LICHTDRUCK-VERFAHREN Franklin Institute |_ibrart PHILdbELfHId Class sjL.TJL.O Book^kl.S). Accession"^ \ ^'25^ Article V. — The Library shall be divided into two classes ; the first comprising such works as, from their rarity or value, should not be lent out, all unbound periodicals, and such text books as ought to be found in a library of reference except when required by Committees of the Institute, or by members or holders of second class stock, who havo obtained the sanction of the Committee. The second class shall include those books intended for circulation. Article VI. — The Secretary shall have authority to loan to Members and to holders of second class stock, any work belonging to the second class, subject to the following regulations : Seetion 1. — No individual shall be permitted to have more than two ]>ooks out at one time, without a written permission, signed by at least two members of the Library Committe; nor shall a book be kept out more than two weeks ; but if no one haR applied for it, the formet* bor- rower may renew the loan. Should any person have applied for it, the latter shall have the preference. Seetion 2. — A fine of ten cents per week shall be exacted for the detention of a book beyond the limited time ; and if a book be not re' turned within three months it shall be deemed lost, and the borrower shall, in addition to his fines, forfeit its value. Seetion 3. — Should any book be returned injured, the borrower shall pay for the injury, orreplace the book, as the Library Committee may direct ; and if one or more books, belonging to a set or sets, be lost, the borrower shall replace them or make full restitution. Article VII. — Any person removing from the Hall, without permis- sion from the proper authorities, any book, newspaper or other property in charge of the Library Committee, shall be reported to the Committee, who may inflict any fine not exceeding twenty-five dollars. Article VIII. — No member or holder of second class stock, whose annual contribution for the current year shall be unpaid or who is in arrears for fines, shall be entitled to the Privileges of the Library or Reading Room. Article IX. — If any member or holder of second class stock, shall rcfuse or neglect to coinply with the foregoing rules, it shall be the duty of the Secretary to report him to the Committee on the Library. Article X. — Any Member or holder of second class stock, detected in mutilating the newspapers, pamphlets or books belonging to the Insti- tute shall be deprived of his right of membership, and the mime of the offender shall be made public. HANDBUCH über das Praktische Darstellung zur verschiedenen Anwendung für Hand- und Schnellpressendruck. Für Praktiker und gebildete Laien. Von Julius Allgeyer, Vieljähriger Vorstand der J. Albert’schen Lichtdruck-Anstalt in München. Mit 20 Abbildungen. Leipzig 1881, Karl Scholtze. Vorwort. Für Diejenigen, welche im schwierigen Verfahren des Licht- drucks sich praktisch zu schulen und zu üben Gelegenheit hatten, dürfte es überflüssig erscheinen, einer Abhandlung über denselben irgend ein einleitendes Wort vorauszuschicken, denn diese werden ohne besondern Rath und Wink das für sie irgend- wie Werthvolle, Neue oder Brauchbare leicht in derselben heraus- finden. Für Diejenigen aber, welche als Neulinge und Anfänger den Schwierigkeiten des Verfahrens gegenüber stehen — und für diese ist das vorliegende Buch in erster Linie berechnet — mag gleichsam im Sinne einer „Gebrauchsanweisung“ ein Wort zur Einführung an seinem Platze sein. Wer in technischen Dingen als Laie, sei es zum Versuch, oder aus Mangel an Gelegenheit zu praktischer Unterweisung, Rath und Unterricht aus schriftlichen Quellen zu schöpfen ver- anlasst ist, wird stets, wenn er nicht ein ausnahmsweise grosses Selbstvertrauen besitzt, bei seiner ersten Umschau von einem gewissen bänglichen Gefühl befallen werden, das Buch mag nun an sich noch so klar in der Form und noch so sachlich seinem Inhalte nach gehalten sein. Für den allzu Zuversichtlichen dürfte die Warnung an- gebracht sein, die Sache nicht als Spiel aufzufassen, insofern er dieselbe nicht zum Spiel zu treiben gedenkt, denn der Zu- versicht möchte die Enttäuschung und Muthlosigkeit auf dem Fusse folgen. Dem allzu Aengstlichen dagegen mag zur Er- muthigung der Trost frommen, dass bei redlichem, praktischem IV Bemühen aus dem grausen Wirrsal der Buchstaben sich bald für ihn das volle Verständniss herausbilden, und mit jedem Schritte weiter das Terrain sich klären und der Erfolg seine besonnene Arbeit lohnen werde. Allerdings sollte bei Jedem, welcher gerade die Ausübung des Lichtdruckverfahrens sich zum Ziele setzt, wenigstens einige Vertrautheit mit der photographischen Praxis vorausgesetzt werden dürfen, denn die Photographie ist das Fundament des Lichtdrucks. Ohne Yerständniss und Kenntniss derselben wird Jeder sich in diesem Verfahren doppelt schwer zurecht finden, wenn ihm nicht dabei der Yortheil einer rein praktischen Schulung zu statten kommt. Vor allem hüte sich der Anfänger vor dem Fehler zusammen- hanglosen Operirens, wie nahe ihm auch beim Fehlschlagen eines Experiments die Versuchung liegen mag, einen neuen Weg ein- zuschlagen. Man kann auf dem besten und direkten Weg zum Ziele, wenn man die Augen nicht gehörig offen hat, stolpern und zu Fall kommen. Desshalb die Richtung ändern wollen, wäre doch nicht wohlgethan. In einem Lehrbuch ist manches um der Vollständigkeit willen aufgeführt, wovon dem Lernenden nur die Auswahl dient. Dem Lehrenden geziemt Vielseitigkeit, dem Lernenden — Einseitigkeit. Nur diese führt bei Be- harrlichkeit, Vor- und Umsicht zu jener Meisterschaft, welcher das Experimentiren als solches zum Segen gereicht. Man könnte dem mit einigem Recht entgegenhalten, das Geschäft des „Auswählens“ sei nicht des Schülers, sondern des Lehrenden Sache und Aufgabe. Allein bei der nöthigen Auf- merksamkeit wird ein Jeder leicht zwischen den Zeilen heraus- zulesen vermögen, welcher, unter verschiedenen Ansichten, der Verfasser irgend eines Lehrbuchs mit Vorliebe zuneigt, der mehr als nur ein Compendium, und in allen wesentlichen Punkten sein eigenes Urtheil aufstellt. Um jedoch diesem Einwand für alle Fälle zu begegnen, wurde dieser Abhandlung über das Lichtdruckverfahren in ge- drängtester Form ein Resume der Gesammtdafstellung angefügt, welches dem Anfänger gleichsam die Etappen eines der ver- schiedenen Wege bezeichnen soll, welche sämmtlich zum selben Ziele zu führen geeignet sein dürften, aber bei dem Versuch, alle auf einmal gehen zu wollen, dieses Ziel leicht sehr fern rücken könnten. Sollte es unter Mithilfe dieser Führerschaft dem Einen oder dem Andern gelingen, das erstrebte Ziel etwas müheloser zu ge- winnen, als es dem Führer selbst bei Aufsuchung des Weges zuweilen vergönnt war, so ist Zweck und Lohn dieser Arbeit vollauf erreicht. Diejenigen aber, welche schon zuvor halb Wegs, oder nahe, wenn nicht ganz an ihrem Ziele sich befanden und statt erheblicher Förderung und allerlei Neuem vielleicht nichts, als die Bestätigung ihrer eigenen, selbstgewonnenen Erfahrungen aus dem Buche schöpften, mögen in dem behaglichen Bewusst- sein ihrer erfolgreichen Arbeit dasselbe wohlwollend mit den Worten bei Seite legen: Das wussten wir Alles schon. Mehr als das Wissen der Wissenden bedarf aber der Lernende nicht. München, September 1880. Der Verfasser. Inhaltsverzeichniss. Seite Vorwort 111 Einleitung 1 Geschichtliches 7 Photochemie des Lichtdrucks 11 1. Die doppeltchromsauren Alkalien (Bichromate) ... 11 2. Die organischen Substanzen 12 A. Die Lokalitäten und deren Einrichtung 15 I. Das Laboratorium 16 1. Der Trockenofen 16 2. Der Auswaschapparat 24 8. Der Filtrirapparat 26 II. Der Kopirraum 27 1. Der Kopirrahmen 60 2. Das Photometer (Lichtmesser) 61 III. Die Druckerei 68 1. Die Walzen 68 a. Die Lederwalzen 33 b. Die Leimwalzen 66 c. Die Kautschukwalzen 69 d. Die Trockenwalzen 40 2. Die Farben 41 a. Die Schwarzfarben 4 2 b. Die Tonfarben 43 c. Die bunten Farben 43 IV. Die Druckutensilien 44 V. Die Pressen 45 1. Die Handpresse 45 2. Die Schnellpresse 47 B. Das Negativ 63 1. Negative für Tonbilder 54 2. Negative für Liniensachen 58 3. Umkehrung der Negative 60 4. Das Hautnegativ 61 5. Das Einstaub verfahren 64 VII Seite C. Die Druckplatte 66 1. Die Glasplatten 66 2. Reinigen der Glasplatten 67 Die Präparationen 69 1. Die Yorpräparation 69 a. Die exponirte Vorpräparation 69 b. Die Wasserglasvorpräparation 72 2. Die Mittel- oder Zwischenschicht 77 3. Die Bildschicht 79 a. Bereitung der Chromatgelatine 80 b. Die trockene Präparation 82 c. Die nasse Präparation 87 D. Der Kopirprozess 88 1. Das Kopiren 90 2. Das Abdecken der Negative 93 3. Auswaschen und Trocknen der Druckplatten .... 94 4. Beurtheilung der fertigen Druckplatten 96 E. Das Drucken 97 I. Der Handpressendruck 98 1. Befestigung der Druckplatte 99 2. Behandlung der Druckplatte 100 a. Waschen der Druckplatten 101 b. Aetzen der Druckplatten 102 3. Herrichtung der Druckfarben 104 4. Das Einwalzen der Druckplatten 105 5. Das Separatätzen der Druckplatten 109 6. Der Kreidedruck 110 7. Das Lackiren der Kreidedrucke 113 8. Der matte Druck mit Abdeckung 114 II. Der Schnellpressendruck 121 1. Einrichten der Druckplatte 122 2. Das Spannen oder die Regulirung des Druckes . . . 124 3. Die Auffütterung ohne Abdeckung 125 4. Die Auffütterung mit Abdeckung 127 5. Der Farbstand 130 6. Das Drucken 131 a. Der einfache Druck 131 b. Der doppelte Druck . 137 F. Die Retouche 140 1. Die Negativretouclie 141 2. Die Positivretouche 144 G. Resume des Ganzen 145 1. Die Lokalfrage 146 2. Einrichtungsgegenstände für das Laboratorium . . . 146 3. Einrichtungsgegenstände für die Druckerei 146 4. Materialien für das Laboratorium 146 5. Materialien für die Druckerei 146 Erster Arbeitstag 147 Zweiter Arbeitstag 148 Dritter Arbeitstag 150 VIII H. Fehler und Störungen im Lichtdruckverfahren, deren Ursache und Abhilfe I. Allgemeine, im Hand- und Schnellpressendruck vorkommende Fehler und Störungen II. Beim Handpressendruck vorkommende Fehler . . a. Vom Beiher, der Auffütterung oder der Abdeckung herrührende Fehler b. Von den Farben und Walzen herrührende Fehler c. Von den Papieren herrührende Fehler . . . . III. Beim Schnellpressendruck vorkommende Fehler . a. Ursachen des Brechens oder Aushebens der Druck- platten • • • b. Ursachen von Verletzungen der Druckschicht . . c. Ursachen des Liegenbleibens, Ab- oder Aufreissens und Faltenbildens des Papiers ....... d. Ursachen von Streifenbildungen in den Drucken . e. Ursachen des Doublirens beim doppelt übereinander Drucken I. Ein Wort über Proben und Selbstversuche Anhang Lichtdruckverfahren auf Zinkplatten an Stelle des Spiegelglases Die Leimprobe Der Ueberdruck auf Stein und Holzstock Das Negativdruckverfahren Der Lichthochdruck (Photo-Typographie) Der Farbendruck Namen- und Sachregister Seite 153 153 157 157 158 158 159 159 160 161 161 162 163 165 165 167 170 174 176 180 185 Einleitung. In der langen Reihe bewunderungswürdiger Erfindungen der neueren Zeit ist unstreitig die Photographie eine der wunder- barsten. Sie ist nicht allein wunderbar als Erfindung an sich, sondern besonders auch durch ihre staunenswerth rasche Ent- wicklung, räumliche Verbreitung und durchgreifende Einbürge- rung auf sämmtlichen Gebieten des Lebens. Ursprünglich nichts anderes, als ein vom Reiz der Neuheit getragener Liebling der Mode, steht sie heute, nach einem Zeit- raum von wenigen Dezennien, im achtunggebietenden Dienste der edelsten Interessen der Menschheit, sowohl als hilfreiche Genossin der Kunst, wie als sinnvolle Verbündete der Wissen- tJ* schaft. - Es ist schwer zu sagen, ob das von aussen an sie heran- tretende steigende Maass der Anforderungen, oder die eigene innere DQ Lebenskraft es allein war, welche ihre Leistungsfähigkeit so erstaunlich rasch steigerte, dass selbst das blindeste Vorurtheil tH ihr endlich nicht nur Zugeständnisse machen, sondern unbe- streitbare V erdienste zuerkennen musste. Wohl mag, wo es sich ausschliesslich um die Darstellung der menschlichen Erscheinung handelt, einem gebildeten Auge selten genügen, was als das reine Werk optisch - chemischer Vorgänge in so hohem Maasse sich der Gunst der Menge erfreut. Wer aber wollte leugnen, dass auch auf diesem Gebiet denkende Menschen gelernt haben, sich dieser mechanischen Vorgänge möglichst nur als Ausdrucksmittel für ihre bewussten künstlerischen Absichten zu bedienen? Mag man aber über Allgeyer, Lichtdruck-Verfahren. 1 2 diesen Theil der Leistungen der Photographie denken wie man will; ist nicht die Summe stiller Genüsse und Freuden auch hoch anzuschlagen, welche dem Gemütli von Hunderttausenden aus der Möglichkeit erwächst, sich mit einem so höchst be- scheidenen Opfer das Abbild, sei es der eigenen Person, sei es das lieber Angehöriger oder entfernter Freunde und bedeutender Menschen in einem getreuen Facsimile verschaffen zu können? Doch längst ist der eigentliche Werth und die eigentliche Bedeutung der Photographie nicht mehr vorwiegend nach dieser Richtung hin zu suchen. Unzählig sind die Gebiete, auf welchen sie heutzutage die ausgedehntesten Dienste leistet, und noch ist entfernt nicht abzusehen, wo dieselben ihre Grenzen finden sollen. Bald sind es die bisher vergrabenen Schätze unserer Museen, welche sie dem Genuss und Besitz aller Welt in un- vergleichlichen Nachbildungen zugänglich macht; bald sind es die Schönheiten entfernter Länder und Gegenden oder der kaum vom Menschenfuss betretenen Alpenwelt, bald die Wunder und Geheimnisse der Natur, welche sie bis in die Tiefen des Ozeans und bis zu den Eäthseln der Sternenwelt hinauf unserem Auge näher bringt und unserer Erkenntniss erschlossen hilft. Und während sie dort den Künstler und Kunstfreund ergötzt, hier den Astronomen und Physiologen in seinen Forschungen fördert, leistet sie nicht minder dem Strategen werthvolle Dienste und stellt gleichzeitig der gesammten Industrie und Geschäftswelt bis dahin ungeahnte Hilfsmittel zur Verfügung. Es konnte nicht ausbleiben, dass bei dieser raschen und täglich immer noch wachsenden Ausdehnung und steigenden Bedeutung der Photographie die rein technischen Ansprüche und praktischen Fragen bei ihrer Herstellung, ganz abgesehen vom künstlerischen Beiz oder sonstigen Werth ihrer Produkte, alsbald entschieden in den Vordergrund gedrängt werden mussten. Zu allen Zeiten, und nicht nur von ihren anfänglichen Gegnern, ist die fragliche und begrenzte Lebensdauer ihrer lichtgeborenen Erzeugnisse als Vorwurf gegen die Photographie geltend gemacht worden. In der Folge gesellte sich bei dem ins Riesenhafte sich steigernden Bedarf die Preisfrage hinzu, während gleichzeitig geradezu staatsökonomische Bedenken laut wurden gegen den ans Ungeheuerliche grenzenden Verbrauch eines so kostbaren Edelmetalls, wie des Silbers.*) *) Man berechnete alsbald allein für Paris den Verbrauch in einem einzigen Jahre auf über eine Million Francs. 3 Der Fluch der Vergänglichkeit lastet nun freilich mehr oder weniger auf allen irdischen Dingen und selbst die monu- mentalsten Schöpfungen des menschlichen Geistes sind diesem unnachsichtigsten aller Gesetze unterworfen. Der Nachdruck aber, mit welchem dieser Vorwurf gerade den Produkten der Photographie stets und immer wieder gemacht wurde, konnte doch nicht verfehlen, das Streben aller Derjenigen, welche ihr Leben und ihre Kräfte der Vervollkommnung derselben gewidmet hatten, unausgesetzt darauf hinzurichten, Mittel und Wege zur Beseitigung eines so bedenklichen Uebelstandes ausfindig zu machen. Nicht minder musste das Problem einer weniger kost- spieligen und gleichzeitig rascheren, wo möglich vom Lichte unabhängigen Vervielfältigungsweise des positiven Bildes beson- ders Diejenigen interessiren und beschäftigen, welche die Photo- graphie im Sinne des Grossbetriebs auszubeuten anfingen. Von Hunderten denkender Photographen und Männern der Wissenschaft sind seitdem in allen möglichen Richtungen die höchsten Anstrengungen gemacht worden, um ein Ver- fahren zu entdecken oder zu erfinden, durch welches nicht sowohl das Silber zur Herstellung des positiven Bildes über- flüssig, mit einem Wort, durch Substituirung dauerhafter Farbstoffe ersetzt würde, sondern auch ohne jedesmalige Mit- wirkung des Lichtes ermöglicht wäre, auf raschere und billigere Art grössere Auflagen herzu stellen ; d. h., dass an die Stelle des Kopirrahmens die Druckerpresse träte. In soweit alle diese Versuche zu mehr oder weniger praktischen Ergebnissen geführt haben, lassen sich dieselben im Grossen und Ganzen in zwei Hauptgruppen zusammen fassen: 1. In solche, bei welchen das positive Bild noch unter Mitwirkung des Lichtes, aber mit Ausschluss des Silbers hergestellt ist und zwar, indem statt desselben Pigmente, d. h. im Licht unveränderliche Farbstoffe sub- stituirt werden, und 2. In solche, welche ohne Silber und ohne Mit- wirkung des Lichtes auf mechanischem Wege die Herstellung eines positiven Bildes bezwecken, d. h. wo an die Stelle der durch das Licht erzeugten Kopie der Pressendruck gesetzt ist. In der ersten Richtung steht das sogenannte Kohledruck- oder Pigmentverfahren oben an; unter die zweite Gruppe zählen vorzugsweise das Woodbury verfahren, die Heliographie, die Photo- lithographie, die Zinkographie und der sogenannte Lichtdruck. 1 * 4 Der Kohledruck oder das Pigmentverfahren, von Swan ausgebildet, wurde zuerst von Braun in Dörnach unter Patentschutz in grossem Styl praktisch eingeführt und ist in der Photographie, besonders für Yergrösserungen, ein werth- volles Hilfsmittel geworden. Dasselbe bietet allerdings neben einem grossen künstlerischen Reiz seiner Drucke die volle Ge- währ für die Dauerhaftigkeit derselben. Allein die Abhängig- keit des Verfahrens vom Licht bei Herstellung eines jeden Abzugs, sowie auch die alten Uebelstände des Beschneidens, Aufklebens und Satinirens jeder einzelnen Kopie, lassen das- selbe keineswegs als eine wirkliche Lösung des eigentlichen Problems erscheinen. Das Woodbury verfahren, nach seinem Erfinder so genannt, wird in Deutschland ausschliesslich von Fr. Bruckmann, Braun in Dörnach etc., in Frankreich von Goupil in Paris mit Erfolg kultivirt. Dasselbe ermöglicht zwar zum Unterschied vom Kohle- druckverfahren unabhängig vom Licht eine sehr rasche Ver- vielfältigung eines einzelnen Bildes und weist somit einen wei- teren und entscheidenden Fortschritt auf. Während aber der Kohledruck die Herstellung jeder Bildgrösse mit Leichtigkeit gestattet, hat das Woodbury verfahren in dieser Beziehung bis heute mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen und leidet wie der Kohledruck an dem Missstand des Beschneidens, Aufklebens und Satinirens der einzelnen Drucke und somit an einem dop- pelten Aufwand von Zeit und Material. Die Heliographie, die ebenfalls Goupil in Paris besonders kultivirt und von ihm auf einen hohen Grad der Vollendung erhoben wurde, verbindet den Vorzug der Haltbarkeit des Bildes mit dem Vortheil eines fertig aus der Presse kommenden Druckes, der weder mehr beschnitten, aufgeklebt noch satinirt zu werden braucht. Das Verfahren erheischt aber stets die Erzeugung eines künstlichen Korns, was in manchen Fällen störend wirkt und die Art des Drückens selbst, als egal mit dem des Kupferdruckes, ist eine verhältnissmässig langsame und umständliche und schliesst die Anwendung von Schnellpressen vollständig aus. Die Photolithographie, obschon in hohem Grade werth- voll und vielfach verwendbar, dabei zugleich für Schnellpressen- druck wie geschaffen, schliesst, da auch sie stets auf ein erheb- liches Korn angewiesen ist, die Wiedergabe feiner Mitteltöne auf photographischem Wege geradezu aus, kann also katlm für höhere künstlerische Ansprüche Dienste tliun, so wenig wie 5 Die Zink otypie, welche zwar ebenfalls für Schnellpressen angewendet werden kann und sogar mit dem weitern, nicht zu unterschätzenden Vortheil der gleichzeitigen Verwendbarkeit mit Typendruck, dagegen aber auch ausser Stand ist, ein Bild mit Mitteltönen zu liefern, da sie stets auf Linien und Punkte angewiesen ist.*) Wie gross nun auch im Ganzen der Fortschritt und Avie bedeutend die Vortheile an sich sein mögen, welche die auf- geführten Vervielfältigungsmethoden zum Theil schon vor dem Silberdruck voraushaben, jede mit einem nur ihr eigenthümlichen Vorzug, so erfüllt doch bis jetzt keine derselben vollkommen alle Ansprüche, Avelche an ein Verfahren gestellt Averden müssten, das allen Anforderungen genügen soll. Ein Verfahren aber, Avelches alle Bedingungen erfüllte, hätte, Avie Avir allmählich gefunden haben, Folgendem zu ge- nügen : Unabhängig vom Licht, mit Ausschluss der An- Avendung des Silbers, Drucke mit feinen Mitteltönen in jeder beliebigen Grösse und mit der Atollen Ge- Avähr für ihre Haltbarkeit fertig von der Presse Aveg und zAvar mit Einschluss von Schnellpressen, rasch und billig in jeder beliebigen Auflage herstellen zu können. Alle diese Bedingungen erfüllt aber, bei dem Vortheil einer verhältnissmässig geringen Kapitalanlage der Lichtdruck. Wie sehr das Vertrauen auf die Zukunft dieses Verfahrens und die Erkenntniss von der Wichtigkeit desselben im Wachsen begriffen ist, dafür zeugt hinlänglich die rasche Ausdehnung und Avachsende Geltung, Avelche dasselbe gerade in den letzten Jahren in der GeschäftsAvelt erlangt hat. Noch immer aber fehlt ein eigentliches Handbuch des Licht- drucks, welches denselben nach seinem ganzen Umfang und in seinem vollen Zusammenhang praktisch darstellte und besonders für den Anfänger klar erläuterte. Die Hauptursache, Avelche der Ausführung eines solchen Lehrbuchs bisher hemmend entgegemvirkte, war, dass der Licht- druck mit den meisten Erfindungen das Schicksal getheilt hat, bis- her als Avirkliches oder, Avas noch schlimmer ist, als halbes Geheim- *) Dem, der Zinkotypie seiner Anwendung nach verwandten neue- sten Verfahren des sogenannten „Lichthochdrucks“ Avird im An- hang dieses Buches ein besonderes Kapitel gewidmet. 6 niss Eigenthum von wenigen Eingeweihten gewesen zu sein, in deren Interesse es eben nicht liegen konnte, dasselbe ohne Noth Preis zu geben. Waren auch die Prinzipien des Verfahrens mit der Zeit allgemein bekannt geworden, so blieb doch der mit Recht als schwierig bezeichnete Prozess in seinem eigent- lichen Zusammenhang der Welt mehr oder weniger verborgen und schwer war es für den an die Sache Herantretenden, aus der Summe des vereinzelt und zerstreut Bekanntgewordenen sich ein einigermaassen klares Bild von derselben zu verschaffen. Viele, die sich in dem Verfahren versuchten, gaben nach grösseren oder geringeren Opfern an Zeit und nicht selten noch viel empfindlicheren Einbussen ihre Anstrengungen wieder auf und darunter nicht selten gerade Solche, welche um schweres Geld „an den Quellen“ ihre Kenntniss des Verfahrens er- kauft hatten. Gewiss lag das Misslingen in diesen Fällen nicht an einer absichtlich lückenhaft gelassenen Unterweisung des Lernenden. Vielmehr mag darin nur ein Beweis dafür zu suchen gewesen sein, dass der Lehrende selbst nicht im vollen Besitz des Wissens- nöthigen war und dass da, wo das Verfahren mit grösserer oder geringerer Sicherheit und durchschnittlichem Erfolg ausgeübt wurde, nicht selten ein freundlicher Zufall als günstiger Faktor mitgewirkt haben mochte, über dessen Bedeutung für das ganze Verfahren entweder noch Niemand oder nur Vereinzelte sich bereits klar geworden waren, so dass denn in diesem Sinne das Geheimniss ein wirkliches, selbst für seinen Besitzer war. Indessen konnte es doch nicht unterbleiben oder verhütet werden, dass aus den Erfahrungen so vieler Einzelner und Ge- täuschter, welche dieselben als Geheimniss zu behandeln keine Veranlassung mehr hatten, sich nicht allmählich eine zusammen- hängendere Kenntniss des Verfahrens hätte herausbilden sollen. Neue Kräfte bemächtigten sich der Sache, darunter schliesslich auch solche, welche ein uneigennütziges oder rein wissenschaft- liches Interesse hinzuführte und so kann heute wohl gesagt werden, dass der Lichtdruck vom Banne des Geheimnisses end- lich in allem Wesentlichen befreit ist. Eine überhaupt lebensfähige, für die Allgemeinheit be- deutungsvolle Sache wird solche Schranken an und für sich nicht ewig dulden. Durch die ihr von Natur innewohnende Expansionskraft wird sie über kurz oder lang solche Fesseln zu durchbrechen wissen und, dem Gesetz des Fortschritts gehorchend, über die Hemmnisse hinwegschreiten, welche der Einzelne gegen 7 ihre freie Ausbreitung und den natürlichen Gang ihrer Ent- wicklung zur Wahrung seines besonderen Interesses aufzurichten bemüht sein mochte. Geschichtliches. Von den meisten Erfindungen, besonders aber von den- jenigen auf chemisch- technischem Gebiet, wird man im Grossen und Ganzen sagen können, dass, je wichtiger eine solche in der Folge sich erwies, um so grösser in der Regel auch der Zeit- raum war, der zwischen dem Moment ihrer Zeugung, d. h. dem sie inaugurirenden Aper§u, bis zu ihrer eigentlichen Geburt zu liegen pflegt. So waren denn auch die chemischen Vorgänge und Kräfte in der Natur, auf deren Ausnützung der Lichtdruck beruht, längst bekannt, bevor derselbe thatsächlich ins Leben trat. Aus langsam und mehr ins Allgemeine sich erweiternden Beobachtungen heraus gelangte man erst zu verwandten Ver- suchen und auch dann, als endlich seine technische Grundlage gewonnen war, fehlte noch immer das Wesentlichste, d. h. das was einer Erfindung erst eigentlichen Werth verleiht: Ihre praktische V erwerthbarkeit. Die Entdeckung, dass gewisse organische Substanzen in Gegenwart von doppeltchromsauren Alkalien im Lichte ihre Farbe verändern, wurde schon zu Anfang der dreissiger Jahre gemacht. Mongo Ponton fand zuerst, dass geleimtes Papier, welches in einer wässerigen Lösung jenes Salzes getränkt und sodann in getrocknetem Zustande dem Tageslicht ausgesetzt wurde, sich dunkel färbte. Eine Belichtung solchen Papiers unter einer Zeichnung oder einem Stich musste somit ein negatives Bild von denselben und zwar braun auf gelbem Grund ergeben, welches durch Aus- waschung in frischem Wasser in schwacher Bräunung auf weissem Grund zurückblieb, weil an den vom Lichte nicht getroffenen Stellen das Chromsalz sich leicht und unverändert wieder aus- wäscht. Becquerel fand in seinen auf diese Erfahrung gestützten Versuchen alsbald, dass, je reicher man die Menge organischen 8 Stoffes in Verbindung mit chromsauren Alkalien anwende, auch die Lichtempfindlichkeit derselben sich steigere. Diese Versuche gründeten und beschränkten sich aber bis dahin alle nur auf die einseitige Beobachtung der optisch wahrnehmbaren Veränderung, welche organische Substanzen unter Beimischung bichromsaurer Alkalien unter der Einwirkung des Lichtes im trockenen Zustand erleiden. Zu einer bestimmten Anwendung oder werthvollen Ausnutzung in irgend einer Richtung führten jedoch diese Entdeckungen und Wahrnehmungen nicht. Erst als Fox Talbots für die Entwicklung der Photographie so vielfach erfolg- und ruhmvollen Untersuchungen zu dem weiteren Ergebniss führten, dass Gelatine in Gegenwart von doppelt- chromsaurem Kali, dem Lichte ausgesetzt, nicht allein ihre Farbe verändert, sondern auch zugleich ihre Löslichkeit in heissem Wasser und die Eigenschaft einbüsst, in kal- tem Wasser aufzu quellen, trat die Sache in ein neues ent- scheidendes Stadium. Allerdings bedurfte es zunächst noch grosser Anstrengungen und vieler Umwege, bevor diese Entdeckung zu eigentlich prakti- schen Ergebnissen führte. Nur langsam und allmählich sind aus der Kenntniss jenes merkwürdigen chemischen Doppelvorgangs durch Talbot und Poitevin die Heliographie, das Swaifsche Kohledruckverfahren, der nachWoodbury benannte Prozess, die Photolithographie etc. und schliesslich der Lichtdruck und Licht- hochdruck herausgewachsen. Ohne Ausnahme ist aber bei all* diesen und den sonst bereits aufgeführten Druckverfahren der optische Vorgang, d. h. die fürs Auge wahrnehmbare Ver- änderung der Chromgelatine von durchaus sekundärer Bedeutung. Entscheidend bei allen ist die, durch den Einfluss des Lichtes unter einem photographischen Negativ in höherem oder geringe- rem Grad bewirkte Unlöslichkeit der Gelatine in heissem Wasser, sowie die unter gleichen Voraussetzungen gradatim ab- nehmende Fähigkeit derselben, in kaltem Wasser aufzuquellen. Speziell aber auf letzterem Umstand nun, d. h. auf der unter dem Einfluss des Lichtes stattfindenden Härtung der Chromatgelatine und ihrer daraus erfolgenden verminderten Auf- quellfähigkeit in kaltem Wasser, beruht das Verfahren des Licht- drucks. Zunächst sind es die beiden Franzosen Tessiö de Motliay imd sodann Marechal in Metz, welchen das Verdienst zuge- schrieben werden muss, das Verfahren erfunden und durch ihre Forschungen und Vorversuche den Boden urbar gemacht zu 9 haben, auf welchem J. Albert und Obernetter in Mün- chen dasselbe zu eigentlich praktischer Verwerthbarkeit aus- bildeten. Als Hauptschwierigkeit in der Praxis des Verfahrens galt bis dahin mit Recht das Haftenmachen der Gelatine an ihrer Unterlage, während der Prozedur des Drückens. Das Verfahren war werthlos, so lange die Möglichkeit in demselben ausgeschlossen war, von ein und derselben Platte eine grössere Anzahl von Drucken, mit andern Worten das, was man unter einer Auflage versteht, zu erzielen. Nachdem MarechaFs Versuche auf Metallplatten immer nur zu sehr bescheidenen Resultaten in dieser Richtung geführt hatten, verfiel Jos. Albert in München im Verlaufe seiner, auf dies Verfahren gegründeten Experimente auf die Idee, starke Spiegelgläser als Träger der Bild- resp. Chromatgelatinschicht zu verwenden, dieselben mit einer chromhaltigen Vor- oder Unterschicht von Eiweiss zu präpariren und von der Rück- seite des Glases aus zu belichten. Dadurch, d. h. durch die th eil weise Härtung oder Unlöslichmachung dieser Schicht hoffte er zweierlei zu erreichen 1. das durchgehende Haften derselben am Glase und 2. in Folge der durch die Rückwärtsbelichtung gewahrten Klebrigkeit der Oberfläche der Albuminchromat- schicht, sie zur vollkommenen Verbindung mit einer zweiten, nämlich der eigentlichen Bildschicht geschickt zu erhalten. Der Erfolg entschied über alles Erwarten für die Richtig- keit dieses Kalküls und wurde denn auch das Verfahren unter Albertus Namen im Jahre 1868 publizirt und patentirt und diess mit Recht, denn in dieser Stunde erhielt die Erfindung erst Werth und Bedeutung für die Praxis. Wenn in neuerer Zeit Husnik das Recht der Priorität von seinen Landsleuten zugesprochen erhielt, so liegt doch damit noch kein genügender Beweis vor, durch welchen Albertus Ver- dienst ernstlich bestritten oder geschmälert werden könnte, wenn auch Prof. Husnik durch gleichzeitige Versuche, unabhängig von Albert selbständige Resultate erzielte. Husnik gesteht selbst in der Einleitung zu seiner Schrift über den Lichtdruck zu, dass Albert in seinen eigenen Lichtdruckversuchen schon Bedeutendes geleistet und mehrere Ausstellungen mit vollendeten und grossen Exemplaren dieser Art beschickt hatte. Das Verdienst einer Er- findung liegt nur zur Hälfte in der Idee von derselben. Die ausdauernde Arbeit, welche die praktische Ausbildung eines solchen Verfahrens erheischt, war auch hier das Entscheidende. 10 Mussten doch erst geeignete Pressen und hundert kleine Hilfs- mittel ausgedacht Ja die Art des Drückens erst erfunden werden ; denn noch heute ist der beste lithographische. Drucker ausser Stand, ohne ganz spezielle Unterweisung von einer Lichtdruck- platte zu drucken. Es dürfte hier bei Gelegenheit der Behandlung der Ge- schichte des Lichtdrucks zugleich der Ort sein, als Augenzeuge zu konstatiren, dass nicht minder Albert es war, der zuerst die Idee, den Lichtdruck auf Schnellpressen anzuwenden, nicht nur fasste, sondern auch zur Ausführung brachte; denn bereits im Frühjahr 1873, lange zuvor, ehe irgendwo anders ein solcher Versuch gemacht worden war, sind auf einer, nach den Inten- tionen Albert’s eigens erbauten Schnellpresse die ersten gelunge- nen Drucke erzielt worden. Das patentirte Verfahren Albert’s,. die sogenannte Alberto- typie, galt lange als die einzig praktische Lichtdruckmethode, bis Prof. Husnik in Prag im Jahr 1877 in seiner Schrift über den Lichtdruck ein neues Verfahren publizirte, das auf der An- wendung von Wasserglas, in Verbindung mit Albumin beruht, und eine vorgängige Belichtung überflüssig macht. Dieses \ er- fahren scheint bereits vor Husnik's Veröffentlichung als Ge- heimniss im Besitz einiger Weniger gewesen und geblieben zu sein und darf immerhin als ein erheblicher Fortschritt auge- sehen werden, wenn es auch noch manches in demselben fest- zustellen gilt, bevor es den Namen eines unfehlbaren vei dient. Husnik' s angeführte Schrift kann als der erste Versuch gelten, das Verfahren des Lichtdrucks der \V eit in einer zu- sammenhängenden Darstellung praktisch zu erläutern. Auch in den Fachschriften wurden von da ab Detailmittheilungen über dasselbe häufiger. Inzwischen bereicherte Dr. Schnauss mit einer, alsbald in zweiter Auflage erschienenen, grösseren Ab- handlung die bezügliche Literatur; Eder lieferte in seiner pi eis- gekrönten Schrift über die Reaktionen der Chromsäure und Chromate auf Substanzen organischen Ursprungs auch für die Kenntniss des Lichtdrucks höchst wichtiges Material; aber ein eigentlich praktisches Hand- und Lehrbuch für den Lichtdruck, in welchem besonders auch die Anwendung des Verfahrens aul der Schnellpresse besprochen wäre, existirt noch nicht. Freilich in wahrhaft erschöpfendem Sinne ein solches zu schreiben, gehört vorerst noch zu den Unmöglichkeiten, insofern als die Technik sammt der Chemie des Verfahrens noch lange nicht erschöpfend ausgebildet sein dürften; mit andern Worten, 11 das Verfahren noch kein abgeschlossen fertiges ist. Allein bei der rasch wachsenden Verbreitung und steigenden Wichtigkeit desselben, wird der vorliegende Versuch zu einem solchen Lehr- buch von der Hand eines Praktikers allen Betheiligten aber- mals hochwillkommen sein und in diesem Sinne sei es der Tlieilnahme und der Nachsicht der Leser empfohlen. Photochemie des Lichtdrucks. I. Die doppeltchromsauren Alkalien (Bichromate). Hie doppeltchromsauren Alkalien oder Bichromate, welche im Lichtdruck eine so grosse Bolle spielen, sind: das doppelt- chromsaure Kali und das doppeltchromsaure Ammoniak. Dieselben sind beide leicht in Wasser, wenn auch ungleich lös- lich, schmecken bitter metallisch und wirken brechenerregend, giftig. Sie sind desshalb stets mit einiger Vorsicht zu be- handeln. In den Magen gelangt, können sie, auch ohne ent- zündliche Erscheinungen, durch Lähmung des Nervensystems den Tod bewirken. Man hüte sich besonders, dieselben mit offenen Wunden in Berührung zu bringen. Bei vorherrschender Disposition kann auch schon andauernde Einwirkung derselben auf die gesunde Haut heftige Ausschläge bewirken. Als inner- liches Gegengift dient kohlensaure Magnesia oder auch doppelt- kolilensaures Natron; zur äusserlichen Behandlung empfiehlt sich Salicylsäure. Die Chromsäure, (Acidum chromicum) Cr O a , jetzt Chroma- trioxyd genannt, ist eine dunkelrothe, aus nadelförmigen Krystallen bestehende Masse. Sie löst sich leicht in Wasser und Alkohol mit gelber oder brauner Farbe und ist nach neuester Hypothese in festem Zustand nicht darstellbar, sondern nur in der wässe- rigen Lösung als eigentliche Chromsäure vorhanden. Dieselbe findet im Lichtdruckverfahren nur Anwendung, wenn als Träger der Chromgelatinschicht statt der Spiegelgläser Zink tafeln dienen sollen. (S. Anhang). Das bekannteste der chromsauren Alkalien ist das neu- trale chromsaure Kali. Dasselbe wird durch Schmelzen des 12 Chromeisensteins mit Salpeter dargestellt. Wird es ferner mit einer Säure versetzt und verdunstet, so bildet sich Das doppeltchromsaure Kali. (Cr 2 0 7 K 2 ). Gleichbe- deutend mit Kaliumbichromat oder zweifach chromsaurem Kali. Dasselbe krystallisirt in grossen dunkelorangegelben vierseitigen Prismen und Tafeln, ist" in 10 Theilen kalten Wassers löslich und bildet zerrieben ein pomeranzenfarbenes Pulver. Das doppeltchromsaure oder zweifach chromsaure Am- moniak (Ammonium bichromicum) (Cr 2 0 7 (2NH 4 ) besteht aus grossen dunkelorangegelben Nadeln und ist in 7 Theilen kalten Wassers löslich. Um dieser seiner leichteren Löslichkeit willen hat dasselbe, trotz seines höheren Preises, das doppeltchrom- saure Kali im Lichtdruckverfahren vielfach verdrängt, weil es die Darstellung einer chromreicheren Gelatinschicht ermöglicht, welches Viele für vortheilhafter halten. Man kann der Gelatine i/ 3 — 1/ 4 Gewichtstheile vom Ammoniumbichromat mehr als vom Kaliumbichromat zusetzen, ohne dass eine Auskrystallisation des- selben zu befürchten ist. Der Chromalaun, der im Lichtdruck nach Umständen ebenfalls Anwendung findet, ist ein in dunkelvioletten Oktaedern krystallisirendes, in Wasser leicht lösliches Salz. Derselbe hat, ähnlich wie die chromsauren Alkalien, ebenfalls die Eigenschaft, die Löslichkeit und Aufquellbarkeit der Gelatine in kaltem Wasser, je nach der Menge in welcher er angewendet wird, zu vermindern oder gänzlich aufzuheben; nur mit dem Unterschied, dass hierzu weder das Agens des Lichtes noch das der Wärme erforderlich ist, um die härtende Reaktion desselben auf die organische Substanz zu bewirken. 