EBERS ?j)cm .Elfe DIE HIEROGLYPH I5CHEN SCHR1FTZEICHEN DER AEG.YPTER ! DER JEGYPTER, Cr e. o r cr' P‘A . tUri Digitized by the Internet Archive in 2017 with funding from Princeton Theological Seminary Library https://archive.org/details/hieroglyphischenOOeber urz vor dem Abschluss des vergangenen Jahr- hunderts war es, als der General Bonaparte die Truppen der franzSsischen Republik nach Aegypten fiihrte. Was er an Schadigung der englischen Macht und an materiellem Gewinn fur Frankreich von diesem Abenteuer erwartet, ging nicht in Erfiillung, und doch sollte die Expedition nach Aegypten einen der edelsten immergriinen Zweige in den blutigen Kranz seines Ruhmes flechten; denn ihr dankt es die Welt, dass das Leben und mit ihrn auch die Schrift und Sprache eines der begabtesten und eigenartigsten Volker des Alterthums nach langem Todes- schlaf zur Auferstehung gefiihrt ward. Wohl hatten biblische Erzahlungen und griechische und romische Klassiker dafur gesorgt, dass die vergangene GrSsse des Pharaonenreich.es im Abendlande nie ganz vergessen worden war, und auch Wallfahrer und Reisende hatten manches kleine Denkmal aus dem Nilthal in die Raritaten- kammern der Fursten und die Glasschranke der Bibliotheken gefiihrt. Endlich waren den Hunderttausenden , welche von alien Himmelsrichtungen her nach Rom pilgerten, Obelisken mit hieroglyphischen Inschriften begegnet. Natiirlich zogen diese gelieimnissvollen Aufzeichnungen die Forschungslust der Gelebrten in der Tiberstadt auf sich, und ein Deutscher, Athanasius Kircher aus Fulda, der unter den der Wissenschaft Text mit Konigsnaineii uml dem des Ptolemaios Soter, bevor er den Tlivon Aegyptens bestieg, und also obne Umrabmnng, “ViVf SH ® H ' Vr 1— T Uebersetzung: Im Jahre 7 am Anfang der Ueberschwem- mungsjahreszeit, unter Sr. Maj. dem jungen Horus, reicli an Helden- kraft, dem Herrn der Diademe, der da liebt die Gotter, die ihm die Wiirde seines Vaters verlieben, dem Goldhorus, der die gauze Welt beberrscht, dem Konig von Ober- und Unteragypten Alexander II, dem ewig lebenden, dem Geliebten der Gotter von Buto. Ein Konig war er in der Welt der Fremden. Es befand sich Sr. Maj. aber im Innern von Asien, weswegen ein grosser Statthalter in Aegypten war, Ptolemaios mit Namen. ergebenen romischen Geisllichen des siebzehnten Jahrhunderts eine hervorragende Stellung einnahm, widmete ihrer Entziffe- rung viel leider verlorene Muhe; und doch sind wir Kircher zu Dank verpflichtet ; denn er war einer der ersten, der den Wortschatz der koptischen, das heisst derjenigen Sprache, 4 welche die nachchrisilichen Aegypter redeten und mit griechi- sclien Lettern sclirieben, in ein Vocabularium zusammen- fasste. Seine Bestrebungen wurden von dem gelehrten romischen Pralaten Zoega, einem Diinen, fortgefiihrt, — doch gegeniiber der Hieroglyphenschrift mit nicht viel besserem Erfolg. Aber auch ihm sind wir Spateren lebhaft verpflichtet, erstens weil er die Kenntniss des Koptischen forderte und zweitens weil er die Wahrnehmung, dass die mit Ringen oder Cartouchen ( > umrahmten Hieroglyphengruppen (S. 4) Konigsnamen darstellten, scharfsinnig begriindete. Aber es gelang ihm noch nicht, auch nur ein einziges hieroglyphisches Zeichen richtig zu bestimmen, — und weder Kircher, noch er, noch