrelation zwischen 51 und 53 Pence für die Unze Standardsilber eingetreten ist, als etwas für die Zukunft Normales zu betrachten, wie es früher mit den Preisen von 59 bis 61 Pence der Fall war. Die Anhänger des Bimctallismus haben, wie schon früher von uns hervorgehoben wurde, bis jetzt vorwiegend nur die Wieder¬ herstellung der Werthrelation von lö1/* (607|8 Pence) im Auge behal¬ ten, und da führt doch so zu sagen eine Art natürlichen Instinkts das besitzende Publikum, wenn es auch den Zusammenhang nicht durchschauet, zu der Besorgniss, dass eine Veränderung des Münzwe¬ sens, wonach der Werth des Pfund Sterling nach Option der Schuldner alternativ auf ein bestimmtes Silberquantum normirt werden soll, ihm niemals irgend einen Vortheil, sondern nur effektiven Verlust und Un¬ sicherheit in seinem Einkommen und Vermögen bringen würde. Bei gegenwärtiger Lage der Dinge halten wir es daher für so unwahrscheinlich, wie nur etwas je sein kann, dass in England Regie¬ rung und Parlament dem Projekt eines internationalen Bimetallismus näher treten und die Initiative zur Berufung neuer Währungskonferen¬ zen, sei es vieler, sei es weniger Staaten, ergreifen sollten. Nur in dem Falle, dass in nächster Zeit der Silberpreis dauernd ein erhebliches weiteres Sinken erfahren sollte, entweder in Folge ausserordentlicher Silbergewinnung, oder Einstellung der amerikani¬ schen Silberausmünzungen, oder verhältnissmässiger Beschränkung des Silberbegehrs für Ostasien, vielleicht auch in Folge des Zusammen¬ wirkens dieser Faktoren, — nur in solchem Falle möchte sich die Un- wahrscheinlichkeit, dass man in den Regierungskreisen die Projekte des Bimetallismus in Erwägung zu ziehen sich entschliessen werde, etwas vermindern. Ein nicht bloss vorübergehendes Sinken des Silber¬ preises (beispielsweise unter 46 Pence) würde vielleicht die unter der Silberentwerthung leidenden Privatpersonen und Geschäftszweige sowie die Vertreter der indischen Finanzinteressen so sehr aufregen und ihre Agitation so dringend und mächtig werden lassen, dass Regie¬ rung und Parlament nicht wohl umhin könnten, in Ermangelung an¬ derer Auskunftsmittel, den Plan des Bimetallismus in Betracht zu ziehen. Hierbei wird aber nothwendig dann die zum Grunde zu le¬ gende Werthrelation eine offene Frage bilden, da es geradezu wider¬ sinnig und als ein klares Unrecht erscheinen würde, den Werth des — 23 — Pfund Sterling durch ein neues Münzgesetz so herabzudrücken, dass es dem Aequivalent von 113,50 Gramm Silber entsprechen solle, wäh¬ rend man vorher im freien Vcrkqhr etwa 150 Gr. Silber dafür eintau¬ schen konnte. Eine nothwendige Vorbedingung der ernstlichen Erwä¬ gung des Bimetallismus in England würde sein, dass man sich vorher mit dem Gedanken vertraut gemacht haben müsste, dem neuen Münz¬ system eventuell eine Werthrelation zu Grunde zu legen, die sich den zur Zeit bestehenden Verhältnissen des Edelmetallmarktes thunlichst anzuscbliessen, nicht aber diese künstlich zu regeln hätte. Eine sol¬ che Kücksicht würde den Vorwurf einer ungerechten Erschütterung und Verschiebung der bestehenden rechtlichen Werth- und Besitzver- hältnisse zurückweisen oder doch mildern, auch auf keine künstliche Aufmunterung der Silberproduktion noch Einschränkung der Verwendung des Silbers hinwirken, wie solches alles zutreffen würde im Falle einer mehr oder minder gewaltsamen Werthsteigerung des Silbers, die gleich¬ bedeutend ist mit einer willkürlichen Werthverminderung des Goldes und aller auf Goldvaluta lautenden Forderungen. Falls es nun auch nach eingetretener weiterer Entwerthung des Silbers in England zu einer praktischen Erwägung des Bimetallismus kommen sollte, so halten wir es auch dann noch immer für unwahr¬ scheinlich, dass diese Erwägung schliesslich zu einer demselben gün¬ stigen Entscheidung führen wird. Die öffentliche Meinung in England ist nun einmal zu sehr eingenommen für striktes Aufrechthalten des bestehenden Münzwesens und der alleinigen Goldwährung, worauf die Sicherheit von unendlich grösseren Geldinteressen beruht, als bei der Silberentwerthung zu leiden haben. Hierzu würde noch das natür¬ liche Misstrauen gegen internationale Vereinbarungen über Münzverhält¬ nisse treten. Der Ansicht, dass es bei dem einleuchtenden gemein¬ samen Interesse aller Kulturstaaten an der Verhinderung fortschrei¬ tender Entwerthung des Silbers und übermässiger Schwankungen der Silberpreise keine zu grosse Schwierigkeiten haben könne, ein inter¬ nationales Uebereinkommen zu Stande zu bringen, hat man mit Recht schon früher die Einrede entgegengestellt: „Wenn es nur auf ein ge¬ meinsames Interesse ankäme, um internationale Vereinbarungen zu ermöglichen, dann wäre das tausendjährige Reich längst da, denn am ewigen Frieden hat die Welt gewiss noch mehr Interesse als an der Silberfrage." So lange nach dem Abscliluss eines internationalen Uebereinkom- mens wegen eines gleichmässigen Bimetallismus die fortdauernde Nach- — 24 — frage nach Silber für den Osten, bei abnehmender oder doch gleich¬ bleibender Silbergewinnung, den Silberpreis im freien Verkehr durch¬ schnittlich etwas höher halten würde, als die für die Ausprägungen in den Münzstätten der kontrahirenden Staaten festgesetzte Werth¬ relation , möchte die genaue Ausführung wohl keinen Anstand finden und es ziemlich gleichgültig bleiben, ob zeitweilig bei der Bank von England oder bei der Bank von Frankreich mehr Silber, sei es in ge¬ prägtem Landescourant, sei es in Barren, niedergelegt ist und dagegen Noten ausgegeben sind. Allein dies würde sich augenblicklich ändern, sobald das Gold eine Prämie bedingt und es im Interesse des einen Landes läge, aus dem andern vorzugsweise Gold heranzuziehen und Silber dahin auszustossen. Eine kleine versteckte Erleichterung oder Erschwerung seitens der Bank oder Münzanstalt würde dazu hinrei¬ chen. Wie ist eine internationale Kontrole zur Abwehr solcher Diffe¬ renzen zu .finden und welche ausreichende dauernde Sicherheit giebt es zwischen selbständigen grossen Staaten für unverbrüchliche Durch¬ führung vereinbarter Münzbestimmungen? — Ziehen wir aus allem Vorstehenden die Schlussfolgerungen für das erste von uns aufgestellte Problem, so lautet die zusammengefasste Antwort: Wir halten ein internationales Uebereinkommen wegen eines gleich- massigen Bimetallismus nach den vorhin angedeuteten Grundzügen für nicht geradezu unmöglich und glauben, dass dadurch vielleicht für längere Zeit sich der Zweck erreichen liesse, der weiteren Silberentwerthung und starken Schwankungen des Silberpreises vorzubeugen. Eine un¬ umgängliche Bedingung eines solchen internationalen Bimetallismus ist jedoch der vollständige Beitritt Englands. Für jetzt scheint jedoch nicht daran zu denken, dass in England die Ersetzung der alleinigen Goldwährung durch den Bimetallismus und die Einladung zu neuen internationalen Währungskonferenzen in ernstliche Erwägung gezogen werde. Dies dürfte, wenn überhaupt, doch nicht eher eintreten, als bis eine weitere Entwerthung des Silbers stattgefunden hat und die Zugrundelegung einer den neuesten wirklichen Marktverhältnissen ent¬ sprechenden Werthrelation als geboten erachtet würde; allein auch in diesem Falle halten wir die Verwirklichung des Bimetallismus für nicht wahrscheinlich. — Jedenfalls aber sollten die Anhänger des Bimetal¬ lismus alle ihre Bestrebungen dahin konzentriren, die öffentliche Mei- — 25 — nung in England für denselben zu gewinnen, Deutschland aber mit ihren Projekten nicht zwecklos beunruhigen. II. Wir kommen zur Besprechung des von uns aufgestellten zweiten Problems: Wenn eine befriedigende Regelung der Währungsfrage durch ein internationales Uebereinkommen wegen eines gleich- massigen Bimetallismus nicht herbeigeführt wird, welche Schran¬ ken wird dann die Silberentwerthung finden? Wie beim ersten Problem einige allgemeine Bemerkungen voran¬ gehen mussten, um Missverständnissen hinsichtlich gewisser Bezeich¬ nungen und Begriffe vorzubeugen, so dürfen noch weniger, bevor wir auf die spezielle Erörterung dieses zweiten Problems eingehen, ähn¬ liche Vorerinnerungen unterbleiben. Wenn wir dasselbe an die• vielbesprochene Frage der Silber¬ entwerthung1) anknüpfen, so soll damit keineswegs von vornherein die apodiktische Behauptung ausgesprochen werden, dass nicht mög¬ licherweise das Gegentheil solcher Entwerthung, nämlich eine Werth¬ steigerung des Silbers selbst über die frühere gewöhnliche Norm hin¬ aus, oder mit anderen Worten eine „Goldentwerthuug" in Zukunft ein¬ treten könnte. Da wir uns indess hier nicht mit theoretischen Unter¬ suchungen, welche alle möglichen Fälle zu begreifen haben, beschäf¬ tigen, sondern die bei der Währungsfrage zu berücksichtigenden prak¬ tischen Gestaltungen und Interessen ins Auge fassen, so wird es sich von selbst rechtfertigen, dass wir unter den jetzt gegebenen Verhält¬ nissen sehr unwahrscheinliche Eventualitäten ausser Betracht lassen. Dagegen hat sich in manchen Kreisen die Meinung verbreitet und immer mehr befestigt, dass, wofern nicht der Bimetallismus es ver¬ hindere und dauernde sichere Abhülfe schaffe, eine so zu sagen unbe¬ grenzte Silberentwerthung in Aussicht stehe. Diesen Irrthum zu wi¬ derlegen , ist die hauptsächliche Aufgabe des vorliegenden Abschnittes. 1) Richtiger würde man wohl statt „Silberentwerthung" die Bezeichnung „Werth¬ verminderung des Silbers" gebrauchen, denn eine Entwerthung" bedeutet im eigentlichen Sinne eher ein Aufhören des Werthes überhaupt (man denke an Entsittlichung, Entsetzung, Entwürdigung u. s. w.), und dies kann bei einem werthlos gewordenen Papiergeld, nie aber beim Silbergeide eintreten. Einen gewissen Werth wird Silber unter allen Um¬ ständen behaupten. — Wir haben aber in Rücksicht der Kürze und des neueren Sprach¬ gebrauchs die Bezeichnung „Silberentwerthung" beibehalten. — 26 — Wird im Allgemeinen von „Silberentwerthung" gesprochen, so denkt man zunächst und ganz vorwiegend an das Werthverhältniss des Silbers zum Golde, dass nämlich eine grössere Quantität Silber als früher jetzt erforderlich ist, um ein gegebenes Gewicht Gold ein¬ zutauschen , und dass künftig vermuthlich noch mehr Silber hierzu verlangt werden dürfte. In diesem Sinne sind Silberentwerthung oder Sinken des Silberpreises und Werthsteigerung des Goldes nur ver¬ schiedene Bezeichnungen für dieselbe Sache und müssen als an sich völlig gleichberechtigt gelten. Die Wahl des Ausdrucks wird durch die zur Zeit in einem Lande thatsächlich bestehende Währung be¬ stimmt werden. In England, Deutschland und Frankreich wird natür¬ lich jetzt nur von einem Sinken des Silberpreises die Rede sein, in Indien aber gleichzeitig der nämliche Vorgang als Steigen des Gold¬ preises aufgefasst werden. Ueber diesen Zusammenhang kann bei einigem Nachdenken auch nicht der leiseste Zweifel obwalten. Da¬ gegen stellt sich die Frage der Werthrelation der Edelmetalle sofort sehr komplizirt und führt leicht zu den auffälligsten Verkennungen des wahren Sachverhalts, sobald die theoretische Identität der Werth¬ verminderung des Silbers und der Werthsteigerung des Goldes auf die Beurtheilung konkreter münzpolitischer Maassregeln angewendet wer¬ den soll. Hier wird die richtige objektive Auffassung durch die ins Spiel kommenden pekuniären Interessen nur zu oft getrübt oder ab¬ gelenkt. Wenn man die Vortheile des Bimetallismus geltend macht und dabei meistens die Rehabilitirung der früheren normalen Werth¬ relation zwischen Silber und Gold als selbstverständlich voraussetzt, so wird vornehmlich darauf hingewiesen, dass auf diese Weise allen Interessen, welche durch das seit 1874 eingetretene Sinken des Silber¬ preises und dessen Konsequenzen Schaden erlitten haben und ferner erleiden würden, eine Wohlthat oder vielmehr eine gerechte Abhülfe zu Theil werde. Bei dieser Auffassung denkt man nur an die Werth¬ erhöhung des Silbers, nicht an das nothwendige Korrelat, die ent¬ sprechende Werthverminderung des Goldes. Es bleibt ganz ausser Betracht, dass eine durch Gesetze oder Staatsverträge herbeigeführte Werthsteigerung des Silbers, welche mit der Gestaltung der Werth¬ relation auf Grund der zur Zeit gegebenen Verhältnisse des Angebots und der Nachfrage im freien Verkehr nicht im Einklang steht, das¬ selbe ist wie künstliche Werth Verminderung des Goldes; werden die Inhaber von Forderungen in Silbervaluta durch solche Maassregeln begünstigt, so werden gleichzeitig die Inhaber von Forderungen in Goldvaluta entsprechend beeinträchtigt. — 27 — Wir wollen unsere Ansicht durch spezielle konkrete Beispiele an¬ schaulicher zu machen versuchen. Im Courszettel vom Mai 1880 finden sich notirt österreichische 4°/o Goldrente 75,75 und 4} °/o Silberrente 62,60. Wenn jetzt zwei Personen jede 20,000 M. in österreichischen Fonds, A in Goldrente und B in Silberrente, anlegen, so erhält A für 19,998 M. einen No¬ minalbetrag von 13,200 Fl. und B für 20,032 M. von 16,000 Fl. mit jährlichen Zinserträgen von bzw. 528 Fl. in Gold und 672 Fl. in Silber. Beide, nehmen wir an, haben Ausgaben in deutschem Gelde zu leisten und in dieses umgewechselt kommt A in den Besitz von 1056 M. uud B (bei einem Cours von 170 M. für 100 Gulden) von 1142 M. 40 Pf. Würde nun im Wege der Gesetzgebung oder eines internationalen Ver¬ trags der Werth des Silberguldens mit dem des Goldguldens gleich gesetzt, so empfinge B künftig 1344 M., verbesserte also sein Ein¬ kommen in dauernder Weise noch um 201 M. 60 Pf. (oder ca. 17J-°/0), während A's entsprechendes Einkommen dasselbe bliebe, wie vorher. Man könnte also sagen, B habe gewonnen, ohne dass A einen Verlust erleide. Dies ist anscheinend und nominell, jedoch nicht in Wirk¬ lichkeit der Fall, weil durch die Erhöhung des Silber Werths der Werth des Goldes vermindert ist, denn die Kaufkraft der Goldmünzen auf dem Waarenmarkt ist unter sonst gleichbleibenden Umständen durch die Konkurrenz der im Werthe künstlich gesteigerten Silbermünzen ver¬ ringert worden. Könnten künftig, um noch ein anderes konkretes Beispiel zur Er¬ läuterung dieses für die richtige Beurtheilung der Währungsfrage über¬ aus wichtigen Punktes anzuführen, in England beliebig und unbe¬ schränkt Silbermünzen ausgeprägt werden, 10 Florins Sterling aus 113,50 G. fein Silber, die als gesetzliches Zahlmittel für jeden Betrag anerkannt wären, so würde dadurch das betreffende Einkommen aller derjenigen, welche von Indien Gehälter, Pensionen oder Zinsen in Silberrupien zu empfangen haben, um mehr als 16 °/0 im Vergleich mit dem jetzigen Werthe der Rupien, erhöht. Allein gleichzeitig wür¬ den alle Einkommen, die in Pfund Sterling gezahlt werden, effektiv vermindert, da, wie gesagt, die Kaufkraft des Goldes schwächer wer¬ den muss, wenn durch Werthsteigerung des Silbergeldes der Gesammt- Werthbetrag des baaren Umlaufsmittels im Ganzen vermehrt und hier¬ durch eine Erhöhung der Preise im Allgemeinen herbeigeführt ist. Diesen Verlust genau zu schätzen ist höchst schwierig, ja unmöglich; dass aber jedenfalls ein Verlust eintreten muss, ist unzweifelhaft. — 28 — Uns ist sehr wohl bcwusst, dass die Auffassung des Werths des Geldes, welche den vorstehenden Andeutungen zum Grunde liegt, von Vielen bestritten wird. Eine umfassende Auseinandersetzung in Betreff der Theorie der Preise kann an dieser Stelle selbstverständlich nicht gegeben werden und müssen wir uns auf die Erklärung beschränken, dass wir trotz aller neueren Theorieen und Einwendungen in diesen Punkten an den einfachen Grundsätzen der älteren englischen Oekono- misten mit voller Ueberzeugung festhalten. Hiernach regelt sich der jedesmalige Werth der Edelmetalle und demgemäss auch des aus den¬ selben hergestellten Geldes, wie bei allen anderen wirthschaftlichen Gütern, durch Angebot und Nachfrage, und muss schliesslich durch die durchschnittlichen Produktionskosten der fortgesetzten Gewinnung unter den mindest günstigen Verhältnissen bedingt werden. Wer diese Fundamentalsätze bestreitet und auf eine principiell hiervon abweichende Theorie der Preise oder, was dasselbe, der Kauf¬ kraft des Edelmetallgeldes seine Ansichten über die Ursachen der jetzigen Silberentwerthung und die weitere Entwickelung der Wäh¬ rungsfrage begründen will, gegen den wollen wir hier nicht argumentiren, denn wir könnten nur wiederholen und zur Widerlegung benutzen, was in vielen Lehrbüchern der politischen Oekonomie bereits ausführ¬ lich zu lesen ist, würden aber die Gegner schwerlich bekehren und den eigentlichen Zweck unserer Untersuchung verfehlen. Diese Rücksicht hindert uns auch, auf eine spezielle Untersuchung über die relative Bedeutung der Ursachen der bisherigen Silberent¬ werthung hier zurückzukommen. Es kann für uns ausreichen, dass wir für die Vergangenheit im Ganzen und Grossen die Ergebnisse ac- ceptiren, zu welchen der Bericht der Select Committee on Silver De¬ preciation vom Juli 1876 gelangt ist. Hiernach haben wesentlich vier Ursachen zusammen die Silber¬ entwerthung bewirkt: 1) die grosse Zunahme der Silberproduktion in den Vereinigten Staaten; — 2) die progressive Ersetzung der sonst erforderlich gewesenen grösseren Beträge an Silbersendungen nach In¬ dien durch die von der Verwaltung von Britisch-Indien in London auf die indischen Regierungskassen gezogenen Wechsel, s. g. India Council Bills; — 3) die Demonetisation des Silbers in Deutschland und Skandinavien; — 4) die Sistirung der freien Silbercourant-Ausmünzungen in den Staaten des lateinischen Münzvereins. In welchen gegenseitigen Beziehungen diese verschiedenen Fakto¬ ren bisher gestanden haben, darauf kann es für unsere Aufgabe, welche — 29 — sich mit der wahrscheinlichen Zukunft der Währungsfrage in ihrer praktischen Bedeutung beschäftigt, nur in soweit ankommen, als aus den bisherigen Vorgängen sich in ungezwungener Weise Schlussfolge¬ rungen über deren fernere Wirksamkeit ableiten lassen. Wenn uns aber einerseits die Erfahrungen aus den Jahren 1871 bis 1880 einen gewissen Leitfaden und noch brauchbare Anhaltspunkte für die Beurtheilung der wahrscheinlichen Zukunft der Silberfrage ge¬ währen, so warnt uns andererseits der Bückblick auf dieselben, dass wir nur mit allem Vorbehalt wegen etwa eintretender, nicht vorherzu¬ sehender wesentlicher Aenderungen in den Produktionsverhältnissen der Edelmetalle, der indischen Zahlungsbilanz und der Münzpolitik der grösseren Staaten eine Meinung über die künftige Gestaltung des Silberpreises äussern dürfen. Wozu nützt es aber denn überhaupt, könnte man einwenden, bei solchem elastischen und unberechenbaren Vorbehalt sich auf Betrach¬ tungen über den weiteren Verlauf der Silberfrage einzulassen? Es bleibe ja doch Alles höchst unsicher und man solle sich die Mühe sparen, hierüber irgend Vermuthungen zu äussern und zu kombiniren. Dieser allerdings sehr gewichtigen Abmahnung tritt die nicht minr der zutreffende Erwägung entgegen, dass, wie in unzähligen sonstigen Beziehungen des praktischen Lebens, so auch bei der Silberfrage, ob¬ gleich es nicht möglich ist, mit Gewissheit die weitere Entwickelung der Dinge vorherzusagen, wir doch nicht unterlassen können, nach ver¬ ständiger Wahrscheinlichkeitsberechnung eine Meinung zu fassen. Diese übt ihrerseits selbst wieder einen Einfluss auf die weitere Entwickelung aus, indem die von der Entscheidung der Menschen abhängigen Maass¬ regeln hierdurch mit bestimmt werden. Eine unter der Voraussetzung gleichmässig fortdauernden Wirksamkeit mehrerer Faktoren versuchte Darlegung einer wahrscheinlichen künftigen Entwickelung wird deshalb noch kein unbrauchbares Phantasiegebilde, wenn bei einzelnen jener Faktoren Veränderungen eintreten; es wird dann nach sachgemässem Ermessen eine entsprechende Modifikation für die erwartete Entwicke¬ lung eintreten, ohne dass die Meinung über das Ganze oder die Haupt¬ sache zu verwerfen wäre. Nach diesen allgemeinen Vorerinnerungen wollen wir nunmehr zu unserer speziellen Aufgabe übergehen, anknüpfend an die vorhin ange¬ gebenen Ursachen der bisherigen Silbercntwerthung, welche sich in dep folgenden Zusammenstellungen deutlich überblicken lässt. — 30 — Jahre Silberpreise Werthverhältniss des Silbers (v. 1. Jan. bis '/> «-V, Pence pro Unze Standard zum Golde. 31. Dez.) Höchster Niedrigst. Durchschn. Höchstes Niedrigst. Durchschn. 1841—49 60.6 58.8 59.10 15.62 16.12 15.82 1860—60 62.12 59.6 61.4 15.03 15.88 15.40 1861—70 62.4 60.2 60.15 15.15 15.68 15.47 1871 61.0 60 3 60.9 15 46 15 67 15.57 1872 61.2 59 4 60.4 15 43 15.92 15.65 1873 59.15 58.0 59.4 15.73 16.26 15.92 1874 59.8 57.4 58.5 15.85 16.47 16.17 1875 57.10 55.8 56.12 16.36 16.99 16.62 1876 58.2 46.12 53.1 16.22 20.17 17.77 1877 58.3 53 8 54.12 16.21 17.63 17.22 1878 55.2 49.5 52.10 17.11 19.12 17.96 1879 53.12 49.11 51.10 17.54 18.98 18.27 1880 bis Juni 52.12 51.13 52.3 17.88 18.18 18.07 Nach halbjährlichen Durchschnitten zusammengestellt, wobei die Schwankungen stärker hervortreten, zeigt die Silberentwerthung seit 1872 diesen Fortgang: Jahre Lond. Silber¬ preis | u. Pence pr. U. Stand. Werthrelation Silber zu 1 Gold Jahre Lond. Silber¬ preis \ u. -fa Pence pr. U. Stand. Werthrelation Silber zu 1 Gold 1872 l.IIalbj. 60.9 15.57 1877 l.IIalbj. 55.4 17.07 11 2. 60 15.72 11 2. „ 54.7 17.32 1873 1. n 59.12 15.78 1878 1. „ 54 17.46 >) 2. Ii 58.11 16.07 n 2. „ 51.5 18.38 1874 1. Ii 58.12 16.05 1879 1- „ 50.10 18.63 i» 2. ii 57.15 16.28 i» 2. „ 52.5 18.03 1875 1. ii 56.12 16.62 1880 1- „ 52.3 18.07 j) 2. ii 56 8 16.69 1876 1. ii 53.7 17.65 )j 2. ii 52.11 17.90 Wii • betrachten zunächst den FJnfluss der Edelmetall- Produktion auf die Silberentwerthung. Nach annähernder Schätzung sind im Jah¬ resdurchschnitt in runden Summen gewonnen worden: in den Jahren Kg. 3old Tausend M. s Kg. ilber Tausend M. Verhältnis We Gold s nach dem rtlie Silber 1841—1849 1850—1860 1861—1870 1871—1875 1876—1879 52,000 200,000 188,500 170,700 157,000 145,000 558,000 526,000 476,000 438,000 780,400 895,000 1,220,000 1,969,000 2,300,000 140,500 161)000 220,000 354,500 414,000 100 100 100 100 100 97 29 42 74 94 — 31 — Hinsichtlich dieser annähernden Schätzungen ist zu bemerken, dass die für die letzte Periode, die vier Jahre 1876—1879, versuchte Aufstellung nur den Charakter einer vorläufigen allgemeinen Veran¬ schlagung haben kann, da die Ermittelungen zu einer annähernden Schätzung hier noch nicht in dem Maasse wie für die vorangegangenen Perioden von uns abgeschlossen sind, also spätere Berichtigung vorbehal¬ ten bleiben muss. Im Grossen und Ganzen aber sind für unsern jetzigen Zweck wesentlich in Betracht kommende Aenderungen wohl kaum zu erwarten, obschon nicht in Abrede gestellt werden kann, dass die bis jetzt vorliegenden Notizen über die Gold- und Silbergewinnung in den Vereinigten Staaten für die einzelnen Jahre erheblich differiren und eine genauere Ermittelung wünschen lassen. Die bezüglichen Angaben lauten nämlich: Schätzung im Berichte des Schätzung von Wells Fargo & Co. Münzdirektors Burchard Jahre Gold. Silber. Jahre Gold. Silber. Dollars Dollars Dollars Dollars 187G 1877 1878 1879 42,886,935 44,880,223 37,576,030 •31,470,262 39,292,924 45,846,109 37,248,137 37,032,857 1875/76 1876/77 1877/78 1878/79 48,850,000 51,000,000 50,000,000 30,000,000 38,500,000 45,000,000 49,000,000 41,000,000 Die Edelmetallgewinnung hat im berühmten Comstock Lode in Nevada seit 1877 beträchtlich abgenommen, soll sich dagegen in Co¬ lorado und Utah stark gehoben haben. Am meisten Beachtung für unseren Zweck bietet die Wahrneh¬ mung, dass in letzter Zeit die Goldproduktion in den Vereinigten Staaten und Australien eine Abnahme aufweist, welche durch eine Steigerung der sibirischen Golderträge nur wenig ersetzt wird, wäh¬ rend andererseits auch die Silberproduktion im Allgemeinen seit 1876 nicht mehr so progressiv gewesen ist als in dem unmittelbar voran¬ gegangenen Zeitraum. Es scheinen uns keine Anzeichen vorhanden zu sein, welche die Vermuthung begründen möchten, dass wir in den nächsten Jahren hinsichtlich der Produktionsverhältnisse der Edel¬ metalle auf durchgreifende Umgestaltungen im Vergleich mit den letzt¬ verflossenen Jahren gefasst sein müssen. Aber schon die Fortdauer einer Silberproduktiou nahezu in dem Unifange wie solche in den letzten Jahren stattgefunden hat und ferneres Sinken der Goldgewin- — 32 — nung würden an sich einer Rehabilitirung einer dem Silber günstigeren Wertbrelation im freien Verkehr widerstreben, ja zu weiterer Silber- entwerthung beitragen, wenn sie nicht durch gleichzeitige stärkere Nachfrage kompensirt werden. Bis neue wichtige Veränderungen in den Produktionsverhältnissen bekannt werden, ist es gewiss das Rich¬ tigste, für die nächste Zeit mit einigem Abschlag eine ungefähr gleiche Edelmctallproduktion wie in den allerletzten Jahren anzunehmen. Es müssten schon sehr bedeutende Veränderungen eintreten, wenn man davon einen wesentlichen Einfluss auf die Werthrelation der Edelme¬ talle erwarten soll. Den von Zeit zu Zeit verbreiteten Nachrichten über einen plötzlichen ausserordentlichen Aufschwung der Edelmetall¬ gewinnung in den einen oder anderen Gegenden im Westen der Ver¬ einigten Staaten, sei es in Colorado, in Montana oder Utah begegnet jetzt ein wohlberechtigtes Misstrauen, nachdem die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt haben, welchen Antheil oft schwindelhafte Minen¬ spekulationen daran haben, und wie häufig sie zu maasslosen Ueber- treibungen ausarten. Von um so grösserer Wichtigkeit ist die Erwägung, dass jedes erhebliche Sinken des Silberpreises nothwendig eine Rückwirkung auf die bestehende Silberproduktion ausüben muss. Hierüber kann ein Zweifel gar nicht obwalten. Setzen wir der Argumentation wegen den Fall, dass der Silberpreis dauernd unter 30Pence sinke, so wird Nie¬ mand in Abrede stellen wollen, dass dann auf einer grossen Zahl von Silberbergwerken der Betrieb ganz aufhören müsste, weil der Ertrag nicht entfernt die dazu aufzuwendenden Kosten decken würde. Eine verhältnissmässige Einschränkung der Produktion muss natürlich auch dann stattfinden, wenn das Sinken des Silberpreises nicht so stark ist, aber unter den durchschnittlichen Satz der letzten Jahre zurück¬ geht. Die durch das Sinken des Silberpreises bedingte Einschränkung der Silbergewinnung kann natürlich durch die Auffindung neuer er¬ giebiger Silberminen und durch technische Vervollkommnung im Gan¬ zen wieder ausgeglichen und selbst überwogen werden. Dies gehört aber in das Reich der Zufälligkeiten, während die Tendenz der Ver¬ minderung der Produktion in Folge von Werthverringerung des Pro¬ dukts eine unabweisliche Nothwendigkeit bleibt und deshalb in Rech¬ nung zu bringen ist. Wir werden auf dies wichtige Moment später zurückkommen. — — 33 — Als zweite Ursache der bisherigen Silberentwerthung gilt der in neuerer Zeit so ausserordentlich gestiegene Betrag der regelmässigen Zahlungen Indiens an England, welche Zahlungen in ihrer Wirkung so zu sagen den Charakter eines Tributs tragen und der Kürze wegen oft auch so genannt werden. Die diesem „indischen Tribut" entspre¬ chenden „India Council Bills", welche als eine der Ursachen der Silberentwerthung gelten, indem sie um ihren vollen Betrag und durch¬ weg einen Ersatz für einen Theil der haaren Silberaussendungen nach Indien bilden, also die Nachfrage nach Silber vermindern und den Silberpreis drücken, bedürfen aber, damit ihre Beziehungen zur Sil¬ berfrage richtig aufgefasst werden, einer Erläuterung. Es sind eben nicht diese WTechsel für sich allein, sondern es sind die kommerziellen und finanziellen Verhältnisse des britischen Indiens in ihrem ganzen Zusammenhange, welche gegenwärtig und vermuthlich noch für lange Zeit den Hauptfaktor für die Gestaltung des Silberpreises abgeben. Selbst in England sind diese Beziehungen bis jetzt gewöhnlich nicht genügend verstanden und gewürdigt worden, weshalb die Herren Göschen und Fawcett wiederholt eingehende Darlegungen für ge¬ boten erachtet haben. Die Vertheidiger des Bimetallismus, nanieut- lich in Deutschland, haben dieselben aber bisher gar nicht oder doch zu wenig berücksichtigt. Sie haben sich so sehr in die krasse Illu¬ sion, dass die deutsche Münzreform die alleinige oder doch die ent¬ scheidende Ursache der Silberentwerthung sei, hineingeredet, dass sie das Verständniss für die wirklich entscheidende Ursache, welche in der indisch-englischen Zahlungsbilanz offen vor Augen liegt, beharrlich abweisen. Um so mehr wird es unsere Aufgabe sein müssen, dieser Seite der Silberfrage die grösste Aufmerksamkeit und eine umfassende Behandlung zuzuwenden. Blickt man auf die Fülle des sich darbie¬ tenden Materials sowie die grosse Verschiedenheit und Verwickelung der hierbei sich geltend machenden Einflüsse und Interessen, so er¬ scheint es Anfangs sehr schwierig, einen klaren Einblick in den engen und maassgebenden Zusammenhang der indisch-englischen Zahlungs¬ bilanz' und der Silberentwerthung zu gewinnen. Eine unbefangene und aufmerksame Erwägung der erst im Einzelnen vorzuführenden und darnach zu kombinirenden Nachweise wird jedoch eine richtige Beurtheilung dieser Dinge nicht verfehlen lassen. Für die Zahlungsbilanz des britischen Indiens kommt Folgendes in Betracht: A. Verhältniss der Waaren-Ausfuhr zu der Waaren-Einfuhr; — Mehr¬ werth des Waarenexports. 3 — 34 — B. Verhältniss der Edelmetall-Einfuhr zur gleichen Ausfuhr; — Ueber- schuss der Edelmetall-Einfuhr. C. Ausgaben für Rechnung Indiens in England wegen Verwaltungs¬ kosten, Pensionen, Zinsen der Anleihen etc. D. Anleihen der indischen Regierung (einschliesslich für die garan- tirten Eisenbahnen), so weit die Verzinsung und Abtragung der¬ selben in England stattfindet; gewissermaassen ein Export von Schuldverschreibungen, für welche das Aequivalent sofort baar zu leisten ist. Im Grossen und Ganzen und auf die Dauer müssen B -(- C und A + D sich wesentlich ausgleichen. Die Ergebnisse jedes dieser Faktoren sind von Jahr zu Jahr be¬ standigen Schwankungen unterworfen; während aber A und C mehr principaler Art sind und von gegebenen sonstigen Umständen ab¬ hängen , erscheinen B und D nicht so durch äussere frühere Umstände gebunden, sondern unterliegen hauptsächlich dem kombinirten Einfluss jener anderen Faktoren und ihrer eigenen gegenseitigen Einwirkung, wie dies aus den folgenden Erörterungen erhellen wird. A. Indien ist von jeher dasjenige Land der Welt gewesen, wo vorzugsweise eine günstige Handelsbilanz im eigentlichen Sinne des Worts gewaltet hat und wohin deshalb fast Jahr für Jahr Edelmetall von auswärts gebracht ist. Was in dieser Hinsicht schon aus dem Alterthum und dem Mittelalter berichtet wird, berühren wir hier nicht weiter, und über die Zeiten vor Anfang dieses Jahrhunderts mögen nur einige Notizen mitgetheilt werden. In einer 1699 erschienenen Reisebeschreibung des Franzosen Bernier, welcher längere Zeit sich am Hofe des Gross-Moguls in Delhi aufgehalten hatte und über die Handelsverhältnisse Indiens an den Minister Colbert berichtete, wird wiederholt hervorgehoben, wie Gold und Silber, nachdem sie in der Welt im Umlauf gewesen, schliesslich nach Indien fliessen, wie in einen Abgrund, aus dem keine Rückkehr stattfinde. Aehnliche allgemeine Aeusserungen kommen auch sonst vor und man überliess sich meistens sehr hohen Schätzungen, wie denn auch A. v. Humboldt für das Ende des achtzehnten Jahrhunderts den durchschnittlichen jährlichen Silber- Abfluss nach Indien und dem übrigen Asien auf ca. 25 Millionen Piaster angenommen hat. Hiermit scheinen indess die positiven An¬ gaben , welche wir über den Edelmetallexport der englisch-ostindischen Compagnie und der holländisch-ostindischen Compaguie besitzen, die doch im achtzehnten Jahrhundert jedenfalls den Hauptantheil an dem Handel mit Indien und China in Händen hatten, nicht recht zustimmen. - 35 — Die registrirteu Edelmetallverschiffungen der englisch-ostindischen Compagnie betrugen: 1710—19 £ 4,259,000 1760—G9 £ 1,302,000 1720—29 „ 5,037,000 1770—79 „ 722,000 1730—39 „ 4,91G,000 1780—89 „ 3,112,000 1740—49 „ 5,986,000 1790—99 „ 3,451,000 1750—59 „ 6,432,000 Die gesammte registrirte Ausfuhr in den 90 Jahren von 1710 bis 1799 belief sich also auf 85,217,000 Pf. Sterl. oder im jährlichen Durch¬ schnitt auf weniger als 400,000 Pf. Sterl. Die Edelmetallausfuhr der niederländisch-ostindischen Compagnie in den Jahren 1720 bis 1781 betrug im Ganzen 261,349,000 Fl. oder jährlich 4,215,000 Gulden. Hiernach, meint Herr van den Berg, lasse sich annehmen, dass im vo¬ rigen Jahrhundert unter Zurechnung der sonstigen betreffenden Aus¬ fuhr höchstens vielleicht eine Summe von 13,500,000 Fl. (= 1,150,000 Pf. Sterl.) Edelmetall im Jahresdurchschnitt aus Europa nach Indien abgeflossen sei. Seit dem Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts hat sich dies wesentlich geändert. In den Jahren 1801 bis 1813 betrug der Werth des in Calcutta, Bombay und Madras importirten Edelmetalls im jährlichen Durchschnitt ca. 2,000,000 Pf. Sterl. und stieg in den ersten Jahren nach Aufhebung des Monopols der ostindischen Compagnie (1817 —1820) auf 4,500,000 Pf. Sterl. Darauf trat jedoch für eine Reihe von Jahren eine wesentliche Abnahme der Edelmetalleinfuhr in In¬ dien ein und hörte 1831/32 fast ganz auf. Von da ab hob sich diese Einfuhr wieder und hielt sich in den Jahren 1834 bis 1848 mit nicht beträchtlichen Schwankungen auf jährlich ungefähr 2,500,000 Pf. Sterl. Für eine nähere Untersuchung der Silberfrage erscheint eine die einzelnen Jahre der neueren Zeit berücksichtigende Zusammenstellung der vorhandenen ziffermässigen Nachweise über die Elemente der in¬ dischen Zahlungsbilanz als fast unentbehrliche Grundlage und zugleich als notkwendig zur Abwehr des Vorwurfs willkürlicher Zahlengruppi- rungen zu Gunsten vorgefasster Meinungen. Es wird daher einer weiteren Rechtfertigung nicht bedürfen, wenn wir nachstehend für diesen Zweck einen verhältnissmässig beträchtlichen Raum sowie eine besondere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Die Nachweise sind beinahe ausschliesslich den von der Regierung dem Parlament vorge¬ legten Aktenstücken und Uebersicliten entnommen. Unsere Zusammenstellungen umfassen den Zeitraum vom 1. Mai 1839 bis 31. März 1879. Die angegebenen Jahreszahlen beziehen sich auf die in ihnen endenden indischen Rechnungsjahre, welche bis 1867 3 * — 36 — vom 1. Mai bis 30. April, von da an aber vom 1. April bis 31. März reichen. Auf das Jahr 1867 (Rechnungsjahr 1866/67) kommen mithin nur 11 Monate. Die ursprünglich auf Rupien lautenden Angaben sind durchweg mit dem gleichen festen Satze von 10 Rupien gleich 1 Pf. Sterl. berechnet worden, was auch in den weiter folgenden statistischen Angaben nach dem Vorgänge der offiziellen englischen Vorlagen ge¬ schehen ist. Nach den letzten Volkszählungen in Indien betrug die Einwohner¬ zahl der Provinzen unter britischer Verwaltung 191,096,603 und in den Native Staaten 49,161,540, zusammen also über '240 Millionen Köpfe. — Ceylon bildet eine besondere britische Besitzung, die unter der indischen Verwaltung nicht mit begriffen ist, aber das gleiche Münz¬ system hat wie Britisch Indien1). Wir geben zunächst eine Uebersicht des von den See-Zollämtern berechneten Werths der indischen Waaren-Ausfuhr und Einfuhr, ein¬ schliesslich der für Rechnung der Regierung eingeführten Gegenstände, soweit solche in die Zollregister mit aufgenommen sind. Zugleich aber wollen wir vorweg zur Erleichterung der Uebersicht, obschon erst später hierüber die betreffenden speziellen Verhältnisse zur Er¬ örterung kommen, neben der Bilanz des Waarenhandels die Nachweise über den Mehrbetrag der gleichzeitigen Edelmetall-Einfuhr (d. h. die Einfuhr nach Abzug der Ausfuhr) und über die Tratten der indischen Verwaltung in London auf die Regierungskassen in Indien (India Council Bills) vorlegen. 1) Ueber die Silberausfuhr nach Ostasien überhaupt geben wir für die letztverflos¬ senen vier Jahre einige summarische Notizen nach den Berichten von Pixley u. Abell und nach Mittheilungen im Newyorker Bankers Magazine, da solche zur Vergleichung mit den speziellen Nachweisen für Indien von Interesse sein werden. Silber n. Ostasien 1876. 1877. 1878. 1879. exportirt a. £ £ £ £ Europa .... 10,500,000 17,520,000 5,900,000 7,140,000 San Francisco . . 2,300,000 3.280,000 2,310,000 1,760,000 Zusammen 12,800,000 20,800.000 8,210,000 8,900,000. Die jährliche Silberproduktion im Durchschnitt dieser vier Jahre ist auf etwa 20,000,000 £ anzunehmen. Als Betrag der India Council Bills wird für die vorgenannten Kalenderjahre von Pixley u. Abell angegeben: 1876: 11,500,000 £; — 1877: 8,640,000£; — 1878: 13,980,000£; — 1879: 14,700,000£. Die Goldeinfuhr in England aus Ostasien (Indien, China und Japan) betrug 1878: 2,533,500 £; — 1879: 3,322,500 £. — — 37 — Jahre Waaren- Einfuhr Waaren- Ausfuhr Mehr-Waaren- Ausfuhr Edelmetall- Einfuhr (Netto) India Council Bills Tausende £ Tausende £ Tausende £ Tausende £ Tausende £ 1840 5.830 12.600 6.770 1.380 1.440 1841 8.410 13.450 5.040 1.420 1.170 1842 7.790 13.330 6.040 1.330 2.590 1843 7.600 13.550 5.950 3.220 1.200 1844 8.820 17.250 8.430 4 040 2.800 1845 10.760 16.590 5.830 2.640 2.520 1846 9.090 17.030 7.940 1.680 3.070 1847 8.900 15.360 6.460 2.230 3100 1848 8.600 13.310 4.710 0.540 1.540 1849 8.350 16.090 7.740 1.660 1.890 1850 10.300 17.310 7.010 2.430 2.940 1851 11.560 18.160 6.600 3.270 3.240 1852 12.240 19.880 7.640 4.130 2.780 1853 10.070 20.460 10.390 5.770 3.320 1854 11.120 19.300 8.180 3.390 3.850 1855 12.740 18.930 6.190 0.760 3.670 1856 13.940 23.040 9.100 10.700 1.480 1857 14.200 25.340 11.140 13.160 2 820 1858 15.280 27.460 12.180 14.990 0.630 1859 21.730 29.860 8.130 12.150 0.030 1860 24.260 27.960 3.700 15.430 0.005 1861 , 23.490 32 970 9.480 9.560 1862 22.320 36.320 14.000 14.270 1.190 1863 22.630 47.860 25.230 19.400 6.640 1864 27.150 65.630 38.480 21.690 8.980 1865 28.150 68.030 39.880 19.920 6 790 1866 29.600 65.490 35.890 24.390 7.000 1867 29.040 41.860 12.820 10.810 5.610 1868 35.710 50.870 15.160 10.200 4.140 1869 35 990 53.060 17.070 13.760 3710 1870 32.930 52.470 19.540 12.910 6.980 1871 34.470 55.340 20.870 3.220 8.440 1872 32.090 63 210 31.120 10 090 10.310 1873 31.870 55.250 23.380 3.260 13 940 1874 33.820 55.000 21.180 3.880 13.290 1875 36.220 56.360 20.140 6.520 10 840 1876 38.890 58.090 19.200 3.100 12.390 1877 37.440 61.010 23.570 7.410 12.690 1878 41.470 65 220 23.750 15.140 10.130 187 91) 37.800 60,940 23.140 3.080 13.949 1) Im Jahre 1880 (d. h. im Finanzjahre vom 1. April 1879 bis 31. März 1880) hat die indische Handelsbilanz sich wie folgt gestellt: Waaren-Ausfuhr 67,211,000 £ Edelmetall-Einfuhr 11,655,000 £ Waaren-Einfuhr 41,173,000 ,, Edelmetall-Ausfuhr 2,035,000 ,, Mehr-Ausfuhr 26,038,000 £ Mehr-Einfuhr 9,620,000 £ Die Rupien sind hier, wie in obenstehender Tabelle, nach dem Satze von 10 Rupien = 1 £ berechnet. Bei der Waaren-Ausfuhr kommen 2,223,000 £ auf fremde Erzeug¬ nisse, 39,000 £ auf Regierungsexporte und 64,949,000 £ auf indische Produkte. — — 38 — In den 40 Jahren 1840 bis 1879 betrugen hiernach: Gesammt werth der Waarenausfuhr 1,441,740,000 Pf. Sterl. Gesammtwerth der Waareneinfuhr 852,670,000 „ „ Ueberscliuss des Werthes der Ausfuhr 589,070,000 Pf. Sterl. Die Mehreinfuhr von Edelmetall in gleichem Zeitraum belief sich nach den zollamtlichen Ermittelungen auf 318,930,000 Pf. Sterl. und der gleichzeitige Betrag des Werthes der India Council Bills auf circa 250,000,000 Pf. Sterl. Werden die Betrage der Mehreinfuhr an Edelmetall und der Council Bills zusammengerechnet (569 Millionen Pf. Sterl.) vom regi- strirten Mehrwerthe des Waarenexports (589 Millionen Pf. Sterl.) in Ab¬ zug gebracht, so bliebe für letzteren noch ein rechnungsmässiger Ueber¬ scliuss von 20 Millionen Pf. Sterl. Diese Differenz, im jährlichen Durch¬ schnitt nur 500,000 Pf. Sterl. betragend, erscheint verhältnissmässig unbedeutend. Eine viel grössere Schwierigkeit in der Statistik der indischen Handelsbilanz zeigt sich, wenn man erwägt, dass ein Theil des Silberiniports in Indien auf Rechnung der in England für Indien abgeschlossenen Anleihen kommt. Wir glaubten diesen Umstand nicht unerwähnt lassen zu dürfen, um nicht in den Verdacht zu gerathen, denselben übersehen zu haben. Wir werden später darauf zurückkom¬ men. Die hauptsächlichen Gegenstände der Ausfuhr und der Einfuhr des britischen Indiens in den beiden Jahren 1869 und 1878 (endend mit dem 31. März) waren: Ausfuhr aus Britisch Indien. Artikel 1869 1878 1869 1878 Quantitäten Quantitäten £ £ Opium Kisten 74,955 Kisten 92,820 10,695,654 12,374,355 Getreide und Reis . Ctr. 15,652,554 Ctr. 25,187,000 4,574,700 10,134,100 Baumwolle .... 6,228,846 3,459,077 20,149,825 9,383,534 Oelsaaten 3,984,541 , 12,187,020 1,994,888 7,360,284 Jute, rohe u. bearbeitete Hallen ? Ballen 26,406,539 2,079,441 4,289,241 Häute Stück 11,104,039 Ctr. 905,835 1,252,898 3,756,888 Indigo Ctr. 99,206 11 120,605 2,893,823 3,494,334 Thee Pfd. 11,480,213 Pfd. 33,656,715 983,757 9,061,867 Kaffee Ctr. 426,685 Ctr. 298,587 1,121,032 1,344,638 Seide Pfd. 2,463,937 Pfd. 1,658,005 1,362,381 750,439 Baumwollwaaren — — 1,211,638 1,550,288 Sonstige Artikel . — — 4,742,128 7,685,745 Im Ganzen — — 53,062,165 65,185,713 — 39 — Einfuhr in Britisch Indien. Artikel 1869 1878 £ £ Baumwollwaaren .... 16,072,551 17,322,313 Baumwollgarn 2,779,934 2,850,403 Metalle 3,839,651 3,605,464 Eisenbahnschienen u. Wagen 1,591,813 907,002 Maschinen 793,183 850,997 Steinkohlen 715,863 1,008,155 Sonstige Artikel .... 10,138,379 12,781,669 Im Ganzen 35,931,374 39,326,003 Aus der Vergleichung der Ausfuhr und Einfuhr in den beiden Jahren 1869 u. 1878, welche wir ohne absichtliche Auswahl zusammen¬ gestellt haben, lässt sich schon entnehmen, wie ausserordentlich schwan¬ kend die Art der Ausfuhr Indiens, wie verhältnissmässig stabil hingegen die Einfuhr sich verhält. Je nach dem Ausfall der Ernten, der Erweite¬ rung dieses oder jenes Produktionszweiges und den Veränderungen der Preise für die Hauptexportartikel auf dem Weltmarkte wird die Aus¬ fuhr Indiens auch in Zukunft bedeutenden Schwankungen unterliegen. Als sehr wahrscheinlich darf es gelten, dass die Tendenz vorwalten wird, den auswärtigen Absatz indischer Produkte zu erweitern, wäh¬ rend für einen in gleicher Weise steigenden Verbrauch ausländischer Artikel in Indien die Aussichten minder günstig erscheinen, und zwar in Folge der Armuth und Bedürfnisslosigkeit der grossen Masse der indischen Bevölkerung. Ist hiernach an und für sich die Aussicht gegeben, da$s der Ueberschuss des Werthcs der Waarenausfuhr gegen die Einfuhr und damit unter sonst gleichbleibenden Umständen auch die Mehr-Einfuhr von Silber steigen wird, so wird diese Erwartung noch dadurch wesentlich gehoben, dass mit der Entwerthung des Sil¬ bers die Preise der indischen Exportartikel im Allgemeinen verhält¬ nissmässig steigen müssen, d. h. dass eine grössere Menge Silber als früher für dieselbe Quantität Produkte gegeben werden muss. Mit Recht haben in England sowohl die staatlichen Autoritäteü, welche die Währungsfrage und das indische Finanzwesen näher an¬ geht, als auch Publicisten über diese Dinge besonderes Gewicht auf eine Feststellung der Thatsache legen zu müssen geglaubt, ob die Silberentwerthung, welche dem Golde gegenüber so evident vor Augen liegt und sich täglich in dem notirten Londoner Silberpreise kund giebt, in Indien auch sonst auf wirthschaftlichem Gebiete sich bemerkbar — 40 — gemacht habe, ob man in Indien nicht richtiger von einer verhältniss- mässigcn Werthstabilität des Silbers und nur von einer Werthsteigerung des Goldes reden sollte. Eine solche Auffassung halten wir für nicht zu¬ treffend. Für den innern und kleinen Verkehr eines Landes mit Silber¬ währung mag eine Zeitlang die zu Ungunsten des Silbers veränderte Werthrelation der Edelmetalle auf dem Weltmarkt (oder konkret be¬ zeichnet an der Londoner Börse) ohne merkliche Einwirkung bleiben, es ist dies aber in Rücksicht der wichtigeren Exportartikel der Natur der Sache nach unmöglich, weil die Konkurrenz dazwischen tritt und die Telegraphcndrähte die geschäftliche Entfernung beseitigt haben. Wer in England für den dortigen Markt indische Erzeugnisse zu be¬ ziehen hat, wird selbstverständlich seine Berechnung und Kaufaufträge so einzurichten suchen, dass er beim Verkauf derselben in englischem Sterlinggeld einen Vortheil erwartet. Wenn er auch die Waare mit Rupien in Indien kaufen lässt, so muss und wird er doch im Grunde auch den Einkaufspreis in Gold berechnen, d. h. der Silberpreis ist für ihn und seine Konkurrenten nur ein Mittelglied im Geschäft. Nach dem Silberpreis wird sich für ihn und seine Konkurrenten in England wie in Indien das Limit des für die Baumwolle in Rupien offerirten Preises richten. Je billiger das Silber in London zu haben (wonach auch der gleichzeitige Kurs der Council Bills bestimmt wird), einen um so' höheren Preis kann er für die Produkte in Indien anlegen, denn Silber in London und Rupien in Indien haben eine genau ent¬ sprechende Kaufkraft, da die Kosten und Zeit des Transports und des Ausmünzens des Silbers wesentlich fest stehen und nur der sich etwa verändernde Zinsfuss eine Unsicherheit mit sich führt. Von verschiedenen Autoritäten ist mit grossem Nachdruck be¬ hauptet worden, dass die Silberentwerthung den Export und die Pro¬ duktion Indiens begünstige, aber dessen Import und Verbrauch aus¬ ländischer Artikel erschwere, und dass auf diese Weise eine natür¬ liche Reaction gegen jene Entwerthung eintrete; von anderer Seite ist die Richtigkeit dieser Auffassung ebenso entschieden bestritten worden. Es scheint uns keinem Zweifel zu unterliegen, dass die eingetretene Sil¬ berentwerthung Anfangs und eine Zeitlang die zuerst erwähnte Tendenz bis zu einem gewissen Grade gehabt hat, denn bei unerwarteten Ver¬ änderungen dieser Art kommt wegen der entgegenstehenden Macht der Gewohnheit die Wirkung oft ziemlich später als die Ursache; die Preise im kleinen Geschäfte und die Löhne folgen mehr oder weniger langsam und ungleich den stattgehabten Veränderungen im Vergleichs- — 41 — weisen Werthe der Valuta, und zwar je sowohl nach der einen als nach der andern Richtung hin, wie sich dies bei jeder Veränderung einer Papierwährung gezeigt hat. Im internationalen Grosshandel gleicht sich diese Störung sehr bald aus, d. h. in dem Sinne, dass bei an¬ haltend schwankender Valuta weder Verkäufer noch Käufer als solche einen besondern dauernden Vortheil gemessen, weil für beide im Falle einer künftigen Zahlung ein neues Risiko hinsichtlich der Valuta ein¬ tritt. Zu der Spekulation auf den Preis der Waare tritt nun noch die nothwendige Spekulation auf die Valuta, was zu bedauern ist, weil sie dem Handel aufgezwungen wird und dem Zufall einen grösseren Spielraum gewährt. Offenbar sind alle diejenigen, welche Einkommen oder Forderungen auf Silbermünze lautend aus der Zeit vor Eintritt der Silberentwerthung haben (wie die Beamten und Pensionäre der in¬ dischen Verwaltung oder die Eigenthümer von indischen Obligationen in Rupien) durch diese beeinträchtigt, denn bei einem Silberpreise von 52 Pence ist ihre Einnahme gegen früher (vor 1874) um etwa 14 °/0 ge¬ schmälert, aber für alle seitdem neu eingegangenen Geschäfte hat ein Land im Ganzen weder Gewinn noch Verlust aus der Silberentwerthung gehabt. Bei den gegenwärtigen so innig unter sich zusammenhängen¬ den und sich gegenseitig bedingenden internationalen Verkehrsbezie¬ hungen zwischen civilisirten Völkern giebt es für den Grosshandel aller Länder im Grunde nur Einen schliesslichen Werthmaassstab, näm¬ lich das Pfund Sterling. Wenn auch immerhin in Silbermünze oder in der Papiervaluta eines Landes Zahlungsverabredungen im internationalen Verkehr getroffen werden, es wird, direkt oder indirekt, stets eine Berechnung nach der englischen Goldwährung zum Grunde liegen 1). Um aber auf unser spezielles Thema zurückzukommen, so sind wir nach dem Gesagten der Ansicht, dass die Silberentwerthung dauernd mit der künftigen Gestaltung der indischen Handelsbilanz im inter¬ nationalen Waaren-Austausche nichts zu thun hat, dass aber eine Zu- 1) Nachdem Obiges niedergeschrieben war, fand ich in der Brochure ,,Gold in the East. By Clarmont J. Daniell. London 1880u folgende Bemerkungen, welche meine Auf¬ fassung bestätigen und die ich hier anzuführen für nicht überflüssig erachte. Es heisst daselbst S. 65: „Gold is in fact referred to as an universal measure of value; were this not the case, the alternative assumption in regard to transactions carried through partly with gold and partly with silver, would be that international trade is carried on at one and the same time on the basis of both metals, and that profits obtained with the assistance of silver are merged in and lost sight of in the ultimate result as measured and expressed in terms of gold; and this hypothesis, so far as it asserts that goods under these circumstances have one value — 42 — nähme des Werth-Ueberschusses der Waarenausfuhr, unter sonst gleich¬ bleibenden Umständen, eine stärkere Nachtrage nach Silber und hiermit eine günstige Wirkung für den Preis des Silbers zur Folge haben muss. — B. In unserer vorhergehenden Zusammenstellung ist bereits zur Erleichterung der Vergleichung der Ueberschuss der Edelmetall-Ein¬ fuhr in Indien mit vorgeführt worden. Wir müssen aber jetzt dieses für die Silberfrage unmittelbar wichtigste Verhältniss noch speziell behandeln. Bei der Statistik über den Silberabfluss nach Ostasien werden gewöhnlich die von der Londoner Bullion Brokers Pixley & Abell und von der Firma Quetteville mit Benutzung der englischen Zollregister, gemachten Aufstellungen mitgetheilt und finden mit Recht volle Aner¬ kennung. Wir werden hier, wo zunächst nur Indien in Betracht kommt, dieselben bei Seite lassen, um uns lediglich an die Nachweise aus den indischen Zollämtern zu halten. Die annähernde Richtigkeit der letzteren zu bezweifeln, ist kein Grund gegeben, da der Eingang und Ausgang der Edelmetalle in Indien irgend welchen Abgaben nicht un¬ terliegt und der Seeverkehr in der Hauptsache in wenigen Häfen sich konzentrirt. Hiernach gestaltete sich in den 40 Jahren von 1840 bis 1879 der Brutto- und Netto-Import der Edelmetalle in Indien wie folgt. Wir haben eine Uebersicht der gleichzeitigen Silberausmünzungen beigefügt; die Goldausmünzungen sind während des ganzen Zeitraums sehr unbedeutend gewesen (durchschnittlich nur etwa 50,000 Pf. Sterl.) und ist deren Aufführung deshalb unterblieben. rated in silver and another in yold, is contradicted by this cardinal fact, that the value of American silver is itself measured in English gold, and its value is guoted alike in Eu¬ rope, America, and India in terms of the fraction £ or at so many pence per ounce:A Sodann wird aus einer Brochüre von Herrn Gregory folgender Satz angeführt: „The¬ re is no denying the fact that monetary systems may be called bimetallic, or single silver • but the income of all nations within European control or. influence, all wages, all manu¬ factures , all the world's produce, come at least to be measured in their value, solely and inexorably, against gold, and infinitely more than all coins, against the British unit of the one pound sterling.1,1 In genauem Zusammenhang hiermit steht folgende Bemerkung in einem Aufsatze der „Times": The relative value of the metals tends constantly to become the same at any given time in all commercial markets, without reference to which may be the legal standard in each par¬ ticular market; so that, for example, the price of silver purchased with gold can never vary more than a minute fraction in Calcutta from the simultaneous price in London. - 43 - Jahre ') Gold-Einfuhr Gold-Einfuhr abz. Ausf. Silber-Einf. Silber-Einf. abz. Ausf. Silberaus- münzung Tausend £ Tausend £ Tausend £ Tausend £ Tausend £ 1840 0.231 0 227 1.937 1.650 3.070 1841 0.138 0 137 1.707 1.402 2.925 1842 0.166 0.165 1.678 1.283 3.760 1843 0.212 0.211 3.235 2.952 3.295 1844 0.407 0.407 4.744 3.695 4.673 1845 0.719 0.710 3.176 1.989 4.697 1846 0.552 0 544 1.961 0.932 3.856 1847 0.853 0.847 2.087 1.378 2.921 1848 1.049 1.039 0.922 (—494) 1.782 1849 1.402 1 349 2.799 0.314 2.579 1850 1.160 1.117 2.236 1.274 2 411 1851 1.155 1.153 2.656 2.117 2.616 1852 1.339 1.267 3.713 2.865 4.248 1853 1.341 1.172 5.490 4.605 5.510 1854 1.079 1.061 3.771 2.306 5.253 1855 0.883 0.731 1.145 0.029 1.366 1856 2.508 2.506 8 793 8.194 6.974 1857 2.176 2.091 12.238 11.073 10.779 1858 2.830 2,783 12.985 12.219 12.551 1859 4.437 4.426 8.380 7.728 6.542 1860 4.288 4.284 12.069 11.148 10.678 1861 4.242 4.232 6.435 5.328 5.192 1862 5.190 5.184 9.762 9.086 7.070 1863 6.882 6.848 13.627 12.550 9.251 1864 8.925 8.898 14.037 12.797 11.480 1865 9.875 9.840 11.488 10.079 10.486 1866 6.373 5.725 20 184 18.669 14.507, 1867 4.581 3.842 8.655 6.963 6,183 1868 4.776 4.609 6.999 5.594 4.383 1869 5.177 5.159 9.979 8.601 4.207 1870 5.690 5.592 8.264 7.320 7.474 1871 2.783 2.282 2.662 0.942 1.718 1872 3.574 3.565 8.000 6.513 1.690 1873 2.622 2.543 1.934 0.704 3.981 1874 1.649 1.383 4.144 2.451 2.370 1875 2.089 1.874 6.052 4.642 4.897 1876 1.836 1.545 3.464 1.555 2.550 1877 1.444 0.208 9.992 7.189 6.271 1878 1.579 0.469 15.777 14.676 16.180 Da nicht nur die allgemeinen, sondern auch die speziellen Ver¬ hältnisse der indischen Edelmetall-Einfuhr und Ausfuhr für unsere Untersuchung von Interesse sind, so geben wir hierüber wenigstens für einige Jahre eine vergleichende Uebersicht. 