2. Die organischen Substanzen. Bei der Zersetzung der Bichromate in Verbindung mit organischen Substanzen geht übereinstimmend und gleichzeitig mit der Reduktion jener, auch eine wesentliche Veränderung in diesen letzteren selbst vor sich und zwar nicht sowohl unter dem Einfluss der beiden wirksamsten Agentien, nämlich des Lichts und der Wärme, sondern auch durch die einfache Zeitdauer ihrer Verbindung. Obschon nun im Lichtdruck es wesentlich der erste Faktor, das Licht, ist, dessen Einfluss auf die Chromatgelatine in Betracht kommt, so ist es doch keineswegs gleichgiltig für die Praxis, auch die Einwirkungen der Wärme und der Zeit zu kennen, um dieselben unter Umständen aus- nutzen oder deren etwaige Nachtheile verhüten zu können. 13 Die organischen Substanzen, welche im Lichtdruck und den hier sonst noch in Betracht kommenden verwandten Ver- fahren hauptsächlich zur Anwendung kommen, sind Gelatine, Hausenblase, Albumin, Gummi und Zucker. Die Gelatine (Leim) ist eine aus Knochen, Sehnen und Häuten gewonnene Masse, die in Form von länglichen, braunen oder weissen durchsichtigen Tafeln im Handel vorko mm t und zu unzähligen technischen Zwecken Verwendung findet. Für den Lichtdruck eignen sich nur die feinen weissen Sorten der- selben. Bei der grossen Verschiedenheit und Qualität aber, welche selbst unter diesen herrscht, ist es von höchster Wich- tigkeit für den Lichtdrucker, von vornherein eine geeignete Sorte derselben oder ein sicheres Verfahren zu kennen, durch welches ihre Tauglichkeit erprobt werden kann. Denn nicht nur die Bestandtheile selbst, aus welchen sie hergestellt ist, kom- men bei derselben wesentlich mit in Betracht, sondern auch die Fabrikationsweise, bei welcher nicht selten um ihres schönem Aus- sehens willen Stoffe, wie z. B. Alaun zur Klärung der Masse an- gewendet werden, welche die für die Zwecke des Lichtdrucks wichtigsten Eigenschaften der Gelatine beeinträchtigen können. Ueber das zur Prüfung ihrer erforderlichen Haupteigen- schaften geeignete Verfahren wird unter der Aufschrift „Leim- probe“ das Nähere mitgetheilt werden. Indessen kann als eine in der Praxis für vorzüglich anerkannte Gelatine das Fabrikat von Kreutz in Michelstadt empfohlen werden. Hausenblase ist natürlicher thierischer, aus der Blase des Hausenfisches gewonnener Leim. Ihr hoher Preis, ihre wechselnde Güte und ihre häufige Verfälschung haben ihre Verwendung im Lichtdruck immer seltener gemacht und dies um so mehr, als ihre Vorzüge für denselben gegenüber einer einfachen guten Gelatine von den Meisten und wohl auch mit vollem Recht bestritten werden. Albumin ist die aus dem zu Schnee geschlagenen Weiss des Eies, dem sogenannten Eierklar oder Ei weiss ablagernde hellgelbe Flüssigkeit. Ueber ihre hauptsächlichste Anwendung im Lichtdruck giebt besonders das Kapitel über die exponirte und Wasserglas- Vorpräparation Aufschluss. G um mibi chromatmisch ungen finden nur im sogenann- ten Einstaub verfahren (s. unten) Anwendung. Zucker, Honig, Dextrin u. s. w. haben für den Licht- druck keine selbständige Bedeutung, da sie immer nur in Mischung mit andern organischen Substanzen verwendet werden. 14 Alle diese Bichromatmischungen sind nur bei völliger Ein- trocknung eigentlich hoch lichtempfindlich. In ihrem flüssigen oder selbst gallertartigen Zustand sind die Veränderungen, welche sie unter dem Einfluss des Lichtes erfahren, nur sehr späte und langsame, ein Umstand, welcher gestattet, die meisten Operationen im Lichtdruckverfahren bei Tageslicht vorzunehmen. Eine besondere Stellung in der Chemie des Lichtdrucks erlangte in neuerer Zeit, wie wir schon erfahren haben, das Wasserglas in Verbindung mit dem Albumin, als Bindemittel zwischen der Gelatinschicht und der Spiegelplatte. Das Wasserglas besteht aus einer Verbindung von Kiesel- säure mit Kali oder Natron. Von Säuren leicht zersetzbar, übt selbst die in der Luft enthaltene Kohlensäure einen zer- setzenden Einfluss auf dasselbe aus. Es besitzt eine stark- bindende Kraft, indem es in den unlöslichen Zustand übergeht und zn einer steinartigen Masse erhärtet. Von den beiden im Handel vorkommenden Sorten wird dem Natron Wasserglas von den Meisten für den Lichtdruck der Vorzug gegeben. Sonstige Stoffe, welchen in der Chemie des Lichtdrucks noch eine Stelle gebührt, sind Das Tannin, das alle andern, von der Mithilfe des Lichts unabhängigen Härtungsmittel der Gelatine an Energie der Wirkung übertrifft. Chlorzink soll ebenfalls einen härtenden Einfluss auf Gelatine ausüben, desgleichen ein Baden der getrockneten Druckschichten in Alkohol. Bessere Dienste in dieser Rich- tung leistet wohl die Ochsengalle. Eine umgekehrte, d. h. die Gelatine aufweichende und auflösende Wirkung erzielt man, und zwar in aufsteigender Linie durch Anwendung von Ammoniak (Salmiakgeist), Citronensäure, W einsteinsäure, Chlorkalk, Cyankalium und Aezkali. Wie Chromalaun, Alaun, Tannin u. s. w. als härtende Mittel für Druckschichten die Neigung zur Farban- nahme in diesen erzeugen oder steigern, so wirken letztere Reagentien, da sie die Geneigtheit der Gelatine, Farbe aufzu- nehmen, vermindern, im Drucke aufhellend. Die Anwendung aller dieser Mittel hat übrigens stets mit der allergrössten Vor- sicht zu geschehen und bleibt, von Salmiakgeist, Alkohol und Ochsengalle als unschädlichen Mitteln abgesehen, mehr oder weniger immer Nothbehelf, der selten von besonderem Erfolg begleitet ist. Das normale Resultat im Lichtdruckverfahren gründet sich vor allem und immer wieder auf den alten, im O 15 Grossen und Ganzen wohl nie sich wesentlich verändernden Kanon : Eine gute, entsprechend chromirte Gelatine, ein gutes Negativ, richtiges Kopiren und verständiges Drucken. A. Die Lokalitäten und deren Einrichtung-. Da es bekanntlich kaum einen organischen Stoff giebt, welcher hygroskopischen Einflüssen so sehr unterworfen ist, wie Gelatine, so unterliegt der Lichtdruck, wie jeder auf der An- wendung dieses Stoffes beruhende Prozess, in hohem Grade lokalen Bedingungen. Das Erste also, auf was Jeder zunächst zu achten hat, welcher denselben praktisch und mit Erfolg be- treiben will ist, dass er über helle, leicht heiz- und lüftbare und vor allem aber über trockene Räumlichkeiten zu verfügen habe ; denn geradezu feuchte Lokalitäten können immer eine Menge Störungen in jenen Prozessen zur Folge haben. Die zur Ausübung des Lichtdruckverfahrens erforderlichen Räumlichkeiten sind 1. ein Laboratorium, 2. ein Kopir-, 3. ein Retouchirraum und 4. die Druckereiräume. Verschiedenes mag bei kleinem Betrieb, wie z. B. Labora- torium, Kopir- und Retouchirraum in einem Lokal vereinigt sein; Laboratorium und Druckerei aber sollten unbedingt immer getrennt sein. Es ist wünschenswerth, dass die Räumlichkeiten ineinander- greifen, wenigstens dass Laboratorium und Kopirraum, wenn sie nicht in ein und demselben Lokal sich befinden, mit einan- der in direkter Verbindung stehen, um die Temperatur der- selben möglichst ausgleichen zu können; denn die Wärme spielt im Lichtdruckverfahren eine nicht minder wichtige Rolle wie Licht und Feuchtigkeit. Es sind desshalb, von der Druckerei abgesehen, sehr grosse Räume kein besonderer Vortheil für das Verfahren: Je mehr der Prozess bei gleichmässigen, resp. rich- tigen Temperaturgraden vor sich geht, um so ungestörter wird 16 derselbe verlaufen und besonders Anfängern das Gelingen er- leichtern und sichern. I. Das Laboratorium. Für ein Laboratorium genügt und eignet sich jedes helle, heizbare und trockene Zimmer von bescheidener Grösse. Wie schon gesagt, sind grosse Räume kein direkter Vortheil, sie er- schweren nur, besonders im Winter, den geregelten Gang des Verfahrens. Da die Lichtempfindlichkeit desselben eine unvergleichbar geringere, als im photographischen Negativprozess ist und die Präparation der Druckplatten bei hellem Tage vor sich gehen kann, so sind besondere Vorrichtungen zur Absperrung oder Schwächung des aktinischen Lichtes nicht erforderlich. Höch- stens zur Abhaltung von direktem Sonnenlicht empfehlen sich lichtgelbe Vorhänge. Was nun die Einrichtung dieses Raumes betrifft, so sehen wir dabei zunächst von den Detailgegenständen ab, wie sie in jedem Laboratorium üblich und nöthig sind und wenden uns sofort zu dem wichtigsten und so zu sagen einzigen Theile der- selben, welcher hier einer besonders eingehenden Besprechung und genauen Schilderung bedarf. Es ist dies I. Der Trockenofen. Die Konstruktion dieses Apparates ist in den verschiedenen Lichtdruckanstalten eine zum Theil sehr von einander ab- weichende, bietet aber an sich keinerlei Schwierigkeiten, noch besondere Kosten. Dieselbe beruht im Wesentlichen immer ent- weder auf dem Prinzip der erhitzten direkten Unterlagsplatten, oder auf der Anwendung heisser Luft vermittelst abgeschlossener Trockenkästen. Keine dieser beiden Trocknungsarten kann als die unbedingt bessere und vorzuziehende bezeichnet werden. Je nach Gewohnheit, Uebung oder aus lokalen Ursachen mag der eine Operateur dieser, der andere jener den Vorzug geben; thatsächlich kann jede vollkommen ihren Zweck erfüllen. Wir wenden uns zunächst zur gebräuchlichsten und be- sonders bei beschränktem Raum sich empfehlenden Form und Einrichtung derjenigen Apparate, in welchen die Trocknung der Chromgelatine vermittelst erwärmter Unterlagsplatten bewerk- stelligt wird. 17 Eine Marmor- oder Schieferplatte (Fig. 1 a) wird in einen wasserdichten, kupfernen oder blechernen Behälter (b) eingekittet. Die Höhe des letzteren kann 10 — 12 Cm. betragen. Die Grösse der Platte muss zum allermindesten umEt- was das Maass der in Gebrauch kommen- den grössten Druck- platte überschreiten. Doch wird man bes- ser dieselbe sofort um ein Bedeutendes grösser wählen, um das gleichzeitige Prä- pariren, resp. Trock- nen mehrerer oder vieler Druckplatten zu ermöglichen. Seit- lich von diesemBlech- behälter ist eine Röhre mit trichterförmiger Oeffnung (c) zur Einfüllung von Wasser angebracht. Es kann auch statt dieser in der halben Höhe des Blechkastens ein kleines, gutverschliessendes Thürchen (d) angebracht sein, was zu- gleich erlaubt, den Stand des Wassers zu kontroliren. Zugleich empfiehlt es sich, im Boden des Behälters einen Hahn (e) einlöthen zu lassen, um nach Umständen oder Bedarf heisses Wasser ablassen zu können. Dieser Behälter ruht entweder, wie Eig. 1 zeigt, auf vier an demselben direkt angebrachten Füssen, welche hoch genug sind, dass ein Petroleumheerd unter dem Ofen Platz hat, oder bei grösseren Dimensionen auf einem soliden Untergestell von Holz und zwar so, dass die horizontalliegende Schiefer- oder Marmorplatte in bequemer Handhöhe über dem Boden zu ruhen kommt, also etwa einen starken Meter über demselben. Die Platte selbst muss genau im Niveau liegen, was ver- mittelst Keile leicht zu bewerkstelligen ist, die unter den Füssen des Ofens oder zwischen Tisch und Kessel eingetrieben sind. Noch praktischer sind drei starke Holzschrauben im Rahmen, auf welchem der Behälter ruht. Der Zweck dieses Ganzen ist, durch Erhitzung des Wassers, welches man in den Behälter eingelassen hat, d. h. durch die Allgeyei-, Lichtdi-uclc-Yerfahren. 2 18 hierbei sich entwickelnden, eingeschlossenen heissen Dämpfe die Abschlussplatte, resp. deren Oberfläche mit vollkommener Gleichmässigkeit erwärmen zu können. Die Erhitzung des Wassers kann in Ermangelung von Gas ebenso gut durch Petroleumheerde bewerkstelligt werden. In beiden Fällen müssen aber mindestens ein Mittel- und je ein Seitenbrenner angebracht sein, um durch Vertheilung der Wärme- centren eine gleichmässigere Dampfentwicklung und raschere Er- wärmung der Platte zu erzielen. Ist die Erhitzung letzterer aber einmal auf die erforderliche Höhe gebracht, so genügt zur Erhaltung des nöthigen Wärmegrades die Anwendung einer ein- zigen und zwar der mittleren Flamme. Hat man Gaseinrichtung, so kann man bei entsprechender Reduktion diese eine Flamme über Nacht fortwirken lassen, so dass der Apparat folgenden Tags sofort ohne Zeitverlust wieder seinen Dienst leisten kann. Zur Konservirimg der Wärme innerhalb des Wasserbehälters schadet es nicht, wenn derselbe an den Seitenwänden mit Holz verkleidet ist. Ebenso kann der Raum unterhalb desselben, in welchem sich die Heizflammen befinden, mit Eisenblech ein- geschlossen sein, um die Wärme zusammenzuhalten. An der Vorderseite dieser Blechverkleidung müssen aber alsdann Tliür- chen angebracht sein, um das Anstecken, Löschen und Reguliren der Flamme zu ermöglichen. Ist der Bau des Trockenkastens bis zu diesem Punkte voll- endet, so handelt es sich nur noch um dessen obern Abschluss. Dieser hat einen dreifachen Zweck zu erfüllen: 1. hat er die präparirten Platten während der Zeit, welche zum Trocknen der- selben erfordert wird, vor Licht und Staub zu schützen; 2. die von der Unterlagsplatte ausströmende Wärme zusammenzuhalten und 3. den sich entwickelnden Chromatdämpfen einen ruhigen und geregelten Abzug nach oben zu verschaffen; denn die Rück- wirkung derselben auf die bereits getrockneten oder im Trock- nen begriffenen Theile der Chromatsch icht ist mit Nachtheilen für dieselbe verknüpft. Man bringt desshalb über dem Blechbehälter ein Rahmen- gestell von leichtem Lattenwerk an, welches man entweder auf der Holzverkleidung des Kessels oder direkt auf der Schiefer- platte aufruhen lässt. Die Höhe dieses Gestells _ ist von keinem besondern Belang; sie kann von 50 — 80 Cm. differiren und im Innern mit zwei Reihen Querleisten (i) versehen sein, auf wel- chen die bereits getrockneten Platten, vor dem Licht geschützt, abkühlen können. Der horizontalliegende Abschlussrahmen (f) 19 dieses Gestells springt etwas über dasselbe vor. Seine Vor- derseite besteht entweder ganz oder zum Theil aus Flügel- thüren (g). Statt dessen kann auch ein Schieber oder eine Klappe dienen. Jedenfalls müssen dieselben leicht geöffnet und geschlossen werden können, dass keine Erschütterung entsteht, während sich Druckplatten zum Trocknen im Ofen befinden. Dieses Gestell ist auf allen Seiten mit gelbem Kali- kostoff überzogen; ebenso der obere vorspringende Abschluss- rahmen. Kur unmittelbar unter diesem schliesst der Kaliko- überzng (h). nicht dicht an, d. h. hängt frei und lose herunter, um durch diese Oeffnung den Abzug aller Dämpfe zu bewirken. Der darüber vorstehende Abschlussrahmen aber hat zu verhüten, dass durch diese Oeffnungen Staub in den innern Raum des Ofens eindringen kann. Ein solcher Ofen hat den besondern Vorzug, dass er einen verhältni ssmässig sehr geringen Raum in Anspruch nimmt, überall aufgestellt und aufs leichteste wieder dislocirt werden kann. Der geeignetste Platz zu seiner Aufstellung ist indess stets nahe dem Fenster und dicht zur Seite des Tisches, an welchem die Präparation der Lichtdruckplatten vor sich gehen soll. Die- ses gestattet, dass man dieselben unmittelbar nach dem Ueber- ziehen mit der Chromatschicht auf die zu ihrer Aufnahme be- stimmte erhitzte Platte des Trockenofens bringen kann, ohne weitere Schritte thun zu müssen, welche Staub und Erschütter- ungen erzeugen könnten. Sollte aber das Fenster für andere Zwecke besonders dienlich sein, so kann das Präpariren auch im Fond des Zimmers vor sich gehen, sofern es an sich hell genug ist und hat dem entsprechend die Aufstellung des Ofens statt- zufinden. Was nun die Behandlung eines solchen Trockenapparats betrifft, so ist dieselbe folgende: Zur Speisung desselben mit Wasser hat man nicht nötliig, eine grössere Menge einzufüllen, als zu einer reichlichen Bedeckung des Behälterbodens, etwa in einer Höhe von zwei Centimeter, erforderlich sein mag. Da die eingeschlossenen heissen Wasserdämpfe von der Abschlussplatte stets wieder in Tropfen sich niederschlagen, so ist eine Verringe- rung des Wasserstandes auf dem Weg der Verdunstung nicht leicht zu befürchten, eine geringe Wassermenge aber um so rascher erhitzt. Hat man zufällig heisses Wasser zur Verfügung, so verkürzt diess um so mehr die Zeit, die sonst zur entsprechen- den Erwärmung der Ofenplatte nöthig ist. Sollte die Tempe- ratur zu hoch geworden sein, so genügt theilweises oder völliges 2 * 20 Ablassen des heissen und Nachfüllung von kaltem Wasser, um das Sinken derselben herbeizuführen. Zur raschen Abkühlung dient noch besser wiederholtes Abwaschen der Ofenplatte mit kaltem Wasser vermittelst eines Schwammes. Es ist rathsam, jeweils vor Beginn der Präparation das Niveau der Ofenplatte unter der Wasserwage zu prüfen und nöthigen falls durch die angebrachten drei Keile oder Schrauben zu korrigiren, wiewohl dies in der Regel sich als überflüssig erweisen wird. Sind diese Operationen erfüllt und diese Vor'sichtsinaass- regeln alle beobachtet und hat die Ofenplatte als Minimum unterm Thermometer 36° R. aufgewiesen, so kann zur Präpa- ration der Druckplatten geschritten werden. Die Beschreibung derselben müssen wir jedoch auf die bezügliche Spezialabhand- lung aufsparen. Haben wir im Vorstehenden die Vortheile und Vorzüge der Konstruktion eines solchen Trockenapparats hervorgehoben, so erübrigt noch, ihre, wenn auch nicht gerade wesentlichen Nachtheile ebenfalls anzuführen. Zu diesen zählt die zeitraubende Art ihrer Erwärmung. Bei Gaseinrichtung ist diesem Uebelstand, wie schon oben an- gedeutet wurde, leicht zu begegnen, indem man eine Flamme über Nacht fortwirken lässt. Bei grösserem Geschäftsbetrieb wird sich dies stets austragen. Der Mehrverbrauch an Material dürfte indess nur ein scheinbarer sein oder sich auf ein Mini- mum reduziren, da die jedesmalige Neuerwärmung des Ofens wohl kaum einen erheblich geringeren Konsum erfordern würde. Ein weiterer Missstand dieser Konstruktion ist der, dass das Niveau der Unterlagsplatte für alle zu präparirenden Druck- platten stets dasselbe ist. Da nun die dicken Spiegelgläser, welche als Druckplatten besonders für die Schnellpresse erfor- derlich sind, sehr oft nach den verschiedenen Seiten einen ver- schiedenen Durchmesser haben,*) so können daraus leicht Mängel in der Präparation entstehen, indem die flüssige Chromgelatine während des Trocknens sich nach der einen Seite mehr anhäuft und dem entsprechend sich nach der andern Seite hin ver- ringert. ' Doch ist auch diesem Uebelstand zu begegnen, der hauptsächlich nur bei grösseren Formaten in Betracht kommt, *) Derselbe differirt, besonders bei grösseren Formaten, oft um 1 — 3 Mm. in der Diagonale. 21 indem man das Niveau der einzelnen Platten unter der Wasser- wage durch Unterlegung von Cartonstreifen ausgleicht. Ncoh sei eines dritten Nachtheils der direkten Unterlags- platten Erwähnung gethan. Für den Schnellpressendruck werden nämlich häufig Spiegelplatten mit stark abgeschrägten Rändern angewendet, um das Anschlägen der Farbwalzen an den scharfen Kanten des Glases zu verhüten. Nun geschieht es leicht beim Präpariren und Trocknen solcher Platten, dass die flüssige Chromgelatine von den Rändern derselben herabfliesst und bei Berührung mit der Unterlagsplatte durch Adhäsion von letzterer aufgesogen wird. Hier können zunächst nur Uebung und Vor- sicht helfen. Bei Besprechung des Schnellpressendrucks werden wir indessen ausführen, Avie dem Gebrauch von Spiegelgläsern mit schrägen Rändern durch mechanische Vorrichtungen be- gegnet werden kann. Alle hier aufgeführten Nachtheile können aber gegenüber den Vortheilen und Annehmlichkeiten dieser Trockenofenkon- struktion nicht ernstlich ins GeAvicht fallen. Wir wenden uns nun zur Beschreibung derjenigen Apparate, deren Einrichtung auf dem Prinzip der Anwendung erhitzter Luft beruht. Man denke sich einen langen Holzbehälter. (Fig. 2) Die Maasse desselben bestimmen sich jeAveils nach dem verfüg- Figur 2. Trockenofen mit erhitzter Luft. baren Raum und nach der Grösse der in Gebrauch zu nehmen- den Druckplatten von selbst. Nehmen wir aber an, er habe 60 Cm. in der Breite und die Länge von 210 Cm. in der Lichten. An diesen Kasten, den Sarg (A), Avie ihn der Techniker nennt, schliesst sich nach unten ein Konus (b) von 60 Cm. Tiefe an. 22 Sogenannte Peterskreuze (c) bilden die Füsse, welche das Ganze tragen. Drei in Charnieren laufende Aufklappdeckel (d) von je 60 zu 70 Cm. schliessen diesen Kasten nach oben ab. Diese rahmen, welche mit gelbem Kaliko überzogen sind. Die untere Hälfte des Kastens, der Konus (c), muss in seinem Innern durch- weg mit Eisenblech ausgefüttert sein. Den Abschlussdeckeln entsprechend ist der innere Raum durch Seitenwände (e) von Eisenblech abgetheilt, so dass dadurch eigentlich drei getrennte Behälter oder Trockenräume gebildet werden. Diese Seiten- wände haben zu verhüten, dass beim Oeffnen des einen Deckels die heisse Luft aus den übrigen Theilen des Kastens eben- falls ausströmen und kalte von aussen eindringen kann. Sarg und Konus dieses Kastens sind ferner im Innern durch aushebbare, horizontalliegende Zwischendeckel von Eisen- blech in zwei Hälften abgetrennt. Durch die untere Hälfte, den Konus, ist nun entweder eine Gasleitung oder die Röhre (f) eines gewöhnlichen Ofens hindurchgeführt, welche letztere ausser- halb des Kastens in einen Kamin ausmündet. Soll die Heizung vermittelst Gas erfolgen, so muss die durch den Ofen laufende Gasröhre mit dreimal vier übers Kreuz gestellten Brennern ver- sehen sein, so also, dass in jedem der drei Behälter vier ver- theilte Flammen breimen. Zur gleichmässigen Yertheilung und Abgabe der Wärme in den obern abgeschlossenen und eigent- lichen Trockenraum dienen nun eben die horizontalliegenden Zwischenwände aus Eisenblech. Die Höhe des obern vertikalaufsteigenden Theils dieses Kastens, dessen was wir den Sarg (A) nannten, beträgt 40 Cm. Derselbe wird also einerseits durch die Aufklappdeckel (d), andrerseits durch die Blecheinsätze und die Seitenwände (e) in Kastens laufend, Holzleisten angestiftet. Dieselben dienen als Trä- gerjfür die nöthigen Nivellirstangen, auf welchen die zu trocknen- den Druckplatten zu ruhen kommen. Diese Nivellirstangen Figur 3. allseitig geschlossene drei Räume getheilt. In der Tiefe die- ser drei Räume, etwa 1 5 Cm.über denBlech- einsätzen und 25 Cm. unter den Aufklapp- deckeln, sind nun, mit der Langseite des 23 (Fig. 3) müssen von Eisen sein imd liegen frei verschiebbar auf Holzleisten. Für jede Abtheilung des Kastens sind vier solcher Stangen erforderlich (Fig. 3, a, b), von welchen jeweils die eine mit vier (a), die nächstfolgende mit zwei Stellschrauben (b) versehen ist. Auf diese Weise entstehen somit für vier Druck- platten die zumNivelliren derselben erforderlichen drei Ruhepunkte. Für grosse Plattenformate dagegen hebt man zwei von den Nivel- lirstangen aus und stellt durch Auseinanderschieben der zwei übrigen Stangen und Regulirung der Stellschrauben die geeig- neten drei Stützpunkte leicht für jede Grösse her. Die Spitzen der Schrauben müssen nach oben, die Köpfe oder Flügel der- selben nach unten gerichtet sein. Letztere dürfen handlich gross gehalten werden, zum bequemen Auf- und Niederschrauben und müssen leicht in ihren Muttern laufen. Die Vortheile eines solchen Ofens sind folgende: 1. Rasche Erwärmbarkeit, 2. die Möglichkeit, eine jede Druckplatte isolirt nivelliren zu können und 3. die Sicherheit, dass durch keinerlei Adhäsion die Menge der auf den Platten befindlichen Chromat- schicht vermindert werden kann, weil dieselben so zu sagen freischwebend in einer von allen Seiten gleichmässig einwirken- den heissen Luftschicht trocknen. Die Nachtheile dieser Kon- struktion bestehen dagegen, vom grossen Raume, den sie er- fordern, ganz abgesehen, bei Holzheizung 1. im theuren Ma- terial, 2. in der dadurch erschwerten Regulirung der Temperaturen, die überdiess in der letzten Abtheilung gern niedriger steht, als in der ersten und 3. in Erzeugung von Staub imd Unruhe bei Unterhaltung des Feuers. Letzterem Uebel ist abgeholfen, wenn der Heizofen ausserhalb des Präparir- oder Trockenraums in einem anstossenden Zimmer aufgestellt werden kann und nur die Röhre des Ofens durch den Trockenraum geführt ist. Gas bietet zwar gegen einige der gerügten Uebel Abhilfe, trotzdem scheint seine direkte Anwendung, ohne das Medium des Dampfes, in wenig Anstalten sich eingebürgert oder bewährt zu haben, weil eine regelmässige Vertheilung und Ausgleichung der Wärme der einzelnen Flammen immer Schwierigkeiten bietet und die Gefahr einer Ueberhitzung nahe liegt, wodurch die löslichen Eigenschaften der Chromatgelatine leicht beeinträchtigt werden. Mit dem Medium des Dampfes dagegen ist ein geradezu nach- theiliger Wärmegrad gar nicht herstellbar. Zu den Einrichtimgen des Lichtdruckverfahrens, welche einer näheren Beschreibung bedürfen, gehört nun ferner: 24 2. Der Auswaschapparat. Derselbe hat den Zweck, die Druckplatten nach ihrer Be- lichtung unter dem Negativ durch Auswaschung in frischem Wasser von allen Chromsalzen zu befreien, um so jeder weiteren Einwirkung derselben auf die Gelatineschicht zu begegnen. Die lokalen Verhältnisse können allein entscheidend sein, ob die Aufstellung dieses Apparats besser im Laboratorium oder im Kopirraum geschieht. Handlicher wäre es in letzterem. Fliessendes Wasser ist für denselben wünschens werth, wenn auch nicht nothwendig. Die Konstruktion eines solchen Apparats kann eine ver- schiedene sein. Diejenige, welche wir zunächst besprechen wollen, ist die bekanntere und meist in Gebrauch befindliche. Der Apparat besteht aus einem Behälter von starkem Zink (Fig. 4). Bei grösseren Dimensionen muss derselbe ausser- dem mit eisernen Bändern umlegt sein, um den Druck des Wassers zu überwinden. Nehmen wir zur Instruktion an, derselbe sei für Druck- platten von 35 zu 48 Cm. berechnet, so muss derselbe 36 Cm. lichte Weite im Gevierte und 60 Cm. in der Höhe resp. Tiefe haben. Da nämlich das be- trächtliche Volumen der auszu- waschenden , dicken Spiegel- gläser ein allmähliches Steigen und Ueberlaufen des Wassers bewirken würde, so ist es nö- thig, dass der Apparat über der Höhe der eingetauchten Druckplatten noch eine Krö- nung (a) von circa 10 Cm. er- hält. Um ferner das harte Auf- sitzen und gelegentliche Auf- schlagen der schweren Platten unmittelbar auf dem Boden des Reservoirs zu verhüten, muss auch hier ein überschüssiger Raum (b) berechnet werden, für einen kleinen Rost von Holz über dem Boden, auf dessen Querstäben die Spiegelgläser auf- zuruhen kommen. Die Holzstäbe müssen aber mit letztem überbs 25 Kreuz zu stehen kommen und können zur Vorsicht noch mit leinenen Lappen umwickelt sein. Im Innern des Behälters sind nun an zweien der Seiten- wände senkrecht laufende, genau mit einander korrespondirende, wellenförmig gebogene Blechrinnen eingelöthet. Die Rinnen haben eine Weite und Tiefe von 2 Cm. In diese Rinnen, deren somit 17 in einem solchen Reservoir Platz haben, werden die auszuwaschenden Druckplatten senkrecht eingesetzt. Hat man fliessendes Wasser, so leitet man dasselbe entweder in der Tiefe des Behälters ein, mit entsprechender Abflussrohre, die etwas über der Höhe der Druckplatten angebracht ist, oder man führt dasselbe von oben durch freien Zufluss ein und durch eine an der Aussenseite des Behälters angebrachte Röhre ab, die den Ueberfluss des Wassers vom Boden emporführt und etwas über der Höhe der eingetauchten Platten vermittelst des von demselben ausgeübten Drucks ableitet. Hat man kein fliessendes Wasser, so ist es das Beste, wenn man die auskopirten Druckplatten erst in einer Blech- schale kurz auswässert, um die erste Masse des leicht löslichen und rasch ausscheidenden Chromsalzes zu entfernen. Alsdann stellt man dieselben in das mit frischem Wasser gefüllte Reser- voir, bewegt von Zeit zu Zeit mit der Hand die Oberfläche desselben imd wird auch auf diesem Weg in einigen Stunden, be- sonders aber wenn man über Nacht auswässert, am andern Morgen vom Chromkali vollständig befreite Schichten haben. Das alte kalihaltige Wasser wird durch einen am Boden des Apparats angebrachten Hahn abgelassen und frisches eingefüllt. Ein solcher Apparat hat den Nachtheil, dass er nur für zwei bestimmte Plattengrössen brauchbar ist; nämlich für ein Format von 35 zu 48 Cm., welches seiner Höhe nach einge- setzt wird und für ein solches von 24 zu 35 Cm., welches seiner Breite nach in die Blechrinnen zu stehen kommt. Für aufsteigende Grössen bedarf es somit eines zweiten Reservoirs, welches am besten ebenfalls wieder entsprechend für zwei For- mate berechnet ist. AVir geben nun im Nachfolgenden noch die Beschreibung eines Auswaschapparats, dessen Konstruktion der Art ist, dass jede beliebige Plattengrösse darin ausgewaschen werden kann. Man denke sich einen Blechbehälter von willkürlich grossen Maassen in der bekannten Form der sogenannten Tauchküvetten in mässig schiefgeneigter Lage. An den Schmalseiten desselben sind ebenfalls senkrecht laufende, starke Blechrinnen 26 eingelöthet, zwei, drei oder mehr an der Zahl. In diese Kinnen werden auf- und abbewegliche Tafeln von starkem Zink ein- gelassen, welche oben mit einer kräftigen Handhabe versehen sind. Am untern Ende dieser Tafeln sind aufrechtstehende starke Leisten nach der ganzen Breite angenietet, welche von Holz sein können. Will man nun eine fertigkopirte Druck- platte zur Auswässerung in den Apparat einsetzen, so zieht man eine dieser Zinktafeln, vermittelst der an ihr befindlichen Handhabe, soweit als nöthig heraus und legt die auszuwaschende Platte darauf, so dass die untere Querleiste ihr zum Stützpunkt dient. Durch die Adhäsion des Wassers wird dieselbe auf ihrer Unterlage ohnehin sofort festhaften und nun Avieder einer nachfolgenden Platte von beliebiger Grösse als Stützpunkt dienen können. Es versteht sich von selbst, dass der Raum zwischen den verschiedenen Zinktafeln oder Tauchern nicht so eng sein darf, dass bei ihrer Auf- und Niederbewegung die darauf ruhenden Platten Gefahr laufen, durch Streifen und Wetzen verletzt zu werden. Die Einrichtungen dieses Apparats bezüglich seiner Wasser- versorgung und Entleerung sind im übrigen genau dieselben wie bei der zuerst besprochenen Konstruktion. Die Aufstellung beider Apparate erfolgt am Besten unmittelbar auf dem Boden, oder bei kleinerem Umfang in handlichem Abstand von demselben. Einen weiteren, jedoch nicht Avesentlichen und nothwendigen Theil der Einrichtung bildet: 3. Der Filtrirapparat. Derselbe hat die Bestimmung, die Filtration der flüssigen Chromatgelatine zu erleichtern, resp. die Erkaltung und daraus erfolgende Verdickung derselben während des Filtrirens zu ver- hindern. Man hat sich einen Blechbehälter mit doppelten Wänden zu denken (Fig. 5), dessen innere Seite (a) genau der Form eines Trichters ohne Röhre entspricht und am Boden des Gefässes eine rimde Oeffnung lässt für die Röhre des ein- zusetzenden Trichters (b), der ebenfalls von Blech, Glas oder Porzellan sein kann. Die Aussemvandung (c) dieses Apparats ist entweder senkrecht oder nach auswärts laufend, Avodurch eine stark-erweiterte Bodenfläche entsteht, an Avelcher drei Füsse angenietet oder untergesetzt sind, hoch genug, um irgend ein zweites Gefäss (d) unterstellen zu können, in welches die Röhre des Trichters hineinreicht. Ein kleines trichterförmiges Röhrchen 27 (e) gestattet, diesen Behälter mit Wasser zu füllen. Dasselbe muss entweder schon heiss sein oder mittelst einer Spirituslampe erhitzt werden, welche unter dem Boden des Gefässes auf das auf- und nieder- schiebbare Plättchen (f) gestellt wird, zugleich um das Wasser warm zu erhal- ten. Der Apparat ist oben mit einem Deckel (g) versehen, der die Verdunst- ung und Hautbildung der zu filtriren- den Gelatine verhütet. Auf die eigent- liche Benutzung dieses Apparats kommen wir bei späterer Gelegenheit zu sprechen, wenn von der Behandlung und Filtration der Gelatine selbst die Bede sein wird. Was sonst noch zur Einrichtung des Laboratoriums erforderlich ist, er- gibt sich in der Folge bei der Besprechung der eigentlichen Manipulationen von selbst und ist in der Hauptsache alles käuf- lich zu haben, wie Thermometer, Wasserwage, Trichter, Men- suren, Mörser, Bechergläser u. s. w. Zu erwähnen ist nur noch des Nivellirgestells oder bekannten Dreifusses, der beim Prä- pariren der Druckplatten erforderlich und ebenfalls leicht käuf- lich zu haben ist. II. Der Kopirraum. Vom grössten Vortheil, oder wenigstens von grösster An- nehmlichkeit ist bei diesem Raume seine möglichst nach Norden gekehrte Lage. Das Kopiren bei direktem Sonnenlicht ist für die Zwecke des Lichtdrucks selten rathsam, sondern in der Regel geradezu nachtheilig, da seine Wirkung bei den nöthigen feinen Kopirgraden schwierig zu kontroliren ist. Ein möglichst regelmässiges ruhig-zerstreutes Licht ist stets das günstigste für den Lichtdruck. Wo der Bau eines Ateliers, zum Zweck der Herstellung der erforderlichen Negative, mit im Plan des Geschäftes liegt, wird dasselbe am Besten zugleich auch als Kopirraum ausge- nutzt, wiewohl eine gesonderte Kopirhalle das zweckmässigste ist. Bei dieser Gelegenheit lassen wir gleich einige allgemeine Bemerkungen als guten Rath für Diejenigen einfliessen, welche den Lichtdruck einzurichten gedenken. Es ist und bleibt stets eine missliche Sache, bei Anfertigung der Negative von fremdem Figur 5. 28 Willen abhängig zn sein. Wo also der Lichtdruck nicht im Sinne der Erweiterung eines bereits bestehenden photographischen Anwesens, sondern als für sich bestehendes Geschäft einge- richtet werden soll, hängt der Erfolg desselben nach Umständen wesentlich vom Besitz eines eigenen Ateliers ab.*) Nicht allein der Vortheil, rascher, d. h. ohne Zeitverlust arbeiten zu können, spricht dafür: Wer sich selbst bedienen kann, arbeitet auch leichter, besser und billiger. Wo nun aber ein Atelierbau nicht in der Absicht des Unternehmers liegt, ist bei der Wahl eines Lokals die Rück- sicht auf seine gesammten Lichtverhältnisse von um so grösserer und entscheidenderer Wichtigkeit. Die Möglichkeit der Benutzung des Freien, obschon höchst werthvoll an sich und stets wünschenswerth, darf dabei doch nicht allein den Ausschlag geben. Schlechte Witterung und vor allem der Winter mit seiner Kälte werden nur zu oft und zu lange auf den Gebrauch geschlossener, geschützter und heiz- barer Räume verweisen. Die Disposition über mehrere helle Fenster oder eine längere Glasfront ist somit stets eine Haupt- bedingung. Ein Balkon mit einem erwärmbaren Fensterab- schluss würde stets besondere Vortheile gewähren. Was nun die innere Einrichtung des Kopirraums betrifft, so besteht dieselbe hauptsächlich aus den nöthigen Stellagen zum Auslegen der Kopirrahmen, sowie einem Tisch zum be- quemen Ein- und Auslegen der Negative und Druckplatten in die Kopirrahmen. Nach Umständen können dieselben auch einfach auf den Fenstersimsen ausgelegt werden. Der Kopirraum ist zugleich der geeignetste Ort zur Auf- bewahrung der Negative, um dieselben stets bequem zur Hand zu haben und ausser Gebrauch kommende der Registratur wieder einverleiben zu können. Hierzu dienen am besten Kästen oder Stellagen mit Abtheilungen von verschiedener Höhe. Senkrecht an der Rückwand befestigte Rippen von Holz, zwischen welche die Negative eingeschoben werden, dienen dazu, denselben festen Halt und Stand zu geben. Obschon wir den Auswaschapparat bereits unter der Rubrik „Laboratorium“ besprochen haben, wurde doch der Kopirraum bereits als der geeignetste Platz zur Aufstellung desselben be- *) Kenntniss des photographischen und besonders des Negativ- prozesses ist stets ein nicht zu unterschätzender Yortheil; ja eigentlich eine noth wendige Vorbedingung. 