1? •K‘ < / Pastell-Malerei. j^djnftcn unb ^ijtdjBmnErkB bEsfelbBU BerfalTers: Taschenbuch fiir Lelirer des F'roihandzeichnens mit 220 Illustrationen, AnleiLiiiig zur Porzellanmalerei, Kiinsttechnik fur Dilletanteii, Ornameiitale Farbcnstudien, Finfacbe Ornaiiientale Umrisse, Scbatlierte Ornamente uiid Motive, Farbige Motive, Scbule der Aquarellmalerei, Grundriss der Formeiilebre, Scliule der Olmalerei, Lebre der malerisclien Perspektive, Aiileitung zur Majolikamalerei u. s. \v. u. s. \v. Bossoiig's Kuusttechnische Bibliothek fiir Dilettaiiten. zur PASTELL-MALEREI von Hermann Bouffier acad. Zeichenlehrer, Lehrer an der Kunst- und Gewerbeschule zu Wiesbaden. Wiesbaden. Y e r 1 a g von J. B o s s o n g. 1891 . Allc liechte voi-belialtcn. Driick von Emil Eohr, K'lautern. InhaltsYerzeichnis Vorwort Einleitung .... Wahl des Zeichenpapiers Aufspaniuing des Zeichenpapiers Entwerfen des Bildes Das Colorit des Bildes Das Gesicht .... Die Ubermalung Die tiberarbeitung Der Hintergrund . . Die Gewaiidung ,, ,, schwarz . „ „ blau „ ,, carmoisin „ ,, violett „ „ gelb und grun Erhaitung der Pastellmalereien Digitized by the Internet Archive in 2016 https://archive.org/details/anleitungzurpastOObouf Vorwort. Erst in dem letzten Jahrzehnt war es der Pastell- malerei beschieden, wieder einen ehrenden Platz unter den modernen Malweisen einzunehmen. Fast ein Jahr- hiindert lang wollte man von dieser Technik nichts mehr wissen, da die auf nnsere Zeit iiberlieferten Gemalde den modernen Anspriichen nicht geniigen konnten und diese Malereien alle flach imd matt erschienen, welches man auf Kosten des dazu gebrauchten Materials schob. Doch lehrten angestellte Yersnche, dass sich mit den matt und todt erscheinenden Stiften Resultate erzielen liessen, welche die khhnste Erwartimg iibertrafen. Und jetzt hat diese Maltechnik so allseitige Anerkennung gefunden, dass selbst imser dilettantierendes Publikum mit Yorliebe sich ihr zngewendet hat nnd sie mit der Liebe pflegt, welche sie voll in Anspruch nehnien dark Schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts war sie be- kannt. Josef Yivieu, geb. 1657 gest. 1735, war einer der ersten Maler, der diese Malweise rationell betrieb. Jedoch ist es nicht ausgeschlossen, dass man dieselbe schon im 15. Jahrhundert phegte, wenn aiich aus der damalmen Zeit keine Bilder ims bekannt sind. Yon O deutschen Malern sind es llafael Mengs, Eiiger ii. a., (lie sicli dieser Malerei liauptsachlich bedienten, wie imter den franzosischen Malern Liotard iind Latour, iind von italienisclien Malern lianptsaclilich Rosal1)o Carriera zu erwahnen sind. Da es niclit iiberall deni Liebhaber mdg’licb ist, einen Lehrer fiir die Pastellmalerei zu finden, so war es unser Bestreben, ein \Yerkchen zu schaffen, welches das Alles, was fiir die Malerei wiinschenswert erschien, znsamnienfasste und welches g'enannte Technik aufs Crewissenhafteste erlaiitern sollte, inn deni Selbststudiuin ein sicherer Fiihrer zu seiii. Wiesbaden, 1891. ^ H. Bouffler. Einleituiig. Die Pastellmalerei ist die Kimst, mit trockenen Farbeii auf dazu geeignetes Papier, mit ranker Ober- kaclie, zu inalen. Die Farben haben sammtlich die Form kleiiier Stifte und man arbeitet damit wie mit schwar- zer Kreide oder aucli Potel, nur dass man es dabei weniger ndtig hat, die Stifte stets zu spitzen, sondern dass man sick derselben meistenteils stumpf bedient. Die Malereien werden durchaus in gewischter Manier bekandelt imd nur bei der Fertigstellung bedeckt man einige Partien in Strichmanier. Dock sollte man be- dacht sein, bei der Anlage zuerst zu schraffieren und hiernach zu wiscken, weil dadurck der Farben - auftrag gleichmassiger und diinner wird, als wenn man im Degensatze die Farben breit kinwischt. Es ist durchaus nickt uotig, die durch den Stift aufgestrichenen Farbentone mit einem Wischer zu verarbeiten, sondern man benutze dazu den kleineu Finger. Sind es kleinere Partien, welche gewischt werden sollen und welche eine genauere Zeichnung erforderii, so ist ein spitzig zugeschnittenes Stiickcken Kork den Ikapier- oder Lederwischern entschieden vorzuzieken. Im Allgemeinen eignet sick die Pastellmalerei nickt 1 9 zu kleineren Gemaldeii, weil deren Details sich diiroh die g-egebenen Hiilfsinittel nicht in der wiinschens- werteii Scharfe auspragen. Aus dieser Ursache be- schraukt man sich anch zumeist aiif das Portrat. Da alle Pastellgeinalde unter (dlas gebracht werden miissen, so sind ferner anch Bilder grbsseren Formats, mn dieser Ursache willen als znr Pastellmalerei iinge- eignet zn betrachten. Dass man \yiederinn zumeist Gegenstande figurlicheii Genres in dieser Malweise aus- fiihrt liegt daran, dass sich der Darstellimg der Banme und Gestrancher grosse technische Schwierigkeiten ent- o-egenstellen, ^Venn anch wiedermn Lnft iind Wasser sich zufriedenstellend ausmalen lassen, so ist doch des erstgenannten Ansstandes ^Yegen, der Pastellstift, als znr Landschaftsmalerei nngeeignet zii betrachten. In nnserni Leitfaden der Pastellmalerei wollen wir uns dieserhalb nnr auf das Portrat beschranken. Walil des Zeiclieiipapiers. Am geeignetesten znr Malerei dhrfte sich wohl das Pergament empfehlen nnd von diesem ist wiederiim dem Kalbpergamente der Yorzng zu geben. Jedoch erhalt man im Handel ein eigens znr Pastellmalerei hergestelltes Papier yon yerschiedener Farbimg. Es ^yird hier die Hindeutung’ am Platze sein, stets die farbigen Papiere zu yermeiden, da deren Lokalton in manchinal recht nnangenehmer Y^eise sich diirch den Farbenauftrag be- merkbar macht. Yielleicht wissen es iinsere Leser zu 3 Danke, weim wir hier ein alt bewahrtes Recept mitteileii, welches es ermoglicht, das Papier selbst lierzustellen. Gates weisses Zeichenpapier wircl mit feinpulverisirtem Pimstein unci Kreide durcb einen in Wasser gelosten Leim- zusatz gegriindet. Nach vollstandigem Aiiftrocknen wire! die ganze Oberflache durcli den in Wasser getaiichten Finger oder ancli den Handballen Tollstandig eben ge- rieben. Durch das Wiederaufreiben wire! die Oberflache gleichiniissig matt und es bildet sich eine Haiit, auf wel- cher die Stifte leicht hingleiten. 1st die Zeichenflache zn o^latt, so ffleiten die Stifte, die an und fiir sich weicher 0/0 ' wie Kreidestifte sind, dariiber weg, ohne dass der Farb- stoff haften wiirde. So einfach auch an und fiir sich das Praparieren des Papiers erscheinen mag, so muss es doch auf das Gewissenhafteste vorgenommen werden, da diese Stellen, auf welchen sich der Deckgrund zu dick aufgelagert hat, sich bei clem Malen in der allerunangenehmsten Weise bemerkbar machen. Nach gehoriger Pragurirung muss nun das Pastellpapier aufgezogen werden, cla nur dann, wenn die ganze Fliiche straff angezogen erscheint, eine saubere Ausarbeitung moglich ist. Aufspannon des Zeiclieiipai)ieres etc. etc. In der gewiinschten Grosse des Bilcles lasse man sich vom Tischler einen feststehenden Blendrahmen (keinen Keilrahmen) machen, auf welchen das Zeichen- papier gespannt wird. Das Papier wircl runcl herum 1 * 4 — mu 2 Centimeter grosser als der Rahmen ist, ge- sclmitten. Auf eine glatte Unterlage gelegt, wird nun die Riickseite des Papiers niit einem Scliwamm und AVasser benetzt. Die z^Yei zugegebenen Centimeter Rand sind trocken zu lassen und werden mit starkem Dextrin satt bestrichen, uni an die Seiten des Rahmens fest angedriickt zu werden. ])as Aufspannen muss unter ge- libriger A'orsicht gesclielien. Straff angezogen, darf sicli keine Falte auf der Zeichenfiache zeigen und wiederum darf das Anzielien auch nicht allzu stark sein, damit nach dem Trocknen kein Zerreissen entstehen kann. — Jedenfalls alier muss der Jdendralinien aus gut trocke- nem Holze und stark gearbeitet sein. Das Alalen selbst ist imnier an einer Staffelei Yorzunehnien, einesteils desshalb, dass das (lemalde selbst geschont bleibe, und sodann weil man an einer Staffelei eiuen besseren Uberfilick iiber das Gauze hat. ]lei Auswahl der Farben aclite man darauf, dass sich die Stifte bei der Striclifilhrung zart und mild er- weisen, da harte Kreiden sich durchaus niclit in der Ikastellmalerei gelirauchen lassen. Ferner wiihle man nicht Kilstchen mit einem zu wenig reichhaltigen Sortimente YOU Abtbnungen, da das Alischen der Farben eine Sadie ist, die bei der Pastellmalerei gewisse Grenzen zu iiber- schreiten unmoglich macht. Es ist anzuraten, dass man sammtliche Farben auf einem Stiicke Papier ausprobiert und sich so eine Art Farbentabelle macht, da man bei mauchen Stiften deren Aeusserem nach nicht auf die eigentliche Farbe schliessen 5 kann. Noch zii Weiterem ist eine solche Farbentabelle iiiit (lemYorteil verkniipft, class man bei spateren Aiisfilhrungen iiicht in die Lage kommt, einen falschen Ton aufzusetzen. Bei clem Entwerfen cles Bilcles hat man clarauf zii achten, die Zeichenflache moglichst rein zu halten. In jeclem Falle clarf das Wegbringen etwaiger falscher Striche nicht durch Gmnmi geschehen. Die Anwendung der Bleifeder ist ganzlich zii yerwerfen unci clarf nur schwarze Zeichenkohle, weiche iiberclies sehr weich sein muss, beim Scizzieren gebraucht werclen. Ueberflilssige Linien lassen sich leicht durch ein Tuch entfernen ; hat man jecloch noch ein ancleres Hillfsinittei zum Reinigen notig, so nehme man ein Stiickchen altbackenes Brocl, welches alle Unreinigkeiten wegnimmt. Menials clarf man aber frisches Brocl nehmen, da der Brodteig sich auf die Zeichenflache auflagert, unci ein Anhaften der Farben nicht mehr gestattet. Jeclenfalls raten wir aber beim Skizzieren die grosste Reinlichkeit an. Das Colorit des Bildes. Im Allgemeinen bemerken wir bei den Gemalden dreierlei Arten von Schatten. Namlich erstens : den Halbschatten , welcher eine Mischung von Schatten unci Licht ist, unci besonclers auf runclen Korpern sich da zeigt, wo das Licht aufhort und der Schatten be- ginnt. Zweitens: den Hauptschatten, welcher auf solche Teile fallt, weiche cles Lichts ganzlicli beraid)t sincl; und drittens den Sclilagschatten, welcher von 6 eiiiem Teile auf den andern geworfen wird, z. B. den 8ehatten der Nase anf Mnnd- oder Wang-enpartie etc. etc. ])er Schlagschatten erscheint als der kraftigste nnd der Halbschatten als der schwacliste. Alle diese Schatten iniissen nacli iliren Abstufungen (lurch die Farben aus- gedriickt werden. Es sind desswegen Farbenimterschiede zn den Schlagschatten, den ganzen Schatten, den Halb- schatten, zn den Lichtern nnd Retlexen inneznhalten. Eine jede der einzelnen Farben innss rein mid nnge- schmiitzt gelassen werden. Desswegen darf man nie- inals init den zn deni Schatten bestiminten Stiften auf Lichtpartien arbeiten, da sonst die lieinheit des Bildes, das Colorit, dariinter leiden whrde. Es kann nun aller- dings der Eall eintreten, (lass ein Teil zii schmutzig oder zii diinkel geraten ist, dann muss man sich damit helfen, die aiifgetragene Farbe mit einein Falettenmesser wieder abzuiiehmen, oder aber man kann aiich diese missratene Stellen (lurch Brod wieder klaren. Besser ist es allerdings, dass man solche Restaiirirungsarbeiten ganzlich vermeidet. Die reinsten mid schbnsten Farben, welche ein ge- wisses Feiier besitzen, werden zu den hbchsten Lichtern aiifgespart, wahrend diejenigen des Halbschattens weniger lebhaft erscheinen dilrfen mid solche, welche den eigent- lichen Schatten aiissprechen als am wenigsten sich vor- drangend, bezeichnet werden inussen. Im Allgemeinen fallen die Halbschatten ins blau- liche, konnen jedoch auch aiisgesprochen griinlich oder 1 7 braimlich erscheiiien wie beispielsweise bei briinetten lY^rsonen. ])ie Keflex e richten sicli in ihrer Farbe nach (lem Gegenstande, weleher sie verursacht. Werden sie beispielsweise von Fleisch aiif Fleisch geworfen, so be- halten sie dieses Colorit bei, im aiidern Falle aber neh- nien sie, wenn ein anderer Gegenstand als Faktor mit auftritt, etwas von dessen Farbe an. Die Hauptschatten miissen so lange verdiinkelt werden bis der Kopf (wir reden stets voin Portrat) seine vollige Kundung erhillt. Doch richten sie sich selbst- verstandlich nach deni sie erzengenden Lichte, aber sie dhrfen in keinem Falle dem Schlagschatten an Starke gleich kommen. Alle Farben miissen so nebeneinander gesetzt und behandelt werden, dass sich eine in die andere verliert. Den Hauptschatten muss man sorgfiil- tie: in den Halbschatten, wie ferner aiich letzteren mit dem Lichte verschmelzen. — Die hochsten „Lichter'‘ nnd wiederum einzelne „Drucker“ werden iinvermittelt stehen gelassen nnd wie der Ausdrnck lautet „keck“ anfgesetzt. Bei einem jeden Genialde hat man drei hauptsach- liche Unterschiede inne zn halten. Erstens das Enter- malen, zweitens bestimmter Anftrag der Farben und drittens das A us malen. Beim Untermalen wird nur beiliinfig diejenige Farbe aufgetragen, die der einzelne Teil bekommen soil. 31an gibt dabei den Schatten weder ihre voile Starke, noch dem Lichte seinen hochsten Glanz, richtet sich 8 aber clabei sorg'faltig in der Wahl der ersten Farben, iiach deneii init welchen man sio iiberai'beiteii will. Diese Farbeii durfen jedofdi nicht brillieren, da sunst der Aiif- trag der Lichtcr iind KeHexe nicht mehr in voll an- sprechender Wirkiing sein wilrde. Xach dieser allge- ineinen Fdnleitnng wollen wir min versnchen, oinen ge- nauen W eg anziigeben, vonnittelst (lessen man Ivdpfe in der Fastelhnalerei anfertigen kann. Das Gesiclit. Die r n t e r m a I ii n g. Anznraten ist es, dass alle, welclie znr Fastell- malerei ubergelien, si(di erst nach gnten Fastellbildern ilbcn. Fs wird da niclit allznsehwer fallen die (Jrund- farbe des (ieiniildes zn entdecken, inn sich in der A"ahl der Zeichenstifte darnacli zii riehten. Der Anfang wird jedesmal mit der Schattenseite des 1 hides gcmacht, welche man glatt sehraftirend, also in einer Fliiche an- legt. Der gauze .Malgrund (Fliiehe des Fajneres) muss ebcn liedeckr sein iind nielits darf mehr von dem Pajder- tone diirehleiiehten. .ledoidi muss es entscliieden ver- mieden werden, dass sich die Farbe zii dick auf- lagert, da in diesem Fade das .. FberarbeiteiD mit den grdssten Schwierigkeiten verbunden sein wiirde. Vor- erst legt man aiich die Schlagschatten mit demselben Tone an, und erst spiiter schraftirt man mit einer dunklern Farbe nach. Fbenso verfahrt man mit der Lichtseite, welche mit einem matten Fleischfarbentone hberschraffirt wird. Die Stellen. wo sich die hdchsten 9 Lichter aiiflagern, untermalt man am besteii gleich mit einem lielleren Tone als jenem, welcher den Lokalton ansspricht. Das anf den Wang-en sich zeigende Rot kann ebenfalls gegen den Lokalton mehr absteliend ge- halten werden. Alle diese aufgetragenen Tone werden nun mit dem kleinen Finger, trocken, in einander verrieben. Jedocli muss man sicli selir in Acht nehmen, dass man mit einer Farbe niclit zu tief in die andere gerate, da liier- durch Misstbne entstehen, die nicht niebr den geforderten Lokaltonen entsprechen. Es soil nnr soviel in einander gerieben werden, dass zarte Ubergange entstehen, jeder Ton aber aiich wieder fhr sich allein anspricht. Des- wegen ist es aiich notig, dass man den Finger immer moglichst rein halte. Er darf nnr leicht iiber die gemalte Flache gleiten, da sonst die LTinrisse, die ja stets innegehalten bleiben nhlssen, zu sehr leiden wiirden. Dieserhalb hat man anch bereits bei dem Schraffiren Sorge zu tragen, dass die Strichlageu nicht in das Papier eindringen. Dem Colorit wird seine Starke mehr durch bfteres Uberarbeiten mit den Stiften, als durch zu testes Aufreiben gegeben. Nachdem die Haupt-, Schatten- iind Lichtpartien aufgesetzt sind, schreitet man zur Anlage, der Augen, der ISTase, des Mundes. Bei dem Auge erscheint es von Yorteil, zuerst die Pupille, jedoch etwas kleiner denn die wirkliche Grosse, einzumalen. Hierauf erfolgt die Umrandung des Augapfels blau, braun etc., aber so, dass die hellste Stelle, also der weisse Reflex, vollstan- 10 dig ausgespart Oleibt, da beim spateren Auftrag der Aiif- satzfarl)e, diese nicht inehr in der gehbrigen Scharfe uder besser gesagt in deni gewunschten Feuer erscheinen wiirde. 1st trotz aller Vorsiclit dennoch diese Stelle nicht rein geblieben, so muss man diircli vorsichtiges Uadieren mit eineni ^lesser deren AVeiss wieder herzu- stellen suchen. Zii allerletzt, also erst beim Ausmalen, wird diese Stelle mit dem betretfenden Tone versehen. Das AT^isse im Auge darf nicht beim Malen zu hoch ge- stinimt werden. Hesser ist es die gauze Aiilage ziierst mit dessen Schattentone anzulegen iind spiiter erst die hbheren Abstufungen aufzutragen. Die Aiigenwinkel werden rdtlich untermih. Die Augenlieder miissen mit scharf gespitztem Stifte aber dennoch weich gezeichnet werden. Ivleinere A^erwischiingen sind bei diesem De- taillieren nicht mit dem Finger vorzunehmen, sondern wie schon Eingangs erwiihnt mit dem ziigespitzten I\orkwis(‘her. Die Aiigenbrauen werden ebenfalls bestimmt ge- zeichnet, doch sind die Stifte so zii wiililen, dass beim rntermalen bereits Ivilcksicht aiif die spiitere Schattirimg genommen wird. Bei dem Malen des Alundes muss als- bald ein gewisser Contrast zwischen beiden I^ippen ge- wahrt werden, derart, dass die Oberlippe gegen die Fnterlippe in der Anlage etwas dnnkler erscheint. Den Mnndspalt zeichnet man am besten mit einem branneii Stifte, d. h. wenn die Alnndoffnnng nicht die Zahne dnrchblicken liisst. Selbstredend ist anch beim Unter- 11 malen des Muiides wieder Kilcksiclit aiif die spater zu erfolgeiide Schattierung zu nehiiien. Nicht am leichtesten ist die Untermalung derHaare. Im Allgemeineii wird zuerst auch hier die Schatten- seite angelegt, die mit der Lichtseite contrastiren muss, worauf beide in einander gewischt werden, docli so, dass die Grenzen immerhin noch ersichtlich sind. Nicht zu vergessen ist, dass der Farbenauftrag in Bezug auf seine Dicke, gegen diesen der Schattenpar- tien des leichteren Yerwischens wegen, nur halb so dick sein dark Im Allgemeinen wird sich dieses nach einigen Yersuchen von selbst lehren, da zu dick aufgetragene Farben die hellen Farben nicht mehr klar durchscheinen lassen. Man soil desshalb bedacht sein die Schatten, welche keines hellen Lichtes mehr bediirfen, gleich derb zu untermalen, die Lichter aber, welche oft ilbergangen iniissen werden, nur leicht zu libergehen. Uni auf das Gesicht wieder zuriick zu kommen, triigt man jetzt die blaulichen und grauen Halbschatten auf, so dass man iiber die Fleischtdne resp. deren An- lage leicht wegarbeitet. Schatten mit Halbschatten, Halbschatten mit Licht verbindet man miteinander der- art, dass auf dem Gesichte etwas mehr das rotliche, auf Hals und Brust etwas mehr das bliluliche Colorit durchleuchtet. Ehe nun die „erste Arbeit“ zum Ab- schlusse gelangt, wird auch sammtliches Beiwerk, Hinter- grund und Gewandung, auf welche letztere wir noch zu sprechen kommen, untermalt. Beim Untermalen soil bereits die grosste Genauigkeit befolgt werden, so dass 12 man mit den Stiften, die rotlichen , blanlichen und gelbliclien Tone, da wo sie g-efordert werden, nochmals iiberarbeitet. Beispielsweise am Kinn, wo die Farben rotlicher, an den Schlafen, wo sie l)lanliclier erscbeinen. I loch nihssen diese Abtiinungen sehr zart gehalten wer- den, so dass sie mehi* als Lncarnat ersclieinen nnd wie mehr angehancht fiber ^lalerei lagern. Dieses wiire im Ganzen diejenige Arlieit, welclie als znm Untermalen gehfirig betraclitet werden muss. In dem niichsten Kajiitel, dem der Ansffihrnng, werden wir nun weiter erselien, wie die Fertigstellung der Bilder resp. der ]\Ialereien erfolgt. Cint ist es, wenn zwischen Untermalen nnd Uebermalen einige Tage der Pause liegen , da in diesein Falle das Ange leicliter etwa vorhandene Felder auftasst. .Muss Jedocli die Fertig- stellung einer ]\Ialerei beeilt werden, so arbeite man mit Zuliilfenabme eines guten Spiegels, durcli welchen man, da sich das Geiniilde verkelirt zeigt, also was rechts ist links und umgekelirt, Felder in der Zeicbnung und im Colorit leicht erkennen lassen. Die r e b e r m a 1 u n g. Bei derselben soli stets mit dem II in tergrunde der Anfang gemacht werden, damit die sich Ton dem- selben abhebenden Partien desto sicherer ausgefiihrt werden konnen. Bei der Wahl des Lokaltones muss mit Ueberlegung yorangegangen werden, da er einen grossen Eintluss anf das Gesicht selber ausubt. Ist er zu dunkel 13 angelegt, so erscheint das Portrait zu hell iind iin ent- gegengesetzten Falle zu dunkeh Aus diesem Grimde erscheint es auch einleuchtend, dass eine Fertigstelhmg des Grundes in erster Linie vorzimehineii ist. Es ist jedoch gerade kein Fehler, wenn gleichzeitig die Haare etwas weiter durchgearbeitet werden, das heisst es soli luir deren rechte Starke iind Dunkelheit kraftig heraiis- gearbeitet werden. AYenden wir iins nun zuerst zu den Lichttdnen, so werden dieselben bald inehr, bald weniger lebhaft ausgeinalt, ganz wie es das Original erfordert. 1st eine Stelle zu blassrot, so muss eine dunklere Nuancirung vorgenonnnen werden. Lichter, die mehr ins Gelbe iiberleiten, iibergeht man mit einem bleich- gelben Stifte und iiberwischt das Ganze nochmals leicht mit dem Finger, worauf ein nochmaliges Uebergehen mit den Stiften in Strichmanier anzuraten ist, welche aber nicht mehr zusammengewischt werden sollten. Es ist hier noch das Folgende einzuschalten : Im Allgemeinen liisst sich ein Earbenton leicht mit einem Tone derselben Farbe verbinden, wie beispielsweise helleres Pot mit dunklerem , oder auch umgekehrt. Nicht ganz so leicht wird aber solches angehen mit Pot und Gelb, wenn auch leichter das Uebergehen der gelben Farbe mit Pot zu bewerkstelligen ist. Desswegen ist schon beim Ehitermalen darauf zu achten, welchen Ton man als dominierend betrachten muss. Alle zuriickweichenden Teile, wie auch die Halb- schatten, werden mit einer griinlich blauen Farhe iiber- gangen, die aber nur mit der grossten Behutsamkeit 14 aufgetrag-eii iind verrieben werden darf, so dass sie die darunter lieg-endeii Tone niclit stdrt uiid diese diircli den lasurahnlicheii Auftrag der erwahnten Farbe noch an- sprechen. Es muss ii1)erhaiipt beim Gebrauclie dieser Farl)e mit Ueberleo-uno- zu Werko gegangen wei*(len und sie nicht ail solcliem Flatz aufgetragen werden, wo sie iiieht hingehdrt, da nicht alle Ilalbschatten den lienannten Ton aiifweisen. Beispielsweise wiirde i)ei hocligeriiteteii Wangeii eine iible Farlientdnung eintreten. Desswegen sollen Antanger sioh niclit gleich im Zeiclinen und Malen nacli der Aatur versuchen, sondern nacli guteii "\T)r- bilderii, selbst dann, wenn es aucli ( )el- oder Farben- diaicke siiid. Die Flauptschatteu werdeii gleich zeitig mit dem Aus- malen des Lichtes fertiggestellt, weil dadurcli nielir Oe- samuihvirkung entstelit, da sich die Tcine gegenseitig unterstiitzeu. In der Wahl der Stifte hat man dabei zu achteii, dass jeder Teil auch im Schatten etwas you seiner eigeiitumlichen Farbe behalte. Die roten AVangen mussen desshalb als im Schatteu erscheineiid nicht mit tiefem Braun, oder anderer Farbe iiberarbeitot werden, sondern so, dass immer noch etwas von dem Bot er- sichtlich bleibt. Beobachtet man die Xatur geiiaii, so er- gibt sich, dass hellrot im Schatten dunkelrot, griin dunkelgriin, gelb dimkelgelb wird. Der Schatten zeigt sich gleichsam als ein duiiner schwarzer .Flor, welcher die leuchteiideii Farben ilberzieht, dieselben etwas ver- 15 schleiert, doch sie niclit ganz verdunkelt. Ebenso muss mit den Lichtern verfahren werden. Die frei heryor- tretenden Teile sammeln selbstverstandlich mehr Liclit, imd desshalb kommeii die im Schatten liegenden helleren Tone niemals in Lichtstarke den erwahnten Teilen bei. Auf der Schattenseite niiissen daher ancli die hervor- tretenden Wangen mit einer gluhenderen Farbe iiber- arbeitet werden, wenn aiich nicht so stark wie anf der Lichtseite. Bei der Uebermalung sind die Farben dicker iind kraftiger anfzutragen, als in der Anlage, wie aucli, dass dieselben immer lebbafter werden. Einerlei, ob das Farbenaufsetzen in den Licht- oder Schattenpartien ge- scliielit, die hellsten, warmsten imd kraftigsten Tone milssen sie stufenweise warmer werdend auf die matte Untermalung aiiflegen. Die Reflexe oder Lichter richten sich nach der Lokalfarbe, das heisst nach der eigentumlichen Farbe jedes Gegenstandes. Sie sind glilhend, wenn letzterer selbst gliihende Farben ausstrahlt, matt, wenn solche wenig leiichten. Das Auge wird an der Piipille mit Schwarz, der ilbrige Teil des Angapfels mit Braun oder Blau iiber- malt, je nachdem das Auge seine Farbe hat. Wir haben bereits bei der Untermalung verschiedenes iiber das Auge respektive das Malen desselben angedeutet, iniissen jedoch uns nochmals eingehender mit demselben be- schaftigen. Die Augenwinkel iibergeht man mit lich- terem Rot und gibt an den Umrissen etwas starkern 16 Drucker, selbstredend mit einem dunklereii Stifte an. Audi die Pupille erhiilt solche Drucker, dock muss hier besoudere Aufiuerksamkeit g*ewahrt bleibeu, dass die Drucker uicht uudurchsichtig’ uud russig- werdeu. lu diesem Falle iverdeu sie uochmals mit eiuer frischereu Farbe vou Neueui (ibergaugeu, welche das 31atte uud 8tmupfe wieder etwas aufliel)t. Das AVeisse im Auge wird bei der zweiteu Arbeit im liichte aufgehbht, die Schatteu, da, ivo es udtig, melir verdiiukelt. Alit deu Aulegeu des AYeiss iiat es iiuuier seine Schwierigkeiteu. Aiemals darf dasselbe als ausges])roclieues AVeiss be- liaudelt werdeu. Im Oruudtoue Idauweiss, milsseu die Deliexe, um uicht stum])f zii erscheiueu, mit AVeiss, welches eiueu 8tich ins Uelbliche />cigt, aufgesetzt werdeu. Der Afuud wird mit eiuem stiirkereu Dot aus- schattiert uud mit lichterem Dot aufgelu'iht. An deu hbchsteu Stelleu kauu man, die Uetlexe ins AVeisse spieleud, ausmaleu, doch solleii diese Aufsatzlichter uicht vermischt werdeu, souderu frisch uud keck aufgesetzt werdeu. Der Eiuschuitr des A1 nudes wird kraftig schwarzbrauu eiiigezeichuet, um sodauu mit eiuem liellereu 8tifte wieder uberarbeitet zu werdeu. Um deu Eiudruck eiues Pastellbildes als sauft ge- raten zii lassen, raten ivir an, stets mehr mit Aiif- hdhuugeu, als mit dimklereu Tdueu zii arlmiteu , das heisst ziierst imuier die zuletzt geuauuteu Tiiue aiifsetzeu. 