ilIniiiiifiMV,..H!!',!X^''SITr LIBRARY 3 1924 100 388 325 Cornell University Library The original of tiiis book is in tine Cornell University Library. There are no known copyright restrictions in the United States on the use of the text. http://www.archive.org/details/cu31924100388325 In compliance with current Copyright law, Cornell University Library produced this replacement volume on paper that meets the ANSI Standard Z39.48-1992 to replace the irreparably deteriorated original. 2005 CORNELL UNIVERSITY LIBRARY FROM Tr.° -S^raes ^^.H lionrT DIE HEBRAISCHEI SYNONYM DER ZEIT UND EWIGIKEIT GENETISCH UND SPRACHVERGLEICHEND DARGESTELLT. INAUGUEALDISSERTATION ZUE, ERLANGUNG DER PHILOSOPHISCHEN DOCTORWURDE CONRAD VON ORELLI AUS zitEICH. LEIPZIG A. LORENTZ 11. FRITZSCIIE'S BUCHllANDlUSfl. 1871. 5 t t SEINEN HOCHGESCHATZTEN LEHRERN, DEN PEOFESSOREN HEINRICH LEBERECHT FLEISCHER FRANZ DELITZSCH ALS GERINGES ZEIOHEN DER VEREHRUNG UND DANKBARKEIT GKWIDMET. INHALTSVERZEICHNISS. Einleitung 1 Anlehnung geistiger Begriffe an sinnliche 4 Entstehung der Homonj'ma und Synonyma 5 Der Zeitbegriff . . . . 3 Das Unendliche B Vorganger . . 9 Eintheilung ... . .... 9 I. Die endliohe Zeit . . 11 A. Die Zeit nach ihrer Erscheinung . . 13 Zusammenhang der Zeit mit der Bewegung .... . 13 1) Benennung der Zeit nach der Bewegung . 15 a) nach entgegentretender Bewegung 17 b) treibender 21 c) ungehenimt vorgehender 23 d) beschleunigter . . . 24 e) schnellster ... . 26 f) umkehrender . . . . 30 g) kreisender 32 h) einschliessender 40 2) nach der Ruhe als dem Gegeusatze zur Bewegung . . . 41 B. Die Zeit nach ihrer Bestimmtheit benannt 45 isia 46 ■ns 47 )-iS 53 •)T3t 54 "Vni INHALT. Seite Die Deutungen Bedarsclii's . .... 57 Die Deutungen Pappenheim's . . . . ..." 58 Die Zeitmaasse 59 Schlussbetraohtung .... ... . . .61 II. Die unendliche Zeit (Ewigkeit) . . 65 Ausdruok des TJnendlichen ... . .67 1) durch Verneinung der Endlichkeit (oiw) 69 2) duroli Fortsetzung der Zeitbewegung (is) 86 3) durch Ausdehnung und Verlangerung (T^ar"., in^K) . . . 90 4) durch Steigerung (nsj) 95 Zusammenfassung ... . . . .99 Anlehnung der unendlichen Zeit an die endliche . 99 Charakter des hebr. Ewigkeitsbegriffs . . .... .104 Mythologische Vorstellung der Zeit . . ..106 EINLEITUNG. There is a petrified philosophy in language. M. Mueller. Wenn der bekannte aristotelische Grundsatz : ITpo; tjiaS? [xsv •jrpoTspa xal "fvuipip-cotspa xa lyYutspov t^? ato&TjOEU)? eines Beweises iiberhaupt bediirftig ware, die Spracbwissenscbaft wiirde einen solchen darbieten. 1st doch die Sprache eines Volkes nicbt bloss ein zuverlassiges Inventar, welches den materiellen und geistigen Besitzstand desselben beurkundet: sie gibt uns auch dariiber manchen Wink, wie und wann es zu seinen Besitztbiimem ge- kommen. Je alter die Bekanntschaft mit einem Gegenstande, einem Thiere, einer Pflanze, desto alter und einfacber ist gewohn- licb der dafiir gewahlte Name. Spat vorkommende oder gar aus- landische Benennungen deuten auf spates Bekanntwerden oder fremden Ursprung einer Sacbe. Aber noch mehr: sogar wenn wir liber die Zeit des bistoriscben" Bestebens der Spracbe zuriick- geben in die Zeit ibrer Bildung, geben uns die Formen selber ein Kriterium an die Hand, das uns zunacbst binsicbtlicb der Reihen- folge, in welcber die Dinge zu Objecten der menscblicben Auf- fassung geworden, eine Unterscbeidung treffen lasst. Wenn es namlicb Gegenstande und Vorstellungen gibt, deren spracblicbe JBezeicbnungen sich mit leicbter Miibe "von andern Wortern genea- logiscb ableiten lassen, wabrend es bei den Namen anderer ver- -vvegen erscbeint, ibre Urspriinglicbkeil anzutasten, so ist der Scbluss nicbt unberecbtigt, dass die letzteren, weil dem wabrneb- menden und erkenneuden Geiste naber liegend, einfacber und 1* 4 Die sinnliche Grundlage der Sprache. friiher, jene ersteren aber, weil schwerer erfasst und spater erkannt, auch kiinstlicher und spater benannt wbrden seien. Aus den Bil- dungsstufen der Sprache lasst sich scliliessen auf die Entwicklungs- phasen des mensclilichen Erkennens, deren Niederschlag jene sind. In dem aber, was uns in der Sprache als das Urspriingliche er- scbeint, spiegelt sich eben die sinnliche Anschauung und Em- pfindung in unverkennbarer Weise ab. Was auf die Sinne des Menschen einen unmittelbaren Eindruck machte, sich ihm gewisser- massen ohne sein Zuthun aufdrangte, das zog zuerst seine Aufmerk- samkeit auf sich, wurde von seiner Vorstellungskraft erfasst und mittelst der Sprache ausgedrlickt. Diese Wahrnehmung lasst sich mehr oder weniger in alien Sprachen machen, da sie in: den allgemeinen Naturgesetzen der menschlichen Entwicklung ihren Grund hat. Notiones verhorum propriae omnes sunt corporeae sive ad res pertinentes quae se7isus nostras externos feriunt — das ist seit langer Zeit ein Grundsatz der klassischen Philologie gewesen. Aber deutlicher als anderswO' tritt diese Thatsache zu Tage in den sogenannten semitischen Sprachen, mit welchen wir es hier zu thun haben. Diese Sprach- gruppe, zu welcher das Hebraische gehort, hat die Eigenthiimlich- keit, dass bei verhaltnissmassig grosser Fruchtbarkeit der Stamm- formen die organische Gliederung der einzelnen Wortfamilien im Ganzen sehr leicht zu erkennen ist. Auch lassen sich, wo einzelne- Glieder in einem dieser Dialekte fehlen, diese zum guten Theil aus den iibrigen erganzen. Gehen wir aber der Wurzel eines solchen semitischen Wortstammes so weit als moglich nach, so zeigt. sie nahezu immer eine sinnliche Bedeutung. Soweit uns hier die Wortfamilien durchsichtig sind, finden wir keine gSnz ab- strakten darunter; vielmehr lehnen sich seiche Vorstellungen an konkrete an, erhalten deren eigene oder eine davon abgeleitete Bezeichnung. Dieser Umstand beweist nun nicht bloss die Prioritat des- Sinnlichen Tor dem Geistigen, sondern auch den engea Zusammenhang zwischen Beidem in der Vorstellung. Fiir die Uebergang sinnlicher Ausdriicke in abstrakte. 5 neu auftauchenden geistigen Begriffe wurden nicht ganz neue Formen geschaffen, sondern man hat die vorhandenen, wie sie waren oder wie man sie -weiterbildete , dafiir verwendet, wie auch beim Erkenntnissprozesse der Mensch stets an die in ihm bereits , Torhandenen Vorstellungen und Begriffe anzukniipfen trachtet. Aber nicbt willkiirlicb bestimmte man Ausdriicke sinnlichen In- balts zur Aufnabme geistigen Gebalts, sondern die Namen solcher Vorstellungen, welche mit den anzueignenden irgendwie verwandt schienen und daher ihre Auffassung termittelten , wahlte man auch zur Vermittlung ihres Ausdrucks. Bei dem weiten Spielraum jedocb , welcben bei diesem Pro- zesse der Apperzeption^) die Subjektivitat bat, konnte es nicht ausbleiben , dass verschiedene abstrakte -Begriffe nach Einer sinn- lichen Vorstellung benannt wurden, sofern sie auf irgend eine Weise an diese erinnerten. Es entstanden dadurch sogenannte Homonyma^). Ja selbst entgegengesetzte Begriffe konnten moglicherweise unter Einen Namen gebracht werden, sofern ihnen wenigstens die Verwandtschaft mit Einer sinnlichen Grundvorstel- lung gemeinsam war, welche bei der Namengebung massgebend wurde. Manche rathselhafte „Enantiosemien", wie man sie wohl genannt hat'), erklaren sich auf diese Weise. So kann das hebr. TJS' einerseits bedeuten: fortdauern (Jer. 48, 11. Ps. 102, 27), anderseits aber: aufhoren (Gen. 29, 35. 2 Keg. 4, 6), weil beides (bestehen und stille stehen) sich auf die Grundbedeutung des Stehens zuriickfiihren lasst. Ein Gegenstiick dazu bildet THy 1) Siehe die Definition dieses Prozesses im Anschluss an Herbart bei Steinthal, Zeitschrift fiir Volkerpsychologie und Sprachwissenschaft II, S. 14 und die ausfiibrliche Darlegung desselben im zweiten Band von Lazarus, Leben der Seele. 2) Diese Bezeichnung ist schon von Aristoteles gestempelt Caie- gor. 8 1 : '0[J.u)~^ujxo Xeyetki u)V 3vo[ji.a [lovov xoivov, 6 ?£ v.a.-zh. Touvojjia Xoyo; T^; ouj{at ETEpo;. S) Im Gegensatz dazu gilt von den Synonymen: ■noXutovuiJ.ousiv Iv 6 Entstehung der Synonyma. (voriibergelien, weitergehen) mit seinen Ableitungen, wie wir sehea werden^). Umgekehrt konnte es eben so leicht geschehn, dass Ein ab- strakter Begriff oder Eine geistige Funktion mit verschiedenen sinnlichen Dingen oder Thatigkeiten in Verbindung gebracbt wurde^). So bildeten sich die sog. Synonyma^). Ja sogar ent- gegengesetzte sinnliche Vorstellungen konnten zur Apperzeption Einer geistigen dienen. Ein Beispiel dafiir wird uns die Unter- suchung der hebr. Synonyma fur Ewigkeit, ObiS und rii?!3, liefern*). 1) In der reicheren arabischen Sprache ist ein solches Widerspiel (.>-i) der Bedeutungen innerhalb Eines "Wor tstamms, ja Einer "Wortform noch viel haufiger, z. B. (j^j*^ neuarab. edel von Abkunft, altarab. aber das gerade Grsgentheil, well die weisse Farbe (jj;»S) bei Kameelen Zeichen edler Abkunft ist, bei Menschen aber als Zeichen des Gegentheils gait. S. Eleiscber zii Levy's Chaldaiscbem Worterb. I, 423. 2) Vgl. Lazarus, Leben der Seele IT, S. 21 1 ff. 3) Auch diese Bezeicbnung findet sicli schon bei Aristoteles, freilich in anderm Sinne. Er sagt namlich a. a. 0. 2uvu)VU(jia 6k Xiffzai w^ to te Svo|J-a y.oivov xal 6 y-aTa Touvo[xa \6-jOi -ZTji ouaiai; 6 auTO?, olo^ Cuiov 8 xe &v- Op beweist, welches neben jener speziellen auch diese allgemeine Bedeu- tung hat; so jer. Berachoth II, 5 NlTllbjiT JSlTlDJ'' tlttit es kam die Ge- betszeit, i^bS'^^J" SSi;? Essenszeit, tllpbb itDNn b"^3 «n31>' die Reife- zeit der Feigen') u. s. w. Richtig bemerkt daher Abulwalid zu Ex. 21, 10: cLdJt cyj^ ^js^ sAxf ^b^ xJii^ Das Wort f'JTJ aber ist nicht von '^'S (Gesen., Fiirst, Levy) abzuleiten, sondern 1) Wie oft „Orte, Ortsgranzen u. Behaltnisse", insbesondere auch zeitliche Raume oder Granzen (nach Bottcher, Ausfuhrliches Lehrbuch der hebr. Sprache, herausg. von Miihlau, § 641 e, vgl. § 621). Spater kommt es auch als Masc. vor wegen Verkennung des Ursprungs (s. eben- da § 648). 2) Vgl. Gesenius, Lehrgebaude der hebr. Sprache S. 474. 3) Levy, Chald. Wtb. II, S. 226. 2 ] 8 Die Zeit als entgegentretende Bewegung. nach Fleischer (zu Levy II S. 572) von h3S, welches hohere Potenz von Ton, arab. ^|, yX&. Die Grundbedeutung des Stammes ist: entgegentreten; Lle PI. j'LIcI heisst die Wolke (wie ^jj^ PI. ^Ltfcl von dem nahe verwandten ^£) als die vom Himmel sich abbebende, vorragende, dem Blicke entgegentretende.^) Die tem- porale Wendung aber zeigt das arab. Lit Plur. p.Ljl, die rechte, passendeZeit, eigentlich also: die eintretende, daberkommende, auf deren Eintreffen man gewartet bat. Daher bedeutet ^-aXwI entstanden aus jUc*ut (X) im Vulgararabiscben : erwarten. Form I bez. das Eintreten der geeigneten Zeit z. B. Sure 57, 15 ^Ls £J| ijl Ij-Lol J»_! j-JU „Ist es nicbt Zeit (ist nicht die rechte Zeit ge- kommen) fiir die Glaubigen, dass . . ." Und in 33, 53 bez. sLit die dem Propbeten gelegene Zeit, welche die Glaubigen zu ihren Be- suchen abwarten sollen. Ueber die Form dieses Sing, von ;>Lj| sind iibrigens die Araber selber nicht ganz sicher. Mit dem St. ^1 ist wohl eng zu verbinden der St. ^.| in der selben Bedeu- tung,^) woher das haufige W. ^1 -wiederum: eingetretene einge- G ^^ troffene, daher bes. rechte Zeit, ebenso ^\.\ Zeit, Jahreszeit. Aus der besprochenen WurzeLnDJ ist nun nach Fleischer auch das schon erwahnte ny hervorgegangen, niimlich aus W? (wie tllf^ aus riDi*), mit Suff. ^nS (wie ^HN) aus 'T}??. Die Bedeutung ist dann eigentlich : Entgegentretendes, Begegnendes, Eintretendes, sich Treffendes. Das chald. W^S (Ezr. 4, 10 f. u. a.) und "^'S kann man als Zeugen fiir den sonst assimilirten Wurzelkonsonanten anfiihren. Von ersterem bemerkt S. D. Luzzatto : usansi a guisa d'introduzione at discorsi, quasi: or dunque; letzteres, unzweifelhaft temporal, steht 1) Vgl. auch Fleischer zu Delitzsch' Commentar zu Jesaja (Aufl. 2) S. 92 u. Gesenius' Thesaurus unter 'flS. 2) Anders Dietrich in Gesenius' Hdwtb. unter "px, welcher von der Bed. aufathmen ausgehend fiir ^^,1 die Bed. (bequeme) Gelegenheit, Recht- zeitigkeit gewinnt. , Der Zeitname ro im Sprachgebrauch. 19 Dan. 2, 23 u. 6. in der Bedeutung: jetzt, nun. Das unstreitig von r\l? stammende T(C\S „zur Zeit" liesse sich mit- ".ill, JjiLS zusammen- stellen, nn? 1? bis jetzt = -j^S 1? (Ezr. 5, 16) mit ^^51 ^^|.') Es ist auch nicht zu verkennen, dass eine solche Genesis dem Ge- brauche des W. M angemessener ist als die von mS; denn nicht etvya der unbestimmte, moglicherweise inhaltlos verstreichende Zeitverlauf wird damit ausgedriickt, sondern eine eigentbiimlich besonderte Zeit, deren Eintreten ein Ereigniss oder doch eine Veranderung, deren Dasein eine Zustandlichkeit oder Umstand- licbkeit mit sich bringt. lr\S entspricht durchaus dem griechischen xaipo?, nicht XP<^v°?- Freilich ist richtig, dass die alte hebr. Sprache fiir den einfachen Zeitbegriff iiberhaupt kein anderes Wort besass, weshalb es alien falls auch an Stellen seine Verwendung iinden kann, wo es um die abstrakte Zeitdauer zu thun ist, wo demnach )^p6vo? am Platze ware. Dassdies jedoch mitVerwischung seines eigentlichen Geprages geschieht, tritt in vielen andern Rede- weisen zu Tage. Es geniige vorlaufig hinzuweisen auf die vielen Stellen, wo es (analog dem RTOy in den obigen Beispielen) die Zeit einer Sache bedeutet, d. li. die Zeit, wo eine Sache einzutreten pflegt oder eintreten soil, wie die Geburten^) (lob 39, 1 u. a.), die Reife der Friichte, die periodischen Regengiisse;^) ferner auf den spatern Gebrauch, fl? fiir die Witterung zu setzen (Ezr. 10, 13). XP°^°'^ konnte nicht leicht in diese Bedeutung iibergehn, 1) Auch Pappenheim fiihrt ns u. ]S auf Eine Wurzel zuriick, findet diese aber in dem blossen 3, welches die Bewegung (nsljn) ausdriicken, und wovon M u. 'jS Modificationen sein sollen. 2) Richtig bemerkt Pappenheim, dass dieses ns einen Gegensatz, also eine qualitative Unterscheidung der Zeit in sich t age, dass dem T\V ri-iV? (Koh. 3, 2) ein r-ibh ttbir rs entspreche. 3) Man vergl. dazu die Unterscheidung von -/povoi; u. xaipo; bei Severi- anus: Xpovo; \i.k-i [xTj-z-rk ^3ti, xaipo; ejl, aucb JijI ). Auf die Bedeutung treiben fiibrt aucb das N. i^| welches das sprossende Griin, die Wiese bezeicbnet; ebenso finden sich Derivata von diesem Stamm in deniibrigenDialekten (s. Gesen. Thesaurus^. 4), namentlich solche, welcbe Benennungen vegetabiliscberProdukte des treibendenWacbs- tbums sind. Uebertragen auf's geistige Gebiet ist t_j| die Absicbt als Moment oder Motiv, welcbes zu etwas treibt (vgl. li^^LJI das Motiv). Nocb kriiftiger zeigen die Grundbedeutung die De- rivata von ol im Sinne von: gemiitblicb beengt, verzagt sein. Von dieser Wurzel nun (nicbt von ^\ oder ,jjt, wie die arab. Lexicographen angeben) stammt das Nomen ^Ll = ^\j>\ (mit den verw. Formen i_ii|, olif, Stili" u.s.w.) in der Bedeutung Zeit, giinstige Zeit. Nacb dem angegebenen Ursprung kommt dieser Name wobl zunacbst dem einzelnen Zeitmoment zu, welcber so 1) TJeber dessen Gebrauch als Gattungseigennamen fur eine bestimmte Zeit s. Fleischer, Sitzungsberichte, 1866, S. 292. 2) Big. zuriicktreiben, daher schmalern, vermindern; s.Delitzsch' kiir- zernOomm. zu denPsalmenS. 539 und den umfanglicheren Bd. I S. 658 f. 22 Zeitnamen vom Grundbegriff des Stossens. heisst als der treibende, nachdrangende^), nachtretende, nach- riickende, welcher dem vorhergehenden auf dem Fusse folgt (vgl. die R. A. dLJi i_iil ^JLe '^W'' *'^"'' stati7n post hoc), daber dem rechten, fiir etwas passenden Moment. Dann heisst ^jQ od. (jlil. vermoge naheliegender Verschmelzung der einzelnen Momente: die Zeitfolge, d. h. die Zeit, wie sie aus solchen treibenden Momenten anwiichst, die Zeit als Strom, welcher gleichsam aus unaufhorlich nachdrangenden Wogen gebildet wird^), in der Sprache der neuern Philosophic : die Zeit als Successionsreihe') •oder die Zeit nach dem Verhaltniss ihrer einzelnen Theile zu ein- ander, welches eben das der Folge ist. Fiir das Hebraische nun ware diese Gruppe besonders von Bedeutung, wenn das dem spatesten (nachexilischen) Hebraismus angehorige Til analog zu erklaren ware. Dieses Wort kennen alle Dialekte des Semitismus; es ist daher seine Ableitung nicht anderswo zu suchen*). Schauen wir uns aber in diesem Sprach- gebiet nach einem physischen Begriff um, welcher zu Grunde liegen konnte, so bietet das arab. J^j; stossen einen solchen, welcher mit dem eben besprochenen gleichartig ist.^) ^TvJ)^) ware dann gleich jJo^ (wie im Syr. .^i und ^^i aus Einer Grundform entstanden sind), woher ^^\, hiiufiger ^Li-., welche beidenFormen nach Angabe der arab. Sprachkundigen ganz gleichbedeutend ') Vgl. das franzbs. iitstant Augenblick, von inslare. ^) "Vgl. -r-^X -'W Fluth; athiop. AQ^! {abhrvi) der Nilstrom. 3) Leibnitz, Opera philosophica ed. Erdmann p. 752. J) Vgl. Ewald in den Getting. Gel. Anz. 1858. S. 97 ff. 5) Wie Prof. Fleischer mir mittheilte, sieht er darin wirklifth den TJrsprung des Wortes. 6) Ableitungen davon sind ,j)-ij eig. stossig, i-*-^5 Plur. J-jJLjj in abnl. Bed.: die ungehorsamen Menschen und Geister, aber auch die Engel, welche das Hollenfeuer bewachen und die daraus Entrinnenwollen- den zuriickstossen; endlich auch verschiedene Polizei- und Militarbeamte, welche die TJnruhigen gleichsam in die Eeihe zuriickstossen, u. a. Die Zeit als ungehemmte Bewegung. 23 sind, und sowohl eine lange als eine kurze Zeit bezeichnen konnen^). Dazu geliort das n. unit. 'i£o\ eine Zeit (z. B. eine Zeit her, JUjov jjo), das Diminut. (JuAjov, ferner ^jov eig. cnromsch, dann besonders paralytisch Kranker. Die Genesis der Bedeutung Zeit ware bei dieser Ableitung analog der bei ^Lil besprochenen zu denken. Jeder neue Moment ist ein Nacbstoss oder auch Vor- stoss''); die Zeit hiesse also i^^\ als die in sachten aber unauf- horlichen Stossen sicb bewegende, als die pulsirende. Der Cha- rakter indessen, welcher dem Wort im Aramaischen, wo es be- sonders heimisch ist, anbaftet, lasst -weniger eine Grundbedeutung vermuthen, welche die Bewegung, als Tielmebr eine solche, welcbe deren Sistirung oderFixirung ausdriickt. Wir werden daber noch unter einer anderen Kategorie von Benennungen der Zeit davon zu reden haben. Naher als die bisber besprochenen beriibren sicb mit unsrer Anschauungs- und Redeweise diejenigen Beispiele, wo die quanti- tative Dauer einer Zeit angezeigt wird durcb die Art der Be- wegung , welche zum Vebikel ihrer Darstellung gewahlt worden. Diese Falle sind zahlreich. Wenn z. B. der Bewegung freier Lauf gelassen wird, dass sie sich ungebindert ausdehnen kann, erweckt dies leicht die Vorstellung einer 1 anger n Zeitdauer. ZweiWurzeln, welche die ungehemmte Bewegung ausdriicken und auf die Zeit angewendet werden, sind z. B. dLxa und ^. Von Axa namlicb und dem nahe verwandten (3^^ ist der Grundbegriff: sich frei von der Stelle bewegen, fortriicken, vorriicken, avancer; daber denn plTiS, wu^i. aetate provectus est, vgl. pT]S, welches eine lange, einheitlich, nicht abgebrochen vorriickende Zeitdauer in sich schliesst. Aber auch als Name der Zeit selber kommt das 1) Im Gegensatz zu ^s^j ist es allerdings eine langere Zeit, s. De Sacy, Chrestom. Arabe I, p. 409 (2 M.). 2) Letzteres wurde weniger auf die Vorstellung der Zeitfolge als die der anschwellenden, anwachsenden Zeit fiihren (vgl. franz. pousser). 24 Die Zeit als laufende. So, arab. 5"' weist auf dieselbe Wurzel zuriick wie v_ftj>>, 7Jl, TiJJT u. s. w. , welche alle ein heftiges Bewegtsein oder Erregtsein ausdriicken. Schon Alb. Schultens {Orig. Heir. L. I, c. 10) identificirt dieses S'lP richtig mit ^-cj (bes. VIII) tremulo niotu agitari, welches vom Zucken des Blitz"es, vom Hin- und Her- gehen des Wageziingleins und dergl. gebraucht wird.') Im Hebr. hat das Wort als Transitivum die Bed. erschiittern, erregen, in Zitterbewegung versetzen*), z. B. das Meer Jes. 51, 15 LXX ') Philippsons Israelitische Keligionslehre, Abth. I S. 93. 2) Beispiele aus den germanischen Sprachen s. Grimm, deutsche Gramm. Ill, 129 und besonders bei Tobler in Lazarus' u. Steinthals Zeit- schrift V, S. 311. 320 ff. 3) Vgl. auch 'fff') von dem Wagebalken und der Wage selbst: wippen, ausschlagen. ■<) S. Delitzsch zu Jesaja 8. 516 u. 521 ; zu lob 8. 308. Der Augenblick: SSI. 27 xapaoasiv; lob 26, 12. Das Niph. und Hiph. haben abgeseben von drei gleich zu erwahnenden Stellen eine davon unabhangige Be- deutung , und sind auf i^T (zuriickkehren) zuriickzufiihren. Die intransitive Bedeutung von SjI (commoveri, tremere) findet sich vielleicht lob 7, 5 (meine Haut schauert). Die Segolatform ^jT^, in pausa 3>j"i, bed. also eig. vibramen, wie Schultens richtig angibt. "Wie er kann man aucb das latein. „momentum" vergleichen; nur ist Jj"! eine heftige Bewegung oder Erschiitterung. Eher lasst sich daher das arab. joJD danebenstellen (von ^_jjii commotus fuit, aucb vom Schwert: zucken), welches ebenfalls einen kurzen Mo- ment, gleichsam Einen Streich bezeichnet; nicht minder sJai^ Augenblick, kiirzeste Zeit^) (von ri^C vihravii), gleichsam Eine Zuckung; auch &*i5 eigentlich Ein Stoss^). Bei Sj"] hat indessen wohl noch eine bestimmtere leibliche Bewegung das Mittelglied gebildet, wie man es denn gewohnlich erklart als ictus oder nicfus ocuU^). Damit stimmt ganz iiberein das syr. )L^soi40x, gleichbe- deutend mit 2>j'], von ■.3-^=3ijio schlagen, aber auch die Augen niederschlagen, mit den Augen winken 0S.Jo). Auch so ist iibrigens ^j"] nicht ganz gleich dem deutschen nAugenblick". In yy}_ liegt von Haus aus etwas Gewaltsames; es bezeichnet das Auf- oder Niederschlagen der Augenlider, daher die ausserst kurze Zeit, die dazu nothig ist.*) — Prov. 12, 19 haben wir den verbalen Ausdruck riy^S"iX"n?'l (Gegensatz 'iSb). Dafiir konnte es 1) S. Freytag, Lex. Ar.: S^Ja.^ Jir f-iJj-« ,j,U'l-o 2) Vgl. franzos. toui-d-coiip u. ahnl. 3) Ygl. athiop. ^itfl^ ; (kesbat) eig. nulus, daher Augenblick u. das mit "5 '13 gleichbedeutende nachbiblische 'i^S i^TPi von iisi, also eig. das Sinkenlassen der Augenlider ausdriickend, ebenso das neutestamentlicbe Iv ^it:-^ 5cpt'}aX!xo3 t Cor. 15, 52 von ^i~ir], Wurf, Schwung. ■1) Abulwalid will den BegrifF der kiirzesten Zeit dadurch gewinnen, dass er aus der Bed. sich zusammenziehen, welche auch Andere dem 'Ji^ (= 5-a-;) beilegen, die Bed. tenuis fuit ableitet; daher sei I'Sj ,^j-0 Uo jJl ^jjl-ojJI (j^ wie das arab. IJL^^, s. dariiber Gesen. Thesaur. p. 1264. 28 Der Augenblick : s;n. ganz so gut heissen ^^TlT} (vgl. lob 20, 5). Die Art und Weise wie Jer. 49, 19. 50, 44 diese Verbalform uns entgegentritt, lasst vef muthen, dass es ahnlich wie lob 7, 19 „bis ich meinen Speichel schlucke" eine dem Volksmund gelaufige Eedensart war. Die erste Person steht dabei ahnlich wie in ^CcLa^, ^xj. Diese Hiphilform nun ist nicht ein abstraktes Denominativum: einen Augenblick zubringen, warten und dergl.; sondern sie hat noch die sinnliche Grund- bedeutung, also: bis ich mich rege, schiittle, oder besser: in so kurzer Zeit als ich zum Aufschlagen der Augen brauche.^) Aus dem Gesagten ergibt sich einfach die Gebrauchsweise von yrP. Es bezeichnet gleichsam einen einzelnen Pulsschlag der Zeit, d. h. ein Zeitatom, und wird daher erstens gesetzt fiir das Minimum eiuerZeitdauer, welches denNamen Dauer eigentlich gar nicht verdient. So Ex. 33, 5 ImJ^ ^jTi eine klirzeste Zeit (Zeiteinheit); Ps.30, C 2?^'] ein verschwindend kurzer Augenblick im Gegensatz zur Dauer eines ganzen Lebens (s. Hupfeld zu d. St.); lob 20, 5 "JV"'"]?, so lang ein y:n wahrt, parallel mit Hllpti, eine kurze Spanne Zeit; S'jTa^Jl'S Jes. 26, 20 und ofter. Zweitens bez. "5") das schlagartige, blitzschnelle Eintreffen eines Ereignisses, besonders einer Katastrophe: Thren. 4, 6 5jVi"^3 von der plotz- lichen Zerstorung Sodoms; ahnlich 2?j'^3 Num. 16, 21, aber auch accusativisch ohne Praposition, z. B. Jer. 4, 20 parallel DklnS. Jes. 47, 9. Ps. 6, 10. Meistens wird mit dem Worte der jahe, ge- waltsam schnelle Untergang der Gottlosen ausgemalt, lob 21, 13 dagegen ein plotzlich iiberraschender, leichter Tod. t3"'yj~ib mit zeitlichem b und pragnantem Plural^): in Augenblicken, d. h. so, dass kein einziger Augenblick, kein Minimum der Zeit ausge- setzt wird. 1) So auch A. Schultens : usque dum nictem = oculis vihrctn. Ewald: „bis ich die augen bewege." Zu der jeremianischenDoppelstelle vergleiche das fiVeni, vidi, vici."' 2) Vgl. Dini3^> (Ewald, Ausfiihrl. Lebrbuch derhebr. Sprache § 217 d). Ausdruck des Plotzlichen: 3Ji, STB. 29 Ein Doppelgiinger dieses ?5'!] ist nach seiner Herkunft, Form und Bedeutung das Nomen '$t\B vom Verbum "STSi (so nur im Samaritan, gebrauchlich) = ritlS offnen, hier aber speziell die Augen offnen, aufschlagen, woraus sicb nach Analogic des eben besproclienen Wortes die temporale Bedeutung von selbst ergibt: es bezeichnet den kaum wahrnehmbaren Zeitpunkt (oxqiA-/) LXX Jes. 29, 5), wahrend dessen man die Augen aufschlagt. Audi dieses Wort deckt sich nicht ganz mit unserm nAugenblick", dem es indessen naher kommt. Als adverbialer Accus. und mit Prapo- sitionen wird StlS und das davon abgeleitete Adverbium C3kri5 fiir QSInS^) ebenso wie Jj"! zum Ausdruck der Plotzlichkeit gebraucht. An mancben Stellen sind diese Worter ganz synonym mit ^jH; indessen zeigt sich doch eine in ihrer Abkunft begriindete feine Differenz in der Vorstellung. ^yi ist mehr die reissende, gewalt- thatige, stiirmische Schnelligkeit, mit welcher sich etwas voUzieht; 3'lnB deutet an, dass etwas leise iiberraschend, unbemerkt eintrifft, wie man die Augen aufschlagt, schon da ist. Diese Vorstellung einer unversehens eintretenden Ueberraschung zeigt sich u. a. Koh. 9, 12 bei der Vergleichung mit den Fischen und Vogeln, welche nichts merken, bis sie „mit Ein em Male" sich gefangen finden; ebenso Prov. 7, 22 bei dem den Lockungen zuhorenden Jiingling, welcher der Buhlerin nachlauft, ehe er sich's versieht, d. h. indem er sich plotzlich ^) nicht mehr in seiner Gewalt hat. Vgl. auch Jes. 47, II, wo ein nicht vorhergesehenes Ungliick ge- droht, und Num. 6, 9, wo von einem unvorhergesehenen Todesfall die Rede ist. Am deutlichsten tritt dieser Zug des Nichtvoraussehens Num. 35, 22 hervor, wo DJ^tlS geradezu s. v. a. unvorsatzlich, un- absichtlich. $t\Q und t3if,T\B werden auch zur Verstarkung neben einander gestellt: „urplotzlich." Im Gegensatz zu diesen Benennungen, welche mit Zuhiilfe- nahme einer schnell voriibergehenden Bewegung die Zeit als kurze 1) Bottcher § 279. Ewald § 204 b. 2) -/EirtptoSeis LXX dem Sinn nach ricMig. 30 Die Zeit als wiederkehrende Bewegung. kennzeichnen, stehen die Namen der eigentlichen Zeitdauer, "welche einer sichtbar anlialtenden, konstanten Bewegung ihren Ursprung verdanken. Von der letztern Art waren schon die Aus- di'iicke, welche das weite Ausgreifen oder Vordringen aussagen. Namentlich aber wird die langer andauernde, verweilende Zeit durch eine besondere Eichtung, namlich das Umbiegen oder kreisformige Wiederkebren dargestellt. Das erste hebr. Nomen, welches bier anzufiihren, ist das nacb iind nacb ganz zum Adverbium gewordene ^i^y. Da ^W, t>L* = umbiegen, zuriickkebren ^), zeigt li? eigentlicb die Eiickkebr Ton etwas, seine Wiederbolung an; daher steht es fiir iterum wie syr. wr.ez cbald. IS^D (^ri). Dieser Begriff der Wiederbolung aber gebt in den der Fortdauer iiber^). Wie wir von einer Tbatigkeit oder einem Zustande sagen, dass sis „anlialten" ') statt mit der Zeitbewegung „voriiberzugeben", so liegt dem semitiscben Sprach- gebraucb die Anschauung zu Grunde, dass ein inbaltlicb bestimm- ter*) Zeitmoment zuriickkehrt, statt zu entscbwinden. Wie im Hebr. und Cbald. .findet dieser Stamm im Aetbiop. temjporale An- wendung. Und im Arab, zeigt sich darin wenigstens deutlicb der Uebergang von der Iteration zur Continuitat, von der Wieder- •) Daher axich jLil (IV) "cvn eig. wiederholen; daher wiederholt, nach- driicklich, feierlich sagen, hezeugen. Vgl. Gresen. Thesaur., Bottoher § 'J I 2, 40. 2) Dieser Uebergang ist jedenfalls natiirlicher als die Spaltung des "Wortes, welche Dietrich (in Gesen. Lexikon) vorschlagt, wonach es in der Bed. iteriim auf 1W wenden, in derBed.Dauer aber von einem angehlichen *1W festsein abzuleiten ware. 3) Man vergleiche das mit nw sich beriihrende englische still (althd. stullan, anhalten, zogeru, verweilen) = noch, aber oft mit adversativer Tendenz, indem die Vorstellung des Anhaltens, Elnhaltens in die des Beschranktseins iibergeht. Etwas Aehnliches findet bei TO statt. i) Auch hier wieder bemerke man die schlechthinige Bedingtheit der Zeitvorstellung durch ihren Inhalt. Das Geschehniss oder der Zu- stand kehrt wieder, verharrt und erzeugt so die Vorstellung der Dauer. Der Sprachgebrauch von "ilS. 31 holung zum habituellen Zustand. i>L& bedeutet namlich zuriick- kehren zu etwas, es wiederholen, zur standigen Gewohnheit (sijLt) machen. Audi das damit verwandte tXa-c ist eigentlich s. V. a. zuriickkehren , dann eine Sache sorgfaltig iiben, pflegen (so besonders Form V), cX^ eigentlich Gegenstand des Zuriick- kebrens, d. b. der bestandigen, sorgfaltigen Beobachtung, daber = Biindniss, Vertrag. — So bed. die Partikel "I'lS eigentlich: „Fort- dauer^) von (Ewald, §. 209 c.), daher = noch, aufdieGegen- wart bezogen: adhuc, nocb jetzt, noch immer, negativ I'll? xb eig. nicht wieder, daher: nicht mehr; es kann aber auch eine Zeitdauer bezeichnen, deren Hinausgehen iiber die Gegenwart man voraus- siebt, so z. B. ""i^lS Ps. 104, 33: bei meinem Fortdauern = so lang icb noch lebe. lob. 27, 3 "'4 'P'^'i? n^^'^bS die ganze Dauer, da noch Athem in mir ist = so lang noch . . . Stebt hingegen liy in Beziehung auf etwas, was noch gar nicht vorhanden, nocb nicht eingetreten ist, so bezeichnet es das Andauern des Ausbleibens. So lange etwas verzieht, halt es gleichsam zuriick, statt mit der Zeitbewegung einzutreten. So 1 Sam. 18, 8 TO^b'/Sn !]!!< ib li?'} „Im Riickstand ist fiir ibn nur noch das Konigthum," d. h. es fehlt ibm nur noch dieses, wo die auffallende Ellipse^) verschwindet, wenn man 1'15' zu seiner voUenBedeutung kommen liisst; ebensoHab.2, 3. Dan. 11, 35: „Verzogerung (findet statt) bis auf die bestimmte Zeit." — Endlich gibt es Stellen, wo Tl? nicht eine Zeitdauer sondern das Dauern oder Verharren von etwas ausdriickt, so 1) Dass librigens das Wort identisch sei mit dem altarab. Jo^ (Ewald § 337 c. Anm. 2), ist nicht annehmbar. Letzteres, abgesehen vom mytbo- log. Gebrauch, nur mit Negation und zwar meist von der Zukunft vor- kommende Wort scheint eigentlich die Zeit zu bedeuten. DerKamus, welcher es so erklart, gibt zugleich die Grundbedeutung von joLe : hinten stehen, zur Ablosung nachriicken (wie JtJLL.). Diese Ableitung ist be- aohtenswerth, da sie sow9hl mit sonstigen arab. Auffassungen der Zeit als mit dem Sinn des haufigen jajj-^J umtauschen (eig. also ersetzen) harmonirt. 2) Vgl. Ewald § 299 a. 32 Die Zeit als kreisende. Gen. 46, 29 : "iy VnKJIS'b:? ';^n);1, er weinte anhaltend = horte lange nicht auf zu weinen, vgl. Ruth 1, 14; und wahrscheinlich ebenso („fortwahrend", „ununterbrochen") Ps. 84, 5, wo die alten Ueber- setzer und Rabbinen es sogar einem Dbl?? gleich setzen. An Bestimmtheit gewinnt der Begriff der Zeitdauer da- durch, dass die Benennung desselben, statt von bloss riickgangiger oder reflektirender Bewegung von der Kreiswendung hergenom- men wird, welcbe, regelmassig sich vollziehend, zu einem geschlos- senen Ganzen sich abrundet. Gerade diese Art von Zeitnamen ist in den verschiedensten Sprachen stark vertreten, indem theils ein ein- zelner Zeitraum, theils die Zeit an sich als Cyclus angesehen wird. Der Grund dieser Anscliauung ist, wie aus der Untersuchung der betreffenden Worter erhellt, darin zu suchen, dass diejenigen Er- scheinungen, an deren stetiger Veranderung oder Bewegung der Lauf der Zeit wahrgenommen und gemessen wurde, selber einen Kreislauf darstellen. Von ihnen ist die Vorstellung der Kreis- bewegung auf die entsprechende Zeit iibertragen worden. Die Gestirne namlich, welche um ihrer alien Menschen in die Augen fallenden und dabei hochst regelmassigen Bewegung willen von jeher zur Orientirung in der Zeit benutzt wurden, bewegen sich in kreisformigen Bahnen, wie der Augenschein lehrt. Schon in dem Zeitraum von 24 Stunden, welcher sich als einheitliches Zeitmass den Menschen aufdrangt, voUzieht sich offenbar ein solcher Umschwung der Gestirne. Deshalb heisst der Lauf, welchen die Sonne taglich am Himmel beschreibt^), AiXjo im Arab., nB^pFl im Hebr. (Ps. 19, 7) von Ti^p, verw. mit ~|p3, Wurzel Cip umkreisen. In grosserem Maassstab aber als der Tag bildet das Jahr einen Cyclus, indem durch die sich gleichbleibende Aufeinander- ') Vgl. die Essays von M. Miiller II S. 147 der deutsohen Uehers., wonach bei den alten ludern die Tage als Herde der Sonne dargestellt zu werden pflegen, so zwar, dass das Kommen und Gehen eines jeden Tages mit dem Einlierschreiten einer Kuh verglichen wird, welche des Morgens ihren Stall verlasst, die himmlischen Weiden auf dem angewiesenen Pfade durchsclireitet, und Abends zu ihrem Stalle zuruckkehrt. Die Zeit in Kreisbewegung: das Jahr, die Generation. 33 folge von Erscheinungen (Jahreszeiteii), aus welchen es zusammen- gesetzt ist, unwillkiirlich die Vorstellung einer Eunde, eines Kreis- laufes wachgerufen wird. ^) So heisst denn der Ablauf des Jahres JlSian 'r\&tpT\ Ex. 34, 22. 2 Chr. 24, 28, wie von bestimmten, jahrlich wiederkehrenden Tagen gesagt wird, dass sie ^kreisen" Jes. 29, 1.^) Auch der Name des Jahres selbst driickt oft diese Kreisbewegung aus. Zweifelhaft ist dies beim griecb. IviauTi?, da dessen Herkunft iiberhaupt noch nicbt sicher (Curtius a. a. 0. S. 196). Aber aucb xuxXo? stebt bisweilen geradezu fiir Jabr, und bei annus wird die Grundbedeutung Ring oder Kranz durch das Diminut. annulus oder anulus wahrscbeinlicb gemacht'). Einen deutlichen Fall dieser Artbietet das arab. Jj^a. von JLs* sicb wenden (= b^n sicb winden), ein altes Wort fiir Jahr; so im Koran ^jjjj^ ^jyLoli^ zwei voile Jahre lang. JJL. bezeichnet also den voU- standigen Kreis, welcher durch die Wendungen oder Wandlungen und daraus resultirenden Zustande (Jt^ji.! vgl. tlhliX), die sicb in dieser Zeit eines Jahres an einander reihen, gebildet wird. Einen weitern Kreislauf stellt das Menschenleben dar. Ein solcher beginnt mit jeder Generation, welche von der Jugend bis zum Greisenalter gleichsam die Jahreszeiten des menschlichen 1) Es ist kaum nothig an das latein. vertente anno zu erinnern und an das homerisclie TtepnrXo(Aevou iviauTOU z. B. Od. 11, 248: im umkreisen- den Jahr = innerhalb eines Jahres ; TrepraXoiJ.eva)v IviauTcov, wahrend die Jahre umlaufen. Auch die Jahre an sich heissen II. 23, 833 Tt£pticX6jj.Evoi als die in steter Kreisbewegung laufenden (roUenden). Ebenso wird irepi- TEXXeffdai sich im Kreislauf vollenden, ablaufen, mit Ito<; verbunden. Im Aethiop. heisst dieser Kreislauf (des Jahres) U(D'J?'! ("'''S)- 2) Nach Bottcher (Proben A. T. licher Schrifterkl. S. 83 ff.) wurde auch rrsn res hier zu nennen sein, von rTTi, fiin, sich kriimmen, also : „wie die Zeit umkreist ist" = iiber's Jahr. Doch ist diese Bedensart wahrscbein- licb aus nin in der Bed. reviviscere zu erklaren. 3) Fick a. a. 0. S. 418 niramt an, annus stehe fiir acnus, und sei wie anus, annulus Ring zu sanscr. akna gebogen, Part. Perf Pass, von indog. ak sanscr. ac, anc biegen, zu stellen. 3 34 Die Zeit in Kreisbewegung: "ill. Lebens durchmacht. Eine solche Zeitdauer^), in welcher dieser Umlauf sich voUendet, heisst daher ebenfalls Kreis, wie das hebr Wort lil zeigt. Dieses komm t von "lIT ^) sich im Kreise bewegen. ist demnach eins mit ..o (n. unit. s\.ii) Kreislauf. Also ist "iTH, chald. "1^ nicbt ^quasi terminus temporis, quo homines sitnul in hac vita et mundo habitant^ a HW habitare" (Buxtorf) ^), auch nicht „Menschen- und Zeitscbicht von "iW schicbten (Bottcber), sondern es bezeicbnet den kreisformig sich abschliessenden Zeitverlauf, in welcbem ein Menscbengescblecbt seine Entwicklung vollendet*). Aus diesem Grundbegriff ergibt sich mit Leicbtig- keit der zwiefacbe Gebraucb , den das Wort -im Hebr. Cbald. und Syr. bat, wonach es einerseits mebr temporal das Zeitalter be- zeicbnet, anderseits das einem solcben angeborige Menscben- gescblecbt. Diese beiden verschwisterten Bedeutungen sind in vielen Fallen gar nicht zu trennen. Die temporale Bedeutung tritt z. B. hervor, wo eine unabsehbare Reihe von Generationen oder 1) Griech. a!(bv, genauer -/Evsa; lat. saeculum. Zwischen den beiden letztern unterscheidet Censorinus {De die natali c. 17 s.): Saeculum [quod quidam lustrum aut annum magnum vacant c. 16] est spaiium vitae humanae longissimum partu ei morte definilum^ quare qui annos triginia saeculum puta- runt, multum videntur errasse ; hoc enim tempus genean vocari Heraclitus auctor est, quia orhts aetatis in eo sit spatio; orbem autemvocal aetatis, dum natura ab sementi humana ad semeniim reverlilur etc. 2) Siehe iiber diese zahlreiche Wortsippe Ethe, Schlafgemach der Phantasie II, 8. 8(j ff. 3) Aehnlich scbon Kimchi im Sepher Haschoraschim: mxii "ibk iai l>3 *) Sein Ende findet dieser Zeitraum dadurch, dass eine neue Gene- ration in den selben Kreislauf eintritt, daher der numerische Betrag des mi bei chronologischen Angaben nicht etwa 70 oder 80 Jahre (die langste Lebensdauer nach Ps. 90, 10), sondern 40 Jahre ist. Damit hangt es zu- tammen, dass die Hebraer ihre Gesohichte in Perioden von je 40 Jahren einzutheilen lieben. Ygl. Bertheau, Buch der Richter S. XVI ff. Purst, Gesohichte d. bibl. Literatur I, 351 f; 11, 3 ff. — S. aber auch Ewald, Geschichte des Volkes Israel II, S. 521 ff. (3. Ausg.). Die Zeit in Kreisbewegung: ill, bia. 35 Perioden menschlichen Lebens (aetates) zum Ausdruck der unend- lichen Zeit gemacht wird. So z. B. Ps. 89, 2. 5 llll "lllb parall. D^iy; ebenso d"'Tn Tllb Jes. 51, 8 u. a. wie syr. ^y,-j j^ (s. dariiber weiter unten). Die concrete Bedeutung: Gesammtheit der zu einer Zeit lebenden Menschen, Zeitgenossenschaft, welche von einem solchen Ring an der Kette der Zeit umspannt wird, findet sicb z. B. Ex. 1, 6 H^Hn "li-^n-bbl THi^ bwl tpT T\-T\ das ganze damalige Geschlecht starb aus. Diese personliche Bedeutung macht sicb besonders bemerklich, wo eine Generation nicht bloss nach ibrer aussern Zusammengeborigkeit, sondern nocb mebr nach ihrer etbiscben Gleicbartigkeit in Betracht kommt (vgl. fivca). So z. B. Deut. 32, 5. 20. Ps. 12, 8, wo iiber eine moralisch verkebrte Genera- tion geklagt wird. Es kann sogar das temporale Moment dariiber ganz fallen gelassen werden, wie z'. B. Prov. 30, 11 — 14 „Es gibt ein Gescblecht" = eing Menscbenklasse, eine Art oder Gattung von Menschen '). Beinabe deckt sich mit "I'T^ das Wort b'^S vom Verbum b^2, b"'3 (vgl. b^") sich im Kreise drehen, meist in freudigem Affekt: exuUavit. Das Subst. b^j kommt bibliscb nur Dan. 1, 10 vor, in einer Bedeutung, welche freilicb bei 111 nicht nachweisbar, nam- licb Altersgenossenscbaft, Altersklasse: Dib^j3 "ITSN U^^b^'T^ euere Altersgenossen ^), wie talmud. ""b^S!''!!!! mein Altersgenosse'). Dass diese Bedeutung jedoch nur eine Spezialisirung der Bed. „Zeitgenossenscbaft" ist, zeigt das Samaritan, b'^j (aetas), welcbes fiir in gebraucht wird. Das arab. J^^ (vgl. J^ circumivit) bed. nacb dem Kamus gewohnlich agmen hominum (Kreis, Gruppe von Menschen) ; es weist aber aucb die Bedeutung Zeitgenossenschaft auf, wonach JJLa=»; = *i)».«a£ J^t Plur. Ju&.) generationes. *) 1) S. zu in auch Delitzsch' Comm. zu Jesaja S. 545. 2) Ungenau Kimchi DDnlians. 3) Z. B. Baba mezia 27*', wo Raschi es erklart: der unter gleicher Constellation (inxVtaa,) Geborene. ■*) S. dariiber Gesenius' Thesaur. unter b-^a, wo auch bemerkt wird, 3* 36 Die Kreisbewegung des Geschicks. Gleichwie nun das Menschenleben in Hinsicht auf das Alter einen bestandigen Kreislauf zeigt, indem eine Generation die Bahn betritt, wabrend eine andere sie durcblaufen hat, so stellen aucb andere in der Zeit sicb vollziebende Entwicklungen einen kreis- artigen Wechsel dar. Die Zustande und Begebenbeiten wieder- bolen sicb in der "Welt mit mebr oder weniger Regelmassigkeit. Namentlicb das Gliick „drebt sicb im Kreise, es kommt und gebt vorbei." So haben wir von jener selben Wurzel "lIT ^,c> s. wenden, drehen, das Nomen Sjjli^ PI. vjl*t> (vjIi^ rund) in der Bed. Um- lauf oder, wie wir sagen, Umscbwung des Gliicks, Gliickswecbsel, bes. in malam partem, so im Koran 5, 57. 9, 99 u. a. Zu letzterer Stelle vgl. Beidawi: ^Ji^y v^ Jo vliJ ^ J^U ^\ ^1 vtV.ojo J^ol^l ^ SwjIjJI^ ^Lo-Jl sSjis. »j Es liegt auf der Hand, wie leicbt sicb der Zeit- begriff bier in die Vorstellung mengt. Eine*kreisartige Wandlung des menscblicben Schicksals, wobei dem Menscben Gliick und Un- gliick kommen wie Sommer und Winter, lasst sicb ja nur denken in der Zeit und durcb die Zeit. So gestaltet sicb der Lauf der Zeit (wiederum durcb seinen Inbalt) zum Kreislauf. Haufiger driickt die Vorstelluug des Gliicksumscbwungs das Wort kJ.O aus (von J.i> Grundbed. wie 5.0), dieses jedocb in lonam partem: es ist der Aufscbwung, durcb welcben Jemand in die Hobe kommt. Siehe Zerstreute Perlen Nr. 75: jLs» Jt Xil JlivlitI sJ.iJ „Wo die Lumpen aufkommen, verkiimmern die Ebrenmanner". Daber beisst jtl.o geradezu Gliick, oft parall. X+jij. Die dabei mitspielende Vor- stellung, dass durcb die Umdrebungen des Gliicksrades bald Dieser bald Jener obenauf komme, gibt A. Scbultens ricbtig an (Oriff. Hehr. p. 433), welcber den Vers citirt : v^-SX-taJI otsi 4LJ dass wo '-m s. V. a. 7£V£a, Generation, die arab. Uebersetzer es durch J^ statt J-ka. wiedergeben. Die Periods. 37 aber er verkennt den bei xJ.;>, wie auch das koran. sj.(> (59, 7) zeigt, jedenfalls zu Grunde liegenden Begriff der Rundbewegung, indem er die ganze Wortsippe von Jt>, "'b'l Wassereimer (wel- cher ■wechselweise steigt und fallt) ableiten will. Ganz besonders bezeichnet xJ.5 das historisch-politische Gliick, d. h. den Um- schwung Oder Aufschwung, durch welchen ein Herrscher auf den Thron gehoben wird. Auch die konigliche Macbt und Regirung sowie des Konigs Person und die ganze Dynastie fiihren den Namen XJ.o, sofern sie eben gewissermaassen die Hohe einer Zeit, ihren Aufschwung reprasentiren oder eine Gliicksperiode dar- stellen. Wie man sieht, liegt auch hier das temporale Mo- ment nahe. Wie nun "li'n, b^'S eine Altersperiode, &J.3, 8jjli> eine Gliicks- periode, so bezeichnet sfLi (von .^j", lim') wie »,t>) iiberhaupt einen TceptoSo?, ") d. h. eigentlich einen Zeitraum, in welchem etwas seinen Umlauf, seinen Gang vollendet. Die mit irsptoSos identischen Namen der Zeit driicken daher insbesondere einen Zeitverlauf aus, welcher einem regelmassigen Prozess entspricht, da die Kreis- bewegung') eine vollkommen regelmassige ist*) ; ferner namentlich einen Zeitabschnitt, dessen Anfang und Ende genau markirt sind, so dass die einzelnen Abschnitte oder eigentlich Umdrehungen gezahlt werden konnen,^) wie denn die kreisformige Bewegung als die geeignetste zum Messen, d. h. Zahlen der Zeit anerkannt 1) Auch das hieher gehorige lin Runde, Reihe, kommt leicht dazu, eine gewisse Zeit anzugeben, wie aus Est. 2, 12. 15 ersichtlich, wo LXX xaipo?, ^povo; dafur setzen. 2) Ebenso das altbd. hvila, engl. while, die Weile, wenn anders dieses verwandt ist mit wheel Rad u. s. w., wie Manche annehmen. 3) Auch das arab. jl J wird besonders vom geregelten Gang der TJhren, Maschinen u. s. w. gesagt. 4) Vgl. im Buch Jezira VI, 2 rtjiiaa "^^ns nsira iaba , der Zodiakus eig. die Umwalzung (der Gestirne) im Jahre gleicht einem Konige in seinem Reiche. S. Franck, die £!abbala, fibers, v. Jellinek, S. 114 f. ^) Vgl. »)'-' in der Bedeutung : Mai. 38 Erklarung von 'jBX. ist*). Daher stammt auchderGebrauch von nSlpfi 1 Sam. 1 , 20: nach den „Kreisungen" der Tage, d. h. als die bestimmte Zahl von Tagen abgelaufen war, oder, wie wir ebenfalls von einer Zeit, die man berechnen kann, sagen: als die T&ge urn waren. Noch ein aTra^ XsYop-svov ist hier unter den Wortern, welcbe eineWendung der Zeit ausdriicken, zuerwahnen. Prov. 25, 11 heisst as: r335J-b? ^^"^ im tp'D T^r'D^'0'2 ntlT ^TWn Goldene Aepfel in silbernen Schaustiicken ist ein Wort geredet T33X b?. Es liegt nahe, an die parall. Stelle 15, 23 zu denken und gemass dem dortigen llnyi auch dieses T53i^ bS zu iibersetzen: „zu seiner Zeit" (Vulg. Symm.). Auch das Bild, womit die weise Eede verglichen wird, macht wahrscheinlich , dass auf die Umgebung, in welcher sie sich gut ausnimmt, somit auch auf den Augenblick, in welchen sie fallt, Eiicksicht genommen ist. Demzufolge nehmen Gesenius u. A. ein Wort "jSk jjZeit" an, von welchem wir sonst allerdings nichts wissen, welches aber seinem Ursprung nach analog ware den besprochenen "ilT, sjLj u. s. w., namlich von "jSit vertere, woher auch ']3i< Rad; rabbin, allgemein: Wendung, Art und Weise, Tp6noi;; Wurzel "jB woher lri33, d'^iS u. s. w. Von einem solchen 15k ware aber in jedem Falle wohl zu unterscheiden das arab. ,.,Lil, welches Abulwalid damit identificirt (s. oben S. 21.). An das Wort ■jSij^ in der Bed. „Rad" halt sich Kimchi an der fraglichen Stelle, indem er umschreibt Tbjbj b3>, ebenso Gr. Ven. IvX xoiv Tpo)(t3v auTTJ?. Dieses weitere Bild wiirde indessen die Raschheit der Rede („ein schnelltreffendesWorf'Ewald), nicht ihr Wohlangebrachtsein veranschaulichen. Bottcher (Versuche S. 63 u. Jenaer Lit. Zeitung 1847 S. 1142), welcher ebenfalls iibersetzt „auf seinem Raderpaar", will allerdings beides darin finden „eine gelaufige Rede am rechten Ort". Allein dafiir ware der Ausdruck kaum ausreichend^). Das 1) Vgl. Aristoteles, Phys. IV c. 14. Leibnitz, Opera pMlosopMca Ausg. V. Erdmann p. 242a. 2) Bottcher beruft sich auf das homerische l7tiTpo-;^dor(V neben oiyo- pEusiv. Allein Od. 18, 26 bed. dieses nur: jigelaufig", „mit grosser Zungen- Die Zeit selber als Kreis. 39 Sicherste ist, von der Bed. nsichwenden" auszugehen, welclie dem Wortstamm jedenfalls zukommt, wie denn Abulwalid es an einer andern Stelle mit V53 b? umschreibt (Ibn Ezra Q-'^IS-in D^33 bj), ■was freilich noch mehrdeutig. Nicht so ist es zu ver§tehen, dass dem gepriesenen Aussprucli selber verscbiedene Wandlungen zu- geschrieben werden soUen^); vielmehr sind es Zeit und Umstande, die sicb andern. Dem Ricbtigen naher kommt die etymologisch freilich nichts erklarende Uebersetzung Theodotions und Aquila's lirl dp[j,6^ouoiv a6T(p. d''5Sl!^'') heissen die Jlj^l, die Umstande und Zustande, wie sie sich in jeder Zeitwendung gestalten, und die dem ^yi durcb das Suffix zugeschriebenen sind die, in welcbe es bineingebort oder bineinpasst. Gelobt wird also ein Wort, welcbes gesprochen wird, wann immer die Zeitumstande eingetreten sind, zu •welchen es passt, ein Wort also, welches ebensowobl zu seiner Zeit als an seinem Orte geredet, und dessen Eeiz dadurch erboht wird. Aus der Kreisbewegung geht noch ein allgemeinerer Be- griff hervor als der der Periode. Wenn man in gewissen Zeit- abschnitten einen Kreislauf wahrzunehmen glaubte, so konnte man leicht daraus abstrahiren, dass die Zeit iiberhaupt in dieser Be- wegung fortschreite. Man konnte zunachst immer grossere Kreise in Aussicht nehmen') und endlich die Zeit iiberhaupt als einen grossten oder unendlichen Kreis*) auffassen. Dies tritt uns im fertigkeit" reden, und enthalt das G-egentheil von Lob. TJnd II. 3, 2 1 3 steht es, wenn auch in gleicher Verbindung, doch in andrer Bedeutung, namlich : „uber die Sachen bineilend und nur die Hauptpunkte beriihrend, summatim, succincie oder iranscursim" (Fasy). ') So Piirst (Hdwtb.): „nach seiner Vieldeutigkeit"; aber wenn auch das talmud. ISIX oder "put. = Deutungsweise sein kann, so passt dies doch an unserer Stelle durchaus nicht. 2) Vgl. iiber die Verkiirzung T'JSK fiir I'^JSS G-esenius, Lehrgebaude der hebr. Sprache S. 575 f. 3) Man denke an das platonische Weltjahr, die Weltperioden der Inder, die lange Periode der Parsen u. dergl. ■*) Den Indem ist in der That die Vorstellung eines Zeitrades (kdla- cakra) sehr gelaufig. 40 Die Zeit als Inbegriff. arab. ^jej entgegen, welches, ebenfalls ein Sprossling von der Wurzel j,i>, zunachst einen Zirkel bedeutet, daher Torzugsweise eine lange Periode, auch bestimmt: Weltperiode, dann aber im Arab, das allgemeinste Wort fiir Zeit geworden ist, indem es die- gleicbmassig verstreichende Zeit bezeichnet, in welcbe alle Perioden liineinfallen , und welcbe dauert , so lange die Welt stebt , daher jje jJI in perpetuum. Zur selben Bedeutung perpetuitas ist von eben dieser Kreis- bewegung aus, wenn auch auf anderem Wege, das chald. l!<"i"'nn gekommen, welches hinter Substantiven ein Adjekt. perpetuus yertritt^). Aus der Kreisbewegung gestaltet sich namlich ahnlich wie aus der reflektirenden (bei 115>) der Begriff des fortgesetzten Dauerns; nur dass beim Kreise noch mehr die Stetigkeit und Regelmassigkeit hervortritt, z. B. i^'^'^'lFl thy das tagliche Opfer, welches jeden Tag ohne Unterbrechung dargebracht wird; so auch als Adv. tt"l''in und i^T'lJ^S, immerfort, ununterbrochen. Neben den zeitlichen Benennungen, welche der Kreisbewegung entnommen sind, gehen andere her, welche eine correlate Vor- stellung erzeugt hat. Da der Kreis nicht gedacht werden kann, ohne dass er etwas einschliesst, so wird demzufolge die Zeit als Einschliessung, als Zusammenschluss gefasst. So heisst im Arab, das Jahr ungleich haufiger als jL^ : iLi, athiop. ^'3''ar). -) ^gl- f'-* schwimmen, von der ausholenden, das Wasser umfassen- den Bewegung; ^ umfassend, allgemein sein, o-pp. joJ- aueschliessend, speziell, eigenthiimlich sein. Die Zeit ale Peripherie. 41 hat die Eigenschaft, dass es einerseits concret die zusammenge- schlossene Menschenklasse , Generation, anderseits die diesen Zusammenschluss bildende Zeit bedeutet. — 1st endlich die Zeit liberhaupt eine Kreisbewegung, wie jjOi> uns lehrte, so scbliesst sie die ganze Weltentwicklung ein: sie bildet die Einfassung alles dessen, was in der Welt ist und geschieht. So ist sie gedacbt im arab. ,.,LaS, nach Kamus = tempus von '_?.•, dem verstarkten y.^^ zusammenfassen, wober k_«^ P|3 Hand als die zusammenscbliessende, zusammenfassende^); vgl. ibLS'insgesammt, eigentlich: so, dass alle inbegriffen sind. Auch das hebr. fipS gebt daraus bervor. In ge- wohnlicheren Wortern aber tritt diese Auffassung der Zeit als einer dem Raume abnlichen, alles Dasein umscbliessenden, um- spannenden Form in den arischen Spracben zu Tage, z. B. in dem zendiscben zr-van, zrvdna, da der Stamm zr, wober zar ergreifen, eins ist mit dem griech. x^Pi wober x^ip die Hand. Aber aucb 5(p6vQi; kommt wabrscheinlicb von dieser Wurzel, deren Bedeutung eben die des Umfassens, Umschliessens^) ist. Dem- gemass sind gerade diese Ww. zrvdna und yj^iwz wie ^i^ mbg- licbst allgemeiner Bedeutung. Damit scbliessen wir die Reibe der Worter ab, welcbe die Zeit mittelst einer Bewegungsart nennbar macben. Wir baben darunter ibrt nicht aufgefiibrt, obwobl es oft dazu gerecbnet wird. Wenn freilicb Bottcber Recht hatte, welcber') dem Worte mit vielem Scbarfsinn eine grobmaterielle, nicbt temporale Bedeutung zuzuweisen gesucbt bat : Erdbaufe, Dreck, Staub, so lage dasselbe Uberbaupt ausser unserm Bereicb. Indessen sprecben die wenigen, 1) Die gewohnliche Erklarung von C]3: incurvaium, cavum (Gesenius Thesaur.) von Wurzel tp umbeugen (vgl. Ps. 57, 7 u. t)lB3 145, 14. 