29 zeichnet, insofern nicht lokale Ursachen, wie z. B. die Frage seiner Wasserversorgung, eine Verlegung desselben in das Laboratorium oder einen anstossenden temperirbaren Baum vortheilhafter erscheinen lassen. In beiden Fällen bedarf es in einiger Nähe des Auswasch- apparates geeigneter Vorrichtungen zur Aufstellung der bereits ausgewässerten Druckplatten, theils zum Abtropfen, theils zum eigentlichen Trocknen derselben. Hierzu dienen nun sowohl transportable Abtropfgestelle, (Fig. 6) sogenannte Böcke, als auch feste, an den Wän- den angebrachte Stellagen. Jene entsprechen in der Form den im gewöhnlichen photo- graphischen Prozess üblichen Negativabtropfständern ; nur müssen die Rinnen derselben entsprechend weiter gehalten Abtropfgesteii. sein zur Aufnahme der dickeren Spiegelgläser. Um den ersten Ablauf des Wassers von den ausgewaschenen Druckplatten zu bewerkstelligen, sind diese frei auf Tisch oder Boden auf- stellbaren Gestelle oder Böcke vorzu- ziehen, weil die Platten dabei in der Diagonale, mit ihrer einen Ecke nach unten, zu ruhen kommen und das Wasser so rascher und gleichmässiger abfiiesst. Grosse schwere Formate lässt man am besten völlig auf denselben trocknen. Für geringere Grössen dienen, wenn sie zu tropfen aufgehört haben, zum letzten und eigentlichen Trocknen Stellagen, welche in handlicher Höhe an der Wand angebracht sind (Fig. 7). Man bringt dieselben am besten in massiger Ent- fernung von einem Ofen an, unter Ver- meidung direkter Wärme und starken Lichtes. Jene würde die schwach oder gar nicht vom Licht berührten Stellen der Gelatine in ihrem feuchten Zustand leicht fliessen machen und dadurch kalkige Lichter verursachen, während starkes Tageslicht auf nicht völlig vom Chromsalz be- Figur 7. Trockengestell. 30 freite Schichten einen fortgesetzt härtenden Einfluss ausüben und tonige und schmutzige Bilder zur Folge haben würde. Das Gestell (Fig. 7) selbst besteht aus einer Reihe drei- eckiger, der Wand entlang laufender Holzstäbe (a), welche auf starken, an der Wand gutbefestigten Trägern (b) aufgestiftet sind, und zwar so, dass die scharfe Kante dieser Holzstäbe nach oben steht. Die Anzahl derselben richtet sich nach der Grösse resp. Breite der Druckplatten. Der Raum zwischen denselben kann 5 — 6 Cm. betragen. Um den senkrechten Stand der zu trocknenden Platten auf diesem Gestell zu sichern, müssen über demselben an der Wand wellenförmig gebogene Blechstreifen (c) oder Rippen aus Holz angebracht sein, in welche die Spiegelplatten eingeschoben werden und dadurch festen und zugleich freien Halt bekommen. Figur 8. I. Der Kopirrahmen (Fig. 8). Was im gewöhnlichen photographischen Kopirprozess das sensibel gemachte Albumin- resp. Chlorsilberpapier ist, das ist im Lichtdruck die durch Zusatz von Chromkali sensibel ge- machte Gelatineschicht, als deren Träger, wie wir be- reits wissen, statt wie dort Papier, Spiegelgläser dienen. Da die Dicke dieser Gläser nun zuweilen bis 9 Mm. be- trägt, so ist es nöthig, dass der Kopirrahmen eine ent- sprechendgrössereTiefehabe. Im übrigen stimmt derselbe in allem W esentlichen mit den allgemein üblichen photogra- phischen Kopirrahmen über- ein, nur dass bei seiner An- Kopirrahmen. x • i j t i Wendung iur den L/icntdruck die für jenen Prozess nöthigen Papiereinlagen in Wegfall kommen, wie sie zum Anpressen des Albuminpapiers an das Negativ er- forderlich sind. Im Lichtdruckkopirprozess handelt es sich darum, Negativ und Druckplatte, also zwei Spiegelgläser, fest auf einander zu pressen. Plierzu braucht es eines stärkeren Drucks, als für Papierkopien erforderlich ist, wo derselbe in der Regel durch Federn ausgeübt wird. Für die Zwecke des Lichtdrucks ist 31 es daher nöthig, statt dieser Federn Holzkeile (Fig. 8) an- zu wenden, die, zwischen die Spannleisten und die Rückwand des Kopirrahmens eingeschoben, gestatten, den Druck willkürlich zu verstärken. Die Rückwand muss aus zwei Theilen, bei grossen Rahmen aus 3 — 4 Theilen bestehen. Dieselben können getrennt oder durch Charniere verbunden sein. Bequemer ist, wenn jeder Theil einzeln herausgehoben werden kann. Jedem dieser Theile muss eine Spannleiste entsprechen. Um das Ein- dringen des Lichtes von der Rückseite her während der Dauer des Kopirens zu verhüten, ist eine geschwärzte Kartoneinlage unter dem Deckel das Beste und Einfachste. In manchen Anstalten sind für Lichtdruck Kopirrahmen ohne Deckel resp. Rückwand im Gebrauch, bei welchen die Holzkeile unmittelbar zwischen den Spannleisten und den Druck- platten eingeschoben werden. Es soll dies das bequeme und raschere Nachsehen beim Kopiren erleichtern, ohne dass man nöthig hat, einen Theil der Rückwand herauszunehmen, wobei durch das Loslösen der Keile eine Verschiebung von Negativ und Druckplatte, und als Folge davon ein doppeltes oder un- scharfes Kopiren zu befürchten ist. Diese Gefahr ist übrigens so gut wie beseitigt, wenn die Theile der Rückwand nicht durch Charniere mit einander verbunden sind. Kopirrahmen ohne Rückwand müssen zur Verhütung, dass das Licht von unten oder von den Seiten störend auf die Druckplatten während des Kopirens ein wirken kann, in passende, im Innern schwarzge- färbte Schalen von Holz oder Pappdeckel versenkt werden. Die Vortheile dieser Rahmen sind ganz illusorisch, wie wir bei Beschreibung des eigentlichen Kopirprozesses erfahren werden. Sie erfordern allerdings eine geringere Tiefe, weil die Dicke einer Rückwand ausser Berechnung kommt, dafür nehmen sie aber durch die hinzukommenden Schalen einen grösseren Raum ein, sind umständlicher und imbequemer und werden durch die lästigen Küvetten im Preis vertheuert. 2. Das Photometer (Lichtmesser). Die richtigen Kopirgrade im Lichtdruck zu treffen ist mit ungleich grösseren Schwierigkeiten verknüpft, als im Papierkopir- prozess, in welchem die Klarheit und Deutlichkeit der Lichtwirk- ungen nichts zu wünschen übrig lässt. Hier wird kurze Uebung zu einiger Sicherheit führen und beschränkt sich überdies der Schaden des Unter- oder Ueberkopirens immer auf die einzelne Kopie. Im Lichtdruck aber ist diese Kopie nur Mittel 32 zum Zweck. Von ihr soll nur die Auflage durch Druck er- zielt werden. Ist letztere erreicht, so hat die Kopie, d. h. die Druck- platte selbst damit aufgehört einen Zweck und Werth zu haben. Es leuchtet daraus wohl sofort ein, dass der richtige Grad der Belichtung von der allerentscheiden sten Bedeutung sein muss, weil, wie die Vorzüge, so auch die Mängel einer Druckplatte sich durch Hunderte von Drucken geltend machen würden. Nun ist aber im Lichtdruck im Verhältniss zur Silberkopie die rein optische Kontrolle eine doppelt und dreifach schwierigere. Nicht allein erschwert der orangegelbe Ton der Chromatschicht bei an sich schwächerer Nachdunkelung, gegenüber der reinen Papierweisse, die sichere Beurtheilung des Bildes. Die Druck- platte kann überdiess nicht wie die Papierkopie durch Aufbieg- ung vom Negativ unmittelbar, sondern nur von der Bücksei te aus geprüft werden. Diese Kontrole ist sogar unter Umständen ganz unmöglich, wenn zufällig ein starkverschleiertes Negativ das Durchscheinen des zur Kontrole nöthigen schwarzen Untergrun- des aufhebt. Der Schwierigkeiten sind aber noch ganz andere. Die Veränderung, welche Gelatine in Gegenwart von chrom- saurem Kali und unter Mitwirkung des Lichtes erfährt, ist, wie wir bereits wissen, eine doppelte, eine optische und eine che- mische. Es entsteht nicht allein, nach dem Grad des Licht- einflusses, durch Nachdunkelung unter einem Negativ ein für’s Auge sichtbares Bild, sondern es erfolgt gleichzeitig eine che- mische Härtung der Schicht und diese ist für den Licht- druck das allein entscheidende und nicht das optisch erkenn- bare Bild. Dieses kann unter Umständen für das Auge noch sehr unvollkommen sichtbar erscheinen, während die chemische Eigenschaft, d. h. die für den Druckprozess erforderliche Härtung der Schicht bereits vollendet, wo nicht schon überschritten ist. Hier nun ein, die Dauer der Lichteinwirkung genau be- stimmendes Hilfsmittel zu besitzen, wäre von unschätzbarem Werth. Leider hat es bis heute dem Scharfsinn des Menschen nicht gelingen wollen, einen Lichtmesser zu erfinden, welcher der Anforderung vollkommener Genauigkeit entspräche, wie unsere Chronometer rücksichtlich der Zeitbestimmung. Wir sind immer noch auf das Vogel’ sehe Photometer, als das relativ beste und praktischste angewiesen. Allein auch dieses leidet an dem Uebel- stand, dass die Genauigkeit seiner Angaben gradatim gerade da auslässt, wo die exakte Kontrole der Lichtwirkung am aller- wichtigsten wäre, d. i. gegen den Schluss der erforderlichen Kopirzeit, Nichtsdestoweniger wird man stets gut daran thun, 33 sich seiner zur Unterstützung der rein optischen Merkmale beim Kopiren zu bedienen. Da dasselbe patentirt und käuflich zu haben ist, unterlassen wir es hier, eine nähere Beschreibung des- selben zu liefern und verweisen über die Art seiner Benutzung auf die Abtheilung, in welcher die Manipulationen und der Pro- zess des Kopirens ausführlich erläutert stehen. III. Die Druckerei. Ein heller, luftiger und trockener, am besten nach Norden oder Osten gelegener Raum ist der geeignetste zur Einrichtung einer Druckerei. Nach Süden gelegene Lokalitäten haben im Hochsommer den Nachtheil, dass das Drucken in den heissen Nachmittagsstunden oft geradezu unmöglich wird, weil die hohe Temperatur auf die schwach- oder gar nicht vom Licht gehär- teten Partien der feuchten Gelatinedruckschicht auflösend ein- wirkt. Den Haupteinrichtungsgegenstand dieses Raumes bilden na- türlich die Pressen selbst. Bevor wir jedoch zur eingehenden Schilderung derselben schreiten, ziehen wir vor, zunächst die übrigen für die speziellen Zwecke des Drückens allgemein nö- thigen Vor- und Einrichtungen zu besprechen. Dazu zählen in allererster Linie I. Die Walzen. Es kommen verschiedene Arten von Walzen im Lichtdruck zur Anwendung, sowohl Lederwalzen, als Leim- und Kautschuk- walzen. Während in manchen Anstalten, in welchen nur Handpressen in Betrieb sind, ausschliesslich Leimwalzen von verschiedener Beschaffenheit im Gebrauch sind, ziehen andere eine Kombina- tion von Leder- und Leimwalzen vor, wie sie auch für den Schnellpressendruck erforderlich ist. a. Die Lederwalzen. Es gibt im Lichtdruck zweierlei Arten von Lederwalzen und sind es dieselben, wie sie längst im Steindruck zur Anwendung kommen: erstens sogenannte Rauh- oder Schwarzwalzen und zweitens Ton- oder Glattwalzen. Das beste für die- selben zu verwendene Leder ist immer Kalbsleder. Der Unter- schied zwischen diesen beiden Walzensorten besteht darin, dass Allgeyer, Lichtdruck-Verfahren. Q 34 für die Schwarzwalzen die rauhe, für die Tonwalzen die glatte Seite des Leders nach aussen gekehrt ist. Da die Herstellung der Lederwalzen Fabrikationssache ist, genügt für den Lichtdrucker die Kenntniss ihrer nöthigen Eigen- schaften und der Art, wie dieselben beim Gebrauch zu be- handeln sind. Die Lederwalze (Fig. 9) besteht aus einem Cylinder von Holz von circa 40 Cm. Länge und 8—10 Cm. Durchmesser. Derselbe ist mit zwei Handhaben von 10 Cm. Länge versehen, die, schwach konisch ver- Flgur 9 ‘ laufend, am Besten aus demselben Stück Holz mit dem Cylinder ge- dreht sind. Letzterer ist zunächst mit einigen La- gen Flanell überzogen, über welche alsdann erst die Lederhülle festge- spannt wird. Hauptbedingung dabei ist, dass die Naht der letzteren sich vollkommen in der Rundung des Ganzen verliert und keinerlei Erhöhungen oder Vertiefungen zeigt. Die Leder- hülle muss so fest um ihre Unterlage gespannt sein,, dass sich auch bei starkem Druck gegen eine harte Fläche keine Falten bilden können oder sie sich um den Cylinder drehen kann. Zu diesem Zweck muss das über den Cylinder vorstehende Leder zu beiden Seiten desselben vermittelst starker Zugschnüre fest an- gezogen sein. Für die Handhaben bedarf es ausserdem noch starker Lederhülsen (Fig. 9 a), welche sich leicht um dieselben drehen, um zu verhüten, dass die Hand des Druckers beim Einwalzen sich erhitze, wie es bei unmittelbarer Handhabung der feststehenden Handgriffe der Fall sein würde. Die Lederwalzen haben nun den Nachtheil, dass sie in ihrem neuen und ursprünglichen Zustand gar nicht zu gebrauchen sind und erst durch eine ziemlich umständliche und zeitraubende Behandlung brauchbar gemacht werden können; d. h. sie müssen zuvor, wie der technische Ausdruck besagt, in Firniss und Farbe eingelassen werden. Um dies zu bewerkstelligen, streicht man gebrannten Leinölfirniss von der dünneren Sorte auf einen litho- graphischen Stein und verwalzt denselben nach allen Richtungen vermittelst der neuen Walze zunächst so lange, bis dieselbe durchweg glänzend erscheint und stellt sie alsdann zur Seite. Nach einiger Zeit wird sie ein durchweg trübes Aussehen ge- 35 wonnen haben. Man wiederholt die Operation des Einwalzens aufs Neue und setzt dieselbe in entsprechenden Zeitintervallen so lange fort, bis das Leder keinen Firniss mehr aufsaugt, was sich daran erkennen lässt, dass seine Oberfläche nach 24 Stun- den keine trüben Stellen mehr zeigt und der Firniss auf der- selben durchweg glänzend stehen geblieben ist. Nun beginnt dieselbe Operation von Neuem, aber diessmal nicht mit Firniss, sondern mit kräftiger Druckerschwärze. Hierbei muss nur vor der Erneuerung der Operation die Walze jedesmal vermittelst eines halbstumpfen Messers von der alten Farbe durch Ab- schaben befreit werden. Dieses Abkratzen darf jedoch nicht willkürlich, sondern muss stets in der Richtung der Textur des Leders erfolgen. Man erkennt diese leicht durch eine kleine Probe. Das Leder zeigt nämlich in der falschen Richtung ge- schabt ein viel rauheres Aussehen. Da diese Art Reinigung in der Folge täglich bei Schluss der Arbeit vorgenommen werden muss, thut man am besten daran, durch eingekerbte Zeichen in den Handhaben die Richtung sich ein für allemal zu bezeichnen, um sie nicht immer erst wieder durch Probe suchen zu müssen. Das Einlassen der Walzen mit strenger Druckerschwärze ist so lange fortzusetzen, bis letztere auf einer Lichtdruckplatte ohne zu schmieren, die Farbe nach Maassgabe des Bildes Idar und bestimmt liegen lässt. Allerdings, die eigentlich guten Eigenschaften stellen sich bei einer solchen Walze erst allmählich durch längeren Gebrauch ein. Alte, eingearbeitete Walzen sind desshalb streng genommen werthvoller als neue. Jedem Drucker kann also nicht genugsam empfohlen werden, dieselben mit der grössten Vorsicht und Schonung zu behandeln. Aufschlagen an scharfen Kanten, Fallenlassen, Reinigen mit scharfem Messer u.s.w. genügen, um denselben dauernde Mängel beizubringen. Um zu verhüten, dass das Messer ins Leder einschneidet, darf ersteres, wie schon gesagt, keine eigentliche Schneide haben, muss sehr flach angesetzt und sicher geführt werden. Zuweilen kommt es vor, dass die ursprünglich sehr tadel- lose Naht, der Walze nach erfolgtem Einlassen mit Firniss und Farbe Unregelmässigkeiten zeigt oder ihrer ganzen Länge nach aufsteht. In diesem Falle muss die Lederhülse fester angezogen oder ihre Unterlage durch Seidenpapier oder feinen Stoff ver- stärkt und wenn dies Alles nicht hilft, eine frische Naht her- gestellt werden. Was in Vorstehendem gesagt wurde, gilt für Rauh- und Glattwalzen ganz gleich, nur die Art der Reinigung ist bei 3 * letzteren eine andere. Diese dürfen nämlich nicht mit dem Schabemesser behandelt, sondern müssen zur Entfernung der alten Farbe stets mit Terpentinöl gewaschen und vermittelst Lappen abgetrocknet werden. Wenn Lederwalzen längere Zeit ausser Gebrauch kommen sollen, ist es nöthig, dieselben gut mit Talg einzureiben, damit die im Leder steckende Druckfarbe nicht völlig verhärten kann. Vor dem Wiedergebrauch muss der Talg durch Abschaben und Waschen mit Terpentinöl zuerst wieder entfernt werden. Figur 10. b. Die Leimwalzen. Lederwalzen allein sind für den Lichtdruck nicht ausreichend, besonders wo es sich um Wiedergabe feiner Mitteltöne handelt. Dieselben dienen nur dazu, dem Bilde die nöthige Kraft und Tiefe zu geben; die eigentliche Vollendung, den Hauch und Schmelz des Mitteltons verleiht demselben erst die Leimwalze. Umgekehrt kann man, wenigstens auf den Handpressen, mit Leimwalzen allein, ohne Lederwalzen, eine Lichtdruckplatte von der richtigen Beschaffenheit drucken, nur bedarf es dazu einer Combination von härteren und weicheren, sogenannten zügigen Walzen. Im Schnellpressendruck dagegen sind die Leder- und besonders die Rauhwalzen nicht zu entbehren. Die Leimwalze (Fig. 10), wie sie für dieZwecke des Licht- drucks zunächst an den Handpressen erforderlich ist, besteht aus einer kantigen (nicht runden) Holzachse von mindestens 30 Cm. Länge und 2 1 / 2 Cm. Durchmesser, b in deren Centrum zu beiden Seiten <*_ ein kräftiger Dorn von Eisen ein- getrieben ist, der etwa 1 1 / 2 Cm. über die Achse vorsteht. Das Kantige der Achse soll verhüten, dass der Leimkörper, das so- genannte Fleisch der Walze, wenn es sich vom Holze lockern sollte, sich um dieselbe drehen kann. Um dies Lockerwerden zu erschweren, ist es gut, wenn das Holz der Achse nicht glatt, sondern gehörig gerauht verwendet wird, damit die Leimmasse förmlich damit verwachsen kann. Achse und Leim- körper zusammen haben einen Durchmesser von U/ 2 — 5 Cm. Die seitlichen Kanten der Leimhülle müssen gut abgerundet sein, was vermittelst eines scharfen Messers oder durch Anschmelzen Leimliandwalze. 37 über einer Spiritusflamme geschehen kann. Ein weiterer Bestand- theil dieser Walze ist der sogenannte Bügel (Fig. 10 a), in welchem die Walze sich dreht. Derselbe ist mit einem Holzgriff (b) ver- sehen, durch welchen die Handhabung der Walze ermöglicht ist. Zum Einsetzen der letzteren in diesen Bügel ist die eine Seite desselben (c) abzuschrauben. Der Handgriff ist ausserdem mit einem spitzen Dorn versehen, um die Walze, welche nie längere Zeit hart aufruhen darf, stehend in handlicher Nähe aufstellen zu können. Das Anfertigen oder Giessen der Leimwalzen bietet keine erheblichen Schwierigkeiten dar. Es bedarf dazu, nächst einer tadellosen Walzenform, nur einer geeigneten Leimmasse. Die Walzenformen sind bald in Eisen, bald in Messing oder Kupfer gedrehte Röhren. Für grosse, in Schnellpressen nöthige Walzen, gibt es auch Walzenformen, welche in zwei Hälften zerlegbar sind, um die fertigen Walzen leichter herausnehmen zu können. Ganze, d. h. aus einem Stück bestehende Formen sind jedoch stets vorzuziehen, da die beiden Hälften selten so genau zu- sammenpassend hergestellt werden können, dass die Fugen der- selben sich nicht in der Walze bemerklich machen. Was nun die für den Lichtdruck geeignete Leimmasse betrifft, so darf dieselbe keine allzu weiche sein, sondern muss eine gewisse derb elastische Härte besitzen. Als die Masse weich erhaltender Zusatz wird statt Glycerin besser gekochter Syrup genommen. Obwohl eine geeignete Masse auch käuflich zu erlangen ist, kann es nicht schaden, die Herstellung einer solchen selbst besorgen zu können. Man nimmt dazu 10 Theile guten Kölner-Leim und lässt denselben einige Tage in Wasser vollständig aufquellen. Ist dies geschehen, so befreit man denselben durch Abtrocknen vom Ueberschuss des Wassers und lässt ihn unter Vermeidung- direkter Hitze (am besten im Wasserbad) sich lösen, setzt der geschmolzenen Masse unter beständigem Umrühren 3 Theile gekochten Syrup zu und filtrirt das Ganze durch ein Leimsieb. Soll das Giessen der Walze sofort erfolgen, so ist es besser, die Masse zuvor bei gelinder Wärme erst noch einige Zeit ruhen zu lassen, damit die durch Umrühren in derselben entstan- denen Luftblasen Zeit haben, aus der Tiefe an die Oberfläche zu steigen, von welcher man sie alsdann entfernen kann. Die aufs sorgfältigste gereinigte und polirte Walzenform (Fig. 11), wird nun leicht erwärmt und vermittelst eines wol- lenen Lappens an ihrer Innenseite mit Olivenöl eingerieben, jedoch nur so spärlich, dass das Oel nirgends in der Form von Perlen 38 zusammenrinnen kann, sondern ihrem erst glänzenden Aussehen einen gleichmässig matten Charakter verleiht. Ein Ueberschuss an Oel würde sich in der Walze störend geltend machen; das- selbe soll nur das Festkleben des Leims an dem Metall der Form verhindern. Diese wird nun lothrecht in einen hölzernen Fuss (Fig. 11a) eingesetzt, in welchem eine Versenkung ange- bracht ist, die genau der äussern Rundung der Form entspricht. Im genauen Centrum dieser Vertiefung ist ferner ein Bohrloch angebracht, in welches der eiserne Dorn der hölzernen Walzenachse (b) hineinpasst. Damit diese ganz genau in den Mittelpunkt der Form zu stehen kommt, muss dem ent- sprechend auch an der obern Oeffnung der Form eine Vorrichtung angebracht sein, durch welche der andere Dorn der Holz- achse genau im Mittel der Form festgehalten wird, so aber, dass das Einfliessenlassen der Giessform für Leim- warmen Leimmasse dabei auch möglich ist. handwaizen. Hierzu dient am besten ein Aufsatz von Blech, im Kreuz (Fig. c) ausgeschnitten und über die Form ab- gebogen, in dessen Mitte ein Loch für den Dom der Achse an- gebracht ist. Durch die vier offenen Ausschnitte kann man nun CT die Leimmasse in die Form einströmen lassen. Es muss dies ruhig, stetig und ohne Unterbrechung geschehen, am besten von der Mitte aus, damit die Masse an der Achse entlang hinab- fliessen und keine Blasen bilden kann. Vach einiger Zeit wird die Masse sich unter das Niveau der Form gesenkt haben und empfiehlt es sich, bis zur Höhe derselben nochmals nachzufüllen. Vorsichtshalber wird man gut thun, Form und Fuss derselben mit Glaserkitt aussen wohl zu verkitten, dass die flüssige Leim- masse nirgends unten durchdringen kann. Man lässt die Masse nun an einem kühlen Ort einige Stunden oder über Nacht erstarren und treibt sie alsdann vermittelst eines in die Form passenden Holzes langsam aus derselben her- aus, rundet die Kanten ab und setzt sie in den Bügel ein. Auch Leimwalzen sind in frischem Zustand unmittelbar nach dem Giessen in der Regel nicht sofort zu verwenden, d. h. sie nehmen die für den Lichtdruck erforderlichen, meistens ziemlich strengen Farben nicht gleich an und müssen desshalb entweder erst einige Zeit trocknen oder ihre Oberfläche muss mit härtenden Mitteln behandelt werden, welche die Farbannahme Figur 11. 89 der Art begünstigen, dass die Walzen nach wenigen Stunden verwendbar werden. Doch ist es besser, damit nicht zu energisch vorzugehen, weil ein zu starkes Härten die den Leimwalzen nöthige Eigenschaft des sogenannt „Zügigen" benehmen und mit der Zeit ein Bissigwerden ihrer Oberfläche zur Folge haben würde. Ein einmaliges Waschen der Walze mit einer Lösung von 1 Theil Chromalaun in 60 Theilen Wasser genügt in der Regel, derselben die Eigenschaft des Farbannehmens zu verleihen, ohne die übrigen guten Eigenschaften der Leimmasse zu beein- trächtigen. Die Chromalaunflüssigkeit muss aber mit der flachen Hand so lange in die 'Walze eingerieben werden, bis letztere gleichmässig trocken geworden ist. Ein Stehenbleiben derselben in Rinnen oder Tropfen würde die Masse ungleichmässig härten und die Walze unrettbar verderben. Auch das Waschen mit Alkohol nach dem Herausnehmen der Walze aus ihrer Form zur Entfernung des daran haftenden Oels begünstigt die Neigung derselben zum Farbe annehmen. Zur Entfernung der Farbe von Leimwalzen bedient man sich nicht, wie bei den Lederwalzen, des Messers, sondern man wäscht sie stets vermittelst Mousselin- oder Drucktücher mit Terpentinöl oder Petroleum. Letzteres muss stets sorgfältig ab- getrocknet werden, da es nicht so leicht wie Terpentinöl von selbst verflüchtigt. c. D ie Kautschukwalzen. Schon längst ist es das Bemühen vieler 'Fabrikanten gewesen, angesichts des stets wachsenden Bedarfs die theuern und müh- sam für den Gebrauch herzustellenden Lederwalzen sowohl, als auch die ihrer Natur nach doch immer einer gewissen Veränder- lichkeit unterworfenen Leimwalzen durch ein Material zu ersetzen, welches den Fehlern jener beiden Walzenarten zu begegnen und abzuhelfen geeignet wäre. Im vulkanisirten Kautschuk schien nun nicht nur ein seines unverwüstlichen Charakters, sondern auch seiner allseitigen Verwendbarkeit und Unveränderlichkeit wegen höchst geeignetes Material hierfür gefunden zu sein und die einschlägige Industrie versäumte nicht unter den nöthigen An- preisungen solche Kautschukwalzen in den Handel zu bringen. Dieselben bestehen aus einem Holzcylinder mit Handgriffen, wie er für Handlederwalzen gebräuchlich ist und beschrieben wurde, nur dass er statt mit Flanell und Leder mit einer dicken Kaut- schuklage überzogen ist. Allein speziell für den eigentlichen Lichtdruck haben sich diese Walzen bis jetzt keinen rechten 40 Eingang verschaffen können. Unter der fortgesetzten Behand- lung mit Terpentin, zum Zweck der nöthig werdenden Reinigung von den Druckfarben, zeigen dieselben mit der Zeit Neigung zum Klebrigwerden. Manche empfehlen desshalb ein Waschen der- selben mit Lauge oder Alkohol und neuerlich eine vorgängige Behandlung durch Anstrich resp. Ueberzug des Kautschuks mit Flaschenkautschuk, welcher in Benzin oder Schwefelkohlenstoff gelöst wurde. Dieser Operation hat ein Waschen der Walze mit Terpentinöl vorauszugehen. Dr. Schnauss glaubt auf an- gestellte Proben hin diese Behandlung empfehlen zu können, ist aber, wie wir, auch der Meinung, dass Kautschukwalzen zum ausschliesslichen Gebrauch im Lichtdruck vorerst nicht alle nöthigen Eigenschaften besitzen und einstweilen die Leimwalzen nicht zu entbehren sind. Besonders sind jene zur Erzeugung kräftiger Tiefen nicht geeignet und mehr zur Ausarbeitung des bereits gut mit Farbe gedeckten Bildes verwendbar, weil sie mehr Neigung haben Farbe aufzunehmen, als an die Platte ab- zugeben. d. Die Trockenwalzen. Wir haben bereits in der Einleitung im allgemeinen die Prinzipien kennen gelernt, auf welchen das Wesen des Licht- drucks beruht; dass nämlich in einer Chromatgelatinschicht, welche unter einem Negativ dem Tageslicht ausgesetzt wird, in doppeltem Sinne ein positives Bild in derselben entsteht und zurückbleibt: erstens ein für das Auge braun auf gelbem Grund sichtbares Bild, das aber nur von sekundärem Werth für das Verfahren ist, insofern es den richtigen Kopirgrad bestimmen hilft; und zweitens ein, wenn man so sagen darf, chemisches Bild, welches auf der, durch das Licht bewirkten Härtung der Chromgelatine basirt. Dieses gehärtete Bild wird aber erst nach dem Auswaschen der nun überflüssig gewordenen Chrom- salze im halbfeuchten oder wieder getrockneten Zustand der Schicht als mattes Bild in der Durchsicht und als schwaches Reliefbild in der Aufsicht für das Auge sichtbar. Eine derart fertig kopirte, ausgewässerte und wieder getrock- nete Lichtdruckplatte muss nun, bevor sie gedruckt werden kann, abermals mit Wasser gut befeuchtet oder mit Glycerin behan- delt werden, damit diejenigen Eigenschaften in derselben zur Geltung kommen, auf welchen die Möglichkeit beruht, von der- selben drucken zu kö nn en. Durch das Anfeuchten der Schicht treten nämlich in der- 41 selben nicht sowohl die durch das Licht unveränderten, als auch die mehr oder weniger durch seinen Einfluss veränderten Partien der Gelatine in dem Sinne hervor, dass die Schicht da, wo das Licht weniger auf dieselbe wirken konnte, mehr, und umgekehrt da weniger Feuchtigkeit aufnehmen und auf- quellen kann, wo das Licht unter dem Negativ mehr auf die- selbe einwirken, d. h. die Chromgelatine stärker härten konnte. Auf diesem Zustand der Bildschicht beruht nun zugleich die grössere oder geringere Neigung derselben, fette Farbe anzu- nehmen. Dass nun dieser Zustand der vollkommen richtige sein muss, mit andern Worten, die Platte weder zu feucht noch zu trocken sein dürfe, um einen guten und richtigen Druck von derselben zu erzielen, wird Jedermann einleuchten. Um diesen geeigneten Zustand in der Schicht hersteilen zu helfen, dienen die Trocken walzen. Dieselben sind zwar kein unbedingt nothwendiger Einrichtungsgegenstand, insofern viele Drucker vor- ziehen, oder gewohnt sind, statt derselben sogenannte Druck- tiicher zum Trocknen der Platten zu verwenden; allein die Trockenwalzen haben den grossen Vorzug, dass durch dieselben eine Verletzung der im gefeuchteten Zustand sehr empfindlichen Schicht niemals Vorkommen kann, während beim Trocknen der- selben vermittelst Lappen bei aller Vorsicht leicht Wischer oder Kritzer in dieselben kommen können, wodurch die Platte unter Umständen schon beim ersten Druck unbrauchbar geworden ist. Die Trockenwalzen entsprechen in der Form genau den oben beschriebenen Lederwalzen; nur dass der Ueberzug über den Flanellunterlagen aus weichem Waschleder oder Tuch besteht. Es ist gut, mehrere solche Walzen im Vorrath zu haben, um dieselben wechseln und eine zu feucht gewordene inzwischen wieder trocknen lassen zu können. Man kann solche Walzen auch zugleich zum Feuchten der Druckschicht an wenden; doch wird diese Behandlungsart nicht immer ausreichen und der Drucker zu Schwamm und reichlicherer Flüssigkeit seine Zuflucht nehmen müssen: Dinge, die erst bei Beschreibung des eigentlichen Drückens näher berührt werden sollen. 2. Die Farben. Der Lichtdruck ist durch eine Eigenschaft ausgezeichnet, welche ihn wesentlich von jedem andern mechanischen Druck- verfahren unterscheidet. Dieselbe besteht darin, dass gleichzeitig von derselben Druckfläche mit zwei verschiedenen Farben gedruckt 42 werden kann. Diese Möglichkeit beruht ebenfalls in der bereits oben geschilderten chemischen Beschaffenheit der Bildschicht, die keine Druckfläche im gewöhnlichen Sinne des Wortes ist, sondern eine sehr veränderliche Oberfläche darbietet, welche die mannigfaltigste Behandlung zulässt. Die Anwendung von zwei verschiedenen Farben kann nun in einem doppelten Sinne er- folgen. Dieselben können verschieden in der Konsistenz, d. h. die eine kann streng, die andere weich genommen werden, sie können aber auch im Ton, d. h. in der Färbung selbst ver- schieden sein. Der Auftrag dieser zweierlei Farben auf die Platte erfolgt entsprechend durch zweierlei Walzen; und zwar wird die strenge Farbe stets durch die Lederwalze, die weichere durch die Leim- walze aufgetragen. Auch für die im Ton selbst verschiedenen Farben gilt dieselbe Behandlung, d. h. die Kraft gebende Grund- farbe wird immer durch die Lederrauhwalze, die den Mittelton gebende weichere Farbe vermittelst der Leimwalze aufgetragen. Die letztere Farbe, gewöhnlich Tonfarbe genannt, kann nun zu- gleich eine in Konsistenz wie in Färbung von der ersteren gänz- lich verschiedene sein, weil eben die chemische Beschaffenheit der Druckoberfläche, in Verbindung mit der ebenfalls verschie- denen Beschaffenheit der beiden Farben und Walzen, die gleich- zeitige Anwendung derselben bei nur einmaligem Druck möglich macht. Als Grundfarbe dienen nun in der Regel a. Die Schwarzfarben. Es gibt zweierlei, unter dem Namen Kreidefarben und Feder färben im Handel vorkommende Sorten von fetten, schwarzen Druckfarben. Für den Lichtdruck ist Kreidefarbe die empfehlens- werthere. Dieselbe besteht aus feinstem, in Leinölfirniss ge- riebenem Lampenruss. Es würde sich heutzutage nicht mehr lohnen, dieselbe selbst hersteilen zu wollen; sie würde theurer zu stehen kommen und minder gut sein, als die in Fabriken her- gestellte, die, vermittelst Dampfkraft zwischen heissen Cylindern gerieben, eine Feinheit erlangt, wie sie durch keine menschliche Arbeit erreicht werden kann. In dem meist sehr festen Zustand, in welchem diese Farben von den Fabriken geliefert werden, sind dieselben jedoch für den Lichtdruck nicht verwendbar; auch empfiehlt es sich in vielen Fällen, dieselben mit einem Zusatz von andern Farben oder Farbstoffen zu vermengen. 43 Dieses Thema wird geeigneten Orts, im Kapitel über das Drucken, näher abgehandelt werden. b. Die Tonfarben. Auch diese Farben werden bereits für dieZwecke des Licht- drucks eigens von Fabriken als sogenannte „Lichtdrucktonfarbe“ bereitet und fertig geliefert; so von Gleitsmann in Dresden, Klinisch & Co. in Frankfurt a/M., und Frey & Sening in Leipzig. Es sind dies keine reinen, sondern gemischte Farben und dazu bestimmt, Drucke herstellen zu können, welche dem bräun- lichen Ton der Photographie sich nähern. Dieselben sind eben- falls in Leinölfirniss gerieben und bestehen am besten aus einem Gemenge von Cäsarlack und Eisenoxyd, wobei jedoch ersterer stark überwiegen muss. Manche lieben auch einen Zusatz von Umbra, Caput mortuum oder Terra di Siena; die Drucke be- kommen jedoch dadurch leicht ein trocken erdfarbiges Aussehen, ähnlich Eiweissbildern, die längere Zeit dem Sonnenlicht aus- gesetzt waren. Zusätze von Karmin oder sonstigen Lacken sind nicht zu empfehlen, da sie im Licht sich verändern und die Drucke bald ein schmutziges Aussehen dadurch erhalten. Am besten thut man daran, die Farben einzeln gerieben zu beziehen und zur beliebigen Modifikation des Tons sich selbst zu mischen. Zur Konservirung der Farben ist es rathsam, sie in Blechbüchsen stets unter Wasser gesetzt aufzubewahren, damit sie nicht aus- trocknen können. c. Bunte Farben. Da der Lichtdruck ermöglicht, in jeder beliebigen Farbe zu drucken und in der Praxis die verschiedensten Anforderungen an denselben herantreten können, so fügen wir hier in Kürze noch Einiges über die Technik des Drückens mit bunten Farben bei. Nicht jeder beliebige Farbstoff* lässt sich im Lichtdruck anwenden. Gewisse Lackarten, besonders alle Karmine, be- halten auch in Leinölfirniss gerieben, immer noch eine gewisse Löslichkeit in Wasser bei. Dies hat bei ihrer Anwendung im Lichtdruck den Uebelstand im Gefolge, dass sie über kurz oder lang die feuchte Gelatineschicht durchdringen und vollständig färben, was die Beurtlieilung des Bildes beim Einwalzen sehr erschwert. Allein nicht nur diess; es greifen auch manche dieser Farben, wahrscheinlich durch darin enthaltene Säuren, die Schicht 44 selbst derart an, dass alsbald die Mitteltöne auslassen und die Lichter flach und schmutzig werden. Farben, welche diese schädlichen Eigenschaften nicht be- sitzen, sind für Gelb — Chromgelb; für Blau — Miloriblau und für Roth-Cäsarlack. Ein Meiner Beisatz von Ultramarin zu Blau und von Karmin zu Roth genügt, dieselben brillanter zu machen, ohne dass sie auf die Schicht merkbar nachtheilig ein wirken oder dieselbe störend zn färben vermögen. Die Praxis bestätigt, was die Theorie aufstellt, dass aus der verschiedenen Mischung der drei absoluten Farben gelb, blau und roth jeder beliebige andere Farbenton hergestellt werden kann.*) Es wird dem Drucker also möglich sein, aus den drei Farbstoffen Chromgelb, Miloriblau und Cäsarlack sich willkürlich einen jeden Ton zu mischen, wenn ein demselben entsprechendes Pigment nicht existirt. Natürlich müssen die Farben alle zuvor aufs Feinste in Leinölfirniss gerieben sein. IY. Die Druckutensilien. Was der Lichtdrucker beim Handpressendruck, den wir zunächst im Auge haben, noch nöthig hat, ist der Färb tisch mit zwei lithographischen Steinen zum Verwalzen zweier Farben und Vorbereiten der Walzen vor dem Auftrag der Farben auf die Druckplatte; ferner für jede der beiden Farben ein Spachtel von Eisen, ein Farbmesser zum Herausstechen der festen Farben aus den Blechbüchsen, sowie zu deren Knetung und Ver- mischung mit Leinölfirniss. Ein dritter Stein, nebst einem so- genannten Läufer, ist erforderlich zum Reiben trockener Farb- stoffe. Zweckmässig ist ferner eine Stellage zum Aufstellen der verschiedenen Walzen, theils während des Drückens, theils zu deren Aufbewahrung nach der Arbeit. Für die Leder- und Trockenwalzen dient am besten ein Schaft in handlicher Nähe und Höhe, in dessen Brett eine Reihe von Löchern gebohrt sind, in welche die Handhaben der Walzen bequem sich ver- senken lassen. Während des Drückens aber können die Leder- walzen unbeschadet auf den Farbsteinen liegen. Die Leim walzen dagegen sollen nie längere Zeit aufliegen, sondern müssen beim Aussetzen immer vermittelst des an ihrer Handhabe befindlichen *) Hierauf beruht der Lichtdruck in natürlichen Farben, eine Er- findung von Yidal in Paris, welcher wir später ein besonderes Kapitel widmen werden. 