1) Wir erinnern daran, dass hier durchweg indische Finanzjahre zu verstehen sind, welche mit dein 31. März des angegebenen Jahres abschliessen. _ 44 — Gold. 1867/68 1868/69 1876/77 1877/78 £ £ £ £ Einfuhr a. Europa 506,400 1,649,700 497,100 213,300 „ Australien 321,200 260,300 28,000 21,400 »> ,, Ceylon .... 1,181,500 1,54 9,000 52,900 36,900 ,, China .... 2,478,800 1,501,200 406,000 845,000 »» ,, and. Ländern 288,000 216,800 459,700 462,300 im Ganzen 4,775,900 5,177,000 1,443,700 1,578,900 Ausfuhr nach Europa 111,300 1,229,400 1,084,100 » ,, and. Ländern . 55,200 17,600 7,000 26,700 im Ganzen 166,500 17,600 1,236,400 1,110,800 Silber. Einfuhr a. Europa 926,400 4,072,100 8,482,800 12,919,700 n „ China .... 4,405,300 2,953,800 610,500 1,761,700 ?} ,, and. Ländern 1,667,700 2,953,100 899,100 1,095,100 im Ganzen 6,999,400 9,979,000 9,992,400 15,776,500 Ausfuhr nach Europa 24,200 595,500 146,300 179,700 ,, and. Ländern . 1,381,300 782,500 2,647,200 920,500 im Ganzen 1,405,500 1,378,000 2,793,500 1,100,200 Was Gold betrifft, so zeigen die vorstehenden Zusammenstellungen die Unrichtigkeit der gewöhnlichen Auffassung, dass in Indien, ver¬ glichen mit anderen Ländern, eine bemerkenswerthe Bevorzugung des Silbers vor dem Golde stattfinde. Wenn der Silberzufluss in Indien beträchtlich überwiegt, so hat dies seinen Grund darin, dass in In¬ dien seit 1835 die alleinige Silberwährung in ungeschwächter Geltung besteht und diese Währung mit den gegebenen wirthschaftlicheu Zu¬ ständen der grossen Masse der Bevölkerung eng zusammenhängt, da deren geringer Wohlstand und niedrigen Löhne die Zahlung Jdeiner Beträge weit mehr als anderswo überwiegend machen müssen. In einer von der indischen Regierung im Jahre 1866 angeordneten „Cur¬ rency Commission" wurde, ohne Widerspruch zu finden, der muth- maassliche damalige Goldvorrath in Indien auf mehr als 120 Millio¬ nen Pf. Sterl. geschätzt und seit 1867 hat die registrirte Mehreinfuhr von Gold hierzu noch etwa 30 Millionen Pf. Sterl. gefügt. Es wird berichtet, dass sehr häufig von Personen, welche nach und nach Silber in Münze oder Schmuck angesammelt haben, diese gerne in Gold um¬ getauscht werden und dass die von inländischen Fürsten und reiche¬ ren Privaten angehäuften Schätze vorwiegend in Gold bestehen. So berichtete z. B. ein Schreiben aus Cabul vom 30. October 1879, dass der dort aufgefundene Schatz der Mutter Abdullah Jan's im Betrage von 8 Lacs Rupien grösstentheils aus Goldmünzen bestehe. — 45 — Für die Bedürfnisse des Geldumlaufs kommt indess der in Indien vorhandene grosse Goldvorrath vorläufig nicht weiter in Betracht, aber es ist anzunehmen, dass derselbe später nach und nach wieder in den Verkehr zurückkehren wird. Seit dem Jahre 1877 hat ein ansehn¬ licher Goldexport aus Indien nach England stattgefunden. Die wichtigste praktische Frage für unsere Untersuchung über die Schranken der Silberentwerthung richtet sich dahin, was in Be¬ zug auf die künftige Silber-Nachfrage und Verwendung in Indien mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten sei. In allen civilisirten Ländern Eu¬ ropas, die nicht unter der Herrschaft eines uueinlösbaren Papiergeldes stehen, ist die Ausprägung von Silbercourant eingestellt und die meisten derselben haben überdies bedeutende Silbervorräthe zum Verkaufe be¬ reit; selbst in den Staaten mit Papiervaluta wird mehr und mehr, wo baares Geld erfordert wird, (bei Anleihen und Zöllen) die Goldwäh¬ rung anerkannt. Wie lange und in welchem Umfange die Silbercou- rant-Ausmünzung in den Vereinigten Staaten noch fortdauern wird, ist sehr ungewiss. Die Verwendung des Silbers zu Schmuck, Gerätken und technischen Zwecken in den civilisirten Staaten nimmt zwar an und für sich beständig beträchtliche Quantitäten Silber in Anspruch, aber im Vergleich zur jetzigen Silber-Produktion ist solche doch nur untergeordnet. So ist, wenn die Einführung eines internationalen Bime¬ tallismus sich als unausführbar erweist, der dauernde praktisch unbe¬ schränkte Abfluss des Silbers nach Asien, und vornehmlich Indien, als alleinige Sicherung gegen eine fortschreitende Entwertkung des Silbers zu betrachten. Aus den früher mitgetheilten Uebersicliten geht hervor, dass Indien I in dem Zeitraum von 1851 bis 1878 im Ganzen etwa 22,400,000 oder im jährlichen Durchschnitt 800,000 Kg. Silber au sich gezogen und be¬ halten hat. Wie ist dieses kolossale Quantum Silber verwendet wor¬ den und wo ist es geblieben ? In Einer Beziehung liegt uns hierüber ein positiver Nachweis vor, dass nämlich in demselben Zeitraum auf den indischen Münzstätten über 17,500,000 Kg. f. Silber ausgeprägt wur¬ den; im Uebrigen ist man auf allgemeine Wahrnehmungen und hieraus .. abgeleitete Schlussfolgerungen angewiesen. Diese sind aber für unsern Zweck um so beachtenswerther, als sie bei der bekannten Stabilität ; und Kontinuität dieser Dinge im Orient die Grundlage für die Ver- muthungen über den ferneren Silberabsatz bilden. Uns ist nicht bekannt, dass irgend Jemand, der nach eigenen Be¬ obachtungen im Laude über indische wirthschaftliche Zustände etwas — 46 — geschrieben oder bei Vernehmungen ausgesagt hat, die Meinung ver¬ tritt, dass in Indien ein Ueberfiuss an haaren Unilaufsmitteln sich irgend bemerkbar mache. Im Gegentheil wird von allen beachteus- werthen Seiten bestätigt, dass in vielen Gegenden noch die Natural¬ wirtschaft obwalte und nur allmählich mit der sich erweiternden Münzversorgung verschwinde. Wir dürfen dieserhalb namentlich auf die unten folgenden Aussagen des Herrn Mackenzie verweisen. Darin giebt sich aber eine Verschiedenheit der Ansichten kund, in welchem Umfange ein Verschwinden der Edelmetalle durch förmliches Vergra¬ ben oder Verstecken von Schätzen anzunehmen sei und welchen Ein- fluss auf die Absorbirung des Silbers die Verwendung desselben zu Schmucksachen ausübe. Ein im Jahre 1863 erschienenes Buch „The drain of silver to the East and the currency of India11, von W. Nassau Lees, einem in Calcutta lebenden Engländer, bestreitet in ausführlicher Auseinander¬ setzung die Ansicht, wonach das rasche Verschwinden der importirten enormen Silberquantitäten hauptsächlich zu erklären sei aus der Nei¬ gung der Eingeborenen zum Thesauriren und ihrer ungezügelten Leiden¬ schaft nach Schmuck, wodurch eine Masse Edelmetall in Armbändern, Fussringen, Spangen etc. und in vergrabenen Schätzen dem Verkehr entzogen werden soll. Man könne einräumen, dass eine solche Neigung in Indien stärker sei als in Europa, allein sie habe schon immer be¬ standen und sie bedeute wenig im Vergleich mit der in neuerer Zeit eingetretenen so ausserordentlichen Zunahme der Silbereinfuhr. Der bei Weitem grössere Werth solcher Schätze komme auf das Gold. Die silbernen Schmucksachen seien in Indien, wenn auch eben keine gewinnbringende, doch sichere Kapitalanlage. Die Arbeit koste we¬ nig, so dass Schmucksachen nicht viel mehr werth sind als ihr Ge¬ wicht, die jederzeit bei Geldverlegenheit leicht verkauft oder ver¬ pfändet werden können. Im Ganzen genommen erscheine die für Schmuck und Geräthe jährlich verwendete Quantität Silber im Ver¬ gleich mit der entsprechenden Verwendung in Europa äusserst be¬ schränkt, und die Schätzung von McCulloch uud Newmarch, welche den in Indien in Schmucksachen angelegten Silberbetrag auf 300 bis 400 Mill. Pf. Sterl. schätzten, sei rein muthmaasslich und trügerisch; der Betrag sei gegenwärtig wahrscheinlich geringer als zu Anfang des Jahrhunderts. Herr Lees erklärt die rasche und leichte Verwendung der gros¬ sen Silbereinfuhren in Indien durch die Ausdehnung der britischen Verwaltung über die neu erworbeneu Provinzen, welche schon durch — 47 — die Entrichtung der Abgaben in baarem Oelde zur Aufgebung der Naturalwirtschaft veranlasst werden. Zur vollständigen Befriedigung des Münzbedarfs Indiens würden wohl noch 400 bis 500 Millionen Pf. Bterl. erforderlich sein. Indien mit seinen 200 Millionen Bewohnern sei erst seit 1857 in die Bahn fortschreitender wirtschaftlicher Entwickelung eingetreten. Die zum grossen Theil in Form von Silber ins Land geflossenen Anleihen zu Eisenbahnen etc. hätten sich in den davon zunächst berührten Gegenden sehr bemerkbar gemacht. Lebensmittel und Arbeit seien im Yerhältniss zum vermehrten Geldumlauf gestie¬ gen, allein es fehle viel, dass man hiernach Indien als mit Silber ge¬ sättigt ansehen könne, denn der Arbeitslohn beginne eben erst sich demjenigen Betrage, welcher in den ärmsten europäischen Gegenden bestehe, entfernt zu nähern. Man beachte, dass die vorstehenden Betrachtungen im Jahre 1863 geschrieben sind; wir müssen indess bemerken, dass dieselben seitdem die Zustimmung auch anderer Autoritäten gefunden haben. Unsere Ansicht ist aber eine wesentlich abweichende. Wir ha¬ ben dieselbe schon früher ausgesprochen und glauben auch jetzt noch einfach darauf Bezug nehmen zu dürfen, da sie durch seitdem bei jeder gebotenen Gelegenheit dieserhalb erlangte Auskunft bestätigt wor¬ den ist. „Verschiedene Kaufleute, die mehrere Jahre an diesem oder jenem Platze Indiens sich aufgehalten und mit der dortigen einheimi¬ schen Bevölkerung aller Klassen näher bekannt geworden sind, haben sich übereinstimmend gegen uns dahin geäussert', dass nach ihrer Mei¬ nung auch jetzt noch das Thesauriren und Vergraben fast in ganz Indien in ausgedehntestem Maasse fortdauere und jährlich beträchtliche Sum¬ men Silber in Anspruch nehme. Ihre Aeusserungen stehen in vollem Einklänge mit dem Berichte eines umsichtigen französischen Reisenden über die Wirthschaftszustände Indiens, welcher sich u. A. dahin aus¬ spricht: ,Die Eingeborenen tragen die grösste Scheu, ihr Geld einem Banquier anzuvertrauen, und entsteht daher für sie eine ausserordentliche Schwierigkeit, Kapitalien anzulegen. Wenn man bedenkt, eine wie grosse Ungewissheit selbst in Rücksicht der besten Titel des Grund¬ eigenthums vorherrscht, welche Verschleppungen und Unsicherheit in diesem Lande der Chikanen, der Dokumentsfälschungen und der fal¬ schen Zeugen jeder Prozess mit sich führt, so kann man sich über die Unbeweglichkeit der einheimischen Kapitalien nicht wundern. Ausser¬ halb der grossen Mittelpunkte des Verkehrs, wo man Gelegenheit hat, Geld in den öffentlichen Fonds der Regierung anzulegen, häufen die Kapitalien, statt auf nützliche Weise zur Entwickelung des National- — 48 — Wohlstandes verwendet zu werden, sich unablässig in der Form schwe¬ rer silberner Schmucksachen oder verschwinden noch unnützer im Schoosse der Erde als heimlicher Schatz. Vom hohen Alterthum her ist diese barbarische Weise, so ohne allen Nutzen für die Gegenwart und Zukunft über die Ersparnisse und Arbeitsergebnisse der Vergangen¬ heit zu verfügen, in die Sitten der indischen Fürsten und ihrer Unter - thanen übergegangen. Die Liste der fürstlichen Schätze, welche die englischen Bajonette unter dem Schutte der indischen Festungen zu Seringapatnam, Burtpore u. a. hervorgewühlt haben, würde sehr lang ausfallen. Und was die von Privaten gesammelten und versteckten Schätze betrifft, so begreift jeder leicht, dass es ein Ding der Unmög¬ lichkeit ist, hierüber zuverlässige Zahlenangaben mitzutheilen. Nur mit dem Leben giebt der Besitzer das Geheimniss seines Schatzes Preis, und wie Viele sterben wohl, welche das Geheimniss mit in's Grab nehmen, so dass die vergrabenen Baarsummen, von seltenen zu¬ fälligen Wiederauffindungen abgesehen, für immer verloren gehen! Alles führt zu der Annahme, dass selbst heutigen Tags noch die kin¬ dische Sucht des Geldvergrabens bei sämmtlichen Klassen der einge¬ borenen Bevölkerung sehr verbreitet ist und am siegreichsten allen civilisirenden Bestrebungen der britischen Herrschaft widerstanden hat. Der Mangel sicherer Belegungen, die Langsamkeit und Unzuverlässig- keit der Rechtspflege sind übrigens nicht die einzigen Ursachen, wel¬ che die Sitte des Geldvergrabens aufrecht erhalten; man muss auch noch die Furcht vor Beraubung in Anschlag bringen. Sobald ein Ein¬ geborener ausserhalb der grossen Städte in den Ruf des Reichthums gekommen ist oder mit den äussern Anzeichen des Wohlstandes lebt, sind seine Schätze und sein Leben sogleich den Nachstellungen der Räuber ausgesetzt. Der vom Glücke Begünstigte ist auch aus diesem Grunde ängstlich bemüht, seinen Rcichthum zu verheimlichen, was am besten durch Vergraben des baaren Geldes geschieht.' Zur Vervollständigung dieser Darlegung wollen wir noch fol¬ gende beiläufige Notizen erwähnen, welche in den einzelnen Fällen vielleicht als unerheblich erscheinen, in der Masse der Verkommen¬ heiten jedoch Beachtung verdienen möchten. Wo soll der Sepov, der den ersparten Sold nach Hause bringt, und der Arbeiter seinen erübrig¬ ten Monatslohn, sein in baaren Silber-Rupien vorhandenes kleines Ver¬ mögen gegen Diebstahl sichern, in einer elenden Hütte und in Er¬ mangelung fester Schränke oder Koffer? Das Vergraben an einem möglichst unbemerkbaren Platze muss in fast allen Fällen die Stelle der Geldkiste vertreten, und wenn auf solche Weise jährlich Hundert- — 49 — tausende, jeder auch nur kleine Beträge an Rupien aus dem Umlaufe verschwinden lassen, so muss dies doch zusammen ein grosses Quan¬ tum Silber absorbiren. Ausser den verschiedenen sonstigen Zufällen oder Motiven, welche den Angehörigen eines verstorbenen Besitzers die Stätte des vergrabenen grösseren oder kleineren Schatzes unbe¬ kannt bleiben lassen, ist noch der Umstand in Anschlag zu bringen, dass bekanntlich die Cholera in Indien bei den Eingeborenen häufig so stark und ansteckend auftritt, dass oft in wenigen Tagen ganze Familien weggerafft werden, wo dann jede Kunde der betreffenden vergrabenen Baarbestände verloren geht. Die fortdauernden starken Ausmünzungen in Indien erklären sich ebenso sehr durch dies häufige Vergraben vieler kleiner Summen, wie durch den Bedarf der gestei¬ gerten Münzzirkulation, indem beides in einander greift und zusammen¬ wirkt. Denn diese letztere, für sich genommen, würde vermuthlich, wenn nur alle emittirten Münzen auch in Umlauf blieben, mit weit wenigeren Ausprägungen befriedigt werden, da die Silber-Rupien bei der grossen Masse der ländlichen Bevölkerung hauptsächlich nur für die Grundsteuer in Anwendung kommen, und die so eingegangenen Summen von den Regierungskassen bald wieder in den Distrikten selbst für Besoldungen und öffentliche Arbeiten grossentheils in Umlauf gesetzt werden, während im Uebrigen für die Umsätze der Eingeborenen unter sich, bei der Wohlfeilheit der gewöhnlichen Lebensmittel und den ge¬ ringen Bedürfnissen der ärmeren Volksklassen, die Rupie ein viel zu grosses Geldstück ist, um bisher in diesem täglichen Verkehr, für welchen vorwiegend Scheidemünze erforderlich ist, viel benutzt zu wer¬ den. Wenn man auch einräumen kann, dass gegenwärtig unter dem wohlthätigen Einflüsse der britischen Herrschaft und den merklichen Fortschritten der Civilisation in Indien in mancher Beziehung die Sitte des Geldvergrabens wesentlich abgenommen habe und auch seitens der Eingeborenen mehr und mehr das ersparte Geld zu produktiver Anlegung oder zur Anschaffung anderer Gegenstände wieder veraus¬ gabt werde, so ist andererseits dagegen in Anschlag zu bringen, dass der Silbermünzumlauf jetzt in Kreise dringt, wo er früher so gut wie gar nicht vorkam, also auch nicht zu Ansammlungen Gelegenheit ge¬ ben konnte, dass die Arbeitslöhne erheblich gestiegen sind und ein Arbeiter jetzt vielleicht eher und leichter von seinem Monatslohn vier und mehr Rupien erspart als vor zwanzig Jahren zwei Rupien, dass die oben angedeuteten Umstände des Mangels an sicherer Belegung, an Vertrauen, an Gelegenheit zu sicherer Aufbewahrung anders als durch Vergraben in grossen Theilon des ausgedehnten Landes einstweilen noch fortbestehen, dass man es mit einer orientalischen Bevölkerung 4 - 50 — zu thun hat, die äusserst hartnäckig an alten Gewohnheiten festhält, und dass endlich das britische Indien [mit Ausschluss der Native- Staaten und ohne Ceylon] eine Bevölkerung von 190 Millionen Einwoh¬ nern umfasst. Wenn von dieser ungeheuren Bevölkerung nur etwa der hundertste Theil durchschnittlich im Monat 2 Rupien erspart und baar zurückbehält, so bringt dies allein schon im Jahre nahezu 4G Millionen Rupien, die dem Umlauf entzogen und durch neue Ausmün¬ zung und fernere Silbereinfuhr zu ersetzen sind." Hieran reihen wir die Auskünfte, welche vor dem mehrgenannten Parlamentsausschuss von 1876 in Bezug auf die Verwendung des Sil¬ bers in Indien von zwei mit den indischen Verhältnissen sehr ver¬ trauten Personen ertheilt sind. Oberst Hyde erklärte bei seiner Vernehmung: Indien vermag noch viel Silber zu absorbiren, denn in manchen Gegenden, nament¬ lich den entlegeneren und isolirten, besteht noch gar kein Münzum¬ lauf, sondern Tauschverkehr. Der Gebrauch des Silbergeldes hat sich vornehmlich seit 1858 ausgedehnt, indem zur Herstellung der öffentlichen Arbeiten (Eisenbahnen, Bewässerungsanlagen etc.) viel Sil¬ bermünze in den Verkehr kam und mehr und mehr die Naturalwirt¬ schaft verdrängte. Wo der Münzumlauf einmal Eingang gefunden, ist er geblieben. Ein Thesauriren (hoarding) von Silbermünze findet statt, aber nicht in dem Umfange, wie man gewöhnlich annimmt. Dagegen wird beständig ein bedeutender Betrag von Rupien eingeschmolzen, um zu Schmuck verarbeitet zu werden. An kleiner Silbermünze herrscht, wie eigens hierüber eingezogene Berichte ergeben haben, in manchen Gegenden fühlbarer Mangel und würde, um dem abzuhelfen, viel Sil¬ ber absorbirt werden können. Welcher Betrag der ausgeprägten Silber¬ münze sich im Umlaufe erhalten hat, wie viel demselben durch Ein¬ schmelzen und Vergraben wieder entzogen ist, möchte schwer zu schätzen sein; nur so viel lässt sich sagen, dass Zemindars und An¬ dere ihre Ersparnisse in Schmucksachen anlegen und diese in Zeiten der Noth bei den Bankiers verpfänden oder verkaufen. In älterer Zeit, als noch in Benares eine Münzstätte war, bestand das zur Aus¬ prägung dort eingelieferte Silber hauptsächlich aus Schmucksachen. Ein grosser Theil der neuen Silberausmünzungen in Indien seit 1835 ist in die seitdem annektirten Länder — Sind, Punjaub, Nagpore, Oude und Burmah — geflossen, aber es bedarf noch fernerer grosser Beträge, um das Bedürfniss Indiens an Silbermünze zu befriedigen. Die von Herrn Mackenzie, der längere Zeit als „grosser Zemindar" im Innern von Bengalen sich aufgehalten hat, vor dem nämlichen Aus- schuss gegebene Auskunft bestätigt wesentlich diejenige des Oberst — 51 — Hyde. Silbermünze, bemerkt derselbe, wird von der ländlichen Be¬ völkerung hauptsächlich nur zu Bezahlung der Landrenten gebraucht; im täglichen Verkehr kommen bei der allgemeinen Armuth fast nur Kupfergeld und Cowries vor. Wenn Silbergeld in einen Distrikt kommt, wird es zum grossen Theil vergraben oder in Schmucksachen verwan¬ delt. In jedem grossen Dorfe giebt es einen Silberschmidt und sobald Jemand in den Besitz einiger Rupien gelangt ist, pflegt er diesen kommen zu lassen, um daraus Schmucksachen herzustellen. Die Ver¬ breitung des Silbers geschieht meistens in folgender Weise. Das Sil¬ ber kommt für Rechnung von Kaufleuten oder Banken in Form von Barren nach Calcutta oder Bombay. Diese senden es in die Münze, wo das Silber mit etwa 3 °/0 Kosten (die eigentlichen Münzgebühren betragen 2 °/0 und 1 °/00) zu Rupien ausgeprägt wird. Die Rupien ge¬ langen in die Distrikte zum Ankauf von Produkten von den Pflanzern und Händlern, welche wiederum kleinen Produzenten Vorschüsse ge¬ währen. Ein Theil dieses Geldes fliesst später als Steuer und Rente in die öffentlichen Kassen zurück und bleibt im Umlaufe, während ein anderer Theil von den Eingeborenen thesaurirt oder eingeschmolzen wird. Die Silberabsorbirung ist in Indien von jeher sehr stark ge¬ wesen und ist dies auch jetzt noch, sowohl für den Geldumlauf als für Schmucksachen. Hierzu verwendet man vorzugsweise die noch aufzutreibenden vor 1835 geprägten Sicca - Rupien, die von grösserer Feinheit als 1 1/li sind; diese sind indess immer seltener geworden und müssen jetzt die gewöhnlichen Rupien dazu eingeschmolzen wer¬ den. In vielen Gegenden besteht ein empfindlicher Mangel an Silber¬ münze. Das importirte Gold ist grösstentheils von den eingeborenen Fürsten thesaurirt worden, und zwar meistens in der Form von Schmuck; im Verkehr kommt Goldmünze wenig vor. — Unsere Ansicht, welche sich auf die vorstehenden und sonstige hiermit übereinstimmende Beobachtungen und Eindrücke begründet, dass das Thesauriren noch gegenwärtig in ausserordentlichem Maasse in Indien stattfindet und jährlich viele Millionen Rupien verschlingt, ist unverändert geblieben. Wir müssen einräumen, dass es unmög¬ lich ist, einen förmlichen Beweis für die Richtigkeit dieser Ansicht beizubringen, dürfen andererseits aber auch mit Zuversicht geltend machen, dass deren Gegner noch weniger nachzuweisen im Stande sind, dass nur ein unbedeutendes, für die grosse Silberverwendung wenig ins Gewicht fallendes Thesauriren stattfinde. Wenn auch in den der britischen Verwaltung unterliegenden Provinzen durch die dort eingetretene grössere Sicherheit und wirthschaftlichen Fortschritte das Vergraben von Silber jetzt seltener als früher vorkommen mag, 4* — 52 — so werden dagegen in Folge der sich weiter verbreitenden Geldwirth- schaft und des gesunkenen Werthes des Geldes die Beträge liier im Einzelnen grösser und die Fälle in den Native Staaten häufiger ge¬ worden sein. Bei fortgeschrittener Bildung wird vermuthlich zunächst das Thesauriren von Gold sich wesentlich einschränken und Manches von den mindestens 150 Millionen Pf. Sterl. Gold, welche angeblich und rechnungsmässig sich in Indien angehäuft haben, allmählich wie¬ der ans Tageslicht und in den Verkehr kommen, allein, wie schon vorhin bemerkt wurde, von den zahllos vergrabenen kleinen Silber¬ schätzen lässt sich dies nicht erwarten. Das mit dem allgemeinen wirthschaftlichen Fortschritt, dem Wei¬ chen der Naturalwirthschaft und den steigenden Preisen und Löhnen zunehmende Bedürfniss an Silbermünze für den täglichen Verkehr und das langsame Verschwinden der Neigung zum Thesauriren und zum Anschaffen silbernen Schmucks, der zugleich als Kapitalanlage dient, — diese voraussichtlich noch lange Zeit wirksamen Elemente des Wirtschaftslebens in Indien mit seiner Bevölkerung von 240 Millionen Menschen berechtigen nach unserem Dafürhalten zu der Erwartung, dass dieses Land (zu dessen Münzgebiet noch Ceylon und Mauritius sowie theilweise auch die Ostküste Afrikas und an Indien grenzende Landstriche gehören) die Fähigkeit zu einer so zu sagen unbegrenzten Absorbirung von Silber bieten wird, selbst wenn die Silberproduktion in ihrem jetzigen Umfange fortdauert und europäische Länder einen Theil ihres Silbervorraths an den Markt bringen. Diese Absorbirungsfähigkeit ist natürlich nicht so zu verstehen, als meinten wir, Indien werde sofort und unter allen Umständen jedes sonst nicht zu verwendende Silberquantum mit Leichtigkeit aufnehmen und behalten. Es fehlt freilich nicht an Darstellungen, wonach die eigentliche Ursache des grossen Silberzuflusses in Indien von 1851 bis 1865 einfach darin gefunden wird, dass die umfangreichen Gold¬ ausprägungen in Frankreich etc. in Folge der ausserordentlichen cali- fornischen und australischen Goldproduktion die grobe Silbermünze von dort nach Asien gedrängt haben und dass das in anderen Län¬ dern überschüssige Silber gleichsam von selbst dahin geflossen sei. Silber wird gewiss wie jede andere Waare dahin streben, wo sie vor¬ zugsweise geschätzt und begehrt wird, allein dieses genügt noch nicht, sondern es muss auch das Aequivalent gewährt werden können. Edel¬ metall wendet sich im freien internationalen Verkehr einem Lande nur dann dauernd zu, wenn beides zusammentrifft, dass es dort ge¬ eignete Verwendung findet und dass im Austausch dafür andere Pro¬ dukte oder auch Schuldverschreibungen gegeben und genommen wer- — 53 — den. Wie intensiv auch das Begehren nacli Silber und dessen vor- theilhaftc Verwendbarkeit in Indien sein mögen, es wird deshalb kein Centner Silber mehr dort eingeführt werden, als wofür der Ueber- schuss des Werthes des Waarenexports über den AYerth des Waaren- imports und der auswärts zu erfüllenden Geldleistungen oder auch indische Schuldverschreibungen den fremden Ländern ein Aequivaleut liefern. Die unbegrenzte Aufnahmefähigkeit für Silber in Indien knüpft sich deshalb an diese Voraussetzungen, welche sich bisher in Folge der ausserordentlichen Fruchtbarkeit des grössten Theils des Landes, des geringen Bedarfs der Bevölkerung an ausländischen Waaren und der Leichtigkeit des Abschlusses von Anleihen für die indische Re¬ gierung fast ununterbrochen in ausreichendem Maasse haben erfüllen lassen und voraussichtlich noch foi edauern werden. (C u. D.) Der Mehrwerth der Waaren - Ausfuhr und der Edel¬ metall-Einfuhr in Indien finden seit mehreren Jahrzehnten zur Aus¬ gleichung der indischen Zahlungsbilanz und in ihrer Einwirkung auf den Werth des Silbers eiue wesentliche Ergänzung in eigenthümlichcn Verhältnissen des Finanzwesens von Britiscli-Indien. Um dies richtig- würdigen zu können, erscheint es erforderlich über die indischen An¬ leihen und über die für Rechnung Indiens iu England zu leistenden fortlaufenden Zahlungen sowie über das jetzige indische Budget eine gedrängte Uebersicht vorzulegen und deren hauptsächliche Positionen zu erläutern. Was den Rückblick auf die Vergangenheit anlangt, wird es genügen hierbei das Jahr 1858 (1857/58) als Ausgang zu nehmen und erst von 1868 an Jahr für Jahr die Nachweise zu geben. Jahre Indische Schuld im Ganzen Indische An¬ leihen in England Garantirtes Kapital indi¬ scher Eisen¬ bahnen Oeffentliche Ausgaben im Ganzen Ordentliche Ausgaben fur Indien in England Tausende £ Tausende £ Tausende £ Tausende £ Tausende £ 1858 61,930 — 16,380 39,570 ca. 5,000 1868 95,480 30,697 77,570 49,540 8,498 1869 96,190 31,698 83,420 52,030 9,829 1870 101,750 35,197 87,770 50,780 9,419 1871 104,330 37,607 92,430 49,930 10,031 1872 106,960 38,992 94,550 46,990 9,703 1873 105,470 38,992 94,740 48,450 10,249 1874 107,530 41,096 95,730 51,410 9,311 1875 418,450 48,576 96,120 50,250 9,490 1876 122,570 49,776 96,070 49,640 9,155 1877 127,320 55,376 95,830 58,180 13,468 1878 134,630 59,656 97,310 62,510 14,048 1879 138,870 60,008 98,170 63,380 13,854 — 54 — Diesen sum manschen Angaben lassen wir aus den neuesten uns vorliegenden dem Parlamente mitgetheilteu Aktenstücken einen Auszug der Nachweise des indischen Staatshaushalts folgen, und zwar der Netto-Einnahmen und Netto-Ausgaben, da die gewöhnlich mitge¬ theilteu Brutto-Einnahmen geeignet sind, eine falsche und irreleitende Vorstellung über die wirkliche Finanzlage Indiens hervorzurufen. Indischer Staatshaushalt Abrechnung für 1877/78 Regular Esti¬ mate 1878/79 Netto-Einnahmen Landrente Opium Salz Zölle Accise Stempel Sonstiges £ 17,338,342 6,521,456 5,920,224 2,419,481 2,358,036 2,890,810 1,208,135 £ 19,122,306 7,584,062 6,316,400 2,238,000 2,501,000 2,956,054 3,836,553 Im Ganzen 38,656,484 44,554,375 Netto-Ausgaben Armee Zinsen (ausgenommen für produk¬ tive Anlagen) Verlust beim Wechselcours . Hungersnotli-Unterstützung . . Ordentliche öffentliche Anlagen . Verwaltung etc 15,769,780 4,500,030 1,092,139 5,345,775 3,300,025 12,191,822 16,022,912 4,357,054 2,977,000 555,597 4,731,647 14,458,536 Im Ganzen 42,199,571 43,102,746 In England wurden von der indischen Verwaltung verausgabt 16,110,905 Pf. Sterl. im Jahre 1877/78, und 16,198,510 Pf. Sterl. im Jahre 1878/79, wozu die Mittel aufgebracht wurden 1877/78 1878/79 £ £ durch Council-Bills auf Indien . 10,134,455 13,948,565 durch in Indien gekaufte Wechsel auf London — 1,516,193 durch Anleihen 4,389,141 369,807 Rückzahlung der Engl. Regierung — 400,000 Gegen obige Summen — 1,637,309 -f- 36,500 Zur Erläuterung der vorstehenden Auszüge und des entscheiden¬ den Einflusses des indischen Budgets auf die Silberfrage werden die folgenden Bemerkungen dienen. — 55 — Vor Allem hat man sich der hergebrachten Vorstellung zu ent¬ schlagen, dass Indien ein reiches Land sei, welches eine bedeutende Steuerkraft in sich schliesse. Die Bevölkerung dieses grossen Landes ist in ihrer Gesammtheit sehr arm trotz seiner beständigen günstigen Handelsbilanz und der seit Jahrhunderten dort eingeführten Massen Edelmetall. Für die grosse Mehrzahl der in Indien lebenden 240 Mil¬ lionen Menschen sind Nahrung, Wohnung, Kleidung, Werkzeuge von der allerdürftigsten Art und in den meisten Theilen des Landes be¬ trägt der gewöhnliche Tagelohn kaum 3 Pence. Die Zahl der reichen und wohlhabenden Eingeborenen ist verhältnissmässig äusserst gering. Die allgemeine Finanzlage des Landes war bis 1858, so lange die Verwaltung in den Händen der Direktoren der ostindischen Compagnie war, im Ganzen keine ungünstige und Besorgniss erregende. Die Ar¬ mee erforderte vor dem Sepoy-Aufstande, weil die kostspielig zu un¬ terhaltenden europäischen Bestandtheile derselben viel geringer waren als seitdem, keinen übermässigen Aufwand, umfangreiche öffentliche Arbeiten wurden von der Regierung nicht unternommen und wenn periodisch bald in dieser, bald in jener Provinz Missernten und Hungers- noth eintraten, so starben und verdarben Hunderttausende von Ein¬ wohnern, ohne dass seitens der Verwaltung an irgend eine grossartige Unterstützung oder Abhülfe gedacht wurde. Die Gehälter und Pen¬ sionen der europäischen Angestellten waren freilich auch damals schon beträchtlich, aber ihre Zahl war beschränkt und die Rimessen zur Zahlung der in England für Rechnung der indischen Verwaltung zu leistenden Ausgaben überstiegen nicht zwei bis drei Millionen Pf. Sterl. Die Hauptquellen der Einnahmen entsprangen damals wie jetzt aus der Landrente (indem aller Grund und Boden fast ausschliesslich Eigen¬ thum der Regierung ist), und dem Opium- und Salzmonopol. Seit 1858 sind nun aber die regelmässigen öffentlichen Ausgaben Indiens ausserordentlich gewachsen, — von (Brutto) 33,850,000 Pf. Sterl. im J. 1856/57 auf 63,380,000 Pf. Sterl. im J. 1878/79 — und zur Bestreitung derselben sind, so weit es irgend anging, die Ein¬ nahmen entsprechend gesteigert worden. Dessenungeachtet haben diese regelmässigen Einnahmen trotz ihrer Zunahme den Ausgaben zu genügen nicht vermocht und ist die Aufnahme Von Anleihen notli- wendig geworden. Der wesentlichste Uebelstand im indischen Finanz¬ wesen ist der Mangel an Elasticität der hauptsächlichen Einnahme¬ quellen und der Steuerkraft der Bevölkerung im Ganzen. Eine er¬ hebliche Steigerung der Einnahmen über ihren jetzigen Betrag er¬ scheint zur Zeit so gut wie unmöglich. Die Grundrente, Opium und — 56 — Salz liefern nahezu 80°/0 der ordentlichen Netto-Einnahmen — denn auf diese (ca. 40 Millionen Pf. Sterl.), nicht auf die Brutto- oder die nur durchlaufenden Einnahmepositionen kommt es an — und gerade bei diesen steht eine wesentliche Erhöhung ausser Frage. Die Land- rente beruht fast durchweg auf speziellen Kontrakten, die für eine laiigere Reihe von Jahren abgeschlossen sind und würde ihre direkte wie indirekte Steigerung unzweifelhaft im ganzen Lande die grösste Aufregung und Unzufriedenheit hervorrufen. Hierüber sind sämmt- liclie Beamte in Indien gleicher Meinung. Die Einnahme von Opium ist davon abhängig, dass in China der Anbau des Mohns verboten bleibt, ist also prekär und höchst ungeeignet für Experimente. Die Salzsteuer beträgt schon jetzt das Zwanzigfache des ursprünglichen Kostenpreises des Artikels und hat augenscheinlich ihr Maximum er¬ reicht. Eine Erhöhung der jetzigen Abgabensätze für Accise, Zölle und Stempel würde nur wenig eintragen, da die grosse Masse der Bevölkerung bei ihrer Armutk und Bedürfnislosigkeit von den zu versteuernden Artikeln äusserst wenig verbraucht. Auffälligerweise hat man im vorigen Jahre auf Andringen der englischen Manufaktur¬ interessen gerade diejenigen Eingangszölle herabgesetzt, die am mei¬ sten einbrachten, nämlich für Baumwollfabrikate, eine Maassregel, welche selbst der eifrigste Gegner der Schutzzölle, Herr Fawcett, in Rücksicht der Finanzlage Indiens aufs schärfste verurtheilt. Ebenso¬ wenig lässt sich bei der vorherrschenden Armuth eine grössere Ein¬ nahme von irgend einer Art Einkommensteuer erwarten, welche über¬ dies nach Ansicht aller Kenner der indischen Zustände beim besten Willen der Regierung die allerdrückendsten Missbräuche bei der Er¬ hebung im Gefolge haben würde. Genug, die Finanzlage Indiens ist eine höchst gespannte und bedenkliche. Die indische Verwaltung hat, wie schon erwähnt, sich genötkigt gesehen, in Ermangelung ausreichender regelmässiger Einnahmen zu Anleihen ihre Zuflucht zu nehmen. Die indische Schuld ist, abge¬ sehen von den Anleihen zur Herstellung der grossen Eisenbahnlinien, worauf wir später kommen, von 52,280,000 Pf. Sterl. im Jahre 1857 auf 138,870,000 Pf. Sterl. im Jahre 1879 gestiegen, also um 86 Mil¬ lionen Pf. Sterl. in 23 Jahren oder im jährlichen Durchschnitt um nahezu 4,000,000 Pf. Sterl. Beinahe die Hälfte dieser Summe ist durch Anleihen in England aufgebracht und dort zu verzinsen. Bei letz¬ teren ist der Missgriff geschehen, dass die Anleihen in Goldwährung (Pf. Sterl.) koutrahirt wurden, während die Einnahmen, aus denen die Zinsen zu entnehmen sind, sämmtlich in Silbermünze (Rupien) — 57 — eingehen. Beim Abschluss der Anleihen dachte man nicht an die Eventualität der Silberentwerthung, welche jetzt die Last der betref¬ fenden Verzinsung erheblich vermehrt und, wie aus obiger Uebersicht zu entnehmen, für 1878/79 eine Extra-Ausgabe von nahezu 3,000,000 Pf. Sterl. herbeigeführt hat. Die von Indien in England zu leistenden Zahlungen sind, abge¬ sehen von diesen seitens der indischen Verwaltung abgeschlossenen Anleihen, noch in anderer Weise um einen sehr bedeutenden Betrag vermehrt worden, nämlich durch die Herstellung der grossen Eisen¬ bahnlinien in Indien mittelst englischen Kapitals. Die dem Lande aus diesen Anlagen in jeder Beziehung erwachsenen Wohlthaten sind un- erinesslich und verbreiten sich immer weiter. Die Zinsen des darauf verwendeten Kapitals von über 98 Millionen Pf. Sterl. sind von der indischen Regierung garantirt, und zwar in Goldwährung; sie nehmen indess die Finanzen nicht weiter in Anspruch, da die eigenen Ein¬ nahmen Betrieb und Zinsen decken, allein es sind doch von Indien etwa 5 Millionen Pf. Sterl. jährlich hierfür nach England zu zahlen. Selbstverständlich sind von jeher die aus Indien nach London für dortige Verwaltungskosten, Pensionen, öffentliche Anschaffungen und Zinsen zu leistenden Zahlungen iii Folge der günstigen Handels¬ bilanz Indiens nicht baar remittirt, sondern durch in London ver¬ kaufte Tratten auf die indischen Regierungskassen oder durch in In¬ dien gekaufte Wechsel auf London in einer für alle Betheiligten vor- theilhaften Weise ausgeglichen worden. Der Betrag jener Tratten blieb, so lange die Verwaltung der Compagnie bestand, mässig und war 1834/35 bis 1844/45 im Ganzen 20,588,400 £, durchschn, 1,872,000 £ 1846/47 „ 1856/57 „ „ 30,684,000 „ „ 2,557,000 „ In den nächstfolgenden Jahren sehen wir eine ausserordentliche Ab¬ nahme im Betrag dieser Tratten (welche seit 1859 als India Council Bills bezeichnet werden), wofür wir bald eine sehr einfache Erklärung geben werden. Nach 1862 aber wächst die Summe dieser Regierungs¬ wechsel um so rascher und stärker und übt seit etwa zehn Jahren den entscheidenden Einfluss auf die Nachfrage nach Silber und mithin auf den Werth desselben. Die von der indischen Regierung in England jährlich zu leisten¬ den Zahlungen betragen jetzt regelmässig etwa 17 Millionen Pf. Sterl.; sie sind gegen die Zeit vor 1860 um 10 bis 12 Millionen Pf. Sterl. gestiegen und diese Zunahme vertritt also ein Quantum von über 1 Million Kg. Silber. Hierzu kommen noch ungefähr 3 Millionen Pf. Sterl. — 58 — für Privatzahlungen aus Indien nach England, welche nicht durch die indische Regierung vermittelt werden. Um diesen enormen Betrag von ca. 20,000,000 Pf. Sterl. vermindert sich die Aussendung von Silber nach Indien zur Ausgleichung der Handelsbilanz, denn die Kauf¬ leute und Banken, welche in Indien die von dort bezogenen Produkte zu bezahlen haben, unterlassen natürlich den Ankauf und die Versen¬ dung von effektivem Silber so lange und so weit sie sich in billigerer Weise durch Kauf von Regierungswechseln Rimessen verschaffen kön¬ nen. Jede Million Pf. Sterl. indische Ausgaben in England erledigt die Nachfrage nach mehr als 113,000 Kg. Silber. Welchen überwiegenden Einfluss die Council Bills auf den Silberpreis ausgeübt haben und noch ausüben, ist so einleuchtend wie nur etwas sein kann, wird aber meistens nicht richtig gewürdigt. Unbegreiflich ist es, wie selbst in dem Bericht der Majorität der amerikanischen Münzkommission vom 2. März 1877 all und jeder Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach Silber und den India Council Bills hat in Abrede gestellt werden können1). Die starke Zunahme der Council Bills ist wesentlich durch das Anwachsen der indischen Schuld in England verursacht worden, und dies hat wiederum seinen Grund in den oben besprochenen misslichen Finanzverhältnissen und der Armuth Indiens, welche dazu geführt haben zur Deckung grösserer Ausgaben für das Kriegswesen, für öf¬ fentliche Anlagen und zur Abhülfe gegen Hungersnothzustände, die in den fünf Jahren 1874 bis 1878 über 14,000,000 Pf. Sterl. bean¬ sprucht hat, beträchtliche Schulden zu kontrahiren. Die Zinsen und Rückzahlungen der in England für Indien gemachten Anleihen ver¬ mindern, wie eben nachgewiesen wurde, in ausserordentlichem Um¬ fange die nach Indien zu versendende Silbermasse und müssen daher wesentlich zur Silberentwerthung beitragen. Wir dürfen aber nicht aus den Augen verlieren, dass eben diese Anleihen andererseits vor¬ übergehend eine sehr beachtenswerthe ganz entgegengesetzte Wirkung auf den Silbermarkt haben. Jede indische Anleihe in England, wenn auch in Pfund Sterling abgeschlossen, ist nämlich bei ihrer Realisirung von gleicher Bedeu¬ tung wie eine Silberversendung gleichen Betrages, oder mit anderen Worten, in Rücksicht der Zahlungsbilanz Indiens ist es dasselbe, ob 1) Es wird dies so unglaublich erscheinen, dass wir nicht umhin können, die eige¬ nen Worte des officiellen Dokuments auf Seite 171 hier anzuführen. „There is no more connection between the demand of India for silver and remittances to India in government bills than there is between the thermometer and the course of the prices of stocks, and per¬ haps not so much, as the weather does somewhat a feet the temper and enterprise of mankind. — 59 — 10 Millionen Pf. Sterl. mehr an indischen Produkten exportirt oder ob neue indische Schuldverschreibungen im nämlichen Betrage in London ausgegeben werden. Nichts kann klarer sein als dies Verhältniss. Nehmen wir für die Argumentation an, dass Indien in einem Jahre nach England und nach anderen Ländern, die mit Benutzung der Londoner Kredite nach Indien zahlen, einen Werth von 22,000,000 Pf. Sterl. mehr exportirt als es von da empfängt, welcher Betrag also nach Indien zu zahlen ist. Die indische Verwaltung würde hierzu dem Handelsstande 16,000,000 Pf. Sterl. in Wechseln und Anweisungen auf ihre Kassen in Indien bieten können. Der Handelsstand oder die Banken hätten hiernach noch 6,000,000 Pf. Sterl. Silber nach Indien zu bringen, und damit wäre die Bilanz ausgeglichen. Es wird jedoch, nehmen wir an, in dem fraglichen Jahre eine indische Anleihe im Belaufe von 10,000,000 Pf. Sterl. in London abgeschlossen. Die dor¬ tige indische Verwaltung ist hierdurch in der Lage, um so viel we¬ niger Council Bills zu verkaufen — statt 16,000,000 Pf. Sterl. nur 6,000,000 Pf. Sterl. Denn der Zweck dieser Wechsel ist für die Ver¬ waltung ja nur, Guthaben in Indien nach England zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten herüber zu ziehen, und sie kann hierzu nun vorab den Ertrag der Anleihe verwenden. Die indischen Kassen behalten dagegen 100 Millionen Rupien, welche sie sonst zur Einlösung von Council Bills hätten ausgeben müssen und nun zu andern Ausgaben verwenden können. Für den Handelstand und die Banken aber ist durch diesen Vorgang deren Zahlungsverbindlichkeit in Indien um nicht eine Rupie verringert und sie sind genöthigt, gerade so viel Silber mehr zu kaufen und zu versenden als ihnen weniger Council Bills angeboten werden, nämlich statt 6,000,000 Pf. Sterl. nunmehr 16,000,000 Pf. Sterl. So erklärt sich einfach der oben erwähnte Um¬ stand, dass der Betrag der Council Bills sich in den Jahren 1858 bis 1862 sehr einschränkte und um so mehr Silber in Indien im- portirt wurde. Gerade in dieser Zeit war die indische Schuld um mehr als 40 Millionen Pf. Sterl. gestiegen — von 52 Millionen im Jahre 1857 auf 98 Millionen Pf. Sterl. im Jahre 1862, und in dieselbe Periode fallen auch die mit englischem Kapital ausgeführten indischen Eisenbahnbauten. In diesen indischen Anleihen ist auch der Haupt¬ grund zu suchen, dass schon vor der Baumwoll-Konjunktur der Sil¬ berpreis zeitweilig die Höhe von 62 l/lt Pence erreichen konnte. In neuester Zeit (von 1871 bis 1879) ist nun wiederum die indische Schuld in England um 23 Millionen Pf. Sterl. gewachsen und es ist einleuchtend, dass ohne diese Gegenwirkung die Entwerthung des — 60 — Silbers zeitweilig noch viel bedeutender hätte sein müssen als ge¬ schehen ist. Nach vorstehender Darlegung wird der ganz überwiegende Ein- fluss der indischen Zahlungsbilanz und des indischen Finanzwesens auf die Silberfrage anzuerkennen sein und es gerechtfertigt erscheinen, dass wir diesem Faktor eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet haben und ihn weiter unten bei unseren Schlussfolgerungen noch vor¬ zugsweise ins Auge fassen werden. Wegen der hervorragenden Bedeutung Indiens dürfen wir aber die Beziehungen des übrigen Ostasiens zur Silberfrage nicht ganz übergehen. In Hinter-Indien und im niederländischen Indien hat in ähnlicher Weise wie in Vorder-Indien eine anhaltende Absorbirung von Silber stattgefunden. Nur wenig von dem Silber, das einmal seinen Weg dahin genommen hat, kommt in den Verkehr zurück. Die Summe der in Birma und Siam im Laufe der Jahre thesaurirten Silberrupien wird sehr beträchtlich sein und dieser Silberabfluss auch fortdauern. Früher sind ansehnliche Beträge niederländischer Silbergulden aus Java nach Calcutta zur Umpräguug in Rupien gebracht worden. Dies hat natürlich aufgehört, seitdem im niederländischen Indien wie im Mutterlande principiell die Goldwährung angenommen ist und mit Ein¬ stellung der Ausprägung von Silbercourant die holländischen Silber¬ gulden einen ihren Metallgehalt bedeutend übersteigenden Werth er¬ halten haben. Dass im niederländischen Indien jetzt die Goldwährung gilt, zeigt sich evident im Stand der Wechselcourse, welche nicht auf der Basis des in den 1- und l/2-Guldenstücken enthaltenen Silbers, sondern des in den 10-Guldenstücken enthaltenen Goldes be¬ ruhen. Der niederländische Delegirte zu den Pariser Münzkonferenzen im August 1878 hat freilich erklärt, dass die Regierung die even¬ tuelle Zulassung der Doppelwährung in den indischen Colonien als offene Frage betrachte1), aber die Beibehaltung der gleichen Wäh- 1) Die bemerkenswerthen Aeusserungen des Herrn Mees vom 19. August 1878 lauten : Si les Etats-Unis n'ont aueune chance de trouver des allies en Europe, il en serait pevt- etre autrement dans V Amerique centrale et mandionale, en Asie, en Chine, au Japon, et menie dans les Indes anglaises et neerlandaises. Dans ces regions, Vetalon d'or unique ne s'adapte ni aux besoms du commerce, ni aux habitudes des populations; Vexperience, recem- ment commencie, de ce Systeme dans les colonies neerlandaises, na pas encore prouve qCil doive y etre toujours maintemi, et qufil ne serait pas un jour convenablc (Ten etablir un autre qui ne serait pas celui de la mitropole. - 61 — rung wie im Mutterlande wird nachdrücklichst und vielleicht mit Erfolg vertheidigt werden. Ungeachtet des künstlich gesteigerten Werths des niederländischen Silbercourants scheint doch die Verwen¬ dung dieser Münzsorten zum Einschmelzen und Thesauriren fortzu¬ dauern, wenn auch nicht in gleichem Umfange wie früher. An nie¬ derländischem Silbercourant sind von 1840 bis 1878 im Ganzen 461 Mil¬ lionen Gulden geprägt, von diesen sind aber nach amtlicher Schätzung nur etwa 133 Millionen Gulden im Mutterlande verblieben. Von den übrigen 328 Millionen Gulden ist vermuthlich der grösste Theil in Indien eingeschmolzen. Die in jedem einzelnen Falle von der einge¬ borenen Bevölkerung hierzu verwendeten Guldenbeträge sind meistens so gering, dass der Verlust unbeachtet bleibt, zumal sich selten an¬ dere Gelegenheit bieten wird, in den Besitz von Silber zu gelangen. Wir halten es für wahrscheinlich, dass auf diese Weise den Nieder¬ landen mit der Zeit die vollständige Durchführung der Goldwährung ohne bedeutende Kosten für Ausstossung des überschüssigen Silber¬ courants ermöglicht wird. China hat in früherer Zeit hinsichtlich der Silberabsorbirung eine grosse Bedeutung gehabt, vor der Opium-Einfuhr wohl eine grössere als Indien. Wie viele Millionen spanische und mexikanische Piaster sind nicht für Thee und Seide nach dem Reiche der Mitte ausge¬ führt worden? Und sind nicht noch in den letzten Jahren aus San Francisco ausser dem von den chinesischen Arbeitern zurückgebrach¬ ten selbstgesammelten Golde manche Millionen Trade Dollars nach chinesischen Häfen exportirt worden? Dieses Silber wird grössten¬ teils in den Provinzen, in denen Thee und Seide produzirt wird, festgehalten. Die Preise dieser Artikel werden schliesslich durch die Nachfrage auf den europäischen Märkten in Goldwährung bestimmt. Jede Werth Verminderung des Silbers setzt die Käufer in den Stand und nöthigt sie durch die Konkurrenz höhere Preise in Silberwährung im Produktionslande zu zahlen, was den Silberabfluss befördern und die Produktion der Handelsartikel ausdehnen muss. In welchem Umfange das Thesauriren auch in China stattfindet, darüber hat J. F. Davis (China during the war and since the peace I. p. 41) aus einem amtlichen chinesischen Aktenstück ein eklatantes Beispiel mitgeteilt. Als man das Vermögen des in Ungnade gefalle¬ nen Statthalters Keschen konfiscirte, wurden baar vorgefunden und dem kaiserlichen Schatzmeister überliefert 682 Pfd. Gold und 17,940,000 Tael Silber, und als später eine nachträgliche Nachforschung geschah, fand man noch 1483 Silberbarren, jeden im Werthe von 60 Piaster, und — 02 — 4G,920 Tael gebrochenes Silber. Rechnet man den Tael zu 33x/3 Grm. fein Silber, so betrug das hier thesaurirte Silber G00,000 Kgr.! Wenn nun auch Wenige mit dem Ansammeln es so weit bringen wie Keschen, so werden doch Unzählige, jeder so viel er vermag, an Edelmetall tbesauriren und dies zusammen jährlich noch immer beträchtliche Summen Silber absorbiren. Wie viel Silber mag wol in den letzten wilden Bürgerkriegen vergraben sein, das nach dem Tode der Eigen- thümer nicht wieder zum Vorschein gekommen ist! Auch über die russische Grenze gehen noch fortwährend an¬ sehnliche Silberbeträge nach China. Andererseits exportirt China wiederum, wie schon öfterer bemerkt, als Aequivalent für empfangene Opium- und Baumwoll-Ladungen jährlich beträchtliche Silberquanti¬ täten nach Indien. Wie viel hiervon auf die eigene chinesische Sil¬ bergewinnung zu rechnen ist, darüber fehlt jeder Nachweis. Jeden¬ falls hat bisher im Durchschnitt der Silberimport in China den Silber¬ export von dort erheblich überstiegen und wird dies allem Anschein nach in Zukunft noch fortdauern. An dritter Stelle hat der Bericht des Parlamentsausschusses von 187G die Demonetisation des Silbers in Deutschland als eine der Ur¬ sache der Silberentwerthung vorgeführt. Wir haben schon in früheren Abhandlungen ausführlich nachge¬ wiesen, wie sehr man diesen Einfluss der deutschen Münzreform über¬ schätzt und missverstanden hat, und wollen uns deshalb, was die Ver¬ gangenheit anlangt, hier auf wenige Notizen beschränken. Von dem seit 1873 bis jetzt für Rechnung des Reichs eingezoge¬ nen früherem Landes-Silbercourant sind 2,135,000 Kg. fein Silber zu neuen Reichssilbermünzen umgeprägt, zum Verkauf aber sind gekom¬ men: bis Ende September 1874: 348,092 Kg. fein Silber vom 1. Oktober 1874 bis 30. September 1876: 523,739 „ „ „ „ 1. „ 187G „ 30. „ 1877: 1,680,390 „ „ „ 1. „ 1877 „ 16. Mai 1879: 1,000,227 „ „ Zusammen 3,552,448 Kg. fein Silber Seit dem IG. Mai 1879 bis jetzt (1. Juni 1880) ist kein Silber- courant mehr eingezogen noch Silber verkauft worden. Zu beachten ist, dass die deutschen Silberverkäufe erst nach dem tiefsten Sinken des Silbers auf 4G3/4 Pence im Juli 1876 grössere Bedeutung gewannen. Während der Zeit vom September 1876 bis Mitte 1878, als von Deutschland die grösste Menge Silber an den — 63 - Markt gebracht wurde, hielt sich der Silberpreis durchschnittlich höher als 54 Pence. Nach gänzlicher und principieller Suspendirung der deutschen Silberverkäufe hat der Silberpreis in den seitdem ver¬ flossenen 13 Monaten keineswegs, wie man in Aussicht gestellt hatte, seinen früheren gewöhnlichen Stand wieder erreicht, sondern sich mei¬ stens zwischen 51und 521/a Pence gehalten. Auch lässt folgende einfache ziffermässige Nebeneinanderstellung schon erkennen, dass die deutschen Silberverkäufe auf die Silberentwerthung nur eine zeitwei¬ lige und auf die Dauer hinter den anderen Ursachen weit zurückblei¬ bende Einwirkung haben ausüben können. Es betrugen nämlich von 1871 bis Ende 1879 nach annähernder Schätzung dem Werthe nach l): die gesammte Silberproduktion etwa 