146, 8} ist von der obigen nicht wesentlich verschieden, da eben die Vorstellung des Concaven oder Convexen (vgl. Ethe a. a. 0. IE, 113 f.) mit der des Einschliessens unzertrennbar verbunden ist. 2) Curtius, a. a. 0. S. 188 f. 3) De inferis § 272 ss. Vgl. auch Neue Aehrenlese § 1098. 42 Die Zeit als verstreichende und verharrende. insgesammt poetischen Stellen, wo es sich findet, entschieden zu Gunsten einer z eitbe griff lichen Auffassung, vor alien Ps.39,6, WO '^"ij'il in genauem Parallelismus steht zu TJ^ im Sinn von i^yt^ meine Lebensdauer. Belasst man aber das Wort in seiner zeit- lichen Eigenschaft, so sind immerhin verschiedene Erklarungen nnd Ableitungen desselben moglich, welche sicb wesentlich in zwei Klassen scbeiden, deren eine ausgebt vom Begriff einer Be- ■wegung der Zeit, die andere vom Verharren im Gegensatz zur Zeitbewegung , erstere meist an das syr. ^'\- , letztere an das arab. tXJlX. sich anlebnend. Die Bewegung namlicb, welche ^iL. ausdriickt, ist die des Kriechensi Schleichens, Schliipfens oder Hineinschliipfens. Daher haben in "bh Lev. 11, 29 Manche^) mit zweifelhaftem Rechte^) das Wiesel (= talmud. mbin) als das schnell dahin schliipfende zu finden geglaubt. Fiir ibfl aber hat man die gewiss ansprechende Deutung der entschliipfenden, d. h. unmerk- lich verstreichenden, unbeachtet dahin gleitenden Zeit daran gekniipft. Tempora labuntur tacitisque senescimus annis. So Schind- ler, Gesenius u. A. Das Moment der Fliichtigkeit, Verganglichkeit, Endlichkeit der Zeit, welches darin lage, wiirde auch zu mehreren Stellen, wo es vorkommt, nicht iibel passen und scheint Ps. 89, 48 sogar gefordert. Auch der Umstand ist merkwiirdig, dass das "Wort zweimal (vgl. Ps. 89, 48 mit 39, 5; 49, 2 mit Jes. 38, 11) wechselt oder verwechselt ist (Bottch. Hupf.) mit dem geradezu die Endscbaft, das Zuendesein ausdriickenden bin. Auffallend bleibt aber immerhin, dass auch dem arab. JjLX. eine temporals Bedeutung eigen ist: verbleiben, verharren, dauern, und zwar in moglichst energischer Weise. So steht jJLi. ganz gewohnlich im Koran fiir das ewige Verbleiben im paradiesi- 1) Gesenius, Winer (Bibl. Realwtb. IIS. 689 f.) nach LXX, Vulg. Syr. und den Eabbinen. 2) 8. dagegennamentlicbBochart im Hierozotcon (L. Ill, c. 35); auch Rosenmiiller, Alterth. IV. 11. 225 f. Physische Grundbedeutung von V?n. 43 schen Zustand oder in der Hollenstrafe ; daher jj.ia. geradezu > , Paradies, (>JLk Ewigkeit. Es geht nicht an, diese Bedeutung nach Analogie von Dbl? vom Begriff des Verhiillens, Verbergens herzuleiten, wie Fiirst es mit lb/1 ^Ewigkeit" versucht; auch nicht in der eben erorterten Vorstellung der unbemerkt verstreichenden, ^sacllte fortriickenden Zeit liegt der Ursprung, so dass diese ins Unendliche so fortlaufend gedacbt ware, wie Hupfeld zu Ps. 17, 14 erklart. Vielmehr bedeutet jJLi. eig. sich eingraben daher sich festsetzen,^) sich einnisten. In tropischer Weise steht jJL=a.t Sure 7, 175, indem von Bileam gesagt ist ^j^t Jt jJ-i-l: „er Tsrtiefte sich auf die Erde", statt sich in den Himmel erheben zu lassen. Die sinnliche Bedeutung „sich einwiihlen" aber zeigt deut- lich das Substantiv J^Li., Maulwurf. Aus dieser Vorstellung des sich Einbohrens, sich Einwurzelns, sich Festsetzens erwachst leicht der Begriff des Verharrens^), der Bestandigkeit, Dauer, beziehungsweise des Ewigseins. — Jene sinnlichen Bedeutungen sind ubrigens auch den andern Dialekten nicht fremd: das Lev. 11, 29 ibn benamte Thier ist wohl ebenso sicher der Maulwurf, -wie derselbe syr. ]|!^aj. heisst von ^.» graben, sich eingraben. Ferner hat das talmud. ibin die nahe verwandte Bedeutung: ein- d ring en; z. B. wird es vom Opfermesser gesagt, welches „sich einsenkt" in das Schlachtopfer {qui se plonge dans les entrailles); ebenso: rostig werden, vom Sicheinfressen des Rostes, welcher ittrnbrt heist; mit demselben Worte werden endlich auch „nagende" Krankheiten (Krebs und dergl.) benannt. So ist gewiss auch das talmud. nbn verbergen einestheils und das syr. ,v.. hineinschliipfen 1) Vgl. Delitzsch, J««/a s. 400. Die Wurzelersiehtman an jihohlen, bohren (wie h^n durchbohren) , iibertr. se insiniiare, wie j-^JLi Freund (Intimus) zeigt. 2) Ebenso geht im'jaN? der Begriff der Festigkeit, Sicherheit indender ewigen Daner iiber; aus der phy si schen Widerstandskraft ist auch im latein. durare die Bed. der temporalen Dauer erwachsen. 44 Yermittelung der hebr. und arab. Wortbedeutung. (daher kriechen, gleiten) anderntheils • ein Absenker dieses jJL&. sich hineinbohren. Kommen wir auf ibtl zuriick und Tergleichen es mit jJLs>., oJLa., so tritt allerdings der Unterschied hervor, dass wahrend diese eine immerwahrende , ewige Dauer ausdriicken, jenes eine vergangliche Zeit bezeichnet. So gross ist jedoch der Unterscbied nicbt, dass eine Vermittlung unmoglicb ware. Wenn die arabi- scben Worter mebr die Festigkeit, Bestandigkeit als eigentlich die Zeit ausdriicken, so ist aucb ihjl nicbt Zeit im Allgemeinen, sondern es bed. die Dauer eines Bestandes oder eines Bestehens, sei es nun eines Menscben oder der Welt. Warum soUte also nicbt nbri = jJLa» die lange oder kurze, endlicbe oder unendlicbe Dauer sein, d. b. die Zeit des Verbarrens eines Zustandes oder des Be- stebens einer Sacbe? Das Wort zeigt in diesem Falle nacb seiner sinnlicben Anlage das Widersteben gegen die Zeitbewegung an. Dieses kann aber eben so gut ein momentanes (so im Hebraiscben), als ein unendlicbes, ewiges sein (so im Arabiscben). Werfen wir nocb einen Blick auf die bibliscben Stellen , wo es Torkommt, so geniigt Ps. 39, 6 eine solcbe neutrale, an sicb weder Kiirze nocb Lange involvirende Bedeutung, da es parallel mit '■'O''. Es ist dann „mein Bestehen" = die Zeit meines Daseins in der Welt; vgl. LXX uirootaoi? pou; Kimcbi "'5531'). Ps. 89, 48 kann der Begriff des Unansebnlicben, Winzigen in dem fCC liegen : quantilU sim aevi (Hupfeld). Nocb viel entbebrlicber, wo nicbt geradezu lastig ist die Bedeutung Verganglicbkeit im oben erorterten Sinne in den iibrigen Stellen. Die scbwierigen Worte lob 11, 17 fasst man am einfacbsten wie LXX avaxeXEi ooi Cu>^ , wozu aber nur ibn in der Bedeutung Lebensdauer, Lebensbestand oder Lebenskraft passt. Ps. 49, 2 (und Jes. 38, 11, falls man aucb bier ibV, liest), wo die Erde damit gemeint ist, fiigt sicb ebenfalls der Begriff der Dauer 1) So aucb Bedarschi S. 134, wo er l^n und yy\ als Synonyma be- handelt, dabei jedocb bemerkt, dass Ersteres meist eine speziellere, con- cretere Bed. habe und ungefahr s. v. a. liaiBiii niisn sei. Die Zeit als determinirte. 45 "besser, da jene als die Dauernde im Gegensatz zu den dariiberhin- gehenden Geschlechtern (Koh. 1, 4) betrachtet sein kann, wahrend es der althebraischen Glaubenswelt noch nicht eigen ist, die Erde und das Leben auf ihr als ein vergangliches im Gegensatz zu einer ewigen himmlischen Welt aufzufassen (s. Hupfeld a. a. 0.). Eben des- halb ist auch nicht rathsam, Ps. 17, 14 iblTJS QTlS zu erklaren: Manner aus der Zeitlicbkeit, d. h. der yerganglichen Welt, und es haben deshalb manche Ausleger (Calv., Yen., Hitz., Hengstenb. u. A.) hier zur Bedeutung Dauer ihre Zufiucht genommen und diese in verschiedener Weise gewendet. So diirfte die in zweiter Linie angefiihrte Ableitung die rich- tige sein und ibn demnach nicht die Zeit als bewegliche, sondern die Dauer reprasentiren, welche im Gegensatz zur Bewegung sich offenbart als ein Festes , Bestandiges. Dies bestatigt sich schliesslich durch die mythologische Verwendung des Wortes bei den Phoniziern, wo ibn Plur. D''lbn oder vollstandiger ibn bjS, bSS d'^lbn Beiname des semitischen Saturn oder Kronos ist, wobei ibn die Bestandigkeit oder Ewigkeit ausdriicken muss nach Ana- logic des gewohnlichen Attributs dieses Gottes IIT'X (bj^S), wovon unten. Wir sind im Bisherigen den Benennungen der Zeit nachge- gangen, welche diese als mehr oder weniger deutliches Phanomen darstellen, als etwas, was den Sinn des Menschen unwillkiirlich bald so bald anders afficirt, wenn es in seinen Gesichtskreis ein- tritt, was ihm entgegenkommt oder sich entfernt, ihn iiberrascht oder langsam umkreist, vor seinem Blicke enteilt oderBestand hat. Es bleibt uns iibrig, eine wesentlich verschiedene Gattung von Stammwortern vorzufiihren, welche die Zeit als eine bestimmte, abgemessene, geordnete, geregelte kennzeichnen. Ohne zunachst die Frage zu beriihren, wie diese letztern sich psychologisch gebil- det haben, und wie sie sich zu den ersteren verhalten, mit welchen sie nichts gemein zu haben scheinen, konstatiren wir zunachst die Thatsache, dass es viele solcher Formen der deter minirten Zeit gibt. 46 i)ie Zeit als festgesetzte : •^s^■a. Im Hebraischen ist der deutlichste Reprasentant dieser Gat- tung ~5i"J von "yi oder ~IS^ (syr. r^o, arab. tXV.) festsetzen, daher etwas bestimmen (= anordnen), jemand bescheiden. Im Arabischen hat I meist die glinstige Bedeutung: verheissen (eig.Be- lobnungfestsetzen,versprechen),IVuingekehrt: androhen. Dem 15173 entspricht das arab. "' glauben wir nun aucb das scbon besprochene n3| ableiten zu soUen, also fur n~S, "Fiy fiir Tny u. s. w.^) Es bezeichnet dann nach seinem Etymon ebenfalls 1) Dies ist auch die Bed. des genau entsprechenden arab. oli^ PI. 2) So auch Delitzsch zu lob 24, 1 und Ps. 31, 16; vgl. Baudissin, Transl. Anl. Arab. Libri lobi p. 50. 48 Die Synonyma ns und n»la. die fiir oder von etwas bestimmte Zeit, und yerhalt sich zu IJIXJ ahnlich wie das arab. v^iol zu icyLLwi (dieses nach den Arabern = lu oij. Lx). Der Unterschied zwiscben ln5 und 1?i"J ist der, dass bei T\S, wo die Grundform aucb nicbt mebr deutlich erbalten ist, das Moment der bewussten Absicbtlichkeit, welcbes in ^yV2 liegt, fast ganz zuriicktritt. Dieses ist etwa die „angeordnete," jenes die „ordentlicbe" Zeit. Im weitern Verlauf wird T\y noch mebr abgescbvacbt. In seiner iirspriinglicben Eigenschaft steht es nach der gegebenen Ableitung da, wo es die fiir etwas be- stimmte, die recbte Zeit^) bedeutet, namlicb a) die durcb If aturgesetze bestimmte, daber normale Zeit, z. B. fiir Geburten (lob 39, 2), fiir das Eintreten des Eegens (Zacb. 10, 1 u. a.), fiir das Reifen der Friichte (Ps. 1, 3 u. oft; vgl. besonders Hosea 2, 11, wo im gleicben Sinne iyM2 daneben stebt), fiir die "Wanderziige der Vogel (Jer. 8, 17, wo es wiederum parall. 15153). b) die durcb die Uebung, den Braucb festgesetzte, also iiblicbe, gewobnlicbe Zeit (Gen. 29, 7.). c) die durcb die Regeln der Weisbeit (Moral) bestimmte, die ethiscb ricbtige, passende, scbickliche Zeit; so Prov. 15, 23 iRSS 131 und namentlicb im Xobeletb z. B. 8, 5 tlSlT/Jl riS und vielmals 3, 1 ff. (vgl. 10, 17): AUe Beschaftigungen der Menscben haben eine schicklicbe Zeit, d. b. eine Zeit, wo sie sicb scbicken, wo sie, wie wir mit Beiziehung des Raumlicben sagen, am Platze oder wo sie stattbaft sind;^) ') Auch in y.aipoi finden sich die Begriffe der (qualitativen) Bestimmt- lieit und der Eichtigkeit, Gelegenheit u. s. w. vereinigt. iVawt quod oppor- tune fit, ideiiam certo quodam tempore fieri cogitatur; contra quod temere fit nee certo tempore, id etiam inopportune plerumqne flat necesse est. Tittm. 1. c. II, S. Im Sanscr. entspricht dem fj ziemlich genan kala (wie xaipo? ver- schieden abgeleitet), welches wie das alters rtu eine bestimmte oder die fiir etwas passende Zeit bedeutet, daher aucb in malum partem die fiir je- mand verhangnissvolle Zeit, d. h. geradezu den Tod. 2) Ueberhaupt ist M nicbt der zeitliche Raum, sondern der zeitlicbe Ort, die zeitlicbe Statte. Yerschiedene Arten der bestimmten Zeit. 49 sie haben also eine relative Berechtigung^). d) die durch Ver- trag Oder Versprechen bestimmt angesetzte Zeit (i>Ljuuo) 1 Sam. 18, 19. e) die durch Gottes Rathschluss voraus- bestimmte Zeit, also ganz wie 15153 steht, z. B. die Zeit des Gerichts mSH wie Di*n Ezech. 7, 7. 12. — nW die Zeit ihres Ver- hangnisses Jer. 13, 22; ahnlicli Jer. 27, 7, gleichbedeutend mit dem bei Jeremia haufigen nM|>5 1^5; vgl. Koh. 3, 17. 9, 11. Ebenso ist M die von Gott dem Menscben zum Sterben verordnete Zeit, wel- cber aber der Menscb auch zuvorkommen kann, lob 22, 16 Koh. 7, 17. Besser zieht man indessen diese beiden Stellen zu a), so dass an der erstern der Umstandssatz M"!!ib'1 aussagt, dass noch nicht das normale, naturgemasse Alter erreicht sei, wo sonst der Tod zu erfolgen pflege. Namentlich ist aber hier lob 24, 1 zu beachten: D""!^? = bestimmte Abrechnungstermine , wofur gewiss auch D^15>ia stehn konnte; ferner Dan. 11, 24 t-\TlT\ = l^ro 13'1 (J^=>| (Jl)' Doch tritt, wie schon bemerkt, bei 15>152 die Bestimmt- heit als in gottlichem oder menschlichem Willen begriindete mehr hervor. Lehrreich fiir die Unterscheidung beider ist Ps. 102, 14 ISya no. ''5 riDSnb m? ^^: denn es ist Zeit (rechte Zeit) sie zu begna- digen; denn gekommen ist der dafiir festgesetzte Zeitpunkt. Man sehe auch den mehrere Zeitbegriffe veranschaulichenden prophe- tisch-terminologischen Satz ISiiab Tir'^S ^P- ^?"''? Dan. 11, 35 (vgl. 27. 8, 17. 12, 4. Ezech. 21, 30 u. 6. Hab. 2, 3). Wie aber M die fiir etwas bestimmte, gesetzte, geordnete Zeit bezeichnet, so auch die von etwas bestimmte, dadurch unter- schiedene, individualisirte, inhaltlich besonderte. Beides geht ja in einander iiber. So ist IBipbS tlS eben so gut die fiir den Spatregen festgesetzte, ihm gleichsam zugeeignete Zeit, wie auch die Zeit, wo der Spatregen fallt, die ihre Eigenthiimlichkeit am Spatregen hat; 'lijS'n SnS ebenso sehr die Zeit, welche Gott fiir die \ 1) Koh. 3, n : insa ns^ nujs b^U m, wo insa als einsctrankende Be- stimmung mit iisi, nicht mit hffls zu verbinden wie Bereschith Rahba c. 9 : ■jsi blip iN-aV 111*"! bVwn nin stViu b^wn »'-ai inrsa 4 50 AnwenduDgen und Ableitungen von ns. Gnade bestimmt hat, als die Zeit, da Gottes Gnade vorhanden ist, die sich dadurcli Ton andern Zeiten unterscteidet. Also ist ny qualitativ bestimmte Zeit. Dies zeigt auch der Gebraucli des Plurals fiir Zeitlaufte, worin die Verschiedenheit des Inhalts der einzelnen Zeiten sich andeutet. So werden Est. 1, 13 (vgl. 1 Chr. 12, 32) die Weisen genannt d'^nSJlTi ^^T' Kenner der Zeit- laufte, d. h. seiche, welche fiir die verschiedenen Zeitumstande das rechte Verhalten kennen. Und Ps. 31, 16 sagt der Beter: ^TiPlS H""'— in deiner Hand sind die yerschiedenen Zeiten (Phasen) meines Lebens, wobei wiederum in der Mehrheit der Zeiten die Mannigfaltigkeit dessen liegt, was sie enthalten, so dass dem Sinne nach das ol xX^poi jxou LXX, sortes meat Vulg., "'SrO Bedarschi's richtiger als die Erklarung „meine Lebenszeit" (Hupfeld) , was vielmehr etwa '''^n '^"iT bD liiesse^). Zu der angegebenen Grundbedeutung von ns passt auch nri?, welches mittelst seiner adverbialen, urspriinglich accusativischen Flexionsendung H— den gegenwartigen Zeitpunkt fixirt, und zwar keineswegs ohne Eiicksichtnahme auf seine Beschaffenheit, z. B. Gen. 22, 12 „Nun (hP?) weiss ich . . .", namlich nachdem solches geschehen ist. An andern Stellen ist es: nun, da die Sache sich so verhalt; es hat conclusiven Sinn wie das im N. T. haufig logische, nicht temporale vuv (vuvt), und wird von LXX bisweilen geradezu mit oia TouTo iibersetzt. — Auch andere Verwendungen von fi5 ge- winnen an Deutlichkeit durch unsere Erklarung des Wortes. Das haufige fiS'bj^ ist demnach nicht „allezeit" im Sinne von: wahrend der ganzen Dauer der Zeit, sondern njederzeit" = zu jeder einzelnen bestimmt angenommenen Zeit oder Stunde. ^) Beachtenswerth 1) Die eigentliche Dauer oder Langs des Lebens wird nie durch rov sondern mittelst diai, E5i:b (ibn) ausgedriickt (Ps. 23, 6. Gen. 47, 9). 2) Darauf kommt hinaus, was Pappenheim bemerkt : xi3''iu Dlpa bsi (i"-j xip-ii) ns bsa xn^ bxi itss d^-5 -\-a\Ka las -jiriai niaia xin ri> bsa ^axa nifj nsn^iu ni) baa "'S Auch an andern Stellen, wo die eigenthiimliche Be- stimmtheit von ns hervortritt, wie in jenem ns sbi, statuirt er eine solche Ellipse. Ber Begriff des Mais. 51 ist auch D'Fiy MST') Neh. 9, 28: zu vielen Zeiten = zu vielen Malen^); in diesem Sinn steht auch der Plur. des arab. oJl und des athiop. 7.K:, welche, wie schon erwahnt , eine gewisse, be- stimmte Zeit bezeichnen. ') Ferner stimmt mit der urspriing- 1) Die Yielen anstossige Voranstellung des Adjektivs findet sich auch sonst bei Q'^a'i, welches nach Analogie der Zahlworter behandelt wird. So 1 Chr. 28, 5. Ps. 32, 10 u. s. w. vgl. Delitzsch zu Ps. 89, 51. 2) TJeber den Begriff des „Mal" und dessen sprachlichen Ausdruck in den indogerm. Sprachen s. die Ahhandhmg von Tobler in der Stein- thal'schen Zeitschrift III, 301 ff. 3) Der Begriff des „Mal"oder„mal" bei der Aufzahlung wird imHebr. selten durch "Worter der Zeit ausgedriickt. Meist stehen daftir Benen- nungen wie i; Hand (als Maass: Handvoll), hyi Fuss, auch Tritt, D5;| Schritt, vgl. arab. SjJa-i., s^-a — also lauter dem menschlichen Leibe abgenommene quantitative Einheiten, welche sich dazu eignen, durch gleichartige Wieder- holung zur Mehrheit erhoben zu werden, d. h. eine Zahl zu bilden. Da- her steht in gleicher Bed. auch das abstrakte nsa (PI. D^jja Gren. 31, 7. 41) Zahlendes, Zahleinheit. Benennungen der Zeit dafiir in Ajnspruch zu nehmen, lag aber um so naher, da die Reihe, die durch solche Wieder- Jiolung entsteht, in den nieisten Fallen eine zeitlich sich bildende ist, wo- bei die einzelnen G-lieder nach einander auftreten , also einer Beihe von Zeitpunkten oder Zeitabschnitten entsprechen. Hat doch selbst von den genannten Wortern d"S bisweilen geradezu eine temporale Bedeutung be- kommen; vgl. &?5n Gren. 2, 23. 46, 30. Wie andere Sprachen bedieuen sich daher auch die semitischen, um das „Mal" auszudriicken, solcher Benen- nungen, die eine auf Vermehrung angelegte Zeitemheit angeben wie Sxic vgl. XJLfc, L.»l.jJiJo, gezahlt, be- st immt (gewohnlich allerdings: zahlig = wenig^) z. B. Sure 2,180: «i)|t>.jJLo L^Gt=einebestimmte Anzahl vonTagen. Demnach ist ■jiy (jjtjlji, 'l) die Zeit als Zahl, als abgezahlte, abgemessene. Wie in ty$ liegt also darin der Begriff der Bestimmtheit; dieser ist aber hier nicht qualitativ wie vorzugsweise bei m?, sondern numerisch. Demgemass ist "iiy entweder eine abgezahlte, quan- titativ bestimmte Zeitdauer, ein Zeitbetrag wie z. B. Dan. 4, 13. 20 u. 6., wo es dem Sinne nach s. v. a. Jahr, oder ein abgezahlter, ausgerechneter Augenblick; letzteres (mit allmahlichem Ver- scbwinden der Bestimmtheit) bes. im Syr., z. B. ji^? jLiaJ, augenblickliche Aufwallung'). Aehnlich wie bei W findet dann Pappenheim macht darauf aufmerksam, dass diai in den altern BB. oft vorkomme, wo lot am Platze ware (Fol. a'' 1.); das ist richtig, sofern man wenigstens, wie er thut, dem 'pi nach spaterem nachbiblischem Sprach- gebrauch die Bedeutung rein quantitativer, abstrakter Zeitdauer obne Riicksicht auf den Inhalt (im Gegensatz zu hs) beilegt. Dass man zunr Ausdruck dieses abstrakten Begriffs eine Vorstellung, welche der sinn- lichen "Wahrnehmung enstammte (Tag), zu Hiilfe nahm, ist ihm ebenfalls nicht entgangen. 1) Siehe uber den Wortstamm Ethe, a. a. 0. I, S. 29 ff. 2) Siehe Fleischer, Sitzungsberichte 1862 S. 31. 3) S. Kirsch, Chresiom. Syr. p. 24, 1. 3. 54 Zeithegriffliclie Verwendung der Vv. I'W und 'fli. melir und mehr eine Abschleifung des bestimmten Charakters bei dem Worte statt'), wie es denn in den Targumim die Stelle von iny vertritt. Den Rest einer temporalen Benennung von der gleicben Wurzel bietet uns die Bezeichnung D^"n5 X3. Jes. 64, 5, statt dessen die jiidiscben Ausleger zum Theil D'^'IJ "jS lesen: ein Gewand, das Zeugniss gibt, naml. iiber Unreinigkeit.^) Der Sing, von 0"'^^ ,ist uns nicht erhalten; die Bedeutung ist, wie das arab. stX*. be- statigt^): die Periode der Unreinigkeit ; demnach D^lS 1j!3 einmit Menstrualblut beflecktes und also (nach Lev. c. 15) unflathiges Kleid. Denn sjcc bedeutet Zahl, Anzahl, Summe, ziemlich gleich Q ^ ^ i>iXs-, namentlich aber eine auszurechnende Anzahl oder abzu- zahlende Reihe von Tagen fiir das Fasten u. dgl., besonders aber fiir die Reinigung der Frau (Sure 65, 1. 4; vgl. 33, 48). Im letztern Sinne steht das in Frage stehende U^^V. Im Buche Daniel wird mit 'i^? mehrmals als sinnverwandtes Wort '"9"*) verbunden; beide stehen dort in der Bedeutung einer genau bestimmten, festgesetzten Zeit und auch nach dem sonstigen Gebrauch des letztern Wortes gehort dasselbe durchaus in die vorliegende Kategorie. Das Pa'^el "j^T (^f) bed. ahnlich wie ly bestimmen, eine Sache ordnen, bereiten, einen Menschen be- stellen ; diesen Sinn passiv gewendet weist das Part. Pe'^il im Chald. und Syr. auf. Das Hithpa'^el Dan. 2, 9 entspricht demNiph. vonH!?''. Auch .^1 kaufen diirfte sich an die Bed. „bestimmen" anlehnen.^) 1) So schon Dan. 5, 15; vgl. dagegen 2, 21. 7, 12. 2) Pappenheim, sich stiitzend auf die "Wurzel n5>, welche nach ihm die Zugehorigkeit (ni3'i\l|) ausdriicken soil, und aus welcher er auch isia ableitet, erklart: tiib i-n ni'iairra mx^sa, also nicht ein beflecktes sondern ge- flicktes Kleid. 3) Vgl. jedoch Bottcher § 705, 3. *) Nach Bottcher § 736 ist dies nur die pausale Form von )Ti\. Vgl. § 762 a. 5) Vgl. dazu ^^1 in der Bed.: ein Weih zum Eigenthum (zur Grattin) bestimmen, auswahlen. Grebrauchsweise des Nomens )t31. 55 Ewald betrachtet als Grundbedeutung: bereiten, anschaffen; aucb die Zeit soil nach ihm vom Bereiten den Namen haben.*) Wir sehen die Bedeutung statuere als die nachste und parare als deren Besonderung an. Das Part. Pu al 'I'BTO in nachexilischen Schriften entspricbt dem arab. oolo°); B'^55!2T52 D''riy^)sindamtlicli festgesetzte (Ezr. 10, 14) oder kalendarisch fixirte Zeiten oder Tage (Neb. 10, 35. 13, 31). Aber aucb das Nomen I'^T selbst hat analogen Sinn, z. B. Est. 9, 27, 31: das fiir ein Test gesetzlich Yorgeschriebene Datum. "pJ"3T (neben TH Dan. 7, 25) heissen „die bestimmten Epochen, an welcbe gottesdienstlicbe Handlung gekniipft war" (Hitzig), welcbe abandern zu woUen Zeicben grosster Anmaassung ist. Ebenso beisst "I'iST ein im Voraus bezeiclineter, in Gottes Ratbscbluss fiir etwas festgesetzter Zeit- punkt Dan. 7, 22; ferner das Zeitmaass, welches den Dynastien gegeben ist. Ihre Dauer ist namlich festgesetzt "n^) ")"^T"1? Dan. 7, 12, wo der Sinn verlangt, dass in den beiden synonymen Zeit- ausdriicken der Begriff der Bestimmtheit vorherrsche. Ebendas. 2, 21 X^D<3T (parall. i^^p'lS') = die Zeitmarken, welcbe Gott allein setzen und versetzen kann (Act. 1, 7; vgl. 1 Thess. 5, 1). So ent- spricht es iiberall genau dem althebraischen UTJ, wie es denn durchweg zur Uebersetzung desselben angewendet wird, sogar da, wo dieses denBestimmungs-Ort bedeutet, indemXS/JT'p'fflagesetzt wird fiir ISIM bUN. Es steht aucb fiir W"!, sofern es ja einen Zeitpunkt oder Augenblick, nur eben einen bestimmten, genau bezeichneten, bedeutenkann. Gesenius bemerkt (imThesaur.) zupJT: Non temporis spatium notat sed temporis momentum. Doch gilt von dem Worte, dass dabei mit dem bestimmt bezeichneten Zeitpunkt sich leicht der bestimmt abgegranzte Zeitraum verbindet, wie bei dem arabischen Jis-I, welches einerseits den bestimmten Termin, ') Gotting. Gel. Anz. 1858 S. 897 f. 2) Vgl. .s^j-o Kalendermacher. 3) LXX (xatpou; onto ^povtov) lasen falschlich DiSa-'ra. 56 Die Zeit als abgegranzte : )'al. anderseits die bis dahin ablaufende Frist bezeichnet^). So kann das chald. "jiaT (wie dies beim arab. ^jUv das gewobnlicbe) aucb eine Zeitdauer, einen Zeitrauminsichfassen, nur eben einen ab- gesteckten, abgegranzten. Vgl. z. B. Dan. 2, 16, wo Daniel bittet nb "IW "I'Jt ^T, dass ihm ein Termin oder eine Frist (LXX XP°^°?) gegeben werde. Wir werden also kaum irren, wenn wir fiir "IlDt als Grund- bedeutung die bestimmt markirte, abgegranzte Zeit an- nebmen. Sehen wir uns aber nach einer Ableitung aus dem sinn- lichen Gebiet fiir diesen Begriff um, so empfiehlt sicb am meisten eine Kombination mit TQD abgranzen, wie es sicb noch Jes. 28, 25 findet, wo I'^P? und iSi'J in drei Unter- arten erschopfend eingetheilt. Unter diesen spriclit er dem '1)2'^ (wel- ches mit n^aT Gedanke zusammenhange) die geistigste abstrakteste Bedeutung zu : es ist die Zeit als solche (laisy 'j'jTn), und gibt die rein quantitative Dauer einer Sache an auf die Frage (15313 wie lange? Die beiden andern Worter dagegen driicken eine Beziehung auf ein anderes zeitliches Sein aus, eine Zeitordnung (C3''i«3T I'lD), stehen daher auf die Frage Tl/J wann ? Diese Zeitordnung aber kann entweder als Nachordnung, Folge gedacht werden — daraus entspringt die Zeitverkettung C^/OT blll)b"i23) ; die Zeit als Glied einer solchen bezeichnet VHf — oder aber als Beiordnung; die Gleichzeitigkeit , welche aus dieser hervorgeht, driickt 13>153 aus. Diese Angaben sind in begrifflicher Strenge nicht aufrechtzuhalten. Wir fanden ja z. B., dass 1/37 nach seinem urspriinglichen Gebrauch ganz dem lyi'J entspricht, fiir w.elches es in der spatern Sprache eingetreten ist. Indessen liegt doch etwas Wahres in alien jenen Bestimmungen. Das neuhebraische "j'^T — und dieses hat der Verfasser im Auge — ist in der That ganz abstrakten Gharakters wie kein Wort der alten Sprache, und driickt die bless quantita- tive Dauer aus. In 13>173 liegt an sich nicht die Gleichzeitigkeit, doch kann sich diese Vorstellung leicht an die einer angesetzten, vereinbarten Zeit anschliessen (vgl. oben S. 52). Am wenigsten gliicklich scheint t\$ gezeichnet zu sein; denn die Vorstellung der Keihenfolge oder des Nacheinander ist ihm ganz fremd. Besser eignet sich noch zu einer solchen Reihenbildung "1)21, daher man eben von einem D'^i'JT "llD spricht. Was indessen da- mit eigentlich gesagt sein soil , namlich dass M nicht eine in der Luft schwebende Zeitform sei, sondern eine Einreihung oder Einordnung in den Verlauf des Geschehens in sich trage, dass es also nicht (wie xpovo? oder nachbibl. 1.)21) der Zeit als blosser Form sondern als einem inhaltlich Bestimmten gelte, ist Die Zeitmaasse. 59 wesentlich dasselbe , was wir gefunden haben. Eia Beispiel mag noch diese Auffassung in ihrer Verschiedenheit von der unsern beleucliten. Die Stelle Koh. 3, 1 ysn bib Ml ]'QJ bib gibt uns zwei dieser synonymen Zeitbenennungen. Will man das Etymon derselben beriicksicbtigen , so bat man nacb unserer Darstellung zu unterscbeiden: 1) Alles bat eine vorgezeicbnete Zeit, worin sowobl liegt: einen abgemessenen Zeitpunkt, wo es eintreten, als eine zugemessene Zeitdauer, wie lange es wabren soil, und 2) Jede Sacbe bat eine fiir sie bestimmte, d. h. giinstige^) geeignete, passende Zeit. Pappenheim dagegen verscbiebt den Unterschied der Glieder ein wenig, indem er ibn folgendermaassen angibt: 1) Alles bat eine vom Scbopfer abgemessene, langere oder kiirzere Dauer (obne alle Riicksicbt auf das Wann? derselben). 2) Jedes Ding bat eine von bestimmten Ereignissen begranzte Zeit, wann es im Lauf der Welt eintritt. ^) Werfenwir, nacbdem wir von der bestimmten Zeit gesprocben, scbliesslicb nocb einen Blick auf die einfacbsten Zeitmaasse, deren Vorbandensein die Zeitbestimmung bedingt , so sind diesel- ben, wie uns die Spracbe lebrt, von zweierlei Art: die urspriing- licbsten sind nicbts anderes als solcbe Erscbeinungen, die fiir ihre regelmassige Dauer oder Wiederkebr eine bestimmte Zeit in Ansprucb nebmen. Als Erscbeinung kennzeicbnen den Tag und die Nacbt die Namen, die sie in alien Spracben fiibren; so beisst z. B. arab. >L^, pers. v.. der Tag als der Leuchtende^), und abn- licb verbalt sicb's wobl mit dem bebr. UT und b^b, wie ja auch 1) Olympiodorus macht fiir die Stelle nicht unpassend den TJnter- schied von ^povo; und xaipo; geltend: yjiosoc, (jlev iazi to Sia!JTr)|j.a y.a9'8 — poLTTETai Tf xaipo; 3e 6 iTriTTjosio; tyjc IpYOLaia; )(p6-rfoc, &3Te 6 [aev ^povoj T.ai xaipoi slvai Suvaxai" 6 ok xaipo; ou ^povo? akX sbxatpia tou itpaTTOjxEVou Iv ^p6v(p yivo|Aev7). 2) Nach Bedarschi geht ;an dieser Stelle "lOt auf das|irngewolmlicbe (niiBsnb 'pf U)"! bl'ia "ai hs\> laiiis), ns* auf das, was allaugenblicklich eintritt oder aufhort (nin^ iBSsni latA ninn saia nisirb pn 'bd^ nsi). 3) S. Ethe a. a. 0. I S. 27 ff. 60 Natiirliche und conventionelle Zeitmaasse. die einzelnen Tageszeiten (1|5h, ^"15 u. s. w.) nach den ihnen eigenen Erscheimingen benannt sind. Diese Erscheinungen der Nacht, welche das Leben deutlich in Abschnitte zerlegt, und des Tages, welcber eine bestimmte Zeit dauert, warden aber auch von alien Vblkern als das erste und bauptsacblicbste Zeitmaass ver- "wendet. Das hebr. DV bezeiclinet den Tag ebensowohl als Pha- nomen wie als Zeitmaass. Nur durch leicbte Modificationen unter- scbeiden in der Benennung den Tag als Erscbeinung (;Lgj) und den Tag als Zeitdauer das Cbaldaiscbe, wo letzterer S70'l'', ersterer aCO'^"^ beisst, das Syriscbe (i^ical, Jiaio!.!) und das Aetbiopische/) Nicbt anders bezeicbnen Tjy, Wh ebensowobl eine Erscbeinung — und dies ist das eigentliche — als die davon abgenommene, zum Maasse dienende Zeitdauer.^) Aucb das Jabr ist, wie sein bebr. Name nSlfl ^) Wiederbolung (namlicb : der ganzen Reibe Ton Erscheinun- gen, welcbe das Jabr bilden) zeigt, der Naturanscbauungen' ent- nommen. *) Auf solcbe regelmassige Naturerscbeinungen ist alle Zeitbestimmung gebaut^), wie Gen. 1, 14 lehrt, wonacb die Gestirne D*^'l?_i"3b^ nnxb bestimmt sind, d. b. zu Zeicben und zeitlicben Vereinbarungen = Zeitbestimmungen fiir den Verkebr. Neben solcben pbanomenellen oder natiirlichen Maassen lebrt uns aber die Spracbe nocb andere kennen, welcbe rein con- ventionell sind, d. b. solcbe, die nicbt einer in der Natur gege- 1) Vgl. die roman. Zusatzsilben tei den entspr. "Ww. ital. annaia, franz. annde; ital. (jiorriaia iranz. Journee u. s. w. 2) S. Sirach 43, 6 — 8. 3) n^a = ^J^ eig. umbiegen, falten, daher verdoppeln. Auffallig ist dabei allerdings das j^ in L;_«. sowie das uiimaram. Nrii, wo man statt dessen r erwartete; dock ist es auch sonstnicht unerhort, dass das bebr. B bei einem Wortstamm sowobl dem arab. j~ als o entsprioht. Vgl. z. B. bebr. rvw arab. ^\J, ^U und ^l—. *) Vgl. Censorinus, Be die natali c. 19 — 23 die TJnterscbeidung von annus, mensis, dies civilis u. — naturalis, sowie ebenda c. 17 saeculum natu- rale u. civile. 5) Philosopbiscb ausgedriickt : nur durch gleichartige Bewegung kann die ungleichartige gemessen werden. Ruckblick. 61 benen realen Zeitgrosse entsprechen. Man denke z. B. an TOtJ, ■welch.es von einer jedenfalls nicht mathematisch zu bestimmenden Grundvorstellung aus zu dem astronomisch festen Begriff der Stunde als des 12ten Theils des Tages gekommen ist. Wenn iibrigens auch der Name eines solchen Zeitmaasses rein conven- tionell ist, so ist damit keineswegs gesagt, dass keine Anlehnung an die Naturverbaltnisse bei Fixirung der Vorstellung stattfinde. Hat doch z. B. auch das Jahr trotz seines natiirlichen Charakters in manchen Sprachen einen rein conventionellen Namen angenom- men, wie es z. B. im Neugriechischen xp°w? heisst, ein Name der waiter nichts als den Begriff einer Zeitlange ausdriickt. Das Ergebniss unserer Untersuchung iiber den sprachlichen Ausdruck der (endlichen) Zeit, welches wir noch kurz zusammen- fassen, diirfte einiges Licht werfen auf die Art und Weise, wie der menschliche , speziell der semitische Geist sich allmahlich dieses Begriffes bemachtigte. Denn wir geben zwar Tobler Recht, wel- cher in der ofter angefiihrten Abhandlung sagt, das, was ander- weitig iiber Raum und Zeit psychologisch feststehe, konne durch Ergebnisse der Sprachphilosophie nicht erschiittert sondern hoch- stens verschoben, im einfachsten Falle aber bestatigt werden. Aber eben eine seiche Bestatigung , vielleicht auch eine weitere Ausfiihrung dessen, was die Psychologie lehrt, sind wir von dieser Seite zu erwarten berechtigt. Denn „die Sprache, das selbst- gewebte Kleid der Vorstellung, in welchem jeder Faden wieder eine Vorstellung ist, kann uns, richtig betrachtet, offenbaren, welche Vorstellungen die Grundfaden bildeten" (Trendelenburg). Fiir das Hebraische haben sich uns in Uebereinstimmung mit den iibrigen semitischen Dialekten zwei Hauptr eihen von Zeit- benennungen dargestellt. In der einen fanden wir die Zeit als Phanomen aufgefasst, wie es den Sinnen entgegentritt. Die Briicke von der sinnlichen Vorstellungswelt zur unsinnlichen Zeit 62 Die phanomenellen Zeitbenennungen. bildete dabei durchgangig ^) die Bewegung. Die Zeit wurde zwar nicht mit der Bewegung identificirt, iiberhaupt nicht als blosses Accidens aufgefasst, sondern als eine Substanz, von welcher die Bewegung sich aussagen lasst. Aber gerade der auffallende Umstand, dass in den semit. Spracben meistens nicbt die Bewegung als solche, sondern als eine so oder anders cbarakterisirte in den Bezeicbnungen der Zeit bervortritt, zeigt, wie die Zeit in engster Verflecbtung mit den in ibr sich entwickelnden Vorgangen gefasst wurde. Denn wenn nicbt die Bewegung iiber- baupt, so kommen docb jedenfalls jene mannigfacben Bewegungs- arten im Grunde den Dingen, welcbe den Inhalt der Zeit ausmacben, nicbt ibr selber zu. Erst der Zeitinbalt macbte die Zeit wabr- nebmbar, und gab den Zeitvorstellungen Fleiscb und Blut. So- weit die Zeiten sicb von einander durcb ibren Inbalt unterscbieden, wurden sie aufgefasst; daraus musste sicb nacb und nacb die Vor- stellung einer ununterbrocbenen Zeitfolge bilden, aber diese als ganz gleicbmassige findet sicb in jenen Wortern nocb nicbt aus- gedriickt^) aus dem einfacben Grunde, weil sie durcb blosse Sinn- wabrnebmung nicbt erzeugt warden kann'), sondern erst mit Hiilfe der Abstraktion zu Stande kommt. Neben dieser Reibe gibt es eine gerade im Hebraiscben stark vertretene Gattung von Zeitbenennungen, welcbe man im Unter- 1) Auch die Wbrter, welcbe wie "i^n von der Vorstellung der Rube ausgehen, macben davon keine wirkliobe Ausnahme ; die Eube ist eben Reaktion gegen die Bewegung. Nocb mebr beriihren sicb mit der letztern Vorstellung Benennungen, welcbe die (raumlicbe) Ausdehnung auf die Zeit iibertragen, wie fij-o u. a. 2) Selbst in einem Wort wie ^j, welcbes ganz allgemeine Bedeutung angenommen bat, ist docb die sinnliche Grundlage der Vorstellung (die Kreisbewegung) aus einer bestimmten sinnlicben Erscbeinung erborgt. Es baftet also daran mebr Besonderbeit, als dem Zeitbegriff zukommt. 3) Leibnitz, a. a. 0. p. 241 : Nos ■perceptions n out jamais une suite assez consiante et r^guliere ■pour rdpoiidre a celle du temps qui est uti C07itinu imi- forme et simple comme une ligne droite. Die determinirenden Zeitbenennungen. 63 schiede von den phanomenellen die determinirenden nennen konnte. Wabrend bei den erstern der Blick rein rezeptiv die Ein- driicke auffasst, welche die Zeitbewegung auf den Beobachter macht, wird diese bei den letztern von ibm gemessen, geregelt oder als geregelt und gemessen erkannt. Diese zweite Art, deren Cha- rakterzugdieDeterminirtheit ist, erwachst mitder selben Notb- wendigkeit aus den menscblichen Bediirfnissen wie die erste aus den menscblichen Erfabrungen. Der Mensch muss sich orientiren in der Zeit, um sie auffassen zu konnen; erst wenn er sie abmessen kann, wird sie fiir ibn vorstellig; nur wenn sie be- stimmt ist, bat sie fiir ihn Interesse und ist iiberhaupt fiir ibn da. Dies spricht sicb aus in der bedeutsamen Erscbeinung, dass die Zeit gerade nacb der Bestimmtbeit, welcbe sie an sicb tragen muss, benannt wird. Beide Reihen steben sicb librigens nicbt so fern, wie es scbeinen konnte^). Kann man docb bei einigen Wortern (wie IPS') sogar im Zweifel sein, in welcbe von beiden man sie zu setzen babe. Die sinnlicb unterscbiedene Zeit fallt leicht zu- sammen mit der geistig als bestimmt erkannten. Eben das ist beiden Reiben gemeinsam, dass sie die Zeit nicbt als reines Con- tinuum kennzeichnen, als allgemeines Wesen oder gar als abstrakte Form, sondern als etwas moglicbst Individuelles und Concretes^). Was die erste Reihe empiriscb aufnimmt, ist notbwendig eine eigentbiimlicb besonderte Zeit; was die zweite Reibe als bestimmt setzt oder erkennt, ist eo ipso ebenfalls nicbt allgemeiner Art. Es ist iiberall nicbt die Zeit, sondern eine Zeit, welcbe vom Geiste zuerst ergriffen, mit der Spracbe zuerst benannt wird^). 1) Ueber den innem Zusammenliang der Messbarkeit der Zeit mit ihrem Verhaltniss zur Bewegung s. Trendelenburg a. a. 0. I, 225. 2) Damit stimmt die psyohologische Wabrnehmung iiberein, dass der Mensch friiher einen deutlich abgegranzten Zeitraum als den Zeitlauf im Allgemeinen sich vorstellen kann. 3) Nicbt zufallig ist auch, dass die in der Verbalbildung anderer Sprachen so deutlich ausgepragte TJnterscheidung von Vergangenbeit, Gregenwart und Zukunft in den semitischen Mundarten sebr zuriicktritt. 64 Unvollkommeniieit aller Zeitbenennungen. Haben wir aber im Hebraischen nicht einmal ein Wort, welches die Zeit als ganz allgemeine Vorstellung ausdriickt, so natiirlicb noch weniger eines, welches in rein intellektueller Aiif- fassung sie nach ihrem eigentlichen Wesen benennt. Die begriff- liche Darlegung einer Sache zu geben ist ja iiberhaupt nicht Auf- gabe der Sprache, sondern dies leistet die wissenschaftliche De- finition (s. Lazarus, Leben der Seele II, 187 f). Am wenigsten lasst sich bei dem schwierigen Begriffe der Zeit erwarten, dass die Sprache in sein innerstes Wesen eindringe. Die mythologische Gestaltung der Zeitvorstellung warden wir bei der unbegranzten Zeit, zu welcher wir nun iibergehen, beriihren, da sie dort haupt- sachlich in Frage kommt. Die hinterher nach fremdem Yorgang gemunzten Schul - Termini : ^3S (= jol^), TT.^V, (= ^La.), Tips (= J_j_L5_«_o) decken sich nicht mit den bei derSprachbildung zu Grunde liegenden Zeitvorstellungen, die in Perfec- tum und Imperfectum sich darstellen (s. Fleischer, Sitzungsberichte IS 69 S. 273). Den Standpunkt des Subjekts zum Grund einer solchen allge- meinen Eintheilung der Zeit zu maohen, lag dem semitischen Sprach- bewusstsein fern. Wenn gleich der alte Sprachgebrauch „vergangene" oder „kommende" Tage kenut, so hat er doch einen allgemeinen Namen flir die Vergangenheit oder Zukunft so wenig als fiir die Zeit an sich. II. DIE EWIGKEIT. Summa vera vis infinUatis et magna ac diligenti contemplatione dignissima est. Cicero. Die Sprache erhebt sich wie vom Sinnlichen zum Geistigen, so vom Endlichen zum Unendlichen^). Man mag iiber den Ur- sprung der Idee des Unendlichen denken wie man will, sie als etwas Angeborenes oder als etwas aus dem Endlichen und Sinnlichen Abstrahirtes betrachten, — die Sprache jedenfalls stiitzt sich, um sie darzustellen , auf das Endliche, und vermag sie nur in soweit zum Ausdruck zu bringen, als es auf Grundlage des Endlichen moglich ist. Die einfachste und wirksamste Art, wie sie es ver- sucht, eine Bezeichnung des Unendlichen im Gegensatz zum End- lichen zu schaffen, ist die Verneinung der Endlichkeit oder die via negationis , wie die Dogmatiker dieses Verfahren nennen. In der Wortbildung, welche fiir uns allein in Betracht kommt, ist dasselbe fiir die arischen Sprachen sehr leicht auszudriicken durch Yorsetzung negativer Silben wie in dem sanscr. an-anti, griech. a-Kstpo?, latein. in-fitiitus, un-endlich u. s. w. Aber so vielfachen Gebrauch diese Sprachenfamilie von der besagten Wortgestaltung macht, so ungewohnlich ist sie den Semiten, bei welchen nur ver- einzelte Ansatze dazu sich finden. Zusammensetzungen wie 1) Eine uns leider nicht zugangliche Athandlurg des Grafen Geza V. Kuun iiber diesen Gegenstand enthalten die Sprachwissenschaftl. Mit- theilungen der ungar. Akad. d* "Wissenschaften, Bd.IV (1865) S. 175 bis 269. Sie fuhrt die TJeberschrift : Eogyan fejezieiik ki az Or'okkSvalisdg a sdmi mjehckben d. b. Wie wird die Ewigkeit in den semitiscben Sprachen 5 von^^S, und bed. demnach eigentlich das Verhiillte, Bedeckte*), 1) 8. Chalybaus, Specul. Philos. von Kant bis Hegel, S. 1 1 . 2) S. TJeberweg, Gesobichte der Philosophie III S. 52 (Aufl. 2). 3) Schultens (Orig. Heir. p. 384 ss.) moclite das Wort in Verbindung mit pLx, fjLc sich entwickeln lassen, so zwar dass die Bed. signavit zu Grunde lage, und aus ihr die andere abscondil erwucbse. Usitalissima est meiaphora ilia in ahscondendo sita; quae enim condimus ea fere signamus vel sigillo impresso claudimus. Aber so glatt dieser TJebergang im Lateiniscben scheint, wo signare ebensowohl bezeichnen als versiegeln bedeutet, so wenig plausibel ist er bier. i-Lc ist das Kennzeichen oder bervor- stechende Zeichen, aber nicht das bergende Siegel. •*) Anders Ewald (§ 77 a Anm. 2): d'bw bedeutet wabrscbeinlich eig. ;!eit (tag), wie Aethiop. OAl" "W. ^T^ = ^W arab. J-^. (?) 70 Der Grundbegriff von obis. von der Zeit verstanden daher die menschlichem Blicke entriickte, um ihrer weiten Entfernung willen nicht mehr wahrnehnibare Zeit. Aehnlich reden ja auch wir von „grauer Vorzeit" oder vom. „Dunkel fernster Zukunft." Es liegt in der Natur dieser bildlichen Ausdrucksweise, dass sie ebensowohl auf entlegenste Vergangen- heit, welche unser Blick nicht mehr zu fixiren vermag, als auf weiteste Zukunft, welche noch gar nicht in unser Gesichtsfeld ein- getreten, anwendbar ist, wie denn Obl? beides bedeuten kann. obis' heisst somit eigentlich nicht die Zeitdauer, in welcher wir stehen, und welche sich in's Unendliche verlangert (wie jjja. u. a.): eine solche Zeit ware ja gegenwartig, also nicht verdeckt sondern offenbar; nur ihre Granzen waren verborgen. Vielmehr bezeichnet das Wort einen Begriff, welcher da anhebt, wo der Bereich unsers Wahrnehmungsvermogens aufhort. Was unter diesem BegrifCe steht, liegt uns so fern als moglich; denn es befindet sich ausser- halb unsers Horizontes. Was nach seiner Dauer in unsern Ge- sichtskreis, vielleicht in unsere Gegenwart hineinreicht, aber mit jenem Begriff in Verbindung steht, entzieht sich zum mindesten nach Einer Richtung unserm Auge, d. h. es nimmt, so weit wir sehen, keinen Anfang oder kein Ende. Die endlose Dauer wird demnach hier dargestellt mittelst der Zeitbewegung , die von der aussersten Granze ausgeht (dbiS'/O) oder bis zu ihr hinreicht (Dbiyb^ Qbiy-i?). Eine Zeit, deren Granzen verborgen sind, kann also mittelst des obis' ausgedriickt werden. Nun fordert zwar der Wortlaut dabei offenbar nicht eine schlechthinige Anfangs- oder Endlosig- keit wie bei den oben besprochenen Wortern a-iceipo?, inflnitus u. s. w. ; nicht durchaus, sondern gewissermaassennur erkenntnisstheoretisch werden hier die Granzen negirt, und es liegt gewiss darin ein Wink, dass der Mensch von der Wahrnehmung oder Erfahrung aus zu der Vorstellung desUnbegranzten gelange, und diese eben des- halb zunachst eine bloss relative sei. Indessenwiirdemanirren, wenn man annahme, dass diese unwillkiirliche Vorsicht der Sprache den Hebraern bewusst gewesen sei, und dass sie in dem Begriffe von Absolutheit der Bedeutung von obw. ' 71 obi? irgend etwas Subjektives oder Relatives gesehen batten. Vielmelir ist es gerade der unmittelbarsten, naivsten Anschauungs- weise eigen, dass sie das Wahrgenommene mit dem Wirklicben identificirt und das was sie nicht wahrneliineii kann ignorirt. Daraus ergibt sich, wie wir uns zu der oft erorterten Frage zu stellen haben, vrelcber Wertb dem vorliegenden Ausdrucke beizumessen sei: wir konnen es nicbt billigen, wenn oft gesagt wird, QblS be- deute fiir's erste Ewigkeit, fiir's zweite iiberbaupt eine langere Zeitdauer. Wenn dies aucb sachlich von nnserm Standpunkte aus ricbtig sein kann, so erweckt es die irrige Vorstellung, als batten die Hebraer mit "Wissen und Willen zwei verschiedene Dinge mit Einem Worte bezeicbnet, so dass beide Bedeutungen gleicb be- recbtigt waren. Vielmebr ist Qbl3> nie „eine langere oder sebr lange Zeitdauer," sondern es driickt, wie wir geseben baben, stets aus, dass das Ende (beziebungsweise der Anfang) einer Zeit dem Menscben entgebt, dass er nicbts davon weiss oder wissen will; wir werden dies in Hinsicbt auf den Spracbgebraucb nachweisen. Beacbtens- wertb ist, was Hengstenberg in seiner (in der 1. Aufl. der Cbristo- logie des A. B.II, 427 — 434 gegebenen, Aufl. 2 weggelassenen) Er- orterung des Begriffes von DblS gegen dessen Verkennung geltend gemacbt bat, wenn aucb einzelnes daselbst Aufgestellte nicbt bait- bar und im AUgemeinen dem Dbl5 unser Begriff von „Ewigkeit" untergescboben ist, mit welcbem es sicb weder nacb sein em Etymon nocb nacb seinem Gebraucb vollkommen deckt. Aucb nicbt so konnen wir die Sacbe anseben, als sei mit obis' urspriinglicb nur eine „sebr lange, bis in verborgene Fernen dauernde Zeit" bezeicbnet worden, welcbe unbestimmte Bedeutung dann im Laufe der Zeit in die absolute der Ewigkeit iibergegangen ware. So finden wir den Hergang dargestellt von A. Kable^), welcber neuerdings diesem Worte besondere'Aufmerksamkeit ge- scbenkt und es durcb alle Biicber der Bibel verfolgt bat, wobei er sicb allerdings mebr von dem . dogmatiscben Gebalt als von der ') Bibliscbe Bsobatologie, Erster Theil: A. T. 1870. 72' Angebliche B-elativitat des dTsW. historischen Bedeutung desselben bestimmen liess. Es heisst da S. 7: „Wo im Pentateuch von Ewigkeit (dblS") die Kede ist, wird niclit aji die Negation jeder zeitlichen Schranke gedacM." Dies ist richtig, wenn eine philosopbisclie Aufhebung der Zeitschranken damit in Abrede gestellt werden soil; eine solche findet sicb aber nirgends in den bibl. Biichern; erst die Alexandriner haben durch Beiziehung helleniscb-platonisclier Elemente den metapliysischen Begriff der Ewigkeit mit den hebraiscben Religionsideen ver- scbmolzen. Der Grund jedoch, warum die alten Hebraer nicbt in diesem Sinne „jede zeitliche Schranke" aufhoben, lag darin, dass die Zeit als solche ihnen iiberhaupt nicht als Schranke erschien. Jede Schranke innerhalb der Zeit dagegen schliesst dblS* im Pen- tateuch so gut wie in den spatern Biichern aus, und es beruht auf einem Vorurtheil, wenn man, wie oft geschehen ist, die Fahig- keit, die Vorstellung einer granzenlosen Zeit zu bilden, dem hebraiscben Alterthum abspricht^). Wenn es nun in derselben Schrift S. 11 heisst: „Dass aber der Begriff unbestimmter und unabsehbarer Feme sich mit dem der Ewigkeit nahe beriihrt, und leicht hat darein iibergehen konnen, zeigt die spater konstant gewordene Bedeutung von Dbl?. Der Uebergang dazu in Betreff der Vergangenheit diirfte aus dem Pentat. noch nicht nachzuweisen sein; denn Deut. 33, 15 stehen die ewigen Hohen parallel zu deu zwar uralten aber doch nicht von Ewigkeit her bestehenden Bergen" — so ist fiir's erste gar nicht abzusehen, wann fiir Dbl3> die Bedeutung „Ewigkeit'' kon- stant geworden sein soil, da der Verf. selbst bis auf Maleachi u. Koheleth hinunter neben derselben die andere, uneigentliche, un- bestimmte nachweist. Sodann ist jener „Uebergang" von der un- bestimmten zur absoluten Bedeutung eine willkiirliche Annahme. Dass im Laufe der Zeit der geistige Horizont der Israeliten und 1) Eine solche Vorstellung liegt dem Menschen, wie schon oben an- gedeutet worden, gar nicht so fern. Siehe dariiber schon Lessing, Werke (in der Lachmann'schen Ausg.) IX S. 168 f. Immergleieher Begriff des 0^13. 73 somit auch das, was fiblS genannt werden konnte, sich yeranderte, ist bei einem Volke, welches so verschiedene Epoclien der Offen- barung und Geschichte erlebte, selbstverstandlich. Aber wenn der Horizont sich erweitert, bleibt doch der Begriff des Horizonts der- selbe; und so konnte das, was fiir die Israeliten OblS war, sich verschieben, aber der Begriff von Dbl^ selber war einer Er- weiterung gar nicht fahig, und von einer bewussten meta- physischen Vertiefung desselben kann hier nicht die Rede sein. Soil aber mit Obigem gesagt sein, dass auf einem spatern Stand- IDunkte (etwa dem jesajanischen) Solches den israelitischen oder prophetischen Gesichtskreis begranzte, was nach seinem Wesen nicht der geschichtlichen Entwicklung angehort, sondern, iiber diesem zeitlichen Prozess erhaben, fiir alle Zeiten den wahren Horizont bildet und welchem daher das Attribut Qbl? mit dem vollsten Rechte zukam: so ist dies eine theologische Ansicht, welche zwar nicht auf den sprachlichen Ausdruck sich berufen, aber moglicherweise auf sachliche Griinde sich stiitzen kann, die uns hier feme liegen. Immerhin sei uns gestattet zu fragen, wie (ebenda S. 114) ^?"■'^^|> (Jes. 9, 5) „beweisend" genannt werden kann dafur , dass bei Jesaja „die absolute Ewigkeit gepredigt wird und nicht bloss eine unbestimmte Zeitdauer," wahrend das Dbiy b)^ Gen. 21, 33 zum selben Schlusse in Hinsicht auf den Pentat. nicht berechtigen soil; wie umgekehrt aus den beiden (iiberdies poetischen) Stellen Gen. 49, 26. Deut. 33, 15, wo die Berge ewig genannt werden, sich folgern lasst, dass der Pentat. den absoluten Begriff von Ewigkeit noch nicht mit dem Worte Dbiy verbinde, wahrend unbeschadet desselben in spatern Biichern das Wort oft genug „hyperbolisch" oder „abgeschwacht" gebraucht werden soil. Beachten wir den sprachlichen Gebrauch von QblS, so zeigt sich im Allgemeinen, dass dem Worte von den altesten Zeiten biblisch-hebraischen Schriftthums bis zu dessen Ende seine Be- deutung: unabsehbare, endlose Zeit geblieben ist, dass ist in solcbem Zusammenbang nocb bedeutend starker als d'j|5, welches geographiscb den Osten, geschicbtlicli aber mit der scbon erwahnten Uebertragung des raumlichen auf's zeitlicbe Vornesein die „Vorzeit" bezeichnet. Immerhin hat auch dieses Wort in der zeitlichen Bedeutung etwas poetisch Feierliches °) ; in verwandten Dialekten (dem Arab. Aethiop. Aram.) ist es der Uranfang; und sogar die Bed. „Ewigkeit" hat es angenommen, wozu Ansatzeschon im Hebraischen sich finden, wo es ofters mit tablS parallel steht. Db>15>n iTlT^lp heisst in der rabbin. Sprache die Welt Ewigkeit im Gegensatz zum Weltanfang: Dbiyn lUnM^). Ebenso ist das arab. *.jlXS ein erlesenes Wort fiir ewig, welches gern von Gott gebraucht wird. Das Wort aber, welches eigentlich den Uebergang in die vor- geschichtliche Urzeit ausdriickt, ist eben unser dbW. So z. B. Gen. 6, 4 wird n'iiTl '''fflilit dflSi'2 "llEi* von den Kiesen gesagt, welche die Heroen des vorgeschichtlichen Mythus gewesen sind. Bei dem besondern Nimbus iibrigens, den gerade fiir den Semiten das Ur- alte hat*), ist es begreiflich, dass der Zusammenbang mit der Ur- 1) Prov. 22, 28. 23, 10. Die Rabbinen lesen bier di^is: die Granze der Heraufgekommenen = Israeliten oder: der Heruntergekommenen = Armen; s. S. A. Wolf, Mischnah-Lese 8. 20. 2) Ebenso das latein. priscus, welches ihm etymologisch genau ent- spricht (aus^^ra^j welches auch zeitlich gewendet wird, w'lQpraedicerevL.s.