17 — Die Ueberarlieitimg (les Bildes wird nun nochmals in der Art iiiid Weise vorgenommen, dass man die hellsten Lichter auf die Aase, Stiriie imd Kinn setzt. So stark aber aucli das Liclit sich aiitlegt, es darf niemals ein Reflex weiss er- scheinen. Wer geiibte Hand besitzt, kann das gauze Portrait, da es dadurch lebendiger \vird, mit Strichlagen iibergehen, andernfalls soil man sich aber lieber mit einem zart gewischten Kopf zufrieden erklaren, als ihii (lurch unverstandene Strichlagen verunzieren. Damit hatten wir nun das, was znr Ansfuhrung des Kopfes selbst, als notwendig, ziemlich erschopfend erlautert und kdniien wir nns zn dem Beiwerk des Portraits, Hintergrnnd n. s. w. im Besonderen weiiden. Der Hintergrund. Greo:enwartio: beg’nimt man sich damit, und zwar mit vollem Rechte, den Hintergrund ganz glatt zu inalen und denkt sich dabei ein Zimmer, welches so erleuchtet ist, dass ein dimkler Teil der Wand an die Lichtseite und ein heller Teil an die Schattenseite des Kopfes herantritt, da durch diesen Kunstgrifl* der Kopf plastischer hervortritt und sich von der Flache des Hin- terffrundes mehr absondert. Friiher verband man mit o dem Hintergrunde Yorstellungen, welche auf den Stand und die Beschaftigung des Originals mit anspielten. Beispielweise, dass man bei einem Grelehrten den Teil 2 18 einer I^ibliotliek oder bei einein Soldateii Fahnen iind Trophaen ]uit aniiigte. Es solleii aber die Gresichtszii”-e der J?erson, welche man malt ziierst die Aufmerksamkeit fesseln. Dieser Zweck wil’d am sichersten erreiclit, wenn man das stiirkste Licht imd die wannsten Farben anf demselben yereinigt, den Kintergniud aber, der bios des Kopfes wegen da ist, mit inatten und gebroclieneii Farben malt. 1st das (Tewaiid anf der Schattenseite selir diinkel, so darf der (Ti’iind, anf welcliem es sicli aldielien mnss, nieht eben- falls zn dnnkel erscheinen, da dnreli diese Anffassnng das (femillde sehr an rndentlielikeit leiden wiirde. Genan so verhalt es sieh mit den Haaren. Sind sie hell, so mnss der (rriind, welcher sie nnigibt dnnkel, oder aber sind sie dnnkel, der (driind etwas licller er- scheinen. Yerstiindige Maler wiihlen desshalb nie Farben znm Hintergrnnde, die lebhaft sind nnd starlv ins Ange fallen, sondern sie ricliten sich stets nach den Lokal- farben nnd den Scliatten, als wie anch nach dem Fichte der llanpthgnr, weil eben diese nngemein gewinnen oder anch verlieren kann. Fs wCirde beis])ielsweise ein weisses (irewand nie in blendendem AVeiss erscheinen, wenn der Ilintergrnnd ebenfalls weiss gemalt wiirde nnd ganz gen an so verhalt es sich anch mit der Gesichts- farbe, die nach Terhiiltniss des Grnndes heller oder dnnkler ersclieinen wird. Bei Anlage des Ilintergrnndes triigt man die Farlie erst in dichter Schraffiernng anf, in dem man den Anfang an der Schattenseite des Portraits macht nnd zwar wie 19 schon erwahnt in dem helleren Tone. Sie wird mit deni Finger gut verrieben iind sodann gegen die dunk- lere Fliiche bin ilbergeleitet oder vielmehr in die dunk- lere Schattierimg mit yerlaufenen Stricken imd ohne be- stiinnite Grenzen Yer^Yischt. Sehr Yorteilhaft \yird sich der Hintergrimd aiisnehmen, \Yenn man denselben in sich kreuzenden Stricken, welche breit aiifgetragen wer- den ilberarbeitet. Bei Portraits mit hellem Teint haben braune, rotliche oder grlinliche Hintergrilnde der besseren Wirkimg \Yegen, entschieden den Yorziig, wakrend bei dunklerem Fleischtone grane oder blauliche Abtdnung zu ^Yaklen ist. Die Gewandung. Es wird gewiss you grossem Werte sein, wenn wir die Art und Weise wie die Tone bei den Yersckie- denen Gewandern aufgesetzt werden hier etwas ein- gehender schildern, umsomekr da sich dabei Sckwierig- keiten ergeben, die an der Hand des Nachstehenden leickt Yermieden werden konnen. Bei Weiss wird gleick das Licht aiif den Mal- griind aufgesetzt und dann die Halbsckatten erst zart, dann mit starkerem Colorite eingesetzt. Jedoch kann man auf grossere Partien mit gebrochenem oder auch mit graueni Weiss untermalen und kierauf das Licht mit den betreffenden Stiften aufsetzen. Die Schatten selbst sollen mehr ins griinlich-blaue als ins Sckwarze kinuberspielen. 2 * 20 — Bei den scliwarzen Gewandern ist es anzii- raten, ziierst diejenigeii Schatten imd Falteii aiifzii- malen die das ineiste Dimkel beanspruchen. Erst liier- auf werden die Mitteltone untermalt iind einige Licliter aiifgesetzt. Bei der Ausfilhrimg werden die gemachten Anlagen bericlitigt, die einzelnen Scliatten verstarkt, das Licht melir tretfend aiifgesetzt mid die Halbtdne weich init einander verschmolzen. Das Schwarz muss seines besseren Aussehens wegen in breiten, schdnen Flachen sich auflagern. Mit der Anwendimg der Halb- tdne, die ins grauliclie oder blaiiliche hiniiberspielen, solle man niir in beschranktem ]\[asse Amrangehen, weil diirch zii viele Mischfarben die Bulie des ScliAAmrz all- ziisehr beeintracbtigt AA'ird. Ist in der Bekleidimg Blau die vorherrschende Farbe, so wird letzteres zuerst mit der Farbe des Lichts angelegt, AAmrauf dann sofort die halben und ganzen Schatten folgen. ]lei dem Ausmalen der dunkelsten Scliatten ist eine Yerstarkung derselben mit blaulicbem ScliAAurrz anzuraten, jedoch muss man bedacht sein, niclits von dieser Farbe in die Halbschatten zu bringen, da sonst deren lieinheit beeintracbtigt Avird. Ist bei diesen letzteren eine Yerstarkung von Ndten, so ge- scliehe es mit einem lilaulich-grauem Stifte. Oft koinint es vor, dass auch Sainmet herzustellen ist. AYir reden bier insbesondere Amn der blauen Farbe desselben. Zuerst Avird bis zur aussersten Contur die gauze Flacbe, obne Biicksicht auf die Einzelheiten, mit einer dunkelblauen Farbe bedeckt. Diese erste grobe 21 imtermalte Anlage wird auf die schon zu Oefteren er- wahnte Art imd Weise gut yerrieben, so dass sie niclit zii dick aufgesetzt erscheint und den Auftrag der spater aiifzusetzenden Licliter noch zuliissig macbt. Diese erste Anlage yertritt den Halbschatten, auf welchem man nun init dem dunkelsten ins Schwarze spielenden Blau die Hauptschatten einzeichnet. Mit einem helleren Blau, welches die Farbe des Liclits yertritt, sind die hochsten Stellen zu bedecken. Diese ganze Untermalung wird nun fertig hergestellt, so dass man einerseits mit dem dunkeln Blau, da, wo erforderlich, noch nachhilft, anderer- seits mit hellerer Farbe das Licht niehr erhoht. Bei sammetahnlicher Behandlung yerbietet es sich yon selbst, dass man mit Strichlagen nicht yerschwenderisch um- gehen darf und noch besser ist es, sie ganz zu yerhiiten. Bote Gr e w a n d e r , es sei Scharlach, werden erst mit Hellzinnoberrot angelegt, auf welches man sodann die dunklen Halbschatten daneben setzt. Die tieferen Schatten erhalten einen Zusatz mit ins Braime spielendem Rot, welchem man an den tiefsten Stellen noch mit etwas Schwarz nachhelfen kann. Hierauf wird der ganze Schatten nochmals mit einer dunkelroten gebrochenen Farbe gleichmassig libergangen und sanft yerrieben. Bei der Ausmalnng werden die tiefen Schatten noch- mals mit Schwarz yerstarkt und hierauf mit Rot leicht iibergangen, wobei man Sorge zu tragen hat, dass das Ganze nicht russig wird. C a r m 0 i s i n f a r b e n e S t o f f e werden auf gleiche Weise behandelt, nur hat man solche Stifte respektiye 22 Farben zii wahlen, die ein gdaiizenderes Colorit ergeben, also mehr lackalinlich wirken. Das hdchste Licht muss weisser und die nalbschatten dunkler gehalten werden als bei der vorlier erwahoteii Farbe. Yiolet eiitsteht bekanntlich aiis Carmin und Blau. Es werden desshaU) solche Gewiinder in den Licht- und Hall)schatten|)artien znerst init Carmin iiberarbeitet, und nur die Ijichtpartien werden sogleich nocbinals init licli- tereni, mehr ins Weissc spielendein Carmin iibergangen, da init Contraste mit deni llalbschatten entstelien. Mit deni gewunschten respektive geforderten ]llau wird diese erste Aiilage sanft nliergangen und gut mit deni ersten Farlienauftrag verrielieii, docli so, dass die einzelnen Far- tien, anf deren Trennmig man schon Bedacht naliin, von einander gesehieden, dock anch wieder in sanften riiergiingen vorhanden lileiben. In den ineisten Studienkasten sind die Farbensorti- inente so gewiihlt, dass es kaiiin eine Farlie gibt, welche niclit vertreten ist nnd haben wir deshalb nur die Be- handlung zwischen Carmin und Blau bier angegeben, um denen, welche nur einen einfachen Farbenkasten besitzen, gerecht zu werden. Gel be nnd grilne Stoffe werden iin Ganzen so genialt wie die anderen schon ange- fhhrten Gewander. 31an beginnt mit dem Lichte, setzt die llalbschatten daneben und legt die ganzen Schatten mit der dunkelsten Farlie an, welche man bei grunen Gewiindern durch ein leichtes tberinalen mit Schwarz noch mehr zu verstarken sucht. Jedoch muss das Schwarz imnier wieder mit einem Griin iiberarbeitet — 28 werdeii, damit die Schatteii eineii wohlgefalligereii Ton erhalten. Bei den gelben Lokaltonen fallen die Schatteii inehr in das Braiine, welches man in den tiefsten Stellen ebenfalls init etwas Schwarz verstarken kann. Ziinieist hat man sowohl in den gelben, als aiich grhnen Farben soviet Nnancen, dass sich eigentlich hber die Anwendung dieser Stifte wenig sagen liisst. Wenn der Zeichner seine Yorlage, oder aber, wenn er iiacli Na- tnr arbeitet, diese in den einzehien Farbengebimgen grhndlich stiidiert, so kann es ihm nicht schwer fallen, hier den richtigen AAeg zn finden iimsomehr, wenn er an der Hand nnseres Ihiches vorangegangen ist imd Alles darin Cfesagte genan befolgt hat. Einen Hanptfaktor bei dem Draperie- (Stoff-) nialeii ist die Lein wand. Sie wird ebenso imtermalt, wie wir es schon liei den weissen Cfewandern kennen ge- lernt haben. Die Halbschatten fallen ins Grane oder Blaiiliche nnd gar nicht selten anch ins Grhnliche. Soli die AYasche (Leinwand) diirchsichtig erscheinen, so malt man erst den Teil, welcher dnrchschimmern soil , etwas nnvollkommen aus nnd hbergeht ihn leicht mit etwas Weiss. Die Fatten, welche iindiirch- sichtig erscheinen, werden keck iind derb imtermalt. Selbstredend ist aiicli hier wieder zn beacliten, oh die darin vorherrschenden Tone ins Graiie, Grhne, oder ins Blaue spielen. Alinlich wird mit der Darstellimg vonFlor nnd Spitzen verfahren, nur dass man znr Anfliiiliimg kriiftige Drncker nnd einzelne Schraffurstriche mit blendendem AYeiss anfsetzt. 24 II. T e i 1. j Naclidem wir in deni Yorherg-elieiiden die Teelinik | dos Malens eino-ehond eriirtort lialien, iniissen wir iins anch der Eilialtiinj;- der Pastelliiialereien ‘ ziiwonden. Ks ist siclier, dass am iiesten sich derartiire | Malereien iinter (ilas iind Kalinien erhalten. Desswe^en I wollen wir Ider ^leich cine IJeschreibnim’ (lessen <»-el>en, I wie die Einralinuim;' am liesten zu l)ewerkstellii>;en ist. \ Hat man die Alisiclit, ein (Jemiilde unter Hlas so i _i*ut es ni()»dicli ist zu verwaliren, so muss man sieli einen | Kahmen mit zwei 1^'alzen anferti"-en lassen, in deren eine die (Uastalel, in den anderen alier die Malerei ^'ele<»t wird. Will man dieses aber niclit, so ^ebraiicbe man weni^'stens die Vorsiebt, zwiscben (Has iind Malerei einig-e Pappstreifen zu le^en. Am ^leisten anzuraten ist, weun man sieb deim Ibiebbinder einen ,, Passe par touP‘ YOU starker Papjie macben liisst, der ilberdies dem (iemiilde seines abscbliessenden Cbarakters wegeii nocli zu eiuem weiteren Yorteile gereieben wird. Wird das J>ild in den Habnien getasst (eingerabmt), so miisseu alle Fugen zwiscben (Has und Habmeu, wie ferner der Scbutzdeckel mit dem Kabmen, aid' das (lewisseubafteste mit Papierstreifen beklebt werden. Deuu, siud die Kabmen nicbt aufdas Sorg- taltigste verwabrt, so dringt Staub binein, weicber obne den grdssteu Xacbteil tiir die Malerei nicbt wieder entfernt werden kann. 25 Ein Falzralimeii ist, urn Bikl mid Glas aufziinelimeii, aiich nicht immer Erfordernis, wenn man nur die Yorsiclit beobachtet, ein Stiick starkes Glas sclineiden zii lassen, welches die genaue Grosse wie der Passe par tout hat. Die Beklebnng hat zii erfolgen, dass ein sauberer Papier- streifen so geklebt wird, dass er, nacli der dem Bescliaiier zugewendeten Glasseite, iini etwa 1 Centimeter Breite iibergreift. Es ist diese Art der Einrahmung ihrer Ein- fachheit wegen, sogar nach der ersteren Manier, des Bahmens yorzuzielien. Alle Bihler einznrahmen, ist wohl nicht aiigangig. Manclier moclite sie aber in einer Mappe anfbewabreii, ohne dass er befiirchteu mhsse, dass seine Gemalde zerstdrt werden. Wir wollen desshalb bier yerschiedene Manieren angeben, um ein Fixieren der Parben und in Fole-e dessen eine Haltbarkeit derselben zu erzielen. o Im yorigen Jahrhundert, da die Pastellmalerei noch recht im Schwunge war, legte im Jahre 1753 der Pariser Akademie ein Monsieur Loriot Pastellbilder Amr, Ayelche durcli ein you ihni erfundenes Yerfahren auf das Beste fixiert waren, ohne dass sie dadurch ihres Schmelzes yerlustig gegangen Avaren. Die xVkademie Amrsagte ihm nicht ihre Anerkennuiig und Loriot erhielt yom Konige eine Pension yon 1000 Liyres niit der Bedingung, dass er sein Geheimnis in einem yersiegelten Briefe bei der Akademie niederlegen sollte, die denselben dann nacli seinem Tode erdffneu und iilier den Inhalt frei yerfugei] sollte. Der Inhalt ist nun in breiten Zhgen und im Hauptsiichlichen liier Aviedergegelien. A^on Anschaffungen 20 ist eiiie feiiie Tasclienl)urste init etwas kurzeu Ilaareii voiinoteii, sodanii eiii Eisenblech, etw^a 10 — 12 Centimeter Hreite, welches wie Figmr u zeigt, gehogen ist. t^hrigensl wird der (lehrauch dieses llleclies, aiif welches wir noch zii sj)i-echeii kominen, seine Flinrichtung nocli verstiind- li(dier niachen. j Iv(‘c. 1. ^lan lust 4 (iraniin Fischleim, den man su hdn wie nn'iglich schneidet, in V 2 (lestilliei’tem assei ant* nnd liissf dieses (lemisch im Sande nder Wasser- hade his ziir vulligen Liisung kuchen , wui’auf di( Mischung tiltriert wird. Su lange dieser Ijeim nuch heiss ist, giesst man su viel, als man davun zn hranchen gedenkt, in eiiu‘ Schalui dem ]nan dann das duj)|)elte Vuliimen reinen CVeingeis zim'ieht. Will man den Lidm uder diese Fixiertiussi<»’ keit liingere Zeit ant‘l)ewaliren, su that man wuhl darai alshald den Weingeist ziiziisetzen, da dieser di»* sum sicher eintretende Fiinlnis verhindern wird. Das llild, welches tixiert werden soil, muss in vei tikaler Kiclitung aufgestellt werden. Die Durste wii in die Fixiertlussigkeit eingetaiicht nnd das ("hertlussig aiis derselhen wieder entlernt. Xun liiilt man die Hhrsi etwa 15 Centimeter von dem (Temalde v>mg und scha mit dem einen Winkel des gebogenen llleclies dariihi hin, immer in der gleichen Kiclitung, ungefahr su, w die Buchbinder ihr gesprengtes Leder herstellen. E feiner Dunst wird dadiirch auf das (lemalde spriihe welcher die Farben durchdringt imd auf das Ibapi fixiert. Wenn das Bild ganz trucken , so erfolgt ( 27 Prooedur nooh einige Male. Immer jedoch darl nur ein ganz geringer Grad you Feuohtigkeit auf den Farben wahrnehmbar seiu, da sonst das sammetartige Aussehen der Pastellfarbeii verloren wiirde. Viel einfacher kommt man jedoch nut derselben Fliissigkeit zum Ziele, wenn der Auftrag derselbe ^Yie bei den Kohlenzeichnungen mittelst eines Kefraiohisseurs erfolgt. Wir wollen noch einige weitere Methoden, welche im Yorigen Jahrlmndert angewandt warden, urn Pastell- bilder zu fixieren, bier anfiigen, da es immerhm gut scin dih-fte, im Besitze Yersohiedener Recepte zu sein. Bee. II. Fine beliebige Quantitiit Alarm lost man in reinem Wasser bis zur vollstandigon Silttigung aut, worauf man das Wasser abgiesst, ohne den Bodensatz aulzuriiliren. Auf ungefalir V 2 Fiter dieser Flussigkeit setzt man 6 Gramm Hausenblase zu, welche man un- gefahr 24 Stunden darin weiohen lasst, um hieraut die gauze Losung aufzukochen. Nach Yollstandigem Er- kalten wird das gleiche Mass Siiiritus zugogeben und die Fliissigkeit in gut verwalirteii Flaschen zum Gebrauohe aufgelioben. An Stelle des I^espritzens tritt mm em Emtauchen der Gemalde. In annahornd derselben Grosse wio das ]5ild stellt man sich von Wachstiich ein Becken dar, welches durch unter das Tiich gelegte Batten loioht her- zustellen ist. Die Fliissigkeit wird in ihrem Behaltcr, also dor Flaschc erwarmt und in das hergerichtete Bccken gegossen. Hieraiif wird das Bihl, welches man horizontal 28 lialt, rascli in die Flilssigkeit getaucht imd wieder ge- trocknet. Man hat nicht zii befnrchten, dass dnrch diese Operation das (Teinalde litte, wenn es ancli anzuraten ist, znerst mit niinderwertigen Bildern einen Versiich zu niachen. Nach dein Abtrocknen imiss man sich diirch vorsichtiges lieriihren mit dem Finger verge wissern, ob alle Farben test liegen. Sind es noch einzelne Stellen, welche nnfixiert erscheinen, so muss dnrch erneiiertes Ein- taiichen ein nochmaliges Fixieren vorgenommen \verden. Uec. IJl. Man h’ist Candiszncker in guteni Spiritus anf imd z^Yar anf heissem AVege. Dio sich entwickeln- den Diinste leitet man anf die Bilckseite des Pastellbildes. Sie dnrchdringen das Papier imd fixieren die Pastell- farlien, ohne ihrer Schdnheit zn schaden. Anf 30 Gramm Spiritus nohme man nngefahr 4 Gramm Candisziicker. Selbstredend hat die Erwarmnng des leicht in Brand ge- ratenden Spiritus im AVasserbade zu erfolgen. Uec. TA". 90 Gramm Fischleim (Hausenblase) Averden in diliine Ffiden zerschnitten, Avelche man 24 Stnnden bang in gntem Essig weichen litsst. Hierauf o o o giesst man 1 Liter Avarmes AAkasser zn imd riihrt mit einem hdlzernen Spatel darin heriim, l)is sich der Leim fast giinzlich aiifgelost hat. In ein reines irdenes Ge- fass gegossen stellt man dasselbe in ein Sandbad, Avelches idler ein Kohlenfeiier gestellt ist. Doch muss man dar- aiif achten, dass die Flilssigkeit nicht ziini Sieden ge- langt. Nach erfolgter Losimg filtriere man die Flils- sigkeit, Avoraiif man sie in eine Flasche giesst imd mit der gleiclien AFenge rectificiertem AVeingeist ilbergiosst. 29 Durch lieftiges Scliiltteln werclen sich die in der Flasche enthaltenen IngTedienzen gut vermischen. Das zii fixierende Giemalde wird nun, init der Bild- seite nacli unten, auf einen glatten Tisch gelegt, oder was noch besser- wird von zwei Personen in der erwahn- ten Lage gehalten und dabei straff angezogen. Einen weichen, breiten Dachshaarpinsel taucht man in die Fliissigkeit und iiberfahrt die linke Seite des Papiers so lailge, bis es die Feuchtigkeit durchdringt und alle Far- ben glanzend und feiicht erscheinen. Der erste Anstricli dringt wegen der Trockenheit des Papiers und der auf- saugenden Farben leicht durch. Alsbald hat ein neuer Anstrich zu erfolgen, doch rasch und gleichmassig, da- mit keine Flecken entstehen. Im Schatten wird nun das Bild getrocknet und werden die Farben bei erfolg- tem Trocknen ihre vollstandige Frische bewahrt haben. Im Falle noch Stellen da sind, die sich durch zu dick gemalte Farbe nicht fixiert haben, so wiederholt man nochmals die gauze Manipulation. Die Farben werden dabei so test, dass man das Gemalde mit einem weichen Tuch reinigen kann, ohne befurchten zu niussen, dass das Gemalde dabei litte. K e c. Y. Auch miser modernes Fixiermittel ist fur die Pastellmalerei anwendbar, wenn man nur das im Handel erhaltliche Schbnfehrsche Fixatif mit giiteni Weingeist verdiinnt und mit einem Fixateur aufpustet, Doch soil das Aufblasen dieser Fliissigkeit nur inimer schwach geschehen und lieber offers wiederholt werden, als dass durch zu starken Auffrag die Farben ineinander- 30 laiifeii uiul ist hierbei keine Kunst mehr iiii Stande, das verdorbeiie Ibid wieder zu restaiirieren. Docb g’lauben wir am Scblusse nocb aiifiigen zu sollen, dass 8cbonfeld eiu Fixatif in den Handel ge- hracbt bat, welcbes, eigens fur J^astellbilder bestimmt, alle Yorteile verbindet, welcbe man an ein gutes Fixier- mittel stellt nnd so nel)st feinen Pastellstiften und Pastell- ])apier einen vollstandigen Mala])parat darbietet. Dr. Fr. Scloeiilelfl & Co. Diisseldorf Fabrik von Kiinstlerfarben fiir alle Arten der Malerei. Feinste Oeliarben, Oel-Waclisfarbsn, Fetrolemfarben Aquarellfarben, Gouachefarben No. 2. Caseinfarbeii etc. Farben fiir Malerei auf Glas. Farben zum Coloriren von Photographien. Skmtiiche Mai- und Zeichen-Materialien. Eiii vollstiiiidi^er illustrirter Katalog^ wird auf Verlang^en gratis uiid tVaiico zugesaiidt. Dr. Fr. Schonfeld &Co. Diisseldorf cmpfelileii Neues Fixatif fiir Pastelle Sortiineiite you weiclieii Paste] Ifarbeii in Kastchen von weissein Holz init 30, 44 nnd 50 kleineren Stiften. 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[Bossong’s kunsttechnisclie Bibliotliek fiir Dilettanten. OEL-MALEREI von Hermann Bouffier, acad. Zeichenlehrer, Lehrer an der Kunst- und Baugewerbeschale zu Wiesbaden. Wiesbaden. Yerlag von J. Bossong. 