171,000,000 Pf. Sterl. die India Council Bills „ 105,000,000 „ „ die deutschen Silberverkäufe „ 31,300,000 „ „ Es wird Niemandem einfallen, behaupten zu wollen, dass der Uebergang Deutschlands zur Goldwährung und die hieraus hervorge¬ gangenen deutschen Silberverkäufe ohne Einfluss auf die Silberent¬ werthung geblieben seien, aber dieser Einfluss ist, wie eben gesagt, der vermehrten Silberproduktion und namentlich den India Council Bills gegenüber nur ein untergeordneter und vorübergehender gewesen. Die deutschen Silberverkäufe von 1873 bis 1879 sind durchweg ohne alle Ueberstürzung mit grosser Umsicht, nie bei sinkenden Preisen, sondern stets bei eingetretener reeller Nachfrage vollzogen worden. Ihre Einwirkung hat mithin nicht einen besonderen Druck auf einen flauen Silbermarkt geübt, sondern nur dazu beigetragen ein sonst ein¬ getretenes plötzliches und zeitweiliges Steigen des Silberpreises zu¬ rückzuhalten. Die in den Jahren 1873 bis 1879 für Indien abgeschlos¬ senen Anleihen, welche einer ausserordentlichen Nachfrage nach Silber gleichstehen, zeigen nahezu einen gleichen Werthbetrag wie das gleich¬ zeitige ausserordentliche Angebot durch die deutschen Silberverkäufe. Welchen Einfluss wird die deutsche Münzreform aber von jetzt an auf den Silberpreis ausüben ? Soll dieselbe in der von der Reichsgesetzgebung vorgeschriebenen Weise zum Abschlüsse gebracht werden, so sind ausser einem Silber¬ bestande von 169,000 Kg. in Barren etwa 2,220,000 Kg. f. Silber aus den noch einzuziehenden Thalerstücken zum Verkauf zu bringen. Würde der Vorschlag des Bundesraths wegen Vermehrung der Reichssilber¬ münzen auf 12 M. pro Kopf vom Reichstage genehmigt und ausser- 1) Bei diesen und anderen summarischen Angaben in dieser Denkschrift sind durch' weg 10 Rupien = 1 £ und 113,5 Kg. f. Silber = 1000 £ gerechnet. — 64 — dem die Zunahme der Bevölkerung mit in Anschlag gebracht, so würde in Folge hiervon das noch zu verkaufende deutsche Silberquantum sich auf etwa 1,900,000 Kg. vermindern. Auf den Pariser Münzkonferenzen von 1878 und auch bei an¬ deren Veranlassungen ist geltend gemacht, dass der zum Verkauf be¬ stimmte deutsche Silbervorrath auf den Edelmetallmarkt ungleich drü¬ ckender laste und anderen Ländern eine Entscheidung in der Wäh¬ rungsfrage weit mehr erschwere als ein ebenso grosses sonstiges Sil¬ berquantum. Der französische Minister Say sprach es unumwunden aus, dass so lange Deutschland seine Münzreform nicht zum vollstän¬ digen Abschluss gebracht habe, die Staaten des lateinischen Münzver¬ eins nicht in der Lage seien, über ihre künftige Währungspolitik eine definitive Entscheidung zu treffen 1). Auch von anderen Seiten ward erklärt, dass die Ungewissheit in Bezug auf die noch bevorstehenden deutschen Silberverkäufe ein wesentliches Hinderniss sei, um zu einem klaren Urtheil über die Silberentwerthung zu gelangen. Wenn in Eng¬ land und den Vereinigten Staaten im Sommer 1879 sich eine grosse Befriedigung darüber kund gab, dass die deutscheu Silberverkäufe sistirt seien, so geschah dies meist in der Erwartung, dass diese Maass¬ regel nur der erste Schritt sei zur alsbaldigen Einführung der Doppel¬ währung nach dem früheren französischen System. Nachdem diese Er¬ wartung sich als illusorisch erwiesen hat, wird sich auch die Ansicht über den Nutzen der stattfindenden Unterbrechung in der Durchfüh¬ rung der deutschen Münzreform bei Manchen geändert haben. Die Anhänger des Bimetallismus können ebensowenig wie die Freunde der 1) Die Wichtigkeit der Stellung Frankreichs zur Währungsfrage veranlasst uns in dieser Anmerkung die Erklärungen des oben genannten französischen Delegirten ausführ¬ licher und im französischen Text vorzulegen. ,,Le Gouvernement a declare tres categoriquement que nous ne marchions pas vers Vetalon d'or unique; nous sommes , Selon lui, dans une situation expectante et de laqueüe nous ne sortirons que pour de bonnes raisons, quand eÜes se scront jrroduites, et vraisembla- blement pour rentrer dans le Systeme du double italon. — Vattitude du Gouvernement franeais devra rester expectante tant que les causes de la baisse de Vargent iiauront pas pu etre ex- actement reconnucs et mesurees, et notamment jusqu a ce que V All e mag ne ait ache- v e d} ecoul er son stock de m et al argent. M. Goschen evalue ce stock a 15 millions de livres Sterling, lautres h 17 millions; quoiquil en soit, tant quil restera en AUemagne une masse d'argent, qui peut etre evalue a de tels chiffres ? Vetat du marche sera trouble et inceHain. L'influence instantance, inattendue, qitune pareiUe masse de metal peut exercer, est tres-diffirente, en effet, de celle que peut exercer une masse igale du meine nittal encore en/ouie dans les entrailles de la terre D el a une incertitude qui n e c e s s er a que I e jour ou Z' All em a g ne aura f ini df 6 c o ule r son stock de metal argent - 65 — Goldwährung sich jetzt noch einen Vortheil davon versprechen, dass der unfertige Zustand des deutschen Münzwesens auf unbestimmte Zeit fortdauere und den Silbermarkt in steter Unruhe erhalte. Denn es besteht nicht die geringste Garantie, dass nicht ebenso plötzlich, wie am 16. Mai 1879 die Silberverkäufe im Verwaltungswege sistirt wur¬ den, dieselben von heute auf morgen wieder aufgenommen und nun desto eifriger betrieben werden. Dass man im Auslande noch ernst¬ lich der Hoffnung Raum geben wird, die deutschen Regierungen wür¬ den sich durch auswärtige Wünsche und Rathschläge bestimmen las¬ sen, die definitive Sistirung der Silberverkäufe durch Gesetz oder Ver¬ trag festzusetzen und auf völlig freie Verfügung dieserhalb zu ver¬ zichten, ist nicht anzunehmen. Muss solches als nicht zu erreichen anerkannt werden, dann liegt es offenbar im wohlverstandenen Inter¬ esse der fremden Staaten, die deutschen Silberverkäufe baldthunlichst i zum definitiven Abschluss gebracht zu sehen, um nicht durch fortge¬ setzte Rücksicht hierauf in ihren eigenen Entschliessungen behindert zu sein. Der Londoner „Economist" vom 12. April 1879 hat zur rascheren Beseitigung dieses Hindernisses vorgeschlagen, die Bank von England möge einen Theil des noch überschüssigen deutschen Silbers i zum Durchschnittspreis der letzten drei Jahre ankaufen und, unter I Garantie der Regierung gegen eventuellen Verlust beim spätem Wie- j derverkauf dieses Silbers, innerhalb der durch die Bankakte gestatteten Befugniss mit als Deckung ihrer Notenausgabe benutzen, wogegen Deutschland sich verbindlich zu machen habe, in den nächsten sieben Jahren Silber nicht an den Markt zu bringen. Diesem Vorschlage konnte nur eine gleiche Auffassung zu Grunde liegen wie die vom Minister Say geäusserte, dass die Verzögerung eines festen Abschlus- - ses der deutschen Münzreform eine Hauptursache der starken Schwan¬ kungen des Silberpreises sei. Und weshalb sollte die deutsche Reichsregierung jetzt noch länger dabei verharren, die zu solchem Abschluss erforderlichen Silberver¬ käufe principiell zu vertagen? Es soll ja keineswegs empfohlen wer¬ den, nunmehr die Silberverkäufe unter allen Umständen und zu je¬ dem Preise zu bewerkstelligen, sondern dieselben nur in gleicher Weise, wie vor dem 16. Mai 1879 geschehen, zu beschaffen, also nur t dann zu verkaufen, wenn eine reelle Nachfrage nach Silber stattfindet. , Hätte man im Oktober und November vorigen Jahres hiernach ver- r' fahren, so würden die 169,000 Kg. Barrensilber, die für Rechnung des Reichs zinslos asservirt werden, statt des damals aus Wien dahin ver¬ sendeten Silbers ihren Absatz in Indien gefunden haben. Als allei- 5 — 66 — niger wirklicher Grund zur Einstellung der Silberverkäufe kann doch nur die Spekulation auf eine namhafte Erhöhung des Silberpreises an¬ gesehen werden, um für die Reichskasse den Verlust bei Durchführung der Münzreform zu vermindern. Wo liegt aber die Sicherheit, dass eben die längere Verzögerung diesen Verlust schliesslich nicht im Gegenthcil bedeutend steigern weide? Unsere Untersuchung wird den Eindruck zurücklassen, dass nach verständiger Wahrscheinlichkeitsbe¬ rechnung eher ein weiteres Sinken als ein Steigen des Silberpreises zu erwarten sein dürfte. Man muss im deutschen Interesse, mit dem zugleich, wie wir gezeigt haben, hier das allgemeine kommerzielle Interesse Hand in Hand geht, dringend wünschen, dass wenn näch¬ stens neue indische Anleihen vorübergehend wieder eine stärkere Nach¬ frage nach Silber veranlassen werden, diese Konjunktur bestens ausge¬ nutzt werde, selbst wenn durch unser Silberangebot ein zeitweiliges noch höheres Steigen des Silberpreises und der Council Bills etwas . gehemmt werden sollte. Wir empfehlen die alsbaldige Wiederaufnahme der deutschen Silberverkäufe, die vorher laut zu verkündigen ein Grund oder eine Verpflichtung nicht gegeben sind, selbst auf die Gefahr hin, dass möglicherweise später der Silberpreis sich höher stellt und dass dann nachträglich der Vorwurf erhoben wird, mehrere Millionen seien zwecklos geopfert, weil man mit dem Silberverkauf nicht länger ge- wartet habe. — ■4 Als vierte Ursache der Silberentwerthung gilt die Beschränkung - und schliessliche gänzliche Einstellung der Ausprägung der silbernen Fünffrancstücke im lateinischen Münzverein. ««1 Es kann einem Zweifel nicht unterliegen, dass es vornehmlich - Frankreichs Doppelwährung gewesen ist, welche in den fünfziger Jah¬ ren einer stärkeren Werthverringerung des Goldes oder einer erheb¬ lichen Werthsteigerung des Silbers vorgebeugt hat. Die Länder des Francssystems haben damals nach und nach 3 bis 4 Milliarden Francs von dem neuen Golde in ihr Münzwesen aufgenommen und dagegen aus t diesem über 2 Milliarden Francs Silber zur Vervollständigung der Silbersendungen nach Asien geliefert. Ein Steigen des Silberpreises über 623/4 Pence ward auf diese Weise gehindert. Als darauf seit 1864 in Folge des verminderten Silberbegehrs für Indien und der Zu¬ nahme der Silberproduktion eine Reaktion zu Gunsten des Goldes '40 eintrat, waren es wiederum die Länder mit der französischen Doppel- '" Währung, welche das sonst nicht mit Vortheil zu verwendende Silber ;; gegen Hingabe von Gold in ihr Münzwesen aufnahmen und bis 1874 ^ — 67 — den Silberpreis nicht unter 58 Pence sinken Hessen. Man schätzt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit den jetzigen Münzvorrath in Frankreich und den münzverbundenen Ländern auf mehr als 5 Milliarden Francs in Gold und nahezu 3 Milliarden in Silber, und würde also, wenn dort die Doppelwährung mit unbeschränkter freier Silberausprägung aufrecht erhalten wäre, alles in Deutschland nach seiner Münzreform disponibel gewordene Silber ohne Schwierigkeit und grossen Verlust zu verwerthen gewesen sein. So lange von den 5 Milliarden Frs. Gold¬ münze in Frankreich genügende Summen zum Umtausch gegen Silber auf Grund der bestehenden gesetzlichen Werthrelation bereit lageD, konnte der Silberpreis wie gesagt nicht unter 58 Pence fallen, allein die Folge der unbeschränkten Silberausprägungen wäre unvermeidlich die allgemeine thatsächliche Silberwährung in Frankreich, Belgien und der Schweiz gewesen, wie solche vor 1850 bestanden hatte. Erst nachdem die Doppelwährung in Frankreich suspendirt ist, hat die Silberentwerthung ihren alarmirenden Charakter angenommen, und somit darf die veränderte französische Müuzpolitik, obschon sie eigent¬ lich positive Wirkungen nicht hat äussern wollen noch können, als eine Hauptursache dieser Entwerthung betrachtet werden. Eine solche positive Einwirkung Frankreichs auf die künftige Gestaltung der Werthrelation der Edelmetalle scheint ebenfalls nicht in Aussicht zu stehen. Man will dort bis auf weiteres, namentlich bis nach vollständiger Beendigung der deutschen Silberverkäufe, in Passivität den Verlauf der Dinge abwarten. Es ist ebenso wenig zu erwarten, dass einseitig die frühere Doppelwährung wieder in Auwen¬ dung komme, als dass mit der Einziehung und Einschmelzung der Fünffrancstücke begonnen werde, um mit der Einführung der Gold¬ währung weiter zu kommen. Der vorhin erwähnte enorme Vorrath jener Münzsorte verbietet einstweilen ein solches Vorgehen unbedingt. Der Baarvorrath der Bank von Frankreich bestand am 3. Juni 1880 aus 811,622,105 Fr. in Gold und aus 1,238,603,214 Fr. in Silbermünze. Diese Thatsache lässt die Schätzung, dass in den Ländern des Franc¬ systems ungefähr 3 Milliarden Fr. Silbercourant sich vorfinden wer¬ den, eher zu niedrig als zu hoch erscheinen. Gegenwärtig ist der effektive Silberwerth dieses Umlaufsmittels um ca. 400 Millionen Fr. ge¬ ringer als der Nennwertli, wozu sie als gesetzliches Zahlmittel im Lande angenommen werden müssen. Dies motivirt hinlänglich die passive und abwartende Haltung der französischen Münzpolitik, welche nur durch die ausserordentlich günstige Zahlungsbilanz des Landes er¬ möglicht wird, und die präsumtive Geneigtheit der französischen Regie- 5* — 68 — rung, nach Erledigung der deutschen Münzreform, falls England dazu in erster Linie die Hand bieten würde, dem Vorschlage eines inter¬ nationalen Bimetallismus naher zu treten. Unsere bisherigen Betrachtungen haben eigentlich nur im indi¬ schen Finanzwesen einen Faktor, welcher eine maassgebende direkte und positive Einwirkung auf den künftigen Werth des Silbers ausüben dürfte, erkennen lassen. Es giebt indess noch einen zweiten mäch¬ tigen Faktor dieser Art, nämlich die Münzpolitik der Vereinigten Staaten auf der Basis der Bland Bill vom 28. Februar 1878. Im Be¬ richte des Parlamentsausschusses von 1876 ist viel die Rede von der Edelmetallproduktion in der Union, aber sehr wenig vom Einfluss ihrer Münzgesetzgebung auf die Silberfrage. Dies erklärt sich leicht, denn damals standen die Vereinigten Staaten noch unter der Herrschaft der zwangsweisen Papiervaluta; nur die Erhebung der Zölle und die Zah¬ lung der Zinsen der Natioualschuld geschah in baarem Gelde und zwar in Gold. Die jetzt in Geltung befindlichen Münzgesetze der Verei¬ nigten Staaten ergeben einen Zustand, von dem es in der That zwei¬ felhaft ist, ob er der Doppelwährung oder der Goldwährung näher steht und zu welchem schliesslichen Ergebniss er führen wird. Man möchte den Bestand einer Doppelwährung annehmen, da Goldmünzen und Silbermünzen, ausgeprägt auf Grund einer Werthrelation von 1:16 (genauer 1:15,988), ganz gleichberechtigte Zahlmittel bilden und eine Ausprägung von Silbercourant im monatlichen Betrage von mindestens 2 Millionen Dollars stattfinden muss und von höchstens 4 Millionen Dollars stattfinden kann; allein zur vollständigen Doppelwährung fehlt doch die Berechtigung der Privaten für ihre Rechnung Silbercourant in unbeschränkter Menge ausmünzen zu lassen. Ein Vorherrschen der Goldwährung könnte man aber darin erkennen, dass eine unbeschränkte Goldausmünzung für Rechnung von Privaten gestattet und im inter¬ nationalen wie im inländischen Grossverkehr durch ausdrückliches oder stillschweigendes Uebereinkommen der Parteien seit dem 1. Januar 1879 die Goldwährung fast allein in thatsächlicher Geltung isti). 1) Die Beschlüsse des Newyork Clearing House (dem 49 National-Banken und 13 Staats-Banken angehören) wegen Anwendung der Goldwährung in ihren Geschäften nach dem 1. Januar 1879 lauten wie folgt: 1. Decline receiving gold coins as „special deposits" and treat them, only as „lawful money 2. Abolish special exchanges of gold checks at the Clearing House. 3. Pay and receive balances between banks at Clearing House, either in gold or United tStates legal tender. — 69 — Der im Dezember 1879 dein Kongress vorgelegte Bericht des Münzdirektors Burchard bemerkt unter anderm: Für das Finanzjahr 1878—79 sei die gesammte Edelmetallpro¬ duktion der Vereinigten Staaten zu schätzen auf 38,900,000 Dollars Gold und 40,812,000 D. Silber. Der dortige jährliche Verbrauch zu technischem Zweck sei auf 7,000,000 D. Gold und 5,000,000 D. Silber zu veranschlagen. Am 1. November 1879 habe präsumtiv der Münzvorrath in den Vereinigten Staaten aus 305,750,497 D. in Gold und 121,456,355 D. in Silber bestanden. „Sollte die Demonetisation des Silbers in Europa fortschreiten, namentlich Frankreich sich hierzu entschliessen, dann würden die Vereinigten Staaten für sich allein nicht im Stande sein, die Ent- werthung aufzuhalten. Die richtige Münzpolitik des Landes sei ein solches konservatives Verfahren, das dahin wirke, die frühere "Werth¬ relation zwischen Gold und Silber wieder herzustellen, indem der Werth des Silbers gehalten und der Werthsteigerung des Goldes vorgebeugt werde, bis es sich entscheide, ob die handeltreibenden Nationen Wil¬ lens seien, beide Edelmetalle gleichmässig dem Münzdienste zu unter¬ werfen." Im Schatzamte befanden sich 1. Dec. 1879. 1. Mai 1880. Dollars Dollars Gold, gem. und ungern, abz. Certif. 147,247,976 130,726,640 Silberdollars (abzügl. Certifikate) 30,944,485 33,796,307 Silber in Barren 4,323,097 5,007,331 Silberscheidemünze 18,432,478 22,767,672 Zusammen 200,948,036 192,297,950 Der Gesammtbetrag der bis zum 1. Mai 1880 nach dem Münz¬ gesetz vom Februar 1878 ausgemünzten Silberdollars war nahezu 60 Millionen; im Umlauf befanden sich etwa 26 Millionen Silberdollars. Im Kongress sind verschiedene Anträge wegen Aufhebung oder doch wesentlicher Abänderung des Münzgesetzes vom 28. Februar 1878 eingebracht worden, bisher jedoch ohne Erfolg; die Ausprägung von monatlich 2 Millionen Dollars nimmt einstweilen ruhig ihren Fortgang, während auf der anderen Seite die Ausschliessung des Silbercourants 4. Receive silver dollars upon deposit only under special contract to ivithdraw the same in, hind. 5. Prohibit payment of balances at Clearing House in silver certificates, or in silver dol¬ larsj excepting as subsiary coin im, smal sums (say under 10 dollars). Diese Bestimmungen haben auch in allen übrigen betheiligten Kreisen Anerkennung gefunden. — 70 — im Verkehr der Banken und des Grosshandels fortdauert. Die Wech¬ selkurse stehen so, als ob in den Vereinigten Staaten die reine Gold¬ währung herrsche und die Kontanten-Rimessen aus Europa dahin be¬ stehen in Gold. Es erscheint kaum möglich, dass dieser Zustand sich noch lange wird halten können; entweder wird die Ausmünzung von Silberdollars aufhören oder der Verkehr sich zu einem ausgedehn¬ teren Umlauf derselben bequemen müssen, und dann können Schwan¬ kungen der Valuta nicht ausbleiben. Beachtenswerth ist auch das massenhafte Zurückströmen von älteren silbernen Scheidemünzen (sub¬ sidiary or fractional silver), welche früher zur Zeit des Zwangskurses der auch in kleinen Appoints emittirten Greenbacks (fractional paper) nach anderen amerikanischen Ländern exportirt sind; es kamen da¬ von vom Mai bis October 1879 über 2,800,000 Dollars zurück. Eine weitere Silberverwendung für das Ausprägen von Scheidemünze dürfte bald aufhören. Die Silber-Interessenten und Anhänger des Bimetallismus drängen zur Vermehrung der Silberausprägungen und verlangen, dass diese für Rechnung von Privaten unbeschränkt gestattet werde. Die Freunde der Goldwährung und der Werthstabilität des Geldes hingegen erstre- beu die Wiederherstellung des Münzgesetzes von 1873, wodurch Silber demonetisirt wurde x). Ein eigentümliches Kompromiss ist wiederholt vom Staatssekre¬ tär Sherman vorgeschlagen worden, am entschiedensten in einer am 27. Oktober 1879 gehaltenen Rede, in der es u. a. heisst: Er halte mit Hamilton und Jefferson dafür, dass freie Ausmünzung von Gold und Silber die richtige Münzpolitik sei, dass aber eine wesentliche 1) Es ist von den amerikanischen Delegirten zu den internationalen Münzkonferen- zen vom August 1878 und später noch von Herrn Kelley behauptet worden, die Demo¬ netisation des Silbers im Münzgesetz von 1873 sei „by inadvertajiceu geschehen. Diese Behauptung entbehrt jeden Grundes und ist von Herrn J. Jay Knox, Comptroller of the Currency, in einem Berichte an die American Bankers' Association bei ihrer Zusammen¬ kunft in Saratoga im August 1879 schlagend widerlegt worden. Im Münzgesetz von 1873 trug der betreffende Artikel die deutliche Uebersehrift „Stirer dollar. — Its discontinuance as a standard'^ und war der Entwurf zu diesem Gesetze während fünf Sessionen des Kon¬ gresses seit 1870 nicht weniger als 13 Mal gedruckt und vertheilt worden. Es ist Dicht wahrscheinlich, bemerkt Herr Knox, dass jemals irgend ein Gesetz, welches vom Kongress angenommen ist, sorgfältiger vorbereitet war und der Kritik so vieler praktischer und wissenschaftlicher Sachverständiger unterlegen hatte, als das Münzgesetz von 1873. Herr Knox hat bei derselben Gelegenheit sich rückhaltlos auch dahin ausgesprochen: ,,Immediately upon the passagt of the proposed ,Free silver coinage bill" we shall pass from a gold to a silver standard, unless the present relative value of the two metals becomes reversed — 71 — Bedingung dieser freien Ausinünzuug darin bestehe, die gesetzliche Norm hierfür so nahe wie nur ausführbar dem zut Zeit der Ausmün¬ zung auf dem Markte bestehenden Werthe beider Metalle gleichzu¬ stellen. Wenn nun jetzt der Werth von 16 Unzen Silber auf dem Markte gleich wäre 1 Unze Gold, so könnte man gegen freie Silber- ausmünzung nichts einwenden. Da jetzt aber 412^2 Grän Standard Silber nur 88 Cents in Gold werth seien, so würde die Freigebung der Silberausmünzung in den Vereinigten Staaten das Gold verdrängen und die alleinige Silberwährung herbeiführen, was aufs äusserste zu be¬ kämpfen sei. Es böten sich hier nun drei Wege zur Abhülfe: 1. Beschränkung der Silberausmünzung nach der jetzigen Norm auf eine bestimmte Summe (etwa 50 Millionen Dollars), wobei das Pari mit Gold sich durch den notwendigen Bedarf für den Verkehr behaupten würde; — 2. ein Uebereinkommen der handeltreibenden Nationen wegen eines gleichmässigen Bimetallismus; — 3. eine solche Erhöhung des Münzfusses des Silberdollars, dass der Metallwerth des¬ selben dem Golddollar gleich stehe. Es solle kein Silberdollar in Um¬ lauf gesetzt werden, der nicht gleich werthig sei dem Golddollar oder doch jederzeit durch solchen einzulösen sei. Präsident Hayes hat seiner Zeit beim Veto gegen die Bland Bill sich in gleichem Sinne geäussert. Die Ausführung dieses Vorschlags würde augenscheinlich auf die Annahme der Doppelwährung auf Grund einer Werthrelation von 18:1 oder eines dem Golde noch günstigeren Verhältnisses hinauskommen, die Einziehung des jetzigen Silbercourants zur Folge haben und be¬ deutenden Verlust für das Schatzamt mit sich bringen. Letzteres dürfte am wenigsten abhalten, denn die Finanzen der Union sind in der Lage solchen Verlust ohne grosse Bedenken übernehmen zu kön¬ nen. Den Silberproduzenten würde durch die freigegebene Ausmün¬ zung dieser neuen Silberdollars ein grösserer Absatz und vorläufig eine gewisse Schutzwehr gegen weitere Silberentwerthung verschafft werdeD. Die Schwierigkeit liegt aber darin, eine praktische Norm für die gesetzliche Werthrelation festzustellen, welche für einen länge¬ ren Zeitraum, sofern nicht unvorhergesehene besondere Störungen ein¬ treten, haltbar zu sein verspräche. Die vorangegangenen Erörterungen betrafen die Ursachen der bis¬ herigen Silberentwerthung, um auf Grund der vorliegenden Erfahrun¬ gen eine Ansicht über den präsumtiven ferneren Einfluss der näm¬ lichen einzelnen Ursachen zu gewinnen und die gegenwärtige Lage — 72 — der in Betracht zu ziehenden analogen Verhältnisse zu konstatiren. Wir wollen jetzt versuchen diese Ergebnisse nur mit Rücksicht auf die wahrscheinliche künftige Entwicklung der Silberfrage zu sichten und ihre Tendenzen zu kombiniren, um daraus eine Beantwortung des Problems über die Schranken der Silberentwerthung abzuleiten. Die Hypothese des internationalen Bimetallismus kann hierbei bei Seite gelassen werden, da dieselbe im ersten Abschnitt dieser Schrift separat und eingehend behandelt ist. Wie bei anderen grossen wirthschaftlichen Fragen finden wir auch in Rücksicht der Silberfrage weit auseinandergehende optimistische und pessimistische Auffassungen. Erstere, welche namentlich von der französischen Regierung aber auch von manchen anderen Seiten festgehalten werden, betrachten die seit 1874 eingetretene Silberentwerthung als hauptsächlich nur durch die Ausführung der deutschen Münzreform und durch eine vorüber¬ gehende ungewöhnliche Zunahme der Silberproduktion hervorgerufen. Nach dem in nicht ferner Zeit zu erwartenden Aufhören dieser beiden Ursachen werde die frühere normale Werthrelation der Edelmetalle von 15,5:1 von selbst wieder eintreten und es dann an derZeit sein, in den Staaten des Francsystems die Prägefreiheit für Silber herzu¬ stellen, wodurch die verhältnissmässige Stabilität der Werthrelation, wie solche von 1803 bis 1873 bestanden habe, für die Zukunft wieder gesichert sein werde. Die pessimistischen Auffassungen erblicken dagegen in der bisheri¬ gen Silberentwerthung, wenn nicht durch neue Münzgesetze oder inter¬ nationale Verträge ein Damm errichtet werde, den Anfang zu noch viel tieferem Sinken des Silberpreises, dessen Ende nicht abzusehen sei. Die Demonetisation des Silbers werde nicht auf Europa uud Amerika beschränkt bleiben können, sondern sich auch auf ganz Ost¬ asien ausdehnen, und mit der Beschränkung der baaren Tausch- und Zahlmittel auf Gold allein, dessen Produktion sich in letzter Zeit schon beträchtlich vermindert habe und künftig noch mehr zurück¬ gehen werde, müsse eine enorme Depression aller Preise und eine all¬ gemeine kommerzielle und finanzielle Katastrophe eintreten, wie in der Welt noch nie vorgekommen sei. Unserer Ansicht nach ist keines der eben angedeuteten Extreme zu erwarten, sondern mit Wahrscheinlichkeit darauf zu rechnen, dass wir zwar zunächst eine unruhige und viele Interessen schwer beeinträch¬ tigende Periode des Uebergangs von der früheren normalen zu einer neuen normalen Werthrelation zwischen Gold und Silber zu überwin- — 73 — den haben, dass dann aber sich wieder für längere Zeit ein den An¬ forderungen des internationalen Verkehrs entsprechender Modus vivendi zwischen Gold- und Silber-Währung einstellen werde. Wie lange die Uebevgangsperiode dauern, welche Phasen sie zu durchlaufen haben und welche Werthrelation darnach schliesslich als eine praktisch normale bis auf weiteres zur Geltung kommen wird, das vorhersagen zu wollen, wäre mehr als Kühnheit, denn die Uebergangs- periode ist nicht allein von den gewöhnlichen natürlichen Faktoren der Preisbildung, sondern auch von unberechenbaren gesetzgeberischen Entscheidungen und politischen Rücksichten abhängig. Wir erwägen zunächst diese ausserordentlichen Verhältnisse des Uebergangs und der einstweiligen Ungewissheit. Vor Allem muss in dieser Hinsicht die eben erwähnte Münzgesetz¬ gebung der Vereinigten Staaten in Betracht kommen. Der jetzige Zustand mit gesetzlich vorgeschriebener monatlicher Ausprägung von mindestens 2 Millionen Silber-Dollars für Rechnung der Union und dabei die Zurückweisung dieses Silbercourants aus dem grossen Ver¬ kehr kann, wie bereits bemerkt, unmöglich lange anhalten. Man wird in den Vereinigten Staaten sich entweder für Goldwährung ent¬ scheiden und die Ausprägung der Silberdollars einstellen müssen, oder bei Freigebung der Silberausprägung (und auch schon bei längerer Fortdauer der erwähnten Ausprägungen, welche bis Ende 1880 den Betrag von 72 Millionen Silber-Dollars überschreiten werden) zur that- sächlichen Silberwährung gelangen. In letzterem Falle würde es schliess¬ lich kaum ausbleiben können, dass die Gesetzgebung die kontraktliche Ausbedingung der ausschliesslichen Bezahlung in Goldmünze als un¬ gesetzlich verbieten wird, wie solches bereits von den Gegnern der Goldwährung verlangt worden ist1). Ob die Gesetzgebung solchen Zwang mit Erfolg würde durchführen können, wenn die gesammten grossen Handels- und Bank-Interessen eininüthig und beharrlich wider¬ streben, ist zu bezweifeln. Hat man nicht während und nach dem Secessionskriege es durch solchen Widerstand in Californien durch¬ gesetzt, sich den Umlauf der „Greenbacks" fern zu halten? 1) Gegenwärtig ist die Bedingung einer Zahlung in Gold ausdrücklich gestattet, denn es heisst in Sektion 1 des Münzgesetzes vom 28. Februar 1878: „Silber-Dollars im Ge¬ wicht von 412112 Grän Troy von Standardsilber sollen ihrem Nennwerthe nach gesetz¬ liches Zahlungsmittel sein für alle Schulden und Abgaben öffentlicher und privater Natur, ausser falls anderweitig speziell in dem Contrakte stipulirt ist." — Die umfassende Be¬ nutzung dieses Vorbehalts hatte zur Folge, dass Anfang Mai 1880 von den im Ganzen ausgeprägten 60 Millionen sich im Schatzamte der Vereinigten Staaten nahezu 34 Mil¬ lionen Silberdollars befanden. — 74 — Die Wiederherstellung der reinen Goldwährung, wie solche im Münzgesetze von 1873 in bündigster Weise anerkannt war, würde einen mächtigen Druck auf den Silbermarkt ausüben, denn dann hört die Verwendung von jährlich ungefähr 30 Millionen Dollars Silber auf, welche in den beiden letzten Jahren ihren Weg in die Münzstätten der Vereinigten Staaten genommen haben, in denen um so mehr Gold würde ausgemünzt werden. Das Schatzamt der Vereinigten Staaten würde im Fall der Annahme der reinen Goldwährung voraussichtlich in die Lage kommen, beträchtliche Summen Silber aus den einzu¬ schmelzenden Silberdollars zum Verkauf zu bringen und es lässt sich nicht absehen, wie tief der Silberpreis nach der förmlichen Demone¬ tisation des Silbers in den Vereinigten Staaten in der auf solche Maassregel zunächst folgenden Zeit fallen könnte. Im entgegengesetzten Falle, wenn es den Gegnern der Goldwäh¬ rung gelänge die gesetzliche freie Silberwährung durchzusetzen, wie es die ursprüngliche Absicht der Bland Bill war, unter Aufrechthal¬ tung des jetzigen Münzfusses der Silberdollars, also einer Werthrela¬ tion von 16 (15,988): 1, und dabei die allgemeine Verwendung des Silbercourants zu erzwingen, so würde eine unaufhaltsame Verdrängung des Goldes aus dem Verkehr der Vereinigten Staaten durch die fort¬ gesetzte massenhafte Ausprägung der Silberdollars und dabei ein zeitweiliges Steigen des Silberpreises nicht ausbleiben können. Ein Kompromiss zwischen den eben besprochenen Tendenzen und Eventualitäten wäre die Annahme des von dem Schatzsekretär Sher¬ man vorgeschlagenen schon erwähnten Modifikation der jetzt gesetz¬ lich bestehenden Doppelwährung, wonach der Münzfuss der Silber¬ dollars der jetzigen Werthrelation im freien Verkehr sich anzupassen hätte. Hiernach würde die Hoffnung auf die Rehabilitation des frü¬ heren normalen Silberpreises definitiv beseitigt sein, andererseits aber eine gewisse Schutzwehr gegen einstweilige weitere Silberentwerthung errichtet und den Silberproduzenten ein ansehnlicher und nachhal¬ tiger Absatz verschafft werden. Wie die Entscheidung des Kongresses zu Washington über die künftige Münzpolitik ausfallen wird, hängt lediglich von dem Aus¬ fall der Wahlen und rein politischen Verhältnissen ab, ist also völlig ungewiss; desto gewisser ist es, dass diese Entscheidung eine ganz ausserordentliche Einwirkung auf die nächste Zukunft des Silbers äussern wird. Eine nicht geringere Bedeutung hierfür muss der englisch-indi¬ schen Finanzpolitik beigemessen werden. Die jährlichen Zahlungen — 75 — Indiens nach England, die hauptsächlich durch India Council Bills gedeckten home disbursements, jetzt im Betrage von etwa 17 Millionen Bf. Sterl., sind etwas Gegebenes und beschränken um so viel die Nachfrage nach effektivem Silber. Dagegen sind die indischen An¬ leihen in England, deren Betrag einer vorübergehenden Nachfrage nach Silber an Wirkung gleich kommt, etwas Ungewisses, dessen Entscheidung vom britischen Parlament abhängt. In den Jahren 1871 bis 1879 haben jene Anleihen 29 Millionen, also im jährlichen Durch¬ schnitt ungefähr 3,230,000 Pf. Sterl. betragen. Nehmen wir an, dass dieses Auskunftsmittel für die indischen Finanzen einstweilen noch fortgesetzt würde, so liegt darin ein nicht unerhebliches Element zu Gunsten des Silberpreises in den nächsten Jahren, wiewohl für die spätere Folgezeit durch die wachsende Verzinsung jener Anleihen die Summe der Council Bills gesteigert und die Silberausfuhr nach Indien gemindert werden wird. Der Abschluss neuer Anleihen in Rupien wird ebenfalls vorübergehend zu Gunsten des Silbers wirken, denn ein ansehnlicher Theil auch dieser Obligationen gelangt nach Europa. Erweisen sich indische Anleihen als günstig für die Nachfrage nach Silber, so müssen hingegen neue Österreich-ungarische und rus¬ sische Gold-Anleihen und die theilweise Erhebung dortiger Abgaben in Gold einen entgegengesetzten Einfluss äussern, da hierdurch die Nachfrage nach Gold verstärkt wird und, wie wiederholt hervorge¬ hoben ist, eine Werthsteigerung des Goldes gleichbedeutend ist mit einer Werthverringerung des Silbers. An den Einfluss, den die längere principielle Sistirung der deut¬ schen Silberverkäufe auf die Verlängerung und Verstärkung der Un- gewissheit der Silberfrage ausüben muss, brauchen wir hier nur kurz zu erinnern, da dieses Thema vorhin genügend besprochen ist. Die Erwägung der vorstehenden Momente, welche in der nächsten Zeit für die Verwendung und den Preis des Silbers maassgebend sein werden, worüber aber zu einer Wahrscheinlichkeitsberechnung fast jeder Anhalt fehlt, wird unsere Ansicht bestätigen, dass uns leider eine Periode starker Schwankungen auf dem Edelmetallinarkte be¬ vorstehen und deren Dauer höchst ungewiss bleiben dürfte. Da in- dess in unserer Zeit grosse Umgestaltungen fast durchweg ungleich rascher und durchgreifender als früher ihre Erledigung zu finden pflegen, so darf man der Hoffnung Raum geben, dass die jetzige Uebergangsperiode für die Werthrelation der Edelmetalle nicht Jahr¬ zehnte, sondern nur Jahre in Anspruch nehmen wird. Wir haben nämlich die feste Ueberzeugung, dass die schwan- — 7G — kenden Verhältnisse des Edelmetallmarktes, welche seit 1873 so viele Unruhe schaffen, auch ohne das unerreichbare Auskunftsmittel des internationalen Bimetallismus, einer dauernden festeren Gestaltung der Werthrelation, früher oder später, weiclien werden. Wie in dem zweiten Viertel des siebenzehnten Jahrhunderts sich der Uebergang von einer lange bestandenen normalen Werthrelation zwischen Gold und Silber wie 1 : 11 bis 12 zu einer neuen normalen Werthrelation von 1 : 141/2 bis 151/2 vollzog, die dann ebenfalls ohne verhältniss- mässig bedeutende und plötzliche Schwankungen etwa zwei Jahr¬ hunderte sich halten sollte, so scheint jetzt ein analoger Uebergang zu einer neuen, dem Golde günstigeren W'erthrelation vor sich zu gehen. So wenig jene grosse Veränderung im siebenzehnten Jahr¬ hundert blosser Zufall gewesen oder nur durch Münzverordnungen herbeigeführt ist, sondern in der damaligen allgemeinen wirthschaft- lichen Entwickelung ihren Grund gehabt hat, ebenso wenig ist die seit 1873 eingetretene Werthverringerung des Silbers lediglich durch willkürliche münzpolitische und finanzielle Vorgänge zu erklären. Diese haben unzweifelhaft im Einzelnen mächtig zur Silberentwerthung mit beigetragen, allein die eigentliche Grundursache derselben liegt offenbar in der mehr und mehr zur Geltung gekommenen grösseren Brauchbarkeit des Goldes für die gesteigerten Verkehrsbedürfnisse der civilisirten Länder, denen die seit 1850 so ausserordentlich vermehrte Goldge¬ winnung die Mittel zu einem theilweisen Ersätze ihrer jetzt minder genügenden silbernen Tauschmittel geboten hat. Die mit der Ent¬ wickelung der Interessen des grossen Verkehrs evident gewordene bessere Brauchbarkeit des Goldes als principales Austauschmittel und Werthsubstanz, welche schon Yor vierzig Jahren J. G. Hoffmann in seiner trefflichen Schrift „Die Lehre vom Gelde" überzeugend nachge¬ wiesen hatte, hat in der zu Gunsten des Goldes sich merklich veränderten Werthrelation ihren naturgemässen Ausdruck gefunden. Die Macht der Gewohnheit und des Vorurtheils und manche bestehende Inter¬ essen widerstreben solchen nothwendig gewordenen Veränderungen, und kann deshalb der Uebergang nichts weniger als glatt und rasch stattfinden. Sind aber die Unzuträglichkeiten der Uebergangsperiode überstanden, so wird für längere Zeit wieder ein so zu sagen nor¬ maler Zustand der Werthrelation eintreten, wie er den neuen Verhält¬ nissen der durchschnittlichen Nachfrage und des Angebots, insbeson¬ dere den neu geordneten festen Münzsystemen der grossen handel¬ treibenden Länder entspricht. Wir verstehen eine normale Werthrelation nicht in dem Sinne — 77 — und in der strengeren Begrenzung, wie die Anhänger des Bimetallis¬ mus dieselbe durch internationale Verträge über gleichberechtigte un¬ beschränkte Prägefreiheit für beide Edelmetalle gleichmässig feststellen möchten, welche Feststellung nach der im ersten Abschnitte gegebenen Darlegung als unerreichbar gelten darf. Uns erscheint schon ein sol¬ ches Werthverhältniss zwischen Gold und Silber als normale Werth¬ relation ,_ von welchem die der Natur der Sache nach unausbleiblichen Abweichungen sich innerhalb verhältnissmässig enger Grenzen halten, bald nach oben, bald nach unten zu, je nachdem zeitweiliges Ange¬ bot oder Nachfrage hierauf verschieden einwirken; — wie z. B. für den Zeitraum von 1785 bis 1873 die bekannte Werthrelation von 15,50:1 als normal gegolten hat. Die Münzgesetzgebungen haben nicht unmittelbar ihren Einfluss auf die Gestaltung solcher Werth¬ relation ausgeübt, sondern nur indirekt, durch Herbeiführung einer stärkeren Nachfrage nach dem einen oder dem andern der Edelmetalle für Ausmünzungen. Von 1785 bis 1850 hat die französische Doppel¬ währung nicht den geringsten Einfluss auf die Werthrelation der Edel¬ metalle ausgeübt, da während dieses ganzen Zeitraums in Frankreich thatsächlich nur Silberwährung bestand und eine Werthsteigerung des Goldes in keiner Weise durch das französische Münzgesetz irgend ge¬ hemmt werden konnte. Wenn Gold damals nicht im Werthe gestiegen ist, so lag der Grund lediglich darin, dass während jener Zeit eine bedeu¬ tende regelmässige Nachfrage nach diesem Metalle nur seitens Eng¬ lands stattfand. Erst nach 1850 griff die französische Doppelwährung in die Gestaltung der Werthrelation dadurch ein, dass sie bis zum Betrage des Münzumlaufs (von Scheidemünze natürlich abgesehen) in den Ländern des Francsystems eine Nachfrage nach Gold und ein An¬ gebot von Silber herbeiführte. Die normale Werthrelation von 15,50:1 ist in den Jahren 1785 bis 1850 nicht durch das französische Münz¬ gesetz begründet worden, sondern weil in den Jahren 1785 und 1803 die genannte Werthrelation im freien Verkehr als Regel und normal galt, hat dieselbe im französischen Münzsystem Aufnahme gefunden. Wie die künftige normale Werthrelation positiv sein wird, ob 18,5:1 oder 20,5:1 oder wie sonst, darüber ist jetzt eine irgend be¬ gründete Vermuthung nicht zulässig; dies wird erst dann, nachdem die oben angedeuteten ungewissen Elemente der Uebergangsperiode hinter uns liegen werden, sich herausstellen. Worin liegt aber eine Beruhigung, dass die künftige normale Werthrelation nicht mit einer wahrhaft enormen Silberentwerthung zum Abschluss kommen und dass nicht eine geradezu erschreckende — 78 — allgemeine llerabdrückung der Preise (oder, was dasselbe, Steigerung der Kaufkraft des Geldes) eintreten werde? Haben doch die Anbänger des Bimetallismus einen künftigen Silberpreis unter 30 Pence (W.R. 31:1), in drohende Aussicht gestellt. Ein solches Schreckbild ist glücklicherweise ein wesenloses Phantom. Dass an die Einführung der alleinigen Goldwährung in Britisch-Indien (oder auch an eine Si- stirung oder Einschränkung der Ausmünzung von Rupien, um deren Werth künstlich zu steigern) ernstlich nicht zu denken, ist früher erwähnt; die im Parlament im Jahre 1879 über das indische Budget stattgefundenen Debatten haben über solche Projekte für immer den Stab gebrochen. Wenn später, nachdem eine normale Werthrelation wieder zur Geltung gelangt sein wird, dem englischen Sovereign in Indien vielleicht durch einen s. g. Kassenkurs ein leichter Umlauf zur Vermittelung gewisser Umsätze verschafft werden sollte, so wird dies der indischen Silberwährung im Ganzen keinen Abbruch thun. Die Garantie gegen eine unbegrenzte Silberentwerthung liegt in der früher nachgewiesenen praktisch unbeschränkten Absorbirungsbefähi- gung Indiens und anderer ostasiatischer und afrikanischer Länder für Silber. In civilisirten Ländern, die eine dauernd günstige Han¬ delsbilanz und gutgeordnete Creditverhältnisse haben, kommt, nach¬ dem sie so viel Edelmetall an sich gezogen als zur Zeit ihr Ver- kchrsbediirfniss erfordert, unabweisbar das Verlangen zur Geltung, sich ihres Ueberflusses an Edelmetall baldigst zu entledigen und denselben auswärts abzusetzen. Ganz anders geht es in einem Lande zu, wo die grosse Masse der Bevölkerung nach festgewurzelter alter Gewohnheit dahin strebt, bei sonstigem höchst geringen Bedarf an fremden Artikeln, ihre Ersparnisse in Silber anzulegen und dieses Silber entweder zu Schmucksachen zu verwenden oder in Münzform zu thesauriren. Sind die einzelnen ersparten Beträge hierzu auch sehr geringfügig, bei einer Bevölkerung, die mehrere Hundert Mil¬ lionen zählt und wo überdies in grossen Distrikten erst noch die Na- turalwirthschaft durch Geldwirthsehaft ersetzt werden soll, ist die Absorbirung des Silbers an sich unbeschränkt un(l findet ihre Grenze nur in der Schwierigkeit Aequivalcnte für das angebotene Silber zu schaffen, wie dies alles früher näher nachgewiesen wurde. Die civi¬ lisirten Staaten tragen ein ebenso intensives Verlangen ihr überschüs¬ siges Silber gegen Produkte auszutauschen, als die halbcivilisirten Völker des Ostens in den Besitz möglichst vielen Silbers zu gelangen, und so wird von beiden Seiten, ohne dass man sich meistens im Ein- — 79 — zelnen dieses Zwecks und Zusammenhangs bewusst ist, alles aufge¬ boten, diesen Austausch zu bewirken und auszudehnen. Es wird vielleicht eingewendet, dass die Zahlungsverbindlich- keiten Indiens in England so gross seien und so anwachsen würden, dass für den Handelsstand zu erheblichen Silberaussendungen dahin keine Veranlassung mehr sein werde. 16,000,000 Pf. Sterl. Council Bills vertreten ein Silberquantum von nahezu 2,000,000 Kg. Silber jährlich, d. h. ungefähr so viel Silber, als im Durchschnitt des letzten Jahrzehnts auf der ganzen Erde produzirt ist. Hiergegen ist zu erinnern, dass die Council Bills doch niemals einen 'höheren Betrag werden er¬ reichen können als die indische Verwaltung in Indien zur Bezahlung der Tratten Kassenvorrath hat, dass daher eventuell durch neue Anleihen für Indien die Ausgleichung geschaffen werden muss, und dass ganz unabhängig hiervon die Kaufleute und Zemindars im indischen Binnen¬ lande Jahr für Jahr nothwendig Silberrupien für den Ankauf der Pro¬ dukte und für Löhne neu anschaffen müssen, da von den einmal aus¬ gegebenen Rupien ein Theil von den Eingeborenen festgehalten wird und nicht wieder in den gewöhnlichen Verkehr zurückkommt. Von dieser praktischen Notwendigkeit kann keine Ausgabe von Council Bills dispensiren. Von einem Jahre zum andern lässt sich vielleicht im Lande selbst das solchergestalt absolut erforderliche Silber her¬ beischaffen, allein auf die Länge muss doch neue Silbereinfuhr statt¬ finden, wenn nicht die schlimmsten Verlegenheiten und Stockungen für den gewöhnlichen Betrieb der Produktion entstehen sollen. Silber gehört daher zu den allernothwendigsten Importgegenständen. Wie bei einem Uebermaass' von Council Bills die Ausgleichung des Silber¬ imports sich vollzieht, vermögen wir nicht im Einzelnen näher nach¬ zuweisen, dass aber trotzdem auf die eine oder andere Weise eine Ausgleichung stattfinden muss, ist von selbst einleuchtend. Ist der Werth des Brutto-Waarenexports Indiens von jährlich 23 Millionen Pf. Sterl. in 1851 — 60 auf jährlich 60 Millionen Pf. Sterl. im letzverflossenen Jahrzehnt 1871—80, und der Mehrwerth des Ex¬ ports gegen den gleichzeitigen Import in den nämlichen Zeiträumen von 8,300,000 auf 23,200,000 Pf. Sterl. gestiegen, so erscheint die Er¬ wartung gewiss nicht unberechtigt, dass die Zunahme des Waaren- exports nicht aufhören wird, wenn in Zukunft die wohlthätige Wirk¬ samkeit der Eisenbahnen und Canäle sich noch mehr als bisher ent¬ wickelt haben wird. Andererseits scheint man in Calcutta und London mehr und mehr die Einsicht zu gewinnen, dass die indische Verwal¬ tung nothwendig auf thunlichstc Einschränkung der Ausgaben und — 80 — namentlich auf Sparsamkeit in den home disbursements Bedacht zu nehmen habe und dass ein weiteres Anwachsen des jährlichen Be¬ trages der India Council Bills unzulässig sei. Es wird sich vielleicht nicht vermeiden lassen, dass bis zu einer der Billigkeit und den ge¬ gebenen beiderseitigen Finanzzuständen entsprechenden definitiven Re¬ gelung des indischen Budgets und der Zuschüsse des Mutterlandes noch eine Reihe neuer indischer Anleihen abzuschliessen sind, welche zeitweilig der Silberausfuhr nach Indien einen besonderen Impuls ge¬ ben ; allein es ist zu wünschen, dass dies nach einem bestimmten Plane geschehe und sich möglichst gleichmässig auf die nächsten Jahre vertheile, um nicht zu starke und unerwartete Störungen des Silber¬ marktes zu verursachen. Wenn durch das Steigen der Silberpreise für die indischen Ausfuhrartikel die dortigen Produzenten regelmässig grössere Einnahmen in Rupien erlangen, so sind sie selbstverständlich auch in der Lage, der Regierung höhere Landrenten zu bezahlen, und zu solcher Erhöhung wird der Ablauf der Contrakte Gelegenheit bieten. Ueberstürzen lässt sich diese wesentlichste Verbesserung des indischen Finanzwesens nicht und deshalb wird die einstweilige Fort¬ setzung indischer Anleihen wohl nicht zu umgehen sein. Der wesentlichste Umstand für die fortdauernde Anschaffung der für Indien erforderlichen Silberquantitäten liegt aber in dem wohlbe¬ kannten volleswirthschaftlichen Gesetze, welches, wie für alle sonstigen Güter, so auch für das Silber gilt, dass der Preis nothwendig die Gleichung zwischen Angebot und Nachfrage zu Wege bringt, indem jedes Sinken des Preises die natürliche Tendenz hat, die Konsumtion auszudehnen und zwar in progressivem Verhältnisse um so stärker, je mehr der Preis fällt. Setzen wir der Argumentation wegen den hypothetischen Fall, dass nach eventueller Demonetisirung der Silberdollars in den Vereinigten Staaten ein normaler Silberpreis von ungefähr 46 Pence (W.R. 20,5:1) sich herausstellen würde, so werden in natürlicher Folge hiervon die in Silber zu zahlenden Preise sich für alle ostasiatischen Export¬ artikel an Ort und Stelle, verglichen mit den Goldpreisen in Europa, entsprechend höher stellen müssen als vor 1874, also bei einer Ausfuhr von ca. 60 Millionen Pf. Sterl. ein bedeutend grösseres Silberquantum zu fordern haben. Das Steigen der Preise für die Produkte muss eine Erhöhung der Löhne zur Folge haben, es wird die Ausmünzung der Rupien entsprechend sich erweitern und dadurch die Gelegenheit zur Absorbirung von Silber steigen. Und andererseits muss, wie hier durch den niedrigeren Silberpreis die Silberverwendung beträchtlich zunimmt, durch denselben gleichzeitig eine Einschränkung der Silber- — 81 — Produktion bewirkt werden, weil die Kosten den Ertrag mancher Sil¬ ber-Bergwerke und Hütten nicht mehr decken. Genügt eine gewisse Preiserniedrigung noch nicht, um solche Ausgleichung herbeizuführen, so wird der Silberpreis noch etwas tiefer sinken müssen; eine Aus¬ gleichung muss sich aber jedenfalls finden, und auf diese Weise wird sich ein künftiger normaler Silberpreis entwickeln. Die Dauer der Uebergangsperiode wird, wie gesagt, vornehmlich davon abhängen, wie bald die Vereinigten Staaten zu einer festen Münzgesetzgebung gelangen und für die indisch-englische Zahlungsbilanz ein den Inter¬ essen Indiens entsprechendes System bleibend in Kraft tritt. Worauf es nach unserm Dafürhalten vor Allem ankommen wird, um baldmöglichst zu einem praktischen Abschluss der Silberentwerthung zu gelangen und über die Verlegenheiten oder Störungen in der Pe¬ riode des Uebergangs von der bisherigen zu einer neuen normalen Werthrelation der Edelmetalle hinwegzuhelfen, dürfte die Verbreitung der Ueberzeugung sein, dass auf eine Behabilitirung des Silbers auf den Werthstand vor 1874 zu verzichten ist, dass man vielmehr eine dem Golde günstigere normale Werthrelation für die Zukunft in Aus¬ sicht zu nehmen hat, wie sie eben durch die natürliche Gestaltung des Edelmetallmarktes auf Grund der Entwickelung des internatio¬ nalen Handels und zweckentsprechender solider Münzgesetze in den Hauptstaaten sich bilden und befestigen wird. Um nun schliesslich unsere Ansicht über die Zukunft der Silber¬ frage kurz zu wiederholen, so können wir uns der Besorgniss nicht entschlagen, dass in Betracht der gegenwärtigen unsicheren Wäh¬ rungspolitik der Vereinigten Staaten und des eben so unsicheren Stan¬ des der indisch-englischen Zahlungsbilanz vielleicht noch Jahre ver¬ gehen werden, ehe die handeltreibende Welt sich von dem Alp grosser und plötzlicher Schwankungen des Silberpreises befreit fühlen wird, dass aber nach solcher Uebergangsperiode wir wieder, ohne dass es dazu eines internationalen Bimetallismus bedürfte, zu einer längeren Dauer einer neuen normalen Werthrelation gelangen werden, bei wel¬ cher der Orient im Besitze der einfachen Silberwährung und jeden Silberüberfluss allmählich absorbirend, die europäischen Länder und die Vereinigten Staaten aber unter der Herrschaft der reinen Gold¬ währung sich in ihrem Geldwesen sicher und zufrieden fühlen können. Nach Annahme der reinen Goldwährung in Europa und den Ver¬ einigten Staaten wird die Werthrelation zwischen Gold und Silber für das Münzwesen dieser Länder (ausser den Bestimmungen über Scheide- — 82 — münze) keine weitere praktische Bedeutung haben, da Silber dort Waare sein wird, sondern nur noch für die Handelsbeziehungen zwi¬ schen Asien und den Westländern. Hierfür wird es aber gleichgültig sein, ob die künftige normale "Werthrelation 18 oder 20:1 oder noch etwas günstiger für das Gold sein wird, denn darnach werden sich gleichmässig für alle Konkurrenten die Silberpreise aller Artikel in Indien und China richten; das Hauptinteresse für den Handel ist, dass so bald wie möglich die unberechenbaren starken und plötzlichen Schwankungen des Silberpreises, welche sich an den Uebergang von den bisherigen gewohnten Verhältnissen zu einer neuen normalen Werth¬ relation knüpfen, aufhören und allgemeines Vertrauen zu der Stabilität der Münzpolitik der grossen Handelsstaaten eintrete. Dann wird die Silbcrentwerthung ihre Schranken gefunden haben. — Göttin gen, 10. Juni 1880. Druck von Ed. Frommann in Jena. ZUR STATISTIK DER EDELMETALLE IN DEN JAHREN 1876—1880. VON Dr. ADOLF SOETBEER. Erster Abschnitt. Edelmetall-Produktion in den Jahren 1876—1879. Zweiter Abschnitt. Der monetarische Gold- und Silbervorrath und der gesammte Geldumlauf der Kulturländer, 1880. (Ein dritter Abschnitt: „Industrielle Verwendung des Goldes und Silbers und Thesau- rirung des Edelmetalls'1 wird später folgen.) (Separat-Abdruck aus den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik. N. F. II. Bd.) JENA 1881. GUSTAV FISCHER. Die durch Beschluss des Britischen Parlaments im März 187C> niedergesetzte Select Committee on Depreciation of Silver sowie die, durch gemeinsame Resolution beider Häuser des Congresses der Ver¬ einigten Staaten von Amerika im August desselben Jahres angeord¬ nete Monetary Commission haben vor dem Abschluss ihrer Berichte es für angemessen erachtet, sich durch Vermittlung ihrer Regierun¬ gen über die das Geld- und Münzwesen betreffenden Verhältnisse des Auslandes thunlichst zuverlässige Auskünfte zu verschaffen. Demzu¬ folge wurden nach einander die englischen und amerikanischen Ge¬ sandtschaften und Consulate in den vornehmlich zu berücksichtigen¬ den Staaten unter Zustellung von Fragebogen angewiesen, die behufi¬ gen Erkundigungen einzuziehen und alsdann die erhaltenen Auskünfte nach London bezw. Washington einzusenden. Auf diese Weise konnte den Berichten jener Commissionen eine Reihe wichtiger statistischer und sonstiger Anlagen beigefügt werden. Dieselben sind späterhin vielfach benutzt worden und von dauerndem Werthe geblieben. Die bei der Wahrungsfrage und der Münzpolitik betheiligten Behörden in London und Washington haben es aber ausserdem bewirkt, dass solche Erkundigungen im Auslande auch nach dem Jahre 1876 fortgesetzt worden sind. Dem Britischen Parlament sind seitdem wiederholt Ak¬ tenstücke in Bezug auf die Silberfrage vorgelegt, in denen die dahin gehörigen Mittheilungen seitens der Konsulate nicht die unbedeutendste Stelle einnehmen. Noch umfassender und eingehender sind die Be¬ richte, welche die Vertreter der Vereinigten Staaten in vielen Ländern über die dortige Edelmetall-Produktion und -Bewegung, Ausmünzun- 1 4 turen von Jahr zu Jahr sehr verschieden und beeinflusst dies wesent¬ lich den Umfang der deutschen Silberproduktion in den einzelnen Jahren. Bis zum Jahre 1876 enthielt die amtliche Statistik eine Un¬ terscheidung der Silberproduktion aus inländischen und aus auslän¬ dischen Erzen. Seit 1877 wird die Produktion nur noch im Ganzen ohne jene Unterscheidung angegeben. Aus der Menge der importirten Erze lässt sich eine hinlängliche Auskunft hinsichtlich des daraus ge¬ wonnenen Silbers nicht ableiten, da der Silbergehalt der Erze so sehr verschieden ausfällt. Für das Jahr 1879 ist auf Grund von Privat- Erkundigungen eine Schätzung der Silberproduktion aus ausländischen Erzen unternommen. Hiernach hat dieselbe betragen: in Mansfeld ca. 1000 kg, in Stolberg 19,500 kg, im Harze 12,000 kg, in Freiberg 10,000 kg und in verschiedenen anderen Hütten 1000 kg. Das Yerhältniss des aus einheimischen und des aus ausländischen Erzen in Deutschland gewonnenen Silbers in den Jahren 1871 bis 1876 und im Jahre 1879 war wie folgt: aus einheimischen Erzen aus ausländischem Material 1871 90,885 kg (967 °/0) 7,215 kg ( 7,3 o/y) 1872 100,742 „ (79,3 „ ) 26,265 „ (20,7 „ ) 1873 92,253 „ (52,1 „ ) 84,958 „ (47,9 „ ) 1874 109,820 „ (70,5 „ ) 46,032 „ (29,5 „ ) 1875 134,066 „ (85,3 „ ) 23,152 „ (14,7 „ ) 1876 123,146 ., (88,1 „ ) 16,633 (11,9 „ ) 1879 134,000 „ (75,5 „ ) 43,500 „ (24.5 ., ). Es dürfte hier noch zu bemerken sein, dass bei der allgemeinen Zusammenstellung über die Edelmetall-Produktion aller Länder der Gleichförmigkeit wegen auch der Geldwerth der deutschen Produktion mit 2790 M. pro kg Gold und mit 180 M. pro kg Silber berechnet ist, nicht nach den vorhin mitgetheilten Angaben in der amtlichen Statistik. Oesterreich-Ungarn. Ueber die Edelmetall-Produktion in Oesterreich-Ungarn wird im amerikanischen Berichtl) eine genaue Angabe nur für das Jahr 1879 mitgetheilt, während für 1877 und 1878 Schätzungen in runden Zah¬ len sich finden. Wir sind in der Lage auch diese nach den amtlichen Aufstellungen genauer anzugeben. 