ein anderer waren im Stande das Rechte zu finden, weil sie von der ver- kelirten, durclr einige Bemerkungen der Alten scheinbar be- statigten Voraussetzung ausgingen, die agyptische Bilder- schrift stelle nicht Laute oder Silb’en, sondern Begriffe dar. Bessere Erfolge konnten die Entzifferer erst erzielen, nachdem die Expedition Bonapartes das Abendland mit den Denkmalern der alten Aegypter vertraut gemacht und ein Monument zu Tage gefordert hatte, das, bekannt unter dem Namen der Tafel oder des Sehlussels von Rosette, die For- schung auf festen Grund stellen sollte. Dies Denkmal, eine schlichte Tafel von schwarzer Grau- wacke, jetzt die Hauptzierde des British Museum, wurde bei Grabungen an der Schanze St. Julienne bei der Hafen- stadt Rosette, von dem franzosischen Ingenieurofficier Bou- chard entdeckt; doch das Gluck der Schlachten liess sie in die Hande der Englander fallen, und unter ihnen war es Hamilton, der fur ihre erste Reproduktion und ihre Ver- sendung an europaische Gelehrte sorgte. — Auch dem Laien konnte die Wichtigkeit der Inschriften, die sie enthielt, in’s :s> Auge fallen; denn es waren direr drei, und wahrend die eine mit reinen Ilieroglyphen geschrieben war, zeigte die andere bis daliin unbekannte Lettern, von denen sich be- haupten liess, dass sio der Volksschrift der Aegypter ange- horten, weil die dritte (griechische) Insclirift, welche jeder der hellenischcn Sprache Kundige lesen konnte, am Scblusse bemerkte, dass das gleiche zu Ehren des Konigs Ptolemaios V Epiphanes verfasste priesterliche Dekret in der heiligen Sehrift der Aegypter, in der des Volkes und in griechischer Sprache und Sehrift auf der Tafel stehe. Spater nalim man wahr, dass auch der hieroglyphische Theil der Inschrift die- selbe Notiz enthalte und zwar in folgender Form: zu deutsch: »In der Sehrift der heiligen Sprache, in der Briefschrift und der Sehrift der Hellenen.« Schon durch griechische Autoren hatte man erfahren, dass sich die Aegypter verschiedener Schreibarten bedienten, und durch den alex- andrinischen Presbyter Clemens von Alexandrien waren sie richtig bezeichnet worden. Nun besass man Proben sowohl von der hieroglyphischen als auch von der Volks- oder Brief- schrift, und neben ihnen einen griechischen Text, der die Uebersetzung beider enthielt. Die auch schon von Clemens erwahnte sogenannte hieratische Sehrift kommt auf der Tafel nicht vor. Mit solchem Schliissel musste es moglich sein das Thor zu offnen, welches den Zutritt in die Mysterien der alt— agyptischen Sehrift und Sprache so lange verwahrt hatte, und bald fanden sich die rechten Manner fur diese schwere, doch lohnende Arbeit. Es versteht sich, dass sie von den in dem griechischen Theil der Inschrift vorkommenden Eigen- namen die beste Hilfe erwarteten, und es waren deren ziem- 1 ic-li viol o : Ptolemaios, Alexander, Arsinoe, Diogenes, Phil inos elc., aber sio kamen fast alio auf den ersten Zeilen des Probe eiiies demotisclieii Textes. Fs liegt ihm cine jiingerc Sjirachstnfc zn Gnuidc als dcm llicroclj jiliisrlifii . y§Y'> a «/» ^>pvi>3 Vo $ysjw. ^ I /^a — £= fSp) Lp) u wU OiO^jK^LyyJb Y 1y-/a)Ky Textes vor, die in dem hieroglyphisclien Theile der In- scription sehr stark beschadigt sind. Der demotisebe oder volksscbriftliche Abschnitt war