Digitized by the Internet Archive in 2019 with funding from Getty Research Institute https://archive.org/details/neuesarchivderge1011unse Neues Archiv der Oaüsttt t ältere tatt zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters. Zehnter Band. Hannover. Hahn’sche Buchhandlung. 1885. Hannover. Schrift und Druck von Fr. Culemann. THEGETTV CENTER LIBRARY Inhalt. I. Bericht über die zehnte Plenarversammlung der Cen- ral-Direction der Monumenta Germaniae Berlin 1884 II. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. Von Dr. Ernst Anemüller .. III. Formelsammlungen und Handbücher aus den Bureaux der päpstlichen Verwaltung des 15. Jahrhunderts in Hannover. Von Otto Meinardus . IV. Chronologisches aus Handschriften. Von Br. Krusch V. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbrunner Historien und der Erfurter Peterschronib. Von Karl Wenck . VI. Bernardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani. Von Adolf Schaube in Brieg . . . . VII. Miscellen: Zum Paulus Diaconus. Von E. Dümmler Zu Walahfrid Strabo. Von Job. Hu ein er in Wien. Thadeus de Roma. Von K. Wenck. Magister Heinrich der Taube von Selbach. Von Gustav Frhr. Schenk zu Schweinsberg in Darmstadt. Der Brief Urbans IV. vom 27. August 1263 und die deutsche KÖnigswalil des Jahres 1257. Von C. Rodenberg . Ein lateinischer Hymnus auf S. Adalbert. Von Reinhard Kade in Leipzig. Ein Augensegen. Von R. Kade . Aus Handschriften. Von W. Wattenbach . Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. (Fort¬ setzung.) Von W. Wattenbach . . . . Nachrichten.. . . Seite. 1 — 8 9—34 35—79 81—94 95—138 139-161 165 166—169 170 171 172 — 179 180—185 186 — 191 192 — 195 196—197 198 — 212 IV Inhalt. VIII. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien 1883. 1884. Von O. Holder-Egger und G. Waitz . 213—239 IX. Beiträge zur Einhardsfrage. Von Robert Dorr . 241—307 X. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit und das Register Gregors VII. Von S. Löwenfeld . 309—329 XI. Lateinische Gedichte des neunten bis elften Jahr¬ hunderts. Von E. Diimmler . 331—357 XII. Miscellen: Mainzer Chroniken - Handschriften. Von C. Hegel . 361—368 Aus Handschriften. Von O. Holder-Egger 369—374 Die Anfänge des Klosters Rheinau. Von G. M e y e r von Knonau in Zürich. 375—377 Beschreibung eines alten Palastes. Von G. Schepss in Würzburg. 378—380 Zu der Ausgabe der Gesta Apollonii. Von Lud¬ wig Traube . 381—382 Der Maior domus in Marculf I, 25. Von K. Zeumer. 383—388 Vorrede des Abtes Ramwold von S. Emmeram zu einer Homiliensammlung. Von K. Zeumer . 389—390 Ein Beitrag zur Quellenkunde der Historia Polo- nica des Johannes Dtugosz. VonBolestaw Ulanowski . 391—394 Eine Frankfurter Handschrift des Bernardus Guido zur Geschichte des Dominicanerordens. Be¬ schrieben von F. W. E. Roth . 395—399 Drei ungedruckte Kaiserurkunden und eine Erz- bischöflich Mainzer Urkunde. Mitgetheilt von F. W. E. Roth . 400—404 Zu den Versen im Neuen Archiv IX, S. 628. Von K. E. H. Krause in Rostock. 405—406 Aus Handschriften. Von W. Wattenbach . 407—411 Acten zum Schisma des Jahres 530. Von P. Ewald 412—423 Nachrichten. 424—451 XIII. Ueber die Italienischen Handschriften des Liber pontificalis. Von G. Waitz . 453—465 XIV. Zur Textkritik und Entstehungsgeschichte des alaman- nischen Volksrechtes. Von Dr. K. Lehmann . . 467—505 XV. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. und Innocenz IV. Von C. Rodenberg . 507—578 Inhalt. V XYI. Miscellen: Ueber die Acten zum Schisma des Jahres 530. Von Th. Mommsen . 581—585 Ueber ein Registerfragment Alexanders III. mit unbekannten Briefen und eine neue Canon¬ sammlung. Von S. Loewenfeld. . . . 586—587 Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. Fort¬ setzung. Von F. Liebermann . . . . 588—602 Nachrichten. 603—609 Nachträge. 610 Register.611 — 618 Gesammtregister von Band I—X nach den Verfassern und nach dem Inhalte der Abhandlungen. Von C. Rodenberg .619—636 ' 1 . Bericht über die zehnte Plenarversammlung der Central - Direction der Monumenta Germaniae Berlin 1884. Neues Archiv etc X. 1 ' • Uie Centraldirection der Monumenta Germaniae hat ihre jährliche Plenarversammlung in den Tagen von 2.—4. April hier abgehalten. Anwesend waren Prof. Dü mm ler aus Halle, Geh. Rath Prof. v. Giesebrecht aus München, Prof. Flegel aus Erlangen, Hofrath Prof. Sickel aus Wien und die hie¬ sigen Mitglieder Prof. Mommsen, Prof. Wattenbach und der Vorsitzende Geh. Regierungsrath Waitz. Entschuldigt hatten sich Justizrath Euler in Frankfurt a. M., Hofrath Prof. Maassen in Wien, durch Unwohlsein an der Theilnahme gehindert war der Wirkl. Geh. Oberregierungsrath, Director der königl. Preussischen Staatsarchive v. Sy bei. An die Stelle des vor längerer Zeit verstorbenen Prof. Nitzsch wählte die Versammlung den Prof. Weizsäcker, der an den beiden letzten Sitzungen theilnahm. Die von den Leitern der einzelnen Abtheilungen erstatteten Berichte sowohl über die vollendeten wie über die im Druck oder in der Vorbereitung befindlichen Arbeiten waren im all¬ gemeinen nur erfreulicher Art. Ausgegeben sind im Lauf des letzten Jahres von der Abtheilung Auctores antiquissimi: 1) Tom. V, pars 2: D. Magni Ausonii opuscula rec. C. Schenkl; 2) Tom. VI, pars 1: Q. Aurelii Symmachi quae super- sunt ed. O. Seeck; 3) Tom. VI, pars 2: Alcimi Ecdicii Aviti Viennensis epi- scopi opera quae supersunt rec. R. Peiper; von der Abtheilung Scriptores: 4) Scriptores rerum Merovingicarum Tom. I, pars 1 (auch unter dem Titel: Gregorii Turonensis opera ediderunt W. Arndt et Br. Krusch, pars 1 Historia Francorum); 5) Tom. XIV der Ausgabe in Folio; 6) Vita Anskarii auctore Rimberto. Accedit Vita Rim berti. Rec. G. Waitz. 8; von der Abtheilung Leges: 7) Tom. V, fase. 2 der Folio - Ausgabe; und daraus ab- gedruckt 1* 4 Bericht über die zehnte Plenarversammlung 1884. 8) Lex Ribuaria et Lex Francorum Chamavorum ed. R. So hm. 8.; 9) Capitularia regum Francorum denuo edidit A. Bore- tius. Tom. I, pars posterior. 4; von der Abtheilung Antiquitates: 10. 11) Poetae Latini aevi Carolini. Rec. Ern. Dü mm ler. Tom. II, pars 1. 2; von dem Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere Deutsche Geschichtskunde: 12) Band IX in 3 Heften. Die Zahl der Bände übertrifft erheblich die der beiden letzten Jahre; ebenso viele sind im Druck befindlich. In der Abtheilung Auctores antiquissimi unter Leitung des Prof. Mommsen ist der Druck der zweiten Abtheilung der Werke des Fortunatus, die prosaischen Schriften bearbeitet von Dr. Krusch enthaltend, begonnen. Dem Abschluss nahe ist der des Ennodius von Dr. Vogel, jetzt in Zweibrücken. Dagegen hat die Ausgabe des Sidonius durch Krankheit des Herausgebers, Prof. Lütjohann in Kiel, eine Unterbrechung erlitten. Die Vorarbeiten für den Claudian, die Prof. Birt in Marburg selbst auf einer Reise in Italien förderte, während andere Collationen von Dr. Mau, Dr. Wissowa u. a. besorgt wurden, nähern sich ihrem Abschluss. Die Vollendung des Cassiodor hat Dr. W. Meyer in München bis Ostern 1885 in Aussicht gestellt. Die Äbtheilung Scriptores, deren Leitung in den Händen des Vorsitzenden der Centraldirection ruht, lieferte in der ersten Hälfte des ersten Bandes der Scriptores rerum Mero- vingicarum eine kritische Ausgabe der Historia Francorum des Gregor von Tours, mit der sich früher Bethmann, dann auf Grund grossentheils neuer Collationen der wichtigeren Handschriften Prof. Arndt in Leipzig längere Zeit beschäftigt hat. Bei der Schwierigkeit, über die Grammatik und Recht¬ schreibung des Autors ins Reine zu kommen, ist es angemessen erschienen, die Varianten der ältesten, leider nur nicht voll¬ ständigen Codices in grösster Vollständigkeit zu geben. Es werden sich sofort die übrigen Schriften Gregors, namentlich seine 8 Bücher Miracula, bearbeitet von Dr. Krusch, an- schliessen, bei denen schon des geringeren Alters der erhal¬ tenen Codices wegen ein anderes Verfahren geboten war. Erst nach Vollendung auch dieser Arbeit werden bestimmtere Resultate über die Sprache Gregors gewonnen werden können, die auch einer in Aussicht genommenen Octavausgabe der Historia Francorum zu gute kommen können. Das grosse Sammelwerk des sog. Fredegar und die Gesta Francorum, deren Ausgabe Dr. Krusch in der Hauptsache schon früher abgeschlossen, sind dem 2. Bande Vorbehalten. Der Apparat Bericht über die zehnte Plenarversammlung 1884. 5 für die Vitae der Merovingischen Zeit erhielt gelegentlich einige Ergänzungen. — Für die Gesta pontificum Romanorum ist auf einer Reise des Leiters in Oberitalien gearbeitet; eine im letzten Heft des Neuen Archivs mitgetheilte Abhandlung über den sogenannten Catalogus Conouianus giebt einen Beitrag zur Geschichte der Ueberlieferung, zeigt aber auch die Noth- wendigkeit noch weiterer handschriftlicher Untersuchungen. — Nachdem der im Laufe des Jahres ausgegebene 14. Band als Nachträge zu den ersten 12 Bänden eine Anzahl Bisthums¬ und Klostergeschichten bis hinab in die Anfänge der Staufischen Zeit gebracht hat, wurden für den 15. Vitae der Karolingischen und späteren Zeit, welche bis dahin zurückgestellt waren, in Angriff genommen und mehrere derselben von Dr. Holder- Egger druckfertig gemacht, wofür er Handschriften aus Bam¬ berg, Erfurt, Erlangen, München, Wien, Würzburg hier ver¬ gleichen konnte, andere auf einer Reise in Nordfrankreich und Belgien benutzte. Die Arbeit führte zu der interessanten Ent¬ deckung, dass die Vita Lulli das Werk des Lambert von Hers- feld und in einem Codex der fürstlich Wallersteinschen Biblio¬ thek in Maihingen sein Originalconcept erhalten sei, wie es ein Aufsatz im Neuen Archiv nachweist. Die Vita Benedicti Anianensis verglich mit der Handschrift im Präfecturarchiv zu Montpellier Dr. Bon net, die Gesta Aldrici Cenomannensis mit dem Codex von Le Mans, der durch gütige Vermittelung des Directors der Nationalbibliothek L. Delisle, dem die Centraldirection für stets bereite Förderung ihrer Arbeiten dankbarst verpflichtet ist, nach Paris gesandt ward, A. Mo li¬ nier. — Inzwischen ist der 27. Band der Scriptores, der die für die Geschichte Deutschlands, Flanderns und Italiens reichen Nachrichten der Englischen Historiker des 12. und 13. Jahr¬ hunderts enthält, im Druck bedeutend vorgeschritten. Dr. Liebermann, der theils die von Prof. Pauli begonnenen Arbeiten ergänzt, theils allein eine Reihe wichtiger Editionen besorgt, hat dafür auch dies Jahr in Englischen Bibliotheken gearbeitet. — Der ständige Mitarbeiter der Abtheilung, Dr. Francke, hat sich mit der Ausgabe mehrerer Streit¬ schriften aus der Zeit Heinrich IV. und Gregor VII. beschäf¬ tigt, die des Gebehard von Salzburg, Wenrich, Manegold nahezu vollendet, Handschriften des Bernold verglichen. -— Für die Italienischen Chroniken der Staufischen Zeit hat Dr. Holder-Egger eine Reise nach Italien angetreten und zunächst die Handschrift des Salimbene in Rom in Angriff genommen. — Die von mehreren Seiten gewünschte Octav- ausgabe der Vita Anskarii von Rimbert, der sich die kürzere Vita Rimberti anschliesst, hat im wesentlichen an dem schon von Dahlmann (Scriptores II) zu gründe gelegten Text der Stuttgarter Handschrift festhalten können, aber zuerst die in 6 Bericht über die zehnte Plenarversammlung 1$84. Paris und Amiens befindlichen, welche aus Corbie stammen, nach Vergleichungen von Molinier und Holder-Egger herangezogen und über zwei jüngere in Hamburg und Kopen¬ hagen, über diese nach gefälliger Mittheilung des Herrn Ober¬ bibliothekar Bruun, Auskunft gegeben. — Das Bedürfnis einer neuen Octavausgabe der Gesta Friderici I. von Otto und Rahewin nöthigte zu einer genaueren Untersuchung der hand¬ schriftlichen Ueberlieferung, die in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie mitgetheilt ist. Ihre Resultate, nach welchen drei Recensionen zu unterscheiden sind, von denen eine die älteste Gestalt des Werkes repräsentiert, eine andere, die in der Bearbeitung von Wilmans bevorzugt ward, eine fremde Hand zu verrathen scheint, sind der Ausgabe zu gründe gelegt, für welche die Handschriften in Wolfenbüttel, Giessen und Regensburg neu verglichen, über andere die nöthigen Nach¬ richten eingeholt wurden; mehrere Bogen liegen gedruckt vor. — Der schon für das verflossene Jahr in Aussicht genommene Druck der Kaiserchronik, die den ersten Band der Deutschen Chroniken eröffnet, ward durch persönliche Verhältnisse des Herausgebers, Dr. Schröder in Göttingen, verzögert, wird aber demnächst in Angriff genommen werden können. Daran werden sich die Werke des Enenkel reihen, bearbeitet von Prof. Strauch in Tübingen, der neuerdings in der Zeitschrift für Deutsches Alterthum über den Autor gehandelt hat. Dr. Lichtenstein in Breslau gedenkt den Text von Ottokars Steirischer Reimchronik in diesem Jahr zum Abschluss zu bringen. Die Abtheilung Leges hat in der kritischen, mit reichem Commentar ausgestatteten Ausgabe der Lex Ribuaria von Prof. Sohm in Strassburg, der die kurze Lex Chamavorum ange¬ hängt ist, und der Vollendung des ersten Bandes der Capitu- laria von Prof. Boretius in Halle zwei wichtige Publikationen erscheinen lassen, die von den Freunden des Deutschen Rechts mit dankbarer Tbeilnahme aufgenommen sind. Der erste hat sich jetzt entschlossen, auch die Bearbeitung der Lex Salica zu übernehmen, Prof. Boretius wohl eine Zeit lang die Arbeiten für den zweiten Band der Capitularia unterbrechen müssen, wird sie aber demnächst wieder aufnehmen können. An der Sammlung der Formeln von Dr. Zeumer wird fort¬ während gedruckt; es ist dem Herausgeber gelungen, bedeu¬ tende Fragmente einer bisher so gut wie unbekannten Bairi¬ schen Sammlung zu geben, die sich in München theils in der Hof- und Staatsbibliothek, theils in der Bibliothek des histo¬ rischen Vereins für Oberbaiern befinden. Prof. Weiland in Göttingen gedenkt die neue Ausgabe der Reichsgesetze (Leges II) im nächsten Jahre bis Rudolf von Habsburg druckfertig zu liefern. Mit der Bearbeitung des für den ersten Band der Bericht über die zehnte Plenarversammlung 1884. 7 Stadtrechte gesammelten Materials ist Prof. Frensdorff da¬ selbst beschäftigt. Die Urkunden Otto I. sind in der Abtheilung der Diplo- mata unter Leitung des Hofrath Prof. Sickel in Wien jetzt vollständig gedruckt 5 nur die Register, mit denen Dr. von Heinemann beschäftigt war, fehlen noch, um das dritte Heft des ersten Bandes und damit diesen zum Abschluss zu bringen. Alsbald sollen dann die Urkunden Otto II. und III. in Angriff genommen werden, für die das Material grossentheils gesammelt ist, aber nach manchen Entdeckungen neuerer Zeit noch eine Reise zur Nachlese erforderlich erscheint. Als Mitarbeiter ist hauptsächlich auch Dr. Fanta thätig. — Der zweite Band der Acta imperii von Hofrath Winkelmann in Heidelberg, zu denen die Sammlungen der Monumenta manches beigesteuert haben, nähert sich der Vollendung. In der Abtheilung Epistolae, welche Prof. Wattenbach leitet, ist der Druck des Registrmn Gregorii Magni von Dr. Ewald fortgesetzt, der der Briefe P. Innocenz IV. nach den Vatikanischen Regesten, aus denen Dr. Mau erwünschte Nachträge zu den Sammlungen von Pertz lieferte, und einem hierher mitgetheilten Bande der Pariser Nationalbibliothek von Dr. Rodenberg begonnen. Die Papstbriefe, welche Pertz aus einer wichtigen Sammlung in Cambridge abgeschrieben hat, sind dem Dr. Löwenfeld zur besonderen Herausgabe überlassen; von einigen anderen Briefen der Abdruck Prof. Bresslau und Dr. Röhricht gestattet. Die für andere Zwecke erbetene Uebersendung einer Pariser Handschrift Karolingischer Zeit gab Anlass, die in ihr enthaltenen Briefe Einhards noch einmal collationieren zu lassen. Prof. Dümmler vollendete in der seiner Leitung unter¬ stellten Abtheilung der Antiquitates den umfangreichen zweiten Band der Poetae Latini aevi Carolini, der diese wichtige Sammlung auf grund umfassender Benutzung der handschrift¬ lichen Ueberlieferung bis um das Jahr 860 hinabführt und die Werke einiger der namhaftesten und fruchtbarsten Autoren, Ermoldus Nigellus, Hrabanus Maurus, Walahfridus Strabo, Florus von Lyon, Wandalbert von Prüm, dazu manche kleinere bisher zerstreute Stücke bringt. Diese Sammlung hat, wie sich aus verschiedenen Mittheilungen zeigt, auch das Interesse der Philologen wieder mehr der Lateinischen Poesie des Mittelalters zugewandt; einer derselben, Dr. Traube in München, hat die Bearbeitung einer Reihe von Autoren für den dritten Band übernommen. — Auch der Druck der Ver¬ brüderungsbücher von St. Gallen, Pfävers und Reichenau, herausgegeben von Dr. Piper in Altona, ist in der Haupt¬ sache vollendet, , nur ein Theil des Registers steht noch aus. — Demnächst werden auch die Alamannischen Nekrologien, 8 Bericht über die zehnte Plenarversammlung 1884. gesammelt von Dr. Bau mann in Donaueschingen, an die Reihe kommen. Zur Bearbeitung der Bairischen, zunächst so¬ weit sie in den Umfang der nach Oesterreich gehörigen Diö- cesen fallen, hat sieh Dr. Herzberg-Frankel in Wien bereit erklärt. Das Neue Archiv unter Redaction des Prof. Watten¬ bach fährt fort, neben grösseren kritischen Untersuchungen Nachrichten über Handschriften zu geben, sei es aus gedruckten Katalogen, sei es nach Arbeiten in verschiedenen Bibliotheken oder über solche, die hierher gesandt worden sind. Wie alle Bibliotheken Deutschlands und Oesterreichs — es mögen be¬ sonders noch die Privatbibliothek Seiner Majestät des Königs von Württemberg und die des Fürsten von Thurn und Taxis in Regensburg, sowie die des Klosters Admont hervorgehoben werden — dazu bereitwilligst die Hand geboten haben, so auch mehrere des Auslandes, allen voran die Pariser National¬ bibliothek, ausserdem die der Klöster Einsiedeln und Sanct Gallen, die Cantonsbibliothek in Zürich. Aehnlicher Förderung haben sich die Arbeiten, welche in Halle, Wien und anderswo gemacht werden, zu erfreuen, und so gelingt es ohne zu grosse Kosten das umfassende Unternehmen weiter zu führen. II. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. Von Dr. Ernsl /ViiemUllei*. ■ Oie noch zu Trithemius’ Zeit vorhandene Schrift des Paulinzeller Mönches Sigeboto über das Leben der Stifterin seines Klosters ist leider nicht bis auf unsere Tage gekommen. Was wir über Paulina wissen, verdanken wir einer Anzahl mehr oder weniger ausführlicher Notizen, welche sich in den verschiedensten Quellen zerstreut finden und deren Herkunft und Verhältnis zu einander bisher noch nicht klar gestellt worden ist. Dies soll auf den folgenden Blättern versucht und dabei vor allem die Frage erörtert werden, ob und in wie weit die uns erhaltenen Nachrichten über Paulina auf Sige- botos Schrift zurückgehen. Auf diese Weise wird es dann möglich sein, diese letztere selbst wenigstens einigermassen kennen zu lernen und zu reconstruieren. Bekannt wurde die frühere Existenz der Schrift Sigebotos zuerst durch einen von Hesse 1 ) herausgegebenen Abschnitt einer Dresdener Handschrift (Königl. Archiv L. N. 69, Petri Albini Collectanea Merseburg.), welcher aber, wie wir unten sehen werden, nicht die Bedeutung einer selbständigen Quelle für uns hat. Ferner findet sich das Werk in der von Wilmans herausgegebenen Vita Wernheri episcopi Merseb. 2 ) angeführt. Endlich erwähnt noch Trithemius 3 ) eine mit dem Werke des 1) Beiträge zu der teutschen, besonders thüringischen Geschichte des Mittelalters, 2. Heft, Hamburg 1836, Aehrenlese zu der Geschichte teut- scher Klöster und Burgen, S. 4: ‘de qua (sc. Paulina) librum conscripsit Sigebotho ejusdem ecclesiae monachus eleganti stylo’. 2) Mon. Germ. SS. XII, S. 245: ‘Haec Paulina quam sanctae vitae ac conversationis fuerit, quantisque miraculis claruerit, et qualiter cellam sanctae Mariae in pago qui Lancwiz dicitur fnndaverit, qualiterque matrem suam facto divi- nitus miraculo salvatam cognoverit, in libro quem Sigeboto, ejusdem eccle¬ siae monachus, eleganti stilo conscripsit plenius continetur’. Unrichtig ist, was Wilmans ibid. Anm. 12 in Bezug auf Nicolaus von Siegen sagt: ‘Nomine auctoris omisso laudant hanc vitam Trithemius — et Nicolaus de Syghen etc. cf. Hesse 1. c.’ Der Autor wird ja an dieser Stelle aus¬ drücklich genannt und ferner gehört dieselbe nicht dem Nicolaus von Siegen, welcher Sigeboto überhaupt nicht mit Namen anführt, sondern, wie erwähnt, dem Albinus an. 3) Ann. Hirsaug. T. I, p. 343 (S. Gallen 1690). 12 Ernst Anemüller. Sigeboto offenbar identische in Paulinzelle befindliche Lebens¬ beschreibung der Paulina: ‘Ejus vita luculento sermone con- scripta in eodem coenobio habetur’, und ferner: ‘Quicumque autem hujus viri [sc. Gerungi, prirni abbatis cellae Paulinae] merita plenius scire desiderat, vitam et gesta S. Paulinae saepius dictae legat’ J ). Die Zeit der Abfassung der Vita Paulinae Sigebotos lässt sich wenigstens ungefähr bestimmen. Die Ansicht Wil- mans’ freilich, nach welcher die Schrift erst nach 1150 ge¬ schrieben sein soll, weil erst in diesem Jahre Paulina heilig- gesprochen worden sei 1 2 ), beruht auf sehr schwacher Grund¬ lage. Es ist ganz willkürlich, anzunehmen, dass eine solche Lebensbeschreibung erst nach der Heiligsprechung hätte geschrieben werden können. Vor allem aber ist diese Heilig¬ sprechung überhaupt problematisch. Jovius allerdings berichtet sie als im Jahre 1150 erfolgt 3 ), doch leider ohne Quellen¬ angabe: meines Wissens wird sie sonst nirgends erwähnt. Auch die heutige katholische Kirche kennt Paulina nicht als Heilige 4 ), Demnach verschiebt sich auch die Bestimmung der Abfassungszeit der Vita Wernheri, welche Wilmans auf Grund seiner soeben zurückgewiesenen Annahme erst nach 1150 setzte, da in ihr Sigebotos Schrift erwähnt wird. Vielmehr ist nur, worauf Wilmans auch schon hinweist, das Jahr 1136 als früheste Abfassungszeit anzusehen, da der Verfasser der Vita Wernheri einerseits die sicher 1136 vollendete Merseburger Bischofschronik benutzt hat 5 ), andererseits aber an einer 1) Chronicon Hirsaugiense (Basileae 1559), p. 135. 2) SS. XII, p. 244, Anm. 4. 3) Jovius, Chron. Schwärzt», bei Schöttgen u. Kreyssig, Diplomataria et scriptores historiae Germaniae medii aevi (Altenburg 1753) T. I, p. 150. 4) Auch in dem der ersten Ausgabe des Trithemius (S. Gallen 1690) vorangeschickten Heiligenverzeichnis wird Paulina nicht erwähnt. Vgl. auch Acta SS. Boll. Mart. T. II, p. 342: ‘Paulina Reclusa, apud Thuringorum fines, in vita et post mortem infiuitis clara miraculis, anno MCVII mortua, a Trithemio in Chronico Hirsaugiensi venerabilis et sancta foemina nominatur: quod satis fuit Benedictinis Hagiologis, Wioni, Menardo, Dorganio, Bueelino, ut sanctam absolute crederent; nobis non item, donec de cultu illius constet melius’. — Aus einem mir gütigst mitgetheilten Briefe des P. Bened. Braumüller O. St. B. in Metten ersehe ich, dass Paulina auch in den jetzt beim Gottesdienste verwandten, zum Theil sehr umfangreichen Martyrologien der Benediktiner entweder gar nicht oder nur als venerabilis oder gottselig aufgeführt wird. 5) Ed. Wilmans, SS. X, p. 157—212. Vgl. die Stellen über Werner, Chron. cap. 11: ‘Talibus amplificationibus ecclesia nostra ab hoc patre nostro exaltata fama ejus late crescebat, quippe civitas in monte posita abscondi non poterat’; Vita Wernheri cap. 1: ‘Erat enim idem episcopus Christi sacerdos vir magnae sauctitatis et prudentiae, civitas in monte posita quae non potest abscondi’; endlich die Wilmans noch un¬ bekannte Stelle des Nicolaus von Siegen ed. Wegele, p. 270: ‘Wernherus — quasi lucerna super candelabrum ac civitas super montem posita’. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 13 Stelle 1 ) sich auf das Zeugnis von Zeitgenossen des schon 1093 verstorbenen Bischofs Werner beruft. Da nun die Vita Pau¬ linae in der Vita Wernheri benutzt ist, so muss erstere spätestens 1136 oder bald nachher, jedenfalls aber, welches Jahr man auch annimmt, vor der letzteren geschrieben sein. Also frühestens 1107, im Todesjahr der Paulina, spätestens nicht lange nach 1136 ist Sigebotos Schrift verfasst. Ueber Sigebotos Persönlichkeit sagen uns die Quellen weiter nichts, als dass er Mönch des Klosters war, dessen Stifterin er verherrlicht. Indessen möge hier eine wenn auch durch nichts wirklich zu beweisende, so doch nicht unwahr¬ scheinliche Vermuthung Platz finden. In Paulinas Begleitung befanden sich zwei schwäbische Mönche, über welche Nicolaus von Siegen (p. 294 ff.) Folgendes mittheilt: ‘Erant autem in loco celle Pauline duo monachi de Suevia, Cristi ancille devicti precibus, ut apud eam manerent et monasterii funda- mentum jacerent; quorum (unus) Ebernus. Hie debuit esse pater spiritualis quidem celle; sed quia erat in rebus eccle- siasticis disponendis minus idoneus, a loco discessit, et con- sodali suo, qui secum venerat, regimen commisit ; Sigebeto • 2 ) Hic a dompna Paulina una cum Eberno vocatus, sed quia Ebernus locum refutavit, hic Sigebertus omnem curam super se suscepit. Erat, enim vir religiosus, constans atque zelosus atque industrius, qui eciam in eadem cella in finem perseve- rans in loco diem clausit extremum’. Wie, wenn dieser Sige¬ bertus mit unserem Sigeboto identisch wäre? Jedenfalls eignete er sich sowohl seiner geistigen Eigenschaften, als auch seines langen und innigen Verkehrs mit Paulina wegen sehr gut zum Verfasser einer Lebensbeschreibung derselben. Freilich ist dann anzunehmen, dass die Quelle des Nicolaus von Siegen gerade den Namen Sigebotos schlecht überliefert oder schon in Sigebertus verdorben gehabt hätte. Oder stand vielleicht in der Vorlage Nicolaus’ an der ersten der obigen Stellen ‘Sigeboto’, das erst Nicolaus in ‘Sigebeto’ verschrieb und an der zweiten Stelle in ‘Sigebertus’ änderte? Dies vorausgesetzt, müsste auch der letzte Satz der oben angeführten Stelle (Erat — extremum) eine spätere Zuthat zu der Quelle des Nicolaus sein, da diese, wie wir unten sehen werden, Sigebotos Schrift selbst ist. Wie aber auch der Verfasser der Vita geheissen haben mag, so viel steht fest, dass er, in den ersten Jahr¬ zehnten des 12. Jahrhunderts in Paulinzelle selbst lebend, im Stande war, auf mühelose Weise das reichste und sicherste Material für seine Schrift zu sammeln und dass demnach seine Nachrichten als durchaus glaubwürdig zu betrachten sind. Nun findet sich nirgends auch nur die leiseste Andeutung 1) Cap. 2 extr. 2) Nicht: Sigeberto, wie Wegele hat. 14 Ernst Aneinüller. dafür, dass ausser der Vita Paulinae des Sigeboto noch eine andere ausführlichere selbständige Quelle über denselben Gegen¬ stand in älterer. Zeit existiert hätte. Schon dies berechtigt von vornherein zu der Vermuthung, dass Sigebotos Werk in letzter Linie die Quelle für alle unsere erhaltenen Nachrichten über Paulina ist. Ferner spricht für diese Vermuthung, dass grössere Verschiedenheiten in den Angaben über Paulina that- sächlich nicht existieren, sowie dass die Reihenfolge der in den verschiedenen Quellen mehr oder weniger ausführlich er¬ zählten Begebenheiten im Ganzen immer dieselbe ist. Wenden wir uns nun zur Untersuchung der einzelnen Quellen, so dürfen wir vor allem mit Sicherheit annehmen, dass dasjenige, was die Vita Wernheri über Paulina ent¬ hält, aus Sigeboto geschöpft ist, da der Verfasser dessen Schrift kennt und lobend erwähnt. Die reichhaltigsten Nachrichten über Paulina und ihre Klosterstiftung hat Nicolaus von Siegen 1 ). Nicolaus er¬ wähnt nun zwar Sigebotos Schrift nicht, doch unterliegt es gerade bei ihm keinem Zweifel, dass er sie nicht nur gekannt, sondern dass er auch, was er über Paulina berichtet, fast alles aus dieser Quelle geschöpft hat 2 ). Denn abgesehen davon, dass er die Vita Wernheri benutzt hat (vgl. Nicolaus v. Siegen, p. 270, 9—16, und Vita Wernheri, SS. XII, p. 246, 3 und p. 248), in welcher er eine Hinweisung auf Sigeboto fand, so war jene in einem Nachbarkloster entstandene Schrift dem Erfurter Mönche und Historiker gewiss bekannt und leicht zugänglich und ihre Benutzung für seine Zwecke höchst er¬ wünscht und werthvoll. Auch deutet der Stil seiner Mitthei¬ lungen über Paulina namentlich auf S. 271—273 entschieden darauf hin, dass wir es hier mit einem Excerpte aus einer umfangreicheren Schrift zu thun haben. Endlich stimmt noch ziemlich genau überein Nicolaus v. S., p. 272, 16—19 3 ), und Vita Wernheri, p. 245, 41 sqq 4 ). Da nun nicht anzunehmen ist, dass Nicolaus diesen ein¬ zigen Satz aus einer anderen Quelle genommen habe, als aus der, aus welcher er den ganzen zusammenhängenden Abschnitt schöpfte, so muss dieser Satz aus einer Nicolaus und der Vita 1) Chron. ecclesiast. ed. Wegele, Jena 1855. 2) Dies nimmt auch Wattenbach (Geschichtsquellen) an, dem Helmsdörfer, Forschungen zur Geschichte des Abtes Wilhelm von Hirschau, Göttingen 1874, S. 22 f. und 42 f. folgt. 3) ‘Et matre S. Pauline defuncta, Morieho, pater (nicht frater, s. weiter unten) Pauline, fit monaclius Hirsaugiensis, ac consummato sub regulari jugo discipline felici cursu migravit ad dominum’. 4) ‘Pater vero ejus Morieho defuncta uxore facto inter filios et filias de rebus testamento, in cenobio Hyrsaugiensi Swevie sito jugum Domini sus- cepit, et consummato sub regulari disciplina felici cursu patribus suis additus quievit in pace’. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 15 Wernheri gemeinschaftlichen Quelle geflossen, und diese kann keine andere sein, als Sigeboto. Im einzelnen finden sich in Nicolaus’ Nachrichten über Paulina und Paulinzelle mannigfache Wiederholungen, die jedoch nicht Sigeboto zur Last zu legen, sondern theils aus der oberflächlichen Hereinarbeitung noch anderer Quellen in jene Abschnitte, theils aus dem bei unserem Autor beliebten Princip der Anordnung nach biographischen Gesichtspunkten zu erklären sind. Der erste Abschnitt über Werner von Merse¬ burg (p. 270, 9—16) stammt, wie oben schon erwähnt, aus der Vita Wernheri, der folgende Absatz, der ausser über Bischof Werner auch über dessen Bruder Moricho und dessen Tochter, unsere Paulina, handelt, aus der Merseburger Bischofs¬ chronik 1 ). Dann folgen (p. 271, 6—12) kurze annalistische Angaben über Paulina, ihre Klostergründung, den ersten Abt Gerung und die Stiftung des Klosters Bürgel, deren Herkunft sich nicht mehr ermitteln lässt, darauf bis S. 273 ein längerer Abschnitt über Paulina, der, wie oben angeführt, nur der Schrift Sigebotos entlehnt sein kann. Mit wie wenig Auf¬ merksamkeit Nicolaus diese verschiedenen Quellen compiliert hat, geht schon daraus hervor, dass er S. 270, 25 den Moricho richtig als Vater der Paulina bezeichnet 2 ), S. 271, 13 aber als ihren Mann, was dann zur Folge hat, dass er S. 272, 12 sagt, dass Paulina ‘post mortem maritorum sancto velamine 3 ) velata et eterno sponso Christo associata continenciam vovit’, und S. 271, 18: ‘Deinde duas Alias, quas de secundo marito habuit’ etc. Denn der Gemahl der Paulina hiess Udalricus 4 ), was Nicolaus jedenfalls bei Sigeboto las, obwohl er es nicht erwähnt. Da er nun auch den Moricho zu ihrem Mann macht, so erklären sich jene beiden Stellen, an denen er von zwei Männern spricht. Endlich enthalten noch die unter den Stichworten ‘Wern- herus, ßlius dompne Pauline’ und ‘Gerungus’ (dieser war der erste Abt von Paulinzelle) beflndlichen Abschnitte von Nicolaus’ Chronik (auch unter ‘Udalricus’ steht noch Einzelnes) wichtige Nachrichten über die ersten Zeiten des Klosters und über die Bemühungen der Gründerin um dasselbe 5 ). Es entspricht 1) SS. X, p. 184—186. 2) S. 272, 17 ist von einem Bruder der Paulina namens Moricho die Rede. Dagegen schreibt Hesse (Aehren- lese S. 11) nicht frater, sondern pate r Pauline. Dass nur diese Lesart die richtige ist, geht mit Sicherheit daraus hervor, dass der ganze Satz aus der Vita Wernheri p. 245, 41 entnommen ist, wo nur von Moricho, dem Vater der Paulina gesprochen, ein Bruder derselben aber mit Namen Moricho ebensowenig als an irgend einer anderen Stelle erwähnt wird. 3) Nicht volumine. 4) Deutsche Lebensbeschreibung bei Hesse, Geschichte des Klosters Paulinzelle (Rudolstadt 1815), S. 14. 5) S. 294—299. 16 Ernst Anemiiller. ganz dem Charakter der von Nicolaus beliebten Zerlegung des Stoffes in einzelne Biographien, dass die Bestätigung des Klosters durch den Papst 1106, die Reise Paulinas nach Hirschau, um einen Abt zu holen, ihr Tod im Kloster Schwarzach und die Zurückbringung ihrer Leiche und deren Beisetzung in der Paulinzeller Klosterkirche, sowohl in dem Abschnitte über Paulina, als auch in dem über Werner und Gerung, und zwar in diesem letzteren ausführlicher, als in dem ersteren, erzählt wird. Offenbar liess Nicolaus, als er den Abschnitt über Paulina bearbeitete, geflissentlich alles weg, was seine Quelle, Sigebotos Schrift, über ihren Sohn Werner enthielt, und gab dies dann erst in dem speciell über Werner handelnden, aber jedenfalls auch aus Sigeboto geschöpften Abschnitt wieder. Denn da Werners Wirksamkeit zum grossen Theil noch in die Lebenszeit seiner Mutter fällt und so eng mit der Stiftung des Klosters verbunden ist, so war sicher alles das, was Nicolaus über Werner berichtet, schon in Sige¬ botos Schrift enthalten. Diese erscheint also in Nicolaus’ Excerpt in zwei Theile auseinander gerissen; der zweite beginnt mit dem ersten Auftreten Werners; an den ersten aber hat Nicolaus noch kurz die Aufzählung der letzten Er¬ eignisse aus Paulinas Leben gefügt, die er dann ausführlicher in dem Abschnitte über Werner und Gerung mittheilt 1 ). Unter den übrigen Quellen über das Leben der Paulina ist am umfangreichsten eine deutsche Lebensbeschrei¬ bung, die Hesse (Gesch. d. Kl. Paulinzelle) zuletzt und mit berichtigtem Text abgedruckt hat. Dieselbe befand sich, auf Pergament geschrieben, nach Hesse ehemals in Paulinzelle. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Sie stellt sich als eine ungeschickte Uebersetzung eines lateinischen Originales dar. ‘Das lateinische Original derselben’, sagt Hesse a. a. 0., ‘das vielleicht zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts noch vor¬ handen war, hat sich neuerlich, alles Nachforschens ungeachtet, nirgends finden wollen; die deutsche Uebersetzung aber, aus welcher in der Folge wieder mehrere lateinische entstanden, ist, besonders in Hinsicht auf die darin vorkommenden Namen, voller Schreibfehler, und verräth einen der lateinischen Sprache unkundigen Verfasser. Doch lassen sich die verdorbenen Les¬ arten grösstentheils aus der Vergleichung mit den ältesten Urkunden und aus Trittenheims Chronik von Hirschau glück¬ lich wieder herstellen. Dass die verschiedenen Copien, welche man von dieser Uebersetzung hat, hier und da von einander abweichen und bald mehr, bald weniger enthalten, rührt wahr- 1) Aus dem oben Gesagten ist ersichtlich, dass der ursprüngliche Wortlaut der Vita Sigebotos sich nur höchst selten bei Nicolaus wirk¬ lich nachweisen lassen wird, so oft er auch vorhanden sein mag. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 17 scheinlich davon her, dass sich die Abschreiber erlaubten, sie durch Zusätze aus den eben genannten Quellen der Geschichte unseres Klosters zu ergänzen’. Hesse glaubt, dass diese deutsche Biographie dieselbe sei, welche Trithemius erwähnt. Doch meint letzterer, wie oben gesagt wurde, offenbar an jener Stelle die Schrift Sigebotos, von deren Existenz ja zur Zeit von Hesses Buch noch nichts bekannt war. Was das Verhältnis der deutschen Lebensbeschreibung zu den bisher besprochenen Quellen anlangt, so lässt sie sich bei grosser Aehnlichkeit und Uebereinstimmung in der Anlage und in den Einzelheiten doch aus keiner derselben direct ableiten. Ja sie enthält sogar Nachrichten, die uns nur durch sie über¬ liefert sind, so z. B. die, dass der Erzbischof Hezelon von Magdeburg (Heinrich, Graf von Asle, 1102—1107) die der Maria Magdalena erbaute Kapelle ein weihte und dass Paulina die Vorwerke Hengelbach, Liebringen und Nahwinden kaufte. Es unterliegt daher wohl keinem Zweifel, wenn man nicht zu der gekünstelten Annahme greifen will, dass diese Lebens¬ beschreibung aus allen jenen erhaltenen und noch anderen ver¬ lorenen Quellen zusammengestellt sei, dass wir es hier mit einer direct aus Sigebotos Schrift (vielleicht auch aus einem älteren Auszuge derselben) abgeleiteten Nachricht zu thun haben. Die deutsche B.iographie schliesst mit der Erwähnung des zweiten Abtes von Paulinzelle, des Udalricus, der ein Ver¬ wandter des ersten Abtes Gerung war. Genau so weit reichen die ausführlicheren Nachrichten des Nicolaus von Siegen über Paulinzelle — ein Beweis mehr für die Ableitung beider aus einer gemeinschaftlichen Quelle. Indessen dürfte daraus, dass ausser Gerung 1 ) auch Abt Udalrich, welcher (Hesse a. a. O. S. 7) 1128—1154 in den Urkunden vorkommt, bei Sigeboto erwähnt sein muss, nicht zu schliessen sein, dass dessen Schrift nun nach 1154 abgefasst worden sei, was ja auch nach dem oben Gesagten an und für sich unwahrscheinlich ist. Viel¬ mehr sind die Nachrichten über die beiden ersten Aebte erst als spätere, vielleicht oder zum Theil von Sigeboto selbst herrührende, aber doch der ursprünglichen Anlage des Ganzen fremde Zusätze zu betrachten. Der deutschen Lebensbeschreibung sowohl 'nach Inhalt wie nach Form — wie sich auf den ersten Blick ergiebt — am nächsten verwandt 1 sind die Nachrichten des Chronisten Jovius (f 1633) über Paulina. Leider sind wir über die zum Theil verlorenen Quellen, welche dessen werthvollem Chronicon Schwarzburgicum 2 ) zur Grundlage gedient haben, nur mangel- 1) Dass Gerung in der Vita Paulinae mit besprochen war, bezeugt ausdrücklich Trithemius an der oben aus dem Chron. Hirsaug. (1559. p. 135) angeführten Stelle. 2) Schöttgen und Kreyssig, Diplomataria et scriptores historiae Germaniae medii aevi, T. I. Altenburg 1753. Neues Archiv etc. X. 2 18 Ernst Anemüller. halt unterrichtet, zumal sie nach alter übler Gewohnheit meist nicht mit Namen angeführt werden. Indessen ist gerade in Bezug auf das, was er über Paulina sagt, sicher, dass das ‘Verzeichnis’, aus welchem er schöpfte, lateinisch geschrieben war, da er öfters die lateinischen Worte desselben in Klam¬ mern zu seinem deutschen Texte hinzufügt. Darunter befinden sich Stellen, an denen die Worte der deutschen Lebens¬ beschreibung mit denen des lateinischen Originals wörtlich übereinstimmen, z. B. Jovius: ‘in ecclesiola Dubretsan’, D. L.: ‘im Kirchlein duprethan’; Jovius: ‘in capella mona- sterii S. Johannis consecrati’, D. L.: ‘in der Capelle des Klosters zu S. Johann’. Unmöglich aber kann, der Ver¬ schiedenheit einzelner Angaben wegen, Jovius aus dem latei¬ nischen Original der jetzigen deutschen Lebensbeschreibung geschöpft haben, falls dies nicht mehr enthielt, als diese letztere. Daher sind also beide auf eine gemeinschaftliche umfang¬ reichere lateinische Quelle zurückzuführen, welche ihrerseits wieder, wie oben gezeigt wurde, einen besonderen Zweig unserer Ueberlieferung von Sigebotos Schrift darstellt, so dass demnach Jovius’ Angaben, auch soweit sie nicht anderweitig bezeugt sind, Anspruch auf Glaubhaftigkeit machen dürfen 1 ). Was Trithemius über Paulina und Paulinzelle erzählt, enthält manche Bereicherung unserer sonstigen Nachrichten. Trithemius schöpfte nach der schon mehrfach angeführten Stelle aus Sigeboto. Dass ihm, wie Hesse meint, noch Hirschauer Quellen über Paulina ausserdem zu Gebote ge¬ standen hätten, ist nicht nöthig anzunehmen: was er mehr hat, als die anderen, haben diese eben nicht aus Sigeboto aus¬ geschrieben. Wenn Helmsdörfer (a. a. O. S. 43) sagt, dass die Vita Paulinae bei Nicolaus in reinerer Gestalt erhalten sei, als bei Trithemius, so ist dies gewiss richtig; dass aber die Nachrichten, welche Trithemius allein hat, ‘kaum zu benutzen’ seien, kann ich nicht zugeben. So wird z. B. Trithemius’ Angabe, dass Gerung, der erste Abt Paulinzelles, ex familia Buchaugiensium gewesen und in Augsburg erzogen sei, durch die Helmsdörfer unbekannte deutsche Lebensbeschreibung der Paulina bestätigt, welche, wie oben gezeigt wurde, einen selb¬ ständigen Zweig der Ueberlieferung der Vita Paulinae bildet. Mir scheint Trithemius, was das Thatsächliche betrifft, von seiner Vorlage nur wenig ab ge wichen zu sein. Keinen selbständigen Werth hat die von Hesse 2 ) abge¬ druckte und oben schon erwähnte Stelle aus einer Dresdener 1) Näherer Untersuchung 1 , wenn eine solche wegen des Mangels an Quellen möglich ist, bedarf allerdings wohl noch, was Jovius über den urkundlich bis jetzt noch nicht beglaubigten Grafen Albreclit und den Verlust seiner Güter an Moricho erzählt. 2) Beiträge zu der teutschen, besonders thüringischen Geschichte des Mittelalters, 2. Heft, Aehrenlese. Sigebotos verlorene Vita Pauliuae. 19 Handschrift des Peter Albinus (Dresdener Archiv L. N. 69). Der erste und zweite Satz derselben stammen aus der Merse¬ burger Bischofschronik J ), das Uebrige ist ein Auszug aus der Vita Wernheri, cap. 1. Diese Handschrift scheint dieselbe zu sein, welche Wilmans bei seiner Ausgabe der Merseburger Bischofschronik als N. 4 aufgeführt und benutzt: ‘cod. 4 tabu- larii regii Dresd. sign. L. 6. N. 69 ni fallor ab ipso Albino exaratus’, aber, da er bei Constituierung des Textes besseren Handschriften folgen konnte, nicht vollständig abgedruckt hat. Das Wenige, was eine als Anhang von Maders Ausgabe des Chronicon Montis Sereni (Helmestadii 1665. 4) gedruckte Compilation eines Benediktiners (‘Variorum Germaniae monasteriorum fundationes collectae olim per monachum quen- dam Benedictinum’) über Paulina enthält, bietet nichts Neues. Ob der Verfasser Sigebotos Schrift vor sich hatte, ist nicht zu entscheiden, auch völlig gleichgültig 1 2 ). Dass hier die Be¬ stätigung des Klosters durch den Papst in das Jahr 1114 gesetzt wird, während sie 1106 erfolgte, beruht offenbar, wie auch Hesse (S. 5, Anm. 24) annimmt, nur auf einer Ver¬ wechslung der päpstlichen Bulle mit der 1114 ausgestellten Bestätigungsurkunde des Kaisers. Inhaltlich unbedeutend und nur der Vollständigkeit wegen, nicht wegen ihres mir unwahrscheinlichen Zusammenhanges mit Sigeboto, hier anzuführen sind zwei von Jovius aus einem ‘geschrieben Verzeichnis’, das er in Paulinzelle sah, an¬ geführte Stellen (S. 145 f. und 150): ‘Paulina e Saxonia in Thüringiam adveniens, fundatrix extat Monasterii in silva Thüringica, quod Cella Paulina nuncupatur, Anno Christi 1106.’ — ‘Paulina obiit 1107, 2. Id. Martii in Cella Suarite (sive Suarica) cum os brachii in duas partes fregisset, in itinere e caballo decidens, corpus ejus transportatur in Coenobium ab ipsa fundatum ibique ante Altäre S. Crucis terrae mandatur.’ Interessant ist dieses ‘geschriebene Verzeichnis’ für uns nur deshalb, weil es auf die Existenz einer wenn auch geringen, vielleicht bald wieder erloschenen annalistischen Thätigkeit in Paulinzelle hinweist, von welcher wir sonst gar nichts hören. Beifolgende Tafel möge das Ergebnis der obigen Unter¬ suchung graphisch veranschaulichen. 1) SS. X, p. 186. 2) Die Geschichte von der Vorherverkündigung der Geburt Paulinas kommt ausser hier auch noch in der Vita Wernheri cap. 1 und bei Nicolaus von Siegen, p. 272, 11 vor, wo sicher mit Wegele ‘ostensa’ zu lesen ist. 2* 20 Ernst Anemüller. Sigeboto (frühestens 1107, spätestens Ich lasse nun eine Zusammenstellung aller oben be¬ sprochenen, auf Paulina und ihr Kloster bezüglichen Nach¬ richten, soweit sie mittelbar oder unmittelbar auf Sigebotos Schrift zurückgehen, folgen, und zwar in der Anordnung, dass die inhaltlich dasselbe behandelnden Abschnitte der verschie¬ denen Quellen zusammenstehen. Auf diese Weise werden die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Quellen am besten hervor¬ treten, zugleich aber lässt sich auch eine ungefähre Vorstellung von der Beschaffenheit der verlorenen Vita gewinnen. Eine scharfe Trennung der Bestandtheile derselben freilich von dem, was die Bearbeiter selbst oder aus anderen Quellen hinzu- gethan haben, ist im einzelnen oft unmöglich oder wenigstens nicht mit untrüglichen Kriterien herzustellen. Auf diese Weise wird zugleich, was bisher noch nirgends geschehen, aber jedenfalls von Nutzen ist, das gesammte auf die älteste Geschichte des Klosters Paulinzelle bezügliche Material (ausser den bei Hesse abgedruckten Urkunden, zu welchen keine neuen hinzugekommen sind) vereinigt. Denn ausser den hier behandelten giebt es keine anderen Quellen mehr, welche diese Verhältnisse zum Gegenstände haben. Eine Kritik des Inhaltes der hier besprochenen Quellen lag nicht im Plane dieser Arbeit, die nur den Zweck verfolgt, den vorhandenen Stoff zu sammeln und zu sichten. Eine solche Kritik wird sich naturgemäss am besten mit einer Dar¬ stellung der ältesten Geschichte von Paulinzelle verbinden, welche die vorliegende Abhandlung ergänzen soll. In eckige Klammern einge'schlossen sind die nicht auf Paulina und Paulinzelle bezüglichen, also sicher nicht aus Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 21 Sigeboto stammenden, aber des Zusammenhanges wegen hier mit angeführten Stellen. Die betreffenden Abschnitte der Chronik des Nicolaus von Siegen habe ich nach der in Weimar befindlichen Handschrift neu verglichen; einzelne Worte, welche in Folge davon von dem Texte Wegeies ab weichen, sind gesperrt gedruckt, die meisten Abweichungen habe ich, da sie oft unbedeutender Art sind, nicht ausdrücklich angegeben. Die in • • eingeschlossenen Worte sind in der Handschrift mit dicken grossen Zügen geschrieben und dienen gleichsam als Ueberschriften. Die Reste von Sigebotos Vita Paulinae. Vita Wernheri ep. Merseburgensis cd. Wilmans, Mon. Germ. SS. XII, p. 245: [1. Temporibus Heinrici IV. imperatoris erat Wernherus Marsinopoli pontifex, qui suo tempore quasi coeleste sydus totam illustravit ecclesiam, vir excellentis in Deum meriti et sui vigilantissimus executor officii. Hic igitur illustrissimis ortus natalibus gentis Thuringorum, quidquid ex parentibus vel retro majorum generosa linea ad se deducta suscepit, nec moribus nec actibus perversis obscuravit; set omni generi prae- cedentis vel subsequentis prosapiae suae, sicut meritorum eius effectus probavit, quendam ut ita dixerim radium virtutis suae ac probitatis adjecit.] Frater ejus Moricho nomine primum quidem in curia Ekkehardi marchionis, dein in primaevo pubertatis flore in curia Heinrici IV. imperatoris enutritus, multam fiduciam, multam familiaritatis gratiam, utpote über et splendidae ad- ministrationis homo, apud imperatorem obtinuit et ab ipso plurima beneficia exequendo quae justa sunt accepit. Erat enim optimus moribus, justiciae tenax, providus consilio, fidus auxiüo, liberalis admodum et integerrimae famae, civilis in moribus, florentis adhuc aetatis, regalis mensae dapifer 1 ) cunctis in ministerialibus acceptissimus. Hic namque Moricho regis et regalis munificenciae 3 ) piissimam duxit uxorem Uodam nomine, in qua dignitas nobilitatis cum morum disciplina, divitiarum gloria cum forma speciosa concordabant, cujusque genus et aetas libertasque cum marito fere concordabant. Ambo igitur matrimoniaü fide conjugali societate conjuncti, quae cesaris erant cesari et quae Dei Deo reddebant, sic ro- tatum instabile percurrentes temporalium, ut memoriae non excederet quod liaberent in expectatione futurorum. Prae- dicta itaque Uoda, licet ncxu conjugali vel curis domesticis 1) Vgl. die deutsche Lebensbeschreibung und Jovius. 2) Watten- bacb: ‘regis et regine raunificencia’. 22 Ernst Anemüller. obstricta videretur, Christum tarnen in membris suis sus- cipiendo, Christum in interiori homine abscondendo officium Marthae indefessa gerebat, nee propter maritalis thori custo- diam vel causas temporalium negotiorum oblita est interioris sponsi sui vel gratiae bonorum aeternorum. Quae dum qua- dam nocte dormiret et corpus quiete relevaret, vocem cujus- dam secum loquentis et an dormiret sciscitantis audire sibi visa est. Porro illa dum se indubitanter vigilare responderet, ille subjunxit: ‘Filiam, inquid, in utero concepisti. Cui nomen Paula erit; quae fidei merito atque gloriae excellentia quidquid de retro majoribus tuis fulsit in gloria generis ipsa superabit. Ipsa omnem illustris prosapiae generationem virtutum pro- cessibus exornabit, et quasi flos quidam de stirpe nobilis parentelae prorumpens, fructum salutis et gratiae et proventum multorum germinabit’. Evigilans itaque Deo devota femina, et licet impraegnata conceptus sui tarnen prorsus nescia, in laude Dei visione congratulatur, et quodam divini timoris vel amoris stimulo ad cursum bonorum operum excitata, rebus et animo sanctis meritis invigilabat, activaeque vitae studia im- pigre exequens, quod divinitus acceperat in promissione ut effectum mereretur ardentissima depoposcit oratione. Natam itaque filiam parentes ejus fonte sacri baptismatis ecclesiae consignant, Paulinae vero nomen Paula suadente abbatissa ipsius virginis amica inposuerunt. Haec Paulina quam sanctae vitae ac conversationis fuerit, quantisque miraculis claruerit, et qualiter cellam sanctae Mariae in pago qui Lancwitz dicitur fundaverit, qualiterque matrem suam facto divinitus miraculo salvatam cognoverit, in libro quem Sigeboto, eiusdem ecclesiae monachus, eleganti stilo conscripsit plenius continetur. Pater vero eius Moricho defuncta uxore facto inter filios et filias de rebus testamento, in cenobio Hyrsaugiensi Swevie sito jugum Domini suscepit, et consummato sub regulari disciplina f'elici cursu patribus suis additus quievit in pace. Nicolaus de Siegen, Chronicon ecclesiasticum ed. Wegele 1855, p. 270 sqq.: [iCenobium S. Petri prope Merseburg- fundatur et con- struitur anno Domini 1091 J ) a reverendo dompno Wernhero, ejusque civitatis episcopo. Qui Wernherus fuit vir prudens, Deum timens et hominibus gratus: attamen hic presul multa adversa ab Henrico imperatore sustinuit. Nam a sede sua expulsus iterum reductus solempnem abbaciam prope civitatem in honorem SS. Petri et Pauli construxit.] Erat enim vir nobilis habuitque fratrem germanum, Moricho nomine. Cujus Mori- chonis filia fuit honorabilis dompna Paulina, que in eodem monasterio prope Mersseburg duas instituit atque construxit J) Cod: 1097. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 23 capeilas. Insuper circa monasterium Mersseburgense unam capellam construxit in honorem S. Johannis evangeliste. In¬ super in eadem urbe hospitale pro pauperibus suscipiendis construxit ac eidem hospitali plura bona contulit. : Cenobium celle Pauline i in finibus Thuringie construxit 1106 anno Domini honesta et omnium laude digna dompna Paulina, filia Morichonis, que ibidem sepulta fuit a. D. 1107. Cujus cenobii fuit primus abbas Gerungus, monachus Hyrss- augiensis, ut post patebit. Johannes Trithemius, Ann. Hirsaug. 8. Gallen 1690. T. I, p. 342 sq. MCVII. Anno Brunonis abbatis secundo, quarta decima die mensis Martii obiit sancta et venerabilis domina Paulina, quae multis annis apud Thuringos in dioecesi Moguntina pro Christi amore voluntarie inclusa juxta monasterium nostri ordinis, quod ipsa fundaverat, et ejus nomine usque in prae- sentem diem cella Paulinae vocatur, vitam in omni sanctitate duxit religiosissimam; et multis tarn ante, quam post mortem miraculis coruscavit, et multos suo exemplo ad emendatioris vitae semitas convertit: mortuo namque viro suo alium ducere contemnens, totam se divino mancipavit amori, constructoque monasterio in sua haereditate propria, quidquid habuit in sustentationem monachorum domino Deo ibidem servientium deputavit. Nicolaus de Siegen, p. 271, 11: Cenobium Bürgel hoc in tempore ex eadem progenie sepedicte dompne Pauline fun- datur a 1 ) Hec mulier sancta Paulina primo, sicut dictum est, virum habuit Morichonem, cujus frater erat reverendissimus et omni laude dignus Wernherus, qui pro sua sanctitate merito ab hominibus venerandus est. Hec mulier sancta Paulina Romani sepius visitavit et ad S. Jacobum in Hispaniam vadens in via miraculum fecit. Deinde duas filias, quas de secundo marito habuit, Deo in cenobio Gerinrode obtulit, quibus largiter sua dona obtulit. Prima filia • Engelsint j hec monialis valde in sciencia literali profecit et tandem se ad matrem contulit, ubi et locum in Deum proficiendi et requiem sepulture suscepit. Altera vero filia nomine • Gisela •, que dum alciore proposito sororem sequendam proponens, dum mores 2 ) faceret, inprosperata morte preventa, quod voluit, efficere non potuit. Tercia autem filia Pauline • Bertradis :. Hec viro matrimonialiter conjuncta; quo defuncto vitam sanctam assumpsit et religiosissime vivens et ut vitam ejus paucis concludam, plus semper boni voluit 1) Lücke von drei Zeilen, auf der ersten stehen noch die Worte ‘fundatur a.’ Die Stelle ist noch nicht genügend erklärt. 2) L. ‘moras’. W. 24 Ernst Anemüller. quam potuit, nec unquam defuit pyo cordi sancte voluntatis affeetus. Deutsche Lebensbeschreibung (Hesse, Geschichte des Klosters Paulinzelle, Rudolstadt 1815, S. 14 ff.) ‘Von der heiligen Paulina, Stifterin des Klosters Paulinzella, in der Grafschaft Schwarzburg gelegen, wie solches auf einem alten Pergamen beschrieben gefunden worden.’ ‘Der Vater Paulinä ist gewesen ein Marggraf 1 ), so erzogen worden an dem Kayserlichen Hofe Heinrici des 4ten, dessen Truchsess er auch bestanden hat 2 ). Ihre Mutter hat geheissen Uda; ihr Gemahl aber Udalricus. Als sie nach Rom und Compostel mit ihrem Gemahl gezogen, hat sie unterdessen ihre Toechter Engelsinam, Visilam 3 ) und Bertraden zu Geringroda erziehen lassen. Ihr Gemahl aber Udalricus ist gestorben zu Merseburgk, und lieget sein Körper begraben in der Capelle des Klosters zu St. Johann daselbst. Ihre Mutter Uda ist im Kirchlein duprethan 4 ) zur Erden bestetigt worden; ihr Vater der Marggrafe zu Hirschau.’ Jovius, Chronicon Schwarzburgicum, p. 137 D (Schöttgen und Kreyssig, Diplom, et scriptt., Altenburg 1753, T. I.) ‘Zu der Zeit hatte der Kayser auch einen Ritter am Hoffe, Mo rieh o genannt, (was Geschlechts er gewesen, weiss man nicht, mag vielleicht, wie etliche meinen, seiner Ankunfft nach ein Schwabe gewesen sein) dieser ward an Kayser Heinrichen des IV. Hoffe erzogen und unterhalten, welcher auch etliche Zeit Kayserlicher bestalter Truchses, regalis mensae dapifer, laut eines Verzeichnisses gewesen; Dieser Moricho hatte sich nun in obbemeldtem Kriege wieder die Sachsen und Thüringer sehr wohl gehalten und um den Kayser trefflich verdient gemacht, welches ihme denn wiederumb treulich recompensiret worden; Denn ihm der Kayser viel und grosse Güter seiner vertriebenen und verjagten Feinde hin und wieder in Sachsen, Braunschweigischem Lande, um Gosslar, Quedlinburg, in der Herrschaft Querfurt, Merseburgischen Bissthum, und in Thüringen verehret, gegeben und eingeräumet hat; In der Herrschafft Graffen Mecelini, in pago Osterhowi, (wo er auch mag gewesen seyn) habe er ihm mit Einstimmung Frau Berthen der Kayserin, ein Ritter-Gut von 24. Hüffen Landes, zu Gewan- stedt oder Gebinstedt, mit allen deren Zubehörungen, nehmlich mit allen Unterthanen, Mancipiis, Dienstleuten, Gebäuden, Höffen, Aeckern, Wiesen, Weiden, Wassern, Wasserläufften, Mühlen, und allen Nutzungen, so wohl auch mit den Kirchen 1) Verwechslung von ‘Moricho’ und ‘marchio’. 2) Cf. Vita Wern heri. 3) Gisela. S. o. Nicolaus von Siegen. 4) Vgl. unten Jovius: ‘in ecclesiola Dubretsan'. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 25 und Kirchenlehen, und zwar solcher gestalt, dass ihm und seinen Erben frey stehen solte, solche Güter zu behalten, zu vergeben, zu verkauffen, zu verwechseln, oder damit zu thun und zu lassen, wie es ihm nur gefallen und belieben möchte, und hat der Kayser diese Begnadigung mit eigenen Händen unterschrieben >). Also bekam er auch dazumahl zugleich ein Stück Gutes, am Thüringischen Walde in der Grafschafft Schwartzburg gelegen, allda hernachmahls das Kloster Paulin- Cell erbauet worden ist, welches Graff Albrecht zu Schwartz¬ burg verwircket hat 1 2 ). Diese und dergleichen Güther mehr, Übergabe Herr Moricho seinen Kindern, und begäbe er sich wieder in Schwaben, starb endlichen allda, und ward in dem Kloster Hirschau, vermöge seines letztens Willens, begraben. Seine Hauss-Frau hat geheissen Utha, die wurde nach ihrem Tode in der Kirche zu Duberetsan (in Ecclesiola Dubretsan) 3 ) welcher Ort allhier unbekannt, zur Erden bestattet. Diese hatten mit einander erzeuget zweene Söhne, Ulrichen und Poppen, deren weiter nicht gedacht wird, und zwo Töchter, Paulinen und Bertraden; von dieser habe ich ferner auch nichts gelesen 4 ), Pauline aber hat sich verheyrathet an einen von Adel mit Nahmen Ulrich, welche ihre Wohnung, wie vermuth- lich, gehabt im Bissthum Merseburg, die im Ehestande er¬ zeuget vier Kinder, einen Sohn mit Nahmen Werner, Werno- herius, Wehrenherius und Wernherus, auch 3 Töchter, Engel- sina, Giesula und Bertradis. Werner hielt sich tapffer im Kriegs-Wesen, also dass er darüber zum [Ritter geschlagen wurde, und hatte seinen Sitz zu Gaterstedt in Sachsen. Frau Pauline nähme ihr uf eine Zeit mit ihrem Juncker, aus sonder¬ licher Andacht, eine Reise vor nach Rom und gen Compostel, da sie denn vor ihrem Abreissen, bemeldte ihre drey Töchter, aus mütterlicher Vorsorge, in das Kloster Gernroda an dem Hartze, ohngefehr eine Meile diesseits Quedlinburg gelegen, verschicket, damit sie unterdessen nicht versäumet, auch zur Gottesfurcht, christlichen Tugenden, Lesen, Schreiben und Beten, angewiesen und gehalten würden. Nachdem aber Ulrich Frau Paulinen Ehemann, seinen Hintritt aus diesem zeitlichen Leben genommen, ist er zu Merseburg (Martinopolis laut eines 1) Quelle ist liier die Urkunde Heinrichs IV, vgl. Hesse, Paulinzelle, Beilage I. 2) Albrecht von Schwarzburg war nämlich nach Jovius unter den Fürsten, welche sich am 25. October 1075 Heinrich dem vierten gefangen geben mussten und deren Güter dieser dann anderweitig vergab. Die obige Nachricht hat offenbar bei Sigeboto gestanden, da Trithemius (Chron. Hirsaug. Basileae 1559, p. 135) sagt, dass Paulina ihr Kloster ‘in loco baereditatis suae paternae’ gründete. Graf Albrecht von Schwarz¬ burg wird sonst nirgends erwähnt. 3) Vgl. die deutsche Lebens¬ beschreibung : ‘im Kirchlein duprethan’. 4) S. u. die deutsche Lebens¬ beschreibung. 26 Ernst Anemiiller. lateinischen Verzeichnisses, in eine Capelle des Klosters zu S. Johannis (in Capelia monasterii S. Johannis consecrati) christlich zu Erden bestattet worden. Nicolaus de Siegen (p. 272, 14 Wegele). Et vidua sancta Paulina, hec ante diem nativitatis sue divinitus fuit ostensa 1 ) et post mortem maritorum sancto velamine 2 ) velata et eterno sponso Cristo associata continenciam vovit, quia dum licuit quod potuit illicitum sibi fecit. Et vidua effecta iterum Romam adiit, et cum in via oberraret, aquila veniens ei viam recti itineris ostendit. Et matre S. Pauline defuncta Moricho, pater 3 ) Pauline, fit monachus Hyrsawiensis ac consummato sub regulari jugo discipline felici cursu migravit ad Dominum. Et mulier sancta, patre et matre orbata atque marito, ad patrem orphanorum ac ducem viduarum se contulit ac locum sibi in Thuringia, ubi eciam pro nunc pausat, sibi elegit dicens: ‘Hic requies mea in sancto spiritu, hic habitabo et diem judicii exspectabo’, ibique capellam in honorem S. Marie Magdalene construi fecit, ubi gravissimas antiqui hostis temp- taciones pertulit. Nam dyabolus in nocte, qua sequenti die eadem capella dedicari debuit, ingens turbo veniens totum tecti edificium destruxit. Dedicata vero ecclesia Cristi ancilla Paulina in eodem loco mansit imm obiliter ac pro mundi deliciis septa silvarum domum effecit oracionis. Tandem tercia vice Romam adiit et unam stolam preciosam altari S. Petri obtulit et a dompno apostolico Paschali summo pontifice privilegia peciit et obtinuit. Acta sunt hec a. D. 1106 sub Paschali secundo regnante Henrico quinto atque Adelberto 4 ) Moguntino archiepiscopo in comitatu tune temporis Zizonis, ubi duo confluunt rivuli, Berbach et Rotenbach 5 ). Migravit S. Paulina anno sequenti, scilicet 1107, dum iret usque Hyrssawiam pro novo pastore sive abbate adducendo. Obiit quidem in cenobio Swarczensi, sed reducta fuit, prout peciit, et in sua cella sepulta, unde et nomen cenobii Pauelcel nominatur. Deutsche Lebensbeschreibung. Paulina ist aus Sachsen in Thüringen gezogen an den Ort, so Langwici genannt wird. Daselbst hat sie Mariä Magdalena zu Ehren erbauen lassen eine Capelle, welche Hezelon der Bischoff zu Magdeburg eingeweihet hat, und solche gewidmet zu würken und Chorröcke darein zu machen, wie er denn darauf ein 1) So mit Recht Wegele für das hds. ‘ostenda’. 2) Wegele ‘volu- mine’, Hesse richtig: ‘velamine’. 3) Wegele: ‘frater’; in der Hds. ist der erste Buchstabe undeutlich geschrieben, doch ist pater das allein Richtige, wie oben nachgewiesen. 4) ‘Adelberto’ ist von späterer Hand durchstrichen und ‘Ruthardo’ an den Rand geschrieben worden. 5) Hds. ‘rotenbech’, Wegele ‘Botenbech\ Der Bach heisst noch jetzt Rotten¬ bach. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 27 sonderlicher Meister war. In dieser Gegend hat Paulina auch etliche Forwerge gekauft, als Hengelbach, Liebringen und Nahewindten. Ihre Brüder sind gewesen Udalricus und Poppo. Eine Schwester hat sie gehabt, so Bertrad geheissen J ), wie auch einen Sohn, dessen Nahmen Wernerus. Selber hat ge¬ wöhnet zu Guderstatt 1 2 ) in Sachsen. Lezlichen im Jahr Christi 1106 hat gedachte Paulina auf ihre eigenen Uncosten erbauet eine Kirche im Lande zu Thüringen in der Grafschaft Hie- ronis 3 ): im Dorf 4 * ) Langwici an dem Orte, so Rottenbach heisst im Walde s ), so die Liba genennet wirdt, da zusammen- fliessen die beiden Bäche Bernbach und Rottenbach. Solche Kirche hat sie gestiftet zur Ehre der heil. Jungfrau Maria, und ist geschehen zur Zeit des Babstes Paschalis, unter der Regierung des Kaisers Heinrici IV, dessen Sohn Heinricus V. schon zum König gekrönt war. Ueber solche Kirche hat der Bischoff zu Mainz die Uffsicht, wie des Babsts und des Kaysers brieffliche Urkunden aus weisen. Jovius p. 138B. Unlängst hernach begäbe sich Pauline als sie Witwe worden, mit ihrem Sohne aus Sachsen in Thüringen an dem Wald unter den Graffen von Schwartz- burg, danckete dem weltlichen Leben abe, bauete ein Kloster oder Cell, davon es auch Paulinen - Cell genennet worden, gieng darein, und pflegete allda des Gottesdienstes mit Beten und Fasten, biss an ihr Ende, wie davon im 1. Capitel des 2. Buchs weiter wird gemeldet werden. Das gemeine Volck und die alten Leute bey der Paulinen - Cell dürffen vorgeben, dass diese Paulina eines Königes oder Fürsten Tochter ge¬ wesen sey, welches aber im Grund falsch ist, und rühret der Wahn vielleicht her von der grossen Begnadigung, damit sie und ihr Vater von dem Kayser sind mildiglich versehen worden. Jovi us p. 150. Es ist diese Paulina lange nach ihrem Tode und zwar ohngefehr um das Jahr 1150 vom Pabst cano- nisiret und unter die Heiligen gesetzet worden 6 ). Nicolaus de Siegen, p. 278, 29—34 (Wegele): Hoc in tempore optime stetit in Suevia et precipue in religione sancta. Et inter omnia cenobia alia prefulsit lux Hirssawia, ubi erant 1) S. o. Jovius. 2) Gaterstett (Hesse). 3) Sizzonis. 4) Viel¬ mehr im Gau. 5) Im Original stand wahrscheinlich: ‘apud locum’ oder ‘vicum, qui’ etc. — Kottenbach ist nämlich ein etwa eine halbe Meile thalabwärts von Paulinzelle gelegenes Dorf. Die beiden bei Paulin¬ zelle zusammeufliessenden Bäche tragen noch jetzt die oben angegebenen Namen. 6) Wie gesagt, ist die Quelle dieser unsicheren Nachricht unbekannt. Was Jovius sonst über Paulina und ihr Kloster sagt, ist fast alles aus der kaiserlichen Urkunde von 1114 geschöpft. Die beiden kurzen Nachrichten aus dem ‘geschriebenen Verzeichnis’ sind oben schon angeführt. 28 Ernst Anemüller. viri sancti nominati et literati. Moricho, vir nobilis in Thu- ringia et Saxonia, factus est monachus in Hirssawia et de eodem cenobio reformatum fuit cenobium dictum cella Paulina. Ibid. p. 294, 15 (Or. fol. 157 a). Wernherus, filius dompne Pauline. Hie erat vir militaris summe audacie, corporis ele- gancia decorus, statura procerus, jocundus, alacer et fidus amicis, bostibus autem formidolosus, spiritualium amator qui- dem sed non sectator, sed bellicis rebus strenuus, nulli vero in eodem studio secundus, et alia plura, quo ad seculi ac bellica negocia, laude dignus. Et hec omnia vir Domini tandem respuit, sprevit, monitis sanctis matris 1 ) acquievit, mundanam gloriam in spiritualem commutavit, prius factus frater con- versus in loco, ubi mater sua Paulina morabatur, in barbaros 2 ) Cristo militavit. Trithemius (Annales): Filium habuit nomine Wernherum, qui posteaquam annos pueriles in studio desudans litterario ex- cessit, hortatu sanctae Matris in praesenti Coenobio Hirsaugiensi Monachus factus, perfectum se regularis observantiae custodem in Omnibus semper exhibuit. Qui postea Coenobio per Matrem in Thuringiam consummato, illuc de Congregatione Hirsaugiana cum aliis novem fratribus missus est, qui inter decem sub Gerungi Abbatis regimine, qui fuit undecimus, locum illum tradente sancta Paulina, sicut diximus, anno Beati Abbatis Wilhelmi sexto decimo, primi regulariter inhabitare coeperunt. Nicolaus de Siegen (p. 294, 24 Wegele). Erant etenim in loco celle Pauline duo monachi de Suevia, Cristi ancille precibus devicti 3 ), ut apud eam manerent et monasterii fun- damenta jacerent, quorum (unus) 4 ) I Ebernus. j Iiic debuit esse pater spiritualis quidem celle; sed quia erat in rebus ecclesiasticis disponendis minus ydoneus, a loco discessit et con- sodali suo, qui secum venerat, regimen commisit ; Sigebeto. ; s ) Hic a dompna Paulina una cum Eberno vocatus, sed quia Ebernus locum refutavit, hic Sigebertus omnem curam super se suscepit. Erat enim vir religiosus, constans atque zelosus atque industrius, qui eciam in eadem cella in finem perseve- rans in loco diem clausit extremum. Cernens autem mulier prudentissima, quod locus in religione sacra proficeret et numerus fratrum accresceret, ipsa cum suis sodalibus fratribus locum dedit et ad interiora atque remociora heremi loca se contulit ibique in magna paupertate et humilitate degens (vixit) 6 ). Dixitque mulier sancta et discreta ad alios: ‘Si filius meus Wernherus me solam matrem habet, omnes com- 1) Cod. ‘matri’. 2) Helmsdörfer a. a. S. 42, Anm. 2, emendiert: ‘in barbatis’, d. i. Laienbrüdern (besser ‘inter barbatos’. W.). 3) Nach ‘devicti’ in der Ilds. ein zweites ‘precibus’. 4) ‘unus’ mit Recht von Wegele ergänzt. 5) N i eh t: Sigeberto. 6) Offenbar ist ‘vixit’ oder dgl. ausgefallen. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 29 manentes michi feminas matres non habet. Si matris voca- buliun filio suspicionem tollit, eis, qui matres mecum non habent, conjunctus sexus, et si non in re, eciam falsa suspi- cione nocebit.’ Rectissime omnino: nam nbi promiscuum sexum, virorum scilicet et mulierum, sanctitati licet assignatum, diver- sus ordo districte concludit, quamvis sanctitas utriusque mira- culorum fulmine mentes feriat, fide et precum majestate montes moveat, tarnen nisi timor et amor dei intercesserint et pasto- rum diligencia divini verbi pariete sexum utrumque distinxe- rint, adversariorum calumpnie commanencia patebit. Recessit igitur vidua sancta a fratribus corpore, non corde, hoc corde revolvens, hoc lingua proponens, in hoc consilia ac studia diutina terens, qualiter locus digno pastore erigeretur, inceptum perficeretur, ipse locus apostolice cathedre privilegii sanctione subderetur ac per hoc libertate donaretur. Et anno D. 1106 papam Paschalem adiit, privilegia peciit, impetravit, omnem libertatem sue celle acquisivit. Cumque vidua prudentissima de bono atque ydoneo pastore solicita anxiaretur ac de multis cenobiis patrum anima pertractaret; — non erat tune temporis in toto orbe Romano fundus tarn vasta solitudine horribilis, ubi tarn virorum quam mulierum*) deo serviencium proventus surgeret specialis sicut in Suevia, ubi in nigredine silvarum ac horrore locorum tot florerent orti deliciarum, tot in mo- nastica institucione provenirent roseta virtutum, sicut in Suevia Hirssawie. Videris in hac solitudine terribili similitudinem quandam tabernaculorum antiqui populi dei, ubi per turmas suas duces monachorum et principes distinctis ordinibus pro- cedebant et quiescebant, ubi latibulum bestiarum mutatum est in frequenciam populorum et in cohortem 2 ) sanctorum, ubi valles nemorose, prata virencia, fontes, aque vive ex ubera- tissima scaturigine profluentes, ubi tune verus Israel submerso Pharaone et curribus suis de sua liberacione gloriabatur et terram promisse hereditatis inflexibili tramite monasticis insti- tutis quasi legalibus disciplinis aggreditur. Inter que luminaria Hyrsaugiense cenobium quasi lucifer et stella matutina Ven¬ tura diei prenuncia temporibus illis claruit et cunctis veritatem querentibus future vite et glorie vestigia quedam in se et ymaginem expressit. Tune dyabolus verus Pharao contra populum Israel, id est monachos Hyrsaugienses, armatur, regem Heinricum V. 3 ) incitat atque inflammat, qui toto annisu omnem congregacionem Hyrsawgiensium monachorum molitur confunderc atque destruere. Inter quos Wernherus, Argen- tinensis presul, inter ceteros Hirsawienses debellaturus antece- debat, qui ad opidum quod Probern dicitur veniens pro infulis 1) P. 296 Wegele. 2) So schon Wegele mit Recht für das hds. ‘cohors’. 3) So Wegele. Hds.: ‘regem H II’ 30 Ernst Anemüller. pontificalibus loricam priraus induit et mutato prepostero ordine mente et habitu ex clerico factus tyrannus in ipsa lorica dicto cicius exspiravit, sicque tocius impietatis conatus confusus conquievit. Erat enim ipsa Hirssawia tocius cenobialis dis- cipline speculum et magistra, et quia porte inferi non pre- valebunt adversus eam, fundata enim erat super Cristum, id est petram, unde rivuli *) multi monastice discipline profluebant ad loca eciam longe posita, scilicet Erfordiam, Thuringiam, Saxoniam 2 ). Audiens mulier sancta ac prudentissima Paulina tot ac tanta bona de monasterio Hyrsawiensi, illuc una cum filio suo Wernhero iam monacho facto atque alia comitiva honesta tendebat, ut scilicet sibi abbatem ac prelatum ydoneum sue celle acquireret. Cum autem anno Domini 1107 iter versus Sueviam arripuisset et circa Herbipolim ad cenobium Swarcza devenisset, infirmitate, qua et defuncta est, ingravescente in eodem cenobio migravit pridie ydus Marcii. At filius Wern- herus una cum aliis versus Hyrssaviam ivit et cum multis precibus virum omni laude dignum atque pastorem ydoneum ibidem, licet difficulter, impetravit. Trithemius Ann., p. 342. Cum ergo moritura jam esset eadem Domina S. Paulina, vocati ad ejus transmigrationem Abbas Gerungus, Wernherus Monachus ejusdem famulae Dei filius, et reliqui fratres convenientes, ejusdem de corpore trans- itum precibus, et Dominici oblatione Sacramenti omnipotenti Deo, quanto poterant, devotius studuerunt commendare. Postea vero quam anima illa Christo dilecta transmigrans ad coelos evolavit, in aeternum laetabunda cum Angelis, tule- runt corpus ejus 3 ), et in sarcophagum ligneum recludentes ad Ecclesiam Monasterii, quod ipsa fundaverat, sicut diximus, cum debito honore deportarunt, celebratisque ex more solemni devotione mortuorum exequiis ante altare S. Crucis honestissime tradiderunt sepulturae, ad cujus tumulum omnipotens Deus multa infirmis et in necessitatibus constitutis beneficia pluribus annis praestare consuevit. Ejus vita luculento sermone con- scripta in eodem Coenobio habetur. Nicolaus de Siegen (p. 297, Med. Wegele). |Gerungus. : Hic fuit monachus Hirssawiensis probissimus, nacione Suevus ac cantor et scriptor eximius, Wylhelmi abbatis Hirssaugiensis gratissimus. Hic missus una cum sex fratribus usque Thurin- giam. Hic cum ad cenobium Swarzach ad ancillam Christi Paulinam devenisset, illa resumpto spiritu — nam quia 4 ) jam migratura defecerat — viribusque qua poterat virtute collectis Deo gracias retulit, venientibus assurgit, missum pastorem mira alacritate et graciarum actione suscepit, ad Christum 1) P. 297 Wegele. 2) Fol. 157b. 3) P. 343. 4) L. ‘quasi’. W. Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 31 letabunda suspirans gracias in alta retulit et, ut corpus suurn secum usque cellam suam deferant, jam migratnra precepit. Porro Gerungus abbas nna cum filio ejus Wernhero ac ceteris qui venerant fratribus sanctum corpus ejus ad cellam ab ipsa prius fundatam reportarunt. Nam ipsa adhuc vivens circum- stantibus predixit de novi pastoris adventu. Hic pater Gerungus adeo paterne tradicionis in disciplinis claustraiibus emulator exstitit, ut ab abbate Wilhelmo viro sancto bis Clüniacum mitteretur, quo illic vite regularis institutis subtilius imbueretur, ut quasi nove rei mercator avidus rare vel secrete mercis indagator novi aliquid reportaret ac meliora solitis adiceret. Erat enim vir maturus, fratribus gratus ac affabilis universis; in libris conficiendis omni tempore vite sue studiosissimus, quippe scriptor ipse optimus et, ut ad summam virtutum ejus veniam, tarn studio divine servitutis quam in claustraiibus disciplinis fere nulli secundus. Cum autem pater venerabilis Gerungus cenobium summa animi diligencia fundasset, consummasset atque in honorem S. Johannis baptiste et Johannis apostoli dedicasset essetque iam vir profecte etatis et quia diem sue dormicionis appropinquare cognosceret, magis ac magis in deum profecit. Verum inter ceteras claustralis discipline vir- tutes hoc erat ejus consuetudinis, ut semper nocturnas vigilias preveniret ac custodes excitaret: quam consuetudinem sicut multas alias laudabiles ita in naturam verterat, ut in eo negli- gencia locum non magnum 1 ) inveniret. Tercia igitur nocte, que festivitatem S. Nicolai episcopi subsecuta est, solito more custodis signa matutinalia prevenit excitando, dein dormitorium reascendit ibique ruptis intestinis et a fratribus in infirmitorium deportatus et omnibus sacramentis peroptime munitus ob- dormivit in domino et appositus ad patres suos in ipsa ecclesia ante altare S. Nicolai sepultus. Prefuit autem celle Pauline annis 13, obiit autem anno Domini 1120. Deutsche Lebensbeschreibung. Der erste Abt der Paulina ist gewesen: Gerungius, welchen Paulina selbst und ihr Sohn Wernerus aus dem Kloster Hirschau in Schwaben erfordert haben. Dieser Abt ist ziemlicher Ankunft (Abkunft!) gewesen, nemlich aus der Buchinauger Geschlecht 2 ), in der Jugend hat er zu Augspurg studirt, ist gewesen ein guter Cantor und Schreiber, hat auch dem Kloster 13 Jahr vor¬ gestanden. Paulina aber ist gestorben im Jahr Christi 1107. d. 9. Martii 3 ) in der Schwarischen Zella 4 ), als sie mit ihrem Sohne gen Hirschau reisete zu beruhen den Apt Gerungium. Auf solchem Wege ist sie vom Pferde gefallen, und hat einen Arm gebrochen. Ihren Leichnam hat ihr Sohn und der Apt 1) ‘magnum’ fehlt bei Wegele. 2) Vgl. Trithemius, dessen Angabe hierdurch bestätigt wird. 3) Vielmehr am 14. März. 4) Schwarzacli. 32 Ernst Anemüller. lassen führen in Thüringen in die von ihr erbaute Zella, und ist selbiger begraben worden vor dem Altar des heil. Kreuzes. Der andere Apt ist gewesen ein Verwandter des Gerungii und auch aus dem Kloster Hirschau erfordert worden. Sein Name war Udalricus. Trithemius (Annales). Quoniam vero Gerungi Abbatis primi cellae Paulinae memoria nobis se offert, qui cum decem Monachis ex praesenti Monasterio Hirsaugiensi, ut diximus, illuc missus fuerat, übet parumper illius vitam et mores styli officio ad notitiam posteritatis commendare. Qui patria Suevus ex familia Buchaugiensium progenitus, puer ad litteras a parentibus, ut fieri solet, ponitur et bonis Praeceptoribus in civitate Augustana imbuendus commendatur; a quibus non minus in compositione morum ac vitae honestate laudabiü solicitudine instituitur, quam in scientia scripturarum eruditur. Qui postquam evasit annos pueriles jam satis doctus in litteris mundanis, divino Spiritu illustratus venit Hirsaugiam, procidensque ad pedes Beati Wilhelmi Abbatis, ut susciperetur in Congregationem Monachorum, humiliter petiit et impetravit. Monachus autem factus in omni sanctitate vitam et mores suos instituit et a mandatis Regulae ac Divi Patris nunquam vel in minimo declinavit; regularis namque disciplinae tarn studiosus observator fuit et custos, ut paucis inferior, multis autem superior in Monasterio videretur. Et quia in Musica singulari fuit modulatione peritus, quod sanctum Abbatem non latuit, ideoque cum consilio fratrum Cantorem illum principalem constituit, et imbuendos in arte canendi fratres ilü juniores simili providentia commisit. ln quo quidem officio satis studiosum et diligentem se omni tem¬ pore exhibuit, quoniam et vox artem ornavit et ars commen- davit vocem excellentem. Ad monasterium Cluniacense in Burgundiam a S. P. Wil- helmo bina vice missus est pro discendis statutis et consue- tudinibus illius S. Congregationis, ad cujus imitationem et se et suos omnes, quantum fieri potuit, instituere et formare summopere cogitabat. Fuit autem Gerungus iste statura cor¬ poris satis pulchra et convenienti dispositus, ut nec procerita,te nimia fuerit turgidus nec despicabili brevitate contemnendus: In moribus autem singulari gravitate maturus extitit et censor contra vitia acerrimus fuit: virtute tarnen discretionis non caruit, quippe qui morbos animi curaturus semper medio- critatem adhibuit, ut neque in corrigendo peccantes nimium esset rigidus neque in parcendo plus quam expediret negli- gens et remissus: quidquid boni sermone docuit, semper suo prior exemplo demonstravit. Pacem habere cum omnibus didicit, quia pacis Auctorem Dominum Iesum super omnia dilexit. In scientia divinarum scripturarum nec profunde doctus, Sigebotos verlorene Vita Paulinae. 33 nec onmino turpiter fuit ignarus, sed mediocriter eruditus. Virtutem tarnen scripturarum profundissime didicit, qui exer- citium divini amoris in suo pectore jugiter portavit; scientia enim divinarum scripturarum medicina animae est; Charitas autem Dei bonis et sanctis formata operibus vera sanctitas est mentis. Quid infirmus 1 ) de medicina gloriatur, qui ad Sani¬ tätern ea non utitur? Melius est sanitatem habere, quam medi- cinam, et magis optandum, ut sanus sit homo, quam medicus. Ita sanctus iste Gerungus, quoniam mente fuit sanus et in- columis, opus non habuit medicinis. In divino amore semper ardebat suaviter, et ideo non fuit scripturis investigandis dedi- tus vel occupatus inutiliter. Bonum est salubres habere medi- cinas, sed melius est sanctitate confirmata non indigere medi¬ cinis: et bonum est divinas scripturas legendo et sciendo sapienter revolvere, sed habere veram charitatem radicatam in corde, est fructum scripturae Optimum possidere. Gerungus ergo fructum divinarum scripturarum hausit Optimum, qui pauca quidem didicit, sed multa bona fecit; scriptor tarnen manualis et bonus fuit et studiosissimus, qui multa volumina scripsit sua manu ad utilitatem fratrum communem. Quando congregatio de S. Aurelio transivit ad novum monasterium post mortem S. Wilhelmi abbatis, Gerungus cum duodecim fratribus in priori mansit coenobio et de mandato Gebhardi abbatis super eos aliquamdiu prioris gessit officium. Post haec monasterio cellae Paulinae per ipsam Christo devotam famulam consummato et abbati Hirsaugiensi ex more oblato, Gerungus abbas a tota congregatione Hirsaugiana illo desti- nandus eligitur et cum fratribus decem, ut dictum est, S. Pau¬ linae destinatus. Quem illa cum summa devotione ut verum Christi servum suscipiens, ordinari a Ruthardo archiepiscopo petiit, et mox ei monasterium cum omnibus possessionibus suis regend um commendavit. Trithemius, Chronicon Hirsaugiense. Basileae 1559 2 ). p. 137: [Gerungus]. Tandem electione et consilio fratrum suorum ad praefatum monasterium, quod cella Pauline usque in hodiernum diem appellatur, primus abbas ordinatus, et cum aliis monachis hujus coenobii nostri decem ad institutionem ordinis secundum desiderium S. Paulinae missus est. Ipsa enim S. Paulina, in eo loco haereditatis suae paternae, ubi Christi militiam assumpsit, et annis multis in conversatione sanctissima usque ad mortem continuavit, suis impensis mo¬ nasterium fundavit ordinis nostri, temporibus Heinrici 4. im- 1) P. 344. 2) Aus dieser Schrift des Trithemius theile ich hier nur das Wichtigste mit. Was sich sonst auf S. 102 f. und 136 f. über Paulina und Paulinzelle findet, ist nur der Form nach von Trithemius sonstigen Angaben verschieden, enthält aber dasselbe. Neues Archiv etc. X. 3 34 Ernst Anemüller. peratoris, qtiocl monachis Hirsaugiensibus tradidit, et Gerungum praedictum reverendissimum virum in primum abbatem cura fratribus accepit. Fuit autem Gerungus, sicnt diximus, homo .sanctae conversationis, et cum ecclesia Romana et Christi vicario bene sensit, multas persecutiones et injurias a servis et amicis Henrici imperatoris 5. patrem suum imitantis et ex- communicati toleravit. Quicumque autem hujus viri merita plenius scire desiderat, vitam et gesta S. Paulinae saepius dictae legat. Nicolaus de Siegen (p. 298 sq. Wegele). -Oedal- ricus.Hic fuit monachus Hyrsaugiensis in omni regulari disciplina perfectus, quem filius Pauline de Hirssawia attulit et ad cellam matris sue perduxit. Erat enim cognatus Gerungi et vir temporalis ac spiritualis, sciens proferre nova et vetera, qui eciam viro Dei Gerungo defuncto in regimine celle suc- cessit. Cui reges et principes et eciam plures nobiles ad eundem locum conversi, qui quoque sua tradicione se et sua beate Marie et sancto Iohanni obtulerunt. Inter quos fuit Lampertus, cognatus atque consangwineus sancte vidue Pauline. Qui Lampertus hic primo post obitum patrui sui scilicet Wern- heri et obitum Gerungi abbatis valde fratribus in cella restitit, ad judicium vocavit, vexavit. Tandem penitens omnia reddidit, ablata restituit, et monachus in cella effectus vitam suam religiöse finivit. [Et nota hic o mi lector perdilecte etc. etc.]. III. Formelsammlungen und Handbücher aus deu ßureaux der päpstlichen Verwaltung des 15. Jahrhunderts in Hannover. Von Otto Meinardus. 3* Das Bremisch-Schwedische Archiv, welches jetzt zu den Beständen des Staatsarchivs zu Hannover gehört, enthielt bei seiner Ueberführung dahin Archivalien, welche neuerdings mit vollem Recht aus ihrer alten Registratur herausgenommen und der Manuscripten - Sammlung des Staatsarchivs eingereiht worden sind. Wir können von Glück sagen, dass sie nicht bei den Schicksalen •), denen namentlich die verschiedenen Stifts- und Kloster-Archive des Erzstifts Bremen ausgesetzt waren, zu Grunde gegangen sind. Als die Herzogthümer Bremen-Verden in den Besitz der Krone Schweden über¬ gegangen waren, wurden die in Bremen und Bremervörde befindlichen Archive des bisherigen Erzbisthums, wohl nur mit wenigen Ausnahmen, zu Schiff nach Stade transportiert (1652). Beim Ein- und Auspacken ging man nicht gerade glimpflich mit den Sachen um. Doch wurden sie nach einer gewissen Ordnung 2 ) in Stade aufgestellt. Dass sie sich hier be¬ fanden, erfuhr das Hannoversche Archiv jedoch erst im Jahre 1829 durch den in der Anmerkung erwähnten Bremischen Archivar Caesar. Lappenberg beklagt noch 1827 3 ) die Ver- schleppung des erzbischöflichen Archivs in unbekannte Fernen. Der Zustand, in dem sich dasselbe nunmehr befand, Hess eine Neuordnung an Ort und Stelle wiinschenswerth erscheinen, und erst, als diese 1863 beendet war, wurde die Abgabe aus dem Stader Provinzialarchiv in das ‘Königliche Archiv’ zu Hannover vom Hannoverschen Ministerium des Innern an¬ geordnet. Zuerst kamen die Originalurkunden und Copial- büeher an die Reihe, zugleich mit ihnen nach dem Bericht 4 ) Grotefend’s ‘eine Reihe von 12 Folianten, welche römische Processakten enthalten und durch irgend einen Zufall, viel- 1) Vgl. darüber Lappenberg in der Einleitung zum Hamburgischen Urkuudenbuch, und einen ‘Bericht des Bremischen Archivars Caesar an das Archiv zu Hannover’ in der älteren Geschäfts-Registratur des Staats¬ archivs von 1829. 2) Die alten Repertorien, von denen ich aber nicht mit Sicherheit sagen kann, in wie weit sie noch der erzstiftischen Zeit angehöreu, sind erst seit Kurzem in den Besitz des Staatsarchivs Han¬ nover übergegangen. 3) Neues vaterl. Archiv, Jahrg. 1827, Bd. 2, S. 125 ff. 4) In der Geschäfts - Registratur des Staatsarchivs. 38 Otto Meinardus. leicht durch Erbschaft von einem der Domherren, in das erz- bischöfliche Archiv gekommen sein mögen’. Ob man schon damals sich eingehender mit diesen Theilen des Bremischen Archivs beschäftigt hat, lässt sich nicht er¬ mitteln, da schriftliche Aufzeichnungen darüber nicht vorliegen. Nach der Notiz des Catalogs der Manuscripte J ) des Staats¬ archivs liegen hier ‘12 Formelbücher zum Gebrauch der päpst¬ lichen Kanzlei saec. XV.’ vor; es ist jedoch die Bemerkung hinzugefügt, dass erst eine besondere Untersuchung Ursprung und Inhalt der Sammlung genau würde feststellen können. Um nun dem wissenschaftlichen Benutzer, sei er Histo¬ riker, Jurist oder Theologe, eine Uebersicht von dem grossen, noch völlig unbearbeiteten Material zu geben, habe ich mich bemüht, im Folgenden von jedem Bande zu sagen was er ent¬ hält und zu welchem Zwecke er angelegt war 2 ), Es ist zweifellos, dass diese 12 Bände, zu denen noch Theile eines 13. an anderer Stelle 3 ) eingetragenen hinzu¬ kommen, aus Rom stammen. Sie dienten den Zwecken der Verwaltung und Justiz der Curie und sind sämmtlich insofern Originale zu nennen, als sie so, wie sie uns vorliegen, offen¬ bar in den Bureaux, wenn ich so sagen darf, gewisser Ver¬ waltungsbehörden von päpstlichen Beamten, zum Theil noch im 14., die meisten im 15. Jahrhundert, angelegt und benutzt worden sind. Ein Theil von ihnen sind Formelbücher, die Mustersammlungen päpstlicher Briefe enthalten oder ledig¬ lich eine systematische Zusammenstellung guter Arengen und anderer einzelnen Formeln darbieten, also einen wesentlich formalen Zweck hatten. Zu unterscheiden davon sind die¬ jenigen Manuscripte, welche ich als Hand-, Studien- oder In¬ struktionsbücher bezeichnen möchte. Denn diese sollten dazu dienen, päpstliche Beamte in der sachlichen Behandlung und Erledigung bestimmter Gegenstände zu unterweisen. Es geschieht dies nicht durch eine compendiöse Wiedergabe von Vorschriften oder Grundsätzen, sondern durch zweckmässige Zusammensetzung und Verarbeitung von Briefbeispielen, indem denselben zahlreiche Rand- oder Fussbemerkungen und Zusätze, je nach der veränderten Sachlage von zweiter oder dritter Hand hinzugefügt worden sind. Die Gesammtheit der Bände lässt also erkennen, wie man sich im späteren Mittelalter bemühte und wie es gelang, bei 1) Y 12. vol. I.—XII. 2) Ich möchte gleich im Anfang bemerken, dass ich für die Arbeit, welche in dieser Gestalt eine Umarbeitung ist, manche wesentliche Gesichtspunkte aus persönlichen Besprechungen mit Karl Rodenberg gewonnen habe. 3) Copialbücher II, 52. Erzstiftisch- Bremisches Copialbuch sub tit. Acta judicialia enthaltend einen Process von 1465 und ein Formelbuch zu juristischen und kirchlichen Zwecken saec. XV. Päpstliche Formelsammlungen. 39 den immer mehr sich erweiternden Beziehungen und der stetig sich vergrössernden Macht- und Rechtssphäre des päpstlichen Stuhles die festen Formen der curialen Geschäftsführung so¬ wohl in der formalen als sachlichen Behandlung der Gegen¬ stände zu bewahren und weiter zu entwickeln. Wenden wir uns zuerst zur Untersuchung der Frage nach ihrer Provenienz. Schon in den alten Bremischen Repertorien 1 ) sind sie in Band C. fol. 79 b unter nicht gerade unzutreffendem Titel eingetragen. Aber auch die Materialien der Bände selbst gewähren für unsern Zweck die beste Handhabe. Zunächst weisen mehrere Umstände darauf hin, dass sie bereits am Ende des 15. Jahrhunderts Bestandtheile des erz- bischöflich-Bremischen Archivs waren. So finden sich vorne im dritten Bande niederdeutsche, um diese Zeit geschriebene, Güter des Domcapitels in Thedinghausen erwähnende Korn¬ register-Fragmente in 12° eingeheftet; auf eins der letzten Blätter des 13. Bandes hat eine Hand des 15. Jahrhunderts an einer sonst unbeschriebenen Stelle die Schutzurkunde Karls IV. für Magdeburg und Bremen vom 13. October 1359 (Huber 3007) sorgfältig abgeschrieben; und auf der ersten Seite des 3. Bandes stellt unter Formeln der folgende mit flüchtiger Hand hingeworfene Briefanfang: Go. Rode prepositus ecclesie Bremensis, sequestrator bonorum et jurium decanatus [ecclesie s]. Anscharii Bremensis per sedem apostolicam specialiter depu- tatus honorabili’ ... Es gab im 15. Jahrhundert zwei Bremer Dompröpste dieses Namens: den älteren Johannes Rode in den Jahren 1458—77, den jüngeren, späteren Erzbischof, in der Zeit von 1485-97. Eine Reihe anderer Umstände lassen nun mit Evidenz erkennen, auf welche Weise das Archiv des Domstifts Bremen — denn dort ist offenbar der ursprüngliche Aufenthalt der Bände zu suchen — um diesen Zuwachs bereichert worden ist. Im 6. Bande liegt das Fragment eines Originalbriefes lose bei, auf dessen Rückseite folgende Adresse steht: ‘Venerabili ac circumspecto viro [magistrjo et domino Alberto Kock [literarum] apostolicarum abbreviatori [amico] suo venerando’. Der päpstliche Abbreviator Albert Kock, welcher den Band 1) Die Landdrostei Stade gab sich auf eine Anfrage die Mühe, in den Repertorien nach der angeführten Stelle zu suchen und machte freundliehst bei der Abgabe darauf aufmerksam. Es heisst dort: ‘Ferner noch 12 (eine andere Zahl ist durchstrichen, 12 übergeschrieben) Bänder (sic) numeriret A. B. C. D. E. F. H. J. K. O. P. Q. R. (diese Buchstaben stimmen nicht alle mit den noch jetzt auf den Umschlägen derselben be¬ findlichen Majuskeln überein), worinnen allerhand Formularia colligiret von Päbstl. Verordnungen Indultis Constitutionibus Provisionibus dispen- sationibus und allerlei gerichtlich- und aussergerichtlichen Handlungen ad processum Fori Ecclesiastici et stylum Curiae Romauae, sehr unleserlich’. 40 Otto Meinardus. etwa zur Anfertigung von Concepten benutzte, hat dies Brief- Fragment vielleicht als Nachschlagezeichen hineingelegt. Nun wurde Kock nach dem Tode des ihm befreundeten älteren Rode Dompropst zu Bremen und starb 1485. Er füllt also gerade die Zeit zwischen dem älteren und jüngeren Rode aus. Ferner ist mitten in Band 12 das Concept einer undatierten Urkunde eingeheftet, in der Johannes Rode, Dompropst von Bremen, ‘apostolice sedis prothonotarius et literarum aposto- licarum corrector’, kraft seiner Stellung als Dompropst den Albert Kock zum Vicar an der Kirche b. Marie v. in Ham¬ burg ernennt. Diese beiden Bremischen Dompröpste waren also jedenfalls vor dem Antritt ihrer Stellung päpstliche Kanzleibeamte; und wir sind auch in der Lage, aus einer Reihe von urkundlichen Nachrichten festzustellen, zu welchen Zeiten und unter welchen Päpsten sie in Rom selbst an der Führung der Geschäfte der Kanzlei und auch anderer Ver¬ waltungsbehörden betheiligt waren. Magister Johannes Rode, Abkömmling einer Bremischen Rathsfamilie >), nicht, wie Cassel 1 2 ) meint, Nachkomme des Kedingischen Rittergeschlechts von Rode, wird im Jahre 1432 in einer Urkunde des Domcapitels 3 ) als ‘non emancipatus’auf¬ geführt. Er hatte also damals vielleicht das 22. oder 23. Jahr 4 ) erreicht. Schon im nächsten Jahre kommt er nach Cassel 5 ) als Domherr und Propst zu s. Ansgar in seiner Vater¬ stadt vor. Dann verliert dieser Schriftsteller seine Spur, er glaubt ihn von nun an bis zu seiner Wahl zum Dompropst in Rom suchen zu sollen. Allein wir wissen, dass er längere Zeit Abbreviator des Baseler Conciles war. Die Urkunde 6 ), in der er als solcher vorkommt, weiss auch noch Anderes von ihm zu berichten. Am 5. October 1437 verpflichtet der vom Baseler Concil beauftragte Bischof von Gurk den Erzbischof von Bremen gemäss einer inserierten Verfügung des Conciles vom Jahre 1434 den dort sehr thätigen Domherrn von Bremen und Lübeck, Kanonikus b. Marie v. in Hamburg und Abbre¬ viator der apostolischen Briefe, Johannes Rode von dem Tage an, wo er sich nach Basel auf den Weg gemacht und für die 1) Wie ausdrücklich aus einer Provisionsurkunde Pius’ II. vom 30. Juli 1460 (Bd. VIII) hervorgeht, worin derselbe dem Magister Jo¬ hannes Rode, ‘notario et referendario nostro’, eine Domherrnpfründe und die Würde des Domthesaurars in Hildesheim verleiht; es heisst dort: ‘Nos volentes te, qui eciam litterarum apostolicarum corrector existis, etsi forte qualitate gradus seu nobilitate generis carueris’ u. s. w. 2) Bre- mensia 1, S. 7 ff. 3) Staatsarchiv zu Hannover. Copialbiicher II, 46, p. 91. 4) Vgl. Hinschius, Kirchenrecht II, 70. 5) a. a. O. S. 26 f. 6) Notariatsinstrument als Umschlag eines Manuscripts im Staatsarchiv zu Hannover (B. 34), welches eine Chronik des Erzstifts Bremen von 1473 —95 enthält, wovon noch die Rede sein wird. Päpstliche Formelsammlungen. 41 ganze Dauer seiner Abwesenheit von Bremen im vollen Ge¬ nüsse seiner sämmtlichen Benefizien zu belassen. In dieser Stellung wurde er der College des Aeneas Sylvius. Vielleicht hat Rode zu seinem berühmten Zeitgenossen in näheren Be¬ ziehungen gestanden , ). Wenigstens begegnen wir ihm, der nach dem Tode des Dompropstes Hellingstede (1457) zu dessen Nachfolger in Bremen gewählt worden war, am Ende der 50er Jahre unter Papst Pius II. in einer ansehnlichen Beamten¬ stellung bei der römischen Curie. Am 22. December 1459 2 ) eximiert Pius II. ‘magistrum Johannem Rode, notarium et referendarium nostrum ac litte- rarum apostolicarum correctorem, prepositum ecclesie Bremensis’, von jeglicher geistlichen Jurisdiktion, indem er ihn dem Schutze des päpstlichen Stuhles unmittelbar unterstellt. Beiläufig mag von dieser Urkunde bemerkt sein, dass sie gratis pro persona domini correctoris cancellarie ausgefertigt war. Im folgenden Jahre, wie wir oben sahen, am 30. Juli erhielt Rode, auch hier noch im Besitze der genannten Aemter, eine Domherrnpfründe des Hildesheimer Domcapitels. Durch besondere Verfügung setzte Pius die Bestimmungen des Domcapitels über die Auf¬ nahmeberechtigung vom Jahre 1387 3 ) ausser Kraft und er¬ nannte Rode wegen seiner grossen Verdienste um den päpst¬ lichen Stuhl zum Hildesheimer Domthesaurar. Wahrscheinlich um dieselbe Zeit hatte der Notar und Referendar auf Pfründe und Kanonikat in Würzburg Verzicht geleistet 4 ). Im Ver¬ laufe der nächsten 5 ) Jahre wird er alsdann in seine Heimath zurückgekehrt sein, nachdem er, wie wir oben im Concept für Kock sahen, zum Protonotar aufgerückt war. Seit 1462 lässt sich seine Anwesenheit in Bremen urkundlich nachweisen. Nach Cassel 6 ) wurde dem angesehenen Manne sogar die erz- bischöfliche Würde angeboten, die er aber ausschlug. 1) Der bei Voigt, Wiederbelebung des klassischen Alterthums II, S. 283 und in dessen Enea Silvio II, S. 220 und 353, endlich NA. VI, S. 376 erwähnte Johannes Rot oder Rohde kann unser Rode nicht ge¬ wesen sein. Sowohl in den im Archiv f. Kunde österr. Geschichts¬ quellen 16, S. 418, Nr. 518 und 551, genannten Briefe des Aeneas Sylvius an R. von 1457, welche ich in der Nürnb. Ausg. der Briefe von 1481, Nr. 326 und 338 auf der Kgl. Bibi, zu Hannover einsah, als in dem von Wattenbach, Anz. d. germ. Mus. 29, S. 129, mitgetheilten Auszuge eines Briefes heisst jener R. ‘secretarius regius’, an letzter Stelle noch im Jahre 1463. Er gehörte nach Voigt zur böhmischen Kanzlei. 2) Archiv Bremen-Verden Nr. 2354 im Staatsarchiv Hannover. 3) ‘— nisi de nobili vel militari genere de utroque parente procreatus aut in theologia magister vel baccallarius formatus seu in altero jurium doctor vel cum rigore examinis licentiatus existat’. Vgl. auch Liintzel, Die Diöcese und Stadt Hildesheim 2, S. 511. 4) Eintragung in Band V unten. 51 Liintzel a. a. O. zählt die Hildesheimer Domthesaurare auf; unter ihnen 1461 Johannes Tode (Rode?) (sic) apost. sed. prothonotarius et litt, apost. corrector. 6) a, a. O. S. 30. 42 Otto Meinardus. Einen nicht minder hervorragenden Posten in der päpst¬ lichen Verwaltung bekleidete Albert Kock. Vor dem Jahre 1477 sind nur wenige Nachrichten aus seinem Leben über¬ liefert; er ist uns bisher als Abbreviator und Vicar s. Marie v. in Hamburg begegnet. Aus einem Privileg Sixtus IV. vom 2. Juli 1477*), worin dieser Papst auf Bitten des Dompropstes Albert Kock die Aufnahmebedingungen für das Bremer Dom- capitel in ähnlicher Weise wie für Hildesheim regelt, ersehen wir, dass dieser doctor decretorum war und die wuchtige Stel¬ lung eines Gehülfen des Vicekanzlers bei der Erledigung der apostolischen Briefe einnahm. Vicekanzler war damals Roderich Borgia 1 2 ), der spätere Papst Alexander VI. Im Jahre 1478 begab sich Kock dann nach Bremen 3 ). Seine Thätigkeit als Dompropst illustrieren zwar keine Urkunden, aber die sämmt- lichen von ihm mit gelegentlichen Eintragungen versehenen Dompropsteiregister sind noch vorhanden. Da er sich mehr¬ fach bei diesen Eintragungen, welche dazu dienen, den von einem Schreiber verfassten, den Grundstock der gewöhnlichen Einnahmen und Ausgaben bildenden Text je nach Bedarf zu verbessern, in erster Person redend einführt und öfter dabei corrigiert, so sind wohl zweifellos die eingestreuten Bemer¬ kungen als sein Autograph anzusehen. Neben seiner Stellung in Bremen war er auch Propst von Bardowick 4 ). Er starb im Jahre 1485. Auch sein Nachfolger 5 ), der oben erwähnte Neffe 1) Archiv Bremen - Verden Nr. 2534 im Staatsarchiv Hannover. ‘. . nullus ad canonicatum . . recipiatur . ., nisi ex utroque parente de militari genere procreatus aut magister vel bacallarius formatus in theo- logia aut doctor vel cum rigore examinis licentiatus in altero jurium vel dicte sedis officialis existat’. 2) £ — qui eciam venerabili fratri nostro Roderico episcopo Portuensi sancte Romane ecclesie vicecancellario in expeditione predictarum litterarum assistit’. 3) So berichtet die oben erwähnte Chronik des Erzstifts Bremen. Der Verf. sagt 1478: ‘A. Kock . . venit ad residenciam post obitum domini J. Rode, litterar. apost. cor- rectoris, cujus familiaris fuit prefatus magister Albertus’; und dann ‘. . . . dicti J. Rode, patrui mei pie defuncti’. Der Verf. kann nach dieser Aeusserung und aus einigen anderen Gründen nur der schon oben er¬ wähnte Neffe des älteren Rode sein. Derselbe begegnet uns seit Michaelis 1468 in der Erfurter Matrikel und bekleidete 1470, zugleich als Dom¬ dechant von Bremen, das Rektorat der Universität Erfurt (vgl. Geschichts¬ quellen der Provinz Sachsen VIII, S. 337). Nach Kock’s Tode Dom¬ propst bis 1497, wurde er dann zum Erzbischof gewählt und starb 1511. Er hat sich als Verwaltungs- und Finanzmann berühmt und um sein Erz¬ stift sehr verdient gemacht. Seine Chronik, welche aus verschiedenen Gründen als sein Autograph anzusehen ist, erzählt mit Benutzung urkund¬ lichen Materials geschichtliche Ereignisse des Erzstifts in den Jahren 1473—95 und berührt einzeln auch die Reichsgeschichte. Sie ist Lappen¬ berg, Ilodeuberg und Pertz entgangen, und habe ich daher ihre Ver¬ öffentlichung in Aussicht genommen. 4) Staatsarchiv Hannover. Bardo¬ wick Nr. 475. 5) Vgl. Anmerkung 3. Päpstliche Formelsammlungen. 43 des älteren Rode, welcher im Jahre 1497 zum Erzbischof auf- rüekte, soll nach Cassel unter Alexander VI. einige Jahre in Rom gewesen sein, was immerhin möglich ist; es setzt näm¬ lich seine Bremer Chronik 1 ) mit dem Jahre 1491 ab, um erst wieder mit regelmässigen Eintragungen im November 1494 zu beginnen. Er könnte also in der Zwischenzeit dort gewesen sein. Grenzen wir demgemäss den Zeitraum, welchen die ge¬ nannten Bremer Domherrn am Concil resp. bei der Curie in Rom verlebten, nach unsern bisherigen Ergebnissen ab, so ist der Anfangspunkt etwa das Jahr 1434, der Endpunkt 1494, falls der jüngere Rode wirklich in Rom war. Andernfalls wäre mit 1478, dem Antrittsjahr Kock’s in Bremen, die Aufenthalts¬ periode in Rom abgeschlossen. Um diese Zeit also haben unsere Manuscripte offenbar die Wanderung von Rom nach Bremen angetreten. Vielleicht nahm schon der ältere Rode eine Anzahl mit und die übrigen Kock, oder es hatte auch der jüngere Rode Antheil an der Ueberführung. Mit Sicherheit wenigstens lässt sich nachweisen, dass die beiden ersten sie in ihrer Amtsthätigkeit benutzt haben; denn es rühren nicht nur die Concepte, von denen oben die Rede war, von ihnen her, sondern es weisen auch gewisse Randbemerkungen, besonders auch die Ausarbeitungen in Band V, wovon unten mehr, offenbar auf Kock’s Hand hin, und der Name Rode’s kommt einzeln am Rande vor in der Form: Go. Rode corjrexit]’ oder Go. Rode cor[rector] recusavit hanc dare’. Ich will hier nicht die Frage untersuchen, ob Rode und Kock ein Recht hatten, selbst wenn sie die einzigen ge¬ wesen wären, welche diese Bände in praktischem Gebrauch hatten, sie mit sich nach Bremen auszuführen, wir wissen ja, dass auch Staatsmänner der Curie die unter ihrer Thätigkeit entstandenen Akten in ihren Privatbesitz fortschleppten, und dass päpstliche Nepoten öffentliche Papiere ihren Familien¬ archiven einverleibten. Beim Uebergang zur Beschreibung der Manuscripte selbst mögen zunächst einige gemeinsame Eigenthümlichkeiten hervor¬ gehoben werden. Sämmtliche Bände — jetzt in Leder gebunden, mit Ausnahme von Band 13 — waren früher in Pergament¬ stücke eingeheftet, die auch jetzt noch vorne in jedem Bande vorgebunden sind. Meistens sind dies cassierte Briefe, darunter 4 von Martin V, 1 von Eugen IV, 1 von Nicolaus V und 2 von Pius II, oder auch Urkunden päpstlicher Commissarien oder andere Pergamentstücke. Auf dem Umschlag steht fast bei allen eine meistens gleichzeitige lateinische Majuskel, näm¬ lich die Buchstaben A. B. C. E. F. H. J. P. Q. und R., dieses zweimal, doch sei gleich bemerkt, dass die Manuscripte keines- 1) Vgl. Anmerkung 3 der vorigen Seite. 44 Otto Meinardus. wegs ein systematisches Ganzes bildeten. Auch andere Auf¬ schriften kommen vor, welche besonders die verschiedenen Kategorien, nach denen die einzelnen Briefe eingetragen und angeordnet sind, betreffen. Der Stoff ist fast überall Papier, nur in Band IV sind einzelne Pergamentblätter eingelegt; das Format klein Folio. Lediglich Mustersammlungen enthalten die Bände I J ), II und VI. Die Eintragungen sind hier so systematisch nach sachlichen Gruppen geschehen, viele Briefe sind, da sie nur wenige geläufige Wendungen in formelhafter Weise, die Namen aber correct wiedergeben, so offenbar nur Abschriften früher wirklich ausgefertigter Urkunden, dass ich anfänglich die meisten Bände für wirkliche Regestenbücher des vatikani¬ schen Archivs hielt; den Mangel streng chronologischer Ord¬ nung glaubte ich mit Munch 2 ) auf die zur Zeit des Schisma eingetretene Unordnung in der päpstlichen Kanzlei schieben zu können. Von dieser Ansicht bin ich besonders auch durch Rodenberg zurückgekommen. Fehlen doch in diesen Bänden äussere Hülfsmittel, um sich darin zurechtfinden zu können, Ueberschriften nach Namen der Päpste und den Pontrficats- jahren s ), Numerierungen der einzelnen Briefe oder auch Foliierungen 4 ). Dagegen ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Mustersammlungen aus den Regestenbänden excerpiert worden sind. Dafür spricht ein Citat aus einem Regesten¬ bande in Band VI, ein offenbarer Hinweis auf das Register in Band IX, nicht minder aber eine gewisse Aehnlichkeit der Abkürzungen mit denen der Register, worauf Rodenberg hin¬ wies. Echte Briefe in irgend einer Form, das muss ausdrück¬ lich betont werden, haben offenbar nicht nur diesen, sondern allen Bänden als Vorlage gedient. Band I. Das starke Papier, welches uns im 14. Jahr¬ hundert, namentlich in Processakten oft begegnet, hat nur Bd. I; seinen Umschlag bildete ein Brief Martins V. von 1427, in dem nur das Datum unausgefüllt geblieben war und von anderer Hand nachgetragen ist. Der Inhalt ist folgender: ‘M. V. mandat archiadiacono Narbonensi, Martino Pinardi ca- nonico Rothomagensi ac offieiali Parisiensi, ut Rogero de Monasterio, presbytero Constantiensis diocesis, vacantem ee- clesiam s. Aniani de Treveriis, Bajocensis diocesis, conferant. Dat. Rome apud sanctos apostolos VII. kal. dec. a. decimo.’ Auf dem Umschlag steht mit grosser Frakturschrift: ‘De pro- visionibus monasteriorum et ecclesiarum . . .’ (hier folgen noch drei abgekürzte Worte, die mir unverständlich geblieben 1) Mit Ausnahme seiner zweiten Hälfte. 2) Archival. Zeitschr. 4, S. 106 und 132. 3) Archiv V, 349. Mon. Germ. Ep. Reg. Pont. I. Praefatio. Munch, a. a. 0., S. 127. 4) Munch a. a. O. 127 f. und unten Band IX. Päpstliche Formelsammlungen. 45 sind), darunter die Majuskel H. Es lassen sich drei Lagen von je 16 Blättern unterscheiden. Eine vierte ist wohl verloren gegangen. Wenigstens weisen die auch sonst beim Uebergang von einer Lage in die andere auf der letzten Seite in die untere Ecke geschriebenen Anfangsworte der folgenden Lage, welches bei der dritten Lage die Worte ‘dilecto filio’ sind, auf die Fortsetzung hin. Es ist nun für die Bildung dieses Bandes von Bedeutung, dass er nicht auf diese drei Lagen beschränkt geblieben ist, sondern dass man noch 22 Blätter dünneren Papieres mit hineingeheftet hat, welche auch inhaltlich zu der ersten Abtheilung gar keine Beziehung haben und selbst wiederum in zwei Theile zerfallen, nämlich in 4 Blätter, den Rest einer im übrigen offenbar der Vernich¬ tung anheimgefallenen Lage, und die dann noch übrig- bleibenden Lage von 18 Blättern. Es lässt sich danach die Entstehung des Bandes so erklären, dass zuerst mehrere Lagen mit verschiedenartigem Inhalte in dem cassierten Briefe lose zusammengelegen haben, wovon beim Gebrauch einzelne Blätter verloren gegangen sind, und dass man beim Heften es nicht für nothig gehalten hat, die nicht zugehörigen Theile auszusondern. Oder auch, es sind die fehlenden Blätter nach dem Heften verloren worden. Jedenfalls hat man also auf die Gleichmässigkeit des Inhalts kein Gewicht gelegt. Die drei ersten Lagen sind von einer Hand sehr gleich- mässig geschrieben, wobei auf dem einzelnen Blatte nach jeder Seite hin ein breiter Rand gelassen worden ist. Es ist die curiale Frakturschrift, wie sie auch gleichzeitige Originale haben. So schwierig es ist, die Zeit der Abfassung zu be¬ stimmen, so möchte ich sie doch noch ins 14. Jahrhundert setzen. Eine Collation mit Originalbriefen Martins V. im Staatsarchiv zu Hannover ergiebt allerdings die Möglichkeit, dass sie erst zu Martin’s V. Zeit geschrieben sein könnten. Dafür würde auch der Umschlag sprechen; schwerlich hat man cassierte Briefe Jahre lang aufgehoben. Vielmehr nahm der Schreiber, sobald er mit seiner Arbeit fertig war, ein Pergamentstück als Umschlag, das ihm gerade zu Händen kam. Dagegen lässt sich aber sehr gut geltend machen, dass es gar nicht nothwendig ist, sich die Lagen eingeheftet oder blos ein¬ geschlagen zu denken. Sie lagen vielleicht nur oben und unten durch Faden verbunden in irgend einem Fache, um als Formulare stets zur Hand zu sein. Dabei konnten sehr wohl, wenn die Anfertigung vor Martin’s V. Zeiten geschah, einzelne Blätter verschleissen. Unter Martin V, der ja das Kanzlei¬ wesen reformierte, räumte man dann auch wohl in der Kanzlei auf, ordnete und legte lose Blätter in Umschläge zusammen. Das Heften selbst ist offenbar noch gar nicht zu Martin’s Zeit geschehen. Denn zum grössten Theile ist die oben erwähnte 46 Otto Meinardus. zweite Abtheilung in viel späterer Zeit geschrieben. Von den ersten 4 Blättern lässt sich dies für einige datierte Nachträge sogar mit Sicherheit behaupten. Hier beginnt das erste Blatt mit der Schlusshälfte eines nicht näher zu definierenden Briefes. Dieselbe Hand trägt dann einen Brief Innocenz’ VII. ein. Zweite und dritte Hände fügen einen Brief Nicolaus’ V. von 1448, und einen Brief Pauls II. von 1464 hinzu. Die übrig bleibende Lage ist etwa um 1450 geschrieben und hat auf einem der letzten Blätter Nachträge, die offenbar nach 1472 eingetragen sind. Wenn wir also annehmen, dass die erste Hand der 4 Blätter, welche auch den Brief Innocenz’ VII. schrieb, einer Lage angehört, die zu Martin’s V. Zeit angelegt ist, so sind jedenfalls die übrigen Eintragungen, wie wir sahen, aus viel späteren Jahren. Da nun auch sachlich, wie schon oben gesagt, weder die drei ersten Lagen mit der ganzen zweiten Hälfte des Bandes irgend welche Berührungspunkte haben, noch auch die einzelnen Theile der zweiten Hälfte unter einander, so kann man bei ihrer Zusammenlegung kaum einen andern Zweck im Auge gehabt haben, als den, eine gewisse Ordnung herzustellen, etwa aus dem Grunde, um den Band bequemer benutzen zu können. Wie die Aufschrift zeigt, betrifft der Inhalt Provisionen für Klöster und Stifter. Das gilt nach Obigem wiederum nur für die drei ersten Lagen. Diese Zweitheilung ist auch inner¬ halb derselben ausdrücklich hervorgehoben. Die Provisions¬ briefe für Kathedralkirchen enthält die dritte Lage; denn auf dem vorletzten Blatte der zweiten Lage findet sich die Notiz: ‘Incipiunt forme provisionum ecclesiarum cathedralium’ etc. Die Eintragungen sind in gewissen Abständen von einander erfolgt. Zur Erleichterung des Aufsuchens durch den Benutzer ist fast über jeder Urkunde, namentlich der ersten beiden Lagen, der allgemeine Inhalt durch ein kurzes Regest ver¬ merkt, z. B. ‘Provisio monasterii vacantis per mortem extra Romanam curiam et providetur uni qui est electus per con- ventum’; oder ‘Providetur monasterio vacanti et reservato per translationem’ etc.; oder auch ‘Mandatur confirmari electio facta de abbatissa seculari ecclesie Romane immediate sub- jecte, si sit canonica’. Es ist in der Einleitung schon auf die formelhafte Wieder¬ gabe der Briefe hingewiesen worden. Die meisten beginnen unmittelbar mit der Titulatur des Adressaten, der Name des ausstellenden Papstes ist nur an 6 oder 7 Stellen ausdrücklich genannt. Ebenso ist die Datierung fortgelassen und im Text sind geläufige Wendungen, namentlich in der corroboratio, nur angedeutet. Namen von Personen, Diöcesen u. a. sind nach Belieben ganz ausgeschrieben oder nur durch den Anfangs¬ buchstaben angedeutet oder ganz ausgelassen. Oefter ist auf Päpstliche Formelsammlungen. 47 vorausgehende Briefe hingewiesen durch Ausdrücke, wie ‘ut supra’, ‘ut in aliis’, letzteres namentlich dann, wenn hei der Erledigung einer Provision an mehrere Betheiligte, wie ‘capi- tulo’, ‘vassallis’, ‘populo’ etc. Briefe auszufertigen waren. Kurz, alles Erscheinungen, die sich in allen Formelbüchern wieder¬ holen. Am Rande stehen öfter Correcturen von gleichzeitigen und späteren Händen. Sie betreffen durchgängig Verände¬ rungen der Lesart des Abschreibers. Offenbare Fehler des Textes sind verbessert, Worte, die der Abschreiber ausgelassen hat, sind am Rande hinzugefügt, an einer Stelle findet sich die Notiz: ‘hie est defectus’. Auch steht einmal am Rande: ‘Secreta [sc. littera]’. Es scheint demnach eine Collation der Abschriften mit ihren Vorlagen stattgefunden zu haben 1 ). Diejenigen Briefe, bei denen es möglich ist, im einzelnen nach dem Empfänger oder seiner Diöcese oder sonstigen Namen den Inhalt zu eruieren, habe ich gezählt, ohne aber völlige Richtigkeit zu verbürgen. Ihre Anzahl beträgt etwa 170, darunter 18 für deutsche Kirchen. Von diesen hebe ich folgende heraus: ‘Papa mandat episcopo Monasteriensi, ut confirmet elec- tionem Elisabethae de Nassau in abbatissam seacularis ecclesiae Assnidensis Colon, diocesis post obitum abbatissae Irmegardis [1370] Episcopo Spirensi, qui possessionem administrationis bo¬ norum ad mensam episcopalem spectantium propter nonnullorum rebellionem nondum assequi potuit, monasterium Gengelbach ad duos annos ad gubernandum confertur. Confirmatio electi MJelchioris] Swerinensis [1376]. Confirmatio electi Cjonradi] Katisponensis, qui antea ibi erat praepositus [1368]. Confirmatio C[onradil electi Misnensis [1371]. Confirmatio Frederici de Sarwerden electi Coloniensis [1370]. Confirmatio Alberti de Brunswich electi Bremensis’ [1359]. Eine Würzburg betreffende Provision hat die Ueberschrift: ‘Provisio facta per papam in Alamannia et translatione’ (sic); der Inhalt ist der folgende: ‘Episcopo G[erhardo] Nuenburgensi post obitum A. episcopi Herbipolensis regimen hujus ecclesiae confertur [1372]. Es folgen dann alle auf eine solche Provision 1) An zwei Stellen sind in diesen 3 Lagen lose Blättchen eingeklebt, die vielleicht früher als Nachschlagezeichen gedient haben, beide von einer Hand saec. XV. Das eine ist ein Original - Concept - Fragment für einen Brief, der eine Bittschrift monasterii Novimontis Cisterc. ord. Saltzeburg. dioc. betraf. 2) Wo es möglich war, habe ich mit be¬ kannten Hülfsmitteln, namentlich Grote’s Stammtafeln, die Jahreszahlen fostzustellen gesucht, und mich in den Kegesten möglichst an den Wort¬ laut der Briefe angeschlossen. 48 Otto Meinardus. bezüglichen Urkunden, dabei ‘Scribitur imperatori. Carissimo in Christo filio Karolo Romanorum imperatori semper augusto salutem etc. Gracie divine premium et preconium humane laudis acquiritur, si per seculares principes ecclesiarum pre- latis presertim pontificali dignitate preditis oportuni favoris presidium et honor debitus impendatur. Dudum siquidem usque: incrementum. Cum itaque, fili carissime, sit virtutis opus dei ministros benigno favore prosequi ac eos verbis et operibus pro eterni regis gloria venerari, serenitatem tuam rogamus et hortamur attente, quatinus eundem G. episcopum et commissam sibi ecclesiam habens pro divina et apostolice sedis ac nostra reverencia propensius commendatos, sic ipsos benigni favoris gracia prosequaris, quod idem episcopus tue celsitudinis fultus presidio 1 ) in eommisso sibi eure pastoralis officio deo propicio prosperari [possit] 2 ) et tibi exinde a deo perhennis vite premium et a nobis condigna perveniat actio graciarum. Datum’. Diese Beispiele betreffen also die Zeit von 1359—76. Es wäre gewagt, schon daraus einen Schluss auf die Zeit machen zu wollen, wann das Formelbuch angelegt ist. Doch kommt dazu, dass an den oben erwähnten Stellen, wo der ausstellende Papst genannt wird, dies immer ein Urbanus ist. In wie weit nun die Regesten Urbans V. oder VI. zugezogen sind und ob vielleicht in der Regierungszeit des Letzteren die Sammlung zusammengestellt ist, von der uns wohl schon wieder eine Abschrift vorliegt, muss späterer Untersuchung Vorbehalten bleiben. Von den auf den 4 Blättern der zweiten Abtheilung des Bandes eingetragenen Briefen hebe ich die folgenden hervor: ‘Innocentius VII. confirmat electionem Eberhardi archi- episcopi Salzeburgensis [1404?] 3 ). Nicolaus V. mandat abbati monasterii in lapide sancti Michaelis Halberstadensis diocesis, ut se super electione abba- tissae Gerenrodensis informet. Datum Rome a. s. P. a. incarn. 1448, tertio non. dec., a. secundo’. Die noch übrigen Blätter enthalten eine ‘Annaten-Tax- rolle’ der römischen Curie: ‘Taxa omnium mundi ecclesiarum una cum abbaciarum’. In alphabetischer Folge sind die Kirchen aufgezählt, und hinter jedem Namen ist die Summe in Gulden angegeben, welche dem päpstlichen Stuhl bei der Neubesetzung des Kirchenamts entrichtet zu werden pflegte. Eine Collation mit der bei Döllinger in den Beiträgen 4 ) zur Culturgeschichte 1) ‘presidio quod in’ cod. 2) ‘possit’ fehlt cod. 3) 1404 als erstes Jahr Innocenz’ VII. 4) Beiträge zur politischen, kirchlichen und Culturgeschichte der 6 letzten Jahrhunderte, Bd. II. S. 1 ff. Päpstliche Formelsammlungen. 49 abgedruckten ‘Annaten-Taxe’ ergab einige nicht unwesentliche Verschiedenheiten. Die uns vorliegende Taxe weicht von der alphabetischen Anordnung innerhalb der einzelnen Buchstaben nur selten ab, und während bei Döllinger nur einzeln auch die geographische Lage der betreffenden Kirche vermerkt ist, hat unsere Annaten-Taxe nicht allein den geographischen Begriff, sondern fast immer auch die kirchliche Provinz hinzu¬ gefügt. Die Abteien fehlen hier allerdings. Auch die Zahlen der Taxe stimmen an beiden Orten nicht immer überein. Mainz, Köln und Salzburg sind beiderseits auf 10 000 Gulden eingeschätzt, Trier jedoch zahlt bei D. nur 10 000, hier 12 000 Gulden; Augsburg bei D. 800, hier 50 Gulden; Bremen fehlt D., hier 600 Gulden; Freising bei D. 400, hier 4000 Gulden; Würzburg bei D. 2300, hier 2000; Halberstadt bei D. 100, hier 2000; Minden bei D. 1000, hier 400; Paderborn fehlt bei D., hier 100; Regensburg bei D. 1400, hier 1300; Ratzeburg bei D. 200, hier 233; Speyer bei D. 500, hier 600; Worms fehlt bei D., hier 1000 Gulden. Auch sonstige Verschieden¬ heiten beider Taxen lassen auf ihre zu verschiedenen Zeiten erfolgte Zusammenstellung schliessen. Auf dem vorletzten Blatte des Bandes und vollständiger auf einem eingeklebten Zettel steht die folgende Rangordnung der Curie, die wohl erst nach 1472 eingetragen ist: ‘Ordo prelätorum curie Romane. Papa. Episcopi cardinales, quorum in numero sunt VII, qui ascendunt secundum senium ad episcopatum cardinalatus et hujusmodi episcopatus seniores inter se Optant. Presbyteri cardinales. Item presbyteri vocantur et nomen habent a titulis. Diaconi cardinales. Patriarche. Archiepiscopi. Episcopi. Prothonotarii >). Abbates. Auditores in numero sunt XII et XIII. est auditor camere, est infimus in statu 2 ) (sic). Clerici camere apostolice. Cubicularii pape. Capellani pape. Subdiaconi. Accoliti. Abbreviatores de Parco majori 3 ). 1) Bis Pius II. hatten die Protonotare den Vortritt vor den Bischöfen vgl. Hinschius, Kirchenrecht I, 442. 2) Folglich nach 1472 ge¬ schrieben, Hinschius a. a. O., S. 398. 3) Hinschius a. a. O., S. 443. Neues Archiv etc. X. 4 50 Otto Meinardus. Scriptores literarum apostolicarura et sacre penitenciarie. Procuratores causarum. Notarii palacii apostolici. Procuratores penitenciarie’. Das Wasserzeichen dieses Blattes ist ein auf dem Stuhle Petri sitzender, den Schlüssel in der Hand haltender Papst. Im übrigen sind die Wasserzeichen meistens auf einem Posta¬ mente stehende lange Kreuze, auch wohl Thiere u. A. Fassen wir nunmehr unser Urtheil über den ganzen Band zusammen: es ist offenbar ein Sammelband, der als Hand¬ buch für formale Zwecke der Kanzlei gedient hat. Bände II und VI. Die Bände II und VI gehören zu¬ sammen. Auf dem Umschlag von Band II steht die Majuskel Q, auf Band VI P; beide waren in cassierte Briefe Martins V eingeheftet; in beiden sind die Urkunden in sachliche Abthei¬ lungen vertheilt, und zwar so, dass mit einer neuen Lage auch eine neue Abtheilung beginnt, selbst dann, wenn von der vor¬ hergehenden Lage noch leere Blätter vorhanden waren, was durchgehends der Fall ist. Die Kategorien der Briefe sind bei Bd. II auf den äussern Umschlag, bei Bd. VI auf das erste Blatt Papier vermerkt von einer und derselben Hand, die aber nicht die des Abschreibenden ist. Das Papier ist dünner als in Bd. I. Bis auf etwa 30 Blätter 1 ) in Bd. VI ist die grösste Masse von derselben Hand geschrieben. Die Vorlagen sind in ähnlicher formelhafter Weise wie in Bd. I wieder¬ gegeben. Der Name der ausstellenden Päpste fehlt meistens, doch sind verhältnismässig öfter einzelne Päpste genannt als in Bd. I. Es kommen vor: Urban VI, Bonifaz IX, Inno- cenz VII, Gregor XII; auch das Constanzer Concil als Aus¬ steller, dann Martin V. und Eugen IV. Briefe von letzterem hat aber schon eine zweite Hand eingetragen, ebenso dritte und vierte Hände Nachträge aus späterer Zeit. Die letzteren sind vielfach sehr undeutlich geschrieben. Ueberhaupt sind die Nachträge an Stellen geschehen, wo leere Seiten übrig geblieben waren 2 ). Der letzten Lage von Bd. II ist ein regestenartiger Index angeheftet (rubrice hujus libri); auf halben Bogenseiten, wie mir scheint, von Kocks Hand, nach den Abtheilungen gesondert, werden die Briefe mit einem kurzen Regest oder einer sonstigen Bemerkung aufgeführt. Am Ende des Bandes II geht der Verfasser mit der Ueberscbrift hilius 1) Der Schreiber dieser 30 Blätter, f. 120—150, war offenbar ein Niederländer oder Niederdeutscher, da er an einzelnen Stellen am Ende des Datums von Briefen bis auf den Rand hin ‘Oldewater’ eingefügt hat, auch wohl ‘Oldewater in dat vuyl nest’ oder ‘O. Trajectensis diocesis’; einmal auch ‘Fuselmanneken’. 2) Auch in diesen Bänden finden sich einige lose eingelegte Original-Concepte, in Bd. VI das Fragment des Briefes an Kock, von dem oben die Rede war. Päpstliche Formelsammlungen. 51 Über’ in den Band VI über, von dem er auch noch zwei Ab¬ theilungen regestiert, dann aber aufhört. Gewiss können wir uns nun die Entstehung beider Bände so vorstellen, dass man davon ausging, für gewisse Klassen von Briefen eine Reihe von Beispielen zu gewinnen. Einer der Kanzleibeamten bezeichnete offenbar aus den Regesten¬ bänden verschiedener Päpste einem Schreiber einzelne Urkunden, die er möglichst getreu copieren musste. Es fielen dann mei¬ stens die Namen der Päpste selbst, sei es mit Absicht oder zufällig, weg, vielfach blieben sie stehen. Nachträge sind dann später gemacht worden, vielleicht in dem Falle, wenn beson¬ ders neue oder zu Formularen gut geeignete Ausfertigungen zu Stande gebracht waren. Die Anlage ist wahrscheinlich zu Martins V. oder Eugens IV. Zeit ins Werk gesetzt. Vielleicht liegt uns schon wieder eine gut geschriebene Abschrift vor. Die Abtheilungen von Bd. II sind folgende nach der Auf¬ schrift des Umschlags: ‘Declarationes et revocationes; abso- lutiones et abilitationes; facultates; exemptiones; erectiones in metropolitanas; provisiones; de diversis; indulgentie’. Der Index bezeichnet einzelne etwas anders: ‘Declarationes beneficiales et pauce alie forme; abilitationes, absolutiones super homicidiis et aliis criminibus; de diversis facultatibus; ex¬ emptiones; erectiones; provisiones et commende; remissiones et indulgentie’. Band VI weist folgende Klassen auf: ‘Generalium studio- rum erectiones et diverse concessiones pro studiis et studen- tibus; cruciata; de diversis officiis; processus et monitoriales contra rebelles; concessiones et donationes bonorum tarn tem- poralium quam ecclesiasticorum’. Was nun die in diesen einzelnen Abtheilungen vertretenen Urkundenarten betrifft, so fehlen die durch die hinzugefügte Formel ‘ad futuram’ oder ‘perpetuam rei memoriam’ vor den übrigen kenntlichen eigentlichen Bullen J ) hier keineswegs. Sind doch beinahe alle Urkunden der ersten Abtheilung von Band II Bullen. Die gewöhnlichen Briefe beginnen alle mit der Titulatur des Empfängers; zu einer grossem Anzahl, auch in allen übrigen Bänden, ist am Rande das Wort ‘Index’ gesetzt, wie es scheint dann, wenn Adressat und salutatio ganz fortgelassen sind und unmittelbar die narratio beginnt. Schliesslich bemerke ich noch, dass Band II etwa 1 2 ) 1) Ich halte mich an die gewöhnliche Auslegung dieser technischen Ausdrücke in dem Sinne, wie sie zuletzt Diekamp im Hist. Jahrbuch der Görres-Gesellschaft Bd. IV, Heft 2, S. 216, und in den Mittheilungen des Instituts für österr. Gesch., Bd. IV, Heft 4, S. 497 formuliert hat. 2) Die Zählung hat nach dem oben zu Bd. I gegebenen Grundsätze statt¬ gefunden. 4 * 52 Otto Meinardus. 250 Briefe, darunter etwa 30 für deutsche Verhältnisse; Bd. VI etwa 320, darunter etwa 40 fiir deutsche Verhältnisse enthält. Gehen wir nunmehr zu einigen Beispielen aus Bd. II über, so ist da zuerst das Regest des Umschlagsbriefes zu nennen: ‘Martinus V. mandat decano ecclesiae s. Gummari Lirensis, Cameracensis diocesis, ut societati pellipariorum oppidi Ant- werpiensis licentiam concedat fundandi altare in quadam capella, sita in platea Coppenhoel vulgariter nuncupata. Dat. Rome ap. s. apost. III. kal. junii anno undecimo’. Von deutschen Urkunden habe ich folgende regestiert 1 ): Aus der ersten Abtheilung: [Martinus V.] ‘confirmat Ludero de Rottorpp, canonico Hildensemensi, concessionem canonicatus et praebendae beatae Mariae et sancti Severi Erffordiensis post obitum Johannis Lodemari per Johannem XXIII. factam, qui praeter dictum Luderum etiam Johanni de Nuwenborg per- petuo vicario ad altare s. Nicolai, situm in ecclesia parrochiali in Ymenshusen, Maguntinensis diocesis, illam praebendam con- cesserat. Datum Constancie XI. kal. dec. anno primo’. [Martinus V.] ‘providet Bartoldo Zorn de praepositura eccle¬ siae s. Thome Argentinensis’. [Bonifatius IX.] ‘concedit 2 ) post obitum Eghardi de El¬ dingen, praepositi Hildensemensis, praeposituram archiepiscopo Nicosiensi, camerario suo, cujus procurator Eghard de Hanense erat’. Aus der Abtheilung ‘Abilitationes, absolutiones’: ‘Absolutio pro duce Austrie [Alexandro] 3 ) qui imposuit clero subsidium; et remittuntur sibi recepta, dummodo reducat subditos suos ad obedientiam pape, qui adheserunt Roberto [antipape Cle- menti VII.]’ I. ‘Mandatum [Bonifatii IX.] pro praeposito sancti Andreae Verdensis in causa quadam’. ‘Absolvendi facultas pro cancellario regis Bohemie nobiles et familiäres in curia regis praeterquam in casibus reservatis. I. (cum sepe contingat te, qui karissimi in Christo filii nostri H[enrici] Romanorum et Bohemie regis illustrissimi cancellarius existis, cum eodem rege fore ac barones, nobiles et familiäres dicti regis et alios curiam ejusdem regis continue sequentes pro confitendis peccatis suis et super eis absolutionibus obti- nendis ad te specialiter habere recursum)’. Aus der Abtheilung ‘De diversis facultatibus’: ‘Bonifatius IX. (?) ad regem Angliae H. Urbanus 4 ) pro legato regni cujusdam. 1) Wo das Regest des Index genommen ist, habe ich es durch ‘I’. angedeutet. 2) Nach Lüntzel, Geschichte der Diöcese und Stadt Hildes¬ heim 2, S. 512 und 513. etwa 1397. 3) ‘Alexandro’ ergänzt aus dem Texte. 4) Von Urban folgen 7 Briefe hinter einander. Päpstliche Formelsammlungen. 53 Urbanus pro legato regni Franciae. Papa Frederico archiepiscopo Coloniensi committit, ut de- canurn et subdecanum majoris ecclesiae Coloniensis omnesque eorum complices, qui statutis et ordinationibus ad refor- mationem ecclesiae pertinentibus se opposuerant, officiis et beneficiis ecclesiasticis privet. [1370—1414.] Duci Austrie S. et mulieri ejus B. conceditur, missarn et alia divina officia celebrare, antequam dies elucescat. I. Deputatur legatus ad inquirendam hereticam pravitatem juxta constitutiones F[rederici] olim Romanorum imperatoris. Mandatur episcopo cuidam, ut sedecim clericis, quos Wil- helmus dux Bavariae ei duxerit nominandos, de sedecim bene¬ ficiis ecclesiasticis provideat. Martinus V. mandat omnibus episcopis et personis eccle¬ siasticis, ut citatum ad Romanam curiam Johannem comitem de Armenaci, socium Petri de Luna, de cujus oppositione varia narrat, in veniendo ad curiam nullam inferant injuriam’. Aus der Abtheilung ‘Exemptiones’: ‘Urbanus fratres domus ordinis Praedicatorum oppidi Cliyensis, Coloniensis diocesis, a potestate prioris provincialis Saxoniae eximit ac jurisdictioni prioris provincialis Teutoniae perpetuo supponit. Urbanus etc. Ad perpetuam rei memoriam. Regulärem vitam professis sic expedit subtrahi inquietudinis et turbacionis materiam, quod in contemplacionis suavitate quiescere valeant et tranquillum domino reddere famulatum. Sane peticio pro parte dilectorum filiorum prioris et fratrum domus ordinis Pre- dicatorum opidi Clivensis *), Coloniensisis diocesis, nobis nuper exhibita continebat, quod, licet a multis retroactis temporibus per magistrum predicti ordinis, qui tune erat, et capitulum generale ipsius ordinis in tota Älamania unus dumtaxat prior provincialis Teutonie vocaretur 2 ), cui omnes et singuli fratres quorumcumque locorum dicti ordinis in Älamania consistencium obedirent et responderent, [et] deputatus fuisset; tarnen post- modum quadam vice contingit, quod propter nonnullas causas quorundam fratrum dicti ordinis, quas ipsi in capitulo gererali coram magistro et diffinitoribus ejusdem capituli allegabant, dissenciones exorte fuerunt, ad quas sedandas per magistrum et diffinitores predictos in eodem capitulo statutum extitit et ordinatum, quod dividendo loca dicti ordinis in dicta Älamania consistencia duo priores, quorum unus Teutonie alius Saxonie priores provinciales nuncuparentur, deputarentur, qui deputati fuerunt; — in qua ordinacione inter cetera fuit ordinatum, quod prior et fratres opidi predicti, quod quidem in ducatu Clivensi consistit, de provincia Saxonie et priori provinciali Saxonie subjecti essent; — et quod fluvius Renus nuncupatus predictas 1) ‘op. Cliv.’ durchstrichen cod. 2) ‘vocar. et’ cod. 54 Otto Meiuardus. provincias sic dividit, quod nullus alias locus dicti ordinis citra 1 ) dictum fluvium, qui de provincia Saxonie nuncupetur, quam locus dicti opidi existit; et interdum aliqui fratres de diversis nacionibus dicte provincie Saxonie ad dictam domum mittuntur, qui ydeoma quod habitatores dicti opidi loquuntur non intelligunt, et sic ipsi habitatores de sermonibus, quos cum expedit ipsos fratres facere oportet, non contentantur, sed magis scandalizantur; et quod ipsum opidum adeo distat a Saxonia, quod fratres domus predicte tarn propter maris pericula quam eciam magnos labores et expensas, quos ipsos subire oportet, ad mandatum ipsius prioris provincialis dicte provincie Saxonie nequeunt commode ad prioris provinciam accedere supradicti. Quare pro parte dicti prioris et fratrum dicti loci fuit nobis humiliter supplicatum, ut statui eorum in premissis providere de benignitate apostolica dignaremur. Nos igitur hujusmodi supplicacionibus inclinati omnes et singulos fratres dicte domus qui sunt et erunt pro tempore ac domum predictam auctoritate apostolica a subjectione, obediencia, jurisdictione et potestate prioris provincialis Saxonie pro tempore existentis dicti ordinis perpetuo eximimus ac eciam liberamus, ac obediencie, juris- dictioni et potestati prioris provincialis Teutonie pro tempore existentis ejusdem ordinis perpetuo subicimus, non obstantibus quibuscumque privilegiis et indulgenciis apostolicis. Nulli ergo etc. nostre exempcionis, liberacionis, subjectionis et constitucio- nis infringere etc. [Martinus V.] Sigismundo Romanorum regi decimam in- tegram unius anni omnium reddituum et proventuum eccle- siasticorum in provinciis etc. nationis Germanicae concedit. [1418 Mai 2.] 2 ) Erectio monasterii sancti Albani extra muros civitatis Maguntinensis in secularem et collegiatam ecclesiam’. Band VI war in folgenden Brief Martins V. eingeheftet: Martinus V. abbati monasterii de Nouan, Midensis diocesis, mandat, ut ad petitionem Willelmi Casteimartini presbyteri illius diocesis, qui per fratres hospitalis s. Iohannis juxta Kenlis ordinis s. Augustini habitu ipsius hospitalis, ipso renitente et invito, indutus et per vim sub arcta custodia ibi custoditus erat, de hac re inquirat et, si ita sit, eum ad regulärem observan- tiam non teneri denuntiet. Datum Senezani Penestrinensis diocesis VI. idus augusti. p. a. undecimo’. Hier sind zu nennen aus der Abtheilung ‘Generalium stu- diorum erectiones’: Erectio studii Lovaniensis [1426]. I. 1) ‘circa’ cod. 2) Vgl. Aschbach, Sigmund 2, 368; bei v. d. Hardt, 2, XXII ist nur der Auftrag an den Clerus zur Ausführung der Bulle gedruckt. Päpstliche Formelsammlungen. 55 Facultas administratoris ecclesie Gebennensis erigendi in Gebennis Studium in artibus [1368]. I. Erectio studii Rostoccensis [1419]. I. Quod scolares etc. studii Andegavensis non teneantur pro- moveri ratione parrochialium ecclesiarum ad diaconatus et presbyteratus ordines. I. Item in eadem quod presbyteri possint audire et legere leges. I. Quod studentes Pragenses super rebus in civitate et dio- cesi Pragensi consistentibus non possint trahi extra et quod rector de causis hujusmodi et scolarium molestiis possit cogno- scere, excommunicare, absolvere, interdicere et interdictum relaxare. I. Quod abbas et conventus monasterii Populeti Cisterciensis ordinis, Terraconensis diocesis, qui consueverunt mittere mona- chos ad Studium, ad hoc propter lasciviam eorum non tene¬ antur, sed possint eligere unum magistrum, qui legat in mo- nasterio, et quod lectiones sic audite computentur, ac si audi- vissent illas Parisius. I. Conservatoria pro universitate Liptzensi. I. Reservatio prebendarum perpetuo pro universitate Coloni- ensi et quod eis respondeatur de fructibus, salvis fabrice et camere apostolice juribus, et quod canonici hujusmodi tene¬ antur legere cum derogatione statutorum de prima residentia et optione. I. Datum Bononie anno 1437, quinto idus junii p. n. a. septimo’. Aus der Abtheilung ‘Cruciata’: ‘Cruciata contra Sarrazenos Q u. s. w. I. Commissio a generali synodo Constantiensi archiepiscopis Maguntinensi, Treverensi et Coloniensi facta super testibus recipiendis ad effectum canonizationis episcopi Nicolai Bry- mulphi [ad causam inquirendam missus erat, inter alios eciam Iohannes de Gersona cancellarius ecclesie Parisiensis]. Commissio generalis synodi Constantiensis quod nobiles resistant hereticis. I. Urbanus VI. excommunicat antipapam Clementem et ear- dinales nonnullos, socios ejus et electores. Datum Luce VII. idus maji p. n. anno decimo. Predicatio verbi crucis a ). Bonifacii [IX.] nova predicatio crucis propter victoriam Turcorum [1394?]. I. Eugenii IV. predicatio et assignatio crucis in subsidium Eduardi regis Portugalie. Datum Bononie anno sexto. Legatus deputatur ad concordandum ad regnum Francie. I. [de dissensionibus inter regem Carolum et principes regni.] 1) Vou wem, ist so unmittelbar nicht zu ersehen. 2) Es kommt, darin vor ‘ille Barsetus princeps Turcorum'; wohl ‘Bajacet'. 56 Otto Meinardus. [Martinus V.] episcopis quibusdam secundum decretum concilii generalis et Sigismundi regis mandat, ut contra Ludo- vicum ducem Bavariae, qui anno 1397 summam quatuor milium florenorum auri a monasterio Cesariensi, Cisterziensis ordinis, Augustensis diocesis, exegerat, procedant. Mandatum ad sedandas dissensiones inter Wilhelmum elec- tum Argentinensem et proconsules oppidi. Datum Constantie. Synodus Constantiensis contra hereticos et suspectosb Unmittelbar darauf: ‘Benedictus [XIII.j universis patriarchis et episcopis mandat, ut in subsidium regis Iohannis Castelle infantis verbum crucis contra hostes fidei Christiane pre- dicent. Datum apud Tanum de Plano extra muros Barchi- nonensis VIII. kalendas junii anno sexto decimo. Et ut de premissis promptum possit haben testimonium veritatis, ad instantiam et requisitionem discreti viri Jo. castellani illustrissime mulieris domine Catherine regine Castelle, dictarum registra- tionum seu districtionum tenore sive copia auctentica se asse- rentis indigere, prefato domino B. et nobis factas, idem dominus B. voluit et concessit sumptum exemplum et transsumptum hujusmodi per nos notarios 1 ) infrascriptos ex 2 ) dicto registro sive quaterno sub forma publica extrahi et super hoc confici, prout nos notarii legimus, publicavimus et confecimus presens publicum instrumentum. Acta fuerunt hec Tarraconensi in domo habitationis dicti B. sub anno die etc. presentibus’ u. s. w. Am Schlüsse der auf dem Umschlag vermerkten Abthei¬ lungen folgt die Approbationsbulle ßonifaz’ IX. für K. Ru¬ precht von 1403, Oct. 1. mit Varianten 3 ). Später Revocationen, Provisionen u. a. Darunter ‘provisio praepositurae ecclesiae sanctorum apostolorum Coloniensis’. In diesem letzten Theile, etwa von Bl. 160 an befinden sich mehr als ein Dutzend Urkunden, die ausdrücklich Bonifatius als Aussteller haben, also wohl Bonifaz IX. Band IV. Mit vorläufiger Zurücksetzung von Bd. III kommen wir mit Bd. IV zu einem jener Hand-Studien- oder Instructionsbücher, die in der Einleitung kurz geschildert waren. Auch dieser Band war in einen kassierten Brief Martins V. eingeheftet. Er zerfällt nach seiner äusseren und inneren An¬ lage in eine kleinere und grössere Abtheilung. Betrachten wir zuerst die äussere Anlage. Ein völlig sicheres Ergebnis über die Zusammensetzung und den Umfang der einzelnen Quater- nionen würde besser erreicht werden können, wenn sie ein¬ geheftet geblieben, nicht eingebunden wären. Die Beschrei¬ bung des Bandes wird aber auch durch den Umstand er¬ schwert, dass eine anfänglich offenbar nach gleichmässigen 1) Der Name der Notare und des dominus B. findet sieh nicht im Codex; das Ganze ist offenbar ein Auszug des Registers. 2) ‘et’ cod. 3) Vgl. Reichstags - Acten 4, nr. 104. Päpstliche Formelsammlungen. 57 Grundsätzen erfolgte Anordnung später durch den Ausfall einzelner Blätter gestört worden ist. Jedenfalls tritt die wich¬ tige Zweitheilung in einen kleineren und grösseren Theil klar zu Tage. Die kleinere erste Abtheilung, auch im Format etwas kleiner als die zweite, bildet 24 Papierblätter, von denen je 12 bei der Entstehung in einen Pergamentbogen, wenn ich so sagen darf, eingeheftet und dann aufeinandergelegt worden sind. Durch die ganze Abtheilung sind unregelmässige Ein¬ tragungen verschiedener Hände gemacht worden J ). Anders ist der zweite grössere Theil angelegt. Ursprünglich war hier wohl eine grössere Anzahl Quaternionen von je 4 Blättern, jeder in einen Pergamentumschlag eingeschlagen, zusammengelegt wor¬ den. Sowohl Papier als Pergament hatte ein Schreiber nach einer bestimmten Vorlage gleichmässig beschrieben. Je nach zwei derartigen Lagen wies er durch einige auf der letzten Seite unten in die Ecke rechts geschriebene Worte auf die entsprechenden Anfangsworte der folgenden Lage hin. Dies ist an drei Stellen geschehen; an zweien derselben schliesst die Schrift der folgenden Lage unmittelbar an. Bei der dritten ist das entsprechende Pergamentblatt verloren gegangen. Es muss dieser Verlust, da das ausgefallene Blatt wegen des Hinweises der vorhergehenden Lage beschrieben war, nach Fertigstellung der ganzen Arbeit sich vollzogen haben. Das Verhältnis der hier noch vorhandenen Papier- und Pergamentblätter ist das von 68 : 20. Die letzten Blätter der ganzen Abtheilung, welche die durchgehende Hand leer gelassen hat, sind von zweiten und dritten Händen beschrieben worden. Kommen wir nunmehr zur Untersuchung des Inhaltes, so mag die Frage nach der Art der Vorlagen vorläufig ausser Acht bleiben. Es genügt zu sagen, dass hier Papstbriefe ein¬ getragen und mit verschiedenartigen Bemerkungen am Rande oder an anderen Stellen begleitet worden sind. Nicht immer be¬ ziehen sich jedoch die Noten auf die nebenstehenden oder vor¬ angehenden Briefe. Sie sind vielmehr oft ganz gleichgültiger Natur, doch ist auch hier für den ersten und zweiten Theil ein Unterschied zu machen. Im ersten Theil kommt es vor, dass nur zwei Briefe auf einer Seite stehen, deren Zwischenräume durch Noten ausgefüllt sind, oder auch es füllen die Noten die Seite nicht ganz aus, und es ist Raum übrig geblieben. Auch stehen wohl zwei Briefe allein auf einer Seite, der übrige, offenbar für Noten bestimmte Theil ist frei geblieben. Dann folgen auch wohl Blätter, die, ohne durch Noten unterbrochen zu sein, nur mit Briefen bedeckt sind. Am Rande dieser Briefe jedoch sind Noten keineswegs 1) Nach dem Heften beider Abtheilungen hat Jemand eine Foliirung begonnen, er hört aber mit dem ersten Blatte des zweiten Theiles auf. 58 Otto Meinardus. unterblieben. Bei den einzelnen Noten sind auch wohl hin¬ weisende Hände gemalt worden. Bei der ganzen Arbeit sind, wie gesagt, offenbar zweite und dritte Hände thätig gewesen, obwohl ich im Grossen und Ganzen den Eindruck gewonnen habe, als wenn viele Briefe und Noten von erster Hand, nur zu verschiedenen Zeiten, eingetragen wären. Verblichene Partieen, starke Abkürzungen und schlechte Schrift erschweren die Untersuchung dieses Theiles. Auch die Briefe der zweiten Abtheilung haben Noten ver¬ schiedener Art, aber ihre Provenienz ist wohl klar. Diesem Schreiber, den wir durch die ganze Abtheilung verfolgen, hat eine der ersten Abtheilung ähnliche Zusammenstellung Vor¬ gelegen ; er hat sich nicht begnügt, die Urkunden abzuschreiben, sondern die zwischenstehenden Noten nimmt er mit auf. Dabei hat er manchmal das eine oder andere Wort nicht lesen können, so dass gerade in den Noten Lücken entstanden sind. Ob seine Vorlage auch Bemerkungen am Rande trug, bleibt ungewiss, da er sie nicht mitgetheilt hat. Wohl aber sind seine Abschriften wiederum mit Randbemerkungen zweiter und dritter Hand versehen von Leuten, die sich offenbar zu irgend einem Zwecke daraus zu instruieren hatten. Haben wir also im ersten Theil eine Originalarbeit irgend eines oder mehrerer curialen Beamten vor uns, so bietet der zweite Theil eine Abschrift einer ähnlichen dar. Die weitere Frage, aus welchen Vorlagen die Briefe der Originalarbeit genommen sind und welchen Zwecken ihre Ver¬ arbeitung durch Noten zu dienen hatte, werden sich am besten durch ein Eindringen in den Inhalt unseres Bandes unter¬ suchen lassen. Die Briefe dieses Bandes betreffen wohl ohne Ausnahme die Aufträge zur Erledigung der an den Papst im Appella¬ tionswege gerichteten Bittschriften und Gesuche, welche strei¬ tige Rechtssachen zum Gegenstände hatten. Es sind Com¬ missionen an höhere Geistliche oder Auditoren zu nochmaliger Aufnahme des Verfahrens. Dabei ist nun zu beachten, dass es beim Einträgen der vorliegenden Briefe dem Schreiber offenbar wesentlich nur darauf ankam, denjenigen Theil der be¬ treffenden Urkunde möglichst genau zu fixieren, welcher nur ein Auszug des an die Curie gerichteten, in Betracht kom¬ menden Bittgesuchs war und den bisherigen Verlauf des Rechts¬ streites in kurzer Fassung wiedergab, den eigentlichen Rechts¬ inhalt. Höchst selten ist der committierte Prälat genannt und auch das je nach dem Thatbestande zu ertheilende Mandat ist nur formelhaft angedeutet: ‘Quocirca mandamus quatenus vo- catis etc. Testes etc. Datum etc.’ *). 1) Ueber die Formel u. ähnl. vgl. Mon. Germ. Epist. saec. XIII praef., S. XV, Nr. 9 ff. Päpstliche Formelsammlungen. 59 Es beginnen daher alle Briefe unmittelbar mit der narratio. Dabei ist es nun gewiss nicht ohne Bedeutung, dass der An¬ fang wohl aller Briefe, — mit Ausnahme einer kleinen Abthei¬ lung ‘de exceptionibus’ im kleineren Theile unseres Bandes — stets derselbe ist, nämlich folgender: ‘Sua nobis dilectus filius — petitione monstravit, quod’ u. s. w. Dass es auch noch andere Anfangsformeln für Briefe dieser Art gab, zeigt Band V, wovon unten die Rede sein wird. In unserm Bande waltet nur die Formel ‘Sua petitione monstravit’ vor. Man darf wohl daraus schliessen, dass mit dieser Formel eine besondere Art der Erledigung verbunden war oder dass nur für gewisse Rechtsfälle Briefe mit diesem Anfang ausgestellt wurden. Ich denke mir nun, dass es in den Justizbehörden eigene Bureaux gab, welche die von den Prokuratoren 1 ) eingelieferten Gesuche einer näheren Betrachtung unterziehen und den Beamten das Material liefern mussten, wonach sie den jedes¬ maligen Charakter der Gesuche zu erkennen vermochten. Es konnte sich darum handeln 2 ), ob dasselbe eine Gnade oder eine Rechtsfrage betraf, ob die Gnade zu gewähren sei oder nicht, ob die Rechtsfrage durch die competenten Richter oder durch ausserordentliche Commissarien zu entscheiden sei und welchen sie zur Erledigung übertragen w r erden sollte. Ueber alle diese Fragen sich ein richtiges Urtheil zu bilden und sein Resultat dem Papste selbst vorzutragen, war nun die Amts¬ befugnis des referendarius signaturae. Er entwarf dann wohl das Concept oder gab den Auftrag dazu, und der bezügliche Brief wurde darauf ins Register und ins Reine geschrieben. Man muss nun annehmen, dass manche Concepte, sei es, weil sie neue oder ungewöhnliche Rechtsfälle betrafen, sei es aus irgend einem andern Grunde, nach der Behandlung in der Kanzlei in die Bureaux der Justizbehörde zurückwanderten und dort in solche Bücher eingetragen und mit solchen Noten ver¬ sehen wurden, wie sie uns in diesem Bande vorliegen, und zwar zu dem Zwecke, um aufbewahrt zu werden und in ähn¬ lichen Fällen als Richtschnur zu dienen. Zum Beweise ist zunächst der Umstand zu erwähnen, dass in der That ein in Band V erhaltenes Original-Concept unmittelbar im Text daneben eingetragen ist. Aber auch die Noten selbst, welche man vielfach Glossen nennen könnte, lassen gerade die Er¬ örterung der Fragen, welche bei der Erledigung einzelner Fälle in Betracht kamen, deutlich erkennen. Uebereinstimmend wird in den Randbemerkungen des ersten und zweiten Theiles zuerst der Gegenstand des Processes exerpiert: ‘Super quadam pecunie 1) Vgl. Diekamp, Mittheilungen, S. 625 f. 2) Hinschius, Kirchen¬ recht I, 392 ff. 60 Otto Meinardus. summa; super decimis receptis pro clericis et contra rectorem; super excommunicatione et suspensione pro priore et conventu; super domibus inter laicos; super bonis mobilibus et immo- bilibus’; aber auch ‘super criminibus; super homicidiis; super matrimoniis’. An zweiter Stelle pflegt sodann der Richter her¬ ausgehoben zu sein, vor dem die erste Verhandlung stattfand: ‘Coram officiali; coram judice generali in curia ecclesie; coram vicario archiepiscopi; coram decano, cui episcopus commiserat causam’ u. a. An dritter Stelle des Randes hat der Benutzer dann noch wohl eine Bemerkung über die erste Appellation ausgezogen: ‘Appellatur ad curiam Coloniensem’, oder auch die Gründe zur Rechtfertigung einer solchen: ‘Appellat reus, quia non auditur super exceptione sua’. Daneben Anden sich auf den andern Randseiten des Briefes Notizen, wie ‘Index’, wovon schon oben die Rede, ‘Corlrectuml’ und die Abkürzung ‘Ans.’ (?) Von den Noten nun, welche unter die einzelnen Briefe in die Mitte des betreffenden Blattes gesetzt sind, theile ich z. B. folgende aus dem ersten Theile mit, welche in gleicher Reihenfolge unter einem Briefe 1 ) stehen: ‘Nullus offlcialis potest esse conservator aut subconservator. Unde conservator debet semper esse in aliqua dignitate constitutus et subconservator debet esse similis persona. Item a novo judice non est appellandum, nisi in quantum exercet, quia alias non potest gravare. Item . . . . a ) est ad exceptiones rescriptorum. Laicus contra clericum super crimine non auditur secun- dum stilum 3 ). Quicunque actor et reus sunt ejusdem diocesis, tune . . 4 ) capere judicem in eadem diocesi, quando vero sunt diversarum, tune potest capi judex in tertia diocesi, si actor petat. Iustitia sine misericordia parit crudelitatem. Regna, semota justitia, non sunt nisi furta et latrocinia 5 ). Prior in ordine judicum precedit offlciali. 1) In diesem Briefe appelliert ein Laie einer nicht genannten Diö- cese gegen das Urtheil eines Dechanten, der ihn zur Bezahlung einer von einem Pfarrer beanspruchten Summe verurtheilt hatte, welche der Laie nicht schuldig zu sein vorgab, und bittet sodann, die Sentenz eines vom apostolischen Stuhl bestellten Abtes zu bestätigen. Am Rande des Briefes steht: ‘Laycus contra clericum; — Super pecuniarum summis; Coram decano; — appellatur a sentencia ad sedem apostolicam et impe- trantur littere apostolice ad certum abbatem, qui priorem seutenciam revocat; petitur confirmacio ultime sentencie’. 2) Im cod. zwei stark abgekürzte Worte, etwa ‘maxime advertendum’. 3) Vielleicht ‘seil, curiae Romanae’. 4) Unlesbares Wort, dem Sinn nach ‘debenth 5) Es folgt eine schlecht lesbare Zeile, die ungefähr lautet: ‘ad patronum laicum ut sit itio spectat resignacionis receptio et admissio’. Päpstliche Formelsammlungen. 61 Von andern Stellen hebe ich hervor: ‘Nullus potest esse judex, nisi fuerit aut canonicus ecclesie cathedralis vel raetro- politane seu in aliqua dignitate aut presbyteratu constitutus. In tota Italia non sunt officiales episcoporum, sed vicarii, et ipsis vicariis non diriguntur littere apostolice. Nota quod sententia interlocutoria nunquam mandatur confirmari vel infirmari, sed dicitur: ‘Quocirca mandamus qua- tenus vocatis etc. testes’ etc. Bemerkenswerth sind dabei die Sinnsprüche, welche, wie oben, einzeln wiederkehren: ‘Justitia est constans et perpetua —• *) voluntas jus suum unicuique tribuens’ u. s. w. Wenden wir uns nunmehr zu den Noten des zweiten Theiles, so hatte ich oben bemerkt, dass die Randbemerkungen über den Gegenstand des Processes u. s. w. von zweiter und dritter Hand gemacht sind. Von den unter die Briefe gesetzten Noten kommen dagegen z. B. folgende nur von der Hand des Copisten herrührende vor: ‘Nota quod predicta littera fuit superius disputata et multociens correcta et demum transivit ut jacet, contra volun- tatem tarnen magistri B., dicentis quod ista exceptio in hoc casu erat impertinens et quod excipiendum erat, quod citatio non arctabat citatos etc.; et consenciit G., transivit, et male; et in simili causa vidi postmodum alias reprobari. Nota quod ista littera continet duo gravamina, unum vide- licet de laycatu et aliud quia trahitur extra. Et hic fuit disputatio, quod istorum gravaminum debeat precedere, et quidam dicebat, quod istud de loco, quia decli- nabatur jurisdictio, alii dicebant quod de laycatu, quia littere tanquam surreptitie nulle erant. Postea fuit correcta et mutata forma. 2 ) principium, ut ista sequitur, quia ut dixit michi procurator missum ad partes pro copia primarum litterarum, et inventum fuit, quod primus impetrans impetraverat ut crucesignatus ut hic’. Auf den letzten Blättern des zweiten Theiles treten wieder, wie schon oben bemerkt, unregelmässige Eintragungen zweiter und dritter Hand auf. Hierbei unter andern die Noten: ‘Sententia debet esse conformis petitioni facte per aliquam partium litigantium. Iudex non debet interponere officium suum in causa nisi petitum. Ex certis causis quilibet potest recusare judicem suspectum’. 1) ‘ad’ ist hier durchgestricheu; vielleicht zu lesen ‘ac\ 2) Hier ist für ein Wort ein leerer Raum gelassen; das ‘ut ista sequitur’ bezieht sich vielleicht auf den nur mit den Anfangssätzen mitgetheilten folgenden Brief, der, wie aus dem am Schlüsse stehenden ‘ut supra’ zu schliessen ist, nach einer früheren Vorlage verbessert ist. 62 Otto Meinardus. Fassen wir nun unser Urtheil zusammen, so dürften hier eine grössere Anzahl von Briefmustern und auf Grund ein¬ zelner derselben erfolgte Ausarbeitungen und Zusammen¬ stellungen von Beschlüssen des Bureaus einer Justizbehörde der Curie vorliegen, welche die sachliche und formale Erledi¬ gung der eingereichten Appellationsgesuche zum Gegenstände hatten. Es bleibt mir noch übrig, die Zeit der Anlage dieses Bandes zu besprechen. In der ersten Abtheilung wird einzeln ein Ausstellungsort genannt: ‘Florencie’, einmal sogar: ‘Datum Florencie anno secundo Martini V’; in der zweiten Abtheilung ist der Name eines Papstes ‘Clemens’ 5 oder 6 Male erwähnt. Zu Martins V. Zeit könnte, wie mir scheint, sowohl die Ori¬ ginalarbeit des ersten Theils verfertigt, als die Abschrift des zweiten Theiles genommen sein. Das Material ist offenbar nach bestimmten Richtungen hin von grosser Reichhaltigkeit. Dazu kommt, dass durchgängig die Namen des Textes, namentlich in der zweiten Abtheilung ausgeschrieben sind. Es mögen etwa 380 Briefe in dem Bande enthalten sein, darunter gegen 90 deutsche. Die Diöcesen Verden, Hildes¬ heim, Osnabrück, Lübeck, Paderborn, Halberstadt, Köln, mehr¬ fach Cammin und Schwerin, Trier, Strassburg, Utrecht, Merse¬ burg, Magdeburg, Freiburg, Brandenburg, Münster, Minden, Worms, Speyer, Prag, Metz und Mainz kommen vor. Die beiden folgenden Beispiele sind beliebig ausgewählt: 1) ‘Sua nobis dilecta in Christo filia Durda, relicta quon- dam Iohannis de Bersen layci vidua, Osnaburgensis diocesis, petitione monstravit, quod olim falso suggesto venerabili fratri nostro episcopo Osnaburgensi, quod dicta vidua quedam terra 1 ), pascua, ligna, rivolos et alia bona tune expressa, spectantia ad communem diversarum personarum tune minime expressa- rum usum, sibi usurpaverat eaque fossatis et sepibus vallaverat et muniverat in ipsarum personarum prejudicium et gravamen, prefatus episcopus ad falsam suggestionem hujusmodi eandem viduam de facto moneri fecit, ut infra certum terminum fossata repleri et sepes predictas deponi faceret ac terras, pascua, ligna, rivolos et alia bona predicta ad usum earundem personarum libere dimitteret antedictum vel in termino coram eo causam racionabilem allegaret, quare 2 ) ad hoc minime teneretur, alioquin eam, quam extunc excommunicabat, man- dabat excommunicatam publice nunciari. Ex parte vero dicte vidue fuit coram eodem episcopo infra dictum terminum ex- cipiendo propositum, quod, cum hujusmodi causa ad eundem episcopum per appellationem vel alio modo . . . 3 ) devoluta non 1) Text hatte ‘terras’, das Schluss-s hat Schreiber durchstrichen. 2) ‘quare hoc’ cod. Die Stelle ist verderbt. 3) Unlesbares Wort im cod. Päpstliche Formelsammlungen. G3 esset nec alia ipsius cause cognitio ad eum quomodolibet per- tineret de consuetudine vel de jure, dictaque vidua coram archi- diacono de Osenburge in ecclesia Osnaburgensi, ad quem cognitio hujusmodi causarum in civitate Osnaburgensi de anti- qua et approbata ac kactenus pacifice observata consuetudine pertinet quique in premissis non fuerat negligens vel remissus, esset juri stare parata, prefatus episcopus ad monitionem hujus- modi processerat minus juste dictaque vidua eidem monitioni parere minime tenebatur et ad id compelli de jure non poterat nec debebat; et ab eodem episcopo fuit humiliter postulatum, ut monitionem hujusmodi, quantum ad eum processerat, revo- caret. Et quia idem episcopus eam super hoc audire contra justitiam recusavit, pro parte dicte vidue exinde sentientis indebite se gravari ad sedem fuit apostolicam appellatum. Quocirca mandamus, quatenus vocatis’ etc. 2) ‘Sua nobis dilecta in Christo filia Margareta, relicta quondam Bertoldi Drubere opidani Embecensis laici vidua, Maguntinensis diocesis, petitione monstravit, quod cum olim Gerardus de Buckenhusen lapiscida laicus, Hildensemensis dio¬ cesis, se pauperem orphanum nominans et falso appellans, et quod dicta Margareta super terris, debitis possessionibus et rebus aliis injuriabatur eidem, contra eam super hiis apostolicas ad abbatem monasterii sancti Egidii in Brunswyg Halbersta- densis diocesis sub ea forma litteras impetrarit 1 ), ut illos, sub quorum jurisdictione injuriatrix ipsa consistebat, attentius mo- neret, ut eidem pauperi super hiis exhiberi facerent justicie complementum, alioquin ipse partibus convocatis audiret causam et appellatione remota tine decideret [debito?], faciens quod decerneret per censuram ecclesiasticam firmiter observari, dictamque viduam fecisset super hiis coram dicto abbate aucto- ritate dictarum litterarum ob 2 ) dua gravamina ad judicium evocari. Ex parte dicte vidue fuit coram eodem abbate ex- cipiendo propositum, quod causam 3 ) cognoscere non valebat dictaque vidua coram eo pretextu dictarum litterarum respon- dere minime tenebatur et ad id compelli de jure non poterat neque debebat; et quia dictus abbas eam super hoc audire contra justitiam recusavit, pro parte dicte vidue exinde sen¬ tientis indebite se gravari ad sedem fuit apostolicam appellatum. Quocirca mandamus, quatenus vocatis etc. Testes etc’. Band XI. Eine in ähnlicher Art wie der zweite Theil von Band IV zusammengestellte Abtheilung hat Band XI, der im übrigen aber wegen seiner verschiedenartigen Bestandtheile eher als Sammelband zu bezeichnen ist. Er war eingeheftet in einen Brief Eugens IV. für spanische Kleriker von 1438, auf dessen äusserer Seite die 1) Text ‘impetravit’. 2) Text ‘ac’. 3) Text ‘cm’. 64 Otto Meiuardus. Majuskel F. steht, darunter die durchstrichenen Worte: ‘Liber prohemiorum’; über der Majuskel lesen wir: ‘Require inferius naodum procedendi in justitia minori’. Die erste Abtheilung des Bandes bildet eine Zusammen¬ stellung von Muster-Arengen, die gemäss den Ueberschriften für Briefe der verschiedensten Art zu verwenden sind. Sie bilden eine starke Lage mit der Ueberschrift: ‘Prohemia diversa et bona’. Einzeln ist darin corrigiert; auch sind ganze Briefe aufgenommen. Eine zweite Abtheilung bildet die Zusammenstellung von Grundsätzen und Vorschriften über das Verfahren bei der Er¬ ledigung gewisser Rechtsfälle. Sie beginnt mit folgender Aus¬ einandersetzung : ‘Cum per inferiores judices aliquid injuste vel inprovide agitur, superioris auctoritas debet illud in statum debitum revocare. Propter quod si quis per iniquitatem seu imperitiam vel incuriam judicis senserit in aliquo se gravari, ad sedem apostolicam vocem appellationis emittat. Ad petitionem ejus quinque littere conceduntur, in quibus post narrationem claram et apertam conclusio querele competens, unisona et formata secundum stilum cancellarie debet sequi; super quibus cum plura sint negocia quam vocabula, et si non plena doctrina de omnibus tradi possit, super hiis tarnen tradetur aliquod, super quibus frequencius consuqverunt littere a curia emanare’ u. s. w. Es werden Beispiele mitgetheilt, wie geschrieben werden soll, ‘quando appellatur a diffinitiva’, oder ‘cum a diversis diffinitivis prolatis ambe partes appellant’. Daran schliesst sich eine grössere Anzahl Briefe mit dem uns bekannten Anfang: ‘Sua petitione monstravit’, an Anzahl etwa 110, dar¬ unter 45 deutsche. Geschrieben ist diese Abtheilung vielleicht zur selben oder etwas späterer Zeit, als der grössere Theil von Band IV. Mit Uebergehung eines von zweiter Hand auf einem ein¬ zelnen Blatte eingetragenen Briefes des ‘Ludovicus de Barsijs decretorum doctor, canonicus ecclesiae Bononiensis, de arresta- tione Johannis Leonis, decani ecclesiae Warmiensis, super certis camere debitis pecuniae summis’, stossen wir wieder auf eine: ‘Liber exordiorum’ überschriebene Abtheilung, welche eine Hand aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zusammen¬ gestellt hat. Beispiele von Provisionen, darunter die für Bischof Barthold von Verden von 1470, Dispensationen u. A. schliessen in unregelmässiger Folge von zweiten und dritten Händen sich an. Auf einer sonst leeren Seite findet sich die Notiz: ‘Anno 1453 fuit mortuus Franciscus episcopus Portuensissanctae Romanae ecclesiae cardinalis, nepos Eugenii pape IV, penultima 1) Nach Gams, Ser. ep. S. IX, Franciscus Condulmer. Päpstliche Formelsammlungen. 65 octobri circa horam XXII. et sepultus die ultima in eapella sanctae Catherinae in sancto Petro’. Der interessanteste Theil dieses Bandes ist die mit ‘Forme diversarum minutarum’ überschriebene Schlusslage. Hier sind von einer und derselben Hand eine Reihe von Briefen zusammen¬ gestellt und durch Randbemerkungen und Correcturen ver¬ arbeitet worden, dergestalt, dass man sieht, es war dabei die Absicht, sie zu neuen Briefvorlagen umzugestalten. Der Be¬ nutzer scheint Concepte danach entworfen zu haben, die dann zur Beglaubigung andern Beamten vorgelegt wurden. So steht unter dem ersten Brief: ‘Concessum ut petitur in presentia dfomini] N[icolai] (?) pape (?) ag. Camerinensis’. Auf einer der folgenden Seiten ist ein Brief an den Vicekanzler Roderich adressiert. Eben über die Anfertigung der Minuten finden sich Bemerkungen. Manche Eintragungen sind datiert. Band V. In einigen Punkten berührt sich Band V mit dem zuletzt behandelten. Ich möchte ihn einen Miscellanenband nennen. Es sind hier Lagen von ungleichmässigem Umfang und Inhalt zusammengelegt worden. Zuerst folgen drei Qua- ternen von je 12 Blättern auf einander; dann ein einzelnes Blatt; darauf eine Lage von 6 Blättern und ein einzelnes Blatt; alsdann 4 Lagen von 18, 12, 4 und 12 Blättern. An jeder Lage haben verschiedene Hände geschrieben, doch lässt sich insofern ein übereinstimmendes Verfahren constatieren, als wenigstens bei einer Anzahl Blätter jeder Lage jedesmal ein und dieselbe Hand thätig war. Die ein¬ zelnen Lagen sind nicht voll geschrieben, vielmehr bleiben überall leere Blätter übrig. Einige corrigierte Original - Con¬ cepte sind an mehreren Stellen eingeklebt, eins liegt lose bei. Ich beschränke mich nun im übrigen darauf zu bemerken, dass zweite und dritte Hände neben den Nachträgen von Briefen auch zahlreiche Noten unter dieselben und am Rande hinzugefügt haben, von denen bei der Detailbeschreibung noch die Rede sein wird. Den Umschlag bildete ein cassierter Brief Pius’ II. 1 ) Vorne im Bande ist ein schmaler Pergamentstreifen eingeheftet mit einem Verzeichnis der geistlichen Orden: ‘De ordinibus et religionibus christianitatis et eorum nominibus per Romanam ecclesiam approbatis et qui ex eis dicuntur non mendicantes et qui mendicantes et qui militiarum (sic) et primo de mendicantibus’. Die erste Lage beginnt mit dem Stücke folgender Kanzlei- 1) ‘providet Nicolao Hoft’mod de canonicatu ecclesiae Lincopensis. Datum Rome a. s. P. anno millesimo quadringentesimo’, der Rest fehlt. Neues Archiv etc. X. £) G6 Otto Meinardus. taxe, welche mit einzelnen Abweichungen Woker im Finanz¬ wesen der Päpste *) mittheilt. ‘Conquestus’, ‘ea que de bonis in minori forma’, preces et mandata et alie simplices pro qualibet grossum unum Turo- nensem. ‘Accedens’.. II Turonenses. ‘Ea que de bonis in majori forma’ . II T. ‘Cum olim’. II T. Secunda. II T. ‘Cum secundum apostolorum’ prima III T. Secunda. II T. ‘Pro crucesignato’ prima. II T. Secunda. II T. Confirmationes cum protectione . . II T. Pro absolutione monachorum ... II T. ‘Quoniam ut ait apostolus’ prima . II T. Secunda. II T. ‘Pro privilegiis communibus’ . . . VIII T. ‘Contra predonum’.IIII T. ‘Nonnulli parrochiani’. II T. ‘Nonnulli iniquitatis filii’pro clericis ad III pro laicis V T. ‘Sub religionis liabitu’.IIII T. ‘Personas vestras et locum’ . . . III T. ‘Et specialiter’.IIII T. ‘Cupientes terrena’. fehlt. ‘Cupiat cum humilitate’.III T. ‘Nonnulli monachi’.III T. Es folgen dann wieder Vorschriften und Beispiele, betreffend den ‘modus procedendi’ in gewissen Rechtsfällen, z. B. zu¬ nächst die Bemerkung: ‘Quando agitur super re reali, judex debet esse de diocesi rei site, secus, quando super re personali’; dann Briefanfänge und Adressen: ‘Qualiter vicarius pape ac ecclesia beatae Mariae rotundae de urbe intitulatur’; darauf eine Abtheilung mit der Ueberschrift: ‘De ordinatione judicum, qui ponuntur et dantur in litteris apostolicis', woran sich Beispiele von Briefen mit einzelnen Ueberschriften und darunter gesetzten Noten anschliessen; so lautet eine Ueberschrift: ‘Committitur inquisitio fame alicujus abbatis’; oder ‘Declaratoria pro presby- tero super homicidio vim vi repellendo’. Den übrigen grösseren Theil der Lage bilden Bittschriften und Gesuche mit den Anfangsformeln: ‘Querelam dilecti filii accepimus’ und ‘Con- questus nobis’. Bis auf den letzten Brief sind alle diese von mir auf¬ gezählten Abtheilungen von derselben Hand geschrieben, die 2) Woker, Das Finanzwesen der Päpste. Das Buch der Taxen der apostolischen Kanzlei und Pöniteutiarie, S. 178, de literis minoris justitiao. Päpstliche Formelsammlungen. 67 sehr gleichmässig gearbeitet hat. Auch Noten und sonstige gelegentliche Bemerkungen sind dabei inbegriffen. An ein¬ zelnen Stellen hat der Schreiber Raum zwischen zwei Briefen gelassen, als wenn für einen Benutzer Platz für Eintragungen bleiben sollte. Die Thätigkeit anderer Hände dagegen illustrieren viele Randbemerkungen, welche meist kurz den Inhalt der Briefe fixieren: ‘Pro decano contra archiepiscopum super in- stitutione et destitutione; super spolio pro ffatre ordinis sancti Augustini’ u. A. Die Schrift gehört vielleicht der Mitte des 15. Jahrhunderts an. Die letzte Eintragung ist nun die Ab¬ schrift des schon erwähnten lose dabei liegenden Conceptes. Es ist auf einem Blatt Papier in Gross-Oktavformat entworfen und hat viele Correcturen im Text von zweiter Hand, nament¬ lich ist auch die Adresse, das Datum und vorher ein langes ‘non obstante’ durchstrichen. Alle Correcturen hat nun die Abschrift weggelassen, nur der gereinigte Text ist den übrigen vorhergehenden Beispielen der Formel ‘Querelam’ hinzugesetzt worden. Sehen wir uns diese Correcturen im allgemeinen noch etwas näher an. In der Form, welche nach den Streichungen übrig geblieben ist, konnte das Concept unmög¬ lich ins Reine geschrieben und dem Empfänger übermittelt sein; denn wesentliche Theile, die vollständige Adresse, das Datum — es ist übrigens nur das Tagesdatum gegeben — und die bekannten Schlussformeln: ‘Quare pro parte’ u. s. w., ‘fuit humiliter supplicatum’ u. s. w. ‘Quocirca mandamus’ u. s. w. ‘Testes’ u. s. w. ‘Non obstante’ u. s. w., das ‘Quare’ und ‘Non obstante’ vollständig ausgeschrieben, sind im Con- ceptc ausgestrichen. Tilgungen und Verbesserungen ein¬ zelner Worte im Text waren vom Grossator, der ja die Rein¬ schrift besorgte, zu berücksichtigen, aber die Ausmerzung für die Reinschrift nothwendiger Bestandtheile des Briefes war nicht in Bezug auf jenen geschehen, der sie gebrauchte, son¬ dern dies geschah offenbar nur mit Hinsicht auf die Eintragung in den uns vorliegenden Band. Für diese Eintragung genügte die Wiedergabe des wesentlichen Theiles des Textes, welcher den Rechtsvorgang darstellte. Daher strich man alles Ueber- flüssige, und nur diesem Zwecke diente es, wenn der Ver¬ besserer nicht allein die auf das ‘Quare’ folgenden Worte ‘pro parte etc.’ tilgte, sondern auch ein ‘etc.’ überschrieb, gerade so, wie es dann in der Abschrift geschehen ist. Schliesslich be¬ merke ich noch, dass auch zu der eingetragenen Abschrift von zweiter Hand sachliche Randbemerkungen hinzugefügt sind. Die übrigen in diesem Bande noch eingeklebten Original-Concepte sind allerdings, wenn ich recht sehe, nicht eingetragen, sie sind aber auch nicht in der Weise corrigiert, wie das erstgenannte Concept. 68 Otto Meinardus. Für die folgenden Lagen 1 ) darf ich mich wohl darauf beschränken, eine Reihe von Noten zu excerpieren und im allgemeinen darauf hinzuweisen, welche Anfangsformeln in den einzelnen Abtheilungen Vorkommen 2 ). Ausser den genannten sind es folgende: ‘Cum a nobis petitur, quod justum est et honestum’; ‘Significavit nobis’; ‘Sua petitione monstravit’; ‘Ad audientiam nostram pervenit’. Von Noten habe ich diese 3 ) ausgezogen: ‘Contra ducem vel majores nobiles non datur littera sine scitu papae. Bei ‘Conquesti sunt nobis preceptor et fratres domus hospitalis . . sancti Spiritus in Saxia de Urbe ordinis sancti Augustini’ steht am Rande: ‘Fuit sic expedita tempore Martini’. Bei der Adresse: ‘Venerabili fratri Velasco, episcopo Sebastensi, in civitate Compostellana residenti salutem’ am Rande: ‘Nota quod ponitur nomen proprium, quando residet episcopus vel eciam alius prelatus in aliena diocesi’. An anderer Stelle des Briefes: ‘Pone nomen proprium’. Auf die Adresse: ‘Dilectis filiis universis, presbiteris et laicis, pauperibus heremitis societatis pauperum heremitarum quondam fratris Angeli Chiarini nuncupatorum in . . . 4 ) dio- cesibus commorantibus salutem’ folgt unmittelbar: ‘Vidi in bulla Nicolai expedita per Ia. de Vicentia pro cancellaria (sic); superior cujuslibet domus est guardianus et eorum generalis vocatur curator’. Bei einem Briefe Pius’ II. von 1460, der den ganzen Text — nur die corroboratio abgekürzt — bringt, Datum und alle Kanzleinotizen, mit der Adresse: ‘Abbati et conventui monasterii sancti Antonii ordinis sancti Augustini Viennensis diocesis’, am Rande: ‘Temporibus preteritis fuit prohibitum, ne pro Antonitis plures expedirentur, ego tarnen post istam de con- sensu Jo. Mil. locumtenentis cor[rectoris] et aliorum de parco expedivi similem de mense novembri anno primo Pauli’; auf dem Rande rechts von dem Briefe: ‘Cassavi ego’ mit Bezug auf die nebenstehenden Worte des Textes: ‘vos ac\ Bei der 1) Vgl. über ihre Form die Auseinandersetzung am Anfang von Bd. V. 2) Von Nachträgen erwähne ich zwei datierte Briefe von 1452 und 1454, weil sie unverkürzt abgeschrieben sind; bei dem ersten sind auch die Kanzleinotizen des Originals wiedergegeben, so dass wohl ein solches Vorgelegen hat, links der Corrector (cor. II. de Clivis), rechts der Schreiber (scriptor F. de Arauda). 3) Dieselben stehen in ähnlicher Weise wie in Band IV zwischen ganzen Briefen verstreut. Doch ist in der Abtheilung des vorliegenden Bandes die Anzahl der Noten, welche nur neben einzelnen Formeln, Adressen und Anfängen von Briefen stehen, überwiegend vorhanden. Die Briefe selbst sind sehr oft ganz weggelassen; nur die Bemerkungen hat der Arbeiter für ähnliche Fälle offenbar schrift¬ lich fixiert. 4) Hier werden die Diöcesen genannt. Päpstliche Formelsammlungen. 