1891 . Alle Keclite — vor allem das der Ubersetziing — vorbelialteii. Dmck TOn Emil Eohr, Kaiserslautern. Einleitung. Die Malerei ist unter alien ramnliclien Kiinsten wohl die reichste. An der Hand der Geschichte lasst sich nacliweisen, welch langen Weg sie bis zur heutigen Technik zuriicklegen musste. Mit der „Skirografie“, welche von griechischen Kiinstlern betrieben ward, indem diese einen hellen Grand von Lerchenholz oder Elfen- bein mit dunklem Wachs iiberzogen und mittelst eines Griffels die Zeichnung aushoben, nahm sie ibren Anfang. Lange Zeit ward diese Darstellungsweise betrieben, bis endlich Polygurt und Apollodor es versuchten, mit meh- reren Farben zu operieren, welche von den Malern Apelles und Zeuxis zur eigentlichen Technik erhoben ward. Kuustgeschichtlich alle die Wandlungen, welche die Malerei durchgemacht, bier zu erortern, ist nicht unsere Absicht, da dieses den uns vorgezeichueten Rab- men uberschreiten wiirde. Bis zu dem Mittelalter be- diente man sich zu den Bildern nur der Temperafarben. Wenn auch die Oelfarben schon bekannt waren, so er- litten sie jedoch nur beschrankte Anwendung, die sich zumeist auf das Bemalen plastischer Gegenstande er- streckte. Doch lassen sich in den Niederlanden Nach- weise finden, dass einzelne Teile von Gemalden, beson- ders Gewander mit Olfarben iiberzogen waren. Erst Jan van Eyck gelang es, einen farblosen Firniss, wohl aiis Bleigla-tte bestehend, herzustellen, mit welchem er seine Farben vermiscbte, welche dadurch eine friiher nicht gekannte Leuchtkraft erhielten. van Eyck innss desshalb als der Erfinder der Olmalerei 1410 — 1420 gelten. Dock erst ini 15. Jahrbimdert war diese Art des j\lalens ziiin Gemeingnt geworden imd entwickelte sich iin 18. Jalirlnmdert ziini alia prima inalen. Bis zu dieser Zeit ward die Malerei niir von Man- nern von Beruf geptiegt, Welches zmneist seinen Grimd darin land, dass die Herstellung der Farben genaue Saclikenntnis erforderte nnd von den einzelnen Malern als ein Geheininis betrachtet ward. So mag denn wohl aiich manches Talent, das, well ihni die Materialien nicht znr Yerfugung standen, nicht ziir Entfaltung gelangt sein. Anders verhillt es sich in imserer modernen Zeit. Y issenschaftlich geleitete l^abriken stellen Alles zur Malerei Gehorige in richtiger AYeise zusaminen nnd machen so die Farben einem jeden Liebhaber zugangig, welches friiher, wie schon erwabnt, nur wenigen Bevor- zngten vergonnt war. Und gerade die Technik des Olinalens ist eine der schousten Zweige der 41alerei nnd darf es desshalb nicht AVnnder nehmen, dass dieselbe sich in alien Schichten der Bevolkernng eingebiirgert hat. Uin nnn den Bestrebnngen dieser, welche des Leh- rers entbehren mhssen nnd Lnst znr Malerei besitzen, entgegen zn arbeiten, war es miser Zweck, das ^Yissens- werteste znsainmenzntragen nnd die Technik des Olinalens zu erkliiren. Die Malerei ganz naoh einem Buche zu erlernen erscheint unmoglioh, wohl aber kann dutch die dargelegte Theotie eiue Brucke gebildet werdeii, welche das^Fundament zur Praxis ergibt. Uud so hegen denn auch wit die Hoffnung, ein kleiiies Werkohen gesohaffen zu haben, das alien gereohten Anspriiohen geniigt und dem Dilettanten das mitteilt, was er ohne Unterncht entraten miisste. Wiesbaden, 1891. H. Bouffier. Inlialts-Verzeichnis Die Pinsel 3 Die Palette 6 Das Palettenmesser 7 Die Staffelei und der Malstock 8 Die Reisskohle 9 Die Farbeii 11 Ole und Malmittel 21 Malleinwand u. dgl. 23 Naturstudien und Gopien von Gemalden ... 26 Die Luft und die Wolken 29 Der Hintergrund 37 Der Mittelgrund ........ 41 Der Vordergrund ........ 42 Baunae und Waldungen 47 Gebaulichkeiten 60 Das Wasser ......... 64 Gestein und Felsen ........ 68 Feld und Wiese 70 Stege und Brucken 72 Staffage 73 Das Lasiren 75 Die Ubermalung 76 Das Firnissen 78 Petroleumfarben 78 Erklarung teclinicher Ausdrucke 83 I. Teil. Die Malweise imd ihre Hiilfsinittel. Die Pinsel. Yon den Malutensilien sind es die Pinsel, die unter den Werkzeugen der Maler die hanptsachlichste Stelle einnehmen. Es giebt deren 2 Arten, und zwar Haar- und Borstpinsel. AYahrend Erstere inehr dein Zwecke dienen, Details auszufuhren, eignen sich Letztere inelir zuin raschen and breiten Anlegen. Wir raten dringend an, sich zumeist der Borstpinsel zu bedienen, weil durch die- selben am ehesten Sicherheit in der Strichfilhrimg erlangt wird. Die Haar- imd Borstpinsel zerfallen in verschie- dene Kategorieen, und zwar in rimde und flache Pinsel. Y^ahrend bei den Borstpinseln zumeist Schweinsborsten vorherrschend sind, hat man Haarpinsel aus Marder-, Dachs- und Eichhbrnchenshaaren. Am besten sind die Marderpinsel , welche rotlich in der Farbe er- scheinen ; sie sind ebenso elastisch zart , als auch widerstandsfahig und daher weniger der Abnutzung unterworfen. Wenn wir hier die Bemerkung einfiigen, dass man den Pinseln eine aufmerksame und sorgfaltige Behandlung zuteil werden lasst, so geschieht dieses mit ^olleni Bechte, da gerade durch dieselbe die Pinsel an AYert und Brauchbarkeit gewinnen. Ein guter Pinsel, einerlei ob Haar- oder Borstpinsel, muss eine gute 4 Spitze habeii imd darf sicli ferner beim Aiifdriicken auf die Malflacbe oder beim iMiscben der Farben nicbt spreitzen. xliisg-enommen sind solcbe Piiisel, ^Yelcbe scbon beim Ibnden eiiie eig’entiimlicbe Form erlialten, so dass die Spitze mancbmal zerrisseii, ausgezackt oder scbwalbenscbwanzfdrmig' erscbeiiit. Jedocb sollen solcbe Soiiderformen nicbt in die Hand der Anfanger gelangen, da sie eine sebr g’eiibte Stricbfubrnng, welcbe niir diircb lan.o*es Arbeiten erruim-en wird, erfordern. Zumeist be- dart' man soldi abnormer Formen ziim Ansarbeiten, resp. rascberer Anlage des Haumscblags. Im allgemeinen sind bei den Borst])inseln die platten den riinden Yor- zuzieben, und acbte man lieiin Ankanfe, dass die F>orsten \Yeicb, weiss nnd elastiscb sind, damit beim i\Ialen keine Fngleicbbeiten entsteben, ^Yelclle Scbrammen und Kissen abneln. Docb sind aucb einige Borstjiinsel you rimder Form und et^Yas steifer in den Haaren beizulegen, da sicb inittelst dersellien Landstrassen und scblecbte AVege, altes (femiiuer u. s. \y. leicliter ausfiiliren lassen. Zum Yertreiben res]). Yersclimelzeu einzelner Abtbnungen be- darf man ferner eines ^'ertreibers aus Dacbsbaaren, einerlei ob derselbe rund oder platt ist. Yortrefflicbe Dienste er^Yeist derselbe lieim iMalen der Luft, besonders um AVolkentbne mit einauder zu Yersclimelzeu. Docb ist man nicbt allein auf dieseu angewieseu, da aucli durcb Borstpinsel eiue ebeiiso gute Yerscbmelzuug sicb erzielen liisst. Die Heiuigung derartiger Yertreiber ge- scbiebt, indem man sie leicbt an einem Tucbe ber- streicbt ; jedocb erscbeint solcbe oberflacblicbe lieiniguugs- methode nur dann anwendbar, wenn der Pinsel nicht all- zusehr mit Farbe gesattigt ist. Das Reinigen liberhaupt (rescliieht am besten diirch Seife und Wasser, und reibt man die Pinsel auf der Handflache sanft ab, dabei Bedacht nehmend, die Haare der Pinsel nicbt zu sehr zn biegen, da diirch die Bleclieinfassung der Olmalpinsel leicht die Haare abgeschnitten werden kdnnen. Nach dieser Be- han dlung hat eine Abspiilung in reineni Wasser zn er- folgen, woranf sie mit einem reinen Tnche abgetrocknet werden. Sind durch irgend welche Umstande die in den Pinseln enthaltenen Farbenreste eingetrocknet, so erfolgt deren Losung am besten durch warmes Soda- wasser. Audi Aufweichen in Terpentin oder Petrolenm wird die Haare wieder klaren, doch scheint es geboten, die Pinsel hiernach in Olivenol zn tauchen, woranf mit einem weichen Lappen das iiberschhssige Oel entfernt wird. Wie gesagt ist dieses jedoch nur nbtig bei dem soeben angefiihrten Missstande , sonst genligt ein Ein- tauchen in Olivenol, welches das Eintrocknen und Sprdde- werden der Pinselhaare verhiitet. Anzufhgen ist noch, dass man* den Yertreiber durch Quirlen des Pinselstiels zwischen beiden Handen von dem iiberflhssigen Wasser befreit. Audi das Abtrocknen der Pinselstiele hat ge- wissenhaft zu erfolgen, da sonst das Holz leicht sprode, ranh und rissig wird. Je glatter und ebener ein Pinsel- stiel ist, uni so glatter liegt er in der Hand und gestattet durch diese Yorziige ein leichteres Arbeiten. Schliess- lich wollen wir noch darauf aufmerksam machen, dafiir Sorge zu tragen, dass die in den Malkasten liegenden 6 Pinsel in Beziig aiif Lange geniigend Spielranni haben, da im entgegengesetzten Falle die Pinselhaare sicli uin- legen nnd dadurch znni j\Ialen nntaiiglicli Averden. Die Palette ist eiii Brettchen, dessen sich der i\Ialende bedient, inn seine Farben daranf zn setzen und dieselben anf dessen glatter Obertlacbe zn niischen. Die Ibalette kann Axrscliiedene Forinen anfweisen, entweder oval -oder langlich viereckig. 1st man noch nicht im Besitze einer solcher, so rate ich die letztere Form zur Anscbafl'iing an. Anch diirfte es ferner noch am lhatze sein , daranf liinznweisen , dass Paletten, Avelche aiis Xussbaum gefertigt sind, die besten sein dilrften, da anf der etAvas dnnkler ersclieinenden Oberfiache, gegen solcbe ans Aliornholz, Avelche liell sind, die Farbemmterschiede leicbter zn erkennen sind. Ehe man eine Palette in (Tebrauch niinint, solle man stets daranf bedacht sein, dieselbe mit heissem Leindl gilt nnd salt einziireiben. Xoch besser ist es, bias Holz satt zn tranken, Avoraiif man das 01 einzielien liisst. Schon im Anfange geAvdhne man sich daran, sobald man mit dem 3Ialen fertig ist, eine grhndliche Reinigung der Palette vorzimehmen. Mit dem Palettenmesser Averden die anfgemischten hberflhssigen Farbenreste zii- sammengespatelt nnd hieraiif Avird mit etAA'as 3Iohnol oder anch Leindl nnd einem alten LeiiiAAmndlappen die Palette sorgfiiltig gereinigt. Haben sich Farbenreste zu fest 7 aufgelagert, so versuche man solche mit Terpentin oder auch Petroleum aufzuweichen und dann mit dem Paletten- messer wegzukratzen, worauf man jedoch Sorge zu tragen hat, dass die Palette nicht zerkratzt wird. Hat man die Absicht, an einem Tage viel zu maleu, so ist die Palette, wenn man es nicht vorzieht eine zweite in Gre- brauch zu nehmen, den Tag iiber ofters zu reinigen, damit man mehr Platz gewiiint und ferner auch nicht die Yersuchung herantritt, aus schon gebrauchten Misch- ungen neue Abtonungen entstehen zu lassen, die dann gewiss unrein ausfallen werden und keine Leuchtkraft besitzen. Yom Gebrauch der Porzellanpaletten rate icb entschieden ab. Erstens deren Zerbrechlicbkeit wegen, und sodann auch lassen sich dieselben nicht mit der Leich- tigkeit handhahen wie die Holzpaletten , die dadurch den Porzellanpaletten gewiss vorzuziehen sind. Findet man, dass der Daumen, welcher die Palette zu halten hat, leicht einschlaft, so ist das Daumenloch zu enge oder zu kantig geschnitten und muss man versuchen, diesem Ubelstande abzuhelfen. In Vorstehendem erwahnten wir Das Palettenmesser. Es konnen dieselben aus Stahl oder Horn, yorn rund oder abgeschragt sein. Einesteils werden sie zuni Mischen und Eortbringen der Farben, dann aber auch zum Auftragen derselben auf das Gemalde benutzt. Jedoch erfordert letzteres eine geiibte Kilnstlerhand, und 8 sollteii Anfaiig-er darin keine Yersuche anstellen, da diese dock nur sehr fragwiirdige Resultate erzieleii warden. Am geeignetsten ersoheint ein Palettenmesser, welches diinn und bieg’sam im Stahl nnd nach der Spitze zn, von heiden Seiten gleichinassig verjhngt znlanfend, in eine rnnde Spitze endigt. Aacli dem Gebrauche ist das Ikalettenniesser Avieder sorgfaltig zii reinigen und muss die Klinge stets wie ])olirt erscheinen. Die Staifelei uiul rett straff anfgezogen ; dass dasselbe mdgdicbst eben sein mnss, bedingt sclion die Sache an nnd fnr sicb. Alle ITnebenlieiten zeigen sich nach erfolgtem Trocknen anf der Leinwand nnd inachen solche znm Gebranche un- tanglich. Die Znsainmensetznng der Grnndiermasse ist mm die folgende: Giiter Ijeinijlfirniss 2 Teile nnd altes Leinol 1 Teil (dasselbe iniiss iingekoclit sein) Averden mit Kreide nnd I^feifenthon innig abgerieben. Die Masse darf nicht zn diinn sein nnd eine Consistenz besitzen, dass sie, anf die Tjeinwand anfgetragen, nicht ins Fliessen geriit. Mittels eines breiten Spatels, oder in Ermangliing (lessen mit einem tlaclien Lineal, Avird die Grnndiermasse fest anfgeriel)en nnd zAvar so, dass die Masse die Leimyaml l)is znr Kilckseite dnrchdringt. Das erstemal AAnrd die Grnndiermasse nnr Ayenig die Oberffache des Leimes be- decken nnd nach dem Abtrocknen das GeAyebe der IjeiiiAyand AAneder heryortreten. Doch anch in diesem Znstande ist die LeinAyand malgerecht nnd eignet sich besonders zn Fortriits, soAyie zn griisseren Bildern. 1st jedoch eine niiiglichst glatte Flache erAyiinscht, so hat die Anfspatelnng noch zn mehreren Malen zn erfolgen. 25 (locli immer so, dass man den vorher^ehenden Auftra^ uacli geschehenein Abtrocknen init Bimstein xmd Wasser abschleift, woinit man aiich die letzte Deckung behandelt und so die Fertigstellimg beschliesst. Fiir kleinere Bilder eignen sick als Fundament Holz, Pappe und Metall. Da sich deren Oberflache glatt imd Yollig eben schleifen lasst, so sind diese Materialien ganz Yorziiglicb geeigiiet, um auf demselben eine saubere Aiisfilhrung herstellen zu konnen. Auf Metall ist nur Olfarbeugrund allein, auf Holz und Pappe wie auch Papier sowohl 01-, wie auch ferner Leim- und Kreide- grund, Oder beide Yereinigt, auAYendbar. Die Holztafeln sollen mdglichst nur aiis einem Stiicke bestehen und iniissen frei you Asten und Rissen sein. Um dieselben schnell und dauerhaft zu grundieren, lasst man solche zuerst sauber hobeln und trankt Yorder- und Riickseite mit Leimwasser. Aach erfolgtem Abtrocknen stupft man die Malflache mit in Leimwasser aufgeloster Kreide, welchen Auftrag man nacli erfolgtem Abtrocknen noch- mals wiederholen kaun. Nach 24stundigem Trocknen wird die Malflache mit einem giatten Bimstein und Leinol sauber abgeschliffen und ist sodann das ,,Malbrett“ zum Gebrauche fertig. Pappe und Papier lassen sich eben- falls auf die soeben geschilderte Art und Weise zum Malen herrichten, nur soil man bedacht sein, das Papier zuerst aufzuspannen, die Pappe aber an den Kanten auf eine ebene Unterlage aufzunageln. Die beste Unter- lage fur die Farben, in Bezug auf Malgruud, ist ein Gemische aus Pfeifenthon und Bleiweiss, welches sich 26 ziir tlberdeckiing* all’ der filr Maliiiiterg-rund geeigneten Materialieii anweiiden lilsst. Audi empfielilt es sidi, vor dein Auftrageii des Leiinwassers (gekocht) die Pappe, Papier u. s. w. mit Fixatif zii bespreugen, welches ein zu tiefes Fdndriiigen des Leiinwassers verhiitet. Naturstudieii uiul Copiereii von Gemalden guter Meister. Fill Zeicliiier, welclier die Absicht hat, spilter selbst Oemalde zii coinponireii, muss es sich aiigelegeii sein lasseii, das Schoiiste, was er in der Aatur wie iu den (lemilhlen guter 31eister fiiidet, zu cojiiereii uiid sich zu eigen zu niachen. Derartigc Studieu sind deni Maler das, was deni Pauuieister die Hauniaterialieii siiid. Es ist uiiglaublich, wie undeutlich und uuYollkounnen die Yorstellungen sind, die man sich von der (lestalt und Farbe der einfachsten Dinge inacht, weiiii man sie iiicbt init K (Instleraugen betrachtet und studiert. Je grosser der Yorrat soldier Studieu, die sich der Zeichner ver- scliafft, ist, desto abwechselnder ini Eiiidrucke und aiigenehiner werden seine \Yerke sein. AYer diese Flningeii versiiumt, Avird es in der Alalerei iiiclit weit briiigen. AVeiin Avir in unserer Aufschrift „den Studieu uadi der Natur^* ErAvahnuiig tliateii, so soil daniit iiicht ge- sagt seiii, dass der Antanger sich soglcich iu solchen versuchen solle, sondern er muss erst seine Eiiizelstudien an der Hand geeigiieter und guter Genialde gemacht habeii. Das Aufnehuieii einer Landschaft nach der 27 Natur bietet immer mehr Schwierigkeiteii als das Co- pieren von Gremalden, da die Yerkurzimgen iiud Yer- kleineriingen, welche durcb die Entfernimg der Gegen- stande entstehen, mancberlei Anlass zu Yerlegenheiteii geben. Wer jedoch schou mit den Regeln der Liift-, so^Yie auch mit der Linear-Perspektive yertraut ist, wird manche Schwierigkeit yreniger finden, als einer, Avelcher in diesen AYissenscbaften nock keine Stndien gemacht bat. Ehe man — wir haben das Natnrmalen im Ange — mit dem Aiifzeichnen beginnt, muss man sich bemnhen, einen moglichst Yorteilhaften Gesichtspunkt anfznfinden, da auf diesen alles ankommt. In der That zeigen sich oft dieselben Gegenstande , you yerschiedenen Seiten be- trachtet, einander so unahnlich, dass man sie kamn wieder in Einklang zn bringen yermag. Die schonste und malerischste Grnppe zeigt sich you einem nngunstig aufgenommenen Standpunkt , ofters immalerisch und uninteressant. Man muss sich daher Miihe geben, den Hauptgegen- stand, welchen man malen will, yon alien Seiten zu be- trachten und zwar zu yerschiedenen Tageszeiten, da ja das Licht einen unbeschreiblichen Einfluss auf die Schonheit einer Landschaft austibt. Malt man Gegenden nach der Na- tur, wobeies sehr yiel auf Treueund Wiedergabe ankommt, so wahle man seinen Standpunkt an einem Orte, yon welchem man die G^end zumeist zu iiberschauen ge- wohnt ist. Im. Anfange, wenn man mit dem Naturzeichnen im 28 Freieii l)egiiint, wahle man nicht gleich g-anze Partieen imd (feg’enden, sondern siiche sich einzelne hilbsche Alotiyo aiif, sei es nun ein Banin, eine Felsgrnppe oder aber ein Banernhans. Diclit belanbte Baume eignen sich niclit zn Anfangsstndien, wohl aber seiche, welche ini Stainin nnd in den Asten verkrhppelt erscheinen. Uerade in den einfachsten Motiyen solle man den grdssten Fleiss anwenden, weil seiche Sachen fur die spatere Kilnstlerschaft eine feste Brhcke bilden. Es ist eine dnrchans irrige AntFassnng, anznnehmen, dass derartige i\rctiye nnr leicht hinge\yerfen ^ye^den sellen, da spater es ein Leichtes sei, ans der Erinnernng eine Ansmalung yernehmen zn kennen. Dadurcli reisst eine gewisse Oberfiachlichkeit ein, yen Ayelcher sich freiznmachen spater nnmeglich sein dilrfte. Aiich erscheint es yell- stiindig nnmeglich, dass ein Maler nach Menaten sich nech der Farben erinnern kenne, welche in eiuem eder dem anderen (xegenstande innelagen, umsemehr, wenn derartige „Stiidien‘‘ mehrere sind, ja eine ganze Mappe fhllen. Seiche hinge \yerfene Zeichnnngen nnd Skizzen yerdienen geAviss nicht den Aamen Stndien, da es sich gerade nmgekehrt dabei yerhalten sellte nnd nnr der iinsserste Fleiss, gepaart niit Nachdenken, dabei Er- spriessliches erzielen kann. Alse nechmals, aiich in den kleinsten Bildchen nnd Xaturstiidien die grosste Pein- lichkeit aih' Aatnrtrene beachten nnd sich nicht mit dem (xedanken „Ich male es spater aiis^^ ein Geniigen be- reiten. Es sind die Earbentene, AAne sie die Aatur bietet nicht se leicht dem Gedachtnisse einzupragen, Ayie eine 29 leicht gefallige Melodie, deren man sich noch nacli langer Zeit leicht wieder zu erinnerii weiss. Ganz dasselbe, wie wir es hier bei den ISTaturstudien erwahnt, bezieht sich auch auf das Copieren yon Zeichnungen und Ge- malden. Auch hier soli und muss nur die ausserste Gewissenhaftigkeit walten. Lieber wenig, aber dieses mit allem Fleisse ausfiihren und malen : Keine schweren Motive und iimfangreichen Bilder copieren, sondern das auswahlen, welches man auch bewaltigen kann. Gar zu leicht wagt sich der Anfanger an Gemalde, in welchem ein Motiv das andere yerdrangt. Dadurch wird die Aufmerksamkeit zerstreut, es tritt ein Uberhasten beim Copieren ein, durch welches die Lust am Einzelstudium yerloren wird und entstehen Besultate, die sowohl fiir den Beschauer als auch, was das Schlimmste dabei ist, fiir den Malen den gleich Null sind. Die Luft und die Wolkeii. Die Luft in all ihren Miancen und Feinheiten dar- zustellen, gehdrt oft zu den grossten Hauptsachen in eineni Gemalde. Das gilt besonders bei solchen Bildern, in welchen der Grund flach und niedrig erscheint, wie beispielsweise bei Darstellungen yon Haiden und sodann auch bei Seestiicken. Es tritt desshalb die Aufgabe an den Maler heran, die Wolkenbildungen aufs eingehendste zu studiren und muss eine genaue Kenntniss der Wolken- gebilde yorhanden seiii, ehe man an eine getreue Nach- bildung derselben im Bilde denken kann. Die Grund- lage resp. die Kenntnis der Wolkenbildungen muss 30 (lurch heissiges Zeichiien uach der Natiir angeeignet werclen, und zwar indem man mittelst der Bleifeder die Haiiptmassen des Gewolkes fixirt, ohne auf die Einzel- heiten einziigehen. Dass dieses Zeiclinen schnell zu erfolgen hat, bediiigt ja der Umstand, dass das Ge- wdlke fortwahrend andere Formen, andere Farheii an- nimint. Bei diesen Stiidien erscheint es vorteilhaft, den Hinimel selbst init einem leichten Tone anzulegen imd nicht nur den Wolken allein Anfnierksainkeit zu zollen. Es «‘elaim*t dadurch das hellste Eicht auf den AVolken O n inehr zur (leltung und erscheinen ferner die schattierten Hauptinassen des Gewa'dkes tiefer und kraftiger. Erst nachdem diese Yorstudien zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen sind, mdgen Yersuche niit Earben angestellt werdeu. Dabei wird es sicb von selbst bedingen, dass man zu solcbeu ,,][immelsstudien“ einen Standort wiililt, wo die Imft verbaltuissmassig am rubigsten ist und die Wolken weniger schnell zieben. Als selbstverstandlich ist es zu erachten, dass der Tlaler sicb nicht mit dem Gcsicbte der Sonne eiitgegensetze. Bei dem Aufzeicbnen auf die Leinwand erscheint es nicht ratlicb, mit Bleifeder die betretfenden Emrisse zu fixireii, soudern man wahle lieber etwas Cobalt, welcber mit Terpentin verdunnt ist, und yersuche mit einem spitzen Pinsel die Imtreffende Zeichnung mit leichten Strichen zu fixieren. Dadurch werdeu bei dem Ubermalen keine Striche durch etwa leicht und lasurartio* aufei derselben inilssen die IK- wegnngen^des kinsels in der Ivichtnng gehen, in wel- cher die Wolken ziehen. In dieser Lnft sind die liaiipt- sacliliclisten Farben Ultramarin nnd Elfenbeinscbwarz, dem sick van Dyk-Hrann mid Aiiinchener Lack ziige- sellen. Fiir Uegengiisse eignen sick Ibaiischwarz nnd Kaiserscliwarz, sowie Ultramarin, Seliwarz nnd Krapp. Kegengiisse miissen ebenfalls diircli betreffende oder yielnielir solclie Ibnselstriche nacligealimt werden, ^yelche mit den herabfaUenden AYassergiissen gleiclie Kichtimg einnelimen. Leicliter dmistiger Ilinimel wird erlangt, indein man mit Fariserlilaii nnd Kobalt den Ather be- arbeitet nnd die AYolken gelblicli-graii einmalt. Die Grenzen nnd lidchsten Stellen derselben werden mit licbtem Ocker, Cadininm nnd AYeiss angegeben. S chief er far b igen Himniel iind dem ahnliclies Ge- 35 wolk erfordern folgende Farben : „Kobalt, Elfenbein- schwarz mit Krapplack und Pariserblau in den ver- schiedensten Abstufungen. Fiir den Anfang mogen die bier in diesem Kapitel angedeuteten Farbentone geniigen nnd fiir spiitere Kom- binationen den Grrnnd bilden. Fiir Mondscheinlandschaften nocli das Fol- gende: Alle Farben nehmen dabei einen schwarzgriin- blauen Ton an, dessen Farbung aiis Kasslerbrann, Ultra- marin und Schwarz-blaulich besteht nnd ins Indigo iiber- geht. Audi leicbte Lasuren, auf die wir noch spater zuriickkommen werden, sind hierbei von iiberraschender Wirkung. Die Farbung des Mondes ist Konigsgelb No. 4 nnd Weiss. Die nachste Umgebnng desselben liisst sich durch etwas Kobalt und Elfenbeinschwarz wiedergeben, dem sich ein geringer Znsatz von Dnnkel- Ocker beigesellt. Die Schatten der Wolken zeigen eine ins Braunliche iibergehende Farbung, ivelche durch van Dyk-Brann nnd etwas Dot erzielt wird. Die Lichter, welche durch den reflektierenden Mond entstehen, werden durch Konigsgelb Ko. 1 nnd Weiss nebst etvras Kobalt O O ♦ erzielt. Hiermit wird das Notigste angedentet sein, nnd wollen wir nochmals einen gedriingten Uberblick iiber die verschiedenen Stimmnngen folgen lassen, da wir gar nicht dringend genng anraten konnen, fiir genannte Anfiihrnngen ein moglichst oflPenes Ange zn haben. Die Luft ist nach den verschiedenen Jahres- und Tageszeiten nnd nach der jeweiligen Witternng sehr 3 * 36 verschieden. Der Frilliling erzeugt gewohulicli dickes weisses Gewolk, welches iin lieissen Sonnenlichte eine grauliclie Schattierung zeigt, imd von deni blaiilichen Ather in grossen Massen znsammengehanft, sich kraftig abhebt. Ini lieissen Sommer erscheint die Lnft oft niit priichtig iiiid farbensattem erfiillten Gewolk. Den Herbst zieren leichte reine Lilfte, iiiit gebrocbenen Farbentonen, welclie sicli nacb deni Horizont bin leiclit verschleiern. Der Winter wiilzt dickes graiies Gewolk iiber die gauze Gegend, iind die Sonne bricbt aiis denselben in fenrig roteni Tone diircli. Wenn die blaiie Flache des Athers niit Gewolk iiberzogeii ist, so ist sie malerisch scbon. Die Wolken beleben iind bringen Perspektive liervor, sie fiillen die blane Flacbe aiis, bilden Gestalten in Licbt iind Schatten. AVenn in einer Gegend niir wenig Gewolk am Ilimmel schwebt iiiid sich von einer Seite schriig ziiiii Horizont binziebt, so teilt es die Lnft aiif eine ange- nehme AVeise imd forint sich aiif derselben wie im llelief. Oft tiiniit es sich binter den Felsen imd Bergen anf imd erweitert dadiircb die Landscbaft. Oft erblickt man es binter Gebaiiden, niit webdien es sich griippiert imd deren gerade Linien imd spitzen AA^inkel vorteilbaft unter- bricht, Oder es scbimmert diircb die dunkeln Aste imd Zweige der Baimie. Alancbmal sind die AA^olken inbeziig aiif Form rimd- licb imd banscbig, niancbmal sind sie diinn imd flacb imd gleicben eineiii leicbtgefalteten Schleier. Bald liegen sie Avie Felsenschicbten ziisammen, oder sie bilden ab- 37 wechselnd Hiigel unci Thaler. Alle diese Yerschieden- heiteii darf sich der denkende Laudschaftsmaler nicht entgehen lassen mid haben wir zur Anregiing vor- stehendes angefiigt. 