vollstandig erhalten geblieben, und weil die Bestandtheile desselben keine Bilder, sondern conventionell gewiihlte Zeichen waren, konnle man sie eher fiir Buchstaben halten als die Hieroglyphen, die man zu- nachst fortfuhr fiir Begriffszeichen zu betrachten. So kam es, dass sitdi die berufensten Kenner orientaliseher Sprachen in jener Zeit und alien voran der grosse franzosische Arabist Fnuifois Cliampollion. S. de Sacy und der seharfsinnige Schwede Akerblad zuerst dem volksschrifllichen Tbeile des Decretes zuwandten. Sie waren auch schon zu vielverbeissenden Resultaten gelangt, als sich der Englander Thomas Young und der Franzose F. Champollion dem hicroglyphisehen Texte zuwandten, und zuerst die eingerahmten Gruppen ins Auge fassten, welche Barthelemy und Zoega boreits friiher fur Konigsnamen er- kHirt batten. Beide gingen durchaus selbstandig vor und kamen zunachst, und so lange es sicli nur um die Ent- zifferung der Eigennamen handelte, zu ahnlichen Endresul- taten; aber wahrend der Englander, einer der scharfsinnigsten Gelehrten und Entdecker aucli auf pliysikalischem und medi- zinischem Gebiet, dessen Biograpliie von Arago sicli wold zu lesen verlohjnt, bei den ersten Erfolgen seiner genialen Operationen stelien blieb, schritt Champollion riistig auf dem betretenen Wege fort und konnte bei seinem Tode 1 832 eine Grammatik hinterlassen, in der die meisten Elemente der Hieroglyphensclirift im Ganzen richtig erkannt sind, und sogar schon eine Formenlehre der altagyptischen Sprache gegeben wird, die alien spateren Arbeiten auf dem gleichen Gebiet zu Grunde liegt. So ist es sicher F. Champollion, der den Namen des »Entzifferers der Hieroglyphen « verdient ; denn seine Methode ist der des kuhneren Young an wissenschaft- lichem Ernst und kritischer Vorsicht weit iiberlegen. Die Art und Weise, durch die er dahin. gelangte, zuerst die Namen Ptolemaios, Kleopatra und Alexander zu lesen, die in diesen Namen gemeinsam vorkommenden Buchstaben und endlich das ganze Alphabet der Hieroglyphenschrift zu be- stimmen, gehort zu den grossten Thaten des menschlichen Geistes, und die Voraussagung, welche seine stolze Grabschrift enthtilt : «Ses admirables traveaux auront la dure des monu- ments qu’il nous a fait conna!tre,« geht der Erfiillung ent- gegen. Wir konnen hier nur in aller Iviirze mittheilen, auf welchem Wege der scharfsinnige Mann sein Ziel erreichte. Neben der Tafel von Rosette leistete ihm dazu die Basis eines kleinen Obelisken, den Mr. Bankes von der Insel Philae nach seiner englischen Ideimat gebracht liatte, die wichtigsten © Dienste; denn wahrend dio Rosettanea den Namen Ptolemaios enthielt, musste der Obelisk eben denselben und dazu den der Kleopatra enthalten. Eine griechische Inschrift an der Basis der Spitzsaule erwahnte namlich beider, und iiber ihr zeigte sie in Cartouchen eingerahmte Ilieroglyphengruppen , welche diesen Namen, trog nicld alles, entsprachen. Dass die von der Cartouche umgebene Hieroglyphenreihe den Namen Ptolemaios darstellen (If -®*( f a musse,lehrte der griechische Text derTafcl von Rosette; bedeutete aber das eingerahmte Wort <4 (ft a welches der Obelisk zeigte, » Kleopatras — und dies durfte angenommen werden, da der griechische Spitzsaulentext den Namen einer Kleopatra (der