69 folgenden Eintragung einer Adresse *) steht: ‘Expedita fuit per Clivis 1 2 ) dicto tempore et ego in Roma expedivi similem’. In einer der folgenden Abtheilungen sind auch einzelne Provisionen verstreut, so erklärt Pius II. die Verzichtleistung des Notars und Referendars Rode auf Pfründe und Kanonikat von Würzburg für zulässig. Dabei am Rande ‘Disponit papa de prebenda vacante per obitum auditoris tempore precedente’ und ‘Provisus possessione non habita resignat apud sedem’. In derselben Abtheilung nun findet sich, vermischt mit eingetragenen Briefen und meistens im Anschluss an einzelne Formeln, eine Reihe von Ausarbeitungen oder protokollarischen Aufzeichnungen über die Erledigung päpstlicher Briefe. Der Verfasser spricht häufig in erster Person und erwähnt Mit¬ arbeiter. Dieselben äussern sich über die Anwendung gewisser Formeln für gewisse Briefe, über die in Betracht kommenden Rechts- und technischen Fragen; diese Aeusserungen werden in indirekter Rede wiedergegeben; kurz es liegen da Auf¬ zeichnungen von dialogischem Charakter vor, und zwar offen bar eines Bureaus mehrerer der höchsten Verwaltungsbeamten der Curie. Wird doch das Eintreten des Papstes selbst mehr¬ fach hervorgehoben. Der Verfasser gehört zu diesem Bureau; er hat neben einigen Collegen, die er öfter anführt, selbst Briefe zu erledigen gehabt, und diejenigen Grundsätze, welche er und die Collegen in der Sitzung des Bureaus entwickelt haben, denen zuweilen widersprochen ist, tlieilt er uns, je nach Be¬ lieben ausführlicher, mit. Die Briefe selbst, um welche es sich in den Sitzungen gehandelt hat, bringt er nur selten und dann nur in sehr ver¬ kürzter Form. Er ersetzt diesen Mangel dadurch, dass er den allgemeinen Inhalt jedes Briefes am Rande in Kürze fixiert. So steht z. B. am Rande: ‘De clausula ‘pro expressis’ in dis- pensacione ad incomparabilia’ 3 * ) (?). Dazu schreibt der Ver¬ fasser im Text: ‘In dispensacione ad incomparabilia ponit Bigneti in clausula ‘pro expressis’; ‘omnia et singula beneficia ecclesiastica cum cura et sine cura, que canonice obtinet ac in quibus’ etc. (sic). Replicavi quod cum obtento vigore dispen- sacionis hujusmodi non posset obtinere aliud [beneficium] *) (?), quia dicitur in textu ‘si tibi conferantur’; ad quod Bregeon respondit aptius, quod [praeter] 5 ) obtenta [beneficia] 6 ) et duo alia retineret, per quod judicio N. de Castello et meo non fuit bene provisum parti. Hiis non obstantibus cum partis periculo, 1) ‘Dilectis filiis magistro et fratribus ordinis beate Marie de Mercede et Redemptionis captivorum salutem etc. Vobis et ordini vestro concessas etc.’; dann das oben Stehende. 2) Die Namen sind offenbar in der damals üblichen Form gebraucht. 3) Das Wort ist stark abgekürzt. Ueberhaupt ist alles sehr schlecht lesbar. 4) Das Wort ist sehr unlesbar. 5) Unlesbares Wort. 6) Unlesbares Wort. 70 Otto Meinarclus. credentis secum dispensatum et non ita oculate videntis, fuit dispensacio expedita’ J ). An anderen Stellen steht am Rande: ‘De officio ecclesie regularis et quod locus et porcio similiter teneretur’. Dazu sagt der Text: ‘Item expedivit Gualbes de consensu domi- norum provisionem super infirmaria ecclesie Bellicensis, que inibi officium est, et non dixit ‘claustrale’, sicut dicitur in officiis monasteriorum, non obstante, quod ecclesia est ordinis sancti Augustini, et posuit, quod locus et conventualis in eadem de consuetudine simili obtineri consueverunt’. ‘Dispensacio litteris non confectis’. Dazu im Text: ‘In impetracione, ubi narratur concessio dispensacionis litteris non confectis, voluit Bigneti, quod poneretur ex stilo ‘dis- pensavit’ et non ‘dispensari concessit’; Rizonibus et aliqui alii contra’. ‘An per ‘provide valere’ sit provisum sufficienter, si habuit dispensandus [septennium?] 2 ) de non promovendo’. Dazu im Text: ‘Papa dissensat racione parrochialis ecclesie de non promovendo ad septennium pro asserente falso se magistrum in artibus, qui tenuit parrochialem per VI annos et nunc habuit aliam dispensacionem ad aliud septennium a fine primi septennii cum ‘provide valere’ a datis presencium. Dixit Bigneti in presencia Rogeri, Rizonibus et aliorum, quod illi esset sufficienter provisum, si alteri non esset jus quesitum ante datum ‘provide valere’ etc. 3 ). Voluit forsan dicere, quod dispensacio non sit ipso jure nulla, sed per exceptionem. Postea episcopus Urbinatensis interrogatus dixit contrarium, et quod illi esset necessaria nova provisio et abilitac.io, secun- dum opinionem mearn. Sed quid dicendum erit, quia tales dispensaciones sepe fuerunt expedite; credo, quod bene dispen¬ sacio valeat a datis et littere sint bone, sed quo ad post ‘pro¬ vide valere’ impetrantes, parti non est provisum’. ‘De examine pro licenciato et pro nova provisione’. Dazu im Text: ‘Die VII. junii 1477 fuit conclusum per Castello, Bigneti et Gualbes, quod pro licenciato in altero jurium daren- tur littere sicut pro presente, quamvis absens sit, quia dixerunt, quod quilibet licenciatus fieret cum rigore examinis, regula contraria non obstante, que vult, quod cum rigore examinis licenciati non examinarentur. Asseruerunt enim, sic de con¬ suetudine esse observatum; voluerunt eciam, quod petentes novas provisiones super beneficiis acceptatis in vim . . . 4 ) non examinarentur; fuit alias contra Rizonibus, qui dixit, quod 1) Es folgen noch einige sehr schlecht lesbare Zeilen allgemeineren Inhalts. 2) Schlecht lesbar, ‘sumpticiam’? 3) Folgt ein unlesbarer Passus von zwei Reihen. 4) Unlesbar, etwa ‘exprimarii’. Päpstliche Formelsammlungen. 71 post examen poterant inire (?) inabilitacionem, et sic deberet denuo examinari’. ‘Fiat motu proprio et dimittat prebendam; quid de cano- nicatu, modis vacandi et fructibus’. Dazu im Text: ‘Papa motu proprio providit de certis beneficiis et voluit per si- gnaturam, quod provisus dimitteret prebendam Cordubensem; interpretati sunt domini signaturam de canonicatu et prebenda, et super hoc votarant Bignetii et Castello, modi vacandi po- nerentur, ut in concessione de aliis beneficiis, et nullus valor exprimeretur, quia non exprimitur in supplicacione, et regula non arctat pro eo, quod est motu proprio’. ‘Unio duarum ecclesiarum et illarum ac tercie, cui unie- bantur, collacio’. Dazu im Text: ‘Vacantibus tribus parrochia- libus ecclesiis Rizonibus univit duas et contidit terciam cum unitis in eadem littera, quam direxit impetranti’. ‘Legitimacionis confirmacio’. Im Text: ‘Pro legitimato per imperatorem ad successionem expedivit Rizonibus de con- sensu aliorum confirmacionem et non posuit clausulam ‘sine prejudicio illorum, qui succedunt ab intestato’, quia dixit regulam habere locum in nova locacione’. Später im Text: ‘. . ita expedivi sine derogacione de consensu Sy. Patracensis, Regentis et Ia. de Rizonibus in resignacione simplice apud sedem’. Im Ganzen enthält Band V etwa 225 Urkunden, darunter etwa 50 deutsche, d. h. eben solche, die sich, weil Namen genannt sind, beim ersten Ueberblick leicht extrahieren lassen. Von deutschen nenne ich: ‘[Nicolaus V.] providet Bernardo, filio Frederici ducis Brunswicensis, de administratione epi- scopatus ecclesie Hildensemensis’ (1452]. Am Schlüsse des Bandes befindet sich ein von einer Hand aus der Mitte des 15. Jahrli. verfasstes, für die kirchliche Geo¬ graphie des Mittelalters nicht unwichtiges Dokument. Es ist überschrieben: ‘Incipit provinciale omnium ecclesiarum cathe- dralium universi orbis per litteras alphabeti secundum morem et stilum Romane curie scriptorum domini pape’. In diesem Provinciale sind in alphabetischer Anordnung die Bisthümer der Kirche nach ihrer geographischen Lage verzeichnet. Zu diesem Zwecke hat der Verfasser durch alle Buchstaben des Alphabets hindurch ein fast gleichmässiges geographisches Schema verfolgt. Zuerst zählt er die einzelnen Kathedral- kirchen verschiedener Länder auf, welche mit dem Buchstaben A beginnen. Der Name des Landes ist über den auf diese Weise entstehenden kleinen Abtheilungen jedesmal • über¬ geschrieben, wie Sardinia, Lombardia, Slavonia, Ungaria, Alemannia u. s. w. Der Schreiber geht bei der Aufzählung der Länder innerhalb der einzelnen Buchstaben gleichmässig vor: er beginnt mit Rom und Italien, gelangt von da durch 72 Otto Meinardus. die Länder slavischer Zunge und Ungarn nach Deutschland, um dann Frankreich, Spanien, Grossbritannien, die nordischen Reiche abzumachen, worauf er sich ‘ad partes ultramarinas’ nach Syrien, Kleinasien und Griechenland begiebt. Zuweilen fügt er noch einzelne Länder nach, die er vergessen hat. In Deutschland unterscheidet er Alamannia und Alta Alamannia, ohne aber hierbei ganz correct zu verfahren, da er neben Salzburg und Trier auch Schwerin zur Alta Alamannia rechnet. Von Prag sagt er ganz richtig: ‘Pragensis in provincia Magun- tinensi olim, nunc est archiepiscopatus per se in Bohemia. Beim Buchstaben Z giebt er auch einige Zahlen der Annaten- taxe an. Eine spätere Hand fügt noch einige Ergänzungen hinzu. Von den übrigen acht Bänden enthält VIII, der in eine Urkunde eines Cardinais und das daran genähte Stück einer Bulle von 1458 eingeheftet war, eine Sammlung von Briefen, die auf drei Lagen vertheilt sind. Auf jeder Lage hat eine und dieselbe Hand, etwa aus der Mitte des 15. Jahrh., eine Reihe von Blättern beschrieben, und auf einzelne der leergebliebenen Blätter sind von späteren Händen Briefe nachgetragen. Viel¬ leicht hat die erste Hand aus den Regesten Pius’ II. eine Aus¬ wahl getroffen. Meistens sind Provisionen, und zwar beson¬ ders für päpstliche Nepoten und Freunde eingetragen, z. B. auch, wie oben erwähnt, die Provision der Domthesaurarie von Hildesheim für Johannes Rode. Ueberall finden sich auch hier sachliche Randbemerkungen, zuweilen sind auch ganze Formeln an den Rand geschrieben, und durch Zeichen wird angedeutet, dass für einen neuen Urkundenentwurf diese statt der be¬ treffenden in der Abschrift enthaltenen Formel genommen werden kann. Spätere Nachtragungen sind da von Briefen Nicolaus’ V, Calixt’ III. und Sixtus’ IV. Dabei finden sich einzelne Abschriften von einer Hand, die dann auch selbst noch sachliche Randbemerkungen hinzufügte. Von etwa 52 Ur¬ kunden sind 35 deutsche. Auf dem letzten Blatte findet sich folgende Kanzleitaxe: ‘Littere necessarie pro expeditione ecclesie metropolitane. Littera principalis.24 grossos. ad capitulum.24 gr. ad clerum.24 gr. ad populum.24 gr. ad vasallos.24 gr. ad regem.24 gr. Munus consecrationis et forma juramenti 28 gr. Si bulle fuerint super aliqua pensione, taxantur secundum quantitatem pecunie, omnes iste bulle quadruplicantur in taxis. Si ecclesia fuerit in taxa ad quatuor milia et sit in Francia, reducitur et solvit in cancellaria prothonotariis 27 ducatos. Päpstliche Formelsammlungen. 73 Custodi taxas muneris consecrationis, forme juramenti (sie). In plumbo pro prima bulla .... 25 duc. Pro aliis secundum taxas. In registro taxas ordinatas pro portu ad cameram duc. I, gr. 4. In camera. Pape pro communi collegio suo . . . 500 duc. Collegio dominorum cardinalium . . 500 duc. Pro uno minuto collegii.90 duc., sol. 20. Pro minuto camere.90 duc., sol. 20. Pro ti'ibus aliis minutis.271 duc., sol. 10. Pro sacra.100 duc. Pro subdiaconis.34 duc. Pro quitantia et obligatione .... 4 duc. Nota quod pro presenti sunt presentes undecim cardinales, et si plures essent, tune dividuntur in multis; secundum quod recipit unusquisque cardinalium, si minus augetur summa. Pro pallio sunt tres bulle, quelibet taxatur 16 gr. Item habet concordare cum subdiaconis, qui contenti erunt de 16 duc. vel minus. Item cum clericis serymoniarum (sic) pro . . .*).10 duc. Pro instrumento receptionis pallei . . 2 duc. Propina danda domino cardinali diacono 6 duc. Propina danda commissario arbitraria. Propina danda scutifero.50 duc. Pro parafrenariis. 4 duc. Notario cause.50 duc. In plumbo pro principali (?) 2 ) taxam cedule. Pro munere consecrationis et forma juramenti. 2 duc., gr. 2. Pro bullatoribus. 1 duc. Pro propina eorundem si vis de ecclesia 10000 . ^. 2 duc. Pro familiaribus bullatorum .... 5 gr. In registro. Pro principali (?) 3 ) taxam. Pro munere consecrationis et forma juramenti in eadem littera taxam. Pro conclusionibus mediam taxam. Magistris.1 duc. pro monasterio gr. 5. Registratura.1 duc. Pro portu 1 duc. gr. 3’. Eine spätere Hand hat noch wenige Notizen nachgefügt, die wohl eigentlich nicht dazu gehören. 1) ‘ffe’ cod. 2) ‘pn'i.’ cod. 3) ‘pnl!.’ cod. 74 Otto Meinardus. In Band III, in einen cassierten Brief Pius’ II. von 1458 eingeheftet, ist in ähnlicher Weise gearbeitet worden, wie in VIII. Auch hier hat eine und dieselbe Hand in mehreren Lagen ab¬ zuschreiben begonnen und andere Hände haben Nachträge geliefert. Auch hier sind von den einzelnen Lagen Blätter frei geblieben, und neben den sachlichen Randbemerkungen sind unter einige Briefe Formeln geschrieben, welche bei einem neuen Concept offenbar gewisse andere der alten Vor¬ lage ersetzen sollten. Die vorliegende Hand schreibt sehr klein und flüchtig, unter den Nachträgen kommt auch die deutliche Hand aus Band V vor, alle sind vielleicht aus Pius’ II. Zeit: in einem Briefe kommt Jo. Rode als Notar, Abbreviator und Corrector vor. Aus den Randbemerkungen dürfen wir auf Ur¬ kunden verschiedener Art schliessen. Am Schlüsse des Bandes hat die deutliche Hand von Band V eine Reihe von Blättern mit den uns bekannten Auszügen aus Bittschriften beschrieben, meistens mit der Anfangsformel ‘Querelam accepimus’. Wir zählen etwa 100 Urkunden, darunter etwa 60 deutsche. Die Bände VII und IX, in denen sich je 6 Lagen er¬ kennen lassen, gehören ebenfalls zu der von mir so bezeich- neten Gattung der Hand- und Studienbücher. Aeusserlich sind sie besonders an den Ecken sehr abgenutzt; ihren Umschlag bildeten kleinere Pergamentstücke, ln beiden ist ganz durch, mit kleinern Ausnahmen, dieselbe Hand thätig gewesen, eine kleine, enge Schrift mit vielen Abbreviaturen. Die Arbeit lässt sich hier gut verfolgen. Fast nie ist gleichmässig von Seite zu Seite weiter geschrieben, sondern ebenso oft wie unten der Rand vollgeschrieben ist, ist andererseits eine halbe Seite oder mehr leer geblieben. Auch hier sind häufig zuerst voll¬ ständige Urkunden eingetragen und dann einzelne Formeln nachgefügt. Das erste Blatt von Band VII weist eine ganze Anzahl von Titeln 1 ) auf, zu denen die eingetragenen Briefe gehören, während der Umschlag von Band IX nur die Auf¬ schrift: ‘Beneficiales et dispensationes, eciam alique monitoriales’ hat. Im Band IX befindet sich nun von einer anderen Hand eine Urkunde, zu der ein Regestenband Martins V. citiert wird. Es steht da: ‘Libro primo de beneficiis, de exhibitis et de diversis formis domini Martini pape quinti anno quarto decimo fo[lio] CCXCIX’. In der Abschrift ist Adresse und Datum vollständig mitgetheilt und nur die Corroborationsformel in abgekürzter Form. Auch sonst sind mehrere Urkunden von 1) Einige der Titel sind folgende: ‘De regularibus; commende; com- mendarum prorogaciones; provisiones ecclesiarum, monasteriorum’. ‘Rati- ficacio gestorum litteris provisionis .... (unlesbares Wort) expeditis cum abilitaeione’. ‘Provisiones et commende pro cardinali et promociones ad episcopatum cardinalis. Ordines’. Päpstliche Formelsammlungen. 75 Martin V. eingetragen, namentlich von 1424, in denen die Zahl der Schreiber der Curie von 48 auf 24 reduciert wird, ähnlich die der Offizialen und Cursoren. Von Eugen IV. sind einige Urkunden nachgetragen; in einer derselben wird über die Auditoren eine Bestimmung getroffen. Ob für diese Bände überhaupt die Regesten Martins V. benutzt sind, oder nur an der gedachten Stelle, muss späterer Untersuchung Vorbehalten bleiben. Soweit es möglich war, sind die Urkunden gezählt, Bd. VII hat reichlich 200, darunter etwa 20 deutsche, Bd. IX etwa 230, darunter 35 deutsche. In den Bänden X und XII liegen Theile von Process- acten vor, nämlich Informationen der Auditoren und Excep- tionen der Procuratoren. Band X, in ein Notariatsinstru¬ ment von 1429 eingeheftet, ist wohl öfter vom päpstlichen Kaplan und Auditor Johannes Walling benutzt; wenigstens steht auf dem Umschlag ‘domini Io. Walling' und innerhalb des Bandes wird derselbe Walling als Kaplan und Auditor von Eugen IV. 1437 zur Untersuchung einer Sache committiert. Informationen für den Auditor, auch in deutschen Sachen, zum Theil von einer geradezu unleserlichen Schrift, füllen den mässigen Band. Weit reichhaltiger ist Band XII. In eine Bulle Nicolaus’ V. von 1453 eingeheftet, in der die Namen ausradiert sind, enthält der sehr starke Band zuerst einige Lagen Formeln, welche sich im allgemeinen auf den Gang des Processes, besonders die einzelnen Exceptionen der Parteien beziehen, auf die Uebertragung des Processes und den Auf¬ schub des Verfahrens. Es ist wahrscheinlich, dass für diese Formeln Original - Processakten zu Grunde gelegen haben, aus denen sie aus¬ gezogen sind. An einzelnen Stellen sind nämlich, wie es ja in Formelbüchern vorkommt, grössere Abtheilungen der Vor¬ lagen stehen geblieben mit Beibehaltung von Namen, und dies sind ähnliche Aktentheile, wie die in der zweiten Hälfte des Band XII enthaltenen. Der grösste Theil dieser Formeln ist von derselben Hand geschrieben. Raum für Nachträge ist übrig geblieben, die auch mehrfach gemacht sind. Dass hier eine deutsche Hand thätig, ergiebt sich aus folgender Rand¬ bemerkung: ‘Ich versprich dir, das ich, dieweil ich leb, keyn ander wib nemen wil den dich’. Es folgen alsdann 83 ausführliche Original-Exceptionen der verschiedensten Procuratoren, unter denen sich nicht weniger als 62 deutsche Angelegenheiten betreffende befinden. Sie gehören wohl, wie aus den häufig vorkommenden Daten hervorgeht, meistens in die Zeiten Calixt’ III, auch noch Pius’ II. Diese Exceptionen sind deshalb von Wichtigkeit, weil in ihnen der ganze bisherige Verlauf der betreffenden Processe bis zur Appellation an die Curie in der Form einer Reihe von 76 Otto Meinardus. Artikeln entwickelt wird, die gewöhnlich recht eingehend ge¬ halten sind. Von jedem Process sind aber nur die Einwände des Procurators der einen Partei vorliegend. Um die Masse und Verschiedenartigkeit des in den einzelnen Schriften ent¬ haltenen historischen Stoffes zu veranschaulichen, gebe ich das folgende Beispiel in abgekürzter Form: ‘Libellus injuriarum super crimine falso. Coram vobis re[verendo] p[atri] dfomino] Ludovico de Ludovisiis, utriusque juris doctore, apostolice sedis protho- notario ac sacri apostolici palacii causarum causeque et causis ac partibus infrascriptis a domino nostro papa auditore specialiter deputato, proponit in jure et judicio procurator et eo nomine honorabilis viri domini Henningi Arken- husen presbyteri Hildensemensis diocesis Rojmanam] cu[riamj sequentis partis sue (sic) contra et adversus quosdam Her- mannum Cramer, Langenheneken, Hermannum Remensnider, Godschalcum Struving, Ludolphum de Wetensen, Iohannem Hannem, Hermannum Petri, Hermannum Hemeken, Ever- hardum Eyersbusen aliosque tune proconsules et consules opidi Alveld Hildensemensis diocesis neenon quameunque personam aliam pro eis et eorum nominibus legitime intervenientem, et si non per modum solempnis libelli, summarie tarnen petitio- nem simplicisque dicti narrationem ponit, dicit, asserit et, si necesse fuerit, probare intendit ea que sequuntur, ad super- fluam tarnen probationem se nullatenus astringens, de quo protestatur expresse. In primis enim dictus procurator quo supra nomine dicit, ponit et, si necesse fuerit, probare intendit, quod dictus dominus Henningus ab eo tempore, quo ad annos sue discretionis pervenit 1 ) — loquendo fuit et hodie est pacificus modestus — ab illicitis actibus et operibus — se abstinens talibus presertim, propter quos seu que — a prefatis Hermanno Cramer etc. — injuriari et injuriam pati meruerit. Et sic fuit et est verum. ‘Item quod dudum causa — inter discretum virurn Con- radum de Zelde ex una et proconsules et consules opidi Alveld de et super quadam domo sita in ipso oppido — ex altera pendente, ipsi proconsules — certos suos opidanos — cum pleno mandato ad concordandas causas — ad opidum Embi- cense — miserunt’. [Legati concordarunt inter Conradum et consides.j ‘Item quod post hoc dicta concordia per proconsules — solempniter fuit ratificata’. ‘Item quod premissis non obstantibus dicti Hermannus Cramer etc. — adversarii — ipsi domino Henningo animo J) Wo die Gedankenstriche stehen, sind fiir unsern Zweck über¬ flüssige Worte, Sätze und Artikel ausgelassen. Päpstliche Formelsammlungen. 77 graviter injuriandi ducti — videlicet de anno doraini 1454 et de mense julii in presentia illustrissimi principis domini Ber- nardi ducis Brunswicensis et Luneburgensis ac ecclesie Hilden- semensis administratoris tamquam dicti domini Idenningi judicis ordinarii — contra omnem rei veritatem — palam diffamarunt, — quodque corruptus falsum instrumentum super dicta con- cordia confecisset prefatumque dominum — ad apprehendendum dictum dominum Henningum — incitarunt’. [Folgen noch Artikel 10—20.] ‘Quare petit predictus procurator per vos r. d. protho- notarium sentenciam pronunciari — prefatas accusationes per dictos adversarios — ipsi domino Henningo illatas fuisse et esse injuriosas — eosque Hermannum etc. ad dandum pecuniae (duo milia ducatorum) summam condempnandos esse’ etc. — ‘Premissa omnia et singula tarn conjunctim quam divisim petit dictus procurator, quo supra nomine, omnibus melioribus modo via jure causa et forma, quibus potest et debet, vestrum insuper benignum officium super premissis omnibus et singulis humiliter implorando. Salvo jure corrigendi etc. Et protestatur, ut fuit et est moris atque stili’. Darunter bat offenbar der vidimierende Notar sich unter¬ schrieben: ‘Bertoldus Helmici notarius subscripsit’. Die einzelnen Schriftstücke füllen oft eine grössere Anzahl von Seiten aus und sind bei der Formierung des Bandes so zu 6 oder 7 in Gestalt eines Bündels ineinandergelegt worden, dass allemal auf die in zwei gleiche Hälften auseinandergefaltete erste Denkschrift die übrigen in gleicherweise ausgebreitet und zu¬ sammengeheftet sind. Es pflegen also die ersten Seiten der ersten Schrift von ihrem Schlüsse durch eine ganze Anzahl Blätter getrennt zu sein. Diese Original-Ausarbeitungen der Procuratoren sind mit vielen Correcturen versehen. Dazu sind viele von einem Notar vidimiert. Bei den meisten ist die Materie, um die es sich handelt, oben auf der ersten Seite eingetragen. Auch die Rückseite des letzten Blattes hat eine dem entsprechende Notiz, z. B.: ‘Lubicensium violentiarum et dampnorum libellus — Io. Deding notarius. Nuemburgensis subsidii libellus — Io. Ludenschild notarius. Coloniensis Su- satiensis prepositure articuli’. — Einzelne Fälle mögen noch hervorgehoben sein. Die Anrede ist stets gerichtet an einen Auditor: ‘Coram vobis reverendo patre domino Orlando de Bonarlis . s. domini n. pape capellano et ipsius saci’i palatii apostolici causarum . . auditore’ u. s. w. ‘Domina Margareta olim Bernstede de Lübeck contra quendam Petrum Heyne alias Barbeji (?) scriptorem judicii temporalis seu maleficii sive sanguinis in dicta civitate Lubicensi super bonis, injuriis et violentiis. — Magister Hermannus Phibbe in legibus licen- 78 Otto Meinardus. tiatus Lundensis et sancti Alexandri Wildeshusensis Osna- burgensis diocesis ecclesiarum canonicus contra Iohannem Quyrren clericum super injuriis verbalibus’. — De prebenda eeclesie Maguntinensis, utrum Iohanni comiti de Werden¬ berg an Philippo de Rynegk concedatur’. (Es werden die beiderseitigen Voreltern weit zurück aufgeführt, wobei in den Genealogien des Grafen Werdemberg die Herzoge von Württemberg, Kaiser Ludwig von Baiern und Markgraf Fried¬ rich von Brandenburg, bei den Rieneck die Grafen von Hanau und Nassau erwähnt werden.) — ‘Sindicus nomine venerabilium virorum dominorum decani et capituli Herbipolensis ac nomine episcopi contra quendam Nicolaum de Seckendorff alias Rin- hoffen, canonicum in dicta ecclesia super usurpatione bonorum quorundam post obitum episcopi Iohannis’. — ‘Mathias Clux presbyter Misnensis diocesis, filius naturalis quondam Ramfoldi Clux de villa Clux armigeri contra dominam Barbaram Nosti- cinne abbatissam cenobii sanctimonialium in Marienstern, Casparum Nostitz, Iohannem Kewle laycos super bonis paternis’. — ‘Dominus Wernerus de Wytgensteyn prepositus s. Gereonis Coloniensis contra Heynemannum Loer de Unna super pre- positura eeclesie s. Patrocli Susatiensis’. Der XIII. Band, unter den Copialbüchern des Erzstifts Bremen (II, 52) verzeichnet und eingeheftet in eine Urkunde eines päpstlichen Auditors, ist sehr stark und zerfällt in zwei Hälften, von denen die erste Bremische Processacten von 1465 umfasst. Die zweite sehr umfangreiche Hälfte ist offenbar von einer und derselben Hand ganz durchgeschrieben, wenn auch zu verschiedenen Zeiten, und enthält eine Reihe von Beispielen für die verschiedensten im römischen Processverfahren sich abspielenden Vorgänge. Von Eintragungen der ersten Lagen dieser Abtheilung ist vorne ein Verzeichnis gegeben: ‘Tabula’. So enthält fol. 1 Beispiele für folgende Vorgänge: ‘De modo exequendi citationem legitimam. Ad exequendam citationem. Instrumentum executionis’ u. a. Fol. 4: ‘Inhibitio simplex’. Fol. 8: ‘Remissio ad partes’. Die Beispiele sind sehr formel¬ haft und scheinen meistens aus der Praxis der Auditoren ge¬ nommen zu sein. In der Mitte der Bogen findet sich ein Verzeichnis der ‘Festa, in quibus in Romana curia tarn in palacio causarum apostolico quam in audientia contradictarum quam eciam camera apostolica nulla tenetur audientia publica. Daran schliessen sich wiederum ausführliche Erörterungen und Grundsätze des römischen Processverfahrens, wobei an einer Stelle ein Process vom Jahre 1429 herangezogen ist. Am Schluss sind Urkunden eingetragen, welche sich auf das Stift b. Marie v. in Hamburg beziehen. Versuchen wir nunmehr mit einem kurzen Hinblick auf Päpstliche Formelsammlungen. 79 die Ergebnisse unserer Untersuchung die Richtungen anzudeuten, nach denen hin die vorliegenden Bände zu benutzen und zu verarbeiten sind. Als festgestellt darf gelten, dass uns hier eine Sammlung handschriftlicher Arbeiten dargeboten wird, tvelche unmittelbar aus der Geschäftsthätigkeit curialer Verwaltungsbeamten des 15. Jahrhunderts hervorgegangen sind. Es liegt daher auf der Hand, dass durch eine systematische Benutzung des reichen Materials vor allen Dingen unsere Kenntnisse von der Geschäfts¬ praxis der päpstlichen Kanzlei und anderer Venvaltungsbehör- den der Curie vervollständigt werden dürften. Aber auch für die Geschichte der Bewegungen und Ver¬ änderungen , welche sowohl im unmittelbaren Bereich der curialen Verwaltung als innerhalb der grossen Verwaltungs- complexe der Kirche überhaupt sich in dem Zeitraum, in den unsere Manuscripte fallen, vollzogen, werden neue Gesichts¬ punkte in Betracht gezogen, alte Thatsachen ins rechte Licht gesetzt, neue gewonnen werden können. Da ferner gerade im 15. Jahrhundert der Einfluss der Kirche sich auf die weitesten Lebensinteressen der Völker erstreckte, so wird endlich die inhaltliche Ausbeutung gewisser Bände wesentlich auch der Rechts- und Culturgeschichte zu Gute kommen, während für die politische Geschichte, wie mir scheint, der Stoff weniger ergiebig zu werden verspricht. Wenn wir nun — um schliesslich auch diesen Punkt zu erwähnen — im Grossen und Ganzen gefunden haben, dass der grösste Theil des urkundlichen Materials der zweiten Hälfte des 14. und dem 15. Jahrhundert angehört, so wird doch auch die Frage einer Untersuchung bedürfen, ob nicht hier und dort, namentlich in den Formelsammlungen, noch ältere Be- standtheile als Vorlage gedient haben. IV. Chronologisches Handschriften. Von Br. K r u s c li. Neues Archiv etc X. 6 Hiinen längeren Aufenthalt in Paris im vorigen Sommer benutzte ich hauptsächlich zur Vergleichung der auf das Schisma der Donatisten bezüglichen Actenstücke, ohne in¬ dessen die chronologischen Studien ganz ausser Acht zu lassen. Gehören die patristischen Untersuchungen nicht in diese Zeit¬ schrift, so glaube ich doch, dass die chronographischen Ex- cerpte aus Pariser Hss. hier keinen unpassenden Platz finden. Eingefügt habe ich eine Notiz aus einer Würzburger Hs., die bisher im Archiv nur verstümmelt gedruckt war. Der Cod. Paris, nr. 5543, saec. IX, in 8° ? fol. 171, ent¬ hält fol. 7—9. den an den Bischof Petronius gerichteten Prolog des Dionysius, auf welchen in anderen Hss. regel¬ mässig die Ostertafel folgt. Auch der Schreiber der Pariser Hs. fand sie in seiner Vorlage nebst einer kurzen Vorbemer¬ kung des Dionysius, die in den meisten andern Hss. fehlt: Fol. 9. ‘INCIPIT CYCLUS DECENNL. QUEM GRECI ENNEACAi DECA DERIDA UOCANT. Constitutus a sanctis patribus, in quo XIIHmas paschales omni tempore sine ulla reperies falsitate, tantum memineris annis singulis, qui cyclus lunae et qui decennovenalis existat: in praesenti namque tertia indictio est consolatu Probi iunioris, tertius decimus circulus decennovenalis, decimus lunaris est’; er Hess jedoch den Cyclus aus, weil er abgelaufen war und für ihn keinen practischen Werth hatte: ‘Hic autem cyclus Dionisii V decennove- nalibus constat, hoc est XCV annis sumitque exordium a D XXXII. anno incarnationis domini et desinit in D CXXVI. anno. Hunc ergo cyclum praetermisimus, eo quod totus pre- teriit’. Dafür copierte er fol. 9'—23. die Bedanische Ostertafel *) von 532—1063, an deren Rande die Annalen von Fleury stehen (Duchesne III, 355—357, SS. II, 254). Der Codex enthält ausserdem fol. 126' den Brief Bedas an den Presbyter Wictheda. Der Cod. Paris, nr. 13440. aus Corbie (später S. Ger- main des Pres nr. 116, dann 1540) saec. VIII, fol. 122, in 16°, welcher in langobardischer Schrift geschrieben ist, ent- 1) Nicht die 19jährigen Cyclen des Dionysius, wie Pertz schreibt. 6 * 84 Br. Kruscb. hält fol. 97—100' einen Brief Columbans: ‘INCIP EPIS SCI .BANI ABBATIS DE IN(GEEW?) HUP?. UIT(AE?). O tu vita humana fragilis et mortalis — per eum qui vivit et regnat’. Dieses Schreiben dürfte noch unbekannt sein; der Anfang scheint sich mit dem 5. Sermo des Columban bei Rossetti, Bobbio illustrato II, p. 88: ‘De vanitate humanae vitae. O tu vita quantos decipisti, quantos seduxisti’ etc. ungefähr zu decken. Der Cod. Paris, nr. 16361 (früher Sorbonne nr. 283) saec. XII, in 8°, p. 288, enthält hinter Bedas Schrift ‘De ratione temporum’, p. 212—217. ein altes auf die Osterstreitig¬ keiten bezügliches Schriftstück, welches bisher noch unge¬ druckt ist: ‘De sollempnitatibus et sabbatis et neomeniis, quae in lege a Domino praecipiuntur observari, tuae caritatis imperio cogente dicturi, quid secundum litteram reprobari, quid spiritaliter observari debeat, prius cogimur amatoribus litterae adversariis- que veritatis respondere, quos cum ego possim iure reper- cutere, magis eos bland§ leviterque alloquens, ad agnitionem veritatis venire cupio. Qui cum radicis amarum cordicem 1 ) ruminare cupiunt, poma spernunt, pulveremque auri mirantes, formata metalla despiciunt, quia etsi secundum litteram legis observari cuncta contendunt, velamine 2 ) posito super faciem Moysi, spiritus et veritatis luce illuminari nequeunt. Quos, etsi veritati non adquieverunt, hirci tarnen more emissarii humero 3 ) nostrae patienciae portemus, parati ad satisfactionem de ea quae in nobis est fide ad suae perdicionis 4 ) et lavare postea vestimenta, ne contagione heretici 5 ) sensus polluti remaneamus. Nos autem inicio huius opusculi exemplo Ihere- miae 6 ) docti evellere prius et 7 ) destruere et postea plantare et aedificare proponimus, de scripturis prius ostendere cupien- tes, quoniam hae feriae Domini, quae praecipiuntur lege ser- vari, non umbra sed spiritali observancia celebrari iubentur. Et si qui inbecillitatis 8 ) nostrae auctoritatem parvi pendere voluerint, prophetas audiant, qui provido vaticinio providentes harum reprobationem euangelii tempore voce aperta prae- dixerunt, immo in eis Domino praeloquente 9 ): ‘Dies festos vestros et neomenias et sabbata odit anima mea, et haec se Dominus non 10 ) mandasse pronunciat, cum ipsum in lege haec praecepisse manifestum est. In quibus verbis quid aliud osten- ditur, quam cum Christus finis legis advenerit, ea secundum litteram custodiri non mandaverit? De sacrificiis autem per alium prophetam loquitur 11 ): ‘Non in sacrificiis tuis arguam 1) Sic cod. 2) Exod. 34, 33. 3) Luc. 15, 5. 4) Desunt quaedam. 5) ‘hetretici’ cod. 6) Ierem. 1, 10. 7) Om. cod. 8) ‘inbecillitate’ corr. ‘inbecillitates’ cod. 9) IV. Esdr. 1, 31. Is. 1, 14. 10) Textus biat. 11) Ps. 49, 8 — 13. Chronologisches aus Handschriften. 85 te; holocausta autem tua in conspectu mco sunt semper. Non accipiara de domo tua vitulos neque de gregibus tuis lnrcos’ et reliqua usque: ‘aut sanguinem hircorum potabo?’ Quibus verbis apostolus eodem spiritu repletus conveniens ait 1 ): ‘Nemo vos seducat in esca aut in potu aut in parte diei festi aut neomenia vel in sabbatis, quod est umbra futurorum’ et reliqua. Quibus verbis luculentissime declarat, ut 2 ), sive die- bus temporaliter sive escis carnalibus observatis, nicbil aliud quam vanissimam umbram et erroris seductionem invenire potuerit. Et dominus Iesus etiam euangelio solvere sabbatum declaravit, cum paralitico praeceperat 3 ): ‘Tolle grabatum tuum’, quod lege prohibitum, videlicet in sabbato onera portari, mani¬ festum est. Solvit et scenophegiam, quando dicebat 4 ): ‘Non ascendam ad diem festum hunc’, ac si dixisset: In hac huius festivitatis observancia honoris mei gloria non ascendit. De pascha autem tamquam maximo sacramento salutis nostrae paulo latius aliquid dicturus, etiamsi non est huius temporis cuncta disserere, prius ostendere volo, quibus vel quantis rationibus pascha Domini custodiri 5 ) praecipitur. Mense primo decima die mensis agnus agniculus immaculatus segregari et servari usque ad IIII am decimam et in X a IIII a a Domino per Moysen occidere praecipitur ab universo c§tu liliorum Israel ad vesperum. Quas rationes ipse Dominus verus agnus, cum ad verum pascha progreditur, aliquas per- manere volens, custodivit, aliquas non servari cupiens, com- mutavit. Qui cum in primo mense secundum praeceptum legis immolari dignatus est et X am IIII ara lunam nullo modo prae- venire suae passionis tempora commisit, aliqua tarnen contra figuram eum fecisse, narrat euangelium 6 ), quia, cum a Iuda traderetur Iudeis, non decima die mensis primi tentus est, et cum sui corporis et sanguinis sacramenta dare in sua vita discipulis suis dignatus fuerit, hoc contra figuram fecisse mon- stratur, cum ille agnus, qui in typo Christi in pascha occidi praecipitur, assatus igni, cum capite et pedibus et intraneis, post suam occisionem consumi a populo mandaretur. Hoc autem, ut mihi videtur, propter duas rationabiles causas Deum fecisse cognoscitur, ne, cum pascha cum discipulis manducasset, nisi postea sacrificium commutasset, dicens 7 ): ‘Hoc est Corpus meum’, sic etiam postea observari debere crederetur. Haec est autem alta 8 ), ut opinor, causa, ut, cum corpus Domini integrum ct suum sanguinem in se continens ante passionem cernerent, in corpore se refici spiritaliter crederent, et sic etiam nunc a nobis credi debeat. Et hoc etiam intueri debemus, 1) Coloss. 2, IG. 17. 2) ‘in’ cod. 3) Marc. 2, 11. 4) Ioann. 7, 8. 5) ‘cus || tore’ cod. 6) ‘eügiam’ cod. 7) Matth. 26, 26. 8) ‘altam’ cod. 86 Br. Krusch. quod non in X a IIII a l ) die ad vesperum, ut lex praecipit, ille ‘agnus 2 ) Dei, qui tollit peccata mundi’, et ‘pascha 3 ) nostrum immolatus est Christus’, sed X a W) die, in quo manifestum est diem festum Iudeorum cum suo sacrificio a Domino so- lutum. Sed quid in hoc intelligere debemus, quod prius figu- ralis agni 4 ) carnis 5 ) comedere et postea sui corporis cibus 6 7 ) apostolos refecit, et post Iudeorum typicum nostrum pascha immolatus est Christus? Hoc, ut opinor, non ut veritas figu- ram, sed figura veritatem praecedat, quia non prius quod spiri- tale, sed quod animale, deinde quod spiritale. Unde electa et amica sponsa Christi universalis ecclesia anathematizat eos, quia cum Iudeis in festivitate paschali X am IIII ara 7 ) lunam expectari diffiniunt et sabbata et cetera huiusmodi umbralis observanciae. Et hoc tantum observare dignatus est Dominus, ut in primo mense post X am IIII am7 ) diem pascha- lem festivitatem, procedentem una sabbatorum, celebrari sine ambiguitate censuerit, licet in hoc varietas ^cclesiae orta est, aliis sufficere credentibus, ut non in X a IIII ai ) cum Iudeis pascha celebrarent, alii autem hoc fortiter caut^que custodiunt, ut immolationem veri ‘agni 2 ) Dei, qui tollit peccatum mundi’, ante X am IIII am celebrare non audeant, secundum illud legale praeceptum, quod Dominus ad passionem veniens minime con- tempsit, sed ait: Observabitis eum usque ad X am IIII am7 ) lunam, quod 8 ) nunc maxime ^cclesia, auctoritatem sedis Ro- manae 9 ) sequens, observat. Sed haec deserentes, quia non est huius temporis per singula discuti, ad spiritalem intelli- genciam mentis aciem convertamus, quibus praecipitur mense novorum X a IIII a die mensis paschalis agni carnes comedere, ut, novis nascentibus bonorum operum fructibus, cum decalogi a nobis verba completa fuerint, in euangelii perfectione qua- terno numero consistentes carnes nostri agni in vespere mundi, in quo finis saeculorum pervenit, intenebratis cordibus, Spiritu sancto noctem illuminante, comedamus. Sex diebus operari praecipimur, in septimo autem, hoc est sabbato, ab omni opere servili prohibemur. Per senarium autem numerum perfectio operum designatur, quia sex diebus fecit Deus caelum et terram. In sabbato autem omne opus servile, hoc est peccatum, operari prohibemur, quia qui facit peccatum, servus est peccati, ut, cum in praesenti saeculo per- fectionem operum compleverimus, non obdurantes corda nostra, in veram requiem, quae contumacibus denegata est, pervenire mereamur. 1) ‘decima’ add. cod. 2) Ioann. 1,29. 3) I. Cor. 5, 7. 4) ‘agn 9 ’ corr. ‘agni’ cod. 5) ‘carnis’ corr. ‘carnes’ cod. 6) ‘cibos’ cod. 7) ‘decimam’ add. 8) ‘quod’ corr. ‘quam’ cod. 9) Expunct. et superscr. ‘apostolice’ cod. Chronologisches ans Handschriften. 87 Ab altero die sabbati septem ebdomadas plenas numerare nobis lege praecipitur usque ad alteram diem expletionis ebdo- madae septimae, id est quinquagesimum diem, in quo primi- ciae offeruntur. Quae dinumeracio perfectionis plenae per septenarium et quinquagenarium numerum et decem quinquies eracitur. In quo hoc significari puto, ut per quinquagena¬ rium, qui remissionem in se continet, per caritatem, quae, septiformis spiritus gratia superveniente, diffusa est in cordibus nostris, et quinque nostri corporis sensus legi Dei subditos habeamus, quae verba decalogi in se continet, et per caritatem, ut dixi, quae caritas operit multitudinem peccatorum. Et sic sacrificium novum Domino ex omnibus habitacionibus nostris in usum magni sacerdotis cum pacificis nostris victimis credentes 1 ) offeremus, sicut Domino pacem fecerimus, offerentes spiritales hostias acceptabiles Deo per Iesum Christum, qui panes pri- miciarum terrae nostrae etsi fermentatos, tarnen sibi consecratos comedit. Ipse pontifex, qui caelum penetrans, possit compati infirmitatibus nostris et, cum apud Patrem advocatum habe¬ amus eum, opera, quae fermento fragilitatis nostrae fermentata in husum huius sacerdotis manu operationis elevata cedent per viscera misericordiae, devorat. Quae non odorem Deo suavitatis praebent, sed magis indulgenciam exigunt. In fine anni solaris apud Hebreos, id est septimo mense, quando congregantur fructus in horrea sive in cellaria, tune celebrare lege praeceptum, id est prima die tubarum, de- cima die expiationum celebrari debere sabbata, et a quinto decimo die per dies VII tem , usque dum finiantur octavo, taber- naculorum feriae esse praecipiuntur. His autem fortasse signi¬ ficari potest, ut, quia nos in fine saeculi trino sacramento invocationis sumus consecrati, tuba praedicationis, euvangelii fide et aspersione sanguinis Iesu Christi, in qua vera pro- pitiacio est, finito legis tempore, discere non cessemus, et congregatis novis bonorum operura fructibus, ab omni opere malo quieti, per septiformis spiritus gratiam perfectione sus- cepta, in octavae beatitudinis numeros pervenire mereamur. Quod tarnen et per ieiunii et orationis labores non est dubium consequi, quia et affiigi anima lege praecipitur. In neomenia bucinare tuba praecipitur, id est nova luna, quia qui luna scientiae illuminatus est, praedicare aliis cessare non debet. Quod Paulus scienciae Christi fulgore illuminatus observare minime contempsit, praedicans in synagogis Iudeorum. De sacrificiis 2 ) pauca dicere decreveram, quae cum hostiae veri pontificis in se figuram contineant, a nobis etiam Domino spiritaliter offerri debent. Per vitulum enim labor noster, per ovem innocencia, per hircum mortificatio fornicariae voluptatis, per capram, quae in sublimi pastu pascitur, vita theorica, per 2) Cf. Levit. 1. 2. 1) ‘cedentes’ cod. 88 Br. Krusch. arietem opus praedicationis, quae agnos bono pastori generat, per turturem castitas solitariae mentis nemini praeter Christum iunctae, per columbam perspicatior intuitus sacramentoruin, per panem soliditas praeceptorum, per similam sinceritas vitae, per vinum et sal veritas praedicationis, per oleum fomenta caritatis intelliguntur. Quae omnia sive festa sive sacrificia in uno loco celebrari et offerri lex iubet, quia tune omnia prosunt, cum in unitate ^cclesiae sine ullo scismatis *) errore peraguntur. Haec pauca in bysso multa disserens, hanc scribiciunculam diviti pauper, peregrinus tibi scribere non timui, quia perfecta dilectio foras mittit timorem, credens etiam hoc, o venerabilis papa, quod plus valet obediencia cum fide, quam facultas humani ingenii. Haec autem et a te postulata sunt et a me dicta propter eos, qui cum in superficie christiani videantur, per Iudaici sensus impietatem corpus Christi, id est ^cclesiam, suis scismatibus scindere- non metuunt. Haec sub brevitate transcurrimus, quae si per omnia tractarentur, grande volumen poscerent, quae non est huius temporis peragi, quia magni temporis otium exigunt. Ora pro me, venerabilis papa’. Der ungenannte Verf. dieses an einen ‘venerabilis papa’ gerichteten Schreibens lässt sich vielleicht ermitteln. Die Sprache ist jenes irische Latein der Columbanischen Briefe; und wenn man die Worte unseres Briefes: ‘hanc scribici¬ unculam diviti pauper, pregrinus tibi scribere non timui’ mit dem Eingänge des an Bonifatius IV. gerichteten Briefes Colum- bans (Rossetti, Bobbio illustrato II, p. 125) vergleicht: ‘ex- tremus primo, peregrinus indigenae, pauperculus praepotenti — mirum dictu! nova res — rara avis scribere audet Bonifatio patri Palumbus’, so kann kaum eine Zweifel existieren, dass beide Schriftstücke aus derselben Feder stammen. Der ‘Papa’, auf dessen Befehl hin der Verf. über die Feste schrieb, ist nach fränkischem Gebrauch jeder beliebige Bischof, aber auch der Papst. Ist dieser gemeint, so wäre kaum an einen anderen als Bonifaz IV. zu denken. In Betreff der Osterfeier am 14. Nisan drückt sich der Verf. sehr vorsichtig aus. Er giebt zwar zu, dass Ostern am Sonntag nach der Luna XIV. nach der Bestimmung des Herrn gefeiert werden müsse, schliesst sich aber im Folgenden derjenigen Partei an, welche nur eine Osterfeier vor der Luna XIV. verwirft. Diese Bestimmung schützt er durch die ‘auctoritas sedis Romanae’. Im Ganzen sieht man hieraus, dass Columban seinem alten Canon nicht untreu geworden war, wenn er auch nicht mehr mit der Offen¬ heit hervortrat, die wir in dem Briefe an Gregor I. bewun¬ dern. Dem Inhalte nach möchte der neue Brief Columbans später als seine bisher bekannten Osterschriften zu setzen sein. 1) ‘tscimatis’ cod. Chronologisches aus Handschriften. 89 Der übrige Inhalt 1 ) dieses Codex entspricht vollkommen dem des von Boucher benutzten Codex Sirmondi, dessen jetziger Aufenthalt nicht zu ermitteln ist; auch im einzelnen finden sich alle Lesarten der Boucher’schen Texte in unserer Hs. wieder. Dieser Herausgeber hat De doctrina temporum, S. 438, ein Zeugnis über den Anatolius aus dem Codex ‘unde Anatolium hausimus’ mitgetheilt; dieses steht in unserer Hs. auf S. 238. Der überaus interessante angelsächsische Codex Paris, nr. 10837 saec. VIII, aus Echternach, über welchen Arndt, N. Archiv II, S. 291, und Delisle, Cabinet des Mss. III, S. 229 gehandelt haben, enthält fol. 33 den Brief des Papstes Honorius an König Aeduin: ‘Domino excellentissimo atque praecellen- tissimo filio Aeduino regi Anglorum Honorius episc servus servorum Dei’ etc. ‘Ita christianitatis nostrae integritas’ etc., welchen Beda in seine Kirchengeschichte II, 17, aufge¬ nommen hat. Die Würzburger Hs. Mp. th. f. 28 (früher nr. 35) saec. VIII, fol. 99, enthält im Anfang Sermonen, von denen ich einzelne unter den Werken des Augustinus (Tom. V, p. 1270 und App. col. 233, letzterer als Sermo 129 Caesarii gedruckt) wieder gefunden habe. Fol. 67'. stehen zwei Berechnungen der Weltjahre, die bereits Archiv VII, S. 109 excerpiert sind, aber so, dass sich bei dem besten Willen kein vernünftiger Gebrauch von ihnen machen liess. Ich habe sie vollständig abgeschrieben und lasse sie hier folgen. Fol. 67'. RATIO ORBEM 2 ), EX QUO TERRA CONDITA EST SECUNDUM CICLUM VICTORI. Ab Adam usque ad resurreccionem domini nostri Iesu Christi anni . U. milia . CCXX et CIII et a resurreccione domini nostri Iesu Christi usque ad pracsentem anno, in quo fuit pascha XI. kl aprls, regnante dornno Theoderico rege anno UIII, indiccionis septima anni sunt UI. centi . IIII. Et fiunt simul omnes anni . U. milia octingenti et duo. RATIO MUNDI. A principio mundi usque ad diluvio anni dua milia . CC . XLII et a dilivio usque ad Abraham anni D. CCCXLII et ab Abraham usque ad Moysen . D . CI. Fiunt simul a prin¬ cipio mundi usque ad Moysen anni trea milia . DC. LXXX . V. Et a Moysen usque ad Samson et captivitate Troic anni CCCC . XXX. Et a captivitate Troie usque ad Romulum 3 ), qui Romo condidit, anni CCCUXXX, ac sic a principio mundi usque quo Roma condita est anni sunt IIII. milia . D. XL. C. II. 1) Die Briefe des Pascasinus p. 217, Petronius p. 219, Cyrillus p. 225, des Anatolius p. 227, des Pseudo - Morimis p. 238, Ililarus und Victorius p. 242. 2) Corr. ‘OKb’ cod. 3) Corr. ‘Romolum’ cod. 90 Br. Kruscb. Et a Roma condita usque ad consoles anni CC. L. I 1 ). Et ab . Arido 2 ) et Conlacione primis consolibus usque ad dominum nostrum Iesum Christum anni CC XX . C . III. Et ab ascen- sione domini nostri Iesu Christi usque ad anno . XL . II . regnum gloriosissimi domni nostri Chlotari regis anni DC. I. qui faciunt in summa ab inicio mundi anni U. milia DCCC , XX . C . IIII. Item et ab inicio mundi usque ad anno decimo Seggeberti regis anni U milia DCCC XX . C . IIII. Et re¬ manent dies 3 ) sexto miliario ut pro conpleatur anni C.XXXX tantum 4 ). Auffallend ist in der ersten Berechnung die Zählung nach Incarnationsjahren, deren 604 bis zum 8. Jahre Theuderichs II. mit dem Osterfeste 22. März und der 7. Indiction gerechnet werden. Da diese Angaben genau mit dem Cyclus des Dio¬ nysius stimmen, in Gallien aber, wie ich im 9. Band, S. 137, nachgewiesen habe, bis zum Jahre 736 Victurius’ Tabellen im Gebrauche waren, so ist die vorliegende Berechnung im höchsten Grade verdächtig. Dass nun in der That an der Stelle der Incarnationsjahre in der Vorlage die Passionsjahre des Victurius gestanden haben, geht aus den Eingangsworten zur Evidenz hervor: ‘Ab Adam usque ad resurreccionem domini nostri Iesu Christi anni . U . milia . CCXX et CIII’. Das C mit dem nächsten Striche am Schlüsse ist nichts anderes als das mero- wingische Zeichen für 6, Cj, welches spätere Schreiber sehr oft (vgl. N. Archiv VII, 304) in der angedeuteten Weise aufgelöst haben. Die Summe von 5228 Weltjahren bis zur Passio ist nun accurat dieselbe, welche Victurius herausgerechnet hat, und sollte noch Jemand zweifeln, so zeigt schon die IJeber- schrift ‘SECUNDUM CICLUM VICTORI’, dass jener Calculus und nicht der des Dionysius ursprünglich zu Grunde gelegt war. Den Abstand zwischen der Auferstehung und dem ‘Annus praesens’ berechnet der Ueberarbeiter auf 604 Jahre, indem er nicht von der Resurrectio, sondern von der Geburt Christi ausgeht. Was ursprünglich an der Stelle der 604 ge¬ standen haben mag, lässt sich jetzt kaum ermitteln. Die folgenden Weltjahre 5802 führen auf das Jahr 601 p. Chr., während das 8. Jahr Theuderichs nach meiner Berechnung mit 602/603 identisch ist. Es ist aber die Vermuthung nicht ausgeschlossen, dass durch den Interpolator, welcher sich nach¬ weislich so viele Aenderungen erlaubt hat, auch die Schluss¬ summe alteriert worden ist. Nicht viel besser steht es mit der zweiten Berechnung. Von der Himmelfahrt bis zu dem 42. (Schreibfehler für 45) Jahre Chlothars II. zählt der Unbekannte 601 Jahre, setzt 1) ‘CC.L.UI’ cod., corr. 2) Scr. ‘a Bruto’. 3) Scr. ‘de’. 4) ‘tant’ cod. Chronologisches aus Handschriften. 91 also das 45. Jahr mit 628 p. Chr. gleich. In der That stimmen hierzu die 5829 Passionsjahre, bei welchen ebenso wie unten CI wieder für Q zu lesen ist. Hierauf zieht der Verf. die Summe bis zum 10. Jahre Sigiberts III, doch hat sich der Abschreiber bedauerlicher Weise versehen und aus der vor¬ hergehenden Linie nochmals die Weltjahre Chlothars (5829) wiederholt. Mit dieser Zahl ist also gar nichts anzufangen. Der Computist fährt fort, dass am 6. Jahrtausend nur noch 140 Jahre fehlen. Hiernach wäre das 10. Jahr Sigiberts = 5860 der Welt = 659 p. Chr., der Anfang seiner Regierung fiele also in das Jahr 650, während wir wissen, dass sein Vater Dagobert I. mindestens 10 Jahre früher gestorben ist. Es steht also fest, das die 140 am Schlüsse gleichfalls incorrect ist. Fügt man eine X hinzu, so ist der Rest ungefähr richtig, denn im Januar 639 starb Dagobert. Neue Resultate ergeben, wie man sieht, die beiden Be¬ rechnungen nicht, die vielmehr erst vermittelst der bisher gewonnenen Ergebnisse zu restituieren sind, dennoch sind sie nicht unwichtig als die einzigen derartigen Rechnungen aus dem austrasischen Reiche. Der Codex enthält ausserdem fol. 82—84. die falschen Acten des Concils von Caesarea; hier und da sind deutsche Glossen eingestreut. Der Codex Paris, nr. 14086 (früher S. Germain des Pres nr. 264, dann 1311) in 8°, fol. 209, saec. VIII. in Uncialen geschrieben, enthält fol. 3'—5'. das Calendarium von Corbie, welches von Martene und Durand III, p. 1591, ediert ist, mit Ausnahme des vorangehenden Passus über die Jahreszeiten, den zuerst Piper, Karls des Gr. Kalendarium, S. 62, heraus¬ gegeben hat. Da der alte Abdruck des Kalenders nicht fehler¬ frei ist, rücke ich meine Abschrift hier ein. Dies anni CCCLXV. Horas anni GII DCCLXin. Septe- mans. anni LII. Tempora anni IUI. Primum ver ingreditur QII. Kl. Marcias. Aestivum ingreditur QII. Kalendas Iunias. Autumnus ingreditur QII. Kald. Septembris. Hyems ingreditur QII. Kal. Decembris. Expl. QII. Kl. aprilis. aequinoctium. QII. Kd. octubris. aequinoctium. Hic incpt. tempus et limitis paschalis XI. K. aprl. Hic finit tempus et limetis paschalis QII. Kl. madias. (QII). Kl. ian. nativit. dni. salvatoris et passio scae. Eu- geniae virg. QI. Kl. ian. passi. Sei. Stefani. protomartyr. Q. Kl. ian. adsumptio. Sei. Iohanns. euanglt^. V. Kl. ian. natl. Scorum infantum. II. Kl. ian. depos. Sei. Silvestri epi. de Roma, et pass. Scae. Columbae virgns. Kid. Ian. circumcisio dni. ni. ihu. xpi. secundum carnem. IIII. nons. Ian. depos. Sei. Machari abbts. 92 Br. Krusch. III. nuns. Ian. depos. Scae. Genovevae. Nonas. Ian. In Äntiochia deps. Sei. Simions. monachi. VIII. ids. Ian. Epyphania. Idus. Ian. Pectavis depsi. Sei. Helari epi. XQI. Kl. Feb. deps. Sei. Honorati epi. Arelatens. XCj. Kl. Feb. deps. Sei. Antonini monachi et Lingonas pass. Scorum. Geminorum Speosippi, Elasippi, Melasippi, Leonill^, Ionill^. XV. Kl. Feb. deps. Scae. Mariae virgins. XIII. Kl. Feb. pass. Scae. Agnetis virgns. Cj III. Kl. Feb. pass. Sei. Babilli epi. cum tribus pueris. qn. Kl. Feb. translatio. Sei. pauli apostli. . V. Kl. Feb. deps. Sei. Iohannis abbtis. Nonas. Feb. pass. Scae. Agatae. virgns. III. ids. Feb. Lingonas pas. Sei. Desiderii epi. QU. Kl. mar. cathedra. Sei. petri apostli. Kl. mar. deps. Sei. Albini. epi. Cj. ids. mar. deps. Sei. Atalae. abbtis. IIII. ids. mar. deps. Sei. Gregorii papae. XCj. Kl. aprl. deps. Sei. Patricii epi. QII. Kl. aprl. pass. dni. ni. ihu. xpi. Et sei. Iacobi fratris dni. IIII. nons. aprl. Lussovio monasterio deps. Eustasii abbs. et pass. Sei. prancati. II. nons. aprl. Mediolano. deps. Sei. Ambrosi. XIIII. Kl. mad. pass. Sei. Eleutherii epi. IIII. Kl. mad. pass. Sei. Vitalis, martrs. Kl. mad. natl. Philippi. apostli. Cj. nons. mad. deps. Sei. Waideberti, abb. X. Kl. Iuns. pass. Sei. Desiderii epi. Vienna. V. Kl. Iuns. Parisis. deps. Sei. Germani epi. IIII. Kl. Iuns. Treverus. deps. Sei. Maximini epi. Cj. ids. Iun. deps. Sei. Medardi. epi. XIII. Kl. iul. natl. Scorum. Gervasi et Protasi martr. X. Kl. Iul. natl. Sei. Iacobi apostli. et Sei. Alban. QII. Kl. Iul. natl. Sei. Iohannis baptistae. Gl. Kl. Iul. pas. Scorum. germanorum Iohannis et Pauli. IIII. Kl. Iul. Lugduno Gallea pas. Sei. Herenei epi. III. Kl. Iul. pas. Scorum. apostlrum. Petri et Pauli. IIII. nons. Iul. transltio. corporis Sei. Martini epi. XII. Kl. agus. pas. Sei. Victoris Alexandri deuthe. X. Kl. ags. pas. Sei. Apollenaris epi. IIII. Kl. ags. deps. Sei. Lupi. epi. Kl. agus. pas. Scorum. Machabeorum et alibi Filicis martrs. et deps. Eusebii epi. IIII. nons. ags. pas. Sei. Stefani epi. Chronologisches aus Handschriften. 93 Der Text ist leider unvollständig. Der Schreiber dieser Excerpte hatte ein vollständiges Kalendarium vor sich, aus welchem er zuerst die rein chronologischen Notizen, dann die Heiligenangaben auszog. Die Erwähnung der Aebte des Klosters Luxeuil Attala, Eustasius und Waldebertus (f 665) weist deutlich auf den Ursprung des Kalenders hin, dessen Uebertragung nach Corbie Piper wohl mit Recht mit Teudo- fredus dem ersten Abte der Stiftung des hl. Balthilde zu¬ sammenbringt, welcher aus Luxeuil berufen worden war. Der Codex Paris, nr. 4860 saec. XI, welcher auch die Chronik Cassiodors 1 ) enthält, gleicht in Betreff der auf die christliche Chronologie bezüglichen Schriftstücke vollkommen dem Vaticanus nr. 586, saec. X, aus welchem Mansi, App. in Ann. Baronii, p. 234, die Ostertafel vom Jahre 700 ediert hat (vgl. N. Archiv IX, S. 137). Dieselbe findet sich in unserer Hs. fol. 147—148. Der Codex Paris, nr. 10756, saec. VIII, bekannt durch die Formeln von Bourges (vgl. Zeumer, Formulae I, p. 166) enthält fol. 67. die folgende Ostertafel aus der späteren Mero- vingerzeit: Parte quaedam de cyclo Victurii, hoc est de ann. quarto regni || 2 ) B. Ann. CLXI. Kl. ian. die. II. feria. luna XVII. Primo quad., ubi facit febroarius dies XVIII, hoc est XII. 3 ) Kl. Marcias. Pascha pridi. 4 ) Kl. ap. L. XVIII 5 ). Rog., ubi facit mad. d. VII 6 ), hoc est nonas 7 ) mai. 8 ) Ann. CLXII. Kl. ian. d. IIII. F. L. XXVIII. Primo quad., quod facit marcius d. VIIII 9 ), hoc est VIII 10 ) id. Marc. Pasca XII || u ) mai. L. XVIIII. Rog., ubi fac. mad. d. XXVI, hör* pst VII Kl in I! i 2 ) Ann. CLXlil. Kl. ian. d. V. F. L. VHII. Prim. quad. Kl. marc. Pasc. prid. id. ap. L. XXI. Rog., ubi fac. mad. d. XVIII, hoc est XV. Kl. iu || « 3 ). Ann. CLXIIII. K. ian. d. Vl. F. L. XX. Prim, quad., ubi fac. Febr. d. XIII || 14 ), hoc est. XVI. K. marc. Pasc. V. Kl. ap. lun. XVII. Rog., ubi fac. mad. d. III, hoc est V. non. mai. B. Ann. CLXV. Kl. ian. die sab. lun. I. Prim, quad., quo || 15 ) facit Marc. dies. VI 16 ), hoc est prid. 17 ) non. Marc. Pasc. XV || i«) Kl. mai. lun. XVIII i«) Rog., ubi facit. Mad. dies XXIII 2 <>), hoc est X 2 *) Kl. iun. 1) Vgl. Mommsen, p. 574. 2) Regis nomen absciaum. 3) Scr. XIII’. 4) Superscr. cod. 5) Scr. ‘XVII’. 6) Scr. ‘VI’, 7) Scr. ‘prid. non’. 8) ‘mar.’ cod. 9) ‘VIII’ corr. ‘VIIII’ cod. 10) Scr.‘VII’. 11) ‘Kf abacia. cod. 12) Scr. ‘iun’. 13) Scr.‘iun’. 14) Scr. ‘XIIII’. 15) Scr. ‘quod’. 16) Scr. ‘V’. 17) Scr. ‘III’. 78) Scr. ‘XVI’. 19) Potius ‘XVII’. 20) Scr. ‘XXII’. 21) Scr. ‘XI’. 94 Br. Krusch. Chronologisches aus Handschriften. Die Tafel ist, wie man sieht, sehr fehlerhaft. Von hohem Interesse ist die voranstehende Bemerkung über das Anfangs¬ jahr: ‘hoc est de ann. quarto regni . . . .’ Der Name des Königs ist leider abgeschnitten, doch lässt er sich durch den Umfang der Tafel ermitteln, die vom 161. bis zum 165. Jahre des Victurius reicht. Dies sind die Jahre Christi 188—192 oder 720—724. Welcher König hatte nun im Jahre 720 sein 4. Jahr zurückgelegt? Da es sich hier nur um Neuster handeln kann — der Codex enthält die Formeln von Bourges —, so ist kein anderer als Chilperich II. zu verstehen, dessen Regierungs¬ antritt man jetzt in das Jahr 715 setzt. Aber fälschlich, wie unser Codex beweist. Denn war 720 das 4. Jahr des Königs, so ist nothwendigerweise 717 das erste. Den Tod desselben erzählen die Gesta Fr. c. 53: ‘Mortuus quidem est post haec, Noviomo civitate sepultus; regnavit autem annis V. et dimidio’. Aehnlich auch der Fortsetzer des Fredegar, der ihm jedoch 6 Jahre giebt. Nahm man also bisher 720 als sein Todesjahr an, so zeigt der Codex von Bourges in Verbindung mit den alten Chro¬ niken, dass er erst 722, sei es in der ersten Hälfte oder am Schlüsse des Jahres, gestorben ist. Auf Chilperich folgte Theuderich IV, in dessen 3. Jahre die Stiftungsurkunde Abbo’s für das Kloster Novalese (Pardessus II, p. 481) gegeben ist. Das Instrument ist interessant durch die genaue Datierung: ‘sub die tercio kal. Februari anno quinto regnante domino nostro Theoderico rege in indictione nona’, d. i. 726, am 30. Januar. Traf der 30. Januar 726 in das 5. Jahr Theu¬ derichs, so muss der Januar 722 in sein erstes gefallen sein. Die Urkunde Abbo’s bestätigt folglich voll und ganz die An¬ gabe unseres Codex und man wird in Zukunft die herkömm¬ liche falsche Ansetzung aufgeben müssen. Im einzelnen zeigt sich die Angabe der Gesta genauer als die des Fortsetzers, da Chilperich schon im Anfang von 722 gestorben ist. Im 6. Jahre Theuderichs sind die Gesta Fr. geschrieben, also 727 und nicht 725, wie man bisher annahm. V. Zur Entstehungsgeschichte Reinhardsbrunner Historien und der Erfurter Peterschronik. Von Karl VV e n c k. Einleitung'. In den Analecten zur französischen Geschichte äussert sich Ranke über das Memoiren werk Richelieu’s wie folgt: ‘Wie es vorliegt, besteht es aus Materialien von verschiedenstem Werth. Die Kritik ist wie die Würfel auf der Tenne, welche den Weizen von der Spreu scheidet. Manchmal findet sich nichts als Spreu auf dem Boden: hier ist viel Spreu, aber zugleich viel Weizen’. Ich wüsste kein treffenderes Wort zu finden, um den Charakter der Reinhardsbrunner Geschichtsbücher 1 ) zu kenn¬ zeichnen. Freilich ist die Kritik bemüht gewesen, zu zeigen, dass nur Spreu in ihnen enthalten sei oder wenigstens, dass aller Weizen, der sich dazwischen finde, fremden Ursprungs sei, nicht ursprünglich den Reinhardsbrunner Benedictinern verdankt werde 2 ). Dem gegenüber verwies ich 3 ) auf ein Schriftwerk, welches als sicheres Zeugnis dienen kann, dass nicht erst im 14. Jahrhundert in Reinhardsbrunn Geschichte geschrieben wurde, die ‘Historia brevis principum Thuringiae’, welche in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Reinhards¬ brunn verfasst sein muss. Als weitere Resultate ergaben sich mir: 1) die Thatsache einer doppelten Ueberarbeitung der Historien, a. einer vorzugsweise stilistischen und fabulosen, b. einer compilatorischen, 2) dass um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts mehrere Jahrzehnte lang in Reinhardsbrunn Reichsgeschichte mit vorzugsweiser Berücksichtigung der thüringischen Ge¬ schichte geschrieben sei, dass diese Annalen trotz der späteren stilistischen Ueberarbeitung als das Werk dreier verschiedenen 1) Thüringische Geschichtsquellen, Bd. I, Annales Reinhardsbrun- nenses, ed. Wegele, Jena 1854. 2) O. Posse, Die Reinhardsbrunner Geschichtsbücher. Gotting. Diss. 1871. 3) Entstehung der Reinhardsbr. Geschichtsbücher, Halle 1878. Die Schrift ‘De ortu principum Thuringiae’ ist dann unter dem Titel ‘Historia brevis principum Thuringiae’ von Waitz in die Mon. Germ, aufgenommen worden, SS. XXIV, 819. Neues Archiv etc. X. 7 98 Karl Wenck. Verfasser erkannt werden können, dass die weiteren originalen Nachrichten zur politischen Geschichte jenseits 1227 aber erst um 1315 aufgezeichnet seien, 3) die These, dass gleichzeitige Annalen der Jahre 1208 (vielmehr 1209) —1215 in den Reinhardsbrunner Historien sehr viel vollständiger erhalten seien, als in der Erfurter Peters¬ chronik, deren Compilator an dieser Stelle die ‘bereits stilistisch überarbeiteten Historien kürzend ausgeschrieben habe, 4) die umfangreiche Benutzung einer in mehreren Hand¬ schriften erhaltenen Reinhardsbrunner Bearbeitung der Vita S. Elisabeth von Dietrich von Apolda in den Reinhardsbrunner Historien. — Ich finde nun, dass der erste und dritte dieser Sätze einer eingehenderen und schärferen Begründung bedürfen, als sie früher von mir gegeben wurde, wenn künftig irrtkümliche AufstellungenQ über das Verhältnis der Historien zu fremden darin benutzten Quellen vermieden werden sollen; wenn ausser¬ dem der traditionelle Gebrauch für die Geschichte der Jahre 1209—15 die Peterschronik und daneben ‘die Zusätze der Ann. Reinhardsbr.’ zu citieren, wie er sich auch noch in Fickers neuer Bearbeitung der Böhmerschen Regesten findet, beseitigt werden soll. Bei erneuter Behandlung dieser Fragen bin ich in manchen Einzelheiten zu abweichenden Resultaten gekommen, tiefere Durchdringung des Stoffs nach Inhalt und Form hat mir Manches in anderem Lichte gezeigt, aber jene früheren Haupt¬ resultate blieben nicht nur bestehen, sondern sie werden durch die vorgenommenen Modificationen in Einzelheiten und schär¬ fere Durchführung gewisser Beobachtungsweisen im Folgenden, wie ich hoffe, definitiv festgestellt. Weiter habe ich mich veranlasst gesehen, da für die Fest¬ stellung des Verhältnisses der Erfurter Peterschronik zu den Historien neuerdings die Erfurter Annalen von 1220—1254 herangezogen worden sind, das Verhältnis, welches zwischen den beiden Erfurter Quellen besteht, zu untersuchen, und bin dabei zu einer neuen, aber wohl gesicherten, Erklärung geführt worden. Der Schwerpunkt der folgenden Untersuchungen liegt durchaus im 13. Jahrhundert. Indessen habe ich nicht blos der Vollständigkeit wegen mit einigen Worten auf die früheren Partieen der Historien zurückzugehen. 1) Als solche betrachte ich die Ausführungen, welche Th. Ilgen und R. Vogel jüngst in einer quellenkritischen Einleitung zu ihrer Abhandlung ‘Krit. Bearbeitung und Darstellung der Geschichte des thüringisch-hessi¬ schen Erbfolgekriegs 1247—64’. Separatabdruck aus der Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte, N. F. Bd. X (1884) gegeben haben. Vgl. meine Recension dieser in mancher Beziehung verdienstlichen Arbeit in der deutschen Litteraturzeituug d. J. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 99 I. Die Historia brevis und die ersten Reinhardsbrunner Annalen 1183-1197. Die ersten Abschnitte der Historien sind besonders lehr¬ reich, weil sie uns im Vergleich mit der Historia brevis Art und Geschmack des stilistischen Ueberarbeiters zeigen. Davon ist später zu handeln. Hier möchte ich zunächst in Kürze Entstehungszeit und Ausdehnung der oi’iginalen Leistungen Reinhardsbrunner Geschichtschreibung bis zum Ende des 12. Jahrhunderts neuerdings zu fixieren suchen, an erster Stelle natürlich der Historia brevis. Dafür kommt die Frage nach der Fälschung der ältesten Reinhardsbrunner Urkunden in Betracht. Die Ansicht, dass der Fälscher die Historia für seine Falsificate benutzt habe, hat sich nicht halten lassen, vielmehr sind die Urkunden als das prius anzusehen, wenigstens gegenüber der vorliegenden Gestalt der Historia brevis. Naude hat in seinem trefflichen Buche über die Reinhardsbr. Fälschungen (Berlin 1883, S. 56, Anm. 1, vgl. S. 61 f.) die Möglichkeit aufgestellt, dass die Historia brevis erst in der erhaltenen überarbeiteten Gestalt von den zwischen 1215 und 1227 gefälschten Kaiserurkunden Gebrauch gemacht habe. Auf die Annahme, dass uns die Historia brevis in einer Ueberarbeitung erhalten sei, hatte mich geführt 1) die Wahrnehmung, dass die ursprüngliche Aufzeichnung derselben vor das Jahr 1212 fallen müsse, weil als letztes Glied der Henneberg’schen Genealogie der 1212 verstorbene Bertold ffilius sup er st es Bertoldus’genannt wird, also als noch lebend gedacht ist, während in dem letzten Abschnitt (§. 12 der Monumenten - Ausgabe) Ereignisse der Jahre 1217, 1227 und 1234 erwähnt werden. Ein Mönch, der in den dreissiger Jahren schrieb, hätte auch (§. 5) die wettinische Genealogie bis auf Heinrich den Erlauchten geführt und wäre nicht bei Dietrich dem Bedrängten (1198—1221) und dessen Schwester Adela (f 1211) stehen geblieben, 2) die viel kürzere Fassung der Historia in dem letzten über 1212 hinausreichenden Abschnitt. Fast nichts als Name und Tod, meist mit Angabe des Todesortes, ist mitgetheilt, die weiblichen Glieder der Familie, deren Namen und Schicksale bis dahin auch verzeichnet waren, sind hier unerwähnt ge¬ blieben. Diese Annahme wird nun 3) bestätigt durch die Beob¬ achtung gewisser Incongruenzen zwischen der Historia brevis und den Fälschungen, beziehungsweise den aus ihnen ent¬ lehnten Stücken. Naude hat schon darauf aufmerksam gemacht, wie schlecht sich der Bericht über die kaiserliche Schenkung an Ludwig* 100 Karl Wenck. den Bärtigen, welcher der gefälschten Urkunde entstammt, reimt mit dem Vorausgehenden: ‘Da Ludwig sehr viel Güter erworben, so baut er eine Burg’. Weswegen dann noch, fragt Naude, ‘zu dem Zweck des Burgbaus 7 eine kaiserliche Schenkung ? l ) Ich bin nach den angeführten Gründen der Ansicht, dass die Historia brevis ursprünglich nur bis auf Ludwig den Frommen und dessen Geschwister gereicht hat, dass sie in dieser Fassung zwischen 1198, dem Jahre des Regierungs¬ antrittes Markgraf Dietrichs (des Bedrängten) von Meissen, und 1212, dem Todesjahre jenes Bertold von Henneberg, ver¬ fasst ist, und nachmals zwischen 1234, wo Konrad in den deutschen Orden trat, und 1240, seinem Todesjahr (Knochen¬ hauer S. 335), aus den Urkundenfälschungen interpoliert und um den 12. (letzten) Abschnitt vermehrt worden ist 2 ). Nicht in der ursprünglichen, sondern in der überarbeiteten, allerdings wenig veränderten, Gestalt hat das Schriftchen später für die Herstellung der Historien den Grundstock geboten. — Ihrer Stellung in den Historien nach sind eine zweite Leistung der Reinhardsbrunner Geschichtsschreibung die Annalen, welche für die Geschichte Heinrichs VI, namentlich des staufischen Erbfolgeplans, ausserdem für die Kenntnis meissnisch-thüringischer Verwickelungen von so grosser Be¬ deutung sind. Ueber den Schlusspunkt dieser Annalen besteht Einverständnis. O. Abel (König Philipp, S. 258), Posse (S. 38) und ich (Entstehung, S. 45) nehmen an, dass die beiden gleichzeitigen Angaben über Markgraf Dietrich von Meissen (S. 69, 13 und 80, 11), deren eine ihn seines väterlichen 1) Weniger schlagend ist der Gegensatz, in welchem sich die Nach¬ richt von Ludwigs des Springers fortgesetzter Opposition gegen Kaiser Heinrich V. (§. G) zu den Fälschungen der Jahre 1111, 13 und 14 be¬ findet, die mit einer Ausnahme (Stumpf 3118) auf der stillschweigenden Voraussetzung der Freundschaft zwischen Kaiser und Landgrafen beruhen. 2) Die Nachricht über Konrads und Heinrich Raspes Tod ist erst von anderer Hand hinzugefügt worden, wie Gudenus berichtet. Die letzten Worte dieser andern Hand: ‘in quo nobilis illa principalis [Thuringorum] prosapia terminata est’ finden sich bis auf das eingeklammerte Wort wört¬ lich so in den Annal. Erphesford. (M. G. XVI, 35, 14), denen sie wohl entnommen sind. Ich erwähne noch, dass Albert von Stade (M. G. XVI, 326), der bekanntlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts schrieb, einen Stammbaum der Ludwige giebt, der nur bis auf Ludwig den Frommen (f 1190) reicht und diesen als lebend bezeichnet. Der Herausgeber Lappenberg nahm daher an ‘haec ante a. 1190 scripta ex fonte coaevo manasse’. Damit die Historia brevis zu identificieren, scheint aber, ab¬ gesehen davon, dass §.11 derselben Hermann bereits als Landgraf ge¬ nannt wird, unzulässig, weil die Zählung der Ludwige in Ann. Stad, eine andere ist, als in der Historia brevis und auch der Mangel jedes wört¬ lichen Anklangs dagegen spricht. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 101 Fürstenthums beraubt nennt, während ihn die andere als futurus marchio’ bezeichnet 1 ), nicht wohl von demselben Ver* fasser, wenigstens nicht uno tenore, geschrieben sein können. Abel und Posse bemerkten auch schon, dass S. 78 s. a. 1197 Friedrich II. Constantin genannt werde, wie er vor seiner raufe hiess, während dieser Name nach 1200 nicht mehr zu änden sei. Wo der Absatz zu machen sei, hat R. Martens 2 ) äingehend untersucht und die Angabe Wegeies (S. XVIII), lass der neue Abschnitt S. 79, 5 beginne, bestätigt gefunden. Man wird dem zustimmen können, weil die gleich folgenden Angaben über üble Vorzeichen im Jahre 1197, deren Auf¬ zeichnung jedenfalls erst nach Eintritt des Schismas im Reich '1198) erfolgt ist, doch wohl nicht auf Rechnung des späteren Ueberarbeiters zu setzen sind; sicher finden wir auf S. 80 'wo Z. 3 vor ‘Interea’ bei Wegele die Jahreszahl der Hand¬ schrift 1198 ausgefallen ist) Aufzeichnungen des zweiten Rein- aardsbrunner Annalisten. Dietrich von Meissen, der hier als¬ bald als futurus marchio bezeichnet wird, sah die günstige Wendung seines Geschicks erst nach seiner Rückkehr aus dem heiligen Lande im Sommer 1198 (nicht 1197, wie Abel und Posse falsch angeben) und inzwischen erfolgter Doppelwahl fintreten. Martens hat auch darauf aufmerksam gemacht, dass ier Verfasser der Annalen bis S. 79, 5 ein vorzügliches Inter¬ esse für den Kreuzzug Heinrichs VI. an den Tag gelegt habe, lagegen in dem Folgenden uns nur überaus Dürftiges in all¬ gemeinen Redensarten über die Ausführung des Kreuzzugs und die Betheiligung des Landgrafen Hermann geboten werde. Martens schliesst aus dem veränderten Interesse, dass wirklich fin Wechsel der Autorschaft stattgefunden habe, und vermuthet mit Abel, dass der Verfasser der Annalen bis 1197 mit Land¬ graf Hermann, den er nach Fickers Vermuthung auch auf die Reichstage Heinrichs VI. begleitete, ins heilige Land gezogen md dort gestorben sei. Ich füge hinzu, dass sich auch eine gewisse Modification in der Gesinnung der Annalen vor und seit 1198 erkennen lässt. Die Annalen zeigen zwar nach wie por päpstliche Gesinnung, — von dem Autor der Annalen zur Beschichte Heinrichs VI. lehrt dies beispielsweise der Passus Iber die Mathildinische Erbschaft (S. 61, 3—13), — aber die klerikale Tendenz hält diesen ersten Annalisten doch nicht ab 'S. 47, 3 ff.), lebhaft den Eidbruch Heinrichs des Löwen im Jahre 1189 zu tadeln und Heinrich VI. entschiedenes Lob zu spenden (z. B. S. 59 und 71), während der nachfolgende Ver- 1) Ueber das Sachliche vergl. meine Abhandlung: ‘Ein meissnischer tlrbfolgekrieg am Ende des 12. Jahrhunderts’, Zeitschr. f. thüring. Gesch. N T . F. II, 213 ff. 2) ‘Die Annales Reinhardsbrunnenses als Quelle für die Gesch. Kaiser Heinrichs VT. Leipzig. Diss. 1868. S. 7. 02 Karl Wenck. fasser in dem Conflict zwischen Staufern und Welfen sich unbedingt auf Seite der Letzteren stellt und sich dem viel sympathischeren König Philipp gegenüber auch nicht zur leisesten Anerkennung bewogen fühlt. Davon wird weiter unten noch zu sprechen sein. Den Anfang dieser Annalen habe ich früher zum Jahre 1168 setzen wollen, weil die Nachrichten unter diesem Jahre doch nicht ganz sagenhaft seien. Inzwischen fand ich, dass der dort für das Frühjahr 1168 gemeldete Hoftag Kaiser Friedrichs I. in Regensburg, von dem sonst nichts bekannt ist, sich als unmöglich erweist. Stumpf 4093 a lehrt, dass Friedrich auf dem Zuge aus Italien nach Franken, wo wir ihn im Mai 1168 treffen, seinen Weg über Basel genommen hat. Dort war er am 16. März. Ein Hoftag in Regensburg post pascha (31. März) 1168 ist also unglaublich. Daher darf man sich durch den annalistischen Charakter dieser Notiz wohl nicht irreführen lassen und wird sie nur als Einleitung zu der folgenden Erzählung von Erbauung des Schlosses Weissensee zu betrachten haben. Die letztere beruht doch sicherlich auf später mündlicher Tradition. Den Beginn der Reinhardsbrunner Annalistik in das Jahr 1168 zu setzen, ver¬ bietet sich aber auch deshalb, weil die nachfolgenden Partieen, soweit sie nicht Erfurter Ursprungs sind, fabulosen Inhalt haben, oder durch den Vergleich mit anderen Partieen der Historien ihre späte Entstehung sicher gestellt wird. Nun aber begegnen zum Jahre 1183 detaillierte Nach¬ richten über Christian von Mainz und dessen Nachfolger, zum Jahre 1184 über eine Fehde zwischen Landgraf Ludwig und Otto von Meissen, über Streitigkeiten zwischen dem Land¬ grafen und dem Erzbischof von Mainz, deren Beilegung zu Erfurt durch König Heinrich und das dabei erfolgte Unglück eines Plauseinsturzes. Diese Nachrichten sind gut und ander- weit bestätigt, sie haben weder mit der Erfurter Peterschronik noch mit irgend einer andern bekannten Quelle Verwandt¬ schaft, also ist eine zeitlich nahestehende Reinhardsbrunner Aufzeichnung als Quelle der späteren Historien anzunehmen. Sie hat, wenn unsere Ueberlieferung vollständig ist, für die Jahre 1185 und 1186 und gewiss auch 1187 nichts geboten, von 1188 1 ) ab erging sie sich in ziemlich reichem Flusse bis 1197. 1) Martens S. 12 ff. nimmt das Jahr 1188 als Anfangspunkt an, über¬ geht aber gänzlich die oben erwähnten Nachrichten zu 1183 und 84 und operiert mehrfach mit ungültigen Factoren. Die Charakteristik Ludwigs des Frommen auf S. 37 wurde aus Ekkehards Weltchronik S. 211 auf Ludwig übertragen, die Angaben über sein Verhältnis zum Kloster Rein¬ hardsbrunn (S. 38) sind sichtlich Eigenthum des Ueberarbeiters (vergl. S. 150, 2 und 287, 16 und unten Capitel III), ebenso aber auch die sagenhafte Erzählung vom Abte von Reinhardsbrunn zum J. 1184. Zur Entstehungsgeschichte der Keinhardsbr. Historien etc. 103 Wenn die Historia brevis, welche Dietrich von Meissen als ‘marchio Misnensis ( bezeichnet, nicht vor 1198 geschrieben sein kann, so müssen dagegen diese Annalen, die mit dem Jahre 1197 schliessen, wie schon erwähnt, geschrieben sein, so lange die Markgrafschaft Meissen nach dem Tode Markgraf Albrechts in kaiserlicher Verwaltung war, d. h. zwischen 1195 und 1198. Danach sind sie die erste historiographische Leistung eines Reinhardsbrunner Mönchs, und da nicht wohl anzunehmen ist, dass eine annalistische Geschichtschreibung plötzlich mit dem Jahre 1183 ohne Anschluss an eine Darstellung der voraus¬ gegangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte eingesetzt habe, wage ich die folgende Vermuthung: Der erste Reinhardsbrunner Annalist schloss seine Aufzeichnungen als Fortsetzung einem Ekkehard an, welcher bereits in Erfurt mehrfache Fortsetzungen erhalten hatte. Zwei Dresdner Handschriften, J. 48 des 12. und F. 60 des 14. Jahrhunderts, ferner eine Jenaer Handschrift des 14. Jahrh. enthalten die Chronik Ekkehards bis 1125 und im Anschluss daran die Annales S. Petri Erphesfordenses in ver¬ schiedenen Fortsetzungen bis 1169, aber es ist doch nur zu¬ fällig, dass die Fortsetzung von 1170—82 anderer Hand¬ schriften darin fehlt, denn dem Texte folgen Jahreszahlen von 1170 —84 1 ), es ist daher anzunehmen, dass die älteste dieser vierten Handschriftenklasse nach der Absicht des Schreibers gleich den Handschriften der dritten Klasse, welche die Erfurter Annalen an Lambert von Hersfeld anschliessen, auch die Fortsetzung von 1170—82 enthalten sollte. Dass nun eine andere Handschrift, welche die Erfurter Annalen wirklich bis zum Jahre 1182 wiedergab, dem ersten Reinhardsbrunner Annalisten für den Beginn seiner Aufzeichnungen mit dem Jahre 1183 als Ausgangspunkt gedient habe, dafür scheint mir noch Folgendes zu sprechen: In einer Münchener Handschrift, Lat. 951, von der Hand Hartmann Schedels finden sich einige Stellen aus Ekkehards 1) Pertz, Mon. G. XVI, 15, sagt irrtliümlich: bis 1182. Alle Hand¬ schriftenbeschreibungen in Pertz’ Archiv VI, 223, VIII, 498 und dem Katalog der Dresdner Handschriften von Schnorr von Karoisfeld stimmen liberein, dass in allen drei Hss. die Jahreszahlen ohne Begebenheiten von 1170—1184 reichen. Indessen spricht nichts dafür, dass es neben der Peterschronik Annalen auch für 1183 und 1184 gegeben habe, diese Jahreszahlen sind wahrscheinlich von dem Schreiber der Urhandschrift dieser Klasse, welcher im Jahre 1184 seine Abschrift besorgt haben mag, hinzugefügt worden. Dass die Annalen in den letzten Jahren vor 1182 unmittelbar gleichzeitig sind und jedenfalls vor 1190 niedergeschrieben wurden, bemerkte schon Stübel, Das Cbron. Sampetr. Leipzig. Diss. 1867, S. 19; dafür sprechen z. B. 25,5 und 42 und zahlreiche Präsentia. Ver¬ gleiche unten die erste Anmerkung zu Capitel V. 104 Karl Wenck. Weltchronik ausgezogen unter der Ueberschrift: ‘Ex Cronica Eusebii cum acldicionibus monasterii Reinhartsbornensis’. Posse (S. 33), welchem wir diese Mittheilung verdanken, nahm an, dass die Reinhardsbrunner Historien des 14. Jahrhunderts nur als Fortsetzung der Ekkehard’schen Weltchronik existiert hätten. Dem steht entgegen, dass die Historien in der Vermischung mit der Magdeburger Erzbischofschronik, welche die Han¬ noversche Handschrift, die Grundlage der Wegele’schen Aus¬ gabe, bietet, mit dem Jahre 1025, also ein Jahrhundert vor dem Endpunkte der Ekkehardschen Weltchronik beginnen, namentlich aber, dass die Excerpte Schedels aus den Historien mit dem Jahre 530 einsetzen. Waitz hat auch (Histor. Zeitschr. 28, 222) die allgemeine Erwägung geltend gemacht, dass die Historien einen entschieden selbständigen Charakter an sich tragen, dass sie schwerlich grosse Stücke aus Ekkehard in sich aufgenommen haben würden, wenn sie selbst nur eine Ergänzung desselben hätten sein sollen. Dem gegenüber hatte ich früher angenommen, dass mit der Bezeich¬ nung ‘Cronica Eusebii cum addicionibus Reinhardsbr.’ eine Compilation gemeint sei, welche in vier, beziehungsweise fünf, Handschriften 1 ), wenn nicht noch öfter, erhalten ist. Was da dem Ekkehard aus den Reinhardsbrunner Historien angehängt ist, wurde zum Theil von Lorenz als Chronicon Thuringicum Viennense aus einer Wiener Handschrift im ersten Band der Geschichtsquellen der Provinz Sachsen veröffentlicht. Nach¬ dem ich mehrere der anderen Handschriften eingesehen habe, muss ich jene frühere Annahme zurückziehen, denn da sich die Excerpte der Münchener Handschrift 951 auf die Jahre 901, 907, 908 beziehen, können sie nicht dem Ekkehard ent¬ nommen sein, wie er in dieser Compilation vorliegt. Ohne hier auf dieselbe näher einzugehen, da ich demnächst in der Zeitschrift für thüringische Geschichte ausführliche Mitthei¬ lungen aus der Wiesbadener und Leydener Handschrift geben werde, will ich nur bemerken, dass eben das 10. Jahrhundert in dieser Compilation ganz überschlagen wird. Wir werden also auf eine andere vollständige Handschrift des Ekkehard (auch eine Stelle des Jahres 1105 wird aus dem¬ selben von Schedel angeführt) mit Reinhardsbrunner Fort¬ setzung verwiesen. Die Historien des 14. Jahrhunderts können nach dem oben Gesagten nicht mit dieser Fortsetzung iden¬ tisch sein, so bleibt nur übrig, an alte Klosterannalen zu denken, deren Rcinhardsbrunner Ursprung Schedel nöthigen- 1) Zu den früher (Entstehung S. 3) erwähnten Handschriften in Wien, Maihingen, Breslau, Leyden, ist noch eine Wiesbadener hinzugekommen, vgl. N. Archiv VII, 391. Setzt die Wiener Handschrift erst mit Kaiser Augustus ein, so zeigt auch die Fehlerhaftigkeit des Textes, dass sie den übrigen Handschriften nicht ebenbürtig ist. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 105 falls durch Vergleichung mit den ausserdem von ihm benutzten Historien (‘cetera clarent in historiis’) erkennen konnte. Demnach hätte sich die Reinhardsbrunner Geschicht¬ schreibung ursprünglich an einen Ekkehard mit Erfurter Fort¬ setzung — 1182 angereiht. Bald erwachte das Bedürfnis, neben gleichzeitigen Annalen auch die Vorgeschichte des Land¬ grafenhauses in bündiger Darstellung zu besitzen: es wurde die Historia brevis verfasst. Vielleicht schrieb man dann schon bald Historia brevis und Reinhardsbrunner Annalen ohne Ekkehard zusammen, es liesse sich denken, dass nicht erst der stilistische Ueberarbeiter am Anfang des 14. Jahrhunderts die Verbindung beider Schriftwerke bewirkt habe. Der Schlussact zur Herstellung der Historien war die Einschaltung der fremden Quellen, u. A. des Ekkehard, der Peterschronik und der Erfurter Annalen von 1177 — 82, welche also nach¬ weislich in Reindhardsbrunn vorhanden gewesen sind, und die Vorausschickung gewisser Excerpte, wie sie in Schedels Ex- cerpten der Historien (S. 85 meines Buches) wiedergegeben sind. Die nähere Darlegung meiner Ergebnisse über die Com- position der Historien bleibt den nachfolgenden Ausführungen Vorbehalten, hier war nur insoweit darauf einzugehen, als die Sicherung des Ausgangspunktes der Reinhardsbrunner Ge¬ schichtschreibung erforderte. Wir kehren zur Annalistik um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts zurück. Sie schweigt für die Jahre 1216 und 1217, von 1218—1227 kennen wir den Verfasser, den Kaplan Ludwigs des Heiligen, Bertold. Die Unterbrechung und der Charakter der Darstellung weisen darauf hin, dass für die Jahre 1198—1215 ein anderer Verfasser anzunehmen ist. Dagegen ergiebt sich innerhalb dieses Zeitraums keinerlei Veranlassung, einen Abschnitt zu machen. Auf deutliche Spuren unmittelbarer Gleichzeitigkeit wies ich schon früher (S. 28 meines Buches) hin. Eben diese und die reiche Fülle des Gebotenen geben diesen Annalen von 1198—1215 einen hohen Werth, und wenn noch immer unklare Anschauungen bestehen über das Verhältnis der Reinhardsbrunner Annalen von 1209—15 zu der gleichen Partie der Peterschronik, so verlohnt es wohl, die Untersuchung noch einmal aufzunehmen. Dabei werde ich alles früher Ausgeführte möglichst nur be¬ rühren, soweit es der Zusammenhang fordert. II. Die Reinhardsbrunner Historien und die Erfurter Peters¬ chronik in den Jahren 1209—1215. Ich ‘gehe aus von der Erfurter Peterschronik. Die Ereig¬ nisse des Thronstreites zwischen Philipp und Otto IV. 1198— 1208 sind in knapper Darstellung von einem staufisch gesinnten Mönche erzählt. In den Jahren vorher gleicht die Chronik 106 Karl Wenck. mehr einer Todtenliste, aber die vielen Tagesangaben lassen doch eine gleichzeitige Grundlage vermuthen. Mit dem Jahre 1198 gewinnt die Darstellung einen verhältnismässig breiteren Charakter. Mit besonderem Interesse sind die Ereignisse in Thüringen erzählt *). Die staufische Gesinnung offenbart sich deutlich zum Jahre 1208. Von Otto IV. wird gesagt, dass er ffegni divorcium moliebatur’, Philipp erhält reiches Lob. Dagegen beginnt mit dem Jahre 1209 sofort eine lebhafte Verherrlichung Ottos. Ich habe nun früher nachzuweisen gesucht, dass für die Jahre 1209—15 der Compilator der Peterschronik nicht aus einheimischen Aufzeichnungen geschöpft hat, sondern in dieser Partie gleichzeitige Annalen des benachbarten Klosters Reinhardsbrunn im Excerpt wiedergegeben seien. Ich konnte darauf hinweisen, dass diese Annalen auch in der kürzeren Fassung des Chron. Samp. reichliche Spuren stilistischen Schwulstes tragen, desselben Schwulstes, derselben Neigung zu pointierten, gespreizten Redewendungen, welche über die früheren Partieen originaler Reinhardsbrunner Aufzeichnungen so verschwenderisch ausgestreut sind. Da andere Theile der Peterschronik nichts Aehnliches aufzuweisen haben, konnte schon dieser Schwulst als Ursprungszeugnis dieses Theiles der Peterschronik dienen; dazu kam, dass durch die excerpierende Benutzung der geistige Zusammenhang in der Peterschronik gelockert ist, dass Wendungen, welche in den A. R. verständ¬ lich und am Platze sind, dort überflüssig erscheinen, weil die Zwischenglieder fehlen. Ich kann hinzufügen, dass der Rein¬ hardsbrunner Verfasser in seinem lebhaften Antheil an den geschilderten Ereignissen vor und nach dem Tode Philipps auf Seiten des Papstes und seiner Parteigänger steht, unbe¬ schadet der unbedingten Ergebenheit gegen seinen Landgrafen, der immer wieder das Lager wechselte. Diese Parteistellung ist aus vielen einzelnen Zügen erkennbar. Sie macht den Ver¬ fasser zum Bewunderer der Welfen, Otto erscheint als ‘Henrici magni filius’ (S. 83, 3, vgl. auch 17 ff.), Ottos Tapferkeit, seine Gerechtigkeit wird mit reichen Worten gerühmt (S. 104, 6, 118, 18 ff, 119, 23 ff.). Dieselbe Parteistellung macht ihn natür¬ lich zum Gegner Philipps, dieser erscheint als der Urheber der 1) Die Autorschaft eines Petersberger Mönches macht sich nicht be¬ sonders kenntlich, obwohl sie nicht zu bezweifeln ist. Die Nachricht von einem Abtswechsel im Peterskloster zum Jahre 1201 kann später einer Abtsliste entnommen sein; das Peterskloster, welches s. a. 1198 (Stübels Ausgabe S. 46) geplündert wird, ist nicht das Erfurter, wie die späteren Erfurter Chronisten Engelhus und Variloquus und wieder Knochenhauer, Gesch. Thüringens S. 244, annehmen, sondern, wie der Zusammenhang ergiebt, das 1074 gestiftete Saalfelder Kloster St. Peter und Paul. Vgl. A. R. 85, 10. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 107 Ermordung des Kanzlers Konrad (S. 96, 1 und 16); den Sieg, welchen er kurz vor seinem Tode mit jedem Mittel über Otto erlangt, benutzt er nur, um den Frieden des Reichs und der Kirche zu stören (S. 114, 16 ff.), für die schnöde Ermordung der Staufers hat der Chronist kaum ein Wort der Missbilligung, nur der jähe Wechsel der Dinge ergreift ihn (S. 116 ff.). Der¬ selbe klerikale Standpunkt lässt ihn dann wieder dem Welfen Valet sagen, als dieser sich den Geboten des Papstes nicht fügt, als Otto sich in unheilvollem Trotz wider die ‘väterlichen Ermahnungen’ Innocenz III. auflehnt (S. 121, 3 ff.). Seine Sympathien gehören fortan dem Staufer Friedrich, und um so mehr, als Landgraf Hermann von Thüringen auf dessen Seite steht. In der Peterschronik finden wir zum Jahre 1208 (S. 50), wie schon erwähnt, lebhafte Parteinahme gegen Otto, reich¬ liches Lob für Philipp und langathmige Klagen über die Mord- that, der staufische Standpunkt des Verfassers ist zweifellos, er contrastiert auf das Lebhafteste mit dem unbedingten Lobe Ottos, welches auf der folgenden Seite ausgesprochen ist. Hier also muss ein Wechsel des Verfassers vorliegen, während in den Reinhardsbrunner Historien die Identität des Chronisten vor und nach 1209 nicht bezweifelt werden kann. Sie lässt sich auch noch durch ein bisher nicht beachtetes Moment be¬ weisen. Die letzte Nachricht der Historien zum Jahre 1208 (A. R. 119, 14—16) lautet: ‘Et tandem Philippus imperator post occisionem suam sepultus est in Babinberg et post hoc translatus in Spira, ibi modo est sepultus’. Diese Nachricht ist nicht, wie Posse S. 33, Anm. 2 annahm, aus Cron. minor 194, 12: ‘et in Babenberg a palatino de Witelingesbach anno Domini 1208 occisus est et sepultus in Spira’ geflossen, schon deshalb nicht, weil dort die nur einem Zeitgenossen bekannte zeitweilige Beisetzung Philipps in Bamberg unerwähnt geblieben ist. Das Begräbnis in Bamberg erfolgte am 22. Juni 1208, die Ueberführung und definitive Beisetzung Philipps in Speier durch seinen Neffen zu Weihnachten 1213 (Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV, Bd. I, 468 und II, 348). Jene letzte Nachricht der A. R. zu 1208 kann daher frühestens 1214 geschrieben sein, wahrscheinlich aber "wird die Abfassung der ganzen Annalen von 1198—1215 in einem Zuge erfolgt sein und da zu 1215 (A. R. 143, 8) vorgreifend Landgraf Her¬ manns Tod (f 25. April 1217) erwähnt wird, möchte sie in das Jahr 1217 zu verlegen sein. Um so schärfer fallt die feindselige Gesinnung des Verfassers gegenüber König Philipp ins Gewicht. Bis zum Jahre 1208 inclusive laufen in den Historien zwei Darstellungen neben einander her, deren eine sich wörtlich mit der des Chron. Sampetr. deckt, deren andere sich in breiterem 108 Karl Wenck. Flusse ergeht, mit ihrer landgräflichen offiziösen Haltung sicht¬ lich in einem landgräflichen Kloster geschrieben ist und daher nur dort, von wo sie uns allein erhalten ist, in Reinhardsbrunn, geschrieben sein kann. Diese doppelte Strömung hat in mehreren Fällen zu Wiederholungen geführt: die Translation der Gebeine der heiligen Kunigunde wird S. 93 und S. 94, die Ermordung des Kanzlers Konrad S. 94 und 95 erzählt. Mit dem Jahre 1208 tritt ein einfacher Strom an die Stelle des zweifachen. Warum finden wir nicht auch in den Jahren nach 1208 in den Historien die wörtliche Herübernahme aus der Peterschronik? Man meinte, die Erzählung des Petersberger Annalisten sei in dieser Partie von dem Reinhardsbrunner Compilator paraphrasierend erweitert worden, ohne dass man sich gefragt hätte, welches Verfahren ist überhaupt bei Zu¬ sammenstellung der Reinhardsbrunner Historien mit dem aus fremden Quellen Entlehnten beliebt worden, ohne die andere Frage beantwortet zu haben, welch’ seltsamer Chronist das sein müsse, der unmittelbar gleichzeitig schreibend (vgl. S. 28 meines Buches) nicht wie bis 1208 selbständig aus seiner trefflichen Kenntnis der Dinge heraus berichtet hätte, sondern von da ab nur eine Erfurter Darstellung durch eingehende sachliche Mit¬ theilungen zur Reichsgeschichte, wie zur thüringischen, ergänzt und dabei seinen landgräflichen Standpunkt zu so entschie¬ denem Ausdruck gebracht hätte (z. B. S. 124 ff., 143), diese Ergänzung aber so geschickt vorgenommen hätte, dass die Nähte des zusammengeflickten Kleides absolut nicht mehr erkennbar wären, ja dasselbe mit den eingeflickten Stücken erst wirklich sinnvoll erschiene 1 ). Man wird die andere Antwort nicht abweisen können: die Doppelströmung hört auf, den Reinhardsbrunner Aufzeichnungen gehen in dieser Partie bis zum Jahre 1215 keine Erfurter znr Seite, weil es im Peterskloster über diese Jahre keine Auf¬ zeichnungen gab. Ich wies zum weiteren Beweis dieser That- sache nebenbei darauf hin, dass manche Erfurter Geschichts¬ werke des 15. und 16. Jahrhunderts keine solchen kennen, was freilich bei dem fragmentarischen Charakter derselben nicht allzuviel sagen will, ich machte darauf aufmerksam, 1) Zu dem S. 29, Anm. 2, Bemerkten über einige kleine Mängel in der Ueberlieferung der Historien gegenüber der Peterscbronik füge ich hinzu, dass A. R. 123, 16 und 124, 7 in der Hannoverschen Handschrift je einige Zeilen ausgefallen sind. Die Sinnlosigkeit, welche durch den Ausfall entstanden ist, bezeugt den Mangel der handschriftlichen Ueber¬ lieferung. An geschichtlichem Material sind die A. R. reicher als die Peterschronik namentlich durch die Seiten 128, 134, 142 der Wegeie¬ schen Ausgabe. Vgl. Winkelmann, Otto IV, S. 294 und 332. Zur Con- trole des Textes über die Steuerpläne Ottos IV. kann die Histor. Eccar- diana p. 404 und 405 dienen. Zur Entstehungsgeschichte der Reinharsdbr. Historien etc. 109 dass für die Jahre 1215 und folgende noch andere fremde Quellen von dem Compilator der Peterschronik ausgeschrieben wurden. Ich beobachtete aber damals nicht, in welcher Weise die Benutzung dieser anderen Quellen geschehen sei, ob sich dabei ein gleiches oder verschiedenes Verfahren im Vergleich zu der Benutzung der Reinhardsbrunner Annalen nachweisen lasse. Das war eine Lücke! Damals würde es sich für mich auch nur um eine Quelle, die Historia Damiatina, neben der Reinhardsbrunner gehandelt haben, da ich der Meinung war, die Erzählung von dem Traume s. a. 1215 sei in die Peters¬ chronik mit den vorangehenden Annalen durch Vermittelung der Reinhardsbrunner Historien und nicht direct aus der Cronica minor in jene übergegangen. Bei nochmaliger Prü¬ fung ergiebt sich mir, dass die nähere Verwandtschaft, welche zwischen A. R. 145 und Chr. Samp. p. 58 gegenüber der Quelle Cron. minor p. 196 besteht, doch anders zu erklären ist, und zwar durch die Annahme Wegeies einer parallelen Benutzung der Urquelle (Cronica minor) und der abgeleiteten (Chron. Samp.) durch den Reinhardsbrunner Compilator. Dagegen könnte die Vermuthung sprechen, dass das lücken- und fehler¬ hafte Excerpt des Petersberger Compilators*) auch die Er¬ zählung im A. R. hätte verschlechtern müssen, während that- sächlich nur der stilistische Ausdruck durch das Chron. Samp. beeinflusst ist, sachlich die A. R. durchaus mit Cron. minor übereinstimmen; indessen sorgfältige Benutzung der beiden Quellen liess den Compilator diese Gefahr vermeiden. Aehn- liches tadelloses Ineinanderschieben der beiden Erfurter Quellen findet sich auch sonst 1 2 ). Dass aber der Petersberger Com¬ pilator die Historien nicht schon mit der Cron. minor versetzt fand, ergiebt sich auch daraus, dass die Sätze, welche in A. R. auf Grund der Chron. minor von den Constitutionen Inno- 1) Irrthümlich stirbt Innocenz III. dort im Herbst 1215 statt Juli 1216, jener Cisterzienser, welcher die Traumerscheinung hat, reist zur römischen Curie nicht nach Perugia, sondern nach Rom, während der Papst in Wahrheit in Perugia weilte und starb (so auch Cron. minor und A. R.), dort und Dicht in Rom erhielt er Kunde von dem Tode des Papstes, endlich ist in der Peterschronik das Gesicht im Osten ganz weg¬ gelassen. 2) Man vergleiche z. B. A. R. 119, 9—14. Hier gehen folgende Worte, wie hier durch Interpunction, so dort durch andere Worte getrennt, auf das Chron. Samp. zurück: ‘quem postea, iuxta fluvium Da- nubium, marscalcus de Calentin, occidit. Hoc anno cepit ordo fratrum Minorum Spoleti’. Alles Uebrige ist der Cronica minor p. 194 entnommen. Zufolge dieser Beobachtung beginnt diejenige Verwandtschaft zwischen A. R. und Chr. Samp., welche durch Excerpierung der Reinhardsbrunner Historien Seitens des Erfurter Chronisten zu erklären ist, erst mit dem Jahre 1209, nicht schon, wie früher angegeben wurde, unter 1208 auf S. 50 Z. 2 von unten. 110 Karl Wenck. eenz’ III. berichten (A. R. 145, 3—7 hnultas constituciones — admirabili providencia’) und die Nachricht von der Bestätigung des Predigerordens (A. R. 145, 10, zurückgehend auf Cron. minor 196, 15) nicht in die Peterschronik übergegangen sind, während die unmittelbar vorher, nachher und dazwischen stehenden Sätze mit geringen Auslassungen von dem Erfurter Compilator übernommen wurden J ). Die Benutzung der Rein¬ hardsbrunner Historien im Chron. Sampetr. schliesst demnach mit der Relation über das Lateranconcil und dem unmittelbar folgenden Bericht über den Tod Landgraf Hermanns und den Streit um seine Leiche zwischen dem Abt von Reinhardsbrunn und der Witwe des Landgrafen. Dieser letztere Bericht ist ganz offenbar Reinhardsbrunner Ursprungs. Dass die Be¬ nutzung der Reinhardsbrunner Historien durch den Erfurter Compilator nicht weiter reicht, dürfte seinen Grund darin haben, dass die Reinhardsbrunner Annalistik für die Jahre 1216 und 1217 schweigt und erst mit 1218 wieder einsetzt, dann aber nicht wie bisher Reichs- und Landesgeschichte verbindet, son¬ dern fast ausschliesslich Landgraf Ludwig den Heiligen zum Mittelpunkt ihrer Darstellung macht. Das konnte für den Erfurter Chronisten ungeeignet er¬ scheinen, dagegen bot sich anderes Material, um die weitere Lücke der Erfurter Annalistik auszufüllen, in der Historia Damiatina des Scholastikus Oliverius. Sie ist in umfäng¬ lichster Weise benutzt worden 1 2 ), aber immer mit der con- sequent verfolgten Absicht, alles irgend Entbehrliche aus dem Texte zu entfernen, Nebensachen zu übergehen, um so den Text kürzer zu gestalten. Das ist genau dasselbe Verfahren, 1) Es ist anzunehmen, dass unter den 7 — 800 Aebten und Prioren, welche an dem Lateranconcil theilnahmen, auch der Abt von Reinhards¬ brunn, das dem Papste unmittelbar unterstellt war, sich eingefunden hatte. Er würde dann persönlich die Bestätigung des Güterbesitzes, welche Innocenz III. seinem Kloster gewährte (päpstliche Bulle von 1215, gedr. Naude, Reinhardsbr. Fälschungen, S. 128), erlangt haben. Auf seine Er¬ zählung mag sich dann gründen, was uns A. R. 144, 10—145, 16 berichtet wird, abgesehen von den aus Cron. minor eingeschalteten Sätzen. Dieser Bericht ist wie die Annalen der vorhergehenden Jahre in Reinhardsbrunn später stilistisch überarbeitet und dabei auch jener Zusatz gemacht worden, dass Innocenz III. noch keinen ebenbürtigen Nachfolger gefunden habe (nec adhuc visus est habere sequentem). Dass nicht umgekehrt (nach der Annahme Wegeies), was über das Lateranconcil und Innocenz* Tod berichtet wird, dem Chron. Samp. ursprünglich angehört, wird durch das Plus der A. R. dargethan. 2) Vergl. Stiibels Dissertation, S. 22. Er sagt über die Art der Benutzung: ‘Im allgemeinen ist die Histor. nur excerpiert; manche Sätze sind zerstückelt, mehrere oft in einen zu¬ sammengezogen oder mit willkürlichen Zusätzen versehen, viele auch ganz weggelassen worden*. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 11t wie wir es bei der Benutzung der Reinhardsbrunner Historien zu den Jahren 1209—15, der Cronica minor zum Jahre 1215 fanden; der Excerptor aller drei Quellen muss daher durchaus dieselbe Persönlichkeit sein. Da aber nun die Erzählung von jenem Traum s. a. 1215 (aus der Cronica minor) und die Aus züge aus Olivers Historia in der Form, welche ihnen der Erfurter Excerptor gegeben hat, d. h. als Stücke der Peters¬ chronik, nachmals dem Reinhardsbrunner Compilator Vor¬ gelegen haben (was ich von jenem ersten Stück weiter oben nachwies, von den letzteren sich auf den ersten Blick ergiebt), so muss die Erfurter Benutzung der Reinhardsbrunner Historien, die wie gesagt gleichzeitig mit Cronica minor und Historia Damiatina im Peterskloster excerpiert wurden, erfolgt sein, ehe die Excerpte der Peterschronik aus Cronica minor und Historia Damiatina in Reinhardsbrunn verwerthet wurden. Anders aus¬ gedrückt: Es wurden 1) in die Peterschronik gleichzeitig von demselben Compilator Stücke aus a. Hist. Reinhardsbr., b. Cronica minor und c. Hist. Damiat. in gekürzter Form auf¬ genommen, und 2) wurden die Stücke des Chron. Samp. aus b. und c. durch den Reinhardsbrunner Compilator für seine Historien benutzt, die Stücke aus a. blos deshalb nicht, weil sie bereits in den Reinhardsbrunner Historien standen, denen sie ja ursprünglich angehörten. Die Benutzung der Reinhards¬ brunner Historien in Erfurt ist also früher geschehen als die der Erfurter Chronik in Reinhardsbrunn, wenigstens für diese Partie der Historien, und wenn sich herausstellen sollte, dass die Ein¬ schaltung der Peterschronik, ja aller fremden Quellen, in die Historien auf einmal geschehen ist, so werden wir aufs Neue behaupten dürfen: die Reinhardsbrunner Historien haben nach¬ weislich zu einer Zeit als Quelle gedient, wo sie bereits stili¬ stisch überarbeitet, aber noch frei waren von den umfang¬ reichen Excerpten aus der Peterschronik und andern Quellen. Es wäre dasselbe Resultat, welches wir früher (S. 25 meines Buches) bei Vergleichung des deutschen Leben Ludwigs mit den Historien fanden. Auch dem Verfasser desselben, dem Uebersetzer Friedrich Köditz, haben die unvermischten Rein¬ hardsbrunner Geschichtsbücher Vorgelegen. Wann diese deutsche Biographie Ludwigs des Heiligen geschrieben sei, lässt sich nicht mit Sicherheit angeben, vielleicht dient die Benutzung der Historien durch den Petersberger Chronisten besser dazu, zeitlich festzustellen, wann spätestens die stilistische Ueber- arbeitung der Reinhardsbrunner Historien erfolgt sein muss, wann frühestens die Benutzung der Erfurter Quellen in Rein¬ hardsbrunn geschehen sein kann? Indessen ist vor Erörterung dieser chronologischen Frage die Modalität der Ueberarbeitung und der Compilation zu untersuchen. 112 Karl Wenck. III. Die Verarbeitung der einheimischen Materialien in den Reinhardsbrunner Geschichtsbüchern. Die Scheidung zwischen einheimischen und fremden Quellen, welche ich vornehme, wird sich in einem folgenden Capitel über die Benutzung der fremden Quellen erst recht zu bewähren haben. Um die Untersuchung nicht zu verwirren, muss ich die Richtigkeit meiner Annahme voraussetzen, wo¬ nach als Quellen Reinhardsbrunner Ursprungs zu betrachten sind 1) die Historia brevis, 2) die annalistischen Nachrichten zur politischen Geschichte, welche sich vom 12. bis ins 14. Jahr¬ hunderts erstrecken, soweit sie nicht nachweislich fremden Quellen entstammen, 3) die Bearbeitung der Vita Elisabeths von Dietrich von Apolda. Freilich hat nur bezüglich der unter 2) ge¬ nannten Bestandteile eine gegentheilige Meinung ausgesprochen werden können, da der Reinhardsbrunner Ursprung dieser Annalen nicht so klar zu Tage liegt, wie der jener andern beiden Quellen. Erweist sich nun in der Bearbeitung, be¬ ziehungsweise Abfassung dieser Annalen das gleiche Verfahren, welches sich gegenüber den unter 1) und 3) genannten Quellen beobachten lässt, dagegen die Benutzung unfraglich fremder Quellen als eine spezifisch-verschiedene, so ist indirect auch der Beweis für den Reinhardsbrunner Ursprung jener Annalen gegeben. Eine andere Frage ist die, ob man nicht auch ohne Berücksichtigung dieser unzweifelhaft Reinhardsbrunner Arbeiten eine historiographische Thätigkeit der Reinhards¬ brunner Mönche im 12. und 13. Jahrhundert hätte a priori an¬ nehmen müssen, da ein Kloster, welches in mehr als 160 Jahren unter der Regierung der Stifterfamilie keine geschichtliche Auf¬ zeichnungen produciert hätte, unter der Regierung einer fremden Dynastie schwerlich historiographische Leistungen hervorgebracht haben würde. Jedenfalls ist die Lösung der Frage über die litterarischen Verdienste der Reinhardsbrunner Benedictiner sehr erleichtert, seitdem wir wissen, dass uns die älteste Landgrafengeschichte im Wesentlichen in der Form, wie sie um 1200 von einem Reinhardsbrunner Mönch auf¬ gezeichnet wurde, in der Historia brevis erhalten ist. Vergleichen wir sie mit den entsprechenden Partieen der Historien, so ergiebt sich augenfällig das Wesen des Ueber- arbeiters. Ist die Historia brevis knapp und einfach ge¬ schrieben, noch fast ganz ohne sagenhafte Bestandteile, so ist dagegen der Stil des Ueberarbeiters anspruchsvoll, rhetorisch überladen, der Inhalt durch allerhand wunderbare Geschichten bereichert. Alle die anmuthigen Erzählungen, die sich uns mit den Namen der thüringischen Ludwige zu verbinden pflegen, fehlen hier. Das hatte ich schon früher ausgeführt. Für die stilistische Vergleichung hatte ich auf die Quellen selbst verwiesen. Hätte ich Beispiele gegeben, so würde man Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 113 die Persönlichkeit des Stilkünstlers nicht für problematisch haben erklären können. Nun also zwei beliebige Beispiele: Historia brevis p. 820, 8: ‘cujus (Gisele) interventu ad regalia consilia idem Lude- wicus familiarius accesserat’. Ann. Reinh. p. 2, 25: ‘Qui eciam ob interventum Gysele [imperatricis et ob pru- denciam suam, utpote vir sagacis ingenii, et pro sedulis ob- sequiis et sagacissimis auspiciis imperatori ita carus erat, ut imperatoris audiencie decentissime dispensans consilia inter aulicos laudabiliter functus est. In quo ministerio proficien- tibus incrementis tarn gloriose deservivit, quod] ad regalia consilia familiarius accessit [et regio lateri nullatenus deesse pre- sumpsit’J — und so fort noch 2 l / 2 Zeilen. Hist, brevis p. 820, 39: ‘Postea eorum mater cuidam ingenuo Timoni de Nordeke nupsit genuitque filium Gebehardum nomine, qui Cellam Sancti Blasii ad monasterium Reinhersburn contulit’. Ann. Reinh. p. 6, 4: ‘Postea Hildegardis mater eorum cuidam Thymoni de Nordecke [legitime et solempniter] copulata est. Quae edidit filium Gevehardum nomine; qui [Gevehardus terminos] celle sancti Blasii [cum omnibus circumjacenciis intuitu mercedis eterne] ad monasterium Reynersborn [solempniter] contulit [et in cella prenominata ecclesiam in memoriam sancti Blasii martyris cum sollempnitatibus (et) preconiis instituitj. Nicht weniger als dreimal begegnen wir in diesem letzten Stücke dem Worte ‘solempnis’. Es ist sehr bezeichnend für die leere rhetorische Schreibweise des Ueberarbeiters, wohl das am häufigsten angewandte seiner Lieblingsworte. Angesichts der bekannten und evidenten Thatsache ist es wohl nicht nöthig, durch Beispiele zu zeigen, wie die Reinhardsbrunner Annalen am Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts mit dem gleichen rednerischen Schwulst über¬ laden sind. Jede Seite bekundet es dem Leser. Ich mache nur besonders auf die Neigung zu Antithesen aufmerksam, welche sich u. A. in den folgenden Beispielen kundgiebt: A. R. p. 80, 1 (Begräbnis Heinrichs VI): ‘ac si diviti avaro prodest aliquid preciosa sepultura, obest pauperi justo vilis aut nulla nec illa’. A. R. p. 140, 4 (Begräbnis Landgraf Hermanns I): ‘quo- niam quidem si diviti avaro prodest operosa sepultura, pauperi justo obest vilis vel nulla, sed nec illa nec illa (ulla?)’. Ausserordentlich beliebt ist die Gegenüberstellung von Neues Archiv etc. X. 8 114 Karl Wenck. Anfang und Ende, namentlich eines guten Anfangs und schlimmen Ausgangs'). Was von dem Stil der Annalen bis 1215 gilt, ist aber auch von den Annalen Bertolds (1218—27) zu sagen. Ich habe in dieser Beziehung eine frühere Behauptung (S. 16 meines Buches) zurückzuziehen. Zum Beweise, dass dieselbe Wortfülle auch hier herrscht, die folgenden Stellen: A. R. p. 178, 9 s. a. 1225: ‘Post hoc Ludewicus pius lantgravius collegit exercitum magnum etvalidum et viros bellicosos gnaros belli’ 1 2 ) und Zeile 19 ff. derselben Seite: ‘famam vero sed infamiam plus veriti, ne notam turpitudinis occurrerent,timorem simultacione regentes omnes unanimi consilio et uno ore promiserunt, se submittere gracie divine . . .’ Es ergiebt sich nun die Frage, in wie weit die historische Brauchbarkeit der immer gleichzeitig von verschiedenen Ver¬ fassern geschriebenen Annalen von 1183—1227 durch die gleichmässige stilistische Ueberarbeitung gelitten hat? Er¬ schwert ist die Benutzung dieser Annalen sichtlich; es ist bis¬ weilen nicht ganz leicht, den Sinn der schwülstigen Worte zu enträthseln und der Verdacht, dass der Gedanke auch entstellt sei, drängt sich manchmal unwillkürlich auf. Aber wenn wir auf den ersten Seiten der Wegele’schen Ausgabe unter Vergleichung der Historia brevis die zugefügten stilistischen Floskeln und fabulosen Geschichten einklammern, bleibt dazwischen im Wesentlichen der Wortbestand der Historia brevis stehen. Eine ähnliche, freilich unsichere Aus¬ scheidung wird man auch bei den folgenden Annalen vor¬ nehmen können. Und nun kommt in Betracht, dass die Reichsgeschichte, welche für Jahrzehnte im Mittelpunkt der Darstellung steht, nicht in gleicher Weise zu sagenhafter Aus¬ schmückung aufforderte, wie die Landgrafengeschichte, und für die Geschichte Ludwigs des Heiligen das Fabelbedürfnis wesent¬ lich durch die Vita Dietrichs befriedigt wird, andere Zusätze sich ebenfalls leicht ausscheiden lassen 3 ). Dass uns trotz des hinzugetlianen Schwulstes die Annalen ziemlich treu überliefert sind, ergiebt sich doch auch schon aus der Thatsache, dass Merkmale gleichzeitiger Abfassung in allen Theilen stehen 1) Vgl. A. R. 114, 20. 116, 25. 120, 2. 121, 3. 126, 22. 129, 12. Die dritte bis fünfte dieser Stellen findet sich auch in dem Excerpt des Chron. Samp. p. 51 und 54. 2) Vgl. A. R. p. 175, 3: ‘multos milites in armis strenuos et gnaros belli liabebat’. 3) Vgl. S. 15 f. meines Buches und die Königsberger Dissertation von Ernst Bernecker, Beiträge zur Chro¬ nologie der Regierung Ludwigs des Heiligen, Landgrafen von Thüringen, 1880, S. 14. Dazu meine Besprechung dieser Schrift in der Zeitschr. f. thüring. Gesch. N. F. II, S. 421. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 115 geblieben sind. — Die Besprechung der politischen Nachrichten zur Geschichte der Jahre 1231—1307 muss einem andern Capitel Vorbehalten bleiben. Wenden wir uns zunächst zu der dritten von dem Ueber- arbeiter benutzten Quelle. Zwischen die Annalen Bertolds und die folgenden Partieen sind grosse Stücke aus der Vita S. Elisabeth Dietrichs von Apolda gestreut. Ich trage hier zu dem früher gegebenem Beweise die Vergleichung einer inter¬ essanten Stelle nach. Dietrich von Apolda nennt als seine Quelle unter Anderm einen Brief Konrads von Marburg und die ‘dicta quatuor ancillarum’ J ); sie sind hier zusammen- geschweisst und dazu ist in A. R. noch eine Notiz der Peterschronik gekommen: Epistola Conradi. Eodem tempore marito suo in Apu- leam ad imperatorem proficiseenteperuni- versam Alemanniam caristia gravis est exorta, ita ut multi fame morerentur. De dictis 2017 B. Item tempore gene¬ ralis fame et karistie Dietrich v. Ap. III, 6. Anno Domini 1225 proficiscente in Apu- curiam Cremonensem omnem annonam etc lantgravioprofecto ad liam ad imperatorem Fridericum Ludewico Thuringiae landgra- vio ad curiam Cre¬ monensem per totam Alemanniam suborta est caristia gravis et fere duobus annis durans multos peremit. A. R. 184, 12. Proficiscente igitur in liam ad imperatorem Fridericum pyo Ludewico lantgravio Thu¬ ringorum ad curiam Cremonen¬ sem, per totam Alemanniam suborta est cariscia gravis et fere duobus annis durans, mul- tiquefame perierunt, quia ventus excusserat annonam precedenti anno. Ein Ueberblick über den Wortlaut der verschiedenen Quellen zeigt sofort ihr Verhältnis 2 ). in Chron. Samp. s. a. 1225. Hoc eciam anno, quia precedenti ventus excusserat annonam, maxima cariscia fuit. fame Apu- 1) Ersterer ist jetzt kritisch herausgegeben von A. Wyss im 1. Bande des hess. Urkundenbuchs S. 32, letztere noch bei Mencke II, 2008 ff. zu benutzen. 2) Das deutsche Leben Ludwigs IV, 1 zeigt auch an dieser Stelle keine Spur der Interpolation aus der Peterschronik, was freilich hier insofern nicht viel sagen will, als auch die Annal. breves (Eccard, Hist, princ. p. 350) an dieser Stelle davon frei sind. Die ungeschickte Einschiebung fällt also auf Rechnung eines späteren Abschreibers. Aehn- liche Beispiele später mehr. 8 * 116 Karl Wenck. Der Stil, in welchem Dietrichs Vita, die Hauptquelle der späteren Partieen der Historien, geschrieben ist, unterscheidet sich auf das Schärfste von dem einfachen Wortgefüge, welches die Quelle der ersten Abschnitte der Historien, die Historia brevis, aufzuweisen hatte. Mit grosser Gewandtheit handhabte Dietrich seine Sprache, man vergleiche nur (S. 5 meines Buches), wie er den hölzernen Wortlaut seiner Quelle Me dictis’ umgestaltete, er sagt selbst in seiner Vorrede: ‘ornavi prout potui impolita’, aber diese Gewandtheit verführte ihn zur Häufung der Worte und zu seltenen gesuchten Ausdrücken, man vergleiche: Vita IV, 2 (A. R. 202, 9): ‘Erat ibi tune moestitudo maxima, luctus et planctus ingens, voces miserabiles, larga lachrymarum effusio cum rugitu anxio et clamore. Erat nihilominus devota illic mens et vox grata benedicentium Deum. 0 permixtum turbulenta moestitia pium tripudium! ubi fletus et planctus concentui jungitur, dum parentes a filiis et viri ab uxoribus pro charitate fidei sejunguntur’. Dieses Werk Dietrichs nun bekam ein Reinhardsbrunner Mönch in die Hände und bearbeitete es im Sinne seines Klosters, d. h. er bereicherte es um zahlreiche Legenden des heiligen Ludwig, des Gemahls der Elisabeth. Mencke hat aus zwei Leipziger Handschriften die Varianten und Zusätze dieser Reinhardsbrunner Bearbeitung mitgetheilt 1 ). Da findet sich nun nicht selten, dass der Ueberarbeiter der Vita der Aufforderung Dietrichs: sein Werk ‘eruditiori stilo et elegantiori eloquentia corrigens emendare’, nur zu sehr nach¬ gekommen ist und dessen Wortfülle noch übertrumpft hat. So schreibt er im Prolog ‘in bis omnibus [et ab his Omnibus] investigans’, 1. II c. 9: ‘ad singula [singularum] ecclesiarum E irocessit altaria et fasciculum parvulum lini et thus cum lumine parvulo statt ‘modico’ Dietrichs] obtulit et inclinans humiliter liscessit’; dem Ausrufe (1. IV c. 7) ‘heu inopinata et infausta rerum varietas’ schickt er noch voraus: ‘heu miranda et mi- seranda mutatio’; wenn Dietrich (1. VIII, c. 5) erzählte, dass von dem Leichnam der heiligen Elisabeth Haare, Fingernägel, Kleiderstücke als Reliquien abgeschnitten wurden, so fügt er noch hinzu: ‘quidam auriculas et mamillarum summitates!' Wo er ganze Erzählungen einfügt, begegnet derselbe uner¬ schöpfliche W ortschatz: Mencke II, 1998 D (A. R. 219, 6): ‘Nam et predia spoliata, possessiones distracte, edificia diruta et collapsa, mancipia imminuta et dissipata, refectio attenuata est. Defectus in vestitu aliisque necessitatibus pre- valuit et egestas. Quid plura? Tepuit erga nos devotio populi, 1) SS. II, 1988. Vgl. mein Buch S. 11 ff. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 117 reverentia principum ac nobilium evanuit, oblationes et donaria fidelium cessaverunt’. Dieselbe Neigung zu seltenen Worten zeigt sich überall, der Ueberarbeiter sagt statt ‘dicere’: ‘proclamare’, statt ‘re- pellere’: ‘retrudere’, statt ‘quis valet enarrare’: ‘quis prevalet enarrare’ (1. III, c. 1, A. R. 148, 12). Was ist wahrscheinlicher, fragen wir nun, als dass der¬ selbe Reinhardsbrunner Mönch, der die Vita Dietrichs in dieser Weise stilistisch modelnd überarbeitete und sie durch neue legendarische Geschichten sachlich ergänzte, auch die Historia brevis und die vorhandenen Reinhardsbrunner Annalen stilisti¬ scher Ueberarbeitung und sagenhafter Ausschmückung unter¬ warf 1 ). Der Geist, welcher in der Legende lebt, giebt sich in allen Theilen der Historien durch Aeusserungen, wie sie dem Heiligenbiographen anstehen, zu erkennen. Er ist aus¬ geprägt in der Geschichte Ludwigs des Springers (S. 14 ff.), Ludwigs des Frommen (S. 38 ff.), des Wunderbluts (S. 55 ff.), Ludwigs des Heiligen (S. 90 ff), eines gewissen Mönches Johannes in Spanien (S. 105 ff.), des Propstes Sifrid (S. 130 ff.), der frommen Gutta (S. 227 ff.), der Landgräfin Jutta (S. 256 ff.). Der Ueberarbeiter von Dietrichs Vita hat eine schon früher von mir beobachtete Vorliebe für Einflechtung längerer Reden — seinem rhetorischen Naturell entsprechend, ich con- statierte, dass von den elf grösseren Stücken, welche aus den Ergänzungen der Reinhardsbrunner Bearbeitung von Dietrichs Vita in die Historien übergegangen sind, sechs meist längere Reden enthielten. Solche finden sich nun auch sonst nicht selten in den originalen Partieen der Historien, vgl. S. 14, 117, 137, 179 und 180 (ich berücksichtige hier absichtlich nur den Theil bis 1227). Und wenn die Identität des Bearbeiters der Vita und der Historien damit noch nicht gesichert sein sollte, so erscheint der Beweis vielleicht geführt, wenn wir auf die Wiederkehr eines bestimmten Gedankens in der bearbeiteten Vita und den Historien hinweisen. Rühmt der Ueberarbeiter der Vita, dass Ludwig der Heilige selbst für Speise und Trank im Kloster Reinhardsbrunn gesorgt und soviel mitgebracht habe, dass von den Resten die Mönche noch drei Tage hätten leben können 2 ), so rühmt der Ueberarbeiter der Historien 1) Manche rhetorische Form Dietrichs ist von dem Ueberarbeiter der Historien nachgeahmt. Dietrich schrieb IV, 3 (A. R. 203, 13) ‘perrexit dominus exultans ut gigas ad currendam viam’, A. R. 67, 11 und 104, 8 tritt Landgraf Hermann und Otto IV. ‘ut gigas’ seinen Feinden gegen¬ über. Wer konnte den Stil Dietrichs in den Historien besser nachahraen als der Ueberarbeiter der Vita? 2) Mencke II, 1992 A. (A. R. 150,2): ‘Tune copiosus quoque adducebatur omnium que erant necessaria appa- ratus, ut non solum ecclesia non gravaretur, quinimo de residuo conventus etiam per triduum pasceretur. Habuit etiam pro suis coquinam et celle- rarium speciale’ etc. 118 Karl Wenck. dasselbe Ludwig dem Frommen *), der Landgräfin Jutta 1 2 ) und ein zweites Mal Ludwig dem Heiligen nach 3 ). Die Form, in welcher dies gegeben wird, ist jedesmal eine etwas andere, so dass an ein Abschreiben nicht gedacht werden darf. Wie nahe der Gedanke dem in die ökonomische Zerrüttung des Klosters verflochtenen Ueberarbeiter der Vita liegen musste, bedarf keiner Ausführung. Ich habe schon früher darauf hingewiesen, es sei durchaus zu vermuthen, dass derjenige Reinhardsbrunner Mönch, welcher die Vita Dietrichs überarbeitete, auch die für die Historien seiner Meinung nach geeigneten Stücke ausgewählt und mit den vorhandenen Annalen verbunden habe. Ich machte dafür geltend, dass kein Anderer dafür so geeignet gewesen, dass die Auswahl erschöpfend und verhältnismässig geschickt ge¬ macht sei. Dass die Entlehnungen aus der überarbeiteten Vita wörtliche sind, bestätigt nur meine Annahme, an der ich natür¬ lich um so mehr festhalte, nachdem sich die Hand des Ueber- arbeiters der Vita auch sonst in den verschiedenen Theilen der Historien hat erkennen lassen. IV. Die Historien in den Jahren 1231—1310. Wie steht es nun um die Aufzeichnungen, welche die Reinhardsbrunner Historien zur Geschichte der Jahre 1231— 1307 oder 1310 enthalten, soweit sie nicht Erfurter Quellen oder der bearbeiteten Vita Dietrichs entstammen? Ich be¬ merkte früher, dass dieselben erst ungefähr 1315 verfasst seien, ich sagte, es verrathe sich deutlich, dass der Verfasser einen grossen Theil der geschilderten Ereignisse nur aus Hörensagen kenne, dass uns viele sagenhafte Züge begegneten, ich sprach von seinem naiven Interesse für Wundergeschichten 4 ). Es ist 1) A. R. 38, 5: ‘Eratque ei solempnis consuetudo, ut in diebus festivis .divinis officiis interesset et se quam suos quam etiam omnem con- gregationem laute et bene de suis procuraret et post recessum suum de hiis, que ei remanserunt in cibo et potu, per triduum omnis congregatio procuraretur’. 2) A. R. 287, 16: 'Eratque ei solempnis consuetudo, [ut] dum idem monasterium visitaret, per se fratribus cybos deferre, vinum apponere et Omnibus, tarn fratribus quam etiam pauperibus, devotius de- servire et omnia necessaria de suis rebus per tres vel quatuor dies eis habundantissime providere’. 3) A. R. 196, 23: 'Finita missa piissimus princeps cum omni exercitu mensam per fratres dicti monasterii largiter procuratam habuit, quam tarnen, cum eo esset loco, de bonis monasterii nisi pro (peccunia) tune habere procuratam non consuevit.’ Er befiehlt Bezahlung an die Mönche. 4) Dem gegenüber muss ich den Vorwurf einer völligen Verkennung dieser Aufzeichnungen, welchen mir Ilgen und Vogel (Zeitschr. des Vereins für hessische Gesch. N. F. Bd. X, 18 ff.) gemacht haben, als unberechtigt zurückweisen. Sie tadeln lebhaft, dass ich den Namen ‘Annalen’ gebraucht habe, während die fraglichen Er¬ zählungen von ihnen dieses Namens nicht für würdig befunden werden. Ihre Opposition hätte sich mit mehr Recht gegen Wegele (Einleitung S. XXI) richten können. Dort heisst es, dass diese Aufzeichnungen ‘offen¬ bar unter dem Eindruck der Thatsachen niedergeschrieben seien’. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 119 neuerdings behauptet worden, dass diese Aufzeichnungen ihres fragmentarischen Charakters wegen nicht ursprünglich ohne Anlehnung an das aus Erfurter Quellen Entnommene ent¬ standen sein könnten. Diese Meinung werde ich zu bekämpfen haben, wenn ich die Benutzung der fremden Materialien durch den Reinhardsbrunner Compilator bespreche, sie wird aber eigentlich schon beseitigt, wenn sich meine früher aus¬ gesprochene Ansicht bestätigen sollte, dass diese Annalen, wie ich die Reinhardsbrunner Aufzeichnungen für die Jahre 1231 —1310 der Kürze halber auch ferner nennen will, dem Ueber- arbeiter der Vita Dietrichs, der sich nun auch als Ueber- arbeiter der Historien ergeben hat, ihre Entstehung verdanken. Diese These lässt sich auf Beobachtung des Inhalts und der Form dieser Annalen stützen. Inhaltlich stehen sie zum Theil auf der Grenzlinie zwischen Sage und Geschichte, zum Theil sind sie anekdotenhaft. Der politischen Geschichte gehören wenig mehr als die Hälfte an und diese Nachrichten sind kurz, an wirklich brauchbarem Material arm, lang und eingehend dagegen die Schilderungen, welche sich mit den Wundern der frommen Gutta und Lud¬ wigs des Heiligen, mit den Wohlthaten der Landgräfin Jutta, dem früheren Wohlstände und der späteren Schuldenlast des Klosters beschäftigen. Das ist recht der Geschmack eines Mönchs, welcher sich nach dem Brande seines Klosters be¬ mühte, durch eine Reinhardsbrunner Bearbeitung der Vita S. Elisabeth und Verkündung der Wunder des heiligen Ludwig die Augen der Gläubigen auf Reinhardsbrunn zu ziehen, um die Ökonomische Lage seines Klosters zu bessern (vgl. Mencke II, 1998, A. R. 219 und 262, 18 ff.). Ueber die eigentlichen Klosterereignisse giebt er genaue mit vielen Tagesdaten belegte Angaben (vgl. S. 263 fl., z. J. 1293 ff.), sein historisches Interesse ist dürftig genug, für chronologische Genauigkeit fehlt ihm jeder Sinn, Wunder¬ glaube und Fabelsucht haben ihm hier, wo er selbständig schrieb, ebenso die Feder geführt, wie da, wo er nur ein¬ schaltete und überarbeitete. Dass der Verfasser dieser Annalen identisch ist mit dem Ueberarbeiter der Vita und der Historien, wird dann nament¬ lich auch durch die Form derselben erwiesen, einmal durch die Neigung, die handelnden Personen in directer Rede ein¬ zuführen - auf S. 223, 227, 228, 229, 251, 256, 262, 291 giebt sie sich kund — dann durch die Gleichheit des Stils. Auch in dieser Beziehung habe ich meine früheren Beobachtungen zu berichtigen. Namentlich die legendarisch gehaltenen Stücke, aber auch die Nachrichten zur politischen Geschichte zeigen die Redefülle und die Neigung zu gesuchten Ausdrücken, welche wir bei dem Ueberarbeiter der Vita und der Historien 120 Karl Wenck. fanden. Auf jeder Seite lassen sich Beispiele für die Häufung von Synonymen finden. Ich wähle sie vorzugsweise aus den Nachrichten zur politischen Geschichte. S. 223: ‘abstulit et extinxit’, ‘secrete clam’, 231: ‘multa dampna in terris eorum perpetrata sunt et mala’, ‘dampna et pericula pateretur et gra- varetur’, 232: ‘multa mala et dampna perpessum est ac in rapinis et predacionibus pertulit’, 243: ‘magna discordia et ini- micicie’, 250: ‘monachi inibi devoti et religiosi, obedientes et divino servitio iugiter inherentes, cari tarn Deo quam homini- bus et accepti’, 279: ‘possessiones eius et bona proprietatesque et res sedulo distrahebantur, alienabantur, dylapidabantur, ven- debantur alienis personis tarn religiosis quam secularibus extra- debantur’J), 289: ‘baptizata atque de sacro fonte levata est’, 293: ‘quid faceret ageretve’. Der Ueberarbeiter von Dietrichs Vita hatte lib. V, 9 ‘dicentes’ in ‘proclamantes’ verändert; dieses Wort gebraucht der Schreiber der Annalen mit Vorliebe (S. 223,15 und 233, 13 und 17), der Ueberarbeiter der Historia brevis und der älteren Annalen hatte eine besondere Neigung für das Wort ‘solemnis’, nun ist es auf S. 287 und 88 dreimal gebraucht, einmal in derselben Verbindung, die wir auch S. 38, 5 und S. 131, 5 finden: ‘erat ei solemnis consuetudo’. Wenn es von der Landgräfin Jutta S. 286, 24 ff. heisst: ‘utique pes claudo, ceco oculis, pupillis pater, mater orphanis, maritus viduarum, defectorum refectio et tanquam Omnibus omnia facta est’, so erinnert das wörtlich an das, was der Ueberarbeiter der Historia brevis von Ludwig dem Springer gesagt hatte: S. 8, 13 ‘ut captivorum diceretur redemptio, pes claudo, ceco esset oculus et profugis tutissimum ubique predicaretur asylurn’, und erinnert ferner auch an ähnliche Auslassungen des Ueber- arbeiters der Vita (Mencke II, 1998 B und 1999 A). Damit dürfte die oben aufgestellte Behauptung hinreichend begründet sein. Die letzten originalen Reinhardsbrunner Auf¬ zeichnungen erweisen sich als das Werk jenes Mönchs, welcher 1293 oder wenig später (vgl. S. 12 meines Buches) die Vita der heiligen Elisabeth von Dietrich von Apolda für Reinhards¬ brunn bearbeitete und dann grosse Stücke derselben mit den gleichfalls von ihm bearbeiteten früheren Reinhardsbrunner Aufzeichnungen verband. So wurde der Eifer der Gläubigen für Reinhardsbrunn nun durch zwei Schriftwerke angeregt. Die ‘Annalen’ von 1231 —1310 werden demnach allerdings nie selbständig existiert haben, sie wurden sogleich bei ihrer Abfassung zwischen die mannigfachen Wunder- und Heiligen¬ geschichten hineingeschrieben. Wann ist nun diese Ueberarbeitung und Fortsetzung 1) Vgl. die oben Cap. III angeführte ähnliche Stelle des Ueberarbei- ters der Vita, Mencke II, 1998 D, A. R. 219, 6. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 121 beendigt gewesen? Ich möchte der letzteren noch die Nach¬ richt zu 1310 A. R. 299, 25 über den Bau einer Abtswohnung und den Rückkauf von Klostergütern wegen der ‘solempnia edificia’ zuschreiben. Die allein in den Schedelschen Excerpten s. a. 1281 erhaltene Notiz über den Tod Friedrichs des Lahmen (f 1315) könnte man, da sie in den übrigen Ablei¬ tungen der Historien fehlt, für eine Glosse der Vorlage Sche- dels halten, aber die Häufung der Worte, die sich auch hier findet — fin adolescencia iuvenili etate deceptus cum incaute’ etc. spricht für den Verfasser des Uebrigen. Dabei wäre noch denkbar, dass er selbst später seiner Handschrift diese Notiz als Glosse hinzufügte, die von den andern Abschreibern aus¬ gelassen wurde. In Rücksicht auf die wettinische Genealogie des Ueberarbeiters 1 ) (S. 91,7 ff.), die mit Friedrich dem Freidigen endet, wird man seine Thätigkeit jedenfalls vor dem Tode desselben (f 1324) abgeschlossen ansehen müssen, sie mit grösster Wahrscheinlichkeit in das zweite Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts zu verlegen haben. Wann dann die Historien ihre letzte Gestalt bekamen, deren Ableitungen uns erhalten sind, wird sich ergeben, nach¬ dem wir die Einschaltung der fremden Quellen untersucht haben. V. Die Benutzung der fremden Quellen in den Historien. Welche fremden Quellen von dem Compilator hinzugezogen sind, ist bekannt. Es sind: Gottfried von Viterbo, Ekkehards Weltchronik, Lambert von Hersfeld, die Cronica minor, das Chronicon Sampetrinum und die Annales Sancti Petri Erphes- fordenses, diese letzteren für die Jahre 1177—81 2 ), und viel¬ leicht einmal Otto von Freising 3 ). 1) Ueber die drei wettinischen Stammbäume der A. R. habe ich im nächsten Capitel zu handeln. Die Autorschaft des Ueberarbeiters für den oben erwähnten auf S. 91 ist zweifellos, da vorher und nachher die Feder des Ueberarbeiters erkennbar ist. 2) Vgl. oben Cap. I. Die Benutzung geht bis ans Ende der Annalen unter der Jahreszahl 1181, welchem Jahre thatsächlieli auch die geschilderten Ereignisse angehören. Auch in cod. 3 b der Ann. S. Petri fehlt die Jahreszahl 1182, welche 3 a hat. Die im Capitel I ausgesprochene Ansicht, wonach sich an diese Annalen die Reinhardsbrunner Annalistik angeschlossen habe, wird nicht dadurch er¬ schüttert, wenn für 1182, wie ja auch für 1185 ff. Nachrichten fehlen und erst seit 1188 diese Annalistik in rechten Fluss kommt. Dass für 1177 ff. die Erfurter Annalen — sie sind wörtlich benutzt — von dem Reinhards¬ brunner Compilator der Peterschronik vorgezogen wurden, ist leicht be¬ greiflich, da in ihnen Landgraf Ludwig der Fromme eine glänzende Rolle spielt. 3) Möglicher Weise auch nur von Schedel für seine Excerpte (S. 901. — Forschungen z. Dtsch. Gesch. XX, 292 hatte ich für A. R. 298, 30 ff. eine einmalige Interpolation aus Bernardus Guidonis Kaiser¬ geschichte angenommen. Der betreffende Passus ist aber wie noch einige 122 Karl Wenck. Vor Allem interessiert uns das Verhältnis zu den Erfurter Geschichtswerken, insbesondere zur Peterschronik. Es ist da zunächst darauf hinzuweisen, dass die Benutzung des Sam- petrinum von S. 16 der Wegele’schen Ausgabe (a. 1085) bis zum Ende der Historien (S. 310) reicht, die Benutzung der Cronica minor von S. 20, 11 (a. 1111, vgl. Mon. Germ. XXIV, 191) bis S. 235 (a. 1263, vgl. ebenda 203) Q, also die Ver- werthung der beiden am meisten gebrauchten Werke sich weitaus über den grössten Theil der Chronik erstreckt. Die Gewinnung endgültiger Resultate über das Verhältnis des Sampetrinum und der Reinhardsbrunner Historien ist nun dadurch erschwert worden, dass man geneigt war, den Bene- dictinern von St. Peter ein weit grösseres litterarisches Eigen¬ thum zuzuschreiben, als das Sampetrinum in der uns erhaltenen Gestalt aufweist, bestochen von der Thatsache, dass wirklich in einzelnen Fällen sich der Text der Göttinger Handschrift aus anderen Quellen ergänzen lässt. Man hat von diesem Stand¬ punkt aus kein Bedenken getragen, Erfurter Ursprung auch für solche Partieen der Historien zu behaupten, welche keine andere Verwandtschaft mit der Peterschronik haben, als die¬ jenige, welche sich zwischen den Berichten zweier Mönche des¬ selben Ordens und Landes über dieselben Thatsachen natur- gemäss ergiebt. Es wurde, um den Zusammenhang so wenig verwandter Berichte wahrscheinlich zu machen, eine verlorene Quelle, ältere Annalen von St. Peter, construiert, ohne dass man sich veranlasst fand, über deren Beschaffenheit, Anfang und Ende zu grübeln, ohne dass man geprüft hätte, ob nicht etwa durch die andern Erfurter Geschichtswerke des späteren Mittelalters gerade der im erhaltenen Sampetrinum gegebene Bericht nach Form und Inhalt mit Ausschluss anderer Ele¬ mente als der der Petersberger Ueberlieferung eigentümliche bestätigt werde. Eine Ergänzung des Sampetrinum aus den Reinhardsbrunner Historien sollte doch nur dann für zulässig erkannt werden, wenn sich mit schlagenden Gründen unter Herbeiziehung anderer Erfurter Geschichtswerke, die nach¬ weislich aus der Peterschronik gespeist sind, die Zugehörig¬ keit der fraglichen Bestandtheile zu der einstigen Peters¬ chronik erweisen lässt. kleine andere Sätze mit Unrecht in die Wegele’sche Ausgabe gekommen, da er vielmehr der Magdeburger Erzbischofschronik, die ja in der Han¬ noverschen Handschrift mit den Historien verbunden ist, angehört. Vgl. Gesta archiep. Magdeb., Mon. Germ. XIV, 428. 1) Darüber hinaus gehen A. R. 270, 29—34 und 279, 4—16 s. aa. 1298 und 1300 auf eine noch unbekannte Fortsetzung der Cron. minor zurück. Das Braun¬ schweiger Chronicon S. Aegidii, eine Fortsetzung der Cron. minor bis 1474, stimmt, wie schon Wegele bemerkte, an diesen Stellen wörtlich mit A. R. überein. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 123 Eine andere Bedingung aber, welche man noch für die Untersuchung des Verhältnisses der Peterschronik zu den Historien machen muss, ist die, dass nicht blos eine einzelne Partie, sondern das Ganze beider Geschichtswerke ins Auge gefasst werde. Täuschungen, welche durch isoliert» Beobachtung einzelner Fälle entstehen können, werden bei einer Ueberschau des Ganzen am sichersten vermieden. Bei dem neuesten Ver¬ suche, welcher in jener Richtung gemacht worden ist 1 ), haben es aber die Verfasser für gänzlich unnöthig befunden, sich um die Methode der Quellenbenutzung in den früheren Partieen der Historien zu kümmern. Sie konnten daher auch nicht auf den Gedanken kommen, dass die gleichartige Benutzung in den späteren Theilen in derselben Weise zu erklären sei, wie sie für die früheren Partieen erklärt worden war. Die Beurtheilung des bei Gebrauch der fremden Quellen in Reinhardsbrunn beobachteten Verfahrens ist sehr leicht, wenn man darauf verzichtet, dem Compilator die Benutzung verlorener Quellen zuzuschreiben, für deren Existenz nichts spricht, als das Vorurtheil, es müsse Alles oder fast Alles, was in den Reinhardsbrunner Historien steht, von anderwärts ent¬ lehnt sein. Die Wegele’sche Ausgabe zeigt durch den kleinen Druck, wie grosse Partieen in der That aus fremden Geschiehtswerken herübergenommen sind, aber wenn Wegele einerseits zu weit ging, indem er auch in den Annalen von 1209 — 15 eine Ab¬ leitung aus der Peterschronik sah, so hat er andrerseits an nicht wenigen Stellen übersehen, dass kleine Stücke fremder Quellen zwischen das aus einheimischen Aufzeichnungen oder anderen Quellen Hervorgegangene eingesprengt sind. Ich zähle nicht weniger als 20 solcher Interpolationen von wenigen oder auch nur einer Zeile a ). Der Compilator hat also theils und hauptsächlich grosse 1) Ilgen und Vogel in der angeführten Abhandlung über den thürin¬ gisch-hessischen Erbfolgekrieg. 2) Zum Theil sind sie schon von Anderen bemerkt worden. A. R. 3, 9—15 = Gottfr. v. Viterbo 242, 8 ff., A. R. 3, 16 = Ekkehard a. 1034, A. R. 7, 19 = Gottfr. v. Vit. 247, 37, A. R. 20, 11 = Cron. rninor 191, 20, A. R. 244, 6 und 12—13 = Chron. Samp. a. 1130, A. R. 34, 1—7 = Cron. rninor 192, 33—37, A. R. 37, 13 — 14 = Chron. Samp. a. 1172, A. R. 37, 14—22 = Ekkehard p. 211, A. R. 44, 14—20 = Chron. Samp. a. 1188, A. R. 47, 21-48, 2 = Chron. Samp. a. 1190, A. R. 86, 9 —16 = Cron. rninor 195, 34—37, A. R. 92, 21 —22 = Cron. minor 195. 3, A. R. 119, 9—14 = Cron. rninor. 194, 14 und Chron. Samp. a. 1208, A. R. 126, 9—11 = Cron. minor 195, 38, A. R. 166, 21 — 167, 4 a. 1220 = Chron. Samp. a. 1233, A. R. 184, 15 = Chron. Samp. 1225, A. R. 213, 4—6 = Chron. Samp. 1232, A. R. 231, 15—19 a. 1258 = Chron. Samp. 1263, A. R. 235. 1 und 8—11 = Chron. minor 203, 10 und 15 ff., A. R. 261, 7—9 = Chron. Samp. 1291. 124 Karl Wenck. Stücke, ganze Seiten unserer Ausgaben bedeckend, aus fremden Quellen eingeschoben, theils auch kleine Absätze mosaikartig mit anderen Quellen verwebt. Das letztere Verfahren tritt natürlich dort am klarsten hervor, wo uns die verschiedenen Ele¬ mente dieses Mosaik in ursprünglicher Fassung erhalten sind. Ein klassisches Beispiel habe ich S. 39 meines Buches gelie¬ fert 1 ): A. R. 24 sind Sätze der überarbeiteten Reinhardsbrunner Quelle (vgl. Hist, brev.) durch die Interpolation des Chron. Samp. verdrängt worden. Mehrfach hat man geäussert, solche kleine Absätze könnten nicht als Interpolationen ausgeschieden werden 2 ), sie seien vielmehr Zeugnisse für die Existenz einer gemeinsamen Quelle der Historien und jener angeblich ausgeschriebenen Chronik. Sie seien so eng mit den Worten des Samp. verknüpft, dass eine Lostrennung gar nicht ausführbar sei. Ich kann dagegen nur auf eben jene Stelle verweisen, wo wir zufällig in der Lage sind, das verlorene Glied originaler Reinhardsbrunner Aufzeichnung wieder einzusetzen. Ich verweise ausserdem 3 ) auf Schedels Excerpte s. a. 1281 (S. 105). Dort ist ein Rein¬ hardsbrunner Bericht aus dem Sampetrinum interpoliert worden, während er in A. R. 242 sich unvermischt erhalten hat. In der Hannoverschen Handschrift ist er unter ein falsches Jahr, 1) Zwei andere significante Beispiele: A. R. 119, 9—14, aus Chron. Samp. und Cron. minor compiliert, und A. R. 145 aus den gleichen Quellen combiniert, habe ich schon im zweiten Capitel S. 109 erwähnt. 2) Posse hatte, Forschungen z. Deutsch. Gesch. XIII, 349, die irrige Anschauung ausgesprochen, dass der Reinhardsbrunner Ueberlieferung die unmittelbare Anknüpfung einer Originalstelle an das Entlehnte fremd sei. 3) Wenig¬ stens in der Anmerkung erwähne ich noch einen andern interessanten Fall. Die Nachricht von der Ermordung Engelberts von Köln im Jahre 1225 lautet in dem römischen Fragment der Reinhardsbrunner Historien folgendermassen: 'Anno domini 1225 Engelbertus Coloniensis archiepiscopus oec.isus est a comite Friderico de Ysenberg, qui et ipse in ulcionem fusi sanguinis in Colonia per sentenciam iudiciariam in anniversario eiusdem archiepiscopi crurifragio misere sequenti anno interiit’. Diese Nachricht stammt aus der Cron. minor 197, 9. Sie ist aber aus dem Chron. Samp. p. 70 um die Worte ‘sequenti anno in episcopi anniversario’ bereichert worden. In der Hannoverschen Handschrift (A. R. 183, 9) lautet diese Nachricht: 'Eodem anno occisus est Engelbertus archiepiscopus Coloniensis ab iniquo filio sororis sue de Althena’. Die durchschossenen Worte finden sich in keiner der beiden Erfurter Chroniken, vielmehr hat sie der Schreiber der Hannoverschen Handschrift aus dem folgenden originalen Bericht der Historien über die Gerichtssitzung des Königs Heinrich (VII.) entnommen. Dort heisst es in dem römischen Fragment ‘postulantes iustum iudicium sibi fieri de interfectione domini sui ab ini¬ quo filio soris sue de Alzona’ und ebenso in der Hannoverschen Hand¬ schrift, jedoch mit Weglassung der letzten sieben vorweggenommeuen Worte. Das römische Fragment theilte ich mit Zeitschr. f. thür. Gesch. N. F. II, 227. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 125 1271 statt 1281, gerathen, diesem Umstande ist es zu ver¬ danken, dass der Schreiber desselben oder der Vorlage die Duplicität der Darstellung nicht erkannte und den Bericht des Chron. Samp. auf Seite 252 unvermittelt folgen liess. Man würde sehr unrecht gethan haben, wenn man aus dem Texte der Schedelschen Excerpte auf eine gemeinsame Quelle für Historien und Peterschronik geschlossen hätte. Wir dürfen annehmen, dass in der Fassung, welche die Historien durch die Einschiebung der fremden Quellen zuerst erhielten, noch viel mehr Duplicitäten existierten, als in den erhaltenen Ableitungen. Das nicht selten wiederkehrende ‘ut prius patuit’ in den A. R., dem doch eine frühere Erwäh¬ nung der betreffenden Thatsache nicht entspricht, würde schon dafür zeugen; in zwei Fällen haben uns andere Ableitungen der Historien die angedeutete Wiederholung erhalten 1 ). Das Erwünschteste wäre ja freilich, dass der Compilator überall das einheimische und fremde Material unvermittelt neben einander gestellt hätte, leider, aber auch natürlicher Weise, ist dies namentlich in den Partieen, wo die Reinhards¬ brunner Aufzeichnungen schon an sich dürftig sind, seit 1231, am wenigsten der Fall. Ihr Werth wird durch die Inter¬ polationen, welche nur Verlust bedeuten, noch verringert. Wegen der wörtlichen Uebereinstimmung einzelner Sätze aber auch die gemeinsame Abstammung des grossen Restes nicht übereinstimmender, ja sich widersprechender, Nachrichten an¬ zunehmen, scheint mir ein Verfahren, welches auf keinem Gebiete der Quellenforschung in ähnlicher Weise anwendbar sein dürfte, am wenigsten aber hier, wo die einfachste und natürlichste Erklärung der Interpolation aus der fremden, auch sonst so viel benutzten Quelle sich von selbst bot. Construierte man eine Erfurter Quelle, die weder mit dem heutigen Sampe- trinum noch mit den Ann. Erphesf. identisch, sondern nur mit beiden verwandt gewesen und in Reinhardsbrunn neben dem uns erhaltenen Sampetrinum für die als original von Wegele angenommenen Partieen benutzt worden wäre, so müsste sie der Reinhardsbrunner Compilator in einer Weise benutzt haben, welche geradezu als Gesehichtsfälschung zu bezeichnen wäre. Während Ilgen und Vogel an zwei Stellen ihrer Ab¬ handlung (S. 29 und 39) den principiellen Unterschied betonen zwischen dem, was die A. R. 226, 16 irrthümlich und die Ann. Erphesf. 37, 33 zutreffend über die Eisenacher Richtung von 1250 vermelden, halten sie doch S. 17 für möglich, dass die Angabe der A. R. aus der Erfurter Quelle geflossen sei. Sie scheuen nicht vor der Vermuthung zurück, dass es sich eigent- 2) Vgl. zu A. R. 24, 13 Schedels Excerpte S. 87 u. 89 und zu A. R. 184, 9 die eben erwähnten Mittheilungen aus dem römischen Fragment. 126 Karl Wenck. lieh um dieselbe Nachricht handele, wenn die Ann. Erphesf. zum Jahre 1248 über die Plünderung eines Gutes des Klosters Georgenthal durch die Herrn von Hermannstein berichten, und die A. R. 232 zum Jahre 1258 von einer Belästigung des Klosters Reinhardsbrunn durch dieselben Herrn von Hermann¬ stein erzählen. Nichts als der Name Hermannstein ist in beiden Berichten identisch. Derartige Vermuthungen lassen sich natürlich nur aussprechen, wenn man eine ‘stark über¬ arbeitende Thätigkeit der Reinhardsbrunner Geschichtschreiber annimmt. Jene Herren geben nun zwar zu (S. 17), dass ‘im allgemeinen das jetzige Sampetrinum wörtlich ausgeschrieben ist’, sie behaupten aber, dass ‘an zwei Stellen dessen Nach¬ richten resp. die Nachrichten der Vorlage desselben in stark überarbeiteter Fassung auftreten, daher werde man nicht mit Unrecht bei anderen Berichten der A. R., die mehr oder weniger sachliche Anklänge an eben diese Quelle haben, ein gleiches Verhältnis vermuthen dürfen’. Es ist zu bedauern, dass nicht ausgesprochen ist, welche beiden Stellen jene stark überarbeitete Fassung zeigen sollen, ich habe darüber Vermuthungen angestellt, vielleicht sind die Nachrichten zu 1258 und 1263 gemeint, aber ich kann mich täuschen und schliesslich ist es auch gleichgültig, denn Jeder, der die Peterschronik und die A. R. in den grossen Stücken wie in den kleinen Interpolationen vergleicht, wird sich als¬ bald überzeugen, dass von einer starken Ueberarbeitung durch den Reinhardsbrunner Compilator absolut nicht die Rede sein kann, auch nicht unter 1258 J ) und 1263 1 2 ), vielmehr der Anschluss des Compilators an seine fremden Quellen, von der Auslassung vieler Nachrichten abgesehen, ein so wörtlicher ist, dass sich die entlehnten Partieen zu ihren Quellen verhalten wie zwei Handschriften desselben Werkes. Das ist nur dann anders, wenn das Entlehnte, sei es mit fremdem, sei es mit einheimischem Material mosaikartig versetzt ist, aber der wört- 1) Hier liegt A. R. 231, 15—19 eine wörtliche Interpolation aus dem Sampetr. s. a. 1263 vor, nur im Ganzen fünf bedeutungslose Worte finden sich nicht gerade so in der Quelle. Der Text des Sampetrinum wird bestätigt durch die Addit. ad Lambertum Schaffnaburg. Pistorius - Struve I, 432. 2) Unter 1263 ist mit Uebergehung des unter 1258 vorausgenom¬ menen Stückes in A. R. der vollständige Text des Sampetr. inclusive des aus Cron. minor entlehnten Theiles gegeben. Die Einleitung des Berichts (A. R. 234, 13—14 ‘Unde eo tempore — tribulacionibus’) hat der Rein¬ hardsbrunner Compilator aus dem folgenden Satz (Zeile 16) geschöpft. Z. 31 fehlt eine Zeile des Sampetrinum, weil der Schreiber von einem ‘captus est’ auf das andere abirrte. An den Bericht des Sampetrinum schliesst sich ein aus der Cron. minor und originalen Aufzeichnungen gemischtes Mosaik. Die Episode von Rudolf von Vargula, der gewisser- massen ein Günstling der Reinhardsbrunner Tradition ist (vgl. Bertolds Annalen und p. 81, 17, 223, 14), scheint uns in den Reinhardsbrunner Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 127 liehe Anschluss ist auch hier, soweit es irgend die Construction gestattet, erhalten. Man wird bisweilen in den ersten Partieen eine Kürzung der Vorlagen finden, aber die Zusammenziehung wird nur in ganz wenigen Fällen zu einer freieren Gestaltung des Textes. Man findet die Elemente der Fassung bei sorg¬ fältigem Suchen in der Quelle sämmtlich vorhanden. Bisweilen ist auch späterhin ein Satz, welcher in der Peterschronik voransteht, in A. R. nachgestellt, einer Persönlichkeit ist eine Bezeichnung hinzugefügt, welche aus dem Zusammenhang oder aus der Kenntnis des Compilators hervorging — Verwandt¬ schaft oder Stellung betreffend, einmal (S. 3, 15) hat er eine Beziehung auf seine Gegenwart, die Bemerkung über die fort¬ dauernden Kämpfe der Guelfen und Ghibellinen (que lis usque hodie perdurat) dem aus Gottfried von Viterbo Entlehnten hinzugefügt, ein ander Mal (S. 14, 5) zwischen einer aus Ekke¬ hard entlehnten Stelle und der Reinhardsbrunner Erzählung von Ludwig dem Springer durch die Worte Tnterea dum haec in Italia aguntur’ vermittelt, hie und da Verweisungen gegeben (z. B. 197, 18, 301, 14). Dies zusammengenommen mit einigen andern bereits erwähnten Kleinigkeiten ist aber auch fast alles, die Befähigung dieses Reinhardsbrunner Historikers ging über die des Schreibers nicht wesentlich hinaus, denn dass er die ältere Landgrafengeschichte chronologisch fixierte, indem er sie mit aus Ekkehard entlehnten Brocken verband, dass er auch Auszüge aus Reinhardsbrunner Urkunden gab, wird man ihm nicht als Verdienst anrechnen wollen. Auf das Schärfste unterscheidet er sich von seinem Vorgänger in der Arbeit an den Historien. Hatte dieser über alles, was er unter die Feder bekam, seinen Redestrom ausgegossen und reichlich Fabelwerk hinzugethan, so war dieser nüchterne Mann nur darauf bedacht, die Historien seines Klosters durch massenhaftes historisches Material, das er ihnen einfügte, recht gehaltvoll zu machen. Angesichts der gleichmässigen wortgetreuen Benutzung der fremden Quellen, der überall gleichen schmucklosen Urkunden- excerpierung in allen Theilen der Historien, kann es keinem Zweifel unterliegen, dass diese Ausgestaltung der Historien eben nur auf Rechnung eines Ueberarbeiters zu setzen ist. Damit wird das anderweit gefundene Resultat bestätigt, dass grosse Theile der Historien zu gewisser Zeit noch ohne fremde Ableitungen nicht vollständig erhalten zu sein; es gehörte gewiss ursprüng¬ lich zu dieser Erzählung, dass Rudolf von Vargula die Landgrafen Albreeht und Dietrich in Leipzig fand, wie die Eisenacher Landgrafengeschichten berichten. Uebrigens kommt darauf nichts an. — Dass der thüringische Fortsetzer der Säclis. Weltchronik, welcher die Peterschronik übersetzte, an dieser Stelle den Bericht der Cron. minor wiedergiebt, halte ich mit Weiland für einen Zufall (gegen Ilgen und Vogel S. 9), welcher sich am leichtesten aus Benutzung einer Randschrift erklärt. 128 Karl Wenck. Interpolationen in Reinhardsbrunn und Erfurt benutzt werden konnten. Wenn der Compilator für seine Ergänzung der Historien vornehmlich die treffliche Chronik des Erfurter Petersklosters und Reinhardsbrunner Urkunden benutzte, so war er doch Aveit entfernt, die unhistorischen Bestandtheile, welche sein Vorgänger hineingebracht hatte, wieder zu ent¬ fernen. Es erhebt sich nun die Frage, wann hat er seine com- pilatorische Arbeit vollbracht? Es ist zunächst daran festzuhalten, dass, wie Wegele (S. XXIV) zuerst bemerkt hat, die Compilation der Historien vor dem Jahre 1349 abgeschlossen gewesen sein muss, da der letzte Ueberarbeiter nicht versäumt haben würde, den Sohn Friedrichs des Ernsthaften (f 1349), Friedrich den Strengen (S. 18) der Reihe seiner Ahnen anzufügen, wenn derselbe zur Zeit der Niederschrift bereits zur Regierung gekommen gewesen wäre. Indessen ist dieses argumentum ex silentio nicht das ein¬ zige. Ich bin jetzt in der Lage, den Zeitpunkt der Vollendung der Historien noch um einige Jahre weiter hinaufzurücken. Die Wiesbadener Handschrift (15. Jahrhundert) des oben er¬ wähnten thüringischen Ekkehard mit dem sogenannten Chron. Thuring. Viennense enthält nämlich mitten im Texte der Ein¬ leitung die Notiz, dass diese Compilation im Jahre 1345 unter¬ nommen sei (Anno domini 1345 hunc librum incepi). Die Benutzung der Reinhardsbrunner Historien reicht in dieser Compilation nur bis zum Jahre 1307, die übrige Erzählung bis 1330. Der Compilator fand die Historien bereits mit den fremden Quellen versetzt. Da nun die Benutzung der Peters¬ chronik denselben Charakter bis zum Schluss behält, so ist nicht daran zu denken, dass die Historien einmal nur bis zum Jahre 1307 gereicht hätten, mit andern Worten: das Abspringen des Compilators von der früher benutzten Quelle hat nicht seinen Grund in dem Versiechen derselben, sondern in der Absicht des Verfassers, die letzten Partieen seines Werkes mit Ketzer- und Wundergeschichten zu füllen, in letzter Linie in den Vorschriften, welche ihm von seinen Oberen für die Abfassung desselben gegeben waren J ). Demnach sind die Historien zwischen 1340, dem Zeitpunkt der letzten Nach¬ richten, und 1345, dem Zeitpunkt ihrer Benutzung für jene Compilation, abgeschlossen worden. Dass die Erfurter Peters¬ chronik, wie sie der Reinhardsbrunner Compilator benutzte, einst nur bis zum zeitlichen Schlusspunkt der Historien, dem Jahre 1338, (unter dem bereits Ereignisse bis 1340 berührt 1) Er schreibt am Schluss: ‘Hoc autem ad dei gloriam solius et legencium utilitatem protulimus, uequaquam propria deliberacione et pre- sumpcione, sed consilio et assensu prelatorum meorum. Deo Laus.’ Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 129 werden, vgl. Schedels Excerpte) reichte, wird von anderer Seite bestätigt. Auch Konrad von Halberstadt, der Compilator einer Weltchronik 1 ), hat das Sampetrinum bis zum Jahre 1338 ausgeschrieben, und es kann um so weniger zufällig sein, dass die Benutzung der Erfurter Quelle mit dem Jahre 1338 ab¬ bricht, als die Chronik Konrads in erster Redaction noch bis 1342, in zweiter bis 1353 reicht. Den letzten Partieen der Peterschronik in der Fassung bis 1338 liegt eine Papst¬ geschichte, eine verlorene Vita Benedicts XII, zu Grunde, welche auch von Johann von Victring so schnell, wie in Erfurt, nemlich 1342 benutzt worden ist 2 ). Die mittelbare Benutzung derselben in Reinhardsbrunn (nämlich durch Vermittelung der Peterschronik) wird man nahe an 1345 zu rücken haben. Wenigstens die Regierungszeit Friedrichs des Ernsthaften (1324—49) lässt sich dann speciell als der Zeitpunkt der Ein¬ schaltung einer andern fremden Quelle nachweisen. Derjenige wettinische Stammbaum der A. R. (S. 17), welcher bis auf Friedrich den Ernsthaften geht, ist an eine aus Ekkehards Weltchronik entlehnte Stelle angehängt. S. 10 war bei Er¬ wähnung Markgraf Udo’s von der Nordmark auf Grund der Historia brevis der Stammbaum der Wettiner bis zum Ende des 12. Jahrhunderts gegeben worden. Indem nun der Com¬ pilator durch die Interpolation aus Ekkehard auf denselben Markgrafen Udo geführt wird, sieht er sich veranlasst, jenen früher gegebenen Stammbaum wieder aufzunehmen und bis auf seine Zeit fortzusetzen. Er konnte ihn einen Schritt weiter führen, als der frühere Ueberarbeiter der Historien (S. 91, 10) gethan hatte. Dort reichte der Stammbaum nur bis auf Friedrich den Freidigen (f 1324). Dieser Stammbaum war bereits von dem Uebersetzer Friedrich Köditz benutzt worden, er gehörte der unvermischten Gestalt der Historien an. Der neue Ueberarbeiter, der die Historien aus Ekkehards Welt¬ chronik bereicherte, führte ihn bis auf Friedrich den Ernst¬ haften (f 1349). So sind die drei Stammbäume der Wettiner, welche sich in der ersten Hälfte der Historien finden, rechte Wahrzeichen für die Entstehung der Historien, die ursprüng¬ liche Niederschrift der ältesten Landgrafengeschichte um 1200 und ihre doppelte Ueberarbeitung im 14. Jahrhundert, die stilistische vor 1324, die compilatorische zwischen 1340 und 1349, beziehungsweise 1345. VI. Die Erfurter Annalen 1220-1254 und die Peterschronik. Ist durch die vorstehenden Untersuchungen erwiesen, dass der Reinhardsbrunner Compilator die Geschichtschreibung von 1) Siehe über Konrads Chronographie die Abhandlungen von Carl Müller und mir im 19. und 20. Bande der Forschungen z. Dtsch. Ge¬ schichte. 2) C. Müller, Forschungen XIX, 514. Neues Archiv etc. X. 9 130 Karl Wenck. St. Peter in einer umfassenden Form benutzte, welche grosse Aehnlichkeit hatte mit der uns erhaltenen Gestalt der Peters¬ chronik, so lässt sich doch nicht verkennen, dass die Fassung, in welcher sie um 1340 existierte, an manchen Stellen reicher gewesen ist, als die jetzige. Gerade auch die Reinhardsbrunner Historien in den verschiedenen erhaltenen Ableitungen haben dazu gedient, dies zu erweisen. Der Beweis ist aber nur in den Fällen als geliefert zu betrachten, wo andere Ableitungen der Peterschronik, ohne Benutzung der Reinhardsbrunner Historien oder anderer für diese gebrauchter Quellen, so nahe mit den Historien zusammenstimmen, dass eine andere Er¬ klärung als die Zurückführung auf eine verlorene reichere Fassung der Peterschronik nicht denkbar ist. Wenn durch Erschliessung neuen Materials die Zahl der Ableitungen aus der Peterschronik noch vermehrt wird, so ist zu erwarten, dass manches, was heute nur vermuthungsweise geäussert werden kann, seine Bestätigung erhält 1 ). Dagegen ist dieses Material doch bereits gross genug, dass man übersehen kann: von dem was wir als Reinhardsbrunner Originalaufzeichnungen betrachten, werde kaum irgend etwas Wesentliches in Abzug kommen. Sollte es nun möglich werden, für einzelne Partieen der erhaltenen Petersclironik auf eine reichere verlorene Quelle als Vorlage derselben zu schliessen, so wird dies für die Kritik der Reinhardsbrunner Historien nur dann in Betracht kommen, wenn jenes Plus nachweislich einst auch im Sampetrinum vor¬ handen war und dem Compilator von Reinhardsbrunn Vor¬ gelegen haben könnte. Ist dieser Nachweis nicht durch die verschiedenen Ableitungen der Peterschronik zu erbringen, und er wird, wie gesagt, für irgend erhebliche Nachrichtenmassen nicht zu erbringen sein, so hat das Ergebnis einer derartigen Untersuchung für die Kritik der Reinhardsbrunner Ueberliefe- rung kein unmittelbares Interesse. Dagegen ist es natürlich für die Entstehungsgeschichte der Peterschronik wichtig, zu constatieren, was ihr Compilator zur Seite gelassen hat, nament¬ lich aber für die Kritik der Thatsachen von Werth, der ursprünglichsten Quelle möglichst nahe zu kommen. Insofern gehörte eine Untersuchung über das Verhältnis des Sampe- 1) Ein werthvolles Hilfsmittel für die Kritik der Petersclironik habe ich in der bisher fast unbenutzten Dresdener Handschrift K. 316 gefunden. Die Ausnutzung derselben hat mein junger Freund Erich Schmidt über¬ nommen, von welchem demnächst eine umfassende Untersuchung über die Erfurter Peterschronik zu erwarten ist. Dieselbe wird in der Zeitschrift für thüring. Gesch. N. F. Bd. 4 (1884) gedruckt werden. Ich erwähne, dass es in dieser Handschrift zum Jahre 1294 heisst: ‘nescio quot mar- carum milibus, credo cum XI milium (!) marcarum’. Durch die doppelte Version wird einerseits der Text der Petersclironik, andrerseits der der A. R. gedeckt. Zur Entstehungsgeschichte der Keinhardsbr. Historien etc. 131 trinum uncl der A(nnales) E(rphesfordenses) von 1220—1254 Q recht eigentlich in eine ‘quellenkritische Einleitung zur Ge¬ schichte des thüringisch-hessischen Erbfolgekriegs’. Was aber von Ilgen und Vogel in der erwähnten Abhandlung über dieses Quellenverhältnis bemerkt ist, kann keineswegs als eine befrie¬ digende Lösung der Frage betrachtet werden. Zwar wird richtig bemerkt, dass das Minus der einen und der andern Quelle nicht durch die angenommene Lückenhaftigkeit der Ueberlieferung genügend begründet sei, aber das Aushülfsmittel, dass das Plus der Chronik durch Benutzung verlorener Annalen von St. Peter erklärt werden müsse, weil in den überschüssigen Nach¬ richten das Peterskloster vorzugsweise berücksichtigt werde, genügt nicht, es wird dadurch namentlich das ebenso charak¬ teristische Plus der Annalen nicht erklärt. Die Ueberlieferung ist durchaus genügend, dass man Resultate aus der Vergleichung der beiden Geschichtswerke ziehen darf. Speciell die Fassung der Chronik lässt sich aus den Reinhardsbrunner Historien und der thüringischen Fortsetzung der sächsischen Weltchronik controlieren. Wenn diese Untersuchung hier ihren Platz findet, obgleich ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Vorhergenden nicht vorliegt, so war dafür der Gedanke massgebend, dass indirect doch auch die dort gebotenen Ausführungen bestätigt werden, wenn eine entgegenstehende falsche Hypothese durch eine andere Lösung der Frage verdrängt wird. Ganz äusserlich betrachtet, ist das Verhältnis so, dass Annalen und Chronik bei einem gewissen gemeinsamen Bestand je ein Plus von Nachrichten aufzuweisen haben. Ohne Zweifel lässt sich abstract gedacht ein solches Verhältnis in der Weise erklären, dass der Verfasser des einen Werkes aus dem andern geschöpft habe, ohne es zu erschöpfen, daneben aber noch eine andere Quelle benutzt oder Eigenes hinzugethan habe. In diesem Sinne hat man gemeint, dass der Verfasser oder Compilator der späten Peterschronik der Benutzer der gleichzeitigen A. E. sei. Dabei blieb unbeachtet die Frage, ob der Restbestand der A. E., welcher in die Chronik nicht aufgenommen worden wäre, ein zufälliger sein könne, oder ob vielmehr dieser Rest eine gewisse Reihe von Nachrichten ent¬ hält, deren durchgängiges Fehlen in der Chronik nur durch ein Fehlen in der Vorlage des Chronisten zu erklären wäre? Dann würden die A. E. nicht Vorlage des Chronisten gewesen sein können, ein unmittelbares Verhältnis der beiden Quellen wäre nicht möglich, ihre Verwandtschaft müsste durch die Benutzung und beiderseitige Ergänzung einer gemeinsamen Vorlage zu erklären sein. Sollte dieses Verhältnis obwalten, so 1) Mon. Germ. XVI, 27—40. 9 * 132 Karl Wenck. müsste sich erkennen lassen, dass von dem Verfasser der Annalen und dem der Chronik eine Quelle bestimmten Cha¬ rakters in verschiedener Weise ausgeschrieben, bald hier, bald dort vollständiger erhalten wäre. In der That ergiebt sich mir nun 1) dass nicht blos das Plus der Chronik, sondern namentlich auch das der Annalen einen bestimmten Charakter trägt, dessen sorgfältige Verwischung — die Voraussetzung der Annahme unmittelbarer Benutzung — der mechanischen Art eines mittel¬ alterlichen Chronisten nicht zuzutrauen wäre, 2) dass Ursprung und Charakter der vorauszusetzenden gemeinsamen Quelle un¬ schwer zu erkennen ist, 3) dass bald Annalen, bald Chronik diese supponierte Quelle vollständiger wiedergeben. Ich schicke voraus, dass die Verwandtschaft der beiden Quellen sich er¬ streckt vom Jahre 1223 (der zweiten Nachricht der A. E.) bis zum Jahre 1253 (der drittletzten der A. E.) und bemerke nun zunächst, dass die zahlreichen Nachrichten, welche in A. E. den Standpunkt des Erfurter Dominikaners verrathen, Mittheilungen über Ordensbrüder, Provinzialcapitel, doch auch Dinge allgemeineren Interesses, namentlich gegen Ende (wo die betreffenden Nachrichten ausgesprochener Massen auf münd¬ lichen Mittheilungen von Dominikanern beruhen), wie sie sich unter den Jahren 1231, 32, 34, 37, 38, 39, 40, 44, 48, 50, 51, 52, 53 finden, jedenfalls zum Theil in die Peterschronik über¬ gegangen wären, wenn die Annalen dem Petersberger Chro¬ nisten Vorgelegen hätten. Nur einmal, zum Jahre 1241, ist in der Peterschronik wie in den Annalen von einer in der Domi¬ nikanerkirche erfolgten Ordination die Rede, aber über die Ordinationen wird fast jährlich und ohne Unterschied der Kirchen in Annalen und Chronik berichtet. Die Nachricht unserer Ausgabe der A. E. über die Ankunft der Dominikaner in Erfurt (1228) ist für die Annalen nicht sichergestellt, sie ist dahin nur aus der Peterschronik und einer andern sehr zweifelhaften Quelle Q eingesetzt worden, jedenfalls wäre sie auch von keinem Gewicht, da das gleiche von den Minoriten gemeldet wird. Alle anderen Nachrichten specifisch-domini¬ kanischen Ursprungs finden sich nur in den A. E. Ferner mache ich darauf aufmerksam, dass in dem gemein¬ samen Bestand zu den Jahren 1223, 1230, 1236 und 1253 längere, eingehende Nachrichten die Erfurter Kirche B. Mariae Virginis betreffend gegeben sind, dass aber ausserdem in der Peterschronik unter den Jahren 1224, 25, 38 und 52, in A. E. unter 1230, 1236, 1237 und 1250 in mehr oder minder aus¬ führlicher Weise (abgesehen von den Ordinationsnachrichten) von dieser Kirche und ihren Angehörigen gesprochen wird. 1) Mencke III, 156. Die betreffenden wenigen Notizen einer Fort¬ setzung der Annal. Pegavienses finden sich, von jener Nachricht abgesehen, weder alle in den Annalen noch in der Peterschronik. Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 133 Das sind, dürfen wir einmal addieren, auf dreissig Jahre im Ganzen 12 specielle Stiftsnachrichten. Es kann doch nicht zufällig sein, dass die Peterschronik in diesem kurzen Zeit¬ raum neben nur 12 Nachrichten über das Peterskloster 8 von der Stiftskirche B. Mariae Yirginis, kaum eine von dem Pre¬ digerkloster bringt, mag man auch die hervorragende Bedeu¬ tung des Stiftes Unser lieben Frauen 1 * ) in Anschlag bringen. In der ganzen Chronik vorher ist dasselbe, soviel ich sehe, nur zweimal s. aa. 1154 und 1191, in den hundert Jahren nachher nur fünfmal flüchtig erwähnt worden. In jenen dreissig Jahren aber wird in der Peterschronik und in den Annalen, abgesehen von zwei Nachrichten über die Niederlassung der Minoriten in Erfurt und immer die Ordinationsnachrichten ab¬ gerechnet, ein anderes Erfurter Kloster neben St. Peter be¬ ziehungsweise dem Dominikanerkloster und U. 1. Frauen kaum genannt. Gruppiert man sich dann, um über den Nachrichten¬ charakter des gemeinsamen Bestandes einen Ueberblick zu er¬ langen, die übrigen Nachrichten nach gewissen Gesichtspunkten, etwa als Nachrichten über Mainz, Naturerscheinungen, kirch¬ liche, thüringische und reichsgeschichtliche, so ragen an Zahl und Umfang diejenigen Mittheilungen, welche sich mit Mainz und dessen Beziehungen zu Erfurt beschäftigen, weit hervor, während sich die übrigen Gruppen etwa gleich stehen. Das lebhafteste Interesse für Mainz ist aber bei keinem andern Geistlichen Erfurts so selbstverständlich, als bei dem Stifts¬ angehörigen der Marienkirche, deren Propst ‘gewissermassen der geistliche Vizthum des Erzbischofs in Erfurt war’. Ilgen und Vogel (S. 16) haben schon auf einen Umstand aufmerksam gemacht, welcher darauf hinweise, dass in den Annalen zu einzelnen Jahren später Zusätze gemacht worden seien. Während s. a. 1250 A. E. 37, 31 Friedrich II. noch nicht als todt erscheine, werde s. a. 1244 bereits von seinem erfolgten Tode gesprochen. Sie haben sich dadurch kein ‘ernstes Bedenken’ erregen lassen, unsere These wird sichtlich durch jene Beobachtung gestützt, ln diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass Wattenbach in dem Verfasser der Annalen wegen der freimüthigen Beurtheilung des Kreuzzugs gegen die Stedinger keinen Dominikaner vermuthen wollte 3 ). Früher wurde behauptet 3 ), dass A. E. und Sampetr. nur bis zum Jahre 1246 in Uebereinstinnnung seien. Dem sind Ilgen und Vogel mit Recht entgegengetreten und haben auf wörtliche Concordanzen zu den Jahren 1251 und 1253, welche Stübel entgangen waren, aufmerksam gemacht, er selbst hatte 1) A. Kirchhoff, Erfurt im 13. Jahrhundert S. 85 ff. H. Beyer, Kurze Qesch. der Stiftskirche Beatae Mariae Yirginis. Mittheilungen des Erfurter Geschichtsvereins VI, 125. 2) Geschichtsquellen 4. A. II, 282. 3) Von Stübel in seiner Dissertation S. 23. 134 Karl Wenck. in seiner Ausgabe eine solche zu 1252 angemerkt. Dagegen ist offenbar, dass die Uebereinstimmung der beiden Geschichts¬ werke gegen Ende der Annalen zurücktritt, sowohl wegen der Menge der jedem eigentümlichen Nachrichten, als wegen der grösseren Divergenz zwischen Annalen und Chronik an Stellen, die unzweifelhaft mit einander verwandt sind. Es kann nicht zufällig sein, dass die beiden Geschichtswerke, die vorher sich so eng berührten, dann allmählich auseinandergehen, ohne doch alle Fühlung zu verlieren. Die einfachste Erklärung ist die, dass eine von beiden benutzte Quelle allmählich hinter dem von ihnen aus eigener Kenntnis oder einer anderen Quelle Eingeschalteten zurücktritt. Das Erstere ist bei den Annalen, das Letztere bei der Chronik der Fall. Kleine Auf¬ zeichnungen zur Geschichte des Petersklosters sind offenbar auf dem Petersberg auch in diesen dreissig Jahren gemacht worden, aber sie beschränkten sich auf Todesfälle, Brände, Theuerung, Glockenguss und dergleichen. Diese Nachrichten werden von 1239 ab etwas ausführlicher, unter diesem Jahre tritt die Persönlichkeit des Verfassers hervor. Zum Jahre 1250 begegnet uns in der Chronik eine nicht-kirchliche Nach¬ richt, welche wir mit Sicherheit einer andern Quelle als der von den A. E. benutzten zuweisen müssen. Es handelt sich um den Ueberfall von Mühlhausen, der nach urkundlicher Quelle am 7. April 1251 stattfand. In der Chronik ist das Ereignis zweimal erzählt, das eine Mal, 1250, mit Datum. Diese Tagesangabe ist irrthümlich, aber der Fehler wird erklärlich, wenn wir sie in das Jahr 1251 versetzen und an¬ nehmen, dass der Verfasser dieser Notiz vor und nach Palm¬ sonntag verwechselt hat 1 ). Die andere Nachricht steht unter 1252. Sie stimmt wörtlich mit der der A. E. s. a. 1252, nur die beiden letzten Zeilen geben mit anderen Worten das¬ selbe wdeder, was in A. E. in einer Zeile berichtet wird. Die Duplicität der Erzählung wird gewiss am besten erklärt, u r enn wir die Benutzung zweier Quellen durch den Compilator der Chronik annehmen. Man wird jedoch den von mir angestrebten Beweis, dass A. E. und Chron. Samp. aus einer gemeinsamen Quelle ge¬ schöpft haben, erst dann für erbracht ansehen können, wenn sich an den einzelnen Nachrichten die These der gemeinsamen unabhängigen Benutzung einer verlorenen Quelle bestätigt. Ich gebe drei Beispiele: A. E. 1238 p. 32, 16: Hoc anno circa dominicam Letare Maguntinus ex parte imperii principes Teutonie quosdam Erphordiam citaverat;; quo dum nullus laicorum principum pervenisset nec episcoporum exceptis Halberstadense et Hildensheimense episcopis suspecta 1) Ilgen und Vogel S. 28 und 33. Zur Entstehungsgeschichte der Eeinhardsbr. Historien etc. 135 conspiratio quorundam prineipum contra imperatorem declarata fuit: ibidem etiam in ecclesia beati Petri supradictus Hildensheimensis ex mandato Maguntini 13. Kalend. Aprilis ordines celebravit. Post hec idem Magun- tinus domin ica Palmar um Curiensem consecravit episcopum. Chron. Sainp. p. 76: Hoc anno in ecclesia beati Petri Hildensheimensis episcopus ex mandato Maguntini 13. Kal. Aprilis ordines celebravit et eodem die Wirceburgensis episcopus in ecclesia sancte Marie et Havelbergensis in ecclesia sancti Augustini tune episcopi in tribus monasteriis in sabato Sicientes. Post hoc Maguntinus dominica palmarum Maguncie Curiensem consecravit episcopum. Was die Peterschronik hier mehr hat, gehört auch der ge¬ meinsamen Quelle an, da die Ordinationen sonst sowohl in A. E. als Chr. Samp. berichtet werden, so in A. E. 1223, 27, 32, 34, im Chr. Samp. 1219, 21, 23, 27, 28, 33, 34, 35 u. s. w. A. E. 1245 (34,42) und 1246 (35, 8): Hoc anno in adventu Domini captus est episcopus Babenbergensis a Bertoldo comite de Kevernberc, qui .... Eodem anno in cena Domini castrum Kevernberc incendio consumptum est, turrisque magna et fortis corruens, quosdam suos oppressit, illeso tarnen episcopo ibidem detento. Chron. Samp. p. 80 s. a. 1245: Eodem anno captus est episcopus Babenbergensis a Bertoldo comite de Kevernberc, qui eum eciam in custodia per tempus tenuit. Cuius castrum, videlicet Kevern¬ berc, in quo idem episcopus tenebatur, brevi tempore postea transacto, iusto Dei iudicio flamma consumpsit et inhabi- tabile reddidit. Quem episcopum postea lantgravius Heinricus in regem electus a vinculis absolvit. Hier ist, von der Lücke in A. E. abgesehen, das Sampetr. namentlich durch den letzten Satz, die A. E. durch das Datum der Zerstörung und die Einzelheiten derselben reicher. End¬ lich führe ich noch an: A. E. 1252 p. 38, 35: Hoc anno Gerhardus Maguntine sedis electus in do¬ minica Exurge (4. Febr.) Erphordiam veniens ab huius civitatis clero honorifice susceptus est. Qui (1 Zeile aus¬ gelassen) statim predecessorum suorum sententiam in marchi- onem Misnensem (2 Zeilen desgl.) promulgatam confirmavit . . p. 39, 18: Hoc etiam anno Maguntinus a clero suo vicesimam exegit. 136 Karl Wenek. Chron. Samp. 1252 p. 83: Anno Domini 1252 Gerhardus episcopus electus Erphordie suscipitur 2. Nonas Febrnarii (4. FebrJ in monte beate Marie virginis. Eodem anno mortuus est Hein- ricus quondam abbas montis sanctorum apostolorum Petri et Pauli in Erphordia. Ipso anno Moguntinus a clero suo vicesimam exegit. In den Annalen dient die Nachricht vom Empfang Ger¬ hards nur zur Einleitung der folgenden Mittheilungen zur politischen Geschichte Thüringens und des Reichs, in der Chronik ist sie aus beschränkt kirchlichem Interesse wieder¬ gegeben, von diesem Gesichtspunkt aus aber aus der Quelle angeführt, dass der Erzbischof in Unser lieben Frauen empfangen wurde. So ist dieses Beispiel gleich dem ersten charakteristisch für das engere kirchliche Interesse des Compilators der Peters¬ chronik. Auch an jener ersten Stelle war das reichsgeschicht¬ lich Merkwürdige zur Seite gelassen worden. Trotzdem ver¬ danken wir dem Compilator der Chronik in einzelnen Fällen die Erhaltung von reichsgeschichtlichen Nachrichten, die von dem Verfasser der A. E. zur Seite gelassen wurden. Die Nachrichten zur italienischen Reichsgeschichte im Chron. Sampetr. s. a. 1236 und 1239 gehen sicherlich auf dieselbe Quelle zurück, welche gleichartige Notizen in A. E. für die Jahre 1237 und 1238 geliefert hat. Ich halte die Reconstruction dieser verlorenen Annalen im Wesentlichen für möglich und empfehlenswerte Dass ich ihre Abfassung einem Domherrn von Unser lieben Frauen zuschreiben zu dürfen glaube, brauche ich wohl kaum noch zu bemerken. Was die Bearbeiter im Predigerkloster und im Peterskloster hinzugethan haben, würde bei einer solchen Reconstruction meistens unter dem Texte eine seiner Bedeutung entsprechende Stellung erhalten. — Zu einer allerdings sehr beschränkten Con- trole sind vielleicht zwei andere Geschichtswerke heranzuziehen: die Zusätze der Cronica minor in der Handschrift B 2 und die Chronik Sifrids von Ballhausen. Die Zusätze jener Hand¬ schrift der Cronica minor, die Jahre 1219 — 1254 betreffend (Mon. Germ. NXIV, p. 197—201), dazu ein anderer Zusatz von B 3 zum Jahre 1256, berühren sich eng mit der Peters¬ chronik, in einzelnen Nachrichten auch mit A. E., aber das Material erscheint mir zu dürftig, als dass man mit Bestimmt¬ heit die Herkunft dieser Noten angeben könnte. Und ebenso steht es mit der Chronik Sifrids. Der Herausgeber Holder- Egger constatierte (Mon. Germ. XXV, 682) eine nähere Ver¬ wandtschaft mit dem Sampetr. als mit den A. E., aber auch mit den letzteren finden, wie er gleichfalls angiebt, zahlreiche Berührungen statt. Sifrid giebt in einzelnen Fällen, z. B. 1247, Zur Entstehungsgeschichte der Reinhardsbr. Historien etc. 137 1268, 1271 Details, die weder in den A. E. noch im Chr. Samp. noch in Cron. minor, die er auch benutzt, völlig gedeckt sind und ihrer Natur nach derselben Quelle wie das Uebrige entstammen müssen. Auch mit jenen Noten in der Handschrift B 2 der Mino- ritenchronik findet Berührung statt. Auffällig ist folgendes Beispiel: Chron. Samp. p. 77. 