1st die Luft bewolkt, so kommt man am leicbtesten zum Ziele, wenn man den ganzen Himmel mit ausserst schwacher Farbe ilberzieht, und so lange dieser Unter- grmid noch feiicht ist, die Wolken aufsetzt. Man spart dabei die Miibe, letztere zii yertreiben, da sich die Umrisse von selbst in deni nassen Griind verlieren. Bei rasch ziehenden Ge witter wolken hat man zii achteii, dass die Umrisse derselben nicht geschlossen und abgerimdet, soiidern zerfetzt nnd zerrissen seiii iniissen, der miter e nach dem Horizonte zn' deutende Teil wird sich malerisch und nathrlich gestalten, wenn er in langen ausgesetzten Streifen erscheint nnd selbstredend wird es erscheinen, dass alle Bewegung sich nach einer Seite zn neigen muss. Der Hintergrund. Nachdem die Lnft respektive der Himmel angelegt ist, beginnt man mit dem Malen des Hintergrnndes, nach dessen Uebermalimg erst die naher gelegenen Teile, wie Mittel- und Yordergrnnd , ihre Anlage erhalten. Malt man erst hier oder da ein Teil einer Landschaft, ohne dass man ein gewisses System einhiilt, so wird leicht ein Gemalde entstehen, das einer einheitlichen 38 Harmonie feme steht. Es soli also ziierst der Hiutergrimd eine gewisse Ausarbeitimg erhalten, die allerdings nicht so weit zu gehen hat, urn vollstandig ausgearbeitet zii sein. In diesein Falle hiitte man inanche Millie ffehabt, die nicht am richtigen Platze gewesen ware. Beispielsweise konnen einzelne im Yordergrnnde betindliche Motive, Bamne, Hi! user n. s. w. einen Teil des Hintergrundes verdecken, nnd ware es schade, (lurch dieselben bereits ansgefhhrte Teile des Hintergrundes wieder verdecken zn inhssen. Dock sollen im Hintergrimde alle Haupt- linien sowie die Hanpttone richtig angebraclit nnd aiif- gefasst werden, da man ja (lurch die Offnnngen im Eanbwerke niilior liegende Banme, Colorit nnd Emrisse des weiter ziirilckliegenden Teils sebr wobl ersehen kann. .le weiter die (iebirge im Hiiitergriinde liegen, desto wenifi'cr Scbatten nnd Vnoleicbbeiten sind an denselben ZU benierken. Es ist dessbaU) Sorge zu tragen, (lass das Malen und Angeben soldier Teile nur in ^Massen gescbebe, die ebensowobl in Colorit als Umrissanlagen nicht bestimmt sein dilrfen. AVenn aucb vorbaiiden, so sollen derartige Bartien docb mebr erraten werden, als (lass sicb dieselben klar deni Auge des Bescbaiiers zeigen. An den luilier liegenden (lebirgen erblickt man scbon elnn’ deren Einzelbeiten. i\Iaii erkeiint bereits einzelne Bartien im Grossen. So sind Klilfte, AValdungen 1111(1 grossere Felsemiiasseu bereits ersicbtlicb imd deren Colorit bestinimter. Hesshalb sind aucb die Scbatten- 39 partien nicht mehr so verschwommen zu halten, als solche von weiter zuriickliegenden Bergen ii. s. w. Scharf sich an dem Horizonte abgrenzende Gebirge erscheinen an ihrem oberen Teile dunkler als in der Mitte und an dem Fusse, es kann darin seine Ursache finden, dass etwa im Tluile aufsteigende Nebel das Colorit weniger erkenntlicli machen. Im Hintergrnnde liegende AYaldimgen erscheinen, was Farbe anbelangt, nicht griin, sondern durch die zwischen dem Walde und dem Beschaiier liegende Lnftschicht bedingt, blangriin Oder auch blanviolett, doch mhssen derartige Tone un- bestimmt und leise angehancht sein, zmn Unterschiede gegen die Tone gleicher Objekte, welche im Yorder- grunde liegen imd klare, ausgesprochene Abtonungen aufweisen. Alle im Hintergrnnde liegende Gegenstiinde nehmen etwas von dem Lnfttone an und zwar wird dieser Luftton ausgesprochener, je mehr sie sich von dem Beschauer entfernen. Beispielsweise kann eine Wiese, welche sich von dem Yordergrunde in den Hintergrimd ausdehnt, vorn ein saftiges Griin zeigen, welches sich nach und nach in das blangriin violette verliert. In die fernen Tone soli immer ein wenig Ultramarin eingemischt sein. Znfallige lichte Erhelliingen nehmen einen blass- goldgelben Ton an, ohne jedoch so aiisgesprochen zn scheinen, wie auf dem Mittel- und Yordergrunde. Es konnen diese Farben auch heischfarben erscheinen oder in das blass-siennaartige iiberstreifen. In Bezug auf die Farbe des Hintergrundes iibt 40 selbstverstaiidlicli die Witteriiiig den grdssten EinHiiss. Es kann soehen ein (iebirg-e Ijlaulich carmin ersclieinen, imi iiacli kiirzer Zeit grau-blau zu seiii ; je klarer die AVittemng-, uni so reiner und diu'chsiclitiger werden aneh die Earben, welelie in diesem Ealle den sebmutzig’ g-ran- blauen dkni nieht aufweisen. Das C.^olorit hiingt iininer von dein Znstande des llinnnels, der Art des I)odens, der flalireszeit oder deni Stand der Sonne ab. Xach dieser allgeinein gehaltenen Abliandlung' wendeii wir nns zu deni Eolorit, von welchein wir iiiir die Earben anzug-eben veriiidgen, inittelst welciien dann eingehende \'ersuehe und rebnngen angestellt werden iniissen. Zu Auflu’iliuugeii des 1 liiitergruudes iiedieut man sioli folgender Tone, — !vduigsg(db Xr. 4 init AVeiss, Xea]ielgelb uiit Ivadiniinu, Hrillautgell), riitlieh, Ivadmiinu init lielitein 0(d;er. Eiuzelue Hergpartieu, welche von AValduug entbldsst ersclieinen, legt inaii init nug(d)raiiuter Sienna, rndira oder Ock(M‘ an, welch’ letzter der Durchsiclitigkeit willen init etwas gebran liter Sienna versetzt werden muss. (iriissere Eartien, die in grangriinem Tone ersclieinen, mischen sick ans Hlan mit Sienna, wenn hierbei statt Ivobalt Erenssischblau mit Schwarz angenommen wird, erzielt man im ganzen warniere Abti'miingen. Audi Tndigo, leiclit und verdhnnt angewandt, ist eine branch- bare Earbe, nur sollte man etwas gelir. Sienna ziisetzen. Eei den Hintergrhnden wird man ziinieist in die Lage koinmen, 'dass man die gauze Alalerei nochnials mit 41 einem einheitliclien Ton iiberziehen muss, da die einzelnen Farben yielleicht eine gewisse Unmhe zeigen. Flier kanii man leicht abhelfeu, indem man die gauze Anlage nochmals mit einem Tone iiberzieht. Dieses heisst man Lasieren (siehe Lasieren). Fiir nebelige Stimmung der Feme eignet sich brauner Krapp mit Kobalt und Weiss, van Dykrot, Kobalt mit Kosakrapp und lichter Ocker, auch Ultramariu, weiss und hell Englischrot. Der Mittelgrund. Der zwischen dem Yorder- und Hintergund liegende Teil heisst der Mittelgrund. Er durchlauft die Farben- abtonungen von dem Flellen ins Dunkle und bildet so ein Bindeglied fur die Nilhe und Feme. Die Gegen- stande des Mittelgrundes erscheinen gegen diejenigen des Flintergrundes inbezug auf Zeichnung und Farbe in scharferer Prage. Jecloch darf man hier nicht zu sehr libertreiben, da man sonst gezwungen wilrde, die naher liegenden Partien zu sehr auszufiihren, die dadurch leicht zu duiikel ausgefiihrt werden mussten. Die Berge und Waldungen des Mittelgrundes lassen schon mehr die Einzelheiten erkennen und muss auch das dariiber liegende Licht klarer werden. Die Baunie erscheinen noch unbe- stimmt und flach schattiert. Der Blatt-Charakter, sowie derjenige der Stamme und Aste lasst sich noch nicht feststellen. Die Form der Baume und Gebaude ist wohl erkenntlich, nicht aber deren Einzelheiten. Das was das Auge nur erraten kann, tritt uns erst im Yordergrunde und 42 scharf aiisgepragt entgegen. Alle in den HintergTund ver- lanfende Farben iniissen sanft abg'etont erscheinen, da dnrch den Mangel an Liiftperspektive ein Bild als nnwahr nnd nicbt der Natnr entsprechend, angesehen muss werden. in deni ^Mittelgmnde selbst tritt eine grdssere Anzabl kraftigerer Farben binzn. In erster Beilie warnieres Griin. Alle Jlaiime nntermale man gelblich braiin, sie wer- den (lurch das darhber gelagerte Griin weniger hart erscheinen nnd eine schdnere liarmonie ergeben. Farben till* den 4Iittelgrnnd sind f'olgende: Lichter ()ckei> Ivobalt nnd l)nnkelkra])p, Farism-blan nnd Fnibra, Fariser- blan nnd Marsgelb, Ivdnigsgelb nnd lUauschwarz, grime l*h*de, grilnes (diroinoxyd nnd \ eroneser grilne Erde. llier nnd da Ocker, gebr. Sienna nnd Weiss, mit welchen man griissere Sanddachen ilbermalt. In den Schatten- partieen setzt man etwas melir Ivobalt zn, dem, nm krilftigere Ettekte zn erzielen, Schwarz lieigemischt. Audi die schon filr die Feme angegebenen Tone finden Anwendnng nur in progressiv stilrkerer Abtilniing, d. h. alle Tilne werden dunkler autgetragen. Der VordergruiuL Er ist derjenige Teil einer Landschaft, auf welchem alle Gegenstiinde deutlich sichtbar sind imd am 41eisten der Ausfilhrung bedhrfen. Alle Scliatten erscheinen in demselben dunkler deim anf den andern Grilnden. Wilrde man es unterlassen, die Tone kvilftiger anfzii- 43 setzen, so wiirden die weiter zurllck gmppierten Teile einer Landschaft iiicht geniigend wirken. Alle im Yordergrunde befindlichen Teile, ol3 sie nun aus Bauin- partien, Steinen, AYegen oder Felsgriippen bestelien, fordern, weil aus dem Bilde lieraustretend, ausgedehnte Behandlung. Oft sind die Details so mannigfach und in grosster Menge beisammen, dass inanches Mai die grosste Oeduld dazu gehort, die Aufgabe zu bewaltigen. Gerade der Anfanger wird leicht in die Lage ge- raten, der Fiille der Aufgabe wegen zu verzagen. Je- doch soil er init friscliem Mute nach einer eingetretenen Pause wieder an seine Arbeit herantreten und von dem Wunsclie beseelt bleiben, was Gutes zu schaffen. AVill der Fleiss und die Ausdauer nun dennocb erlalnnen, so wird das Bild auf einen oder zwei lage bei Seite ge- setzt, urn dann luit frischem Mute wieder an der Fertig- stellung weiter zu arbeiten. Es wird bier am Platze sein, dass wir uns iiber die Ausarbeitung des Bodens, sei er nun mit Gras be- wachsen oder erscheint er nur als kahle Erde, aus- breiten. Diese Art des Bodens triigt die tecbiiische Be- zeichnung T e r r a s s e n. Sind dieselben sehr entfernt, so werden sie nur wenig schattiert, einerlei, ob sie mit Gras bewachsen sind, oder nicht. Die Schatten selbst werden in brei- ten Massen aufgesetzt und hierauf mit einein Pinsel verrieben. Grasterrassen des A^ordergrundes musseu mit grosster Sorgfalt ausgearbeitet werden. Nicht alleiii, dass sie 44 wollig-er und sainmetartiger hergestellt Averden milssen, sondern man muss aucli gia'issere Krauter imd Blatter, mit AAmlchen sie untermischt sind, deutlich erkennen. Es ist dom Aiisilbenden anzuraten, dass er gerade in dem soehen Angedeuteten, also an einzelnen Grrasern nnd kdanznngen ein l)esomleres Stndinm anstellt, da ihm dasselbe beim Ansarbeiten des Yordergrimdes Amn grossem Werte soin AAurd. Ist eine soicbe Grasterrasse ganz mit Strichen nnd lasierend ilberarbeitet, so Avird sie nocbmals mit einer diinnen Farbe iiberzogen, damit die Gesamnitmalerei weich in einandcr Amrdiesse. An den dnnkelsten Stellen werden die Scbatten nocbmals verstarkt, jedocli so, dass liarte nnd scliarfe (Irenzen A'ollstandig A'ennieden werden. Bestehen die Terrassen mehr aiis nakteni Erdboden, so ist die Binsel- fiihrung melu horizontal. Die (Iraspbitze des A^order- griindes miissen mit der grbssten Sorgtaltigkeit ansge- arbeitet Averden. Xicht allein, dass sie Avollig nnd sammtartig hergestellt werden milssen, sondern anch ornssere Ivraiiter nnd Blatter, niir Avelchen sie nnter- inischt sind, milssen dentlicb erkennbar sein. Anch hierin milssen Einzelstndien gemacbt AA'erden, da gerade in den i’tlanzen nnd Griisern a Is A^ordergrimd, Avenn sie gut gemalt sind, ein Hanptreiz zn finden ist. Selbstredend steht die E arbe des Grasbodens in enger Beziehnng mit der Jahreszeit, AA’elche ja stets das Colorit iindert. Knrzes Gras AA'ird in leicht gekrilmmten Strichen 45 aufgemalt, die zuerst mehr in Massen iind ziisammen- hangend, denn allzii sehr ins Einzelne ilbergeliend ge- zeichnet werden. Hellere Partien Schilf, grossere Blatter, zu welchen besonders der Huflattich zablt, sind schon bei dein Entwurfe zii berncksiclitigen. Beiin Anlegen solcher Einzelheiten darf der Yordergriind nicht mit allzu dnnkler Farbe angelegt werden iind erst nach erfolgtem Auftrocknen sollen mit einem satt gefiillten Pinsel die Blattformen nebst ihren Haiiptschatten und Druckern angegeben werden. Dabei soil erwiilint werden, dass der Yordergrund kraftige und pastose Ausfiihrung verlangt, damit der Hinter- und Mittelgrund moglichst zuriickweichen. Haupt- saclilich soil dabei der Borstpinsel in Anwendung ge- langen. Allzu scharfe Conturen niiissen yermieden wer- den und soil eine Trennung der Einzelgegenstande von einander mehr durch gehorige Licht- und Schatten- wirkung erzielt werden. Also helle Lichter und kraf- tige Sehattentone. Am malerischsten sind alte unebene und durch- furchte AYege, in welchen Steine, Grras und AIoos und AYasserpfiitzen mit einander abwechseln. Zur Unter- malung derartiger Saciien lassen sich alte auf der Pa- lette befindliche Farben iiusserst gut verwenden. Die- selben werden, besonders bei grossem Gestein fbrmlich mit deni Palettenmesser aufmodelliert in der Beriick- sichtigung der Fornien und werden erst nach erfolgtem Trocknen mit der betreffenden Farbe versehen. Dock lasse man sich wiederum bei einem AYege nicht allzu- 46 sehr ins Detail ein iind exponiere niir das, was sich Yor- teilliaft Yordrangt. Liegt Grasboden in hellein Lichte, so eignen sich zu deniselben hanptsachlich Konigsgelb, hell Chromgelb geinischt init griinem Zinnober, Chromoxid nnd Kron- bero’Sffrhn. In den Schatten "rhne Erde nnd Tndig-o. o o O O Dei herbstlichem Charakter spielt der Grundton des Grasbodens niehr ins Kotbranne. Der Erdboden wird iin Lichte init gebrannteni llellocker iinterinalt nnd ini Schatten init Indigo, oder init T'lnbra nnd Indigo Yerstiirkt. Moos erfordert zn seiner Darstelhiiig hanptsachlich die Amvendnng you Sinaragdgriin als Lokaltoii. In den Schatten Indigo, Prenssisch - Jhaii nnd Sepia, Die ganze Anlage hat recht satt zu erfolgen nnd ^Yerden die llauptschatten dann eingesetzt, wenn die erste Unter- inalnng noch nicht ganz trocken ist. Schatten iind Licht inilssen ineinander Yorlaufen. Was die Pinsel- fhhrnng anbelangt, so muss sie niehr eine tupfende sein, da ja ini ^Foose selbst keine Einzelheiten nachziibilden sind. Einzelne kriiftige Drucker, besonders da ^Y0 das ^loos uberhiingend erscheint, tragen sehr ziir Be- lebnng bei. Anch hierbei muss — wie bereits schon einmal er- wahnt — das Hanptsachlichste mit deni Borstpinsel gearbeitet Yerden. Erst liei dem Lbermalen mogen kleinere Lichtstelleii mit eineni feineren Haarpinsel nacligeholfen Y'erden. 47 Baume und Waldiingen. Unstreitig bildeii die Baume imd Gestrauche den schwersten Teil beim Landschaftsmalen, und besouders werden dieses die Anfanger zu bemerkeu haben, umso- mehr, wenn die Charakteristik der eiuzelnen Baume mit in die Auf^abe herantritt. Der Baumschlag erfordert eine sehr geiibte Hand und muss dem Malen desselben grosse Voriibung im Zeichnen vorangegangen sein, da- mit die spateren Pinselbewegungen frei und schwung- voll ausgefuhrt werden konnen. Eine Hauptaufgabe ist es, sich iiber die Charak- teristik, auf welcbe wir noch im Besonderen zu sprechen kommen, zu einigen und dieselbe nach den ausseren Umrissen auf die Leinwand zu skizziren. Man beiniilie sich, die Zweige und Stamme, die nicht allzuweit von dem Beschauer entfernt sind daher leicht versehen werden konnen, richtig aufzufassen und correkt wieder- zugeben. Auch die aussere Form der Baume muss so studiert sein, dass man Baumgruppen, welche im Hinter- grunde befindlich ihreni IJmfange und ihrer Formation nach bestimmt wiedererkannt werden. IJberhaupt lasst sich dadurch viel leichter eine Baumart erkennen, als dann wenn man nur nach Farbe und Form des Blatt- werks urteilen will. Also, beim Zeichnen zuerst das Augenmerk auf das Gestarnme und Gezweige richten und erst dann darauf achten wie sich das Blattwerk um die Aste gruppiert, welches bei den Fichen gespreizt wie auseinandergehaltene Finger, oder wie bei anderen 48 ]>aiimarten, stornfonnig', tiach, geballt odor facherfbrmig sich gostaltet. Doch ist es nicht ndtig, jeclen eiiizeliicn I)usch in alien sciiien llauptteilen aufznzeiclinen, sonderii es geniigt, eine scharfe (Jharakteristik seiner Contnren wiederzngeben. Dasselbe gilt ancb spiiter bei deni Malen, da die Nachahinnng eiiies jeden einzelnen Blattes zn weit fiihren wilrde. Diircli geschickte Pinselfillirnng 1111(1 Behandliui”* der antziitrao-enden Farlie, ^Yelche stark 11 11(1 breit anfgetragen werden, kaiin man, ohne dass man in das Detailiren geriit, die verschiedensten leiclit von einander erkennbaren nanmarten wiedergelien. 41 an sieb.t dabei das lUattwerk nicht, aber man erkennt es in der \*erteilung seiner Seliatteii im Lichte, an der (Nintiir der Hiiiime, am Stamme nnd an deni Gezweige. (lleieli im Anfange soli man bedacht sein, die Stndien ans der Xatnr zn eiitnehmen, da man sonst leiclit anf Abwege geriit, die es fast iinim'iglicli maclien, den ricli- tii>-en Weg wiederfinden zn lassen. ()ft kann man sonst brav gemalte Landseliaften erblieken, die aber (lurch eine einbirmige nehamlhing des Banmsclilags keinen Keiz aiiszniiben vermiigen. Hald sind dabei die Blatter zn spitz genialt, bald zn sehr znsammenhiingend, so Zeiigniss von einem zn wenig getriebenen Xatnrstndinm aborebend. l in solcliem Schein ansznweiclien, ersclieiiit es ireboten, miigliclist alle Arten von Banmschlag nacli d(‘r Aatnr zn zeichnen, zn malen, nm darin .Meister zii werden. Daneben soil niin aber aiicli das fleissige Copieren iiach giiten Meistern nicht aiisser Acht gelassen werden. Xatiirstndien nnd derartige Copien miissen sich gegen- 49 seitig erganzen, und das Aiige soweit bilden, dass es im Stande ist sagen zu konnen, so muss dies und das aussehen, und nicht anders. Beim Malen der Baume beginnt man damit zu- nachst alle Schattentone aufzutragen. Am Yorteilhaftesten erscheint es, die Untermalung lasurartig im Lokaltone aufzumalen, jedoch bald bier bald da dunkler, um Tiefe und Durchsicht gleich bei der ersten Anlage festzulegen. Hierauf wird mit dem Ausblatteln der Hauptpartieen begonnen, so dass man ein Biischchen an das andere setzt und dieselben wieder durch zwischen gesetzte Blattchen in Zusammenhang bringt. Dock darf die Untermalung noch keine Details ersichtlich lassen. Es soilen nur grossere Massen Yon kleineren Partien ge- treniit werden, ohne in Einzelheiten uberzugelien. Selbst- verstandlicli wird es erscbeinen, dass man mit der Dar- stellung von Blatterbiischen nicht immer auskommen kann, da Tannen, Weiden und Eichten eine ganz andere Behandlung erfordern, auf welche wir noch miher eingehen werden. Bei entfernten Baumen muss man sich mit der all- gemeinen Angabe der Hauptmassen in Licht und Schatten begniigen, da ja doch keine einzelnen Blatter zu be- merken sind. Wohl aber muss man bei den einzelnen Baumgattungen, um charakteristische Darstellung ihrer Wipfel bemiiht sein. Auch die Wirkungen und Zusatze der Perspektive iniissen beachtet werden, da ja Baume, welche sich iiber den Horizont erheben, sich von unten zeigen, wahrend 4 50 andere, die tiefer als der Horizoiit gelegen sind, mehr von oben erblickt werden. Ein eigenes Studiimi ist feruer dieses der Stamine und Zweige und besoiiders im Jlerbst, wenii die Baiime entlaubt stelien, bier ist ein diesbeziigliclies A^ertiefen am Platze. Setzt man in anderen Jahreszeiten seine Beob- aclitnngen fort, so wird man finden, dass man iniFriihjahr, so lange das Lanb nocli jnng und unvollstandig ist, bei- nahe das gauze Geaste und (ierippe iinter demselben dnrclischimmert, das aber in der Eolge iniiner mehr be- deckt wird, bis endlich das gauze Eanb ansgewachsen ist. Die Biiide der Biiiime, die abgebroclienen Aeste, das Lanl), welches hie iiud da aii deu Stiimmeii hervor- sprosst, dies alles ist uicht nnwiclitig uud verdieut voll- wiclitiger Beohachtnugeu. Abgestorbeue Stiimpfe nud verdorrte Stiimme ergebeu dankbare 5lotive fill* deu Vordergruud. Ehe wir ziir eigeutlicheu Techuik, also der Mai- O 4 weise, wie feruer der AVald der Farbeu vorauschreiteii, wolleu wir eiue allgeuieiue Gharakteristik eiuzeluer uud oft wiederkehrender Ihiiimarteii bier aufiigeu: Die Eiche ist uuter deu Banmarten diejeuige, welche am besten iu die Augen talk uud daher oft von den Alalern zu ihren Darstellnugen gewiihlt wird. Ihr Charakter hat den Ausdruck der Wildheit. Wild wiichst ihr Stamm ans moosigem Boden, die Wiirzelu sind halb entblosst nnd die stark gekrummten sich manuigfach durchkreuzenden Aste bieten eine Eiille des malerisclisten Materials. Der Stamm ist rauh und mit verschiedeu- 51 farbigem Moose bewachsen. Die Zweige bildeii bei en Hauptasten grosse und deutliche Hauptpartieen und le grossen zackigen Blatter balten sich geschlossen oder vielmelir in grossen Massen zusammen. Die Tanne hat ebeiifalls etwas majestatisches in ihrein Ausdruoke. Der Stamm steigt gerade wie eine Kerze in die Holie und die Aste losen sich quirlformig von demselben ab. Wahrend die oberen kleineren Zweige naeh dem Himmel deuten, weisen die unteren grosseren Aste duroh die Ptille ihrer Nadeln naoh dem Bo den. Die Fichte zeigt sich mit niederhangenden Asten bedeokt, die mit gelblichgrvinen Zweigen wie mitFransen behangen sind. Ihr Ansehen ist rauh und dooh malensoh, besonders dann, wenn Sohnee ihre Krone und die weit ausgeschickten Aste bedeckt. Etwas ungemein anmntendes hat die frische Birke. Der weisse Stamm mit kastanieubraunen Ruten woran die hellgriinen Blatter hangen, giebt ihr em heiteres Ansehen, so dass sie unter den anderen Waldbaumen hervorleuchtet, wie eine Maiblume im Grase. In stiller Grosse ersoheint unter den hohen stolzen Bilumen des Waldes, oder am schattigen Pusse der Felsen die sohwankende Bnche. Ihre Gestalt ist wemger auffallend, als diejenige der Eiche. Die Aste beugen sich sanfter und sind mit leiohtem, diiniieni Laub be- deckt. Ihr eigentumlicher Charakter in dei Win des Stammes, in der Stellung und Gruppierung der Aste 4 * 52 und kleinen Zweige, will auf’s Eingehendste studiert sein, iiiii eine naturtreue Wiedergabe zii ermoglichen. Ein anderer Baum, der in der Malerei oft seine Darstellimg erleidet, ist die AVeide. Kurz und gedrungen erscheint der oben niit einem knorrigen Kopfe verseliene Stamm. Zumeist zerrissen und gespaltet schickt er dennocli seine scbwankenden Zweige lustig nacli oben, an welchen sich die dem Zweige folgenden sclinialen Blattclien immerwillirend bewegend ansetzen. Die Fiirbung der Bauine. In dem (rriin der Baume herrsclit in der Xatur die o'rosste Mannio:faltiij,-keit, Ms ist bekannt, dass im Friili- jahr das Laub eine ganz andere Earbung hat, als iin Sommer und llerbst. In seinem Entstehen ist es sehr hella'riln, in seinem ^ erwelken fallt es melir ins Oelb- rote und dann in das Botbraune. Kine jede Baumgattung hat fur sich ilir eigenes (iriin. Das Laubholz ist hellgriin, das Xadelholz schwarz- o-riln und die Weide bliiulichgriin. AViederum