1) Im Verfolg dieser Abhandlung werden wir in der Regel den im Eingang erwähn¬ ten Annual Report of the Director of the Mint kurzweg nur als „amerikanischen Bericht" oder „amerik. Ber.", bezw. ,,Herrn Burchards Tabellen" citiren, und zwar, wenn nicht ausdrücklich auf den Report für das Fiskaljahr 1878—79 Bezug genommen wird, denje¬ nigen für das Jahr 1879—80. 5 Die Produktion in jedem der Jahre 1876 bis 1879 betrug (ver¬ glichen mit dem Durchschnitte der vorangegangenen fünf Jahre): Jahre. Gold. Silber. Oesterreich. Ungarn. Zusammen. Oesterreich. Ungarn. Zusammen. kg kg kg kg kg kg 1871—75 10,9 1385,5 1396,4 19.646,5 18,899,3 38,545,8 1876 13,6 1890,0 1903,6 25,166,0 22,784,4 47,950,4 1877 8,7 1704,7 1713,4 27,168,9 20,506,4 47,675,3 1878 16,9 1807,2 1824,1 29,090,5 19.571,1 48,661,6 1879 17,0 1581,0 1598,0 29,534,7 . 18,645,0 48,179,7 Russland. Ueber die Edelmetall-Produktion in Russland sind der Gesandt¬ schaft der Vereinigten Staaten in St. Petersburg vom Kaiserlichen Ministerium die gewünschten Nachweise bis zum Jahre 1878 mitge- theilt und linden sich im vorliegenden Berichte veröffentlicht. Die¬ selben stehen mit den von uns bereits früher benutzten Angaben bis 1876 incl. in Uebereinstimmung. Nach amtlicher Aufstellung war der Ertrag der russischen Bergwerke Gold. Silber. 1876: 2053 Pud 8 Pfund 15 Zolotnik. 683 Pud 17 Pfund — Zolotnik. 1877 : 2501 „ 30 „ 70 „ 681 „ 17 „ 85 „ 1878: 2569 „ 39 „ 63 „ 658 „ 2 „ 51 „ Auf metrisches Gewicht berechnet, ergibt dies Gold. 1876: 33,632 kg; — 1877 : 40,880 kg; — 1878: 42,098 kg. Silber 1876: 11,195 kg; — 1877: 11,162 kg; — 1878: 10.799 kg. Diese Angaben gelten freilich nicht für Feingold und Feinsilber. Eine demgemässe Umrechnung ist indess nicht vorgenommen, indem anderseits auch für Defraudation bei der Deklaration der Goldausbeu¬ tung kein Zuschlag gemacht ist. Für das Jahr 1879 hat der amer. Ber. vorläufig rund 40,000 kg Gold und 10,000 kg Silber angenom¬ men, dem wir für jetzt uns anschliessen; wir erwarten freilich, dass der officielle Nachweis höhere Beträge aufweisen wird. Verschiedene europäische Länder. In diese Abtheilung fassen wir, wie auch in unseren früheren Aufstellungen geschehen ist, sänimtliche Länder Europas, mit Aus¬ nahme von Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Russland, zusammen und begreifen darunter nicht nur die Produkte der einheimischen Bergwerke, sondern auch die aus den importirten fremden Silbererzen und silberhaltigen Bleierzen in europäischen Hüttenwerken gewonnenen Silberquantitäten, während wir das auf den Affiniranstalten beim Schmel- 6 zen des Silbers ausgeschiedene Gold unter der Rubrik Diverses" berück¬ sichtigen. Es leuchtet von selbst ein, dass bei einer Statistik der jährli¬ chen Gold- und Silbergewinnung diejenigen Beträge Edelmetall, welche durch die Hüttenwerke und Aftiniranstalten in Grossbritannien, Frank¬ reich u. a., sowie in den Bergwerken der skandinavischen Halbinsel, Italiens, Spaniens, der Türkei und Griechenlands producirt werden, nicht ganz ausser Ansatz bleiben können und jeder nmthmassliche An¬ schlag dafür jedenfalls richtiger ist als gänzliche Weglassung, dass aber andererseits ein solcher Anschlag mehr als die meisten sonstigen Schätzungen nur als ungefähre Annahme angesehen werden muss. Für einzelne Theile der in Rede stehenden Produktion gibt es aller¬ dings genaue Ermittelungen, allein sie erscheinen uns im Verhältniss zum Ganzen zu unbedeutend, um in einer übersichtlichen Zusammen¬ stellung speziell aufgeführt zu werden, wie dies die Tabelle No. XXVII des Herrn Burchard gethan hat. Die dort angegebenen Nachweise und Schätzungen sind folgende: Jahre. Schweden. Norwegen. Italien. Sonstige europ. Länder. Zusammen. kg kg kg kg kg Gold. 1877 4 — 109 — 113 1878 9 — 109 — 118 1879 3 — 109 — 112 Silber. 1877 1300 4524 432 50,000 56,256 1878 1268 4000 432 50,000 55,700 1879 1502 4000 432 50,000 55,934 Die speziellen Angaben für Schweden, Norwegen und Ita¬ lien sind gewiss zu berücksichtigen, allein sie bedeuten wenig im Ver¬ gleich zum Ganzen. Die italienische Silberproduktion ist im amer. Ber. jedenfalls viel zu niedrig angenommen. Dieselbe betrug in neue¬ rer Zeit durchschnittlich ungefähr 12,000 kg im Jahre, wie sich in der officiellen Siatistica di alcune Industrie Italiane von Vittorio Elleua, Borna 1879, angegeben bildet. Auch die Schätzung der Edelmetallge¬ winnung speziell für die nicht aufgeführten Länder Europas ist augen¬ scheinlich viel zu gering. Wir haben früher für den Zeitraum von 1871 —1875 die durchschnittliche jährliche Silbergewinnung in Europa ausser Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Russland veranschlagen zu müs¬ sen geglaubt auf 215,000 kg Silber — allerdings ansehnlich höher als im vorhergehenden Jahrzehnt (18B1—70), für welches wir dieselbe auf nur ca. 122,000 kg annahmen, weil damals die Verarbeitung aus¬ ländischer Erze in England und Frankreich noch nicht den späteren Umfang erreicht hatte. 7 I)i(! positiven Nachweise, welche uns für einen Theil fler betref¬ fenden Schätzung zu Gebote stellen, sind folgende. Die ermittelte Edelmetall-Produktion in Frankreich (Gold aus¬ schliesslich aus dem Affiniren von Goldschmiede-Gekrätz, Silber mit Einschluss des aus gleichem Ursprung gewonnenen) betrug nach einer gefälligen Mittheilung aus dem Statistischen Bureau des Finanzmini¬ steriums: 1875 .-Gold 959 kg (3,287,600 fr.). S i lb e r 49,735 kg (9,780,611 IV.). 1876: „ 1144 „ (3.923,200,,), „ 47.313., (9,345.822,,). 1877: „ 1125,4 „ (3,859,360,,). „ 47,806,. (9,278,091 ., ). Nach einer Aufgabe aus dem Bureau der Direktion der Berg¬ werke war die Produktion von Fein-Silber, soweit dasselbe aus der Verhüttung einheimischer und ausländischer Erze gewonnen worden (seit 1876 wird daselbst für die Montanstatistik die Gold- und Silber¬ gewinnung aus dem Gekrätz nicht mehr in Betracht gezogen), wie folgt: 1876 : 38,229 kg (7,574,442 fr.) 1877 : 37,906 ., (7,397,091 „) 1878 : 29,070 „ (5,585,071 „) 1879 : 36,026: ,. (6,870,132 „) Das in den französischen Affiniranstalten aus goldhaltigem Silber gewonnene Gold, das vor etwa 10 Jahren vermuthlich zu hoch auf jährlich ca. 1500 kg geschätzt wurde, wird auch in den letztverflosse¬ nen Jahren eine gewisse Bedeutung behauptet haben; dasselbe ist mit unter der Rubrik „Diverses" begriffen. — In Grossbritannien hat die Gold- und Silbergewinnung aus einheimischen Bleierzen nach der offiziellen Statistik betragen: Gold Silber Unzen Wertli in £ Unzen Werth in £ 1871 — 75 193 729 584,950 144,367 1876 293 1138 483,422 106.222 1877 143 656 497,375 113,950 1878 702 2848 420,079 88,296 1879 447 1790 333,462 70,860 Die Silbergewinnung aus einheimischen Erzen steht in England weit zurück hinter der dortigen Silberproduktion aus ausländischen Erzen, welche in grossen Massen dort aus Spanien und von der West¬ küste Amerikas importirt werden. Es ist höchst schwierig über den Umfang dieser Industrie, welche ebenso wie die Verarbeitung fremder Erze in Deutschland von Jahr zu Jahr starken Schwankungen unter¬ liegt, eine Schätzuug vorzunehmen, sie ist indess unzweifelhaft von nicht geringer Bedeutung. Wir erinnern an eine schon früher benutzte ausdrückliche Erklärung dos bekannten Edelmetall-Maklers Herrn Hay vor dem Parlamentsausschusse für die Silberfrage von 1876, dass er die Silbergewinnung in England allein aus spanischen Erzen (also ohne 8 diejenigen von der Westküste Amerikas) auf 1 Million £ veranschlage. Selbst wenn wir hier eine Ueberschätzung annehmen, so weist eine solche Behauptung eines erfahrenen Geschäftsmanns doch jedenfalls darauf hin, für die auf diese Weise bewirkte Yermebrung der Silber¬ produktion eine nicht unerhebliche Summe einzustellen. Die deklarirte Einfuhr von „Silbererzen und sonstigen Erzen, de¬ ren Hauptwerth in deren Silbergehalt bestand" in Grossbritannien war dem Werthe nach: aus 1876 1877 1878 1879 £ £ £ £ Spanien .... 292,341 414,075 354,486 417,247 Chile .... 42,015 43,046 43,454 91,220 Neugrapada . 10,503 — 23,480 48,667 Peru 55,774 38,614 51,039 41,448 Mexiko .... 14,572 14,538 5,066 38,261 sonstigen Ländern . 84,510 52,264 52,260 87,672 Im Ganzen 499,775 562,537 529,785 724.515 Rechnen wir alles zusammen, so erscheint es zulässig und ange¬ zeigt, für die Silberproduktion in den europäischen Ländern in glei¬ cher Weise, wie für den Zeitraum 1871 —1875 geschehen, einen Betrag von jährlich 215,000 kg anzunehmen also ungefähr 160,000 kg mehr als im amerikanischen Bericht. Es wäre höchst erwünscht, wenn es gelänge künftig über diesen wichtigen Theil der Edelmetall-Gewinnung genauere Ermittelungen oder doch näher zu begründende Schätzungen beibringen zu können. Die Goldgewinnung in den Affiniranstalten werden wir in unserer Zusammenstellung der gesammten Edelmetall-Produktion unter der Rubrik „Diverses" mitbegreifen, wie dies oben schon erwähnt ist. Afrika. In Herrn Burchards Tabelle No. XXVII ist für die Jahre 1877 bis 1870 als präsumtive jährliche afrikanische Goldproduktion der runde Betrag von 3000 kg aus unserer früherer Schätzung für die Jahre 1871—1875 unverändert übernommen worden. Wie unsicher und will¬ kürlieh ein solcher Anschlag auch sein mag, so ist es doch bei einer Schätzung der jährlichen gesammten Edelmetall-Produktion jedenfalls richtiger, für Afrika irgend einen namhaften Betrag einzustellen, als das Gold, welches meistens als Goldstaub („Tibber") aus dem Innern Afrikas fortdauernd nach den Niederlassungen und einigen Häfen der Westküste und der Ostküste oder mit den Karavanen nach Marocco, Tripolis und anderen Plätzen an der nordafrikanischen Küste ge- 9 langt, ganz ausser Rechnung zu lassen. Würden Gründe der Wahr¬ scheinlichkeit geltend gemacht, dass der genannte Betrag zu hoch sei, so wäre derselbe herabzusetzen, sowie im umgekehrten Falle zu er¬ höhen. Für eine Reihe der letzten Jahrzehnte hatten wir die afri¬ kanische Goldgewinnung auf jährlich etwa 1500 kg geschätzt, für die Jahre 1871—1875 aber in Berücksichtigung der seit 1873 begonnenen Ausbeutung von Goldfeldern in Transvaal und Port Natal auf 3000 kg erhöht. Da diese Vermehrung der Goldproduktion jedoch nach we¬ nigen Jahren so gut wie gänzlich wieder aufgehört hat, erscheint es richtiger die Schätzung des jährlichen Goldzuflusses aus Afrika einst¬ weilen nicht höher als zu 2000 kg zuzulassen. Von Herrn Anthony Trollope (South Africa. 2 vims. London 1878) wird versichert, die gesammte Goldproduktion in Transvaal und den angrenzenden Bezirken während der Jahre 1873 bis 1876 habe nur den Werth von etwa 47000 £ (354 kg) erreicht. Die Goldeinfuhr in England von der Westküste Afrikas betrug: 1876: 145,511 £ (1065 kg) 1878: 122,497 £ (897 kg) 1877: 120,542,, ( 888 „) 1879: 115,167 ,, (843 „). Das Maiheft des Jahrgangs 1880 von Petermann's Mittheilungen enthält einen beachtenswerthen Aufsatz von Dr. Behrn: Die Goldfel¬ der von Wassa. „Wassa ist der Name einer Landschaft, die im west¬ lichen Theil des unter britischem Protektorat stehenden Binnenlandes der Goldküste zwischen den Flüssen Prall und Ankobrah sich ausbrei¬ tet, im Süden von der Landschaft Ahanta und im Norden von Denkcra begrenzt. — Da die goldführenden Quarzgänge bei Tacqua seit alten Zeiten von den Eingeborenen bearbeitet werden, ist die Gegend gleich einer Honigscheibe durchlöchert. Die Eingeborenen legen nämlich Schachte an bis zu 80 Fuss Tiefe, aber von nur 2 Fuss Durchmesser ohne jede Zimmerung. Bei den sehr primitiven Arbeiten fördert ein Mann im Laufe eines Tags ungefähr einen Kubikfuss Quarz, dieser wird zu Hause mit Hämmern zu Pulver zerklopft und in grossen höl¬ zernen Mulden ausgewaschen. Trotz aller Sorgfalt geht wegen der Feinheit der Goldpartikelchen viel verloren, so dass der Verdienst ein höchst kärglicher bleibt. Grössere Stücke des Metalls, die ab und zu gefunden werden, gehören dem Häuptling. Dass die geringe Quan¬ tität Goldstaub, die ihren Weg in die europäischen Faktoreien findet, keinen Massstab für die ganze Ausbeute abgibt, ist sicher, da die Ein¬ geborenen einen grossen Theil behalten. Sonderbar bleibt aber die von Skertchly (A visit to the gold, fields of Wassaiv, West Africa. Journ. R. Geogr. Soc., London 1878) bestätigte Thatsache, dass ein bedeu- 10 tender Prozentsatz des gewonnenen Goldes im Hoden der Hütten der Eingeborenen vergraben und beim Ableben des Eigenthümers mit die¬ sem beerdigt wird. — Ausser in Quarzgängen kommt das Gold auch als Alluvialgold vor; in dem Boden des Ankobva-Flusses wird es seit 1877 von einem Herrn Bonnat für Rechnung einer in England und Frankreich gebildeten Gesellschaft in geregelterer und umfangreicherer Weise als früher ausgebeutet. Auch andere Europäer, darunter ein Deutscher (Paulus Dahse als Betriebsdirektor der Effuenta Gold Coast gold mining Company) haben seitdem das Recht der Goldausbeute an gewissen Strecken am Ankobra-Flusse sowie in den Quarzgängen bei Tacqua erworben und deren Betrieb unternommen." Die vorstehenden Bemerkungen sind aufgenommen, nicht etwa weil die Goldfelder von Wassa in den Jahren 1876 bis 1870 schon einen merklichen Beitrag zum allgemeinen Goldvorrath geliefert haben, sondern weil sie die bereits öfter geäusserte Ansicht bestätigen, dass die so sehr gewünschte Erweiterung der Goldproduktion von Afrika zu erwarten sein dürfte, wo sämmtliche Goldfelder bisher nur von den Eingebornen in höchst oberflächlicher und unvollkommener Weise aus¬ gebeutet worden sind. Sollten nicht im Innern von Afrika ebenso ergie¬ bige Goldablagerungen sich vorfinden, wie in Sibirien, Califoruien und Australien ? Mexiko. Der grösste Theil des Silbers, welches seit Ende des fünfzehnten Jahrhunderts bis jetzt in den Verkehr gekommen ist, stammt aus mexikanischen Bergwerken. Die gesammte bekannte Silberproduktion von 1493 bis 1875 wird annähernd auf 180,500,000 kg geschätzt, davon kommen auf Mexiko 76,200,000 kg. Silber hat von Anfang an für Mexiko die bei weitem wichtigste Rolle sowohl im internationalen Verkehr als auch im einheimischen Industriebetriebe gespielt. Die dortige Silber¬ gewinnung hat bei allen politischen Umgestaltungen und Unruhen im Ganzen und Grossen ihren ununterbrochenen, verhältnissmässig ziem¬ lich gleichen Umfang behauptet. Für kein Land ist daher die Werth¬ verringerung des Silbers empfindlicher als für Mexiko. — In verschie¬ denen Bergwerksdistrikten des Landes findet sich dem Silber ein er¬ heblicher Goldgehalt beigemischt, welcher theilweise erst nach dem Export in ausländischen Affinerien extrahirt wird. Herr Burchard schätzt die Edelmetallgewinnung in Mexiko: 1877: 1500 kg ftold und 650,000 kg Silber 1878: 1500 ., „ „ 650,000 „ 1879: 1488 „ ., 605.469 .. Die Nachweise über die Ausprägungen in den verschiedenen Münz- 11 stätten des Landes, welche die gesandtschaftlichen Berichte auf Grund der von der mexikanischen Regierung mitgetheillen amtlichen Akten¬ stücke enthalten und sich den von uns benutzten früheren Materialien genau anschliessen, geben willkommene Belege für die fortzuführende Schätzung dieses so höchst wichtigen Bestandtheils der allgemeinen Edelmetall-Produktion. Die gesammte Ausprägung der mexikanischen Münzstätten, von ihrem Ursprünge an bis zum HO. Juni 187!) (soweit solche registrirt oder theilweise nach Wahrscheinlichkeit veranschlagt worden) wird in den neuesten offiziellen Aufstellungen wie folgt angegeben: Jahre Gold Silber 1537 — 1731: 8,497,950 j 752,067,457 ) 1732—1771: 19,889,014 } 68.778,41 1 l'csos 441,629,211 J 2,082,260,657 Pesos 1772—1821: 40,391,447 f 888,563,989 ) 1822 — 1879: 50.182,739 „ 882,171,454 Zusammen: 118,961,150 Pesos 2,964,432,111 Pesos Das von den mexikanischen Bergwerken in den Verkehr gebrachte Silber erreicht somit allein nach den Münzregistern, also abgesehen von allen unregistrirt gebliebenen Quantitäten, den kolossalen Betrag von 72,330,000 kg f. Silber oder ungefähr 13 Milliarden M. In den vier Finanzjahren (1. Juli—30. Juni) 1875/76 bis 1878/79 betrugen die Ausprägungen in den einzelnen Münzstätten: Gold 1876 1877 1878 1879 Pesos Pesos Pesos Pesos Zacatecas . 50,731 30,765 23,720 50,111 Guanajuato 323.900 307,500 299,000 207.840 Mexiko .... 284,000 268.000 290,000 304,500 San Luis Potösi — — — — Guadalajara — — — 3830 Alamos .... 6420 5520 5235 13,700 Chihuahua 21.920 1900 1100 — Culiacan 55.920 52,790 40,923 49.230 Durango 19.480 17,725 17,410 23.935 Hermosillo 40,270 6830 11,730 1360 Oaxaca .... 6,760 4720 2880 3700 Zusammen : 809,401 695,750 691.998 658,206" Silber Münzstätten 1876 1877 1878 1879 Pesos Pesos Pesos Pesos Zacalecas . 4.791,600 4.942.000 4.775,000 Guanajuato 4.301.976 4,464,000 4,525,000 4,321,000 Mexiko .... 3.335.000 4,611,000 4.488,700 5,1 16,00(1 San Luis Potosi 1.936.500 2,091.964 2,010,126 2,519.110 Guadalajara 1.143.380 1,321.585 1,462.96(1 1.413,161 Alamos .... 77 1.480 920.114 1,050/584 756,598 Chihuahua 977.812 658,264 910,506 806,025 Culiacan 746,397 771,412 845.439 891,951 Durango 673,570 868,195 850,107 854,882 Hermosillo 410,641 783.065 866.268 555,650 Oaxaca .... 129.684 133,929 132,514 153,610 Zusammen: 19,454,054 21,415,128 22,084,204 22,162,988 12 Das in den mexikanischen Münzstätten eingelieferte Edelmetall betrug Gold Silber im J:dir 1877—78: 1028 kg oder 861,386 Pesos; — 548,513 kg oder 21,451,784 Pesos „ „ 1878 — 79: 1030 „ „ 662,524 „ ; — 547,325 „ „ 21,405,331 „ Iii einem Bericht des mexikanischen Handelsministeriums vom IS. August 1880 findet sich die Edelnietallproduktioii und Ausmün¬ zung im Kalenderjahre 1879 angegeben: Gold 989,161 Pesos Produktion und 589,161 Pesos Ausmünzung Silber 25,167,763 „ „ 23,667,763 „ „ mit dem Bemerken, dass das Kilogramm fein Gold zu 675,41 Pesos und das Kilogramm fein Silber auf 40,91 Pesos auskomme. Auch wird hinzugefügt, dass es unmöglich sei, den heimlichen Export sowie die stattgehabte Verwendung zu Zwecken der Kunst und Industrie zu er¬ mitteln, und dass die Angabe der Produktion deshalb nur eine an¬ nähernde sein könne. Ueber die deklarirtc Ausfuhr von ungemünztem Edelmetall be¬ sitzen wir für die Zeit nach dem 1. Juli 1876 keinen Nachweis. Im Finanzjahre 1875—1876 betrug dieselbe 99,089 Pesos in Gold und 2,593,459 Pesos in Silber. Aus Veracruz wurden nach den Zollregistern exportirt: Im Finanzjahre endend 30. Juni 1878 : 1,014,339 Pesos Gold u. 14,795,438 Pesos Silber. „ „ „ „ 1879:1,559,491 „ „ „ 13,574,715 „ Nach deutschen Kousulatsberichten aus Durango und Mazatlan vom Jahre 1880 (im Deutschen Handelsarchiv) möge folgendes erwähnt werden. Die Nachrichten über die neu entdeckten reichen Silbererzlagen in der „Sierra mojada", einem öden Hügellande an der Nordostgrenze des Staats Durango, wo massives Silber zu Tage liegen solle, welche in Mexiko eine enorme Aufregung verursacht hatten, seien höchst über¬ trieben gewesen und bei keineswegs ungewöhnlichem Erzreichthum werde der Betrieb wegen Mangels an Wasser und Feuerungsmaterial sehr er¬ schwert. „Jetzt ist eine vollständige Entnüchterung eingetreten und man hört kaum noch von der Sierra mojada reden." — „Mehrere grös¬ sere Bergwerke (im Verkehrsbereich von Mazatlan) haben sich im Jahre 1879 gut entwickelt. Eines derselben, Guadalupe de dos Heyes, beschäftigt nahe an 1000 Arbeiter und gab 1879 eine Silberausbeute im Werthe von 3 Millionen Mark." Die gesammte Edelmetall-Gewinnung in Mexiko schätzen wir, wenn dieselbe nach gleicher Methode wie in unseren früheren Aufstellungen berechnet wird (mit einem gewissen Zuschlag für die undeklarirt ex- portirten Beträge), annähernd wie folgt: 13 Gold Silber kg Werth in M. kg Werth in M. 187G : 1608 4,486,000 627,800 112,904,000 1877 : 1769 4,936,000 651.900 1 17,342,000 1878 : 1761 4,913,000 673,60(1 121,249,000 1879 : 1757 4,902.000 716.400 128.752,000 In Betreff der übrigen Staaten in Central-Amerika (Guate¬ mala, Salvador, Nicaragua, Honduras und Honduras) bestätigen die neuesten Berichte der dortigen Vertreter der Vereinigten Staaten aus¬ drücklich, dass gegenwärtig die Edelmetallgewinnung in diesen Bän¬ dern sehr unbedeutend ist. Vereinigte Staaten von Colombia. (Neugranada.) Der amerikanische Bericht für 1880 enthält keine neueren Angaben über die Edelmetallproduktion dieses Landes; im Berichte für das Jahr 1879 finden sich folgende Notizen: Konsul Koppel in Bogota schätzt die jetzige jährliche Goldgewinnung in Colombia auf 3 bis 5 Millionen, und die Silber Produktion auf etwa 1 Million $. Als Ausfuhr von Edelmetall wird in den amtlichen statistischen Tabellen aufgeführt, ohne Unterscheidung von Gold und Silber, Finanzjahre Gemünztes Ungemiinzt 1875 —7C : 1.991,872 Pesos 1,303,226 Pesos 1876—77 : 1,147,331 „ 648,434 1877 — 78 : 366,402 „ 3,321,844 „ Nur ein geringer Theil des im Lande gewonnenen Edelmetalls wird jetzt in den inländischen Münzstätten (Bogota, Popayan und Me- dellin) ausgeprägt 1876-77: 334,721 Pesos Gold und 157,274 Pesos Silber 1877—78: 58,320 „ „ „ 309,973 „ „ Herr B. hat die Edelmetallproduktion von Colombia für die drei Jahre gleichmässig angenommen zu 6019 kg oder 4,000,000 $ Gold und 24,057 kg oder 1,000,000 $ Silber. Der Bericht des deutschen Konsuls in Cucuta gibt die Edelmetall- Ausfuhr aus Colombia für d. J. 1877/78 genau ebenso an, wie obige Uebersicht: gemünztes Gold 366,402 Pesos und Edelmetall 3,321,844 Pesos. — Nach einem Konsulatsbericht aus Barranquilla betrug die Ausfuhr von Gold und Silber in Barren und Münzen über den Hafeu Sabanilla i. J. 1877 : 3,128,045 $ und i. J. 1878 : 3,839,766 $. Unsere bisherigen Schätzungen der Edelmetallgewinnung in Co¬ lombia waren erheblich geringer als 6019 kg Gold, indem wir die- 14 selbe für die Jahre 1871 bis 1875 und auch die vier vorhergehen¬ den Jahrzehnte nur auf 3500 kg Gold veranschlagt, haben. Wenn un¬ sere frühere Schätzung auch etwas zu erhöhen sein möchte, so tragen wir einstweilen doch Bedenken, diese Erhöhung bis zur vorhin erwähn¬ tem Summe eintreten zu lassen, und nehmen einen jährlichen Ertrag von 4000 kg an 1). Peru, Bolivia, Chile, Brasilien. Wir hatten gehofft, im amerikanischen Berichte über die neueste Edelmetall-Gewinnung der südamerikanischen Länder spezielle Nach¬ weise zu finden, allein grade in dieser Hinsicht wird am wenigsten geboten. Dies ergibt sich schon aus der summarischen Zusammen¬ fassung der oben genannten vier wichtigen Bergwerksländer unter Einer Rubrik. Es wird für diese Länder in jedem der drei Jahre 1877 bis 1879 in Bausch und Bogen ein Ertrag von rund 3000 kg Gold und 250,000 kg Silber veranschlagt und dabei auf unsere frühere Schätzung Bezug genommen. („Estimated from Dr. Soetbeer's average for 1875".,) Hierbei muss ein Irrthum oder Missverständniss obwalten, denn für den Durchschnitt der Jahre 1871 bis 1875 ist von uns die Edelmetall- Produktion der betreffenden vier Länder beträchtlich höher geschätzt worden, nämlich wie folgt: Gold Silber Peru 360 kg 70,000 kg Bolivien .... 2000 ,, 222,500 ,, Chile 400 „ 82,200 „ Brasilien .... 1720 ,, — Zusammen 4480 kg 374,70(1 kg Leider sind wir noch nicht in der Lage, für die Jahre 1876 bis 1879 auf Grund neuerer ausreichender Materialien eine entsprechende 1) Wegen der früheren Wichtigkeit Neugrauada's für die Goldproduktion und der Dürftigkeit der Nachrichten über deren jetzige Verhältnisse wird nachstehender Auszug aus v. Thielmann's „Vier Wege durch Amerika. Leipzig 18794' von Interesse sein. ,,Colombia gewinnt nicht unbeträchtliche Mengen von Gold in den Thälern der Küsten- cordillere. Anderswo sind die Gruben wenig ergiebig, wenn auch fabelhafte Reichthümer in Jedermanns Kopf spuken. Auch in jenen Goldwäschen wird ein intensiver Betrieb durch das Fieberklima verhindert. Die Wäschen sind fast ausschliesslich in den Händen von Negern und diese bringen gerade so viel zu Tage, als ihr einfacher Unterhalt er¬ heischt. Doch wird nicht nur auf Goldstaub gegraben , sondern mehr vielleicht auf ge¬ münztes Gold. Schatzgräberei ist eine Leidensehaft des Volks. Bei den langen Jahr¬ zehnten unruhiger Zustände ist allerdings viel Geld versteckt worden etc.44 — v. Thiel¬ mann erwähnt, dass der jährliche Ertrag der Goldwäschen auf 2,500,000 Pesos geschätzt werde, bezweifelt aber dass in neuerer Zeit aus Colombia jährlich 2 Millionen Pesos Edelmetalls ins Ausland exportirt seieil. 15 umfassende Schätzung vorzulegen, sehen indess keinen Anlass zu der Annahme, dass eine sehr erhebliche Verminderung der Produktion in diesem Zeiträume stattgefunden habe. Als einen vorläufigen Beleg für diese Ansicht gehen wir einige Auszüge aus den Berichten des deutschen Konsuls in Cochambamba für 1877 und 1879 (Handelsarchiv 1879, I. S. G5 und 1880, III, S. 544). Derselbe schreibt (Ber. f. 1877): „Die Silberproduktion in Bolivia, mit Ausschluss des Litorals wird auf jährlich 500,000 bis G00,000 Mark (Gewicht) geschätzt; sie würde wohl noch grösser sein, wenn die letzte Trockenheit nicht auch ihren nachtheiligen Einfluss auf die Grubenindustrie ausübte. Von dieser Produktion von ca. 600,000 M. (= 138,050 kg) wird annähernd ein Drittel in der Münzstätte von Potosi zu Geld geprägt, ein Drittel gelangt zur Ausfuhr über Arica und das letzte Drittel über die Häfen des Litoral. Ueber die Pro¬ duktion von Silber im Litoral und dessen Ausfuhr ist nichts bekannt." — Und im Bericht für 1879: „Die Produktion der Compania Huan- chaca an Silber ist bedeutend, wie überhaupt dieser Minenzweig im Lande jährlich Fortschritte macht, und es ist die Abgabe auf Silber und Silbererze für den Zeitraum vom 1. November 1879 bis 31. Ok¬ tober 1880, mit Ausnahme des Litorals und der Produktion der ge¬ nannten Kompagnie für 275,000 Bolivianos verpachtet worden." Der Zoll beträgt 1 Boliviano auf 1 Mark Silber; es muss also die sonstige Silberproduktion ausser der genannten Kompagnie und dem Litoral auf ziemlich über 275,000 M. fein Silber anzunehmen sein, denn die Pächter haben doch gewiss für ihre Unkosten und den Risiko auf einen entsprechenden Gewinn gerechnet. — Die deklarirte Ausfuhr von Edelmetall aus Arica betrug: 1877 1878 1879 Gewicht. Bolivianos Gewicht Bolivianos Gewicht Bolivianos Mark Mark Mark Silber (plata pina) 191,266 = 1,912,660 102,120 = 1.540,201 184,034 = 1,840,341 „ , altes 1896 = 15,168 1534 = 11,508 2039 = 16,314 Unzen Unzen Unzen Gold, gemünztes u. a. 1774 = 35,448 2771 = 50,208 1082 = 22,888 Silbergeld, fuerte . 143,137 87,903 128,255 „ , feble 18,848 35,956 226,380 Quintale« Quintalas Quintales Silbererze .... 7350 = 735,045 428G = 342,917 4895 = 587,376 Zusammen 27860,306 2)074,753 2,821,554 Einem Berichte des deutschen Minister-Residenten aus Lima vom 1. December 1878 entnehmen wir1 folgende Angaben. Die Gesammt- 16 ausfuhr von Gold und Silber in Barren (also mit Ausschluss des ge¬ münzten Geldes und der Silbererze) aus den peruanischen Häfen im Jahre 1877 ist gewesen: 330,579 Mark Silber und 35,633 Unzen Gold. Hierbei ist indess zu bemerken, dass die von Arica ausgeführten Me¬ talle (171,538 Mark Silber und 25,466 Unzen Gold) zum grössten Theil aus Bolivien stammen. Die Menge des zur Ausfuhr gelangten in Peru gewonnenen Metalls betrug 161,614 Mark Silber und 10,549 Unzen Gold. — Nach Angaben der Pacific Steam Navigation Company stellt sich der Gesammtexport von Silber aus den peruanischen Häfen für 1877 ohne Unterschied des Ursprungs auf ca. 570,739 £. Die Silbererze im Norden führen meistens Gold, so namentlich die aus den reichen Minen von Salpi. Diese Erze gehen zu ihrer Aufarbeitung nach Swansea in England und ein kleiner Theil nach Deutschland in die fiskalischen Hüttenwerke von Freiberg und Claus¬ thal. Sonst wird das Gold im Innern durch Waschen gewonnen, wel¬ ches nur dann ergiebig ist, wenn eine heftige Regenzeit voranging. Da seit 1860 peruanische Goldmünzen nicht mehr geprägt werden, kommt kein Gold mehr in die Münze. — Was Silber betrifft, so sind die seit dem Jahre 1630 bekannten Silberminen von Cerro de Pasco noch bis auf den heutigen Tag die bedeutendsten. Es wurden da¬ selbst gewonnen 1870—1875 zusammen: 1,241,888 Mark; — 1876: 169,849 Mark; — 1877 : 178,469 Mark Silber. (Die Mark zu 230,046 Gramm.) — Von 1870 bis November 1878 gelangten in die Münze zu Lima behufs Untersuchung des Silbergehalts 8959 Barren im Ge- sammtgewicht von 537,540 kg. Legt man zu der hiernach sich erge¬ benden Summe von jährlich durchschnittlich ca. 280,000 Mark Silber, die aus anderen Häfen mit Ausschluss von Lima exportirten Quanti¬ täten Silber, durchschnittlich auf 60,000 Mark gerechnet, und das im Inlande (namentlich zu Geschirren aller Art etc.) verbrauchte Silber auf etwa 5000 Mark angenommen, so erhält man als ungefähre jähr¬ liche Gesammtproduktion für Peru 345,000 Mark. Der deutsche Konsulatsbericht aus Valparaiso für d. J. 1879 be¬ merkt : „Auch von Silber hielten sich die Erträge auf der früheren Höhe. Wenn auch viele reiche Gruben versagten, so lieferten andere wieder um so bessere Ausbeute. Die von diesem Handelsbezirk abhängigen Gruben und Schmelzereien von Chile und Bolivia sollen dem 'Welt¬ verkehr etwa 550,000 Mark Feinsilber zugeführt haben; für 1878 und 1877 wird die gemeinsame Ausbeute auf ungefähr 600,000 Mark in jedem Jahre angeschlagen. Da diese Angaben sich aber jeder sta- 17 tistischen Controle entziehen, so ist ihnen nur der Werth einer kauf¬ männischen Schätzung beizumessen. Gemischte Silbergekrätze, be¬ sonders die bleihaltigen, suchten behufs Verwerthung nach wie vor mit Vorliebe die Schmelzhütten am Harze, in Sachsen und Schlesien auf." Wir möchten, unter dem Vorbehalt einer späteren speziellen Schätzung für die einzelnen Länder nach Eingang weiterer Auskünfte, bis auf weiteres die zusammengefasste Silberproduktion von Peru, Bo¬ livien und Chile in den Jahren 1876 bis 1879 auf durchschnittlich 350,000 kg veranschlagen, keinenfalls niedriger, also um volle 100,000 kg höher als im amerikanischen Bericht. Ferner glauben wir auch vorläufig die brasilianische Goldproduk¬ tion in den Jahren 1876 bis 1879 etwas höher veranschlagen zu dür¬ fen als deren früher angenommenen durchschnittlichen Ertrag der Jahre 1871—75, den wir auf 1720 kg berechnet haben. — Die Gold¬ gewinnung in den Minen der St. John del Rey Mining Company be¬ trug nach den uns vorliegenden Abrechnungen Im Rechnungsjahre endend 28. Febr. 1875: 144,072 £ = 1054 kg f. Gold 1876: 247,820 „ = 1820 „ „ „ 1877: 176,580 „ = 1293 „ „ „ Die speziellen Angaben lauten: 1875/76 Gesammter Goldertrag 466,183.0 Oitavas = 4478,6 Pfund Troy (1671 kg), — 1876/77 dsgl. 605,246.0 Oitavas = 5814,6 Pfund Troy (2169 kg). Die Differenzen in den Angaben sind wohl daraus zu erklären, dass die ersteren sich auf den verkauften Betrag fein Gold, die letzteren auf die Produk¬ tion des Jahres in Gold des faktischen Feingehalts (ca. 0,820) bezie¬ hen. In den letzten Jahren soll der Betrag zugenommen haben. Die Goldproduktion der Don Pedro North del Rey gold mining Company, limited, betrug nach den Abrechnungen i. J. 1875: 34,991 £ = 256 kg; — i. J. 1877: 23,172 £ = 170kg; — i. J. 1879: nur 4956 £ = 35 kg. Vereinigte Staaten von Amerika. Die Vereinigten Staaten nehmen gegenwärtig in der Edelmetall- Produktion unzweifelhaft den ersten Rang ein. Niemals sind bisher in irgend einem Lande in einzelnen Jahren so ausserordentlich be¬ trächtliche Mengen an Gold und Silber gewonnen und in den Welt¬ verkehr gebracht worden, als seit etwa zwei Jahrzehnten Jahr für Jahr in den Vereinigten Staaten. Eine möglichst zuverlässige fort¬ laufende Ermittelung dieser Produktion muss deshalb für alle Volks- wirthe, Staatsmänner und bedeutenderen Geschäftsleute das lebhaf¬ teste Interesse in Anspruch nehmen, denn hier ist jetzt die gegebene 2 18 Grundlage der Fdelmetallsfatistik. Bis zum Jahre 1876 hat man es trotzdem unterlassen, mit der wünschenswerthen sachkundigen Sorg¬ falt über die Verhältnisse dieser Produktion amtliche spezielle Unter¬ suchungen anzustellen. Man sah sich hauptsächlich auf die Schätzungen angewiesen, welche der Superintendent des grossen Transportgeschäftes Wells Fargo & Co. in San Francisco, Herr Valentine, alljährlich zu¬ sammenstellte und veröffentlichte — ein höchst dankenswerthes ge¬ meinnütziges Unternehmen, gegen welches, so weit uns bekannt ge¬ worden, bisher noch von keiner Seite der Vorwurf einer nachlässigen oder willkürlichen Behandlung der Sache und noch weniger einer be- wussten Tendenz der Unterschätzung oder Ueberschätzung der statt¬ gehabten Gewinnung eines oder der beiden Edelmetalle, im Ganzen oder auch für einzelne Jahre, erhoben worden ist. Es muss indess einleuchten, dass eine solche Privat-Statistik in so wichtigen Dingen nicht genügen kann, und dass es eine unabweisbare Pflicht der Re¬ gierung war, auch ihrerseits für die Statistik der Edelmetall-Produk¬ tion mehr und mehr Sorge zu tragen. Die im August 1876 vom Con¬ gress eingesetzte Münz-Commission hat denn auch in diesem Sinne Vorkehrungen getroffen und die Münzbehörde hat seitdem dieser wich¬ tigen Aufgabe ihre volle Aufmerksamkeit zugewendet. Der Jahresbericht des Münzdirektors für 1878/79 sagt hierüber: „Die Edelmetallproduktion in den Vereinigten Staaten ist im Fis¬ kal-Jahre 1879 bedeutend geringer gewesen als im vorhergehenden Jahre, in Folge des verminderten Ertrags des Comstock Ganges. Man hat dort eine Tiefe von 1000 Fuss unter dem Bette des Carson-Flusses erreicht und die Hindernisse durch die Anhäufung des Wassers und die hohe Temperatur haben entniuthigt und tieferes Eindringen ver¬ zögert. Die Produktion, welche nach amtlicher Feststellung im Jahre 1878 sich auf 47,076,863 Dollars Gold und Silber belaufen hatte, ist für 1879 nach Angabe des kontrollirenden Staatsbeamten auf 19,305,474 Dollars gefallen." — — „Obschon die Produktion in Nevada noch für manche Jahre gross und anhaltend sein dürfte, so ist es doch nicht als wahrscheinlich anzunehmen, dass Nevada ferner noch so enorme Beiträge zum Mineral-Reichthum unseres Landes liefern wird, als dies in den letztverflossenen Jahren der Fall gewesen ist." „Diese Abnahme ist theilweise kompensirt worden durch die Er¬ folge einer gründlicheren Erforschung der Minen-Distrikte im Felseu- gebirge, namentlich im mittleren und südlichen Colorado. Die Pro¬ duktion in diesem Staate wird mindestens sechs Millionen $ grösser sein als im vorigen Jahre und vermuthlich einen ebenso grossen, wenn nicht grösseren Silberbetrag auch in Zukunft liefern." 19 „Folgendes ist eine annähernde Schätzung der einheimischen Pro¬ duktion in den letzten sechs Jahren. Sie begreift die ganze Produk¬ tion jedes Jahres, wenn nicht ein grösserer Betrag, als angenommen wird, zu technischen Zwecken verbraucht oder in Barrenform heim¬ lich exportirt worden ist, zu welcher Annahme jedoch ein Beweis oder ein begründeter Verdacht nicht vorliegt. Einheimische Gold- und Silber-Produktion, 1874—1879. Jahre Gold Silber Zusammen 1874 $ 33,490,902 $ 37,324,594 $ 70,815,496 1875 33,467,856 31,727,560 65,195,416 187G 39,929,166 38,783,016 78,712,182 1877 46,897.390 39,793,573 86,690,963 1878 51,206,360 45,281,385 96,487,745 1879 38,899,858 40,812,132 79,711,990 Zusammen 243.891,532 233,722,260 477,613,792 Diese Summen sind in der Weise ermittelt, dass zum Betrage des im Laufe des Jahres zur Ausprägung gekauften oder deponirten einheimischen Edelmetalls die Beträge des exportirten, des zu Kunst¬ gewerben und technischen Zwecken verbrauchten und des im Lande sonst zurückbehaltenen einheimischen Edelmetalls hinzugerechnet sind." „Der Werth des in den Silbererzen ausgeführten Goldes und Sil¬ bers ist in obiger Aufstellung nicht einbegriffen, dürfte aber während der ganzen Periode wenig über 1 Million $ gewesen sein. Im Fiskal¬ jahre 1879 war dieser Export auf 148,195 $ gesunken. Das aus die¬ sen Erzen Gewonnene erscheint mit in der Statistik der französischen, deutschen und englischen Edelmetall-Produktion." Im Jahresbericht für 1880 bemerkt Herr Burchard über den näm¬ lichen Gegenstand: „Da es in den Vereinigten Staaten mehr als 1000 Minen gibt, welche jährlich mehr oder weniger Gold und Silber lie¬ fern und über eine Fläche, die mehr als die Hälfte des Landes ein¬ nimmt, zerstreuet sind, so ist es augenscheinlich eine höchst schwie¬ rige Aufgabe, über die Produktionsverhältnisse im einzelnen genaue und vollständige Kunde zu erlangen. Eine jährliche persönliche Un¬ tersuchung jeder Mine ist physisch unmöglich, wenn man nicht eine grosse Zahl Assistenten anstellen und unverhältnissmässige Kosten darauf verwenden will. Gegen früher sind indess hinsichtlich der statistischen Aufstel¬ lungen für 1880 durch die bis zum 30. Juni 1880 eingegangenen Nach¬ weise schon anselmliche Fortschritte gemacht worden, sowohl in Rück¬ sicht der Zuweisung der Produktion nach den einzelnen Lokalitäten als auch der Gesannntschätzung. 2 * 20 Die Edelmetall-Produktion in den Vereinigten Staaten im Finanz¬ jahre vom 1. Juli 187Ü bis 30. Juni 1880 (nach der oben für 1879 er¬ wähnten Methode berechnet), wird von Herrn Burchard geschätzt: Gold 36,000,000 $; Silber (coining value) 37,700,000 $; zusammen 73,700,000 $." Aus dem amerikanischen Berichte für 1879 entnehmen wir noch folgende Notiz: „Es unterliegt keinem Zweifel, dass in der Gegend von Leadville reiche Mineralschätze, welche sich leicht und mit verhältnissmässig wenig Kosten ausbeuten lassen, sich weithin erstrecken. Die Schmelzer in Leadville und dessen Nachbarschaft haben der Behörde die Ge¬ winnung von etwa 41/., Millionen $ seit dem Beginn des Betriebes im Herbst 1878 bis August 1879 angezeigt, und man meint, dass ausserdem über 51/., Millionen $ reichhaltige Erze nach anderen Hüt¬ tenwerken versendet sind, was also für den Leadville-Distrikt eine Produktion von etwa 9,750,000 $ in zwei Jahren ausmacht. Eine fer¬ nere Ausdehnung der dortigen Produktion ist mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten." Nach sorgfältiger Untersuchung und Erwägung des Ertrags der verschiedenen Distrikte und Minen in den Vereinigten Staaten schätzt Münzdirektor Burchard die gesammte Edelmetall-Produktion des Lan¬ des für das Fiskaljahr 1879 (mit dem 30. Juni endend) auf 79,712,000 $, wovon 38,900,000 $ Gold und 40,812,000 $ Silber. So weit es sich nach amtlichen Berichten und anderen glaubwürdigen Angaben ermit¬ teln lässt, stammte diese Produktion aus den verschiedenen Staaten und Territorien in nachstehendem Verhältniss: Staaten und Territorien Gold Silber Zusammen $ ■$ s California .... 17,000,000 2,400,000 20,000.000 Nevada 9,000,000 12,560,000 21,560,000 Colorado 3,225,000 11,700,000 14,925,000 Montana ..... 2,500,000 2,225,000 4,725,000 Idaho 1,200,000 650,000 1.850,000 Utah 575,000 6,250,000 6,825,000 Arizona 800,000 3,550,000 4,350,000 Neu-Mexico .... 125,000 600,000 725,000 Oregon 1,150,000 20,000 1,170,000 Washington .... 75,000 20,1)00 95,000 Dakota 2,420,000 10,000 2.430.000 Michigan (Oberer See) — 780,000 780,000 Nord-Carolina . 90,000 90,000 Georgia 90,000 90,000 Sonstiger Ursprung 50,000 47,000 97,000 Im Ganzen 38,900.000 40,812,000 7 9,712,000 21 Bei der ausserordentlichen Wichtigkeit, welche jetzt der nord¬ amerikanischen Edelmetall-Produktion auch in ihren grossen Details beigelegt werden muss, wird es nicht überflüssig sein, die vorstehende Statistik für das Fiskal-Jahr 1879 noch separat für Gold und Silber mit derjenigen der beiden zunächst vorhergegangenen Jahre verglei¬ chend zusammenzustellen. Gold. 1877 1878 1879 $ $ $ California .... 15,000,000 15,260,679 17,600,000 Nevada 18,000,000 19,546,513 9,000,000 Montana 3,200,000 2,260,511 2,500,000 Idaho 1,500,000 1,150,000 1,200,000 Utah 350,000 392,000 575,000 Colorado 3,000,000 3,366,440 3,225,000 Arizona 300,000 500,000 800,000 Neu-Mexico .... 175,000 175,000 125,000 Oregon 1,000,000 1,000,000 1,150,000 Washington .... 300,000 300,000 75,000 Dakota 2,000,000 2,000,000 2,420,000 Virginia 50,000 — — Nord-Carolina . . 100,000 150,000 90,000 Georgia 100,000 100,000 90,000 Sonstige Herkunft 25,000 25,000 50,000 Zusammen 45.100,000 47,266,107 38,900,000 Silber. California .... 1,000,000 2,273,380 2,400,000 Nevada 26,000,000 28,130,350 12,560,000 Montana 750,000 1,669,635 2,225,000 Idaho 250,000 200,000 650,000 Utah 5,075,000 5,208,000 6,250,000 Colorado 4,500,000 5,304,940 11,700,009 Arizona 500,000 3,000,000 3,350,000 Neu-Mexico .... 500,000 500,000 600,000 Oregon 100,000 100,000 20,000 Washington .... 50,000 26,000 20,000 Dakotah — — 60,000 Obere See .... 200,000 100,000 780,000 Sonstige Herkunft . 25,000 25,000 47,000 Zusammen 38,950,000 46,726,314 40,812,000 Die Vergleichung dieser Uebersicht zeigt in evidentester Weise, welche enorme Schwankungen in der Produktion der einzelnen Berg¬ werkdistrikte von Jahr zu Jahr eintreten können und wie unsicher jede Voraussetzung über den Umfang der Edelmetall-Gewinnung künftiger Jahre sein muss, wenn solche Veränderungen möglich, wie bei der Silberproduktion von Nevada, die von 28 Millionen $ in 1878 auf 22 12112 Millionen in 1870 sinkt, und von Colorado, welche im nämlichen Zeitraum von 5113 Millionen auf mehr als llx|2 Millionen $ steigt! Im Berichte des Münz - Direktors für 1874 war eine Uebersicht veröffentlicht, welche von R. W. Raymond, Vereinigten Staaten Com¬ missar für Bergwerkstatistik, vorbereitet war und die Gold- und Sil¬ ber-Produktion des Landes von 1848 bis 1873 darlegte. Münz-Direktor Burchard ist für jetzt nicht im Stande, die Data, aus denen diese Uebersicht abgeleitet ist, zu prüfen oder für ihre Genauigkeit eine Bürgschaft zu übernehmen; es erscheint, ihm indess wünschenswerth, dass die Uebersicht von der Minen-Behörde bis zur Gegenwart fortge¬ führt werde, als Controlle für die sonstigen Ermittelungen. Die Kürze der Zeit zwischen Einlieferung der einzelnen Nach¬ weise und der Fertigstellung des Berichts hat dem Münzdirektor nicht möglich gemacht, schon dies Mal eigene Special-Uebersichten der Gold- und Silberproduktion in den einzelnen Staaten und Terri¬ torien vorzulegen, und hat er dies einem späteren Berichte vorbe¬ halten. Die oben erwähnten annähernden Veranschlagungen der Firma Wells Fargo & Co. über die Edelmetall-Produktion der Vereinigten Staaten westlich vom Felsengebirge nach Kalenderjahren sind wie folgt: Gold. Silber. Zusammen. $ $ * 1874 40,100,000 30,500,000 34,040.000 70,600,000 1875 41,750,000 75,790.000 1876 42,886,935 39,292.924 82,179,859 1877 44,880.223 45,846,109 90.726.332 1878 37.576,030 37.248,137 74.824.167 1879 31,470,262 37,032,857 68.503,119 1880 33,522,182 40,005,364 73.527,546 Ein massgebender Vergleich dieser Schiitzungen mit denjenigen des Herrn Burchard lässt sich im einzelnen nicht vornehmen, da die Angaben für verschiedene Jahresberechnungen gelten (Kalenderjahre und Fiskaljahre). Fasst man die sieben Jahre 1874 bis 1880 und bezw. vom 1. Juli 1873 bis 30. Juni 1880 zusammen, so ergibt sich in runden Summen: Schätzung des Münzdirektors: 279.892,000 $ Gold; 271,422,000 $ Silber Schätzung von Wells Fargo & Co.: 272,186,000 ,, ,, 263,965,000 „ ,, Die Differenz zwischen den beiderseitigen Schätzungen, obschon dieselbe nach verschiedener Methode und unter Zugrundelegung ver¬ schiedener Materialien veranstaltet sind, übersteigt nicht 3 Procent und darf als verhältnissmässig irrelevant angesehen werden. Zur Er¬ klärung derselben Hesse sich vielleicht noch anführen, dass die Er¬ mittelung des Münzdirektors auch die Goldproduktion in Süd-Carolina 23 und Georgia begreift und die Produktion im zweiten Semester 1873 grösser gewesen sein dürfte als im zweiten Semester 1880. — Für unsere Uebersieht der gesummten Edelmetall-Produktion fol¬ gen wir in Betreff des Antheils der Vereinigten Staaten genau der Aufstellung des amerikanischen Berichts und werden also dieselbe ein¬ stellen Gold. Silber. 1876 60,094 kg 167,662,000 «. 933,000 kg 167,940,000.1/. 1877 70,565 „ 196,876,000 „ 957,321 „ 172,314,000 „ 1878 77,048 „ 214,964,000 „ 1089,343 „ 196,077,000 „ 1879 58,531 „ 163,301,000 ,, 981,825 „ 176,724,000 „ Zur Vergleichung möge darauf hingewiesen werden, dass dieselbe Produktion in den beiden vorangegangenen Jahrfünften durchschnittlich geschätzt worden ist: Gold. Silber. 1866 — 70 76,000 kg 212,040,000 «. 301,000 kg 54,180,000 «. 1871 — 75 59,500 „ 166,005,000 ., 564,800 „ 101,664,000 „ und dass im Fiskaljahre 1879—80, wie oben angegeben wurde, der amerikanische Bericht solche angenommen hat: Gold 36,000,000 ® == 54,166 kg oder 151,123,000 M. und Silber 37,500,000 « = 806,934 kg oder 145,248,000 M. Australien. Im amerikanischen Berichte wird die Goldproduktion Australiens für jedes der drei Jahre 1877 bis 1879 gleiclimässig auf 43,663 kg oder 29,018,223 $ veranschlagt. Diese Annahme scheint uns eine Berichtigung zu erheischen und zwar um so nothwendiger, als die australische Goldproduktion die nächste Stelle nach derjenigen der Vereinigten Staaten einnimmt und eine annähernd zutreffende Fest¬ stellung der Goldzuflüsse aus Australien also für die Veranschlagung der jährlichen Gesammtgewinuung von Gold wesentlich mit massge¬ bend ist. Die uns zu Gebote stehenden Nachweise, aus denen auf die Ver¬ änderung in der Goldproduktion Australiens (mit Einschluss von Neu¬ seeland) zu schliessen ist, begründen sich hauptsächlich auf die An¬ gaben über die Goldausfuhr dieser britischen Kolonien in den bekann¬ ten officiellen Statistical Abstracts und auf Berichte der dortigen deut¬ schen Konsulate. In unserem früheren Werke über die Edelmetall-Produktion haben wir die Goldgewinnung Australiens in der Weise berechnet, dass wir die gesammte ausserkoloniale Goldausfuhr in den einzelnen Jahren, nebst einem mässigen Zuschlag für die Zurückbehaltung für den ein- 24 heimischen Bedarf, an Stelle der Goldproduktion derselben Jahre ein¬ gestellt haben. Es ist uns wohl bewusst, dass Produktion und Aus¬ fuhr von Gold für denselben Zeitabschnitt nicht genau zusammenfallen, dass aus allgemeinen kommerziellen Ursachen Goldproduktion und Goldausfuhr in einem Jahre unter sich erheblich abweichen und dass namentlich die Zunahme und Abnahme der Produktion meistens erst auf die Ausfuhr des folgenden Jahres ihren hauptsächlichen Einfluss äussert. Allein diese Abweichungen gleichen sich selbstverständlich im Durchschnitte mehrerer Jahre aus, und so lässt sich unbedenklich, wenn es sich um mehrjährige Perioden handelt, das Ausfuhrquantum mit einem massigen Aufschlage für das in Australien dauernd zurück¬ behaltene Gold dem präsumtiven Produktionsbetrag substituiren. — Neusüd wales. Die Gold-Ausfuhr und Einfuhr (seewärts und landwärts) betrug: 1876 1877 1878 £ £ £ Ausfuhr. Goldmünze 1,575,876 1,816,495 1,653,91 1 Gold in Staub u. Barreu 76,840 51,940 138,620 Zusammen 1,652,716 1,868.435 1,792,532 Einfuhr Gold in Barren 1,175,373 1,098.592 1,064,877 Goldmünzen 111,130 106.291 118,533 Zusammen 1,286,503 1.204,883 1.183,410 Die Berichte des deutscheu Konsulats in Sydney bemerken über die Goldgewinnung in Neusüdwales. 1877. „Das während des Jahres 1876 in der hiesigen Münzstätte empfangene Gold aus der Kolonie Neusüdwales hatte einen Werth von 479,133 £ als Erlös von 126,788 Unzen. Die bezügliche Summe vermindert sich alljährlich. (Der grösste je empfangene Goldwerth in einem Jahre belief sich auf 1,513,186 £, i. J. 1872)" — 1878. „Wie schon im vorjährigen Bericht erwähnt, vermindert sich die Ausbeutung der Goldfelder mit jedem Jahre. Während 1877 wurden nur 97,582 Unzen im Werthe von 366,329 £ von der Münze empfangen." — 1879. „Die Gesammtmenge des in 1878 unter Bedeckung von den verschiedenen Golddistrikten der Kolonie gesandten Goldes betrug 75,492 Phizen im Werthe von 279,166 £. Die Gesamnit-Quantität des zu Münzzwecken empfangenen Goldes der Kolonie Neusüdwales in 1878 betrug 107,347 Unzen im Werthe von 382,741 £." Ueber die Goldgewinnung im Jahre 1879 gibt der Jahresbericht des Department of mines, im September 1880 in Sydney veröffent¬ licht (s. deutsches Handelsarchiv 1881, v. 25. Febr.), folgende Auskunft: „Aus den verschiedenen Golddistrikten sind 1879 der Münze in Syd- 25 ney eingeliefert 106,500 Unzen Gold und in Gestalt von Goldstaub etc. exportirt worden 2750 Unzen Gold, zusammen 100,650 Unzen im Werthe von 407,219 £, während die Produktion im Vorjahre 119,655 Unzen betragen hatte." — „Von der Ausbeute des Jahres 1879 entfallen etwa drei Viertel auf die Goldseifenlagerstätten und ein Viertel auf die Goldquarz¬ gruben." — „Bis zum Jahre 1878 beziffert sich die Menge des überhaupt in Neusüdwales gewonnenen Silbers auf 434,379 Unzen (grösstentheils aus Kupfererzen). Die Produktion von 1878 betrug 60,563, diejenige von 1879 schon 83,164 Unzen und in 1880 werden voraussichtlich wohl über 100,000 tlnzen erzielt worden sein." Victoria. Ausfuhr Einfuhr. Gold, ungemÜDztes, Goldmünzen Zusammen Gold, ungemünztes, Gold u. Silbermünze 1876 £ 2,103,591 1,587,104 1877 £ 2,090,112 2,814,907 1878 £ 1,495,449 2,399,741 3,690,695 4,905,019 3,895,190 553,821 14,110 433,961 50,850 673.370 327,800 Aus den fortlaufenden Jahresberichten des deutschen Konsulats in Melbourne entnehmen wir über die Verhältnisse der Goldproduktion von Victoria folgende Resultate: 1876 1877 1878 1879 Ertrag der Quarzgruben Unzen 605,859 518,899 493,587 465,637 Ertrag der Alluvialgruben . 