1241, pridie Nonas Octobris (= 6. Oct.) facta est eclipsis so- lis generalis hora undecima. Cron. minor B. 2. Anno Domini 1242 (!) eclipsis solis facta est infra octa- vam sancti Michaelis. Sifrid. p. 704, 6. Hoc anno (1241) fuit generalis eclyp- sis solis in octava sancti Mychaelis (6. Oct.). Hier ist das Jahr und die Bezeichnung der Sonnenfinsternis als ‘generalis’ den beiden ersten Quellen, die Datierung nach dem Heiligen den beiden letzten gemeinsam. Es mag sein, dass sorgfältige Einzelforschung das Resultat erzielt, sowohl der Verfasser jener Zusätze zur Cron. minor als Sifrid hätten Annalen benutzt, welche der Peterschronik zu Grunde lägen. Einstweilen verzichte ich auf jede bestimmte Vermuthung in dieser Beziehung. Nichts spricht dafür, dass die angenommenen Annalen von St. Maria sich über das Jahr 1254 *) erstreckt hätten, man würde an Annalen des Petersklosters, welche die verlorene Quelle in sich aufgenommen und sie selbständig fortgesetzt hätten, am passendsten denken können. So werden wir, was in der Peterschronik von 1254—1266 an politischen Nachrichten neben den massenhaften Entleh¬ nungen aus der Cron. minor selbständig scheint, einstweilen als ursprüngliches Eigenthum der Erfurter Benedictiner betrachten. Nach diesem Jahre ist sichtlich eine Lücke in der Petersberger Geschichtschreibung eingetreten. Von 1267 —72 wird das Sampetr. fast ausschliesslich aus der ersten Fortsetzung der Cron. minor gespeist. Dann tritt eine Anna- listik ein, deren Selbständigkeit noch nicht in Frage gestellt ist. Die Nachricht unter 1275 (S. 108) über die Berufung des Erz¬ bischofs Werner nach Erfurt und einige Präsentia auf S. 111 scheinen theils den Petersberger Mönch, theils den Zeitgenossen zu verrathen. Dass über den Krieg von 1276 ein doppelter Be¬ richt vorhanden ist, dürfte weiter dafür sprechen, dass mit diesem Jahre wieder ein Wechsel des Verfassers eintritt 2 . 1) Die Nachricht über die Weihe und Ordination des Bischofs Her¬ mann von Würzburg z. J. 1254 (Sampetr. p. 85) ist ihnen sicher noch zuzuschreiben. Als erste Nachricht dieser Quelle betrachte ich die Ordi¬ nationsnachricht zum J. 1219 (Sampetr. p. 68). 2) Darauf weist auch die Unterbrechung der Chronik durch Auszüge aus Isidor und allerhand Notizen in der Göttinger Handschrift nach den Worten ‘iterum 40 milia marcarum’ S. 113 hin. Darüber berichtet Stübel, Dissert. S. 13 und 28. 338 Karl Wenck. Für den folgenden Abschnitt, der reichsgeschichtlich recht bedeutend ist, ergiebt sich aus den Worten zu Anfang 1291 (S. 126) die gleichzeitige Abfassung im Peterskloster. Andere Aeusserungen auf S. 127 und 128, die man auch für gleich¬ zeitigen Ursprung dieses Theiles anführen könnte, gehen wahr¬ scheinlich auf einen gleichzeitigen Deutschherrenbericht über die Zustände im heiligen Lande zurück 1 ). Zwischen 1292 und 1294 ist dann jedenfalls wieder ein Abschnitt zu machen, da derselbe Verfasser, welcher so leiden¬ schaftlich gegen Adolf von Nassau, den Verwüster Thüringens, Partei ergreift 2 ), ihn nicht vorher (S. 129) ünnator pacis et iusticie’ genannt haben kann. Einer umfassenden Untersuchung über die Peterschronik, die von anderer Seite zu erwarten ist, bleibt die Sicherstellung und Würdigung der einzelnen Ab¬ schnitte Vorbehalten. Hier sollte zunächst nur das Verhältnis der A. E. und des Chron. Samp. festgestellt werden. Wenn wir nachwiesen, dass die Annalen von 1219—54 und weiterhin bis 1272 in der Peterschronik grösstentheils nicht dem Peterskloster ursprüng¬ lich seien, und andrerseits früher feststellten, dass die Peters¬ chronik auch von 1209—1219 aus fremden Quellen gespeist ist, so ergiebt sich eine grosse Lücke der Petersberger Ge¬ schichtschreibung, die nur durch Avenige originale Notizen unterbrochen wird. Inwieweit die Ausfüllung derselben schon Fortsetzer des 13. Jahrhunderts unternommen haben, inwieweit sie dem Compilator des 14. Jahrhunderts zu verdanken ist, soll hier nicht mehr untersucht werden. Die vorausgehenden Untersuchungen über die Reinhards¬ brunner Geschichtsbücher werden vielleicht das Ergebnis gehabt haben, dass durch sie nicht blos jene vier Anfangs er¬ wähnten Thesen bestätigt, sondern darüber hinaus die Ent¬ wickelung der Reinhardsbrunner Historiographie in allem Wesentlichen klar gelegt wurde. Sie haben wohl auch erkennen lassen, welchen besonderen Reiz die Durchforschung der thüringischen Geschichtsquellen bietet: kaum irgendwo ist die Ablagerung der verschiedenen Traditionsschichten so deutlich zu unterscheiden, wie in der Ueberlieferung zur Geschichte des ersten thüringischen Landgrafenhauses. 1) Röhricht, die Eroberung Akkäs durch die Muslimen. Forschungen z. Deutsch. Gesell. XX, 120. 2) S. 132: ‘regali clemencia, quam non habebat, in tirannicam rabiem commutata’. VI. Bernardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani, Von Adolf Schaube in Brieg. * JDis vor kurzem betrachtete man die Annales Pisani auch über den engeren Kreis der pisanischen Geschichte hinaus als eine der besten und zuverlässigsten Quellen des XII. Jahr¬ hunderts, ihren Verfasser Bernardo Maragone >) als einen zwar recht trockenen, aber um so treueren Berichterstatter von Er¬ eignissen, deren Zeitgenosse er gewesen. Neuerdings wird die Autorschaft Maragones für die Annales lebhaft bestritten; ja man beginnt die Autorität der Annales Pisani selbst zu er¬ schüttern und ihre Abfassung durch einen Zeitgenossen in Zweifel zu ziehen. Diese Angriffe und Zweifel haben eine eigenthümliche Ge¬ schichte. Der erste Herausgeber der Annales Pisani, Francesco Bonaini, steht noch ganz auf dem Boden der Tradition. In seiner Unbefangenheit kommt ihm wie seinen Vorgängern auf dem Gebiet der pisanischen Geschichte ein Zweifel an der Autorschaft Maragones so wenig in den Sinn, wie etwa daran, dass Livius der Verfasser der Dekaden sei. Seine Edition stützt sich auf die beiden sorgfältigen Abschriften, die Molini von den Annalen aus dem Pariser Codex, dem einzigen, in dem sie uns erhalten sind, genommen hat. Demgemäss begnügt er sich auch damit, das Urtheil Molinis über diesen Codex zu reproducieren: ‘Prezioso Codice membranaceo, scritto a due colonne nel secolo XIII, e forse nel XII’ (Archiv, stör. ital. VI, parte 1, p. XXV); am Schluss seiner Edition macht er ausser¬ dem darauf aufmerksam, dass sich am unteren Rande der letzten Seite des Codex eine Note von anderer Hand befinde, von der nur folgende Worte lesbar seien: ‘Nota, quod curren- tibus Annis Domini 1308....’; immerhin gehe daraus hervor, dass der Pariser Codex vor dem Jahre 1308 geschrieben sein müsse. Es konnte Bonaini nicht entgehen, dass diese Hand¬ schrift der Annales Pisani manche Stelle barbarischen Lateins, manche ersichtlich falsche Lesart enthalte. Nun spielte ihm der Zufall bei seinen archivalischen Studien eine vom Jahre 1) Weshalb ich Maragone und nicht Marangone als die allein authen¬ tische Namensform betrachte, darüber s. u. 142 Adolf Schaube. 1163 datierte, von Bernardo Maragone eigenhändig unter¬ schriebene Urkunde in die Hand und als gewissenhafter Herausgeber versäumte er nicht, in einer seiner Edition an¬ gehängten Schrifttafel eine Probe der Handschrift Maragones zur Vergleichung neben eine Schriftprobe aus dem Codex Parisinus zu stellen. Seine hierauf bezüglichen Worte lauten (1. c. p. X): ‘Un giudicato del Marangone, del 1156, ch’io dis- copriva nell’ Archivio Capitolare, ha tolto da me ogni sospetto che il manoscritto parigino sia l’autografo dello scrittore, ma non scemö in me la reverenza per quel codice rispettabile’Q. Die Meinung Bonainis ist klar: die Urkunde habe ihm jeden Verdacht, dass der Pariser Codex etwa der Original-Codex, das Autograph Maragones sein könne, benommen, darum aber keineswegs seinen Respect vor diesem ehrwürdigen Codex verringert. Sollte man glauben, dass an diesen einfachen Satz sich die seltsamsten Missverständnisse angeheftet haben, die Bonaini gegenüber sogar zu einer Reihe schlimmer Beschuldigungen Veranlassung geworden sind? Die Bedeutung der Annales Pisani auch für die Reichs¬ geschichte liess es als Nothwendigkeit erscheinen, sie auch in die Monumenta Germaniae Historica aufzunehmen. Die Aus¬ gabe weist leider erhebliche Mängel auf; es war ein Missgriff, dass man sie Karl Pertz übertrug. Wie wenig er das Gebiet, auf dem er sich bewegte, beherrschte, beweist der Umstand, dass er seinen Vorgänger in der Herausgabe der Annalen einem vorzeitigen Tode weihte; im Jahre 1863 spricht er anerkennend von dem vir beatae memoriae, Franciscus Bonaini, während derselbe bekanntlich erst im Jahre 1870, für die historischen Studien immer noch allzufrüh, dem Leben entrissen wurde. Folgenschwerer wurde ein anderer Irrthum des zweiten Heraus¬ gebers. Er zuerst stellt die Behauptung auf, dass wir in der Pariser Handschrift das Original vor uns hätten, eine Behaup¬ tung, auf deren Widerlegung später viel unnÖthige Mühe ver¬ wandt worden ist. War sie das Original, so schien das der Verpflichtung zu überheben, nach der etwaigen Existenz anderer Handschriften zu forschen oder abgeleitete Quellen zur Kritik des Textes heranzuziehen. Zum vollgültigen Beweise für seine Behauptung aber beruft sich Pertz — es ist schwer glaublich, aber es ist so — auf das Zeugnis Bonainis! ‘Annales autem nostros, quamvis auctoris nomen nullum exhibeant, tarnen a Bernardo Marangone, provisore ac legato Pisano, confectos esse recte vidit Bonaini, quippe qui Pisis in archivio capitulari 1) Die Jahreszahl 1156 beruht auf irgend einer Verwechselung Bonainis; dem Facsimile der Schrifttafel fügt er hinzu: ‘da una Senteuza del 1163, 8. Junii, nell’ Archivio Capitolare di Pisa’. Bernarclo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani. 143 chartara invenit anno 1163 ab eodern Marangone exaratam, et cum scriptura codicis Parisiensis omnino, ut asserit, consen- tientenf. (SS. XIX, p. 236). So sind die Worte Bonainis in ihr gerades Gegentheil verkehrt. Sonderbar macht es sich nun, dass sich neben dieser mit voller Sicherheit vorgetragenen Behauptung doch der kri¬ tische Zweifel des Herausgebers zu regen beginnt. Nachdem er am Anfang seiner zwei Seiten füllenden Praefatio den ver¬ meintlichen Beweis Bonaini’s für die Autorschaft Maragone’s rückhaltlos als den richtigen bezeichnet, sagt er am Schluss derselben: ‘Quae tarnen res eam ob causam fortasse dubia efficitur, quia permultis iisque gravissimis vitiis scatet (seil. Cod. Par.), quae indocto potius scribae quam auctori ipso condonari possunt’. Dies Verfahren griff Scheffer-Boichorst in seiner Unter¬ suchung über die ältere Annalistik der Pisaner zuerst energisch an (Forschungen z. Deutsch. Gesch. XI, 506 ff.); der Wider¬ spruch, in den Karl Pertz sich verwickelt, erfährt seinen schärfsten Tadel; die Consequenzen, die dieser nicht gezogen, zieht er mit strenger Logik für ihn: ‘Pertz leugnet, dass der Pariser Codex Autograph sei und allein aus der Annahme, dass der Codex Autograph sei, zieht er den Schluss auf den Verfasser’. Bei aller Schärfe seines Urtheils aber hat Scheffer- Boichorst seinem Gegner doch zu viel Vertrauen geschenkt. Eingehend erweist er an der Hand der Schriftzüge der ein¬ zelnen Buchstaben die evidente Thatsache, dass die Hand¬ schrift der von Bonaini beigebrachten Urkunde von der des Pariser Codex gänzlich verschieden sei; der verfehlte Urkunden¬ beweis, meint er, durfte namentlich für die Ausgabe der Monu¬ mente nicht als genügend erachtet werden. Da er das Fun¬ dament der Behauptungen von Pertz nicht untersucht hat, so wird nun Bonaini das Ziel seiner Angriffe. Bonaini, dieser gewiegte Kenner, der fast sein Leben in Archiven zugebracht, erscheint zunächst als ein Mann von bedenklicher Unwissen heit in paläographischen Dingen, dem die Elemente seiner Wissenschaft vordemonstriert werden müssen. Weiter wird er beschuldigt, sich die Entdeckung resp. Feststellung des Namens des Autors der Annales Pis. zugeschrieben und dabei in fast illoyaler Weise ausser Acht gelassen zu haben, dass schon die früheren pisanischen Historiker den Namen des Autors nennen. Nicht erst die Urkunde habe Bonaini auf den Namen des Autors gebracht, meint Sch.-B., ‘Bonaini hatte andere, merk¬ würdiger Weise von ihm verschwiegene Gründe, die für Marangone’s Autorschaft sich anführen lassen. Als er die Urkunde zur Vergleichung heranzog, wollte er einer älteren Angabe, deren volle Beweiskraft ihm zweifelhaft erscheinen mochte, die nöthige Sicherheit verschaffen, Denn wie sollte 144 Adolf Schaube. er sich nicht erinnert haben, dass Roncioni, dessen Istorie Pisane er selbst herausgegeben hat, sieh wiederholt auf die Annalen des Bernardo Marangone beruft!’ Auf dies Zeugnis, auf das Roncioni’s und Tronci’s, meint Sch.-B., hätte Bonaini sich stützen müssen und nicht auf seinen Urkundenbeweis, wenn er an Maragone als Verfasser festlialten wollte und ent¬ schuldigend fügt er hinzu: ‘dass Bonaini diese ihm gewiss nicht entgangenen Zeugnisse keines Wortes würdigte, mag seinen Grund in vornehmer Unterschätzung haben, keineswegs in gerechter’. Wir wissen, dass Bonaini dieser Entschuldigung nicht bedarf; zudem fügt sie dem ersten nur einen neuen, sehr unbilligen Vorwurf hinzu; vornehme Unterschätzung bei einem Manne, dessen sorgfältige Edition Roncioni’s vielleicht mit mehr Recht als der Ausfluss einer zu weit getriebenen Pietät angesehen werden könnte! Ich glaube, dass es Sch.-B. selbst nur angenehm sein wird, das Andenken Bonaini’s, dieses um die pisanische Geschichte so hochverdienten Mannes, von den Vorwürfen, die er einst erhoben, gereinigt zu sehen. Des weiteren weist dann Sch.-B. eingehend nach, dass der Angabe Roncioni’s und Tronci’s in Bezug auf die Person des Autors der Ann. Pis. durchaus Glauben zu schenken sei und glaubt damit die Autorschaft Maragone’s auf neuer Unterlage bewiesen zu haben. So schlecht Bonaini bei den Ausführungen Scheffer- Boichorsts wegkam, immerhin war Maragone noch einmal als Verfasser der Ann. Pis. gerettet. Indess kann es nicht gerade Wunder nehmen, dass, nachdem erst einmal die Basis in solcher Weise verschoben war, auch die Autorschaft Maragone’s angezweifelt wurde. Dies ist denn neuerdings durch O. Langer geschehen, der in seiner ‘Politischen Geschichte Genua’s und Pisa’s im XII. Jahrhundert’ in einem besonderen Abschnitte ‘die bei ihm für die Benutzung der Ann. Pis. massgebend gewordene Auffassung’ erörtert. In zwei Excursen giebt auch er sich erstaunliche Mühe, nachzuweisen, dass wir in dem Pariser Codex nicht das Original vor uns haben, in einem dritten Avirft er die Frage auf: Darf Bernardo Maragone als Verfasser der Annales Pisani bezeichnet Averden? Hierbei reproduciert er zunächst auf Treu und Glauben den Grundirrthum seiner Vorgänger, ‘Bonaini fand eine Ur¬ kunde vom 8. Juni 1163, in der sich Marago unterschrieben hat. Er hielt die Züge dieser Unterschrift für identisch mit denen der Annalen-Handschrift. Daraus folgte für ihn (an der Autorschaft zweifelte er gar nicht), dass Avir die Original¬ handschrift besässen’. Er spielt nun Scheffer-Boichorst gegen Karl Pertz aus, greift aber dann Sch.-B. selbst entschieden an, Aveil dieser Maragone als den Autor der Ann. Pis. durch das Zeugnis Roncioni’s und Tronci’s zu retten versuche. Der Bernardo Maragone doch der Verfasser der Aunales Pisani. 145 Meinung Scheffer-Boichorsts, dass die Angaben unserer alten Pisaner von nicht geringer Bedeutung seien, widerspricht er durchaus; auf ihre Worte könne er zunächst gar nichts geben. Wenn Sch.-B. behauptet hatte, dass Roncioni und Tronci ihre handgreiflichen, durch einen Codex selbst gegebenen Gründe gehabt haben müssten, um Maragone als Autor bezeichnen zu können, so sucht Langer diese Behauptung von Grund aus zu vernichten. Er stellt die freilich überkühne These auf, dass alle die Aufzeichnungen pisanischer Geschichte, die Annales Rerum Pisanarum, die pisanisclie Chronik in der Sammlung des Tartinius, die Istorie Pisane Roncionis u. s. w. auf einen und denselben Codex, eben den, der sich jetzt in Paris befinde und in dem keine Spur von dem Namen des Autors enthalten sei, zurückgingen, und wirft nun den Verdacht willkürlicher Erdichtung des Autornamens auf Roncioni. Tn welcher Hand¬ schrift’, so inquiriert er, Tand also Roncioni, dass Maragone der Verfasser sei? Fand etwa Trithemius auch in einer Hand¬ schrift der Ann. Colon, maximi, dass Gottfried sie verfasst habe? So lange man nicht bessere Beweise beibringt, kann ich mich nicht davon überzeugt fühlen, dass Bernardo Mara¬ gone der Autor der Ann. Pis. gewesen sei’. Plalten wir an dieser Stelle einen Augenblick inne. Dahin also hat das Missverständnis jenes einen Satzes bei Bonaini geführt! Karl Pertz behauptet, Bonaini habe die Pariser Handschrift für das Autograph Maragone’s erklärt; diese Behauptung findet 20 Jahre hindurch Glauben und bringt ihn in den Verdacht der Unbekanntschaft mit den Elementen der Paläographie. Karl Pertz stellt ihn als den Entdecker der Autorschaft Maragone’s hin und Bonaini muss sich nun sagen lassen, dass er für dieselbe einen gänzlich verfehlten Beweis angetreten, die wahren Zeugnisse aber, wenn nicht in illoyaler Weise, so doch in vornehmer und ungerechter Unterschätzung ignoriert habe. Langer greift dann die Beweiskraft auch dieser wahren Zeugnisse an und schliesst mit dem entschiedenen Zweifel an der Autorschaft Maragone’s und dem Verdacht der Fälschung gegen Roncioni. Dem gegenüber ist festzuhalten: Bonaini hat gerade das Gegentheil von dem gesagt, was Pertz und seine Nachfolger aus ihm herausgelesen, resp. Pertz folgend ihm imputiert haben. Er hat mit Entschiedenheit darauf hingewiesen, dass der Pariser Codex die Original-Handschrift nicht sein könne. Er hat sich das Verdienst erworben, diese Ansicht durch Mitthei¬ lung einer Schriftprobe von Maragone’s eigener Hand zu er¬ härten. Er ist endlich, ohne die Missverständnisse eines spä¬ teren Herausgebers voraussehen zu können, der bei den pisanischen Autoren allgemein herrschenden Tradition gefolgt, die Bernardo Maragone als den Verfasser der mit dem Jahre Neues Archiv etc. X. 10 146 Adolf Schaube. 1174 abschliessenden Annales Pisani bezeichnete; und es scheint, nach Aufdeckung dieser Missverständnisse, auch für uns zunächst keinerlei Grund vorzuliegen, uns dieser Tradition nicht anzuscldiessen. In jüngster Zeit hat nun H. v. Kap-Herr in einer nach mancher Richtung verdienstlichen Untersuchung über ‘Bernardus Marango 5 seine Aufmerksamkeit der Maragone-Frage zuge¬ wendet (Mittheilungen des Inst, für österr. Geschichtsforschung, V, 83—95). Zunächst wendet er sich gegen die kühne These Langers und weist an mehreren Beispielen schlagend nach, dass der Text der von Roncioni und Tronci als Bernardo Maragone citierten Quelle von dem uns erhaltenen Text der Annales Pisani verschieden war; mehrere Stellen, die von Tronci und Roncioni ausdrücklich unter dem Namen Mara- gone’s citiert werden, finden sich in den Annales Pisani über¬ haupt nicht vor. Im weiteren Verlaufe seiner Untersuchung aber gelangt er zu Aufstellungen, die meines Erachtens nicht als annehmbar bezeichnet werden können. Er glaubt den Namen Maragone’s von den Annales Pisani völlig trennen zu müssen; wie Scheffer-Boichorst legt er mit Recht Gewicht auf das übereinstimmende Zeugnis Roncionfs und Tronci’s hin¬ sichtlich des Autors der von ihnen benutzten Quelle; aber er erklärt diese Quelle, diesen Bernardus Marango, für einen Autor des XIV. Jahrhunderts. Er bezeichnet diese Quelle weiter als eine lateinisch geschriebene Compilation, die bis zum Jahre 1175 reiche und in auffallender Weise den Bernar¬ dus Marango, einen pisanischen Staatsmann des XII. Jahrhun¬ derts, begünstige. Sie benutze die Annales Pisani, daneben wahrscheinlich schon das Breviarium des Michael de Vico oder doch seine Quellen und verwerthe neben mancherlei Sagenhaftem aus anderen Quellen oder aus eigener Phantasie ein Verzeich¬ nis der pisanischen Beamten und eine zeitgenössische Quelle. H. v. Kap-Herr lässt uns die Wahl, ob wir annehmen wollen, das ein gleichnamiger Nachkomme des pisanischen Stadt¬ beamten diese Chronik des XIV. Jahrhunderts verfasst habe, oder ob ein Fälscher sein Machwerk für alte pisanische An¬ nalen ausgegeben, und er bezeichnet es als eine weitere Auf¬ gabe der Wissenschaft, jener verlorenen Chronik nach¬ zuforschen, die der verlorene Bernardus Marango benutzt hat. Unstreitig würde es seine grossen Schwierigkeiten haben, mit diesen beiden Unbekannten zu operieren; ja ich fürchte, dass alle Nachforschungen nach denselben immer vergeblich bleiben werden. H. v. Kap-Herr bezeichnet seinen Bernardus Marango des XIV. Jahrhunderts selbst als eine höchst seltsame litterarische Erscheinung; nun, ich meine, dass wir nicht nöthig haben, zur Construction einer solchen Erscheinung zu greifen, und dass die Thatsachen, die H. v. Kap-Herr zu Bernardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani. 147 seiner Annahme veranlasst haben, eine weit einfachere und leidlich ungezwungene Erklärung zulassen. Zunächst eine Vorbemerkung. Von einem Bernardus Ma- rango des XIV. Jahrhunderts haben wir nicht die geringste Spur. K.-H. unterlässt nicht, das Zeugnis Dal Borgo’s anzufüh¬ ren, der den Namen Marango nach dem Jahre 1300 vergeblich in pisanischen Archiven gesucht hat. Nun haben wir für die pisanische Geschichte gerade des XIV. Jahrhunderts recht reichhaltiges Material, u. a. das vollständige Verzeichnis sämrat- licher Anzianen, die zwölf an der Zahl alle zwei Monate wech¬ selten ; aber weder ein Bernardus Marango noch ein anderes Mitglied dieser Familie ist in den Quellen dieser Zeit nach¬ weisbar. Kurz: es berechtigt uns nichts, die Existenz eines Bernardus Marango im XIV. Jahrhundert anzunehmen; wir müssten uns also wohl für die zweite Annahme entscheiden, dass ein Fälscher im XIV. Jahrhundert sein Machwerk für alte, von einem B. M. verfasste pisanische Annalen ausgegeben habe. Aber welchen Grund hatte dann der Fälscher für die Wahl gerade dieses Namens? Weshalb die von Kap-Herr angenommene ersichtliche Bevorzugung jenes Marango, wenn wir auch das Moment der Familieneitelkeit nicht gelten lassen dürfen? Wir sehen, auch diese Annahme hat ihre grossen Schwierigkeiten. Indess, lassen wir diese Fragen vorläufig bei Seite und gehen wir zu den von Kap-Herr vorgebrachten Thatsachen über. K.-H. macht zunächst (S, 88) auf eine Reihe von durch¬ aus fabelhaften Nachrichten aufmerksam, die Roncioni nach eigener Angabe aus Maragone geschöpft hat: dass Pelops der Gründer Pisa’s, der hl. Petrus der Gründer der pisanischen Kirche gewesen, dass die Pisaner im Jahre 1035 Lipari erobert und dem römischen Kaiser überlassen hätten u. a. Als durch¬ schlagenden Beweis aber für die späte Entstehung der Chronik Maragone’s führt er an, dass derselbe nach Roncioni eine Umrechnung der pisanischen Münzen in Goldfloren vollzogen habe; das könne ein pisanischer Autor nicht vor dem XIV. Jahrhundert gethan haben. Dem gegenüber bemerke ich Folgendes: Est ist doch nicht gerade eine Umrechnung, die Roncioni bei Maragone fand; ‘racconta costui’, sagt Ron¬ cioni von Maragone, ‘che i Pisani . . . spesero mille soldi d’oro nel fare fortificare la röcca di Librafatta; e tiene, che valessero quanto un fiorino d’oro, ed ancora qualche cosa di piü’; die Bemerkung trägt nur den Charakter eines ver¬ gleichenden Zusatzes, für diesen Zusatz ist allerdings die Zeit des XIV. Jahrhunderts anzunehmen. Auch sonst scheint mir H. v. Kap-Herr in seiner Schlussfolgerung ein wenig weiter gegangen zu sein, als unbedingt nothwendig ist, er hätte aus den von ihm angeführten Thatsachen zu folgern nur nüthig 10" 148 Adolf Schaube. gehabt, dass der von Roncioni benutzte Text Bernardo Maragone’s dem XIV. Jahrhundert angehört; alle von ihm citierten Stellen können sehr wohl das Eigenthum eines Ueberarbeiters aus dieser Zeit sein. Zu dieser vorsichtigeren Schlussfolgerung werden wir auch geführt, wenn wir die Stellen ins Auge fassen, in denen der andere pisanische Autor, Tronci, den Bernardo Maragone citiert. Es geschieht das an vierzehn verschiedenen Stellen; nur zwei derselben beziehen sich auf das XI, alle übrigen auf das XII. Jahrhundert. Die Gründung der pisanischen Kirche durch S. Peter wird auf eine andere Quelle zurückgeführt (S. 3), von einer Umrechnung der pisanischen Münze keine Spur. Nichts berechtigt uns, für den von Tronci citierten Bernardo Maragone eine so späte Entstehungszeit anzunehmen. Wenn ich so den Maragone Roncioni’s von dem Tronci’s trenne, so kann ich natürlich nicht meinen, dass wir in denselben wirklich zwei verschiedene Quellen vor uns hätten; es ist der¬ selbe Autor; aber es scheint, dass er Roncioni und Tronci in zwei verschiedenen, namentlich für die frühere Zeit nicht unerheblich von einander abweichenden Redactionen Vorgelegen hat. Eine weitere abweichende Redaction scheint direct oder indirect den Chroniche di Pisa, die aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts stammen, zu Grunde zu liegen; sie citieren das Werk Maragone’s zwar nirgends direct; gerade sie aber heben am häufigsten die Persönlichkeit Bernardo Maragone’s und seines Sohnes Salome hervor. Von dem Werke Maragone’s wissen wir nun, dass es bis 1375 (calc. pis.) reichte. Roncioni sagt es uns ausdrücklich (p. 81: ‘il quäle scrisse le nostre istorie sino al mille cento settanta cinque’; vgl. dazu die Bemerkung am Ende der Be¬ nutzung Maragone’s unter dem Jahre 1175, ib. p. 392); Tronci citiert ihn zu diesem Jahre zum letzten Mal (p. 141); und auch bei den Chroniche ergiebt eine genauere Prüfung, dass mit dem folgenden Jahre neue Quellen eintreten; das genaue Detail hört auf; die Erwähnung der Seezüge einzelner Schiffe z. B., die Namhaftmachung ihrer Kapitäne, beginnt zu fehlen. Bis zu demselben Jahre nun wie dieser Maragone Ron¬ cioni’s und Tronci’s reichen auch die Annales Pisani. Roncioni macht in seiner behaglichen Art an einer früheren Stelle eine andere für uns nicht uninteressante Bemerkung (p. 293): .‘Da qui innanzi noi avremmo piü largo campo a de- scrivere le cose magnifiche fatte dai Pisani, e d’anno in anno nomineremo i consoli.cominciandomi adunque dal! anno 1159 1 ) nel consolato di Cocco Grifft etc’. Mit dem Jahre 1) Das 1154 des Textes ist, wie schon der Herausgeber, Bonaini, bemerkt und nachgewiesen hat, ein Schreib- oder Lesefehler für 1159 (calc. pis.); das Jahr des Vertrages mit Lucca und eine Vergleichung mit den Ann. Pis. lässt daran keinen Zweifel. Bernardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisäni. 149 1159 (calc. p.) also beginnt seine Quelle reichhaltiger zu wer¬ den; und merkwürdig: genau mit demselben Jahre erst beginnen die ausführlicheren von Jahr zu Jahr fort¬ laufenden Angaben der Annales Pisani. Nach H. v. Kap-Herr hat der Maragone Roncioni’s, Tronci’s und der Chroniche die Annales Pisani benutzt. Das ist etwas schwach ausgedrückt und lässt den wahren Sach¬ verhalt nicht klar genug hervortreten. In ihrem ausführlichen und wichtigsten Theil (1158—1174) finden sich vielmehr die Annales Pisani ihrem wesentlichen Inhalte nach bei Roncioni, Tronci und in den Chroniche wieder. Der einen Quelle fehlt dieser, der anderen jener Passus der Annales; auch Umstel¬ lungen finden sich; auch Abweichungen unwesentlicher Art und Ergänzungen; aber im allgemeinen ist der Sachverhalt in der That so: Roncioni, Tronci und die Chroniche basieren ihrem Hauptinhalt nach in den Jahren 1158—1174 durchaus auf den Annales Pisani. Ich schliesse daraus: Die von Roncioni und Tronci als Marangone citierte Quelle darf von den Annales Pisani nicht getrennt werden. Nur lag ihnen nicht die Redaction der Ann. Pis. vor, die uns in dem Pariser Codex erhalten ist. Während Langer meinte, auf diesen einen Codex gerade die betreffenden Partieen Roncioni’s, Tronci’s, der Chroniche u. s. w. zurück¬ führen zu können, erhalten wir ein völlig anderes Bild. Die Ann. Pis. erscheinen als ein vielbenutztes, häufig abgeschrie¬ benes Werk. Der Zufall scheint uns in dem Pariser Codex eine der frühesten Redactionen des Werks auf behalten zu haben — das Ganze macht unleugbar einen noch etwas unfer¬ tigen Eindruck; es ist weniger eine von Jahr zu Jahr allen Ereignissen folgende fortlaufende Chronik, als vielmehr eine zwar ziemlich reichhaltige, aber doch noch Lücken aufweisende Materialiensammlung. Der Autor derselben, von dem der grösste Theil der Aufzeichnungen für die Hauptpartie der Annales (1158—1174) und die Redaction des Ganzen herrührt, ist Bernardo Maragone. Er selbst schon mag sein Werk er¬ weitert, um neues Material, das ihm zugänglich wurde, ver¬ mehrt haben. Diese ergänzten Ann. Pis. liegen den späteren Historikern zu Grunde. Im XIII. und XIV. Jahrhundert er¬ fuhr das Werk neue Erweiterungen, Erweiterungen entstellen¬ der Art. Sie bezogen sich auf die frühere Geschichte Pisa’s, die zum Theil zur Begründung und Sicherung von Ansprüchen der Gegenwart in fabelhafter Weise ausgeschmückt wurde. Am weitesten geht in dieser Beziehung der Roncioni vor¬ liegende, erst aus dem XIV. Jahrhundert stammende Text. Von diesen Entstellungen aber blieb die Hauptpartie der An¬ nales Pisani, die, wie natürlich, auch in ihren späteren Redac- tionen den Namen ihres Autors Bernardo Maragone beständig 150 Adolf Schaube. weiterführten, völlig unberührt; auch ist eine Fortsetzung Maragone’s über das Jahr 1174 hinaus, die sich des Namens desselben Autors bedient hätte, in der späteren Zeit, so viel wir wenigstens wissen, nicht versucht worden. Also- - Bernardo Maragone ist doch der Autor der Annales Pisani, auch des uns in der Pariser Handschrift erhaltenen Textes derselben; spätere Redactionen derselben waren es, die den erwähnten pisanischen Historikern Vorlagen; in Bezug auf den Namen des Autors bleiben wir in der That auf das Zeug¬ nis Roncioni’s und Tronci’s angewiesen. Mit diesem äusseren Zeugnis stimmen Lebenszeit des Autors, Charakter der Annales völlig überein; ja in den uns vorliegenden Annales Pisani selbst fehlt es doch nicht so ganz an Indizien, die die Autor¬ schaft Bernardo Maragone’s wenigstens bestätigen; so sehr der Autor der Annales seine Persönlichkeit auch zurücktreten lässt, einige auf ihn weisende Spuren hat seine Thätigkeit doch hinterlassen, einige individuelle Züge blicken doch durch. Am deutlichsten tritt das in dem Bericht der Annales zum Jahre 1164 unserer Zeitrechnung hervor. In Gemeinschaft mit dem Consul Rainerio Gaetani begiebt sich Bernardo Maragone als Gesandter seiner Vaterstadt nach S. Genesio, wohin Kanzler Rainald von Dassel unmittelbar nach der Wahl des Papstes Paschalis eine Versammlung der massgebenden Persönlichkeiten Toscana’s zusammen berufen hat. Im selben Jahre erscheint er aber auch unter den beiden ‘sapientes’, die mit den Consuln Rai¬ nerio Gaetani und Lamberto Grasso zusammen in Ausübung der Hoheitsrechte der Republik das Gebiet Pisa’s durchziehen. Ich bemerke dabei nur beiläufig, dass dieser Modus den Bestim¬ mungen der damaligen Verfassung Pisas, wie sie in den gleich¬ zeitigen Consular- Statuten vorliegen 1 ), durchaus entspricht. Bei dieser Gelegenheit werden nun in auffallender, sonst nirgend begegnender Weise die wichtigeren Castelle und Orte namentlich aufgeführt, denen die Commission ihre Gemeinde¬ beamten setzt oder bestätigt, in denen sie Gericht hält und Streitigkeiten schlichtet; es wird betont, dass sich ihre Thätig¬ keit bis Scarlino und über die ganze Valdera erstreckt habe. Als etwas ganz Besonderes aber wird hervorgehoben, dass sie auch in Agnano, einem den Visconti gehörigen befestigten Orte, Gemeindevorsteher von Staatswegen eingesetzt hätten: l . . . pervenerunt ad Agnanum, castrum vicecomitum, et in eo consules miserunt, quod nulli Pisanorum consules usque ad odiernum diem facere potuerunt’. Das subjective Gepräge dieser Stelle ist gewiss bemerkbar genug; einen längeren Zeitraum überblickend vergleicht der Autor die 1) Breve Consulum von 1162 und 1164 in Statuti pisani, ed. Bonaini, tom. I. Bernardo Maragone doch der Verfasser der Aunales Pisani. 151 Gegenwart mit jenem Moment der Vergangenheit, in dem er selbst an den Regierungsgeschäften mitzuwirken berufen war. Aber noch mehr. Der sonst so nüchterne und trockene Autor tritt noch einen weiteren Schritt aus seiner reservierten Hal¬ tung heraus und verräth sich uns in einer verzeihlichen Regung von Eitelkeit. ‘Nulli namque consules duo’, so fährt er fort, ‘exierunt de civitate Pisana pro honore civitatis faciendo cum duobus sapientibus, qui tarn gloriose civitatis hono¬ rem fecissent et comitatum crevissent’. Man sieht, er vergisst nicht, der beiden sapientes ausdrücklich zu gedenken. Ich meine: zu würdigen ist diese Stelle in ihrer ganzen Eigen- thümlichkeit überhaupt nur, wenn man weiss, dass der eine der beiden sapientes, Bernardo Maragone, der Verfasser dieses Berichts ist; auf der anderen Seite ist es gerade die Feinheit des subjectiven Zuges, die jeden Verdacht einer etwaigen Fälschung von vornherein ausschliesst. Auch die beiden anderen Stellen, an denen die Ann. Pis. den Namen Bernardo Maragone’s erwähnen, sind m. E. nicht ohne subjective Beziehung. Im Jahre 1160 waren die Ein¬ wohner von Vico den Pisanern missliebig und verdächtig ge¬ worden; ernstliche Gegenmassregeln fürchtend, hatten sie sich aber schliesslich doch bereit erklärt, allen Befehlen der pisa- nischen Consuln Folge zu leisten. Eine Commission wird ernannt, die aus einem Consul, zwei provisores, unter.denen sich neben dem Juristen Marignano unser Bernardo Maragone befindet, und drei sapientes besteht; von derselben wird die erneute Verpflichtung und specielle Vereidung der Bewohner von Vico vorgenommen. Die Ann. Pis. nennen in diesem Fall genau die Namen sämmtlicher Commissionsmitglieder und behandeln diese Angelegenheit überhaupt mit sonst nicht be¬ liebter Ausführlichkeit, die sich am einfachsten aus der per¬ sönlichen Betheiligung des Autors erklärt. Die letzte Stelle endlich betrifft den vielbesprochenen Ver¬ trag Pisa’s mit Rom, den Rainerio de Perlascio und Bernardo Maragone im Jahre 1151 auswirkten. Es ist das einzige urkundliche Stück, welches die Ann. Pis. in seinem Wortlaut geben; diese auffallende Thatsache erklärt sich, wenn Mara¬ gone der Autor ist, in ungezwungener Weise daraus, dass er sich im persönlichen Besitz der Urkunde oder einer Copie derselben befand. Auf die persönlichen Beziehungen des Autors führe ich es dann auch zurück, wenn später (zum Jahre 1162) der Tod Rainers de Perlascio, seines Collegen bei der römi¬ schen Gesandtschaft, mit genauem Datum verzeichnet und eine Bemerkung über seine letzten Schicksale gemacht wird; er war Mönch geworden und befand sich in dem Gefolge des Papstes Alexanders III, als ihn zu Porto \ enere der Tod ereilte. 152 Adolf Schaube. Ich gebe zu, dass diese Beziehungen im einzelnen anfecht¬ bar sein mögen; im Zusammenhänge aber stützt eins das andere; wir sehen doch nun in dem Verfasser der Annales Pisani nicht mehr einen blossen Namen und Schatten, sondern einen wirklichen Menschen von Fleisch und Blut. Vielleicht aber bestreitet eine weitgetriebene Skepsis auch die Thatsächlichkeit dieser Angaben der Ann. Pis. und lässt sie trotz allem, wie ich meine, nur aus der Gleichzeitigkeit der Aufzeichnung erklärbarem Detail nicht als zeitgenössisch gelten. Nun, die Persönlichkeit Bernardo Maragone’s ist auch urkundlich genügend gesichert. Ich verweise zunächst auf die von Bonaini beigebrachte Schriftprobe, die einer Urkunde vom 8. Juni 1163 entnommen ist, in der sich Bernardo Maragone als einer der Provisoren dieses Jahres (d. h. als einer der von den Consuln am Anfang des Jahres bestellten Richter an der Curia Usus) unterzeichnet. Ich mache ferner auf eine von Bonaini in den Anmerkungen zu seinen Statuti pisani (tom. I, p. 318) abgedruckte Urkunde vom 3. Januar 1154 aufmerksam, aus der wir auch den Vaternamen Bernardo’s erfahren. In dieser Urkunde, die eine reiche Schenkung des Erzbischofs Villani für die Verwaltung der Ugionebrücke und des dazu gehörigen Hospitals enthält, erscheint als zweiter Laienzeuge Bernardus fil. quondam Uberti Maragonis. Aus diesen Ur¬ kunden geht, nebenbei bemerkt, hervor, dass Marago und nicht Marango die allein authentische Form des Namens ist; auch die Annales Pisani bedienen sich durchweg nur dieser Schreibung. Endlich kann ich noch einmal, und zwar für eine ziemlich späte Zeit, den Namen unseres Autors nachweisen; unter den 1000 Pisanern, die im Februar des Jahres 1188 den mit Genua geschlossenen Frieden beschwören'), wird auch Bernardus Marangonus aufgezählt; ein erwünschtes Zeugnis für die Dauer der Lebenszeit desselben, denn bekanntlich wird an einer Stelle der Annales Pisani das Jahr 1180 antecipando erwähnt. Wenn diese Urkunde die Namensform etwas ungenau wiedergiebt, so erklärt sich das daraus, dass die Aufzeichnung der Namen der Schwörenden durch den aufnehmenden Notar, nicht etwa durch die Schwörenden selbst erfolgte. Zu diesen Nachrichten über das Leben Maragone’s würde dann noch hinzutreten die auf die erweiterten Ann. Pis. zurückzuführende Erwähnung desselben unter den Provisores des Jahres 1158, die sich übereinstimmend bei Roncioni, Tronci und in den Chroniche di Pisa findet. Die letztere Quelle allein nennt endlich auch Bernardo M. unter den 4 Provisoren des Jahres 1156; sie ist es auch, die an der ersten dieser beiden Stellen hinzufügt, dass er wohl zwölf Mal im Amt der Provisoren gewesen. Das scheint denn freilich der Zusatz eines Bearbeiters, 1) Dal Borgo, Diplomi pisani p. 114 ff. (unter dem dritten Hundert). Bernardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani. 153 vielleicht eines Sohnes; — etwas Unglaubwürdiges hat die Notiz nicht, da wir ihm faktisch zu vier verschiedenen Malen, 1158, 1160, 1163 und 1165, in diesem Amte begegnen. Nur die Chroniche di Pisa sind es auch, die einen Sohn Ber- nardo’s unter den Judices oder Provisores nennen (s. v. Kap- Herr, p. 85); einmal erscheint er mit dem vollen Namen: ‘Salome figliuolo di Bernardo Marangoni’; ein zweites Mal ist der Name verstümmelt und nur das ‘figliuolo di B. M.’ erhalten; ein drittes Mal wird er schlechtweg Salome genannt, was Kap- Herr wohl mit Recht auf den Sohn Maragone’s bezieht. Ich kann hinzufügen, dass wir auch die Persönlichkeit dieses Salome als authentisch zu betrachten haben werden; bei einem kurzen Aufenthalt im Staatsarchiv zu Pisa im vorigen Jahre habe ich mir, obwohl meine Aufmerksamkeit wesentlich auf andere Dinge gerichtet war, aus dem Repertorium der Urkunden von S. Lorenzo alle Rivolte eine ‘Sentenza di Salemme e Bonaccurso, pubblici Giudici dei Pisani', vom 17. December 1178 (stil. pis.) notiert. Auch einen zweiten Sohn Maragone’s, Albertino, will ich bei dieser Gelegenheit erwähnen; am Ende einer von Bonaini beigebrachten Urkunde vom 9. Juli 1219 pisanischen Stils heisst es: ‘et taliter Albertinum, judicem et notarium, quondam Bernardi Maragonis, hec scribere rogave- runt’. (Stat. pisani, III, p. 1165). Doch wenden wir uns von der Persönlichkeit des Autors noch einmal zu seinem Werke zurück, um einige Punkte zu berühren, die noch der Aufklärung bedürftig erscheinen. Der erste betrifft die Composition der uns vorliegenden Annales Pisani. Als die Hauptpartie derselben, 3 / 4 des Ganzen um¬ fassend, habe ich schon den Abschnitt von 1158 an bis 1174 bezeichnet; erst von 1158 an können sie ‘uberrimi’ genannt werden. Erst von dieser Zeit an können wir im allgemeinen erwarten, dass die Angaben der Annales auf eigene und ursprüngliche Aufzeichnungen des Autors sich stützen. In der früheren Zeit ist sein Werk nothwendiger Weise Compilation. Es würde mich zu weit abfiihren, wenn ich den Versuch machen wollte, diese früheren Partieen auf bestimmte Quellen zurückzuführen; zum Theil hat es auch Scheffer-Boichorst (Forschungen XI, 513 f.) schon gethan. Es heben sich heraus einmal ganz kurze unteritalische Annalen, mit dem lode Hein¬ richs II. abschliessend; dann einheimisch pisanische Annalen, die ich nach der 1087 gegründeten pisanischen Kirche S. Sisto neunen möchte, vom Jahre 1004 bis 1122 reichend; diese zweite Quelle hat im Unterschiede von der ersten pisanische Jahresrechnung. Nach einer grossen Lücke tritt mit dem Jahre 1134 (stil. pis.) eine dritte Quelle ein, die wesentlich die Be¬ theiligung Pisa’s am Kriege gegen Roger und nach einer Unter¬ brechung von mehreren Jahren den Krieg mit Lucca bis 1150 154 Adolf Schaube. (stil. pis.) behandelt. Die Quelle hebt sich schon äusserlich durch ihr barbarisches Latein heraus, das ich keinenfalls dem Autor Maragone zur Last legen möchte. Die Treue seiner Arbeit zeigt sich eben auch darin, dass er seine Quelle ver- botenus herübernimmt, einzelnes bleibt freilich geradezu unver¬ ständlich. Es folgt nun jener Abschnitt der Annales, der auf den ersten Blick das Bild eines heillosen Durcheinanders bietet. Prüft man indessen diese Notizen auf ihren Inhalt und ihre vermuthliche Entstehung, so löst sich der verwirrte Knoten und das Räthselhafte der Anordnung verschwindet. Ich fasse diese ganze Partie auf als die Brücke, die der Autor von den erwähnten grösseren Quellen zu seinen eigenen Aufzeichnungen zu schlagen unternahm. Deutlich markieren sich kurze Bau¬ annalen des Battisterio, die Jahre 1153 bis 1162 (st. p.) um¬ fassend, und städtische Bauannalen aus den Jahren 1156 bis 1167 (st. p.). Dazu treten die oben erwähnte Vertragsurkunde mit Rom von 1151 '), und ein, wie es scheint, eigener Bericht des Autors über den ersten Römerzug Friedrichs I. und die Thaten König Wilhelms von Sicilien 1156 (st. p.). Der Autor verfährt nun chronologisch, aber so, dass er den Zusammen¬ hang jener kurzen Bauannalen nicht erst unterbricht, also: 1151 Vertrag mit Rom, 1153 (—1162) Bauannalen von S. Joh. Bapt.; 1155/6 Römerzug und sizilische Ereignisse, 1156 (—1167) städtische Bauannalen, 1158 Expedition König Wilhelms nach Griechenland, und nun beginnt 1159 (st. p.) die Hauptpartie des Werkes. Aber auch hier beruht der Anfang ersichtlich noch auf verschiedenen Quellen, die nicht genügend zu einem geschlossenen Ganzen verarbeitet sind. Wieder treten Bau¬ annalen, die nach Consulaten Cocco Griffi’s, des grossen pisa- nischen Staatsmannes und Bauherrn, rechnen, besonders hervor. Daraus erklären sich die von Kap-Herr p. 94 betonten Wieder¬ holungen unter den Jahren 1159 (stil. pis.) und 1160 1 2 ). Der Autor liebt es, seine Quelle im Zusammenhang fortreden zu lassen, auch wo er Ausführlicheres zu geben im Stande ist. Die Anordnung scheint mir hier folgende: 1) Bauannalen: 1) Das schlechte Latein dieses urkundlichen Stückes, ebenso wie des Zusatzes ‘cum Transteberini fecimus pacem a termine in viginti anni eadem similiter’ glaube ich auf den Genossen Maragone’s bei der römi¬ schen Gesandtschaft, Rainerio de Parlaseio, zurückführen zu können; das erklärt auch die für die Ann. Pis. auffallende erste Person; Maragone nahm den Passus nach seiner Art wörtlich und buchstäblich auf. Aehn- lich corrnrapiert ist das Latein (denn nur um dieses und nicht um die Volkssprache handelt es sich natürlich) in dem ziemlich gleichzeitigen Vertrage Pisa’s mit Valencia bei Amari, Diplomi arabi, ser. II, p. 239/40. 2) Leichter noch erklärt es sich, dass der Autor die vorausgreifenden Baunotizen, die er zu den Jahren 1153 und 1156, dem Zusammenhang seiner Quelle folgend, gegeben, an den Stellen wiederholt resp. benutzt, an die sie ihrer Zeit nach gehören. Bcrnardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani. 155 ‘A. D. 1159 in quarto consulatu Cocci, item Pisani con- sules muraverunt civitatem tres pontes . . . feeerunt 5 galeas . . . et fontem s. Stephani . . . etc. 7 Friede mit Lucca und Florenz fgenaue Daten); die Pisaner senden ein Hülfscontingent vor Mailand. Dass dies in den Bauannalen stand, scheint seinen Grund in den mitgesandten edifieatores zu haben. Nun folgt 2) ein eigener Bericht, unter theilweiser Benutzung des Wort¬ lauts der ersten Quelle. Nachdem M. die Sendung des Hiilfs- eontingents vom pisanischen Standpunkt aus berichtet, erachtet sr es für nothwendig, von einem umfassenderen Gesichtspunkt aus auf die lombardischen Verhältnisse zurückzukommen. Er berichtet die Ereignisse im Zusammenhang von der Ankunft des Kaisers in der Lombardei bis zur Zerstörung Crema’s. Nun geht er zu den Verhältnissen Toscana’s über und schildert speciell das Walten Welfs; die Erwähnung des ‘comes Guido, tune puer’, beweist nebenbei, dass der Autor auch diesen Be¬ richt in späterer Zeit redigierte. Daran schliesst sich nun sehr deutlich 3) die Fortsetzung der erwähnten Bauannalen in ganz ähnlicher Darstellung wie oben: l A. D. 1160 in quinto con¬ sulatu Cocci, Pisani consules . . . duos pontes . . . murare feeerunt 7 . In diesem Zusammenhänge nun steht der kurze wiederholende Satz: ‘Ducem Guelfum, marchionem Tuscie, cum magno honore receperunt 7 . Auf diese Worte beschränkt sich die Wiederholung. Obwohl er also kurz vorher dieselbe Thatsache verhältnismässig eingehend erzählt hat, lässt er diesen Passus doch noch einmal stehen, da er seine Quelle wortgetreu reproduciert; dann fährt er fort: ‘Duas galeas in guardia maris Stare feeerunt’. Es ist das übrigens die letzte jener Wiederholungen und wir können annehmen, dass das folgende im Wesentlichen auf eigenen Aufzeichnungen des Autors, Benutzung von Ur¬ kunden u. dgl. basiert. Auf keinen Fall möchte ich aus diesen Wiederholungen einen Zweifel an der Authenticität der Ann. Pis. herleiten, wenn man es sich auch verschieden zurechtlegen mag, wie der Autor zu denselben gekommen. Dass die Ann. Pis. auch in ihrer Hauptpartie wichtige Ereignisse ganz über¬ gehen, ist von Anderen schon mehrfach bemerkt worden; ich erkläre mir diese Lücken daraus, dass die gleichzeitigen Auf¬ zeichnungen des Autors doch nicht regelmässig erfolgten; als der Autor dann in den achtziger Jahren die Sammlung seines Materials vornahm, ergaben sich Lücken, die er bei der Länge des inzwischen verflossenen Zeitraums wohl gar nicht bemerkte »). 1) So fehlen ausser der Anwesenheit des Kaisers in Pisa im Jahre 1167 die Friedensverhandlungen von 1168, die Auswechselung der Ge¬ fangenen (Ann. Januenses des Obertus, SS. XVIII, p. 75 ff.), im selben Jahr wird die Rüstung von 30 resp. 22 galeae, die noch dazu siegreich waren (ib. 77), nicht erwähnt; im folgenden Jahr (1170 stil. pis.) fehlt der Seekrieg ganz. 156 Adolf Schaube. Ein solches, des Fadens des inneren Zusammenhanges entbehrendes Werk lud bei wachsender Kenntnis des Materials wie von selbst zu Ergänzungen und Erweiterungen ein. Als das Werk in seiner ersten Form, oder einer seiner ersten Formen, die wir in den Annales Pis. wohl vor uns haben, vorlag, mochte vor allem das eine Bedürfnis sich fühlbar machen, die fortlaufende Darstellung der einzelnen Jahre durch eine Liste der höchsten Beamten des Staats zu ergänzen. Das konnte nicht allzu schwer fallen; die Führung einer Consul- liste in der Staatskanzlei ist wenigstens wahrscheinlich. So traten die Namen der Consuln und gelegentlich einiger anderer Staatsbeamten zu der Darstellung der Ereignisse der Jahre 1158 bis 1174 hinzu, und dieser Liste begegnen wir bei Ron- cioni, Tronci und in den Chroniche. Dass diese Liste aus Maragone stammt, dafür haben wir an drei verschiedenen Stellen das Zeugnis Tronci’s; wir würden es auch ohne dies Zeugnis für Tronci schon daraus schliessen können, dass die zusammenhängende Liste gerade nur die Jahre 1158 bis 1174 umfasst. Genau denselben Zeitraum umspannt die Liste Ron- cioni’s; er bemüht sich zwar auch später die höchsten Beamten namhaft zu machen, aber erst unter dem Jahre 1181 seiner Rechnung bringt er die nächste Consulliste, im wesentlichen dieselbe, die auch Tronci zum Jahre 1180 bietet. Ein wenig anders steht die Sache in den Chroniche. Zwar beginnen auch sie ihre Fasten mit dem Jahre 1158; weiterhin aber scheinen sie wirklich ein fortlaufendes Beamtenverzeichnis zu enthalten, so dass uns die Berechtigung fehlen würde, auch diese Liste auf Maragone zurückzuführen»). Dennoch haben auch sie ihre Liste für diesen Zeitraum aus keiner anderen Quelle; nur enthielt ihre Vorlage, ihr Maragonetext auch noch die Consulliste des folgenden Jahres 1175 (1176 stil. pis.). Dann zeigt sich auch in den Chroniche eine, wenn auch kleine Lücke: Schon zum Jahre 1178 geben sie wieder eine Consul¬ liste und ebenso in den folgenden Jahren 1 2 ). Aber die bis¬ herige gute Vorlage fehlt; in dem Bemühen, eine leidlich voll¬ ständige Beamtenliste zusammenzubringen, begegnen dem Compilator der Chronik üble Versehen. Ein schlagendes Beispiel! Seine reichhaltige Liste zum Jahre 1179 ist nichts 1) So H. v. Kap - Herr, der darum annimmt, dass das von seinem Marango des XIV. Jahrhunderts benutzte Beamtenverzeichnis unabhängig gewesen sei von der verlorenen zeitgenössischen Quelle (p. 89). 2) Ich will nicht unerwähnt lassen, dass sich in den Chroniche neben der aus Maragone stammenden Liste gelegentlich die Benutzung einer zweiten, wenig zuverlässigen Liste bemerkbar macht, so z. B. zum Jahre 1171, p. 429 ; diese Liste mag sich dann auch bis zum Ende des Jahrhunderts und darüber hinaus fortgesetzt haben. Bernardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani. 157 anderes als eine Anzianenliste aus dem Jahre 1264 1 ). Auch das möchte ich keine Fälschung nennen; es ist einfach ein Lese¬ fehler (MCCLXIV für MCLXXIX); aber es zeigt, wie der Compilator sich seine Liste zusammengesucht hat. Dass die Consulliste für den gedachten Zeitraum von 1158 bis 1174 bei allen drei Autoren auf dieselbe Grundlage, die nach Tronci’s Zeugnis nur Maragone sein kann, zurückgeht, beweist endlich der wichtigeUmstand, dass die Consuln, von einzelnen unwesent¬ lichen Ausnahmen abgesehen, von allen dreien in derselben Reihenfolge aufgeführt werden. Ich erwähne hier nur, dass eine Prüfung an der Hand von Urkunden die Zuverlässigkeit der zu Grunde liegenden Consulliste im allgemeinen sicher¬ stellt; auf eine Kritik im einzelnen will ich hier nicht ein- gehen und nur noch bemerken, dass einzelne Abweichungen der drei Listen untereinander uns in diesem Urtheil noch be¬ stärken. So nennen Roncioni und die Chroniche unter dem Jahre 1160 Gismondo Sigismondi als Consul, Tronci nennt ihn Gismondo d’Arrigo; beide Parteien haben Recht 2 ); während die eine nur den Vaternamen giebt, giebt die andere nur den Geschlechtsnamen; die ursprüngliche Quelle enthielt also beides; spätere Redactionen nahmen theils dies, theils jenes herüber. Bei Roncioni werden die Geschlechtsnamen bevorzugt; in der Chronik finden sich am häufigsten auch die Vaternamen hinzu¬ gefügt; sie erscheint am reichhaltigsten auch insofern, als sie öfter auch die Namen anderer Beamten nennt. Ausgefallen ist bei Tronci und in den Chroniche die Liste des Jahres 1161 unserer Zeitrechnung 3 ); eine starke Störung zeigt die Liste in den Jahren 1164 und 1165. Durch das Verhältnis der Consullisten der drei Autoren zu einander erfährt unsere An¬ sicht über Zustand und Verhältnis der von ihnen benutzten Maragonetexte lediglich ihre Bestätigung. Authentisch wie die Consulliste sind auch die Ergänzungen und Zusätze, die die Roncioni etc. zu Grunde liegenden Annales Pisani gegenüber den uns im Pariser Codex erhaltenen auf¬ zuweisen hatten, immer mit der Beschränkung auf den Zeit¬ raum von 1158 bis 1174, als die eigentlichen Annalen Mara- gone’s. Ich kann hier auf die von Kap-Herr angeführten ver¬ bürgten Nachrichten über pisanisch-venezianische und pisanisch- sizilische Beziehungen verweisen (S. 86—88), die sich in den 1) Roncioni, Istorie pisane, p. 556. 2) Die Consuln dieses Jahres werden genannt in dem bekannten Prolog zum Constitutum Usus (Stat. pis. II, p. 814) und in den Documenti sulle relazioni delle cittä Toscane coli’ Oriente, ed. Gius. Müller, p. 8. 3) Bei Tronci auch die Liste zu 1173; es muss ein reines Versehen von ihm sein; denn an einer späteren Stelle, wo es ihm um verschiedene Albertos zu thun ist, führt er auf (p. 144, sub 1181): Alberto Vernaccia nel 1173, gleich dem Alb. Vernacci bei Roncioni und in den Chroniche. 158 Adolf Schaube. genannten Quellen vorfinden. H. v. Kap-Herr sieht ihren Ursprung in einer anderen zeitgenössischen Quelle, die neben den Ann. Pis. von seinem Maragone des XIV. Jahrhunderts benutzt sei. Dagegen scheint mir schon der geringe Umfang dieser Nachrichten zu sprechen; v. Kap-Herr selbst betont, dass es immer nur vereinzelte Nachrichten sind; meiner Mei¬ nung nach also Zusätze einer späteren Redaction der Ann. Pisani. Darauf führe ich dann auch Abweichungen in einzelnen Namen zurück, die v. Kap-Herr als Fälschungen betrachtet, so die Hinzufügung der Feldherrnnamen Alamannus Duodi und Ugone Bella u. a. (Beispiele bei v. Kap-Herr, S. 92); die Kritik wird sich nicht ohne weiteres mit diesen Angaben dadurch abfinden dürfen, dass sie dieselben als willkürliche Beifügungen betrachtet; auch wenn Roncioni einmal (zum Jahre 1167) als Mitglieder einer Mission nach Sardinien zwei ganz andere Consuln nennt als die Ann. Pis. und die Chroniche, so scheint mir zunächst zu erwägen, ob wir es nicht doch bei Roncioni mit einer zweiten Mission zu thun haben; Roncioni’s Werk giebt nirgends auch nur den leisesten Anlass, den Verdacht absichtlicher Fälschung auf ihn zu werfen; er sowohl wie Tronci handeln stets optima fide. Roncioni’s Bericht folgt übrigens am genauesten und am wenigsten unterbrochen den Ann. Pis., namentlich ist das vom Jahre 1166 pisanischen Stils an der Fall; Tronci fasst sich wesentlich kürzer und scheidet namentlich das aus, was ihm zur pisanischen Ge¬ schichte in keiner Beziehung zu stehen scheint; dafür bevor¬ zugt er kirchliche Verhältnisse; den Chroniche wird das Latein ihrer Vorlage oft unbequem; sie greifen dann zu späten genuesischen Quellen und versuchen gelegentlich auch eine Verschmelzung. Dass sie die meisten Thatsachen doppelt erzählen, wie v. Kap-Herr, S. 91, behauptet, ist doch eine starke Uebertreibung. Roncioni,. Tronci und die Chroniche geben uns nun auch die Möglichkeit, zu beurtheilen, wie weit die ihnen zu Grunde liegenden Annalen Maragone’s gereicht haben. Bekanntlich sind die Ann. Pis. des Cod. Paris, am Ende verstümmelt und brechen mitten im Wort ab; Michael de Vico, der sie am Ende des XI\ . Jahrhunderts ausschrieb, reicht nicht weiter; für ihn erscheint die Annahme gerechtfertigt, dass ihm gerade diese Handschrift vorlag. Die Ann. Pis. berichten zuletzt von dei Expedition des Königs Wilhelm von Sicilien gegen Alexandrien 1174; im Hafen von Alexandrien treffen die Nor¬ mannen ein von Venedig kommendes pisanisches Schiff, ‘quam pien[diderunt] . . . Damit schliesst die Handschrift. Tronci, der an dieser Stelle Maragone zum letzten Mal citiert (‘Trovo appresso il Maragone’. beginnt sein Bericht), setzt die Erzäh- ung durchaus dem Beginn entsprechend fort l . . . prese una Bernardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani. 159 nave pisana, che ivi si trovava, venuta di Venezia (vota perö, perche gli huomini si erano salvati nella cittä) e l’abrugiö; e per tre giorni continui diede feroci assalti alla muraglia, ma non li riusci il suo pensiero, per essere in detta Cittä molte Nazioni, e fra l’altre la Pisana moltiplicatavi per molti anni in occasione di negozj, che tenne fortemente la pugna per gl’interessi, che vi aveva, in modo, che il Re fu necessitato con poca sodisfazione di quivi partirsi, e tornarsene in Sicilia; e i Pisani per questo fatto ottenero in detta Cittä maggior esenzioni e migliori habitazioni’. Da haben wir also die wahre Fortsetzung der Annales Pisani; der Bericht hat in sich nichts Unwahrscheinliches; die Motivierungen haben wir nicht als der Quelle ungehörig zu betrachten; der Antheil der Pisaner ist, wie erklärlich, zu stark betont; aber das überaus freund¬ schaftliche Verhältnis der Pisaner zu Saladin ist bekannt genug. Damit erreicht der Maragone Tronci’s sein Ende; er giebt unter demselben Jahre noch aus einer Urkunde den Ver¬ trag Pisa’s mit Corneto Q und nennt, wie er es gewohnt ist, am Schluss seines Jahresberichts die Consuln. Die Chroniche erzählen dieselben Ereignisse vor Alexan¬ drien, aber wesentlich ausgeschmückt; v. Kap-Herr hat nicht Unrecht, wenn er die Chroniche als eine wüste Compilation bezeichnet; sie sind überaus leichtsinnig gearbeitet, benutzen aber zum Theil vortreffliche Quellen, die sie freilich nicht selten in unglaublicher Weise missverstehen. So macht der Compilator z. B. aus dem jährlichen Ehrengeschenk des byzan¬ tinischen Kaisers, den 500 Byzantien und 2 Pallien, einen census der Pisaner, den sie bei Abschluss des Friedens für 15 Jahre hätten nachzahlen sollen; doch habe der Kaiser ihnen das in Gnaden erlassen (zum Jahre 1172), und unter demselben Jahre leistet er folgende Uebersetzung: Ann. Pis. (Arch. stör. it. VI, 2, p. 61). Nobiles viri de compagma Deciauriera dicta imam galeam viriliter annaverunt et prope Januam navigaverunt . . . Chron. di Pisa p. 434. Avevono fatta una poca di compagnia alcuni di Pisa, di una galea, la quäle si chiamava la Compagnia, e con quella galera armata andorono inverso Genova Also den Chroniche gegenüber ist misstrauische Kritik geboten; nicht weil ihr Autor fälschte, sondern weil er höchst nachlässig und leichtfertig mit den Angaben seiner Quellen umgeht 2 ). So wird es auch in dem vorliegenden Fall auf 1) Nebenbei bemerkt, hier an falscher Stelle; denselben Passus hat er wörtlich auch schon unter dem vorhergehenden Jahre. 2) So sind denn auch die Daten der Chronik recht ungenau; der Compilator war über den calculus pisanus zwar unterrichtet, verfahrt aber völlig in- 160 Adolf Schaube. irgend ein Missverständnis zurückgehen, wenn er berichtet, dass die Sizilier schon in Alexandrien eingedrungen gewesen, dann aber wieder herausgeschlagen worden wären. Aber der Maragone der Chroniche reichte noch darüber hinaus in das folgende Jahr hinein. Es werden uns die Consuln des Jahres genannt und es werden in unmittelbarem Anschluss daran See¬ kämpfe und Seezüge der Pisaner in so detaillierter, von Ueber- treibung ganz freier und in sich glaubhafter Weise, unter Namhaftmachung der Kapitäne, erzählt, dass ich keinen An¬ stand nehme, diese ganze Partie der Chronik (p. 449/50) als dem Schluss der Arm. Pis., wie sie dem Chronisten Vorlagen, entnommen zu betrachten. Es folgt ein kurzer Bericht über die Rückkehr der Gesandten vom Kaiser nach Abschluss des Friedens mit Genua und Lucca (der Friede selbst ist aus anderer Quelle schon unter dem Jahre vorher erzählt); mit diesem wichtigen Ereignis, dem Frieden des Jahres 1175, fand die Maragone-Grundlage der Chroniche ihren zweckmässigen Abschluss. Ich werde in dieser Ansicht dadurch bestärkt, dass sich am Schluss dieser Partie folgender Passus findet: ‘In questo tempo la Cittä di Pisa si trovava in assai buono stato e’n buona pace della sua Cittä; e per questo e’ Consoli sopra- detti andorono pensando in quello, che e’ potessino giovare al publico ed al privato, e volsono, che le legge fatte per li loro antecessori fussino osservate.e feciono alcune pace infra ’Cittadini, e molte altre cose, com’ e detto, in benefizio pubblico, e del privato, mostrando esser veri amatori della lor Repubblica’. Trägt dieser Passus nicht ganz den Charakter einer resümierenden, eine Quelle abschliessenden Bemerkung? Immerhin würde auch die hier zu Grunde liegende Redaction der Ann. Pis. nur wenig über das Ende des uns bekannten Codex hinausgereicht haben. Roncioni, der es uns ausdrücklich sagt, wo seine Benutzung Maragone’s aufhört, erzählt uns gar nichts von den Ereignissen vor Alexandrien; er schliesst mit der Erzählung der pisanisch- venezianischen Verhandlungen, die sich wiederum in den uns erhaltenen Ann. Pis. nicht finden, wohl aber bei Tronci und in den Chroniche, die über dieselben vor den Ereignissen von Aelxandrien berichten. So erreichten also die jedem der drei späteren pisanischen Historiker zu Grunde liegenden Maragone-Texte, wie sie unter einander Abweichungen zeigen, auch an verschiedenen Stellen ihr Ende. Die Verschiedenheiten und Erweiterungen, die sie bieten, sind für die eigentlichen Ann. Pis., von 1158—1174, consequent demselben gegenüber. Unter dem Jahre 1160 wird bei ihm aus XIII. Kal. Apr. der 29. April, aus prid. Kal. Apr. der letzte Tag des April; wo die lateinische Quelle nach den Kalenden rechnet, hat er fast immer den falschen (folgenden) Monat. Bernardo Maragone doch der Verfasser der Annales Pisani. 161 resp. 1175, als auf gesicherte Quellen zurückgehend zu be¬ trachten; für weiter zurückliegende Zeiten gilt das nicht; Beispiel besonders der Maragone-Text Roncioni’s (s. Kap-Herr, S. 88). Jede künftige Ausgabe der Ann. Pis. wird mit grosser Sorgfalt auf diese abgeleiteten Quellen recurrieren müssen; kein Zweifel, dass in pisanischen Archiven noch manches Material der Art vorhanden sein wird, dessen möglichst voll¬ ständige Heranziehung wünschenswerth wäre 1 ). 1) Eine Kleinigkeit zum Schluss: Es ist nicht richtig, wenn v. Kap- Herr in den Ann. Pis., S. 265, statt ‘cum duobus consulibus Pane et Porro videlicet et Carone’ nach Roncioni lesen will: ‘Paneporro videlicet et C.’ Roncioni hat den Namen natürlich italianisiert. Wenn Herr ‘Brod- und Schnittlauch’ auch nur eine Person ist, so brauchte man seinen Namen darum noch nicht in einem Wort zu schreiben; auch Urkunden nennen ihn Panis et Porrus, z. B. der Vertrag mit Corneto vom Jahre 1173 bei Muratori, Antiqu. IV, 401. Neues Archiv etc. X. 11 VII. M i s c e 11 e n. n* Zum Paulus Diaconus. Von E. Dümmler. In dem zu Ehren Useners gedruckten Tirocinium philo- logum des Bonner Seminars (Berolini 1883) theilt P. Brandt S. 133 im Anschluss an eine antike Räthselsammlung ein bisher unbekanntes mittelalterliches Räthsel mit, das folgendermassen lautet: ITEM DE VINO. Pulchrior me nullus versatur in poculis umquarn, Ast ego primatum in Omnibus teneo solus, Viribus atque meis possum decipere multos, Leges atque iura per me virtutes amittunt. 5 Vario me si quis hauri[re] voluerit usu, Stupebit ingenti mea percussus virtute. Die Anfangsbuchstaben dieser ß Zeilen ergeben den Namen Paulus: dass dies der bekannte P. Diaconus war, dafür spricht der Umstand, dass er Räthselgedichte liebte und dass wir von ihm 2 Gedichte akrostichischer Art besitzen. In dem einen ergeben die Anfangsbuchstaben ‘Adelperga pia’, in dem andern ‘Paulus feci’ (Poetae lat. aevi Carol. I, 35, 628). Dazu stimmt vortrefflich die Ueberlieferung obigen Räthsels, denn es stammt aus derselben Handschrift der Leipziger Rathsbibliothek (s. Poetae lat. I, 31), welche u. a. die Grabschrift der Königin Ansa und der Sophia, das Lob des Comersees, also unzweifel¬ haft echte Gedichte unseres Paulus enthält. Ein zweiter Paulus, an den sich denken liesse, ist in dieser Zeit überhaupt nicht bekannt; die Form dieser Verse ist freilich eine solche, wie sie bei Paulus sonst nicht vorkommt, ohne alle Rücksicht auf die metrischen Regeln: man muss annehmen, dass absichtlich des scherzhaften Eindrucks wegen diese Form gewählt ist. Beiläufig bemerke ich, dass Waitz in der neuesten Aus¬ gabe der Langobardengeschichte bei der Aufzählung der Hand¬ schriften den schon von Betlimann (Pertz Archiv X, 317, XII, 597) erwähnten codex Christinae reginae 597 des 10. Jahrh. übersehen hat. Das Verzeichnis der Provinzen (1. II c. 14—24) steht auch in dem codex Vatican. 5764, saec. IX—X (Reiffer¬ scheid Biblioth. patrum Latin. Ital. II, 550). Der von dem Herausgeber nicht nachgewiesene Vers 1. IV c. 37 ‘Ingentes — versans' stammt aus Verg. Georg. IV, 83. Zn Walahfrid Strabo. Von Joh. Hueiner in Wien. Der Cod. Sangall. 831 saec. XI enthält einen metrischen Traktat massigen Umfanges, dessen Belegverse dem Reichen- auer Abte Walahfrid Strabo in der Inscriptio zugeschrieben werden, vgl. S. 169 ‘PEDES DISSILABI quatuor exemplis quadruplicibus comprehensi . uersus VVALAFRIDI Strabi abbatis in Augia’. Dem gelehrten Sammler und Pierausgeber der Gedichte Walahfrids, Professor Dümmler (Band II der Poetae Latini aevi Carolini), war dieser Traktat wohl bekannt; da er aber an der Echtheit der Ueberlieferung zweifelte, liess er ihn unbeachtet und schloss ihn aus der Editio aus. Doch die Echtheit einer Ueberlieferung darf so lange nicht bezwei¬ felt werden, bis die Unechtheit, sei es durch äussere Zeugnisse erwiesen, sei es durch die Beschaffenheit und den Inhalt des Schriftstückes selbst als wahrscheinlich hingestellt werden kann. Im Zeitalter Walahfrids gehören metrische Traktate, für den Schulunterricht abgefasst, nicht zu den Seltenheiten (vgl. meine Schrift: ‘Ars metrica Cruindmeli’) und vollends von Walahfrid überliefert Hraban carm. LXXXVIII, 7: ‘(Nam) docuit multos, metrorurn iure peritus Dictavit versus, prosa facundus erat’. Doch die Inscriptio sagt nur, dass die Verse dem Walah¬ frid Strabo angehören, und was den Inhalt derselben anbelangt, so bietet er keinen Anhaltspunkt für den Beweis ihrer Unecht¬ heit. Für Lehrzwecke scheint Walahfrid öfter seine Versifi- cationskunst verwendet zu haben. Wir finden unter seinen Gedichten ein metrisches Vaterunser (c. XLIX), eine Versifi- cation des Psalms 132, 1—3 (c. XLVIII), unter den ihm zu¬ geschriebenen Gedichten ‘Versus de IUI divisionibus zodiaci, de circulo decennovennali, de terminis quadragesimalibus’. Sehr wahrscheinlich hat W. auch Memorialverse gedichtet, durch die er seinen Schülern die Versfüsse und ihre Ver¬ bindungen darstellen und einprägen wollte. Es ist der Fall wohl denkbar, dass der anonyme Verfasser des gesammten Traktates für den ersten Theil die Memorialverse Walahfrids benutzte. Wir wollen diesen Traktat, der uns durch die erwähnte Zu Walahfrid Strabo. 167 Inscriptio bedeutungsvoll geworden ist, des näheren beschreiben und den Anfang im Wortlaute mittheilfen. PEDES DISSILABI quatuor exemplis quadruplicibus comprehensi . uersus VVALAFRIDI Strabi abbatis in Augia. Pyrrichius Bene colit homo deum Spondeus Sanctos mores caute sectans; Iambus Deos colunt at horridos Trocheus Qui gemit 1 ) seelesta cuncta, Trissyllabi exemplis triplicibus signati. Tribrachus Periit homo sceleribus Molosus Auctoris mandatis obtinens 2 ) Anapestus Deus hunc proprie aspiciens Dactilus Perdere munus originis Amphibrachus Cruore pio reparauit. Amphimacrus 0 boni patris o karitas! Bachius Quod illi superbi potentes Antibachius Amiserant sponte concessit. Dissyllabis quatuor geminatis XVI duplices fiunt exemplis triplicibus descripti. Quia pia facilis et opifera Nos maiestas inretitos erumnosis Cruore uinculis resoluit unici Filii: feramus ore, corde semper Ei uota solutura nefandorum Crimina morum. tacitis studiis 4 ) Quod in aeterna uiuet 5 ) secula parantes Virtute pia sydera mercabitur 6 ). Est igitur utile nimisque bonum Volentibus ad etliera sagaciter Repedare, ut ope caelitus aucta Pia parent opera: tune agilitas Bonae uitae pias confert poli sedes. Hortor omnes per pedes hos metricales, Ut per uias angustiis 7 ) plenas meent Ad caeleste tota mente laeti lumen. Iuncti dissyllabi cum trissyllabis triginta duos pentasyllabos de se reddunt, qui hic exemplis simplicibus annotantur. De octo beatitudinibus. Pyi’richius cum tribracho Humilis homo Pyrrichius cum moloso Erit in regno. Pyrrichius cum anapesto Sacra pietas Pyrrichius cum dactilo Bona possidet. Pyrrichius cum amphibracho Mala gemendo Pyrrichius cum amphimacro Refouemini. 1) Fort, ‘gemunt’. 2) An ‘obsistens’? W. 3) ‘düambus’ Hs. 4) Fort, ‘et studiis’ W. 5) L. ‘iuuet saecla’ W. 6) L. ‘mercabimur’. 7) ‘angustius’ Hs. Proceleumaticus Dispondeus Diiambus 3 ) Ditrocheus Antispastus Coriambus Ionicus minor Ionicus maior Peon primus Peon . II. Peon . III . Peon . IIII. Epitritus . I . Epitritus . II . Epitritus . III . Epitritus . IIII 168 Joh. Huemer. Pyrrichius cum bachio Pyrrichius cum antibachio Spondeus cum tribracbo Spondeus cum moloso Spondeus cum anapesto Spondeus cum dactilo Spondeus cum amphibracho Spondeus cum amphimacro Spondeus cum bachio Spondeus cum antibachio De quatuor eua Iambus cum tribracbo Iambus cum moloso Iambus cum anapesto Iambus cum dactylo Iambus cum amphibracho Iambus cum amphimacro Iambus cum bachio Iambus cum antibachio Site, fame nos Deus exsoluet. Largus capiet Mercedem largi. A corde mero Spectatur deus. Qui tribulantur Regnabunt polo. Falso necati Consolabuntur. ;elistis. Refer (refert?) bominem, Liber Mathei; Leone boans Sonat Marculus; Putabo Lucam Iuuenco dari; Deo Iohannes Sonat coniunctus. De quatuor fluminibus. Trocheus cum tribracho Unde fluitat Trocheus cum moloso Flumen Euphrates u. s. f. bis zu dem Abschnitte ‘Trissyllabi cum trissyllabis copu- lati sexaginta et quatuor exasyllabos efficiunt, quos hic ex- emplis simplicibus explicuimus’. S. 171 beginnt der Abschnitt ‘de figuris’ mit der Aufschrift ‘De figuris raetrorum’. Prima figura quinque continui dactili. Secunda quinque continui spondei. Tercia quatuor dactili primi, quintus spondeus. Quarta spondeus prinius et quatuor dactili sequentes. Quinta primus dactilus, unus spondeus, tres dactili u. s. bis XXXII spondeus unus, dactilus unus, spondeus unus, dactilus unus, spondeus unus. Dann folgen diese Verse des Verfassers: Hoc solum uere dieam nihil esse figuras Has aliud nisi diuersam non tarn metrorum Quam componendi numeri atque pedum mixturam. Haec modo hic partim tangens posui, non quo te Cuncta uelim, lector, haec in scriptis imitari, *Sed quo perspicue nosses, cum forte quid horum Incideres, quid quäle foret; sic non urbana Deuitans, urbana legens tu cuncta decenter Carmina pones (‘ponens’ cod.). Daran schliessen sich ‘Exempla figurarum XXX et duarum pci dactilos et spondeos’ in leoninisch gereimten 1 ) Versen: 1) Vgl. leoninisch gereimte Verse bei Walahfrid carm. LX, LI, L. Zu Walahfrid Strabo. 169 Qualia grammatici 1 ) doceant, doceantur et ipsi, Hic pandet quisquis Codex tu perscrutaturis. Hoc meus hoc pelagus uoluit senior dum promptus Accessi tumidis memor haud ego credier undis, Nemo sed audaci, precor, imputet ista superbi Ingenii vicio u. s. w. bis Infelix nequeas si quae sint congrua dicas. O cui posse datum felix maneas longeuum. Auch hier wird eine Bemerkung angefügt: Constant ter denae geminae super atque figurae Versibus his, spondeus uariant quos dactilus atque, Omnibus excepta uersus sexta regione, Quam non connumerant metra, quam 2 ) sua forte figurant. Mit S. 172 schliesst der metrische Traktat, von dem ein Theil sicher dem Walahfrid Strabo zugeschrieben wird; der poetische Nachlass desselben hat demnach durch diese Zeilen eine Ergänzung erfahren 3 ). 1) ‘grämaci’ Hs. 2) Oder ‘quia’. 3) Auf Bl. 182 ders. Hs. steht ein Bücherverzeichnis, welches ich nach einer Abschrift von E. Diimmler, da es nur kurz ist, hier mittheile. J. C. Orelli hat in der Ep. ad Madvig. (Cic. Orator etc. ed. Orelli, 1830, p. XIX) einen Auszug gegeben, doch gerade die V. Willehadi fortgelassen. Das Verz. lautet: ‘Propheti§ Über unus. Epistolf Pauli . I . Geneseos über . I. Actus apostolorum libri . II. Libri Regum . II . lob. Iudith. Hester. Tobias, in uno uolumine. Macha- beorum Quadraginta Omelig. Sermones sanctorum . III. Omeli§. lectiones. Item Sermones de aduentu domini . III. libri psalmorum. Antiplionarius. über dialogorum. Yirgiüus. libri . II. Persii. Terentii . II . Priscianus. Closs§. SeduÜus. Boetius. Statius. Iuuenalis. Periermeni§ Apuleii. Com- mentum in cathegorias. Aratus. Isagoge . II. Commentum Persii. Uita sancti Uuillehadi. Auianus. Boetius de sancta trinitate. Disputatio Albini cum Karolo. Althelmi . II . Commentum Virgilii. Passiones sanctorum. Vita sancti Siluestri. Donatus’. W. Thadeus de Roma. Von K. YVenck. Bel. IX, S. 202, dieser Zeitschrift hatte ich bemerkt, dass als Verfasser des von E. Monaci entdeckten grossen Gedichtes auf die Kämpfe Friedrichs I. mit der Stadt Mailand ein sonst unbekannter Thadeus de Roma zu vermuthen sei, dessen Name Guspinian in seiner Kaisergeschichte überliefert, jedenfalls ohne das Gedicht, das er ihm zuschreibt, gesehen zu haben. Ich suchte damals vergeblich in italienischen Compilationen, deren Benutzung Guspinian angiebt, nach der Quelle jener Notiz. Nun hatte Herr Prof. Th. Lindner die Güte, mich darauf hinzuweisen, dass Dietrich von Niem ebenfalls von diesem Thadeus spreche. Da Dietrich auch von Cuspinian citiert wird, ist er ohne Zweifel dessen Gewährsmann. Das Zeugnis Dietrichs für die Autorschaft des Thadeus, über hundert Jahre älter als das Cuspinians, ist auch insofern werthvoller, als Dietrich, der so lange in Italien weilte, in der Lage war, eine Handschrift des von ihm erwähnten Gedichtes einzusehen. Eine Benutzung desselben dürfte freilich aus den wenigen Zeilen, welche Dietrich der Belagerung Mailands widmet, kaum nachzuweisen sein und auch sonst erfahren wir aus seinen Worten wenig Neues. Sie lauten: ‘Hujus bella, quae gessit varia sorte cum Mediolanensibus, ipsos obsidendo continue per quadriennium, prout superius tactum est, describit M. Tal- d§us (!) de Roma in quodam libro suo in metro subtilissime composito, qui etiam continue obsidioni interfuisse testatur’. So schreibt Dietrich in der Biographie Friedrichs I. in dem 1414 verfassten Werke ‘Privilegia ac jura imperii’. Die Stelle findet sich in dem Abdruck von 1618 bei Schard, Sylloge histor. polit. ecclesiast., p. 280. Vielleicht kommt bei der jetzt unternommenen Katalogisierung der Vatikanischen Hand¬ schriften eine Handschrift mit dem Namen des Verfassers zum Vorschein. Magister Heinrich der Taube von Selbach. Von Gustav Frhr. Schenk zu Sclnveinsbcrg in Darmstadt. Für die Frage nach der Herkunft des im Jahre 1364 ver¬ storbenen Verfassers der bekannten Kaiser- und Papst¬ geschichte 1 ) ist der Hinweis vielleicht förderlich, dass ein gleichzeitig lebendes Glied desjenigen Rittergeschlechts, das sich nach Alten-Seelbach im Kreise Siegen nannte, ebenfalls den Beinamen ‘Daube’ führte. Eberhard Daube von Selbach, Ritter, aus der Linie Lohe, Gräflich Nassauischer Amtmann, wird von Arnoldi 2 ) zu den Jahren 1314—1360 erwähnt und war 1369 verstorben. Er hatte 2 Brüder: Ekard und Friedrich (1315—1363). 1) Vergl. O. Grandaur iu W. Wattenbach, Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung, XIV. Jahrh. B. VII, Ein¬ leitung, S. VII. 2) J. Arnoldi, Miscellaneen aus der Diplomatik und Geschichte (Marburg 1798). Beiträge zur Geschichte des deutschen Adels aus Urkunden des Dillenburger Archivs, S. 414. Der Brief Urbans IV. vom 27. August 1263 und die deutsche Königs wähl des Jahres 1257. Von C. Rodenberg. Raynaldus hat in seiner Kirchengeschichte a. 1263 §. 46 —52 und §. 53—60 zwei umfangreiche, zum grossen Theil gleichlautende Briefe Urbans IV. vom 31. August 1263 abge¬ druckt, die beide an Richard, erwählten römischen König, ge¬ richtet sind und beide die Aufforderung enthalten, auf den 2. Mai des folgenden Jahres genügend bevollmächtigte Ver¬ treter an die Curie zu schicken, damit vor ihnen und den Ver¬ tretern des ebenfalls geladenen Alfons von Castilien seitens des Papstes der Streit um die deutsche Krone endgültig entschieden werde. Die Briefe unterscheiden sich darin, dass in ersterem die Gründe, auf welche die Parteien ihre Ansprüche stützen, nur kurz erwähnt werden, während in den anderen ausführ¬ liche, von beiden Parteien eingereichte Schilderungen der Wahl- vorgänge und eine von englischer Seite gegebene Darlegung, in welcher Weise in Deutschland eine Königswahl stattfinden müsse, eingerückt sind; Stücke, die durch ihren Inhalt von besonderer Wichtigkeit sind, da sie die bestimmtesten Nach¬ richten über di& Doppelwahl des Jahres 1257 gewähren und in ihnen uns zum ersten Male ein abgeschlossenes Collegium von 7 Kurfürsten entgegentritt. Die erste, kürzere Form ist von Raynaldus den Regesten Urbans Lib. II, 212 entlehnt, jedoch mit unrichtigem Datum; denn Pertz bemerkt in einer Notiz ausdrücklich, dass dasselbe dort nicht auf den 31., sondern auf den 27. August laute 1 ). Die andere, längere Form ist nach Ms. Vallicell. C. 49 p. 9 gegeben; doch ist sie auch in den Dictamina des Berard von Neapel enthalten 2 ). In den Regesten findet sie sich zweifellos nicht 3 ). Ein Original ist nicht bekannt. 1) Dasselbe Datum giebt auch Sbaralea, Bullar. Francisc. II, 502, n. 91. Urb. IV. Reg. Lib. II, 213 findet sich die wenig abweichende Ladung des Alfons vom selbigen Tage; vgl. Sbaralea, 1. c. n. 92. 2) Vgl. Busson, Die Doppelwahl des Jahres 1257, S. 128. 3) Bzovius, Ann. eccl. a. 1263, §. 2 giebt zwar an, er drucke seinen (von Raynaldus an manchen Stellen etwas abweichenden) Text nach Reg. Lib. II, 212 ab, Der Brief Urbans IV. vom 27. August 1263 etc. 173 Die Schwierigkeit, welche die beiden Briefe bereiten, liegt darin, ihr Verhältnis zu einander zu bestimmen und be¬ sonders die höchst auffallende doppelte Ladung zu erklären. Gebauer, Leben und Thaten Kayser Richards, S. 213, hat gemeint, ‘dass die erstere Kayser Richards Gevollmächtigten in Rom, welche der BischofF von Rochester, Laurentius, der Archidiaconus derselben Kirche, Wilhelm, und noch ein dritter Namens Robert von Baro gewesen, sey eingehändiget; die andere aber durch den darinne benannten päbstlichen Nuncium, Magister Willelmum, Kayser Richarden selbst überbracht worden’. Busson, S. 127, verwirft diese Erklärung, kann aber eine andere ihn befriedigende nicht finden. Harnack, Kur¬ fürstencollegium, S. 260, sieht in dem kürzeren Schreiben den ‘ursprünglich beabsichtigten Brief’, in dem weiteren eine mit¬ geschickte ‘Anlage’, welche ‘nach der Schwerfälligkeit der da¬ maligen diplomatischen Correspondenz-Gebräuche ihrerseits Wieder mit allen Eingangs - und Schlussphrasen und der ganzen Darlegung des Sachverhaltes ausgestattet worden, wie es der eigentliche Brief war’. Allein darauf ist zu erwidern, dass es in der Zeit keineswegs Sitte war, derartige Anlagen wieder in die Form eines Briefes zu bringen, wie sich aus zahlreichen Beispielen x ) erweisen lässt. Es kommt zwar häufig vor, dass zwei oder mehrere vom Papste an dieselbe Person gerichtete aber das ist bestimmt eia Irrtlium; denn Lib. II, 212 ist ja die kürzere Form. Dass die ausführlichere überhaupt nicht in den Reg. enthalten ist, schliesse ich mit Sicherheit aus den Notizen, welche sich Pertz, als er 1823 die Reg. durcharbeitete, gemacht hat (vgl. Archiv V, 33). Dieser pflegte sich nämlich die Briefe des Raynaldus, welche für seine Samm¬ lung in Betracht kommen konnten, ehe er die Reg. einsah, zu notieren, lim die, welche er definitiv zur Aufnahme bestimmte, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie in der von Raynaldus gegebenen Form in den Reg. vorhanden seien, durch ein Kreuz zu kennzeichnen, damit er sie bei der Herausgabe in seine Sammlung einreihte. Er hat sich nun beide Briefe notiert und auch bei dem kürzeren das Kreuz gemacht und die erwähnte Correctur hinzugefügt, bei dem anderen aber nichts bemerkt; woraus zu entnehmen, dass er ihn in den Reg. nicht gefunden hat. An eine Nachlässigkeit von Pertz kann ich nicht glauben, da er sonst ausser¬ ordentlich genau gearbeitet hat und sich ein so langer Brief nicht über¬ sehen Hess. Auch stimmt dazu völlig, dass Palacky, welcher ebenfalls die Reg. benutzt hat, in seiner Litt. Reise nach Italien, S. 39, n. 200, den Brief nicht nach diesen, sondern nach Berard citiert, und dass von keiner der übrigen zahlreichen Ausgaben gesagt wird, sie sei nach den Reg. gemacht, alle vielmehr durch ihre Fehler nahe verwandt mit Raynaldus er¬ scheinen, bis auf Surita, Indices rer. ab Arag. reg. gestarum II, 131, dessen Text — ich habe ihn selbst nicht einsehen können, da das Buch auf der kgl. Bibi, zu Berlin nicht vorhanden ist — nach den bei Dumont, Corps dipl. univ. I, 216, n. 416 gegebenen Noten mit Bzovius übereinstimmt. 1) Erwähnt seien folgende: Mon. Germ. Ep. Pont. I, n. 380, 424, 636 II, 700, 702, p. 640 not. 1. 174 C. Rodenberg. Briefe zum grossen Theile wörtlich übereinstimmen, aber dann haben sie stets gerade ein verschiedenes Mandat 1 ). So also lässt sich die doppelte Ladung nicht erklären. Um die Schwierigkeit zu beseitigen, ist von der Ueber- lieferung auszugehen. Da die kürzere Form in den Regesten bewahrt wird, also unzweifelhaft echt ist, muss es mit der anderen, die sich in den Regesten nicht findet und von der ein Original auch nicht bekannt ist, eine besondere Bewandt¬ nis haben. Ich trage nun kein Bedenken, zu behaupten, dass wir es hier nur mit einem Briefe zu thun haben, und dass in die echte in den Regesten überlieferte Form von irgend einem, in dem ich Berard von Neapel vermuthe, statt jener kurzen Erwähnungen die ausführlichen Darlegungen der Gründe beider Parteien eingesetzt sind. Dieser Satz, einmal aus¬ gesprochen, bedarf wohl kaum eines Beweises. Beide Briefe haben bis auf jene Darlegungen den vollkommen gleichen Wort¬ laut, sie enthalten genau dasselbe Mandat, also ist durchaus kein Grund zu entdecken, wozu eine zweite Ladung nöthig war; und wäre wirklich das ausführlichere Schreiben abge¬ schickt, dann wäre das kürzere, doch sicher authentische, über¬ flüssig gewesen, denn dieses enthält nichts, was Richard aus jenem nicht viel besser erfahren hätte. Man begreift aber sehr wohl, weswegen sich Urban mit den kurzen Erwähnungen der Gründe begnügte, da er seine Entscheidung möglichst hinaus¬ zuschieben und sich dazu als mangelhaft unterrichtet hinzu¬ stellen suchte; in welchem Sinne er am 31. August 1263 an Richard schrieb 2 ), dass er ein Urtheil in dem Streite noch nicht fällen könne, weil er vor seiner Erhebung nicht Kar¬ dinal, über manche Punkte nicht hinlänglich im klaren sei. Offenbar wollte er der Sache ernstlich nicht näher treten, bevor seine mit Carl von Anjou wegen des Königreichs Sicilien gepflogenen Unterhandlungen zu einem bestimmten Resultate geführt hatten 3 ). Müssen wir also die ausführlichere Form des Schreibens für interpoliert halten, so ergiebt sich die Frage, welchen Werth die eingeschobenen Stücke haben. Die von den Parteien 1) Man kann sagen, dass es in der Curie um diese Zeit Sitte war, wenn dieselbe Person mehrere Aufträge bekam, jeden derselben durch ein besonderes Schreiben zu ertheilen. Offenbar geschah das, damit, wenn ein päpstlicher Abgeordneter, um sich als in einer bestimmten Sache bevollmächtigt auszuweisen, sein Schreiben irgendjemandem vorlegte, dieser nicht sofort den ganzen Umfang der Aufträge und Vollmachten, die er erhalten hatte, erfuhr. Auch der Umstand hat sicher fördernd auf die Ausbildung dieser Gewohnheit eingewirkt, dass viele päpstliche Schreiben nicht direct den Adressaten zugestellt wurden, sondern zunächst denjenigen, in deren Interesse sie erlassen waren. 2) Rayn. a. 1263, §. 44. 3) Vgl. Busson, S. 44 ff. Der Brief Urbans IV. vom 27. August 1263 ete. 175 gegebenen Schilderungen der Wahlvorgänge machen in so hohem Grade den Eindruck der Echtheit und stimmen zu der sonstigen Ueberlieferung so vollständig, dass derjenige, welcher die Unechtheit behauptet, sie beweisen muss. Ueberdies wird in dem authentischen Schreiben Urbans wenigstens von den englischen Gesandten ausdrücklich erwähnt, dass sie ihre Bitte, es möchte Richard als rechtmässig erwählter König anerkannt werden, durch eine historische und juristische Begründung seiner Ansprüche unterstützt hätten >), und wie der Interpolator zu diesen Schriftstücken kommen konnte, erklärt sich bei der Annahme, dass er der päpstliche Notar Berard war, ohne Schwierigkeit. Wie steht es aber mit den Darlegungen des angeblich 1257 geltenden Reichsrechts? Eine Vergleichung zeigt, dass dieselben durchaus auf dem historischen Berichte der englischen Gesandten über den Wahlhergang beruhen. Historischer Bericht der eng¬ lischen Gesandten. §. 54. vacante Romano im- perio, die per omnes predictos principes pro celebranda regis Romani in imperatorem postea promovendi electione statuto . . . apud memoratum oppi- dum de Franchenford quin- que tantum de dictis principi- bus tum per se tum per alios, videlicet bone memorie Colo- niensis archiepiscopus pro se et bone mem orie M a g u n t i n o archiepiscopo, qui legitimo impedimentodetentus, ipsiColo- niensi archiepiscopo ea vice in hoc commiserat vices suas 1 2 ), et dilectus filius nobilis vir comes palatinus apud Franches- erd 4 ), bone memorie vero Tre- verensis archiepiscopus et dilectus filius nobilis vir dux Saxonie intra dictum oppi- dum, convenerunt. Cumque iidemTreverensis archiepiscopus Rechtsdarlegungen derselben. §. 53. proponere curaverunt, quasdam consuetudines circa electionem novi regis Roma¬ norum in imperatorem postea promovendi apud principes vo- cem in huiusmodi electione habentes, qui sunt septem nu- mero, pro iure servari. — — ad archiepiscopum Magun- tinum et comitem palati- num Rheni vel ipsorum alte- rum, altero nequeunte vel forsi- tan nonvolente, pertinet ad elec¬ tionem ipsam celebrandam diem prefigere ac ceteros electores principes convocare. Quibus Omnibus vel saltem duo- bus ex ipsis die prefixa convenientibus apud oppi- dum deFranchenford, intus vel extra ipsum oppidum, in terra que dicitur Fran- cheserde, loca quidem ad hoc deputata 3 ) specialiter ab anti- 1) ‘petitionem huiusmodi variis tarn facti quam iuris allegationibus . . . . fulcientes’; Rayn. §. 49. 2) Die Stelle ist bei Rayn. wie bei Bzovius verderbt; Rayn. liest ‘Maguntinus archiepiscopus’ und dann fehlt ‘qui — archiepiscopo’, Bz. hat: ‘videlicet bone memorie Moguntinus archi¬ episcopus, qui’ u. s. w. dann richtig. 3) ‘Frankforde, loco — depu- tato’ Bz. 4) ‘Frankenford’ Bz. 176 C. Rodenberg. et clux Saxonie prefatos archi- episcopum Coloniensem et co- mitem nee ipsum oppidum intrare permitterent nec ad eos exire vellent super hoc sepius requisiti, dicti archi- episcopus Coloniensis et comes, attendentes ex lapsu temporis periculum imminere, si forsan non fieret electio illa die, que ad hoc fuerat peremptorie constituta, presertim cum d e anno et die post vacatio- nem imperii quindecim dies solummodo superessent, — ad electionem procedere de- creverunt. §. 55.tu (Ricardus) eidem electioni .... con- sensisti, ac personaliter Ale- mannie regnum ingressus et moram apud Aquisgranum, quantum decuit, faciens nec inveniens resistentem, postmodum fuisti per sepe- dictum Coloniensem archi- episcopum, ad cuius id spectabat officium, con- secratus, inunctus, eoro- natus ac inthronizatus regio more in sede 2 ) Magni 3 ) Caroli, nullo se inibi coro- nationi tue realiter aut verbaliter opponente; re- cepisti quoque homagia ma- gnatum regni eiusdem ac fide- litatis etiam iuramenta; obtinuisti ornamenta ac insi- gnia imperialia, quibus rex Romanorum solet ornari, cum quo, ad electionem ipsam procedi potest et debet. Vorher: (consuetudines), se- cundum quas infra annum et diem, postquam vacat imperium, talis debet electio celebrari, quacunque parte ipso- rum anni et diei, quam ad hoc iidem principes duxerint depu- tandam. §. 54. quem (terminum) si forsan predicti principes infra annum et diem a tempore 1 ) vacantis imperii concorditer statuant, licet non exprimant, quod ipsum peremptorium esse velint, terminus tarnen ab eis prefixus taliter peremp- torius reputatur. §. 53. electione taliter cele- brata, electus, si electioni consenserit, ante Aquis¬ granum per dies aliquos facta mora, infra annum et diem postcelebratam electionem eandem, quando electus voluerit, per Coloniensem archi- episcopum, ad quem id ex officio suo spectat, in- ungitur, consecratur et etiam coronatur; quo facto cuilibet via precluditur contra electionem vel electum, iam regem Romanorum effectum, dicendi aliquid vel etiam opponendi; sed idem electus, predicto modo inunctus, conse- cratus et coronatus, pro rege ha¬ betur, et ei tamquam regi debet a subditis et vasallis imperii obediri, suo more homagia et fidelitatis iuramenta 1) ‘die’ Bz. 2) Bz.; ‘sedem’ Rayn. 3) Bz.; ‘magnifici’ Rayn. Der Brief Urbans IV. vom 27. August 1263 etc. 177 Rome inungitur, consecratur per manus summi pontificis et sa- crum imperii suscipit diadema. — Reddita insu per tibi fueruntquampluraoppida, castra, ville ac iura im¬ perii tanquam regi, tuque, ip- sius regnipossessionem adeptus, ipsam tenes et per sex annos et amplius tenuisti. prestari, assignari civi- tates, oppida, castra, et specialiter castrum de Treveles, et alia iura im¬ perii infra annum et diern a tempore coronationis eiusdem, ita quod si qui de vasallis im¬ perii ei homagia non presti- terint consueta et non reddi- derint civitates, castra et alia supradicta, illis, que ab imperio tenent eodem, sunt eo ipso privandi. Bei der so auffallenden Uebereinstiramung, dass sogar Zufälligkeiten, wie das Warten Richards vor Aachen, zu Rechts¬ bestimmungen erhoben sind, konnte man meinen, dass die Rechtsdarlegungen von dem Interpolator nach dem Berichte der Gesandten angefertigt wären. Allein abgesehen von der inneren Unwahrscheinlichkeit spricht dagegen, dass Urban, wie vorhin bemerkt ist, selbst bezeugt, von den englischen Ge¬ sandten eine juristische Begründung der Ansprüche Richards erhalten zu haben, und dass in jenen Darlegungen Dinge er¬ wähnt werden, die aus dem historischen Berichte nicht ge¬ nommen sind und die doch der Interpolator nicht erfunden haben kann, wie die §. 53 vorgeschriebene Uebergabe von Trifels •) und das §. 54 dem Pfalzgrafen zugewiesene Recht, bei einer streitigen Königswahl Schiedsrichter zwischen den Prätendenten zu sein. Der letzte Punkt könnte uns den Weg weisen, der zu dem Verfasser des Schriftstücks führt: später ist derselbe Pfalzgraf Ludwig, der Richard gewählt hatte, mit ähnlich grossen Ansprüchen hervorgetreten, die zum Theil vom Reiche anerkannt worden sind 1 2 ). Es ist also nicht daran zu zweifeln, dass auch die Rechts¬ darlegungen echt und in der Form von den englischen Ge¬ sandten wirklich eingereicht sind. Freilich das Misstrauen, mit dem Busson, Harnack und Andere den Inhalt derselben angesehen haben, kann durch unsere Untersuchung nur ver¬ stärkt werden; denn wir dürfen sie als Zeugnis für die 1257 oder 1263 in Deutschland herrschenden Rechtsanschauungen um so weniger anrufen, als nachgewiesen ist, dass sie durch¬ aus einseitig von einem parteiischen Bericht abstrahiert worden 1) Freilich entspricht diese Bestimmung - den Worten des historischen Berichts: ‘obtinuisti ornamenta et insignia imperialia’. Sie zeigt somit die Abhängigkeit und die Selbständigkeit des Verfassers. 2) Ficker, Entstehungszeit des Schwabenspiegels, Sitzungsberichte der Wiener Acad. phil.-hist. CI. 1874, Bd. 77, S. 861. Neue* Archiv etc. X. 12 178 C. Rodenberg. sind. Natürlich kann auch nur von einer Anerkennung der darin niedergelegten Theorien durch den Papst *) nach dem Gesagten nicht mehr die Rede sein. Indessen, so wenig diese Darlegungen thatsächlich gelten¬ des Recht enthalten, so haben sie doch die Anschauungen der späteren Zeit beeinflusst. An Sätze derselben klingen nämlich die Vorschriften, welche der Schwabenspiegel über die deutsche Königswahl giebt, deutlich an. Rayn. §. 53. ad archiepiscopum Magun- tinum et comitem palatinum Rheni vel ipsorum alterum, al- tero nequeunte vel forsitan non volente, pertinet ad electionem ipsam celebrandam diem pre- figere ac ceteros electores prin- cipes convocare. Quibus Om¬ nibus vel saltem duobus ex ipsis die prefixa convenientibus apud oppidum de Franchenford, intus vel extra ipsum oppidum, in terra que dicitur Francheserde, loca quidem ad hoc deputata specialiter ab antiquo, acl elec¬ tionem ipsam procedi potest et debet. Schwabenspiegel ed. Lassberg, Ld. R. c. 130. swenne si (die Kurfürsten) in (den König) wellen kiesen, so suln si gebieten ein gespraeche ze Frankenfurt; das sol gebieten der bischof von magenze bi dem banne und der phalzgrave von dem rine bi der aehte, si suln dar gebieten zu dem gespraeche ir gesellen, die mit in da welen suln, dar nah den andren fürsten, als vil si der gehaben mugen. c. 129. Alse man den kiunig kiesen wil, daz sol man tim ze Frankenfurt, und lat man die fürsten niut in die stat, so mu¬ gen si in mit rehte kiesen vor der stat. Die Uebereinstimmung in dem unrichtigen 2 ) Satze, dass dem Erzbischöfe von Mainz und dem Pfalzgrafen obliege, die anderen Fürsten zur Wahl zu entbieten, kann doch keine zu¬ fällige sein. Ferner passt der im Schwabenspiegel vorgesehene Fall, dass Frankfurt den wählenden Fürsten die Thore ver- schliesst, nur auf die Wahl des Jahres 1257, wo die Partei des Alfons die Wähler Richards nicht in die Stadt einliess ; und der Umstand, dass der Spiegler eine Wahl, welche vor der Stadt stattgefunden hat, für gültig erklärt, weist darauf hin, dass er eine Richard günstige Darstellung benutzt hat. Darin die hier besprochene zu sehen, liegt um so näher, als vorhin wahrscheinlich gemacht ist, dass sie vom Pfalzgrafen inspiriert sei, der Spiegler aber unzweifelhaft Beziehungen zu den Wittelsbachern gehabt hat und speciell den Pfalzgrafen mit ausserordentlich weitgehenden Befugnissen ausstattet 3 ). Dass darunter das erwähnte Schiedsrichteramt nicht ist, kann nicht auffallen; denn dasselbe passt nicht zu der Theorie des 1) So noch Harnack S. 55. 2) Siehe Harnack S. 83. 3) Vgl. hierfür und für das folgende die erwähnte Abhandlung von Ficker. Der Brief Urbans IV. vom 27. August 1263 etc. 179 Spieglers 1 ), und zu derZeit, wo er sein Rechtsbuch verfasste, 1275—1276, waren die politischen Verhältnisse, die er sehr bestimmt berücksichtigt hat, nicht dazu angethan, ein so ausser¬ ordentliches Recht für den Pfalzgrafen zu beanspruchen, das demselben obendrein auch nicht im entferntesten von den anderen Fürsten zugestanden wäre 2 ). 1) Ld. R. c. 130. ‘Dar umbe ist der fürsten ungerade gesetzet, ob äri an einen gevallen und vier an den andern, daz die dri den viern folgen suln; und also sol ie diu minner volge der merren volgen; daz ist an aller kur reht’. 2) Auch Harnack S. 84 hält es für wahrschein¬ lich, dass der Spiegler von Theorien beeinflusst ist, die in den Rechts- fiusführungen der englischen Gesandten niedergelegt sind, ohne sich jedoch äir eine directe Benutzung derselben auszusprechen. 12* Ein lateinischer Hymnus auf S. Adalbert. Von R. Kade. In der Handschrift Nr. 8941 der Bibliotheque royale de Belgique zu Brüssel findet sich ausser mehreren Materialien, welche die Bollandisten zu einer Bearbeitung und für eine Edition der Vita der sogenannten quinque fratres Poloniae: Benedict, lohannes, Matthaeus, Isaac und Christinus unter dem 12. November sammelten, auch noch manches allerdings fast Werthlose auf die Lebensgeschichte S. Adalberts, des grossen Preussenapostels, Bezügliche. Es ist das Vorhandene im allgemeinen, wenn auch nur sehr oberflächlich, schon bekannt gemacht. Die Hs. wurde nämlich schon vor langen Jahren kurz erwähnt und aufgeführt nach Berichten von Bethmann in Pertz’ Archiv, Band VIII, S. 552, und dann weiter ver¬ wendet und ausgezogen ihrem Inhalte nach bei der Heraus¬ gabe der Vitae S. Adalberti des lohannes Canaparius und der andern des Bischofs Bruno-Bonifacius in den Monum. Germ, SS. IV, 581, Anm. 72. Trotzdem erlaube man mir einige Nach¬ träge zu dem schon Bekannten hinzuzufügen und einen kleinen neuen Beitrag daraus zu publicieren. Die 6 Blätter aus dem XV. Jahrhundert, die in den Codes eingelegt sind, wurden herausgerissen aus zwei verschiedener Legendären. Von diesen beiden fragmentarischen Stücken umfasst das erste 4 Blätter in 2 Columnen und enthält die Rubriken: Quinque fratrum — de sancto Briccio — de S Adalberto — Philippi et Iacobi. Das Capitel vom heil. Ada! bert besteht aus 2 Columnen zu 46 Zeilen und beginnt mil den Bibelworten, deren erste schon bekannt sind: ‘Egrederc de terra et de cognacione tua et de domo patris. ... 1 ) Verbs predicta ut scribuntur in Gen. quondam locutus est B. Abralu patriarche, sed optime conveniunt B. Adalberto’. Der Schluss ist: ‘Legitur de ipso quod quam cito de hac vita migravii venerunt duo angeli de celis mundissima lintheamina ferentes ammam ejus in eodem involverunt et celos invexerunt, quod et no bis prestet Dominus Deus’. 1) Gen. 12, 1. Ein lateinischer Hymnus auf S. Adalbert. 181 Das zweite Fragment, bestehend aus 2 Blättern mit 4'/ 2 Columnen und 49 Linien, beginnt, wie in den Mon. angegeben, mit den Worten: ‘Legitur de S. Adalberto, quod fuit nobilis progenie’, und endigt dann mit dem Satze: fitem legitur de eo, quod, cum esset in quodam claustro aput montem Cassinum et quadam vice potum in vitro abbati illius loci propinaret, dya- bolo ipsum impediente cecidit vitrum super lapideum pavi- mentum corruit ita tum, quod vitrum fuit fractum ac vinum effusum et aliis multis miraculis tarn in vita quam post mortem 1 ) claruit’. Am Ende des letzten Manuscriptblattes, welches dies zweite Fragment enthält, steht die Abschrift in laufender Schrift eines Hymnus, den ich hier zum ersten Male ganz aus der Hs. geben kann. Ich bin wegen der freundlichen Bereitwillig¬ keit, mit der meine Anfragen beantwortet wurden, dem Herrn Bibliothekar C. Ruelens in Brüssel zu bestem Danke ver¬ bunden. Mit gütiger Genehmigung des genannten Herrn mache ich von seinen Angaben hierüber und seiner Abschrift Ge¬ brauch. Von diesem Hymnus auf den heil. Adalbert sind in den Monum. Germ. (a. a. O.) nur die ersten beiden Reihen der ersten Strophe angegeben und der Schlussvers citiert. Im Thesaurus hymnologicus des Daniel finden sich V, 154, davon 4 Strophen mitgetheilt. Die Acta Sanctorum haben ihn nicht, ebenso führt ihn Mone in seinen lateinischen Hymnen des M. A. nicht auf. Er besteht aus 44 Strophen. Die Schlussverse der Strophen reimen paarweise untereinander. Am Rande sind des leich¬ teren Verständnisses wegen von der 14. Strophe ab Namen von Heiligen oder biblischen Personen verzeichnet, auf deren Wunderwerke die betreffende Strophe theils ausdrücklich, theils nur andeutungsweise Bezug nimmt. Auch einer anderen Be¬ merkung begegnet man, in welcher Weise die Schluss - Strophen gedichtet seien (ut oratio). Der Hymnus selbst lautet folgender- massen: 1. (L)audem dignam 2 ) tarn preclari Woytyech 3 ) Sancti quis effari Homo dignus sufficit, 2. Post vocati Adalberti, Inter spinas qui deserti Nos ut rosa reficit? 3. Omnis odor late fusus Morum confert et ad usus, Trabens ad sublimia. 1) In den Monum. steht irrthümlich: ‘morte damit’. 2) ‘digna’ Hs. 3) Der slavische Name des h. Adalbert; cf. Thietmar, IV, 19. 182 R. Kade. 4. Mens miratur, os mutescit, Cor rimatur et stupescit, Ejus cernens premia. 5. Sape, carpe istum florera, Et videbis supra morem Nature rairabilem: 6. Inter flores paradisi, Rari quippe extant visi, Pre decore') similem. 7. Oranis gradus, omnis etas, Hic hic dapes habent letas, Si delectat sapere. 8. A fructibus atque signis, Miraculis tarn perdignis Poteris agnoscere: 9. Operibus fulsit Claris; Quis, quis? ipsa contemplaris: Vide inter cetera. 10. Mire vixit, mire natus, Pellens procul et reatus In etate tenera. 11. Puer scolis mancipatur Et jam sibi nunctiatur Per Mariam inclitam, 12. His antistes quod futurus Paganis foret, recturus 2 ) Gentem quoque subditam. 13. Stupet istis nec discredit Vir nunctians, cui dedit Signum hoc probabile. 14. ‘Virgam, inquit, en arentem Ut Aaron. Mox videbis largescentem’. Statim et mirabile. 15. Crescit puer, senex more, Ab etatis primo flore Vitans j^uerilia. 16. Inter fletus semper letus, j Inter cetus sanctos sanctus 3 ) ^Cum salvatore. Dare signa varia. \ 1) ‘predetore’ Hs. Viell. ‘per decorem’ W. 2) ‘directurus’ Hs. 3) ‘Sanetus inter sanctos cetus’ würde ich wegen Herstellung der rich¬ tigen Reime vorschlagen. Ein lateinischer Hymnus auf S. Adalbert. 183 17. Lignum putans nec perpendit,] Cappara suam hic suspendit / ln solari radio, ( T . . . ) Cum salvatore. 18. In quo Christum lmitatur / Dum nature vis mutatur \ Inconsueto stadio. ' 19. Cristum gestans, plebi prestans, Cum Maria. Cum Maria matre pia 1 ) Tenet hoc consortium: 20. Castitate redimitum Cum angelis et Et in carne dicas situm virginibus. Angelorum socium. 21. Lapis durus sibi cessit, j Dum sedendo ipsum pressit,# Quem sculpebat digito: ( . ) Cum prophetis. 22. Ut propheta Moyses potens, / Terram tangit aquas petens, l Et fluxerunt subito. 23. Ydolatras hic evertit, Germaniam et convertit Ad fidem fidissimus; 24. Ungarorum, Prutenorum, Polonorum et multorum Dignus est apostolus. 25. Cristum docens rubens rosa Morte crucis speciosa Cristo reddit spiritum: 26. Humo stratus, lanceatus, Dulcis martir dulcem ratus Sic habere obitum. 27. Postquam truncatus capite Id multum longo tramite Manu sua detulit, 28. En digitum amputatum Tune per piscem devoratum Lux emicans protulit. 29. En mirandum hunc villicum 2 ), Ut S. Nicolaus. Ut Nicolaus triticum Auxit famis tempore. 1) Wold besser: Plebi prestans, cum Maria Christum gestans matre pia Cum apostolis. Cum martiribus. Ut S. Dyonisius. Ut S. Stanislaus. 2) ‘vilicum’ Hs. 184 R. Kade. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. Amen dicunt saxa Bede: Ut Beda. Huic turba cesa cede Voce clamant compare. Coram papa missam legens Ut S. Ambrosius. Rome visus astans presens, Patrem in Bohemia Sepelivit ipsa hora, Presulatus perdecora Relinquens insignia. Omnis langwor, omnis morbus, Ut S. Martinus. Cedit demon et superbus Potestate 1 ) sedula. Inter fratres servus fuit, Exul Rome dum deriguit 2 ) Sub discreta tegula. Aquam portans in amphora, Hostis fraude pestifera Cedit et colliditur. Surgit, tollit testas, ponit, Et integram hanc reponit, Que hoc loco eruitur. Sicque martir, doctor morum Virgo, decus monachorum, Consecutus terminum, Aureolam tenet terram Inter domumque supernam Contemplatur dominum. Eya aye Adalbertum Virtutibus sic refertum Veneremur cernui, Attendentes ejus dignas Preces gratas et benignas Advocati strenui. Multis malis obvoluti Atque bonis destituti Exclameinus invicem, Ut patronus iste sanctus Nostros tergat mestos planctus, Deum placans vindicem; Ut pater suus Benedictus. Vere beatus. Ut oratio. U ‘Cum (?) pot. Hs. 2) ‘diriguit’? vielleicht: ‘delituit - ’ Ein lateinischer Hymnus auf S. Adalbert. 185 43. Prestet fruges, clonet pacera, Morbos pellat et minacera Procul hostis gladium, 44. Cursu tandem consumato Dulci fine atque grato Perducat ad gaudium. Ein Augensegen. Mitgetheilt von Reinhard Rade in Leipzig. Am Ende des dritten Theiles einer vor einem Jahre von mir neuaufgefundenen Sammelhandschrift auf Pergament, deren Inhalt ich im N. A. VIII, S. 365 ff. kurz angegeben habe, findet sich auf Blatt 166 b von einer Hand des 14. Jahrh. ziemlich flüchtig und undeutlich geschrieben ein lateinischer Augensegen. Die Seite, auf welcher derselbe verzeichnet steht, zerfällt in zwei Columnen zu je 40 Zeilen. In dem freien Raume zwischen den Columnen sind oben auf der Seite drei bis vier hineingeschriebene Worte ausradiert und unleserlich geworden; zwischen den neunten Zeilen von oben befindet sich ebenfalls von anderer späterer Hand zu dem im Texte des Segens ausgeschriebenen Worte ‘sensum’ die Bemerkung: ,sesü sic potius’. Trotzdem dass am Ende des ganzen Codex 4 Blätter weggeschnitten sind, deren unbeschriebene Reste man noch erkennen kann, so scheint doch dieser Segen nicht weiter¬ gegangen, sondern vollständig und unverkürzt uns erhalten zu sein. Wenigstens lässt die zweimal wiederkehrende Formel: ‘agios o theos . . . eleyson ymas’ als guter Schluss für einen derartigen Segen darauf schliessen. Die Initiale des ersten Wortes fehlt; sie ist vom Rubricator nachzutragen vergessen. Ebenso ist der zweite Buchstabe dieses Wortes sehr undeut¬ lich geworden. Es mag ein o dort gestanden haben. Trotz¬ dem aber ergänzt man das Eingangswort doch wohl am besten zu: ‘Meutern’. Der Segen selbst zerfallt in zwei Abschnitte, deren erster bis zu den Worten ‘spiritum meum’ (Zeile 9) geht. Dieser Theil scheint mehr bestimmt, von dem Augenkranken selbst, als von dem Priester gesprochen zu werden. Den zweiten Theil von da ab bis ans Ende spricht unzweifelhaft ein Geist¬ licher über die Augen des oder der Kranken (famulö tuö). Dass im Anfänge der Segensformel noch besonders um die Befreiung des Vaterlandes Gott gebeten wird, hat etwas auffälliges und bemerkenswerthes, da ich keinen einzigen Segen der Art kenne, in dem eingangs jenes Punktes Erwähnung Ein Augensegen. 187 gethan wird. Das Ende des Segens, wo eine kleine Episode aus der Heiligengeschichte eingeschoben ist, bietet mancherlei Schwierigkeiten. Weshalb die heilige Tecla, falls der Name in unserer Hs. richtig überliefert ist, angerufen wird, kann ich nicht recht ersehen. Vielleicht weil diese Märtirerin ‘et caeco visum restituit et oculario morbo, quo omnes teri'ae incolae medicis desperantibus afficiebantur, medetur’? (cf. Surius 23. Sept.) Aber wahrscheinlicher bleibt es, dass wir in diesem Namen einen Fehler unserer Ueberlieferung zu erkennen haben. Es ist wohl allein richtig, wie auch in den später noch zu erwähnenden Florentiner Annalen, ‘Telia’ zu lesen. Telia ist die Koseform für Ottilia. Und diese Heilige pflegte aller¬ dings besonders von Augenkranken angerufen zu werden (cf. Mabillon, A. SS. O. S. B. III, 2, 488—496: Vita Odiliae virg. Hoemburg.). Gleichwohl aber kann ich für die Verbindung jener Tecla oder dieser Telia mit den andern Heiligen, der S. Aquilinia oder Aquilia und dem S. Nazarenus, keine Auf¬ klärung, auch für die ganze kleine Geschichte nicht die erste Quelle bieten. Beide hier begegnende Namensformen finden sich nirgends. Möglich, dass unsere Aquilinia identisch ist mit einer der mehreren aus der Legendenliteratur bekannten S. Aquilina oder S. Aquila. Wie diese jedoch mit Augen¬ krankheiten in Verbindung stehen, weiss ich nicht zu sagen. Dass der S. Nazarenus natürlich nicht Christus ist, versteht sich von selbst. Ob er derselbe ist wie jener S. Nazarius ‘ad cujus reliquias caeci adducti lucem statim adspexerunt nec opus amplius habebant aliquo, qui eos manu deduceret’, kann vermuthet werden (cf. Surius. 19. Juni, p. 257). Mit Ausnahme jedoch des Namens Tecla halte ich die hier gebotene Form dieser kleinen eingeflochtenen Erzählung für unverletzter, als diejenige in den erstgenannten ältesten Florentiner Annalen aus einem Codex Vaticanus, welche sich dort als Anhang zu den Notizen aus dem Jahre 1147 findet (cf. Mon. Germ. SS. XIX, 224) ] ). Diese scheint sehr ver¬ derbt. Ich setze sie zur leichteren Vergleichung hierher: In nomine Patris et filii et spiritus santi. Nelia 2 ), Telia in ripa de mari (maris) sedebat (sedebant). Telia dixit: segemus (sedeamus). Nelia dixit: secesse- mus (secedamus). Male de oculis famuli maris. Pertz wollte die letzten Worte bekanntlich zu ‘fa mi lu mari’ umstellen. O. Hartwig hat zuerst in seinen Quellen und Forschungen zur ältesten Geschichte der Stadt Florenz, 1880 1) Cf. auch P. Foggini bei Giov. Laini: Novelle letterarie publicate in Firenze, 1747, tom. VII, p. 1 ff. 2) Nelia = Aquilinia durch Umstellung. 188 Reinhard Kade. Halle, II, S. 4, nachgewiesen, dass der nach Pertz geänderte Schluss Bezug nehme auf ein sehr altes, noch im 14. Jahrh. in Florenz bekanntes und verbreitetes Spottliedchen, welches Boccaccio im Decamerone, giorn. 5, novell. 10, durch Dioneo vor der Königin citieren lässt, und welches mit den Worten beginnt: ‘L’onda del mare mi fa si gran male’. Einen so guten Sinn und so interessante Beziehungen die Conjectur Pertzens auch erschliesst, auffallend ist doch, dass in unserem Segen an der betreffenden Stelle, die unzweifelhaft jenem ‘male de oculis famuli maris’ entspricht, nämlich in dem Satze: ‘sed doleamus maculam famuli dei, das Wort ‘famuli’ sich wieder vorfindet. Es wird also in der Vorlage für den Floren¬ tiner Schreiber sicher in dem Schlusssätze jenes Geschicht- chens das Wort ‘famuli’ gestanden haben, welches der Ab¬ schreiber allein darnach stehen liess, während er das übrige in Erinnerung an den Anfang der ital. Canzone änderte. — Be¬ merken will ich noch, dass bis auf den einzigen Buchstaben r alle anderen Buchstaben aus dem Schlusssätze der Florentiner Annalen sich mit denjenigen des entsprechendes Satzes in unserem Segen decken, so dass die Flor. Lesart wie aus unserer durch Umstellung gewonnen erscheint, um die Aehnlichkeit mit dem kleinen Liedchen zu erzielen. Noch in einer andern Hinsicht gewährt dieser Segen einiges Interesse, worauf ich schon früher (a. a. O.) hindeutete. Er zeigt nämlich eine ganz auffällige Verwandtschaft mit einem mhd. Augensegen, den A. Schönbach nach dem cod. Mon. Germ. 54 aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. in Haupts Zs. f. D. A. XXIV, 65 ff. veröffentlicht hat. Schönbach S. 74 f. vermag nicht anzugeben, ob die einzelnen von ihm dort bekanntgemachten Absätze nur einen Segen ausmachen, oder ob jeder Abschnitt für sich als selbständiger Segen aufgefasst werden soll, und bringt für beide Annahmen Wahrschein¬ liches vor. Aus unserm Segen, der entschieden als ein einziger, zu¬ sammenhängender anzusehen ist, erhellt glaube ich wenigstens das zur Genüge, dass nicht alle Absätze des mhd. Segens in eins zusammengezogen werden dürfen. Die Theile jedoch, die analog diesem lateinischen verbunden zu werden verdienen und auch ganz passend ein fortlaufendes Ganze ausmachen, sind dort: I. Zeile 1—21; H. Z. 22-28; III. Z. 36-50; IV. Z. 96 —102 (dieser letztere schon ist zweifelhaft). Allein die Ab¬ schnitte, die Schönbach zu verbinden vorschlägt, Z. 36—50 mit Z. 60—68 sind entschieden nicht zusammengehörig. Gegen die Verknüpfung spricht auch schon die lästige Wiederholung in Z. 60—68 aus dem schon Zeile 36—50 Gesagten. Die Frage, welche Fassung die ältere sei und zum Vor¬ bilde habe dienen können, wage ich nicht zu entscheiden. Ein Augensegen. 189 Doch will mir sehr vieles für die Priorität des lateinischen Textes sprechen. Ich confrontiere nun an den besonders ins Auge fallenden Stellen beide Lesarten. Die gesperrt gedruckten Worte correspondieren genau mit den lateinischen. Dominus mecum tamquam . . A) I. Mejntem sanctam spontaneam, | honorem deo et patrie libera|cionem 2 ). Domine Iesu Christe, qui in caljvarie loco crucifixus pro tuis | inimicis crucifixoribus patrem j orasti dicens: Spater ignosce illis 3 ) | quia nesciunt, quid 4 ) faciunt’. | Tibi hodierno die et deinceps | commendo animam meam, sensum | meum, actum meum, negociorum 5 ) | finem meum, exitum anime mee, qui | pendens in cruce dixisti committens 6 ) spiritum tuum: Spater in manus | tuas commendo spiritum meum’. II. f Adjuro te, macula, per deum altissimum, | per regem fortissimum, unum deum | vi- vum et verum, omnipotentem celi I et terre creatorem maris | et omnium 7 ), qu§ in eis sunt, per patrem | et filium et spiritum sanctum f adjuro te, macula 8 ) ut exeas 9 ) | et recedas ab oculis istis . amen. | f Adiuro te, macula, per be- | nedictiones patriarcharum, per suffragia prophetarum, per fidem confe[ssorum, per intercessio- nem sancte | Marie et 10 ) om¬ nium sanctorum te adjuro, | macula, ut exeas 11 ) et recedas ab | oculis istis. amen. Z. 22. Ich beswer dich mail peidem höchsten gott f pei dem sterkisten chü- nig . pei dem warn und lebendigen und almaech- tigen Schepfer himelreichs und erdtreichs . und aller wasser und aller geschepfd, die darynn sein, und pei seinem aingeporn sun Ihesum Christum und pei dem hei¬ ligen geyst . daz du mail und aller smertz un wetag dieser äugen verswindest un fuder gest.amen. Z. 36. Aber beswer ich dich mayl pei den sein der heiligen weissagen, pei dem gebet der heiligen zwelfboten . pei der signüzz der heyligen maertraer . pei dem starchen gelauben der heiligen peiclitiger, pei der chaeusch aller heiligen Jungkfrawn, pei dem rainen gepet unserer frauen und aller heiligen, 1) Von jüngerer Hand später darübergesetzt. 2) seil, deprecor. 3) Es scheiut ursprünglich hier ‘si quidem' geschrieben, aber getilgt zu sein. 4) ‘quod’ Hs. 5) ‘negoeioü’ Hs. 6) ‘cominteus’ Hs. 7) ‘omnia’ Hs. 8) Hier ist das Wort ‘oculi’ ausgestrichen. 9) ‘exias’ Its. 10) ‘et per omnium’ Hs. 11) ‘exias’ Hs. 190 Reinhard Kade. Deus *), qui | es vera salus et sapientia salutis 2 ) | et medi- cina, qui sanasti oculos | ceci nati in natatoria 3 ) Syloe, | sana et illumina oculos istos, ut | mereatur laudare nomen tuum | in secula seculorum . amen . Sana et | illumina oculos istos, domine, sicut | sanasti oculos Thobie et duorum | cecorum, qui in ewangelio nar|rantur 4 ), f ex- purga et expelle | vetustatio- nes 5 ), quae nocentistis, amen, || ut appareat gloria tua et mag- nifi|cetur nomen tuum, deus 6 ), in secula seculorum. amen. bb U nigenitus dei filius lutum fecit | ex sputo 7 ) et linivit ocu¬ los ceci nati. | et abiit et lavit et vidit et credidit | deo: et ipse deus per suam magnam miseri- cordiam f sanare et illuminare oculos | istos dignetur. amen, f ayos otheos | f ayos yschiros f ayos athanatos eleyson ymas f 8 ) Sanctus deus [ f Sanctus fortis f Sanctus et inmorl talis 9 ) mise- rere famulö tuo . N. et | libera eüm de dolore oculorum. amen. | In nomine patris f pater noster, et filii | f pater noster, et Spi¬ ritus sancti f pater noster. f | Hoc contra signum ,0 ) nullum stet periculum. | f Ecce ll )cru- cem domini, fugite par|tes 12 ) adverse, vicit leo 13 ) de tribu | daz du mail verswindest und ausgest. amen. Z. 42. Gottvater*) wann dupistein wareshayl und ein wari ertzney aller Siech¬ tum du erlaeuchtest die äugen des menschen der plinter geporn wart. Also erlaeucht auch die äugen ditz menschen. Amen. Z. 47. Got der machet von seiner spaicheln und von erden ein choch un straich ez dem plinten über seinew äugen . do wart er gesehent . also muest du nu gesehent werden an deinen äugen in der selben gotz chraft. Z. 1. In dem Namen des vaters und des suns und des heiligen geistes heb ich an ze sprechen. Z. 10. die pater noster et ave Maria. Z. 45. . . . mach . . . ein chraeutz f über seine äugen. 1) Gott Vater patropaschianisch für Christus. Cf. Haupt, Z. f. D. A. XIII, 216. 2) ‘salitis’ Hs. 3) ‘uatatorio’ Hs. 4) Rasur. 5) = vetustates, inveterationes. 6) ‘d^’ Hs. 7) ‘puto’ Hs. 8) = ‘rjpäe’ durch Itacismus. 9) Cf. Germ. XXV, 69. auis (aius, ccyiog) otheus, auis ageatus (äyctübg) ect, Haupt, Zs. f. D. A. XXI, 209; XXIII, 262; XXII, 246. Rosine, Recueil d. F. II, 866. 10) Cf. Haupt, a. a. O. XIII, 216: fac signum crucis FR ; ib. VII, 538: . . hoc signo T thau; Zs. f. d. mytholog. IV, 418: hoc [conjtra signum -|- nullum [ster] stet periculum. 11) Rasur. 12) Sein- undeutlich; vielleicht auch ‘perdentes’. 13) Apoc. 5. Ein Augensegen. 191 Juda, f Sanctus deus f Sanctus fortis | f sanctus et immortalis totara j auferat maculam ab ocu- lis istis. amen. | f Sanctus Lucas f Sanctus Marcus f | Sanctus Matheus f sanctus Johannes 1 ) | sanetis oculos istos. amen. Per deum | vivum f per deum verum f per deum, | qui in principio cuncta creavit | miserere a ) famulo tuo et libera eum | a dolore ocu- lorum, amen. Sanctus Nazajrenus et sancta Aquilia et sancta Tecla | sede- bant supra mare et dixit sanctus Na|zarenus et sancta Aquilinia: < ambulemus‘ l , et dixit sancta Tecla: ‘non ambulemus, | sed doleamus maculam famuli dei’. | Si alba sit 3 ) deleatur, f si russa 4 ) | sit, 5 ) destruat eam do¬ minus Jesus Christus. | amen, f Adjuro te, macula, per | pa- trem et filium et spiritum sanc- tum, ut lia|beas licentiam ab oculis istis f | ayos otheos f ayos yschyros | f ayos athanatos eleyson yrnas 0 ). Z. 6. f heiliger got f star¬ ker got f und untö tlicher f got hylf und vertreib dise mail. Z. 50. Sanctus Lucas, sanctus Marcus . Sanctus Iohannes.sanctusMatheus. die heiligen vier ewangelisten und alle gotez heiligen die machen dise äugen gesunt von allen mail, smertzen un wetagen. amen. Z. 54. Aber beswer ich dich mail un aller wetag p e i dem ^lebendigen gott, pei dem |warn got, ... pei dem got der ellew dinch auz nichte beschaffen hat . . . daz du Imail fuder gest ... amen. Z. 96: du seist ein zingl 3 ), ein vel, ein mayl, ein augwe 1) Cf. Haupt, XV, 151; XXI, 209; XXII, 244; Zs. f. d. mythol. III, 319; II, 171; IV, 417; Roziere a. a. O. II, 795. 2) ‘misere’ Hs. 3) = albugo: ‘zingel’; vgl. Schmeller B. W. 2 2 , 1 137 und 239; Haupt, Zs. f. D. A. XIII, 203. 4) ‘rusta’ Hs. 5) mssa = inflammatio ocu- lorum. 6) Siehe S. 190, Anm. 8. Aus Handschriften. Von VV. Wattenbach. I. In G. Schmidts Beiträgen zur Chronologie der Halber¬ städter Bischöfe, IV, Harzzeitschr. 1884, S. 252, ist eine Notiz benutzt, welche aus Dittmar’s Verzeichnis der Bibliothek des Magdeburger Domgymnasiums, II, S. 84, entnommen ist. Sie bezieht sich auf eine im Cod. 234 enthaltene Schrift des Dia- konus Leboyn über den Sacer vultus in Lucca; da ich nun diesen Schriftsteller nirgends finden konnte, habe ich, um die Frage aufzuklären, um gütige Zusendung der Handschrift er¬ sucht. Nähere Nachforschung hat mir nun zwar ergeben, dass ein Auszug der Schrift sich in Benvenuto von Imola’s Dante- kommentar, in Muratori’s Antt. (ed. 1738 fol.) I, 108 befindet; eine ‘scriptura apocrypha’ nennt er sie, und sagt zum Schluss: ‘Tu de hoc crede quod vis, quia hoc non est de articulis fidei’. Ueber den Vultus selbst spricht sich Muratori in der Diss. XXVII (II, 614) mit wenig Achtung aus. Ich fand aber auch ein Buch des Dominikaners F. V. di Poggio: ‘Saggio di storia ecclesiastica di Lucca’ (Lucca 1787), worin, S. 162—170, die Glaubwürdigkeit jener Schrift ver- theidigt wird; er bezieht sich auf sein schon 1785 erschienenes ausführlicheres Werk: ‘Illustrazione del Volto Santo’, welches mir nicht zugänglich ist. Ob nun jene Schrift gedruckt ist, weiss ich nicht; sie verdient es auch kaum. Der Vf. nennt sich Leboyn und bezeichnet sich als Diakonus ‘venerabilis Galefredi subalpini episcopi’, mit dem er das Heiligthum aus Jerusalem geholt haben will; die Zeitangabe ist in unserem Exemplar roth geschrieben und lautet: ‘Anno ab incarnacione domini nostri Jhesu Christi Septingentesimo quadragesimo- secundo tempore Karoli et Pipini Serenissimorum Regum Anno regni eorum secundo’. Diese Angabe hat man, obwohl sie sich überall so findet, geändert und 782 daraus gemacht, allein es ist damit nichts gewonnen, denn die Schrift gehört sicher nicht dem achten Jahrhundert an, und der Inhalt ist höchst abge¬ schmackt. Es folgen dann noch Wundergeschichten, welche Aus Handschriften. 193 nicht besser sind. Am Schlüsse aber ist mit rother Farbe geschrieben: ‘Predictam sive presentem scripturam ego Ghe- rardus Koneken, decretorum doctor, Magd, et Halberstadensis ecclesiarum Canonicus, ac Cellerarius ecclesie Halb. 1420 videlicet Millesimo Vicesimo (sic) in civitate Lucana ex libro Capelle in qua vultus sacratissimus stat in altari, quem ex voto per me diu emisso visitavi et ! ) propria manu scripsi in tidem et testimonium omnium pie credencium hic me subscribo ut credatur firmius, temporibus dominorum Martini pape quinti de Columpna Romani, anno ejus secundo, et invictissimi Sigismundi, Roman. Ungarie Bohemie Dahnacie Croacie Regis. Isto tempore Regnum Bohemie totum se contra fidem catholicam erexit sequendo heresim olim Johannis Huss et Jeronimi de Praga, nacione Bohemi, qui ambo heresiarche atque heretici per Concilium Constanciense condempnati, ibidem fuerunt adusti 1416’. Den Anlass seiner Reise berichtet der¬ selbe am Anfang in der ebenfalls roth geschriebenen Ueber- schrift: ‘De Invencione vel Revelacione ac translacione sanc- tissimi vultus Venerabilis Leboyni Incipit über quem ego Gherardus Koneken, decretorum doctor, Magd, et Halb, eccle¬ siarum Canonicus et Cellerarius Halb, quando fui missus ad sedem apostolicam pro confirmacione Jo. de Hoym ad ecclesiam Halb. Curia Romana tune existente in Florencia, in Civitate Lucana ipso die sanctorum Innocentum propria manu ex libro ecclesie Lucane scripsi Anno Domini Millesimo quadringen- tesimo vicesimo, quem quidem locum ex voto diu me existente studente in Bononia vovi visitare emisso’ 1 2 ). II. Im Cod. Lat. in fol. 329 der Berliner Bibliothek, dessen Herkunft unbekannt ist, findet sich auf der letzten Seite von einer Hand des 14. Jahrh. roh geschrieben folgender Wurm¬ segen : Nota ein wurm segen. Ich beschwer dich wurm by dem hailgen tag, by dem hailgen grab, by dem (1. den) hailgen fünf wunden, by allen gutan (sic) stunden, by den hailgen drin nagel die got durch hend vnd durch fus wurdent geschlagen, by den hailgen vier ewangelia, by dem vil hailgen crist, du sigist Avis schwarcz grün gel blä oder rot, dz du musist in disis rosses flaisch bein mark ligen tod, dz gebiut dir der obrost man der \ T f ross 1) Das ‘et’ gehört nach ‘scripsi’. 2) Auch hier steht ‘emisso an falscher Stelle, obgleich der Vf. in der oben mitgetheilten Stelle ver¬ sichert, dass er diese Worte eigenhändig schreibe. Freilich kann es eine Abschrift sein, deren Schreiber sich durch nachgetragene Worte im Ori¬ ginal irren liess. Neues Archiv etc. X 13 194 W. Wattenbach. nie kam. Nu muss dir disis ross flaisch als vnmär sin als got der man ist, der die falschen vrtail spricht vnd die rechten wol kan. sprich viij pater noster. Darunter noch, sehr verblasst, und ungewiss, ob von Anfang an dazu gehörig: -j- Job rodit commedit et vermes mortui sunt. III. Die oben S. 165 mitgetheilten Verse zeigen eine so auf¬ fallende Vernachlässigung der metrischen Kegeln, dass sie als beabsichtigt zur Erzielung eines scherzhaften Eindrucks be¬ trachtet werden muss, wenn die Verse, wie es doch scheint, wirklich von Paulus Diaconus sind, der sich solche Verstösse sonst nicht erlaubt. Im 14. und 15. Jahrh. dagegen begegnet uns Aehnliches aus Unkenntnis der Regeln. Dieser Art sind die hier folgenden Verse aus dem Berliner Cod. Lat. fol. 355 von 1495. Die Handschrift, welche aus der Meusebach’schen Bibliothek stammt, hat auf der ersten Seite die Inschrift: ‘Ex libris S. Martini Monasterii Wiblingen’, aber erst etwa s. XVII; ob sie dort auch geschrieben ist, muss man bezweifeln. Es ist ein starker Foliant, sauber auf Pergament geschrieben, die Initialen dürftig und mit wenig Geschick verziert. Auf Bl. 151 ist vor dem Anfang des vierten Buches ein Wappen gemalt, welches nicht das der Abtei Wiblingen ist. Am Schlüsse findet sich die folgende Bemerkung über den Verfasser und den Schreiber, wozu von etwas späterer Hand bemerkt ist: ‘Cre- duntur excerpta per fratrem Hainricum de Gandavo ordinis fratrum Minorum’. Die Worte lauten: ‘Hec ego frater H. de ordine Minorum fratrum, ejusdem ordinis in Thurego lector existens, ex opere Bonaventure abbreviando conscripsi, cupiens desiderio satisfacere fratrum pauperum in scripturis, ut qui integri voluminis copiam habere non possunt, saltem hanc abbreviacionem habeant pro memo- riali. Unde rogo presentium lectorem, ut si sibi quod erra- verim alicubi videatur, ad opus integrum recurrat, et forsitan ibi me reperiet non errasse. Sed si nec hoc ei sufficit, michi placet et peto, ut si qua a me male- intellecta aut certe incaute posita invenerit, in nomine Domini corrigat et emendet, mecum mercedem recipiens ab eo qui vivit et regnat in secula secu- lorum Amen. Finit excerptum Bonaventure super quarto Sen- tentiarum, iiij ydus Aprilis, per me fratrem Martinum Ymler de Gysiingen, qui post alios plures eciam hunc ex injuncta sibi obediencia librum conscripsit, ad honorem Dei et sue matris. Versus. Post annos Domini millenos quaterque centenos Ac quinquaginta novem bajolant fratres bene jugum. Augentur predia, struuntur domus et vasa, Aus Handschriften. 195 Plures e fratribus propriis manibusque laborant, Conscribunt Codices, conligant rectihcantque. E quibus minimus Martinus, statura pusillus, Conscripsit plures, ligavit ac illuminavit. Sudoris premium petit sequacium oramen: Labores nostros quisquis dissipare presumpsit, Ultor invincibilis vindictam feret ingratis. Der Bruder Martin von Geislingen wird doch wohl auch ein Minorit gewesen sein und einem Minoritenconvente an¬ gehört haben, wo fleissig geschrieben wurde. Bei einem solchen wird man sich auch dieses Lateins am ersten versehen dürfen. Er schrieb recht gut und sehr deutlich, aber seine Kunstfertig¬ keit war gering. Seine Leistung als Buchbinder können wir nicht beurtheilen, weil der jetzige Einband neu ist. 13* Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. (Fortsetzung.) Von Wl. Hattenbach. Handschriften des British Museum in London. Zu den Auszügen aus den Verzeichnissen der neuen Er¬ werbungen des Brit. Museums in dieser Zeitschrift, Band IV, S. 360—377, und VIII, S. 397—400, ergaben sich mir bei Durchsicht der gedruckten Kataloge noch folgende Nachträge: 19767 . Ein Band, welcher Schriften von Alanus und Petrus Pictav. enthält, ist nach rhythmischen Versen am Schluss auf Befehl des Abts Bert hold von Ottobeuern (1229— 1248) geschrieben. 20000 . Beschreibung des Schiessens zu Ulm 1536, durch Lienhart Flexel, in Versen, mit Abbildungen von Fahnen und Wappen. 21072. saec. XIV. Erbzinsen des Klosters ‘Marie Magda- lene Albarum dominarum in Colonia’, nach Pfarrsprengeln. 21177 . saec. XIII. Einnahmen und Ausgaben desselben; Bl. 9 b ein Schuldbrief der Priorin Irmengardis von 1325. 22475 . Die Chronik von Augsburg wird genauer be¬ stimmt als die des Burkard Zink, fortgesetzt nach dem Titel bis 1569, im Text nur bis 1566. Mit gemalten Wappen. 22808 . Pap. saec. XV. astronomischen Inhalts. Vorher auf einem Pergamentblatt ein Bericht in deutscher Sprache über den Krieg zwischen Erzb. Adolf und Pfalzgraf Ruprecht 1372, von Sifrid Sch leint, ‘pro nunc conventualis in Amor¬ bach’. 22820 ist Hrabans Kommentar zum Jeremias mit der Wid¬ mung an Kaiser Hlothar; die Inschrift hat Zangemeister in den SB. der Wiener Akad. LXXXIV, S. 530, genau mit- getheilt. 23891 . Die Urk. des Bischofs Albert von Halberstadt vom 16. Juli (13)28, ein Fragment, ist in vollständigem Ori- in Magdeburg, und gedr. Liinig 17 b , ginal im S. 41. Staatsarchiv Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. 197 24657 s. XIII. enthält den Anticlaudianus des Alanus; auf Bl. 1 geschichtliche Notizen von 1100 bis 1300. Im 18. Jahrh. gehörte die Hs. dem Abt Bonaventura von Weissenau. 26788 enthält auf Bl. 90 b metr. Epitaphien auf B. Reginard von Lüttich (st. 1038) u. A. 27309 . Die Statuten von Jung-Sanct-Peter in Strassburg sind 1435 gesammelt, 1660 abgeschrieben, mit Zusätzen bis 1765. 27569 enthält Bl. 21 ‘Carmen magistri Ludwici de Tr ingen¬ berg in Schlettstadt’, und 21 b Verse von Samuel Kar och ‘poeta in Studio Lypcensi’. 28106 u. 7- Die Bibel aus Stablo von 1097 enthält auch einen Bibliothekskatalog von 1105; vgl. W. Harless u. E. aus’m Weerth, in d. Rheinländ. Jahrb. XLVI, S. 149. 28752. ‘Die heiligen drige Kunige’, mit einem Verzeichnis der gemalten Handschriften, welche bei Diebolt Louber zu haben sind, ein Duplicat der Berliner Hs., welche M. Haupt in d. Zeitschr. f. D. Alterth. III, S. 191, beschrieben hat. 30380 - s. XIII. ex. vel XIV. inc. Tractate von Joh. de Sacro bosco, mit guten Diagrammen und Initialen, wahr¬ scheinlich in Köln geschrieben, gehörte der Georgenkirche daselbst (Bl. 140 b ), und später Joh. Wydenroyd, Pastor zu St. Jakob, der das Buch 1447 von seinem Freund Bartholomäus Bunschoten erhielt (Bl. 142). 30861 . Juvenal s. XI. hat Bl. 32 die Inschrift: Presul Eberhardus Christi famulamine parcus Hunc tribuit librum Christi genetricis ad usum. Nachrichten. G. R. Rath Waitz hat in den Monaten April und Mai in Florenz, Lucca, Rom und Neapel gearbeitet; in Rom von März bis Juni, später in Assisi und Modena, Dr. H older-Egger. Dr. M. Manitius ist seit Ende Januar aus dem Verhält¬ nis als Mitarbeiter der Abtheilung Antiquitates ausgeschieden. Ebenso Dr. Francke Mitte Juni als Mitarbeiter der Abthei¬ lung Scriptores, um eine Stelle am Harvard - College in Amerika anzunehmen. Für ihn tritt Dr. L. von Heinemann ein, der in der letzten Zeit bei der Abtheilung Diplomata in Wien thätig gewesen ist. Eine eingehende Besprechung der von Zeumer heraus¬ gegebenen Formeln (LL. V, 1) von Krusch steht in der Hist. Zeitschr. XXXIII, S. 512-519. Von E. Diimmler ist in den Gött. Gel. Anz. vom 1. Juni 1884 eine Selbstanzeige des 2. Bandes der Poetae Latini er¬ schienen, welche auch einige nachträgliche Bemerkungen zum ersten Bande enthält. Das darin erwähnte akrostichische Ge¬ dicht des Paulus Diaconus ist oben S. 165 gedruckt. — II, 1 hat Ebert im Lit. Centralbl. 1884, Sp. 400, besprochen. In der Abtheilung Antiquitates der Monumenta Germaniae sind die Verbrüderungsbücher von Sangallen, Pfävers und Reichenau, herausgegeben von P. Piper, erschienen. In der Academy, Mai 17, macht J. H. Hessels bei Gelegenheit einer Erörterung über die von Buddensieg in seiner Ausgabe der Werke Wiclifs beobachtete Methode die Bemerkung: 0 have long intended to address Prof. W r aitz on the lax and unsatisfactoxy edition of some of the volumes of the Monumenta’. Ich könnte vielleicht warten, bis er diese Nachrichten. 199 auffallende Anklage motivieren wird, glaube aber schon jetzt erklären zu sollen, dass, wenn die Monumenta mit zuerst und fortwährend den Grundsatz festgehalten haben, die Denkmäler in der Orthographie ihrer Zeit zu geben, sie weit davon ent¬ fernt sind, die von Hessels vertretene Ansicht zu theilen, dass es Pflicht der Herausgeber sei, jeden Codex buchstäblich wiederzugeben oder alle orthographischen Varianten mehrerer vorhandenen Handschriften mitzutheilen. Die Art der Denk¬ mäler, die Zahl und der Werth der Handschriften bedingen wesentliche Verschiedenheiten, und eine Ausgabe kann nur als ‘kritisch’ gelten, wenn sie diese in richtiger Weise beachtet und dem ursprünglichen Text so nahe zu kommen sucht wie möglich. G. W. In Turin (Fratelli Bocca) ist eine neue historische Zeit¬ schrift unternommen: ‘Rivista storica Italiana, diretta dal Prof. R. Rinaudo colla collaborazione di A. Fabretti, P. Vil- lari, G. de Leva, e di molti cultori di Storia Patria’. Sie er¬ scheint in vierteljährlichen Heften, und soll den vielen localen Publicationen gegenüber eine Centralstelle darbieten, auch von den Arbeiten des Auslandes Nachricht geben, vergleichbar der Pariser Revue historique. Die Namen der Mitarbeiter berech¬ tigen zu den besten Erwartungen. Von der schönen Publication der Palaeographical Society, herausgegeben von E. A. Bond und E. M. Thomp¬ son, ist die 13. und letzte Lieferung der ersten Serie er¬ schienen, mit einer ausführlichen Uebersicht über die Ent¬ wickelung und Veränderung der Schriftarten, und Tabellen zu einer systematischen Zusammenstellung der Tafeln. Uns be¬ rühren in dieser Lief, nur 237 das Judicat Karls d. Gr. vom 8. März 812 (Sickel 240), 243 die Angelsächsische Chronik bis 1045 mit dem Anfang der Fortsetzung, 243 und 244 aus dem Domesday book von 1080, und 239 ein von Bischof Her¬ mann von Nevers (c. 840 — 860) seiner Kirche geschenktes schönes Evangeliar. Aus Florenz erhalten wir die erste Lieferung eines neuen grossen paläographischen W r erkes, welches mit Unterstützung des Istituto di Studi superiori von den Professoren Girolamo Vitelli und Cesare Paoli unternommen ist. Sie enthält 12 griech. und 12 lat. Tafeln in ausgezeichnet schönem Licht¬ druck der Gebr. Cardini, begleitet von sorgfältiger Beschrei¬ bung der Handschriften. Von den lat. bietet Tafel 1) den berühmten Orosius, 2) Tacitus Annalen, hier dem 9. Jahrh. zugeschrieben, 3) Gesta Apollonii Tvrii s. IX. vel X. in langob. Schrift, 4) Boethius de consol. in irischer Schrift s. XII, 200 Nachrichten. 5) den Liber juris Florent. s. XII. in sehr kleiner Schrift mii zahllosen Abkürzungen, 8) Thomae Cap. Summa cod. Laur. s. XIV, 10) Secreta fidelium crucis cod. Laur. s. XV. medii, endlich 12) Originalbriefe von Petrarca. Die Handschriften und Incunabeln der Königlichen Hand¬ bibliothek in Stuttgart sind, wie uns officiell mitgetheilt wird, seit einigen Wochen in den Neubau der Königl. öffentlichen Bibliothek daselbst verbracht und der Verwaltung der letzteren unterstellt. Wegen Benutzung derselben haben sich Inter¬ essenten — bei Handschriften unter Angabe der bisherigen Signatur, die unverändert bleibt —, an die Verwaltung der Königl. Bibliothek zu wenden. Zur Eröffnung des neuen Bibliothekgebäudes der Uni¬ versität Kiel sind von Dr. Steffenhagen und Dr. A. Wetze! drei bibliographische Untersuchungen erschienen unter dem Titel: ‘Die Klosterbibliothek zu Bordesholm und die Gottorfer Bibliothek’. Aus der Bibliothek des Lord Ashburnham hat die Italienische Regierung einen Theil der Italien betreffenden Handschriften gekauft. Unter denselben befinden sich nach einer Notiz in der Zeitung L’Italie vom 20. Juni eine Copie des Diarium von Burchard, und Chroniques Napolitaines in- edites. Dagegen wird die berühmte Handschrift des Dino Compagni hier nicht erwähnt. Die zum Andenken an den so früh verstorbenen Charles Graux herausgegebenen Melanges Graux (Paris 1884) enthalten S. 321-327 eine Untersuchung von E. Chatelain über den Cod. Vat. 3421 des Sidonius Apollin aris und die Herkunft desselben. In den Anal. Bolland. III, 1, S. 1—20, ist aus dem Cod, Brux. 831—4 die auch den alten Bollandisten nicht unbekannte Legende der h. Ursula ‘Fuit tempore pervetusto’ gedruckt, mit einem früher nicht bekannten Prolog, welcher eine Wid¬ mung an Erzb. Gero (969—976) enthält. Danach hätte ein Gesandter Kaiser Otto’s, der um Edid für ihn freien sollte — eine handgreifliche Verwirrung — Namens Hoolf, diese Ge¬ schichte von Erzb. Dunstan (959—988) gehört, sie den Nonnen erzählt, und in deren Auftrag schreibt der ungenannte Vf., dessen Schrift die Herausgeber für die älteste halten. Dass die Legende, was Rettberg bezweifelte, schon Wandalbert bekannt war, ist nach Dümmlers Ausgabe (Poet. Lat. II, 596) Nachrichten. 201 sicher. — Es folgt S. 20—28 die Translatio S. Odiliae, einer Gefährtin der Ursula, nach Huy, unter Erzb. Sifrid (1275 —1297) von Köln. In der Appendix der Anal. Boiland. III, 1 ist S. 122— 127 aus dem Cod. Bruxell. 206 eine Vita Florini conf. mitgetheilt, welche ungedruckt zu sein scheint. Erwähnt ist sie Arch. X, 611, aus einer Linzer Handschrift. Ueber den Heiligen, der auch Florianus genannt wird und nach dem Vintschgau gehört, handelt eine von Potthast, Suppl. S. 145, angeführte Abhandlung. Die Vita hat wenig Inhalt und bietet keine chronologische Anknüpfung. Im Archivio storico per Trieste, l’Istria e il Trentino, Vol. II, fase. 4, 1883, handelt Malfatti über die von den Langobarden zerstörten Burgen im Trentino, zu Paul. Diac. III, 9. 31, geographisch sowohl wie über die Herkunft der Nachrichten. In den Mitth. des Instituts für Oest. Gesch. V, 2, S. 193 —212, behandelt Scheffer-Boichorst ‘Pipins und Karls d. Gr. Schenkungsversprechen’. Er unterscheidet in der Vita Hadriani den politischen Theil, welcher gleichzeitig ist und nur bis 774 reicht, bezeichnet aber die Grenzbestimmung ‘id est a Lunis —Beneventanum’ als eine Interpolation, welche mit dem ursprünglichen Text im Widerspruch steht, der sich nur auf ‘ista Italia provincia’, d. h. den Ducat und Exarchat, bezieht. In den Analecta Boiland. III, 1, S. 29—57, ist aus dem Cod. Bruxell. 1820—7 saec. X. eine Translatio S. Eugenii nach Brogne gedruckt, welche in der V. Gerardi angeführt und als ungrammatisch geschrieben bezeichnet wird. Sie ist ganz gleichzeitig und an den Abt Gerhard gerichtet. Unter den Wundern bezieht sich eins, S. 54, auf den Einfall der Ungarn in Lothringen. Angehängt sind, S. 58 — 64, Wunder aus Diogilum (Deuil) vor der Translation. (Die Mon. besassen längst Abschrift.) In der Dissertation von Jos. Werra ‘Ueber den Con¬ tinuator Reginonis’ (Leipzig 1883) wird auf 100 Seiten das bisher geltende Urtheil über diese werthvolle Quelle wesent¬ lich bestätigt. Adalbert, der spätere Erzbischof von Magde¬ burg, wird mit Giesebrecht für den Verf. erklärt, die Ab¬ fassungszeit nach 964 festgestellt, für den unselbständigen Theil bis 939 werden ausführlichere Ann. Augienses als Quelle angenommen, vermehrt durch Klosternachrichten aus St. Maxi¬ min. Der Fortsetzer Regino’s ist von dem Hersfekler Anna¬ listen als Quelle benutzt worden, nicht umgekehrt. Abhängig- 202 Nachrichten. keit von Liudprands Hist. Ottonis (deren officiellen Zweck der Verf. sich nicht recht klar gemacht hat) wird mit Recht ge¬ leugnet. Der schon 1881 erschienene 13. Band der Scriptores ist unbeachtet geblieben. Richer möchten wir nicht (S. 76) für sehr gut unterrichtet über die Schlacht bei Soissons im J. 923 halten. E. D. Das Archivio stör. Italiano, XIII, 2. Heft (1884) enthält einen Aufsatz vonZanelli über Liudprands Legatio, die Richtigkeit der Thatsachen anerkennend. In den Jahrbb. Konrads II. II, S. 430, billigt H. Bresslau die Ansicht Ladewig’s über den Vf. der Vita Popponis (X. A. VIII, S. 406) und weist Onulf als Zeugen in einer Urk. des Petersklosters zu Gent nach, bemerkt aber, dass Ever- helm, als er schrieb, noch Abt von Hautmont war, also vor 1052 geschrieben haben muss. — Ebenda, S. 435—437, erweist Br., dass die Ann. S. Blasii (MG. SS. XVII, 275) nicht aus Hermann, Bernold, Wipo und der Schwab. Kaiserchronik zusammengesetzt sein können, sondern vielmehr einen neuen Beweis für das Vorhandensein einer gemeinsamen Quelle bis 1043 bieten, nach welchem Jahre auch die Reichsgeschichte in den Ann. S. Blasii auf hört. Auch die Ann. Einsidl. werden hier für eine Ableitung aus der Schwab. Weltchronik erklärt. In einem Excurs, S. 431—435, weist ferner H. Bresslau in Betreff der Ann. Altahenses nach, dass der durch Aventin gerettete Text nicht unbedeutend verändert sein muss, dass theils durch Beachtung der Reimprosa, theils durch Ver¬ gleichung der Fragmente bei Staindl, Verbesserungen möglich sind, und schlägt einige Emendationen vor. Auf S. 425—430 untersucht er die in den verschiedenen Annalen vorkommenden falschen Angaben über den Ort der Festfeiern, und findet den Grund derselben darin, dass nothwendig das Itinerar mit den beabsichtigten Hoftagen vorher bekannt gemacht werden musste, vorzüglich wegen der Vorladungen zum Hofgericht, dass aber unvorhergesehene Umstände oft Aenderungen nöthig machten, die den Annalisten nicht immer bekannt wurden. In einer, unter Leitung des Prof. Bresslau entstandenen Schrift: ‘Ein Dictator aus der Kanzlei Heinrichs IV.’ (Innsbr., Wagner 1884, 200 S.) untersucht Dr. W. Gundlach die Thätigkeit eines von 1071 bis 1102 kenntlichen Concipisten, welcher auch viele seiner Concepte selbst in Reinschrift gebracht hat, und durch besondere, sehr eigentümliche, Eigen¬ schaften seines Stiles leicht und sicher zu erkennen ist, auch Nachrichten. 203 als Vf. der aus diesem Zeitraum erhaltenen Briefe, während seine Autorschaft der Briefe aus Heinrichs letztem Jahr min¬ destens zweifelhaft erscheint. Mit Adalbert 1071 an den Hof gekommen, scheint er aus der Bremer Kanzlei hervorgegangen zu sein; von 1085 an ist er nur noch ausnahmsweise in der Reichskanzlei thätig gewesen, und der Vf. glaubt ihn zu er¬ kennen in dem damals eingesetzten Probst Godescalc von Aachen, der in der Urk. St. 2943 als k. capellarius bezeichnet wird. Demselben nun wird die Vita Heinrici IV. zuge¬ schrieben, sowohl wegen allerdings sehr auffallender Ueber- einstimmung in der Ausdrucksweise, als auch weil die persön¬ liche Lebenstellung sich gut damit vereinigen lässt. Denselben hält G. ferner auch für den Vf. des Carmen de bello Saxonico, dessen Abfassung (1075 oder 1076) in den Anfang seiner Thätigkeit in der Kanzlei fällt; auf ihn gehe der Aus¬ druck ‘praeco meritorum’ bei Lambert, der das Gedicht gekannt und benutzt haben müsse. Sehr eingehende Vergleichungen des Sprachgebrauchs unterstützen diese Annahmen; Seite 172—190 wird in der Vita eine grosse Menge von Anklängen an Vergil, Lucan, Ovid, Sallust u. a. nachgewiesen, in Ueber- einstimmung mit den übrigen betr. Schriftstücken. Die von Busson angenommene Benutzung der Ann. Augustani wird S. 192 zurückgewiesen. In einem Excurs zu d. Jahrbb. Konrads II. II, S. 514— 518, untersucht H. ßresslau die sehr unzuverlässigen An¬ gaben des 1. Forts, der Gesta Trevir. c. 3 ff. und erklärt die darin benutzte Correspondenz zwischen Erzb. Poppo und Benedict IX. für eine Stilübung. Von der sog. Nestor’schen Chronik von Russland ist eine französische Uebersetzung von L. Leger, mit einer Ein¬ leitung, erschienen (Paris, Leroux; publication de 1 Ecole des langues vivantes). Die Sitzungsberichte der Berliner Akad. vom 3. April 1884 enthalten S. 331—342 eine Mittheilung von Waitz über die drei verschiedenen Recensionen, in welchen die Gesta Friderici von Otto von Freising und Rahewin überliefert sind, und welche in der von ihm vorbereiteten neuen Octav- ausgabe berücksichtigt werden. L. Ivraack, Ueber die Entstehung und die Dichter der Chanson de la croisade contre les Albigeois, Heft 15 der Aus¬ gaben und Abhandlungen aus dem Gebiet der Romanischen Philologie (Marburg 1884) will zeigen, dass der erste Theil 204 Nachrichten. ursprünglich von einem Französischen Dichter in kirchlichem Sinn verfasst, dann von dem Dichter des zweiten Theils, Guillem, provenzalisch umgearbeitet sei. Im Archivio stör. Siciliano, N. S. Anno 8, Fase. 1. 2. theilt M. Amari in Uebersetzung Stücke aus einer arabischen Chronik (Tarih Mansuri) mit, welche sich auf Friedrichs II. Krieg gegen die Sarazenen in Sicilien beziehen. In der Elberfelder Zeitung vom 16. Juni ist ein Vortrag von Dr. Fr. Wolff über Caesarius von Heisterbach mit- getheilt, der Nachricht giebt von einem ungedruckten Werke desselben Wolumen minus miraculorum’, von dem 3 Bücher in Soest gefunden sind. Eine Ausgabe wird in Aussicht gestellt. Bibi, de l’Ecole des Chartes, XLIV (1883) 2. u. 3. Lief, enthält: Fr. Delaborde: Notes sur Gruill. de Nangis. Aus den Rechnungen von St. Denis sieht man ‘qu’il fut attache a l’office des chartes, au moins de 1296 a 1300’; er starb vor dem 22. Juli 1300, die 2. Ausg. ist also nicht von ihm. Seine Werke sind: 1) Vita Lud. IX, publ. unter Philipp d. Kühnen; 2) Vita Philippi, publ. unter Phil, dem Schönen vor 22. Juli 1300; 3) Chron. abbrev. lat. 1292/3; 4) Chron. univ. 1 Red., grösstentheils vor 1297 geschrieben; 5) Chron. abbrev., franz. ebensoweit fortgeführt (Revue hist. XXIII, 439). Nach einer Notiz in der Rivista stör. Ital. I, S. 154, er¬ scheint in der Zeitschrift ‘Gli studi in Italia’ (Roma) ein Chron. Sublacense ineditum von C. Mirtius, der im Anfang des 17. Jahrh. in einem Kloster in Trier ein altes Chron. Sublac. gefunden und mit seinen Zuthaten vermehrt hat. In Cleve (Fr. Boss, 1884) ist erschienen: Clevische Chronik nach der Originalhandschrift des Gert v. d. Schuren herausgegeben von R. Schölten. In der Zeitschrift f. Kirchengeschichte, VI, 3, S. 323 — 389, theilt Herrn. Haupt aus einer Kolmarer Hs. die wichtigsten Abschnitte der Apologie des Johannes Malkaw aus Preussen mit, welche dieser 1390 im Inquisitionsgefängnis in Strassburg verfasste, und behandelt das Leben dieses eifrigen Gegners der Päpste von Avignon und der Sittenlosigkeit des Klerus. Im Histor. Jahrbuch, V, 2, S. 173—178, theilt D. Rat- tinger ein Schreiben von Dietrich von Niem an den neu- Nachrichten. 205 gewählten Papst Johann XXIII, mit guten Rathschlägen für seine Amtsführung, aus dem Cod. Vat. 4039 mit, welcher 44 Abhandlungen über das Schisma enthält. Nach Hss. anderer Werke D.’s suchte der Vf. in Rom vergeblich. Fr. Zurbonsen, welcher eine Ausgabe des noch immer ungedruckten Chrom Marienfeldense (bis 1422) in Arbeit hat, schreibt dieses und die Marienfelder Bearbeitung der Münsterschen Bisthumschronik, nebst der Vita Ottonis IV. ep. Monast. in seiner Abh. ‘Herraannus Zoestius und seine historisch-politischen Schriften’ (Warendorf 1884, Progr. N. 337) diesem Marienfelder Mönche zu, über welchen er ausführliche Nachricht gibt, mit Benutzung der Chronik, einer Wolfenb. Hs. und meines Aufsatzes in den SB. d. Berl. Akad. 1884, 14. Juni. S. 6 sind Verse von ihm zum Preise K. Sigismunds mitgetheilt, S. 31 die von ihm verfasste Inschrift der grossen, in Basel von Felix V. 1442 gestifteten Glocke; am wuchtigsten sind S. 22 ff. Auszüge aus der bisher verborgenen Schrift ‘De potestate ecclesiae et papali’, voll kühner Opposition gegen die päpstliche Gewalt. Zu verbessern ist S. 10 in der Stelle über Almerich von Chartres: ‘quod, si homo non peccasset, in duplicem sexum partitus non fuisset’, und S. 23 ‘Totum’ statt ‘Potum’. — Von Herrn Dr. W. Meyer erfahre ich, dass in den Münchener Hss. 18221, 11402 und 18737 auch sein ‘Evangelium ex qua- tuor unum’ enthalten ist; der Prolog hat den chrakteristischen Anfang: ‘Sacrosancte generali Synodo Basiliensi in Spiritu sancto legittime congregate, universalem ecclesiam represen- tanti, Frater Hermannus Zoest de Monasterio, professus mo- nasterii Campi S. Marie Cist. ordinis, reverentiam’ etc. Den Namen leitet Z. nicht von Soest ab. W. W. Im Anz. f. Schweiz. Gesch. 1884, Nr. 2. 3. handelt F. Vetter über die Reimchronik des Joh. Lenz vom Sclnvabenkrieg (1499) und zeigt, dass sie schon 1500 oder 1501 verfasst sei, in der Berner Handschrift aber einige Interpolationen von Ludw r . Sterner zwischen 1501 und 1510, andere vor 1524 erhalten habe. Als 164. Publication des Litterarischen Vereins in Stutt¬ gart ist Heinrich Hugs Villinger Chronik von 1495 bis 1533 herausgegeben von Chr. Roder, nach dem erst kürzlich aufgefundenen Original, während früher nur ein Theil der¬ selben von Mone nach abkürzenden Abschriften heraus¬ gegeben w r ar. Leider hat das Original Lücken, für welche eben diese Abschriften benutzt werden mussten. Aus diesen sind auch die vorangestellten kurzen Angaben über die Vor- 206 Nachrichten. zeit genommen, nach welchen die Stadt Villingen 1119 von der Herzogen von Zähringen erbaut ist. Um so auffallender ist die Angabe des Herausgebers, dass V. schon 999 durch Otto III. zur Stadt erhoben sei, was in diese Zeit noch gar nicht passt. Die Urkunde enthält nur die Verleihung des Marktrechts etc. an den Besitzer von Villingen. In d. Annalen d. Vereins f. Nass. Alterthumsk. XVIII, S. 33—44, theilt Dr. Widmann ein von ihm aufgefundenes Fragment aus Miracula S. Florini in später Aufzeichnung mit, welches die Gründung der später nach Schönau über¬ tragenen Propstei Lipporn berührt, 1126 durch den Grafen Drutwin von Lurenburg, Bruder des Erzb. Rupert (Ruthard?) von Mainz, nach den Versen über die Gründung, welche einst unter einem Gemälde in der Kirche standen und hier eben¬ falls mitgetheilt sind. Drutwin soll bei siegreicher Heimkehr von einem Feldzug von einem Bauer erschossen sein. Auf S. 28—32 ist das älteste Bücherverzeichnis (s. XIII.) des Klosters Arnstein abgedruckt e cod. Hark 3045. Darin ‘tripertitum psalterium et annalia’, 3 grosse Bände Vitae Sanc- torum ‘per circulum anni’, Historia S. Eemacli cum vita ipsius, ‘omnis historia Trevirorum in 1 volumine’, Vita S. Martini und Leodegarii, ‘Disputatio Caroli imp. et Albini magistri sui’, ‘Decreta quae facta sunt tempore Karoli’, ‘Decreta Rugeri Trevirorum archiepiscopi’. Das grosse Legendär ist in London, Haid. 2800—2802, und enthält die ‘Vita Ludovici comitis Ärm¬ stem’. Einige Hss. sind im Staatsarchiv und in der Landes¬ bibliothek in Wiesbaden, darunter eine Vita Norberti. Im ersten Band der Fontes rerum Bernensium ist auch ein Abdruck der Lex Alamannorum nach des Ausgabe Merkels, Leges III, erfolgt. In der Zeitschr. der Savigny - Stiftung, IV. Germ. Abth. S. 118—129, weist H. Boehlau nach, dass die in Innoc. VI. Regesten befindliche Verdammung des Sachsenspiegels in einem Schreiben an Karl IV. in Wirklichkeit von Gregor XI. herrührt und mit dem Datum 15. Oct. 1374 schon von Scheidt publiciert ist, und dass Klenkok’s Wirksamkeit erst später begonnen hat, als nach dem von Dudik mitgetheilten Regest vermuthet wurde. B. knüpft an an eine von De Geer aus einer Utrechter Hs. herausgegebene Schrift Klenkok’s an Albert von Halberstadt und die von dem Herausgeber abweichend von Homeyer festgestellte Chronologie seiner Thätigkeit. Seit¬ dem hat auch Prof. Franklin in Tübingen in einer kleinen an Prof. O. v. Bülow gerichteten Schrift (als Manuscript ge¬ druckt) denselben Gegenstand behandelt, und das fragliche Nachrichten. 207 Schreiben aus einer vom Card, von Hergenröther erhaltenen Abschrift mitgetheilt. Da es mit dem späteren von 1374 wörtlich übereinstimmt und dasselbe Datum (Id. Oct. a. 4.) hat, ist nicht zu bezweifeln, dass es in die erst nachträglich aus Concepten zusammengestellten Regesten Innocenz VI. nur durch Verwechselung gekommen ist. ■In den SB. der Münch. Akademie, Philos. hist. CI. 1884, Heft 2, S. 180—210, untersucht Rockinger die Benutzung eines Auszuges der Lex Romana Visigothorum (sog. Epitome Aegidiana) im Landrechte des sog. Schwabenspiegels. Im Index lectt. des Sommersemesters 1884 in Münster hat Th. Lindner wichtige Urkunden zur Geschichte der Vehmgerichte, von Karl IV, Wenzeslaus, Sigmund u. a. (1361—1432) aus dem Staatsarchiv zu Münster herausgegeben (Actorum et diplomatum part. 3). Das Stadtrecht von Ripen in seinem Verhältnis zu dem von Lübeck behandelt F. Frensdorff in d. Hans. Ge- schichtsblättem f. 1883, S. 85 — 110. Das St. Pöltener Stadtrecht vom Jahre 1338 hat aus H. F. Sailers Nachlass Dr. G. Winter mit einer ausführ¬ lichen Einleitung herausgegeben (Wien 1884). Zu den Jahrbb. Konrads II. II, S. 529, giebt H. Bresslau aus dem Cod. Vat. Christ. 979 die Canones, welche er der Synode zu Tribur 1036 zuweist. In den Mitth. d. Inst. f. Oest. Gesch. V, 2, S. 308—313, hat G. v. Buchwald aus einer Halberstädter Agende s. XIII. Formeln für Gottesgerichte abdrucken lassen, welchen er eine Untersuchung über dieselben vorangestellt hat. — Eine Französich geschriebene Formel mit Buchprobe hat Professor Loersch in W. Förster’s und E. Koschwitz’s Altfranzösischem Uebungsbuch neu drucken lassen. Nach d. Anz. des Germ. Nationalmuseums f. Juni und Juli 1884, S. 93, sind für dasselbe 9 Kaiserurkunden, von 973 bis 1309, erworben. Nach einer Anzeige in der Rivista storica Italiana, I, S. 146, enthält das Werk von Emilio Seletti, La cittä di Busseto, unter vielen anderen unbekannten Urkunden auch eine von Karl dem Gr. von 801 und eine von Konrad IV. von 208 Nachrichten. 1251. Erstere ist jedoch von Sickel, Acta Karol. II, S. 402, unter den unechten angeführt, mit Hinweis auf den im Arch. storico X geführten Beweis der Unglaubwürdigkeit der Coli. Dragoni; letztere ist Reg. Conr. IV. 4592 vom 22. Febr. 1253, und ‘Canusii’, nicht ‘Carvisii’ ausgestellt. Von Cesare Paoli ist im Archivio Storico Italiano, Tomo XIII, Anno 1884, ein ausführliches Referat über Sickel’s Abhandlung über das Ottonische Privileg von 962 erschienen, worin der Vf. sich fast durchgängig mit S. einverstanden erklärt. Ebenso wird seine Schrift in der Revue hist. XXV, 1, S. 161 — 165, von C. Bayet in sehr anerkennender Weise be¬ sprochen. — Dagegen hat sich Prof. v. d. Ropp in der Theol. Lit. Zeitung Nr. 10 den Zweifeln, die Kaufmann und Weiland gegen die Echtheit einer Stelle erhoben, angeschlossen. In dem Buche: ‘Patria e Biografia del grande Ammiraglio D. Cristoforo Colombo . . . rischiarita e comprovata dai celebri scrittori Gio. Francesco Conte Napione di Coconato e Vincenzo de Conti’, Roma 1853, findet sich S. 421—423 eine unzweifel¬ haft gefälschte Urkunde Otto I, welche von Stumpf nicht auf¬ geführt ist. Sie ist ausgestellt für Petrus, Ioannes et Alexander, fratres et comites de Columbis, und hat das Eschatokoll: ‘Ambrosius canc. ad Ioannis Oberti Epi et archicanc. vicem rec. et scripsi. Dat. V. Kal. Mart. a. d. i. DCCCCLX, imp. vero Dom. Ottonis Primi. Actum Papiae in Dei nomine. Amen.’ W. Bernhardi. Ein Excurs zu den Jahrbb. Konrads II. von H. Bresslau, II, S. 438—480, enthält sehr eingehende diplomatische Unter¬ suchungen über Urkunden Konrads II. In der oben S. 202 erwähnten Schrift von Gundlach werden S. 128—146 (vgl. 195 — 198) auch die Diplome Hein¬ richs IV. über den Zehntenstreit zwischen Osnabrück und Corvey untersucht, und St. 2814 für echt erklärt, dagegen 2808 in beiden Ausfertigungen für Fälschung. S. 169 sind Berichtigungen zu dem Texte der im Buche benutzten Ur¬ kunden gegeben. Das Original der von Stumpf, Acta nr. 492, S. 691, nach einer Abschrift Bethmanns herausgegebenen Urkunde Fried¬ richs I. für S. Leucio befindet sich in Privatbesitz und wird in Rom zum Verkauf ausgeboten. G. W. Nachrichten. 209 In den Mitth. d. Inst. f. Oest. Gesch. V, 2, S. 313—319, berichtet J. Ficker über Notariatsacte über Handlungen Kaiser Heinrichs VI, nach dem in Genua vorhandenen, auf Baumwollenpapier geschriebenen, ‘Registro del 1191 al 1206 degli atti del notare Cassinense Guglielmo’. Es sind Imbreviaturen über Handlungen des Kaisers, darunter eine Legitimation, wie sie vermuthlich regelmässig von Ortsnotaren aufgenommen wurden, sich aber sonst nicht erhalten haben. Im Korrespondenzblatt der Westdeutschen Zeitschrift, 1884, S. 40, ist aus einer alten Kopie eine Urk. Heinrichs (VII.) vom 20. Febr. 1232, Gelnhausen, gedruckt, in welcher der König den Ministerialen und Bürgern, die zum Kloster Epter- nach gehören, anzeigt, dass er Reyner mit den Temporalien der Abtei durch ein Buch investiert habe; Erzb. Theoderich von Trier habe ihm gesagt, ‘quod omnes electi Epternacenses nobis in receptione temporalium respondere debent in missali libro, veteri libro nostro ipsis restituto’. Nach dem Arch. stör. Lombardo f. 1883 hat Vignati alte Statuten von L o d i in einer Hs. s. XIII. gefunden, welche 119 wichtige Documente zur Gesch. des lomb. Bundes enthält. In den Mitth. d. Badischen hist. Commission, Nr. 3, be¬ findet sich ein Repertorium des Archivs der Stadt Wertheim, worin (S. 63) Reg. Alb. 639, und der Grundherrschaft Adels¬ heim, worin (S. 84) Reg. Lud. 452 und 3421, eine bei Huber nicht verzeichnete Verleihung des Stadtrechts durch Karl IV, 1374, Dec. 3, Nürnberg, 3 Urk. von K. Ruprecht und 1 von Sigismund. Den im NA. VIII, S. 417, erwähnten Versuch Herquet’s, die Echtheit des kaiserlichen Lehnbriefes über Ostfriesland von 1454 zu erweisen, bekämpft ausführlich W. v. Bippen in d. Hans. Geschichtsblättern f. 1883, S. 71—83. Von Jul. v. Pflugk-Harttung ist der 2. Theil seines Iter Italic um erschienen, von sehr mannigfaltigem Inhalt. Voran steht ein lat. Glossar aus Turin, mit Bemerkungen des verst. Dr. Loewe; dann folgt eine Sammlung von Briefen und Urkunden, worin ein Theil der Lorscher Briefsammlung wieder abgedruckt ist. Ausserdem heben wir hervor die einst von Bethmann abgeschriebene (Arch. XII, 332), aber noch nicht gedruckte Satire auf Urban II. de reliquiis Albini et Rufini, und einige Briefe zur Ergänzung der theilweise bekannten Correspondenz mit den Regensburger Domherren (?) Paul Neues Archiv etc. X. 14 210 Nachrichten. und Gebhard (GQ. II, S. 57. 412) aus Originalen in Mai¬ land. Den grössten Theil des Bandes füllen Beiträge von Wüstenfeld, Regesten zur Geschichte von Corneto, Beiträge zur Reihenfolge der obersten Communalbehörden Roms von 1263 bis 1330, und über eine ghibellinische Revolution in Todi zur Zeit Konradins, nebst verschiedenen Stammtafeln. Es folgen noch Bemerkungen zu den Briefen und Urkunden, Nachträge und Register. — Derselbe hat ferner drei Probe¬ blätter einer grossen Publication ausgegeben, welche unter dem Titel: ‘Chartarum Pontificum Romanorum Specimina selecta’ bei W. Kohlhammer in Stuttgart erscheinen wird. Sie beruht auf den von dem Vf. gesammelten Durchzeichnungen und wird c. 100 Tafeln in grösstem Format, bis z. J. 1200, enthalten. Der Preis soll 100 Mark nicht übersteigen. Von der neuen Ausgabe von Jaffe’s Regesta Pontificum Romanorum ist ein neues Heft (bis 1105) erschienen, bearbeitet von S. Loewenfeld. In den Mitth. d. Inst. V, 2. Heft, S. 213—294, befindet sich eine Abhandlung von F. Kaltenbrunner über die päpstlichen Register des 13. Jahrhunderts. Ueber Ludwigs des Baiern Appellationen gegen Johann XXII. 1323 und 1324 handelt Professor K. Müller in Dove’s Zeitschrift für Kirchenrecht XIX (N. F. IV), N. 2 und 3, mit besonderer Rücksicht auf die Ausführungen Pregers in seiner Abhandlung Ueber die Anfänge des kirchenpolitischen Kampfes unter Ludwig d. B. Die Melanges d’Archeologie et d’Histoire (Ecole fran£aise de Rome) III. 1833, Heft 4 u. 5, enthalten eine Untersuchung über Cencius camerarius von P. Fabre, nach welcher Vat. 8486 das älteste Exemplar ist, noch ohne den biographi¬ schen Theil. Eine vollständige Ausgabe ist in Aussicht gestellt. Von den Regesten der Erzbischöfe von Mainz, bearbeitet von C. Will, ist die zweite Lieferung des 2. Bandes erschienen. Der dritte Band des Urkundenbuchs der Stadt Strass¬ burg enthält privatrechtliche Urkunden und Amtslisten von 1266—1332, bearbeitet von Al. Schulte. Der Verfassungsgeschichte der Stadt Trier bis 1260 von A. Schoop sind einige ungedruckte, für die Entwickelung Nachrichten. 211 der städtischen Verhältnisse wichtige Urkunden (von 1302 bis 1351) beigegeben. Von den ‘Regesten zur Schlesischen Geschichte’ (Cod. Dipl. VII.), bearbeitet von C. Grünhagen, ist die 2. Aus¬ gabe des ersten Bandes (bis 1250) jetzt vollendet, indem die vierte und letzte Lieferung, mit ausführlichen Registern, er¬ schienen ist. Als Beilage zu den Jahrbb. Konrads II. II, S. 531—536, theilt H. Bresslau aus dem Lorscher Briefcodex die Correspondenz des Immo, Bischofs von Arezzo, Bruders Alparts von Metz, mit, nebst Untersuchungen über seine Person und die Chronologie (vgl. oben S. 209). Von Ernst Voigt, dem Herausgeber der Ecbasis Cap- tivi, ist jetzt auch der so überaus wichtige Ysingrimus herausgegeben (Halle, Waisenh.) mit ausführlichen gramma¬ tischen und metrischen Untersuchungen und eingehender Er¬ örterung über die Thierfabel sowohl, wie über die geschicht¬ lichen Verhältnisse und den Verfasser. Dieser, Magister Ni- vardus genannt, scheint danach (S. CXIX) an der belgisch¬ deutschen Grenze aus edlem Geschlecht entsprossen zu sein, wurde im Kloster St. Peter zu Gent unter Abt Arnold I. er¬ zogen, und nach Studien in Paris und Wanderungen durch Nordfrankreich, das nordwestliche Deutschland und die Nieder¬ lande Domherr und Scholasticus an der Kirche S. Pharahildis zu Gent, wo er gegen Ende des J. 1148 sein Werk abschloss. Bemerkenswerth sind ausser vielen culturhistorisch merk¬ würdigen Stellen die Aeusserungen über den unglücklichen Verlauf des zweiten Kreuzzuges, welche S. OXII f. erörtert werden. Die S. XCVI mitgetheilten Verse über die Eremiten bei Angers stehen auch im NA. VIII, S. 192. Zu S. 161 ist zu bemerken, dass die Bezeichnung der Engländer als caudati auf wirkliche Schwänze, nicht auf Zöpfe, geht, s. Anz. d. Germ. Mus. XXIV (1877), Sp. 247. Auch im Bruneilus, wo er auf die Pariser Universität kommt, ist eine deutliche Anspielung darauf. In K. Vollmöllers Romanischen Forschungen, 1. Band 3. Heft, S. 118, hat L. Weiland aus Usher’s Epistolae Hiber- nicae die Verse gegen Clemens (III.) abdrucken lassen, welche von einem ‘Willelmus canon. S. Hilarii herrühren, nach einer Vermuthung der Mauriner gedichtet, als Urban II. 1096 das Fest des h. Hilarius (13. Jan.) in Poitiers feierte. 14* 212 Nachrichten. In den SB. der Münchener Akad. 1884, S. 61—79, be handelt Ohlenschlager die Inschrift des Wittislinger Fundes (mit Abbildung), einer ungewöhnlich grossen Fibula, welche einem Wigerich gehört hat. Nach eingehender paläographi scher Untersuchung wird dieselbe dem 6. Jahrhundert (genaue] zw. 450 und 650) zugeschrieben, und gewährt ein wichtiges Hülfsmittel für die Altersbestimmung ähnlicher Funde. Wii begrüssen darin zugleich die Anfänge einer noch ganz fehlen den mittelalterlichen Epigraphik. L. Delisle publiciert mit Abbildung: ‘Authentiques de l'epoque Merovingienne, decouvertes ä Vergy’ (Rome 1884 Extr. des Melanges d’Archeologie et d’Histoire, publies pai l’Ecole Francaise de Rome). Es sind kleine Pergamentstreifen welche in echter merowingischer Schrift und entsprechende] Grammatik des 7.—8. Jahrh. die Herkunft gewisser Reliquiei angeben. Das im NA. IV, S. 176, erwähnte geographisch Werk, welches, wie es scheint, Karl dem Kahlen vor seine] Kaiserkrönung 875 überreicht ist, verfasst von einem Lehrei an einer westfränkischen Klosterschule, hat M. Manitius voll ständig herausgegeben unter dem Titel: ‘Anonymi de situ orbis libri duo’ (Stuttg., Cotta, 1884). Es hat Werth als Zeugnis der damaligen Studien, ist aber ganz aus Stellen der von ihn angeführten alten Schriftsteller zusammengesetzt. Nachtrag zu S. 200. Nähere Nachricht über den Ankau] einesTheils der Ashburnhamschen Handschriftensammlung durch die Italienische Regierung giebt die Revue critique Nr. 25. Darnach umfasst der Kauf die ganze Librische Samm lung mit Ausnahme der c. 100 Nummern, welche Delisle als in Frankreich entwendet nachgewiesen hat, 1823 Nummerr und ausserdem 10 Dante-Handschriften. Der Kaufpreis habe 23 000 Pfd. betragen. Neues Archiv der HIscMt für ältere zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters. Zehnter Band. Zweites Heft. Hannover. Hahn’ sehe Buchhandlung. 1885. Hannover. Schrift und Druck von Fr. Culemann. VIII. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien 1883. 1884. 0. Holder -Egger und G. VVaitz. Neues Archiv etc. X. 15 Reise nach Nordfrankreich und Belgien 1883. Von 0. Holder-Egger. Für die Supplemente zu den Lebensbeschreibungen und anderen kleinen Monographieen der karolingischen bis salischen Epoche, welche der 15. Band der Scriptores bringen soll, stellte sich die Benutzung einer Anzahl Handschriften der Biblio¬ theken Nordfrankreichs und Belgiens als nothwendig heraus. Herr Geheimer Regierungsrath Waitz beauftragte mich deshalb, eine Reise dorthin zu unternehmen und die betreffenden Ar¬ beiten auszufiihren. Zugleich sollten auf den kleineren Biblio¬ theken einige Arbeiten für die übrigen Gebiete der Scriptores erledigt werden. Ich verliess Berlin am 23. Mai 1883 und fuhr direct nach Valenciennes, wo ich am 25. meine Arbeiten begann. Die Bibliothek, welche unter der Leitung des Herrn Gambard und unter Oberaufsicht des Herrn Caffiaux steht, neben dem Lyceum in der Rue de Paris gelegen, ist in den Sommermonaten von 10 bis 1 Uhr und von 5 bis 8 Uhr Abends geöffnet, ich collationierte an zwei Arbeitstagen die Miracula S. Amandi in der Prachthandschrift des 11. Jahr¬ hunderts, welche zu Ehren des Schutzheiligen in St. Amand geschrieben ist — eine andere Handschrift derselben saec. XII. stellte sich als Copie jenes Codex heraus —, ferner die Frag¬ mente der metrischen Vita Gilberti abbatis S. lohannis Valen- tianensis in dem dritten, stark lädierten, Bande der Annales Hannoniae von Jacques de Guise, die der merovingischen Zeit angehörige Vita Launomari, auf welche in der alten Hand¬ schrift ungedruckte, aber unbedeutende Mirakel folgen, und schrieb ein Stück eines Papstkataloges saec. IX. in. ab 1 . Die 1) Die Chronik in nr. 496, welche Heller, N. Archiv II, 313, als noch zu untersuchen bezeichnet, ist spät und ganz werthlos. Die Kaiser- und Papstreihe des Hugo von St. Victor, dessen Chronik die Hs. enthält, ist von Hand s. XV. bis 1420 fortgeführt und spätere Hände haben ganz dürftige Notizen eingetragen. Der Katalog der Grafen von I ländern auf der letzten Seite derselben Handschrift ist erst von Hand s. X\ I. ge¬ schrieben und ist blosses Namensverzeichnis. 15 * 216 0. Holder-Egger und Gr. Waitz. Handschriften sind in Valenciennes nicht mehr nach Mangearts Nummern geordnet, doch ist in das Bibliotheks-Exemplar von dessen Katalog die neue Nummer jedesmal beigedruckt, und es genügt die Angabe von Mangearts Nummer, um bei der vortrefflichen Ordnung der Bibliothek das gewünschte Manu- script sehr schnell zu erhalten. Sonntag den 27. Mai fuhr ich nach Douai und arbeitete dort in den angenehmen Räumen der in einem Flügel des hübschen Museumsgebäudes gelegenen Bibliothek vier Tage in den öffentlichen Stunden 11—5 Uhr, von dem Bibliothekar Herrn Riviere freundlichst aufgenommen und unterstützt. Ich verglich zunächst die Fundatio und Historia monasterii Aqui- cinctini, welche inzwischen im 14. Bande der Scriptores ge¬ druckt sind, ferner die in demselben Codex stehende Schrift De lite abbatiarum Elnonensis et Hasnoniensis J , weiter die Trauslatio S. Livini, Vita Odonis episcopi Cameracensis auct. Amando de Castello, die Vita Hugonis abbatis Marchianensis, das Carmen de obitu Caroli comitis Flandrensis, eine unbe¬ nutzte Hs. der Genealogia comitum Flandriae Bertiniana; schrieb die jetzt ebenfalls in SS. XIV. gedruckten Genealogiae Aquicinctinae ab, und nahm theilweise Collation von der Vita Folquini episc. Morinensis, den Miracula Vedasti und Wandre- gisili. Am 31. Mai verliess ich Douai, und da ich auf der wei¬ teren Tour Arras berühren musste, so nahm ich hier für einen Tag Aufenthalt, wo ich, von Herrn Bibliothekar Wicquot auf das liebenswürdigste empfangen, die schöne Prachthandschrift der Miracula S. Vedasti und Stücke aus der Translatio S. Se- bastiani auct. Odilone mit der Handschrift s. X, aus der nur leider viele Blätter ausgeschnitten sind, verglich. In Amiens, wohin ich mich am 2. Juni Morgens begab, hatte ich mich der besonderen Güte des Bibliothekars Herrn Garnier, des bekannten Verfassers des Handschriftenkatalogs von Amiens, zu erfreuen. Derselbe gewährte mir auch ausser¬ halb der öffentlichen Bibliotheksstunden, welche im Sommer von 11 bis 5 Uhr dauern, fast unbeschränkte Arbeitszeit. Ich durfte bereits um 8 Uhr Morgens beginnen und später auch über den Schluss der Bibliotheksstunden hinaus bis 6 Uhr, auch an den beiden Sonntagen meines dortigen Aufenthalts ganz nach Belieben arbeiten. So war es möglich, in ver¬ hältnismässig kurzer Zeit alles was dort für uns in Betracht kam zu erledigen. Ich nahm von der aus Corbie stammenden Handschrift der Vita Anskarii auct. Rimberto Collation, welche bereits in der Octav-Ausgabe der Vita Verwendung gefunden 1) Die Varianten dieser Hs. sind in den Nachträgen zu SS. XIV. an S e 8’ e b en , da das Stück aus besserer Hs. bereits gedruckt war. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 217 hat, verglich ferner Gualdos metrische Bearbeitung der Vita Anskarii, die Vita Adalhardi auct. Paschasio Radberto und die Ecloga de S. Adalhardo, welche Stücke alle in der oben¬ genannten Handschrift s. XIII. ex. — XIV. stehen; ebenso eine jüngere Handschrift (nr. 531) der Vita Angilberti von Anscherus (?) und einiges aus Hariulfs Gesta Centulensis ecclesiae 1 . Ich copierte dann grossen Theils aus einer Papier¬ handschrift des 16. Jahrhunderts den sehr umfangreichen un¬ gedruckten Bericht über die Translatio S. Crucis in Bronium, welche 1177 stattfand, 1211 von einem Mönch in Brogne ver¬ fasst ist. Es ist ein merkwürdiger, grossen Theils jedenfalls schon sagenhafter Bericht, wie der Ritter Manasse von Hierges in den Ardennen durch seine Dienste im heiligen Lande, welche er namentlich seiner Verwandten, der Königin Melisende, während sie die Vormundschaft ihres Sohnes führte, erweist, sich das ganze heilige Kreuz, das doch lange danach in Jeru¬ salem blieb, erwirbt und es in seine Heimath bringt, wo dann alle Weit, der Bischof von Lüttich, der Erzbischof von Cöln, auch weltliche Fürsten, nach dem Besitz desselben streben, bis es endlich von dem Kloster Brogne erworben wird, wohin es zu schenken Manasse ursprünglich versprochen hatte. Nach Vollendung der Arbeiten in Amiens war ich ge- nöthigt, Sonntag den 10. Juni für einen Tag nach Arras zurück¬ zukehren, da der Bearbeiter des Claudian, Herr Prof. Birt, eine Collation des Panegyricus in Olybrium aus einer dortigen Handschrift gewünscht hatte. Neben Herrn Wicquot erwies mir dieses Mal auch der Inspecteur der Bibliothek in Arras, der gelehrte Herr de Linas, besondere Freundlichkeit. Nach Vollendung der Claudian - Collation benutzte ich die kurze noch übrige Zeit am 11. Juni — die Bibliothek ist dort nur von 9 bis 11 und 2 bis 4 Uhr geöffnet —, um die mero- wingische Vita Filiberti mit der schönen Handschrift s. X. zu vergleichen. Am Morgen des 12. Juni fuhr ich auf der neu vollendeten Bahn über St. Pol nach Boulogne. Die Bibliothek, welche den kleineren Theil der Handschriften des Klosters St. Bertin besitzt, befindet sich im Museumsgebäude und steht unter der Leitung des Lyceal - Professors Herrn Märtel. Ich verglich hier aus der herrlichen Prachthandschrift, welche zu Ehren des heiligen Bertinus und der übrigen Sithienser Heiligen im 11. Jahrhundert geschrieben und geschmückt ist, die alten Miracula S. Bertini und die Vita Folquini episc. Morinensis, aus einer anderen Hs. s. X. die Vita Filiberti, welche ebenso wie die Arraser Handschrift den ältesten, ursprünglichen lext 1) Es folgt f. 127' ein Gedicht von 21 Versen: Toto corde meo te Centula mater amavi. 