ist das Kolorit ein ganz anderes, wenn es von der Sonne be- scliienen wird. Die lUiitter des Laubholzes sind durch- sichtig und nehmen daher, wenn sie von den Sonnen- strahlen durchdrungen sind, deren Farbe an. Sogar der Schatten auf der Erde wird (lurch dasselbe griinlich gefarbt. Da nun das Sonnenlicht gelb ist, so fiillt mit dem- selben gleichsam ein Strom gelber Farbe auf das Lokal- 53 griin und yermisclit sich mit demselben, so dass das WGnigG Blau an dGn IigHgii Baum- und GrasartGn fast ganz vGrschwindGt und nur das GgIBg sichtbar blGibt. DIg WGidGiibaumG, dGrGn Blattkolorit starkGr ins BlauG fallt, wiGdGrstohGn dGm GinfallcndGii SonnGnlicht mGhr und ist bGi diGSGr Baumart das GrwahntG GGlblichwGrdGii wGnigGr Grsichtlich. Dig NadGln dGr TannGn und FichtGn sind hart und glanzGnd. Das SonnGnlicht kann sich dcshalb nicht darin brcchen und vGrlicrcn, und sind aus dicsGin Grundc die Lichtparticn schr glanzcnd. Die Baumparticn, wclchc im vollcn SonncnlichtG stehen, mussGii dcshalb schr hell gchaltcn werden. Es Ycrlicrt sich an dGinsGlbcn die grime Farbe und ein Hellgelb tritt an deren Stelle. Man untermalt sie des- halb mit Aureolin oder auch Indischgelb, welchem ein wenig Saftgriin beigemischt ist, und setzt die Lichter mit Chromgelb auf. Die Schatten werden mit einem leichten Ton aus Asphalt und Saftgriin iiberzogen. Baume, welche im Yordergrunde liegen, werden mit einer Mischung von Aureolin und Beinschwarz nebst einem Zusatz yon Preussisch-Blau und Asphalt unter- malt. Stehen rnehrere Baume hintereinander, so muss man einen jeden derselben mit einer andern griinen Farbe untermalen, d. h. so, dass immer wieder der Lokal- ton, welchen die einzelnen Baumarten fordern, ge- wahrt bleibt. Eine ganz eigene Schonheit haben die herbstlichen Geirenden. Einzelne Baume erscheinen noch frisch und O 54 saftig-, andere fangen an zu welken, liier sind etliche ganz rot, dort erscheineii ^Yieder andere braun in den verschiedensten Spielarten. llechnet man dazn noch die Farben des Grases, ^yelches bier ganz hellgelb ist, dort wieder dnnkelgriin erscheint, so wird man finden, dass im Herbst ein solcher Farbenreichtiim anftritt, welcliem keine andere dahreszeit gleichkommt. AVenn man mit dem Ansmalen beginnt, muss stets oben, also mit den AVipfeln der Biiume, der Anfang gemacht werden. Das rotgell)e l^aiib der hinwelkenden Bamne wird entweder mit gel)ranntem llellocker, Indisch-Gelb, gebr. Sienna oder Dunkelocker untermalt, dem man an den tiefsten Stellen noch melir B)raun, besonders Aban Dyk- .Braiin zusetzt imd mit Lack Ko))ert Xr. 7, Asphalt oder gebr. Sienna lasiert. Farl)en fiir 1 Ierl)ststinimung charakterisieren haiiptsiichlich (ioldgrhn, (iell)grhn, Kot- brann, Gen)braiin, A iolettrot, (ioldgelb, Orange nnd Braun. AVir wollen liier nochmals die zweckdienlichsten Tone fill’ die einzelnen Laub- nnd Banmarten kurz zn- sammenfassen : Banmschlag des II inter- nnd M ittelgriin des: Fiir dnrchsiclitige Anlage Freussisch-Blau mit T Itramarin, dem ein geringer Znsatz nngebrannter Sienna oder auch Dunkelocker zugegeben wird. In den Schatten mit Indigo, Xeutraltinte nnd Asphalt verstarkt. Sehr Yorteilhaft ist ferner die Anwendung you OliYengriin, welches sich besonders zuni Lasieren eignet. Kriiftigeres Gesamtkolorit wird erzielt diirch Beigabc YOU Indischgelb. Einzelue Bamne, welche mehr ins 55 bliluliche spielen sollen, werden iiach erfolgter Deckung mit Ultramarintonung iiberlasiert. Audi Lasurtone, die diirch Saftgriin hergestellt werden , sind ihres vollen Ausseheiis wegeu zulassig. Soil im Mittelgrimde glanzende Beleucbtung vor- herrschen, so ist Cobalt, Indisdigelb, licliter Ocker und Cliromoxid griiii anzuraten. Zu gewohnlicher Beleucb- tiiDg sind Pariserblaii, licliter Ocker, Konigsgelb, Krapp hell, Kobalt imd Stil de grain. Fiir Lasur sind yan Dyk-Braun, Asphalt, Saftgriin, Lack Bobert Nr. 7 gut aiiwendbar. Weitere Mischungen sind: Indischgelb, Kobalt, Indigo, Aureoliii und Indigo, Kobalt, etwas Indigo und Sepia, Olivengriin mit Ultramariii, Madderbraun, Chrom- griin und Karmin. Letzterer jedoch nur in sehr be- schrankter Anwendung. Je weiter man mit dem Baumschlag in den A^order- grund riickt, uni so warmer und kraftiger muss sich auch dessen Kolorit gestalten, welches sich aber im allgemeinen an die angefuhrten Farbentoiie anlehnt. In den Schatten ist gebrannte Sienna mit Preussisch- blaii und yan Dyk-Braun yorherrschend. Mischungen yon Ocker und Neutraltinte, Indigo und Sienna erzielen ebenfalls noch warme Abtoiiungen. Ferner ist als Misch- farbe Chromgelb und Ultramarin als schdnes Grvin empfehlenswert. Um einzelnen Partieen niehr Abrundung zu yerleihen, dient Indigo und yan Dyk-Braun. Warme Tone lassen sich durch Schwarz, welches durch Gelb umgestimmt wird, erzielen und solle man an diesen Tonen gerade nicht sparen. 56 Die geiiaunten Abstufuiigen sind ziimeist bei heller Tleleucbtiiiig, also dem Sonneiilichte, anzinveiideii. Bei Ijedeckteiii Hiinmel erscheinen alle Farben diister und weniger durchsiclitig und sind (Hiyengrun, Indischgelb, hellgell)er I^ack und Blausohwarz, sowie van Dvk-Braun Yorherrschend. Anreiheud iiber die Charakteristik der einzelneu Baumarten sind fiir Eichen gelber Ocker, Fltraniarin, Blauscliwarz und Chroiugelb uiid liauptsiichlich Stil de grain, griliier Lack und Saftgriln anzuraten. Fiir dbinnen Indischgelb, Indigo und gebrannte Sienna, welche Tone sich auch fur Fichten, nur luit einem Zusatze vou gelbeui Ocker, eignen, fiir die tiefeu Fariserblau, Sienua uud Stil de grain, fiir Schatten ITtraiuariii, Schwarz und I)uukelkra|)|). Die Birke fordert fiir ihr zartes Tjaub Deckung von lichteiu (Oiroiugelb, welches sodann niit Freussischblau, deni in den S(diatten gebrannte Sienna zugesetzt ist. Fiir die blitzcnden Tjichter nehnie nuin Ivobalt, Kiinigs- gelb 8 und Weiss. Die Weide Fltraniarin luit Indischgelb und Weiss und in den Schatten einen Zusatz von luiinpenschwarz. Einzelne Fartieen indgeu auch uiit Kobalt und Schwarz uud Ivbnigsgelb 3 angelegt werdeu. Doch darf init letzterer Farbe nur in beschrankteiu 5[asse inanipuliert werdeu, da sonst der bliiiilich vorherrschende Ton ver- loren wiirde. Eiuzelne gliinzendc uud sich vordrangende Blatter werdeu uiit zieiulich satter Earbe, keck, doch 57 natiiralistisch, wiedergegeben, zu welcher man hell Chromgelb, Kdnigsgelb und wenig Kobalt nimmt. Die einzelnen Blattchen hat man zuerst mit einem nicht zu dicken Pinsel sorgfaltig aufzutragen, um erst dann ein- zelne dilster erscheinende Partieen mit der geforderteii Farbe zusammen zu ziehen. Alle Schatteu sind breit anzugebeu, um erst hierauf deren Einzelheiten auszii- arbeiten. Alle die Farbenabstufungeu geiiaii uachden einzelnen Baumen festzustellen, ist auf schriftlichem Wege nicht moglich und muss der grdssere Teil der Farben- mischungen dem Selbststudinm anheimgegeben werden. Kopieren wirklich giiter Bilder (Originate), wie schon einmal bemerkt, wird bald zn gewiinschter Sicherheit verhelfen. Es eriibrigt nun noch, ilber die Behandlnng der Stamme und Zweige das dahin Gehorige anzufhgen. — Unter den Farbtdnnngen der Rinde ist besonders das Rotbraune vorherrschend. Hierzu eignet sich Yorziiglich die gebrannte Sienna und Asphalt als Grundton, wenn nicht etwa Moos und and ere Pflauzen sie an einzelnen Stellen bedecken. Das dariiberliegende Gran lasst sich hiibsch mit Kobalt und Indigo und Weiss herstellen. Die tiefergehenden Risse und Spriinge der Rinde fordern die Anwendung yon Casslerbraun und Asphalt. Rauhe Rinde lasst sich ausserst natiirlich herstellen, wenn man einen halbtrockenen und breit gedriickten Pinsel, in welch em yan Dyk-Braun enthalten ist, ilber die Stamme hinschleppt. Auch FTltramarin, Karmin, Purpurlack, 58 Duiikelocker mit Indigo sind wie die vorher angefiihrte ]\Iischiing sowohl fur Eichen als Weiden anziiwendeii. \^Gi Darstellung- der Bauiiie, wie sick solclie iin Friihjalire zeigen, ist es vorteilhaft, ziierst die Kaupt- zweige mit diinn er Farbe anzunialen nnd erst hierauf das Jjaub anznlegen. Die Biicbejistaniine, welclie belter gebalten werden niiissen, fordern Ultramarin, Indigo mit van Dyk- Braun in der 3liscbnng, dass ein blau-grauer Ton entstebt. Die Scbattiernng der Kinde bat in einzelnen Bingen, welcbe melir oder weniger Imrizontal den Stamm durcbscbneiden, zn erfolgen und zwar mit van Dyk-Braiin und Indigo in stiirkerer .Miscliung. Das Weiss der Ib’rkenstiimme wird mit Weiss und Iviinigsgelb gemalt und die dunkleren Fartien mit etwas Ivarmin, ITtramarin, van Dyk- Braun nnd Indigo ber- gestellt. Doeb lassen sicb ancb geradezu ])raebtvolle Fffekte erzielen, wemi die Stiimme mit der Scbattier- farbe zuerst angelegt sind nnd bierauf das Inclit durcb Ijasieren mit Fasnrweiss, dem jedocb etwas Ocker zu- gesetzt werden muss, erfolgt. Fs sei bier angefiigt, dass man AVeiss iiberliau])t nicbt fiir sicb allein verwenden darf. Fs wirkt niemals warm nnd ansprecbend, immer muss ein Zusatz von leicbtem Gelb oder aiicb Bot an- gebracbt sein. Die Kiefer-, Fiebten- nnd Tannenstamme werden znerst mit einer Ijasnr von gebrannter Sienna, auf welcbe van Dyk-Brann anfgetragen wird, angelegt, dem sodaun eine Ausmalung mit gebrannter Sienna, van Dyk-Braun nnd Sepia zu folgen bat. Audi ein bescbranktes Tor- 59 leuchten you engl. Hot oder Krappdunkel hilft eine hiibsche Farbenperspektive erzieleii. Der Eichstamm muss recht saftig angel egt werden. Hiibsche Effekte werden erzielt, wenn man die Hisse mit einem Holzchen, welches zngespitzt ist, einmodellirt. Die Farbung ist grau-blau, braunlich, auch ofter ausge- sprochen braun und an vielen Stellen mit Moos bewacbsen, Greeignete Farben sind gebr. lichter Ocker nnd Kobalt, lichter Ocker mid van Dyk-Braim, Blauscbwarz und Stil de grain. Fiir die moosigen Stellen, Saftgriin, Asphalt und Chromgelb, mit Lasur Robert No. 7. Bei dem Anlegen des Greastes ist ratsam, dieses, um reichere Conturen zu erhalten, in den soeben ange- legten und noch nassen Himmel zu malen. Waldungen. Waldungen von grosserer Ausdehnung konnen nur in grosserer Form dargestellt werden. Jedoch konnen auch nur Waldspitzen in den vorderen Grriinden mit malerischem Effekte dargestellt werden, indem man nur einige Hauptstamme malt und die Wipfel und Zweige anderer Baume hinter denselben hervorragen lasst. Grerade die Waldungen bringen wegen ibren grossen Schattenmassen einen Haupteffekt in den Landscbafts- bildern hervor. An entfernten Waldungen, wenn sie auf dem Ab- hange der Grebirge gelegen sind, siebt man gewdlmlich nur die Wipfel der Baume. Oft aber ragen auch alle 60 Stainme iiber niederes Unterliolz empor, von ^yelcheln sich die Haimie durch ilir diiiikles Griin ablieben. Einzelne liohe Baume ragen ferner, wenn sie auf Ge1)irgskammen gelegen sind, malerisch iiber ihre Umgebuiig. Ueber die einzelneii Farbeiiabtoimngen haben wir bereits schon ill deni Absehnitte Hintergriind u. s. w. gesprochen. Gebauliclikeiteii. In’egeii dieselbeii weit iiii Vordergrunde oder bilden sie gar das Kauptinotiv eines Geiiiiildes, so miissen die- selben in alien iliren Details anf das Gewissenhafteste ausgearbeitet werden, ini Gegensatze zii Haiisern, ILiitten n. dgb, die sich weiter von deni Bescliaiier entfernt ini I lintergrnnde zeigen. In dieseniFalle werden davon nnr Uaiiptpartien derselben, als AAnd nnd Dach, nnd zwar nnr versehwoinnien angegeben. Die Details wie Fenster, Thiiren n. s. w. fallen, da die weite Fntfernnng deren Frblicken iinnibglich niaclit, weg. Bci niilierliegenden nil nsern niiissen alle Finzellieiten sorgfiiltiger ansge- arbeitet werden. Fs ist nicht £>:enn"', dass man nur Thiiren, Fenster n. dgl. sehe, sondern, wenn sie nahe geiuig sind, miissen diese Finzellieiten ehenso sorgfiiltig behandelt werden, als wiiren sie die naiiptsache selbst. An den Thiiren, wenn sie solche von Baiiernhutten sind, miissen die Th’etter, ans welchen sie ziisanimen- geschlagen sind, ehenso genan angedeutet werden, wie deren Bitze nnd Locher. Die Finfassungen an den Fenstern, das Gebillke, die Brhche nnd der Bewurf an 61 den Wanden, alles dieses muss aufs eingehendste diircli- gearbeitet werden, ebenso wie bei Prachtgebaiiden alle Siiulen und Clesimse ihre Wurdigimg erfahren miissen. Am malerischsten erscheiiien die Bauernhauser. Die rohen Balken, aus welchen dieselben zusammengefiigt sind, die Strolidaclier, welche sie bedecken, das Unge- kiinstelte, mit welcliem derartige Wohnimgsstatten her- gestellt sind, ergeben in der Wiedergabe im Bilde einen eigenen farbenpraclitigen Beiz. Was die Farbengebung fiir entferntere Hauser an- belangt, so halt man deren Mauern Yorteilhaft in Weiss, welches ins Delbe spielt. Die Schattenseiten, wenn solche ersichtlich sind, fordern in der Entfernung Bot imd Blau. Das Bot der Diicher darf kaum merklich angegeben sein. Gebrannter Hellocker mit etwas Blau untermischt ist als Farbenton dazu anzuraten. Bei sehr weit gelegenen Hausern malt man deren Dacher mit Indigo oder auch Schwarz mit Miinch. Lack. Schindeldacher werden mit Berliner Blau und Schwarz und gebrannter Sienna untermalt. Holzerne Gebaude werden mit Hellocker, Casseler Braun und Asphalt an- gelegt. Starke Schatten fordern unvermischten Asphalt. Ist das Holz schon alt und fallt es in Bezug auf Farbe ins Blauliche, so malt man mit Indigo, der mit HelL ocker und Weiss vermischt wird. Entfernte holzerne Gebaulichkeiten werden mit Kasseler-Braun untermalt und dann mit ungebrannter Sienna und Ocker aufgehoht. Stein erne Gebaude werden mit Indigo und ge- branntem Dunkel-Ocker untermalt. Zum Ausmalen ist 62 Asphalt vorherrschencl. Gelbliclie, blauliche mid griin- licbo Tinten werden mit Hell-Ocker, Berlin er-Blau oder Ultrainarin herg-estellt. Uin einzelne Steine oder son- stige Details weiter beryorzubeben, ist es anzuraten, dieselben nacb erfolgtem T^ocknen mit Licbtern stark aufznhdben. Steine, welche eine tiefere Farbe fordern, malt man mit van Dyk-Braim iind gebrannter Umbra. Sand- steine sind mit Engliscbem Bot, dem etwas Karmin beige- mischt ist, zu malen. Noch bessere Eifekte wird man erzielen, wen 11 diesem Aiiftrag eine stellenweise Untermalung yon Ocker yorangegangen ist. Sind einzelne Hauser aus Back- steiiien aufgefiihrt, so ist gebrannte Sienna, Indischgelb, Asphalt, Zinnober, ()cker ii. dgl. das Zweckdienlicbste. AYie imiiier, so ist aiicb bier zuerst ein Lokalton anzulegen, der siob melir der dmikebi als der hellen Farbe nahern muss. Docb diirfte es nicbt ratsam sein, das gauze Ge- inaiier mit diesem Tone zu iiberdecken , sondern es miisseii aucb einzelne Steine ausgespart bleiben, weil sicb auf diesem eine zweite Farbe gebrannte Sienna oder Zinnober besser und reiner abheben wird. Schi eterdii cber werden mit Karmin und Schwarz Kobalt untermalt und sodann mit Indigo und yan Dyk- Hraun in den Scbatten ausgefuhrt und mit Ultrainarin und Schwarz nebst etwas AVeiss aufgelost. ^loosdiicber stellt man dar durcb eine Unter- malung yon Asphalt, die dann, wenn erforderlicb, mit griiner Erde, griinem Zinnober und Stil de grainbraun ausgefiilirt werden. Da wo das Moos im Licbt ersicbt- 63 lich, ist selbstredend ein anderer Farbenaiiftrag’ notig, wie wir solchen bei Gras- imd Moosbodeii erwahiit haben. F e n s t e r iind Y e r g 1 a s u n g e n erscheinen haufig in leiclitem Gran, das mit Ultramarin Umbra iind ge- brannter Sienna, Griin, sowie Umbra in dem Schatten yerstarkt wird. Eisenteile sind im Kolorit dnrch Englischrot, Blauschwarz, Zinnober iind Schwarz wiederzngeben. Um recht tiefe Stellen, wm sich solche an Geban- lichkeiten oft vorfinden, darzustellen, wie etwa bei hber- einander Yorgekragten Steinen, oder Rissen nnd Off- nnngen im Maiierwerk ist eine Lasnr anznraten , . zii welcher vielleicht Stil de grain oder Asphalt mit Co- balt am Platze ist. Hierbei werden dann die Yorteil- haftesten Yhrknngen erzielt, wenn die Ansmahmg pastes Yorgenommen wnrde. Man reibt den Lasnrton mit dem Einger hber die zii lasierenden Stellen. Hierbei bleibt die Farbe nnr in den Yertiefnugen sitzen, wahrend hber die hbher liegenden Stellen der hingleitende Finger kein Farbenansatz gestattet. Hass hierbei aber die Unter- mahmg Yollstiindig trocken sein muss , Yersteht sich wohl YOU selbst. Fhr S t r 0 h d a ch e r emphehlt sich eine Untermalnng von Asphalt, Stil de grain braim imd gebr. Sienna. Hie helleren Stellen nnd Lichter werden mit lichtem Ocker nnd Konigsgelb, oder anch hier nnd da mit dnnkel Krapp -Umbra nnd AYeiss heransgearbeitet. An Stelle Yon AYeiss kann auch Konigsgelb Nr. 1, well diirch dasselbe warmere Tone entstehen, Anwendnng finden. 64 Das AVassei*. p]ine ang-eiiehnie Al)\vechseliing iind Zierde fur jede Jjandscliaft bildet das Gfewasser. Gbichyiel iu ^Yelcher Form es auftritt, sei es als steheiides Gewiisser, AVasser- fall oder ruliig dahingdeitender Strom. Die Oberflaclie der klaren imd ruhigeii Ge^yasser spiegelt die an ihreu Fferii liegeiiden, sowie entferntere Gegenstande wieder. z. B. weiin man von einem Tiirme aus die Fliiclie eines eiiie Stuiide eiitferntes Flusses sehen kaiin, so wird man von dem, dem Tiirme gegeiuiberliegenden Ffer des Ge- wiissers das Spiegelbild des Turmes erblicken. Diese Spiegellnlder des AVassers trageii viel zii dem Charakter desselben bei und sollen deshalb von dem Alalenden niclit vernachbissig't werden, jedocli diirfen ilire Grenzen mir weieli und verschwommen, nie liart erscheinen, leichte horizontale Striclie dariiljer gefiihrt, markieren blinkende AVellen. Entfernt man sick aber weiter, so verschwindet filr das Auge der Al)scdiein und die AVasser- oberHiiche erscheint nur noch als lielle Spiegelflaclie. Tritt dieser Fall ein, so lialte man die Ffer etwas dunkler, damit die belle AVassertlache desto schtirfer liervortritt. Das Kolorit des Wassers muss im A^ergleich zur ljuft sanfter gehalten werden, uni die Spiegelung der Letzteren wiedergeben zu kcinnen. A ie schon oben erwahnt, bediene man sich horizontaler Striche bei der AViedergabe von ruhigem AVasser. Diese Pinselfuhrung einpfiehlt sich auch zur Aulage der im AA’^asser spiegelndeu Gegenstande, da aiif diese AA eise am besten das A er- 65 schwommeiie und Unbestimmte der Kontur zum Aus- druck kommt. Eine andere Malweise erfordert bewegtes oder herab- sturzendes Gewasser, bei welchem man die Bewegung des Wassers verniittelst der Pinselstriche nachzuahmen sucht. Demgeniass wird ein Wasserfall durcb ab warts laufende Striche wiedergegeben, mit Ausnahme jener Stellen, bei welchem das Wasser durcb Steine, Stamme u. s. w. in horizontaler Lage gedrangt wird. Den Rand der Ufer begrenze man durch einen weissgriinlichen Saum, der die am Uferrand entstehenden Reflexe wieder- giebt imd von sehr vorteilhafter Wirkung ist. Das Kolorit des Wassers enthalt seinen Charakter von der dariiberlagernden Liift. So erscheint das Wasser bei hellem Himmel hellblau, bei bewolktem dimkel ; hierzu tritt noch der Einfluss der iimgebenden Gegen- stande, da massige, sich abspiegelnde Objekte, ebenfalls das Kolorit des Wassers bestimmen. Der Malende entscheide nach der Liift selbst, ob er die Anlage des Wassers durch Indigo mit oder mittelst Preussisch-Blaii und Weiss zu bewerkstelligen hat. Ist der Himmel blau oder rot gefarbt, wie es Abends und Morgens der Fall ist, so niische man fiir die Farbe des Wassers mit Zinnober, Hello cker und Weiss, um die Spiegelung des Horizontes zu bezeichneu. Stehendes Wasser: Unternialung mit Asphalt gebrochen durch Pariser Blau. Dieser Ton wird wag- recht, einzelne Reflexe und Spiegelungen jedoch senk- recht aufgetragen. Bei der zweiten tlbermalung ist 5 66 (lerselbe Ton, jedoch in entsprecliender Yerstarkung wieder anzuwenden. Als Lasuifarben sind bios Asphalt und Stil de grain zn beniitzen. Eine giite Farbe, welclie znraeist bei stehendem Ge- wasser angewandt wird, ist Sniaragdgriin, bei Schatten- stellen init Madderbrann und Englischein llot Yermischt. Ahnlich ist aucli die Amyendung you Smaragdgriin bei Landseen, nur sind bei der Untennalung genannte Farben nocli init Ocker und Ereussisch Blau zu uiischen. Tiefe Schatten entstehen durcli Zusatz you Illtramarin und gebrannter Sienna. Als Grundfarbe fiir Bilche ist Kobalt zu wahlen, dock nur wonn sich der blaue lliminel darin abspiegelt. l)ei Kegeinvetter tritt Ocker au die Stelle des Kobalt. Soil griinlich gelarbter Boden (lurch das Wasser sicht- bar sein, so einptielilt sich Blauschwarz, geinischt init Ocker, fur die Scliatten Yan Dyk-Braun init Ereussisch' Blau Yersetzt. Audi bei Seestiicken hat inan sich nach der AVitter- ung zu richten, durchschnittlich haben sie griinliche Eokalfarbe. Es koniinen daher in An\yendung Chroni- gelb init preussisch Blau — filr die Scliatten Ocker, Ereussisch Blau init gebrannter Sienna geinischt, die nochmals an tiefen Stellen durcli Indigo, Stil de grain Yert, und Asphalt Yerstarkt werden niussen. Bei sturniischem AVetter kanii der Griindtoii aiich (lurch Asphalt und Schwarz, beide geinischt init Blau, dargestellt werden. In dieseni Falle muss aber die Entermaliing eine sehr diinne sein, da gar zu leicht cin 67 Ton entsteht, der ins Schwarze iibertritt unci auf welchem dann andere Farben nicht mehr ansprechen. Alle Lichter, wie den Grischt oder Schaum, nocbmals aufzusetzen wird manchmal dann zur Notwendigkeit, wenn das Gemalde beinahe fertig ist. In diesem Falle bediene man sich des Konigsgelb mit Weiss gemischt. Es seien bier noch verschiedene Tone angefiihrt; Hellblaugraue triibe Tone bestehen aus Kobalt, Elfenbein- schwarz und Krapp, welche nach den Ufern zu mebr in Asphalt und Stil de grainbraun iiberlaufen. Schmutziges AYasser besteht aus dunkel Krapp, hellrotem Ocker und Blauschwarz, zu schmutziggelbem AYasser eignen sich ungebrannte Sienna, Blauschwarz, Kobalt. AYeitere Farben sind in den verschiedenen Alischungen Lichter Ocker, Kobalt, Pariser Blau, gebr. Sienna ; Pariser Blau, Indischgelb, Krapp-dunkel ; Asphalt, vert Emmeraude, Stil de grain, Schwarz; Neutraltinte, Stil de grain; selbst- redend miissen diese Farben je nach Bedarf mit Weiss versetzt werden. Das Wasser muss ferner im Kolorit mit den etwa da- riiber befindlichen Felsen oder liberhangendem Grase iiber- einstimmen, nur suche man durch Zusatz von Asphalt die Tone etwas zu vertiefen. Etwa aus dem Grunde empor- ragende Gegenstande wie Stamme u. dgk, ebenso die Tiefen des Wasserspiegels sind breit und unbestimmt anzulegen. Erst dann giebt man vermittelst feiner lichtblauer Striche, die im Wasser sich spiegelnde Luft wieder. Die Gegen- stande, welche von dieser scharf wiederspiegelnden Ober- flache umspiilt werden, tragen fast alle eine kraftige 5 =^ 68 braune oder moosgrihie Lokalfarbe, was in clem be- standig- daran emporschlagenden Wasser seine Ursaclie hat. Asphalt mit Cadininm, oder Karmin-Zinnober ver- inittelt den Ubergang yom Nassen ins Trockne. Bei Steinen oder anderen aiis deni ^\kasser hervorragenden Gegenstanden hat man anch den iiber dem Wasserspiegel liegenden nassen Rand als Spiegelbild wiederzngeben. Letzeres wird yon der eigentlicben Begrenzimgslinie durcli feine helllenclitende Lnftreflexe getreunt. Diese Bedexe sind am lifer des Gewiissers greller zii be- liandeln, als nach der ^litte zn, woselbst die Farbe des Ilimmels dampfend wirkt. Die Spiegelbilder diirfen nie, wie schon mehrnials erwiihnt, so scharf wiedergegeben werden, wie die dieselben yernrsachenden Gegenstiinde. Ancli bier ist genanes Studium iind eigene Erfahrung erforderlicb. Gostein uiid Felsen. Im allgemeinen werden die Felsen wie die Erd- massen bebandelt, nur dass die Ilanptpartien breiter und scliarfer im Aiisdrncke bebandelt werden. Bei der An- lage ist so zii yertahren, dass man nur mit zwei Tdnen arbeite, yon welchen der hellere der Lokalton, der dnnklere aber die Hauptschattenpartien angiebt. Hierauf werden dm kleineren Partien festgelegt, sowolil in den Schatten als anch wiederum