-w. beweisen), und niclit bedeutet : was schon seit langem ist, sondern: was vor langem war und nicht mehr ist. „Es ist ein seltenes feierliches Wort, bei welchem man nicht bloss wie bei antiquus (v. ante, wovon auch das locale anticiis) an die mathematisch zu messende Vergangenheit, sondern an die qualitativ verschiedene Yorzeit oder gar an die heilige Urzeit zu denken aufgefordert wird." Doderlein a. a. 0. IV, S. 88. 3) S. Schmiedla. a. 0. 8. 91. *) Ygl. Hitzig, Gescbicbte Israels I. 1869, Vorwort 8. 1 f. • Die unendliche Zeit im taglichen Verkehr. 77 zeit von einem Volke oder Reiche gem in Anspruch genommen wurde, -wie wir es Jer. 5, 15 und in den phonizischen Inschriften sehen (Gesenius, Monum. Phoen. p. 197 ss.), wo z. B. fli/jb (= t^ib52) dbS regnum aeternum als Epitheton Numidiens steht. Hyperbeln sind hier so nahe gelegt, dass sie keiner Erklarung be- diirfen; auch sind sie um so eher zu entschuldigen, als der gescliicht- licbe Horizont eines Volkes etwas sehr Relatives^) ist, ohne dass dies Yon naivem Standpunkte ans in Anschlag gebracht wiirde. Das bistorische Zeitbewusstsein ist immer ein begranztes^). Noch viel enger ist natiirlicb der Gesichtskreis im gewobn- lichen und recbtlicben Lebensverkehr^). Zum Tbeil aus Nicbtbeacbtung dessen hat man Anstoss genommen an einigen pentat. Stellen wie Ex. 21, 6. Deut. 15, 17, wo die gesetzliche Bestimmung getroffen wird, dass ein hebraiscber Sklave, welcber es vorziebt vom siebenten oder Sabbat-Jabr keinen Gebraucb zur Erlangung seiner Freibeit zu macben, seinem Herrn dienen soil Dbiyb; man iibersetze „auf immer", nicbt „auf ewig"; denn die Einmengung eines religiosen oder metapbysiscben Begriffs ware bier eine Abscbweifung in ein anderes Gebiet, nicbt bloss eine Steigerung; einer solcben ist der Ausdruck „auf immer" in Sacben des menscblicben Verkebrs nicbt fabig. Der Sinn in diesen Stellen ist einfach der, dass das Gesetz in jenem Falle dem Dienste keinerlei zeitlicbe Scbranken setzen will. Mit diesem dbl^b (TgL Ley. 25, 46) ist daber allerdings unvereinbar die (aucb sacblicb nicbt notbwendige) Annahme des Josepbus und der Rabbinen*), 1) Vgl. Jes. 58, 12. 61, 4 d^W rhia-irj, die Triimmer der TJrzeit d. h. die seit Menschengedenken solcbe waren. 2) S. auch Buttmann, Mythologus, S. 30: „BGi alien Nationen ist die Urwelt ein in der Vorstellung ganz gleicher Begriff mit der TJrzeit des eigenen Volkes oder Landes." 3) Bei der „Enge des menschlichen Geistes" (Herbart) ist das indivi- duelle Zeitbewusstsein ein durch die jeweilige ihm gegenwartige Vor- stellungsreihe bedingtes und beschranktes. 4) S. z. B. zu Ex. 21, 6: tabi-^ ™;i Easchi: nVs ij^x in ^aiin -& 78 Relative TJnendlichkeit im gewohnliclieii Sprachgebrauch. • dass im 50steii oder Jobeljahr der Dienst ein Ende nehmen miisse. Denn nicht bloss das Maximum der Zeitdauer bezeichnet Dbl?, so dass man mit Pappenheim sagen konnte, die Dauer bis zum Jobeljahr (50 Jabre) set fiir den Hebraer das grosste Zeitmaass, und konne daber DblJ beissen, sondern eben eine Zeit, deren Ende iiberbaupt nicbt abzuseben. Dieser Umstand , dass Obiyb oder ly obis sich mit einem von vornberein in Aussicbt genommenen Ende nicbt vertragen kann^), macbt es aucb immoglicb, Dent. 23, 4, ■wo von den Ammonitern und Moabitern gesagt ist: ''^''1235 "111 Dj Qbin? 'n bripl dub Xl"^ Kb, „das zebnte Gescblecht" als Be- scbrankung von Obis' "i^ zu nehmen °), was iiberdies Wortlaut und Wortstellung verwebren. Vielmebr „wird durch den Zusatz: ,auch ein zebntes Gescblecht nicbt' jede Moglichkeit der Aufnabme ab- geschnitten, denn Zebn ist die Zabl des vollstandigen Abscblusses" (Keil z. d. St.). Vgl. Neb. 13, 1, wo das zebnte Gescblecht nicbt besonders hervorgehoben wird, sondern einfach Qb'lS'b steht. Als Beispiel, wie Dbl? audi der Sprache des gewohnlicben Lebens angebort, sei noch die Stelle 1 Sam. 1, 22 angefiibrt, wo Hanna zu ibrem Manne sagt, sie wolle den Knaben Samuel nach seiner Entwobnung nach Silo bringen, damit er sich vor dem Herrn dar- stelle und daselbst bleibe Obiyi? „auf immerdar." Statt fiir einige Tage wie die Andern vor dem Herrn zu erscheinen, soil er nach ibrem Geliibde fiir immer dortbleiben. Dieses Beispiel zeigt iibrigens aucb, wie das, was fiir den Einzelnen in einem Augen- blicke unbedingt als endlos gilt, wenigstens fiir sein Denken und Thun, sein Wissen und Wollen, es nicbt nothwendig auch fiir Andere ist oder fiir ihn selber bleibt. Sie musste Samuel fiir 1) "Wesentlich anders als bei diesen gesetzlichen Bestimmungen ist der Sachverhalt in der Stelle Jes. 32, 14 f, welche man uns entgegen- balten konnte (womit eher zu vergleichen die Psalmstellen mit nSDb 13, 1 Ti. s. w. von welclienwir untenreden werden): das verodete Land soil denEindruck einer ewigenWiiste maohen, bis ein ganz neuer himmlischer Lebensgeist es diesem trostlosen Zustand enlhebt. 2) So Kahle a. a. 0. S. 8. Der Begriff dVl9 in verschiedenen Literaturgebieten. 79 immer da lassen; doch verstiess es gewiss nicht gegen ihr Ge- liibde, dass er durch das Dazwischenkommen besonderer Griinde sich veranlasst sah nicht gerade sein ganzes Leben ia Silo zuzu- bringen^). Auch in der Umgangsspracbe fehlt ferner die Hyperbel nicht, namentlich nicht in der Hofsprache; so 1 Reg. 1, 31 ^Tli^ Ti'' uyso ib/jn und oft in Biichern, deren Verfasser mit den Ge- brauchen des persischen Hofes bekannt waren, wo man sich dieser Hoflichkeitsformel bediente (Aelian. Histor. Variar. I, 31). Daraus zu schliessen, dass dblS nur „eine lange Zeit" bedeute, ware natiirlich ebenso schief, wie wenn man iiberhaupt die diplo- matische Sprache zur Ermittelung des Wortsinns beniitzen und z. B. daraus, dass Erlasse und Vertrage stets „auf ewige Zeiten" gelten sollten, schliessen wollte, dass dem deutschen ^ewig" auch die Bedeutung einer langen (unter Umstanden auch recht kurzen) Zeit zukam. Das von tsblS Gesagte gilt im Wesentlichen fiir die ganze biblisch - hebraische Literatur. Der Prophet natiirlich hat den hochsten Standpunkt und in Folge dessen die weiteste Perspektive. Es ist Sache der bibl. Theologie zu untersuchen, wie weit sein Blick die Zeiten Terfolgte. Der Dichter ferner hat den beweg- lichsten Standort und daher den reichsten Gesichtskreis. Nicht bloss Hyperbeln kommen bei ihm in Betracht, welche in ernster Literatur doch nur in beschranktem Maasse zulassig sind, sondern aiich die ganze Subjektivitat der Gefiihlswelt, welche des Lyrikers 1) Bedarschi (S. 201) meint freilich, Samuel habe ja nacb Num. 8, 25 nur 50 Jabre zu Silo bleiben miissen, und damit stimme genau das b^lsV, welches nach Ex. 21, 6 die selbe Zahl von Jahren ausdriicken konne. Allein dass tilS eine bestimmte Dauer, msp '{of, wie er es geradezu nennt, von 50 J. reprasentiren konne etwa wie Ti eine solche von 40 J., ist natiirlich eine imhaltbare, nur aus der irrigen Kombination mit dem Jobeljahre hervorgegangene Annahme. Vielmehr ist cbisb auch a. u. St. s. V. a. Vp lis 'i'^xas "Tix "aT^, wie es der selbe Synonymiker anderswo um- schreibt. 80 Dichterisclie Verwendungen von d5jW. eigenstes Gebiet ist. Wenn z. B. in den Psalmen der Sanger seinen eigenen Gemiithszustand, etwa sein inneres Gliick ewig nennt, so driickt er damit allerdings absolute zeitliche Schrankenlosigkeit aus ; aber nicht, dass seine Reflexion keine Schranken kennt, sondern dass sein Gefiihl sich von keinen solcben beengt weiss, ist daraus mit Sicherbeit zu scbliessen. Ob dabei an Ueberwindung der Scbranken des Todes gedacbt sei, oder ob auch ohne ein deutlicbes Bewusst- sein davon jene mebr oder weniger starken Ausspriicbe sicb erklaren lassen, so zwar dass die Wahrbeit, von welcber aucb das acbte religiose Gefiihl getragen sein muss, nicht darunter leidet, — dies in den einzelnen Fallen zu entscheiden ist Sache der Exegese. Noch haben wir aber nachzuweisen, wie das Wort OblS all- mahlich etwas von seiner absoluten Unbestimmtheit eingebiisst hat. "Wir glauben dabei die poetisch-prophetiscbe Sprechweise betbeiligt. Es liegt in der Natur des Begriffs der Unendlichkeit, dass man sich in keiner Sprache leicbt mit Einer Benennung desselben be- gniigt, zumal da kein Ausdruck diesem Begriffe gerecht wird. So finden wir schon in dem Lied am Meere Ex. 15, 18 die Verbindung ^3>1 Dbi"b angewandt, um die ewige Herrschaft Jahve's moglichst nachdriicklich auszusprechen. Die zwei Ausdriicke stehen parallel, und es ist keineswegs nach LXX und Vulg. zu iibersetzen: iiz altova -/at ETi, in aeternum et ultra^); aber es leucbtet ein, wie leicht bei dieser spater sehr gangbaren Formel die Vorstellung sich ein- schleichen konnte, dass mit Ij^l etwas iiber den dbl? hinausliegen- des gemeint sei. Aehnlich verhalt sich's, wie es scheint, mit der Form Dbi3'"~3' DbWJ, welche uns schon in dem alten Psalm 90 be- gegnet. Man kann an dieser Stelle zweifelhaft sein, ob mit Dbl3'52 wie gewohnlich der Horizont nach der einen (vergangenen) mit "iJ/ Dbiy nach der andern (zukiinftigen) Seite in's Auge gefasst wird, oder ob beide Ausdriicke fiir die Dauer in fernste Zukunft ge- braucht sind. Doch ist nach dem sonstigen Sprachgebrauch wabr- 1) Siehe dariiber Baumgarten- Crusius, Grundziige der bibl. Theol. S. 194. TJeberbietung des TJnendliclien. 81 scheinlicher, dass allerdings auf zwei Richtungen Bezug genommen wird; und dies gilt sogar auch fiir Jer. 7, 7. 25, 5 trotz des b: Gott hat Israel sein Land gegeben QbiynJI Dbiy-jttb d. h. fur un- denkliche vergangene und kiinftige Zeiten. Aber wie leicht konnte dieser Ausdruck, ■welcber in Doxologien immer haufiger wurde (1 Chr. 29, 10. Dan. 2, 20), zu der Meinung veranlassen, dass bier von einer Folge Ton Q'''jbiy die Rede sei. Man begegnet ja diesem Plural, obwobl fast gar nicbt in historiscben Biicbern (nur 1 Reg. 8, 13 parall. 2 Cbr. 6, 2, wo die Spracbe dem Inhalt gemass eine gehobene ist), docb nicbt selten in den propbetiscben Reden und in den Psalmen. Hier wird iiberbaupt Alles aufge- boten, um das Unbegreiflicbe , Unnennbare, Unendlicbe auszu- driicken. Die Spracbe iiberbietet sich selber, damit die Vorstellung da?selbe tbue. Man sebe z. B. Jesaja, wo nicbt bless die Plurale D''53b'l5> und Q'^ri2£5, sondern aucb die Zusammensetzungen "y'/Obl? und d''tt2S5 n^S sicb finden^), welche die Ewigkeit zu verewigen auffordern, was freilich logiscb nicbt moglicb, aber ein Versuch ist, das Ungebeure des Gedankens zur Anscbauung zu bringen, „gleich als ringe die Spracbe nacb einem adaquaten Ausdruck fiir einen Begriff, der das menschlicbe Denken iibersteigt" (Kable). Biirgerten sicb aber solcbe Erzeugnisse poetischer Diktion^) wie der Plural D'^'jb'lJ, mit welcbem man bald ebenso freigebig war wie die friibere Spracbe mit dem Sing. (vgl. Kob. 1, 10. Dan. 2, 4. 3, 9 u. 6.), in der gewobnlicben Spracbe ein, so war es um die Absolut- beit des alten QblS gescbeben, welcbe es unmoglich macbte, an etwas dariiber Hinausliegendes zu denken, also aucb einen Plural logiscb nicbt zuliess. Die Mebrbeit bringt eine gegenseitige Be- granzung mit sicb. Unter D'^/jbiS' (T'oby) konnte man sicb nur einander begranzende oder ablosende, wenn gleicb unabsehbar 1) Aehnliche Steigerungen urd Multiplicationen kommen auch im Arabischen vor bei Wortern, deren Begriff dieselben logiscb eigentlich nicht zulasst, z. B. .^jVI ijT, oljill ^t u. s. w. 2) Vgl. Bottcher § 703 c. 82 Kachbiblischer Grebrauch von obw. lange Zeitraume, Aeonen^), denken, wahrend Obl? urspriinglich nicht einmal einen Zeitraum oder eine Zeitdauer bezeichnete, sondern ein Non plus ultra, wohin eine Zeitdauer sich allenfalls erstrecken kann. Zur Umwandlung der Wortbedeutung hat nun aber auch die Umgestaltung der hebraiscbenReligionsideen mitgewirkt, die Wahr- nehniung namlich, dass nicht alles als „ewig" Bezeichnete wirklich ewige Dauer beanspruchen konne. Manches, was vom gottlichen Worte selber „auf ewig" festgestellt worden war, war so verwach- sen mit den weltlichen Lebensverhaltnissen, dass es mit diesen der Veranderung unterliegen und bei einer vollstandigen Neuge- staltung derselben, wie man sie mit dem Kommen des Messias ver- bunden dachte, sich zum mindesten wesentlich modificiren musste. Man machte sich also mit dem Gedanken vertraut, dass alsdann ein ganz neuer Horizont sich aufthun, ein neuer Zeitanfang gesetzt wiirde, wodurch die Fortdauer des im jetzigen Gesichtskreise als ewig Geltenden wieder in Frage gestellt werden musste. Und da man auch fiir das Letztere die Bezeichnung obl? beibehielt, so gewohnte man sich daran, auch eine Periode so zu nennen, deren Endlichkeit man nicht leugnete, ja deutlich vor Augen hatte, wie die bald standig gewordene Terminologie beweist, wonach man dem mn OblJ? einen !!d cbw 1S1 Dbwn 'fl D-i-iaiK iinim irpnn int< xbx siw "i-is iiaxi a-'jian iVpbpma 3) S. Bar-Bahlul in Bernsteins Glossar zu Kirsch, Chrestom. Syr. *) Nicht anders in unserm Sprachgebrauch „weltlich", obwohl auch Das arabische JXe. 85 mittelalterliche saecularis Gegensatz zu kirchlich. Damit ganz parallel sind die Bedeutungen im Aethiopischen. Im Arabischen geht diesem Worte die Bed. Ewigkeit, end- lose Zeit ab, dagegen findet sich *JL&^) (selten |JLft) in der Bed. Welt, d. i. Inbegriff aller geschaffenen korperlichen und seelischen Substanzen, wozu auch Menschen, Engel und Damonen geboren. Gott heisst haufig 'wuJLiJI i_j). Dieser Plural ist nicht im Sinne einer Mehrheit von Welten zu fassen, welcher Begriff den Arab em ungelaufiger ist, indem sie meist nur eine Zweiheit von "Welten unterscbeiden. Vielmebr erklart er sicb nach ibrer eigenen Aus- sage aus der Vielbeit der unter dem Begriff „Welt" befassten Gat- tungen , unter welcben die lebendigen verniinftigen Wesen bervor- ragen, wesbalb in dieser Verbindung der pluralis sanus ange- wendet wird^). Demnacb ist ^y^\jti\ s. v. a. ^JLjLjLlf", die Welt- bewobner, besonders die Menscben. Aucb der Sing. LILt steht wo nicbt geradezu fUr Menscb'), so docb baufig wie bellenistiscb Tcoapo? (z. B. Job. 12, 19) collektiv fiir Menscben*), als welcbe fiir das IndiTiduum gewissermaassen die Aussenwelt reprasentiren. Die selbe Metonymie findet sicb oft genug aucb in andern Spracben : man denke an sansc. ldka\ franzos. monde, aber aucb an syr. wir von einer kiinftigen, ewigen Welt red en. TJmgekehrt bedeutet "laVi? (als Synonym von "'typ) aeternus, desgleicben aucb das griecbische almvioc, welcbes im Unterscbiede von ai'oioi besonders auf die Zukunft geht: zum altbv ]xe)i.X(o^ (Nichtsein) von n^a, bffi von n^'i, iiu von rriir (Ewald § 146 d). 2) In der Form 13 (wie ba u. dgl.) oder i^S, welches nicht Plural der Ausdehnung wie "i^r;*?, ''Pinn sondern die constructivisch abgewandelte Grundform i^S (wie into von irito) ist, vgl. Ew. § 2 1 7 e und Bickell, Grund- riss der hebr. Gramm. § 144. 3) Treffend bemerkt Bedarschi: n^lsan •\ns 1&D3 ain= ssasn IS ba d. h. in IS liege iminer eine VoUendung, eine Durohfiihrung bis an's Ziel. Dieses Ziel nun (welches lokal, temporal oder graduell sein kann) lasse sich auch als absolutes denken, z. B. n?V sei s. v. a. stiaj ba min C)i&i pi ba nib=n is 4) Perpetuitas von perpetuus, von per — pelere, welches logisch das Frequentativ von ire. S. Doderlein Synon. I, 1 ff.; HI, 304 vgl. 180. 5) Von ahnlicher sinnlicher Vorstellung geht das athiop. H4-4!! (zalf) perpetuitas aus, denn die Grundbedeutung von HAZ.^ ist: dahin- fliessen, — gleiten, — eilen; daher heisst es dann: fortdauern. 8. Dill- mann, Lexicon Linguae Aelhiop. p. 1035. B) S. die Stellen im chald. Theil des B. Daniel 7, 14. 6, 9. 13. 88 Die Wechselworter diw und IS. die Bedeutung des Fortwahrens, Beharrens; liyi^JI y^XMUf ist ein Beiname Gottes von Seiten der absoluten Stetigkeit seiner Existenz. Freilich ist das Moment der Unendlichkeit, welches dem Worte iy seinem Gebrauche nach eignet, in seinem Etymon nicht deutlicli ausgesprochen. Es liegt aber eben darin, dass demFort- lauf in der Zeit keine Beschrankung gesetzt wird. Das Wort be- zeichnet einen progressus in indefinitum in dem Werthe des proces- sus in infinitum. So besteht denn sachlich kein wesentlicher Unterschied zwischen den Ausdriicken Qbi^b und"isb^) oder DVS'"^3>und^3'"■'■I3'^); t: -t' t - - ,. -. y ' beide Nomina dblS u. I^ gehen auch auf die riickwarts geschaute Zeit: IT^Vq (lob 20, 4)=Dbi3«3. Ist dbW der dunkle Abgrund, der die Zeit verschlingt, so ist 1? der gerade Weg, der dahin fiibrt. Nur muss bemerkt werden, dass IS die ungewobnlichere, nur der gewablteren Spracbe angehorige Bezeichnung fiir die un- endliche Zeit ist, weshalb es zwar poetisch-hyperbolisch (Gen. 49, 26. Hab. 3, 5), aber nicht in so vulgarer Weise gebraucht wird wie Qbl3>. Meistens iibrigens steht es neben Qbl^, zumal in Doxo- logien und dergl., nicht um zu dem Begriffe desselben etwas hin- zuzufiigen, sondern um denselben durch eine zweite Bezeichnung desto mehr hervorzuheben. Die standige Verbindungsweise ist dabei die, dass der gewohnlichere Ausdruck voransteht: dbl^b^) iyi; an einigen Stellen (Ps. Ill, 8. 148, 2) findet sich Dbl3>b lib. Die pleonastische Zwiefaltigkeit beim Ausdriicken eines Begriffes ist ja auch sonst dem Hebraischen nicht fremd; aber nirgeiids erklart sie sich leichter als in dem vorliegenden Falle, wo es gait einen Begriff sprachlich wiederzugeben, neben welchem auch das pragnanteste Wort in seiner Kiirze viel zu armselig erscheinen musste. Im Gefiihle, dass die erste Bezeichnung lange nicht ge- 1) :Ewald § 243 c. 2) Derselbe § 266 a. 3) Ueber die Pausalform 'rJ^ s. Geiger, TJrschrift und TJebersetzungen der Bibel S. 487 f. Das arabische jjT. 89 Qiige, fiigte man eine neue hinzu^), obwohl man sicfi des spezifischen Unterscliiedes beider, kraft dessen sie sich gegenseitig erganzen, kaum mehr deutlich bewusst war. s ,* Wir miissen bier aucb des arab. Jul, endlose Zeit, perpetuitas gedenken, welcbes darum fiir uns merkwiirdig ist, well es die sinn- licben Grundbedeutungen von tlbiy und "^ gewissermaassen in sich vereinigt, indem die (zeitlicbe) Bewegung bis in's Unsicht- bare hinaus darin liegt. Die Wurzel Jo bed. eig. Trennung, wie das arab. \ja Jo '^ „es ist kein Abkommen Ton . . ." und das hebr. lib zeigen^). Varianten dieses Grundbegriffs sind tjo', Ijo, cJo, ;>lj und aucb jCst ; dieses beisst von Thieren : wild, scheu sein, eig. sich isoliren, absondern. Daher hebr. ^3H und syr. ^^] starker: zu Grunde gehn^) (vielleicht aus der Hirtensprache genommen, s. Ps. 119, 176 inb^Jlia); I'l'nlKderAbgrundalsOrtdesVerschwindensund der Vernichtung. Ebenfalls an den Grundbegriff der scheuen Ab- sonderung lehnt sich das athiop. h-(\X'. (abdd) irrsinnig, wahn- sinnig sein. Sonach wird Jol die Zeit sein, welche, wenn der menschliche Blick sie fixiren will, in unendliche Fernen sich fliich- tet, so lange sich fortbewegt, bis sie im Dunkel der entlegensten Zukunft verschwindet , die im Unendlichen sich verlierende Zeit. In der That hat im Koran Jol die Bed. Ewigkeit wie 051? in der Bibel. So stark ist wenigstens der Begriff meistens dann, wenn Seine Negation voraufgeht. Es wird so gebraucht von der t) Aehnlich sprioht sich Pappenheim darliber aus: b'^SDH riT "nasai laxan aiuni kIjiu I'la -(TObn asiuas Mj^ann nxiinb ti"iaj»si Qiiusn nx laxan ban T'li 1S1 d^i"^ iiax ■,123 nTi "imii inii laih wb&nb diiiisn bissMi naVsna ^spas 11531 nnt< nabBii d^w 112= n^nii bnsn i^sn n^ashi rnsia 1153 is nbai iiann V'li isi nijiu iijbsn i:» 2) Siehe liber diesen Stamm Ethe a. a. 0. II, 70 if. vgl. Wiinsche, Hosea S. 601. 3) Diese Bed. geht ahnlicb aus dem St. EjlD „sicb langs hinziehn", da- her „verloren gehn" „zu Grunde gehn", hervor. S. Delitzsch, Comm. zu Jesaja S. 677. 90 Ewigkeit vorwarts und riickwarts. Dauer der Paradiesesfreuden und der Hollenstrafen. Diese wahren tjol = ewiglich. Steht hingegen vor |jol eine Negation, so ent- spricht es dem lat. unquam; nur dass es stets auf kiinftige Zeit- raume sich bezieht. Dieses | Jot — ^ „ewiglich nicht" hat aber oft die Eigenschaft, dass der Begriff der Negation den Zeitbegriff iiberwiegt^), besonders bei Verboten, Drohungen u. dergl., wo es gesetzt wird, wenn etwas auf keinen Fall, unter keinen Umstanden geschehen soil, wie ja auch das deutsche nimmermehr, das franz. jamais (aus Jam magis) ahnlicben Sinn haben konnen. Im Vulgar- arabischen ist endlich das t Jol ^ zu einfacher Bezeichnung einer starken Negation herabgesunken. Die II. Form Jo| hat nach der angegebenen Grundbed. und der daraus erwachsenen temporalen einerseits den Sinn fliichtig machen, anderseits : bestandig, immer- wahrend machen, so dass Joy» s. v. a. jJL^ilo. Wir haben also einen ahnlichen Gegensatz der Bedeutungen innerhalb desselben Wortes wie bei THS. Im Uebrigen erganzt dieses J>jfi welches von der unabsehbaren endlosen Zukunft gesagt wird, das schon ge- nannte Jvt, welches Ewigkeit a parte ante oder Anfangslosigkeitbe- deutet, eig. was unendlich weit geht, namlich dem Sprachgebrauch nach: riickwarts in die Vergangenheit. Kehren wir zuriick zu der einfachsten Bedeutung von 1?, welche keine andere ist als die der Zeitbewegung, die beliebig fort- gesetzt aber auch von jeder Schranke entfesselt werden kann, so enthalt dieselbe an sich nicht den Begriff der Grosse; wohl aber geht dieser leicht daraus hervor, indem die Bewegung, welche da- bei in Betracht kommt, eine mehr oder weniger lange Linie be- schreibt^). Deutlich ausgesprochen ist hingegen dieser Begriff ') Umgekelirt gewinnt das ebenfalls meist in negativen Satzen stehende athiop. Iff^Zn', (gemura), welches eigentlich nur die Vollstandig- keit der Bejahung, beziehungsweise Verneinung ausdriickt, ganz tempo- ralen Sinn. S. Dillmann, Grammatik der athiop. Sprache S. 304. 2) Darum sind mit den der rauml. Bewegung entstammenden Zeit- Die Zeit als Continuum: T^an. 91 einer (zunachst raumlichen) Quantitat, die sich durch Bewegung erzeugt und vermehrt, in Wortern wie TiDF), ]ty^, welche mit zu den Bezeichnungen der endlosen Zeit gehoren, nicht ohne jedoch eine besondere Niiance dieser Vorstellung zu geben. Das Stammwort TonT53!n ist namlich ll/J dehnen, ausdehnen, WurzelT^, wovon Tl"3 ausstreckenmit seinenDerivaten(Tn<3 Maass und I'D Gewand, wo- mit ferner TiViU verwandt woher ''In'O^) wann, T\'0 Recke (dann wie "iHS iiberh. Mann), erhartet f\tyD u. s. w. Aus dem Arab, ist zu ver- gleichen iXk, woher sjuo spatium loci et temporis; (cjuo, ->jo, Co sich Starr hinstrecken = sterben; auch ' jCo loben, eig. weit machen u. s. f. Demnach ist T^53n zeitliche Ausdehnung, Verlangerung, ■ein Begriff, der ebenso wie der von 1? einer Erhebung in's Unend- liche fahig ist, aber sich von dem letztern dadurch unterscheidet, dass er von der Vorstellung der zeitlichen Dauer als einer zu- sammenhangenden Grbsse ausgeht, weshalb es denn dabei mehr auf die Continuitat als auf die Extension abgesehen ist. T'Jln bezeicbnet nicht sowohl die Ausdehnung in fernste Zeiten, als vielmehr den stetigen unverletzten Zusammenhang in der Zeit. Deshalb ist dieses Wort besonders im Gebiete des Kultus zu Hause, Tvo es ja Symbole gibt, zu deren Charakter die Bestandigkeit, das unausgesetzte Dasein gehort. So die Schaubrode, welche „fort- vrahrend" aufliegen (Ex. 25, 30. Num. 4, 7), die Lampen, welche i,bestandig" brennen soUen (Ex. 27, 20 u. a.), das Feuer auf dem Altar, welches nicht ausgehen darf^), das Tragen von Kleidungs- Tjenennungen die an die rauml. Ausdehnung sich anlehnenden nahe ver- wandt, welche letztere in andern Sprachen sehr haufig (vgl. arab. Sj-o), iin Hebr. wenigstens durch l^nn, 'jn'^N vertreten sind. 1) Nach Ewald § 104 c aus Ira und dem TJrdeutewort ia (tahi) zu- sammengesetzt, s. aber Fleischer in den Erganzungsblattern der Allge- meinen Hallischen Literatur-Zeitung, Fehr. 1847 Nr. 16 Col. 12fi. 2) Lev. 6, 6 fiasn sb natjafi-te ipm nian irtt Vgl. Cicero Cat. IV, 9 : y,illum ignem Vestae perpetuum ac sempiternum". 92 Untersolieidung der Stetigkeit und TJnendlichkeit. stiicken, welches dazu angethan ist, etwas „fort und fort" in's Ge- dachtniss zu rufen (vgl. Ex. 28, 29 f. 38 mit Prov. 6, 21). Des- gleichen gibt es Opfer, welche im Gegensatz zu anderen bestan- dige sind, d. h. solche, welche nie ausfallen diirfen, also tagliche. Daher bez. TaP mit nblJ, TiTW2, tTt'O'p verbunden, das tagliche Brand-, Speis-, Rauch-Opfer. Die Verbindung der Worter geschiebt entweder annexionsweise d. h. genitivisch (T"^n ribs z. B. Ex. 29, 42; auch mit Artikel: "TOnn flbi? Num. 28, 24), oder appositionsweise (T^tl nb'S Num. 28, 3, ein Brandopfer, welches ein Bestandiges ist), immer aber so, dass 1^'2T\ logisch die Stelle unsers Adjektivs ver- tritt. I^'anri ist vom Buche Daniel an in der spatern Sprache geradezu Name fiir das tagliche Morgen- und Abendopfer geworden. Im Chald. ist dies die ausschliessliche Bedeutung von XT"3ri (Plur. ■pT'^ri); das spezifisch chaldaische Wort dafur ist i^'l^'iri (s. oben S. 40)'. Auch ausserhalb des eigentlichen Kultus will 1'''2T\ besagen, dass eine Thatigkeit oder Erscheinung (letzteres z. B. Num. 9, 16) ununterbrochen fortdauert oder fortdauern soil. Daher dient es besonders zur Kennzeichnung einer bestandig sich wiederholenden Handlung (2 Reg. 4, 9) oder einer Thatigkeit, welcher jemand be- standig, d. h. ausschliesslich obliegen soil (1 Chr. 16, 37 u. a.), oder des unaufhorlichen Gedenkens an eine Sache (Jes. 49, 16 u. haufig). Ueberall aber liegt der Nachdruck nicht darauf, dass etwas recht lange, sondern dass es ohneUnterlass, continuir- lich geschieht. Es ist daher kaum nothig, den Unterschied des Wortes von Dbl? und "I? hervorzuheben. Denn obwohl es an diese mit seiner Bedeutung streifen kann^), fehlt ihm do eh der ausge- sprochene oder nothwendig anzunehmende Charakter der TJnend- lichkeit. Es darf auch auf ganz kurze Zeitraume angewendet werden, sobald etwas innerhalb derselben unausgesetzt fortdauert. Vgl. Jes. 21, 8: der Wachter steht „unablassig", d. h. Tag und 1) Vgl. z. B. Ezeoh. 38, 8 lian ns'irjl? mit dem oben angefiihrten Die sioh weit hinstreckende Zeit: 'jn^K. 93 Nacht auf der Warte; und auch bei Ausdehnung auf weitere Zeit- raume geht T^/JlH auf das Stetige, wobei kein Augenblick ausgesetzt werden darf, und wechselt daher mit inybil Prov. 5, 19: immerdar, jederzeit; LXX gibt es zuweilen passend durch 8ioi iravtd? oder ^vSeXej^w?. Eben deshalb kann es auch erganzend neben DblS steben (Lev. 24, 3. 8), welches nur auf die Weite Entfernung zielt. Ander- seits kommt es nicht selten vor, wo Obiy unmoglich ware, namlich wo die Granze der betreffenden Zeitdauer bestimmt angegeben wird, wenn nur wahrend derselben etwas ununterbrochen statt- findet. So z. B. 2 Reg. 25, 29 = Jer. 52, 33, wo dem T'CT durch das beigesetzte I''"')! "''J'' bS Scbranken gesetzt werden. Das von T'/On Gesagte gilt zum Theil auch von in''^, welches ebenfalls von einer zunacbst raumliche Ausdehnung bewirkenden Thatigkeit seinen Ursprung genommen bat. IX^'^i^ als Elativ ^) mit ii prostheticum gebildet wie 1T5S und ^T!3l!<, kommt von "iri^ Wurzel "lin, welche auch zu den Stammen IjIT), nsri und mit Vorsatz zu "llnD ^) erwachsen ist; vgl. "^1^. der hingereichte Preis, ■j'^SF)' das lang- gestreckte (Tbier) u. s. w. Ableitungen dieser Wurzel finden sich auch im Arabischen und Aethiopischen. Also bedeutet "^l^i^^ eig. sich strecken, daher anhalten, dauern; 'VTp'^ demgemass was in der Zeit sich weit hinstreckt, d. h. im Laufe der Zeit sich gleich bleibt. Insonderheit wird "itJ^K (Gegentheil !3pl< Jer. 15, 18) wie /TvSr von den Wassern gesagt, welche nicht bloss zu gewissen Zeiten, sondern „immerwahrend" fliessen, wie das latein. jugis (von jungo) und perennis vorzugsweise diesen Begriff ausdriicken^). ■jtT'i^ bn (Deut. 21, 4 u. o.) ist ein Bach, dessen Existenz nicht von Witterung und Jabreszeit abhangig ist. Vgl. auch Ex. 14, 27 : das Wasser kehrte zuriick iStl'^Kb zu seiner Bestandigkeit d. b. es 1) Bottcher § 548 nennt diese Bildung ^Augmentativ''- 2) Demnacli ist ^n: eig. porrigere, hinstrecken, reichen, wie dies auch. der Ursinn von JjVJ und ,j£cl. 3) Ygl. auch. dae griech. aevao? (aus dsi-vou)) immer fliessend, daher ewig (LXX fur obis). 94 Verhaltniss von 'jhix zu seinen Synonymen. nahm wieder den Kaum ein, den as bestandig innezuhaben pflegte. Offenbar kommt es auch hier nicht bloss auf die Ausdehnung, sondern wie bei T'/jn vor Allem auf die Bestandigkeit in der Zeit an. Dies zeigt sich aucb in der qualitativen Farbung, welcbe ItT^K noch leichter annimmt als T'/jri. Was sich in der Zeit nicht Terandert, ist seiner Natur nach dauerhaft, stark, fest. D'^S'^H heissen (Micha 6, 2) die Fundamente der Erde, aber auch die Menschen, welche im Lauf der Zeit sich in ihrer Macht zu be- haupten gewusst haben (lob 12, 19 Suvaaxac LXX). "lln'K ist Be- zeichnung des Soliden, dessen Eigenschaft in der Zeit sich gleich bleibt (so auch Gen. 49, 24), gehort 'iibrigens abgesehen Ton der ganz gewohnlichen Beziehung auf das Wasser^) der gehobenen Sprache an. Von dam viel gewohnlicheren "Tati unterscheidet es sich aber nicht bloss dadurch, sondern auch durch seine ganze Grebrauchsweise. Schon die Wurzel tan (vgl. xdvuixat, xstvou, xiTatvu)) ist starkaren Sinnes als mad. Daher ist die Bed. von "[l^'K ungleich extensiver.^) Es bezeichnat auch nicht wie l^Tj^l eine unablassige Thatigkeit {assiduitas) , sondern einen dauerhaften Zustand oder Bestand. Und da bei letzterem Begriff weit mehr auf die Lange der Zeit ankommt als bei ersterem, so steht ■jn"'5< den Bezeich- nungen der endlosen Zeit um vieles naher. Man denke auch an den schon erwahnten Gottesnamen "jU'lS^ b>"3 (BeXixav Strabo), welcher unter den ausserisraelitischen Gottesnamen dem tT'tl!^ tT^nS 1125$ am nachsten komman diirfte, denn diesar driickt eben- falls das Sichgleichbleiben (die Wesensgleichheit) bei unter- schiedener Zeit aus. Im Phonizischen ist ■jl^"'b geradezu s. v. a. Dbyb'). Bei Jeremia 5, 15 ist S^IH ■jin''i< ""Ij gewiss nicht sehr ver- schieden von )Xf\ DbslQ ^^^J,\ abar daraus, dass dieses steigernd 1) Daraus ist wohl auch der alteName desMonats Tischri 1 E,eg. 8 2 h ervorgegangeui 2) S. auch die Stella Prov. 13, 15, wo es vomWege aussagt, dass er endlos sich hinziehe. Vgl. Bottcher Collectanea Hebr. p. 135. 3) Vgl. Delitzsch, Comm. zu den Psalmen S. 543. Wechselwirkung von Quantitat und Qualitat in der Zeit. 95 Hinzugefiigt wird, ergibt sich schon die Unterschiedenheit beider. Das erstere bezeichnet das Volk als ein solches, welches in der Geschichte bestandig als Macht aufgetreten ist. Das letztere be- sagt von ihm, dass seine Urspriinge bis in die Urzeit hinauf- reiclien, ihm also an Adel keines gleichkommt ^). ' Wie bei den letztgenannten Wortern ein Umschlagen der Qnantitat in die Qualitat sich bemerkbar macht, indem darin mittelst des in der Zeit sich Dehnenden, Dauernden die Bestandig- keit und Festigkeit ausgedriickt wird, so kann nun auch das Um- gekehrte stattfinden. Wir batten diesen Fall bereits beim arab. tXJiX., welches eig. festgewur?:elt sein, dann ewig dauern bedeutet; wir haben ihn auch in dem hebr. "J52KD von dem bekannten Stamm "tOi^ ((jjoi) eig: stiitzen, griinden, fest machen, daher Part. Niph. fest gegriindet, zuverlassig; aber auch: immerwahrend, ewig. Es wird ahnlich wie IIT'K vom Wasser gesagt, das nicht versiegt (Jes. 33, 16; vgl. Jer. 15, 18)^ sogar von Krankheiten, die nicht nachlassen (Deut. 28. 59; vgl. "jri'^X lob 30, 19), von ewig gelten- den Verheissungen, ewigem Biindniss parall. dbl^ Jes. 55, 3. Ps. 89, 24. Ebenso findet sich die zeitliche Bed. im Syrischen: i.Liof verharrend, immerwahrend ; davon das Nomen ] ziuiof , per- petuitas, das Adverbium i_}.L.iDf perpetuo. Weit bemerkenswerther aber ist der Uebergang von der Qualitat zur Quantitat oder, wie wir uns deutlicher ausdriicken woUen, von der qualitativen Intensitat zur quantitativen Extensi- tat in der dritten Hauptbezeichnung, welche die hebr. Sprache fiir den Begriff der endlosen Zeit aufzuweisen hat, in dem Nomen M!iD oder nSD^), immer mit Segol in n^Sb, hervorgegangen aus einem im Kal ungebrauchlichen T&'i mit der Grundbed. leuch- ten, strahlen, welche der Wurzel T& zukommt, vgl. Un'^, Adj. n2, , vielleicht auch das Subst. H'^'O, ferner arab. Lsua serenus fuit. 1) Vgl. Num. 24, 20 wo 'Amalek diia niujiti genannt wird. 2) Vgl. Bottcher § 492 7. 96 Das Licht als Ausdruck des Eminenten. ^s^ Lsu6 woher manche Bezeichnungen der hellen Tageszeiten, ^iJir, syr. ^ u. s. w. Stellen wir mit diesem sinnlichen Begriffe den der unendlichen Zeit zusammen, so erinnern wir uns, dass man vom Endlichen zum Unendlichen vid eminentiae nicht bloss durch unaufhorliche Extension, sondern auch durch unausgesetzte Steigerung des Intensiven, z. B. des Lichtes, gelangen kann^). Der Uebergang vom unendlich hellen Lichte zur unendlich langen Zeit ware jedoch mit der Natiirlichkeit, welche in der sprachlichen Ent- wickelung herrscht, kaum in Einklang zu bringen, wenn hier nicht ein Mittelbegriff dazwischen trate, welchen die Sprache selbst uns darbietet. In den semitischen wie in andern Sprachen wird das intensiv und expansiv starke Licht vielfach verwerthet zum Aus- druck von Ueberlegenheit aller Art, von Vorziigen, Gliick, Sieg u. a.^) . Abgesehen von dem noch immer nicht ganz aufgeklarten, der levi- tischen Sprache angehorigen HSD, m-S:3"J, bedeuten in der That das chald. M^D und das syr. ^Zj mitihren Derivaten: iibertreffen, iiber- winden, siegen. Auch das hebr. m^S selber hat die Bed. des Herr- lichsten, Vorziiglichsten, Machtigsten, Edelsten, der excellentia, so 1 Sam. 15, 29, wo Gott selber btiTHJ^ H!??. die nMajestat" Israels genannt wird (vgl. 1 Chr. 29, 11), und Thren. 3, 18; an beiden Stellen ist nicht fiducia zu iibersetzen, welche an das arab. einem 1) Kimchi bemerkt zu der Fem.-Form nnaj Jer. 8, 5: rp'm nnss lanis nama nim pinn i2in ^d njoa tiibi n^ib mama, und Bedarschi zu nss (Jer. 15, 18): pwi diip 13123 nsr nbat-i ^ia D-ip b"-i 2) Dafiir steht das einfache (accusativ.) hs5 mit gleichem Eechte wie bisweilen D^is fiir Dbwb. 3) Wie bei den Benennungen der endlichen Zeit, so hat offenbar auch hier der Zeit inh alt wesentlichen Antheil an der Bildung der Zeitvor- stellung und Zeitbenamung. Der Zeitinhalt ist das Verborgene, das sich unserm Blicke entzieht, wie das gewaltig sich Ausbreitende, in dessen Eigenschaft es liegt, ewig zu dauern. 7 98 Die drei Hauptnamen der Tinendlichen Zeit: dblS), IS, ns3. durchaus positiyen Begriff. Diese beiden driicken iibereinstimmend eine Zeit aus, welche in weiteste Feme (bes. der Zukunft) hinaus- geht; f'^'2 ist aber insofern starker, als es, statt mit dem blossen Ablauf der Zeit sich zu begniigen, diesen als eine Steigerung be- zeicbnet. Nicbt die reine unausgesetzte Bewegung wie bei iy sondern die fortwahrende Gradation wird bier zur Darstellung der Unendlicbkeit aufgeboten. Sachlich kommen die drei Worter scbliesslich auf Eins binaus: Obl? ist die Zeit, deren Granzen nicbt wabrnebmbar oder nicbt vorbanden; "i^" die Zeit, welcbe bis zu den aussersten denkbaren Granzen fortgebt; m2£3 die Zeit, welcbe alle Granzen iibersteigt^). Alle drei aber nebmen die ganze Tragweite menscblicber Vorstellungskraft in Ansprucb, ohne dayon erscbopft zu werden, geben somit auf das Unendlicbe. Im Spracbgebraucb diirfte denn aucb ein wesentlicber Unterscbied zwiscben ttSD und den beiden andern Wortern schwer nacbzuweisen sein; nur ist zu bemerken, dass n;23 nicbt auf die Vergangenbeit angewendet wird, was seiner Grundvorstellung ferner liegt als der von Dbl^, und dass es wie ^^ nur selten in scblichter Prosa vorkommt^) (so 2 Sam. 2, 26). Aucb von diesem Wort findet sicb der Plural in der Zusammensetzung D"'m^2 i^^5^ Jes. 34, 10. Wie bei den ahn- licben Zusammenstellungen 13> ''"jbiy u. s. w. (vgl. in saecula saecu- lorum) ist bier der Sinn die Steigerung oder Ueberbietung der langsten Dauer durcb das, was sie ebensoweit iibertrifft, wie sie ') Man vergleiche bes. zur letztern Vorstellung das targum. UJ^&N^, welches mehrmals fiir nsib steht und von Musafia in seinen Zusatzen zum Aruch ansprechend eU ctTteipov (von -spa, TzkpaC) erklart wird. S. auch Trendelenburg a. a. 0. IS. 168 f.: „die Unendlicbkeit ist nichts anderes als die fiber ihr jeweiliges Produkt hinausgehende Bewegung." 2) Wesentlicli darauf ist fiir die bibl. Literatur zu bescbranken, was Bedarscbi zur TJnterscheidung von bbw und nsJ angibt : 13133 "'Sb Isnj ns3 iinsu) nai 3TOi''n inNU) na tjx N"ip3 nas bax aiaiin t<'-ip3 biw is t^rj nbaa mini. Weil Cibis sehr oft im gewobnlichen Leben und biirgerlichen Verkehr gebraucht wird, geht es naturlich haufiger auf Dinge, welcbe mit dem Tode des Menschen oder dem Ende der Welt zweifelsobne ein Ende nebmen, als das vom Spracbgebraucb weit sparsamer verwendete ns3. Eiickblick auf die Bezeichnungen der imendlichen Zeit. 99 selber alle kiirzere oder endliche Zeit iiberragt^). Aber aucli bei diesem f'li ist klar, dass eine wirkliche Steigerung nicht moglich, da schon der einfache Sing, eine Gradation des Zeitbegriffs aus- driickt, deren Erbohung ins Unendlicbe wo nicht formell ausge- sprocben ist, so docb virtuell darin liegt und actuell dabei be- zweckt wird. Die Bed.: vollstandig, prorsus, ganz und gar (Ges. Thes.), welcbe man dem Worte JlSS zugetheilt hat, ist nicht nachweis- bar; doch liegt die qualitative Absolutbeit dem Worte nach seiner Eigenthiimlichkeit nahe. In einigen merkwiirdigen Psalmstellen (13, 1 u. a.) findet sicb die Verbindung des fragenden HSifl? mit n^a (= rrdb) z. B. n^i ""jism 'n nDH~y. Die zeitlicbe Absolut- beit (niSi an alien diesen Stellen, nicht DbV; vgl. indessen Jes. 32, 14 f) beruht bier auf dem unter unendlichem Drucke stebenden subjektiven Gefiihl, iiber dessen Gewalt der Dichter sicb erhebt, indem er jene Absolutbeit in Frage stellt. Der Sinn ist: wie lange muss ich denken, dass du mich auf ewig Yergessen habest? — Legen wir uns zuriickblickend noch die Frage vor, wie im Allgemeinen die Bezeichnungen der unbegranzten Zeit im Hebraischen und den verwandten Sprachen zu Stande ge- kommen seien, so ergibt sicb aus dem Vorbergehenden, dass dies gescbah durch Anlehnung an die Zeitbewegung, dass also die gleichen Elemente dazu verwendet wurden, welche auch zur Benennung der endlichen Zeit beigezogen worden sind, so zwar, dass diese Zeitbewegung entweder in's Ungemessene verlangert ("5>, Qbiy, "iri^X, T''2l^), oder durch Umbiegung stetig gemacht wurde ("1?, *JOi>)) oder endlich, dass man sicb mit Qualitaten behalf, welcbe das Beharren in der Zeitbewegung oder aber eine Reaktion gegen diese involviren (mISS, vgl. arab. aussen tXli. die Eigen- scbaftsworter *JLi" *,j|4> u. ahnl.^). Die Ewigkeit wird also bier 1) Der superlativische Ausdruck ist wie in d'-aiun '■aUJl Diaiun (z. B. Deut. 10, 14) u. dgl. 2) Vgl. die Attribute Gottes in Betrefi der Ewigkeit nach Al-Ga- 7* 100 Verwandtschaft der endlichen und iinendlichen Zeit. iiberall nicht aufgefasst als etwas, was ausserhalb oder iiberhalb der Zeit stande, sondern als ein Continuum, in welches die Zeit auslauft^). Die verschiedenen Arten, eine Benennung der Ewigkeit zu bilden, wie sie in den besprochenen Wortern vorliegen, geben eine Illustration zu den Leibnitz'schen Worten: L'idee du temps et celle de I'eternite viennent d'une mime source, car nous pouvons ajouter dans notre esprit certaines longueurs de duree les unes aux aufres aussi souvent qu'il nous plait^). In der That werden nicht bloss seiche Thatigkeiten und Eigenschaften, die dem Ausdruck der endlichen Zeit dienen, auf die unendliche iibertragen, sondern auch die Namen der begranzten Zeit selbst werden zur Dar- stellung der unbegranzten gebraucht, indem durch Vermehrung und Haufung der endlichen Zeitperioden die Vorstellung des Un- endlichen erzielt werden soil. Dies gilt im Hebr. namentlich von "lil als dem Namen des saeculum, der langsten, immerhin endlichen Zeitperiode. Durch verschiedene Verbindungsweisen wie 1^ lib Ex. 3, 15. "lill "li'^ Jes. 60, 15. d'^'lil ^i-^ Ps. 72, 5, auch "Tl 'ITO Ex. 17, 16, wird eine Kette von Perioden in Aussicht genommen, welche bis in's Unendliche sich hinziehen soil; daher stehen jene Bestimmungen sehr haufig ebenbiirtig neben OblS und m22. Dass in den letztern Wortern die unendliche Zeit vorgestellt werde als eine einheit- liche, ununterbrochene, wahrend bei der Ausdrucksweise mit 11"I in Gedanken bei einer Reihe von Euhepunkten abgesetzt werde, hebt Malbim, ein Lemberger jiidischer Exeget und feiner Syno- zali: J) ^y3 4) lij\4J 1) i^jjj a f^\ Ti Jja-jll ;*s— « 4) iiljJ U ^3! 4) Jjt 2) ^i^ J15 «J J^l 2) f)]*)j ixAHa ')>*'* . i> J 1* a 0* lo &J j^ Sa«, iJ)| ujj*;-' jI «- u}y^ wisJI j^l ^ jJ Jl l4A/s ^j^i- ^ JJHL 102 Spezifisoher TJnterscliied von Endlichem und Unendlichem. wird. Jene gehort der Endlichkeit , dieses der Unendlichkeit an. Dieser Widerspruch verrath sich in den ungeheuren, gar nicht vorstellbaren Zahlen, zu welclien die alten Inder ilire Zufiuclit nahmen, um sich iiber das Endliche zu erheben, -wahrend doch jede Zahl an sich etwas Endliches ist. Er tritt aber auch zu Tage in biblischen Ausspriichen wie lob 36, 26. Ps. 102, 25. 28, wo unwill- kiirlich Gott Jahre zugeschrieben werden, und gleich daneben die TJnermesslichkeit seiner Zeitdauer bezeugt wird. In diesen Stellen und andern (s. Ps. 90, 4), wo die Anwendbarkeit menschlichen Zeitmaasses auf das Unendliche oder den Unendlichen entschieden in Abrede gestellt wird, bahnt sich offenbar die Erkenntniss der Erhabenheit von Gottes Wesen iiber der Zeit^) auch theoretisch an. Der Begriff eines ausserzeitlichen Seins indessen ist dem Hebraismus fremd. Wohl wird Gottes Dasein vor alien Anfang. des Menschlichen zuriickgesetzt (Ps. 90, 2) und iiber alien ge- schichtlichen Prozess hinausgeschoben durch die Selbstaussage: ■jinriii "DK1 ■jl'BHn ^jIj^') (Jes. 41, 4. 44, 6. 48, 12). Aber damit ist keineswegs gesagt, dass mit Gottes Wesen die Zeit sich nicht ver- trage, sein Sein ein unzeitliches sei. Dem widerspricht auf's starkste die Bezeichnung Gottes Dan. 7, 9. 13. 22: t^riV pW^), welche, freilich in visionarem Zusammenhange, Gott geradezu ein Alter zuspricht, also ein Vorgeriicktsein in der Zeit. Ein unzeit- liches Sein ist eben der Vorstellungsart des Menschen etwas so Fremdartiges, dass er sich den Rahmen der Zeit eher noch als leere Form ohne Inhalt denken als ganz davon abstrahiren kann. So wird BerescMth Eadba gesagt "pb D"1p DTJT "110 tT^ilTfl, und 1) Diese Erkenntniss ist ausgesprochen und formulirt in Juda Halevi's Kuzari V, 12: 'pmv Daiisa bsffiii oss. Ygl. v. Kolln, Bibl. Theol. S. 124. 2) Vgl. To A y.al TO Q, 7j (xp/T) y.aX to -zkXoc, Apok. 1, 8. 21, 6. Auch. hellenisohe Parallelen wie Zcu; apyj], Zsu; ij-saca, Aihc, oiy. -jiMTa TETuy.Tai sind nicht ganz zuriiokzuweisen, wenn sie gleich melir auf den causalen Zusammenhang des Gottes mit dem "Weltbestand als auf das zeitliche Ver- haltniss zur Welt gehn. S. Baumgarten-Crusius a. a. 0. S. 195. 3) Auch die Kahbala nennt Gott lipinsi pins. Hellenisolie Auffassung der Zeit und Ewigkeit. 103 •damit vor allem Dasein des Geschaffenen schon eine Reihe von Zeiten angenommen^). Sahen wir also, dass im Hebraischen der Begriff der Ewigkeit oder unbegranzten Zeit nicht bloss vorhanden ist, sondem aucli auf mannigfaclie Weise ausgedriickt sich findet, so miissen wir dagegen hervorheben, dass der Begriff iiber die Zeit erhabenen Seins weder in der Sprache der alten Hebraer sich andeutet, nocb iiberhaupt ihrer Denkweise gelaufig war. Die hebr. Vorstellungen von Zeit und Ewigkeit, welche die Apokryphen des A. T. wesentlicb beibebielten, gestaltete erst Philo um im Anschluss an Plato, welcher bekanntlich die Zeit als fortschreitende und theilbare der Ewigkeit gegeniiberstellte als der unbeweglichen, Einen, untheilbaren, deren Abbild in der Erscheinungswelt sie ist (Timaeus 38 ff.). Philo betonte (De mundi opiflcio c. 7), dass vor der Entstehung der Welt eine Zeit nicht denkbar sei: Zeit und Raum gelten nicht fiir das gottliche Wesen. Dieses gehort der Sphare der Ewigkeit an, welche Urbild der Zeit ist. Es gibt also ein Sein iiber der Zeit, welches nicht in die Zeit eingeht, und von dem Sein in der Zeit wesentlich ver- schieden ist. Diese qualitative Unterscheidung von Zeit und Ewigkeit, Zeitlichem und Ewigem hat bei den jiidischen und christlichen Theologen eben so viel Anklang gefunden, als sie an der aristotelischen Lehre von der Ewigkeit der Zeit Anstoss nahmen. Sie spricht sich aus in dem Satz des Midrasch rabha zu Koheleth'): fhn !!tin nilbin lb TT'^TU ''a bi ribs i5-'ii niibin ib -j^xus bii Ganz in platonischer Weise unterscheidet Gregor von Nazianz, Orat. XXXVIII zwischen /p6vo? und alcov '), und ausfiihrlicher hat 1) Ganz ahnlich Cicero, De naiura deorum I, c. IX: Non eiiim si mun- dus 71011 eraij saecula non erant, . . . sed fuii quaedam ab infinito tempore aeiernitas. 2) Of. Cicero, De natura deorum I, 8. S) Alu)V -fap 0UT6 )fp6vo5 ouTE )(^p6voo Tt [j.Epo(;' ouok Yttp [iEXpTTj-rOV, dXX' oTtEp -rjfxiv 6 5^p6vo5 -fjXCou tpopi^ |jLeTpou]XEVOi:, TOUTO xolc, aioioi; aicov, to au[i.- -7rapEXTEtv6|jLEVov Toti oucJi-J oTov Ti ^povixov xiVY)[jLa y.al oia3T7)(jia. 104 Das griecHsche altov. - namentlicli Augustinus {Confess. XI, 11 s.) den spezifischeii Un- terschied zwischen Zeit und Ewigkeit entwickelt. AUein auch fiir die griechische Gedankenwelt ist der Begriff der Ewigkeit in dieser ontologischen Bestimmtheit erst in der Hohezeit der Philosopliie gangbar geworden. Dass zur Zeit der eigentlichen Sprachbildung davon nicht die Rede war, zeigt eben diese Benennung altov. Wohl erklaren die Platoniker al(uv= ael-wv^). Allein in .Wahrheit hat das Wort wie das lat. «ctw;w keineswegs einen Ursprung, welcher mit jenem metaphysischen Begriffe sicb vertriige. Abgesehen auch von der oben (S. 15 f.) angefiihrten Ableitung aus einer die Be- wegung angebenden Wurzel hat altov (lat. aevum, goth. aivas^) gerade bei den friihern Schriftstellern die Bed. Lebenszeit^), ja geradezu Leben; dann iiberhaupt lange Zeit, und erst von da aus gelangt es zur Bed. der unendlichen Zeit, wie auch die vielfache Verwendung des Plurals in diesem Sinne zeigt (LXX, N. T. u. sonst)^ dann endlich der Ewigkeit im streng philosophischen Sinne. Wie in den entsprechenden semit. Wortern (vgl. fiir aiiov etwa ^1", jjS;>) ist also auch hier das Primare das Endliche, den Sinnen Erreichbare, das Sekundare das Unendliche, iiber die Sinne Hinausgehende. Im Lateinischen ist denn auch das eigentliche Wort fiir Ewigkeit eine sekundare Bildung vom selben Stamm: aeternitas fiir aeviternitas, wie aetas fiir aevitas. 1) So auch AristoteleB (IIspi Oupavou I. c. 9.): Kara xov auTov Sk. )v670V xal TO Tou -avTot; oupavou teXo? xal to tov TravTa ■j^povov y.aiTvjv aTrsi- ptav Trepie^ov teXo? altuv Iqtvi, dno tou del eTvai zXk-r\(fmc, t/jv iTrcuvupitav, a&a- -/aro? y.al Seto?. Diese Herleitung von ai(ov gibt auch. Eusebius {De lav- dibus Constantini c. 6), welcher iihrigens dem Worte nicht den platonischen Begriff der Ewigkeit, sondern den der gleichformigen, ununterschiedenen aher fortschreitenden und sich ausdehnenden unbegranzten Zeit zuweist. 2) Vgl. auch W. Deeke, Die deutschen Verwandtschaftsnamen 1870. S. 22 ff. 152 ff. 3) Die Bed. Lebenszeit, Lebenslange hat auch Johannes Damascenus {De Orthod. fide II, 1) vorangestellt, wo er die Bedd. von altuv aufzahlt, s. Suicerus, Thes. Eccles. I, 140 s. Mangel einer adaquaten Benennung der Ewigkeit. 105 Um so weniger wird man es der hebraisclien Spraclie zum Nachtheil deuten konnen, dass sie kein Wort besitzt, welches die Ueberzeitlichkeit ausdriickt. Nur in diesem Sinne aber ist die oft gemachte Angabe begriindet, es gebe im Hebraischen kein eigent- liclies Wort fiir den Begriff der Ewigkeit^). Die Ewigkeit, wie sie sicli zunachst in der Vorstellung gestaltet, d. h. die endlose Zeit wird bier auf mannigfache Weise ausgedriickt. Es ist bei der sonstigen Armuth des hebr. Spracbschatzes , soweit er auf uns gekommen, eine bemerkenswerthe Thatsaclie, dass gerade an Bezeichnungen der Ewigkeit ein ziemlicher Vorrath da ist. Abge- sehen von den iibrigen sind wenigstens drei Worter, alle auf yer- schiedene originelle Weise gebildet, eigens fiir diesen Begriff ge- pragt. Man braucht nur die iiberaus reiche Fiille von Wortern in Augenschein zu nebmen, welche das Arabische zur Bezeicbnung der Zeit vor dem Hebraischen voraus hat und die wir lange nicht alle aufgefiihrt haben, und damit das wesentlich andere Wechselver- haltniss bei den Benennungen fiir die Ewigkeit zusammenzu- stellen, um sich von der Auffalligkeit der Sachs zu iiberzeugen. Wie arm aber die sonst dem Hebraischen so iiberlegene griechische Sprache in dieser Hinsicht ist, zeigt der Umstand, dass die LXX (welchen sich das N. T. in Beziehung auf diesen Sprachgebrauch anschliesst) fiir Ewigkeit eigentlich kein anderes Nomen^) auf- zubringen wissen als eben jenes aimv, welches weder urspriinglich noch ausschliesslich diese Bedeutung hat. Es ist offenbar, dass die religiosen Ideen, insbesondere die reine Gottes-Idee, welche das israelit. Volk besass, auf diese Vorstellung der unendlichen Zeit fordernd einwirkte, so dass es damit vertraut war, wenn gleich von wissenschaftlicher Aneignung und Verwerthung der- selben noch nicht die Rede sein konnte. 1) So z. B. v. Colin a. a. 0. S. 124; ahnlich Pappenheim. 2) Oft behilft man sich dafiir im Griecli. mit Adjj. und Advv., die meist nicht rein zeitlicher Natur sind, wie aM'iaroc,, aysvirjTOi, 5v ^v. Mehr popular ist der orptische Vers an Kronos {Hymn. 12, 3): 0; Sauav^? [xsv aTtavta "/ai au^si? ejiTtaXiv aixd?. Namentlich aber ist die Zeit eine dominirende Potenzin der ph6nizisch.en'Kosmogonie, welche durch Vermengung von orientalischen und occidentalischen Elementen entstanden ist. Nacb der Aussage des Damascius^) namlich stellte der Peripatetiker Eude- mus als die drei obersten Prinzipien der Phonizier bin : Xp6vo?, Ili&o? (^vsufj-a), Op.txXY) (xao?), wahrend Mocbus (ibid.) aus den ersten Potenzen Al&y]p und 'Atjp den OuXtojio? = Qbi? bervorgeben lasst. Sancbuniatbon dagegen stellt uvsujAa und y^ioz an die Spitze. Da er indessen von letzterem aussagt: slvai, aneipov xal 6ia ttoXuv aluiva (jLYj l)^£iv TOpa?, so liegt aucb bier der Zeitbegriff nabe^), welcber unter verschiedenen Namen (xpovo? dyyipao?, 'HpaxXTJ?) in abstrakter Scbrankenlosigkeit als letztes Weltprinzip in diesen und verwandten Systemen wie dem das Hellanicus') auftritt. Damit ist die mytbologiscb-speculative Auffassung des zendi- s ch.Qnzrvan zu vergleicben. Wenn abstrabirt wird von den einzelnen Zeiten, von alien Gegensatzen, die in der Zeit auftreten, so bleibt nocb die Zeit selbst als ein weitester Ring der AUes einfasst. Wie der unendlicbe Raum (die Aditi der Veden?) AUes einscbliesst, wie der Himmel AUes iiberwolbt, so die reine Zeit, welcbe eben als abstrakt gedacbte unendlicb ist und daber den Beinamen akarana fiibrt*). Diese zrvana akarana ist zwar eigentlicb nicbt geradezu das oberste Prinzip der zoroastr. Lebre, aus welcbem Ormuzd und Ariman erst bervorgegangen waren, vrie man auf Grund der Dar- 1) Hepl T(bv upcoTtuv ap^ruiv p. 385 ed. Kopp. 2) S. Schuster, De vet. Orph. Theocj. p. 94. 