45 spitzen Doms im Holz cles Farbtisches aufgestellt werden. Nach der Arbeit hängt man die Leimwalzen am besten mit dem Bügel an zwei Nägeln auf, so dass die Walze selbst frei in der Luft ruht. Nöthig für den Drucker ist ausserdem noch eine Wasch- schüssel mit einigen feinen Schwämmen, eine Anzahl Gläser für die beim Drucken erforderlichen Flüssigkeiten und einige Druck- tücher und Lappen zum Reinigen der Walzen. Wir haben nun noch den wichtigsten Theil der Druckerei- einrichtung zu schildern: Y. Die Pressen. Jede lithographische Presse kann mit entsprechenden Ab- änderungen für den Lichtdruck eingerichtet werden, da die Lichtdruckpresse im Wesentlichen dem Bau der Steindruck- pressen entspricht. Auch die für Steindruck konstruirten Schnell- pressen können mit geeigneten Abänderungen für Lichtdruck dienen. So baut die Fabrik Schmiers, Werner & Stein in Leipzig ihre lithographischen Schnellpressen mit besonderer Rücksicht auf den Lichtdruck. (S. Artikel Schnellpresse.) Da jedoch die Kosten einer solchen sehr beträchtlich sind, auch die von Eisen konstruirten lithographischen Handpressen einen noch ziemlich hohen Preis haben, so dürften beide für den Anfänger zunächst nicht in Betracht kommen. Für den Lichtdruck existiren aber besonders konstruirte Handpressen, welche ihrem Zwecke voll- kommen entsprechen und von Raderer in München zuerst ge- baut wurden und aufs Billigste geliefert werden. Wir be- schränken uns desshalb hier bezüglich der Handpressen auf die Beschreibung einer solchen, aus Holz und Eisen gebauten Radererpresse, deren genaue Kenntniss ausreicht, um den Licht- druck auch auf einer lithographischen Presse ausüben zu können. I. Die Handpresse. Die uns hier beschäftigende Handpresse (Fig. 12) besteht aus einem kräftig in Holz gebauten Tisch (a) ohne Tischplatte. Auf den innern Fugen desselben ruht ein Sarg von Holz (b), in dessen Hohlraum sich eine Walze befindet, welche durch die Kurbel (c) hin- und hergedreht werden kann. Diese Walze ist durch starke Gurten mit dem auf ihr ruhenden Karren (d) der Presse verbunden, so dass durch Drehung der Kurbel und dadurch bewirkte Auf- und Abwicklung der Gurten der Karren oder 46 Wagen auf der Presse hin und her geschoben wird. In der Mitte des Tisches, der Kurbelseite gegenüber, ist ein Balken (e) zum Auf- und Niederklappen angeschraubt. Derselbe besteht seiner Länge nach aus zwei Hälften, welche durch 2 Stellschrauben zusammengehalten und ver- mittelst derselben engerund weiter gestellt werden kön- nen. Beide Balken sind ihrer Länge nach mit einem Ausschnitt — dem Schlitz, versehen. In dem Aus- schnitt des untern Balkens bewegt sich der sogenannte Reiber (f), der ebenfalls einen kleinen Schlitz hat, in einem Zapfen auf und nieder, während sich in dem obern Balken ein eiserner Hebel (g) befindet, durch dessen Auf- und Nieder- bewegung der unter demsel- ben sich befindende Reiber entweder niedergedrückt wird oder Spielraum er- hält. Durch die Näher- oder Weiterstellung der beiden Balken vermittelst der beiden Stell- schrauben kann der Druck verstärkt oder vermindert werden, den der Plebel auf den Reiber ausübt, wenn letzterer auf die Druckplatte niedergelassen wurde. Auf dem Karren liegt eine eiserne Platte (h), welche sehr genau und fein gehobelt sein muss, weil sie als Trägerin der Glas-Druckplatte dient, die bei der geringsten Unebenheit ihrer Unterlage unter dem Druck des Reibers brechen würde. Die Art der Befestigung des. Spiegelglases auf dieser Platte wird im Kapitel über das Drucken ausführlich beschrieben. An der Schmalseite des Karrens, rechts von der Kurbel, ist ferner ein zum Auf- und Niederlassen eingerichtetes doppeltes Rahmenwerk (k) von Eisen befestigt. Jeder Rahmen dient seinem besonderen Zweck. Der innere etwas kleinere Rahmen (kl), welcher oft überflüssig ist, kann leicht herausgenommen wer- den. Sein Zweck wird später ausführlich beschrieben. Der äussere, grössere Rahmen dagegen ist stets erforderlich. In seinem In- Figur 12. Handpresse. 47 nern ist entweder ein dünnes Zinkblech, Pressspan, Leder oder Gummizeug (m) ausgespannt. Dieser Rahmen wird jedesmal, sobald das zu bedruckende Papier auf der eingeschwärzten Druck- platte liegt, auf dieselben niedergelassen, sodann der Reiber- balken mit dem Reiber heruntergeklappt, der Hebel nieder- gedrückt und der Karren sammt Druckplatte und darauf ruhen- den Rahmenwerk vermittelst der Kurbel unter dem Reiber hin- durch getrieben. Damit dieser Gang bei der wechselnden Grösse der Druckplatten nicht über dieselben hinaus erfolgen kann, sind an der vordem Langseite des Karrens in Schlitzen laufende Stell- schrauben (n) angebracht, durch welche die Bewegung des Karrens sammt Druckplatte fixirt werden kann. Da wir an dieser Stelle vorerst nur mit der Mechanik und der äusserlichen Behandlung einer Presse zu thun haben und nicht mit dem eigentlichen Drucken auf derselben, so unter- bleibt zunächst die Schilderung aller hierauf bezüglichen Details sowie die Aufzählung der vielen kleinen Manipulationen und verschiedenen Vorsichtsmaassregeln, welche beim Drucken in Betracht kommen und so wenden wir uns zum Kapitel über die Schnellpresse. 2. Die Schnellpresse. Wie schon weiter oben bemerkt wurde, entspricht die für Lichtdruck -Zwecke konstruirte Schnellpresse, ähnlich wie die dafür berechnete Handpresse, im Wesentlichen dem Bau der Pressen, wie sie im lithographischen Verfahren Verwendung finden. Sehr wesentlich dagegen und mannigfaltig an sich sind die Unterschiede zwischen einer Schnellpresse und einer Hand- presse. Nicht allein in Hinsicht auf ihre rein mechanischen, auf die Schnelligkeit ihrer Leistungen berechneten Einrich- tungen, sind diese Unterschiede gross, als vielmehr in Beziehung auf den Umfang der technischen Leistungen einer Schnellpresse gegenüber denen einer Handpresse. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass die Schnellpresse nicht allein die Auf- gabe des Drückens an sich in viel rascherem Tempo als die Handpresse besorgt, sondern dass sie auch gleichzeitig die Arbeit des Einwalzens der Druckplatte ausführt, also gerade alles das, was an der Handpresse Sache des Druckers ist. Um nun dieses Alles leisten zu können, muss natürlich der Bau der Presse so beschaffen sein, dass ausser den Einrichtungen, welche zum blossen Drucken erforderlich sind, auch alles darin 48 vorgesehen sei, was zum genügenden Ein- und Auswalzen der Druckplatte und zwar in zwei Farben sanrnit deren genügender Vertheilung nöthig ist. Hierzu ist vor allem Raum erforderlich zur Unterbringung eines Walzenwerks, welches so komplizirten Anforderungen zu entsprechen vermag. Die ersten, speziell für Lichtdruck gebauten Schnellpressen sind von einer Offenbacher Fabrik (Faber & Comp.) ausgegangen. Da dieselben über das doppelte F arbwalzen werk hinaus, auch noch für einen Feuchtapparat berechnet waren, mussten sie nothwendig sehr komplizirt ausfallen und ist ihre Konstruktion auch bald in der Praxis verdrängt worden. Wir unterlegen unserer Abhandlung den Bau einer Schnell- presse aus der bereits früher erwähnten F abrik Schmiers, Werner & Stein in Leipzig. Ursprünglich nicht von Grund aus, sondern nur mit Rücksicht auf die Zwecke des Lichtdrucks gebaut, hat dieselbe inzwischen so viele Verbesserungen erfahren, dass sie alle wesentlichen Bedingungen erfüllt, welche das Licht- druckverfahren erfordert, während sie gleichzeitig immer noch für ihre anfänglich ausschliessliche Bestimmung, den Steindruck, verwendet werden kann. Sie zeichnet sich dabei ebenso durch den Vorzug einer klaren, einfachen und leichtverständlichen Konstruktion, wie durch den Vortheil aus, dass selbst ihr grösstes Format sich noch bequem für den Handbetrieb eignet. Die Fabrik ist ausserdem gegenwärtig mit dem Bau einer Licht- druckschnellpresse beschäftigt, welche auf einer vollständig neuen Konstruktion beruht und für kleinere Bildformate unter 41.58 Cm. zu dienen bestimmt ist. Dieselbe wird ihrem ganzen Bau nach nicht nur im Verhältniss einen viel kleineren Raum in Anspruch nehmen, sondern auch durch einen billigeren Preis sich empfehlen. Selbstverständlich kann es sich hier an dieser Stelle bei Beschreibung einer Lichtdruckschnellpresse um keine für den Maschinentechniker erschöpfende Darstellung einer solchen mit allen ihren konstruktiven Einzeltheilen handeln. Für den Laien möchte ohnehin, trotz Bild und Wort, unverständlich bleiben, was nun einmal nur durch die reale Anschauung und aus der Praxis wahrhaft deutlich werden kann. Jeder, der eine Schnell- presse in Betrieb zu setzen in die Lage kommt, hat aber ent- weder schon eine Vorstellung von einer solchen oder empfängt sie, nebst dem praktischen Einblick in dieselbe, durch den Monteur, der sie aufstellt und die Aufgabe hat, sie vor seinen Augen in Betrieb zu setzen. An dieser Stelle ist viel Avichtiger 49 über ihre Funktionen, d. h. über das eigentliche Drucken auf derselben klaren Aufschluss und bestimmte Unterweisung zu finden, und dieses, d. h. ihren Betrieb, werden wir in der Spezialabhandlung vom „Schnellpressen druck“ ausführlich zur Sprache bringen. Wir beschränken uns somit hier darauf, über den Bau einer solchen Presse nur das Wesentliche auszuführen, was zum Verständniss ihres Betriebs uns nöthig erscheint. Vor allem ist hierbei eines Umstands zu erwähnen, welcher den Schnellpressendruck ganz besonders vom Handpressendruck unterscheidet; nämlich, dass der Druck auf Schnellpressen nicht durch einen feststehenden Reiber, sondern durch einen rotir en- den Cylinder bewirkt wird. Es gibt allerdings auch Hand- pressen mit Cylinderdruck, welche im Bau einer Satinirmaschine oder Kupferdruckpresse gleichen. Allein in denselben wird der Karren durch zwei widereinanderlaufende Walzen lose hindurchgetrieben mid das zu bedruckende Papier ruht bereits auf der vom Drucker eingeschwärzten Platte flach auf. Bei der Schnellpresse aber wird sowohl die Umdrehung des Cylinders, als auch der Gang des Karrens durch Mechanik bewirkt. Das zu bedruckende Papier ruht nicht bereits vor dem Druck flach auf der Platte, sondern wird am Cylinder selbst durch das sogenannte Zangen- oder Greiferwerk festgehalten und durch die Umdrehung des Cylinders über die von der Maschine einge- schwärzte Druckplatte hinweg-, und auf der andern Seite der Presse in die Höhe geführt. Die den Abdruck am Cylinder festhalten- den Greifer heben sich nun im selben Augenblick, in welchem die Umdrehung des Cylinders vollendet ist, um sich ebenso wieder auf das neuein ge schöbe ne leere Papier im Moment niederzusenken, wenn der Cylinder in erneute Bewegung geräth. Selbstverständlich muss die doppelte mechanisch bewirkte Bewegung voii Cylinder und Karren in der Konstruktion der Presse derart berechnet sein, dass die Umdrehungsgeschwindig- keit der Peripherie des Cylinders aufs Genaueste der Ge- schwindigkeit entspricht, mit welcher der Karren sammt Druck- platte unter dem rotirenden Cylinder fortbewegt oder hindurch- geschoben wird. Jede dabei obwaltende Differenz würde sich rächen, weil sonst statt des gleichmässigen vertikalen Drucks nothwendig eine in horizontaler Richtung eintretende Friktion zwischen Cylinder und Druckfläche sich ergeben müsste, unter welcher die verletzliche Druckschicht früher oder später Notli leiden würde. Allgeyer, Licht druck- Verfahren. 4 50 Da nun aber der harten Fläche des eisernen Cylinders der Druck nicht unmittelbar zuertheilt werden kann, derselbe viel- mehr immer durch ein Medium von weicherer Beschaffenheit bewirkt werden muss, so wird der Durchmesser des Cylinders stets um einige Millimeter kleiner gehalten, als er haben müsste, wenn unmittelbar mit seiner Oberfläche gedruckt werden könnte. Dieser Unterschied wird nun durch eine entsprechende Zwischen- lage, die sogenannte „A u f f ü 1 1 e r u n g“ wieder ausgeglichen, welche in ihrer Höhe resp. Dicke genau demMaasse entsprechen muss, um welches der Cylinder zu klein ist. Auf diesen hochwichtigen Umstand und die geeignetste Beschaffenheit der „Auffütterung“ werden wir in der Folge noch ausführlich zurück- kommen. Diese Auffütterung erstreckt sich aber nicht über den ganzen Cylinder, sondern ist für Mattdruck genau so gross, für Kreidedruck beliebig grösser, als die Bildfläche. Der übrige Theil des Cylinders bleibt frei und während der Umdrehung unthätig. Diese Umdrehung des Cylinders kann durch entsprechende mechanische Vorrichtungen an der Presse in verschiedenen Zwischenräumen erfolgen. In der Zeit aber, während welcher der- selbe still steht, besorgt die Presse das Geschäft des Einschwär- zens oder Einwalzens der Platte, d. h. letztere wird vermittelst des beweglichen Karrens, auf welchem sie ruht, unter dem in fest- stehenden Lagern rotirenden Walzen werk hin- und zurück- geschoben. — Das Walzenwerk besteht aus Abgabe-, Ver- theilungs- und Einschwärzwalzen, die alle verschiedene Aufgaben zu erfüllen haben. Die Abgabe- und Vertheilungswalzen haben mit dem Einschwärzen der Druckplatte nichts zu thun, sondern ausschliesslich die Bestimmung, den eigentlichen Einschwärz- walzen das nöthig'e Quantum von Farbe, gehörig ver- theilt und verwalzt, vermittelst der Farbtische zuzu- führen. Diese befinden sich an den beiden Endpunkten des Karrens. Durch die Hin- und Herbewegung des letztem werden somit auch die Farbtische gleichzeitig auf- und abgeschoben und zwar unter dem gesammten Walzenwerk hindurch. Das eigentliche Einwalzen der Lichtdruckplatte kann nun auf zweierlei Art erfolgen. Erstens, durch eine bloss einmalige Vor- und Rückwärtsbewegung des Karrens, wobei eine' zwei- malige Ueberwalzung der Platte stattfindet, bevor die Cylinder- umdrehung resp. der Druck erfolgt. Man nennt dies „mit einem Gang drucken“. Das Einwalzen kann aber auch mit einer zweimaligen Vor- und Rückwärtsschiebung des Karrens 51 und demzufolge viermaliger Ueberwalzung der Platte statt- finden, bei ebenfalls nur einmaliger Umdrehung des Cylinders, welche erst während der zweiten Rückwärtsbewegung des Karrens erfolgt. Man nennt dieses „mit doppeltem Gang drucken" Haben wir im Vorstehenden die Leistungen der Presse zu schildern versucht, insoweit dieselben mit der Bewegungs- fähigkeit ihrer Theile Zusammenhängen, so sei nun noch in Kürze der schwierige Versuch gemacht, ein Bild von der Presse selbst (Fig./ 13) zu entwerfen. Dieselbe besteht summarisch: 1. Aus dem Unterbau und dem unthätigen Stütz- und Tragwerk der Maschine (A); 2. dem Triebwerk (b) mit Schwungrad (c), Kurbel, Kurbel- rad (d) und Kurbelstange (e); 3. dem Karren (f), Stock (dem Träger der Platte), mit seinem nöthigen Spannwerk und den Farbtischen; 4. dem Cylinder (g) mit seinem Greiferwerk (p), seinen Ex- centern und Excenterstangen und 5. den Walzenlagern (i), dem Farbkasten (k) *) und Einleg- tisch (h). In der Mitte der Presse befindet sich der Cylinder g, der mit dem Einlegtisch (h) am höchsten über die Presse herausragt. Derselbe ist an seinen beiden Seiten mit Zahnrädern versehen, deren Zähne in Zahnstangen eingreifen, welche auf dem Karren der Presse seiner Länge nach befestigt sind. Vertheilt zu beiden Seiten des Cylinders befinden sich den obern Tragbalken der Presse entlang, links und rechts derselben, zwei mit einander korrespondirende Reihen von Walzenlagern (i) und zwar liegen, von der Seite des Schwungsrades aus ge- sehen, die Schwarz- oder Rauhwalzen (1) links, die Leim- oder Tonwalzen (m) rechts vom Cylinder. Es ergibt sich also in der Aufsicht links vom Schwung- rad aus begonnen, nachstehende Reihenfolge von Bestandteilen *) üei dieser Gelegenheit sei gleich angeführt, dass Farbkästen für die Zwecke de§ Lichtdrucks einen unwesentlichen Bestandteil der Presse ausmachen. Für Steindruck berechnet, haben die Leipziger Schnell- pressen ohnehin nur auf der einen und zwar der vordem Seite einen Farbkasten, auf welcher sich die Ton- oder Leimwalzen befinden, für die er so zu sagen ganz überflüssig ist. Befände sich derselbe an der Seite der Schwarz walzen, welche die meiste Farbe fordern, so könnte er zuweilen Verwendung finden. Indessen ist es für den Drucker stets leichter, durch zeitweises Aufstreichen von Farbe auf die Abgabewalzen die Presse mit dem nöthigen Quantum Farbe zu speisen. 4 * 53 theilungswalzen (o) mit Farbtisch für den Ton und 6. der Farb- kasten (k). (Siehe die vorige Anmerkung.) Versetzt man nun das Schwungrad c vermittelst der an derselben angebrachten Kurbel in Bewegung, so wird diese durch Transmissionsräder auf das grosse im Innern der Presse befind- liche Kurbelrad (d) übertragen, von welchem eine lange Stange (die Kurbelstange [e]) ausgeht, deren anderes Ende am Karren der ! Presse befestigt ist. Durch die Umdrehung des Rades wird nun letzterer auf seinen 6 Lagerrädern (q) auf mid ab geschoben und dadurch das oben geschilderte Geschäft des Einwalzens der | Druckplatte besorgt. Um die Umdrehung des Cylinders mid dadurch das Drucken : selbst zu bewirken, stehen sogenannte Excenterscheiben mit dem Kurbelrad und diese wiederum durch Excenterstangen mit dem I Cylinder in Verbindung. Von diesen Excenterscheiben dient die eine für den „einfachen“ und die andere für „den doppelten Gang“. Je nachdem nun die eine oder die andere derselben f „ein oder ausgelöst“ wird, erfolgt die Umdrehung des Cylinders entweder bei jeder, oder bei jeder zweiten Rückwärtsbewegung des Karrens. Ebenso senkt sich oder hebt sich bei jeder Cylin- derumdrehung durch Excenter das Greiferwerk (p), welches durch starke Federn niedergehalten wird, die sich im Hohlraum des Cylinders befinden. Wir beschliessen hiermit nicht allein die äussere Beschrei- | bung der Schnellpresse und ihrer Funktionen, sondern überhaupt | die Abtheilung über die zur Ausübung des Lichtdrucks noth- wendigen Einrichtungen. Bevor wir jedoch zum eigentlichen ; Lehrkursus über denselben vorschreiten und zu diesem Zweck das fertig eingerichtete Laboratorium betreten, schicken wir ein Kapitel über das für den Lichtdruck geeignetste Negativ voraus; denn da dasselbe das Fundament des ganzen Verfahrens bildet, so gebührt ihm auch hier mit Recht ein Platz an erster Stelle. B. Das Negativ. Es ist ein Grundirrthum zu glauben, dass von einem Negativ, j welches ein vorzügliches Eiweissbild liefert, nothwendig auch ein ebenso vorzüglicher Lichtdruck müsse erzielt werden können. Die Bedingungen, unter welchen beide entstehen, sind so sehr von 54 einander verschieden, dass auch noth wendig bei der Anwendung beider Prozesse auf dasselbe Negativ die Resultate verschieden sein müssen. Der Lichtdrucker thut desshalb wohl daran, wenn er nicht ewig wieder in die Irre gehen will, dies stets vor Augen zu haben und diese Unterschiede sich von vornherein möglichst deutlich zu machen. Die Kardinaldifferenz zwischem einem Eiweissbild und einem Lichtdruck besteht darin, dass letzterer nicht wie jenes, eine vom Licht erzeugte Kopie, sondern ein auf rein mechanischem Weg entstandener Abdruck von einer lichterzeugten Kopie ist, der Druckplatte nämlich, und dass gewissermaassen letztere (und nicht der Abdruck) als identisch mit dem Chlorsilberbild angesehen werden könnte. Wie schon im Kapitel über den Photometer Seite 31 aus- geführt wurde, ist also im Lichtdruck die Kopie nur Mittel, nicht wie in dem gewöhnlichen photographischen Prozess einziger und letzter Zweck des Verfahrens. Zweck ist hier der mechanisch von der Kopie (Druckplatte) erzeugte, durch Substituirung eines ganz bestimmten Farbstoffes vermittelst Einwalzens hervorgerufene Abdruck. Entscheidend dabei ist also, unter welchen Bedingungen dieser rein mechanische Vorgang des Einwalzens der Kopie, resp. ihrer Neigung, fette Farbe anzunehmen oder abzustossen, am besten vor sich geht. Wir wissen bereits von früher schon, dass im Lichtdruck nicht die sichtbare Kopie, d. i. das Aussehen der Druckplatte nach demKopiren, sondern rein undallein die richtige chemische Beschaffenheit der Druckplatte von Bedeutung für das Verfahren ist; mit andern Worten, dass der Vorgang der Härtung der Chromatgelatine durch die Einwirkung des Lichtes unter einem Negativ das hier Entscheidende ist, und dass also auch hiernach sich die Eigenschaften des letzteren (des Negativs) zu richten haben. Hierbei ist nun zunächst im Auge zu behalten, ob es sich dabei um Negative mit getuschten Mitteltönen, oder um die Reproduktion von Strichsachen handelt, also Stiche, Federzeich- nungen, Pläne etc. i. Negative für Tonbilder. Die Eiweisskopie erfordert, wie jeder Kopist oder Photograph weiss, ein sogenanntes brillantes Negativ; d. h. die Lichter und 55 Halbtöne müssen ausreichend gedeckt sein, damit die Tiefen des Bildes genügende Kraft erlangen können, bevor jene zu tonig werden. Der Kopist muss sogar das Bild nach dem technischen Ausdruck um ein merkliches „überkopiren“, weil dasselbe in dem nachfolgenden Prozess des Vergoldens und Fixirens wieder um ein gutes von seiner Kraft einbüsst. Anders der Lichtdrucker. Dieser muss dabei vor Augen haben, dass er es nicht mit der färbenden, sondern der härtenden Wirkung des Lichtes auf die Chromatgelatine zu thun hat. Für ihn ist also bezüglich des Negativs clie entscheidende Frage die, von welcher Beschaffen- heit dasselbe sein müsse, damit die Chromatgelatine während des Kopirens sich an keiner Stelle zu viel oder zu wenig härten könne, damit nicht nur die Tiefen die nöthige Kraft erhalten, d. h. geeignet werden genügend fette Farbe anzunehmen, sondern auch die Mitteltöne entsprechend unter dem Einwalzen hervortreten, ohne dass die Lichter entweder kalkig oder schmutzig wirken. Es ist im Lichtdruckverfahren ein gefährlicher Irrthum, zu glauben, dass langes oder gar Ueberkopiren, ähnlich und noth- wendig wie im Chlorsilberprozess, die Kraft steigern müsse. Im Gegentheil tritt im Lichtdruck mit Ueberschreitung eines gewissen Grades der Härtung der Schicht eine Ver- minderung ihrer Neigung ein, die Farbe voll und saftig anzunehmen. Im Lichtdruck wirkt desshalb, zum Unterschied von allen sonstigen Druckverfahren, je nach den Härtungsgraden der Schicht, ein und dieselbe Farbe sehr verschieden, bald tief und brillant, bald flau und grau, so dass nach den jeweiligen Eigen- schaften der Druckplatte auch stets die Farbe für dieselbe modi- fizirt werden muss. Die Erklärung dafür liegt aber einfach und allein nur darin, dass auch die grösste Tiefe resp. cjie stärkste Härtung der Gelatine, niemals so weit getrieben werden darf, dass letztere nicht noch eine Spur von Aufquellbarkeit behält. Mit andern Worten, die Gelatine muss noch ein Minimum von Feuchtigkeit in sich aufzunehmen im Stande sein. Hierin liegt das Gcheimniss der richtigen und willigen Farbannahme, von • welcher jener sammetartige Charakter der tiefen Töne abhängt, der einen so wesentlichen Theil der Schönheit eines Lichtdrucks bildet. Es gehört wenig Nachdenken und Scharfsinn dazu, um aus diesen eben ausgeführten Umständen, sobald sie nur erst einmal erkannt sind, zu folgern, dass ein zu kräftiges, oder gar hartes Negativ für das Liehtdruckverfahren kaum tauglich sein kann. Um bei einem harten Negative zu erzielen, dass auch die stark gedeckten Mittel- und feinen Halbtöne genügend kopirt haben, würde die Chromatschicht in den Tiefen längst so gehärtet und verbrannt sein, dass sie die Fähigkeit noch aufzuquellen, d. h. ein Minimum von Feuchtigkeit in sich aufzunehmen, gänzlich verloren haben müsste. Als weitere Schlussfolgerung ergibt sich somit von selbst, dass ein für den Lichtdruck bestimmtes Negativ mit getuschten Tönen einen entschieden weicheren und durchsichtigeren Charakter haben müsse, als ein für das Chlorsilberpapier berechnetes. Ja man kann geradezu sagen, ein Negativ, welches einen flauen, als solchen unbrauchbaren Eiweissdruck gibt, eignet sich, sofern es nur ein reichliches Detail von Mitteltönen aufweist, gerade am besten für Lichtdruck; denn hier werden bei dem Kopir- grad, welcher für die Tiefen erforderlich ist, damit dieselben nicht allzusehr verhärten, auch alle Mittel töne bereits einen so reichlichen Grad der Härtung erlangt haben, dass auch sie die gehörige Neigung zur Farbannahme zeigen Averden. Als niedrigster Kopirgrad, welcher wohl unter allen Um- ständen für Lichtdrucknegative eingehalten Averden muss, Avelche kräftige Tiefen geben sollen, ist die Zahl 6 des V ogehschen Photometers zu bezeichnen. Je nach dem überexponirten Charakter eines Negativs kann sich derselbe aber auch auf die Zahl 14 und 15 und noch höher erstrecken müssen. Es ist dies jedoch stets als ein Felder - bei einem Lichtdrucknegativ anzusehen, auch wenn das llesultat schliesslich ein gutes ist, denn der damit verbundene grosse Zeitverlust ist ein besonders im Winter nicht zu unterschätzender Uebelstand. Was an dieser Stelle nun zu- gleich über die Beurtheilung und die Merkmale eines richtigen oder verfehlten Kopirgrads gesagt werden könnte, müssen Avir auf die Kapitel vom Kopiren und Drucken aufsparen, da Avir es hier zunächst nur mit dem Negativ als solchem zu thun haben. Der eigentlich sichere Blick zur Beurtheilung eines für den Lichtdruck bestimmten Negativs kann natürlich nur durch Uebung und Erfahrung geAvonnen Averden. Die Prüfung der Eigenschaften eines NegatUs hat stets in doppelter Weise zu erfolgen; nämlich in der Aufsicht und in der Durchsicht. Der Charakter des Negativs in der Auf- sicht entscheidet über die richtige Exposition; die Durch- sicht über die richtige Kraft oder Verstärkung desselben. Zur Beurtheilung in der Aufsicht muss dasselbe gegen einen 57 dunkeln Grund gehalten werden. Bei der Durchsicht dient dagegen am besten eine matte Glastafel, weil bei der all- gemeinen grossen Durchsichtigkeit des Negativs die Prüfung desselben gegen das offene Licht des Tages die Beurtheilung der feinen Halb töne unmöglich machen würde. In der Auf- sicht betrachtet, muss das Bild bei leichter Verschleierung noch schwachpositiv sichtbar sein. Tritt dasselbe zu Idar und deut- lich hervor, ist es unter exponirt. Ist gar nichts mehr von dem Bilde, oder ist es nur in seinen grössten Tiefen schwach erkennbar, so ist dasselbe überexponirt. Der letztere Felder ist der weniger schlimme, weil er durch längeres Kopiren in der Regel überwunden, auch durch geeignete Retouche meistens verbessert werden kann. Das entschieden unterexponirte und harte Negativ dagegen wird immer auch harte Bilder liefern und seine Felder sind durch Retouche wohl zu verringern, aber schwierig ganz zu beseitigen. In der Durchsicht muss der Gesammteindruck eines Negativs, bei Zimmerlicht gegen eine mattgeschliffene Glastafel gehalten, ein mehr weichgraulicher, als schwärzlicher sein. Die Mitteltöne müssen reichlich hervortreten und alle noch einen halb durchsichtigen Charakter haben. Nim die eigentlichen höchsten Lichter erheischen eine etwas stärkere Deckung, die erforder- lichen Falls durch Retouche noch etwas gesteigert werden kann. Doch darf selbst an diesen Stellen die Chromatschicht eine Spur vom Licht affizirt werden, ohne Gefahr, dass die reinen Lichter dadurch sofort aufgehoben werden. Der erste leichte Grad des Kopirens feuchtet sich beim Drucken noch genügend aus und härtet dabei die Schicht so weit, dass sie gegen Ver- letzungen Aviderstandsfahiger ist und mehr Drucke aushält. Das Hauptaugenmerk bei Lichtdrucknegativen von ge- tuschtem Charakter muss stets und vor allem auf die Mittel- töne gerichtet bleiben. Ist die Druckplatte reich an denselben, so ist es für den Drucker verhältnissmässig leicht, durch geeignete Behandlung die Kraft und das etwa mangelnde Licht in den Drucken zu steigern. Vergeblich aber wird alle Mühe bleiben, Mitteltöne zu erzielen, Avenn ein ungeeignetes, zu hartes oder unterexponirtes Negativ zur Herstellung der Druckplatte gedient hat; denn haben in diesem Falle die Mitteltöne genügend kopirt, so sind alsdann die Tiefen verbrannt und verhärtet und Avenn letztere richtig kopirt sind, lassen notliAvendigerweise die Mittel- töne aus, d. h. die Schicht saugt an diesen Stellen zu viel Feuchtigkeit ein und stösst in Folge dessen die fette Farbe ab. 58 Bis jetzt war nur von solchen Negativen die Rede, bei welchen es sich um die ganze Skala der Töne, von der grössten Tiefe bis zum vollsten Lichte handelt. Dies gilt von allen Auf- nahmen nach der Natur, nach dem Leben oder nach Oelbildern. Die Frage ist nun noch, wie Negative beschaffen sein müssen nach Gegenständen, die wenig oder keine Kraft, so zu sagen nur Mitteltöne haben, wie z. B. leichte Bleistiftzeichnungen auf tonigem Grund. Bei diesen Negativen gilt genau dasselbe, was von den Originalen selbst gilt. Sowie in diesen keine lebhaften Gegen- sätze sind, so dürfen auch die Negative nach denselben keine solchen aufweisen. Dieselben müssen also ein noch weicheres, monotoneres Aussehen haben, als die oben beschriebenen. Bei Zeichnungen von mässiger Kraft auf weissem Grund muss natürlich auch in den Negativen wieder (gegenüber den vorigen) eine Steigerung in der Deckung der Lichter eintreten. Doch darf diese Deckung des Grunds auch hier niemals eine absolute sein und nur so weit gehen, dass derselbe von einer nachtheiligen Wirkung des Lichtes für die Zeit schützt, welche erforderlich ist, um die Härtung der Chromatschicht an den Stellen zu bewirken, welche der Zeichnung entsprechen. 2. Negative für Liniensachen. Bei Reproduktionen von Liniensachen fallt die bisher ent- scheidend gewesene Bedingung der Wiedergabe von Mitteltönen im strengeren Sinne des Wortes aus. Trotzdem ist es ein Irr- thum, zu glauben, es bedürfe., um das Weiss des Grundes und das Schwarz der Linien eines Stiches im Lichtdruck wieder- geben zu können, gleichfalls eines Negatives, dessen Grund so gedeckt sein müsse, dass eine Lichtwirkung durch denselben hindurch absolut ausgeschlossen sei. Auch hier gilt, dass die Deckung des Grundes das Licht nur so lange abzuhalten braucht, als zur ausreichenden Härtung der Schicht an den offenen Stellen des Negativs Zeit erforderlich ist. Auch hier schadet eine innerhalb dieser Zeit stattfindende sehr schwache Härtung der ganzen Oberfläche der Schicht nicht nur nicht, sondern wirkt wohlthätig. Wollte man die Sache in Zahlen ausdrücken, so könnte dies mit Hilfe der Photometer- zahlen etwa folgendermaassen geschehen: Fordert der offene Strich des Negativs, als absolut rich- tiger Kopirgrad, die Photometerzahl 7, so ist eine Deckung des Grundes bereits zu stark, sobald diese die Zahl 8 braucht, um 59 die wünschenswerte leichte Härtung der ganzen Druckfläche zu bewirken, weil alsdann die Härtung des offenen Strichs über Bedürfniss hinaus erfolgt, d. h. um einen Kopirgrad überschritten werden muss, um jene zu bezwecken. Haupteigenschaft eines Liniennegativs ist weniger die starke Deckung seines Grundes, als vielmehr die grösstmögliche Offen- heit seiner Linien, damit das Licht überall durch dieselben energisch hindurch wirken kann, bevor es Zeit hat, den Grund über Bedürfniss hinaus zu durchdringen. Gegen eine matte Scheibe gehalten, sollen desshalb auch Liniennegative, besonders nach Stichen mit einer zarten Schraffirung, ein verhältnissmässig weiches Aussehen haben, weil sonst dieselben Nachtheile ein- treten, wie bei harten Negativen mit Mittelton. Etwas anders stellt sich die Sache, wo grössere, eigentliche weisse Flächen mit ins Spiel kommen, wie z. B. bei Plänen. Hier darf der Grund des Negativs um ein Merkliches gedeckter sein, um Sicherheit zu bieten, dass die fraglichen Flächen nicht tonig drucken. In einem Stiche wirkt bei der engen Stelhmg der Linien und den geringen weissen Flächen ein leichter Ton nicht, oder ist für denselben gerade zuträglich. Wo es sich aber um einen ausgesprochen weissen Fond handelt, da ver- langt derselbe auch im Negativ eine stärkere, wenn auch für Lichtdruckzwecke niemals absolute Deckung. In einem Geschäfte, in welchem nur für Zwecke des Licht- drucks Negative angefertigt werden, dürfte es einem Operateur leicht fallen, rasch einen sichern Blick für die denselben nöthigen Eigenschaften zu gewinnen. Schwieriger ist es für denselben da, wo bald oder vorwiegend für den gewöhnlichen photogra- phischen Prozess, bald für Lichtdruck Negative angefertigt werden müssen. Am schlimmsten ist er natürlich daran, wenn dieselben gar nach beiden Seiten dienen sollen. Hier wird der Operateur sich vergebens abmühen. Hält er aber an dem Grundsatz fest, dass für den Lichtdruck in der Hegel Negative ohne Ver- stärkung ausreichen, wenn ein etwas kräftiges Collodium dazu verwendet wird, in welchem sich ein genügender Silbernieder- schlag zu bilden vermag, so wird er von vornherein im Durch- schnitt mit ziemlicher Sicherheit operiren. Mit einem allenfalls zu flauen Negativ kann der Lichtdrucker sich durch Kopiren in schlechtem Licht und unter Papier leicht helfen; mit einem harten und zu kräftigen aber, welches sehr starkes Licht braucht, sehr oft nicht, denn dieses steht ihm nicht immer zur Verfügung, während er jenes unter allen Umständen sich schaffen kann. 60 Der Lichtdrucker behandle also vor allem immer die Negativ- frage als das Alpha und das Omega des Verfahrens und scheue keine Zeit und keine Arbeit, welche in dieser Beziehung zu- weilen von Nöthen sein mag. Ein vorzügliches Negativ ist mehr als die halbe Arbeit und verhütet hundert Unregelmässigkeiten und daraus erfolgende Unsicherheiten und Enttäuschungen. Es bildet mit einem Worte das Fundament, auf welchem alles Uebrige sich aufbaut, so dass alle nachfolgende Mühe und Sorgfalt sehr oft verloren ist, wenn sein Charakter den Anforderungen widerspricht oder nicht genügt, die an dasselbe für diesen Zweck gemacht werden müssen. 3. Umkehrung der Negative. Negative für den Lichtdruck haben, neben den besonderen technischen Eigenschaften, in der Hegel noch eine ganz äusser- liche Forderung zu erfüllen. Der Lichtdruck bringt nämlich nach einem auf dem gewöhnlichen Weg erzeugten photographi- schen Negativ die Gegenstände verkehrt, d. h. das Linke nach rechts, das Rechte nach links. In manchen Fällen mag dies gleichgiltig oder unwesentlich sein; sehr oft, ja meistens aber wird sie als ein wirklicher Fehler zu gelten haben. Es gibt nun eine Menge Mittel und Verfahrungsarten, die nöthig werdende Um- kehrung eines Negativs zu bewerkstelligen und zwar kann die- selbe sowohl bei der Aufnahme selbst, als auch nach erfolgter Aufnahme stattfinden. Jene geschieht entweder unter Anwendung von Spiegeln oder Prisma, oder vermittelst Einsetzens der sensiblen Platte mit der Glasseite nach dem Innern der Camera. Die Um- kehrung nach bereits erfolgter Aufnahme kann durch Herstellung eines verkehrten Diapositivs geschehen, von welchem entweder ein zweites Negativ oder eine Pigmentkopie angefertigt wird, oder dieselbe erfolgt durch Abziehen des Collodiumbildes mit Gelatine oder Ledercollodium und Kautschuk, oder auf dem Wege des sogenannten Einstaub Verfahrens. Die ersten vier Umkehrungsarten gehören vollständig in das Gebiet der Photographie. Wir begnügen uns desshalb hier mit wenigen darauf bezüglichen Notizen. Bei Anwendung von Spiegeln oder Prisma ist hauptsäch- lich darauf zu achten, dass bei der Aufnahme alles zu einander aufs Genaueste im Winkel steht und dass die Expositionszeit entsprechend verlängert werde, weil dabei eine starke Reduktion in der Wirkung des Lichtes eintritt. Bei der Methode, welche die Umkehrung des Negativs 61 durch verkehrtes Einsetzen der Platte in die Camera bezweckt, muss natürlich nach erfolgtem Einstellen durch entsprechende Verschiebung der Casette die Differenz ausgeglichen werden, die durch die Dicke des Aufnahmeglases eintritt, damit die Collodium- seite genau in den Fokus trifft; oder es muss die Einrichtung an der Camera getroffen sein, dass die matte Seite der Visir- scheibe nach Aussen eingesetzt werden kann. Die vierte Me- thode vermittelst Diapositivs ist als ein sehr umständliches und zeitraubendes und dabei sehr oft von zweifelhaften Resultaten begleitetes Verfahren nicht besonders zu empfehlen. Wenn die Prismaaufnahme, die wir für die beste halten, aus irgend welchen Gründen ausgeschlossen ist, so erreicht man die Umkehrung immer am sichersten und einfachsten durch Ab- ziehen des Negativs vermittelst Gelatine; denn das Einstaub- verfahren, so sinnreich es an sich ist, erfordert eine so grosse Uebung, Erfahrung und Vorsicht, dass wir dasselbe als die aller- schwierigste Methode auch am allerwenigsten oder nur im Sinne des Versuchs empfehlen mögen. Wir beschreiben zunächst ausführlich das Abziehverfahren mit Gelatine, oder das sogenannte Hautnegativ. 