dritten) enthielt — so musste sicli dies durch die Stellung der Buclistaben in beiden Namen erweisen lassen. Nun war das erste Zeichen in Ptolemaios H und musste als Anfangsbuchstabe dieses Namens p be- deuten. Wenn dies zutraf, dann durfte man H in K-l-e-o- patra an fiinfter Stelle wiederzufinden erwarten, und so war es thatsachlich der Fall. In Ptolemaios musste das zweite Zeichen ^ ein t sein; docli zeigte es sicli in Kleopatra nicht an der rechten Stelle, wold aber am Ende der Gruppe, und Champollion kam , mit Hinblick auf die ihm wohlvertraute koptischo Sprache und ihren femininen Artikel to, auf die Vermuthung, dass sich am Schluss dieses Namens ^ als Zeichen des weiblichen Geschlechtes finde. Bas dritte Zeichen in Ptolemaios ^T| musste o sein , und es stand in K-l-e-o- patra, wie zu erwarten war, an der vierten Stelle. Das vierte Zeichen in Ptolemaios ein Lowe, musste ein / © li sein, und es fand sicli in K-lcopatra riclitig als zweiter Bucli- stabe winder. Die fiinfte Hieroglyphe in Ptolemaios / = m durfte sicli in Kleopatra nicht finden , und sie fehlte dort wirklich. Das sechste Zeichen in Ptolemaios musste das griechische ca sein, und in K-l-eopatra fand sicli an driller Stelle ein (J , also aucli ein Vokal, der deni cu verwandt sein musste. So liess sicli denn, und zwar auf Grund der Schreibung beider Namen, behaupten: fgj = p, <=> = und [ sind vokalische Laute. Als und (| Champollion dann den Namen Alexanders mit lieranzog und das siebente Zeichen in K-l-e-o-p-a-tra c-=-j in jenem an der Stelle wiederfand, wo ein d zu erwarten war und ferner das , das in K-l-e-o-p-atr-a an sechster und neunter Stelle nur ein a bedeuten konnte, in Alexandros mit dem gleieben Werthe antraf, da durfte er seiner Sache gewiss sein, 'zumal dasselbe Jl, das ein s sein musste, die Namen Alexandros und Ptolemaios abschloss. So hatte er denn den Lautwerth einer ganzen Reihe von Hieroglyphen durch diese Verglei- chungen gewonnen, und nachdem er viele andere umrahmte Gruppen, die alle Konigsnamen sein mussten, mit herange- zogen, gelangte er zur Bestimmung des ganzen Alpliabetes und damit zur Ueberzeugung, dass die Hieroglyphensclirift sich keineswegs nur begrifflicher, sondern vielmehr aucli laut- licher Zeichen bediene; denn die Eigennamen bildenden Hiero- glyphen kamen ebenso in nicht umrahmten Gruppen vor. Nun musste die koptische Sprache — wie schon gesagt das Aegyptische der nachcliristlichen Zeit — ihm Beistand leisten. Es wurde in dem hellenistisclien Nilthal mit griechi- •V/|\V 12 schen Lettern geschrieben und ist durch die Uebersetzung der meisten biblischen Biiclier, liturgiscbe Schriften, Monclis- geschichten, Hymnen etc. in drei verschiedenen Dialekten auf uns gekommen. In Rom batten Vielwisser unter den Iluma- nisten, und besonders Jesuiten in der Propaganda sicli mit diesem Idiom beschaftigt, und da man es auch im Abend- land zu beriicksicbtigen begonnen, war auch Cbampollion friih darnit vertraut geworden. Zwar steht es dem Altagypti- scben nicht viel naher als das Itabenische dem Lateiniscben, doch blieben in der neueren viele Wurzeln der alten Sprache erhalten, und so gelang es Champollion zahlreiche hiero- glyphische Gruppen zu lesen und zu iibersetzen. Da er 1832 die Augen scbloss, waren die Aeliren an den