218 0. Holder-Egger und Gr. Waitz. der Vita bietet. Die Drucke geben alle einen stilistisch schon stark überarbeiteten Text. Donnerstag den 14. Juni Abends reiste ich nach St. Omer, wo sich der Haupttheil der Handschriften von St. Bertin, ausserdem namentlich die Bibliothek des nahen Klosters Clair- marais befindet. Als ich am folgenden Tage die Bibliothek besuchte, empfing mich der Bibliothekar, der greise, würdige Herr Malard, mit derselben wahrhaft herzlichen Freundlich¬ keit, deren sich schon mein verstorbener Freund J. Heller zu erfreuen hatte. Da die Bibliothek hier nur von 2 bis 5 Uhr täg¬ lich geöffnet ist, gewährte mir Herr Malard von vornherein freie Arbeitszeit nach Belieben an Sonn- und Wochentagen. Trotz seines Alters liess er sich die Mühe nicht verdriessen, mich täglich Morgens zur Bibliothek zu begleiten und Abends wieder abzuholen. Mit steter Dankbarkeit werde ich mich der liebenswürdigen Güte dieses würdigen alten Herrn erinnern. Ich collationierte hier aus der Hs. nr. 764. s. X. die alten Miracula S. Bertini 1 , die Miracula S. Wandregisili, die Visio Karoli III, Genealogia Karolorum. Dann aus nr. 738. s. XIV. die Miracula S. Bertini mit ihren verschiedenen bis in das 13. Jahrhundert herunterreichenden Fortsetzungen. Von der Inventio S. Bertini auct. Bovone, von der ich eine Handschrift zu finden hoffte, fand sich leider nur ein kurzes Fragment s. XVI. in der Sammelhandschrift nr. 746. t. II, aus deren ersten Bande ich auch ein ungedrucktes Miraculum S. Bertini auct. Eremboldo s. XII. theilweise abschrieb und die Vita Angilberti auct. Anschero s. XVI. collationierte. Ich copierte aus nr. 788, einer schönen Handschrift s. XII, eine noch un¬ bekannte Vita Lamberti abbatis S. Bertini' 2 , der im 12. Jahr¬ hundert das Kloster reformierte, indem er es den Cluniacensern unterwarf, derselbe auch, unter welchem Simon den ersten Theil seiner Gesta abbatum Sithiensium schrieb, der diesen Abt sehr feiert. Ich schrieb ferner Theile einer ungedruckten Chronik — 1316 ab, welche in Calais oder in St. Bertin mit Be¬ nutzung von Annalen von Calais compiliert und für den Aus¬ gang des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts nicht ohne Werth ist. Ich collationierte ferner den Liber Gratissimus des Petrus Damiani, Vita S. Odulfi Traiectensis, Miraculum S. Audomari, Relatio Stephani papae de consecratione altaris S. Dionysii aus einer Hs. s. IX. und aus derselben ein Frag¬ ment einer schönen Hs. s. X. der Vita Folquini, endlich aus 1) Das Alter der Hs. reicht zwar nahe an die Abfassungszeit der Mirakel heran, doch ist sie keineswegs Original, wie Bethmann, Archiv VIII, S. 418 vermuthete. 2) Diese Hs. ist unvollständig. Den verlorenen Theil hat Herr Dr. Liebermann aus der Oxforder Hs., welche jedenfalls auch aus St. Bertin stammt, ergänzt. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 219 den verschiedenen Bänden des grossen prächtigen Legendars von Clairmarais Stücke der Vita Bertulfi Renticensis«, der Vita Arnulfi Suessionensis episcopi auct. Lisiardo, der Vita et Miracula S. Winnoci, der Miracula S. Vedasti und Wan- dregisili. Am Sonntag den 24. Juni verliess ich St. Omer und den französischen Boden und begab mich über Ypern nach Brügge. Hier bot das grosse Legendär von Ter Duyn, welches dem von Clairmarais nahe verwandt ist ? eine Anzahl Stücke zur Collation, die Vita Bertulfi Renticensis und Arnulfi Suessio¬ nensis episcopi, die Miracula et Translationes S. Bavonis, Translatio S. Landoaldi auct. Harigero, Elevatio und Adventus in Gandavo desselben Heiligen, Miracula S. Vedasti. Ausser¬ dem verglich ich ein paar kleine Stücke für den von Prof. Weiland bearbeiteten 2. Band der Leges. Ich erledigte diese Stücke in den Bibliotheksstunden von 10 bis 1 und 3 bis 5 Uhr in drei Tagen, wenn auch bei etwas beschränkter Arbeitszeit, so doch unter um so angenehmeren Arbeitsver¬ hältnissen in den äusserst bequem eingerichteten Bibliotheks¬ räumen im Stadthause. Bibliothekar ist Herr Claeiss. In Gent, wohin ich am Mittwoch den 27. Juni hinüber¬ fuhr, waren zum Theil dieselben Stücke wie in Brügge zu vergleichen, nämlich aus der Prachthandschrift von St. Bavon, welche im 11. Jahrhundert zu Ehren des Schutzheiligen und der übrigeu Heiligen dieses Klosters geschrieben ist 1 2 , die Miracula S. Bavonis, Translatio, Elevatio und Adventus S. Landoaldi, Vita et miracula S. Macharii; ich schrieb auch aus derselben Handschrift einen Brief des Abts Otwin von St. Bavon an den Abt von Blandigny und ein Carmen de S. Bavone ab, und verglich aus dem Codex nr. 162. die Vita Friderici episc. Traiectensis. Da in Gent die Bibliothek von 9 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends geöffnet ist, konnte ich in zwei Tagen diese Stücke absolvieren und mich schon am 29. Juni Morgens nach Brüssel begeben. Da sich in der Kgl. Biblothek in Brüssel der ganze Hand- 1) Leider enthält diese und die unten erwähnte Brügger Hs. nur den ersten Theil, nur die eigentliche Vita, während der besonders werth¬ volle spätere Theil, welcher für die flandrische Grafengeschichte wichtig ist, weggelassen ist. Eine vollständige Hs. dieser ^ ita habe ich über¬ haupt nicht auffinden können. 2) Ich bemerkte, dass in allen ge¬ nannten flandrisch - hennegauischen Klöstern: St. Amand, St. Ghislain, St. Vaast, St. Bertin, St. Bavon, auch in dem weiter ab liegenden Stablo, zu ungefähr gleicher Zeit diese Prachthandschriften zu Ehren ihrei Heiligen und mit gleicher Pracht und Kunst geschrieben und ausgemalt sind. Ebenso regelmässig bemerkt man, dass die grossen Legendäre, welche überall aus mehreren riesengrossen Foliobänden bestehen, alle in der zweiten Hälfte des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts angelegt wor¬ den sind. 220 0. Holder - Egger und G. Waitz. schriftenschatz der Bollandisten befindet, so war hier eine besonders grosse Anzahl von kleinen Stücken für den 15. Band zu erledigen, Arbeiten für alle anderen Gebiete waren von vornherein ausgeschlossen. Herr Ruelens, der Vorstand der Handschriftenabtheilung, ermöglichte freundlichsteine schnellere Beendigung der Arbeiten, indem er mir die Erlaubnis erwirkte, ausser den gewöhnlichen Bibliotheksstunden von 10 bis 4 Uhr auch noch Abends von 7 l / t bis 9'/ 2 Uhr zu arbeiten. Zu be¬ sonderem Danke bin ich auch Herrn E. Ouverleaux, Conser- vateur in der Handschriftensammlung, verpflichtet, welcher mit stets gleicher Gefälligkeit meinen zahlreichen Wünschen ent¬ sprach und mich in der freundlichsten Weise unterstützte. Ein grosser Theil der von mir gewünschten Handschriften be¬ fand sich zur Benutzung bei den Herren Bollandisten und musste von diesen herbeigeholt werden. Ich besuchte den Bollandisten Herrn P. de Bäcker, um mich deshalb bei ihm zu entschuldigen. Derselbe empfing mich ausserordentlich freund¬ lich, gab Auskunft über Handschriften, die ich suchte, und erbot sich in gefälligster Weise zu aller Unterstützung unserer Arbeiten'. Ich collationierte in Brüssel die Vita Meginrati, die fabelhafte, aber doch interessante Vita Meingoldi, die Vitae Friderici episc. Traiectensis und Odulfi presb. Traiectensis, die Translatio S. Calixti Cisonium, die ich in dem Codex nr. 9120. wiederfand, und aus derselben Handschrift die Vita und Mira- cula Winnoci, ferner aus nr. 98. die Vita Adelheidis Vilicensis, deren bisher unbekannter Prolog kürzlich in den Analecta Bollandiana aus derselben Hs. abgedruckt ist, und aus dem¬ selben Codex Wandalberts Miracula S. Goaris; aus nr. 14650 —57. die Miracula S. Remacli und aus nr. 9636. eben die¬ selben und Vita Odulfi, ferner die Miracula S. Walpurgis Tielensia, welche ich in dem ehemaligen Bollandisten-Codex nr. 7917. fand, das zweite Buch der Miracula Adalhardi, Stücke aus der Vita Arnulfi Suessionensis episcopi, schrieb die in¬ zwischen SS. XIV. gedruckten Notae Gemblacenses und die Virtutes Eugenii apud Bronium ab, welche im 3. Bande der Analecta Bollandiana kürzlich publiciert sind. Die beiden erhal¬ tenen Bände des grossen Legendars von Vaucelles boten dann noch die Miracula S. Bavonis, Vita Folquini Morinensis epi¬ scopi und Vita et Miracula S. Winnoci, das SS. XIV. ge¬ druckte Miraculum S. Donatiani zur Collation. Ich nahm noch von einigen anderen Stücken Probecollationen 2 und erledigte einige kleineren Sachen für den zweiten Band der Leges. 1) Davon hat derselbe später bereits einen Beweis gegeben, indem er die in Acta Bolland. zuerst gedruckten Miracula S. Germani nochmals mit der Namurer Handschrift verglich und die alte Orthographie derselben herstellte. G. W. 2) Das in der Hs. 8245 — 57. stehende Stück De S. Wiberto, welches Bethmann, Archiv VIII, 511. als wichtig bezeichnet, ist Auszug aus der Vita Wiberti auct. Sigeberto. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 221 Nachdem ich am 12. Juli die Arbeiten in Brüssel beendigt hatte, machte ich am folgenden Tage noch einen Abstecher nach Mons, um dort die Miracula S. Gisleni in dem schönen aus der Abtei St. Ghislain stammenden Codex zu vergleichen. In den letzten Minuten bemerkte ich, dass demselben Codex hinten eine Lage angebunden ist, welche von Hand s. XI. hübsch geschrieben ein grosses Fragment der Vita Gerardi abbatis Broniensis enthält 1 ; da ich mich aber nicht darauf eingerichtet hatte länger als einen Tag in Mons zu bleiben, so musste ich mit Bedauern auf die Collation des Stückes ver¬ zichten und nach Brüssel zurückkehren. Von dort reiste ich dann am folgenden Morgen ab und traf am 14. Juli wieder in Berlin ein. Amiens nr. 467. chart. s. XVI, beschrieben Archiv VIII, 399. unter nr. 374, enthält fol. 1—5. folgende Stücke aus dem Chrono¬ graphen von 354 2 : Imperante Tiberio Caesare passus est dom. noster Iesus Christus.(Mommsen S. 634.) Ann. Chr. Ann. pont. 30. Petrus ann. XXV — f. 3'. Liberius fuit temporibus Con- stanti et Constanti ex die XI. Iun. in diem a consulatu Constantio V. et Constantio Caes. coss. Depositio episcoporum. (Mommsen S. 631.) VI. Kal. Iun. Dionysi in Callisti. — f. 4. Prid. Idus April. Iuli in via Aurelia miliario III. in Callisti. Item depositio martyrum. VIII. Kal. Iun. Natus Christus in Bethleem Iudaea. — f. 5. Idus Decemb. Aristhon in Pontum. (S. 633.) Eine andere Hand hat f. 1. darüber geschrieben: Ex cod. Ms. antiquissimo D. N. de Francia praesid. in pari. Machliniensi. In derselben Handschrift, welche auch die oben S. 217. erwähnte Translatio S. Crucis enthält, steht fol. 140 141: ‘Qualiter reliquiae b. Nicolai ... ad Lotharingiae villam que Portus nominatur delate sinth Nur 4 Capitel. Ohne jegliche Zeitbestimmung. 3 Seiten. Werthlos. 1) W. Arndt hat den Codex N. Archiv II, 266 beschrieben, erwähnt aber dieses Fragment nicht. 2) Mommsen bei seiner Ausgabe nicht bekannt. 222 0. Holder - Egger und G. Waitz. Reise nach Italien 1884. Von 0 . Holder-Egger. Im März dieses Jahres erhielt ich von Herrn Geheimen Rath Waitz den Auftrag, nach Italien zu gehen und dort Arbeiten für die bevorstehende Ausgabe der Italienischen Ge¬ schichtsschreiber der Staufischen Epoche, besonders für die, welche mir zur Edition übergeben sind, ferner einige für die Supplemente der Vitae, welche im 15. Bande der Scriptores gesammelt werden, auszuführen. Auch für andere Gebiete des grossen Arbeitsfeldes der Monumenta waren einige Sachen zu erledigen. Die wichtigsten und umfangreichsten waren in Rom und dort selbstverständlich in der Vatikanischen Bibliothek zu machen und diese zunächst in Angriff zu nehmen. Ich reiste am 16. März von Berlin ab über München und Verona, an welchen Orten ich kurzen Aufenthalt nahm, und erreichte am 20. Abends Rom. Am folgenden Morgen konnte ich meine Arbeiten auf der Vaticana beginnen, da Herr Pro¬ fessor Henzen bereits giitigst den Permesso zur Arbeit da¬ selbst von dem Herrn Cardinal Staatssecretär für mich erwirkt hatte. Mein Aufenthalt in Rom währte über drei Monate, doch wurden die Arbeiten zunächst durch die achttägigen Osterferien, dann die fünftägigen Pfingstferien und andere in dieser Zeit zahlreiche Einzelfeiertage unterbrochen. Die Hauptarbeit, welche mich fast während der ganzen Dauer meines Aufenthaltes in Rom beschäftigte, war die Colla- tion und theilweise Abschrift der Originalhandschrift von des Salimbene de Adamo grosser Chronik. Zwar hat neuerdings Herr F. Novati im ‘Giornale storico della letteratura Italiana’ die Originalität der Handschrift gegen Cledat, welcher sie be¬ hauptet hatte, bestritten, doch kann nicht der geringste Zweifel bleiben, dass der Letztere voll und ganz Recht hat. Ver¬ schiedene Indizien, welche theils schon Herr Cledat entwickelt hat, theils ich an anderen Orten darzulegen haben werde, beweisen es zur Evidenz, dass der ganze Codex von Anfang bis zu Ende von des Autors eigener Hand geschrieben ist. Weniger geneigt würde ich sein zu glauben, dass in dieser Handschrift der erste Entwurf des Werkes vorliegt, dafür sind doch viele Blätter zu glatt weggeschrieben; wahrscheinlicher ist es schon eine Reinschrift, in der dann aber wieder viel geändert ist, namentlich auf den Blatträndern zu verschiedener Zeit vielfach Zusätze von des Autors Hand gemacht sind. Auf der andern Seite scheint es aber zweifelhaft, ob man bei der eigentümlichen Arbeitsweise des Salimbene an einen solchen ersten Entwurf denken darf, da er einen sehr grossen Theil seines Werkes aus seinen Quellen meist wörtlich Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 223 abschrieb, für andere Abschnitte aber, namentlich für seine persönlichen Erinnerungen und moraltheologischen Exkurse, möglicherweise seine früheren schriftstellerischen Arbeiten, die er öfter erwähnt, benutzte. Aus der Parmeser Ausgabe kann man den Autor und sein eigenthümliches Werk, dieses subjectivste Product mittelalter¬ licher Geschichtschreibung, nicht beurtheilen und würdigen. Neben der in der Ausgabe ziemlich vollständig mitgetheilten historischen Erzählung nimmt die moraltheologische Exposition imd paränetische Reflexion über erzählte Facta im minori- tischen Predigtstil, heftige Polemik gegen dem Autor miss¬ fällige Erscheinungen auf kirchlichem Gebiet einen gewaltigen Raum ein. Alles mit hunderten und aber hunderten von Citaten und Beispielen, die oft wiederholt angeführt sind, be¬ legt und gewürzt. Der Autor erzählt nicht nur, sondern spricht sich über alles aus, was er denkt und was ihn bewegt. Oft ist das mitgetheilte historische Factum nur Beleg für eine Ansicht, abschreckendes Beispiel zur Verstärkung einer Mah¬ nung, die der Autor ausspricht. Jeder wird es beim Lesen der Parmeser Ausgabe bemerkt haben, dass viele Stellen so wie sie dastehen ganz unerklärlich sind. Es liegt das daran, dass regelmässig die von der einen zur anderen Erzählung überleitende Reflexion, das einleitende Citat u. s. w. weg¬ gelassen sind, ohne dass das immer oder auch nur meisten Theils angezeigt ist. Es versteht sich von selbst, dass das nicht geschehen kann, ohne das Verständnis des Einzelnen und die Würdigung des Ganzen schwer zu schädigen. Allenfalls hätten einige grössere Partieen, worin ausschliesslich lange und ermüdende und ebenso naive Exposition von Bibelstellen gegeben wird, wegbleiben können, aber auch diese sind doch für den Autor charakteristisch, und so war die ganze Masse des Ungedruckten, welche nach Novatrs Schätzung ein Drit- theil der Handschrift einnehmen mag, abzuschreiben 1 . Ist 1) Der Abdruck der Stücke, welche die Ausgabe giebt, ist in den verschiedenen Partieen sehr verschiedenwerthig, zu Anfang schlechter, später besser. Der, welcher die Abschrift für die Edition besorgte, hat sich erst allmählich in die zierliche, aber mit zahllosen und den seltensten Compendien überaus überladene Handschrift Salimbene s eingelesen. Ganz grobe Irrthümer finden sieb später meist nur da, wo die Hand¬ schrift sehr verblasst war. Mehr gesündigt ist durch willkürliche Ein¬ setzung von Worten, die in der Handschrift nicht stehen, namentlich bei Stellen, die aus dem Zusammenhang herausgerissen abgedruckt wurden und so unverständlich waren. Auch falsche Conjecturen sind hier und da eingesetzt worden für das Richtige, welches die Hs., abgesehen von ganz leichten Schreibfehlern, immer und überall bietet. Recht gut ist der Abdruck der ersten Partie, welchen Cledat gegeben hat. Dagegen die Stücke, welche Novati im angeführten Aufsatz abgedruckt hat, sind voll der erstaunlichsten Fehler. 224 0. Holder-Egger und G. Waitz. auch der Gewinn für die Feststellung der geschehenen That- sachen aus den ungedruckten Partieen nur gering, so ist doch noch viel daraus zu lernen für die sogenannte Culturgeschichte, für Doctrin, Schulwesen, Predigtweise, Leben und Wirken der Minoriten, namentlich für die ßeurtheilung des Autors selbst. Zu der zeitraubenden Copierarbeit kam der Umstand, dass viele Seiten der Handschrift sehr verblasst, manche Stellen durch Anwendung von Reagenzien verdorben sind, deren Ent¬ zifferung oft nur mit vieler Mühe möglich war, mit ganz geringen Ausnahmen aber doch vollständig gelang. Da es nothwendig war, neben dieser Hauptarbeit für uns zunächst dringendere Arbeiten vorzunehmen, vermochte ich nicht die Salimbene-Collation ganz, wenn auch nur ein geringer Rest blieb, zu beendigen, obgleich in den letzten Wochen meines Aufenthaltes die Herren Präfecten der Vaticana, Monsignore Ciccolini und Rev. P. Bollig, mir gütigst gestatteten, über die gewöhnliche reichlich vierstündige Arbeitszeit hinaus zwei Stunden länger zu arbeiten. Ich collationierte zunächst die ehemals Pithou’sche Hand¬ schrift der Annales Fuldenses, Reg. Christ. 633. Diese Hand¬ schrift besteht aus zwei ehemals zusammengebundenen Theilen. Der erste enthält eben die Ann. Fuld. und ist Archiv XII, 302 gut beschrieben; der zweite Theil aber, den Bethmann nicht gesehen hat, enthält Flodoards Annalen und ist von Pithou ebenfalls für seine Ausgaben derselben benutzt worden. Dieser Theil der Handschrift galt für verloren, da Papencordt, der den Flodoard für Pertz suchte, ihn hinter den Annales Fuldenses nicht fand (SS. III, 366 sq.). Der Codex, welcher noch dem 11. Jahrhundert angehört, wird bei anderer Gelegenheit für die Monumenta zu collationieren sein. Ferner erledigte ich einige kleinere Stücke für SS. XV, collationierte nämlich die herrliche, in riesengrosser bene- ventanischer Schrift zu Monte Cassino geschriebene Pracht¬ handschrift von des Desiderius Dialogi de miraculis S. Bene- dicti, die Miracula S. Remacli, zwei Handschriften von Odilos Translatio SS. Tiburtii, Petri etc., die alte Hs. der Relatio de Petri Damiani itinere Burgundico, aus welcher Mai das Stück gedruckt hat, und die Translationes S. Ianuarii und S. For- tunatae in Augiam. — Ich untersuchte dann die angebliche Salzburger Weltchronik im Cod. Vatic. 724 ü Es ist die Chronik, deren letzter Theil SS. XXIV, 152 ff. als Chronicon breve, ut videtur, fratris ordinis Theutonicorum abgedruckt ist; hat hier aber eine kurze Fortsetzung bis 1268, welche von einem Salzburger Cleriker hinzugefügt ist 2 . Das Werk trägt in diesem Codex die Ueberschrift: ‘Incipit cronica de regibus 1) Archiv XII, 222. 2) Beilage 3. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 225 et pontiticibus et prophetis necnon et sanctis et etiam philo- sophis et hereticis qui fuerunt ante legem et post et in tem¬ pore gratie’. Die Handschrift, s. XIV. in., ist zwar sehr fehlerhaft, aber insofern von Interesse, als sie bald mit Cod. 1 bald mit 2 der Ausgabe übereinkommt, das Plus, welches 2 gegenüber 1 hat, findet sich oft hier, fehlt aber auch an andern Stellen. — Die moderne Abschrift einer andern Welt¬ chronik in Cod. Vatic. 8086. erwies sich als des Adam Claro- montanus Flores historiarum, ohne den SS. XXVI, 591 ab¬ gedruckten Schluss des Werkes, also ähnlich wie der Neues Archiv IV, 331 beschriebene Codex des British Museums. Auf das dem Vincenz 1 entlehnte Stück über die Tartaren folgt hier nur noch: ‘Federico itaque condemnato, 2° huius nominis, sequentur videre de temporibus vacantis imperii a. 1278. sequitur et cet.’ (so!) — Noch einige Arbeiten führte ich für andere Abtheilungen der Monumenta aus. Aus dem grossen altfranzösischen Epos des Ambroise über König Richards von England Kreuzfahrt, welches die Quelle des Itinerarium Ricardi regis ist, excerpierte ich die für uns in Betracht kommenden Stücke. Für die SS. rerum Merowing. verglich ich Gregor’s von Tours Miracula S. Andreae; er¬ ledigte endlich einige kleinere Stücke für den von Professor Weiland neu zu bearbeitenden zweiten Band der Leges. Da jeden Donnerstag die Vaticana geschlossen ist, benutzte ich diesen Tag und in den ersten Wochen auch zuweilen die Zeit von 12 bis 3 Uhr, soweit das möglich war, zum Be¬ such der kleineren Bibliotheken in Rom. Auf der Vallieellana 2 verglich ich die defecte Handschrift der Vitae Willibaldi et Wynnebaldi, collationierte theilweise ein paar Handschriften des Pomerium des Riccobald von Ferrara, einer ausserordent¬ lich verbreiteten, umfangreichen, aber wenig bedeutenden Com¬ pilation; es existieren sehr zahlreiche Handschriften davon. Aus denen die ich sah, konnte ich constatieren, dass zwei verschie¬ dene von dem Verfasser selbst besorgte und edierte Redactionen dieses Werks existieren. Dann copierte ich hier aus einer modernen, schlecht und sehr fehlerhaft geschriebenen Handschrift noch das Gedicht des notarius Rainaldus de calamitate Corneti. Es ist abgedruckt von Höfler, Kaiser Friedrich II, S. 429 ff., nr. 61, aus einer Pergamenthandschrift, die aber mit unserer modernen Abschrift die meisten Fehler gemeinsam hatte. Die letztere giebt aber auch wesentliche Verbesserungen 3 . Höflers 1) Das ganze Werk des Adam ist fast nur Auszug aus des 'S incenz von Beauvais Speculum historiale. 2) So, nicht \ allicelliana, wie meist geschrieben wird, heisst die Bibliothek nach der Kirche Santa Maria in Vallieella (Chiesa nuova), in der sie sich befindet. 3) Z. B. fetrophe 12, v. 2: ‘ut tecum vivamus’; v. 3: ‘nunc migramus’. Strophe 1”, v. 4: 'Ferulphus notarius’. 226 0. Holder-Egger und G. Waitz. Druck wiederholte und verbesserte Huillard- Breholles, Hist, dipl. VI, 1, 368 ff. Endlich absolvierte ich auch auf dieser Bibliothek einige Stücke für Leges II 1 . Die Minerva bot dieses Mal wenig für unsere Zwecke. Ich verglich und ergänzte dort nur eine Copie, die Bethmann hatte anfertigen lassen, von dem ungedruckten Chronicon Ferrariense, das mit dem Pomerium des Riccobald im engsten Zusammenhänge steht, untersuchte dann noch eine moderne unvollständige Handschrift der Dialogi des Desiderius 2 . Auf der Barberina schrieb ich eine kurze Erzählung über die Gründung des Klosters Monte Amiato durch König Ratchis ab, die in einem schönen Codex des 11. Jahrhunderts erhalten ist, aber auch nicht viel früher geschrieben zu sein scheint, da sie ganz fabelhaft ist. Ebendort nahm ich Probecollation von drei modernen Copieen des Nicolaus de lamsilla. Leider ist eine alte Handschrift dieses wichtigen Autors bis jetzt nicht aufgetaucht. Die zahlreichen modernen Abschriften sind alle unglaublich corrumpiert, geben aber doch hin und wieder ent¬ schiedene Verbesserungen der ebenso fehlerhaften Editionen. Es wird viele Mühe und Noth machen, mit ihrer Hülfe einen leidlichen Text herzustellen. Mit der Vigilie von Peter und Paul, Sonnabend den 28. Juni, begannen, wie Brauch ist, die grossen Ferien der Vaticana. Am nächstfolgenden Tag verliess ich Rom und nahm meinen Rückweg nach Ober-Italien über Assisi. Herr Prof, von Pflugk - Harttung hatte nämlich darauf aufmerksam gemacht, dass, wie ihm Prof. Christofani daselbst mitgetheilt, sich dort eine Chronik von einem Minoriten geschrieben be¬ fände, welche für uns von Bedeutung sein könne, die Hand¬ schrift aber bei seinem Aufenthalt daselbst nicht aufgefunden werden konnte. Bei meiner Ankunft in Assisi hörte ich, dass Prof. Christofani im vorigen Jahre gestorben ist. Sein Nach¬ folger jedoch in der Bibliotheksverwaltung, Herr Professor Alessandro Leto, den ich alsbald aufsuchte, empfing mich mit grosser Zuvorkommenheit und gewährte die gefälligste Unter¬ stützung zur Ermittelung der gesuchten Handschrift, von der er selbst keine Kenntnis hatte. Derselbe ist eben jetzt mit der Neuordnung und Katalogisierung der circa 500 Hand- 1) Ich bemerke, dass die Hs. F 75. der Vallicellana, welche schon 1810 fehlte (A. XII, 424), definitiv verloren ist. Es ist doch wohl wahr¬ scheinlich! dass die im Jahre 1836 erworbene Hs. des British Museums Add. 10, 315 eben jene und von dort gestohlen ist. 2) Die Hs. Mi¬ nerva X. vii. 61. sollte angeblich ein Chronicon Saxoniae enthalten. Das ist ein Irrthum. Es findet sich darin ein Catalogo dei libri impressi in Magonza nel secolo XV. Das erste der da angeführten Bücher ist: ‘Chronicon Saxonice scriptum in 4. Picciola operetta ristretta in fogli XXXVI, ed impresso in dialecto Saxonico’. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 227 Schriften beschäftigt, die noch nicht beendigt ist. Doch gelang es auch so mit seiner Hülfe bald die Chronik zu finden, von der allem Anschein nach Christofani gesprochen hatte. Es ist die nr. 341 der neuen Ordnung, eine Pergamenthandschrift in 4°, von circa 134 Blättern, und enthält von einer Hand s. XIV. auf Langzeilen, in schon mehr cursiven Zügen eng und nicht besonders leicht lesbar geschrieben, eine umfangreiche, ziem¬ lich ordnungslose Compilation eines Minoriten, der wohl zweifellos im Convent zu Assisi schrieb, wenn ich auch nicht sichere Beweisstellen dafür gefunden habe, ausser dass, wie eine Hand s. XIV. — XV. auf der letzten Seite bemerkt, der Codex ‘Armarii conventus Assisii’ war. Die Chronik beginnt mit dem Siege des Christenthums über das Heidenthum im römischen Reich; in einem vorhergehenden Bande scheint aber nach der Vorrede schon etwa die Zeit von Christi Geburt bis auf Constantin behandelt gewesen zu sein. Sie reichte ursprüng¬ lich mindestens bis zum Tode Papst Iohanns XXII. und Ein¬ setzung Benedicts XII (1334), wie aus dem Capitelindex und Fragmenten am Schluss hervorgeht, von den drei letzten Quaternionen sind aber XVI. und XVII. ganz verloren, von XVIII. sind nur noch 2 Blätter übrig; der Theil also, der allein von bedeutenderem Werth hätte sein können, existiert nicht mehr. Quaternio XV. schliesst mit Papst Coelestin V. (1294) und einem Bericht über Karl II. von Sicilien und die Söhne Peters von Aragonien. In den letzten erhaltenen Par- tieen beschäftigt sich der Autor hauptsächlich mit der Ge¬ schichte des heiligen Landes, dessen Verlust (Einnahme von Tripolis, Accon) er ziemlich ausführlich nach minoritischen Berichten behandelt, und mit dem Sicilischen Reich. Lokal- geschichtlichcs kommt gar nicht vor. Die Papstgeschichte ist im allgemeinen behandelt, Deutschland fast gar nicht berück¬ sichtigt, nur die Nachfolge eines neuen Königs erwähnt. Es ist schon Martin von Troppau stark benutzt, soviel ich aber sehe, keine der bekannten Fortsetzungen. Unter diesen Um¬ ständen begnügte ich mich, allgemeine Notizen über die Hand¬ schrift zu machen und einige Stücke zur Charakteristik des Werkes abzuschreiben 1 , und verliess Assisi schon in der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli, um nach Modena zu gehen. Hier war eine grosse Arbeit auszuführen, welche mit der Edition des Salimbene im engsten Zusammenhänge ^ steht, nämlich die von Dove sogenannte Doppelchronik von Reggio, der Liber de temporibus mit dem Memoriale potestatum Regiensium, und das Chronicon imperatorum, der sogenannte Sicard, zu collationieren und theilweise abzuschreiben. L eber die Ergebnisse der Arbeit, welche mich trotz der reichlichen 1) S. die Beilage 4. 228 0. Holder - Egger und G-. Waitz. Arbeitszeit von 9 '/ 2 bis 4 Uhr fast drei Wochen beschäftigte, werde ich anderswo zu berichten haben. Ich collationierte dann das Chronicon Ferrariense mit Codex Est. VI. A. 45, welcher nicht die von Muratori benutzte Handschrift ist, ob¬ gleich derselbe auch nach einem Codex Estensis druckte. Diesen aufzufinden ist mir trotz der eifrigsten und umsich¬ tigsten Unterstützung des Bibliothekars Herrn Cavaliere Cam- pelli, dessen liebenswürdige Gefälligkeit ich überhaupt nicht genug rühmen kann, nicht möglich gewesen. Ich verglich ferner das unbedeutende Chronicon archiepiscoporum Raven- natum, die verkürzte Translatio S. Geminiani in Cod. X. H. 22 1 , nahm Probecollation einer Handschrift von Riccobalds Pomerium. Nicht unerwähnt kann ich lassen die grosse Freundschaft, welche mir zwei hervorragende Gelehrte von Reggio nell’ Emilia, die Herren Cavaliere Venturi, welcher den Salimbene herauszugeben beabsichtigt, und Graf Malaguzzi-Valeri, Archivar der Stadt Reggio, erwiesen, als sie die Bibliothek in Modena besuchten, und ich so das Vergnügen hatte, ihre Bekanntschaft zu machen. Als ich auf ihre Einladung an einem Sonntag nach Reggio fuhr, gewährte mir Herr Graf Malaguzzi Einsicht in einen Codex des Stadtarchivs, welcher für die Frage nach dem Autor des Liber de temporibus Regiensis von der grössten Be¬ deutung ist und gab höchst interessante Notizen in dieser Be¬ ziehung. Er hatte dann sogar die ausserordentliche Gefälligkeit, mit dieser Handschrift an einem der nächstfolgenden Tage nach Modena zu kommen und so die Möglichkeit zu weiteren Be¬ obachtungen zu gewähren, die wir gemeinsam anstellten. Ich weiss nicht, wie ich meinen Dank diesen beiden Herren aus- drücken soll, welche mir, dem Ihnen gänzlich unbekannten und nicht einmal empfohlenen Fremden solche Freundlichkeit erwiesen. Auch den Herren Präfecten aller vorgenannten Bibliotheken bin ich zu dem lebhaftesten Dank verpflichtet. 1) Die Hs. war früher (Archiv XII, 676; SS. XII, 350) V. A. 28. bezeichnet. Auch einige andere Hss. haben seit Bethmanns Verzeichnung ihre Signatur gewechselt. So ist VI. C. 22. jetzt VI. C. 14. Vor den Annales Cremonenses steht darin Aenae Silvii descriptio Boemiae, mbr. s. XVI. — Conr. Tiirst ad Maximilianuni regem Rom. Descriptio Con- foederatorum, mbr. s. XV. ex. Garnicht von Bethmann verzeichnet ist die Hs. X, * 22. mbr. 4°, s. XV, welche Aeneac Silvii epistolae enthält. — Das Chron. imp. et pont. in V. D. 5 ist nur ein später werthloser Katalog, blosse Namen. Die Vaticiniae Ioachimi abb. in derselben Hs. sind die Papstprophezeiungen mit Bildern, die öfter gedruckt, von dem spätem Verfasser dem Joachim in doloser Absicht zugeschrieben wurden. — Die weit ältere Hs. der Translatio S. Geminiani im Capitelarchiv konnte ich nicht benutzen, da der Herr Canonicus - Archivar für längere Zeit auf das Land gegangen war und die Schlüssel mitgenommen hatte. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 229 Reise nach Italien 1884. Von G. IVaitz. Eine schon seit längerer Zeit nach Italien gleichzeitig mit Hrn. Dr. Holder-Egger geplante Reise kam im Früh¬ jahr 1884 zur Ausführung. Nachdem die jährliche Plenar¬ versammlung geschlossen und die nöthigen Berichte erledigt waren, ging ich am 16. April über München und Verona zuerst nach Bologna, wo ich einen kurzen Halt machte, um den Grafen Giovanni Malvezzi zu begriissen, der eben seine werthvollen Handschriften zur Geschichte der Deutschen Nation in Bologna zum Abschluss der von Hrn. Malagola vorberei¬ teten Ausgabe durch die Savigny- Stiftung giitigst nach Berlin gesandt hatte. Ich lernte in ihm und seinem Sohn dem Grafen Nerio Malvezzi zwei liebenswürdige Förderer wissenschaftlicher Arbeiten kennen, ward von Malagola in gefälliger Weise durch das reiche Archiv geführt 1 * * * * * , hatte mich bei einem kleinen Mis- geschick der freundlichsten Hülfe des Deutschen Consuls Hrn. Kluftinger zu erfreuen. Am 20. Abends kam ich nach Florenz, wo ich bis zum 23. auf der Biblioteca nazionale und in der Laurentiana arbeitete. Den 24. traf ich in Rom ein und konnte 4 Wochen der Vaticana widmen, deren A 7 orsteher Cardinal Pitra, Mons. Ciccolini und P. Bollig die freundlichste Unter¬ stützung gewährten, so dass ich mich von Anfang an der bis 2 Uhr verlängerten Arbeitszeit erfreuen durfte. Ich fand be¬ hagliches Unterkommen im Deutschen archäologischen Institut, dessen befreundete Vorsteher Henzen und Helbig, ebenso wie Dr. Mau, die gleichzeitig dort anwesenden Professoren Jordan aus Königsberg, Wilmans aus Göttingen und mehrere jüngere Gelehrte den Aufenthalt in jeder Weise angenehm machten. Am 22. Mai fuhr ich nach Neapel, erledigte, von Hrn. Miola frcundlichst empfangen, in kurzer Zeit, was mir auf der Biblio¬ teca nazionale oblag, ward aber durch Unwohlsein, das zur schnelleren Abreise trieb, verhindert, auch die Brancacciana, wie ich beabsichtigt hatte, zu besuchen. Zwei Tage, 28. und 29. Mai, waren auf der Rückreise der Capitular-Bibliothek in Lucca gewidmet, die die Hrn. Canoniker Viviani, Bertocchini und andere mir gefälligst zweimal am Tage öffneten. Am 1. Juni, dem ersten Pfingsttag, verliess ich Italien. 1) Von den Handschriften desselben, die für die Kenntnis der in Bologna studierenden Deutschen noch in Betracht kommen können, sah ich Liber primus secretus juris pontificii (Verzeichnis der Doctores juris canonici 1377 — 1518, bis 1413 Copie eines Notars aus dem Original, dann fortgesetzt); Acta juris cesarii Vol. II. (1483—1499; I. fehlt); Liber secretus juris cesarii (13. Sept. 1512 —1530). Neues Archiv etc. X. lb 230 0. Holder-Egger und G. Waitz. Der eigentliche Zweck der Reise war, die Vorarbeiten für die Ausgabe des Liber pontificaüs dem Abschluss näher zu führen. Nachdem ich im vorigen Herbst auf einer mehr der persönlichen Erholung gewidmeten Reise den Ambrosianus in Mailand näher untersucht, den Catalogus Cononianus in Verona genau verglichen hatte 1 , galt es diesmal, die Hand¬ schriften in Florenz und Rom vollständiger als es von Dr. Pabst geschehen war 2 , und wie es jetzt nach den Untersuchungen von Duchesne nothwendig erschien, zu benutzen, ausserdem die früher gemachten Collationen der beiden ältesten Hand¬ schriften in Neapel und Lucca einer Revision zu unterwerfen. Ueber die, wie ich glaube, in mancher Beziehung wichtigen Resultate dieser Arbeiten gedenke ich später ausführlicher zu berichten. In Rom kam es ausserdem besonders darauf an, eine Ab¬ schrift des interessanten Gedichts über die Kämpfe Friedrich I. in Italien, von dem ein Fragment von Hrn. Prof. Monaci schon im J. 1878 veröffentlicht war, für die Ausgabe in einem der nächsten Bände der SS. zu gewinnen. Bei dem grossen Umfang desselben (über 3340 Verse) und der Beschaffenheit des Codex, dessen blasse Schrift vielfach abgerieben ist, musste eine Abschrift in den Bibliotheksstunden eine bedeu¬ tende Zeit in Anspruch nehmen. Es war deshalb eine grosse Erleichterung, dass Herr Monaci sich in liebenswürdigster Weise dazu verstand, sein für eine vollständige Ausgabe be¬ stimmtes Manuscript mir zur Disposition zu stellen. Dasselbe enthielt ausser einer ersten, noch mehrfach lückenhaften Copie, Verbesserungs - und Ergänzungsvorschläge von Giesebrecht, dem es früher mitgetheilt war 3 , eine von anderer Hand ge¬ machte Collation des Codex und eine ebensolche der Hand¬ schrift in der Bibliothek Trivulzi zu Mailand, die freilich aus der Römischen unzweifelhaft abgeschrieben ist, aber zu einer Zeit, da diese noch besser lesbar war. Eine unter Benutzung dieser Hülfsmittel von Dr. Holder-Egger und mir gemachte Reinschrift ward mit dem Codex aufs sorgfältigste verglichen, wodurch es gelang, den Text mit ganz wenigen Ausnahmen vollständig und zuverlässig herzustellen. Ich habe Hrn. Monaci die Resultate der Arbeit mitgetheilt und werde mich freuen, wenn seine Ausgabe der unsrigen zuvorkommt und so ein sehr interessantes Denkmal mittelalterlicher Historiographie und Poesie bald allgemein zugänglich macht. Einige andere Arbeiten bezogen sich auf eine früher über¬ sehene Handschrift von Paulus’ Historia Langobardorum, die bisher nicht benutzte der kleinen Lorscher Chronik 4 , mehrere 1) Vgl. den Aufsatz im N. Arch. IX, S. 457. 2) Vgl. seine Briefe im N. Arch. II, S. 29 ff. 3) Vgl. Sitzungsber. der Münch. Akad. 1879, Bd. II. 4) Beilage 1. 2. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 231 Stücke, die im XV. Band der SS. zum Abdruck gelangen sollen, Einhards Translatio S. Petri et Marcellini, Translatio S. Germani, Ebonis apologeticum, Angilbert de constructione ecclesiae S. Richarii, für die Sammlung der Streitschriften den Liber Gratissimus des Petrus Damiani. Ausserdem war es mir möglich, eine Anzahl Vergleichungen und Abschriften für die neue Ausgabe von LL. II. vorzunehmen 1 , während ich einiges andere, das Prof. Weiland gewünscht, Dr. Holder-Egger über¬ lassen musste. Erschöpft sind die Reichthümer der Vaticana auch so noch keineswegs. Sowohl hier 2 wie in anderen Bibliotheken Italiens werden in der nächsten Zeit noch weitere Arbeiten auszuführen sein. Ich habe nur noch in Florenz ein Papst¬ verzeichnis mit kurzen Annalen zur Seite aus einer Pland- schrift von S. Annunziata abgeschrieben und in Lucca den Codex von Ottos und Rahewins Gesta Friderici I, soweit es für die neue Ausgabe nothwendig erschien, untersucht. Beilagen. i. Pauli Ilistoria Langobardorum. Vatican. Christ, nr. 597. membr. s. X. (Ex libris Petri Danielis Aurelii 1564). f. 5'. Inhalt zu Buch 1. ohne alle Ueberschrift. Expliciunt capitula libri primi. Incipit ipse über wie D 1; lässt wie dieser VI, 52. 53 an ihrer Stelle fort, endet aber un¬ vollständig in c. 56 (codex 55: de eodem ponte), indem einige Blätter fehlen. Schluss — pacem custodiens von Hand s. XV. auf der leer gebliebenen ersten Seite von f. 5 ergänzt. — Auch die Lesarten stimmen zur Classe D, aber so, dass die Aenderungen von D 1 hier noch nicht vorgenommen sind. Es steht IV, 2 magnitudo; IV, 8 Horta. Faider; IV, 15 Ende conatus; IV, 19 preterea vobis; IV, 20 Gallicini; IV, 27 sunt recepti; IV, 45 Foreiulani corr. Foreiulanum; reliquis vorhanden; IV, 49 Heracloni corr. Heraclon. Vorher geht (anderer Codex) Anfang des Freculf, Schluss des Inhaltsverzeichnisses. Dann: Primus rex Xinus Romulus apud paludem capnus moritur, womit der Text mitten aut der Seite abbricht. 1) Nochmals abgeschrieben habe ich auch die N. Arch. X, 1, 208 erwähnte Urk. Friedrich I. 2) Aus \ atic. 2934. \ ol. II, einei neueren Handschrift, notierte ich: f. 331. Illustri et magnifico principi domino suo domino Rud. duci Saxonie Lup. de Babenberg decretorum doctor etc. Incipit prohemium libelli de zelo Christiane religionis veterum principum Germanorum. Legitim in Ecclesiastico etc. Capital um piirnum de zelo katholice fidei veterum principum Germanorum etc. 1. 398. 16* 232 0. Holder-Egger und G-. Waitz. II. Chronicon Laurissense. Vaticanus Palatinus 243, verschiedene Handschriften zu¬ sammengebunden, s. IX. X. L 33. beginnt ein Codex mit Vita Karoli (auf zweitem Blatt bezeichnet: antiquus Über Sancti Nazarii in Laurissa), als Handschrift C 2 in der neuen Ausgabe bezeichnet. f. 49. Andere Handschrift, der Quaternio als VI. be¬ zeichnet. Oratio de sancta cruce etc. f. 52. Incipit chronica ab anno incarnat. Domini 685, ab initio vero mundi 4770. I. Iustinianus etc. aus Beda, daran anschliessend f. 55. die Lorscher Fortsetzung. Hucusque etc. Die Handschrift enthält den ursprünglichen Text, ähnlich wie die Handschriften in Bern (2) und Valenciennes (3) und steht in ihren Lesarten zwischen beiden, im ganzen näher zu 3 als zu 2. Doch fehlt es auch nicht an eigentümlichen Wendungen oder Formen. So steht Karl 6: recepit per legatos; 23: Saxones fecit tributarios; 26: fehlt ‘publica’. Gleich zu Anfang wird ‘Daguberto’ geschrieben. Pippin 4: ‘Hoseburhc’; 5: ‘Wirziburhc’, ähnlich später: ‘Aeresburhc, Sigiburhc; 6: ‘Burhcardus’; 8: unrichtig ‘Heroheim’; 17. fehlen die Worte: Qui sedit in episcopatu annos 13. Bemerkenswerth ist vor¬ nehmlich, dass alle Jahresbezeichnungen fehlen und vielfach auch keine Absätze gemacht werden, womit die falsche Verteilung der Facta unter die Regierungsjahre der Fränkischen Fürsten vermieden ist. Kann dies für die Ursprünglichkeit dieser Ueber- lieferung zu sprechen scheinen, die in der Herkunft der Hand¬ schrift aus Lorsch eine Stütze findet, so können doch 2 und 3 nicht aus derselben abgeleitet sein — dafür liesse sich nur an¬ führen, dass Karl 15 die Worte ‘ad se’ später nachgetragen sind —, sondern werden aus einem andern Exemplar abge¬ leitet werden müssen. In der Fortsetzung nach 806 ist der Text aber besser als 2. Es heisst (811) Carli Magni; (812) Bernhardus; (814), wenn ich richtig abgeschrieben, ‘duces’ statt ‘duos’; zuletzt (817) steht der vorher angeführten Schreib¬ weise entsprechend: Hludowihc. Es folgt ein Verzeichnis der Fränkischen Könige (nahe verwandt mit dem einer Berner Handschrift, SS. XIII, S. 724), das ich hier anreihe: NOMINA REGUM FRANCORUM. Hlutharius regnavit ann. 44. Dagobertus ann. 17. Sigobertus ann. 23. Hildibertus adoptivus annum 1. Grimoaldus ann. 7. Ilildricus ann. 14. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 233 Thiedricus an. 17. Pippinus, filius Ansgisi, maior doraus. Chlodoveus ann. 4, obiit in 5. Hildibertus ann. 17. Dagobertus ann. 4, obiit in 5. Carolus maior domus, filius Pippini. Helpricus an. 5. Thiodricus an. 17. Carlomannus et Pippinus ann. 7. Hildricus ann. 9. Pippinus ann. 27 et diih. Carolus ann. 46. Hludowicus ann. 26. Hlotharius ann. 16. Den Schluss bilden f. 61'. Oratio quando ymnum cantat angelicum. f. 62. Praecepta vivendi per singulos versus quae mona- stica dicuntur. Haec praecepta legat devotus ut impleat acta etc. f. 66. Von anderer alten Hand nachgetragen: Versus contra luxuriam. Qui cupis esse bonus, qui vitam queris honestam etc. III. Salzburger Fortsetzung der Chronik des Deutschordensbruders. In Cod. Vatican. nr. 724. hat das SS. XXIV, 151—154 herausgegebene Chronicon breve, ut videtur, fratris ordinis Theutonicorum (s. oben S. 224) folgende kurze Fortsetzung, welche in der Diöcese Salzburg hinzugefügt zu sein scheint. Sie folgt in der Handschrift ohne Absatz oder sonst unter¬ scheidendes Merkmal auf den Schluss der Chronik (sollemp- niter predicant). Hie* sedit an. 12, imperante Friderico, pre euius timore fugerat de sede sua transiens ad civitatem Ludicensem super Rodanum qui 2 vocatur Equitanea; ubi congregato concilio, deponit sua magestate 3 dictum Fridericura tarn ab imperio quam a regno Sicilie et Apulie et Calabrie ac vasallos et fideles suos absolvit ab eius fidelitate, non obstante iuramento quod ei fece- rant super imperio et regnis predictis. Hic etiam regem Sanc- tum 4 Portugalis removit ab eiusdem regni amministracione, eo solo quia erat negligens in iusticia facienda, et fratrem eius Alfosium comitem Bononie substituit in amministracione. Sub isto 5 etiam Sibilla, id est civitas Yspalensis 6 , capta est a rege Castellie. Huius etiam tempore rex Francorum Lodewicus, qui ecclesiam Dei noluit adiuvare contra inpugnacionem Fri- 1) Innocenz IIII. 2) So Hs. 3) njagete Hs. Diese Conjectur ist bedenklich. Vielleicht ist auch schon sua (aus sna, sententia?) verdorben. 4) fern Portugal Hs. 5) Zweimal geschrieben, einmal getilgt. 6) Yspal’n Hs. 234 0. Holder - Egger und G. Waitz. derici, sed eam dimisit in doloribus et pressura, transfretavit cum tribus fratribus suis, tercio scilicet Ruoberto iam occiso in bello .. 1 facto, et fere omnes fracti, capti et mor¬ tui sunt qui tune erant cum rege, ita quod non remanserunt nisi pauci. Rex enim et qui cum eo erant duo fratres capti, divina ordinacione liberati sunt post paucos dies a soldano; et infiniti christiani capti remanserunt in carcere Sarracenorum; postmodum rex in Franciam est reversus cum diminucione maxima gentis sue; et forte hoc Domino placuit ipsum pati, quia noluit contra dictum Fridericum ecclesiam defensare, qui 2 regem super hoc pluries requisivit. Hic etiam Innocencius IIII US multa nova edidit in concilio Lugdunensi, quibus multi utuntur in iudicio et in scolis. Hic etiam armata manu intravit in Apuliam et eam fere totam occupavit; ubi eum Dominus ad se evocavit. Alexander IIII US , nacione Campanus, cepit an. D. 1254. Hic constitucionem dedit, ut omnes electi kathedralium eccle- siarum infra 6 menses munus consecracionis reciperent aut [ab 3 ] amministracione spiritalium et temporalium essent sn- spensi; et si contra hoc mandatum amministrarent nec infra alios 6 menses eidem constitucioni obedirent, ecclesias ipsorum vacare prenunciavit, dans electoribus extunc potestatem liberam eligendi. Cuius constitucionis occasione cum dominus Ph. electus Salzburgensis a capitulo suo et ministerialibus super eodem capitulo ammoneretur 4 et requireretur, nimium ira motus, civitatem clam egressus, obligatis pluribus possessionibus ecclesie et distractis, aliquot armatos collegit, et hostiliter in civitatem regressus, tarn in ipsa quam in tota dyocesi per distractiones dominicalium et rapinas inaudita plurima per- petravit 5 . Hic obiit anno Domiui 1261°. Cui successit patri- archa Ierosolimitanus 6 , qui curiam Romanam pro consilio et auxilio contra ferocitatem Tartarorum, qui iam Terram Sanc- tam vastabant, adierat, in papam eligitur nomenque Urbanus sortitur. Hic recepit cessionem fratris Alberti Ratisponensis episcopi et eidem substituit magistrum Leonem, eiusdem eccle¬ sie decanum, omnium voto electum. Anno Domini 1265° Urbanus papa obiit. Cui dominus Guido cardinalis substituitur nomenque Clemens sortitur 7 . Huic dominus Ulricus archiepiscopus suam per litteras trans- misit cessionem, quam papa acceptans, dominum Wlodeslaum ducem Polonie prefecit ecclesie Salzburgensi et magistrum Petrum, pedagogum dicti ducis, ecclesie prefecit Pathaviensi 8 . Hic Clemens papa obiit anno Domini 1268° et cet. Explicit cronica. (Roth.) 1) alio aü Hs. Es steckt hierin vielleicht die Ortsangabe. 2) So Hs. 3) Später ergänzt. 4) ämouer. Hs. 5) Diese Partie steht in Ann. S. Rudb. Salisb., SS. IX, 793. 6) Am Rande: Urbanus Hs. 7) Am Rande: Clemens Hs. 8) SS. IX, 797. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 235 IV. Weltchronik eines Minoriten von Assisi K Codex Assisi, Bibi, monast. S. Francisci (jetzt verstaat¬ licht) Nr. 341 (neue Nummer) mbr., 4°, in altem Holzeinband, fällt auseinander, viele Blätter lose. f. 3. Quo modo sancta fides Christi et sancta ec- clesia permansid et permanet victrix de persecutio- nibus impiorum et hereticorum. In precedentibus libris ecclesiastice ystorie beati Eusebii episcopi Cesariensis et in ystoriis sanetorum martirum decla- ratum est, quomodo sancta ecclesia et christiana religio in prioribus temporibus pugnavid contra leonem, Romanum im- perium paganissimum, et humilitate et sancta patientia data sibi a domino Ihesu Christo, superbiam et ferocitatem ipsius leonis devicit, et sub pedibus agni mansueti, filii Dei, Ihesu Christi, leo devictus se submersid in maximo augusto Constan- tino et successoribus eins. In libris vero istis que consequn- tur declaratur, quomodo sancta mater ecclesia et vera et im- maculata fides christiana pugnavid et pugnat adhuc contra draconem, id est contra cuneum hereticorum Arrianorum et aliorum plurium hereticorum et novissime Patarenorum. Et sicut leo devictus ab agno se subiecit illi, ita et draco versutus et in insidiis suis deprehensus et confusus evanuid et amplius evanessed, quia ipse Christus, qui est via recta, veritas im- maculata et vita vivens, licet permittat sepius per flagella sanctam castigari et purgari ecclesiam et religionem christianam a rubigine peccatorum, tarnen ipsam exterminari non permittit ab impiis, sed relevad eam et prosperari facit et relucere ipsam facit miraculis et sancta doctrina. Continentur in hiis libris iste ystorie que in istis rubricis notantur et capitulis infra scriptis. Folgt f. 3—4'. Capitelindex, eine grosse Anzahl Capitel (etwa 200), darin Unterabtheilungen, welche eine grössere An¬ zahl Capitel umfassen (roth): f. 3', col. 1. De desolatione que facta fuit per Totilam flagellum Dei, regem Gotorum. f. 3', col. 1." Rubrice de gestis et persecutionibus Longo- bardorum, quomodo Ytaliam et urbes eius et gentes oppres- serunt. f. 4, col. 1. Yncipinnt rubrice de septa 2 Ysmahelitarum Sarracenorum. Rubrice plurium ystoriarum de ortu et profectu et victoriis magnis regum Franchorum. f. 4, col. 2. Rubrice ystoriarum de imperio Alamanorum. 1) S. oben S. 227. 2) So für ‘seeta’ Hs. 236 O. Holder-Egger und Gr. Waitz. f. 4', col. 2. Rubrice ystoriarum sequentium de insti- tutione sanctorum ordinum, videlicet de ordine fratrum Mino- rum inceptum 1 per sanctum Francisscum et de ordine fratrum Predicatorum per beatum Dominicum. Die letzten 6 Capitel sind: De sancto Celestino papa et Bonifatio papa et Benedicto papa et Clemente. De sancto Ludovico episcopo de ordine fratrum Minorum. De cassatione Templariorum. De nova ecclesia plantata per fratres Minores inter Tar¬ taros et de sanctis martiribus VIII fratribus. De Henrico imperatore et gestis eius. De Iohanne papa XXII. Hier schliesst die erste Lage (2 Blätter), welche lose ist, und möglicherweise ging der Capitelindex noch auf einem verlorenen folgenden Blatt weiter. Das ist aber wenig wahr¬ scheinlich. Er schliesst hier vielmehr, wie es scheint, wirklich. f. 5. Beginnt von einer Hand s. XIV. in ziemlich cur- siven Zügen die Chronik. Dieselbe Hand (wie es scheint) hat auf den Rändern und auf an- und eingeklebten Zetteln eine grosse Menge Zusätze gemacht. Blatt 5 ist von der alten Hand signiert: Primus quaternus. f. 5. Roth. Liber iste ystoriarum sancte ecclesie et reli- gionis Christiane et Romani ymperii de diversis libris adssump- tus et legendis sanctorum et cronicis de multis gestis loquitur, alicubi plus et alicubi minus de eadem materia, et propterea non intelligentibus est difficile ad legendum et ad scribendum, quia plura sunt tranposita et repetuntur aliquando ante et aliquando post. Ystoria que sequitur miraculosa de ystoria tripertita as- sumpta fuit. Cum a Deo patre luminum, a quo omne donum Optimum Ist eine grosse Compilation aus grösstentheils bekannten Quellen, mit viel Belesenheit gemacht, aber roh und ungeordnet. Citiert Historia tripertita, Orosius, Gesta et epistolae Ro¬ manorum pontificum, Ystorie Romanorum (Paulus diac.). Ferner sind viele Heiligenlegenden benutzt, namentlich viel aus Gregors Dialogen entlehnt. Martin von Troppau ist viel benutzt. f. 115. Ystoria de depositione Octonis imperatoris et Frederici imperio et prosperitate eius et infelicitate. Da noch 20 enggeschriebene Folien folgen, ist die Ge¬ schichte des 13. Jahrhunderts verhältnismässig ausführlich be¬ handelt. f. 131. Cum autem venerabilis papa Martinas, qui prefuit 1) So Hs. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 237 in sede circa annos Domini 1281, natione Gallicus, apud Peru- sium migrasset in pace, quem Deus miraculis illustravit, Honorius V, natione Romanus, ei successit [et 1 sedit an. 3 non complens], quo decedente de seculo [circa 2 a. D. 1286], Nycholaus IIII US in papam electus est. Hic a pueritia in ordine fratrum Minorum sancta conversatione proticiens, moribus et virtutibus adornatus, frater Yeronimus vocabatur; qui oftitia sibi in ordine imposita devote et sapienter perfecit, et generalis minister effectus, sapienter et provide ordinem rexit. Hic legacionem sibi impositam eleganter exercuit et a domino papa cardinalis effectus, ita humiliter professionem paupertatis tenuit; omni die a domino papa victus et potus ei mittebatur, fratribus sociis et duobus famulis contentus. Hic cum esset religiöse vite et sancte conscientie, thesauros aggre- gare nolebat. Qui postea in summum pontificem sublimatus eandem morum gravitatem tenuit, quam prius habuerat, et amicis et parentibus bona ecclesie et divitias non dedit. De inperio regis Rodulfi. Illis temporibus cum vacaret desolatum imperium Ro¬ manorum, in plures partes divisum, Rodulfus rex Boemie, vir catholicus et modestus, in regem quasi totius Alamanie subli- matur; ad quem dominus papa legatos misit cum epistolis. Qui domino pape humiliter respondit et intrare Ytaliam et Romani venire recusavit, et ad coronam imperii non pervenit, ne cum sancta ecclesia discordaret. Et sic Alamaniam securus possedit. Ystoria destructionis civitatis Tribulitane 3 . Circa illa tempora civitas Tripolis fertilis et decora 4 , Tyro et Sydoni proxima et contigua, archiepiscopatus et prin- cipatus dignitate predita, nobilibus et populo et clericis et religiosis repleta et divitiis opulenta, inimico humani generis faciente, et peccatis promerentibus, in discordiam concitata per duos precipuos principes eius, quorum unus minoris potentie, cum ante faciem alterius maioris stare non posset, ab illo su- peratus, yra repletus est et furore nimis accensus, citatus animo, Dei oblitus et sue salutis immemor, soldani adiutorium prin- cipis Sarracenorum occulte procuravit et civitatis ingressum ei aperire promisit. Et soldanus exultans innumerabilem multi- tudinem Sarracenorum misit, et obsidentes dripolim, a pro- ditoribus ingressus datur eis. Et Sarraceni canes cum pro- ditoribus christianis occupantes civitatem ex una parte, magna multitudo civium christianorum, virorum et mulierum et cle- ricorum, religiosorum ex alia parte fugientes relinquebant 1) Dieses mit anderer Tinte später kinzugefiigt. 2) Am Rande mit anderer Tinte ergänzt. 3) tribulata e IIs. 4) Uebergeschrieben mit anderer Tinte: ‘Circa an. D. 1287’. 238 0. Holder-Egger und 6. Waitz. miseram civitatem, dura Sarraceni circa spolia rapienda et divitias intenderent et currerent. Plurimos vero in ore gladii et sagiptis occiderunt christianos et plurimos captivos ducentes, vendiderunt, in servitutem redigentes. Et prophanantes sancta loca et ecclesias et libros sacros dissipantes et paramenta sacra suis indumentis et uxoribus appropiantes, divinum cultum deni- graverunt et extinxerunt. Ab bas vero maioris monasterii se- nectute multa confectus, totus calvus, a Sarracenis captus, dura fidelis Christo firmus persisteret, capssidem ingnitam, ferventem in eius capite miserunt, et tali incendio borras pastor occisus migravit ad Dominum; et plures alii monachi, clerici et layci et diversorum ordinum, martirio Deo nati fuerunt. De di- scipulis beati Francissci VII fratres Minores, dum ipsi con- stantes in fiele Christi alios confortarent, a Sarracenis duro martirio trucidati fuerunt. Monasteria vero monialium sancti Benedicti et sancte Cläre et aliarum Sarraceni frangentes, oves illas velud lupi rapaces depasti sunt et disperserunt et plures in stuprum 1 et in prostibulum deputaverunt. [Plurime 2 vero constanter recusantes peccare, cese fuerunt, convolantes ad Christum]. Et sic spoliata civitate, domos et predia inter se dividentes et distribuentes, Sarracenis repleverunt et abhorm- nabilem cultum et legem pseudhoprophete Magumeth in ea instituerunt. Et sic civitas illa Tripulitana, olim Christo fidelis, facta est meretrix intra 3 prostibula publica constituta. [De 4 ecclesia sancte Marie. Venerabilis autem ecclesia gloriose vir- ginis Marie, que de Turre dicebatur, sita in Tripoli, et ecclesia sancti Marchy euangeliste in burgo Tripolis et alie ecclesie a Sarracenis depredate fuerunt, et clerici, sacerdotes et monachi occisi et fugati sunt, et fratres Minores et aliorum ordinum.] Proditor vero princeps cum suis sequacibus muneribus ditati a soldano, in Babillone collocatus est et frater 5 eius princeps Numidicus. Omnia vero castra et oppida regionis, fugatis christianis, Sarraceni occupaverunt. Qui vero ab hac sede fugerunt, ad civitatem Achon venerunt et in Cyprum, luctum et gemitum et lamentationes lugubres facientes et omnes christi¬ anos ad gemitum provocantes. De plantu ecclesie. Auf dem untern Rande von f. 133. mit anderer Tinte dieses hinzugefügt, welches sich an einen Randzusatz auf f. 132'. anschliesst. Quomodo rex Karolus obsedit Messanam, et Petrus Aragonie occupavit Syciliam. Et cum putaret se in Barbaria modicum lucrari, consilio 1) ‘struprum’ Hs. 2) Am Rande mit anderer Tinte ergänzt. 3) Un¬ deutlich (elrea? Hs.). 4) Das Eingeklammerte auf dem oberen Blatt¬ rande mit anderer Tinte liinzugefügt. 5) ‘inter’? Hs. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien. 239 habito, intravit Syciliam et venit in Trapoium, deinde in Panormum, quod 1 multo honore receperunt eum Syculi omnes. Et Karolus rex iam transierat et Messanam civitatem obsederat fortiter. Et rex Petrus post dies aliquos cum suis venit versus Messanam contra Karolum et in Randosso se fixit, quia Karolus ita Messanam obsidebat, quod nullus intrare poterat; et usque in hyeme obsedit eam, deinde rediit in Calabriam, et rex Arragonie intravit Messanam. Et insequens galeas regis Karoli cepit XXII; et Karolus rex ambasiatores suos misit regi Aragonie, dicens, quod non bene fecerit intrare terram suam violenter, cum ante inter eos non esset bellum. Et rex Ara- gonie respondit, quod regnum erat suum ex parte uxoris sue, que fuerat filia regis Manfredi. Et sic exturbatum fuit passa- gium in terram Grecorum. Die letzten Ueberschriften auf S. 133' lauten: De obitu Nicholai pape et Celestini ordinatione. Ystoria sequens de rege Karulo secundo Apulie et filiis Petri. Danach fehlen 2 Quaternionen, nämlich XVI. und XVII. Von dem folgenden, XVIII. bezeichnet, sind nur noch das erste und letzte Blatt übrig. Das erste (f. 134) beginnt: ‘Rex autem Iohannes, qui in liabitu fratrum Minorum regnum Armenie strenue gubernavit’. Das letzte schliesst (f. 135'): ‘Bene- dictus XII, cardinalis, monachus Cisterciensis, circa an. D. 1335’. In diesen Fragmenten sind mehrere Briefe enthalten. Nach f. 135. scheint wieder etwas zu fehlen, und somit wäre auch der Schluss verloren. In derselben Bibliothek zu Assisi sah ich eine von Beth- mann nicht angeführte Pergamenthandschrift des 15. Jahr¬ hunderts in Folio, enthaltend eine umfangreiche Chronica quatuordecim ministrorum generalium (ordinis Minorum), welche für die Geschichte des Minoritenordens von grossem Werth scheint. 1) (jE Hs. IX. Beiträge Ein ha rdsfrage. Von Robert Dorr. Nachstehende Beiträge zur Entscheidung der Frage, ob Theile der Annales Laurissenses majores und die sogenannten Annales Einhardi von dem berühmten Biographen Karls de& Grossen verfasst seien, bilden Nachträge und Ergänzungen zu einem früheren Aufsatz des Verfassers: ‘Ueber die historischen Schriften Einhards. Programm der Elbinger Realschule 1866’, zu der vortrefflichen Arbeit von Manitius: ‘Einharts Werke und ihr Stil’ (Neues Archiv VII) und zu Simson’s neuesten Ausführungen über diese Frage (Jahrbücher des fränk. Reiches unter Karl dem Grossen II, p. 604—11). Verfasser hatte in der genannten Programmabhandlung aus stilistischen Uebereinstimmungen eines Theils der Annales Lauriss. maj. (814 — 29) mit der Vita Karoli Einhards zu er¬ weisen versucht, dass dieser Theil der Lauriss, von Einhard verfasst sei. Die Fortsetzung dieser Arbeit, die er beabsich¬ tigte, unterblieb, die Abhandlung selbst wurde übersehen. Viel später (1882) unternahm dann Manitius, dem des Ver¬ fassers Aufsatz ebenfalls unbekannt geblieben, gestützt auf ein ungleich umfangreicheres sprachliches Material und von gleichen Gesichtspunkten ausgehend, Einhard die Autorschaft der An¬ nales Lauriss, major. von 796—829 und der Annales Einh. zu vindicieren. Von nicht wenigen dürfte dieser Nachweis für gelungen erachtet werden, auch Simson (1. c. p. 608. 60fR ist jetzt ge¬ neigt, Einhards Autorschaft für die Annales Einh. und die Annales Lauriss, major. von 809—829 gelten zu lassen, für allgemein wird man indessen diese Ueberzeugung unter den Fachleuten wohl nicht halten dürfen. Der Wunsch nun, zu Manitius’ Arbeit noch einen Nach¬ trag zu liefern, führte den Verfasser in den letzten zwei Jahren zu einer sehr sorgfältigen Vergleichung des gesammten Sprach- materials aller in Rede stehenden Schriften, welche ihn be¬ lehrte, dass auch Manitius die für die Entscheidung der obigen Frage in Betracht kommenden Uebereinstimmungen des Sprachgebrauchs noch keineswegs erschöpft habe. In Nachstehendem ist die noch fehlende Ergänzung 244 Robert Dorr. gegeben. Derselben ist eine Anzahl weiterer sprachlicher Ent¬ lehnungen Einhards aus Cäsar hinzugefügt und ausserdem auf die gelegentliche stilistische Benutzung der Sextus Aurelius Victor hingewiesen. Dann sind die aus dem nunmehr im grossen Ganzen vollständig vorliegenden sprachlichen Material für die Entscheidung obiger Frage sich ergebenden Argumente kurz zusammengestellt und zum Schluss ist versucht worden, die Abfassungszeit der Ann. Einh. zu ermitteln. Verfasser bemerkt noch, dass er es für angezeigt hielt, in seinem Nachtrag den umgekehrten Weg, wie Manitius, zu gehen und die Annales Laurissenses majores (796—829) der Zusammenstellung der stilistischen Gleichheiten und Aehnlich- keiten zu Grunde zu legen, damit die sprachlichen Ueberein- simmungen des frühem Theils dieser Annalen mit dem spätem ganz klar und bestimmt hervortreten möchten. Auch erlaubte er sich aus seiner frühem Arbeit die wenigen Citate, welche später von Manitius nicht gebracht sind, in diese Schrift hinüberzunehmen, weil die genannte Programmabhand¬ lung vielen Lesern nicht zugänglich sein dürfte. In die folgende sprachliche Vergleichung wurden nicht hineingezogen alle Wendungen, welche sich in den voreinhar- dischen Annalen öfter gebraucht finden; dagegen vereinzeltes und dann meistens in der Form stark abweichendes Vor¬ kommen in den alten Annalen ist in Anmerkungen notiert. Folgende Abkürzungen sind in der nachstehenden Zu¬ sammenstellung gebraucht: L = Ann. Lauriss, maj.; E, e = Ann. Einh.; v. = Vita C.; t = Translatio; ep. = epistolae; Manitius = M. Manitius, Einharts Werke und ihr Stil (Neues Archiv VII.). Die Translatio und die Briefe Einhards sind nach der Ausgabe von Teulet citiert. Annales Laurissenses majores. 796. L. in locum ejus successit 796. locum ejus invasit 809. in regnum successit 810. in locum ejus electus atque ordinatus est 816. in cujus locum constituitur 813. successor electus 817, successor constitutus 821. in cujus locum substitutus est 822. in cujus locum electi 824. cui successor electus, in cujus locum electus et ordinatus 827. e. in locum suum restitutus est 799. L. misit legatos cum muneribus 796. legationes cum muneri- bus ad se directas audivit 822. e. per legatos cum aliis muneribus misit 796. legatos Hunorum cum magnis muneribus ad se missos 797. v. in- numera munera missa c. 26 b L. quo accepto 796. quibus acceptis 810. e. quibus acceptis 798. L. peracta Deo gratiarum actione 796. t. cum gratiarum 1) L. misit iilium cum magnis muneribus 787. Beiträge zur Einhardsfrage. 245 actione c. 57, 67. — L. conventu peraeto 817. 22. e. 771. 77. — L. peracto officio 817. t. post peractum matutinale officium c. 43. 85. — L. venatione peracta 817. 22. 23. 25 (zweimal). — L. peracto placito 823. peractum coDventum 820. e. eoque (synodo) peracto 767. — L. quo peracto 819. e. quibus peractis 779. 795. bis peractis 756. peractis his 785. t. his ita peractis 33. — L. peracto jejunio 825. t. peracto jejunio c. 8. 16. — L. peracto negotio 824. e. re peracta 778. peractis votis 774. — v. bellum peractum c. 5. — t. miraculo peracto c. 46. coruscatione peracta c. 57. bostiae oblatio peracta est c. 63. ut iter peragerent c. 57 >. Cf. Manitius 557. L. se regi dedit 796. nobis se dediderunt 799. B. se dediderunt 820. e. qui se dediderunt, — se dediturum 799. dedens se 777. v. regi se dediderunt c. 7. L. muneribus donati 796. 804. 05. 14. 23. 25. 26. e. 779. Cf. e. monasterio donatus 792. t. sanitate c. 52. luce c. 77. auditus officio c. 84. L. occurrere 796. 800. 10. 13. 16. e. 768. 75. 76. 79. 80. 84. 98. 800. t. c. 56. — L. cum magnis copiis occurrens 819. e. cum copiis eis occurrerunt 788 1 2 . L. peragrata Saxonia 796. e. peragrata magna parte Pannoniae 791. L. cum integro exercitu in Gallias se recepit 796. e. cum integro exercitu in Franciam se recepturus 763. in Galliam sese cum exercitu suo recepit 758. se cum exercitu recepisset 783. Cf. Manitius 556. 797. L. regi se commendavit 797. ep. ac se in manus ejus commen- daverit 27. 52. Cf. 26. 43. 64. Cf. Manitius 555. L. hoc loco nomen 797. in loco cui D. nomen 822. e. in loco cui M. nomen 798. Cf. Manitius 560. L. regno pulsus 797. regno et patria pulsus 808. patria pellere 823. v. Italia pulsus c. 6. Cf. L. de Caesaraugusta expulsus 810. ex- pulsis ducibus 827. L. exulabat 797. 821. L. legati cum muneribus magnis venerunt 797. 821. L. post paucos dies 797. 821. t. 14. 40. — L. paucis post diebus 818. paucis ante diebus 824. 29. e. per dies non paucos <82. paucos dies moratus 799. ante paucos annos 794. ante paucos dies 798. v. paucis ante annis c. 18. paucis ante mensibus c. 32. t. ante paucos dies c. 47. 67. L. totum hiemis tempus im p e n de n s 79 <. hiemis tempore <98. ad proximum hiemis tempus 823. hiberni temporis initium 827. e. liiberno tempore 754. cum et hiemis tempus fuisset expletum 786. v. hiemis tempus extraxit c. 27. Cf. Manitius 558 3 . 798. L. conversabantur 798. conversatus est 827. e. conveisabatur 791. v. id. c. 32. t. conversata c. 52. 93. ep. conversatur 4. L. trucidantes 798. e. id. 798. L. trucidatos 815. L. populando peragravit 798. e. 795. devastando peragravit 783. 1) L. iter peragere 791; consilio peracto 791. id. Ann. Lauresh. 791. 2) L. occurrerunt obviam 778. 3) Ann. Guelferbytani. aestatis tempore b04. Neues Archiv etc. X. 1 f 246 Robert Dorr. L. caesa sunt 798. jure caesos 823. e. caesa multitudo 783. 88. caesi 792. L. de pacis condicione tractaverunt 798. de bello tractatum 821. tractare 822. tractata 819. tractatum 826. de rebus tractandum 28. t. trac- tata c. 13. tractare c. 9. 45. L. legationem missam suscepit 798. alias (legationes) missas euscepit 814. legatos ad se missos suscepit 816. 17. susceptis legatis 821. legati missi 817. e. legatos ad se missos audivit 797. 98. misitque legatos 786. 87. quos (legatos) suscepit 798. v. legatos qui mittebantur suscepe- runt c. 7. L. per legatos misit 798. per legatum transmisit 799. per legatos ire praecepit 823. per legatos respondit 825. e. per legatos misit 796. Cf. Manitius 555. 799. L. evadere 799. 819. e. 782. 83. 88. L. in loco qui vocatur 799. 810. in pago qui vocatur 823. 11. e. 769. 75. 79. 82. 83. 84. 85. 87. 98. 99. t. 14. 20. 76. — L. vocari 807. 9. 24. 26. e. 742. 49. 53. 75. 77. 86. 89. 94. 95. v. c. 14. 30. t. c. 12. 42. 53. 56. 63. 68. 69. 70. 71. 77. 81. 86. L. altera medietate secum retenta 799. legatum . . secum retinens 807. tertiaque (parte) secum retenta 824. secum retinuit 826. e. retento secum 786. quam secum retinuit 791. t. retinuit c. 88. L. summo cum honore suscepit 799. summoque honore sus¬ cepit 800. cum magno eum ibidem honore suscepit 816. e. cum magna eum veneratione ibidem suscepisset 800. cum summo honore 799. cum magno honore 799. v. magno cum honore c. 18. L. reditum expectans 899. adventum expectantes 806. 11. tem- pus navigationis expectare jussit 807. tempus opportunum expectare jussit 814. in qua expectatione 828. e. reversionem dum expectat 799. t. expectans donec .. c. 13. ep. tempore opportuno 23. 29. L. pontificem di misit 799. ib. cum magno honore dimissus est. dimisso exercitu 804. dimisso filio 806. quibus dimissis 812. 14. 18. 22. dimissis primoribus 823. ceteris dimissis 826. dimisso abbate 814. ipsoque dimisso 815. populo dimisso 829. eosque dimisisset 823. Th. di- misisset 828. dimissa obsidione 809. dimisso conventu 825. e. dimissa uxore 768. quo dimisso 799. exercitum in hiberna dimisit 767. partem exercitus dimisit 775. saecularem conversationem dimittere 745. domi omnia tuta dimitterent 741. honorifice dimisit 798. noctu per murum di¬ missus 799. v. dimisso filio c. 30. cultum daemonum dimittere c. 7. nihil dimissum c. 8. assa dimittere c. 21. legatis dimissis c. 10. t. sociis ibi dimissis c. 19. quos ibi dimiseram c. 46. quidve dimissum sit c. 47. eum in cubiculo dimiserunt c. 59. qui eum ibidem dimiserunt c. 59. ille ibidem dimissus c. 66. ibique eam dimisit c. 85 *. Cf. Manitius 554. X<. Romam profectus est 799.824. e. 741. 45. 46. 74. 80. 800. t- 24. — L. cum exercitu profecti 813. e. 747. 48. 69. 80. — L. inde profecti 815 2 . e. 780. 800. unde profecti sunt 782. — L. ad hiemandum profectus est 816. 18. 22. e. 771. — L. obviam pro¬ fectus est 804. quo tendebat proficiscitur 817. ad occiduas partes pro- ficisci 822. — L. in Italiam profectus est 824. e. 770. 71. 78. — L. venandi gratia profectus 825. v. venatum proficiscitur c. 30. — 1) L. dimisso Reno 778. dimissa marca 774. 2) Ann. Guelferbytani. inde regressus est 805. Beiträge zur Einhardsfrage. 247 L. statuit proficisci 829. e. 745. 80. — L. proficisci 821. 22. 26. 28. e. 741. 43, 66. 67. 68. 69. 74. 77. 82. 84. 85. 88. 91. 98. t. c. 3. 10. 23. 24. 31. L. a fide quam promiserat defecit 799. e. a promissa fide dis- cederent 787. in promissa fidelitate diu manere noluit 796non diu in ea quam promiserat fide permansit 781. — L. promissam fidem com- mutavit 825. e. quomodo sua promissa commutaret 756. L. insulae — depraedatae 798. 99. civitas — depraedata 809. e. insulae — depraedatae 798. L. insulae — a praedonum incursione defensae sunt 799. e. ut se ab infestatione defenderet 753. — L. defensio 819. L. accepto auxilio 799. 809. auxilium . . accepit 826. L. una cum sociis comitibus Brittaniam ingressus 799. una cum caeteris 825. e. una cum illo pervenerunt 782. t. cum — una cum illo accurrissent c. 46. ep. te — una cum illo de Italia venisse 43 2 . L. W. comes qui in marca Brittaniae praesidebat 799. qui in F. praesidebat 801. qui eatenus in marca Hispaniae praesidebat 829. L. signa — sublata 799. propter sublatum ducem 816. sublatis . . seditiosis 819. cespes — sublatus 822. corpora sublata 827. t. sublatas reliquias detulit c. 23. corpus erat sublaturus c. 91. L. signa — praesentata; arma — praesentavit 799. legatos sibi fecit praesentari 801. e. spolia regni praesentavit 796. L. his se tradidit 799. imperatori se tradidit 817. duabus partibus (exercitus) filiis suis traditis 824. e. R. — ad s. Petrum tradidit 756. W. tradere nequirent 782. ib. caeteri traditi. L. reliquias — detulit 799. t. c. 23. 26. 28. 29. 34. 38. 46. 56. 60. corpus, corpora c. 3. 34. 38. sacros cineres c. 11. 47. pulverem c. 10. L. dona deferentes 818. dotfaria 800. e. dona 797. -— L. nuntii de- feruntur 810. nuntium detulisset 824. — L. d e s cr ipti on em pacti de- tulerunt 815. t. ut ea capitula describeret mihique deferret c. 47. — L. classis delata 812. e. P. Turonos delatus 768. t. hunc ad Oratorium detulerunt c. 62. quam in basilicam detulerunt c. 84. — L. cum hujus causae indicium ad pontificem esset delatum 815. e. hujus (eonjura- tionis) indicium cito ad regem delatum est 785. — L. omnia detulit 802. omnia . . delata 807. quaestionem, legationem 817. regium honorem 823. ib. delatam a populo potestatem. e. partem thesauri, spolia regni 796. litteras 797. t. fabulam c. 25. libellum c. 48. 81. cereum c. 67. 88. 800 . L. in ipso mari quod tune pyratis infestum erat 800. propter assiduam infestationem 817. v. assidua infestatione c. 17. — L. in- festatio 824. infestare 825. 27. Cf. Manitius 555. L. amne transmisso 800. e. 799. 800. — L. transmisso Rheno flumine 810. e. Rheno transmisso 775. 94. — L. Dr. transmisso 820. L. insolito more 800. insolita legatio 824. ep. insolito siderum ortu 61. — L. praeter solitum 813. 23. L. nihil incommoditatis adtulit 800. securitatem adferret 812. nihil laesionis intulit 817. adversa intulit 827. L. mense inchoante 800. c. 800. — L. vereque inchoante 808». föderis inruptio inchoata 809. ib. inchoatus impedientibus. inchoata per- fidia 819. quae inchoaverat 821. de justiciis inchoatis 823 (zweimal). 1) L. fidelitatem promisit 757. 2) L. una cum . . . regina 755, uxore 780. missis 781. 3) Ann. Guelferb. hieme inchoante 793. 17* 248 Robert Dorr. e. bellum inchoatum 797. quod primo inchoatum est 800. v. inchoaturus c. 14. opera iuchoavit c. 17. labor inchoatus c. 25. inchoavit grammaticam c. 29. testamenta inchoata e. 33. t. inchoare c. 6. 32. 59. ep. 46 (dreimal). L. ire jussit 800. 14. 21. 24. e. 773. 96. 97. 99. 800. ep. ire jubetur 17. L. eum praecessit 800. 17. t. se c. 40. quem c. 40. nos c. 56, Cf. Manitius 558. L. ordinatis etiam atque dispositis per congrua loca tarn peregrinorum quam civium turmis 800. v. dispositis per congrua loca praesidiis c. 9. e. (rebus Saxonum) ordinatis atque dispositis 780. (Cf. Manitius 558. 63.) t. ordinatisque clericis c. 21. ep. congruus locus 45. congruus 33. 58. 61. L. operam dedit 800.803.805. e. dans operam 745. v. operam dabat c. 19. L. quae venerat facienda 800. e. 800. — L. faciendae pacis 803. 810. 824. de divisione regni facienda 806. faciendum ratus 823. expedi- tionem per se faciendam 824. 25. t. quidquid eis videretur faciendum c. 7. quid sibi faciendum esset c. 10. ad divinum servitium faciendum c. 46. necessaria ad faciendum c. 47. ep. quid tibi facienda commisimus 37. quidquid tibi ad faciendum injunxerit 19. L. invocatoque sanctae Trinitatis nomine 800. e. 800. t. in- vocatis beatis martyribus c. 70. invocare c. 56. 69. 74. 76. 80. 86. 93. L. objecta crimina 800. e. 800. L. quae objiciebantur 815. ob¬ jecta refellere 819. e. objiciebant ei quod . . . 788. ib. objiciebantur . . facta. — v. crudelitatis ei nota . . objecta c. 20. L. jurejurando de objectis se criminibus purgavit 800. e. 800. — L. de perfidia se purgare 819. se purificavit ab . . 823. veile se purgare ab eo quod ei objiciebatur 809. L. benigne suscipiens 800. 05. e. 779. 98. L. aliquot dies secum detinuit 800. ib. e. per aliquot dies se- cum detinuit. — L. detenti 817. 24. t. detinere c. 11. 68. — L. per aliquot dies 828. e. 791. 99. t. c. 6. — v. per aliquot annos c. 2. t. c. 50. — t. per aliquot menses c. 61. per duos menses c. 93. — e. dies ali¬ quot 799. v. per aliquot annos c. 2. consumptis ibi aliquot diebus c. 10. t. post aliquot dies c. 381. Cf. Manitius 554. 801 . L. coronam capiti ejus imposuit 801. eum diadematis imposi- tione coronavit 816. coronavit 817. Cf. v. vocabula, nomina imposuit c. 29. Cf. Manitius 563. L. imperator et Augustus app ellatus est 801. imperatorem eum et Basileum appellantes 812. e. rex Francorum appellatus est 750. Cf. Manitius 563. L. vita et membrorum integritas eis concessa est 801. non solum vitam et membra concessit 821. ep. vitam concedere 72. — v. pro munere . . c. 10. locum . . c. 16. ep. prudentiam . . c. 34. libertate uti .. c. 39. ep. indulta membrorum integritate 25. L. faetionis principes 801. e. auctorem conjurationis 785. sce¬ leris 782. ib. defectionis. seditionis 798. facti 799. Cf. Manitius 560. L. non tantum — sed etiam 801. v. non tantum — verum etiam c. 24. ib. nec tantum — sed etiam. nec tantum — etiam c. 25. L. missa expeditione 801. e. dimissa expeditione 745. — 1) L. aliquot dies ibi moratus 787. Beiträge zur Einhardsfrage. 249 L. expeditio facta in 797. 822. expeditionem facere jussi 816. medi- tans 810. expeditione completa 818. e. in hac expeditione 761. 95. de . . expeditione regressos 797. v. expeditionem agere c. 32. Cf. Ma- nitius 555. L. loca . . tremuerunt 801. civitas . . dicitur tremuisse 815. v. creber A. p. tremor c. 32. L. memoratus 801. 10. 19. 23 (zweimal). 24 (zweimal). 25. e. 777. 81. 82. 85. 86. 87. 92. 94. 97. v. 2. 15. t. 3. 14. 25. 26. 31. 46. 60. 62. 63. 67. 68. 69. 75. 76. 83. 91. ep. 6. 35. 50. 51 (zweimal). 72. L. celebrato die uatali sancti Iohannis baptistae 801. e. cele- brato natalitio Domini die 784. 788. t. venit ad diem natalitium c. 93. ib. cujus die natalitio. — L. post nuptias ritu solemni celebratas 821. 22. conviviisque . . celebratis 816. t. celebratis missarum solemniis c. 29. 35. Cf. c. 29. 37. 81. divinis officiis celebrandis c. 21. Cf. c. 28. 42 E Cf. Manitius 556. L. Alpes transgressus 801. e. Alpes transgresso occurrerunt 776. t. illis Alpes transgressis c. 13. e. transgressi Wisuram 782. L. ipsa aestate 801. futura aestate 821. — L. aestate prae- terita 804. 23. e. 795. — ep. proxima aestate 39 1 2 . L. portum Veneris intravit 801. — L. Italiam intrare festi- nasset817. t. festinanter intravit c. 44. — L. aditus quibus in Italiam intratur 817. e. Italiam intravit 756. Italiam intrare contendit 773. Saxoniam intraret 794. Saxoniam vastaturus intravit 797. — L. exercitus per Bojoariam intravit 820. e. Saxoniam per vallum intravit 758. — e. provinciam intrat 762. v. c. 11. — e. monasterium libenter intravit 788. t. basilicam intravit c. 54. — e. terram intrare 786. L. ad praesentiam imperatoris deducti 801 3 . — L. (eum) deduci fecit usque Ravennam 804. ep. quem usque ad illum deduci facias 47. — L. qui eum illo deducerent 816. t. qui eam illo de- duxerunt c. 38. id. c. 65. — t. Trajectum deducitur c. 89. deducere ad, in . . c. 39. 46. 52. 65. L. Alpes transire 801. Alpium transitu prohibebatur 820. 802 . L. de pace confirmanda 802. pacis confirmandae gratia 811. ib. pax confirmatur. pacis confirmandae causa 824. pacem confirmari jussit 825. pace firmata 811. 12. 13. per obsides firmatam pacem 828. de pace constituenda et conservanda 806. 09. pacis conservandae causa 806. pax in armis jurata servatur 811. pax servata — irrupta 815. pacem inrupit 828. — pace facta 807. 12. pacem fecit 810 (zweimal). 13. pax facta 812. 13. 15. pacis faciendae causa 810. gratia 824. pac¬ tum faciendae pacis 803. — pacis ac foederis causa 826. e. pacis causa 770. 82. — L. haec legatio de pace fuit 798. ut pacem statuerent 802, de pace agere 809. pacem petunt 812. 19. ib. pacem inceptam. nec belli nec pacis 820. sine pacis foedere 826. ib. pacem darf, pax firma raaneret 828. e. mediator pacis 787. pax et concordia. ib. infecto pacis negotio ib. — L. pacti seu foederis libellum suscep. 811. pacti ac foederis 814. ob pactum confirmandum 814. descriptionem pacti de- tulerunt 815. pactum fecit et firmavit 814. 17. propter foedus confirman¬ dum 827. de foedere confirmando 828. e. firmitatem pacationis facere 787. pactum fieri poterat 775. 1) L. missarumque solemnias celebrando 791. 2) Ann. S. Amandi. tota aestate 798. 3) L. obsides illos secum deducentes 785. ad prae¬ sentiam adduxit 792. 250 Robert Dorr. 804. L. cum mulieribus et parvulis transtulit in Franciam 804. v. cum uxoribus et parvulis sublatos transtulit c. 7. L. translatisque inde negotiatoribus 808. corpora in Franciam translata sunt 827. t. cinerea transferri praeceperunt c. 34. L. se ad Colloquium venturum 804. colloquium babitum cum .. 809. colloquium fieret 810. conloquitur 828. e. conloquio tantum cum eo habito 769. habitoque inter se conloquio 782. L. propius non accessit 804. — insulam accessit 808. e. Caesar- augustam accessit 778. — L. ad Bononiam accessit 811. ad terminos- 823. e. ad Padabrunnam 799. ad G. fluvium 767. ad Wisuram fluvium 772. ad Ovacrum fluvium 780. ad Danubium 787. 97. t. ad corpus c. 10. ad Oratorium c. 28. ad me c. 38. ad altare c. 38. 41. ad ostium c. 59. — L. usque ad Constantinopolim accessit 813. e. usque ad locum 753. usque ad oppidum 763. ad locum 791. L. missa legatione 804. 09. 12. 17 (dreimal). 828. e. 760. 69. 86. legationem mittere . . 773. 81. 82. v. legationes mittendo c. 27. L. medio Septembrio 804. ib. Novembrio. medio mense 821. 29. e. medio fereMartio 800. L. circa medium fereMajum mensem 815. t. circa medium fere mensem Augustum c. 93. Cf. L. circa medium Majum 825. L. adlatum est 804. adlatum est ei 815. adlatum est de morte 821. adlatum est quod 824. e, duo adlata sunt 793. t. cumque id mihi fuisset adlatum c. 15. — L. litterae adlatae 824. ossa adlata 826. e. adlata signa 799. t. adlata aqua c. 37. libellus mihi adlatus c. 48. 49. corpora adlata c. 69. Cf. Manitius 555. L. celebrare veile 804. se purgare veile 809. congredi veile 810. se habere veile 825. veile se transire 829. ib. Nordmannos veile regionem invadere. e. se veile dimittere 745. veile properare 781. facere vellet 787. v. eripere vellet c. 16. quidque fieri vellet c. 33. t. se servare veile ac posse affirmans c. 8. ep. eum facere veile 61. L. misso filio 804. misso fratre suo 826. misso exercitu 804. 27*. missa manu 815. missis litteris 825. v. litteras mitteret c. 16. epistolae missae c. 16. e. litteras missas 797. L. ire volentem 804. redire volens 811. vindicare volentes. ib. qui nosse voluerit 813. adducere voluerunt 826. e. redire volentes 800. recipere volentes 742. reverti volentem 799. vocari voluit 759. ut ipse voluit 797 2 . probator esse voluit 800. t. redire volentem c. 11. introire volens c. 93. ire volebant c. 37. 40. efficere voluisse c. 1. Deo volente c. 79. 80. feci ut volebat c. 47. feci ut voluerunt c. 58. ep. facere quidquid voluerit 31. venire voluerit 39. concedere voluerit 52. L. perlatum est ad 804. ad ejus notitiam perlatum est de . . 826. t. ad te . . perlatum c. 24. relatione perlata sunt c. 29. indicium ad nos perlatum c. 67. major pars ad notitiam perlata est c. 34. Cf. Manitius 555. L. sanguinem fuisse repertum 804. e. qui reperti sunt 788. L. propter hoc 804. e. 745. 56. v. c. 20. 26. ep. 2. 8. 12. 16. 39. L. ut famae veritatem inquireret 804. ad in v e sti g a n dam rei veritatem 823. ib. ad quod diligenter investigandam. t. postquam rei 1) Ann. Petaviani. missisque exercitibus suis 793. 2) Ann. Peta- yiani. sicut ipse voluit 798. Beiträge zur Einhardsfrage. 251 gestae veritatem agnoveris c. 22. rei veritate comperta c. 26. — L. rei gestae certitudinem adsequi 823. propter famae certitudinem comperiendam 826. Cf. e. de investigandis criminibus 800. L. accepta occasione exeundi 804. e. accepta impunitatis spon- sione 785. vulneris acceptio 778. occasiones deficiendi 785. L. quasi pro inquisitione 804. quasi injunetum 809. t. quasi pro titulo vel monumento c. 56. — L. quasi qui . . 824. v. c. 16. — e. quasi et ipsi eorum socii essent 775. quasi supervacua in totum 794. ib. quasi proelium commissuri. quasi ad redimendum reservatis 798. t. quasi de somno expergefactus c. 43. quasi nuntiaturus c. 44. quasi evi- gilans c. 51. 54. quasi illutninandum c. 88. L. arrepto itinere 804. e. armis arreptis 798. t. arrepto cultro c. 58. arrepto baculo c. 72. L. mansitque apud illum dies oeto 804. e. mansitque apud eum dies aliquot 799. t. manseruntque cum eo per dies aliquot c. 6. mansit¬ que ibi tribus diebus c. 46. — e. non diu in . . fide permansit 781. diu manere noluit 796. t. qui me in illa diutius manere non permittunt c. 50. ep. diutius manere non potuit 6. eos diutius esse mansuros 29. — L. ut pax firma maneret 825. v. mansitque ista concordia c. 3. L. Romam repedavit 804. t. ad propria repedavit c. 35. in palriam . . . c. 43. domum . . . c. 67. 805. L. non multo post 805. 822. — L. nec multo post 812. e. 796. t. c. 44. 47. 53. 87. L. precibus ejus annuens 805. adnuente precibus ejus Eugenio 826. e. cujus precibus adnuens 786. t. precibus ejus annuens c. 91. ep. precibus compulsus annuit 32. quantum ipse annuerit 30. — t. renuit c. 43. 64. Cf. Manitius 561. L. redire permisit 805. ilico venire permisit 824. domum remeare permitteret 825. d o m um r e d i r e p e r mi si t 826. e. domum redire permisit 798. ep. me permittat illo venire 43. — L. ad regnum redire permissus est 823. domum redire permissus est 824. v. redire permissus c. 11. t. permissi sumus c. 50. ep. quod vota nostra nihil valere permissa sunt 72. — t. ut se foras exire permitterent c. 59. quo volebat ire permisit 59. Cf. in patriam redire c. 8. 11. ep. me ire permittitis 42. — v. domum redire c. 1. e. domum rediit 796. — L. re¬ dire jussi sunt 824. v. in Hispaniam redire c. 2. — L. impune versari permisit 819. v. habere permisit c. 15. fieri permisit c. 16. religiosae vitae vacare permisit c. 20. ep. beneficium habere permisit 26 (zweimal). 53. macerari permittat 31. me tacere non permittit 34. immunes vos esse permittimus 39*. L. precibus assensum praebuit 805. bis omnibus adsensum prae- buit 806. ep. decrevi assensum praebere 5. nostrae petitioni assensum praebentes 69. v. adsentiri c. 8. t. assentire c. 59. L. juxta . . ritum 805. juxta consuetudinem 807. juxta patris mandatum 824, juxta merita 828. e. juxta morem 772. v. juxta modum propositum c. 3. t. juxta consuetudinem 82. 92. — L. juxta quod . . 823. e. juxta quod imperaverat 775. t. juxta quod jussi eramns c. 50. ep. juxta quod ... 13. 15. Cf. e. secundum quod jussi erant 795. Tu. habere praecepit 805. — L. ire praecepit 822. 23. t. redire praecepi c. 26. e. reverti praecepit 791. — L. venire praecepit 825. 1) L. min. legatos abire permittit 79b, 252 Robert Dorr. t. obviam festinare praecepi c. 14. pergere praecepit c. 64. — e. prae- cepit adduci 799. t. transferri praeceperunt c. 34. — L. tueri praecepit 827. t. sicut tibi, quae tibi praecepi c. 48. ib. quae scribere praecepi c. 48. ep. lapidari praecepit 34. — e. praecepit ut . . 782. ep. 48. L. omnem eorum terram depopulatus 805. vico depopulato 820. depopulata . . regione 821. e. cuncta depopulatus 772. L. inde regressus 805. e. 788. 97*. t. inde digressus c. 46. ib. inde digrediens. L. per Theodoms villam transiens 805. e. transiensque per castrum Aeresburgum 780. Cf. L. quasi per eam transire visa est 807. L. reversio 805. e. 799. L. ibique aliquantum temporis moratus 805. aliquantum temporis moratus 823. Cf. Manitius 554. L. ad hiemandum in Theodonis villa palatio suo consedit 805. e. ad hiemandum in villa Lonclare consedit 763. — e. in Aquisgrani palatio suo 788. 806 . L. illisque absolutis 806. absoluto atque dimisso 811. L. haec omnia litteris mandata sunt 806. v. jura . . litteris man- dari fecit c. 29. L. ut bis sua manu subscriberet — propria manu subscripsit 806. e. in quo omnes propriis manibus subscripserunt 794. Cf. Mani¬ tius 561. L. Karlum filium suum in terram Sclavorum cum exercitu misit 806. de filiis cum exercitu ad marcam Hispanicam mittendis 828. e. filium suum Hludewicum cum exercitu in Hispaniam misit 797 1 2 . L. juxta fluvium . . 806. 822. ib. juxta lacum. juxta Rheni fluenta 821. e. juxta fluvium 769. 71. 84. 90. 93. t. juxta fluvium c. 14. 29. 80, v. juxta flumina c. 17. — e. juxta montem 772. v. c. 8. — L. juxta terminos regni sui 809. e. juxta castrum 784. Comagenos 791. locum 795. Rhodanum 795. v. juxta villam c. 17. t. juxta ostium c. 54. ep. juxta clementiam praesentiae vestrae positi 66. eum juxta operantem arti- ficem sua verba jussit audire 61. L. Sclavisque pacatis 806. totam provinciam ita pacavit 819. L. missa manus . . vastata terrae non minima portione absque ullo gravi incommodo regressa 806. e. terra igitur magna ex parte vastata 795 3 . Saxonia ex magna parte vastata 796. Cf. e. regni residuam portionem 786. non minima Francorum manu 774. — e, sine gravi dispendio 788. L. haud ullo gravi damno accepto domuni reversi sunt 820. v. nullo gravi damno adfecta est c. 17. Cf. Mani¬ tius 560. 62. Cf. t. qui eum tarn gravi quatiebat incommodo c. 39, L. adventum expe ctantes 806. 11. e. expectaret adventum 795 L. abscesserunt 806. e. post abscessum ejus 756. t. post lega- torum abscessum c. 13. L. dimicans 806. e. dimicavit 783. 84. L. classi praeerat 806. 07. praesidio praeerat 802. 08 (zweimal), 09. 19. exercitui 827. 28. v. parti regni praeerat c. 3. provinciae c. 5 L. nullo adversariorum sentiente regressi sunt 806. nihil se sentire posse 826. e. rex domum regressus, priusquam eum Saxones veniss< 1) Ann. Guelferbytani. inde regressus 804. 2) Ann. Guelferbytani misit Pippinum cum exercitu in Beneventum 791. 3) Ann. Guelferby- tani. qui devastaverunt terram ex magna parte 791. 95. Beiträge zur Einhardsfrage. 253 sentirent . . . 774. t. nullo Romanorum civium sentiente c. 8. nullo id factum sentiente c. 23. matre non sentiente c. 67. ep. cum., equitare non posse sentirem 42. Cf. L. nullo suorum . . suspicante 821. 807. L. et apparuerunt acies eadem nocte mirae magnitudinis 807. cometes apparuit 817, ib. stella .. visa est. visae in coelo acies 827. ep. stellae, sideris apparitio 61. ib. stellae quae nuper apparuit facies. L. stella Mercurii visa est in sole quasi macula nigra, quae a nobis octo dies conspicitur 807. v. in sole macula quaedam atri coloris septum die rum spatio visa c. 32. Cf. Simson: de statu etc. р. 40. L. paululum 807. 21. t. c. 32. 38. 51. 56. L. minime notare potuimus 807. ep. minime valemus 10. L. nubibus impedientibus 807. ducibus . . inchoatus ejus im- pedientibus 809. L. legatione fungebantur 807. 26. vice sua functus 824. v. quo officio fungebatur c. 2. t. officio functus c. 27. 52. Cf. Manitius 555. L. bic Georgius est abba in monte Oliveti, et cui patria Ger¬ mania est, qui . . 807. t. hic est Georgius Veneticus, qui de patria sua ad imperatorem venit . . . c. 75. L. et legatus .. cum monachis .. ad imperatorem pervenerunt munera deferentes 807. e. venerunt . . legati munera deferentes 798. L. munera deferentes 811. 24. L. horologium arte mechanica mirifice compositum 807. t. organum — mirifica arte composuit c. 75. L. ad completionem horarum 807. placiti completionem 829. L. completis horis 807. completis diebus 816. unum mensem complevit 827. t. completisque — diebus c. 26. ante triduum completum с. 66. — L. completis negotiis 825. causis 829. t. officio completo c. 15. 32. 92. 93. — L. espeditione completa 818. completis bis 821. vena- tione 825. e. conventu 782. t. praefatione c. 34. oratione c. 67. — L. post completam ordinationem 817. venationem 820. t. post officium completum c. 16. 48. 85. — L. imperata complere 816. t. id quod im- peratum fuerat, complevit c. 61. — e. nihil de promissis opere complevit 756. v. bellum completum c. 6 (zweimal). 11. 13. 14. t. versum com¬ plere c. 32. 39. cuncta sermone c. 59. jussa c. 66. bymnus c. 93. — e. atque ibi residuum hiemis manendo complevit 780. v. et ibi quod reliquura erat temporalis vitae religiöse conversando complevit c. 2. t. cum omnia narrando compleveris c. 48. Cf. e. cum omnia . . narrando commemorasset 787. L. fenestrae . . apertae 807. t. scrinia aperuit c. 24. arcam c. 25. capsam c. 26. os c. 53. aperto ostio c. 59. apertis oculis c. 82. sepul- crum erat aperturus c. 91. — L. fugae causas aperuit 821. omnia uti gesta erant aperuerunt 817. e. cum legationis causam aperuisset 773. t. quoque modo ea fuisset adeptus . . aperuit c. 23. ep. in quibus periculum cavere debeatis aperiam 34. L. per aliquantum tempns 807. ep. 49. 59. e. 788. victi fugatique sunt, et multis suorum omissis... L. 807. qui (Mauri) . . de Hi- spania egressi, primo Sardiniam adpulsi sunt, ibique cum Sardis proelio coramisso. suorum amxssis et multis in Corsicam ad loca sua se receperunt. c. 798. commissoque proe¬ lio, ingenti eos caede prostravit 254 Robert Dorr. pervenerunt. Ibi . . . cum classe . . . proelio decertaverunt, victi- que ac fugati sunt, amissis tredecim navibus .. L. 813. Sardiniam . . adgressi, commissoque cum Sardis proe¬ lio, pulsi ac victi, et multis suorum amissis, recesserunt. L. 828. Bonifacius . . inter Uti- cam et Kartaginem egressus .. . . cum qua (multitudine) et proelium conseruit, . .. et fusam fuga- tamque profligavit, magnaque Afrorum multitudine prostrata, aliquantis etiamsociorum suorum ... amissis, in naves suas se r e c e p i t ... L. 807. quorum aliqui ad loca sua reversi sunt. L. 820. naves egressae . . . L. 826. Aquis egressus. L. classis Venetiam appulit 809. Mauri. . Corsicam appulerunt . . . Fusi igitur fugatique, et multis suorum amissis, . . . ad loca sua reversi sunt. e. 775. magnam ex eis pro- stravit multitudinem. v. c. 19. ex his amisit. ep. 8. ad locum suum re- verti. e. 765. regni sui terminos egres¬ sus est. e. 785. ad Saxonum pagos va- standos egressus . . t. fluminis ripam egressi c. 14. de palatio egressus c. 26. 31. pala- tio egrediens, egressi c. 29. 30. de vico, basilica egressi c. 56. 92. ibi egressus c. 39. . . . classem Frisiam appulisse 810. L. cecidissse perhibentur 807. jejunasse perhibetur 825. L. eo quod 807. e. 776. 82. 98. ep. 26«. L. testati sunt 807. 15. 26. t. c. 17. 25 (zweimal). 34. 37. 38. 39 (zweimal). 42. 44 (zweimal). 59. 70. 76. 91. ep. 61 (zweimal). 808 . L. in Abodritos cum exercitu trajecisse 808. e. Rhenum cum exercitu trajecit 779. 784. L. si Saxoniae terminos aggredi temptaret 808. similia temptantes 820. e. resistere temptarent 779. v. occupare temptantes c. 2. bellum reparare temptaverat c. 5. provocare? temptabat c. 11. t. viam .. quae- rere tentant c. 56. L. expugnatis Castellis 808. e. castrum expugnatum 776. — L. civitatem expugnat 809. civitate expugnata 816. e. civitatem expug- natam 798. L. transito flumine 808. 28. e. fluvio transito 789. L. cum incolomi exercitu in Saxoniam se recepit 808. cum incolomi exercitu in Aquitaniam se recepit 809 cum incolomi exercitu se prius reciperet 827. e. cum incolomi exercitu . . in Bojoariam se re¬ cepit 791. — v. salvo et incolomi exercitu revertitur c. 9. t. cum filia sana atque incolumi c. 67. — L. se cum omnibus rebus recipere 826. se in castra recipiunt 828. ib. in naves suas se recepit. e. ad loca sua se receperunt 788. Cf. Manitius 538. 556. L. so 1 ebant 808. 17. e. 782. 89. v. c. 1. 6. 7. 8. 26. 30. t. c. 18. 21. 39. 42. 43. 44. 64. ep. solent 33. L. se copiis ejus conjunxerunt 808. Bornae se conjunxerat 819. Cf. v. adfinitate sibi conjunxerat c. 19. L. ipsoque in regnum suum revertente 808. e. fratre in reg- num suum remeante 769. 1) Ann. Nazariani. eo quod 786. 88. Beiträge zur Einhardsfrage. 255 L. domum regressi sunt 808. 09. 10. 19. 21. e. 742. 74. 91. L. destructo emporio 808. e. idolo destructo 772. L. emporium constitutum 808. locus civitati constituendae 809. farum constitutam 811. villis . . constitutis 821. e. monasterium . . con¬ stitutum 746. ecclesias constitutas 760. t. quaesivit per ecclesias lon- gius ab urbe constitutas c. 91. L. commoditas 808. v. 17. L. domum reversus est 808. 10. 12. 13. 20 (zweimal), e. 748. 60. 74. 76. 81. 94. L. interea 808. 10. 11 (zweimal). 16. 17 (zweimal). 21. 22. 26. 27. 28. e. 775. 78. 82. 88. 99. L. p atefacto adventus sui negotio 808. conjuratione patefacta 818. patefecerunt 823. 24. e. patefecit 745. 800. L. natione Saxo 808. natione Siculus 811. e. natione Hispanus 792. natione Francam 783. t. natione Aquitauum c. 39. Alemannum c. 42. Graecus c. 61. L. per legatos . . imperatoris in regnum suum reducitur 808. reductus est in regnum suum 809. ad naves suas reductus 819. e. reducto perfuga 769. exercitu per pontem reducto 789. Romam . . per legatos regis .. reductus est 799 1 . L. ae difi c ati s .. Castellis 808. e. aedificato castello 769. castella aedificare 806. 22. civitatem 809. naves 811. porticum 817. e. mo¬ nasterium 746. pontem navalem 792. v. aedificatis navibus c. 17 2 * . 809. L. primo . . deinde 809. 10. 15. 19. 20. 25. primo quidem . . deinde 810. inprimis . . deinde 811. primo . . ac deinde 823. primo . . inde 821. ac deinde 813, 15. e. primoque . . deinde 783. ac deinde 801. v. primo . . deinde c. 14. t. ac deinde c. 56. 84. 93. — L. deinde 816. e. 799. v. c. 11. 18. 23. 30. t. c. 78. ep. c. 34». L. cumque 809 (zweimal), e. 784. 85 (zweimal). 86 (zweimal). 87. 90. 91. 95. t. c. 10. 22. 65 4 . Cf. Manitius 560. L. recedere 809. 13. 27. t. c. 63. 66. L. hoc i nj un ctum 809. injunctura negotium, injuncta 824. v. offi¬ cium . . injungendum c. 24. t. cura injuncta c. 58. ep. quod . . injunc- tum 12. quidquid . . injunxerit 19. quae injunxistis 56. servitium in- jungere 70. L. cognita fraude 809. detecta fraude 818. Cf. Manitius 523. L. At in occiduis partibus . . Hludoicus .. cum exercitu Hispaniam ingressus . . 809. At in partibus occiduis Pippinus . . Wasconiam cum exercitu ingressus . . 819. ad occiduas partes proficisci 822. occidentalium partium 826. L. cum exercitu Hispaniam ingressus 809. Wasconiam 819. cum valida manu Dalmatiam ingressus 19. e. Alamanniam cum exer¬ citu ingressus 742. cum exercitu Saxoniam ingressus 795. cura exercitu Aquitaniam ingrediuntur 742. juncta manu Saxoniam ingressi sunt 744. cum exercitu profectus Saxoniam ingressus est 747. cum exercitu magno Saxoniam ingressus est 753. Italiam cum valida manu ingreditur 755. contractis undique copiis Aquitaniam ingressus 760. cum magno belli apparatu Aquitaniam ingressus 761. v. cum exercitu Italiam ingressus 1) L. papa reductus est ad sanctam sedem per missos regis 755. 2) L. aedificavit castrum 769. 3) Ann. Petaviani. deinde 778. 94. 95. 96. 4) Ann. Nazariani 788. 256 Robert Dorr. c. 10. — L. in regionem . . ingressus 819. Brittaniam ingressus 824. e. regionem . . ingressus 799. in fines ingressi 782. ib. fines. Italiam ingreditur 786. terram .. ingressi 789. Septimaniam ingressi 793. basi- licam ingressus 800. t. ingressi basilicam c. 8. 40. 42. 82. 85. eccle- siam c. 54. 74. aedem e. 10. cellulam c. 47. L. vi d e 1 i c e t 809. 18. 21. 22. 26. 27. e. 787. 94. 98. 800. v. prae- fatio. c. 7. 13. 18. t. c. 25. 26. 29. 32. 67. 84. ep. 5. 10. 34. 41. 52. 71. 72i. L. consumpto .. aliquanto tempore 809. consumptis diebus 824. e. totum autumni tempus consumpsit 793. L. postquam eam tarn cito capi non posse vidit 809. e. vidit se . . transire non posse 784. t. postquam se vidit nihil posse proficere c. 10. L. civitatem . . diripuerunt 809. praedia . . diripiunt 815. spolia direpta 819. cunctis direptis 827. direptis villulis 828, ib. cuncta diripiunt. e. ad villas diripiendas 785. direptis paene Omnibus Hu- norum opibus 796. v. tbesauri direpti c. 13. Cf. Manitius 559. L. per negotiatores mandavit se audisse 809. e. per quos man- davit melius esse 779. — L. mandare per . . 804. 15. ep. 20. 63. Cf. Manitius 555. L. legati reversi sunt 809. exercitu reverso 819. quibus domum reversis 820. e. donec legati .. reverterentur .. reversis legatis 769. v. legatis revertentibus c. 16. t. donec ipsi reverteren¬ tur c. 58. reverso Ratleico c. 15. suis ad se reversis c. 66. L. pro eo quod 809. t. 37. ep. 4. 17. 18. 41. L. in Abodritos . . duxit exercitum 809. in Saxoniam ducto exercitu 804. e. in Saxoniam duxit exercitum 783. cum exercitu quem secum duxerunt 787. quo constituit exercitum duxit 789. ducens partem copiarum 773. L. suas ultus est injurias 809. ad cujus perfidiam ulciscendam 819. v. perfidiam ulcisceretur c. 7. patris exilium . . ulcisci posse putabat c. 11. — L. ultio 828. e. 761. 778. L. conventus fieret 809. e. 788. L. conventus factus est 828. L. emendatione digna 809. emendare curavit 822. emendatum 828. v. disciplinam emendavit c. 2%. dignam poenam exigeret c. 7. ep. cladem qua digni sumus venturam 61. t. ad emendandos pravos mores c. 1. L. multis . . prolatis rebus 809. ib. res gestas proferre. quaedam . . protulerunt 824. v. perperam prolata c. 29. L. hine et inde 809. t. c. 14. 21. L. adgredi 809. 12. 13. 18. 19. e. 767. 78. 86. 88. 89. v. c. 9. 17. L. his successibus omnes ad suam societatem reverti coegit 809. e. in societatem recepti sunt 798. Cf. Manitius 554. 58. 60. — L. haud prosperis successibus utitur 813. prosperis usae suc¬ cessibus 820. L. his ita gestis 809. rebus parum prospere gestis 819. e. de ante gestis 787. t. hoc ita gestum c. 59. L. agitatum est . . de statu ecclesiarum 809. super statu ecclesiarum corrigendo 813. multa de statu ecclesiarum . . tractata 819. tranquillum hujus temporis statum fecisse putatur 821. statum regni explorantes 823. statum populi Romani depravatum 824. v. propter re- parandum . . ecclesiae statum c. 28. status aevi praesentis . . 1) Ann. Nazariani. 788. Beiträge zur Einhardsfrage. 257 praefatio. t. integrum corporis statum recipere c. 76. in statum pristinum restituta est c. 78. ep. Status rerum palatinarum 47. L. conversatio ecclesiarum 809. monastica conversatio 822. v. religiosa conversatie c. 18. L. ut videbatur 809. e. ut sibi videbatur 768. t. ut sibi vide- batur c. 5. ep. ut meae pusillitati videtur 14. ut mihi videtur 61. Cf. Manitius 560. L. statuit civitatem aedificare 809. — L. copias statuit operiri 810. adventum 826. t. statui operiendum iudicium c. 15. — L. ire sta- tuunt 815. digredi statuit isset 823. reverti statuit 825. e. re- redi statuens 778. reverti statuit 791. t. statuerent in patriam reverti c. 6. redire statuisset c. 23. — L. ad conventum statuit pro- ficisci 829. e. Romam proficisci statuerat 745. 80. 86. t. statuit Monguntiacum proficisci c. 93. — L. ei statuit occurrere 816. ubi hiemare statuerat 824. e. bello aggredi statuit 772. 89. Saxoniam statuit esse petendam 776. petere 794. sicut statuerat 784. v. animum ducis statuit experiri c. 11. t. statuerat rem experiri c. 9. consilio praevenire c. 7. ep. statuit 69. L. ad hoc 809. 17. 28. v. c. 2. 19. 25. 32. e. 783. 796. ep. 39. L. ac caeteris ad usum necessariis rebus instructos 809. ne- cessaria quaeque ad utilitatem orientalium partium regni sui pertinentia 822. ob necessaria regni negotia 828. ut ei omnia ad instrumentum effi- cieudum necessaria praeberentur 826. v. famulos sibi necessaria mi- nistrantes . . habebat c. 1. t. ad profectionem necessaria c. 29. ad cognoscendum — faciendum c. 47. ad omnia c. 84. necessaria dilatione videbantur c. 18. 29. necessaria praestant c. 64. necessaria dilatione c. 11. ep. necessaria ad habendum 23. L. ad locum destinatum ducere jussisset 809. ad destinata loca pervenit 820. e. ad destinatum locum pervenit 776. t. ad locum destinatum pervenire c. 20. — L. ducere jussit 824. L. ad hoc 809. 22. 28. e. 783. v. c. 2. 19. 25. 32. ep. 39. — L. missusque ad hoc 817. 28. e. missus est ad hoc 796. L. per dolum interfectus est 809. per dolum interfecto 822. dolo interfectus 823. dolo captum 808 . . . factum 819 .. . deceperat 826. L. locus exploratus 809. ad quod explorandum ac diligenter investigandum 823. ad causam diligentius explorandam 823. 24. statum regni diligenter explorantes 823. t. explorata . . qualitate c. 7. Omni¬ bus diligenter exploratis c. 46. v. diligentissime c. 26. L. E. comitem huic negotio exsequendo praeficiens 809. filium Pippini . . Italiae praefecit 813. quos exercitui praefecerat 827. v. quem regem Italiae praefecerat c. 19. Cf. Manitius 559. — L. ad haec exsequenda 824. e. cum imperata exsequerentur 788. v. quae erant ex- sequendac. 8. L. Albim traicere 809. flumine quod traiciendum erat 820. e. arane traiecto 775. amnem traiciens 778. Rhenum traiecit 779. 82. 84. 89. 94. Albim traiceret 795. mare traiciens 786. L. locum .. occupare 809. ib. occupatus. castellum 822. e. civi¬ tatem 741. regiones 786. ripam 791. v. Galliam c. 2. Aquitaniam c. 5. L. vocabulo 809. 10. 15. e. 769. 84. 85. t. 29. 48. 74. 77. 78 (zweimal). 80. 83. 89. L. locus super ripam 809. e. locus qui est super fluvium 753. super fluvium . . 747 (zweimal). 78. 83. 84 (zweimal). 87. 91 (zweimal). 93. 95 (zweimal), id. v. c. 17. — e. super litus oceaui 789. id. v. c. 10. — t. super Hrernum posita c. 93. L. locus .. muniri coeptus 809. t. lectio recitari coepta est c. 42 258 Robert Dorr. L. praefectus Barcinonae 797. Bojoariae 799. praefectus Caesar- augustae atquae Oscae 809. id. 810. Cefalaniae praefectus 810. marcae Forojuliensis 818. limitis praefecti 821. 26. praefectus illius pro- vinciae 821. e. Siciliae praefectus 788. Bojoariae 799. Oscae 799. v. praefectus aulae c. 1. Forojuliani ducatus c. 6. praefecti pro- vinciarum c. 13. praefectus palatii c. 3. Cf. Manitius 562. L. locum ejus invasit 809. regionem invadere 829. e. incautos a tergo invaserunt 776. insula invasa 786. qni tune eam invaserat 797. Cf. ep. me tarn magnus reuium dolor invasit c. 40. L. sese cum omnibus quae habebat in deditionem illi venire veile promisit 809. promittens se cum suis omnibus in imperatoris ditionem esse venturum 810. t. omnibusque quae habebat dispositis c. 36. — L. ad ejus praesentiam se veile venire promisit 822. e. qui se christianos fieri veile adfirmabant 776. multitudo se falso christianum fieri veile promiserat 777. se christianum fieri vel 1 e promisit 795. jurejurando fidem se regi servare veile promiserunt 794. v. ut christianae religioni se subdere veile promitterent c. 7. t. se servare veile affir- mans c. 8. ille eos se ducere veile promisit c. 7. — L. promisit se ad Colloquium imperatoris venturum 804. ut adfirmaret se non ad palatium venturum 817. se illo ad pr aes en tiam imperatoris v en- turum promis er at 827. t. promisit se ad me esse venturum c. 46. 810 . L. insulam paene totam 810. pars classis . . paene tota 812. totam paene regionem 820. totius paene Saxoniae 828. e. Saxoniam . . paene totam 795. v. totum paene Orientem c. 16. L. nulloquein eainvento praesidio 810. nullus Brito invenie- batur, qui resisteret .. 818. ut vix ulla pars regni ab hac peste . . intacta possit inveniri 820. cum nullum in mari piratam invenisset 828. e. occasiones deficiendi invenire non potuerunt 785. v. quia vix ulla in terris natio invenitur c. 22. cum prius non amplius quam vix quatuor ventorum vocabula possent inveniri . . c. 29. ep. se non potuisse invenire homines 8. t. neminem a se Romanum inveniri posse c. 9. L. classem ad litora vastanda misit 810. classis ad vastandum Ventura 812. e. ad S. pagos vastandos 785. Cf. L. ad devastandam ejus regionem 820. L. ad auxilium ferendum 810. 15. 27. — auxilium ferre 814. 24. v. c. 5. L. ad propria regreditur 810. t. c. 59. 66. L. expeditionem meditans 810. tyrannidem meditatum 817. v. meditati c. 3. Cf. e. meditaretur 756. meditatum scelus 792. L. nuntium accepit 810. 29. e. 799. — nuntio accepto 824. e. 793. L. victores 810. e. 783. 84. L. ad congregandum exercitum 810. — congregato exer- citu 817. e. 784. 87. 98. — L. exercitus congregati 820. — L. congre- gatis copiis 810. e. copias congregare 782. 88. — L. innumeram in- colarum multitu d ine m subito c o ngr e gatarn offe ndit 828. e. con- gregatam Saxonum multitudinem offendit 775. — L. conventuni congregatum 813. conventu congregato 822. in diversis conventibus . . congregatis 828. e. conventu congregato 767. 72. congregato episco- porum concilio 792. ac magna hominum multitudine congregata 793. — L. homines congregasset 809. naves congregatae 811. e. congregatos 782. Beiträge zur Einhardsfrage. 259 Saxones congregari 783. ib. congregati. commeatibus congregatis 791. v. congregatis . . primoribus c. 30. t. congregata multitudo c. 28. 81. 91. turba congregata c. 68. 85. numerus . . . c. 35. populus . . . c. 84. congregati c. 38. congregarent c. 56. L. ad Alaram fluvium contendit 810. e. ad Ovacrum fluvium contendit 775. ad Santonicam civitatem . . 768. ad eos . . 783. t. Augustam Suessionum . . contendit c. 13. L. praestolatur eventum 810. t. sanitatis praestolaretur even- tum c. 89. adventum eorum praestolantes c. 12. ibique adventum me- dici praestolaretur c. 93. Cf. Manitius 563. L. de diversis terrarum partibus 810. ex diversis terrarum partibus 826. v. in diversis terrarum partibus c. 8. Cf. L. in diversis conventibus 828. in diversis occupationibus 829. Cf. Manitius 562. L. una — altera 810. 796. unum — alterum 813. unus ■— alter 820. uno — altero 827. e. unam — alterum 773. uno — altero 788. una — altera 791. unum — alterum 793. ep. unum — alterum 44. L. legatio adventare narratur810. .. viri cecidisse narrantur 812. prodigia extitisse narrantnr 823. miracula . . tanti stuporis esse narrantur 826. fragmentum ex glacie . . decidisse narratur 824. t. quod hoc modo contigisse narratur c. 49. de villa V. fuisse narratur c. 77. ep. quam (apparitionem) Chaeldaeorum vidisse sapientes narrantur 61. L. quibus .. acceptis 810. e. 798. L. paene nullus (bos) 810. v. ingeniolum . . paene nullum — praefatio. ep. paene nihil 10. L. non solum . . sed etiam 810. 17. e. 757. 76. 92. v. c. 5. 6. 16. 24. 32. t. c. 31. ep. 22. 33. 37. 40. 46. 50. 57. 60. 71. — v. non sulum . . sed . . c. 11. L. Amoroz de Caesaraugusta expulsus 810. aliis duobus patria expulsis 819. expulsis ducibus 827. L. Oscam intrare compulsus est 810. e. ad impletionem promis- sorum compulit 756. Saxones . . fugere compulerunt 776. v. ut me ad haec scribenda corapelleret. — praefatio. Haistulfum . . compulit et ob- sides dare . . c. 6. ut in Hispaniam eos redire compelleret c. 2. ep. precibus compulsus 32. ut . . me admonere compellat 46. 811 . L. absoluto atque dimisso 811. absolutos dimisit 817. L. alter — alter 811. e. 793. 99. L. de Sicilia profugit 811. e. in Saxoniam profugit 747. 48. 77. ad Normannos 782. L. patriam remittitur 811. in patriam remittitur 821. in patriam remisit 823. e. in ducatum remisit 779. L. duci jubetur 811. ducere jussisset 809. ducere jussit 824. L. honore spoliatus 811. honoribus privatus 828. L. secundum ritum 811. 23. ritu solemni 821. L. datis .. sacramentis 811. e. sacramenta dederunt 775. post datum sacramentum 796. L. secundum consuetudin em 811. t. c. 44. 49. 56. 67. 93. ep. 23. 45. 54. L. totidem 811. e. 798. v. c. 18 (zweimal), t. c. 65. L. ad eorum perfidiam puniendam 811. ob cujus perfidiam ulciscendam 819. L. summitas 811. 13. e. 778. 260 Robert Dorr. L. obviarunt ei legati 811. e. quibus obviavit 782. t. his obviavit c. 14. nobis obviavit e. 31. obviante divina gratia c. 65. L. circa Danubium habitantium 811. qui circa Savum fluvium habitant 820. in illis finibus habitantium 827. trans Garonnam et circa Pirineum montem habitant 816, L. jussi venerunt 811. qui jussi venerant 819. venire jussis 821. jussae venerunt 823. t. jussus venit c. 47. 812 . L. defunctus nuntiatur 812. dux Spolitinus decessisse nuntiatur 824. ib. adventare nuntiabantur. venisse nuntiatur 827. ep. stella . . mi- naciter flagrasse nunciatur 61. L. reges sibi constituit 812. regem sibi constituit 823. nomi- nis atque imperii socium sibi constituit 817. successor consti- tutus est 821. dux constitutus 827. ib. rectores constituerunt. camararium in suo palatio constituit 829. e. regem constitui 749. comitibus consti- tutis 776. ib. qui in eo causa praesidii fuerant constituti. v. rex constitutus c. 3. ib. constituitur. ib. ambos sibi reges constituunt. con- sortem sibi totius regni et imperialis nominis heredem constituit c. 30. t. qui super eum (populum) constituti sunt c. 50. ostiarius ab eo fuerat constitutus c. 54. — Cf. t. in superioribus ecclesiae locis con¬ stituti c, 37. ib. in inferioribus constitutum populum c. 37. in eodem loco constitutos c. 68. in media populi multitudine constituta c. 71. ep. in quo (loco) eum ipse constituit 35. in qua aetate modo constitutus sum 71*. L. Niciforus imperator post multas et insignes victorias in Moesia provincia commisso cum Bulgaris proelio moritur 821. e. quorum alter, Geroldus . commisso cum Hunis proelio cecidit, alter vero . . post multa proelia et insignes victorias apud Tharsaticam . . interfectus est 799. L. quae (classis) ad vastandam Italiam Ventura dicebatur 812. civitas . . dicitur tremuisse 815. cui se duo . . sociasse dicuntur 819. cum eis sermonem habuisse dicitur 820. infulas imperii suscepisse dicitur 821. partem obtinere dicitur 822. animalia . . exanimata dicuntur 823. cujus crassitudo duos pedes habuisse dicitur 824. qui in eis Deo servire di¬ cuntur 809. e. in qua custodia dicitur permansisse 741. caedem fecisse dicuntur 775. pervenisse dicantur 778. evasisse dicantur 783. ut vix decima pars . . remansisse dicatur 791. t. quorum reliquias . . habere dicitur c. 67. ep. clades, quam . . classis Nordmannica partibus hujus regni intulisse dicitur 61. L. quoadusque . . 812. t. 93. L. rerum eventus 812. e. 788. alternante rerum eventu 797. Cf. prospero eventu dimicavit 784. bellum prosperos ac felices haberet eventus 791. v. bellorum eventus c. 6. in qualicunque eventu c. 18. rerum exitus c. 3. L. partim — partim 812. 23. e. 785. 92. v. c. 20. Cf. L. ex parte — ex parte 817. L. classis . . deleta 812. copiae deletae 824. fruges deletae 823. e. copias deletas 793. Cf. v. litteras deletas c. 32. L. parte non mo dica interfecta 812. pars non modica consumpta 820. non modicum damnum intulit821. non modica praeda 822. conventu non modico 826. e. non modicam caedem 775. non modico praesidio 776. v. Germaniae pars non modica c. 15. t. non modicum impedimentum c. 4. non modicam portionem c. 10. non modicum pavorem incussit c. 46. 1) L. min. W. episcopus constituitur 747. Beiträge zur Einhardsfrage. 261 L. Classis . . turpiter fugiendo domum reversa est 812. quem : ugiendo sibi consulere ae patriam turpiter redire coegit 813. nisi sibi fugieudo consuleret 819. fugiendo se contulit. 822. 3. in castra fugiendo pervenerunt 782. nisi .. sibi ad regem veni- 3iido consuleret 787. turpi trepidatione confusi 774. Cf. Manitius 561. 813 . L. jussu 813. 15. 19 (zweimal). 22. 23. 26. e. 753. 55. 82. v. c. 1. 24. t. c. 23. ep. 70. L. coram 813. 23. e. 787. 92. 800. 01. t. c. 42. 43. 44. 48. 49. 32. 63. 64. 67. 69. 70. 74. 76. 78. 79. 80. 82. 83. 84. 86. 87. 93. ep. 10. 42. 50. 51. 64. 71 E L. in loco deputato 813. 26. regnum deputatum 806. comites leputati 821. lionor . . deputatus 824. t. qui deputati fuerunt c. 32. L. juramentum 813. 21. v. c. 11. L. j am dudum 813. 24. jam diu 823. L. relicta patria 813. relicto genero 819. civitate relicta 822. 'elictis Sorabis 823. relictis Castellis 827. e. relicta Italia 774. relicto praesidio 785. relicta Benevento 786. nudus . . in platea relictus est 799. /. regni administratione relicta c. 2. ib. relicto monte. relictis patriis jaerimoniis c. 7. hunc (magistratum) relictum c. 2. Aquitaniam relin- juere c. 5. t. relicto opere c. 10. Papia relicta c. 13. solus in cubiculo relinquitur c. 58. ep. relicto ovili 30. Roma relicta 71. L. bellum intulerunt 813. 14. e. bellum iulatum 761. ad bellum nferendum 782. ut bellum inferret 791. v. bellum iulatum c. 2. ib. in- ’erebatur c. 12. ep. cladem iutulisse 61. L. confluentibus ad se passim ex omni Danorum terra popn- arium turmis813. t. comitantibus atque liinc inde concurrentib us lymnidicis populorum turmis c. 14. Cf. Manitius 554. L. redeuntibus 813. redeunte 828. L. ac proiude 813. e. 789. v. c. 16. t. c. 3. 30. 46. 68. 72. 90. ;p. 72. — v. proinde c. 11. t. c. 46. 18. 48. ep. 46. 50. 52. 71. L. deposito diademate 813. babitu saeculari deposito 822. v. de- jositus c. 1. 2. t. deposita simultate c. 30. L. monachus efficitur 813. irritos efficeret 827. e. inferiores iffecti sunt 778. monachus factus 753. v. unus cum eis populus effi- :erentur c. 7. t. homini similior efficta c. 53. sanus effectus est c. 71. ’3. 79. me laetum . . . efficeret c. 46. mandatis ejus inoboediens eflec- us est c. 50. ep. inobedientes effecerat 39 1 2 . 814 . L. rebus humanis excessit 814. regni socio rebus humanis ex- 3mpto c. 6. L. sub'actae Italiae 814. e. subacto illo populo 789. provincia . . mbacta 799. Cf. Manitius 558. L. successit 814. ib. successerat. successor constitutus 821. e. luccessit 756. Hadrianus in pontificatu successit 72. 88. v. ei suc- :essit c. 33. successio regni c. 3. t. qui Eugenio in pontificatus honore mccessit 91. Cf. Simson a. a. O. p. 608. L. summoque omnium Francorum consensu ac favore rntri successit 814. v. consensu omnium Francorum rex constituitur c. 3. 1) Ann. Nazar. coram 786. id. L. min. 800. Lrh. 802. 2) L. martyr effectus 754. Ann. Nazariani. clericus effectus est 788. Neues Archiv etc. X. 18 262 Robert Dorr. cum summo omnium amore atque favore . . conversatus est c. 20. susceptum est hoc ejus Consilium ab omnibus.. magno cum favore. c. 30. Cf. Manitius 557. L. regni a d mini s t r a tio 814. v. c. 1. 4. post regnum admini- stratum c. 3. bella . . administrata c. 8. ep. in tota domus ac familiae administratione 72. Cf. Manitius 557. L. legationes . . ad se veuientes suscepit818. ibique ad se venientem suscepit 825. e. ibi primates fratris . . ad se venientes suscepit 771. ibique filium regis . . ad se venientem suscepisset 797. ad auxilium sibi venientem suscepit 748. L. ad justitias faciendas 814. cum . . justitias faceret .. d& justitiis factis 823. ib. justitias perficere. e. ob justitias faciendas 798. Cf. Manitius 562. L. eo modo 814. e. eo videlicet modo 794. ep. eo videlicet modo 5. L. sicut petierat 814. t. sicut ipse petiverat c. 39. L. opportunum tempus 814. ep. tempore opportuno 23. oppor- tuno tempore 29. Cf. Manitius 559. 815 . L, tandem hieme transacta 815. c. transacta tandem hieme 785. — L. hieme transacta 816. 20. — L. transacto jejunio 808. 18. pauco tempore transacto 805. reliquum aestatis tempus transigens 823. aestatem transegit 826. venatione transacta 826. qua (venatioue) trans¬ acta 829. e. transacta verni temperie 791. t. transactis admodum paucis diebus c. 22*. his transactis c. 11. transactis festi occupationibus c. 26. L. tandem 815. 29. e. 785 (zweimal). 797. L. sicut jussum erat 815. ep. sicut jussistis 69. — e. ut jussum erat 791. t. c. 89. L. vastatis pagis 815. e. 784. L. vastatis agris 822. L. ibi ad eum . . . legati venerunt 815. 826. e. venerunt . . ad eum legati 795. 98. L. sed antequam illue veniret 815. qui illuc venirent 821. ib. illuc etiam legati venere. ilico venire permisit 824. e. illuc et Tassilo dux Bojoariorum . . . venit 1 2 757. illuc Pippinum ad se venire jussit 797. t. illuc venerat c. 54. 89. 93. venit illuc c. 76. 93. illuc venientes c. 82. illuc venire contende c. 89. ep. illuc venire facias 23. illuc navi- gando pervenire 40. illuc navigio venire 42. — e. illuc missus 786. t. illuc allatus . . c. 62. illuc convenerant c. 63. L. hujus causae indicium ad pontificem delatnm 815. e. hujus (conjurationis) indicium cito ad regem delatum 785. L. quod cum . . 815. e. 765. 775. L. qui et ipse . . 815. e. 742. L. is cum . . venisset 815. is cum . . reverteretur 798. t. is cum dormiret c. 64. is cum . . mansisset c. 67. L. bellum susceptum 815. 20. e. 762. 64. 92. Cf. 773. v. c. 3. 5. 6 (dreimal). 7 (dreimal). 13. 14. bello suscepto c. 20. L. qui terrae motum . . ibi contigisse retulerunt 815. hoc eis ob hoc contigisse 823. t. quae Ratleicus hoc modo contigisse retulit c. 47. quod hoc modo contigisse narratur c. 49. alterum mira- 1) Ann. Nazariani. transactis igitur quibusdam diebus 786. 2) Ann. Guelferbyt. et illuc venit dux Tassilo .. 787. Ann. Naz. illucque veniens Dessilo dux Beiweriorum . . 787. Beiträge zur Einhardsfrage. 263 culum contigisse certum est c. 90. quod ipse contigisse vidi c. 54. — L. magna incommoda contigerunt 820. 27. quae in marca Hispanica contigernnt 828. contingere 804. t. contigit illa accensio c. 48. adven- tus sanctorum contigit c. 81. contigit hoc c. 85. signum contigit c. 80. — e. contigit, ut . . 772. t. c. 37. Cf. v. Wasconiam perfidiam contigit experiri c. 9. L. praedia . . exstruxit 815. e. munitio extructa 791. v. regiam extruxit c. 22. basilicam c. 26. arcus extructus c. 31. t. monasterium extruere c. 91. ib. titulum extruxerat. 816. L. strenue 816. ep. 52. e. strenuissimum quemque 776. v. stre- nuissime c. 5. 13. L. ob nimiam ejus insolentiam ac morum pravitatem 816. e. propter morum insolentiam 798. L. duabus expeditionibus ita sunt edomiti 816. v. aliquoties ita domiti atque emolliti c. 7. Cf. Manitius 559. L. videri 816. 17. 19. 20. 23. 24. 25. 26. 29. e. 763. 68. 74. 78. 80. 90. 98. 99. v. praef. c. 1. 2. 5. 6. 13. 17. 18. 20. 21. 22. 30. 32. t. 1. 5. 7. 13. 18. 25. 33. 34. 39. 41. 48. 60. 66. 74. 81. 84. 89. 90. 92. ep. 5. 11. 14. 22. 34. 46. 55. 58. 63. 66. 72. L. missis legatis 816. 19. 22. 26. L. ex more 816. 820. t. c. 43. 46. 47. L. muneribus et datis et acceptis 816. e. datis et acceptis promis sionibus 776. L. Compendium palatium petiit 816. t. palatium petii c. 22 palatium Aquense petebat c. 67. ep. ut palatium petam 14. 817. L. eum praecedere jussi sunt 817. ib. regiam potestatem . . par tiri jubebatur expeditionem facere jussi 816. adesse jussi sunt 823. redire jussi sunt 824. illoque expectare jusso 826. e. adesse jus¬ si sset 788. secunda aqua descendere jussis 791. v. responsa quae erat edoctus vel etiam jussus . . redderet c. 1. t. eo pergere jussi c. 3. 26. ei occurrere jussi c. 14. quae aliis dicere jubebatur c. 39. secedere jussi c. 45. adesse jussus c. 46. ibi hoc opperiri jussus c. 46. nuntiare jussi c. 48. quidquid dare jubentur c. 50. quo jubebatur pro- ficisci c. 89. quos amare jubentur c. 94. ep. interesse jussum sum c. 14. Cf. L. 811. L. brevi venturus putabatur 817. hoc dolo factum putatur 819. tranquillum hujus temporis statum fecissc putatur 821. e. in- vitus hoc fecisse putatur 753. v. gens Merowingorum durasse putatur c. 1. quin potius putaretur tale aliquid inchoaturus c. 14. duplum in lato habere putatur c. 15. t. putantur operari c. 60. ep. ne ad nos non venisse putaretur 29. L. quo cum pervenisset817 ... fuisset reversus 825. t. . . . venissent c. 40. 93. .. pervenissent c. 56. 93. . . duceretur c. 65. Cf. Manitius 560. L. ad ven tum illius jussit opperiri 817. statuit adventum opperiri 826. se opperiri jusserat 824. ib. ipsos fecit opperiri. nuncium opperiens 828. e. adventum ejus opperirentur 794. par- tem exercitus opperiretur 783. t. statui o p p e r i en d u m indicium c. 15. qui hoc ibi opperiri jussus fuerat c. 46. opperientes promissorum .. adimpletiouem c. 24. jussimus feminam opperiri c. 22. soeios . . opperiri c. 56. egressum priucipis opperientem c. 22. 18 * 264 Robert Dorr. L. quo veniente817. e. rege . . veniente 781. t. sanctis venien- tibus c. 14. L. neque (res) .. finiri posse videbatur 817. ep. necfiniri posse videtur (dolor) 72. ib. metiri tarnen posse videtur doloris magnitudo. L. propter assiduam Herioldi inf estati o n e m 817. v. assidua infestatione vastabandi c. 17. — L. assiduis in cursionibus fatigavit 827. v. assidua incursione lacessebant c. 12. L. imbrium assiduitate 820. v. cum assiduo bello . . certaretur c. 9. cum in ejusmodi occupationibus assidue versaretur c. 17. assiduus laqueariorum crepitus c. 32. t. assidaa oscitatione c. 53. assidua membrorum agitatione c. 85. L. velut inania ueglecta 817. v. inane regis vocabulum c. 1. t. haud inaniter c. 63. 66. spem velut inanem judicantes c. 65. t. neglec- tis martyrum sepulcris c. 2. — L. velut 819. 21. 24. e. 774. 76. 78. 82. 88. 95. 99. v. praef. c. 12. 24. t. c. 32. 38. 43. 54. 60. 63. 82. 85. 87. ep. 31. 72 (zweimal). L. porticus . . imperatorem subita ruina . . ad terram de- posuit 817. v. porticus . . subita ruina . . conlapsa c. 32. ib. equus . . eum . . ad terram elisit. — L. subita morte periit 810. mu- tatione subita aeris 815. aere subita mutatione in tempestatem converso 824. t. subita caecitate percussus c. 64. 76. tarn subitam se asserit sensisse medelam c. 36. •— L. subito 804. 28 (zweimal), v. subito c. 32. e. subito 795. t. subito ad terram corruit c. 85. subito c. 16. 20. 35. 38. 62. 82. 84 (zweimal), ep. subito 72. Cf. t. gravi ruina c. 37. L. praeter quod 817. e. 791. v. c. 32. L. summa celeritate 817 (zweimal), v. summa cum celeritate c. 9. L. cum Vosegi saltum venandi gratia peteret 817. venandi gratia Arduennam proficiscitur 819. venandi gratia Arduennam petiit 822. imperator venandi gratia Noviomagum profectus 825. ib. in Vosegum in Rumerici montem venandi gratia profectus. t. cum rex venandi gratia de palatio fuisset egressus c. 26. Cf. Simson a. a. O. 608. L. et quo tendebat proficiscitur 817. t. ad locum quo tende- bamus praecessi c. 19. L. nunciata defectione 817. v. nuntiato sibi obitu c. 19. L. obvios habuit 817. 18. 19. t. c. 14. L. regiam potestatem .. solus. . tenebat 817. opes et p o- tentia^ regni tenebantur c. 1. partem (regni) quam tenuerat c. 3. e. majorem partem (regni) tenebat 786. L. marca quam solus tenebat 828. v. Orientem tenebat c. 16. provinciam tenere c. 11. insulas tenenl c. 12. magistratum tenuisset c. 2. L. tarn graviter 817. v. 32. L. quibus cum 817. 23. 13. L. cum nostri fortiter restitissent 817. e. sed vigilantium ac viriliter resistentium virtuti repulsi 775. ep. sicut viri fort es injurias ... fortiter repulistis .. atque aviditati eorum viriliter restitistis c. 39. — L. custodibus resistentibus 820. ib. bostium manu resistente, e. resistentibus Langobardis 755. — L. resistere 818. 20. per- tinacissime . . . 827. e. obstinatissime . . . 753. validissime . . . 758. L. cum . . Italiam intrare festinasset 817. t. festinanter intravit c. 44. Cf. e. festinus advenerat 799. collecto festinanter exer- citu 782. t. venire festinavi c. 15. ad sua redire festinabant c. 43. festinando praecessi c. 19. ep. ad vos redire festinat 30. ad imperatorem venire festinabo 40. Cf. L. 801. Beiträge zur Einhardsfrage. 265 L. erant praeterea et alii multi praeclari et nobiles viri 817. e. aliorumque clarorum atque nobilium 782. — t. prae¬ terea c. 56. 818 . L. cum . . exercitu . . adgressus 818. e. 758. L. regiam sibi vindicaverat potestatem 818. v. dominatum sibi vindicantes c. 2. L. ad hibernandum reversus 818. ad hiemandum revertitur 819. 29. e. ad hiemandum revertitur 775. 96. L. ad nostros fines se contulerant 818. e. in Salernum se cum suis contulit 786. v. Eomam se contulit c. 3. L. mar ca 818. 19. 21. 22 (zweimal). 25. 27 (zweimal). 28 (fünf¬ mal). 29. L. quibus auditis atque dimissis 818. 22. 819 . L. simili modo 819. 21. 22. t. c. 31. 32. 42. 43. 59. 63. 68. 89. 93. L. proelio conflixit 819. v. acie conflixit c. 8. bello c. 15. L. legibus .. capitula quaedam ... quia de erant, conscripta atque addita sunt 819. v. cum animadverteret, multa legibus . . deesse — cogitavit quae deerant addere; — sed de bis niliil aliud ab eo factum est, nisi quod pauca capitula et ea imperfacta legibus addidit. c. 29. L. perm anend um sibi in inclioata perfidia velut Optimum judicans 819. e. non diu in ea quam promiserat fide permansit 781. sed in promigsa fidelitate diu manere noluit 796. in custo¬ dia . . dicitur permansisse 741. ep. si in promissis suis permanere voluerit 35. ib. in promissa . . benignitate permanere vellet. — t. illud tarnen Optimum judicavi c. 24. — e. cum sibi festinandum judi- caret 776. t. adimplendum esse judicans c. 33. necessarium judicavi c. 34. spem ejus velut inanem judicantes c. 65. v. ineptum judicans c. 4. dignum judicare c. 7. judicare c. 12. 16. Cf. Manitius 558. L. omisso quod facere cogitabat 819. e. omisso proelio 794. omisso patricii nomine 801. t. omissis operibus e. 27. L. perfidiae . . adjutor existeret 819. rebellis extiterat 822 1 . e. inimicissima . . extitit 788. v. tantus existeret c. 17. ep. si — negli- gentior quam oportet exstitero 71. — t. divinitus adjutus c. 13. meo fultus adjutorio c. 3. cum adjutorio c. 13. ep. adjutores in construc- tione basilicae 51. cnm Dei . . adjutorio 39. ib. in adjutorium. adjuto- rium habuerit 50. L. populum . . falsis persuasionibus inlexit 819. v. qui eum vana regni promissioue inlexerant c. 20. t. ad proditionem faciendam illexit c. 25. L. cui cum . . 819 (zweimal). 824. e. 776. 79. 80. 87. t. c. 10. L. periit in eo proelio D. 819. v. tota in hoc bello Hunorum nobilitas periit c. 13. ib. duo . . ex proceribus . . eo bello perierunt. L. in exordio defectionis 819. v. bellum sumpsit exordium. v. c. 8. ib. bella orta. L. paenitus 819. v. praef. c. 32. t. c. 6. 10. 24. 33. 37. 39. 49. 57. ep. 7. 29. 69. — L. paenitus nihil 820. nulla paenitus . . alimenta 825. ep. paenitus non 72. 1) L. rebellis extitit 777. 266 Robert Dorr. L. neque eum sua provincia i m p uu e versari permisit 819. v. cum in ejusmodi occupationibus assidue versaretur c. 17. ep. seu ubicum- que versari videntur 66. — e. impunitas 785. v. impune ferre c. 7. Cf. Manitius 562. L. regione sua coegit excedere 819. finibus excedere com- pulerunt 827. v. regno, Italia excedere compelleret c. 6. Cf. e. fugere compulerunt 776. L. caballis captis 819. e. capto .. castello 742. 75. L. quae qualiter gesta fuerint . . nuntiare curavit 819. in im- peratoris esset arbitrio, qualiter ita fieret emendatum 828. t. qua¬ liter id fieri posset, se nescire respondit c. 2. de hoc qualiter fiere posset . . ambigebat c. 9. qualiter id fieri deberet ostenderunt c. 17. qualiter c. 31. 47. 49. 59. 67. Cf. Manitius 555. L. ut nullus in ea (provinicia) . . inoboediens remansisse videretur 819. e. ut vix decima pars . . remansisse dicatur 791. remanentibus in ea (provincia) transacti belli reliquiis 769. v. ut ne fama quidem remaneret c. 9. ut nulla remaneret occasio c. 16. ne (aeditui) quid indecens ... in ea (ecclesia) remanere permitterent c. 26. ut . . ne una quidem hastula ex eo (ponte) remaneret 32. t. ut nihil remaneat c. 34. ut ne parvissima quidem in eo scintilla remaneret c. 45. ut null um morbi asserat morbi remansisse vestigium c. 66. majore tarnen parte in loco remanente c. 39. ep. ita ut nullum omnino tegumen tectorium inibi remanserit 69. — t. remanere c. 10. 13. 18. 24. 62. ep. 37. 47. 70. — t. inoboediens c. 50. L. qnasi regnum accepturus 819. ib. quasi regnum habituri. t. quasi nuntiaturus c. 44. L. venatorio quoque exercitio more solemni ibidem exacto 819. v. venatum proficiseitur, exactoque in hujuscemodi negotio quod reliquum erat autumni . . c. 30. L. reliquum aestivi caloris et autumni dimidium exer citatio n e venatoria in Yosegi saltu . . exegit 821. autumnalis venationis exercitium 829. v. exercebatur assidue equitando ac venando c. 22. Cf. Manitius 535. — L. post exactam hiemem 829. t. duobus jam exactis mensibus c. 93. — Cf. t. post exactum a se daemonem c. 51. Cf. Manitius 563. 820 . L. in quo (conventu) de defectione deliberatum est 820. e. de bello suscipiendo deliberans 773. cum . . de praefectione sua . . deli- berasset 786. L. fraudis et i n f i d el i tatis insimulabatur 820. e. perfidiae ac fraudis conscii 788. L. cum accusatore . . confligere conatus 820. atque eorum teme- rarios conatus irritos efficeret 827. e. defendere conabatur 758. resistere conantem 773. ut omnes borum conatus praeverteret 776. propositum avertere conatus est 786. ep. persuadere conentur 34. (res) vobis auferre conatus est 39. nos visitare conati sunt 67. cor sursum levare conatus sum 72. L. tardius 820. 27. tarda 816. tardius 827. v. tarde c. 33. L. Alpium transitu . . p rohib eb atur 820. e. cumque eum ulterius progredi . . aquarum inundatio proliiberet 784. k. Dravo flumine impediebatur 820. e. suorum consilio impe- diebatur 769. L. hoste superato 820. v. superati se dediderunt c. 7. — Cf. e. difhcilem viam superarunt 755. v. cautes superatae c. 6. t. Alpes •superasse putavit c. 13. Cf. Manitius 558. Beiträge zur Einhardsfrage. 267 L. soluti ventris incommodo adfectus est 820. t. variis affecti languoribus e. 28. renum dissolutione affectus c. 35. pari morbo affec- tum c. 42. ep. tantis corporis incommodis affectus sum 40. bis passionibus affectus 41. in tantum affectus sum 42. Cf. v. magnis ad- ficiebat honoribus c. 25. Cf. Manitius 560. L. pars (exercitus) hoc morbo consumpta est 820. v. plures . . eo bello . . viri consumpti sunt c. 8. L. exercitus postquam in unum convenerunt 820. ep. ut faceret convenire ad unum locum illos comites 63. — L. convenire 812. 28. t. c. 23. 47. 821 . L. tres exercitus ordinati 821. v. ad hoc ordinati c. 19. t. ordi- natisque clericis c. 21. — Cf. L. tractata atque ordinata 819. id quo- modo fieret. ordinasset 828. Cf. Manitius 558. L. et hoc limitis praefectis imperatum est 821. e. ut ei fuerat imperatum 788. t. sicut ei fuerat imperatum c. 70. id quod imperatum fuerat c. 61. L. imperata complere 816. facere 818. e. imperata exequi 788. Cf. Manitius 556. L. post festi expletionem 821. e. his expletis 796. t. quibus expletis c. 20. 29. quibus verbis expletis c. 36. expletis orationibus c. 39. expleta narratione c. 45. expleto evangelio c. 63. vicem ambu- landi explere c. 93. L. petente populo 821. e. quibus petentibus 798. v. pontifice petente c. 23. t. viris petentibus c. 34. 68. ministris petentibus c. 44. ep. me petente 6*. L. imperatore consentiente 821. clero consentiente 823. ib. con- sensisse credebatur. L. ob hoc 821. 23. v. c. 16. 22. 27. t. c. 68. 86. ob hoc prae- cipue c. 24. 60. e. ob hoc maxime 785. ep. ob hoc factum 45. L. ad p e r s e ver an d um in perfidia qua coeperat 821. non per- manendum sibi in inchoata perfidia 819. L. simulato reditu 821. cum simulata viderentur 817. L. populi frequentia 821. t. c. 68. L. ob regni utilitatem 821. v. c. 1. propter regni utilitatem c. 30. utilitate gentis considerata c. 10. Cf. L. utilitatibus ecclesiae dis- positis 816. ad utilitatem orientalium partium regni pertinentia 822. L. sacramento . . consummato 821. t. officio vespertino consum- mato c. 54. L. perfidiae notabatur 821. y. crudelitatis nota c. 20. L. qui cum in Saxoniam venisset 821. qui cum Lugdunum venisset 828. e. qui cum ad regem . . pervenisset 773. qui cum Saxoniae fines ingressi fuissent 782. t. qui cum illuc venisset c. 46. quae cum illo pervenisset c. 67. qui cum surgeret c. 32. qui cum intrasset c. 40. quae cum in ecclesia substitisset c. 85. — L. qui cum . . 823 (dreimal), 24. v. c. 17. t. c. 39 (zweimal). 55. 62. e. quae cum . . 792. t. 67. 76 2 . L. perceptoque baptismi sacramento 821. post sacrara com- munionem, quam . . perceperat 825. e. apostolica benedictione per- cepta 787. v. sacra communione percepta c. 30. Cf. L. corporis alimenta percipiens 825. L. non solum . . verum etiam . . 821. 24. 29. e. 794. v. 20. 1) L. petentibus illis 785. populo petente Lauresh. 801. 2) L. qui cum recipissent obsides 785. 268 Robert Dorr. 22. 28. t. c. 11. 28. 47. 59. L. non solum . . verum et . . 817. non solum . . verum . . 821. 23. id. v. c. 27. L. huc atque illuc 821, v. 7. t. c. 32. L. damnum intulit 821. adversa 827. ep. (cladem) intulisse di- citur 61. 822 . L. viginti quinque pedum spatio distans inventus est 822. v. nt viginti . . pedum spatio longe jaceret c. 32. L. in deserto loco 822. t. desertas regiones petiturus c. 92. — L. deseritur 819. v. deserturos c. 6. e. desertores 798. L. sub unius noctis spatio 822. hiberni temporis spatium 828. e. per totum hiberni temporis spatium 785. v. temporis spatio c. 8. septem dierum spatio c. 32. t. interjecto parvi temporis spatio c. 42. parvo temporis spatio c. 43. tanto temporis spatio c. 52. ep. septem dierum spatio 14. id ipsum temporis spatium 72. L. senio confectus 822. t. ex dentium dolore confectus c. 69. ep. magis infirmitate quam senectute confectus 26. Cf. Manitius 557. L. tactus corporis infirmitate 822. valida infirmitate detentus 824. ep. infirmitate confectus 26. ib. propter infirmitatem qua premitur. L. propter bellum conficiendum 822. e. propter conficiendum bellum 766. ad bellum conficiendum 767. bello confecto 768. L. depulsis .. Sclavis 822. ep. caritate depulsa 34. L. constructis aedificiis 822.— v. basilicam construxit c. 32. id. t. c. 14. — t. Oratorium constructum c. 27. cellulam construxit c. 52. propter aedificia palatii construenda c. 62. ep. constructio basi- licae 51. L. constructis . . opere novo aedificiis 822. v. basilica . . opere mirabili constructa c. 17. ib. palatia operis egregii. t. Ora¬ torium vili opere constructum c. 27. inventoque titulo, quem opere magnifico extruxerat c. 91. Cf. e. opere complevit 756. in hoc opere occupato 793. ib. in eo opere. 823 . L. inter caeteras (legationes) 823. 25. t. inter caeteros .. c. 37. 38. 46. 63. 74, 82. 86. L. inter caetera 815. 24. L. abjecto illo 823. v. abjecto daemonum cultu c. 7. ep. abjecta obedientia 34. L. quos cum audisset 823. t. invenisset c. 12. L. absolvisset 798. absolveret 824. L. quem cum . . 819. L. ut is .. potestatem (regiam) haberet 823. e. sed nullam potestatem regiam habuerunt 749. L. sacramento firmatos .. remisit 823. per obsides firmatam pacem inrupit 828. e. promissis jurejurando firmatis 755. populo terrae per sacramenta firmato 787. qui populum Romanum ad suam fidem per sacramenta firmaret 796. firmatoque ad defectionem animo 763. — L. ut pax firma maueret 828. ut ea . . statueret atque firmaret 824. amicitia . . firmissimo robore constituta 816. e. firmitatem pacationis facere 787. firmitatem accepit 754. firmitatis causa 754. v. foedus firmissimum statuit c. 16 i. L. quod se . . parum fideliter ageret 823. ib. quod se . . fide- 1) L. et cum sacramenta firmata (sacramento 1. sacramenta firmata a eiet 7. sacramenta firmata essent 9. sacramentis confirmatos 15.) 755. Beiträge zur Einhardsfrage. 269 liter agerent. e. incaute se agendo 775. cf. v. pertinaciter agere c. 11. ep. si me segniter agentem invenerit 71. L. venire dissimulasset 823. ep. nihil dissimulavit 56. L. propter quod 823. e. propter quae . . 800. L. secundum .. jussionem 823. ep. 22. — e. secundum quod jussi erant 795. t. c. 26. L. jussionem impleturus 823. t. adimplere jussionem c. 20. ut jussio fuisset adimpleta c. 31. — v. jussionibus coerceri c. 12. divina jussione c. 33. t. jussioni cedere c. 24. divina jussione c. 47. ex mea jussione c. 48. ep. sine vestra jussione 16. jussio clementiae vestrae 51 (zweimal) 1 * . L. rogante.. papa 823. ib. rogantes. rogans 826. v. rogatu c. 6. roganti c. 16. rogato c. 5. t. rogatu c. 76. — e. rogare 796. v. c. 10. t. c. 24. 59. 62. 65. 91. ep. 14. L. indicium facere 823. t. c. 65. — t. indicium c. 5. 7. 8 (zweimal). 65. 67. ep. 72. — L. indicare 825. 29. v. c. 16. 29. t. c. 3. 15. 17. 25. 35. 38. 44. 46. 48. 54. 58. 67. ep. 11. 13. 29. 61. L. ut . . comitem secum a dsum er et 823. adsumpto secum fratre 828. e. adsumpta secum uxore 768. t. adsumptis quos secum adduxerant pueris c. 9. Cf. e. sumpto secum comitatu suo 797 3 . L. adlatum est ei de interitu 823. e. accepit . . nuntium de interitu 779. — L. prope interitum 819. interiret 823. L. erant et qui dicerent 823. t. erant ibi inter caeteros c. 63. L. in . . necem consensisse credebatur 823. hujus cladis prae- sagia credita sunt visae . . acies . . 827. e. divinitus factum creditur 772. utrum . . proprius an adoptivus filius Dei credendus esset . . 792. v. conjurationum Fastradae . . crudelitas causa extitisse creditur c. 20. t. qua martyris corpus reconditum credebatur c. 9. quis hoc fecisse cre¬ dendus est c. 59. Cf. v. merito eredi possit c. 13. L. reliquum aestatis tempus 823. v. quod reliquum erat autumni c. 30. L. tarn per illum . . quam per suos legatos . . 823. — L. tarn — quam 828. 29. e. 784. 88. ep. 12. 41. 45. 72. Cf. Manitius 555. L. nihil sibi ultra in hoc negotio faciendura ratus 823. e. responderunt, sibi de hac re nihil esse commissum, nec se de hoc negotio aliud facturos 787. L. pollicitationibus suis adhibens fidem 823. e. fidem dictis suis adhibens 796. t. quibus tarnen ut fidem haberem c. 34. Cf. Mani¬ tius 559. L. dato . . responso 823. accepto responso 826. L. praedicandi gratia 823. e. o ran di . . 774. 78. non praedandi sed ultionem exercendi . . 778. benedictionis . . 800. v. regendi . . c. 3. t. salutem quaerendi . . c. 38. o ran di . . c. 40. miraculi conspiciendi . . c. 63. reficiendorum jumentorum . . c. 68. sustentandi se . . c. 71. supplicandi . . c. 91. L. ad fidem venientes 823. ad fidem imperatoris venire non dubitavit 825. e. ad suam fidem venire non ambigerent 785. — e. cujus fidei se committere non dubitavit 769. cumque ipsi regis fidei se committere dubitarent 785. et illorum fidei, quibus se credere non dubitavit, commissus est 797. ep. quae . . eidem committere dubitare non debui 56. rogare non dubitamus de justitiis 50. pro 1) L. per jussionem 753. A. Lrh. jussionem . . implere 795. A. Nazar. implentes 788. 2) L. secum sumpsit 755. 270 Robert Dorr. cujus amore raori non dubitaverunt 71. — Cf. ep. et quoniam de fide illius nihil te dubitare scripsisti 56. memorem te esse non dubito 58. t. quia fastidiosa esse non dubito c. 94. Cf. Manitius 560. L. innumera multitudo 823. 28. e. 788. 824 . L. legatos ad imperatorem cum litteris misit 824. legatum . . ad imperatorem cum litteris remisit 826. t. missoque ad me puero cum litteris c. 13. L. litterae . . adlatae 824. ossa adlata 826. e. signa . . 799. t. aqua . . c. 37. libellus . . c. 48. 49. corpora . . c. 69. L. rei novitate non immerito permotus 824. t. rei novitate perterritus c. 16. horrore tenebrarum permotus c. 45. — v. non im¬ merito c. 17. 21. t. c. 60. L. conventu pronuntiato 824. 26. — L. pronuntiare 823. e. 760. 92. v. c. 16. 29. t. c. 24. 48. L. Hlotharium filium, imperii sotium . . 824. filium suum . . Hlotharium nominis atque imperii sui sotium sibi constituit 817. Harioldus in societatem regni receptus 821. evocatum ad se filium suum Hludoicum Aquitaniae regem imperialis uomi- nis sibi consortem fecit 813. v. vocatum ad se Hludowicum filium, Aquitaniae regem . . consortem sibi totius regni et imperialis nominis heredem constituit c. 30. regni . . sotio c. 6. ep. postquam vos in societatem nominis et regni consensu totius populi sui assumpsit 34 >. L. de consortio regni ejicientes 827. Cf. Manitius 563. — e. consensu omnium Francorum ctra. Cf. Manitius 557. L. tum demum 824. e. 775. 91. L. initium autumni 824. circa hiemis initium 824. circa Novem- bris mensis initium 825. usque ad hiberni temporis initium 827. e. aesta- tis initio 782. circa aestatis initium 791. L. illuc legatos .. sibi occurrere jussit 824. t. de Trajecto ei occurrere jussi c. 14. Cf. t. eo pergere jussi c. 3. L. legati .. litte ras .. deferentes 824. e. legatum . . litteras deferentem 797. L. legatione audita 824. 25. 28. e. audita def'ectione 782. audito . . adventu 786. facinore 799. t. audita virtutum fama c. 67. 72. auditis miraculis c. 93. L. quibus auditis 818. 22. t. bis auditis c. 6. 24. L. propter quae 824. e. 799. L. percontari 824. t. c. 6. 22. 49. L. Deo donante 824 t. Christo domino donante c. 72. 82. L. copiae quas secum habuere . . 824. e. eum secum haberent <82. quas (copias) . . secum habebat 783. habentes secum legatum . . 788. t. quem (thesaurum) secum habebat c. 13. comitem secum habens c. 68. habentes nobiscum c. 20 2 . L. simul cum . . 824. 28. e. 800. t. 59. ep. 19. 42. 825 . L. paene omnes 825 e. 782. L. ut ipse dicebat 825. t. c. 68. 73. ut ipse ajebat c. 87. L. ^Noviomagum — secessit 825. e. ex ea provincia sece- 1) Die. epistola 34 (ad Lotharium imperii consortem) ist gegen Ende 830 geschrieben. 2) L. quem secum habebat. L. 787. Beiträge zur Einhardsfrage. 271 derent 742. v. in Samnium provintiam . . secessit c. 2. t. ad man- sionera suam secedere jussi c. 45. in partem . . secretiorem . . secederem c. 47. L. ab hominibus Lantberti comitis . . circu raven tu s atque inter- fectus est 825. e. circumventi a Saxonibus . . interfecti sunt 782. L. missis litteris .. respondit 825. e. litteras missas deferentem 797. v. litteras . . mitteret c. 16. ib. epistolae missae. t. missis ad Rat- leicum litteris c. 25. 826 . L. quem miserat 826. c. 800. L. sine morarum i n t e rp o si t i on e 826. t. c. 48. ib. sine ulla morarum interpositione c. 33. sine ulla interposita mora c. 67. nec longa interposita mora c. 68. parva temporis mora interposita c. 40. ep. sine mora 3. 20. 21. Cf. Manitius 557. 521. L. cum nihil certi super bis quae fama vulgaverat reportasset 826. quae fama dispers erat 829. v. vel fama dispersa fuisset c. 19. t. qualis fama dispersa sit c. 25. fama crebrescente divulgatum est c. 28. divulgatam famam extinguere c. 24. ep. unde se certi aliquid ad vos allaturum existimavit, nihil vobis certi significare aut . . indicare pos- sum 29. L. legatum .. sine litteris remeare fecit 826. ep. noluimus illum sine litteris nostris dimittere c. 29. L. ut jussus erat 826. e. ut jussi erant 781. ut jussi fuerant 787. t. ut jussus fuerat c. 46. L. de tuendis finibus 826. regni terminos tueri 827. v. in tuendo regno c. 18. L. tueri 806. 17. 26 (zweimal), e. 755. 58. v, c. 9. 19. L. condignus 826. ep. 58. L. magna multitudo 826. 828. e. 775. 793. maxima 777. L. asserebat 826. t. c. 25. — t. ut ipse asserebat c. 47. 64. — t. ut ipse asserit c. 32. 40. ep. 8. — t. asserebatur c. 61. asserit c. 36. L. ad sua regressi sunt 826. e. 793. L. ad sua ire 829. e. illi revertebantur ad sua 778. t. universis ad sua reversis c. 81. multitudine ad sua recedente c. 20. L. perquirerejussit 826. t. ac se . . perquirerent c. 62. j u s s um pauperem perquirens c. 46. L. ubi hiemare constituerat 826. e. in qua hiemare consti- tuerat 778. — Cf. e. exercitum mittere constituit 786. Bojoariam petere . . 787. exercitum ducere . . 789. facere . . 799. L. in regnum suum eum fecit restitui 826. e. in ducatum restituit 748. in locum suum restitutus est 799 *. L. ossa . . martyris . . in basilica . . collocavit 826. t. col- locatis in eadem basilica . . reliquiis c. 37. ubi martyrum Cor¬ pora collocavi c. 35. Cf. et in basilica . . collocatur c. 89. Cf. c. 23. 58. 62. 63. 66. 93. L. tanta signorum ac prodigiorum multitudo claruit, tanta vir- tutum vis in omni genere sanitatum per divinam gratiam in nomine ejusdem beatissimi martiris enituit, ut a nullo mortalium eorundem mira- culorum aut numerus comprehendi, aut varietas verbis valeat enuntiari, quorum quaedam tanti stuporis esse narrantur, ut humanae imbecillitatis fidem excederent, nisi certura esset, dominum nostrum Jesum Christum, pro quo idem beatissimus martir passus esse dino- 1) Aun. S. Amandi. restituit eum in sede sua 799. 272 Robert Dorr. scitur, omnia quae vult faeere posse per divinam omni- potentiam, in qua illi omnis creatura in coelo et in terra sub- j ecta est 826. t. quamquam omnia magna sint, et ad divinam debeant referri po- tentiam . . . in eo tarnen miraeulo . . tarn patenter Dei omnipoten- tis virtus clare cognoscitur, nt nulli dubium relinquatur, quin in omni creatura sua quidquid voluerit facillime possit effi- cere c. 58. t. quis hoc fecisse credendus est, nisi ille, qui de nihilo creavit omnia; et qui in rebus quas condidit talia potest faeere, quae nec intellectu comp r ehe n di, nec bumanis possunt sermonibus explicari? Quis enim aut cogitatione conjicere, aut verbis valeat enarrare, qualiter ... cum nobis certissimum sit .. c. 59. t. certum tarnen babeo et semper certum babebo, illam di¬ vinam et supernam virtutem, per quam haec atque alia bujusmodi miracula fieri creduntur, nibil unquam sine causa vel faeere vel fieri sinere in creaturis, quas ad suam providentiam et guber- nationem pertinere non dubito c. 45. Cf. Sirnson a. a. O. 609. L. multis signis atque virtutibus clarificata sunt 827. ep. de recuperanda corporis salute licet nunqnam sit desperandum, quia potens est Deus de creatura sua faeere quidquid voluerit, tarnen etc. 31. L. ad motus Hispanicae marcae componendos 827. v. com- positis in Aquitania rebus c. 6. e. bis ita compositis 758. Cf. Mani- tius 558. L. limitis custodes 827. Cf. Manitius 562. L. gentilicia levitate 827. solita levitate 816. — v. gentilicius c. 22. t. c. 55. L. fraudulentis machinationibus 827. ib. propter falsas polli- eitationes. e. fraudulentis promissionibus 776. propter fraudulentas . . promissiones 777. quam sibi falso pollicebantur 794. Cf. Manitius 562. L. p ertinacissime 827. e. quanta potuit pertinacia 792. L. e x p ersuasionib us 827. e. ex persuasione 778. ep. ex nullius persuasione 43. — e. cum ei persuasum esset 793. L. cum immodieis . . copiis 827. e. immodica conjuratio 7S5. t. immodicam multitudinem c. 20. id. e. 788. L. quod ita tactum esset 827, t. quod ita factum inde conjicie- batur c. 54. quod postea factum est c. 46. L. rernm necessitas postulabat 827. t. quae usus postulabat c. 19. L. juxta quod ratio postulabat 823. Cf. Manitius 559. L. ni . . . tardius ... is quem ducebant ad marcam venisset exercitus 827. e. cumque rex cum eo quem ducebat exercitu usque ad Arrabonis fluenta venisset 791. ib. in illo quem rex ducebat exercitu. e. vastatis pagis 784. depo- L. ut Abumarvan, vastatis Bar cinonensium agris villisque in- censis, cunctis etiam quae extra urbes invenerat direptis, cum incolomi exercitu Caesaraugu- stam s.e prius reciperet, quam a nostro exercitu vel videri potuisset 827. L. vastatis agris et incensis com- pluribus villis S22. pulatisque . . Saxonum agris ac villis incensis 784. direptis . . opibus 796. quae extra muni- tiones invenit761. cumincolomi exercitu se recepit 791. prius- quam eum Saxones venisse sentirent 774. ad . . pagos vastandos ac villas diripiendas 785. Beiträge zur Einhardsfrage. 273 L incensis ae direptis aliquot Nordmanuorum villulis 828. L. aliquot casae viles incensae 820. Cf. supra L. vastatis pagis 815. diripere 809. cum incol. exerc. se recepit 808. depopulatus 805. L. annualia dona suscepit 827. annua dona suscepit 829. v. an- nuatim c. 1. L. quos ille . . benigne receptos et audivit et absolvit 827. e. quos rex benigne receptos . . remuneratos absolvit 800. 828 . L. cum . . . tum ,|. 828. L. culpabiles inventi 828. e. multitudinem . . . supplicem invenit 776. populum . . devotum invenit 777. (eos) iter agentes invenerunt 778. t. eum . . ibi jacentem invenisset c. 54. sanum invenerunt c. 59. L. multati sunt 828. e. 792. L. sicut . . inde reversi retulerunt 828. e. inde reversi 743. 72. 79. 80. 90. 800. t. sicut retuli c. 33. quid sibi . . retulisset c. 67. de ea retulerunt c. 76. gesta referuntur c. 34. L. ibique per aliquot dies 828. e. 791. Cf. L. 800. L. illo venire 828. e. 800. ep. 43. — L. illo convenissent 828. L. ibique aliquamdiu moratus 828. e. ibique aliquamdiu com- moratus 746. cumque ibi aliquamdiu moraretur 771. — Cf. e. cum . . per triduum moraretur 772. t. septem vel eo amplius dies ibidem moratus est c. 39. ut aliquot dies ibi morarentur c. 12. per triduum ibi morati sunt c. 26 *. — Cf. Manitius 554. L. etcomperto 828. quo comperto 815. e. compertaque . . vo- luntate 786. t. rei veritate comperta c. 26. — L. comperiri 815. 17. 23. 29. e. 783. v. c. 17. 26. t. c. 3. 4. 39. 58. 67. 94. ep. 17. 39. 67. L. ad patrem . . revertitur 828. e. ad patrem . . reversus est 784. L. contr actis., copiis 828. e. 786. Cf. Manitius 540. 556. L. in ripa Aegidorae sedentes 828. v. pro tribunali sederet c. 18. t. cum juxta ostium sederet c. 54. Cf. Manitius 560. L. transito flumine adorti 828. e. in ipso fluminis vado adorti 775. extremum agmen adorti 778. simul eos adorirentur 782. Cf. Manitius 538. L. cum omnibus copiis 828. e. 768.98. majoribus copiis 788. v. cum maximis copiis c. 14. L. quanta necessitate coacti 828. ep. se magna cogi necessi- tate 17. cogit me necessitas 60. L. se ad satisfactionem esse paratos 828. ep. ad tuam voluntatem faciendam paratiores ac promptiores 62. ib. nostri parati sunt, sic et vobis facere paratus est 52. L. multitudinem profligavit 828. v. omnibus . . profligatis c. 7. hostes . . profligati c. 8. L. atque hoc facto 828. e. et hoc facto 760. v. in hoc facto c. 9. hoc factum c. 9. 30. L. ingentem Afris timorem incussit 828. t. non modicum pavo- rem audientibus incussit c. 46. Cf. Manitius 563. 829 . L. ventus tarn vehemens coortus 829. ep. tempestas tarn ve¬ hementer incubuit 61. 1) L. aliquot dies ibi moratus 787. 274 Robert Dorr. L. quam . . vocant 829. t. quem . . voeant c. 68. L. Transalbianam Saxoniae regionem invadere 829. e. in Transalbiana Saxonum regione 785. Transalbiani 798. L. (exercitum) qui hoc facturus esset 829. t. cum ille hoc fac¬ turus cereum accenderet 16. L. quo nuntio commotus 829. e. 783. —L. seditione commota 798. solita levitate commoti 816. e. verbis commotus 787. quibus rebus commotus 793. commotum animum . . mitigavit 760. t. haud parva per- turbatione commoti c. 39. Cf. Manitius 524. L. jussit ut cum summa festinatione tota populi sui genera- litas post se in Saxoniam veniret 829. ep. jussit me post se ad C. venire 42. et caeterum eomitatum post vos venire juberetis 3. post illam pergere coepi 42. t. post eos, quos praemiserat, profectus est c. 12. — e. summa festinatione contendit 782. t. ad me cum summa festinatione regressus c. 46. quanta potuit festinatione c. 13. c. illa festi¬ natione 776. — e. f e s tinan tib u s legatis 782. v. festinantibus . . mi- nistris c. 32. — e. cum sibi festin and um judicaret 776. ep. semper videtur esse festinandum 46. — e. festinare 778. t. c. 14. 17. 27. 39. 46. 67. ep. 40. 72. — v. festinato facere c. 5. festinatum discessum c. 17 1 . — Cf. supra L. 817. L. ubi vana esse compererat 829. t. vanis spebus c. 6. spe . . haud vane concepta c. 65. spem . . non vana fide concepit c. 72. Cf. Manitius 559. 537. L. oblata sibi . . dona suscepit 829. e. quos (obsides) obtulerunt 778. utrosque filios . . regi obtulit 786. t. obtulit beatis martyribus . . praediolum c. 29. obtulit et regina cingulum suum c. 29. quod (pretium) offerebat c. 36. libellus regi oblatus c. 48. ep. munera . . obtulisse nar- rantur 61. L. finito conventu 829. v. finito bello c. 3. 6. t. fasto die jam finito c. 54. quo (hymno) finito c. 93. — e. bellum nondum finitum 765. v. c. 5. bellum finitum est c. 8. — L. cum magna laetitia et exultatione 829. t. cum ingenti . . laetitia c. 14. 67. laeti c. 59. laetabunda c. 67. cum magna exulta¬ tione c. 21. gaudio . . et exultatione repleti c. 27. cum ingenti exultatione c. 35. magno nos gaudio et exultatione replevit c. 46. cum multa ex¬ ultatione c. 53. cum ingenti . . populi exultatione atque jucunditate c. 81. prae nimia exultatione et laetitia c. 84. Cf. Simson a. a. O. 608. Annales Einhardi. E. sine dilatione 741. ep. 10. 19. Cf. Manitius 554. E. castellum , . juxta Arduennam situm 741. t. situm juxta flu- vium Aram c. 29. E. Grifonem . . custodiri fecit 741. t. quas ille fecit custodiri c. 26. E. locum dimittere 746. ep. 34. E. ut se . . ab infestatione . . defenderet 753. ep. ut reg- num vestrum . . defensum maneat ab infestatione 51. Cf. L. 800. Manitius 555. E. invitus hoc fecisse putatur 753. ep. invitus fecit, quod . . 8. E. vivendi terminus 756. ep. vitae terminus 46. Cf. Manitius 555. E. pro munere daturos 758. t. pro . . munere detulit c. 93. v. pro munere concessit c. 10. 1) L. ut sub velocitate festinaret 778. Beiträge zur Einhardsfrage. 275 E. bellum inlatum 761. v. c. 12. E. cum primum 768. 89. ep. 40. 47. E. fidei se committere 769. t. c. 22. Cf. Manitius 526. E. adoratis sanctorum apostolorum liminibus 770. 87. t. adoratis sanctis martyribus c. 8. 35. 53. adoratis . . sanctis reliquiis c. 31. E. patienter tulit 771. v. nimis patienter tulit c. 19. tanta tulit patientia c. 18. magna tulit patientia c. 27. E. in pontificatu successit 772. t. in pontificatus honore suc- cessit c. 91. E. tempore meridiano 772. t. antemeridiano tempore c. 67. E. fieri non poterat 773. ep. si fieri potest 24. si fieri posset 69. — e. sub quanta fieri posset celeritate 782. ep. in quantum fieri potest 62. Cf. L. 819, E. immisso sibi divinitus pavore 774. t. ad se divinitus missa c. 17 e. divinitus 772. v. c. 30. t. c. 13. 27. 88. 93. Cf. v. divino nutu c. 3. E. subitaneus 774. t. c. 86. E. omnino 775' t. c. 56. 94. E. in tali necessitate 775. ep. in ista necessitate 26. E. castris conlocatis 780. v. c. 11. E. qui ulteriorem fluminis ripam incolunt 780. qui campos . . incolunt 782. r. qui utrasque ripas Albis fluminis incolebant c. 7. E. in Saxoniam eundum et ibi . . conventum habendum eens ui t 782. nec . . precibus ejus censuit abnuendum 787. v. liberos . . censuit instituendos c. 19. E. accitis ad se tribus ministris suis 782. ib. accitisque ad se cunctis Saxonum primoribus. accitis . . ad se uxore ac liberis 785. t. accitis ad se propinquis et amicis c. 89. E. orientales Franci 782. 85. 87. v. c. 15. 18. E. quo (itinere) .. ituri erant 782. t. per quam (viam) ituri erant c. 56. E. ad locum . . ire contendunt 782. quanta potuit cele¬ ritate Eomam ire contendit 786. t. ad Valentianas ire contendit c. 72. illuc properanter venire contende c. 89. — e. summa festinatione contendit 782. t. quanta potuit festinatione contendit c. 13. — Cf. L. 810; Manitius 559. 558. E. si loci qualitas pateretur 782. v. si Saxonum perfidia pate- retur c. 7. E. ideo 782. 92. t. c. 48 (zweimal), ep. 4. 9. 11. 13. 22 (zweimal). 23. 24. 28. 31. 45. 47. 49. 52. 55. 59. 60. 63. 67«. E. nequirent 782. t. nequiverat c. 93. E. potius . . quam 782. ep. 56. 61. 72. E. omnimoda defectione 783. t. omnimodam notitiam c. 7. E. ibidem hiematurus 783. t. c. 33. 44. — e. biematurus 791. E. populabundus accessit 784. t. venerabundus accederet c. 28. Cf. t. gratulabundi c. 46. laetabunda c. 67. E. non ambigere 785. t. c. 94. E. constabat 785. v. constat c. 7. 15. 18. t. constat c. 39. 53. 60. 68. 93. constabat c. 25. E. contumatia 786. t. c. 50. E. salubri consilio 786. t. 53. ep. 35. E. lib enter 786. 88. ep. 10. 57. 66. libentius 47. 1) Lauresh. 801. 276 Robert Dorr. E. votis solutis 787. t. c. 67. — votis persolutis c. 53. votis factis c. 10. — v. ob vota solvenda c. 2. votorum solvendorum causa c. 26. E. supplex 787. v. c. 7. E. immodica multitudo 788. t. c. 20. E. propter negatam sibi filiam 788. t. curatio . . non negata c. 93. E. per diversa loca 788. t. c. 34 (zweimal). — per multa sanc- torum loca c. 38. v. diversis in locis c. 17. E. natio quaedam Selavenorum . . . sedens super litus oceani 789. v. Brittones . . super litus oceani residentes c.. 10. Cf. L. 809; Manitius 560. E. cum primum . . ventum est 789. t. cumque . . ventum esset c. 10. 53. ubi . . ventum est c. 63. 92. E. iter agere coepit 791. iter agere coepisset c. 32. — e. rogare coepit 786. infitiari coepit 788. t. quaerere coepit c. 10. portare . . c. 13. percontari . . c. 22. tractare . . 45. meditari, ambulare . . c. 93. distribuere coepissemus c. 44. ib. coepisset. E. valde 792. 93. 99. t. c. 74. 79. 90. 92. ep. 37. 69. E. quo facto 792. 94. t. c. 29. 35. 48. 57. 67. E. in boc opere occupato . . adlata sunt 793. t. negotiis secula- ribus occupatus c. 2. E. paulo ante 794. t. c. 24. 67. 84. E. secundum quod 795. t. c. 26. E. qui secum veneraut 796. t. qui secum venerat c. 12. v. secum venientibus c. 2. Cf. t. qui cum eo venerat c. 58. E. locum . . Heristelli vocari jussit 797. t. Prosperum vocari jussi c. 54. E. usque in praesens 797. t. c. 37, E. cognomento 798. v. c. 25. t. c. 82. E. exinde cotidie 800. t. exin post aliquot dies c. 38 . . . die tertia c. 76 . . . quinta die c. 82. E. operam impendere800. v. c. 19.25. — e. operam intendere 780. E. in gradibus basilicae . . consistens 800. t. qui juxta altare constiterant c. 38. post tergum jacentis constitit c. 67. stupefactus con- stitit c. 84. in media populi turba constitit c. 85. ep. fratribus in coe- nobio consistentibus 64. Alphabetisches Verzeichnis der vorstehend zusammengestellten Artikel. Mit L. und E. sind die vorstehend zusammengestellten Artikel aus dem Sprachgebrauch der Ann. Lauriss, maj. und der Ann. Einh. bezeichnet. A. abjecto illo L. 823. abscesserunt L. 806. illisque absolutis L. 806. ab so lut o atque dimisso L. 811. quos . . benigne receptos . . absol- vit L. 827. accedere L. 804. nuntium accepit L. 810. aocepta occasione L. 804. quibus acceptis L. 810. quo accepto L. 796. populabundus accessit E. 784. accitis ad se E. 782. in coelo acies L. 807. gratiarum actio L. 796. legibus capitula addita sunt L. 819. incommodo adfectus L. 820. adgredi L. 809. cum exercitu adgressus L. 818. fidem adbibere L. 823. adj u t o r L. 819. litterae adlatae L. 824. adlatum est L. 804. Beiträge zur Eiuhardsfrage. 277 regni administratio L. 814. adoratis . . E. 770. adorti L. 828. secum adsumere L. 823. nihil adtnlit L. 800. aedificatis castellis L. 808. a es täte praeterita L. 801. fideliter agere L. 823. alii praeclari et nobiles L. 817. alter . . alter L. 811. non ambigere E. 785. multis suorum amissis L. 807. annualia dona L. 827. precibus ejus annuens L. 805. aperire L. 807. apparuerunt acies L. 807. imperator appellatus L. 801. arrepto itinere L. 804. assensum praebere L. 805. asserebat L. 826. propter assiduam infestationem L. 817. auctores conjurationis L. 801. legatione audita L. 824. quibus auditis atque dimissis L. 818. auxilium accipere L. 799. auxilium ferre L. 810. B. propter bellum conficiendum L. 822. bellum inlatum E. 761. bellum susceptum L. 815. C. caesa sunt L. 798. inter caeteros L. 823. captus L. 819. celebrare L. 801. summa celeritate L. 817. eens ui t (cum gerundivo) E. 782. circumventus atque interfectus L. 825. cognomento E. 798. in basilica collocare L. 826. Colloquium habitum L. 804. se . . commendavit L. 797. fidei se committere E. 769. commoditas L. 808. quo nuntio commotus L. 829. comperto L. 828. complere L. 807. completio L. 807. ad motus componendos L. 827. mirifice compositum L. 807. excedere compulerunt L. 819. compulsus L. 810. conari L. 820. vitam et membra concedereL. 801. condignus L. 826. confectus L. 822. se conferre L. 818. proelio conflixit L. 818. congregare L. 810. castris conlocatis E. 780. ad hiemandum consedit L. 805. summo omnium consensu L. 814. consentiente L. 821. salubri consilio E. 786. consistens E. 800, constat E. 785. hiemare constituerat L. 826. reges sibi constituit L. 812. emporium constitutum L. 808. constructis aedificiis L. 822. fugiendo sibi consulere L. 812. consummare L. 821. consumpto . . tempore L. 809. consumptus L. 820. contigisse retulerunt L. 815. ad fluvium contendit L. 810. ire contendunt E. 782. contractis copiis L. 828. contumacia E. 786. eonversari L. 798. conversatio L 809. cum omnibus copiis L. 828. coram L. 813. credebatur L. 823. cui cum L. 819. cum primum E. 768. cum -tum L. 828. cum qu e L. 809. custodiri fecit E. 741. 1 ). operam dare L. 800. sacramenta dare L. 811. datis et acceptis . . L. 816. se . . d e di t L. 796. dedu cere L. 801. defendere L. 799. se ab infestatione defendere E. 753. munera deferentes L. 807 deferre L. 799. : primo . . . deinde L. 809. copiae deletae L. 812. deliberare L. 820. 19 Neues Archiv etc. X. 278 Robert Dorr. depellere L. 822. deposito diademate L. 813. depopulatus L. 805. depraedari L. 799. deputatus L. 813. desertus L. 822. destructo emporio L. 808. detinere L. 800. ut ipse dicebat L. 825. Ventura dicebatur L. 812. aliquot dies L. 800. ibique per aliquot dies L. 828. dies natalitius L. 801. post paucos dies L. 797. dimittere L. 799. locurn dimittere E. 746. dimicare L. 806. sine dilatione E. 741. diripere L. 809. disponere per congrua loea L. 800. dissimulare L. 823. divinitus E. 774. Deo donante L. 824. muneribus donati L. 796. non dubitare L. 823. duxit exercitum L. 809. E. F. omnia quae vult facere posse L. 826. facienda L. 800. ad justitias faciendas L. 814. hoc facto L. 828. quo facto E. 792. quod ita factum esset L. 827. hoc facturus L. 829. quae fama vulgaverat L. 826. invitus fecit E. 753. auxilium ferre L. 810. intrare festinare L. 817. summa festinatione L. 829. promissa fides L. 799. qualiter fieret L. 819. fieri poterat E. 773. finito conventu L. 829. sacramenta firmare L. 823. conventus fit L. 809. foedus L. 802. fr aus L. 809. fr aus et infidelitas L. 820. fraudulentus L. 827. populi frequentia L. 821. fungi L. 807. G. ita edomiti L. 816. efficere L. 813. emendatione digna L. 809. pro eo quod L. 809. eo quod L. 807. erant L. 823. evadere L. 799. rerum eventus L. 812. excedere L. 819. venatorio exercitio exacto L. 819. congregato exercitu L. 809. is quem ducebant exercitus L. 827. exinde E. 800. existere L. 819. exordium L. 819. expectare L. 799. exp editio L. 801. explere L. 821. diligenter explorare L. 809. expugnatis castellis L. 808. expulsus L. 810. exsequenda L. 809. exstruere L. 815. exulabat L. 797. cum magna laetitia etexultatione L. 829. gentilicia levitate L. 827. his ita gestis L. 809. venandi gratia L. 817. praedicandi gratia L. 823. grave incommodum L. 806. tarn graviter L. 817. H. copias secum habere L. 824. circa . . habitantium L. 811. hic Georgius est L. 807. ibidem hiematurus E. 783. hinc et inde L. 809. ad hoc L. 809. ob hoc L. 821. propter hoc L. 804. huc atque illuc L. 821. I . ideo E. 782. non immerito L. 824. immodicus L. 827. impediebatur L. 820. impedientibus L. 807. operam impendere E. 800. imperatum fuerat L. 821. Beiträge zur Einhardsfrage. 279 coronam imposuit L. 801. impune L. 819. velut inania L. 817. agris villisque incensis L. 827. mense inchoante L. 800. qui ripam incolunt E. 780. cum incolomi exercitu se recepit L. 808. timorem incussit L. 828. in de regressus L. 805. indicium delatum L. 815. indicium facere L. 823. bellum inferre L. 813. infestus, infestatio L. 800. infirmitas L. 822. cum exercitu ingresus L. 809. circa liiemis initium L. 824. injunctum L. 809, inlicere L. 819. inoboediens L. 819. insolentia L. 816. membrorum integritas L. 801. interea L. 808. intrare L. 801. damnum intulit L. 821. is cum . . L. 815. iter agere coepit E. 791. ituri erant E. 782. invadere L. 809. quae extra urbes invenerat L. 827. culpabiles inventi L. 828. nullum invenire L. 810. insolitus L. 800. invocare L. 800. J. jam dudum L. 813. j ub e r i L. 817. duci jubetur L. 811. Optimum judicare L. 819. juramentum L. 813. jussionem implere L. 823. ire j ussit L. 800. jussu L. 813. sicut jussum erat L. 815. juxta consuetudinem L. 805. juxta fluvium L. 806. L. missa legatione L. 804. missis legatis L. 816. libenter E. 786. missis litteris L. 825. sine litteris L. 826. per diversa loca E. 788. ad locum destinatum L. 809. in locum ejus successit L. 796. M. visa in sole macula nigra L. 807. man dar e per L. 809. litteris mandata L. 806. diu manere L. 804. mansitque apud L. 804. marca L. 818. me ditari L. 810. medio mense L. 804. memoratus L. 801. minime L. 807. quem miserat L. 826. misit legatos cum muneribus L. 796. missis litteris L. 804. filium cum exercitu mittere L. 806. cum litteris mittere L. 824. quem miserat L. 826. pars non modica L. 812. simili modo L. 819. eo modo L. 814. sine morarum interpositione L. 826. ibique aliquamdiu moratus L. 828, aliquantum temporis moratu sL. 805. ex m o r e L. 816. multati sunt L. 828. immodica mnltitudo E. 788. magna multitudo L. 826. innumera multitudo L. 823. pro munere E. 758. N. adventare narratur L. 810. nati o ne L. 808. necessariae res L. 809. necessitate coacti L. 828. in tali necessitate E. 775. negare E. 788. nequirent E. 782. nihil certi L. 826. nihil facere L. 823. loco nomen L. 797. notare L. 821. rei novitas L. 824. nullum, vix ullum invenire L. 810. nuntiata defectione L. 817. defunctus nuntiatur L. 812. 0 . objecta L. 800. obviare L. 811. 19* 280 Robert Dorr. obvios habuit L. 817. occupatus E. 793. o ccurrere L. 796. occurrere jussit L. 824. congregatam multitudinem offendit L. 810. offerre L. 829. omittere L. 819. cum omnibus quae habebat L. 809. constructis . . opere novo aedificiis L. 822. omnimodus E. 783. omnino E. 775. adventum jussit opperiri L. 817. opportunum tempus L. 814. ordinatus L. 821. orientales Franci E. 782. P. p a c a r e L. 806. pacem confirmare, firmare L. 802. pactum L. 802. paene omnes L. 825. paene nullus L. 810. p aenitus L. 819. paratus ad . . L. 828. in occiduis partibus L. 809. de diversis terrarum partibus L. 810. partim — partim L. 812. patefacto . . negotio L. 808. si pateretur E. 782. paulo ante E. 794. per legatos misit L. 798. peragere L. 796. peragrare L. 796. populando peragravit L. 798. p ercipere L. 821. percontari L. 824. perhibentur L. 807. p eriit L. 819. permanerein perfidia, fide L. 819. domum redire permisit L. 805. redire permissus est L. 805. perquirere L. 826. ex persuasionibus L. 827. perti nacissim e L. 827. pervenerunt munera deferentes L. 807. petente L. 821. sicut petierat L. 814. palatium petiit L. 816. neque finiri posse videbatur L. 817. non multo post L. 805. necessitas postulabat L. 827. potestatem regiam habere L. 823. potius . . quam E. 782. praecessit L. 800. praecipere L. 805. praeesse L. 806. praeficere L. 809. usque in praesens E. 797. praesentare L. 799. praesidebat L. 799. eventum, adventum praestolari L. 810. praeter quod L. 817. praeterea L. 817. primo . . deinde L. 810. factionis principes L. 801. p roficisci L. 799. profligare L. 828. profugit L. 811. prohibere L. 820. ac proinde L. 813. prolata L. 809. se veile venire promisit L. 809. pronuntiare L. 824. propter hoc L. 804. propter quae L. 824. propter quod L. 823. magna multitudine prostrataL. 