4. Das Hautnegativ. Für diese Umkehrungsmethode eignen sich nur solche Ne- gative, bei welchem das Collodium ohne Albumin- oder Gelatine- unterlage unmittelbar auf das Glas aufgegossen wurde. Das Glas selbst muss (am besten neues) Spiegelglas sein und vor der Aufnahme aufs allersorgfältigste gereinigt und polirt werden, weil an jeder nicht vollkommen reinen Stelle beim Abziehen der Haut das Collodiimihäutchen am Glase hängen zu bleiben droht. Manche empfehlen desshalb nach der sorgfältigen Reinigung des Glases, dasselbe vor der Verwendung noch mit einer sehr dünnen Wachsbenzinlösung zu übergiessen, um das leichte und sichere Ablösen der Haut zu sichern. Das fertig fixirte und wohlausgewaschene Negativ wird mit einer filtrirten Lösung von Gummi arabicum, im Verhältniss von 1 zu 20 Wasser übergossen. Es empfiehlt sich, dieser Gummilösung einige Tropfen einer Chromalaunlösung von 1 zu 60 Wasser beizusetzen. Die Platte wird nun an einem staubfreien Ort frei trocknen gelassen. In diesem Zustand, besonders nach mässiger Erwärmung ist dieselbe zugleich für Graphitretouche geeignet. Farbe hierzu anzuwenden ist nicht rathsam, weil die üblichen Bindemittel derselben die Bildschicht leicht durch- dringen und dieselbe am Glase festkleben machen, so dass beim Abziehen der Haut an diesen Stellen das Collodiumhäutchen auf dem Glase zurückbleibt. Vor dem Uebergiessen des Negativs mit der Abziehgelatinschicht, wird dasselbe massig erwärmt und auf einen wohlnivellirten Dreifuss gesetzt. Ist das Format des Negativs ein ziemlich grosses, so ist es besser, noch eine schwach erwärmte Unterlagsplatte zu verwenden, damit sich das dünne Negativglas nicht unter seinem eigenen und dem Ge- wicht des Gelatineaufgusses gegen die Ränder zu biegt und die Schicht abfliessen oder ungleich sich anhäufen macht. Die Gelatinelösung ist folgendermaassen zusammengesetzt: 100 weisse Gelatine 100 Alkohol 400 gewöhnliches Wasser 15 Glycerin. Die Mischung muss vor dem Aufgiessen gut erwärmt, filtrirt und blasenfrei sein. Zur Aufbewahrung überschüssiger Schicht thut man wohl daran, derselben einige Tropfen Karbol- oder Salicylsäurelösung zuzusetzen, um die rasche Schimmelbildung zu verhüten. Die Schicht wird reichlich, am besten von der Mitte aus, aufgegossen und vermittelst eines Stückchen Filtrirpapier von etwa 4 Cm. im Geviert nach den Rändern hin ausgebreitet. Das Papierchen lässt man zuvor bis zur Hälfte Schicht an- saugen, mn Verletzungen des Negativs und Blasenbildung zu verhüten. Um ferner der Gefahr des Ueberfliessens der Schicht an den Rändern zu begegnen, ist es gut, letztere zuvor mit Talg oder Fett einzureiben. Was die zu verwendende Quantität der Schicht anbelangt, so darf dieselbe je nach der Grösse des Bil- des das Negativ 1 — D /2 Millimeter hoch bedecken. Ist die Schicht nach allen Seiten ausgebreitet, so lässt man sie erkalten und erstarren und stellt das Negativ sodann, mit der Schichtseite nach aussen, zum Zweck der völligen Austrock- nung in einem trockenluftigen und staubfreien Raum in einiger Höhe senkrecht an eine Wand. Anwendung von künstlicher Wärme zur Beschleunigung des Trocknens der Schicht ist ge- fährlich, da sie leicht ein Reissen und Platzen der Haut zur Folge hat. Nur bei kalter und feuchter Jahreszeit muss natürlich Zimmerofenwärme zu Hilfe genommen werden. Im Sommer ge- nügen in der Regel bei freiem Trocknen 2 — 3 Tage. Sobald sich die Schicht überall trocken anfühlt, übergiesst man dieselbe entweder kalt mit dünnem Rohcollodium, oder leicht erwärmt mit gewöhnlichem Negativglanzlack. Auch Matt- lack kann nach Umständen hierzu angewendet werden, sei es 63 zum Zweck bequemeren Retouchirens oder um ein sehr durch- sichtiges Negativ im Allgemeinen etwas undurchsichtiger zu machen. Derselbe muss aber, wie jeder Mattlack kalt auf- getragen werden. Collodium so wie Lack haben den Zweck, die Gelatinehaut gegen die Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit abzusperren und etwa nöthige Retouchen zu erleichtern. Bevor man nun dazu schreitet, die Schicht vom Glase abzulösen, kann es niemals schaden, wenn man dieselbe zuvor in einem Keller oder an irgend einem andern feuchten Ort eine Stunde oder zwei stehen lässt, damit sie, für den Fall dass sie zu spröde geworden sein sollte, wieder einige Geschmeidigkeit gewinnt. Das Sprödewerden der Gelatinehaut stellt sich be- sonders gerne dann ein, wenn sie zum Zweck des Lackirens erwärmt worden ist. Nachdem man vermittelst kleiner Probeeinschnitte am Rand des Negativs sich vergewissert hat, dass die Haut sich leicht und ohne spröde Brüche zu bekommen vom Glase löst, durch- schneidet man mit einem scharfen Messer den Rändern entlang die Gelatineschicht nach allen vier Seiten und hebt sie, ohne zu unterbrechen, von der einen zur andern Ecke in der Dia- gonale vom Glase weg. Ist dies geschehen, so legt man die Haut bis zu ihrer völligen Austrocknung und damit sie keine Wellen und Falten bekommen kann, unter leichter Beschwerung in ein Buch mit glattem Papier, welches zugleich auch am besten zu ihrer zukünftigen Aufbewahrung dienen kann. Nöthigwerdende Retouchen werden besser vor dem Abziehen vorgenommen und zwar am sichersten mit Graphit. (Siehe unter dem Kapitel N egati vretouche.) Ein in die Augen springender Vorzug dieser Hautnegative ist ihre Unzerbrechlichkeit; die Schärfe mit welcher sie kopiren, sowie die Leichtigkeit ihrer Aufbewahrung bei wenig Raum. Nichtsdestoweniger ist für die Zwecke des Lichtdrucks ein Glas- negativ stets vorzuziehen. Eine dem oben beschriebenen Verfahren sehr verwandte Abziehmethode ist die vermittelst eines Ueberzugs der Negative von Kautschuk und Ledercollodium. Das unlackirte Negativ wird erst mit einer Kautschuk- lösung 1 : 5 übergossen, getrocknet und sodann mit Collodium in nachfolgender Zusammensetzung übergossen: 50 Alkohol 4 Wolle 50 Aether 2 Ricinusöl. Nach abermaligem Trocknen an den Rändern durchschnitten, 64 lässt sich die durch den Ueberguss gebildete Haut leicht, be- sonders unter Eintauchen in Wasser, vom Glase ablösen. Diese Häute sind allerdings rascher hergestellt als Gelatinehäute, da Kautschuk und Collodium rascher als diese trocknen; sind aber wegen ihrer geringen Dicke und ihrer Neigung sich zusammen- zuziehen, für Lichtdruck weniger praktikabel als Gelatinefolien. Es erübrigt nun noch der Vollständigkeit wegen, das Wesentliche über die vierte Negativumkehrungsmethode, das Einstaub verfahren mitzutheilen. 5. Das Einstaubverfahren. Wäre das Einstaub verfahren nicht bis zur Stunde ein so sehr schwieriges und darum noch halb problematisches, so könnte man dasselbe in vielen Beziehungen als die für die Zwecke des Lichtdrucks vorzüglichste Methode zur Umkehrung der Negative bezeichnen. Denn nicht allein, dass diese selbst damit erzielt wird, das Verfahren gestattet auch eine beliebige Verviel- fältigung der Negative selbst und legt es in die Hand des Operateurs, denselben einen willkürlich veränderten Charakter zu verleihen; dieser Vortheil wäre besonders wichtig bei Negativen, die entweder nicht für den Lichtdruck berechnet waren oder aus irgend welchen Gründen nicht nach den Anforderungen desselben hergestellt werden konnten. Dem Wesen nach beruht das Verfahren auf derselben Grundlage, wie der Lichtdruck, nur dass dabei die, in Gegen- wart von Chromsalzen durch Lichteinwirkung verminderte Eigenschaft der Klebrigkeit die Bolle spielt, welche im Lichtdruck der Aufquellbarkeit der dazu verwendeten orga- nischen Substanz zufallt. Aus diesem Grunde gibt man statt Gelatine oder Albumin, gummihaltigen Substanzen im Einstaub- verfahren den Vorzug. Zu empfehlen ist nachfolgende Gummi- chromatmischung : 1100 Wasser 25 weisser Zucker 50 Gummi arabicum 5 Glycerin 50 Dextrin 15 Ammon, bichrom. 10 Honig 50 Ammoniak. Wenn alles gelöst und die Mischung filterirt ist, wird eine Spiegelplatte mit derselben übergossen und im Trockenofen ge- trocknet. Die Platte muss zum Kopiren erwärmt werden. Zu diesem Zweck ist es sogar gut, wenn das Negativ und das Spiegelglas des Kopirrahmens ebenfalls temperirt sind, weil die 65 erkaltete Schicht sonst leicht am Negativ hängen bleibt. Das Kopiren beansprucht im Schatten selten mehr als 1 / i Stunde, sehr oft weniger. Man kopirt kurz, wenn man ein kräftiges Negativ erzielen will, und lang, wenn man ein weicheres Bild bezweckt; denn langes Kopiren vermindert die Klebrigkeit der Schicht und demzufolge die Neigung derselben, das Einschwärz- pulver festzuhalten. Zur Entwickelung des Bildes legt man die noch warme oder aufs neue erwärmte Platte mit der Schichtseite nach oben auf ein weisses Papier. Zum Einstauben darf nur die vorzüg- lichste und feinste Sorte sibirischen Graphits verwendet werden. Es ist für alle Fälle gut, denselben vor dem Gebrauch in Alko- hol abzureiben und nach dem Trocknen abermals zu pulveri- siren. Man beginnt nun vermittelst eines weichen, möglichst breiten Dachshaarpinsels vom Rand der Platte aus den Graphit über dieselbe auszubreiten. Natürlich muss diese Operation bei gelbem Lichte vor sich gehen, um eine allgemeine Härtung der Schicht durch den Einfluss des Tageslichts während des Ein- staubens zu verhüten. Ist die Entwicklung des Bildes vollendet, so wird dasselbe fixirt. Dies kann auf zweierlei Art geschehen. Entweder durch Uebergiessen der Platte mit einer Mischung von 90 Alkohol und 10 Salzsäure; nachfolgendes Auswaschen in frischem Wasser, Trocknen und Lackiren gleich einem gewöhnlichen Negativ, oder durch Ueber- giessen des eingestaubten Bildes mit sehr dünnem Rohcollodium und Auswässern der Schicht, bis dieselbe weiss erscheint. Nach dem Trocknen wird die Platte ebenfalls lackirt und zwar je nach Bedürfniss glänzend oder matt. Eine zu kurze Exposition erkennt man daran, dass sich die Platte zu rasch und zu allgemein einschwärzt. Es ist in diesem Falle gut, dieselbe bei starker Erwärmung zu entwickeln. Zu lang exponirte werden umgekehrt sehr langsam zum Vorschein kommen; dürfen also unter Umständen kalt entwickelt werden. Es leuchtet ein, dass bei diesem Verfahren dem Operateur der grösste Spielraum gelassen ist zu beliebiger Gestaltung des Bildes, dass aber ebenso die penibelste Reinlichkeit, Akkuratesse, grosse Gewandtheit und Erfahrung erforderlich ist, um in dem- selben mit einiger Sicherheit brauchbare Resultate zu erzielen. Allgeyer, Lichtdruck- V erfahren. 5 66 C, Die Druckplatte. • I. Die Glasplatten. Im Lichtdruck dürfen sowohl für Negativ wie für Druck- platte nur Spiegelgläser angewendet werden. Jede andere Sorte unterliegt — von ihren sonstigen Nachtheilen abgesehen — , während des Kopirens oder Drückens stets der Gefahr des Zerspringens. Auf die Anwendung von Zinktafeln statt der Spiegel platten, als Träger der Chromat- oder Bildschicht, werden wir in einer besondern Abhandlung im Anhang zu sprechen kommen. Für Druckplatten können zwar ebenfalls Tafeln von ge- wöhnlicher Glasdicke gebraucht werden, doch sind für die eigentliche Praxis, wenigstens da wo Schnellpressendruck mit im Spiele ist, dickere Glassorten nicht nur zweckmässiger, sondern erforderlich. Die Dicke derselben sollte nicht unter 4 und nicht über 9 Mm. betragen. Kann nun auch im Lichtdruckverfahren jedes beliebige Plattenformat angewendet werden, so ist cs für einen geregelten Geschäftsbetrieb doch vorteilhafter bestimmte Grössen einzu- halten. Es empfehlen sich folgende Druckplattenformate: 25 : 36 Cm. für Visitenkarte, Doppelt-Cabinet, und Folio (20 : 25 Bildgrösse) 36 : 50 Cm. für Royal (30 : 42 „ ) 50 : 65 „ „ Imperial (42 : 56 „ ) 60:85 „ „ Facsimile (50:75 „ ) Es kann als eine Materialverschwendung erscheinen, unter Umständen für ein einzelnes Visitenkarten bild eine Platten- grösse von 25:36 Cm. verwenden zu müssen. Der Vortheil aber, dasselbe in den besten Kern der Schicht kopiren zu können, und die Annehmlichkeit, besonders für den Handpressen- drucker beim Einwalzen des Bildes über einen reichlichen Plattenrand zum Ansetzen der Walzen verfügen zu können, ist so wichtig, dass die an sich unerheblichen Materialkosten dabei gar nicht in Betracht kommen. Gebrochene Platten sollten nur Wiederverwendung finden, wenn sie dem nächstfolgenden kleineren Format angepasst werden können. 67 2. Reinigen der Spiegelplatten. Vorbedingung alles Gelingens im Lichtdruck ist eine vor- züglich gereinigte Druckplatte. Bei neuen Gläsern verursacht das Reinigen derselben nicht die geringsten Schwierigkeiten. Nachdem eine massige Abrundung der Ränder vorausgegangen ist, werden dieselben mit 1 Spiritus 1 Salmiakgeist 2 Wasser vermittelst des Filter- oder noch besser sogenannten Josephpapiers unter Zusatz von Putzkreide gereinigt und polirt und können als zur Präparation tauglich gelten, sobald der warme Hauch auf der Platte überall ruhig und gleichmässig wieder verläuft. Schwieriger und umständlicher ist die Reinigung von bereits gebrauchten Druckplatten. Dieselben müssen erst und vor allem wieder von der Gelatineschicht befreit werden. Hierzu können verschiedene Mittel angewendet werden. Nämlich Schwefelsäure 1 : 3 oder eine starke Lösung von Laugenstein (Aetznatron) mit Zusatz von gelöschtem Kalle. Für erstere Lösung verwendet man am besten Holzküvetten, welche im Innern mit einem Mantel von Blei ausgefüttert sind. Für die Aetzlauge dienen starke Holzkufen. Je wärmer diese Lösungen angewendet werden, um so rascher und sicherer ist ihre Wirkung. Im Winter ist es des- halb durchaus nöthig, dass sich dieselben in einem temperirten Raume befinden, weil die Lösungen gänzlich zu wirken auf- hören, wenn sie unter einen gewissen Wärmegrad heruntersinken. Dieselben müssen natürlich von Zeit zu Zeit verstärkt oder ganz erneuert werden. Um die gleichmässige Wirkung der Lösung auf die ganze Oberfläche der zu reinigenden Druckplatten zu sichern, müssen zwischen je zwei Platten beim Einlegen derselben Holz- oder Bleistreifen gelegt werden, damit die Flüssigkeit überall frei durchspielen kann. Am besten lässt man die Platten über Nacht darin liegen. Wo die Gelatine sich noch nicht freiwillig vom Glas gelöst haben sollte, muss dieselbe durch eine Bürste völlig entfernt werden. Die besten und dauerhaftesten Bürsten hierzu sind solche von Messingdraht, da letzterer weder rostet noch irgendwie das Glas angreift. Sind die Gläser von Gelatine frei, so spült man sie zunächst in frischem Wasser ab und stellt sie zum Ablaufen desselben zur 5 * 68 — Seite. Bevor sie jedoch von selbst trocknen, ist es besser, die- selben mit Filterpapier (nicht in Seife gewaschenen Tüchern) trocken zu reiben und zur eigentlichen Reinigung und letzten Politur bereit zu stellen. Arbeitet man mit exponirter Albuminunterschicht und es erweist sich, dass dieselbe von der Säure nicht vollständig ge- löst ist, so legt man die Platte entweder nochmals in die Küvette zurück, oder sie muss vermittelst Lappen direkt mit Schwefel- säure 1 : 2 behandelt, abermals mit frischem Wasser abgewaschen, getrocknet und dann erst polirt werden. Arbeitet man aber mit Wasserglasvor- oder Unterpräparation, so wird man dieselbe in der Regel trotz des Bürstens noch an vielen Stellen auf der von der Gelatine befreiten Platte haftend finden. Die Entfernung derselben kann nun auf verschiedene Art er- folgen, je nachdem man mit blanken oder mattgeschliffenen Druckplatten zu operiren vorzieht oder gewohnt ist. Im Ganzen hat sich beim Wasserglasverfahren mehr und mehr die mattgeschliffene Druckplatte eingebürgert; nicht sowohl wegen der grösseren Haltbarkeit der Schichten, als weil das Mattiren der Gläser den Vortheil gewährt, verkritzte und darum im polirten Zustand unbrauchbare Druckplatten wieder brauchbar resp. verwendbar zu machen. , Durch das Mattiren derselben werden die Kritzer nämlich wirkungslos und unschädlich. Bei matten Gläsern entfernt man das Wasserglas leicht und einfach dadurch, dass man vermittelst einer zweiten Druck- platte unter Zusatz von Wasser und feinstem Schmirgel, wie bei der Operation des Mattschleifens der Gläser, unter kreis- förmiger Bewegung der obern Platte, die Wasserglasschicht entfernt. Auf diese Weise sind jeweils zwei Druckplatten in wenigen Minuten schichtfrei gemacht und können, gut abge- waschen und getrocknet, die letzte Politur mit dem Putzballen empfangen. Bei blanken, nicht mattirten Spiegelplatten muss die Wasser- glasschicht vermittelst des Putzpulvers und verdünnter Salz- säurelösung durch Putzballen von Leinewand oder Waschleder entfernt werden. Ist dies geschehen und die Platte abge- waschen und getrocknet, so folgt die eigentliche, oben beschriebene Reinigung und Politur derselben. Nach derselben versäume man nie die angedeutete Probe vermittelst des warmen Hauchs. Man stelle oder lege sich die gereinigten Platten immer so zu recht, dass die gute, cl. i. kritzer fr eie Seite derselben, durch- 69 gehends nach einer Seite sieht, damit man dieselbe nicht beim Präpariren immer erst zu untersuchen braucht. Die Präparationen. Die Druckplatte hat bei allen Methoden mindestens zwei Präparationsstadien durchziimachen. Da die Bildschicht resp. Chromatgelatine, unmittelbar auf die Spiegelfläche des Glases aufgetragen, weder der starken und fortgesetzten Friktion beim Einwalzen des Bildes zu widerstehen vermöchte, noch die fort- dauernde Anstrengung unter dem Reiber- oder Cylinderdruck aushielte, ja in der Regel schon beim ersten Druck ihre Ab- schähmg von der Unterlage erfolgen würde, so bedarf es eines Bindemittels, welches lediglich und allein die Aufgabe hat, das Festhalten der Gelatine- oder eigentlichen Bildschicht am Glase zu bewerkstelligen. Diese Unter- oder Bindeschicht heisst man I. Die Vorpräparation. Wie wir bereits aus der Geschichte des Lichtdrucks wissen, gibt es nunmehr zwei Arten der Vorpräparation. Die erste, ihrem Zweck in der Hauptsache vollkommen entsprechende Methode von J. Albert, auf Grundlage einer exponirten Unter- schicht, ist zwar inzwischen fast ganz verdrängt worden; den- noch geben wir hier die Beschreibung derselben und zwar nicht allein der Vollständigkeit halber, sondern weil das neuere Ver- fahren mit Wasserglas doch gelegentlich noch aus wenig oder nicht völlig erforschten Ursachen da und dort, mindestens zeit- weise, zu versagen scheint. Da mag denn schlimmsten Falls das alte Verfahren wieder seine Dienste thun, das, wenn auch etwas umständlicher, bei richtiger Behandlung immer sichere Resultate verbürgt. a. Die exponirte Vorpräparation. Man bereitet sich folgende Mischung und filtrirt durch ein feines und reines Mousselin: I. 300 Albumin 300 Wasser 50 Ammoniak ferner löst man in der Wärme II. 10 Gelatine 300 Wasser 10 Kali bi chrom. filtrirt durch Papier und mischt die beiden Lösungen, jedoch 70 so, dass der Wärmegrad von Lösung II nicht über 26° R. beträgt, weil Albumin bei höherer Temperatur koagulirt. Im Dunkeln aufbewahrt, hält sich diese Mischung längere Zeit, zersetzt sich aber schliesslich freiwillig, auch bei Absperrung des Lichts, was sich an ihrer braunen Färbung erkennen lässt. Alsdann ist es geratlien, eine frische Mischung zu bereiten. I)a dieselbe, besonders bei niederer Temperatur, alsbald zu Gallerte erstarrt, so setzt man sie zur Präparation und während derselben in ein Wasserbad von nicht mehr als 30° und er- wärmt ebenso die bereitstehenden, wohlgereinigten Spiegelgläser im Trockenofen auf 25° R. Hat man einen Trockenofen mit Unterlagsplatte und ist dieselbe zu heiss, so hilft man sich leicht durch Unterlegung von Kartons. Die Temperatur des Lokals in welchem präparirt wird, sollte ebenfalls nicht weniger als 18° haben. Man setzt das Nivellirgestell in eine Küvette von Blech und zwar so, dass einer seiner drei Füsse links, die andern zwei rechts beim Manipuliren zu stehen kommen, hält ferner das Abtropfgestell (Plattenbock) in der Nähe und einen Abstaub- pinsel von Dachshaar bereit. Man nivellirt nun unter der Wasser wage eine beliebige Spiegelplatte übers Kreuz und setzt nun die erste zu präpa- rirende Druckplatte an Stelle derselben, auf den Nivellirständer. Nachdem man die Spiegelfläche zuvor mit dem Abstaubpinsel gereinigt und sich überzeugt hat, dass die Schicht vollkommen blasenfrei ist, giesst man am linken Rand der Platte entlang, jedoch nicht zu weit aussen und nicht aus der Höhe, sondern nahe der Platte, ein reichliches Quantum von Schicht auf. Die Ausbreitung der Schicht über die- ganze Oberfläche der Platte kann vermittelst des flachaufgelegten Zeigefingers der rechten Hand geschehen, indem man gleichzeitig mit der linken Hand die Platte langsam auf der einen Seite hebt, damit die Schicht in der Richtung fliesst, in welcher man präparirt. Ist die ganze Oberfläche der Platte mit derselben bedeckt und die Ränder bestrichen, so fasst man dieselbe in der Diagonale und lässt durch rasches Aufheben den Ueberschuss der Schicht nach einer Ecke in die Küvette oder ein bereitstehendes Ge fass ab- fliessen. Nun stellt man die Platte zum völligen Abtropfen und Trocknen auf den bereitstehenden Bock. Die abfliessende Schicht muss, bevor sie aufs neue ver- wendet wird, erst wieder auf 25 0 erwärmt und durch ein reines Tuch filtrirt werden, wobei Blasenbildung zu verhüten ist. 71 In dieser Weise fahrt man mit der Präparation der übrigen bereitstehenden Druckplatten fort. Es ist noch zu bemerken, dass die Berührungspunkte der trocknenden Platten mit den Rippen des. Trockengestells mög- lichst isolirte sein sollten, damit dieselben nicht der ganzen Kante entlang anziehen und durch Adhäsion Unreinigkeiten auf- saugen können. Man verhütet dies am bestSn, indem man statt breiter gerippter Brettchen blos schmale gerippte Leisten ver- wendet. Bei entsprechender Zimmerwärme trocknen die Platten rasch und gleiclnnässig auf. Bei zu niedriger Temperatur zeigen sich in Folge zu rascher Erstarrung der Schicht gern eine Menge Streifen in der Richtung des Ablaufs. Sind dieselben aber nicht sehr auffallend, so haben sie keine direkt nachtheiligen Folgen. Ist die Trocknung vollkommen erfolgt und kann nicht sofort zur Belichtung der Schichten geschritten werden, so ist es rathsam, dieselben in irgend einer Weise, z. B. durch Ver- hängung mit schwarzen Tüchern, vor unregelmässiger Einwirkung des Lichts zu schützen. Zur Exposition, welche im Winter im erwärmten Raum und nicht im Freien geschehen sollte, breitet man auf einer Tischfläche, die keinerlei Feuchtigkeit enthalten darf, eine Lage schwarzen Tuches aus und legt nun die präparirten Platten mit der Schichtseite nach unten auf dem Tische aus. Man ver- säume dabei nicht, mit einem feuchten Tuche die obere Glas- seite von allen etwa daran haftenden Schicht- oder Schmutz- flecken zu reinigen. Zur Kontrole der Belichtung setze man in dem gleichen Lichte das Photometer aus. Ueber die Verwendung und Behandlung desselben sei hier noch folgendes mitgetheilt. In Geschäften, in welchen der gewöhn- liche photographische Kopirprozess nebenhergeht, setzt man als sensiblen Kontrolstreifen ein Stückchen frischbereiteten Chlor- silberpapieres ein, wobei nur zu beachten ist, dass die Albumin- seite nach aussen, d. h. unmittelbar unter die Skala des In- struments zu liegen kommt. Wo nun kein Chlorsilberpapier zur täglichen Verfügung steht, verwendet man statt desselben besser chromirtes, gutgeleimtes, weisses Papier von glatter Textur. Zu diesem Zwecke hält man eine Chromkalilösung 1:30 bereit, welche lange dienen kann, badet vermittelst völligen Unter- tauchens mehrere Blatt Papier der* Reihe nach einige Minuten und trocknet dieselben im Dunkeln. Dieses Papier soll, im Finstern 72 und trocken auf bewahrt, mehrere Wochen gut bleiben; jedenfalls dient es bei solcher Vorsicht acht Tage mit Sicherheit, Die Lichtempfindlichkeit desselben ist der des Chlorsilberpapiers gleich. Je nach der Präparation, für weiche die Unterschicht berechnet ist und wie sie in den nächstfolgenden Kapiteln des Nähern beschrieben werden sollen, exponirt man die Vorpräparation auf die Zahl 10 — 13 des Photometers, d. h. so, dass diese Zahl weiss im tonigen Grund lesbar ist. Man hüte sich nur, dabei zu häufig bei vollem Tageslicht nachzusehen, weil das Papier dadurch im Ganzen nachdunkeln unddieBeurtheilungdesKopirgrads schwierig und unsicher machen würde. Es gibt auch eine mechanische Probe zur Prüfung des genügenden Grads der Belichtung. Man feuchtet am Band der Platte mit benetztem Finger eine kleine Stelle der Schicht und ritzt mit dem Nagel scharf in dieselbe ein. Bleibt nun unter mässig starkem Beiben mittelst des Daumens der Nagelritz scharf stehen, während doch dabei die Oberfläche der Schicht noch etwas klebrig wird, so ist die Belichtung gut. Löst sich aber die Schicht noch bis aufs Glas, so dass der Nagelkritzer un- deutlich wird, so ist die Belichtung noch zu kurz; löst sich die Schicht gar nicht mehr, bereits zu lang. Auch das Auflegen eines Streifens schwarzen Papiers am Band einer Platte kann zur Unterstützung der rein optischen Kontrole dienen, um bei Entfernung des Papiers den Grad der Nachdunkelung oder Bräunung der Schicht sicherer schätzen zu können. Nach beendigter Belichtung werden die Platten, je nach ihrer nächsten Bestimmung, entweder im Auswaschapparat bis zur Entfernung aller Chromsalze ausgewaschen und getrocknet, oder, wenn sie sofort zur Verwendung kommen, kurz in einem warmen Bad ausgewaschen oder auch sofort trocken mit der Bildschicht übergossen. Nähere Angaben hierüber bringen die Abhandlungen über die Mittel- und eigentliche Bildschicht, b. Vorpräparation mit Wasserglas. Während das Verfahren mit Wasserglas in der Schätzung von Vielen das Ansehen geniesst, ein geradezu unfehlbares Mittel zum Haftenmachen der Gelatine am Glas zu sein, haben Andere dasselbe nur mit wechselndem oder gar keinem Erfolg angewandt und häufig ihre Versuche in dieser Bichtung wieder eingestellt. Selbst in Anstalten, in welchen dasselbe sich längere Zeit bewährt hatte, wurden vorübergehend Störungen in diesem Verfahren bemerklich, welche zum mindesten den Beweis dafür lieferten, dass die Bedingungen noch nicht allgemein bekannt oder über- haupt wohl noch zu wenig erforscht und festgestellt sind, unter welchen das Wasserglasalb mnin mit voller Sicherheit seinen Dienst thut. Nach der Ansicht Vieler, welcher auch wir uns anschliessen, hängt das Gelingen dieses Verfahrens keineswegs allein von den dabei verwendeten Materialien und deren Mischungsverhältnis zu einander ab. Es scheint vielmehr eine kaum noch zu verkennende Thatsache zu sein, dass die Beschaffenheit der Bäumlichkeiten, in welchen das Verfahren ausgeführt wird, eine wichtige Rolle in demselben spielt. Dem Verfasser ist z. B. genau bekannt, dass in einer sehr namhaften Lichtdruckanstalt, trotz aller auf- gewendeten Mühe und zahlloser Versuche mit Materialien, welche j anderorts die besten Resultate ergaben, es bis zur Stunde nicht } gelungen ist, irgend eine Sicherheit in das Verfahren mit Wasser- glasalbumin zu bringen. Ja selbst Druckplatten aus Anstalten, in welchen mit vollem Erfolg mit Wasserglas gearbeitet wird, f versagten in diesen Räumen, wenn nicht am ersten, doch sicher ! am zweiten Tag. Es muss dabei bemerkt werden, dass die Arbeitslokale sich durchweg in feuchten Erdgeschossen befanden. Eine zweite, nicht minder angesehene Anstalt, in welcher das Wasserglasverfahren längst mit bestem Erfolg angewandt worden war, musste bei ihrer Uebersiedelung in ein neuerbautes Lokal, in welchem Laboratorium und Druckerei ins Souterrain verlegt wurden, die Erfahrung machen, dass das Verfahren plötz- | lieh für mehrere Monate, allen Versuchen zum Trotz, vollständig : versagte. Gewisse Lokale und offenbar Feuchtigkeitsverhältnisse scheinen also auf das Verhalten des Wasserglasalbumins einen direkt störenden Einfluss auszuüben. Desgleichen dürfte der Wechsel der Witterung und der Jahreszeiten nicht ohne Ein- wirkung dabei sein und zeitweise Unregelmässigkeiten in diesem Verfahren erklären. Dies alles zusammengehalten, wird die Ansicht rechtfertigen helfen, dass bei Wahl und Einrichtung eines Lokals für Licht- druck einige Vorsicht empfohlen werden müsse, wenn damit auch keineswegs gesagt sein soll, dass die jeweilige Beschaffen- heit des Wasserglases selbst nicht von Bedeutung für das Ver- fahren sein könne. Es gibt offenbar Sorten dieses Materials, die für den Lichtdruck ganz unbrauchbar zu sein scheinen. So lange die wissenschaftliche Forschung nicht durch genaue Ana- lysen die für die Zwecke des Lichtdrucks geeignetste Zusammen- 74 Setzung und Darstellungsweise desselben festgesetzt hat und die photographische Spezialchemie sich derselben annimmt, wird vor- erst immer wieder die Praxis entscheiden müssen, was gut oder unbrauchbar ist. Bei dem Massenverbrauch in diesem Artikel und der damit zusammenhängenden fabrikationsmässigen Her- stellung desselben im Grossen für Zwecke von sehr wenig diffi- ciler Natur dürfte die Grossindustrie wohl schwerlich jemals Veranlassung nehmen, bei dem verschwindend geringen Bedarf für Lichtdruck die Fragen zu berücksichtigen, die uns hier beschäf- tigen. So bleibt vorerst der beste Rath der, ein für gut befun- denes Wasserglas in grösstmöglicher Menge aufzukaufen, da die Konservirung desselben bei geeigneter Aufbewahrung in gut- schliessenden Gefässen keine Schwierigkeiten macht und der Bedarf sowohl als der Preis des. Artikels eiu verhältnissmässig geringer ist. Erfahrungsgemäss als die beste Sorte hat sich im Licht- druck das gewöhnliche syrupartige Natronwasserglas bewährt. Ueber das beste Mischungsverhältnis desselben mit dem Albumin schwanken die Ansichten und Angaben ebenfalls in nicht unerheblichen Differenzen. Am verbreitetsten ist nach wie vor die alte von Husnik zuerst publizirte Vorschrift von 8 Wasserglas 7 Albumin 9 — 10 destillirtes Wasser. Dr.Schnauss empfiehlt bei gleichen Verhältnissen blos 8 Theile Wasser, Andere weichen noch stärker in der ganzen Zusammen- setzung davon ab, wie denn Prof. Husnik in der Folge selbst uns persönlich eine Mischung von 4 Wasserglas, 8 Wasser und 10 Albumin vorschlug, die in der That vollkommen befriedigende Resultate ergab. Es dürfte sich daraus fast ergeben, dass das Mischungsverhältniss an sich gar nicht das Entscheidende im ganzen Verfahren ist, sondern vielmehr die Verfahrungs- und Behandlungsweise bei einer überhaupt geeigneten Sorte von Wasser- glas. Vor allem ist es gut, die Mischung unter Zusatz von einigen Tropfen Salmiakgeist, tüchtig zu Schnee zu schlagen, vor der Verwendung einen halben Tag alt werden zu lassen und gut durch Papier zu filtriren. Der Filter muss stets zuvor mit destillirtem Wasser gefeuchtet Averden, damit bei dem häufig nötliig werdenden Wechsel nicht zu viel Flüssigkeit verloren geht. Aelteres, selbst bereits übelriechendes Albumin scheint eben so gut, wo nicht besser, als ganz frisches zu sein. Dagegen erhält sich die Mischung selbst nur kurze Zeit brauchbar und geht gewöhnlich schon am zweiten Tag in sulzigen Zustand über. 75 Man timt (lesshalb gut daran, stets den ganzen Vorrath von verfügbaren Platten der Reihe nach zu präpariren und dies um so mehr, als sich dieselben durch das Alter nicht zu verschlechtern, sondern eher zn verbessern scheinen. Jahr und Tag aufbewahrte Platten ergaben noch überraschende Beweise von Haltbarkeit. Hie äusserlichen Vorbereitungen zur Präparation sind die- selben, wie bei der erstbeschriebenen Methode mit Belichtimg, nur dass weder eine direkte Erwärmung der Schicht, noch der Platten vorausgeht, sondern die einer normalen Zimmerwärme entsprechende Temperatur für dieselben genügt. Hie Präparation selbst erfordert dagegen in einer gewissen Beziehung grössere Vorsicht und Akkuratesse. Vor allem darf man mit der Schicht nicht sparen wollen, denn die Ausbreitung derselben über die ganze Oberfläche der Platten vermittelst der Finger oder Papierstreifen ist nicht sehr räthlich. Es ist besser, eine reichliche Menge von Schicht in der Mitte des Glases auf- zugiessen und dieselbe durch entsprechendes Neigen der Platte sieh freiwillig ausbreiten zn lassen, was durch zeitweises Anhauchen des Glases sehr begünstigt wird. Bei dünnen Spiegelplatten oder nicht abgeschliffenen Rändern bietet diese Art der Prä- paration keinerlei Schwierigkeiten; weit eher bei dicken, stark abgefasten Hruckplatten. Hier verfährt man besser, indem man die Schicht an der linken Seite des Glases entlang aufgiesst und vermittelst einer, auf einen Bogen von starkem Eisendraht (Fig. 14) aufgespannten Schnur oder Harm- saite unter leichtem Neigen der Platte, stetig und ohne Unterbre- chung nach dem andern Rand hin ausbreitet und nur zum Schluss die Ränder des Glases mit Schicht bestreicht. Alsdann fast man die Platte ebenfalls in der Hiago- nale und lässt den Ueberschuss der Schicht rasch nach einer Ecke abfliessen und stellt zum Trocknen auf den Bock. Auch liier gilt, wie bei der vorher beschriebenen Präparation, dass der Abguss nicht sofort wieder verwendet werden darf. Man lässt ihn am besten direkt in einen Trichter mit Filter abfliessen und überzeugt sich vor dem Wiedergebrauch immer, ob sie voll- ständig blasenfrei ist, wie man denn auch nie versäumen darf, etwa an der Platte anhaftende Stanbtheile vor dem Aufgiessen der Schicht mit dem Staubpinsel zu entfernen. Figur 14. 76 Es gibt noch eine dritte Methode der Präparation stark- abgefaster, dicker Spiegelplatten, welche in sehr rascher und sicherer Weise zu operiren erlaubt. Dieselbe ist ähnlich dem Silbern von Collodiumplatten in flachen Schalen. Es bedarf hierzu einer sehr ebenen Schale von Glas, Porzellan oder Gutta- percha. Nachdem man sie wohl gereinigt hat, giesst man von der Präparationsschicht soviel in dieselbe, dass der Boden gerade reichlich bedeckt ist, setzt sodann an der gegenüber befindlichen Langseite der Schale, dicht an einem Rand derselben, die zu präparirende Druckplatte senkrecht ein, mit der zu präpariren- den Seite gegen sich und lässt nun die Platte stetig und all- mählich unter Vermeidung jeder Unterbrechung in der Schale vollständig nieder. Hierbei ist zu beachten, dass nur soviel Flüssigkeit in der Schale sich befinden darf, dass dieselbe durch das Volumen der eingetauchten Druckplatte nicht zu hoch steigen und über die Rückseite des Glases hinwegfliessen kann. Man lässt die Platte schliesslich ganz los, fasst dieselbe an den gegenüberliegenden zwei Ecken, erhebt sie rasch, indem man nach einer Ecke abfliessen lässt und stellt sie zum Trocknen auf den Bock. Vor Einsetzen einer zweiten Platte entferne man stets die durch das Aufheben der Platte etwa entstandenen Luftblasen mit den Fingern oder Filterpapier, ergänze durch zeitweises Nachgiessen das verminderte Quantum von Schicht, oder erneuere sie vollständig, während die gebrauchte inzwischen wieder filtrirt. Wir haben bei abgefasten Plattenrändern auf diesem Wege stets die tadellosesten Unterschichten erzielt. Indessen gibt es in Präparationsfragen überhaupt keine absolut gütigen Vor- schriften. Die Methode, in welcher man sich einmal eingeübt hat, ist durchschnittlich gerade gut genug. Die einzige wirk- lich schlechte und nie taugende Präparations- oder Manipulations- weise ist diejenige, die ohne die nöthige Aufmerksamkeit und Sauberkeit vorgenommen wird. Die Hauptsache ist stets, dass man damit seinen Zweck erreicht; das dabei angewendete Mittel ist immer nur von sekundärem Werth. Ist die Präparation aller Platten beendigt und hat man dieselben an einem staubfreien, trockenen und temperirten Ort gesichert, so versäume man nie alle dabei in Verwendung ge- wesenen Gläser, Schalen, Trichter u. s. w. sofort sorgfältig von allem anhaftendem Wasserglas zu reinigen, bevor dasselbe fest- trocknen kann. Die präparirten Schichten lässt man am besten bis zum 77 folgenden Tag frei austrocknen. In der Art, wie diese Trock- nung vor dem Auswässern der Vorpräparation vor sich geht, scheint das eigentliche Geheimniss des Gelingens zu liegen. In Lokalen oder zu Zeiten, in welchen die Feuchtigkeit eine unge- wöhnliche Rolle spielt, thut man desshalb gut daran, die Platten, sobald dieselben ein durchweg schwachopalisirendes Aussehen erlangt haben, in einem gutverschlossenen Kasten zu verwahren, auf dessen Boden sich eine Blechschale mit Chlorcalcium be- findet.*) Nachdem die Platten so mindestens 12 Stunden ge- trocknet haben, spült man sie mit nicht zu kaltem Wasser, ent- weder unter einem Krahnen oder in einer Schale, unter starkem Bewegen tüchtig ab und stellt sie zum abermaligen Trocknen auf den Bock. Bei glänzenden Spiegelplatten hat die Scliicht nach dem Auswässern im trockenen Zustand ein leicht opali- sirendes Aussehen. Dieselben sind nun zur Aufbewahrung oder nachfolgenden Präparation fertig. Nach dem Auswaschen nicht mattirter Platten zeigen sich hin und wieder scharfkantig ausgesprungene Stellen in der Schicht, an welchen das pure Glas zum Vorschein kommt. Diese rühren entweder vom ungenügenden Reinigen des Glases, nachträglicher Berührung oder noch nicht vollständigem Trockengewesensein der Schicht her. Ein kurzes Erwärmen der Platten vor dem Auswaschen ist desshalb nicht ohne Vortheil. Zum Zweck der Aufbewahrung legt man die Platten unter Vermeidung jeder Reibung entweder mit Filtrirpapiereinlagen übereinander, noch besser aber stellt man sie aufrecht in einen jverschliessbaren Kasten mit gerippter Rückwand. Will man aber mit ganz besonderer Vorsicht beim Trocknen sowohl als beim Aufbewahren der Platten verfahren, so setzt man in den Aufbewahrungsraum eine offene Blechschale mit Chlorcalcium, tun die Schichten gegen alle Feuchtigkeitseinflüsse zu sichern. 