Halmen, welcbe die Expedition Bonapartes gesat, schon im Reifen. Als die unvergangliche Frucbt derselben darf das Riesenwerk gelten, das den Gelehrten, welche der franzosischen Armee folgten, den Ursprung verdankt. Dem Namen der » Description de FEgypteif, den es tragt, entspricht der vorziigliche Text so vollstandig wie die reiche Fiille der schon ausgefiihrten, zablreichen Bilder; denn alles was das alte und neue Aegypten angelit, seine Natur, seine wirth- schaftlichen Verbaltnisse" seine Geschichte, Denkmaler etc. wird in erscbopfender Weise behandelt. Die Abbildungen der Denkmaler sind mit hochster Sorgfalt und fur die Zeit ihrer Entstehung musterhaft ausgefiihrt, und doch wird dem Faclunann ihnen gegenuber besonders deutlich, wie eminent die Fortschritte sind, welche die Wissenschaft in den Jalir- zebnten macbte, die ihrer Herstellung folgten; denn die- jenigen, welche sie darstellten, verstanden die hieroglyphisehen Inschriften, die sie copierten, noch nicht, und so sind sie fast alle unbrauchbar fur sprachliche Zwecke. — Auch spiiter noch zeichneten die Gelehrten die Inscriptionen muhsam mit Stift mid Fedor nach. Erst Lopsius vereinfaclite diose Arbeit durch den Gebrauch von Biirstenabztigen; dock ilirc Vervielfalti- gung konnte man nnr auf lithographischem Wege bewirken. Jetzt wird auch die Photographie fleissig benutzt; wo es aber gilt hieroglyphische Stiicke mil Texten in unseren Schrift- arten zu verflechten, da ist es durchaus geboten, sieh des Druckes mit Typen zu bedienen. Solche wurden zuerst in Leipzig in der Lorck’scben Officin fur den Gebrauch von Sehwartze und Seyffarth lierge- stellt, doch fielen sie so stillos und incorrect aus, dass sie langst nicht mehr benutzt werden konnen. Die in der fran- zosisehen Staatsdruckerei unter Leitung des Vicomte Emanuel de Rouge, des wiirdigen Nachfolgers Champollions, geschnit- tenen Lettern sind weit sehoner, docli nicht in Umrissmanier gelialten, und darum ergeben die ganz schwarzen, oft recht breiten Bilder hart Amn dem weissen Papier abstechende Flachen, welche schliesslich auch dem guten Geschmack ihrer franzosischen Schopfer so sehr widersprachen, dass sie von ihrer Benutzung abstanden, sobald die Berliner sehr viel schoneren Lettern hergestellt worden waren. Diese in der That jeder Anforderung entsprechenden, unter Lopsius’ Leitung von Weidenbach gezeiehneten und in der Theinhardt’schen Officin zu Berlin unter den Auspicien der dortigen Akademie hergestellten Typen schliessen sich an den sc-honen Schrift- stil der 26 . Dynastie, sind in linearer Manier gehalten, ge- statten auch ihr Inneres, avo es die Vorbilder fordern, zeich- nerisch auszufuhren und stechen nicht zu grell von dem Papier und den Lettern unserer Druckschriften ab. Es moclite schwer sein, sie zu ubertreffen, und man bedient sich ihrer gegenwartig, avo man Aegyptologie treibt, d. li. in alien Culturlandern, besonders in Deutschland und England, Frank- reich, Holland und Italien. - -®- Vjjfc m Jr* Dio Breitkopf & Hartel’sche Officin verfiigt iiber cinon vollstiindigcn Satz und hat die schwierigsten Drucke nicht nur fiir deutsche, sondern auch fiir franzosische , russische, sehwedisehe und andere Gelehrte in einer Weise hergestellt, die der Verfasser dieser Zeilen als mustergiiltig