807. regno pulsus L. 797. ad perfidiam puniendam L. 811. se pur gare de . . L. 800. putari L. 817. Q. qualiter L. 819. quasi L. 804. qui et ipse L. 815. qui cum venisset L. 821. quibus cum L. 817. quo cum pervenisset L. 817, quod cnm L. 815. quos cum L. 823. quo tendebat L. 817. quoadusque L. 812. R. rebus humanis excessit L. 814. recedere L. 809. cum incolomi exercitu se recepit L. 808. cum integro exercitu se recepit L. 796. redeuntibus L. 813. domum redire L. 805. per legatos redueitur L. 808. Beiträge zur Einhardsfrage. 281 ad propria regreditur L. 810. absque incommodo regressa L.806. domum regressi sunt L. 808. ad sua regressi sunt L. 826. relicta patria L. 813. remanere L. 819. in patriam remittere L. 811. repedavit L. 804. repertus L. 804. fortiter, viriliter resistere L. 817. restituere L. 826. secum retinere L. 799. sicut retulerunt L. 828. domum reversus est L. 808. inde reversi L. 828. reversio L. 805. reversis . . legatis L. 809. in regnum suum revertenteL. 808. reliquum tempus L. 823. ad hiemandum reverti L. 818. ad patrem revertitur L. 828. secundum ritum L. 811. rogare L. 823. subita ruina L. 817. S. salubri consilio E. 786. secedere L. 825. secundum consuetudinem L. 811. secundum jussionem L. 823. secundum quod E. 795. sedens super litus oceani E. 789. sedentes L. 828. nullo sentiente L. 806. simulare L. 821. simul cum L. 824. sine litteris L. 826. juxta . . situm E. 741. solebant L. 808. non solum . . sed etiain L. 810. non solum . . verum etiam L. 821. imperii sotius L. 824. . . pedum spatio L. 821. biberni temporis spatium L. 822. honore spoliatus L. 811. statuit L. 809. status L. 809. strenue L. 816. ad sua regressi sunt L. 826. subactus L 814. subitaneus E. 774. subitus L. 817. sublata . . signa L. 799. propria manu subscripsit L. 806. prosperis successibus uti L. 809. in pontificatu successit E. 772. successit L. 814, summitas L. 811. super fluvium L. 809. super litus oceani L. 809. superare L. 820. suppl ex E. 787. summo cum honore suscepitL. 799. legationem missam suscepitL. 798. ad se venientes suscepit L. 814. bellum susceptum L. 815. benigne suscipiens L. 800. T. tarn = quam L. 823. tandern L. 815. non tantum . . sed etiam L. 801. tardius L. 820. tempore meridiano E. 772. temptare L. 808. per aliquantum tempus L. 807. liiemis tempus L. 797. tempus opportunum L. 814. tenere L. 817. vivendi terminus E. 756. testati sunt L. 807. totidem L. 811. paene totus L. 810. tractare L. 798. tradere L. 799. cum exercitu trajicere L. 808. tandem hieme transacta L. 815. Transalbiana Saxoniae regio L. 829. transferre L. 804. Alpes transgressus L. 801. transiens per L. 805. Alpes transire L. 801. transito flumine L. 808. amne transmisso L. 800. tremere L 801. trucidantes L. 798. patienter tulit E. 771. tum demum L. 824. confluentibus popularium turmis L. 813. U. perfidiam ulei sei L. 809. una . . . altera L. 810. una cum iilo L. 799. utjussus erat L. 826. ob regni utilitatem L. 821. 282 Robert Dorr. V. valde E. 792. aut verbis valeat enuntiari L. 826. vanus L. 829. ad litora vastanda L. 810. vast ata terrae . . portione L. 806. vastatis pagis L. 815. ventus tarn vehemens L. 829. veile L. 804. velut L. 817. qui secum venerant E. 796. ibi ad eum legati venerunt L. 815. legati cum muneribus magnis vene¬ runt L. 797. jussi venerunt L. 811. auo veniente L. 817. ad fidem venire L. 823. illo venire L. 828. illuc venire L. 815. post se venire L. 829. cum primum ventum est E. 789. rei veritas L. 804. vers ari L. 819. victores L. 810. post multas insignes victorias L. 812. ut videbatur L. 809. v i d elic et L. 809. videri L. 816. capi non posse vidit L. 809. sibi vindicare L. 818. quam vocant L. 829. vocari L. 799. vocari jussit E. 797. in loco qui vocatur L. 799. ire, redire volens L. 804. ut voluit L. 804. votis solutis E. 787. Weitere Entleimungen Einhards aus dem Sprachgebrauch Caesars. 1) Aus den Commentarien de bello Gallico. Vita c. 3. cum summo omnium amore atque favore . . . conver- satus est (Hirt. B. G. VIII, 51 exceptus est Caesaris adventus ab Omni¬ bus . . incredibili honore atque amore). 7. Saxones . . cultui daemonum dediti (Caes. B. G. VI, 16 natio Gallorum admodum dedita religionibus). Omnibus profligatis (B. G. VII, 13 quibus profligatis). Cf. L. 828 1 . 9. summa cum celeritate (B. G. VIII, 52). 25. doctores . . magnis adficiebat honoribus (B. G. VIII, 49 prin- cipes maximis praemiis adficiendo). Ann. Laur. maj. 797 totum hiemis tempus (B. G. V, 53 totius hiemis tempus). Cf. L. 797. 798. haec legatio de pace fuit (B. G. IV, 36 legati de pace venerunt). 804. obviam illi profectus est (B. G. VII, 12 obviam Caesari pro- ficiscitur). 806. adventum expectare (B. G. IV, 19). in fidem recepti sunt (B. G. VIII, 3 in fidem receptos esse. VIII, 27). 807. multis suorum amissis (B. G. VIII, 43, 48 magna parte suorum amissa). Cf. L. 807. 808. natione Saxo (B. G. I, 53 una Sueva natione). cum magno detrimento (B. G. VII, 83 magno cum detrimento). regno et patria pulsus (B. G. V, 54 regno domoque expulerunt). Cf. L. 797. 809. negotio infecto (B. G. VII, 62 negotio confecto). Cf. Mani- tius 522. his ita gestis. 819 rebus . . gestis (B. G. IV, 38; V, 8. his rebus gestis. VIII, 46. quibus rebus gestis). negotio praeficere (B. G VII, 61). tempus consumere (B. G. VIII, 46). Cf. L. 809. 1) Mit: l Cf. L.’ wird auf die vorstehend zusammengestellten Artikel aus dem Sprachgebrauch der Annales Laurissenses majores verwiesen. Beiträge zur Einhardsfrage. 283 810. ad fluvium contendit (B. G. III, 24. ad hostium castra con- tendit. VIII, 27. ad pontem contendit). Cf. L. 810. ad auxilium ferendum (B. G. VIII, 27). 812. parte non modica . . interfecta (B. G. V, 55. magna parte iuterfecta). regem constitnere (B. G. V, 54). more suo (B. G. IV, 19; VII, 21. suo more). turpiter fugiendo reversa est (B. G. VIII, 13. turpiter refugerunt). Cf. L. 812. 813. graviter vulneratum (B. G. VIII, 48. graviter vulneratus; B. C. III, 64. gravi vulnere adfectus; B. G. I, 48. graviore vulnere accepto). Cf. Ann. Laur. haud ullo gravi damno accepto 820. Cf. L. 806. 813. 14. 26. ad se evocatum (B. G. V, 54. principibus . . ad se evocatis). 814. omnium consensu (B. G. VII, 15, 77; VIII, 17,34; B. C. II, 37). Cf. L. 814. 815. ad eum . . legati venerunt (B. G. VII, 12. cum legati ad eum venissent). Cf. L. 815. 817. regiam potestatem . . tenebat (B. G. VII, 32. regiam potestatem obtinere). imbrium assiduitate (B. G. VII, 24. assiduis imbribus). dimittere oppugnationem, id. A. Einh. 776. (B. G. VII, 17). 818. quibus (legatis) auditis (B. G. VII, 61. quibus rebus auditis). 819. pluribus interfectis (B. G. III, 28. compluribus interfectis). occasionem nanctus (B. G. VIII, 28). Cf Manitius 558. regione sua coegit excedere (B. G. VIII, 31. Galliae regiones petere est coactus). 820. vico depopulato; 821. depopulata regione (B. G. I, 11. de- populatis agris; VII, 77 . . Gallia). 824. copiae deletae, id. A. Einh. 793 (B. G. VI, 41; VII, 88). consumptis diebus (B. G IV, 19; VIII, 14; B. C. I, 33). 825. dimisso conventu (B. G. I, 31. concilio dimisso). 826. auxilium petere (B. G. VII, 59; VIII, 4). hiemare constituerat, id. A. Einh. 778 (B. G. VII, 90. hiemare constituit). 827. rerum necessitas postulabat (B. G. I, 54. tempus anni postulabat). ut . . vastatis . . agris villisque incensis . . se reciperet (B. G. III, 29. vastatis Omnibus eorum agris, vicis aedificiisque incensis, Caesar exercitum reduxit . . Cf. IV, 38). Cf. L. 827. 828. se in castra recipere (B. G. VIII, 27, 35; B. C. II, 34). per obsides firmata pax (B. G. VIII, 27. civitates obsidibus firmat). 829. pos exactam hiemem (B. G. VI, 1. ante exactam liiemem). statuit proficisci, id. A. Einh. 745, 80 (B. G. VII, 33). Ann. Einh. 757. more Francico, 758. more Saxonico (B. G. VII, 48. more Gallico). 767. exercitum in hiberna dimisit (B. G. I, 54. in liiberna exercitum deduxit; VII, 90. legiones in hiberna mittit; VIII, 4. legionibus in hiberna remissis). 768. mater et soror . . ad conspectum eius adductae sunt (B. G. VIII, 8. in conspectum hostium exercitum adducit). ad Santonicam civitatem contendit (B. G. VIII, 26. ad oppidum Lemonum contendit). bello confecto (B. G. I, 54; IV, 16; B. C. III, 57). Cf. L. 822. 773. eadem qua venerat via regressus (B. G. VII, 58. eodem quo veuerat itinere pervenit). Cf. Manitius 557. 284 Robert Dorr. copias adducere (B. G. VIII, 7; 6. legiones . .; 7. auxilia . .). 774. incendiis et direptionibus cuncta devastans (B. G. VIII, 25. atque omnia caedibus, incendiis, rapinis vastasset). Cf. Manitius 558. 524. 775. magnus eorum numerus interfectus est, id. 784 (B. G. VII, 88. magnus numerus . . interficitur; B. C. II, 38. magnum eorum numerum interficit). partem exercitus dimisit (B. G. VII, 71. equitatum dimittere; VIII, 24. exercitum dimittere). castra munivit (B. G. VII, 30). 775. magnamque ex eis prostravit multitudinem, 788. immodicam ex eis multitudinem ceciderunt (B. G. V, 51. magnumque ex eis nume¬ rum occidit). 776. civitatibus receptis (B. G. VII, 13. oppido recepto; VIII, 31. in recipiendis civitatibus). plurimis interfectis (B. G. III, 28; V, 44; VII, 65. compluribus interfectis). 777. 97. ad se venire jusserat (B. G. V, 54. ad se venire jussisset). 778. eosque in ipso fluminis vado adorti (B. G. V, 58. in ipso flu- minis vado deprehensus; III, 20. in itinere agmen nostrum adorti). Cf. Laur. 817. deprehensi. 778. haud frustra (B. G. VIII, 5. nec frustra). 782. 83. 86. sqq. castris positis (B. G. VII, 35, 36. sqq.). 783. quasque (Francorum copias) secum habebat (B. G. VIII, 6. cum legionibus, quas secum habebat). infinita multitudo (B. G. V, 12; VIII, 7). 784. magno eorum numero interfecto (B. G. VIII, 25. magno numero hominum interfecto). 785. ipse . . ad Saxonum pagos vastandos . . egressus (B. G. VIII, 24. ipse ad vastandos . . fines Ambiorigis proficiscitur). 786. quo cum venisset (B. G. VIII, 54). Cf. L. 817. 788. fines vastare (B. G. V, 22). majoribus copiis (B. G. V, 40; VII, 66). victi fugatique sunt, et multis suorum amissis, ad loca sua se recepe- runt (B. G. VII, 13. atque in fugam conjecti multis amissis, se ad agmen receperunt). Cf. L. 807. 789. exercitu reducto (B. G. VII, 53. 89. exercitum reduxit). 793. multis interfectis (B. G. VII, 70; VIII, 27). 794. amissa victoriae spe (B. G. VII, 15. victoria amissa; 47. elati spe victoriae). 799. paucos dies moratus (B. G. VIII, 46). Translatio c. 42. pari morbo afl’ectum (B. G. VI, 16. adfecti gra- vioribus morbis). 13. Augustam Suessionem contendit (B. G. VI, 35. Aduaticam con- tendunt). 75. Colonia metropolis est in finibus Ribuariorum super Hrenum posita (B. G. VII, 55. Noviodunum erat oppidum Aeduorum ad ripas Ligeris positum). 92. regiones petere (B. G. VIII, 31). -) Aus den Comrnentarien de bello civil i. ^ ita c. 11. data fide (B. C. I, 10. fides esset data). 32. porticus . . subita ruina . . conlapsa (B. C. II, 11. repentina ruina pars eins turris concidit). Cf. L. 817. Beiträge zur Einhardsfrage. 285 Ann. Laur. maj. 804. propius accedere (B. C. I, 9). 813. quem fugiendo sibi consulere ac patriam turpiter redire coegit (B. C. III, 24. reliquas turpiter refugere coegerunt; III, 69. receptu sibi consulebant). 816. multis . . muneribus datis (B. C. III, 21. magnis muneribus datis). 817. (res) . . finiri posse videbatur (B. C. III, 51. bellum potuisse finiri). 819. G. singularis amentiae hominem amisit (B. C. III, 104. A. sin- gulari hominem audacia miserunt). 820. feliciore usus fortuna (B. C. II, 26. usi fortunae beneficio). 822. missis ad exercitum . . legatis (B. C. III, 12. legatis ad Caesarem missis). 825. saniore usus consilio (B. C. in, 42. secundo usus consilio). Cf. Manitius 521. 827. venisse nuntiatur (B. C. III, 36. verrisse nuntiaretur). 829. ventus coortus (B. C. I, 48. tempestas cooritur). Ann. Einh. 747. cum exercitu profectu^ (B. C. II, 24. cum exer- citu proficiscitur). 768. confectoque, ut sibi videbatur, Aquitanico bello (B. C. I, 52. ut paene bellum confectum videretur). 775. 84. 99. cum parte exercitus (B. C. I, 25). 777. eo cum venisset (B. C. I, 16). 778. rerum feliciter gestarum (B. C. I, 85. rebus feliciter gestis). insidiis conlocatis (B. C. UI, 37. insidias collocavit). 780. locus qui appellatur . . (B. C. II, 23). 784. magno . . numero interfecto (B. C. III, 9). 788. ut . . fuerat imperatum (B. C. I, 37. ut erat imperatum). 792. quo facto (B. C. II, 38). 798. cognito . . motu (B. C. I, 12. 13. 15. adventu cognito). 799. adventum praestolari (B. C. II, 23). in platea relictus est (B. C. I, 15. relictus in itinere). Translatio c. 33. 47. 48. ex auctoritate (B. C. I, 35). 53. 67. sine ulla interposita mora; 68. nec longa interposita mora (B. C. UI, 75. nulla interposita mora). Aus dem bellum Alexandrinum. Ann. Laur. maj. 808. cum incolomi exercitu in Saxoniam se recepit (B. A. c. 47. se Brundisium incolumi exercitu recepit). Cf. L. 808. 810. subita morte periit (B. A. c. 43. morbo periit . . subita mors). Aus dem bellum Africaae. Ann. Laur. maj. 812. comparatis copiis, id. E. 791 (B. A. c. 25). Aus dem bellum Hispaniense. Ann. Einb. 778. eos . . tanta strage ceciderunt, ut ex ingenti multitudine ipsorum vix pauci domum fu gi en do pervenisse dicantur; 783. tanta eos c ae d e prostravit, ut de inuumerabili eorum m u 11 i t u d i n e perpauci evasisse dicantur; ib. caesa est eorum infinita multitudo (B. H. c. 4. sic uti ex infinita hominum multitudine pauci in oppidum se reciperent; c. 6. ut vix in ea caede pauci effugerent). Entleimungen Einhards aus Sextus Aurelius V i c t o r. Vita c. 2. quod reliquum erat temporalis vitae complevit; Laur. maj. exactoque quod reliquum erat autumni (de vir. illustr. c. 8. reliquum vitae teinpus exegit). 286 Robert Dorr. 15. habere permisit (epitome c. 37). 30. impositoque capiti ejus diademate Imperatorem et Augustum iussit appellari (epitome c. 3. diademate imposito, Dominum se jussit appellari; ib. c. 22. Magnum se jussit appellari) 1 . Anu. Laur. maj. 796. intestina clades (de caes. c. 39). 800. jurejurando . . se purgare (de orig. gent. Rom. c. 16). 807. pace facta (de vir. ill. c. 84). 814. rebus humanis excessit (epitome c. 48). Aun. Einb. 748. in ducatum restituit (de vir. ill. c. 51. in regnum restituit). 755. suggerente Romano pontifice; Translatio c. 29. Hildoino sug- gerente (epitome c. 41. coniuge suggerente). 759. immatura morte praeventus (de vir. ill. c. 5. immatura morte praereptus) 2 . 778. ingens multitudo (de vir. ill. c. 29). 782. loci qualitas (de orig. gent. Rom. c. 16). 794. omisso proelio (de vir. ill. c. 19. omisso bello). Translatio. c. 89. ^ cum omnium admiratione (de vir. ill. c. 22. cum admiratione omnium). Die Argumente, welche sich aus dem übereinstimmen¬ den oder ähnlichen Sprachgebrauch in den Ann. Lauriss. maj. (796—829), den Ann. Einh., der Vita C., der Translatio und den epistolae Einh. für die Beurtheilung der Frage nach dem Ursprung dieses Theils der Ann. Lauriss. maj. und der Ann. Einh. ergeben. Wir resümieren zuerst die Argumente, welche Manitius aus dem von ihm eruierten stilistischen Material gezogen hat. Zunächst spricht ihm für die Annahme, dass Einhard auch die Ann. Lauriss. maj. von 796 an und die Ann. Einh. ver¬ fasst habe, der Umstand, dass, wie er nachgewiesen, in diesen wie in den anerkannt Einhardischen Schriften ‘dieselben antiken Autoren ganz gleichmässig ausgebeutet worden sind’, so zwar, dass ‘sie sich je nach dem darzustellenden Gebiet in verschie¬ denem Umfange an sie anlehnen’ (S. 547). Damit hänge zu¬ sammen und verstärke den ersten Beweis, dass ‘die Vita C., A. Einh. und Laur. maj. von 796 an sich vor allen anderen historischen Schriften ihrer Zeit dadurch auszeichnen, dass sie 1) Namentlich die erste Stelle stimmt genauer mit den Worten Ein¬ hards, als das von Manitius 535 beigebrachte Citat aus lustin, 24, 3: ‘capiti sororis diadema imponit reginamque eam appellat’. Da jedoch capiti fehlt, so ist hier wohl wiederum an eine Compilation zweier Citate, von welchem Verfahren Einhards Manitius ebenfalls einen Fall constatiert hat, zu denken. 2) Manitius 536 stellt zu dieser Stelle der Ann. Einh. die Worte Iustins 32,3: ‘nisi morte praeventus fuisset’, zu denen dasaus der vita c. 14. eben daselbst angeführte Citat: ‘nisi festinata fuisset morte praeventus allerdings sehr gut passt. In der obigen Phrase aus den Ann. Einh. scheint indessen abermals eine Compilation zweier Citate vor¬ zuliegen. Beiträge zur Einhardsfrage. 287 ille Verhältnisse antikisieren’. Den Hauptbeweis endlich bilde die völlige Gleichheit des Ausdrucks im einzelnen, welche die drei Schriften zeigen’ (S. 553). Wir stimmen mit dieser Argumentation von Manitius voll¬ kommen überein, glauben indess, dass sie ihre volle Beweis¬ kraft erst durch eine genauere Analyse einzelner besonders charakteristischer Fälle erhält. Eine solche Spezialanalyse wollen wir im Nachstehenden ius dem nunmehr im ganzen Grossen vollständig vorliegen- len sprachlichen Material liefern und ausserdem mehrere neue Gesichtspunkte hinzufügen; wir werden dabei einen eigen- hümlichen Weg der Argumentation einschlagen, den wir be- ■eits in der genannten Abhandlung betraten. Dort nämlich fassten wir unsere Ansicht in folgendem Jrtheil zusammen (S. 6): Tn diesen Jahresberichten giebt es einen Abschnitt, von dem ler eine oder andere Theil gleichzeitig mit der Vita C. ver- ässt sein muss. Dies sind die Annalen für die Jahre 815 )is 820, die Jahr für Jahr niedergeschrieben wurden. In lenseiben Jahren muss die Vita entstanden sein, da sie 820 chon in anderen Büchern erwähnt wird und vor 815 nicht geschrieben sein kann. Merkwürdig ist nun, dass die Aehnlichkeit mit der Vita tinsichtlich ganz eigenthümlicher Phrasen nirgends in den iönigsannalen grösser ist, als gerade hier. Diese Aehnlich- ;eiten finden sich schon in dem Bericht von 815, als Einhard lie Vita wahrscheinlich noch nicht begonnen hatte, sie sind n grösserer Anzahl in dem Bericht von 816 da, als die Vita wahrscheinlich noch nicht vollendet war. Hat nun Einhard, während er die Vita schrieb, einen Theil seines Redeschraucks ius den beiden kurzen Jahresberichten geholt, die ihm nur so ;ben bekannt geworden sein konnten? Es scheint dies nicht glaublich. Doch die Uebereinstimmungen sind in gleicher Veise in der Darstellung des Jahres 819, als die Vita wahr¬ scheinlich schon vollendet war; sie treten uns nicht minder ius den Aufzeichnungen des Jahres 820 entgegen, als die Vita bereits im Publikum cursierte. Hatte nun bei Abfassung lieser Jahresberichte wiederum der Annalist die Vita unmittel- iar nach ihrem Erscheinen geplündert, während vorher Ein- lard der Entlehnende gewesen sein müsste? Das scheint völlig inmöglich und nur erklärlich, wenn beide Schriften denselben Verfasser hatten, nämlich Einhard’. Diese Argumentation bedarf einer Vervollständigung. Einige Zeit nämlich nach dem Erscheinen jenes Aufsatzes «wurde uns von vorzüglich berufener Seite in einem Privat¬ schreiben entgegengehalten, da der Bericht des Jahres 815 wielleicht erst 816 geschrieben sei, so könnte die Vita C. 288 Robert Dorr. bereits früher existiert haben und von dem Verfasser des letzten Theils der Lauriss, benutzt worden sein. — Ein solcher Sachverhalt ist nun zwar nicht wahrscheinlich, aber allerdings auch nicht unmöglich. Da jedoch erwiesen ist, dass die Jahres¬ berichte der Lauriss. maj. 796—829 im ganzen gleichzeitig mit den erzählten Ereignissen, d. h. ein jeder Bericht spätestens am Ende desselben oder im Anfang des nächsten Jahres auf¬ gezeichnet wurden, so würde der obige Beweis perfect werden, wenn sich für einen etwas erweiterten Abschnitt, etwa vom Jahre 812 an, das Gleiche erweisen liesse. Die Aufzeichnungen der Ereignisse des Jahres 812 in den Lauriss. maj. zeigen bereits eine Anzahl auffälliger Ärmlich¬ keiten mit der Vita: L. 812. quibus dimissis; V. c. 10. legatis dimissis, c. 30. dimisso filio (cf. L. 799). — L. 812. missa legatione; V. c. 27. legationes mittendo (cf. L. 804). — L. 812. classis . . paene tota; V. c. 16. totum paene Orientem (cf. L. 810). — L. 812. reges sibi constituit; V. c. 3. sibi reges constituunt (cf. L. 812). — L. 812. rerum eventus; V. c. 3. rerum exitus, c. 6. bellorum eventus (cf. L. 812). — L. 812. pars non modica; V. c. 15 (cf. L. 812). — L. 812. expedi- tionem facere; V. 13 (cf. Manitius 562). — L. 812. Impera- torem eum et Basileum appellantes; V. 30. Imperatorem et Augustum jussit appellari (cf. L. 801, Manitius 563). Frappante Uebereinstimmungen bietet der Jahresbericht von 813: L. 813. de statu ecclesiarum; V. c. 28. propter repä- randum ecclesiae statum (cf. L. 809). — L. 813. Italiae prae- fecit; V. c. 19 (cf. L. 809). — L. 813. e provincia; V. c. 5 etc. (cf. Manitius 554). — L. 813. pedum dolore decubuit; V. c. 30. febre valida correptus decubuit (cf. Manitius 557). — L. 813. jussu; V. c. 1 (cf. L. 813). — L. 813. juramentum; V. c. 11 (cf. L. 813). — L. 813. relicta patria; V. c. 2. relicto monte (cf. L. 813). — L. 813. bellum inferre; V. c. 12 (cf. L. 813). — L. 813. ac proinde; V. c. 16 (cf. L. 813). — L. 813. ac deinde habito generali conventu, evocatum ad se filium suum Hludoicum Aquitaniae regem coronam illi impo- suit et imperialis nominis sibi consortem fecit, Bern- hardum . . regem appellari jussit; V. c. 30. vocatum ad se Hludowicum filium, Aquitaniae regem, congregatis Francorum primoribus, consortem sibi totius regni et im¬ perialis nominis heredem constituit, impositoque capiti ejus diademate, Imperatorem et Augustum jussit appellari (cf- Simson, de statu quaestionis etc. dissert. Regimonti Pr. 1860, p. 41). — L. 813. pons apud Mogontiacum incendio conflagravit V. c. 32. pons Hreni apud Mogontiacum . . in¬ cendio conflagravit (Simson, de statu etc. p. 41). Namentlich die Uebereinstimmung der vorletzten Stelle ist so bedeutend und in die Augen fallend, dass sie nicht mehr Beiträge zur Einhardsfrage. 289 zufällig genannt werden kann. Geschrieben ist diese Stelle spätestens Ende 813 oder im Anfang 1814, noch vor Karls Tode oder bald nachher (Karl starb am 28. Januar 814), jedenfallls wurde das c. 30. der Vita, das vorletzte, später verfasst; anzunehmen, Einhard habe in der Vita den Bericht der Annalen benutzt, geht auch nicht gut an, denn die Er¬ zählung der Vita bietet trotz der grossen Aehnlichkeit sowohl sprachliche, wie sachliche Erweiterung, — es bleibt mithin nur eine befriedigende Erklärung des Gleichlauts der Worte, nämlich der naheliegende Schluss, dass Einhard auch jenen Jahresbericht der Annalen geschrieben. Dazu kommt, dass ähnliche Ausdrücke sich auch in der Erzählung der Jahre 817, 821, 824 vorfinden (cf. L. 824), das Merkwürdigste aber ist, dass auch in einem Briefe Einhards (ep. 34), der gegen Ende 830 geschrieben ist, ein fast gleich¬ lautender Passus vorkommt: ‘postquam vos in societatem nominis et regni consensu totius populi sui assumpsit’. Wenn überhaupt durch den Sprachgebrauch eine solche Frage entschieden werden kann, dann sind nach unserer Ansicht diese Stellen vollkommen beweisend. Auch der Bericht des Jahres 814, der spätestens Ende 814 oder im Anfang 815 verfasst sein muss, zu einer Zeit, wo die Vita wohl kaum schon existierte, bietet nicht nur mehrere significante Gleichklänge, sondern abermals eine strict beweisende Stelle: L. 814. rebus humanis excessit; V. c. 6. regni socio rebus humanis exempto. — L. 814. regni admini- stratio; V. c. 1. 4. — L. 814. summoque omnium Fran¬ corum consensu ac favore patri successit; V. c. 3. con¬ sensu omnium Francorum rex constituitur, c. 20. cum summo omnium amore atque favore conversatus est, c. 30. susceptum est hoc ejus consilium ab Omnibus . . magno cum favore (cf. L. 814). Der Anklang des ‘consensu ac favore’ in den Ann. Lauriss, maj. an das ‘amore atque favore’ in der Vita dürfte in den übrigen Quellen der Regierungsgeschichte Karls nicht weiter zu finden sein. Die Annalen können hier nicht entlehnt haben, da ihnen die Vita noch nicht Vorgelegen haben wird, ebenso wenig hat Einhard in der Vita den Ausdruck der Annalen direct benutzt, denn er bietet hier eine freie Nachbildung einer Phrase aus Caesar: Hirt. B. G. VIII, 51: exceptus est Caesaris adventus ab Omnibus . . incredibili honore atque amore. — Daher haben wir es abermals in den Annalen und der Vita mit demselben Autor zu thun, nämlich mit Einhard. Der obige Beweis dürfte mithin für die Jahresberichte 812—20 als erbracht zu betrachten sein. Da ferner die stilistischen Aelmlichkeiten mit der Vita auch in dem Abschnitten von 820—829 vorhanden sind, so liegt kein Grund vor, für diesen Theil einen andern Verfasser, als Einhard, anzunehmen. 290 Robert Dorr. Weitere Bestätigung enthält dieser Beweis durch das von Manitius (S. 554—63), von Simson (1. c. S. 608—10), und durch das in unserm obigen Nachtrag aufgedeckte sprachliche Material, indem namentlich in dem letzteren die frappantesten stilistischen Aehnlichkeiten der Annalen mit der Translatio und den Briefen nachgewiesen sind. Auf einige der wich¬ tigsten Stellen können wir nicht umhin, hier noch besonders hinzuweisen. Der Jahresbericht von 813 enthält folgende frappante Concordanz des Ausdrucks mit der Translatio: L. 813. con- fluentibus ad se passim ex omni Danorum terra popu¬ lär ium turmis; Translatio c. 14. comitantibus atque hinc inde concurrentibus hymnidicis populorum tur¬ mis (cf. L. 813). Auch diese Uebereinstimmung wird man nicht für zufällig erklären dürfen; sie ist indessen auch dadurch merkwürdig, dass sie eine charakteristische Eigenthümlichkeit der Schreib¬ weise Einhards offenbart, die in seinen Schriften oft ange¬ troffen wird und die darin besteht, dass der Ausdruck für den gleichen Gedanken in den verschiedenen Schriften in der denkbar mannigfaltigsten Weise variiert und dem Gewand des Gedankens wo möglich überall ein anderer Faltenwurf gegeben wird, wobei sich eine auffallende Aehnlichkeit des Stils trotzdem nicht verwischt. Diese Erscheinung kann eine doppelte Ursache haben: entweder bewirkte eine nicht zum Bewusstsein gelangende dunkle Reminiscenz die nicht beabsichtigte Aehnlichkeit der Phrasen, oder Einhard vermied es geflissentlich, wie dies gute Schriftsteller pflegen, bereits früher gebrauchte Wendungen später wörtlich zu wiederholen. In beiden Fällen ist diese stilistische Eigenthümlichkeit ein starker Beweis dafür, dass die Schriften, in denen sie vorkommt, von demselben Ver¬ fasser herrühren. L. 813. deposito diademate; Translatio c. 30. deposita simultate. — Diese Stellen führen wir an, weil sich in ihnen eine andere Eigenart Einhardischen Stiles zeigt. Einhard liebt es, dieselben Ausdrücke in sinnlicher und figürlicher Be¬ deutung zu brauchen; und solche Wendungen, wenn sie in verschiedenen der in Frage stehenden Schriften Vorkommen, rechnen wir gleichfalls zu jenen, welchen eine höhere Beweis¬ kraft innewohnt. Andere Uebereinstimmungen sind: L. 815. qui terrae motum ibi contigisse retulerunt; Trans¬ latio c. 47. quae Ratleicus hoc modo contigisse retulit (cf. L. 815). L. 817. neque (res) . . finiri posse videbatur; epistola 72. nec finiri posse videtur (dolor) — (cf. L. 817). Beiträge zur Einhardsfrage. 291 L. 817. velut inania neglecta; Translatio c. 65. spem velut inanem judicantcs (cf. L. 817). L. 817. intrare festinasset; Translatio c. 44. festinanter intravit (cf. L. 817). L. 819. velut Optimum judicans; Translatio c. 24. illud tarnen Optimum judicavi (cf. L. 819). L. 819. populum . . falsis persuasionibus inlexit. Vita c. 20. qui eum vana regni promissione inlexerant; (cf. L. 819). L. 819. ut nullus in ea (provincia) inoboediens reman- sisse videretur; Vita c. 16. ut nulla remaneret occasio; Translatio c. 34. ut nihil remaneat; epistola 69. ita ut nullum omnino tegumen tectorium inibi remanserit (cf. L. 819). Auch die Uebereinstimmungen in negierten Phrasen rechnen wir zu den besonders charakteristischen. L. 820. paenitus nihil, 825. nulla paenitus alimenta; epi¬ stola 72. paenitus non (cf. L. 819). L. 821. reliquum aestivi caloris et autumni dimidium exercitatione venatoria in Vosegi saltu exegit; Vita c. 30. venatum proficiscitur, exactoque in hujuscemodi negotio quod reliquum erat autumni (cf. L. 819). L. 822. constructis opere novo aedificiis; Vita c. 17. basilica opere mirabili constructa, ib. palatia operis egregii; Translatio c. 27. Oratorium vili opere constructum, c. 91. quem opere magnifico extruxerat (cf. L. 822). Das Cha¬ rakteristische ist hier die Variation der Epitheta bei ‘opus’. L. 825. non dubitare (cum infin.); id. ep. 50. 56. 71 (cf. Li. 823). L. 826. nihil certi; epistola 29. certi aliquid . . nihil certi (cf. L. 826). L. 829. jussit ut . . post se . . veniret; epistola 42. jussit me post se . . venire (cf. L. 829). Dass auffällige Anklänge an die Translatio und die epi- stolae in dem späteren Theil der Ann. Lauriss. maj. so zahl¬ reich sind, ist natürlich, da die Conception dieser Jahresberichte der Abfassungszeit der meisten Briefe und der Translatio näher steht, früher gebrauchte Phrasen also weit eher in jenen wieder¬ kehren konnten. Die merkwürdigste Stelle ist jedoch der Bericht über die Wunder des h. Sebastian in St. Medard bei Soissons (826) (cf. L. 826). Zu einer Stelle dieses Berichts hat bereits Simson a. a. O. S. 609 eine Parallele in der Translatio c. 58. gefunden und bemerkt dazu: ‘Also beidemal derselbe Gedanke in ähn¬ licher Form. Das bleibt eine beaclitenswerthe Uebereinstim- mung’. Allein, wie oben zu ersehen, finden sich auffallende Anklänge auch in c. 45. und 59. der Translatio, und was noch 292 Robert Dorr. bezeichnender, auch in einem Passus des Briefs 31, der mit dem Ausdruck ‘facere’ dem Wortlaut der Annalen noch näher steht, als die Auslassung in c. 59. Simson setzt seinen obigen Worten zwar hinzu: ‘auch wenn diese Worte (wie ich zwar nicht nachweisen kann, aber glauben möchte) nicht von Ein¬ hard herrühren, sondern entlehnt sein sollten'. Allein, ab¬ gesehen davon, dass dies doch nur eine Vermuthung ist, müsste dann der ganze Bericht von ‘tanta signorum’ bis ‘sub- jecta est’ aus jenen vier Stellen entlehnt sein, denn es zeigen sich darin noch ganz andere Wortanklänge, als der von Simson berührte. Wird man aber nicht umhin können, auf Grund dieser stilistischen Beweise, da die sachlichen Gegengründe nicht zwingender Natur sind, in Einhard den Verfasser der Ann. Lauriss, majores von 812—829 zu erkennen, so wird man, dies einmal zugegeben, ebensowenig sich der Nothwendigkeit entziehen dürfen, ihm auch den ersten Theil dieser Annalen (796—811) zuzusprechen, denn die sprachliche Ueberein- stimmung zwischen dem ersten und zweiten Theil ist eine gar zu grosse und entscheidende, die Jahres¬ berichte von 796—808, die Simson Einhard nicht zuschreiben mag, nicht ausgenommen. Gerade in diesem Abschnitt kommt nämlich eine nach unserer Auffassung strict beweisende Stelle vor: L. 800. ‘dispositis per congrua loca tarn peregrinorum quam civium turmis’. Damit vergleiche man V. c. 9. ‘dis- positis per congrua confiniorum loca praesidiis’. Ganz ver¬ schiedene Dinge werden hier erzählt. In dem ersten Passus ist die Rede von den Veranstaltungen, die Papst Leo beim Empfange Karls in Rom traf, in dem zweiten von der Be¬ setzung der Grenze beim Aufbruch nach Spanien 778. Ist es wohl denkbar, dass Einhard die Phrase ‘disponere per congrua loca’ aus dem Jahresbericht von 800, wenn dieser von einem andern verfasst war, in die Vita, die er 814 oder 815 zu schreiben begann, übernommen und in einen ganz andern Zusammenhang verpflanzt habe, oder ist es nicht vielmehr natürlich, anzunehmen, dass diese stilistische Duplicität, die, echt einhardisch, in der Anwendung variiert ist, von dem¬ selben Autor herrühre? L. 801. membrorum integritas eis concessa est; epistola 25. indulta membrorum integritate (cf. L. 801). L. 804. cum mulieribus et parvulis transtulit in Franciam; Vita c. 7. cum uxoribus et parvulis sublatos transtulit (cf L. 804). L. 804. ire volentem; Translatio c. 11. redire volentem (cf. L. 804). L. 806. nullo adversariorum sentiente; Translatio c. 8. Beiträge zur Einhardsfrage. 293 nullo Romanorum civium sentiente; c. 23. nullo id factum sentiente (cf. L. 806). L. 807. hic Georgius est abba in monte Oliveti, et cui patria Germania est, qui ... Fuerunt praeterea munera praefati regis . . . necnon et horologium ex auricalco arte mechanica mirifice compositum . .; Translatio c. 75. Hic est Georgius Veneticus, qui de patria sua ad im- peratorem venit, et in Aquensi palatio organum, quod graece hydraulica vocatur, mirifica arte composuit. Cf. Simson, a. a. 0. S. 608. In der letzten Stelle ist die Uebereinstimmung mit dem angeführten Passus der Translatio höchst auffällig; mit den gleichen Worten wird hier von verschiedenen Personen und Sachen gesprochen. Sollte das ‘hic Georgius est . .’, weil es in den Ann. Einhardi fehlt, ein späteres Einschiebsel sein, dann bleibt der Gleichlaut immer noch seltsam; das ‘arte . . mirifice compositum’ könnte aber nur dreiundzwanzig Jahre später von Einhard in die Translatio übernommen sein, was bei der literarischen Selbständigkeit Einhards nicht glaublich erscheint. Er muss eben beide Stellen selbst verfasst haben. Der Gleichlaut ist hier um so beweisender, weil er im Jahres¬ bericht von 826, wo von dem Georgius der Translatio und seinem Werk gesprochen wird, fehlt. L. 809. postquam eam tarn cito capi non posse vidit; Translatio c. 10. postquam se vidit nihil posse pro- ficere (cf. L. 809). L. 809. . . veile promisit; Vita c. 7; Translatio c. 7 (cf. L. 809). L. 810. nullum (vix ullum) invenire; Vita c. 22 (cf. L. 810). Die hier mitgetheilten Uebereinstimmungen dürften allein ausreichen, um Einhard die Autorschaft auch der Ann. Lauriss, maj. (796—811) zu vindicieren, weil Einhard, wie oben be¬ merkt, eine zu selbständige literarische Individualität besass, um in der Vita, der Translatio und den Briefen so viele signi- ficante Ausdrücke aus fremden zeitgenössischen Annalen — wenn er nämlich diesen Theil der Lauriss, nicht selbst ver¬ fasst hatte — zu entlehnen, er, der gewohnt war, seinen Stil nach den Mustern der klassischen Latinität zu bilden; und doch sind hier nur die markantesten Stellen hervorgehoben. Dazu kommt indessen die so überaus grosse sprachliche Ver¬ wandtschaft des ersten Theils der Annalen mit dem zweiten, den wir bereits als Einhardisch erkannt haben. Um nicht zu vieles zu wiederholen, machen wir nur auf eine Stelle aufmerksam: L. 807. qui de Hispania egressi — amissis tredecim navibus (cf. L. 807). Die Wendungen in diesem Passus kehren in den Berichten der Jahre 813. 20. Neues Archiv etc. X. 20 294 Robert Dorr. 26. 28. mit der bei Einhard gebräuchlichen Variation des Aus¬ drucks wieder. Wir kommen nunmehr zu dem bei weitem schwierigsten Theil dieser Untersuchung, zur Beantwortung der Frage, wer der Verfasser der sog. Annales Einhardi gewesen sei. Die Erörterung dieser Frage ist darum so misslich, weil über die Abfassungszeit dieser Annalen nichts feststeht. Da sie, wie auch wohl angenommen worden ist, erst nach dem Jahre 830, also nach der Translatio möglicherweise geschrieben sein können, so werden sehr gewissenhafte Zweifler geneigt sein, auch die auffälligsten stilistischen Uebereinstimmungen mit der Translatio, geschweige denn mit der Vita oder den Ann. Lauriss. maj. als Entlehnungen aufzufassen. Zahlreiche sprachliche Uebereinstimmungen der Einhards¬ annalen mit der Vita und den Lauriss, in Stellen, welche die¬ selben Ereignisse berichten, brachte zuerst Simson, de statu etc. S. 44—52. Ein sehr umfangreiches neues Material theilte dann Manitius in seiner Zusammenstellung S. 554—63 mit, indem er die Anklänge in beliebigen Stellen zusammenstellte und die Translatio und die Briefe in die Vergleichung mit hineinzog; neuerdings lieferte Simson einen neuen Beitrag a. a. O. S. 608—10; mit unserm obigen Nachtrag endlich dürfte das einschlägige Material im Ganzen und Grossen erschöpft sein. Das gegenwärtig vorliegende Material ist nun so über¬ raschend gross, zeigt einen so durchaus gleichen Sprach¬ gebrauch in den betreffenden Schriften, dass man meinen sollte, es reiche für den gewünschten Beweis aus. Allein Ein¬ hards Schreibsweise ist später von Manchem nachgeahmt worden, . so von Enhart und Rudolf von Fulda, wie Manitius nachgewiesen hat, und, wie wir gefunden, namentlich von dem anonymen Verfasser der Bertiniani von 830—35. Die durch¬ schlagende Aehnlichkeit des Stils mit den anerkannten Schriften Einhards, wie sie in den Ann. Einh. zu finden, zeigt freilich keine jener drei Schriften. Dieselben entlehnen auch nur meist wörtlich gewisse Phrasen, während viele Uebereinstim¬ mungen in den Einhardsannalen gerade dadurch eine so be¬ deutende Beweiskraft erhalten, dass sie die ähnlichen Wen¬ dungen in der geschicktesten und mannigfaltigsten Weise variieren. Auf einige besonders bezeichnende Stellen in unserm Nachtrag möchten wir an dieser Stelle noch besonders hinweisen. E. <80. atque ibi residuum hiemis manendo com- plevit; Vita c. 2. et ibi quod reliquum erat temporalis vitae religiöse conversando complevit; Translatio c. 48. cum omnia narrando compleveris (cf. L. 807). Beiträge zur Einhardsfrage. 295 Der Ablativ des Gerundiums bei ‘complere’ erscheint hier besonders bemerkenswerth. E. 788. victi fugatique sunt etc. (cf. L. 807). E. 799. quorum alter, Geroldus . ., commisso cum Hunis proelio cecidit, alter vero, post multa proelia et insignes victorias . . . interfectus est; Lauriss. 812. Nici- forus imperator post multas et insignes victorias in Moesia . . commisso cum Bulgaris proelio moritur. E. 794. eo videlicet modo; id. epistola 5. E. 775. sed vigilantium ac viriliter resistentium virtute repulsi; epistola 39. sicut viri fortes injurias . . for- titer repulistis . . atque aviditati eorum viriliter resti- tistis (cf. L. 817). E. 787. responderunt, sibi de hac re nihil esse com- missum, nec se de hoc negotio aliud facturos; Lauriss. 823. nihil sibi ultra in hoc negotio faciendum ratus. E. 769. cujus fidei se committere non dubitavit; epistola 56. quae .. eidem committere dubitarenon debui. Der Bericht der Lauriss. 827. von ‘vastatis Barcinonen- sium agris’ bis ‘reciperet’ deckt sich fast vollständig mit Wen¬ dungen der Einhardsannalen aus den Jahresberichten 761. 84. 91. 96 (cf. L. 826). E. 741. Grifonem custodiri fecit; Translatio c. 26. quas ille fecit custodiri. E. 753. ut se . . ab infestatione . . defenderet; epistola 51. ut regnum vestrum defensum maneat ab in¬ festatione . . . (cf. E. 753). E. 753. invitus hoc fecisse putatur; epistola 8. in- vitus fecit, quod. E. 785. accitis . . ad se uxore ac liberis; Translatio c. 89. accitis ad se propinquis et amicis (cf. E. 782). Will man dieses Material nicht als beweiskräftig gelten lassen, dann wird man wenigstens eingestehen müssen, dass der anonyme Verfasser der Einhardsannalen eine sehr genaue Kenntnis von Einhards Briefen besessen haben muss. Doch wir wollen versuchen, einen stärkern Beweis zu liefern. In der Vita und den Ann. Einh. giebt es eine Erzäh¬ lung, die in den anderen Karolingischen Quellen nicht vor¬ kommt, es ist der Bericht über die Roncevalschlacht. Schon Pertz hat auf die Verwandtschaft der beiden Relationen in sprachlicher Beziehung hingewiesen (M. G. I, S. 126), Mani- tius zum ersten Mal die wichtigsten stilistischen Uebereinstim- mungen derselben zusammengestellt (S. 559). Der bequemeren Vergleichung wegen stellen wir hier beide Berichte über den Pyrenäenzug (778) zusammen und bemerken zugleich bei jedem die von Manitius und uns ermittelten klassischen Citate, welche in die Darstellung verwebt worden sind. 20* 296 Robert Dorr. Ann. Einh. 778. Tune ex persuasione praedicti Sarra- eeni spem capiendarum quarundam in Hispania civitatum haud frustra 1 * concipiens 3 , congregato exercitu, profectus est, superatoque in regione Wasconum Pyrinei jugo, primo Pompelonem Navarrorum oppidum adgressus, in de- ditionem accepit 3 . Inde Hiberurn amnem 4 vado tra- iciens 5 , Caesaraugustam praecipuam illarum partium civi- tatem accessit, acceptisque quos Ibinalarabi et Abuthaur, quosque alii quidam Sarraceni obtulerunt obsidibus, Pompe¬ lonem revertitur. Cujus muros, ne rebellare posset ad solum usque destruxit, ac regredi statuens, Pyrinei saltum in- gressus est. In cujus summitate Wascones insidiis conlocatis 6 , extremum agmen adorti, totum exercitum magno tumultu perturbant. Et licet Franci Wasconibus tarn armis quam animis praestare 7 viderentur, tarnen et iniquitate locorum 8 et genere imparis pugnae 9 in¬ feriores effecti sunt. In hoc certamine plerique auli- corum 10 , quos rex copiis praefecerat, interfecti sunt, direpta impedimenta 11 et hostis propter notitiam locorum statim in diversa dilapsus est 12 . Cujus vulneris acceptio magnam partem rerum feliciter in Hispania gestarum 13 n corde regis o b n u b il a vi t 14 . Vita c. 9. Cum enim assiduo ac paene continuo cum Saxonibus bello certaretur, dispositis per congrua confini- orum loca praesidiis 15 , Hispaniam quam maximo poterat belli apparatu 16 adgreditur, saltuque Pyrenei supe- rato, omnibus quae adierat oppidis atque castellis 17 in deditionem acceptis 18 , salvo et incolomi 19 exer¬ citu revertitur; praeter quod in ipso Pyrinei jugo Wasco- niam perfidiam parumper in redeundo contigit experiri. Nam cum agmine longo 20 , ut loci et angustiarum situs permitte¬ bat, porrectus iret exercitus, Wascones, in summi montis vertice 21 positis insidiis — est enim locus ex opacitate silvarum, quarum ibi maxima est copia, insidiis ponendis opportunus 22 — extremara impedimentorum partem, et eos, qui novissimi agminis incedentes 23 , subsidio prae- cedentes tuebantur 24 , desuper incursantes 25 , in sub- 1) Hirt. B. G. VIII, 15. 2) Sueton. Tib. 14. etc. 3) Caesar, B. G. I, 28 etc. 4) Livius, 21, 2. 5. 5) Livius, 21, 5. 6) Caesar, B. C. III, 37. 7) Justin. 9, 2. 8) Caesar, B. G. III, 2. 9) Tacitus, A II, 20. 21. 10) Cornelius Nepos, Dat. 5. 11) Caesar, B. G. H, 17. 1-) Justin. 38. 8. 13) Caesar, B. C. I, 85. 14) Gellius, 1. 2. 5. 15) Caesar, B. G. I, 8. 16) Justin. 32, 3. 17) Vellejus H, 107. 3. 18) Caesar, B. G. I, 28. etc. 19) Sueton, Nero 34. 20) Tacitus, A. n, 5. 21) Justin. 24, 8. 22) Tacitus, A. II, 5 23) Livius, 30. 24) Caesar, B. G. II, 19. 25) Tacitus, A. H, 16. 19. Beiträge zur Einhardsfrage. 297 jectam vallem dejiciunt, consertoquo cum eis proelio 1 , usque ad unum omnes 3 interficiunt, ac direptis im pe d im en tis 3 , noctis beneficio quae instabat 4 , protecti summa cum celeritate 5 in diversa disperguntur 6 . Adjuvabat in hoc facto Wascones et levitas arraorum’ et loci in quo res gerebatur situs; e contra Francos et armo- rum gravitas 8 et loci iniquitas per omnia Wasconibus reddidit impares. In quo proelio Eggihardus, regiae mensae f iraepositus, Anselmus comes palatii, et Hruodlandus Britannici imitis praefectus, cum aliis compluribusinterficiuntur. Neque hoc factum ad praesens vindicari poterat, quia hostis re perpetrata ita dispersus est, ut ne fama quidem remaneret, ubinam 9 gentium quaeri potuisset. Bereits die sehr kurze Relation in der Vita über die Spanische Expedition selbst zeigt einige Anklänge an den aus¬ führlichen Bericht der Ann. Einh. Die Erzählung des Ueber- falls durch die Basken enthält dagegen in beiden Schriften eine Anzahl so entscheidender sprachlicher Uebereinstimmungen, dass dadurch die Verwandtschaft beider Darstellungen con- statiert wird. Ueber allen Zweifel erhaben wird dieselbe durch die gleichartige Motivierung der Niederlage der Franken, eine Art und Weise, die Erzählung zu veranschaulichen, welche in den historiographischen Aufzeichnungen jener Zeit unseres Wissens ganz vereinzelt dasteht und deren Singularität da¬ durch noch erheblich an Bedeutung gewinnt, dass in ihr eine bewusste Nachahmung klassischer Muster vorliegt. Denn in den Ann. Einh. ist ganz deutlich eine Stelle aus Justin. 9. 2. nachgebildet, in der Vita scheinen verschiedene Darstellungen Cäsars dem Autor vorgeschwebt zu haben. Cäsar nämlich gerade liebt es in solcher Weise die Aussichten und Streit¬ mittel der Kämpfenden und die Ursachen des Erfolges und der Niederlage gegen einander abzuwägen. Schon in der Schilderung des Kampfes mit den Nerviern kommt (B. G. II, 20) eine solche Stelle vor, welche Manitius zur Vergleichung heran¬ gezogen hat, obwohl sie nicht Wortübereinstimmungen, son¬ dern nur die ähnliche Gliederung des Gedankens enthält; doch da das vorhergehende Capitel benutzt zu sein scheint, auch ein Gleichklang in c. 17. vorkommt, wo auch das ‘ad¬ juvabat eorum consilium’ an die Worte der Vita: ‘adjuvabat in hoc facto Wascones’ erinnert, so dürfte die Betonung jenes Citats gerechtfertigt sein. Eine auffälligere Parallele findet sich in de bello civili I, c. 17. 18: ‘erat multo inferior navium numero Brutus . . ipsi Massilienses et celeritate navium et 1) Livius, 21, 4. etc. 2) Livius, 21, 42. 3) Caesar, B. G. II, 17. 4) Caesar, B. G. I, 16. 5) Caesar, B. G. VIII, 52. 6) Justin. 38, 8. 7) Caesar, B. G. V, 34. 8) Caesar, B. G. V, 16. 9) Cicero, Cat. 1, 4. 298 Robert Dorr. scientia gubernatorum confisi . . . Nostri . . tum etiam gra¬ vi täte et tarditate navium impediebantur’, — obwohl es sich hier um einen Schiffskampf handelt. — Uebrigens hat die Vita auch die Ausdrücke ‘levitas’, ‘gravitas armorum’ dem Caesar entlehnt. Da keine andere Schrift den Ueberfall durch die Basken erzählt 1 , wird die constatierte Verwandtschaft der in Rede stehenden Berichte nur erklärt, wenn entweder beide denselben Verfasser haben, oder wenn man — die Verschiedenheit der Autoren vorausgesetzt — annimmt, dass die eine Erzählung direct in der andern benutzt wurde. Im letzteren Falle können die Ann. Einh. nicht der entlehnende Theil gewesen sein, denn ihr Bericht ist kürzer, einfacher, schmuckloser, der der Vita dagegen enthält nicht nur nicht unbeträchtliche sachliche Er¬ weiterung, sondern entfaltet auch einen gewissen Pomp der Rede, der dort fehlt; dazu kommt, dass die Worte der An¬ nalen: ‘in diversa dilapsus est’ der Quelle in Justin. 38, 8. ‘in diversa labitur’ näher stehen, als die entsprechenden Worte der Vita ‘in diversa disperguntur’. Hat aber die Vita an dieser Stelle die Annalen benutzt, dann ist dies überhaupt überall geschehen, wo sich auffallende Gleichheiten des Stils in den beiden Schriften finden; dass der Verfasser der Vita von dem der Annalen verschieden sei und der erstere die Annalen benutzt habe, hat bekanntlich schon Frese, ‘de Einhardi vita et scriptis’ 1845, angenommen. Zu welchem Resultat führt nun aber nothwendig diese Annahme? Wir haben oben dargethan, dass Einhard der Autor der Laurissenses maj. von 796—829 ist. Der Verfasser der Ann. Einh. dagegen hat die Lauriss. maj. von 796 — 801 überarbeitet und deren Stil angenommen, also den Stil Einhards; später müsste dann wiederum Einhard in der Vita sich den Stil der Ann. Einh., den diese aus seinem eigenen Werk entnommen haben, — also seinen eigenen Stil — sich angeeignet haben — ein unlösbarer Widerspruch und vollkommener Widersinn. Da also diese Annahme widersinnig ist, so lässt sich diese Ver¬ wandtschaft der obigen beiden Stellen nur erklären, wenn man zugiebt, dass die Ann. Einh. ebenso von Einhard selbst her¬ rühren, wie die Vita. Diese Annahme, dass beide Schriften von Einhard stammen, wird glänzend bestätigt durch die Thatsache, dass in jenen 1) Die Worte der Vita Hludowici Astron. c. 2: ‘extremi quidam in eodem monte regii caesi sunt agminis’ sind kaum als eine Erwähnung des Ereignisses zu betrachten. Da der Astron. dem obigen Passus hinzu- fügt: ‘Quorum, quia vulgata sunt, nomina dicere supersedi’ —, so scheint er die ausführliche Darstellung der Vita c. 9. als bekannt vorausgesetzt und mit jenem Zusatz auf sie verwiesen zu haben. Beiträge zur Einhardsfrage. 299 beiden Erzählungen der Roncevalschlacht eine so umfangreiche Benutzung von klassischen Phrasen stattgefunden hat, so zwar, dass jeder Bericht fast durchweg aus verschiedenen Citaten entlehnt hat. Ein solches Verfahren ist bei demselben Autor wohl wahrscheinlich, ja bei einem Schriftsteller, wie Einhard, der geflissentlich stilistische Wiederholungen vermied, sogar natürlich; unerklärlich jedoch bei der Annahme verschiedener Autoren, immer vorausgesetzt natürlich die oben constatierte Verwandtschaft jener Stellen. Ein ähnliches Verhältnis der Benutzung klassischer Autoren findet übrigens auch in den übrigen Partieen der beiden Schriften und in den Lauriss. maj. (796—829) statt. Natürlich giebt es eine Anzahl klassischer Citate, die in allen dreien Vorkommen, weitaus der grösste Theil der in einer jeder von ihnen vorkommenden klassischen Wendungen ist für sich eigenthümlich, wie die Zusammenstellung bei Manitius S. 521—543 und unser Nachtrag aus Caesar klar beweisen. Gerade die verschiedenartige Ausbeutung des klassischen Materials in diesen Schriften trotz der grossen Gleichheit des Stils, beweist am meisten für die Annahme, dass derselbe Autor sie verfasste. Zum Schluss dieser Argumentation theile ich noch einige Fälle mit, in denen sich in den Ann. Einh. eine vollkommen selbständige Benutzung solcher klassischen Phrasen constatieren lässt, die auch in der Vita Verwendung gefunden haben. Die Stelle in Hirt. B. G. VIII, 25. ‘atque omnia cae- dibus, incendiis, rapinis vastasset, magno numero hominum interfecto aut capto’ ist in folgender Weise in Einhards Schriften nachgebildet worden: Vita c. 7. in quibus caedes et rapinae vel incendia vicissim fieri non cessabant. — Ann. Lauriss. 825. ac vicinos suos incendiis et direptionibus in- festare non cessans; 827. Ceritaniam . . rapinis atque in¬ cendiis . . infestabant. — Ann. Einh. 774. qui (exercitus) incendiis ac direptionibus cuncta devastans, compluribus . . Saxonum interfectis; 782. quod Sorabi . . direptionibus atque incendiis quaedam loca vastassent; 785. cuncta cae- dibus atque incendiis permiscendo. In diesen sechs Einhardischen Stellen sind nicht zwei im Wortlaut völlig gleich. Der ersten Hälfte der gemeinsamen Quellenstelle am nächsten steht der Passus der Vita, der alle drei Substantiva ‘caedes’, ‘rapinae’, ‘incendia’ enthält. Diese vertheilen sich in den Lauriss, auf zwei Stellen, von denen die erstere der Wendung der Vita durch die Worte ‘non cessans’ sehr nahe kommt. Den Stellen in den Ann. Einh. fehlt das Substantivum ‘rapinae’ gänzlich, welches, wie in der ersten Stelle der Lauriss, durch ‘direptiones’ ersetzt ist. Dafür nähert sich das erste Citat aus den Einhardsannalen der Quelle wieder mehr durch ‘cuncta’, entsprechend dem ‘omnia’, und namentlich 300 Robert Dorr. durch ‘devastans’, den Nachsatz dagegen ‘compluribus’ etc. hat es ganz allein mit der Quelle gemein. Das zweite Citat hat ganz rein das ‘vastassent’ der Quelle, das dritte endlich hat Manitius, S. 524, mit Recht auf eine ähnliche Wendung des Livius, II, 17. ‘caede incendioque cuncta complent . .’ zurückgeführt. Der Verfasser der Einhardsannalen kommt mithin der gemeinsamen Quellenstelle in Cäsar in mehreren Einzelheiten nicht nur näher, als es in den beiden andern Schriften geschieht, sondern ihm steht auch eine, in jenen nicht berücksichtigte Parallelstelle aus Livius zu Gebot, ein klarer Beweis dafür, dass er bei Benutzung der klassischen Muster vollkommen selbständig verfuhr. Diese sechs Einhardischen Stellen sind zugleich wiederum ein so recht schlagender Beweis für das unablässige Streben Einhards, den Ausdruck zu variieren und directe Wieder¬ holungen zu vermeiden. In folgendem Passus kommen die Ann. Einh. der Quelle in Cäsar näher, als verschiedene verwandte Stellen der Ann. Lauriss.: Ann. Einh. 788. victi fugatique sunt, et multis suorum amissis, ad loca sua se receperunt. — Caesar, B. G. VII, 13. atque in fugam conjecti, multis amissis, se ad agmen rece¬ perunt. — L. 813. pulsi ac victi, et multis suorum amissis, recesserunt (cf. L. 817). In der Stelle endlich, Ann. Einh. 759. ümmatura morte praeventus’ ist eine Stelle aus Sext. Aurelius Victor, de vir. ill. c. 5. ümmatura morte praereptus’ und ein Citat aus Justin, 32, 2. ‘nisi morte praeventus fuisset’ — compiliert, während die Parallelstelle in der Vita c. 14. ‘nisi festinata fuisset morte praeventus’ sich ausschliesslich an Justin anlehnt. Eine andere sehr auffällige Combination zweier klassischen Citate in den Einhardsannalen, des einen aus Livius, des anderen aus Tacitus, hat Manitius 524, 529 mitgetheilt. Für die Vita haben wir oben dasselbe Verfahren nachgewiesen, die Combination eines Citats aus Justin und eines aus Aurelius Victor. Diese kunstreiche Art der Benutzung klassischer Wendungen findet sich also sowohl in der Vita als in den Ann. Einh., in den letzteren ist sogar noch ein Fall mehr con- statiert, abermals, wie uns bedünkt, ein Beweis, dass beide Schriften denselben Verfasser haben, nämlich Einhard. Das Resultat aller bisherigen Erörterungen ist, dass die Ann. Lauriss. maj. (796—829) und die Ann. Einhardi ebenso von Einhard herrühren, wie die Vita, die Translatio und die Briefe. Darf man dieses Verhältnis der genannten Schriften zu einander einmal als feststehend betrachten, dann erscheinen auch manche grammatische Eigenthümlichkeiten in denselben als specifisch Einhardischer Sprachgebrauch. Dahin rechnen Beiträge zur Einhardsfrage. 301 wir vor allem den Gebrauch des Nominativ mit dem Infinitiv bei videri (cf. L. 816), putari (cf. L. 817), dici (cf. L. 812), juberi (cf. L. 811. 17), permitti (cf. L. 805), perhiberi (cf. L. 807), nuntiari (cf. L. 812), narrari (cf. L. 810), credi (cf. L. 823); die Satzgliederung durch non solum . . sed etiam (cf. L. 810), non solum . . verum etiam (cf. L. 821), tarn . . quam (cf. L. 823), cum . . tum (cf. L. 828), primo . . deinde (cf. L. 809), partim . . partim (cf. L. 812), potius . . quam (cf. E. 782), non tantum . . sed etiam (cf. L. 801), una . . altera (cf. L. 810); relativische Verbindungen, wie: qui et ipse (cf. L. 815), qui cum . . (cf. L. 821), quibus cum . . (cf. L. 817), quo cum . . (cf. L. 817), quod cum . . (cf. L. 815), quos cum . . (cf. L. 823), cui cum . . (cf. L. 819); Wen¬ dungen wie: ad hoc (cf. L. 809), ob hoc (cf. L. 821), propter hoc (cf. L. 804), propter quae (cf. L. 824), propter quod (cf. L. 823), praeter quod (cf. L. 817), praeterea (cf. L. 817); Conjunctionen, wie: cum primum (cf. E. 768), cumque (cf. L. 809), eo quod (cf. L. 807), pro eo quod (cf. L. 809), simul cum (cf. L. 829) — und manches andere, ein Sprach- material, das sich in den voreinhardischen Annalen entweder gar nicht, oder doch nur ganz vereinzelt findet. Von diesen vereinzelt in den älteren Annalen vorkommen¬ den Ausdrücken ist zu sagen, dass Einhard sie in den mannig¬ faltigsten Verbindungen gebraucht und so in sein Eigenthum verwandelt, so peragere (cf. L. 796), dimittere (cf. L. 799) etc. Andere umfangreichere Phrasen in den Einhardsannalen, wie 795. terra magna ex parte vastata (cf. L. 806); 757. illuc Tassilo dux Bojoariorum venit (cf. L. 815), die sich nament¬ lich in den Ann. Guelferbyt. und den Ann. Nazar. ähnlich oder gleichlautend finden, legen dagegen die Vermuthung nahe, dass hier eine directe Benutzung von der einen oder andern Seite stattfand, oder ein Schöpfen aus gemeinsamer, unbekannter Quelle. lieber die Abfassungszeit der Annales Einhardi. Unter der Voraussetzung, dass Einhard die Ann. Laur. maj. (796—829) und die Ann. Einh. geschrieben hat, dürfte sich aus dem Sprachgebrauch annähernd ein Zeitraum für die Abfassung der letzteren bestimmen lassen; es müssten das die Jahre sein, deren Berichte in den Ann. Lauriss. maj. die meiste sprachliche Aehnlichkeit mit den Einhardsannalen zeigen. Es giebt nun aber auch einen sachlichen Anhalt für die Beantwortung dieser Frage. Die Ann. Lauriss. maj. 799. schreiben: et tota Brittaniorum provincia, quod nunquam antea, a Francis subjugata est. — Dasselbe Ereignis erzählen die Ann. Einh. 799." mit den Worten: Videbatur enim, quod ea provincia tum esset ex toto subacta, et esset, nisi perfidae I 302 Robert Dorr. gentis instabilitas cito id aliorsum commutasset 1 . — Die Empörung, auf welche die Ann. Einh. in dieser Stelle hin¬ deuten, berichten die Lauriss. 811: tertium (exercitum misit) in Brittones ad eorum perfidiam puniendam; vor dem Jahre 811 kann mithin der Jahresbericht von 799 der Ann. Einh. nicht concipiert sein, was indessen nicht ausschliesst, dass die früheren Jahresberichte (741—798) früher verfasst sind. Einen weiteren Anhalt für die in Frage stehende Zeit¬ bestimmung giebt eine sehr auffällige Aenderung im Sprach¬ gebrauch der Ann. Lauriss. maj. im Jahresbericht von 805. Bis dahin, von 741 an, finden wir nur die Form Avari, Avares, so noch 796. 97. 99 und früher; in der Erzählung von 805 tritt zuerst die Form Huni auf, die in der Vita Karoli und den Einhardsannalen ausschliesslich gebraucht wird; es scheint mithin, dass etwa um 805 oder 806 Einhard mit der Ueber- arbeitung der Lauriss, begonnen habe. Die Vermuthung ge¬ winnt eine noch grössere Wahrscheinlichkeit dadurch, dafcs in der Relation von 805 verschiedene andere sehr charakteristische Wendungen, die auch den Einhardsannalen eigenthümlich sind, zum ersten Male in den Lauriss. maj. erscheinen. Dahin rechnen wir in erster Linie die Phrase Lauriss. 805: precibus ejus annuens, die wir in den Ann. Einh. ad ann. 786 antreffen. Dieselbe findet sich in den Lauriss, erst wieder ad ann. 826, dann aber in der Translatio c. 91 und in der epistola 32. Das Verbum ‘adnuere’ wird ad. ann. 810 ge¬ braucht, ‘abnuere’ 809, 12 und Ann. Einh. 787, ‘renuere’ kommt in der Vita und den Briefen vor (cf. L. 805). Andere Uebereinstimmungen sind: Ann. Lauriss. 805. summa totius regni. Ann. Einh. 761. totius imperii summa (cf. Manitius 555). A. L. 805. vacare. A. E. 745 (cf. Manitius 554). A. L. 805. ad hiemandum in Theodonis villa . . consedit. A. E. 763. ad hiemandum in villa Lonclare consedit (cf. L. 805). Die Uebereinstimmung in auffallenden, significanten Redensarten zwischen Lauriss, und Einhardsannalen setzt sich nun fort bis zum Jahresbericht von 814; es sind Wendungen, welche der Reihe nach in den betreffenden Stellen zum ersten Male in den Lauriss, auftreten. A. L. 807. proelio commisso, et multis suorum amissis . . pervenerunt. — 813. commissoque prolio . . pulsi ac victi, et multis suorum amissis, recesserunt. — A. E. 788. victi fugatique sunt, et multis suorum amissis . . ad loca sua se receperunt; .798. commissoque proelio . . fusi fugatique, et 1) Schon Simson, de statu etc., S. 22, hat diese beiden Stellen zu¬ sammengestellt und daraus auf die Abfassung jenes Jahresberichts der Ann. Lauriss, vor dem Jahre 811 schliessen zu müssen geglaubt. Beiträge zur Einhardsfrage. 303 multis suorum amissis . . ad loca sua reversi sunt. — A. L. 807. quorum aliqui ad loca sua reversi sunt. Diese höchst significante Aehnlichkeit des Ausdrucks findet sich erst in den Lauriss, ad ann. 828 in einer weniger gleichklingenden Variation wieder (cf. L. 807). A. L. 808. 809. cum incolomi exercitu in . . se recepit. — A. E. id. 791. In dieser völligen Uebereinstimmung findet sich diese aus Cäsar entlehnte Wendung nur an diesen Stellen (cf. L. 808). A. L. 808. 9. 10. domum regressi sunt. — A. E. 742. 74. 91. kommt erst wieder ad ann. 819 vor (cf. L. 808). A. L. 808. 10. 12. domum reversus est. — A. E. 748. 60. 74. etc. kommt erst wieder ad. ann. 820 vor (cf. L. 808). A. L. 809. ferro et igni vastare. — A. E. 742. etc. kommt erst wieder 819 vor (cf. Manitius 554). A. L. 809. . . . veile promisit. — A. E. 777. 94. 95. kommt erst wieder ad. ann. 822 vor (cf. L. 809). A. L. 811. profugit. — A. E. 747. 48. 77. 82 (cf. L. 811). A. L. 812. dicitur beim Infin. — A. E. 741 etc. (cf. L. 812). A. L. 812. Niciforus imperator post multas et insignes victorias in Moesia provincia commisso cum Bulgaris proelio moritur. — A. E. 799. quorum alter, Geroldus videlicet Bojoa- riae praefectus, commisso cum Hunis proelio, cecidit, alter vero, id est Ericus, post multa proelia et insignes victorias apud Tharsaticam, Liburniae civitatem, insidiis oppidanorum inter- ceptus atque interfectus est. Diese Stelle der Einhardsannalen ist eine Ueberarbeitung der folgenden Stelle aus den Lauriss. 799: Ericus dux Foro- julensis post tot prospere gestas res juxta Tarsaticam Libur¬ niae civitatem insidiis oppidanorum oppressus est, et Geroldus comes, Bojoariae praefectus, commisso contra Avares proelio, cecidit — und offenbar aus den Redewendungen der beiden Citate aus den Lauriss. (799 und 812) compiliert, wenn dieser Ausdruck auf die Verwendung des eigenen Sprachmaterials durch denselben Schriftsteller in verschiedenen Schriften — angewandt werden darf. Der Jahresbericht der Ann. Einh. ad ann. 799 kann also auch wegen dieser Stelle nicht vor dem Jahre 812 verfasst sein, wie wir dies aus einem andern Grunde schon oben anzunehmen Veranlassung fanden 1 . Die grosse sprachliche Aehnlichkeit mit dem Passus aus Lauriss. 812 deutet aber zugleich daraufhin, dass Einhard ihn nicht lange nach jenem niederschrieb; es folgen nun aber in der eigentlichen Ueberarbeitung nur noch der Jahresbericht 1) Das Hinüberfliessen der obigen Wendungen aus der einen Schrift in die andere darf man sich wohl als ein reeiprokes Verhältnis vorstellen, so dass es bald die Lauriss, bald die Ann. Einh. waren, in denen Ein¬ hard eine solche Phrase zuerst gebrauchte. 304 Robert Dorr. von 800 und der Anfang desjenigen von 801 bis zu den Worten ‘capitis damnati sunt’, von da an stimmen Lauriss, und Ann. Einh. bis auf einzelne wenige Wörter und ganz unwesentliche gelegentliche kleine Zusätze vollkommen überein, folglich dürfte der plötzliche Abbruch der Ueberarbeitung eben¬ falls nicht viel später erfolgt sein, und zwar, wie wir ver- muthen, unmittelbar nach Karls Tode *, Anfang 814, als Ein¬ hard an die Bearbeitung die Vita ging, die ihn bis 819 etwa beschäftigt haben mag. Später hat er dann die Fortführung der Ueberarbeitung, die allerdings erwünscht gewesen wäre, nicht mehr aufgenommen. Nach den vorangegangenen Erörterungen dürfte also fol¬ gende Reihenfolge der historischen Schriften Einhards wahr¬ scheinlich sein. Einhard begann zuerst die Fortsetzung der Lauriss. maj. vom Jahresbericht 796 an und führte diese An¬ nalen in gleichzeitiger Aufzeichnung bis zum Jahresbericht von 829. Während dieser Arbeit begann er etwa 805 oder 806 eine Ueberarbeitung der Lauriss, von 741 an und dehnte dieselbe auch auf einen Theil seiner eigenen Arbeit (die Jahres¬ berichte 796 — Anfang 801) aus. Gleich nach des Kaisers Tode brach er die Ueberarbeitung ab, weil die Biographie seines kaiserlichen Wohlthäters ihn in den nächsten Jahren, etwa bis zum Jahre 819, neben der Fortführung der Lauriss, in Anspruch nahm. Später hat er die eigentliche Ueberarbei¬ tung nicht mehr fortgesetzt, sondern sich darauf beschränkt, in dem Text der Lauriss, von 801—829, im Grunde genommen nur bis 812, einzelne Wortausdrücke zu ändern. Mit dieser Annahme stimmt der Sprachgebrauch in den drei Schriften vortrefflich überein. In den fortschreitenden Berichten der Lauriss, zeigt sich eine immer ausgiebigere Be¬ nutzung des Sprachgebrauchs der klassischen Autoren, nament¬ lich Cäsars, und eine immer reichere Entfaltung des stilistischen Gewandes. Die Jahresberichte (805—812) zeigen die auf¬ fälligsten Uebereinstimmungen mit den Einhardsannalen; später treten bezeichnende Gleich- und Anklänge zwar immer noch gelegentlich auf, doch schreitet die Fortbildung des Stils der Lauriss, weiter vor, ihr Ausdruck entfernt sich mehr und mehr G Auch die Fortführung 1 der Ann. Lauriss. hat wahrscheinlich durch Karls lod eine Unterbrechung erfahren, wie das Abbrechen einiger Hand¬ schi iften beim Worte ‘recesserunt’, fast am Schluss des Jahresberichts von 13, zu erweisen scheint (M. G. Scr. I, 128; Giesebrecht, Münchener bist. Jahrb. für 1865, S. 211). War diese Unterbrechung eine kurze, wahrscheinlich durch die Unruhe und Aufregung, welche der Thronwechsel ' en höfischen Kreisen brachte, veranlasst, so mochte Einhard dagegen nach Vollendung der Vita zur Fortsetzung der Ueberarbeituug die Lust ver oren haben, weil sich sein Sinn in jener spätem Zeit immer mehr unc entschiedener der Beschäftigung mit religiösen Dingen zuwandte. Beiträge zur Einhardsfrage. 305 von den Lieblingsausdrücken der überarbeiteten Annalen, und nimmt in den Jahresberichten (813—20) die auffälligste Aehnlichkeit mit der Sprachweise der Vita an. In dem Theil von 821—29 tritt auch diese Uebereinstim- mung allmählich mehr und mehr zurück, die bunte mosaik¬ artige Zusammensetzung des Ausdrucks aus klassischen Citaten ist gleichfalls weit weniger bemerkbar, es bildet sich vielmehr ein stereotyper Geschäftsstil aus, der in Einzelheiten zahlreiche Verwandtschaft mit der Translatio und den Briefen Einhards zeigt. Dass die Lauriss. (796—829) weniger sorgfältig geschrieben sind, als die Vita und die Einhardsannalen, findet seine aus¬ reichende Erklärung darin, dass diese Berichte eben erster Entwurf geblieben sind, und der Feile, die Einhard seinen anderen Schriften angedeihen liess, entbehren, wobei allerdings zu bemerken ist, dass die Berichte (796—809) einen ein¬ facheren und zugleich reineren Stil (cf. Simson, 1. c. 609), dafür aber auch weniger klassische Ausschmückungen zeigen. Den weitaus reichsten Wortschatz haben die Ann. Einh., wofür der Beweis allerdings nicht in unsere obige Zusammen¬ stellung aufgenommen werden konnte. Es erklärt sich dies daraus, dass Einhard in ihnen einerseits viel genauer erzählt, als in der Vita, und andrerseits viel sorgfältiger den Ausdruck feilt und variiert, als in den Lauriss. Nur die meist dem Sueton entnommenen Ausdrücke, mit denen in der Vita Karls Privatleben geschildert wird, fehlen natürlich den Einhards¬ annalen, dahingegen ist in ihnen die Benutzung des Cäsar und des Livius eine stärkere, als in der Vita Karoli und in den Annales Laurissenses. Nachwort. Von H. v. Sybcl. Auch dem vorstehenden Aufsatze gegenüber muss ich bei aller Anerkennung des Fleisses und des Scharfsinns des Herrn Verfassers, meine entgegengesetzte Ansicht (Kleine historische Schriften III, 1 ff.) in vollem Umfänge aufrecht erhalten. Nicht für erwiesen, nicht für wahrscheinlich, sondern für geradezu unmöglich muss ich die von Herrn Dorr behauptete Abfassung der Laurissenses durch Einhard erklären. Was wird denn durch die von Herrn Dorr nachgewiesene Aehnlichkeit des Sprachschatzes und einzelner Redewendungen in den Laurissenses und den Einhard’schen Schriften dargethan? Ein ganz ansehnlicher Theil seines Materials bekundet nichts weiter, als dass beide Autoren für gewisse Begriffe dieselben Wörter (vastare, allicere, dimittere, construere u. s. w.) ver- 306 H. v. Sybel. wenden, wie das ein Jeder thut und thun muss, der eben lateinisch schreibt. Dann aber stimmen bei beiden Autoren vielfach auch ganze Satzformen in häutiger Wiederkehr überein, und dies könnte allerdings entweder an gegenseitige Entlehnung oder, wo eine solche nicht angeht, an Identität des Verfassers denken lassen. Allein auch dieser Umstand verliert an Ge¬ wicht durch die Erinnerung an den Bildungsgrad des fränki¬ schen Klerus und Volkes zu Anfang des 9. Jahrhunderts. Das Studium der lateinischen Sprache war noch jungen Datums, der Kreis der gelesenen classischen oder biblischen Schrift¬ werke ein beschränkter, die Handhabung des fremden noch nicht völlig assimilierten Idioms vielfach unbehülflich. Unter solchen Umständen war nichts begreiflicher, als dass die bei den classischen Mustern Vorgefundenen und erlernten Rede¬ wendungen als feste Sprachmünze von Hand zu Hand gingen und gebraucht wurden, wo sie eben passten. Wenn nun die¬ selben Phrasen in stärkerer Uebereinstimmung bei zwei Autoren sich vorfinden, als bei einem dritten, so ist daraus nichts weiter zu entnehmen, als dass jene beiden durch dieselbe Schule gegangen sind oder bei ihrer Ausbildung vorwiegend dieselben Classiker benutzt haben, nimmermehr aber kann wegen der Aehnlichkeit dieses äusserlichen Sprachgebrauchs an Identität des Verfassers gedacht werden. Die Unsicherheit eines solchen Beweises zeigt sich fast auf jeder Seite der Dorr sehen Erörte¬ rung. Erscheint eine Phrase in den Laurissenses und in der Vita Caroli in gleichlautender Fassung, so ist diese Gleichheit, tritt sie aber in abweichender Form auf, so ist eben die Ver¬ schiedenheit charakteristisch für Einhard und somit beweisend für Einhards Autorschaft: ein Verfahren, womit sich allerdings beweisen lässt, was man zu beweisen wünscht. Völlig ‘strict erwiesen’ erscheint dann Herrn Dorr (oben S. 288 und 289) seine These durch zwei Berichte, wo mir nichts deutlicher zu Tage zu liegen scheint, als die Wiederholung einer gemein¬ samen Vorlage durch beide Autoren, nämlich der von Herrn Dorr selbst citierten Cäsarischen Stelle, und der bei Ludwigs Krönung gebrauchten officiellen Formel. Auch hier liegt nicht der geringste Grund vor, an Identität des Autors zu denken. Vielmehr muss ich bei der Ueberzeugung bleiben, dass ungleich erheblichere Momente als die Uebereinstimmung im Gebrauche einzelner lateinischer Satzstücke die Annahme, Einhard sei der Verfasser der Laurissenses, absolut verbieten. Gewiss wird ein imbefangener Urtheiler Einhard weder für einen grossen Historiker, noch für einen sprachgewaltigen Schriftsteller in unserem Sinne halten. Aber man injuriert ihn auf das Grausamste, wenn man ihn mit dem Verfasser der Laurissenses auf eine Linie stellt. Denn dieser steht noch ganz aut der Stufe geistiger Entwickelung, wie die Mönche, Beiträge zur Einhardsfrage. Nachwort. 307 welche die ersten annalistischen Notizen in ihre Ostertafeln eintrugen. Der Fortschritt ist lediglich quantitativ und die Laurissenses geben eine sehr viel grössere Anzahl solcher Notizen. Aber ihr Verfasser denkt nicht mehr als seine Vor¬ gänger an irgend eine geistige Verarbeitung seines Stoffes, und ebenso wenig geht er über die Angabe sinnlich wahr¬ nehmbarer Thatsachen hinaus. Dagegen schreibt Einhard als ein gebildeter Mensch und als ein erfahrener Staatsmann; er hat gelernt, zu reflectieren, zu combinieren, zu urtheilen; er denkt an Ursache und Wirkung, an Motiv und Zweck, an innern Zusammenhang der Vorgänge. Ein so weit ent¬ wickelter Geist kann gar nicht mehr in der Weise der alten Annalisten Schriftstellern; es wäre denn, dass er sein Publikum planmässig mystifi eieren wollte, woran bei Einhard niemand denken wird. In meiner oben citierten Abhandlung habe ich dies näher ausgeführt und diesen Theil derselben hat auch Simson, Karl der Grosse II, 607, zu widerlegen gar nicht versucht, wie denn auch Herr Dorr vorsichtig schweigend daran vorüber gegangen ist. Ich überlasse es dem Urtheil des Lesers, welches Moment für die Beurtheilung eines Autors wichtiger ist, seine geistige Potenz und Ausbildung oder die Herübernahme einzelner lateinischer Phrasen aus alten Muster¬ schriftstellern. ' . « - X. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit und das Register Gregors VII. Von S. Löwenfeld. Neues Archiv etc. X. 21 . I. Der Cardinal Deusdedit, über dessen Leben nur äusserst dürftige Notizen auf uns gekommen sind, widmete dem Papste Victor III, dem Nachfolger Gregors VII, ein Werk, welches dazu bestimmt war, die Ansprüche der römischen Kurie gegen¬ über den weltlichen Gewalten zu rechtfertigen. Die eigenen Worte des Cardinais lassen über die Tendenz seines Buches keinen Zweifel. ‘Auctoritatis ipsius privilegium’, heisst es in dem Widmungsbrief, ‘quo omni christiano orbi praeminet, ignorantibus patefacere cupiens ... ex variis sanctorum patrum et christianorum principum auctoritatibus potioribus quibusque in unum congestis, praesens defloravi opusculum, quadrifaria dispartitum partitione’. Er will also, um das Vorrecht der päpstlichen Autorität zu begründen, aus den Kirchenvätern und den wichtigsten Urkunden christlicher Fürsten die Be¬ weise zusammenstellen. Er hat seine Aufgabe in der Weise gelöst, dass er das gesammelte Material in vier Bücher mit besonderen Titeln getheilt hat. Wann hat Deusdedit sein Werk verfasst? Stellen wir zuerst fest, wann er sein Werk beendet hat. Aus der Wid¬ mung an Victor III. ergiebt sich mit absoluter Sicherheit als terminus ad quem der 16. Sept. 1087, d. h. der Tag, an welchem der Papst gestorben ist; es ergiebt sich ferner daraus mit relativer Sicherheit der terminus a quo, der 9. Mai desselben Jahres, an welchem Victor die Weihe er¬ halten hat. Ich nehme den Tag der Weihe an und nicht den Tag der Wahl, welche beinahe 12 Monate früher erfolgt ist, weil Deusdedit den erwählten und noch nicht ordinierten Papst sicherlich nach dem allgemeinen Brauch ‘electo apostolico’ an¬ geredet hätte und nicht: ‘beatissimo atque apostolico viro pon- tifici domno papae Victori tertio’, wie die Anrede in Wirklich¬ keit lautet. Also zwischen Mai und September 1087 ist die Collectio canonum vollendet worden >. 1) Nur beiläufig sei bemerkt, dass Pflugk - Harttung im NA. VIII, 240 die Abfassungszeit in die Regierung Pasckals II. (1099—1118) verlegt bat. Schon Ewald hat darauf erwidert (ibid. p. 420), dass diese Annahme 21 * 312 S. Löwenfeld. Nicht so eng wird sich die Zeit begrenzen lassen, wäh¬ rend welcher Deusdedit an seinem Werke gearbeitet hat. Ich hoffe im Verlauf der Untersuchung zu beweisen, dass er seine Briefe Gregors VII. aus dem Register des Papstes in der uns erhaltenen Gestalt entnommen hat, und da der letzte Theil dieses Registers nicht vor dem J. 1084 vorhanden gewesen sein kann, so vermuthe ich, dass er vor diesem Jahre seine Arbeit nicht begonnen hat. Beweisen lässt es sich allerdings nicht; denn bei der Art und Weise, wie solche Canonsamm¬ lungen zu Stande kommen, ist es immerhin denkbar, dass Deusdedit schon einige Jahre vorher sein Material gesammelt und geordnet hatte, und nachträglich erst das Gregorianische Register, als es der Oeffentlichkeit übergeben war, excerpiert und in seine Bogen eingetragen habe. Aus welchen Quellen hat Deusdedit sein Material geschöpft? Neben Concilsbeschlüssen und päpstlichen Decretalen Gelasius I, Pelagius I, Honorius I. und Gregors II. wird der Liber pon- tificalis unter dem Namen des Bibliothekars Anastasius citiert, ferner der Liber Diurnus, Pseudoisidor, Paulus Diaconus, die Chi’onik des Victor Tunnensis 1 , das Register Gregors I. und Johanns VIII, die Gesta des h. Bonifaz, ein Ordo Romanus etc. und von den Canonisten des XI. Jahrhunderts Burchard von Worms 2 . In dieser Reihe der Quellen habe ich zwei uner¬ wähnt gelassen, die wegen ihres Verhältnisses zur Collectio canonum eine besondere Beachtung verdienen, — nemlich das päpstliche Archiv im Lateran und das Register Gregors VII. Im Liber III c. 150 (p. 331) heisst es: ‘Ex synodo habita in Dalmatia a legatis VII. papae Gregorii, scilicet a Gebizone . . . abbate, nec non et a Folcuino Forosimpronii episcopo; quae synodus habetur in archivo sacri palatii Late- ranensis, in qua de regno et rege Dalmatiae ita inter cetera legitur’, und dann folgt ein grosses Stück aus den Synodal¬ akten. So viel ich sehe, ist dies die einzige Stelle, aus welcher mit Sicherheit hervorgeht, dass Deusdedit das ‘Archiv des Lateranischen Palastes’ benutzt habe. Ich hätte hier auch die Stellen angezogen, in welchen Deusdedit von einer Bibliotheca Lateranensis spricht, wenn nicht jüngst behauptet worden wäre, nur auf einen Irrthum des Schreibers des Vatic. Codex zurückzuführen sei. Der Brief, der hier die Ueberschrift ‘Paschalis II.’ trägt, geht in andern Sammlungen unter dem Namen Paschals I. und so war er auch von Jaffe unter die Regesten dieses Papstes aufgenommen worden. Richter, Beiträge S. 26, hat jedoch erwiesen, dass er weder Paschalis I. noch Paschalis II. angehöre, sondern dem Bischof Guido von Arezzo; zu berichtigen ist bei ihm nur die Angabe, dass der ‘unkritische’ Ivo für den Fehler verantwortlich zu machen sei. 1) Bei Deusdedit steht wie auch sonst häufig Tunnunensis. 2) Anselm von Lucca, den Giese- brecht angiebt, habe ich nicht gefunden. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 313 dass wenigstens unter Paschalis II. Bibliothek und Archiv getrennt gewesen sei. Die Beweise, die Pflugk - Harttung für seine Behauptung anführt (NA. VIII, 240) sind die denkbar schwächsten 1 ; die verschiedenen Bezeichnungen des Deusdedit: ‘archivum’, ‘bibliotheca’, ‘tomi patriarchii Lateranensis’ bedürfen noch sehr der Untersuchung, und soweit ich mir ein Bild von den Archivverhältnissen der Kurie machen kann, bezeichnet ‘bibliotheca’ die eigentliche Bücherei, d. h. das ganze urkund¬ liche, in Bücher eingetragene Material, während unter ‘archi- vum’ im engeren Sinne der Aufbewahrungsort der grossen Masse von Einzelurkunden verstanden wird. Beide zusammen, die Bibliothek und das Archiv, machen das grosse, häufig er¬ wähnte Archivum palatii Lateranensis aus. Was noch beson¬ ders gegen die Pflugk- Harttung’sche Hypothese misstrauisch macht ist der Umstand, dass nach den bekannt gewordenen Dokumenten eine Trennung des Archivs von der Bibliothek erst in die nachavignonische Zeit fällt und dass noch am Ende des XV. Jahrhunderts die Ausdrücke ‘bibliotheca secreta’ und ‘archivum apostolicum’ unterschiedslos gebraucht werden 2 . Aber wie dem auch sein mag, die eine Erwähnung des Deus¬ dedit, dass er dass päpstliche Archiv benutzt habe, reicht für meine Zwecke vollkommen aus. II. Wir haben uns so den Weg gebahnt zu der Frage, wie sich Deusdedit zum Register Gregors VII. verhält? Von der Beantwortung dieser Frage hängt theilweise der Werth jener Briefsammlung ab. Die Glaubwürdigkeit ihrer Texte, die Zu¬ verlässigkeit der chronologischen Noten würden bedenklich er¬ schüttert werden, wenn die Antwort so ausfiele, wie sie neuer¬ dings Ewald und Pflugk-Harttung gegeben haben. Ich brauche nur auf die Folgen hinzuweisen, die es haben würde, wenn das bedeutsamste literarische Denkmal, welches das Mittelalter uns überliefert hat, zu einer Quelle zweiten Ranges degradiert würde. Das Register, welches bisher ausschliesslich die Dar¬ stellung des Gregorianischen Zeitalters beherrscht hat, würde der schrankenlosen Interpretationslust derjenigen ausgesetzt 1) An der von ihm citierten Stelle handelt es sich nicht um ver¬ schiedene Lokalitäten, sondern um verschiedene Bücher des päpstlichen Archivs. ‘Registra’ sind die Co p ial bücher, während ‘tomi carticii’ die Contobücher bedeuten, in welche die Pacht- und Kaufverträge und ähnliche Schriftstücke eingetragen wurden. Wenn Pflugk - Harttung weiter behauptet, ‘dass für Unterzeichnung von Urkunden nicht mehr der litel eines Bibliothekars, sondern von Urban II. an nur noch Kanzleititel Vor¬ kommen’, so muss er vergessen haben, einen Blick in die Regesten Paschals II, Calixt II, Honorius II, Innocenz n. und Coel. II. zu werfen. 2) Cf. Marini, Memorie istoriche degli archivi della santa sede, p. 19. 314 S. Löwenfeld. sein, welchen die Reihenfolge einer Briefgruppe verdächtig -oder eine Zeitangabe unbequem erscheint. Formulieren wir genau die Frage, um die es sich hier handelt. Hat Deusdedit das päpstliche Originalregister oder einen Auszug, der reicher war als der unserige, oder hat er das Register in der uns erhaltenen Gestalt benutzt? Giesebrecht war der erste, welcher der Frage näher ge¬ treten ist 1 ; in der Abhandlung, welche den Jaffe’schen Regesten Gregors vorgedruckt und auch in der neuen Ausgabe an der¬ selben Stelle erschienen ist, lässt Giesebrecht die Möglichkeit zu, dass ‘Deusdedit sich eines reicheren Registerexemplars bedient hat 2 ’. Entschiedener hat sich Jaffe geäussert in der Vorrede zu seinen Monumenta Gregoriana, im zweiten Bande der Biblio- theca rerum germanicarum. Er hält es für ausgemacht, dass Deusdedit nur unser Register vor Augen gehabt habe 3 , und erklärt alle Abweichungen in den Citaten für Schreib - oder Druckfehler 4 . Dieser Ansicht hat sich schliesslich auch Giese¬ brecht angeschlossen. In seinem Aufsatz: ‘Die Gesetzgebung der römischen Kirche zur Zeit Gregors VII’ 5 , erwähnt er nicht einmal die früher von ihm vertretene Meinung, sondern nimmt rückhaltslos an, dass ‘Deusdedit einen ausgedehnten Gebrauch machte von dem Registrum Gregorii VII. in der uns noch er¬ haltenen Gestalt’. Trotz der Zuversichtlichkeit, mit der hier eine Ansicht vertreten war, konnte die Aufgabe nicht als gelöst betrachtet werden, da weder Jaffe noch Giesebrecht die ganze Canonsammlung des Deusdedit kannten, sondern nur Fragmente derselben aus: Borgia, Breve istoria del* dominio temporale della sede apostolica nelle due Sicilie. (In Roma 1789, appendice p. 3—22). Die Frage trat in ein neues Stadium, als Pius Martinucci im Jahre 1869 die ganze Sammlung aus dem Codex Vaticanus 3833 herausgab 6 . 1) Denn die Ballerini sagen in ihrer gründlichen Studie über die Collectio canonum einfach: ‘plura suppetunt ex registro Gregorii VII’. ohne anzugeben, welches Register sie darunter verstehen. 2) . . . fier: potuisse, ut Deusdedit cardinalis locupletiore exemplo uteretur. 3) JafR Bibi. II, 7. 4) So erklärt er, wo statt XIV—LXX und statt XXIV— LXXV steht, die Abweichung daraus, dass aus der I ein L geworder und dies L alsdann von dem Abschreiber an die erste Stelle gesetzl worden sei. 5) Münchener histor. Jahrb. 1866. 6) Es möge ge¬ stattet sein, über die Handschrift und die Ausgabe einige Worte hiei einzuschieben. Der Codex ist, wie auch das beigegebene Facsimile er¬ kennen lässt, ein Palimpsest. Martinucci glaubt in den geringen Spürer der früheren Schrift Stücke aus den Evangelien, wahrscheinlich für die ftonn- oder Festtage ausgewählt, wiederzuerkennen. Wenn ich recht sehe verrathen die Buchstaben eine ziemlich kräftige Unciale; ferner scheini mir die jetzige Schrift von unten nach oben zu gehen; man muss also Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 815 Seit dem Erscheinen derselben waren dreizehn Jahre ver¬ flossen, als zu gleicher Zeit zwei Abhandlungen erschienen, welche die Frage, wie es schien, erschöpfend behandelten und den Codex umdrehen, wenn man die erste Schrift entziffern will. Die Hand, welche die Collectio canonum geschrieben hat, weist auf den Ausgang des XI. und den Anfang des XII. Jahrhunderts. Ausser dem allgemeinen Schriftcharakter führt darauf das u statt des v am Anfang der Wörter wie ‘votive’, ferner das geschwänzte §, das (nach Wattenbach) in italienischen Handschriften bereits im XII. Jahrhundert verschwindet. Für das XI. Jahrhundert bleiben uns nur, wenn wir uns des oben ge¬ wonnenen Jahres 1087 für die Abfassungszeit der Sammlung erinnern, etwa zwölf Jahre übrig und mit diesen gelangen wir schon in die Zeit Paschalis II, der 1099 den päpstlichen Stuhl bestieg. In der That scheint, wie die Ballerini wohl mit Recht bemerken, unter ihm der Codex geschrieben zu sein, d. h. also zwischen 1099 und 1118; denn in einem Vorgesetzten Papstcatalog ist notiert: III. Victor m. III. d. III. II. Urbanus XI. m. III. d. XV. II. Paschalis. Damit schliesst die Reihe. Da also die Regierungsdauer Paschals nicht angegeben ist, so kann man schliessen, dass Paschal damals noch gelebt habe; vermuthlich zeigt der Codex die gleiche Hand wie der Catalog — die Ballerini und Martinucci lassen uns darüber im Unklaren — und bietet uns so die Möglichkeit, seine Entstehung ziemlich eng zu be¬ grenzen. Aber der Schreiber des Codex hat mit seiner Vorlage arg gewirthschaftet. Es ist eine so unglaubliche Menge von sinnlosen Ent¬ stellungen des Textes, dass man zu der Vermuthung geführt wird, hier hat ein professionierter ungebildeter Schreiber Wort für Wort abge¬ schrieben, ohne den Sinn der Sätze zu verstehen. Und das musste gerade einem Autor passieren, der in der Vorrede seines Buches eine directe Mahnung an den Schreiber resp. Corrector richtet, auf den Text und die Citate die grösste Sorgfalt zu verwenden. Wir werden später sehen, welches Unheil gerade die falschen Citate unseres Vaticanischen Codex noch neuerdings in den Arbeiten Ewalds und Pflugk - Harttungs angerichtet haben. Aber auch die gedruckte Ausgabe des Deusdedit entspricht nicht den Anforderungen, die man an eine wissenschaftliche Edition zu stellen berechtigt ist. Martinucci geht von dem verkehrten Princip aus, dass der Druck ein getreues Abbild des Codex liefern müsse; es werden also auch diejenigen Fehler, welche weder für die Charakteristik des Autors noch des Schreibers irgend etwas ergeben, anstandslos in den Text aufgenommen. Im ganzen Buche ist keine ein¬ zige erklärende Note, kein Quellennachweis, kein Index der Anfänge, und da auch die typographische Eintheilung ganz ungenügend ist — seitenlange aus den verschiedensten Stücken zusammengesetzte Capitel ohne Absatz gedruckt — so begreift man es, wenn Friedberg in seiner Ausgabe des Decretum Gratiani tadelnd bemerkt, dass er viele, von den Correctores Romani dem Vaticanischen Codex entnommenen Citate in der gedruckten Ausgabe nicht habe finden können. Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass eine Vergleichung des Facsimile mit dem ent¬ sprechenden Capitel der Collectio (Lib. IV, c. 122, p. 443) zeigt, dass Martinucci sehr sorgfältig den fehlerhaften Text abgeschrieben und ab¬ gedruckt hat. 316 S. Löwenfeld. merkwürdiger Weise zu dem gleichen Resultat ge¬ langten, dass Deusdedit nicht unser Register, son¬ dern ein reicheres oder gar das Originalregister benutzt habe 1 . Ewalds Abhandlung, ‘Zum Register Gre¬ gors VII.’ betitelt, erschien in den: Histor. Untersuchungen, Arnold Schäfer zum 25jährigen Jubiläum seiner akademischen Wirksamkeit gewidmet, Bonn 1882, S. 296—318; Pflugk- Harttungs Arbeit: ‘Die Register Gregors VII.’ erschien im Neuen Archiv VIII, S. 229—50. Es war auffallend, dass zwei, vollkommen unabhängig von einander entstandene Unter¬ suchungen zu einem Resultat gelangten, welches der Jaffe- Giesebrecht’schen Annahme diametral entgegengesetzt war; aber man fand in dieser Unabhängigkeit zugleich eine Bürg¬ schaft für die Richtigkeit des Resultats 2 . Ewald geht naturgemäss so zu Werke, dass er die Gregor¬ briefe bei Deusdedit der Reihe nach vornimmt und prüft, ob sie im Register stehen oder nicht. Gleich der zweite Brief, den er bei Deusdedit (p. 132) findet: ‘ex reg. VII. Gregorii cap. 67 et 68 in libr. VII’, an Heinrich von Lüttich gerichtet, fehle im Register; es fehle Deusd. I, c. 199: ‘Gregorius etc. Semper licuit semperque licebit’ etc.; ferner Deusd. III, 56: ‘Nulli debet grave videri’ etc.; ferner Deusd. III, c. 150 an Wilhelm von England: ‘Rebus vero S. Petri’ etc.; ausserdem Deusd. III, c. 159 der Eid Jordans von Capua, und III, c. 162 der Eid Wiberts von Ravenna. Ewald führt noch einige weniger wichtige Abweichungen an, wie z. B. dass Deusdedit IV, 106 in dem Manifest an Hermann von Metz einen Zusatz hat: ‘sicut ait primus Nicolaus papa in suo regesto I. in epi- stola ad imperatorem Hludoichum’, oder dass Deusdedit von einer Synode von 95 Bischöfen spricht, wo das Register nur eine ‘synodus episcoporum fere centum’ kennt. Also 4 Briefe Gregors, resp. Brieffragmente und 2 Eide, die bei Deusdedit stehen, vermisst Ewald im Register. Daraus schliesst er: ‘Hiernach scheint völlig klar zu sein, dass in der Collectio- canonum nicht unser Register benutzt ist, sondern ein voll¬ ständigeres d. h. entweder das ursprüngliche oder aber ein 1) Ewald S. 306. 2) Ich muss gestehen, dass auch ich zuerst keinen Zweifel in die Richtigkeit dieses Ergebnisses setzte, bis ich durch die Neubearbeitung der Regesten Gregors VII. zu einer nochmaligen Prüfung der Frage gezwungen wurde. Die Regesten nemlich legten fol¬ gende Reflexion nahe: Wenn Deusdedit nur unser Register gekannt hat, so brauchen seine Texte in den Regesten nicht citiert zu werden, da seine Abweichungen alsdann nichts anderes sein können, als willkürliche Aen- derungen für seinen canonistischen Zweck; hat er aber die Original¬ register direct oder indirect benutzt, so sind seine Texte zum mindesten g eichwerthig mit denen unseres Registers und müssen neben ihnen citiert werden. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 317 vollständigerer Auszug aus ihm, als uns unser Register bietet’. Hiervon ausgehend gelangt Ewald ganz consequent zu dem weiteren Schluss: ‘Wenn nun aber in den allermeisten Citaten das vollständigere Register des Deusdedit mit dem unserigen übereinstimmt, so ist in unserm Register eben ein sehr aus¬ führlicher Auszug, in den meisten Büchern wohl eine voll¬ ständige Abschrift des ursprünglichen erhalten’. Aus der vermeintlichen Uebereinstimmung unsers Registers mit dem Originalregister und aus einem Hinweis (in ep. 34 lib. VI) auf das dem Codex unsers Registers vorangehende Privileg für Banza, kommt Ewald zu dem dritten Schluss: ‘dass unser Registerauszug unter resp. auf Wunsch Urbans II. veranstaltet wurde’; und in einer Anmerkung fügt er hinzu: ‘Jaffes Annahme, dass Gregor VII. selbst sein Register publi- ciert habe, lässt sich doch nicht beweisen und setzt als Be¬ dingung voraus, dass nur unser Register verbreitet war’. Wir haben gesehen, dass Ewalds erster und zweiter Schluss hervorgegangen sind aus der Annahme, dass 4 Briefe Gregors und 2 Eide, die bei Deusdedit stehen, in unserm Register fehlen. Wie aber, wenn wir zeigen, dass jene 4 Briefe doch im Register stehen und dass Ewald sie nur übersehen hat; und dass von jenen 2 Eiden der eine direct aus dem Archiv stammt und der andere ebenfalls im Register steht, nur dass bei Deusdedit die Eigennamen willkürlich geändert sind? Dann fällt natürlich die ganze Beweisführung Ewalds in sich zusammen. Pflugk-Harttung behauptet: 1) dass das Register, aus dem Deusdedit geschöpft hat, Dinge enthalten habe, die sich in unserm Register nicht finden, und als Beweis wird vorgebracht der entstellte Eid Wiberts von Ravenna und eine kurze Notiz, deren Bedeutungslosigkeit für die vorliegende Frage wir weiter unten zeigen werden. Seine 2) These lautet: ‘Die Eintheilung von Register Nr. 1 und Nr. 2 (Nr. 2 wird unser Register ge¬ nannt) wich vielfach von einander ab. Register Nr. 1 war bedeutend umfangreicher’. Für die abweichende Eintheilung werden Beweise vorgebracht wie: Deusdedit aus ‘lib. II, c. 14’, während es im Reg. II, 13 ist; oder Deusdedit aus: ‘lib. II, c. XLIII’, während es im Reg. II, c. XLV ist; ganz ab¬ weichend ist nach Pflugk-Harttung Deusdedit aus ‘lib. VII, c. LXXV’, obwohl es im Reg. lib. VII, c. XXIV steht; der Jaffe’schen Erklärung dieser Zahlenverschiedenheit wird gar nicht gedacht; ferner Deusdedit aus lib. V, c. LXVI, was im Reg. c. XXVI ist. Ueber die vergleichende Liste, die Harttung daran fügt, hat bereits Ewald in einem Nachtrag (NA. VIII, S. 429) richtig geurtheilt, dass sie eine Reihe wesentlicher Citate ausgelassen habe; darum mangelt ihr auch jede Beweiskraft. In jedem andern Falle würde man die vorstehenden Ab- 318 S. Löwenfeld. weichungen ohne weiteres als Nachlässigkeit der mittelalter¬ lichen Schreiber ansehen; und wer sich mit Handschriften beschäftigt hat, weiss, wie oft und wie schwer man gerade beim Zahlenabschreiben gesündigt hat. Man lese nur das lehrreiche Capitel von Duchesne in seiner Studie über den Liber pontificalis (S. 135), wo er von den hundertfältigen Zahlenfehlern in den Papstcatalogen spricht. Ich glaube, dass selbst Pflugk - Harttung zu anderen Schlüssen gelangt wäre, wenn nicht auch er von der falschen Voraussetzung ausginge, dass Deusdedit ein anderes Register benutzt habe als das unserige. Der gleiche Irrthum begleitete ihn auch bei der Auf¬ stellung der 3) These: ‘Der Wortlaut der Texte von Register Nr. 1 und Nr. 2 ist verschieden’. Von den Beweisen, die Pflugk-Harttung dafür vorbringt, sollen einige hier Platz finden: Jaffe p. 468. cuius eam (sc. Saxoniam) de- vicit adiutorio. p. 128. victo rege et facta victoria. tu tarnen, in ceteris quoque a regia virtute et moribus longe discedens, ius et honorem, imminuisti et alienasti. suscepisti. vis attendere. timore vel amore aut aliqua. Deusdedit p. 329. cuius eadem vice adiutorio (sinnlos). p. 329. victoria adepta. ut (!) tarnen ius et honorem. imminuisti. accepisti. attendis. timore vel amore vel aliqua. Schon aus diesen Beispielen wird jeder erkennen, dass, abgesehen von den Schreibfehlern, Deusdedit nach Art der mittelalterlichen Canonisten seine Vorlage verkürzt hat. Die grösseren Stücke, die Pflugk-Harttung danach anführt, illutrieren das noch bei weitem besser; überall bietet unser Register ( Nr. 2) mehr als Register Nr. 1 (= Deusdedit). Nun aber findet er 2 Stellen, in denen das Verhältnis umgekehrt ist, nemlich: Deusdedit p. 421. et ecclesiam dispergit ac vastat. Sed et Anacletus ab eodem Clemente secundus haec eadem in IIII. sua epistola sub eisdem verbis iterat adiiciens — non curantur. Nota ergo carissime. et vastat. Jaffe p. 456. ecclesiam dispergit ac Nota ergo carissime. In diesem Brief — es ist das berühmte Schreiben an IIermann von Metz — citiert Gregor eine Stelle aus einem Brief des Papstes Clemens und fährt dann fort: ‘Nota ergo’ etc. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 319 Das Einschiebsel bei Deusdedit verräth sich demgegenüber sofort als Notiz eines gelehrten Canonisten, die — wie so viele Glossen — vom Rande in den Text gedrungen ist. Aus dem¬ selben Brief ist auch die zweite Stelle Deusdedit p. 422. excommunicavit, sicut ait pri- mus Nicholaus papa in suo regesto I. in epistola ad im- peratorem Hludoichum. Alius item Romanus. Schon die ungewöhnliche Jaflfe p. 458. excommunicavit. Alius item Romanus. Citierungsart: £ in suo regesto primo’ weist auf einen andern Ursprung der Worte ‘sicut ait’ als auf die päpstliche Kanzlei. Und nach diesen dürftigen Beispielen kommt Harttung zu der Behauptung: ‘es muss als durchaus sicher gelten, dass das Register Nr. 1 noch nicht so sauber ausgearbeitet war, wie Nr. 2, dass bei seiner Umredaction bald etwas zugesetzt, bald etwas im Wortlaute verändert wurde, d. h. also dass die uns erhaltenen Texte von Nr. 2 zwar im allgemeinen, nicht aber im einzelnen als authentisch gelten können’. Pflugk- Harttung übersieht hierbei die Arbeitsmethode der mittelalter¬ lichen Canonisten. Ein Blick in die Richter’sche oder Fried- berg’sche Ausgabe des Corpus iuris canonici hätte ihn davor bewahrt, aus den Texten des Deusdedit einen Verdacht gegen die Authenticität unsers Registers herzuleiten. III. Wir haben gesehen, dass alle Versehen der Ewald’schen und Pflugk-Harttung’schen Untersuchungen aus dem Mangel einer Liste resultierten, welche in vollständiger und übersicht¬ licher Weise den Bestand von Gregorbriefen beim Deusdedit mit den Registerbriefen verglich. Hier ist diese Liste: ed. Marti- Deusdedit. Registr. Gregorii VII nucci p. Lib. cap. Lib. ep. 111. I, 159 : ex Reg. lib. V. « V, 14 a. 132. I, 159: „ „ „ VII ep. LXVII et LXVIII VII, XIII et XIV. 133. I, 198. VI, 2. VI I, 199. II, 67 L 263. III, 55. 56. 57 . VI, 5 b. n II, 56 (erste Hälfte): ex Reg. lib. VIII VIII, 37i. 327. III, 149 : ex Reg. lib. VI. VI, 5 a. V r* r> r> r> * I, ep. 66. . , I, 6 7. V „ „ „ „„I, ep. XVII I, LXVIII. V n » » r n H- e P- 15 • • • II, 15. V r> v r> v v II, ep. XXIII II, xviiii. yy v fl r> A j) VII, ep. L\X . . VII, XIX. V * * * » r VII, ep. LXXV . . • VII, XXIV. 1) Hat Ewald nicht gefunden. 320 S. Löwenfeld. ed. Marti- Deusdedit. Registr. Gregorii VII nucci p. Lib cap. Lib. ep. 327. III, 149: ex Reg lib VIII, ep. 29 . . . VIII. 29. n n 77 77 77 77 VIII, ep. 30 . . . VIII, 30. 328. iii, 150 . I, 70i. 77 77 r) 77 77 77 VIII, ep. 23 . . . VIII, 23. 329. n 77 77 77 77 II, ep. XIIII . . II, XIII. 330. 77 77 77 77 » II, ep. 63 ... II, 63. 77 V 77 77 77 77 II, ep. 70 . . . . II, 70. n r.) 77 77 77 77 II, ep. LXXXIIII II, LX XIIII. 77 n 77 77 77 77 I, ep. 7 .... I, 7. 77 77 77 77 77 77 IV, ep. 28 . . . IV, 28. 341. iii, 158 . VIII, 1 a. b. 342. m. 159 . Fehlt. 379. iv, 54 . VII, 14 a 1 2 . 420. IV, 106: 77 77 77 VIII. VIII, 21. 422. IV 106: 77 77 77 V . V, 1 4 a. 423. IV, 107 : 77 77 77 II, ep. XLIII . . II, X L V. 502. IV, 161 : 77 77 77 IV, ep. VI . . . . IV, XII (a). n 77 77 77 77 V, ep. LXVI . . VIII, XXVI. 503. IV, 162 : 77 77 III, ep. XV1III . . . (III, XVII a). 504. 77 77 7? 77 V, ep. 17 . . . . V 17. 504. 77 77 77 77 77 VIII, ep. XXVI . VIII, XXXV. Sehen wir die rechte Columne der vorstehenden Liste durch, so finden wir nur ein Mal die Angabe: ‘Fehlt im Register’ und ein zweites Mal durch eine Klammer angedeutet, dass man über die Identität von Deusdedit IV, 162 und Register III, 17 im Zweifel sein kann. Bei näherer Betrach¬ tung aber zeigt sich, — was zunächst den ersten Fall betrifft — dass Deusdedit den Eid Jordans von Capua nicht aus dem Register genommen haben kann, sondern nur aus dem im päpstlichen Archiv aufbewahrten Original selbst oder, was dem gleichkäme, aus einer Copie dieses Originals. Denn: aus der Ortsangabe: ‘Actum Ciperani Indictione II, IIII idus Iunii’ ergiebt sich, dass der Eid im Jahre 1080 geleistet ist 3 , also nicht in der Ind. II, wie angegeben wird, sondern in der Indictio III. Nun lässt sich aber aus Originalen oder Copien derselben nachweisen, dass man im J. 1080, wie überhaupt häufig in der Kanzlei Gregors VII, die Indiction um 1 Jahr zu niedrig gegriffen hat; wir wissen es positiv, dass man in den meisten Privilegien des Jahres 1074 die Ind. XI. statt der Ind. XII. notiert hat 4 , und dass 5 Bullen des J. 1081, von denen 4 im Cartulaire de St. Victor de Marseille, eine im Original in Mar¬ seille erhalten ist 5 , die Ind. III statt der Ind. IIII tragen. 1) Hat Ewald nicht gefunden. 2) Deusd. und das Reg. stimmen genau überein; Ewald hat es fälschlich mit Reg. VI, 5h identifieiert, da ihn die Angabe: ‘50 episcoporum’ irreführte. S. auch Giesebrecht, Münch, hist. Jahrb. 1866, S. 187. 3) Jaffö-Löw. 5173. 5174. 4) Jaffe-Löw. 4818. 4862. 4863. 4864. 4865. 5) Jaffe-Löw. 5211 — 5215. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 321 Hat man aber im J. 1081 die (falsche) Ind. III gezählt, so zählte man im J. 1080 die Ind. II. Eben diese Indictio II beweist schlagend, dass Deusdedit seine Abschrift entweder dem Original oder einer Copie des Originals entnommen habe, und nicht dem Register. Denn würde der Eid auch im Register gestanden haben, so trüge er, wie sämmtliche Briefe und Akten unsers Registers aus dem Jahre 1079 Sept. — 1080 Sept. entweder gar keine oder die richtige Inditio III. Zu dem Eide Wiberts von Ravenna — dies ist das zweite der oben erwähnten Stücke — hat bereits Giesebrecht III, 1238 bemerkt, dass es ‘derselbe Eid ist, der sich im Register III, 17 a findet, aber ohne Zweifel absichtlich geändert ist’. Aus ‘Ro- bertus’ ist ‘Guibertus’ und aus ‘Carnotensem episcopatum’ ist ‘Ravennatem archiepiscopatum’ geworden. Wie die Aenderung entstanden ist, sieht man deutlich an dem formelhaften ‘domno illo papa’, wo das Register ‘domino nostro Gregorio’ bietet. Deusdedit hat vermuthlich den Eid an allen Stellen seiner directen Beziehungen entkleidet und statt der Namen das formelhafte ‘ille’ gesetzt. Erst der Schreiber des Codex oder, wenn man durchaus will, Deusdedit hat nachträglich in dieser unschuldigen Weise seinem Hass gegen Wibert Luft gemacht. Aber schlagender als durch diese Vermuthungen wird die gewaltsame Aenderung bewiesen durch Deusdedits Angabe: ‘ex registri lib. III. cap. 1 XIX’. Ich begreife nicht, wie man übersehen konnte, dass der Eid, auf den es hier ankommt, auch in unserm Register an der 19. Stelle des 3. Buches steht. Denn Nr. 17 ist der Brief an Rainer von Orleans; darauf folgte, wie Jaffe in der Note ausdrücklich bemerkt, das Iusiurandum Berengarii, als Nr. 18, dann erst kam das Iuramentum Roberti als Nr. 19. Hoffentlich wird man jetzt einräumen, dass die Eide iden¬ tisch, und dass ‘Guibertus’ und ‘Ravennas’ aus ‘Robertus’ und ‘Carnotensis’ geändert sei. Ob Deusdedit die Stücke in dieser Weise selbst abgezählt hat, oder ob sie bereits in seinem Registercodex so numeriert waren, lässt sich nicht mehr entscheiden, da er aus dem 3. Buche keinen andern Brief citiert. Wer etwa einwenden wollte, dass in unserm Register die beiden Eide Berengars und Roberts nicht mitgezählt seien, dem ist in Erinnerung zu bringen, dass der Vaticanische Codex des Registers, vom 9. Brief des 3. Buches an bis zum Schlüsse seine Numerierung erst im XIV. Jahrhundert erhalten hat*. 1) Dass statt ‘pag.’, ‘cap.’ zu lesen sei, darin herrscht glücklicher Weise eine seltene Uebereinstimmung. 2) Sehr bezeichnend tiir H, von Pflugk - Harttuug ist, dass sowohl im Iter Ital. p. 140 wie im Neuen Archiv VIII, 231 immer nur von einem Berengarius Carnotensis die 322 S. Löwenfeld. Nachdem wir so festgestellt haben, dass Deusdedit (III, 159) den Eid Jordans von Capua nicht aus dem Register genommen haben kann, und dass der Eid im Liber IV, c. 162 identisch ist mit Reg. III, 17 a, zeigt uns eine nochmalige Durchsicht der Liste, dass sämmtliche Gregorstücke bei Deus¬ dedit sich auch in unserm Register befinden 1 . Bevor ich aus dieser Thatsache den einzig möglichen Schluss ziehe, dass Deusdedit nur unser Register benutzt habe, bitte ich, eine kurze Digression über das Wesen der Register zu gestatten; ich will damit selbst einem unwahr¬ scheinlichen Einwand seine Spitze abbrechen, — dem Ein¬ wand nemlich: die Uebereinstimmung zwischen Deusdedit und dem Register rühre daher, dass letzteres ‘wohl eine vollstän¬ dige Abschrift des ursprünglichen’ darstelle 2 . Die Register, welche die Copien der päpstlichen Briefe enthielten, hatten den Zweck, der Kurie eine Kontrolle ihrer momentanen Thätigkeit auch in späteren Zeiten zu ermöglichen. Es soll damit nicht geleugnet werden, dass nicht hin und wieder ein Brief einzutragen vergessen oder unterlassen wurde, — denn selbst im XIII. Jahrhundert, der Zeit der ausgebil¬ deten Register, linden wir Lücken; — aber lässt das Wesen der Register schon a priori auf das Streben nach grösster Vollständigkeit schliessen, so können wir das aus einer Aeusse- rung Gregors geradezu beweisen. In einem Briefe an Hugo von Die (VIII, 54) sagt er: ‘Quod a nobis factum nequaquam recolimus; nec in registro nostro huius causae litteras repperire potuimus’. Wie aber hätte sich der Papst auf das Register berufen können, wenn er nicht voraussetzte, dass man darin alle von der Kurie ausgehenden Schriftstücke eintrug 3 ? Und nun werfe man einen Blick in das uns erhaltene Register, wo aus dem ersten Pontificatsjahr (von 14 Monaten) 86 Briefe, aus dem zweiten 77, aus dem dritten 21, aus dem Rede ist, wo es natürlich ‘Turonensis’ heissen soll; ferner die Angabe, ‘dass im Register Nr. 1 die zwei Eide Berengars und Roberts in einem Capitel vereinigt gewesen sind, die sich im Register Nr. 2 weit aus¬ einandergestellt finden . . .; ein besonders deutlicher Beweis, wie will¬ kürlich man bisweilen mit einzelnen Stücken umgegangen ist’. 1) Von den Varianten, die sich bei einer Vergleichung der Texte ergeben, sehe ich augenblicklich ab; sie sind nicht grösser als bei zwei Codices des Otto von Freising oder der Kölner Annalen. Sie werden übrigens weiter unten eine befriedigende Erklärung finden. 2) Ewald, dem trotz der Lückenhaftigkeit seiner Liste auffiel, dass ‘in den allermeisten Citaten das vollständigere Register des Deusdedit mit dem unserigen übereinstimme’, erklärte in der That diese Erscheinung damit, dass ‘in unserm Register eben ein sehr ausführlicher Auszug, in den meisten Büchern wohl eine vollständige Abschrift des ursprünglichen erhalten sei’; Ewald S. 306, ) überrascht nicht, wenn wir ähnlichen Bemerkungen schon im 7“. J a hrhundert mit Bezug auf das Register Gregors I. begegnen; siehe Ewalds Studien im NA. III, 438. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 323 vierten 28, aus dem fünften 23, aus dem sechsten 40, aus dem siebenten 28 Briefe notiert sind. Glaubt jemand im Ernst, dass Gregor VII. im 3. und 4. Regierungsjahr nicht mehr als 49 (21 + 28) Briefe in die Welt gesandt habe 1 ? Oder meint jemand, dass Gregor von den Tausenden von Briefen, welche die erschütternden Ereignisse jener beiden Jahre hervor¬ gerufen haben, nur die Copien von 49 zurückbehalten liess? Wer das annimmt, der muss consequenter Weise auch behaupten, dass Gregor VII. das Wesen der päpstlichen Register illusorisch gemacht habe. Also: wie man sich auch drehen und wenden mag, wir werden immer zu der Annahme gedrängt, dass uns in unserm Register nur ein äusserst dürftiger Auszug des grossen Lateranischen Re¬ gisters überliefert ist. Nun erst ziehen wir den Schluss: Wenn, bei der be¬ wiesenen Verschiedenheit des grossen und kleinen Registers, Deusdedit nur solche Gregorstücke bietet, die sich sämmtlich auch im kleinen Register vorfinden, so kann er nur dieses und nicht jenes benutzt haben. Aus diesem Resultat ergiebt sich, dass die Abweichungen zwischen beiden Texten theils auf Flüchtigkeit der Abschreiber, theils auf absichtliche Aenderung der Worte, theils auf selb¬ ständige Zusätze des Deusdedit zurückzuführen sind. Schlagen wir wieder unsere Liste auf und sehen wir uns zunächst die gesperrt gedruckten Stellen an, so erweisen sie sich als ein¬ fache Flüchtigkeitsfehler. statt Register I, 67. I, LXVIII. Deusdedit I, 66 I, XVII n T) n » n n n II, 18 II, 14 II, 84 II, XLIII V, LXV1 VIII, XXVI „ Von den dick gedruckten dieselbe Kategorie Deusdedit VII, LXVII. et n v n n » rt n n n n >5 n Stellen II, 19. II, 13. II, 74. II, XLV. VIII, XXVI. XIII, XXXV 1 . gehören zunächst in n r> LXVIII statt Register VII, XIII. et XIIII; ferner VII, LXX statt Register VII, XIX, und VII, LXXV statt Register VII, XXIV. 1) So sagt Jaffe sehr treffend in der Einleitung, S. 8: ‘Quis enim crederet, potuisse contingere Gregorio VII. pontifici imperium ecclesiam- que acerrime concutienti, ut vel toto tertio pontificatus anno non dirnitteret plus quam eas, quae in tertio registri huius libro insunt, epistolas viginti unam, vel quarto anno non plus quam libri quarti epistolas viginti octo . 2) Hier ist der Fehler wahrscheinlich so entstanden, dass statt XXXV zuerst geschrieben wurde XXVV, woraus dann durch selbständige Ver¬ besserung XXVI wurde. 324 S. Löwenfeld. Die Entstehung der beiden letzten Fehler hat bereits Jaffe dadurch erklärt, dass beide Mal statt des I irrthümlich ein L gemacht und dieses L alsdann an die erste Stelle gesetzt wurde. So gewagt diese Erklärung im ersten Moment er¬ scheinen könnte, so berechtigt stellt sie sich bei näherer Betrachtung jener drei Zahlenangaben heraus. Denn dass entweder in der ersten Zahlenreihe, oder in den beiden letzten ein Fehler stecken müsse, ergiebt sich auch aus folgendem: Wenn lib. VII, ep. 13 unsers Registers in dem grösseren Register ep. 67 (Differenz 54) gewesen ist, so kann ep. 19 unsers Registers niemals ep. 70, und ep. 24 niemals ep. 75 (Differenz 51) gestanden haben. Die Differenz durfte gleich bleiben oder sich vergrössern, aber niemals sich verringern. Wir müssen bei dem ersten dieser Briefe noch etwas länger verweilen, weil er für die Arbeitsmethode der mittel¬ alterlichen Canonisten ausserordentlich lehrreich ist. Ewald vermisste ihn im Register und legte ein besonderes Gewicht auf die Angabe des Deusdedit: dass er aus dem lib. VII, ep. 67 et 68 stamme. Auch Jaffe hat das Verhältnis des Briefes zum Register nicht richtig erkannt; aber er konnte es nicht erkennen, weil ihm der Brief nicht in unserer Canon¬ sammlung, die erst nach seinem Tode erschien, sondern in den Miscellanea des Baluze ohne jede Quellenangabe vorlag. Den Brief hat sich nemlich Deusdedit aus zwei Briefen zurechtgemacht, wie auch das ‘et’ beweist, und zwar aus Reg. lib. VII, ep. 13 et 14. In seine Sammlung wollte er nur das an Heinrich von Lüttich gerichtete Schreiben aufnehmen (ep. 14); bei diesem aber fehlt Anfang und Schluss, welche gleichlautend waren mit dem auf dieselbe Angelegenheit be¬ züglichen Brief an Dietrich von Verdun (ep. 13). Deusdedit nahm also Anfang und Ende aus ep. 13, verwandelte die dritte Person in die zweite, und schob ep. 14 dazwischen; die fol¬ gende Gegenüberstellung wird das Verfahren noch besser beleuchten: Reg. lib. VII. Ep. 13. an Dietrich von Verdun. Pervenit ad nos fratris et coepiscopi nostri Heinrici Leodicensis gravis calamitas. Quem ad apostolorum limina venientem Arnulphus comes, rebus suis Omnibus, quas secum ferebat expoliatum, ad augmen- tum nequitiae post suorum ereptionem compulit gladiis Deusdedit I, cap. 159, pag. 132. Pervenit ad nos, te, fratrem et coepiscopum nostrum, Hein- ricum Leodicensem episcopum ad apostolorum limina venien¬ tem ab Arnulpho comite rebus tuis te expoliatum et ad nequi¬ tiae augmentum gladiis iurarc compulsum, quod ablata num- quam repeteres et huius tant: Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 325 iurare: quod ablata nunquam repeteret, et quod a nobis super tali tantoque facinore sibi veniam impetraret. Ep. 14. an Heinrich von Lüttich. Cognita tuae fraternitatis ad- versitate et contumelia, tibi immo b. Petro illata, nimirum valde dolere sumus coacti . . . sceleris a nobis sibi veniam im- petrares. Cognita itaque contumelia tibi immo b. Petro illata, valdo doluimus. eum ut tyrannum et christianae religionis conculcatorem im- pugnent et armis tarn carnalibus quam spiritualibus undique et ubique, quantum possunt, in- sequentes coartent. Ep. 13. an Dietrich von Verdun. .praecipimus, ut fraternitas tua quoscunque potest episcopos, abbates, sacer- dotes et clericos studeat ad- unare et, conventu habito super hac re, illum improbum ad poenitentiam et satisfactionem invitare; quodsi. .poenitentiam agere aut ablata noluerit digna cum satisfactione restituere, ecclesiae introitum et corporis et sanguinis dominici partici- pationem tua ei fraternitas inter- dicat; datisque sibi quindecim dierum indutiis. eum ut tyrannum et christianae religionis conculcatorem in- pugnent et armis tarn carnali- bus quam spiritualibus undique et ubique, quantum possunt nisi digne satisfecerit inse- quantur. Volumus itaque, ut praepha- tus episcopus prius quoscunque potest episcopos et reliquos sacerdotes sibi adiungat et illum Dei inimicum ad dignam satisfactionem convocet. Quodsi digne penitere et ablata resti¬ tuere noluerit datis sibi quin¬ decim dierum indutiis, introitu ecclesiae privetur et prefato modo iniuria beati Petri vin- dicetur usque ad satisfactionem. quicunque vero praedicti con- fratris nostri, immo beati Petri iniurias pro viribus suis ulcisci contenderit. Wörtlich wie bei Deusdedit lautet der Brief bei Baluze Mise. HI, 7, der ihn ohne Zweifel einem der französischen Codices der Collectio canonum entnommen hat. Aus Baluze nahm ihn Jaffe in seine Gregorbriefe auf. Man wird nach der obigen Darlegung kein Bedenken mehr tragen, aus der Reihe der Epistolae collectae den 34. Brief gänzlich zu streichen>. 1) Sehr instructiv für die Art, wie Deusdedit gearbeitet hat, ist eine Stelle aus dem Liber diurnus, die Mühlbacher, Streitige Papstwahl, S. 158, anführt. Neues Archiv etc. X. 22 326 S. Löwenfeld. Verfolgen wir in unserer Liste die dick gedruckten Stellen, so kommen wir zu Reg. VII, ep. 19. Ueber die verschiedene Citierung ist bereits gesprochen. Es erübrigt nur noch zu bemerken, dass Deusdedit den Zusatz: ‘sub annua pensione decem solidorum’, aus einer Steuerliste der tomi carticii ge¬ nommen hat, die er an Dutzenden von Stellen seiner Collectio namhaft macht. Ueber Reg. VII, ep. 24, wo Deusdedit ep. 75 hat, siehe oben S. 322, Ueber Deusdedit III, 159, Eid Jordans von Capua, siehe oben S. 318. Deusdedit IV, 161, das Iusiurandum Henrici regis, bietet Actum und Zeugen, die im Register fehlen. Man kann die Möglichkeit zugeben, dass der Registercodex, den Deusdedit benutzt hat, um dieses Stück reicher war als der Vaticanische, ohne das oben gewonnene Resultat auch nur im geringsten einzuschränken; naturgemässer aber erscheint die Erklärung, dass Deusdedit den ganzen Eid oder den Zusatz aus dem Original des päpstlichen Archivs oder einer gleichlautenden Abschrift geschöpft hat. Ueber Deusdedit IV, 162, Eid Wiberts von Ravenna, siehe oben S. 319. IV. Recapitulieren wir kurz den Gang der vorstehenden Unter¬ suchung. Wir haben gezeigt: 1) dass Deusdedit seine Samm¬ lung zwischen Mai und September 1087 vollendet hat, 2) dass in unserm Register Gregors VII. nur ein äusserst dürftiger Aus¬ zug des grossen Lateranischen Registers erhalten ist, 3) dass Deusdedit trotz wirklicher und scheinbarer Abweichungen kein anderes Register als das unserige benutzt hat. Eine Untersuchung, welche sich zur Aufgabe gemacht hat, das Verhältnis zwischen Deusdedit und dem Register fest¬ zustellen, müsste hier ihren natürlichen Abschluss finden. Wenn ich dennoch ein Kapitel hinzufüge, so thue ich es, weil sich aus den obigen Resultaten eine andere Frage beant¬ worten lässt, um welche sich ebenfalls ein Streit zu entwickeln begonnen hat. Jaffe hatte wegen der Ordnung der Briefe der ersten acht Pontificatsjahre und wegen der Unordnung der folgenden die Vermuthung geäussert, dass das Register kurz vor dem 30. Juni 1081, d. h. kurz vor dem Beginn des 9. Pontificatsjahres, ver¬ öffentlicht sei. Er fügte hinzu, dass es ja niemandem möglich gewesen sei, bei Lebzeiten des Papstes eine derartige Brief- masse zu publicieren — ohne Mitwirkung des Papstes; und diesen Gedanken weiter verfolgend, führte er die Publication des Registers auf die eigenste Initiative Gregors VII. zurück, Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 327 der durch eine systematische Zusammenstellung wichtiger Briefe die Motive seiner Politik darlegen und rechtfertigen wollte 1 . So ansprechend diese Vermuthung auch war, so rasch sie auch von den namhaftesten Forschern acceptiert worden ist, die einzige Stütze für sie fand Jaffe in den Worten des Bernold von Constanz zum J. 1085 2 : ‘Erat enim (Gregorius) catholicae religionis ferventissimus institutor et aecclesiasticae libertatis strenuissimus defensor; noluit sane, ut ecclesiasticus ordo manibus laicorum subiaceret, sed eisdem et mormn sanctitate et ordinis dignitate praemineret; quod illum latere non poterit, quicumque eiusdem apostolici reges tum dili- genter perlegerit’. Aber diese Stütze war eine sehr schwache. Denn wer wollte entscheiden, ob Bernold mit seinem Register das unserige oder das Originalregister gemeint habe. Es ist bekannt, dass Bernold im J. 1079 an der Fastensynode in Rom Theil ge¬ nommen hat. Warum sollte er, hier grösste Canonist des damaligen Deutschland’ (wie ihn Scheffer-Boichorst genannt hat) nicht die päpstlichen Register im Lateranarchiv studiert haben? Die Jaffe’sche Deutung des Wortes ‘Regestum’ setzt eben als Gewissheit voraus, dass unser Register bereits vor 1085 publiciert wurde. Und weil diese Gewissheit nicht vor¬ handen war, hat sich Ewald auch nicht hindern lassen, eine andere Vermuthung auszusprechen, nemlich ‘dass unser Registerauszug unter, resp. auf Wunsch Urbans II. veranstaltet wurde’ 3 . Allein Jaffd hat Recht und Ewald hat Unrecht. Da Deus¬ dedit seine Sammlung zwischen Mai und September 1087 vollendet und dabei unser Register benutzt hat, so muss dieses letztere vor jenem Zeitpunkt bereits existiert haben. Rechnen wir auf die geistige Thätigkeit, welche die Composition zweier derartiger Sammlungen erfordert, und auf die mechanische Thätigkeit des Schreibens und Copierens die denkbar kürzeste Zeit, wir werden bei der chronologischen Fixierung der Registerpublication immer in das Pontificat Gregors, das am 9. Mai 1085 sein Ende nahm, hineingeführt werden. Diese Gewissheit, dass das Register schon existierte, als Gregor noch am Leben war, wirft erst auf die Worte Ber- nolds ein klares Licht. Der Sinn ist: wer sich über die hierarchischen Grundsätze Gregors unterrichten will, der werfe nur einen Blick in sein Register hinein; — gemeint ist das Register, das sich in aller Händen befand. Wenn aber Ber¬ nold, so schliessen wir weiter, bereits im J. 1085 auf das Register wie auf ein allgemein zugängliches, weitverbreitetes Buch verweisen konnte, so ergiebt sich für jeden, der das 1) Jaffe, Biblioth. II, 5. 2) MG. SS. V, 444. 3) Ewald S. 30/. 22 * 328 S. Löwenfeld. Schriftwesen des Mittelalters kennt, dass das Register doch schon eine geraume Zeit vorher publiciert war. Durch diese Reflexion gewinnt die Vermuthung Jaffe’s, dass Gregor selbst kurz vor dem 30. Juni 1081 seine Briefe der Oeffentlichkeit übergeben hat, einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit. Wann und von wem die Briefe aus den 4 letzten Jahren hinzugefügt sind, mag vorläufig eine offene Frage bleiben. Die neue Ausgabe der Regesten wird zeigen, dass die Unord¬ nung, die in diesem Theil des Registers herrscht, nicht so gross ist, als man bisher angenommen hat. Und zum Schluss noch eins. Ein Hauptwerth des Re¬ gisters besteht darin, dass fast sämmtliche Briefe ein genaues Datum tragen; nemlich Angabe des Ortes und des Tages, wo und wann sie ausgestellt sind, während das Jahr sich aus dem Buche ergiebt, in welchem sie stehen. Man hat jüngst ver¬ sucht, den Werth dieser Daten auf ein Minimum herabzusetzen, indem man behauptete, dass sie nachträglich herausgerechnet oder frei erfunden seien. Dünzelmann zog diesen Schluss aus der Beobachtung, dass einzelne Briefe in ein falsches Jahr gerathen seien. Er war zu wenig Diplomatiker, um eine Er¬ klärung dafür zu finden, bei welcher man das Registerdatum vollkommen schonen kann. Noch im 13. Jahrhundert war es Brauch, die Copien nicht in fertige Bände einzutragen, son¬ dern auf Lagen zu schreiben, welche später zu Bänden ver¬ einigt wurden. So war es sicher auch in der Kanzlei Gregors VII. Brauch. Wie leicht konnte es da Vorkommen, dass einzelne Blätter oder ganze Lagen an eine falsche Stelle geriethen und so die Reihenfolge der Ereignisse in störender Weise unter¬ brachen 1 . Dünzelmann hat sich bemüht, eine ganze Anzahl solcher Fehler — etwa 21 — im Register nachzuweisen, aber es ist ihm nur in wenigen Fällen geglückt. Ich habe vor der Drucklegung der Regesten die betreffenden Stellen eingehend geprüft und gefunden, dass von jenen 21 Briefen nur 2 in ein falsches Jahr, statt 1074 ins Jahr 1075, gesetzt waren; und zugleich ergab sich aus innern Gründen, dass ihr Orts- und Tagesdatum ein richtiges war. Ging Dünzelmann als Historiker gegen die Registerdaten vor, so griff sie Pflugk - Harttung mit diplomatischen Waffen an. Nach ihm waren die Originale der Briefe Gregors VII. in der Regel undatiert, und da er dies nach seinen eigenen Aus¬ führungen als feststehend annahm, so musste dadurch ‘der 1) Ich glaube vielmehr, dass die gebilligten Concepte auf losen B ättern verwahrt wurden, wodurch sich bei späterer Abschrift sowohl ertauschungen wie Verluste viel leichter erklären; ein lehrreiches Bei¬ spiel aus späterer Zeit hat kürzlich Boehlau mitgetheilt, s. NA. X, 206. W. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit etc. 329 Werth der Datierungen aufs schwerste beeinträchtigt werden’. Allein von einem Beweise, dass dies wirklich der Fall war, kann gar nicht die Rede sein. Pf.-H. stützt sich dabei auf ein einziges Original und eine einzige Copie, welche beide undatiert sind, während sie im Register ein Datum haben. Diese Fälle sind beachtenswerth, aber nicht beweisend. Wenn Pfl.-H. sich ferner auf die Vorgänger Gregors VII. beruft, deren Breven undatiert waren, so hat er übersehen, dass man sich mit gleichem Recht auf seine Nachfolger Victor III, Urban II. und Paschalis II. berufen kann, deren Briefe bald ein Datum tragen, bald nicht. Aber auch zugegeben, dass Gregors Briefe im Original sämmtlich oder zum Theil wirklich undatiert waren, so muss dennoch durch die Einrichtung der Register die Möglichkeit bestanden haben, genau anzugeben, wo und wann ein Brief geschrieben war. Man lege sich doch nur die Frage vor: Welchen Zweck sollte es denn gehabt haben, ein frei erfun¬ denes Datum hinzuzufügen, wo es nicht auf die Zeit des Briefes, sondern nur auf den Inhalt des Briefes ankam ? Oder die andere Frage: Sollte Gregor VII. — wir haben gesehen, dass die Registerpublication bei seinen Lebzeiten erfolgt ist — oder sein Beauftragter es wirklich gewagt haben, Briefe mit falschen Daten zu veröffentlichen, wo er jeden Moment den Widerspruch derjenigen erwarten musste, in deren Händen sich die Originale befanden oder die durch andere Schrift¬ stücke im Stande waren, den Nachweis der Fälschung zu führen? r i l i XI. Lateinische Gedichte des neunten bis elften Jahrhunderts. Von E. Dümmler. I. Ferd. Ughelli gab schon in der ersten Ausgabe seiner Italia sacra (IV, 1326, Romae 1652) eine kurze Lebensbeschrei¬ bung des auf Bertulf folgenden Abtes Bobulenus von Bobio im 7. Jahrhundert, die er ‘rudi quidem stilo sed veraciter scripta’ nannte, aus einer handschriftlichen Chronik von Bobio. Sein Text aber war sehr zerrüttet, lückenhaft und z. T. unver¬ ständlich und Hess den poetischen Bau des kleinen Denkmals gar nicht hervortreten. Erhalten ist uns dasselbe in 2 Hand¬ schriften der Nationalbibliothek zu Turin, welche schon Am. Peyron in dem von ihm im Anhänge zu ‘Ciceronis ora- tionum fragmen ta’ veröffentlichten Inventare der Bibliothek von Bobio von 1461 (S. 42) als Nr. 150 und 151 beschreibt (vgl. Pertz Archiv IX, 609. 611), gegenwärtig als F. IV. 12 (B) und F. IV. 26 (C) bezeichnet. Nachdem bereits früher Herr Emmanuele Bollati die Güte hatte, das Gedicht aus der ersteren Hs. für mich abzuschreiben, Hess Herr Gasp. Gorresio, der Vorsteher der Bibliothek, mit grosser Freundlichkeit beide Hss. für mich vergleichen. Er will beide dem 11. Jahrh. zuweisen, während Bethmann sie noch in das 10. setzen wollte. In beiden, die unter einander nur geringe Abweichungen zeigen, bietet der ursprüngliche Wortlaut manche Fehler und Aus¬ lassungen, die eine etwas jüngere Hand mit Hilfe von Rasuren durchweg verbessert hat. So ist z. B. 1, 2 in ‘prefuit ceno- biis’ f und s von derselben ergänzt, in 2, 2 ‘uitae’ hinzugefügt, in 2, 3 das s in Hnlesas’ und das zweite o in ‘comode’ u. s. w. Diese Verbesserungen überall zu verzeichnen erschien daher überflüssig. Das Gedicht selbst ist ein alphabetischer Rhythmus und zwar ein trochäischer Fünfzehnsilber in Gruppen von je drei Zeilen zusammengestellt (vgl. W. Meyer in den Sitzungsber. der phil. hist. CI. der Münchener Akad. 1882, I, 79). Der Inhalt ist dürftig und spricht für spätere Abfassung, die ich kaum früher als in die karolingische Zeit, wenn nicht erst in das 10. Jahrhundert, setzen möchte. Der Text weist einige grammatische Verstösse auf, bei denen es mir zweifelhaft 334 E. Dümmler. scheint, ob man den Verfasser oder den Abschreiber dafür verantwortlich machen soll. Der Rhythmus steht in B auf f. 101', in C auf f. 70'. INCIPIUNT VERSUS DE BOBULENO ABBATE. . 1. Atticorum ex genere oriundus nobilis Bobolenus monachorum prefuit cenobiis, paterno amore semper Christi rexit famulos. 2. Bonus pastor ad regendas oves sibi creditas verbum vitae nunciandum aluit cottidie, ipsas inlesas ad caulas Christi ducit comode. 3. Corde toto et virtute et ex tota anima deum diligens et cunctos ut se ipsum in Christo, preceptum dei implevit primum quod preceptum est. 4. Bogma priorum antiquorum sancita a patribus scilicet totam patravit; verbis quos admonuit, exemplum et confirmavit ipsos quidem perpetim. 5. Edoctus a sancto dei Columbano presule, cui post quarto in loco meruit succedere, ipsius doctrinam sequens rectum tenet tramitem. 6. Fortis inter cetum fratrum operando manibus cum ipsis semper sudare laborem adsuevit, ipse preibat in opus festinus quam ceteri. 7. Oratiam superna illi tantam dedit pietas, ut per diem ferret laborem, vigilabat per noctes, deditus oracioni, promtus in ieiunio. 8. Hie non surdus obauditor Pauli vocem subsequens, instanter semper laborans nec gravaret quempiam, e suo vivens labore verus ut debet monachus. 9. Igne domini accensus lucerna emieuit, super candelabrum posita lumen prebet omnibus, in domo dei consistens bona luxit opera. 10. Igne domini accensus, igne amantissimo, igne quem dominus in terram misit volens ut ardeat corda servorum suorum mistico septemplice. 11- Raritate conectenda fratrum et consorcium alteramne unquam vitam voluit ostendere, nisi qualem ipse vivens talem omnes fruerent. 12. Rapiendo crebro una ipse cum sodalibus apostolorum doctrinam suis monstrans monachis, regulariter vivendo omnia communiter. 10. Eanguenciuin raembra fratrum condolet ut propria ipse visitans et studet curam gerens congruam suis filiis ut pater presto semper adfuit. 7, 2 ‘per’ fehlt in C. 12, 1 ‘crebos uno’ verb. ‘na’ B, ‘crebo uno’ C. 12, 2 ‘doctrinamque’ B. ‘monstans’ B. Lateinische Gedichte des neunten bis elften Jahrhunderts. 335 14. Mitis, bonus ac benignus, vultu semper hilaris pacificusque, mansuetus, lenis, peritissimus, siraplex quidem et modestus morum dores conferens. 15. Ufam servivit mente Christo devotus et corpore, cui sua membra sacra mortificans subdidit, mundi huius refutando pompas et delicias. 16. ömnia factus ut lucrum omnibus perficeret, formam sumpsit iam prefati apostoli egregii, quin ut Petrus Christi agnos diligendo pascuit. 17. Pauperum et peregrinorum amator et egenorum, pater vero orfanorum susceptorque hospitum, parvulorum pedagogus, solator tristantium. 18. duanta eius erga omnes adfuisset bonitas, nullius lingua conlaudare ipso tandem sufficit, stilo namque exarare poterit per singula. 19. Äector igitur et pater monachorum, regulae conservator recordatur.semper seriem, qui culpantes post correptos noxam nunquam recolit. 20. Sfrerpens latens in frutecta ipsumque momorserat, suis manibus expressit virus quod emiserat, mox sanavit ipse ulcus, cicatrix nec paruit. 21. Tantam gratiam curandi deus illi contulit, ut a lapide precissos artus unius monachi de saliva ut linivit, sospitati reddidit. 22. Vasum unum quod refertum deorsum eversum est, cumulum sursum restauravit terris nec effuderat, orarium ipsum detegit suusque cooperiens. 23. Xristi lumen intempesta noctis dum vigilias consuetas pervagaret, preibat ut filios Israelis protegente columna igniferens. 24. Ymnis, psalmis canticisque modulatis vocibus concinnavit immolando deo sacrificium, spiritales semper laudes regi regum optulit. 25. JEelum zelans karitatis zelum plenus domini antiquo hoste deceptore cum triumpho caruit, sese celos conditori collocavit meritis. 26. Gloriam deo decantemus, oremus et pariter, ut qui eum coronavit ipsius pro meritis, nobis veniam concedat paradisi et gaudia. Amen. 14, 1 ‘uultus’ C. ‘hihires’ verb. ‘is’ B C. 14, 3 ‘floru’ verb. 15, 2 ‘sui’B. 17, 1 ‘Pauperes et peregrinos’ C. ‘egeuos’ C. 17, ceptio’ C, verb. ‘torque’ B. 17, 3 ‘pedagogos’ C, verb. ‘gus’ B. ‘ipsi’ verb. ‘so’ C. 19, 2 ‘butem semper’ B, ‘butet semper’ C. ‘oppressit’ B. ‘uiros’ C, verb. ‘rus’ B. ‘quos’ C verb. ‘quod B. ‘preccisos’ verb. ‘sus’ B, ‘percussus’ C. 26, 1 ‘cantemus’ C. ‘res’ C. 2 ‘sns- 18, 2 20, 2 21, 2 336 E. Dümmler. II. Die Handschrift der Berliner Bibliothek Theol. fol. 356 mit angelsächsischer Schrift im 9. Jahrh. von einem ‘Hildigrimus diaconus’, dem späteren Halberstädter Bischöfe (853—888) ge¬ schrieben und nach der Bezeichnung ‘S. Liudgeri de Werthina’ aus dem Kloster Werden stammend — Hildigrim war ein Neffe des h. Liudger und Abt von Werden — enthält auf f. 1' folgende, von Herrn Dr. P. Ewald abgeschriebene Verse: ‘JE n tibi perpetuae cupiens infundere vitae Gaudea . . . lector prudens, ne seducaris ab istis. ömnia ista volant, servantur in aetherae illa. Eolia conscripsi haec pauperum usibus apta 5 Exemploque esse bonis per saecula opto. Eumina perpetuae iamiam effundere lucis, Viribus ut summis fallentia fugere discant, Vasta quae fumigere vincant incendia flamme Angelicosque augere choros perque aethera possint 10 Eaudibus aeternum gaudentes scandere limen, , Dulcia praesens post sumpturi munera saeclum’. Die Anfangsbuchstaben ergeben das Acrostichon ‘Ego Feluuald’, am Rande steht von andrer Hand der Name ‘Adalhard’. Von einer Hand des 10. Jahrh. sind noch weitere Verse hinzugefügt: ‘Gregorius magni sublimia dicta prophetae Discutit ethereas doctus adire vias, Captivosque feris revocat Babilonis ab undis, Quo patrium Solima carmen in arce sonent. ALU VERSUS. Gregorius celsi caelestia visa prophetae Explanat calles gnarus adire poli. En altam ingrediens Syon in collibus urbem Aurea multifidos pandit ad astra gradus’. III. Die dem 9. Jahrhundert angehorige Handschrift der Leidener Universitätsbibliothek Lat. Voss. Q. 69 enthält, wie schon früher in dieser Zeitschrift (IV, 150) erwähnt wurde, auf f. 48 ein in Hexametern abgefasstes Martyrium der h. Fides zu Agen (an der Garonne), welches ohne Anfang und Schluss aus 54 Versen besteht. Die Bollandisten scheinen dies Ge¬ dicht nicht gekannt zu haben, da sie nur prosaische Acta der Heiligen abdrucken (Acta SS. Octob. III, 288) und ausserdem einer jüngeren poetischen Bearbeitung von Hildebert von Le 1) Rasur in der Hs. etwa für 4 Buchstaben ausreichend. Lateinische Gedichte des neunten bis elften Jahrhunderts. 337 Mans gedenken. Ohne Zweifel aber ist die vorliegende Dich¬ tung, die sich durch dramatische Lebendigkeit empfiehlt, in karolingischer Zeit entstanden und die Entstehung der Auf¬ zeichnung ungefähr gleichzeitig. Herr Bibliothekar Du Rieu hatte die grosse Gefälligkeit, 1878 mir eine Abschrift dieses kleinen Stückes zu vermitteln: dasselbe befindet sich auf einem einzelnen Blatte, welches ohne Zusammenhang mit dem übrigen Inhalte der Hs. nur ein¬ geheftet ist. •rar- .••••••••••.. Dixerat; at iudex altrinsecus instat et inquit: ‘Ambages multas nimio sermone recenses, Ast ego tormentis, non verbis ista refellam Ac nisi sacrifices, confestim te male perdam’. 5 Despicit illa minas et leto protulit ore: ‘Si paciar centum, mihi crede miserrime, mortes, Non tarnen idcirco Christi privabor amore, Nam generosus inest, quem nullus territat hostis, Spiritus in nobis, mactato corpore vivensh 10 Sic spretus iudex rabido mox protulit ore 1 : ‘Nunc quia non valeo quicquam prodesse monendo, Vestes, pallia, predia ruraque pollicitando, Vos validas validi penas aptate ministri, Ferreus hic animus ferro vincatur et igni. 15 Ferreus est lectus, cui vos supponite prunas, Et super hunc duris corpus distendite loris, Hisque Fides fulchris thalamisque polita quiescaf. Nec mora, crudeiis complentur iussa tyranni 2 , Quatuor in partes distendunt virginis artus 20 Subponuntque ignem, ceu iusserat ipse tyrannus. Moxque Fides dixit: ‘Tali de munere letor, Nempe thoro tali dudum cupio sociari. Tu famulam rege, Christe, tuam modo consiliando, Ne fragilis sexus victus certamine cedat’. 25 Dixerat; et venit mox imbrifer angelus illuc Et stetit ante thorum, gestabat et ipse coronam Ex auro rutilo factam gemmisque choruscam, Veste tegens alba nudam qui talia dixit: ‘Pignus habens vitae tali de munere gaude, 30 Pias tibi delitias sponsus premittit Olimpo, Gaude, virgo Fides, iterum tibi nuntio, gaude’. 1 ‘altrinsecus’ übergeschr. ‘id est econtra’ Hs. 17 ‘FIDES’, ebenso v. 31. 33. 51 mit grossen Buchstaben. 28 ‘Vesteque dum texit nudatam talia dixit’ durcbgestricben und übergeschrieben ‘uel ueste tegens alba nudam qui talia dixit’ Hs. 1) Aen. VII, 451 ‘rabidoque haec addidit ore’. 2) Sedul. C. P. I, 196, II, 102 ‘iussa tyranni’. 338 E. Dümmler. Angelus his dictis caeli remeavit ad alta. Tune veneranda Fides, nullo corrupta dolore, Tres velut Hebrei quondam flagrante camino 35 Inter flammarum crepitus pergendo soluti Hymnurn cantabant domino: sic virgo canebat, Dicens: ‘Rex benedicte deus per secula cuncta, Grates quas valeo refero tibi mente fideli, Angelicis qui me conspectibus alloquioque 40 Roreque caelesti voluisti letificare. lllud enim nosti, pater omnipotens, quia nun quam Decrevi semel innatum violare pudorem Sinceramque fidem, sed spreta voce tyranni Ausa fui tua verba loqui sua munera spernens. 45 Sed quia quod potui per te potui, deus alme, Et quia nunc ditas me vestibus atque corona, Laus, honor atque decus, concordia, gloria, virtus Sit vel cum genito, pater, et cum flamine sancto’. In spetie specule rupes supereminet urbi, 50 In qua Caprasius latitans despexit Agennum, Vidit et ecce Fidem toto fore corpore sanam Atque super flammas niveam volitare columbam 1 . Spiritus almus erat Iordanis notus in undis, lila velut regina micans in vestibus albis. IV. Die Lyoner Hs. 392 aus dem 9. Jahrh., der Commentar des h. Hieronymus zum Iesaias, der Lyoner Kirche von dem Erzbischöfe Remigius (852—875) dargebracht, enthält auf der ersten Seite einige höchst barbarische Verse von einer Hand des 10. Jahrh. geschrieben. Ihre Mittheilung verdanke ich der Güte des Herrn Leopold Delisle. ‘Liber a me lectus explicit Richirannus qui vocor, Super Saiam phetam Geronimus vocitatur. Grates illi refero, qui illum mutuavit et mihi. Bonum quod omne amatori cultori decamque dei 6 Anagogen altus vulgaris est et perfectus Christi et Stephani 2 protovetestis ipse libellus Aliquid set mendosus ne est vicioque scriptoris Rigereco 3 poterit illum, qui sciverit artem. Libri quod sunt novem 4 , tot versus ego digessi. EXPLICIT FABU DE LIBRO LA. 33 a. R. ‘con’ Hs. 47 ‘macellas’ gestr., übergeschrieben ‘concordia’ Hs. 53 ‘lotus’? W. 54 davor am Rande ‘con’. 1) Vgl. Notkeri Martyrolog. (Canisii Lect. VI, 934) ‘II. Non. Octobris In Galliis civitate Agenno Fidis virginis et martyris: cuius exemplo beatus Caprasius ad martyrium animatus est’ (vgl. XIV. Kal. Novembris). 2) Patrons der Lyoner Kirche. 3) ‘Corrigere’? 4) Des h. Hieronymus. Lateinische Gedichte des neunten bis elften Jahrhunderts. 339 v. Die von mir schon früher (N. A. IV, 570) beschriebene Hs. der Vaticana Palatinus 487 aus dem 10. Jahrh. enthält f. 31' ein Gedicht auf das Greisenalter, welches nach A. Mai kürzlich Baehrens (Poetae lat. min. V, 313, vgl. IV, 20) wieder herausgegeben hat, darauf nach einigen Distichen f. 32' : I. IN ANTIFRASIN. Tu quicumque cupis, iuvenis, hunc scire libellum ‘, Quo calamos poteris vocis inflare sonoros, Disce tonos primum Romano forte magistro. Quos varia arte legis plagis cum vocibus octo, 5 Postea sed numerum pedibus et tempora nota: Sic tibi terna simul dulci modulamine currunt, lungere quaeque libent facile et bene verba valebis. Perficies forsan tibimet tum nobile carmen. Tu studiose, precor, quapropter in ordine disce, 10 Haec tria concentu quoniam stant maxima rerum. Omnia certe vigent concordi sidera cursu Et polus armonico currit per saecla rotatu. Est decus humanae naturae musica summum, Quam qui scire negat, ipsum se scire negabit. II. -f- a ‘An ego raucisonum videor tibi strepere carmen ? d ‘Vox tua certe placet anser velut inter olores’ 1 2 . a ‘Experire vales, si audes contendere mecum’. d ‘Non dignor tali meinet committere bello’. 5 a ‘Te stimulis pungit forsan ignavia diris’. d ‘Nullatenus: sed nunc veniam quocumque placebit’. a ‘Die, obsecro, prius tantum, quo iudice certes’. d ‘Iudicium populi potuit hoc totius esse’, a ‘Iam mihi sancta placet veterum sapientia iudex’. 10 d ‘Cur veteres prefers, cum tu nova cuncta legisti V a ‘Iam pedibus numeris qui te dixere legendum’. d ‘Quid numeri atque pedes: tantum vox vinnula regnat’. a ‘Voce sonora canunt volucres sine regmine sensu’, d ‘Nunc scio, duxisti quo me per longa viarum . Ueberschrift: ‘In antfr’. 4 ‘uari arte’ Hs., ‘variare’ Gerbert. II, 1 ‘raucesonum’ Hs. Sollten die Buchstaben a und d, die den Versen vor¬ angehen, etwa ‘alumnus’ und ‘doctor’ bedeuten? 2 Am Rande ‘albi’ (etwa ‘Albiui’?) 10 Hier beginnt f. 33. 11 ‘dum pedibus’ am Rande verb. ‘iam’. 1) Vgl. Alcuins Epitafium Pauli (Poetae lat. I, 344) 1 ‘Tu quicum¬ que cupis requies cognoscere fratrum’. 2) Verg. Ecl. IX, 35. 340 E. Dümmler. 15 a ‘Quo nisi vox ratione carens aequabitur illis’. d ‘Optima sensatae idcirco est modulatio vocis’. a ‘Iudicium volui pro quo sapientis habere’, d ‘Pax modo conflictum laeta concludat amarum’. a ‘Foedera die pacis quo sint servanda tenore’. 20 d ‘Impleo te musis, tu me sapientia comple’. in. Pastor o, qui Christi oves per amoena pascua Ad caelestis paradisi sacra ducis gaudia, Quem dives et pauper amat, civis atque advena, Cuius amor semper mea possidebit viscera: 5 Hunc ad usque diem tuo supplici gratissima Clari quae dedisti Bachi perdurarunt munera. Spes est nulla iam vivendi, mens turbatur anxia, Vini quia desunt nobis ad bibendum pocula. Misimus ad forum nostrum venalem grammaticum: 10 Nullus est qui illum emat, sed nec qui aspiciat. Tolle tibi, pater sancte, dactylos et syllabas 1 , Tres aut quattuor et meri nobis mitte fialas. Die Verse zum Lobe des römischen Gesanges gab bereits 1774 Mart. Gerbert (De cantu et musica sacra I, 288) heraus, indem er die Handschrift in die Zeit Ottos des Grossen ver¬ setzt. Das letzte launige Gedicht, welches Bethmann abge¬ schrieben hat, steht schon bei Ang. Mai Classicor. auctor. V, 456, schien mir aber doch mit den vorangehenden zusammen zu gehören. Es ist in trochäischen Fünfzehnsilbern abgefasst. Jedenfalls haben wir es hier mit Spielereien der Schule, ohne Zweifel deutschen Ursprungs, zu thun. VI. Die im Anfänge des 10. Jahrhunderts geschriebene Brüsseler Hs. 8654—8672 in Quarto aus S. Bertin stammend, ein, Codex canonum, enthält in ihrer zweiten Hälfte ausser einigen Capitularien Karls des Gr. (Capitularia regum Francor. ed. Boretius I, 52. 133. 185) ein Gedicht zur Krönungsfeier. Für welchen König dasselbe bestimmt war, dürfte schwer aus¬ zumachen sein, vielleicht für einen der westfränkischen Karo¬ linger. Das Gedicht besteht aus trochäischen Fünfzehnsilbern, die ebenfalls in Gruppen von je 3 Zeilen zusammengefasst sind. Die Mittheilung desselben verdanke ich Herrn Professor Boretius (vgl. Pertz Archiv VIII, 515). III, 1 ‘amaena’ verb. ‘moena’ Hs. 1) Unter dem Grammatiker scheint er demnach eine Anleitung zur Metrik verstanden zu haben. Lateinische Gedichte des neunten bis elften Jahrhunderts. 341 HYMNUM REGALEM. 1. Inclite rex magne regum, consecrator principum, Veritas signata patris Christi vero crismate, Quo favente regna durant atque reges imperant: 2. Provehe regnum fidelis principis ad gloriam. Unguine sacro nitescat, sanctitate floreat, Fulgeat vitae corona, polleat clementia. 3. Gaudeat cum plebe totus tota pieps cum principe. Sit dies natalis huius feriata gaudia, Sit piis omnino votis plena exultatio. 4. Ut pie tenendo regnum cum beatis moribus, In quibus nunc consecratus sic modestus imperet, Quo simul cum his fruatur sempiterno munere. 5. Gloria sit deo patri, gloria sit filio, Cum quo sanctus regnat simul spiritus paraclitus Hunc et semper et per cuncta seculorum secula. Finit in nomine trino divino. VII. Die St. Galler Hs. 10 aus dem 10. Jahrh., beschrieben von Scherrer (Verzeichniss der Hss. der Stiftsbibliothek, S. 3), enthält S. 3 einige sehr barbarische Verse eines Iren Dub- duin, der sich über die Zurücksetzung seiner Landsleute be¬ klagt 1 . Da Ildefons von Arx (Berichtigungen und Zusätze zu den Geschichten des Kantons S. Gallen S. 20) sie nicht ganz genau herausgegeben hat, habe ich sie noch einmal ab¬ geschrieben : ‘Hic sunt insignes sancti, quos insula nostra Nobilis indegenas nutrivit Hibernia claros, Quorum grata fides, virtus, honor, inclita vita Has aulas summasque domus sacravit amoenas; 5 Semina qui vitae Anglorum sparsere per agros, Ex quis maturos convertis in horrea fructus. Nos igitur fratres una de stirbe creati 2 His sumus imbiciles, miseros quos mente superba Dispicitis proceres mundique tumentia membra, 10 Cum Christi potius debetis membra videri. Prudens hic pausat quin Gallus atque sepultus Ardens ignis Scotorum conscendit ad altos. 2, 1 ‘Proueae’ Hs. ‘principes 1 Hs. 3, 2 ob ‘gaudio’? W. 4, 2 viell. ‘conseeratur’. W. Vn, 1 ‘insula’, übergeschr. ‘o’ Hs. 6 ‘conver- titis’ erläutert von Arx. 10 ‘deberetis’ erl. von Arx. 11 ‘quin (utique)’ von Arx. 1) Die Verwechselung von p und r (15), von r und s (16), deutet auf ein älteres Original. W. 2) Aen. X, 543 ‘stirpe creatus’. Neues Archiv etc. X. 23 342 E. Diimmler. Dubslane 1 meruit nomen dignumque vocari. Annue rex caeli, me hic pro nomine Faelan 2 . 15 Dubduin hös optos fecit quicumque requiris, Bessibus labrisque canens quod dixit amice’. VIII. In der Pariser Hs. 2974, welche nach Delisle (le cabinet des mss. I, 513) im 11. Jahrh. der Kirche von Le Puy an¬ gehörte, stehen hinter dem Dialoge Alcuins mit Karl dem Gr. de dialectica f. 74 von einer andern Hand des 10. Jahrh. drei von Bethmann abgeschriebene Gedichte. Von den beiden Grabschriften wurde die erste von Mabillon herausgegeben (Acta SS. saec. IVa Index) ‘ex vetusto codice Aniciensi’ (d. h. dem unserigen), die zweite ungenau von Dumeril (Poesies populaires Paris 1843, S. 73 n. 2), der, ebenso wie der Catalog, die Hs. in das 11. Jahrh. setzte. I. INCIPIT EPITAPHIUM. Hie licet indignus monachus tarnen Ardo quiescit, Inferior cunctis meritis et moribus extans. Multa quidem novit, docuit quam denique plures, At nunc quod iuste caste quod vixit abebit. 5 His etenim letus carpebat tempora grata, Qui iacet abiectus vili de cespite tectus. Haec quicumque legis modicum subsiste, viator 3 : Es quod ego fueram sum quodque eris ipse futurus 4 . Die, queso: ‘Miserere tuo iam plasma, creator’! II. INCIPIT EPITAPHIUM. Hoc iacet in tumulo 5 monachus Atanasius, annos Qui vixit decies quater et tres ter quoque denos. Floruit actibus in sanctis et ordine sacro, Vocibus alternis docuit subpsallere Christo. 5 Occubuit in pace die vicesima sexta Octobris, suscepit ovans quem Christus in aetra. Qui legis ista: ‘Tuo famulo’, die, ‘parce creator’! III. Ille sciat, novit necdum qui promere facta: Ludere per modicum hoc mihi sufficiat. VII, 15 ‘optos (hortos)’ von Arx. 16 ‘Bessibus (versibus)’ von Arx; qud Hs. II, 4 ‘subpsillere’ Hs. 5 ‘Occubit’ Hs. 1) Vgl. Necrol. S. Galli (St. Galler Mittheil. IX, 52) ‘II. Id. Sept. et est obitus Dubsalani Scoti monachi atque presbiteri’. 2) Ebd. (S. 43) III. Non. Iun. Obitus Faillani Scotti doctissimi et benignissimi magistri’. 3.) Epitaph. Alchwini v. 1 (Poetae lat. I, 350) ‘pauxillum veniens subsiste viator . 4) Eb. v. 5 ‘Quod nunc es fueram . . | Et qnod nunc ego sum tuque futurus eris’. 5) Fortunati Carm. IV, 22, 1 ‘Hoc iacet in tumulo’. ’ Lateinische Gedichte des neunten bis elften Jahrhunderts. 343 Mure- ferunt -nato 1 Bachum sat gignere claro, Quidquid amas, prestat cuius in ore sapor. 5 Manna deus quondam populo pluit aethere sudo, Prestabat libita cuius in ore sapor. Sic reor, ut prestent, ni fallor, pocula sumpta Iam dictae patriae tegmine sub vitreo. Frater erat nuper medius vix tegmine tectus, 10 Pronesie recinens verba baburra nimis. Hic Rodanum penetrans, Mure- tua pocula -nate, Degustans Sophie verba boavit amens. Rursus abhinc alter, Bachi dulcedine plenus, Mox ructare suum et pandere coepit opus, 15 Verba dare tipica rebus, notare tiguris, Ut lituus reboans vates in orbe novus. Vetus et extimplo mergens potare lieum: Sic iuvat et calices sic vacuare decet. Teque cano, Bache, recinens te vocibus altis 20 Compita per mundi, semper ubique vale! IX. In dem Krönungsbuche der angelsächsichen Könige, einem wahrscheinlich in Deutschland geschriebenen Evangeliarium Cotton Ms. Tiberius A. II. (vgl. Catalogue of the mss. in the Cottonian library p. 31) befinden sich f. 14 die nachstehenden, von Herrn E. M. Thompson gütigst mitgetheilten Verse (vgh Wattenbachs Schriftwesen S. 210). ‘Rex pius AEDELSTAN 2 , patulo famosus in orbe, Cuius ubique viget gloria lausque manet, Quem deus Angligenis solii fundamine nixum Constituit regem terrigenisque ducem, 5 Scilicet ut valeat reges rex ipse feroces Vincere bellipotens colla superba terens 3 . Quisquis amore fluens rutilans hoc luce volumen Perspicis eximia, dogmata sacra lege, Quod rex aureolis sacro spiramine fusus 4 10 Ornavit titulis gemmigerisque locis, Quodque libens Christi ecclesiae de more dicavit Atque agiae sophiae nobilitavit ovans. Hoc quoque scematicis ornarier ora lapillis Auxit ubique micans floribus ut variis 5 . VIII, 9 ‘medicus’ vermuthet Bethmann (irrig), vielleicht ‘modicus. 10 ‘Pronesie’ Hs. 17 ‘Vates et’? 19 ‘recinante’ Hs. 1) Rochemaure, vgl. Theodulf. contra iudic. v. 128 (Poetae lat. I, 497) ‘Rupes, nos dedimus hinc, Morenate, tibi’. 2) 924—941. 3) 1 heodnlf. ad Hluduic. v. 12 (Poetae lat. I, 531) ‘colla superba teras’. 4) Sedul. C. P. II, 176 ‘sacro spiramine plenum’. 5) Aen. VI, 708 ‘Floribus . . variis’. 23* 344 E. Dümmler. 15 Quisque sitit veniat cupiens haurire fluenta: Dulcia mella 1 gerens in veniat latices. Ergo greges pastorque sacrae Dorobernicus 2 aulae Se caveant, ne quid fraus inimica gerat. Hunc quisquis textum divino fonte refertum 20 Tollere praesumat, fine tenus pereat’. X. Martin Gerbert berichtet in der Vorrede zu seinen ‘Monu- menta veteris liturgiae’ über eine Handschrift des Solothurner Domcap itels, aus welcher er daselbst S. 469 ff. ein altes Kalendarium abdruckt. Aus einer Reihe auf das Kloster Hornbach in der Pfalz bezüglicher Eintragungen des letzteren (S. 475. 476. 479. 480) ergiebt sich, wie der Herausgeber mit Recht bemerkt, dass dieses prachtvolle Sacramentarium Gre¬ gors in jenem Stifte entstanden sein muss. Geschrieben ist es im 10. Jahrh. und von dem Schreiber Eburnant dem Abte Adalbert von Hornbach überreicht, der etwa in die Zeit Ottos H. fällt 3 . Da Gerbert a. a. O. immer nur die Anfänge der mit Goldunzialen auf violettem Grunde geschriebenen vier¬ fachen Zueignung mittheilt, zu welcher je ein von ihm be¬ schriebenes Bild gehört, so schien es der Mühe werth, sie hier vollständig wieder zu geben. Herr Domprobst Fiala zu Solo¬ thurn, wo die kostbare Hs. noch jetzt, wie schon Gerbert hervorhob, ‘religiöse admodum a canonicis servatur’, hatte die Gewogenheit, mir eine Abschrift der Verse zukommen zu lassen, die ich nachstehend veröffentliche. Der darin angeredete h. Pirminius war der Stifter und Schutzpatron von Plornbach, woselbst er auch seine Ruhestätte fand. Bild I. Der Schreiber übergiebt das Buch dem Abte. ‘Pastor Adalberte, summa date caelitus arte, Qui meritis constas vitae venerabilis abbas, Praebeo quod dulus gratanter suscipe munus, Eburnant vilis, tibi toto corde fidelis, 5 Semper ubique tui promptissimus assecla voti, Scriptor, domne, tibi presens, quem porrigo, libri, Quo tu cum sanctum celebres christicola cultum, Tecum scriptori pia praemia posce mereri’. 1) Georg. IV, 101 ‘Dulcia mella premes’. 2) Canterbnry. 3) Siehe Mone, Quellensaruml. zur bad. Landesgesch. 1,45 und daselbst die Mira- cula S. Pirminii c. 3. 4. 8 (S. 46), wo er als Erbauer eines Thurmes ad portam ecclesiae occidentalem’ gerühmt wird, auch in Urkk. der Ottonen, Stumpf 521. 866. 1285. Vielleicht der Abt Adalbert, dessen 1 od das Necrolog. b. Mariae Fuld. auf den 10. Dec. setzt (Boehmer, Fontes IV, 455). Lateinische Gedichte des neunten bis elften Jahrhunderts. 345 Bild II. Der Abt übergiebt das Buch dem h. Pirmin. ‘Praesul Permini, fulgens lux aurea mundi 1 , Incola clare dei, succensus amore fidei 2 , Istud Adalberti munus non despice servi, Dextra sed alma tui capiat me munere tali, 5 Quod tibi vile fero, non quantum debitor exto. Hie tibi servitio maneat, rogo, tempore cuncto. Aedibus ex istis ferat hoc si frivolus hostis, Ulcio divinae quod crimen vindicet irae’. Bild III. Der h. Pirmin übergiebt das Buch dem h. Petrus* ‘Ianitor §there§ commissis clavibus aulae 3 ' Pastor et ecclesiae dictus de nomine Petri, Utque reos solvas data cui veneranda potestas 4 , Adsum Perminius dimisso pectore pronus, 5 Haec tibi commendans, meus ut mihi credidit abbas. Vilia divini tibi mittit xenia libri, Quem tibi sacravit ac tota mente patravit, Caeli cui cardo pateat pro munere servo’. Bild IV. Der h. Petrus übergiebt das Buch Christus. ‘Virtutum doctor, pie noster ad §thera ductor, Salvans terrigenas celi qui ceptra gubernas, Claviger indignus sub te nutritus alumnus, Sepius adiutus tua per munimina Petrus, 5 Do tibi quod prefert meus abbas munus Adalbert, Cui pro terrenis da vit§ praemia donis Perpetis, ut libri mereatur margine scribi. Gaudeat hinc scriptor pariter scriptoris et actor. XI. In der Hs. zu Boulogne Nr. 102 (vormals S. Bertini), welche von einer Hand des ausgehenden 10. Jahrh. ‘Cassio- dori historia ecclesiastica’ und die ‘Genealogia comit. Flandriae Bertiniana’ enthält, hat auf der letzten Seite, die früher als Deckblatt diente, zu Anfänge des 11. Jahrh. ein Schreiber 5 Grabschriften eingetragen. Diese wurden schon vor längerer Zeit (1841) von Bethmann abgeschrieben, eine genaue Be¬ schreibung der Hs. verdanken wir dem ‘Catalogue des manuscrits des departements’ IV, 634. Auf die beiden Grab¬ schriften des im J. 965 verstorbenen Erzbischofs Bruno von Cöln (vgl. meinen Kaiser Otto der Grosse, S. 594) folgen die nachstehenden, die ebenfalls nach Cöln weisen, ohne dass ich jedoch die Personen, auf welche sie sich beziehen, ermitteln 1) Iuvenci Hist, euang. III, 15 ‘lux aurea vitue’. 2) Aen. VII, 496 ‘laudis succensus amore’. 3) Iuvenci Hist, euang. II, 196 ‘aetheriam . . in aulam’. 4) Ib. IV, 685 ‘veneranda potestas’. 346 E. Dümmler. konnte 1 . Wahrscheinlich rühren sie alle von einem Verfasser aus der Schule Brunos her, vielleicht sogar von Ruotger. I. EPITAPHIUM HATHAWIGAE ABBATISSAE. Perquam conspicuus generoso pectore racpog, Quo debellato sita victrix principe mundi, Candida lacteoli coetus antistes, amicum Spiritui sancto templum, sed integra vitae 2 5 Hostia grata deo, sed labis pura, sed agno Digna comes, dux virginibus dignissima castis. Quos hic mundus habet requie decerpta laborum Iam meliore sui super aethera parte triumphat. Non est huic titulus atavos conferre supinos, 10 Praestitit his sola virtutis imagine nota, Atque ita se gessit, dum mundo seria vivit, Ut nido hanc pennas facile extendisse loquare Magno maiores, subiit nam mascula mundum Foecundum culpae 3 «Qs-ups öitorSaia satelles, 15 Certans angelicae fragili sub corpore vitae Propositique tenax 4 sexum virtute redemit. Et quam post cineres tibi, Christe, restruxerat edem, Augens qua numero commissas qua meritorum Ditans dote suas callensque sagacius una, 20 Quid deceat, quid non, quo virtus, quo ferat error 5 . Adde, quod insignis studio pietatis 6 in omnes Cara suis iuxta metuendaque mater alumnis Ingenium tetrico destrinxit mite severo. Tota teres 7 vitiisque recalcans tuta tetendit 25 Unguibus a teneris 8 mutare superna caducis 9 , Quod sibi iam gratum gratatur compote voto. Qua concessisti naturae, virgo beata, Et subscripta dies, quam versu dicere non est 10 , Nos prece, nos psalmis tibi iusta peregimus, at tu 30 Sis nostri memor atque perita precare vicissim. II. EPITA. 1) Die richtigere Form ‘lavandarium’ findet man in Vers 55 der ab¬ gekürzten Fassung des Gedichts, die Mangeart im Handschriftenkatalog von Yalenciemes (1860), Appendix nr. XIII aus einem Boethiuscodex saec. XI. mittheilt. Zu der Ausgabe der Gesta Apollonii. Von Ludwig Traube. In die neue Ausgabe der Gesta Apollonii (Dümmler Poet, lat. aev. Carol. II, 484 sqq.) haben sich einige Fehler ein¬ geschlichen, deren wesentliche schon jetzt zu berichtigen ich nicht unterlassen möchte, wenn ich auch auf dies Gedicht in anderem Zusammenhang zurückzukommen gedenke. V. 599 hat der Codex, wie in der ersten Ausgabe steht, ‘gaudere’, ‘gannire’ ist nur von mir vermuthet, ebenso wie v. 590 ‘diei’ statt ‘dici’ lediglich eine Conjectur Bursians ist. Zu v. 367 ‘scande citus navim volitanti remige raptim’ giebt der kritische Apparat ‘volitanti G(andensis), volitantem voluit Kaibel, sed cf. v. 302 Tr(aube)’. In meinem Exemplar hatte ich angemerkt, dass Kaibel ‘volitantem’ vorschlug, aber für Volitante’, wie die erste Ausgabe bot, und das war eine leichte und sehr sinnentsprechende Besserung: ich brauche nur auf Catull. 64, 9 ‘volitantem flamine currum’ zu verweisen. Dass sie dem Dichter etwas besseres giebt, als er verdient, lehrte die nachverglichene Hs., die ‘volitanti’ liest; und dazu setzte ich v. 302 ‘titubanti pectore’ als parallel, hätte auch v. 368 ‘crispanti cursu’ setzen können. Man soll aber nicht denken, dass mein verehrter Lehrer, dessen Name nur deshalb in der neuen Ausgabe seltener erscheint, weil seine Conjecturen durch die Hs. bestätigt sind, einen, wie es jetzt scheinen muss, ganz müssigen Vorschlag gemacht hätte. P. 501 bemerkt Dümmler: ‘post 613 G habet Deest hic’, im Text aber lässt er aus der ersten Ausgabe ein Hexameterfragment: ‘.est hic .’ stehen. Ich brauche kaum zu sagen, dass dieses Hexameterfragment eben die Bemerkung des Abschreibers DEEST HIC (uncial in der Hs.) ist; damit wird auch urkund¬ lich bestätigt, was ja längst klar sein musste und eine Um¬ datierung der Hs. überflüssig macht (Schepss hsl. Studien zu Boethius, Würzburg, Progr. d. Studienanstalt 1881, 7, Anm. 9), dass der Gandensis für die Gesta eine, gegen Ende, wie ge¬ wöhnlich, sogar recht schlotterige Abschrift ist. Die Glossen, welche Schepss N. A. IX, S. 178 veröffentlicht hat, besagen, dass der Archetyp schon glossiert war; und es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass der Dichter, um zu prunken oder zu Ludwig Traube. erklären, sich selbst glossiert habe. Aus dem Original oder einer anderen Abschrift nach demselben als G sind sie durch Excerpte Froumunds, die irgendwo vollständiger gegeben waren als am Rande der Maihinger Hs. bis ins Lexicon Salo- monis durchgesickert. Es könnten nun sehr wohl in diess grosse Corpus Wörter der Gesta eingereiht sein, die in unsrem auf G beruhenden Texte nicht mehr Vorkommen, aber weder dies hat Schepss wahrscheinlich gemacht, noch, dass im Lex. Salom. oder anderen mittelalterlichen glossographischen Werken Glossen zur Historia Apollonii Vorkommen. Ebenso scheitert seine Conjectur, v. 45 könnte ‘suppetia’ durch ‘solacia’ ver¬ drängt sein, an einer metrischen Klippe. Der Dichter hat metrisch sehr selten gesündigt, und auch Wattenbach hätte ihm v. 736, 739, 786 die Leoniner nicht verderben sollen. Ich selbst bekenne mich schuldig, für ‘fugiere’ v. 68 ‘fugere’ recht überflüssig in den Text gebracht zu haben; diese Form ist ganz richtig von Tugire’ gebildet. Wie ich schon im Litter. Centralbl. 1878, S. 883 bemerkt habe, flössen die Gesta aus der Handschriftenklasse B” der Historia und von dieser stammt ein wichtiger Vertreter aus Tegernsee; in Tegernsee verwertliete auch Froumund die Gesta glossographisch. Ich würde aber darauf nicht zu viel geben, da auch z. B. die von Wagner publieierte mittelgriechische Versificierung der Historia sich an B” anschliesst. Es ist aber doch wohl leichter anzunehmen, dass die Gesta in einem Exemplar zu Froumunds Zeit aus Tegernsee nach Gent ge¬ schenkt worden sind, als umgekehrt: Froumund habe sie von Gent nach Tegernsee gebracht, wie Schepss zu meinen scheint. Dem Stil nach könnte man die Gesta sehr wohl noch in der karolingischen Epoche ansetzen und sie erinnern sehr leb¬ haft z. B. an des Audradus Modicus noch ungedruckte Passio Iuliani (N. A. IV, S. 296), während sie andererseits Verwandt¬ schaft mit dem Waltharius nicht verleugnen. Metrisch er¬ scheint mir dies nicht mehr ganz unbedenklich: leoninisch gebaute Gedichte aus dieser Zeit giebt es wohl, der Dichter hat sich aber auch die später allgemeine Poenitenz auferlegt, Elision und Hiatus zu meiden. Lucian Müller meint, die leoninitas habe dies gleich bei ihrem Auftreten zur Regel gemacht; das ist nicht wahr, aber ich mache, da selbst Voigt dies nicht gemerkt zu haben scheint, darauf aufmerksam, dass der Dichter der Ecbasis captivi in der ersten Hälfte des 10. Jahrh. in seinen 1175 Versen nur 16—19 Elisionen zeigt, denn weitere 29 kommen nicht in Betracht, weil sie mit von anderen Dichtern entlehnten Versen übernommen wurden, und unter den 16 mögen sich noch einige Entstellungen finden, die dem Spüreifer und der Kenntnis Voigts entgangen sind. Der Maior domus in Marculf I, 25. Von K. Zminier. Nachdem ich hoffte, auf Grund des zweifellosen Befundes der handschriftlichen Ueberlieferung endgültig nachgewiesen zu haben, dass im echten Texte der obengenannten Formel ent¬ gegen der bisherigen Annahme auch der Maior domus unter den Beisitzern des Königsgerichtes genannt ist, ersehe ich zu meinem Bedauern aus dem neuesten Hefte der ‘Nouvelle revue historique de droit fran 5 ais et etranger’ (Sept. - Octob. 1884), dass meine ausführliche Darlegung des klaren Sachverhalts doch noch nicht Jedermann überzeugt hat. Herr Ad. Tardif macht in der genannten Zeitschrift den Versuch, den durch ein Alter von mehreren hundert Jahren ehrwürdigen Irrthum gegen meine Angriffe zu vertheidigen. Die Ausführung bildet den Schluss eines Aufsatzes, betitelt: ‘Etüde sur la date du formulaire de Marculf, worin Herr Tardif, gemäss seiner schon in einer Recension meiner Formelausgabe kundgegebenen Ansicht, versucht, meine Vermuthungen über Alter und Heimath des Marculf zu widerlegen. Auf den übrigen Inhalt einzugehen behalte ich mir für einen späteren Aufsatz vor, in welchem ich meine Stellung zu den seit Erscheinen der Ausgabe geäusserten abweichenden Ansichten über die Datierung ein¬ zelner Sammlungen darzuthun gedenke. Den Angriff gegen meinen Text von Marculf I, 25 zurückzuweisen beeile ich mich aber einmal wegen der Wichtigkeit der Sache für die Verfassungsgeschichte, dann aber auch deshalb, weil mein Verfahren bei der Herstellung des Textes nach der Darstellung des Herrn Tardif als im hohen Grade leichtfertig erscheinen muss, und diese Darstellung um so leichter in manchen Kreisen Glauben finden kann, weil sie in einer angesehenen Zeitschrift, unterzeichnet mit einem Namen von gutem Klange, zu lesen ist. Zum Glück für mich beruht aber diese Darstellung ledig¬ lich auf einem Irrthum des Herrn Tardif. Derselbe behauptet, meine Annahme gründe sich allein auf eine ‘schlechte Lesart’. Der Maior domus finde sich in der fraglichen Stelle weder in den besten Ausgaben, als welche 384 K. Zeuiner. die von F. Walter und Eug. de Rozi&re genannt werden, noch auch in der Pariser Handschrift Lat. 4627, was von viel grösserem Gewicht sei. Dieser letzten Bemerkung kann ich nur zustimmen, denn die ‘besten Ausgaben’ können im Ernst doch kaum als Argument gegen meinen Text angeführt werden, da keiner der früheren Ausgaben, mit alleiniger, hier aber nicht in Betracht kommender Ausnahme derjenigen Lindenbruchs, handschriftliches Material zu Grunde liegt, welches ich nicht gleichfalls benutzt hätte. Die Ausgabe F. Walters hat über¬ dies gar keinen selbständigen Werth, da sie lediglich eine Wiederholung des Baluzischen Textes enthält, und deshalb wohl nicht neben der durchaus auf neuer, selbständiger Be¬ nutzung der Handschriften beruhenden Ausgabe E. de Rozieres hätte genannt werden sollen. Das Verfahren dieses Heraus¬ gebers ruht aber auf dem Princip, die Lesarten der einmal zu Grunde gelegten Handschrift stets in den Text, die der übrigen, auch wenn sie besser sind, stets unter den Text zu setzen. Es bleibt also als einziger Grund gegen meinen Text die Handschrift Paris. Lat. 4627, und diese nennt in der That nicht den Maior domus. Aber das ist ja grade, was ich im N. A. VI, S. 29 f. mit grösster Ausführlichkeit dargelegt habe, dass die Lesart dieser Handschrift an dieser Stelle lücken¬ haft sei. Herr Tardif kann weder jenen Aufsatz, obwohl er ihn anführt, noch auch meine Ausgabe, die er recensiert hat, genauer angesehen haben, denn sonst hätte er seine Behaup¬ tungen unmöglich aufstellen können. Zunächst ist ungenau, wenn Herr Tardif von der fraglichen Handschrift sagt: ‘qui de l’aveu de tous et de M. Zeumer lui-meme est incomparable- ment le meilleur’. So unbedingt habe ich die Handschrift keineswegs als die beste bezeichnet, sondern nur in Bezug auf die Gestaltung des Marculfsehen Werkes im Grossen und Ganzen, d. h. in Hinsicht der Anordnung und Vollständigkeit. Dagegen habe ich hervorgehoben, dass in Bezug auf die Text¬ gestaltung im Einzelnen, nicht ihr, sondern der Leidener und vielfach auch einer anderen Pariser Handschrift der Vorzug gebühre. Ja nach Abwägung der verschiedenen Vorzüge dieser drei Handschriften des echten Marculf, habe ich der fraglichen (Lat. 4627) nicht die erste, sondern erst die zweite Stelle zu¬ erkennen können (A 2). Ganz unbegründet und mit all’ meinen Ausführungen im schroffsten Gegensatz ist die weitere Behauptung, dass ich statt der Lesart dieser, immerhin den echten Marculf ent¬ haltenden Handschrift diejenige des Codex Paris. Lat. 2123 aufgenommen habe, während ich doch selbst den Text dieser Handschrift als überarbeitet und unzuverlässig charakterisiert hätte. In Wirklichkeit habe ich vielmehr die Lesart dieser Handschrift 2123 (welche ich als B bezeichne) unten in die Der Maior domus in Marculf I, 25. 385 Kote gesetzt und nicht in den Text, wovon man sich durch einen Blick in meine Ausgabe (p. 59) leicht überzeugen kann. Nicht auf Grund von B, sondern auf Grund der Ueber- einstimmung von A 1 und A 3, welche Handschriften Herr Tardif gar nicht berücksichtigt, habe ich meinen Text her¬ gestellt; die Lesart von B bietet denselben nur eine weitere, allenfalls entbehrliche Stütze. Als Quellen habe ich für diese Formel ausdrücklich die 4 Handschriften Al. 2. 3. B angeführt; da sich nun die von meinem Texte stark abweichenden Lesarten sowohl von A 2 wie von B in der Note finden, versteht es sich wohl von selber, dass der Text auf A 1 und A 3 beruhen muss. Hass es nöthig sein würde, etwa durch ein ‘sic A 1 3’ dem Verständnis nach¬ zuhelfen, konnte ich kaum vermuthen. Doch auch bei geringerer Aufmerksamkeit, als der kri¬ tische Apparat der Ausgabe von dem Benutzer fordert, musste Herr Tardif durch meine Ausführung im N. A. von dem Sach¬ verhalt unterrichtet sein, denn dort sind in drei Columnen neben einander abgedruckt: 1) der echte und vollständige Text nach A 1. 3 (dort L und C), 2) der zwar bis auf kleine Aenderungen echte, aber durch eine Lücke entstellte Text nach A 2 (dort A), 3) der überarbeitete, aber mit dem echten in einem wesent¬ lichen Punkte übereinstimmende Text von B. Ich muss also den Vorwurf, den Text einer von mir als interpoliert erkannten Handschrift dem der besten Handschrift vorgezogen zu haben, als auf argem Missverständnis und Un¬ kenntnis der handschriftlichen Ueberlieferung des Marculf be¬ ruhend ablehnen. Herr Tardif will aber auch, nachdem er so die hand¬ schriftliche Grundlage meines Textes in ein höchst zweifel¬ haftes Licht gesetzt hat, den ‘materiellen Beweis’ führen, dass der Compilator von Cod. Paris. Lat. 2123 hier, wie in anderen Fällen den Text Marculfs modificiert habe. In Wirklichkeit richtet sich dieser angebliche Beweis nun in Folge des oben erörterten Irrthums nicht gegen den Text dieses Compilators, sondern gegen den meinigen, der für den des Cod. Paris. Lat. 2123 ausgegeben und mit der entsprechenden falschen Ueber- schrift zur Vergleichung neben den des Cod. Paris. Lat. 4627 (A 2) gesetzt wird. Um diesem materiellen Beweise zu be¬ gegnen, bin ich genöthigt, die Vergleichung in etwas grösserer Ausdehnung hier zu wiederholen. (Cod. A 1.2. 3.) — cum nos in Dei nomen ibi in palatio nostro ad uni- versorum causas recto iuditio terminandas una cum domnis et patribus nostris episcopis vel cum plures 386 K. Zeumer. (Cod. A 2). optiraatilbus nostris ill. patriciis 1 illis refrendariis ill. domesticis ill. vel siniscalcis, ill. cobiculariis et ill. comis palatii vel reliquis. und interpolierter (Codd. A 1 3). obtimatibus nostris, illis epi- scopis,illimaiorem domus, ill. ducibus, ill. patriciis, ill. referendariis, ill. domesticis, ill. siniscalcis, ill. cobiculariis et ill. comes palati vel reliquis. Der Text in Cod. B (überarbeiteter Marculf) lautet dagegen von ‘terminandus’ an: una cum plures obtimatibus nostris illis et episcopis illis, maiorem domus illo, ducibus ill. et reliquis. Schon diese Zusammenstellung sollte auch ohne weitere Erörterung, wie ich sie im N. A. VI, S. 30, hinzugefügt habe, genügen, die Lesart der Codd. A 1. 3 als die allein echte zu erweisen. Doch mag es gestattet sein, meine Ansicht noch¬ mals zu begründen. Bekanntlich steht 611.’ abgekürzt oder oft auch mit der Casusendung in den Formeln an Stelle der Namen. Beachtet man nun die Zutheilung der Namen zu den Titeln, so wird man finden, dass dieselbe in meinem Texte (Al. 3) auf sorg¬ fältiger Ueberlegung beruht, während A 2 in dieser Beziehung eine durch nichts motivierte Unregelmässigkeit aufweist. In A 1. 3 werden zunächst die £eistlichen und weltlichen Grossen im Allgemeinen als anwesend genannt (episcopi und optimates, letzteres Wort in seiner allgemeinen Bedeutung) ohne Namen, da hier nur die vornehmsten Würdenträger des Reiches und Hofes nach ihren beiden hauptsächlichsten Classen charak¬ terisiert werden sollen; dann aber werden die einzelnen Würdenträger, welche anwesend sind, mit Namen angeführt, wieder der Rangordnung entsprechend erst die einzelnen Bischöfe, dann die weltlichen Grossen, an ihrer Spitze der Maior domus. Der Name hat sachgemäss und consequent seinen Platz stets vor der dazu gehörigen Amtsbezeichnung. Mit dieser einfachen, sich aus dem Texte von selbst ergebenden Interpretation erledigen sich zugleich alle drei Einwendungen, welche Herr Tardif gegen diese Fassung erhebt. Derselbe tadelt nemlich: 1. dass das Wort ‘episcopi’ zweimal steht; 2 . dass die episcopi nach den optimates genannt werden; 3. dass der Maior domus hinter den optimates rangiere, wäh¬ rend er sonst den ersten Platz einnehme. Ich brauche wohl nicht im Einzelnen auszuführen, weshalb alle diese angeblichen Verstösse gegen die Rangordnung mit jener nothwendigen Unterscheidung der generellen Erwähnung und der nament¬ lichen Aufzählung von selbst fortfallen. Es hindert also nichts 1) So war geschrieben, wie es scheint; doch ist das Wort in ‘patri- bus’ verändert. Der Maior domus in Mareulf I, 25. 387 die Abfassung dieses ausserordentlich klaren und sachgemässen Textes, an welchem eine unbefangene Kritik, trotz jener An¬ strengungen, eine Inconsequenz in demselben nachzuweisen, nicht das Mindeste auszusetzen findet, dem Mareulf selbst zu¬ zuschreiben. Herr Tardif meint allerdings, nur ein der Regeln der königlichen Kanzlei völlig Unkundiger hätte diesen Text so gestalten können, nicht aber jener ‘alte Meister in arte dictandi’. Trotz dieser Behauptung ist unwiderleglich, dass der von Herrn Tardif für echt gehaltene Text von A 2 nur eine unbeabsichtigte Verstümmelung der echten Fassung bietet, und Mareulf ein arger Stümper hätte sein müssen, wenn er so ge¬ schrieben hätte. Will man die Fassung von A 2, wie sie ist, interpretieren, so ergiebt sich eine doppelte Möglichkeit: man erkennt das vel entweder als echt an, oder nicht. Im ersten Falle können die Namensiglen (ill.) bis zu diesem Worte, was schon auffallend genug sein würde, nur zu dem jedesmal vor¬ hergehenden, die übrigen zu dem jeweilig folgenden Titel gehören; hierbei würden dann allein die Bischöfe ohne Namen aufgeführt sein, wofür ein Grund doch nicht zu finden wäre. Hält man aber das ‘vel’ für ein unechtes Einschiebsel, wozu schon die seltsame Vereinigung der ‘domestici’ und der ‘sini- scalci’ führen müsste, auch wenn uns die besseren Texte in A 1 und 3 nicht zu Gebote ständen, so bleiben nicht nur die Bischöfe, sondern auch die optimates ohne Namen, ohne dass man die Möglichkeit hätte, dieses Fehlen wie im echten Texte befriedigend zu erklären. Das hat offenbar auch schon der Corrector der Handschrift eingesehen, denn seine Oorrectur des ‘patriciis’ in ‘patribus’ konnte nur den Zweck haben, den vorher erwähnten unbenannten Bischöfen ein Correlat zu geben, wie er es für die unbenannten optimates in den benannten refrendariis u. s. av. vorfand. Wie aber die Worte ‘illis episcopis, illi maiorem domus, ill. ducibus’ ausfallen konnten, ist sehr leicht erklärlich; sie mochten in der Vorlage etAva eine Zeile füllen, so dass der Schreiber von A 2 leicht von dem ‘illis’ vor ‘episcopis’ durch ein Versehen, wie es oft genug A r orkommt, gleich zu dem un¬ mittelbar darunter stehenden ‘ill.’ A T or ‘patriciis’ überspringen konnte. Wunderbar dagegen wäre, wenn ein Interpolator durch Einfügung der in A 2 fehlenden Worte einen unbefrie¬ digenden Text mit einem Schlage sachgemäss und wohlgeordnet gemacht haben sollte; doppelt wunderbar, wenn dies Resultat ein Bearbeiter der karolingischen Zeit durch Einschiebung des Maior domus und der duces herbeigeführt haben sollte,. Avie Herr Tardif annimmt und in Folge seiner Täuschung über den Urheber meines Textes, den er ja dem von mir nach- geAviesenen karolingischen Bearbeiter von B zuschreibt, an¬ nehmen musste. Schon diese Unmöglichkeit hätte .auf die 388 K. Zeumer. irrthümliche Voraussetzung des ganzen Angriffs aufmerksam machen sollen. Der Maior domus lässt sich also aus unserer Formel nicht herausdisputieren: er gehört sowohl nach Marculf als auch nach der Urkunde Childeberts III. von 697 zu den Beisitzern des Königsgerichts! Mehrfach erkennt Herr Tardif die Loyalität an, mit welcher ich regelmässig auch solche Punkte erörtert habe, welche gegen meine Ansicht sprechen. Meines Erachtens versteht sich ein solches Verfahren für eine gewissenhafte Forschung von selbst. Ich möchte aber Herrn Ad. Tardif bitten, für die Zukunft auch seinerseits darin loyal zu verfahren, dass er sich meinen Text, dessen Grundlagen und Motivierung genauer ansieht, bevor er denselben öffentlich angreift und behauptet, dass ich eine schlechte Lesart gegen alle Regeln der Kritik aufgenommen und darauf wichtige Schlüsse gebaut hätte. Vorrede des Abtes Ramwold von S. Emmeram zu einer Homiliensammlung. Von K. Zeumer. Der 8. Band von Bernhard Starks im Besitze des histo¬ rischen Vereins für Oberbayern befindlichem handschriftlichen Nachlasse, welcher mir zur Benutzung der in demselben ent¬ haltenen werthvollen Regensburger Formelfragmente mit grosser Bereitwilligkeit übersandt wurde, enthält unter zahlreichen, namentlich auch für die klassische Philologie in Betracht kommenden, eingehefteten Handschriftenfragmenten als fol. 500 das erste Blatt einer sehr schön in fol. in 2 Columnen von finer Hand des XI. Jahrhunderts geschriebenen Homilien¬ sammlung. Das Blatt enthält zunächst eine an die Mönche von S. Emmeram gerichtete Vorrede des Abtes Ramwold (975— 1000), worin dieser erklärt, nach der Vorschrift Karls des Grossen eine Homiliensammlung in 2 Bänden zum Gebrauch im Kloster zusammengestellt zu haben. Trotz dieser aus¬ drücklichen Angabe dürfte es sich, wenn nicht bloss um eine Abschrift, so doch höchstens um eine neue Bearbeitung des Werkes von Paulus Diaconus handeln. Denn auf dieses passt nicht nur alles, was Ramwold von dem angeblich von ihm verfassten Werke sagt, sondern es bietet auch das IVagment selbst einen weiteren Anhaltspunkt hierfür dar, indem es unmittelbar hinter Ramwolds Vorrede als zweite Vorrede den Anfang von dem Erlass Karls des Grossen enthält, welcher die Sammlung des Paulus zur Einführung empfiehlt und der¬ selben in den Handschriften voranzugehen pflegt (LL. Capi- :ularia ed. Boretius I, p. 80). Ramwolds Vorrede ist interessant, weil darin die eifrige luch anderweit bezeugte 1 Fürsorge des Verfassers für die Ausstattung des Klosters und namentlich der Bibliothek lebhaft betont wird. Bemerkenswerth dürfte auch die in dem Stücke nervortretende Verehrung für Karl den Grossen sein. 1) Vgl. SS. IV, p. 556. 562 und den unter ihm aufgezeichneten Biicherkatalog SS. XVII, p. 567. Neues Archiv etc. X. 26 390 K. Zeumer. Da das Fragment von dem Erlass Karls nur wenige Zeilen enthält, bringe ich im Folgenden auch diese mit zum Abdruck. Ramwoldus nomine non meritis abbas 1 dilectissimis fratri- bus in coenobio sancti martyris Emmerammi atque pontificis sub regulari norma degentibus. Ad laudem domini ac sal- vatoris nostri Iesu Christi iam totus orbis in credulitate sanctae Trinitatis exultat, baptismatis gratia foecundatus postpositisque simulacrorum cultibus toto mentis desiderio ad caelestam i patriam anhelans, corde, lingua, manu conditorem suum adorare non cessat. Ex cuius igitur latere sancta ipsius fabricata est ecclesia, fide ac devotione 3 terrarum orbe prelucens ab ortu solis usque in occasum, nomen eius laudabile ac venerabile colit et adorat, loca habitationis ipsius ritu Salomonis omni suppellectile decorans, inexhausto delitiarum splendore supra petrain fundare decertat. Nos vero, qui eiusdem §cclesi§ membra sumus, crismatis privilegio Domino assignati, ob reve- rentiam servitutis illius obque honorem sanctissimi patroni nostri Emmerammi intus et foris omnia necessaria nostri mo- nasterii vestro rogatu reparare studemus, maxime in librorum cultibus, quorum doctrina poene constat omnis mundus. Vene- rabilium ergo patrum limpidius dicta perscrutantes, hisque uti- liora qu^que sanct§ matri §cclesi§ colligentes 4 , iuxta consti- tutionem gloriosissimi imperatoris Francorum Karoli Romano- rumque patricii per anni circulum seriem omeliarum et ser- monum ad communem nostri monasterii utilitatem in duo voluminum corpora compegimus 5 . Ob hoc, diligentissime lector 6 , si huius spiritalis pascuae avidus exstiteris camposque paginarum saniore intellectu rimare volueris, si quid salubre ac dulcoratum in ipsis tua dilectio persenserit, omnipotentis Dei misericordiam laudare curato mihique benedicere digneris tu§ caritatis eulogio. Explicit Prologus. Item Prologus. Carolus 7 Dei fretus auxilio rex Francorum et Longobar- dorum ac patricius Romanorum religiosis lectoribus nostrae ditioni subiectis. Cum divina nos semper domi forisque cle- mentia sive in bellorum eventibus —. 1) 'abb.’ Hs. 2) Sic! 3) Von ‘dev’ sind in der Hs. nur Spuren übrig. 4) Der letzte Buchstabe ist durch Ueberkleben verdeckt. 5) ‘comprgimus’ Hs. 6) ‘::ctor’ Hs. 7) Capit. I, p. 80. Ein Beitrag zur Quellenkunde der Historia Polonica des Johannes Dtugosz. Von ßolestavv Ulanowski. Wenn die allmähliche Erforschung der dem Dtugosz zu Gebote gestandenen Quellen in erster Linie für die Polnische Geschichte von Wichtigkeit ist, so bringt andererseits die Thatsache, dass der Krakauer Domherr irgend eine mittel¬ alterliche Schrift benutzt hatte, den Beweis für die Verbreitung derselben im Osten Europas, was doch auch für den deutschen Forscher nicht ohne Interesse sein möchte, auf. Die folgenden Zeilen werden wohl den Kreis der bis jetzt aufgefundenen Quellen des Diugosz um eine vermehren, deren Kenntnis man ihm sonst nicht eben leicht zugemuthet hätte. Im sechsten Buche seiner Polnischen Geschichte (ed. Przezdziecki II, p. 196), wo er von der Ermordung Gertru- dens, Andreas II. von Ungarn Gemahlin, beim J. 1213 be¬ richtet, weicht Dtugosz von den ihm wohl bekannten ungari¬ schen Quellen bedeutend ab, und was besonders auffallt, ver¬ wirft er ganz bestimmt die Sage, nach welcher Gertrude ihrem Bruder, dem Erzbischöfe Berchtold, zur Schändung einer ungarischen Edelfrau verholfen haben sollte. Wir theilen seine eigenen Worte mit: ‘cujus quidem necis duae a scriptoribus feruntur fuisse causae; una quidem, quod prefata regina Gertrudis uxorem prefati Bankbani in sua curia consistentem, cuidam fi*atri suo advenae et hospiti illudendam consenserat, in cujus sceleris ultiouem Bankbanus stuprati conjugii penam, quam a patratore non potuit, a conciliatrice exegit. Sed absurdum videtur, ut femina alioquin per se pudica et casta, et que sanctam filiam progenuerat, genus quo- que ab ingenuis et religiosis parentibus ducebat, stupra et adulteria procurasse credenda sit’. Nun aber zur neuesten diesen Gegenstand berührenden historischen Litteratur übergehend, erfahren wir, dass eben Prof. A. Huber die Ermordung Gertrudens in seinen ‘Studien über die Geschichte Ungarns' (Archiv für Oesterr. Gesch. LXV, S. 163—175) behandelnd, denselben Standpunkt, was die 26* 392 Bolestaw Ulanowski. Schuld der Königin betrifft, wie Dtugosz einnimmt, und zwar sich in dieser Beziehung hauptsächlich auf den Bericht der Kölnischen Chronik (Chron. Regia Col. ed. Waitz, p. 186) stützend. Wenn wir aber den Wortlaut der ‘Chronica Regia’ mit Dtugosz’ Erzählung vergleichen, erklärt sich dieses Ver¬ hältnis aufs einfachste durch die Wahrnehmung, dass eben dieser in der Kölnischen Chronik unter unrichtigem Datum eingeschaltete Bericht von Dtugosz benutzt und der ungari¬ schen Ueberlieferung als wahrheitsgetreuerer gegenübergestellt worden ist. Dies erhellt ganz überzeugend, wenn wir die be¬ treffenden Stellen neben einanc Chronica Regia Coloniensis. Rex Ungariorum cum per suos munitionem quandam expugnare non posset, con- silio uxoris sue, que ex Theu- tonica gente oriunda fuit, ex his qui in terra ejus moraban- tur Theutonicis sumens exerci- tum, jam dictam munitionem sine magno belli periculo in brevi sibi subjugavit, unde tarn muneribus quam honoribus plu- rimis eos ampliare curavit. Ungarii vero invidentes et se tamquam viliores ac despectui haberi erubescentes regem occidere conati sunt; quod regi- nam non latuit; unde intem- peste noctis hora Omnibus somno graviter oppressis, a regina premonitus rex cum paucis fug am iniit ipsa cum suis in castris permanente; estimabat enim sibi utpote sexui femineo magis quam regi ab hostibus parcendum. Nondum rex lon- gius processerat, cum ecce Ungarii manu armata, mente efferata, in castra regis irruunt, ad occidendum regem inquirunt; quem tandem abisse pro certo cognoscentes, more bestiali reginam crudeliter invadunt, vulnerant, prosternunt, manus, quas supplicando proten¬ derat abscidunt, sicque er folgen lassen: Dtugosz. Alia vero [causa], quod cum Andreas Hungarie rex ad Con¬ silium consortis sue Gertrudis plures Almanos in Hungariam accersisset et cum illis rebellium Hungarorum castra et muni- tiones expugnaret, magistra- tus quoque Reipublicae, Hun- garis neglectis, Almanis man- dasset, Hungari contemptum iri se dolentes ad occiden¬ dum regem Andream conspi- rant. Et cum prebente illis animum et ducatum Bankbano conspirationem completuri in curiam regis advenissent, An- dras quidem rex a regina Gertrudi avisatus fugiens mortem evasit, Bankbanus vero rege non comperto Ger- trudem reginam supplices manus provita tendentem, lanceisetcontisperfossam obtruncavit. In cujus necis tarn horrendae ultionem Andreas rex Bankbanum et omne genus suum ad interemptionis usque exterminium delevit. Ein Beitrag zur Quellenkunde der Historia Polonica etc. 395 omni bestia crudeliores lanceis et contis undique perfos- sam demum miserabiliter occi- derunt. Rex tarn inhumano audito scelere stimulo doloris vebementis in furorem et in iram exardescens, hnjus crimi- nis non solum auctores, sed et fautores conprehensos crudeli et amara morte consumsit. Freilich reservierte Dtugosz dem in der Kölnischen Chronik nicht erwähnten Bankban an der Freveithat den Hauptantheil, auf diese Weise deutsche und ungarische Quellenberichte ver¬ bindend ; indessen wird dadurch unsere Meinung nicht im mindesten erschüttert, und es giebt keinen Grund, zu bezwei¬ feln, dass in der angeführten Stelle Dtugosz aus der Kölni¬ schen Chronik geschöpft hätte. Wenn das aber der Fall ist, so drängt sich die Frage von selbst auf: ob auch nicht weitere Spuren der Benutzung der Chronica Regia durch Dtugosz herauszustellen wären. Die Chronik erwähnt der Beziehungen Kaiser Friedrich I. zu den polnischen Fürsten zweimal: zum «T. 1173 und 1180 (p. 124; p. 131). Es ist aber sicher, dass Dtugosz beide Er¬ wähnungen unbekannt geblieben sind, denn von einem Feldzuge des Kaisers nach Polen im J. 1173 weiss er nichts zu erzählen, und später der Reise Mieszko des Alten an den kaiserlichen Hof gedenkend [. . Myeczslaus . . ad Imperatorem . . se con- ferens . . suffragio cesareo se in principatus suos restitui de- precatur . .], führt er nicht an, was eben in der Kölnischen Chronik aufgezeichnet ist (p. 131), dass der polnische Herzog dem Kaiser für Hülfeleistung 10 000 Mark versprochen haben sollte. Ueber die Eroberung Mailands im J. 1163 berichtend, erzählt Dtugosz, dass der Kaiser die in dieser Stadt sich be¬ findenden Leichname der drei Magier und der Märtyrer Felix und Nabor nach Köln bringen liess. Wenn nun der Krakauer Domherr den ersten Theil der Chronik gekannt hätte, so wäre in seinem Werke dieses Ereignis gewiss nach der Kölnischen Quelle erzählt worden, was aber trotz einiger unwesentlicher Wortübereinstimmungen entschieden zu verneinen ist. Bei Darstellung der Schlacht von Liegnitz schreibt Dtugosz, dass die Tataren Heinrich dem Frommen das Haupt abgehauen hätten. Für diesen Umstand liess sich bis jetzt keine bessere und ältere Quelle aufweisen, als die erst in der Mitte des XIV. Jahrh. entstandenen Bilder zur Hedwigs- Legende ; sonst erwähnten dieser Thatsache weder Annalen noch Briefe. In der Continuatio V aber (im XXII. Bande der 394 Bolestaw Ulanowski. Mon. Germ. Hist, als Annales s. Pantaleonis abgedruckt), welche dem Tatareneinfalle eine reichhaltige und interessante Dar¬ stellung widmet, lesen wir unter anderem: ‘Dux Henricus de Fratislovia . . in multa fortitudine victus . . et caput ducis resectum est et ab ipsis [Tartaris] asportatum’. Wir geben gerne zu, dass diese Coincidenz für die Be¬ nutzung der Continuatio V durch Dtugosz keineswegs mass¬ gebend ist, denn er konnte denselben Umstand aus einer nicht mehr erhaltenen schlesischen Aufzeichnung, oder auch nur aus den Bildern zur Hedwigs-Legende erfahren haben; immer aber lässt es sich nicht in Abrede stellen, dass er die zuletzt ange¬ führte Thatsache möglicherweise auch aus der Kölnischen Chronik entnommen haben mag. Somit würde die Benutzung der Continuatio II durch Dtugosz sich als ganz sicher, der Continuatio V nur als wahr¬ scheinlich heraussteilen, die der früheren Theile der Chronik wäre aber völlig zu verneinen. Bei der Frage, wie gelangte eine Handschrift mit einem Theile der Chronica Regia Col. in die Hände des Dtugosz, kann man nicht umhin, sogleich an das Cistercienser Kloster Lond zu denken, dessen enge Verhältnisse mit Köln wohl bekannt sind (vgl. den Aufsatz Perlbachs im 2. Hefte der Mittheil, aus dem Stadtarchiv von Köln, herausg. von Höhl¬ baum, S. 71—127), Ich halte diese Erklärung für völlig wahr¬ scheinlich, wobei zu bemerken ist, dass mit dem Londer Ur¬ kundenschatze ohne Zweifel auch die Klosterhandschriften den Weg bis zum Rheine mitgemacht haben. Darum ist, so viel wir bis jetzt wissen, in keiner polnischen Handschriftensamm¬ lung ein Exemplar der Chronica Regia zu finden, obgleich, wie wir doch anzunehmen guten Grund haben, die Continua¬ tio II derselben spätestens im XV. Jahrh. noch in Polen vor¬ handen war. Wir möchten zuletzt vor zu absprechenden Urtheilen, welche sowohl von polnischen als deutschen Forschern über die Compilation des Dtugosz gefällt werden, warnen. Wenn dieselbe, wie ja anders nicht sein konnte, an vielen erheblichen Mängeln leidet, so muss man die für das XV. Jahrh. sehr umfangreiche Quellenbelesenheit des polnischen Geschichts¬ schreibers nicht zu gering schätzen, und wir hegen die Hoff¬ nung, dass bei aufmerksamer und gründlicher Auseinander¬ setzung viele dem Dtugosz zugeschriebene Irrthiimer eine quellenmässige, den Verfasser von den meisten ihm gemachten Vorwürfen absolvierende, Deutung finden werden. Eine Frankfurter Handschrift des Bernardus Guido zur Geschichte des Dominicanerordens. Beschrieben von F. W. E. Roth. Die Stadtbibliothek zu Frankfurt a. M. besitzt als Ms. Praedicatorum Nr. 1514 eine ehrwürdige Pergamenthandschrift von 298 Quartblättern, von mehreren Händen des XIV. Jahr¬ hunderts geschrieben. Diese Handschrift ist noch nicht näher besprochen. Dr. Böhmer erwähnte derselben in seinen Fontes rerum germanicarum 1, 216; Dr. Oelsner benutzte solche für seinen in den ‘Forschungen zur Deutschen Geschichte’ 1, 45 f. abgedruckten Aufsatz: ‘Zur Geschichte Kaiser Ludwigs des Baiern’ indem er aus dem Codex für die Jahre 1325—1331 einige Stellen zur Geschichte Ludwigs IV. in deutscher Ueber- setzung mittheilte. — Der Frankfurter Codex, dessen Mitthei¬ lung ich der Gefälligkeit des Herrn Stadtarchivars Dr. Grote- fencl verdanke, hat für die Geschichte des Dominicanerordens eine hohe Bedeutung und zudem als Werk des bekannten Bernardus Guido litterarisches Interesse*. — Der Inhalt der Handschrift ist folgender: I. Folio 1. ‘Preambulum ad sequencia (roth). Reve- rendo patri in Christo fratri Emerico magistro ordinis Predi- catorum frater Bernardus in conventu etc., wie bei Delisle a. a. O. S. 377—379 gedruckt. Der Text des Frankfurter Ms. weicht nur wenig vom Abdrucke ab. — Diese Vorrede und Widmung des Bernardus Guido ist datiert: ‘Datum in castris sancti Vincencii dyocesis Albiensis, XI. Kalendas Ianuarii in crastino beati Tliome apostoli (22. December) anno domini M°. CCC°. IIII 0 . conpletis ab ordine Predicatorum in ordine eodem crastino eiusdem apostoli beato Dominico eonfirmato 1) Ueber Bernardus Guido cf. Notice sur les manucrits de Bernard Gui, par M. Ldopold Delisle, Paris 1879. Ich verdanke den Abdruck dieser in den Notices et extraits des manuscrits, tome XXVII, 2, 169 — 455 enthaltenen Abhandlung dem freundlichen Wohlwollen des Herrn Prof. Wattenbach in Berlin. — M. Delisle kannte die Frankfurter Hand¬ schrift nicht. 396 F. W. E. Roth. annis octoginta VIII 0 . nec minus nec amplius una die, magi- sterii quoque nostri anno primo’. II. Folio 1'. Brief des Ordensmeisters Emericus an Ber- nardus. ‘In dei filio sibi karissimo fratri Bernardo Gwidonis priori conventus sancti Vincencii de castris’ etc., wie bei Delisle a. a. O. S. 379 gedruckt. Text sehr annähernd, statt ‘augmentum celestium’ steht im Ms. ‘augmentum continuum celestium (Delisle S. 379, Zeile 12 von unten). III. Folio 1'—27. ‘Incipit tractatus brevis fratris Stephani de Salanhac, Lern, dyocesis, de quatuor, in quibus deus Pre- dicatorum ordinem insignivit. Sunt autem plura supperaddita in eodem, que obmissa fuerant, vel postmodum evenerunt et addi potuerunt in futurum secundum exigenciam materie locis suis’ (roth). Es folgt das von Bernardus überarbeitete Werk des Stephanus de Salanhac, zuerst Allgemeineres über den Stifter des Ordens, dann die einzelnen Abtheilungen mit fol¬ genden Ueberschriften: De bono ac strenuo duce. — De glo- rioso nomine Predicatorum. — De illustri prole. — Fratres passi pro fide Ihesu Christi. — Fratres viri illustres in scriptis et doctrinis. — Summi pontifices Romani (Papst Innocentius V. und Benedictus XI). — Miracula domini Benedicti pape XI. — Cardinales Romani. — Officiales capellani penitenciarii in ecclesia Romana. — Prelati ecclesiarum de ordine Predicato¬ rum assumpti. — Fratres, qui dignitates oblatas rennuerunt. — Episcopi, qui habitum ordinis assumpserunt. — Magistri in theologia Parisius. — Fratres, qui cum beato Dominico regulam elegerunt. — Predicatores graciosi et famosi. — De securitate professionis et vite. — De excellencia regule beati Augustini et de viventibus sub ea. — Sequitur de quarto et ultimo principali, seil, de securo modo professionis et vite. Gewissenhaft nennt der Verfasser am Rande seine Quellen; z. B.: ‘Nota de hoc in cronica magistri de Podio Laurencii capitulo XXXII’, sodann: ‘Hic deficiebat et in originali de manu auctoris et erat spacium vaeuum dimissum’, ferner: ‘Nota de miraculis in vitis fratrum libro quinto capitulo primo’, sowie: ‘Frater Stephanus libro quinto capitulo primo’ und: ‘Frater Stephanus, sed aliqua semper addita sunt locis suis’. IV. Folio 28—37'. ‘Incipit tractatus de tribus gradibus prelatorum in ordine Predicatorum, ubi primum agitur de magistris. Magistri ordinis Predicatorum fuerunt hii succes- sive’. Hierauf eine Aufzählung des Bemerkenswerthesten, was unter den einzelnen Meistern geschah. Benutzt sind hier die Vitae fratrum des Gerard de Frachet, notula cuiusdam fratris antiqui als Augenzeugen, eingerückt in den Text finden sich verschiedene päpstliche Briefe. Die Aufzeichnungen der ersten Hand gehen bis 1304 dem zwölften Ordensmeister Emericus, soweit reichte demnach auch die Vorlage des Codex, eine Eine Frankfurter Handschrift des Bernardus Guido etc. 397 andere Hand trug den dreizehnten bis fünfzehnten, eine dritte den sechzehnten Ordensmeister nach. V. Folio 38'—50. ‘Conventus fratrum ordinis Predicato- rum’; eine Aufzählung der Männerklöster des Predigerordens mit Angabe ihrer Gründungsjahre, nebst: ‘Monasteria sororum ordinis Predicatorum’. VI. Folio 50'—298'. Zuerst Register* dann: ‘Acta capi- tulorum generalium ordinis Predicatorum’, eine chronologische Aufzählung der Verhandlungen der Generalcapitel des Ordens 1220—1340. Die Aufzeichnungen der ersten Hand reichen von 1220—1309, eine zweite Hand trug die Verhandlungen von 1309—1332, eine dritte die von 1332—1339, eine vierte die von 1340 nach. Bernardus beendete sein Werk (VI) 1305, das Frankfurter Ms. ward nach einer bis 1309 reichenden Vor¬ lage copiert und fortgeführt. Die Aufzeichnungen der eigent¬ lichen Verhandlungen beginnen nicht gerade 1220, sondern erst 1233, vorher sind die Generalcapitel nur erwähnt und weniges verzeichnet. Der Verfasser bemerkte hierzu: ‘Anno domini M°. CC. XX 0 . usque ad annum eiusdem domini Benedicti M. CC. XL. de actis capitulorum generalium pauca potui re- perire, que inferius annotavi. Ab anno vero domini M. CC°. XL. usque ad annum domini M. CC. V., quo hec scripsi, habentur complecius recollecta, quibusdam tarnen exceptis, pro quibus suo tempore recolligendis et complendis spacia vacua locis suis inferius dimittantur’. Diese leeren Stellen zum Nachtragen bat der Frankfurter Codex in der That. — Damit schliesst der Text, an dessen Beschaffenheit ich folgende Bemerkungen anknüpfe. Das Dominicanerkloster zu Frankfurt a. M., aus dessen Bibliothek der Codex in die Frankfurter Stadtbibliothek kam, war eins der bedeutendsten Klöster des Ordens in Deutschland; es erhielt einen Codex der in der Frankfurter Handschrift enthaltenen Stücke I—VI entweder durch den Orden aus Frankreich zur Abschrift, oder der jetzige Frankfurter Codex ward eigens für den Convent daseibst in Frankreich hergestellt, was ich nicht entscheiden will. Was den Text betrifft, so hat er mit keinem der von Delisle a. a. O. S. 336 f. und 438—439 beschriebenen Mss. eine 1) Das Register über die Ordenscapitel auf Folio 50'—54 ‘Capitula generalia ordinis Predicatorum’ reicht von 1220— 1312, die Zusätze zwei anderer Hände des XIV. Jahrhundert reichen bis 1341. Folio 51 unten am Rande steht von einer Hand des XVI. Jahrhunderts der Eintrag: ‘Anno 1238 conventus Francofortensis constructus est’. Auch der Codex zu Agen hat an dieser Stelle das Register Folio 76: ‘Capitula generalia ordinis Predicatorum’, das aber bis 1307 reicht als Aufzeichnung erster Hand (Delisle a. a. O. S. 439). — Der Rest des Ms. zu Agen fehlt in dem Frankfurter Ms., da er nur für die französische Geschichte von Inter¬ esse war, cf. Delisle S. 439 von Folio 79 an. 398 F. W. E. Roth. annähernde Uebereinstimmung, es fehlen ihm Stücke, welche die französischen Codices enthalten. Abtheilung III hat mit dem Codex zu Agen (Delisle S. 438—39) noch die meiste Uebereinstimmung, dagegen blieb auch einiges in dem Codex von Agen enthaltene weg. Abtheilung I und II sind bei Delisle S. 377—379 gedruckt. Abtheilung III blieb bisher ungedruckt, Einiges veröffentlichte M. de Wailly in dem Recueil des Historiens XXI, 735 als Fragmenta libelli de ordine Praedicatorum (Delisle, S. 310 Note 1). Ueber weitere Mss. dieses Tractats von Stephanus de Salanhac-Bernardus cf. Delisle, S. 310—11. Abtheilung IV ist in Martene et Durand, Collectio ampliss. VI, col. 398—436, als Bernardi Guidonis libellus de magistris ordinis Praedicato¬ rum gedruckt. Abtheilung V, die sich auch in französisischen Mss. findet (Delisle S. 328), ist ganz in Echard et Quetif, Scriptores ordinis Praedicatorum I, IV—XV, veröffentlicht, die Zusammenstellung der Frauenklöster des Ordens veröffent¬ lichten (als Numerus monast. monialium ord. Praed.) Martene et Durand in deren Collectio ampliss. VI, col. 539—548, einen Auszug daraus lieferte der Recueil des Historiens XXIII, S. 187-192. Abtheilung VI, die wichtigste des Codex, findet sich in Martene et Durand Thesaurus novus anecdotorum VI, col. 1669 —1964, nach einer Abschrift aus dem Ms. zu Toulouse ge¬ druckt, der Abdruck reicht aber nur bis 1316 (col. 1964). Ich habe mir die Mühe genommen, den Abdruck mit der Handschrift zu Frankfurt zu vergleichen. Der Druck enthält die Verhandlungen von 1220 an, das Ms. bietet aber zu den Capiteln 1241 und 1242 mehr als der Druck, auch hat das¬ selbe nach dem Capitel von 1266 noch zwei Briefe des Papstes Clemens IV. von 1267 und 1268, nach dem Capitel von 1267 einen solchen von Clemens IV. von 1268, die im Drucke fehlen. Nach den Verhandlungen des Capitels von 1298 folgen im Ms. vier Lectionen: fin festo sancti Wenzeslai’, dann erst der Brief des Papstes Nicolaus IV. (Martene, col. 1872), ebenso stehen nach dem Briefe des Ordensmeisters Albert von 1300 (col. 1878) vier Lectionen fin festo sancti Wenzeslai’, col. 1891 ist bei Martene statt Benedictus IX: XI. zu lesen. Auf den Brief des Ordensmeisters Emericus col. 1906 folgen im Ms. neun ‘Lectiones beati Lodovici confessoris pii regis Fran¬ corum, misse a capitulo generali’, auf den Brief des Ordens¬ meisters col. 1910 sechs ‘Lectiones in festo sancti Alexii con¬ fessoris’. Auch sonst bietet der Codex Vieles, das zur Her¬ stellung eines richtigen Textes beitragen könnte. — Wie die von Delisle S. 336—350, 438—445 beschriebenen französischen Mss. hat der Frankfurter Codex ausser den oben erwähnten zum Nachtragen freigelassenen Stellen eine Menge Rand- Eine Frankfurter Handschrift des Bernardus Guido etc. 399 bemerkungen über benutzte Quellen, die darauf schliessen lassen, dass der Codex aus einem Originalexemplar geflossen, der die Bemerkungen des Autors enthielt. So sehr dieser Vorzug sowie das hohe, fast an die Zeit der Beendigung des Werks Bernardus’ reichende Alter der Frankfurter Hs. in Betracht kommen, so wenig lässt sich über den Zusammenhang des Ms. mit den von Delisle beschriebenen Mss. etwas näheres sagen. Jedenfalls dürfte der Frankfurter Codex bei einer künftigen Herausgabe der Werke Bernards gute Dienste leisten; mir genügt, auf dessen Vorhandensein und Inhalt aufmerksam gemacht zu haben. Drei ungedruckte Kaiserurkunden und eine Erzbischöflich Mainzer Urkunde. Mitgetheilt von F. W. E. Roth. In meinem Besitze befinden sich nachstehende drei Ur¬ kunden der deutschen Könige Adolf, Friedrich III. und Max I, sowie eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs Heinrich III, die ich den Interessenten in ganzem Abdrucke mittheile. I. 1295, Juni 12, Fulda. Nos Adolfus dei gracia Romanorum rex semper augustus. Ad universorum imperii fidelium noticiam || presencium tenore deducimus, quod fidem puram et devocionem sinceram, quibus strennuus vir Erkenbertus || miles de Bvchenowe fidelis noster dilectus erga nos et imperium enitere dinoscitur, favorabiliter intuentes, || ipsum nobis et imperio in Castro Frideberg conqui- sivimus in castrensem, promittentes sibi proinde quinquaginta libras denariorum Fuldensium nos daturos, pro quibus sibi infra presentis anni spacium redditus quinque librarum denariorum Fuldensium demonstrabimus et deputabimus de bonis nostris et imperii tamdiu colligendos annis singulis et tenendos, donec iidem redditus quinque librarum pro quinquaginta libris dena¬ riorum Fuldensium ab ipso Erkemberto et suis heredibus per nos vel nostros in imperio successores fuerint liberati. Dum vero predicto Erkemberto aut suis heredibus predicte quinqua¬ ginta libre integraliter fuerint persolute, ipsi ex eis predia com parabunt, que a nobis et imperio in Castro Frideberg nomine castrensis feodi deservire perpetuo tenebuntur. In cuius rei testimonium presentes litteras maiestatis nostre sigillo fecimus communiri. Datum Fude (!) II. idus Iunii anno domini M. CC. nona- gesimo quinto, regni vero nostri anno quarto. Angehängt der trefflich erhaltenen Urkunde ist das Majestätsinsiegel in farblosem Wachs an Pergamentstreifen. Aeussere Aufschrift: Lehen briue Besagende vber v. 8 gelts krigk leben vff dem schlos Fridberg Erkenberto von Buchenaw rittern von konig adolffo gelauen Anno 1295 (saec. 16 ineuntis). Drei ungedruckte Kaiserurkunden etc. 401 II. 1479, Nov. 20, Gratz. Wir Fridrich von gottes gnaden Römischer kaiser zu allen tziten Merer dez Richs, zu Hungern, Dalmacien, Croacien etc. kunig, hertzog zu Osterrich vnnd zu Steyr etc. Einbieten dem Edeln Iohannsen Grauen zu Sultz vnserm vnd des Ricks hof- richtern zu Rotwil vnnd || den vrtailsprechern da selbst vnnsern vnnd des Ricbs lieben getrewen vnnser gnad vnnd alles gut. Edler vnd lieben getrewen, Sich hat vnser vnd des Richs lieber getrewer Swicker von Sickingen von ainer vrtail vnd ettlichen beswerungen, so an dez hochgepornen || Philipsen pfaltzgraue by Rine vnd hertzogen in Payrn vnsers lieben Ohems vnd fürsten hofgericht wider ine vnnd für vnnsern vnd des Richs lieben getrewen Hainrichen Holtzapplfel zu Hergissheim ge¬ sprochen vnd ergangen sein sollen als beschwert an || vnns berufft vnd geappelliert nach lut ains instrumentz der selben appellacion vns darumb furbracht vnd in mainung selber appellacion vnd Sachen rechtlich nachzekomen vns vmb not- turfftig hilffe des rechtens demuticlich anruffen vnd bitten lassen. Wann wir nit yemands rechtz versagen sollen, vnd aber dissmals ander vnnser merglicken geschefften halben den Sachen selbs nicht aufgewarten mugen, darumb vnd zu furter- licbem ausstrag der Sachen, auch die parthye merer muge, costen vnd schaden zuuertragen, So enphelhen wir euch solich obgemelt appellacion vnd Sachen mit allen iren anhengen vnd vmbstenden an vnser statt, Geben euch auch vnser gantz vol- komen gewalt vnnd macht mit disem brieue ernstlich gepie- tende, das ir beyd obgemelt partkyen auf einen benanten tag rechtlich für euch heischet vnnd ladet vnnd Sy in den ge- melten Sachen gegen ainander aigentlich vnnd noch notturfft verhören vnd wie ir die in recht erfinden, euch darüber er¬ kennet vnd mit ewerm rechtlichen Spruch entschaidet. Vnnd ob einicher kuntschafft oder gezeugnuss in den obestimpten Sachen zu verhören begeret vnnd notturfftig sein wurde, die auch rechtlichen verhöret, vnnd die personen, So darinne zu gezeugen benennet, die selb irer kuntschafft vnnd gezeugnuss zu thun vnnd zu sagen sperren oder widern wurden, in was schein das beschee, by billigen vnnd zimlichen penen. 1 dartzu zwinget vnnd haltet, das Sy dem rechten vnd der war- heit zu hilffe ir geschorne (!) kuntschafft vnd gezeugknuss geben vnnd sagen als recht ist. Ob auch einich teil auff solh ewer furheischung vor euch alsdann rechtlich nit erschiene, nichtz dest .... 2 auf dez andern gehorsamen tails oder seins anwalts anruffen vnnd eruordrung im rechten volfuret vnd 1) Ein Wort abgerieben und unleserlich. 2) Desgleichen. 402 F. W. E. Roth. procediert vnnd sust alles das. 1 an vnnser stat vnd in vnnserm namen handelt, tut, gepietet vnd verbietet, das sich in solichem nach Ordnung des rechtens zu tunde gepuret vnnd notturfftig sein wurdet, daran tut ir vnser ernstlich mainung vnd geuallen. Geben zu Gretz am zwentzigisten tag dez monatz Nouem- bris Anno domini etc. LXX VIIII 0 , vnsers kaiserthumbs im acht- undzwaintzigsten iar. Aus einem Orig. Transsumpt des Hofgerichts zu Rotweil vom Zinstag nach vnnsers herren fronlichnams tag 1480 (3. Juni). Siegel ab. III. 1512, Juni 7, Brüssel. Wir Maximilian von gots gnadn Erwelter Römischer Kaiser zu allen tzeiten merer des Reichs in Germanien zu Hungern, Dalmacien || Croacien etc. Kunig, Ertzhertzog zu Österreich, hertzog zu Burgundt, zu Brabannt vnnd Phalczgraue etc. Bekhennen offennlich mit disem [| brief vnnd thuen khundt allermenigclich, das wir vnnsern vnnd des Reichs lieben ge- trewen Philipen Echter zu Meschlprun den Elltern vmb || seiner redlichait schicklichait vnd der angenemen getrewen vnd nütz¬ lichen diennste willen, so Er vnns vnnd dem heiligen Reich in manigfaltig weise offt willigclichen gethan vnnd ertzaigt hat vnd hinfuran wol thuen mag vnnd soll, mit sambt seiner haus- frawen, kinden, haben vnd guetern in vnnser vnnd des Reichs sonnder gnad, versprach, schütz vnd schirm aufgenomen vnd emphanngen haben, nemen vnd emphahen ine auch also von Römischer Kaiserlicher macht wissenntlich in chrafft ditz briefs vnnd mainen, setzen vnnd wellen, das Er nu hinfuro vnnser diener vnnd dartzue mit sambt seinem leib, hausfrawen, kinden, haben vnnd guetern in vnnser vnnd des Reichs sonnder gnad, versprach, schütz vnd schirm sein, Auch all vnnd yegclich gnad, freyhait, Ere, wird, vortail, Recht, gerechtigkaitn vnnd gewonnhaitn haben vnnd sich der frewen, geprauchen vnnd geniessen soll vnnd mag als annder vnnser diener vnnd die so in vnser vnnd des Reichs sonnder gnad, versprach, schütz vnnd schirm sein, haben vnnd sich des alles frewen, geprauchen vnnd geniessen von Recht oder gewonhait von allermenigclich vnuerhindert vngeuerlich. Vnnd gepietn darauf allen vnnd yegclichen Churfürsten, Furstn, Gaistlichen vnnd weltlichen, Prelaten, Grauen, Freyen herrn, Rittern, knechtn, hauptleuten, Vitzthumben, Vögten, Phiegern, Verwesern, Ambtleuten, Schult- haissen, Burgermaistern, Lanndt Richtern, Richtern, Reten, Burgern, Gemainden vnnd sonnst allen anndern vnnsern vnnd 1) Ein Wort abgerieben und unleserlich. Drei ungedruckte Kaiserurkunden etc. 403 des heiligen Reichs vnnderthanen vnnd getrewen, in was wirden, States oder wesens die sein, ernnstlich vnnd wellen, das Sy den genannten Philipen Echter zu Meschlprun für vnnsern diener Eern, Achtn vnd hallten vnd ine, sein hausfrawen vnnd kinder an den obgemelten vnnsern Kaiserlichen gnadn vnnd Freyhaitn nit irn noch hindern, sonnder der gerueblich ge- prauchen, geniessen vnnd genntzlich dabey beieiben lassen, vnnd ine, sein haussfrawen, kinder, hab vnd gueter dawider nit dringen, bekoraern, aufhalten, belaidign noch beswern, noch das yemannds zu thuen gestatten in khain weyse, als lieb ainem yeden sey vnnser vnd des Reichs swer vngnad vnd straff zuuermeyden. Das mainen wir ernnstlich. MitVrkhundt ditz briefs. Geben zu Prussell in Brabannt am Siebennden tag des Monats Iuny Anno domini Funfzehenhundert vnnd im Zwelfftn, Vnnserer Reiche des Römischen im Sibenund- zwaintzigisten vnnd des Hungerschen im Dreyundzwaintzigistn Jarn. Ad mandatum domini imperatoris. Renner. Orig. Perg. Siegel ab, Pergamentstreifen hängt an; Aufschrift: Schutz- brieff von Keyser Maximilian philips Echtem gegeben Anno 1512 1. IV. 1345, Juli 21, Aschaffenburg. Heinricus dei gracia sancte Maguntinensis sedis archiepi- scopus, sacri imperii per Germaniam archicancellarius . . . Dilecto in Christo . . abbati || de Arnsburg Cysterciensis ordinis Maguntinensis dyocesis salutem in domino. Cum . . dilecte in Christo . . magistra et . . con- || ventus novelle plantacionis in Hauge ordinis Cysterciensis 1 2 nostre dyocesis sicut intelleximus iam sint || quasi sine regimine eo quod non habeant provisorem, nos attendentes pietatem divinam et precipue animarum salu¬ tem, ipsis ad tempus in predictis intendimus providere de gracia speciali; ut igitur in disciplina sui ordinis informentur et instruantur in singulis et ommbus, que ordo requirit eorum, et alias in divino obsequio procurentur, devocioni tue duximus presentibus litteris attentius conmittendum . . quatinus vice et auctoritate nostra per te ipsum aut per aliquem fratrem tuum virum ydoneum, prout videris expedire, presis eisdem in Omnibus et regas, informes et instruas eas, sicut iuxta regulam 1) Stalin in seinem Itinerar Iv. Max I. führt zum Juni 1512 keinen Ausstellungsort Brüssel an, so dass diese Urkunde das Itinerar an dieser Stelle ergänzt. Cf. Forschungen zur Deutschen Geschichte 1, 375. 2) Ueber das Kloster Haug bei Büdingen in Hessen cf. Wagner, Die vormaligen geistlichen Stifte im Grossherzogthum Hessen, I, 199. 404 E. W. E. Roth. sui ordinis fuerit faciendum presentibus ad nostre voluntatis beneplacita yalituris. Datum Aschaffinburg XII, Kalendas Augusti anno domini millesimo trecentesimo quadragesimo quinto. Orig. Perg. mit Thronsiegel in braunem Wachs, Umschrift am Rande abgestossen, nebst aufgedrücktem Rücksiegel. Aufschrift: ‘1345. Com- missio monasterii nostri facta per Henricum Mogunt. abbati de Arnsburg’ von einer Hand des XIV. Jahrhunderts. Zu den Versen im Neuen Archiv IX, S. 628. Von K. E. H. Krause in Rostock. Im N. A. IX, S. 628, unten, sind die folgenden Verse als ‘unverständlich’ angegeben: 0 Kusa, Kusa, qualiter symphonisat tua musa? Tu cum lesura pervertis omnia jura. Den Vers herzustellen wird statt ‘qualiter’ zu lesen sein: ‘quam’. Es ist ein Franciskaner-Conventualen-Vers gegen den refor¬ mierenden Nicolaus von Cusa, eines der Häupter der Obser¬ vanten. Der Führer der Conventualen und deren zeitiger (schis- matischer) General Matthias Döring, der bekannte Fort¬ setzer des Engelhus (Mencken HI) sagt ad a. 1451: Quidam Nicolaus de Kusa, cujus non cecinit bene Musa. Döring wirft ihm vor, bei Wiedereinsetzung des Papstes Eugen IV. das Schisma geweiht, die Autorität der Concile unterdrückt zu haben und dafür Cardinal zu St. Petri ad vincula geworden und als Legat nach Deutschland geschickt zu sein. Den Frankiscanerorden habe er ruiniert; Deutsch¬ land sei dann durch ihn und Capistrano völlig ausgesogen. ‘Lesura’ im Verse ist ein Wortspiel, um auf‘Lisura’ die Rechtsverletzung ohne Weiteres zu erstrecken. — Ad a. 1444 (Mencken S. 13) sagt Döring, gegen den Spruch der Univer¬ sitäten Erfurt, Leipzig, Köln und Heidelberg und gegen das Concil folge der Mainzer den ‘deliramenta suorum palporura Kusa et Lisura’. Ueber den von Kusa vertriebenen nachträglichen Jubi¬ läumsablass spricht er ad a. 1451 ganz entrüstet, und über die nachfolgenden von 1455 (für den König von Cypern) und 1456 (des Ordo Trinitatis angeblich zur Loskaufung von Christen- sclaven) lässt er sich nach Joel 1, 4 so aus: Residuam erucae (de Kusa) comedat brucus (Cyperablass) et residuum bruci devoret erugo (ord. Trinit.). Die bösartigen Scheltworte, welche K. Hartfelder aus Neues Archiv etc. X. 27 406 K. E. H. Krause. Matthias von Kemnat über Friedrich III. beibringt (Forsch, z. D. Gesch. 22, S. 346) stimmen fast genau mit der Behand¬ lung, welche Döring ihm angedeihen lässt. Vielleicht darf bei der Gelegenheit bemerkt werden, dass das von Hartfelder unter den Quellen des Kemnaters mitgenannte Passional thatsächlich die Quelle für die S. 345 angeführte Geschichte des von den Juden zu Trient ermordeten Knaben (des ‘Simon von Trient’, des ‘heil. Kindes von Trient’) ist. Das vom Jahre 1475 an¬ gegebene Ereignis ging sofort in die Passionale über; das Lübecker niedersächsische ‘Passionael efte leuent unde lydent der hyllighen’ (Steffan Arndes, 1492) hat es schon Blatt 201. — Sollte im Gedichte N. A. IX, S. 629 nicht 7, 1 ‘crepitabat’ und 7, 2 ‘sonitus’ zu lesen sein? Vom ‘Krachen des Bettes’ ist in Bartsch’ Germania auch aus deutscher Poesie manches Beispiel verzeichnet. Aus Handschriften. Von W. Wattenbach. Im N. A. IX, 245 ist eine Wundergeschichte aus St. Em¬ meram angeführt, welche sich am Schlüsse einer in den Analecta Bollandiana mitgetheilten Vita S. Nicolai befindet (II, 151). Es heisst hier: ‘Hoc miraculum cognovimus ex scriptura pariter et relatione cujusdam fratris, qui, utpote nutritius ejusdem ecclesie, socius fuit passionum simul et con- solationis’. Wer dieser Mönch war, hat Herr Prof. Dümmler ausgefunden, es ist nämlich Othloh. Dieser sagt in seinem Liber de temptatione (SS. XI, 391), er habe, bevor er nach Fulda ging, geschrieben ‘ex petitione fratrum nostrorum vitam sancti Nicolai necnon sancti Wolfgangi, emendans, sicut in utriusque vitae prologo intimatur’. Dümmler fand nun, dass diese, Koepke unbekannt gebliebene Vita sich nach dem Münchener Katalog II, 2, 169 im cod. 14419 saec. XII. aus St. Emmeram befindet, wie schon in meinen Geschichtsquellen (4. Aufl.) II, 55 angegeben ist. Er vermeidet es freilich, seinen Namen zu nennen und stellt nur den Namen des Abtes Wicrad voran, der das Werk mit seiner Autorität decken solle, weil es auf seinen Wunsch geschrieben sei. Das wird der sonst Widerad genannte Abt von Fulda von 1060 bis 1075 sein. Da nun Othloh 1062 nach Fulda ging, und sich selbst als Verfasser einer Vita Nicolai vor diesem Zeitpunkt nennt, so ist an seiner Autorschaft nicht zu zweifeln. Er hat sich aber, wie er selbst sagt, auch deshalb nicht genannt, weil das Werk eigentlich ein fremdes sei, indem er nur zwei ältere über¬ arbeitet habe: nichts gehöre ihm selbst an ‘excepto uno capi- tulo quod in fine continetur’. Das ist eben die Wunder¬ geschichte, welche ich hier nach Dümmlers Abschrift nebst dem Prologe mittheile. Die Vita selbst beginnt: ‘Nicolaus ex illustri prosapia ortus clarissimo scilicet patre nomine Epi- phanio et matre Nonna vocata’. Sie ist von der im Cod. Namuc. 15 enthaltenen verschieden; nach dem Kapitel, welches Othloh selbst als das letzte bezeichnet, folgt noch ein Abschnitt ‘De translatione sancti Nicolai’ nach Bari. Mit den letzten Worten 21 * 408 W. Wattenbach. desselben ‘beati Nycolai qui retinet premia eterni regni’ endigt auf Bl. 42 diese Handschrift, welche erst später mit der Vita Heinrici IV. u. a. m. zusammengebunden ist. Auf der letzten Seite dieses Theiles steht ‘über iste reddatur dominabus in superiori monasterio’. Die Hs. hat also den Nonnen von Ober¬ münster gehört, ist aber in St. Emmeram geblieben. Incipit prologus. Post eum qui bonis omnibus constat preferendus, sanctum- que Nicolaum ob cujus venerationem dilatandam h§c scribere decrevi, primo de hinc, 6 venerande simul et karissime abbas Wierade, vestre libellum presentem dignitati recensendum offero, obsecrans ut quod vilitatis me§ causa despiciendum videtur, auctoritate vestra roboretur, cujus etiam peticione scripsi. Nam quia nullam in me auctoritatem arbitror posse haberi, vestram potius quam meam personam pro auctoritatis titulo hie ponere decrevi. Est et alia causa, pro qua super- fluum duxi aliquam in hoc prologo nominis mei facere mentio- nem, quia alienum pene opus est quod hic sum adgressus. Alienum quippe ob hoc videtur, quia excepto uno capitulo quod in fine continetur, cetera [f. 21 j omnia ex libellis duobus collegi, uno quidem qui in plurimis locis habetur, alio autem ab ignoto quodam nostratibus allato qui hec ex longinquis 1 contiguisque Grecie regionibus se acquisisse dixit. In quo nimirum quia multa licet rusticitate magna edita inveni que in altero non habebantur, studui unum ex his duobus libellum conficere, nichil de meo adiciens, sed tantummodo ex utrisque superflua queque auferens, et que in illo novitio arti prorsus gramatice dissonabant, aliquatenus emendans. Ubi enim uter- que consentiebat, unum horum scripsi, ubi autem discordabant, quod melius mihi videbatur, assumpsi. Si cui ergo hic nostr§ collectionis et emendationis labor displiceat, illum antiquum libellum nichil meo detrahens labori, sicut nec ego ejus lectioni 2 , unusquisque enim in suo sensu habundat. f. 36. De furto per sancti Nycolai invocationem prodito. Contigit etiam in nostro monasterio quoddam per sancti Nycolai merita miraculum, quod memori^ tradere videbatur dignum. Quodam namque tempore fures noctu ecclesiam in- gredientes quedam preciosa metalla exinde abstulerunt. Quo viso omnes nimium tristes effecti sumus, diuque inquirentes tarn ab alienis quam propriis nihil invenire potuimus. Tune a quodam nostratum consilium datum est, ut per tres dies continuos de sancto Nycolao miss§ celebrarentur. Quod cum supplici voto factum fuisset, mox adveniens quidam ex Ale¬ mannia denuntiat, captum esse furem in vico qui dicitur Ulma, 1) ‘lonquis’ Hs. 2) ‘legat’ oder ‘praeferat’ scheint zu fehlen. Aus Handschriften. 409 seque ob hoc missum esse ab illius loci rectore, ut aliquis illuc legatus veniat, qui res monasterii nostri perditas ibique furto captas inde revenat; factumque est ita. Nam confestim missi illuc legati inveniunt thesaurum ablatum, integrum quidem pondere sed confractum opere, pariterque furem effossis oculis reatus sui penam accepisse. Quibus scilicet auditis ablatisque rebus perspectis, nos omnipotenti deo sanctoque Nycolao laudes debitas pro gratiarum actione retulimus. Hoc quoque contigit ut apud nos sancti Nycolai sollempnitas celebraretur, que prius sub negligentia habebatur. In der Berliner Hs. Lat. fol. 378 saec. X. (Bedae hist, eccl. Angl.) 1 ist nach dem 6. Quat. ein Blatt, welches nicht voll beschrieben war, ausgeschnitten und statt dessen ein kleineres Blättchen eingeheftet, mit dem dahin gehörigen Stück des Textes. Das dazu verwandte Pergament war das letzte Blatt einer Hs. der Lex Alamannorum, das nur auf seiner Vorderseite beschrieben war. Von diesem, in entgegengesetzter Richtung (d. h. quer) geschriebenen und an beiden Seiten ab¬ geschnittenen Text saec. IX. sind die ersten 3 Zeilen aus¬ radiert; dann folgen Reste von 6 Zeilen: .ballus . porcus . aut bos . hominem occideri. ptium soluat. Si alicuius caballus sepem alie. rit. ipsum soluat medium ptium. Si quis fer.t sold . ui . in te exaga 2 ei cuius fuerit. Si qu.um suum in terra aliena posuerit . xii . sold. so. Si quis in- genuum aut ingenuam extraneam. Die letzte Zeile ist wieder ausgekratzt. Es ist also der Rest einer Handschrift, welche noch aus der ersten Hälfte des 9. Jahrh. zu stammen scheint und schon im 10. wieder vernichtet wurde. Der Cod. lat. Monac. 13001 (Rat. civ. 1) gr. fol. enthält den 2. Theil des Alten Testaments und das Neue Testament; es ist eine mit Miniaturen geschmückte Prachtbibel, und unter den Bildern findet sich zweimal ein König, gross, stehend, ein Buch in der Hand haltend, wichtig für das Kostüm der Zeit. Oft wiederholt ist im Buch die Inschrift: ‘Heinricus IIII rex dedit hunc librum sancto Aurelio’. Das kann wohl nur Hirschau sein, dessen Kirche nach der Neugründung 1059 begonnen und 1071 geweiht wurde, zu einer Zeit also, wo von einer Verfeindung mit Heinrich IV. noch keine Rede war. 1) Unbekannter Herkunft. Ein Vermerk neuerer Zeit unten auf der ersten Seite ist. ausgekratzt. 2) Vulg. texaga. Diese Variante findet sich MG. LL. III, 170 nicht. 410 W. Wattenbach. Der Cod. lat. Monac. 13601 aus Niedermünster, eine sehr schön geschriebene, sehr reich verzierte Evangelienhand¬ schrift, einst von Kugler, dann von A. Woltmann, Gesch. der Malerei I, S. 258, beschrieben, enthält das Bild der Aebtissin Outa von Niedermünster, welche um 1002—1005 angesetzt wird, mit der Inschrift: Virgo Dei genitrix divino pignore felix, Suscipe vota tu§ promti serviminis Out§. Ausserdem ist in den Worten ‘Domna Abbatissa’ zwischen A und b ihr Monogramm angebracht. Der Cod. lat. Monac. 23630 (ZZ 630, Cim. 53), ein Lec- tionar, ist vorzüglich merkwürdig durch die schönen Elfen¬ beintafeln des Einbandes, s. den Catal. II, 4, 81. Eingeschrieben ist auf dem ersten Blatt ‘Deus propitius esto Oudalrico pecca- tori’, was ohne Grund auf S. Ulrich bezogen ist, für dessen Zeit die Schrift nicht passt. Im Katalog spricht W. Meyer die Vermuthung aus, dass er von dem Mönch Udalrich von St. Michael in Bamberg geschrieben sei, der am 3. Jan. 1147 gestorben ist, und von dem im Nekrolog gerühmt wird, dass er viele Bücher für sein Kloster geschrieben habe, nach Jaffe’s Meinung identisch mit dem Sammler des Codex Udalrici; Bibi. V, 1. Bei sorgsamer Prüfung der Schrift schien diese noch dem 11. Jahrh. anzugehören, doch fiel häufige Verwen¬ dung des s auf, so dass jene Vermuthung wohl richtig sein mag. Im Cod. lat. Mon. 14649 aus St. Emmeram findet sich am Schluss der Vers saec. XI (?): Quod prior erravit scriptor, tu corrige lector. In den Mitth. der Centralcommission, X, 3, S. CXXXII, hat K. Lind die Abbildung eines kostbaren, jetzt im Kloster St. Paul in Kärnten befindlichen Kreuzes gegeben, welches angeblich ein ‘Geschenk der Kaiserin Adelheid an das Stift St. Blasien 1077’ sein soll. Die Inschrift aber, welche freilich incorrect und lückenhaft mitgetheilt ist, lautet, mit eingeklam¬ merten Ergänzungen: Claudit(ur) hic digni crucis alme portio ligni, De tunica aspersa sanguine (vivifico). Pan(n)onici regis dedit uxor Thac (1. ‘et hanc’) Adelheidis. Dominus Guntherus abbas patra(v)it hanc crucem. Ganz deutlich ist also Adelheid als ungarische Königin "bezeichnet. Da Günther von 1141 bis 1170 Abt gewesen, so passt nur die Königin Adelheid, welche in dem 1143 von hrem Bruder, dem Landgrafen Otto von Stephaning, gestif- Aus Handschriften. 411 teten Kloster Wallenbaeh begraben ist, nach der Vermuthung von Katona ad a. 1121 Gemahlin Stephans II. Die im 1. Heft, S. 207, erwähnten, für das Germ. Museum erworbenen Kaiserurkunden sind folgende: 973, Juli 23, Otto II. f. Essen. Stumpf 597, wozu in den Nachträgen, S. 509, bemerkt ist, dass es im Staatsarchiv zu Düsseldorf jetzt fehlt. 991, Mai 1, Otto III. f. St. Felix. St. 943. 1057, Apr. 26, Kaiserswerth. Iv. Heinrich IV. schenkt B. Theoderich von Verdun auf Fürbitte seiner Mutter Agnes curtim Divrä in pago Iiurgowe in comitatu Gerhardi qui dicitur Stegula. Winitherius canc. v. Liutbaldi archicancellarii. D. 6. Kal. Maj. 1057 ind. 10. a. ord. 3. r. 1. Werede. 1193, Apr. 9, Heinrich VI. f. St. Arnulf. St. 4808, Acta Imp. p. 577 aus einer Abschrift. Siegel fehlt. o. J. Fridericus Dei gratia Romanorum rex semper augustus, Omnibus has litteras inspecturis gratiam suam et omne bonum. Scire volumus universos, quod nos prioratum de Offenbach ad abbaciam sancti Vincencii Mettensem attinen- tem cum personis et omnibus appendiciis ipsius sub protectione nostra recepimus. Tibi autem, preposite Lutrensis, sub obtentu gratie nostre precipimus, ut vice nostra locum ipsum sollicite conservare satagas, ut nullum in personis seu in rebus detri- mentum ab aliquo paciatur. Ganz kleiner Pergamentstreif. Siegel fehlt. 1227, Nov. 13, Heinrich (VII.) f. Königsbrück. Ficker 4090. Mit Siegel. 1274, Sept. 10, Rudolf f. Offenbach. Reg. Rud. 113. Be¬ schädigtes Siegel. 1299, Feb. 16, Albert f. Gerhard von Metz, Reg. Alb. 137. 1309, März 12, Heinrich VII. f. Königsbrück. Reg. Heinr. VII. 607. Mit Siegel. Acten zum Schisma des Jahres 530. Von P. Ewald. Die höchst interessanten Dokumente, die ein glücklicher Fund in letzter Zeit aus einer nicht einmal unbekannten Hand¬ schrift ans Tageslicht zog, verdienen, wie solches schon oben angekündigt wurde (vgl. IX, S. 655), auch an dieser Stelle mitgetheilt und gewürdigt zu werden. Gewähren sie doch eine Beleuchtung der Vorgänge der Papstwahl des Jahres 530, wie sie kaum noch zu erwarten stand. Und wie an sich von grösster Wichtigkeit, wächst ihre Bedeutung noch durch die Beziehung, in die sie zu den entsprechenden kurzen Angaben im Liber pontificalis treten. So hat denn auch der neuste Herausgeber des Papstbuches nicht versäumt, diese Acten zu den weitgehendsten Schlüssen zu verwerthen. Amelli, der Mailänder Herausgeber des sehnlich erwarteten Spicilegium Ambrosianum, machte zuerst Mittheilung von diesen Urkunden in seiner Publication ‘S. Leone Magno e l’Oriente’ (Roma Tipografia Monaldi 1882) S. 22. 23. Bisher unbeachtet hatte er sie in dem Codex der Capitelbibliothek in Novara Ms. XXX 66, saec. X. XI. gefunden, untersucht und in ihrer Tragweite erkannt. Vor ihm waren Maassen (Bibi, latina jur. can. ms. I pars I p. 387 und desselben Quellen und Literatur des can. Rechts, I, S. 737), sowie Reifferscheid (Bibi, patrum lat. italica II. 2, p. 247) bei einer weniger ein¬ gehenden Behandlung des Codex nicht auf ihre hohe Bedeutung aufmerksam geworden. Denn im Uebrigen sei zur Orientierung über diese auch sonst canonistisch wichtige Handschrift auf diese beiden Gewährsmänner verwiesen, denen mit einer detail¬ lierten Behandlung einzelner Theile der citierte Aufsatz ‘S. Leone Magno e l’Oriente’ sich anschliesst. Es war ursprünglich nicht Amellis Absicht gewesen, die gefundenen Acten selbst und sofort zu veröffentlichen. Aber von Giamb. de Rossi dazu aufgefordert, wollte er doch der neuen Ausgabe des Liber pontificalis seinen Fund nicht vorenthalten und publicierte ihn in einem offenen Briefe an den Heraus¬ geber desselben, den Abbd Duchesne, in der Mailänder Zeit- Acten zum Schisma des Jahres 530. 413 schrift: La scuola cattolica Anno XI. Vol. XXI, Heft 122. Der Brief ist vom 2. Januar 1883 datiert. In den Melanges d'archeologie et d’histoire (3. Annee fase. 3, Mai 1883) hat dann Duchesne selbst ohne Säumen in einer eingehenderen Arbeit das ihm gebotene Material weiter benutzt. Indem er die Acten ihrem Wortlaut nach seiner Abhandlung einver- leibte, förderte er ihren Text und ihre Interpretation in gleicher Weise. Amelli hatte hier wie dort mancherlei zu wünschen übrig gelassen. Duchesne überholte ihn weit. Wir werden im Folgenden vornehmlich auf ihm fussen. Ich gebe nun an dieser Stelle zunächst den Text der drei Urkunden, dem ich etliche kritische Noten zur Rechtfertigung und Erklärung anreihe. Dabei sehe ich ganz ab von einigen augenscheinlich falschen Lesarten Amellis, die Duchesne bereits verbessert hat. Es ist anzunehmen, dass für diese die Hand¬ schrift nur selten einen Anhalt bietet. Aber Amelli war soweit entfernt, sie als Schreibfehler zu emendieren, dass er sie selbst in seiner Uebersetzung ins Italienische, man kann sich denken nicht gerade zu Gunsten eines verständigen Inhalts, mit hinüber¬ genommen hat. Nur wo ich von der meist unbedenklichen Textrevision Duchesne’s abweiche, suche ich meine Aende- rungen zu motivieren. Auf die Dokumente nebst den dazu gehörenden Noten lasse ich sodann eine Kritik der Vorgänge selbst, mit Anlehnung an den Liber pontificalis folgen. I. Papst Felix IV. setzt den Archidiacon Bonifacius zu seinem Nachfolger ein. Senatsbeschluss, dass bei Leb¬ zeiten des Papstes sich niemand um die Nachfolge be- 5 werben dürfe. (Rom 530 Sept.) INCIPIT PRAECEPTUM PAPAE FELICIS. Praeceptum pape Felicis morientis, per quod sibi Bonifacium archidiaconum suum post se sub- stituere cupiebat. 10 Dilectissimis fratribus et filiis episcopis et praesbiteris diaconis vel cuncto clero senatui et populo Felix episcopus. De quiete vestra et pace cogitantes ecclesiae quae plu- rimis debitis tenetur obnoxia, quia omnes clericis et pauperibus solemnes erogationes implevi et octavae praeteritae indictionis 15 vel poene nullas pro temporis qualitate pensiones accepi, — ideoque ista considerans Deum quibus possum praecibus ex- orando, hoc mihi ipso fateor adspirante compertum, ut si me Deus pro voluntate sua de hac luce sicut habet humana con¬ ditio transire praeceperit, ut Bonifacius archidiaconus, qui ab 20 ineunte aetate sua in nostram militavit ecclesiam, episcopatus honore suscepto in qua proceditis Romanam Deo adiuvante 414 P. Ewald. gubernet ecclesiam. Cui etiam praesentibus praesbiteris et diaconis et senatoribus atque patriciis filiis meis, quos inter- esse contigit, pallium tradidi; mihi tarnen, si hac fuero luce, reddendum. Et quamvis pro Dei timore et christiana devo- 2 tione credam, meum vos sequi et servare post me sine aliqua dubitatione iudicium, tarnen ne quis pravis persuasionibus et ambitione hoc agat, ut per vos ecclesiae matris, dissentiones et studia faciendo, membra discerpat, noverit qui ista fecerit vel facienti consenserit, nec ecclesiae se esse filium, et a dominici 3 corporis esse communione suspensum. Quam ordinationem meam ne quis sibi incognitam diceret, in omnium volo propter futurum Dei nostri iudicium pervenire notitiam, quia et hanc voluntatem meam et domnis et filiis nostris regnantibus indi- cavi. Quam etiam recognovi. Et manu Felicis papae: Re- 3 cognovi. HOC PER OMNES PROPOSITUM EST TITULOS ROMANOS IUBENTE PAPA BEATO FELICE. ATQUE SENATUS TALIA PROPOSUIT. Senatus amplissimus praesbiteris et diaconis et universo 4 clero. In sanctitatis vestrae notitiam duximus perferendum, sena¬ tum amplissimum decrevisse, ut quicumque vivo papa de alterius ordinatione tractaverit, vel quicquam acceperit, trac- tantique consenserit, facultatis suae medietatem multetur fisci4 viribus applicandam. Is vero qui tarn improbum ambitum habuisse fuerit convictus, bonis omnibus amissis, in exilio se noverit esse pellendum. Atque ideo his agnitis ab omni in- hibito studio vos convenit amoveri. EXPLICIT CONTESTATIO SENATUS. 5 II. Damnationsformular, ausgestellt von 60 Presbytern, die dem Dioscorus anhingen. (Rom) 27. Dec. 530. INCIPIT LIBELLUS QUEM DEDERVNT PRESBITERI LX POST MORTEM DIOSCORI BONIFATIO PAPAE. 5 Non est dubium, beatissime papa, quod a primo homine peccet humanitas. Hinc est quod excessum correctione prae- venire desiderans, ne obstinatum mors secunda detineat, erro- rem meum hac cupio satisfactione corrigere. Ob quam rem anathematizans Dioscorum persuasorem, qui contra constitutum 6< decessoris vestri, beatae recordationis papae Felicis ad epi- scopatum Romanae adspiravit ecclesiae, promitto sub divini testificatione iudicii, numquam me similia temptaturum. Quod si aliquando similia temptavero, in ea causa, in qua veniam ab apostolatu vestro merui, tune ecclesiasticae subiaceam ultioni. 6! Quam libelli mei seriem Redempto notario ecclesiae Romanae Acten zum Schisma des Jahres 530. 415 scribendam dictavi cuique propria manu subscripsi, et beati- tudini vestrae, Bonifaci papa venerabilis, et sub praesentia sacerdotum obtuli sub die VI. kal. Ianuarii Flaviis Lampadio et Oreste viris clarissimis consulibus. Z. 8. ... post se substituere] Hs. ‘poste subsistuere’. Reifferscheid a. a. O. S. 255. Z. 13. ... clericis et pauperibus etc.] Auch die wohl gleichzeitige Grabschrift des Papstes Felix IV, die von Baronius Ann. eccl. ad a. 530 (ed. Luc. 1741, Tom. 9, p. 414) mitgetheilt wird (auch bei Gregorovius, Grabdenkmäler der Päpste, 2. Aufl., S. 193), rühmt seine Freigebigkeit gegen die Armen mit den Worten ‘Pauperibus largus, miseris solatia prae- stans’. Doch schliesst die Grabschrift die Worte an ‘Sedis apostolicae crescere fecit opes’, die zu den ‘plurima debita’ unseres Briefes in auf¬ fallendem Contrast stehen. Felix hatte für seine Neubauten, von denen der Liber pontificalis berichtet, viel verwandt, doch wird hier nicht darauf, sondern, wie bei laufenden Ausgaben natürlich, auf die Missernte des Jahres 529/30 und die damit verbundenen geringen Einkünfte die Schuld geschoben. Er hatte Schulden gemacht, um die solemnes erogationes zu vertheilen, die besonders aus dem Presbyterium (dem jährlichen Geld¬ geschenk) an den Clerus und aus Almosen an die Bedürftigen bestanden. So rühmt ein Auszug des Liber pontificalis, der sogenannte Cononianus, von Papst Symmachus (f 514): Hic fuit constructor ecclesiarum; ampliavit clero et donum presbiterii, triplicavit et pauperibus vestes et alimoniam triplicavit et multa alia bona quae enarrare longum est (Duchesne, Lib. pontif., p. 98). Es ist übrigens bezeichnend, dass der Papst im Beginn seines Schreibens die schlechte Finanzlage hervorhebt. Er wollte offen¬ bar die mit der Neuwahl verbundenen Kosten, sei es durch erhöhtes Pres¬ byterium oder andere Beneficien, sei es durch Bestechungen aller Art, oder auch (vgl. Duchesne, p. 251) durch Sporteln in Ravenna 1 , seinem Nachfolger ersparen. Auch dies wirkte zu seinem Entschluss mit. Z. 14.. . . . octavae praeteritae indictionis.] Die achte Indiction läuft vom 1. Sept. 529 bis 31. Aug. 530. Da sie bereits verflossen ist, fällt dieser Brief frühestens in den September 530. Aber auch später kann er nicht fallen. Denn zu dem Schlüsse, dass Felix IV. im September 530 gestorben, kommen wir trotz der in allen Ueberlieferungen des Liber pontificalis übereinstimmenden Angabe vom Todesdatum des 12. October, auf zwei Wegen. Einmal durch die Regierungsdauer Felix, der, wie gut bezeugt ist, am 12. Juli 526 consecriert wurde; er regiert 4 Jahre 2 Monate 13 Tage. Das würde uns spätestens, wenn nämlich erst von der Consecration, nicht von der Wahl an gerechnet wird, auf den 25. Sept. 530 führen. Jaffe - Kaltenbrunner hat in den Regestis Rom. Pont. ed. 2, p. 111, ‘c. 15. Sept.’ als Todestag angenommen, weil Dioscorus, der nicht legitime Nachfolger von Felix, am 14. October sterbend, 28 Tage das Schisma hingehalten hatte. Das führt zu seiner Einsetzung am 16. Sept. Nun giebt der Liber pont. (allerdings mit manchen Varianten) nach Felix ein Interregnum von 3 Tagen an. Ist Dioscorus, wie man wohl voraussetzen darf 2 , am gleichen Tage mit seinem Nebenbuhler Bonifaz gewählt worde^ 1) Vgl. Cassiodor Var. IX, 15, wonach fortan für die königliche Be¬ stätigung, aber nur bei streitiger Wahl und Verhandlung vor dem Pala- tium, 3000 Solidi vom Papste an die königlichen Beamten ‘cum collec- tione cartarum’ (d. h. mit den Kanzleigebühren) bezahlt werden sollten. Siehe auch Hinschius, K. R. I, 219. 2) So auch Duchesne p. 256. 416 P. Ewald. so fiele nach dieser Berechnung' der Todestag von Felix auf den 13. September 1 . Der Brief ist also jedenfalls kurz vor dem Tode des Papstes geschrieben und wir können wohl dem Ausdruck der nachträg¬ lich zugesetzten Ueberschrift ‘papae Felicis morientis’ eine buchstäbliche Bedeutung zuerkennen. Z. 15. . . . vel poene nullas] ‘nudas’ scheint die Hs. zu lesen, was Amelli giebt und Duchesne nicht beanstandet. Da die Pensiones in Geld bezahlt werden und wir von anderen Einkünften der Kirche von ihrem Landbesitz ausser der pensio doch nichts wissen, so trage ich kein Be¬ denken, ‘nullas’ zu corrigieren. ‘Nudas’ würde voraussetzen, dass noch mehr ausser der contractlichen pensio bezahlt wurde. Z. 20. . . . qui ab ineunte aetate] Vgl. Liber diurnus ed. Roziere, p. 105. Bei der Papstwahl sah man zu jener Zeit noch streng auf diese Qualität. Daher heisst es in dem citierten Bericht: ‘De electione pontificis ad principem’ als besonderer Umstand, ‘propter quod ita ab ineunte aetate sua eidem ecclesiae militavit’. Siehe dagegen Duchesne, p. 254, der glaubt, dass dies als eine besondere Auszeichnung des Bonifaz gegenüber dem mächtigen Einfluss des Dioscorus von Felix hervorgehoben wurde. Z. 24. . . . contigit] So schreibe ich mit Duchesne; Amelli giebt contingit. Z. 24. . . . luce] Hinter ‘luce’ vermuthet Duchesne eine Lücke. Amelli giebt sie aber nicht an. Z. 25. . . . christiana] Amelli: christianis. Z. 26. . . . post me] Amelli liest ‘possem’. Duchesne verbessert ‘posse’, was aber doch einen schiefen Sinn giebt oder mindestens nichtssagend wäre. Z. 34. ... et domnis et filiis nostris regnantibus] Ich möchte ver- muthen, dass ‘domnis filiis nostris regibus’ gelesen werden muss. So die gebräuchlichere Form, die während der Unmündigkeit des Athalarich und der Vormundschaft der Amalasuintha von besonderer Bedeutung ist. Und hier ist doch (auch wenn man davon absieht, dass dem Kaiser der Gegen¬ papst Dioscorus der genehmere Candidat war) nur an Ravenna und nicht an Byzanz zu denken. Felix IV. selbst, wie auch der Cononianus im Widerspruch zu der sonstigen Ueberlieferung des Liber pontificalis an- giebt (Duchesne, Lib. pont. p. 106) war ‘ex iusso Theoderici regis’ ein¬ gesetzt worden (vgl. Gregorovius, Gesch. der Stadt Rom I, p. 312). Es kann eben nur von dem Einfluss der Gothenkönige auf die Papstwahl die Rede sein. Anders Duchesne, der p. 255 vermuthet domnis = dominis Augustis (Iustinian und Theodora). Z. 35. . . . indicavi] Amelli und Duchesne setzen vor dem folgenden 1) Duchesne (p. 248. 255) giebt an, Felix IV. sei am 22. September oder etwas vorher gestorben. Dies schliesst er aus dem gut bezeugten Todestag Bonifaz II (des Nachfolgers Felix IV.), der am 17. Oct. 532 starb. Alle Kataloge geben diesem nun 2 Jahre 26 Tage Regierungs¬ dauer; d. h. er begann sein Pontificat am 21. Sept. Sicher ist dies aber (mit einem unbedeutenden Rechenfehler) von der Consecration zu ver¬ stehen, die am 22. Sept. stattfand. Der 22. Sept. 530 war ein Sonntag. Damit steht unsere obige Berechnung von der Wahl Bonifaz II. am 16. Sept. (das war am Montag und der nächste Sonntag der 22.) und dem Tode Felix IV. am 13. Sept. nicht im Widerspruch. Als emendierto Lesart des Todesdatum Felix IV. schlug Vignoli in seiner Ausgabe des Lib. pontif. ‘XIV. kal. Oct.’ (statt ‘IV. id. Oct.’), d. h. den 18. Sept. vor. Genau aber passt dies nicht zu den sonstigen Angaben. Acten zum Schisma des Jahres 530. 417 ‘quam etiam’ ein Komma. Das ‘quam’ bezieht sich offenbar nicht auf ‘voluntatem’, sondern auf das weiter oben stehende ‘ordinationem’. Z. 37. . . . titulos] titulus ist der Stein, der als Zeichen des Be¬ sitzes, wohl mit Inschrift versehen, an dfer Grenze des Grundstücks auf¬ gestellt wurde. Hier handelt es sich wahrscheinlich um die tituli eccle- siarum. So auch Duchesne (p. 255) ‘on affiche ce mandement dans toutes les eglises paroissiales’. Z. 39. . . . senatus] Es ist dies das letzte Senatsdecret, von dem wir noch hören. Bereits aus Cassiodor. Var. IX, 15. 16. haben wir von ihm Kenntnis gehabt, doch lag bisher sein Wortlaut nicht vor (vgl. das Folgende). Von wie actueller Bedeutung der Senat noch war, ersehen wir auch oben aus den Erwähnungen desselben im Titel des päpstlichen Briefes und nachher. Vgl. Usener, Der röm. Senat und die Kirche in der Ostgothenzeit, Comment. phil. in honorem Th. Mommseni p. 761. Z. 40. . . . amplissimus] Der Ehrentitel, der ständig neben diesem ordo auftritt (cf. Cassiodor. IX, 16 der Variae), scheint hier von ihm selbst in der Adresse acceptiert zu sein. Doch wird für diese befremd¬ liche Erscheinung die folgende Erörterung die Erklärung geben. Z. 45. . . . fisci vires] Der alte aus dem Codex Theodosianus be¬ kannte technische Ausdruck für das aerarium (vgl. dort I. 6. 9, II. 29. 1 etc.). Z. 46. . . . ambitum] ‘ambitium’ Amelli und Duchesne. Z. 54. . . . Libellus] Dass Libellus der technische Ausdruck der¬ artiger Damnationsschriften war, ersehen wir aus dem ‘Libellus Iohannis diaconi, quem obtulit sancto papae Symmaebo’ vom 18. Sept. 506 (Thiel, Epp. Rom. pontif. I, p. 697), worin Petrus Altinas und Laurentius ver- urtheilt werden; aus dem ‘Exemplum libelli per Ennodium et Fortuna- tum episcopos, Venantium presbyterum, Vitalem diaconum et Hilarum notarium’ von 515 (Thiel I, p. 754) und dem ziemlich gleichlautenden Stück, welches ‘Bonifacius notarius sanctae ecclesiae Romanae ex scrinio edidit exemplaria libellum’ von 517 (Thiel I, p. 795), in welchen beiden ein förmliches Glaubensbekenntnis aufgestellt ist. Unser Libellus stimmt im Wesentlichen mit dem zur Verdammung des Petrus und Laurentius überein. Nur der Schluss bietet in der Form nähere Anklänge an die späteren Exempla. Z. 55. . . . Bonifatio] So Hs. nach Reifferscheid S. 256. Oben Z. 8 liest auch er ‘Bonifacium’. Z. 60. . . . persuasorem] Nach der Formel von 506 (anathematizans Petrum Altinatem et Laurentium Romanae ecclesiae pervasorem et schis- maticum) sollte man ‘pervasorem Romanae ecclesiae’ lesen, doch steht damit das folgende: ‘qui ad episcopatum Romanae ecclesiae adspiravit’ im Wider¬ spruch. Auch sind schon vorher in dem Praeceptum Felicis die pravae persuasiones vorausgesehen und ist hier entschieden auf diesen Ausdruck ‘persuasor’ Gewicht gelegt. Z. 62. ... promitto] Cod. ‘promittens me’. Promitto verbessert bereits Amelli und ich behalte dessen Emendation bei, obwohl Duchesne sie nicht aufnimmt. Die Participialconstruction haben (freilich in ganz anderem Zusammenhänge) die Libelli von 515 und 517. Z. 63. ... Quod si — ultioni] stimmt wörtlich mit der Formel von 506 überein. Z. 64. . . . aliquando] Dahinter schiebt wie oben der Codex ein sinnloses ‘me’ ein. Z. 66. ... quam] Wohl in Folge falscher Auflösung der Abkürzung liest Amelli ‘quando’. Auch Duchesne behält ‘quaudo bei, was entschieden zu verbessern ist. Z. 66. ... Redempto] Weder Amelli noch Duchesne haben in 418 P. Ewald. diesem Worte den Namen des Notars erkannt; beide drucken ‘redempto’ und Amelli übersetzt ‘per atto di un notajo della Chiesa Komana’, wäh¬ rend Duchesne, p. 257 von der ‘intervention du notaire ecclesiastique’ spricht. Z. 68. . . . Bonifaci] Amelli: ‘Bonifacii’. Z. 69. . . . sub die] In Folge falscher Auflösung der Abkürzung liest Amelli ‘subditus’, was Duchesne unbeanstandet lässt. Doch stimmt dieser letzte Satz zudem auch mit dem ‘obtuli sub die’ etc. in der Formel von 506, sowie noch genauer mit der persönlichen Anrede an den Papst (‘manu propria subscripsi et tibi Hormisdae sancto et venerabili papae urbis Romae obtuli die’ etc.) in der von 515 überein. Vgl. auch die sonst gleiche aber ohne Datum überlieferte Formel von 517. Z. 69. . . . Flaviis] Die Handschrift braucht das Sigel FF. LL. Vgl. in der obigen Formel von 506: Fl. Messala viro clarissimo consule. Der titelartige Vornamen Flavius findet sich im Laufe des 6. Jahrhunderts nicht selten bei den Consulnamen (vgl. auf den von Arndt ‘Bischof Marius von Aventieum’ im Anhänge zusammengestellten Consulreihen die Jahre 459. 463. 505. 506. 511. 515. 517. 519. 534. 538. 540 etc.) und es ist nicht auffallend, dass sie speciell in den Inschriften der Stadt Rom besonders beachtet werden. So auch hier in dem römischen Libell. Die Consuln Lampadius und Orestes bezeichnen, wie alle Listen und Inschriften übereinstimmend angeben, das Jahr 530. Sehen wir von dem kirchenrechtliehen Standpunkt der Ereignisse im Folgenden ab. Thatsache ist, mit völliger Willkür und frei schaltend hatte Theoderich der Gothenkönig den römischen Papstthron im Jahre 526 mit Felix IV. besetzt. Auch wenn es nicht durch Cassiodor, Var. VIII, 15, bekannt wäre 1 , der Liber pontificalis legt von dieser ‘ordinatio ex iusso Theodorici regis’ in seiner einen Version, im Cononianus, be¬ redtes Zeugnis ab. Und ich muss gestehen, man wird wohl oder übel Duchesne Recht geben müssen, wenn er in seiner Reconstruction eines früheren Liber pontificalis diesen Satz (S. 107 seiner Ausgabe) aufnimmt 2 . Aber die spätere Fassung des Liber pont. hatte Grund genug, hier umzumodeln. Aus dem Befehle Theoderichs ist eine ‘ordinatio cum quiete’ ge¬ worden! Mit dieser Aenderung war jede Spur von einem speciellen Verhältnis zur gothischen Politik im Gegensatz zu den Bestrebungen in Byzanz fortgewischt. Noch ungenauer aber als über die Ordination Felix IV. unterrichtet uns das Papst¬ buch über die letzten Acte seiner Regierung. Dass Felix, wie wir aus dem vorstehenden Präceptum ersehen, kurz vor seinem 1) Vgl. Hinschius, K. R. I. 219, Dahn, Könige der Germ. HI, 238, Usener a. a. O. S. 761. 2) Im Cononianus heisst es: ‘Qui etiam ordi- natus est ex iusso Theoderici regis et obiit tempore Athalarici regis sub die’ etc. In der actuellen Redaction des Liber pontificalis: ‘Qui etiam ordinatus est cum quiete et vixit usque ad tempora Athalarici regis’. Im Felicianus: ‘Obiit temporibus Athalarici regis sub die’ etc. Wer sieht da nicht, dass das ‘cum quiete ein Flickwort für das ausgelassene ‘ex iusso’ etc. ist?! Acten zum Schisma des Jahres 530. 419 Tode in einer bisher in der Geschichte des Papstthums uner¬ hörten Weise sich selbst einen Nachfolger in der Person des Archidiaconus ßonifacius eingesetzt habe, ist in allen Ver¬ sionen seiner Biographie gleichmässig mit Stillschweigen über¬ gangen. Und doch ist an der Richtigkeit dieser Nachricht auch nicht im mindesten zu zweifeln. Wie sie mit den fol¬ genden Ereignissen im besten Einklang steht, so bietet die Form des päpstlichen Schreibens, besonders auch am Schluss, alle Merkmale der römischen Kanzlei. Leider lassen uns die Quellen über Papst Felix IV. gar sehr im Stich. Wenn es schon reine Vermuthung ist, dass seine Regierung auch in ihrem Verlauf eine den gothischen Machthabern genehme war, — ob die Wahl seines Nachfolgers zur Fortsetzung einer der¬ artigen Politik dienen sollte und im Ravennatischen Interesse war, wer will es ermitteln! Gewiss ist es zu kühn, mit Gre- gorovius (Geschichte der Stadt Rom I, S. 329), aus der germanischen Abstammung des Bonifaz den gothischen Ein¬ fluss zu constatieren. War aber in der That die Finanznoth der Kirche ein treibendes Motiv der Successionsordnung, so mag man den Nachrichten des Liber pontificalis von der spä¬ teren Freigebigkeit des Papstes Bonifaz besondere Bedeutung beimessen. Der von Felix IV. erkorene wohlhabende Archi- diacon scheint von vornherein Garantie für die Regelung der Schulden geboten zu haben. Was sich sonst über Bonifacius vor seinem Pontificat ermitteln lässt, hat Duchesne S. 242. 243. 252. zusammengestellt. Er war, wenn auch germanischer Abkunft, von Geburt Römer und stand bereits in hohem Alter. Die Ueberlieferung im Codex zu Novara lässt auf das Praeceptum Felicis sofort ein Senatsdecret folgen. Dem Titel nach sollte es scheinen, dass in gleicher Weise wie der päpst- iche Brief auch das Senatsdecret an alle Kirchen angeschlagen wurde. Denn in ganz auffallender Art ist dem ‘hoc per omnes propositum est’ das fernere ‘talia proposuit’ angereiht. Wir werden sehen, dass diese Angabe auf einem Irrthum beruht. Der Inhalt des Decrets ist kurz der, dass Niemand bei Lebzeiten des Papstes sich mit der Ordination des neuen be¬ schäftigen dürfe. Es frägt sich, ist diese Bestimmung hin¬ sichtlich des Praeceptum Felicis pro oder contra erlassen. Duchesne (S. 255) lässt es zweifelhaft. Mir scheint es ganz sicher, dass hier eine entschiedene Missbilligung der päpst¬ lichen Successionspolitik vorliegt. Dabei genügt es, zu er¬ innern, dass der Senat eine energische Opposition gegen^ die gothische Politik vertrat und auch, als nach dem Tode Felix IV. das Schisma erfolgte, nach der Angabe des Liber pontificalis (Vita Bonifacii), wenigstens theilweise auf Seiten des Gegners von Bonifaz stand. Schon Duchesne fiel es nun auf, dass jeder spezielle Bezug 420 P. Ewald. zur vorliegenden Papstwahl von 530 in diesem Decret fehle. Gewiss. Aber auch weiter: das zweimal angewandte Epitheton ‘amplissimus senatus’ (in der Adresse und in der Einleitung) zeigt deutlich, dass nicht der Senat selbst hier redet, sondern ein anderer den Senat citiert. Das ist auch im Grunde ganz klar mit den Worten: ‘in notitiam . . . duximus perferen- dum senatum amplissimum decrevisse’ ausgesprocheo. Das Senatsdecret, in der Form, wie es uns vorliegt, ist denn, um es kurz zu sagen, das Decret von 530, wie es König Athalarich durch den Stadtpräfecten Salvantius etwa im Jahre 533 1 auf Marmortafeln ante atrium beati Petri apostoli aufstellen Hess. Die Identität beider Decrete ist unschwer zu erweisen 2 . Athalarich schreibt (Cassiodor, Var. IX, 15) an den Papst Johann II, dass er von einem Defensor der römischen Kirche gehört habe, welche Erpressungen bei der Papstwahl von 532 stattgefunden haben. Er verordnet 3 also im Anschlüsse an die Senatsbeschlüsse, welche die Väter ihrer Würde eingedenk zur Zeit des allerheiligsten Papstes Bonifacius zur Verhinderung solchen Unwesens aufgerichtet haben, folgendes: Wer bei der Er¬ langung der bischöflichen Würde entweder in eigener Person, oder durch irgend eine andere Person nachweislich Versprechen gemacht hat’ etc. Ausserdem soll gegen die, welche sich in irgend welcher Weise durch Vermittelung anderer Personen mit solchem verbrecherischen Handel befasst haben, nach den Bestimmungen verfahren werden, welche der Senatsbeschluss aufstellte. Wir sehen, der Inhalt des nach dem Muster des Senats- decrets angefertigten königlichen Erlasses berührt sich aufs nächste mit dem unsrigen und verweist speziell auf die in dem letzten Satze desselben angeführten Strafen. Dieser Senatsbeschluss aus der Zeit des Bonifaz soll nun, wie Cassiodor 1) H. Kohl lässt in seiner Dissertation (Zehn Jahre Ostgothischer Geschichte, Leipzig 1877, S. 21) das Datum dieses Erlasses unbestimmt und zwischen dem Regierungsantritt Johanns II. (31. Dec. 532) und dem Tode Athalarichs (2. Oct. 534) schwanken. Doch nehme ich mit Duchesne (S. 262) an, dass Athalarichs Decret bald nach der Inthronisation Johanns anzusetzen ist. 2) Mit Unrecht unterscheidet S. 260. 263 Duchesne zwischen zwei Senatsconsulten von 530 und 532. Unter letzterm versteht er das von Athalarich citierte. 3) Ich folge im Obigem der Uebersetzung, welche Kohl in der citierten Dissertation giebt. Der etwas schwierige lateinische Text lautet : Atque ideo sanctitas vestra statuisse nos cognoscat, ut a tempore sanctissimi papae Bonifacii, cum de talibus prohibendis suffragiis P. C. senatus consulta nobilitatis suae memores condiderunt: quicunque in episcopatu obtinendo sive per se sive per aliam quamcunque personam aliquid promisisse declaratur etc. Praeterea quicquid in illo senatus decretum est consulto, praecipimus in eos modis omnibus custo- diri, qui se quoquo modo per interpositas quascunque personas scelestis contractibus miscuerunt. Acten zum Schisma des Jahres 530. 421 IX, 16 meldet, auf Befehl des Königs vor dem Atrium der Peterskirche publiciert werden. Und ist das unser Decret, so dürfen wir kaum annehmen, dass dieses noch nicht 3 Jahre zuvor bereits an alle Kirchen Roms angeschlagen war. Man könnte bei solcher Gleichstellung höchstens an dem Ausdruck ‘tempore Bonifacii’ Anstoss nehmen. Aber wie gering ist doch die Differenz, um die es sich dabei handelt. Lag Felix IV. bereits im Sterben, als das Senatsconsult von 530 erlassen wurde, so ist die Bezeichnung Athalarichs höchstens um 8 Tage verfrüht. Und wie leicht erklärt sich bei unserer Annahme, dass unser Senatsdecret das von Salvantius repro- ducierte ist, das Beiwort ‘amplissimus’, die Form ‘decrevisse’, das Fehlen aller specielleren Beziehungen zur Wahl von 530. Nur die Ausfertigung des Präfecten oder des Königs ist’s, die wir vermissen, und Alles wäre in bester Ordnung! Diese Form kann aber auch bei der Uebernahme in den Codex von Novara dem Schreiber nicht mehr bekannt gewesen sein; er hätte sonst schwerlich den kurzen Titel gewählt: ‘atque senatus talia proposuit’. Felix IV. starb und das Schisma trat ein. Neben dem von ihm gewählten Bonifaz II. wird Dioscorus ordiniert und consecriert. Aber der Streit dauerte nur kurze Zeit. Bereits nach 28 Tagen, am 14. October 530, verschied Dioscorus. Ueber die Person des Dioscorus und die bedeutende Rolle, die er unter Hormisdas gespielt, genügt es, auf Duchesne S. 243 zu verweisen. Er stand wohl ebenfalls bereits in höherem Alter. Von Geburt Grieche gehörte er, wenn man so sagen darf, der byzantinischen Partei an. Die grosse Anzahl Anhänger, die trotz des Befehles des sterbenden Papstes zu ihm hielten, beweist neben seiner persönlichen Autorität, das Ansehen, welches der Kaiser noch immer in Rom genoss. Denn ausser dass nach dem Tode des Dioscorus nicht weniger als 60 Presbyter, wie der Libellus besagt (und Duchesne nennt dies S. 254 wohl mit Recht das fast vollständige römische Presbyteriat), übertreten mussten, meldet auch das Papstbuch, dass niemand die Ordination des Bonifaz unter¬ schrieb, da die überwiegende Majorität auf Seiten des Dios¬ corus stand (‘cui tarnen in episcopatu nullus subscripsit, dum plurima multitudo esset cum Dioscoro’). Was weiter nach dem Tode des Dioscorus mit seiner Partei geschah, berichtet das Papstbuch: ‘Ipsis diebus Boni- facius zelo et dolo ductus cum grandi amaritudine coacta synodo sub vinculo anathematis chirographo damnavit Dios- corum et reconciliavit clerum, qui eius ordinationi consenserat. Quem chirographum in archivo ecclesiae retrusit’. Der hier erwähnte Chirograph scheint nichts anderes zu sein, als unser obiger Libellus. Daraus ersehen wir denn auch, dass der Neues Archiv etc. X. 28 422 P. Ewald. Ausdruck fipsis diebus’ des Liber pontificalis immerhin auf eine Zeit von 2 Monaten nach dem Tode des Dioscorus, auf den 27. Dec. 530, geht. Wodurch die Anhänger des Dioscorus zur Nachgiebigkeit gebracht wurden, warum ihr Uebertritt sich so lauge verzögerte, weshalb Bonifaz darauf bestand, sie das Anathem gegen Dioscorus aussprechen zu lassen, wird ohne einen neuen Fund nicht erhellt werden können. Und dass das Anathem gegen den todten Gegenpapst ausgesprochen wurde, ist um so merkwürdiger, da von irgend einem Verbrechen seinerseits nirgends, auch nicht in dem Libell der Presbyter, die Rede ist. Kaiser Justinian schrieb in dem Brief an Papst Johannes II *, dass Dioscorus, ‘cum nihil in fidem peccasset, tarnen solum propter ecclesiasticum ordinem post mortem ab ecclesia Romana anathematizatus est’. Die Presbyter führen als Grund ihres Anathems an, dass Dioscorus ein persuasor ge¬ wesen (nicht einmal pervasor nennen sie ihn; siehe oben die Anm. zu Z. 60), der die Anordnung des Papstes Felix nicht befolgt habe. Etwas verständlicher wird uns das Verfahren des Bonifaz, wenn wir ihn in der Idee der päpstlichen Successions- ordnung durchaus in den Fusstapfen seines Vorgängers sehen. Die Abscheulichkeit des Dioscorus erschien ihm um so grösser, je berechtigter er den Papst zur Wahl seines Nachfolgers hielt. Von ihm selbst wurde Vigilius bestimmt und die Priester mussten sich auf feierlicher Synode urkundlich zur Wahl desselben verpflichten. Wieder erhob der Senat Opposition. Erst später sah, wie das Papstbuch sagt, Bonifaz ein, dass er sich durch solche uncanonische Handlung zum reus maiestatis mache und verbrannte auf einer neuen Synode die Beitrittserklärungen der Priester, des Clerus und des Senats. Auch die Libelli der 60 Anhänger des Dioscorus blieben nicht lange Zeit im Archive der römischen Kirche aufbewahrt. Das Unrechtmässige des Anathems gegen den schuldlosen Gegenpapst trat doch zu scharf hervor. Bereits unter Papst Agapit I. (seit 535, Jan. 3) bemerkt der Liber pontificalis: ‘Hic in ortu episcopatus sui libellos anathematis, quos invidiae zelo extorserat Bonifacius presbyteris et episcopis contra canones adversus Dioscorum, in medio ecclesiae congregatis omnibus incendio consumpsit, et absolvit totam ecclesiam de invidia perfidorum’. Damit war die letzte Spur und Nachwirkung des merkwürdigen Praeceptes Felix IV. aus der Welt geschafft. Nur dem Codex von Novara ist es zu verdanken, dass uns die Kunde davon nicht entgangen ist. Im Jahre 535 wurden die Libelli vernichtet, der Zusammen¬ steller des Codex in Novara hat sie noch gekannt, der Schluss, 1) Citiert von Vignoli im Lib. pont. (Vita Bonif. II). Acten zum Schisma des Jahres 530. 423 den Araelli zieht, ist, dass die Zusammenstellung des Codex vor 535 stattgefunden habe. Und da sonst der Inhalt des Codex auf Dionysius Exiguus weist und diesem für seine canonische Sammlung das vaticanische Archiv zu Gebote stand, so folgert Amelli daraus weiter, erstens auf einen Zusammen¬ hang unserer Urkunden mit dem Archiv, und zweitens auf Beziehungen der mit unserer Urkunde im Connex stehenden Bemerkungen des Liber pontificalis zu besagtem Dionysius. Alles dieses hat gewiss mit Recht Duchesne abgelehnt. Und es leuchtet ein, dass, was uns zunächst hier angeht, bei den vielen Exemplaren des Libells recht wohl auch nach 535 noch eins und das andere abschriftlich vorhanden gewesen sein kann. Der Zusammenhang mit dem vaticanischen Archiv ist freilich bei dem Praeceptum Felicis wahrscheinlich, bei dem Libell aber zweifelhaft, bei dem Senatsdecret unwahrscheinlich. Seinerseits aber leitet aus unseren Documenten Duchesne in der Introduction zum Liber pontificalis (p. XL) den Schluss her, dass die entsprechenden Notizen in den Biographien Bonifaz II. und Agapits I. von einem gleichzeitigen Autor her¬ stammen. Das bringt Duchesne mit andern angeblichen Merk¬ malen einer Abfassung des Liber pontificalis im Anfang des 6. Jahrhunderts in Verbindung (vgl. den Aufsatz von Waitz, N. A. IV, 224. 225). Dafür fehlt aber, was die obigen 3 Ur¬ kunden anbetrifft, jede Art der Begründung. Sie zeigen doch eben nur, dass der Autor des Liber pontificalis, wer es auch gewesen sein mag und zu welcher Zeit er auch lebte, eine Sammlung von Notizen zur Verfügung hatte, die ihm weder vollständige Kenntnis der Dinge verschaffte, noch von ihm in ihrer ganzen Ausdehnung weiter überliefert worden ist. Con- sequenz zeigt er weder in dem, was er mittheilt, noch in dem, was er verschweigt. In der Beurtheilung und Verurtheilung der Päpste folgt er lediglich seiner Vorlage. Und wenn diese bei Bonifaz II, wie es in etwas späterer Zeit nicht zu ver¬ wundern war, eine gegen die Handlungsweise desselben scharf opponierende Färbung angenommen hat, so spiegelt sie sich auch bei ihm getreu wieder. Ein specielles Eingreifen eines zeitgenössischen Autors hier im 6. Jahrhundert anzunehmen, liegt kein Grund vor, da ja bei der Genesis des Liber pon¬ tificalis, wie ich sie mir vorstelle, jede der Biographien auf etwa gleichzeitige Aufzeichnungen zurückzuführen ist. Dass diese mit dem vaticanischen Archiv, vielleicht mit den dortigen Registern, in engerem Zusammenhang standen, sei hier nur als vorläufige Vermuthung angedeutet. 28* Nachrichten. Ernst Lichtenstein ist am 8. Aug. 1884 im 32. Lebens¬ jahr durch einen plötzlichen Tod hinweggenommen, nachdem er kurz vorher zum a. o. Professor an der Breslauer Univer¬ sität ernannt war. Die von ihm übernommene Ausgabe der Steierischen Reimchronik war nach Vollendung der Vor¬ arbeiten bis zum Beginn der eigentlichen Ausarbeitung geför¬ dert, und sein Tod gerade in diesem Zeitpunkt ist ein schwer zu ersetzender Verlust für die Arbeiten der Gesellschaft. Von der Abtheilung Scriptores ist der 27. Band er¬ schienen, welcher die von R. Pauli und Lieber mann aus¬ geführte Ausgabe der Auszüge aus Englischen Quellen eröffnet; bei der grossen Fülle des Stoffes mussten die Auf¬ zeichnungen aus St. Albans, namentlich Matheus Parisiensis, einem zweiten Bande Vorbehalten bleiben. Es ist hier noch nicht erwähnt worden, dass von der grossen Ausgabe des¬ selben von Luard B. VI, 1882, B. VII, 1883 erschienen sind, mit den von M. gesammelten und später vermehrten Acten- stücken, Registern, und den Untersuchungen des Herausgebers über diese Chroniken. Die in dem Bericht über die Plenarversammlung (S. 6) erwähnte neue Octavausgabe von ‘Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I. imperatoris’ von Waitz, ist im Hahn’schen Verlage erschienen. Vgl. die Selbstanzeige in d. Gött. Gel. Anz. v. 31. Dec. 1884. In d. Göttinger Gel. Anz. 1884 N. 18, vertheidigt Bore- tius seine Ausgabe der Capitularien gegen Ausstellungen von Jos. Tardif und Bemerkungen von G. Waitz über Capitularia missorum. Von der Abtheilung Diplom ata von Th. Sickel ist der Schluss des ersten Bandes erschienen, welcher ausser den Nachrichten. 425- kaiserlichen Diplomen Ottos I. eine zweite Vorrede und die Register enthält. Von den Acta Imperii inedita saec. XIII. et XIV. von E. Winkelmann ist ein 2. Theil von 983 Seiten gr. oct. erschienen. Er enthält Urkunden von Philipp bis Wenzel, theils aus den Sammlungen der Monumenta und J. Fickers, theils von ihm selbst gesammelt. Von den Chroniken der deutschen Städte ist der 19. Band erschienen, welche den lange erwarteten 1. Band von Lübeck enthält, der von Mantels begonnen, jetzt von Koppmann vollendet ist. Von den ‘Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit’ ist Jordanes Gothengeschichte nebst Auszügen aus seiner römischen Geschichte erschienen, übersetzt von W. Martens; desgl. die Chronik des Cosmas von Prag, übersetzt von G. Grandaur. In der 5. Auflage des 2. Bandes von W. v. Giese- brechts ‘Geschichte der Kaiserzeit’ ist auch die Unter¬ suchung der Quellen fortgeführt, z. B. S. 588 ein Zusatz zu dem Excurs über die Ann. Altahenses gegeben. Bd. 1 von Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter von Wattenbach ist in 5. Aufl. erschienen. Repertoire des sources historiques du moyen-äge. I. Bio- Bibliographie, A—Z. Par Ulysse Chevalier. Paris 1877— 1883. 4 Hefte. Ein Nachschlagewerk von anerkanntem Werth. Nähere Nachricht darüber von Br. Krusch findet man in der Hist. Zeitschr. LIII, S. 114—118. Zur Feier des 50jähr. Bestehens der Societe de l’Histoire de France ist ein Sammelband ‘Notices et Documents’ er¬ schienen, welcher u. a. enthält: Omont, Uncialhss. von Gre¬ gors v. Tours Hist. Francorum; Longnon, Aeltestes Necrol. v. Saint-Germain-des-prös; Luce, Die Forts. Aimoins und der Codex 12711 der Bibi, nationale; Havet, Adelmanns Rhythmus de viris illustribus; Delisle, Annales breves Bec- censes (s. unten); Delaborde, Verse Peters de Riga auf die Geburt Philipp Augusts; Delisle, Chronik Helin and s (s. unten). In dem 20. Bande der Zeitschrift des Bergischen Ge- schichtvereins ist ein Verzeichnis der ‘gedruckten rheinischen 426 Nachrichten. Chroniken’ (richtiger ‘Geschichtsquellen’) von R. Goecke gegeben, welches das in der Denkschrift über die Aufgaben der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde gedruckte ‘durch erhebliche Zusätze bereichert’ wiedergeben will. Dabei ist aber auf SS. XIII. XIV. XXV. keine Rücksicht genommen, die zahlreiche hier einschlagende Werke enthalten. Aus dem neuesten (XXIX.) Band der Histoire litteraire de France ist besonders abgedruckt ein ausführlicher Artikel: ‘Anciens catalogues des eveques des eglises de France’ (71 Seiten in Quart), von L. Delisle, der manche Nachträge zu der Zusammenstellung von Dr. Holder-Egger im XIII. Band der SS. bringt, ausserdem gelegentlich auf Handschriften auf¬ merksam macht, die auch für uns von Interesse sind, eine Abschrift des Hugo Flaviniacensis von Andr. Duchesne, die manche jetzt unleserliche Stellen in der Cheltenhamer Hand¬ schrift ergänzt, ein Chronicon breve episcoporum Morinen- sium et comitum Flandriae, beide in Paris, hier auch bessere Exemplare der Kataloge von Lamberti Liber floridus und Robert de Torigny. Auch auf einen andern Codex des Lambert in der Bibliothek Durazzo in Genua, nach einem Katalog von Oderico (Genova 1881), auf ein Chartular im Besitz von Lord Beaumont, wird aufmerksam gemacht. G. W. Das 19. Heft der Mittheilungen zur vaterländischen Ge¬ schichte (St. Gallen 1884) enthält das Sanctgallische Ver¬ brüderungsbuch und das Buch der Gelübde, im Einver¬ ständnis und in gemeinsamer Arbeit mit Piper herausgegeben von E. Arbenz; die annalistischen Aufzeichnungen des Klosters St. G. von Carl Henking; das zweite Nekro- logium (im Anschluss an das erste im 11. Heft) von H. Wart¬ mann, alles mit reichlichen Erläuterungen und Registern. Von Giacomo Gorrini ist eine ausgezeichnete Arbeit 'erschienen: ‘II comune Astigiano ela sua storiografia’ (Firenze 1884), worin zunächst des angeblichen Raimundus Turcus Chronik bis 1091 beseitigt wird als eine Fälschung des Abbate Filippo Malabayla im 17. Jahrh., der auch eine erfundene Vita Landolfi in die Acta Sanctorum gebracht, eine Vita Alrici ep. interpoliert hat; Ughelli ist ihm blindlings gefolgt; s. S. 87— 100 und 458—460, auch S. 101—106 über Fragmente angeb¬ licher Chronisten aus gleicher Quelle. Kurze städtische An¬ nalen von 1122 bis 1204 sind als Parvum chronicon Astense von Promis in den Miscellanea di Storia Italiana, Serie 1, Vol. IX (1870), herausgegeben, verwandt mit Annalen 1070— 1191 in der Chronik des Ventura c. 25 (S. 106—110). Von grösserer Bedeutung ist die Chronik des Ogerius Alferius Nachrichten. 427 von 1079—1294, dessen Persönlichkeit hier zuerst helles Licht erhalten hat (S. 110—146. 298—341) aus dem, von Wien zurückgegebenen, über viridis civitatis Astensis, der wohl zu unterscheiden ist von dem über viridis ecclesiae Astensis. Jener ist von Sella herausgegeben in den Atti della Real Accad. de’ Lincei, Serie 2, Vol. 5. 6; der 4. mit der Einleitung fehlt noch. Abweichend aber von Sella weist der Vf. über¬ zeugend nach, dass dieser Codex das verloren geglaubte Werk Altieri’s ist, mit wenigen späteren Zuthaten; eine Copie von 1353, offenbar im Zusammenhang mit dem in demselben Jahr im Gegensatz dazu von dem Bischof Baldracco zusammen¬ gestellten Urkundenbuch des Bisthums. Hierin ist auch die Chronik am besten überliefert, welche Alfieri selbst 1294 mit der Urkundensammlung verbunden hat, nachdem er schon 1292 im Auftrag der Stadt eine Sammlung veranstaltet hatte, von welcher Fragmente sich in Turin erhalten haben; leider fehlt eine Lage von 10 Blättern. Alfieri, der ansehnliche städtische Aemter bekleidete, wurde 1293 zum Sacrista com¬ munis Astensis bestellt, was dort, wie in Siena, den Archivar bezeichnete. An diese ganz urkundliche, vielleicht in amt¬ lichem Auftrag (S. 287) gearbeitete Chronik schliesst sich das ‘Memoriale de rebus gestis Astensium’ von Gulliermus Ventura, von 1260 bis 1324 (S. 147—180), die späteren Quellen liegen unserer Aufgabe ferner. Für uns bemerkens- werth ist S. 452 das Verzeichnis der jetzt im Pariser Archiv be¬ findlichen Privilegien, von Karl IV. an, und S. 437 abgedruckt das Privilegium Sigismunds vom 3. Febr. 1414 zur Errichtung einer Universität, die jedoch nicht zur Ausführung kam. In den Monumenti stör. publ. della R. deputazione Veneta di storia patria Vol. VIII giebt C. Cipolla ein genaues Ver¬ zeichnis der auf die Geschichte Venetiens bis zum Anfang des 11. Jahrh. sich beziehenden Quellen nach Abtheilungen, die sich den Monumenta anschliessen: Scriptores, Leges, Diplo- mata et Epistolae, Antiquitates. Quellen der Frankfurter Geschichte, herausgegeben von Dr. H. Grotefend, Stadtarchivar. Erster Band: Chroniken und annalistische Aufzeichnungen des Mittelalters, bearbeitet von Dr. R. Froning. Frankfurt 1884 (492 Seiten in gross Octav), mit Unterstützung aus den von J. Ir. Böhmer für wissenschaftliche Unternehmungen Unterlassenen Mitteln, und gewidmet dem Verwalter derselben, Mitglied der Central¬ direktion, Justizrath Dr. L. H. Euler bei seinem fünfzig¬ jährigen Doctorjubiläum. Eine ganze Reihe theils lateinisch, theils deutsch, von Geistlichen und Bürgern gemachten Auf¬ zeichnungen zur Geschichte Frankfurts im 14. und 15. Jahrh., 428 Nachrichten. die meist selbst Böhmer noch unbekannt, z. Th. bisher un- gedruckt waren, sind hier zusammengestellt und von dem Herausgeber, der früher über die Chroniken des Latomus und ihre Quellen gehandelt, kritisch bearbeitet worden. Ausser Latomus sind es besonders Bernhard und Job Rorbach, von denen umfangreichere Stücke mitgetheilt werden konnten. Mit dem bei den Deutschen Stücken eingehaltenen Verfahren erklärt sich der Herausgeber in der Einleitung selbst, wie ich glaube mit Recht, nicht mehr einverstanden. Er hat ‘zu unbarmherzig’ an der Orthographie geändert, wie es nach meiner Ansicht namentlich bei Originalhandschriften und -Urkunden des 15. Jahrh. nicht geschehen sollte. Gr. W. St. Servatius-legende, uitgegeven naar een latijnsch handschrift uit de XIV e eeuw, en met aanteekeningen voorzien door Vrancken. Maastricht 1884. Hans von Schubert: ‘Die Unterwerfung der Alamannen unter die Franken’ (Strassb. 1884) untersucht sorgfältig die darauf bezüglichen Briefe Cassiodors, den Panegyricus des Ennodius, für welchen er mehr Vertrauen in Anspruch nimmt, als ihm bisher gewährt wurde, Agathias, Gregor von Tours, und namentlich die Vita Vedasti, von welcher er die erste, bald nach Vedasts Tod (um 540) geschriebene Aufzeichnung nach der Hs. von Montpellier mittheilt. Es ergiebt sich daraus merkwürdiges Zusammentreffen mit Gregor, welches er aus Benutzung einer gemeinsamen Quelle localer Tradition erklärt. Dagegen verwirft er die Annahme einer ausführlichen Vita Remigii, die Gregor gekannt haben solle. In der Zeitschrift des Vereins für thüring. Gesch. XII, S. 73—105, setzt H. W. Lippert seine Beiträge zur ältesten Geschichte der Thüringer fort (vgl. NA. IX, S. 245); er bringt neue Gründe für die Unbrauchbarkeit der Vita Basini bei, und gewinnt S. 89 mit Benutzung des Anon. Vales. für die Vermählung Herminafrids mit Amalaberga als gesichertes Datum das Jahr 500, wodurch bewiesen wird, dass die vier Schreiben von Theoderich bei Cassiodor, Var. III, 1—4, früher an¬ zusetzen sind, weil die Ehe noch nicht abgeschlossen war. Ludwig Schmidt‘Zur Geschichte der Langobarden’ (Leipzig. Diss. 1885) beginnt mit einer Uebersicht und Kritik der Quellen und bespricht namentlich die ‘Origo’ im Anschluss an Mommsen. In Bezug auf Secundus dagegen ist er anderer Ansicht und hält sein Werk für eine annalistische Fortsetzung des Prosper. Nachrichten. 429 In den Analecta ßollandiana III, 2, S. 159—166, ist die Vita S. Lonochili et S. Agnofledis nach einer Sanctgaller Hs. saec. VIII. abgedruckt. Die Melanges d’archeologie IV (1884) 3. 4. (Juli) ent¬ halten eine Abhandlung von Duchesne über die Papstleben des 8. Jahrhunderts, ihre Abfassung und verschiedene Recen- sionen, in der er sich für die Echtheit der Stelle in der Vita Hadriani über die Schenkung Karl d. Gr. ausspricht. — Von der Ausgabe des Liber pontificalis von D. ist das erste Heft erschienen. Verh. d. k. sächs. G. d. W. Phil. hist. CI. 1884. 1, 2. Pückert über die kl. Lorscher Frankenchronik, ihre verlorene Grundlage und die Ann. Einhardi. In den SB. der Berliner Akad. 1884, S. 1127—1141, ist von W. Wattenbach die Translatio Alexandri et Justini von Rom nach Freising im J. 834, von einem Augen¬ zeugen erzählt, nach dem Cod. lat. Monac. 13101 heraus¬ gegeben. In den Forschungen z. D. Gesch. XXIV, S. 629—653, zeigt W. Diekamp, dass die Gründungslegende von Frecken¬ horst (Vita Thiadhildis) nicht älter als das 15. Jahrh. sein kann, und dass die angebliche Stiftungsurkunde von 851 eine Fälschung aus dem Anfang des 18. Jahrh. ist. In dem umfassenden Werk von Dr. H. Schrörs: ‘H in le¬ rn ar, Erzbischof von Reims. Sein Leben und seine Schriften’. Freib. i. Br. 1884, wendet sich ein besonderer Excurs gegen die diesem von Roth vorgeworfenen Fälschungen und Erdich¬ tungen. Uebrigens begnügen wir uns, auf die ausführliche Recension von Dümmler im Lit. Centralbl. 1884 Sp. 1197— 1200 zu verweisen. Zu den Ann. Einsidlenses, SS. III, 142, berichtigt G. v. Wyss, dass 965 Otto I. über den Lukmanier gezogen ist, denn in der Hs. steht luggm, was nicht, wie dort gedruckt ist, ‘Luggiam’ gelesen werden kann. Anz. f. Schweiz. Gesch. 1884, Nr. 4. Ein Programm der Oberrealschule in Böhm. Leipa ent¬ hält eine Abhandlung von Fr. Steffanidis, Wipo und seine historische Schrift: Das Leben K. Ivonrads II. Die Schrift des Bruno de bello Saxonico ist in d. Forsch. 430 Nachrichten. z. D. Gesch. XXIV, Heft 2, S. 341—367, von J. May aus¬ führlich besprochen und ihr Verhältnis zu Berthold und Lam¬ bert untersucht. Ebenda S. 273—340 findet sich eine Abhandlung von G. Bai st ‘Zur Kritik der Normannengeschichte des Amatus von Monte Cassino’, welche die Ausstellungen von F. Hirsch gegen seine Glaubwürdigkeit zu widerlegen sucht. Paul Krollick behandelt in einer Leipz. Diss. (1884, 4°, Berlin, Gärtners Verlag) ‘Die Klosterchronik von St. Hubert und den Investiturkampf im Bisthum Lüttich zur Zeit Hein¬ richs IV’. Er weist nach, das die Klöster im Lütticher Bis¬ thum, wenngleich reformatorisch gesinnt, doch in der Investitur¬ frage den Hildebrandischen Standpunkt nicht theilten, mit Ausnahme Dietrichs II. von St. Hubert. In der nach 20 J. geschriebenen Chronik sei jedoch dieser Gegensatz zu sehr in den Vordergrund gestellt. Als Vf. bezeichnet er mit guten Gründen Lambertus minor, welcher 1082 Dietrich I. ins Exil begleitete und auf Wunsch des Priors von St. Remi dort Scholasticus wurde, bis er c. 1103 zurückkehrte. Im Rück¬ blick habe er namentlich den Gegensatz gegen B. Otbert viel schroffer dargestellt, als er nach verschiedenen Stellen in Wirklichkeit erscheine. In d. Mitth. d. Inst. V, 3, S. 366—377, erweist Loserth in weiterem Verfolg seiner kritischen Untersuchung der Chronik des Cosmas, die Unglaubwürdigkeit der Nachricht (II, 17), dass die von ihrem Sohn vertriebene Herzogin Jutta den ge¬ blendeten Ungarnkönig Peter geheirathet habe, welcher schon früher gestorben zu sein scheine. Auch seine Untersuchung über den Sturz des Hauses Slawnik, im Arch. f. Oesterr. Gesch. LXV, S. 19—54, gehört hierher. Er benutzt die werth¬ vollen Nachrichten, welche in den Legenden fehlen, um die fürstliche Stellung dieses Hauses nachzuweisen, welches nahezu die Hälfte von Böhmen inne hatte, mit chorwatischer Bevöl¬ kerung, in nahen Beziehungen zu den Ludolfingern und namentlich zu den Polen; diese Gegensätze sind es, welche Adalberts Wirksamkeit als Bischof hindern, und endlich zu der Katastrophe von 995 führen, wodurch erst die Einheit des böhmischen Herzogthums hergestellt wird. Le texte de Leboin, dont il est parle dans le N. Archiv X, 191, est tres interessant, non en lui-meme, mais ä cause des Miracula que le suivent et qui contiennent des renseigne- ments sur la l e . croisade. II a ete traduit en frangais au XIV e s. par Jean de Vignay. Le comte Riant pröpare une Nachrichten. 431 edition du texte latin et de la version frangaise, revue sur tous les ms. connus: il la fera preceder d une etude sur l’ordre hospitalier et militaire de S. Jacques de Alto Passo (Haut-Pas, ä Paris) qui fonde au commencement du XI e . siede pour pro- tdger les pelerins allant ä Lucca venerer le s. Vultus, a pre- cedd les Chevaliers de S. Jean de Jerusalem et probablement ete imite par eux. Mittheilung des Grafen Ria nt. In den Forsch. XXV, Heft 1, S. 113—152j unternimmt W. Wiesen er die Rechtfertigung Herbords, des Biographen Ottos von Bamberg, gegen Jaffe und die durch ihn herrschend gewordene Auffassung, in einer gewiss beachtenswerthen Unter¬ suchung. Zu bedauern ist, dass die NA. IX, S. 651, ange¬ führte Schrift entgegengesetzter Richtung nicht berücksichtigt ist, was freilich durch die russische Sprache erschwert wird. Ganz unglaublich erscheint mir, dass mit ‘Verani’ die Insel Rügen nach einem fictiven Namen Wranow (schwarze Insel) bezeichnet, und dass mit ‘Rutheni’ die jetzt russischen Ostsee¬ provinzen prophetisch gemeint sein sollen. W. W. Dr. G. Hiiffer giebt im 5. Bande des Historischen Jahr¬ buchs der Görresgesellschaft, S. 576 — 624, fortgesetzt VI, S. 73—91, ‘Handschriftliche Studien zum Leben des h. Ber- nard von Clairvaux’, und theilt die Klage des Abts Odo von Morimond über seinen Tod, sowie Fragmente einer ersten Bearbeitung Gaufrieds mit, die ins J. 1145 gesetzt und als Quelle für Buch 1 und 2 der Vita von Wilhelm und Ernald nachgewiesen wird. Der 22. Band der Miscellanea di storia Italiana (Turin 1884) enthält u. a. das Fragment einer ungedruckten Chronik zur Geschichte von Savoyen 1030—1148, herausgegeben von F. E. de St. Pierre. Im 6. Bande der Mittheilungen des Instituts etc., H. 1, S. 1—54, giebt E. Bernheim einen längeren Aufsatz: ‘Der Charakter Ottos von Freising und seiner Werke’. Nach¬ dem er zuerst das Verhältnis zu den philosophischen Lehren der Zeit beleuchtet und die Uebereinstimmung mit Gilbertus Porretanus nachgewiesen hat, dessen Werk zum Theil wört¬ lich in den Gesta benutzt sei, handelt er über seine Geschichts¬ philosophie und seine politisch-kirchlichen Ansichten und führt aus, dass zwischen den beiden Werken Ottos nicht ein solcher Unterschied obwalte, wie man häufig angenommen, sondern die zu gründe liegende Anschauung dieselbe sei, aber — ‘eine n sich schwankende, voller Widersprüche’. Otto sei durch und durch eine vermittelnde Natur; ‘alle seine Anschauungen beruhen auf Compromissen’. 432 Nachrichten. Die Societe de l’Histoire de Normandie hat eine Ausgabe des Draco Normannicus von Stephan von Rouen besorgt, ohne Einleitung und Anmerkungen. Ferner Annales Bec- censes (801—1183) und Chronicon Beccense (801—1476) nach der Abschrift des Cod. Vat. Christ, von Du Chesne, herausgegeben von Abbe Porree. — Gleichzeitig hat L. Delisle in dem oben, S. 425, erwähnten Sammelband, S. 93—99, die Annales Beccenses mitgetheilt, welche im Anfang auf den Annalen von Rouen beruhen, von 851 bis 1154, und in einem zweiten Exemplar mit anderer Fortsetzung von 1110 bis 1183; es schliesst sich noch der Anfang eines Gedichtes über Ludwigs IX. ersten Kreuzzug daran. Der Inhalt der Annalen ist local und normannisch-englisch. A. Holder bereitet eine Ausgabe des Saxo Gram- maticus vor, welche zu Ostern 1885 bei Trübner in Strass¬ burg erscheinen soll. Die Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge, 28. Heft, enthält einen Aufsatz von Oswald Redlich zur Geschichte der Bischöfe von Brixen 907—1125. Abgedr. ist S. 49—52 der erste Theil des nur in späteren Abschriften erhaltenen Katalogs der Bischöfe, bis 1200, welcher nach der voraus¬ geschickten Untersuchung gleichzeitige Nachrichten enthält. Ueber die NA. VIII, S. 214 erwähnte Untersuchung von Fried. Franz über die Chronica pontificum Leod. berichtet C. Rodenberg in d. Hist. Zeitschr. LIII, S. 123—125, und entwickelt einige abweichende Ansichten. In der Bibliotheque de l’ecole des chartes XLV handelt H. Fr. Delaborde eingehend über den Biographen Philipp Augusts Ricordus, die Zeit der Abfassung seines Werks, seine Quellen und die spätere Benutzung desselben. Er nimmt eine wiederholte Beschäftigung mit dem Buche an, 1196, 1200 und zuletzt 1206, indem er die früher vertretene, von mir be¬ zweifelte Ansicht, dass die Jahre 1207 und 1208, die dem Werke des Wilhelmus Brito noch vorangehen, nicht von Rigord, sondern einem Unbekannten hinzugefügt seien, festhält. Zu¬ gleich macht er Mittheilung über eine neuerdings von A. Mdi¬ nier aufgefundene kurze Historia regum Francorum, die vor 1196 geschrieben scheint, aber in dem unvollständigen Ms. schon bei Ludwig Outremer abbricht, und theilt aus derselben Prolog, Vorrede und eine interessante Stelle über den wech¬ selnden Begriff des regnum Francorum mit. G. W. In dem oben S. 425 erwähnten Sammelband, S. 141 —154, Nachrichten. 433 beschreibt L. Delisle ein im Besitz des Seminars zu Beau- vais befindliches Manu script, welches von dem Original der Chronik des Helinand die letzten Bücher von 634 bis 1204 enthält, und theilt den Schluss von 1186 an mit, nebst einigen späteren Notizen. Im früheren Theil findet sich überall das von Tissier in der Ausgabe häufig fortgelassene Wort ‘auctor', durch welches die entlehnten Stellen von seinen Zusätzen ge¬ sondert werden. Die NA. IX, S. 651, erwähnten Studien von Strauch über Jansen Enikel bespricht J. Lampel in d. Mitth. d. Insti¬ tuts V, 4, S. 656, und bestreitet die Ansicht von seiner Zu¬ gehörigkeit zu den Wildwerkern, geht dann auf Untersuchung seiner Vorlagen ein. In den Mitth. d. Instituts V, 1, S. 513—538, werden von Aloys Schulte die Annales Marbacenses untersucht unter dem neuen Gesichtspunkt, dass sie nicht eine Original¬ quelle, sondern eine Compilation sind. Sein Resultat ist fol¬ gendes: In der Mitte des 13. Jahrh., etwa 1220—1235, ist die Compilation, welche uns in der Jenenser Hs. erhalten ist, aus 4 heute verlorenen Hauptquellen compiliert: 1) Annales Novocastrenses breves, beginnend mit der Strassburger Bischofsreihe, bis 1207 fortlaufend, entstanden wahrscheinlich in Neuburg, werthvoll; erhalten auch in den Ann. Argentinenses. 2) Annales Marbacenses breves, entstanden in Marbach. Inhalt Klostergeschichte und Geschichte der Bischöfe von Basel, fortlaufend bis c. 1226. 3) Neuburger Chronik, abgeschlossen 1210, vielleicht von Abt Peter, im Anschluss an Otto von Freising, mindestens seit 1190 gleichzeitig, inhaltlich sehr werthvoll. 4) Fortsetzung derselben von 1208 bis 1238, inhaltlich weniger bedeutend. Daneben gab es im Eisass noch eine 5. Quelle, Annales Alsatici, welche benutzt sind in den Argentinenses, den Ann. Ellenhardi und Altorfenses. Sie begannen 1130 und wurden bis in die zwanziger Jahre des 13. Jahrh. fortgesetzt. Aus ihnen und den Novocastrenses breves sind c. 1210 die Ann. Argentinenses compiliert, welche einen selbständigen Werth nicht besitzen. Auch die späteren Zusätze zu den Ann. Marbac. werden für Neuburg in Anspruch genommen. In dem Bulletin de la Societe des Sciences de lAonne 1883, Dec., behandelt Herr M. Quantin die Frage nach der Persönlichkeit des Robert von St. Marian in Auxerre, des 434 Nachrichten. Verfassers der SS. XXVI. grossen Theils publicierten Welt¬ chronik. Er weist die frühere Annahme, dass Robert Abolant der Verfasser ist, eben wie es dort geschehen ist, weit zurück und entscheidet sich für den Prior Robert von S. Maria, für den ich einige Gründe geltend machte, ohne doch bestimmt für seine Autorschaft eintreten zu können. Herr Quantin be¬ schreibt dann ausführlich das in Auxerre aufbewahrte Original- manuscript der Chronik, bei dessen Benutzung für unsere Ausgabe er schon die freundlichste Hülfe leistete. Der Codex in Douai, welchen er unter den Handschriften des Robert auf¬ führt, enthält nicht dessen Werk, sondern, wie ich SS. XXVI, 588, n. 2 bemerkt habe, die Chronik des Gerard de Fracheto. O. H.-E. L. Cledat vertheidigt in der Revue historique XXIV (1884, I), S. 224 ff. seine (ohne Zweifel) begründete Annahme, dass die Handschrift des Salimbene in Rom Original sei, gegen den Widerspruch von Novati (s. NA. IX, S. 249) und berichtigt mehrere von diesem abgedruckte Stellen. A. von Jaksch berichtet in d. Mitth. d. Inst. VI, 1, S. 155—158, über neu entdeckte Handschriftfragmente der Steierischen Reimchronik und theilt die Varianten mit. — Die Glaubwürdigkeit derselben kritisiert A. B u s s o n in einer Abhandlung über Salzburg und Böhmen vor dem Kriege von 1276 (Arch. f. Oesterr. Gesch. LXV, S. 255—305), indem er sie mit ihrer Quelle, den Salzburger Annalen vergleicht, und theilt einen Geleitsbrief K. Rudolfs für den Erzbischof Friedrich von Salzburg vom 20. Febr. 1274 mit. Im Anzeiger für Schweiz. Geschichte 1884, Nr. 5 theilt Th. v. Liebenau aus einer Fortsetzung des Martinus Polonus in der Berner Handschrift Nr. 452 eine ganz inter¬ essante Stelle über die Ermordung des K. Albrecht 1308 mit. Diese Fortsetzung schliesst sich, wie es scheint, an die Kaiser an und ward von dem Herausgeber übersehen, der wohl nur die der Päpste im Auge hat, wenn er sagt, er habe geglaubt, sie unberücksichtigt lassen zu dürfen ‘propter ejus brevitatem et quia vix ad res Romanas aliquid facit’. Da diese als ex- cerptum ex Chronica d. Dyeterici canonici ecclesie Beronensis (Dietrich Schnyders, Chorherrn zu Münster) bezeichnet wird, hält v. Liebenau ihn auch für den Verfasser jener Fortsetzung. G. W. Im 45. Bd. der Bibi, de l’Ecole des chartes, 5. Heft, be¬ schreibt und untersucht L. Richard die von Wadding be¬ nutzte Historia de septem tribulationibus ordinis Mino rum, Nachrichten. 435 welche er in einer Hs. der Laurent, v. 17. Feb. 1381 gefunden hat, sehr wichtig für die Kämpfe des Ordens im 14. Jahr¬ hundert. Von Antonio Zardo ist in Padua 1884 herausgegeben: ‘Albertino Mussato. Studio storico et letterario’ 388 S. Neue Aufschlüsse über ihn sollen darin nicht enthalten sein. Von Max Laue ist erschienen: ‘Ferreto von Vicenza, seine Dichtungen und seine Geschichtswerke’ (Halle 1884). Genauer wird zunächst das erste Buch seiner Geschichte unter¬ sucht, dessen Quellenwerth gering ist. Er benutzte die Gesta Florentinorum, über welche in einem Excurs gehandelt wird, im Anschluss an 0. Hartwig und gegen Simonsfeld und Santini, mit Benutzung des von Hartwig dem Vf. mitgetheilten ungedruckten Diario d’anonimo Fiorentino. Ferner wird bei Lorenzo de Monaci die Benutzung des Ferreto nachgewiesen. In der Z. f. Thür. Geschichte XII (N. F. IV), S. 107-184 und besonders abgedruckt erschien: Untersuchung der Chronik des Petersklosters zu Erfurt in Bezug auf ihre ein¬ zelnen Theile und deren geschichtlichen Werth, von Erich Schmidt — eine von der philos. Facultät in Halle gekrönte Preisschrift. Wir begnügen uns hier hervorzuheben, dass die vermuthete Existenz einer reicheren Fassung nicht angenommen wird, dagegen als eine an verschiedenen Orten benutzte Quelle eine Erfurter Rathschronik nacbgewiesen, aus welcher in ver¬ schiedenen hsl. Compilationen Fragmente sich erhalten haben. Hierauf und auf Benutzung der Chronica minor werden auch die Stellen der Thüring. Fortsetzung der Sächs. Weltchronik zurückgeführt, welche nicht aus dem Sampetrinum stammen. Siffrid von Balnhausen aber habe die Peterschronik benutzt. Ebenda S. 187 ff. hat C. Wenck ausführlich über eine Erfurter Chronik gehandelt, die als Chronicon Thuringi- cum Viennense theilweise von Lorenz veröffentlicht ist, sich selbst als Liber chronicorum bezeichnet und in Anschluss an Excerpte aus Ekkehard eine Geschichte der Land¬ grafen von Thüringen und Annalen —1327 (1330) giebt. Als Quelle werden verlorene Annalen des Marienklosters in Erfurt und mannigfach andere Ableitungen derselben nachgewiesen, auch eine Benutzung einer älteren Recension Heinrichs von Hervordia, die 1342 gemacht, angenommen. Der Text ist nach 5 Handschriften, Wien, Wiesbaden, Maihingen, Breslau, Leiden, soweit er ungedruckt war, mitgetheilt. Eine andere Handschrift weist der neue Katalog der Wolfen bütteier Hand¬ schriften von O. v. Heinemann nach, S. 272: Heimst. .>20. 436 Nachrichten. In den Mittheilungen des Instituts V, 3, S. 444, berichtet E. Guglia, dass die Klosterneuburger Hs. 697 des sog. Heinrich von Rebdorf (Heinrich Taube) nicht, wie ange¬ nommen wurde, mit Klost. 699, sondern mit den Wiener Hss. übereinstimmt. Im Jahrgang XXI (1884) der Altpreussischen Monats¬ schrift, S. 193—260, 421—484, hat ein Schüler von Professor Prutz in Königsberg, Dr. Walter Fuchs, das Verhältnis der älteren Chronik von Oliva zu dem Chronicon terre Prussie Peters von Dusburg untersucht und die 1861 von Professor Hirsch bei der Ausgabe der Chronik von Oliva aufgestellte Hypothese, der Abschnitt derselben von 1190—1256 sei Dus- burgs Quelle, welche Referent 1871 zu widerlegen gesucht hat, aufs neue hervorgezogen und zu stützen unternommen. Da er aber kein neues Material beibringen kann, sondern nur die als späteren Ursprungs erkennbaren Stellen jenes Abschnittes für Interpolationen erklärt und den Unterschied zwischen Excerpt und ausführlicher Darstellung gänzlich verkennt, wie Referent 1. c. XXI, 621 — 636 zu zeigen sich bemüht hat, kann die beabsichtigte Restitutio in integrum nicht als gelungen an¬ gesehen werden. Von der Abhandlung F.’s sind die ersten 38 Seiten als Königsberger Dissertation, der Rest als Buch im Verlage von Schubert und Seydel unter dem Titel: ‘Peter von Dusburg und das chronicon Olivense’ erschienen. M. Perlbach. In d. Mittheilungen d. Vereins f. Chemnitzer Geschichte, IV, S. 122—125, bespricht A. Mating-Sammler in Roch- litz das Fragment einer Chemnitzer Chronik, welches Mencken, SS. Sax. III, p. 157 herausgegeben hat, weist als Vf. einen Mönch Jo. Mon st er bergius des Chemnitzer Klosters nach, und stellt die Fragmente von 1125—1418 zusammen, welche sich aus Citaten gewönnen lassen. Es schliest sich daran eine Geschichte der Stadt Chemnitz von dems. Verfasser. In den Quellen zur Schweizergeschichte Bd. 6 (1884) ist von G. v. Wyss und H. Wartmann ‘Conradi Türst de situ Confoederatorum descriptio’, 1495 — 1497, und von H. Escher ‘Fratris Felicis Fabri descriptio Sueviae’, 1488—1499, ein Theil seiner Historia Suevorum, herausgegeben. Von der Berner Chronik des Valerius Anshelra, deren Ausgabe der hist. Verein des Kantons Bern vor einigen Jahren ankündigte, ist der erste Band erschienen, welchem die noch übrigen rasch folgen sollen. Nachrichten. 437 In d. Alemannia, X, Heft 3, pubüciert L. Baumann eine Reimchronik des Klosters Irrsee von J. Kurtz aus dem J. 1500. Im 3. Band von Turmairs Werken befindet sich von S. Riezler ein ‘Nachwort’ zu Aventin’s Annales ducum Boiariae, worin die Entstehung und Handschriften des Werks, dann auch die Quellen nebst den erkennbaren Resten ver¬ lorener Quellenschriften ausführlich untersucht werden. Die SB. der Wiener Akad. CVII, 1, 3—82, enthalten den 7. Bericht von L. Rockinger über die Untersuchung von Hss. des Schwabenspiegels. In d. Forsch. XXV, Heft 1, S. 184—187, ist eine Ent¬ gegnung von Th. Lindner gegen Harnack über die Goldene Bulle gedruckt. Im 2. Heft, S. 445—452, repliciert Har¬ nack. Für denselben tritt auch R. Tann ert auf in d. Mittli. d. Inst. V, 4, S. 648; gegen ihn Quid de in d. Hist. Zeitschr. LIII, S. 132-135. Die SB. d. Wiener Akad., Bd. CV, 2. Heft, enthalten eine Abhandlung von J. A. Tomaschek: Ueber eine in Oesterreich in der ersten Hälfte des 14. Jahrh. geschriebene Summa legum incerti auctoris und ihr Quellenverhältnis zum Stadtrechte von Wiener Neustadt und zu dem Werbö- czischen Tripartitum. In Bezug auf die Stadtrechte ist der sehr eingehenden, und gerade auch die Veröffentlichung und Bearbeitung städti¬ scher Rechtsquellen berührenden Berichte über ‘die wirth- schaftsgeschichtlichen Studien in Deutschland zu gedenken, welche R. Hoeniger in Conrad’s Jahrb. f. Nationalökonomie und Statistik giebt, und wovon der über d. J. 1883 im 8. Band erschienen ist. Von der im NA. IX, S. 452 in Aussicht gestellten Aus¬ gabe der Kölner Schreinskarten des 12. Jahrh. von R. Hoeniger ist die erste Lieferung als Anfang der Publi- cationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde in Bonn (Ed. Weber’s Verlag 1884) in Quart erschienen, eine sehr mühsame und schwierige, und sauber ausgeführte Arbeit. — Derselbe hat in den Annalen des hist. Vereins f. d. Nieder¬ rhein, Heft 42, den Rotulus der Stadt Andernach von 1173 bis 1256 herausgegeben, vor Schultheiss und Schöffen geschehene Rechtsgeschäfte, aufgezeichnet auf beiden Seiten einer Pergamentrolle, die nach Bedürfnis verlängert wurde; Neues Archiv etc. X. 29 438 Nachrichten. das Ende fehlt jetzt. Stadtbiicher gleicher Art, doch nicht in dieser Form, aus dem Rheinland, werden in der Einleitung nachgewiesen. In der Sammlung: ‘Monumenta rerum Bohemico - Moravi- carum et Silesiacarum, Sectio II, Liber III’ hat Wilhelm Saliger das Olmützer Stadtbuch des Stadtschreibers Wenzel von Iglau (1430) ausführlich beschrieben, und alles für Stadtrecht, Zünfte u. s. w. wichtige, auch geschichtliche Nachrichten über die Hussiten, mitgetheilt. Einige Lesefehler, wie S. 13, Z. 9, ‘quam’ st. ‘quoniam’, S. 21, Z. 4, ‘deplora- ciones’ st. ‘depredaciones’, S. 54, Z. 8 ‘summa’ statt ‘sententia’, sind bedauerlich. Von den ‘Kaiserurkunden in Abbildungen’ ist die 7. Lieferung von 30 Tafeln erschienen, welche die Periode der Karolinger abschliesst. Der von Sickel bearbeitete Text ist ausführlich (7 3 /4 Bogen) und enthält eine Fülle feiner und scharfsinniger Beobachtungen. Der Anfang eines wichtigen Urkundenwerkes liegt vor in ‘Schleswig - Holstein - Lauenburgische Urkunden’. Im Aufträge der Gesellschaft für Schl.-H.-L. Geschichte bearbeitet und herausgegeben von Dr. P. Hasse, Professor an der Universität zu Kiel. Erster Band, erste Lieferung. Hamburg und Leipzig 1885. Der erste Band soll die Urkunden bis 1250 umfassen, mit Ausnahme derer, die in neueren Aus¬ gaben (Mecklenb., Lübecker UB.) gut gedruckt und allgemein zugänglich sind, in vollständigem Text, diese in ausführlichem Regest. Nicht blos die früher von Michelsen herausgegebene Urkundensammlung, auch das nur in wenigen Exemplaren erhaltene Hamburger UB. von Lappenberg wird hierdurch ersetzt. Zu meinem lebhaften Bedauern hat aber der Heraus¬ geber sich nicht den neuerdings ziemlich allgemein angenom¬ menen Grundsätzen für Edition der Urkunden angeschlossen, sondern gefällt sich in pedantischer Wiedergabe der Originale, deren grosse und kleine Anfangsbuchstaben, Interpunktion, v für u und dergl. beibehalten werden, was doch wesentlich verschieden ist von Bewahrung der jeder Zeit eigenthümlichen Orthographie. Uebrigens ist die Arbeit mit grosser Sorgfalt gemacht. G. W. In Laibach (1884) ist von Franz Schumi vom Ur¬ kunden- und Regestenbuch des Herzogthums Krain II, 1 er¬ schienen, von 1200 bis 1253. T. VIII der Documenti di storia patria enthält einen Codice Nachrichten. m diplomatico della cittä d’Orvieto, Urkunden vom 11. bis 15. Jahrhundert. — Von dem wichtigen Regesto di Farfa ist der dritte Band erschienen. C. Bayet, La fausse Donation de Constantin. Examen de quelques theories recentes (Paris 1884, extrait de l’Annuaire de la Faculte des Lettres de Lyon) bemerkt, dass der Abschnitt von ‘Pro quo concedimus’ bis zur Schlussformel nicht zum Vorhergehenden passe und wie ein späterer Ein¬ schub erscheine. Ohne diesen ist ihm die Abfassung unter Paul I. wahrscheinlich. Am Schlüsse wendet er sich gegen Grauert’s Hypothese. — Gegen diese hat auch G. Kaufmann in der Allg. Zeit. 1884 Nr. 14. 15 sich ausgesprochen. Giacomo Gorrini untersucht in der Rivista stör. Ital. I, 2. Heft, die Schenkung der Stadt Sedula an S. Evasio durch König Liutprand, eine handgreifliche Fälschung, deren an¬ gebliches, auf einer Bleitafel geschriebenes Original sich noch im Capitulararchiv von Casalmonferrato befindet. O. Meinardus handelt in der Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen über die Zeit, wann die Schenkungs¬ acte Karls des Grossen über Hameln an Fulda gefälscht (er¬ dichtet) ist. Derselbe giebt ebenda zu der früher (NA. VIII, S. 216) herausgegebenen Legenda de ordinatione S. Bonifatii Verbesserungen aus der alten, erst neuerdings für die Hanno¬ versche Bibliothek erworbenen Handschrift des Bonifatius-Stifts in Hameln (einem Missale des 14. Jahrh.), und bemerkt, dass eine Abschrift der Cronica ecclesie Hamelensis aus dem 15. Jahrh. sich in einem früher demselben Stift angehörigen, augenblicklich in der Bibliothek des Hist. Vereins für Nieder¬ sachsen deponierten Evangeliar befinde. In den Mitth. d. Inst. V, 3, S. 378-406, setzt E. Mühl¬ bacher seine Mittheilung ungedruckter Kaiserurkunden fort (816—1064). Beigegeben ist, S. 407 —415, eine Untersuchung von A. Fanta über die doppelt vorhandenen Urkunden für Monte Amiata, wo im 11. Jahrh. nicht ohne Geschick ge¬ fälscht ist. Im 4. Heft, S. 622, untersucht W. Diekamp die auf S. 402 gedr. Urk. K. Arnulfs für Ridigippi. In dem 1. Ergänzungsband zu den Mitth. des Instituts,. 2. Heft, S. 359-362, untersucht Th. Sickel die Diplome für Lorsch, und äussert dabei die \ermuthung, dass Adalbert, der spätere Erzbischof von Magdeburg, von 953 bis 958 in der k. Kanzlei beschäftigt gewesen ist, wo er u. a. das vom Cont. Reginonis erwähnte Wahlprivileg (DO. 168) verlasst und. 440 Nachrichten. mundiert habe. Vergleichung der Schrift mit der Hs. des Cont. (Monac. 6388) und der Sprache gewährte einige, wenn auch schwache, Anhaltspunkte für die Identität; es scheint jedoch nicht, dass die Hs., wie angenommen wurde, wirklich ein Autograph ist. In den Forsch, z. D. Glesch. XXIV, S. 565-581, sucht J. v. Pflug k- Hart tun g glaublich zu machen, dass das viel¬ besprochene Ottonische Diplom für die Römische Kirche ein Original und nicht eine kalligraphische Abschrift sei. Die Urkunde Heinrich II, Stumpf Nr. 1647, ist aus dem im Archiv der Stiftskirche zu Bonn wieder aufgefundenen Original gedruckt in der Schrift von R. Pick, Glesch, der Stiftskirche zu Bonn, 1. Heft, Bonn 1884. 8. Bd. VI, Heft 1, der Mittheilungen des Instituts bringt eine vortreffliche Phototypie der früher immer streng ver¬ borgen gehaltenen kaiserlichen Ausfertigung des Wormser Concordats im Vaticanischen Archiv, mit ausführlicher diplo¬ matischer Erörterung von H. Bresslau und Vorwort von Sickel. In den Mitth. d. Instituts, 1. Ergänzungsband, 2. Heft, S. 361—375, untersucht K. Uhlirz ‘die ältesten Kaiser¬ urkunden für das Bisthum Meiss en’ zur Begründung der bei der Ausgabe derselben in den MG. befolgten Grundsätze. In den Mitth. d. Instituts VI, 1, S. 60—68, vertheidigt Scheffer-Boichorst die Echtheit des Privilegs Konrads III. (St. 3383) für Farfa und erklärt das unmögliche Datum ‘Romae’ als aus der Vorurkunde Heinrichs IV. herüber¬ genommen. E. Winkelmann behandelt in d. Mitth. des Instituts, 1. Ergänzungsband, S. 298—358, den Process des Bischofs Harduin von Cefalü unter Friedrich II, und theilt die Acten, so weit sie erhalten sind, mit. F. Philippi, Zur Geschichte der Reichskanzler unter den letzten Staufern, Friedrich II, Heinrich (VII.) und Konrad IV. Münster 1884. 4 (mit 12 Tafeln im Lichtdruck). Eine Beilage, welche zu zeigen sucht, dass das Privileg Fried¬ rich II. für die geistlichen Fürsten vom J. 1220 eine gleich¬ zeitige Fälschung einzelner Bischöfe sei, ist wenig überzeugend. G. W. In d. Mitth. d. Instituts, 1. Ergänzungsband, 2, S. 254—297, Nachrichten. 441 behandelt S. H erzberg-Frankel die Geschichte der deut¬ schen Reichskanzlei von 1246—1308. In den Mitth. des Instituts, 1. Ergänzungsband, 2. Heft, S. 376—398, behandelt F. Kaltenbrunner den ‘Willebrief für die Römische Kirche vom J. 1279’ nebst Facs. desselben nach dem Original. Nach dem in den Regesten Nicolaus III. befindlichen Concept, welches nach Deutschland geschickt wurde, mit einigen Modificationen ausgestellt, wird er in 28 Ausfertigungen nachgewiesen aus dem Cod. Ottobon. 2546, in dem eine sehr genaue Analyse die Fragmente eines Liber privilegiorum nachweist, dessen Inhaltsangabe das bei Martene, Coli. Ampi. II, 1226, gedruckte Summarium ist. Das 5. und 6. Heft von Höhlbaum’s Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln enthalten die Fortsetzung der Urkundenregesten von L. Korth von 1304 bis 1350; hervor¬ gehoben werden die Urkunden zur Geschichte des Bacharacher Landfriedens von 1317 und Johanns XXII. Bullen gegen Michael von Caesena. Im 6. Heft werden die Regesten der stadtkölnischen Copialbticher von 1412 bis 1415 fortgeführt; von 1401 bis 1411 fehlen die Bücher. — S. 109 wird Nach¬ richt von einem Formelbuch in Deventer gegeben, welches sehr zahlreiche Actenstücke des 16. Jahrh. aus dem Kölner Sprengel enthält. In Udine ist erschienen: Marchesi, L’imperatore Sigismondo in Udine negli anni 1412 e 1413; notizie e documenti (26 S. 8.). In d. Forsch, z. D. Gesch. XXIV, S. 213-230, publiciert W. He yd interessante Actenstücke über einen von den Schwäbischen Reichsstädten 1466 mit Genua verhandelten Handelsvertrag, mit einer lehrreichen Einleitung über die älteren Beziehungen zu Genua. Zur Erleichterung der Benutzung des Vat. Archivs ist von dem Custos desselben, Don Gregorio Palmieri verfasst. ‘Ad Vaticani archivi Romanorum pontificum regesta manu- ductio’ (Romae 1874, 175 S.) mit Inhaltsübersicht der 2019 Bände Regesten. Auch die unten zu erwähnende Schritt von de Rossi enthält interessante Mittheilungen über die altere Geschichte des Archivs. Ueber den Zustand, die Einrichtung und die Benutzung der Italienischen Archive berichtet ausführlich Vazio, Kela- zione sugli Archivi di stato italiani. Rom 18bo. g- c azu 442 Nachrichten. einen Artikel von C. Paoli in der Revue historique XXVI, S. 228 ff. Der 9. Band der Archivalischen Zeitschrift von v. Löher enthält nähere Nachrichten über einzelne Archive und ihre Geschichte, das frühere Hohenlohische gemeinschaftliche Haus¬ archiv in Oehringen, das Plassenburger, jetzt getheilt zwischen dem Bamberger Kreisarchiv und dem Hausarchiv in Berlin, das der Stadt Worms (von Prof. Boos), wo auch über die Handschriften Wormser Chroniken gehandelt wird, ausserdem Beiträge zur Diplomatik der Luxemburgischen Periode von Prof. Th. Lindner, eine Erörterung über die Arten der päpst¬ lichen Urkunden bis zum 13. Jahrhundert von Prof. v. Pflugk- Harttung, eine Abhandlung von F. Wagner über Nürn- bergische Geheimschrift im 15. und zu Anfang des 16. Jahr¬ hunderts, eine 'summarische Uebersicht der Codices in den bayerischen Landesarchiven’ (nur die Zahl derselben nach den einzelnen Stiftern und Jahrhunderten). J. v. Pflugk-Harttung stellt in d. Forsch, z. D. Gesell. Bd. XXIV, Heft 2, S. 426—444, ‘Scheinoriginale deutscher Papsturkunden’ zusammen und bespricht dieselben; der¬ selbe verzeichnet im Historischen Jahrbuch der Görres-Gesell- schaft V, S. 489 — 575, ‘Päpstliche Originalurkunden und Scheinoriginale bis 1153’. — In den Mitth. des Instituts V, 3, S. 434—440, behandelt er ‘das Komma auf päpstlichen Ur¬ kunden’. Es findet sich nach dem Monogramm für Benevalete von Leo IX. bis zu Gregor VII. und Clemens (III), doch ergiebt sich weder eine sich gleichbleibende Form noch ein nachweislicher Zweck. In den Gött. Gel. Anzeigen vom 10. Nov. 1884, S. 893— 904, vertheidigt Hans von Kap-Herr seine Ansicht über die Schreiben, durch welche Eugen III. zum 2. Kreuzzug aufforderte, sowie die Darstellung der Vorgänge bei Konstan¬ tinopel, gegen die Angriffe des Prof. Ivugler, denen er mit grosser Entschiedenheit entgegentritt, und dem er Entstellung seiner Angaben vorwirft. L. Delisle beschreibt in der Bibi, de l’Ecole des chartes, 1885, S. 1—13, die im Vat. Archiv erhaltenen Registerbände Innocenz III, zu welchen Lord Ashburnham den lange ver¬ irrt gewesenen Band vom 10.—12. Jahr durch Schenkung wieder hinzugefügt hat. Die Bearbeitung der Regesten Honorius III. von Pres- sutti hat eine vernichtende Kritik erfahren von H. Grisar Nachrichten. 443 in d. Zeitschr. f. kath. Theol. IX, S. 145—155, und von Guido Levi im Archivio della Soc. Rom. di Storia patria, VII, S. 598—602. Sie gehört nicht zu den officiellen Publicationen der Verwaltung des Vat. Archivs. Von der Bearbeitung der Regesten Innocenz IV. von Berger ist das 4. Heft, das den ersten Band abschliesst, er¬ schienen. In den Württemberg. Vierteljahrsheften für Landesgesch., Bd. VII, Heft 2 (1884), theilt Staelin eine Bulle Alexan¬ ders IV. von 1255 mit, worin der Klerus von Schwaben auf¬ gefordert wird, Alfons von Kastilien zu unterstützen. Von den Regesten Bonifaz VIII, bearbeitet nach den Bänden des Vatikanischen Archivs von Digard Faucon und Thomas ist das erste Heft von Thomas herausgegeben (Paris, Thorin). In den Mitth. des Instituts VI, 1, S. 140 — 155, berichtet E. Werunsky über die im Vat. Archiv befindlichen Register Clemens VI. und Innocenz VI. Ebenda S. 68—78 bekämpft Scheffer-Boichorst Pre- gers Annahme von einer Interpolation der Bulle Johanns XXII. *Quia in futurorum’ über die Trennung Italiens vom Reiche, und setzt sie in das J. 1334, wenn sie echt ist; nach einer nachträglichen Anmerkung will B. Dudik im Vat. Archiv das Original gefunden haben. F. Kaltenbrunner berichtet in d. Mitth. d. Instituts VI, 1, S. 79 ff., über die Fragmente der ältesten Registra brevium im Vat. Archiv. — Derselbe giebt ebenda, \ , 4, S. 618-622, Nachricht von dem Liber rubeus des Vat. Archivs, in welchem auf Anordnung Pius II. von 1460 ab die früher sehr vernachlässigten, wichtigeren Einläufe, doch auch sehr lückenhaft, eingetragen wurden, zuerst 4 Briefe über den durch Hieronymus von Kreta vermittelten Abschluss der Händel zwischen Georg von Podiebrad und der Stadt Breslau. In den Mittheil, des Germ. Museums I, S. 2, sind von Wattenbach 2 Indulgenzbriefe des Museums beschrieben, von denen der eine einen Nachtrag zum LB. der Bischöfe ' on Halberstadt bietet, der andere von 1343 für die Kirche von Herlatzhofen (OA. Leutkirch) durch den Abt konrad von Irrsee erwirkt ist. Eine Probe der künstlerischen Aus- 444 Nachrichten. stattung ist beigefügt. Ein Druckfehler ist Verdeckte Schrift’ statt Verdickte’. In den Mitth. d. Instituts V, 3, S. 353—365, untersucht Oswald Redlich (vgl. NA. IX, S. 654) ‘einige kärntnerisch- salzburgische Privaturkunden des 11. und 12. Jahrhun¬ derts’, welche merkwürdige Fälle von Erneuerung alter Auf¬ zeichnungen mit Versuchen besserer Beglaubigung darbieten, einmal mit Hinzufügung eines Monogramms des Kaisers Arnulf. Die Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge, 28. Heft, enthält einen Aufsatz von Josef Patigler über Beschwerde¬ schriften der Deutschen zu Trient und der Gemeinden im Stadtbezirk wider die italienischen Consuln, wobei S. 80—103 die betr. interessanten, gegen 1490 verfassten Dokumente mit- getheilt sind. In der Westd. Zeitschrift III, 3, S. 304 — 306, theilt Fr. Zurbonsen aus einer um 1700 nach älteren Materialien zusammengestellten Chronik des Klosters Hertzebrock Regesten der darin enthaltenen ungedruckten Urkunden mit, die älteste von B. Wido von Osnabrück von 1096. In d. Westd. Zeitschr. III, 3, S. 299—304, giebt W. Frie¬ de nsburg Nachricht von einem Papierheft, in welches vom Erzb. Balduin von Trier eigenhändig ‘Proventus mei MCCCXI ind. VIII in Lombardia’ eingetragen sind, vom 2. Bl. an aber von anderer Pland 46, meist von Balduin aus¬ gehende Schreiben und Urkunden aus den J. 1311 bis 1313, von denen Regesten mitgetheilt werden; vollständig eine Encyklika an die Gemeinden Italiens über die Kaiserkrönung. Dass hier auch die Haupttheile des Schreibens mit kleinen Buchstaben beginnen, ist ebenso hässlich wie unzweckmässig, und dem Habitus der Originale vollständig widersprechend. Das umfassende Werk von K. Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, theilt in dem zuerst erschie¬ nenen 1. Band (608 S.) ein reiches Quellenmaterial mit, Ur¬ kunden, Güterverzeichnisse von Klöstern u. s. w., und giebt auch in dem unlängst ausgegebenen 2. Band kritische Erörte¬ rungen über einige besonders wichtige Stücke der Art, das Prümer Urbar, die Metlacher Rolle, das S. Maximiner Urbar, sowie eine Zusammenstellung der Quellen einer Wirthschafts- und Verwaltungsgeschichte der Lande an Mosel und Mittel¬ rhein. Beiden Bänden sind erläuternde Karten beigefügt. Der Fürst F. K. zu Hohenlohe-Waldenburg hat Nachrichten. 445 seine werthvollen Beiträge zur Sphragistik in einer gewiss allen Forschern auf diesem Gebiete willkommenen Sammlung vereinigt unter dem Titel ‘Sphragistische Aphorismen’. Dreihundert mittelalterliche Siegel, systematisch klassificiert und erläutert. Heilbronn, M. Schell, 1882. Am 26. Dec. 1884 hat der Fürst sein seit einer langen Reihe von Jahren fast ausschliesslich historischen Studien gewidmetes Leben be¬ schlossen. Eine ausgezeichnete sphragistische Publication verdanken wir F. v. Weech: ‘Siegel von Urkunden aus dem Grossh. Badischen General-Landesarchiv zu Karlsruhe’ (Frankfurt, H. Keller 1883) mit Abbildungen aus der Lichtdruckanstalt von J. Baeckmann in Karlsruhe. Ein Programm des Max-Gymnasiums zu München (1883) enthält eine Abhandlung von B. Hasenstab, Studien zur Variensammlung des Cassiodorius Senator. E. Dümmler hat in d. Forsch, z. D. Gesch. XXIV, S. 421 — 425, als Nachtrag zu seiner früheren Mittheilung über eine verschollene Fuldische Briefsammlung Bruchstücke von Briefen Hrabans an Humbert von Würzburg aus den Centurien des Flacius zusammengestellt. In den SB. der Academie des inscriptions et belles lettres von 1884 hat der Graf Riant einen Brief des Patr. Daim- bert an den deutschen Klerus publiciert, der nach Ostern 1100 vor dem Tode Gotfrieds von Bouillon geschrieben ist; er verlangt regelmässige Subsidien für den Unterhalt von Söldnern. In den Analecta Bollandiana III, 2, S. 217 ff. (der Schluss im 3. Heft) sind 5 Briefe an den Erzb. Philipp von Köln über die Verehrung des h. Martin zu Tours mitgetheilt, von denen nur einer, von Guibert von Gembloux in Mart. Ihes. I, 617, gedruckt war. In d. Mitth. d. Instituts VI, 1, S. 94—104, theilt A. Fanta aus dem Vat. Archiv einen Bericht über die Ansprüche des Königs Alfons auf den deutschen Thron mit. In einer Abh. ‘Zur Geschichte der baier. und pfälz. Kur’ (Münch. SB. 1884, Heft 3, S. 462-506) giebt, S. 491—495, Scheffer-Boichorst berichtigte Abdrücke der mit Unrecht verdächtigten Ladungsschreiben des Erzb. von Mainz und de» Pfalzgrafen an den König von Böhmen, von 1292. 446 Nachrichten. In den Forsch, z. D. Gesch. XXIV, S. 475-564, giebt Fr. Wagner ausführliche Nachricht von dem dritten kaiser¬ lichen Buch der Markgrafen von Brandenburg (1487 —1492). In den Forsch, z. D. Gesch. XXIV, S. 583—625, erweist H. Hahn die Unmöglichkeit, dass die dem h. Bonifatius zugeschriebenen Sermones wirklich von ihm herrühren könnten. Im 3. Bande von Döllingers Beiträgen zur politischen, kirchlichen und Culturgeschichte der sechs letzten Jahrhunderte (Wien 1882) ist auch aus der Wiener Handschrift 3955 die früher wohl dem Robert Grossetete zugeschriebene Schrift ‘Collectio de scandalis ecclesiae’ zum Abdruck gelangt. A. von Druffel in einer ausführlichen Besprechung, Gött. Gel. Anz. 1884 Nr. 15, zeigt, dass sie nach Frankreich gehöre, jeden¬ falls ins 13. Jahrhundert, wahrscheinlich bald nach 1270, ob¬ schon eine Stelle über die Schwertbrüder auf eine frühere Zeit hinweisen könne. Im Historischen Jahrbuch V, 3, S. 424—436, untersucht Prof. Funk in Tübingen das von De Rossi herausgegebene und auf den Papst Liberius bezogene Elogium (NA. IX, S. 655), welches er vielmehr auf Martin I (f 655) bezieht. In d. Forsch. XXV, Heft 1, S. 177, giebt E. Dümmler nach der wieder aufgefundenen Hs. das Epitaphium Lulli (Poet. Lat. II, 649) in berichtigtem Text, wobei die ‘Venne- tici patres’ zu ‘Romani’ geworden sind. Ueber Hugbalds von Saint-Amand (f 930) ‘echte und unechte Schriften über Musik’ handelt Hans Müller in einem stattlichen Quartanten mit 3 Tafeln (Leipzig, Teubner). Den im Mittelalter viel gelesenen, auch wohl als im Mittel- alter entstanden angesehenen sog. Pindarus Thebanus oder Homerus Latinus hat D oering in einem Progr. d. Lyceums zu Strassburg (1884) sehr eingehend behandelt, und die Autor¬ schaft des Silius Italicus, auf welche ein Akrostichon am Anfang führt, zu erweisen sich bemüht. Das NA. VI, S. 450 abgedruckte Gedicht ‘Tollimur e medio’ gab bereits 1779 Mart. Gerbert (Monumenta veteris liturgiae II, 327) ‘ex msc. San-Blasiano saec. XIII. circ.’, das De actione missarum handelte, heraus. Die beiden ersten Distichen stehen auch in dem cod. lat. Monac. 15832 saec. XII. aus Salzburg. E. D. Nachrichten. 447 Im 45. Band der Bibi, de FEcole des chartes (1884) hat B. Haure au ein sehr langes, nicht ohne Geschick verfasstes rhythmisches Gedicht des Minoriten Guido Marchensis herausgegeben, eines natürlichen Sohnes des Grafen Hugo XII. von Angouleme und de la Marche um das J. 1300, ‘Dis- putatio Mundi et Religionis’, wo vor dem Papste die Welt gegen die Religion klagt in Betreff der Mönchsorden, spec. der Bettelmönche, diese aber siegreiche Anerkennung finden. — S. 9 unten wird der Rhythmus hergestellt, wenn *Qui tarnen’ gelesen wird. In d. Zeitschr. f. Kirchengeschichte VII, Heft 1, publiciert B e r n o u 11 i ein parodistisches Gebet ‘pro salute vagorum’. Die im NA. IX, S. 657, erwähnten Gedichte des Petrus Popon hat G. Scliepss im Archiv d. Hist. Ver. f. Unter¬ franken und Aschaffenburg (XXVII, 1884) herausgegeben. Inhaltlich interessant für die Anfänge des Humanismus, sind sie grammatisch und metrisch voll grober Fehler, und wenig geeignet, von diesen ersten Vorkämpfern der klassischen Studien eine günstige Vorstellung zu geben. In den Forsch. XXV, Heft 1, S. 99—112, untersucht Arthur Wyss 3 Gedichte von den bürgerlichen Unruhen zu Mainz 1428—1430 (Liliencron I, n. 63—65) mit Benutzung einer Darmstädter Hs. und verwirft die für das erste angenom¬ mene Autorschaft des Eberhard Windeck, hält die auch im zweiten erwähnte Persönlichkeit vielmehr für den Mainzer Kämmerer Schenk Eberhard von Erbach. Im Archiv f. Oesterr. Gesch. LXV, S. 231—254, theilt Loserth das Necrologium der Minoriten zu Olmüz mit; auf S. 487—589 behandelt B. Dudik die Nekrologien der Domkirche. In der Zeitschrift des Historischen Vereins für Nieder¬ sachsen 1884 veröffentlicht II. Dürre die beiden ältesten Memorienbücher (und Nekrologien) des Blasiusstiftes in Braun- schweig. Eine Publication des Bonner Univ.-Custos Gustav Becker: ‘Catalogi bibliothecarum antiqui (I. Catalogi saeculo XII. vetustiores. II. Catalogus catalogorum posterioris aetatis. Bonn, Cohen 1885) kommt einem oft ausgesprochenen Verlangen entgegen, doch sind Handschriften nicht zur Be¬ nutzung herangezogen. Eine grosse Anzahl von Ergänzungen bietet die Recension von M. Perlbach in dem Centralblatt 448 Nachrichten. für Bibliothekswesen, 2. Jahrgang, 1. Heft, S. 26 — 33, mit Benutzung der von Dtimmler ihm mitgetheilten Sammlung von Bethmann. De Rossi hat als Einleitung zu der vorbereiteten Aus¬ gabe der Kataloge der Bibi. Vaticana eine Abhandlung voll reicher Belehrung veröffentlicht: ‘La Biblioteca della Sede Apostolica ed i Catalogi dei suoi Manoscritti’. Auch für die Geschichte des päpstlichen Archivs ist dieselbe von hoher Be¬ deutung. ‘Die Handschriften der herzogl. Bibliothek zu Woljfen- biittel’, beschr. von O. v. Heine mann. I. Die Hel ni¬ ste dter Handschriften. I. (Wolfenbüttel, Zwiesler 1884.) Mit diesem stattlichen Bande von 380 S. gr. Oct. ist eine längst ersehnte Veröffentlichung begonnen; sehr schöne Schriftproben sind beigegeben. Einen Katalog der im Bauernkrieg zerstörten Reinhards¬ brunner Bibliothek v. J. 1514 theilt aus einer Handschrift in Jena (wo sich auch die von Grünhain, Altzelle, Prediger¬ kloster in Leipzig, Servitenkloster in Halle, Lehnin, Prediger¬ und Augustinerkloster in Nürnberg finden) C. Wenck in der Z. f. Thür. Gesch. N. F. IV, S. 279 mit. Hervorzuheben sind: Cronica Eusebii (wohl ein Ekkehard). Cronica Rudolffi. Cro- nica monasterii Reinherissbornensis. Parvula cronica. Vita beate Elisabet et illustris Ludewici Thuringie lantgravii etc. ac mariti eiusdem in stilo Latino, feliciter quiescentis in Rein- hersbron. Vita beate Elisabet et incliti Ludewici Thuringorum lantgravii etc. in Reinhersbron pie in Domino quiescentis una cum miraculis eorundem in stilo vulgari (S. 283 ist ‘Hanno’ statt ‘Haimo’ verdruckt oder verschrieben). G. W. Das oben S. 200 erwähnte Buch über die alte Bordes- holmer Bibliothek enthält von Dr. Wetzel die genaue Be¬ schreibung einer Anzahl von Handschriften in der königlichen Bibliothek zu Kopenhagen, die aus der Gottorper Bibliothek stammen und mit grösserer oder geringerer Sicherheit als früher dem Kloster Bordesholm (Neumünster) angehörig nach¬ gewiesen werden können. Mehrere (156. 3560) sind von oder unter dem Propste Sido geschrieben. Als Nachtrag zu dem Verzeichnis Arch. VII, S. 150 ff. ist zu bemerken: 166. s. XI. fol. 192'. Hincmari epistola ad Ludovicum regem Germaniae 858. 1634. s. XV. sollte dem Inhalte nach enthalten: Gesta metrica Ludolphi octavi episcopi Raceburgensis, die aber nicht mehr vorhanden sind. G. W. Nachrichten. 449 Codices Cryptenses seu abbatiae Cryptae ferratae in Tusculano digesti et illustrati cura et studio d’Ant. Rocchi; erschienen Rom 1884. Die wichtige Sammlung der von der alten Abtei CI uni übriggebliebenen Hss. ist von dem Municipalrath von Cluni der Nat. Bibi, überwiesen und von L. Delisle mit gewohnter Meisterschaft beschrieben in dem Octavband (413 S.): ‘Inven- taire des Manuscrits de la Bibliotheque Nationale’. Fonds de Cluni (Paris ; Champion 1884). Einzelne Stücke werden daraus mitgetheilt. Darunter S. 8 ein ‘ordo ad regem benedicendum’ aus einem Pon- tificale von Langres s. XIII. S. 183 die Notiz von einer Hand des 9. Jahrh.: ‘Anno ab incarnatione Domini 841. Rotomagus civitas mense Maio a Nortmannis incensa. Tune bellum mense Iunio apud Fon- tanidum inter Francos satis horrendum fuit’. (Nr. 9665). Unter den Handschriften sind für uns bemerkenswerth: Nouv. acquis. 1496. s. XII. Vitae Hugonis, Majoli abb., Adalheidis imp., Odonis. Der Band enthielt früher auch die Vitae Odilonis a. Petro Damiani, Hugonis a. Gilone et a. Rai¬ naldo, die jetzt fehlen. Nach Delisle nicht unwahrscheinlich der Codex olim S. Martini de Campis, von Pertz in der V. Adelheidis, SS. IV, S. 635, als 2 aufgeführt. Ebend. 1497. Chartular von Cluni, zu Anfang die in der Bibliotheca Cluniacensis gedruckten Annalen, von einer Hand — 1049, von verschiedenen fortgesetzt — 1199. Ebend. 2261, s. XI/XII. Vitae S. Medardi, Germani Autiss. a. Constantio, Radegundis, Remigii a. Hincmaro, Geraldi libr. 3, Theuderii a. Adone. Ebend. 2281. Originalurkunden, eine auch für St. Maximin von Gosbcrtus vom Juni 923 (Goerz Reg. Nr. 858). In einer andern Sammlung von Originalen auch die Urk. Heinrich III. Stumpf 2378. Die Analecta Bolland. III, 2, S. 167—216, enthalten die hagiographischen Hss. der Bibliothek der Stadt und Univ. zu Gent; in d. App. die Fortsetzung derselben aus der Bibi, zu Brüssel. In den Wiener Studien V, S. 326, theilt J. Huemer em Bücherverzeichnis eines Unbekannten (sunt mihi hbn) s. XIII. mit, ein Ordo Babenberg, weist nach Bamberg. Ein Geschichtswerk besass er nicht. Vorher, S. 324 -326, giebt ders. Nachricht von einer Hs. mit 2 Gedichten Kolumbans, S. 287-296 lat. Rhythmen des Mittelalters, von denen das letzte (Quondam colla jugo) recht hübsch, nur leider fast 450 Nachrichten. hoffnungslos entstellt ist; auch ist übersehen, dass v. 75 ein anderes Gedicht mit ganz anderem Rhythmus beginnt, welches aus vielen häufig vorkommenden Sprüchen zusammengesetzt ist; vgl. u. a. Bibi. Casin. II, 270. W. W. Im Korrespondenzblatt der Westd. Zeitschrift III, 12, S. 153—160, sind ein Brief von Pertz an G. Barsch, und Mittheilungen des letzteren über Hss. vorzüglich aus Prüm abgedruckt. In der Gazette archeologique von 1884 behandeltL.Delisle ‘Le Sacramentaire d’Autun’, eine der schönen Prachthand¬ schriften, welche um die Mitte des 9. Jahrh. in Tours ver¬ fertigt sind, diese für den Abt Raganald von Marmoutier (um 845). 3 Heliogravüren zeigen den Charakter der Schrift und der bildlichen Verzierung, in naher Verwandtschaft mit Graf Vivians Bibel, der grossen Bibel von St. Maur (Ms. lat. 3) und dem Evangeliar Kaiser Lothars (Lat. 266). Schon im 11. Jahrh. befand die Hs. sich in Autun. In den Notices et Extraits XXXI, 2, hat L.Delisle in der Abh. ‘Notice sur un Manuscrit de FAbbaye de Luxeuil copie en 625’ Nachricht gegeben von der einst von Mabillon (Dipl. p. 358) benutzten, aus Luxeuil stammenden Augustin¬ handschrift in Uncialen vom J. 625, die sich jetzt in einer Privatbibliothek befindet, mit drei schönen Tafeln. Hinzugefügt ist eine Seite schöner normaler merovingischer Schrift aus dem auch von Mabillon benutzten Lection. Gallic. s. VII. (Fonds latin 9427). Merkwürdig ist auch das S. 12 mit- getheilte Verzeichnis von 14 Büchern, welche ‘Roscelinus grammaticus’ im 11. Jahrh. der Kirche zu Beauvais schenkte, bis auf 2 Schriften von Augustin (darunter die obige) lauter profane Autoren. Im Bulletin des bibliotheques et des archives 1884, N. 2, berichtet L. Delisle über das Vermächtnis der Gräfin Bastard d’Estang an die Nat. Bibliothek. Es sind die für das grosse Werk des Grafen Bastard gesammelten Blätter, darunter die Gemälde des Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg. Die beiden Publicationen von F. X. Kraus: Die Wand¬ gemälde der St. Georgskirche zu Oberzell auf der Reichenau (fol. 22 S. Text und 16 Tafeln) und: Die Miniaturen des Codex Egberti in der Stadtbibl. in Trier (gr. oct. 27 S. Text, 60 Tafeln) haben A. Springer Anlass gegeben zu einem Aufsatz in d. Westd. Zeitschr. III, 3, S. 201 — 227: Die deutsche Kunst im zehnten Jahrhundert. Nachrichten. 451 In Rom ist am Fusse des Palatins beim Hause der Vesta¬ linnen ein wichtiger Fund gemacht, der offenbar aus dem englischen Peterspfennige herrührt. Er besteht aus 830 gut erhaltenen angelsächsischen Münzen des neunten und zehnten Jahi'hunderts, in 401 verschiedenen Nummern, und aus einer Agraffe mit der Inschrift: -{-DOMNO MA || f RINOPAPA. Die Münzen reichen von Alfred dem Grossen 871 bis Anlaf 947 (?); die meisten stammen von Athelstan, viele tragen die Namen ihrer Städte in der Legende. In knapper, trefflicher Weise hat J. ß. De Rossi den Fund behandelt im Estratto dalle Notizie degli Scavi del mese di Dicembre 1883. v. P. H. Das Archiv für Lateinische Lexikographie und Grammatik, herausgegeben von Prof. Wölflin in München mit Unter¬ stützung der dortigen Akademie, bestimmt einen neuen The¬ saurus linguae Latinae vorzubereiten, beschäftigt sich im ersten Heft des ersten Bandes in einer besonderen Abhandlung von Gröber mit der Grenze des klassischen gegen das mittel¬ alterliche Latein und bringt mancherlei Beiträge zur Kenntnis des letzteren. Im Verlage der Hahn’schen Buchhandlimg in Hannover ist erschienen: Monumenta Germaniae historica inde ab anno Christi 500 nsque ad annum 1500, edidit Societas aperiendis fontibus rerurn Germanicarum medii aevi. Folio - Ausgabe. Scriptorum Tom. XXVII. 149 */ 4 Bogen. 1885. Ausgabe I. auf feinem Velinpapier 42 JL „ II. auf Velinpapier 28 JL Quart- Ausgabe. Urkunden der deutschen Könige und Kaiser (Diplomatmn regum et imperatorum Germaniae) Tom. I. pars IH. 1884, 54V 4 Bogen. Ausgabe I. 19 JL y Ausgabe H. 12 JL 60 % Mit dieser Abtlieilung ist der erste Band vollständig und kostet in Ausgabe I. auf feinem Velinpapier 33 JL in „ II. auf Velinpapier 22 JL Scriptores rerum Germanicarum. In usum scholarum ex Monumentis Germaniae historicis recusi. 8. Ottonis et Rahewini gesta Friderici I. imperator. Editio altera. Recensuit G. VVaitz. 1884. 3 JL 75 5$. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart. Soeben erschien: Fund- Statistik der Vorrömischen Metallzeit im Rhein - Gebiete. Von JE. Freiherr von Tröltseh. Kgl. württemb. Major a. D. Mit zahlreichen Abbildungen und 6 Karten in Farbendruck. 4. gebunden. Preis M. 15. — XIII. Ueber die Italienischen Handschriften des Liber pontificalis. G. Waitz. eues Archiv etc. X. 30 JCiine Reise im Frühling des Jahres 1884 war, wie oben bemerkt, wesentlich dazu bestimmt, die Italienischen Hand¬ schriften des Liber pontificalis einer Revision zu unterwerfen, mit Rücksicht auf die Fragen, welche durch Duchesnes und meine Untersuchungen neu angeregt waren, dabei auch einzelne Zweifel, welche frühere Collationen gelassen, zu erledigen. Am wenigsten Ertrag ergab (Al) der Codex in Neapel IV. A. 8, den Pertz genau be¬ schrieben (Arch. V, S. 70 ff.) und verglichen, und über dessen jetzige Beschaffenheit Duchesne (Etüde S. 61 ff.) im ganzen zutreffend berichtet hat. Die 8 Blätter sind durch Galläpfel- tinctur, die angewandt ward, um die ältere Schrift zu lesen, dermassen geschwärzt, dass meist nur der obere und untere Rand und ausserdem einzelne lichtere Stellen noch gelesen werden können. Die sorgfältige, zwei Tage lang fortgesetzte Revision bestätigte im ganzen nur die grosse Genauigkeit der Pertz- schen Collation. Dagegen sind die Varianten in dem eben erschienenen l.Heft von Duchesnes Ausgabe nicht immer genau. Ueber die hier wie in allen Handschriften zahlreichen Ab¬ kürzungen, welche Pertz nicht immer angegeben, war die wünschenswerthe Sicherheit jetzt nicht mehr zu gewinnen. Das voranstehende Papstverzeichnis ist in 2 Columnen geschrieben und geht auf die zweite Seite hinüber, so dass neben einander stehen: Petrus 37. 36. Julius 71. Bonifatius, und weiter: 72. Honorius 79. Adeodatus 80. Donus 81. Agatho 78. 85. Conon. Es ist also nichts später hinzugefügt. Der Text endigt bekanntlich unvollständig in dem Leben Anastasius’H (4 <6— 478), ‘qui noctu divinu notu (so) percussus est’. Es ist natür¬ lich nicht zu behaupten, aber auch kein Grund zu bezweifeln, dass der Text bis Conon fortgeführt war. 30* 456 G. Waitz. Von Handschriften dieser Classe befinden sich in Italien (A 2 a ) Florenz, Laurentianus XX, 10, s. XI, in klein Quart, zierlich, aber sehr fehlerhaft geschrieben, mit ganz willkürlichen Aenderungen (z. B. in der Vorrede, wo statt ‘euriositas temporum sacerdotalis’ geschrieben ist: ‘cura pro tempore sacerdotalis nos cogit’), die zum Theil wohl daraus entstanden sind, dass der dem Schreiber vorliegende Text von ihm nicht recht gelesen oder nicht verstanden ward. Dieser ist aber, wie schon Duchesne S. 65 richtig bemerkt, mit der Leidener Handschrift verwandt. Das vorhergehende Capitel- (d. h. Papst-)verzeichnis geht, wie dieser, bis Stephanus, während der Text mitten auf einer Seite im Zusammenhang unter Martin I. abbricht; die letzten Worte roth geschrieben. (A 5 b ) Mailand, Ambrosianus M. 77, s. X. in 4, be¬ zeichnet ‘Liber sancti Columbani de Bobio’, 12 Lagen, die 4 ersten mit blässerer Dinte, wie es scheint, von anderer Hand geschrieben, alles gleichmässig und gut, mit einzelnen Correc- turen, von denen einige vielleicht von derselben Hand, andere noch im 10. oder 11. Jahrhundert gemacht sind. Die Ueber- schrift lautet (etwas anders als Duchesne, S. 69, angiebt): Incipit über in quo continentur acta beatorum pontificum nibis Romae’, nach dem Katalog der Päpste, der bis: ‘Paulns sedit ann. 10, mens. 2, dies 5. XCV’, geht, nochmals: ‘In Dei nom incip gesta suprascriptis pontificum’. Die Collation der Anfänge und der letzten Vita (Stephan H) ergab, dass die von Muratori mitgetheilte, wenn auch nicht vollständig, doch im ganzen exact genug sei, um eine neue Vergleichung über¬ flüssig zu machen, zumal die Handschrift mit Wien 473 (5 a ) und Brüssel 8380 (5 C ) aufs nächste verwandt ist (näher als mit Paris 13729, der mit Köln zusammensteht, 6 b und 6 a be¬ zeichnet), wie es auch Duchesne jetzt bei der Gruppierung der Handschriften, Lib. pont. S. 115, angenommen hat. Hierher rechne ich auch Vatican. reginae Christinae PJ64, s. IX—X, wo nach einer kurzen Genealogie der Fränkischen Könige sich f. 58'—93 die Vitae Stephan (III.) bis Hadrian finden, im ganzen guter Text, nur mit einzelnen willkürlichen Aende¬ rungen, ohne die Zusätze von A5. 6. 7, zuletzt den Handschriften A6 näher stehend als Bl. Eine vollständige Vergleichung, zu der die Zeit nicht reichte, wäre noch wiinschenswerth. Viel zahlreicher sind die Handschriften der Classe B (bei Duchesne A). Allen voran steht B 1, der Codex in Lucca, Capitularbibliothek 490, auf dessen Bedeutung Duchesne mit Recht besonders aufmerksam gemacht und den er (Etüde S. 47 ff.) genau beschrieben hat. Wie hier bemerkt, besteht der Codex aus zwei verschiedenen Theilen, von denen der zweite in Unzialen, aber nicht von Ueber die Italienischen Handschriften des Liber pontificalis. 45T einer Hand geschrieben, die Vitae Gregor H. bis Hadrian um¬ fasst, der erste den älteren Liber pontificalis bis Constantin, auch von verschiedenen Händen, in alter Minuskel, in 3 Lagen, die jetzt als XXII—XXIV bezeichnet sind. Liegt es am nächsten anzunehmen, dass der zweite Theil später hinzugefügt ist, zumal auch einzelne andere Handschriften nur bis Con¬ stantin (715) gehen, so könnte man doch die Frage aufwerfen, ob nicht vielleicht umgekehrt der ältere Theil des Lib. pont. erst später zur Ergänzung vorausgeschickt worden ist. Es wird wenigstens, glaube ich, schwer sein, die Schrift des einen Theils mit Sicherheit an den Anfang des 8. Jahrhunderts zu setzen, während die Unziale des zweiten allerdings nicht viel später als ans Ende des 8. oder Anfang des 9. Jahrhunderts gehören kann. Wir besitzen eine genaue Collation, theilweise Abschrift des Codex von den Drr. Ewald und Loewe, die ich, zumal Loewe selbst es für seinen Antheil nöthig gehalten, einer Revision unterwarf, die vor allem auf die durch spätere Cor- recturen beseitigte Lesung erster Hand zu achten hatte, was von Duchesne nicht hinreichend geschehen ist 1 . Allerdings handelt es sich da nur um grammatische und orthographische Formen, die in Betracht kommen, w r enn es gilt, diesen Text genau wiederzugeben oder doch zu gründe zu legen. Durfte man nach den in der früheren Schrift dargelegten Ansichten erwarten, dass dies der Fall sein werde, so zeigt die, übrigens mit Fleiss und Sorgfalt gemachte, Ausgabe, soweit sie vorliegt, das Gegentheil; der gegebene Text beruht auf einer Combination der beiden Recensionen (so ist gleich zu Anfang unter Petrus ün’ und ‘quattuor’ aus Neap. auf¬ genommen). Es ist mir nicht gelungen, unter den zahlreichen Italieni¬ schen Handschriften, die zu dieser Classe gehören und die Duchesne, Etüde S. 46, aufzählt, eine zu finden, die einen vollständigen Text darböte; alle sind in der einen oder anderen Weise abgekürzt. Dennoch ist die Vergleichung der älteren nicht unnütz gewesen und hat mehrfach dazu gedient, die ursprüngliche, durch spätere Correctur entstellte Lesung der Luccheser Handschrift festzustellen, auch die Zeit jener Aen- derungen zu bestimmen. 1) So war in Petrus geschrieben: ‘apustolorum’, corrigiert ‘apostu- lorum’; ebenda stellt: ‘Anthiocenus’ (das b nicht ganz sicher); Anthio- cia’; ‘cesare’ (nicht ‘caessare’); in ‘cathedram’ ist das m von zweiter Hand und auch Neap. hat es nicht; statt ‘Gai’ wird ein undeutliches ‘quiP gelesen; ‘Marci’ ist corrigiert aus ‘Marcii’. Später hat die Handschrift ‘magicos’ statt ‘magias’. Unter ‘Aneclitus’, wo mir ein Facsimile vorliegt, steht auch hier: ‘Anthioco’; ‘Domitiano’ von erster Hand; ebenso ‘memo¬ ria’; ‘Iulias’ ist die Endung nicht deutlich. 458 G. Waitz. Duchesne giebt jetxt den ersten Platz dem Codex (B 1 a ) Laurentianus S. Marco G04, in klein Quart, den er früher mit Recht ins 10. Jahrh. setzte, während derselbe jetzt, ich weiss nicht weshalb, aufs 12. herabgerückt wird. Die Schrift ist Beneventanisch. In der Mitte fehlt ein Quaternio, ebenso der Schluss, indem das letzte Blatt mitten in der Vita Leo II. abbricht. Es lässt sich also nicht sehen, ob der Text weiter ging als Constantin; wahrscheinlich ist es aber nicht. Derselbe schliesst sich im ganzen genau an B 1 an, hat aber einige auffallende Correcturen späterer Hand noch nicht (unter Urbanus steht: ‘clare confessor temporibus Diocletianij. Häufig wird in eigenthümlicher Weise abgekürzt. So fenlt regel¬ mässig bei den Weihungen ‘per diversa loca’, ebenso das ‘Cessavit etc.’; unter Petrus gleich die Worte: ‘Beatus autem Petrus ad orationem et predicationem populum erudiens vaca- bat’. Dass die ganze Vita des Sixtus (25) fehlt, mag wohl auf einem Versehen beruhen. Die dona werden nicht einzeln aufgeführt, sondern nur allgemein gesagt ‘multa dona’ oder ähnlich. Bemerkenswerth sind einzelne Abweichungen von B 1, gleich zu Anfang ‘canonicae’ statt ‘catholicae’, das sich auch in anderen Handschriften dieser Classe, ebenso in wenig¬ stens einer der andern, und ausserdem im Catalogus Felicianus und Cononianus findet, und schwerlich als ursprünglich an¬ gesehen werden kann. Sonst findet mit anderen Handschriften dieser Classe, von denen gleich die Rede sein soll, nur ganz vereinzelt eine Berührung statt; sie scheinen ganz unabhängig von einander aus B 1 geflossen zu sein. — Näher verwandt ist (B3 b ) Vatican 5269, membr. s. XIII, in Quart, f. 5 ff., nur bis Constantin, dem die kurze Notiz über Gregor II. hinzugefügt wird: ‘Gregorius natione Romanus ex patre Mar- cello sed. ann. 16, mens. 9, d. 11. Fuit autem temporibus Anastasii, Theodosii, Leonis atque Constantini augustorum’. Die Lesarten stimmen namentlich zu Anfang häufig mit denen der vorigen Handschrift überein; es finden sich ähnliche, doch nicht immer dieselben und nicht so zahlreiche Auslassungen; hie und da auch kleine Zusätze (unter Cornelius nach ‘iussit presentari sibi’: ‘cum prefecto urbisj. Mitunter nähert sich der Text den A-Handschriften. So fehlt mit diesen unter Urban: ‘quem sepellivit beatus Tiburtius’. Auch die Zahlen stimmen mitunter mit A. Noch mehr ist es in den späteren Theilen der Fall, wo auch Verwandtschaft mit der Recension C sich zeigt. Die Sprache ist öfter, hie und da ziemlich willkürlich, geändert, wie es von einer so jüngen Handschrift nicht anders zu erwarten. Eine weitere Collation war jedenfalls überflüssig. Nach Pabst (N. A. II, S. 32) entspricht diesem Codex (B 3 a ) Paris 317 (4060) s. XII, der auch nur bis Constantin Ueber die Italienischen Handschriften des Liber pontificalis. 459 geht und über Gregor dieselben Worte hat — ‘Marcello’, die folgende Zeile radiert. Da diese Handschrift ins 12. Jahrh. gesetzt wird, ist sie vielleicht die Vorlage von 5269. Ebenfalls auf B 1 zurückzuführen ist (B 5) Vati can. regin. Christin. 1852, s. XI, f. 31—60, einer andern Handschrift, die das Chron. Andegavense ent¬ hält, angebunden, bezeichnet q. I. II, bis Hadrian gehend, aber namentlich in dem späteren Theil (von Hormisda an) sehr abgekürzt; auch vorher fehlen regelmässig die genaueren Zeitangaben. Der Text ist unabhängig von dem der nachher beschriebenen Handschriften, hat nicht die Lücke in Zephi- rinus, giebt unter Antheros die Worte ‘Fuit autem’, die in B 1 nachgetragen sind und in jenen Handschriften fehlen, hat aber in Urbanus auch nicht die spätere Correctur (liest: ‘Posuit- que etiam clare confessor temporibus Diocletiani’). Eine nähere Verwandtschaft mit einer der anderen Handschriften zeigt sich nicht (so ist es kaum in Anschlag zu bringen, wenn unter Xistus, wo B 1 und mit ihm B2 a - b lesen: ‘ex diaconi’, diese Hs. und Vat. 5269 (B3 b ) richtig haben: ‘sex d.’). — Wie die Texte auseinandergehen, zeigt z. B. die Schreibung des Namens des 33. Papstes. B 1 hat von erster Hand Miltiades, corrigiert Meltiades und so Vat. 5269, die jüngste der Ab¬ leitungen, S. Marco Milciades, Chr. 1852 Melchiades, Meltiades der Neap., Melciades Fel. und Con., was kaum als ursprüngliche Schreibung gelten kann. Ein anderes Beispiel lehrt, wie bei Verderbungen in B 1 die Abschreiber sich zu helfen suchen. Jener sagt von Eusebius (32): ‘ex medicus’ (statt dessen B2 a b ‘et medicus’), Chr. 1852 verbessert ‘ex medicis’, Vat. 5269 kommt zu dem richtigen ‘ex medico’, das die Classe A, Fel. und Con. haben. Als Beispiel, wie der Text hier abgekürzt ist, diene Felix IV. f. 45: ‘Felix nat. Samnius, ex patre Castorio, sed. ann. 4, m. 2, di. 13. Fuit autem temporibus Theodorici regis et Iustini aug. Hic fecit basilicara sanctorum Cosmae et Damiani in Roma, via sacra, iuxta templum urbis Romae. Huius temporibus consumpta est incendio basilica sancti mar- tyris Saturnini via Salaria, quam a solo renovavit. Qui etiam ordinatus est cum quiete et vixit usque ad tempora Athalarici regis. Hic ordinat 2 as fecit in urbe Roma, presbiteros 55, diac. 4, episcopos 29. Qui etiam sepultus est in basilica beati Petri apostoli 4. Id. Octbr., et cessavit episcopatus diebus 3’. Hadrian füllt nur D/a Seiten und schliesst: ‘Qui etiam se¬ pultus est in basilica beati Petri apostoli 6. Kal. Ianuarii, in- dictione quarta’. B 1 sich anschliessend und unter sich auf das nächste ver¬ wandt sind (B2 a ) Vatican. 629, s. XI, fol., und 460 G. Waitz. (B 2 b ) Florenz, Maglibecchianus I. III. 17, s. XI. fol. in 2 Columnen (früher: Conventus sancti Marci de Florentia). Vat. hat das Eigenthümliche, dass die Leben der Päpste zu Anfang mit der Pseudoisidorischen Sammlung so verbunden sind, dass die einzelnen den Decretalen derselben vorgesetzt werden; erst von Bonifaz II. an hört dies auf 1 . Beide Hand¬ schriften gehen bis Hadrian, dessen Vita zuletzt sehr abgekürzt wird; es kann scheinen, weil der Schreiber von Magi, mit der letzten Seite auskommen wollte, die zum Theil kleiner und enger geschrieben ist als der übrige Band. Doch steht dieser Annahme entgegen, dass derselbe Text sich in Vat. findet, wo ein solcher Grund jedenfalls nicht vorlag, diese Handschrift aber bei aller Uebereinstimmung mit Magi, doch nicht aus dieser abgeleitet werden kann, da sie einige Male näher mit Bl übereinstimmt (so hat sie unter Felix III. mit diesem: ‘Hic fecit temporibus’, wo Magi, nach einer späteren Aende- rung ‘fuit’ liest; unter Petrus in Anschluss an andere Hand¬ schriften: ‘per magicas’, wo M.: ‘per magicam artem’). Bei Siricius und Anastasius hat M. andere Angaben über die Dauer des Pontificats, die sich nicht hier (wohl aber in Vat. 5269) finden. Anderes aber ist beiden gemeinschaftlich; unter Clemens ‘Tra- iani’ statt ‘Tragali’, wie B 1 liest (nicht ‘Tracali’, was Duchesne anführt, der ‘Tramm’ erst aus Handschriften seiner Classe D kennt); für fr ist ein paarmal st gelesen: Eustratense, Astodia, für Eufr., Afrodia; für das in B 1 häufige 6 (— cum) bald e bald et gesetzt; unter Zephirinus findet sich eine grössere Lücke nach sacerdotes: in ecclesia — sacerdotes, durch das gleiche Schlusswort veranlasst, die übrigens auch in St. Marco (B 1 a ) vorhanden ist, ja ähnlich auch in Handschriften der Classe A sich findet. Die langen Schenkungsverzeichnisse unter Silvester werden mit einem ‘Et caetera talia’ abgekürzt. Be¬ sonders bemerkenswert!! ist, dass der ganze Schluss von Damasus: ‘Hic multa corpora’ bis Ende fehlt, wofür M. 6 Zeilen freigelassen hat. Zweimal fügen beide vor ‘Hierusa- lem’, wo es sich um die Kirche in Rom handelt, ‘sanctae’ hinzu. Die Verwandtschaft mit B 1 ist eine so grosse, dass man zuerst wohl geneigt sein kann, auch diese beiden Handschriften auf sie zurückzuführen 2 . Doch zeigen sich einige bemerkens- werthe Abweichungen, die auf eine andere Quelle hinweisen. Gleich zu Anfang in dem Brief des Hieronimus haben sie nicht 1) Bethmann, Arch. XII, S. 220, lässt die Gesta erst mit Siricius anfangen; was offenbar dadurch veranlasst ist, dass hier eine andere Hand beginnt und vorher 2 Blätter, f. 218. 219, leer gebliehen sind, eins zur vorhergehenden, eins zur neuen Lage gehörig. 2) So jetzt Duchesne, L’historiographie pontificale au huitieme siede S. 5 n. Eine Schrift, die die frühere in sehr dankenswerther Weise ergänzt. Uebev die Italienischen Handschriften des Liber pontificalis. 461 wie alle übrigen das falsche ‘dedicatur’ statt ‘deprecatur’; un¬ richtig unter Clemens ‘ecclesia’ statt ‘Grecias’; unter Eleu¬ therius (14) ‘episcopatum’ statt ‘epistola’. In dem Brief des Damasus fehlen nicht die Worte ‘Iun. Accepta 6. Kal.’, die freilich auch in den anderen Handschriften der Classe sich finden. Die Sprache ist in dem letzten Theil schlechter als in Bl, während die Orthographie sieh mehr der gewöhnlichen nähert (o statt u; e statt i und dgl.). Eine neuere Abschrift von M., angefertigt für Papst Leo X, wie schon Duchesne bemerkt hat, ist Maglib. XXIII. 4. Am Schluss heisst es: ‘Potuerunt esse a beato Petro usque ad istum locum anni octingenti’. Dann roth: ‘Explicit über pon¬ tificalis. Deo semper gratias amen’. Zu dieser Classe gehört auch noch Vatican. 1464, membr. s. XV, ein ganz kurzer Auszug bis Nicolaus. Ueber- schrift: ‘Hoc opus Damasi pape ad leronimum presbiterum eiusdem rogatu’. Die Ableitung zeigen die wiederholt an¬ geführten Worte von Urbanus: ‘Hic fuit clare confessor tem¬ pore Dioclitiani’, bei denen ich einen Augenblick verweile. A 1 und die übrigen Handschriften der Classe A haben nur: ‘Hic vero confessor’, C 1 aber: ‘Hic vero confessor extitit tem- poi'ibus Maximini et Africani consulibus’. Man könnte geneigt sein, nach Vergleichung mit dem Liberianus (a cons. Maximi et Eliani) dies für die ursprüngliche Lesart zu halten, indem ‘Eliani’ in ‘Africani’ entstellt ward; wahrscheinlich ist es aber nur von Antheros, wo sich diese Angabe wiederholt, vorweg genommen. Ob das ganz verkehrte ‘Diocletiani’ der Classe B auf Corruption von ‘Eliani’ zurückzuführen ist, lasse ich dahingestellt. Die Cor- rectur jüngerer Hand in B 1 ‘Alexandri’ habe ich in keiner der abgeleiteten Handschriften gefunden, sie muss also sehr spät sein. Wenn Fel. und Con. mit B stimmen, so ist das nach meiner Meinung weder für diese Classe noch für sie ein Zeugnis der Genuität oder wenigstens nicht besonders hohen Alters. Sollte, wie Duchesne annimmt, ein Autor am Anfang des 6. Jahrhunderts, dem der Catalogus Liberianus vorlag, den Papst Urban aus dem Anfang des 3. ins 4. Jahrhundert ver¬ setzt haben ? Eine der wichtigsten und interessantesten Handschriften, die bisher die gebührende Beachtung nicht gefunden hat *, ist Vatican. 3761, s. X, in Quart, in 2 Columnen, gross und deutlich, aber wenig zierlich geschrieben. Leider fehlt der Anfang (der Text beginnt in Damasus: ‘ritorio Ferentino), ebenso der Schluss (Ende in Hadrian: ‘beati Pauli apostoli cortinam’, Muratori S. 187, col. 1). Duchesne (Etüde S. 83) 1) Vgl. Pabst, N. A. U, S. 44; er erkannte den Zusammenhang mit 3764 und hat einige Varianten notiert. 462 Gr. Waitz. hält den Text für eine Mischung von A und B, führt in der Ausgabe die Handschrift als besondere Classe G auf, und in der That scheint sie sich von allen übrigen zu unterscheiden, verdient aber schon wegen ihres Alters und der Eigenthiimlich- keit ihrer Orthographie, die auf eine noch ältere Vorlage hin¬ weist (häufig b statt v, und umgekehrt; cymyterium u. a.) Beachtung. Die grammatischen Formen sind mitunter gebessert, aber schwerlich vom Schreiber, der häufig nicht lesen konnte was er vor sich hatte und so den Text entstellte; auch sind nicht selten Worte oder Satztheile umgestellt. Dazu kommen willkürliche Abkürzungen (unter Severinus z. B. ist alles eigent¬ lich Historische weggelassen). Unter Gregor II. springt der Text (f. 60 ), wie schon eine ältere Hand bemerkt, über in die Geschichte Gregor III. (‘Eo tempore dolo a Langobardis per- suasum est Sutriese castello quod per 140 diebus ab eisdem || stantibus diaconibus vel cuncto clero’, Muratori S. 158, col. 2 C 9), und lässt Zacharias folgen; der Schreiber hatte also eine defecte Vorlage, deren Lücke er nicht bemerkte. Uebrigens giebt er in Gregor II. die kürzere Fassung, welche B 1 mit A2. 3. 4 gemeinsam hat, und die als die ursprüngliche angesehen werden muss. Auch sonst schliesst sich der Text zunächst den genannten A-Handschriften, mitunter besonders A2(Leiden), an. Später findet sich aber mitunter auch eine Uebereinstim- mung mit B, so Bonifaz V (71), wo mit B 1 gelesen wird : ‘ex- archus’ statt ‘eunuchus’, ‘Quo beatissimo papa defuncto’ statt ‘Quo defuncto’; Theodorus, wo beide in die Worte ‘orthodoxam fidem catholicae ecclesiae’, vor ‘ecclesiae’ ein wenig passendes ‘apostolicara’ einschieben. Einzelne Lesarten entsprechen auch denen des alten Farnesianischen Fragments, soweit diese aus einem Facsimile zu entnehmen sind; z. B. unter Eugen (77) ‘Rufiano’ st. ‘Rufiniano’. Unter Leo I. (47) schliesst der Satz ‘Hic constituit ut intra actione sacrificium et cetera’ sich am nächsten an Con. an. Besonders beacbtungswerth ist aber die Verwandtschaft mit Vat. 3764 (CI), dessen Lesarten hier nicht selten ältere Beglaubigung erhalten. So heisst die Stelle unter Zosimus (43), die ich früher (IX, S. 467) zur Vergleichung mit Con. angeführt habe: Al. Etfecit consti¬ tutum, ut diaco- nes leba tecta haberent de pal¬ leis linostimis et per parrocia con- cessa licentia cereum benedici. Et praecepit, ut Bl. Et fecit con¬ stitutum, utdia- cones leva tecta haberentde pal¬ leis linostemis et per parrocia concessa ce¬ reum benedicit. Et praecepit, ut CI. Et fecit con¬ stitutum, utdia- cones levas tec¬ ta haberent de palleis linosti¬ mis et per par- rochias con¬ cessa licentia cereos benedici. , 376 ;. Et fecit con¬ stitutum, utdia- cones leva tecta haberent de pal¬ leis linostimis et per parro- chias concessa licentia cereos benedici. Et Ueber die Italienischen Handschriften des Liber pontificalis. 