2. Die Mittel- oder Zwischenschicht. Die Mittel- oder Zwischenschicht findet nur Anwendung Im Verfahren mit exponirten Unterschichten. Dieselbe trägt zur Herstellung des Bildes nichts bei. Sie soll den doppelten *) Bachrach (Phot. Arch. 1879) empfiehlt wohl aus denselben Gründen ehr sofortiges Trocknen des Wasserglasüberzugs in einem Trockenkasten hei 65 u C., wodurch das Eiweiss in einer halben Stunde koagulii’t und ein sofortiges Präpariren mit der Gelatineschicht gestatten soll. 78 Zweck erfüllen, einerseits das Haften der Ober- oder Bildschicht während des Drückens noch mehr zu sichern, andererseits gleich- sam als Feuchtigkeitsraum für die Bildschicht zu dienen, um eine grössere Anzahl von Abdrücken ohne jedesmalige Nach- feucht ung zu erzielen. Beim Schnellpressendruck sind beides Fragen vom grössten Werthe. Der erste Zweck, die grössere Haltbarkeit, wird zweifels- ohne bei exponirten Unterschichten durch Anwendung einer Zwischenschicht gesichert und gesteigert. Die sehr chromhaltigen eigentlichen Bildschichten gehen natürlich weniger leicht eine Verbindung mit der Unterschicht ein, d. h. sie verwachsen viel schwerer mit derselben, als eine Zwischenschicht, welche bei ihrem viel geringerem Gehalt an Chromsalzen auch die klebenden ursprünglichen Eigenschaften des Leims in höherem Grad be- sitzt und bewahrt. Die zweite Voraussetzung dagegen ist von sehr problematischer Natur. Nach unserer Ansicht und Ueber- zeugung hängt die Eigenschaft einer Druckplatte, viele und gleichmässige Drucke zu liefern, ohne eine jedesmalige Wieder- feuchtung nach jedem Drucke nöthig zu machen, nicht von der Quantität der in der Druckschicht an sich enthaltenen Feuch- tigkeit, sondern vielmehr von der richtigen Beschaffenheit der Druckoberfläche ab. Diese wird aber lediglich von den Vor- zügen des Negativs einerseits, und andrerseits von dem rich- tigen Kopirgr ad im Verhältnis zur Dicke der Chromatschicht bestimmt. Der aus der Anwendung einer Zwischenschicht erwachsende einseitige Vortheil grösserer Haltbarkeit wird im Grossen und Ganzen so ziemlich wieder durch die progressiv sich steigernden Schwierigkeiten aufgewogen, welche nothwendig mit einer Prä- paration mehr Zusammenhängen müssen. Wir werden dieselbe desshalb in aller Kürze behandeln und dagegen alle Sorgfalt auf die Ausführung des Kapitels über die eigentliche Bildschicht verwenden, in welchem zugleich die Behandlung der Chromat- geiatine und ihre Anwendung des Näheren beschrieben werden soll. Die Zwischenschicht hat folgende Zusammensetzung: 100 Gelatine 150 Alkohol 1200 — 1800 Wasser*) 5 Glycerin 5 Kali bichrom. Wenn die im nächstfolgenden Kapitel beschriebene „nasse Präparation" angewendet werden soll, bei welcher die Unter- *) 1200 Gr. Wasser für nasse, 15 — 1800 Gr. für trockene Präparation. 79 schiebt erst in warmem Wasser gebadet wird, so darf die Ex- position der letztem auf die Zahl 13 des Photometers gesteigert werden. Für die „trockene Präparation" genügt eine Belichtung auf die Zahl 11 — 12. Die Zwischenschicht wird bei trockener Präparation ziem- lich dünn aufgetragen; bei Anwendung der nassen Präparation lässt man dieselbe unter entsprechender Drehung und Neigung der Platte nach allen vier Ecken ablaufen, bis sie eigentlich zu tropfen auf hört und trocknet bei circa 3G 0 R. Soll die Zwischenschicht alsbald nach dem Trocknen verwen- det werden, so muss sie vor der Behandlung mit der dritten Schicht im abgekühlten Zustand einige Sekunden zum Zweck einer leichten Härtung, jedoch nicht von der Rück-, sondern der Schichtseite in zerstreutem Licht exponirt werden, weil sie sonst unter dem Aufträgen der nachfolgenden Schicht sich wieder vollständig auflösen würde. Besser ist es, wenn man dieselbe 24 Stunden ruhen lässt, weil in der Chromatschicht in dieser Zeit schon eine genügende freiwillige Zersetzung vor sich geht, welche ihre Löslichkeit vermindert und die leidige Exposition überflüssig macht. Sollen Platten mit Zwischenschichten zum spätem Auftrag der Bildschicht auf bewahrt werden, so müssen sie nach Ver- floss von 24 Stunden gut ausgewaschen und frei getrocknet werden. Ohne diese Vorsicht würden dieselben sonst, auch ohne Mitwirkung des Lichts, sich vollständig zersetzen und verhärten, so dass sie alle Eigenschaft verlören, noch eine Verbindung mit einer weitern Chromatschicht einzugehen. Reichlich ausgewaschen dagegen können solche Platten noch nach Wochen gute Dienste t-hun. 3. Die Bildschicht. Bezüglich der Mischungen der Chromatschichten ist das Entscheidende bei denselben stets das Gewichtsverhältniss der Gelatine zur Gewichtsmenge der hinzugefügten Chromsalze. Der Gehalt an Wasser bleibt innerhalb gewisser Grenzen relativ gleiehgiltig und ist in erster Linie von der Präparationsart ab- hängig, die bald eine dünnere, bald eine dickere Konsistenz des Präparats wünschenswerth oder zweckmässiger erscheinen lässt. Nur bei übertriebenen Verhältnissen spielt die Menge des hin- zugefügten Wassers bezüglich der grösseren oder geringeren Korn- bildung der trocknenden Schicht eine eigentliche oder bemerk- liche Rolle. An und für sich hat das Wasser nur die Aufgabe, das Aufträgen der Gelatine auf irgend eine Unterlage zu er- möglichen. Dasselbe verdunstet beim Trocknen derselben fast vollständig wieder und lässt nur das Gemenge von Gelatine und Chrom salzen auf dem Träger derselben, der Glasfläche, zurück. a. Bereitung der Chromatgelatine. Ist die Frage der zu verwendenden Gelatinesorte in irgend einer Weise entschieden (s. unter Leimprobe) und will man zur Bereitung einer Chromatschicht schreiten, so setzt man der ab- gewogenen Menge derselben die, vermittelst einer Glasmensur ebenfalls abgemessene Menge frischen Brunnenwassers hinzu und lässt über Nacht aufquellen. Es ist zwecklos, für die Bereitung oder die Aufbewahrung der Chromatschichten die leicht zerbrechlichen und an der Hitze leicht zerspringenden Einsatzgläser zu verwenden. Wohlver- zinnte Blech- oder Zinkgefässe thun, reinlich gehalten, genau dieselben Dienste und haben den Vorzug der Unzerbrech- lichkeit. Ist die Gelatine aufgequollen, so darf ihre Erwärmung und Flüssigmachung niemals über einer direkten Flamme erfolgen, son- dern es muss hierzu stets das sogenannte Wasser- oder MarLen- bad angewendet werden, d. h. das Gefass, in welchem sich die Gelatine befindet, wird in ein zweites, grösseres Gefäss mit Wasser eingesetzt, durch dessen Erhitzung alsdann die Lösung der Gela- tine erfolgt. Inzwischen wiegt man das geeignete Quantum von Chrom- salzen ab, zerreibt dieselben in einer Glas- oder Porzellanreibscliale zu feinem Pulver und setzt sie unter Umrühren der flüssig- gewordenen Gelatine hinzu. Das doppeltchromsaure Ammoniak oder Ammon bichrom. hat das schwerer lösliche doppeltchromsaure Kali im Lichtdruck- verfahren mehr und mehr verdrängt. Es ist lichtempfindlicher, bietet seiner grösseren Löslichkeit wegen den Vortheil, dass die Gelatine eine höhere Gewichtsmenge desselben, ohne die Gefahr des Auskrystallisirens, in sich aufzunehmen vermag und wäscht sich aus demselben Grunde rascher und leichter wieder aus als das schwererlösliche Kali. Gegenüber diesen Vortheilen kann sein etwas höherer Preis kaum noch bei der Frage seiner aus- schliesslichen Anwendung ins Gewicht fallen. Seine etwas geringere Beständigkeit macht es aber rathsam, dasselbe stets in gut- schliessenden Gelassen aufzubewahren. Indessen gibt es auch Solche, welche das Ammon bichrom. gerade seiner rapideren Wir- kimgen wegen fürchten und demselben nach wie vor das weniger empfindliche Kaliumbichromat vorziehen. Die Erhitzung der chromhaltigen Gelatinen im Wasserbad sollte nicht länger dauern, als zu ihrer vollständigen Lösimg er- forderlich ist. Nach Eder genügen hierzu 5 — 10 Minuten bei einer Temperatur von 40—50° C. oder 32 — 40° R. Wenn er dabei gleichzeitig die Annahme mancher Andern bestreitet, dass die Steigerung dieser Wärmegrade die Löslichkeit der Schicht | selbst bei kurzer Einwirkung schon beeinträchtigen könne und angibt, dass selbst eine Erhöhung der Temperatur bis auf 65° R. bei niedriger Zeitdauer unschädlich sei, so beweist diess nur, wie wenig dabei ein allzu ängstliches Verfahren noth thut, wenn | auch hier, wie überall, Maass und Ziel an ihrem Platze sind. Ist die Erwärmung genügend erfolgt, so beginnt man mit der Filtration der Schicht, welche stets durch Papierfilter zu geschehen hat. Hat man einen Filtrirapparat, so ist dieses : Geschäft dadurch wesentlich erleichtert. Indessen erzielt man ; auch ohne einen solchen bei öfterem Wechsel des Filters unter ; Umgiessen der erkaltenden und Nachfüllung wärmerer Schicht das gewünschte Resultat, nur muss man dabei ebenfalls die i Vorsicht anwenden, das Filter stets zuvor mit destillirtem Wasser anzufeuchten, damit nicht zu viel Flüssigkeit von der : Chromschicht verloren geht. Es erübrigt noch, über die Aufbewahrungsart und die Halt- i barkeit der erkalteten gelatinösen Chromatschichten das Nöthige zu sagen. Erstere muss vor allem unter Ausschluss des Tages- j lichts geschehen; denn ist dieses auch wirkungslos auf die er- wärmte flüssige Chromgelatine, so gilt dies bereits nicht mehr, sobald die Schichten in gallertartigen Zustand übergegangen sind. Allein auch bei vollständigem Ausschluss alles nachtheiligen Lichtes erfolgt allmählich freiwillig ihre Zersetzung. Der erste Gewährsmann in diesen Fragen, Dr. J. M. Eder, sagt hierüber: „Es genügt, Chromatgelatine bei gewöhnlicher Temperatur in feuchtem, gelatinirtem Zustand einige Tage liegen zu lassen, um ihr die Löslichkeit in heissem Wasser zu nehmen. Schon bei zwölfstündigem Feuchtbleibcn ist die Zersetzung merklich. Sen- sibilisirte Pigmentpapiere, welche so lange feucht bleiben, geben schlechte Bilder. Bei Lichtdruckplatten kommt die Erscheinung des Unlöslichwerdens viel später zur Geltung, weil die Schichten ihr Aufquelhmgsvermögen nicht in demselben Maasse verlieren, wie ihre Löslichkeit in heissem Wasser.“ Trotz dieses charakteristischen, für den Lichtdruck wich- Allgeyer, Lichtdruck-Verfahren. ß 82 tigen Umstands, dürfte es doch als Fingerzeig gelten, dass man seine Chromschichten nicht in allzu grossen Mengen an setzen und aufbewahren, sondern fleissig frische Mischungen verwen- den soll. b. Die trockene Präparation. Der Unterschied zwischen der trockenen Präparation und derjenigen, welche wir die nasse nennen, besteht darin, dass die eigentliche Bildschicht (oder auch die Mittelschicht) aufge- tragen wird, ohne dass die Vorschicht oder Vorpräparation zu- vor warm gebadet wird. Die trockene Präparation kann für beide Unterschichten mit gleichem Erfolg dienen, ist die häutigst angewendete und hat den weitern Vorzug, dass sie für jede Art von Trockenofen gleich praktikabel ist, was von der nassen Präparation keines- wegs gesagt werden kann. Diese hat beim Trocknen vermittelst ■ Unterlagsplatten erhebliche Uebelstände im Gefolge, weil durch die unmittelbare Berührung mit der Unterlage die Chromat- schicht durch Adhäsion leicht absorbirt wird. Da wir nun bei Beschreibung der trockenen Präparation zunächst Trockenöfen mit erhitzten Unterlagsplatten im Auge haben, so bemerken wir vor allem, dass die Chromatschichten dafür zur Erleichterung der Manipulationen stets etwas dünn- flüssiger verwendet werden müssen, als für die nasse Präpara- tion. Während bei letzterer das meist übliche Verhältniss der Gelatine zum Wasser 1:12 ist, erweist sich für die trockene Präparation die nachfolgende Mischung als zweckdienlich: 100 Gelatine 1500 Wasser 30 Ammon bichromat. Bevor zur Präparation geschritten wird, erinnere man sich folgender Punkte: 1. man kontrolire die Ofenplatte auf ihr Niveau unter der Wasserwage und ebenso unter dem Thermometer auf ihren Wärmegrad. Derselbe soll nicht mehr als 45 P. (56 C.) und nicht weniger als 36 B. (45 C.) anzeigen. 2. man setze das Nivellir- oder Präparirgestell zurecht, den einen Fuss desselben linker Hand, zwei zur rechten und nivellire ebenfalls. Man stelle dasselbe stets auf ein Blatt weisses Papier, um die gleichmässige Ver- theihing der gelben Chromatschicht besser beurtheilen zu können. 3. man halte Staubpinsel und eine Glasmensur bereit, zum 83 Abmessen der Schicht und ebenso kleine Filterpapiere, um vor dem Einlegen der Platten in den Ofen etwaige Luftbläschen in der Schicht entfernen zu können. Man kann hierzu auch ein Holzstäbchen von sehr weichem Holz mit feiner Spitze verwenden. 4. Halte man den Präpärirbogen bereit. Nun lege man die, nach irgend einer der beschriebenen Metho- den vorpräparirten Spiegelplatten zu ihrer Erwärmung, Platte an Platte, in den Ofen und prüfe ferner, ob die im Wasserbad wohl- erwärmte Chromatschicht vollkommen flüssig und blasenfrei ist. Es stellt sich zuweilen bei derselben ein schaumartiges Aussehen und durchgehendes Perlentreiben ein. Dies rührt entweder von zu vielem Umrühren, oder noch öfter von zu starker Erwär- mung her und muss durch Ruhenlassen erst verschwunden und die Schicht in der Durchsicht vollkommen klar geworden sein. Wurde dieselbe nicht gerade neu angesetzt und war sie schon filt- rirt, so ist es nicht nöthig, dies abermals zu thun. Manohe sind gewohnt, aus der filtrirt vorräthig gehaltenen Schicht sich das un- gefähr erforderliche Quantum heraus zu stechen und dann flüssig zu machen. Es ist aber besser, den ganzen Vorrath in dem Gefäss, in welchem er sich befindet ins Wasserbad zu bringen, weil im ersten Fall leicht die obenerwähnte Blasen- und Schaumbildung eintritt, indem sich Luft in den allmählich schmelzenden Gallert- stücken fängt. Ebenso begünstigt nochmaliges rasches Filtriren durch Tücher diese Schaumbildung. Vorausgesetzt, dass die vorräthige, bereits filtrirte Schicht staubfrei und in sehr reinen Gefässen, wie sich’s gehört, aufbewahrt wurde, ist Nachfiltriren überflüssig und kann die Schicht, richtig erwärmt und flüssig ge- macht, ohne weiteres wieder verwendet werden. Man vermeide auch hier zu starke und anhaltende Erwärmung, besonders in offenen Gefässen und zwar aus verschiedenen Gründen. Es schadet dies der Löslichkeit und Aufquellbarkeit der Gelatine und tritt dabei auf der Oberfläche derselben leicht störende Hautbildung ein. Um sowohl diese, als auch die Verdunstung der Schicht während ihrer Erwärmung und zugleich den Zutritt von Staub zu verhüten, ist es stets gut, das Gefäss zu bedecken, in welchem sie sich befindet. Man unterlasse dabei ein häufiges und starkes Umrühren der Schicht, da auch dieses nur zur Blasenbildung beitragen kann. Staub und Blasen aber sind die geschworenen Feinde des Lichtdrucks. Ein besonderer und keineswegs gering zu schätzender Vor- theil der trockenen Präparation besteht nun darin, dass man’s 6 * 84 vollkommen in der Hand hat, durch Abmessen der Chromat- schicht vermittelst einer Glasmensur auf's genaueste zu bestimmen, wie viel von derselben auf die einzelne Druckplatte zu kommen habe; denn es ist von der grössten Wichtigkeit, wenn zur Her- stellung grosser Auflagen von ein und demselben Gegenstand öfters neue Druckplatten nöthig werden, diese genau so wieder hersteilen zu können, wie diejenige war, nach welcher der rich- tige Kopirgrad bestimmt wurde. Ein dickerer Auftrag von Chromatgelatine braucht nämlich ein längeres, ein dünnerer aber ein entsprechend kürzeres Kopiren. Da nun 15 Kbm. der flüssigen Chromatgelatine 1 Gramm, und 30 derselben 2 Gramm Leim enthalten, so ist das erfor- derliche Quantum von Schicht für jede gleichgrosse Platte leicht und sicher wieder einzuhalten und ebenso leicht für abweichende Grössen zu berechnen. Nimmt man z. B. 30 □ Cm. als Nor- malmaass von Chromatschicht für eine Platte von 25 zu 36 Cm. an, so berechnet sich nach den oben gegebenen Plattenfor- maten das entsprechende Quantum von Schicht leicht durch Multiplikation des Längen- und Breitenmaasses einer Platte und Division der sich daraus ergebenden Summe durch die Zahl 30. Wir erhalten somit für die vorgeschlagenen Formate in aufsteigender Linie die Ziffern 30, 60, 110 und 170 Cm. Chromatgelatine. Man braucht somit diese Maasse nur genau einzuhalten, oder zu vermindern und zu erhöhen, um entweder genau dieselben, oder nach Bedürfniss dünnere und dickere Schichten zu erzielen. Man misst also nach der Grösse der zuerst an die Reihe kommenden Druckplatte in der bereitstehenden Glasmensur das erforderliche Quantum von Schicht ab. Hierbei vermeide man abermals Blasenbildung und zwar, indem man durch entsprechende Gegeneinanderneigung der Gefässe die Schicht an der Innen- wand des Aufgussglases hinuntergleiten lässt. Man behandelt den Aufguss und die Ausbreitung der Schicht, abgesehen von der Art der Vorpräparation, die Wasserglas oder exponirt sein mag, in nachfolgender Weise: Das abgemessene Quantum von Schicht wird dem linken Plattenrand entlang aufgegossen und zwar einige Centimeter von demselben entfernt, damit nichts über denselben hinunterfliessen kann. Bei grösseren Formaten jedoch giesst man nicht sofort alles auf, sondern behält einen Theil der Schicht zum spätem Nach- giessen zurück. Nun vertheilt man die aufgegossene Flüssigkeit in Querrichtung vermittelst des Fingers bis dicht an den linken 85 Rand und seine beiden Ecken hinaus, fasst, wenn dieses geschehen ist, mit der Rechten den Präparirbogen an seinem Griff und setzt die Saite oder den Draht, womit derselbe bespannt ist, dicht vor der also ausgebreiteten Schicht auf der Platte an und hebt diese mit der linken Hand ein wenig empor, so dass die Schicht dadurch nach rechts zu fliessen die Neigung erhält. Bewegt man nun zugleich den Draht ebenfalls langsam und stetig nach rechts, während man die Schicht unter entsprechen- dem Heben und Senken der Platte nachfolgen macht, so wird dieselbe durch Adhäsion stets in der vollen Breite der Glas- fläche nachfliessen. Nur darf das Heben der Platte nie so rasch geschehen, dass die Flüssigkeit über den Draht hinwegfliesst. Man kann, besonders bei grossem Platten, den erforderlichen Fluss der Schicht auch durch Auf- und Niederlassen der linken Stellschraube bewerkstelligen. Diese höchst bequeme und leichte Operationsweise bedarf nur geringer Uebung, um bald zu voller Sicherheit zu führen. Der Draht muss nach jeder Präparation zwischen zwei Fingern abgestreift werden, damit die Schicht nicht daran erstarren und verhärten kann. Hat nun auf diese Weise die Ausbreitung der Chromat- gelatine über die ganze Oberfläche der Platte stattgefunden, so setze man diese in ihr Niveau zurück, um die vollständige Aus- gleichung der Schicht zu bewirken. Zu dieser höchst wich- tigen Operation lasse man sich alle Zeit und alle Ruhe, denn wenn die Zimmertemperatur richtig, d. h. nicht zu niedrig ist und Druckplatte und Gelatine gehörig erwärmt waren, erfolgt die Stockung der letztem keineswegs so rasch, dass man sich zu übereilen braucht. Die geeigneten Temperaturen erkennt man daran, dass von der aufgegossenen Schicht keine stark sichtbaren Dämpfe aufsteigen. Die Schicht wird im Anfang gewöhnlich Neigung zeigen, von den Rändern ab nach dem Innern der Platte zurückzu- fliessen. Es ist dies, gegen die weisse Papierunterlage gesehen, leicht zu beobachten. Plier gilt es nun, so lange nachzuhelfen, bis die Schicht auf der ganzen Platte gleichmässig angenommen hat. Man befördert dies theils durch entsprechendes Heben und Senken der Platte, theils durch direkte mechanische Nachhilfe ver- mittelst eines weichen, wohlgerundet spitzig zulaufenden Stäbchens von Holz, mit welchem man die Schicht an die Kanten der Platte hinausstreift, so lange, bis die allmählich eintretende leichte Stockung der Schicht zu Hilfe kommt und die Gelatine am 86 Glasrand haften macht. Bei stark abgeschliffenen Plattenrändern suche man zu verhüten, dass die Schicht über die Abfasung hinausfliesst, da diese selbst nicht präparirt zu sein braucht und leicht dadurch ein Herunterfliessen der Schicht über die Glas- ränder bewirkt wird. Ist die Ausgleichung gelungen und nirgends eine Blase oder Staubfaser in der Schicht zu entdecken, die man alsdann entfernen muss, so fasse man die Platte von unten mit der flachaus- gebreiteten Hand und bringe sie vorsichtig, unter möglichster Einhaltung ihrer horizontalen Lage, in den Trockenofen zurück, setze eine zweite auf das Nivellirgestell und lehne die Thüren des Ofens ohne Erschütterung zu. Sind alle Platten präparirt und im Ofen untergebracht, so schliesse man denselben mit Vorsicht zu und vermeide, bis zu völliger Trocknung der Platten, im Zimmer unter starkem Auf- treten hin und her zu gehen. Die Zeit, welche zum Trocknen der Platten erfordert wird, schwankt innerhalb der zulässigen Temperatur und je nach dem dickem oder dünnem Auftrag der Schicht zwischen 1 — 2 Stunden. Hat man nicht die Absicht, sofort eine zweite Serie zu prä- pariren, so löscht man nach einiger Zeit die Flamme des Ofens, da es nicht gut ist, die Platten länger der vollen Wärme aus- gesetzt zu lassen, als zu ihrer Trocknung nöthig ist. Zu ihrer Abkühlung unterlegt man die getrockneten Platten entweder mit Karton und lässt sie im Ofen selbst langsam abkühlen, oder bringt sie auf Holzleisten, welche im Innern des Ofens über der Heizplatte angebracht sind (Fig. 1). Ein allzurasches Erkaltenlassen ist nicht anzurathen, da in Folge einer plötz- lichen Reduktion der Ausdehnung des erhitzten Glases ein Ab- springen der Schicht eintreten kann. Beabsichtigt man aber noch- mals zu präpariren, so ist es gut, die Platten in verschlossene Kästen mit Holzrippen zu stellen, in welchen sich durch die Wärmeausströmung derselben eine geeignete, allmählich sich verringernde Temperatur von selbst ergibt und in welchen sie bis zu ihrer Benutzung auch am besten aufbewahrt bleiben. Für Platten, die am selben Tag keine Verwendung finden und sich länger gut erhalten sollen, ist es nöthig, dass im Fond dieser Kästchen sich eine Blechschale mit Chlorcalcium befinde, um alle Feuchtigkeitseinflüsse von der Chromatgelatine fern zu halten, weil hauptsächlich Feuchtigkeit die freiwillige Zersetzung der- selben beschleunigt. Die Platten müssen nur alsdann vor dem Einlegen in die Kopirrahmen kurze Zeit der Zimmerluft 87 ausgesetzt werden, da die konservirende Austrocknung über Chlor- calcium ihre Lichtempfindlichkeit vermindert. Wir haben nun in Bezug auf die trockene Präparation noch die Unterschiede zu beschreiben, welche in der Behandlung ein- treten, wenn man, statt mit erwärmten Unterlagsplatten, mit einem Ofen von anderer Konstruktion, d. h. mit erhitzter Luft arbeitet. Diese Unterschiede sind indess nicht erheblich. Man erwärmt die Platten auf den Nivellirstangen des Ofens, nivellirt dieselben der Reihe nach sorgfaltigst, aber erst wenn die Erwär- mung bereits stattgefunden hat, und beobachtet, dass die fertige präparirte Platte wieder so zu liegen kommt, wie sie nivellirt wurde. Im Uebrigen macht man alle Zurüstungen wie oben, füllt Abtheilung um Abtheilung unter jedesmaligem vorsichtigen Oeffnen und Schliessen der Deckel und kühlt nach dem Trocknen in oben beschriebener Weise ab, oder indem man unter Ein- stellung des Feuers die Platten im Ofen liegen lässt. c. Die nasse Präparation. Wie schon früher bemerkt wurde, eignet sich die nasse Präparation mehr bei Trocknung der Chromatschichten durch erhitzte Luft, als für Trockenöfen mit Unterlagsplatten, weil es unmöglich ist, die Platten so zu präpariren, dass die untere Seite derselben rein und trocken bleibt. In Folge dieses Um- standes tritt häufig das lästige Festpichen der Gläser an der Unterlagsplatte ein. Doch wäre dies noch das geringste Uebel, aber die Leichtigkeit, mit welcher die Schicht durch Adhäsion von den Druckplatten auf die Ofenplatte herabgesogen wird, macht diese Präparationsweise ausser zu einer unsaubern, auch noch zu einer unsichern. Wer also nicht durch erhitzte Luft trocknet, thut besser daran, von vornherein von diesem Ver- fahren abzusehen. Für Wasserglasvorpräparation hat dasselbe ohnehin keinen besondern Werth. Es leistet bessere Dienste bei der exponirten Unterschicht, weil es die Oberfläche der- selben zur Aufnahme der Gelatineschichten günstig vorbereitet. Wie schon bekannt, darf für nasse Präparation die Vorschicht auf die Zahl 13 des VogeFschen Photometers exponirt sem und wird, wenn sie sofort verwendet werden soll, in Wasser von 30° R. gebadet. Es geschieht dies theils zur Entfernung des Kalisalzes in derselben, theils um die Oberfläche geneigter zur Verbindung mit der nachfolgenden Bild- oder auch Zwischen- schicht zu machen. Ist sie bereits mit letzterer belegt und wurde diese nach dem Auswaschen nochmals getrocknet, so badet 88 man für nasse Präparation auch diese mit handwarmen Wasser. Alsdann übergiesst man dieselbe erst mit einem kleineren Quantum von Chromatgelatine 1:12, lässt dieselbe durch Neigen der Platte auf der flachen Hand nach allen Seiten sich ver- breiten und ebenso nach allen vier Ecken wieder abfliessen, bis sie zu tropfen aufhört. Nun giesst man abermals ein ab- gemessenes Quantum von Schicht auf, welches man bei Aus- breitung und Ausgleichung über die ganze Oberfläche vollständig auf derselben zu erhalten sucht, mit andern Worten nichts wieder davon abfliessen lässt. Es leuchtet ein, dass dieses Verfahren weniger sicher ist oder im Manipuliren mehr Uebung fordert, als die trockene Methode. Der Umstand, dass dieselbe in namhaften Anstalten mit Erfolg praktizirt wird, beweist jedoch, dass auch hier ver- schiedene Wege nach Rom führen. Das Aussehen der Platten nach dem Trocknen soll einen ganz gleichmässig milden, nicht spiegelartigen Glanz aufweisen. Den eigentlichen Hochglanz erhalten sie vom Trocknen bei zu hoher oder zu niederer Temperatur. Eigentliches Korn sollen sie jedoch in diesem Zustand auch nicht zeigen. Dasselbe würde auf eine zu dicke Schicht oder auf Zutritt kalter Luftströmungen während des Trocknens zurückzuführen» sein. Besonders wenn sich matte, kreisförmige Erscheinungen, sogenannte Zonen, auf der Oberfläche der Schicht zeigen, dann ist letzterer Umstand mit im Spiel. Treten dieselben nur sehr schwach auf, so machen sie sich im Druck nicht geltend. Zeigt sich kein Fehler im Abschluss des Trockenofens, so kann zu niedrige Zimmer- temperatur während des Trocknens Schuld daran gehabt haben. D. Der Kopirprozess. Die Art der Zersetzung der Chromatgelatine durch das Licht erfolgt je nach den Mischungsverhältnissen derselben in verschiedener Weise. Eine sch wach chromirte Schicht kopirt anders, als eine sehr chromhaltige. Es ist desshalb gut, sich diese Unterschiede von vornherein Idar zu machen, da für be- stimmte Zwecke das Eine oder das Andere bessere Dienste leisten kann. 89 Angenommen, die mit gelber Chromatgelatine belegte Druck- platte sei nichts weiteres als ein gelbgefärbtes Glas, wie es für photographische Dunkelkammern zur Abhaltung der aktinischen Lichtstrahlen angewendet wird, so wird Jedermann einleuchten, dass durch eine schwachchromirte und in Folge dessen hell- gelbe Schicht aktinisches Licht leichter und schneller hin- durchdringen wird können, als durch eine sehr chromhal- tige, somit dunkelfarbigere Schicht; d. h. der Lichtstrahl wird an der Oberfläche der letzteren stärker gebrochen werden, als durch die weniger chromhaltige Schicht. Erwägt man nun, dass diese Schicht kein im Lichte un- veränderliches Glas ist, sondern im Gegentheil in hohem Grade unter seiner Einwirkung sich verändert, d. h. sich dunkel färbt, so leuchtet nicht minder ein, dass die chromhaltigere Schicht, als die lichtempfindlichere, sich rascher und energischer an der Oberfläche bräunen wird, als dies in derselben Zeit bei der minder chromhaltigen der Fall sein wird. Die an sich schon geringere Fähigkeit des Lichtes, in die Tiefe einer chrom- reichen Schicht einzudringen, wird durch die raschere Ver- dunkelung resp. Bräunung ihrer Oberfläche, alsbald noch mehr verringert werden. Daraus erhellt aufs Klarste, dass unter den offenen Stellen eines Negativs die Veränderung einer sehr chromhaltigen Schicht nach der Tiefe hin verhältnissmässig verlangsamt wird, und dass somit an den gedeckteren Stellen des Negativs, also in den Halbschatten und Mitteltönen, das Licht Zeit gewinnt, ebenfalls auf die Oberfläche der Schicht einzuwirken, bevor letztere in den Tiefen, d. h. bis auf das Glas hinunter sich verhärten kann. Umgekehrt wird bei einer chromarmen Schicht das Licht an den offenen Stellen des Negativs längere Zeit in die Tiefe wirken können, während die Mitteltöne Zurückbleiben, weil die Oberfläche der schwächer chromirten Gelatine an und für sich weniger lichtempfindlich ist. Um die Sache kürzer auszudrücken: Man wird mit einer chromreichen Gelatine von demselben Negativ eine weichere Kopie erhalten, als mit einer chromarmen. Da man nun im Lichtdruck nicht leicht über zu viel Mittelton zu klagen hat, dürfte sich eine chromhaltige Kopirschicht für getuschte Töne immer als die bessere bewähren, während nach dieser Theorie eine chromschwache Schicht sich mehr für Liniensachen eignen müsste, bei welchen es sich nur um Herstellung von Schwarz und Weiss und nicht um eigentliche Mitteltöne handelt. Für 90 sein* zartlinige Stiche, oder bei sehr bedeutender Reduktion der Originalgrössen, wird aber auch für diese eine chromreiche Ge- latine wieder mehr zu empfehlen sein. Nachdem dies zur Orientirung vorausgeschickt wurde, be- ginnen wir mit der Beschreibung der Manipulationen beim eigent-. liehen Kopiren. I. Das Kopiren. Nach Oeffnen des Kopirrahmens reinige man vor Allem erst Innen- und Aussenseite des Kopirglases von Staub und allen Unreinigkeiten, alsdann, lege man das Negativ mit der Bildseite nach oben in demselben zurecht, nachdem man sich auch von diesem zuvor überzeugt hat, dass es von Staub oder Schmutz frei und keinerlei Retouchebedürftig sei. Ist dies geschehen, versehe man das Photometer mit einem Streifen frischen Chlorsilber- oder Chrompapier. Arbeitet man mit exponirter Unterschicht, so kann nach obigen Vorbereitungen die Druckplatte sofort in den Kopir- rahmen eingelegt werden. Bei Wasserglasvorpräparation ist es gut und rathsam, dieselbe zuvor von der Rückseite des Glases aus ebenfalls, aber nur einige Sekunden, in zerstreutem Tageslicht zu exponiren. Es trägt dies wesentlich ziun bessern Halten der Druckschicht bei, weil die Chromatgelatine dadurch an den Berührungspunkten beider Schichten im Allge- meinen einen schwachen Grad von ihrer vollen Löslichkeit einbüsst. Ist dies geschehen, so prüft man die Oberfläche der Druckschicht auf ihre Tadellosigkeit. Zeigt sich in derselben irgendwo ein kleiner Fehler, von Staub oder Blasen herrührend, so trachte man die Platte so auf das Negativ zu bringen, dass der Fehler nicht gerade in einen Kopf, oder sonst einen wich- tigen Theil des Bildes trifft imd lasse nun dieselbe mit der Schichtseite nach unten vorsichtig auf das Negativ nieder. Will man die Lage derselben nachträglich nochmals verändern, so hüte man sich sehr, die Platte unmittelbar auf dem Negativ hin und her zu rücken, weil dadurch in letzterem leicht Ver- letzungen herbeigeführt werden könnten. Man hebe die Platte zu diesem Zwecke stets ein wenig in die Höhe und lasse sie wieder auf das Negativ nieder, nachdem man diesem oder der Druckplatte die beabsichtigte veränderte Lage gegeben hat. Nun bedecke man die Rückseite der Druckplatte mit der geschwärzten Kartoneinlage, lege die Rückendeckel darauf und beginne, nachdem man die Spannleisten eingeschlagen hat, ver- 91 mittelst Einschiebnng der Holzkeile mit der Spannung. Man vermeide aber, diese einseitig zu forciren, sondern treibe allmäh- lich und der Reihe nach die Spannhölzer tiefer und tiefer zwischen den Spannleisten und den Rückendeckeln ein, bis sie unter festem Druck nicht mehr nachgeben. Man setze den nunmehr fertigen Kopirrahmen nicht sofort dem Lichte aus, sondern erst, wenn sämmtliche einzulegende Negative und Druckplatten ebenfalls in gleicher Weise fertig gestellt sind, damit für alle ein und dasselbe Photometer zu- gleich zur Kontrole beim Kopiren dienen kann. Sobald dieses nun die niedrigste Zahl aufweist, welche eines der ausliegenden Negative als Kopirgrad erfordert, stürzt man entweder den Kopirrahmen um, dass seine geschlossene Seite nach oben zu liegen kommt, oder, wenn man nicht in demselben Raume kopirt, in welchem die Platten auch gewaschen werden, bringt man die fertige Kopie in das Lokal, in welchem sich der Auswasch- apparat befindet, öffnet den Kopirrahmen, nimmt die Druck- platte vorsichtig heraus und senkt sie unter mehrmaligem Auf- und Abbewegen ins Wasser. In der kälteren Jahreszeit ist bei der Dislokation der Kopir- rahmen vorzüglich Eins zu beobachten, nämlich zu verhüten, dass dieselben nicht aus dem Kalten in einen Raum von wesent- lich höherer Temperatur gebracht werden, weil sich sonst beim Oeffnen der Kopirrahmen Kopirglas, Negativ und Druckplatte alsbald feucht beschlagen, so dass bei einem sofortigen Wieder- einlegen einer zweiten Druckplatte auf dasselbe Negativ die Ge- tahr nahe liegt, dass die Gelatinschicht an dem feuchten Nega- tiv kleben bleibt, wodurch dasselbe unrettbar verderben würde. Desshalb ist es stets das Beste, wenn die Manipulation des Ein- legens, Kopirens, Herausnehmens und Wiedereinlegens der Druck- platten in ein und demselben mässig temperirten Raum vor sich gehen kann. Aus denselben Gründen ist es auch gut, wenn die einzulegenden Druckplatten selbst aus einem wärmeren oder wenigstens nicht kälteren Raum kommen, als deijenige ist, in welchem sie auf das Negativ eingelegt werden. Mit einem Wort, je ausgeglichener die Temperaturen der verschiedenen Räume sind, auf welche sich das Kopirwesen ausdehnt, um so besser ist es für den ganzen Prozess. Kopiren bei sehr niedrigen Kältegraden ist ganz verwerflich, besonders wenn auch noch zum Auswaschen der Druckplatten sehr kaltes Wasser ver- wendet wird. Verfasser hatte Gelegenheit, in dem so sehr und anhaltend kalten Winter von 1879 auf 1880 hierin höchst merk- 92 würdige Erfahrungen und Beobachtungen zu machen. Druck- platten, welche im Freien bei einer Temperatur von 10 bis zu 20 Grad unter Null kopirt und in 5 — 6 Grad warmen Wasser ausgewaschen wurden* zeigten je nach dem Kältegrad, in welchem sie kopirt waren, ein immer mehr verändertes, von dem nor- malen Charakter abweichendes Aussehen. Und wie die Druck- platten, so waren auch die Abdrücke von denselben schliesslich bis zu einem erschreckenden Grad verschlechtert. Schon das unausgewaschene Chromatgelatinebild zeigte nach dem Kopiren eine auffallende Abnahme im Reichthum der Mitteltöne, was im nassen Zustand der Schicht noch deutlicher wurde. Alle Tiefen erschienen nach dem technischen Ausdruck „glasig“, d. h. stark überkopirt, während die Mitteltöne noch tief unterkopirt waren. Die Drucke nach den erprobtesten Negativen erhielten einen zusehends rauheren Charakter und zeigten schliesslich nur noch Schwarz und Weiss. Die bei der höchsten Kälte, d. h. bei circa 20 Grad kopirten Druckplatten hatten besonders im ausgewaschen trockenen Zustand ein selt- sames Aussehen. Mit Mühe war überhaupt noch ein Bild in der Schicht zu entdecken. Gleichzeitig im geschlossenen, erwärmten Raum kopirte und in abgeschrecktem Wasser von 9 Gr. ausgewaschene Druckplatten zeigten dagegen stets den normalen Charakter und ergaben richtige Drucke. Da nach Eder’s Untersuchungen die anscheinend ganz trockene Chromatgelatineschicht durchschnittlich immer noch 17 Prozent Wasser enthält, so dürften die fraglichen Erschei- nungen wohl darauf zurückzuführen sein, dass, wenn die wässe- rigen Bestandteile der Chromatgelatine gefrieren, dieser Um- stand die normale Zersetzung derselben durchs Licht störend durchkreuzt. Bedenkt man ferner, dass eine, selbst nur bei 10 Grad Kälte kopirte Druckplatte, die sodann in 5 Grad warmes Wasser getaucht wird, im Moment des Eintauchens einer Temperatur von 5 Grad unter Null in nassem Zustand verfallt, so ist ein Gefrieren der Gelatine an ihrer Oberfläche nicht nur wahrscheinlich, sondern sicher, denn wenn man die Druckplatte sofort nach dem Eintauchen wieder aus dem Wasser herausnimmt, so liegt auf ihrer Oberfläche eine dünne Eiskruste, die sich in Schiefern von derselben herunterschieben lässt. Ein Kopiren von Druckplatten bei Kältegraden, welche die Gelatine beim Eintauchen ins Wasser der Gefahr der Eis- bildung aussetzen, ist somit jedenfalls verwerflich. 