11 357,901 289,754 264,453 293,310 Gesammt-Goldertrag . ,, 1,095,787 809)653 7 58,040 758,947 Quarzgruben. Beschäftigte Bergleute Zahl 14,452 14,690 14,132 14,784 Alluvialgruben. Beschäftigte 23,3f5 Bergleute ,, 26,558 22,504 22.769 Quarzgruben. Durchschn. jährl. Verdienst .... £ s. d. 160.17 9^ 139. 12. \ 138. 7. 118. 8. 7 Alluvialgruben. Durchschn. jährl. Verdienst .... £ s. d. 51. 10. 7 47. 8. i 47. 3. 6» 48. 10. 4 Neue Actiengesellsehaften f. d. Goldgrubenbau . Zahl 94 60 81 167 Nominal-Aktienkapital £ 1,349,696 667,316 791,960 1,286,674 Abgeschätzter Werth der Dampfmaschinen nebst In¬ ventar auf allen Gold¬ feldern £ 1,989,500 2,029,962 1,903,494 1,899,788 Das seit Entdeckung der Goldfelder bis zum 31. Dezember 1879 aus Victoria exportirte ungemünzte Gold nebst dem in der Kolonie vermünzten Golde wird in der officiellen Statistik angegeben auf 26 48,719,930 Unzen im Werthe von 194,879,722 £ (nahezu 4000 Mil¬ lionen 31.). Im Jahre 1879 wurden Quarzgruben in einer Tiefe von mehr als 2270 Fuss unter der Erdoberfläche mit Erfolg bearbeitet. Die Goldproduktion im Jahre 1880 wird auf ea. 800,000 Unzen, also um etwa 40,000 Unzen höher als in den beiden vorhergehenden Jahren geschätzt. Das in den Bergwerken von Victoria gewonnene Silber betrug bis Ende 1879: 151,267 Unzen. Queensland. 1876 1877 £ £ Ausfuhr von Goldstaub 1,284,165 1,452,396 „ Gold in Barren 143,764 158,707 Zusammen 1,427,929 1,611,103 Einfuhr von Koutanten 181,550 — Der deutsche Konsulatsbericht aus Brisbane für 1876 berichtet: „Gold ist das Hauptmineral für die Ausfuhr von Queensland. Die Goldausfuhr betrug 374,776 Unzen im Werthe von 1,427,929 £. Gympie am Maryfluss ist hier das älteste Goldfeld. Es werden die Schachte jetzt tiefer gegraben, wobei wieder mehrere sehr reiche La¬ ger gefunden sind. Im Norden am Nomanby, Laura- und Palmerfluss wird noch immer mit gutem Erfolg Waschgold erbeutet und sind auch mehrere tiefe Schachte gegraben worden, wobei zahlreiche Gänge in Quarz gefunden wurden. An den Flüssen werden noch immer ausser feinem Goldstaub auch grosse Geschiebe Gold von mehreren Pfund Gewicht gefunden. Fast jeden Tag werden neue Entdeckungen von Gold gemacht und da noch viele hundert Quadratmeilen Gebirgs- land hier sind, wo noch nie ein weisser Mann war, so ist fast sicher anzunehmen, dass noch viele neue Goldfelder gefunden werden." Der Bericht über das Jahr 1878 (Deutsches Handelsarchiv 1880, II, S. 575) lautet in Bezug auf die Goldproduktion nur kurz. „Das Grubenwesen in Queensland ist noch sehr in der Kindheit, nichtsdesto¬ weniger ist die Ausfuhr von Gold allein derjenigen der Wolle, un- sers Haupt-Exportartikels, von über 1 Million £ beinahe gleich." — Hiernach scheint es, dass die einige Jahre vorher gehegten Erwartun¬ gen wegen bedeutender Ausdehnung der Goldgewinnung nicht in Er¬ füllung gegangen waren. 1878 £ Die Angaben fehlen noch. 27 Neuseeland. 1876 1877 1878 £ £ £ Ausfuhr von Gold 1,268,599 1,476,312 1,244,192 Einfuhr von Kontanten 104.802 425,050 333,135 In Bezug auf die Goldproduktion in Neuseeland liaben wir in den deutschen Konsulatsberichten nähere Angaben nicht gefunden. In Tasmanien wird noch einiges Gold gewonnen. Ueber die gesamnite Goldausfuhr der australischen Kolonien, bezw. mit Ausschluss des Verkehrs zwischen diesen Ko¬ lonien unter sich, gibt der Statistical Abstract nachstehenden Abschluss: 1876 1877 1878 £ £ £ Goldausfuhr im Ganzen 8,212,368 10,248,024 8,877,171 Goldausfuhr, abziigl. interkoloniale Einfuhr 5,793,236 7,599,887 5,828,951 Die direkte Goldeinfuhr aus Australien in England betrug: 1871 — 1875 durchseh Ii.: 7,097,800 £ (52,000 kg) 1878 : 5,680,600 £ (41,000 kg) 1876: 4,956,800 £ (35,500 „) 1879 : 3,184,600 £ (23,300 „) 1877: 6,655,438 £ (48,700 „ ) 1880 : 3,614,200 £ (26,400 „ ) Die Goldausfuhr Australiens ist im Jahre 1877, wie vorstehende Angaben ersehen lassen, eine ungewöhnlich grosse gewesen, während die mitgetheilten Auszüge aus den Jahresberichten der dortigen deut¬ schen Konsulate nachweisen, dass die deklarirte Goldproduktion in Victoria, Neusüdwales und Queensland im genannten Jahre keineswegs diejenige im Vorjahre (1876) wesentlich übertroffen hat. Wir haben es desshalb in diesem Falle für angezeigt gehalten, die ziffermäs- sigen Schätzungen der australischen Goldproduktion in 1876 und 1877 ausnahmsweise nicht auf Grund der Angaben über den aus- serkolonialen Goldexport, sondern mit Berücksichtigung der betref¬ fenden Angaben in den uns vorliegenden deutschen Konsulatsberich¬ ten aus Melbourne, Sidney und Brisbane vorzunehmen. Hiernach sind an Gold produzirt worden, wenn wir das englische Gewicht auf kg berechnen: 1876 1877 1878 1879 in Victoria 34,100 kg 25,200 kg 23,580 kg 23,600 kg in Newsüdwales 4,000 ,, 3,100 ,, 3,720 ,, 3,400 ,, in Queensland 11,700 „ 13,200 ,, 8,900 ,, ? in Neuseeland 9,300 „ 10,800 ,, 9,100 ,, ? Im Ganzen 59,100 kg 52.300 kg 45,300 kg (39,000 kg) Im Vergleich mit den vorangegangenen 20 Jahren, und ausser nach Gewicht auch im Werthe nach 31. angegeben, zeigt sich die Schätzung der jährlichen Goldproduktion Australiens wie folgt, wobei wir bemerken, dass diejenige für das Jahr 1879, über welches uns 28 nur ;uis Victoria, und Neusiidwalcs nähere Angaben vorlagen, eine vor¬ läufige Annalinie ist, bei der uns die Statistik der Goldeinfuhr in Eng¬ land in den Jahren 1879 und 1880 (s. o.) mit geleitet hat. Australische Goldproduktion 1856 —1800 : 88,700 kg 241,893,000 71/. 1861 — 1885 : 77,700 „ 216,783,000 „ 1866 — 1870 : 70,400 „ 196,416,000 „ 1871 — 1875 : 59,900 „ 167,121,000 „ 1876 : 59,100 „ 164,889,000 „ 1877 : 52,300 „ 145,917.000 „ 1878 : 45,300 „ 126,387,000 „ 1879 : (39,000 „ ) (108,810,000 „ ) Die vorstehende üebersicht zeigt die ausserordentliche Ahnahme der australischen Goldgewinnung im Verlauf der letztverflossenen zwan¬ zig Jahre, welche hauptsächlich dazu beigetragen hat, die Besorgniss wegen künftiger Knappheit des Goldes, welche durch das bekannte Werk über die Zukunft des Goldes von Professor Suess angeregt war, zu bestätigen und zu erweitern. Man befürchtet fast allgemein ein ferneres progressives Sinken der Goldproduktion und entsprechende Vertheuerung des Goldes. Zur Beurtheilung der wirklichen Sachlage und der Aussichten der Goldproduktion wird es willkommen sein, von einigen Mittheilungen über die Verhältnisse der so höchst wichtigen australischen Goldgewinnung Kenntniss zu nehmen, welche, ohne ir¬ gend wie durch die Währungsfrage beeinflusst zu sein, nach Erkundi¬ gungen an Ort und Stelle aufgezeichnet worden. In einem Aufsatze des Mineralogen G. H. F. Ulrich geschrieben zu Dunedin auf Neuseeland, November 1878, veröffentlicht im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc. Jahrg. 1879, heisst es u. a. „Mit Herrn Professor Suess kann ich nicht übereinstimmen, wenn er die Zukunft der australischen Goldausbeute im Allgemeinen ungünstig darstellt. Für die Kolonie Victoria ist allerdings die Thatsache unbestreit¬ bar, dass seit einer Reihe von Jahren die Ausbeute stetig abgenommen hat. Dieselbe wird wahrscheinlich noch tiefer sinken. Dagegen ist es ebenso wahrscheinlich, dass die Ausbeuten der in Neusüdwales, Südaustra¬ lien, Tasmania, vorzüglich aber in Queensland in neuerer Zeit entdeckten Goldvorkommen, wenn dieselben energisch in Angriff genommen sind, ein ferneres Deficit seiten Victoria's nicht nur decken , sondern weit überstei¬ gen werden. — In Victoria sind die reichen Hachen Seifen ihrer Er¬ schöpfung nahe und die primären Lagerstätten des Goldes (die Quarzgänge oder lleefs) schon meistens in Ausbeute genommen. Es existiren zwar noch ausgedehnte Distrikte, wo sicher reiche Seifen unter mächtigen Ba¬ saltdecken unberührt liegen, doch werden Aufschluss und Bearbeitung der¬ selben nur sehr langsam vor sich gehen. Ein besonderer Einfluss auf die jährliche Goldgewinnung der Kolonie wird ihnen kaum zufallen". — — „Wohl ist indess die Entdeckung neuer reicher Goldgänge wahrscheinlich; 29 auch ist zu erwarten, dass manche bereits eutdeckte ärmere Gänge, welche man bisher der Inangriffnahme und Ausbeute nicht für werth hielt, mit der Zeit in Angriff genommen werden. Doch wird der von solchen Lager¬ stätten zu erhoffende Zuschuss kaum die Abnahme in der Ausbeute des bereits bis zu grösserer Tiefe vordringenden Bergbaues auf Goldquarzgän¬ gen decken können. Es unterliegt nämlich keinem Zweifel, dass in den meisten Gängen das Gold nach der Tiefe zu bedeutend abnimmt". — ,,Zie¬ hen wir die jetzige Lage der Seifenarbeiten, sowie das Produktionsver- hältniss zwischen Seifen- und Gang-Gold in Betracht, so ist, es sehr wahr¬ scheinlich, dass die jährliche Ausbeute sich vielleicht bis auf 6 oder 700,000 Unzen vermindern werde, dann aber nur mit geringem Schwanken diese Höhe als Durchschnittssumme während vieler Jahre beibehalten wird. Allerdings setzt diese Ansicht voraus, dass die Zahl der Grubenarbeiter weder erheblich steigt noch fällt. Dieselbe beträgt jetzt 35 bis 40,000 und dürfte voraussichtlich für eine längere Zeit ziemlich konstant bleiben. Die Goldfelder haben ihre anfängliche Attraktionskraft verloren und die Unterstützung der Einwanderung hat aufgehört. Andererseits ist der sog. Landhunger nahezu gestillt, welcher, durch neue liberale Gesetze genährt, viele bemittelte Grubenarbeiter und Goldsucher seit den letzten 10 bis 12 Jahren von den Goldfeldern abzog und zu Earmers machte, denen dann noch eine grössere Zahl von Unbemittelten folgte, welche einen sichern Lohn auf den neuen Farms dem unsichern Resultate des Goldgrabens vor¬ zogen. Dass die Zahl der Goldgräber während des obigen Zeitraums sich um 20—30,000 verminderte, ist wesentlich dem letzteren Umstände zuzu¬ schreiben". „Wegen Neusiidwales kann ich konstatiren, dass dort noch aus¬ gedehnte und reiche Seifenablagerungen ihrer Bearbeitung entgegensehen, sowie ferner, dass die günstigsten Aussichten für die Entdeckung noch unbekannter Goldfelder vorhanden sind. Da dort ein durch die Regierung unterstützter stetiger Zuzug von Einwanderern stattfindet, so dürfte es mit der Zeit nicht an Händen fehlen, die sich dem Goldbergbau zuwenden." „Für Queensland ist gleichfalls die Ansicht wohl begründet, dass der Goldertrag steigen wird. Nicht nur geben die Gänge von Gympie, Gilbert und andere ältere Goldgruben stetig eine gute Ausbeute und ver¬ sprechen eine gleiche auch für eine fernere Zukunft, sondern es bringt auch fast jede Post Nachricht über Entdeckungen neuer ausgedehnter Sei¬ fen und Distrikte von goldführenden Quarzgängen. Es scheint in der That eine grossartige goldführende Zone von wechselnder Breite durch ganz Queensland bis nach dem fernen Norden am Golf von Carpentaria sich zu erstrecken, wo sie sich wahrscheinlich dem jetzt zu Südaustralien gehörenden Golddistrikte von Port Darwin anschliesst. Es stellen sich freilich grosse Hindernisse der Goldgewinnung in jenen Gegenden entge¬ gen. Zunächst das heisse ungesunde Klima, dem die Europäer bei dauern¬ dem Aufenthalt erliegen. Die chinesische Einwanderung ist aber durch ein vor Kurzem angenommenes Gesetz auf das äusserste beschränkt. Diese Asiaten, welchen das heisse Klima zusagt, haben in den letzten Jahren zu Tausenden die von Europäern entdeckten nördlichen Goldfelder über¬ schwemmt; ihr Zuzug war in stetigem Wachsen begriffen. Höchst frugal 30 lebend, ersparen sie sclir bald grössere oder kleinere Quantitäten Gold und kehren (wenige Ausnahmen abgerechnet) nach China zurück. Die Klagen der Europäer gegen fernere unbeschränkte Einwanderung der Chi¬ nesen wurden während der letzten zwei Jahre so dringend, dass die Ro- gieruug sieh zum Erlass eines Gesetzes genöthigt sah, welches den Chine¬ sen die Zahlung eines hohen Kopfgeldes auferlegt und so neuen Zuzug fast unmöglich macht. Somit wäre die Steigerung der Goldausbeute für die Zukunft durch den Zufluss von Europäern bedingt, welcher zwar ste¬ tig, aber bisher nur in verhältnissmässig geringem Maassstabe stattfindet. Ausser dem Klima besteht nämlich noch ein anderer schwerer Uebelstand — die Gefährdung durch die wilden Eingeborenen etc." „In Südaustralien ist der vorhin erwähnte Port-Darwin-Distrikt sehr reich an goldhaltigen Quarzgängen, auch sollen reiche Seifen , wenn¬ gleich von beschränkter Ausdehnung, über einen Raum von ca. 700 engli¬ schen Qu.-Meilen zerstreut vorhanden sein. Indess hindert auch hier das lieisse ungesunde Klima einen schnellen Aufschwung. Die in Aussicht stehende Zunahme der Goldproduktion darf als eine dauernde erachtet werden, da die Lagerstätten vorzugsweise primärer Art sind." — „Unter Voraussetzung einer wie bisher unterstützten Einwanderung ist ein Steigen der Goldproduktion wahrscheinlich." „Tasmania ist ohne Zweifel eine der an nutzbaren Mineralien reich¬ sten Kolonien. Ihr Goldreichthum, noch vor wenigen Jahren bezweifelt, ist jetzt durch neue Entdeckungen und glänzende Ergebnisse sicher gestellt. Die Hauptlagerstätten sind reiche Quarzgänge. Ausser diesen besitzt die Insel auch reiche Seifen, diese liegen aber in Privatländereien und harren der Freigebung an die Digger durch gesetzliche Verordnung." „Die günstigen Berichte der Staats-Geologen und anderer Sachverstän¬ digen berechtigen zu dem Urtheil, dass die Goldausbeute auf der Nord¬ insel von Neuseeland höchst wahrscheinlich einer Vermehrung entge- gegensieht. Was die Provinz Otago anbelangt, die ich durch Reisen ziem¬ lich genau kenne, so möchte ich eine Zunahme der Goldgewinnung mit Sicherheit prognosticiren. Hier ist der Gangbergbau in den meisten Di¬ strikten so zu sagen noch in der Kindheit und die Aussichten sind glän¬ zend. Die leicht bearbeitbaren reichen Seifen in den Hauptilussthälern sind zwar ziemlich erschöpft, aber es existiren noch ausgedehnte Ablage¬ rungen älterer goldhaltiger Konglomerate (sog. Cemente), welche nach jet¬ ziger Art der Bearbeitung noch für lange Zeit lohnende Resultate verspre¬ chen. Die Ursachen , welche auf Neuseeland den Goldertrag seit einigen Jahren verringert haben, beruhen im günstigen Klima und dem für Acker¬ bau trefflich geeigneten Boden, welche eine grosse Zahl der Goldgräber zum Aufgeben der schweren und unsichern Arbeit des Goldgrabens veran¬ lassten. So geschah es auch früher iu Victoria. Diese Verhältnisse dauern in Neuseeland noch an; nur die stetige, durch die Regierung unterstützte Einwanderung kann im Lauf der Zeit dem Goldbergbau neue Kräfte zu¬ führen, — abgesehen davon, dass neue Entdeckungen von reichen Gängen oder Seifen zu jeder Zeit einen sog. Rush und dadurch ein plötzliches Stei¬ gen der Goldausbeute zur Folge haben können." 31 Der vorhin erwähnte Jahresbericht des Bergwerks-Departements zu Sydney vom September 1880 bestätigt die von Herrn Ulrich ge¬ äusserten Ansichten. Das Zurückgehen der Goldproduktion in den letzten Jahren könne nicht einer allgemeinen Erschöpfung der Gold¬ felder zugeschrieben werden, sondern habe seinen Grund hauptsächlich darin, dass Kapitalien und Arbeitskräfte sich mehr der Landwirthschaft oder Industrie zugewendet hätten. „Offenbar würde die Goldgewinnung wieder einen grossen Aufschwung nehmen, wenn derselben von aus¬ wärts mehr Arbeitskräfte, zugleich aber auch ausreichende Kapitalien zugeführt würden, welche es ermöglichten, die Goldfelder in umfas¬ senderer Weise als bisher, sowie einheitlicher, systematischer und da¬ mit auch wirthschaftlicher zu bearbeiten." „Die Erfahrung lehrt es fast täglich, dass zahlreiche von früheren Goldgräbern als nicht loh¬ nend verlassene Ablagerungen bei systematischer Durcharbeitung sieb noch als sehr ergiebig erweisen würden." Man sieht, dass es an Zeugnissen nicht fehlt, welche der Be¬ fürchtung einer unabwendbar drohenden fortschreitenden Abnahme der Goldgewinnung entgegengestellt werden können. Japan. In unseren früheren Zusammenstellungen haben wir die Edel¬ metall-Produktion in Japan nicht besonders berücksichtigt, sondern dieselbe, ebenso wie diejenige in anderen ostasiatischen Ländern, auf sich beruhen lassen. Nach der Entwickelung indess, welche für die internationalen Verkehrsverhältnisse Japans und auch für das dor¬ tige Bergwerks- und Hüttenwesen seit einigen Jahren eingetreten ist, muss es als durchaus richtig und rathsam erachtet werden, nach dein Vorgange des amerikanischen Berichts Japan in die Reihe der Pro¬ duktionsländer mit eintreten zu lassen. Dies kann um so leichter ge¬ schehen, als in den Nachweisen, welche die Japanische Regierung dem Vertreter der Vereinigten Staaten Herrn Bingham auf dessen Anfragen über die Verhältnisse des Geldumlaufs in Japan im April 1880 hat zugehen lassen, sich auch genaue Angaben über die dortige Edelme¬ tallproduktion der letzten Jahre finden. — Dieser Auskunft zufolge wurden in allen Minen gewonnen im Jahre vom 1. Juli 1877 bis 30. Juni 1878: Gold 14,304 Unzen und Silber 563,728 Unzen; — im Fiskaljahre 1878—79 Gold 22,566 Unzen und Silber 708,787 Unzen, welches letzteres über 57 Prozent mehr ist als im Jahre 1876;77. Hiernach haben wir als Produktion Japans angenommen: 32 187C: 300 kg Gold und 10,000 kg Silber 1877 : 400 „ „ „ 17,000 „ 1878: 445 ,, „ „ 17,534 „ „ 1879: 702 „ „ „ 28,046 „ Dor bei weitem grösste Theil des gewonnenen Edelmetalls stammt aus den Bergwerken der Regierung. Diverses. In unseren früheren Zusammenstellungen über die nach annähern¬ der Schätzung anzunehmende gesammte Edelmetall-Produktion haben wir für diejenigen Theile derselben, welche nicht schon unter den be¬ handelten einzelnen Ländern oder Ländergruppen mit begriffen sind, eine allgemeine Rubrik „Diverses" für unabweisbar erachtet und hierfür bei dem Zeitraum von 1866 bis 1875 einen muthmasslichen jährlichen Betrag von 3500 kg Gold und 20,000 kg Silber eingestellt. Wir ha¬ ben bei diesen Anschlägen vornehmlich im Auge gehabt die Goldge¬ winnung in verschiedenen Gegenden des französischen und niederlän¬ dischen Guiana, von Venezuela und der Argentinischen Republik, in Central-Amcrika, im britischen Nordamerika, Neu-Caledonien u. a. und das in den europäischen Affiniranstalten aus dem Silber ausgeschiedene Gold, und was das Silber betrifft, hauptsächlich das bei der Goldpro¬ duktion in Neugranada, Brasilien, Australien etc. als Nebenprodukt gewonnene Silber. In der Tabelle No. XXVII des amerikanischen Be¬ richts findet sich keine entsprechende allgemeine Rubrik, wobei indess erwähnt werden muss, dass daselbst die Edelmetall-Produktion in der Argentinischen Republik und die Silbergewinnung in Colombia sepa¬ rat aufgeführt werden. Dies bildet jedoch keinen so bedeutenden Theil der von uns unter „Diverses" subsummirten Beträge, dass wir diese ergänzende Rubrik füglich entbehren könnten. Da wir aber die präsumtive Silberproduktion in Colombia jetzt separat aufführen, hat für dieses Metall unter „Diverses" ein Abschlag von 10,000 kg statt¬ gefunden. Dass die amerikanische Zusammenstellung für diejenige Goldpro¬ duktion, welche unter den aufgeführten einzelnen Ländern nicht schon begriffen ist, keine besondere Rubrik aufgenommen hat, erachten wir als eine wesentliche Lücke, da hierdurch der angegebene Gesammtbe- trag sich kleiner darstellt als er in Wirklichkeit ist. Von uns ist hierfür, wie vorhin erwähnt, früher unter der Rubrik „Diverses" eine jährliche Summe von 3500 kg angenommen worden. Von verschie¬ denen Seiten sind uns motivirte Bedenken geäussert, dass diese Ver¬ anschlagung vermuthlich zu niedrig sei. Wir lassen dies jetzt auf 33 sich beruhen, haben es indess für angezeigt gehalten, für die letztver¬ flossenen Jahre diesen Ansatz zu erhöhen, einmal in Betracht, dass in den europäischen Affiniranstalten gerade neuerdings ansehnliche Gold¬ quantitäten aus den massenhaft eingeschmolzenen älteren Silbermün¬ zen und sonstigem altem Silber etc. gewonnen sind, sodann in Berück¬ sichtigung der nicht unerheblichen Goldgewinnung in Britisch Colum¬ bia, welche allerdings in den bekannten allgemeinen Uebersichten von Wells Fargo & Co., aber nicht in den aufgenommenen amtlichen Schät¬ zungen der Edelmetallproduktion der Vereinigten Staaten mit enthal¬ ten ist. Die Goldproduktion in Britisch-Columbia, deren Ertrag nach San Francisco gelangte, hat ungefähr betragen: 1876 : 1,500,000 $ (2250 kg) — 1878 : 1,283,500 $ (1830 kg) 1877 : 1,177,000 „ (1770 „) — 1879 : 977,000 „ (1470 „) Ausser diesem accessorischen Betrage sind aber noch in Anschlag zu bringen die für sich allein nicht sehr beträchtlichen, aber zusam¬ men doch ins Gewicht fallenden Golderträge aus Nova Scotia, Centrai- Amerika, dem venezuelischen, französischen und niederländischen Gui¬ ana, aus Neu-Caledonien u. a. Fortlaufende spezielle Angaben hier¬ über liegen uns nur vor in Betreff der Goldausfuhr aus Surinam, welche nach den Berichten des dortigen deutschen Konsulats betragen hat: 1876 : 38 kg Goldstaub. — 1878 : 310 kg Goldstaub. 1877 : 227 „ „ — 1879 : 540 „ „ Die Goldausfuhr aus Cayenne soll sich i. J. 1876 nach einem britischen Konsulatsbericht auf 1858 kg Gold belaufen haben. — Die Goldbergwerke in Nova Scotia produzirten 1876: ca. 860 kg Gold und waren zum Theil noch 1880 im Betriebe. — In letzter Zeit ist nun noch die Goldgewinnung bei Wydah in der Präsidentschaft Ma¬ dras hinzugekommen, welche, wenn deren Bedeutung auch sehr über¬ trieben sein mag, doch immerhin vorläufig etwas Gold wirklich gelie¬ fert haben muss. — Bei Schätzung der jährlichen Edelmetallproduktion ist von uns derjenige Theil, welcher im östlichen Asien gewonnen wird, nicht mit veranschlagt worden, abgesehen von Japan in den letztverfiossenen Jahren. Es ist dies sowohl deshalb geschehen, weil es für solche Schätzung bis jetzt an jeder Unterlage und an allen Anhaltspunkten fehlt, als auch weil der bei weitem grösste Theil des daselbst produzirten Edelmetalls in den dortigen Ländern unmittelbar verwendet wird und für den internationalen Verkehr nicht in Betracht kommt, während hingegen diese Länder stetig das hauptsächliche Absatzgebiet für Sil¬ ber darbieten. In neuerer Zeit ist indess in bedeutend stärkerem 3 34 Grade als früher eine Erscheinung wahrzunehmen, welcher für die Versorgung der civilisirten Länder mit Gold eine Bedeutung zuerkannt werden muss, die mit der Statistik der betreffenden Edelmetallpro¬ duktion in nahem Zusammenhange steht, nämlich die Goldausfuhr aus den ostasiatischen Ländern nach Europa, welcher natürlich eine Mehr¬ einfuhr von Silber entspricht. Indirekt liegt in solcher Goldausfuhr gewissermassen eine Art von Kompensation für dasjenige Gold, welches die zahlreichen chinesischen Goldgräber aus Californien und Australien in ihre Heimath zurückgebracht haben und das in der Edelmetallsta¬ tistik dieser Produktionsländer sich der Aufzeichnung entzieht. Es soll selbstverständlich hiermit nicht gesagt werden, dass dasselbe Gold reexportirt wird. — Wir lassen aus den im Deutschen Handelsarchive veröffentlichten Konsulatsberichten hier einige bezügliche Notizen über den besprochenen Goldexport folgen. In den 8 Jahren 1868 bis 1875 hat nach zollamtlichen Ermitte¬ lungen in den chinesischen Häfen die Mehreinfuhr von Silber einen Werth von (23,053,000 £—12,656,000 £) 10,396,000 £, die Gold¬ ausfuhr von dort nach England und Indien aber 10,490,000 £ betra¬ gen. In England wurde an Gold aus China importirt i. J. 1876 : 808,018 £; — 1877 : 186,594 £; — 1878 : 429,975 £; — 1879 : 809,497 £. — Aus dem chinesischen Hafen Tientsin wurden an Gold exportirt 1877 : 524,223 Taels; 1878 : 1,543,156 Taels, und wird dazu im Konsulatsbericht bemerkt: „jenes Gold kommt hauptsächlich aus den Goldwäschereien in der Mongolei." In Japan war die Mehrausfuhr von Gold 1877/78 : 332,847 Unzen (1035 kg) und 1878/79 : 328,940 Unzen (1023 kg). Aus den Philippinen betrug die Goldausfuhr i. J. 1878 : 822,200 Pesos und im Jahre 1879 : 2,951,621 Pesos (dagegen Einfuhr von 3,773,545 Pesos spanischer Silbermünzen) und bemerkt hierzu der Konsulatsbericht: „Im Jahre 1879 wurde Goldgeld von Manila in sol¬ chem Maasse ausgeführt, dass am Ende des Jahrs fast der grösste Theil Philippinischen Goldgeldes aus dem Lande verschwunden war. — Durch Dekret der Regierung ist das Importiren fremden Silber¬ geldes verboten worden." In Britisch Indien hat nach den Zollregistern die Einfuhr und Ausfuhr von Gold betragen: Jahre Einfuhr. Ausfuhr. Jahre Einfuhr. Ausfuhr. £ £ £ £ 1871/72 1872/73 1873/74 1874/75 3,573,778 8,434 2,622,371 79,009 1,648,807 266,169 1875/76 1876 77 1877,78 2,089,236 215,701 | 1878 79 1,836,381 291,250 1,443,712 1,236,362 1,578,927 1,110,798 1,463,049 2,359,223 35 Dass auch aus Hinter-Indien und den Sunda-Inseln in neuerer Zeit dem europäischen Verkehr im Austausch gegen Silber nicht un¬ erhebliche Quantitäten Gold zugeführt worden sind, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen. — Wir haben alle diese vorerwähn¬ ten Goldzuflüsse in unserer ziffernlässigen allgemeinen Schätzung aus¬ ser Betracht gelassen, mussten aber um so mehr dies hier hervorhe¬ ben, um nicht die Meinung zu veranlassen, als seien dieselben in unserer Rubrik „Diverses" einbegriffen. Wir lassen nunmehr auf Grund der vorangegangenen speziellen Erörterungen der nachgewiesenen oder zu vermuthenden Edelmetall- Produktion in den verschiedenen Ländern, im engen Anschluss an die früheren Zusammenstellungen in unserer grösseren Abhandlung (im Ergänzungsheft No. 57 zu Petermanns Mittheilungen) eine entspre¬ chende Uebersicht für die Jahre 1876 bis 1879 folgen. — Die im oft genannten Bericht von Herrn Münzdirector Burchard veröffentlichte Tabelle „World's production of gold and silver" ist unverändert und vollständig in Anlage A abgedruckt worden, was die Vergleichung der beiderseitigen Aufstellungen im Ganzen und im Zusammenhange ge¬ stattet. Gesammte Goldproduktion. L ander 1876 1877 1878 1879 kg Taus.JT. kg Taus. M. kg Taus.il/. kg Taus.i/. Deutschland 281 784 308 859 378,5 1055 467 1303 Oesterr.-Ungarn 1904 5312 1713 4779 1824 5089 1598 4458 Russland 33,632 93,833 40,983 114,343 42,100 117,459 40,000 111,600 Uebrig. Europa s. Diverses s. Diverses s. Diverses s. Diverses Afrika . . 2000 5580 2000 5580 2000 5580 2000 5580 Mexiko . 1608 4486 1769 4936 1761 4912 1757 4902 Colombia 4000 11,160 4000 11,160 4000 11,160 4000 11,160 Peru 1 Bolivien v . . 2500 6975 2500 6975 2500 6975 2500 6975 Chile ) Brasilien . . 1800 5022 1800 5022 1800 5022 1800 5022 Verein. Staaten 60,094 167,662 70,565 196,876 77,048 214,964 58,531 163,301 Australien 59,100 164,889 52,300 145,917 45,300 126,387 39,000 108,810 Japan 300 837 400 1116 44 5 1242 702 1959 Diverses 4,500 12,555 4,500 12,555 4,500 12,555 4,500 12,555 Zusammen 171,719 [479,095 182,838 510,118 183,656 512,4011 156,855 437,625 3* 36 Gesammte Silber Produktion. L ä 11 cl o r 1876 kg Taus.il/. 1877 kg Taus .1/. 1878 kg Taus M. 1879 kg ITaus.J/. Deutschland Oesterr.-Ungarn Kussland Uebrig. Kuropa Mexiko . Colombia Peru j Bolivien > Chile ) Verein. Staaten Japan Diverses 139,779 47,9.90 11,195 215,000 627,800 20,000 350,000 933,000 10,000 10,000 25,160 8,63t 2,015 38,700 113,004 3.600 63,000 167,940 1,800 1,800 147,612' 26,570 47,675, 8 582 11,163 2.009 215,000 38,700 651,900 117,342 20,000 3,600 350,000 63.000 957,300 172,314 17,000 3,060 10,000 1,800 167 660 48,662 10,780 215.000 673,600 20,000 350,000 30,179 8,759 1 940 38,700 121,248 3,600 63,000 177,507 48,180 10,000 215,000 716,400 20,000 350,000 1.089,376 196,077 17,534 .3,156 10.0001 1,800 31,951 8,672 1,800 38.700 128,952 3,600 63,000 981.800 176,724 28,046 5,048 10,1)00 1.800 Zusammen |2,364,7241425,G5oJ2.4t27,650 436,97712,602,552 408.459|2.556,933l460,247 Ein Vergleich vorstehender Uebersicht mit derjenigen im ameri¬ kanischen Bericht zeigt folgende schliessliche Ergebnisse: Gesammte Gold-Produktion Gesammte Silber-Produktion Jahre Unsere Amerikanische Unsere Amerikanische Schätzung Schätzung Schätzung Schätzung kg kg kg kg 1877 182.838 171,453 2,427,650 2,174,610 1878 183,656 179.102 2,602.552 2,326,432 1879 156,855 158,539 2.556,933 2,174,531 Mit alleiniger Ausnahme der Goldproduktion im Jahre 1879 zeigt unsere Schätzung grössere Beträge als die amerikanische Tabelle. Da wir unser Augenmerk darauf gerichtet haben, uns lieber dem Vor¬ wurf einer Unterschätzung als einer Ueberschätzung der Wirklichkeit auszusetzen, hat dieser Umstand uns zu einer wiederholten Revision unserer Aufstellungen und zur Erwägung bestimmt, ob hier nicht nach Anleitung des amer. Ber. eine Verminderung des einen oder anderen Ansatzes unserer Vorlage zulässig sei. Wir haben jedoch nicht die Ueberzeugung erlangen können, irgendwo zu hohe Beträge eingestellt zu haben. Bei einigen Ländern (z. B. Afrika und Colombia) sind unsere jetzigen Schätzungen selbst niedriger als im amerik. Ber. Wenn dessenungeachtet unsere Schätzung sich im Endresultate we¬ sentlich höher stellt, so liegt der Grund hauptsächlich darin, dass die amerikanische Schätzung hinsichtlich der Goldgewinnung eine Berück¬ sichtigung der nicht speziell aufgeführten Produktion unterlässt und diejenige von Peru, Bolivien, Chile und Brasilien ersichtlich viel zu niedrig veranschlagt hat, hinsichtlich der Silberproduktion aber für die Länder an der Westküste von Amerika und für Verhüttung aus- 37 ländischer Silbererze und silberhaltiger Bleierze in Europa zu wenig rechnet, wie dies oben in unserer Abhandlung näher zu begründen versucht ist. — Der Ausnahmefall, wo unsere Schätzung der gesumm¬ ten Produktion sich etwas niedriger hält als der amerikanische Be¬ richt, betrifft die Goldproduktion im Jahre 1879, welche wir um ca. 2,000 kg niedriger angenommen haben, in Berücksichtigung des in den letzten Jahren stattgehabten beträchtlichen Ausfalls der Goldge¬ winnung in Australien. — Im Vergleich mit den vorangegangenen fünf fünfjährigen Perioden stellt sich die durchschnittliche jährliche Edelmetallproduktion in den letzten Jahren (wenn wir vorläufig die Produktion im Jahre 1880 mit derjenigen in 1879 gleich annehmen) wie folgt: Gold Silbe r. Jahre. kg Taus. M. kg Taus. M. 1851 — 1855 197,515 551,067 886,115 159,501 1856 — 1860 206,058 574,901 904,990 162,898 1861 — 1865 185,123 516,493 ' 1,101,150 198,207 1866—1870 191,900 535,400 1,339,085 241,035 1871 — 1875 170,675 476,183 1,969,425 354,496 1876—1880 170,000 474,300 2,500,000 450,000 Die gesammte Edelmetallproduktion seit dem Ende des fünfzehn¬ ten Jahrhunderts bis 1880 ist annähernd zu schätzen: Gold. Silber, kg Mill. M. kg Mill. M. 1493—1850 (in 358 Jahren) : 4,697,000 13,104,5 149,508,000 26,911,4 1851 — 1880 (in 30 „ ) : 5,606,400 15,641,9 43,504,000 7,830,7 Im Ganzen : 10,303,400 28,746,4 193,012,000 34,742,1 Das Werthverhältniss des Silbers zum Golde in den fünf Jahren 1876—1880, nach den Londoner Silberpreisen berechnet, war am höchsten am niedrigsten im Durchschnitt 1876 : 16,80 : 1 20,15 : 1 17,88 : 1 1877 : 16,19 : 1 17,63 : 1 17,20 : 1 1878 : 17,07 : 1 19,05 : 1 17,94 : 1 1879 : 17,54 : 1 19,30 : 1 18,40 : 1 1880 : 17,835 : 1 18,27 : 1 18,05 : 1 II. Edelmetallvorrath und Geldumlauf in verschiedenen Staaten im Jahre 1880. Der Jahresbericht des Münzdirektors Bure hard für 1880 hat über die in der Uebersclirift angegebenen Verhältnisse nach den ihm zugegangenen offiziellen Nacliweisungen noch umfassendere Materialien 38 und Übersichten niitgetheilt als über die vorhin behandelte Edel- metallgcwinnung. Dieselben bilden die Grundlage für die folgenden Darlegungen, welche indess auch aus anderen Quellen geschöpft haben und in einigen-Beziehungen zu abweichenden Ergebnissen gelangt sind. Namentlich gilt dies durchweg für die Schätzung des durchschnittli¬ chen Geldumlaufs, da in der amerikanischen Vorlage der Gesammt- betrag des emittirten Kreditgeldes (Banknoten und eigentliches Staats¬ papiergeld) ohne Abzug der zur Deckung dienenden Baarmittel ein¬ gerechnet ist, während von uns nur das ungedeckte Papiergeld dem umlaufenden und dem in den Banken deponirten baaren Gelde zuge¬ rechnet wird, damit nicht ein und derselbe Betrag doppelt in Anrech¬ nung komme. Auch haben wir für die Durchschnittsberechnung des jetzigen Geldumlaufs auf den Kopf der Bevölkerung in mehreren Fällen die Resultate neuerer Volkszählungen oder amtlicher Schätzungen be¬ rücksichtigt. — Bei den folgenden Zusammenstellungen wollen wir der Reihe nach bei den wichtigeren Ländern die deklarirte Einfuhr und Ausfuhr von Edelmetall, die Ausmünzungen, den Betrag des umlau¬ fenden Kreditgeldes mit Angabe der dagegen reservirten Metallbestände und schliesslich eine annähernde Schätzung des im Oktober vorigen Jahres stattgehabten Geldumlaufs in seiner Zusammensetzung vorfüh¬ ren. Es bedarf wol kaum des Vorbehalts, dass auch nach unserer Ansicht die Statistik der Edelmetall-Einfuhr und Ausfuhr weit entfernt davon ist, genau und vollständig zu sein, da vieles undeklarirt bleibt; dieselbe behält aber auch so für den Vergleich der Jahre unter sich eine nicht gering zu erachtende Bedeutung. Grossbritannien. Die deklarirte Edelmetall-Einfuhr und Ausfuhr war: Gold Silber Jahre Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr £ £ £ £ 1876 23,476.000 16,515,700 13,578,300 12,948,300 1877 15,442,000 20,361,400 21,710,800 19,436,700 1878 20,871,400 14,968,500 11,551,500 11,718,000 1879 13,368,700 17,578,800 10,786,900 11,006,100 1880 9,459,000 11,828,800 6,829,000 7,060,700 Der Ueberschuss der deklarirten Einfuhr über die Ausfuhr in den 23 Jahren 1858 bis 1880 hat im Ganzen betragen: für Gold (£ 413,835,000—333,405,000) £ 80,430,000 für Silber (£ 249,313,000—241,635,000) £ 7,678,000. — 39 Die Ausmünzungen waren Gold Silber Kupfer Zusammen £ £ £ £ 1876 4,696,648 222,354 61,450 4,980,452 1877 981,468 420,948 51,146 1,453,562 1878 2,265,069 613,998 17,024 2,896,091 1879 35,050 549,054 44,651 628,755 In den 20 Jahren 1860 bis 1879 sind in England im Ganzen ge¬ münzt worden: in Gold 92,819,743 £ und in Silber 9,494,326 £. Eine am 30. Juni 1879 der amerikanischen Gesandtschaft in Lon¬ don von sachkundiger Seite ertheilte Auskunft lautete: Der im Umlauf befindliche Goldbetrag sei veranschlagt worden: i. J. 1858 auf 90,000,000 £ „ „ 1872 „ 107,637,000 „ „ „ 1875 „ 118,112,000 „ i. J. 1876 auf 122,368,000 £ „ „ 1879 „ 133,000,000 „ und die Silber-Cirkulation i. J. 1860 auf 14,799,000 £, 1875 auf 19,536,000 £ und 1879 auf 20,000,000 £. — Der Papiergeldumlauf sei (1879) zu etwa 46,000,000 £ anzunehmen. Die am 28. Juli 1880 vom britischen Münzmeister ertheilte Aus¬ kunft enthält sodann folgende Schätzungen: Goldmünzumlauf: 122,470,000 £; Gold in Barren: 13,139,000 £. Silbermünzumlauf: 19,017,000 £; der sonstige Vorrath an Silber im Lande ist sehr unbedeutend, das importirte Silber wird in der Regel bald wieder exportirt. Papiergeldumlauf: Bank von England 27,650,000 £; andere eng¬ lische Banken: 3,537,000 schottische Banken: 5,828,000 £\ irische Banken: 6,284,000 £\ bei einer Metallreserve von zusammen etwa 33,500,000 £, wovon 28,740,000 £ in der Bank von England. — Das Maximum der gestatteten ungedeckten Banknotenausgabe ist jetzt für die Bank von England 15,000,000 £, für alle übrigen Banken zusam¬ men 15,062,207 £. — Der ungefähre Geldumlauf im Vereinigten Königreich stellt sich hiernach, wenn man von der Banknoten-Cirkulation die Metallreserve der Banken in Abzug bringt, für die Mitte des Jahres 1880 bei einer Bevölkerung von 34,500,000 Einwohnern wie folgt: Im Ganzen pro Kopf M. M. Gold 2508,283,000 72,56 Silbermünze 388,694,000 11,27 Banknoten (abzügl. Metallreserve) 143,331,000 4,15 Geldumlauf im Ganzen 3035,308,000 87,97 Herr B. berechnet den Durchschnitt des Geldundaufs im Vereinigten Königreiche pro Kopf auf 21,77 $ Gold und Silber und 6,39 $ Bank¬ noten, zusammen 28,16 $ = M. 118,27. Dieser erheblich höhere Be- 40 trag erklärt sich daraus, dass, wie schon erwähnt, die gesammte Bank¬ noten- Cirkulation, also mit Einschluss der gedeckten Noten, gerechnet und dass die Bevölkerungsziffer mit 31,628,338 nach der Zählung von 1871 angenommen ist. Im Uebrigen sind wir den Angaben des Jahres¬ berichts gefolgt; die Schätzung der Silbermünze dürfte freilich etwas zu hoch sein, da für den Ahfluss von der im Mutterlande allein ge¬ prägten Scheidemünze nach den Kolonien ein genügender Abschlag nicht gemacht zu sein scheint. — Auch möchte noch daran zu erin¬ nern sein, dass die Summe der ungedeckten Banknoten mitunter be¬ trächtlich höher ist als grade in dem oben berücksichtigten Zeitpunkte, oft aber auch niedriger. Im Durchschnitt des Jahres 1879 betrug der Notenumlauf der Bank von England 29,540,000 £ und ihre Metall¬ reserve 32,520,000 £. In Grossbritannien besteht seit 1816 unverändert die reine Gold¬ währung. Eigentliche Münzgebühren werden nicht erhoben. Die Unze Standard-Gold wird ausgeprägt zu 3 £ 177/8 s., es kann jedoch Jeder bei der Bank von England für eine Unze Standard-Gold stets 3£ 173/4 s. erhalten. Niemand ist verpachtet, mehr als 40 s. in Silbermünze in Zahlung zu nehmen. Noten unter 5 £ dürfen in England nicht aus¬ gegeben werden; in Schottland und Irland sind Banknoten bis zu 1 £ herab gestattet. Die Noten der Bank von England sind in England gesetzliches Zahlungsmittel, ausser für die Bank selbst. Vereinigte Staaten von Amerika. Die in den Zollregistern verzeichnete Einfuhr und Ausfuhr von Edelmetall in den Vereinigten Staaten hat betragen: Jahre Einfuhr Ausfuhr Mehr-Einfuhr Mehr-Ausfuhr end. 30. Juni $ $ $ $ 1871 21,270,024 98,441,988 77,171,964 1872 13,743,689 79,877,534 66,133,845 1873 21,480,937 84,608,574 63,127,637 1874 28,454,906 66,630,405 38,175,499 1875 20,900,717 92,132,142 71,231,425 1876 15,936,681 56,506,302 40,569,621 1877 40,774,414 56,162,237 15,387,823 1878 29.821,314 33,740,125 3,918,811 1879 20,296,000 24,997,441 4,701,441 1880 93,034,310 27,142,919 75,891,391 — Die Vereinigten Staaten haben also in dem neunjährigen Zeitraum vom 1. Juli 1870 bis 30. Juni 1879 mehr als 380 Millionen $ oder nahezu 1600 Millionen M. Gold und Silber mehr exportirt als impor- tirt, während die dortige einheimische Edelmetallgewinnung in dem nämlichen Zeitraum auf ca. 2600 Millionen M. zu schätzen sein dürfte. 41 Seitdem ist jedoch, wie vorstehende Uebersicht zeigt, ein ausserordent¬ licher Umschwung in dieser Beziehung eingetreten; in den beiden Ka¬ lender-Jahren 1879 und 1880 betrug die registrirte Mehr-Einfuhr von Edelmetall 67,375,960 und 69,229,882 $, zusammen 136,605,842 $. Dieser Umschwung erklärt sich leicht, wenn man die nachstehen¬ den Angaben im letzten Jahresbericht des Sekretärs des Schatzamtes vor Augen hat. „Der Jahres-Durchschnitt des Mehrbetrages der Ein¬ fuhr über die Ausfuhr von Waaren war für die 10 Jahre vor dem 30. Juni 1873 $ 104,706,922. Dagegen hat der Waarenexport im Durch¬ schnitt der letzten 5 Jahre die Einfuhr um $ 184,191,077 überstiegen. Der Goldwerth der Ausfuhr einheimischer Waaren stieg von $376,616,473 in 1870 auf $ 823,946,353 in 1880." Im Fiskaljahre endend 30. Juni 1880 war die Edelmetall-Einfuhr und Ausfuhr nach ihren Einzelheiten: Gold Silber Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr $ $ $ $ Ungemünztes Gemünztes, amerikan. „ , fremdes . 20,337,445 18,207,559 42,213,392 191,270 j 3,447,755 1,981,425 3,302,886 6,991,603 7,237,373 6,266,521 Im Ganzen .... 80,758,396 3,639,025 12,275,914 13,503,894 Bei der Einfuhr ist nicht einbegriffen, was von den Einwanderern mitgebracht wird und undeklarirt bleibt. Herr B. meint, man dürfe auf jeden Einwanderer hierfür durchschnittlich etwa 15 $ rechnen. Bei der grossen Zahl Einwanderer ist dieser Zuwachs des Edelmetall¬ vorraths von nicht geringer Bedeutung und wird angenommen, dass derselbe den nicht besonders in Rechnung gebrachten Abgang viel¬ leicht mehr als kompensiren möchte. Die Ausmünzungen haben während dieser Jahre 1871 bis 1880 betragen: Gold Silber (davon Standard- Kleine Münzen Dollars Dollars Dollars) Dollars 1871 21,302,475 1,955,905 (657,929) 283,760 1872 20,376,495 3,029,834 (1,112,961) 123,020 1873 35,249,337 2,945,795 (977,150) 494,050 1874 50,442,690 5,983,601 — 411,925 1875 33,553,965 10,070,368 — 230,375 1876 38,178,963 19,126,503 — 260,350 1877 44,078,199 28,549,935 — 62,165 1878 52,798,980 28,290,825 (8,573,500) 30,694 1879 40,986,912 27,227,883 (27,227,500) 97,798 1880 56,157,735 27,942,437 (27,933,750) 269,971 Von den Silber-Standard-Dollars waren bis 1. November 1880 im Ganzen ausgeprägt worden 72,847,750$, wovon sich am genannten 42 Tage 47,084,459$ im Schatzamt (unter diesen 19,780,241 durch Silber- certificatc vertreten) und 25,763,291 $ im wirklichen Umlauf befanden. Der gesammte Kreditgeld-Umlauf in den Vereinigten Staaten be¬ trug am 1. November 1880 Staatspapiergeld (Greenbacks) 353,923,702 f Banknoten 343,834,107 „ Zusammen 697,757,809 $ während die Metallreserve war im Schatzamte 140,725,952 $ Gold und 77,757,316 $ Silber bei den Banken 95,675,472 $ Gold und 5,330,357 $ Silber Zusammen 319,489,097 $, nämlich 218,483,268 $ im Schatzamte und 101,005,829 $ in den Banken, oder bezw. 236,401,424 $ Gold und 83,087,673 $ Silber. Der ungedeckte Kreditgeldbetrag war hiernach 378,268,712 $. Im Jahresberichte des Schatzsekretärs vom 6. December 1880 lieisst es: „In den Münzstätten und den Wardirungsämtern befanden sich am 1. November an Bullion behufs Prägung 78,558,812 $ Gold und 6,043,367 $ Silber, so dass an genanntem Tage der gesammte Betrag des Münzumlaufs und des zur Prägung bestimmten Bullion im Lande sich stellt auf 453,882,692 $ Gold und 158,320,911 $ Silber, zusam¬ men 612,203,603 $." Die Wiederaufnahme der Baarzahlungen seit dem 1. Januar 1879, die kontraktmässige Ausschliessung des Silbercourants im Grossverkehr und die ausserordentlich beträchtlichen Goldimporte aus Europa in Folge der grossen Getreideverschiffungen dahin sind Vorgänge, welche für das internationale Geldwesen iu neuester Zeit von hervorragender Bedeutung geworden sind. Die im Vorstehenden angeführten einzelnen Nach Weisungen sind es, aus denen der Bericht des Münzdirektors seine Schätzung des Geld¬ umlaufs in den Vereinigten Staaten abgeleitet hat. Wir schliessen uns derselben vollständig an, abgesehen wieder von der Modifikation wegen Berechnung des Kreditgeldes. Am 1. November 1880 betrugen im Ganzen pro Kopf der dem Umlaufe dienende Goldvorrath (in Münzen und Barren) M. 1576,360,000 M. 31,84 Silbercourant „ 305,960,000 „ 6,18 Silberseheidemünze ,, 333,605,000 ,, 6,74 Gold und Silber zusammen M. 2215,926,000 M. 44,7 6 Staatspapiergeld M. 1486,480,000 Bauknoten ,, 1444,103,000 M. 2930,583,000 ab Baarbestände im Schatzamte und den Banken .... ,, 1341,854,000 Ungedecktes Kreditgeld „ 1588,729,000 „ 32,10 Total M. 3804,655,000 M. 76,86 43 Der amerikanische Bericht gibt statt dessen, wenn die Dollars auf deutsche Mark umgerechnet werden, den Geldumlauf an: im Ganzen 5146 Millionen M. und pro Kopf der Bevölkerung 104 M. — Bis zum Jahre 1873 galt in den Vereinigten Staaten die Doppel¬ währung, soweit nicht zeitweilig eine Papiervaluta mit Zwangscours sowohl Gold als auch Silber aus dem Verkehr verdrängte. Die der Doppelwährung gesetzlich zu Grunde gelegte Werthrelation ward je¬ doch von Zeit zu Zeit verändert, was natürlich auch auf die that- sächlichen Umlaufsverhältnisse zurückwirken musste. Die gesetzliche Ausprägung ward wie folgt angeordnet: Das Münzgesetz vom Jahre 1853 hat, wie vorstehende Uebersicht zeigt, gegen dasjenige von 1837 eine Abänderung nicht herbeigeführt; dies gilt indess nur für das Courantgeld, denn hinsichtlich der kleinen Münze, welche bei dem damals sehr gestiegenen Silberpreise jedenfalls gegen Einschmelzung gesichert werden musste, ward ein leichterer Münzfuss beliebt, nämlich Ausprägung zu 345,60 Grän pro Dollar (W.R. 1: 14,837). Die Verpflichtung zur Annahme dieser Scheide¬ münze gebt bis zu 5 $. Im Jahre 1870 ward dem Kongress der Entwurf zu einem um¬ fassenden Münzgesetze auf Grund der reinen Goldwährung vorgelegt. Eine Prüfung dieser Vorlage geschah während dreier Sessionen wieder¬ holt durch Kommissionen. Die Annahme erfolgte erst durch Kongress- akte vom 12. Februar 1873, ohne dass die in diesem Münzgesetze aufs deutlichste ausgesprochene Demonetisation des Silbercourants, sei es im Repräsentantenhause oder im Senate, zu Bedenken oder Verwah¬ rungen Anlass gegeben hätte. Allerdings machte sich die durch das Münzgesetz von 1873 verfügte Veränderung der Währung in der Praxis zunächst nicht weiter bemerkbar, da die Papiergeldvaluta noch fort¬ bestand. Nachdem aber die Wiederaufnahme der Baarzahlungen für Anfang 1879 beschlossen war, begann eine lebhafte Agitation für Wiederherstellung der gesetzlichen Doppelwährung, wie solche vor 1873 bestanden hatte. Durch Gesetz vom Februar 1878 (s. g. Bland bill) ward beliebt, dass der frühere Silber-Dollar wieder gesetzliches Zah¬ lungsmittel ohne Beschränkung des Betrags sein, die Ausprägung desselben aber nur für Rechnung des Schatzamtes stattfinden solle, Kongi essakten Gold-Dollars Silber-Dollars ergiebt Werth- 2. April 1792 31. Juli 1834 18. Juli 1837 24 Februar 1853 Troy-Grän f. Troy-Grän f. relation 24,75 371,25 1 : 15.000 23,20 371,25 1 : 16,002 23,22 371,25 1 : 15,988 23,22 371,25 1 : 15,988 44 und zwar zum Betrage von nicht unter 2 Millionen und nicht über 4 Millionen $ für jeden Monat. Dies Gesetz besteht gegenwärtig noch in Kraft, und sind in Folge dessen bis Ende Februar 1881 im Ganzen nahezu 80 Millionen Silber-Standard-Dollars geprägt worden. Von der früher ausgeprägten silbernen Scheidemünze war vor 1879 ein ansehn¬ licher Betrag nach andern Ländern Amerikas exportirt worden, seit¬ dem ist jedoch ein grosser Tlieil derselben wieder zurückgeströmt. Die meisten Banken haben unter sich eine Vereinbarung geschlossen, wonach die Umsätze bei ihnen nur in Goldwährung vermittelt werden, mit Ausschliessung der Silber-Dollars. Frankreich. Die deklarirte Einfuhr und Ausfuhr von Edelmetall (im Spezial- handel) hat in den Jahren 1871 bis 1880 nach der officiellen Han- delsstatistik betragen Gold Silber Jahre Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Francs Francs Francs F rancs 1871 143,862,000 357,676,000 157,191,000 141.674,000 1872 141,861,000 194,754,000 240,874,000 138,624,000 1873 171,594.000 284.233,000 389,628.000 207,536,000 1874 517,045,000 85,795,000 434,415,000 73.481,000 1875 608,014,000 137,693,000 266,782,000 81,440,000 1876 598,307,000 94,655,000 205,191,000 64,775,000 1877 534,697,000 98,961,000 148,156,000 42,196.000 1878 3G4,376.000 1 27.972,000 I 79.O44.0O0 60,210,000 1879 194,009,000 361,527,000 137,839,000 62.176,000 1880 194,834,000 413,095,000 100,862,000 61,954,000 Hiernach wäre die gesammte Einfuhr und Ausfuhr in den 10 Jahren 1871—1880 bezw. der Ueberschuss der Einfuhr gewesen Millionen Millionen Millionen Francs Francs Francs an Gold: Gesammt-Einfuhr 3468 Gesammt-Ausfuhr 2156 Mehr-Einfuhr 1312 an Silber: „ 2260 ,, 934 „ 1326 Es unterliegt wol keinem Zweifel, dass ein bedeutender Betrag von französischen Silbermünzen, die früher im Auslande cirkulirt haben, nachdem sich eine erhebliche Differenz ihres gesetzlichen Zahlungs¬ werths in Frankreich gegen ihren innern Werth herausgestellt hatte, nach ihrer Heimath zurückgebracht sein wird. — Die Ausmünzungen während desselben Zeitraums haben betragen 45 Gold Silbercourant Silber-Scheidemünze Bronce- Francs Francs Francs uiünzen 1871 50,169,880 4,710,905 19,167,594 ? 