bezeichnen darf. Auch die rothen Satzanfange, welche sich in den Schriften der alten Aegypter fanden und denen unser Name »Rubrik« die Herkunft verdankt, geben einige dieser Drucke wieder. Das Rubrum. Aus dem l’apyrus Eliers. n k ha m An fang des X-ji dr o A I O ^ 1 1 dml nt rrt Buches von den Arzneien ry u <=> I hi Leibe: shmrt m zum beseitigen der Krankheiten im (20 Ik ■ \\ II I hue I hr A O liqt thue-Pflanze durchriihren ^kneten) mit Bier Die Hunderte dieser Typen alphabetisch zu ordnen, geht nicht an, weil viele begrifflicher Natur sind, von anderen der Lautwerth nocli nicht sicher bestimmt werden kann und end- lich durch die Klassificirung nacli den Begriffskategorien, zu denen die hieroglyphischen Bilder gehoren, die Arbeit des Setzers und Correctors wesentlich erleichtert wil'd. © 15 Dem Faclimanne muss die gewahlle Anordnung selbst- verstandlich erscheinen; demLaien aber wird, wie wir moinen. eine knapp gezeichnete Skizzc der Grundelemente, ans denen sich das hieroglypliische Schriflsystem zusammensetzt, w i 1 1 - kommen sein und ihm das Verstiindniss fur die Gruppierung unserer Typen eroffnen. Bereits in der friihesten liistorischen Zeit, d. h. schon in derjenigen Epoche, aus der wir die ersten Inschriften bc- sitzen, tritt uns das hieroglypliische Schriftsystem fertig ent- gegen. Seiner Entwickelung und Vervollkommnung zu folgen ist uns nicht gestattet; denn schon die ehrwiirdigsten Jn- scriptionen zeigen es so ahgeschlossen und vollendet, wie es uns auf viel spiiteren Monumenten wieder begegnet; ja in den altesten Texten sind bereits Darstellungen des Schreib- zeuges f(j°j , der Papyrusrolle < , des Bandes, womit man diese verschloss etc. schriftbildende Zeichen. Die Form derselben blieb 3000 Jahre lang his zur Zeit der Romer- herrschaft die gleiche. Die envahnten iiltesten Inscriptionen sind sammtlich in Stein gemeisselt oder in Holz geschnitten und konnten sich darum so lange erhalten, walirend wohl die ersten Versuche der Schreiber auf und mit vergang- licherem Material hergestellt wurden und zu Grunde gingen. Die hieroglypliische ist die alteste Schriftgattung der Aegypter und besteht aus Nachbildungen concreter Gegen- stande aus alien Gebieten des Geschaffenen und Gestalteten, sowie aus conventionell erfundenen Zeichen und mathemati- schen Figuren. Man hediente sich ihrer auf Monumenten jeder Art zur Herstellung der Inschriften und stellte mit ihnen die religiosen sowie alle Texte her. welclie auf Heilig- keit Anspruch hatten. Audi Heil- und kosmetische Mittel standen unter dem Schutze der Gottheit und wurden als --- 16 Ausfliisse des Horusauges betrachtet. Daher bediente man sicli aucli auf Arzneigefiissen der hieroglypliischen Sclirift. Inschrift von einem Biiclischeii mit An gen sal be im Iicsitz lies Mr. 'Williour. io 1 \\ J ^ /WWW AA/W/W ^ AAAAAA l 5 © -< 2 >- AAAAAA AAAAAA AAAAAA a -cs>- 1. 2. 3. Diese Mittel beziehen sich auf alle drei Tetramenieen oder Jahreszeiten. I. Ueberschwermnungszeit : zum bffnen oder (scharfen) den Blick (des Auges). 2. Winter: Zum Vertreiben aller iibelen Dinge in den Augen. 