93 2. Das Abdecken der Negative. Hier dürfte zugleich der schicklichste Ort sein, über das sogenannte Abdecken der Negative das Notlüge einzuschalten. Das Abdecken der Negative bezweckt nichts anderes, als die Druckplatte ausserhalb des eigentlichen Bildes vor der Ein- wirkung des Lichtes vollständig zu schützen. Dies ist beson- ders dann erforderlich, wenn der Druck nicht beschnitten und auf Karton aufgeklebt, sondern als Mattdruck fertig von der Presse weg mit säubern Rändern erscheinen soll. Im Licht- druckverfahren ist dies nicht, wie in der Lithographie, durch Präparation der Druckoberfläche zu erreichen, sondern kann nur vermittelst Abdeckung der Ränder während des Drückens, d. li. durch aufgelegte Papierstreifen oder Schablonen von Papier oder dünnem Blech erzielt werden. Hierzu ist nöthig, dass wenig- stens der unmittelbar an das Bild angrenzende Rand weis s druckt. Dem entsprechend muss also der Bildrand des Negativs licht- dicht gedeckt sein. Dies kann nun auf zweierlei Art bewerk- stelligt werden: durch Aufträgen einer Deckfarbe, oder durch Aufkleben von Stanniolstreifen den Bildrändern des Negativs entlang. Bei Abdeckung vermittelst Farbe muss diese die Eigenschaft haben, trotz des dünnen Auftrags gut zu decken. Eine zu dicke Farblage würde die Schärfe der Kopie beeinträchtigen, weil das Anpressen der Druckplatte an das Negativ dadurch erschwert wäre. Es ist zweckmässiger und rathsamer, die Ab- deckung mit Farbe vor dem Lackiren des Negativs vorzu- nehmen. Auf dem Lack aufgetragen, blättert dieselbe gern ab und ist leicht Verletzungen ausgesetzt. Ein vorzügliches Deck- mittel liefert für diesen Zweck feingeriebener Mennig. Die Abdeckung mit Stanniolstreifen erfolgt dagegen stets auf dem bereits lackirten Negativ und wird das Haften derselben am leichtesten erzielt, indem man den Stanniol mit gewöhn- lichen Negativlack bestreicht und die Streifen auf dem Negativ fest anreibt. Man hüte sich dabei nur, besonders wenn das Negativ gleich kopirt werden soll, zu viel Lack anzuwenden. Derselbe würde, da er zwischen Glas und Stanniol schwer trocknet beim Anpressen der Druckplatte an das Negativ herausgequetscht werden und nicht nur jene unbrauchbar machen, sondern auch nach Umständen das Negativ ruiniren. Man lasse den dünn aufgestrichenen Lack besser durch Anziehen erst ein wenig klebrig werden und trage so Streifen um Streifen im genauen Winkel auf das Negativ auf. 94 3. Auswaschen und Trocknen der Druckplatten« Das Auswaschwasser sollte im Winter nicht unter 8 — 9 und im Sommer nicht mehr als höchstens 18 Grad über Null haben, weil eine höhere Temperatur allzu aufweichend, wo nicht auflösend auf die vom Licht verschont gebliebenen Theile der Druckschicht einwirkt. Letzteres ist besonders dann zu be- fürchten, wenn man aus Mangel an einem kühltrockenen Lokal im Sommer vielleicht gezwungen ist, bei 20 und mehr Grad Wärme zu trocknen. In diesem Falle ist es rathsam, die Platten vor dem frei Trocknen mit einem weichen Mousselintuch ab- zutuschen, nachdem man sie zuvor noch in einem Wasser ge- badet hat, welches mit Eis auf circa 8—9 Grad abgeschreckt wurde. Umgekehrt ist es im Winter gut, das Auswaschwasser auf wenigstens 9 Grad zu temperiren, wenn es tiefer stehen sollte. Die auskopirte Druckplatte wird nach dem ersten Ein- tauchen ins Wasser einigemal in demselben auf und nieder bewegt, sodann mit dem weichen Ballen der Hand abgerieben und nun zur völligen Ausspülung der Chromsalze ruhig im Aus- waschapparat stehen gelassen, bis sie ein völlig weisses Aus- sehen gewonnen hat. Im nassen Zustand der Platte verschwindet mit dem Aus- scheiden des Chroms das sichtbare Bild mehr und mehr. Dafür stellt sich ein leichtes Belief in der Druckschicht ein, welches allerdings im nassen Zustand der Platte kaum sichtbar ist und sich zunächst mehr bei direkter Berührung bemerkbar macht. Dieses Belief darf sich im nassen Zustand unter den Fingern nicht hart und scharf, sondern muss sich weich und mollig anfühlen, sonst ist anzunehmen, dass es zu lange kopirt ist. Macht man am Bande der Platte in die vom Wasser auf- gequollene Druckschicht mit dem Nagel einen Kritzer und der- selbe bleibt unter stärkstem Beiben scharf stehen, so lässt sich in der Begel daraus der Schluss ziehen, dass die Schicht richtig am Glase haftet. Verliert aber die Nagelschramme unterm Beiben ihre Schärfe oder löst sich die Schicht neben derselben haut- oder gar teigartig auf, so ist mit Sicherheit anzunehmen, dass sie auch beim Drucken nur kurze Zeit oder gar nicht Stand halten wird. Diese Merkmale gelten besonders für Druck- platten mit exponirten Unterschichten, welche entweder richtig, oder zu lang oder zu kurz exponirt wurden. Bei zu lang ex- ponirten haftet die Vorpräparation noch am Glase und löst sich blos die Gelatineschicht von derselben weg. Bei zu kurz 95 exponirter Unterschicht löst sich diese mit sammt der Bild- schicht vom Glase. Bei Wasserglasvorpräparation ist diese mechanische Probe im vollständig nassen Zustand der Druckplatte nicht immer stichhaltig. Hier ist sie zuverlässiger im halbtrocknen Zustand der Schicht; bleibt dann der Nagelkritzer trotz des heftigen Reibens scharf stehen, so kann angenommen werden, dass die Platte sich auch beim Drucken als haltbar bewähren wird. Erscheint die Platte endlich in der Durchsicht völlig weiss, so kann sie aus dem Wasser herausgenommen werden. Bevor man sie aber zum Trocknen auf die Seite stellt, unterlasse man nicht, sie zuvor noch mit reinem Wasser oder unter einem Wasserstrahl gut abzuspülen und dabei mit dem Handballen abzureiben. Es hat dies den Zweck, alle aus dem Auswasch- wasser sich etwa anhängenden Unreinigkeiten von der Druck- schicht zu entfernen, in welche sie sonst eintrocknen würden. Nun stelle man sie zum ersten Ab tropfen auf den Platten- ständer und wenn dies geschehen ist, zum eigentlichen Trock- nen auf das Wandgestell. Manche ziehen vor, die Druck- schichten unter allen Umständen nach dem Abfliessen des Was- sers vermittelst des Mousselin- oder Josephspapiers abzutuschen. Das dürfte unter normalen Temperaturverhältnissen nichts weiter als ein rascheres Trocknen bezwecken. Dagegen ist dies, wie schon oben angedeutet wurde, von Werth, wenn man im So mm er über kein kühltrocknes Lokal verfügt. In diesem Falle ver- kürzt es die Dauer der Einwirkung einer nachtheilig hohen Zimmertemperatur auf die starknasse Schicht, vermindert also die Gefahr ihrer Verweichung in den hohen Lichtern und die damit zusammenhängende Neigung der Schicht, beim Drucken zu kleben, durch welches das Aufreissen des Papiers und als Folge davon das rasche Verletzen der Druckoberfläche herbeigeführt wird. Aus gleichen Gründen ist ein absichtlich beschleunigtes künstliches Warmtrocknen der Druckschichten stets zu ver- werfen, weil es noth wendig die eben berührten Uebelstände zur Folge haben muss. Das erwähnte Abtuschen der nassen Druckschichten un- mittelbar nach dem Auswaschen derselben muss mit grösster Vorsicht geschehen, da die Oberfläche der Druckplatten im nassen Zustand viel empfindlicher und verletzlicher ist, als wenn sie nach dem Trocknen wieder gefeuchtet wird. Dies gilt doppelt, wenn die Temperatur eine sehr hohe ist. Alle kreis- förmigen Bewegungen und alles direkte Hin- imd Herreiben ist 96 gänzlich zu vermeiden und nur eigentliches Tamboniren, d. h. Auftuschen zulässig. Man fährt damit so lange fort, bis das Relief des Bildes in schönem Matt gleichmässig auf der Ober- fläche der Platte sichtbar wird. 4. Beurtheilung der fertigen Druckplatte. Zur Beurtheilung der fertigen Druckplatten bieten sich so- wohl in dem eben angedeuteten halbfeuchten, als auch in ihrem trocknen Zustand eine Menge bestimmter Anhaltspunkte. Bei sogenannten geschlossenen oder Tonbildern soll im halb- feuchten Stadium der Platten das Bild, gegen das Licht gesehen, in zartem, durchgehendem Matt sichtbar sein. Eigentlich durch- sichtige Stellen, durch welche dahinterliegende Gegenstände in voller Klarheit erkenntlich sind, sollen innerhalb des Bildes nicht Vorkommen. Nun kann aber die Durchsichtigkeit der Druck- schicht eine doppelte Ursache haben. Sie kann daher rühren, dass das Licht an dieser Stelle gar nicht gewirkt hat, wie z. B. an den abgedeckten Rändern. Die Durchsichtigkeit kann aber auch davon herstammen, dass das Licht an manchen Stellen zu intensiv und zu lange eingewirkt hat, also in den tiefen Schatten des Bildes. Man nennt dies, weil die Wirkung bis auf das Glas stattgefunden hat, „glasiges Kopiren“, d. h. die Gelatine ist an diesen Stellen bis auf den Grund gehärtet. Beides soll in einer vollkommenen Druckplatte eigentlich nicht Vorkommen, sondern die tiefen Schatten sollen ein vollkommen undurchsichtiges Matt, die höchsten Lichter einen schwachen Schein von Trübung und überhaupt das ganze Bild ein zart- gekörntes Aussehen haben. Für den getrockneten Zustand der Platten gelten dieselben Merkmale, aber nur in vermindertem Grad. Die Durchsichtig- keit in den höchsten Lichtern und Halbtönen ist etwas erhöht, aber die Mitteltinten und Tiefen müssen trotzdem in vollem Matt sichtbar sein. Am deutlichsten lassen sich bei schiefer Durchsicht die feinsten Modellirungen des Bildes erkennen. Zeigen sich dieselben dabei verflacht, bei starker Trübung der Lichter, so ist der richtige Kopirgrad überschritten. Treten die Modellirungen stark und ohne feine Uebergänge hervor, bei sehr durchsichtigen Lichtern, so ist das Bild unterkopirt. Na- türlich gilt dies alles nur unter der Voraussetzung, dass das Negativ ein für das Verfahren geeignetes war. Das im feuchten Zustand der Schicht sich zeigende zarte Korn muss in der trockenen Schicht für das blose Auge völlig 97 verschwinden. Das Ganze muss einem in Silber getriebenen, übei aus zarten Relief* bild gleichen. Ein für das unbewaffnete Auge in der getrockneten Schicht deutlich erkennbares Korn gibt unschöne, rauhe Drucke und lässt auf eine zu dick auf- getragene oder zu dickflüssige Gelatine schlossen. Auch Zu- tritt kühler Luft während des Trocknens der Chromatschicht im Trockenofen begünstigt eine übermässige Kornbildung in derselben. E. Das Drucken. Obschon das schliessliche Resultat einer Lichtdruckplatte, der Abdruck als solcher, immer wesentlich von den chemi- schen Eigenschaften derselben abhängt, so ist doch das Drucken selbst nichts weniger als eine rein mechanische Sache und stets \ iel dabei in die Hand des Druckers gegeben. Ein erfahrener und besonders auch mit einem gewissen Gefühl für die Sache ausgerüsteter Arbeiter wird daher sehr oft von einer Druckplatte noch ganz Befriedigendes liefern können, wo der Unerfahrene pder Ungewandte sich keinen Rath mehr weiss. Ja nicht selten ist die Erfahrung gemacht worden, dass geübte Steindrucker im Lichtdruck sich weniger bewährten, als Solche, welche als Neu- linge an die Sache herantraten, denn Jenen wird es zuweilen schwer, der Behandlungsart, welche der lithographische Stein \ei langt, sich zu entwöhnen während der Anfänger, sofern er nur Sinn für die Sache und ein bildungsfähiges Auge besitzt, sich alsbald zurecht findet. Die überaus veränderliche und leicht verletzbare Druck- oberfläche eines Gelatinebildes erheischt ein ganz anderes, man darf sagen, zarteres Manipuliren, als der lithographische Stein. Ist dieser einmal zugerichtet, so bietet die Herstellung einer grossen und gleichmässigen Auflage keine besonderen Schwierigkeiten mehi. Im Lichtdruck ist aber gerade die Uebereinstimmung in den Drucken am schwersten zu erzielen, weil je nach dem Kopirgrad und wechselnden Feuchtigkeitsgehalt der Bildschicht ■A-llgeyer, Liclitdruck-Verfaliren, n 98 eine ver s chie de n ar t i ge Behandlung der Druckplatte während des Drückens erforderlich ist. Wir widmen unter den zwei grossen, in sich wiederum ganz verschiedenen Druckgebieten des Hand- und Schnellpressen- druckes das folgende Kapitel zunächst dem Drucken aut Hand- pressen. I. Der Handpresscmlruek. Alle zur Erzeugung eines Abdrucks erforderlichen Funk- tionen werden, mit Ausnahme einer einzigen, an der Hand- presse von dem sie bedienenden Drucker ausgeführt. Diese ein- zige Funktion der Presse besteht in der Ausübung des nöthigen Drucks auf die eingeschwärzte Druckplatte, während dieselbe durch die Presse hindurchgetrieben wird, um die Farbe auf das zu bedruckende Papier abzupressen. Dieser Druck kann sowohl durch eiserne Cylinder, wie durch sogenannte Reiber vermittelt werden. In der Praxis des Lichtdrucks hat man für Handpressen längst dem Reiberdruck vor dem Cylinderdruck den Vorzug gegeben. Nicht nur ist bei jenem ein Zerbrechen der Druckplatte seltener, er gewährt auch den Vortheil, dass die Tiefen des Bildes leichter ausdrucken, weil er dem Relief der Druckplatte sich mehr anschmiegt. Der Reiber ist somit ein sehr wichtiger Bestandtheil der Hand- presse. Er besteht aus einem astfreien Stück Birnbaum-, Ahorn- oder Lindenholz, das nach unten in eine stumpfe Schneide, den eigentlich druckenden Theil des Reibers, ausläuft. Diese Schneide muss selbstverständlich sehr genau gearbeitet sein, um in ihrer ganzen Länge auf die Ebene der Druckplatte einen völlig gl ei chm äs sigen Druck ausüben zu können. Die geringste Vertiefung in derselben würde sich hn Bild als durchlaufender weisser Streifen geltend machen, während eine erhöhte Stelle bei dem zuweilen nöthigen starken Druck, bald eine Verletzung der Gelatineschicht zur Folge haben müsste. Man korrigirt solche Mängel misch wer durch Nachhobeln oder Nachfeilen der Schneide, die man zum Schlüsse noch auf einer Spiegelplatte, auf welcher ein Blatt feines Schmiergelpapier aufgelegt wurde, sanft unter Links- und Rechtsbewegung abreibt. Um den unmittelbaren scharfen Druck dieser Schneide zu mildern, überzieht man dieselbe mit einem Streifen von weichem Kalbsleder, den man unter straffer Spannung an den beiden Seiten des Reibers feststiftet. Um den Druck noch gesclimei- 99 diger zu machen, reibt man dieses Leder mit Talg ein. Auch ist es stets gut nach Maassgabe des jeweils zu druckenden Bildes, zwischen das Leder und den Leiber noch ein doppeltes Kupferdruckpapier einzusetzen, damit der Leiber immer nur in der Breite des Bildes druckt. Die nächste Frage gilt nun der Unterlage und Befestigung der Druckplatte. Dass erstere vollkommen plan sein muss, braucht wohl kaum wiederholt zu werden. Das zweckmässigste dafür ist eine feingehobelte Eisenplatte. Starke Spiegelgläser können unmittelbar darauf befestigt werden, nur muss zu diesem Zweck die Unterlagsplatte übers Kreuz mit je einer Leihe Schraubenlöcher versehen sein, um vier Eisen mit versenkten Schlitzen nach Belieben darauf befestigen zu können. Innerhalb dieser vier Befestigungseisen kommt nun die Druckplatte zu liegen. Dieselben müssen dünner als die Spiegelgläser sein und Flachschrauben gut versenkt sein, damit die Walzen nicht daran Schaden leiden können. Da Glas und Eisen in unmittelbarer Berührung sich schlecht vertragen, ist es stets nöthig, Streifen von Karton, Holz oder Leder zwischen der Druckplatte und den Befestigungseisen ein- zuschieben. Bei dieser Vorsicht kann man die letzteren, nachdem sie festgeschraubt wurden, mit einem Hammer an treiben, ohne befürchten zu müssen, dass das Glas splittert oder springt. Diese sicherste Art der Befestigung ist besonders dann am Platz, wenn mit Abdeckung gedruckt werden soll. Eine zweite Art der Befestigung ist nur dann anwendbar, wenn ausschliesslich mit dünnen Spiegelgläsern gearbeitet wird. Als Unterlagsplatte kann in diesem Fall auch statt einer Eisen- platte ein lithographischer Stein verwendet und auf diesem eine Spiegelplatte festgekittet werden. Die für den Druck bestimmte Platte wird an der untern Glasfläche ringsum mit etwas Wasser befeuchtet und auf der eingekitteten oder festgeschraubten Spiegelplatte kreisförmig I. Befestigung der Druckplatte. Figur 15. haben am be- sten die Form 1 Die Schärfen des Eisens müs- sen überall ge- brochen und die 100 umherbewegt. Durch die Adhäsion des Wassers haften die beiden Spiegelflächen alsbald so fest aneinander, dass Einwalzen und Drucken der Platte ohne Weiteres vor sich gehen kann. Nur muss man vermeiden, zu viel Wasser zu nehmen und die beiden Gläser müssen sehr spiegeleben sein. Will man die förmlich zusammengewachsenen Gläser wieder trennen, so fährt man mit einer dünnen Messerschneide unter eine der Glasecken , und hebt die obere Platte vorsichtig in die Höhe. Zum Drucken mit Abdeckung ist diese Befestigungsweise nicht immer ganz ausreichend und fordert ein häufiges Wieder- zurechtschieben der Druckplatte, weil dieselbe durch die stete Operation des Einwalzens und Drückens sich doch allmäh- lich verschiebt. Bevor man zur Befestigung einer Druckplatte schreitet, sind zwei Dinge stets aufs Gewissenhafteste zu beobachten, wenn man nicht das Resultat der ganzen vorausgegangenen Arbeit aufs Spiel setzen will. Man untersuche genau, ob die untere Glasfläche der Druckplatte und ebenso die Unterlage, auf wel- che sie zu ruhen kommen soll, absolut rein sind, denn das ge- ringste am Glas anhaftende Gelatinepartikelchen oder das kleinste Sandkörnchen auf der Eisenplatte genügen unter Umständen, die Druckplatte beim ersten Gang durch die Presse zu zer- sprengen. Ist nichts in dieser Beziehung versäumt worden, so kann man dagegen sicher sein, dass selbst dünne Spiegelplatten einen verhältnissmässig sehr starken Druck erleiden können ohne zu zerbrechen. Wo eine eiserne Platte als Unterlage dient, lege man unter die Druckplatte stets ein dünnes, weisses Papier, weil sonst auf dem dunkeln Untergrund die Wirkung des Bildes während des Einwalzens nicht zu beurtheilen sein würde. Benutzt man einen lithographischen Stein als Unterlage, so dient die Farbe des- selben statt einer Papierunterlage. Wir gehen nun über zur Beschreibung der 2. Behandlung der Druckplatte. Wie wir bereits wissen, kann eine Lichtdruckplatte nur im gefeuchteten Zustande gedruckt werden. Das Feuchten derselben kann nun in zweierlei Weise bewerkstelligt werden. Es ge- schieht entweder mit purem Wasser, oder mit Zusatz von Gly- cerin, welches bekanntlich die Eigenschaft hat, sehr lange feucht zu erhalten. 101 a. Waschen der Druckplatte. Bei der ersten Methode, dem Waschen der Platte mit purem Wasser, ist die Regel, dass jedesmal nach erfolgtem Druck wieder aufs neue gefeuchtet wird. Die Druckplatten müssen jedoch für diese Behandlung besonders geeignet sein. Dieselben erheischen verhältnissmässig dünne Druckschichten imd stärkeres Kopiren, weil sie sonst leicht überfeucht werden und beim Ein- walzen sich zu langsam erholen. Das Wasser muss sehr rein und immer frisch sein. Be- sonders im Sommer ist es gerathen, dasselbe mit Eis abzukühlen, weil sonst die hohen Lichter der Druckschicht unter dem Ein- fluss der allgemeinen hohen Temperatur bald Noth leiden und leicht ein Festkleben des Papiers an den sich erweichenden Stellen des Bildes eintritt. Das Waschen erfolgt vermittelst eines weichen Schwammes. Derselbe muss* aufs sorgfältigste gereinigt und rein erhalten werden, weil das geringste Sandkörnchen in demselben ausreicht, die Druckschicht mitKritzern zu ruiniren, die sodann weiss drucken. Man nimmt im Anfang das Wasser recht reichlich und setzt unter kreisförmigem Bewegen und leichtem Aufdrücken des Schwammes das Geschäft des Waschens mehrere Minuten fort, bis die Schicht „auf ist.“ Dies will sagen, bis das Relief des Bildes sich unter dem Wasser durchweg weich anfühlt. Wenn dies nicht eintreten will und ein längeres Feuchten sich als nöthig erweist, so ist die Druckschicht entweder schon älter und sehr ausgetrocknet, oder langes Kopiren trägt die Schuld daran. Man hört dann beim kreisförmigen Bewegen des Schwammes ein förmliches Rauschen. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass eine solche Platte nicht druckfähig sei oder werden kann. Für Handpressendruck und besonders für diese Waschmethode ist es sogar besser, das Bild sei etwas über- als unterkopirt. Solche Platten müssen nur zu Anfang einigemal tüchtig gewaschen, gedruckt und wieder gewaschen, wie man sagt, „eingedruckt“ werden, um dann in der Regel eine grössere Auflage guter Drucke zu ergeben, als kurzkopirte Schichten, weil sie sich weniger rasch abnützen. Doch ist natürlich auch darin eine Grenze ge- setzt, die nicht überschritten werden darf. Ist dieses sogenannte „Anwaschen der Platte“ geschehen, so beginnt das subtile Geschäft des Trocknens der Bildschicht. Nachdem man mit dem stark ausgepressten Schwamm den Haupt- überschuss des Wassers entfernt hat, tuscht man sie vorsichtig 102 mit einem weichen Tuch und zum Schluss mit der Trocken- walze ab. Man prüft den richtigen Trocken-, resp. Feuchtig- keitsgrad am besten, indem man mit dem Kücken des Mittel- fingers die Ränder der Platte untersucht. Gleitet man mit dem- selben glatt darüber weg, so ist die Schicht noch zu feucht, leistet letztere Widerstand, d. h. ist sie, was man „zügig“ nennt, geworden, so ist das richtige Stadium zur Einwalzung eingetreten. b. Aetzen der Druckplatte. Unter Aetzen der Druckplatte verstehen wir die Behandlung derselben mit Glycerin, als Zusatz zum Feuchtwasser. Dies bezweckt, das jedesmalige Feuchten und Trocknen der Schicht nach erfolgtem Druck überflüssig zu machen. Der Vortheil, diese zeitraubende Manipulationen immer nur in grösseren Inter- vallen vornehmen zu brauchen, wäre für sich allein schon ein erheblicher Gewinn. Es beruht aber ausserdem darauf die einzige Möglichkeit, das Druckverfahren auf Schnellpressen anzu- wenden. Ohne diesen Vortheil würde man auch an diesen genöthigt sein, nach jedem Druck den Gang der Presse zu sistiren, um das Geschäft des Feuchtens und Trocknens der Platte vor- nehmen zu können, was den Begriff „Schnellpresse“ zu einem höchst illusorischen machen würde. Im Lichtdruck, ähnlich wie im Steindruck das System, der mechanischen, d. h. der durch die Presse selbst besorgten Feuchtung und Trocknung der Platten durchzuführen, dürfte auf nie zu überwindende Schwierigkeiten stossen.*) Der Schnellpressen- druek fordert seiner ganzen Natur nach eine möglichst unver- änderliche Druckoberfläche. Aus diesem Grund ist der, ohne jede Feuchtung vor sich gehende Typen- oder Hochdruck stets dem Wesen der Schnellpresse am konformsten. Schon der Steindruck leistet, trotz seiner hohen Ausbildung und verhältnissmässig sehr konstanten Druck Oberfläche, da er der Feuchtung bedarf, um ein Erhebliches weniger, als der Typendruck. Ungleich schwieriger noch stellt sich die Aufgabe für den Lichtdruck. Bei dem ebenso empfindlichen, wie höchst veränderlichen Charakter seiner Druckoberfläche, werden die Ansprüche an seine Leistungen in dieser Richtung stets auf ein gewisses Maass beschränkt bleiben müssen. Der zum mechanischen Feuchten und Trocknen einer zarten Gelatinehaut erforderliche Apparat würde ein so komplicirter, *) J. Albert hat dieses im Prinzip verlockende Problem wiederholt in Angriff genommen, aber trotz aller Mühen und Opfer jedesmal wieder erfahren müssen, dass Theorie und Praxis zweierlei Dinge sind. 103 dabei in sich selbst wieder durch die mitspielende Feuchtigkeit veränderlicher sein, dass die für die Gleiclnnässigkeit der Drucke überaus nÖthige konstante Beschaffenheit der Druckfläche weit eher dadurch gefährdet, als gesichert wäre. Glycerin ist aber seiner ganzen Natur und Wirkung nach ein so beständiges Feuchtungsmaterial, dass in der Möglich- keit seiner Verwendung allein schon die halbe Gewähr für den gewollten Zweck liegt- Es ist denn auch in der That schon öfter gelungen, von Lichtdruckplatten, welche mit Glycerin behan- delt wurden, ohne Wiederfeuchtung mehrere Hundert gleichmässiger Drucke zu erzielen. Ist diese Ziffer auch nicht immer eine so hohe und bedarf die Platte häufig nach 30 — 40 Drucken wieder der Feuchtung, so liegt doch in diesen Resultaten der Beweis für die praktische Ausbildungsfähigkeit und Verwerthbarkeit des Verfahrens. Man muss sich nur darüber Idar sein, dass der alles bestimmende Faktor dabei immer die Druckplatte selbst ist. Besonders spielt der Kopirgrad eine wesentliche Rolle bei dem höhern oder niedrigeren Ergebniss einer jedesmaligen Feuch- tung vermittelst Glycerins. ” Für die Handpresse ist die Behandlung der Druckplatten mit Glycerin gewöhnlich mehr für Mattdruck, als für Kreide- druck geeignet, der in der Regel mit oder ohne Glycerinzusatz die jedesmalige oder wenigstens öftere Feuchtung fordert, weil die Kreideschicht in der verhältnissmässig sehr langen Zeit, welche sie beim Handpressendruck auf der Druckplatte liegt, zu viel Feuchtigkeit aufsaugt. Auf der Schnellpresse dagegen fällt bei der Raschheit des Druckes dieser Uebelstand weg. Was die Mischungsverhältnisse der Aetzflüssigkeit betrifft, so sind dieselben eigentlich keine feststehenden, weil die Beschaffen- heit der Druckplatte sehr oft ein Mehr oder Weniger von Glycerin oder Wasser fordert. Auch empfehlen sich ferner zu derselben Zusätze von solchen Stoffen, welche die Neigung haben, feucht zu halten, oder Feuchtigkeit aus der Luft anzuziehen, z. B. Chlor- natrium (Kochsalz), Chlorcalcium, unterschwefligsaures Natron etc. Zum Durchschnittsgebrauch kann folgende Lösung ver- wendet werden: 500 Glycerin 15 Chlornatrium oder 500 Wasser 15 unterschwefligsaures Natron*) Beim Anätzen der Platten verfährt man, um eine Vergeudung des Materials zu verhüten, folgendermaassen : *) Dir. Schnauss empfiehlt statt diese beiden Zusätze 1 Gr. sal- petersauren Kalk auf 30 Gr. Glycerin. 104 Man legt über eine Blechschale zwei Nivellirstangen und bringt auf denselben die zu ätzende Druckplatte in gutes Niveau. Nun giesst man eine ausreichende Menge der Aetzflüssigkeit auf und breitet dieselbe bis an die Ränder des Glases aus. In diesem Zustande lässt man die Platte ungefähr eine halbe Stunde ruhig stehen und überzeugt sich nur ab und zu, ob dieselbe noch überall gleichmässig von Flüssigkeit bedeckt ist. Stellen, welche längere Zeit von derselben frei liegen, nehmen beim Drucken mehr Farbe an. Nach Yerfluss einer halben Stunde lässt man den Ueber- schuss in die Schale ablaufen, der wieder verwendet werden kann und trocknet die Platte in der bereits beschriebenen Weise. Da Glycerin die willigere Annahme der Farbe begünstigt, darf der Kopirgrad fiir Aetzplatten etwas niedriger sein, als für Waschplatten. Ueber die Anwendung des Ammoniaks (Salmiak- geistes) bei Aetzung der Druckplatten, kommen wir später, bei Behandlung der Druckschicht während des Drückens, als auf einen höchst wichtigen Punkt, besonders zu sprechen. Wir gelangen nunmehr zur 3. Herrichtung der Druckfarben. Die geriebenen Farben sind in dem Zustand, wie sie von den Fabriken geliefert werden, nicht unmittelbar zum Drucken zu verwenden. Sie sind meistens so fest gerieben, dass sie stets noch mit gekochtem Leinölfirniss versetzt werden müssen, trotz- dem im Lichtdruck durchschnittlich mit strengerFarbe gedruckt wird. Man sticht zu diesem Zweck von beiden Farben, derSchwarz- und Tonfarbe, mit Messer oder Spachtel ein kleines Quantum aus der Büchse und setzt dieselben in einer der hintern Ecken der Farbsteine auf, die schwarze zur Linken, die Tonfarbe zur Rechten und mengt eine jede unter tüchtigem Kneten mit etwas mittelstarkem Firniss. Die Farbe muss in diesem Zustand jedoch immer noch einen ziemlich zähen Charakter haben, so dass sie auf dem Farbstein nicht auseinanderfliesst und kurz abreisst, wenn man Messer oder Spachtel aus derselben herauszieht. Soll im sogenannten photographischen, d. h. bräunlichen Ton gedruckt werden, so ist das reine Schwarz in der Regel nicht zu verwenden, sondern muss mit einem Wenigen von der Ton- farbe gemischt werden. Umgekehrt ist die Tonfarbe, wie sie aus der Fabrik kommt, für die meisten Fälle zu roth und muss zum Gebrauch jedesmal mit ein wenig Schwarz gemengt werden. Diese Korrekturen der Farbe, die sich meistens erst beim Beginn 105 des Drückens genauer bestimmen lassen, werden nach kurzer Erfahrung jedem Drucker bald geläufig sein. Handelt es sich um Bilder in reinem Schwarz, wie es besonders für Liniensachen gefordert wird, so setzt man Schwarz auf beide Steine auf und hält nur nach Umständen dasselbe auf dem Ton- farbstein etwas leichter, d. h. firnisshaltiger. Ein kleiner Zusatz von Indigoblau zum Schwarz ist für solche Zwecke gewöhnlich von guter Wirkung. Manche pflegen noch jeder Farbe einen Tropfen feines Oliven- und Terpentinöl zuzusetzen. Sind beide Farben mit ihren Zusätzen ordentlich gemengt, so streicht man mit der Spachtel quer über den vordem Theil des Farbsteins, oder auch der Walze entlang etwas Farbe auf, und verwalzt nun dieselbe in die Kreuz und die Quere so lange, bis sie eine ganz gleichmässige Fläche von sammetartigem Aus- sehen bildet. Hierbei unterlasse man nicht, die Walze selbst ein paar Mal zu wenden, so dass der Griff, der links war nach rechts und umgekehrt wieder von rechts nach links kommt. Ist dies mit der entsprechenden Walze auf jedem Farbstein geschehen, so kann mit dem Einwalzen der Druckplatte begonnen werden. 4. Das Einwalzen der Druckplatte. Wohl kein Theil des Lichtdrucks hängt, ausser von der manuellen Geschicklichkeit, so sehr von Erfahrung und Uebung ab, wie das eigentliche Drucken. Aber selbst wo alle diese Bedingungen Zusammentreffen, wird immer noch im einzelnen Fall so viel geistige Selbstthätigkeit zu Hilfe kommen müssen, dass etwas Erschöpfendes zu sagen gerade hier sehr schwer ist. Wenn für die geringste menschliche Thätigkeit das eigentliche Verständniss und die volle Sicherheit immer nur aus der Praxis gewonnen werden kann, weiss ein Lehrbuch wenig mehr als das rein Mechanische von einer Sache zu interpretiren, bei welcher Gefühl und Selbstdenken eine so wesentliche Rolle spielen. Es gibt allerdings nicht selten Platten, bei deren Entstehung alle bekannten und unbekannten Faktoren in einem so idealen Verhältniss zum Gelingen zusammen wirkten, dass sich dieselben so zu sagen von selbst drucken. In sehr vielen Fällen wird aber der Drucker ein Uebriges thun müssen und gross ist der Spielraum und vielseitig sind die Mittel, die ihm zu Gebot stehen, um von ein und derselben Platte Schlechtes, Mittelmässiges, Gutes und selbst Vorzügliches zu leisten, wenn dieselbe nicht an kapi- 106 talen Fehlern leidet. Es muss vorausgeschickt werden, dass das Drucklokal im Winter wohlerwärmt, sowie im Sommer ein möglichst kühles, für alle Fälle aber ein trockenes sein muss. In kalten Räumen drucken die besten Druckplatten hart und nehmen ungern Farbe an. In zu heissen Lokalitäten verweichen und verletzen sich die Schichten sehr bald. In feuchten Räumen überfeuchten sich dieselben leicht freiwillig. Es genügt ein un- zeitiges Aufwaschen des Raumes, um gerade in Arbeit befindliche vorzügliche Druckplatten für geraume Zeit unbrauchbar zu machen, weil sich dieselben von selbst überfeuchten, besonders wenn sie über Nacht solchen Einflüssen ausgesetzt bleiben. Durchschnittlich bedarf eine jede Lichtdruckplatte des so- genannten „Eindruckens“. Dies will sagen, dass die ersten Drucke gewöhnlich noch nicht zu gebrauchen sind. Platten, welche so- fort schöne Drucke liefern, halten in der Regel nur geringe Auf- lagen aus. Man darf sich also vom ersten Resultat nicht gleich entmuthigen lassen. Sehr oft gelangt die Druckschicht erst mit dem 5. bis 6. Abdruck, nach öfterer Gesammt- oder Detailnach- ätzung, in das richtige druckfähige Stadium. Um mit dem Einwalzen beginnen zu können, muss Alles aufs pünklichste beobachtet worden sein, was in den voraus- gegangenen Kapiteln über Reinigung, Befestigung, Aetzung und Trocknung der Druckplatten gesagt worden ist. Der Anfang beim Einwalzen wird stets mit der Schwarz- oder Rauhwalze gemacht. Zu diesem Zweck fasst man sie an den beiden Griffen vermittelst der locker über dieselben gestülpten zwei Leder- hülsen (Fig. 9) und setzt dieselbe, aber stets ausserhalb des Bildes vom Rand der Platte aus, unter mässigem Druck in rollende Bewegung. Man merke sich dabei als strikte Regel für alle Walzenarten: Bei starkem Druck unter langsamem Walzen gibt die Walze viel Farbe an die Platte ab, bei schwachem und noch mehr bei starkem Druck und schnellem Auswalzen reisst man die Farbe heraus. Bei Tonwalzen gibt schwacher wie starker Druck bei lang- samem Walzen mehr oder weniger Mittelton, bei schnellem Aus walzen vermehrtes Licht. F erner ist auch hier zu beobachten, was beim Verwalzen der Farbe gesagt wurde, dass man die Walze dann und wann in den Händen wechselt, was die gleich- mässige Vertheilung und Abgabe der Farbe an die Platte er- zielen hilft. Bei der Schwarzwalze ist zunächst zu beachten, dass nicht das volle Bild mit alU seinen Nuancen, sondern nur die kräftigsten 107 Tiefen und Halbschatten zur Erscheinung kommen, d. h. Farbe annehmen sollen. Belegt sich die Platte durchaus mit Farbe, so ist dieselbe entweder noch zu trocken, zu viel, oder zu weiche Farbe auf der Walze, oder dieselbe ist zu lange kopirt. Man prüft und ändert immer besser zuerst den Zustand der Farbe, bevor man zu einer nochmaligen Aetzung schreitet. Ueberfüllung an Farbe kennzeichnet sich schon für das Auge durch einen rauhen, grieseligen Charakter des Farbauftrags, zu weiche Farbe durch schmieriges Aussehen desselben, während bei Trockenheit der Platte sich mehr ein allgemein graulich kraftloser Ton bemerklich macht. Basches und kräftiges Auswalzen des Bildes, und wenn dies nicht ausreicht, Reinigen der Walze, ist hier das nächste, was geschehen kann. Das Reinigen der Walze resp. die Vermin- derung ihres Farbstandes, kann auf doppelte Art vor sich gehen: erstens durch Abwalzen auf dem mit Terpentinöl gereinigten Farbstein, oder durch Abschaben der Farbe vermittelst des Schab- messers. Nimmt das Bild trotzdem noch immer im Ueberschuss Farbe, selbst von strengster Konsistenz an, so muss die Platte mit Terpentinöl von aller Farbe gereinigt werden, um eine noch- malige Aetzung derselben vornehmen zu können. Bei der Behandlung mit Terpentinöl ist, um Verletzungen der Druckschicht zu verhüten, folgendes zu beobachten. Man sei nicht zu sparsam bei Aufgiessung desselben auf die Platte, und verbreite es mit einem eigens hierfür bestimmten, weichen Tuch überall hin aus. Die Farbe löst sich sofort und wird mit dem Tuche entfernt. Dies darf nicht bis zur eigentlichen Auftrocknung des Oels fortgesetzt werden, weil die Schicht in diesem Zustand sehr zu Verletzungen geneigt ist. Man thut besser daran, das- selbe im schwach feuchten Zustand sich frei verflüchtigen zu lassen. Zur Beschleunigung des Trocknens kann man mit einem Stück Karton Luft zu fächeln. Hat die Schicht wieder durch- gehends ihr mattes Aussehen erlangt, so überwischt man sie einige Zeit mit dem Aetzschwamm, trocknet mit der Trocken- walze und beginnt abermals mit dem Farbauftrag. In der Regel wird nach der zweiten Aetzung ein merklicher Schritt zur Aufhellung des Bildes bemerklich werden. Sobald die Tiefen vermittelst der Schwarzwalze klar, offen und kräftig hervortreten, kann mit dem Auftrag der Tonfarbe begonnen werden. Will die Platte aber nach alb diesen Versuchen kein Licht und keine Offenheit bekommen, so setze man der Aetz- fhissigkeit bei nochmaligem Nachätzen ein Zehntel ihres Volumens 108 Ammoniak zu, oder halte sich in einem zweiten Glas dieselbe in dieser Zusammensetzung vorräthig. Widersteht die Schicht nach längerer Behandlung auch diesem Mittel, so ist mit Sicher- heit anzunehmen, dass die Platte zu hoch kopirt ist und man thut besser daran, dieselbe zu kassiren. Ist das Auge erst einmal vertraut mit dem Aussehen, welches eine richtige und druckfähige Schicht zeigen muss, so wird dieser umständliche Weg der Probung gar nicht mehr nöthig sein. Man prüfe desshalb solche Platten stets aufs Eingehendste auf ihr Aussehen, man wird dann immer finden, was wir schon oben ausgeführt haben, dass die Schicht in der Durchsicht ein stark- trübes Matt selbst in den Lichtern zeigen und in den Tiefen annähernd oder ganz glasige Stellen aufweisen wird. Bei schiefer Aufsicht betrachtet, werden alle Modellirungen des Bildes in diesem allgemeinen Matt sich verloren haben. Allerdings können auchUeberhitzung oder zu langes Trocknen, sowie das Alter, welches die trockene Schicht vor dem Kopiren hatte, oder Anwendung einer bereits zersetzten Chromgelatine ähnliche Erscheinungen zur Folge haben; wir setzen aber nach allem darüber Mitgetheilten voraus, dass solche Fehler nicht mit im Spiele sind. Tritt beim Anwalzen einer Lichtdruckplatte der ganz um- gekehrte Fall ein, dass dieselbe nur schwer und selbst beim langsamsten Einwalzen unter starkem Druck keine Farbe an- nehmen will, so muss auch ebenso auf die ganz entgegengesetzten Ursachen zurückgeschlossen werden. Man hat dann entweder zu wenig oder zu strenge Farbe auf der Walze, oder die Platte ist überfeuchtet, wenn nicht stark unterkopirt. Man versucht also zunächst, was man mit mehr und so- dann, was man mit etwas leichterer Farbe erreicht. Gelangt man damit nicht zum gehofften Ziel, so bleibt nur übrig, die Platte entweder einige Stunden ruhen zu lassen, oder die Aetz- flüssigkeit vermittelst Wasser auszuwaschen und, nachdem die Schicht wieder völlig getrocknet hat, dieselbe kurz, mit Zusatz von etwas mehr Glycerin, nochmals anzuätzen. Man kann auch unmittelbar nach dem Waschen mit Wasser die Platte einige- mal uneingewalzt, unter jedesmaligem Auflegen weichen Druck- papiers, durch die Presse laufen lassen und auf diesem Weg versuchen, dieselbe trockener zu bekommen. Auch durch W aschen der Platte mit Alkohol erreicht man diesen Zweck. Zeigt die Platte alsdann Neigung, besser Farbe anzunehmen, so ätze man 109 dieselbe unter Beimischung von mehr Glycerin, oder versuche die Platte zuvor mit einer Lösung von 1 Chromalaun in 60 Wasser zu waschen, trockne und lasse sie vor dem Wiederätzen eine Viertelstunde ruhen. Da die Sache bei diesen Voraussetzungen gewöhnlich doch auf den Uebelstand eines zu kurzen Kopirens hinausläuft, so ist mit diesen Rettungsversuchen in der Regel nicht viel gewonnen und man thut auch in diesem Fall meistens besser daran, mit seiner Zeit sparsamer umzugehen und zu einer neuen, länger kopirten Platte seine Zuflucht zu nehmen. Für das Auge wird bei solchen Platten das Bild bei schiefer Aufsicht in mässigem Matt sehr deutlich, und nach den Lichtern hin, leer heraustreten. In der Durchsicht werden die feinem Mitteltinten nur eine geringe Trübung, wo nicht Durchsichtig- keit haben. Man übe auch hier seinen Blick, um bei wieder- kehrenden Fällen sich von vornherein auszukennen. Leidet eine Platte weder an Ueber- noch Unterkopirung, was sich dadurch zeigt, dass sie sich in Kurzem entsprechend in Schwarz einwalzen lässt, so beginnt man mit dem Auftrag der Tonfarbe. Alles Manuelle ist genau dasselbe, wie bei der Behandlung mit der Grundfarbe, nur dass hier das Augenmerk auf die Entwicklung der Mitteltöne gerichtet sein muss. Treten dieselben zu viel heraus, so ist rasches Auswalzen und nötigen- falls strengere Farbe am Platz, zeigen sich dieselben zuwenig, so wird langsames Einwalzen oder schliesslich leichtere Farbe zum Ziele führen. Es ist nicht unbedingt nöthig, für den Auftrag der Ton- farbe zuerst eine Ledertonwalze, und dann erst zur letzten Aus- arbeitung des Bildes die Leimwalze anzuwenden. Es gibt An- stalten, in welchen man dieselbe gar nicht kennt, oder wenigstens nicht gebraucht. Die Ledertonwalze trägt allerdings zuweilen zur Hebung der Halbschatten günstig bei, doch wird ein ge- schickter und erfahrener Drucker bei richtiger V erwerthung seiner Hilfsmittel auch ohne dieselbe zurecht kommen. Wir schalten hier, als an geeignetster Stelle, Einiges ein über 5. Das Separatätzen der Druckplatten. Oefter ist eine Druckplatte in Licht- und Mitteltönen aus- reichend gefeuchtet oder geätzt und nur den Tiefen des Bildes fehlt noch die nöthige Offenheit. Da ist es denn nicht gut, um solcher örtlicher, oft ganz vereinzelter Stellen willen, stets 110 wieder die ganze Druckschicht unter Aetze zu setzen, denn auf diese Weise müssen alsdann notli wendig die Lichter und Halb- töne überätzt werden. Man reinigt zu diesem Zweck die Platte von aller Farbe und bestreicht vermittelst eines Pinsels blos diejenigen Stellen mit ammoniakhaltiger Aetzflüssigkeit, welche des Auffeuchtens noch besonders bedürfen und lässt sie eine Viertelstunde ein- wirken, bevor man zum Trocknen schreitet. Umgekehrt gibt es auch wieder Druckplatten, bei welchen die Tiefen in einem gewissen Sinn überfeuchten, d. h. zu wenig kräftig Farbe aufnehmen. Hier sind es dann die Lichter und Mitteltöne, welche einer stärkeren Aetzung bei Schonung der Tiefen bedürfen. Solche Platten ätzt man, im Gegensatz zu den vorhin erwähnten, im eingewalzten Zustand, damit die Tiefen verhältnissmässig trockener bleiben und somit williger Farbe aufnehmen, denn wo fette Farbe sitzt, wirkt die Aetz- flüssigkeit weniger oder gar nicht. Auf solche Art können Druck- platten, die tonig oder kraftlos drucken, mit Leichtigkeit im Licht und in Kraft gesteigert werden. Ist die Einwalzung des Bildes in beiden Farben vollzogen, so erfolgt das Auflegen des zu bedruckenden Papiers. Wir behandeln zunächst den Druck auf Kreidepapier, der keine weitern Zurüstungen zur Voraussetzung hat, wie der Mattdruck dieselben verlangt. 