3) Siehe ebenda 81 ssj Damascius p. 381. ^) Von karana Granze : die anfangs- und endlose Zeit ; nacb Andern ware es von kar abzuleiten : die ungeschaffene, grund- ursachlose Zeit. S. Scblottmann in Webers Indischen Studien I 378. 110 Die Zeit in der Sprache des Monotheismus. stellung von Damascius (1. c. p. 384^) und einer bei Photius^) er- haltenen Angabe Theodors von Mopsueste anzunehmen sich berech- tigt glaubte^); sondern diese Notizen beziehen sich auf specu- lative Modificationen der zoroastrischen Lehre, -welche in der Zeit ein oberstes Weltprinzip aufstellten, worin alle Verschiedenbeit der Gegensatze aufgehoben ware; wir finden also bier abnlicb "wie in griecb. namentlicb aber phoniz. Kosmogonien die Zeit als Abstraktion vom Begranzten und Unterscbiedenen angeseben; es bahnt sicb bier in der Vorstellung der Zeit als allumfassender Form die Erkenntniss des formalen Charakters der Zeit an. 'Von all diesen mannigfaltigen mytbologischen Gestaltungen zeitlicber Vorstellungen finden wir im Hebraiscben keine Spur, was sicb scbwer erklaren liesse, wenn nicbt die religiose Basis der bebraiscben Ideenwelt fiir Erzeugung solcber Produkte der Pban- tasie und Speculation ein wenig geeigneter Boden gewesen ware. Je mehr namlicb der hebraiscbe Monotbeismus das Walten Gottes in der Welt betont, desto weniger kann er die einzelnen Naturkrafte zu selbstandigen Potenzen erbeben; und je lebendiger bei diesem Volke derjGlaube an Gottes unsicbtbares Wirken ist, desto wenig-er kann es fiir die sicbtbaren Erscbeinungen eine Ursacbe in der Zeit zu sucben sicb veranlasst seben. So war die Moglicbkeit, die Zeit in dieser oder jener Weise zu bypostasiren, ibm von vorn- berein abgescbnitten , und gerade die Vorstellung der un- endlicben Zeit trug bier von Anfang an einen rein formalen Obarakter. ') Mayoi ok y.al Tiav to Apsiov "cevo; (o; y,al touto Ypacpei 6 Euoy|[j.oc, ol [XEV toTTOv 01 3e Xpovov y.aXouat to votjtov airav xal to tjV(U[j.evov, i^ ou Siay.pi- flrivai T] 920V aYa&ov %aX oat|ji.ova xaxov yj cpui; y.ai oxoto; irpo toutcov uj; ^vi'ou; Xe'/eiv 7.T£. 2) Bibliotb. p. 63 ed. Becker. *) S. dagegen Duncker, Gescbichte des Alterthums 11 S. 531. Alpliabetisclies Verzeichniss d e r b e s p r ch en en z ei t b e gr i f f 1 i ch en Synonyma. I. Hebraische nnd n-i-inx 14. ■,n'iN 93 f. ih^s tes 45 ; 94 ; 108. ION, "(axs 43 Anm. 2; 95. ■jSK 38f. ip3 60. i-^a 35. -m 34 f.; 100. 11 chald. 34. mn 64. ■,at Yb. 55. chald. 54. Subst. 22; 51 Anm. 3; 56; 58 f. ' irnn 60. -ibn 41 f; 44 f. b'^iin ^sa 45; 107. 11 51 Anm. 3. D1% biai 50; 52 f; 59. chald. xal'', xaai 60. ni'i 60. )S^, njys chald. 18. isia 46 S. 48. njo 51 Anm. 3. ina 91. ns3 95 £f. chald. 96. insi 85. Ejib 14 Anm. 1. n^JO 84 Anm. 1. 135>, "132)13 14 Anm. 1. -IDS 64. 135)123^ 14 Anm. 1. 13> 17; 86ffj 92; 97; 98. Dil5» 54. p3 chald. 53. chaldaisclie Wiirter. 113) 30 ff. dIjis* 69 ff; 88; 92; 94; 97 f; 109. Plur. 8 1 ; 83. ntn b^w, K3n — 82. Na^j) chald. 84. ^ailS 85. lasi 5. ais 60. ns 17; 18 ff; 47 ff; 58 f. Plur. 50; 51. (nsa 52.) nns 19; 50. "TJS 57 Anm. 1. iins> 64. pns, pins (chald.) 23; 102. biJB 15 Anm. 1. b"S 51 Anm. 3. bsrs 29. are 29. bip 14; 76. niffis"! 14 Anm. 1. bsi 51 Anm. 3. S5i26ff. nsB, biJUJ 50 Anm. 1 ; 52; 60. chald, 60 Anm. 3. nsm 24 ff.; 61. chald. 25. !!tiiin chald. 40. nin 37 Anm. 1. n^nn 14 Anm. 1. fibrr.Db ibid. iian 9 I ff. Nlian chald. 92. n&ipn 32 f. II. ^1, ,_*io1 etc. 95. 5? 34 f. ^1 22; 54; 56 £ ^T 22; 54. Syrische Wiirter. j^::.- 42 f. .sj^, li-^oj-^io 27. I^CL^, Iw.j 60. wKjJ 96. 112 Alphabetisohes Verzeicimiss. Ur^ 47. p^ 25. ^^53. li-*- 14 Anm. 1. >QiiJi etc. 84; 86. in. Araliische Worter. jjl 89 f. hyo 51 Anm. 3. ^\i\, yjlil 21 f. li)S3 51 Anm. 3. Ja-I 21; 49; 55 f. jjs*, ,iUc 23 f. J)'. J)' 63- J*, ^Jll« 53; sic 54. ,U.I 46. yas 40. i-aJI 15 Anni. 1. ^, file 69 Anm. 3; 85. Ul, .UT ] 8. ^^ 31. J iS. jiU, j5jc 31 Anm. 1; 107 «;U 37; 51 Anm. 3. f.U 40. Jt^ 35. iiJ 21. ^U 64. jj, j^s-^ 14; 64. ..S-. 101. ^j3, f,iji 76. J^33. ^U5 41. c:,i^20. »yr 51 Anm. 3. »^ 27. xlx 24 Anm. 1; 62 Anm. Sjki 51 Anm. 3. ,vlC 42 ff. ^ 87 f; »;- 51 Anm. 3. jjli 85 Anm. 4, ^^, jiU 64. ixjj 27; 51 Anm. 3. Uo, «)JLo etc. 24. ybj 40 ; 62 Anm. 2; 83 Anm. 1 ;107f. )^i 59 f. iLb 27. 5,0, l)j\j> 34; 36; jlj-i 32. iJjj 36 f. ^1*5 22 f; 56 f. j-jb 107. 4eU 25. ^.Cj, JXyO, Jl*:^ 46. jJm» 15 Anm. 1. jJ, SFi.^j 48; 51; 57. ^ 6 Anm. 1. IV. C>\a^ 47 Anm. 1; 48. Aethiop ische AVorter. ilO:24. ^(^: 40. *;?■(?=': 7 6. UCD-;?-: 33 Anm. 1. 4>i?ll^: 27 Anm. 3. HAZ.: 87 Anm. 5. ^■nx:89. °?cra'^: 90 Anm. 1. ^A" Sukkah v. 4. and on the Superscriptions of the Psalms. 5 •■■' ;'■•■ >. .,-' ■ ., ' < Waterpouring^ : 'The pioas and men of good deeds ^ were dancing before the spectators, holding torches iii their hands and reciting' 'songs' and praises. "The Levites, with,' harps, riabta, cymbals, trumpet's, and other instruments were ■wifHout h'uinber on the fifteen steps which lead "from the halt of Israel to the hall of tKe women, reciting songs.' Again, for' the service of the Paschal lamb, it is said in the Mishhah*. that 'batches of men one after another followed with" thieir sacrifice, and before going out they recited the Mallel^'PsahnB (cxiii to exvii).' In another Mishnah* the minimum'and maximum of the sounds of trumpets and of instruments used for the service ot" the sacrifilees are given. SimUar instructions are" given in other Mishnahs*. Single Psaliiis' were used on new-moon "days®, on the feast of Dedication'', and even" for the occasion "when Jerusalem was enlarged *. One might have expected to find superscriptions mentioning these vaMous' occasions, Ifut they were probably omitted be^ caiise all the levites knew the Psalms which were used '; however, in" some copies "they may have stood ^ for teachi'hg purposes, and "such a' copy the Greek' translators may have had hefofe them in a Ibreigh countryj where the service was not ' so well known as in Palestine," and more especially iri ■Jerusalem. Unfortunately our Massoretic text is made from copies which had not aU Siiperscriptions, as far as I can judge froin the earliest Jewish traiislators and commentators'. " ':" Other headings have reference undoubtedly to instruments used for accompanyiDg the singers, rriany of which are difficult to explain. A certain number of headings give a kind of historical introduction to show on' what occasion the Psalms •in question were composed. Such are Psalms iii, vii (?J, xviii, ' John vii. 37. ' The meaning of the words Trayo 'ie:« is not certain. = Pesahiin v. '7. •■ '' ' •■'■"; ■' ' " •'■• - ■ • '' ' Erakhin'ii. 3.' ' Sosh hafh-Shanah iv. i, 9. " B. T.. Snkkah, fol. 54 b. 104 and 105 according to Mas. Sopherim xvii. 1 1 (Dr. J. Miiller's note, 40, p. 247). ' " ' " ' Ps. 31, according to Mas. Sopherim xviii. 2, which is most likely meant by the heading of this Psalm. ' Gr&eiz; Psalmen etc., p. 60. 6, Notes on the Authorship xlii lii, Ivi, Ivii, lix, Is, Ixiii, and cxlii. How far back the headings date is not our objeet to investigate here. They are certainly added by the compiler, and before the Greek translation, which is much later than that of the Pentateuch^ These translators, however, were not then acquainted with the exact meaning of them. But before proceeding to the exposition of the titles, as given by Rabbinical and Karaitical authors, it will perhaps be worth while to state their opinipn concerning the authorship of the Psalms. We possess no early Midrash on the Psalms ; the Mid];ash Tilim is- the earliest, of the end of the tenth century^, and even there we find nothing concerning the authorship of the book of the Psalms. The earliest passage concerning it is the famous one in the Babylonian Talmud*, relating to the order of the Old Testament and to the authors of the various books. Here it is said that David wrote Tilim with the help' of ten elders, viz. Adam, Melchi-zedek, Abraham, Moses, Heman, Jeduthnn, Asaph, and the three sons of Korah. On the question made why Ethan is not mentioned, Rab (who Uved in the third century) replied that Ethan was identical with Abraham ; this is explained by Agadical analogy. Another question was asked to the effect that Moses and Heman axe identical according to the Agadah ; Rab, however, stated the contrary. In the Midrash on the Canticles* we find the following statement: 'Ten men said the Psalms, viz. Adam, Abraham, Moses, David, Solomo, to these five all agree. For the other five, Rab says, Asaph, Heman, and Jeduthun, the three sons of Korah (who make one author), and Ezra. R. Johanan said : Asaph, Heman, and Jeduthun (who make one), the ' Znnz, Die gottesdienstUchen Vortrage, p. 266 sqq. A new critical edition is expected from the skilful hand of Herr S. Buber. ' Baba Bathra, fol. 14 b. ' The exact meaning of 'T ^s is not certain here. See below, p. 28. ' IV. 4. Belongs probably to the end of the ninth century. Zunz, G. V, (note l), p. 64. and on the Superscriptions of the Psalms. f three sons of Korah, and Ezra. Elsewhiere we find the opinion of Rab attributed to Johanan and vice versa^, which is of no importance for our purpose. R. Hoona, in the name of R. Aha, speaks as follows : ' Although ten men said Tilim, they were not reported in their names, but only in David's name. This resembles the case of a band of singers who intended to address hymns to a king, and to whom the king answered, " You are all sweet, all pious men, all worthy to sing hymns before me, but this man will say them for you, because his voice is so sweet." Thus, when these ten pious men sought to recite Tilim, God said, " You are sweet, pious, and worthy to say hymns before me, but David will recite them for you all, for his voice is sweeter, as it is said, And the sweet psalmist of Israel"." ' Concerning the postscript of Psalm Ixxii, ' The prayers of David the son of Jesse are ended,' R. Meir (who lived in the second century) says': 'All songs and praises found in the book of Tilim were said by David, as it is written, " Then ended the prayers of David." Do not read '73 " ended," but i?N"P3 * " all these " are the prayers of David.' That David said some Psalms, or all of them, by the Holy Spirit, is not distinctly stated in the Talmudic literature, so far as we know, but it may be taken as implied in thie con- tinuation of the passage just mentioned, which is as follows' : ' R. Eliezer (who lived at the end of the first century) said, David said all the Psalms on his account ; R. Joshuah said, on the account of the congregation ; the wise men, i.e. the majority of the school, made a compromise, saying, some of them are said on account of himself, and others on account of the congregation, viz. those Psalms in which the singular form is employed David said on account of himself, and •where the plural form is to be found he said on account of ' See the Commentary with the title of Maihnoth Xehunah. ' 2 Sam. xxiii. I. ' B. T. Pesahim, fol. n? a. * Perhaps ibji, the N disappearing in the pronunciation. • B. T. Pesahim, fol. 117 a. tli§ CQiig;regaibi[)iL; ^^ea tl^ie wpj^^ nXJ and }13J occur, the !i^salm refei& to the fnturg ; p'^a'p nieans recited by an inter- ^]^el^^ ;, "yssp^ IW? ™^&??g, tli^l' *^^. ^^J- "^W^^. T^.^: r^e.sting H.ppn Kini wl?,en he. said the s^i^.; in?, ilOTD means that D9.Tid first said the Psalm and then the Holy Spirit rested upqn himV The, Holy Spirit is e:q)lMjied by the word n3^:ffif. Thegpspelp a^lso imply the belief that thg iioth^ Psalm was said by, Dayid m, the. Holy. Spii;iisro, ^lDtD, T'C, ne's, n^sn, n?nn, nsnin, aad iT'vPnr This last is the most important, because these Psalms contain both song and prpse. Let ns state at once- tha1( no real help is to be derived in the interpretations pf the titles of the Psalms from. Talmudic and Midrashie sources ; these contain nothing but Agadic or legendary explanations, which are quite arbitrary, and we shall see the same, method followed in the Syriac translation * of the Psalms. The Talmudic doctors were not exegetes in a strict sense. They torture a scripture text for casuistical deduc- tions, but they are much more reckless and unphilologica,l in their Agadic expositions, which may be compared to a kind of sermon. One. of the completest collections of their interpreta,tion of the Psalms in general is the Yalqoot of Makhir ben Abba Man, proba;bly of the fourteenth century, which embodies all the sayings of the two Talmuds and the Midrashim concerning the Psalms. It exists in a • With later conunentators the order of these two words makes no difference. See, for instance, Yephet to Ps. and Ibn Ezra to Ps. ' Matt. ixii. 43, where the words 'ry 'A7ia! are omitted but found in Mark xii. 36. In Luke xi. 42, as well as in Acts ii. 34, the Holy Spirit does not occur at all. W^^ H because it was a pure Judaic belief?. » Seep. . and on the Superscriplions of the Psalms. 9 uni(jue MS. in the Bodleian Library ', and deserves to be published. The earliest sources for our object are the Greek trans- lations of the LXX, of Aquila, Theodotion, and Symmachus, which we, include for complpteness sake, and because they must be counted as Jewish documents^. The Syriac version, called Peshitto, made probably as early as the end of the second century (in the fourth century it is already con- sidered as canonical), although made with the help of a Jew from the Hebrew text, and therefore for critical pur- poses important, has no value for the superscriptions, which are arbitrary. These are twofold, partly historical, partly exegetical, and are most likely, as Profs. Nestle^ and Bafithgen * have shown convincingly, by Theodorus of Mopsueste, who, accepting some from Eusebius and Origen, made many additions of his own. In fact, Dr. Isaac Prager °, who aimed %o show, by the analogy of. Agadic passages with the contents of the Syriac, that they are of Jewish origin, is evidently wrong. For, as Prof. Nestle rightly says, the Agadic passages have no kind of superscription ; to which it may be added that the Tirqe de R. Eliezer, the Midrash TiHm, the Talqoot, and even the Thanhuma, on which Dr. Prager bases his arguments, are of a later date than Theodore of Mopsueste, and^ if there has beeii borrowing on either side, it will be thei Midrash that has borrowed and not Theodore. The Itala and the Vulgate, although made by Christians, may be considered, by the help derived from Jews, as be- longing to Jewish interpretation, and are therefore given here. The Aramaic Targum is paraphrastic like Jonathan, and made probably by a Jew, who had some knowledge of ' No. 167 of the catalogue of 1886. On Makhir's Talqoot on other Biblical books, see JJeime des Etudes Juives, t. xivj p. 95 sqq. * These are given according to Field's excellent edition of the Eexapla. ' Theologische JAtterafurxeiiung, i%'j6,'co\. tS^. * Zeiischrifl far alliestdmeniliche Wissenscha/t (Stade), 1885, p. 66 sqq. ' De veterU Testamenti versione syHaca quam Peachiltho vacant, part I, Goettingae, 1875, pp. 52-56. lo Notes on the Authorship Greek \ in the fourth century. It is certainly not based upon a Syrjac translation as the Targum of Proverbs is. In the Talmud^ the Targums on the Hagiographa are attributed, without any plausible ground, to R. Josepli (died 323 A. d.). Anyhow the Targum on the Psalms represents Jewish in- tei-pretation, and we give it with an English translation. Between this Targum and the commentary of R. S'adyah ^ Gaon (died 940) there is a blank. That there were earlier commeiitaries than Saadyah's may be seen from his con- temporary Karaitic author, Salmon son of Yeroham, who gives interpretations of predecessors besides Saadyah, but without mentioning their names *. So does Yepheth *. No doubt many quotations in these authors may be taken from lexicons ". But Abraham ibn Ezra quotes opinions of Jeshuah '', who is earlier, if not much earlier, than Saadyah '. Indeed, with the Karaites, exegesis in its strict sense begins, and we know that Benjamin of Nehawend (beginning of the ninth century) wrote commentaries on Biblical books ', but they arc all lost at present. Thus we must take as the earliest commentary we possess that of Saadyah, of which we give the translation of the titles according to the MS. in the Bodleian Library ^*'. It seems that there were two editions of this commentary, a shorter and a longer, or a first and a second ^', of which the Bodleian MS. con- tains the shorter, to judge from the Munich MS., which comprises two prefaces, a longer and a shorter, as well as a longer commentary on the first three Psalms ^^. The shorter has nothing on the titles or authorship of the Psalms ; this is to be found in the longer preface, of which we give ' He has Dlip for God, KiJpios, Pe. liii. 2 Zunz, G. V., p. 65. ' Strictly S'adyah. See Cat. Oif., No. 1 438. ' See p. 39. ' See p. 40. « See p. 34. ' Ps. Ixxxviii. See p. . « See Aug. der Pet Bihl, p. . » Ibidem, p. 6. " Cat. No. 104. " See the Bibliography of Saadyah's works at the end of this essay. " See Dr. J. Cohn's essay with the title of Saadia'a Einleitung zu seinem Pealmencommentar in the Magazin fiir die WiesenscAnft des Judenlhums, viii. pp. 1-19 and 61-91. and ott the Superscriptions of the Psalms. 1 1 a translation according to the Munich MS.^ That this preface is indeed by Saadj'^ah has not only been proved from the agreement with his philosophic-theological book ^, but his Kai'aitic contemporary Salmon actually quotes a passage agreeing with it, and refutes Saadyah's opinion con- tained in it*. After having remarked that God leads man to perfection by five forms of speech, viz. by similitude, question, nar- ration, commandment and prohibition, humble request and prayer, and that all these forms are contained in the Psalms, Saadyah says that David prepared the building of the Temple by his son, and began by entrusting the Levites with a per- manent charge for the speedy continuation of the building. This is what is meant by the word nsJD? (i Chron. xxiii. 4), and also by omc'Dn (i Chron. ix. 33). At that time God revealed to him this book, which we call the book of praise, because it contains special songs, to be executed by special men, in a fixed place, accompanied by special in- struments and with fixed melodies, as I shall explain with the aid of God. This revelation was made to David, the father of the kings and a prophet, in consequence of his great merit, as it is said *, ' I have found David my servant ; with my holy oil have I anointed him,' to the end of the chapter. The divine inspiration of David began thus at the time of his anointing, as it is said ', ' And the spirit of the Lord came upon David from that day forward.' This explains why so many of the titles of the Psalms refer to the period of his election as king, partly before he began to reign, and partly after that event. Thus as the wanderings of the Israelites are fully described^ with all their vicissitudes, in order to show how the Almighty bestows help on the ' A copy of this preface was put at our disposal by Dr. J. Cobn, for which we expTCBS to bim our best thanks. For the collation of the text with the MS. we are indebted to Dr. J. Perles. ^ See the biblio^aphical article at the end of this essay. ' See p. 18. • Ps. Ixrxi. 31 (20). ' I Sam. xri. 13. ' Num. zxiii to end. 12 Notes on the Authorship one side, and punishes on the other, so in the Psalms all this is written down to be read always and everywhere for the benefit of mankind. ' As to the use of the Psalms in the service of the Temple, we can put these in five classes, which may refer to the whole book as well as to parts of it. But at all events a divine voice revealed the whole book to David, and m accordance with that they are called by every one " the song's of David." So it is said \ " to praise and to give thanks, according to the commandment of David the man of God, ward over agaiiist ward," and in another passage ^ it is said, " to thank the Lord, because his mercy endureth for ever, with the Psalms of David in the hand." And it is moreover expressly said *, " for so had David the man of God com- manded." Some are of opinion that others besides David, for instance, Assaph, Teman, Jeduthun, and Ethan, also re- ceived revelations of the contents of Psalms, or wrote them- selves Psalms. But this can scarcely be the case, for many of the titles of the Psalms had two names, for instance, xxxix, Ixxviii, Ixxxviii, but God does not usually charge two prophets with one and the same message, except in the case of Moses and Aaron, for the Lord spake vrith Moses face to face *, and Moses is in the position of an angel who hears the words of God and communicated them to the prophet. Thus the connection of. the name of Jeduthun with that of David in some 'of the titles implies tbat David com- municated the revelation to him, and he had the supervision of the singing. The same is the case with other names in the titles. "To Moses ^" means that the sinffing- was entrusted to the children of Moses, who were at the king's court. The word to Solomon ' means that events which happened under Solomon were revealed to David.' 'According to the above-given exposition of the book, it 'is called " Book of Praise-songs," because the Levites made use ' Neh. xii. 24. ' 2 Chron. vii. 6. ' 2 Citron, viii. 14. • Exod. ixviii. 11, •' Ps. xo. • Ps. Ixrii. and on the Superscriptions of the Psalms. i% of them for the Temple service, with the following five arrangements : — ^ ' 1st Each Psalm was sung in the Temple by a certain ward of the Leyites exclusively, hut others could simply read it'. Such are Asaph and his companions, Heman, Jeduthun, the sons of Korah and Moses, Ben^, and the descendants of Ohed Edom, which are meant by the word n'nJn ^. ' 2nd. Certain Psalms had to be recited with a particular melody, which is mentioned in the superscriptions. Thus the word nJ''J3 * means one melody, and hwaJ ^ for Psalnis which were recited in var^^us melodies. nipyDPi Ttf ' means with a loud voice (eomp. i Chron. xv. 33, and the word ripy in i Sa,m. y. 13 and Jerem. xiv. 3).. Others which have in the super- scription the word niDPJJ ' are sung with a deep and sweet jnelodjr (comp. 3 Kings iii. 15), requiring a skilful singer. The Psalms headed "to Asaph," Ethan, and Ileman were accompanied by a cymbal (comp. i Chron. xvi. 5 and xv. 15J). Those ,Psa,lms teaded hPriD ,PJ)' are accompanied by a drum • (comp. PiriD), whilst those with pVand niol'j;' are accompanied by a lyre (comp. i Chron. xv. 30). An elegiacal style of recitation is intended by the heading of n''3''0li'n 73J '", 'aiid those which. were recited by the family of Obed Edom. And in this case they were accompanied by a harp (comp. i Chron. XV. 31). Possibly other melodies and instruments were iised for the recitation of Psalms, which are not distinctly men- .tioned. Anyhow, when a musical instrument is mentioned for a Psalm no other could be substituted for it. At all events, , music and song were employed only in the service in the Temple, not in the case of Psalfh-reading at home orih^the synagogues. ' 4th ''. Certain Psalms or verses were reserved for particular • We do not tranalate literally. ■ ' Ps. ix. 1. '■ Ps. viii.,.!. ■ 'iPs.M. I. . " Pa. iv. I. ,■ J PsB. oxi-cxxxiv. , ',Ps.,ix. i. " Pa.liii.,!,,^., ,-,„..i.- JVs.\.\._^^ ,_ __ . _ •»'Ps.'Ti!'i: " No. 3, which Bhould contain the manner of reciting the Psalnu, is V notiji the) MS., Possibly. No. 2 implies a third class. See Dr. Cohn's article (above, p. 10, note 12), p. 66. 14 Notes on the Authorship occasions. Some were recited at tte morning sacrifice, others at that of the evening (comp. i Chron. xvi. 37). Psalm xeii is fixed for the sabbath and Ps. e for festival days ^. From the contexts of some Psalms it would be possible to discover the occasions of their recitation, but they are not distinctly stated. ' .'■jth. Certain Psalms were sung only at fixed places, viz. at the four cardinal points, the Levites being divided into twenty-four sections, six of which were for each cardinal point (comp. 1 Chron. xxvi. 14-17). The regular use of the Psalms was confined to the Temple of Jerusalem, and accompanied by melodies (comp. Isaiah xxxviii. ao). The exiles therefore, when asked to sing some of the Praise-songs, saying, " Sing us one of the songs of Zion," refused by saying, " How shall we sing the Lord's song in a strange land ? " As to the reading of the book of the Psalms, it may be done entirely with the firm conviction and the certain belief that they were designed to advance the salvation and the welfare of men. For if the book be in the first instance a book of praise-songs, its final aim will be to promote the commandments, as I have already said^. . . . Whoever reads this book may firmly believe that its whole contents, in whatever way expressed, consist of an announcement' of God, by whom the book was re- vealed .... ' I have to speak here about the sequence of the Psalms, which are not strictly in historical order. We find Psalm iii headed, "when he fled from Absalom his son;" li, "when Nathan the prophet came unto him, after he had gone in* to Bath-sheba ; " Iii, " when Doeg the Edomite came arid told Saul, and said unto him, David is come to tlie house of Ahimelech ; " liv, " when the Ziphims came and said to Saul, Doth not David hide himself with us ? " From the book of Sariiuel it is, however, evident that the incident of Doeg comes first, then follows that of the Ziphims, then that of the desert of Judah and the Philistines in Gath, whilst that of ' See above, p. 5. ^ Tlie text is discontinued from this point. and on the Superscriptions of the Psalms. 1 5 Nathan and Absalom happened last. Consequently the Psalms are not arranged according to historical tradition. I have said that certain Psalms were sung in certain places, east, west, south, and north, in the Temple ; it is therefore possible that the Psalms as we have them are arranged according to this local service. Another solution may be that, as I have said, cei-tain Psalms were fixed for the sabbath, others for the feast days and new-moon days, perhaps also varyiiig for each month itself, they may then be arranged according to the order of these days. Perhaps they are arranged according to the six sections of the Levites, each of which had other Psalms to sing, or to the classes of singers, the sons of Korah, Asaph, etc. Thus the Psalms which are not provided with a superscription may refer likewise to a section of the Levites. The definite solution of the order of the Psalms remains therefore an open question.' The following is the full text of the substance given above, pp. la to 14 ^ (MS. Munich, Hebr. laa ff. 7 to 9 a) : — ■ ■■..•:H v-b^ v'^l IJ-* ^ ^:;-^j L* t> y-^1 u)^'-^ D''li>Jl 1^ ^jii ^j^^u-.^^^ JS jji^jL. Jj"!llj .\^i c*-.l3 j_yJl ^W p TlltS'Dn p^T tJ;-3 ^J P^lJ J^ L.j .DIEnj ^J3 ^J^ LfJJ' ijli'Uj .ba^nv jl inan ^ nnp "n ^ t^JJI '»-'.^j ^'nibe' p ni^sn ei}-=^'j •'^^ ""^P ''^3 cr" (»* t>^^' ""P P """P '^^^ *^r^ .^}^j ntw p nTriiN p num 03 iJ^s ^_5^ dTiijKn tJ"s nE^oi' ^ nii'D p nap [p iB'ip] p in'-sJ Jyj irT'NJ «j1;^ 15JJI j>tA'j j^ LfiJl w.Ls-'j )inn' Jjio \mr J\ v^--jdij .w.Ls'j 'i"io '" Jyj pi> niD i'v nsioi' sJ^ p Jl .j_^-^lj .in''hj prin'' '33 j,^ innat D»JE>on on^ns dhdvi Jjii' D''D'n nan ^y ij_^i-Al 'li^ "33 ' We give the Arabic in its form which Saadyah most likely used in his \srriting. ' MS. follows on. ' MS. pnsNi. .i6 Notes on the Authorship ^r^ lul pJ jA L« Jji) u' P'''"'-' "^j ^D^ Jy Jj^ u' t^nx inivJ b_^ ^,^ J^ .eJlJi^iKt^D i^Ni imuy ^jy ty'^N k'"'S niinJl (^ U ■;! Ills' j^lj ,^-M (^^5o. L. -iicroJl ^^ ^^_ ^ ^\^\ t^lj yA nWJJ sJjiJ nWJJ Jlc i^L-ijOl u^ sJljJLi -jjli L. yjt,^ _^I»:) Jl 'gjic ,_,_JLJ JJj Ixin p2» 13 NK'Da ID'' tt^ niD^y-jl pt> lilji* jjljjjiji nii'DBTi ^y ii^j-o ij''|*^- ^ ^in»-> lylS Uj 1133 J JUj ^i-j SlliJb l^DnJl JL* Jl5^_^ ^i;^«>l b>5C>-'ijl »^]P1 L^lj 'MS. 'ipi. '''i&iS."«vri3. '■'MSlni'is. ''"MS.'rr'DS. » MS. «Di. « MS. d';dS«. ' MS. nsn:«. « MS. }''"N'^n. ' See p. , note. and on the Superscriptions of the Psalms. '17 J-^ '•^i ij TnJ ^ L. _jjkj j^y^ijJb TDnn niny Ju; jUj y^ U OSS' 3tri JX uM/^' ^J l/j J^ w$' »1-J^ J^ i^ Lf^-l^i^ .iovn or -ani' tdti p-i«n 'js^ jinc^ mNiji tjosi* 'n ;in2 p-iN 'jsi* V^ .L»li. naOT 01"!^ ijlJ^ nacn oiib tc mono »;J-» ^y csJJl[^] mini nn inpa iJ^jJ i-U.. ^ j^ mini) moiD jJ^lc Jlc «i3 D''at^•i» DHN inivi^ in''»i'tyi' nmTo hun ^a''i »J^Li>\ .y^ull ^j 0^''li'n mTD^ Jl5j Usr«J -^ Ui^cu- ol^ xjJiS ^ 8aj.j J33 Jic ily ^yri 1 LjbSCJl iU*. ^j\ "HI 3nj)»i' nv3i« DvV miaxi' hk'B' jtij"'mJ1 (lU ji|^ /n nu naNiio iiy nvsi' sJyi^tj-jjJlj j^^I-l. «-i (^jJl a^i'itJ'Jl (sUlS^ .'n n'a ijy i3«n 'c b]33J thj-'jJI iJy^i^jjJb xil-o* ...-..> y^ iji 'b"^ yil. 'i)2a JaI ^,1 c-Jl* U^i^joJl jJLj jjlT iij; 'n "in? "i^w yvi yu* jvx n^t^D i:b n^ rwav iri'^mi nn? nan -ai*Jj A-»Lj il^ J;iJj Sl^l J-t--. ^Jj: Ulj .133 nCnS : li'il li* ^y^ c)WiJl u^^' '-^ u*J^ "We see that Saadyah beKeves all the Psalms to be by David, who handed them over to Asaph and other Levites j 'MS.NJM3. ' MS. 3 SO. 'MS. ni^ip'. * Illegible in the MS. C i8 Notes on the Authorship and the titles, when not stating some historical fact or the time for singing the Psalm, refer to instruments. Next comes his Karaitic contemporary, Salmon ben Yeruham *, whose Arabic commentary on the Psalms is to be found in the Imperial Library of St. Petersburg *. We shall find the Karaites referring the contents of the Psalms mostly to the present exile ; in general they are much less clear in their style and meaning than the Rabbanites. Salmon believes that David is not the only author of the Psalms, but that there were prophecies communicated to others named in the super- scriptions. The following extract in English will be sufiicient for our purpose : — Salmon ben Yeroham explains the title dvri from the root PD and D^Pniri , which means ' height,' because the book of the Psalms contains all superior matter contained in the Law. .... Salmon contradicts Saadyah's saying that the Psalms were not used as prayers outside Jerusalem and the Temple^ showing that David himself recited Psalms outside Jerusalem, and before the town was built, as for instance Ixiii, lix, and cxlii, and even outside the Holy Land. The argument which Saadyah advances from Ps. cxxxvii, says Salmon, is not con- clusive, because the exiles only objected to sing the Psalms accompanied with their harps, as was the custom in the Temple. Salmon also objects to Saadyah's opinion that nwh, Ps. xe, means ' to the children of Moses,' and <\rh^, Ixxii, means ' concerning Salomon.' Salmon takes these headings in the literal sense. tihr\ ikiJ ^ tjjfi j^ t^^\ xis. »^.-..ajj D''!'n jjU —,"^1 ULs \ . . minJl ^y ^ U- «-j ^^ j^j ^ u^jjJ\ i^jji ^uil ' See Ans. d. Pet. Bibl., p. lo. " First FirkowitBch collection, No. 555. ' Fol. 27 a. • MS. r^nw. > MS. N^yv. ■nnd on the Superscriptions of tTie Psalms. 19 *Jj3 (dJj ^^ Tiiij j^j 4^AiJi_^ ^ ^j.,:^ .xjj jL» iiy V*- (^ 4-" Jr*»3l »J-»3 . - .- fi'^ifT "irjoa rnvra irh iidto *^y-^l 'iJ-H (J— TiT CI* u^' <-^' Jji. . . nnnj crn tin imsna jJlxJls 133 n»-!|N isv '■'' T'B' TtW 1'N Ulii wW OB' ^-3 I^LSj Jift D^bjsi niTi333 TB'Jl yyj ,^1 'Wi\ l^U Ul ijia >! J^ JxiJl 11a |jjW^~i jJlj irrmi33 iri^n J^ 11* J-s ^V" n*a j^ 4ji;j m^jJl ^^ -bbJI 11^. sSLJl jj< t-ijl xu ^ . , 'I' n''3 ^y Yl ^ Wj i-L. ^jLa- ,jai.^l jUbjI ^*^j*b. ^ i^"il JiCs fy*-^' cTTJ lj^5i IjiJ .»_JLc ni>Bi3 niBTJ n3DB> l_jl»a. UjIj (^-■-■;i!<^ . - . -. ijya}\ »1^ ijlTUi n"* l^jj i^ l"p l,**i»J ^yl TIDi'nJr ^^ isr^lj j.j^l aL j^ jjS^ j^ IJU, lilj .UiUJS Jj-J- ^;-^* y^ ^ Qipn ^j^ Ip-ttJ »jl Ijji/J^ n"» *-. IjJLoj li Ua t^iil 'LojIj ^1 jJjl (^ UTw. »P-J1 ^^ jj V -nD'>3 iLJ L.V, .»^j o^l -U»i '« 0-3 ^ VI w JUj"S Jl3 cr* Jy t3< o^j ^"' J-" !/^' ■uylj^ l_j* UjI 0^771 IBD ^^ Lci , » ... » i ^\ |_j«j-jJl n^ ■^ali^ .'-jjjp- '-ija. sJj3 ll*j Ljj l^jff— i -'li) im ntJ^ '33 j_jll itjJi. lllJ nn ij^ijs^- \y\^ C5D1 ntPD "QsJ ^--— J _j^ nBn3i» n^sn Ulj Jlj JU Ui'j^^Ji^i-.AiH k,*i53l j^ J.T7... . ijlJl llftj «j ^^Jsfi^ THN pj?Dt5' ns mi.T nin , . . 'inu3 'tin nby vns iiBtstri* mim Jj^ Uilj B^^T N^ pi'nt JjJJj PPDB* "331 niliT "33 w. Jj^j UjIj 1''331 fVlNI ^^ j.Ij1 ^ Jj5 D'D'n •n3T ^^ lj^VI 'aJdl^ '33 iJ priK '33!? jj^. priwxi" *T"a3n jn'in"^ J^) pnN [3 ,_5uu UjIj on'opo ^ Ma Hini. ' Fol, 9. ' MS. nbobwi. c % ao Notes on the Authorship |DNni siDsi> JU L. ^^..-v ntrn *J3i> jo^ ncoi) n^sn 1^.^ eUlT trn^N ne^B'i' Jji vxiro Jl v^j — ill J^y^\ L.lj -p-a^-ij pniT'i "rt '-ID JlS : HD^B' Jl* \y^ Tin Jl j_5>.y ,_^3 Lijl sJU T'DS2'» jj-aj .^) J ^J._J-ftJl Jy ^ 11a Jlc v::-^! LI Dnn' p poi'D ^,\..tj »X4 »jj-j n"}; HE'D >_Ju jj 'jJ.1 ojI; |_^V »-i* j-iij u' l.L-,111 ^ji eUij ii..s-f^' xi^ A.5...5-». L^ ,j»J L^lil i--tj (.^^rs* »-JU apy^ _^j L. Jucj bxiB^j i-oL. i-.Vl ^1 L^'«aIjL) ,^-.£1-. ^t ; u' Jj Jj^l »y.l -— U k-t— Ji We must next mention the lexicographer David ben Abra- ham ^ a Karaite contemporary of Salmon. He is also the author of a commentary on the Psalms, but at present lost. We give among the expositions some extracts from his dictionary written in Arabic, taken from the MS. in the Bodleian Library* Yepheth ben Eli (Ali) follows next ; he is also a Karaite, and of the end of the tenth century, and wrote a commentary on the Psalms in Arabic, of which MSS. exist in the Paris* and St. Petersburg Libraries ; our extracts are made from the Paris MS. The preface, with the commentary on the first two Psalms, and the translation of the rest, were pub- lished with a Latin translation by the Abbe Barg&s ® . We shall here give a free translation of his introductions. Yepheth also does not attribute all the Psalms to David. He says : ' It is necessary to state how many authors there are in the Psalms. We have found three : ist, those attributed to one person, whose name is given at the beginning of the • So MS. ' MS. nnisa. - - • ' See Journ. Asiatiqne, l86l, ii, p. , and 1862, i. p. sqq. ' Catal; No. 1451. » Catal. No. , Bee p. note. " lAhri Psalmorum David, etc. Paris, 1861, and Parig, 1846. Specimen, etc. Eabb. Yapheth . . . and on the Superscriptions of the Psalms. 2i Psalm ; they are the following : David, Solomon, Asaph, Jeduthun, who is identical no doubt with Ethan, and Moses. and, those attributed to a family, of which the names are not given, such as the sons of Korah. They are, according to some, Assir, Elkanah, and Eliasaph, who lived in the time of Moses ; according to others, they signify Heman alone, as in the passage, the children of Dan, Hushim' ; we believe, however, that the sons of Korah signify many persons who lived at various periods, as we shall explain in the 4and Psalm. 3rd, Psalms without names of authors at all, thirty- six in number, viz. i, ii, x, xxxiii, xliii, Ixxi, xei ; the Halle- lujah Psalms, ci, cii, civ, cvi, cvii, cxi-cxix, cxx-cxxxiv ; the songs of degrees, cxxxvi, cxxxvii, cxlvi to the end. There must be added the 119th Psalm, which makes one, and two headed by Tfaxh, but without a name, viz. Ixvi and Ixvii, which latter make a part of the former. Out of these forty- six Psalms, we consider five as completing the preceding one ; they are : Ps. x completes ix (which, as we shall show, follows the order of the alphabet) ; Ps. xxxiii belongs to xxxii ; Ps. xliii to xlii, Ixxi and civ belong to the preceding Psalms. The collector has disconnected them, for reasons which we shall explain in their proper place. Amongst these forty-six Psalms ten may be ascribed to the author mentioned in the preceding Psalms, viz. xci to ci, to Moses. The last Hallel-Psalms are connected with David, being associated with cxlv. Those headed by nVJ»7 there is no reason for not ascribing to David. The rest of the anony- mous forty-six Psalms need not be ascribed to one author or to one epoch ; it is more probable that they were composed at various times and by members of a family, and hence they are not ascribed to one author. The watchmen said the Psalms standing, whilst the Holy Spirit rested upon them, with the same number, the same order, and the same melody. Now those Psalms which are not provided with a name, and have no connection with the preceding one. are attributed by some ' Gen. ilvi. 23. ^2 Notes on the Authorship to Adam, by otters to Moses, and by tlie best commentators: to David, except the ten which beloi^ to Moses. But as- none of these can produce deeisive arguments- for their opinion, we do not think it is worth while to discuss themi and to refute them.' Yepheth then divides the Psalms into- the following- ist. Psalms relating to the creation and things created^ such as civ, cvi, and verses of others. and. Psalms of God's benefits towards Israel and otheif nations, such as in Psalms civ. a7, 30, cxlv. 9, 15 ; towards- Israel especially, xUv, hcxviii, Lxxx. i. 3rd. Psalms describing the signs and miracles in Egypt, in the desert, and in the Holy Land, such as xliv. 3, xlv, xlix, Ixvi, Ixviii, Ixxii, Ixivi, Ixxx. 8, 9, xcv, ci, cv, cviii, and all the Hallelujah Psalms, and those of degree, as well as Psalm cxliv. 4th. Psalms referring t» the rebellion against God by the early Israelites. Such are Psalms xxxi. 11, xxxii. 5, xl. 13, 19, Ixx-viu, c-viii. 5^1. Psalms relating to punishment and calamities, xliii, xliv, Ixxviii, Ixxix. 6bh. The return of the exiles, xxxii, cxix. 7th. Asking for the right direction concerning the law, cxix. 8th, Prayer for deliverance from the enemy, iii. 9th. Prayer for the fulfilment of God's promises, xiii. 4. loth. Prayer that all the inhabitants of the earth may be converted to the true religion, xlv, xlvii. nth. Prayer for general peace, xlvi. 10, IxvSi. 5. lath. The faith of the nations in Israel and the Messiah, Ixxii. 8. These twelve parts should be used as daily prayers morning and evening, Yepheth gives then an explanation of -various expressions in the Psalms referring to the meaning of Prayers, such as mnt, ninw, p:n, and so on, a subject which lies out of the sphere of our essay. and on the Superscriptions of the Psalms. 23 At the beginning of the third Psalm, Yepheth, like David Qamhi two centaiies afterwards, gives a general introduction on the expressions used in the superscriptions of the Psalms. 'The following seven words,' he says, 'occur in the book, viz. niDTO, JWC, Dnats, I't?, h^'Sim, ni>an, and nirin ; sometimes we find two or more of them together in one heading, viz. iidtd and TB* twelve times ; ^''3B'D with ilDtD "m and xh^T\ once ; the three other expressions, viz. pyf, Dnao, and n^inn we find only singly. We shall state now how often each of these occurs. The most frequent term is -iiDTO, which occurs forty-seven times ; next comes "115?, which we find twenty-nine times, of which twelve with -noTD.; Dnao occurs seven times ; ni'Sjn five times ; ni>nn and JI'JB'each once. jl^jC means a release from Cush the Benjamite"; onaD means a stain, caused by a child, a king, or a fact ; h^yoii means either direction or leading; nijan means prayer in all respects ; n?nn is praise to God for all His bounties '; as to "W the opinions differ. Some say that eac h Psalm, is a song of salvation, which is really applicable to all Psalms headed by this word except Ixxxviii. a, which they apply to prayers in exile ; others say that these Psalms were used for the daily and additional sacrifices. It seems to me that "W refers to some wonderful event ; in general it bears the meaning of niDTD, which is difficult to explain, and which I believe to have been accompanied with singing and musical instruments, although this can scarcely be the case with the 63rd Psalm. But if it was originally recited only, it is not at all impossible that later on it was' accompanied with song and music. As to the Psalms which have no headings and those which are introduced by myS, nili>!'n, . and nin, we shall give our opinion in its proper place.' This we shall omit, not belonging to the headings strictly, but being deductions from the contexts of the Psalms which are excluded in this essay. i^fi \j^\ bLil^t ^ »/i t-**-*- ^ Jj-ol >^4-* v^ u^ ts^^^-4 LjjV Jji-^ "L^ ikiJ Ji j^Lx.. ^^)_j j^\j^ uyUl^ ^ ^...,]1 liij .n^nn .n^sn .b'SB-o .1^2' .onsD .T)»r» ^^ ^ Notes on the Authorship Jl»1j *-o^ ^ -I'E'j iiojo ^ ^ir^ i^aB^ iJaJJj 't^ ^"^ (^ ^, eUi ^(if tj' ts*-i-4j •»ir^ UUa*j n^nn .Dnso .ii'its* ^ jjj L.1 j\ y^ nnao j^^i*-, .••rD* p una ^;-. t^ _j^ >k twc jjs^l j^ji- ^^_^,--.l^V ^ ^jliy UU** i'"i3tW3j .JjJ j< alL. j\ t^.JJ cr^J » ^ - °i ' ^ y}^ *^* iar^J-. ^^ ^j* n^inn (3i«j •■x^P* ^j i,-V»e ijiL> »■«■»..; I'E'Jl eUi »j^ _yi U* ij^ tJJJIj .HDIOJl j_yju.j .■MDtoJ\ «.Ui«t! L. >_--af^ ^y ^ ^J ya^ ^*» j^-p. L. Ijuk JJa^ 1^1 Lj-jJ J^JaJ A^y» t^ UUAa-j jjU IjiM-ij j^j ill t. Jjl yjlT'ijVj ^\ jji*j jjl ,ji-^j .fnirr nanoi invna Ji^ J^V\ ^^jiiC J^l Ll^ j/i LL.JJ vLJI \jujJ .j^j Lj^ JLc omwtsJI Abu-'l-Walld R. Jonah ibn Jannah ^ does not afford much ' See The Book of Helreie Soofs, Oxford, 1875. and on the Superscriptions of the Psalms. 25 material for our subject, and he will rarely be quoted Rcre. Two important commentaries are at present lost, (i) that of Joseph ibn Stanas, Santas, or Satanas (who lived in the tenth century), quoted in another commentary ^ ; (3) that of Moses ibn Jiqatilia (Moses Kohen), mentioned by Abraham ibn Ezra^ and by Tanhum *. Solomon of Troyes, known as Rashi (who died 1105), relies much on the Agadah ; sometimes we shall find him agree with those who suppose the titles to refer to instruments. We now come to the most acute commentator, the well- known Abraham ibn Ezra, who paid a visit to London in 1 1 57- Whilst he seeks to shew by enigmatical hints that Moses cannot be the author of the whole Pentateuch, we shall find him most conservative in the Psalms, unless the anonymous view mentioned in the following preface is his own *. He says : — ' This book of Tehiloth contains songs, with the name of either the singer or the author prefixed ; many, however, are anonymous, such as i, ii, xci and the following Psalms. The commenta,tors are divided as to the authorship of the Psalms. Some say that the entire book is by David, who was a prophet, as it is said, "According to the commandment of David, the man of God^" an expression which is used in Scripture of a prophet. David also says, " The Spirit of the Lord spake by me ^ (which means, who speaks with me), and His word was on my tongue." When we find the name of Jeduthun together with that of David in the title to a Psalm, the meaning is that David is the author and that he gave it to Jeduthun for performance, for he was one of the chief singers. Psalm Ixxii is a prophecy of David concerning Solomon, his son. Psalm xci is also by David, which he gave to the sons of Moses for performance. The same is the case ' See Dr. Harkavy's D'Jt)' D3 O'lDTn literary appendix to the weekly y^nn, Nos. 3 and 4. » Pbs. . ' Pss. * Printed in the so-called 'Rabbinical Bibles.' " Neh. xii. 24. ' 3 Sam. zxiii. a. 2 6 Notes on the Authorship with the names of the sons of Korah and Heman. Psalms Ixxix and cxxxvii are prophecies of David, similar to that of the birth of Josiah ^- Others say that there is no prophecy in the Psalms, and therefore it is put together with Job and the " Megilloth," as is shewn by the expressions song and prayer. According to their opinion Psalm cxxxvii was composed in Babylonia. The same is the case with the Psalms which are headed " of the sons of Korah," which were composed by the sons of Heman in the Babylonian captivity, as is clear from the fact that these Psalms contain matter concerning this captivity, which is not the case in those of David. Asaph, the author of the Psalms, was also one of the Babylonian captives, and not identical with the contemporary of David. Ethan the Ezrahite composed his Psalms on the destruction of the empire of the family of David under Zedekiah. As to the anonymous Psalms, the compilers did not know the names of their authors ; the same is the case with the " sons of Korah," when they did not know the name of the individual authors. Psalm cxix they say was composed by a young captive in Babylonia, who was greatly honoured there, as appears from the following verses : " Wherewithal shall a young man cleanse his way?" (ver. 9); '-I am small and despised" (ver. 141) ; "Princes also did sit and speak against me " (ver. 23). ' My opinion, however, inclines towards the words of our wise men who say that the whole book was written by the Holy Spirit. As to the word " song " (T'C), we find it also applied to the prophecy in Deuteronomy xxxii ; the expression " prayer " (npsn) we find applied to the prophecy of Habakkuk iii. I, and Isaiah Ixiii. 17. Whenever we find in the super- scriptions nn? " to David," it means that the Psalm is either by David or a prophecy concerning him, similar to Psalm Ixxii, which was written with reference to Solomon. Psalm xci is by Moses, and the Psalms marked " to Asaph " are by Asaph, the contemporary of David, " who prophesied according ' I Kings xiii. >. and on the Superscriptions of the Psalms. 2^ to the king'^." The sons of Korah, the sous of Heman, lived also in the days of David (comp. i Chron. xxv. 5). As to the word noi^Bv, Psalm Ixxii, " to Solomon," it means a prophecy concerning him or concerning his son, the Messiah as it is said, " And David my servant shall be king over them "^y Servant here is used as in the passage, " Fear not, O Jacob, my servant *." The Psalms which have no author's name may still be by David ; as Psalm cv, where no name is mentioned, is, according to i Chron. xvi. 7, by David, who handed over the Psalm to Asaph. As to the objection against the authorship of David, on the ground that the book is not introduced with the name of David, is it not the same with Genesis, of which no one* denies that it was written by Moses, for such is the tradition, although the book does not begin with the words, " And God spake to Moses ? " ' The Gaon (Saadyah) ^ says that this Psalm was composed by David, who gave it to one of the singers to sing it con- stantly, according to the use of the word nVi?"- Others think that this word means " the chief over the singers," like DTiVJOi Dni?J) ''. And this is right ; the h has a patah (denoting the article), because he was perfectly known, nwjj means two melodies. Others take it as an instrument. I believe that there were in Israel songs and praises in different melodies ; riy'M means the beginning of the song, thus the melody is written with it ; the same is the case with niPVO, niopy, etc' In general Ibn Ezra takes the enigmatical superscription as the opening words of a song, to the melody of which the Psalm was sung. Contemporary with Ibn Ezra is the Karaite Jacob ben Reuben, author of the Book of Richness, of which a MS. exists in Paris. There is not much that is new in it. The same is the case with the lexicon of Solomon Pirhon, or Parhon^ (who flourished 1169), and the Karaitic lexicographer, AH ben ' I Chron. xxv. 3. ^ Ezek. xxvii. 24. ' Isaiah xUt. a. * See, however, his commentary on Gen. xii. 7. ' See p. 11. • I Chron. xiiii. 4. 'a Chron. ii. 2. ' Edited by G. S. Stern, Presburg, 1844. 2 8 Notes on the Authorship Soleiman, who compiled his work from predecessors^. Shortly after Ihn Ezra follows the famous David Qimhi^, who in his short introduction, after having quoted the passages of the Talmud given above ^, concludes that 'David composed the Psalm with the help of the Holy Spirit, to be distinguished from prophecy. And although David, Jeduthun, Heman, and Asaph are called prophets, they are so only in a certain degree, for prophecy is classified in various degrees, the one higher than the other *. Daniel, for instance, who had visions in dream and wheii awake, did not reach the level of Isaiah, Ezekiel, and the other prophets ; therefore his book is included amongst the Hagiographia, which means books written with the aid of the Holy Spirit. The Psalms composed by David he gave to the singers to recite, viz. to Asaph and his brethren (comp. i Chron. xvi. 8, Ps. cv), to Jeduthun (Ps. Ixii. i). There are Psalms which refer to events which happened to him or to Israel when fighting with their enemies ; others contain prayers and thanks- givings, without allusion to any special occasion. The Psalms which are headed Tfw and those without headings are by David. inP, however, sometimes signifies "concerning David ^." David incorporated in his book a prayer which he found and which was referred by tradition to Moses * ; he also spoke of events after his time, e.g. the Babylonian and other captivities, and pronounced consolation in view of the restoration of the house of David to its former position. The Psalms of all kinds were recited, some with, some without, an accompani- ment of music. "We do not know now the meaning of the various words found in the superscriptions.' Here David Qamhi quotes the Talmudic passage on mSJ, etc.'' At the beginning of the third chapter he writes as follows : ' nSJD is the chief musician, who distributed their parts to the singers and players. Accordingly we find alwaj'^s nvJDP and ■ MS. St. Petersburg, No. ^ Rather Qamhi, floinished from to 1230. ' p. 7. ' According to Maimonides. See The Guide of the perplexed, transl. of Dr. Friedlander, vols, ii and iii. • Pss. 11. 1,2 ; ex. i. • Ps. ic. I. ' See p. . and on the Superscriptions of the Psahw^. 29 never -rwrh or p3»S. Comp. Habakkuk iii. 19; i Chron. xxiii. 4, XV. 21. There were chiefs for the instruments called nil'M and n^:''DE' ; and with the accompaniment of these in- struments the various Psalms were recited, each to some well- known melody ; for music is a great science, which attracts the intelligent soul, and it is included amongst the external sciences. The instruments used in the Temple for accompany- ing Psalms were the nabla, harp, cymbal, trumpet, and horn, of which each was distinguished by its special style of music. One of the tunes is called niD^j; ^, others are called niyjJ, i'*3B'», Dnao, pytr, ni^'nj, nWiE', n^na. There are instruments called niB'j?, 3Jiy, and D^3D, each of which is recognised by its notes, as those acquainted with this science are aware. We find (i Chron. xxiii. 