3. Sommer: (Zum Vertreiben) der suffusio aquae oder des Staares. Bald, jedenfalls sclion im alten Roicbe und vor dem Einfall der Hyksos, kurzte man die hieroglypliischen Zeichen ab, wo es gait auf Papyrus, Leder oder Scherben Texte weltlichen Inhaltes mit dem Pinsel oder Rolire zu schreiben, und diese abgekiirzte Sclirift. der genau dieselbe Sprache zu Grunde liegt wie der hieroglypliischen, wild die hiera- t is die genannt. Der folgende Anfang des Papyrus Ebers mag zeigen, wie sicli die Formen der hieratischen zu denen der liiero- glyphischen Zeichen verhalten. $ EgjE Hioratiscliei* Text m it liieioglyphisclKM* llmsclnift. Papyrus Elicrs. Taf. I. Z. 1. /VWVAA V —y Q a ^ 9 ^ i? 'A ) ± 'V ° S | 1 | iA/C 1 » iS» f 1 q /VWW\ n i 1& 3 aft. CXillC © /VWSAA ^ M & Uebersetzung. Anfang des Kapitels vom Bereiten der Arz- neien fiir jeden Korpertheil eines Patienten. Hervorgegangen bin ich aus Heliopolis mit den Grossen von . . . Die Sprache ist ein Organismus, der so wenig wie der der Pflanze einen Stillstand kennt, und so fest man aucli im Nilthal am Alten und Hergebracliten hing, und so langsam sieh aucli hier jedes Vorwiirts- oder Riickwartsschreiten voll- zog, hatte sieh doch im achten Jahrh. v. Chr. die Sprache im Munde des Volkes so weit von derjenigen entfernt, welclie man mit hieroglyphischen oder hieratischen Zeichen wieder- zugeben pflegte, dass man fur ihre schnellere Aufzeichnung eine neue Schrift (s. S. 8) ersann. Es ist dies die demo- tische oder epistolographische, die Volks- oder Brief- schrift. Man bediente sieh ihrer nur, um die vom Volke gesprochene Sprache an den Papyrus oder die Scherbe zu fesseln, niemals aber zur Niederschrift der alten heiligen Sprache. So finden wir denn gewohnlich auch nur Briefe, Rechnungen, einzelne Stiicke aus der welllichen oder magi- schen Literatur, Contracte und andere in das burgerliche Leben geliorende Stiicke mit demotischen Lettern geschrieben.
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Zu deutsch: Da ward der Fiirst von Mesopotamien iiber alle
massen zornig, und er rief: »Ich werde mein Tochterlein gewiss
nicbt diesem Fluchtling aus Aegypten geben. Nach Hause soli er
sicb packen!« Da begab man sicb zu ihm und sagte ihm: »Begieb
Dicb dahin zuriick, von woher Du kommst!« Aber die Jungfrau
war verliebt in ihn (voll von ihm) und schwur einen heiligen Eid . . . :
»Wenn er mir fortgenommen wird, so will ich nicbt essen, so will
ich nicbt trinken, ja so sterbe ich sogleich!«
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Dr. Pleyte in Leiden versuchte fur die Reproduction
hieratischer Texte gut ausgefiihrte Typen einzufiihren, und
H. Brugsch verwandte demotische bei der Ilerstellung seiner
Grammatik der Volksspraehe ; doch haben sich beide so wenig
bewahrt, dass man von ihrer Benutzung absali.
Da das Hieratische genau dieselbe Sprache wie das
Hieroglypliische wiedergiebt, lasst es sic-h leicht mit Hiero-
glyphen umschreiben , und so kann man der hieratischen
Typen sehr wold entrathen.
Das in naehehristlicher Zeit gesprocbene Aegyptisclie, das
voll ist von hellenischen Elementen und auch vom Demoti-
schen weit abweicht, wird mit griecliischen Uncialbuchstaben
von eigenartiger Form geschrieben, zu denen sechs Zusatz-
buchstaben uj sch , q f, ch, g h, s. dsch und d tsch, c sowie
das Silbenzeichen ^ ti treten. Die Breitkopf & Hartel’sche
Druckerei besitzt einen vollstiindigen Satz der kopfischen
Schrift, den sie vielfach verwandte.