463 nullus clericus in puculum pupli- cum propinaren- tur, nisi tantura cellae fidelium, maxime clerico- rum. nullus clericus in poculum pu¬ blicum propi- narentur, nisi tantum cellae fidelium, ma¬ xime clerico- rum, Etjussit, utnul-ljussit, ut nullus lus clericus m populo publico propinate (corr. propinaretur), clericus m po- culo publico propinarentur, nisi tantum celle nisi tantum celle fidelium, ma- fidelium, ma¬ xime clerico- rum. xime clerico- rum. Dass die Fassung von 3764 und 3761, ‘parrochias’, ‘cereos’, ‘jussit’, ‘poculo’, auch durch die Excerpte des alten Codex Mutinensis bestätigt werden, habe ich a. a. 0. bemerkt. Unter Bonifatius (44) haben beide: ‘Clerus autem et plebs’, wo A: ‘clerus vel plebs’, B weiter abweichend: ‘clerus et populus’; unter Celestinus (45) fehlt ‘ex omnibus’, das A und B hinzu¬ fügen und das auch in Mut. keine Beglaubigung findet; 3761 schreibt diesem entsprechend: ‘antefanati’; beide mit Mut.: ‘nisi tantum recitabatur epistula (epistola C 1) Pauli apostoli’ (ohne ‘beati’, das A und B haben), und am Schluss: ‘et sic missae fiebant’ (das diese weglassen, das aber in Con. Bestä¬ tigung findet) *. Bemerken will ich noch, dass gleich nachher statt des wenig verderbten ‘post ignem zeticum’ in A, ‘ignem reticum’ in C 1, in 3761 gelesen wird: ‘ignem greticum’, was sich jedenfalls dem ohne Zweifel richtigen ‘igne geticum’ (ge¬ dacht wird wohl an die Einnahme Roms durch Alarich) in B am nächsten anschliesst. Unter Xistus (46) findet sich in beiden gleich zu Anfang ‘accusatusque est’, das A und B weglassen und das eine Beglaubigung in Fel. und Con. hat. Das Gesagte wird hinreichen, um auf die Wichtigkeit dieses Textes hinzuweisen, von dem man gewiss nicht sagen kann, wieDuchesne (Lib. pont. S. LXV) von seiner Classe E (C 1 und die sich ihm zunächst anschliessen) behauptet, dass sie geändert seien (‘revus’) nach einem, sei es vollständigen, sei es abge¬ kürzten Manuscript des Fel. und Con. zu gründe liegenden Textes. Eine solche Umgestaltung eines Textes durch einen andern ist in der That nicht leicht zu denken. Nur so viel wird sich annehmen lassen, dass früh verschiedene Fassungen in Umlauf gekommen sind, und wir jetzt nicht mit Sicherheit die eine aus der andern ableiten können, dass aber Fel. und Con. jedenfalls mit einem Text dieser Classe Zusammenhängen. Nachdem ich von diesem früher (N. A. IX, S. 457) gehandelt, werde ich später auf Fel. zurückkommen. Den 'S ersuch, aus ihnen allein einen ältesten Liber pontificalis zu reconstruieren, kann ich fortwährend nicht für gelungen erachten. 1) Auch iu Fel., wo nur ‘fiebant’ in ‘celebrabuntur’ verändert ist, das Duchesne am wenigsten in seine Restitution aufnehmen durfte. 464 Gr. Waitz. Hie und da zeigt mit 3761 Verwandtschaft die Pariser Handschrift 5094, die einen ganz überarbeiteten Text giebt (Duchesne S. 72). (CI) Vatican. 3764, s. XI. fol., früher von Pabst (N. A. II, S. 34. 39) und neuerdings von Duchesne (Etüde S. 84) untersucht und beschrieben, von mir jetzt in dem ersten Theil genauer collationiert, als es von jenem geschehen war. Es zeigte sich, dass sehr zahlreiche Correcturen die ursprüng¬ liche Wortfassung verdrängt haben, die den anderen Texten viel näher steht, als man nach der Zeit der Handschrift an¬ nehmen sollte und die jedenfalls auf eine ältere Vorlage hin¬ weist. Der Codex geht bis Stephan V. Moderne Abschrift s. XVII. ist nach Pabst Barber. XXXIII. 57, dem der Anfang fehlt (vgl. Duchesne S. 85). — Paris. 5140, s. X ex., zeigt gewisse Verwandtschaft, geht aber weiter, bis Hadrian II, und kann nicht, wie Pabst meinte (N. A. II, S. 32), ehe er die Handschriften näher benutzt hatte, als Abschrift angesehen werden; ist auch wahrscheinlich älter, da ein Papstkatalog nur bis Silvester II. geht. Florenz, Laurentianus 66. 35, chart. s. XV, mit C 1 nahe verwandt, aber nicht, wie Duchesne annimmt (Etüde S. 87), aus ihm abgeleitet, geht ebenfalls bis Stephan V, bricht aber unvollständig ab: ‘pro reverentia et amore eorum (Lücke) ac crucem auream super altare’, wo eine halbe Seite leer bleibt 1 . Vorrede fehlt; dagegen geht ein alphabetisches Verzeichnis der Päpste vorher. Bis auf die Umarbeitung des 12. Jahrhunderts (Duchesne S. 90 ff.), die vorzugsweise durch den Codex Vatican. 3762 repräsentiert ist (ebend. S. 95), bin ich nicht herab¬ gegangen, nachdem Pabst sich eingehend mit dieser beschäf¬ tigt hat (N. A. II, S. 42 ff.). Zum Schluss erwähne ich Vatican. Palatinus 1811, s. X 2 , fol., 8 Blätter, ein Fragment der Vita Leo III. (‘re magnitudinis decoratum pens. libr. 348. Ad que’). Das letzte Blatt sehr beschädigt. Am Schluss noch: ‘Stephanus natione Romanus ex patre Marino. Sedit [ann. 7, übergeschrieben] menses 7. Hic a primeva aetate in patriarchio Lateranense — in locum eius domnus Leo papa succedit’. Nur 8 Zeilen. Vatican. Palatinus 39, s. XI, nur ein ganz kurzer Auszug bis 92. Stephanus nat. Romanug ex patre Constantino sed. ann. 5, dies 24. Hic ordin. episcopos 15, pr. 2, diac. 2. 1) Endigt also nicht, wie Duchesne a. a. O. sagt, gleich C 1. 2) Von Pabst, N. A. II, S. 40, mit Unrecht gegen Vignoli (und Duchesne) ins 11. oder gar 12. Jahrh. gesetzt. Ebenso ein Fragment inVatic. 766. Von beiden Vergleichungen vorhanden. Ueber die Italienischen Handschriften des Liber pontificalis. 465 Dann Namen 92. Paulus — 96. Paschalis., Vgl. über diesen mehrfach gedruckten Katalog Duchesne, Etüde S. 106, der ihm allen Werth abspricht, aber Lib. pont. S. LXV be¬ merkt, dass er ebenso wie Vatican. 341 (Etüde S. 109), der bis Stephan V. geht, an einer auffallenden Stelle mit Fel. überein¬ stimmt (unter Victor: ‘sicut Pius 7 statt ‘sicut Eleutherius 7 ). Namen und anderes sind sehr verderbt (28. Eutitanus; 54. Hir- misda; 56. Felix nat. Somnium; 59. Agapius; 71. Honorosius). . XIV. Zur Textkritik und Entstehungsgeschichte des alamannischen Volksrechtes. Von l)r. K. Lehmann. Uie 1 Aufstellungen Johann Merkels über die Entwick¬ lungsstadien des alamannisehen Volksrechtes vom Pactus bis zur Lex Karolina 2 und seine darauf fussende Ausgabe der Lex haben von verschiedenen Seiten und nach verschiedenen Richtungen Anfechtungen erfahren. Nicht nur, dass die, auch von ihm freilich nicht apodictisch hingestellte 3 , ‘Reformation’ der Lex unter den Karolingern rundweg in Abrede gestellt wurde 4 , auch die Berechtigung seiner Scheidung zwischen einer Lex Hlotharii und einer Lex Lantfridana wurde vielfach bestritten, indem entweder nur eine Lex Hlotharii 5 oder nur eine Lex Lantfridana 6 , auf alle Fälle aber nur eine, die einzige Redaction des alamannisehen Königsgesetzes dar¬ stellende Lex anerkannt wurde. Für diese eine Lex 7 — oder soweit jene Scheidung nicht gänzlich verworfen wurde 8 , für die erste Redaction der Lex wurde endlich Einheitlichkeit des gesetzgeberischen Werkes im Gegensätze zu der Merkel- sclien Dreitheilung: über primus, über secundus, Additamenta — von maaßgebender Seite lebhaft verfochten. Von einem Bestandtheile des ganzen Editionswerkes lässt sich sagen, dass er so gut wie allgemeine Anerkennung gefunden hat. Der Pactus — schon vor seinem ans Licht treten von Gfrörer als ‘alamannisches Grundgesetz’ sympathisch begrüsst, hat auch de Roziere, so wenig dieser sonst mit Merkel sich in Ueber- einstiinmung befindet, bewogen, des Herausgebers Verdienste 1) Die Citate schliessen sich eng an die Merkelsche Ausgabe an, da, wo die Lex als Ganzes ins Auge gefasst ist, erfolgen sie nach der ‘Lex Hlotharii’, soweit diese die citierten Stellen enthält; da, wo es sich um einzelne Hss. handelt oder um eine der von Merkel angenommenen Redactionen, erfolgen sie mit Rücksicht auf die Stellen, welche Merkel ihnen in den Monum. angewiesen hat. 2) De republ. Alamann., S. Monumenta L. III, S. 9 ff. 3) M. L. III, S. 20 ff. 4) Darüber ist man wohl einig. 5) So de Roziere in der Revue historique de droit fran^ais et dtranger I, S. 69 ff.; Hinschius in der histor. Zeitsc ir * 6) So Gfrörer zur Geschichte deutscher Volksrechte im Mittelalter 1, S. 185 ff.; von Daniels R. u. St. G. I, S. 242 ff. 7) So de Roziere a. a 0. 8) So Waitz, zuletzt in der V. G. II/l, S. 115 f., unter genauerer Be¬ gründung in den Nachr. der Gott. G. d. W. 1869, Nr. 14. Neues Archiv etc. X. 470 K. Lehmann. zu feiern — und wenn man von Boretius 1 absieht, welcher den Pactus ‘bedenklich’ findet, scheint niemand seine Ehr¬ würdigkeit anzweifeln zu wollen. I. Der Pactus. Man darf behaupten, dass der Pactus in der uns von Merkel gebotenen Gestalt der Hs. A der ihm zu Theil gewor¬ denen Ehre nicht recht würdig ist. Durch kein zuverlässiges historisches Zeugnis beglaubigt — da sich mit den Worten von Agathias nichts anfangen lässt — vermag er aus sich heraus den Beweis einer rein alamannischen Abstammung — wie sie sein Name voraussetzt — nicht genügend zu erbringen. Man wird ihn nicht ablehnen können, ja man wird sein höheres Alter gegenüber der Lex zugeben müssen, aber wie er uns allein nach der Hs. A vorliegt, ist zu sagen, dass er Weniges an sich hat, was ihn zum alamannischen Volksgrundgesetze gegenüber dem ‘Königsgesetze’ stempeln könnte. Man legt Gewicht auf den Charakter des Pactus als einer Bussordnung 2 , hebt die Knappheit seiner Sätze hervor, rühmt die wunderlich -alterthümliche Einkleidung rechtlicher Prin- cipien 3 . Aber ob die uns fehlenden Theile des Pactus nicht rein privatrechtlichen Inhaltes waren, lässt sich wenigstens fragen, und die Knappheit der Form zeigen die Parallel¬ stellen der Lex in nicht viel minderem Grade, freilich mit grösserer Kasuistik und in besserer Anordnung, was aber nur auf einen Gegensatz von officieller und privater Aufzeich¬ nung hindeutete. An alterthümlichen Bestimmungen ist end¬ lich auch die Lex reich genug — insofern sie nicht blos die fraglichen Sätze des Pactus aufweist 4 — den einen freilich mit einem erläuternden Zusatze 5 , welchen aber möglicherweise der Pactus enthielt, da sich an der fraglichen Stelle eine Lacune befindet, — sondern ausser diesen noch des Alterthümlichen genug bietet, wie die Ehrenerklärung der verlassenen Braut, die feierliche Grenzbegehung und Erdnahme bei Grundstücks¬ processen 6 , die Beweisformulierung für das Leben der Geburt — Satzungen, deren Alterthümlichkeit der Umstand, dass sie in entlegenen, germanischen Rechten Widerklänge finden, genugsam bezeugt. — Strenger ist das Kriterium, wenn man auf die geringe Stellung der Kirche im Pactus hinweist 7 , aber darum nicht zutreffender. Denn wenn Meyer von Knonau 8 darauf Gewicht legt, dass der Kirche im Pactus nur einmal 1) In der Histor. Zeitschrift XXII. 2) Merkel, M. L. III, S. 15. 3) Waitz in d. G. G. A. 1850. 4) I, 3, III, 17. Ueber die letztere Stelle siehe indessen unten bei S. 477, n. 3. 5) Publica lata 24 pedes. 6) "Vgl. jetzt meinen Aufsatz über die altnord. Auflassung in Bd. V der Zeitschr. der Savigny - Stiftung. 7) Merkel a. a. O. 8) In den Mit¬ theilungen der antiquar. Gesellschaft zu Zürich, Bd. XIX, S. 53. Zur Textkritik etc, des alamann. Volksrechtes. 471 Erwähnung geschehe — so ist zu erwidern, dass auch in den entsprechenden Theilen des Königsgesetzes von der Kirche nicht gesprochen wird — und wenn Merkel 1 aus dem §. 48 des II. Fragm. den geringen Einfluss der Kirche herleiten will, so ist dies nun ganz falsch. Denn mag man an jener Stelle ‘ut’ oder was besser scheint, ‘aut’ lesen, auf alle Fälle ergiebt sich aus ihr, dass es der Kirche bereits gelungen ist, ihre Freilassungsform in den Rahmen des Landrechtes zu fügen, eine Thatsache, die mehr als eine Skala von hohen Busssätzen auf Vergehen gegen die Kirche den starken Einfluss derselben beweist, zumal im Pactus die kirchliche Freilassungsform die gleiche Wirkung wie die landrechtliche besitzt 2 . Ein anderes strengeres Kriterium wird darin erblickt, dass der Pactus keinen bestimmten fränkischen Einfluss ver- rathe 3 . Aber meint Waitz hiermit, dass des fränkischen ‘rex’ in ihm nicht Erwähnung geschieht, so lässt sich entgegen¬ halten, dass wo vom ‘dux’, ja vom ‘fredus’ nirgends die Rede ist, nicht erwartet werden kann, dass der ‘rex’ erwähnt werde. Zieht hingegen Waitz dabei überhaupt das fränkische Recht in Betracht, so ist bezüglich der Rechtsterminologie der Pactus ganz offenbar von fränkischem Rechte mehr beeinflusst, als die Lex. Bezeichnungen, wie ‘electus’, ‘baro’, ‘minoflidus’, ‘texaga’ sind dem Pactus 4 nur mit fränkischen Quellen ge¬ meinsam, die consequente Anwendung von: ‘ingenuus’, für den Freien im Gegensatz zu der ebenso consequent ‘über’ anwen¬ denden Lex weist auf fränkische Quellen hin, und auch Aus¬ drücke, wie: ‘procreatio, quod per lege obtingit, lectuaria’, welche der Lex fehlen, stossen gerade in fränkischen Rechts¬ quellen auf. Lind was den Inhalt des Pactus betrifft, so scheint sein Eherecht, soweit die verstümmelten Sätze ein Verständnis zulassen, sich mehr an die fränkische Gesetzgebung, als an die Lex anzulehnen 5 . 1) A. a. O. 2) Denn solche Skalen finden sich bereits in den ältesten germanischen Rechtsaufzeichnungen, in welchen das kirchliche Recht ausserhalb des Landrechtes steht, wie in der Lex Salica und den ältesten angelsächsischen Rechtsaufzeichnungen. Sie sind eher ein Be¬ weis der ‘Exterritorialität’ der Kirche. Nur an dem Grade, in welchem die Kirche den landrechtlichen Normen ihr Gepräge aufzudrücken ver¬ standen hat, lässt sich ihre Stellung richtig ermessen. Und hierfür ist gerade die Gleichstellung von Freilassung in ecclesia und in heris gene- ratione bedeutungsvoll, wenn auch beide dem Freigelassenen nur Liten- reclite geben. 3) Waitz V. G. a. a. O. 4) Wobei, was unten be¬ wiesen werden wird, die sog. Additamenta zum Pactus gerechnet weiden. 5) Dass tota lectuaria der Frau nach dem r Iode des Mannes zugestanden werden, ergiebt sich auch aus §. 7 des Capitulare bei Behrend, Lex Salica, S. 90. Im Uehrigen kommt es darauf an, wie man das se par- tire in III, 2- übersetzt. Löning, Geschichte des d. Kirchenrechts II, S. 617 N. 2, fasst es als sich scheiden auf und versteht die Stelle von 31* 472 K. Lehmann. Eine specielle Vergleichung des Inhaltes des Pactus be¬ weist, dass der Pactus einen zwar mannigfach abweichenden, aber nur in wenigen Punkten alterthümlicheren Inhalt als die Lex hat. Gleich der Lex kennt der Pactus drei Klassen von Freien, nur dass die Lex der ersten Classe nicht ausdrücklich Er¬ wähnung thut 1 und die dritte mit der einfachen Bezeichnung: diber’ belegt, während der Pactus zu dem fremderen, eine Ungleichheit der Besitz Verhältnisse ausdrückenden: ‘baro de minoflidis’ 2 greift. Das Wergeid für die in beiden erwähnten Klassen ist, wenn man die verderbte Lesart des Pactus be¬ richtigt, im Pactus das gleiche, wie in der Lex. Von den Freien scheidet der Pactus, wie die Lex den Halbfreien und den Sclaven, nur freilich, dass der Lite des Pactus in den dimissus der Lex übergegangen ist; aber II, 48 des Pactus zeigt ja bereits das Aufgehen Jenes in Diesen 3 . Ueber das Verhältnis des Freien zum Liten und Sclaven herrscht im Pactus keine Uebereinstimmung, indem der Lite bald 2 /, s , bald 7s> der Sclave bald >/ 3 , bald 1 / 27 bald 3 / 10 , einmal sogar etwa 750 der Busse des Freien hat. Die Münzberechnung des Pactus ist die gleiche, wie die der Lex. Die Annahme Merkels, dass der Pactus den solidus zu zwei tremisses berechne, entbehrt der Begründung 4 . Eigen- thümlich ist dem Pactus nur die saiga, welche erst in ganz späten Hss. der Lex als Münze von anderem Werthbetrage wieder auftaucht 5 . Das Busszahlensystem des Pactus ist ein unsichereres, als das der Lex, welche strenger an der Grundzahl: Zwölf festhält 6 . Das Eideshelfersystem des Pactus ist gleich dem der Lex der Scheidung auf Grund gegenseitiger Einwilligung. Aber ‘partire’ ist t h e i 1 e n, wie es gleich nachher heisst: ‘lectuaria parciant aequale’. Scheiden ist ‘separare’, ‘relaxare’. Vgl. Form. Andegav. Nr. 57, Form. Turon. 19, Marculf 11,30, Form. Sal. Merkel 18; ferner de Rozi£re Nr. 112, Lex Alam. Hloth. XXXIX, 2, Salica (ed. Behrend) 13,9, Zusatz 2 und 5. Der Satz scheint nebst dem folgenden vor den vorangehenden zu gehören und sich auf den Tod der Frau zu beziehen, wo deren Ver¬ wandten ‘tollant, quod eam per lege obtingit’, und die Hälfte der ‘lectuaria’, wie ähnlich in dem Capitulare. 1) Wie Waitz V. G. II, 1 S. 371 meint, absichtlich. Aber wäre dann die Bezeichnung: ‘medius Alamannus’ beibehalten worden? 2) Gegen die unrichtige Auffassung Merkels vom ‘baro de minoflidis’ Waitz in den Göttinger G. A. 1850, St. 40. 41. 3) ‘Si litus fuerit in ecclesia (a) ut in heris generationis dimissus fuerit’. Die Stelle spricht allgemein vom Liten, nicht von einer bestimmten Klasse desselben. 4) Gegen Merkel Waitz in den Göttinger G. A. 1850. 5) Vgl. Waitz ‘Ueber die Münzverhältnisse in den älteren Rechtsbüchern des fränkischen Reiches’, S. 17. 37, 38. C) Siehe Merkel in den LL. III S. 13 über den Dualismus im Zahlen¬ systeme des Pactus. Zar Textkritik etc. des alamann. Volksrechtes. 473: von seinen natürlichen Ausgängen weit entfernt. Freilich zeigt die Lex eine grössere Mannigfaltigkeit in den Zahlen der Eideshelfer, aber auch die Bruchstücke des Pactus kennen die Zahlen: 3, 6 , 12 , 24, 40, 80, und Pactus und Lex wissen von Eideshelfern, welche der Hauptschwörer oder sein Gegner oder Beide ernennen. Die Terminologie für Letztere ist nur im Pactus die fränkische. — Ausser dem Eide mit Eides¬ helfern kennt der Pactus gleich der Lex an Beweismitteln den Eineid der Partei, die gezogenen Zeugen und den Zweikampf. Ob er das Erfahrungszeugnis kannte, muss dahingestellt bleiben. Von einem Beweise durch Urkunde mag er nichts gewusst haben, wie einen solchen auch die Lex nicht kennt. Der Zweikampf ist in ihm, wie in der Lex unter dem Ge¬ sichtspunkte des judicium Dei aufgefasst; denn stellt er ihn als solches auch nicht ausdrücklich hin — während die Lex in Cap. LXXXVII den Kämpfern vorschreibt üit testificent Deum creatorem et cui sit justitia illi donet victoria’ — so weist doch die Anwendung des Zweikampfes bei der Anschul¬ digung der Zauberei und Giftmischerei in Pactus II, 34 auf die gleiche Auffassung hin. Die älteren Formen des judicium Dei 1 haben Pactus und Lex überwunden. Den Eid lässt der Pactus in dem einen Falle, wo er die Schwurform angiebt, ‘in ferramenta’ schwören, so dass es dahin gestellt bleiben muss, ob er im Uebrigen an den heidnischen Schwurformen festhielt, oder die christlichen kannte. Einen Fall des ‘jura- mentum in arma’ kennt aber auch die Lex. An mehrfachen Stellen ist der Pactus der Hs. A in der vorliegenden Gestalt, wie es scheint, verderbt. Hierhin gehören III, 3. 4. 29. III, 25 — 27 stehen jedenfalls an unrichtiger Stelle, da die Zahlen 3 : 6 : 12 ausser Verhältnis zu den vor¬ angehenden 40 und 12 erscheinen. Offenbar haben hier die Hss. C den richtigeren Text und die richtigere Stellung der drei Sätze, welche am besten zu den Einleitungssätzen der ‘Additamenta’ hinpassen *. In II, 36 ist der zweite Satz ganz unverständlich, III, 14 schliesst sich an das \ orhergehende nicht an, II, 37—39 lassen sich zur Xoth zwar aus II, 06 er¬ gänzen, eigentlich aber einen Satz vermissen, welcher den Fall des Todtschlags, für den sie gelten wollen, hervorhebt. Der Pactus der Hs. A ist nicht der einzige, uns erhaltene Theil des Pactus. . Das Urtheil über diesen kann erst nach Betrachtung eines zweiten Bestandtheiles zusammen- gefasst werden. Die sog. ‘Additamenta der Lex %ei dienen nicht minder zum Pactus gerechnet zu werden,, als die von A als Pactus gebrachten Bruchstücke. Es erscheint ganz un >e- 1) Kesselfang, Feuerprobe. 2) Eine andere Erklärung bei Zopf!, Alterthümer d. d. R. u. R., Bd. II, S. 203. 474 K. Lehmann. greifüch, wie Merkel die ‘Additamenta’ einem späteren Gesetz¬ geber etwa aus der Zeit Lantfrids zurechnen konnte, welchen er, da er die Alterthümlichkeit der Sätze nicht übersehen konnte, als einen Freund vaterländischer Rechtsalterthümer diesen ganzen Theil dem Pactus entnehmen und nach erfolgter Ueber- arbeitung der Lex anfügen lässt. Die ‘Additamenta’ können unmöglich das Erzeugnis einer späteren Gesetzgebung gegen¬ über der Lex sein, sie können auch nicht mit der Lex gleich¬ zeitig entstanden sein, sie bringen zweifellos älteres, und zwar in Form und Inhalt unverändertes, älteres Recht, als die Lex. Sie scheinen auch nicht bei der officiellen Redaction mit der Lex verbunden zu sein, da die drei werthvollsten Hss. der Lex gerade mit Bezug auf sie beträchtlich auseinander¬ gehen, sie scheinen willkürlich von den Hss. der Lex angefügt zu sein. Bereits de Roziere hat, freilich ohne mehr als die allgemeinste Begründung, die ‘Additamenta’ für einen Bestand¬ teil des Pactus erklärt, ohne bisher Anschluss zu finden. Wenn irgendwo lässt sich aber für diesen Satz ein sicherer Beweis erbringen. Ein äusserer Umstand sei zunächst hervor¬ gehoben. Die sehr werthvolle Hs. A enthält nur die 97 Capitel der Lex, diese fasst sie als das eigentliche, einheitliche Königs¬ gesetz auf. Denn am Schlüsse des Capitel 97 bringt sie die Notiz: ‘ubi fuerunt 33 duces et 33 episcopi et 45 comites’. Ich kann im Gegensätze zu Merkel u. A. hierin nur eine Wiederholung der Eingangsnotiz über Hlothar sehen. Denn wie das ‘ubi’ auf ein vorausgegangenes ‘ibi’ hindeutet, so sind die Abweichungen in den Zahlen beider Notizen so gering¬ fügig oder erklärlich *, dass ich mich nicht entschliessen kann, an eine neue Reichsversammlung zu glauben. Auch erweist sich, wie unten auszuführen sein wird, der ‘über II’ als in so engem Zusammenhänge mit dem ‘über I’ stehend, dass eine Abscheidung seiner Bestandteile vom ‘über I’ ebensowenig an der von Merkel gewählten Stelle, als sonst irgendwo möglich erscheint. Endlich weisen die zerstreuten Materien in den letzten Capiteln des ‘Über II’ auf das Ende der ganzen Lex hin, an welches man Sätze stellte, welche an ihrem richtigen Orte unterzubringen man unterlassen hatte. Auf dieses Königs¬ gesetz von 97 Capiteln lässt A keine Additamenta folgen. Was vielmehr in den anderen Hss. folgt, wird in ihr durch den Pactus vertreten. Dieser ihr Pactus deckt sich in einer fortlaufenden Reihe von Sätzen wörtlich mit den Additamenta, 1) Die episcopi stimmen völlig', die duces bis auf einen überein. Nur die comites gehen um 20 auseinander. Hier ist die X, wie so häufig, statt hinter L, vor L gesetzt worden. Zur Bestätigung dient vielleicht auch der Umstand, dass das ‘ubi fuerunt’ in der E i u ga n gs notiz einer freilich späten Hs. (J. 16) sich findet, welche auch die 33 duces hat: LL. S. 125. Zur Textkritik etc. des alamanu. Volksrechtes. 475 zu einem Theile enthält er Sätze, welche den Additamenta fehlen, zu einem Theile fehlen ihm Sätze, welche die Addita¬ menta enthalten. Beide — Pactus und Additamenta — decken oder ergänzen sich, widersprechen sich aber nirgends so, dass eine Verschiedenheit der Redaction anzunehmen wäre. Die¬ jenigen Sätze nun, welche der Pactus enthält, welche aber den Additamenta fehlen, haben eine Parallelstelle in der Lex. Die Additamenta liessen sie fort, weil die Lex in den fraglichen Materien an die Stelle des Pactus getreten war. Diejenigen Sätze aber, welche dem Pactus fehlen, welche aber die Additamenta enthalten, nehmen gerade einen Raum ein, welcher das dem Pactus fehlende Folium ausfüllen würde 1 * . Dieses dem Pactus fehlende Folium folgt auf den §. 56 des II. Fragm. des Pactus, d. i. auf die Bestimmungen über ‘wega lauge’, welche die Standes-Abstufungen: üngenuus’, ‘letus’, ‘servus’ betonen. Gerade an diese würden sich die Einleitungssätze des liber III anschliessen. Dass die dem Pactus fehlenden Sätze der Addi¬ tamenta auf dem fehlenden Folium des Pactus gestanden haben, ist aber auch weiter dadurch wahrscheinlich, dass sie sich mit dem Diebstahlsvergehen, von welchem der Pactus mit Ausnahme einer Stelle 1 schweigt, genau beschäftigen und den Pactus so ergänzen, endlich dadurch, dass §. 14 Fragm. III des Pactus in 102 §. 9 der Additamenta sich wiederlindend hier in den unmittelbar voraufgehenden, dem Pactus fehlenden Sätzen seine eigentliche Erklärung erfährt 3 . Weist so der äussere Befund der Hss. auf die innige Zusammengehörigkeit von Pactus und Additamenta hin, so bestätigt diese der Inhalt der Additamenta unwiderleglich. Bei unbefangener Betrachtung ergiebt sich klar, dass die Addi¬ tamenta in Terminologie und Inhalt der Lex gegenüber eine Sonderstellung einnehmen. Nur sie wenden die Bezeichnung: dngenuus’ für den Freien an 4 , während die Lex in bewusster Consequenz: ‘über’ setzt, nur sie wissen von dem Liten 5 noch etwas, von welchem die Lex schweigt, nur sie haben noch den baro 6 , welchen die Lex nur an den dem Pactus wörtlich entnommenen Stellen kennt, nur sie weisen noch in einigen Hss. 7 die Dreitheilung: ‘minoflidus’, ‘medianus’, üneliorissimus’ auf, nur sie bringen die ‘saiga’ 8 vor. In allen diesen Punkten stimmen sie mit dem Pactus überein, mit welchem sie auch das Wort: ‘colpus’ 9 und die Wendung: ‘est ad requirendum’ 10 1) Vgl. Merkel LL. S. 11. 2) III, 34. 3) ‘Si accipiter qui augam mordit, solidos 3 solvat’. Im Pactus geht Castratiou eines Be¬ schälers voraus. Thier und Vergehen sind offenbar anders geaitet. In den Additamenta dagegen Diebstahl von Ente, Krähe, raube, Dohle u. dergl., was vortreff lich passt. 4) XC'l III, 1, Sectio II, 4. 5) XCA III, 2. 6) XCVIII, 4. 7) XCVTI, 3 Lantfr. 8) CII, 5. 9) Pactus I, 4 mit XCVIII, 1. 10) Pactus II, 46 mit C, 5. 476 K. Lehmann. gemein haben. Gleich dem Pactus flechten sie einheimische Worte ein 1 , ohne wie das Königsgesetz das: ‘quod Alamanni dicunt’ hinzuzufügen. Dass ihr Inhalt auf ihr höheres Alter schliessen lässt, hat schon de Roziere bemerkt, ohne concrete Belege anzuführen. Solche enthält das Capitel C, wo in §§. 2 — 4 der Grundbusssatz für Hausfriedensbruch prägnant hingestellt wird, welchen die Lex in IX und X als gegeben voraussetzt 2 , in §. 5 aber die Straflosigkeit des Hausfriedens¬ bruches bei Verfolgung des Todtschlägers auf handhafter That statuiert wird, welche die Lex in XLV weitläufig ausspinnt 3 . An anderen Stellen weichen die Additamenta von der Lex ab, so in CI, 23, wo der porcarius mit der dreifachen Busse seiner conservi gebiisst werden soll, während in LXXXI, 1. 2 dem pastor porcarius 40 solidi gewährt werden, in CI, 1, wo auf Pfändung einer Heerde die Strafe von 40 solidi angedroht ist, während in LXXVI, 1 auf widerrechtliche Pfändung einer Heerde die Busse von 12 solidi steht. Vielleicht ist aus CI, 1 zu entnehmen, dass die Additamenta die eigenmächtige Pfän¬ dung eines Stückes noch gestatten, welche die Lex in LXXXIX ebenfalls verbietet. An anderen Stellen werden wieder Materien erörtert, welche zwar nicht völlig denen entsprechen, welche in der Lex abgehandelt werden, wo aber Lex und Additamenta sich nicht ergänzen zu wollen, sondern nebeneinander herzu¬ laufen scheinen, so in C, 1, welches in LXXXII der Lex sein Analogon findet, in CII, 3 wo die ducaria der doctrix in LXLIV parallel geht. Nach alledem erscheint mir die Zusammengehörigkeit von Pactus und Additamenta erwiesen. Zu der Lex haben alle Hss. Theile des Pactus gefügt; während die anderen aber verständig genug waren, d i e Theile des Pactus, welche ihnen durch die Lex ausser Kraft gesetzt zu sein schienen, fort¬ zulassen, hat A auch diese mit aufgenommen. Die Urquelle unserer Hss. hatte die Additamenta, wie es scheint, nicht an¬ gefügt, da es sonst nicht zu erklären wäre, dass nicht bloss A so völlig von den anderen Hss. abweicht, sondern auch diese in der Zahl der dem Pactus entnommenen Sätze unter sich differieren. So reicht B 1 nur bis CIV, B 2 und B 3 enthalten noch vier weitere Satzungen (Sectio II), die C-Hss. noch einige weitere (XCVII der Lantfrid.). Die späteren Hss. folgen B 2 und B 3. Die verschiedenen Vorlagen haben eben den Pactus in verschiedenem Maaße benutzt. Ziehen wir nun auch diesen Theil des Pactus zur Ge- sammtbeurtheilung desselben heran, so ergiebt auch er kein wesentlich anderes Resultat, als das aus dem Pactus von A U C, 5, CII, 8, Sectio II, 1. 2) Vgl. schon Merkel LL. S. 18, Anm. 75. 3) Der Zusammenhang beider Stellen wird stets übersehen. Zur Textkritik etc. des alamann. Volksrechtes. 477 gewonnene. Einzelnes ist offenbar alterthümlich, so die Be¬ gräbnissatzungen 1 , welche von kirchlichem Einflüsse noch nichts verrathen. Vielleicht ist auch XCVII, 4 Lantfr.: . Gewiss finden sich unter den späten Eintragungen manche Stücke, welche auschliesslich bestimmten 1) Munch S. 28. Neues Archiv etc. X. 34 518 C. Rodenberg. Personen Rechte gewähren sollten und nur für diese Werth hatten 1 , und bei denen es der Curie gleichgültig sein konnte, wann sie in die Hände der Adressaten gelangten. Aber man sollte denken, dass sich die Interessenten in der Regel bemüht hätten, möglichst bald in den Besitz der Urkunden zu kommen, und dazu weder gute Worte noch auch Geld gespart haben würden, besonders wenn sie selbst an der Curie anwesend waren oder dort einen Vertreter hatten, also mit jedem Tage Verzögerung ihnen so und so viel Kosten mehr erwuchsen. Anstatt wochenlang auf die Registrierung zu warten hätten die meisten wohl lieber auf dieselbe verzichtet. Und was den Mangel an Zeit betrifft, so scheint der nicht einmal mit Recht eingewendet werden zu können. Die Register eines Jahres füllen in der von uns betrachteten Periode im Durchschnitt, gut gerechnet, 120—125 Blätter, manchmal etwas mehr, manch¬ mal weniger. Nimmt man nun 250 Arbeitstage an, es werden mehr gewesen sein, so kommt auf den Tag eine Folioseite. Wenn also das Registrieren die Nebenbeschäftigung eines einzigen Beamten war, ist es nicht gerade wahrscheinlich, dass fehlende Zeit die Veranlassung gewesen sein sollte, dass so viele Briefe nicht rechtzeitig eingetragen sind. Bei manchen Stücken könnte man sich vorstellen, dass ihre Eintragung erst stattgefunden habe, nachdem sie schon in den Händen der Empfänger gewesen waren, und dass sie von diesen zum Zwecke der Registrierung an die Curie zu¬ rückgeschickt seien. Z. B. ein Privileg Innocenz IV. für das Kloster Egmund vom 31. August 1245 steht in den Reg. Lib. III, 464, Berger 1805, wo es auch die Unterschriften des Papstes und der Cardinäle hat, zwischen Schreiben vom April 1246. Sehen wir nun, dass cler Papst am 4. und 5. Juni 1246 demselben Kloster gewisse andere Vergünstigungen ge¬ währt, Potthast 12142 und 12144, so liegt es nahe zu vermuthen, dass zugleich mit der Bitte um dieselben das Kloster jenes Privileg der Curie eingesandt habe und bei der Gelegenheit die Registrierung erfolgt sei. Derselbe Fall liegt wahrschein¬ lich bei Berger 1947 vor, wo ein Privileg mit Unterschriften vom 6. Juli 1245 sich zwischen Briefen vom Juni 1246 findet 2 * * * * * * . 1) Schreiben dieser Art, welche mindestens 4 Wochen später, als ihr Datura anzeigt, registriert sind, aus dem zweiten und dritten Buche der Reg. Inn. IV. bei Berger 751. 773. 925. 962. 987. 1012. 1076. 1175. 1215. 1216. 1226. 1290. 1299. 1302. 1318. 1331. 1334. 1343. 1348— 1351. 1353. 1436. 1463—1468. 1483. 1494. 1496. 1543—1550. 1615. 1622. 1636. 1637. 1643. 1647—1649. 1669—1672. 1675—1681. 1684 — 1686. 1690 1693. 1695. 1697. 1704. 1715. 1716. 1721. 1724. 1725. 1728. 1731 — 1733. 1735. 1770. 1771. 1823. 1829. 1855. 1863. 1872. 1884 \ 19 ? 9 ' 1921> 1942 ‘ 1956 - 1957 - 1959 — 1961. 1963. 1965. Voll¬ ständigkeit ist nicht erstrebt. 2) Ueber die Privilegien überhaupt und ihre Stellung in den Regesten siehe unten S. 526 und 527. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 519 Allein eine solche Annahme ist doch wesentlich nur bei Gunst¬ bezeugungen des Papstes zulässig, und auch da bei vielen nicht; denn häufig, z. B. bei vielen Provisionen, wird es dem Empfänger näher gelegen haben auf Grund der erhaltenen Urkunde seinen Vortheil zu verfolgen, als dieselbe, um seinen Anspruch zu sichern, sehr bald nach dem Empfange behufs Registrierung an die Curie zurückzuschicken; und ausserdem sind sehr viele von den Schreiben, durch welche Gunstbezeu¬ gungen erwiesen werden, nicht an diejenigen, denen die Gunst zu theil ward, adressiert, sondern an andere Personen, welche für die Ausführung der päpstlichen Aufträge sorgen sollten; wodurch die Rücksendung noch besondere Umstände gemacht hätte. Auch liegt zwischen Datum und Registrierung häufig nicht genügend Zeit für den Weg zum Adressaten und von dort zur Curie zurück. Immerhin wird man aber der sehr späten Registrierung mancher Stücke keine zu grosse Bedeu¬ tung beimessen dürfen. Derartige Einwendungen können aber da nicht gemacht werden, wo Schreiben verspätet registriert sind, welche pro- cessualische Entscheidungen des Papstes oder Befehle ent¬ halten, die im Interesse der Kirche und zwar für einen ganz bestimmten Fall erlassen sind, Schreiben also, bei denen die schnelle Expedierung in der Regel wichtiger war als die dauernde Erhaltung 1 . So hatte Innocenz IV, Reg. Lib. II, 465 *, auf Betreiben des Johann von Avesne, welcher dazu persönlich nach Lyon gekommen war, am 18. December 1244 den Abt von Clairfont beauftragt, den Wilhelm von Dampierre und dessen Geschwister peremptorisch zu citieren, dass sie einen Monat nach seiner Citation persönlich oder in Ver¬ tretung an der Curie erschienen. Dieser Brief vom 18. Dec. 1244 ist erst im April 1245 registriert. An Gelegenheit, die Originale von solchen Schreiben zu expedieren, hat es sicher nicht gefehlt. Denn wenn der Papst als Richter angerufen wurde, werden die interessierten Personen in der Regel Ver¬ treter oder Boten oder irgend welche Beauftragte an der Curie gehabt haben, da ihnen daran liegen musste, dass ihnen jede päpstliche Entscheidung möglichst bald zugestellt wurde. Han¬ delte es sich aber um Maassregeln, die durch kirchliche Interessen geboten waren, um ein Einschreiten zu gunsten der kirch¬ lichen Zucht, um ein Eingreifen in die kirchliche Verwaltung 1) Vgl. z. B. Berger 1014. 1033—1037. 1156. 1198. 1242. 1572. 1625. 1726. 1784. 1812. 1875—1878. 1924. 1935. 1936. 2057. 2084. 2102. 2110. 2296. 2300. 2308. 2366. 2537. 2598. 2599. 2619. 2740. 2805. 2869. 2870. Alles Schreiben aus dem 2. — 4. Buche der Reg. Inu. IV. 2) Berger 1202 hat den Inhalt des Schreibens nicht richtig angegeben und verwechselt dasselbe mit Potthast 11479. KünftigBd.II, S. 53, n. 74. 34* 520 C. Rudenberg. oder gar um rein politische Sachen, so werden schon die betreffenden kirchlichen Organe für die baldige Expedierung der Schreiben gesorgt haben. Trotzdem sind aber auch unter diesen manche so spät eingetragen, dass man zweifeln darf, ob sie, wenn sie erst nach ihrer Registrierung abgesandt sind, ihren Zweck überhaupt noch haben erfüllen können. So befahl z. B. Gregor IX. unter dem 23. Juli 1231 von Rieti aus den Rectoren von Rom, den Senator der Stadt zu excommunicieren, wenn er es wiederum wage, die Kirchen der Stadt zu bedrohen; Bd. I, S. 360, n. 446. Dieser Brief ist erst nach dem 4. September registriert worden. Und der¬ gleichen lässt sich öfter wahrnehmen. — Wie bald die Ab¬ sendung der Schreiben nach ihrer Fertigstellung zu erfolgen pflegte, wissen wir nicht, allein es ist mir bemerkenswerth gewesen, dass die einzigen genauen Angaben, welche ich ge¬ funden habe, eine sehr schnelle Expedierung zeigen. 1 Aus Randnoten in dem Cameralregister Martins IV, Kaltenbrunner 271, erfahren wir, dass 4 Briefe dieses Papstes 5, 1, 2, 9 Tage später als das Datum angiebt, abgeschickt sind. War nun auch in diesen Fällen eine beschleunigte Beförderung durch Läufer oder besondere Boten befohlen: dass Schreiben, welche unmittel¬ bare Interessen der Curie berühren, wochenlang liegen geblieben sind und dass, wo eine sofortige Absendung thatsächlich nicht möglich war, man nicht wenigstens die Registrierung — eine solche nach dem Originale angenommen — besorgte, um jede Gelegenheit, sie abgehen zu lassen, benutzen zu können, ist gar nicht denkbar. Zum Ueberfluss lässt sich von einem der¬ artigen Schreiben mit Bestimmtheit nachweisen, dass es später registriert ist, als es in die Hände des Empfängers gekommen ist: in einem undatierten Briefe fordert Honorius IH. die Rec¬ toren des lombardischen Bandes auf, Abgeordnete wegen Friedensunterhandlungen mit dem Kaiser zum 1. Nov. 1226 an die Curie zu schicken, und dieser Brief findet sich in den Regesten zwischen Stücken vom 22. und 24. November, Bd. I, S. 235, n. 309. Dass sich ein solcher Nachweis nicht Öfter erbringen lässt, liegt daran, dass man nur äusserst selten fest¬ stellen kann, wann die Adressaten die Schreiben erhalten haben. Kurz: wenn wir die grosse Anzahl der spät registrierten Schreiben betrachten und uns bei jedem einzelnen die Frage stellen, was wohl die späte Registrierung veranlasst haben könnte, werden wir bei der Voraussetzung, dass uns in den Registern Abschriften der Originale vorliegen, in den meisten 1) Dagegen sagt, bei Kaltenbrunner 276, eine Note zu Urbans IV. Reg. Vol. IV, ep. 966, dass dies Schreiben vom 26. August [1262?] cassiert und durch ein Schreiben vom 11. September ersetzt sei. Die Cassierung ist doch vor Abgang des Originals, zugleich aber wohl nicht lange vor dem 11. September erfolgt. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 521 Fällen auf Schwierigkeiten stossen und für die Erklärung zu f rossen Unwahrscheinlichkeiten greifen müssen, die nicht vor- anden sind, sowie wir annehmen, dass in der Regel nach den in der Curie zurückgebliebenen Concepten die Ein¬ tragungen in die Register gemacht wurden. Zu derselben Annahme führen nun auch Aeusserlichkeiten unserer Register, welche in gleicher Weise in den angenom¬ menen Vorlagen vorhanden gewesen sein müssen. Zu Ab¬ kürzungen sind in den Registern mit Vorliebe die Anfangs¬ buchstaben der Wörter benutzt, denen die Endungen gewöhn¬ lich nicht hinzugefügt sind, und nimmt man an, dass in den Concepten ein ähnliches Princip der Abkürzung zur Anwen¬ dung kam, was gewiss wahrscheinlich ist, lassen sich manche Irrthümer der Register leicht erklären. In den Registern be¬ deutet ‘non obst.’ sowohl ‘non obstante’ wie ‘non obstantibus’, aber wir lesen ‘non obstante’ ausgeschrieben fälschlich auch wohl da 1 , wo ‘non obstantibus’ stehen müsste. Dass die Ori¬ ginale diesen Fehler gehabt haben sollten, ist bei der juristi¬ schen Bedeutung des Wortes durchaus unwahrscheinlich, viel¬ mehr wird ein ‘non obst.’ des Concepts verkehrt aufgelöst sein. Findet sich Berger 2919 unrichtig ‘Romanis regibus’, während das Original, Potthast 12199a, ‘Romanorum regibus’ hat, so kann sehr wohl die Form ‘Ro’ zu Grunde liegen, die Abkür¬ zung, welche in den Regesten für ‘Romanus’ in allen Casus¬ formen häufig vorkommt. Liest man ferner Berger 2749 ‘pre- posito et capitulo ecclesie canoce Gualterii Papiensis’, so dürfte das ganz unverständliche ‘canoce’ aus ‘can. sei.’ entstanden sein, der in den Regesten gewöhnlichen Abkürzung für ‘canonicorum sancti’. Aehnlichem begegnet man öfter. — Auf die Benutzung der Concepte für die Register scheint auch Folgendes hinzu¬ weisen. Oefter sind Personen gewisse Vergünstigungen, z. B. dass sie nicht excommuniciert werden dürfen ohne besonderen Befehl des Papstes, auf eine bestimmte Zeit zugestanden, und ist dann die Zeitdauer mit den Worten: ‘presentibus post [z. B. triennium] minime valituris’ hinzugesetzt. Der regel¬ rechte Platz dieser Beschränkung ist der Schluss des die Ver¬ günstigung enthaltenden Satzes 2 . Nun habe ich sie aber zwei¬ mal, Berger 603 3 und 2716 4 , erst am Schlüsse der Briefe ge¬ funden, noch hinter den Sätzen ‘Nulli ergo etc.’, mit denen diejenigen, welche etwa die Vergünstigung nicht respectieren sollten, bedroht werden. Diesen Fehler werden die Originale schwerlich gehabt haben, weil sie dadurch vielleicht anfechtbar geworden wären; vielmehr wird die ursprünglich nicht beab- 1) Berger S. LVII, n. 1. 2) Vgl. Berger 418. 437. 509. 541. 592. 594. 767. 1467. 2524. 2649. 3067. 3761. 3) Künftig Bd. II, S. 43, n. 58. 4) Künftig ebendaselbst n. 345. 522 C. Rodenberg. sichtigte Beschränkung auf eine gewisse Zeit nachträglich am Schlüsse des Concepts hinzugefügt sein, worauf dasselbe so wie es war registriert wurde. Ferner sind doppelte Registrierungen zu beachten. Be¬ gegnen wir z. B. einem Briefe Gregors IX. vom 10. October 1230, Bd. I, S. 339, n. 420, welcher an den lombardischen Bund gerichtet ist und von dem Frieden von S. Germano handelt, einmal in der Masse der Briefe des vierten Buches ungefähr an der dem Datum entsprechenden Stelle, dann aber auch als letzten Brief einer kleinen Sammlung von Acten- stücken, welche sich auf denselben Frieden beziehen und dem dritten Buche angehängt sind: so könnte man freilich denken, dass hier absichtlich eine Doppelregistrierung, sei es nach dem Concepte oder nach dem Original, vorgenommen wäre. Aber unwahrscheinlich ist das im höchsten Grade, denn andere Stücke derselben Sammlung, welche für die Curie eine un¬ gleich grössere Wichtigkeit hatten, sind nur einmal registriert. Ein zweites Beispiel doppelter Registrierung nimmt eine be¬ sondere Stellung ein. Eine undatierte Bekanntmachung Gre¬ gors IX, durch welche er 1234 Mai-Juli den römischen Senator Luca Savelli excommuniciert, findet sich einmal, Lib. VIII, 167, Bd. I, S. 479, n. 591, zwischen Briefen des Juli 1234, dann aber auch unter den Dokumenten über den im Frühjahr 1235 zwischen dem Papste und den Römern ab¬ geschlossenen Frieden, welche gesondert gesammelt, jetzt den Schluss von Lib. IX bilden. Doch könnten von dieser Kund¬ gebung zwei Exemplare in die Registratur gekommen sein und dadurch sich die doppelte Eintragung erklären. Sehr auffallend dagegen ist, dass ein Ehedispens Innocenz IV. vom 10. Mai 1245, mit dessen Ertheilung der Erzbischof von Mainz beauftragt war, einmal Lib. II, 626, Berger 1345, zwischen Briefen des Juni, zum zweiten Male aber ohne Angabe der Adresse, jedoch mit demselben Datum, so dass an eine Neu¬ ausfertigung nicht zu denken ist, Lib. III, 39 bis, Berger 1400, zwischen Briefen des August steht. Dass das Original, nach¬ dem es das erste Mal schon verspätet registriert war, noch etwa 2 Monate lang in der Registratur zurückgehalten sein sollte, ist undenkbar. Auf die nicht sehr zahlreichen Stücke, welche in ein un¬ richtiges Buch eingetragen sind, soll ein besonderes Gewicht nicht gelegt werden. Sie gehören in der Regel zu den sehr spät registrierten, doch habe ich auch ein Schreiben Hono- rius III. aus dem Beginn seines 5. Pontificatsjahres, vom 28. Juli 1220, gefunden, welches unter die letzten Nummern des Liber IV gerathen ist, Bd. I, S. 92, n. 126. Es verdient indessen hervorgehoben zu werden, dass z. B. die Stücke des 3. Jahres Innocenz IV, welche im 4. Buche, und die des Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 523 4. Jahres, welche im 5. Buche stehen, sehr wohl hätten in die richtigen Bücher gebracht werden können; denn am Schlüsse beider Bücher ist noch genügend freier Raum vorhanden. Man sieht eben, wie wenig man sich um die richtige Reihen¬ folge kümmerte, und hat den Eindruck, als wenn man sich allein bemühte, das zu registrierende Material, das vorlag und wie es vorlag, möglichst schnell zu bewältigen, ohne auch nur eine ungefähre Ordnung nach der Datierung vorgenommen zu haben. Dies tritt besonders in den letzten Partien mancher Bücher hervor, so Liber III—VI der Register Innocenz IV, wo man zwischen den Briefen vom Juni (das Pontificatsjahr Inno¬ cenz IV. begann mit dem 28. Juni) Briefe aus allen übrigen Theilen des Jahres trifft, die ganz planlos eingeschoben er¬ schienen. Man muss hier wieder sagen: dass die Originale so lange liegen geblieben sind, ist unmöglich. Ebensowenig ist daran zu denken, dass dieselben schon in den Händen der Empfänger gewesen und von diesen für die Registrierung zurückgeschickt sind; denn man sieht nicht ein, weswegen die Registrierung erst am Schlüsse des Jahres hätte erfolgen müssen. Und wollte man wirklich annehmen, dass dies der Ordnung wegen bestimmt worden wäre, so bliebe unverständ¬ lich, warum diese Ordnung doch nicht innegehalten, sondern die Nachträge völlig regellos zwischen die letzten Briefe des Jahres eingestreut sind. Die einfache Erklärung ist die, dass man Reste aufarbeitete, dass man die Concepte, welche ver¬ legt oder irgendwie sonst benutzt gewesen waren, überhaupt alles, was man vorfand und der Registrierung für werth hielt, ohne viel auf die chronologische Folge zu achten, eintrug. Schliesslich soll auf einen Band hingewiesen werden, welcher freilich nicht der von uns behandelten Periode ange¬ hört, aber doch wohl herangezogen werden darf. Es ist das 5. 511 schon erwähnte Vol. IV der Reg. Urbans IV. (1261— 1264), in welchem sich zahlreiche Randnoten finden, die sich auf die Behandlung der Briefe bis zur Herstellung der Rein¬ schrift beziehen und von denen eine schon oben mitgetheilt ist. Andere sind z. B.: ‘Ad instantiam camerarii transivit sine audientia’. — ‘Concessa est obtentu domini Guidonis Cisterc. cardin. non obstante contradictione’. — ‘Correcta fuit per dominum nostrum’. — ‘Dominus voluit, quod ostenderetur domino Guillelmo cardinali, et si placeret sibi, quod expediretur; dominus Willelmus remisit eam expediendam’. — ‘De consilio domini Jordanis card. fuit iudicata ista et postea dominus audivit eam et mandavit eam expediri.’ Woher stammen diese Noten? Aus den Originalen sicher nicht, und dass etwa die Brieftexte nach den Originalen abgeschrieben, die Noten jedoch aus den Concepten nachträglich hinzugefügt seien, ist sicher nicht zu glauben. Auf den Concepten aber werden die Noten 524 C. Rodenberg. gestanden haben; denn dass man darauf mancherlei Vermerke anbrachte, darauf deuten auch Eintragungen in anderen Bänden hinSo fand Kaltenbrunner S. 272 in den Regesten Mar¬ tins IV. (1281 — 1285) Vol. II. zu 6 Briefen die Note ‘Regi- stretur’, für welche er eine Erklärung nicht weiss. Ich meine, das Wort war auf das Concept geschrieben und ist von dort in die Regesten übergegangen. Auch die Worte ‘Clausa fuit’, welche ebendaselbst einer Anzahl von Briefen hinzugefügt sind, können sehr wohl aus einer ähnlichen Bemerkung des Concepts entstanden sein; und sind zu Honorius III. Reg. Lib. V, 211 und 212, Bd. I, 106, n. 150 und 151, neben die Adresse die Worte ‘cum seta’ gesetzt, Worte, die mir sonst nirgends begegnet sind, so besagen dieselben doch wohl nicht, dass dem Regestenschreiber Originale Vorlagen, deren Bulle an einer seidenen Schnur hing, sondern dass für die auszufertigenden Originale eine seidene Schnur verwendet werden sollte. Alle die Erscheinungen, auf welche im Vorigen hinge¬ wiesen wurde, drängen, zusammen in Betracht gezogen, zu dem Schluss, dass in der Regel nach den Concepten registriert wurde. Wir bezeichnen dies als die Regel, weil wir bei unserer Betrachtung nicht so sehr von einigen wenigen Stücken ausgingen und von diesen auf die ganze Masse der übrigen zurückschlossen, als vielmehr die in der Registratur herr¬ schenden Gewohnheiten festzustellen suchten und Eigenthüm- lichkeiten der Regesten verfolgten, welche sich in vielen oder in allen Bänden wiederfinden. Damit soll nicht gesagt sein, dass diese Art der Eintragung durch eine Verordnung des Papstes oder des Canzlers vorgeschrieben war und unbedingt beobachtet werden musste; sie wird aus einer Gewohnheit entstanden sein, die sich von selbst ergab und die, weil sie sich als praktisch erwies, beibehalten wurde, von der aber auch abgegangen werden konnte. Dass Ausnahmen gemacht sind, soll nicht geleugnet werden. So mag es, wie schon S. 518 bemerkt wurde, Öfter vorgekommen sein, dass ein nicht registrierter Brief, welcher für den Empfänger Rechte begrün¬ dete, von diesem an die Curie zur Registrierung zurückge¬ schickt wurde, damit, weil die Echtheit einer registrierten Urkunde nicht angezweifelt werden konnte, sein Recht unan¬ fechtbar würde, und wenn etwa das Original verloren gehen sollte, es jeder Zeit zu ersetzen wäre. Auch kann die Regi¬ strierung mancher Stücke ursprünglich nicht beabsichtigt, aber vor der Absendung noch beschlossen sein, und da das Concept nicht mehr existierte oder gerade nicht zur Hand war, kurz, weil es das Einfachste war, wurde nach dem Ori- 0 Vgl. hierüber auch den Schluss des Abschnitts über die Adressen. Ueber *die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 525 ginale registriert. Eine von solchen Ausnahmen scheint der von Delisle erwähnte Brief Urbans IV. gewesen zu sein, auf dem sich die Note ‘Registetur’ tindet. Wenn nämlich der Registrator nur Originale zu copieren bekam, und wenn der Brief die regelrechte geschäftliche Behandlung erfahren hat, dann war die Note sicher überflüssig. Hat er aber die regel¬ rechte geschäftliche Behandlung nicht erfahren, ist er also eine Ausnahme, so lässt sich mit ihm nichts beweisen. Und dass hier eine Ausnahme vorliegt, wird dadurch höchst wahr¬ scheinlich, dass diese Note meines Wissens ausserdem nur noch auf einem einzigen anderen Originale bisher entdeckt ist 1 . Mit mehr Recht können gegen die Registrierung nach den Concepten andere Registraturvermerke angeführt werden, welche sich auf einer grösseren Anzahl von Originalen finden und auf welche von Delisle und besonders von Diekamp hingewiesen ist; vergl. S. 513. Letzterer bemerkt, er habe auf etwa 150 Urkunden, welche der Zeit von Innocenz III. an angehören, vorn ohne festen Platz ein kleines ‘R’, welches nur mit ‘registrandum’ oder ‘registretur’ wiederzugeben sei, in dorso ein grosses, stets in ganz bestimmter Weise ge¬ zeichnetes ‘R’ gesehen, neben Avelches in etwa 20 Fällen ganz genau die Nummer der entsprechenden Registereintragung gesetzt sei. Allerdings ist sehr wahrscheinlich, dass die auf Vorder- und Rückseite so gezeichneten Originale für die Re¬ gister als Vorlage gedient haben. Allein trotzdem müssen wir dieselben, natürlich nur so weit sie in die uns beschäftigende Periode fallen, für Ausnahmen halten, weil wir unsern früheren Ausführungen ein grösseres Gewicht beimessen und weil nicht im entferntesten alle auf uns gekommenen und registrierten Ori¬ ginale diese Vermerke haben. Es bedarf indessen dieser Gegen¬ stand noch einer eingehenderen Untersuchung, für welche dreierlei zu beachten ist: 1) Haben die Schreiben in den Registern unge¬ fähr die dem Datum entsprechende Stellung oder ist etwa eine nachträgliche Registrierung anzunehmen? 2) Welcher Zeit gehören sie an? 3) Lag die Registrierung im Interesse der Curie oder der Empfänger? Der letzte Punkt ist wichtig. Wie schon S. 513 erwähnt wurde, erzählt nämlich Jacobus Cohellius, dass in späterer Zeit Briefe nach den Originalen registriert und dafür eine Gebühr entrichtet wurde. Da dieselbe sicher von den Empfängern getragen wurde, kann sich seine Darstellung nicht auf Schreiben beziehen, welche die Curie in eigenen Angelegenheiten erliess, z. B. Instructionen für päpst¬ liche Legaten. Wenn wir nun für die uns berührende Zeit von einer Anzahl von Schreiben, an deren Erhaltung der Curie nichts liegen konnte, eine Registrierung nach den Con- 1) ‘Registrentur’ auf einem Originale Nicolaus III; Berger S. XYI. 526 C. Rodenberg. cepten annehmen müssen, für die spätere Zeit aber nach der Angabe des Jacobus Cohellius das Gegentheil feststeht, so ist zu vermuthen, dass hier zwei verschiedene Phasen einer Entwicklung erkennhar sind, deren Gang man sich folgender- maaßen denken kann. Da die Register ursprünglich nur für den Gebrauch der Curie angelegt waren, geschahen die Ein¬ tragungen in dieselben nur auf ihre Veranlassung, und das in der Regel nach den Concepten. Je mehr aber die Em¬ pfänger einsahen, welche Vortheile für sie die Registrierung ihrer Schreiben hatte, desto mehr werden sie sich um dieselbe bemüht haben. Dadurch musste sich die Zahl der zu regi¬ strierenden Nummern steigern, was dann die Curie bewog, gewisse Schreiben, welche für sie kein Interesse hatten, von der Registrierung auszuschliessen und nur gegen eine Gebühr zuzulassen, infolgedessen diese nach den Originalen eingetragen wurden. Es ist das eine Vermuthung, die noch der Bestäti¬ gung bedarf, die aber dadurch unterstützt wird, Avie Avir die Privilegien auch in den von uns betrachteten Registern be¬ handelt finden. Munch S. 26 macht darauf aufmerksam, dass auch in den Registern zu manchen Privilegien die Rota gezeichnet und die Unterschriften des Papstes und der Cardinäle hinzugefügt seien. Ich muss darauf bemerken, dass mir aus den Registern Honorius III. und Gregors IX. ein derartiger Fall nicht be¬ kannt ist. Doch mag der eine oder andere Vorkommen; ich bin, wie erwähnt, nicht in der Lage gewesen, von dem voll¬ ständigen Inhalte der Register dieser beiden Päpste Einsicht zu nehmen. Delisle S. 11 und 36, Avelcher die Register Innocenz III. auch auf diesen Punkt untersucht hat, sagt, dass in ihnen die Unterschriften ‘fast immer’ fehlen, kann aber unter 14 Privi¬ legien, die darin enthalten sind, nur eins 1 anführen, avo sie vorhanden sind. Unter Innocenz IV. ist in der Behandlung der Privilegien eine Aenderung eingetreten: sämmtliche, welche das erste Buch seiner Regesten bringt, 9 an der Zahl, haben keine Unterschriften, während sie sich bei denen des 2, 3, 4 und 5. Buches, an Zahl 22, ohne Ausnahme finden. Aus den späteren Jahren Innocenz IV. begegnen Privilegien mit und ohne Unterschriften. Dass sich nun vom 2. Jahre Innocenz IV. an plötzlich in der Registratur die Neigung oder das Bedürfnis herausgestellt haben sollte, die Unterschriften mit zu copieren, während es früher nicht geschehen war, ist kaum anzunehmen; viel wahrscheinlicher ist, dass avo früher sich die Unterschriften in den Regesten nicht finden, sie dem Schreiber nicht Vorlagen, avo er sie aber eintrug, er Originale vor sich hatte. Die mit dem zweiten Jahre für die nächste Zeit wenigstens so bestimmt 1) Reg-. Lib. VII, 115, Pottbast 2257. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 527 auftretende Neuerung lässt schliessen, dass hier eine bewusste Aenderung gemacht ist, und es ist die Vermuthung wohl nicht abzuweisen, dass damals verordnet ist, Privilegien, die in der Regel für die Curie gar kein Interesse hatten, nicht mehr zu registrieren, es sei denn gegen eine gewisse Gebühr, dass es dadurch dem Empfänger überlassen blieb für die Eintragung zu sorgen und so der Registrator alle Privilegien, die ihm zur Registrierung gebracht wurden, im Original bekam. Dem entspricht auf das genaueste ihre Stellung in den Regesten: von den erwähnten 22 Stücken linden sich 20 in der Haupt¬ masse der um die gleiche Zeit erlassenen Schreiben, zum Theil eilen sie derselben ein klein wenig voraus, und später nachgetragen sind allein Berger 1805, um reichlich 7 Monate, und Berger 1947, um fast ein Jahr, weswegen wir schon S. 518 schlossen, dass sie bereits in den Händen der Empfänger gewesen und von diesen an die Curie zur Registrierung zu¬ rückgeschickt seien. — Aus welcher Zeit die Register stammen, in denen Munch die Privilegien mit der Rota und den Unter¬ schriften gesehen hat, sagt er nicht. Er hält überhaupt in seiner Darstellung die Erscheinungen der verschiedenen Jahr¬ hunderte nicht genügend auseinander, und deshalb gehen wir wohl nicht fehl, wenn wir seine Worte auf die Register der späteren Zeit, von Innocenz IV. an, beziehen und besonders auf die Papierregister des 14. Jahrhunderts, von denen er S. 34, Not. 1 spricht. Diese können aber für die Art und Weise, wie in der früheren Zeit, der Honorius III. und Gre¬ gors IX, registriert wurde, nichts beweisen; und wenn wir sehen, dass mit dem 2. Jahre Innocenz IV. die Registrierung der Privilegien nach den Originalen als bewusste Neuerung auftritt, müssen wir um so mehr glauben, dass vorher aucli sie in der Regel nach den Concepten eingetragen worden sind. Ausser den Privilegien vom 2. Jahre Innocenz IV. an ist höchst wahrscheinlich noch eine andere Klasse von Schreiben regelmässig nach den Originalen registriert worden, die Schreiben nämlich, in denen der Papst Urkunden anderer Personen bestätigt und deren Wortlaut vollständig wiederholt hat; denn, wie schon S. 513 bemerkt ist, werden die Concepte nur die päpstliche Bestätigungsformel enthalten haben, und da die bestätigten Urkunden selbst dem Besitzer zurückgegeben sein werden, war eine Registrierung nach Abgang des Originals wohl in den meisten Fällen kaum möglich. Dem entsprechend pflegen diese Stücke in den Regesten ebenfalls an richtiger Stelle zu stehen 1 . Aber diese beiden Arten von Schreiben 1) Dies ist die Regel; aber Ausnahmen fehlen nicht ganz. Läuft Berger 121 der Hauptmasse der gleichzeitigen Schreiben voraus, so würde das gerade für die Registrierung nach dem Original sprechen. Zu spät registriert dagegen fand ich Berger 2343, 2856, 2857, 2914 um 5 bis 528 C. Rodenberg. sind, so viel sich bis jetzt übersehen lässt, auch die einzigen,, bei denen die Registrierung nach dem Originale das Regel¬ rechte war. Wo sonst in der uns beschäftigenden Periode Schreiben nach den Originalen registriert sind, haben wir keinen Grund anzunehmen, dass dies deshalb geschehen sei, weil sie einer bestimmten Gattung angehörten, sondern dass Umstände Vorlagen, welche eine Ausnahme zu machen Ver¬ anlassung gaben. Deswegen dürfen wir an dem Satze, dass nach den Concepten registriert wurde, als der Regel festhalten. — Unsere Aufgabe war, die Beschaffenheit und Entstehung der Vorlagen der uns erhaltenen Regesten zu ermitteln. Es ergab sich die doppelte Möglichkeit, die Vorlagen entweder als buchförmig anzusehen, in welchem Falle sie eine unseren Regesten durchaus ähnliche Anlage gehabt haben müssen, oder als aus einer geordneten Zettelmasse bestehend, in welchem Falle diese Zettel sicher die Concepte waren. Bei der Prüfung der ersten Möglichkeit hat sich herausgestellt, dass, wenn buchartige Vorlagen vorhanden waren, in sie in der Regel nach den Concepten registriert sein muss. Wir dürfen deshalb jetzt, wo wir wissen, wie registriert wurde, uns fragen, ob diese buchartigen Vorlagen, welche wir nur an- nahmen, um mit dem Vorhandensein einer Vorlage die Gleich- mässigkeit unserer Regesten in Schrift und äusserer Erschei¬ nung zu erklären, — ob diese buchartigen Vorlagen existiert haben müssen, oder ob nicht vielmehr unsere Regesten aus einer geordneten Masse von Concepten, unter welche einzelne Originale gemischt waren, abgeschrieben sind. Zunächst ist auf die Numerierung der Schreiben hinzu- weisen 1 . Die Numerierung ist ausser in dem 6. Buche der Regesten Honorius III. in den uns beschäftigenden Bänden überall eine gleichzeitige, doch hat sie unter Honorius III. und Gregor IX. noch nicht ganz feste, sich stets gleich bleibende 7 Monate, 2703 um fast 2 Jahre. Diese Stücke werden schon in den Händen der Adressaten gewesen und zurückgeschickt sein. Dasselbe könnte auch bei Berger 2128 der Fall gewesen sein, welches von Inno- cenz IV. in Lyon für Marseille ausgestellt und fast 2 Monate später nacbgetragen ist. Schwierig sind aber Bd. I, n. 21, welches um 7 Wochen, Bd. I, n. 297 und Berger 1052, welche um 4 Wochen zurückgeblieben sind. Hier ist doch wohl die Registrierung nach den Concepten und die Benutzung von hinterlassenen Abschriften der bestätigten Urkunden das wahrscheinlichere. Wo dagegen Stücke 2 Wochen oder etwas mehr zu spät registriert sind, wie Berger 1403, 2456, 2721, 2814, könnten immer¬ hin noch Originale Vorgelegen haben; denn ein cassiertes Schreiben Ur¬ bans IV, vom 26. August [1262?] ist durch ein Schreiben vom 11. Sep¬ tember ersetzt (Kaltenbrunner 276 zu ep. 966) und zwischen der Cassie- rung des ersten Schreibens, die doch vor Abgang des Originals erfolgte, und die Ausfertigung des anderen wird wohl nicht viel Zeit verflossen sein. 1) Ausführlich handelt hierüber Kaltenbrunner S. 249—254. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 529 Formen gewonnen. Unter Innocenz IV. dagegen ist sie immer vom Schreiber zugleich mit den Eintragungen gemacht worden; denn häufig wird in dem Texte der Briefe selbst für gleich¬ lautende Stellen auf frühere Nummern, ‘capitulum’ oder ‘littera’ so und so, verwiesen, z. B. Lib. I, 68 auf I, 65, und in dem 6. Buche, welches ich selbst gesehen habe, zeigen Dinte und Schrift deutlich, dass Text und Nummern von derselben Hand herstammen. Allein öfter, wie oft wage ich nicht zu ent¬ scheiden, sind auch schon die Concepte numeriert gewesen. Wir finden nämlich, dass Briefe, welche sich als in die zu registrierende Conceptmasse später eingeschoben zu erkennen geben, in der fortlaufenden Reihe nicht mitgezählt sind. So hat der schon S. 522 erwähnte, doppelt registrierte Brief Inno¬ cenz IV. vom 10. Mai 1245 da, wo er im 3. Buche unrichtig eingetragen ist, keine eigene Nummer, sondern steht mit unter n. 39, einem Briefe, zu dem er auch nicht die geringste Be¬ ziehung hat. Ebenso ist daselbst unter n. 55 ausser einem Briefe an den Erzbischof von Lund vom 17. August 1245 ein Brief ohne Adresse vom 8. Mai 1245 gebracht, Berger 1417, welcher auch ins 2. Buch gehörte und zu dem am Rande die Worte gesetzt sind: ‘Vacat, quia est in secundo’; jedoch findet er sich im 2. Buche nicht. Wegen des ‘Vacat’, d. i. fällt aus, kann die Nummer nicht fortgelassen sein: Berger giebt zwar nicht an, von was für einer Hand dasselbe hinzugefügt ist, jedenfalls ist es aber später geschrieben, als der Text des Briefes, und damit, als die Numerierung hätte gemacht werden müssen 1 . — Umgekehrt dagegen folgt Innocenz IV. Reg. Lib. I auf n. 433 sofort 435. Sieht man sich aber n. 435 genauer an, was später noch geschehen wird 2 , so bemerkt man, dass darin 2 Briefe stecken. Die Adresse lautet: ‘. . archiepiscopo Maguntino et . . episcopo Leodiensi’, aber aus dem Inhalte ergiebt sich unzweifelhaft, dass nicht beiden Bischöfen gemein¬ sam, sondern nur jedem einzeln geschrieben sein kann. Der Eintragung liegt ein Doppelconcept zu Grunde, welches so eingerichtet war, dass darnach zwei im wesentlichen gleich¬ lautende, in Einzelheiten aber je nach den Adressaten von einander abweichende Reinschriften gemacht werden konnten. Dass nämlich die Reinschriftenschreiber nach Vorlagen zu arbeiten verstanden, welche den herzustellenden Originalen nur ähnlich, nicht vollständig entsprechend waren 3 , dass sie Ueber- tragungen vom Singular in den Plural und von der zweiten in die dritte Person selbständig vornehmen mussten, ist gewiss: 1) Im 6. Buche der Reg. Gregors IX. folgt auf einen cassierten Brief ohne Nummer unmittelbar der Brief, welcher ihn ersetzt hat, mit Nummer, n. 14; Munch S. 27. Hier muss erst festgestellt werden, von wem die Zahl 14 geschrieben ist. 2) In dem Abschnitte über die Adressen. 3) Vgl. unten den Schluss des Abschnitts über die Adressen. 530 C. Rodenberg. man findet z. B. in dem Original von Potthast 11479, einer Citation der Gräfin Margarete von Flandern, mehrere unrich¬ tige Plurale, die sich nur dadurch erklären lassen, dass dies Schreiben nach der identischen Citation ihrer Kinder, die Inn. IV. Reg. Lib. II, 465 steht, und in der die Plurale am Platze sind, angefertigt worden ist. Jenes Doppelconcept wird nun, da es zwei Briefe darstellte, ursprünglich richtig als n. 434 und 435 bezeichnet sein. Bei der Registrierung wurde es aber von einem gedankenlosen Schreiber in ganz unver¬ ständlicher Weise zu Einem Briefe zusammengezogen und dieser dann mit Einer Nummer versehen. Eine ähnliche Form könnte das Concept für 2 Briefe Innocenz IV. an die Tartaren gehabt haben, Potthast 11571 und 11572 1 2 , welche in ihrem wesentlich gleichlautenden Schluss auffallend genug die gleichen Correcturen und ähnliche Fehler zeigen, weswegen an eine gemeinsame Vorlage zu denken wäre. Beide sind zwar in den Regesten in extenso gegeben, jedoch unter Eine Nummer gebracht: Lib. II, cur. 11; und das könnte geschehen sein, weil das Concept den Eindruck nur Eines Schreibens gemacht hat. — Ferner lässt sich der Umstand, dass manche der Adressen, welche mit ‘In eundem modum’ vollständig registrierten Briefen angehängt sind, eine eigene Nummer haben 3 , am ungezwungensten so erklären, dass hier mehr oder minder ausgeführte, wenigstens als selbständige Stücke erscheinende und deswegen besonders numerierte Texte Vorgelegen haben, welche die Schreiber wörtlich zu copieren für überflüssig hielten 4 . Die Freiheit nämlich, Stücke wesent¬ lich gleichen Wortlauts entsprechend zusammenzuziehen, haben sie offenbar gehabt; denn sie haben eingegangene Schreiben, welche sie doch im Originale bekamen, ähnlich behandelt 5 . Man wird zugestehen, dass wenn man die Concepte sich an¬ sammeln liess und dann der Masse durch Numerierung eine gewisse Ordnung gab 6 , sehr wohl die gleichmässig geschrie¬ benen Manuscripte, die unsere Regesten sind, entstanden sein können. 1) Vgl. S. 519, n. 2. 2) Künftig Bd. II, n. 102 und 105. 3) Z. B. Inn. IV. Reg. Lib III, 167 an den Erwählten von Ferrara; darunter ‘In eundem modum’ an Wladislaus und Premisl, Söhne des Böhmenkönigs, ohne Nummer; darunter ‘In eundem modum’ an Philipp, Sohn des Her¬ zogs von Kärnthen, mit n. 168, Berger 1526 und 1527, künftig Bd. II, S. 106, n. 140. Vgl. Berger 1666 und 1737 ohne Nummer gegen 1658 und 1687 mit Nummer. Die Beispiele lassen sich leicht vermehren. 4) Ueber diese Eintragungen vergleiche den Abschnitt über die Adressen. 5) Theiner, Cod. dipl. dom. temp. s. sed., t. I, n. 119, 121, 125. 6) Daraus, dass sich die Numerierung der Concepte in unsern Regesten erhalten hat, ergiebt sich auch, dass dieselben kein Auszug aus einer umfangreicheren Sammlung sein können. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 531 Beachtenswerth, freilich nicht beweisend, ist ferner der Umstand, dass die kleinen, besonders gesammelten Abtheilungen von Briefen alle auf besondere Lagen geschrieben sind. Sind nämlich unsere Regesten Abschriften von ähnlichen Vorlagen, sieht man nicht recht ein, weswegen z. B. mit den kleinen Sammlungen der ‘litterae curiales’ stets eine neue Lage be¬ gonnen worden ist, auch da wo noch am Schlüsse der ‘litterae communes’ desselben Jahres, zu denen sie doch aufs engste gehören, mehrere freie Blätter vorhanden waren; z. B. Inno- cenz IV. Reg. Lib. II—V. Bei Abschriften, sollte man denken, wären die ‘litterae curiales’ unmittelbar an die ‘litterae com¬ munes’ desselben Jahres angereiht worden, da doch beide zu¬ sammen erst ein Ganzes bilden. Sicher liesse sich muthmasslich aus den Correcturen unserer Regesten schliessen, wie die unmittelbaren Vorlagen derselben beschaffen waren; allein ich muss bekennen, hierüber wenig sagen zu können, weil die Abschriften von Pertz und der Druck von Berger Correcturen in der Regel nicht angeben. Doch sei Folgendes bemerkt. Dass die Briefconeepte öfter corrigiert wurden, ist schon S. 512 erwähnt; ich führe indessen hier noch eine Stelle an, in der eine Correctur deutlich durch¬ schimmert. Am 3. Juni 1245 hatte der Sultan Ejub von Aegypten an Innocenz IV. ein Schreiben gerichtet, welches von diesem in lateinischer Uebersetzung in der Christenheit verbreitet wurde und von welchem mehrere auf verschiedene Originale zurückgehende Ueberlieferungen erhalten sind 1 . Darin lautet eine Stelle, in den Regesten: ‘de Christo, super quem sit salus’, in den Ann. Stadenses a. 1246: ‘de Christo, super quem sit laus’, bei Matthaeus Paris, ed. Luard, t. IV, p. 566 dagegen: ‘de Christo, super quem sit salus et laus’. Dass hier im Concepte nicht klar zu erkennen war, ob ‘salus’ oder ‘laus’ zu lesen sei, ist offenbar. Indessen beweist dieser Fall für die Frage, ob unsere Regesten direkt von den Con- cepten abgeschrieben sind, nichts. Beweisend können nur Stellen sein, an denen in unsern Regesten Fehler verbessert sind, die unmittelbar durch das Aussehen der Concepte ent¬ standen sein müssen. Und das scheint an folgenden geschehen. In der Absetzungsbulle Kaiser Friedrichs II. vom 17. Juli 1245 2 lautet der vorletzte Satz bei Matthaeus Paris. 1. c. p. 445: ‘Uli autem, ad quos in eodem imperio imperatoris spectat electio, eligant’ etc., in den Ann. Placent. Gib. a. 1245: ‘Illi autem in eodem imperio, quibus imperatoris’ etc., in den Regesten dagegen: ‘Illi autem in eodem imperio imperatoris spectat electio’, und dann ist ‘quibus’ am Rande mit dem 1) Berger 1994, künftig Bd. II, 86, n. 123. 2) Potthast 11733, Berger 1368, künftig Bd. II, 88, n. 124. 532 C. Rodenberg. Hinweise, dass es hinter ‘autem’ einzuschieben sei, von anderer Hand nachgetragen. Hier ist doch wegen der abweichenden Lesarten des Matthaeus Paris, und der Ann. Placent. gewiss wahrscheinlich, dass das Concept corrigiert war, und wegen der Correctur unserer Regesten, dass es für diese benutzt worden ist. Wenigstens lassen sich so Fehler und Correctur am einfachsten erklären. — Wie schon S. 529 bemerkt wurde, waren manche Concepte so angelegt, dass darnach verschiedene Originale geschrieben werden konnten, welche zwar im wesent¬ lichen den gleichen Wortlaut, in Einzelheiten aber je nach den Adressaten kleine Abweichungen hatten. Höchst merk¬ würdig ist nun eine Correctur in dem Briefe Innocenz IY. vom 12. Januar 1249, Reg. Lib. VI, 387, Berger 4379, welcher an den Erzbischof von Tyrus gerichtet ist und eine Entschei¬ dung in einem zwischen diesem und der Markuskirche zu Venedig ausgebrochenen Streite enthält. Der Beginn der narratio lautet hier: ‘Sane f. ve. in nostra et fratrum nostrorum presentia retulisti’. Die Worte ‘f. ve.’ (‘frater venerabilis’) sind durch untergesetzte Punkte getilgt 1 . In dem entsprechenden, uns nicht erhaltenen, aber sicher erlassenen Schreiben an die Markuskirche musste die narratio beginnen: ‘Sane f. ve. (oder gewöhnlich ve. f.) noster archiepiscopus Tyrensis in nostra et . . . retulit’. Für die Erklärung jenes irrthümlichen ‘f. ve.’ und der erfolgten Correctur bleibt, wie es scheint, doch nur die eine Möglichkeit, dass der Schreiber unserer Regesten ein Concept vor sich hatte, welches als Vorlage für die beiden Originale dienen sollte und bei dem er einen Augenblick vergessen konnte, welche Form er zu copieren angefangen hatte. Schliesslich scheinen unsere Regesten so bald nach der Abfassung der Briefe selbst geschrieben zu sein, dass ein Zwischenglied zwischen ihnen und den Concepten nicht gut existiert haben kann. Freilich lässt sich für keinen der uns berührenden Bände ganz genau der Zeitpunkt feststellen, wann er geschrieben ist; denn Schreibernotizen, welche zwar in grösserer Anzahl vorhanden und von Kaltenbrunner, S. 216, sehr sorgfältig gesammelt sind, geben hierüber keinen Auf¬ schluss und sonstige Angaben fehlen. Dagegen finden sich in dem Register Clemens IV. (1265 — 1268) auf f. 126', einem sonst leerem Blatte, folgende Worte: ‘Istud regestum fuit in- ceptum XVI. Kl. Octobris anno Domini MCCLXIII et finitum fuit in vigilia nativitatis S. Marie, quando dominus U. papa recessit de Urbeveteri anno Domini MCCLXIIII, et sic duravit per X 1) Berger druckt zwar: ‘Sane, frater venerabilis, in’. Allein ich habe mir bei der Abschrift des Stückes die Tilgung der Worte als bemerkens- werth ausdrücklich notiert. Auch entspricht die Einführung einer Anrede an dieser Stelle nicht den Gewohnheiten des curialen Stils. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 533 menses’. Nach der Untersuchung von Kaltenbrunner S. 217 haben f. 125 und 126 ursprünglich als Umschlag für das dritte Buch der Regesten Urbans IV. (1261—1264) gedient, dessen drittes Pontificatsjahr mit dem 4. September 1263 anfing. Also schon 12 Tage später ist das Register dieses Jahres begonnen worden. Nun ist zwar nicht nachzuweisen, dass dieses Register das auf uns gekommene Exemplar ist; allein immerhin ist das die zunächst liegende Vermuthung. — Entscheidend ist aber, dass in mehreren der uns vorliegenden Registerbände Eintragungen gemacht sind, während die entsprechenden Originale die Curie noch nicht verlassen hatten. So hat zu Honorius III. Reg. Lib. II, 264 der Rubricator bemerkt: ‘Ista littera, postquam fuit bullata et registrata, fuit remissa domino, et postea mutata fuit, sed nondum remissa ad regestum’. Dasselbe lässt eine Note erkennen, die zu Innocenz III. Reg. Lib. XIII, 110—115 gesetzt ist: Oste littere fuerunt rescripte et sic correpte, post¬ quam fuerunt bullate’; Kaltenbrunner S. 234. Ferner finden sich in Honorius III. Reg. Lib. V f. 1 und 8, welche in dem Quaternio ein Stück bilden, doppelt geschrieben: einmal stehen sie an richtiger Stelle als f. 1 und 8, dann als besondere Lage von 2 Blättern noch vor diesen am Beginn des Bandes. Auf dieser besonderen Lage sind zu ep. 1 zahlreiche Interlinear¬ und Randnoten eingetragen. ‘Diese haben die Neubeschreibung dieser 2 Blätter verursacht, indem nun die Noten in den Text der ep. 1 hineingearbeitet wurden, und eine derselben, welche sich neben den Verbesserungen als besondere Adnotatio her¬ vorhebt, zu einem eigenen Briefe, der als ep. 2 auf fol. 1 zu stehen kommt, umgearbeitet ist’; Kaltenbrunner S. 235—236. Auch diese Correctur muss gemacht sein, ehe das Original abging; denn anderenfalls hätte der Brief nicht abgeändert, sondern nur durch einen anderen widerrufen tverden können. Dasselbe ist aus den Stellen zu schliessen, wo zu einem ganzen Briefe oder einem Theile desselben ein ‘Vacat’, d. h. fällt aus, an den Rand gesetzt ist; vgl. Bd. I, n. 636 I und II und n. 640‘, und Munch S. 27. In allen diesen Fällen rückt der Zeitpunkt, wo die Registereintragungen gemacht sind, so dicht an die Abfassungszeit der Briefe hinan, dass hier wenigstens die Existenz von Sammlungen, welche zwischen den Concepten und den uns erhaltenen Registern stehend, für diese als Vor¬ lage gedient haben, ausgeschlossen erscheint. Und das Gleiche darf man von den übrigen Bänden um so unbedenklicher an¬ nehmen, als ein Grund nicht aufzufinden ist, weswegen man derartige provisorische, mit den definitiven vollkommen iden¬ tische Register angelegt haben sollte. 1) Vgl. auch S. 520, not. 1. Neues Archiv eic. X. 35 534 C. Rodenberg. Ein Zwischenglied zwischen unsern Registern und den Concepten ist also nicht vorhanden gewesen. Vielmehr sind unsere Register die unmittelbaren Abschriften der Concepte, welche, wie sie sich fanden, ohne Plan und Ordnung zusammen¬ gelegt und öfters wenigstens auch numeriert worden waren, so dass der Schreiber jedesmal, wenn er an seine Arbeit ging, so viel gesammeltes und in eine gewisse Ordnung gebrachtes Material vor sich hatte, dass er eine grössere Anzahl von Ein¬ tragungen in einem Zuge machen konnte. In dieser Weise wurde die Hauptmasse der Briefe nicht viel später abge¬ schrieben, als ihr Datum anzeigt 1 ; doch sind manche der¬ selben, sei es weil die Concepte verlegt waren oder ander¬ weitig benutzt wurden, sei es weil die Masse der Vorlagen in Unordnung gerathen Avar, längere Zeit liegen geblieben, ehe sie registriert wurden. Anderseits aber konnte die genaue chronologische Ordnung dadurch gestört werden, dass der Registrator ein ihm eingeliefertes Schreiben sofort copierte, während noch eine grössere Anzahl von Concepten auf die Registrierung wartete. Doch geschah das selten, denn wie S. 516 bemerkt wurde, eilen nur äusserst wenige Briefe der Hauptmasse der Briefe gleicher Zeit voran. Waren die Vor¬ lagen der Registratoren gewöhnlich die Briefconcepte, so sind doch einzelne Eintragungen nach den Originalen gemacht worden 2 . Aber das sind Ausnahmen gewesen. Nur wenn wir annehmen, dass in der Regel nach den Concepten registriert wurde, können wir die auffallenden Erscheinungen der Regesten, denen wir bis jetzt begegnet sind, ausreichend erklären, und nur damit können wir die anderen erklären, auf welche im Folgenden hingewiesen werden wird. II. Die registrierten Briefadressen. Es wurde also in der Regel nach Concepten, einzeln nach Originalen registriert; doch ausserdem ist noch anderes Material für die Herstellung der Register verwandt worden. Eine Encyclica Gregors IX. vom 18. Juli 1229 über das Vorgehen Friedrichs II. im heiligen Lande ist in die Regesten Lib. III, 38, Bd. I, S. 315, n. 397, unter der Adresse l . . duci Austrie eingetragen. Unter dem Brieftexte findet sich, mit ‘In eundem modum’ angehängt, eine lange Liste von Personen, an die das Schreiben ebenfalls gerichtet ist. Die Namen sind nach Län¬ dern geordnet und unter den deutschen Fürsten wird wiederum 1) Wenn man die Zeit, wann eine Eintragung 1 gemacht worden ist, bestimmen will, wird man besonders auf die Stellung der Schreiben, welche nach den Originalen registriert sind (S. 525 ff.), und derjenigen, welche der Hauptmasse gleichen Datums voraneilen, zu achten haben. 2) Vgl. S. 524 ff. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 535 der Herzog von Oesterreich aufgeführt. Hier unterscheidet man deutlich die Thätigkeit von zwei verschiedenen Personen: die eine, der Abbreviator, hat den Text angefertigt, die andere, ein Mann von höherem Range offenbar, der politische Sachen zu bearbeiten hatte, hat die Liste der Namen aufgesetzt; und als Text und Liste registriert wurden, beachtete man nicht, dass das Schreiben unter die Adresse des Herzogs von Oester¬ reich gebracht war und vergass dessen Namen auf der Liste zu tilgen. Aehnliche Listen sind den beiden Concilsberufungen Gregors IX. vom 9. August und 15. October 1240 angereiht; Bd. I, n. 781 und n. 785. Auch hier sind die Namen der Geladenen nach Ländern zusammengestellt und überdies ist über jede Gruppe der Name des Landes gesetzt, dem sie an¬ gehörten, wie ‘In Francia et Provincia’ u. s. w. Dass die hunderte von Briefen in die Registratur geschickt und erst dort das Schema gemacht sein sollte, ist undenkbar, und vor¬ handen gewesen sein muss ein Schema, als Instruction für die Anfertigung der Reinschriften. Auch zu den sehr spät regi¬ strierten Schreiben Berger 1876 und 1878 sind solche Listen von Adressaten eingetragen. Allein dies sind nicht die einzigen Vorlagen, welche für die Register benutzt sind und keine vollständigen Briefe waren. In den Sitzungen, die der Papst mit seinen Räthen hielt, müssen Protokolle geführt sein. Es w r ar das schon nöthig, damit man in der Kanzlei wusste, wass für Schreiben anzu¬ fertigen waren und welchen Inhalt sie haben sollten, welche Briefe zu lesen waren und welche, ohne dem Papste vorgelegt zu werden, expediert werden konnten. Briefe, welche wie z. B. die litterae encyclicae in derselben Fassung an verschie¬ dene Personen geschickt wurden, werden, nachdem ihr Text einmal gebilligt war, nicht jedesmal, wenn eine Neuausfertigung in Frage kam, wieder vor dem Papste gelesen sein, sondern man wird sich begnügt haben, den Namen des Adressaten und eine kurze Verweisung auf den Inhalt in das Protokoll auf¬ zunehmen. Die Art und Weise, wie nach solch einer protokollarischen Notiz und einem vorhandenen Texte die Vorlage für ein zweites Schreiben angefertigt werden konnte, lässt sich an folgender Registereintragung erkennen. Unter dem 13. April 1248 befiehlt Innocenz IV, Reg. Lib. V, 769, Berger 3817, dem Abte von St. Urban, dem Ulrich Presbyter von St. Nico¬ laus (nur so genannt), seine Pfründe in der Züricher Kirche zu entziehen und sie dem Kleriker Rudolf zu verleihen. Es heisst dort: ‘mandamus, quatinus ipsi prebendam, quam dictus Ulricus obtinet in ecclesia Turicensi, eo cedente vel decedente, auctoritate nostra conferens et assignans’ u. s. w. Lib. V, 770 befiehlt der Papst demselben in gleicher Weise gegen den 35* 536 C. Rodenberg. Züricher Canoniker Burkard vorzugehen und seine Pfründe dem Heinrich von Klingenberg zu geben. Dieser Brief lautet in den Regesten: ‘Eidern. Dilecti filii etc. ut supra: intellecto quod Burcardus canonicus Turicensis, rector ecclesie de Mura Constantiensis diocesis, fautoribus Friderici etc. usque: con- ferret Henrico de Clingenberch, consiliario comitum eorun- dum etc. usque: quatinus ipsi prebendam, quam Ulricus de Trishe obtinet in ecclesia Turicensi etc. usque in finem’. Dass hier ein Versehen vorliegt und in der mit ‘quatinus’ eingelei¬ teten Mandatsformel statt ‘Ulricus de Trishe’ ‘dictus Burcardus’ gelesen werden muss, ist klar; aber gerade dies Versehen be¬ weist, dass hier wörtlich genau das Concept für den zweiten anzufertigenden Brief eingetragen worden ist. Denn woher stammen die Worte ‘de Trishe’? In dem Schreiben selbst können sie nicht gestanden haben und ebensowenig findet sich in dem vorhergehenden diese nähere Bezeichnung, die nur auf das Protokoll zurückgehen kann, wo Ulrich mit vollständigem Namen genannt war. Durch Abkürzung einer umfangreicheren Vorlage kann also die registrierte Form nicht entstanden sein, vielmehr muss sie, weil der Fehler nur beim Concipieren ge¬ macht sein kann, so wie sie eingetragen ist, auch concipiert sein. Lag dieser Eintragung in die Regesten wenigstens noch eine Conceptskizze zu Grunde, so ist bei anderen auch dies nicht einmal der Fall gewesen. Unter dem 24. Nov. 1254 ertheilt Innocenz IV, Reg. Lib. XII, 410, dem Gregor von Montelongo einen Befehl mit dem Zusatz, dass, wenn er ihn nicht aus¬ führe, es gewisse Bischöfe thun würden, welche genannt werden. Unter dem Briefe stehen die Worte: ‘Illis scribatur: Quod si non omnes etc.’, d. h. den Bischöfen soll dasselbe geschrieben werden mit der bekannten Formel: ‘Quod si non omnes hiis exequendis interesse potueritis, duo vestrum etc.’ Die Form ‘scribatur’, der Conjunctiv, ist durchaus ungewöhnlich und mir sonst nie vorgekommen; es heisst wohl ‘scribitur’, aber das Gebräuchliche ist ‘scriptum est’. Hier ist offenbar der Befehl des Papstes wörtlich wiedergegeben und als Note unter das Concept des anderen Briefes gesetzt, das dadurch als Vorlage für beide Reinschriften dienen konnte. Wahrscheinlich ist der Satz dem Protokolle der Sitzung, in welcher beschlossen wurde, dass in dieser Sache geschrieben würde, entlehnt; denn man sollte denken, dass schon damals die in ‘Quod si etc.’ enthaltene Bestimmung getroffen ist, nicht erst, als das Con¬ cept vor dem Papste gelesen wurde. — Aehnliche Noten, An¬ weisungen für die Ausfertigung eines zweiten Schreiben wesent¬ lich gleichen Wortlauts, haben wir vielleicht auch da, wo unter Briefe, welche päpstliche Vergünstigungen enthalten, die Worte gesetzt sind: ‘Datus est super hoc conservator N. N.’, oder Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 537 wenn am Schluss einer Ermahnung oder eines Befehls Exe- cutoren genannt und auf das an diese gerichtete Schreiben mit den Worten ‘lllis scriptum est’ verwiesen wird. Nur wäre hier die ursprünglich conjunctivische Fassung entsprechend geändert worden. Hiernach lässt sich erwarten, dass auch von vielen Briefen, welche anderen mit ‘In eundem modum’ angehängt sind, der Registrator nicht den vollständigen Wortlaut vor sich gehabt hat, sondern nur eine allein die Adresse gebende Notiz; denn für viele wäre die Anfertigung eines eigenen Concepts über¬ flüssig gewesen, weil das des identischen oder ähnlichen Briefes vollkommen ausreichte. Freilich wird ihm von manchen trotz¬ dem ein ausführlicherer Text Vorgelegen haben, von denen nämlich, welche in den Regesten als besondere Nummern ge¬ zählt sind und welche, wie wir S. 530 sahen, im Concepte den Eindruck eines mehr oder minder vollständigen Briefes ge¬ macht, sich nicht als Note zu einem anderen Schreiben gegeben und deshalb eine eigene Nummer erhalten haben werden. Doch sicher sind für folgende Eintragungen nicht vollständige Briefe benutzt worden. Innocenz IV, Reg. Lib. VIII, cur. 71, ermahnt in einem undatierten Schreiben die Gräfin von Caserta, ihren Sohn zu bewegen, dass er in den Schooss der Kirche zurückkehre. Unter dem Schreiben steht: ‘In eundem modum quibus placet’. Die Erklärung dieser Worte, die mir sonst nirgends begegnet sind, ist schwierig. Da ‘placet’ auf eine ausdrückliche päpstliche Willensäusserung zu gehen pflegt, muss man wohl annehmen, dass damit der Kanzler beauftragt ist, in den Fällen, wo auf päpstlichen Befehl dergleichen Er¬ mahnungen erlassen werden, sich dieser Form, natürlich mit den entsprechenden Aenderungen, zu bedienen. Vielleicht war schon eine Liste festgestellt, die uns nicht überliefert ist. Doch wie dem auch sei, es ist gewiss, dass, wenn dem Regi¬ strator vollständige Briefe Vorgelegen hätten, er sie nie mit diesen Worten registriert hätte, dass er dieselben vielmehr so, wie er sie eingetragen hat, vorgefunden haben muss. — Liest man ferner unter manchen Encycliken ‘In eundem modum universis’ z. B. ‘regibus’', so kann das Wort ‘universis’, das ja in keiner Adresse gestanden hat, auch nicht vom Registrator herrühren, sondern nur vom Papste, der den Auftrag in dieser Form ertheilt hat. Alle die Adressen, welche wir bisher als Noten zu voll¬ ständig registrierten Schreiben gegeben fanden, können auf die Concepte gesetzt sein als Anweisungen für die Ausfertigung neuer Reinschriften. Wir haben zwar Grund zu glauben, dass sie den Sitzungsprotokollen entlehnt sind, brauchen aber nicht 1) Z. B. Bd. I, S. 654. 538 C. Rodenberg. anzunehmen, dass dies erst dann geschehen sei, als die Regi¬ strierung erfolgen sollte. Zu dieser Annahme wird man aber gezwungen, wo eine derartige Note an eine unrichtige Stelle gebracht, wo mit ‘In eundem modum’ eine Adresse angehängt ist, an welche mit dem drüberstehenden Brieftexte nachweis¬ lich nicht geschrieben ist, so dass dieselbe eine Schreiber¬ anweisung nicht gewesen sein kann. In einem undatierten, dem Ende April 1246 angehörigen Schreiben ermahnt Inno- cenz IV, Reg. Lib. III, cur. 12, Berger 1977 J , den Senator und das Volk von Rom, sich gegen Kaiser Friedrich II, gegen welchen sich schon viele Sicilianer empört hätten, zu rüsten, und theilt ihnen zugleich mit, dass er die Cardinallegaten Stephan und Rainer zu ihnen schicke. Unter diesem Briefe steht: ‘In eundem modum potestatibus, rectoribus, consiliis et populis civitatum, castrorum et locorum per Campaniam et Maritimam constitutis. Ad mitem etc. usque: liliis evidens utilitas procuratur: universitatem etc. usque: perfidus ecclesiam Dei perturbavit iniuriis etc. usque: specialis. In eundem modum potestatibus, rectoribus, consiliis et populis civitatum, castrorum et locorum per patrimonium beati Petri in Tuscia constitutis spiritum consilii sanioris. In eundem modum potestatibus, rectoribus, consiliis et populis civitatum, castrorum et locorum per ducatum Spoleti constitutis spiritum consilii sanioris. In eundurn modum potestatibus, rectoribus, consiliis et populis civitatum, castrorum et locorum per marchiam Anconi- tanam constitutis spiritum consilii sanioris’. Dass nun der Papst an die abgefallenen Bewohner des Kirchenstaates in derselben Weise geschrieben habe wie an die ihm treuen Römer und Bewohner von der Campagna und Maritima, ist zunächst unwahrscheinlich; es wird aber unmög¬ lich dadurch, dass sich die entsprechenden Briefe an jene unter cur. 16, Berger 1981 1 2 , in extenso finden, freilich mit etwas abweichender Adresse: ‘Potestatibus, consiliis et populis civi¬ tatum et locorum per Anconitanam marchiam constitutis spi¬ ritum consilii sanioris’. Unter dem Briefe mit ‘In eundem modum’ denselben ‘per ducatum Spoleti’ und denselben ‘per patrimonium beati Petri in Tuscia constitutis spiritum consilii sanioris’. Dass indessen trotzdem die Briefe identisch sind, ergiebt sich aus Folgendem. Im Früjahr 1246 war im König¬ reiche Sicilien ein Aufstand ausgebrochen, zu dessen Schürung der Papst die genannten beiden Cardinäle absandte, denen er zugleich das Legatenamt in Sicilien und dem Kirchenstaate übertrug. Er schrieb in dieser Sache den Sicilianern, den 1) Künftig Bd. II, S. 131, n. 174. n. 176. 2) Künftig Bd. II, S. 133, lieber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 539 Getreuen im Kirchenstaate und den daselbst von der Kirche Abgefallenen. Daraus ergaben sich zwei Reihen von Briefen, einmal von solchen, in denen er die Legaten beglaubigt und empfiehlt, dann von solchen, in denen er zum Kampfe gegen den Kaiser ermahnt. In jedem der Briefe werden beide Gegen¬ stände erwähnt, aber stets einer besonders betont. Man er¬ kennt das daraus, wie das Wort ‘quatinus’ gesetzt ist, welches in jedem päpstlichen Schreiben, mit äusserst wenigen Aus¬ nahmen, nur einmal vorkommt und immer den eigentlichen Befehl oder die Ermahnung, den Satz, um deswillen der Brief geschrieben ist, einleitet. So sind Empfehlungsschreiben für die Legaten cur. 11 an die Sicilianer und cur. 15 an die Getreuen und an die Ungetreuen des Kirchenstaates; hier sind nämlich, worauf noch zurückzukommen ist, zwei Briefe, welche jeden¬ falls zum Theil einen verschiedenen Wortlaut gehabt haben müssen, ungeschickt zusammengezogen, wie denn überhaupt alle auf diese Sache bezüglichen Schreiben nachlässig registriert, dadurch aber gerade instructiv sind. Die Aufforderung zum Kampfe gegen den Kaiser enthalten cur. 8 an die Sicilianer, cur. 12 an die Getreuen und cur. 16 an die Ungetreuen des Kirchenstaates. Man sieht also, es ist für die unter cur. 12 mit ‘In eundem modum’ an die Ungetreuen des Kirchenstaates angehängten Briefe kein Inhalt mehr vorhanden. Hier, unter cur. 12, hätten vielmehr die Briefe an die Getreuen des Kirchen¬ staates stehen müssen, welche unter cur. 13, eine in ähnlicher Form an die Lombarden gerichtete Ermahnung, jetzt gerade den Kaiser energisch zu bekämpfen, nicht sehr passend mit folgenden Worten gebracht sind: ‘In eundem modum potestatibus, rectoribus, consiliariis et populis civitatum, castrorum et locorum per patrimonium beati Petri in Tuscia in devotione Romane ecclesie consistentibus. Ad mitem etc. ut in littera Campanie. In eundem modum potestatibus, rectoribus, consiliis et populis civitatum, castrorum et locorum per ducatum Spoleti in devotione Romane ecclesie constitutis’. Der entsprechende Brief an die Getreuen der Mark Ancona, welcher zweifellos auch erlassen ist, fehlt hier. Schreiberanwei¬ sungen können weder diese zu cur. 13 noch die obigen zu cur. 12 mit ‘In eundem modum' gegebenen Eintragungen gewesen sein, und letzteren wenigstens können auch nicht Concepte oder Con- ceptskizzen zu Grunde gelegen haben, weil die Schreiben unter cur. 16 im Wortlaute registriert sind. Vielmehr müssen diese an die unrichtige Stelle gebrachten Adressen erst für die Registrierung unter die Concepte gesetzt sein und können in diesem Falle nicht anderswoher als aus dem Sitzungsprotokolle genommen sein. Damit erklärt sich auch, dass sie in ihrer Fassung von den Adressen der vollständig registrierten Briefe, 540 C. Rodenberg. cur. 16, ein wenig abweichen; denn in dem Protokolle werden die Adressen nur summarisch angedeutet sein. Es sind also für die Herstellung der Register die Sitzungs¬ protokolle benutzt und zu registrierende Schreiben nach den¬ selben gleichsam bearbeitet und mit Zusätzen versehen worden. Ist das sicher, so steht der Annahme nichts im Wege, dass überhaupt viele der mit ‘In eundem modum’ eingetragenen Adressen erst für die Registrierung den Protokollen entlehnt und dann erst den in extenso zu gebenden Schreiben ange¬ hängt sind. Wir constatierten, dass eine mit ‘In eundem modum’ gegebene Adresse nicht nur an die unrichtige Stelle gebracht war, sondern auch eine ungenaue Fassung erhalten hatte, und dass dieselbe dem Sitzungsprotokolle entnommen und erst für die Registrierung nachgetragen sein musste. Nun begegnen wir aber auch zu Regestenbriefen, deren Text vollständig wiedergegeben ist, Adressen, welche fehlerhaft sind und so, wie sie eingetragen sind, in den Originalen nicht gestanden haben können. Es sind damit nicht Fehler gemeint, welche offenbar vom Rubricator herrühren, Nachlässigkeiten oder auch Entstellungen, die dadurch gekommen sein mögen, dass die am Rande mit kleiner Schrift für die Rubra vorgezeichneten Originaladressen schlecht zu lesen waren, und deren Entstehung man nicht mehr verfolgen kann, weil die Ränder beim Binden meistens weggeschnitten sind. Auch auf solche Unrichtigkeiten soll nicht viel Gewicht gelegt werden, die schon sachlich etwas ausmachen, wie wenn Berger 652 ‘archipresbytero Maguntino’ statt ‘archiepiscopo’ oder Berger 1030 ‘preceptoribus’ statt ‘preceptori’ geschrieben ist, oder wenn Berger 2277 die Adresse lautet: ‘Nobilibus viris Manegoldo comiti de Wilpere ac Mar- quardo filiis suis Herbipolensis diocesis’, wo offenbar vor ‘ac’ der Name des älteren Sohnes Manegold fehlt. Auch hier werden wohl Schreibfehler vorliegen. Bemerkenswerther ist dagegen die Eintragung Innocenz IV. Reg. Lib. I, 435, über welche schon Seite 529 gesprochen wurde. In dem voran¬ gehenden Briefe, welcher die Nummer 433 hat, theilt der Papst dem Erwählten von Köln mit, dass er das Pallium für ihn dem Erzbischöfe von Mainz übersandt habe; sei derselbe ver¬ hindert es ihm zu überreichen, solle es der Bischof von Lüttich thun. N. 435 lautet dann: ‘. . archiepiscopo Maguntino et . . episcopo Leodiensi. Cum palleum etc. usque: destinandum. Quocirca frater- nitati tue per apostolica scripta mandamus, quatinus illud eidem sub forma, quam tibi sub bulla nostra transmittimus, assignare procures et ab ipso sub forma, quam sub eadem bulla dirigimus, recipias fidelitatis nostro et ecclesie Romane nomine iuramentum. Formam autem iuramenti, quod ipse Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 541 prestabit, de verbo ad verbum nobis per eiusdem patentes litteras suo sigillo signatas per proprium nuntium studeas quantocius destinare. Quod si forsan hiis exequendis interesse nequiveris, tu, frater episcope, illud exequaris. Dat. Laterani, ut supra’. Man sieht, Adresse und Inhalt widersprechen einander und der Schluss stimmt nicht zu den früheren Theilen. Ein Brief mit dieser Adresse kann überhaupt nicht abgeschickt sein; denn nach der Art des Auftrages kann nicht beiden Bischöfen gemeinsam, sondern nur jedem einzeln geschrieben sein. Der Eintragung lag, wie schon oben bemerkt wurde, ein Doppelconcept zu Grunde, welches ursprünglich als n. 434 und 435 bezeichnet sein wird und die gemeinsame Vorlage für die beiden Briefe gebildet hat. Man darf nun fragen, ob diese Adresse wohl in dieser Form schon über dem Concepte gestanden hat, als darnach die Reinschriften angefertigt wurden. War es der Fall, dann ist das ‘et’ jedenfalls ein fehlerhafter Zusatz. Möglich ist aber auch, dass das Concept ursprünglich keine Adresse gehabt hat, sondern am Rande oder sonst irgendwo eine Notiz stand, welche angab, wem nach dieser Form zu schreiben sei, und welche auf das Sitzungsprotokoll zurückging, wo die Worte etwa gelautet haben werden: ‘Scribatur super hoc archiepiscopo Maguntino et episcopo Leodiensi 7 , und dass nach dieser Notiz erst für die Registrie¬ rung die Adresse über den Text gesetzt ist. Dass nämlich manche Concepte, indessen so viel ich bis jetzt deutlich erkennen kann, nur solche, nach denen mehrere Originale anzufertigen waren, die Adressen, welche sich in den Regesten finden, erst für die Registrierung erhalten haben, ergiebt sich aus Folgendem. Der Brief in Innocenz IV. Reg. Lib. IV, cur. 26, Berger 2942 1 , ist adressiert: ‘Universis principibus TheotomV. Diese Form ist durchaus ungewöhnlich. Der Papst sagt sonst immer ‘per Theotoniam constitutis’, und dass so auch im Originale geschrieben war, wird zweifellos dadurch, dass dieser Brief in cur. 27, Berger 2943, citiert wird mit folgenden Worten: ‘Cum dilectis filiis nobilibus viris universis principibus, comitibus, baronibus et aliis nobilibus per Theotoniam constitutis nostris demus litteris in mandatis’ etc. Derselbe Abbreviator, der hier den Brief vollkommen richtig citiert, wird doch nicht dem Concepte desselben, das als Vor¬ lage für die Reinschrift dienen sollte, eine Adresse gegeben haben, dessen Incorrectheit er noch viel mehr empfinden musste als wir. An eine willkürliche Abkürzung des Registrators aber zu denken, liegt kein Grund vor; dergleichen ist sonst nirgends nachzuweisen, auch bei der mechanischen, aber höchst 1) Künftig Bd. II, S. 158, n. 207. 542 C. Rodenberg. sorgsamen Art, wie abgeschrieben wurde, ganz unwahrscheinlich. Es bleibt also nur möglich anzunehmen, dass dem Concepte, weil nach demselben noch ein anderer Brief anzufertigen war, welcher mit ‘In eundem modum comitibus, baronibus et aliis nobilibus per Theotoniam constitutis’, registriert ist, ursprüng¬ lich keine Adresse gegeben war, sondern dieselbe erst für die Registrierung, und dann ungenau, hinzugefügt wurde. Zwei ähnlich fehlerhafte Adressen finden sich in der schon S. 538 erwähnten, höchst nachlässig registrierten Gruppe von Schreiben, welche von Innocenz IV. aus Veranlassung des sici- lischen Aufstandes im Frühjahr 1246 und der daraufhin erfolgten Entsendung der Cardinallegaten Stephan und Rainer erlassen sind. Zu dem Schreiben, in welchem der Papst den Cardinalpresbyter Stephan zum päpstlichen Legaten in Sicilien und dem Kirchen¬ staate ernennt, — das entsprechende an den Cardinaldiaconen Rainer ist mit ‘In eundem modum’ angehängt, — lautet die Adresse, Reg. Lib. III, cur. 22, Berger 1987: ‘S. tituli Sancte Marie Transtiberim presbytero cardinali, vicario nostro in Urbe’. Die Adresse ist unrichtig, denn statt ‘vicario nostro in Urbe’ müsste es heissen ‘apostolice sedis legato ’ l , weil es ein durchaus fest¬ stehender Brauch ist, dass der Papst, wenn er jemandem ein Amt oder eine Würde verleiht oder bestätigt, den entsprechenden Titel schon in die Verleihungs- oder Bestätigungsurkunde setzt. Da es nun undenkbar ist, dass dem in einer höchst kritischen Sache entsandten Legaten eine Urkunde zugestellt sein sollte, welche in einem wichtigen Theile einen Fehler hatte, während ihm diese Urkunde zugleich bedeutende, für die Erfüllung seiner Mission nothwendige Rechte gewährte, die vielleicht auf Grund jenes Fehlers angefochten werden konnten: so können die Worte ‘vicario nostro in Urbe’ in dem an ihn abgeschickten Originale nicht gestanden haben. Möglich wäre es freilich, dass die Vorlage die fehlerhafte Adresse gehabt hätte und darnach ein Original angefertigt wäre, das cassiert wurde; allein dann, sollte man denken, wäre auch die zu registrierende Vorlage oder die etwa schon gemachte Registereintragung entsprechend geändert 2 . Aber man kann sich doch nur schwer vorstellen, dass ein mit dem ganzen Formenwesen der Curie vertrauter Beamter, wie der Abbreviator, als er das Schreiben über die Ernennung zum Legaten concipierte, wenn er eine Adre sse gemacht hätte, nicht wie sonst immer den Legaten¬ titel hineingesetzt haben sollte. Näher scheint mir deshalb zu liegen, dass das Concept, weil zwei wesentlich gleichlautende, nur in den Namen von einander abweichende Reinschriften darnach angefertigt werden sollten, als Blanquet abgefasst war und die fehlerhafte Adresse erst für die Registrierung nach- 1) Vgl. Berger 1974 und 1979. 2) Aenderungen registrierter Stücke S. 533. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 543 getragen wurde. Dann erklärt sich der Irrthum einfach; denn Stephan war bis zu seiner Ernennung zum Legaten päpstlicher Vicar in Rom und dementsprechend wird in das betreffende Sitzungsprotokoll eingetragen sein, dass der Papst den Cardinal- presbyter Stephan, seinen bisherigen Vikar in der Stadt Rom, zum päpstlichen Legaten ernannt habe. Der andere Fehler derselben Art findet sich in dem Schreiben Lib. III, cur. 15, Berger 1980, in welchem den Geistlichen und Weltlichen des Kirchenstaats die beiden Legaten empfohlen werden. Die Adresse lautet: ‘Episcopis, abbatibus, prioribus, decanis, archidiaconis et aliis ecclesiarum prelatis, ac nobilibus viris comitibus, baronibus, potestati- bus, rectoribus, consiliariis, populis, communitatibus civi- tatum et castrorum et locorum per patrimonium beati Petri in Tuscia, ducatum Spoleti et Anconitanam marchiam consi- stentibus spiritum consilii sanioris’. Unter dem Briefe lesen wir: ‘In eundem modum archiepiscopis et episcopis, abbatibus, prioribus, decanis, archidiaconis u. s. w. bis Anconitanam marchiam constitutis salutem et apostolicam benedictionem’. Nun ist aber der registrierte Text des Briefes ein solcher, dass er unmöglich an Excommunicierte, wie man doch aus den Worten ‘spiritum consilii sanioris’ schliessen muss, gerichtet sein kann. Nirgends wird erwähnt, dass die, welche angeredet werden, aus der Gemeinschaft der Kirche ausgestossen sind, die stets ertheilte Ermahnung zum Gehorsam zurückzukehren fehlt, und der Schlusssatz: ‘Alioquin sententiam, quam ipsi vel alter eorum tulerint in rebelles, ratam habebimus etc.’, lässt vollends keinen Zweifel darüber, dass die Adressaten keine ‘rebelles’ waren. Das Schreiben, welches den von der Kirche Abgefallenen geschickt ist, mag im wesentlichen den gleichen Wortlaut gehabt haben, allein der Schluss mit dem päpstlichen Mandat, die Ermahnung und die Strafandrohung müssen anders gelautet haben. Offenbar sind die beiden Adressen verwech¬ selt, und die unter ‘In eundem modum’ gegebene ist es, welche zu unserm Texte gehört. Aber auch diese Adresse ist nicht richtig registriert: ‘archiepiscopi’ können in dem Originale nicht genannt sein, denn solche gab es in diesen Theilen zu der Zeit nicht. Ausserdem ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Fehler in beiden Adressen stecken. Ich möchte nämlich glauben, dass auch diese Schreiben nicht an die Ge- sammtheit der Getreuen resp. Ungetreuen des Kirchenstaates gerichtet waren, sondern wie die anderen in derselben Sache erlassenen 1 an einzelne kleine Gruppen von Personen, wie an die getreuen Laien resp. Geistlichen des Patrimoniums in Tuscien, resp. des Ducats u. s. w.; und ob es damals im Kirchenstaate Bischöfe gab, auf welche die Worte ‘spiritum consilii sanioris’ 1) Vgl. S. 538. 544 C. Rodenberg. passten, ist mir freilich nicht bekannt, aber für sehr wahr¬ scheinlich halte ich es nicht. Beiden Adressen liegt offenbar eine ganz allgemeine Angabe des Sitzungsprotokolls zu Grunde, welche erst für die Registrierung diese Formulierung erhalten hat, wobei wohl die Adressen der gleichzeitig an die Sicilianer gerichteten Schreiben, Berger 1973 und 1976, als Vorbild ge¬ dient haben. Im März 1247 hat Innocenz IV. den Cardinaldiaconen Peter zum päpstlichen Legaten in Deutschland, Polen und Dänemark ernannt und ihn in einem Schreiben vom 14. März, Reg. Lib. IV, cur. 53, Berger 2969den Geist¬ lichen von Polen und Pommern und ebenso denen von Däne¬ mark empfohlen. Die Adresse über dem registrierten Texte lautet: ‘Archiepiscopis et episcopis, abbatibus, prioribus et aliis ecclesiarum prelatis, tarn exemptis quam non exemptis, per Poloniam et Pomeraniam constitutis’. Unter dem Briefe: ‘In eundem modum archiepiscopis et episcopis u. s. w. per regnum Datie constitutis’. Es werden dann noch andere Per¬ sonen genannt, an die in gleicher Weise geschrieben ist. Nun ist aber der einzige erzbischöfliche Sitz in Polen und Pommern der von Gnesen, in Dänemark der von Lund gewesen. Die Adressen sind also incorrect und müssten lauten: ‘archiepiscopo Gneznensi (resp. Lundensi) et episcopis’ u. s. w. Man möchte deshalb wieder annehmen, dass das Concept als Blanquet abgefasst war und diese Adresse nach einer allgemein ge¬ haltenen Angabe erst bei der Registrierung bekommen hat. Hier wird es indessen ziemlich schwer, sich klar vorsuztellen, wie das geschehen konnte. Wenn nämlich die Originale cor- recte Adressen gehabt haben, müssen irgendwo in der oder den Vorlagen die Wörter ‘Gneznensis’ und ‘Lundensis’ ge¬ standen haben, die bei der Formulierung der Registeradressen geradezu nicht beachtet worden wären. Allein ganz unmög¬ lich ist das nicht. Die Adressen stimmen genau überein mit denen von cur. 51 und 64, von Briefen, die in derselben An¬ gelegenheit an den deutschen Klerus gerichtet sind, und können bei einer flüchtigen Bearbeitung des zu registrierenden Materials diesen einfach nachgebildet sein, und dass das Con¬ cept ursprünglich die Form eines Blanquets gehabt hat, ist nach dem Vorhergehenden mindestens denkbar 2 . Ausserdem ist eine derartig flüchtige Nachtragung der Adressen nicht ohne Analogie. Ein wenig später als der Cardinaldiacon Peter nach Deutschland, wurde der Cardinal- diacon Octavian in die Lombardei als Legat entsandt. Eine Anzahl der Briefe, welche für ihn erlassen wurden, stimmen wörtlich mit denen überein, welche vorher 3 für Peter aus- 1) Künftig: Bd. II, S. 224, n. 301. 2) Vgl. auch die Note am Schluss des folgendes Absatzes. 3) Wegen des Datums der Schreiben Berger 3004 und 3005 siehe den Abschnitt über die Datierung S. 560. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 545 gefertigt waren, so vier Empfehlungsschreiben an die Lom¬ bardische Geistlichkeit bei Berger 2998, 3000, 3004, 3005 mit 2980, 2981, 2967, 2971, welche wegen Peter an die deutsche Geistlichkeit gerichtet waren. Die Adressen der letzteren lauten sämmtlich: ‘Archiepiseopis et episcopis, abbatibus u. s. w. per Alamaniam constitutis’; von 2998 noch ebenso: ‘Archi- episcopis et episcopis, abbatibus u. s. w. per Lombardiam et Romaniolam constitutis’; von 3000 dagegen: 0 . Aquilegensi, . . Gradensi patriarchis, . . Mediolanensi, . . Ravennati et . . Januensi archiepiseopis et eorum suffraganeis, abbatibus’ u. s. w.; von 3004: l . . Gradensi et . . Aquilegensi patriarchis et archi- episcopis et episcopis abbatibus’ u. s. w.; von 3005: 0 . Aqui¬ legensi et . . Gradensi patriarchis’ u. s. w. Dass in diesen vier Schreiben überall dieselben Personen angeredet werden, unter¬ liegt wohl keinem Zweifel. Woher aber die willkürliche Ver¬ schiedenheit in der Adressierung, die sich in den gleichzeitig ausgestellten Originalen doch sicher nicht gefunden hat? Offen¬ bar haben die Concepte der Empfehlungsschreiben für Peter als Vorlage für die Reinschriften und die Registereintragungen gedient, weswegen auch kein einziges dieser Schreiben für Octavian in den Regesten vollständig wiedergegeben ist, son¬ dern überall auf das entsprechende früher registrierte, für Peter erlassene verwiesen wird. Die eingetragenen Registeradressen aber sind erst formuliert und den alten Concepten hinzugefügt worden, als die Registrierung erfolgen sollte. Wenn nun, wie man doch annehmen muss, die ausführlichste Adresse, nämlich die von Berger 3000, die correcteste ist und sie oder eine ähnliche auch in den Originalen der anderen Schreiben ge¬ standen hat, müssen bei der Anfertigung der Registeradressen für diese in die Augen springende Eigennamen der Vorlage übergangen sein». Schliesslich ist noch auf die Briefe hinzuweisen, welche speciell als litterae encyclicae bezeichnet werden, die Rund¬ schreiben, welche ohne individuelle Beziehung auf den ein¬ zelnen Adressaten, gleichlautend einer grösseren Anzahl von Personen übersandt worden sind. Von der am Eingänge dieses Abschnittes erwähnten Encyclica Gregors IX. vom 18. Juli 1229, welche unter der Adresse 0 . duci Austrie’ regi¬ striert ist, mussten wir annehmen, dass eine Person den Brief¬ text, eine andere aber die Liste der Adressaten angefertigt hat. Dass dann der Text ursprünglich als Blanquet abgefasst 1) Auch das Concept von jenem Empfehlungsschreiben für Peter an die polnische und dänische Geistlichkeit ist zum zweiten Male benutzt, um Octavian bei der dalmatinischen Geistlichkeit zu empfehlen; Berger 3001. Hier lautet aber die Adresse nicht allgemein ‘Archiepiseopis u. s. w.’ son¬ dern . Spalatensi, . . Jadrensi et . . Ragusino archiepiseopis et eorum suffraganeis’. 546 C. Rodenberg. ist, liegt nahe zu vermuthen. — Ein Brief Innocenz IV. vom 27. Juni 1246, Reg. Lib. III, cur. 28, Potthast 12187, Berger 1993, welcher den Auftrag, gegen Friedrich II. das Kreuz zu predigen, enthält, hat die Adresse: . archiepiscopo Maguntino’ L ; allein da es im Texte heisst: ‘hortamur attente mandantes, quatinus.proponentes .... per vestras civitates et dio- ceses verbum crucis’, so ist klar, dass die Worte ‘et suffra- ganeis eius’ fehlen. Dieser Brief war, obgleich andere Adressen mit ‘In eundem modum’ nicht eingetragen sind, sicher eine Encyclica; denn aus einem Schreiben desselben Papstes vom 4. Juli, Berger 2921, erfahren wir, dass er um diese Zeit in ganz Deutschland gegen den Kaiser das Kreuz hatte predigen lassen. Dass nun von dem Concipienten des Brieftextes, in welchem stets eine Mehrzahl von Personen angeredet wird, diese fehlerhafte Adresse herrühre, ist so gut wie aus¬ geschlossen; dann ist aber nach dem Vorigen die einfachste Erklärung, dass das Concept ursprünglich überhaupt keine Adresse gehabt hat. — Die grosse Encyclica Gregors IX. ‘Ascendit de mari bestia’, Bd. I, 645, n. 750, ist uns in meh¬ reren Ausfertigungen erhalten: bei Matthaeus Paris, a. 1239, ed. Luard III, 590—608 an den Erzbischof von Canterbury vom 21. Mai 1239; in einem Münchener Codex an den Bischof von Bologna vom 7. Juni; bei Bzovius a. 1239, §. 6 an die Suffra- gane der Kirche von Jerusalem mit ‘Nono Julii’, wo höchst wahr¬ scheinlich ‘non. Kal. Julii’ zu lesen ist 1 , in den Regesten an den Erzbischof von Reims vom 1. Juli. Hier kann das Concept, welches allen Exemplaren zu Grunde lag, seine Adresse nicht vor dem 1. Juli erhalten haben; denn anderenfalls wäre es nicht unter der Adresse des Erzbischofs von Reims registriert worden, sondern unter der einer früheren Ausfertigung 2 . Hiernach darf als ausgemacht gelten, dass wenigstens manche Concepte, nach denen zwei oder mehrere wesentlich gleichlautende Reinschriften anzufertigen waren, und wahr¬ scheinlich die Concepte aller Encycliken ursprünglich Blanquets gewesen sind, über welche erst für die Registrierung eine bestimmte Adresse gesetzt wurde. Eine genauere Beschreibung dieser Concepte zu geben, ist schwierig. Die Adressen und vielleicht noch anderes, was sich auf die Ausfertigung der einzelnen Reinschriften bezog, wie etwa Angaben über Bullie- rung, Expedierung, Registrierung u. s. w. s , werden am Rande oder sonst wo notiert gewesen sein. Möglicherweise sind diese Concepte und andere gleichfalls so entstanden, dass man den Inhalt des zu concipierenden Schreibens, wie er vom Papste 1) Nämlich ‘Nonis Julii’, d. h. am 7. Juli, war der Papst nicht, wie die Datumszeile angiebt, im Lateran, sondern in Anagni. 2) Ein ähn¬ licher Fall Bd. I, S. 609, not. 3. 3) Ebenso die Datierung, über welche der folgende Abschnitt zu vergleichen ist. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 547 festgestellt war, oben auf ein Blatt schrieb, — sei es nach den Sitzungsprotokollen, sei es schon in Gegenwart des Papstes, sodass die Aufzeichnungen geradezu die Stelle des Protokolls vertraten, — dass dies Blatt einem Abbreviator übergeben wurde, welcher nach den Directiven das Concept darunter¬ setzte, und dass auch später alles, was der Papst in betreff der weiteren Behandlung des Briefes bestimmte, nicht in das Protokoll eingetragen, sondern auf das Concept geschrieben wurde. So würde sich am einfachsten erklären, wie so mancherlei, was den Protokollen zu entstammen scheint, besonders die auf S. 523 erwähnten Noten, in die Regesten gelangen konnte. Doch müssen daneben auch die Protokolle selbst bei der Bearbeitung der Concepte für die Registrierung herangezogen sein; denn den S. 538 behandelten fehlerhaften Eintragungen, wo mit ‘In eundem modum’ Adressen einem Briefe angehängt sind, mit dessen Text an sie sicher nicht geschrieben ist, kann nichts anderes zu Grunde gelegen haben, als kurze protokollarische Notizen. Die Frage, ob auch Concepte, nach denen nur Ein Original anzufertigen war, ursprünglich ohne Adresse gewesen sind, muss ich vorläufig offen lassen. Zwar stösst man auch auf Fehler, die wohl beachtet zu werden verdienen, in Adressen von Briefen 1 , deren Inhalt so individuell ist, dass eine weitere Verwendung des Conceptes unmöglich erscheint: z. B. unter den für die Registrierung schlecht bearbeiteten Schreiben, welche bei Gelegenheit des sicilischen Aufstandes im Frühjahr 1246 ergingen, finden wir eins, Inn. IV. Reg. Lib. III, cur. 9, Berger 1974, welches an die Cardinäle Stephan und Rainer gerichtet ist und Vollmachten enthält, und in dessen Adresse die, wie der Inhalt zeigt, durchaus nothwendigen Worte ‘apostolice sedis legatis’ fehlen; und derselben Auslassung des Legatentitels begegnen wir in Inn. IV. Reg. Lib. IV, 1, Berger 1996, einem an den Erwählten von Ferrara ge¬ sandten Briefe, worin derselbe zu einem Ehedispens ermächtigt wird. Allein hier möchten wir, bis eine grössere Anzahl von Beispielen der Art beigebracht ist, lieber Schreibfehler annehmen. Ebensowenig sind daraus, dass einzelne Briefe in den Regesten keine Adressen haben, weittragende Schlüsse zu ziehen. Im 6. Buche der Regesten Innocenz IV, welches ich gesehen habe,, sind von derselben Hand, die den Text geschrieben hat, zu sämmtlichen Briefen die Adressen mit kleiner Schrift am Rande vorgezeichnet; unter den darnach angefertigten Rubren fehlen dagegen die der letzten Nummern und einige Male ein ‘Eidem’. Von den in Rom aufbewahrten Bänden sind, so weit sie uns berühren, anscheinend überall die Ränder beim 1) Vgl. auch S. 540. 548 C. Rodenberg. Binden weggeschnitten. Wir haben deshalb da, wo wir keine Adressen vorfinden, zunächst nicht anzunehmen, dass sie dem Regestenschreiber nicht Vorgelegen haben, sondern vielmehr, dass sie von dem Rubricator nicht eingetragen sind. So auch bei den beiden, S. 529 erwähnten Nachtragungen in Inn. IV. Reg. Lib. III, 39 bis und 55 bis, wo die Rubra vielleicht nicht gemacht sind, weil die Stücke keine eigene Nummer hatten und dadurch nicht als selbständige Briefe erschienen. Bei n. 55 bis mag der Rubricator auch schon die Notiz: ‘Vacat, quia est in secundo’ gefunden und deswegen mit Bewusstsein die Randadresse nicht rubriciert haben. Allein wenn sich auch nur von einer verhältnismässig kleinen Anzahl von Concepten nachweisen lässt, dass sie ursprünglich ohne Adresse gewesen sind und eine solche erst bei der Regi¬ strierung erhalten haben, so ist doch schon die Thatsache, dass dies überhaupt vorgekommen ist, an sich und in ihren Consequenzen im hohen Grade bemerkenswert!]. Denn man muss annehmen, dass auch der Text dieser Concepte von allem möglichst frei gehalten wurde, was nicht für jeden Adressaten passte und dass man darin lieber Lücken liess, die der Reinschriftenschreiber selbständig ausfüllen musste, als dass man in dieselben Worte setzte, die ihn bei nicht voller Aufmerksamkeit zu Fehlern verleiten konnten. Der Benutzer der Regesten wird sich deswegen da, wo der Text eines Schreibens, z. B. eine darin gegebene Anrede, und die Adresse nicht zu einander stimmen, auch die Frage stellen müssen, ob nicht der Eintragung ein solches Blanquet zu Grunde gelegen hat, welches incorrect bearbeitet worden ist. Ein Schreiben Innocenz IV, Reg. Lib. III, 77, Berger 1437, hat die Adresse: ‘Patriarche lerosolimitano, apostolice sedis legato, et . . episcopo Sydoniensi’, dagegen lesen wir im Texte: ‘discretioni vestre tenore presentium innotescat’, während es statt ‘discretioni’ ‘fraternitati’ heissen müsste, weil zwei Bischöfe angeredet werden. Drei Erklärungen sind möglich: 1) Es könnte nichts als ein Schreibfehler oder ein Versehen vorliegen, indem etwa eine Abkürzung des Concepts unrichtig aufgelöst wäre. 2) In der Adresse könnte der Name einer dritten Person, welche kein Bischof war, ausgefallen sein; allein dem wider¬ spricht der Schlussatz ‘Quod si non ambo’, doch könnte freilich auch dieser im Concept nur durch ein ‘Quod si’ angedeutet und nach der gegebenen Adresse unrichtig ergänzt sein. 3) Möglich ist aber auch, dass ein zweites identisches Schreiben existiert hat oder beabsichtigt gewesen ist, welches an Personen gerichtet war, für die vielleicht ‘discretioni’ passte, dass das Concept deshalb die Form eines Blanquets gehabt hat und darin an der betreffenden Stelle, wenn sie nicht leer gelassen war, die möglichen Anreden leicht angedeutet worden sind, Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 549 in folge dessen bei der Registrierung der Irrthum entstehen konnte. — Genau den gleichen Fall haben wir in einem Briefe Honorius III, Bd. I, 255 n. 337, wo die Adresse lautet: ‘Archiepiscopo Maguntino, episcopo Pambergensi’, während die Mandatsformel ebenfalls ‘discretioni’ und der Schluss ‘ambo’ hat. Hier ist schon die asyndetische Nebeneinanderstellung der beiden Bischöfe auffallend, und da überdies Eintragungen mit ‘In eundem modum’ zeigen, dass mit dem Texte dieses Briefes einer grösseren Anzahl Personen ausserdem geschrieben ist, dürfen wir unbedenklich annehmen, dass das Concept wirklich als Blanquet abgefasst und dadurch das unrichtige ‘discretioni’ in die Regesten gekommen ist. — In dem schon S. 538 erwähnten Briefe Innocenz IV, Reg. Lib. III, cur. 16, Berger 1981, werden die excommunicierten Bewohner der Mark Ancona mit ‘devotionem vestram’ angeredet statt mit ‘universitatem vestram’; und ebendaselbst cur. 28, Berger 1993, der Erzbischof von Mainz und seine Suffragane 1 mit ‘univer¬ sitatem vestram’, wo ‘fraternitatem vestram’ das richtige wäre. Letzteres Schreiben war aber sicher eine Encyclica und höchst wahrscheinlich ist auch das Concept für ersteres ein Blanquet gewesen, da mit ‘In eundem modum’ noch andere Adressen registriert sind. — In Innocenz IV. Reg. Lib. IV, 568, Berger 2565, lautet die Adresse: ‘. abbati de Pomposa Comaclensis diocesis’, in der Mandatsformel dagegen heisst es: ‘mandamus, quatinus faciatis’ statt ‘facias’ 2 . Dergleichen fehlerhafte An¬ reden sind in vielen Fällen, z. B. Berger 1981, unzweifelhaft nur die Folge einer nachlässigen Registrierung; sie können aber auch unter Umständen zu der Erwägung veranlassen, ob nicht Schreiben existiert haben oder wenigstens beabsichtigt gewesen sind, für welche sie richtig waren. HI. Die Datierung. Die Regestenbriefe sind datiert. Wir treffen zwar auf manche, ja ganze Gruppen, welche unvollständig oder gar nicht datiert sind, aber ihre Zahl ist gegen die übrigen ver¬ schwindend klein. Da in der Regel nach den Concepten regi¬ striert worden ist, müssen die Daten auf diesen vorhanden ge¬ wesen sein. Zu untersuchen bleibt aber, ob sie ein ursprüng¬ licher Bestandtheil derselben waren, d. h. unter den Brieftexten standen, als nach denselben die Reinschriften gemacht wurden, oder ob sie etwa wie manche Adressen erst für die Registrie¬ rung hinzugefügt sind. Hierfür ist zunächst das Wesen des Datums zu prüfen, und zu bestimmen, welchen Zeitpunkt dasselbe dargestellt hat. 1) Vgl. S. 546. 2) Vgl. auch, was S. 529 und 532 über die Form mancher Vorlagen bemerkt ist. Neues Archiv etc. X. 36 550 C. Rodenberg. Man bemerkt öfter, dass in einem Schreiben ein anderes er¬ wähnt wird, welches ein späteres Datum hat. Unter dem 23. September 1235 schreibt Gregor IX. an Kaiser Friedrich II, Bd. I, 557, n. 658: Mobiles de Lombardie partibus oriundos .et magistrum Petrum .... ad Antiochenum patriarcham . . . . et rectores societatis Lombardie duximus destinandos, mandantes eisdem’ etc., worauf die Mandate folgen. Die Briefe aber, welche an die Patriarchen und die Lombarden gerichtet sind und dieselben Mandate enthalten, sind vom 26. September datiert; n. 661 und 662. Unter dem 13. Februar desselben Jahres schreibt ebenfalls Gregor IX. an den Magister Peter de Collemedio, Bd. I, 511, n. 624 I: ‘litteras regi (seil. Francie) directas tibi sub bulla nostra mittentes’. Der ent¬ sprechende Brief an den König von Frankreich trägt aber das Datum des 14. Februars, n. 626. Dergleichen Fälle lassen sich mehr anführen; vgl. Bd. I, S. X. Etwas Aehnliches ist es, wenn Innocenz IV. unter dem 29. Juli 1243 seinen Legaten Wilhelm, den ehemaligen Bischof von Modena, welcher sich damals an der Curie befand, ermächtigt, in Preussen und dem Kulmer Lande Diöcesen abzugrenzen, Potthast 11102, Berger 144, die Urkunde aber, durch welche der Legat dies ausführt, schon vom 28. Juli datiert ist 1 . Oder wenn Innocenz IV. unter dem 5. Juli 1246 den Philipp, Erwählten von Ferrara, zum päpstlichen Legaten ernennt, ihn aber schon in einem Schreiben vom 4. Juli als Legaten bezeichnet, Berger 2917 und 2919; oder wenn er dem Johannes Morus unter dem 17. November 1254 das ‘officium camerariatus regni Sicilie’ verleiht, ihm aber schon unter dem 16. November als ‘magno regni Sicilie camerario’ seine Güter bestätigt, Reg. Lib. XII, 352 und 353. In allen diesen Fällen Schreibfehler oder andere Irrthümer anzunehmen, ist nicht möglich. Man muss dem¬ nach sagen, dass das Datum nicht den Tag bezeichnet haben kann, an welchem der Papst seinen Entschluss fasste, seinen Willen äusserte, seinen Befehl gab, also nicht den Zeitpunkt, welcher sonst in mittelalterlichen Urkunden durch ‘Actum’ ein¬ geleitet wird, sondern nur einen späteren. Dem entspricht, dass sich in der Datumszeile der päpstlichen Schreiben nie¬ mals ‘Actum etc.’, sondern nur ‘Datum etc.’ findet. Der Endpunkt des Zeitabschnitts, in den die Datierung fallen muss, wäre der Tag, an welchem die Reinschrift fertig gestellt wurde. Wenn diesen die Datierung angezeigt hat, würde ‘Datum’ so viel bedeuten wie ‘Scriptum’. Es liegt aber zwischen ‘Actum’ und ‘Scriptum’ noch ein dritter Punkt, der 1) Die Richtigkeit beider Daten ist durch die Uebereinstimmung der Regesten- und der Originalüberlieferung gesichert; Perlbach, Preuss. Reg. n. 199 und 198, Berger 121 und künftig Bd. II, 26, n. 31. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 551 in Betracht zu ziehen ist, der Tag nämlich, an welchem der Papst das Concept eines Schreibens billigte, an welchem er seinem Willen die Form gab, den derselbe im Originale haben sollte. Dafür, dass ‘Datum’ gleich ‘Scriptum’ sei, spricht eine Anzahl von Briefen, von denen man glauben muss, dass sie gleichzeitig genehmigt sind, und die doch eine verschiedene Datierung haben. Zum Concil von Lyon beruft Innocenz IV. nach Reg. Lib. II, cur. 1—3, Berger 1354—1356, Potthast 11493, den Erzbischof von Sens, das Capitel von Sens und den König von Frankreich am 3. Januar 1245, nach Ueber- lieferungen, welche auf Originale zurückgehen, das Capitel von Salzburg, den Grafen von der Champagne und die exi- mierten Aebte und Prioren von England am 9. Januar, die übrigen Aebte und Prioren von England aber erst am 30. Januar, Potthast 11497, 11498, 11500, 11521. Sämmtliehe Schreiben sind, so weit sich das erkennen lässt, identisch ge¬ wesen, abgesehen natürlich von den aus dem Stande der Adressaten sich ergebenden Verschiedenheiten. Eine Liste der zu berufenden Personen freilich, wie wir sie zu den Con- cilsberufungen Gregors IX. vom 9. August und 15. October 1240 finden, Bd. I, n. 781 und 785, ist in die Regesten nicht eingetragen worden. Aber sie muss vorhanden gewesen sein, schon damit man in der Kanzlei wusste, an wen Briefe aus¬ zufertigen waren, und sie wird auch vom Papste genehmigt sein, sei es ausdrücklich, sei es stillschweigend dadurch, dass er jemandem den Auftrag gab, sie zusammenzustellen. Der Tag der Genehmigung ist also höchst wahrscheinlich bei allen Schreiben derselbe gewesen, während doch die Datierung eine verschiedene ist. — In einem Streite, welchen Kaiser Fried¬ rich II. mit den Lombarden hatte, war Gregor IX. als Schieds¬ richter angerufen und hat als solcher eine Entscheidung ge¬ troffen, die in identischen Exemplaren beiden Parteien zuge- stellt ist. Beide Schreiben sind registriert, Bd. I, 426, n. 531: das an den Kaiser adressierte ist in extenso gegeben und hat als Datum: ‘Non. Junii anno VII’ (5. Juni 1233), das an die Lombarden ist mit ‘In eundem modum’ angehängt und hat kein eigenes Datum. Dieses ist aber auch in einer notariell beglaubigten Copie des Originals erhalten, hat hier jedoch ‘septirao Idus Junii’ (7. Juni). Genehmigt ist die Fassung und die Absendung der beiden, ja identischen Schreiben sicher am gleichen Tage, und ist trotzdem das an die Lombarden gerichtete vom 7. Juni datiert, sieht es doch sehr so aus, als sei unter dasselbe der Tag gesetzt, an welchem das Original fertig geworden ist. Darnach schiene also ‘Datum’ so viel wie ‘Scriptum’ zu sein. Allein damit stehen andere Wahrnehmungen in Wider- 36* 552 C. Rodenberg. spruch. Wir haben Grund zu der Annahme, dass von manchen Encycliken die sämmtlichen Originale das gleiche Datum ge¬ habt haben, während es bei der grossen Menge der Aus¬ fertigungen geradezu unmöglich erscheint, dass alle am gleichen Tage geschrieben sind. Die drei Grundtypen der Schreiben, welche von Gregor IX. für die zweite Concilsberufung des Jahres 1240 erlassen sind, finden wir mit den Adressen: ‘. . archiepiscopo Senonensi’, ‘. . illustri regi Francie’ und ‘nobili viro . . comiti Flandrie’ in die Regesten unter dem Datum des 15. October eingetragen. Angehängt mit ‘In eundem modum’ ist eine lange Liste von Personen, an die gleichlautend geschrieben ist. Haben wir unter diesen Schreiben nun drei in Ueberlieferungen, welche nicht auf die Regesten, sondern auf die Originale zurückgehen, eins ohne Adresse bei Matthaeus Paris., das für Alberich von Romano in einem Tre- visaner Codex und das für den König von Böhmen im Aus¬ zuge in dem Register Alberts von Behaim, Potthast 10947, 10951 und 10953, und sind diese drei Schreiben auch vom 15. October datiert, so ist der Schluss wohl zu wagen, dass auch die übrigen Schreiben, mehr als 200, das gleiche Datum gehabt haben. — Lehrreicher noch ist die grosse Bulle Inno- cenz IV. vom 17. Juli 1245, durch welche Friedrich II. für abgesetzt erklärt wurde, Potthast 11733, Berger 1368 b Die¬ selbe ist in fünf selbständigen Ueberlieferungen auf uns ge¬ kommen. Die der Regesten, der Annales Placentini Gibell. und die überarbeitete Form bei Binius, Concil., Coloniae 1606, t. III, pars II, 1485 und Raynaldus, welche mit Correcturen nach den Regesten in die Conciliensammlungen übergegangen ist, haben übereinstimmend ‘XVI. Kal. Augusti’, also Juli 17. Matthaeus Paris, giebt ‘decimo septimo Kal. Aug.’, also Juli 16; allein das ist sicher ein Versehen, denn es steht nach anderen Nachrichten fest, dass die Absetzung erst am 17. Juli erfolgt ist. Ebenso dürfen wir bei dem auch sonst nicht ganz ge¬ nauen Bzovius, welcher ‘VI. Kal. Augusti’ statt ‘XVI’ hat, einen Schreibfehler annehmen, wonach also sämmtliche uns erhaltene, und damit höchst wahrscheinlich überhaupt alle ver¬ schickten Exemplare vom 17. Juli datiert waren. Das war aber der Tag, an welchem das vorher gefertigte Schreiben zur Ver¬ lesung gelangte und vom Papste und dem Concile gebilligt wurde, und dieser Zeitpunkt entspricht bei den übrigen päpst¬ lichen Schreiben genau dem, an welchem der Papst ihre Fassung genehmigte.—• Ueberdies ist ‘dare’geradezu terminus technicus für das Genehmigen des Papstes. Die Verordnung, durch welche Nicolaus III. bestimmte, welche Briefe nicht vor ihm gelesen zu werden brauchten, hat die Ueberschrift: ‘Littere, 1) Künftig Bd. II, S. 88, n. 124. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 553 que solent dari sine lectione’ J . Unter den Randbemerkungen in Urbans IV. Reg. Vol. IV. 2 liest man zu ep. 1545: i . Dominus Sabinensis consuluit domino nostro, quod secure daret eam, quia poterat secundum Deum, et dominus noster acqui- evit sibi’; zu ep. 1615: ‘Fuit data ad bullam per dominum nostrum’; zu ep. 966, einem durchstrichenen Briefe vom 26. August, in welchem sich die Curie die Besetzung des Archidiaconats von Toulouse reserviert hatte: ‘Hee fuit cas- sata, quia dominus papa reddidit litteram episcopo Tholosano III. Id. Septembris, concedens sibi, quod ordinäre! de archi- diaconatu, prout vellet’. Hiernach, und besonders nach der letzten Note, in welcher Genehmigung und Datierung in die engste Beziehung gebracht sind, können wir nicht anders als glauben, dass das Datum den Tag anzeigen sollte, an welchem die Briefconcepte von dem Papste genehmigt wurden, die Schreiben die Fassung erhielten, die sie im Originale haben sollten 3 . Damit erklären sich die S. 550 erwähnten Incongruenzen und viele andere auffällige Erscheinungen in der Datierung ohne Schwierigkeit und vollkommen zur Genüge. Wenn nämlich auf Befehl des Papstes mehrere Briefe in derselben Sache abzufassen waren, war der damit beauftragte Abbreviator häufig gezwungen, in dem einen Briefe einen anderen zu er¬ wähnen oder sich auf ihn zu beziehen. Dass aber die ganze Gruppe von Briefen an demselben Tage vor dem Papste gelesen wurde, war nicht nöthig, oder wenn es geschah, konnte ein Brief zurückgewiesen werden und so das Datum erst des Tages erhalten, an welchem er von neuem dem Papste vorgelegt und von ihm gebilligt wurde. Rechtskraft hatte der Wille des Papstes nicht erst durch die Beurkundung, sondern bereits dadurch, dass er ihn aussprach: es ist ja eine Auffassung, die sich im Mittelalter häufig erkennen lässt, dass die Urkunde das Recht nicht schaffen soll, sondern nur bezeugen und damit vor Anfechtung schützen. So konnte Wilhelm von Modena schon am 28. Juli 1243 das Recht haben, die preussischen Diöcesen abzugrenzen, trotzdem er die schriftliche Vollmacht des Papstes, die erst vom 29. datiert ist, noch nicht in Händen hatte; und so war Philipp von Ferrara schon Legat und Johannes Morus ‘camerarius’ durch den Willen des Papstes, auch ehe die betreffenden Urkunden für sie ausgestellt waren. Bei dieser Auffassung der Urkunde als Zeugnis musste die auf den Tag genaue Datierung als 1) Vgl. S. 511. 2) Vgl. S. 511 und 523. 3) Dies wird durch die Registereintragungen bestätigt; denn da dieselben durchgehends datiert sind und ihnen in der Regel Concepte zu Grunde gelegen haben, müssten, wenn ‘Datum’ gleich ‘Scriptum’ wäre, die Concepte ihr Datum nach den Originalen erhalten haben, was doch nicht gut denkbar ist. 554 C. Rodenberg. etwas verhältnissmässig unwichtiges erscheinen, und um so leichter begreift man, wie darin Ungenauigkeiten Vorkommen und erst der Tag, an welchem die Reinschrift fertig wurde, angegeben sein konnte 1 . Zeigt das Datum der litterae legendae den Tag an, an welchem der Papst die Concepte derselben genehmigte, so mussten bei den Briefen, welche nicht gelesen wurden, die Zeitpunkte ‘Actum’ und ‘Datum’ zusammenfallen; denn wenn der Papst die Ausfertigung eines derartigen Schreibens befahl, billigte er zugleich den Wortlaut desselben dadurch, dass er es seinen Beamten überliess, ihn zu formulieren. Man hat sich vorzustellen, dass die nöthigen Angaben hierfür in die Sitzungs¬ protokolle eingetragen wurden. — Greben wir nun auf die Frage zurück, ob auf den Con- cepten schon zu der Zeit, als nach ihnen die Reinschriften angefertigt wurden, unter den Brieftexten ein Datum gestanden hat, so ist selbstverständlich, dass diejenigen, welche als Blanquets abgefasst waren, auch ursprünglich kein Datum gehabt haben, so gut wie sie ohne Adresse waren; sondern bei der Herstellung der Originale wie schliesslich bei der Bearbeitung der Concepte für die Registrierung werden zu¬ gleich mit den Adressen auch die dazugehörigen Daten Notizen entnommen sein, die auf die Sitzungsprotokolle zurückgingen. Dem entspricht, dass die S. 546 erwähnte Encyclica Gre¬ gors IX. ‘Ascendit de mari bestia in den Regesten nicht das Datum der ersten Ausfertigung hat, was doch der Fall sein müsste, wenn das Concept als es für diese dem Papste vor¬ gelegt und von ihm genehmigt wurde, also unmittelbar nach der Feststellung des Wortlauts, datiert worden wäre. Aber auch Concepte von Briefen, deren Inhalt nur auf den einen Adressaten passte und welche sicher gelesen sind, haben ursprünglich kein Datum gehabt, sondern dasselbe erst für die Registrierung erhalten, oder eben auch nicht erhalten; denn die undatierten Regestenbriefe lassen nur den Schluss zu, dass zu ihnen der Schreiber, welcher regelmässig das Datum copierte, ein solches unter dem Brieftexte seiner Vor¬ lage nicht vorfand. Man muss nun fragen, ob etwa ursprünglich überhaupt auf den Concepten Datumsangaben nicht vorhanden gewesen sind. Doch darauf ist mit Nein zu antworten. Es wurde S. 523 bemerkt, dass zwischen die letzten Nummern mancher libri Briefe eingestreut sind, die aus den [verschie¬ densten Zeiten des Pontificatsjahres stammen und offenbar Nachträge von Concepten sind, welche verlegt oder anderweitig benutzt waren und am Schlüsse des Jahres gleichsam auf¬ gearbeitet wurden. Sie sind durchgehends datiert. Hätten l) Vgl. s. 551 . Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 555 sich auf ihnen, als sie registriert werden sollten, gar keine Datumsangaben vorgefunden, so wäre es fast eine Unmöglich¬ keit gewesen, dieselben nach den Adressen aus den Protokollen des ganzen Jahres herauszusuchen; jedenfalls hätte man die Arbeit gescheut, so dass die Briefe entweder ohne Datum gelassen oder gar nicht registriert worden wären. Nun ist freilich möglich, das das Datum überall nicht unter dem Texte, sondern am Rande oder sonst irgendwo notiert gewesen wäre. Und das ist gar nicht unwahrscheinlich; denn das häufige ‘Dat. ut supra’ wird nicht so entstanden sein, dass der Regesten- Schreiber, während er copierte, das Datum eines Briefes, um es nicht vollständig abschreiben zu brauchen, mit dem voraus¬ gehenden verglich und nach Feststellung der Uebereinstimmung diese Worte unter den Text setzte. Vielmehr wird er sie in seiner Vorlage angetroffen haben. Da sie aber in der Regel 1 erst bei der Bearbeitung der Concepte für die Registrierung hinzugefügt sein können, wären die Texte ursprünglich ohne Datum gewesen 2 . Doch wie dem auch sei, jedenfalls ist in der Regel das Datum so leicht zu constatieren gewesen, dass es nicht erst für die Registrierung überhaupt auf das Concept gebracht sein kann. — Auch daraus, dass in den Originalen mancher Schreiben das Datum von anderer Hand nachgetragen ist 3 , braucht man nicht zu schliessen, dass es in den Concepten nicht vorhanden gewesen ist; denn diese Nachtragung des Datums scheint ein Ueberrest einer älteren Sitte gewesen zu sein, wonach der Kanzler oder sein Vertreter in bestimmter Weise an der Schrift der Datumszeile mitzuwirken hatte, und woher das nachgetragene Datum stammt, muss dabei unent¬ schieden bleiben. — Als sicher darf demnach nur gelten, dass öfter auch in Concepten, welche nicht als Blanquets abgefasst sind, ursprünglich unter den Brieftexten ein Datum nicht gestanden hat, dass dasselbe aber in der Regel auf den Concepten verzeichnet war, sei es unter dem Texte, sei es irgendwo anders als Note. Indessen eine vollständige Regelmässigkeit hat auch hierin nicht geherrscht. Denn wo in den Regesten unter ein Schreiben kein Datum oder ein unvollständiges, etwa nur Ort und Monat, gesetzt ist, muss man zunächst annehmen, dass es unmöglich oder mindestens schwierig war, dasselbe genau festzustellen. Das Concept wird also überhaupt keine Datumsangabe gehabt haben. Wäre aber die Datierung vorgenommen worden, wenn man die Möglichkeit gehabt hätte, so darf man weiter schliessen, 1) In Gruppen zusammengehöriger Briefe könnte es anders gewesen sein. 2) Ist dies richtig, wäre durch das ‘Dat. ut supra’ ein neuer Beweis dafür gewonnen, dass schon die Concepte für die Registrierung in eine gewisse Ordnung gebracht waren. Vgl. S. 529. 3) Vgl. Die- kamp, Mitth. des Inst, für Oesterr. Geschichtsforschung III, S. 688. 556 C. Rodenberg. dass die (protokollarischen) Aufzeichnungen, nach denen die Originale datiert waren, nicht zur Hand, oder nicht mehr aufzufinden waren. Darnach wird man zunächst die nicht datierten Schreiben zu den spät registrierten zählen müssen L Allein manchmal ist auch auf die genaue Registrierung des Datums mit Bewusstsein verzichtet worden, was offenbar eine Folge davon war, dass, wie S. 553 bemerkt wurde, die genaue Tagesangabe in den Daten der päpstlichen Schreiben eine verhältnismässig untergeordnete Bedeutung hatte. Von den Öfter citierten, schlecht registrierten Schreiben über den sicilischen Aufstand des Frühjahres 1246 und die daraufhin geschehene Entsendung der Cardinallegaten Stephan und Rainer, Inn. IV. Reg. Lib. III cur. 8—22, Berger 1973—1987, ist nur das erste datiert, und zwar vom 26. April 1246, wogegen allen übrigen jegliche Datumsangabe fehlt. Nun sind aber ziemlich sicher die Briefe cur. 20 und 21, vielleicht auch cur. 18 und 19 vor dem 26. April abgefasst. Denn während unter diesem Datum in cur. 8 den Sicilianern die beiden Legaten mit Namen empfohlen werden, wird in cur. 18 und 19 nur ganz allgemein gesagt, dass die Entsendung von Legaten beschlossen sei, ohne dass Namen genannt werden. In cur. 20 und 21 wird überhaupt noch nicht von Legaten gesprochen, und lautet die Adresse von cur. 20: l . . episcopo Ostiensi, S[tephano] tituli S. Marie Transtiberim presbytero et R[icardo] S. Angeli diacono cardinalibus’, so ist es unmöglich, dass Stephan gleichzeitig Legat gewesen ist; denn abgesehen von dem Fehlen des Legatentitels hätte sein Name auch an erster Stelle genannt sein müssen. Dass bei der Registrierung das Datum allein für cur. 8 zu constatieren war, für die anderen aber nicht, könnte freilich sein; da wir aber gesehen haben 2 , dass diese Schreiben überhaupt in nachlässiger Weise registriert sind, liegt die Vermuthung nahe, dass man mit der Datierung des ersten Schreibens der ganzen Gruppe ein Generaldatum geben wollte, unbekümmert darum, dass dasselbe nicht für alle Stücke genau richtig war 3 . Dass dies und Aehnliches auch sonst geschehen ist, ergiebt sich aus Folgendem. In Innocenz IV. Regesten sind Lib. IV, cur. 1 — 28, Berger 2917 —2944, Schreiben, welche auf die Ernennung des Erwählten von Ferrara zum Legaten in Deutsch¬ land Bezug haben. Cur. 1—6 sind vollständig datiert, cur. 6 mit TII. Non. Julii, anno IV’, 5. Juli 1246. Cur. 7 — 11 haben ‘Dat. ut supra’, cur. 12 und 13 keine Datumsangabe, während in cur. 14 und den folgenden ‘Dat. ut supra’ wiederkehrt. 1) Vgl. z. B. das undatierte Schreiben an die Lombarden S. 520. 2) S. 538 fl. und 542 ff. 3) Das analoge Verfahren bei den Ein¬ tragungen mit ‘In eundein modum’ s, unten S. 500. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 557 Man muss daraus schliessen, dass zu cur. 12 und 13 ‘Dat. ut supra’ irrthümlich ausgelassen ist. Nun hat aber das uns erhaltene Original von cur. 12 nicht etwa ‘III, Non. Julii’, sondern ‘VI. Idus Julii ’5 Potthast 12206 a. In cur. 22 ist gar ‘Dat. ut supra’, d. i. ist wieder ‘III. Non. Julii’, ausdrücklich hinzugesetzt, wogegen man im Originale ‘Non. Julii’ liest; Potthast 12204a. Offenbar waren die sämmtlichen Concepte dieser Gruppe von Briefen, als nach ihnen die Reinschriften angefertigt wurden, undatiert, und als man sie für die Regi¬ strierung bearbeitete, hielt man es nicht für nöthig, dass das genaue Datum zu jedem einzelnen Stücke eingetragen wurde, da alle ungefähr derselben Zeit angehörten. Im März 1247 wurden der Cardinaldiacon Peter zum Legaten in Deutschland, der Cardinaldiacon Octavian zum Legaten in der Lombardei ernannt 1 . Von den Vollmachten und Instructionen, welche beide erhalten haben, sind 16 voll¬ kommen identisch: Inn. IV. Reg. Lib. IV, cur. 57—61, 66—72, 75—78, Berger 2973—2977, 2982-2988, 2991—2994, für Peter = Lib. IV, cur. 90 — 105, Berger 3006—3021 für Octavian; und zwar sind sie nicht nur identisch, sondern sie weisen auch an drei Stellen dieselben Fehler auf: Berger 2976 und 3009 ‘patientium’ für ‘patientibus’; Berger 2985 und 3014 ‘persone . . . ., que vinculo sunt excommunicationis astricte sacros susceperunt ordines’, wo das ‘sunt’ überflüssig ist; Berger 2991 und 3018 ‘quod eorum quibuslibet plura beneflcia .... licite recipere .... valeant’, wo für ‘quibuslibet’ zu lesen ist ‘quilibet’ 2 . Allein das Auffallendste ist, dass an beiden Orten die 16 Briefe in genau der gleichen Reihenfolge eingetragen sind. Hier ist der Schluss nicht abzuweisen, dass beide Male dieselbe Vorlage benutzt ist. — Diese Vorlage kann nicht etwa ein Formelbuch gewesen sein, nach welchem ohne Ver¬ mittlung eines Concepts zunächst die Reinschriften und dann die Registereintragungen gemacht sind; denn Inn. IV. Reg. Lib. IV, cur. 8 u. folg., Berger 2924 u. folg., Lib. VI, cur. 48 u. folg., Berger 4709 u. folg., und Lib. XI, cur. 11 u. folg, finden sich ganz ähnliche Vollmachten für Legaten, welche augenscheinlich nach denselben Formeln gearbeitet sind, aber an einer Anzahl Stellen kleinere oder grössere Abweichungen 1) Die genaue Zeit steht nicht fest, da die Ernennungsurkunden weder registriert noch sonst überliefert sind. Die Ernennung beider hat wohl gleichzeitig, am Anfänge des Monats, stattgefunden, aber Peter ist früher ausgesandt; vgl. unten. 2) Pertz hat nur die Vollmachten für Peter abgeschrieben und bemerkt, dass die für Octavian identisch seien. Das übereinstimmende ‘patientium’ hat Berger ausdrücklich augemerkt; dass aber auch an den beiden anderen Stellen die gleichen Fehler sich finden, zeigen die Inhaltsangaben bei demselben. Vgl. künftig Bd. II, S. 226, n. 303. 558 C. Rodenberg. haben und jedesmal in einer anderen Reihenfolge registriert sind, die niemals mit der unsrigen übereinstimmt. Deswegen müssen die Vorlagen überall für den besonderen Fall ange¬ fertigte Concepte gewesen sein. Unser Concept nun hat sich vermuthlich aus mehreren Theilen oder Blättern zusammen¬ gesetzt, da zwischen die registrierten Vollmachten für Peter die Nummern Berger 2980, 2981 und 2990 eingeschoben sind, Briefe, welche zwar von Peter handeln, aber nicht an ihn adressiert sind und sich kaum auf denselben Blättern gefunden haben. Die anderen zwischen den Vollmachten für Peter stehen¬ den Nummern, Berger 2978, 2979 und 2989, Schreiben, welche für ihn allein ausgefertigt sind und für welche entsprechende an Octavian fehlen, können sehr wohl ein ursprünglicher Theil des Concepts gewesen sein; denn da die Schreiben, welche an Octavian allein gerichtet sind, Berger 3022 und 3023, am Schlüsse der Reihe gegeben werden und da die ganze Masse der auf Peter bezüglichen Stücke an erster Stelle registriert ist, darf man schliessen, dass das Concept ursprünglich für die Anfertigung seiner Vollmachten und Instructionen angelegt und zum zweiten Male für die Octavians benutzt ist. Die Datierung der Vollmachten für beide Legaten bietet auffallende Erscheinungen. Die erste Vollmacht für Peter, Berger 2973, hat ‘Idibus Martii’ >, die sämmtlichen Schreiben von Berger 2974 bis 2989, die Vollmachten wie die eingescho¬ benen Stücke, haben ‘Dat. ut supra’, Berger 2990, ebenfalls ein eingeschobenes Stück, ‘XVI. Kal. Aprilis’, Berger 2991— 2994, wieder Vollmachten, ‘Dat. ut supra’. Es hat also von den auf dem gemeinsamen Concepte stehenden Vollmachten für Peter nur die erste ein ausgeschriebenes Datum, die übrigen alle ‘Dat. ut supra’. Hiernach darf man wohl an¬ nehmen, dass die vier letzten, welche auf die eingeschobene Nummer 2990 folgen, nicht wie diese ‘XVI. Kal. Aprilis’ haben sollten, sondern dass die Absicht des Beamten, welcher die Concepte für die Registrierung bearbeitet hat, die gewesen ist, sämmtliche Vollmachten für Peter unter ‘Idibus Martii’ zu bringen; womit er indessen, nach Obigem zu schliessen, nicht gesagt haben wollte, dass alle im Original vom 15. März datiert waren, sondern dass sie alle ungefähr dieser Zeit an- gehorten 1 2 . — Von den Vollmachten für Octavian hat die erste Hälfte, Berger 3006—3014, ‘Dat. ut supra’, d. i. nach dem zunächst vorangehenden ausgeschriebenen Datum in Berger 3002, ‘VIII. Idus Martii’, den 8. März 1247. Berger 3015 hat 1) ‘anno quarto’ fehlt, steht aber durch die Buchzahl genügend fest. 2) Zu den vorhin erwähnten Vollmachten in Inn. IV. Reg. Lib. XI, cur. 11 u. folg, sind auch verschiedene Daten, der 13., 16. und 17. April 1254, registriert worden. Vgl. auch Berger 4709 u. folg. Ueber die Register Honorius III, Gregors XI. etc. 559 ‘Idibus Aprilis’ *, und die übrigen Vollmachten, Berger 3016— 3021 haben wieder ‘Dat. ut supra’. Auch hier findet sich also nur ein einziges Datum, welches ausgeschrieben ist. Dass nun die eine Hälfte der Vollmachten am 8. März, die andere aber am 13. April ertheilt sein sollte, ist doch nicht zu glauben, und um so weniger, als wir annehmen mussten, dass das Con- cept ursprünglich für die Vollmachten Peters angelegt ist und diese erst in der Zeit um den 15. März vom Papste gebilligt sind. Ausserdem sind bis auf eins alle übrigen Schreiben, welche sich auf die Entsendung Octavians beziehen und ein ausgeschriebenes Datum haben, viel später als vom 8. März datiert: Berger 2998—3001 und 3023 zwischen den 9. und 17. April, Berger 3022 und 3024 gar erst vom 4. Mai, und Octavian befand sich noch am 18. Mai am päpstlichen Hofe zu Lyon; Potthast p. 1285 und n. 12525. Wir irren deswegen wohl nicht, wenn wir das einzige ausgeschriebene Datura ‘Idibus Aprilis’ für die ganze Reihe der Vollmachten in An¬ spruch nehmen, und glauben, dass dies das Generaldatum der¬ selben sein sollte, welches in den Regesten nur am unrichtigen Platze steht. Vermuthlich ist das so gekommen, dass dem Beamten, welcher die Concepte für die Registrierung bearbei¬ tete, die zweite Hälfte der Vollmachten, Berger 3015 — 3021, an erster Stelle Vorgelegen hat, infolge dessen er zu Berger 3015 ‘Idibus Aprilis’ und zu allen folgenden, Berger 3016— 3021 und 3006—3014, ‘Dat. ut supra’ setzte, so dass diese Worte ursprünglich immer auf ‘Idibus Aprilis’ zurückverwiesen haben, dass später aber die Ordnung so, wie wir sie jetzt finden, umgeändert ist und dadurch das ‘Dat. ut supra’ die verkehrte Beziehung bekommen hat. Das Schreiben, welches allein unter den bei der Entsen¬ dung Octavians erlassenen ein ausgeschriebenes Datum aus einer viel früheren Zeit hat, ist das schon erwähnte bei Berger 3002 mit WEH. Idus Martii’, worauf das ‘Dat. ut supra’ der ersten Hälfte der Vollmachten geht. Es ist auch an Octavian gerichtet, dem darin die Ermächtigung ertheilt wird ‘concedendi militibus et aliis, qui tecum pro servitio ecclesie venerint, vel ipsi contra Fredericum quondam Romanorum imperatorem in exercitu seu alias astiterint, illam peccatorum veniam, que Terre Sancte succurrentibus in generali concilio est concessa’. Das ausgeschriebene Datum ‘VIII. Idus Martii’ wird richtig sein; denn da Octavian für seinen Zug in die Lombardei in Burgund ein Heer sammelte, wird dieser Brief der erste gewesen sein, der für ihn ausgestellt ist. — Wenn das ‘Dat. ut supra’, welches auf das Datum dieses Briefes, also Berger 3002, zurück weist, zu der ersten Hälfte der Vollmachten 1) Audi hier fehlt ‘anno quarto’. 560 C. Rodenberg. für Octavian, Berger 3006—3014, unrichtig gesetzt ist und dieselben erst der Mitte des April angehören, muss auch das ‘Dat. ut supra’ in den drei dazwischen liegenden Schreiben, Berger 3003—3005, unsern Verdacht erregen. Offenbar sind sie auch später abgefasst worden; in Berger 3003 dem Octavian die Vollmacht ertheilt, die Verwaltung des Bisthums Trient dem Bischof von Brixen oder einem andern, wie es ihm gut dünke, zu übertragen; in Berger 3004 den lombardischen Geistlichen befohlen, auf ihre Kirchen und deren Güter Geld aufzunehmen, so oft sie Octavian darum ersuche, und in Berger 3005 denselben, Lehen und kirchliche Beneficien den Abtrünnigen zu entziehen und nach dem Rathe desselben Cardinais der Kirche Getreuen zu verleihen. Sind nun alle Schreiben, welche auf seine Wirksamkeit als Legaten in der Lombardei Bezug haben, nicht vor dem 9. April aus¬ gestellt, und speciell diejenigen, durch welche er bei der lombardischen Geistlichkeit überhaupt erst beglaubigt wird, Berger 2998 und 3000, am 13. April, so können diese drei Schreiben nicht gut um mehr als einen Monat früher erlassen sein, vielmehr werden wir sie bei der Unsicherheit der eigenen Datierung ebenfalls in die Mitte April setzen müssen. Wahr¬ scheinlich ist die Verwirrung dadurch entstanden, dass Berger 3002 in die Masse der schon bearbeiteten, für die Registrierung fertigen Concepte nachträglich eingeschoben ist und damit das ‘Dat. ut supra’ eine unrichtige Beziehung erhalten hat; denn Berger 3001, eine Empfehlung Octavians bei der dalmatinischen Geistlichkeit, ist vom 17. April datiert, und das könnte das Datum gewesen sein, unter welches man beim Registrieren auch die folgenden Schreiben bringen wollte'. Wir haben also keine Veranlassung gehabt, Daten, in denen Tag und Monat ausgeschrieben sind, zu beanstanden, wohl aber die Worte ‘Dat. ut supi’a’; denn wir fanden bei den Bearbeitern der Concepte für die Registrierung die Neigung, in Gruppen von zusammengehörigen Briefen nur zu dem oder den ersten Briefen das genaue Datum zu verzeichnen, unter die folgenden aber ein ‘Dat. ut supra’ zu setzen, mit dem nicht gesagt sein sollte, dass dieselben alle das gleiche Datum gehabt haben, sondern nur, dass sie ungefähr an dem Tage erlassen sind, den das zunächst vorangehende vollständig gegebene Datum anzeigt. Die Eintragungen mit ‘Tn eundem modum’, welche undatiert sind, erscheinen in den Regesten als Briefe, welche dasselbe Datum wie der Hauptbrief gehabt haben. Jedoch in Wirklich¬ keit haben sie öfter, wie noch vorhandene Originale und Ueberlieferungen nach solchen zeigen, sowohl ein früheres wie 1) Wegen der Vorlagen von Berger 3004 und 3005 vgl. S. 545. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 561 auch ein späteres Datura gehabt; vergl. Bd. I, 428, not. 4, 609, not. 3, 639, not. 3, 654, not. 1. Die Erklärung ist einfach. Wenn ein Brief nach einer schon gebilligten Form unter einer neuen Adresse abgeschickt werden sollte, musste er als eine besondere Willensäusserung des Papstes ein besonderes Datum erhalten, dasjenige des Tages, an welchem seine Absendung beschlossen wurde. Da er nicht gelesen zu werden brauchte, wurde über ihn nur eine Notiz in das Sitzungsprotokoll auf¬ genommen. Der Beamte aber, welcher nach den Protokollen und den Concepten das zu registrierende Material bearbeitete, hat das Datum in manchen Fällen, sei es aus Nachlässigkeit, sei es weil er es für unwesentlich hielt, nicht angemerkt. Nahm er aus den Protokollen gar die Form Tn eundem modura universis’ u. s. w., z. B. Tegibus’, so Hessen sich, weil die einzelnen Adressen nicht eingetragen wurden, die verschiedenen Daten überhaupt nicht anbringen; und da er den Concepten, welche als Blanquets abgefasst waren, wie wir S. 554 sahen, nicht immer die Form der ältesten Ausfertigung gab, können mit Tn eundem modum’ auch Adressen angehängt sein, welche zu Schreiben gehören, die ein früheres Datum hatten, als das Concept bei der Registrierung erhalten hat. Doch mögen gerade von Schreiben, welche nach einer vorher schon benutzten Form angefertigt wurden, auch die Originale ungenau datiert und unter sie erst der Tag gesetzt sein, an welchem die Reinschriften vollendet waren, wonach also die Regesten die correcte, die Originale dagegen die incorrecte Datierung haben könnten; vergl. S. 551. Es kommt auch vor, dass in den Regesten an einer Stelle ein Schreiben in extenso gegeben, an einer anderen aber seine Adresse mit Tn eundem modunT einem Schreiben angehängt ist, welches zwar den gleichen Wortlaut, jedoch ein verschie¬ denes Datum hat. Unter dem 24. October 1234 bittet Gregor IX. den Erzbischof von Mainz um Unterstützung gegen die feindlichen Römer, Bd. I, 483, n. 602. Darunter Tn eundem modum episcopo Bambergensi’. Unter dem 25. Nov. 1234, Bd. I, 496, n. 607, schickt er einen Brief mit genau demselben Wortlaute an den Erzbischof von Salzburg, und darunter folgt mit Tn eundem modum’ eine lange Liste deutscher Prälaten, in der sich die Namen des Erzbischofs von Mainz und des Bischofs von Bamberg wiederfinden. Dass an beide unter dem 25. November in derselben Weise noch einmal geschrieben sein sollte, während der Papst noch keine Nachricht haben konnte, dass etwa der erste Brief nicht an¬ gekommen sei, ist undenkbar. Offenbar ist die Liste aus verschiedenen und daher verschieden datierten protokollarischen Aufzeichnungen zusammengeschrieben, was schon die mangel¬ hafte Ordnung erkennen lässt, indem Bischöfe und Aebte 562 C. Rodenberg. durcheinander geworfen sind 1 . Ein ganz ähnlicher Fall Bd. I, 637, n. 741 und 643, n. 747. Wir sind also nicht berechtigt, alle undatierten, mit ‘In eundem modum’ eingetragenen Briefe unter das Datum des Hauptbriefes zu bringen, sondern dürfen nur sagen, dass, weil sie in dieser Form registriert sind, sie ungefähr derselben Zeit wie der Hauptbrief angehört haben. Aber auch Schreiben, die nicht mit ‘In eundem modum’ anderen angehängt sind, sondern deren Text und Daten in den Regesten ausgeschrieben sind, finden sich hier anders datiert, als in den gleichlautenden und gleich adressierten Originalen. Mir sind folgende Beispiele bekannt: Reg. 1230, Jan. 12 = Or. 1230, Jan. 18, Potthast 8480, 8481; Reg. 1232, Jul. 12 = Or. 1232, Jul. 16, Bd. I, 380, n. 472, Potthast 8971; Reg. 1239, Apr. 28 = Or. 1239, Mai 9, Bd. I, 642, n. 745, Potthast 10739; Reg. 1243, Dec. ll = Or. 1243, Dec. 3, Berger 302, Potthast 11188. Ich nahm früher, Bd. I, p. XII, an, dass von jedem dieser Schreiben zwei verschieden datierte Originale existiert hätten, jedoch nur eine Ausfertigung regi- striert sei. Dabei stützte ich mich auf ein Schreiben Hono- rius III, welches in die Regesten, Bd. I, 46, n. 64, unter dem 2. Mai 1218 eingetragen ist und welches nach der Angabe von Pertz in zwei völlig gleichlautenden Originalen vorhanden sein sollte, von denen das eine ebenfalls vom 2. Mai, das andere aber vom 12. April datiert sei, Potthast 5750. In¬ zwischen habe ich im hannoverschen Archiv die Originale selbst einsehen können: sie haben genau denselben Wortlaut, sind beide bulliert und beide unzweifelhaft echt. Also vor¬ gekommen ist es, dass zwei identische Schreiben unter ver¬ schiedenem Datum erlassen sind, und man braucht sich nur vorzustellen, dass das Original vom 2. Mai verloren gegangen wäre, so hätten wir auch hier den Fall, dass Original und Regestenbrief ein verschiedenes Datum zeigen. Allein man muss doch fragen, ob nicht die identischen Ausfertigungen mit verschiedener Datierung seltene Ausnahmen gewesen sind; denn die Schreiben, von denen mir sonst bekannt geworden ist, dass sie in zwei oder mehreren gleichlautenden 1) Mussten diese mit ‘In eundem modum’ zu machenden Eintragungen häufig erst zusammengesucht werden, so ist klar, dass wir die, welche sich in den Regesten finden, nicht immer für vollzählig halten dürfen. Z. B. zu Berger 423, vom 28. Jan. 1244, ist mit ‘In eundem modum’ eine Reihe von Adressaten gegeben, es fehlt aber der Name des Alberich von Romano, an den, wie wir aus dem Cod. Trevisanus erfahren, an demselben Tage in gleicherweise geschrieben ist; künftig Bd. II, S. 39, n. 51. Ebenso glaube ich, dass das Schreiben Innocenz IV. vom 21. Apr. 1246, Berger 1970, Potthast 12072, wegen der Königswahl in Deutsch¬ land, ausser an die in den Reg. verzeichneten Adressaten noch an andere geschickt ist. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 563 Originalen mit der gleichen Adresse ausgestellt sind, haben sämmtlich auch das gleiche Datum 1 5 und dies entspricht durchaus der Art, wie wir sonst das Datum gesetzt finden, indem eine selbständige Datierung eine besondere Willens¬ äusserung des Papstes voraussetzt, während seine Genehmi¬ gung für die Herstellung eines Duplicats, wenn um ein solches bei der Aushändigung eines Schreibens von dem Empfänger sofort nachgesucht wurde, kaum erforderlich war. Deswegen möchte ich glauben, dass, wenn ein Schreiben in mehreren Exemplaren ausgefertigt wurde, alle in der Regel das gleiche Datum gehabt haben. Die vorhergehenden Erörterungen gestatten nun auch eine andere Erklärung für die erwähnten Verschiedenheiten in der Datierung. Die Brieftexte können im Concepte ursprünglich kein Datum gehabt und für die Registrierung richtig den Tag der päpstlichen Genehmigung erhalten haben, während unter das Original incorrect der Tag gesetzt ist, an welchem das¬ selbe geschrieben wurde 2 . Dies passte für die drei ersten Fälle sehr gut, und wenn man annimmt, dass in dem letzten eine Verwechselung von ‘Non.’ und ‘Id.’ stattgefunden hätte, wäre die Schwierigkeit gehoben. Allein selbstverständlich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass auch beim Nach¬ trägen der Datierung auf die Concepte Fehler gemacht sind und die Originale das correcte Datum angeben. Da aber die Regesten eine selbständige Ueberlieferung neben den Originalen darstellen, dürfen wir die Daten dieser nicht ohne Weiteres als die besser beglaubigten ansehen. IV. Besonderer Charakter einiger Eintragungen und Umfang der Eintragungen. Bevor wir nach dem Werthe der Registereintragungen als historischer Quelle fragen, dürfte es nützlich sein, auf den be¬ sonderen Charakter von einigen derselben hinzuweisen. Damit wird sich eine Untersuchung über den Umfang der Ein¬ tragungen verbinden. 1) Teulet, Layettes du trdsor des chartes, t. II, S. 566, n. 3346; Philippi, Preuss. U. B. n. 144, 162, 288. Vgl. S. 552. 2) In der¬ selben Weise könnte man die S. 557 erwähnte abweichende Datierung von Originalen und Regestenbriefen (‘Dat. ut supra’) erklären wollen. Allein dem widerspricht Folgendes: 1) Die ersten Schreiben in den Gruppen pflegen vollständig datiert zu sein und erst später überwiegt ‘Dat, ut supra’; z. B. Berger 2917 u. folg., 2964 u. folg., 2998 u. folg.; 2) Voll¬ machten für päpstliche Legaten finden sich Inn. IV. Reg. Lib. XI, 11 u. folg, mit verschiedenen Daten registriert; vgl. S. 558, not. 2; 3) Bei den Eintragungen mit ‘In eundem modum’ haben wir eine ganz ähnliche Erscheinung, auch ein Generaldatum, das nicht immer für jeden Brief genau richtig ist. 564 C. Rodenberg. Viele päpstliche Schreiben waren zugleich Urkunden, welche den Empfänger bei anderen Personen als zur Aus¬ führung eines Auftrages bevollmächtigt, zur Ausübung eines Rechts befugt beglaubigen sollten. Daraus erklärt es sich, wie die Sitte entstand, dass, wenn derselbe Adressat mehrere Aufträge in verschiedenen Sachen erhielt, ihm jeder derselben durch ein besonderes Schreiben ertheilt wurde: man wollte verhindern, dass, wenn ein päpstlicher Abgesandter, um sich als bevollmächtigt auszuweisen, sein Schreiben irgend jemandem vorlegte, dieser nicht sofort den ganzen Umfang der Aufträge und Vollmachten, die er erhalten hatte, erfuhr. Am auf¬ fallendsten tritt dies bei den Instructionen für die päpstlichen Legaten zu Tage, die sich aus sehr vielen kurzen, je einen Auftrag oder eine Vollmacht enthaltenden Briefen zusammen¬ zusetzen pflegen. So kann es Vorkommen, dass mehrere an dieselbe Person gerichtete Schreiben fast den gleichen Wort¬ laut haben; aber sie haben stets ein verschiedenes Mandat. Dass dasselbe Mandat gleichzeitig in verschiedener Fassung gegeben ist, habe ich nirgends gefunden. Da also viele Schreiben nicht von dem Empfänger allein eingesehen wurden, wird man darin alles, was andere nicht zu erfahren brauchten, unterdrückt haben. Nun ergab sich häufig die Nothwendigkeit, päpstliche Abgeordnete auf vielleicht ein¬ tretende Umstände hin mit Vollmachten auszurüsten, während es nicht immer nützlich erscheinen konnte, die Umstände und Bedingungen, unter denen die Schreiben in Kraft treten sollten, in denselben selbst anzugeben und damit in weiteren Kreisen zur Kenntnis zu bringen. So können scheinbar bedingungslos ertheilte Schreiben Aufträge und Vollmachten enthalten, die doch nur auf bestimmte Eventualitäten berechnet waren. Man erkennt das daraus, dass gleichzeitig erlassene Schreiben sich zu widersprechen oder nicht vollständig zu einander zu stimmen scheinen. Unter dem 13. Juni 1246 hatte Innocenz IV, Berger 1903, den Erzbischof von Mainz und den Erwählten von Ferrara beauftragt, die Doppelwahl in der Regensburger Kirche zu untersuchen. Unter dem 5. Juli, Potthast 12203, Berger 2939, befahl er dem Erzbischöfe von Mainz, diese Untersuchung einzustellen, weil durch dieselbe der Herzog von Baiern, welcher der Kirche und dem Reiche sehr nützlich sein könne, beunruhigt sei; und am gleichen Tage, Berger 2920, befahl er dem Erwählten von Ferrara, nachdem er ihm die dem Erz¬ bischöfe von Mainz befohlene Einstellung der Untersuchung mitgetheilt hatte, dass er, falls sich nicht etwa eine der beiden Wahlen als canonisch vollzogen ergebe, was er sorgfältig zu prüfen habe, in der Regensburger Kirche eine geeignete Person als Bischof einsetze. Dies Schreiben ist offenbar auf die, in¬ dessen mit keinem Worte erwähnte Eventualität hin erlassen, Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 565 dass der bisher schwankende Herzog von Baiern definitiv zur kaiserlichen Partei übertrete. Dies geschieht auch, und nun hat der Erwählte von Ferrara eine dritte Person, den Albert von Pitengau, zum Bischöfe von Regensburg ernannt 1 . Die Bedingung, unter der von dem Schreiben erst Gebrauch zu machen war, kofmte in demselben nicht angegeben werden, weil es wahrscheinlich auch dem Regensburger Capitel, dessen Wahlrecht aufgehoben wurde, vorgelegt werden musste. Es muss also dem Erwählten von Ferrara zugleich mit jenem Schreiben eine vertrauliche Mittheilung, eine geheime Instruc¬ tion zugegangen sein, durch deren Kenntnis erst er den Willen des Papstes voll und ganz erfuhr. Dergleichen geheime Instructionen konnten durch die Boten, welche die Briefe überbrachten, mündlich ertheilt werden; daher die am Schluss mancher Schreiben sich findende Be¬ merkung, der Empfänger solle dem Ueberbringer in allem Glauben schenken. Sie konnten aber auch schriftlich fixiert sein und manche sind in die Regesten eingetragen. Eine solche steht in Gregors IX. Reg. Yol. VII fol. 56, Bd. I, p. 687, unter der Ueberschrift ‘Memoriale fratris Nicolai Oisterciensis ordinis’. Dieser Nicolaus war im October 1240 mit Instructionen und Vollmachten an den päpstlichen Legaten Gregor von Romania nach Genua wegen einer dort aus¬ zurüstenden Flotte geschickt worden. Schon die nicht sehr sorgfältige Fassung, indem die Anrede zwischen ‘Du’ und ‘Ihr’ wechselt, kennzeichnet das Schriftstück als eine durchaus ver¬ trauliche, rein persönliche Mittheilung. — In anderen Fällen ist die Instruction zu einem Schreiben, das wesentlich als Ur¬ kunde dienen sollte, durch einen an denselben Adressaten ge¬ richteten Brief ertheilt worden. Unter dem 7. Juni 1253 schreibt Innocenz IV, Reg. Lib. X, cur. 44, seinem in Frankreich weilenden Legaten Albert: ‘obligandi nos et ecclesiam Romanam ac universas et singulas, prout expedire videris, ecclesias et monasteria legationis tue .... creditoribus, a quibus mutuum receperis, plenam .... concedimus tibi potestatem’. In cur. 43 dagegen vom gleichen Tage: ‘mandamus, quatinus sine more dispendio statim recipias nostro et ecclesie Romane nomine mutuum, etiam, si oportuerit, sub gravibus usuris, quantum- cunque et a quibuscunque poteris invenire’. Man sieht, dass cur. 44 die Urkunde ist, welche den Albert als zur Erhebung der Anleihe berechtigt legitimieren soll, cur. 43 aber eine In¬ struction, welche, wie die Worte ‘etiam, si oportuerit, sub gravibus usuris’, zeigen, geheim zu halten war. — Unter dem 24. März 1248 schrieb Innocenz IV, Berger 3780, dem Bischöfe von Strassburg, es sei niemals seine Absicht gewesen, den 1) Vgl. künftig Bd. II, S. 163, n. 217. Neues Archiv etc. X. 37 566 C. Rodenberg. Propst von Granfelden dem Bischöfe von Basel zum Coadjutor zu bestellen, und wenn letzterer so weit hergestellt sei, dass er Defensor der Baseler Bürger sein könne, solle sich der Propst nicht weiter in diese Angelegenheit einmischen. Das¬ selbe theilt er unter dem 26. März dem Bischöfe von Basel mit, Berger 3781. Unter dem 31. März dagegen, Berger 3805, schreibt er dem Bischöfe von Strassburg, wenn er dem Bischöfe von Basel einen Coadjutor und den Bürgern einen Defensor gebe, solle er dazu den Propst von Granfelden bestellen; und vom gleichen Tage liegen an denselben zwei andere Schreiben vor, Berger 3806 und 3807, in deren ersterem er ihm befiehlt, dem Bischöfe von Basel, wenn es nöthig sei, einen geeigneten Coadjutor zu geben, und in dem anderen, den Baseler Bürgern auf ihren Wunsch einen der Kirche ergebenen Defensor zu bestellen, falls der Bischof von Basel zu diesem Amte untaug¬ lich sei. Hier ist klar, dass Berger 3780 und 3781 Briefe waren, welche allgemein bekannt werden durften und den Bischof von Basel wegen seiner Rechte beruhigen sollten, Berger 3805 hingegen eine geheime, nur für den Bischof von Strassburg bestimmte Instruction, welche die eigentliche Willensmeinung des Papstes zeigte, und Berger 3806 und 3807 Vollmachten, die vorläufig auch geheim bleiben sollten und von denen, je nachdem die Verhältnisse sich gestalteten, Ge¬ brauch zu machen war. — S. auch Berger 2935, dessen Ge¬ heimhaltung ausdrücklich befohlen ist. Man trug also keine Be¬ denken, auch geheime Schreiben in die Regesten aufzunehmen. — Viele Briefe sind nicht direkt an die Adressaten geschickt, sondern zunächst anderen Personen übergeben, die an dem Erlasse derselben ein Interesse hatten und denen deshalb die Weiterbeförderung übertragen wurde. Z. B. das Schreiben Innocenz IV. vom 12. October 1246, Berger 2444, ist adressiert an den Erwählten von Ferrara, päpstlichen Legaten, dem darin befohlen wird, den Cleriker Henricus de Vetericuria mit einer Pfründe innerhalb seiner Legation zu versorgen. Unter dem 11. April 1247, Berger 2693, schreibt der Papst an den Cardinaldiaconen Peter, den Nachfolger des Erwählten von Ferrara als Legaten, mit Bezug auf diesen Brief: 4 Verum quia (Henricus de Vetericuria) litteras ipsas ante legati eiusdem revocationem propter impedimenta viarum presentare nequivit, nullum de gratia sibi facta commodum reportavit’. Die Briefe in dieser Weise zu befördern konnte aus verschiedenen Gründen nützlich, ja nothwendig erscheinen. Hatte z. B. die Curie in einem Lande einen Legaten oder einen Vertreter, welcher ohne Legat zu sein, eine ähnliche Vertrauensstellung einnahm, so musste die eigentlich politische Correspondenz, wenigstens die wichtigsten Stücke derselben, durch seine Hände gehen, schon damit er wusste, was vorging, und damit er verkehrte Mass- Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 567 regeln rechtzeitig hindern konnte *. Offenbar sind aber auch sehr viele Schreiben, welche an Schiedsrichter oder Unter¬ suchungsrichter in Streitigkeiten, an ‘conservatores’ oder ‘exe- cutores’ gerichtet waren, den an dem päpstlichen Hofe erschienenen Interessenten oder deren Vertretern, Personen also, welche nicht die Adressaten waren, übergeben worden, damit sie für die Weiterbeförderung sorgten, an der allein ihnen etwas liegen konnte, nicht aber der Curie. Die so häufig wiederkehrende Wendung: fimpetravit litteras’ an den und den, ist durchaus wörtlich zu nehmen, d. h. ‘er’, der Petent, nicht der Adressat, bekam zunächst den Brief, und die überraschende Bestimmtheit und Genauigkeit mancher Adressen lässt sich nur so erklären, dass dieselben von interessierter Seite, welche auch die Beförderung der Schreiben übernahm, dem Papste mitgetheilt wurden. Denn diesem ist von der Existenz vieler Personen, an die er schrieb, sicher nichts bekannt gewesen, und dass er gar hätte wissen sollen, welcher Propst einer kleinen Kirche oder welcher Thesaurar oder Scholastiker einen Auftrag in geeigneter Weise ausführen würde, ist geradezu unmöglich. Lehrreich ist hierfür ein Schreiben Alberts von Behaim, worin derselbe Gregor IX. eine lange Reihe von Personen bezeichnet, an welche er räth, in einer bestimmten Sache Briefe zu schicken, deren Inhalt er bei einigen bis ins Einzelne angiebt; Höf lei', Albert von Behaim, S. 21. Wir sahen S. 564, dass Schreiben auf vielleicht eintretende Umstände hin erlassen wurden. Auch sie sind öfter nicht direkt an die Adressaten abgeschickt, sondern zunächst anderen Personen übergeben worden, damit diese, wenn die Voraus¬ setzungen erfüllt waren, die Weiterbeförderung besorgten. In folge dessen musste es Vorkommen, dass Schreiben seitens der Curie zwar abgesandt wurden, aber mit Billigung derselben nicht in die Hände der Adressaten gelangten; und das konnte, nach dem was auf S. 564 bemerkt ist, auch bei solchen Schreiben geschehen, deren Fassung nicht erkennen liess, dass sie nur eventuell wirksam werden sollten. Unter dem I. August 1245 schrieb Innocenz IV, Potthast, 11767 a — 26328, an die Erzbischöfe von Köln und Mainz, da er Verfügungen wegen einer Neuwahl in dem nunmehr erledigten Reiche getroffen habe, so habe er den Erzbischof von Bremen und dessen Suffragane ermahnt, demjenigen, welcher zum Kaiser erwählt werden würde, die Zehnten eines Jahres zu überweisen, und befiehlt ihnen, nöthigenfalls unter Anwendung der kirchlichen Censur, dafür zu sorgen, dass dies geschehe. Das Original dieses in die Regesten nicht eingetragenen Briefes findet sich 1) Vgl. das an den Cardinal Rainer gerichtete Schreiben S. 568. 