5) " And four thousand praised the Lord with the instruments which I made to praise therewith," but it is not known whether those who used the instruments also sang the praises, or whether the singers were facing the players. Comp. also a Chron. vii. 7 and xxix. 28. The trumpets were blown by the priests (Num. x. 8) ; the other instru- ments were played by the Levites (a Chron. xxix. 26) ^.' Before returning to another Arabic commentator, we may briefly notice a commentary on the Psalms by Isaiah of Trani, the elder (who lived about 1230), which is chiefly based on Abraham ibn Ezra. MSS. are to be found in Paris (No. 217, 3) and Parma (No. 308). Some glosses are to be found in the Bodleian Library which seem to belong to the same school'. The dictionary (MS. in the Bodleian Library, No. 1484 of the New Catalogue) of Moses of England (who lived early in the thirteenth century) will be rarely quoted here. ' I Chron. xt. 20 ; Pa. xlvi. i. ' Qamhi'g commentary to the Psalma has been printed many times, and there exist Latin translations of it. The last edition of the first book only, by Dr. Sohiller-Szineasy (1883), pretends to be based upon twenty MSS. and three early editions, yet it does not offer a single variation, and is therefore uncritical. " MS. No. 121. See Mr. H. J. Mathew's ^otet . . . on Psalms, etc., in the Isr. Letterbode, jr. p. i sqq. -^ 30 Notes on the Authorship Thanhum ben Joseph of Jerusalem (who lived about 1340), although somewhat of a collector, is of importance on account of his quotations from other authors. He was a good gram- marian, and holds himself free from the Agadah. Unfor- tunately only fragments of his commentaiy oil the Psalms are preserved in the St. Petersburg Library ^- From the extracts which will be quoted later on, it may be concluded that he does not believe David the only author of the Psalms. We have seen represented the East and Spain ; there remain still to be added Abraham Remoth of Barcelona and Menahem ben Solomon Meiri of Perpignan, both Catalans. We append the text and translation of the latter's preface to the third Psalm, from which his opinion may be learnt *. ' After having taken note of this preface you will remember what we said in the name of our Rabbis, viz. that David wrote this book at the direction of ten elders ^. That means to say that each of them composed some of the Psalms, which David incorporated in this book, together with those which he had composed himself. These ten elders are Adam, Melchi- zedek, Abraham, Asaph, Heman, Jeduthun, Moses, and three sons of Korah ; but this is only an Agadic saying. Literally said, it may possibly be the case with some Psalms, e. g. with the one headed 'Prayer of Moses*,' which David may have found and inserted in his book ; but for the other Psalms, David is the author, and gave them out to the Levites, who are called in general the ' sons ' of Korah, to sing them in the service before the ark. Some of the more important Levites, such as Asaph, Heman, Jeduthun and his brethren, he mentions by name. Comp. i Chron. xvi. 6 ; Ps. Ixii. i. Even ' Moses ' (Ps. xc) may be the name of some well-known Levite. Thus David is the author of all the Psalms pro- vided with names, as well as the anonymous ones. The rabbis ■ Codd. Ill and 183. I am indebted for the extracts to Magister J. iBraelsohn. " MS. Bodl. Lib. No. 335. See Mut, litt. xxvii, p. 528 sqq. ' See p. 6. • Ps. ic, , and on the Superscriptions of the Psalms. 31 have, moreover, enumerated ten terms expressive of praise, with the meaning of which the Psalms were composed ^ ; in our opinion, however, these are merely synonyms with one meaning. Some of the Psalms are provided with super- scriptions respecting the musical instruments used when they were sung, but we do not know whether the Psalms without such title were simply recited or were also sung with musical accompaniment.' Meiri enumerates the various headings which mention instruments, although he thinks that some of them might bear another meaning, which he promises to explain when the time comes. He gives then the names of instruments used in the Temple service, but not mentioned in the titles to the Psalms. The general expression nvjob he explains as denoting the chief of the singers and the musicians, for we nowhere find the expression ' to the musician ' or ' to the singer ^,' but only to the chief of them, who distributed the Psalms to the performers on different instruments, such as nWJJ and n''3''»B' and others, of the true meaning of which he says that he is not sure, but he will attempt to explain it in its proper place, ''nm nvio w»np naae' no iiatnB' yyi ir nonpn ynntJ' nnxi x\-mr\ i^ND 'n hyo nnjiiai .nr nso in nan nijpt rrm ^"w r\"^ iDsjjD Nin lanB' 'niDtDn nv ntn naoa in Diim 'ni»tD nsp nnn 'UN omaN pnv ''3^d xmr^r\ ms an li'N o'-jpt rrtow wiN'a i33V tstrsn ^S3^ N^N B'-n ini inn mp ^:n xwhm nt^o tinn^ jdnt sidn nBD3 r\ivs\ nxvnB' ncs'^sB' rta^ n^sn i»3 anxpa ta ^^^1B' na'S's ii^a TIT DNiip Ninty D^ii)^ QjniJ nNni nn oiana' hnt -isB'n 1j3n 3Tii» man Qiii'n t» I'^'^i P"^''" '^s^ pi^^ tnn not^ mp ^n CNin nn tni tx 'inaB* npi 'mtsn iri'iNi pniT'i iomi idn .DnuiB'n linn' ijy ns3Di> nos nisi pi .vnni pnn^i sidn nu '^i) nnini' oiiiai nnn nnvo ''li' hmk' nc'SiN :i"'h^n ^\n rwrh fisi nni* ninto nni* ana natinB' in bin aia* ana narin N^'tf aniN ay in anan nivja naB> h^ rwm^ niB'jja '»w nr isotj* ^r'n win iiyi .ia^ .Tfi^^na ntj'Ka ^^?^1na naiaa nimna bwa TiK-a -iior»3 pj'ia » See . ' See p. 1 1. 32 Notes on the Atithorship T'nvi' pr:i mr: lli^•-^ \>'\'-\'s n^k nuic^ ni^on 'k p3v oiia irnvi^i 3'n'Ni n^nn cnpn nn v!rv -mu'E' moid nni) jcj-in '"y i^atfo pi u'npn' nn r^y nmc> s'n'xi ni'::' 'dnb' nn!' tidtd m-i}' 'ex vh^ DiTiN DN uyTi Ni> lor •'bi' Dm'OT non'riiB' 'niotDn p b'' •■^a nn dn ^k ik la^ nan m^EO d''i»n3 im idt ^^3 ona anaj 13KVK3 n:ni ub ym: ^ pyj ''b nicB' pibn sin pi ana: ^^ i^J ivjir .n^roK'n ijy nwjja nvaoi' nii'''n3n iiy nvj»b pi nwjja rmyh i^'aro inb .nnrn nl's h^ rmrh frh dnao .riTiM by nvjob .inb nsiob nittby by mp 'jab nvjob d''3B'ib' by nv3»b .T'atnb nnb niotD onao ,nny ib-ib* by nxjob .D''pim cbx njv by nv3»b nbno by 'b'qix DDiyni i''B' *ba nan on ibs bai nibyon t'B' .nobb nnb ny prjn iba mratroi vmsa 's ba nNan'tJ' loa 'k i^jya dbtt'bb' D''yD ajiy nnsisn D'nbsoi nnuai n'-bas nniDtan >B'Nia lanaa Nbc Dn-iircn ba by n:iDDb mosj NNni rr'bba N'-ntJ' nNT' nsjob nb»i mw 'iba nviob xbs -nwDb xbi pjob cnpo mt^a svian sbi D'':j3Dni 'sb ib'x niNJn pr^n ■'bao nt \^3 lornb n' by ninton tno Nn^c oyDi nbaa pi .nircB'n by Qyo nWH Nipjn •'ban by Qya u^iy jonvpa nyo mp nsan'' D''DnBatJ> ssbx i[3]b yiu xb niocn Remokh inclines more to philosophical interpretation, hut he is interesting on account of his quotations, unfortunately all anonymous. This last author to be noticed is Immanuel ben Solomon of Rome (Manuelo, the friend of Dante), who has still' a certain originality. Finally we have to mention an anonymous com- mentary by a Spanish author, MS. of the Bodleian Library, No. 332, and the Arabic Dictionary of Saadiah ibn Danan (composed i486), MS. of the same library, No. 1492. Here we stop with the Jewish interpretation. Mendelssohn and his followers are too modem, and belong more to the beginning of the critical school. It remains to give the interpretations of the titles accord- ing to the translators and commentators who have been enumerated. One commentator often follows another ; but we shall avoid repetitions as much as possible, though sometimes it will occur inevitably when full texts have to be quoted. Niffi^'s ^ an the 'Titles of the PsalrHs^ 53 PsAiM III.— nietD. 1. V. psalmus. Targum everywhere translates -ilDTD ty NnnSB'in, praise. The S-abbis observe that this Psalm ought rather to be headed ni'pl, lamentation. This remark would be satisfactorily met by Dr. Graetz's hypothesis, that "iintO is a general expression, indicating tliat a new Psalm begins, when tMs is not done by a special heading. That is the reason why Psalms i and ii are reckoned as one, since there is no separation between them. S. 5J0I bii;t?as LfJj ,^_ ^ %j>^ |_y w. sJJl Xfi* ^jljJ JU*. An utterance of David's, in praise of God, when he fled before -Absalom his son. A. D. and A. "W. j-^^*^', , . ..m:11, praising. Psalm IV.— mi) motD Tiirjja xwth. o". fif TO j-c'Xof Iv yJAoKnois u'S^, taking nVJD? from rtii, eternal, •end. 'A. Tffl viKOTTota (V yj/dXftoic ^eXmSij/xa, scarcely from nSi, to be vie- "torious. 2. cVtiuKios $ta ■^ixKTripimv. 6. els to vIkos iv Z/iVois i/^aX/ioy. I. In finem, Psalmus CaJitici ipsi David. V. In finem, in car>- minibus, psalmus David. Tg. Tn!? NnnnC'in Nn''«''n \>V NnntJ'V, to celebrate upon an instru- ment the praise of David. _ S. ,,i|Li-L) ij.^\j\\ KJ J,-— J JjljJ J_jJ. A saying of David's, with which the constant (Levites ; nSJoV derived from nV37 i Chr. xxiii. 4) praise in (various) tunes. — Sy. Y. A. to the cliief of the Levites to be sung with an instrument of more than one tune (comp. nrjj Ps. li. i). A. D. noN^Dn *CT ^v riS3^ « nB.U ^S.s==-^^ "T* nn ^yjo "Wib Jyj nsjo Ji^, CLsP^^^ j^ »^I«5 L. JUi Vlj JU »— »j ^ Jjij ^^ yib. yl '" nnto Jjij eUi ^jjj TD^n oy pao »Jy >^ "^^"^ (^' "lt*"' '^■^ !/*^ 12*^=:=— ^'j in niDTDJl d i?JJl vjLsH^' Tni> -iiDto' prm^^ ns3Di» nsi means to instigate to worh (i Chr. Xxiii. 4; Ezra iii. 10), the instigator is called nV3D. The word in? means tliat David instigated the singers, by teaching them the method of recitation* ' Kr. Comm. Pe. p., 78. MS. 't3ClN, s 34 Notes on the Titles of the Psalnis. It is possible that when the singer stood before the altar he pre- sented to him a song of his own or something which he had learned from others. Therefore the teacher is called nXJD, as in the words • the teacher with scholar ' (i Chr. xxv. 8) ; and so it is said in the title of Ps. xxxix, ' to the instigator, to Jeduthun, Psalm of David,' i. e. the instigator who was the author of the Psalm was David, and the instigator for writing it was Jedathnn. The plural form is CnSJD. nwjj means tusez. A.W. to the chief.— P. to king David.— MN. }JJDn 'l^n NW my(h nnvD 'n 'is la I'ty 'h'i bj> pDsn •hi nVJ. — For Tm. see VI. — Imm. the chief of the singers on a certain instrument. Psalm V.— nn^ iiDtD ni^''ran ^K mvfh. o'. vi:kp Tr\i KKrjpovojiovcrT)! ; flvTU from prU, to inherit, read as ^Xi^, participle. So the Agadah and Rashi, the nations taking away the inheritance. (Sy. mentions also this explanation, saying that it is against the grammar (it ought to be niPni), and against the contents of the Psalm, where there is no reference to any inheritance.) 'A. drro /cXi;po8o" --*-^' nii'imn bvi nsjo^ Jy (nSne) jJi ^^ jjij rhm j^ ^y ijjlj jjj .JJi K-^lj nriN vtin }>an Ni^ »3 tJ^ j^ ^JV i_i-ji-5 JlJjj ^nii'''n:n b isii'N p ""^ ^y nSm p^^ ni^'-nj. HT-jn n3ii «-. nx'pm n-cjin LsjIj nsr ii> nym *^ '» rya means the instigator upon the woes and the sickness, i. e. the blows of misfortune, as is said in the Psalm itself, w. 4, 5, and other passages. Some explain it from npnj, inheritance ^, reljdng upon the Massorah, ' See the Massorah, where there is the following reading, bw 'j )D Ti. ' Jerome, Notes on the Titles of the Psalms. 35 ■wWdi includes HIPTIJ under the rubric n^ru. But that is a weak argument, since it is the habit of the Massorah to put together words according "to the sounds, .-and not aiceording to the meanings, •e. g. nV"! (Mic. V. 3 ^ 2 Sam. xix. 8) ; m*i?n (Pb. xxxv. 23 ^ i Chr. XV. 15). Sy. Haya (in QamH), Imm. Meiri, R. S. D. explain it as an inrtru- ment, to which three of them give the derivation of the Talmudic Ia''"i131 hv} Vtu {MisJmah, Baba Qama x. 2), 'a multitude of bees,' i. e. th-e instrument sounds like the noise of bees. Sy. Y. and A, derive it from nbns, sicknes&.(Ezek. xxxiv. 4), ' those who are sad in heart,' i. e. Israel in exile. — Rashi and Imm. refer it to the mul- titude of the nations coming upon David, deriving it from P*n3 as above. J. R. ^N-itr'' TTvuDb topi rtam i'pE'Ba inaw rhm ''b'o 'rpiaba rhm bv «""'i onptn »b ni^run nt? 'at? n'b'^ni tiota en ^3 napj ptj'i'3 ■^b NTH n'>i nii'irQ iNva an la p'lv "•ijUN isy t«"M Dijn v^b 's ps Tityn ^i'30, h-viroviihrji Comp. ni^m (Jer, XXX. 12); nh'^m is analogous to the form of 1113^3. The remnant of Israel is spoken ■of in the feminine form because they are the sickly flock (comjp. Ezek. xxxiv. 4). There are other opinions : I. nUPVQ refers to the inheritance taken away by the heathen ; a. to the mourners of Zion (the Karaites), who are the sickly flock ; 3. TOTTU means a musical instrument. A. S. J.LL. %j^ rnV^ron bv^ rKJoi) «jl.. ^\ J-jj ^jij.\ ^ i)m nii'ran rha JJ^ JLs^' ^ ul J-^Jj .cnprn t6 nii'mn nx. Some take m^iriJ as in Ezek. xxxiv. 4, illness ; others take it in the sense of inheritance, comp. Josh. xix. 51. Psalm VI.— ji^rDOT by ni5''Ha m:iib. O', iv vfivms, irrip f^ oyScJijr. 'A, cv ^dX/uotr fVi Ttjs oySoijt. 2. 8ia ^frd\Tr|fKa>v Trcpi T^s oySoijr, . I. pro carminibus, pro die octava psalmus ipsi David. V, in carminibus, psalmus David, pro octava. Tg. tfiTi t03»m tro'^y by Nnraaa t«n35:'^, to praise with song on a harp of eight cords,^ L^.:^ jua.1>. To praise in the eighth tune. This proves that the Levite had in Jerusalem eight Afferent tunes, of which Leparate groups made use. c 3 361 Notes on the Titles' of the Psalms. A. D. Sy. an instrument with eight cords, .Ujl 'n Jl |Jt*. — Y. on the eighth horn, which is the Ishmaelitic dominion. J. K. says the same : nil1333 'inoa ■("'ETl- 'bs DB* b]} OniK nns ^^ .iiE'jj bv '3^ ''3 iTTii m^h) "'in'' 'n n ty n)i:b n''j''»tyn iiy Nnym Nnvn ntr\ i'^-'iT •'s nwai jt'^db' nisija ^y win -iina''E' noina .cm nisiK '''3 nvhjD ''« nnsi' tr^ '3 3)"i .iKni l"ip r\-'b najn nN'ni:3DN3i tanxai pnji |j-ni nx'-ij^ui nfrcjiissi nriJUDipsi cnb "iNB'3 nsnijaDW najji N''3it3JN 'i i'NVCE''' ''33 nnc inpi' . K'-anaxi n"'j''»B' snpj 'n3 n'lnai 'j npb ib'X31 N''3np3 n''in bntsfo 'insa 'r. Some explain nii''JJ by a musical instrument with eight cords (comp. I Chr. xv. 21), later with ten (Ps. xlii. 4). Others refer it to the eighth kingdom, which is represented with ten horns (Dan. vii. 7). Know that the Christians possess ten fortresses (capitals) rn ten countries, viz. at Eome, Constantinople, in France, Bulgaria, Darghan, Jorgan, Armenia (1. JDINI?), at Alexandria, Aceo, and Antiochia ; the last three having been taken from them by the Arabs, there remained seven, and the three taken by the Arabs, taken as one, make eight, and to this event the word n''J''t3E'n refers. A. S. .l)j\ awJUjL) J^j iL;_.L3 iiJU-., the eighth kingdom, or aa instrument with eight cords. Tm. yU-Vl^r-jp, chief of the tunes. Jjo ^[j ^ J-J rfyoty \j,] i-^«j i:i>li aJT iu\ 1-«VIj .»JL5 iL.«!ll:Lx ^jUJ iat.*^, the eighth tune after the preceding seventh ; the true sense, however, is that it is an instrument with eight cords. Im., after having the usual opinion, adds the following : Since thris Psalm refers to an illness, it is possible that n''J''DB' means the double of a quartan fever. Psalm VII.— ''Jio' [3 ^13 n3T bv niiT'b ity -\mi "T^nb ]nv. O'. ov Tjtre T^ Kvpim viTfp- (*A. S. 0. irepij rStv Xdywi* "Kova) viov 'lefifveL I. V. psalmua David, quem cantavit Domino pro verbis Chnsi filii Emini (V. Jemini). Tg. bv KnT'B' i»N n ^DD '» mp natf n inb nit'Iikt N»ijin fO''33 t:3tS' pi ^p 13 i'lXB'n N1»3n. The interpretation of ' thanks- giving of David ' is that he praised God by composing a song concerning the destruction of Saul, son of Kish, of the tribe of Benjamin. S. : "ro' |3 ^13 ^.^,.^ ^ ^L^Lijl ■■....,) JJl u ^^ ijljJ JlX. U^U-tlj "iJP^snj »3ywn Jy. IVJC is rendered ' asking assistance ' Notes on the Titles of the Psalms. 37 in the matter of Cush, without any ground except the contents of the Psalm. Sy. renders jjljj ^-J, dedication to David, without reason; lie gives another explanation from TOB' to err, with allusion to David's repentance after cutting off the sleeve of Saul's cloak (i Sam. xxiv. 6).— Y. also derives it from TWO, meaning Saul's injuring. David. A. D. iJLlj.— A. W. love and pleasure (so I. E.), or occupation with music. So Tm. B. B. says (Habakuk iii. i): ^ ^ yJt^ *in^ inc J-l- ijxis- yA jjlAl ^ ^i. '\jjl]\ j.^. A song.' SoM.N. HDiwi n»r. A.S. ^\j Ji'ia nw by\ jli-. ^1 j^^ ^.jJi ^J t^\ „A^ _j.i— J( Ls^^*^ ■ '^^^ ^^'®^ ^°'' instruction in religion ; ruts' (Prov. xx. i) may perhaps be taken in the same sense. Others translate \fVO here and Habakuk iii. i by ' afSiction,' and others by ' humility.' S. D. ,_,M-«jJl i_jjpajl J-J) jJL. i-jp*, sweet music, giviiTg pleasure to the soul. Most ex))lain it as the name of a musical instrument, to which Meiri adds that Cush liked it for its sweetness of tune. Cush is taken by David Qamhi to mean Saul; so also Imm. and Tm., who say that he was called Cush, ' a negro,' in jest, because he was a most handsome man. He adds : perhaps David called him Cush on account of the cruelty which lie had shown to him and the priests of Nob. Psalm VIIE.— nTijn \v nvJoV- O'. 2. iiirep Toiv Xr;t/mi> (i. e. niHSny 'a. 0. WTfp ti/s •ycr^criSor, I. V. pro [I. lacis] torcularibus. Tg. Nnnatyin rUO tint N"iU3 by XnatfK on the harper which came from Gath. S. ^j ijyii-ij J-3 ■ij^}-!:^\ onx naijrJl ^^ cin^lP-' "■ f^^-~^- ■^j'-^ J^ vi^a-JLi L^S n.^ j^'i\. n*nin ,,.,.. ai. To praise by the constant (Levites) the House of Obed Edora the Levite. 0[)inions differ as to the word n'njn, but the right one is that which I have pro- pounded. A. D. J-Jj J-Ji ib ijaJ^ J\.ajj jUjVI jL^^ji Jlc Ca-s^^^*-" bv j^ ^ Jj.5-) US sifj*! L?J-^'^ Jj"!!^ vjr^l^r'^-^" u^j-^ (_5^ JJi jiU Uj IT'^Dt^n bv .nj^JJ. To the iostigator upon the instru- ment for pressing wine with cords. Others say for dances (see 38 Notes on the Titles of the Psalms. T.), — an opinion without proof. Others ran concerning the feast of pressing the liquid. I agree with the first opinion, that it is a term analogous to DJ^JJ, rT'J'BB', etc. Y. says it means reciting tunes (short tunes) in dancing at the time of the vintage, being derived from 03, a winepress. He mentions another explanation of n^nj, referring it to the nations trampling on Israel as on the wine. Most explain it as an instru- ment, either of the shape of a winepress, or which came from the town of Gath, or exported to Obed Edom. J. E. "lyiN D*B« t<"»i .naa nnTE* ^tis 'n ■<:sb pw^ Tp-v' nn a"* nnx mix not? niomn nr »"■<) .naa DanT'i nn-'^'ji maa nnn i'xie^ nn nn WKi>D» liijiiN lots' '^3 c^ Kin N"n .Tun dhn naiy '•"d nW IDtrl DnNTiiB riBT; inioa n'njn ids VIIN. There are various opinions concerning the word riTlJ : i. David danced and rejoiced^ before God like a man who treads the winepress; z. David will place the enemies of Israel under his feet, and tread upon them ; 3. This Fsalm was composed by one of the children of Obed Edom of Gath ; 4. An instrument like an organon, which is filled with air, and let out as is the case with a riTlJ. — A. S. mentions the opinions of A. D. and others, and adds the following new one, j, J^ ^Xs- J-J. -fflxil, whicli is not intelligible. Tm. j^ ^^l --1 iu\ j-jj .ij^l uyilVl (^ ijT »-.l »Jl J^ D-'i^Jl ^ Tian Dn^? laiji J\ ijj-..jl. ^ cm^J^' J^J cj^^'^^ eJjjJ iijlj^ iH. An instrument (so also S. D.) or a tune; in both cases it must be referred to Obed Edom of the Levites, who had the speciality of them for the Temple service. Imm. says on the melody sung at the winepress or made on a woman of Gath. Psalm IX.— pi) niD b)) nV3D^. O'. eit TO TeXof lirep rax Kpvt^iav tov vlov ^oKfios (niDPJ? from a?'}} to hide). 'A. S'. viaviorrqros tov vXov luXahjjxa (youth, from 0?V)., 2. iTfpi TOV davoTov ToC vlov. itr/xa (filD 7)1 two words, on the death), e. e'. vTTcp aK/i^t ToC vlou. ^oKfios (like 'a. S'. in fuU bloom). I. propter occulta filii (like o'). Y. pro occultis filii. Tg. NnnB'D '':''3D p^SJ n NIUT snilT'D bv an^^. To praise the occasion of the death of the man who came out from the camp (Goliath). Notes on the Titles of the Psalms. 39 p vrnaf C'bB'Dn DiThs nnajn »Jj^' p «J ^_Ssu>. To praise, by the constant (Levites) of Ben the Levite, with a hidden tune. That is, one of the eight tunes, which is called ^iCpJJ, derived from D7V3i which becomes mD7JI in the construct. form. There was a chief Levite with the name of p (i Chr. xv. 20)*. ., • A. D. says': p means a struggle. Some commentators think that this title refers to the death of Absalom, but that is contraiy to the behaviour of David, as described in 2 Sam. xix. i. Others refer it to the death of the child of Bathsheba, an opinion which has no value. Others take p? for 733, whicji I shall not eyen take the trouble of refuting. Others take niD J^J? a,s oue.word, 'youthj' and p? as white, translating 'the youth which become white;' this is against all grammar. I take it as follo^ys : , , ' To the instigator, on the occasion, of the death of the champion Qolj^ith (i Sam. xvii. 14), the 7 is |euphemistic, as in Arabi=rfj : w'a^* .niD^ I33n3^ ^ niD^y jL'.-;-il ^j^j -''i ''^^^'^ '""^VJ riii^t^n' JjiS jy J5^^1 |Jj -^ri/ j^j J;-5 d^ 0-° -15^' i^-*^*' Jj^' '^J ' Dunash attributes another explanation to Saadiah, viz. upon the death of. ben one of the Levites, and tliat the ■; in ph is prosthetical. See also I.E. This opinion Dunash may have found in the larger commentary of Saadkh. Further on Dunash gives Saadiah's explanation as in the text. Dunash h-m- self takes pb as a proper name of a warrior, who fought writh his tribe against David, and who perished. See Dr. Margulies' essay (see p. 22), pp. 22, 24. " For the text, see Journal Agiatique, 1862, I. p- 383- 40 Notes on the Titles of the Psalms. jili »^ y-^ il j_yi«il lift ijj t^LJ1 . Some take niD ^JJ? as an instrument, and \1 as a chief of musicians (i Chron. xv. i8). Others explain niD^JJ ' the hidden sin ' (comp. Ps. xl. 8 ; Job xx. 1 1), and pi? ' white,' i. e. purify ns (make us white) from sin (comp. Ps. li. 9; Is. i. 18). Possibly niD^'J? is derived from D^V 'youth' (comp. Ps. xlviii. 15), i.e. make white from all which passed in the days of youth, forgive and do not remember it (comp. xxv. 7)- I agree best with the last opinion. Y. also reports several opinions : i. On the death of the sons, either the one bom to Bathsheba, or Amnon, or Absalom. 2. Upon the death of Goliath, called D^jan K"K (i Sam. xvii. 4). 3. On the death of Nabal (p^=i'33 ; so S.D.). 4. Instrument of Ben the Levite. 5. The white youth (see Sy.). 6. Which he prefers himself is, ' Lord, make the ignorance (sin) of Israel white,' taking niD?^ as one word derived from WPV D?5?n (Lev. xx. 4) and pp an imperative form from pp ' white.' I. E. and Q. also mention several explanations which agree with those already enumerated. In one of them the following explanation is given : On the death of a prince of the name of Laben. Rashi — after refuting some of the explanations reported above — says, that the Pesiqtha refers this to Amalek. Eashi himself applies this Psalm to the Messi- anic time when Israel will be regenerated (young) and white (without sin). Eashi continues to say, that Menahem ben Saruq explains, to learn to sing with the instrument of Almuth (p? as panp). Then follows the explanation of Dunash. J.R. V33 nioi'j) n"''i xfi'h niD^y 'inaa nnrn hya h'i Nin n"> niD h'i pn pi> n\T'i n'-^a D^j^n r'^ h'i ^'''i .pi> ^3J iDino Nin .yac na p niD ^y n"*i .p x^n "IK'S ni^B'ax mo ^3? n"*i .CJan n^D''! pi5 n'-.T' mob Nin imvjn '<»'' itrx Dniyj niJij? h'i N"n p Nine' hvr\^ n^D ^-i n"''1 .j^Kfa CJtJ'a Da''NDn vn^ dn 'inaa 'n miB'S) nn''D ^jy p innar 'n^ ^''33 n"ii /n^. The opinions given by Jacob here and elsewhere are already mentioned by older commentators. It will be therefore superfluous to quote him any more. The same is the case with Ali. The Karaitic commentators and lexicographers, as already stated ', are less original than the Rabbanitical ones. Psalm XVI. — "rrh DnD». O'. 9. (TTTJ\uypa(j>ia ru Aaui'S (? anOD, see Ali). 'A. tov Tajriivo- popQi Koi dirkov tov AaviS, 2. {roin TOTrnvot^povoi Kai tov dfianov Aavi^ ' See p. 27. Notes on the Titles of the Psa'ms. 41 (both nn, ^D ; see Tg. to Ps. Ivi). E'. S'. liaxdujx t-oS AouJS (trans- literation of nnaD). I. V. tituli inEcriptio ipsi David. Tg. nn!> NX^in VSlhy Precious writing of David. S. jyill |.U.. i_,j^\ 4Jl1 ^ j^kJl J[ :ii-j Jj.5j jjIjJ jjlh JjiJl (^ v^)^\j. Peculiar expression. No derivation is given by Saadiah. — Lacuna in Sy. mD Dn'3DJ. 'Stain of David,' showing that there is a spot in this Psalm, as it is said, ver. 4, their drink offerings of blood will I not offer. A.W. it is possible that DHaD is derived from both, precious gold and stain. Anon, antn kwb' nnaa iwn\ ipi nr iioraB' '*a .nsD'-is .10^2' nn iits'i'3 pi 2nT3 cinp^i ffnityro D'^jisji n''»''3)3 onm lae- i^Ja £3np'> nnaT di!> 'nc D'B^i'B' ib Tiana nan .nans d^^jj ^3 15?ob' onnij impB* Tnai .onpii D''3iB'n one' d'C'^ci dit>jm D^'aicm NIP1 m»m IKS '"'DB' ciDKi) nny pB'!' pi n^hra n^jiajni Qiniij'nn ta^B'sn pv Ninty ny nnvi id mom iks nm Dnsy in 9[0^b. Salmo jpreciado, i. e. that this Psalm contains precious words like Dfia, which means gold, as it said (Pfov. viii. 6), ' Hear, for I will speak of excellent things,' and (Prov. xxii. 20), ' Have I not written to the excellent things,' i. e. things excellent like princes and chiefs. In the same way precious words are called ' peavl. And this is meant by the title of nnj? (Ps. Ixxx. i), an ornament to Asaph, or the words of ornament and delight, derived from nnyi iiy (Ezek. xxiii. 40), which has the meaning of ornament. Y. refers this Psalm to David's dynasty, and to the child who will usurp his kingdom for a certain time, like a stain which remains in a cloth, Dn3D is therefore derived from Dn33 (Jer. ii. 22). Jjji sjJjj j^ s.^9 ^j\ J.a.1 jjj. niDtoJl sla J\j.is Jjia. I_j9 ^^-Jaj iJfliJLll jx^j i_^l ,^ JiLJl jj'i\ J-^-o ^jUjJl X.. ^J^e- "^ish 1^)]} Dnaj NipoJl. Eashi gives for this word ' crown,' or dm ^0 ' oppressed and pure,' which Meiri refers to the tune. — I. E. besides his general opinion on the subject mentions tlie explanation ' lovely Psalm,' derived from T3 DDO. So also Immanuel. It is remarkable that Ali gives in his dictionary an opinion that Onac is to be taken as anao, which explains the LXX (Graetz, 42 Notes on the Titles of the Psalms. Psalmen, etc., p. ), Dn3D ^ »-^>-" u' J-s-^J y^' '^'^'^ Dfiaa 3n3?3.— S. D. anao |_5iJt-. ^ i-^^i-ij. Psalm XXII.— ina'n ni^s iiy nvjoi'. O'. iirip rfis avnXj]'^fu>! T^t iaSivrjs (probably from P'X strength, i. e. of the light). 'A. Ivep tjjs i\a<^ov ttjs opBpivfis. 2. in-ep T^t /3o?)5eias T^f opdpipijs (from 7''X strength, help, see S.). I. V. pro susceptione matutina. Tg. i)ib mnzmn NnsnpT Ninn ]2-ip tiipn bv snati'^. To praise, upon the strength of the daily morning Eacrifice, praise of David. S. rb'K [Jj-lj •.jJ^'^ «lk.. ^J ijj-^\j^\ w. ^-^— ?. •Sj'jJ J^ ^jlDJl ni^''Nj i>''S j^ LL-i-. J-»^l oJL^ j^j'i ^'' ijilL. -inB-n Sil.U JjiJ ijl ^j^-^^-^ ^ L^l jrr^' iiJJl oJli^Uj i-iU,. U* ..s.^' xik.. ois >s^^ . Praise of David, with which the constant Levites praise God at the rise of the dawn. nP''N is derived from 7''H and ni^X, ' majesty,' ' strength,' but this term not being apj)licable to the dawn, we have put 'rise.' A.D. siSl*.* jjtj -\nvn n^''X by cjJ\ JLc r\b''ti *Ju tl^j O-JbJl 1^ iXJlllj nJli-W jjij 'LU . nya refers to the species, as is the case in this superscription. It represents the remnant (of Israel), who rise with the dawn to worship, as the hind i ise9 in the morning to go to the water and quench the thirst. The point of this explanation lies in the feminine form of n^'X. Sy. and Y. translate, ' hind of the dawn,' — as a hind which looks for the hour at the dawn, so Israel at the end of the captivity will look for God their Lord. — Y. adds that this Psalm was said by the aid of the Holy Spirit. — So also Rashi, who mentions other opinions, amongst them is one which refers the Psalm to Esther. — I.E. quotes also some opinions: i. 'Psalm on the dawn' literally; 2. The name of an instrument or beginning of a liturgy. Meiri, of an instrument which begins with a weak tune like the dawn. — R. at the strength of the light. Anon. U pJJJDB' IIDtO 'IT'S HB'in Tnipb Tll^^^N p HI^J) n3 ''D Dunx n^iN KinB' ^nie^ hd^d bv b^}2 w^in i-n bv) .inB'n ni^yn bir\'£>^ now by "nDton pjv b:)& ti rm A. A. toC A. itncrTriiJxivns. 1. intellectus ipsi D. "V. ipsi D. intellectus. Tg. Nbc yrh, intelligence. S. J^ajJl lju» la^j ^ J^J J\ :ljJLla-J |_^UJI lU. ^-^ JjlJ Jji JijJl ij-LJI j.-;.^' &.^ luo^ ^\ "fp'^pti?^ b'^yifa j....i'>. To make a man intelligent. The words in verse 8, ' I will instruct tbee and teach thee,' explain the heading. Meiri says it is an instrument which wakes up the heart. Sy. translates ' prophecy.' Y. ' the right direction.' A. W. translates ' hope and instruction ; ' P. ' hope.' Tm. to Ps. Ixxiv says as follows: J-^li. j^ Jw-J. jlai J-j i--itS ^_jjj L^.Lf-,ljj \.^ Jia^\ jy^Vi JJ^bJl ^^ c)4/^ uW^^l) JjjJU \jj>^ \^\ l*J-« ' siUJ. Understanding or reflecting. Both meanings are near one to the other. Eeflecting on and seeing into a matter, for knowing the reasons of its causes or changes, are made by the intellect. Anon, nn^ 103 h'<'yffrb ^3E' 11010 'ia it:r''on"'DrN n io^b* }'>^i3B>0B' 'li>3 TDSoij i53N p' 0"j? ""^''Dnn n33nO DB' Nini T'3jni' paoi i>''3B'o ni moroB' 'ii'3 Vv^'o lie!' ivob'03 ik cju: d-ij^jj; udo nvb irjy noi'ot:' I'oVp yrb Dn3o pi nvh T'nioi. ^SaZmo rfe ^n«e- dimiento, i. e. Psalm of understanding to make others to under- stand, as "Ii3tn? (Ps. xxxviii. i), which are both of the hij)h'il form. It means either that people will learn from it right things, or in the usual sense, viz. this Psalm will make the nations to understand and be warned, as in 107? (Ix. i), which means to teach the nation the matter of the Psalm. Psalm XXXIII. — No title in the Hebrew text ; most likely there was none in the LXX. 0'. ■^. ToC A. Origen says, axemy/aa^or irap 'Efipawis itai wapa Toir Tpitriv^. E'. S'. TO) A. I. in finem, psalmus ipsi D. V. psalmus D. Saadyah writes as follows : sJ Jjts^ J ^jU ^jlj HOtoJl \xa ij\ ■>\ »,l..^ M nnij b^3^n2 tV^^ ^jjS^_ ^Jl i^j^'iU uy.c b's^n Jy» I'iSB'O J^J-^-^ ^Lc Jic A-ijlj U-^j-aJj 1-jjLj s^ JS. Although this Psalm has not the heading 7i3ifO, yet the contents of it would ' See Graetz, 1. 1;., p. 267. 44 Notes on the Titles of the Psalms. require it, for it is mostly an exhortation for improvement of conduct and development of the intellect. Psalm XXXVIII.— "lOtn^ •V\'h ilDTD. O'. iJ'aX^os Tat A. e?r dva/ivriaiv ncpi crajSjSarov. A. /iieXoSSij/ia tov A. I. ps. D., in commemoratione sabbati. V. ps. D., in reraemora- tionem de sabbato. Tg. JJXIB'^ by X3t; NJ-ian -wh Nnnacn. Praise of David for the good remembrance of Israel. S. ili t^ jyx> jjljJ xs*. Praise of David to remember it always. A. W. translates 'praising.' — Easbi and an anonymous author explain to remember the calamities of Israel. — Imm. says, may remember it, and pray in the time of misfortune. — Meiri explains it like POB'D, to wake up the heart. Psalm XXXIX.— nnij nioiD ^nrfh n'iiab. O'. Ta 'ifii^ot'V 0)8^. *A. S. 0. VTTfp 'iSt^oui/ fieXa^rjfia [Q, wSi;). I. Edithun. V. ipsi Idithun. Tg. Nnnaenn prrm n*cD by NtrnpD nn mno bv snatri'. To. praise, for the watch of the Temple by the mouth of Jeduthun. S. ^\j-i^\ iinnMl ^ ^JJ^\JX\ nj ^rf—J JjljJ J^. Praise of David for the Levites of Jeduthun to recite. Sy. some say that the prophecy is by Jeduthun and David ; others say the prophecy was written by David and recited by Jeduthun, who is Ethan. All agree that the Psalm was composed by David, except I. E., who mentions an anonymous opinion to the effect that Jeduthun was the author of this Psalm. Psalm XLII.— nip '':2b b'^&o mjob. O'. €tff Gvvfffiv Toi^ viols Kope. *A. 2. STILdTrnXOVOS TtOV vloiv Kop€, 1. V. intellectus filiis Corae. Tg. mp ijan nnni bv Nan nhy^z xnatfij. To praise, with good intelligence by the sons of Korah. S. |JU.Jl!1 nip ''33 ^ ^j.^^\jX\ sj _*~j r'^^i i*^-°^ Jj'^' A word signifying understanding and learning with which the Levites of the sons of Korah praised. Y. says, Know that the first part is by David, except the first two Psalms ; the next part is by the sons of Korah, seven by David and one by Asaph. The collector has separated them from the other, because they are connected together. J,"!!! ^jil u\ JlcI nnJj mp •'331 ^ ^ »jj»j Am-) noi' .v^nn n^'s ^ nnJ wiS" Notes on the Titlei of the Psalms. 45 L^Ul* ^j iLJL. mp *3a Jj.^ oJl^ Lis f|DnJ j^Ij ^^-^5 Psalm XLV.— mn'' te* h^yt^ mp ^jai) D'OE't? ^3; mvch. O . irrtp TUf atCKoiadriiTo^ivaiV rols viols Kopc eis (rvixtriv, toSrj vvip tciv ayairrjTov (D''J15'1!J' as D''31B' ?). "A. « ffi tois Kpivots toiv mS>v tiope iviaTrj- p.ovoSf aafia Trpoac^Ckia^. 2, vnep tqjv dv^oji/ tSi/ vlcov Kopl^ rfwlancs acrpa fis Tov ayaT!Jfr6v, Q. i/Trfp rSf Kplvav .... Toiy rjyamjpevois, I. pro his quae (V. iis qui) commutabuntur, filiis Corae (V. ad), intellectum, canticum pro dllecto. Tg, Jinn'' bv riNian nnsriNT ne'DT |mn:D 'an' bv anz&b NriNllKI Nnnacim xaD sbe' mp 'jan. To praise the Sanhedrin of the time of Moses, which was spoken by prophecy through the sons of Korah, good intelligence, praise, and thanksgi^^.ngs. S. 'ja ,j^ eiJ-s^];-^' «-! ;*-t-*^ »-^' ^J-^ '-^j l/ i*:;-^-" Jy l_gl!s* JjLii i_a-aj niT'T' T'B' Vj;-^ : ^;;--^-JlJ ^^Xb |^^'. mp s^LftJi;* JJ t;yIsA' Jjls ULl..^* (sUaS' nn'T-j ini iJiiJ j^'^ niJl i^ab ''K'JJO 'JK n»1X JL3 Jl>,. An utterance of understanding, to describe the lovers of God, with which the Levites of the sons of Korah praise with a tune called Shushan. I have explained niT'T' T'tJ' as a description of the advantages of those who love G6d ; for the meaning of TTi and niT'T' is the following : the first of those who is beloved of God is his successor ; then his followers, which the Psalmist unites both in niT'T' ; then the king is spoken of subsequently by the following words : ' I speak of the kings which I have made, tbuching the king.' Y. uyUS^l J ..iJ jwi, mp ^J:^ ^^^l^l Ji^j JLc >1 ^"""^* ^^\ «j^r^r-H) l3''JtJ'1t5' bv jji Uj^I .'LJil is\i J\y^\ tl* ^JJl ^yJi\ ^JLi ^ (sUij ciininn pa njcicj'j i^^-lLll i'N"iE« nnNB' Til 'DiDD (sUji^ I— if" I u^/'' '>M '^' t^fif" o^j ly j^ .nay won run 'a JjJi^j_yijJU i\u\\ ni^jJl^T ^y uj^^.^ j_j9 -^ y«^ Tn itt'on ^N-iB" nnxB> eUl^ Uii jj-,.;.^..^ L^ ^ ---JJ JJI.J M ^j\ yt u3 ^_^^\} i'''at^'D iJfljJ i_5ili)lj : n'bii\ L^^ Dm ]wb2 niT'T JUj niT'T! TB> *^y yt eJLlllj :Jl50 40 Notes on the Titles of the Psalms. •.n'n'^y. I'S:* Ju'eUA-U ^"i^ -i/i J*- JJ ^-i— i.1. Three things are contained in this lieading : i. The lily represents Israel amongst thorns, who at the end of the captivity will make their appearance like the lily in spring. 2. As the lily has no beauty, BO are Israel in captivity, deprived of their king and robbed of happiness. The word i'laB'D refers to the direction that the Messiah will have to take for the fixed time of his coming. ,3. ' Song of loves! in the plural, for there are several loves, viz. the love of God to Israel and to his Messiah, and the love of the Messiah towards God and his nation. Eashi refers the lilies to the wise men, like the Targum. Tra. ^^ --.1 jjl J-Jj .niB^Jl \.^^ JUj ^\ eyiT ^ i^ ^\ nni'B' jl nn ^J J-J JyJl lx» \^\ vy"^l_) j«D( ^^Is- ^-j-»j ^y i^l p,5v...U JjUiJl ^^ J-Jil ellil 11* Ji. l^^ "!!, Ljo (»)iLaj JjLiJIj jjfljJb sJ »Lsj dJj Ji^ ^j « . >i J « dJl JL.LC i_^^-(.s^' sjjj jJ —t-s^l. 8^iL»j _^^lj luljucl. The name of an instru- ment or of a tune. niT'T' is a description of "V^, i. e. a beautiful and beloved song, which is agreeable to hear. The commentator (Saadiah) applies it to loves, i. e. to describe the love of God. The most acceptable opinion is that this Psalm is said concerning David or Solomon, to praise one of them together vnth the nation which made him their king. He is a king who has no equal in his qualities, for ,God distinguished him with the love to him. The author of the Psalm combines with this praise a prayer to God that he may assist the king to subdue his enemies. Meiri says it is an instrument to waken great love. — K. says it is a lyre. — Imm. It means a song of love and friendship, com- posed in honour of Solomon after his coronation and marriage, vmtten with great skill, for it has also a mystical meaning, which is as sweet as a lily. He, however, says that possibly this Psalm is based on a song beginning with Q^3B''|B'. — Anon, says that it is a song lovely as lilies, or it refers to an instrument or a tune. Psalm XLVI.— T'B' nioi'V ^5? mp •'iJ? nxioi'. O'. vnep tS>v vlav Kope imp raf Kpvcjittov ^aX/idr. 'A. tSiv viwv Kope in) vfanorfiTav ficXaSTjfUi. S. tS>v vlav Kope xmep tZv alavlav «o8^. I. V. [I. pro] filiis Corae pro arcanis. Notes on the Titles of the Psalms. 47 Tg. |ini3N iDoriNT [Ota nxia: nna mp 'jan pniT' ^v xniB'i? NriT'B' nCNI UtriB-N pani pnja. To iJiaise, by tlie sons of Korah, with the spirit of prophecy, at the time when their fathers were bidden from them, and they were saved and said praite. S. Qj::^^ ^ ^^. n-ip ^Ja ^ ^^\^\ w. ^^_ J^. Uttering with which the sons of Korah said praise with a deep and refined tune. A. D. A ; ■ ? . : II cyVI, an instrument, — A. W. a kind of pleasant song.— Tm. says: ii^l Jl* ,j.Jl:SS ^^^ jU j;-^ Ji. ^, a deep and fine tune, sharp, and moving the soul by its tenderness. Anon. IU13 ''ba -VHf B'1D3"Dk!'*D n ipjp IX ipjxp n U'lDrDxi'iD •vv N"i ^^ uyj-fl 'nvai pim»i) jjdb'j ijikc thvy^ -[yoy\ anv li'iPB' nhwn i»r p:j) Sy lano mn iiDTDn pjy 13 onnoJi coi'w vtz-sv D?J?J1 inOJ rUDItS'. An instrument which produces sweet and deep tunes, which are not heard far off. Another opinion is, ai song, the meaning being hidden, for this Psalm refers to the time of the redemption, which is unknown and hidden. PsAiM 1111.— ^rh ^'''atJ'D n^no bv naiib. O'. imcp MaeXed (rvveaeas ra A. 'A. tjrl x°P^^9 iintrTTinovos A, S. Std Xopov Trept (ruveaea^ tov A, Q, vjrep t^s xppelas uvvicreats tov A. E . virep T^t x^P^^"^' I. pro Abimelech intelleotus David. V. pro Maeleth intelligentiae David. Tg. Nat: i62& DnpT ndb' posD n N'-yB'-ii xruviia by xnaB'i' nn T" ?y. Praise concerning the punishment of the wicked, who blaspheme the name of Kvpiot, good intelligence by David. Spoken by David on understanding of wisdom with which the Levites praise in Jerusalem with drums. A. D. J^, drum. — Sy. TVTK is an instrument, called also h^TXO and pipn, although it is rather varied from the others. Some say n?nD refers to the dominion of the Christians (DIIN) and the Arabs (?tiVO^), since Esau (DIIn) married the daughter of Ishmael niriD (Gen. xxviii. 9). — Y. mentions the latter opinion. — ^Anon. csna [D tlinn Dy i^cn "ia» xin p bv^ ^n poa Nim jy^ 'nyai hiiinDai. A kind of drum as fjn, the two instruments are therefore mentioned together. 48 Nofes on ihe Titles of the Psalms, Pkalm LYI.— mix rnxn nraa nn^ cpim d^n ruT" ^y nvinij O . {'Trip tov \auv toD htto rail' ay/ojj' fiffiaKpufifLevov, tu AuVid fiir vrrj\oypa(piav, orrore fKpaTrjtrav avTov oi dXXo^uXot ev Fed (see Sy.)i *A. UTrep nepKrTepas oXdXov paKpvcrpv tov AaulS Tairfivov reXetov^ ev ra KpaTrja-ai avTuv (jivXiaTLaiovs €v VfO, 2. vTrep rrji irepLtTTfpaSf vtto tov (jyvXov avTQv a-rraxTpeifOv tov A. tov Taireivothpovos Koi dfimpoVj ore KaT€XT-^ov avTov ol ^uXtCTTialot iv Vi6. G. inrep ttjs irfpurrepas ... * E . vTTip ttjs irfpi- c-Tfpas TTJS poyyiKa\ov KSKpvppevcov la A, els <7Trj\oypa^lav^ OTTOTf eKpoTtjaav avTov ol dWofjyvXoi ev TtB. I. V. pro populo, qui a Sanctis longe faetus est, David in tituli inscriptione, cum tenuerunt eum Allopbyli in Geth. Tg. ppmnD n pv3 Npine' nivi? nS'tidt ^Nntf'n xntfJD by vin'sih nJ3 ''NriB'va nTl'. To praise concerning the congregation of Israel, which is likened to a silent dove at the time when they are removed from their towns and return and praise the master of the world, like David humble and perfect when the Philistines took him at Gath. S. jAfi nj ^-t-j j-a u"5 \jy^'^y^ '-'. *-;— i ijljJ (jJa Vxtt nj ^ [jji : . W....laJl siC-.^ c^"^ cH'^^*^'^' ("-"-y jLJ=-»'' -^ kind of song with which the constant Levites praise. He uttered it concerning the submission of the distant congregation when the Philistines seized him in Gath. A. D. JyJ i^JX ^\ j^j^ Jx ^j ^^1 Yxit J^ ^^j nJy j^ (jil Jy j^ rt-^]/^ ^^^ prftUI-j yi'Dn •'unn Tiiv ^Jklo: ^^ p. iTiyB" i_i^j tjjij ia nnax Ni> TiDiiKJ .n'-Dii •'noi'NJ jJjSj . . . by^'' nanij nra va nnav n^i n:j)3 Nini t^w nnscJl Dim QTlpmn 'a J^ ^,JaJ ^j.iJl ^^ j^Jo>J Dipim. Thus the exiles are called ' dumb ' in Ivi. Dove means the nation, as in Cant. ii. 14, which is obliged to be dumb ; comp. Ps. xxxix. 3, 10 ; Is. liii. 7. They are called ' far ' because they are distant from Jerusalem, as it is said, ' Although I have cast them far off amongst the heathen' (Ezek. xi. 16). Sy. JJ>1 JJLC \S]_y,\ ijljj jjJJ.-*jO ^j jlj^l JLoUa. ^ yl ^ ....^ \ \ n:iv cr!^^' bir\^ xyi tbvt. niv ^jj^ ipu :m ^y J WTxht> ^^.A,^. ^ (^.jJl Qipim D^JN tJjjj 'ji nnia nsva crnaN ''n''i il^ NoUs on the Titles of the Psalms. 4^ Tiarcni li^iNn pa Jjii' »^ 'IXJ), icU^Jl ^^ ^ ^ l^U j/Hj "^ Ij'^j ftii^ Sr^- fi"*^ ^r--?^ i*:r*J^' '•'^ o-* .^^yijtj ij^^ D^jx yi5j X '31 'm nx pim» nat J^xT Ij...ti Vj a-^ ■cnna »jni nJ^TTf! -jinriB J .^--Jj J>111 j^. 'U;ii uyUUil si* ,'ji VE3 rma'' nIji njjjj sim twa nn n-ia ^ UjI jlSj 'ji jjob'k ^ 7W ^'iji_ ^szAi TCI ^^ D'St'^ElJI Ji^ L. Xl£ J^^Jl «ju» 11T JUj JJ o.js? ^^ ijK-lB« JLc 8^1 jj^ ^U ^ wjJjiJ D^pim D^JK 7n21 ''33; "n^DK jJ^iJ ri"*^ u^j->^ ^Ijjtl. Israel are likened ta 'doves (Hosea vii. 1 1*|, who Are far from the Temple (D?X, D?1N). Others say that D7N means 'dumb,' for Israel is tortured and •cannot open tlie mouth (Isaiah liii). This Fsalm David composed when seized by the Philistines, but he began it with the dove in order that the title 'concerning Israel' should be understood. Y. translates as Sy., and says, nn ^Jl »j ^;.?.> th^ nJV by Jji ^1 «j^r -llOtD Jl 11* ^j^ Ijukj ^INE' ^^ yoIi=4 DTIE'^B Jl «Jj_^. 6-J( nn ;^ (JJJI . . . JL«U-s^. iu~ij Jil» . He refers it to David, who said of himself, 'lOh that I had wings like a dow' (Ps. Lv. j[<6]). cpim ohn refers to a place at Gath, 'where the PhSistines kept Mm bound. The redactor ^i the book tbougltt that this Psalm referred to David, who was kept prisoner by the "Philistines, wlio were far oif (D7K from Coi'SaS t). , A.W, renders by 'diove of distant vcastles.'' — ^^•'says David called himself a dumb dove. — Tii. tihe treachery (ruv from ru') of Elam, which promised help. — Meiri .regards it as .an instrument which isounds like the cooing of doves. Anon. ijnjN njni p bnnna crpim man '""s unpyp n N^JMip (sic) manni p .dj ^xtnnE' loa htjn pjy NinB* D''di5»n d''d^no T1J3 inrna TiDTDn ^nr 'nn 6nj nnx miJNb .vivi ^rsw ■jiE'i'o papra Tipnitan nji''i> inyra tmy .riDii ..mnsE'oi'i inxi) pa'm r.iKn iij; vncj' fiiiia .nni p^ma n:n .vnsva nas *3 in* id oinb' loa nna vnB' tbib .Diis QW^ '•D rjya OS'S n:i'' k"t .^nie^ y^aa D'pirni ■j-^ia' vn NiitJ* D'-oi'sa ni? pati'vi nn: npmnn njva dv^nd Dmis Jiajn nfl inSD lai?. 'A society of far distant men,' derived from iD^DpNO (Gen. xxxvii. 7), i. e. David considers himself and his com- 50 Notes on the Titles of the Psalms. panions, when in Gath, as a dove which is flj'ing far off, being far away from the land of Israel The right explanation is ' like, a dove far away and dumb, being afraid to speak.' Psalm LVII.— fjBO mi23 Dn3D "rrh nncn hv. nvJD^ O'. /x)j tuKpSetpijSf ra> Aautd tls iTTrjXoypatpLaVj iv Ti5 avTov airohibpdiXKeiv fljro npoaanrov ^aov\ lis t6 o-jr^Xmov. 2. jrepl toO, fi^ Stacpdetpj^Sf to5 Aavtd Tov TaTftv6 KT'i'DDKa bttitffi mp fO nip-iyoa D''1'B'1 y^a im. To praise con- cerning the calamity when David said, do not destroy, said by David, humble and perfect, when he fled before Saul to the cave. S. ^ s-iy-ft oJj o ^-t-" _)r» cJ^J cL)^l>"^' '^- <■ <"' } •^j!-'^ liy^ dJuJ "i! (? s-J) ,J JUj .Lilt (J (^Jo (^. . A kind of song by David, with which the Levites praise, and which David composed when flying from Saul to the cave, asking in it not to destroy. Sy. does not explain nriBTI ?X. — Y. takes it as an exclamation like Deut. ix. 26. — Anon, is about of the same opinion, saying, ba '1^3 nnt?n bt< 'oni nini' anp rr'ne' b^av ins ijsd nijsn ]wb inrT'nB'n ^n 'tynx^ nn 'nk' Tna ''3n''nB'n. — Qamhi and I. E. take it at the beginning of a song. — Meiri and R. say, David prays that he should not die. Psalm LX^.—'iabb Tii^ cinaD nnv ]mif by n^^mb. O'. Tois dWoia>dr}(Topevois en els ;«U (JL*-J '". ,e-^— J- This is a kind of song of David with which the Levites praise with a tune called Susan, and its object is to make generally known the help of God. : » See Ps. . Notes on Ihe Titles of the Psalms. 51=. nny tJjjrminJl ^ nnj; ^^ rmvoJl ^U-' jj,j nny t^^B' i)? sjbSCil J^l iji-a sJa tjl j_ji«j icUaJl Jj»l D'iE'ltJ'l ttflCj .njDXJ ''1" nii'jJl ^ L^. ijja.^j i>Jj^ (_s^ ^NiB'i |«Jlh:J nn \^f^\ l?1!1. To the instigator upon Susan, the testimony, a blot to David for teach- ing, niiy t'^IC refers to the people who observe the conunandments ; this prayer is taught by David for the people in misfortune. Y. translates as Sy, The following is his commentary: JjS hzyrn ^\ sjj^lj . . . i---jJb ijXj-i _jj\ yt u^i^ nnvn nsi nwn n"p in Jlj. D''3E'1B' means the Messiah and the pious men, who are likened to lilies ; nnjj is a proof that the passage refers to the Messiah; comp. z Kings xi. 13. The Messiah is either Zerubbabel or Dxivid himself. A. W. nnj) like Dna», golden, so nns \m:>~ — Rashi applies it to the Sanhedrin. See the anonymous author. — Meiri and Remokh take nnjJ "i^V) as a choice instrument (from njj). — M. takes '^r}h= T'3Tn?, i. e. to stir up the heart ; E. to teach Israel to pray. Meiri says : a noble instrument chosen for teaching, comp. I'3in7, and to stir up the heart. ^ . Anon, mem INS pjj) '•'3 NiWj^i."'3 n. nnv .'^msfi "loru -fsy ttj; pi .D''B'3n3 Dnxaii Qn?;n3 mansj' 'i^3 nv inyNi id 'svi D''B'3ni riKi -inn ns v^y [nil I3i xrmtfH) id3 3nt3 Dnp* v-ianc Dn3D nn^ni5 iTivntj* D^JB'iEyi' i^B'ojb' p-nnjo i;ty innj; iis) k"t .nnvn paniji loi'!' '■'s "vih : "in^ 'B'i3n''-.r loa ansai pov '^lai Dixa nc'v^ no inno^'B' nn tidsob'3 n"i .n'a'pn^ bi'ni' ns vrjj; WB'JB' inND D3 Dn^n^ nniD ds pnnjD^ hvao ms dv on^iB's r\-rh hir\ ns vi^N nny N^B* p^ij npy (see Targum). A song pleasant like a lily. ni15) means beauty and ornament, like Dnso, meaning that bis words are beauiiful like a jewel. Others say that nnjJ means the witness (decision) of the Sanhedrin, who are likened to lilies ; tlie Sanhedrin advised David to make war upon Aram, Ammon,, and Edom. *1D?P means to leai-n how to praise God. Others say, to learn from the Sanhedrin whether he was allowed to wage war upon Aram, in spite of the agTecment made between Laban and Jacob (Gen. xxxi. 52). £ 2 52 Notes on t^ Titles of the Psalmst, PsAiM LXIX.— nirii' D'':Bna' bv nx:»^. O . ijrep tSiv aWotaG^troixepav ra AavlS ', 'A. rm I'tKotroim eVi Kpivaf Tov Aavtfir 2r ijrcp tok a.v6S>v, I. V. pro his (V. pro iis), qui commutaljHntur, Tg. in T" ijy imnao m-^J hv:v«\yih' To praise concerning the- exile of the Sanhedrin by David.— S- as above ^— Y. WVi/W, the remnant of Israel, who are in exile and sufFering. O , ra AautS eti aVailvrjiriVf-r-eU tA (Tmaai [le Kvptov (tovto t'p ivlois ^eV avTiypd^ois tUpou, ev ivlois he ov' nXrpi oVrt itapa ra 'E/Spai'o), oirf napa Tois SKKois fvpitnterat). 'A. tov A. tov dvapipv^a-Kfiv. I. V.^ psalmus D, In rememorationem, quod salvum fecerit eum. Deus. Tg. tiT\i)J? "pnx by -laiD^ nn n^ by Knssh. T© praise by Davidi to remember the use of incense. S. iJUl jXiJi ^jyJi\j\,\ w. ^...m; jjIjJ Jy . A composition (rf" David's with which the Levites praise in remembrance of God. Other commentaries as above, Psr xxxviii. Psalm LXXV.— ")''!}' fjDs^ nioro nnBTi iiw mxh- O'. pj) 8ia(j>de Ipj/tf ^oKpos toh^r- ra 'Airdtj}, S.-TTtpt a\jl\ ^DnJI w ^<(— J Jj'jJ J-s:*-- Praise by David with which the Asaph Levites praise, interceding' and saying, ' Do not destroy/ AU commentators agree that David prays to God not to destroy Israel' Psalm LXXVII.— itOTD fpt^ 'A. cVi 'IdiBoiip pf\abr]pa t^ A(Ta.J Jji. An utterance with which the constant Levites of the families of Obed Edom of Gath and of Asaph praise (in Ps. Ixxxiv, and of Korah). Psalm LXXXVIL— T'B' IIDID mp ''iJ?. The Greek and Latin translators treat the words ' His foun- dation ' etc. as a separate verse (comp. A. V.). Tg. Knnns nis bv idtict snT'tr noNnx nip 'jai ]'\rfi'' by I'li'lpb pi. By the sons of Korah this Psalm is uttered, being based upon the mouth of the fathers of old. S. tJJJl u-^\ i^>J^ j-»j nip '33 ^J^ ^jjJi\j\\ 8J ^-i— J J-s* ^JtXii\ J-^a. ^J t— )L-1. Praise with which the Levites, the sons of Korah, praise ; a description of the Temple, the foundations of which are on the Temple mount. $4 Noles on the Titles of the Psalms. Y. The l);sis of this Psabn is tlic description of the excellence of the holy mountains; comp. Ps. Ixxxvii. 3. Others say the Psalm desci-ibes the foundation of the glory of God. I. E. says that the Psalm was composed by one of the grand- children of Samuel ; the Psalm refers to the foundation of the holy mountains. So also Q. Psalm LXXXVIII.— nwj;^ rhna h'^ nnrh mp ^j3^ -mxa -ci? O'. oJS^ '^oK^i.ov To'is viols Kope, els to ts'Kos vjrep MaeXid Tov aTroKptOijvat, trvvfaeeos Alfiav rat *\(Tpnrf\tTT]. *A. 2. aafia fj.e'XcodrjiJ.aTOS t&p vlStv Kopf, Tw VlKOTTOl^ Ttt> cm X"?^'? (^- ^'° X^P"^) '""'' f'^OPX^"'! CTlOTTJpOO'UI'T^S Tffl Aifiav TW ^l(rpar[\irTj. I. V. psalmus cantici filiis Corae (V. canticum psalmi), in finem, pro Maleleth ad respondendum, intellectus Aemat (V. Eman) Is- trahelitae. Tg. N^3B> Nnns'i' NDi^x bv mp •'jai iinn^ ijy Nnrae'ini nt'B' K3''S'' |aim ''IT' bv N3D. Song and praise by the sons of Korah, concerning a prayer of good intelligence by Heman the native. S. 4jU.1j J. . . W •: ; mp ''Ja ^J-• uj-Jil^il sj ^-^ Xsr° lju»j iikJ toi i^k) -iioroJl ijjk ijij-Lc ;''n-irxJl iomJI -^jsjUrJ _j.ij isiJ T)»T0J1 lju» Uilj ijljJ ISDJI aI..^ ^Jl LloXs Ui^^^Vlj tj-iJl jjJaJL) 1^^^ J\ mp ''» ^U M ^js^-^- toM ''m mp •'ja ^\ i_i^J^ L^\ |Jlcj iJajDl sjjij niJJf? uJj-BJ »^jj.LsrJ [DTI ^Uj 1JJJ ion D13 Ninn dv3 s-!jj J^ sjI^-^ i,;!' ■-j^-aj-j u' «A-^' t_s^j n?. Praise, with which the Korah Levites praise with drums, and the Hemanites give the intelligent responses. The meaning of this Psalm is that there are three composers, but it is as we said. The whole book is by David, and this Psalm he handed over to the sons of Korah' for the musio, and the Hemanites for responses, which is the meaning of ni35J? ; therefore the dagesh as in 1JV (Isaiah xxvii. 2). Rashi explains ni3V? HPno Israel being ill and oppressed. Heman, one of the sons of Zerah, who are called sons of 7inD because they have composed Psalms. — Q. says the same. — Meiri takes niriD as an instrument. — Anon., a well-known Psalmist. I. E., although, as usual, explaining npriD as the beginning of a liturgy, refers it to the illness of the Psalmist, and explains ni35)7 as meaning to answer; comp. niJy 7lp (Exod. xxxii. 18). He quotes tlie Karaite Joshua, who says that Heman was a grandson Notes on the Titles of the Psalms. 