in ihren Liclitmassen, wabrend man aiif die einzelnen Drucker und Reflexe nocli nicbt zu acliten notig hat. Erst bei dem weiteren 69 Ausarbeiteu sind die tiefsten Drucker einzusetzen, doch sollen zumeist die Plachen mehr in Vielecken als rundliohen Piguren auggemalt werden. Urn reoht hooh- stehende „Blicke“ (Reflexe) zu erhalten, wird die Ge- samtanlage dei- Pelsen nach dem Trocknen noohiiials iiberlasiert, wobei man aber Aoht zu nehmen hat, dass diePunkte, welche man zu exponieren gewillt ist,’nicht mit clem Lasurtone zugedeckt werden. Die Ritzen und Bruche des Gesteins sind im Ver- gleiche zu den anderen Teilen des Pelsens am dunkel- sten zu behandeln. Die Sterne, welohe im Vordergrunde liegen, werden wie die Pelsen behandelt, nur soli die Behandlung eine nicht allzu zerrissene sein. Die Kanten derartiger frei- hegender Sterne sollen im Gegensatze zu den gewaohsenen elsen mehr weich erscheinen. Piir graues Gestein eignen sioh folgende Tone, die auoh in den Schatten nur verstiirkt, gebrauoht werden kbnnen. Kobalt, Miinohener Lack und gebrannte Sienna; Kobalt, Ultramarin und Engliseh Rot; Blausohwarz,’ Ultramarin und Krapp; Hellrot und Indigo nebst Weiss; Krapp und Indigo; van Dyk-Braun und Krapp; Neutral- tmte, Krapp und gebrannter Sienna ; Umbra und Ultra- marin. Weitere Mischungen werden leicht einige Versuche ergeben. In den Gesteinsarten, welche einen warmeren Ton beanspruchen, ist zumeist van Dyk-Braun, gebrannter Sienna, Engliseh Rot, Ocker, Indischgelb und brauner 70 Lack vorherrsclieud. Wollte man es versuchen, alle Torkommendeii Tone in den Gresteinsarten darzulegen, so hliebe Nichts ilbrig-, denn alle die Tone, welche der Malkasten enthalt aufznzahlen, so mannigfach sind die in den Gesteinen Yorkommeiulen Farbenscalen. Line malerische AVirkiing- bilden ferner das Moos, einzelne Gestrancher und Hanine, mit welclien die Felsen bestanden sind. Das .Aloos zn inalen liaben wir schon in eineni friiheren Abscbnitte erwiilint, nnd wollen Avir xVbstand nehinen, dasselbe nochmals zn rekapitulieren. Die Deliandlnng der Felsen nnd Gesteiiiarten sollte stets dnrcli den Borstpinsel erfolgen, zndein ja (label aiif Avirklicb asthetisch geformte Linien, soweit solclie die Felsforination anbetreffen, nicht gesehen zn Averden braiicht. Anch sollen die zn yerbraiichenden Farben nicht gar zn diinnllnssig erscheinen, so class man gleicbsam imstande ist, damit modellieren zn konnen. Anders A^crhiilt es sich, Avenn einzelne Teile zusammen- gezogen AA’erdeii sollen, da in dieseni Falle die Teclinik AA^eichere und diinnHiissigere Tone erfordert. O Das Feld und die AViese. Fine MTese oder ein grdsserer Grasplatz iiben im Yordergrimde stets eine sclioue MTrkung aus, besonders AA’enn dieselben naturalistisch ausgefiihrt sind und einzelne llalme und Blnmeii aus demselben lierausrageii. Grossere Flaclien AA^erden so behaiidelt, class man solclie zuerst 71 im Lokaltone herstellt und dann in die yerschiedenen Tone iibergeht. Das natiirliche Anssehen wird erreicht, dass man den Pinsel halb tiipfend halb streichend in kurzen Lagen yon oben nach unten fiihrt mid so die ganze Flache nocbmals libergeht. Ganz in den Yorder- grund, wir meinen die uns zu allernachst liegende Partie iibergehend, nimint man einen alten platten Borstpinsel mit ungleicben Haaren und giebt ihm eine yon unten nach oben schnellende Bewegung, durch welche man ganz priichtige den einzelnen Grashalmen gleichende Wirkung erzielt. Einzelne yortretende Halme und Graser zeichnet man mit einem langen schmalen Haarpinsel sogen. „Schlepper“ ein. Hierbei muss aber die auf- zutragende Farbe weich und geschmeidig sein, welches leicht durch ein Leinolzusatz oder auch eine Terpentin- beigabe erreicht wird. Einzelnes Strauchwerk, yerdorrte Disteln oder auch ein Stiickchen yerfallener Zaun tragen ebenfalls dazu bei, der Eintonigkeit grosser Grasflachen Abbruch zu thun. Entferntere Wiesen werden in Streifen glatt an- gelegt und bediirfen besonderer Aiisflihrung nicht. Ge- eignete Farben sind Chromgelb hell, Kbnigsgelb hell mit griinem Zinnober und Weiss gemischt. Auch Smaragdgriin eignet sich in seiner Anwendung ganz yorziiglich zu schonem Kolorit. In den Schatten ist dunkelgriiner Zinnober, Pariserblau, Indischgelb, Sienna anzuwenden. Fiir Herbststimmung ist ein dunkler Ton yorherrschend und nimmt man zu der Darstellung der Einzelgraser zumeist Lichtocker, Sienna, Blauschwarz. 72 Stil tie grain allein ocler auch init Asphalt gemischt (lient zur Lasiir. Stege iiiul Briickeii. Holzerne Brhcken iiiul Stege erhalten durch ihr Ih'ahl- und Balkenwerk, aus ^Yelcheln sie gehaut sind, eine eigene Art von Sclidnlieit. Hire Darstelluiig er- fordert jedocli iminer grosse Aufnierksanikeit, einesteils inbezug auf Zeichnung, ziim anderninal inliezug aiif Kolorit. Mit Hiiusern bilden solcbe Anlagen eine hiibscbe Aiiwecbslnng, docli kiinnen aiicdi zerfallene llolz- nnd Steinbrilcken zii einein Hanptobjekte ties Bibles sicb gestalten. Bin besunders Stiidinin liilden die Spiegelbilder, wie solcbe das AVasser, welcbe der- artigo Baiiwerke iiberspannen, wiedergibt. Da, wo die Btiible den Wassers})iegel beriiliren, lege man dieselben mit leicbfem (Iriin als Bokalbirbe an, (lie dann nacb oben znerst in Diinkelocker, nnd spiiter in gebrannte Sienna, gemischt mit van Dyk-Brann, iiberleitet. Einzelne Kisse nnd Spriinge werd(m mit Ihnbra, Kasseler Brann und recbt dunklem van Dyk- Brann, dem man, um demselben nocb mebr Tiefe zii verleihen, einen Ziisatz von Breiissiscb Blau mitteilt, nachgenialt. Liegt das wiederzugebende Olijekt in tier Kabe, also im A^ordergrunde, und ist auf den Stammen nocb die Struktur tier sie bedeckenden Binde ersicbt- lich, so muss tlieselbe, so wie wir es in tier Abteilung „Baunischlag‘‘ geschildert, durcbgenialt wertlen. 73 Nach der Untermalung lasse man sich es angelegen sein, mogliohst pastes zu malen, doch soli hierbei eine legere Pinselfiihrung obwalteii. Audi das, was fur Stembruoken gilt, hat ebenfalls sohon seine Wiirdigung bei dem Absohnitte Grebaude erfahren. Bei Naturstudieii bilden einfache Steinbriicken, wie solohe fiber kleinere Bache und Grabern leiten, ein iiusserst dankbares Motiv, besonders dann, wenn solche nicht mehr wohl erhalten’ sondern dem Verfalle anheim gegeben sind. Wie sohon zu ofterem mfissen wir auoh hier wieder auf die Per- spektive verweisen, welche zur Darstellung von Brfloken unbedingt dem Malenden bekannt sein muss. In unserer Perspektive (Band 5 der „kunsttechnischen Bibliothek“) ■ 1 st diese Darstelhmgsweise ebenfalls in genfigender Weise beriicksichtig’t. Staffage. In den meisten Fallen wird man gezwnngen sein, die Landschaft durch irgend eine kleine Figur, sei es nun Mensch oder Tier, zii beleben, und es ist wahrhaft frappierend, wie eine seiche kleine Zugabe, wenn sie sonst richtig angebracht und im Einklange mit dem Gesamtmotive steht, grosse Wirkung hervorzubringen im Stande ist. Doch sei man bedacht, im Anfange nicht allzu bewegt ausschauende Figuren zu zeichnen, sondern eher ruhig schreitende oder auch stehende Ge- stalten, die man mit lebhaft erscheinenden Farben aus- zumalen sucht, ohne dabei ins Extreme zu geraten. Auch die Wahl derartiger, die Landschaft belebender 74 ^Vesen muss eirie ?ai dem Bilde liarmonierende sein. In eine AYaldlandschaft passen Holz sammelnde oder aucli solclies tragende Kinder, Forster, Holzhacker ii. dgd. Auf AViesen sind Kiihe, Zieg-en, Flirten ii. s. w. am ricli- tigen Idatze. An A^asser- und Htrandbildern bilden Scliitte und Fischer belebende Motive, und wieder sind auf* Landstrassen etwa ein Gefiihrt oder zii Markt ziehende Banern als passend zii erachten. Yon grdsster AVichtigkeit ^vird es erscheinen, in welchem Yerhalt- nisse derartige (jfestalten gezeiclinet mussen werden. In iinserer Jjelire der malerische Fers})ektive wird man diese Frage ant* das d’reffendste beantwortet tinden. Dass, ehe man solche (iestalten malt, ein genaues, griindliclies Studium betreflender Motive vorliergegangen sein muss, kann wohl keinem Zweifel unterliegen, und wird man sicli am leichtesten mit dieser Sache vertraiit inachen, dass ein tfeissiges Ivopieren solch kleinen Figiir- chen aus verschiedeiien Bildern reclit eingehend be- trieben wird. A'on ganz besonderer AYirkung sind die von den Figuren hervorgebrachten Sclilagschatten, die recht breit und keck aiifgetragen werden sollten. A"on ganz besonderer AVirkung ist das Anbringen von A iehherden, von denen solche des Bindviehes wohl die dankbarste sein diirfte. Es herrschen darin alle Farben vor, welche vom leuchtenden Bot ins Gelbe und AYeisse tiberstreifen und wieder im Gegensatze das tiefste Schwarz beruhren. Selbstredend hat aber die Farben- wiedergabe sich ganz nach dem Standpunkte zu richten, wo derartige Staffage sich befindet. Es ware falsch an- 75 gebracht, obeii iin Hintergrunde sich bewegendes Yieh oder dergleichen mit den vollen iind saftig erscheiiienden Farben des Yordergrundes auszumalen. Auch aiif die Trachten der Figuren ist das Aiigen- merk zu ricliten, indein z. B. die Kleidung eines deut- schen Baiiers nicht in eine Steppe oder aber in eine Schweizerlandscbaft gehoren. Ist ilberhaupt znm Fignren- zeichnen kein Grescliick vorhanden, so lasst man sie lieber yon einer andern Person, welch e der Aufgabe ge- wachsen ist, derartiges einmalen, als dass man eine etwa gilt gemalte Landschaft dadurch yeriinglimpft. Das Lasieren. Schon zu Ofterem erwahnten wir in dem Yorher- gehenden des Lasierens. Es tritt in Anwendung, wenn alle Tone bereits festliegen. Es kdnnen beispielsweise ganze Partieen lichtblau untermalt sein, welche, wenn sie braunlich iiberlassiert sind, ein ganz eigeutiimliches Griin entstehen lassen, dessen Mischung filr den Malen- den eine vergebliche Miihe ware. Jedoch mochten wir dem Anfiinger entschieden abraten, sich auf diesen letzten Notbehelf zu yerlassen, sondern er solle mit allem Fleisse, dessen er fahig, seine Bilder ausmalen. Das Lasieren kann auch, von ungeiibten Handen veraii- staltet, gerade entgegengesetzte AYirkung erzielen, als diejenige, welche man beabsichtigt hat. Lasuren sollen nur auf vollstandig trocknen Untermalungen vorge- nommen werden, da sonst die darunter liegenden Farben reissen wiirden. 1st man nicht ganz sicher, welclie Farbenwirkiing (lurch das Lasieren eiitsteht, so versiiche man kleinerc^ ahnlich gemalte Bilder, ^Yie das fertig- znstellende (lurch die spiiter angegebeuen Lasurfarben in den Ton umznstimmen, welchen man beabsichtigt. Lasnrtdne sind : Botbraimer Krapp, Krapplack, Lack Kobert 7, nnd yioletter Lack. Yon Blau sind es die verscliiedenen Kobalt, Pariser Blau und Lasnrsteinblaii ; YOU Braun, Yan l)}dv-Braun, As])halt und gebr. Sienna; YOU Sch^Yarz ist nur das ElfenbeinscliAYarz an^Yen(lbar. Jjasur\Yeiss eignet sich zuni Zusammenziehen der weit im nintergrunde liegenden Herge. Die Ubermaluiig-. Der Zeitpimkt, ^Yenu ein Hild iibernialt ^Yerden soli, ist danii eingetreten, ^Yenn die Farben alle Yollstandig lufttrocken geworden sind, ^Yelches im AVinter nach et\Ya 2 ^Monaten, im Sommer aber ^Yenn das Bild frischem Jmftzug ausgesetzt ist, nach et^Ya 3 AVochen der Fall sein ^Yird. Vor deni ("bermalen hat eine griindliche Keinigung des Hildes mit einem zarten Sch\Yamme imd kaltein Wasser zu erfolgen. Atzende und beizende Alittel wie Seife, Terpentin, Yermeide man giinzlich. Die auf dem Bible entstehendeu dT’opfen lasse man (lurch die Luft aufsaiigen. Es werden yiele Stellen matt und eingeschlagen erscheinen, des\Yegen diirfte es geboten sein, das ganze Bild mit Kopal in Leinol sanft ein- zureiben. Es soil nun unter der Ubennalung nicht Yer- 77 standen werden, dass das ganze Bild nochmals in alien seinen Teilen ubermalt werde, sondern es sollen vor- sichtig die hochsten Lichter weiter hervorgeliolt, die dunkelsten Stellen weiter znriickgedrangt werden. Auch solle man nicht nur einzelne Teile eines Bildes Yor- nehmen, sondern das ganze Gremalde soil gleichsam auf einmal iiberarbeitet werden. Fangt man damit an, etwa nicht passende Aufsatztdne zu qualen, so wird nimmer ein fiir das Bild wohlthuendes Aiissehen erreicht werden Die Lichter miissen a la prima aiifgesezt werden und lieber solle man etwa nicht geraten scheinendes wieder auswischen, als in einer Farbe herumpinseln, die dann nimmer das ergiebt, was sie sein soil, ein freier und keeker Auftrag. Erwahnen wollen wir noch, dass alle Farben, welche man beim Fertigstellen benntzt, mit Kopal yersetzt sein sollten, nicht aber mit den anderen Trockenmitteln und Siccatifen. Es wird ferner selbstredend erscheinen, dass die zu gebrauchenden Pinsel yollstaudig rein sind, damit nicht eine etwa schon gebrauchte und darin sitzende Farbe den neu aufzutragenden Ton brechen und seines Glanzes berauben wiirde. Beine Palette, reiner Lappen, iiberhaupt die grosste Reinlichkeit in den Malgeraten sind hier ein Haupterfordernis, um die wirkliche Fertig- stellung eines Bildes gelingen zu lassen. Yon einer Beschreibung der Farben iniissen wir selbstredend Ab- stand nehmen, yielmehr muss sich der Malende nach den Farben, welche sein Bild erfordert, richten. 78 Das Firnissen. In deni Kapitel „01e und ^lalmittel" haben wir die Frag'e ofFen g-elassen, Avann ein Bild gefiruisst werden kaiin. liierin wird sowohl A'on Anfang-ern, als aiich von ge- Avissenlosen AFalern nianchnial in etwas zn iibereilter Art nnd AVeise vorgegangen. Ziuneist last es 'die Ungednld nicht zn, einein (xemalde die gelibrige Zeit znni Trocknen zn lassen, nnd die Begierde, ein Bild in „geli()rigeni (ilanze“ zn erblicken, hat schon inanche gnte Arbeit deni nnanfhaltsanien A^erderben entgegengefnhrt. 1st ein Genialde noch niclit vollstandig trocken, Avelches je nacli dein Farbenanftrag bis zn eiiieni dalire Zeit er- fordert, so Avird der rasch aiiftrocknende Firniss die darnnter liegenden Farben znsainnien ziehen. Dadurch entstehen Kisse iiiid Spriinge, nnd iiach nnr einer kurzen (llanzperiode alinelt das Bild einer Landkarte, es ist iiiid bleibt A'erdorben. Alan solle sicli daher das eben Gesao-te ziir AVarniinf>: dienen lassen nnd lieber ein Bild eine kiirze Zeit king eingeschlageii nnd iinscheinbar aiissehen lassen, als es sonst deni sicheren Bnin anheini- zngeben. Petroleunilarbeii. Unter der Enbrik Farben haben Avir ansschliesslich nnr der Olfarben Ei’Avahnnng gethan. .Tedoch hat die Firma Schonfeld imter dem Xamen LiidAAng’sche Petro- 79 leumfarben ein prachtiges Malmaterial in den Handel gebracht, welches alle Yorteile der Olfarben, nicht aber deren Nachteile anfzufiihren hat. Zu den letzteren zahlt das langsame Yerdunsten. Es wird Mancher die unlieb- same Erfahrung maclien, dass er trotz des grossten Fleisses an einem Bilde nicht weiter zu arbeiten vermag, da der aufgetragene Farbenbelag zn langer Zeit bedarf, urn ganzlich anfzutrocknen. Dieses ist bei den Petroleum- farben nicht zu gewartigen. Ferner konnen die Farben auf der Palette langere Zeit geschmeidig erhalten bleiben, als die Olfarben und ferner besitzen sie bei dem Malen eine Zerteilbarkeit, welche derjenigen der Y^asserfarben gleichkommt. Durch die beigegebenen petroleumhaltigen Malraittel kann dieser fiir den Malen den ausserst an- genehme Zustand der Farben lange beibehalten bleiben. Alles in unserm Buche Gesagte, hat auch fiir die Pe- troleumfarben Bezug und wollen wir unsere Leser auf diese wirklich guten Farben hiermit geziemend auf- merksam machen, umsomehr, da man mit denselben auf alien Malgriinden, wie seiche die Olmalerei erfordert, arbeiten kann. Auf Anforderung erhalt man von ge- nannter Fabrik eine Anweisung zum Gebrauche der Pe- troleumfarben, welche zu unserem Werkchen ein will- kommenes Commentar bildet. ->*<< II. Teil. Erklarung technischer Ausdriicke. W: •, • * t \ ( ./, ‘if *■ - ’ .. -' iL.1. . ;ja :2 . . *u v<4i s t ■:V( Ik V si i ’ vJ., > >4 * Erklarung technisclier Ausdriicke. Abbrockeln: Man versteht darimter das Losspringen der Farbe von deni gemalten Papier, Leinwand oder Holz. Abkopieren: oder Nachzeichnen eines Greinaldes, eines Kiipfersticlies oder einer Zeicbnung geschieht aus freier Hand oder mit Benutzung von Hilfsmitteln. Abgesetzt: Man nennt diejenigen Ziige abgesetzt, welche nicbt gerade fortlaufen, sondern in kleinen Zwi- schenramnen gebrochen sind. Abgestandene: oder abgestorbene Farben sind solche, die ilir frisches und lebhaftes Anssehen verloren liaben. Abstufung der Farben: die allmahlige Ab- schwachnng der Farben, und ihre Durchfiihrung von der hocbsten bis zur geringsten Starke. Abwechslung: ist bei einein guten Gemalde er- forderlich, sowolil in der Zusammensetzimg, wie in den Farben. So darf man aiif einem Bible nicbt alle gleiclien Gegenstiinde mit gleichem Farbenton decken, z. B. alle Baume oder alle Grasgriinde mit demselben Griin. Ahnlichkeit: bezeichnet die Ubereinstimmung der Ziige und Farben eines Geiniildes mit dem dar- gestellten Gegenstand. 6 * 84 Ang’stliclie (das): Das Angstliche in der Malerei besteht entweder in unsicherer Pinselfiihrimg, bei der jeder Strich die Besorgniss ansdrilckt, dadiirch das Bild zu verderben, oder anch in allzn genaiier Ansfiibrung nnbedentender Kleinigkeiten. Anlage: Hiernnter yersteht man gewohnlich den Anfang eines Genuildes, die ersten Striche, die erste Gestalt des Ganzen, dock bezeichnet man auch damit den ersten Anftrag der Farben. Genan genommen ver- dient bios das Letztere die Bezeichniing Anlage, wahrend das Erstere als Entwiirf zn bezeichnen ist. Anlegen: h. die ersten Farben eines Gemaldes anftragen, die bei der Aiisarbeitnng meistens diirch andere Farben ^yieder gedeckt werden. Ein einziger Farbenauftrag wird nie ein gntes nnd kriiftiges Kolorit erzielen, nnr in solclien Fiillen, bei denen Geinalde dem Aiige weit entfernt aiifgestellt \yerden sollen, kann man die Farbe eininal nnd zwar dick anftragen, damit diese anch in der Feme ihre yolle AVirknng behalten. Bei Gemalden aber, die in der Xiihe betrachtet werden, milssen die Farben inehr ineinandertliessen, nnd kdnnen deshalb nicht aiif eininal dick anfgetragen werden. Auch andere Fmstande erfordern oft, dass eine Farbe liber eine andere o-edeckt ^yerde, so dass die untere et\yas durchseheine (S. Easieren.) Das Anlegen ist ein wichtiger Teil der ^talerei, denn wenn dabei etwas ^yeseutliches yersehen wird, so kann das Kolorit niemals yollkommen Ayerden. 85 Anlegepinsel: Die Pinsel, womit die Anlage eines Gemaldes gemacht werden. Anordnen: In einem Gemalde den verschiedenen Gegenstanden einen passenden Platz anweisen. Dabei ist zn beobachten, dass jedes znyiel oder zu wenig, storend wirkt, ferner diirfen einzelne Gegenstande sich nicht auf Kosten der Gesammtwirkung hervordrangen. Jeder Gegenstand soli von seiner vorteilhaftesten Seite dargestellt sein, so dass bei Betrachtimg des Ganzen alle Hauptteile leicht zu liberschanen sind. Anrilbren: d. li. trockene Farben mit einer Fliissig- keit vermischen, sie zur Malerei brauchbar machen. Zur Olmalerei werden die Farben mit 01, zur Freskomalerei mit Kalkwasser, zur Leimmalerei mit Leimwasser, zur Miniatur- oder Gouache-Malerei mit Gummiwasser au- geriilirt. Die Farbe darf nicht so diinn angerhhrt werden, dass sie auf der Palette zerfliesst, sonst wiirde man bios Lasur erhalten. Die Farbe muss immerhin so dick sein, dass sie deckt, dass sie korperlich ist. Dies gilt aber nur fiir 01- und Gouache-Farben, bei Miniatur- und Aquarellmalerei bedient man sich der Farben ganz flhssig. Auffrische.n: Fin Gemalde auffrischen heisst: es reinigen und ihm einen neuen Glanz geben. Man pntzt die Gemalde, iibermalt die beschadigten Stellen, fiillt die ausgesprungenen Stiicke auf’s Neue aus und hber- zieht sie wieder mit Firniss. Aufgerissen, aufgesprungen. An vielen Gemalden bekommen die Farben, wenn sie alt werden, Risse auf 86 (ler Oberflache. Solche Gremalde nennt man aiifgerissene Gemalcle. Es kbnnen liier Yerschiedene Ursachen einwirken. Sei es, dass die Bilder zii sehr der Witterung aiisgesetzt Oder ehe sie trocken waren, initFirniss gedeckt warden. Aufnehmen: Eine Landschaft oder einen anderen Gegenstand nacii der Natiir zeichnen. Aiifsetzen: Lichter aufsetzen lieisst die Lichter in ein Geiniilde malen. Da dies nun besonders bei den hbchsten Blicken nicht streichend geschieht, sondern die Farbe nur kurz und bestimmt aufgetragen wird, so nennt man diese Arbeit aufsetzen. Aufweichen: Trockeue Olfarbe im Pinsel losst man mit Terpentinbl oder Chloroform auf. Besser ist es jedoch, (lurch fleissiges Auswaschen die I^insel stets rein zu erhalten. Ausputzen: Ein Gemalde von dem Schmutze rei- nigen, welcher die Earben unscheinbar macht und ihnen Glanz, Erische und Schdnheit benimmt. Aussparen: Einen Ort fiir eine Figur oder sonst etwas freilassen, und nicht mit Earbe ubergehen. So spart man Eiguren und Gebaude aus beim Anlegen der Luft. Auch die In'ichsten Stellen, die Lichter, spart man bei Zeichnungen und Tusclien aus, um so das Aufsetzen Yon AVeiss zu Yermeiden. Baumschlag: llierunter Yersteht man die Dar- stellung der Zweige und Aste der Bauine nebst ihren Blattern. Die Ihirstellungsweise ist sehr Yerschieden. Manche legen nur grosse Schattenmassen an und hohen diese mit eiuigen Lichtern ; andere malen kleine, lang- liche Striche mit Yerschiedenen Tinten, wahrend einige 87 sogar so weit gehen, die einzelnen Blattchen genau wiederzugeben. Das letztere Yerfahren vermeide man, denn die Hauptsache ist, dass der Baumschlag frei und luftig wirkt. Behandlung: Man bezeichnet damit die Art, wie man Zeichenstift oder Pinsel fiihrt. Die Behandlung richtet sich nach den Gesetzen der betreffenden Technik, sie ist der rein mechanische Teil der Malerei. Eine leichte, freie und feine Malerei setzt stets eine leichte, geschickte und sichere Hand voraus, wahrend angstliche und plumpe Malerei eine schwere Hand verrat. Die Behandlung andert sich nach der Yerschiedenheit der darzustellenden Gegenstande. Ist z. B. der Charakter einer Scene wild und feurig, wie bei Schlachten oder ahnlichen Scenen u. s. w., so muss auch die Behandlung keck und feurig sein, wahrend sie weich und sorgfaltig sein muss, sobald ihr Charakter Reiz, Schonheit, Anmut etc. sein soil. Eine fleissige Behandlung erfordern die klein ausgefiihrten Malereien, weil sie in der Nahe be- trachtet werden. Es kommt zuweilen vor, dass Kenner eine sehr fliichtig behandelte Skizze eincm sorgfaltig ausgefiihrten Gemalde vorziehen, weil sich gerade in der fliichtigen Behandlung manchmal mehr Geist und Schon- heit zeigen, die nur schwer in einem Gemalde beizu- behalten sind. Belebt, beseelt: nennt man in der Malerei eine Figur, Gruppe oder Sache, wenn man derselben durch korrektes Zeichnung und richtiges Kolorit ein lebendiges Aussehen verleiht, so dass die Handlung oder die Reg- 88 linden der Seele, die angedeutet werden sollen, richtig zum Ausdruck gelangen. Beleuchten: Die Lichter in einem Gemalde aiis- teilen, ausbreiten, aiiordnen. Eiii einziges Haiiptlicht geniigt ziir Beleiichtimg eines Gemaldes; herrschen z\vei gleich Starke Lichter imd beleiichten so verschiedene Partien gleich stark, so ist die Ilarnionie des Hell- diiiikels gestort. Beiwerk oder Aebensachen : Hierzu rechnet man alle Gegenstiinde, die streng genommen znr Darstellung des nanj)tgegenstandes entweder gar nicht oder doch nicht nnumganglich nhtig sind. Das P>eiwerk muss aber, nach Peschatfenheit der Zeit oder des Ortes der Handlnng, zu genaiier Bezeichnnng gewiililt werden. Es soli zum besseren Yerstandnis und zur Charakteri- sierung selbst der Xebenumstiinde, wie aiich zur Aus- fuhrung und Auslulhing der bildlichen Darstellung dienen, ohne jedoch die llauptwirkung zu stdren. B latte In: Die Bliitter der Baume nialen. Zum Bliitteln bediene man sicli eines stumpfen Pinsels und ordne die Bliittcr, welclie man recht leicht und rein wiederziigeben siiclit, bald in grdsseren, bald in kleineren Biischen nebeneinander, an. Blendrahmen: Ein hdlzerner Bahmen, der mit gedltem Papier iiberzogen ist, und an das Fenster gestellt ein gediimpftes und gleiclimassiges Licht bewirken soil; denn die Yeriin derung des Liclites, welche durch das Auf- und Xiedergelien der Sonne bedingt wird, ist beim nialen stdrend. Ferner bezeichnet man mit Blendrahmen 89 jeden rohen Rahmen, auf welchem ein Gremalde, eine Zeichnung oder dergl. aufgespannt wird, im Gegensatz zu dem ausseren Rahmen, der zur Einfassung, zur Zierde dient. Blicke: sind in einem Bilde diejenigen Stellen welche am starksten Yom Licht getroffen werden und deshalb am hellsten erscheinen. Auf runden Korpern sind die Blicke nie gross, weil nur die gerade auffallenden Lichtstrahlen grelles Licht erzeiigen, aher auch auf eheneii, glatten Flachen sind die Blicke gering, da nur jene Stellen gliinzend hell erscheinen, welche die Strahlen gerade in unser Auge zuriickwerfen. Blicker und Drucker: aufsetzen heisst in der Malerei, die Lichter heller und die Schatten dunkler machen. B r e c h e n : hedeutet soviel wie mischen, da man die Farbe, so wie sie die Zusammenstellung ergeben, nicht unyerandert benutzen kann. Um das Ah- und Zunehmen der Lebhaftigkeit einer Farbe auszudriicken, muss man sie brechen, d. h. mit anderen Farben mischen. Das richtige Brechen der Farben lehrt allein fleissige tibung, und ist dasselbe fiir die richtige Farbengebung wesentlich. Siehe Farbenbrechung. Charakter: soviel wie Merkmal, das Eigentumliche, Unterscheidende einer Person oder Sache, wodurch sich solche von anderen gleicher Art auszeichnet. Color it: Die Farbung aller Gegenstande mit ihreu natiirfichen Farben. 