37* 568 C. Rodenberg. in dem erzbischöflichen Archive zu Ravenna. Wie es dahin gekommen ist, erklärt sich aus Folgendem. Philipp Fontana, von 1251 bis 1270 Erzbischof von Ravenna, wurde, als er noch Erwählter von Ferrara war, im Spätsommer 1245 als Vertrauensmann des Papstes — Legat war er noch nicht — nach Deutschland geschickt. Ihm wird das Schreiben über¬ geben sein, aber er hat es nicht weiter gesandt und so ist es in das ravennatische Archiv gelangt. Aus welchem Grunde es zurückgehalten ist, lässt sich nur vermuthen: wahrscheinlich war der auf die Neuwahl im Reiche bezügliche Passus die Veranlassung. Aber zurückgehalten muss es sein; denn wenn der darin gegebene Befehl hätte ausgeführt werden sollen, hätten die beiden Erzbischöfe, um bei der Anwendung von Zwangsmassregeln juristisch gedeckt zu sein, die schriftliche Vollmacht in Händen haben müssen. — Dasselbe ist von einem anderen, ebenfalls in Ravenna im Original befindlichen, nicht registrierten Schreiben Innocenz IV. vom 25. September 1246 zu sagen, Potthast 12279 a, welches an den Propst und das Capitel von Eichstädt gerichtet ist, denen befohlen wird, innerhalb 15 Tagen nach Empfang desselben nach dem Rathe des Erwählten von Ferrara und des Erzbischofs von Mainz den erledigten Eichstädter Bischofsstuhl neu zu besetzen. Auch in die Regesten sind Briefe eingetragen, welche zwar abgeschickt, aber mit Zustimmung der Curie den Adres¬ saten nicht eingehändigt sind, während nichts ihren conditio- nalen Charakter verräth. Unter dem 26. August 1243 schrieb Innocenz IV, Berger 66, an den Cardinaldiaconen Rainer, nach reiflicher Ueberlegung scheine es ihm gut, dass dem Archi- presbyter von Perugia Spiritualia und Temporalia im Ducat und im Patrimonium des heiligen Petrus in Tuscien anvertraut würden; worauf er fortfährt: ‘Verum cum tibi mittamus inter- clusas sub bulla nostra litteras, que super commissione huius- raodi diriguntur, mandamus, quatinus, si acceptum hoc duxeris, dicto archipresbytero litteras easdem assignes, alias autem, ipsis apud te retentis, eum sufficienter a te de omnibus, que honori ecclesie oportuna videris, informandum in predictum patrimonium et Ducatum duce Christo transmittas’. Die eingeschlossenen Briefe sind Berger 65 und 68 >, Empfehlungs¬ schreiben für den Archipresbyter an die Geistlichen und Weltlichen dieser Gegenden, die ihm zugleich zur Beglaubigung dienen sollten. Diese beiden Schreiben sind höchst wahr¬ scheinlich nicht zur Verwendung gekommen 1 2 . Wir finden 1) Vielleicht auch Berger 67. 2) Dieser Ausdruck ist gewählt, weil von einer Absendung an die Adressaten, eine grosse Anzahl von Personen, bei solchen Schreiben nicht die Rede sein kann; sie werden an öffentlichen Orten verlesen und auf Verlangen vorgezeigt sein; vgl. Berger 3029. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 569’ nämlich Berger 85 und 86 zwei Schreiben des gleichen Wortlauts für den Bischof von Camerino und den Abt von San Severo zu Orvieto ausgestellt, die undatiert sind und nach der Stellung in den Regesten in den Anfang September gehören; wonach anzunehmen ist, dass der Archipresbyter das Amt nicht erhalten hat, sondern an seine Stelle diese beiden Geistlichen getreten sind. — Unter dem 5. Juli 1246 schrieb Innocenz IV, Berger 2944, an Philipp, den Erwählten von Ferrara, er hätte über den Erzbischof von Magdeburg schlimm© Dinge vernommen, und befahl ihm, denselben zu ermahnen, dass er den deutschen König Heinrich kräftig unterstütze, andernfalls gegen ihn eingeschritten werde. Unter dem gleichen Datum, Berger 2936, citiert er aber auch schon den Erzbischof, ohne irgendwelche Bedingung hinzuzufügen, innerhalb eines Monats persönlich vor ihm zu erscheinen, und befiehlt, wieder an demselben Tage, Berger 2937, Philipp von Ferrara, denselben zu zwingen, dass er zu dem bestimmten Termine komme, falls er nicht etwa König Heinrich kräftig unterstütze. Offenbar ist die Citation an Philipp von Ferrara gesandt worden, welcher sie erst dann dem Erzbischöfe übergeben sollte, wenn seine auf Grund von Berger 2944 an ihn zu richtenden Mahnungen ohne Erfolg blieben. So bedingungslos ist also die Citation nicht erlassen worden, wie es nach den Worten derselben scheint, und höchst wahrscheinlich ist sie dem Erzbischof© gar nicht zugestellt; denn unter den abtrünnigen deutschen Prälaten, welche von Philipp am 25. Juli 1246 im päpstlichen Aufträge nach Lyon citiert sind, wird sein Name nicht genannt; Höfler, Albert von Behaim, S. 122. — Wir finden also in den Regesten sowohl geheime Schreiben, wie solche, die nur eventuell in Kraft treten sollten. — Wie die Sammlung der zu registrierenden Sachen vor sich gegangen und was für die Aufnahme oder Nichtaufnahme eines Stückes in die Regesten entscheidend gewesen ist, lässt sich schwer sagen. Es sind nicht nur päpstliche Schreiben registriert. Zwar bilden diese die überwältigende Mehrheit der Eintragungen, doch kommen auch Schreiben anderer Personen vor, die entweder an den Papst gerichtet oder ihm zur Bestätigung vorgelegt waren oder der Curie sonst so wichtig erschienen, dass ihre Registrierung für nützlich erachtet wurde. Ziemlich häufig treten diese Stücke in den Registern Honorius III. und Gregors IX. auf >, während unter Innocenz IV. ihre Zahl sehr zusammenschwindet. Allein wir stossen auch auf Eintragungen, welche gar keine Briefe sind, Friedens¬ bedingungen, Beschwerdelisten, Formeln für auszustellende 1) Es sind besonders Schreiben Friedrichs II, von denen viele hier allein erhalten sind. 570 C. Rodenberg. Urkunden und ähnliches; doch ist anzunehmen, dass derartige Schriftstücke mit Briefen entweder eingelaufen oder abgeschickt sind. Ein Plan in allen diesen Eintragungen ist nicht zu erkennen, geschweige denn eine Vollständigkeit in irgend welcher Beziehung. Ebensowenig sind die päpstlichen Schreiben auch nur in einer annähernden Vollständigkeit in den Regesten enthalten, wie man z. B. bei einer Vergleichung der Nummern von Potthast mit Berger’s Registres d’Innocent IV. bald wahrnimmt. In unsern Regesten einen Auszug aus einer umfangreicheren Sammlung zu sehen, ist nicht möglich, weil dieselben nach den früheren Erörterungen 1 direkt aus den Concepten zu¬ sammengeschrieben sind und in einigen Fällen nachgewiesen werden konnte, dass die ursprüngliche Numerierung derselben beibehalten ist 2 . Eine Ausschliessung gewisser Gattungen von Schreiben hat auch nicht stattgefunden, sondern alle Arten von Schreiben, welche die Päpste überhaupt erlassen haben, sind in den Regesten vertreten. Dass die litterae legendae allein oder vorzugsweise registriert sind, ist ebenfalls höchst unwahrscheinlich; denn einerseits machen viele Briefe nach ihrem Inhalte und nach ihrer Form sehr bestimmt den Ein¬ druck, dass sie zu den am Beginn dieser Untersuchung gekenn¬ zeichneten litterae simplices gehört haben, und in Urbans IV. Reg. Vol. IV ist zu mehreren am Rande ausdrücklich notiert: ‘Hec transiit sine audientia’ 3 . Anderseits aber vermisst man in den Regesten eine Reihe von Briefen, welche zweifellos ge¬ lesen sind. Offenbar hat man freilich darauf geachtet, dass die Stücke, welche für die Curie eine besondere Wichtigkeit hatten, registriert wurden, aber trotzdem findet man, beson¬ ders in Sammlungen, welche von den Empfängern angelegt sind, wie z. B. in dem Codex Trevisanus und dem Register Alberts von Behaim, manches Schreiben, dessen Copie zu besitzen der Curie von hohem Werthe hätte sein müssen und das doch in den Regesten nicht enthalten ist 4 . Diese Regellosigkeit und Unvollständigkeit der Ein¬ tragungen erscheint weniger unbegreiflich, wenn man bedenkt, dass nach den Concepten registriert wurde, also zu der Zeit, wo die Originale abgingen, nicht gefragt zu werden brauchte, ob sie registriert seien. Waren sie aber erst fort, mochte leicht in Vergessenheit gerathen, welche Bedeutung sie für die Curie hatten; die Concepte auch wichtiger Schreiben wurden nicht'genügend gehütet und verloren sich, und die Registrie¬ rung unterblieb. Dabei mag principiell immerhin festgestanden haben, dass die päpstlichen Schreiben, soweit sie unmittelbare 1) S. 534. 2) R. 529. 3) Vgl. auch S. 523. 4) Wegen der Unvollständigkeit der Eintragungen mit ‘In eundem modum’ vgl. S. 562, not. 1. lieber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 571 Interessen der Curie berührten, in den Regesten zu finden sein müssten, und aus den Nachträgen am Schlüsse mancher Bücher 1 Hesse sich folgern, dass eine Vollständigkeit erstrebt wurde; dass sie aber keineswegs erreicht worden ist, kann auch dem Papste nicht entgangen sein. Wegen der Frage, ob für unsere Zeit ausser dem Liber VII der Regesten Innocenz IV, von dem nichts mehr vorhanden ist, ein Verlust von Bänden anzunehmen sei, verweise ich auf die Untersuchungen von Kaltenbrunner, S. 276 u. folg., welcher auf Grund alter Verzeichnisse zu dem Resultat kommt, dass ein solcher nicht wahrscheinlich sei. Ich füge hinzu, dass ich nicht wüsste, was in den etwa verlorenen Bänden gestanden haben sollte. Es könnten freilich einzelne kleinere Serien, welche selbständige Bände nicht gebildet haben, abhanden gekommen sein, etwa litterae curiales zu dem ersten Buche Innocenz IV. oder zu diesen und späteren Büchern litterae de beneficiis, welche zuerst zum 8. Buche der Regesten des¬ selben Papstes erscheinen; doch dürfte die Einbusse, wenn eine solche stattgefunden hat, nicht sehr gross gewesen sein. Wollte man aber z. B. von Innocenz IV. für jedes Jahr die nicht registrierten Briefe, welche uns anderweitig überliefert sind, zusammenstellen, so würden Sammlungen entstehen, welche ganz ähnlich den vorhandenen Regestenbänden und nur von weit geringerem Umfange, die verschiedenartigsten Briefe enthielten, und dass derartige Parallelregister existiert haben, wird nirgends auch nur angedeutet und ist an sich schon unglaublich. Auch ist nicht anzunehmen, dass von dem zweiten Buche der Regesten Innocenz IV, dessen Eintragungen erst mit dem November, statt mit Ende Juni, beginnen, eine frühere Hälfte verloren gegangen ist; denn die Numerierung, welche alt und ursprünglich ist, setzt mit 1 ein, auf der ersten Seite eines Quaternio, und die Flucht des Papstes aus Rom, sein Verweilen an verschiedenen Orten, wo er keinen festen Wohnsitz nahm, und eine längere Krankheit, die er durch¬ zumachen hatte, erklären zur Genüge die Unthätigkeit der Registratur. Wie in vielen anderen Dingen, welche auf die Registrie¬ rung Bezug haben, so hat auch über die Aufnahme oder Nicht¬ aufnahme von päpstlichen Schreiben in die Regesten offenbar nicht der Zwang einer Regel entschieden; sondern Umstände der verschiedensten Art konnten dazu führen, dass die Regi¬ strierung wichtiger Stücke unterblieb, während gleichzeitig die von weit weniger wichtigen erfolgte. Deswegen dürfen wir daraus, dass sich ein Schreiben in den Regesten nicht findet, Rückschlüsse auf dessen Wesen, Zweck oder Werth nicht l) Vgl. S. 523. 572 C. Kodenberg. ziehen, um so weniger, als wir gesehen haben, dass alle Arten von Schreiben, welche der Papst überhaupt erlassen hat, in den Regesten vertreten sind, auch geheime und solche, die nur eventuell wirksam werden sollten. V. Werth der Register als Geschichtsquellen. Die Regesten wurden officiell geführt und die Eintragungen in dieselben hatten für die römische Curie den gleichen Werth wie die Originale, ja einen grösseren noch, weil sie nicht ge¬ fälscht werden konnten. Man sieht das daraus, wie z. B. Honorius III. die Privilegien früherer Päpste für das Kloster Elchingen bestätigt hat, nämlich auf Grund eines ihm vor¬ gelegten Originals von Calixtus II, welches geprüft und ‘in Pergament, Schrift und Stil als echt erfunden wird’, und auf Grund einer Eintragung in die Regesten Innocenz II, dessen Authenticität stillschweigend anerkannt wird 1 . Anderswo haben Päpste verlorene Schreiben ihrer Vorgänger nach den Regesten derselben einfach in dieser Form erneuert: h . . . testamur, quod in regestis felicis recordationis . . pape predecessoris nostri scriptum est .... in hec verba’; worauf das Schreiben folgt 2 . Zeigte sich im Vorhergehenden, dass die zu registrie¬ renden Stücke nicht vollständig und nicht sehr sorgfältig ge¬ sammelt sind, so sind doch die Eintragungen selbst, ent¬ sprechend dem officiellen Charakter derselben, mit ausser¬ ordentlicher Genauigkeit gemacht. Man findet häufig Rasuren und an manchen Stellen Correcturen und Nachträge von der Hand des Schreibers und von anderer Hand. Wenn ein Schreiben, ehe es abging, cassiert wurde, aber schon in die Regesten eingetragen war, tilgte man es auch hier, gewöhn¬ lich durch ein an den Rand gesetztes Vacat 3 , oder man fügte die Aenderungen, welche eine Neuausfertigung nothig gemacht hatten, dem Regestentexte in Noten hinzu 4 . Dass Schreib¬ fehlervorkommen, ist natürlich; doch sind sie meist leicht zu corrigieren, und nicht so zahlreich, dass sie die Autorität der Regesten vermindern könnten. Am unangenehmsten für den Benutzer ist die vielfach ungenaue Schreibung der Eigen¬ namen, besonders der nicht romanischen, welche man nicht nur in den rubricierten Adressen, die ohnehin mit weniger Verständnis gemacht sind, sich aber manchmal durch die am Rande erhaltenen originalen Vorzeichnungen für die Rubra corrigieren lassen, sondern auch im Texte der Briefe antrifft. Doch ist wohl anzunehmen, dass die Originale häufig wenig¬ stens dieselben Fehler gehabt haben. Ausschliesslich für den praktischen Gebrauch der Curie angelegt, sollten die Regesten 1) Bd. I, S. 200, n. 270. 2) Archiv V, S. 30, not. 1. 3) S. 533. Ein durchgestrichenes Schreiben ist S. 553 erwähnt. 4) S. 533. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 573 clie päpstliche Correspondenz in möglichster Correctheit, die Schreiben so, wie sie wirklich abgegangen waren, enthalten. Jede Ungenauigkeit war schädlich und eine Verhüllung der vollen Wahrheit unnothig, da die Regesten zu den geheimen Acten des päpstlichen Archivs gehörten; denn wie S. 565 er¬ wähnt wurde, nahm man geheime Schreiben unbedenklich darin auf, und nach einer freilich nicht datierbaren, anschei¬ nend späteren Canzleiregel hatte der Vicekanzler die Regesten in besonderer Verwahrung und war selbst so angesehenen Beamten wie den päpstlichen Notaren die Einsicht nicht ohne Weiteres gestattet: ‘Item debet habere vicecancellarius reges- trum aput se, notariis exclusis’Als Clemens V. nach Avig¬ non übersiedelte, nahm er die Register seiner Vorgänger mit sich, während er die meisten anderen Archivalien der römischen Kirche nach dem festen Assisi schaffen liess 1 2 . Die Absicht, die päpstliche Correspondenz möglichst voll¬ kommen in den Regesten wiederzugeben, war also entschieden vorhanden. Allein der thatsächlich erreichte Grad von Ge¬ nauigkeit ist bei derartigen Aufzeichnungen nicht nur von dem guten Willen des Verfassers abhängig, sondern auch von der Art und Weise, wie sie entstanden sind. Die Vorlagen für die Registereintragungen sind in der Regel die vom Papste genehmigten Concepte gewesen, und wir haben keinen Grund zu bezweifeln, dass die Mehrzahl derselben schon genau die Fassung gehabt hat, welche die Originale erhalten sollten und erhielten 3 . Manche jedoch, nach denen zwei oder mehrere, wesentlich identische Schreiben für verschiedene Personen aus¬ zufertigen waren, hatten die Form von Blanquets, denen Adresse, Datierung und Alles fehlte, was für einen bestimmten Adressaten allein passte 4 . Ihnen wurde erst bei der Registrie¬ rung die Gestalt eines individuellen Schreibens gegeben, und zwar geschah die Bearbeitung derselben nach den Protokollen, welche in den Sitzungen geführt wurden, die der Papst mit seinen Rüthen hielt. Doch mögen manche Angaben über die Einzelausfertigungen schon in den Sitzungen anstatt in die Protokolle direct auf die Briefconcepte geschrieben sein, sei es an den Rand, sei es anderswohin 5 . Andere Concepte scheinen zwar ursprünglich Adressen gehabt zu haben, waren aber undatiert 6 ; zu ihnen sind für die Registrierung die Daten in derselben Weise nachgetragen worden. Ebenfalls proto¬ kollarischen Notizen entstammt ein Theil der mit ‘In eundem 1) Archiv, stör. Ital. Append. t. V, Firenze 1847, n. 19. p. 138, n. 25. 2) Kaltenbrunner S. 277. 3) Wegen der Daten, die vielleicht gewöhn¬ lich nicht unter dem Texte standen, sondern am Rande notiert waren, jedenfalls sich aber in der Regel auf den Concepten fanden, vgl. S. 555. 4) S. 546. 5) S. 546—547. 6) S. 547 und 554. 574 C. Rodenberg. modum’ eingeleiteten appendices, während von anderen voll¬ ständigere Texte Vorgelegen zu haben scheinen, die, weil sie mit dem des vorangehenden Schreibens identisch waren, bei der Registrierung entsprechend zusammengezogen wurden 1 . Das Material also, welches für die Regesten benutzt worden ist, war das beste und sicherste, das sich denken lässt. An der Herstellung der Regesten sind offenbar je zwei Personen thätig gewesen; denn die Personen, welche die uns vorliegenden Bände geschrieben haben, sind nach den Notizen, weiche sie an manchen Stellen über ihre Thätigkeit gegeben haben 2 , nichts als untergeordnete, freilich geschulte Schreiber gewesen, welche nach der Zahl der geschriebenen Seiten abgelöhnt wurden und denen man die Bearbeitung der Concepte, welche eine grössere Sachkenntnis erforderte, nicht Zutrauen kann. Diese wird vielmehr einem höheren Beamten, vielleicht sogar dem Kanzler, obgelegen haben. Sie kann nicht viel später ausgeführt sein, als das Datum der betreffenden Schreiben anzeigt; denn die Registrierung selbst ist in der uns beschäf¬ tigenden Periode in der Regel auch nicht viel später erfolgt 3 . Die baldige Bearbeitung der Concepte durch kundige Hand und die Abschrift derselben durch einen geschulten Schreiber sind eine weitere Bürgschaft für die Genauigkeit der Ein¬ tragungen. Aus alle dem schliessen wir zunächst, dass allen regi¬ strierten Schreiben Originale entsprochen haben, die, einerlei zu welchem Zwecke 4 , wirklich abgeschickt sind. Man könnte freilich die Frage aufwerfen, ob nicht, infolge der Registrierung nach den Concepten, die Regesten Stücke enthalten, die nichts als Entwürfe gewesen und geblieben sind. Unmöglich wäre das allerdings nicht, aber es ist im höchsten Grade unwahr¬ scheinlich. Aus drei Gründen besonders: 1) wegen des offi- ciellen Charakters der Regesten und der dadurch bedingten ausserordentlichen Sorgsamkeit in der Bearbeitung derselben; 2) weil die Mehrzahl der Eintragungen so bald gemacht ist, dass in der Conceptmasse, welche jeweilig zu registrieren übrig war, ein zu cassierendes Schreiben leicht aufgefunden werden konnte; 3) weil registrierte Schreiben thatsächlich cassiert oder umgearbeitet sind 5 , also das, was der Papst nachträglich über Originale verfügt hat, auch für die Register berücksichtigt ist. Allerdings absolut ausgeschlossen ist auch damit nicht, dass trotzdem ein Brief registriert wäre, von dem ein Original nicht abgegangen ist. Aber diese Möglichkeit ist die letzte, mit der zu rechnen ist. Da die Registereintragungen mit den Originalen aus der- 1) S. 537. 2) Kalteubrunner S. 216. 3) S. 532. 4) Vgl. S. 567. 5) S. 553. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 575 selben Quelle, den Concepten, geflossen sind, haben sie als selb¬ ständige Ableitungen auch eine selbständige Bedeutung neben denselben, ja gegen sie. Wir fanden z. B., dass, wo das Datura eines Schreibens in den Regesten von dem des Originals ab weicht, wir das des Originals nicht ohne Weiteres als das allein zuverlässige zu betrachten haben; denn das Con- cept kann ursprünglich nicht datiert gewesen sein, für die Registrierung aber sein richtiges Datura erhalten haben, näm¬ lich den Tag, an welchem es der Papst genehmigt hatte, während unter das Original incorrect der Tag gesetzt ist, an welchem die Reinschrift fertig wurde. Auch ist nicht ganz unmöglich, dass in dem Falle für die Regesten eine zweite, zwar identische, aber anders datierte Ausfertigung benutzt ist 1 . Demnach müssen wir Regesten und Originale im allge¬ meinen als gleichwerthig ansehen. Allein bei der Art und Weise, wie die Registrierung vor sich ging, konnte es nicht ausbleiben, dass manche Eintragungen etwas gegen die Originale zurückstehen. Schon das ist nicht zu unterschätzen, dass die Beamten, welche an den Regesten thätig waren, nicht wie diejenigen, denen die Ausfertigung der Originale oblag, stets das Bewusstsein hatten, dass sie sich mit Stücken beschäftigten, welche im Moment eine praktische Bedeutung erlangten, mit denen unmittelbar ein bestimmter Zweck erreicht werden sollte. Mag deshalb die Aufmerksamkeit bei der Registrierung eine noch so grosse gewesen sein; ein wenig geringer musste sie nach der Natur der Sache sein als die, welche man den Originalen zuwandte. Aber auch die Be¬ schaffenheit des Materials, welches für die Herstellung der Register benutzt wurde, konnte zu Versehen führen 2 . Die protokollarischen Aufzeichnungen, nach denen die blanquet- artigen Concepte bearbeitet wurden, konnten so gehalten sein, dass von einem gerade nicht vollkommen aufmerksamen Be¬ arbeiter bei der Formulierung der Registeradressen Fehler gemacht und ihnen eine Gestalt gegeben wurde, welche sie in den Originalen sicher nicht gehabt haben 3 ; und da man auch in dem Texte dieser Concepte alle Beziehungen auf einen bestimmten Adressaten fortgelassen oder nur leicht angedeutet haben wird, konnten auch hier die Anreden und Titulaturen unrichtig nachgetragen, z. B. ein ‘discretio’ gesetzt werden, wo es ‘fraternitas’ heissen müsste, und ähnliche Irrthiimer eindringen 4 . Man wird deswegen da, wo sich Adresse und Text widersprechen, auch zu erwägen haben, ob das Concept nicht ursprünglich als Blanquet abgefasst war und ob nicht 1) S. 562. 2) Fehler, welche offenbar dadurch entstanden sind, dass Abkürzungen der Concepte unrichtig aufgelöst wurden, auf S. 521. 3) S. 541 und folg. 4) S. 548. 576 C. Rodenberg. ein zweites Schreiben existiert hat oder wenigstens beabsichtigt war, welches die Schwierigkeit hebt. Sind ferner viele der mit ‘In eundem modum’ gegebenen Eintragungen nicht aus umfangreicheren Texten zusammengezogen, sondern haben für sie nur kurze Notizen der Protokolle Vorgelegen, so konnte es geschehen, dass sie einem verkehrten Briefe angehängt wurden Da indessen ausschliesslich echtes Material für die Herstellung der Register verwendet worden ist, beweisst eine solche Ein¬ tragung, wenn sie auch nachweislich an die unrichtige Stelle gebracht worden ist, doch immer noch, dass an die darin mitgetheilte Adresse ungefähr um die Zeit, welche das Datum des vollständig registrierten Briefes anzeigt, vom Papste wirk¬ lich geschrieben ist. Sind dies Versehen, welche unabsichtlich gemacht wurden, so sind gewisse Ungenauigkeiten mit Bewusstsein zugelassen worden. Die Regesten kürzen sehr stark ab, und zwar ist die entschiedene Neigung vorhanden, in formelhaft wieder¬ kehrenden Wendungen nur die Anfangsbuchstaben der Worte zu geben und die Endungen nicht hinzuzufügen 2 , wodurch es in einzelnen Fällen nicht möglich ist, buchstäblich genau festzustellen, wie zu lesen ist. Auch sind viele Formeln häufig, manche fast regelmässig, iiherhaupt nicht ausgeschrieben, son¬ dern nur durch die Anfangsworte, ‘etc. usque’ und den Schluss angedeutet, während doch ihr Wortlaut keineswegs ein für alle Male derselbe war, sondern leichte Aenderungen je nach den Personen und Verhältnissen öfters gemacht wurden. Und die nur mit ‘In eundem modum’ eingetragenen Stücke voll¬ kommen zu reconstruieren, ist häufig ganz unmöglich. Hier war es der Raum- und Zeitersparung wegen geboten, der absoluten Genauigkeit Opfer zu bringen. Zu der Nach¬ lässigkeit dagegen, mit welcher manchmal die Datierung behandelt ist, hat die Auffassung, welche man von dem Wesen und Zwecke der päpstlichen Schreiben hatte, und die Natur des Datums selbst Anlass gegeben 3 . Die päpstlichen Schreiben hatten wesentlich den Charakter von Zeugnissen, und der Wille des Papstes wurde nicht erst dadurch rechtlich wirksam, dass er beurkundet wurde, sondern war es schon dadurch, dass er ausgesprochen wurde. Das Datum aber bezeichnete nicht den Tag, an welchem der Papst seinen Willen äusserte und zum Beschluss erhob, sondern den, an welchem er die Fassung der zu erlassenden Schreiben genehmigte 4 . Wenn es also nicht einmal den Zeitpunkt bezeugte, an welchem die rechtliche Wirkung ihren Anfang nahm, musste es als etwas verhältnismässig Unwichtiges erscheinen, und das hatte einer¬ seits zur Folge, dass man unter manche Originale incorreet 1) S. 538. 2) S. 521. 3) S. 549 — 554. 4) S. 553. Ueber die Register Honorius III, Gregors IX. etc. 577 den Tag setzte, an welchem die Reinschrift beendet war 1 , anderseits dass man die auf den Tag genaue Datierung in die Regesten aufzunehmen nicht immer für nöthig hielt. So sind viele Schreiben, welche anderen mit Tn eundem modum’ an¬ gehängt sind, undatiert, während sie keineswegs sämmtlich unter das Datum des Hauptbriefs zu bringen sind 2 . Auch solche, deren Text die Regesten vollständig geben, haben öfter kein Datum oder ein ungenügendes, indem nur der Ort oder Ort und Monat hinzugefügt sind 3 . Sogar ein ausdrückliches ‘Dat. ut supra’ braucht in Gruppen zusammengehöriger Schreiben nicht nothwendig zu besagen, dass das Datum jedes so Unter¬ zeichneten Briefes in Wirklichkeit genau dasselbe gewesen sei, wie das zunächst vorangehende, sondern nur ungefähr dasselbe 4 . Indessen ein Misstrauen gegen die Datierung der Regesten überhaupt ist damit nicht gerechtfertigt; denn wir haben Grund anzunehmen, dass die Daten in der Regel auf dem Concepte schon vorhanden waren, als nach ihnen die Reinschriften gemacht wurden, und dass sie, wenn sie nicht unter den Texten selbst standen, am Rande oder sonst wo notiert waren, wo sie leicht constatiert werden konnten 5 . Deshalb werden wir uns sehr bedenken müssen, ehe wir ein nach Tag und Monat ausgeschriebenes Datum der Regesten verwerfen 6 , zumal wir gesehen haben, dass ein solches selbst da, wo es von dem des Originals abweicht, nicht nothwendig unrichtig zu sein braucht 7 . Auch sind die Nachlässigkeiten in der Datierung für den Benutzer weniger empfindlich, wenn er sich vergegenwärtigt, wie sie entstanden sind. Das Datum kann ausgelassen oder statt seiner ein incorrectes ‘Dat. ut supra’ gesetzt sein, weil man es für überflüssig hielt, den Tag genau anzugeben: so in Eintragungen mit Tn eundem modum’ und in Gruppen zusammengehöriger Briefe. Damit sollte gesagt sein, dass diese Stücke sämmtlich, wenn auch nicht ganz genau, so doch ungefähr in die Zeit fallen, -welche das zunächst vorangehende ausgeschriebene Datum anzeigt, und die gleich¬ zeitige Registrierung bürgt dafür, dass sie auch thatsächlich nicht allzuweit auseinander gelegen haben. Ist dagegen ein Schreiben, welches keine Beziehungen zu dem vorhergehenden oder einem in der Nähe stehenden hat, undatiert, so ist ziemlich wahrscheinlich, dass sein Datum bei der Registrierung nicht mehr oder nur schwer festzustellen war. Es dürfte also in der Regel zu den spät i'egistrierten zu zählen und seine Ab¬ fassungszeit gegen die benachbarten Stücke möglichst zurück¬ zuschieben sein 8 . Wie weit, hängt ausser von inneren Gründen 1) S. 554. 2) S. 561. 3) S. 554. 4) S. 556. 5) S. 555. 6) S. 560. 7) S. 562. 8) S. 556. 578 C. Rodenberg. davon ab, welchen Eindruck die Regesten in dem betreffenden Theile in bezug auf Ordnung und Regelmässigkeit der Ein¬ tragungen machen >. Versehen und Ungenauigkeiten fehlen also nicht ganz; aber sie sind selten und können den hohen Werth der Register als Geschichtsquelle ernstlich nicht gefährden. Der Benutzer wird daran als Grundsatz festhalten müssen, dass er zunächst jede Stelle, welche er zu prüfen hat, für sich betrachtet; wann und wie in dem besonderen Falle registriert worden ist, zu erkennen sucht und nicht zu viel nach allgemeinen Regeln fragt; denn alles wies darauf hin, dass die Art und Weise, wie sich die Registrierung zu vollziehen habe, nicht an feste Vorschriften gebunden war, sondern durch Umstände der verschiedensten Art bestimmend beeinflusst wurde. Freilich musste sich bei einem Brauch, der so lange in Uebung war wie die Registrierung, eine Tradition von selbst herausbilden, und es gelang uns für einen begrenzten Zeitraum eine Anzahl von Regeln zu constatieren; aber wir mussten sofort auch Abweichungen von denselben zugestehen und glaubten überdies schon in der kurzen von uns behandelten Periode Ansätze zu neuen Formen der Registrierung wahrzunehmen 3 . Deswegen dürfen auch die hier gewonnenen Resultate nicht ohne Weiteres auf die Register anderer Päpste übertragen werden. Wohl aber können sie, da sie einen Abschnitt in einer Entwicklung deutlich erkennen lassen, der Ausgangspunkt für Untersuchungen sein, welche die früheren und späteren Stadien derselben fest¬ zustellen zum Gegenstände haben. 1) Vgl. S. 534, not. 1. 2) S. 525 und folg. XVI. Miscellen. Ueber die Acten zum Schisma des Jahres 530. Von Th. Mommscn. Ueber die neuerdings aufgefundenen das Schisma vom J. 530 betreffenden Acten möchte ich zu den Bemerkungen Ewalds in dieser Zeitschrift S. 412 einiges nachtragen. Materiell wie formell ist insbesondere das zweite Acten- stück über das Eingreifen des Senats in die Wirren dieser Papstwahl von erheblichem Interesse. Ueber die Sache selbst sollen hier nur wenige Worte gesagt werden. Der Senatsbeschluss, von welchem das be- zeichnete Actenstück spricht, ist allerdings, wie Ewald be¬ merkt, derselbe, den, als zur Zeit des Papstes Bonifatius (20. Sept. 530 — 17. Oct. 532) gefasst, das Schreiben des Königs Athalarich (f 2. Oct. 534) an Papst Johannes (seit 31. Dec. 532) bei Cassiodorius Var. 9, 15 und das dazu ge¬ hörige an den Stadtpräfecten Salvantius das. 9, 16 erwähnen. Nur möchte ich nicht mit Ewald annehmen, dass dieser Be¬ schluss noch vor dem Antritt des Bonifatius in der letzten Zeit seines Vorgängers Felix IV. erging. Wenn Felix kurz vor seinem Tode seinen Nachfolger bestellte, im Gegensatz gegen das Herkommen wie gegen die Ordnungen der Kirche, so hat der Senat diesen Missbrauch gar wohl erst nach dem Tode des Felix und nach der Erhebung des Bonifatius ver¬ bieten und gleichzeitig dennoch den zu Unrecht bestellten Papst Bonifatius anerkennen können. Sowohl hierin wie in dem zweiten Theil jener Senatsbeschltisse, welchen Athalarich allein erwähnt, in der Untersagung der Geldgeschenke zum Zweck der Papstwahl, scheint mir von grosser Politik gar nichts zu stecken. Es sind dies lediglich Verfügungen der obersten Auf¬ sichtsbehörde, welche durch die bei der Papstwahl im Herbst 530 vorgekommenen Aergernisse hervorgerufen wurden und notorische Uebelstände für die Zukunft abstellen sollten; wes¬ halb denn auch König Athalarich in Folge der ebenfalls durch Simonie befleckten Wahl des Papstes Johannes II. Ende 532 wenigstens die zweite dieser Verordnungen einschärfte. — Wenn hiernach das zweite Actenstück unter Bonifatius fällt, 38 Neues Archiv etc. X. 582 Th. Mommsen, so ist es allerdings wahrscheinlich in den Anfang seines Regi¬ ments zu setzen, theils weil das Einschreiten gegen die bei seiner Einsetzung vorgekommenen Unrechtlichkeiten auf diese selbst bald gefolgt sein wird, theils weil die drei Actenstücke allem Anschein nach in chronologischer Folge stehen und das unsrige den Platz einnimmt zwischen dem Schreiben des sterbenden Papstes Felix IV. vom September 530 1 und der Retractation der Anhänger des Dioscorus vom 27. December desselben Jahres. Materiell bemerkenswerth ist das Actenstück für die Com- petenz des Senats der Reichshauptstädte. In dieser Epoche erscheint in unseren Rechtsbüchern der Senat mit der Gesetz¬ gebung nur insoweit befasst, dass die allgemeinen kaiserlichen Gesetze auch jetzt noch sehr häufig gefasst werden als schrift¬ lich an den Senat gebrachte Erlasse 2 ; ausserdem wird der Senat zuweilen vorher befragt wegen zu erlassender Gesetze 3 . Dass das Senatsconsult als solches Gesetzeskraft hat, wird für diese Epoche wohl allgemein hingestellt 4 ; aber ich wüsste dafür keinen zweiten Beleg als eben diese Verfügungen, welche, wie wir jetzt ersehen, dem Contravenienten den Verlust des halben Vermögens androhen 5 und deren formale Gültigkeit eben dadurch auf das Bestimmteste anerkannt wird, dass einige Jahre nachher König Athalarich sie mit einem eigenen ein¬ schärfenden Erlass zugleich an der Peterskirche aufzustellen befahl 6 . Wenn man sich erinnert, dass das Recht der Gesetz¬ gebung in dieser Epoche auch den praefecti praetorio zusteht, natürlich aber einem jeden derselben nur innerhalb seines Sprengels, und sich ferner erinnert, dass die beiden Reichs¬ hauptstädte selbständig neben den Verwaltungsbezirken jener 1) Ewald a. a. O. S. 415. 2) V. O. von 386 (C. Th. 12, 11, 2): ‘oratio ad senatum missa’. 3) V. O. von 445 (C. Iust. 1, 14, 8 ). Einen Fall der Art, wo es sich allerdings zunächst um den Senat selbst be¬ treffende Festsetzungen handelt, berichtet Symmachus rel. 8 . 4) V. O. von 384 (C. Iust. 1, 16, 1 ): ‘quamvis eonsultum senatus perpetuam per se obtineat firmitatera, tarnen etiam nostris legibus idem prosequimur adi- cientes’ u. s. w. Cassiodor, Var. 6 , 4 rühmt von den Senatoren, dass sie willig bei dem Präfecten Recht nehmen nach den Gesetzen, die sie selbst zu erlassen befugt sind (ut optent se legibus teneri, quae ab ipsis sciuntur posse constitui), so dass sie dem keinen Richter über sich erkennenden Herrscher wohl in ersterer, aber nicht in letzterer Hinsicht nachstehen. Erst Leo der Weise um das J. 900 hob dies auf und schrieb vor (nov. 78) tt)v oüpdiyto'V tf ]5 £v TOig TÖ|xot§ öujxreoXuEiag SicoqHVEöücu. 5) Cassio- dorius 9,16 sagt nur: ‘dudum . . senatus amplissimus .... constituit, ut in beatissimi papae consecratione nullus se abominabili cupiditate pollueret, poena etiam constituta qui talia praesumere temptavisset’. 6 ) a. a. O.: ‘tarn definita nostra quam senatus consulta tabulis marmoreis praecipimus decenter incidi et ante atrium beati Petri apostoli in testimonium publi¬ cum collocari’. Ueber die Acten zum Schisma des Jahres 530. 583 Präfecten stehen, so wird man für die spätere Reichsverfassung daraus ableiten dürfen, dass auch den Beamten und den Senaten der beiden Reichshauptstädte, ebenfalls für ihre Sprengel, das Recht der Gesetzgebung zugestanden hat. Es ist nur folge¬ richtig, dass die für die einzelnen Reichstheile, die Sprengel wie die Städte, erlassenen Gesetze der allgemeinen Reichs¬ gesetzgebung nicht zugezählt und von ihr ignoriert werden. Formell macht das Actenstück grössere Schwierigkeit. Ein Senatsbeschluss ist es nicht und will es nicht sein, son¬ dern eine ‘contestatio senatus’, wie die Unterschrift lautet, also eine Ansprache, oder nach der Ueberschrift ‘senatus amplissi- mus presbyteris et diaconis et universo clero’, ein offener Brief an die Geistlichkeit Roms. Dem entsprechend ist das Acten¬ stück den Adressaten zur Kenntnis gebracht worden durch öffentlichen Anschlag 1 , und zwar wahrscheinlich, wie der in der Handschrift voraufgehende Erlass des Papstes, durch An¬ schlag an die Thüren der sämmtlichen Parochialkirchen Roms 2 . Damit steht es in vollem Einklang, dass die Urheber dieses Actenstückes den Adressaten mittheilen, was der Senat be¬ schlossen habe 3 ; und wenn dasselbe andrerseits in wenigstens formalem Widerspruch hiermit sich in der Intitulation als ein Schreiben des ,senatus amplissimus’ bezeichnet, so zeigt auch hier die Hinzufügung des Ehrenprädicats, welches der Senat sich nie selber giebt, dass auch hier dritte Personen für den Senat sprechen. Es hat also eine, sei es nun arbiträre, sei es irgendwie zu rechtfertigende Verschiebung in der Ueberschrifts- formel stattgefunden, die uns allerdings der unmittelbaren Ant¬ wort auf die Frage beraubt hat, wer der wirkliche Aussteller dieser Urkunde ist. In gewissem Sinn ist die Antwort dennoch leicht und sicher. Der Senat ediciert und correspondiert überall nicht; insofern seine Beschlüsse dritten Personen mitzutheilen sind, geschieht dies 1) ‘Senatus talia proposuit’. Ewald verwirft diese deutliche und durchaus zuverlässige Angabe und denkt an die Republication dieser Beschlüsse durch König Athalarich. Aber der Senat muss doch dieselben den Betheiligten schon vorher zur Kenntnis gebracht haben, und für unser Actenstück kommt nur diese erste Publication in Frage. 2) ‘Hoc per omnes propositum est titulos (nach dem bekannten Sprachgebrauch, zum Beispiel ‘lector tituli Fasciolae’ Rossi inscr. ehr. 1 n. 262) Romanos iubento papa beato Felice’. Dieser Anschlag an die Kirchthüren bei der Publi¬ cation steht im deutlichen Gegensatz zu der Republication auf der Marmor¬ tafel in S. Peter. Wenn Ewald (S. 421) meint, dass, wofern das cassio- dorische Decret eben das unsrige sei, das letztere nicht volle drei Jahre zuvor bereits an allen Kirchen Roms habe angeschlagen sein können, so meine ich im Gegentheil, dass jene Republication eine frühere Publication mit Nothwendigkeit fordert und der Anschlag an die Kirchthüren zu der dauernden Aufstellung den richtigen Gegensatz bildet. 3) ‘in sancti- tatis vestrae notitiam duximus perferendum senatum amplissimum decrevisse’. 38* 584 Th. Mommsen. durch diejenigen Magistrate, welche sie bewirkt haben. Es gilt dies so gut von dem ältesten bekannten Senatsconsult über die Bacchanalien wie von allen übrigen und also auch von diesem jüngsten: wie in jenem die Consuln den Vorstehern der einzelnen italischen Gemeinden mittheilen, was dieselben nach dem unter ihrem Vorsitz gefassten Beschluss des Senats vor¬ zunehmen haben; wie nach der kürzlich gefundenen Urkunde von Oropos aus der ciceronischen Zeit die Consuln den Be¬ hörden dieser Stadt das sie angehende Senatsconsult in Ab¬ schrift übersenden, so haben ohne Zweifel auch diesen Be¬ schluss dem römischen Clerus eben diejenigen mitgetheilt, welche ihn herbeigeführt haben. Auf die weitere Frage frei¬ lich, welche dies gewesen sind, lässt sich schwerlich eine all¬ gemein gültige Antwort geben 1 ; wenigstens kenne ich keine allgemeine unzweideutige Angabe über den Vorsitz in dem Senat dieser Zeit 2 . Indess giebt das meines Wissens einzige Actenstück über eine Senatsverhandlung dieser Epoche, das Protokoll vom J. 438 über die Einführung des theodosischen Gesetzbuches 3 , wenigstens einen Fingerzeig. Als anwesend in dieser Sitzung werden namentlich aufgeführt der praef. praetorio und consul Ordinarius Faustus, der Stadtpräfect Paulus und der Vicarius von Rom Publianus, ferner ohne Nennung der Namen proceres amplissimusque senatus. Die Verhandlung leitet der zuerst Genannte, in dessen Hause sie auch stattfindet; er ist es, welcher die Anträge stellt und er wird auch in dem Editionsvermerk als consulens bezeichnet 4 . Es liegt nahe, diesen Vorsitz auf das Consulat zu beziehen; aber dem steht entgegen theils, dass Faustus damals als 1) Zachariae von Lingenthal macht mich auf die litaQ^oca bei Harmeno- pulus lib. II aufmerksam, Baupolizeiverordnungen für Konstantinopel, die offenbar dem etcccq^oq TT]g juiXecog zuzuschreiben seien. 2) Dass der Stadtpräfect als das eigentliche Haupt des Senats gilt und zuerst ab¬ stimmt (Cassiodor var. 6, 4: ‘sententiam primus dicis’; Iustiniau nov. 62: ‘sancimus praesulem . . . amplissimi senatus . . . urbicariam esse prae- fecturam et primam sedem ei dedicari’), entscheidet hierüber nicht. 3) Bekanntlich diesem vorgesetzt. 4) Dieser lautet: ‘et alia manu: Fl. Laurentius exceptor amplissimi senatus edidi sub d. VIII k. Ian. quantum consulente v. inl. Fausto praef. praetorio nominibus nostris subdita senatus amplissimi gesta testantur’, wobei angenommen werden muss, dass in der Abschrift selbst diese Beglaubigung auf dem Vorblatt stand, nicht, wie in unserem Text, am Schluss. — Beiläufig mag erwähnt werden, was meines Wissens noch nicht bemerkt ist, dass von dem im Schlussvermerk erwähnten Senatsschreiber, welcher den Constitutionarien die Abschrift dieses Protokolls aushändigt und sie beglaubigt, die Grabschrift gefunden ist (Rossi, Bull, crist. 1869 p. 18): ‘Hic quiescit in pace Laurentius [s]criba senatus depfositus] die IIII iduum Mart. Adelfio v. c. cons.’ Er wurde also am 13. März 451 beerdigt. Hieraus ergiebt sich weiter, dass die Bezeichnungen ‘scriba senatus’ und ‘exceptor senatus’ nicht verschieden sind, wie Rossi meint (Bull, crist. 1874, p. 50), sondern sich decken. Ueber die Acten zum Schisma des Jahres 530. 585 solcher schwerlich noch in Function war 1 , theils dass nach dem, was wir sonst wissen, es kaum möglich ist den herab¬ gekommenen, aber nicht verschwundenen consules suffecti den gleichen Vorsitz einzuräumen. Wahrscheinlicher dünkt es mir, dass der Vorsitz durch die Rangfolge bestimmt ward, das heisst der unter den anwesenden fungierenden Beamten jedesmal höchst stehende den Vortrag hatte und die Umfrage stellte, in diesem Falle also der praefectus praetorio Italiae, Africae et Inlyrici 2 , während der Regel nach dieser Platz wohl dem Stadtpräfecten zukam. Dadurch erklärt sich auch die Fassung der Ueberschrift unserer contestatio, die bei dem sonst durchaus authentischen Charakter des Actenstückes nicht füglich mit Ewald auf Schreiberverderbnis zurückgeführt werden kann. Wenn der Vorsitz in der bezeichneten Weise geordnet war, also zufällig wechselte, so würden die durch Senats¬ beschluss hervorgerufenen Ausfertigungen, auf den Namen des jedesmal Vorsitzenden gestellt, sicherlich Irrungen hervor¬ gerufen haben: die Empfänger hätten den Wechsel der Intitu- lation oftmals nicht verstanden. So mag es gekommen sein, dass an deren Stelle die Formel ‘amplissimus senatus’ trat, die man also sich etwa zu paraphrasieren haben wird mit den Worten: ‘amplissimum senatum qui consuluit’. 1) Die Verhandlung ist ohne Datum, aber die Edition der Gesta erfolgt am 25. December. 2) So heisst er in der Inschrift von Aricia Bull, dell’ Inst. 1857, p. 37. üeber ein Registerfragment Alexanders III. mit unbekannten Briefen und eine neue Canon» Sammlung. Von S. Locwenfeld. Als ich im März des vergangenen Jahres mit Erlaubnis der Herren Prof. Wattenbach und Geh. Rath Waitz die ‘Epi- stolae’ der Mon umenta Germaniae durchsah, fielen mir einige Papstbriefe auf, welche Pertz aus einem Cambridger Codex abgeschrieben hatte. Die Briefe — etwa zehn — stammten sämmtlich aus der Kanzlei Alexanders in. und bezogen sich ausschliesslich auf deutsche und italienische Verhältnisse. Aus den nebengeschriebenen Folien ergab sich, dass die Briefe nicht hintereinander, sondern an verschiedenen Stellen der Handschrift standen. Pertz hatte also nur eine Auswahl ge¬ troffen, ganz in derselben Weise, wie bei der von Mr. Bishop entdeckten ‘Brittischen Sammlung’ und offenbar in der Absicht, nach seiner Rückkehr nach Deutschland zu controllieren, ob die Handschrift bekannt sei oder nicht. Pertz ist gestorben, ohne die Prüfung vorgenommen zu haben. Es war ein Leichtes, zu constatieren, dass sämmtliche Briefe unbekannt und nicht lange nach dem Frieden von Venedig (1177) entstanden seien. Aus der Zusammenstellung der Pertz’schen Copien zog ich den Schluss, dass auch die übrigen Briefe dem gleichen Papste und der gleichen Zeit angehörten. Ich verfolgte diesen Gedanken noch einen Schritt weiter. Die Möglichkeit, eine Anzahl Briefe zu erlangen, welche derselben Zeit und der¬ selben Kanzlei entstammten und vermuthlich nach den ver¬ schiedensten Ländern Europas gerichtet waren, konnte nur in Rom vorhanden sein, am Hofe der Päpste, wo sämmtliche von der Curie ausgehenden Schriftstücke in systematisch angelegte Copierbüchcr eingetragen wurden. Liegt aber der Ursprung der Sammlung in Rom, so liegt auch die Vermuthung nahe, dass in dem Cambridger Codex ein Fragment des Original¬ registers Alexanders III. oder wenigstens eine Abschrift des¬ selben enthalten sei. Ueber ein Registerfragment Alexanders III. etc. 587 Ich theilte Herrn Prof. Wattenbach meine Vermuthung mit und fand seine Zustimmung. Als der Codex in Berlin eintraf, — ich verdanke dies der grossen Liebenswürdigkeit des H. R. Sinker, des Directors der Trinity- College Bibliothek, — fand ich auf den ersten Blick eine vollkommene Bestätigung meiner Voraussetzung. In den 70 darin befindlichen Briefen haben wir einen Auszug aus dem Register Alexanders III, und zwar aus den Jahren 1178—80 vor uns. Nur ein einziger dieser Briefe war bisher bekannt, der an den Inderkönig Johannes (Jaffe 8539 J ). Den Beweis, dass die päpstlichen Register dem Sammler Vor¬ gelegen haben und die näheren Erklärungen für die chrono¬ logische Unordnung und für das Vorhandensein eines Briefes Hadrians IV. und Lucius’ III, des unmittelbaren Vorgängers und Nachfolgers Alexanders III, hoffe ich ein andermal zu erbringen; die Briefe selbst werden in wenigen Wochen dem gelehrten Publikum vorliegen 1 2 . Wie dieser Theil der Handschrift für die historische Literatur, so ist ein anderer Theil derselben für die cano- nistische von der höchsten Wichtigkeit. Unmittelbar vor dem Registerauszug steht eine Canonsammlung, in welcher ich die älteste der bisher bekannten ähnlichen Sammlungen (der Appendix concilii Lateranensis, der Collectio Casselana, Bam- bergensis und Lipsiensis) gefunden zu haben glaube. Sie ent¬ hält etwa neun unbekannte und eine grosse Zahl bekannter Decretalen, die jedoch nicht, wie in den späteren Sammlungen, zerrissen sind. Ich besitze eine genaue Copie dieser Collectio Cantabrigiensis, — wie sie zu nennen sein wird, — und beab¬ sichtige, nach Fertigstellung der synoptischen Tabelle sie eben¬ falls der Oeffentlichkeit zu übergeben. 1) Bei den englischen Historikern des 12. Jahrhunderts. Zarncke hat im ‘Priester Johannes’ (Leipzig 1879) unseru Cambridger Codex seinem Text zu Grunde gelegt; sein englischer Gewährsmann hat sich jedoch über den Charakter der Handschrift vollkommen getäuscht. 2) In meinen Epistolae pontificum Romanorum ineditae (Leipzig, Veit et Comp.) p. 129, 149-208. Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. (Fortsetzung.) I. Handschriften in Englischen Dibliotheken. Von F. Liebermann. 1. Cheltenham 1 . *23875. Einst Savile, um a. 1400 geschrieben. Foleard (von St. Bertin): Vita et Miracula s. Johannis Beverlacensis [cf. Hardy, Descr. Catalogue I, p. 423]. Dann Beda. Quedam cronica de s. Johanne; libertates s. Johannis de Anglico in Latinum translatae per Alueredum sacristam [den Historiker, cf. ib. II, p. 171]. Die letzten Privilegien von König Stephan. Dann: ‘Hec sunt pacis ac libertatis statuta et dignitatum atque consueiudinum iura que . . . ipse vidi’. Wenn missbraucht, ‘non mihi imputetur, qui magis antiquitatem quam novitatem sequendam existimavi, sed temporis et causidicorum impor- tunitati, quia needum sufficit diei malicia sua, que etsi bona subvertere omnino nequit, quantum potest ea depravare in- tendit’. Folgen von derselben Hand Urkunden für Beverley: Edward I, Päpste s. XII. und XIII, deren Ordnungszahlen der Compilator nicht unterschieden hat 2 . *23890. ‘Placita dans la Ville de Mollin’ (bei Beauvais)? ‘a. 1374—6’; vielmehr a. 1564—76. 23898. Casus decisi in concilio Flandriae. 24003. Rechnung über ausländische Anstalten (meist Engl. Töchterklöster aus Flandern und Frankreich), a. 18. Edwardi III. 1) Bibliothek des f Sir Thomas Phillipps. Bis nr. 23346 verzeichnet in N. A. IV, S. 608. Die folgenden Nummern sind aus mehreren vom gerichtlichen Vermögensverwalter geschriebenen Quartbänden excerpiert. Am 27. October 1883 reichten dieselben bis nr. 32029. Eine grössere Anzahl bisher nicht verzeiclineter Handschriften soll doch im wesentlichen nur aus Englischen Urkunden bestehen. Nur die mit * bezeichneten Nummern habe ich gesehen; einige andere konnten in der Eile nicht gefunden werden. 2) Freundliche Mittheilung von Herrn Dr. Loewen- feld, dem ich Anfang und Schluss der (Jaffe fehlenden) Bullen angab. Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. 589 '24052. ‘Leben Heinrich I’. Irrthümlich, vielmehr Ge¬ schichte der Familie Berkeley. *24058. Chronicon Italiae. ‘Collegii Agenensis soc. Jesu’. Saec. XV. in., chart. Dicker Quartant. Inc.: ‘Scito labimur aut repente deficimus’. f. 2. ‘Post Federici II. Romanorum regis interitum magna creandi cesaris apud Germanos fuit orta con- tentio. Nam licet idem augustus, cum inimicantis ecclesie et adversantis fortune spicula iam metueret . . .’ f. 3. Manfred, f. 5. ‘Petrus autem dux Aragonum non iam fictum summi rancoris odium exercebat in Karolum’ . . . Buch 2 fehlt. ‘In- cipit über tercius: Defuncto itaque Adulpho memorato magnus apud Germanos principis rumor increbuit. Hesitabant enim quem sibi denuo regem efficerent’ . . . Letzter Absatz: ‘Hocsce etiam temporis lapsu dum sedes augusta post obitum Haynrici septimi duce careret, nimiumque apud Germanie principes pro statuendo sibi rege mora detestabilis fieret, novissime duobus res ferro dirrimenda relinquitur. Ex quibus potencia viriumque tumentior Fridericus de Austria, avo patreque Alberto non [in?] iracundiam vexatus, quasi regnum ex successione maiorum sibi debitum prorsus exoptat. Adversus quem indole obscura pre- clarior Ludovicus Babarie dux, eadem sede constitui ardens, trux competitor emicat. Multumque pro ambobus agnati cognatique et fidei nexibus irretiti studio iugi quoad vocis desiderium supplicant, totis viribus innituntur; pro Australi nempe duce Hunnorum [Francorum ?] rex Philippus et Karinthie dux Hayn- ricus eque’ || Abbruch des Ms. 24224. Chartae Tornacenses. 24258. Froissart. *24275. Regula s. Benedicti s. XIV. in. Lectionarium. Urkunde des Abtes Simeo von S. Andrea und Saba [bei Rom] a. 1227; Martyrolog Bedas; Urkunde des Abtes Silvester a. 1234; Necrolog des Klosters s. XIII. 24276. Historia Hierosolimitana. *24288. ‘Cricldade S. Sampsons History’. Vielmehr An¬ fang einer Dilettantenarbeit s. XIX. über Localgeschichte der Parochie von S. Samson in Cricklade (co. Wilts.). *24354. Einst Savile. ‘Liber S. Marie de Bellalanda’ d. i. Byland (Yorks) s. XII. med. ‘Incipiunt miracula sancto- rum patrum qui in sancta Hagustaldensi ^cclesia requiescunt, dictata a venerabili Hethelredo abbate’ [RievallensiJ. Also der aus bisherigen Drucken des Werkes (cf. SS. XXVII, p. 11, Anm. 4) nur vermuthete Vf. hier genannt. Beginn wie Druck; Ende: ‘indignatione multatus sum’. Dann Urkunden Wilhelm II, Heinrich I. für S. Mary’s York. Dann Fundatio S. Mariao [Eboracensis], cf. Hardy II, p. 49, wohl auch das älteste, un¬ benutzte Ms. Dann Gebetsbriiderschaften-Verzeichnis von S. Mary s York. 590 F. Liebermann. 24362. Carpentier. Chartes de Tournay. 24376. Vitae Sanctorum und Lectionarium. 24396. Tournay Mss. 24414. Italienisch. Dialog zwischen Gabrielle Cesarino und M. Antonio. 24433. Tournay Mss. 24510. Fragmente aus Arras, der dortigen Öffentlichen Bibliothek gehörig. In Arras früher M. B. catalogisiert. 24646. Abbreviatio Rotulorum Parliamenti a. 4. Edward III. bis a. 1. Richard III. *24654. ‘Chronicon imperatorum Germanice’. Gesta Tar- tarorum. — Saec. XV. Weltchronik beginnt mit Buch 25: ‘Tempora Karoli Magni’, endet mit Buch XXX: ‘flores Hely- nandi’. Scheint Vincenz von Beauvais. 24781. Calendarium abbatiae . . . Irisch. 24782. ‘Cronicon de Cucurno’. 25015 — 21. Urkunden von Tournay. *25028. Einst Savile, wohl das Hardy III, p. 555 er¬ wähnte Ms. Cronique des ducs de Normandie; s. XV; beginnt: ‘Combien que les croniques racontent que Rou fut premier duc de Normendie’. Endet mit Heinrich HI. von England: ‘Henry son filz fut fait roy d’Angleterre apres luy par le Con¬ seil de Gallez, qui adonc estoit legat du pape en Angleterre et par le conseil de l’evesque de Vincestre, de Guillaume le Mareschal .... qui par tous les barons de France a la secours et aide, maiz poy trouva qui secours luy osast faire’. 25030. Arras Mss. 8 Bände. 25063. Ranulf Higdens Chronik (— a. 1377) — a. 1496, also (ungedruckte?) Fortsetzung über ein Jahrhundert. *25071. Chronicon Martini, s. XIV. Anfang: ‘Quoniam scire tempora’. Päpste bis 1277. Kaiser bis ‘in Sicilia veniens est defunctus’. Auf den letzten zwei Folioseiten Fortsetzung: ‘Quia in cronicis Martini post Iohannem XXI. de ipsius suc- cessoribus communiter non habetur, de aliis sibi succedentibus in papatu per subscripta potest fieri direccio aliqualis. Post obitum namque Iohannis XXI. successit Nicholaus III, nacione Romanus de domo Ursinorum. Electus fuit Viterbii anno Domini 1278, in die sancte Katerine. Hic papa unam ordi- nacionem fecit, videlicet 5 episcopos . . .’ Endet: ‘Huius tem¬ pore electus fuit Henricus [VII.] . . . Robertus quem imperator regno privavit . . . Roberti potencia transitum pontis Tiberini impediente, tandem coronatus fuit in S. Iohanne Laterani. Hic postea obsidens civitatem Brixii, gravem infirmitatem in- currebat et post tendens versus Pisas post festum assumpcionis beate virginis anno Domini 1313. obiit et, ut dicebatur a plu- ribus, intoxicatus. Ipsius vero consors et uxor augusta nobilis atquc sancta anno precedenti obiit Ianue, sepulta ibidem in ecclesia fratrum Minorum et, ut fertur, multis miraculis coruscat. Aus neueren Handschriftenverzeichuissen. 591 Imperator vero sepultus est Pisis in ecclesia cathedrali, cuius regnat memoria in eternum. 25074. Norman-French Chansons s. XIII. Sollen von Paul Meyer benutzt sein. 25133. Hincmari epistolae. *25137. Einst Savile; s. XII. med. Cuthberti Miracula. Anfang verloren. Beginnt: ‘ || erat camisia’. Das nächste Capitel: ‘Quomodo equus cuiusdam dum ex frugibus ecclesie sancti Cuthberti comederet subito interierith Letztes Capitel: ‘Tempore Guillelmi episcopi [von Durham a. 1080—95] fuit qui- dam miles Bosoh Dann: Visio Bosonis. Diese frühe Hs. scheint nirgends benutzt; über das Werk cf. Hardy I, p. 303. *25145. Geoffrey of Monmouth; s. XIV. Schlussblatt abgerissen. Keine Fortsetzung. *25151. Einst Durham, worauf sich schon gleichzeitige Randnoten beziehen, dann Savile s. XII. med. Heinrich von Huntingdon mit Buch VIII (3 Briefe), IX (De sanctis), X bis [a. 1147] ‘reformidantis fuerit’ — also gleichzeitiges ältestes Exemplar der vierten Edition, leider vom neulichen Heraus- g eber in der Rolls- Series nicht benutzt: dieser zog es vor, ohne Iheltenham zu sehen (trotz Hardy, der richtig Ms. Phillipps 8079, s. XIV, nach a. 1148. endend, neben diesem Codex Savile's anführt) die Identität beider Piss, zu vermuthen. 25155. Norman. Epos auf Wilhelm Marschall (f a. 1219), s. XIII. Gleichzeitige, wichtigste Quelle, vgl. den Entdecker Paul Mexer, Romania XI (1882). 25184. Ueber Papst Alexander VI. 25215/7. Tournay-Urkunden. 25218. Päpstliche Bullen. 2 Bände. *25348. ‘Geschichte von Crowland Abbey’, s. XVIII, moderne Abhandlung. 25349. Codex diplomaticus monasterii S. Benedicti de Padolirone [Polirone südl. von Mantua]. 25509. ‘Chronolog. Tafeln von Päpsten und Königen’. 25589. Cronica di Ferrara. 25G74. 25730. 25747. 26110. 26116. 26265. Cartae de Metz. 25728. 25733-6. 25753. 25869. 25891. 26290. Urkunden von Tournay. 25884. Historia Britonum. 25929. Roll History in French. 25970. Langtofts Chronik bis 1300. 25975. Urkunden von Flandern. 26014. Istoria di Milano by Corio 1499. 1519. *26016. Literae monachorum Montis Cassini. Modern, auch gedrucktes darin, s. XVII. XVIII. *26052. De Gestis Anglorum; Angliae et Scotiae Chro- nicon; Miracula. S. XIV, bis Eward III, erst ganz zuletzt viel leicht von Werth; noch unter Edward I. ganz kurz. 592 F. Liebermann. 26071. Obituar des Convents von S. Elisabeth zu Brüssel. 26074. Vita s. Augustini, Columbae, Oswaldi (ex Beda), Aidani (ex Beda), regis Edvvardi. 26092. Chronique de plusieurs roys de France et Engle- terre, bis zum Tode Karl V. 26288. Alterthümer der Kirche Utrecht. Urkunden von Metz: 26433, s. XVII. 27663. 27670, s. XVI. 27926 französisch. 28032. 26448. Genealogie der Könige von England. Lateinische und englische Verse. *26593. ‘German Deeds’. Ein Bündel von etwa fünfzig Urkunden s. XIV—XVII. Süddeutsche Lehen- und Urthel- briefe. *26594. ‘German Deeds’. 36 Urkunden für Württem- bergische Orte s. XIV —XVIII; u. A.: 1) Heinrich [VII.] schenkt an Denkendorf eine Salzpfanne in [Schwäbisch] Hall, Hallis 1231, X. Kal. Oct. ‘Quo sempiterna’ d. i. Böhmer 4216. 2) Innocenz IV. für Komburg, 12. Kal. Ian. a° 2. d. i. 1244, Dec. 21. ‘Ad veneranda beati’, nicht bei Potthast. 3) Hans Manigolt, Schultheiss von Hall 1373. 4) Erkinger, Abt von Komburg 1389. 5) Ulrich, Schultheiss von Hall 1391. Siegel erhalten, doch z. Th. durch einander geworfen. *26641, s. XIII. in. Wilhelm von Malmesbury: De Gestis Anglorum ohne Fortsetzung. Mehrere Lagen fehlen. Scheint bisher nicht benutzt. *26642. Giraldus Cambrensis (s. XIII. — also coaev.); Topographia Hiberniae. Topographia Cambriae. [Dimock versuchte bei seiner Ausgabe für die Rolls-Series 1868 ver¬ geblich, das Cheltenhamer Ms. zu erhalten. *26644 (aus Cassano). Chronik des Ricardus Pictaviensis monachus Cluniacensis. Eine Hand s. XII. med. Inc.: ‘Deus ab aeterno est qui cum sibi placuit’, endet: ‘et porte eius excels§ igne combusQ sunt’, also die bis a. 1162 reichende Redaction. 27006. Brabanter Urkunden. 27019. Holländische Urkunden. 27123. Utrechter Urkunden. 27563. Päpstliche Bulle mit Siegel um a. 1250. 27720. Heirathsvertrag Edward I, a. 1294 [cf. Rymer I, p. 795]. 27725. Conseil der Philippa von Hennegau, Edward [III.] zu heirathen [1328]. 27728. Geleitsbrief Edward I. für Guy von Flandern. 27831. Urkunden von Mainz, Utrecht etc. 27857. Rolle von Ely: die Mönche und ihre Freunde um 1066. 27927. Urkunden von S. Vincenz zu Metz. 27954. Briefe von Gesner an Gronovius. Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. 593 27956. Briefe französischer Könige und Prinzen an Fer¬ dinand von Ungarn und Maximilian von Oesterreich s. XVI f. Brief der Herzogin von Hannover 1679. 27958. Ernst August von Braunschweig (d. i. Hannover) a. 1680, Brief. 28219. Utrechter Urkunden. 28949. Florentiner Chronik von ‘Manzun’ s. XV. 29037. Genealogie des comtes de Dampierre. *29238. Deutsche Urkunden um 1605. 29262—74. 29277—9. Urkunden von Tournay. 29293. Päpstliche Bullen für Dominicaner. 29338. Flämische Urkunden. 29541. Fundatio S. Egidii Norwicensis. 29724. Urkunde für Wien. 29728. Alter Kalender. *29791. De libertatibus Angliae. Statuta s. XIV. Erst von Edward I. ab. 29811. Kalender. 31887. Deutsche Urkunden. 31979. Lateinisches Gedicht mit Commentar s. XIV. Frühere Nummern wurden für die Monumenta benutzt: *8390. Brief Friedrich II. Böhmer 2075. * 17396. Manifest Heinrich Raspes an den Lombardischen Legaten, Wartburg, 1246, Juni 13. *4557. Concil von Seligenstadt 1023. *12459. Vita s. Remacli (irrig als nr. 12363 schon ein¬ mal catalogisiert). *4728. Vita s. Meingoldi. Für eine Ausgabe der Angelsächsischen Gesetze (cf. Ztschr, der Savigny-Stiftung V, Germ. Abth.) wurden collationiert: *8078 [auf Ursprung in Chester deuten mehrere Urkunden], früher Heber gehörig, s. XIV. in. Auf dem letzten Blatte sind die Arabischen Ziffern 1—0 mit folgender Erklärung auf¬ geschrieben: ‘Omnis figura per se posita significat seipsam, secundo loco posita decies seipsam, tercio loco centies seipsam, quarto loco millesies seipsam’. f. 1. Leges Edwardi Confes- soris. f. 10. Libertas civitatum (Schmid App. XXIII). f. 11. Cnut und Pseudo-Cnuts Gesetze, f. 25. ‘Cnutus rex cum 20 annis regnasset’, d. i. ein Stück aus Huntingdon, dem an der¬ selben Stelle auch in anderen Hss. diese Gesetze eingeschoben werden, f. 26. Gesetze Wilhelm d. Er. III. f. 27. Normann. Genealogie: Rollo bis Johann, f. 27. Topographie von Eng¬ land. Dann Tractat über Pferdeheilkunst. Breviasammlung. Glanvilla. *8079. Aus S. Mary’s, Dublin, a. 1648 Twysden, dann Heber gehörig, s. XIV. Huntingdon bis a. 1148. Dann f. 82. Gesetze Wilhelms [III] und f. 82'. Edward des Bekenners. Dann 594 F. Liebermann. Huntingclon B. VIII. Dann Mirabilia Rome. Dann Giraldus Cambrensis De Expugnatione Hiberniae. Dann historische Gedichte über Englands Triumphe s. XIV. med. im Gewände der Prophezeiung, f. 132'. Englische Königsfolge: Aelfred bis Heinrich III. in lateinischen Hexametern, f. 133. Chronik von Dublin 1314 —18 (wird in meinen Angionorm. GQ. II. er¬ scheinen). f. 136 f. ganz kurze Chronik 1 —1307. f. 139. Abts¬ folge von S. Marys, Dublin, im 14. Jahrh. ausführlich. 2. Lincoln’s Inn zu London 1 . 68 (73). 1) Fol. Perg. s. XIV. Chronik — 1362, von anderer Hand — 1489 fortgesetzt. 2) Römische Kaiser — 1220. 3) Brittische Geschichte — Edward III. 4) Kalender mit historischen Notizen — 1355, einst des Stifts Kirby - Bellers (Leicesters). 82 (87). Cartular von Battle (Sussex), meist s. XIII. 83 (88). Französische Chronik Englands, Brut — 1326, zweifellos das von Hardy, Descr. Catal. III, p. 388 beschrie¬ bene Ms. 88 (94). Jerusalem-Reise des Bernhard de Breydenbach 1483, s. XV. ex. [Ueber die Drucke seit 1486 cf. Tobler, Bibi, geogr. Palaestin., p. 55 —56] 2 . 89 (95). Krönung der Könige von England. ‘Früh, werthvoir. 104 (114). Collectanea ad historiam ecclesiae Dunelmensis, s. XV, darin Vitae s. Cuthberti, Oswaldi. In Hunters Buche p. 407 steht aus einem Register von Bath s. XIII/XIV, dass Eugen, früher Abt in Deutschland, auf Bitten der Königin Margarethe a. 1299 in Bath aufgenommen wurde. [Margarethe, Tochter Philipp III, heirathet 8. Sept. 1299 Edward I.] 3. Public Record Office zu London. Liber rubeus Scaccarii s. XIII. enthält Briefe Friedrich II. Mit diesem Bande eng verwandt, vielleicht Copie desselben, scheint mir der Codex des Brittischen Museums Hargrave 313. Derselbe enthält hinter Anglo - Normannischen Gesetzen f. 103 —107'. die Urkunden Friedrich II: Böhmer 3548. 3129. 3139. 3551. 3495. 3541. 4. Trinity College zu Cambridge 3 . B 1. 23. Vita s. Thomae Becket. B 14. 37. Miracula s. Thomae. 1) Aus Hunter ‘Three Catalogues of . . the Exchequer . . , Dods- worth in the Bodleian Libr. and Lincoln’s Inn’, London 1838. 8°. 2) Freundliche Mittheilung von Professor Röhricht. 3) Cf. Pertz im Archiv VII, S. 86. Der Catalog ist kurz und nur im handschriftlichen Original des vorigen Jahrhunderts vorhanden. S. oben S. 586. Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. 595 B 2. 16. Documenta quae Ludovicus rex filio Philippo tradidit. B 2. 33. Verse des Hildebert de Symbolis. Briefe dess. B 3. 7. Stephan Langton. [Von ihm überhaupt hier viele theolog. Hss.] B 4. 21. Richard von Pröaux. B 14. 22. Walter Map: Gedichte. B 14. 52. Angelsächsische Homilien. Bll. 16. Vita s. Ethelberti per Giraldum. B 15. 5. Petrus Comestor cum scholiis Nigelli. B 15. 22. Odonis de Cirentonia homiliae. B 15. 24. Vita s. Hildegardis. B 15. 31. Giraldus Cambrensis. B 15. 33. Angelsächsische Uebersetzung des Isidor. B 15. 34. Angelsächsische Homilien. R 3. 1. Alexander Neckam. R 3. 19. Genealogia regum Angliae. R 3. 51. Galfridus de Vinosalvo. Alanus ab Insulis. R 4. 1. Ranulfus de Higden. R 4. 2. Flores historiarum — 1326. R 4. 11. Gervasius Cantuariensis. R 4. 12. Martinus Polonus, fortgesetzt — 1334. R 4. 14. Martinus Polonus. R 4. 18. Martinus Polonus, bis Nicolaus III. R 4. 23. Bernardus Guidonis, Catalogus pontificum. R 4. 26. Robert of Gloucester’s Chronicle. Französische kurze Chronik, vielleicht aus Trivet. R 4. 34. Epitome Chronicorum — 1427. R 5. 1. Bullae paparum Honorii, Sergii, Johannis aca- demiae Cantabrigiensi concessae. R 5. 10. Hemingbui’gh’s Chronik mit Fortsetzung — 1346. Radulf Niger 1119—1199. Papier, modern, incorrect. R 5. 16. Wilhelm von Malmesbury: De Antiquit. Glasto- nensis ecc., fortgetzt — 1342. R 5. 22. Beda. Vitae Sanctorum. R 5. 24. Ranulf Higden. R 5. 27. Beda. R 5. 32. Gesta regum Anglorum — 1356. Robert de Avesbury. R 5. 33. Wilhelm von Malmesbury: Antiq. Glaston., fort¬ gesetzt [von Adam von Domerham] — 1248. R 5. 35. Ranulf Higden. R 5. 36. Wilhelm von Malmesbury: Gesta Pontificum. R 5. 40. Cartae s. Edmundi [Suffolk]. Wilhelm von Mal¬ mesbury: Gesta Pontificum. R 5. 41. Gervasius Cantuariensis, fortgesetzt bis Richard II. R 5. 42. Huntingdon mit dem Buch der Epigramme. 596 F. Liebermarm. Wilhelm von Malmesbury: Gesta Regum. Ders.: Gesta Pontificum. Eulogium Chronicorum — 1367. Beda. Beda. Hemingburgh — 1287. Wilhelm von Malmesbury: Gesta Regum. Giraldus Cambrensis. Wilhelm von Malmesbury: Gesta Pontificum. Auszug aus Trivet; kurze Chronik — 1291. Aelfrics Grammatik. Chronik von Abingdon — 1302; cf. Hardy III, Braxholmii über de regibus Angliae — 1290. Alexander Neckam. . Planctus naturae und andere mittelalt. latein. R 7. 2. R 7. 4. R 7. 2. R 7. 3. R 7. 5. R 7. 9. R 7. 10. R 7. 11. R 7. 13. R 7. 23. R 9. 8. R 12. 1. S. 273. R 14. 7. Französisch. R 14. 9. R 14. 22 Gedichte. 5. H o 1 k h a m, in Norfolk, Sitz des Grafen von Leicester 1 , ist auch berühmt durch Antiken 2 und Gemälde. Die Geschichte der Bibliothek 3 mit einem Index der Codices griechischer und römischer Autoren hat neulich Förster 4 gegeben. Ueber Mss. der Kirchenväter handelte Zang- meister 5 . Daneben aber existiert ein interessanter Bericht 0 über die wesentlichen Schätze der Bibliothek von Roscoe, der um 1820 mit Madden, dem späteren Bibliothekar des Britti- schen Museums, den überaus ausführlichen, nach Materien trefflich geordneten Catalog in 8 Folianten geliefert hat. Der Historiker der Medicäer war zu dieser Arbeit besonders be¬ rufen, da Italienische Litteratur des XIV.—XVII. Jahrhunderts einen Haupttheil der Sammlung ausmacht. Die Wissenschaft muss den — ursprünglich beabsichtigten — Druck dieses Catalogs lebhaft wünschen. Der einzige Artikel, den ich durchlas, Maddens Erörterung über Ms. 228, enthält auf 20 Folioseiten die beste Forschung über die Lateinische 1) Die Erlaubnis, die Bibliothek zu benutzen, verschaffte mir bei Sr. Lordschaft der Bibliothekar Rev. Alex. Napier, der mich dann auch durch liebenswürdigste Gastfreundschaft zu lebhaftem Danke verpflichtete. Ein warmer Verehrer unserer Litteratur, hat derselbe mehrere Deutsche Bücher ins Englische übertragen. 2) Prof. Michaelis hat hier u. A. eine Thucydides - Büste entdeckt. 3) Ausser Ober-Italien hat auch Berlin Hss. dorthin geliefert: nämlich griechische Codices, die der Kur- brandenburgische Geh. R. Seidel (f 1718) in der Türkei gesammelt hatte. 4) Im Philologus XLII (1882), p. 158. 5) Sitz. Ber. der Wiener Altad. Bd. 84, S. 583. 6) Transactions of the Royal Society of Literature. London. 1834, 4°. Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. 597 Uebersetzung der Angelsächsischen Gesetze, die auch zweifellos von Thorpe benutzt worden ist. Da für die Monuraenta Germaniae bisher niemand in Holkhani gewesen ist, kam es zunächst auf eine Uebersicht an *. 191. 192. Bernardus Guidonis Vitae Pontificum, saec. XV, resp. saec. XVIII. 204 ff. Canonisten und Legisten, doch nichts vor s. XIV. 209. Iustiniani Novellae s. XII. 210. Codex Theodosianus mit Vorrede an Alarich [Lex Romana Visigothorum?], in Lombardischer Hand, s. XII. 211. Instituta ecclesiae s. XII. mbr. Beginnt mit Bulle Alexanders II. [Jaffe, Reg. nr. 34760, über consanguinitas: ‘Ad sedem apostolicam perlata’. [Der Codex ist also vielleicht nur ein Stück der Decreta Gratians (c. XXXV, qu. 5, c. 2) oder Anselms oder Polycarps, wo jene Bulle ebenfalls begegnet.] Dann Canones bis Gregor I. Der Codex gehörte einst S. Zeno zu Pistoja. 212. Leges Visigothorum s. XIII. Dann viele Handschriften für die Decretalen Gregor IX, Bonifaz VIII, Clemens V. *228. Leges Anglosaxonicae, lateinische Version s. XII. in.; einer der ältesten Codices dafür 3 . 229. Statuta Angliae: Magna Charta bis Edward I; s. XV 230. Statuta Angliae s. XIII. 231. Statuta Angliae s. XIV. 232. Statutes d’Angleterre s. XV. 233. 234. Statuta s. XV. XIV. 324. Ausonius s. XV. 366. 368. Eutrop s. XV. 367. Eutrop et Florus s. XIV. 370. Orosius s. XIV. *400. *401. Cassiodor s. XIV. und s. XIII 4 . 409. Paulus Diaconus. Epitome Festi s. XV. 410. Isidor Chronik [keine Fortsetzung] und Etymologiae, s. XII. 411. Alcuin Categorien s. XII. 419. Sedulius s. XI. 422. Alani Anticlaudianus. 424. Walteri Castell. Alexandreis s. XIII. 1) Um alle für Deutsche Geschichte interessanten Mss. zu notieren, konnte bei beschränkter Zeit nur die erste Inhaltsangabe aus dem Catalog excerpiert werden. Ich habe von den Codices nur die mit * bezeichneten Nummern gesehen. — Ueber die Handschriften klassischer Autoren vgl. die N. A. VIII, S. 623 angeführte Notiz von Förster. 2) Freundliche Mit¬ theilung von Herrn Dr. Loevvenfeld. 3) Näheres Zeitschrift der Saviguy- Stiftung 1885. 4) Diese Codices siud beschrieben uud etwa 30 Stellen collationiert für Herrn Dr. W. Meyer in München. Neues Archiv etc. X. 39 598. F. Liebermann. 428. Petrarca, Epistolae s. XIV. Dann grosse Zahl Humanisten. 459. Paulus Diaconus s. XV. 460. Beda. 461. Victor Tunnunensis, Eusebius, Rufinus; s. XII, aus S. Johann de Viridario zu Padua. 462. Eusebius, Hieronymus, mit Fortsetzung von Philippus de Lignamine [gedruckt 1474], s. XV. 463. Martinus Polonus s. XIV. Päpste bis 1285 ‘pre- stavit stipendia’ [also wohl Contin. Romana SS. XXII, p. 482 1. 9]; Kaiser bis 1270 ‘cum gaudio remeavit’ [also das Addi- tamentum ib. p. 475. Diese Hs. ist also älter als der für diese Form dort allein benutzte cod. 10 (Berolinensis).] 464. Martinus Polonus s. XV. bis Martin IV. ‘qui scripsit hec vidit ea’ [also Contin. Rom. bis Ende ib. p. 481 1. 40]. Dann Päpste Johann XXII. bis 1328 ‘scient in transumpto sene [so Catalog] plenius legimus contineri’. Kaiser bis Hein¬ rich VII. 1308 [wohl vielmehr Kaiserkrönung 1312] ‘in festo apostolorum Petri et Pauli’. 465. Matthaei Palmerii Florentini De temporibus bis 1448, s. XV. Papier [also vollständig und coaev, s. u. nr. 550]. 466. Baptistae Paiarini Chronicon Vincentinum s. XVI. 467. Jacobi Malvetii Chronik von Brescia — 1331 s. XVI. 468. Siraeo Dunelmensis De statu Dunelmensis ecclesiae mit der Fortsetzung des Gaufrid von Coldingham [cf. SS. XXVII, p. 16] s. XIII. [also coaev.] 469. Guido de Columna. 472. 473. Burchardi Diarium s. XVII. 474. Aeneas Sylvius. Folgen Italienische Geschichtsschreiber der Neuzeit, Humanisten. 476. Levold von Northof bis ‘scriptus est 1358, cum autor 80. annum’ — [also vollständigj s. XIV. 495. Nicolaus Specialis de Gestis Siculorum sub Fri- derico II. [ediert von Baluze, App. zu Marca Hispan. fol. Par. 1688, p. 597] Papier, s. XV. 497. 1) ‘Ineipit cronica Andreae Danduli’, nur ein Blatt; 2) Reconciliatio Alexandri III. et Friderici I. ‘Exurge glloria t sic] Venetorum’ — ‘a. autem 1183. Alexander papa moritur. mcius successit. Amen’. Dann mehrere kleine Stücke zur Geschichte Venedigs s. XII—XIV; geschrieben s. XV. 498. Briefe von Columbus s. XVI. Briefe. Zeit Karl V. s. XVI. Guido Pancirolli Regiensis s. XVI. Bornii de Sala de bello civili [zu Bologna] a. 1428 499. 503. 511. XVI. 513- -518. Dante. Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. 599 519 ff. Petrarca. Dann viele Codices Italienischer Dichter. 530. Dante, Convivio. 531. Boccaccio. Dann viele Italienische Uebersetzungen antiker und mittel¬ alterlicher Bücher. 547. Croniche, Creazione — 1362; s. XIV. 548. Storia di Padua. Fabulos, schlecht geschrieben, ungedruckt. Ende: ‘uitoria contra la gente di Heuganea’; s. XV. Papier. 549. Martinas in Italienischer Uebersetzung. Hinter Bonifaz VII. [wohl VIII.]: kurze Geschichte der französischen Könige 1285—1315. 550. Matteo Palmerio, Sommario delle sua cronica [s. o. nr. 465]; s. XV. 552. Villani s. XV. 553. Croniche di Toscana 1368—72; s. XVII. ‘Ob in Muratori? Andere Chronik, die nur im Anfang ebenso, liegt in S. Maria Novella zu Florenz’. 555. Gino Capponi: Annales Florentini — 1378; s. XV» [also coaev.] 556. Cronica di Pisa — 1389 ; s. XV. 558 f. Bernardo Segni und viele Renaissancehistoriker. 567. Libri statutorum Florentinorum; s. XV. 571. Annali di Venezia — 1443; s. XV. 572. Storia di Venezia — 1412; s. XV. 574. Annali di Venezia — 1501; s. XVI. 575. Memorie di Rimini — 1601; s. XVII. 576. Guil. Ongarelli Cron. di Padova 1341 — 99; s. XVI. 581. Statuti di Venezia; s. XIV. Dann Italienische Localgeschichten s. XVII. ff. 600 ff. Eine Menge Italienischer Relationen, Instructionen, Capitolari, Coinmissioni, Beschreibungen fremder Länder, auch viel über Deutschland, von Italienern s. XVI — XVIII. 658. Chronique des comtes de Hainault ‘por fray Diego de Guisa [Jacques de Guise] traduzida por Simon Nockart clerigo 1446.’ für Philipp d. G. von Burgund. Endet Buch XIV, c. 50. Grossfolio, s. XV, prächtige [Hämische] Miniaturen von hohem Kunstwerth. 659. Croniques des contes de Flandres bis 1383 Tod Louis de Males. Von demselben s. XV. übersetzt [‘aus welchem Lateinischen Original’?] für Maria, Tochter Karl des Kühnen. Dieses Prachtexemplar angefertigt für Margarethe, Schwester Edward IV. 667. Chaucer. 669. English Chronicle, Brut — a. 15. Henry VI; s. XV. 670. Chronicle of England, Brut — a. 6. Henry V; s. XV. 39* 600 W. Heyd. 700. Lionardo da Vinci, von rechts nach links ge¬ schrieben; hiernach neulich herausgegeben von J. P. Richter. 703. Aurea bulla Caroli IV; s. XV. 705. G. de Charny, Juster de Tournoi; französische Verse s. XIV. 715. Wappen von Brabant mit flämischer Geschichte; s. XIV. 718. Fuero juzgo [d. i. die spanische Uebersetzung der Westgothischen Gesetze]; s. XIV. Es wurden ausser den oben mit * bezeichneten Codices von mir benutzt: in Cambridge: Universität Ii III. 33. Paschal II. an Heinrich V; Corpus College 450. Diflidatio Adolfs an Philipp IV; im Brittischen Museum: 6042. Claudian; Cotton Faustina B VI und I, Acten betr. a. 1111, resp. Brief Friedrich I. an Heinrich II; in Oxford: Bodleiana 817. V. Odilonis; Laud Mise. 163. V. Burkardi; 668. V. Lamberti. II. Handschriften der mit der königlichen öffentlichen Bibliothek in Stuttgart vereinigten vormaligen königlichen Handbibliothek. Mitgetheilt von Ober - Bibliothekar Dr. W. Heyd. Codices historici. nr. 20. Fol. (alte Weingartner Nummer G 28) s. X. fin. Perg. Annales Weingartens es. Von Pertz als solche zu¬ sammenhängend ediert (SS. I, 65 — 67) vom Jahr 792—936; die Anzeichnungen der Jahre 708—791 als Varianten der An¬ nales S. Gallenses breves verwerthet (ib. I, 64 f.). nr. 70. Fol. s. XV. Papier. Jacob Twinger von Königshofen, elsässische und strassburgische Chronik. nr. 86. Fol. s. XV. Papier, (an Mandevilla angeb.) Her- manni Flores temporum — 1345 c. contin. •— 1485. nr. 90. Fol. (alte Weingartner Nummer G 9) s. XV. Papier. Andreas Ratisponensis, clironicon. In demselben Band: Gotfridi Viterbiensis versus de origine et dignitate Suevorum. Codices wirtembergici. nr. 66. Quart, (alte Weingartner Nummer J 45) s. Xin. Perg. Ne er ol ogi um Weingartense (alterum). nr. 69. Fol. (alte Weingartner Nummer G 13). s. XVII. Papier. Ortliebi et Bernoldi de origine et incremento monasterii Zwifaltensis. nr. 71. Quart, s. XIV — XVIII. Perg. Necrologium Praedicatorum Mergentheimensium (hiernach Ausgabe von H. Bauer). Aus neueren Handschriftenverzeichnissen. 601 nr. 72. Fol. s. XV. Perg. a) Anonymus Weingartensis de Guelfis principibus. b) Summula de Guelforum origine et successione. c) Cronica monasterii S. Nicolai extra muros civitatis Memmingen. Codices ascetici. nr. 9. Q.uart. s. XV. Papier. Vita Udonis archiepi- scopi Magdeburgensis. nr. 20. Oct. s. XIV. Perg. Marsilius Patavinus, tractatus de translatione imperii. nr. 64. Quart, s. XII—XIII. Perg. (aus dem Kloster Schönthal) Necrologium monasterii b. Virginis Mariae sacrarum virginum in Bullikein (Billigheim bei Landau). nr. 91. Qart. s. XIV. Papier, (früher im Besitz von Tegern¬ see, später in dem von Weingarten) Honorii Augusto¬ dunen sis Chronicon. Codices juridici et politici. nr. 61. Fol. s. XV. Papier. Constitutiones Friderici II. imperatoris. nr. 114. Fol. s. X. Perg. (aus Weingarten) Index ca- nonum confirmatus a concilio Meldensi temporibus Caroli junioris a. 843. Canones ex capitulis synodalibus Caroli imp.Canones ex conciliis Tribur. et Adrispach. Epistolae ex anno 906 .Canones et catalogi episcoporum in concilio Engisheimensi (948) et Augustano (952) congregatorum. Vitae sanctorum. nr. 1. Quart, (alte Weingartner Nummer G 42) s. IX. Perg. Vita S. Wilibrordi aut. Alcuino. Liegt der Ausgabe in Jaffe Bibi. VI, 35 ff. durch Wattenbach zu Grunde. nr. 2. Quart, (alte Weingartner Nummer G 35) s. XII. Perg. a) Berno, Vita S. Udalrici ep. August, b) Vita S. Galli (überarb. von Walafrid Strabo). c) Vita S. Oth- mari aut. Gozberto (überarb. von W. Str.). nr. 5. Quart, (alte Weingartner Nummer G 42) s. XVI. Papier, a) Meginfredi vita et passio S. Emm er am i. b) Vita et translatio Dionysii Areopagitae. c) Vita S. Wolf- gangi episcopi aut. Othlono. nr. 6. Fol. (alte Weingartner Nummer G 28) s. XI. Perg. Sulpicius Severus, dialogorum libr. 3. de vita S. Martini, adjectis ad finem in b. Martini laudem versibus. nr. 7. Fol. (alte Weingartner Nummer G 37) s. X. Perg. Rimberti vita S. Anskarii. Von Dahlmann und Waitz ihren Ausgaben zu Grunde gelegt. nr. 8. Fol. (alte Weingartner Nummer G 8) s. XVI. Pap. a) Vita S. Udalrici aut. Bernone. b. c) Walafridi prae- fationes in vitas S. Galli et S. Othmari. d) Isonis monachi opusculum de miraculis S. Othmari. e) Praefatio in vitam 602 G. Waitz. S. Geb har di II. ep. Constant. f) Vita et miracula S. Sym- ber/ti. g. hl Vitae duae Godehardi ep. Hildesh. i) Historia S. Adelphi ep. Metensis. III. Handschriften der Bibliothek G. Fil. Durazzo in Genua b (14). Magna legenda S. Hugonis Carthusiensis monachi et episcopi Lincolniensis, s. XV. ex. 5 Bücher. — Revelatio nova itineris et passionis 11 milium virginum (v. Richardus). *Anno 1180. inspirante Domino piaque ejus genitrice — novam 11 milium sacrarum virginum historiam describentes’. (16). Cassiodori Variae, s. XIII/XIV, eine in der Ord¬ nung vielfach geänderte Auswahl aus der Sammlung mit vor¬ ausgeschicktem Index nach den den einzelnen Briefen gege¬ benen Bezeichnungen, beginnend: ‘Accusationes non sunt facile suscipiende’ (= I, 9). Vom 3. Buch nur 11 Briefe vorhanden. (23). Lamberti floridus s. XIV. Darin auch Petri Ionannis filii, S. Audomari canonici versus. Das erste De Ro¬ mani imperii excidio. ‘Roma potens quondam’ etc. V. Incipit libellus Petri de muliere mala. ‘Quisquis male mulieris artes scire queris’ etc. Vgl. Bethmann, Arch. VIII, S. 409 (und über die dem Hildebert zugeschriebenen Gedichte die Abh. von Haureau. W. W.). (24) . Martinas Polonus. — HonoriusIV; Kaiser bis Tod des Königs von Navarra. — ‘Transcripta in arce Spo- letana a. 1468. 4. Idus Aprilis’. — Solinus. (25) . Cronicae ordinis Carthusiensis — Guigo (1110— 1137). — Consuetudines ordinis Carthusiensis (in mehreren Abtheilungen). — loh. Birel Epistola de commendatione ordinis Carthusiensium. — Petrus Damiani de commendatione vite solitarie. — s. XV. (26) . Emo und Menco, neue Abschrift. (27) . Iacobi de Voragine chronica Ianuensis (Mura- tori IX), vom Druck vielfach verschieden. (33). Catalogus regum et imperatorum Romanorum — Constantin. Mirabilia urbis Rome, s. XV. ex. (39). Geschichte der Franken u. s. w. bis Philipp VI. (1350; sog. Croniques de St. Denis), von 2 Händen, die erste s. XV. — f. 379. geht bis Philipp August, die zweite — f. 574, s. XIV (XV), diese mit 12 Miniaturen. 1) Nach der oben S. 426 erwähnten Schrift von G. L. Oderico, die im J. 1881 von Ach. Neri herausgegeben ist, aber nur einen Theil der zu seiner Zeit vorhandenen Handschriften umfasst. Ueber den jetzigen Bestand und Inhaber der Bibliothek wird nichts bemerkt. Die Nummern sind die der Beschreibung. G. W. Nachrichten. Die von der Turiner Akademie herausgegebene Biblioteca storica Italiana enthält im 2. Bande den Katalog der Hand¬ schriften der Bibliothek Trivulziana zu Mailand von G. Porro (2276 Nummern). Die von der Italienischen Regierung angekauften Hand¬ schriften der Bibliothek des Lords Ashburnham (oben S. 200) sind der Biblioteca Laurentiana in Florenz überwiesen. In der Sammlung ‘Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae recusi’ ist so eben erschienen: Chronicon Moguntinum edidit Carolus Hegel, eine wesentlich verbesserte neue Bearbeitung der von Hegel wiederaufgefundenen und in Bd. XVIII der Städte¬ chroniken herausgegebenen Mainzer Chronik. Da sie später in die Monumenta aufgenommen werden muss, ist hier wie schon in einzelnen Fällen früher die Separatausgabe schon vorher der Sammlung der Octavausgaben eingereiht. M. Bonnet, der sich sehr eingehend mit Gregor von Tours beschäftigt und die Vita Andreae in der zweiten Ab¬ theilung der Opera bearbeitet hat, giebt in der Revue critique 1885, Nr. 9 eine sehr eingehende Beurtheilung der Ausgabe der Historia Francorum von W. Arndt. Indem er ihr volle Anerkennung zollt und mit Recht bemerkt, dass man hinfort sich nur ihrer bedienen kann, versucht er eine etwas andere Genealogie der Handschriften zu begründen und namentlich der Klasse D, zu der er auch die als A 2 bezeichneten alten Fragmente rechnet, einen höheren Werth zu vindicieren; zu¬ gleich werden über manche schwierige und zweifelhafte Stellen beachtungswerthe Vorschläge gemacht. Vom Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum ist der 10. Band erschienen, enthaltend Sedulii opera omnia ex recensione Iohannis Huemer. 604 Nachrichten. Die oben S. 429 erwähnte umfangreiche Abhandlung von Pückert beschäftigt sich sehr eingehend mit dem verlorenen Annalenwerk, das wie der kleinen Chronik von Lorsch auch den Annales Mettenses, dem Chronicon Vedastinum zu gründe liegt, wie der Verfasser annimmt, auch in den Ann. Einhardi benutzt ist, und giebt weitere beachtenswerthe Beiträge zur Kritik der Annalen Karolingischer Zeit, die in der neuen Auf¬ lage von W. Wattenbachs Geschichtsquellen ebensowenig wie oben S. 215 von Dorr benutzt werden konnten. G. W. Ein Excurs der Weltgeschichte von L. v. Ranke, V, 2, S. 292—306, beschäftigt sich mit den Annales Mettenses und hebt den Werth der Nachrichten über die Arnulfinger, wenn sie auch für die älteste Zeit sagenhaft gefärbt sind, nachdrücklich hervor. Dass das Fragmentum de Pippino duce nicht mit Bonnell als Excerpt der Mett, betrachtet werden kann, sondern ein Stück der dort ausgeschriebenen Quelle ist, beweist das Alter der Hs., Arch. VIII, 759. Von der bisher unter dem Namen des Isidorus Pacen- sis bekannten spanischen Chronik des 8. Jahrhunderts ist neuerdings von Jules Tailhan mit dem Titel: ‘Anonyme de Cordoue. Chronique rimee des derniers rois de Tolede et de la conquete de l’Espagne par les Arabes’ (Paris, Leroux, 1885) eine mit vielen Noten versehene Folio-Ausgabe gemacht worden. Die glänzende Ausstattung dieser Edition wird noch durch die Beigabe von 20 Tafeln in Heliogravüre mit der Reproduction der zwei von Tailhan benutzten Handschriften erhöht. Ob es sonst geboten war, die ja unzweifelhaft vor¬ handenen Reimzeilen in ihrer unschönen Regellosigkeit auch graphisch zum Ausdruck zu bringen, mag man füglich be¬ zweifeln. Benutzt ist von dem Herausgeber ausser einem Pariser Codex des Arsenals (saec. XIV.) eine sehr schöne in 3 Columnen geschriebene westgothische Handschrift saec. IX. (wohl etwas zu spät giebt sie Tailhan als Mitte saec. X. an), die seit einiger Zeit der Akademie der Geschichte in Madrid angehört. g m Winter 1878 auf 1879 wurde sie mir noch nicht vorgelegt.) a diese älteste Handschrift in ihrem defecten Zustand die Chronik nur fragmentarisch bot, so ist es interessant, zu con- statieren, dass, wenn auch nicht alle, so doch zwei der fehlen¬ den Blätter im Britischen Museum sich vorfinden. Der dieser Tage ausgegebene Catalog (vgl. unten S. 609) lässt durch die Vergleichung des Facsimile Plate 36 Egerton Ms. 1934 mit den in der Publication Tailhan’s befindlichen Tafeln diese That- sache deutlich erkennen. Auf dieses 1861 für das Britische Museum erworbene Fragment hat bereits früher Pertz in den Nachrichten. 605 Sitzungsberichten der Berliner Akad. 1875, S. 175 (vgl. auch N. A. IV, S. 377) aufmerksam gemacht. Zu bedauern ist, dass Tailhan den in Spanien im 13. Jahr¬ hundert geschriebenen Codex der Universitätsbibliothek zu Madrid Nr. 134 (früher im Kloster Alcobaga, benutzt von Vasaeus, beschrieben von mir N. A. VI, S. 323 ff.) nicht ge¬ kannt und zur Herstellung des Textes herangezogen hat. P. E. ‘Die Jahrbücher von Hersfeld, nach ihren Ablei¬ tungen und Quellen untersucht und wiederhergestellt von Dr. Hermann Lorenz’ (Leipzig, Fock 1885), angeregt von W. Arndt und ihm gewidmet, ist eine bemerkenswerthe Arbeit, auf welche näher einzugehen hier der Raum verbietet. Ein Aufsatz von J. Pauler, Die Hartwic-Legende und ihr Pester Codex, in der Ungarischen Revue 1885, Heft 1, übersetzt aus dem Novemberheft der Zeitschrift der Ungari¬ schen Historischen Gesellschaft (Szäzadok), sucht zu zeigen, dass der Pester, früher Frankfurter Codex der Vita Stephani von Hartwicus aus der sog. Legenda major interpoliert, eine kürzere Fassung anderer Handschriften die ursprüngliche sei. Von Dr. W. Lüdecke ist eine Untersuchung über den historischen Werth des ersten Buches von Otto’s von Frei¬ sing Gesta Friderici erschienen, der erste Theil als Hall. Diss. 1884 (Franzen und Grosse, Stendal), der zweite als muss. Beilage zum Progr. d. Gymn. zu Stendal 1885. In jenem werden auch mehrere Nachträge zu den Nach Weisungen der von Otto benutzten Autoren gegeben, in diesem der Werth der von Otto gegebenen Nachrichten, trotz mancher Mängel, als ein sehr hoher angeschlagen. In der Zeitschr. f. D. Alt. XXIX, 2, S. 236 — 246, theilt Loserth 2 Bruchstücke aus Rudolfs Weltchronik mit, welche er auf einem alten Einband gefunden hat. Nach einer Mittheilung von M. Per Ibach enthält der 4. Band der Monumenta Poloniae, herausgegeben von K§tr- zvnski, S. 755—762, eine Translatio S. Floriani nach Krakau in dreifacher Fassung aus Hss. des 14. und 15. Jahr¬ hunderts. Die Translatio erfolgte 1184, die Aufzeichnung, aus der kaum noch ein historischer Kern zu geM r innen ist, muss ziemlich spät angesetzt M’erden. Im Archiv f. Oesterr. Gesch. LXV, 2, S. 493—495, hat B. Dudik die am Eingang eines Necrologiums und Statuten- 606 Nachrichten. buchs des Olmützer Domcapitels stehende Nachricht von 1263 über Bischof Bruno und seine Wahl herausgegeben, und Lo serth mit Zuziehung der Hs. der Olm. Studienbibi. 2. II. 21, (Arch. X, S. 677) darüber gehandelt in d. Mitth. des Vereins t. Gesch. d. Deutschen in Böhmen XXIII, 3, S. 264—272. Coville, Observations sur deux sources du regne de Louis VII, in der Revue historique XXVII, S. 351, beschäf¬ tigt sich mit demselben Gegenstand wie die N. A. VI, S. 119 mitgetheilte Arbeit, und bestätigt, wie der Verf. sagt auf Grund der Handschriften, die ich nicht habe unter Händen haben können, die meisten meiner Resultate. Ich darf bemerken, dass ich die Codices, auf die es ankommt, alle selbst benutzt, die Untersuchung aber zunächst unabhängig davon geführt und deshalb nur nachträglich über einen Punkt weitere Aus¬ kunft über eine Stelle in Paris erbeten habe. Der Verf. meint es zweifelhaft lassen zu müssen, ob die Historia als selbstän¬ diges Werk in St. Germain geschrieben und der Fortsetzung des Aimoin später angehängt oder aus dieser nur besonders abgeschrieben sei, weil die Beweise für das eine oder andere fehlen. Aber eine von mir angeführte Stelle lässt keinen Zweifel, dass das Letztere anzunehmen ist, wenn man sie nicht willkürlich gegen die Handschriften ändert. G. W. In den Seances et travaux de l’Academie des Sciences morales et politiques 1885, Nr. 2 und 3, ist eine Abhandlung von J. Tessier abgedruckt, welche ausführt, dass die sog. Devastatio Constantinopolitana, Bericht über den 4. Kreuzzug, welche Pertz SS. XVI mit den Annales Herbi- polenses zusammen, später Hopf, Chroniques Greco - Romanes, herausgab, von einem Begleiter des Markgrafen von Mont- ferrat verfasst sei; der Verf. stellt dafür weitere Belege in Aus¬ sicht, die ihm der Bibliothekar der Marciana in Venedig, J. Veludo, mitgetheilt hat. Von der Alexias der Anna Comnena ist eine neue Ausgabe von Prof. Reifferscheid erschienen. In L. Geigers neuer Vierteljahrsschrift für Cultur und Litteratur der Renaissance, im 1. Heft, hat H. Bresslau die so sehr vermisste und gewünschte genauere Nachricht über die Ashburnham-Handschrift des Dino Compagni gegeben und deren Provenienz untersucht, welche eine hoch hinauf¬ reichende unverdächtige Ueberlieferung zu sichern scheint. (In einem Verzeichnis der für Italien erworbenen Handschriften, das Professor Mommsen uns aus den Acten der Italienischen Deputiertenkammer vom 12. Juni 1884 mittheilt, hat sie die Nr. 375). Nachrichten. 607 In der Revue hist. XXVII, 2, S. 360, wird eine Ausgabe der Schrift De ordine palatii von Hink mar nebst Unter¬ suchung derselben von Prou lobend erwähnt. (Die als wichtig hervorgehobene Verbesserung der Interpunction findet sich schon D. VG. III, S. 555 N.j 591 N. 3. G. W.) Von der im NA. IX, S. 655, angekündigten Reproduction der Collectio Conciliorum von Mansi ist von der Ver¬ lagshandlung V. Palme in Paris und ihrer Berliner Agentur S. Calvary, welche die technische Herstellung ausführen lässt, das erste Heft ausgegeben. Die SB. der Wiener Akad. CVIII, 3. Heft, enthalten von Fr. Maassen ‘Pseud oisidor. Studien. I. Die Textes- recension der ächten Bestandtheile der Sammlung’. Es wird darin nachgewiesen, dass auch diese bisher unbeachteten Stücke, welche theilweise daraus in andere Sammlungen über¬ gegangen sind, keineswegs frei von tendenziösen Aenderungen sind. Von Jul. v. Pflugk-Harttung ist die erste Lieferung seines Werkes ‘Chartarum Pontificum Romano rum Specimina selecta’ (W. Kohlhammer, Stuttgart 1885) er¬ schienen. Es ist eine Mappe in folio imper. mit 53 Tafeln, welche zunächst die ‘Bullae maiores’ zur Anschauung bringen. Es beginnen die Facsimile mit den ältesten Papyrusbullen, und schliessen mit dem Aufhören der päpstlichen Kanzlei¬ schrift unter Paschal II. Besonders zahlreich ist das Material für Leo IX. Einzelne Urkunden sind in ihrer ganzen Aus¬ dehnung facsimiliert, von anderen nur besonders bedeutsame Theile, wie das Protocoll und Eschatocoll nebst Proben ihrer sonstigen Schriftart. Ein erklärender Text zu diesen Tafeln fehlt bisher. Doch scheinen die Bullen mit der Hand facsimiliert und dann vom Herausgeber auf Stein autographiert zu sein. Dem Mitglied der Centraldirection, Herrn Justizrath Dr. Euler, ist zu seinem Jubiläum ausser der im 2. Heft, S. 427, erwähnten Schrift, auch vom Stadtarchivar Dr. Grote- fend eine Festgabe überreicht, welche Abdruck und Erläu¬ terung der Urkunde Karls III. für die Domkirche (damals Capelle) vom 2. Dec. 882 enthält, nebst dem für die Kaiser¬ urkunden in Abbildungen bestimmten Facsimile (Frankfurt, Volkers Verlag 1884). In Betreff der tadelnden Bemerkung im 2. Heft, S. 444, über die Form des Abdrucks von Urkunden macht mich Herr Dr. Lamprecht darauf aufmerksam, dass es Redactions- 608 Nachrichten. grundsatz der Westdeutschen Zeitschrift, und also Herr Dr. Friedensburg nicht dafür verantwortlich sei. Sachlich kann ich nur an der Ansicht festhalten, dass mir weder ästhetische noch andere Motive einen Grund dafür zu bieten scheinen, von der zweckmässigen Einrichtung aller gut geschriebenen, vorzüglich der päpstlichen, Urkunden abzugehen, welche die Hauptabschnitte nicht nur, wie jeden Satz, mit einem grossen Buchstaben beginnen, sondern denselben auch häufig durch Verzierung noch besonders hervorheben. W. W. In den Analectes pour servir ä l’histoire ecclesiastique de la Belgique, 2. serie, t. 3 (19) giebt van Werveke Nach¬ richt von Urkunden der Klöster Echternach und Marien¬ thal, die sich in Weimar befinden, im J. 1814 von dem Herzog beim Durchzug durch Luxemburg gekauft. Prof. Baumgarten in Strassburg macht aufmerksam auf Is. Carinis Relation über die Archive und Bibliotheken Spa¬ niens (Palermo 1884), wo u. a. I, 31 die im Archiv von Bar¬ celona befindlichen Handschriften der Briefe des Petrus de Vinea erwähnt werden, welche Dr. Ewald im N. A. VI, S. 387 besprochen hat. Die Palaeographi cal Society hat eine neue Serie von ihren schönen Facsimiles begonnen, worin pl. 12 eine Seite des Virgil zeigt, welchen Berno an St. Martin in Tours vermacht hat, also allem Anschein nach ein Product der dortigen Schreibschule, jedoch erst aus der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts. Die Glossen sind zum Theil in tironischen Noten geschrieben und von W. Schmitz gedeutet. Von dem ‘Archivio paleografico Italiano, diretto da E. Monaci’ (A. Martelli, Roma, Via di Ripetta 228) sind als Vol. II. ‘Monumenti paleografici di Roma’ begonnen, deren erstes Heft 10 ausgezeichnete Tafeln enthält. Beson¬ ders interessant sind die ersten Tafeln mit Urkunden des 10. und ll.Jahrh., weil sie die Uebereinstimmung der Schrift der Notare mit den päpstlichen Bullen zeigen. Taf. 3 ist aus der Chronik des Benedict von San Andrea, 4 Usus Phar- phenses, 5 eine Seite des nur noch mangelhaft herausgegebenen Obituars von San Ciriaco in via lata, 6 — 8 drei Seiten des Reg. Greg. VII (mit Beschreibung der Hs. von Guido Levi), 9 und 10 aus der Canonessammlung des Cardinais Deusdedit. — Im 2. Heft des 1. Bandes berührt unser Gebiet nur eine Schriftprobe des Codex der Briefe Johanns VIII. Nachrichten. G09 Vom British Museum ist der 2. Theil des ‘Catalogue of ancient manuscripts’ (der erste enthält die griechischen) aus¬ gegeben, enthaltend die Handschriften bis 900 nebst einigen späteren, mit sehr schönen Phototypien. Die ausführlichen Beschreibungen (97) sind begonnen von Bond, vollendet von E. Maunde Thompson. Wir bemerken darunter die zwei Alcuinbibeln und eine von Theodulf, die aus St. Hubert stammt; S. 24, Harl. 2790, Evang. von Nevers mit den Namen der Bischöfe u. a. m.; S. 32, Harl. 2826, Evang. aus Eller bei Kochern, mit geschichtlichen Bemerkungen; S. 34, Tib. A. II, das Krönungsbuch mit den Namen von K. Odda und Mihthild; S. 50, Harl. 4980, Werke von Alcuin; Harl. 3024, Theodulf de spir. sancto; Add. 10 459, Ionas Aurel, de instit. laicali und Synodi Aquisgr. ad Pippinum libri III; Harl. 3026, Haymo in Apocalypsin; S. 56, Arundel 213, Codex des Schottenmönchs David von St. Jacob in Würzburg; S. 62, Add. 11880, mit Fortunati V. Radegundae und Arib. V. Corbiniani; S. 66, Harl. 3091, Paulini Aquil. Regula fidei (Poet. Lat. I, 126 be¬ nutzt) mit annalistischen Notizen aus Nevers, S. 67 gedruckt (SS. XIII, S. 88); S. 68, Cott. Vesp. B. VI, Beda de computo mit Catal. regum Francorum; S. 69, Add. 17 212, Granius Licinianus; Harl. 2736, Verse saec. IX. aus Cormery; S. 73, Fragm. Orosii aus Stablo, s. Zangem. Praef. p. XI; S. 74, Harl. 3095, mit dem Comm. Boeth. von Bovo von Corvey (Geschichtsq. I, S. 240); S. 79, Vesp. B. VI, [Bedae] Martyrol. metricum, und Listen der Päpste, engl. Bischöfe und Könige; S. 84, Harl. 5251, und S. 85, Harl. 3771, Fredegar, s. Krusch im NA. VII, S. 270 u. 301; S. 86, Arund. 375, Gesta Franc, und Fragm. de Pippino duce (Arch. VIII, S. 757, für uns von Dr. Peters verglichen); Harl. 208 und Royal 8. E. XV, Epi- stolae Alcuini; S. 87, Egerton 1934, Isidorus Pacensis (siehe darüber oben S. 604); zulezt noch 5 Sammlungen von Canones. Berichtigung'. Die oben S. 428 angeführte Bemerkung über das in der Ausgabe der Frankfurter Geschichtsquellen eingehaltene Ver¬ fahren ist nicht, wie es dort heisst, von dem ‘Herausgeber’ (der ganzen Sammlung, Dr. Grotefend), sondern dem Dr. Froning, der diesen Band bearbeitet hat. G. W. 610 Nachträge. Nachträge. Zu der von mir oben S. 354 herausgegebenen ‘Altercatio nani et leporis’ schreibt mir Herr Dr. Traube; ‘Es ist offenbar ein Spottgedicht eines Mönches auf seinen Genossen, der vom Abte animiert aus seiner klöster¬ lichen Schüchternheit herausgetreten war, aus einem Hasenfusse ein Streit¬ hengst geworden und bissig wie ein Hund. V. 12 ist graphisch leichter gemäss der Vergilstelle ‘versi’ einzufügen; v. 16 muss es wohl heissen ‘quem . . . committere prelia seva | Es teste prestanti, abbas, ortatus in illo’ (in illo prestanti teste = indem jener nun ein schönes Zeugnis dafür ablegt, wie einer u. s. w.); v. 23 ‘fuit unquam nullus’; v. 30 ‘sicque repente j Cristatus segnis, luctans velut ursus inermis’ etc.: so wird plötzlich der Feige ein Mann in voller Rüstung, er, der nie Waffen zu haben schien, kämpft wie ein Bär, jetzt ist ein grauser Tiger ... er, der eben noch ein Hase war; v. 34 ‘Persequitur solitos leporinam sternere gentem | Höstes. Dampna sui memorans hominumque canumque | Vas tat iam’ etc. Wie der Schluss zu verstehen, weiss ich noch nicht, doch ist das ganze wohl ein Scherz auf die blutigen, unblutigen Waffen des Hasen; ‘virga’ mag den Schweif bedeuten, der tötliche Schläge aus- theilt (wie ja auch Rute für Schweif in der Jägersprache gebraucht wird); v. 39 ist metrisch falsch und auch sonst will mir ‘caractere’ nicht passen. Ich vermuthe ein Substantiv (auch im Ablativ) gebildet zu ‘cratare’, ‘gra- tare’ (dies kommt ml. vor) kratzen, gratter französisch’. S. 343 v. 10 statt des unverständlichen ‘Pronesie’ schlägt Herr Dr. Traube ‘Frenesie’ (oder Frenesia, Frenetice) vor; v. 17 ‘Suetus et’ (da ‘vates’ metrisch unmöglich ist). Ich benutze diese Gelegenheit, um zwei Bemerkungen zu den von mir im 5. Bande dieser Zs. veröffentlichten Gedichten nachzutragen. S. 433 n. VII war bereits einmal von Mone 1833 abgedruckt in dem Anzeiger für Kunde des Deutschen Mittelalters H, 254; vgl. Neuwirth, Bauthätigkeit der Alamann. Klöster (Sitzungsber. der phil. hist. CI. der Wiener Akad. CVI, 62). S. 623 v. 23 habe ich an dem Worte ‘maforte’ mit Unrecht Anstoss genommen, da ‘mafors’ (mavors) eine Kapuze bedeutet. E. D. Zu S. 412. Es zieht sich durch die letzten Publieationen über den Codex in Novara XXX, 66 in vorwurfsvollem Tone die Angabe, dass u. a. Maassen auf die Bedeutung der Acten zum Schisma von 530 nicht aufmerksam geworden sei, am schärfsten bei Krusch in der Sybel- schen Zeitschr. 50, S. 316: ‘Maassen sind die Inedita ganz entgangen’. Nun giebt aber Maassen an der citierten Stelle S. 389 ausdrücklich an, er werde über die Sammlung der Eutychianischen Stücke (und unter diesen stehen die Acten zum Schisma) bei einer anderen Gelegenheit berichten. Leider wurde diese Notiz auch von mir übersehen. — Ich kann ferner jetzt auf persönliche Information hin noch mittheilen, dass Maassen später zur weiteren Untersuchung der Hs. wieder in Novara, die bereits an Amelli nach Mailand abgelieferte nicht mehr vorfand; und dass er dann in Mailand Amelli bei der Bearbeitung der betreffenden Stücke fand und so von einem besonderen Bericht darüber absah. Durch Maassens Bibliotheca erklärte übrigens Amelli an Maassen, auf diese Hs. erst aufmerksam gemacht worden zu sein, so dass in der That die in- tellectuelle Entdeckung der Acten gerade auf letzteren zurückzuführen ist. P. Ewald. Register. A. Acta a. 1111. 600; imperii 7. Adalbertus archiep. Magd. 439. Adalheid reg. Ung. 410. Adam Claromont. 225; von Domer- ham 595. Adelmanni rhytlimus 425. Adelsheim, Archiv 209. Adolfus rex 600. Adventus S. Bavonis 370; S. Lan- doaldi 219. Aedelstan rex 343. Aelfric, Grammatik 596. Aeneae Silvii epp. et opp. 228. 598 Agathias 428. Aimoini cont. 425. 606. Alanus de Insulis 595; Anticlaud. 597; Planctus nat. 596. Albertinus Mussatus 435. Albinus 356. Alcuin 601. 609; Bibel 609; cate- goriae 597; ep. 609. Alexander II. 597; III. Reg. 586; VI 591; Neekam 595. 596. Alexias 606. Alfredus sacrista 588. Amatus 430. Ambroise, altfranz. Epos 225. Amiens, Bibi. 216. 221. Andernach, Rotulus 437. Andreas Dandulus, Chron. 598; Ra tispon., chron. 600. Angilbertus de constr. eccl. 231. Anna Comnena 606. Annales Alsat. 433; Altah. 202. 425; Argent. 433; Astenses 426; Au- gustani 203; Beccenses 425. 432; Cluniac. 449; Cremon. 228; Ein- i hardi 241-307. 429. 604; Ein- sidl 202. 429; Erphesford. 129 f.; Fuld. 224; Herbipol. 606; Hersfeld. 605; Lauriss. maj. 241—307; min. 230. 232. 429. 604; Marbac. 433; Mettenses 604; Novocastr. 433; Pisani 139—161; Reinhardsbr. 100 —103; Sancti Blasii 202; Sancti Petri Erphesf. 103; Sangall. 426; breves 600; Weingart. 600. Annali di Venezia 599. Anonymus de situ orbis 212; Wein¬ gart. 601. Aribo 609. Arnstein 206. Arras, Bibi. 216. 217. 590. Asbburnham, Bibi. 200. 212. 603. Assisi, Bibi. 226. Asti 426. Augensegen 186 —191. Augsburg 196. Aurelins Victor 285. Ausonius 3. 597. Aventin 437. Avitus 3. B. Balduinus Trev. 444. Baptistae Paiarini chron. Vicent. 598. Bastard, Comte 450. Beda 588. 595. 596. 598. 609. Benedict von San Andrea, Chron. 608. Bernardo Maragone 139 —161; Segni 599. Bernardus Guidonis 395—399. 595. 597. Berner Chron. 436. 612 Register. Berno Aug. 601; von Tours 608. Bernoldus s. Ortliebus. Berthold von Ottobeuern 196. Blaudigny 374. Boccaccio 599. Boethius 609. Bologna 598; Arch. 229. Bonifatii Mog. sermones 446. Bonifatii VIII. Decr. 597; Reg. 443. Bordesholmer Bibi. 200. 448. Bornius de Sala 598. Boulogne, Bibi. 217. Bovo von Corvey 609. Brabanter Urk. 592. Braxholmii lib. de reg. Angl. 596. Brevensammlung 593. Brioude 347. Brittiscbe Gesch. bis Edw. III. 594. Brogne 217. Brügge, Bibi. 219. Brüssel, Bibi. 220. 449. Bruno I. Colon. 346. Bruno de bello Sax. 429. Bulla aurea 437. 600. Bullae pontt. 413. 442. 443. 581. 586. 588. 591—593. 595. 597. 600. 607. 608. Burchardi diarium 598. Burkard Zink 196. c. Caesar 282—285. Caesarius Heisterbac. 204. Calais, Bibi. 218. Calendarium 593. 594; Corbeiense 91. Cambridge, Bibi. 586. 594—596. 600. Canones 586. 601. 609; syn Tribur. 207. Capitularia 4. 6. 424. Carmen de bello Sax. 203; de Frid. I. 170. 230; de obitu Caroli Flandr. 216; de Sancto Bavone 219. 369. Cassiodor 4. 597 ; Var. 428. 445. 602. Catalogi epp. 426; epp. Angliae 609; epp. Brixin. 432; pontt. Rom. 215. 609; reg. Angliae 609; reg. Fran- cor. 609; reg. et imp. Rom. 602. Cencius camerarius 210. Chansons, Norman-Frencli 591. Chaueer 599. Cheltenham, Bibi. 588. Chemnitzer Chron. 436. Chronica eccl. Hamei. 439; Minorum 239; ord. Carthus. 602; pontt. Leod. 432 ; regia 392; Sancti Nicol. Memming. 601. Chronicle of England 599. Chronicon bis 1316 218; Abingdon. 596; Angliae et Scotiae 591; ar- chiepp. Ravenn. 228; Assis. 227. 235—239; Astense 426; Beccense 432; de Cucurno 590; epp. Morin. 426; Ferrar. 226. 228; Florentin. 593; fratris Teut. 233; imperat. Germ. 590; Italiae 589; Lauriss. 230. 232; Marienfeld. 204; Mo- guntin. 603; Oliv. 436; Sabaud. 431; Sancti Huberti 430; Sancti Petri Erf. 95—138. 435; Sublac. 204; Thuring. Vienn. 435; univ. Suev. 202; Vedastin. 604. Chronieorum epitome 595; eulogium 596. Chronik bis 1362. 594; franz. Eng¬ lands 594. Chronique des comtes de Flandre 599; des ducs de Normandie 590; des roys de France 592; de Saint-Denis 602. Chronographus a. 354. 221. Chronologische Tafeln 591. Claudianus 4. 217. 600. Clementis V. Decr. 597; VI. Reg. 443. Cluni, Bibi. 449. Codex dipl. von Polirone 591; Theo- dosianus 597. Coeln, Arch. 441; Sanct Georgen 197; Schreinskarten 437; Weiss¬ frauen 196. Collectio de scandalis eccl. 446. Columbani epp. 84—88 ; versus 449. Columbus, epp. 598. Comery 609. Concilium Flandriae 588; von Seligen¬ stadt a. 1023. 593. Confraternitatumlibri 7. 193. 375. 426. Conrad Tiirst 238. 436. Constantini donatio 439. Constantini mirabilia urbis Romae 602. Consuetudines ord. Charthus. 602. Continuator Reginonis 439. Cosmas 425. 430. Croisade contre les Albigeois 203. Cronica di Ferrara 591; di Pisa 599; Croniche bis 1362. 599; di Toscana 599. Register. 613 D. Daimberti patr. ep. 445. Dante 598. 599. David von St. Jacob in Würzburg 609. De lite abb. Elnon. et Hasnon. 216. Desiderii Casin. dial. 224; laus 356. Deusdedit 309—329. 608. Deutsche Urk. 593. Devastatio Constantinop. 606. Diebolt Louber 197. Dietrich von Niem 204. Diffidatio Adolfi regis 600. Dino Compagni 606. Dionysii cyclus 83. Douai, Bibi. 216. Draco Norm. 432. Dubduin 341. Dunelmensis eccl. hist, collectanea 594. Durazzo, G. Fil., Bibi. 602. E. Ebonis Apologeticum 231. Echternach 209. 608. Ecloga de Adalhardo 217. Egberti Trev. cod. 450. Einhard 241—307; epp. 7; transl. 231; V. Karoli 232. Elevatio Landoaldi 219. Eller bei Kochern 609. Emo 602. Enenkel 6. 433. Ennodius 4. 428. Epitaphium Ardonis 342; Atanasii 342; Hathawigae abb. 346; Lulli 446; Reginardi Leod. 197; Wolf¬ radi 347. Epitome Festi 597. Erfurt 435. Essen 346. Eugenii III. epp. 442. Eusebius 598. Eutropius 597. F. Farfa 608. Felieis Fabri descr. Sueviae 436. Felwald 336. Ferretus Vicent. 435. Festi epitome 597. Flämische Gesell. 600. Flandrische Urk. 591. 593. Flodoardi Ann. 224. Florenz 599; Bibi. 231. 603. Flores historiarum 595; temporum 600. Florus 597. Folcard von St. Bertin 588. Formulae 6. 198. 383. Fragmentum de Pippino duce 604. 609. Frankfurt 427; Bibi. 395. Frechulf 231. Freckenhorst 429. Fredegar 4. 609. Freising 429. Fridericus I. 600; II. 204. 593. 594. 601. Froissart 589. Fuldenses epp. 445. Fundatio Aquicinct. 216; Montis Amiat. 226 ; Sancti Aegidii Norwic. 593. G. G. de Charny 600. Galfridus de Vinosalvo 595. Gaufrid von Coldingham, Chron. 598. Genealogia com. Flandr. Bertin. 216; Karolorum 218; Normann. 593; regum Angliae 592. 595. Genealogiae Aquicinctinae 216. Genealogie des comtes de Dampierre 593. Gent, Bibi. 219. 369. 449. Genua 441; Bibi. 602. Geoffrey of Monmouth 591. German deeds, Urkunden 592. Gero Erzb. von Coeln 200. Gert van der Schuren 204. Gervasius Cantuariensis 595. Gesta Aldrici Cenom. 5; Anglorum 591; Apollonii Tyrii 199. 379— 382; Florentin. 435; Franc. 4. 94. 609; Frid. I. 6. 203; Ludolfi Ra- cesb. 448; pontt. Rom. 5. 230. 412—423. 453—465; reg. Anglo¬ rum 595; Trev. 203. Gino Capponi, Ann. Florent. 599. Giraldus Cambrensis 592. 595. 596. Glanvilla 593. Godescalc von Aachen 203. Gotfrid von Yiterbo 600. Gottesgerichte 207. Gottorper Bibi. 200. Gozbertus 601. Granius Licinianus 609. 40 Neues Archiv ect. X. 614 Register. Gratiani Decr. 597. Gregorius I. 336. 355. 597; Reg. 7; VII. Reg. 309—329. 608 ; IX. Decr. 597; Reg. 507—580; Turonensis 3. 4. 225. 425. 428. 603. Grottaferrata 449. Gualdonis V. Anskarii 217. Guelforum orig., Summula de 601. Guido de Columna 598 ; Marchensis 447; Pancirolli Regiensis 598. Guigo 602. Guillelmus de Nangis 204; Ongarelli, Cron. di Padua 599. Gulliermus Ventura 427. Guy von Flandern 592. H. Hadriani IV. ep. 587. Halberstadt 196. 443. Hameln 439. Hariulfi Gesta Centul. 217. Hartwic-Legende 605. Haymo, In apocal. 609. Heinrich IV. 202; VII. 592; Daube von Selbach 171; Hug 205; von Huntingdon 591. 595; Raspe 593; Taube 171. 436. Helinandus 425. 433. Hemingburgh, Chron. 595. 596. Herbertus poeta 351. Herbordus 431. Herlatzhofen 443. Hermann Zoestius 205. Herrad von Landsberg 450. Hertzebrock 444. Hieronymus 598. Hincmarus Rem. 429; epp. 448. 591; de ord. pal. 607. Hildebertus 595. 602; versus 370. Hirschau 409. Historia Aquicinct. 216; brevis lantgr. 99 f.; Britonum 591; Hierosol. 589; Minorum 434; regum Francorum 432. 606; Sancti Adelfi ep. Meten- sis 602. Historiae Reinhardsbr. 95 —138. Holkham, Bibi. 596—600. Holländische Urk. 592. Homilien, angelsächs. 595. Honorius I. ep. 89; III. Reg. 442. 507—580; Augustodunensis 601. Hrabanus Maurus 196. Hugbald von S. Amand 446. Hugo Flaviniac. 426. Humanisten 598. Hymnus de S. Adalberto 180—185. I. Innocentii III. Reg. 442; IV. ep. 592; Reg. 443. 507—580; VI. Reg. 443. Inschrift 212. Inventio S. Bertini 218. Irrsee 437. 443. Isidorus 595. 607; chron. 597; etym. 597; Pacensis 604. 609. Iso 601. Italienische Loclagesch. etc. 599. Itinerarium Hierosol. 594; Ricardi 225. J. Jacques de Guise 215. 599. Jacobus Malvetius, Chron. 598. Jacob Twinger von Königshofen 600. Jacobi de Voragine Chron. Jan. 602. Jansen Enikel 6. 433. Johannes VHI, epist. 608; Birel epist. 602; Dlugoss 391; Lenz 205; Malkaw 204; Monsterb. 436. Jonas Aurel. 609. Jordanes 425. Juster de Tournoi 600. Justiniani Novellae 597. k. Kaiserchron. 6. 207—209. Kaiserurkunden 7. 199. 202. 231. 400—403. 411. 424. 425. 434. 438—442. 444. 449. 592—594. 600. 601. 607. Karl HI. 607. Kienkok 206. Krain 438. Krönung der Kön. von Engl. 594. Krönungsbuch 609. L. Lamberti Floridus 426. 602. Langtoft, Chron. 591. Laurentiana, Bibi. 603. Leboynus diac. 192. 430. Lectionarium 590. Legenda Bonifatii 436; magna S. Hu- gonis Carthus. mon. et ep. Lincoln. 602; major 605. Levold von Northof 598. Leo IX 607. Register. 615b Lex Alam. 206.409. 467—505; Franc. Chamav. 4; Ribuar. 4; Rom. Visi- goth. 597; Sal. 6. Leges Anglosax. 593. 594. 597; imp. 6; Visigoth. 597. 600. Liber chronicorum 435; de temp. Reg. 227. 228; pontificalis s. Gesta; statutorum Florent. 599. Liberii (Martini I.?) elogium 446. Lienhart Flexel 196. Lincoln’s Inn zu London, Bibi. 594. Liudprandi legatio 202. Lodi, Statuten 209. London 594; Brit. Museum 196. 594. 600. 604. Lorenz Truchsess von Pommersfelden 365—368. Lorscher Briefcodex 209—211. Lucca, Bibi. 231. Lucii III. ep. 587. Ludowicus de Tringenberg 197. Ludwig Sterner 205. Lübeckische Chron. 425. Lüttich 197. Lupoldus Bebenberg. 231. Luxeuil, Manuscript 450. M. Mailand, Bibi. 603. Mainz 196. 210. 447; Chroniken 361 —368; chron. 603; Urk. 592. Mandevilla 600. Mansi, Concil. 607. Manzun 593. Marculfi formulae 383—388. Marienthal 608. Marsilius Patavinus 601. Martin von Geislingen 195; von Trop- pau, chron. 590. 595. 599; contin. 434. 595. 598. 602. Martyrologium Bedae 589. Mathias von Kemnat 406. Matthaeus Palmerius Florent., De temp. 598. 599; Paris. 424. Meginfredus 601. Meissen 440. Memoriale pot. Reg. 227. Memorie di Rimini 599. Menco 602. Merowüng. Reliquien 212. 219. 220. 369; Bertini 217. 218; Cuthberti 591; Donatiani 220; Florini 206; Germani 220; Gislen. 221; Goaris 220; Macharii 219. 370; Nicolai 407; Othmari 601; Remacli 220. 224; Thomae 594; Vedasti 216. 219; Walpurgis Tieli 220; Wandregisili 216. 218. 219; Winnoci 219. 220. Modena, Bibi. 227. Mons, Bibi. 221. IV. Necrologien 7. Necrologium Brunswic. 447; mon. in Bullikein 601; Olmut. 447. 605; Praed. Mergenth. 600; Sanctae Elisabeth Brux. 592; Sancti Cyriaci in Via lata 608; Sancti Germ. Prat. 425; Sangall. 426; Sanctorum An- dreae et Sabae 589; Weingart. 600. Nestor 203. Nevers 609. Nicolaus de Jamsilla 226; Specialis 598. Niedermünster 410. Nigellus 595. Nivardus 211. Nomina regum Francorum 232. Normannisches Epos 591. Notae Gemblac. 220. 0 . Odo de Cirentonia 595. Oehringen, Archiv 442. Ogerius Alferius 426. Olmützer Stadtbuch 438; Statutenb. 605. Origo Langob. 428. Orosius 199. 597. 609. Ortliebi et Bernoldi de orig. Zwifalt. 600. Orvieto 439. Ostertafel 93. Ostfriesland 209. Otackers Reimchron. 6. 424. 434. Otloh 407. 601. Otto Frising. 431; Gesta 231. 424. VIetlacher Rolle 444. Metz, Urk. 591. 592. Miracula 591; Adalliardi 220 ; Aman- i Outa abb. 410 di 215; Audomari 218; Bavonis; Oxford, Bibi. 600 605. Ottobeuern 196. Otwini abb. epistola 219. 374. 40* 616 Register. P. Padua 598. Paschalis II. 600. 607. Passio Fidis metr. 336; Livini 370; undecim mil. virg. 602. Paulini Aquileg. regula fidei 609. Paulus Diac. 165. 201. 597. 598; Hist, Langob. 230. 231; hom. 389. Pauli et Geb. epp. 209. Petrarca 599; epp. 200. 598. Petrus Comestor 595; Dam. de com- mend. vitae sol. 602; de itin. Bur¬ gund. 224; 1. Gratiss. 218. 231; Johannis fil. versus 602; Popon 447; de Riga 425; de Vinea epp. 608. Philippa von Hennegau 592. Philippus archiep. Colon. 445; de Lignamine 598. Pindarus Thebanus 446. Pistoja 597. Placita dans la Ville de Mollin 588. Plassenburger Archiv 442. Poetae lat. aevi Carol. 4. 7. 198. Polirone, Cod. dipl. 591. Pontt. Rom. bullae et reg. 210; epp. 7; libri formularum 35 — 79. Praefatio in V. S. Gebhardi ep. Const. 602. Prüm 449; Urbar 444. Pseudoisidor 607. R. Radulfus Niger 595. Rahewin 231. 424. Raimundus Turcus 426. Rainaldus de calam. Corneti 225. Ramwold 389. Ranulfus de Higden, Chron. 590. 595. Reconciliatio Alex. III. et Frid. I. 598. Reginonis Cont. 201. Registrum brevium 443. Reggio, Chron. 227. Regula s. Benedicti 589. Reinhardsbr. Historien 95—138. Rheinau 375. Ricardus Pictaviensis 592; von Pre- aux 595. Ricobaldus Ferrar. 225. 226. 228. Ricordus 432. Rimbertus 601. Ripen, Stadtrecht 207. Robert von Auxerre 433; de Aves- bury 595; of Gloucester 595; de Monte 426. Rom, Barb. 226; Minerva 226. 378; Vallicell. 225; Vat. Arch. 441. 443. 445; Bibi. 221—225. 230. 448. Römische Kaiser 594. Rorbach, Bernh. und Job 428. Rudolf, Weltchron. 605. Rufinus 598. s. Saint - Amand 215. Saint-Bavon 369. Saint-Bertin 217. 218. 340. Saint - Hubert 609. Saint - Martin, Tours 608. Saint-Omer, Bibi. 218. Salimbene 5. 221. 434. Salzburger Weltchron. 224. 233. Samuel Karoch 197. San Zeno, Pistoja 597. Sanct Blasien 410. Sanct Emmeram 407. Sanct Gallen 341. 355. 426. Sanct Jacob, Würzburg 609. Sanct Maximin, Urbar 444. Sanct Paul 410. Sanct-Poeltener Stadtr. 207. Sanct Vincenz, Metz 592. Sanctorum Andreae et Sabae mon. necrol. 589. Sanctus Johannes de Viridario, Padua 598. Santa Maria Novella, Florenz 599. Satira de Urb. II. 209. Saxo Gramm. 432. Schisma a. 530. 412-423. 581 — 585. 610. Schlesische Regesten 211. Schleswig-Holst. U. B. 438. Schoenau 206. Schoenthal 601. Schwabenspiegel 178. 207. 437. Secreta fid. crucis 200. Secundus Trident. 428. Sedulius 597. 603. Sicardus 227. Sidonius Apoll. 4. 200. Siegel 445. Sifrid Schieint 196. Sigeboto 9 — 34. Simeo Dunelmensis 598. Spanien, Arch. und Bibi. 608. Stablo 197. 609. Register. 617 Stadtreehte 6. 207. 437. Statuta Angliae 597. Statuti di Venezia 599. Steir. Reimchron. 6. 424. 434. Stephani papae relatio 218. Stephan Langton 595. Storia di Padua 599; di Venezia 599. Strassburg 210. Stuttgart Bibi. 200. 600—602. Sulpicius Severus, dial. 601. Summa legum 437. Symmachus 3. T. Tarih Mansuri, arab. Chron. 204. Tegernsee 601. Thadeus de Roma 170. Theodulf, Bibel 609; de spir. s. 609. Thomae Cap. Summa 200. Tironische Noten 608. Tournay 589 — 591. 593. Tours 445; Kalligraphie 450. 608. Tractat über Pferdeheilk. 593. Translatio Alexandri et Justini 429; Bavonis 219. 370; Calixti Cison. 220; Eugenii 201; Floriani 605; Fortunatae 224; Germani 231; Ger- miniani 228 ; Januarii 224 ; Lan- doaldi 219. 370; Landradae 370; Livini 216; Marcellini et Petri 231; Odiliae 201; Sanctae Crucis in Bronium 217; Sebastiani 216; Ti- burtii 224. Trient 444. Trier 210. Trivet, Chron. 595. 596. Trivulziana Bibi. 603. Tiirst, Conr. 238. 436. u. Udalricus mon. scriptor 410. Ulm 196. Urbani IV. ep. 172—179. Usus Pliarphenses 608. Utrecht 592. 593. V. Valenciennes, Bibi. 215. Vehmgerichte 207. Venantius Fortunatus 609. Venedig 598. 599. Verbriiderungsbb. 7. 193. 375. 426. Versus 233. 331—357. 405. 446. 447. 449. 592. 593. 595. 596. 610; de Bobuleno 334; de Clem. (III) 211. Victor Tunnunensis 598. Villani 599. Villinger Chronik 205. Vineenz von Beauvais 690. Virtutes S. Eugenii ap. Bronium 220. Visio Karoli 218. Vita Adalhardi 217 ; Adalheidis imp. 449; Adelheidis Vilic. 220; Agno- fledis 429; Aidani 592; Alrici Ast. 426; Andreae 603; Angilberti 217. 218; Anskari 3. 5. 216. 601; Ar- nulfi Suess. 219. 220; Augustini 592. Vita Basini 428; Bavonis 369; Bene- dicti Anian. 5; Bern. Clarev. 431; Bertulfi Rentic. 219; Burkardi 600. Vita Columbae 592; Corbiniani 609; Cuthberti 594; Dionysii Areop. 601; Edwardi reg. 592 ; Emmerammi 601; Ethelberti 595; Filiberti 217; Flo- rini 201; Folquini 216 — 218. 220; Frid. Traj. 219. 220. Vita Galli 601; Geraldi 449; Gerardi Bron. 201. 221; Germani Autis. 449; Gilberti Valent. 215; Gode- hardi ep. Hildesh. 602; Hadriani 201; Heinr. IV. 203; Hildegardis 595; Hugonis Clun. 449; Hug. Marchian. 216. Vita Lamberti 600; Lamb. Bertin. 218; Landoaldi 370; Landolfi Ast. 426; Launomari 215; Lonochili 429; Macharii 219. 370; Majoli 449; Martini 601; Medardi 449; Meginrati 220; Meingoldi 220. 593i Nicolai 407. Vita Odilonis 600; Odonis Camerac. 216; Od. Clun. 449; Odiüfi 218. 220; Oswaldi 592. 594; Othmari 601; Ottonis Bab. 431; Paulinae 9—34; Popponis 202. Vita Radegundis 449. 609; Remacli 593; Remigii 428. 449; Rimberti 3. 5; Servatii 428; Silvestri 169; Stephani 605; Symberti 602; Theu- derii 449 ; Thiadhildis 429; Thomae Becket 594. Vita Udalrici ep. Aug. 601; Udonis archiep. Magd. 601; Ursulae 200; Vedasti 428; Wiberti Gembl. 220; Willehadi 169; Willibaldi et Wyn- neb. 225; Willibrordi 601; Winnoci 219. 220; Wolfgangi 601. Vitae Sanctorum 590. 595. 618 Register. W. Walafrid 166—169. 601. Walteri Castell. Alexandreis 597. Walter Map, Ged. 595. Wappen von Brabant 600. Weimar 608. Weingarten, Bibi. 600. Weltchronik, Rudolf 605; Sachs. 435; Salzb. 224. 233; Schwab. 202. Wertheim, Archiv 209. Wien 593. Wilhelm von Malmesbury 592. 595. 596; cont. 595; von Zimmern 361. Wipo 429. Wolfenbüttel, Bibi. 448. Worms, Archiv 442; Chroniken 442. Wormser Concordat 440. Würzburg 609. Wurmsegen 193. Y. Ysingrimus 211. Gesammtreglster von Band I —X nach den Verfassern und nach dem Inhalte der Abhandlungen. Von C. R o d e n b e r g. Gesammtregister nach den Anemiiller, Ernst. Sigeboto’s ver¬ lorene V. Paulinae X, 9—34. Arndt, Wilhelm. Reisebericht II, 233—299. 628. — Zwei Bullen Inno- cenz II. IV, 199—201. — Ueber einige Handschriften in Petersburg V, 220 — 221. 650. Bär, Max. Nachträge zu den Regesten Karls IV. IX, 215 — 220. Bartsch, Karl. Aus Prora und Puppis I, 594—599. Bau mann, F. L. Die Koptische Compilation der Zwiefalter Chro¬ niken Ortlieb’s und Berthold’s V, 452 — 456. — Isingrim, der Freund Otto’s von Freising VI, 600—602. — Bericht über schwäbische Todten- bücher VII, 19—41. — Isnyer Ge¬ schichtsquellen des 12. Jahrh. und zur Geschichte des Chronicon Otten- buranum VIII, 147—166. — Ueber Todtenbiicher der Bisthümer Chur und Constanz VIII, 425 — 447. Bernhardi, Wilhelm. Ann. Peutin- geriani VI, 455—456. Bernoulli,A. Ann.ParisiensesVIII, 616 — 621. — Fragmente einer Uebersetzung der Notae historicae Argentinenses IX, 209 — 210. Betlimann, C. L. Die Evangelien- handschr. zu Cividale II, 112 —128. — Langobardische Personennamen II, 599—600. Bethmann, C. L., und Holder- Egger, O. Langobardische Re¬ gesten III, 225—318. Breitenbach, Oskar. Die Quellen der Reichenauer Chronik des Gallus Oehem und der hist. Werth dieses Werkes n, 157—204. Bresslau, Harry. Kaiserurkunden in Vercelli und Verona I, 417—421. — Beiträge zur Kritik deutscher Geschichtsquellen des 11. Jahrh. H, 539 — 596. — Reise nach Italien im Herbst 1876 HI, 77-138. — Neues Archiv etc. X. von Band I — X Verfassern. Zu Anselm dem Peripatetiker in, 419 — 420. — Bemerkungen zum Text des Wipo V, 195 — 196. — Handschriftliches aus Italien V, 438 —451. 651. — Ein Brief des Erz¬ bisch. Bardo von Mainz VI, 441 — 442. — Die Siegel der deutschen Könige und Kaiser aus der salischen Periode 1024—1125 VI, 541 — 578. — Hermann von Reichenau, Ber¬ nold und die Schwäbische Welt¬ chronik VIII, 188—190. — Fun- datio ecclesiae Sancti Albani Na- mucensis VIII, 587—598. Brosien, Hermann. Wilhelm von Nangis und Primat IV, 425—510. Diekamp, Wilhelm. Die Wiener Handschr. der Bonifatius - Briefe IX, 9—28. Dorr, Robert. Beiträge zur Einhard¬ frage X, 241 — 307. Diimmler, Ernst. Gedichte aus dem 11. Jahrh. I, 175 — 185. III, 659. — Aus Handschriften I, 584 — 586. — Gedichte aus Frankreich II, 222— 230. — Ungedruckte Grabschriften II, 601 — 604. — Aus Handschriften III, 187—191. 660. —AusHandschr. IU, 405—411. — Die handschrift¬ liche Ueberlieferung der lateinischen Dichtungen aus der Zeit der Karo¬ linger IV, 87—159. 239—322. 511 — 582. 632. 633. — Aus Handschr. IV, 176—183. 397—400. — Ein Schreiben Meinzo’s von Constanz an Hermann den Lahmen V, 202 —206. — Aus Handschriften V, 427 —437. 621 — 636. X, 610. — Mittel¬ alterliches Ruderlied "VH, 190—191. — Verse des 11. Jahrh. VI, 443 — 446. — Ungedruckte Briefe VII, 191 —194. — Zu den carolingischen Formelsammlungen VII, 401— 403. — Gedichte aus Münchener Hand¬ schr. VII, 605—613. — Zum Paulus Diaconus X, 165. — Lateinische 41 622 Gesammtregister von Band I—X Gedichte des 9. bis 11. Jahrh. X, 331-357. 610. Dünzelmann, Ernst. Beiträge zur Kritik der karolingischen Annalen II, 475—537. Ewald, Paul. Acht päpstliche Pri¬ vileg. II, 205—221. IV, 632. - Reise nach Italien im Winter 1876 auf 1877III, 139—181. 319—383. 659. — Studien zur Ausgabe des Registers Gregors I. III, 433—625. — Zwei Bullen Leo’s IX. IV, 184—198. — Die Papstbriefe der Brittischen Sammlung Y, 275—414. 505 — 596. — Reise nach Spanien im Winter 1878 auf 1879 VI, 217-398. 653. — Zu den Papstbriefen d. Brittischen Sammlung VI, 452—454. — Zu Corippus in laudem Justini VI, 581 — 589. — Mittheilungen VII, 195 — 215. — Zwei unedierte Briefe Gregors I. VII, 587 — 604. — Mit¬ theilungen VIII, 354—364. — Zu den Papstbriefen der Turiner Samm¬ lung VIII, 606—608. — Zur Diplo¬ matik Silvesters II. IX, 321—358. — Zu den älteren päpstlichen Blei¬ bullen IX, 632 —635. — Acten zum Schisma des Jahres 530 X, 412 — 423. 610. Falk. Notizen IX, 646-647. — Oertlichkeitsbestimnnuigen zu den Monum. Germ. hist. VI, 198—199. Fitting, H. Zur thatsächlichen Be¬ richtigung III, 399 — 402. Foltz, Karl. Die Siegel der deut¬ schen Könige und Kaiser aus dem sächsischen Hause (911 —1024). Mit einem Vorwort von Th. Sickel. III, 9 - 45. — Die Kaiserurkunden des Bisth. Utrecht V, 267 273. Francke, Kuno. Zur Charakteristik des Cardinais Humbert von Silva Candida VII, 614—619. Frensdorff, F. Ueber eine Samm¬ lung der deutschen Stadtrechte als Bestandtheil der Monum. Germ. II, 9—28. — Archivreise nach Belgien zum Behuf einer Ausgabe der altern deutschen Stadtrechte IV, 43 — 57. — Reise nach Holland zum Behuf einer Ausgabe der älteren deutschen Stadtrechte V, 31 — 49. — Dritter Bericht über die zur Herausgabe der altern deutschen Stadtrechte unternommenen Vor¬ arbeiten VII, 9 —17. Gill er t, K. Lateinische Handschr. zu St. Petersburg V, 241 — 265. 599 -617. VI, 497—512. 652. Grandaur, G. Berichtigung- der Chronologie Benedicts IX. und Sil¬ vesters III. V, 200-201. Hahn, H. Ein übersehener Brief des Papstes Zacharias I, 580—583. H a r 1 e s s, W. Eine wiederauf¬ gefundene Handschr. der Ann. Aquenses III, 414—418. Harttung, Julius. S. v. Pflugk- Harttung. Hartwig, O. Ueber eine Pisaner Chronik IV, 416—417. — Hand¬ schriftliches VIII, 381 — 383. Hegel, C. Mainzer Chroniken-Hand- scliriften X, 361 — 368. Heller, Johannes. Ueber die Chro¬ nica Humberti albarum manuum I, 207 — 211. — Reise nach Loth¬ ringen, Nordfrankreich und Belgien vom October 1875 bis März 1876 II, 301 — 324. — Ueber die Herrn Balduin von Avesnes zugeschrie¬ bene Hennegauer Chronik und verwandte Quellen VI, 129—151. Heyd, W. Handschriften der mit der Königlichen öffentlichen Biblio¬ thek in Stuttgart vereinigten vor¬ maligen Königlichen Handbibliothek X, 600 — 602. Heydenreich, Eduard. Ein neu ge¬ fundenes Handschriftenbruchstück des Liber pontificalis V, 210—215. Höhl bäum, Konstantin. Die Ann. von Dünamünde VIII, 612—615. — Handschriftliches zur Gesch. Kölns IX, 221-224. Holder, Alfred. Mittheil, aus Hand¬ schriften I, 413 — 416. 607. II older-Egger, Oswald. Unter¬ suchungen über einige annalistische Quellen zur Geschichte des 5. und 6. Jahrh. I, 13—120. 213—368. II, 47—111. — Ueber eine Chronik aus Altzelle VI, 399 — 414. — Zu Folcwin von St. Bertin VI, 415— 438. — Notizen von S. Epareh in Angouleme und S. Martial in Limo¬ ges VII, 630—637. Ueber eine nach den Verfassern 623 Handschr. des Guillelmus Seotus VIII, 184—187. — Handschriften der Gräflich Stoibergischen Biblio¬ thek zu Wernigerode VIII, 203 — 209. — Neue Handschriften des British Museum VIII, 397—400. — Ueber die V. Lulli und ihren Ver¬ fasser IX, 283—320. 658. — Hand¬ schriften der Kgl. Bibliothek zu München IX, 389 — 441. 541 — 600. — Aus Handschriften X, 369 — 374. — S. Bethmann. Holder-Egger, Oswald, und Waitz, Georg. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien 1883, 1884. X, 213 — 239. Huemer, Joh. Zu Walafrid Strabo X, 166 -169. Kade, Reinhard. Beschreibung eines Legendars VIII, 365 — 367. — Ein lateinischer Hymnus auf S. Adal¬ bert X, 180—185. — Ein Augen¬ segen X, 186—191. Kaltenbrunn er, Ferdinand. Die Salzburger Kammerbücher und der Codex Traditionum capituli Salis- burgensis I, 499 — 506. — Ein Kalender aus dem Anfang des 13. Jahrh. HI, 385-395. Kindscher, F. Zu von Heinemann’s Cod. dipl. Anhaltinus II, 608—610. — Eine Originalurkunde Hein¬ richs II. VIII, 368. Köhler, Fr. Beiträge zur Textkritik Liudprands von Cremona VIn, 47-89. König, Dietrich. Ueber die dem Jacob von Mainz zugeschriebenen Werke V, 149 — 191. 650. — Ueber die Herkunft des Albertino Mussato VII, 121—133. Krause, K. E. H. Zu den Versen im N. A. IX, S. 628. X, 405—406. K rusch, Bruno. Die Briefe des Hilarus und Victorius IV, 169 —172. — Die Chronicae des sogenannten Fredegar VH, 247—351. 421 — 516. — Die Einführung des grie¬ chischen Paschalritus im Abend¬ lande IX, 99—169. 658. — Ueber eine Handschr. des Victurius IX, 269—282. 658. — Chronologisches aus Handschriften X, 81 — 94. Lamprecht, Karl. Verse und Mini¬ aturen aus einer Evangelienhand¬ schrift des 10. Jahrh. der Kölner Dombibliothek (jetzt Darmstädter Hofbibliothek Nr. 1489) IX, 620 — 623. Lehmann, Karl. Zur Textkritik und Entstehungsgeschichte des ala- mann. Volksrechts X, 467 — 505. Liebermann, Felix. Handschrif¬ ten in Englischen Bibliotheken X, 588 — 600. — S. Pauli. Lindner, Theodor. Urkunden Günthers und Karls IV. VIII, 133 —145. — Nachträge zu den Re¬ gesten Karls IV. VIII, 251 — 283. Löwenfeld, Samuel. Gelegent¬ liches IV, 173—175. — Zur Chro¬ nologie einiger Briefe Paschals II. und Calixts II. VI, 590—599. — Papsturkunden in Paris. Ein Reise¬ bericht nebst einem Anhang unge¬ druckter Papstbriefe VII, 143 — 167. — Päpstliche Originalurkunden im Pariser Nationalarchiv (von Formosus bis Coelestin III.) VIII, 555—586. — In den Biblioth. der Normandie. Bericht über eine Reise im August 1882 IX, 359—388. 658. — Acht Briefe aus der Zeit König Berengars gedruckt und er¬ läutert in: Ceriani e Porro, II rotulo opistografo del principe Antonio Pio di Savoja. Au« dem Italie¬ nischen mit eigenen Bemerkungen IX, 513 — 540. — Die Canonsamm¬ lung des Cardinais Deusdedit und das Register Gregors VII. X, 309 — 329. -— Ueber ein Fragment des Registers Alexanders III. mit unbe¬ kannten Briefen und einer neuen Canonsammlung X, 586—587. Losertk, J. Varianten der Bres¬ lauer Handschrift des Domherrn Franz von Prag V, 217—219. Manitius, Max. Einharts Werke und ihr Stil VII, 517 — 568. — Das Epos ‘Karolus Magnus et Leo papa’ VIII, 9—45. — Nachtrag VIII, 197-198. — Zu dem Epos ‘Karolus Magnus et Leo papa’ IX, 614-619. Marczali, H. Planctus destructio- nis regni Ungariae per Tartaros II, 616—626. 41* 624 Gesammtregister von Band I—X May, J. Zur Kritik des Wipo III, 412—413. — Bemerkungen zu Wipo IV, 413—415. — Be¬ merkungen zum Text des Wipo V, 196—199. — Ueber eine Hand¬ schrift des Bertold und Bernold VIII, 609—611. Mayr, Martin. Wiener Handschr. zur Bayerischen Geschichte V, 119 —148. — Geschichtliches aus dem Kloster Asbach V, 216. Meinardus, Otto. Formelsamm¬ lungen und Handbücher aus den Bureaux der päpstlichen Verwaltung des 15. Jahrhund, in Hannover X, 35 — 79. M e rke 1, Joh. Varia aus italienischen Biblioth. I, 569 — 575. — Ueber die Biblioth. des Cistercienserklosters S. Croce di Gerusalemme in Rom I, 576—579. M eyer, W. Verse auf König Rudolf VII, 216-217. Meyer von Knonau, Gerold. Die Anfänge des Klosters Rheinau X, 375—377. M ommsen, Theodor. Zu Paulus Diaconus III, 185—186. — Epi¬ taphium Caesarii consulis Neapoli- tani III, 403—404. — Die Quellen der Langobardengeschichte des Paulus Diaconus V, 51 —103. — Die germanischen Leibwächter der römischen Kaiser VIII, 349—351. — Jamblichos bei Jordanes VIII, 352. — Vandalische Beutestücke in Italien VIII, 353. — Ueber die Acten zum Schisma des Jahres 530 X, 581—585. Nürnberger, A. Verlorene Hand¬ schriften der Briefe des h. Boni- fatius VII, 353—381. — Zur hand¬ schriftlichen Ueberlieferung der Werke des h. Bonifatius VIII, 299—325. Otto, Fr. DasExordium magnum ordi- nis Cisterciensis des Klosters Eber¬ bach im Rheingau VI, 604 — 605. P ab st, H. Reise nach Italien 1869/70 II, 29—46. 628. Pannenborg, A. Zu der Ausg. des Emo und Menko I, 199— 200. — Zu Emo und Menko VIII, 378—380. Pauli, Reinhold. Ueber Ms. Magdal. Lat. 14 zu Oxford I, 160—168. — Einige Bemerkungen über die Bi¬ bliothek des verstorbenen Sir Tho¬ mas Philipps II, 429 — 432. — Aus Oxforder Handschr. II, 432—434. — Englische Analekten III, 208 — 215. P auli, Reinhold, und Liebermann, Felix. Englische Handschriften V, 637—644. Perlbach, M. Die Handschr. der Denkwürdigkeiten des Minoriten Jordanus de Giano VI, 606—612. Pflüger, W. Wipo’s Vita Cliuonradi imperatoris II, 129 —156. v.Pflugk- Harttung [Harttung], Julius. Sermo de informatione epi- scoporum(Sermo de dignitatesacer- dotali) I, 587 — 593. — Briefe aus den Jahren 1047 — 1146. VI, 626 — 636. — Beiträge zu Jaffe’s Regesten¬ sammlung VII, 83 —120. — Anti- quitates Arnulfinae VII, 218—224. — 1) Die Register Gregors VII. 2) Papsturkunden in Karlsruhe (bis zum Jahre 1198) VIII, 227—250. — Gefälschte Bullen in Monte Cassino, La Cava und Nonantola IX, 473—494. Prutz, Hans. Studien über Wilhelm von Tyrus VIII, 91 — 132. Ranke, E. Zur Kritik der Biographie des h. Engelbert IV, 202—206. Riege r, Karl. Ein Dictator aus der Zeit Otto’s I. und Otto’s II. als Bei¬ trag zur Diplomatik der Ottonen I, 507—532. 607. Rodenberg, Carl. Der Brief Ur¬ bans IV. vom 27. Aug. 1263 und die deutsche Königswahl des Jahres 1257 X, 172—179. — Ueber die Register Honorius III, Gregor’s IX und Innocenz IV. X, 507 — 578. Röhricht, R. Burgundisches VIII, 194—196. Roth, F. W. E. Eine Frankfurter Handschr. des Bernardus Guido zur Geschichte des Dominikanerordens X, 395 — 399. — Drei ungedruckte Kaisernrkunden und eine Erz- bischöflich Mainzer Urkunde X, 400—404. Sauer. Ueber ein Falkensteiner Co- pialbuch in deutscher Sprache VIII nach den Verfassern. 625 181 —183. — Ueber eine Handschr. des Pantheon Gotfrid’s von Viterbo IX, 612-613. Schaube, Adolf. Bernardo Mara- gone doch der Verfasser der Ann. Pisani X, 139-161. Schenk zu Schweinsberg, Gu¬ stav Frhr. Magister Heinrich der Taube von Selbach X, 171. Schepss, Georg. Funde uud Stu¬ dien zu Apollonius Tyrius, Charta- rium Farfense, Donat, Boethius und zur lat. Glossographie IX, 171—194. — Beschreibung eines alten Pa¬ lastes X, 378—380. Schmidt, Ludwig. Ravennatische Annalen bei Beda IX, 197—200. S ch mi dt-R e d er, Oscar. Ein Codex aus Gorzia IX, 201. Schoop, A. Zur Kritik der Gesta Tre- virorum 1152—1196. IX, 605 — 611. Schultze, Walther. War Johannes von Gorze historischerScliriftsteller? Eine quellenkritische Untersuchung IX, 495 — 512. Schum, W. Beiträge zur deutschen Kaiserdiplomatik aus Italien. Ar¬ chiven 1,121 —158.607.— Mitthei¬ lungen über Originale einiger päpst¬ licher Bullen für Anhaitische Klöster III, 203 — 205. — Mittheilungen über die Fürstl. Metternichsche Bi¬ bliothek auf Schloss Königswart in Böhmen V,457—465.651. — Ueber neuerdings wieder aufgefundene Originale päpstlicher Bullen für Nienburg a. d. Saale VI, 613—625. Schwarzer, Joseph. Vitae und Miracula aus Kloster Ebrach VI, 513—530. 654. v. Sickel, Theodor. Programm und Instruction der Diplomata-Abthei¬ lung I, 427—498. — S. Foltz. Sim onsfe 1 d, H. Kurze Venetianer Ann. 1,395—410.111,223.—Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren VII, 43—72. — Ueber eine Hand¬ schrift des Chronicon Urspergense VII, 213 — 215. — Ueber das Ver¬ hältnis desTolomeo vonLucca zu den älteren Florentiner Chron. VIII, 386 —396. — Bemerkungen zuRagewin IX,203—208. — Ueber einige Hand¬ schriften in Italien IX, 644—645. Stern, Alfred. Briefe des Freiherrn vom Stein an N. F. von Mülinen IX, 257—268. Thaner, Friedrich. Papstbriefe IV, 401—406. — Ueber eine Handschr. des Humbert IX, 603 — 604. T h ein er, A. Ein Brief von Theiner an Pertz VII, 189—190. Traube, Ludwig. Zu der Ausgabe der Gesta Apollomi X, 381—382. Ulanowski, Boleslaw. Ein Beitrag zur Quellenkunde der Historia Po- lonica des Johannes Dfugosz X, 391 — 394. Ulmann, H. Ueber den angeblichen Verf. des Gedichts in den Ann. Ceccanenses I, 191 — 192. Waitz, Georg. Erdichteter Brief Al- cuins über die Herkunft der Bene- ventanerl, 169—172. — Angebliche Bussvorschrift für den Langobarden¬ könig Aistulf I, 422—424. III, 659. — Ueber die handschriftlicheUeber- lieferung und die Sprache d. Historia LaDgobardorum des Paulus I, 533 — 566. 607. — Reise nach Italien im Frühjahr 187611,325-381.111,223. — Todesanzeige des Bisch. Otto von Gurk (1214) H, 447. — Georg Heinr. Pertz und die Monum. Germ, hist. H, 451—473. — Ueber kleine Chroniken des 13. Jahrh. III, 47 — 76. — Ueber eine Bamberger Handschr. III, 192 — 194. 660. — Obedienzerklärungen Burgundisch. und Französischer Bischöfe III, 195 —202. — AusneuenHandschr.-Cata- logen HI, 216-218. VI, 652. — Reise nach England und Frankreich im Herbst 1877 IV, 9—42. — Aus Handschr. IV, 163—168. 633. — Ueber die verschiedenen Texte des Liber pontificalis IV, 215—237. — Handschr. in Englischen und Schot¬ tischen Biblioth. IV, 323—393. 583 — 625. 633. V,651.—Ueber d. Gesta Ludovici VIII. Franc, regis und ver¬ wandte Französische Geschichts¬ quellen V, 105—118. — Ueber die V. Anselmi Lucensis V, 222—224. — Zur Frage nach den Quellen der Historia Langobardorum V, 415 —424. — Zur Geschichtschreibung der Karolingischen Zeit V, 475 626 Gesammtregister von Band I—X —502. — Ueber die Gesta und Historia regis Ludovici VII. VI, 117—128. — Aus neueren Hand¬ schriftenverzeichnissen VI, 187 — 189. — Handschriften von Ein¬ hards V. Karoli YI, 195 — 197. — PariserHandschr.YI,473 —496. 654. — Ueber Anselm’s Gesta episcopo- rum Leodiensium VII, 73—81. — Ueber die sogenannte Abbreviatio gestorum regum Frauciae VII, 385 —390. - Ueber eine Bearbeitung der V. Bonifatii des Willibald VIII, 169 —171. — Aus spanischen Hand¬ schriften VIII, 172—175. — Ueber den sogenannten Catalogus Cono- nianus der Päpste IX, 457 — 472. — Zu den Münchener Handschriften IX, 636 — 643. — Ueber die Ita¬ lienischen Handschriften des Liber pontiücalis X, 453—465. — Hand¬ schriften der Bibliothek G. Fil. Du- razzo in Genua X, 602. — S. Holder- Egger. Wattenbach, Wilhelm. Briefe aus Heinrich III. Zeit I, 173 —174. — Aus dem 12. Jahrh. I, 186 —190. 607. — Erfurter Urkunden I, 193 — 198. 607. — Verse aus England I, 600 — 604. — Bericht über eine Reise durch Steiermark im August 1876 II, 383—425. 628. III, 223. — Aus Handschr. U ; 435—446. 628. — V. Gauzlini abbatis Floriacensis II, 605—607. III, 223. — Aus Verona III, 206 —207. — Ein Be¬ richt über die Schlacht bei Hems am 23. Dec. 1299 IV, 207-208. — Aus Handschr. IV,407 —412. 633. — Ein Brief an Erzbisch. Udo von Trier V, 207—209. — Eine Hildes¬ heimer Briefsammlung VI, 169 — 184. — Ein altes Pastoralschreiben VI, 192—194. 652. — Aus Stutt¬ gart und Schaffhausen VI, 447 — 451. 654. — V. Hildegundis metrica und andere Verse VI, 531—540. — Ueber eine unbenutzte Handschr. Oesterreichischer Annalen VII, 135 —142.— Geschichtliche Handschr. der fürstl. Oetting-en - Wallerstein- schen Biblioth. zu Maihingen ver¬ zeichnet von Philipp Jaffe VII, 169 —186, — Aus Handschriften VII, 396 — 400. — Handschriftliches VII, 620 — 629. — Mittheilungen aus Handschriften VIII, 191—193. — Nachricht von drei Handschriften in Eisleben VHI, 285—298. — Die Handschriften der Hamiltonschen Sammlung VIII, 327 — 346. — Ver¬ schiedenes VIII, 369—377. — Das paläographische Prachtwerk des Grafen Bastard VIII, 449-472.— Aus Handschriften der Berliner Bi¬ blioth. IX, 624— 630. — Aus Hand¬ schriften X, 192—195. — Aus neu¬ eren Handschriftenverzeichnissen X, 196 —197. — Aus Handschriften X, 407—411. W e i 1 a n d, Ludwig. Ueber die Weich¬ bildchronik I, 201—206. — Be¬ schreibung einiger Handschr. der Universitätsbiblioth. zu Giessen IV, 59 — 85. — Aus dem Anecdoten- buche des Schulmeister Konrad Derrer von Augsburg IX, 211—214. Wenck, Karl. Albrecht von Hohen¬ berg und Matthias von Neuenburg IX, 29 — 98. 658. — Thadeus de Roma IX, 202. — Zur Entstehungs¬ geschichte der Reinhardsbrunner Historien und der Erfurter Peters¬ chronik X, 95 —138. — Thadeus de Roma X, 170. W i ch ert, F. A. Die Ann. Hermann’s von Nieder - Altaich, eine quellen¬ kritische Untersuchungl, 369 — 394. Widmann. Liber annalis seu chro- nicon anonymi auctoris (Eusebii Caesariensis Cat.) ab initio mundi usque ad med. saec. XIV. VII, 391 — 395. — Kleine Mittheilungen aus Wiesbadener Handschriften VIII, 176—180. — Mittheilungen aus Wiesbadener Handschriften IX, 225 — 234. Will, Cornelius. Ueber den Ausdruck: ‘Clerici sunt quintati’ VII, 404 — 406. — Sifridus ‘Byrnensis’ prepo- situs, nicht ‘Bunnensis’, nicht ‘Bin- gensis’ VIII, 384—385. Winkelmann,Eduard. Reisebericht III, 627 — 654. — Bericht über eine Reise nach Italien 1878 V, 9 — 30. Wolff, Franz. Eine Urkunde des Papstes Innocenz III. von 1204, Nov. 12. IX, 631. nach den Verfassern 627 Wy ss, Arthur. Ueber die Chronica quorundam Romanorum regum ac imperatorum und verwandte Cölner Geschichtsquellen VI, 153 —168. — Eine Limburger Handschr. VII, 569—584. Zarncke, Fr. Zur Sage vom Prie¬ ster Johannes II, 611 — 615. 628. III, 223. Zeumer, Karl. Ueber die älteren fränkischen Formelsammlungen VI, 9—115. 652.—Ueber die alamann. Formelsammlungen VIII, 473 — 553. — Ueber Fragmente einer Formel¬ handschrift des IX. Jahrh. VIII, 601—605. — Der Maior dornus in Marculf I, 25. X, 383—388. — Vorrede des Abtes Ramwold von S. Emmeram zu einer Homilien- sammlung X, 389 — 390. Gesammtregister nach dem Inhalte Aachen. — Harless, W. Eine wieder¬ aufgefundene Handschr. der Ann. Aquenses III, 414—418. Aarau s. Bertold. Adalbert. — Kade, R. Ein latei¬ nischer Hymnus auf S. Adalbert X, 180 — 185. Agen. — Waitz, G. Aus neuen HandschriftenverzeichnissenVI, 18 7. A i s t u 1 f s. Langobarden. Aix. — Waitz, G. Aus neuen Hand¬ schriftenverzeichnissenVI, 187—188. Alamannien. — Lehmann, K. Zur Textkritik und Entstehungs¬ geschichte des alamannischen Volksrechts X, 467—505. — S. Formeln, Schwaben. Albanskloster inNamur. — Bress- lau, H. Fundatio ecclesiae S. Al- bani Namucensis VHI, 587 — 598. Albertinus Mussatus. — Kö¬ nig, D. Ueber die Herkunft des Albertinus Mussatus VII, 121 —133. Albrecht von Hohenberg. — Wenck lv. Albrecht von Hohenberg und Matthias von Neuenburg IX, 29—98. 658. Alcuin. — Waitz, G. Erdichteter Brief Alcuins über die Herkunft der Beneventaner I, 169 —172. — S. Karolinger. Aleinjon. — Waitz, G. Aus neuen HandsehriftenverzeickniS.se n VI. 188—189. Alexander III. — Löwenfeld, S. Ueber ein Fragment des Registers Alexanders III. X, 586—587. — S. Papstbriefe. von Band I—X der Abhandlungen. IAltaich s. Hermann. Altzelle. — Holder - Egger , O. Ueber eine Chronik aus Altzelle VI, 399—414. 654. A n e c d o t e n b u c h s. Konrad Derrer. Angoulerne s. S. Eparch. Anhalt. — Kindscher, F. Zu von Heinemann’s Cod. dipl. Anhaltinus II, 608 — 610. — S. Papstbriefe. Annalen. — Holder-Egger, O. Unter¬ suchungen über einige annalistiscke Quellen zur Geschichte des 5. und 6. Jahrh. I, 13—120. 213—368. II, 47 —111. — S. die Eigennamen. Anselm von Lucca. — Waitz, G. Ueber die V. Anselmi Lucensis V, 222—224. Anselm von Lüttich. — Waitz,G. Ueber Anselm’s Gesta episcoporum Leodiensium VII, 73—81. Anselm derPeripatetiker. — Bresslau, H. Zu Anselm dem Peri- patetiker III, 419-420. Apollonius Tyrius. — Schepss, G. Funde und Studien zu Apollo¬ nius Tyrius, Chartarium Farfense, Donat, Boethius und zur lat. Glosso- graphie IX, 171—194. — Traube,L. Zu der Ausgabe der Gesta Apollonii X, 381—382. Arles. — Waitz, G. Aus neuen HandschriftenverzeichnissenVI, 189. Arnulfskloster zu Metz. — v. Pflugk - Harttung, J. Antiquitates Arnulfinae VII, 218-224. Asb ach. — Mayr, M. Geschicht¬ liches aus dem Kloster Asbach V, 216. 628 Gesammtregister von Band I—X Augensegen. — Kade, R. Ein Augensegen X, 186 — 191. Augsburg s. Konrad Derrer. Auxerre. — Stadtbiblioth. zuAuxerre III, 421—422. Avesnes s. Balduin. Baiern s. Wien. Balduin von Avesnes. — Heller, J. Ueber die Herrn Balduin von Avesnes zugeschriebene Hennegauer Chronik und verwandte Quellen VI, 129 — 151. Bamberg. — Waitz, G. Ueber eine Bamberger Handschr. III, 192 — 194. 660. B arbaren. — Ewald, P. Der Bar¬ bar in dem Sermo de informatione episcoporum VIII, 854—355. Bardo von Mainz. — Bresslau, H. Ein Brief des Erzbisch. Bardo von Mainz VI, 441 — 442. Bastard s. Paläographie. Beda s. Ravenna. Belgien s. Frankreich, Stadtrechte. Benedict IX. — Grandaur, G. Be¬ richtigung der Chronologie Bene¬ dicts IX. und Silvesters III. V, 200 — 201 . Berengar s. Briefe. Berlin. — Wattenbach, W. Aus Handschr. der Berliner Biblioth. IX, 624 — 630. B ern. — Waitz, G. Aus neuen Hand- schriften-Catalogen III, 216—217. Bernardo Maragone. — Schaube, A. Bernardo Maragone doch der Verfasser der Ann. Pisani X, 139 —161. Bernardus Guido. — Roth, F. W. E. Eine Frankfurter Handschr. des Bernardus Guido zur Geschichte des Dominicanerordens X, 395 — 399. Bernold s. Bertold, Hermann von Reichenau. Berthold s. Zwiefalten. Bertold. — May, J. Ueber eine Handschr. des Bertold und Bernold in Aarau VIII, 609 — 611. Bibliotheken. — Verzeichnis der Biblioth., über die in dem Archiv der Gesellsch. Nachricht gegeben, II, 629—634. — S. die Eigen¬ namen. Bienen segen. — Ewald, P. Der S. Galler Bienensegen VIII, 356 — 357. Bingensis s. Byrnensis. Bleibullen. — Ewald, P. Zu den älteren päpstlichen Bleibullen IX, 632—635. — S. Siegel. Boethius s. Apollonius Tyrius. Bonifatius. — Ewald, P. Mitthei¬ lungen VII, 196 — 198. — Nürn¬ berger, A. Verlorene Handschr. der Briefe des hl. Bonifatius VII, 353 — 381. — Waitz, G. Ueber eine Bearbeitung der V. Bonifatii des Willibald VIII, 169 —171. — Nürn¬ berger, A. Zur handschriftlichen Ueberlieferung der Werke des hl. Bonifatius VIII, 299 — 325. — Die- kamp, W. Die Wiener Handschr. der Bonifatius-Briefe IX, 9—28. Breslau s. Franz von Prag. Briefe. — Wattenbach, W. Br. aus Heinrich III. Zeit I, 173 —174. — Wattenbach, W. Ueber eine Hildes¬ heimer Briefsammlung VI, 169—184. — v. Pflugk - Harttung, J. Br. aus den Jahren 1047—1146 VI, 626— 636. — Diimmler, E. Ungedruckte Br. VII, 191 —194. — Loewen- feld, S. Acht Br. aus der Zeit König Berengars, gedruckt und erläutert in : Ceriani e Porro, II rotulo opisto- grafo del principe Antonio Pio di Savoja. Aus dem Italienischen mit eigenen Bemerkungen IX,513—540. •—- S. die Eigennamen. British Museum. — Holder-Egger, O. Neue Handschr. des British Mu¬ seum VIII, 397 — 400. — Watten¬ bach, W. Handschr. des British Museum in London X, 196 —197. Brittische Sammlung s. Papst¬ briefe. Bunnensis s. Byrnensis. Burgund. — Röhricht, R. Burgun- disches VIII, 194 —196. — S. Obe- dieuzerklärungen. Bussvorschrift s. Langobarden. Byrnensis. — Will, C. Siffidus ‘Byrnensis,’prepositus,nicht‘Bunnen- sis,’ nicht ‘Bingensis’VIH,384—385. Caesarius consul Neapolitanus s. Grabschriften. Calixt II. s. Paschalis II. Cava, La, s. Papstbriefe. nach dem Inhalte der Abhandlungen. 629 Ceccanenses Annales s. Gedichte. Chronica quorundam Rom. reg um s. Köln. Chroniken. — Waitz, G. Ueber kleine Chroniken des 13. Jahrk. III, 47—76. — S. Annalen und die Eigennamen. Chronologie. — Krusch, B. Die Briefe des Hilarus und Victorius IV, 169—172. — Krusch, B. Die Einführung des griechisch. Paschal- ritus im Abendlande IX, 99—169. 658. — Krusch, B. Ueber eine Handschr. des Victurius IX, 269— 282. 658. — Krusch, B. Chrono¬ logisches aus Handschriften X, 81 — 94. — S. Kalender. Cisterciensis ordo s. Eberbach. Cividale. — Bethmann, C. L. Die Evangelienkandschr. zu Cividale II, 112 — 128. Clermont-Ferrand. — Ewald, P. Mittheilungen VII, 195 —196. Codex Tradition um s. Salzburg. Coelestin III. s. Papstbriefe. Cononianus catalogus s. Liber pontificalis. Constanz s. Meinzo, Todtenbücher. Corippus. — Ewald, P. Zu Corip- pus in laudem Justini VI, 581—589. Croce, Santa, di Gerusalemme in Rom s. Italien. Cur s. Todtenbücher. Darmstadt s. Gedichte. Der rer s. Ivonrad. Deusdedit. — Löwenfeld, S. Die Canonsammlung des Cardinais Deusdedit und das Register Gre¬ gors VII. X, 309-329. Dictator s. Kaiserurkunden. Diplomata. — v. Sickel, Th. Pro¬ gramm und Instructionen der Diplo- mata-Abtheilung I, 427—498. — S. Kaiserurkunden, Papstbriefe. Diugosz. — Ulanowski, B. Ein Beitrag zur Quellenkunde derllisto- ria Polonica des Johannes Diugosz X, 391 — 394. Dominicaner s. Bernardus Guido. Donat s. Apollonius Tyrius. Dünamünde. — Höhlbaum, K. Die Ann. von Diinamünde VIII, 612— 615. Eberbach. — Otto, Fr. Das Exor- dium magnum ordinis Cisterciensis des Klosters Eberbach im Rheingau VI, 604—605. Ebrach. — Schwarzer, J. Vitae und Miracula aus Kloster Ebrach VI, 513 — 530. 654. Einhard. — Waitz, G. Hand¬ schriften von Einhards V. Karoli VI, 195—197. — Manitius, M. Einhards Werke und ihr Stil VII, 517—568. — Manitius, M. Nach¬ trag VIII, 197—198. — Dorr, R. Beiträge zur Einhardfrage X, 241 —307. — S. Karolinger. Eisleben. — Wattenbach,W. Nach¬ richt von drei Handschriften in Eisleben VIII, 285—298. Emmeram, Sanct, s. Ramwold. Emo. — Pannenborg, A. Zu der Ausgabe des Emo und Menko I, 199 — 200. — Pannenborg, A. Zu Emo und Menko VIII. 378—380. Engelbert. — Ranke, E. Zur Kritik der Biographie des hl. Engel¬ bert IV, 202—206. England. — Pauli, R. Englische Analekten III, 208—215. —Waitz, G. Reise nach England und Frank¬ reich im Herbst 1877 IV, 9—42. — Waitz, G. Handschr. in Eng¬ lischen und Schottischen Biblioth. IV, 323 — 393. 583—625. 633. V, 651. — Pauli, R., und Liebermann, F. Englische Handschr. V, 637 — 644. — Liebermann, F. Handschr. in Englischen Bibliotheken X, 588 — 600. — S. British Museum, Brit- tisclie Sammlung, Gedichte, Oxford, Philipps. Eparch, Sanct. — Holder - Egger, O. Notizen von S. Eparch in An- gouleme und S. Martial in Limoges VII, 630 — 637. Erfurt. — Wattenbach, W. Erfurter Urkunden I, 193 —198. 607. — S. Reinhardsbrunn. Eusebius s. Liber annalis. Evangelienhandschrift s. Civi¬ dale. Falkenstein. — Sauer. Ueber ein Falkensteiner Copialbuch in deut¬ scher Sprache VIII, 181 —183. Farfense Chartarium s. Apollo¬ nius Tyrius. 630 Gesaramtregister von Band I—X Fleury s. V. Gauzlini. Florenz. — Handschriften der Ma- gliabechiana zu Florenz III, 422 — 424. — S. Tolomeo von Lucca. Folcvvin. — Holder-Egger, O. Zu Folcwin von St.Bertin VI,415—438. Formeln. — Zeumer, K. Ueber die älteren fränkischen Formelsamm¬ lungen VI, 9 —115. 652. — Diimm- ler, E. Zu den carolingischen For¬ melsammlungen VII, 401—403. — Zeumer, K. Ueber die alamanni- schen Formelsammlungen VIII, 473 — 553. — Zeumer, K. Ueber Frag¬ mente einer Formelhandschr. des IX. Jahrb. VIII, 601-605. — Meinardus, O. Formelsammlungen und Handbücher aus den Bureaux der päpstlichen Verwaltung des 15. Jahrb. in Hannover X, 35 — 79. — Zeumer, K. Der Maior domus in Marculf I, 25. X, 383-388. Formosus s. Papstbriefe. Franken s. Formeln, Fredegar. Frankfurt s. Bernardus Guido. Frankreich. — Arndt, W. Reise¬ bericht II, 233 — 299. 628. — Hel¬ ler, J. Reise nach Lothringen, Nord¬ frankreich und Belgien vom Oct. 1875 bis März 1876 II, 301—324. — Holder-Egger, O., und Waitz, G. Reisen nach Frankreich, Belgien und Italien 1883, 1884 X, 213 — 239. — S. England, Normandie. — Aus neueren Handschriftenverzeich- nissen VIII, 199—203. IX, 235— 241. — S. die einzelnen Orte. — Waitz, G. Ueber die sogenannte Abbreviatio gestorum regum Fran- ciae VII, 385—390. — S. Gedichte, Ludovicus VII, Ludovicus VIII, Obedienzerklärungen. Franz von Prag. — Loserth, J. Varianten der Breslauer Handschr. des Domherrn Franz von Prag V, 217—219. Fredegar. — Krusch, B. Die Chro- nicae des sogenannten Fredegar VII, 247—351. 421 — 516. Fulda. — Handschriften der Landes- biblioth. zu Fulda V, 225. Gallen, Sanct. — Waitz, G. Aus neuen Handschriften-Catalogen III, 217—218. — S. Bienensegen. Gallus Oehem.—Breitenbach, O. Die Quellen der Reichenauer Chro¬ nik des Gallus Oehem und der hist. Werth dieses Werkes II, 157 —204. Gauzlinus. — Wattenbach, W. V. Gauzlini abbatis Floriacensäs II, 605—607. III, 223. Gedichte. — Dümmler, E. Ged. aus dem 11. Jahrh. I, 175—185. III, 659. — Ul mann, H. Ueber den angeblichen Verf. des Ged. in den Ann. Ceccanenses I, 191—192. — Bartsch, K. Aus Prora und Puppis I, 594-599. — Wattenbach, W. Verse aus England I, 600 — 604. — Dümmler, E. Ged. aus Frankreich II, 222—230. — Dümmler, E. Verse des 11. Jahrh. VI, 443-446. — Dümmler, E. Ged. aus Münchener Handschr. VII, 605—613. — Lam- precht, K. Verse und Miniaturen aus einer Evangelienhandschr. des 10. Jahrh. der Kölner Dombiblioth. (jetzt Darmst. Hofbiblioth. Nr. 1489) IX, 620—623. — Krause, K. E. H. Zu den Versen im N. A. IX, 628. X, 405 — 406. — S. Adalbert, Grab¬ schriften, Aus Handschriften, V. Hil- degundis, Karolinger, Reiseberichte, Ruderlied, Rudolf. Genua. — Waitz, G. Handschr. der Bibi. G. Fil. Durazzo X, 602. Germanische Leibwächter. — Mommsen, Th. Die germanischen Leibwächter der römischen Kaiser VIII, 349—351. Giessen. — Weiland, L. Beschrei¬ bung einiger Handschriften der Universitätsbiblioth. zu Giessen IV, 59—85. G l o ss o gr aphi e s. Apollonius Ty- rius. Gorze. — Schmidt-Reder. Ein Co¬ dex aus Gorzia IX, 201. — S. Jo¬ hannes von G. Gotfrid von Viterbo. — Sauer. Ueber eine Handschr. des Pantheon Gotfrid’s von Viterbo IX, 612 — 613. Gr a b s c hrift en. — Dümmler, E. Ungedruckte Grabscbr. II, 601 — 604. — Mommsen, Th. Epitaphium Caesarii consulis Neapolitani III, 403—404. nach dem Inhalte der Abhandlungen. 631 Gregor I. — Ewald, P. Studien zur Ausgabe des Registers Gregors I. III, 433-625. — Ewald, P. Zwei unedierte Briefe Gregors I. VII, 587-604. Gregor VII. — v. Pflugk-Harttung, J. Die Register Gregors VII. VIII, 227—242. — S. Deusdedit. Gregor IX. s. Honorius III. Günther s. Karl IV. Gurk s. Todesanzeige. Hamilton’sche Sammlung. — Wattenbach, W. Die Handschr. der Hamilton’schen Sammlung VIII, 327 — 346. Handschriften. — Waitz, G. Aus neuen Handschriften-Katalogen III, 216 — 218. VI, 652. — S. Bi¬ bliotheken, die einzelnen Orte und Reiseberichte. Handschriften. — Wattenbach, W. Aus dem 12. Jahrh. I, 186—190. 607. — Holder, A. Mittheilungen aus Handschr. I, 413—416. 607. — Dümmler, E. Aus Handschr. I, 584—586. — Wattenbach, W. Aus Handschr. II, 435—446. 628. — Dümmler, E. Aus Handschr. III, 187—191. 660. — Dümmler, E. Aus Handschr. III, 405—411. — Waitz, G. Aus Handschr. IV, 163 —168. 633. — Dümmler, E. Aus Handschr. IV, 176—183. — Dümm¬ ler, E. Aus Handschr. IV, 397—400. — Wattenbach, W. Aus Handschr. IV, 407—412. 633. — Dümmler, E. Aus Handschr. V, 427—437. X, 610. — Dümmler, E. Aus Handschr. V, 621 — 636. X, 610. — Watten¬ bach, W. Aus Handschr. VII, 396 —400. — Wattenbach, W. Hand¬ schriftliches VII, 620 — 629. — Wat¬ tenbach, W. Mittheilungen aus Handschr. VIII, 191 — 193. — Wat¬ tenbach, W. Verschiedenes VIII, 369 — 377. — Hartwig, O. Hand¬ schriftliches VIII, 381-383. — Wattenbach, W. Aus Handschr. X, 192—195. — Holder-Egger, O. Aus Handschr. X, 369—374. - Watten¬ bach, W. Aus Handschr. X, 407 —411. 610. — S. Gedichte. Heinrich II. s. Kaiserurkunden, Ottonen. Heinrich III. s. Briefe, Salier. Heinrich der Taube. — Schenk zu Schweinsberg, G. Frhr. Magister Heinrich der Taube von Selbach X, 171. Hems. — Wattenbach, W. Ein Be¬ richt über die Schlacht bei Hems am 23. Dec. 1299 IV, 207—208. Hennegauer Chronik s. Balduin von Avesnes. Hermann von Nieder-Altaich. — Wiehert, F. A. Die Ann. Her- mann’s von Nieder-Altaich, eine quellenkritische Untersuchung I, 369—394. Hermann von Reichenau. — Bresslau, H. Hermann von Reiche¬ nau, Bernold und die Schwäbische Weltchronik VIII, 188 — 190. — S. Meinzo, Salier. Hilarus s. Chronologie. Hildegundis. — Wattenbach, W. V. Hildegundis metrica und andere Verse VI, 531—540. Hildesheim s. Briefe. Hohenberg s. Albrecht. Honorius III. — Rodenberg, C. Ueber die Register Honorius III, Gregor’s IX. und Innocenz IV. X, 507 — 578. Humbertus albarum manuura. — Heller, J. Ueber die Chronica Humberti albarum manuum I, 207 — 211 . Humbert von Silva Candida. — Francke, K. Zur Charakteristik des Cardinais Humbert von Silva Candida VII, 614—619. — Thaner, F. Ueber eine Handschr. des Hum¬ bert IX, 603—604. Jacob von Mainz. — König, D. Ueber die dem Jacob von Mainz zugeschriebeneu Werke V, 149— 191. Jamblichos s. Jordanes. Innocenz II. — Arndt, W. Zwei Bullen Innocenz II. IV, 199—201. — S. Papstbriefe. Innocenz III. — Wolff, F. Eine Urkunde des Papstes Innocenz III. von 1204, Nov. 12. IX, 631. Innocenz IV. s. Honorius III. Job ann es von Gorze. — Schultze, W. War Johannes von Gorze histori- 632 Gesammtregister von Band I—X scher Schriftsteller? Eine quellen¬ kritische Untersuchung- IX, 495 — 512. Priester Johannes. — Zarncke, Fr. Zur Sage vom Priester Johan¬ nes II, 611 — 615. 628. III, 223. Jordanes. — Mommsen, Th. Jam- blichos bei Jordanes VIII, 352. Jordanus de Giano. — Perlbach, M. Die Handschr. der Denkwürdig¬ keiten des Minoriten Jordanus de Giano VI, 606 — 612. Isingrim. — Baumann, F. L. Isin¬ grim, der Freund Otto’s von Frei¬ sing VI, 600-602. Isny. — Baumann, F. L. Isnyer Geschichtsquellen des 12. Jahrh. und zur Geschichte des Chronicon Ottenburanum VIII, 147—166. Italien. — Pabst, H. Reise nach Italien 1869—1870 11,29—46. 628. — Waitz, G. Reise nach Italien im Frühjahr 1876 II, 325—381. III, 223. — Bresslau, H. Reise nach Italien im Herbst 1876 III, 77 —138. 659. — Ewald, P. Reise nach Ita¬ lien im Winter 1876 und 1877 III, 139 — 181. 319 — 383. 659—660. — Winkelmann, E. Reisebericht III, 627 — 654. — Winkelmann, E. Be¬ richt über eine Reise nach Italien 1878 V, 9—30. — S. Frankreich. — Merkel, J. Varia aus Italie¬ nischen Biblioth. I, 569—575. — Merkel, J. Ueber die Biblioth. des Cistercienserklosters S. Croce di Gerusalemme in Rom I, 576 — 579. — Bresslau, H. Handschriftliches aus Italien V, 438—451. 651. — Simonsfeld, H. Ueber einige Hand¬ schriften in Italien IX, 644 — 645. — S. Kaiserurkunden, Liber pon- tificalis. Kaiserurkunden. — Schum, W. Beiträge zur deutschen Kaiser¬ diplomatik aus italienischen Archi¬ ven I, 121 — 158. 607. — Bress¬ lau, H. Kaiserurkuuden in Vercelli und Verona I, 417—421. — Rieger, K. EinDictator aus derZeit Otto’sI. und Otto’s II. als Beitrag zur Diplo¬ matik der Ottonen I, 507-532. 607. — Foltz, K. Die Kaiserurkun¬ den des Bisthums Utrecht V, 267 — 273. — Kindscher, F. Eine Originalurkunde Heinrichs II. VHI, 368. — Roth, F. W. E. Drei un- gedruckte Kaiserurkunden und eine Erzbischöflich Mainzer Urkunde, X, 400—404 — S. Diplomata, Siegel. Kalender. — Kaltenbrunner, F. Ein Kalender aus dem Anfang des 13. Jahrh. III, 385 — 395. — S. Chronologie. Kammerbücher s- Salzburg. Karl IV. — Lindner, Th. Urkunden Günthers und Karls IV. VIH, 133 —145. — Lindner, Th. Nachträge zu den Regesten Karls IV. VHI, 251—283. — Bär, M. Nachträge zu den Regesten KarlsIV, 215 — 220. Karlsruhe s. Papstbriefe. Karolinger. — Diinzelmann, E. Beiträge zur Kritik der Karolin¬ gischen Ann. II, 475 — 537. — Dümmler, E. Die handschriftliche Ueberlieferung der lat. Dichtungen aus der Zeit der Karolinger IV, 87—159. 239—322. 511 — 582. 632—633. — Waitz, G. Zur Ge¬ schichtsschreibung der Karolin¬ gischen Zeit V, 475—502. — Ma- nitius, M. Das Epos ‘Karolus Mag¬ nus et Leo papa’ VIII, 9 — 45. — Manitius, M. Zu dem Epos ‘Karolus Magnus et Leo papa’ IX, 614—619. — Dümmler, E. Lateinische Ge¬ dichte des 9. bis 11. Jahrh. X, 331 — 357. 610. — S. Einhard, Formeln. Köln. — Wyss, A. Ueber die Chro¬ nica quorundam Romanorum regum ac imperatorum und verwandte Cölner Geschichtsquellen VI, 153 —168. — Höhlbaum, K. Hand¬ schriftliches zur Geschichte Kölns IX, 221—224. — S. Gedichte. Königswart in Böhmen. — Schum, W. Mittheilungen über die Fiirstl. Metternichs’che Bibi, auf Schloss Königswart in Böhmen V, 457 — 465. 651. Konrad II. s. Salier, Wipo. Konrad Derrer. — Weiland, L. Aus dem Anecdotenbuclie des Schul¬ meisters Conrad Derrer von Augs¬ burg IX, 211—214. Kopf s. Zwiefalten. Langobarden. — Waitz, G. An- uacli dem Inhalte der Abhandlungen. 633 gebliche Bussvorschrift für den Lan- gobardenköuig Aistulf I, 422 — 424. 111,659. — Bethmann, C. L. Lango- bardische Personennamen 11,599— 600.— Bethmann, C.L., und Holder- Egger, O. Langobardische Regesten III, 225—318. ni, 659. — S. Al- cuin, Cividale, Paulus Diaconus. Legendär. — Kade,R. Beschreibung eines Legendars VIII, 365—367. Leo III. s. Karolinger. Leo IX. — Ewald, P. Zwei Bullen Leo’s IX. IV, 184— 198. Liber annalis.— Widmann. Liber annalis seu chronicorum anonymi auctoris (Eusebii Caesariensis Cat.) ab initio mundi usque ad med. saec. XIV. VII, 391 — 395. Liber p o n tifi c a 1 i s. — Waitz, G. Ueber die verschiedenen Texte des Liber pontificalis IV, 215—237. — Heydenreich, E. Ein neu gefun¬ denes Handschriftenbruchstück des Liber pontificalis V, 210 — 215. — Waitz, G. Ueber den sogenannten Catalogus Cononianus der Päpste IX, 457-472. — Waitz, G. Die Italienischen Handschr. des Liber pontificalis X, 453—465. Limburg. — Wyss, A. Eine Lim¬ burger Handschrift VH, 569 — 584. Limoges s. S. Eparch. Liudprand. — Koehler, Fr. Bei¬ träge zur Textkritik Liudprands von Cremona VIII, 47—89. Lothringen s. Frankreich. Luc ca s. Anselm, Tolomeo. L u do v i ci VII. ges t a. — Waitz, G. Ueber die Gesta et Historia regis Ludovici VII. VI, 117-128. — S. Frankreich. Ludovici VIII. gesta. — Waitz, G. Ueber die Gesta Ludovici VIII. Francorum regis und verwandte franz.GeschichtsquelleuV,105—118. Lüttich s. Anselm. Lullus. — Holder-Egger, O. Ueber die V. Lulli und ihren Verfasser IX, 283—320. 658. Maihingen. — Wattenbach, W. Ge¬ schichtliche Handschr. der Fürstl. Oettingen - Wallerstein’schen Bi¬ bliothek in Maihingen verzeichnet j von Philipp Jaffe VII, 169 —186.. Mainz. — Hegel, C. Mainzer Chro- niken-Handschriften X, 361—368. — S. Bardo, Jacob,Kaiserurkunden. Maragone s. Bernardo M. Marculf s. Formeln. Marino Sanuto. — Simonsfeld, H. Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren VII, 43 — 72. Marti al, Sanct, s. S. Eparch. Matthias von Neuenburg s. Al- brecht von Hohenberg. Meinzo von Constanz. — Dümm- ler, E. Ein Schreiben Meinzo’s von Constanz an Hermann den Lahmen V, 202-206. 650. Men ko s. Emo. Metz s. Arnulfskloster. Miniaturen s. Gedichte. Minoriten s. Jordanus de Giano. Monte Cassino s. Papstbriefe. Mülin en s. Stein. München. — Holder - Egger, O. Handschr. der Kgl. Biblioth. zu München IX, 389 — 441. 541—600. 658. — Waitz, G. Zu den Münchener Handschriften IX, 636 — 643. — S. Gedichte. Namur s. Albanskloster. Nangis s. Wilhelm. Neapel s. Grabschriften. Neuenburg s. Matthias. Nienburg an d e r S aa 1 e s. Papst¬ briefe. Nonantola s. Papstbriefe. Normandie. — Löwenfeld, S. In den Biblioth. der Normandie. Be¬ richt über eine Reise im Aug. 1882 IX, 359—388. 658. Notizen. — Falk, Notizen IX, 646 — 647. Obedienzerklär nngen. — Waitz, G. Obedienzerklärungen Burgundi- scher und Französischer Bischöfe III, 195 -202. Oehem s. Gallus. Oertlichkeitsbestimmungen. — Falk. Oertlichkeitsbestimmungen zu den Monum. Germ. hist. VI, 198 — 199. O e s t e r r e i c h i s c h e Annalen. — Wattenbach, W. Ueber eine unbe¬ nutzte Handschr. Oesterreichischer Annalen VII, 135 — 142. Ortlieb s. Zwiefalten. 634 Gesammtregister von Band I—X Ottenburanum Chronicon s. Isny. Otto von Fr ei sing s. Isingrim. Ottonen s. Kaiserurkunden, Siegel. Oxford. — Pauli, R. Ueber Ms. Magdal. Lat. 14 zu Oxford I, 160 —168. — Pauli, R. Aus Oxforder Handschr. II, 432 — 434. Paläographie. — Ewald, P. Pa- läographisches aus Spanien VIII, 357 — 360. — Wattenbach, W. Das paläographiscke Praclitwerk des Grafen Bastard VIII, 449—472, Palast. — Schepss, G. Beschreibung eines alten Palastes X, 378— 380. Pantheon s. Gotfrid von Viterbo. Papstbriefe. — Ewald, P. Acht päpstliche Privilegien 11,205 — 221. IV, 632. — Schum, W. Mitthei¬ lungen über die Originale einiger päpstlicher Bullen für Anhaitische Klöster 111,203 — 205. — Thaner,F. Papstbr. IV, 401 — 406. — Ewald, P. Die Papstbr. der Brittisclien Samm¬ lung V, 275—414. 505—596. 651. — Ewald, P. Zu den Papstbr. der Brittischen Samml. VI, 452 — 454. 654. — Schum, W. Ueber neuer¬ dings wieder aufgefundene Origi¬ nale päpstlicher Bullen für Nien¬ burg an der Saale VI, 613—625. — v. Pflugk-Harttung, J. Beiträge zu Jaffe’s Regestensammlung VII, 83 —120. — Löwenfeld, S. Papst¬ urkunden in Paris. Ein Reisebericht nebst einem Anhang ungedruckter Papstbr. VII, 143 —167.—v. Pflugk- Harttmig, J. Papsturkunden in Karlsruhe (bis zum Jahre 1198) VIII, 242 — 250. — Ewald, P. Drei unedierte päpstliche SchreibenVIII, 360—364. — Löwenfeld, S. Päpst¬ liche Originalurkunden im Pariser Nationalarchiv (von Formosus bis Coelestin III.) VIII, 555-586. — Ewald, P. Zu den Papstbr. der Turiner Sammlung VIII, 606 — 608. — v.Pflugk-Harttung, J. Gefälschte Bullen in Monte Cassino, La Cava und Nonantola IX, 473—494. — Ewald, P. Acten zum Schisma des J. 530 X, 412-423.610. — Morom- sen, Th. Die Acten zum Schisma des Jahres 530 X, 581—585. — S. die einzelnen Päpste, Briefe, Deus- dedit, Formeln. Paris. — Waitz, G. Pariser Handschr. VI, 473—496. 654. — Zu den Pariser Handschr. VIII, 622. — Bernoulli, A. Ann. Parisienses VIII, 616 — 621. — S. Frankreich, Papst¬ briefe. Paschalis II. — Löwenfeld, S. Zur Chronologie einiger Briefe Pascha¬ lis II. und Calixt II. VI, 590—599. — Ewald, P. Zur Chronologie eini¬ ger Briefe Pasclials II. und Calixts II. VII, 198 — 212. Paschalritus s. Chronologie. Pastoralschreiben. — Watten¬ bach, W. Ein altes Pastoralschreiben VI, 192 — 194. 652. Paul in a. — Anemüller, E.Sigiboto’s verlorene V. Paulinae X, 9—34. Paulus Diaconus. — Waitz, G. Ueber die handschr. Ueberlieferung und die Sprache der Historia Lan- gobardorum des Paulus I, 533 — 566. 607. — Mommsen, Th. Zu Paulus Diaconus III, 185 — 186. — Fitting, II. Zur thatsächlichen Be¬ richtigung III, 399—402. — Momm¬ sen, Th. Die Quellen der Lango¬ bardengeschichte des Paulus Dia¬ conus V, 51 — 103. — Waitz, G. Zur Frage nach den Quellen der Historia Langobardorum V, 415— 424. — Dümmler, E. Zum Paulus Diaconus X, 165. Pertz. — Waitz, G. Georg Hein¬ rich Pertz und die Monum, Germ, hist. II, 451 — 473. — S. Theiner. Petersburg. — Arndt, W. Ueber einige Handschr. in Petersburg V, 220—221. 650. — Gillert, K. Lateinische Handschr. in St. Peters¬ burg V, 241—265. 599—617. VI, 497 — 512. 652. Peterschronik s. Reinhardsbrunn. Peutingeriani Annales. — Bern- liardi, W. Ann. Peutingeriani VI, 455—456. Philipps. — Pauli, R. Einige Be¬ merkungen über die Bibi, des verst. Sir Thomas Philipps II, 429—432. Pisa. — Hartwig, O. Ueber eine Pisaner Chronik IV, 416—417. — S. Bernardo Maragone. nach dem Inhalte der Abhandlungen. 635 Polonica hist. s. Dtugosz. Pontificalis s. Liber p. Prag s. Franz von P. Primat s. Wilhelm von Nangis. Prora und Puppis s. Gedichte. Quintare. — Will, C. Ueber den Ausdruck: ‘Clerici sunt quintati’ VII, 404-406. Rage win. — Simonsfeld, H. Be¬ merkungen zu Ragewin IX, 203— 208. 658. Ramwold. — Zeumer, K. Vorrede des Abtes Ramwold von S. Emme¬ ram zu einer Homiliensammlung X, 389—390. Ravenna. — Schmidt, L. Raven¬ natische Ann. bei Beda IX, 197— 200 . Reichenau s. Gallus Oeliem, Her¬ mann. Reinkardsbrunu. — Wenck, K. Zur Entstehungsgeschichte derRein- hardsbrunner Historien und der Erfurter Peterschronik X, 95—138, Reisen s. die einzelnen Länder und Orte. Rheinau. — Meyer von Knonau, G. Die Anfänge des Klosters Rheinau X, 375—377. Ruderlied. — Diimmler, E. Mit¬ telalterliches Ruderlied VI, 190 — 191. Rudolf. — Meyer, W. Verse auf König Rudolf VII, 216—217. Salier. — Bresslau, H. Beiträge zur Kritik deutscher Geschicktsquellen des 11. Jahrhunderts II, 539—596. — S. Heinrich III, Hermann von Reichenau, Siegel. Salzburg. — Kaltenbrunner, F. Die Salzburger Kammerbücher und der Cod. Traditionum capituli Salis- burgensis I, 499—500. Schaf fhausen. — Ministerialbiblio- thek zu Schaffhausen III, 424. — S. Stuttgart. Schisma des Jahres 530 s. Papstbriefe. Schottland s. Eugland. Schulpforta. — Wattenbach, W. Handschr. der Kgl. Landesschule Pforta IX, 241—242. Schwaben s. Alamannien, Hermann von Reichenau, Todtenbücker. Selbach s. Heinrich der Taube. Sermo. — Harttung, J. Sermo de informatione episcoporum. (Sermo de dignitate sacerdotali) I, 587— 593. — S. Barbaren. Siegel. — Foltz, K. Die Siegel der deutschen Könige und Kaiser aus dem sächsischen Hause 911 — 1024 III, 9—45. — Bresslau, H. Die Siegel der deutschen Könige und Kaiser aus der salisclien Pe¬ riode 1024 — 1125 VI, 541-578. — S. Bleibullen. Sifridus s. Byrnensis. Sigeboto s. Paulina. Silvester H. — Ewald, P. Zur Diplomatik Silvesters II. IX, 321 —358. Silvester IH. s. Benedict IX. Spanien. — Ewald, P. Reise nach Spanien im Winter 1878 auf 1879 VI, 217 — 398. 653 — 654. — Waitz, G. Aus spanischen Handschriften VIII, 172 — 175. — S. Paläographie. Stadtrechte. — Frensdorff, F. Ueber eine Sammlung der deutschen Stadtr. als Bestandtheil der Monum. Germ. II, 9—28. — Frensdorff, F. Archivreise nach Belgien zum Be¬ suche einer Ausgabe der ältern deutschen Stadtr. IV, 43—57. — Frensdorff, F. Reise nach Holland zum Behuf einer Ausgabe der älteren deutschen Stadtr. V, 31 — 49. — Frensdorff, F. Dritter Be¬ richt über die zur Herausgabe der ältern deutschen Stadtr. unternom¬ menen Vorarbeiten VII, 9 —17. Stein. — Stern, A. Briefe des Frei¬ herrn vom Stein an N. F. von Mülinen IX, 257—268. Steyermark. — Wattenbach, W. Bericht über eineReise durch Steyer- marck im Aug. 1876 II, 383 — 425. 628. III, 223. 659. Strassburg. — Bernoulli, A. Frag¬ mente einer Uebersetzung derNotae bistor. ArgentinensesIX, 209—210. Stuttgart. — Wattenbach, W. Aus Stuttgart und Schaffbausen VI, 447 —451. — Heyd, W. Handschr. der mit der Kgl. öffentlichen Bibi, in Stuttgart vereinigten vormaligen Kgl. Handbibi. X, 600 — 602. 636 Gesammtregister von Band I—X. Taube s. Heinrich der T. Thadeus de Roma. — Wenck, K. Thadeus de Roma IX, 202. — Wenck, K. Thadeus de Roma X, 170. Theiner. — Ein Brief von Theiner an Pertz VH, 189 —190. Todesanzeige. — Waitz,G. Todes¬ anzeige des Bisch. Otto von Gurk (1214) H, 447. Todtenbücher. — Baumann, F. L. Bericht über schwäbische Todtenb. VII, 19—41. — Baumann, F. L. Ueber Todtenb. der Bisthümer Cur und Constanz VIH, 425 — 447. Tolomeo von Lucca. — Simons¬ feld, H. Ueber das Verhältnis des Tolomeo von Lucca zu den älteren Florentiner Chroniken VIH, 386 — 396. Trier. — Schoop, A. Zur Kritik der Gesta Trevirorum von 1152 —1196 IX, 605—611. — S. Udo. Turin s. Papstbriefe. Tyrus s. Apollonius, Wilhelm. Udo von Trier. — Wattenbacb, W. Ein Brief an Erzbisch. Udo v. Trier V, 207—209. Ungarn. — Marczali, H. Planctus destructionis regni Ungariae per Tartaros H, 616 — 626. Urban IV. — Rodenberg, C. Der Brief Urbans IV. vom 27. August 1263 und die deutsche Königswahl des Jahres 1257 X, 172 — 179. Urkunden s. Diplomata, Erfurt, Kaiserurkunden, Papstbriefe. Urspergense Chronicon. — Si¬ monsfeld, H. Ueber eine Handschr. des Chron. Urspergense VII, 213 —215. Utrecht s. Kaiserurkunden. Vandalen. — Mommsen, Th. Van- dalische Beutestücke in Italien Vin, 353. Venedig. — Simonsfeld, H. Kurze Venetianer Ann. I, 395—410. III, 223. Vercelli s. Kaiserurkunden. Verona. — Wattenbach, W. Aus Verona III, 206-207. — S. Kaiser¬ urkunden. Victorius s. Chronologie. Walahfrid Strabo. — Huemer, J. Zu Walahfrid Strabo X, 166 — 169. Weichbildchronik. — Weiland. L. Ueber die Weichbildchronik I, 201—206. Wernigerode. — Holder-Egger, O. Handschr. der GräflichStolbergisch. Bibliothek zu Wernigerode VIH, 203-209. Wien. — Mayr,M. Wiener Handschr. zur Bayerischen Geschichte V, 119 —148. 650. — S. Bonifatius. Wiesbaden. — Widmann. Kleine Mittheilungen aus Wiesbadener Handschr. VIH, 176 — 180. — Widmann. Mittheilungen aus Wies¬ badener Handschr. IX, 225 — 234. Willibald s. Bonifatius. Wilhelm von Nangis. — Brosien, H. Wilhelm von Nangis und Primat IV, 425 — 510. Guillelmus Scotus. — Holder- Egger, O. Ueber eine Handschr. des Guillelmus Scotus VHI, 184 — 187. Wilhelm von Tyrus. — Prutz, H. Studien über Wilhelm von Tyrus VIII, 91 — 132. Wi p o. — Pflüger, W. Wipo’s V.Chuon- radi imperatoris II, 129 —156. — May, J. Zur Kritik des Wipo III, 412—413. — May, J. Bemerkungen zu Wipo IV, 413 — 415. — Bress- lau, H. Bemerkungen zum Text des Wipo V, 195 —196. — May, J. Bemerkungen zum Text des Wipo V, 196—199. Zacharias. — Hahn, H. Ein über¬ sehener Brief des Papstes Zacha¬ rias I, 580—583. — Löwenfeld, S. Gelegentliches IV, 174-175. Zwiefalten. — Baumann, F. L. Die Koptische Compilation der Zwie- falter Chroniken Ortlieb’s und Ber- thold’s V, 452-456. ER LINRARY 31 1 7QK