6. Der Kreidedruck. Der Kreidedruck unterscheidet sich vom Mattdruck haupt- sächlich dadurch, dass er nicht wie letzterer fertig aus der Presse kommt, sondern die Bestimmung hat, nachträglich noch geglänzt oder lackirt zu werden, was ihm, bei richtig gewähltem Farbton, vollkommen das Aussehen der gewöhnlichen Eiweissphotographie gibt. Da der Druck nun ebenso wie ein Albuminbild beschnitten und auf Karton aufgeklebt mid satinirt werden muss, so kann derselbe ohne Rücksicht auf die Sauberkeit der Ränder gedruckt werden und bedarf also beim Drucken keiner Abdeckung (Schab- lone oder Maske), wie der Mattdruck. Das Kreidepapier ist ein mit einer leimhaltigen Kreide- schicht bestrichenes und sodann satinirtes Papier, das in der verschiedensten Qualität im Handel vorkommt. Für die Zwecke des Lichtdrucks zu empfehlen ist das Fabrikat von Najork & Co. in Plagwitz bei Leipzig, 111 Ein vorsichtiger Drucker prüft indess sein Kreidepapier vor dem Zuschneiden stets auf dessen Güte resp. dessen Fehler. Der Kreideauftrag soll in der Durchsicht möglichst rein und gleichmässig aussehen, enthält aber zuweilen von schlecht geschlemmter Kreide herrührende, harte Partikelchen, welche sich in die weiche Druckschicht einpressen und dieselbe mit Leichtig- keit verletzen. Solche Bogen werden besser von vornherein aus- geschossen. Das Kreidepapier kann trocken und gefeuchtet verwendet werden. Bei gewaschenen Druckplatten wird dasselbe gewöhn- lich gefeuchtet, bei Äetzplatten in der Regel trocken gedruckt. Besonders reichlich in allen Details nach guten Negativen kopirte Druckplatten eignen sich besser zum Druck mit ungefeuchtetem Papier. Das Feuchten wird mit einem Schwamm auf der Rückseite des Papiers bewerkstelligt und geschieht am Besten unmittelbar nach der Einwalzung in Schwarz. Dasselbe hat dann gerade die richtige Beschaffenheit, bis das Bild im Ton ebenfalls fertig eingewalzt ist. Manche ziehen dagegen vor, eine Anzahl von 40 — 50 Blatt voraus anzufeuchten und zwar, indem jeweils ein trockenes Blatt auf ein gefeuchtetes, Rückseite gegen Rückseite und sodann das nächstfolgende Kreideseite gegen Kreideseite zu liegen kommt. Das Auflegen des Kreidepapiers auf die eingewalzte Druck- platte erfordert einige Uebung, da dasselbe nicht platt aufgelegt werden darf, sondern aus der Höhe allmählich niedergelassen und gleichzeitig mit einem bereitliegenden Bausch von weichem Tuch auf die Druckschicht fest angerieben werden muss. Man setzt das Papier zu diesem Zweck, mit der linken Hand dasselbe hochhaltend, ausserhalb des Bildes am rechten Rand der Druck- platte ein, reibt es daselbst fest an und lässt es jetzt erst lang- sam, unter stetigem Anreiben auf die Platte nieder. Hat das Papier sich vollkommen blasen- und faltenfrei an die Schicht angeschmiegt, so legt man einige Blatt weiches Kupferdruckpapier darüber, lässt das Rahmenwerk der Presse (Fig. 12 k) herunter und treibt Platte sammt Karren vermittelst der Kurbel (Fig. 12 c) unter den Reiber (f), drückt diesen durch Niederlassung des Hebels (g) auf den Plattenrand zur Rechten nieder und zieht das Ganze bis zum entgegengesetzten Rand der Druckplatte unter dem Reiber hindurch. Es ist aber immer gut, den richtigen Einsatz des Reibers am Rand des Bildes, sowie den Ausgang desselben zuvor, am besten gleich nach 112 der Befestigung der Druckplatte zu reguliren und vermittelst der Stellschrauben (Fi g. 12 n) an der Seite der Presse festzu- stellen. Damit verhütet man, dass der Reiber über die Platte hinausgetrieben werden kann, was immer eine Menge Nach- theile im Gefolge hat. Hat die Platte ihren Gang durch die Presse gemacht, so schlägt man den Hebel wieder zurück, dass der Druck des Reibers auf die Platte sistirt wird, treibt den Karren wieder vermittelst der Kurbel in seinen ursprünglichen Stand nach links zurück, hebt das Rahmenwerk in die Höhe, entfernt die Auflag- papiere von der Platte und beginnt den Druck von der Platte abzulösen. Da Kreidepapier an der Druckschicht sehr fest zu kleben pflegt, so muss das Abheben desselben mit aller Ruhe und Be- hutsamkeit geschehen. Dieses Geschäft wird indess wesentlich erleichtert, wenn man die Vorsicht an wendet, vor dem Auf- legen des Kreidepapiers die Ränder der Druckplatte bis nahe an die Bildlinie mit Streifen von Seidenpapier zu belegen, wel- ches mit Paraffin getränkt wurde. Das Kreidepapier kommt dann nur im Bild selbst mit der Druckschicht in Berührung, liegt ausserhalb desselben lose und kann an seinen Ecken ge- fasst mit Leichtigkeit abgehoben werden. Man löst dasselbe am besten von einer Ecke aus in der Diagonale von der Schicht weg. Diese Operation muss aber stetig und ohne Unterbrechung vollzogen werden, weil die Farbe sonst ungleichmässig abge- hoben wird. Eine gute Druckplatte soll nach der Entfernung des Kreide- papiers so gut wie farbfrei aussehen. Bleibt ein Theil der Farbe auf der Platte zurück, so ist dieselbe entweder noch zu trocken, oder es ist ein Zeichen, dass sie zu lange kopirt wurde. Dies gilt besonders dann, wenn selbst in den Mitteltönen noch Farbe sitzen bleibt. Dieser Umstand macht sich auch in den Abdrücken durch ihr grauliches Aussehen bemerklich. Zuweilen zeigt sich dies auch nur in einzelnen Theilen des Bildes, als Flecken von stumpfem Ton. Zusatz von Salmiakgeist zum Feuchtwasser thut in solchen Fällen meistens gute Dienste. Es kommt auch vor, dass das Kreidepapier, statt die Farbe aufzunehmen, die Kreideschicht, besonders in den lichten Par- tien des Bildes auf der Druckplatte liegen lässt. Diese Er- scheinung ist umgekehrt auf einen zu niedrigen Kopirgrad zurückzuführen. Die Ursache kann aber auch im Kreidepapier selbst liegen, das manchmal zu neu, oder nicht gut geleimt ist. 113 Hier mag ein Zusatz von Ochsengalle, als massiges Härtungs- mittel, zur Feucht- oder Aezflüssigkeit von Yortheil sein, da Ochsengalle das Kleben der Druckschicht vermindern hilft, ohne die Lichter des Bildes zu beeinträchtigen, wie dies bei Anwen- dung von Chromalaun so leicht vorkommt. Die Kreidedrucke können nach wenigen Stunden lackirt werden; doch ist es immerhin besser, weim dieselben bis zum folgenden Tag Zeit zum Trocknen haben, weil in zu frischem Zustand die feinen Mitteltöne zuweilen doch durch zu frühes Lackiren Noth leiden. Auch ist zu bemerken, dass alle an den Drucken erforderliche ßetouchen vor dem Lackiren derselben vorgenommen werden müssen. 7. Das Lackiren der Kreidedrucke. Das Lackiren oder Glänzen der Bilder kann auf ver- schiedene Art ausgeführt werden. Zunächst und am einfachsten durch trockenes Frottiren des Bildes. Dies geschieht am besten mit einem Ballen von gereinigter Baumwolle, doch müssen die Drucke vorher getrocknet haben, oder man muss Tale um zum Frottiren an wenden. Man beginnt bei leichtem Druck unter kreisförmigen Be- wegungen das Bild mit dem Bäuschchen von Baumwolle zu übergehen. Es wird sich alsbald ein matter Glanz einstellen, der durch stärkeren Druck allmählich gesteigert werden kann. Diese Art des Glänzens der Kreidedrucke hätte, ausser der grossen Billigkeit, den Vortheil für sich, dass die blendenden Weissen der Lichter vollständig gewahrt bleiben würden, wäh- rend selbst der beste und reinste Lack dem Bilde gern einen leichten Stich ins Gelbliche verleiht. Dagegen hat das blose Frottiren den Nachtheil, dass die Kreideschicht ohne jeglichen Schutz bleibt und allen mechanischen Verletzungen und den Einflüssen der Feuchtigkeit preisgegeben ist. Ein guter Spiritus- lack dagegen schützt das Bild vor diesen Nachtheilen. Der Lack wird bereitet aus 100 weissem gebleichtem Schelllack 300 Alkohol 300 Salmiakgeist 600 siedendem Wasser. Man pulverisirt zuerst den Schelllack und setzt demselben Alkohol und Salmiakgeist hinzu. Sobald ersterer sich gelöst hat, giesst man unter beständigem Umrühren das kochende Wasser hinzu und filtrirt das Gemenge durch ein feines Tuch. Dieser Lack wird entweder mit einem breiten, weichen A 1 1 g e y e r , Lichtdruck- V erfahren. 8 114 Pinsel auf das Bild aufgetragen, oder man lässt dasselbe eine Minute auf dem Lack schwimmen, ähnlich wie das Eiweiss- papier im Silberbad behandelt wird und hängt die Drucke dann derart zum Trocknen auf, dass der ganze Ueberschuss des Lacks nach einer Seite abläuft. Erfolgt das Lackiren aber vermittelst Pinsels, so werden die Bilder zum Trocknen nicht aufgehängt, sondern flach, am besten auf der erwärmten Platte des Trocken- ofens getrocknet. In beiden Fällen muss das Lokal, in welchem diese Arbeit vor sich geht, eine Temperatur von wenigstens 18° Beaumur haben, denn je rascher das Trocknen des Lacks erfolgt, um so schöner und gleichmässiger wird sein Glanz. Bei gebadeten und getrockneten Drucken ist es stets gut, die Äb- laufecke des Papiers einige Zeit vor dem Herunternehmen mit einer Scheere abzuschneiden, denn der Lack häuft sich immer an derselben an und befleckt leicht das trockene Bild durch die Neigung des Papiers sich zusammenzurollen. Beim Baden der Drucke im Lackbad hat man besonders darauf zu achten, dass sich keine Luftblasen unter denselben bilden; dies würde glanzlose Stellen im Bilde zur Folge haben. Bechtzeitig bemerkt, können dieselben, so lange der Lack noch fliesst, im Hängen mit einem Meinen Pinsel nachgeholt werden; andernfalls müssen solche Drucke nach dem Trocknen nochmals gebadet werden. Für Kreidepapiersorten, durch welche dieser Lack durchschlagen sollte, ist es nöthig, weniger Wasser resp. mehr SchelllacMösung zu nehmen. Spirituslack wird durchs Alter nicht besser. Derselbe färbt sich mit der Zeit bräunlich und wird desshalb am besten frisch zubereitet und verwendet. Man kann auch Papiere ohne Kreideüberzug glänzen; doch eignen sich dazu vorwiegend nur sehr feine, stark satinirte Sorten vom Charakter der Briefpapiere. Dieselben müssen aber vor dem Lackiren erst durch eine schwache Gelatinelösung ge- zogen und wieder gut getrocknet werden, weil der Lack das Papier sonst durchdringen und fleckig und stumpf, statt glänzend auftrocknen würde. Solche Bilder haben allerdings nicht die- selbe Brillanz und Tiefe der Kreidedrucke, dagegen erhalten sich die Weissen besser, weil auf der Gelatineunterlage der Lack dünner angewendet werden kann. 8. Der matte Druck mit Abdeckung. Der Mattdruck ist die eigentliche und wichtigste Domäne des Lichtdrucks. In diesem erfüllt das Verfahren, was kein 115 anderer photographischer Prozess bis jetzt in gleichem oder auch nur ähnlichem Maasse zu leisten vermag: Drucke mit schönstem Mittelton mit einem, für das unbewaffnete Auge kaum merk- baren Korn fertig von der Presse weg, sei es nun Hand- oder Schnellpresse, herzustellen. Die Behandlung der Druckplatte ist für den Mattdruck ganz dieselbe wie für den Kreidedruck. Nur äusserliche Zu- rüstungen kommen dabei in Frage, welche beim Kreidedruck nicht erforderlich sind. Diese bestehen in erster Linie aus der nöthigen Abdeckung zum Schutze der weissen Papierränder, damit dieselben in keine direkte Berührung mit der Druckplatte kommen und Farbe aufnehmen können. Dieser Schutz kann auf die verschiedenste Art bewirkt werden. Die einfachste, für geringe Auflagen ausreichende Me- thode der Abdeckung ist die des jedesmaligen Auflegens von Seidenpapierstreifen, welche mit Paraffin getränkt wurden, um das Festkleben derselben an der Druckschicht zu verhindern. Für grössere Auflagen wäre diese Abdeckungsweise jedoch zu zeitraubend und unsicher, besonders wenn ein genaues Auflegen des Druckpapiers erforderlich ist. Die nächstfolgende, schon zweckmässigere Art der Abdeckung besteht in der Anwendung eines Blattes paraffingetränkten Seiden- oder feinen Postpapiers, sogenannten Postverdrusses, in dessen Mitte sich ein Ausschnitt befindet, welcher genau der Grösse des Bildes entspricht. Diese Schablone ist auf ein Rähmchen von Karton oder dünnem Pappdeckel aufgespannt, dessen Inneres der Grösse des Druckpapiers entspricht, oder wenigstens an zwei Seiten als Marke für dasselbe dient. Jeweils vor dem Auf- legen des Druckpapiers wird dieser Ausschnitt genau nach den Rändern des Bildes auf die fertig eingewalzte Druckplatte, und dann nach den Marken das Druckpapier darüber aufgelegt. Eigentlich und wahrhaft zweckentsprechend für grosse Auf- lagen sind nur die an der Presse selbst angebrachten Vorrich- tungen zur Abdeckung. Dazu bedarf es eines besondern zweiten, eisernen Rahmenwerks, das ebenso zum Auf- und Niederschlagen eingerichtet ist, wie der eigentliche, mit Blech oder Kautschuk überzogene Hauptrahmen. (Fig. 12, k.) Dieser Abdeck- rahmen, der gewöhnlich entfernt wird, wenn er zum Drucken nicht nothwendig ist, muss um so viel kleiner als das äussere Rahmenwerk sein, dass er gerade in dieses bequem hineinpasst. Die Abdeckung selbst besteht entweder aus einem Stück vom allerdünnsten Zinkblech, in welchem ein Ausschnitt nach der 8 * 116 Grösse des zu druckenden Bildes angebracht ist, oder sie wird aus vier beweglichen, in den langen Schlitzen des Rahmens laufenden Blechstreifen gebildet (Fig. 12, o), die beliebig nach der Grösse eines jeden Bildes verschoben und mit Stellschrauben festgestellt werden können. Der direkte Blechausschnitt wird auf seiner Schmalseite, rechts von der Kurbel aus gedacht, auf der Seite, auf welcher sich der Angelpunkt des Rahmens befindet, mit einer Reihe von Schrauben am Rahmen selbst fest verschraubt. Dagegen ist er auf der linken Seite nur durch starke, elastische Gummischnüre vermittelst Häkchen am Rahmen befestigt. Letzterer hat zu diesem Zweck eine dichte Reihe kleiner Löcher, um diese Häk- chen beliebig einsetzen und die Gununi schnüre dadurch nach Bedürfniss anspannen zu können. Die beiden Langseiteu des Abdeckblechs sind ohne jegliche besondere Befestigung. Die innern Ränder und Schärfen des Blechausschnitts müssen mit einem scharfen Messer auf einer planen Unterlage (Glas, Metall oder Hartholz) so dünn wie möglich zugeschärft und sodann ausserdem noch mit einem Yorstoss von Postpapier versehen werden. Dies hat zu geschehen, damit der auf der Abdeck- ung laufende Reiber nicht zu hoch zu liegen kommt, wodurch die Ränder des Bildes schlecht ausdrucken würden. Um die zwei oder drei Millimeter, welche dieser Papiervorstoss über das Abdeckblech vorzustehen kommt, muss letzteres weiter als das Bild erfordert, ausgeschnitten werden, weil sonst die Schutzstreifen in’s Bild hinein abdecken würden. Die rationellste Art der Abdeckung bleibt nun stets die Einrichtung mit beweglichen Blechstreifen, wie sie in Fig. 12 abgebildet sind. Natürlich müssen auch diese an den gegen das Bild gerichteten Seiten sehr gut abgeschärft und ebenfalls mit Papiervorstoss versehen sein, damit auch hier der Reiber möglichst tief zu liegen kommt und es keiner unnöthig forcirten Spannung bedarf, um ein allgemeines leichtes Ausdrucken zu erzielen. Zur Förderung dieses, für die Schonung der Druck- platte so höchst wichtigen Umstands ist ferner und ganz beson- ders zu beachten, dass entweder der Reiber selbst nur so breit genommen wird, dass er die Abschärfung der Blechabdecknng zu beiden Seiten ein wenig berührt, oder es muss zwischen die Lederauffütterung des Reibers ein Kartonstreifen eingeschoben werden, welcher der Breite des Bildes entspricht und den Druck ganz knapp innerhalb der Abdeckung vermittelt. Aus diesem Grund ist es nun sehr wichtig, dass die Linien des Bildes und 117 demzufolge der Blechausschnitt oder die Blechstreifen stets aufs Genaueste dem Gang des Reibers entsprechen. Mit andern Worten, es muss Alles, und in erster Linie das Bild selbst, nach wel- chem sich alles Andere richtet, im gehörigen Winkel zur Presse stehn: denn laufen diese Linien schief, so würde der knapp passende Reiber gegen den Schluss seines Ganges einerseits mehr und mehr auf die Höhe der Blechabdeckung und auf der andern Seite innerhalb des Bildes zu laufen kommen. Sind diese Vorrichtungen getroffen und ist die Druckplatte fertig eingewalzt, so lässt man zuerst den Rahmen mit der Ab- deckung auf dieselbe herunter und legt sodann das Druckpapier auf denselben, jedoch frei und lose, ohne dasselbe auf die Platte gleich Kreidepapier anzureiben und ohne dasselbe gefeuchtet zu haben. Zum richtigen Auflegen des Papiers klebt man auf die Abdeckung kleine Winkel aus Karton als Marken. Sind die Auf lag- oder Schutzpapiere mit eingelegt, so klappt man den grossen Rahmen ebenfalls nieder, treibt das Ganze unter den Reiber, lässt den Reiberbalicen herab, drückt den Reiber mit dem Hebel auf die Druckplatte nieder und vollendet den Druck, d. h. treibt die Platte unter dem Reiber hindurch. Nun löst man den Hebel wieder aus, schlägt den Reiber- balken zurück, treibt den Karren wieder nach links, hebt den grossen mit sammt dem Abdeckrahmen empor, entfernt das Auflagepapier und hebt zum Schluss den Druck ab. Beim Mattdruck soll ein förmliches Festkleben des Papiers an der Druckfläche, wie dies beim Kreidedruck immer der Fall ist, nicht Vorkommen. Wo es dennoch eintritt, hängt es ent- weder mit einem Fehler in der Druckschicht zusammen, oder das dabei verwendete Papier eignet sich nicht für den Lichtdruck. Trägt die Platte selbst die Schuld daran, und weiss man, dass dasselbe Papier imter frühem Umständen gute Dienste ge- than hat, so ist die Druckplatte entweder zu kurz kopirt oder bei zu niedriger Temperatur im Trockenofen getrocknet worden. Als dritte Möglichkeit kann dieselbe auch nach dem Aus- wässern des Bildes zu rasch, d. h. zu warm getrocknet haben. Sollte nach erfolgter Behandlung mit Ochsengalle das Kleben der Schicht nicht aufhören, so thut man am besten daran, die Platte gegen eine andere zu vertauschen. Wenn dagegen das Papier, statt zu kleben, gleichsam von der Druckplatte wegfliegt und einen guten Theil der Farbe auf 118 letzterer zurücklässt, so dass der Druck ein graues Aussehen zeigt, so ist dieselbe entweder zu lang kopirt, oder sie ist um- gekehrt im Trockenofen bei zu hoher Temperatur getrocknet, derselben zu lange ausgesetzt oder unter feuchten Einflüssen vor dem Kopiren und Auswässern aufbewahrt worden, so dass schon ein leichter oder höherer Grad allgemeiner Zersetzung der Schicht vor dem Kopiren eingetreten war. In diesem Falle kann man eines der aufhellenden Mittel, also zunächst Ammoniak in An- Avendung bringen. Eine gute Druckplatte hält in diesen Dingen die Mitte zwischen den Gegensätzen. Das Papier haftet gelinde an der Schicht und hebt die Farbe gleichsam elastisch von derselben ab. Indessen ist zu bemerken, dass beim Mattdruck die Farbe nie so vollständig abgehoben wird, wie dies beim Kreidedruck der Fall ist, und dass, wie das Kleben, so auch das Farbe, gut oder schlecht Abheben, von der Beschatfenheit des Papiers mit abhängt. Die Papierfrage ist im Lichtdruck nichts weniger als eine nebensächliche. Man kann allerdings in einem geAvissen Sinn auf jedes Papier drucken; aber um etAvas Avirklich Schönes zu liefern, erheischt der Lichtdruck ebenso, Avie jedes andere Druck- verfahren, ein schönes Material als Träger des Bildes. Die schlimmste aller Eigenschaften, die ein Papier für den Lichtdruck haben kann, die vorherrschende Neigung zum Kleben, hängt übrigens nicht unbedingt mit der Preisfrage, d. h. mit der Billigkeit des Papieres zusammen. Auch der grössere oder geringere Leimgehalt desselben ist es nicht, der das schwächere oder stärkere Kleben zur Folge hat, vielmehr scheint es der Papier- stoff, die Faser und wohl auch der schlechte, mit andern Klebstoffen gemengte Leim zu sein, die eine Avesentliche Rolle dabei spielen. Es gibt ganz schwachgeleimte Kupferdruckpapiere, welche nicht kleben und gibt anscheinend stark und gutgeleimte, zum Schreiben ganz taugliche Papiere, Avelche ihres Klebens halber im Lichtdruck nicht zu verwerthen sind. Der Preis des Papiers ist allerdings und besonders bei grossen Auflagen stets schwer ins Gewicht fallend; trotzdem sollte im Lichtdruck nicht zu peinlich darin gerechnet Averden, denn das billigste Papier erweist sich nicht selten durch die Menge von Anständen, welche dasselbe in der Regel, nebst Arbeits- und Zeitverlust im Gefolge hat, als das allertheuerste. ZuAveilen macht sich beim Drucken ein Uebelstand geltend, der unter der Bezeichnung „schieben“ oder „der Druck hat ge- 119 schoben" jedem Lichtdrucker aus Erfahrung wohl bekannt sein dürfte. Dieser Vorgang ist wohl davon herzuleiten, dass das Papier während des zuweilen längeren, planen Aufruhens vor dem Druck aus der Druckschicht ungleichmässig Feuchtigkeit aufsaugt, sich demzufolge unregelmässig ausdehnt und Falten aufwirft. Wo aber das Papier auf der Druckplatte einmal, wenn auch noch so leicht, aufgeruht hat, nimmt es immer etwas Farbe von derselben auf. Indem nun nachträglich durch den Druck des Reibers, welcher die Falten des Papiers vor sich her schiebt, letzteres noch mehr ausgedehnt wird, erfolgt stellen- weise ein zweimaliges Farbaufnehmen. Dort jedoch, wo durch das anfängliche Anruhen des Papiers an der Platte der leichte Hauch der Tonfarbe schon hinweggenommen wurde, wirkt nur noch die Schwarzfarbe. So kommt es, dass im Abdruck nach der Form der Falten oder sich bildender Luftblasen sich wellen- und fleckenartige, tonarme und tonüberfüllte Bildungen zeigen, die abwechselnd ein graues oder, der Farbe des Tones ent- sprechend, rötliliches Aussehen haben. Diese Auslegung wird durch den Umstand bestätigt, dass solche Erscheinungen beim Schnellpressendruck niemals Vor- kommen, denn in diesem gelangt das Papier erst in dem Moment auf die Druckfläche, in welchem zugleich der Druck selbst er- folgt, sowie dasselbe auch im gleichen Moment schon wieder von der Druckplatte abgehoben ist, in welchem der Druck aufhört. Um diesem zeitweisen Uebelstand des Schiebens im Hand- pressendruck zu begegnen, wenden Manche beim Drucken eine Vorrichtung an, die unter dem Namen „die Brücke" bekannt ist. Dieselbe hat den Zweck und die Aufgabe, das Papier von der Druckoberfläche entfernt zu halten, so dass dasselbe erst in dem Augenblick damit in Berührung kommt, in welchem der Reiber dasselbe auf die Platte niederdrückt. Diese Brücke besteht aus einem dünnen Brettchen mit zwei Seitenleisten, welche dasselbe um so viel erhöhen, dass es, über der Druckplatte angebracht, die Oberfläche derselben nicht berühren und in der Vorwärts- bewegung nicht streifen kann. Sobald fertig eingewalzt ist und bevor das Papier aufgelegt wird, bringt man diese Vorrichtung der Art über der Platte an, dass sie dicht vor den Punkt zu stehen kommt, wo der Reiber auf die Platte einsetzt. Nun wird der Abdeckrahmen niedergelassen, das Papier aufgelegt, überhaupt alle Manipulationen vollzogen, wie sie bereits wieder- holt beschrieben wurden. Der Reiber schiebt nun, während die 120 Druckplatte durch die Presse läuft, diese Brücke, auf welcher das Papier aufliegt vor sich her und drückt das Papier suc- cessive auf dieselbe nieder, so dass eine vorzeitige ungleich- mässige Ausdehnung desselben und demzufolge Faltenbildung nicht eintreten kann. Bei einer normalen Druckplatte wird und soll diese Vor- richtung überflüssig sein. Die Anwendung derselben sei dess- halb hier auch als Ausnahme, nicht als Pegel empfohlen. Es erübrigt noch, im Allgemeinen über die Behandlung der Druckplatten beim Aussetzen des Drückens zu sagen, dass es nicht gut ist, dieselben lange in der Farbe stehen zu lassen. Man thut immer besser daran, ob dieselben nun für spätem Gebrauch zurückgestellt oder folgenden Tags wieder gedruckt werden sollen, die Farbe sorgfältig zu entfernen. Nur müssen die Platten hernach gewaschen oder nachgeätzt und wieder gut abgetrocknet werden. Unterlässt man es, dieselben von Farbe zu reinigen, so können allerlei Nachtheile daraus erfolgen. Bei der hygroskopischen Beschaffenheit der Schichten erzeugt der starke Temperaturwechsel, welchem dieselben häufig über Nacht aus- gesetzt sind, besonders in nicht ganz trockenen Lokalen, dichte Niederschläge auf denselben, so dass zuweilen andern Tags förmlich das Wasser darauf steht. Dieselben leiden dann ohne Hinzuthun an Ueberfeuchtung. Ist die Platte nun in der Farbe stehen geblieben, so können die nassen Niederschläge natürlich nur an den Stellen wirken und in die Schicht eindringen, welche von Farbe mehr oder weniger frei sind. Die Folge ist also dass das Bild in den Lichtern überfeuchtet werde] 1 muss, wäh- rend die Tiefen, durch die fette Farbe geschützt, in der Feuchtig- keit Zurückbleiben, wo nicht völlig austrocknen. Auf diese Weise kann es kommen, dass die schönsten Platten folgenden Tags hart und unharmonisch drucken. Es bleibt dann nur ein gründliches Auswaschen, Trocknen und Wiederätzen übrig. Hat aber die Feuchtigkeit verhältnissmässig überall gleich einwirken können, so wird die Ueberfeuchtung nach etlichen Drucken wie- der nachlassen und die Platte in ihren guten Zustand zurück- gelangen. An Tagen, an welchen das Lokal nass gescheuert wird, zeigt sich das sogenannte „Schwitzen der Druckplatten “ und, damit in Verbindung, die freiwillige Ueberfeuchtung derselben besonders auffällig. Man thut desshalb in solchen Fällen besser daran, alle Aetzplatten über Nacht aus dem Lokale zu entfernen. Waschplatten zeigen diese Erscheinung nicht, weil dieselben durch 121 die rasche Verdunstung des Wassers alsbald annähernd ein- trocknen. Wir verlassen nun die Handpresse, um zum Schnellpressen- druck überzugehen. II. Der Schnellpresscndruck. Bevor eine Schnellpresse in Gebrauch genommen wird, ist nach erfolgter Aufstellung derselben in erster Linie zu prüfen, ob die beiden Färb tische genau mit der Höhe der Druckfläche stimmen, damit der Walzeneinfall auf allen drei Flächen der- selbe ist. Zu diesem Zweck muss zunächst eine jede einzelne Einschwärzwalze (wohl zu unterscheiden von den Verthei- lungswalzen) auf einer Druckplatte, welche sich in der richtigen Höhe befindet, — d. h. in der Höhe, in welcher das Bild aus- druckt — , so gestellt werden, dass dieselbe mit ihrer Peripherie ungefähr zwei Millimeter tiefer als die Druckhöhe läuft. Ist auf diese Weise die Stellung einer jeden Walze auf beiden Seiten der Presse genau durch die Schieber geregelt, welche zum Höher- und Niederstellen der Walzenaxen an den Walzenlagern angebracht sind, so bringt man einen Färb tisch nach dem andern unter diese Walzen und stellt beide mit Hilfe der Wasserwage so, dass die Walzen auch hier auf beiden Seiten 2 — 3 Millimeter unter der Oberfläche des Tisches einsetzen. Ist dies geschehen, so regulirt man ferner die Stellung der Vertheilungs walzen nach Maassgabe der Höhe der Farb- tische ebenfalls so, dass dieselben alle genau wie die Einschwärz- walzen einsetzen. Damit aber diese Regulirung nicht illusorisch sei, ist zuvor eine Prüfung der Walzen selbst erforderlich, wenigstens der Einschwärzwalzen, welche ausser in ihren Lagern auch noch auf Rollen laufen. Diese Prüfung besteht in der Untersuchung des Kalibers der Rollen im Verhältnis zum Umfang der Walze, an welcher dieselben angebracht sind und geschieht vermittelst eines Greifzirkels. Die Rollen müssen nämlich einen etwas geringeren Umfang haben, als die Walzen. Es ist dies noth- wendig, damit letztere sicher auf der Druckplatte und den Farb- tischen aufsitzen, denn die Rollen haben nur den Zweck, die Walzen stets in Rotation zu erhalten, während letztere keine Berührungsfläche unter sich haben. Um dies zu bewirken, laufen die Rollen zu beiden Seiten der Presse auf einer Bahn, deren Höhe und Stellung selbstverständlich nach diesen Rollen regulirt sein muss, um das Rotiren der Walzen zu sichern. Zum Schluss kontrolirt man noch, ob die Verschraubung der Rollen 122 an den Axen der Walzen und diejenige der Schieber eine ge- nügende ist, beachte dabei, dass keine Schraube über die Run- dung der Rolle vorsteht, und man wird von dieser Seite keinerlei Störungen beim Drucken zu gewärtigen haben. Zu den Störungen aus diesen Ursachen gehören in erster Linie Streifenbildungen. Dieselben können ebensowohl vom Aufschlagen der Walzen in Folge ihres zu tiefen, wie umgekehrt ihres zu seichten Ganges herrühren, weil dieselben im letzteren Fall auf der Platte blos schleifen, statt zu rollen. Letzterer Umstand ist um so gefährlicher, als er sehr leicht Verletzungen in der Schicht verursacht, welche besonders auch dann erfolgen, wenn eine Walze ungleich gestellt ist, so dass sie auf einer Seite zu hoch und auf der andern zu tief steht. Man prüft hierauf am einfachsten durch den Versuch, ob ein Streifen Papier zwischen Walze und Druckplatte festgehalten wird oder nicht. Wo er lose herausgezogen werden kann, auf dieser Seite steht die Walze zu hoch. I. Einrichten der Druckplatte. Die Befestigung einer Druckplatte in der Schnellpresse kann auf verschiedene Art erfolgen. Zunächst ähnlich, wie bei den Handpressen. Als Unterlage dient hier der sogenannte Stock (Fig. 16 ). Derselbe besteht aus einer vollständig plangehobelten Eisenplatte, unten mit starkem Rippenwerk aus Gusseisen. Auf der Seite, auf welcher der Druck beginnt und die also beim Durchlaufen durch die Presse mit dem Greiferwerk des Cylinders korrespondirt, befindet sich ein feststehender, oder auch auf und ab beweglicher eiserner Backen (a), an welchem nach dieser einen Seite die Druckplatte (b) ihren Widerhalt hat. Figur 16 (^fgsassss 4 Zötf 5la V Qjä Der Stoelc. (Seitenansicht.) Die Befestigung an den übrigen drei Seiten kann wie bei der Handpresse sein, nur wird hier beim Einrichten nicht die Platte, sondern umgekehrt ihre Unterlage, der Stock, verschoben. Dies wird durch die Schrauben (d d) bewerkstelligt, deren sich je zwei, auch links und rechts vom Stock befinden. Durch dieselben wird der Stock zugleich auf seinem Platz fest- 12B gehalten. Zur Verschraubung der Befestigungsbacken sind im Stock für die verschiedenen Plattengrössen entweder mehrere Reihen von Schraubenlöchern gebohrt (Fig. 17), oder die Be- festigung erfolgt wie bei den Schnellpressen von Schmiers, Wer- ner & Stein durch eine verschiebbare, quer über den Stock lau- fende zweite Eisenstange (Fig. 16) (e), die durch Abkröpfungen (f) an den Seiten des Stocks festgeschraubt wird. Diese Einrich- tung basirt jedoch bei fraglichen Pressen auf der Voraussetzung einer zweiten Unterlagsplatte von Glas (g), welche zur Erhöhung resp. Verdickung der eigentlichen Druckplatte dient und zwischen dieser und der eisernen Unterlagsplatte ruht. Diese Erhöhung der Druckplatte hat den Zweck, Spielraum gewinnen zu machen, damit alle diejenigen Theile tiefer unter der Druck- höhe liegen, welche mit den Walzen nicht in Berührung kommen sollen. Bei einfachen Spiegelplatten von massiger Dicke laufen die Walzen zuweilen Gefahr, auf den Befestigungsbacken der Druck- platte oder andern Theilen der Presse aufzutreffen, wenn nicht Alles im oben angedeuteten Sinn aufs Genaueste regulirt ist. Dies Auftreffen der Walzen sollte allerdings möglichst vermieden werden. Erstens leiden gelegentlich die Walzen dabei Noth und zweitens admassirt sich an solchen Theilen allmählich die Farbe derart, dass durch Verschleppung derselben leicht Verunrei- nigungen der Druckoberfläche stattfinden können. Es versteht sich von selbst, dass die Einrichtung einer solchen Unterlagsplatte nur bei genauer Einhaltung bestimmter Plattengrössen durchführbar ist, damit man bei Einrichten einer neuen Druckplatte nicht jedesmal erst nach einer Unterlagsplatte von passender Grösse Figur i 7 . zu suchen braucht. ^ Wir geben nach- folgend die Schilder- ung einer Befestigungs- art, welche nicht nur die Glasunterlage, son- dern auch den Ge- brauch der abgeschliffe- nen Spiegelgläser über- flüssig macht und jedes ^ imgehörige Auftreffen der Walzen verhütet. Figur 17 zeigt den eisernen Unterlags- oder Befestigungs- Jt/ US »' B> csnus)\ G3lZ32>: x> vC T”