90 0 0 111 p 0 II i e r e n : Ein Geiiialde zusainiiiensetzeii, es erfinclen uiid anordnen. C 0 II t r a s t : ist die ^Yirkun^, ^Yelche diirch den Yergdeich eines Cfegenstandes init eiriem ganz iinaliii- licheii hervorgerufeii wird. Dadiireh ^yerden beide her- vorgehoben uiid wirken lebhafter. AYas bei einer A^ergleichung iiiit gleichein die Ahnlichkeit bewirkt, erzielit die Uniihiilichkeit zweier Dinge ziiiii Contrast. AYenn man einen brntalen Menschen neiien einein kalt- sinnigeii nnd gelassenen ziigleich sielit, so wird nnsere Abirstellung von der Heftigkeit des Einen, diirch das gelassene AYesen des Andern lelihafter. Copie: Die Naclialininng eines (Jeniiildes, eines Stiches. I in (legensatz ziir Copie steht das Original, das Hild, welches wiedergegeben wird. Da die Copie weit weniger (Teschickliclikeit ertbrdert nnd eigentlicli melir die Hand nnd das .Ange als die Seele beschilftigt, so ist sie stets ininderwertig gegen das Originalgeinalde, da dieses die Einbildiings- nnd Erfindungskraft in steter Tliatigkeit erhiilt nnd jeder Hinselzug Uberlegung fordert. Anch wenn man die Xatnr vor sicli hat, um die- selbe wiederzugeben, so gehdrt doch zn der taiischenden Darstellung eines Iviirpers aiit’ einer glatten Fliiche, wegen der dazu ertbrderlichen kiinstlichen A^erteilung des Lichtes, der Schatten iind der Farben, sowie der Anordnung nnd Aiisfhhrnng der verschiedensten Teile, weit mehr Geschick nnd Kenntnis , als wie zur Xachahmiing eines bereits fertigen Gemaldes. Deshalb o O 91 sind auch Malereien nach der Natur als Originale zu betrachten. Copieren: heisst eine Zeichnung, die von einem anderen erfimden, genau nachahmen. Langes und fleissiges Copieren ist fiir die Yorbereitung eines Kiinstlers unerlasslich, denn dadurch erhalt er Sicherheit in der technischen Ansfiihrung. Niemals wird er etwas Be- deutendes zustande bringen, wenn die Ausbildung der Hand vernachlassigt und dadurch unbefahigt wird, die Gedanken des Kiinstlers wiederzugeben. Detail: Einzelheit, Teil eines Ganzen. Ins Detail gehen heisst Rucksicht nehmen auf Einzelheiten, Kleinig- keiten. Mangel an Detail lasst ein Bild kalt, wahrend ein Zuviel leicht vom Hauptgegenstande ablenkt. Deutlichkeit: Alles, was wir in seiner Art oder Gattung klar unterscheiden konnen, ist uns deutlich. Drucker: So nennt man gewisse, toils sehr helle, toils sehr dunkle Striche mit starken Farben auf den nachsten und vordersten Gegenstanden des Genialdes; sie scheinen die anderen Gegenstande gleichsam zuriick- zudrangen. Benutzt man z. B. einen hellen Drucker zur Aufblickung beleuchteter Stellen, so treten diese dem Auge naher. Dunkle Drucker in den Winkeln und zur Yerstarkung der grossten Schatten bringen durch den Contrast mit den hohen Lichtern, diese erst zu ihrer vollen Wirkung. Ein einziger Strich verniag oft mehr, als der grosste Fleiss in Colorits. Dunk el: Bei einem GemRde versteht man unter 92 Diinkel die Schattemnassen , welclie die Lichtmassen heben sollen. Man bezeichnet ein Bild als zu dunkel, wenn der Maler allzii tiefe mid movietone Tone gebraucht, iind die Schatten zu selir gehiiiift iind iibertrieben hat. AYird ein Bild dnrcli die dazu yerwandten schlechten Farben niit der Zeit dunkel, so sagt man, „es dunkle nach“. Dunkel h a 1 1 e n : Fine dunkle Farbe geben. Oft halt man den A'ordergnmd dunkel, um den Hintergrimd tiefer erscheinen zu lassen, iind nmgekehrt sucht man durch einen dimklen Hintergrimd niiliere Gregenstande hervorziihelien. l)ur disc h ein ende : Durchsichtige Farben sind alle Saftfarben. Sie milssen so dhnn aufgetragen ^yerden, dass die anderen Farben, welclie man daniit lasiert, durchscheinen. Eigentiim li die oder L oka 1 far be: Die Farbe, welclie jedem Gegenstande an deni Orte, an dem er gesehen wird, eigen ist. Die Lokalfarbe des Grases ist grhn, die des llimniels ist blau. de nachdem aber der grhne Basen yon dem hellenSonnenliclite, dem einfaclien Tageslicht oder yon reflektierendem Lichte beleuchtet wird, yeriindert sich das Griin. Ebenso yerandern sich alle anderen Farben, je nach dem Licht oder Schatten, in dem sie liegen, oder der Liift, welclie sich zwischen ihnen imd dem Aiige befindet. Diese eigentunilichen Farben der Gegenstande sind fiir den Maler sehr wichtig, deim obgleich man sie an yielen Gegenstanden willkurlich annehmen kann, dienen sie auch ziir Heryorhebung der 93 Hauptfig-uren, zur Anordnung der Massen und zur Yer- bindung Yon Gruppen, wozii das angenommene Haupt- licht nicht immer benutzt werden kann. Erscheint dieser oder jener Gegenstand an der Stelle, wo er sich befindet, beleuchtet und wiirde er aber bescbattet eine bessere Wirkung fur das Ganze erzielen, so malt man ihn mit dunklen Lokalfarben und erreicht damit denselben Zweck. Einschlagen sagt man yon einem Gemalde, wenn das 01 respekt. die Farben so in den Malgrund ein- dringen, dass die Farben matt und mager aussehen. Entfernung: bezeichnet den scheinbaren Abstand eines Gegenstandes von denen, welche sich iin Yorder- grunde befinden. In der Natur ist die Entfernung eine wirkliche, wahrend auf der Zeichnung die Gegenstande alle gleichweit von dem Auge des Beschauers sich be- finden. Um nun nach der Beschaffenheit der Darstellung einen Gegenstand weit, den anderen nahe erscheinen zu lassen, bedient man sich dreier, in der Natur begrilndeter Mittel. 1) Burch die verhaltnismassige Yerkleinerung der Gegenstande; 2) durch die Unbestimmtheit der Umrisse, und 3) durch die Schwache des Lichtes, des Schattens und der Farben. Uber die Yerkleinerung der Gegenstande belehrt uns die Perspektive. Die Optik? sowie eigene Erfahrung lehrt uns zu beurteilen, in welcher Entfernung Gegenstande im Ganzen oder in ihren Teilen sichtbar bleiben , hierbei muss man aber besonders Biicksicht nehmen auf die Beschaffenheit der Luft und des Grundes, von dem sich die Gegenstande 94 abliebeii. Jeder hat schon erfahren, (lass bei hellem Wetter alle Geg-enstande deutlicher sind und naher geriickt erscheinen, wahrend nebliges Wetter alles init einein Flor zu ilberziehen scheint, deii Formen und Iburissen ibre Scliarfe, den Farben und dem Lichte ilire Lebhaftigkeit, den Schatten ihre Starke beniinmt. Je grosser der Kauin zwischen Auge und Gegenstand, desto undeutlicher ersoheint der letztere. Sollen daher auf einein Bible Gegenstande als sehr entlegen erscheinen, so zeichnet man die Formen unbestimmter, und malt Licht, Schatten und Farben immer matter und schwiicher, bis am Ende alles ganz tiach erscheint, die Schatten verschwinden, die Farben sich iii blaue oder graue Luftfarben autldsen und alles in eine Masse yerhiesst. Audi der Grund, you welchem sich die Gegenstande abheben, ist von Bedeutung. Ein mit Schiefer gedeckter dhirin bleibt z. Ik noch in grosser Entfernung sichtbar, ivenn er den hellroten Abendhimmel hinter sich hat. Ebenso verluilt es sich mit einem weissen Hause, das einen dunklen, waldigen Berg zum ilintergrund hat. Gibt man aber dem Schieferturm den dunklen Berg, dem weissen Jhius einen Schneeberg zum Hintergrund, so yerlicren beide schon bei kurzer Entfernung an Deut- lichkeit. Aber auch bei iiahegelegenen Gegenstanden hebt sich ein weisser Korper deutlicher von einein schwarzen ab und umgekehrt. Entwurf: Ein Werk, das nur nach seiner Haupt- forni, nach seinen Hauptteilen gezeichnet, in keinein Stiicke aber aiiso-earbeitet ist. Man niacht Entwiirfe von O 95 einzelnen Fig-uren, wie auch von g-anzen Gemalden, um die Wirkung* des ganzen, die Yerhaltnisse der Teile zu einander besser beurteilen und die notigen Abanderungen treffen zu konnen. Ohne Entwurf zu arbeiten, wiirde sich sicherlich durch eine schief gezeichnete Nase, scbielendes Auge, steifen Fuss u. s. w. riichen. Ebenso wie bei grossen Gemalden, die eininal verfehlte Grup- pierung und Anordnung der Massen nicht wieder zu verbessern ist. Audi gehorcht die Hand nicht iminer der Einbildungskraft, oft ist auch die Idee des Zeichners noch nicht klar genug entwickelt und erst ein mehr- maliger Entwurf bringt den gewiinschten Ausdrnck. Die Entwiirfe sollen ferner Eingebungen des Augenblickes fixieren, denn eine gliickliche Idee wird der Kiinstler so schnell wie moglich zu skizzieren suchen, ehe dieselbe ihre erste Klarheit verliert. Farbenauftrag: Die Art, wie man die Farben auf die Flache setzt, welche bemalt werden soil. F arbenbrechung; ist das Yermischen einer Farbe mit einer anderen, um ihren grellen Ton zu dampfen. So bricht man das Blau und Griin, wenn es matt erscheinen soil, mit Zinnober. Auch die anderen Farben bricht man auf diese Weise, wenn sie nicht gerade im hellsten Lichte stehen, denn der Kontrast dieser matten, gebrochenen Tone erhoht und verstarkt den Glanz der ganzen Farben. Das Brechen der Farbe ist unum- giinglich notwendig, wenn man der Yatur getreu sein und dem Gemalde Wahrheit und Harnionie verleihen will. Es ist leicht verstandlich, dass 1. diejenigen Teile, 96 welch e teils halb, teils ganz beschattet sind, nicht die- selbe Prische haben kbiinen als die iibrigen Teile, die dem Yollen Lichtstrome ausgesetzt sind; 2. wenn Teile eines Bildes weit von ims entfernt, und sich viel Luft zwischen ihm und dem Aiige befindet, so dainpft diese Luft gleich einein Flor; zudein inischen sich unter die Schatten und llalbschatten noch eine llenge AYiederscheine von den umgebenden Kdrpern, welche ihnen etwas von ihrer Farbe niitteilen. — Das Brechen der Farbe ist nicht init dem ^Lischen zu verwechseln. Alle gebrochenen Farben sind zwar gemischt, aber nicht alle gemischte Farben sind gebroclien, denn viele Farben geben ver- einigt eine neue ebenso frische Farbe, als einzeln, z. B. Karmin und Ultramarin oder Preussischblau, Karmin und Chromgelb etc. Farbengebung: Der Teil der ^lalerei, welcher sich mit dem Colorit beschiiftigt und folglicli das AVesen derselben ausmacht; er umfasst 1. Licht und Schatten, 2. das belle und dunkle der Farben, 3. die eigentiim- lichen oder Lokalfarben, 4. die Ilarmonie, 5. den Ton und 6. die Behandlung der Farben. Feindscha ftliche Farben: sind solche, welche miteinander vermischt ihre Schdnheit einbiissen und eine dritte harte, unangenehme Farbe hervorbringen; neben- einander gestellt wirken sie ebenfalls hart und storend. Feinheit: Dies AVort bezeiclmet oft die angstliche und glatte Ausfuhrung von Alalereien und Zeichnuugen^ Der Kenner aber liebt an einem Kunstwerk den Fleiss, die sichere Hand, die Kuhnheit und Bichtigkeit. Fein- 97 heit neiint man auch die Wahrheit, mit welcher sich der Ausdruck des Charakters in alien Zilgen und Geberden einer Figur aiissert. Feme: Flierunter versteht man die hintersten Gegenstiinde eines Gemaldes, besonders einer Landschaft. Da die Luft die entfernten Gegenstande einhilllt nnd ihre Wirkung fiir nnser Ange abscliwacht, so muss man beim Malen dementsprechend die fernen Partien verschwom- mener anlegen, und zwar je melir, je naher sie dem Horizont kommen. Fertigkeit: Die Geschicklichkeit schnell, richtig und gut zn zeichnen, und mit wenigen Stricken den Charakter auszndrncken. Mcht ist daniit fliichtiges, iibereiltes Zeichnen zn verwechseln. Fett: Man versteht unter einer fetten, markigen Malerei, ein reich mit Farbe gesattigtes Gemalde, an dem alle Teile so kraftig liberarbeitet sind, dass nirgends die Malflache durchschimmert. Im Gegensatz zn einem fetten Farbeauftrag steht die Magerheit desselben, die durch allzu diinnen Farbenauftrag entsteht. Anch die Ziige der Reissfeder konnen fett oder mager sein. Unter fettee Strichen versteht man alsdann breite, dimkle und reine Ziige, unter mageren aber matte, triibe und unreine Ziige, welche der Zeichnung weder Kraft iioch Leben verleihen. Fleiss, Fleissig. Mit Fleiss malen ist das Be- streben, einem Kunstwerk in seinen kleinsten Teilen die hiichste Yollendung zu geben. So dankbar auch der Fleiss bei Miniaturgemalden und all den Malereien ist, 7 98 die man in der Niilie betrachtet, so kann er bei grosseren Gemalden doch gegen andere wichtige Yorziige znriick- treten, als da sind : holie, fenrige Komposition, Grosse des Charakters, Kilhnheit der Zeicbnnng, Schmelz des Oolorits n. s. w. Wenn diese Yorziige Herz nnd Ange des Beschaners fesseln, so wird er nicht nntersnchen, ob diese oder jene Kleinigkeit genaner ansgefnhrt sein konnte. Ubertriebener Fleiss aber schadet oft einem Knnstwerk, indeni er voni Ganzen den 8inn anf das Besondere leitet, und ancli leiclit gegen Regeln der Optik nnd Perspektiye verstdsst. Denn an einem ent- fernten Banme Yerinag man nicht niehr die einzelnen lhattchen zn nnterscheiden, ebensowenig wie bei einer entfernten Fignr die einzelnen Gesichtsteile. Flan: ist die Bezeichnnng fiir das sanfte, weiclie, verblassene AVesen eines Bildes, besonders der Feme einer Landschaft, wodnrcli das Dnftige in der Natnr znm Ansdrnck kommt. Fliichtig: Das Fliiclitige in der Alalerei kann bald ein Felder, l)ald eine der vorziiglichsten Eigenschaften eines Khnstlers sein. Bei einem Gemalde, bei ^yelchem Genanigkeit nnd Heissige Ansarl)eitnng yerlangt wird, ist Flilclitigkeit ein Fehler. Walirend sie bei Entwiirfen, Skizzen ein grosser A orteil fiir den Kiinstler ist, denn nnr ein solchcr yermag es fliichtig, d. h. hier mit wenigen sicheren Strichen die Flanptsache anf das Papier zii ent- werfen, nnd so die Eingebnngen des Aiigenblickes fest- znhalteu. — Ein fliichtiger Pinsel weiss mit wenigen Strichen, die Schatten oder anch die Hanptfarben eines 99 Bildes so zii yerteilen, dass man daraus bereits die Hal- tung und Harmonie des Ganzen beurteilen kann; man bezeichnet aiich damit den leichten freien iind ziigleich zarten Farbenauftrag. — Fliichtige Farben sind diejenigen, weiche entfernte, duftige Gegenstande gut ziim Ausdruck bringen, oder auch solche, die leicht verblassen. Frei: Ein freier Pinsel yermag mit grosser Riclitig- keit das Leichte und Uugezwimgene zu yereinigen; man merkt seinen Ziigen nichts Gezwungenes, Angstliches an. Freiheit der Hand erwirbt man sich aber nur durch lange tJbung, und ein Gemalde, das freie Pinselfilhrung aufweist, lasst nie auf einen Schuler, sondern auf einen erfahrenen Meister schliessen. Frisch. Man sagt yon einer Zeichung sie sei frisch, wenn die Lichter und Schatten die nbtige Starke haben. Bei einem Gemalde yerlangt man, wenn es frisch sein soil, ausserdem Auftrag reiner Farben. Im Gegensatz zum Frischen steht das Matte, Schmutzige, Abgeschossene. Eine Zeichnung oder Malerei wird bei der sorgfaltigsten Ausfilhrung matt erscheinen, so lange noch die kraftigen Hrucker fehlen, oder wenn man die Farben, weiche yon grellem Lichte getroffen werden sollen, zu sehr bricht. Mcht zu yerwechseln sind frische mit hellen Gemalden; denn auch in dunklem Tone gehaltene Bilder konnen sehr frisch wirken, wahrend gerade helle Bilder oft iiusserst matt erscheinen, da ihnen die Kraft der Lichter und Schatten fehlt. Frostig; gezeichnete oder gemalte Sachen, sind solche, weiche ihren Zweck den Beschauer zu erwiinnen, 7 * 100 zu fesseln — verfehlen. Das Frostige eiitspringt ge- wohnlich dem Mangel an Begeisterung. Aber aiich allzutleissig iind angstlich aiisgefuhrte Malereien tragen diesen Cliarakter, ^Yeil iinter einer langwierigen Arbeit oft ein Teil des ersten Feuers, mit dem man sie be- gonnen hat yerdiegt. Manchmal yermag aiich die Hand die Idee des Zeichners nicbt in der ge^yunschten Kraft zum Aiisdruck zii bringen and erzielt dann aucli nur frostiscbe Zeiclmungen oder Malereien. Gebrochene Farbe: ist eine solche, die diirch yermischen mit einer dunkleren Farbe, etwas yon ihrer Lebhaftigkeit eingebiisst hat. Man bricbt z. B. Indigo mit Ziniiober, ^yenn ersteres unyermisclit zu grell sein \yiirde. Gegenstiicke: iMan bezeichnet damit z^yei Genialde YOU gleicliem Umfange, ^yelche einander alinlicbe Motiye behandeln. So stellt man 2 Landscliafteii, 2 Seestiicke, 2 zu einander gekehrte Portriits, u. s. w. als Gegen- stiicke zusammen. Bei Landschaften hat man darauf zu achten, dass die Ilauptgruppeu bei beiden Bildern niclit auf der gleiclien Seite sieh befiiideu, sonderii einander ‘’•egenilberstehen. O O Geistreich, geistyoll: Eine Zeiclinuug ein Ge- iniilde ist geistreich behandelt, wenn freie und kiihne Ziige, sowie Drucker yon grosser AVirkung, den dar- gestellten Gegenstiinden Cliarakter, Geist und Lebeu yerleiben. Gekiinstelt: sind alle Bilder, bei welchen der grosste Fleiss auf Aebeusachen und Terzieruugen yer- 101 wandt ist; ferner solche, bei denen man die gewiinscbte Wirkung durch angstliche, unnatilrliche, miiheselige Be- ll an dlung hervorzurnfen sucht. Alles Gekiinstelte steht aber in lebbaftem Widerspruch mit dem wirklich Scbdnen, dessen eigentlicher Reiz in dem einfachen, natiirlichen, ungesiichten "Wesen bestebt. Geleckt: nennt man in der Malerei jene Aus- fiihrimg, welclie durch iibertriebnen Fleiss, iibertriebene Brechung und Yertreibung der Farben der Darstellung alle Frische und alles freie Leben raubt und dafiir dem Ganzen einen kleinlichen Charakter aufpragt. Gemein: bezeichnet das Gewdhnliclie, Alltagliche, Missfallige. Man imterscheidet das Gemeine der Gesin- nung von dem der Handlung, der Situation. Das letztere ist eigentlich nur zulassig, wenn es als Kontrast wirken soil. Die Werke David Tenier’s, seine Bauernfeste, Trinkgelage etc. liaben stets, trotz der meisterhaften Ausfuhrung etwas gemeines, aber auch die Werke B.aphaels konnen durch schlechtes Copiren zu gemeinen Malereien herabsinken. Ge s china ck: ist die Fahigkeit, in der Kunst das Schone, Wahre und Bichtige von dem Mittehniissigen, Falschen und Fehlerhaften zu unterscheiden. Gestrichelt: mit kleinen Strichen ausfilhren. Be- sonders bei der Miniaturmalerei findet diese Manier Anwendung. Man setzt bei diesen so lange kleine Striche aufeinander, bis die Farben ihre notige Starke haben. Gezwungen: konnen sowohl die Bewegungen 102 einer Figiir, wie auch die Anordniing verschiedener Gegenstande sein. Das Gezwiingene in der Malerei ist als ein Hanptfehler zu betrachten, da es dem Freien und Natiirlichen widerspricht. Glanz: der blendende Schein der Farben. Besonders bei Olgemalden wird das Liclit oft so stark zuriickge- AYorfen, dass man gendtigt ist, den Standpunkt zu wechseln, inn das Bild deutlicli sehen zu kdunen. Starke Firnisse verniebren oft nocli diese stdrende Wirkung. GliUiend: So bezeiclinet man alle Farben, welclie selir hoch, friscli und lebhaft wirken. Grell: Bei grellen Gemalden sind die Farben zu ])unt, die I'bergange zu hart, die Schatten und Farben zu \\mnig A^erschmolzen. Liclit bezeiclinet man als grell, Avenn es zu selir mit dem Schatten kontrastirt. Halbschatten : ist der gebrochene Ton, welcher alls der A'ermischung von Jjicht und Schatten entsteht. Ein Kdrper, in A'olles Sonnenlicht gestellt, zeigt auf der einen Seite das hdchste Licht und auf der entgegen- gesetzten Seite den tiefsten Schatten. Zwischen Licht und Schatten befindet sich aber ein Zwischenraum, welcher weder die Helle des einen noch die Dunkelheit des anderen besitzt, A'iehiiehr den Fbergang beider bildet, dies ist der Halbschatten. Harmonie : bezeiclinet in der Malerei die Zusammen- stimmung aller Teile zu einem Ganzen, soAYohl in Anordnung, Zeichnung wie Farbengebung. Auch hin- 0 7 O O O siclitlich der PerspektiYe Yerlaugt die Harmonie genaues Zusamnienstimmen aller Teile. 103 Hasslich: Das Hassliclie der Form ist die Yer^ wirruiig, die Misstiinmimg, das Unebenmass der Teile eines Granzen. Sei es, dass die Teile zu gross oder zu klein sind, niclit in den Rahmen des Ganzen passen oder den Erwartungen des Auges widersprecben. H a up t s c h a 1 1 e n ; der diinkelste oder eig’entlicbe Schatten eines Gemaldes, im Gegensatze zu dem Halb- schatten, welcher aus der Yermischung von Licht und Schatten entsteht. Helldunkel: die Yerteilung heller und dunkler Partieen in einem Bilde durch Wahl der Farben und Beleuchtung nach bestimmten Grundsatzen. Urspriing- lich bezeichnete man mit Helldunkel ein Gemalde, welches in einer Farbe ausgefiihrt war. Licht und Schatten wurden dabei durch hellere oder dunkler e Mischung der betretfenden Farbe, angezeigt. Hervorheben: Ein Gemalde in Licht, Schatten, Umrissen und Earben zu behandeln, das einige Gegen- stande sich zu nahern, andere zuriickzutreten scheinen, Hervortreten : Gegenstaude treten hervor, wenn ihre hellen Partieen von einem dunklen und solche von einem hellen Gruude gehoben werden. Die Grenzen eines Gegenstandes werden undeutlich und verschwommen, sobald der Grund mit dem Gegenstaude gleiche Licht- oder Schattenstarke hat. Besonders bei Landschaften werden durch den Contrast heller und dunkler Partien die vorderen Gegenstaude hervorgehoben und die hinteren zuriickgedrangt. 