55 of Samuel, who is called mtN because he was familiar with the singers, most of whom spring from his family. Others sny the PlitN is the same as rpT, i- e. son of Zerah, his brother being Ethan. Others say that Heman and Ethan are brothers, sons of Ezra. — Tm. is of the same opinion. — A. D. renders ni3J?i' by 'Liill, to sing ; so also Anon, for eanlar. Psalm LXXXIX.— ''mtNn ;n''N^ h'^yvn. O . Al6aii TM 'la-pmjKiTri. 'AXXof AlBaft T^ Zapatrtj. "aXXoi" Aldav rif 'E^patrrj. I. Intellectus Teman Istrahelitae. V, Intellectus Ethan Ezrahitae. Tg. '■Nmno jD Nnxn omasi tti'< by losriNT n3D n^^'B'. Good intelligence uttered by Abraham, who came from the east. Other commentators agree that Ethan was one of the singers, except Remokh, who says that he was one of the ten elders. Psalm XC. — ni/ch n^sn. o'. Upovevxij .... I. V. Oratio .... Tg. Kimoa iiN-iB" nu aov lan 12 ''n x''33 he'd ■'i'vn Kni^s. Prayer which Moses, the prophet of God, prayed when the people of Israel sinned in the desert. S. »Jl!1 ^}J.^J i^j^ _j-4 Uj ^-!— J ijl^- Prayer with which the [Levites of the] sons of Moses prayed. The opinions on this Psalm are summed up in the following lines of the anonymous commentator: lanai IIDK riB'D NOB' nOK i»3 n ^iib ^•'■hn iiB'D ^:J7 incj) T'H •'3 'mb ^^ .miDto bbsz nn nvi f«30 E« .m»t» s"'' iBHT 'mi .tinn*i> mp ^:2b eiDsi> jnit? naian DNM 11D3. Some say that Moses composed this Psahn, and David incorporated it in his collection ; others think that David ia the author who gave it to the sons of Moses, the Levites, for recita- tion, just as he did with Asaph, the sons of Korah, and Jeduthun. The rabbis say, that Moses is the author of this Psalm and of the following ten; and so Moses blessed eleven tribes with eleven blessings (Deut. xxxiii). Psalm XCII.— natS'n Qvb n^B* 11DTD. O". ^jfa\|ibs (^Srjs (S. ^apa ^dkpov) eir rfiv ^pepav toC (ro/3/3arow. I. V. psalmus cantici, in die sabbati. Tg. snatrr tiW bv nNonp dix idn n NT'a'i snnK'. Praise and song which Adam, the first man, said upon the sabbath day. 5-6 Notes on the Titles of the Psalms. Psalm CIII.— Tlli'. o'. TO) Aaui'S. I. V. ipsi David. Tg. nN"i2:3 nONHN nn n* ^V- Spoken by David in a prophecy. The G) eek and Latin translations, as well as the Targum, kept the word n^^^n. LXX in some MSS. ttis eViorpo^^s 'Kyyalov mi Zaxaplov. S. yj.lj ^J\'i\ \j-s'^, praise the eternal and say. Tm. has already forestalled the modern critics. He says : ^^'~' ,,...-:H J tj^l^. ^\ |^j-cJr!j (^y^-W !ol^i.il-vJl J mbbn ^ Jjjj -Jb/j-w- i^.jJl mvJlj n'-\V'i\ i^j iJU.* »->" yy^j iljjc-.. The meaning of r\'"hbn at the beginning is to call on the congregation for the joining him in the praise of God. Compare Ps. xcv (see Graetz, Psalmen, etc., p. ). Psalm CXX.— ni^VDn T'B'. O'. e. libi) (6. a(Tna) tS>v ava^ad/tSiv. 'A. 2. fit ras avaPd. i! D. A. = David ben Abraham (p. 20). • , I. = Itala (p. 9). ,1', I. E. = Abraham ibn Ezra (p. 25). Imm. = Immanuel ben Solomon (p. 32). J. R. = Jacob ben Reuben (p. 2 7). Men; = Menahem Meri (p^ 30). M. N. = Moses ben han-Nesiah of England (p. 29). P. = Salomon Pirhon (p. 27). Q. = David Qamhi (p. 28). R. =: Abraham Eemokh (p. 30). Rashi = Solomon of Troyes (p. 25). S. = Saadyah Gaon (p. 10). S. D. = Saadyah ibn Danan (p. 32). Sy. = Salmon ben Yeroham (p. 18). Tg. = Targum (p. 10). Tm. = Thanhum of Jerusalem (p. 30). V. = Vulgate (p. 9). Y. = Yephet ben Eli (p. 20). ' These fire according to Field's Hexapla. ABFASSUNG8ZEIT UND ABSCHLUSS DBS PSALTERS ZUR PRtJFUNG DER FRAGE NACH MAKKABlERPSALMEN HISTORISCH-KRITISCH UNTERSUCHT VON CARL EHRT, Dtt. PHIL. UND GYMNASIALLEHREK AN DEK SCHULE ZUM HEILieEN KREUZ ZU DKESDEN. DEUTSCHE BEAEBEITTJNG EINEIt GEKKONTEN PEEISSCHRIFT. LEIPZIG, 1869. VERLAG VON JOHANN AMBROSIUS EARTH. DEN HOCHWiJRDlGEN HERREN PROFESSOREN Drr. K. F. A. KAHNIS B. B. BRUCKNER CE E. LUTHARDT a Y. LECHLER, SEINEN VEREHRTEN EHEMALIGEN AKADEMISCHEN LEHRERN IN PIETATSVOLLER ERINNERUNG GEWIDMET VOM VERFASSER. Vorwort. Die vorliegende Schrift ist die deutsche Ueberarbeitung einer urspriinglich in lateinischer Sprache geschriebenen, von der Ammon-Stiftung zu Dresden am 16. Januar 1868 preisgekronten Abhandlung iiber das Thema: „Examinetur sententia eorum, qui hos et illos inter psalmos Maccahaeorum aetate compositos esse statuunt . Die deutsche Gewandung uhd die nach Abfassung des lateinischen Originales erschienene neue Literatur iiber den Gegenstand erforderte mannichfache Aenderungen, theils Er- weiterungen, theils gedrangtere Darstellung. Plan und An- lage des Ganzen blieben dieselben. Viele neue Gesichtspunkte gewann der Verfasser wahrend der deutschen Bearbeitung. Die von meinen verehrten Herren Preisrichtern in ihrem ofFentlichen Urtheil gegebsjien Winke habe ich fur die Neu- bearbeitung gewissenhaft zu verwerthen gesucht. Zwar stimmte dies Urtheil den Resultaten meiner Untersuchung bei, indem es meine Beweisfuhrung als im Ganzen gelungen anerkannte. Doch vermisste man unter den Griinden, welche ■VI Vorwort. gegen Annahme von Makkabaerpsalmen sprechen, die Hin- weisung einmal auf den Umstand, dass in den die Geschichte des Bundesvolkes^durchgehenden Psalmen keine Erwahnung sich vorfande, welche eine spatere Zeit als die des babyloni- schen Exiles anzeige," sodann auf die Thatsaclie, dass ein dem letzten Buche angehorender Psalm (136) durch Jerem. 33, 11 als zur Zeit dieses Propheten in stehendem Gebrauch befind- lich bezeugt sei. Das erste Desiderium veranlasste mich zu eingehenderer Priifung der in den einzelnen Psalmen liegenden historischen Beweismittel, und zu diesem Behufe zu Einzelexegesen der fiir die Beilegung der Streitfrage wiclitigsten Psalmen. Hier- bei stellte sich mir als Hauptergebniss heraus, dass die esra- nehemianiscJie WiederhersteUu?igszeit mit ihren dussersten Aus- Idufern den jiingsten Psalmendichtern, von denen nochLieder Aufnahme im alttestamentlichen Liederbuche fanden, reiche Stoflfe geliefert hat. Denn unverkennbar fiihren bei naherer Betrachtung viele Erwahnungen in solchen Psalmen, Avelche ihre StofFe der Geschichte des Bundesvolkes entnehmen, mit Nothwendigkeit iiber die Zeit des babylonischen Exiles, auch dessen Endzeit, hinaus bis zu den Anfangen des neuen Jeru- salem und des zweiten Tempels. In den neuen staatlichen wie insbesondere cultischen Formen der allmahlich wieder- erstarkenden Gemeinde erkennen Avir klar und deutlich den historischen Hintergrund, welcher fiir das- richtige Ver stand- Vovwort. VII iiiss einer grossen Reihe von Psalmen die geeignetste Gruiid- lage bietet. Das andere Desiderium fiihrte rnich zu einer kritischen Betrachtung derjenigen Psalmen, welche dasselbe liturgische Grundwort verarbeiten, wie der 136. Psalm in ausgedehn- tester antiphonischer Weise. Doch gewann ich die Ueber- zeugung, dass aus der Anfiihrung jener liturgischen Formel beim Propheten Jeremia (cap. 33, 11) keineswegs auf Citat gerade des 136. Psalmen geschlossen werden diirfe, dass sich mithin aus Benutzung aller jener dasselbe altliturgische „Hodu u. s. w." verwerthenden Stellen bei Jeremia wie beim Chronisten und bei Esra kein directer Gegenbeweis gegen makkabaisches Zeitalter gewinnen liesse (vergl. S. 74 der Untersuchung). Feststellung der Zeitgrenzen, innerhalb deren die Samm- lung heiliger Schriften des A. T. sich bildete, ist eine der wichtigsten Aufgaben der biblischen Wissenschaft. Je for- derlicher eine besonnene kritische Erorterung der Ent- stehungszeit der einzelnen Psalmen oder Psalmensamm- lungen der Lcisung dieser Aufgabe sein diirfte, um so hinder- licher war ihr bisher der sich selbst iiberstiirzende Eifer derer, welche in den letzten Decennien mit Aufbietung eines erstaunlichen Scharfsinnes die Ansicht vertheidigten: „dass der Grundstock des Psalters im seleucidischen und makkabdi- schen Zeitalter entstanden sei . Die Erkenntniss der ge- Vllt Vovwort. schichtlichen Entstehung und des Absclilusses unseres Psal- ters wie unseres alttestamentlichen Kanon iiberhaupt ist durch jene Hypothese eher getriibt und erschwert, als auf- gehellt und erleichtert worden. Die Resultate jener Kritik, welche die bereits gewonnene Gewissheit der Authentie nach- weislich echt davidischer Psalmen in Zweifel zieht und mit steigender Zuversichtlichkeit des Urtheils angebliche Makka- baerpsalmen vertheidigt, drohen auf isagogischem Gebiete Biirgerrecht zu erlangen. In einera vor wenigen Jahren erschienenen Werke eines hollandischen Gelehrten (Abraham Kiienen „Historisch-kritisch Onderzoek naar het ontstaan en de verzameling van de Boeken des Ouden Verbonds. Leyden. 1865.) istdie Annahme von angeblichen Makkabaerpsalmen — wenn auch einer beschrankten Anzahl — in zustimmen- dem Sinne besprochen. Und doch soUte die isagogische Wissenschaft noch nicht als festen, positiv nachgewiesenen Satz den Errungenschaften ihrer Forschung einverleiben, was der Exegese und Kritik als Untersuchungsmaterial in einer noch schwebenden Controverse vorliegt. Aber nicht nur im engeren Kreise gelehrter Fachge- nossen hat jene Meinung Anhanger gewonnen, die zurFahne der Hasraonaerdichter schworen. Sie libt eine gewisse An- ziehungskraft auf alle diejenigen unserer Zeitgenossen von wissenschaftlichem Sinne iiberhaupt, welche fiir die For- schungen der biblischen Wissenschaft ein warines Interesse Vorwort. IX sichwahrten and nan dies sclielnbar neue Ergebniss derselben mitVorliebe sich aneignen. Hierin werden sie ITestarkt durch Gelehrte, welche die Existenz makkabaischer Psalmen in ihren flir den weiteren Kreis von wissenschaftlich gebildeten Lesern insgemein berechneten Veroffentlichungen liber alt- testamentliche Literatur in hoherem Grade als unanfechtbar behandeln, als bereits gerecbtfertigt ist, wie neuerdings auch Th. Noldeke („die Alttest. Literat. in einer Reihe von Auf- siitzen.' 1 868. Kiel. Quandt und Handel.) gethaji hat. * Nacli der Zeit des ersten Eifers, mit welchera man an- gebliche Makkabiierpsalmen suchte und fand, musste noth- wendig eine Erniichterung eintreten. Dass aber trotzdem bei den Vertheidigern solcher Psalmen der alte Enthusiasmus fur ihre Lieblingskinder noch nicht erloschen ist, beweisen ihre neuesten Meinungsausserungen. Die Frage nach der Existenz von Makkabaerpsalmen ist in der Gegenwart eine noch brennende. Die Losung dicser Frage ist es, welche der Ver- fasser in vorliegender Schrift anstrebt, um auf diesem Wege das hohere Ziel: grossere GeAvissheit in Betreff der Entstehungszeit und der Authentic unseres Psalters sowie unseres alttestamentlichen Kanon iiberhaupt zu erreichen. Dresden, am 18. Mai 1869. Der Verfasser. Inhaltsverzeiclmiss. Scito 1—2 2—8 jEinleitung I. Zkir Geschichie der Auslegung cmgehlicher Makkabaerpsalmen . Calvin. Esrom Rudinger. Martin Geier. Sal. van Til. J. H. Mi chaelis. Venema. Muntiughe. Dathe. E. G. Bengel. Rosen' miiller. De Wette. Bertlioldt. Paulus. Gesenius. Hassler, Winer. Umbreit. Hitzig. Havernick. Hesse.Ciis. v.Leugerke, Just. Olshausen. Pet. de Jong. Zunz. Herzfeld. Hengsten- berg. Keil. Ewald. Bottcher. Thenius. Dillmann. Delitzsch II. Priifnng der gegneriscJien Seweisfuhrung 8 — 37 Kritik der Hitzig'sclien Beweisfiihrung. Priifung des makkab Ursprunges der Psalmen 44. 74. 79. 83. Innere Griinde fiir angebliche Makkabaerpsalmen nnd ihre Beweiskraft. III. Innere Zeugnisse fur das VorTtandensein des Psalters in vormak/ca- laischer Zeit 37—60 Zeugni^ des B. Jona. Zeugniss des Chronisten (1 Chr. 16, 8 — 36). Priifung der Varianten in Ps. 105, 1—15 und 1 Chr. 16, 8—22; Ps. 96, 1—13 und 1 Chr. 16, 23—33; Ps. 106, 47.48 und 1 Chr. 16, 35. 36. Genauere Bestimmung des Zeitalters der Pss. 91—100. 102—109. IV. Innere Zeugnisse fiir das Vorhandensein des fimftheiligen Psalters zv/r Zeit des Chronisten 60 — 66 Die Schlussformeln der einzelnen Psahnenbucher. Die Schluss- doxologie des 4. Psalmenbuches im richtigen Verhaltniss zum Schlussvers des 106. Psalmen (v. 47). Zeugniss der Do- xologie im chronistischen Hymnus (1 Chr. 16, 36). V. Innere Zeugnisse fiW das VorJiandensein des letzten Psalmenhuclies zur Zeit des Chronisten , . , . QQ — 76 Priifung der Varianten in Ps. 132, 8—10 und 2 Chr. '6, 41. 42, sowie in Ps. 130, 2 und 2 Chr. 6, 40. Textprioritat beim Psal- misten. Die Anfiihrungeu von Psalmen mit dem liturgischen Gruudwort: „Hodu etc." beim Chronisten und beiEsra (vgl. 1 Chr. 16, 34. 41 ; 2 Chr. 5, 13 ; 7, 3. 6 ; 20, 21 ; 29, 27. 30. Esr. 3, 10. 11) und ihre Beweiskraft. VI. Positiver Naehweis des Zeitalters der einzelnen Lieder und Lieder- gruppen in den jilngsten Psalmensammltmgen 76—120 Basis der Beweisfiihrung : Pss. 115. 116. 120. 130. 132. 118. 136. 142.145. DiePsalmengruppenPss.lll— 118.135— 136. 146— 150. Die einzelnen Lieder Pss. 111. 112. 139. 119. 113. 114. 138. 137. 115. 116. 117. 118. 135. 136. Die Schlussliedei- Pss. 146— 150. 'Die vier alphabet. Lieder Pss. 111. 112. 145. 119. Die Stufenlieder Pss. 120—134. Die Pss. 140—143. Der 110. Ps. Hauptergebniss der bisherigen Uutersuchung. VII. Aeussere Zeugnisse gegen angeblieh^ MakJcabaerpsalmen .... 120 137 1. Sprachliche Zeugnisse. 2. Textkritische Zeugnisse. '3. Das Zeugniss des Siraciden. 4. Das Zeugniss der griechisch-ale- xandrinischen Psalmeuubersetzung. 5. Das Zeugniss der Psalmenbeischriften. Schluss: Gesammtresultat der Untersuchung 137-139 Bericlitiguiigen. S. 1 Z. 8 V. u. lies: ..DelitzBch)" fiir: „Delitzsch". S. 4 Z. 1 V. u. in der Anm. lies: „speelkonst" fiir; „6peedkonst" S. 5 Z. 17 V. u. lies: ..Bertholdt's" fiir: „Berthold's". S. 9 Z. 11 V. a. lies: „94" fiir: ,,49". S. 16 Z. 5 V. u. lies: „wir die Klage" fiir: „die Klage". S. 24 Z. 19 V. o. lies: „Psalm" fur: „Psalmen". S. 28 Z. 12 V. u. lies: „Isniaeliten" fiir: „Israeliten". S. 32 Z. 3 V. 0. lies: „Thatsache" fiir: „Thatsaclien"- S. 40 Z. 9 V. u. lies: „u. a. m.)" fiir: „u. a. m." S. 126 Z. 15 V. 0. lies: ,',lTiaov" fiir: „Jfiijov". S. 136 Z. 5 V. u.' lies; „Esra's" fiir: „Esra"- Z/u den schwierigsten kritischenFragen gehoren unstreitig die nach dem Zeitalter der Entstehung der Lieder unseres Psalmen- buches sowie die eng damit zusammenhangende Frage nach der Zeit der Zusammenordnung und abschliessenden Zusammenfassung der elnzelnen Psalmen zu dem Psalterium, wie es uns gegenwiirtig vorliegt. Diese Fragen konnen nur zur Erledigung gebracht wer- den durcli eine genaue Untersuchung der inneren und ausseren Kriterien fiir das Vorhandensein der in die Psalmensammlung auf- genommenen Lieder. Man wird also einestheils den inneren ge- schichtlichen Spuren eines Psalmen bei der Erorterung seines Alters nachgehen, anderntheils aber auch die ausseren Merkmale vom Vorhandensein der ganzen geschlossenen Psalmensammlung gewissenhaft priifen miissen. Eine genaue Einzeluntersuchung dieses Doppelten wird dann als Resultat fiir die biblisch-isago- gische Wissenschaft eine soweit moglich siehere Antwort auf die Frage erzielen, toelchem Zeitalter die dlteslen, und melcliem die jiing- sten Psalmen angehoren. Je unzweifelhafter es nun als allgemein feststeliend betrachtet warden kann, dass die alten schonen Lieder davidischer Muse den Anfangspunkt hebraiseher Psalmendichtung bilden, — ob- wohl manche christliche und jiidische Ausleger (vgl. schon Talm. Baba Bathra. Fol. 14 b und Ibn Esr., Mikr. ged. zu Ps. 90) al- terer wie neuerer Schule (in neuester Zeit in tiefer begriinden- der Weise besonders Fr. Delitzsch, den Moses (vgl. Ps. 90) als Ultesten Psalmendichter verehren, — um so mehr gehen die biblischen Kritiker in ihrem Urtheile iiber die Feststellung der Zeitgrenzen aus einander, bis zu denen Psalmen, welche in unserer Sammlung enthalten sind, gedichtet worden seien. "Wahrend die einen im allgemeinen die Zeit nach dem bahylo- niscJien Eacil als den Zeitraum bezeichnen, innerhalb dessen die Verbindung der einzelnen Sammlungen heiliger Lieder zu einer 1 2 Geschichte cTer Auslegung. einheitlichen Sammlung vollzogeii worclen sei^ riicken die aude- ren den Abschluss des Psalterium viel tiefer herab, indem sie annehmen, es hiitten noch Gesnnge aus der Mahhabaerzeit, ja so- gar aus nachmahhabaiseliem Zeitalter , in anseremPsalmenbuche Auf- nahme gefunden. Gerade eine eingehendere kritische Beleuchtung der Frage nach MahTcahaerpsalmen, urn die sich der eigentliche Streit in Betreff des Zeitalters des Psalterium dreht, soil die Auf- gabe vorliegender Abbandlung sein. Wir werden jene Frage be- antworten im engen Zusammenhange mit der Frage nach dem Zeitalter anderer kanoniscber Biicher A. B.'s, insbesondere der Hagiographaj sowie mit Beriicksichtigung der Apocrypha. Hier- bei werden wir zu einigen fiir die Einleitungswissenschaft des A. T. wichtigen Resultaten iiber das Verhaltniss der nach ihver zeitlicben Entstehung uud Zusammenordnung zu priifenden Psal- men unter einander, sowie iiber das Verhiiltniss der Abhiingigkeit mancher alttestamentlicher Biicher von den Psalmen und umge- kehrt der Psalmen von anderen Biiehern gelang'en. Zur Geschichte der Auslegung- angeblicher Makkahaerpsalnien. Calvin war der erste unter den protestantischen Auslegern, welcher bei der Bestimmung des Zeitalters einiger Pss. der Ver- muthung Raum gab^ dass sie der Drangsalsperiode unter Antiochus Epiphanes ihr Dasein zu verdanken haben konnten. Wie aber die geistvoUe , tief in den Sinn eindringende Auslegung dieses llefor- mators iiberhaupt den Stempel grosster Besonnenheit an sich triigt, so ist sie auch in dem Urtheile iiber mogliehen makkabai- schen Ursprung einzelner Pss. iiberaus massvoll. Die Behauptung der MoglicJikeit makkabiiischer Pss., welche Calvin in nur andeu- tender und durchaus vorsichtiger Weise mit Beschriinkung auf drei Lieder (Pss. 44. 74. 79) aufgestellt hatte, steigerte zur apodilcUscken Gewissheit Esrom Rudinger, derjenige Ausleger, welcher in Calvin. Esi-, Eudinger. Mart. Geier. Van Til. 3 BetrefF der freien historischen Behandliing der Exegese Calvin's Geisteserbe genannt werden darf. Die Geschichte seines Lebens ist von einflussreicher Bedeutung fiir seine Auslegung geworden. Denn friiher in Wittenberg Melanthon's Freund und Collegej neigte sieh Rudinger spiiter der calvinischen Lelire zu und ging zu den mahrischen Briidern iiber. In diesem Kreise schnf er das nach Calvin's Auslegung bedeutendste exegetisclie Werk des 16. Jahrh. fiber die Pss., seine Libri Psalmorum paraphrasis latina . . . in ludo liter ar io fratrwm Boemicorum Evanzizii in Moravis, welche zuerst 1580 und 1581 in Gorlitz im Drucke erscbien. In diesem Werke, welches Hosenmiiller nach langer unverdienter Vergessenheit wieder hervorzog und welches J. A. Ernesti (in Opusc. theologic. S. 522 ff.) schon riihmlich anerkannt hatte^ weist Rudinger 25 Psal- men (1. 44. 49. 57. 60. 108. 66. 68. 76. 73. 74. 79. 77. 80. 88. 89. 90. 119. 120. 121. 123. 125; 129. 130. 134) bestimmt in das makk. Zeitalter, wahrend er bei den zwei Pss. 26 und 28 die Frage offen lasst. Weiter zu entwickeln und tiefer zu begriinden suchte Ru- dinger seine Ansicht von rnakkab. Psalmen in der „n^ci&wit>ia." zu seinem Psalmencommentare, dann in der Paraphrase selbst und endlich in einer der letzteren angefiigten Abhandlung Be ordine el, collocaiione psalmorum. In der ganzen Beweisfiihrung wiegen die ausseren oder historischen Grriinde vor, mit Hintansetzung, ja viil- liger Vernachliissigung der exegetischen und inneren Griinde. Dies werden wir bei Besprechung einzelner angeblich makkab. Psalmen dem alten Ausleger der Reformationszeit nachweisen. Im 17. Jahrh. verstummte die Streitfrage nach makkab. Pss. fast ganz. Kein Wunder; die theologischen Geister dieses Jahr- hunderts huldigten mehr dogmatisehen als exegetischen und kriti- schen Studien, und selbst die Psalmenausleger dnrehforschten die alten heiligen Lieder mehr in dogmatischem Interesse, als vom philologischen und historischen Standpunkte aus. Das ist recht deutlich zu ersehen aus Martin Geier's umfangreichem, mit ein- gehendster Wort- und Sacherklariing dogmatische und praktische Auslegung verbindenden Psalmencommentare, der den spateren Auslegern als die ergiebigste Fundgrube gait (zuerst herausgeg. zu Dresden 1668. 4. 2 Bde., spiiter zu Leipzig 1709. fol.). Ein hoehgelehrter Theolog, der Dortrechter Salomon van Til, spii- ter Leydener Professor, bezog gegen Elide des 17. Jahrhunderts 1* 4 Geschichte der Auslegung. mehrere Psalmen als Prophotieen auf die Makkabaerzeit^ wie z. B. den 83. Psalmen auf die im 1. Buch der Makkab. cap. 5. erzahlten Ereignisse*). Am Anfange des 18. Jabrbunderts fand J. H. Micbaelis {Ube- riores adnotationes in hagiograpJios V. T. lihros. Hal. 1720. Vol. III.), bei dem der dogmatisebe Geist enger, die messianiscbe und ty- pisehe Auslegung weiter ausgedebnt erscbeint, als bei Martin Geier, keine Scbwierigkeit darin, anzunebmen, dass Asapb in den Pss. 74. 79. 80, in deren Ueberscbriften er zugleich als Verfasser genannt vfird, die Ungliickszeit unter Antiocbus Epiphanes pro- phetisch geschaut und mit getreuen Ziigen gescbildert babe. Wabrend van Til und J. H. Micbaelis die recbte Deutung man- cber Psalmen in der prophetischen Beziebung auf makkabaische Zeitverbaltnisse suchten,- gingen viele der nun folgenden spiiteren Ausleger des 18. und 19. Jahrb. einen Schritt weiter, indem sie in vielen Psalmen, welche den Stempel jiingeren Ursprunges an sicb tragen, das makkabaische Zeitalter geradezu als Entstebungszeit dieser Lieder annehmen, dagegen die nur propbetiscbe Beziebung auf jeneZeit laugnen. Damit beginnt fiir die Auslegungsgeschichte der s. g. Makkabaerpsalmen eine wicbtige Periode. Herm. Venema [Comment, in psalmos. Leovardiae 1762 — 67. VI Tom.) vertbeidigt mit vielem Scbarfsinn die makkabaische Her- kunft von 34, Psalmen (9. 10. 43. 44. 53. 74. 77. 79. 85. 92. 94. 95. 97. 98. 99. 100. 102. 108. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 128. 129. 135. 146. 147. 148. 149. 150). In seinem Landsmanne Herm. Muntingbe [Die Psalmen uit het Hehr. vertaald. 2. Ausg. 1820. 21.) findet gegen Ende des Jabrhunderts dieselbe Ansicbt einen Vertbeidiger. Muntinghe's Bucb ist im Ganzen mit gesun- *) Leider war es mir niclit moglich, mir in seine jetzt selten geworde- nen Werke einen tieferen Einblick zn verschaifen. Auch der gelehrte und segens- reich wirkende Biograph van Til's, van Oosterzee zu Utrecht, an den icli mich brieflich um niiliere literar. Notizen wandte, konnte mir bei Verweisung auf den von ihm iibev van Til geschriebenen Artikel in Herzog's theol. Real- Enoykl. (Bd. XXI. S. 611 f.) iiber die von seinem Landsmanne vortretene Ansicht in Betreff der makkab. Psalmenauslegung keine weitere Auskunft geben, so dass ieh mir fiber die Art und Weise, wie van Til das kritische Material handhabte, kein Urtbeil bilden konnte. Die wiclitigsten hierher gebiirigen Werke van Til's sind: Commentarie op de Fss. (deutsch Frankf. 1697) und Over de digt-zang-en speedhonst, zoo der Owden, als Ujzonder der Selreeuwen (1692). J. H. Michaelie. Venema. Gesenius. 5 dem Geschmacke geschrieben und gewann in Scholl einen deut- schen Uebersetzer (Kurze Amnerkk. zu denPss.,aus dem Holland, ins Deutsche von Scholl. Halle 1793-93. 3 Bdchn.). Wenige Jahre vorher war in Halle der Psalmeneommentar von Johann Aug. Dathe erschienen {Psalmi ex recensione textus Rehraei et ver- sionum antiquarum latine versi notisque pMlol. et crit. illustraii. Hal. 1787), und auch in diesem wird u. a. der 44. Psalm geschichtlich aus der Drangsalsperiode des Antiochus Epiphanes erklart. Immer entschiedener treten seit Anfang unseres Jahrhunderts die Ver- theidiger von angeblichen Makkabaerpsalmen hervor. Schon im Jahre 1806 legte E. G. Bengel das offene Be- kenntniss ab: ,,uUerius aliquantum procedere auserimfatendo: Psal- moTwm seriem non adeo parvam ipsis Maccaiaeorum temporibus as- signare, multa esse, quae miJii suadeani"*). Die isagogischen Unter- suchungen Rosenmiiller's {Scholia in V. T. IV. ed. II. Lips. 1798-1804), de Wette's (Comm. zu den Pss. 1811), Leonh. Berthold's, der in seiner Hist. krit. Einleit. in sammtl. kanon. und apokryph. Schriften des A. u. N. T. Erlang. 1812. p. 1966 die Pss. 44. 69. 74. 79. 115. 118. 119. 149 in der Makkabaer- periode verfasst sein lasst, und Heinr. Eb. Paulus', welcher bei der Auslegung der Pss. 66. 74. 79. 115. 123 ebenfalls vom Zeitalter der Makkabiier ausgeht (Philol. Clavis iiber die Pss. 2. Ausg. Jena 1815), schienen die Thatsachlichkeit von Makka- baerpsalmen zur Gewissheit zu erheben. Da erschien 1816 in den Erganzungsbll. zur AUg. Halle'schen Litt.-Ztg. (Nr. 81, S. 643ff.) eine Abhandlung von Wilh. Gese- nius, in welcher die von den Vertheidigern der Makkabaerpsalmen gewonnenen Ergebnisse einer Kritik unterzogen, und von der Ge- schichte des Kanon aus nicht unerhebliche Zweifel gegen ihre Annahmen angeregt wurden. Durch die Beweisfiihrung des Mei- sters auf dem Gebiete der hebr. Grammatik und Bxegese liessen sich in der That Rosenmiiller und de Wette von dem Nicht- vorhandensein makkabaischer Psalmen liberzeugen, widerriefen darum unbedenklich ihre friihere Ansicht in den neuen Ausgaben ihrer Werke (vgl. Rosenmiiller's Scholien von 1821 und de *) Supplemenia quaedam ad introdmctiones in, librmn, psalmorum in seinen Ojauscula academica ed. Pressel. Hamb. 1834. p. 13. 6 Geschichte der Auslegung. Wette's Psalmencommentar von 18^3j auch sein Lehrb. d. liist. krit. Einl. in die kanon. u. apokryph. Biicher des A. T. 4. Ausg. S. 338). War der Kanon schon friiher endgiltig geschlossenj so verstand sicli ja die Unmoglichkeit der Aufnahme von makkabiii- schen Psalmen von selbst. Die von Gesenius in der erwShnten Abhandlung im Ganzen nur kurz hingeworfenen Bedenken fanden bald weitere Ausfiihrung und Erweiterung. Die erste bedeutendere Scbrift gegen Makkabaerpsalmen verfasste Conrad Dietrich Hassler. Im ersten Theile seiner Commentaiio critica de psal- mis Maecabaieis, quos fernnt [particwla prior, Ulmae 1827) sind die schon von Gesenius erhobenen Bedenken gegen die Annahme von makkabjiischen Psalmen weiter ausgefiihrt und durch neue ver- mehrt. Ira zweiten Theile unterzieht Hassler diejc^nigen Psal- men einer genauen Einzeluntersuchung, w^elehe aus inneren.Kri- terien fiir makkabaisch gehalten vrorden sind. Das Resultat seiner Untersuchung fallt gegen Makkabaerpsalmen aus, und dies negative Ergebniss finden wir in durchavis beifalliger Weise beurtheilt von Winer (Neues kritisches Journal. Bd. VII. S. 374 fF.), Umbreit (Theol. Studien u. Krit. Bd. I. S. 803 9.), Hirzel (Neue theol. Annalen. 1828. p. 752 iF.), de Wette (Psal- mencomm. 3. Aufl. S. 12 u. 319). Die gelehrtesten Vertreter biblischer Kritik traten also Hassler's Beweisfiihrung gegen Mak- kabaerpsalmen bei. Darum verargen wir es dem Manne nichtj dass er in seiner Freude, ein festes Resultat fiir die Wissensohaft gewonneuj und in der Meinungj die alte Streitf'rage endgiltig zuni Abschlusse gebracht zu haben, iiber seine Gegner triumph iren und seine siegreichen Waffen niederlegen zu konnen meinte fjyius- pensis jam victricibiis arniis exguUaiidum tripudiandumrjue mihi vidc- baliir"). Die Siegesfreude war aber eine verfriihte. Auf den Kampi- platz, wo Hassler soeben eine Lanze gegen Makkabaerpsalmen gebrochen, trat als scharfsinniger und feiner Vertheidiger der an- gefochtenen und scheinbar fiir immer widerlegten Streitfrage fiir Makkabaerpsalmen Ferd. Hitzig und legte gegen „das grund- lose Nein" zuerst Verwahrung ein in seiner 1831 veroffentlichten Schrift Begriif der Kritik, am A. T. prakt. erortert (Heidelb. 1831). Doch war die Anzahl von Liedern, die er aus kritischen (exeget.) und historischen Griinden in die Makkabiierzeit verlegte, Hassler, Hitzig. Hesse. Olshausen. 7 eine noch massige. Hitzig's den makkabaischen Psalmen giinstige Darlegung fand den entschiedensten Widerspruch von Seiten Ha- vernick's und Hassler's. Der erstere wandte gegen Hitzig ein, der Kanon sei in der Makkabaerzeit bereits geschlossen gewesen^ also haben auch in dem bereits abgescblossenen dritten Theile des Kanon neue Psalmen keine Aufnabme mehr finden konnen (Handb. der hist. krit. Einl. in das A. T. I, 1. S. 31). Hassler griff zur Abwebr noch einmal zu den Waffen und schrieb eine zweite Ab- handlung gegen Makkabaerpsalmen [Comment, erit. de pss. Mace, quos ferunl, partic, poster. /Mlva&e 1832), worin er ebenfalls den Schluss des Kanon gegen die Hitzig'sche Annahme geltend macht und zum Bewei§ des Absehlusses auoh des dritten Theiles des Kanon besonders darauf sich beruft, dass das Buch Sirach selbstj „hebraisch geschrieben und der Aufnahme wurdig", gleichwohl keine Aufnahme fand, well in den Kanon niohts mehr hinein- kommen konnte (a. a. O. S. 7). Zwei Jahre spater erschien Hitzig's Psalmencommentar Die Psalmen histor.-krit. u&tersucbt (1834. 35). Hier werden nicht nur alle Psalmen der drei letzten Biicher, aon- deni auch eine Anzahl aus dem ersten und zweiten Buche der Mak- kabaerzeit zugewiesen. Also soweit gelit Hitzig, zu behaupten, dass der grossere Theil unseres Psalmenbuches makkabaischen Ur- sprunges sei. Bescheidener und massvoUer war in seincn Behaup- tungen Hesse, der in seiner Habilitations-Dissertation Be psalmis Maecaiaicis (Vratislaviae 1837) von etwa 7 Psalmen (4.4. 60. 74. 79. 83. 94. 118) makkabaischen Ursprung nachzuweisen suchte. Da- gegen iiberboten Caesar v. Lengerke (Die 5 Biicher der Pss. Konigsb. 1847) und Just. Olshausen (Kurzgef. exeg. Handb. z. A. T. 14. Lief. Leipz. 1853) Hitzig noch in der Zahl von Psalmen, die aus der Makkabaerzeit stammen sollen. Die neueste Abhandlung iiber Makkabaerpsalmen von Peter de Jong erschien 1857 {Disquisitio de psalmis Maccahaicis. Lug- duni Batav. ). Dieselbe bietet aber bei aller anzuerkennender massvoller Behandlung der Streitfrage fiir die Entscheidung und weitere wissenschaftliche Begriindung nichts wesentlich Neues*). Die Moglichkeit makkabaischen Zeitalters ward fiir *) Der Leydener Professor ty. Kiienen hat in seiner hist. krit. Einl. in das A. T. 1865. (III. p. 308—332) de Jong's Schrift in zustimmender Weise heurtheilt. 8 Geschichte der Auslegung. eine beschrankte Anzahl Psalmen ausserdem darzuthun gesucht von ZunZj Die gottesdienstl. Vortrage der Juden. S. 15^ Herz- feld, Gesch. des Volkes Israel. III. S. 68 ff., C. L. W. Grimm, Kurzgefasstes exeg. Handbuch zu d. Apocryph. des A. B. III. S. XXVII. Beaehtenswerthe Beitriige fiir eine gerechte Beurtheilung der fiir Abschluss des Psalterium und fiir Dauer alttestamentlicber Psalmenpoesie, wieweit sie im Kanon vertreten ist, so iiberaus wichtigen Controverse liefern die in den Scliriften der bedeutend- sten neueren Exegeten und Commentatoren hie und da verstreuten gelegentlichen Excurse und Bemerkungen. Ausser Hengsten- berg, Havernick, Keil haben in neuerer Zeit besonders auch Ewald, Bottcher, Thenius> Dillmann Dasein und Mbg- lichkeit makkabaischer Psalmen bestritten. Die beigebrachten Griinde sind aber ofter doch nicht sticbhaltig. Die Vertheidiger makkabaischer Psalmen wurden nicht in schlagender und iiber- zeugender Weise zuriickgewiesen. Dass die Frage fiir die isago- gische Wissenschaft noch nicht endgiltig entschieden ist, beweist auch der neueste Psalmencommentar von Fr. Delitzsch, der auf Grund der schon 1860 von ihm vertretenen Einschaltungs- hypothese (Psalt. II. S. 379) Moglichkeit des Vorhandenseins makkabiiischer Psalmen im Psalterium zugiebt (Comm. v. 1867. Einl. p. 10. § 3), trotzdem dass die Einzelexegese der fraglichen Psalmen ihn niemals in dieser Annahme bestarkt. II. Prilfung der gegnerisclien Beweisfilliriing. Hitzig ging in der schonungslos scharfen Kritik, die er in seinem historisch-kritisohen Psalmencommentare (1835. 36) ent- wickelte, welcher kurzlich (1863 — 65) in umgearbeiteter Gestalt ersehien, so weit, dass er vom dritten Psalmenbuche an (Ps. 73) alle Psalmen in die Makkabiierzeit vervsreist, mit Ausnahme einiger weniger Psalmen des dritten Buches, von denen er nachweist^ dass Priifung der Hitzig'schen Beweisfiihrung. 9 sie unmittelbar vor der ausbrechendenVerfolgung gedichtet seien, so die Pss. 82 (der 204 gedichtet sein soil). 84. 85. 87. Dafiir reihet er aber mehrere Psalmen des ersten Buehes, wie Pss. 1. 2, und des zweiten Baches, wie Ps. 60, welche drei den Alexander Jannai zum Vert'asser haben soUen, den makkabaischen Psalmen zu; ebenso aus den zwei ersten Biichern die Pss. 42.. 43. 44. 65, die von Onia III. stammen soUen. Alle iibrigen Psalmen der beiden ersten Biicher vertheilt er in Bezug auf Abfassungszeit und Dich- ter in der Weise, dass er 14 dem David (sammtliche Pss. vom 3. an bis 19, exel. Pss. 5. 6. 14) also von den 73 mit Tnb iiberschrie- benen Liedern kaum den fiinften Theil, 27 dem Jeremia oder des- sen Zeitgenossen (Pss. 6. 6. 14. 53. 22-28. 29. 30-35. 36. 37. 38. 39. 40. 55. 69. 70. 71), 3 dem Jesaja (46. 47. 48), 4 dem Beu- tero-Jesaja (50. 51. 52. 54) zuweist, wahrend er die Pss. 20. 21. 49. 68 nur in annahernder Weise in Betreif ihres Zeitalters bestimmt, bei Ps. 41 aber gar keinen Aufschluss giebt. Zu wel- chen Resultaten Hitzig's Kritik gefiihrt hat, lehrt die folgende Zusammeustellung der makkabaischen Psalmen, die er ausfindig machte : I. Von 224-187 v. Chr. (Antioch. M.J: Pss. 42. 43. 65. 81. 82. 84. 85. 87.' II. Fon 176-164 v. Chr. ( Aniiocl. Epiph.): Pss. 44 (cf. 1 Mace, hi 56—62). 73 (1 Mace. 1, 10 ff.). 74 (1 Mace. 1, 41-64). 75 (IMacc. 3, 10 ff.). 76 (IMacc. 3, 13 ff.). 77. 78. 79. 80 (IMacc. 5, 9). 83 (IMacc. 5). 86. 88. III. Von 163 — 143 V. Chr. (Judas und Jonathan) : Pss. 89 (cf. IMacc. 6,28 ff.). 90. 91. 92 (IMacc. 6', 49. 53. 7,1. 5ff. 7,6.24). 93. 49. 95. 96. 97 (1 Mace. 7, 5. 7, 16 ff. 7, 32. 7, 43. 7, 40). 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104 (1 Mace. 9, 1. 9, 3. 10, 7. 9, 71-73). 105. 106. 107. 111. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121 (IMacc. 9, 72. 10, 9. 10, 21. 10, 63. 11, 63-74. 12, 48. 13, 23. 12, 31. 32). ^ IV. Von 143-135 v. Chr. (Simon): Pss. 122 (cf. 1 Mace. 13, 10). 123. 124. 125 (1 Mace. 13, 15-19. 20-22. 22-24). 126 (IMacc. 14, 7). 127. 128. 129. 130. 131 (1 Mace. 12, 53-13,3. 14, 25). 132 (IMacc. 13, 49-52). 133. 134. 135. 136 (IMacc. 14, 8. 13 ff.). V. Von 135-107 v. Chr. (Joh. Eyrcan): Pss. 59. 137. 138. 139. 140. 141 (cf. 1 Mace. 16, 14). 145 (2 Mace. 12, 35 ff.). 146. 147. VI. 107 V. Chr. (Aristobul): Pss. 148. 149. 10 Priifung der gegnerisclien Beweisfiihrving. yil. Von 105 — 87 v. Chr. (Alexand. Jannaeus) : Pss. 1. 3. 60. 108. 110. 142. 143. 144. 150. Aus dieser Zusammenstellung erhellt zugleich in Hinsicht auf die jedesmal citirten Stellen aus den Biicliern der Makkab tier, dass insbesondere das erste Buch der Makkabaer f 'iir die historische Aus- legung der einzelnen Psalmen von 73 — 150 (mit geringer Aus- nahme) die Scholien biete (vgl. Die Pss. iibers. u. ausgel. II. 2. 1865. Einl. p. XI). Die sachliche Uebereinstimmung halt er fiir das Entseheidende bei der Bestimmung des Zeitalters. „Wer da sieht", sagt er (a. a. O.), „wie nach unserer Auslegung die Psal- men nicht peinlichj sondern niit Freiheit der forts chreitenden Ge- schichte sicli anschmiegen; wie die vordersten ihre Erklarung in 1 Mace. C. 1 Ti. 3 finden, Ps. 83 in C. 5, der 89. in C. 6; wie her- vorstechenden Ereignissen, z. B. dem Regierungsantritte Jonathans, seinem Siege bei Hazor, seiner Gefangennahmej der Nachfolge Simons, allemal an richtiger Stelle ein Psalm entspricht oder mehrere; wer, wie im Ganzen die Stufenlieder historisch verbun- den sind, S. 376 ff. 384 erwogen hat u. s. w. : Dem soUten dieses Ortes alle kritischen Zweifel benommen sein." Ehe wir diese Beweisfiihrung im Einzelnen sorgfaltiger priifen, sei uns vergonnt, sogleich einen kritischen Zweifel zu erheben, der sich dem unbe- fangenen Beurtheiler beim ersten Blicke aufdrangt. Nach der Hitzig'schen Zeitbestimmung fdllt namlich fast kein einziger Psalm in die ZioiscJienzeit zivisclien Jereniia imd das Zeiialter der Seleuciden. Wclchen Erkliirungsgrund hat Hitzig dafiir, dass zwei ganze Jahr- hunderte hindurch die Psalmendichtung verstummt ware? In der Hauptsache folgt der Hitzig'schen Beweisfiihrung Caesar von Lengerke in seinem 1847 herausgegebenen Psal- mencommentare, nur darin seinen Vorganger noch tiberbietend, dass er keinen einzigen Psalmen fiir davidisch halt. In letzterem Punkte stimmt mit ihm iiberein Justus Olshausen, der den Grundstock des Psalterium ebenfalls aus makkabaischen Liedern bestehen lasst. Nach dieser allgemeinen Darlegung der Ansichten derer, welche das Hasmoniierzeitalter mit so reichen Dichterlorbern schmlicken, gehen wir nun zur niiheren Untersuchung ihrer Be- wcisgriinde, und zwar am"ersten der s. g. inneren Griinde iiber. Es gilt also sich dartiber einUrtheil zubilden, ob die in den angeb- Ps. 44. 11 lichen Makkabaerpss. vorauszusetzeiiden oder wirklieh geschilder- ten Verhaltnissej Begebenheiten, Personen uuverkennbar und mit Nothwendigkeit allein aus dem makkabaischen Zeitalter verstan- den werden konnen, ob allein diese Zeit den zum Verstandniss der Lieder unentbehrlichen geschichtlichen Hintergrund biete oder nicht. Dureh die Erkliirung des Einzelnen in dem betref- f'enden Psalmen recbtfertigen die Vertheidiger makkabaischen Ur- sprunges ihre Ansicht. Folgen wir ihnen in dieser Einzelbetrach- tung Schritt fiir Schritt, um dureh Einzeluntersuchungen Resultate zu gewinnen, die wir fiir unisere Kritik verwerthen konnen. Zu denjenigen Psalmen, welche man in alterer und neuerer Zeit aus historischen Griinden in die makkabaischen Zeiten setzte, wegen Aussagen, die man nur aus den syrischenReligionsunterdriickun- gen und dem damaligen Zustande des Volkes erklarbar fand, ge- horen vor alien Ps. 44, nachstdem Pss. 74. 79. 83. 1) Ps. 44. Nach demVorgange von Chry sostomus, Theodoret, Ni- colaus de Lyra meinte Calvin, dass Psalm 44 recht eigentlich auf jene Leidenszeit der Tyrannei des Antiochus Epiphanes passe, beschriinkt aber behutsam diese Ansicht dahin, dass der Psalm auch auf andere Zeiten angewendet werden konne, weil ja nach der Riickkehr aus dem Exil fast keine Zeitper-iode von Drangsalen ganz frei gewesen sei*). Esrom Rudinger dagegen halt sine andere alsmakkabiiischeZeitbeziehung fiir unstatthaft und erklart sich besonders gegen die Auslegung, welche die babylonisohe Pe- riode als Entstehungszeit des Liedes annimmt, weil der im Psal- men geschilderte Zustand des Volkes ein anderer gewesen sei als in jener babylonischen Periode**). In demselben Sinne urtheilen *) „Q,uaerMnoniae, guas psalmus 44. coniinet, proprie conveniunt in miserum illitd et calamitosum tempus, quo grassata est saevissUna tyramiis Antiocld, nisi forte latius extendere libeat: quia post redittim ah exilio nullum fere tempus a duris molestiis vacuum fuit" (vgl. Calvin. Co^nment. in librum Fsalm. Ge- nev. ed. 1610. p. 211). **) „Cum res ostendat, fuisse adhuc aliquem statrnn popuU, qui nullus fuit Babylonico tempore, et congruunt Antiocliico praeclare omnia" {Lihri Pss, parapTir. latina. 1580. 1581. Lib. II. p. 18). \% Prvifung der gegnerisohen Beweisfiihrung. von den spiiteren Auslegern Venema (a. a. O. III. p.64if.)j Dathe (a. a. O. p. 147), Rosenmiiller (a. a. O. 11. p. 998), Muntinghe, von den neueren d e "Wette (in der ersten Ausgabe seines Psalmen- commentars), Hitzig (Die Pss., Heidelberg 1835. 36. II. p. 95 f. Die Pss. libers, u. ausgel. Leipz. u. Heidelberg 1863. I. p. 240 ff.), Hesse (a. a. O. p. 23 3".), vonLengerke (a.a.O. I. p.218ff.), 01s- hausen (a. a. O. p. 194 ff.),. van der Palm [Bijbel zu diesem Ps.), Kiienen [Bijbl. Woorcl. III. p. 151 und Hist. hrit. onclerzoeJc naar liet ontdaan en de verzameling van de Boeken des Oiiden Ferbonds. Leyden 1865. Bd. III. § 142. p. 308 ff.), van Hengel {Inierpretatio epist. Pauli ad Rom. IV. p. 304 zu Rom. 8, 36, wo der 23. Vers von Ps. 44 citirt wird), P. de Jong [Bisquis. de pss. Mace, p.- 5 — 14). Auf den ersten Bliek mochte es in der That unwiderlegbar scheinen, dass derlnhalt des Psalmenmit dengeschichtlichen Ver- haltnissen der Makkabaerzeit vortrefflicli iibereinstimmt. Nur muss man den historisehen Hintergrund nicht mit Hitzig in dem im ersten Makkabaerbuch cap. 5, 56 — 62 erziihlten Ereignisse suchen. Dort wird namlich bericbtet, dass Josepbus und Azarias, zwei Unterbefehlshaber im Heere des Judas Makkabiius, wider des letzteren ausdriicklicben Befehl, von eitler Buhmgier (v. 57) und Neid gegen die makkabaischen Helden (v. 56) getrieben, in eine Schlacht gegen Gorgias sich einliessen, deren uQgliicklicher Aus- gang Israel 2000 Mann kostete (v. 60). Auf diese Thatsache kann sich. der Psalm nicht beziehen, weil dann die Erklarung des Vol- kes, in dessen Namen doch der Dichter redet, „dass sie unschuldig und ohne sich einer Untreue gegen Gott schuldig gemacht zu ha- ben, um Gottes willen leiden'' sinnlos ware; denn sie hatten ja die Schlacht in eitler Selbstvermessenheit begonnen (v. 61, wo es von ihnen heisst: „olo^(.voi m/Sqayad-iiaou"). Der iible Ausgang des aber- witzigen Unternehmens traf sie als wohlverdiente Strafe, weil sie des Judas Befehl iibertraten; da sie ohne Noth sich in den Kampf begaben, so vergassen sie eo ipso ihres Bundesgottes, konnten also nicht mit gutemGewissen bekennen, wie der Dichter des Psalmen V. 18: ,,alles dies hat uns getroffen, ohne dass wir Bich vergassen" U.S.W., und Worte wie die des frommen Sangers : „mcht auf m, eine n Bogen vertraide ich und nicht me in Schwert sollte mir Sieg verleihtn" (v. 7) waren im Munde jener Leute schandliche Liigen. Aus diesen Griinden ist die Hitzig'sche Auslegung eine ganzlich verfehlte. Ps. 44. 13 Mit mehr Gluck suchen V en em a und ihm folgend Olshau- sen, van derPalnij P. de Jong u. a. denlnhalt desPsalmen mit den im ersten Makkabaerbuche cap. 9 und bei Fl. Joseph. Antiqq. XII, llj 1. 2. XIIIj 1. erzahlten Thatsachen zu vereinbaren, nam- lich mit der nach des Judas Tode erlittenen Niederlage und der darauf folgenden Drangsalszeit (vgl. bes. 1 Mace. 9, 27: y.ai eymiero &ki\pig fieyakri iv Tip 'IdQaTJl, i]Ti? ovx iyivero liqp' r^g rj/ieQ' g ovx w(f&q nQOfrj- rijg iv uvToig). Gleichwohl fiihrt uns die recbte exegetische Aus- legung von v. 19 vgl. vv. 21. 22 des Psalmen auf ein wichtiges Be- denken, welches jener Annahme widersprieht. Wie kann sich das Bundesvolk der Treue gegen seinen Jehova ruhmen, da doch dies Volk das untheokratische Biindniss mit den Romern schloss (1 Mace. 8)? Woher soUte da ein Dichter den Muth nehmen, auf seines Volkes Bundestreuej Unschuld und demuthsvolles Gott- vertrauen sich zu berufen, wie dies im Psalmen vv. 4. 7. 18. 19. 21. 22 so stark betont ist? Insbesondere steht die Thatsache des un- theokratischen Biindnisses mit den Romern, wonach die Israeliten zur Makkabaerzeit Fleisch fiir ihren Arm hielten — obwohl die Be- geisterung fiir die Sache der Freiheit im Geiste begonnen hatte — mit dem Sinne von v. 4 unseres Psalmen in clireotem Widerspruche. Und hfitte wirklich die 1 Mace. 9 erziihlte Begebenheit dem Dich- ter die Veranlassung zu unserem Psalmen geboten, so wiire doch kaum erklarlich, wie gerade des eigentlichen tragisehen Kernes des ganzen Ereignisses, namlich des Heldentodes des todesmuthi- gen Judas, den nach dem Berichte des Verfassers der Makkabiier- biicher Israel in Trauerliedern beweinte (1 Mace. 9, 20. 21), vom Psalmisten nicht audi nnr mit einem Worte Ervviihnung geschehen ware ! Mit gleichem Rechte wenigstens lasst sich der Psalm auf eine ungliickliehe Lage des Staates in friiherer Zeifc anwenden. Am passendsten erscheint uns da die letzte Zeit vor dem Exil. Der fromme Konig Josia hatte den Giitzendienst und heidnisches Wesen ausgerottet, den reinen Jehovadienst hergestellt, ,,so dass alle, die in Israel erfunden wurden, ihrem Gott dieneten. So lange Josia lehie, wichen sie nicht von dem Herrn, ihrer Vater Gott" (2 Chr. 34(, 33). Trotz dieser Erneuerung des Bundes mit Jehova, trotz der treuen Haltung des Volkes, trotz der strengen Rechtspflege des frommen Josia, welche Jeremia sogar in dem Fluclie iiber Sal- lum, des Josia entarteten Sohn, im Grabe ihm uachriihmt (Jerem. 14 Priifang der gegneviseheu Beweisfiihrung. 22, 15 f.), unterliegt das Volk Gottes 608 in der Schlacht bei Me- giddo nahe bei Hadadrimmon, der Todesstadt Josia's (2 Kon. 23, 29 ff. Zach. 12, 11). 1st nun der Dichter von Ps. 44 ein treuer An- hanger des Konigs, der im heiligen Kampfe fiir die Sache Jehova's fiel, so erscheint die Betheuerung der Unschuld (vv. 18. 19) und auch die Versicherang „um Grottes willen" zu leiden (v. 23) durch- aus nicht als im Widerspruch stehend mit der vorausgehenden Greschichte. Dann aber ist auch -der dem Verfasser des Psalmen von Tholuck und Hupfeld gemachte Vorwurf oberflachlichen Siindenbewusstseins unbegriindet. Dem Jeremia fehlt es gewiss nicht an einer tieferen Erkenntniss der Schuld, welche das Leiden des Exils verursachte. Aber neben diesem klaren Siindenbewusst- sein lebte doch auch in ihm ein Bewusstsein der um Gottes willen erlittenen Schmach und Drangsal, das sich z. B." Jer. 15, 15 aus- spricht : nB"in 1]''bs "'nsil) yi denn du weisst, dass wir um deinetwillen geschmdhei werden*). Eine unbefangene Betrachtung der in Ps. 44 vorkommenden, auf geschichtliche Thatsachen hinweisenden Einzelheiten fiihrt mithin zu dem Resultate, dass ira Inhalte des Psalmen nichts sich findet, was mit zwingender Nothweudigkeit eine Anwendung aui' makkabfiische Zeitverhaltnisse fordere. Die Beweisfiihrung aus der blossen MoglichkeU aber, gewisse im Liede selbst vorkommende Angaben auf Ereignisse jenes Zeit- alters zu beziehen, reicht nicht aus, um den makkaljnischen Ur- sprung dieses Psalmen zur unumstosslichen Gewissheit zu erheben. 2) Ps. 74. Drei Griinde macht man fiir den makkabiiischen Ursprung geltend: 1) das Avflioren der Troplietie (v. 9: ^{"lai li3>-']ii{), aller- dings ein charakteristisehes Merkmal des makkabaischen Zeit- alters, vgl. 1 Mace. 9, 27. 4, 46. 14, 41; Geb. des Asarj. v. 14: m)Y. i-GTiv sr T(j5 y.aiQcp lovrm KQy^cw y.at nQKpijiiji;; 2) das Bestehen von 8yna.(jogen, bezeugt durch die Worte v. 8: y"l!«a bs-'^ISi'a-bS ; 3) die *) Calvinus: „ncim Bahi/lonios ad rahiem adigebat popuU consiantia; quum viderent a metis ac profligatin mas superstitiones adlmc damnari" (1. 1. p. 217). Ps. 74. 15 im Psalmen enthaltenen Andeutangen von einem Religionskriege. Sind aber diese Griinde stichhaltig? Den ersten fiir makkabiiisches Zeitalter vom Aufhoren der Prophetie entlehnten Grund suchte Hengstenberg dadureh zu entkraften, dass er nachwieSj wie auch vom chaldiiischen Zeitalter das Nichtmehrvorhandensein von Sebern ausgesagt werden konnte, gerade die Worte „es ist kein Prophet mehr" setzten voraus, dass das Volk des Herrn vor kurzem noeh Propheten gebabt htitte und auch J, des Jeremia prophetische Thiitigkeit sei mit- der Zerstorang Jerasalems zu Ende gegangen". Allein diesen Versuch einer Widerlegung miissen wir als misslungen anseben. Denn auch nach der Zerstcirung des Tempels weissagte Jeremia (vgl. Jer. 31j 15 mit 40^ 1), genoss prophetisches Anseben (Jer. 42j 1 ff.) und- setzte in Aegypten seine prophetische Wirksamkeit fort (43, 8 ff. 44j 1 ff.). Ebensowenig kann der Einwand de Wette's, Jeremia sei nicht von alien fiir einen Propheten gehalten worden, einenVer- theidiger makkabaiscbenUrsprunges widerlegen; und dieBerufung auf Klagel. 2, 20, wo allerdings die Klage ertont, Priester und Prophet sei im Heiligthum ermordet worden, wo also Beziehung auf chaldiiisches, nicht makkabaisches Zeitalter vorliegt, ersclieint uns deshalb ebensowenig als Gegenbeweis zuliinglich, well jene Stelle in den Klageliedern im Zusammenbange verstanden keiues- wegs die Folgerung gestattet, alle Seber seien ermordet worden. Jeremia wenigstens blieb am Leben und weissagte ztir chaldai- schen Zerstorungszeit und nach der verhiingnissvollen Katastrophe. Wir suchen eine iiberzeugende Handhabe zur Widerlegung im Gegensatz zu alien bisberigen Versuchen in dem rechien Verstand- nisse der Worte 5<''i2 niy"'|''S5, auf welche unsere Gegner sich stiitzen, und zwar kann sich dies rechte Verstiindniss nur aus dem Zu- sammenbange ergeben, in welcbem die Stelle steht. Die Stelle lautet im Context: V. 8 : Sie sprecUen in iJirem Herzen : lasset uns sie alhutnal ver- nichten! — verbrannt liaben sie alle Goiteshduser im Lande. V. 9: Unsere Zeichen selien wir nicht, kein Prophet ist mehr da, und niemand lei uns, der da wusste, wie lange. Der innige Zusammenhang der Worte „kein Prophet ist mehr da" mit den vorangebenden und unmittelbar folgenden Textes- worten lehrt ganz deutlich, dass nach dem Siniie des Dichlers der 16 Prlifung der gegnerischen Beweisfiihrung. Hauptnaclidruck auf die Aussage. fallt, dass j,Niemand wisse, wie lange die Drangsal dauern werde, weil kein Praphet da seij wel- clier durch gottlicbes Orakel dem Volke Gewissheit verschaffen konne". Nicht darauf kam es dem Dichter an, auszusagen, dass iiberliaupt kein Prophet mehr vorhanden sei, die Existenz von Propheten iiberhaupt zu laugnen, sondern das beklagt er, „dass Propheten nicht mehr vorhanden, welche weMsagen honnten , wie lange das Leiden noch wahre ". So aber kann auch in der Epoche des chaldaischen Krieges ein frommer Israelit klagen, der nicht mit seinen Landsleuten in die Gefangenschaft gefiihrt, sondern im verodeten Vaterlande zuriickgeblieben war. Jferemia und Ezechiel lebten zwar, aber im Auslande. Der betriibte Psal- mensanger kann darum auch von ihnen nicht prophetische Auskunft erhalten, fur ihn sind ihre prophetischen Stimmen erstorben, fiir ihn in der prophetenlosen Heimath giebt es in der That keine gott- lichen Seher. Mit feinem exegetischen Gefiihle sah schon Calvin in dieser aus dem klaren Zusammenhange der Verse 8 und 9 sich ergebenden inneren Gedankenfolge die Losung der Hauptschwierig- keit fiir die Ausleger, welche chaldiiische Zeitbeziehung annehmen, der Sehwierigkeit namlich, dass ja damals Propheten vorhanden wa- ren. Nur nimmt jener grosse Ausleger seine Zuflucht zu der An- nahme, dass die damals lebenden Propheten ihre prophetische Amtswirkung abgeschlossen, geschwiegen und die gottlichen Ora- kel nicht verkiindet hatten*). Wir wissen ja, dass sowohl Ezechiel unter den Exulanten am Xa^icogag weissagte als Jeremia auch in Aegypten seine Weissagungen fortsetzte. Das Zeugniss, dass zur chaldaischen Zeit Propheten vorhanden waren, dass sie zur makka- baischeh mangelten, lasst sich nicht wegwischen. Trotzdem fassen dieKlage, „dass kein Prophet mehr vorhanden, welcher wisse, wie lange" als gleichzeitig mit Jeremia, ohne dass wir uns in einen Wider- spruch verwickeln, wenn wir nur die zwei Hauptpunkte festhalten, dass namlich nicht das Vorhandensein von Propheten an und fiir sich verneint werden soil, und dass die Klage von einem in pro- *) „Qiianquam si magis ad exilkim Bahylonicum referre placeaf, 7iiijws nodi facilis erit soluUo : quia licet tune viverent Jeremias, Exeeldel ei Daniel, scimus tamen quasi vocationis suae cursu perfunctos tacuisse ad tempus" (Calvinus Comment, in lihr. Fss. Oenev. 1610. pag. 347). Ps. 74. 