1872 — 389,190 26,838,369 1,312,103 1873 — 154,649,0-15 1,621,115 584,212 1874 24,319,700 59,996,010 — 415,917 1875 234,912,000 75.000.000 613,978 185,000 1876 176.493,160 52,661,315 — 309,800 1877 255,181,140 16,464,285 — 197,516 1878 176,493.160 1,821,420 — 88,440 1879 28,470,640 — — 200,000 Die gesammten französischen Ausmünzungen seit dem Jahre 1795 bis Ende 1879 haben betragen in Gold 8.740,423.503 Francs und in Silber 5,511,952.863 Francs, von welchen Summen jedoch im Laufe der Zeit ein sehr grosser Theil wieder eingeschmolzen ist. Dies gilt namentlich von den Silbermün¬ zen, die vor 1868 geprägt worden sind. Die vor dem Jahre 1825 ausgeprägten groben Silbermünzen sind, wenn sie nicht durch Ab¬ nutzung erheblich an Gewicht verloren hatten, zum grossen Theile schon früher eingeschmolzen, weil das Ausscheiden des im Silber mit enthaltenen Goldes Vortheil brachte. Zum vorzugsweisen Einschmelzen der vor 1830 ausgeprägten Stücke hat auch der Umstand beigetragen, dass vor Einführung der Silberwardirung auf nassem Wege der wirk¬ liche Feingehalt sich bis 4 Permille höher stellte als wardirt wurde. Seit Anfang der fünfziger Jahre fand dann ein massenhaftes Ein¬ schmelzen von nicht zu sehr abgenutztem französischem Silbercourant statt, unter Substituirung von Goldmünze, in Folge der starken Nach¬ frage nach Silber zum Export nach Ostasien und des hierdurch ver¬ ursachten Steigens des Silberpreises über 60s/4 Pence pro Standard Unze, wonach ein Kilogramm Münzsilber in Darren mit mehr als 200 Francs bezahlt wurde. Frankreich ist seit längerer Zeit dasjenige Land, wo sich verhält- nissmässig am meisten Baargeld angesammelt hat und im Umlauf ist. Wiederholt sind von verschiedenen Seiten statistische Schätzungen hierüber versucht worden, welche freilich übereinstimmend einen, sehr hohen Betrag annahmen, allein in der zift'ermässig annähernden Fest¬ stellung desselben bedeutend differirten. Ein wesentlicher Umstand hierbei ist, dass die Münzen anderer Staaten, welche das Francssystem angenommen haben, in grosser Menge in Frankreich mit im Umlauf sind, wogegen freilich andererseits auch eine Menge französischer Münzen in den übrigen Ländern des Francssystems cirkulirt. Am 23. Dezember 1865 wurde zwischen Frankreich, Belgien, Ita¬ lien und der Schweiz ein Münzvertrag (die s. g. Lateinische Münz- 46 konvention) abgeschlossen, welcher später auch Griechenland beige¬ treten ist, wonach der Münzfuss für die übrigen Silbermünzen durch Reduzirung des Feingehalts von 0,900 auf 0,835 verringert und diese zur Scheidemünze wurden, für die silbernen Fünffrancsstücke aber der bisherige Münzfuss und die Eigenschaft als Courantgeld beibehalten ward. Im Vertrage wurde bestimmt, dass die Münzen der kontra- birenden Staaten gegenseitig bei den öffentlichen Kassen sollten in Zahlung genommen werden, was zur Folge hatte, dass auch im Privat¬ verkehr kein Unterschied bei Annahme derselben gemacht wurde. Als nach eingetretener dauernder Werthverminderung des Silbers seit 1873 es grossen Gewinn abwarf, Silbercourant ausmünzen zu las¬ sen, fand natürlich ein starker Andrang bei allen Münzstätten im la¬ teinischen Münzverein statt, um an solchem Gewinn theilzunehmen; dies geschah auch in Italien, obschon hier seit Juli 1866 der Zwangs¬ kurs für Papiergeld eingeführt war und das Baargeld aus dem Lande verdrängte. Die vorgenannten Staaten vereinigten sich zu Additional- verträgen, wodurch sie zunächst von Jahr zu Jahr einen Maxiraalbe- trag für die in jedem der Staaten auszuprägenden silbernen Fünffrancs¬ stücke festsetzten und schliesslich durch eine neue Münzkonvention vom 5. November 1878 übereinkamen, bis auf weiteres die Ausprägung von Silbercourant gänzlich zu sistiren. Einem Berichte des Deputirten Guyot auf Anlass der zu erthei- lenden Genehmigung dieser Münzkonvention seitens der französischen Nationalversammlung (1879) entnehmen wir Folgendes. „Man kann nicht erwarten, dass Frankreich in den nächsten Jah¬ ren Silber zu verwenden haben wird; es hat davon leider schon mehr aufgenommen als ihm zukommt. Von 1872 bis 1876 bat es 837,500,000 Francs Silber aufgenommen, während Indien in der nämlichen Zeit nur 227,500,000 Frcs. Silber absorbirt hat. Von 1850 bis 1868 sind aus Frankreich 1400 Millionen Francs Silber exportirt. Damals ge¬ stattete nun der Rückgang des Silberpreises auf Pari die Ausmünzung von silbernen Fünffrancsstücken, die etwa zehn Jahre lang von 1856 bis 1867 aufgehört hatte, wieder aufzunehmen. Den damaligen Vor¬ rath von dieser Münzsorte in Frankreich schätzte man auf 1500 Mil¬ lionen Frcs. Seit 1867 bis August 1878 wurden 725,000,000 Frcs. Fünf¬ francsstücke gemünzt. Andererseits befanden sich am 5. Oktober 1878 in der Bank von Frankreich 270,000,000 Frcs. fremde Fünffrancsstücke gegen 682,000,000 Frcs. französischer Prägung (ca. 40 : 100). Bei der vom Finanzminister (Leon Say) zu derselben Zeit angeordneten Unter¬ suchung bei 19,511 öffentlichen Kassen fanden sich 388,417 fremde 47 und 824,989 nationale Fünffrancsstücke (ca. 46:100). Die in den Kassen vorgefundenen fremden Fünffrancsstücke ergaben nahezu 2 Mil¬ lionen Frcs., was zusammen mit dem Vorrath in der Bank 272 Mil¬ lionen Frcs. ausmacht. Man darf annehmen, dass mindestens ebenso viel sich in den Händen von Privatleuten befindet, da zur Zeit eine beträchtliche Silbercirkulation stattfindet, also zusammen ein Betrag von 544 Millionen Frcs. Rechnet man hierzu die seit 1867 stattge¬ habte Silberausmiinzung von 725 Millionen und den präsumtiven Vor¬ rath älterer Silbermünzen im Jahre 1867 zu 1500 Millionen, so ge¬ langt man zu einem Gesammtbetrage von 2769 Millionen Frcs. Hier¬ von kommen in Abzug die nach Deutschland geschickten 239 Millio¬ nen, und verblieben somit als präsumtiver Vorrath 2,530,000,000 Francs." Die schwachen Seiten dieser Schätzung sind leicht zu erkennen und finden sich gerade bei den am meisten ins Gewicht fallenden An¬ sätzen. Dass im Jahre 1867 der in Frankreich verbliebene Vorrath silberner Fünffrancsstücke sich auf etwa 1500 Millionen Frcs. belaufen und dass in den Händen von Privatleuten sich ungefähr ebenso viel fremde Silbermünze befunden haben werde wie in der Bank von Frank¬ reich und den öffentlichen Kassen, diese Annahmen entbehren doch jeder positiven Grundlage; sie können möglicherweise viel zu niedrig, aber auch viel zu hoch sein. Der gesammte Münzumlauf in Frankreich, Belgien und der Schweiz wird in dem Kommissionsbericht an die französische Nationalversamm¬ lung über den Münzvertrag vom 5. November 1878 geschätzt: An silbernen Fünfrancsstücken für Frankreich 1900 Millionen, für Belgien 275 Millionen, für die Schweiz 150 Millionen, zusammen 2325 Millionen Frcs. Hierzu an silberner Scheidemünze, unter Zurechnung der italienischen, 375 Millionen und an Goldmünze, den doppelten Betrag der silbernen Fünffrancsstücke gerechnet, 4650 Millionen, — gesammter Münzumlauf 7350 Millionen Frcs. Eine anderweitige selbständige Untersuchung über den Umfang und die Zusammensetzung des Münzvorraths in Frankreich (i. J. 1878) hat Herr de Foville nach einer von Professor Jevons früher in Eng¬ land angewendeten Methode vorgenommen. Die vorhin erwähnte de- taillirte Feststellung der Bestände von 19,511 öffentlichen Kassen in Frankreich am 14. August 1878 und eine entsprechende gleichzeitige Untersuchung in Belgien hatte die vorgefundenen Münzen auch nach den einzelnen Jahrgängen unterschieden, während bekannt ist, wie gross die in den einzelnen Jahren ausgeprägten Summen jeder Münz- 48 Sorte gewesen. Hierauf begründet sich die Berechnung, welche selbst¬ verständlich nur annähernde Schätzungen ins Auge fassen kann. Es handelte sich darum, zunächst im Allgemeinen das Verhältniss der Gold- und der Silbercourant-Cirkulation zu ermitteln und sodann einen muthmasslichen Schluss auf den Umfang der ganzen Cirkulation zu ziehen. . In den untersuchten Kassenbeständen befanden sich Francs Procentverhältniss Procentverhältniss des Befundes der urspr. Ausprägung in 20-Fr.Stücken . 13,566,300 59 54 in 10-Fr.Stücken . . 3,312,400 14 7 in silbernen 5-Fr.Stücken 6,067,030 27 39 22,945,730 100 100 Was speziell die silbernen Fünffrancstücke betrifft (die goldenen Fünffrancstücke sind so gut wie vollständig eingezogen), so hat die Untersuchung ergeben, dass von den Jahrgängen vor 1830, und na¬ mentlich vor 1825, nur sehr wenige Stücke noch vorkommen, was sich aus ihrer oben schon erwähnten vorzugsweisen Einschmelzung genü¬ gend erklärt. — Das Verhältniss der vorgefundenen fremden Münzen war bei den 20-Fr.Stücken 15,5 °/0, bei den 10-Fr.Stücken 2 °/0, bei den silbernen 5-Fr.Stücken 32 °/0. Auf die Einzelheiten der Berechnung können wir hier nicht näher eingehen und bemerken nur das summarische Ergebniss derselben. Hiernach wird von Herrn von Foville der Münzvorrath in Frankreich (f. d. J. 1878) geschätzt: Zwanzigfiancstücke ca. 4000 Millionen Frcs. (davon 500 Mill, fremden Urspr.) Zehnfrancstücke ca. 750 ,, „ (davon nur wenige fremden Urspr.) Füuffrancstücke ca. 2880 ,, „ Dies ist eine wesentlich höhere Schätzung als die vorhin erwähnte, aber sie erscheint uns als die zutreffendere. — Durch die starken Goldverschiffungen nach den Vereinigten Staaten seit Juli 1879 wird sich der Goldvorrath in Frankreich jetzt um mehrere Hundert Mil¬ lionen Frcs. verringert haben und die bevorstehende Wiederaufnahme der Baarzahlungen in Italien dürfte ebenfalls auf eine Verminderung des Münzvorraths in Frankreich zurückwirken. Der Metallbestaud der Bank von Frankreich und ihrer Zweigan¬ stalten war: Gold Silber Zusammen Ende 1869 673,800,000 Pres. 560,100,000 Frcs. 1233,900,000 Frcs. „ 1873 611,300,000 „ 156,300,000 „ 767,600,000 „ „ 1876 1530,400,000 „ 638,600,000 „ 2169,000,000 „ „ 1878 983,600,000 „ 1058,100,000 „ 2041,700,000 „ „ 1879 732,130,706 „ 1229,182,015 „ 1971,312,720 „ „ 1880 564,268,849 „ 1222,604,414 „ 1786,873,263 „ Am 30. Dezember 1880 war der Notenumlauf der Bank von Frank- 49 reich 2476,727,415 Frcs. und der Metallbestand, wie schon erwähnt 1786,873,263 Frcs., der Betrag an ungedeckten Noten also 689,854,152, Frcs., erheblich grösser, als es vor einigen Jahren die Regel war. — In nachstehender Uebersicht adoptiren wir die Schätzung des amerikanischen Berichts für November 1880 mit der notwendigen Modifikation wegen Abrechnung der Metallreserven in der Bank von der Kreditgeld-Cirkulation. Hiernach hätte der präsumtive Geldum¬ lauf Frankreichs betragen: im Ganzen pro Kopf der Bevölkerung Millionen M. M. Gold (Münzen und Barren) 3,893,4 105,5 Silbercourant (5-Frcst.) . . 2,271,3 61,2 Silberne Scheidemünze 243,2 6,6 Zusammen 6,407,0 173,6 Ungedecktes Kreditgeld . 451,4 12,2 Gesammter Geldumlauf 6,859,3 185,8 B elgien. Die im amerikanischen Bericht für 1879 (S. 91) enthaltenen spe¬ ziellen Angaben über die Gold- und Silber-Einfuhr und Ausfuhr (nach dem Gewicht) sind augenscheinlich zu unvollständig, um irgend Be¬ rücksichtigung zu verdienen. In den allgemeinen handelsstatistischen Uebersichten wird nur Edelmetall-Einfuhr und Ausfuhr ohne Unter¬ scheidung von Gold und Silber aufgeführt, wie dies auch bei den mei¬ sten übrigen noch nicht behandelten Ländern der Fall ist. Dieselbe betrug im Spezialhandel: Edelmetall Jahre Einfuhr Ausfuhr Jahre. Einfuhr Ausfuhr Frcs. Frcs. Frcs. Frcs. 1871 216,677,000 69,895,000 1876 14,538,000 195,000 1872 293,613,000 24,758,000 1877 18,323,000 3,524,000 1873 92,563,000 3,460,000 1878 24,255,000 2,717,000 1874 115,365,000 1,052,000 1879 5,732,000 1,375,000 1875 277,899,000 1,226,000 Edelmetall Die vorstehenden Angaben erscheinen höchst auffallend. Wie soll man sich die plötzliche enorme Abnahme der Einfuhr nach dem Jahre 1875 und anderes erklären? Dieselben sind indess genau dem Sta¬ tistical Abstract for the principal and other foreign countries. N. VII, London 1880 p. 36 ss. entnommen. Die belgischen Ausmünzungen haben betragen Gold Silbercourant Silberscheidemiinze 1873 — 111,704,795 Frcs. — 1874 60,927,000 Frcs. 12,000,000 „ — 1875 82,685,000 „ • 14,904,705 „ — 1876 41,393,640 „ 10,799,425 „ — 1877 118,121,400 „ — „ — 1878 51,108,000 „ — „ — 50 Der Notenumlauf betrug im Oktober 1880 bei einer Metallreserve von 80 Millionen Frcs. ungefähr 300 Millionen Frcs. Der Geldunilauf in Belgien wird auf Grund der im amerikani¬ schen Bericht für Oktober 1880 enthaltenen Angaben geschätzt: im Ganzen pro Kopf der Bevölkerung Millionen M. M. 180,6 33,8 232,8 43,6 36,0 6,7 Gold Silbercourant .... Silberscheidemünze . Zusammen Ungedecktes Kreditgeld Gesammt-Geldumlauf 348,4 84,1 179,3 33,6 527,7 117,7 Schweiz. Amtliche Mittheilungen vom 19. Juli 1879 und 17. Mai 1880 ent¬ halten folgende Notizen. Am 1. Juni 1879 befanden sich in den schweizerischen Zettelban¬ ken 25,682,000 Frcs. in Goldmünze und 18,208,000 Frcs. in Silber¬ münze. Der Münzumlauf ward beide Mal auf etwa 100 Millionen Frcs. geschätzt, halb in Gold, halb in Silber. — Herr Burchard nimmt den Geldumlauf der Schweiz für Oktober 1880 an, wie folgt: Goldmünze 84 Millionen M.\ Silbercourant 42 Millionen M.; Silber¬ scheidemünze 19,7 Millionen 31., zusammen 145,7 Millionen M.\ 52,9 M. pro Kopf der Bevölkerung. Die gleichzeitige ungedeckte Banknoten- Cirkulation stellt sich auf 13,8 M. pro Kopf. Italien. Seit Juni 1866 befindet sich Italien unter der Herrschaft des Zwangscourses, dessen Aufhebung aber bekanntlich jetzt im Werke ist. Die Cirkulationsverhältnisse sind in letzter Zeit durchaus anormal gewesen. Ueber die bezügliche Statistik liegt uns in der Denkschrift, mit welcher die Regierung die Vorlegung des Gesetzes wegen Auf¬ hebung des Zwangscourses vom 15. November 1880 begleitet hat, neues und vollständiges Material vor. Wir entnehmen derselben Fol¬ gendes. Die italienische Regierung hat seit 1862 bis Ende 1879 an frü¬ heren Landesmünzen eingezogen: Goldmünzen 33,373,000 Lire; — SilbermLinzen 539,420,000 Lire. Dagegen sind neu ausgeprägt worden: Goldmünzen' 252,544,320 Lire; Silbercourant 364,637,025 Lire; Silberscheidemünze 156,000,000 Lire; Der Unilauf von Kreditgeld war: 51 Staatspapiorgeld Banknoten Zusammen Millionen Lire Millionen Lire Millionen Lire Ende 1875 940,oo 621,24 1561,24 1878 940,00 672,28 1612,28 1879 940,00 732,44 1672,44 Septbr. 1880 940,00 724,94 1664,94 (Die Menge der umlaufenden falschen Banknoten soll bedeutend sein.J Dagegen war der Edelmetallbestand der Staatshauptkasse und der Emissionsbanken Gold (Münzen Staatskasse Millionen Lire und Barren) Banken Millionen Lire Silbermünzen Staatskasse | Banken Millionen Lire | Millionen Lire Elide 1875 24,37 67,26 12,91 76,02 ., 1878 ? 79,36 1 71,59 „ 1879 ? 80,43 ? 67,39 Septbr. 1880 33,90 71,92 34,81 66,6p Im Ganzen wäre hiernach der Edelmetallvorrath in Italien, ab¬ gesehen von den im Besitze von Privatpersonen befindlichen und von diesen zurückgehaltenen Beträgen im September 1880 rund 100 Mil¬ lionen Lire Gold und 100 Millionen Lire Silbermünze gewesen. Nach den Angaben im Berichte des Herrn B. wird der Geldum¬ lauf Italiens i, J. 1879 veranschlagt Gold Silbercourant Silberscheidemünze Ungedeckte Noten im Ganzen 100,800,000 M. 87,780,000 „ 54,600,000 „ 1166,712,000 „ pro Kopf der Bevölkerung ( 42,0 8,8 M. Deutschland. Die Einfuhr und Ausfuhr von Münzen und Edelmetall im deut¬ schen Zollgebiete bat nach den Ermittelungen und Schätzungen des Kaiserlichen Statistischen Amts im Werthe betragen: Jahre Einfuhr Ausfuhr Jahre Einfuhr Ausfuhr Tausend M. Tausend M. Tausend M. Tausend M. 1872 206,400 174,000 1876 111,200 57,900 1873 501,300 187,200 1877 102,900 66,200 1874 68,400 106,800 1878 209,000 29,400 1875 45.700 66,800 1879 119,600 45,800 (Die Einfuhr im Jahre 1879 setzte sich zusammen aus: Gold, roh, in Barren und Bruch 9,840,000 71/.; Gold, gemünzt, 77,000,000 71/.; Silber, roh, in Barren und Bruch 28,700,000 71/.; Silber, gemünzt, 4,050,000 71/.) Hiernach wären zusammen in den acht Jahren 1872—1879 einge¬ führt 1364,500,000 M. und ausgefidirt 734,100,000 71/., was eine Mehr¬ einfuhr von 630,400,000 71/. ergeben würde. — Die Ermittelungen sind 4* 52 indess offenbar zu unvollständig, um hieraus irgend Schlüsse für die wirklichen Vorgänge ableiten zu dürfen. Die Ungenauigkeit der An¬ gaben erhellt schon daraus, dass im Jahre 1877 allein in Grossbri¬ tannien ein Betrag von 275 Millionen M. Silber aus Deutschland nach¬ weisbar importirt worden ist*). — Die eigene Edelmetall-Produktion Deutschlands war nach den im ersten Abschnitt gegebenen Nachweisen im nämlichen Zeitraum 2774 kg (7,672,000 M.) Gold und 1,249,900 kg (204,075,000 M.) Silber. Ausgeprägt wurden an Reichsmünzen: Jahr Goldmünzen M. Silbermünzen M. Jahr Goldmünzen M. Silbermünzen M. 1872 421,474,100 1877 112,539,500 46.222,800 1873 594,362.900 2,350,200 1878 125,130.800 6,666,800 1874 93,507,400 46,331,700 1879 46,387,100 453,400 1875 166.420,800 115,559,000 1880 27,992,240 (5,000,0001 187G 159.424.500 . 210,080,200 Hiervon sind als nicht mehr umlaufsfähig bis Ende 1880 wieder eingezogen 584,715 M. Goldmünzen und 8550 M. Silbermünzen. Für im Jahr 1879 eingezogene 5 Millionen M. in Zwanzigpfennigstücken sind im Jahre 1880 wieder 1- und 2-Markstücke ausgeprägt worden. Am 31. Dezember 1880 waren, nach Abzug der wieder eingezoge¬ nen Beträge, ausgeprägt: *) Der amerikanische Bericht für 1879 enthält S. 76—80 ein dem amerikanischen Gesandten White am 30. August 1879 vom Staatssekretär von Bülow mitgetheiltes Me¬ morial über die Verhältnisse des deutschen Geldumlaufs. Das meiste darin stimmt, wie nicht anders zu erwarten ist, genau überein mit den Angaben der amtlichen Statistik. Zweierlei verdient indess daneben Erwähnung. Richtig wird darauf hingewiesen, dass bei Schätzung des Münzvorraths die hiervon ins Ausland exportirten Beträge in Abzug zu bringen seien, und dabei bemerkt: es seien nach eingezogenen Erkundigungen von den ausgeprägten Reichsgoldmünzen bis Eüde 1878 etwa 173,840,000 M. ins Ausland gegan¬ gen, wovon 102,970,000 M. in den fremden Münzanstalten eingeschmolzen seien, während der Rest damals noch in verschiedenen Banken bewahrt wurde. Es wird diese Angabe auf Mittheilungen seitens der ausländischen Finanz- und Bankverwaltungen beruhen. — Die andere Bemerkung bezieht sich auf eine offenbar unrichtige Angabe im erwähnten Memorial. Es wird darin mitgetheilt ein ,,Statement of the import and export of crude and coined silver in Germany", 1872—1878 resp. 1879. Da heisst es dann „Imported Kg. fine" (zusammengerechnet) 2,800,000 und ,,Exported Kg. fine" 13,298,500. Es wird aus¬ drücklich noch hinzugefügt, man habe zu den Angaben der Handelsstatistik noch den Be¬ trag des für Reichsrechnung verkauften Silbers hinzugerechnet u. A. Dass aus Deutsch¬ land in den Jahren 1873 bis 1878 über 13 Millionen kg fein Silber ausgeführt sei (spe- ciell i. J. 1877: 5,592,000 kg), erscheint nicht möglich. Alles von 1872 bis Mai 1879 für Reichsrechnung verkaufte Silber beträgt nur 3,551,431 kg fein. 53 1747,239,095 31. Reichsgoldmünzen; 427,087,397 M. Reichssilher- miinzen; der Bestand an Silberbarren für Rechnung des Reichs war 339,126 Pfund f. An Reichskassenscheinen waren (gegen 171,838,800 31. Ende Marz 1876) am 31. März 1880 im Umlauf 159,444,800 31. Der Notenumlauf und gleichzeitige Mctallbestand der deutschen Notenbanken am Schlüsse des Jahres hat betragen: Notenumlauf überhaupt Ungedeckter Notenumlauf Metallbestand Tausend M. Tausend M. Tausend M. 1875 1050,457 392,286 609,909 1876 989,170 296,539 609,910 1877 918,102 305,306 542,247 1878 857,761 239,578 560,211 1879 990,083 291,430 626,399 1880 1007,650 312,745 614,939 Bei Berechnung des ungedeckten Notenumlaufs ist selbstverständ¬ lich nicht allein der Metallbestand, sondern auch der Bestand an Reichskasseuscheinen und fremden Banknoten vom Gesammtumlauf in Abzug gebracht. Der dem deutschen Handelstage im Oktober 1880 vorgelegte Be¬ richt gab über den damaligen wahrscheinlichen Betrag des Geldum- laufs in Deutschland folgende Schätzung: Reichsgoldmünzen M. 1400,000,000 50,1 «/, Früheres Silbercourant . „ 460,000,000 16,4 o/, Reichssilbermünzen „ 427,000,000 15,3 »/. Nickel- und Kupfermünzen „ 40,000,000 1.4 »/, Gold in Barren und Sorten „ 50,000,000 1.8 °/, M. 2377,000,000 85,0 »/, Reichskassenscheine . „ 160,000,000 5,7 »/, Ungedeckte Banknoten . „ 260,000,000 9,3 »/, Gesammter Geldumlauf . M. 2797,000,000 100,0. Hierzu ist zur Erläuterung zu bemerken: 120 Millionen 31. Reichs¬ goldmünzen sind als Reichskriegschatz in Spandau reservirt und für Export (abzüglich der später zurückgekommenen Summen) und Eiu- schmelzung von Reichsgoldmünzen während des Zeitraums von 1873 bis 1880 ein Betrag von ca. 210 Millionen 31. angenommen. Die Um¬ laufsverhältnisse pro Kopf der Bevölkerung würden hiernach sein: Gold 31. 32,22, Silbermünzen 31. 19,71, ungedecktes Kreditgeld 31. 9,33; zusammen 31. 61,26, wobei Nickel- und Kupfermünzen un¬ berücksichtigt geblieben sind. Der amerikanische Bericht hat für seine Schätzung des Geldum¬ laufs in Deutschland (vgl. Anl. B) in Betreff der Metallcirkulation den obigen Angaben sich angeschlossen, für das umlaufende Kreditgeld rechnet er aber, unter Berufung auf den Londoner Economist vom 6. November 1880, einen Gesammtbetrag von 930 Millionen M. oder 54 pro Kopf M. 21,76, indem die Metallreservc der Banken audi liier nicht in Gegenrechnung gebracht ist. So entsteht denn im amerikani¬ schen Bericht die zu hohe Schätzung für den gesanunten Geldumlauf in Deutschland im Belauf von 3210 Millionen im Ganzen und M. 75,26 pro Kopf. Die Skandinavischen Länder. Die von den Delegirten der Skandinavischen Staaten auf den inter¬ nationalen Münzkonferenzen von 1878 über ihren Geldumlauf vorge¬ legten statistischen Uebersichten gaben folgende Auskunft. Bis zum I. Juli 1878 waren in Gemässheit des skandinavischen Münzvertrags vom 27. Mai 1873, wodurch die reine Goldwährung eingeführt ward, ausgemünzt: (toM Silber in Dänemark: Kronen*) 34.754,640 18,148,229 in Schweden: Kronen 31.086.910 11,643.553 in Norwegen: Kronen 9,436,650 4,520,000 Zusammen Kronen 75,278,200 34,311,782 Der Umlauf von Kreditgeld und die dagegen von den Banken ge¬ haltenen Metallreserven betrugen am 1. Juli 1878 nach denselben of- ticiellen Angaben: Banknoten-Umlauf Metallreserve in Dänemark: Kronen 60,638,150 36.586,712 in Schweden: Kronen 71,463,085 24,800,888 in Norwegen: Kronen 38,152,490 25,533,906 Zusammen Kronen 170,253,725 86,921,506 Aus den im amerikanischen Bericht für 1880 enthaltenen Mit¬ theilungen der Ministerien dieser Staaten lassen sich noch einige neuere Notizen hinzufügen. In Dänemark hat seit 1. Juli 1878 eine weitere Ausmünzung nicht stattgefunden. — Die Banknoten-Cirkulation betrug am 28. Februar 1880: 58,721,390 Kronen. Für Schweden war der Münzumlauf (abgesehen von den Reserven der Banken) für Anfang 1878 veranschlagt auf rund 5,500,000 Kronen Gold und 11,000,000 Kronen Silber, neben Banknoten zum Belauf von 77,718,000 Kronen. Ende 1879 war die Notencirkulation 80,811,090 Kronen. — Die deklarirte Edelmetall-Einfuhr und Ausfuhr betrug: (ioM Silber 1878 1879 nfuhr 3030 kg. Ausfuhr 302 kg | Einfuhr 5250 kg. Ausfuhr 443 kg 1278 ,, ,, 345 „ ,, 986 „ „ 462 „ In Norwegen wird der Banknoten-Umlauf Ende 1878 angegeben zu 30,967,700 Kronen. Die Norwegische Bank hatte gleichzeitig *) Die skandinavische Krone hat den Werth IM. 121/9 Pf. deutsche Reichswährung. 55 12,064,000 Kronen Gold in Münzen und Barren und 1,154,900 Kronen in Silber. Wie auf Grund der vorstehenden Notizen der Geldumlauf in den Skandinavischen Ländern in seiner Zusammensetzung zu schätzen sein möchte, darüber ist die unten mitzutheilende allgemeine Uebersicht nachzusehen, welche sich mit der schon öfter erwähnten Modifikation den Aufstellungen des Herrn Burchard anschliesst. Hierbei ist noch zu erwähnen, was dort nicht berührt wird, dass auch im Grossfürstenthum Finland die reine Goldwährung eingeführt ist. Die Münzeinheit bildet daselbst die dem Franc genau entspre¬ chende finnische Mark, in ihren Vielfachen nach ganz gleichem Münz¬ fuss ausgeprägt wie die französischen 20- und 10-Francstücke. — Ueber den Betrag der Ausmünzungen fehlen uns aber die Angaben. Niederlande. Die im September 1879 vom Niederländischen Finanzministerium ertheilte Auskunft in Betreff des Geldumlaufs in den Niederlanden enthält im Wesentlichen folgende Angaben. An Edelmetall wurden nach den Zollregistern eingeführt und aus¬ geführt, und die Ausmünzung betrug Gold Silber Einfuhr Ausfuhr Ausmunzung Einfuhr Ausfuhr Ausmünzung Jahre kg kg kg kg kg kg 1873 3.628 167 140 118.721 145,165 139,233 1874 3,655 — 154 133,092 11,693 321,210 1875 14.887 120 27,621 58,376 25,087 — 1876 4,103 182 10,782 100,700 33,874 1,537 1877 7,064 4358 7,499 28,719 41.310 1,399 1878 2,340 331 305 92,972 79,655 1,399 Dem Wertbe nacli haben die Ausprägungen betragen: Gold Gulden 1873 1874 1875 Silber Gulden 13,887,682 32.089,315 Nichts 1876 1877 1878 Gold Gulden 15.811,060 11,081,490 Nichts Silber Gulden (120,000)*) (100,000)*) 41,100,000 Nichts 1878 Nichts (120,000)*) Von den Goldmünzen ist wenig exportirt worden (abgesehen von den für Privatrechnung geprägten Handelsgoldmünzen — den Dukaten), hingegen manches von den Silbermünzen nach dem Niederländischen Ostindien. — Nach annähernder Schätzung des Münzkollegiums betrug der Silbermünzvorrath des Landes am 1. Januar 1879: 144,160,855 fl. *) Scheidemünze. 56 Im Besitze der Niederländischen Bank befanden sich am 1. September 1879: 74,901,099 11. Silbercourant, 988,369 fl. Silberscheidemünze und 41,378,930 11. in Gold. An Staatspapiergeld (Münzscheinen) waren am 1. September 1879 emittirt 10,000,CHX) 11., wovon sich 3,909,950 fl. im Besitze der Bank befanden. An Banknoten waren um die nämliche Zeit 185,451,380 fl. im Umlauf. Nach einer annähernden Schätzung auf Grundlage der vorstehen¬ den Angaben und des amerikanischen Berichts würde der Geldumlauf in den Niederlanden, wenn die Metallreserve der Niederländischen Bank hei der Kreditgeld-Cirkulation in Abzug kommt und die Bevöl¬ kerungsziffer für Berechnung des Durchschnitts berichtigt wird, für November 1880 zu veranschlagen sein: Gold im Ganzen 84,000,000 M.; pro Kopf M, 21,0 Silbercourant ,, ,, 242,000,000 ,, „ ,, 60,5 Silberscheidemünze ,, ,, 1,600,000 ,, „ „ ,, 0.4 327,600,000 pro Kopf N. 81,9 Ungedecktes Kreditgeld . . 98,640,000 „ ,, „ „ 24,5 Im Ganzen 426,240,000 M.\ pro Kopf N. 106,4 Nach der amerikanischen Aufstellung (Anl. 15) ergibt sich für die Niederlande ein gesammter Geldumlauf, Baargeld und Kreditgeld zusammen genommen, von 158,248,041 $ (= 664,640,000 M.) im Gan¬ zen und von $ 44,20 (= 185,6 M.) pro Kopf, welches Beispiel die Nothwendigkeit einer gehörigen Unterscheidung der ungedeckten Kredit¬ geld-Cirkulation vom Bruttobetrage derselben für die hier in Rede stehenden Schätzungen, wenn dieselben nicht eine unrichtige Vorstel¬ lung hervorrufen sollen, aufs klarste erkennen lässt. Wegen der gegenwärtigen Lage der Währungsverhältnisse in den Niederlanden wollen wir bemerken, dass daselbst eine förmliche und vollständige Demonetisation des Silbercourants freilich noch nicht statt¬ gefunden hat, dass aber, wie die Wechselcourse darthun, thatsächlich dort die Goldwährung in voller Geltung ist, ebenso wie in Deutsch¬ land, indem unter unbeschränkter Freigebung der Goldausprägung die Ausmünzung von Silbercourant bis auf weiteres aufgehoben und den noch vorhandenen früheren Silbergulden der gesetzliche Charakter von Goldmünzen beigelegt ist. Die übrigen Staaten. Der amerikanische Bericht für 1880 hat ausser den im Vorange¬ gangenen speziell in Betracht gezogenen elf Ländern noch für zwanzig andere Länder ungefähre Schätzungen ihres Geldumlaufs unternommen, 57 wie aus der Anlage B zu ersehen ist. Wir enthalten uns hier einer Revision bzw. ausdrücklicher Bestätigung der speziellen und detail- lirten Angaben in Betreff des Geldundaufs dieser anderen Länder und beschränken uns auf eine summarische Zusammenfassung der Ergeb¬ nisse der Untersuchungen und Veranschlagungen des Herrn Müriz- direktor Burchard über die muthmasslichen Beträge von Gold und Silber, welche dort um Oktober 1880 in der Form von umlaufenden Münzen oder als Metallreserven der Notenbanken vorhanden sein sol¬ len. Den Umlauf des Kreditgeldes in diesen Ländern gleicherweise zusammen zu rechnen, nehmen wir schon deshalb Anstand, weil das Kreditgeld mit Zwaugscours in den verschiedenen Staaten sehr ver¬ schiedene Grade der Entwerthung aufzuweisen hat und ausserdem in den meisten Staaten auch sehr häutigen raschen und starken Schwan¬ kungen unterworfen zu sein pflegt. Legt man Gewicht darauf, die Verhältnisse des allgemeinen Geldumlaufs mit Einschluss des Kredit¬ geldes zu einer gegebenen Zeit vergleichend zusammen zu stellen und die Beträge zu einer Summe zusammen zu fassen,-so würde jedenfalls nicht der Nennwerth, sondern der auf effective Münze nach dem Cours zu berechnende Werth aufzunehmen sein. Wegen spezieller Belege hierfür, sowie für andere Bedenken, darf auf die Anmerkungen zu Anlage B verwiesen werden. — Mit allem Vorbehalt legen wir als ungefähre Schätzung des um Oktober 1880 in Form von Münzen oder in Barren im Umlauf bzw. in den Reserven der Schatzämter und Notenbanken betindlich gewe¬ senen Edelmetalls nachstehend vereinfachte Uebersicht vor*). Gold in Münzen und Barren Silbermünze Länder im Ganzeu pro Kopf im Ganzen pro Kopf M. M. M. M. England 2503,300,000 72,56 388,700,000 11,27 Vereinigte Staaten ..... 1576,400,000 31,84 639,600,000 12.92 Frankreich 3893,400,000 150,4 9 2514,500,000 68,13 Belgien 180,600,000 33,80 268,800,000 50,30 Schweiz 84,000,000 30,50 61,700,000 22,40 Italien . . - 100,800,000 3,63 142,400,000 5,13 Deutschland 1450,000,000 32,22 887,000,000 19,7) Skandinavische Länder 82,800,000 10,03 46,700,000 5,85 Niederlande 84,000,000 21,00 243,600,000 60,90 9655,300,000 5193,000,000 Uebrige europäische Länder 1540,000,000 1600,000,000 Britische Kolonien (ohne Indien) 500,000,000 70,000,000 Sonstige betreffende Länder . 1404,700,000 1537,000,000 Total 13,100,000,000 8400,000,000 *) Wenn die hier vorgelegten Schätzungen der haaren Geldvorräthe in den civilisirten 58 Im amerikanischen Bericht (Aul. B) finden wir den Gesamnit- betrag des im Oktober 1X80 in den civilisirton Staaten präsumtiv vorhandenen Gold- und Silber-Unilaufs geschätzt auf 11,841 Millionen M. Gold und 10,428 Millionen 31. Silber, und dazu 618 Millionen 31. Edel¬ metall ohne Unterscheidung. Vcrtheilen wir der Vollständigkeit wegen diesem Betrag zu s/4 auf Gold und x/4 auf Silber (da hauptsächlich Russland in Betracht kommt, in dessen Reichsbank die Metallreserve ganz vorwiegend aus Gold besteht), so erhalten wir als Schätzung 12,800 Millionen 31. Gold und 10,600 Millionen 31. Silber. Bei dieser Veranschlagung ist aber, wenn man sie unserer vorstehenden Schätzung gegenüberstellen will, die wesentliche Verschiedenheit einiger Ansätze zu beachten. Hinsichtlich der speziell aufgeführten Länder (welche in unserer Aufstellung beim Golde etwa 77°|0 und beim Silber über 6O°|0 ausmachen) besteht ziemliche Uebereinstimmung der beidersei¬ tigen Schätzungen, allein im Uebrigen difieriren die Bestandteile der¬ selben ausserordentlich. Der amerikanische Bericht hat von den bri¬ tischen Kolonien nur Australien und Canada berücksichtigt, Bolivien und Chile fehlen, und für den Geldumlauf in Brasilien ist lediglich Papiergeld eingestellt. Dagegen ist, was bei unserer Schätzung ab¬ sichtlich bei Seite gelassen worden, Indien mit aufgeführt, und zwar mit dem enormen Betrage von 4263 Millionen 31. Silbermünze, und auch Ja)»an. China ist in beide Aufstellungen nicht hineingezogen worden. Es kann unserer Ansicht nach zweifelhaft erscheinen, ob es rich¬ tiger sei, bei Zusammenstellungen über den mutmasslichen Edelmetall- Umlauf (Münzen und Barren) in den handeltreibenden Ländern Indien mit aufzunehmen oder wie China auszuschliessen. Für das eine und für das andere lassen sich Gründe angeben, deren Darlegung und Prüfung hier zu weit führen würde. Wir haben uns für letzteres ent¬ schieden. Soll Indien aber mit eingestellt werden, so dürfte jedenfalls die vorerwähnte Schätzung von über 4200 Millionen 31. Silbermünze als viel zu hoch anzusehen sein, da der bei weitem grösste Theil des im Laufe der letzten vierzig Jahre im Britischen Indien stattgehabten Mehr-Imports von Silber, wenn auch fast alles zu Rupien ausgeprägt worden ist, nicht mehr zum Geldumlauf oder als Bankreserve dient, Ländern in einigen Positionen von der am letzten Handelstage gegebenen summarischen Darlegung abweichen, so wird dies einen Vorwurf der Inkonsequenz nicht begründen kön¬ nen, denn das im amerikanischen Bericht gebotene Material, welches zu gewissen Modifi¬ kationen veranlasst hat, ist erst später bekannt geworden, und in der Hauptsache stim¬ men die massgebenden Ergebnisse beider Schätzungen wesentlich überein. 59 sondern thesaurirt oder zu Schmucksachen verwendet worden ist. Wir glauben, dass der Sekretär des Gouvernements von Indien, Herr Chapman, in seiner Auskunftsertheilung vom 29. September 1879 der Wirklichkeit nahe kommt, wenn er den in Rechnung zu bringenden wirklichen Münzundauf in Indien nicht höher als auf 50 bis 60 Mil¬ lionen £, also ungefähr 1100 Millionen 31. veranschlagt, also nur etwa ein Viertel der im amerikanischen Bericht angenommenen Summe. Im Uebrigen nehmen wir Bezug auf unsere kurzen Bemerkungen zu der, ungeachtet aller kritischen Bedenken in vielen Einzelheiten, im Ganzen als eine sehr interessante und lehrreiche anzuerkennenden amerikanischen Originaltabelle in Anlage B. Für unsere Uebersicht möchte noch zu bemerken sein, dass unter den „übrigen europäischen Ländern" begrilfen sind: Oesterreich-Ungarn, Russlaud, Finland, Spanien, Portugal, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland. — Unter „sonstige Länder" sind zusammengefasst: sämmt- liche Staaten in Mittel- und Süd-Amerika, sowie Westindien mit Aus¬ nahme der unter den Britischen Kolonien begriffenen Inseln. Asien, Aegypten und die uordafrikanischen Länder sind ausser Betracht ge¬ blieben. Unsere obige Schätzung des gegenwärtigen so zu sagen aktiven monetarischen Edelmetallvorraths (in Münzen und Barren) in sämmt- lichen civilisirten Ländern, 13,100 Millionen 31. Gold und 8400 Millionen 31 Silber muss, wie wir selbst am bereitwilligsten anerkennen, als ein sehr ge¬ wagter Versuch, unter Vorbehalt weiter Fehlergrenzen, betrachtet und beurtheilt werden, und erscheint die Aufstellung solcher Uebersichten nur durch deren evideute Nothwendigkeit gerechtfertigt. Eine moti- virte Kritik der einzelnen Positionen und damit auch des schliesslichen Ergebnisses, welche dahin führt, dieselben aus Gründen der Wahr¬ scheinlichkeit sei es zu erhöhen, sei es zu ermässigen, wird sehr will¬ kommen sein. Es wird bei solchen Berichtigungen indess stets im Auge zu behalten sein, dass die Edelmetallbestände der verschiedenen Länder oft in kurzen Zeiträumen erheblichen Umgestaltungen durch die Bewegung des internationalen grossen Verkehrs unterworfen blei¬ ben und dass Schätzungen der in Rede stehenden Art thunlichst auf einen gleichen Zeitabschnitt einzurichten sind. Wir wollen nicht verschweigen, dass das Gesammtergebniss der eigenen Schätzungen ebenso wie die Kenntnissnahme derjenigen im oft erwähnten amerikanischen Bericht uns sehr überrascht und be¬ fremdet hat durch das Zurückbleiben derselben hinter den gewöhn- 60 lichen summarischen Aufstellungen über den Gesammtbetrag der dem Geldumlauf dienenden Edelmetallvorräthe in civilisirten Ländern. Blei¬ ben wir beim Golde stehen, so nimmt z. B. Herr Leroy Beaulieu im I/Economiste frangais vom 26. Februar 1881 an, „qu'il y a dans le monde cn especes monnayres, 25 milliards d'or, peut-etre 30", — also 20 bis 24 Milliarden M., während Herrn Burchard's und unsere Schätzungen nur 12 bezw. 13 Milliarden M. ergeben. — Wir haben wiederholt unsere Schätzungen im Einzelnen mit dem Wunsche und der Tendenz revidirt, wenn irgend zulässig, in denselben für die einzelnen spezificirten Länder und für die zusammengefassten Gruppen höhere Beträge einzustellen, haben jedoch stets nur die Ueberzeugung bestärkt gefunden, dass irgend genügende Gründe zu solcher Erhöhung nach den uns bekannten Materialien und nach sachgemässer Wahrschein¬ lichkeitsberechnung nicht gegeben seien. — Den dritten Abschnitt dieser Untersuchung, welcher die Verwen¬ dung des Goldes und Silbers zu Zwecken der Industrie und des Kunst¬ gewerbes, sowie den Abfluss des Edelmetalls nach Ländern, wo das Thesauriren noch in bedeutender Ausdehnung betrieben wird, stati¬ stisch erörtern soll, müssen wir einem späteren Hefte dieser Jahrbücher vorbehalten. Wir hoffen, dass es gelingen wird, das uns zu Gebote stehende Material zu annähernden Schätzungen über dieses ebenso wichtige wie schwierige, aber bisher zu wenig behandelte Thema bis dahin noch etwas zu vervollständigen. Anhang'. In mehrfacher Hinsicht erschien es uns geboten, unserer vorstehenden Abhandlung in einem Anhange diejenigen Documente, auf welche wir so häufig und eingehend Bezug genommen haben, unverändert und unver¬ kürzt im Originaltexte vorzulegen. In manchen erheblichen Punkten glaubten wir von den Aufstellungen des Herrn Miinz-Direktors Burchard abweichen zu müssen, und ist in Folge dessen, wie bereits nachgewiesen wurde, auch unsere schliessliche Schätzung der Edelmetall-Produktion und des Geldumlaufs zu einem selbständigen Ergebniss gelangt. Es darf indess hervorgehoben werden, dass in vielen wichtigen Einzelheiten, die wir auf Grund eigener Vorarbeiten untersuchen konnten, sich eine wesentliche Uebereinstimmung herausgestellt hat, welche das gewöhnliche Misstrauen gegen die betreffenden Schätzungen etwas zu mildern geeignet ist. Wir sind überzeugt, dass der geehrte Verfasser des amtlichen Berichts, wel¬ cher uns so überaus wichtige und belehrende Kachweise und Schätzungen über die Verhältnisse dos Geldwesens im weitesten Umfange vorgelegt hat, selbst am meisten damit einverstanden ist, dass dieselben Gegenstand einer ins Detail gehenden und mit Motiven versehenen Kritik geworden sind und diese ihm vielleicht Gelegenheit gibt, für folgende Jahresberichte vor¬ geschlagene Aenderungen und Ergänzungen in Erwägung zu ziehen. Was aber der Verfasser jedenfalls zu verlangen berechtigt erscheint, und auch jeder aufmerksame Leser unserer Abhandlung wünschen muss, ist eine Mittheilung seiner mit so grosser Sorgfalt zusammengestellten Haupttabellen in ihrem vollständigen Zusammenhange. Dieselben folgen hier als Anla¬ gen A und B, unter Beifügung einiger kurzen Bemerkungen. 62 Anlage A. Annual Report of the Director of the Mint (Horatio C. Rur chard) to the Secretary of the Treasury for the fiscal year ended June 30, 1880. Washington, November 23, 1880. Appendix No. XXVII p. 159. // 'ortils production of gold and silver. (Calendar years excepted for United States and Japan.) 1 877. Countries Gold Silver Kilograms Dollars Kilograms Dollars United States 70,565 46.897,390 957,321 39,793,573 Russia . 40,967 27.226,668 11,255 467.844 Australia ..... 43,663 29,018,223 — — Mexico fl.öOO 996,898 +650,000 27,018,900 Germany 308 204.697 147,612 6,135,877 Austria * 1,800 1,196.278 *51,000 2,119,948 Sweden *4 2,658 1,300 54,038 Norway — — 4.524 188,052 Italy 109 72,375 432 17,949 Rest of Europe . — — ++50.000 2,078,38U Argentine Republic *118 78,546 *10,109 420,2::5 Colombia 6.019 4,000.000 24.057 1,000.000 Rest of South America ++3,000 1.993.800 ++250.000 1,039,190 [sicj Japan *400 265,840 *17.000 706,649 Africa ff3,000 1,993,800 — — Total 171,453 113,947.173 2,174.610 81,040.665 1878. Countries Gold Silver Kilograms Dollars Kilograms Dollars United States 77,048 51,206.360 1.089,343 45.281,385 Russia 42.082 27,967,697 10.778 448.016 Australia *43.663 29,018,223 — — Mexico ..... + 1,500 996,898 +650.000 27,018.940 Germany 309 205.361 166,911 6,938,073 Austria *1.800 1,196,278 *52,000 2,161.515 Sweden 9 6,001 1.268 52,708 Norway — — *4,000 166,270 Italy *109 72.375 *432 17,949 Kest of Europe . — — ++50,000 2,078,380 Argentine Republic *118 78,546 *10.109 420,225 Colombia 6.019 4.000,000 24.057 1,000,000 Rest of South America ++3000 1,993.800 ++250,000 1.039,190 fsiej Japan 445 295.746 17,534 728,846 Africa ++3,000 1.993.800 — — Total 179,102 119,031.085 2,326.432 87,351.497 * Estimated from production of other years. — f Estimated from amounts deposited at its mints. ff Estimated from jSoetbeer's average for 1875. 63 1879. Countries Gold Silver Kilograms Dollars Kilograms Dollar,. United States 58,531 38,899,858 981,825 40,812,132 Russia *40,000 26,584,000 *10,000 415,676 Australia *43,663 29,018,223 — — Mexico 1.488 989,161 605,469 25,167,763 Germany *308 205,361 166,911 6,938,073 Austria 1,598 1,062,031 48,180 2,002,727 Sweden 3 1,994 1,502 62,435 Norway — — *4,000 166,270 Italy *109 72,375 *432 17,949 Rest of Europe . — — ff50,000 2,078,380 Argentine Republic 118 78,546 10,109 420,225 Colombia 6.019 4,000.000 24,057 1.000,000 Rest of South America ff 3,000 1,993,800 tf250,000 1,039,190 hie Japan 70Z 466,548 22,046 916,400 Africa tt3,000 _ 1,993,800 — — Total 158.539 105,365,697 2,174,531 81,037,220 Zu A ill age A. Unsere Abhandlung enthält in ihrem ersten Abschnitte eine Kritik und Vervollständigung einer grossen Zahl von Positionen dieser Tabelle, auf welche selbstverständlich durchweg Bezug zu nehmen ist. Hier sollen nur die dortigen hauptsächlichsten Bedenken und einzelne noch unberührt gebliebene Punkte erwähnt werden. — 1) United States. Die Umrechnung des Kilogramm in Dollars ist hier wie bei allen Angaben in den Tabellen nach den Ansätzen geschehen : 1 kg Gold = $ 664,60; 1 kg Silber == $ 41,567 u. 2) Russia. Die Angaben für 1877 und 1878 entsprechen den ofliciellen Nachweisen; die Angabe für 1879 ist reine Schätzung. Ob hierbei der Abschlag um ca. 2000 kg gegen das vorhergehende Jahr zutref¬ fend gewesen, bleibt abzuwarten. 3) Australia. Hier sind die angegebenen Zahlen jedenfalls zu modifi- circn, und verweisen wir deshalb auf S. 37 4 unserer Abhandlung, welche über die so ausserordentlich wichtige und in neuester Zeit am meisten besprochene australische Goldprodukt,iou möglichst umfassende und zuverlässige Angaben vorzulegen bemüht gewesen ist. Jedenfalls war die Goldproduktion im Jahre 1879 ohne Zweifel erheblich ge¬ ringer als in den vorhergegangenen Jahren. 4) Mexico. Die Produktion erscheint uns in der Tabelle zu niedrig ge¬ schätzt , da für undeklarirte Ausfuhr ungemünzten Edelmetalls kein Zuschlag gemacht ist; es sind nur die Beträge der Ausmünzungen und des deklarirten Barrenexports gerechnet. * Estimated fruui production of other years. — + Estimated from amounts deposited at its mints. — tt Estimated from Soetbeer's average for 1875. 64 5) Germany. Die Produktion i. J. 1879 ist nach der oben S. 349 ge¬ gebenen amtlichen Nachweisung zu ändern. Erlieblich ist die Dif¬ ferenz übrigens nicht. 6) .4nstria. Die Angaben lassen sich nach den amtlichen Nachweisen genauer stellen (s. S. 351), die Differenz ist indess nicht erheblich. 7—10) Sweden, Norway, Ita/y, liest of Europe. Die Edelmetall-Produk¬ tion der zuerst genannten drei Länder erscheint eigentlich zu unbe¬ deutend, um separat aufgeführt zu werden. In unserer Abhandlung ist ausgeführt, dass der Anschlag für die übrigen Länder Europas mit durchweg 50,000 kg Silber jedenfalls viel zu niedrig und die Bezugnahme auf Soetbeer's Schätzungen nicht zutreffend ist. Die An¬ nahme von '215,000 kg statt 50,000 kg Silber dürfte der Wirklich¬ keit gewiss näher stehen. — Für die in England, Frankreich, Hol¬ land und Belgien stattfindende Goldgewinnung beim Einschmelzen und Affiniren des Silbers findet sich in der Tabelle keine Stelle; dieselbe ist jedoch beträchtlich genug um nicht ganz übergangen zu werden. 11) Argentine. Republic. Die höchst unbedeutenden Beträge hätten füg¬ lich bei Südamerika subsummirt werden können. 12) Colombia. In unseren früheren Schätzungen haben wir für die Gold¬ produktion dieses Landes (früher Neugranada, jetzt Vereinigte Staaten von Colombia) in den Jahren 1871 his 1875 jährlich 3500 kg Gold angenommen. Wenn in der vorliegenden Tabelle dieselbe auf 6000 kg veranschlagt wird, nur auf Grund einer gelegentlichen vereinzelten Privatmeinung, so betrachten wir diesen Anschlag als sehr übertrieben (s. oben S. 359). Hingegen wird die Einstellung von 20,000 kg Silber als angemessen zu erachten sein. 13) Rest of South America. Hierunter sind zusammengefasst: Peru, Bo¬ livien, Chile und Brasilien. Wir hatten gehofft, wie schon oben hervorgehoben worden, im amerikanischen Berichte über die neueste Edelmetall-Produktion gerade dieser Länder ein interessantes Mate¬ rial zu finden. Diess ist indess in keiner Weise der Fall gewesen: Während die Consulate der Vereinigten Staaten in Schweden, Nor¬ wegen, Italien und Buenos Ayres über die in diesen Ländern gewonnenen geringen Qualitäten Gold und Silber genaue Angaben erlangt und ein¬ gesandt haben, vermissen wir in den Anlagen zum amerikanischen Berichte jede Auskunft über die so sehr wichtige Silber-Produktion in Peru, Bolivien und Chile, sowie über die noch immer beachtens- werthe Goldgewinnung in Brasilien. Ueber letztere hätten doch je¬ denfalls die bezüglichen Auszüge aus den veröffentlichten Jahresbe¬ richten der beiden grösseren Bergwerksgesellschaften in der Provinz Minas Geräes mitgetheilt werden können, und über die vorgenannten Länder an der Westküste von Südamerika der Silberexport aus ihren Haupthäfen. Man muss wünschen, dass in künftigen Jahresberichten diese Lücken sich ausgefüllt finden, nachdem das Auswärtige Amt in Washington die hierzu erforderlichen Anweisungen ertheilt haben wird. — 65 In Ermangelung eigenen neuen Materials hat die Tabelle sich darauf beschränkt, unter Verweisung auf unsere früheren Aufstellungen für 1875, für die vorhin genannten südamerikanischen Länder in je¬ dem der Jahre 1877—1879 summarisch eine Produktion von 3000 kg Gold und 250,000 kg Silber anzunehmen. Diese Annahmen sind ohne Zweifel viel zu niedrig. Dass die angezogene Quelle derselben hierzu keinen Anlass giebt, vielmehr zu einer Schätzung von ca. 4300 kg Gold und 350,000 kg Silber führt, ist oben S. 360 nachgewiesen. — Bei Berechnung der angegebenen kg Silber auf $ liegt für alle drei Jahre ein augenscheinliches Versehen vor, indem es (statt 1,039,190) 10,391,900 $ heissen muss. 14) Japan. Die Berücksichtigung der Edelmetall-Produktion dieses Lan¬ des muss hei dessen Verkehrsentwickelung in neuester Zeit als richtig anerkannt werden. 15) Afrika. Unter Bezugnahme auf unsere frühere Schätzung für 1871 bis 1875 sind hier 3000 kg Gold eingestellt worden. Nachdem die Goldgewinnung im Transvaal und anderen südafrikanischen Ländern in neuester Zeit fast ganz aufgehört hat, erscheint eine gewisse Ab- minderung dieses Ansatzes geboten. Ein Vergleich der Ergebnisse der in der Tabelle zusammengestellten Ermittelungen und Schätzungen über die gesammte Edelmetall-Produktion mit unserer Uebersicht ist schon mitgetheilt und wird hierauf verwiesen. Die ,,Commercial History and Review of 1880" im Supplement zum Economist vom 12. März 1881 gibt über die Goldproduktion aller Länder in den Jahren 1877—1879 (auf M. berechnet) folgende Schätzung: Länder 1877 1878 1879 Millionen M. Millionen M. Millionen M. Vereinigte Staaten 188,0 204,8 155,6 Australien 116,0 116,o 116,0 Kussland 106,4 112,0 108,8 410,4 432,8 380,4 Mexiko .... 4,0 4,2 4,2 Oesterreich . 24,4 24,4 24,2 Uebriges Europa . 10,0 10,0 10,0 Südamerika . 27,2 27,2 27,2 Afrika und Japan 10,0 10,0 10,0 Im Ganzen 486,0 508,6 456,0 (Unsere Schätzung) (501,1) (512,4) (437,6) Auffälligerwcise ist auch bei der Zusammenstellung des Londoner Economist die australische Goldproduktion in den drei Jahren 1877, 1878 ndu 1879 in unverändertem Betrage aufgeführt worden. 5 66 Anlage Annual Report of the Director of the Mint (Horatio C. Bur chard) to the Washington, November 23, 1880. Appendix [Estimated from official reports and other authorities. Where no reference is given the COUNTRIES. Population Date for which circu¬ lation is stated. Paper. Specie. Year. Latest census, or estimate. Gold, Silver, full le¬ gal tender. United Stntes . 1880 49,500,000 Nov. 1 1880 $ 697,757,809 $375,323,881 $ 72,847,750 Great Britain 1871 31,628,338 Sept. 28 1880 a 202.075,227 596,019,721 Canada .... 1880 *4,075.0U0 Mar. 31 1880 33,266,440 6,291,285 Australia 1880 *2,603,000 June 30 1880 c 20,109,088 60,821,147 India 1871 190,663,623 Mar. 31 1880 49,060,176 1,015,000,000 Germany 1875 42,727,360 Oct 30 1880 e 221,388,9 14 333,200.000 109,480.000 France .... 1876 36.905,788 Nov. 4 1880 e 461,154,406 927,000,000 540,7 86,000 Belgium .... 1876 5,336,185 Oct. 28 1880 e 60,033,144 43,000,000 55,4 38,000 Switzerland . 1876 2,753,854 Oct. 30 1880 e 17,057,083 20,000,000 10,000,000 Greece .... 1879 1,679,775 June — 1879 12,890,000 4,500.000 Italy 1880 *27,769,475 Sept. 30 1879 315.788,724 24,000,000 20,900,000 Austria .... 1869 35,904,435 Dec. 31 1879 259,682.597 43,000,000 37,000,000 Sweden .... 1876 4,429,713 Dec. 31 1879 21,657,372 7,158,000 Norway .... 1875 1,806,900 Dec. 31 1878 8,299,343 3,233,366 Denmark 1870 1,912,142 Dec. 31 1879 19,028,000 9,316,000 Netherlands . 1869 3,579,529 Nov. 6 1880 * 80,268,041 20,000,000 57,600,000 Russia . . '. 1876 86,952,347 Sept. — 1880 778.514.300 Spain 1877 16,625,869 Aug. 31 1880 i 41.394,449 130,000,000 40,000,000 Portugal .... 1875 4.441,037 Jau. 1 1879 5,023,360 48,000,000 Turkey .... 1880 *21,000,000 Mar 31 1880 21,871,289 Mexico .... 1871 9,276,079 Nov. — 1879 6 1,500,000 10,000,000 40,000,000 Colombia 1870 2,951,311 Aug. — 1879 1,895,343 500,000 Peru 1876 2,673,075 Mar. — 1879 13,098,820 62,085 1,819,933 Brazil .... 1872 10,108,291 June 30 1879 91,000,000 Venezuela 1873 1,784,194 Mar. — 1880 250,900 Central America . 1880 *2,600,000 June 30 1880 163,347 2,318,381 373,919 Argentine Republic 1880 *2,000,000 Mar. — 1880 373.470.000 4,000,000 2,000,000 Cuba 1877 1.394,516 Apr. 30 1880 57,857,000 43,022,000 1,000,000 Japan .... 1874 33,623,319 June 30 1880 147,288,681 99,852,138 50,661,878 Algiers .... 1877 2,867,626 June 30 1880 8,878,000 8,685,000 5,790,000 Hayti 1877 *572,000 June 30 1880 $4,021,721,853 $2,819,303,004 $2,060,697,480- "Estimated. IBank reserve only. aBankers' Magazine, London, Novembe p. 1298 d Based on statement of Director of the Calcutta mint for 1879, p. 43; report of depreciatioi Economist, November 6, 1880, p. 1299. fDr. Soetbeer. e Report of the Frencl f p. 193. i Report of the French Commission, p. 89. )London Economist, September 11 ~ ' 67 B. Secretary of the Treasury for the fiscal year ended June 30, 1880. No. XXIX. p. 161. (resp. XXX p. 162/ statement is from official papers printed in Reports of the Director of the Mint.] Specie. Silver, limited tender. $ 79,429,794 92,546,231 4,(100,000 101,626,000 57,900,000 8,562,000 4,700,000 3,000,000 13,000,000 4,523,616 1,721,900 4,863,000 380,000 30,000,000 12,000,000 4,000,000 $422,252,541 Total. $ 527,601,425 688,565,952 b 10,291,285 1*60,821,147 41,015,000,000 f 544,306,000 1,525,686,000 £107,000,600 134,700,000 b7,500,000 57,900.000 + 80,000,000 11,681,616 4,955,266 i 14,179,000 77,980.000 + 115,000,000 1200,000,000 160,000,000 15,589,828 b50,000,000 4,500,000 + 1,882,018 11,000,000 2,692,300 6,000,000 44,022,000 150,514,016 14,475,000 5,000,000 $5,448,842,853 Total paper and specie. $1,225,359,234 890,641,179 43,557,725 80,930,235 1,064,060,176 765,694,914 1,986,840,406 167,03.3,144 51,757,083 20,390,000 373,688,724 339,682,597 33,*338,988 13,254,609 33,207,000 158,248,041 893,514,300 241,394,449 65,023,360 37,461,117 51,500,000 6,395,343 14,980,838 91,000,000 11,250,900 2,855,647 379,470,000 101,879,000 297,802,697 23,353,000 5,000,000 9,470,564,706 Per capita. Paper. $ 14 10 6 39 8 16 7 72 26 5 18 12 50 11 25 6 20 7 70 11 37 7 23 4 89 4 59 9 94 22 42 8 97 2 48 1 13 1 00 15 64 4 90 9 00 14 63 186 70 41 50 4 38 3 97 Specie. S10 66 21 77 2 52 23 35 5 32 1*2 74 41 34 20 05 12 60 4 46 2 08 2 22 2 64 2 74 7 41 21 78 1 32 12 03 14 64 71 5 39 1 53 70 6 01 1 00 3 00 31 60 4 47 5 05 8 74 Circu¬ lation. $24 76 28 16 10 68 31 07 5 58 17 92 53 84 31 30 18 80 12 16 13 45 9 45 7 53 7 33 17 35 44 20 10 29 14 51 15 77 1 71 5 54 2 17 5 60 6 15 1 63 189 70 73 10 8 85 9 02 Metallic re¬ serve. Treasury and Banks. (319,489,097 167,948,798 9,991,634 60,821,147 38,900,509 131,200,840 353,672,887 17,344,206 8,022,188 4,5(0,000 38,000,000 80,000,000 7,150,947 3,749,373 7,000,000 56,782,322 115,000,000 44,080,957 9,508,169 200,000 1,882,018 10,522,000 15,894,489 ; 1,501,661,581 1880, p. 971. b Report for 1879. c London Economist, November 6, 1880, of silver, with coinage for ten years, from 1869 to 1879, added. «London Commission, p. 130. hJI. Wetli, President Swiss Confed., "Gold and silver," 1880, p. 1060. kSiiver Commission, p. 510. 1 Silver Commission, p 475. 5 * 68 Zu Anlage B. Der Fapierumlauf der Vereinigten Staaten von 697,757,809 $ setzt sieh zusammen aus 353,923,702 $ Staatspapiergeld und 343,834,107 $ Danknoten bei einer Metallreserve für 218,483,268 $ für ersteres und 101,005,829 $ für letztere. Der gesaramte ungedeckte Papierumlauf war also 360,268,712 $ oder pro Kopf der Bevölkerung $ 7,78. Wird der Um¬ lauf angenommen wie in der vorliegenden Tabelle mit $ 14,10 Papier und $ 10,„g liaargcld, zusammen $ 24,7 6, so wird die Metallreserve offenbar doppelt gerechnet, einmal beim Papierumlauf und sodann auch beim Baar- geldumlauf, was gewiss unzulässig ist und eine unrichtige Vorstellung vom Geldumläufe des Landes gibt. Wir haben in unserer Darstellung bei den einzelnen wichtigeren Ländern dies besprochen, allein es erschien an¬ gezeigt, diesen Umstand, dass die Tabelle in ihren Rubriken des Gesammt- Geldumlaufs (Papier und Metall zusammen) sowohl in den Totalsummen wie auch in der Berechnung pro Kopf der Bevölkerung nicht das rich¬ tige Verhältniss nachweist und leicht wesentliche Missverständnisse her¬ vorrufen kann, hier nochmals ausdrücklich hervorzuheben. Wegen Indien verweisen wir auf unsere Seite 59 mitgetheilten Be¬ merkungen, denen zufolge, wenn Indien überhaupt in eine solche Zusam¬ menstellung mit aufgenommen werden soll, der dortige wirkliche Münz¬ umlauf, statt auf* 1015 Millionen $, auf nicht höher als etwa 250 bis 300 Millionen $ zu veranschlagen wäre. — Wenn dann in der amerika¬ nischen Tabelle der Papiergeldumlauf in Indien auf 49,060,176 $ ange¬ geben wird, so ist dabei zu beachten, dass gleichzeitig in den Schatz¬ ämtern der Regierung und den Bankkassen baares Geld im AVerthe von 38,900,509 $ vorhanden war. Bei den verschiedenen amerikanischen Staaten in Central- und Süd¬ amerika haben wir die in der Tabelle angegebenen Angaben des Geldum¬ laufs einer speziellen Revision nicht unterzogen, theils weil für die meisten derselben uns selbständiges Material hierzu nicht zu Gebote steht, theils weil diese Verhältnisse für das Ergebniss im Ganzen nicht von wesent¬ lichem Interesse erscheinen. AVenn bei einigen Ländern, in denen ein Zwangscours für Papier¬ geld besteht und dieses eine beträchtliche bezw. eine enorme Entwerthung erfahren hat, der Umlaufsbetrag des Papiergeldes in der Tabelle nach dem Nennwerthe aufgeführt ist — u. a. bei Russland, Türkei, Peru, Brasilien, der Argentinischen Republik, Japan — so erscheint es auffällig, diese Cirkulationsmittel nach ihrem Nennwerthe in gleiche Linie gestellt und in die Summirungen aufgenommen zu sehen mit dem Papiergeld und den Banknoten in solchen Staaten, wo diese und das Papiergeld mit der Landes- courantmiinze pari stehen. Die Tabelle XXIX giebt die ganze Summe des Papierumlaufs in den berücksichtigten Ländern an auf 4,021,721,853 $. Diese Summe zerfällt nach der Spezification auf der Tabelle XXX des Berichts Eigentliches Staatspapiergeld $ 1,020,652,512 (davon gedeckt 272,684,360) Banknoten „ 3,001,069,341 ( „ „ 1,228,977,221) Im Ganzen $ 4,021,721,853 (davon gedeckt 1,501,661,581). 