Ein fortlaufender koptischer Text hat folgendes Aus-
sehen:
t . hen ii v^c neju hr^i
2. niK^gi -^.e ne epoq ne oTog nevrcoir^- ervog
hi n^q^gn esesi c^no-vn ovog ovniieiFAi^ irre
nxqnnov gi^&en sujuuoot.
Der Anfang der Genesis. I, 1 und 2. Nach der vor-
trefflichen Ausgabe de Lagardes.
Die Schreibarten der Aegypter sind also folgende :
1. Die Hieroglyphenschrift,
2. Die hieratische Schrift, die beide die gleiche
alte Sprache wiedergeben.
3. Die demotische Schrift. Giebt vom achten
Jahrh. v. Cbr. an nur die jiingere Volksspraehe
wieder.
‘20
4. Die koptische Schrift. Schreibt das in nach-
christlicher Zeit gesprochene Aegyptisch mit
griechisehen Lettern.
Die Hieroglyphensclirift setzt sieh aus zwei Hauptele-
menten zusammen, dem lautlichen und dem begrifflichen.
Das erstere ist bis vor kurzem fur das spatere gehalten
worden, weil ja der Begriff dem Worte so sicker voranzu-
gehen pflegt wie die Geberde der Sprache. Es verhalt sick
aber doch wahrscheinlich anders; denn die altesten aller bis
auf uns gekommenen Texte, 'die vor kaum zehn Jakren ent-
deckten Pyramideninscliriften , bedienen sich der lautlichen
Zeichen haufiger und der begrifflichen seltener als die spa-
teren Texte.
Die lautlichen Hieroglyphen zerfallen in alpliabetische
und Silbenzeichen, und es wirft sich die Frage auf, warum
die Aegypter, nachdem ihnen einmal die grosse That ge-
lungen, welche kaum an zwei verschiedenen Stellen der
Erde vollbraclit worden sein kann, die Sprache in ihre haute
zu zerlegen, sich nicht wie die spiiteren des Alphabets kun-
digen Volker fur die schriftliche Aufzeichnung der Gedanken
mit demselben begniigten, sondern auch nock das ideogra-
phische Element ins Feld fiihrten.
Die Antwort ist leicht ertheilt; denn das Aegyptische
ist eine arme Sprache voller Homonyme und Synonyme, und
so rief man die Begriffszeichen erstlich zu Hilfe, um Ver-
wechselungen zu vermeiden, dann aber auch um bei Stein-
inschriften Zeichen zu sparen und endlich um der Schrift,
die zugleich als architektonisches Ornament diente, die
Mannichfaltigkeit zu bewahren. Ausserdem war es ganz im
agyptischen Sinn, die Schrift zu complicieren, um dem
Volke, dem sie geheimnissvoll bleiben sollte, ihr Verstiind-
niss zu erschweren.
21
Das Alphabet der Aegypter lautet:
« » f
/WWW H
, l
S > 0
A, 7
in , h
WWV\
l?
47
Q. 4S j&j
43
44
a b ’
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R. 3 f
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14
1 5
1 6
17
a^j-D
VA
Q. 46 ^
T
47
48
50
s
51
R.
Tempelgerath.
R. 18 ^
21
22
23
24
26
Q- 54 ^
Jit
57
ili
58 / 1 a.
59 ' S.a.S.S3.
R. 28
29
30
31
32
i
33
3 4 -=30O
s.
Kleidungsstucke, Schmucksachen. Insignien.
S. 1
3 A)
S. 5 ^
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Flechtwerk
(Stricke, Netze, Packete).
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9
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x=x
10
21
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30
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z.
Striche und zweifelhafte Figuren.
1 | a,
2 lll a ii
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X
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11 3
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Die hieroglyphischen schrlftzeichen der
Princeton Theological Semmary-Speer Library
1 1012 00075 6868