17 phetenloser Heimath znriickgebliebenen Dichter herriihrt. Das letztere gelit zwar nicht aus einer directen im Psalmen selbst ent- haltenen Aussage hervor, wird aber bei weiterer Erwiigung sicli uTis bestatigen. Versuchen wir nun eine Widerlegung des zweiten fiir makka- baisches Zeitalter geltend gemachten Punktes, dass namlich zur cbaldiiischen Zeit von einer Verbrennung von Synagogen nicht die Rede sein konne, weil es zu jener Zeit Synagogen iiberhaupt noch nicht gab. WLr wiirden in der That diesen Punkt als elnen in der Streitfrage entscheidenden ansehen, wenn wir iiberzeugt wiirden, dass in unserem Psalmen unter den v. 8 erwahnten b!!<"''"!S'lia Syna- gogen verstanden werden miissten. Dies ist aber eine sehr strittige Sache. Vitringa [Be synagoga veiere libri tres, Franeq. 1696. p. 404) und ihm folgend Dathe denken an den Tempel oder an Statten, wo Gott erschien [.,templum. vel potius loca, in quibus Deus fl^^«m«^"),ahn]ichneuerdingsHengs ten berg: ,,die Offenbarungs- statten Gottes". Gesenius und de Wette verstehen dieheiligen Oerter (ni'aS), die Josia vielleicht nicht alle ausgerottet habe. AUe diese Deutungen werden von Schwierigkeiten gedriickt, die schon Hitzig in scharfsinniger Weise herausgefunden hat (vgl. Die Pss. iibers. u. ausgel. 11. 1. Hsilfte. p. l-33)j and ich bekenne offen, dass ich selbst am einfachsten die bi!-i'lJ|i'a als Synagogen fassen wiirdcj um alien jenen Schwierigkeiten zu entgehen, wenn nicht die Textbeschaffenheit der Stelle sowie die Thatsaehe, dass bs iiyra spnst nirgends Synagogen*) bezeichnet, mich davon zu- riiekhielte. Der masoretische Text der Stelle lautet: IBlto in^ a2"'D V"lS3 bS"i'13>'nD"V3. Diese Worte haben nicht nur bei scharfsinninfen neueren Textkritikern wie bei Bottcher (De injeris p. 217. 218), welcher dem Stamme vlliC die allerdings unerhorte Bedeutung „^«m- rirBj sorbere" beiinisst, indem er die Worte so iibersetzt : „ \Jioa illi assecuii suntj templo] cremanclo absorpsenmt omnes festos conven- *) Der stehende Ausdruck fur Synagoge ist nD33rt r'^n im Talm., seltoner (vgl. Mischna. Sota 9,15. ed. Berlin 1831, Surenhusius III. p. 3081 n^a ISI. Hnpfeld's Aeusserung, dass aiach mit Synagogen fiir makkabaisches Zeitalter noch nichts gewonnen sei, weil sich von Synagogen auch im Zeitalter der Makkabaer keine Spur flnde, streitot mit dom Zeugniss des Josephus Bell. Jnd. VIII, 3, 3 wo die Synagoge mit dem Namen to ifqov bezeichnet wird; auch mit Act. 15, 21 wo Synagogen m yivtuiv at/yaimv datiren. 2 IS Priifung der gegnerischen Beweisfiihrung. ivs Bei per terrain" Anstoss erregt und zu Textveranderungeri An- lass gegeben (vgl. Houbigant bei Venema z. d. St.), sondern schon den LXX, welche xaraytavawfiEv (soil, soqtck;) iibersetzten, lag eine andere Texteslesart vor. Fiir den Stamm qTiB stand in ihrem Manuscript fiDffl; um den Parallelismus mi tDJ^'S im ersten Gliede herzustellen, iibersetzten sie in 1. Pers. vMranavaai^ev, woraus erst spater ein Abschreiber y.araKavGansv machte, sei es per lapsum ca- lami, sei es absichtlieh, um dam masoretischen (verderbten) Texte gerecbt zu warden. Denn dass fiir IJiS'© urspriinglieh JTillIJD ge- standen habe, wie einige annabmen, ist von alien das allerunwabr- scheinlicliste. Dass aber "iflilB anstatt 131113 die urspriingliche Lesart war, dafiir spricht nicht allein das Zeugniss der LXX, son- dern aucb die Gedankenverkniipfung. Letztere recbtfertigt eine Conjectur, die wir ohne jede Veriinderung des urspriinglicben Tex- tes vornehmen, wenn wir auf folgende Weise jenes schwierige und als Verbalform kaum zulassige inilB abtbeilen und punktiren: ,,den Sabbat und alle heiligen Feste hn Lande". Fiir diese Aenderung spricht einmal der Sprachgebraucb, nach welchem lyya und nSiB hiiufig verbunden vorkommen (vgl. Jes. 1, 13. 14. 2 Chron. 8, 13), spricht insbesondere die Stelle in den Klageliedern cap. 2, 6 ff., wo von Gott ausgesagt wird : nSTB naiBI ^'Sya ivaa nin'i, dass er „alle heiligen Festfeiern und den Sabbat" vergessen babe, spricht aber ganz vorziiglich und un- bestreitbar der Context. Denn die dritte Person iniHJ (oder im masoret. Text IBIlD) unterbricht nun nicht mehr die in erster Per- son sowohl vorangehende als auch folgende Rede (vgl. 0:^5 im ersten Gliede des 8. Verses und 13isn im ersten Gliede des 9. Ver- ses). Erst bei unserer Fassung, wonach ''a-bsi naiB als Object der Verbalform D3"iD sich subordinirt, fallt ein deutliches Licht auf die Form DJi? mit dem Suffix der dritten Person Plur., durch welches nach echt hebriiischer Construction das folgende Object vorausgenommen wird: „lasset uns dies alles vernicUen: den Sabbat und die heiligen Festzeiten im Lande"-. So allein wird eine immer- hin harte Wiederholung des bereits am Schlusse von v. 7 ausge- sprochenen Gedankeus vermieden. So allein erhellt der wahre Sinn der nhniK im folgenden Vers. Denn der Sabbat nimmt un- Ps. 74. 19 ter diesen rihriisi nach Exod. 31, 13 die erste Stelle ein, wo es heisst: Nin nis 1S ^-ibffiri ininaiB-M? ^S. Nach alle dem scheint mir der Ausdruck biJ-i'iy'i'a so unzweideutig, dass derselbe, ge- stiitzt auf unsere Conjectur von bDI na®, die Beziehung auf „Syn- agogen" ausschliesst, folglicii in der Erwahnung der Synagogen, die ja nur illusorisch sind, ein weiterer Grund fur die Annabme makkabaischen Zeitalters des Psalmen nicht zu suchen ist. Das dritte Moment, welches man anfiibrt, lira unserem Psalmen makkabaisches Zeitalter zu vindiciren, namlieb die im Liede vor- kommenden Andeutungen eiiies urn der vaterliohen Religion icillen gefiihrlen KampfeB, ist noch kiirzlich zu widerlegen. Man konnte seiche Beziehungen init Hitzig in den vv. 10. 18. 22 suchen, wo der Name Gottes gelastert wird, besonders in v. 22, wo Goti selbst seine Sache zu fiihren hat. Aber das sind doch wahrlieh Aussagen von so allgemeiner Farbung, dass sie ebensowohl auf einen zur Zeit Davids ode"r des Exils stattfindenden Kampf, wel- cher um Gottes Sache willen gefiihrt wird, b'ezogen werden kon- nen, als gerade auf das makkabaische Zeitalter. Nach dieser Widerlegung der fiir die makkab. Entstehungszeit geltend gemachten Hauptgriinde eriibrigt noch, dasjenige anzu- fiihren, was im Inhalte des Psalmen als Beweismittel fiir chaldai- sches Zeitalter liegt. Da haben wir vor allem die Worte in Vers 7: IIBlpa 1BS3 inbiD, die den Vertheidigern der makk. Herkanft von jeher grosse Scrupel bereiteten. Am offensten gesteht dies einer der neueren, iibrigens gemassigten Vertheidiger makkabaischen Zeit- alters ein, de Jong (1.1. p. 29): ,,haec objectio unica est, quae jure quo- dam prof eHur, quaeque mihi Jitmc Ps. ad aelatem Mace . referentidiuscru- pulnrn i?yecit''. In der That steht die im 7. Verse unseres Psalmen enthaltene Aussage, dass der Tempel in Brand gesteckt worden sei, mit der 1 Mace. 4, 38 erwahnten Thatsache von der Verbren- nung der Thore irar theilweise in Einklang, wahrend sie mit der 2 Chron. 36, 19 und Jerem. 52, 13 erzahlten Einascherang des Tempels durch die Chaldaer sich voUkommen deckt. Um diese Klippe zu umschiffen, haben die Ausleger, welche auf Ent- deckung von Makkabaerpsalmen ausgingen, zu allerhand kiinst- liclien Auslegungen des llJIp'a und zu spitzfindigen Willkiirlich- keiten ihre Zuflucht genommen. Von Lengerke (a. a. O. S. 376, und Olshausen (a. a. O. S. 317) haben namlich nach Hitzig's 2* 20 Priifung der gegnerischen Beweisfiihrung. Vorgang (Die Psalmen. Heidelberg 1835. 36. II. S. 127) OTpSTD als Bezeichnung fur den iiusseren Theil des Tempelsj des ieqov, ge- fasst, welches um den vaog herumlag, fihnlich wie schon Rudin- ger (a. a. O. lib. III. p. 22) es versteht, „templiim, non quidem com- husium sed ambusium tamenfuit, ad vestihulum usque et templo aclhae- reniia loca." Noch enger fasst es Hesse (a. a. O. S. 35 ff.), welcher es auf das liolzerne Schnitzwerk [,,lignis affaire saulptis") bezieht. AUe diese Beschriinkungen des Verbrennens auf einen willkurlicli herausgegriffenen Theil des Tempels sind als kiinstliehe Yersuche zu bezeichnen, das im Psalmen liegende fiir chaldnische Zeit laut redende Zeuscniss in eines fiir makkabtiisches Zeitalter umzustem- peln. Das geht aber nicht an^ ohne den Worten des Diehters Gewalt anzuthun, und wer so makkabaische Psalmen vertheidigt, thut es nicht mit ehrlichen Waffen. De Jong macht auch hierin eine riihrnliche Ausnahme^ ja er bekennt ganz oifen von seinen Kampfgenossen : ,,talem sentcntiam aliunde ex hisioria peiiiam-, ver- bis poetae immerito obfrudentes, minus honeste causam siiam tuiti sunt" (a. a. O. S. 29). Dennoch liisst sich auch de Jong von diesem im Psalmen selbst liegenden deutlich gegen makkabtiisches Zeitalter zeugenden Beweise nicht iiberzeugenj sondern fasst die Worte jjsie haben dein Heiligthum in Brand gesteckt"' als eine dich- terische Hyperbel, welche subjective Annahme er theils aus dem Context, theils aus der Anlage des Liedes zu erhtirten sucht. Wir fassen die Worte wie sie lauten, und da ergiebt sich ohne alle kiinstliehe Umdeutung der klare Sinn einer Verbrennung und Niederreissung (vgl. besonders das 2. Hemistich in v. 7: y'lSb ?l'aiB 'JSlBU ^"Jjn) des Tempelsj was in der Geschichte des jiidi- schen Volkes vor Christns mir einmal, namlich bei der durch die Chaldiier herbeigefiihrten Katastrophe, vorkommt. Zur Makka- baerzeit dagegen betrauerte man wohl die Verodung des Heilig- thums, die Umwerfung des Altars, die Verbrennung der Thore (vgl. 1 Mace. 4, 38: xa?. 'l8ov to ayiousiia. yjqrifiwfitvov, vMi to &vai.aar^Qiov ^B^qkanwnv, Kcu rag nvkai xaTaxtyavfiA'ag, y.ou iv zoug avXaig cpura necpv- •Aoza ag in dQV/iqi ij mg iv ivl ran oqccov, xal za TzaaroopoQia iti"l, welchen Olshausen fur makkabaische Zeit allein geltend machtj lasst sich aueh scbon friiher verfolgen, selbst zur Prophetenzeit fehlt er nicbt ganz, vgl. Hos. 14., 10. Amos 5, 12. Jes. 3, ]0. 11. Ezech. 18, 20. 21. 23. 24. 26. 27. Habac. 1, 4. Eine reiche Fund- grube fiir Stellen, aus denen jener Gegensatz schon in friiheren Jahrhunderten erhellt, bietet der babylonisehe .Tesaja, welcher sich ja in der Schilderung einer relchen schweren Leidenszeit bewegt. Die hervorragendsfce Stelle ist das 53. Capitel, vgl. auch cap. 57, 1. 20. 21. Dass in den Psalmen die Frommen und Un- getreuen haufiger einander entgegengesetzt warden, als in den prophetischen Schriften, erklart sich aus dem so verschiedenarti- gen Stoffe beider Arten von Schriften. Aus diesem Grunde hat bereits Delitzsch in seinem trefilichen Aufsatze ,, Psalmen" in Herzog's Real-Encyklopadie. (XII. S. 298) den Olshausen'- schen Beweis fiir Makkabaerpsalmen als unzulanglich zuriick- gewiesen. Die Bezeichnungen fiir die Gegensatze von ,, From- men, theokratisch Gesinnten" und von „Abtriinnigen, Frevlern"' bieten keinen sieheren Anhalt fiir die Bestimmung des Zeitalter^. Im Buche Hiob sowie in den Proverbien finden sich diese Gegen- satze ebenso haufig, ja noch ofter als in den Psalmen, es miisste also Olshausen aus demselben Anlasse auch fiir Hiob und Pro- verbien iHakkabiiisches Zeitalter in Anspruch nehmen. Diesen Einwand hat Olshausen in der That vorgesehen, in seiner Ein- leitung zu den Psalmen (S. 11) sagt er: ,,Wollte man sich aber darauf berufen, dass die PHichtgetreuen und Frevler im Buche der Spriiche nicht minder haufig vorkommen, als in den Psalmen, und auch im Buche Hiob hiiuiig erwiihnt werden, so kann eines- theils nicht zugegeben werden, dass dieselben Ausdriicke in die- sen didaktisehen Schriften dieselbe Geltung und Beziehung ha- ben, wie in den Psalmen, anderntheils aber wiirde sich ein Beweis riicksichtlich des Zeitalters niemals aus Schriften fiihren lassen, in denen es an klaren historischen Beziehungen und sieheren Kennzeichen ihres Ursprungs noch mehr fehlt, als in dem Psal- ter selbst." Und doeh ^eibt es fiir jeden, welcher das Zeit- alter der Psalmen erforsclien will, eine unerliissliche Aufgabe, Innere Griinde fiir angebl. Makkabaerpsalmen. 35 alle iibrigen Biicher alttestamentlicher Literatur im Interesse ihrer Entstehungs- und Abfassungszeit griindlich zu erkennen. Die Psalmen bildefi ja nur ein Glied in der Kette der heil. Scbriften A. B.'s. Gerade eine genaue Kenntniss der iibrigen Biicher in ihren geschiehtlichen and sprachliehen Verhaltnissen zum Psal- terium ist unentbehrlich fiir den, welcher die Psalmen mit eini- ger Gewissheit einer bestimmlen Zeit zuweisen will. Olshausen hat bei seiner geschiehtlichen Deutung der Psalmen nicht den lebendigen Zusammenhang festgehalten, in welchem. die einzelnen Lieder unseres Psalterium mit den iibrigen, in geschichtlicher Hinsicht ihrem Zeitalter nach oft deutlicher bestimmbaren Thei- len des alttestamentlichen Kanon stehen. So unsicher und ver- schwommen sind aber die im Buehe Hiob und im Buche der Spriiche erkennbaren Anzeiehen nicht, dass man bei der Bestim- mung des Zeitalters dieser Biicher bis an die Grenze makkabai- scher Epoche gefiihrt wiirde. Es kann nach alien Spuren wohl kaum zweifelhaf't sein, dass sie der vorexiliscJien Zeit angehoren. Aber vielleioht finden wir in dem jiingsten Buehe unseres alt- testamentlichen Kanon, im Buche Daniel, welches mit iiberwie- gender Wahrscheinlichkeit als erst nach dem Tode des Antiochus Epiphanes verfasst anzusehen ist, denselben fiir makkabaisches Zeitalter (nach Olshausen) charakteristischen Gegensatz von ,,Ab- triinnigen''^ D'^ytO"! und „Frommen" Dip''^2 oder D''"''pn. Diese Erwartung bestiitigt sich aber nicht. Dazu ist der Sprachgebrauch in diesem makkabaischem Zeitalter entstammenden Buche Daniel ein ganz anderer, als in den angeblichen Makkabaerpsalmen, denu die theokratische Partei, welche in diesen mit D'^'l'ipn oder D'^p'lS gemelnt sein soil, kommt im Buche Daniel niemals unter diesen Benennungen vor. Der bessere, fromme Theil Israels heisst viel- mehr hier I'^n'^S ''Ti''-a$_ (Dan. 11, 32) oder Dib'^SteBr. (Dan. 11, 33. 35. 12, 3. lb) oder diUi'niJ-D? (Dan. 8, 24), an keiner einzi- gen Stelle D'''7ipn. Und doch konnte jemand gerade in diesem letzteren Ausdrucke DiH^'On die in den Makkabaerbiiehern mit 'AatMioi (vgl. 1 Mace. 2, 42, wo Cod. Vat. und die meisten Hand- schriften falschlich 'JovSamv fiir 'j4oi8a!wv lesen; ferner 1 Mace. 7, 13. 2 Mace. 14, 6) bezeichnete fromme Schaar theokrati- scher Jehovaverehrer wiederfinden wollen. Allein nicht erst und ausschliesslich von standhaften' und verfolgten Goltesverehrern '3* 36 Priifung der gegnerischen Beweisfiihrung. der makkabaischen Periode, sondern von den Frommen, Jehova Gretreuen aller, hiiufig auch friiherer Zeiten wird der A.usdruek W'T'QT!. gebraucht (vgl. 1 Sam. 2, 9. 2 Sam. 22, 26. vgl. Ps. 18, 26. Vs. 4, 4. 32, 6. Mich. 7, 2). A us den bisher angestellten Erbrferungen ergiebt sich ein wichtiges Resultat : alle fiir makkabiiisches Zeitalter geltend ge- maebten innerea Griinde reichen nicht aus, die Wirklichkeit im Psalterium vorbandener Makkabaerpsalmen zu beweisen. Denn die in den fraglichen Psalmen enthaltenen inneren Spuren weisen uns nicht mit iiberfuhrender Deutlichkeit in die syrische Drangsalszeit, weil kein einziger jenem spaten Zeitalter zugeschriebener Psalm Ereignisse und Begebenheiten des Hasmonaerzeitalters so unzwei- deutig verarbeitet, dass nicht ebenso leicht Beziehungen auf an- ~dere Zeiten moglich und im Sinne des Dichters zulassig waren. Doch bei diesem mehr uegativen Resultate konnen wir nicht Beruhigung fassen, wenn wir bei der Priifung dieser Frage ein positives Ergebniss fiir Abfassungszeit und A-bschluss des Psal- terium gewinnen woUen. Wir haben nun weiter diejenigen in- neren wie ausseren Zeugnisse zu sammeln, welche uns die fiir die VoUenduug und schliessliche Redaction unserer Psalmensamm- lung nothigen leitenden geschiehtlichen Gesichtspunkte an die Hand geben. Innere Zeugnisse nennen wir in dieser. Hinsicht theils solche Stellen, die dem Psalmenbuche selbst entlehnt in anderen alttestamentlichen Biichern Spuren vom Vorhandensein der Psal- mensammlung aufweisen, theils Stellen in den einzelnen Psalmen selbst, welche fiir die Bestimmung der Abfassungszeit beachtens- werthe Winke an die Hand geben, bei deren Erorternng wir auf Grund exegetischer Untersuchung unsere negative gegen mak- kabiiisches Zeitalter der Psalmen in unserem Kanon gerichtete Kritik durch posiiive Angaben und Nachweise des wahren Abfas- sungszeitalters erganzen miissen. Aeussere Zeugnisse bietet uns vor allem ein sprachgeschichtlicher Vergleich der Form und Farbe der in den angeblichen Makkabaerpsalmen herrschenden Sprache mit derjenigen, welche das jiingste Buch unserer Sammlung ka- nonischer Biicher kennzeichnet, ein Vergleich, weleher zu dem Ergebnisse fiihren wird, ob das sprachliche Geprage der vermeint- Innere Griinde fur vormakliab. Ursprung des Psalters. 37 lichen Makkabaerpsalmen ira Vergleich mit dem den exilischen und esra - nehemianischen Psalmen der persischen Zeit eigenen Sprachcharakter demjenigen Gange sprachlicher Entwickelung entspreckej welchen das Ferhdliniss Koheleths zu Daniel geschicht- lich aufweist. III. Innere Zeugnisse fur das Vorhandensein des Psalterinm in vormakkabiiisclier Zeit. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die in manchen alttesta- mentlichen Biichern sich findenden theils mehr theils minder wortlichen Entlehnungen grosserer und kleinerer Psalmenstellen, oder gar einzelner Psalmen selbst, fiir die Beurtheilung des Zeit- alterSj welchem jene angehorenj einen wichtigen Anhaltepunkt bieten. Die Arbeit des Kritikers hat hier f'reilich die Vorarbeit und Voruntersuchung des Exegeten zur unerlasslichen Vorbedin- gung. Denn aaf der rechten Entscheidung, auf welcher Seite die Urspriinglichkeit liege, beriiht^as Urtheil iiber Zeitalter and Ent- stehung der betreffenden Psalmen. Is^ aber einmal der Beweis geliefert, dass gewisse Psalmenstellen, welche bei einem alttesta- mentlichen Autor sich finden, von demselben aus dem Psalterium entlehnt seien, so ist die Schlussfolgerung unumstosslioh, dass 2u der Zeit, als die Autoren schrieben, welche das Psalmenbuch nachweislich zu ihren Zwecken ausbeuteten, dieses selbst vorhan- den sein musste. Je deutlicher sich nun das Zeitalter bestimmen liisst, in welchem jene alttestamentlichen Sehriftsteller lebten und schrieben, die das Psalterium citiren, desto sicherer lassen sich, wenn auch nur annahernd, die Spuren auffinden, denen man in der Geschichte nachgehen muss, um zur Entstehungszeit dieses oder jenes citirten Psalmen zu gelangen. Hierbei leuchtet von selbst ein, dass das hohere oder jiingere Alter eines Psalmen nach dem hoheren oder jiingeren Alter des Autors, der den Psalmen citirt, zu beurtheilen ist. Dieser Massstah der Beurthei- 38 Innere Griinde fiir vorma.kkab. Uvspruiig des Psalters. lung gilt ab'er nur in dem Falle als zuverlassigj dass die Urspr'ilng- lichkeit der Textgestalt des Psalmen und die Abhangigheit des ilin citi- renden Autors nachgewiesen werden harm. Auf unsere Streitfrage aii- gewandt ergiebt diese Betrachtung i'olgende zwei wichtige Satze: 1) Je mehr ein Schriftstellerj bei welchem ein angeblicher Mak- kabaerpsalm angefiihrt ist, ein erweislich nicbt altereSj sondern wo moglich noch jiingeres als makkabaisclies Zeitgeprage triigt, desto leichter ist die Mogliehkeit jiingerenj also audi makkabaischen Ursprunges auf Seite des Psalmen. — 2) Hingegen je liinger ein Schriftsteller, der einen angeblichen Makkabaerpsalmen citirt, nachweislieh vor makkabaischem Zeitalter schrieb und je mehr er an Alter die makkabaischen Schriftsteller iiberragt, desto mehr sohrumpft die Wahrscheinlichkeit makkabaischer Abfassungszeit zur Unmoglichkeit zusammen. Zum Ausgangspunkte der folgenden Untersuchung sollen uns • nicht seiche Biicher dienenj iiber deren Abfassungszeit die Kritik nbch nicht zu sicheren Resultaten gelangt ist^ weil in ihnen we- gen ihres didaktischen Inhaltes die einzelnen Zeitverhaltnisse nur in unbestimmten TTmrissen hervortreten (wie Hiobj Proverbien)^ sondern solche Biicher, deren Zeitalter aus ausseren und innereu Griinden sich, wenn auch nur annaherungsweise, genauer bestim- men lasst, wie die geschichtlichen Biicher Chronik, Esra, Nehe- mia, sowie das nur dem Namen nacji prophetische, in Wirklichkeit ebenfalls geschichtliche ^uch Jona, aus denen unverkennbare Spu- ren ihrer geschichtlichen Entstehung hervortreten. Da vor allem die Textprioritat des Psalterium und die Ab- hangigkeit der Textrecension der in den erwahnten Biichern (Jon., Chron., Esr., Nehem.) eingewebten Psalmenstellen zu be- weisen ist, um fiir die weitere Untersuchung des Zeitalters der Entstehung der JPsalmen eine sichere Basis zu gewinnen, so stel- len wir behufs der letzten allein endgiltigen Entscheidung, welche lediglich vom Urtheile liber die Beschaifenheit der beiderseitigen Textgestalt abhangt, diejenigen Stellen neben einander, welche in Betreff der Varianten eine eingehende exegetische Priifung er- heischen. Zeugniss des B. Jona. 39 1) Zeugniss des Buches Jona. Ps. 120, 1 ins'ip lb nnisa nini bx Ps. 42, 8" ib3> Tibs-i 'TinaiBr bs Ps, 31, 23" innw -^TBria viibs ijsi Ps. 142, 4' nnsi 'Till iby qasnna Ps. 88, 3' '^nb&n T^iBb sinti Ps. 116, 17 n-nn nar nnrx ib sips nini ntoii Ps. 116, IS"' DbiBS ninib i-\i5 Ps. 115, 3 -lies bD Di^iBa is-'nbsi nics ysn Ps. 88, 7. 8 bDi . . . iby nib3tTaa Ps. 88, 18 iDipn ... D-iaD ■'3130 ^b» Ps. 107,29. 30 ipniB'' . . . myo np'^ Dass die Urspriinglichkeit auf Seite der Psalmen ist, erhellt daraus, dass der Verfasser des Buches Jona nicht nur sein gau- zes zweites Capitel ,,das Lied im Wallfischbaucli"' aus Psalmen- fragmenten aufgebaut, sondern auch bei seiner geschichtlichen Darstellung vielfach Reminiscenzen friiherer Autoren verwerthet hat. Unverkennbar sind in dem Bache Anklange an Exodus, wie 3, 10 vgl. mit Ex. 32, 14, oder Jon. 4, 2°' mit Ex. 14, 12, ja die zweite Halfte von Vers 2 im 4. Kapitel Jona ist wortlich aus Ex. 34, 6 entlehnt. Fiir die Darstellung der ganzen Mission des Propheten lieferte die Sendung Elia's (1 Reg. 18. 19) das Vorbild. Wie Elia 1 Reg. 19, 3 if. will sich auch Jona cap. 1, 3 dem gatt- lichen Berufe entziehenj wie Elia 1 Reg. 19, 4 eine Tagereise in die Wiiste, so geht Jona cap. 3, 4" eine Tagereise in die Stadt; der 40tagigen Frist 1 Reg. 19, 8 entspricht die 40tagige Frist Jon. 3, 4". Die Worte, mit denen Elia unter dem Wachholder (Dln'l) Gott um Erlosung durch den Tod bittet 1 Reg. 19, 4, sind die Quelle, auf die Jon. 4, 3 u. 8 auch Jona's Bitte um den Tod Jon. 2, 3 mni bK ""b mxio in^np iMyi Jon. 2, 4" lbs- i-ibsi Tinatau bs iia» Jon. 2, 5' viimss TTTas issi TT's nasH Jon. 2, 8' n» ivs: -iby titiynna iniDT nini Jon. 2, 8" inbsn Tibs siani Jon. 2, 10' nnnT« nmn bip3 "iDSi i^ Jon. 2, 10" niab»55 irrTis -i©k Jon. 1, 14" -I1BX3 mni nns ■^d nitty nssn Jon. 2, 4 bD . . . . nbisia ''Dsibinm iby . . . Ti-iawM Jon. 2, 6 Dinn was iy d'^m ''31&bs ■'33301 Jon. 1, 11 nyoi ... Dinpntsii ^Q Innei-e Griinde fur vormakkab. Ursprung des Psalters. zuriickzufuhren istj dem Elia unter dem DHT entspricht der Jona unter dem •]-rp-'p. Die Stelle Jon. i, 3 iTCED-nst XD np nini nnyi ''TI'D ini)2 mi3 ''D -iSUia und Jon. 4, 8" ait) ITaK-'l mab 11BB5 ntc bsicii lino inl)3 entspringen aus der Originalstelle 1 Reg. 19, 4: bt<'lB"'T Tiias'Q ■'d:x 3VJ-^5b ^d ■^'cbd np mn-* nny {pr\] ra»''^ r\M±) todd ns so zwar, dass die abgeleiteten Jonastellen die gekiirzten Recen- sionen des Urtextes 1 Reg. darbieten. Eine weitere Bestatigung iindet dies in der vorwurfsvollen Frage Gottes an Jona 4, 4: au^nn ^b nnn, die nur eine Nachahmung ist des den Elia ebenso vor- wurfsvoll treffenden ns lb nu 1 Reg. 19, 9 und 13. Alle diese Entlehnungen und Reminiscenzen des Jona aus friiheren alttesta- mentlichen Biichern besttirken uns in der Annahme, dass die Textgestalt der Psalmen die urspriinglicbe, dagegen die des Jona (insbes. c. 2) die abgeleitete Recension bietet. Dieses auf exege- tischer Untersuchung berubende Resultat begriindet den weiteren Schluss, dass der Verfasser des Buches Jona, da er aus dem Psalterium entlehnt, dasselbe schon in Handen gebabt haben muss, und zwar nicbt nur die alteren Sanimlungen des Psalte- rium, sondern auch die jiingsten, denen ja Pss. 120. 142. 116. 115 u. a. angehoren. Im Zeitalter des Jona war also das Psalmbuch vorhanden, — diirfen wir im AUgemeinen vermuthen. In der Bestimmung des Zeitalters des Buches Jona gehen allerdings die A.nsicliten aus- einander. Das aramiiisch gefiirbte sprachliche Colorit (vgl. nj^BD 1, b; "^ajt;? = lab TOSa l, 7; nsi-ip 3, 2; oyt: Befe/d 3, 7; b als noia accusativi u. a. m. in Verbindang mit dem Gedanken- inbalte des Buches, nach welchem der letzte Grand des gottlichen Handelns in der Liebe Gottes zur Anschauung gebracht wird, welche ziiclitiget und Erbarmen iibt ohne Unterschied des Vol- kes und Standes, eine religiose Anschauungsweise, die mit dem alteren strengeren Particularismus des Hebraerthums nimmermehr in Einklang zu bringen ware, fiihrt in ziemlicb spiite Zeit, jeden- • falls in eine Zeit nach dem Exil, etwa in den Anfang der per- sischen Herrschaft*). Hitzig liess frliher das Buch Jona zur *) Vgl. Jager, Ueber d. sittl. relig. Endzweck des B. Jona. Tubing. 1840. Ewald, Proph. d. A, B. II. S. 554—559 der 1. Aufl. Bleek, Einl. in das A. T. S. 576 f. Zengniss des B. Jona und des ChTonisten. 41 Makkabaerzeit abgefasst sein (Des Propheten Jona Orakel iiber Moab Heidelb. 1881. S. 37), dagegen in seinem neueren Commen- tar zu den k]einen Propheten von 1863 (S. 161) fast zwei Jahr- hunderte friiher in Alexanders d. Gr. Zeit. Unbegreiflich ist es, wenn Hitzig das zweite Capitel des Jona ,,grossentheils aus Psalmstellen atomistisch zusammengesetzt" nennt, also zugiebt, dass der Verfasser des Jonabuches aus dem Psalterium geschopft habe (Die 12 kl. Proph. S. 167), und doch die im Jonacapitel compilirten Psalmen in die Makkabaerzeit verlegt, so Ps. 42 (Die Pss. iibers. u. ausgel. I. S. 233), Ps. 142, v. 4, dessen vermuth- liches Original der scharfe Kritiker in Jon. 2, 8 sieht. Wie ist denn der makkabaische Ursprung der vom Verfasser des Jona- buches compilirten Psalmen vereinbar mit dessen friiherem Zeit- alter? Wie kann ein Zeitgenosse Alexanders d. Gr. — und ein solcher ist ja der Verfasser des Jonabuches nach.Hitzig's eigener Ansicht — ein Lied aus Stellen makkabaischer Psalmen atomi- stisch zusammenstellen? Zu solchen Widerspriichen fiihrt die Hitzig'sche Beweisfiihrung von makkabaischen Psalmen uhd ent- kraftet sich somit selbst. 2) Zengniss des Chronisten. Im ersten Buch der Chronik findet sich im 16. Capitel vom 7. Vers an eine fiir die Beurtheilung der Frage nach Makkabiier- psalmen iiberaus wichtige Stelle. Der chronistische Erziihler be- schreibt dort die bei der Einfuhrung der Bundeslade und bei Er- offnung des Gottesdienstes auf Zion gefeierten Feste und flicht den bei dieser Gelegenheit den levitischen Sangern von David verordneten Fest- und Dankhymnus in seine Darstellung ein. Die Thatigkeit des Chronisten ist naturlich dabei reproduetiv. Es leben in seinem Geiste die alten Gesange wieder auf, die einst auf davidischer Harfe Jehova zu Ehren erklangen. In derselben Weise wie Thukydides und Livius ihrer fortlaufenden Geschichte die „Keden" einfiigen, so hat jener alte biblische Annalist den Dankes- und Lobhymnus seiner historischenDarlegung eingewebt. Bei dem anerkannt compilatorischen Charakter des Chronisten, der z. B. die ersten Capitel zum grossten Theile aus der Genesis entlehnt, der sein ganzes zweites Buch mit Ausnahme einiger Ein- 43 Innere Grlinde fiiv vonnakkab. Ursprung des Psalters. schiebsel aus den Biicliern der Konige herubernimmt, diirfte a priori die Ansicht am natiirlichsten erscheitieiij dass auch jener zur Verherrlichung Gottes angestimmte Festhymnus nur e'ine Compilation aus Psalmen sei. Dies a priori gefallte Urtheil kann aber dem unbefangenen Beurtheiler den exegetischen Nacliweisj der jenes erst bestiitigen muss^ nicht ersparen. Der Parallelismus des Psalmentextes und des Chroniktextes muss in klares Licbt gesetztj und eine kritiscbe Untersuchung iiber die Textgestalt beider Recensionen angestellt werden. Drei Psalmen sind es, aus denen der chronistische Darsteller — der doch am natiirlichsten zugleich der Zusammensteller des eingeschalteten Tempelliedes war — seinen Hymnus aufbaut. Fiir den ersten Theil (1 Chron. 16j 8 — 22) verwendet er die ersten 15 Verse des 105. Psalmen, den mittleren Tbeil (1 Chron. 16, 23 — 33) bildet er aus dem ganzen 96. Psalmen, den Schluss (1 Chron. 16, 35. 36) entlehnt er aus Ps. 106, 47. 48, so dass er die das 4. Psalmenbuch abschliessende Beracha mit aufnimmt. Dagegen ist die gewohnliche Ansicht, der Chronist habe auch den seiner Schlussstelle (vv. 35. 36) vorhergehenden Vers 34 aus dem Anfangsvers desselben Ps. 106 gebildet, so dass er Kopf und Sehwanz desselben Liedes abgeschlagen, und aus diesen bei- den Bruchstiicken die Schlussstelle seines Hymnus zusammen- geschweisst habe, aus dem Grunde unzulassig, weil der in jenem Verse enthaltene liturgische Aufruf „Danket dem Herrn, denn er u. s.w.'' schon seit Zedekia's Zeit im Cultus sich einbiirgerte laut der Stelle Jerem. 33, 11; zumal auch die Pss. 107. 118 (und noch andere desselben liturgischen ThefiUa-Styles) mit derselben Formel beginnen. Zur vergleichenden Uebersicht stellen wir die Textstiicke neben einander: Psalm 105, 1-15 96, 1-13 106, 1 . 106, 47. 48 1 Chron. 16, 8-22 - V. 23-33 - V. 34 - V. 35. 36. Zur vergleichenden Priifung der beiden Textrecensionen, aus welcher sich ergeben muss, welche von beiden Textgestalten der Urgestalt des Liedes am nachsten steht, folge eine iibersichtliche Nebeneinanderstellung der Varianten: Zengniss des Chroniston. 43 Ps. 105, 5 life V. 6 on-Qs y-iT V. 8 -IDT (perf.) V. 9 ' pnta'^b V. 11 T")S"fi^ V. 12 oniina V. 13 nsbttia'a V. 14 nns niart si V. 15 "'S''^?^) Ps. 96, 1. 2 Win -11© nin^b Ti'iti fnsn bs ninib "iti© Tatp 1312 mn^b nr© inyiwi D"iib 011)3 i-iwa "niSD rmsbBS (plene) S11D To-paa mssni ty rrmunb V. 8 Distichon V. 9 liSBtt V. 10 iba mni D^isa 'n:QN V. 10 D''-iiBiaa Diay tit V. 11 fisn bam Diawn inawi nxbai D-^n oy-ii lyi-isy-ba i5Sb l^nxn tiSTob Ka id sa id DiToyi pnsa ban nE'O'' nroirsa Ps. 106, 47 iD-'nbs nini nssiicin V. 47 Diiin p issapi V. 48 ni ibbn pN oyn ba ihsi V.3 V. 3 V. 4 V. 6 V. 8 V. 12' v.ia" V. 13" V. 13" V.13'' 1 Chron. 16, 12 w^s v.13 bsiDji y-ir V.15 IIDT (imperat.) V.16 pns''b V.18 n« V. 19 DDriiina V.20 nDbtt'a'a^ V. 21 T»"»»b n^sn sb V.22 ■'Siasan y. 23 y-isn bD mrrib i-iitJ inyiw DT'-bs-mitt i wa V.24 iTiaa-ns V. 24 vnxbss (def.) V. 25 STiDI V.27 Tflpaa niim ry V. 29 i-'ssb V. 29 Tristichon V. 30 liSBbM V.30 (Liicke) V. 30 (ebenfalls Liicke) V. 31 psn bani DittiDn irna'C ^b^Q mni n'^isa Tnasii V 32* niBH fby V 33' -lyin -isy V SS" i3Sb)3 V, 33* psn ns DiBiBb tea 13 V 33* (Liicke) V. 35 "oyBi inbK wwin. i-rasi V. 35 niian la iDbisni iDsapi V. 36 bbm ITQS D^n ba TraKii ninib ^; Wenn Ps. 105, 6 Dniax yiT, dagegen 1 Chron. 16, 13 bSTttJi yiT bietetj so spricht fiir die Urspriingliohkeit des erste- ren, fiir Abhangigkeit des letzteren die Parallelstelle des Psal- men am Schluss v. 42, wo ebenfalls omas wie im secbsten 44 Innere Griinde fiir vovmakkiih. Ursprimg des Psalters. Verse als 1^27 bezeiehnet wird. Der Chronist wahlte die er- leichternde, well gewohnlicher vorkommende Zusammensetzung von -SniB'' 12^, um in dem entlehnten Schriftstiicke Gleichartig- keit mit dem Parallelismus zwischen bx-ilSi und apy^ wie der- selbe im bald folgenden Vers 17 stehtj walten zu lassen. Hitzig sucht fiir die Begriindung der Prioritat des bxniBi ynT sich dar- auf zu berufen, dass „Kneclit Jehova's" nicht Abraham, sondern Israel, nicht der Erzvater, sondern das Volk heisse. Und doch heisst nach seinem eigenen Zugestandniss sowohl Gen. 26, 24 als Ps. 105 Abraham ein „Knecht Jehova's". In kiinstlicher, iiber- aus gezwungener Weise fasst Hitzig ferner das liay der Chronik als Collectiv-Appos. zu yiT wegen des im Parallelglied stehenden zu ap5?i ijn appositionellen V-iinn und weil in Ps. 105, 43 fur inny gesagt sei ^W (wie Ps. 135, 12 Itty bsilBib gegeniiber 1135? bsiOib Ps. 136, 22). AUein der vom Parallelismus entlehnte Grund miisste mit gleichem Rechte auch fiir die Herstellung des originalen Psal- mentextes geltend gemacht werden konnen, zumal LXX Sovloi avTov schreiben, also n2S[ lasen. Abgesehen davon, dass der im Psalmen wiederkehrende Ausdruck Vers 42 diese Textanderung im Fsalmen vorzunehmen widerrath, miissen wir audi an einer Aen- derung der Chroniklesart darum Anstoss nehmen, weil 13? als Apposition zu yiT nur im Sinne des ,,theokratischen Kernes des exilischen Volkes" gesagt sein konnte, wie Jes. 49, 6. Diese Be- ziehung lage hier aber fern. Stiitzt sich Hitzig fiir seine col- lectiv-appositionelle Erklarung des lay in der Chronikstelle auf das V. 43 im Psalmen allerdings mit lilins parallel stehende DS, so ist es ein Widerspruoh, in den er mit sich selbst gerath, wenn er den Chronisten als Quelle betrachtet und doch zur Fest- stellung der richtigen Lesart bei demselben auf denjenigen Psal- men recurrirt, der ja aus jenem, wenigstens seinem ersten Theile nach, geschopft sein soil. Jene Schlussstelle vv. 42. 43 des Psalmen genau betrachtet, ergiebt iibrigens, dass Hitzig ganz irrthiimlicher Weise dem "il^V in v. 6 des Psalmen das 1^5? in V. 43 des Psalmen gleichstellt. Denn hier ist ja nach dem kla- ren Zusammenhange Ta? nicht fiir das etwa collectivisch in Hitzig's Sinne zu fassende 1125? gesetzt, da im Schluss des vor- hergehenden Verses 113? Dm3N steht, also Abraham deutlich als „Knecht Jehova's" bezeiehnet wird. Im Psalmen stehen sich v. 43 Zougniss des Chronisten. 45 allerdings parallel 172? und 1"''lin3. Setzt nun Hitzig das iti3» ohne Weiteres = h^BV, so hat die Auffassung des ll^y als Collecii- vum. etwas BestechendeSj aber jene Gleichsetzung war eben er- schlichen, darum lasst sich jene Auffassung nicht aufrecht er- halten. Dann aber fallt aueh der Stiitzpunkt des Hitzig'schen Beweises fiir Prioritat der chronistischen Lesart. B) Liest 1 Chron. 16^ 16 der Chronist TS^, so hat der Psal- mist IDT. Letzteres muss aus mehrfachen Griinden als die ur- spriingliche Lesart erkannt werden, nicht nur wegen des in dem- selben Ps. 105j 42 wiederkehrenden, ebenfalls perfectischen "IST (in gleichem Sinne wie v. 8), nicht nur weil das in Ps. 106, 48 urspriingliche perfectische Tax den Chronisten gleichfalls zur Aenderung in den Imperativ ITaS 1 Chron. 16, 35 veranlasste, sondern insbesondere wegen des inneren Nexus, in welchem das perfectische "iDT mit den folgenden Perfectformen (v. S*": ni2, v. 9: rrns u. s. w.) steht, ilberhaupt mit der ganzen folgenden Darstel- lung auf das engste und innigste zusammenhangt, wahrend IIDT nur gewaltsamer Weise und willkiirlich an die vorigen Impera- tive (vv. 8 — 12) angezogen, und von den folgenden, den Zusam- menhang der Sache begriindenden Perfectis losgelost werden kann. In Anbetracht des schon v. 5 (Ps. 105) beginnenden Ti3T ware es sogar eine schleppende Tautologie. Denn v. 5 enthalt der Psalm eine Aufforderung, was zu Jehova's Verherrlichung die Ge- meinde ihwn soil (v. 1: llin, v. 2: "nilB, v. 3: ibbnnn, v. 4: TlBTT, V. 5: TQX); dem entspricht vortrefflich der Inhalt von vv. 7 — 44 als Ausfiihrung dessen, was Jehova an seinem Volke getlian hat. Mithin ist 12T v. 8 als Perfectum nothwendig vom Zusammenhange gefordert. Hitzig riiumt ein, dass IDT die urspriingliche Lesart des Psalmisten sei, stosst sich aber ohne Grand an obiyb (vgl. Ps. Ill, 5). Eine vollige Verkennung ' des einfachsten Zusammen- hanges der ersten fiinf Verse des Psalmen ist es, wenn er meint, "IDT stosse sich mit dem Imperativ IIDT v. 5, nichtssagend die Be- hauptung, nach dem Suff. der 1. Peri. PL v. 7 sei Selbstaufforde- rung am Platze. Aus dem i^vijiA.ovsva>[ii^ der LXX (1 Chr. 16, 15) schliesst er auf die urspriingliche Lesart "lIDT (Inf. abs.), aus der sich beide Varianten erkliiren sollen, so dass im Psalmen der In- finitiv als erziihlender Inf., in der Clironik als peremtorischer Im- perat. gefasst werden miisse. Dabei verschweigt er, dass beim 46 Innere Griinde fur vormakkab. Ursprung des Psalters. Clironisteii J selbst jene vermeintliche Urlesart TidT zugegeben, dennoch Textverderbniss stattfandej denn 1"13T der Chronik miisste aus "nsT entstanden sein, wahrend das IDT des Psalmen als de- fective Schreibart aufgefasst sioh aufrecht erhalten liesse. C) Ps. 105, 12 hat oniina, dagegen der Chronist DDnrna. Die offenbar aus dam zuletzt vorhergebenden DDnbns entsprin- gende Textverderbniss des Chronisten giebt selbst Hitzig zu, versucht aber mit Heranziehung der LXX des Chronisten, welche vvie die des Psalmen die 3. Person aufweise, dennoch eine Ehren- rettung des Chronisten. Win halten uns aber streng an den Ur- text, Berufung auf die Lesart der Uebersetzung zur Rechtfer- tigung der erwiesener Massen mit Textverderbniss behafteten Chronikstelle beweist nichts, als dass Hitzig selbst die klarsten und offenkundigsten Textmangel des Chronisten seiner Hypothese zu Liebe zu vertuschen und zu bemanteln weiss. D) Neben dem chronistischen IB^sb rr^Sn xb (1 Chron. 16, 21)' ist das nix ni2n Sb des Psalmen (105, 14) die dem iilteren He- braismus entsprechendere Constructionsweise, welche nach einem Verbum des „Lassens" wie ']r3, IffDD nur den Tnflnitiv, nicht aber die Person mit b ankniipft, vgl. Gen. 20, 6. -31, 7. 31, 28. Die Construction mit doppeltem b infiniiivi und personae begegnet uns erst in den jiingsten Schriften, wie Kohel. 5, 11. Besonders haufig findet sieh das aramaischem Sprachgebrauch entlehnte b als nota accus. fiir nS! beim Chronisten (vgl. 1 Chr. 5, 26. 16, 37. 29, 20. 22. 2 Chr. 5, 11. 24, 12. 25, 10). Ein arger Verstoss gegen diese Thatsachen des Sprachgebrauches und der Grammatik ware es, wenn man trotz alledem mit Hitzig die Neuerung auf Seite des Psalmen anniihme. Des Chronisten jiingere Ausdrucksweise, die aus der Construction des fl'^sri mit b personae unzweideutig zu Tage tritt, legt Hitzig wiederum dem Schreiber zur Schuld, wel- cher b in TB''S:b der Chronik „fiir das Zeichen des Accnsativ ge- halten habe". Wiederum also dieselbe den jiingeren Chroniktext beschonigende Verfahrungsart, die dem Chronisten um jeden Preis die Urspriinglichkeit vindiciren will. — Unberechtigt ist die Be- anstandung der Wortwahl des Psalmisten, der DIS statt des IC^S der Chronik hat, denn das Lexikon lehrt, dass der Sprachgebrauch von ms sif.h nicht nur auf Stelleu beschranken lasst, wo es im Gegensatz zu bs oder fTanSl steht, — iibrigens steht D"JN an un- Zeugniss des Clironisten. 47 serer Psalmenstelle doeh in Beziehung zu Gott, wenn auch nicht im Gegenmtz, — sondern auch im Gegensatz znm Volke Israel, wie Jerem. 32, 20. Hos. 6, 7, und so kann es auch an unserer Psalmenstelle gefasst werden. B) Gegeniiber der Var. ''S'^aWI in der Chronik (I. 16, 22) hat b des Psalm (103, 15) wiederam den Sprachgehrauch fiir sich, da iaut Gen. 19, 9. Ex. 5, 22. Ruth 1, 21 u. a. m. »nn wohl haufig mit b personae constrnirt wird, aber nirgends sonst mit 3. Das a der Chronik, verursacht duroh das im parallelen Gliede befind- liche ■^IT'lD'na, ist darum, selbst wenn sich der Gebrauch des a in adversativem Sinne, wie by bei yin, mit Stellen belegen liesse, — nur gehoren die vonHitzig in Paralleleherangezogenen Stellen Ps. 102, 6 vgl. mit Hi. 19, 20, und Hi. 33, 9 vgl. mit 1 Sam. 25, 24 nicht hieher — diejenige Lesart, welche ein Neuerungsverfahren in der Textgestalt vermuthen lasst. P) Vergleicht man das psalmistische DT'b 01''^ (96, 2) mit dem chronistisehen D'Ti"bs Oil's (v. 23), so konnte man bei dem sonst beim Chronisten ofters vorkommenden- Gebrauche dieser Formel, wie gleich im fblgenden Cap. 17, v. 5 bni5"!:st bn'S^ oder 1 Chron. 9, 25 ln?-bs Wtt (vgl. Esr. 9, 11), auf Abhungigkeit der Psalmstelle schliessen; allein obvvohl b ans bs sprachlich ent- standen isfc, und obwohl die mit by; gebildeten Formel n j linger zu sein scheinen (vgl. Num. 30, 15 mit Esth. 3, 7), so kommt doeh schon sehr friihe b in alien Wendungen vor wie bx, ja ofter fin- den wir beide promiscue gebraucht (vgl. Ps. 99, 9 inb mit 5, 8 bD"^!! bi*). Als kritisohe Zeugeri sind mithin beide Pormeln an und fiir sich als coordinirt zu betrachten. Beachtet man aber den Zusam- menhang beim Chronisten genauer, wie derselbe schon v. 20 '^ia'a ■'iS'bi? aus Ps. 105, 13 heriibernahm, so begreift man, wie derselbe auch jetzt, um Gleichartigkeit des Ausdruckes in seinem mosaik- artig zusammengestelltenHymnus zu erzielen, D'l'^"bS 01*10 schreiben und das vom Psalmisten gebrauchte b der Formel vermeiden musste. G) 1 Chron. 16, 27 lesen wir im letzten Hemistich: nnm W lapM, dagegenbeim Psalmisten 96, 6": TOIpMl niSBDI W. Das psalmistisch* niSBn findet sich mit T^ oder dessen Synonymen (ifter paarweise verbunden, mit HSS 1 Chr. 29, 11, mit 0TB Deut. 26, 19, mit TQS Ex. 28, 2 u. s. w. und bezeichnet wie nnm 1in im parallelen Gliede die dwina majesUs. Dass die beiden WiJrter 48 Innere Griinde fiir vormakkab. Ursprung des Psalters. Ty und niKBtl recht eigentlich dem Spraehgute des Psalmisten an- gehoren, beweist insbesondere Ps. 78, 61, wo sie ebenfalls in un- mittelbarer Aufeinanderfolge stehen, nur nicht paarweise verbun- deiij sondern durch Athnach getrennt und in zwei Versbalften ver- theilt. Dagegen kann tTnn seinen jiingeren Ursprung nicht ver- laugnen. Das Stammverbum ist allerdings schon pentateuchisch (vgl. Ex. 18, 9), das abgeleitete Nomen nnn aber finden wir nicht eher, als zur Abfassungszeit des Baches Esra, wo wir es Cap. 6, V. 16 mitten in dem aramiiisch geschriebenen Stiicke lesen. Eine genauere Prtifung der Chronikstellej zu deren Textkritik wir die Stelle Nehem. 8, 10 heranziehen, welche LXX, das dortige rmni auslassend, iibersetzen: y.ul firj Sianiar^'ZE, ori eari avQtog la^vg rjfiwv, fiihrt uns auf die Vermuthung, dass das chronistische nnn nur eine Textverderbniss sei fiir m"!"!"! (Ps. 29, 2. 96, 9), vielleicht durch einen Irrthum des chronistischen Compilators selbst ent- standen, welchem das Wortpaar des ersten Versgliedes von Ps. 96, 6 "nm Tin noch vor Augen schwebte. Des Chronisten repri- stinirendes Verfahren bei der Zusammenstellung seines Cento aus Pss. 105. 96. 106 ergiebt sich deutlich aus seiner Wortwahl des Ittpiaa fiir das psalmistische llDHpttD, denn der Verfasser des Psal- men konnte nichts passender als den Tempel ffi'ip'a als Wohnung seiner 8o^a nennen, der reflectirende Chronist muss sich dagegen von der Erwiigung, dass bei der Einbringung der Bundeslade, derjenigen Thatsaehe, die sein Festlied verherrlichen soil, der Tempel noch gar nicht bestand, zur Textiinderung in Ml'p'ai be- stimmen lassen. Die Vermuthung Delitzsch's (Comment, iib. d. Psalter. 1860. 11. S. 45 unten) wird hierdurch somit bestiitigt. Ueberaus kiinstlich und unklar ist Hitzig'sErbrterung iiber diese Varianten, wenn er (Die Pss. iibers. u. ausgel. 11. S. 257) sagt: „Maeht und Ruhm Ps. 96, 8^ sind doch wohl solche Gottes selber (Ps. 78, 61), und sein Heiligthum das irdische — um so sicherer, wenn beflissen D'lpa der Chronik durch IBIpn ersetzt wird — ; pas- send aber erscheint seine Macht da angesiedelt, wo er selbst sich be- findet : was mit Tffllptta nicht ausgesagt ist(!). Nun bietet die Chro- nik feruer HTin (1 r»), wovon unsere Lesart nur eine Erklarung(!) darstellt, auf gleicher Linie mit dortigem vioi,vxiifia{\\)." Die iiberfeine Kiinstelei der Hitzig'schen Kritik steigert sich hier fast zurUnverT stiindlichkeit und zur Verdrehung des einfachsten Wortsinnes. Zeugniss des Chronisten. 49 H) In der dritten Strophe des 96. Psalmen (v. 8) warden die Volkerfamilien aufgefordert, Gaben zu bringen in Jehova's Vor- hofe (linilfinb). Dies hat der Chronist abgeschwacht in T^SSb, das im Vergleich mit dem dichterisch schonen, volleren Ausdrucke der Vorhofe Gottes matt ist. Der Grundj warum der Chronist den Text so andertCj ist derselbe, der ihn bestimmtej das psalmistische "ItDlptt^ mit TapWa zu vertauschenj also die Rucksichtnahme auf das Nichtvorhandensein des Tempels, folglich auch der Vorhofe^ zu d^rjenigen Zeit^ in welcher die Einholung der Bundeslade stattfandj die sein Lied feiert. Dass die Lesart linil^nb neben I^USb die urspriingliche sei^ beweist ferner die Vergleichung mit dem TJrtext Ps. 29j 1. 3, von welchem sowohl Ps. 96 wie der Chronist nur Nachklange bieten^ nicht etwa so, dass die psalmi- stische und chronistische Textgestalt zwei selbststandige von ein- ander unabhangig entstandene Recensionen desselben alten Ur- textes darstellten, die unter sich in keinem naheren Verhaltnisse standen, sondern so, dass der Chronist beide Psalmen vor Augen hatte und sich von dem alteren nur den strophischen Vers- abschluss Ps. 29, 2 mit imp m'jna (vgl. 1 Chr. 16, 29), von dem jiingeren dagegen mit Ausnahme des lijsb die iibrigen Textande- rungen und Texteinschaltungen U^'a'S ninSISa und "l«ni nns'a 1S1B aneignete. Das Bestreben des Chronisten, diese erweiterte Re- cension des 96. Psalmen, nach welcher das zwelte Hemistich von Vers 8 als Texterweiturung zu Ps. 29, 2' neu entstanden ist, mit dem strophischen Abschluss von Ps. 29, 2" zu vereinigen, musste nothwendig eine Auflosung des Ebenmasses der Versglieder und in Folge davon des Strophenbaues herbeifiihren. Wahrend Ps. 96 in fiinf sechszeiligen Strophen, von denen sich vier aus distiehi- schen, und nur eine aus tristichischen Versen ebenmassig auf- bauen, harmonisch dahinrauscht, ist vom 29. Verse des chronisti- schen Textes an die strophische Ebenmassigkeit gelost. Wah- rend, der Chronist bis dahin nach dem psalmistisehen Vorbilde distichische Verse aufbaut, geht er mit Aufhebung des Strophen- baues plotzlich iiber in tristichische Gliederung v. 29, unterbricht dieselbe v. 30 sofort wieder mit einem Distichon, geht v. 31 wieder zum Tristichon zuriick, um v. 32 wieder mit einem Distichon zu wechseln und endlich v. 33 mit einem Tristichon zu schliessen. Die Worte 'W Di15i3 11'!2S Ps. 96, 10'' hat der Chronist nicht nur von 4 50 Innere Griinde fur vormakkab. Ursprnng des Psalters. der durch den iunereu Zusammenliang geforderten Stelle gerliekt, — solche sinnverwirrende Versetzung konnte allenfalls einem Ab- schreiber beizumessen sein — sondern auch v. 31'' umgeandert in liasil, um Parallelismus mit der ersten Vershalfte "UTaiS'i v. 31' zu bewirken. Besonders aus dieser tendenziosen Aenderung leuch- tet jedem das aus bestimmenden Griinden mit Bewusstsein han- delnde Verfahren .eines Compilators ein. Solche Textverstellung mit unabsichtlichen Verseben eines Abscbreibers entschuldigen und erklaren zu wollen, um nur dem Chronisten die ursprungliche Textgestalt zu retten^ ist ebenso bequem als widersinnig. I) Ausser diesen die Urspriinglichkeit des Psalmisten erhar- tenden cbronistischen Textanderungen und Textverstellungen, welche letztere insbesondere den inneren Zusammenbang wie den ausseren strophischen Bau storen^ ja zum Theil zerstoren^ sind besonders auch Textliicken beim Chronisten die Symp- tome jiingeren Alters und Anzeichen der abhangigen Stellung, die derselbe zum Psalmisten einnimmt. Die Worte Ps. 916, 10° ni-il»i12a niW 'J^'Ti fehlen beim Chronisten nach til^n ba v. 30 giinzlich. Von dem Schlussverse des Psalmen verwendet er nur das erste Hemistich, aber auch nicht ohne Kiirzung (nur einmal Xn 13), in V. 33" mit geflissentlicher Hinweglassung der Worte, welche den voUtonenden Psalmenschluss bilden. Der chronisti- sche Compilator muss diesen Schluss nothwendig vermeiden, well er ja noch nicht schliessen will, sondern einen -neuen Psalmen zur Vollendung des Aufbaues seines Festhymnus zu benutzen beabsichtigt. Ganz gleiche Griinde veranlassten ihn zu einer nur theilweise den Text benutzenden Verwertliung des Anfanges von Ps. 96. Dieser hebt an: „Singet JeJiova ein neues Lied ! " Da nun aber der chronistische Zusammensteller sich im Aufbau des miti- leren Hymnustheiles befindet, von einem neuen Liede also fiiglich nicht die Eede sein kann, lasst er diese das erste Hemistich des ersten Verses bildende Sentenz weg, in gleicher Weise das erste Hemisticb. des zweiten Verses von Psalm 96 und schmilzt so- mit beide letzte Vershalften zu einem neuen Versganzen zusam- men (vgl. 1 Chr. 16, 23 mit Ps. 96, 1. 2). K) Besondere Beachtung verdienen bei der Untersuchung des Textes die Varianten zwischen Ps. 106, 47. 48 und 1 Chron. 16, 35. 36. Erlaubte sich der chronistische Zusammensteller manche Zeugniss dee Chronisten. 51 Textkiirzungen behufs weiterer Forfcsetzung des Hymnus, so wird er Texterweiterutigen zur Erzielung eines voUereiij abgerundete- ren Schlusses nicht scheuen. Die erste Texteinsclialtung 1 Chr. 16, 36 l-ittXI soil den liturgischen Aufruf 1 Chr. 16, 34 mit dem aus vv. 47. 48 von Ps. 106 entlelinten Schlusse vermitteln. Dem mosaikartig verbindenden Geschichtsschreiber ist das llttST noth- wendiges Hilfsmittel, Verbindungsglied zweier an und fiir sioh beterogener, well aus ibrem eigentlichen Gedankenzusammenbang lierausgerissener Stiicke, nach Delitzsch's gliickliebem Aus- druck „die unentbebrlicbe Klammer" (Comment, lib. d. Ps. 1860. II. S. 110). Der scbon beim Psalmisten ein jiingeres Alter ver- rathende, durch Haufung von Synonymen und Flexionsreimen sich kennzeicbnende liturgische Styl gestaltet sich beim chronistischen Anordner noch plerophoriseher, denn dieser erzielt einen vollto- nenden Abschluss. Das einfacbe roni WilBIH des Psalmen wird erweitert zu isyffii inbs WilDin, ebenso der einmaligen Imperativ- form des Psalmen "iJSap ein den reimartigen Gleichklang (liyiBi IDytBin) noch mehr haufender zweiter Imperativ Isb'iSil'l zugesellt. — Erklaren sich diese Texterweiterungen aus oratorischen Moti- ven, so die letzte bedeutendere Variante in v. 36 (1 Cbron. 16) l"lttS''T (fiir das psalmistische in Wunschform dem "{Tia im ersten Hemistich Ps. 106, 48" parallele "ias?"l) aus dem erzahlenden Cha- rakter desselben Zusammenstellers, der jenen psalmistischen Schlusswunsch historisch umsetzt, um sich dadurch den Weg zum Uebergange zur weiteren Fortsetzung seiner gesehichtlichen Erzahlung zu bahnen. — Die iibrigen Varianten, unter denen hochstens noch rs Ps. 105, 5 vgl. mit iniS 1 Chr. 16, 12, 1i3B'5a Ps. 96, 9 vgl. mit liDSb'a 1 Chr. 16, 30, iTO Tbyi Ps. 96, 1-2' vgl. mit mian yby"^ l Chr. 16, 32^ "'Ssb Ps. 96, 13" vgl. mit -iDEib^ 1 Chr. 16, 33" Beachtung verdienen, fallen fiir die Entscheidung des re- lativ jiingeren Zeitalters wenig in die Wagschale. Die in den letzten zehn Abschnitten A) bis K) gefiihrte Un- tersuchung der wichtigsten zehn Varianten des Chronik- und Psalmentextes zeigt zur Geniige, dass die Urspriinglichkeit des Textes dem Psalmisten zukommt, dass dagegen des Chroni- sten Lied (1 Chr. 16, 8—36) in Hinsicht der Beschaffenheit des Textes als mannichfaltig veranderte, aus Griinden, iiber die wir uns im Vorstehenden klar wurden, theils verderbte, theils 52 Innere Grilnde fiii vormaHcab. Uvsprting des Psalters. die urspriiiigliche Concinnitat durclibrechende, das strophische Ebenmass des rhythmischen Baues auflosende, theilweise ver- kiirztej theilweise erweiterte Recension und Compilation der drei Psalmen 105. 