69 Diese Uebersicht würde eine wesentlich verschiedene Gestalt aufweisen, wenn die entwerthete Papiervaluta nur zu ihrem annähernd wirklichen Werthe in Rechnung gekommen wäre. Peru, Bolivien, Chile, Aegypten u. a. sind in der Liste nicht mit enthalten. Aus der Tabelle Nr. XXX haben wir eine Columne, welche die gleich¬ zeitigen Metall-Reserven für das emittirte Staats-Papiergeld und die um¬ laufenden Banknoten in den verschiedenen Ländern angiebt, hier mit auf¬ genommen, woraus der Betrag des ungedeckten Papiergeldes sich ersehen lässt. Der Gesammtbetrag dieser Metall-Reserven wird, wie aus der Ta¬ belle zu ersehen, auf 1,501,661,581 $ berechnet, welche Summe sich fol- gendermassen vertheilt: in den öffent¬ lichen Schatz¬ ämtern in den Banken Zusammen Gold Silber $ 153,342,226 119,342,134 $ 421,806,287 325,366,517 $ 575,148,513 444,708,651 Zusammen Gold und Silber, nicht zu scheiden . 272,684,360 747,172,804 481,804,417 1,019,857,164 481,804,417 Im Ganzen w. o. 272,684,360 1,228,977,221 1,501,661,581 Es ist sehr zu wünschen, dass ähnliche Zusammenstellungen, wie die Tabellen Nr. XXIX und XXX des Appendix zum letzten Berichte des amerikanischen Münzdirektors enthalten, auch in den künftigen Jahres¬ berichten desselben veröffentlicht werden möchten. Würden dieselben zu¬ nächst auf diejenigen Staaten und Länder beschränkt, über deren Geld¬ umlaufs-Verhältnisse genaueres bekannt ist oder bei denen wegen ihrer Wichtigkeit im internationalen Verkehr oder für die Währungsfrage in Ermangelung positiver Nachweise bestmögliche annähernde Schätzungen veranstaltet sind, so möchten wir einer solchen Uebersicht den Vorzug geben vor Zusammenstellungen, welche möglichst viele Länder umfassen wollen und eine schwer zu übersehende Zahlenfülle von sehr ungleichem Grade der Zuverlässigkeit und Wichtigkeit an einander reihen. Es darf vielleicht empfohlen werden, das eingegangene Material, welches für die beschränktere Haupttabelle nicht benutzt worden ist, in eine besondere Nr. des Appendix zu verweisen. Am Schlüsse unserer Arbeit müssen wir aber nochmals unsere volle Anerkennung aussprechen für die ausserordentliche Mühe und Sorgfalt, welche von dem amerikanischen Münzdirektor der Publikation zugewendet worden ist, welche hauptsächlich Anregung und umfassendes Material für unsere gegenwärtige Ausarbeitung gegeben hat. Druck yon Ed. Frommann in Jena. 1 ». Die Abänderung der allgemeinen Einkommensverteilung. IMS Kapitalrentensteuer können die Gesamttendenz der reaktionären Social- und Wirtschaftspolitik und der von ihr ggpfanten ander¬ weiten Einkommens- und Lastenverteilung nur et^vas abschwächen, aber nicht ins Gegenteil verwandeln. -Ihre rechte Würze er¬ halten sie durch die Befreiung det-Bodenrente von der Renten¬ steuer, wodurch auch sie sich der Aktion des agrarischen Grofsgrundbesitzertums garfs engste anschliefsen. Veränderungen in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofsbritannien. Von Dr. Adolf Soetbeer. I. Die Einkommensteuer, welche seit 1843 in Grofsbritannien, seit 1854 auch in Irland, von jedem Einzeleinkommen das einen bestimmten Betrag überschreitet, erhoben wird, besteht eigentlich aus fünf verschiedenen Steuern, nach den betreffenden Arten des Einkommens unter den Titeln A, B, C, D und E. Was dieselben zu einem Ganzen verbindet, ist einmal der Umstand, dafs durch ihre Kombination alles und jedes Ein¬ kommen, das die vorgeschriebene Befreiungsgrenze überschreitet, zur Einkommensteuer herangezogen wird, und sodann die Be¬ stimmung, dafs Steuerbefreiung, bezw. Ermäfsigung des Steuer¬ satzes nur dann eintritt, wenn die Einkommen derselben Terson, aus den verschiedenen Einkommentiteln zusammen, hinter der angeordneten Grenze zurückbleiben. Doppelbe¬ steuerung irgend eines Einkommens findet nicht statt. Für die früher während des Krieges mit Frankreich zwischen den Jahren 1791 und 1815 erhobenen Einkommen¬ steuern war das steuerpflichtige Gesamteinkommen in Grofs¬ britannien ermittelt worden, im Jahre 1804 auf 115 352 000 £ und im Jahre 1813 auf 130 058 000 £. Für die seit 1843 wieder eingeführte Einkommensteuer sind seitdem jedes Jahr neue Ermittelungen der steuerpflichtigen Veränderungen in der Zusammensetzung dos Volkseinkommens in Großbritannien. 137 Einkommen vorgenommen und veröffentlicht. Für unsere Zwecke wird es genügen, wenn wir die Ergebnisse von fünf zu fünf Jahren ins Auge fassen und vergleichen. Unsere Mühe wäre geringer gewesen, wenn wir von 1854 an die Nach¬ weise für das gesamte Vereinigte Königreich aus den Vorlagen entnommen hätten, statt in den meisten Angaben nur Grofs- britannien zu berücksichtigen. Die Beiseitelassung Irlands erschien indes wünschenswert, teils weil dasselbe erst 1854 zur Einkommensteuer herangezogen ist, teils wegen der bekannten eigentümlichen Verhältnisse dieser Insel. Jahr e.*) Grofsbritannien. Irland. Bevöll Zahl Tausende. ierung. Zunahme in Prozenten. Eingesch Einkorn £ Tausende. ätztes men. Zunahme in Prozenten. Eingeschätztes Einkommen. £ Tausende. 1843 1848 1853 1858 1863 1868 1873 1878 1882 19 016 20 180 21 344 22 499 23 655 24 838 26 787 28 448 30 192 100.0 106.1 112.2 117,9 124,4 130,6 140,9 149.6 158.7 251 013 256 413 262 375 304 284 335 484 404 400 486 130 542 412 565 242 100.0 102,2 104,5 121,2 133,7 161.1 193,7 216.1 225.2 22 855 23 659 26 069 27 677 35 930 36 199 Die vorstehenden summarischen Übersichten der für die Einkommensteuer ermittelten Beträge der Einkommen unter allen fünf Titeln — worin die Einkommen unter 150 £ in den Jahren 1843 bis 1853 und 1874 bis 1882, unter 100 £ von 1854 bis 1873 nicht enthalten — bieten für die Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwickelung Grofsbritanniens um so mehr ein willkommenes beachtenswertes Material, als diese Einkommenstatistik seit 40 Jahren ununterbrochen nach gleicher Methode fortgeführt ist. *) Es sind hier und durchweg für die Einkommenstatistik die mit dem 5. April des Jahres endenden Finanzjahre zu verstehen, 38 Veränderungen in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofsbritanniou. Im Zeitraum von 1843 bis 1863 hat (lie Bevölkerung Grofsbritanniens um '24,2 Proz. und das ermittelte Volksein¬ kommen um 33,7 Proz. zugenommen, was einen verhältnis- mäfsig geringen Fortschritt des allgemeinen und durchschnitt¬ lichen Wohlstandes der Bevölkerung aufweist. Seit 1863 bis 1876 vermehrt sich dann aber das Volkseinkommen in viel stärkerer Progression als die Bevölkerung. In den Jahren 1877 bis 1882 halten sie wieder ziemlich gleichen Schritt. Da in Grofsbritannien die Einkommensteuer unter den Titeln A., B. und C. (von Grundeigentum, landwirtschaftlichem Betrieb, von den hauptsächlichen Renten) nicht direkt von den einzelnen Steuerpflichtigen selbst entrichtet wird, kann auch weder die Zahl der Censiten überhaupt, noch deren Teilung nach verschiedenen Einkommenklassen, wie in Preufsen und Sachsen, ermittelt werden. Da ferner auch nicht, wie in den letzt¬ genannten Ländern geschieht, im Vereinigten Königreich eine Einschätzung der von der Einkommensteuer befreiten erwerbs- thätigen Staatsangehörigen stattfindet, so ist man hier darauf angewiesen, für die Masse der Einkommen unter 150 £ (bezw. 100 £) einen ungefähren Anschlag zu wagen, welcher den ermittelten Einkommen zuzulegen ist, um eine Schätzung des gesamten Volkseinkommens zu erlangen. — Wie hoch ist derselbe annähernd zu bemessen? Die Einkommenstatistik des Königreichs Sachsen giebt für das Jahr 1882 folgenden allgemeinen Nachweis: Bevölkerung (Dec. 1880) 2 973 000; davon zur Steuer ein¬ geschätzte Personen 1 163 000 mit zusammen 1 058 779 000 M. Einkommen. — Auf diejenigen Klassen, welche zu einem Ein¬ kommen über 2800 M. (= 140 £) eingeschätzt waren, kommen hiervon 43 257 Personen mit zusammen 328 586 000 M. Ein¬ kommen, wonach also auf diese Einkommen über 2800 M. 31 Proz., und auf die geringeren Einkommen 69 Proz. der Gesamtsumme fallen. Nach der preufsischen Einkommenstatistik fallen bei einem für das Jahr 1882 berechneten Gesamteinkommen auf Ein- Veränderungen in der Zusammensetzung dos Volkseinkommens in Großbritannien. 139 kommen über 2000 'M. (= 100 £) 29 Proz. und auf die Masse der Einkommen, auf solche die 2000 M. nicht erreichen, 71 Proz. Im Hinblick auf die auch ohne direkte ziffermäfsige Be¬ gründung einleuchtende ungleich gröfsere Anhäufung des Reich¬ tums in den oberen Klassen in Grofsbritannien wird man wohl von vornherein der Ansicht beipflichten, dafs nicht entfernt daran zu denken sei, dort den für Deutschland ermittelten ungefähren Mafsstab der Verteilung des Volkseinkommens in Anwendung zu bringen, wodurch die Schätzung des britischen Wohlstandes ein noch viel bedeutenderes Übergewicht heraus¬ stellen würde, als wir ohnehin schon vorzulegen haben. Baxter und andere englische Statistiker haben wiederholt den Teil des britischen Volkseinkommens, welcher zur Steuer nicht herangezogen wird, also sämtliche Einkommen unter 150 £ auf einen etwa gleichen Betrag wie die ermittelten Einkommen über 150 £, also auf 50 Proz. des gesamten Volkseinkommens veranschlagt, und ist diese annähernde Schätzung, so weit uns bekannt, weder als zu hoch noch als zu niedrig angefochten. Wenn wir uns dieser Schätzung, in Ermangelung sonstiger Ermittelung, anschliefsen, und hiernach das durchschnittliche ungefähre Einkommen in Grofsbritannien pro Kopf der Be¬ völkerung zu berechnen versuchen, gelangen wir zu folgenden Annahmen: Jahr. Einkommen pro Kopf der Bevölkerung. Mk. J a h r. Einkommen pro Kopf der Bevölkerung. Mk. J a h r. Einkommen pro Kopf der Bevölkerung. Mk. 1813 528 1858 .... 511 1873 .... 725 1818 508 1863 .... 567 1878 .... 762 1853 192 1868 .... 652 1881 .... 719 Eine Vergleichung der durchschnittlichen Einkommen in Preufsen und Sachsen für das Jahr 1882, wie solche letzthin nach annähernder Schätzung berechnet worden sind, ergiebt: 140 Vor&ndorungon in dor Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofakritannion. Proufsen Sachsen Grofs¬ britannien Ver¬ einigtes Königreich Bevölkerung Tausend 26 820 3 000 30 200 35 300 Volkseinkommen im Ganzen .... Tausend Mark 8 301 500 1024 400*) 22 600 000 24060 Einkommen pro Kopf 309 341 749 681 Es ist uns vollkommen bewufst, dafs die vorstehende Zusammenstellung ganz und gar nieht beanspruchen kann, als eine genaue und sichere statistische Ermittelung zu gelten, dafs vielmehr die meisten Angaben derselben angefochten werden könnten. Namentlich dürfte moniert werden, dafs das Volks¬ einkommen im preufsischen Staate höher zu schätzen sei, da die zu den amtlichen Einschätzungen für obige Angaben ge¬ machten Zuschläge zu gering seien, um das wirkliche Ein¬ kommen darzustellen. Auch darin möchte ein Mangel erkannt werden, dafs unberücksichtigt geblieben, wie in Grofsbritannien nur sehr wenig Einkommen aus fiskalischem Eigentum sich findet, dieses aber in Preufsen und Sachsen von erheblicher Bedeutung ist und für das allgemeine Volkseinkommen mit in Rechnung zu bringen wäre. Sodann liefse sich daran er¬ innern, dafs, wie später zu bemerken sein wird, bei einem wichtigen Titel des britischen Einkommens (SchedulaD) anerkannt der wirkliche Betrag die deklarierten Summen erheblich über¬ schreitet. Allein trotz aller dieser und mancher sonstigen Einwendungen und Bedenken meinen wir, dafs in Rücksicht auf den hier ins Auge gefafsten Zweck unsere Zusammen¬ stellung die Aufgabe ziemlich erfüllen wird, in rohen Zügen und im grofsen und ganzen eine annähernd richtige Vorstellung von den allgemeinen Einkommensverhältnissen in Grofsbritannien zu verschaffen. Der aufserordentliche Unterschied, der in Grofsbritannien im Vergleich zu anderen Ländern sich in der vorwiegenden *) Nach Abzug des Einkommens der juristischen Personen. Veränderungen in dor Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofsbritnnnien. 141 Ansammlung größerer Einkommen im Besitze der oberen Klassen herausstellt, wird durch folgende Notiz verdeutlicht werden. In Sachsen betrug, wie vorhin schon erwähnt wurde, die Summe der Einkommen über 2800 Mk. 328,6 Mill. Mk. Grofsbritannien zählt zehn Mal soviel Einwohner als Sachsen und würde mithin, wenn eine ähnliche Verteilung der Ein¬ kommen in beiden Ländern stattfände, in Grofsbritannien auf die Einkommen über 150 £ (= 3000 Mk.) ein Betrag von etwa 3290 Mill. Mk. zu präsumieren sein. Allein der Gesamt¬ betrag dieser Einkommen erreichte dort im Jahre 1882 die Summe von mehr als 565 Mill. £ (= 11 300 Mill. Mk.) oder, statt des lOfachen, mehr als das 34fache des entsprechenden Betrages in der sächsischen Einkommenstatistik. Selbstverständlich mufs sich infolge der stärkeren An¬ häufung von Einkommen in den oberen Klassen das durch¬ schnittliche Einkommen bei den unteren Klassen, namentlich der Masse der handarbeitenden Bevölkerung, in Grofsbritannien verhältnismäfsig niedriger stellen, als der vorhin berechnete allgemeine Durchschnitt aufweist. Es dürfte sich von der Wirklichkeit die Annahme nicht weit entfernen, dafs, wenn in Sachsen das Einkommen unter 2800 Mk. sich durchschnitt¬ lich pro Kopf der dahin gehörenden Bevölkerungsklassen auf etwa 258 Mk. stellt, für Grofsbritannien das entsprechende Verhältnis vermutlich auf 400 bis 450 Mk. auskommen dürfte, welche Schätzung indes mit allem Vorbehalt vorgelegt wird. Es dürfte nicht ungehörig erscheinen, wenn hier eine vergleichende Notiz über die Entwickelung des Sparkassen¬ wesens in den drei erwähnten Ländern gelegentlich ange¬ schlossen wird. Der Gesamtbetrag der Einlagen bei den Sparkassen betrug zu Ende der Jahre in Grofsbritannien Tausend Mk. in Preussen Tausend Mk. in Sachsen Tausend Mk. 18G9 1880 1881 1882 971 184 1 481 304 1 530 450 1 592 851 471 562 1 592 868 1 707 459 noch unb. 107 657 338 807 noch unb. noch unb. 142 Vorändorungon in dor Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofsbritannien. Herr Giften hat in einer im Londoner Statistical Journal vom Jahre 1878 veröffentlichten Abhandlung die Frage der neueren Kapitalansammlung im Vereinigten Königreich eingehend erörtert. Seine Berechnung begründet derselbe hauptsächlich auf die für die Besteuerung ermittelten Einkommen der Fiskal¬ jahre 1865 und 1875. Hiernach wird das Nationalkapital im Jahre 1865 auf 6113 Millionen £ und 1875 auf 8548 Millionen^ veranschlagt, was also innerhalb 10 Jahren eine Zunahme um 2435Milllionenj€> oder um 40Proz. ergiebt. Die frühere Zunahme des britischen Nationalkapitals sei jedoch lange nicht so bedeutend gewesen. In den 30 Jahren von 1813 bis 1843 werde man eine Steigerung des Nationaleinkommens um nur etwa 4 Millionen £ (oder 22 's Proz.), jährlich annehmen dürfen, von 1843 bis 1853 um nur wenig mehr als 1 Million £ jährlich. Dagegen habe von 1855 bis 1865 nach den Ermittelungen für die Einkommen¬ steuer eine Zunahme des Nationaleinkommens um jährlich circa 3 Proz. stattgehabt, womit das Anwachsen des National¬ kapitals ziemlich gleichen Schritt gehalten habe. Wie schon früher Porter in seinem bekannten Werke »Progress of the nation« es versucht hat, wird auch von Herrn Giften zur Bestätigung seiner Aufstellungen über das Anwachsen des Nationalkapitals auf die Ergebnisse der Deklarationen für die Erbschaftssteuern hingewiesen. Auch wir wollen von diesem positiven Auskunftsmittel hier selbständig in etwas umfassen¬ derer VTeise Gebrauch machen, indem wir die beiden Abgaben von Nachlassenschaften — »Legacy duty,« und »Succession duty« — zusammenrechnen und den Durchschnitt mehrerer Jahre nehmen. Die vollständigen Nachweise hierüber liegen erst seit dem Jahre 1850 vor und läfst sich also über die •frühere Zeit eine ausreichende Ermittelung nicht vorlegen. Das Ergebnis einzelner Jahre kann hierfür, wegen des zu starken Einflusses unberechenbarer Zufälligkeiten, nicht mafs- gebend sein, aber beim Zusammenfassen mehrerer auf einander folgender Jahre darf man eine gewisse Ausgleichung der Resultate voraussetzen. Wir erachten es als höchst gewagt Veränderungen in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofsbritannien 143 und unsicher, aus der Summe der deklarierten Erbschaften und Vermächtnisse auf die Gröfse des Nationalvermögens oder Nationaleinkommens ziffermäfsige Schlüsse zu ziehen, allein wir halten den Vergleich mehrjähriger Ergebnisse dieser Art, in verschiedenen Zeitabschnitten für durchaus geeignet, das Ver¬ hältnis der Entwickelung des Volks-Vermögens und Einkommens kennen zu lernen. Zur Legacy duty Zur Succession Zu- Prozent- Jahre. herangezogen duty herangez. sammen weise Tausend,£ Tausend .£ Tausend ,£ Zunahme. 1859—63 durchschn. 63 570 '28 673 92 243 100,0 1869—73 „ 89 155 37 233 126 388 137,0 1879—82 „ 111273 39 345 150 618 163,3. Hiernach würde auf eine präsumtive Zunahme des National¬ vermögens und Einkommens im Vereinigten Königreich seit Anfang der sechziger Jahre bis zur Gegenwart um ungefähr 60 Proz. (jährlich durchschnittlich 3 Proz.) zu schliefsen sein. Vergleichen wir für die nämlichen Zeitabschnitte die Ergebnisse der Einschätzungen zur Einkommensteuer, so finden wir durch¬ schnittlich 1859—63: 342 Millionen^?; — 1869—73: 468 Milli¬ onen £•, — 1879—81: 580 Millionen^, eine Zunahme um beziehungsweise 37 Proz. und 70 Proz., also ein ziemlich übereinstimmendes Verhältnis der Zunahme mit dem aus den deklarierten Erbschaften abgeleiteten. Es gilt dies natürlich zunächst für die oberen und mittleren Einkommenklassen. — Nichts ist gewöhnlicher bei Besprechungen der wirtschaft¬ lichen Entwicklung der Kulturländer als das Rühmen ihrer grofsartigen Fortschritte im allgemeinen Wohlstande, des pro¬ gressiven Anwachsens ihres Volkseinkommens. Wir haben oben gesehen, wie in diesem Sinne namentlich die britischen Zustände ziffermäfsig dargestellt werden. Es kann nun freilich niemandem einfallen, solchen positiven Nachweisen gebührende Anerkennung zu versagen, und man wird nicht bestreiten, dafs z. B. in Grofs¬ britannien das jährliche steuerpflichtige Volkseinkommen während der letztverllossenen 40 Jahre dem Geldbetrage nach um etwa 314 Millionen oder auf mehr als das Doppelte gestiegen 144 Vorindorungon in dor Zusammensetzung dos Volksoinkommons in Grofsbritannion. sei. Um (lie wirkliche wirtschaftliche Bedeutung dieser Zu¬ nahme jedoch zu würdigen, sind zwei wesentliche Faktoren mit in Betracht zu ziehen. Man hat einmal daran zu erinnern, dafs für eine richtige praktische Beurteilung des Volks¬ einkommens es vor allem darauf ankommt, welche Anteile davon auf die einzelnen Familien fallen, wie sich gegenüber der Zunahme des zusammengerechneten Einkommens die gleich¬ zeitige Zunahme der Bevölkerung gestellt hat. Nun hat diese aber, wie früher erwähnt ist, seit 1843 über 12 Millionen Einwohner oder etwa 59 Proz. betragen. Aufserdem ist aber noch, um die wirkliche wirtschaftliche Bedeutung der in Rede stehenden Zunahme des Volkseinkommens zu bemessen, ein anderer wesentlicher Abzug zu machen, wenn derselbe sich auch nicht mit Genauigkeit ziffermäfsig feststellen läfst, nämlich in Rücksicht der verringerten Kaufkraft des Geldes. Die Meinungen über den Grad der Wertverminderung des Geldes gehen bekanntlich weit auseinander. Es ist nicht möglich, hier¬ für mit nur einiger Sicherheit allgemeine Normen festzustellen, da diese Veränderung nicht nur in verschiedenen Perioden und für die verschiedenen Länder raschen und starken Schwan¬ kungen unterliegt, sondern auch für die einzelnen Klassen der Bevölkerung in demselben Lande sich sehr ungleichmäfsig gestaltet. Andererseits ist ebenso gewifs, dafs im grofsen und ganzen seit 1851 bis 1875 jedenfalls die Kaufkraft des Geldes be¬ trächtlich gesunken ist, und dafs in allen Lebensstellungen für die Befriedigung der notwendigen oder standesmäfsigen Bedürfnisse 100 £ jetzt lange nicht mehr so weit reichen wie früher.*) Schätzt man z. B. solche Abwertung des Geldes im allgemeinen rohen Durchschnitt auf etwa 20 Proz., so würde die reale Zunahme des Volkseinkommens bei deren nomineller Berechnung von ungefähr 26 £ um 1843 auf *) Wegen der Veränderungen in der Kaufkraft des Geldes während der letzten 30 Jahren verweisen wir auf unsere im deutschen Handelshlatt (1HS3 No. 37 und 38) mitgeteilten Bemerkungen. Veränderungen in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Großbritannien. 145 ungefähr 37 £ pro Kopf der Bevölkerung nicht auf 42 Proz., sondern nur auf 22 Proz. anzunehmen sein, was freilich immer noch eine erfreuliche Verbesserung nachweist. Sollte künftig, wie Herr Göschen und andere behaupten, infolge einer dauernden Goldknappheit und einer weiter schrei¬ tenden Demonetisation des Silbers anstatt des von 1851 bis 1875 stattgehabten Rückganges des Geldwertes, die Kaufkraft des Geldes wiederum steigen, so würde, selbst wenn die no¬ minelle Zunahme des gesamten Volkseinkommens weniger betrüge als das gleichzeitige Wachsen der Bevölkerung, doch eine wirkliche Hebung des Volkswohlstandes behauptet werden dürfen. Eine Zunahme des wirklichen Volkseinkommens und Volks¬ wohlstandes hat unzweifelhaft stattgefunden, sobald im grofsen und ganzen, oder durchschnittlich genommen, Ernährung, Be¬ kleidung, Wohnungen, Transportmittel, Bildungsmittel u. a. sich dauernd verbessert haben, unabhängig davon, welcher Geldbetrag nominell zu diesen Zwecken aufgebracht und ver¬ wendet worden. Der Mafsstab der Einkommenstatistik kann zur Beurteilung dieser Zustände nur mit besonderer Vorsicht und mit allem Vorbehalt in Rücksicht der Bevölkerungsstatistik und des Geldwerts benutzt werden. II. Wie unvollkommen und wenig sicher aucli die Einkommens¬ statistik an sich und die aus derselben abgeleiteten Folgerungen sein mögen, um die allgemeine wirtschaftliche Lage eines Landes im Vergleich mit anderen Nationen genau zu beurteilen, so erscheinen die auf diesem Wege zu erlangenden Ergebnisse doch von so grofsem Interesse, dafs man gewifs nicht darauf verzichten wird. Die Einkommenstatistik eines grofsen Landes ge¬ winnt indes noch weit mehr an Bedeutung und Interesse, wenn sie zugleich auf die hauptsächlichen Arten oder die verschiedenen Quellen des Volkseinkommens ihr Augenmerk richtet und die Nachweise hierüber während längerer Perioden verfolgen läfst. Volkswirt. Vierteljahrschr. Jahrg. XXI. I. 10 14b Veränderungen in der Zusammeneeizung des Volkseinkommens in Grofskritannien. Iii Großbritannien hat von Anfang an seit Einführung der Einkommensteuer eine solche Unterscheidung stattgefunden, und zwar nach wesentlich gleich gebliebener Methode; es sind nur einige Verschiebungen aus dem einen Haupttitel in einen anderen vorgenommen, welche indes hinlänglich berücksichtigt werden können, um die Vergleichbarkeit im grofsen durch¬ zuführen. Die Einkommensteuer wird im Vereinigten Königreich, wie schon im Eingange unserer Abhandlung erwähnt ist, unter fünf verschiedenen Titeln (Schedulas A—E) erhoben. Der Titel A begreift die Einkommen vom Grundbesitz — lands including tithes commuted, messuages, tithes non com¬ muted, manors. Bis zum Jahre 1866 (1865—66) inch waren unter dem Titel A mit enthalten die Einkommen von Berg¬ werken, Eisenhütten, Steinbrüchen, Salz- und Alaunwerken, Eisenbahnen, Kanälen, Docks, Gas- und Wasseranstalten, Fischereien etc. Man war ursprünglich unverkennbar von der Auffassung ausgegangen, dafs die Einnahmen aus diesen An¬ lagen mit dem Besitz von Grund und Boden in Verbindung ständen und deshalb mit zum Einkommen unter Titel A zu rechnen seien. Bei dem aufserordentlichen Steigen dieser Einnahmen, deren industrielle Seite immer stärker hervortrat, wurden dieselben vom Jahre 1867 (1866—67) an vom Titel A abgetrennt und dem umfassenderen Titel D (Trades etc.) zugewiesen. Deshalb mufs man, wenn die Einkommenergebnisse beider genannten Titel (A und D) vor und nach dem Finanz¬ jahre 1865—66 unter sich verglichen werden sollen, von den früher unter A angegebenen Summen die betreffenden Abzüge machen und den bis dahin unter D angegebenen Beträgen zu¬ legen. Dies ist in den nachstehenden Nachweisen geschehen. Für das erste Jahr der neuen Anordnung wurde der Gesamt¬ betrag unter Titel A um ungefähr ein Fünftel gekürzt, welches dem Titel D zuwuchs. Seitdem zerfällt der Titel A in die zwei grofsen Abteilungen: 1) Land und 2) Häuser; das übrige ist nicht relevant. Veränderungen in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofsbritannien. 147 Die Einkommensteuer vom Grundbesitz ist von den Pächtern und Mietern zu entrichten, welche die hierfür ausgelegten Beträge von ihren Pacht- und Mietsgeldern in Abzug bringen, während die Grundeigentümer wiederum ihrerseits berechtigt sind, bei Zahlung der llypothekzinsen einen entsprechenden Abzug wegen der Steuer zu machen. Eine Steuerentziehung beim Einkommen aus Grundeigentum ist nicht anzunehmen. Dieses Einkommen und dessen Verhältnis zum gesamten steuerpflichtigen Einkommen in Grofsbritannien (ohne Irland) haben sich in den angegebenen Jahren wie folgt gestaltet. Jahre. Einkommen vom Grund¬ eigentum Tausend £ Gesamt- Einkommen Tausend £ Verhältnis derselben. Gesamt- Einkommen. Eink. vom Grund¬ eigentum. 1843 76 228 251 013 100,0 30,4 1848 81177 256 413 100,0 31,7 1853 85 761 262 375 100,0 32,7 1858 98 230 304 484 100,0 32,3 1863 109 286 335 484 100,0 32,6 1868 130 240 404 400 100,0 32,2 1873 142 702 486 130 100,0 29,3 1878 164 055 542 412 100,0 30,2 1881 174 308 543 769 100,0 32,1. Das Verhältnis des Einkommens vom Grundeigentum zum Gesamteinkommen zeigt den ganzen Zeitraum hindurch eine merkwürdige Gleichmäfsigkeit und kommt einem Drittel ziem¬ lich nahe. Wir dürfen indes nicht aufser acht lassen, dafs unter vorstehenden Angaben die steuerfreien Einkommen nicht mitbegriffen sind, deren Betrag beim Gesamteinkommen, wie oben bemerkt ward, auf eine ungefähr gleiche Summe wie das zur Einkommensteuer eingeschätzte veranschlagt wird. Dies kommt selbstverständlich wesentlich in Betracht, wenn wir einen Ver¬ gleich mit den entsprechenden Ermittelungen der sächsischen Einkommenstatistik anstellen, der einzigen, welche bisher aufser der britischen die Quellen der Einkommen in ihren Veröffent¬ lichungen unterschieden hat. 10* 148 Vorlinderungen in der Zusammensetzung dos Volkseinkommens in Orofsbritannien. Das Volkseinkommen in Sachsen, wobei sämtliche Er¬ werbende einbegriffen sind, ist für das Jahr 1882 auf 1 058 688 420 Mk. ermittelt worden, davon aus Grundbesitz 229 468 007 Mk. Das Verhältnis des letzteren zum Gesamt¬ einkommen war hiernach in Sachsen 21,7 : 100, während es in Grofsbritannien auf etwa 16 : 100 anzunehmen sein dürfte. Unsere Untersuchung wendet sich nun zu der weiteren Frage, wie sich speziell das Einkommen von den Ländereien und dasjenige von den Baulichkeiten in Grofsbritannien gestellt hat. Wir können hierbei indes nicht weiter zurückgehen als bis zum Jahre 1856, da uns für frühere Jahre die Nachweise nicht vorliegen. Nach den amtlichen Übersichten betrugen nun diese Einkommen: Jahr. Vom Landbesitz Tausend J£ Vom Häuser¬ besitz Tausend £ Prozentverhältnis Land. Häuser. 1858 48 915 52 143 48,4 51,6 1863 51 327 59 551 46,3 53,7 1868 54 898 74 742 42,3 57,7 1873 56 373 85 708 39,7 60,3 1878 59 388 103 932 36,4 63,6 1881 59 311 114 255 34,2 65,8. Das Einkommen vom Landbesitz ist in den 20 Jahren 1858 bis 1878 nur um etwa 21 Proz. gestiegen und seitdem selbst zurückgegangen; das Einkommen vom Häuserbesitz dagegen zeigt ein ununterbrochenes Anwachsen und hat seit 1858 bis 1881 um 119 Proz. zugenommen. Der bemerkenswerte Umstand, dafs das Einkommen vom Landbesitz allein unter allen Einkommensquellen des britischen Volkseinkommens einen verhältnismäfsigen Rückgang aufweist und namentlich gegen das Einkommen aus Häuserbesitz und dem unter Titel D (s. u.) zusammengefafsten Einkommen aus Geschäftsbetrieben mehr und mehr zurückbleibt, ist leicht zu erklären. Der Landbesitz läfst sich im ganzen nicht erweitern Veränderungen in der ZnsnmmeneoUnng des Volkseinkommens in Grofskritaimien. 149 und die Meliorationen finden in einer sich verringernden Ren¬ tabilität des hierfür zu verwendenden Kapitals eine bestimmte Grenze, während die Preise der meisten Produkte der Land¬ wirtschaft und demgemäfs auch die Pachten durch die freie und durch die Vervollkommung der Transportmittel erleichterte ausländische Konkurrenz gedrückt werden. Die infolge der >agricultural degression*, stattgehabte Wertverminderung des Landbesitzes (wie auch des gleich zu erwähnenden landwirt¬ schaftlichen Betriebes, Titel B) wird in den letzten Jahres¬ berichten der Behörde für inländische Abgaben ausdrücklich hervorgehoben. Man wird wohl, wenngleich unter dem Vorbehalt einer recht weiten Fehlergrenze, für unsere Untersuchung in grofsen Zügen annehmen dürfen, dafs der Anteil des Landbesitzes am gesamten Volkseinkommen, mit Einschlufs des unbesteuerten in Grofsbritannien, im Jahre 1843 etwa 10 bis 12 Proz., im Jahre 1881 hingegen nur noch etwa 5 bis 6 Proz. betragen hat. Es ist daher auch nicht zu verwundern, dafs der politische Einflufs der den bei weitem gröfsten Teil der Ländereien besitzenden Aristokratie im Verlauf der letzten 40 Jahre sich erheblich verringert haben mufs. In anderen Kulturländern wird ebenfalls der Anteil des ländlichen Grundbesitzes am Volks¬ einkommen seit 1840 sich wesentlich vermindert haben, allein gewifs nicht in so hohem Grade wie in Grofsbritannien. Das Einkommen vom Häuserbesitz hat hingegen mit dem allgemeinen Volkseinkommen ziemlich gleichen Schritt gehalten, wie es auch die natürliche wirtschaftliche Entwickelung mit sich bringt, da die sich vermehrende Bevölkerung auch mehr Wohnungen verlangt, und diese zugleich im ganzen besser und teurer hergestellt werden. — Von wesentlicher Bedeutung für die allgemeinen Einkommensverhältnisse ist beim Häuserbesitz in Grofsbritannien, dafs in London, Liverpool und andern Städten der Grund, auf dem die neuen Häuser erbaut sind und werden, meistens Eigentum grofser Grundbesitzer ist und für eine bestimmte Reihe von Jahren überlassen wird, nach deren 150 Veräiulorungon in dor Zusammonsot'/.ung dos Volltsoinkoinmonfl in Grofsbritannien. Ablauf die Häuser an den früheren Grundbesitzer zurückfallen, wodurch kolossale Einkommen einzelner Familien entstehen müfsen. — Titel B der britischen Einkommenstatistik begreift die Einkommen aus landwirtschaftlichem Betriebe, der bekanntlich in Grofsbritannien vorwiegend in den Händen vermögender Pächter gröfserer Landgüter liegt, — income in respect of the occupation of land, tenentnients, and hereditaments. Das¬ selbe ward eingeschätzt für Grofsbritannien: Jahr. Tausend £ Jahr. Tausend £ Jahr. Tausend £ 1843 46 770 1858 .... 49 031 1873 .... 56 311 1848 46 718 1863 .... 51 363 1878 .... 59 236 1853 46 657 1868 .... 54 796 1881 .... 60 206 Dieser Teil des Volkseinkommens zeigt im ersten Jahrzehnt nach 1843 eine völlige Stabilität, dann in den darauf folgenden Jahren eine allmähliche mäfsige Zunahme, um sodann von 1878 bis 1881 nur noch wenig zu steigen. Gleich dem Einkommen aus dem Landbesitz beträgt die Zunahme seit 1858 wenig über 20 Proz., die durch Verringerung des Geldwertes ziemlich aus¬ geglichen werden dürfte. — Ungeachtet der Zunahme der Bevölkerung im allgemeinen hat die Zahl der in der Landwirt¬ schaft ihren Ervverb findenden, wie ein Vergleich des Census von 1861, 1871 und 1881 darthut, in England und Wales be¬ trächtlich abgenommen. Dieselbe war nämlich: 1861 ... 2 010 454 Personen, 20,8 Proz. der Bevölkerung, 1871 . . . 1 657138 . 15,7 „ 1881 . . . 1 383 184 „ 12,4 „ (In Sachsen kamen nach der Berufszählung vom 5. Juni 1883 auf Land¬ wirtschaft u. w. d. g. 20,9 Proz. der gesamten Bevölkerung.) — Unter Titel C sind alle Einnahmen aus Annuitäten, Zinsen und Dividenden enthalten, welche aus den öffentlichen Kassen zu zahlen sind. Dahin gehören die Zinsen der Nationalschuld, der Indischen und Kolonial-Anleihen, der Anleihen inländischer Korporationen sowie derjenigen ausländischen Staatsanleihen, welche in England abgeschlossen sind und deren Zinsen dort Veränderungen in dor Zusammensetzung dos Volkseinkommens in Orofsbritanuion. ] 5 1 an britische Angehörige zur Zahlung gelangen. Die auf alle diese Einkommen fallenden Steuerbeträge werden von den aus¬ zahlenden Verwaltungen einbehalten und direkt dem Fiskus eingeliefert. Das hiervon betroffene Einkommen betrug: Jahr. Tausend Jahr. Tausend Jahr. Tausend X X £ 1813 27 910 1858 .... 29 515 1873 .... 40 530 1848 26 133 1863 .... 30 653 1878 .... 39 862 1853 26 798 1868 .... 33 690 1881 .... 39 846 Aus dem Supplement zum 24. Jahresbericht der Steuer¬ behörde entnehmen wir einige specielle Ausweise über diesen Titel. Es wurde im Vereinigten Königreich*) die Einkommen¬ steuer für folgende Kapitalbeträge entrichtet: Im Jahre 1873 Tausend £, Im Jahre 1877 Tausend £ Im Jahre 1881 Tausend X Von britischen Anleihen . . 21160 20 823 20 595 „ indischen „ . . 7 026 7 034 7 314 . Kolonial- „ . . 2 840 3 755 5 507 „ auswärtigen „ . . 9 341 8 315 6 430 Zusammen 40 367 39 927 39 846. Unter den Zinseneinnahmen von ausländischen Anleihen sind (1881) hervorzuheben: ägyptische 1 192 000 russische 942 000^; türkische 645 000 ^; brasilianische 603 000 ^; portugiesische 557 000 £•, österreichische 314 000 £ u. a. m. Auffallend könnte erscheinen, dafs das Einkommen aus britischen Anleihen hier (1881) nur mit 20 595 000 £ angesetzt ist, während bekannt ist, dafs für die fundierte Nationalschuld in dem nämlichen Finanzjahre über 28 000 000 £ Zinsen aus¬ gezahlt sind. Der Minderbetrag in der Einkommenstatistik ist daraus zu erklären, dafs die Zinsen der Nationalschuld, welche *) Der Anteil Irlands ist für diesen Titel C sehr gering', ebenso wie beim Titel E; und es ist nicht relevant, dafs wir hierfür die Angaben für das Vereinigte Königreich einstellen müssen, während im übrigen unsere Angaben nur für Grol'sbritannien gelten. 152 Vorlinclorungon in dor Zusammensetzung dos Volkseinkommens in Großbritannien. (lie Sparkassen, milde Anstalten etc. einnehmen, der Einkommen¬ steuer nicht unterliegen und demnach in dieser Einkommen¬ statistik auch nicht mit aufgeführt sind. — Auffallend ist ferner der verhältnismäfsig geringe Betrag der angegebenen Einnahme aus den Zinsen ausländischer Fonds. Herr Giffen hat das britische jährliche Einkommen aus fremden Staats- undKommunal- Anleihen um das Jahrl875 auf40 250 000,^ (davon 12 000 000^ aus nordamerikanischen, französischen, österreichischen und italienischen) geschätzt, wogegen die Angabe von 6 430 000 £ in der Einkommenstatistik freilich sehr in den Hintergrund tritt. Dieser verhältnismäfsig geringe Betrag kann sich nur daraus erklären, dafs überhaupt, wie schon bemerkt, unter Titel C nur die in England kontrahierten fremden Staatsanleihen, deren Zinsen dort bezahlt werden, in Betracht kommen und aufserdem die nachgewiesenen an auswärtige Angehörige dieser- halb von den englischen Häusern gemachten Zahlungen in Abzug gestellt werden. Was sonst aus Belegungen im Auslande von britischen Eignern erhoben wird, das soll unter Titel D deklariert werden, worauf wir gleich zurückkommen. Dieser wichtigste Titel D umfafst jetzt alles Einkommen der Privaten aus Gewerben jeder Art und gelehrtem Beruf — trades ami professions — das Einkommen aller Aktiengesell¬ schaften und endlich noch alles Einkommen, welches unter diesem Titel mit zu deklarieren ist, weil es unter den übrigen Titeln (A, B, C und E) nicht enthalten ist. Wie wir oben be¬ merkt haben, sind erst seit 1867 manche sehr bedeutende Teile des Volkseinkommens, die früher in den Titel A aufge¬ nommen wurden — Berg- und Hüttenwerke, Salz- und Alaun¬ werke, Eisenbahnen, Kanäle, Dock, Gas- und Wasserwerke u. a. — in diese Abteilung übergegangen, worauf bei einem Vergleich der Jahre vor und nach 1866—67 Rücksicht zu nehmen ist. Es betrugen in Grofsbritannien die für die Steuer statistisch ermittelten Einkommen: *) *) Die in Klammern eingeschlossenen Angaben beruhen auf annähernder Schätzung auf Grund der übrigen positiven Ermittelungen. Veränderungen in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Großbritannien. 153 Jahr. Aus Gewerbe und gelehrtem Beruf Tausend <£. Aus verschiedenen Anlagen (früher unter Titel A) Tausend X. Im ganzen unter jetzigem Titel D Tausend X. 1813 71 330 (19 057) (90 387) 1818 70 192 (21288) (91180) 1853 70 038 (21 MO) (91178) 1858 86 062 (21 518) (110 610) 1863 98 271 (27 322) (125 596) 1868 (127 000) (37 138) 161138 1873 151 350 68177 219 827 1878 161101 89 535 250 636 1881 (155 000) (90 593) 215 593 In der Zunahme der Industrie im weitesten Sinne des Worts, seit den letzten etwa 25 bis 30 Jahren, welche aus vorstehender Ubersicht zu entnehmen ist, hat man augenschein¬ lich die Hauptquelle der großartigen Entwicklung des gesamten britischen Volkseinkommens zu suchen; seit der Mitte der fünfziger Jahre sind es Minen- und Fabrik-Industrie, Handel und Schiffahrt, woraus die übrigen Einkommenquellen ihre gedeihliche Erhaltung und Förderung schöpfen. Der deklarierte Wert der Ausfuhr britischer Erzeugnisse ist von 52 206 000 £ i. J. 1843 und 146 602 000 i. J. 1863 auf 241467 000 £ i. J. 1882 gestiegen; die Rhederei von 3 008 000 Tons (darunter 110 000 T. für Dampfschiffe) im Jahre 1843 auf 6 957 000 T. (darunter 3 335 000 T. für Dampfschiffe) im Jahre 1882. Jn den letzten drei Census-Übersichten werden in England und Wales diejenigen Klassen der Bevölkerung, deren Einkommen hauptsächlich unter Titel D fällt, nach ihrer Perso¬ nenzahl wie folgt aufgeführt: 1861. 1871. 1881. Tausend. Tausend. Tausend. Industrial population . . . 5181 5 910 6 373 Commercial „ ... 611 815 980 Professional „ ... 182 517 617 15 t Vorändorungon in dor ZuHarnmonBetzung des Volkseinkommens in Grofsbritannien. Im scharfen Gegensatz zu der vorhin erwähnten bedeutenden Abnahme der landwirtschaftlichen Bevölkerung sehen wir hier eine wesentliche Zunahme — von 1861 auf 1881 um beziehungs¬ weise 21,60 und 34 Proz. Als ganz genau kann diese Vergleichung wohl nicht betrachtet werden, da die Grundsätze, die bei der Berufszählung von 10 zu 10 Jahren befolgt wurden, in Einzelheiten nicht völlig übereinstimmen, aber für die allgemeinen Resultate wird dies ohne erheblichen Einflufs geblieben sein. — Wie grofs an sich auch das ermittelte Einkommen aus der Industrie, Handel und Schiffahrt (abgesehen von Aktien¬ gesellschaften^ sich darstellt, so kann es doch selbst nach der Ansicht der Steuerbehörden nicht bezweifelt werden, dafs gerade hierbei das wirkliche Einkommen beträchtlich gröfser ist als das nach den Deklarationen in die amtlichen Register einge¬ tragene und zur Steuer herangezogene. Zweimal hat man in London durch umfassende gleichzeitige Expropriationen, bei denen eine Entschädigung für bisherigen Geschäftsgewinn in Frage kam, Gelegenheit gehabt, den thatsächlichen Betrag dieses Einkommens für eine grötsere Anzahl von Personen genau festzustellen und mit deren vorangegangenen Deklara¬ tionen desselben Einkommens zur Einkommensteuer zu ver¬ gleichen. Das übereinstimmende Resultat war in beiden Fällen, dafs etwa 40 Proz. der Beteiligten ihr Einkommen viel zu niedrig deklariert*) hatten. Die Behörden selbst sind hiernach der Meinung, dafs der in Rede stehende Teil des Volksein¬ kommens in Wirklichkeit wohl um mindestens ein Fünftel gröfser sein werde als er in der Einkommensstatistik erscheint. Was die Veränderungen in dem Einkommen aus den verschiedenen Betrieben anlangt, welche seit 1867 unter dem Titel D mitenthalten sind und ganz vorwiegend von Aktien- *) Im ersteren Falle hatten die betreffenden Steuerpflichtigen ihren jährlichen Geschäftsgewinn nur zu nahezu 9000 £ deklariert, während die genaue Ermittelung dafür einen Betrag von 26 973 .£ ergab; im anderen Falle war die Deklaration 73 642 .£ und die Ermittelung 171 370 £\ Veränderungen in dor Zusammensetzung dos Volkseinkommens in Grofsbrilaniuen. 155 gesellschaften entrichtet werden, beschränken wir uns, um nicht zu viel Raum zu beanspruchen, auf die hauptsächlichen Abteilungen und eine Yergleichung der Jahre 1858, 1873 und 1881. Da hier fast ausschliefslich die Verwaltungen der Ge¬ sellschaften die Angaben direkt einzureichen haben, ist deren Richtigkeit vorauszusetzen. Es betrugen die Einkommen im Vereinigten Königreich: 1858 1873 1881 Tausond £ Tausend £ Tausend £ Von Bergwerken 3 822 7 823 6 667 „ Eisenhütten 1891 4 762 2179 „ Eisenbahnen 11896 25 440 31742 „ Kanälen, Docks etc. . . nicht erm. nicht erm. 3196 „ Gasanstalten nicht erm 2 797 4505 Die Einnahmen aus den Bergwerken und dem Hütten¬ wesen sind in den einzelnen Jahren infolge der starken Preis¬ schwankungen der Produkte, namentlich des Eisens, sehr ver¬ schieden. Die Bergwerke ergaben z. B. im Jahre 1876 über 14 614 000 £ Einkommen, also mehr als das Doppelte gegen 1881, und die Eisenhütten im Jahre 1875 ein Einkommen von 7 261 000 £, über das Dreifache vom entsprechenden Ein¬ kommen im Jahre 1881. Beim Einkommen aus den Eisenbahnen sind seit 1875 die Einnahmen britischer Angehöriger von aus¬ ländischen Bahnen einbegriffen, 1881 zum Belauf von 2611000^. Das Steuergesetz schreibt vor, dafs jedes Einkommen, welches nicht unter einem der anderen Titel schon enthalten ist, zum Titel D (als »sonstiger Gewinn<) mit deklariert werde. Dazu gehören auch die Zinsen und Dividenden von Belegungen jeder Art im Auslande, so weit solche nicht bereits im Titel C aufgeführt sind. Nachweise hierfür liegen uns vor aus den Jahren 1869 bis 1880, wonach dieses Einkommen aufgeführt wird 1869 mit 1 344 000 £ und 1880 mit 7 240 000 £. Legen wir zu letzterer Summe die früher angegebenen Einkommen aus Belegungen in ausländischen Staatsanleihen und Eisenbahnen, so erhalten wir einen Betrag von zusammen 15b Vorlindorungon in dor Zunammon«otznng de» Volkseinkommens in Großbritannien. wenig melir als IG Millionen £, welche an Zinsen etc. vom Auslande an britische Angehörige zu zahlen gewesen sind, während Giffen hierfür nahezu 66 Millionen £ veranschlagt, nämlich etwa 40 Millionen £ aus Staatsanleihen, das übrige aus sonstigen Belegungen. Diese Schätzung erachten wir für zu hoch, allein es erscheint uns nicht zweifelhaft, dafs in betreff dieser Einkommenquelle in den offiziellen Übersichten durch unterlassene Deklarationen sich sehr grofse Lücken finden. Die sächsische und noch mehr die preufsische Einkommen¬ statistik sind viel mangelhafter als die britische, was die Nach¬ weisung über die verschiedenen Quellen und Arten des Volks¬ einkommens betrifft, allein sie haben darin einen wichtigen Vorzug, dafs aus ihren Zusammenstellungen die Verteilung der Einkommen nach der Höhe ihrer Beträge unter die verschiedenen Vermögensklassen zu entnehmen ist. Die Richtigkeit und Voll¬ ständigkeit der Einschätzungen, namentlich in Preufsen, wird bekanntlich sehr bezweifelt und angefochten, aber im grofsen und ganzen darf man wohl das schliefslich sich ergebende Verhältnis der verschiedenen Einkommensklassen als der Wirk¬ lichkeit nahe kommend ansehen. Man ist hier in Bezug auf die bedeutenderen Einkommen nach den neuesten Vorlagen zu den Resultaten gelangt, dafs man in Preufsen (mit 9 205 205 Censiten) bei einem präsumtiven Volkseinkommen von etwa 8300 Millionen Mk. nur 9115 Censiten (1 Promille der Gesamtzahl) zählte, welche ein Einkommen von je über 20 000 Mk. besafsen, und dafs in Sachsen (mit 1 085 811 bei¬ tragspflichtigen physischen Personen bei einem Volkseinkommen von 1042 Millionen Mk. nur 1780 physische Personen mit Ein¬ kommen über 20 000 Mk. ermittelt wurden; es sind sämt¬ liche Einkommensquellen zusammengenommen. Für Grofsbritannien läfst sich eine entsprechende Er¬ mittelung nicht vornehmen, da hier (abgesehen von Titel E, öffentliche Besoldungen) nur für einen Teil der Einkommen unter Titel D (Geschäftsgewinn) die Zahl der Steuer- Vorändorungon in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofsbritaunien. 157 zahlenden Personen nach verschiedenen Einkommenklassen angegeben wird. Obschon aber dieser Teil, wie vorhin bemerkt, noch nicht ein Viertel des steuerpflichtigen Volkseinkommens bildet, so zeigt sich schon in dieser Abteilung das aufser- ordentliche wirtschaftliche Übergewicht Grofsbritanniens. Im Fiskaljahre 1879—80 werden nämlich daselbst aufgeführt: 11 495 Person, m Einkommen v. 1 000— 2 000 ■£ ( 20 000— 40 000 Mk.) 3 474 „ „ „ „ 2 000— 3 000 „ ( 40 000— 60 000 „ ) 2 461 „ „ „ „ 3 000— 5 000 „ ( 60 000— 100 000 „ ) 1604 , „ „ „ 5 000—10 000 „ (100 000— 200 000 „ ) 910 „ „ 10 000—50 000 „ (200 000—1000 000 „ ) 77 „ „ „ „ 50 000 .£u darüber, (über eine Million „ ) Zusammen waren es also 20 021 Personen in Gro߬ britannien, welche allein aus ihrem Geschäftsgewinn nach in den in geschäftlicher Hinsicht sehr ungünstigen drei Jahren 1877 bis 1879 ein Einkommen von je über 20 000 Mk. deklarierten. Wie grofs daneben die Zahl der Personen, welche aus Grund¬ besitz, Landwirtschaft und Renten ein Einkommen von über 20 000 Mk. bezogen haben, läfst sich nicht angeben, allein gewifs ist, dafs diese Zahl sehr bedeutend sein mufs. Wir haben indes nicht nötig, Mutmafsungen darüber zu äufsern, wie viele Tausende vielleicht noch in diese Kategorie zu bringen wären, es genügt auf jene 20 000 Personen hinzuweisen, welche in Grofsbritannien allein aus Geschäftsgewinn ein gröfseres Einkommen bezogen. Diese Einkommen sind es aber gerade, welche vornämlich die nötige Entwickelnug der britischen Industrie und die ansehnlichen britischen Kapitalbelegungen im Auslande zur Folge gehabt haben, und es kann nichts wirtschaftlich Verkehrteres gedacht werden, als eine Finanz¬ politik, welche in Deutschland dahin wirken würde, die Bildung neuen Kapitals und Ansammlung gröfserer Vermögen zu erschweren, denn diese sind vor allem erforderlich, um in Konkurrenz mit dem Auslande unsere Industrie zu erweitern und überhaupt den handarbeitenden Klassen nachhaltige lohnende Beschäftigung zu verschaffen. Es erübrigt noch die Erörterung des Titels E, der Ein- 158 Veriind urungen in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grolslritannien. kommen aus öffentlichen Besoldungen, — for all public offices and pensions paid out of the public revenue, and salaries etc. of employes of corporate bodies etc. — Diese werden wie folgt für das Vereinigte Königreich angegeben. .1 a Ii r. Tausend £. J a h r. Tausend £. Jahr. Tausend £. 1843 .... 9 718 1858 .... 18 334 1873 .... 29 539 1848 .... 11927 1863 .... 20 965 1878 .... 31 494 1853 .... 11 680 1868 .... 23 953 1881 .... 33 236 Hiernach hat eine überraschende Steigerung der öffentlichen Anstellungen und deren Besoldungen stattgefunden, namentlich seit 1853. Der Betrag der letzteren ist fast auf das Dreifache gestiegen. Man mag die Ursache zum Teil in der durch Wert¬ verminderung des Geldes erforderlich gewordenen Erhöhung der früheren Gehalte und der nach und nach vervollständigten Liste der Angestellten suchen, allein den hauptsächlichen Grund wird doch der auch in Grofsbritannien während der letzten Jahrzehnte unaufhaltsam erweiterte Wirkungskreis der Regie¬ rung abgeben. So ist z. B. der für das Schulwesen in Grofsbri¬ tannien vom Parlament bewilligte Zuschufs von 424 000 £ im Jahre 1856, auf 3 218 000 £ im Jahre 1882—83 ange¬ wachsen. — Unter den 162 656 Angestellten und Beamten (unter Titel E) mit einem gesamten Rein-Einkommen von 25 987 000 £ im Jahre 1880 befanden sich 19 399 Beamte mit einer Besoldung von 400 £ und darüber (durchschnitlich etwas über 700 £); im preufsischen Staate wird man die Beamten, welche Gehalte über 8000 Mk. beziehen, nicht nach Tausenden, sondern nur nach Hunderten zu zählen haben! Wir werfen noch einen kurzen Rückblick auf die Haupt¬ ergebnisse unserer Untersuchung, welche, wie wir hoffen, unge¬ achtet sie meistens nur annähernde Ermittelungen und sehr rohe Umrisse vorlegen konnte, doch vielleicht für eine richtigere Beurteilung britischer Wirtsehaftszustände und eine Vergleichung deutscher Verhältnisse mit diesen einige Winke giebt. Veränderungen in der Zusammensetzung des Volkseinkommens in Grofsbritannien. 