104 H i n t e r g r u n d : Diesen biklen di e entferntesten Oes-enstande in einer Landschaft oder einem anderen Gemalde. Da sich die Luftmasse gdeicli einem Flor anf die entfernten ()bjekte zu legen sclieint nnd so Licbt, Schatten, Farben nnd Umrisse briclit, so muss der Flinter- griind sehr sch^Yach gehalten nnd niit gebrochenen Far- ben behandelt werden. llorizont: ist die Linie in der Natnr, bei der sicli Himniel nnd Erde scheini)ar berilhren. Der Horizont liegt stets in der llolie des Anges; er steigt nnd sinkt, je naehdem der Eeseliaiier lioch oder tief stelit. Je hdher er steht, desto grosser ist die Fliiclie, welclie er iiber- sieht, je tiefer er steht, desto kleiiier ist sie. Anch filr die Perspektive ist der Horizont nnentbehrlicli, weil anf diesem der Angenpnnkt, sowie alle znfalligen Fnnkte festgelegt werden, nach welchen sicli die pers})ektivisclien AArjilngnngen richten. Hori zontalli ni e: bezeichnet eine wagrechte Linie, ferner in einem Cfemalde jene Linie, welclie den Jlorizont andentet. Impastieren: Die Farben dick nnd melu’ dnrch Drncker als striclnveise aiifsetzen. Ein stark impastier- tes Gemalde ist ein Pild, anf welchem die Farben dick anfgesetzt sind. Interessant: ist alles, was unsere geistige Teil- nahnie nnd Anfmerksamkeit erregt. Ein interessantes Bild yeranlasst znm ALitfuhlen nnd Mitempfinden, Ge- fiihle der Fiirclit oder der Hoffnuug werden angeregt 105 und der deist des Beschauers spinnt die dargostellte Handlung weit aus, ihr bald diese, bald jene Wendung gebend. Seiche Gefiihle zu erweoken, vermag mir em Kviiistler, welcher mit voller Hingabe an seinem Werk malt. Abgesehen von dem Inlialte, kanu ein demalde auch in seiner Anordiuing und AusfiihruTig interessant sein und den Kenner durch seine Techmk fesseln. Kalt- bezeichnetin der Malerei eine Unvollkommen- heit des Colorits, welche bei den gemalten Gegenstanden Lebeii und Warme vermissen lasst. Den Begriff dei Warme und Kiilte wendet man gern anf Farben an, und wie man von dem Fener gewisser Farben sprioht, so bezeichnet man wieder andere als kalt. Unvernnscht gebrauchte Farben erwecken den Begriff der AN'arme o-ebrochene aber den der Kalte; starkes Misohen um Zusammensetzen der Farben ist deshalb zu vermeiden. Starkes und voiles Auftragen der Farben verleiht dem Bilde ein warmes Colorit, kann aber bei Mangel an Kenntuis und Fertigkeit leiclit, hart und bunt wwken. — Manche Gemalde verlieren im Laufe der Zeit dm Warme ihrer Farben, man nennt dies Absterben. Die Ursaohe ist gevvohnlioh das Misohen und Decken von Farben, welohe sick gegenseitig zerstoren. Am besten halten die Bilder, bei welohen die Farben fett aufge- tragen und nur wenig ineinander verarbeitet werden. Kantig; so viel wie eokig. Da die Hand schneller mit geraden, als wie mit gekrilmmten Linien arbeitet so werden die Entwiirfe einer Zeiclinung gewohnlich 106 kantig iind erst beiin Auszeicliiieii, soviel wie notig, abgerundet. Kleinigkeiten; siud die kleineren Teile eines grdsseren. In der franzosisclien Knnstsprache bezeiclinet man sie als detail. Die Kleinigkeiten, das Detail, eines Hanses sind Fenster, Thiiren, etc. Kdrniclit: llecht stark, scbarf nnd rein gezogene Ibnrisse nennt man kurnicht ; anch von Scliattiernngen wird dies Wort in gleicliem Sinne gebranclit. Kraftig gemalte Bilder zeigen friscli anfgetragene Farben, sowie voiles Licht nnd tief’en Schatten, wahrend sclnvach gelialtene (lemalde matt erscheinen, nnd die einzelnen Gegenstande mir verwirrt nnd undentlich erscheinen lassen. Die meiste Kraft verleilien einem Bible die Driicker, mit welchen man den Schatten ver- tieft nnd die liellen Stellen hei)t. Lasieren: Fine Farbe mit einer anderen Diirch- sichtigen ii1>ermalen. Dadnrcli dass die nntere Farbe diirch die dariiber liegende diirchsclieint, cntsteht eine dritte Farbe, welclie scliwerlich diirch das Yermischen beider Farben erzielt wiirde. Die nntere Farbe muss stark nnd durclidringend, die ol)ere aber weich sein mul nicht decken. Durch das Lasieren wirken die eigentiimlichen Farben voller nnd saftiger, ferner verleiht es ganzen Classen eine vollkommene Har- monie. Man legt deshalb oft die Hanptpartieen so an, dass man sie ganz mit diinner Farbe hberlasieren 107 kann ; beim Untermalen sincl dann nur kraftige Farben zu wahlen. Lebhaftigkeit: Das frische und belebte Aiisseheii welches nur reine Behandlung kraftige Lichter und Schatten, an Zeichnungen und Gfeinalden verleihen. Leicht, L eichtigkeit : in betreff der Gedanken wie der Ausfiihrung sind bei der Malerei eine schatzbare Eigenscbaft. Die Leichtigkeit in Gedanken zeigt sich in dem naturlichen Zusammenbang, und der Aufeinander- folge der dargestellten Objekte. Im Ausdruck zeigt sich die Leichtigkeit in fliessenden und sicheren Uinrissen, welche nichts unbestimmt lassen, sowie in kecken Pinsel- strichen, welchen man nicht weit nachgeholfen hat. Ein Zeichner muss die Darstellung alter Formen voll- stiindig beherrschen, ehe ihm die Leichtigkeit des Aus- drucks gelingt. Licht: Man bezeichnet damit in der Malerei nicht nur das beleuchtende Licht, sondern auch die beleuchteten Stellen eines Gemaldes. Lichter: so nennt man in Gemalden jene Stellen, auf welchen das einfallende Licht fast seine voile Starke behiilt. Lokalfarbe: Siehe — Eigentiimliche Farben. Luft: Hierunter versteht man in der Malerei im allgemeinen den Himmel und das Gewolk. Die wolken- lose Luft erscheint desto hochblauer, je weniger sie mit Diinsten angefiillt ist. Da nun zunachst auf die Erde die meisten und starksten Diinste sich lagern, und ferner das Auge bis zu dem Horizont eine grossere Luftmasse 108 zii durclidring’en hat, als wenn es gerade iiber sich blickt, so ist die Luft gegeii den Horizont bin in granem Tone zn halten. Ini "Winter ist die Lnft klarer und die Farbe des Himinels kraftiger, ja barter wie iin Sommer. Im Herbst ist sie am meisten mit Gran geniischt und daber sanfter. Fine Herbstlandscbaft ist desbalb stets die dankbarste. Luftig: Was sebr leicbt nnd scbivebend, oder ivie (iie Lnft mit Diinsten imtermisclit scheint. Luftige Be- bandlung erfordert sebr iveicbe Umrisse, sowie selir zarten Farbenauftrag. J^ei entfernten Gegenstiinden niiissen alle Farben- uinl Schattentiine sebr gei)rochen nnd yerscbmolzen erscheiiien. Lnftp er spektive: Diese lebrt, welclie Yeranderung die Farben nnd Scbatten der kiirperlichen Gegenstilnde diircli ilire Entferniing von imserem Auge erleiden. Je weiter ein Kdrper von unserem Auge entfernt wird, desto mebr verliert die Leldiaftigkeit seiner Farben. Die kleinen Tinten und Scbatten nelimen nacb und nacb al) nnd yerscbwinden zuletzt ganz, so dass der Kdr])er ein- farbig und tiacb erscbeint. In grosser Entferniing scliwindet die Farbe ganz, nnd alle (iegenstiinde, so yerscbieden sie sonst an Farbe sind, nebmen die Luftfarbe an. So lebrt die Liiftperspektiye die Begeln, nacb \yelcben alles zu Licbt, Scbatten nnd Kolorierung gcbdrige, je nacb der Entferniing yom Auge, abgeandert werden muss. ^fanier: bezeicbnet das eigen e Yerfahren eines jeden Malers bei der Bearbeitiing seines AYerkes. AYie die .Handscbriften unter einander yerscbieden sind und 109 jeder Mensch darin seine eigene Art hat, so hesitzt auch der Kiinstler seine eigene Manier im Zeichnen und Malen. M a n n i c h f al t i gk e i t : Die Abwechslnng in den Grup- pen, den Stellungen der Figuren, dem Tone der Farben und andern zufalligeu Dingen. Markicht: In der Zeichnung liegt das Markichte in der star ken und gleicbmassigen Scbraffierung, welche dnrcb kraftige Scbatten unterstiitzt wird. Bei der Malerei liegt das Markichte in einem reichlichen und keckem Farbenauftrag, verbunden mit kraftigen Lichtern und Scbatten. Mas sen: Massen von Licbt oder Scbatten sind Licht und Scbatten, welche sich iiber grosse Teile des Gemaldes erstrecken und viele Gegenstande zugleich ver- dunkeln oder beleuchten. Yon der richtigen Massen- verteilung hiingt die Schonheit einer Malerei ab. Matt: bezeichnet einen Mangel an Lebhaftigkeit. Matte Farben haben keinen Glanz und kein Feuer, sind aber in Abwechslnng mit glanzenden zur guten Wirkung erforderlich. Besonders benutzt man matte Farben, um Gegenstande entfernt erscheinen zu lassen. Mild: Malereien sind mild, wenn Umrisse und Farben weich, sanft und schmelzend sind. Mischung der Farben: Den Farbenreichtiim der Yatur wiederzugeben, reichen die ganzen Farben nicht aus, man sucht desbalb durch Mischung der Farben den betreffenden Ton zu erzielen. Mittelfarben: Jede Farbe, die aus zwei inein- no micler gehenden Farben entsteht, ist eine Mittelfarbe. Die Bezeicliniing- iindert sich jedoch nach ihrem Ursprimg iind ilirer Anweiidung“. So bezeichnet man sie als ge- brochene Farbe, wenn sie aus einer abgetonten ganzen Farbe bereitet wird ; dient sie aber ziiin Schattieren zwischen Licht und Schatten, so nennt man sie Zwischen- farbe oder Halbschatten. Die Abnalime der eigentiim- lichen Farbe eines Gegenstandes, welche sich bei dem tibergang des Tjichtes in gauze und halbe Schatten be- merkbar macht, ist nur diirch ^littelfarben ^Yiederzu- geben. Sie verleihen einem Gemalde erst wahres natiir- liches Aussehen, welches selbst die beste Erfindung, Zeichnung nnd Anordming* nicht vermag. Diese Fertig- keit, die Gegenstande in der vollkommensten Farbe der Aatur wiederziigeben, ist nur diirch grossen Fleiss, iinterstiltzt you einem sehr emptindsamen Ange, zii erlangen. .Mittelgriinde: sind jene Teile einer Landschaft, AYelche zwischen Vorder- und nintergrund liegen. Mitt else hatten: siehe Halbschatten. iMiihsam: bezeichnet jene FiiYollkommenheit, aus welcher wir entnehmen, dass die Arbeit dem Aiisfiihren- den Yiel Anstrengung Yeriirsacht hat. Dies Gefiihl wird erweekt durch unbedeutende oder durcheinanderlaufende Finselstriche, welche die Wirkung Yerbessern oder der- selben nachhelfen sollen, aber mehr storen, als wie Yerbessern. Aachahmung: heisst, sich die AVerke anderer zum Mo dell nehmen und dieselben genau wieder- Ill geben. Jene Nacliahmung, welche gedankenlos niir jeden Strich nacbmalt und selbst die imbedeutendsten Kleinigkeiten angstlich ausfiihrt, ist zu verwerfen. Da- ffes’en ist das freie und verstandige Nachahmen zu dem Zwecke sich an guten Mustern zu iiben und zu bilden, die beste Grundlage fiir spateres, selbststandiges Arbeiten. Denn man kann bei dem Nachahmen guter Werke die- selben Studien wiederholen, welche der betreffende Kiinstler in der Natur geniacht hat, und lernt die Formen beherrschen, was bei der Wiedergabe der Natur sehr wichtig ist. Nachdunkeln: sagt man von Farben, welche mit der Zeit immer dunkler und schwarzer werden, und auch diejenigen, mit welchen sie gemischt oder ubermalt sind, verderben. Nachlassigkeit: In Kunstwerken kann eine wohl- ilberlegte und daher berechtigte Absicht, aber auch tadelhaften Mangel an Fleiss und Genauigkeit zur Ursache haben. In einer Landschaft z. B. ist es von sehr guter Yfirkung die entfernten Gegenstande unbestimmt und undeutlich wiederzugeben, da dieses genau der Natur entspricht. Hier kann deshalb nicht von nachliissiger Ausfiihrung die Bede sein. Diesen Yorwurf verdienen solche Malereien bei denen verschiedene Teile nicht die ihnen zukommende Ausfiihrung besitzen. Nachtstiicke: sind Gemalde, bei welchen das Tageslicht durch den Mond oder durch kilnstliche Be- leuchtung — z. B. Fackeln — ersetzt wird. In einem Nachtstiicke fehlen alle merklichen Wiederscheine und 112 die eigentumlichen Farben yerlieren sicli, indem sie den Ton des kiinstlichen Liclites annelimen, welcher bald rdtlicli, bald gelb, bald blau erscheint. Gerade ^Yegen des Mangels an Farbenreiz werden die Xachtstiicke nie zahlreiche Liebliaber linden. Natnrlich: sind seiche Gegenstiinde der Kunst, bei welchen man die AVirknng der Knnst fnr die Wirk- kimg der Natiir halt. Das Natilrliche zieht an nnd ge- fallt, jedes Kiinstwerk^ welches diese Eigenschaft nicht l)esitzt, ist unYollstandig. Die Gegenstiinde aber so wiederzngeben, dass sie nns tanschen nnd wir ihre AVirklichkeit zn einpfinden glanben, ist die schwierigste Anfgabe der Knnst. Kebensachen: sind Sachen, welche man in Knnst- werken dem Hanptgegenstand beifngt, nnd welche sich schon in der weniger sorgfaltigen Ansfiihrnng you die- seni imterscheiden. Xebensachen diirlen nie so her- Yortreten, dass sie das Interesse you der Haii])tsache ai)lenken. FerspektiYo: Die Wissenschaft, die Gegenstiinde in derjenigen scheinbaren Grbsse zn zeichnen, in welcher sie nns in der Xatnr sich darstellen. Flatt Oder flach bezeichnet in der Malerei alles, was sich nicht rnndet oder in seinen erhabenen Teilen nicht genng herYortritt. Rimde Kiirper erscheinen flach, wenn Schatten, Halbschatten nnd AViederscheine nicht richtig behandelt nnd genilgend Yerstiirkt oder abge- stnft sind. 113 Plump: Eine Zeichnung- ist plump, wenn die Um- risse ohne Abwechslung beinahe in gleicher Starke fortlaufen, die Lichtseite nicht durch feine Linien unter- schieden ist und der Halbschatten zur Yerschmelzung von Licht und Schatten fehlt. Das unformliche und schwerfallige Aussehen wird ferner bewirkt: durch hartes und regelloses Schraffieren, sowie bei Figuren durch zu dickes Zeichnen der Gliedmassen mit Yernachlassiffune- der wellenformigen Ausspriinge. Prospekt: Die Ansicht eines Ortes oder einer Strasse. Punktieren: Ein Gemalde durch lauter zarte Punkte, welche mit einem feinen Haarpinsel aufgetragen werden, ausarbeiten. Qualen: Die Earben qualen heisst, nachdem sie bereits aufgetragen sind, noch viel an ihnen kiinsteln, um sie zu vertreiben oder zu verbessern. Rein: Reine Umrisse verlangen scharfe und kraf- tige Linien, an denen nichts sichtbar verbessert, ver- wischt oder undeutlich ist. Rein arbeiten heisst auch, einen besonderen Fleiss und Genauigkeit auf die einzel- nen kleinen Teile verwenden. Retouchieren: heisst, ein bereits fertiges Ge- malde nochmals verbessernd durchzugehen. Auch alte, verdorbene Gemalde werden oft mit gutem Erfolge retouchiert. Ruhestellen: sind jene grossen, dunklen Partien, welche das allgemeine Licht in einem Gemalde unter- brechen und massigen, auf denen das Auge gleichsam 8 114 ausruht. Bei einem climkel gehaltenen Bilde konnen auch Lichtpartieu dem Aiige als Biihestellen dieneu; letztere schafft der Maler durch natiirdiche Lichter imd Schatten, welche er auf gewisse Teile des Bildes fallen lasst. Sind solche aber nicht an;^ebraclit, so hilft man sich niit dunklen oder liellen Lokalfarlmn. Bnnden, abrunden. Einen Kdrper in Schatten, Licht nnd AYiederschein so behandeln, dass er rnnd er- scheint. 4e weicber nnd nnmerklicher die IJberg’ange aus dem Licht in den Schatten sind, desto mebr nmden sick die Kdrper. Saftig; den Binsel saftig halten, heisst, ihn stark mit Farbe trilnken ; saftige Ziige miissen sehr nass und kraftig gefilhrt werden. Saftig arl)eiten, nass arbeiten, die Leinwand stark mit Farbe 1)edecken Sanft: Fin Genialde ist sanft, wenn seine Be- liandlnng weich, Licht und Schatten gut verschmolzen, der Grund gut gedeckt und besonders die Halbschatten sorgfaltig behandelt ,sind. Starke Schatten sind bei sanften Arbeiten nicht zub'issig, sie miissen vielniehr gleich dem Fichte gediimpft werden, aber nicht so sehr, (lass das Gauze matt erscheint. Scharf: Genau bestimmt, genau bezeichnet. Scharf ist in der ^Malerei oft auch gleiclibedeiitend mit hart, abgeschnitten, schneidend. Schatten: Der Scliatten eines beleuchteten Kiir- pers ist diejenige Stelle, welche am schwiichsten voni Fichte getroffen wird nnd dadurch ihre Farbe zu ver- iindern scheint. AVerden in einem Geiniilde die Schatten 115 zu schwach gehalten, so sieht alles flach aus und viele kleine Yertiefungen gehen dem Aiige ganz verloren. Zu starke Schatten bringeii aber leicht einen barton Charakter hervor und yerwischen ebenfalls das Detail. Bei dor Wahl dor stark eren und schwacheren Schatten hat man auch Biicksicht auf das Colorit zu nehmen, da einige Farben starke Schatten vertragen, andere aber schwache Schatten yerlangen. Sehr schwierig ist es, die Farbe des Schattens zu bestimmen. Fin sehr ange- nehmes Colorit erzielt ein gleichinassiger Farbenton fiir samtliche Schatten. So halt man ihn z. B. grimlich, gelblich, braunlich etc., um aber alle Harte zu ver- meiden, benutzt man Mittelfarben und zum Toil auch Wiederscheine. Es ist dies ein sehr schwieriger Punkt des Colorirens, denn nur durch fleissige Ubung und reiche Erfahrung.lernt man den richtigen Farbenton der Schatten kennen. Schattierung: Nuance, bezeichnet die Yerande- rung, die eine Farbe erleidet, je nachdem sie von starkerem oder schwacherem Lichte getrolfen wird. Die Farbe muss jedoch den Namen ihrer Gattung als rot, blau, gelb behalten. Hieraus ergiebt sich die Mannig- faltigkeit der Mittelfarben, von deren richtiger Behand- lung ein grosser Toil des Colorits abhangt Schlagschatten: der Schatten, den starkbeleuch- tete Korper auf einen hellen Grund werfen. Schmelz der Farben: findet man in alien Farben der Natur ; man sucht diesen Schmelz in Gemalden durch weiches, duftiges und fliessendes Colorit wiederzugeben. 8 * 116 Schmutzig: sind jene Farben, Avelche durch un- g-eschickte Behandluug oder Mischimg ihren Grlaiiz ver- loreii liaben. Manchmal geschieht es aiich absichtlich, imi Farben zu breclien imd iinscheinbar zu machen ; man gebrancht seiche filr entfernte Gregenstande oder Nebensachen. Schneidend: sagt man yon Farben, welche hart neben einander stehen nnd nicht genng vertrieben sind. Schwach: Dieses Wort hat in der Malerei ver- schiedene Bedeutnng. Sclnvache Haltimg bezieht sich aiif Schatten und Colorit ; sch^yache Anlage verlangt ein dfteres nnd stnfen^yeises Fberarbeiten. Im allgemeinen bezeichnet schwach ctwas Mittelmassiges nnd Unyoll- kommenes. Schwer, schwerfiillig : Zeichniingen nnd ^lale- reien, welche der gefiilligen Leichtigkeit nnd Unge- zwiingenheit widersprechen, erregen stets die Yorstelliing des Unbehhlflichen und Flumpen. Die Ursache liegt entweder in der Zeichniing, oder in einer schweren Be- arbeitung von Licht und Schatten, und einem harten, gezwungenen F arbenauftrag. S idler: Sichere Umrisse sind solclie, welche mit leichter und fester Hand, der Xatur getreii, gezeichnet sind. Sparen, aiissparen : Gewisse Teile in einem Bible weiss lassen, nicht mit Farbe ubergehen. Starke, Kraft: besitzen solche Gemalde, welche tiefe, dimkle Schatten und kriiftige, voile Lichter haben. Doch niiissen beide gut in einander verarbeitet werden. 117 Steif: Man braucht dieses Wort von Figuren, welchen durch die Zeichnung ein Mangel an Leichtig- keit der Bewegnng aufgedriickt ist. Dock kann man es auch auf andere Dinge beziehen, wenn ihnen keine Be- wegung eigen ist. Die steife Darstellung des Korpers ist hochstens zulassig bei der Zeichnung eines ungeschickten, lacherlichen Menschen. Streiflicht: Ein Licht, welches dnrch eine kleine -u Offnung und daher uur gewisse Gfegenstande in eineni Gemalde streift. Solche Lichter trifft man auch hanfig in Landschaften ; sie drangen bisweilen zwischen Baumen, Felsen oder anderen hohen Gegenstanden hindnrch imd beleben das ganze Gemalde. Tockieren: heisst dnrch Driicker, oder, wie man gewohnlich sagt, durch Tupfen, arbeiten. Tockierte Malereien wirken in der Feme sehr gut, sehen aber in der Nahe nnschon aus, wenn die Drucker nicht geniigend verarbeitet sind. Tockieren ist bei Skizzen sehr ange- wandt, bei Miniaturmalereien aber zu vermeiden. Ton: DasAYort Ton hat eine doppelte Bedeutung. Es bezeichnet erstens die Nuance, die Schattierung, in welcher eine Hauptfarbe spielt. Der blauliche Ton eines Gewandes z. B. kann von dem Wiederscheine herriihren, oder die Hauptfarbe geht durch mehrere Tone von dem Lichte zum Schatten iiber. Zweitens versteht man unter Ton den Charakter, welcher das in einem Bilde herrschende Colorit, einem Gemalde auf- pragt. So die schwarzen Wolken des Gewitterhimmels, oder der lachende, heitere Friihlingsmorgen. Es ist 118 schwer, die yerscliiedenen Tonarten des Colorits zii be- schreiben, oder anzugeben, ^Yie jeder Ton zu erreichen sei. Am besten wird der Ton dnrcb die gebrochenen Farben bestimint, welche ihren Charakter yon der Hanpt- farbe annehinen. In der Natiir sehen ^yir, dass bald das blane Licht des Himmels, bald das rote Licht der jMorgen- nnd Abend\yolken sich mit den eigentiimlicben Farben der belencliteten Korper yermischt nnd der Land- schaft ihren Ton yerleiht. — Selbstyerstiindlich ist, dass der Ton eines Geiniildes stets seineni Charakter ent- spreclien nmss. Trocken: ist eine Malerei, wenn ihr das saftige, markige fehlt. Allzn magerer Anftrag der Farben, liar- tes yereinzeltes Aebeneinandersetzen derselben, , so^yie 31 angel an gehoriger I'berarbeitiing rnfen diesen Charak- ter heiTor. Ubergii nge: aiis einer Farbe in die andere bewirkt man durch Tlittelfarben. Zwischen Gell) nnd Hot bildet Orangegelb den Fbergang, zwischen Hot und Blau das Tiolette. Bei yielen Farben lassen sich die Ubergange nicht so genaii bestimmen, stets aber muss der Uber- C’ana* nnmerklich sein. Audi bei Farben, welche ihrer Aatur nach nicht yerschmolzen werden konnen, muss man gewisse Ubergange beachten, die deni Auge wohlthun. Ubergehen; heisst soyiel wie retouchiereu. Ubertreiben, Ubertrieben; heisst in der 3Ialerei zu weit gehen und dadurch die Greuze des Aatiirlichen hberschreiten. Der 3Ialer kann die Starke des Colorits, 119 — ii, S.h.U.n, •!» “>"«» ubertreiben. Umri.s: Dio ausBorsteu Linien, woduroh die aren- .en Id folglich die Fonnen eines Kdrpers be.— ■werden. , Unregelmassig: Was nicht naoh den Begeln er Kunst ffemaclit ist. Untermalen: Die erste oder untere Lage Parben auftrageii. Verbinden; In Zusammenhang bringen. Man ver- 1 • ryalnp Teile eines Gremaldes zu bindet Gruppen und einzelne i einem Ganzen, die Parben unter einander duroh farben. Verlieren: heis.t die Parben so verarbeiten, dass , den tiborgang nioht bemerkt. Dieselbe Bedeutnng «... — — . “ des Bildes Terfliessen. Vermalen: Pine Parbe vermalen heisst, sie un- .nerklicb in die angrenzende Parbe verlieren, nm den Contrast beider zn niildern. Yertreiben: Parben oder Schatten ineinander ver- arbeiten. Yerwaschen: Nass aiigelegte Faiben odei keine Bander ansetzen. 120 Yerzagt: Eine verzagte oder angstliche Hand kenn- zeichnet sich durch schwache imd imsichere Ziige. Die Yerzagtheit bernht teils auf Mangel an IJbung, teils auf der Fnrcht Eeliler zn machen. Ein aclites Kunstwerk zeicbnet sick dnrch freie imd kiihne Behandlnng aus. Das Yerzagte Wesen aber wirkt stets frostig nnd steif. Der angehende Zeichner snche dalier Yor allem eine feste nnd sicliere Hand zn erlangen. Yerzeichnet: Eine Yerzeichnete Fignr zeigt grebe Yerstosse gegen die liichtigkeit der Umrisse nnd Yer- haltnisse. 'Wenn z. B. die eine Hand grosser ist als die andere, die Anne zn lang, die Angen zn gross sind etc. etc. Yollendet: ist ein AYerk, wenn es init grosster Sorgfaltigkeit bis anf die kleinsten Teile ausgearbeitet ist. Yor der gr nnd (Yorgrimd): iimfasst alle Gegen- stilnde, welche der Grnndlinie des Bildes nnd demnach deni Ange am nachsten scheinen. Alle Objekte im Yordergrnnd bediirfen einer sorgfaltigen Ansfilhrung, well man anch in der Aatnr alle nalien Gegenstiinde leiclit nnd dentlich ilberselien kann. AYahr, AYahrheit: AYenn man wahr malen will, so muss man die Gegenstiinde so darstellen, wie die Natiir sie nach Zeit nnd Umstanden nns zeigt nnd sie folglicli keinen ^Yidersprnch in sicli enthalten. Ymich: Das AYeiclie besteht in dem gemassigten Ton nnd dem sanften Yerschmelzen der Farben imd Schatten. Sanfter nnd reicher Anftrag der Farben, ofteres Ubermalen imd Yertreiben derselben, Yerbimden 121 mit leichter Pinselfilhrung, verleiht Gremalden stets einen weichen Charakter, Je mehr ein Bild in der Nahe be- sehen wird, desto weicber muss die Behandlung sein. Ganz besonders betrifft dies Miniaturmalereien. Weichlich: bezeichnet einen Mangel an Kraft nnd Ausdrnck nnd ist deshalb wohl von dem Weichen zu unterscheiden. Zuriickweichen. Es geschieht oft, dass in einein Gem aide die entfernten Gegenstande nicht genug znriick- liegen. Der Fehler liegt gewohnlich in den Earben, teils auch wenn die naher liegenden Objekte nicht genug durchgefiihrt erscheinen, in welchem Falle den letzteren durch ansfhhrlichere Zeichnnng, bestimmten Earben nnd starkeres Auspragen von Licht nnd Schatten nachgeholfen werden muss. Zusammensetzen: Ein Gemalde erfinden und anzuordnen. Z u s a m m e n s t i m m e n : siehe Elarmonie . Dr. Fr. Sclioenfeld & Co. Diisseldo rf. Feinst© Oelfarben, Oel-Wachsfarben, Ijudwig*’sche Petroleum-Farben. Firnisse, Oele, Malmittel filr alle Arten der Malerei. Ao. 9. Dr. Fr. Sehoenfeld & Co. Dusseldorf. Fabrik von Kiins tier far ben flir alle Arten der Malerei. Feuchte Wasserfarben Etuis von lackirtem Blech enthaltend Tuben, Napfcieii und halbe Napfclien feucliter Wasserfarben. Gouacliefarben in Flaschchen mit Glasstopfen Neue Temperafarben. In Napfcb uni klben Hapfck. Dr. Fr. 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Band XV : Anleitung zur Gobelinmalerei. Band XVI: Anleitung zur Kerbschnitzerei. Band XVII: Anleitung zur Glasmalerei. Band XVIII: Anleitung zur Email- u. Terracottamalerei. Band XIX : Anleitung zur Glas- u. Metallatzerei. Band XX : Anleitung zur Cameeschneidekunst. Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder gegen Einsendung des Betrages direkt franco von der Verlagshandlung. 4 „