159 Wir sahen, dafs das Volkseinkommen in Grofsbritannien im Verlauf der letzten 40 Jahre, namentlich seit 1858, aller¬ dings nominell eine aufserordentliche Zunahme aufzuweisen hat, dafs dieselbe indes in Wirklichkeit wesentlich modifiziert erscheint, sobald man dabei das gleichzeitige Wachsen der Bevölkerung und die verminderte Kaufkraft des Geldes in Anschlag bringt. Unsere vergleichenden Zusammenstellungen zeigen ferner, wie sehr die Einkommen in Grofsbritannien, sowohl im ganzen genommen als besonders in Rücksicht der oberen Vermögensklassen, die entsprechenden Verhältnisse in Deutsch¬ land überragen. Vornehmlich ist aber über die im Laufe der letzten Jahrzehnte in Grofsbritannien eingetretenen tief ein¬ greifenden grofsen Veränderungen in der Zusammensetzung und den Quellen des Volkseinkommens näherer Nachweis gegeben. Man wird hieraus entnehmen, wie sehr der Anteil des Einkommens aus Landbesitz und landwirtschaftlichem Betrieb in den letzten 20 bis 30 Jahren mehr und mehr zu¬ rückgetreten ist im Vergleich mit dem enorm gewachsenen Einkommen aus Industrie, Handel und Schiffahrt, womit die Einkommen vom Häuserbesitz, von Eisenbahnen und auswär¬ tigen Belegungen ziemlich gleichen Schritt gehalten haben. — ' k " Volkswirtschaftliche Korrespondenz. Paris, Mitte Dezember 1883. Indem ich mich daran begebe, die für Sie zurecht gelegten Materialien zu bearbeiten, steigt in mir ein Bedenken auf: das was ich mir oben anf, als das Interessanteste, legte, hat es auch für Sie Interesse? Wir lebten bekanntlich seit einigen Jahren in der Erwartung eines grofsen Kampfes zwischen zwei einander stramm gegenüberstehenden Richtungen; die einen forderten die Verstaatlichung der Eisenbahnen, die andern sahen diese Operation als ein grofses Übel an und wehrten sich dagegen nach Leibes¬ kräften. Der Kampf ist ausgebrochen und die Gegner der Verstaatlichung haben gesiegt. Ich stimmte natürlich mit in den Jubel ein, aber darf ich meiner Freude vor Ihnen, die Sie sich wider Willen der Verstaatlichung haben fügen müssen, also in einem ähnlichen Kampfe die Geschlagenen sind, freien Lauf lassen? Nun ich kann ja den Hergang ganz objektiv und in aller Kürze erzählen; "Sie sind ja blofse Zuschauer der sich bei uns abspielenden Geschichte und diese ist so verschieden von der Ihrigen, dafs sie keine Emotionen hervorrufen wird. Bei uns ging der Gedanke nicht von der Regierung, sondern eher von der Opposition aust "meist von der äufsersten Linken oder doch den Radi¬ kalen, das sind unsere jetzigen Doktrinäre, die stets eifrig bestrebt sind, ihre Theorien zu realisieren. Die Verhältnisse waren ihnen eine Zeit lang günstig, die Verstaatlichungstheorien wurden zum Teil von Wahlinteressen getragen. Im äufsersten Westen Frankreichs gab es einige kleinere Bahnen, welche schlechte Geschäfte machten, sie waren nahe daran, ihren Betrieb einzu¬ stellen/' Es erschallten aus der betreffenden Gegend Stimmen, welche die Regierung aufforderten diese Bahnen anzukaufen, was auch geschah. Aber v/df eine Besitzung kauft, findet immer etwas auszubauen, hier waren die Anforderungen grofsartig. Sie können sich denken, dafs man vor allem 'zu ergründen suchte, warum diese Bahnen nicht das glänzende Loos der andern hatten, und da hiefs es nicht blofs: weil sie zu klein sind und in einer ungünstigen Gegend liegen, sondern auch, weil sie keine direkte Verbindung mit Paris haben, und weil ihnen die Orleansbahn das Brod Productie en aanmunting van edele metalen. Zeer kort geleden verscheen, als n° 9 der publication van bet //"Verein für Wahrung der wirtschaftlichen Interessen von Handel u. (bewerbe" te Berlijn eene door Soetbeer zamengestelde verzameling //Materialien zur //Erläuterung u. Beurteilung der wirtschaftlichen Edelmetallverhältnisse //und des Währungsfrage.'" Daar dit het laatste is, wat de beroemde munt-statisticus op dit gebicd geleverd heeft, nemen wij uit zijne overzicliten de onderstaande tabellen over. Soetbeer heeft, voor de berekeningen der waarrfe van geproduceerd en aangemunt edel metaal, vaste prijzen genomen van Um. 180 p. kilo zilver, en Ilm. 2790 p. kilo goud. Voor het zilver is dit te hoog; naar de muntpariteit der mark komt de door S aangenomen prijs uit op f 106,67, terwijl / 105,82 van ons zilvergeld gelijk is aan 1 kilogr. fijn. De vraag rees nu: welken lageren zilverprijs als maatstaf te nemen. Bij tabellen, loopend over een aantal jaren, is natuurlijk ellca vaste zilver¬ prijs als maatstaf precair, ja bedriegelijk; de vraag: welke maatstaf, is dus wel beschouwd van minder belang. Herleidden Wij de kilogram men tot waarde naar een anderen maatstaf dan dien van S., dan zou het gevolg geweest zijn, dat de door hem gegeven verhoudingscijfers der waarden van geproduceerd en vermunt goud en zilver veranderden, zonder dat wij, met het 00g op de groote variation in de waardeverhouding, konden verklaren dat die verandering eene verbetering was. Wij besloten dus, de cijfers on- veranderd te laten, waardoor wij de volle verantwoordelijkheid voor den geheelen inhoud der tabellen aan den schrijver laten. Om dit sterk in "t licht te stellen hebben wij ons er zelfs van onthouden, de marken tot guldens te herleiden. Wat de aanmuntingen betreft, hebben Soetbeer1 s opgaven het gehrek van slechts te loopen over een beperkt aantal groote Staten. Wij geven daarom alleen zijne eindcijfers over 1851—1884. A. PRonil'tfE V\N KIlELF. METU.EK IX tiE iHtEEI E V.T.nrXD. Perioden en jareu. Gewicht. Waarde. Gond. Zilver. Percentsgew. verb. Goud. Zilver. Percentsgew. verh. Totaal. Goud en Zilver. Goud. Zilver. Gond. Zilver. Gemiddeld van: K.G. K.G. % % X 1 000 Mark. X 1000 Mark. % % X 1 000 Mark. 1493—1520 5 800 47 000 11,0 89,0 16 182 8 460 65,7 34,3 24 642 1521—1544 7 160 90 200 7,4 92,6 19 976 16 236 55,2 44.S 36 212 1545—15(50 8 510 311 600 2,7 97,3 23 742 56 088 29,7 70,3 79 830 1561—1580 6 840 299 500 2,2 97,8 19 083 53 910 26,1 73,9 72 993 1581—1600 7 380 418 900 1,7 98,3 20 590 75 402 21,4 78,6 95 992 1601—1620 8 520 422 900 2,0 98,0 23 771 76 122 23,8 76.2 99 893 1621—1640 8 300 393 600 2,1 97,9 23 157 70 848 24,6 75,4 94 005 1641—1660 8 770 366 300 2,3 97,7 24 468 65 934 27,1 72,9 90 402 1661—1680 9 260 337 000 2,7 97,3 25 835 60 660 29,9 70,1 86 495 1681—1700 10 765 341900 3,1 96,9 30 034 61 542 32,8 67,2 91 576 1701—1720 12 820 355 600 3,5 96,5 35 768 64 008 35,8 64,2 99 776 1721—1740 19 080 431 200 4,2 95,8 53 233 77 616 40,7 59,3 130 849 1741—1760 24 610 533 145 4,4 95,6 68 662 95 966 41,7 58,3 164 628 1761—1780 20 705 652 740 3,1 96,9 57 767 117 493 33,0 67,0 175 260 1781—1800 17 790 879 060 2,0 98,0 49 634 158 231 23,9 76,1 207 865 1801 — 1810 17 778 894 160 1,9 98,1 49 600 160 947 23,6 76,4 210 547 1811—1820 11 445 640 770 2,1 97,9 31 932 97 339 24,7 75,3 129 271 1821—1830 14216 460 560 3,0 97,0 39 663 82 901 32,4 67,6 122 564 1831—1840 20 289 596 450 3,3 96,7 56 606 107 361 34,5 65,5 163 967 1841—1850 54 759 780 415 6,6 93,4 152 777 140 475 52,1 47,9 293 252 1851—1855 197 515 886 115 18,2 81,8 551 067 159 501 77 6 22,4 710 568 1856—1860 200 058 904 990 18,5 81,5 574 901 162 898 77,9 22.1 737 799 1861—1865 185123 1 101 150 14,4 85,6 516 493 198 207 72,3 27,7 714 700 1866—1870 191 900 1 339 085 12,5 87,5. 535 400 241 035 69,0 31,0 776 435 1871—1875 170 675 1 969 425 8,0 92,0 476 183 354 496 57,3 42,7 830 679 1876—1880 172 800 2 450 252 6,6 93,4 482 112 441 045 52,2 47,8 923 157 In hct jaar 1881 157 900 2 592 639 5,7 94,3 440 541 466 675 48,6 51,4 907 216 1882 146 900 2 769 065 5,0 96,0 409 851 498 432 45.1 54,9 908 283 1883 143 940 2 895 520 4,7 95,3 401 593 521 193 43,5 56,5 922 786 1884 (140 000) (2 860 000) (4,7) (95,3) (390 600) (514 800) (43,1) 56,9 (905 400) B. KILOGRAMMEN GOUD, VOORTGEBRACIIT IN ONDERSTAANDE LANDEN. Jaren. Vereenigde Staten. Australie. Rusland. Mexico, Co¬ lumbia en Brazilie. Andere landen. Totaal. Gemiddeld van K.G. K.G. K.G. K.G. K.G. K.G. 1851—1855 88 800 67 700 24 730 7 710 8 575 197 515 1850—1860 77 100 86 700 26 570 7 000 8 688 206 058 1601—1865 06 700 77 700 24 084 7 650 8 989 185 123 1800—1870 70 000 70 400 30 050 6 940 8 510 191 900 1871—1875 50 500 59 900 33 380 7 240 10 655 170 675 In het jaar 1876 60 000 54 200 33 600 7 200 16 000 171 000 1877 70 300 40 800 41000 7 100 16 000 181200 1878 70 800 42 500 42 100 7 200 16 000 184 600 1879 58 300 41 500 42 000 7 100 16 000 165 500 1880 54 200 43 400 41 400 6 700 16 000 161 700 1881 52 200 44 OOO 38 500 G 000 16 000 157 900 1882 48 000 42 500 32 700 0 300 16 500 146 900 1883 45 140 40 100 35 800 0 400 16 500 143 940 1884 40 350 KILOGRAMMEN ZILYER, VOORTGEBRACIIT IN ONDERSTAANDE LANDEN. Jaren. Mexico. Peru, Bolivia en Chili. Vereenigde Staten. Duitscliland. Andere landen. Totaai. Gem:ddeld van K.G. K.G. K.G. K.G. K.G. K.G. 1851—1855 460 100 218 600 8 300 48 900 144 155 886 115 1850—1800 447 800 100 400 6 200 61 510 100 080 904 900 1861—1865 473 000 191100 174 000 68 320 194 730 1 101150 1866—1870 520 900 229 800 301 000 89 125 108 260 1 330 085 1871—1875 601 800 374 700 504 800 143 080 285 045 1 909 425 lu het jaar 1876 601 000 350 000 933 000 139 779 300 000 2 323 770 1877 634 000 350 000 957 000 147 612 300 000 2 388 612 1878 644 000 350 000 1 089 370 107 988 300 000 2 551 301 1879 690 000 350 000 981 000 177 o07 300 000 2 507 507 1880 701 000 350 000 942 987 186 011 300 000 2 479 098 1881 721 000 350 000 1 034 649 180 990 300 000 2 592 630 1882 738 000 390 000 1 126 083 214 982 300 000 2 760 065 1883 739 000 510 000 1 111 457 235 063 300 000 2 895 520 1884 1 174 000 248 117 300 000 C>7 C. WAAKUK IN IHU7.KNnTAI.MiN MAUKEN VAN 11KT UOl'D, VOOTlffiKUUACUT IN ÜN1IKUSTAANDK LANDEN. .lure ii. Yoreenigde Staten. Austral!«. Ruslai.d. Mexico, Co¬ lumbia Uli Brazil ie. Andere landen. Tut aal. (iemiddeld van X 1000 Mark. X 1000 Mark. X 1000 Mark. X 1000 Mark. X 1000 Mark. X 1000 Mark. 1 851 —1855 247 752 188 883 08 007 21 510 23 025 551 007 1850—1800 215 101) 241 803 74 130 10 530 24 230 574 001 1801 — 1805 180 003 210 783 07 104 21 314 25 O70 510 403 1800—1870 212 040 100 410 83 830 10 303 23 742 535 400 1871—1875 100 005 107 121 03 130 20 200 20 727 470 183 In hot jaar 1870 107400 151 218 03 744 20 088 44 (140 477 000 1877 100137 130 572 114 300 10 800 44 040 505 548 1878 214 272 118 575 117 450 20 088 44 040 515 034 1871) 102 057 115 785 118 854 10 800 44 040 401 745 1880 151218 121 080 115 500 18 003 44 040 451 143 1881 145038 124 434 107 415 18414 44 040 440 541 188*2 130 431 118 575 01 233 17 577 40 035 400 851 1883 125 041 111 870 00 882 17 850 40 035 401 503 1884 120 317 WAARDE IN DUIZENDTAM.EN MARKEN VAN IIET ZILVUR, ViIORTI *KRRA('HT IN ONDERSTAANÜE LANDEN. ■Taren. Mexico. Peru, Bolivia en Chili. Yereenigde Staten. Duitschland. Andere landen. Tutaal. (iemiddeld van X 1000 Mark. X 1000 Mark. X 1000 Mark. X 1000 Mark. X 1000 Mark. X 1000 Mark 1851—1855 83 898 39 348 1 404 8 813 *25 948 159 501 1850—1800 80 004 34 *272 1 110 11 072 35 834 102 808 1801—1805 85 140 34 308 31 320 12 298 35 051 108 207 1800—1870 03 702 41 304 54180 10 042 35 087 *241 035 1871—1875 108 324 07 440 101 604 25 i o4 51 308 354 490 lu liet jaar 1870 108 180 03 000 107 940 25 100 54 000 418 280 1877 114120 03 000 17*2 200 26 570 54 000 429 950 1878 115 920 . 03 000 190 088 30 *238 54 000 459 246 1870 125 820 03 000 170 580 31 951 54 000 451 351 1880 120 180 63 000 109 738 33 482 34 000 440 400 1881 120 780 03 000 186 237 33 658 54 000 400 075 1882 132 840 70 200 20*2 695 38 097 54 000 408 43*2 1883 133 0*20 91 800 *200 002 42 311 54 000 521103 1884 211 320 44 001 54 000 68 P. AAN.MI/NTiXGEN VAN GOl'D EN ZILVER IN DE YOOUNAAMSTE STATEN. Stelen. Jaren. Goud. Zilver. Percentsgew. verh. Goud. Zilver. Groot-Brittanuiii eu Australiii Yereenigde Staten Frankrijk Belgiii Italie Nederland Duitscliland Oostenrijk-Hougarije Itusland Scaudiuavie Spaiije Portugal Xotaal 1*51- 1*51- 1*51- 1*51- 1*51- 1851- 1857- 1*57- 1851- 1873- 1870- 1854- -1884 -1884 -1884 -1884 -1*84 -1884 -1884 -1884 -1884 -1**4 -1884 -1884 1 000 Mark. 4 727 477 5 240 716 5 088 325 473 037 383 129 120 671 1 951 732 330 239 2 625 991 106 130 736 3G3 29 244 22 722 054 1 000 Mark 345 257 1 377 332 014 240 • 358 382 456 760 576 236 1 161 304 1 008 574 582 000 42 062 481 844 36 372 % 93,2 79,2 86.8 56.9 45.6 18,4 62.7 24,7 81,9 71,6 60,4 44,6 7 340 363 75,6 % 6,8 20,8 13.2 43,1 54,4 81,6 37.3 75.3 18,1 28.4 39,6 55,4 24,4 E. AANMUXT1XUEX VAX CIOUI) EX ZIEVIitl IX DE VOORXAAMSTE STATEN IN ONDERSTAANDE TIJDRUIMTIN. 1851- 1856- 1861- 1866- 1871- 1876- 1881- -1855 -1860 -1865 -1870 -1875 -1*80 -1884 1851—1*84 1 000 Mark, 3=331 106 3 587 387 3 130 764 2 578198 3 791 344 3 8*8 634 2 414 621 22 722 054 1 000 Mark. 457 580 922 290 707 430 1 172180 1 387 908 1 738 499 954 476 7 340 363 87,9 79.5 81.6 68.7 73,2 69,1 71,7 75,6 % 12,1 20,5 18,4 31,3 26.8 30.9 28.3 24.4 Belangrijker door uitvoerigheid, doch slecbts'loopend over 1881, 1882 en 18S3, zijn de met groote zorg- bewerkte opgaven omtrent aanmuntingen, voorkomende in bet, niede onlangs versehenen, «Report of the Director //of the Mint upon the Production of the Precious Metals in the U. S. //during the Calendar Jear 18S1<": (Directeur der munt tevWashington is, zooals men weet, de lieer II. C. Burchard). Wij geveu onderstaaud ook deze opgaven; de wanrdecijfers, die in dollars zijn gegeven, a / 2,50 tot guldens herleid. Hier en daar zijn de cijftrs met officieele en andere opgaven uit verschillende landen vergelijken en steeds nauwkeurig bevonden. Die voor Nederland zijn uit onze Muntver- slagen overgenomen. F. AANML'NTINÜEN IN IIK VERSCHILLENDE LANDEN. 1881. 1882. 1883. Landen. Goud. Zilver. Goud. Zilver. Goud. Zilver. Guldens. Guldens. Guldens. Guldens. Guldens. Guldens. Vereenigde Stateu 242 127 225 09 848 007 104 719 213 69 930 088 73 104 975 73 114 973 Mexico 1 090 945 60 347 558 1 131 475 02 805 650 *) 1 019 000 *) 60 209 803 Bolivia — 4 927 458 — 4 212 103 f) 4 000 000 Argentijnscke Republiek — — — 11 325 525 4 288 013 Haiti — 1 950 000 .— — — — — 12 131 508 — 2 553 453 17 077 923 15 503 793 Australie 49 247 788 — 40 754 898 — 39 759 305 — Indie — 51 700 503 420 358 73 405 805 *) 107 610 02 318 5(H) Duitsehland 4 085 473 — 7 917 713 16 017 893 2 507 243 1 480 160 Oostenrijk-Hongarije 0 074 995 22 571 077 7 073 975 7 807 048 5 385 975 13 880 478 Frankrijk 1 045 578 3 248 885 1 806 515 559 033 — — üelgic — 95 III« 5 040 293 — — — Italie 8 134 970 3 995 805 — — 1 902 508 — Nederland ! Vonr't Itijk in Europa. — 200 000 — 200 000 — — " ) \ oor de Kolonien. . . — — — 1 300 000 — 200 000 Noorwegen — 72 325 — 174 200 481 770 93 800 Zweden 850 088 725 343 99 690' 44 208 1 091 548 026 170 8panje 52 007 818 7 700 483 4 990 775 20 679 005 8 318 088 20 308 553 Portugal 012 900 — 405 000 — 542 700 — Japan 1 220 403 11 285 108 2 009 113 8 237470 2 411 333 18 900 470 Brazil ii; 54 148 — — — 132 003 58 973 Rumenii: — 11 809 500 — — — — 31 983 938 — Turkije 7 400 140 3 301600 110 000 Chili. 313 200 7 550 000 — — — Columbia — — — — 1 747 785 Zwitserland — — — 2 412 500 — Honduras — — 190 785 — — Perziii — — — 117 793 1 513 948 Totaaal 307 638 188 270 225 215 249 774 155 274 338 058 253 163 393 284 422 015 *) Fivmnl jaar. -j") Bij bcnndering. \ Rück- und Vorblicke (1862—1887V 123 \ einer Umgestaltung unserer Landwirtschaft in dem oben ange¬ deutete^ Sinne und Umfang zu studieren. Für heute beschränken wir uns darauf, die Frage zu stellen. Möge die deutsche Land¬ wirtschaft mitarbeiten, diese Frage zu lösen. Sie lautet: / »Wie kann unsere Landwirtschaft die Konkurrenz der aufsereuropäischen Gebiete unschädlich machen, indem sie-sich mit denselben teilt in die Arbeite? Berlin, Anfang November 1887. Zur Einkoramenstatistik von Preufsen, Sachsen und Grofsbritannien, nebst Be¬ merkungen über Einkommenbesteuerung. Von Dr. Ad. Soetbeer. I. Unter Zugrundelegung der dem preufsischen Landtage alljährlich mitgeteilten »Nachweisung über die Anzahl der zur Klassensteuer und zur klassifizierten Einkommensteuer veran¬ lagten Personen und über den Betrag der veranlagten Steuer« haben wir seit 1874 wiederholtVersuehe annähernderSchätzungen des Einkommens der Bevölkerung des preufsischen Staats und seiner Verteilung veröffentlicht.*) Zuletzt geschah dies in Bezug auf das Jahr 1882. Seitdem ist die vorerwähnte »Nac.h- weisung< in den Aktenstücken zu den Verhandlungen des Preufsischen Landtags auch für die Rechnungsjahre 1883—84 bis 1886—87 bekannt geworden und hiermit die Aufforderung an uns herangetreten, jene früheren Zusammenstellungen zu *) Umfang und Verteilung des Volkseinkommens im preufsischen Staate 1872—1878. Leipzig 1879. — Umfang und Verteilung des preufsi¬ schen Volkseinkommens im Jahre 1879; in Conrad's Jahrbüchern f. N. u. St. Bd. XXXIV. — Preufsisches Volkseinkommen im Jahre 1881; eben¬ daselbst N. F. Bd. 5. — Umfang und Verteilung des preufsischen Volkseinkommens; ebendaselbst N. F. Bd. VII. — Statt der Bezeichnung »Volkseinkommen«, die leicht zu Mifsvorständnissen führt, dürfte »Ein¬ kommen der Bevölkerung« zu setzen sein, da bei unsern Aufstellungen jedes staatliche und kommunale Einkommen aufser Betracht bleibt. Zur Einkommenstatistik von Preufaen, Sachsen und Grofsbritanuien etc. 125 ergänzen. Andererseits machen sich auch jetzt noch manche gewichtige Bedenken geltend, welche von solcher Fortsetzung abmahnen. Wir selbst haben beim Beginn dieser Untersuchungen ausdrücklich bemerkt, dafs die mitzuteilenden Aufstellungen auf Genauigkeit und Sicherheit keinen Anspruch erheben, dafs es sich bei diesem Zweige der Statistik nur um ungefähre Schätzungen handeln könne, deren Brauchbarkeit davon ab¬ hänge, dafs dieselben ohne vorgefafste Meinung und Absicht, nach reiflicher Überlegung fortlaufend auf der Grundlage eines gleichen Materials und nach gleichmäfsiger Methode veran¬ staltet sind. Manche Kritiker sind freilich durch solches Zu¬ geständnis um so mehr in ihrem Urteil bestärkt worden, dafs jede Einkommen-Statistik ein haltloses phantastisches Gebilde bleibe, das eher irreleite als aufkläre. Aufser dieser prinzipiellen und allgemeinen Abweisung haben unsere Versuche von mehreren Seiten spezielle An¬ fechtungen in betreff der dabei angewendeten Methode und Berechnungsweise erfahren, die hier in Kürze zu erwähnen sind. Wir haben bei den Einschätzungen zu der früheren Stufe la der Klassensteuer ein durchschnittliches Einkommen von 500 JC für die Haushaltungen und von 350 für die Einzelerwerbenden, — nachdem in den amtlichen Nachweisen diese Unterscheidung nicht mehr stattfindet, von 400 cAt für jeden Zensiten dieser Stufe — angenommen. Bei der aufser- ordentlichen Verschiedenheit der Löhne und der Kosten des Unterhalts in den verschiedenen Gegenden des Landes kann eine solche Annahme nur als ein roher ungefährer Durchschnitt gelten, der in vielen Fällen zu hoch, in andern, vielleicht noch häufigeren Fällen zu niedrig sein wird. Von einigen ist denn auch behauptet worden, die Ansätze müfsten, wenn sie den wirklichen Verhältnissen sich annähern sollten, erheblich er¬ höhet, von anderen, sie müfsten herabgesetzt werden. Ein überzeugender ziffermäfsiger Beweis für die Richtigkeit oder die Unrichtigkeit des angenommenen Durchschnitts dürfte kaum möglich sein, und so bleiben wir bei der bisherigen Annahme 126 Zur Einkommenstatistik von Proufson, Sachsen und Grofsbritannien etc. für unsere unterste Klasse A, die als »Dürftige Einkommen« bezeichnet wird, deren obere wirkliche Grenze wir wie früher auf 525 dl (statt des amtlichen Satzes von 420 dC) ansetzen. Für die oberen Klassen hatten wir fünf Abteilungen ge¬ wählt, nämlich: B. »Kleine Einkommen« von 526—2000 dl-, Stufen lb bis 7 der Klassensteuer, Veranlagungen 421—1650 dl. C. »Mäfsige Einkommen« von 2001—6000 dl-, Stufen 8—12 der Klassensteuer und Stufen 1—3 der Ein¬ kommensteuer, Veranlagungen 1651—4800 c41. D. »Mittlere Einkommen« von 6001 — 20000 dl-, Stufen 4—12 der Einkommensteuer, Veranlagungen 4801 — 16800 dl. E. »Grofse Einkommen« von 20001—100000 dl-, Stufen 13—24 der Einkommensteuer, Veranlagungen 16 801— 84000 dl. F. »Sehr grofse Einkommen« über 100000 t/11-, Stufen 25 und ff. der Einkommensteuer, Veranlagungen über 84000 dl. Für die Einkommen in den Abteilungen B—E ist zu den Veranlagungen ein Zuschlag von 25°/o, und in der Abteilung F ein Zuschlag von 10°/o berechnet. Auch wegen dieser Zuschläge ist unsere Aufstellung als unzulässig angegriffen. Man hat gesagt, dafs solche ziffer- mäfsig fixierten Zuschläge, um das wirkliche Einkommen zu ermitteln, weit mehr auf willkürlicher Schätzung als auf präziser Berechnung beruheten, dafs sie eine gänzlich irrele¬ vante Rechnungsoperation bildeten, wodurch, wenn sie gleich- mäfsig bei sämtlichen Einkommen vorgenommen werde, sich an den Verbältnissen der Verteilung des Wohlstandes unter den verschiedenen Bevölkerungsklassen nichts ändere. Dieser Einwand hat, wie unumwunden eingeräumt wird, seine Berech¬ tigung; allein anderenteils ist zu erwägen, dafs anerkannt im allgemeinen und durchschnittlich die bisherigen Einschätzungen Zur Einkommenstatistik von Proufsen, Sachson unit Grofskritannion etc. 127 jedenfalls beträchtlich hinter dem wirklichen Einkommen zu¬ rückblieben. A. Samter und andere haben den Mehrbetrag desselben durchschnittlich sogar auf 50°/o der Einschätzung veranschlagt. Wenn es aber unzweifelhaft ist, dafs die Ein¬ schätzung bis jetzt jedenfalls erheblich niedrigere Beträge aufweiset, (nicht durchweg in allen Fällen und in sehr ver¬ schiedenem Grade nach den einzelnen Steuerbezirken, aber durchschnittlich genommen) so ist es einleuchtend, dafs ein mäfsiger Zuschlag, die schliefsliche Aufstellung der Gesamtein¬ kommen der Wirklichkeit näher bringen mufs als die unmittel¬ bare Zusammenrechnung der Veranlagungen. Ein praktischer sachgemäfser Vergleich mit der Einkommenstatistik anderer Länder, z. B. des Königreichs Sachsen, wo die Einschätzungen infolge vorgeschriebener Selbstdeklaration bei gröfserem Ein¬ kommen schärfer und zuverlässiger sind, wird erst durch den in Rede stehenden Zuschlag einigermafsen ermöglicht. Auf die Frage, weshalb ein Zuschlag von gerade 25% gemacht worden, läfst sich zur Erklärung nur anführen, dafs dies rein nach subjektiver Mutmafsung auf Grund der an verschiedenen Lokalitäten bei Mitgliedern von Einschätzungskommissionen und sonst eingezogenen Erkundigungen geschehen ist, wonach uns durchschnittlich für die gesamten Steuerbezirke des Staats ein Zuschlag von 20°/o zu niedrig, ein solcher von 30°/o zu hoch erschien. Es kann hierbei nicht nachdrücklich genug wiederholt hervorgehoben werden, dafs es sich nur um einen rohen Durchschnitt handelt, indem in manchen Steuerdistrikten aus verschiedenen Gründen die Veranlagung der Wirklichkeit ganz nahe kommt, in anderen dagegen ein Zuschlag von 25% zu der Summe der Veranlagungen noch weit hinter der Wirk¬ lichkeit zurückbleibt. Da uns bis jetzt keine Darlegung be¬ kannt geworden, welche für den fraglichen Zuschlag einen höheren oder einen niedrigeren Ansatz als zutreffender mit evidenter Wahrscheinlichkeit empfiehlt, haben wir unseren Zu¬ schlag um durchschnittlich 25% beibehalten, selbstverständlich mit allem Vorbehalt. Dieser gilt namentlich auch für die 128 Zur EinkoimnonstßtiHtik von Proufsen, Saclison und Grofsbritannien etc. weiteren Fehlergrenzen unseres Zuschlags, die in dem Um¬ stände anerkannt werden müssen, dafs derselbe für sämtliche Jahre von 1876 bis 1886 gleichmäfsig in Rechnung gebracht wird, obwohl unverkennbar die amtlichen Einschätzungen zur Klassen- und Einkommensteuer in letzterer Zeit vielerwärts von Jahr zu Jahr schärfer geworden und den wirklichen Ein¬ kommenverhältnissen näher gekommen sind, wonach es ange¬ zeigt gewesen wäre, die Zuschläge zu Anfang der Periode etwas höher, gegen Ende etwas niedriger zu berechnen. Da jedoch eine hierauf gerichtete ziffermäfsige Modifikation auch nur willkürlich sein kann und im Resultate für das Ganze nicht wesentlich wäre, ist hiervon Abstand genommen, allein unerwähnt durfte dieser Umstand nicht gelassen werden. Eine Ausnahme von der Berechnung eines gleichmäfsigen Zuschlags von 25 °/° ist jedoch bei der Einkommenklasse F, welche die über 84 000 c//£ hinausgehenden Veranlagungen um- fafst, gemacht worden, indem bei diesen ein Zuschlag von nur 10°/o berechnet wird. Hiergegen ist nun besonders moniert worden. Es wird behauptet, zu einer solchen Ausnahme sei um so weniger Grund gegeben, weil gerade bei den reichsten Klassen die Ergebnisse der Einschätzung notorisch stets zu niedrig ausfielen. Warum solle man bei Personen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 100000 JC eine verhältnis- mäfsig niedrigere Schätzung voraussetzen, als bei Jahresein¬ kommen über 100000 IC. Es leuchtet von selbst ein, dafs letztere Einwendung wenig bedeutet, denn es handelt sich ja um die Durchschnittsverhältnisse der ganzen Einkommenklasse, nicht darum, ob nicht möglicherweise ein veranlagtes Ein¬ kommen von sagen wir 80000 17 178 786 64,3(1 4320 735 094 52,51 909 251 Mäfsigo Einkommen 2001-6000 .// 397 190 4,.n 1 437 347 5,3» 1262 826 896 15,33 3179 877 Mittlere Einkommen 6001-20 000 Ji 66 935 0,73 242 906 0,91 640 667 625 7,49 9 572 2 638 Grofse Einkommen 20 001-100 000 ,// 8 242 J 29 910 ) 311 267 250 3,7» 37 768 10 407 Sehr grofse Einkom¬ 0,v. 0,12 men über 100 000, fi 543 \ 1 971 1 110 817 300 204 083 56 224 Zusammen 9 155 8851100 26 716 701 100 8228 179 815,100 899 308 1SS0. Zahl der Zensiten Betrag des Einkommens Einkommenklassen. ohne mit im ganzen pro pro Angehörige Angehörigen Zensit Kopf Personen »;« Personen °|0 Ji °|0 Ji J( Dürftige Einkommen bis 525 .11 4 046 26842,13 8 339 887 29,99 1618 507 200 18,22 400 194 Kleine Einkommen 526-2000 Ji 5 034 786 52,43 17 513 297 62,9» 4580 525 025 51,59 910 262 Mäfsige Einkommen 2001-6000 Ji 433 682 4,52 1 639 722 5,91. 1402 266 405 15,7« 3 233 855 Mittlere Einkommen 6001—20 000 .(/. 77 779 0.»i 274 209 0,99 747 983 750 8,42 9 617 2 728 Grofse Einkommen 20001-100 000.// 10123 j 35 689 ) 383 184 750 4,31 37 853 10 736 Sehr grofse Einkom¬ !o,ii 0.14 men über 100000, // 737 ) 2 598 1 151 621 800 1,71 205 728 58 361 Zusammen 9 603 375 100 27 805 402j 100 8884 088 930 100 925 320 Eine Vergleichung der Jahresübersichten der preufsischen Einkommenstatistik führt zu folgenden hauptsächlichen Er¬ gebnissen. Bei Klasse A. (Einkommen bis 525 J6) zeigt unsere Auf¬ stellung eine Zunahme der veranlagten Personen von 1876 bis Zur Eiukomiueustatistik von Treufsun, Sachsen und Großbritannien oto. 137 1886 um 22,2°/«, mit Zurechnung der Angehörigen 30,9 %, während die Bevölkerung in dem nämlichen Zeitraum um nur 12 °/o gewachsen ist. — Die amtlichen Listen geben in betreff dieser Klasse keinen Anhalt für das durchschnittliche Ein¬ kommen, welches, wie vorhin schon erwähnt, nach blofser Mutmafsung angenommen werden mufste und den unsichersten Faktor der allgemeinen Einkommenstatistik abgiebt. Klasse B. (von 526 — 2000 dl Einkommen) zeigt 1886 gegen 1876 eine Zunahme um nur 7,o °/o in der Zald der Zen¬ siten und um 5,2 °/o in deren Gesamteinkommen. Wenn hin¬ sichtlich des durchschnittlichen Einkommens pro Zensit sich eine kleine Abnahme herausstellt, abweichend von dem Verhältnis pro Kopf, so erklärt sich das aus dem etwas veränderten Verhältnis der betreffenden Haushaltungen und Einzelsteuernden. Bei Klasse C. (Einkommen von 2001 — 6000 d€), welche nebst der folgenden Klasse D. als sogenannter Mittelstand in Deutschland ein besonderes Interesse beansprucht, hat sich von 1876 bis 1886 die Zahl der Zensiten von 384 248 Zensiten mit 1220 Millionen dt Einkommen auf 433 682 Zensiten mit 1402 Millionen dl Einkommen, also um bezw. 12,9% und 15,o % vermehrt. Das durchschnittliche Einkommen ist sich in allen Jahren von 1876 bis 1886 wesentlich gleich geblieben zwischen 3174 tM und 3233 dl. Eine stärkere Zunahme findet sich bei unserer Klasse D. (Einkommen von 6001—20,000 dt), nämlich von 58 286 Zen¬ siten mit 560 Millionen dt Einkommen auf 77 779 Zensiten mit 748 Millionen dt Einkommen um bezw. 33,4 % und 33,7 %, während das durschsehnittliche Einkommen auch hier sich durch¬ weg fast unverändert (9505 bis 9617 df) zeigt. Eine ähnliche stärkere Zunahme erscheint bei den Klassen E. und F. (Einkommen von 20 001 — 100 000 dt und über 100 000 dt), wo seit 1876 die Zahl der Zensiten von 7501 und 532 auf bezw. 10 123 und 737, und deren Einkommen von 286 und 103 Millionen dt auf 383 und 152 Millionen dt ge¬ stiegen ist, mithin bezw. um 35,o und 38,5 % und um 34,i und 47 %. Hinsichtlich des durchschnittlichen Einkommens bemerkt 138 Zur Einkommenstatistik von Proufsen, Sachsen und Grofshritannien etc. man indes keine Zunahme, denn in beiden Klassen ist dasselbe durchweg fast gleich geblieben. Rechnet man die Einkommen unter E. und F. zusammen und vergleicht dasselbe mit dem geschätzten Gesamteinkommen der Bevölkerung, so zeigt sich folgendes Verhältnis: 1876 1881 1886 Gesarat- I Zensiten 8 467 076 (100,o) 9 155 885 (100,o) 9 603 375 (100,o) einkommon (Tausend.// 7 857 192 (100,o) 8 228 180 (100,o) 8 884 089 (100, o) Einkommen über/ Zensiten 8 033 (0,095) 8 735 (0,096) 10 860 (0,113) 20 000.// (Tausend.// 398 842(4,9) 422 085 (5,1) 534 806 (6,0) Zur 36. Stufe (Steuersatz 480 000—540 000 dt) und höheren Stufen waren veranlagt: i. J. 1876 zusammen 24 Zensiten, nämlich 6 in Berlin, je 4 in den Regierungsbezirken Breslau, Oppeln und Köln, 2 im R.-B. Münster, 2 im R.-B. Wiesbaden (Frankfurt a. M.), 1 im R.-B. Potsdam und 1 im R.-B. Düsseldorf, i. J. 1886 zusammen 33 Zensiten, nämlich 13 in Berlin, 5 im R.-B Köln, 4 im R.-B. Oppeln, je 2 in den R.-B. Bres¬ lau, Magdeburg, Wiesbaden, 1 in den R.-B. Königsberg, Pots¬ dam, Münster, Aachen und Düsseldorf. Im Jahre 1876 waren die betreffenden 24 Zensiten veranlagt worden mit einem Einkommen von zusammen 26 260 000 dt, i. J. 1886 aber die 33 Zensiten mit 53 080 000 clt. — Hier möge noch die Zunahme der Sparkasseneinlagen in Preufseu während der in Betracht gezogenen Jahre bemerkt werden. Es betrugen: Jahr Zahl der Sparkassenbücher Betrag der Einzahlungen Tankend Jt Betrag der Rückzahlungen Tausend J( Einlagebestand am Jahres schlufs Tausend J{ 1876 2 371 632 394 041 293 166 1 221 320 1877 2 512 019 391 071 318 939 1 300 079 1878 2 661 382 389 314 329 418 1 383 897 1879 2 760 302 420 340 328 866 1 476 812 1880 2 936 055 472 382 356 475 1 592 868 1881 3 091 584 497 012 382 739 1 707 459 18S2 3 341 610 520 587 397 847 1 817 389 1883 3 624 658 564 899 416 565 1 959 968 1884 3 935 848 596 331 446 956 2 109 344 1885 4 209 453 635 425 487 310 2 260 933 Zur Einkommenetatistik von Preufsen, Sachsen und Grofshritannien etc. 139 Der jährliche Überschufs der neuen Einlagen samt den zugeschriebenen Zinsen über die Rückzahlungen der Sparkassen belief sich im Durchschnitt der Jahre 1876 —1880 auf 74 310 000 Jt, - der Jahre 1881—1884 auf 110 695 000 ^. Als Anzeichen zunehmenden Wohlstandes der Bevölkerung eines Landes dürfte auch die Zunahme der Kapitalver¬ sicherungen auf den Todesfall betrachtet werden. Nach einer Berechnung von H. Brämer (Zeitsch. d. K. preufs. Statist. Bur. 1882, S. 19 ff.) waren in Preufsen versichert: Ende 1867 188 009 Personen mit 520 897 929 M » 1876 364 025 » » 1022 215 511 » =» 1880 406 273 » » 1225 922 200 » Speziell für Preufsen liegen uns spätere Angaben nicht vor, allein aus den Jahresberichten über den »Zustand und Fortschritt der deutschen Lebensversicherungsanstalten («Supple¬ mentheft XIII. zu Conrad's Jahrbüchern) läfst sich schliefsen, dafs diese Versicherungen aucli für Preufsen seitdem ferner zugenommen haben. Bei diesen Anstalten war der Bestand der Lebensversicherungen: Ende 1867 267 721 Personen mit 765 289 260 Jl » 1876 544 275 => » 1 757 986 094 » » 1880 608 648 » » 2132 703 590 » » 1885 727 321 » » 2 816 209 924 » » 1886 755 532 » » 2 973 550 944 » Der bei weitem gröfste Teil dieser Versicherungen fällt auf Angehörige des sogenannten Mittelstandes. Einige Bemerkungen, zu denen die vorstehenden Uber¬ sichten uns Veranlassung geben, werden wir am Schlüsse dieser Abhandlung mitteilen, nachdem zuvor entsprechende Verhält¬ nisse aus der neueren sächsischen und britischen Einkommen¬ statistik, soweit diese hierzu Material liefern, erörtert sind. II. Unsern Nachweisungen in Bezug auf die preufsischen Ein¬ kommensverhältnisse lassen wir entsprechende Mitteilungen aus der Einkommens-Statistik des Königreichs Sachsen folgen.— 140 Zur EiiikoininonstaUnUk von I'ruulsuii, Sachsen uud Grofebrilannion etc. Das Material hierzu findet man in der »Zeitschrift des Königl. sächsischen Statistischen Bureaus<, Jahrg. 1878 Heft 3 u. 4; 1880 Heft 3 u. 4; 1885 Heft 1 u. 2; für das Jahr 1886 vor¬ erst im Statistischen Jahrbuch für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1888 S. 108-119. Nachdem i. J. 1875 eine versuchsweise Abschätzung der Einkommen vorangegangen war, ist seit dem Jahre 1876 in Sachsen jährlich eine allgemeine Einkommensteuer erhoben worden. Das ursprüngliche Einkommensteuergesetz vom 22. De¬ zember 1874 hat durch ein späteres Gesetz vom 2. Juli 1878 verschiedene Abänderungen erfahren, so dafs ein Vergleich der Ergebnisse der Einschätzungen vor und nach 1878 nicht ohne weiteres zulässig ist. Wir beschränken uns deshalb auf den Zeitraum 1879—1886. Gegenstand der sächsischen Einkommensteuer ist das ge¬ samtejährliche Einkommen der Beitragspflichtigen. —DieSteuer- pfiieht erstreckt sich auf alle Personen, welche einen Jahres¬ erwerb von mehr als 300 dl besitzen. Befreit von der Steuer sind Personen unter 16 Jahren, sofern sie in der untersten Klasse zu besteuern wären. — Der Einkommensteuer sind auch die sog. juristischen Personen als solche unterworfen (Gemein¬ den und Stiftungen, Aktiengesellschaften, liegende Erbschaften). In betreff der in den Deklarationen anzugebenden Ein¬ kommensquellen unterscheidet das Gesetz a) Grundbesitz: Verpachtung von Grundstücken, Ver¬ mietung von Gebäuden oder Benutzung derselben zur eigenen Wohnung, Betrieb der Land- oder Forstwirt¬ schaft auf eigenen Grundstücken; b) Renten: Kapitalzinsen, Renten, Apanagen, Dividenden von Aktien oder Kuxen, Naturalgefälle, Auszüge und andere Gerechtsame; c) Gehalt und Löhne: Bekleidung einer ausschliefslich oder zum Teil mit festem Gehalte oder Lohn ver¬ bundenen amtlichen oder sonstigen Stellung, ingleichen der Bezug von Pension oder Wartegeld; Zur Einkommenstatistik von Preufsen, Sachsen und Grofsbritannien etc. 141 d) Handel, Gewerbe einscbliefslich des Betriebs der Land- wirtschaft auf fremden Grundstücken und jede andere Erwerbsthätigkeit. — Alle Beitragspflichtigen, deren Einkommen nicht zweifellos unter dem Betrage von 1COO dt zurückbleibt, sind zur Selbst¬ einschätzung verpflichtet; diese ist aber auch den übrigen Beitragspflichtigen gestattet. — Die Mitglieder der Einschätzungs¬ kommission haben an Eidesstatt zu geloben, die zu ihrer Kenntnis gelangenden Verhältnisse der Beitragspflichtigen streng- geheim zu halten. Bei den einzureichenden Deklarationen werden die Ein¬ kommen aus den verschiedenen Quellen speziell aufgeführt und dann summiert. Von diesen Summen sind die Schuldzinsen zu¬ sammen in Abzug zu bringen. Aus den Deklarationen ist also nicht zu entnehmen, welcher Abzug an Schuldzinsen auf jede einzelne Einkommensquelle fällt. Da indes das Gesetz selbst darauf hinweist, dafs die Handel- und Gewerbetreibenden schon vorweg den Betrag der von ihnen in ihrem Geschäfte zu zahlenden Zinsen bei Feststellung ihres reinen Einkommens in Anrechnung bringen, und da bei den Einkommen unter b) und c) Abzüge für Schuldzinsen verhältnismäfsig nur wenig vorkommen dürften, läfst sich mit Wahrscheinlichkeit voraus¬ setzen, dafs die in der Einkommenstatistik aufgeführten Schuld¬ zinsen zum allergröfsten Teil in Hypothekenzinsen von dem unter a) herangezogenen Grundbesitz in Stadt und Land be¬ stehen dürften. Wir werden uns wohl nicht weit von der Wirklichkeit entfernen, wenn wir annehmen, dafs z. B. von den i. J. 1886 aufgeführten 100426972 dt Schuldzinsen etwa 95 Millionen dt auf die unter a) stehenden 240562 726 dt Einkommen aus Grundbesitz fallen werden. Dafs der Grund¬ besitz im Königreich Sachsen im ganzen oder durchschnittlich zu ungefähr 40% mit Hypotheken beschwert sein dürfte, wird nicht als eine an sich unwahrscheinliche Vermutung gelten können, ebensowenig als andererseits die Voraussetzung, dafs unter dem für das Jahr 1886 mit 157647376 dt deklarierten 142 Zur EinkommenstatiHtik von Preufsen, Sachsen und Grofsbritannien etc. Einkommen aus Renten etc. ungefähr 95 Millionen dl Hypo¬ thekzinsen enthalten sein mögen, und zwar ganz vorwiegend aus Belegungen in sächsischen Grundstücken. Was von säch¬ sischen Hypotheken sich in ausländischem Besitze befindet, möchte ziemlich aufgewogen werden durch den sächsischen Besitz an ausländischen Hypotheken oder Pfandbriefen. Es soll übrigens keineswegs in Abrede gestellt werden, dafs alles dies auf subjektiven Mutmafsungen, nicht auf positiver ziffer- mäfsiger Grundlage beruht, allein die Veranschlagungen dürften nicht als von vornherein unzulässig zu erachten sein, da die¬ selben einigen als zu hoch, andern als zu niedrig erscheinen werden. Die Zahl der eingeschätzten physischen Personen und deren eingeschätztes Einkommen, nach Abzug der Schuldzinsen, sowie die Zahl der eingeschätzten juristischen Personen und deren Einkommen betrugen: Jahr Eingeschätzi Pers< Zahl der Personen e physische men. Einkommen. ./Z Eingeschätzt Persc Zahl der Personen. e juristische men. Einkommen. ■ ZZ 1879 1880 1882 1884 1886 1 084 751 1 115 918 1 158 945 1 209 034 1 263 184 928 492 513 951 398 116 1 024 386 941 1 101 987 108 1194 101 016 3251 3628 3749 4154 4682 30 949 562 31 053 851 34 391 910 38 990 394 42 509 553 Die Bevölkerung des Königreichs Sachsen war nach der Zählung vom 2. Dezember 1880: 2972805, nach der vom Dezember 1885: 3182003; die jährliche Zunahme nahezu 1,4 °/o, und im ganzen von 1879 bis 1886: 9,8 %, während die Zahl der eingeschätzten physischen Personen gleichzeitig um mehr als 16 % und ihr eingeschätztes Einkommen um mehr als 28 % gestiegen ist. Eigentümlich für die sächsische Einkommenstatistik ist die grofse Zahl der eingeschätzten Personen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Dies erklärt sich vornehmlich daraus, dafs in Zur Einkommenstatistik von Preufsen, Sachsen und Grofsbritannien etc. 143 Sachsen auch die Frauen und Kinder, welche in der Haus¬ haltung des Ehemanns bezw. des Vaters leben, sobald sie einen selbständigen Erwerb haben, besonders eingeschätzt werden, während in Preufsen die zu einem und demselben Haushalte gehörigen Personen und ihr Erwerb zusammengerechnet werden und der Haushalt dann nur als 1 Zensit gilt. Die Volks¬ zählung von 1885 hat für Sachsen eine Einwohnerzahl von 3182003 ergeben, während die Zahl der für das Jahr 1886 eingeschätzten physischen Personen (einschliefslich 74590 Steuer¬ freien) 1263184 Personen betrug, so dafs über ein Drittel (37,4 °/o) der Bevölkerung Einkommensteuer zu entrichten hatte. Durchschnittlich kam 1879 ein Einkommen von 856 16 595 652 » » 173 000 » 1881: 111 » 19 201397 » » 173 000 » 1886: 132 » 23 266 000 » » 176 000 » Die Zahl der Privatpersonen, welche sich eines grofsen Einkommens erfreuen, hat in den letzten sechs Jahren erheblich zugenommen, allein deren durchschnittliches Einkommen ist wesentlich gleich geblieben. — Für die Jahre 1880, 1882 und 1884 ist aus der sächsischen Einkommenstatistik zu entnehmen, in welchem Verhältnis die verschiedenen Einkommenquellen zusammenwirkten, um die grofsen Einkommen der Privatpersonen (über 100 000 Ji) zu schaffen. Es trugen dazu bei: 1880 1882 1881 dt *.{1 Grundbesitz 2 711000 2 977 000 3 391 000 Renten 5 501 000 6 557 000 7 625 000 Gehalt 92 000 157 000 306 000 Handel und Gewerbe 3 960 000 7 621 000 8 669 000 Die Einkünfte aus Grundbesitz sind in neuerer Zeit bei den grofsen Einkommen hinter denen aus Renten und aus Handel merklich zurückgetreten. Zur Einkommenstatistik von Preufuen, Sachsen und Grofsbritannien etc. 147 Auch hier ist daran zu erinnern, dafs weil die Schuldzinsen nicht bei den einzelnen Einkominenquellen, sondern nur vom ganzen Einkommen abgezogen werden, die betreffenden Hypothek¬ zinsen beim Grundbesitz und bei den Renten mit in Anrechnung gebracht sind. Die von den deklarierten Gesamteinkommen in Abzug- kommenden Schuldzinsen betrugen: 1880: 88 844 585 — 1882: 92 615 657 Reports of the Commissioners of Her Majesty's Inland Revenue,« deren dreifsigste Nummer das Finanzjahr vom 1. April 1886 bis *) Die in. diesem Abschnitt mitgeteilten Nachweise und Schätzungen beziehen, sich sofern nicht anderes ausdrücklich bemerkt wird, auf das Ver¬ einigte Köuigreich von Grofsbritannien und Irland. — Die angegebenen Jahreszahlen gelten für die am 5. April derselben endenden Finanzjahre, also 1877 für 1876—77. 10* 148 Zur EiukommonstatiKtik von Preufwen, Sachsen und Grofsbritannien etc. 31. März 1887 behandelt. — Herr A. West, Vorsitzender des Bureau's des > Inland revenue< hat, bei seiner Vernehmung vor der 1885 niedergesetzten Königl. Kommission zur Unter¬ suchung der kommerziellen und industriellen Depression, über die Einkommensteuerverhältnisse im Vereinigten Königreich be¬ achtenswerte Erläuterungen mitgeteilt, von denen wir einige benutzt haben. Die britische Vermögens- und Einkommensteuer teilt sich bekanntlich in fünf Abteilungen unter den Titeln (Schedalas) A, B, C, D und E, nach den verschiedenen Arten des Ein¬ kommens. Alles und jedes Einkommen, welches die vorge¬ schriebene Befreiungsgrenze überschreitet, wird hierdurch zur Steuer herangezogen; eine Doppelbesteuerung irgend eines Ein¬ kommens findet nicht statt. Hinsichtlich der Steuerbefreiung oder Ermäfsigung des Steuersatzes wird das Einkommen der¬ selben Person aus den verschiedenen Einkommenstiteln zusam¬ men gerechnet. Durch Gesetz von 1. Juni 1876 wurde den Einkommen unter 150 £ (statt 100 £) Steuerfreiheit und den Einkommen unter 400 £ ein Abschlag von 120 £ bewilligt, wodurch gegen früher Erleichterungen eintraten und zugleich die Summe des verzeichneten Gesamteinkommens verkürzt wurde. Titel A. begreift das Einkommen vom Grund und Boden (Landbesitz und Häuser); Titel B. besteuert die landwirtschaftlichen Betriebe nach der festen Norm von ' '2 der Pachtsumme etc. in England und Wales und von 1 3 derselben in Schottland und Irland; Titel C. bezieht sich auf die Einnahmen aus Renten und Zinsen, welche aus den öffentlichen Kassen oder für Kolonial- und fremde Anleihen in England bezahlt werden; Titel D. umfafst zunächst das Einkommen a'us Handel und Gewerbe, auch gelehrtem Berufe; sodann aber noch alle Einkommen aus Eisenbahnen, Kanälen, Bergwerken und Hütten, Steinbrüchen, Gas- und Wasserwerken, sowie Zinsen die im Auslande an britische Angehörige gezahlt werden. Zur Einkommenstatistik von Preufsen, Sachsen und Grofshritannien etc. 149 Unter Titel E. fallen (lie Einkommen aus Besoldungen und Pensionen, die vom Staate oder Korporationen bezahlt werden. Nach den Grundsätzen des britischen Steuerwesens werden die Abgaben so viel wie möglich gleich vorweg bei den Quellen erhoben. Direkt von den einzelnen Steuerpflichtigen wird die Einkommensteuer auf Grund von Selbsteinschätzungen nur von den Einkommen aus dem Betrieb von Handel und Ge¬ werbe, aus gelehrtem Berufe und von im Auslande erhobenen Zinsen und Gewinnen entrichtet, während die sonstigen Einkommen unter Titel D von den betreffenden Verwaltungen vorab durch Abzug von den Dividenden und Zinsen versteuert werden. — Infolge dieser Einrichtung ist es nicht möglich die Verteilung des steuerpflichtigen gesamten Einkommens der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs in ähnlicher Weise wie in Preufsen und Sachsen nach gewissen Einkommensklassen nachzuweisen, sondern ein solcher Nachweis kann nur für das Einkommen aus Handel und Gewerbe sowie aus Besoldungen und Pensionen vorgelegt werden. — Die Bevölkerung des Ver¬ einigten Königreichs wurde um die Mitte 1876 auf rund 38 200 000 und im Jahre 1886 auf 36 709 000 Personen an¬ genommen, was eine Zunahme um 10,6 °/o aufweiset. Das eingeschätzte Einkommen unter allen fünf Titeln zu¬ sammen betrug: Jahr Im ganzen Brutto-Betrag £ pro Kopf der Bevölkerg. £ Jahr Im ganzen Brutto-Betrag £ pro Kopf der Bevölkerg. £ 1877 570 331 389 17,2 1882 601 450 977 17,„ 1878 578 341 194 17,3 1883 612 836 058 17,4 1879 578 046 297 17,. 1884 628 510 199 17,o 1880 576 896 901 16,9 1885 631 467 132 17,4 1881 585 223 890 17,0 1886 629 855 622 17,2 Es zeigt sich hier von 1877 an eine gleichmäfsige Zunahme der Bevölkerung wie ihres Gesarateinkommens, so weit letzteres aus der Einkommenbesteuerung, die wie bemerkt erst bei 150 Zur Einkomroenstatistik von Proufson, Sachsen und Grofsbritannien etc. 150 £ beginnt, sich entnehmen läfst. Hinsichtlich der Quellen des Einkommens hat indes eine bemerkenswerte Ver¬ schiebung stattgefunden, indem die Einkommen aus Landbesitz und landwirtschaftlichem Betriebe sowie aus Bergwerken und Hütten eine Abnahme, die aus den übrigen Quellen hingegen eine jene Abnahme überwiegende Zunahme aufweisen. Wir wählen auch hier zur Vergleichung einzelne aus einander liegende Jahre. — Es betrug das eingeschätzte Brutto- Einkommen: 1877 1881 1886 Tausend £ Tausend £ Tausend £ aus Landbesitz 69 439 69 292 63 269 aus Häusern 103 833 117 466 131 410 aus landwirtschaftlichem Betrieb . 69 238 69 187 63 316 aus Bergwerken 14 691 6 667 7 519 aus Eisenhütten 2 795 2179 1786 aus Eisenbahnen 29 448 31 712 37 028 aus Gas- und Wasserwerken . . 5 399 7158 8116 aus Renten und Zinsen .... 39 968 39 846 42 089 aus Besoldungen und Pensionen . 30 043 34 725 39 427 aus Handel und Gewerbe . . . 164 295 164 417 175 644 Vergleicht man die Ergebnisse für 1877 und 1886 so zeigt sich Abnahme des Einkommens aus Ländereien um 9 %, beim landwirtschaftlichem Betriebe ebenfalls um 9 °/o, bei den Berg¬ werken um 49 °/o, bei den Eisenhütten um 29 °/o — zusammen bei diesen Einkommenquellen eine Abnahme um 19 273 000 Zunahme des Einkommens aus Häusern um 27 °/o, aus Eisen¬ bahnen um 25 °/o, aus Gas- und Wasserwerken um 50 °/o, aus Renten und Zinsen um 5 %>, aus Gehältern etc. um 30 °/o, aus Handel und Gewerbe um 7 °/o; zusammen bei diesen Einkom¬ mensquellen eine Zunahme um 22 368 000 £. Beim Einkommen aus Eisenbahnen sind die Einkünfte britischer Angehörigen aus ihren Belegungen in Bahnen aufser- halb des Königreichs einbegriffen. Von besonderem Interesse erscheinen die speziellen Nach¬ weisungen über das Einkommen aus Renten und Zinsen; spätere Angaben als für 1883—84 liegen uns leider hierüber noch nicht vor. Es wurden zur Einkommensteuer herangezogen: Zur Einkommenstatistik von Preufsen, Sachsen und Grofsbritannien etc. 151 1877 1884 Renten und Zinsen aus britischen öffent¬ lichen Anleihen 20 823 000 ■£ 20195 000 ■£ aus indischen Anleihen 7 034 000 » 7 152 000 » aus verschiedenen Kolonial-Anleihen . . 27 856 000 „ 27 347 000 » aus ausländischen Anleihen 12 071 000 » 13 233 000 » Unter den Einkünften aus ausländischen Fonds erscheinen die aus russischen Anleihen i. J. 1877 mit 2 360 872 £ und i. J. 1884 mit nur 744 057 £. Unter Titel C sind nur diejenigen Zinsen etc. begriffen, deren Auszahlung in England geschieht; die im Auslande für Rechnung britischer Angehörigen bezahlten Renten und Zinsen sollen zum Titel D deklariert werden, was aber bisher nur in sehr beschränktem Mafse geschehen zu sein scheint. Über das Einkommen aus britischen Belegungen im Aus¬ lande geben wir nach den Mitteilungen des Herrn West einige beachtenswerte Bemerkungen. Das zur Steuer herangezogene Einkommen aus dieser Quelle wird mit Einschlufs der Ein¬ nahmen von auswärtigen Eisenbahnen veranschlagt auf 28 200 000 £ im Jahre 1877 und auf 33 900 000 £ im Jahre 1884. So weit die Zinsen für diese Kapitalien in Eng¬ land zur Auszahlung kommen und die Einkommensteuer in Abzug gebracht wird, erscheint solches Einkommen selbstver¬ ständlich in der Einkommenstatistik. Hingegen in betreff aller übrigen britischen Belegungen in auswärtigen öffentlichen An¬ leihen jeder Art und sonst in geschäftlichen Unternehmungen ist die Heranziehung zur Einkommensteuer (also auch zur Einkommenstatistik) immer noch sehr mangelhaft, obschon durch die Bemühungen der Steuerbehörde in den letzten Jahren hierin wesentliche Verbesserungen und Vervollständigungen herbeigeführt sind. Herr West bestätigt, dafs auf diese Weise ein nicht unbeträchtlicher Betrag von Einkommen, der früher aufser Betracht geblieben war, nach und nach mehr heran¬ gezogen wird. Absichtliche Steuerdefrauden dürften immer wohl nur ausnahmsweise vorgekommen sein, allein viele Hinter¬ ziehungen haben aus Nachlässigkeit oder Unkenntnis der Ge- 152 Zur Einkommenstatistik von Prenfsen, Sachsen und Grofsbritannien etc. setze stattgefunden. Die Behörden haben in letzter Zeit die betreffenden Bankhäuser und Agenten angehalten, wenn bei Re- mittierungen von Zinsen und Gewinnen, die für britische Ange¬ hörige im Auslande ausbezahlt sind, diese durch ihre Ver¬ mittlung in England erhoben werden, hiervon die Einkommen¬ steuer in Abzug zu bringen, wonach selbstverständlich die be¬ züglichen Summen in der Einkommenstatistik mit enthalten sind. So weit dies nicht geschehe, seien die Empfänger solchen Einkommens gesetzlich verpflichtet, dasselbe unter Titel D zu deklarieren, zu welchem Zwecke in den Deklarationsformularen eine allgemeine Rubrik sich vorfinde. Unterbleibe eine solche Deklaration des Einkommens aus ausländischen Belegungen, so habe allerdings die Behörde kein Mittel, diese zur Ein¬ kommensteuer heranzuziehen; es sei nicht zu bezweifeln, dafs deshalb manches Einkommen noch immer nicht verzeichnet werde. Auf eine auch nur mutmafsliche Abschätzung dieses Ausfalls wollte Herr West sich jedoch nicht einlassen. In früheren Jahresberichten der Steuerbehörde fanden sich mitunter Nachweisungen darüber, dafs die Deklarationen der Einkommen unter Titel D (Handel und Gewerbe) vielfach sehr mangelhaft seien und im ganzen genommen bedeutend gegen die wirklichen Einkommen zurückblieben, wie man dies aus gewissen Vorgängen, wo zufälligerweise für eine Reihe von Einkommen wegen Expropriation nachträglich eine genauere Ermittelung stattfand, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ab¬ nehmen müsse. Es wurde auf Grund solcher Erfahrungen die Vermutung geäufsert, dafs durchschnittlich die betreffenden Deklarationen nur auf etwa 60°/o des wirklichen Einkommens auskämen. In den Berichten der letzten Jahre hat hierüber weiteres nicht verlautet, und auch Herr West hat in der er¬ wähnten Vernehmung hierüber keine Bemerkung gemacht. Aus dem Vorangehenden ergiebt sich, dafs es nicht mög¬ lich ist, auch nicht für die Einkommen über 150 £, über die Verteilung des Gesamteinkommens unter die verschiedenen Vermögensklassen für das Vereinigte Königreich umfassende Zur Einkommenstatistik von Prenfsen, Sachsen und Grofshritannien etc. 153 Zusammenstellungen vorzulegen. Nur in Rücksicht der dekla¬ rierten Einkommen aus Handel und Gewerbe und aus Gehältern lassen sich (rücksichtlich der Einkommen von 150 £ und darüber) solche Übersichten vorlegen — also nur über den dritten Teil (34,i °/o) des eingeschätzten Gesamteinkommens. Gleichwohl bieten schon diese beschränkten Aufstellungen der Einkommens¬ klassen bemerkenswerte Aufschlüsse. Die betreffenden Ein¬ kommen (unter Titel D. und E) verteilten sich nach Vermögens¬ klassen folgendermafsen: 1877 1884 Handel und Gewerbe Handel und Gewerbe Umkommen Personen Einkommen Personen Einkommen unter 150 £*) 60 450 mit 2 174 700 £ 48 368 mit 1 640 000 £ 150 bis 300 » 226 031 » 19 718 000 » 273 362 » 2124 000 » 300 » 1000 v 83 803 » 33 797 000 » 93 216 » 35 670 000 » 1000 » 5000 » 18 726 » 35 716 000 » 20 534 » 37 665 000 » 5000 £ und darüber 3122 » 40111000 » 3167 » 42 737 000 » Im ganzen wird die Zahl der Zensiten unter dieser Ab¬ teilung des Titels D. angegeben: für 1877 auf 401 137 mit 13G 379 000 £ Einkommnn, und für 1884 auf 447 768 mit 143 948 000 £ Einkommen. Unter den Zensiten mit Einkommen aus Gehältern be¬ fanden sich mit Einkommen 1877 1884 von 150—400 £**) 137 103 mit 12 307 000 £ 160 840 mit 13 279 000 £ zu 400 £ u. darüber 18 128 » 13 062 000 « 23 282 » 16 231 000 » Die Zahl der Personen, welche Besoldungen von 1000 £ und darüber bezogen, belief sich im Jahre 1877 auf 3053 Personen mit zusammen 5 011 000 £, oder durchschnittlich 1640 £; für spätere Jahre lassen sich hierüber Angaben nicht vorlegen. *) Diese Zensiten kommen mit in Betracht, weil die Steuerpflicht durch hinzukommendes anderweitiges Einkommen aus anderen Titeln als D und E bedingt wird. **) Seit 1877 werden in den uns vorliegenden amtlichen Übersichten für die Einkommen aus Besoldungen nur Einkommen von 150—400 £, und von 400 £ und darüber unterschieden. 154 Zur Einkommenstatistik von Preufsen, Sachsen und örofsbritannien etc. Der Betrag der Guthaben bei den Sparkassen des Ver¬ einigten Königreichs war: 1876 1886 bei den Postsparkassen . . 30 411 563 £ 50 874 337 £ bei anderen Sparkassen . . 43 283 458 » 46 843 995 » Zusammen 73 695 021 £ 97 718 332 £ Wegen der vorhin schon angedeuteten und in Abschnitt V noch näher zu besprechenden Unvollständigkeit der Steuer¬ erklärungen zu Schedula D wird das wirkliche Gesamtein¬ kommen der Steuerpflichtigen auch in Grofsbritannien höher sein, als die amtlichen Übersichten angeben, allein der Ausfall darf schon deshalb im Verhältnis zum Ganzen nicht zu hoch gerechnet werden, weil alles übrige Einkommen an der Quelle von dritten Personen für den Steuerpflichtigen versteuert wird. Wie es sich mit dem Einkommen aller derjenigen verhält, deren Einkommen den Betrag von 150 £ nicht erreicht, darüber lassen sich nur Mutmafsungen äufsern. Einige englische Statistiker schätzen die Summe der Einkommen, welche steuerfrei bleiben, auf einen ungefähr gleichen Betrag wie das Einkommen der Steuerpflichtigen, wonach das Gesamteinkommen der ganzen Bevölkerung für d. J. 1886 auf rund 1260 Millionen £ zu veranschlagen wäre. Nach unserer preufsischen Einkommen¬ statistik würde ungefähr nur ein Viertel des Gesamteinkom¬ mens auf die Einkommen über 3000