96 und 106 anzusehen sei. Dies auf Grund gewis- senhafter textkritischer Untersuchung gewonnene Resultat berech- tigt uns zu dem Schlusse, dass der Chronist die Psalmen 96. 105 und 106 gekannt hat. Sonst hatte er sie nicht entlehnen kon- nen. Konnen wir nun nachweisenj wann der Chronist lebte und schriebj so gewinnen wir eine bestimmte historische Unterlage fiir die Bestimmung des Zeitalters^ in dem jene Psalmen vorhan- den waren. Die Abfassungszeit der Chronikbiicher ist allerdings nicht zu friihe anzusetzen. Ein ausserer Hinweis auf spateres Zeit- alter im AUgemeinen liegt schon in der Stellung, welche die Bii- cher als letzte im Kanon einnehmen. Wenn dieselben diesen Platz nicht ihrem spateren Ursprunge verdankten, begriffe man nicht^ warum der letzte Anordner nicht diese geschichtlichen Biicher an die ihrem Inhalte nach nachstverwandten Konigsbiicher an- gereiht hatte (wie LXX spater wirklich thaten, welche nach dem Princip, Gleichartiges an einander zu reihen, Esra und Nehe- mia unter die Jdsiorischen, Daniel unter die prophetischen Biicher stellten). Bestimmtere Kennzeichen des Zeitalters geben die 1 Chron. 3, 1 — 24! aufgestellten koniglichen und hohenpriester- lichen Stammbaume, die unwidersprechlich und unverkennbar bis auf die zur Zeit des Chronisten lebenden Haupter des davidischen und hohenpriesterlichen Hauses herabfiihrenj d. h. bis zu dem- jenigen Termine, vor welchem eine Abfassung undenkbar, nach welehem dieselbe ganz unwahrscheinlich ist. Denn bei der Auf- zahlung wird der chronistische Darsteller nicht vermeiden^ auch den zu seiner Zeit lebenden letzten Descendenten aufzufiihren. Im Ganzen sind nun a. a. O. nach Serubabel sechs konigliche, fiinf hohenpriesterliche Geschlechter abgezweigt, welche einen Zeitraum von 150 bis 200 Jahren ausgefiillt haben miissen*). Rechnet man also von Serubabels Zeit — sein Todesjahr fallt in die Regierungszeit des Darius nach 516 v. Chr. — um sechs Ge- *) Die 1 Chr. 3, 17—24 gegebene, von LXX um einige Geschlechter ver- mehrte konigliche Genealogie ist in fortlaufender Reihe diese: 1) Serubabel, 2) Chanania, 3) Shekhanja, 4) Shemaja, 5) Nearja, 6) Eljoanai, 7) Hodujahu. Zeugniss dee Chronisten. 53 nerationen vorwartsj so fiihrt dies mit Nothwendigkeit friihestens in die leizten persisohen Zeiien, spatestens in den Anfang der grie- chischen Zeit. Da def als letzter Trager des Hohenpriesterstammes als Zeitgenosse des Chronisten aufgefiihrte Hohepriester laut 1 Chr. 3, 34 Jochanan ist, dessen Nachfolger Jaddua nach. des Josephus Zeugniss (Antiqq. XI, e. 7, §. 2. c. 8) noch bis zu An- fang der griechischen Herrschaft lebte, so konnen wir bestimm- ter die Ausgangszeit der persischen Herrschaft, etwa die Jahre vor Alexanders des Grossen RegierungsantriUj als annahemd richti- gen Termin der Abfassungszeit der Chronikbiicher hinstellen. Verfasste aber der Chronist, wie im zuletzt Dargelegten er- wiesen, seine Annalen um Alexanders d. Gr. Zeit, so waren die Psalmen 96. 105. 106, aus denen ja der Chronist dargethaner Massen schopfte, bereits vorhanden. Wir gewinnen somit aus dem inneren Zeugniss der Chronik ein bestimmtes positives Er- gebniss flir die Abfassungszeit jener Psalmen, wpnach dieselben nicht spiiter als um die Mitte des vierten Jahrhunderts verfasst sein konnen. Die Abfassungszeit ergiebt sich aber noch genauer aus einer tieferen Betrachtung ihreslnhaltes. Der Gredankenschatz, die sprachliche Farbung u. a. m. in Ps. 96 fordern unwillkiirlich zu einer Vergleichung mit dem s. g. Deuterojesaja auf, vgl. Ps. 96, 1' mit Jes. 42, 10; Ps. 96, 2* mit Jes. 52, 7. 60, 6; der Aus- druck ^btt r.ini ist Ps. 96, 10' wie Jes. 52, 7" messianisehe Loo- sung, dort wie hier nimmt die leblose Natur, Himmel, Erde, Meer, Gefilde an der Freude liber Jehova's Parusie Theil, vgl. Ps. 96, 11 ff. mit Jes. 44, 23. 49, 13; wie der Dichter Ps. 96, 12 alle Waldbaume jubeln lasst, so auch der Prophet Jes. 55, 12 vgl. mit 44, 23 und 14, 8 (denn der Triumphgesang auf den gefal- lenen Chaldaerkonig Jes. 14, 4£F. gehort auch zum s. g. Deutero- jesaja; ausser vielen anderen Griinden spricht dafiir die sprach- liche Erscheinung, dass HDI nSS ausser Jes. 14, 7 nur noch Jes. 44, 23. '49, 13. 55, 12 sich findet). Mit voUem Rechte erkannte darum schon Delitzsch (Comment, iib. d. Ps. 1. Aufl. 11. S.44) den Grundton des Ps. 96 als deuterojesajaniseh. Dies fiihrt auf die Zeit gegen Ende des Exils, in welche die Abfassung von Jes. 4,0 — 66 anzusetzen ist. Auch Ps. 96 erweist sich als nachexilisch. Es wird die in der Ueberschrift enthaltene geschichtliche Notiz der LXX : „oTE ohog i^xoSoiieito [B. qixodo/JijTai) fis-zot. zrpi atifiaXwaiav" das 54 Innere Griinde fiir vormakkab. TJrsprnng des Psalters. glaubwiirdige Zeugniss einer treu erhaltenen Tradition sein. Ge- hort aber nach dem alien Ps. 96 in die nach dem Bau des zwei- ten Tempels fallenden Zeiten der persischen Weltherrschaft, also etwa in den Anfang des fiinften Jahrhunderts^ so gewinnen wir damit eine historische Basis, auf welcher wir fussend nach dem relativen Alter benachbarter und verwandter Psalmen weiter for- schen konnen. Wie uns nun aus Ps. 96 deuterojesajanische Grund- tone entgegenklingen, so durchzieht dieselbe Farbung der Ge- danken, dasselbe Colorit sprachlichen Ausdruckes, wie ein rother Faden auch die in der Nacbbarschaft dieses Psalmen befindlichen Lieder. Wie Ps. 96, 4. 10 heisst auch Ps. 95, 3 Jehova „ein gros- ser Goti und grosser Konig iiier alle Gotter" . Der ,,Fels unseres Heils" Ps. 95, 1 entspricht dem ,,Felsen meiner Znflucht" Ps. 94, 22. Durch gemeinsame behufs emphatischer Steigerung angewandte Anadiplosis ist Ps. 94, 3 verwandt mit den Stellen Ps. 92, 10. 93, 3 und 96, 13. Psalm 93 ist der erste unter den ,,Jehova, als dem Konig" huldigenden Psalmen, welche die theokratische Idee von der Parusie Jehova's mit der Signatur 'ib'a ilini charakteri- sirt, vgl. Ps. 93, 1. 97, 1. 99, 1. Die bildliche Darstellung der Waffenriistung Jehova's Ps. 93, 1 hat ihre sachlichen Paralle- len in Jes. 51, 9. 59, 17. 63, 1 (vgl. mit Ps. 93, 1 auch 104, 1). Das Bild von der palmen- und cederngleichen Gemeinde Ps. 92, 13—16 findet seinen Commentar in dem deuterojesajanischen Ca- pitel 65, besonders von Vers 21 an. Auch in Ps. 91 ist die far- benreiche Bildersprache des deuterojesajanischen Anonymus und die Beriihrung mit dem sprachlichen Ausdrucke in Ps. 92 (vgl. Ps. 92, 12 mit 91, 8 und 92, 1 mit 91, 1 wegen X\'h'$) unverkenn- bar. Wie aber die dem 96. Psalmen nachstvorhergehenden Psal- men, so konnen auch die demselben folgenden Psalmen 97. 98. 99. 100 ihre enge Verwandtschaft mit Ps. 96 nicht verlaugnen, nicht nur wegen innigster Beriihrung im sprachlichen Ausdrucke : Ps. 97, 1 und 99, 1 ibia nin"- vgl. mit Ps. 93, 1 und 96, 10; Ps. 97, 1 vgl. mit 96, 11; Ps. 97, 7 mit 96, 5; Ps. 97, 9 und 99, 2. 3 vgl. mit 96, 3. 4; Ps. 100, 4 mit 96, 8; nicht nur weil ganze Stellen aus Ps. 96 entlehnt sind, wie Anfang und Schluss von Ps. 98, vgl. Ps. 98, 1' mit 96, 1"; Ps. 98, 7" mit 96, 11"; Ps. 98, 9 mit 96, 13, gerade wie ferner Ps. 100, Vers 1 wortlich aus Ps. 98, 4' und Ps. 100, 3 fast wortlich aus Ps. 95, 7 (vgl. auch Zeugniss des Cbronisten. 55 Ps. 100, 2 mit 95j 2) stammt, sondern ganz besonders weil, wie schon Pss. 91 — 95j so auch diese Reihe Pss. 97 — 100 was den In- halt betrifiPt gemeinsamen deuterojesajanisehen Typus an sicb tra- gen. Fiir letzteren vgl. Ps. 97, 1 mit Jes. 42, 10-12. 51, 5; Ps. 97, S" mit Jes. 42, 25; Ps. 97, 6* mit Jes. 40, 5. 52, 10. 66, 18; Ps. 98, 3* stammt wortlioh aus Jes. 52, 10''; das ,,Ha,nde}datschen" Ps. 98, 8, ,,die Siimme des Gesanges" v. 5 entspringen aus Jes. 55, 12 und 51, 3; Ps. 98, P erinnert an Jes. 51, 9. 63, 5. 52, 10; Ps. 98, 4 an Jes. 44, 23. 49, 13. 52, 9; Ps. 99, 5 an Jes. 60, 13 vgl. mit 66, 1. Wegen dieses gemeinsamen Gedankengeprages, wie es auch jenem grossen deuterojesajanischen Anonymus eigen ist, insbesondere wegen des in diesen Liedern sich offenbarenden Bewusstseins von dem universalistischen Berufe der Jehovareligion f'iir die Heiden- welt, wie es in und bald nach der Leidenszeit des Exiles sich entwickelt hatte (vgl. Ps. 96, 10 mit Jes. 52, 7. 10. Ps. 97, 6 mit Jes. 51, 5 ff.), urtheilen wir, dass die ganze Decade der Psal- men 91 bis 100 in dieselbe nachexilische Zeit gehort. Die fast alien diesen Liedern gemeinsame hymnische Form, die leicht- beschwingte farben- und bilderreiche Sprache, die hymnische Ge- betsanrede, der liturgische Styl, die Erwahnung der beim liturgi- schen Gottesdienste liblichen Instrumente, wie sie aucli der Chro- nist erwalmt (vgl. besonders Ps. 92, 4. 98, 5. 6 mit 1 Chr. 13, 8. 15, 16. 16, 5. 6. 42), charakterisirt sie hinreichend als nacbexi- lische Tempellieder, zur Verherrlichung Jehova's an der neu aus den Trtimmern erstandenen Statte des Heiligthumes zu Jerusalem angestimmt. Giinstig sind fiir diese Annahme die vom vorurtheils- freien Beurtheiler wobl zu beachtenden, nicht mit Hitzig vor- schnell iiber Bord zu werfenden Ueberschriften gerade mehrerer unter diesen Liedern, welche Angaben iiber ihre Rturgisclie Be- stimmimg enthalten. Nach diesen ist Ps. 92 als lnai»n DT^b lilB -nttT52 schon vom hebraischen Ueberschreiber als Sabbatspsalm, Ps. 93 •als Freitagspsalm (sk rrp iji^tQav rov TtQoaa^^atov), Ps. 94 als Mitt- wochspsalm {reTQudi aaii(ldzov) allerdings erst von LXX zur Zeit der Liturgie des zweiten Tempels im stehenden Gebrauche bezeugt, was die talmudischen Angaben bestatigen. Auch die Ueberschrift T\1^^h Ps. 100 ist Spraehgut des nachexilischen Cultus und soil aussagen, dass das Lied beim Dankopfer (genauer beim Thoda- Schelamim-Opfer) gebetet oder gesungen wurde. 56 Innere Griinde fur vormakkalD. Ursprung des Psalters. Bot der 96. Psalm den Ausgangspunkt fiir die Bestimmung des Zeitalters der um ihn sieh gruppirenden Psalmen der 10. De- cade des Psalterium, so konnen wir einen ahnlichen Weg ein- schlagen fiir die wenigstens annahernde Schiitzung der Entsteh- ungszeit der iibrigen Psalmen des vierten Buches, w'enn wir den gleichfalls vom Chronisten (1 Chr. 16) bereits vorgefundenen, well bei der Zusammenstellung vorhandener Psalmen zu einem neueu Pesthymnus wenigstens seinem ersten Theile nach mitverwer- theten Psalmen 105 zur Basis fiir unsere Erorterung nehmen. Suchen wir darum auch hier unsere negative Kritik gegen seleu- eidisches und makkabaisches Zeitalter durch positive Nachweise zu erganzen. Die Aufforderung des Dichters am Anfang des Psalmen, Jehova's heilsgesclnchtlicbe Thaten unter der Volker- welt zu verkiinden, verrath den naebexiliscben Ursprung, denn das Bewusstsein von Israels Berufe an der Heidenwelt ist erst eine Frucbt der Erfahrungen des Exiles. In diesem Punkte be- riihrt sieh der Psalm mit dem vorhin besprocbenen 96. Psalmen. Die Ps. 105, 41 entbaltene Schilderung der Erlbsung ist mit deu- terojesajanischen Parben (vgl. Jes. 48, 21) bewirkt. Der ganze Psalm 105 ist ein Nachklang des 78. Psalmen, der ebenfalls die Geschicbte des Volkes an der Hand der bistoriscben Biicber durcbgeht, so jedocb, dass diese Gescbichte mit poetiscben Par-' ben lebhaft ausgemalt wird. Fallt nun Psalm 78, dessen Abfas- sung durch diejenigen Zeitverbaltnisse bedingt erscheint, welcbe die esra-nebemianiscbe Aera kennzeichnen, vgl. Nehem. 9, 17. 24. 26. 27 mit Ps. 78, 38. 55. 57. 61, - denn die ricbtige Exegese von vv. 9 — 11 und 67. 68 fiibrt iu die Zeit, wo die Trennung von Samaria und Juda bis zur Unversobnlicbkeit sieh gesteigert hatte — friibestens gegen Ende des fiinften Jahrhunderts, nacK Ewald sogar erst in den Anfang des vierten Jahrhunderts, so wird unser Ps. 105, welcher zu hymnischem Zwecke aus Ps. 78 zum Tempel- liede umgestaltet erscheint, erst nach dem J. 400 v. Chr. verfasst sein konnen (vgl. u. a. Ps. 105, 36 mit 78, 51 wegen 'W mDl ^3 T^l). Nun wissen wir aber, dass derselbe Psalm vom Chronisten spa- testens zu Alexanders d. Gx. Zeit schon vorgefunden ward, weil derselbe ja aus Ps. 105, 1—15 den ersten Theil seines Cento auf- baut; folglich ist Psalm 105 in der Zeit von 400 bis 350 ent- standen. ZengniBB des CbroniBten. 57 Mit Psalm 105 aber gehoren die sich um ihn gruppirenden Tsalmen 102 — 104 und 106 — 109 in eine und dieselbe Zeitsphare. Man kann den 105. Psalmen aus dem ganzen Liederkranze nicht herausheben, ohne den inneren Zusammenhang zu zerstorenj durch welchen die Lieder aufs engste verbunden sind. Auf Grund dieses innigen Ideenzusammenhanges sah schon Hengstenberg in den ersten drei Liedern der 11. Decade des Psalterium, namlich Pss. 101 — 103 J eine Trilogie, aber mit mehr Recht in den naohsten vier Psalmen 104 — 107 eine Tetralogie. Inhaltlicb bestimmt man den Zusammenhang naher so, dass Ps. 104 seinen Stoff aus dem Beiche der Natur, Ps. 105 aus der .Heilsgeschichte der Urzeit Israels J Ps. 106 aus der Heilsgeschicbte bis zum Exil, Ps. 107 aus der Zeit nacb der Riickkehr entnimmt. Es bilden die vier Psalmen, wie Delitzsch richtig bemerkt, eine Tetralogie mit chronologischem Fortscbritt. Dieser innere Zusammenhang ware allerdings an und ftir sich noch laicht zwingend f'iir die An- nabme gleichzeitiger Entstehung, wenn nicht andere Erwagungen doch dafiir sprachen. Nicht nur, dass namlich dieser Psalmen- gruppe im sprachlichen Ausdrucke so viele gemeinsame Eigenthiim- lichkeiten zukommen, dass man wenigstens die meisten einem und demselben Verfasser zuzusclireiben sich bestimmen lassen konnte (vgl. besonders Ps. 105, 1 mit 106, 1 und 107, 1 wegen des Anfan- ges; wie aberPs. 105 mit mn anhebend mit Ps. 107 ganz gleichen Anfang, so theilt er mit Ps. 104 den gleichen Schluss Hi "ibbn, vgl. ferner Ps. 104, 8 mit 107, 26*); Ps. 105,45 mit 106, 3; Ps.106,4 mit 105, 8. 42; Ps. 105, 2 mit 104, 34; 105, 16 mit 104, 15"; 105, 21 mit 104, 24; 105, 32 mit 104, 4; 105, 34 mit 104, 25. Ps. 105, 45 beriihrt sich mit 103, 18). Auch Pss. 103 u. 104 sind durch innere Verwandtschaft verkniipft, beide Psalmen beginnen mit derselben hymnischen Aufforderung, mit der sie auch schliessen, in beiden Psalmen finden wir die Erwahnung der QiDSbla (Ps. 104, 4 vgl. mit 103, 20), der DimiBB (Ps. 104, 4 vgl. mit 103, 21), der 1ilD3>n (Ps. 104, 24. 31 vgl. mit 103, 22), in beiden Psalmen kommt der Stamm yaiD mit 2T0 verbunden vor (Ps. 104, 28 vgl. mit 103, 5). Endlich beruhrt sich auch Ps. 102, 14" mit Ps. 103, 13"; *) Wegen der variirenden Versglieder: mSpi ll'l"' D'^in liS"' Ps. 104, 8 und msnfin -nii ciinu) ilss-i Ps. 107, 26. 58 Innere Griinde fur vormakkab. Ursprung des Psalters. 102, 26 mit 103, 22 (1'''ID»13). Wie wir fur Psalm 105 die Zeit von 4)00 bis 350 v. Chr. ails ungefahre Entstehungszeit nachwiesen, so wird auoh fiir die iibrigen dlese nachexilische Zeitbestimmung gel- ten, nieht nur fiir Pss. 105 — 107, bei denen Delitzsch sogar die Hand Eines Verfassers erkennt, sondern fiir die ganze Gruppe, eine Annahme, 'die gerade diejenigen zwei Lieder bestatigen, welche an den aussersten Seiten den ganzen Cyklus umschlies- sen, namlich Ps. 102 am A.nfang und Ps. 109 am'Schluss. Dass Psalm 109, der neben Psalm 69 der scharfste Fluchpsalm ist, gegen nationale Feinde, insbesondere gegen einen bestimmten Feind gerichtet ist, vielleicbt gegen einen ungerechten auslandi- schen Statthalter, ergiebt sicb, wie scbon friiher von mir gezeigt wurde (vgl. meinen Vers, einer Darstell. der hebr. Poesie nach Be- schaffenheit ihrer Stoffe. Dresd. 1865. S. 49), aus exegetischen wie psychologischen Griinden. Sowohl Ps. 102 wie Ps. 109 sind Lieder des nationalen Schmerzes, welcbe berznagender Kummer und un- versohnliche Stimmung gegen die Feinde, die Zions Bliithen zer- traten, erzeugte. Die Grundtone sind bei dem einen Psalmen 102 klagende Sehnsucht — es ist di&s ganze Lied nur ein Gebetsseufzer um Erl5sung und Heimfiihrung nach Zion — , bei dem andern. Psalmen 109 eine unversohnliche Jtacheempjitulung , die in schwerem Anathema sicb offenbart. Bei aller dieser Verschiedenheit der Grundtone in der Farbe der Stimmungen haben doeh die Lie- der viel Gemeinsames im sprachlichen Ausdrucke, in der An- wendung des Sprachgutes, in dem Gebrauche derselben Bilder u. a. m. Hier wie dort der herznagendste Kummer (Ps. 102, 5 ff. vgl. mit 109, 22), hier wie dort der abgehiirmte Leib, der vor Gram Nahrung verschmiiht (Ps. 102, 5. 6. 10 vgl. mit 109, 24), hier wie dort das Bild der unstaten Heimathlosigkeit (vgl. Ps. 102, 7. 8 mit 109, 23), hier wie dort die elegische Stimmung, die im Bewusstsein der Vergiinglichkeit und Fliiehtigkeit des Lebens mit einem gestreckten Schatten (am Abend werden die Schatten langer und liinger) die schwindenden Lebenstage vergleicht (102, 12 : iTUS b2D itP vgl. mit 109, 23 : '1.^1 ima33 bsJD), hier wie dort das Schmerzgefiihl iiber erschopfte Kraft (102, 24 vgl. mit 109, 22. 24), aber auch in beiden Liedern die zur triumphirenden Siegesfreu- digkeit sich steigernde Zuversicht auf Jehova's, des Ewigen, Kraft (102, 25-29 vgl. mit 109, 28-31). Da Ps. 109, 18 (vgl. 29) Jes. Zeugniss des Chronisten. 59 59, 17 nactgeahmt istj da ferner ayia Ps. 109, 8 flectirt vorkommt, wie nur erst in der Zeit de^ spateren Hebraismus (vgl. Koh. 5, 1), so tragen wir um so weniger Bedenken, denselben in eine Zeit mit dem unverkennbar aus' der unmittelbar auf das Exil folgen- den Zeit stammenden Ps. 103 zu setzen. In diesem spiegeln sich die Volkszustande und Zeitverhiiltnisse klarer wieder, als in Ps. ] 09. Der Dichter ist Exulant. Es welkt die Pflanze, aus heimi- schem Boden in fremde Erde verpflanzt (vgl. vv. 4. 5), es weilt vereinsamt der Nachtrabe unter wiistem Gemauer (v. 7). So fri- stet der Dichter in den Triimmern des Exils ein einsames, ange- feindetes (v. 9), trauervoUes (v. 10) Dasein. In diese Leidensnaeht des Exiles leuchtete aber sehon die Sonne der Erlosung (vv. 13. 14) im ergreifenden Gegensatz zu dem sich neigenden Lebensabend (v. 12). Sehon ist die Stunde gekommen, wo Jehova sein Volk erlost, vgl. V. 14 iyi:Q Kn (ISTKl ist seit Ps. 75, 3. Hab. 2, 3 ste- reotyp gewordene Benennung fiir die Stunde der Befreiung aus dem Exil), die Stunde, da die heimkehrenden Exulanten um Zions Trximmer in sehnsiichtiger Liebe sich sammeln (v. 15). Der Dich- ter ist nicht unter diesen, weilt noch im Eland, doch nach v. 24 ins 1"l'13 ly^y ist er wohl auf dem Wege zur Heimath begriffen, fiirchtet aber vor Ermattung die Heimreise nicht aushalten zu konnen (v. 25); dariiber trostet ihn die Gewissheit, Jehova werde seine Verheissung, wenn nicht an ihm, so doch an dem nach- kommenden Geschlechte erfiillen (v. 29). Alles vereinigt sich, dem Liede den Stempel exilischer Tieit aufzudriicken. Nur unter den frischen Eindriicken des Exiles selbst kann der Psalnj entstanden sein. Nur ist dies Exil das des Dichters, nicht das des Volkes im Ganzen, wie vv .17. 18 zeigen, nach welchen Jehova Zion aufgebaut, seine Herrlichkeit offenbaret hat^ das Gebet um Befreiung erho- ret hat (v. 18) — auoh hat ja die Erlosungsstunde sehon geschla- gen (v. 14). Hat also das Exil zwar flir das Volk der Juden im Grossen und Ganzen seine Endschaft erreicht, als der Psalm ent- stand, so doch noch nicht fiir den Dichter, der nicht mit den ersten Ziigen nach Zion heimkehrte, sondern erst spater, viel- leicht mit den ungefahr 2000 Exulanten, die unter Esra's Fiih- rung im siebenten Jahre des Artaxerxes I. Longimanus 458 v. Chr. in Jerusalem einriickten, oder dreizehn Jahre spater mit Nehemia (445). Wir konnen dies mit mathematischer Evidenz nicht mehr 60 Innere Grriinde fiir vormatkab. Ursprving ies fiinftheiUgen Psalters. erharten, doch wissen wir, dass bis auf Nehemia's Aiikunft Jeru- salems Mauern und Thore noch zerstort lagen (vgl. Neh. 1, 3. 2, 3. 5. 13. 17. 3, 34. 4, 3. 11 mit Ps. 102, 15). Ergab sich uns aus dem friiher Gesagten fiir Ps-. 105, den mittlen der Decade, die Zeit urn 400 als Entstehungsalter, so fiir Pss. 102 und 109, die Anfangs- und Schlusspsalmen der ganzen Gruppe 102 — 109, nach der letzten Erorterung ungefahr dasselbe, jedenfalls nach- exilischeSj bestimmter nehemianisches Zeitalter. Die iibrigen Psalmen dieser Gruppe, welche Pss. 102. 105. 109 wie feste, zu Anfang, Mitte und Ende gesetzte Marksteine kennzeichnen, erweisen sich als Lieder, die den Anfangen des neuen Tempeldienstes ihren Ursprung verdanken, schon um ihres liturgischen Styles willen (vgl. 13-I3 Ps. 103, ,1. 22. 104,^ Ij ibbn n^ Ps. 104, 35. 105, 45. 106, 1.48; l^in Ps. 105,1. 106,1. 107,1 vgl. mit 108, 4). Sie sind sammtlich nicht alter, als die naher von uns in Bezug auf ihre Entstehungszeit erorterten Pss. 102. 105. 109. Psalm 108 ist alien Anzeichen nach der jiingste unter ihnen, gehort iiberhaupt zu den jiingsten Liedern der Sammlung, denn aus den Bruchstiicken zweier alterer Psalmen 57, 8.— 12 u. 60, 7 — 14 zusammengesetzt, erweist er sich als Product einer Zeit, vsro die selbststandige Kraft poetischen SchafFens schon er- loschen war. Wie die Psalmen der 10. Decade (91 — 100), so sind auch die der 11. Decade ausser den zwei davidischen Psalmen 101 und 110 Bliithen israelitischer Lyrik aus der Zeit der per- sischen Herrscbaft, genauer aus dem esra-nehemianischen Zeit- alter des neuen Jerusalems (vgl. S. 78 ff.). IV. Imiere Zeugnisse fiir das Yorliandenseiii des fiinf- tlieiliareii Psalteriiim zur Zeit des Chronisten. Zu den ausseren Merkmalen des Vorhandenseins des Psal- terium, von denen die Erledigung der Frage nach Zeit der Zn- sammenordnung der ganzen Psalmensammlung zum Theil abhangt. Zeugniss der Doxologie im chl-onist. Hymnns (1 Chr. 16, 36). 61 gelioren unstreitig die in Gestalt von Doxologieen (Berachoth) jedem der vier ersten Biicher angefiigten Sohlussformeln (vgl. Ps. 4.1, 14. n, 18. 19. 89, 53. 106, 48). Diese wie Marksteine zwi- schen die Grenzen je zweier Biiolier gesetzten Doxologieen stam- men von dem letzten Anordner und Znsammensteller des alttesta- mentlichen Liederbuehes, dem der gesammte Liedervorrath vor- lag, den jener zu einem geschlossenen Ganzen vereinigte und nach Analogic des Pentateuch in fiinf Biicher theilte. Dass lediglich die aussere Riicksicht auf das fiinftheilige Gesetz bei dieser Ein- theilung des Psalterium in fiinf Biicher obwaltete, nicht etwa Riicksicht auf gleiche Verfasser oder gleiches Zeitalter der Lieder vorherrschte, beweist besonders die hinter den 106. Psalmen ge- stellte Doxologie, welche von einander trennt, was dem Sach- zusammenhange nach eng zusammengehort; denn Pss. 105 — 107 sind eine nicht nur um des liturgischen Geprages willen (vgl. Illil am Anfang von 105 u. 107 und ni ibbn am Anfang von 106 und am Schluss von 105), sondern besonders um ihres inneren Ge- dankenzusammenhanges willen organisch gegliederte Kette. Ware freilich die Doxologie hinter Ps. 106 nicU die spatere Zuthat des die Sehlussredaction vollziehenden Diaskeuasten, son- dern integrirender Bestandlheil des Psalmen selbsfc, so wiirde die dooh klar zu Tage liegende pentateuchische Analogic der Fiinftheilung des Psalterium nur so aufrecht erhalten werden kon- nen, dass man die vom Dichter des Ps. 106 geschriebene Schluss- formel (v. 48) vom spateren Diaskeuasten als bereits vorgefunden und zur Schlussdoxologie verwerthet nachwiese. Um letztere Annahme zu motiviren, beruft man sich dar- auf, dass die 61 Psalmen, welche die beiden letzten Biicher ausmachen, so ungleich vertheilt seien, dass auf das vierte Buch nur 17, auf das fiinfte die mehr als doppelte Anzahl von 44 Lie- dern komme. Hiitte also der letzte Anordner und abschliessende Zusammensteller die Doxologie eigenhiindig angebracht, wiirde er auf eine gleichmassigere Vertheilung des Liederstoffes bedacht gewesen sein und nach Ps. 118 oder 119 seine Schlussmarke ge- macht, mit Ps. 119 oder 120 also das fiinfte Buch begonnen ha- ben (vgl. Kiienen a. a. O. II. § 142. S. 312. Anm. 14). Dass diese Begriindung hinfallig sei, lehrt ein Blick auf die ebenfalls ungleiche Vertheilung der Psalmen in den ersten drei Biichern. 62 Innere Griinde fiir vormakkab. Ursprung des fmiftTieiUgen Psalters. Weder dort noch hier beim vierten und fiinften Buch ist das numerische Verhaltniss und Gleichgewicht EintheiluBgsgrund ge- wesen. Das erste Buch besteht aus 41, das zweite aus 31, das dritte aus nur 17 Liedern. Wenn es uns leicht erklarlich ist, warum die Hand des Diaskeuasten nach Pss. 41. 72 und 89, weil diese 3 Lieder wahrscheinlich alte Particularsatnmlungen schlos- seri, seine Doxologieen anbrachte, so darf -uns die allerdings befremdende Thatsache, dass zwiscben den beiden eng ver- wandten Psalmen 106 und 107 ebenfalls eine Doxologie steht — das ist nun einmal nicht wegzulaugnen — nicbt zu dem Schlusse berecihtigen, diese Doxologie stamme 7iic/d vom Dia- skeuasten. Des absehliessenden Redactors Amt war ja rein for- meller Natur. Nicht innere Sachordnung bestimmte ihn bei der Eintheilung in fiinf Biicher, wie dies Princip allerdings bei der Zusammenordnung und GruppenveriJieilung in der Aufelnander- folge der Psalmen sich geltend macht, sondern lediglich Riick- sieht auf die fiinfgliedrige Thora. Der Hauptbeweis aber, dass die Ps. 106, 48 stehende Doxologie nicht vom Dichter selbst her- riihrt, muss aus exegetischer Priifung der Stella hergeleitet war- den. Betrachten wir dan Aufbau das 106. Psalmen nach seinem inneren Gedankenfortschritte, so erkennen wir einen historisehen Kern vv. 7 — 46, der dem Volke die Schuld der Vatar an der Hand der Geschichte zu lebendigem Bewusstsein fiihren, so die an. den Anf'ang gestellte Bitte um Vergebung und Gnadenheimsuchung (Ipfivv. 4. 5) tiefer begriinden, und das eigentliche Schuldbekennt- niss im 6. Verse — ein Beichtpsalm, I'n), ist ja das Lied — naher vermitteln, waiter ausfiihren soil. Der grosse mittlere Theil des Psalmen, vv. 7 — 46, gleicht einem Sittenspiegal, in dem das Volk seine schuldvoUe Vergangenheit erkennen, aber auch zur reu- miithigen Erkenntniss des gottlichen Gnadanreichthums und lie- benden Erbarmens (vv. 45. 46) gefuhrt werden soil. Umschlossen ist diese die eigentliche BeicJde enthaltende historische Ausfiih- rung von der Bitte um Vergebung v. 4 und um Erlosung von den Folgen der Schuld, welche der Dichter in der Zerstreuung seines Volkes in die Heidanwalt erblickt, v. 47. So hangt v. 47 nicht nur mit dem Eingang vv. 1 — 6 innig zusamman, sondern ins- besondere auch wegen des Gebetes ,,sammle uns aus den Heiden !" mit dem unmittelbar vorhargehenden v. 46, der ja auch von einer ZeugnisB der Doxologie im chronist. Hymnns (1 Chr. 16, 36). 68 Diaspora Israels unter die^ welche sie gefangen fortfiihrten (oniaTlB), redet. Als Beichtpsalm schliesst der Psalm voUkommen passend mit einer Bitte, wie sie v. 47 enthalt. Aus dem dargelegten Con- text, nach welchem sich Psalm 106 als ein wohlgefiigtes, von V. 47 voll abgeschlossenes Ganzes erweist, erhellt deutlich, wie wenig begriindet Hitzig's Behauptung ist, dass dann, ,,wenii mit V. 47 aufgehort wird, ein rechter Schluss mangele'' (Die Pss. iibers. u. aasgel. II, 2. Einl. S. X). 1st aber v. 47 Schluss des Psalmen, so ist v. 48 Schluss- doxologie des Buches, muss ebenso wie die Schlussdoxologieen der iibrigen Biicher als spiitere redactionelle Zuthat des letzten Sammlers angesehen werden. In dieser Annahme wird uns auch der Einwand nicbt beirren, dass v. 48 in Ps. 106 darum mit den iibrigen Schlussdoxologieen hinter Pss. 41. 72 und 89 nicht gleich- gestellt werden konne, well diese mit den vorausgehenden Psal- men nichts gemein hatten, jener v. 48 im 106. Ps. dagegen mit V, 47 sehr gut zusammenhange. Ein gewisser Zusammenhang der als Schlussdoxologie an das zweite Buch angehangten vv. 18. 19 in Ps. 72 liesse sich auch nachweisen, ohne im Geringsten zu der Eolgerung zu fuhren, diese Verse seien integrirender Bestandtheil des Psalmen selbst. Es wahlte der Diaskeuast absichtlich Ps. 106 zum Schlusspsalmen des vierten Buches, um die Doxologie nicht ganz unvermittelt an den Inhalt des Psalmen anzureihen. Dass der Inhalt des vorausgegangenen Psalmen auf die Gestaltung der Schlussdoxologie des vierten wie des dritten Buches von Einfluss gewesen sei, hat bereits Delitzsch treffend nachgewiesen (vgl. dessen Commentar lib. d. Ps. 1860. II. S. 111). Gerade ein ge- nauer Vergleich' der Schlussdoxologie des vierten Buches mit de- nen der drei vorigen Biicher muss jeden unparteiischen Beur- theiler iiberzeugen, dass v. 48 des 106. Ps. als wirkliche Schluss- doxologie des vierten Buches vom letzten Anordner und Redactor, keineswegs etwa vom Verfasser des Psalmen selbst, herriihrt. Niemand wird doch glauben, dass der Dichter des 106. Ps. sei- nem Liede noch eine Beracha anfiigte, um mit dieser das vierte Buch zu sehliessen. Naher betrachtet stellt sich die in Frage stehende Schlussdoxologie des vierten Buches der des ersten hin- ter Ps. 41 am nachsten, nur dass es an der ersteren Stelle noch vollstandiger heisst : „und alles Folk sage : Aniens Amen ! " Hatte 64 Innere Griinde fiir vormakkab. Ursprung Aes funftheiligen Psalters. diese Worte der Dichter selbst gesohrieben, so erschiene die plotz- liche, unvermittelte Wendung zum Volke abgerissen, ohne ihres Gleichen im ganzen Psalter, danij konnte jemand, wie von Hitzig in Wirklichkeit geschehen, auf den Gedanken kommen, der Psal- mist habe die Stelle aus der Chronik herubergenommen, der spatere Diaskeuast aber habe sieh hinterher den Vers als Mark- stein eines Buches gefallen lassen. Alle diese Folgerungen lassen sich aber nicht zieben, weil v. 48 im 106. Psalmen nic/d urspriirig- lich. vom Dichter verfasst, sondern ervviesener Massen spatere liturgische Zuthat, wie die iibrigen Doxologieen, ist. Sollte sich indess wirklich wider Erwarten herausstellen, dass jener Schlnss- vers vom Dichter geschrieben und liturgisch verwendet sei, wiir- den wir selbst da noch nicht die Herubernahme der Stelle aus der Chronik zugeben. Daran hindert uns der bereits angestellte Vergleich der Varianten (vgl. oben S. 51) TaNI des Psalmisten und "ITOS"''! des Chronisten. Wie niimlich der Chronist schon 1 Chr. 16, SI** das aus Ps. 96, 10* stammende imperativische ITaSi des Psalmisten in die optativisehe Imperfectform "ntti^il umsetzte, so wandelt er das imperativisch zu fassende TaSI der Doxo- logie (Ps. 106, 48) seinem erzahlungsweise darstellenden Charakter getreu in v. 36 (1 Chr. 16) ebenfalls in ITaSil. Bei der naheren Priifung dieser Varianten erwies sich uns die im Psalterium he- iindliche imperativische Ausdrucksweise beide Male als die Ori- ginallesart, zu welcher die entsprechende chronistische Lesart als abhangige Variante sich ergab (vgl. oben S. 49. 50. 51). Der Schlussvers des chronistischen Hymnus, der sich als eine Zusammenstellung aus Reminiscenzen des Psalmenbuches cha- rakterisirt, ist also mit der einzigen Abanderung, die des Chro- nisten erzahlender Charakter bedingt, Heriibernahme aus der Schlussdoxologie des vierten Psalmenbuches, wobei wir iibrigens nicht zu entscheiden wagen, ob der Chronist selbst jene Zusam- menstellung schuf oder sie in seinem Quellenwerke schon vorfand und seiner annalistischen Darstellung einwebte. Jedenfalls geht aus dem Umstande, dass der Chronist nicht nur den eigentlichen Schlussvers des 106. Psalmen (1 Chr. 16, 35 vgl. mit Ps. 106, 47), sondern auch die Schlussdoxologie des vierten Buches, die zum Liede, selbst nicht mitgehorige Schlussformel, mit heriibernimmt, unzweideutig hervor, dass der Zusammenordner des chronistischen Zeugmss der Doxologie im chronist. Hymnus (1 Chr. 16, 36). 65 Hymnus der ursprunglichen Besonderlieit beider Stiioke, des den Psalmen schliessenden Verses und der das vierte Psalmenbuch abgrenzenden Schlussformel sich nicht mehr bewusst war. Ihm gilt die Doxologie als Bestandtheil des Liedes, dessen integri- render Bestandtheil sie doeh nicht ist. Dies giebt uns zu der Annahme Veranlassung, dass zu des Chronisten Zeit die Doxo- logieen beim liturgischen Gebrauche als zu den Psalmen selbst gehorig angeseh^n und mitgelesen worden sind. Die Schluss- doxologieen waren damals „mit dem Korper der Psalmen^ hinter denen sie standen^ schon yliedlich verwacJisen", sagt ganz richtig Delitzsch. Ehe sie so innig mit den Liedern selbst, die sie nur als Marken zu begrenzen bestimmt waren, verwachsen, in Eins verschmelzen konnten, musste schon eine geraume Zeit seit der Thiitigkeit des abschliessenden Redactors, von dem jene Schlusssteine herriihren, versti;ichen sein. Dass zur Zeit des Chronisten diese Redaction bereits eine vollendete Thatsache war, bekundet die ofFenbar der Schlussthiitigkeit des letzten Sammlers ihren Ursprung verdankende Piinftheilung der Psalmensammlung, von welcher der die Doxologie des vierten Buches mitverwer- thende Zusammensteller jenes chronistischen Hymnus Zeugniss ablegt, und von welcher der Chronist selbst zu seiner Zeit Kennt- niss gehabt haben muss. Ein Einwand ist hierbei noch zu beseitigen. Es konnte nam- lich doch zweifelhaft erscheinen, ob der Chronist unsere in gegen- wartiger Gestalt vorliegende Psalmensammlung in /"mm/" Biichern kannte, wenn man erwiigt, dass die 1 Chron. 16, 36 angehangte Doxologie nur den Schluss des vierten Buches bezeichnet. Schon der innige Zusammenhang der Pss. 106 und 107, noch mehr aber die ganze Verwandtschaftsgruppe der Pss. 101 — 109 widerrath diese Annahme. Trotzdem bliebe die Moglichkeit offen, dass im Grossen und Ganzen das fiinfte Psalmenbuch, welches die an- erkannt jiingsten Lleder enthalt, erst nach dem Zeitalter des Chronisten seinen redactionellen Abschluss gefunden habe. Dass dem aber nicht so ist, dass \ielmehr der Chronist auch das ganze funfle Buch unseres gegenwiirtigen Psalterium bereits vorfand, soUen die im Folgenden auf inneren Zeugnissen der Chronik- biicher, der BiicTier Esra und Nehemia (und des Buches Jona) beruhenden Nachweise lehren. 5 gg Vorhandensein des 5. Psalm enbuches in TOi-makkab/Zeit. Innere Zeugnisse fur das Yorhandensein des letzteii Psalmenbiiches zur Zeit des Clironisten. Wie der chronistische Darsteller im ersten Buche cap._ 16 bei der Schilderung der Festfeier zur Einholung der Bundes- lade in den Zelttempel auf Zion jenen Festhymnus (1 Chron. 16, 8 — 36) dem David zuschreibt, so legt er im zweiten Buehe cap. 6 dem Salomo ein im ThefiUa-Styl gehaltenes Tempelweihgebet in den Mund. Wie jener Festhymnus im ersten Buche des Chronisten bei naherer Priifung als eine aus Psalmentheilen und einem gan- zen Psalmen gebildete Zusammenstellung iilterer Lieder sicb zu erkennen gab, so diirfte von vorn herein dem kritisch priifenden Auge auch dieses Weihegebet (2 Chron. 6) als ein atomistisch zu- sammengesetztes Stiick erscheinen, in dem nicbt unschwer viele Stellen sich unterscheiden lassen, die Reminiscenzen aus dem Psalterium enthalten. Aber nicht nur gediicUnissweise eingefugte AnUange an Psalmenstellen, wie v. 15 an Ps. 89, 4f., v. 16 an Ps. 132, 11. 12, V. 18 an Ps. 89, 12 vgl. mit 11, 4, v. 37 an Ps. 106, 6, enthalt jenes sechste Capitel, sondern auch fast wortliche EntleJi- nnng und Heriibernahme einer Stelle aus dem 132. Psalmen, wor- auf wir unseren Beweis, dass auch das filnfte Psalmenbueh zu des Chronisten Zeit vorlag, zuerst griinden. Zur iiberzeugenden Be- weisfiihrung, dass die chronistische Stelle 2 Chron. 6, 41. 42 aus der Originalstelle Ps. 132, 8 — 10 herzuleiten sei, diene eine eiil- gehendere Exegese des 132. Psalmen und eine genauere Verglei- chung der Varianten. Das erstere, Exegese des I'raglichen Psal- men, ist darum unerlasslich, weil eine genaue, den Wortsinn wie den Gedankenzusammenhang beriieksichtigende Erorterung dieses Psalmen das einzige Mittel ist, den Nachweis zu liefern, dass im Psalmen die i'ragliche Stelle (132, 8 — 10) in wohlgefiigtem Zusammenhange steht, nicht etwa am ungehorigen, dem Inhalte und Fortschritte der Gedanken nicht entsprechenden Orte, wie Hitzig schon friiher in seinem Aufsatze ,,iiber die Zeitdauer der hebriiischen Psalmenpoesie" (in der Ziiricher Monatsschrift 1856. S. 436—452) und auch in der neuesten Ausgabe seines Psalmen- ZeugnUs des Clironisten (2 Chr. 6, 41. 42 vgl. Vs. 132, 8—10). 67 commentares (II, 2. S. 390 ff.) auf's Neue zu erweisen sieh bemiiht. Dieses 132. Psalmen nehme ich mich Hitzig's Unternehmen gegen- iiher, diesem Liede seine eigentliiimliclie Schonheit, seine wahrhaf't poetische, schwungvolleldealitiitj seine eigenartig ausgepragte, in- dividualisirende Dichtungsart abzusprechenj um so hingebender an, je weniger es bis jetzt Anderen, audi Ewald nicht ausgenommen (Jahrbb. d. bibl. Wissensch. VIII. S. 165 fF.), gelungen ist, den zahen Anwalt makkabaiseher Psalmen von dem eigentlichen exe- getischen Sinne und Verstandnisse des Liedes zu iiberzeugen. Dass Ps. 132 ein einlieitUch geschlossenes Ganzes mit eben- massig fortschreitender Gedankenbewegung bildet, zeigt der In- halt. Der Dicliter bittet (vv. 1 — 5), Jehova moge David das ge- denken und vergelten, was er fi'ir ihn gethan, da er sieh miihete, ihm eine Statte zu bereiten, j^eine Wohnung zu Jinden fur de?i Star- ken Jacobs". ,,Was Daoid nur muhend ersirelte und suchte, das ihm aher in's Lehen zu rufen niclit besiimmt war (niimlich eihe Wohnstatte fiir Gott), das Jiahen wir gefunden" (der neue zweite Tempel Zions ist erbaut), diesen Hauptgedanken, der sieh uns aus dem klaren Sinne des Polgenden (vgl. besonders vv. 13. 14) ergiebt, zerlegt der Dichter in individualisirender Weise, indem er das Hauptereig- niss der Gegenwart, die Begriindung der neuen Heilsstatte, welches seine ganze Seele erfiillt, im kiihnen Fluge dichterischer Pliantasie mit der 2 Sam. 7 erzahlten Thatsache aus der Heilsvergangenheit seines Volkes verkniipft. Hierbei gedenkt der Psalmist des fiir Davids Suchen nach elner Gotteswohnung charakteristischen Er- eignisses, als er der als Stellvertreterin des Daseins Jehova's ver- ehrten Bundeslade, jenem bis dahin auf Wander- und Kriegs- ziigen das "Volk begleitenden Heiligthume, eine bleibende Wohn- statte in einem Zelttempel auf Zion bereitete (2 Sam. 6) und greift aus jener Zeit den wichtigen Moment heraus, da die von David zur Erkundung des dermaligen Aufenthaltes der Bundeslade aus- gesandten Boten ihm die freudige Kunde bringen: „Wir Korten, sie (soil, ■jns als fem. wie 1 Sam. 4, 17. 2 Chron. 8, 11) sei in Ephrata, d. i. im Stammgebiete Ephraims, und hahen sie gefun- den in Kirjath-Jearim" (denn diese Stadt, in welcher nach 1 Sam. 7, 1 f. die Bundeslade 20 Jahre war, bis David sie nach Zion iiber- siedelte 2 Sam. &, 2—4, ist unter lyi'iniB am besten zu verstehen). An diesen freudigen Ausruf, der da bekundet, dass man die Statte 68 VorhandenBein des 5. Psalmenbuches in vormakkab. Zeit. der Heilsgegenwart Jehova's gefunden, schliesst sich in engem logischen Zusammenhange die freudige Aufforderung v. 7 an das Volk, anzubeten und v. 8 f. an Jehova, bleihende Wohnung zu nehmen. Der zu ergiinzende Mittelgedanke ergiebt sich durch die Beziehung auf die Gegenwart des DichterSj da man zu dem neuen Jehova-Tempel wallfahrt.ete, um anzubeten, von selbst. Es stehen v. 7 Modi der Selbstaufmunterung. Die Worte sind also Worte der Gemeinde, als deren Glied und aus deren Herzen der Psalmist redet. Des Dichters Geist ist noch macbtig beberrscbt von den Erinnerungen an die davidische Einholung der Bundeslade. Diese bochwichtigej freudige Thatsacbe aus der Heilsvergangen- heit riickt in des Dichters Geiste so nahe an die entsprecbende bochwicbtige^ freudige Thatsacbe der Heilsgegenwart, d. i. die VoUendung des neuen Tempels, dass beide Heilsthatsaeben sich decken und die naeh dem niichternen Wortverstiindniss aller- dings nur auf friibere Zeiten passende Erwabnung der Bundeslade (v. 7 als Fussschemel und v. 8) in idealem Sinne aucb mit einer spa- teren Zeit (wie uns scbeint, der Anfangszeit des neuen Tempels), da Israel langst keine Bundeslade mebr batte, sich vereinbaren lasst. Wer mit Hitzig in den vv. 3. 4 eine seltsame Uebertrei- bung findetj j,da die Stiitte langst gefunden war", ist freilieh un- fahig, den wahren Geist dicbterischer Conception zu erkennen. Wie innig schliesst. sich der Aufruf: ,,Ziehe ein zu Deiner Ruhe!" an Jebova v. 8 an die Aufforderung und Selbstermunterung des Volkes V. 7 ! Wie entsprechend dem Gedankenzusammenbange in den vv. 1 — 6, wo von einem rastlosen Sucben nacb einer Ruhe- statte fiir Gott und von einem endlicben Finden derjenigen sacra- mentalen Statte der Gegenwart Gottes die Rede war, welche Jahrbunderte lang den Gescbicken eines wecbselvoUen Wander- und Kriegslebens ausgesetzt war, die also keine bleibende Statte gefunden batte, ist der Ausdruck !im3ia als bleibender Ruhesitz fiir Jebova gewiihlt (v. 8)! Die in v. 1 begonnene, bis v. 5 ausge- flihrte Bitte, Jebova moge, eingedenk dessen, dass David sich einst eifrig miihete, ihm eine Wohnstatte zu bereiten, jetzt, da nicbt — wie einst fiir die Bundeslade — eine nur wechselnde (v. 6), sondern eine lleibende Rwhestatte (vv. 7. 8) vorbanden sei, in seine Rube, d. i. sein bleibendes Heiligthum unter dem Pestgeleite in heiligem Schmucke prangender Priester, unter dem Freudenjubel Zeugniss dee Chronisten (2 Chr. 6, 41. 42 vgl. Ps. 132, 8—10). • 69 seiner Frommen (v. 9) einzieheiij schliesst sich voll und rund ab mit v. 10: Jehova wolle um seines Gesalbten Davids willen diese Bitte erfiillen. Ferner entspricht diesem in vv. 1 — 10 ausge- sprochenen Gebete der Gemeinde in vollkommen harmoniseher Wechselbeziehung die Bekraftigung Jebova's (vv. 11 — 18)j dass er Zion zu seinem ewigen|;Wohnsitze erkoren habe, dass die da- vidiscbe Konigskrone in unverloschlichem Glanze strahlen werde. Der Bitte v. 8 entspricht die Gewahr v. 14, dem Wunscbe v. 9 fast wortlich die Zusage v. 16. Staffelweise mit Wiederaafnahme eines Gedankens in ahnlichem Wortgeprage schreitet der Ehyth- mus des Liedes vorwarts. Es ist ein Stufenpsalm in des Wortes eigentlicher Bedeutung. In diesem von einem Gedanken einheitlich beherrschten und von dem nachgewiesenen Context inhaltlicb zu einem organischen Ganzen zusammengeschlossenen Psalmen erscheinen die vv. 8 — 10 so gliedlich mit den um dieselben sich gruppirenden Versen ver- wachsen, dass sie nicht als entlehntes fremdes Gut, vom spateren Dichter aus dem urspriinglichen Boden 2 Chron. 6, 41 f. kiinstlich mitten in un&er Lied verpflanzt angeseben werden konnen, ohne dass der natiirlichen Auslegung Gewalt angethan wird. Dass vielmehr der Cbronist unseren Psalmen als Quelle benutzte, dass dieser spatere ohronistiscbe Erzahler aus dem zu seiner Zeit vorlie- genden Psalmenbuche, und zwar aus dessen letztem und jiingstem Theile, die Tone und Farben entlehnte, aus deren Zusammen- stellung er ein wiirdiges Gemalde von der dureh Salomo veran- stalteten Tempelweihe berstellen woUtej wird eine genaue Ver- gleichung der Varianten zeigen. Stellen wir, um diese Aufgabe zu losen, beide Teste neben einander : Ps. 132. V. 8 ^nn'^3'nb mni niaip V. 9 pna ^tl±>^ T^sHD V. 10 aicn bx iia» nfl iias-a 2 Chron. 6. V. 41 Dinbx nw rraip nn»"i V. 42 15S ai»n bs Dinbic mn^ T^ys "111 '''-i'ovh rroi iniicia Gleich die erste Variante zeigt die bereits friiher nachgewie- sene Vorliebe des chronistischen Schriftstellers, altere dem Psal- terium entlehnte Stiicke mittels eines als Ankniipfungsformel 7() • Vorhandensein des 5. Psalraenbuches in vormakkab. Zeit. dienenden, dem Originaltexte vorgestellten Ausdrnckes anzufiigen. Bediente er sich 1 Chron. 16^ 35 des TlBNI^ urn den Schluss des 106. Psalmen sammt Doxologie an das Vorige in nicht all- zu unvermittelter Weise anzureihenj so verwendet er 2 Chron. 6; 41 nnsi als Klammer in gleicher Absicht. Dasselbe nnyi diente ihm schon einige Male in demselben Capitel als Ueber- gangsformel, gleicbsam als Anfuhrungszeichen, so in v. 16, wo er vermuthlich zuerst, allerdings in freier gedachtnissweiser Art, den 132. Psalmen reproducirt, denn das '151 ^^i5>^ TaUJ ist dem Sinne und dem wortlichen Ausdrucke naeh Anklang an Ps. 132, 1; vgl. dasselbe riTOT am Anfange des 17. Verses von 2 Chr. c. 6. Dasselbe nny in gleicher Geltung, niimlich den Anschluss von anderweitigen Reminiscenzen vermittelnd, treffen wir aueh an der Spitze des 40. Verses, dort allerdings ohneVav copulativum. Auch fiir diesen Vers wird dies nW zum Verrather jiingerer, aus alte- rem Gut compilirender Hand. Lehrreich fiir die Art des mosaik- artig verbindenden Verfahrens des Chronisten, welcher zu dem die- sem allenthalben eigenthiimlichen und fiir dessen schriftstellerischen Typus eharakteristischen Musivstyle fiihren musste, der Schrift- stiicke alterer Literatur, theils altere historische Stiicke aus den Bii- chern derKonige (vgl. 2 Chr. 1, 3-13 mit 1 Reg. 3, 4-14. 2 Chr. 7, 4-12 mit IReg. 8, 62-9, 2. 2 Chr. 8, 4-18 mit 1 Reg. 9, 17-28 ■ etc.), theils altere Psalmenworte (1 Chr. 16, 8 — 36 vgl. mit Ps. 105, 1 -IS. Ps. 96. Ps. [106, 1] 106, 47. 48) zu einem neuen Schriftganzen verbindet, ist die an dieser Stelle (2 Chr. 6, 40.41) gemachte Wahr- nehmung, dass jenes nnj? theils mit, theils ohne Vav copulae von der aus dem einen Buch (in diesem Falle dem Konigsbuch) ent- lehnten Schriftstelle zu der aus einem anderen Buche (in diesem Falle dem Psalterium) zu entlehnenden Stelle, die sich eben da- durch als spatere Zuthat verrath, den Uebergang bahnt. Das eine Mai steht dies als Uebergangsformel dienende "fiy (2 Chr. 6, 40) an der Spitze des neu aus anderweiten Quellen geschopf- ten Citates nack einer lange fortgesetzten aus 1 Reg, 7, 51 bis 8, 50 vgl. mit 2 Chr. 5 bis 6, 39 mit Ausnahme einiger sinnerieich- ternder Einschiebsel und geringfiigiger Auslassungen worUich vom Chronisten entlehnten Stelle, die mit "[b ixun IIBS mitten im 50. Vers des 8. Cap. 1 Reg. plotzlich abbricht (vgl. 2 Chron. 6, 39 Sohluss mit 1 Reg. 8, 50 Mitte); das andere Mai finden wir je- Zeugniss des Chronisten (2 Chr. 6, 41. 42 vgl. Ps. 132, 8—10). 71 nes nnyi (2 Chr. 6, 4-1) an der Spitze der aus Ps. 132 citirten Worte nac/i einer theils aus 1 Reg. 8, 52 theils aus Ps. 130, 2 entlehnten Stelle, welche ahnlich bei Nehem. 1, 6 wiederkehrt. Die Annahme, der Chronist habe sowohl 6, 40 als 7, 15 seines zweiten Bucbes aus jener Nebemiastelle 1, 6 geschopft, empfieblt sich trotz der grossen Aehnlichkeit und augenscheinlicben Ver- wandtachaft der Stelle nieht, erscbeint bei naberer Erwagung vielmebr aus folgenden Griinden unzulassig: 1) Der Chronist wird scbwerlich den ziemlieh gleicbzeitig mit ihm schreibenden oder doch nur um weniges iilteren Ver- fasser des Bucbes Nebemia (der wegen c. 12, v. 1 — 26, wo die Genealogie bis auf die fiinfte Generation nach Serubabel und Josua, also von der Zeit nach 536 bis in die erste Halfte des 4. Jabrbunderts v. Chr. berabgefiibrt wird (v. 10 ff.), fiiglicb nic/d vor Mitte des 4. Jabrbunderts v. Chr. sein Buch verfasst baben kann) als Gescbicbtsquelle benutzt baben, wabrend er die als altere Quelle ihm vorliegenden Konigsbiicber als Epitomator erwiesener Massen reicblicb ausbeutet. Naobdem er 2 Chr. 5 — 6, 39 mit wenigen Varianten, die den Text planer und eorrecter machen soUen, aus 1 B.eg. 7, 51 bis 8, 50" entlebnte, geht er v. 40 mit Ueberspringung von 1 Beg. 8, 50"— 51 plotzlicb zum 52. Vers 1 Reg. 8 Tiber, dort den abgerissenen Faden wieder anspinnend. 2) Nebemia stebt selbst in Abbangigkeit vom Psalterium, vgl. besonders das Neb. 9, 5 — 10, 1 befindliche Bussgebet, das den liturgiscben Styl der Thefilla, wie sie auch inPs. 106 als Abart (Vidduj) zum Ausdruck kommt, offenbar nacbabmt. In diesem Buss- gebete finden sich nicht nur aus alten poetiscben Stiicken entlebnte Stellen, welche es bezeugen, dass demVerfasser des Bucbes Nebe- mia der alte Liedersegen seines Volkes bekannt und gegenwartig war, wie die c. 9, v. 11 citirte Stelle aus dem alten Liede am Meere zeigt (vgl. Exod. 15, 5". 19"), wie ferner Anklange an des Moses Schwanenlied (Deut. 32) bekunden, sondern Nehem. 9, 15 ist abhangig von Ps. 78, 24; 9, 17 von Ps. 78, 38; 9, 24 von Ps. 78, 55; 9, 26 von Ps. 78, 57 f.; 9, 27 von Ps. 78, 61 etc.; der Ne- hem. 5, 19. 13, 14. 22 stereotyp wiederkehrende und auch den Scbluss des Bucbes bildende (13, 31") Bittruf 'b niDT diirfte zu- riickzuftibren sein auf Psalmenstellen wie 106, 4 (vgl. auch 106, 7" mit Nehem. 13, 22" wegen ^^D^ 31) und 25, 7. 72 Vorliandensein des 5. Psalmenbnches in vormakkab. Zeit. 3) Der Ausdruck niSlBp ^iST!!? begegnet uns in diesem Geprage der Wortform nur im 130. Ps. v. 2, iiicht aber Nehem. 1, 6, am anffeblichen Fundorte, denn da ist der iiitere Hebraismus um- geformt in nail?)? 'ISTX (jiingere Pielbildung). Doch wollen wir auf diesen sprachlichen Grand nicht ein allzugrosses Gewicht legen. Es ist somit triftiger Grand vorhanden, mit Delitzsch und Hupfeld sieh dahin zu entscheiden, dass audi sclron der 40. Vers von 2 Chr. 6 einer wenigsteus theilweisen Reminiscenz aus dem Psalterium (Ps. 130, 2) sein Entstehen verdankt. Dar- aus folgern wir weiter, dass die Psalmen 130 und 132 schon zu des^ Chronisten Zeit einander so nahe gestanden haben, wie heut- zutage. Denn nur so ist es erkliirlich, wie des chronistischen Darstellers Erinnerung von Ps. 130, den er an erster Stelle (2 Chr. 6, 40) gediichtnissweise verwendet, leicht zu dem benachbarten 132. Psalmen, den er ausgiebiger fiir seinen epitomatorischen Zweck verwertliet, heriibergleiten konnte. Auch alle iibrigen Varianten geben uns ebensoviele Beweise an die Hand, dass die Abhangigkeit auf Seite des Chronisten sei. Das poetisch vollklingende niTOTa des Psaltnisten vertauscbt der Chronist mit dem kahleren, kiirzeren niD (vgl. 2 Chron. 6, ^l" mit Ps. 132, S'), welches das urspriingliche schon darum nicht sein kann, weil jenes.nniitt aus dem sonstigen Sprachgebrauche des Psalmisten (v. 14) urwiichsig hervorgeht. Wenn der Chro- nist ferner den dichterisch fein individualisirenden Ausdruck pi2 TO::bi (Ps. 132, 9") in nyiicn iiB^bi (vgl. nsiirm mit yiD^ Ps. 132, 16°) verallgemeinert, wenn er ferner das dem Psalmi- sten ureigene 13D"li (Ps. 132, 9'') — ureigen nennen wir es, weil im Psalmen dieselbe Wortform desselben Stammes wiederkehrt im 16. Verse, der als Nachhall des 9. Verses von der gemeinsamen -Spracheigenthtimlichkeit und der in gleichbleibenden Ausdrucks- formen sich ofFenbarendenGedankeneinheit anwiderleglichesZeug- niss giebt — auflbst und in zwei Wortformen zerlegt, namlich in den niichternen, schwunglosen Ausdruck: a'iT33 irrnlBi (vgl. 2 Chr. 6, 41 am Schluss), so entspricht dies vollkommen dem allenthal- ben aus der Methode der Quellenbenutzung des Chronisten er- sichtlichen, anderen Ortes von mir bereits nachgewiesenen Streben jenes annalistischen Compilators, die Eigenthiimlichkeit iilterer Diction in die spiiteren gangbaren sprachlichen Erscheinungen Zengniss des Chvonisten (2 Chr. 6, 41. 42 vgl. Ps. 132, 8— 10)i, 73 nmzumimzen, den in erhabener Urspriinglichkeit frisch und har- monisch dahinfliessenden Strom dichterischer Rede in die planere, dem Pd-osastyle sich naherndej leichter verstandliche Ausdrucks- ■ weise urazusetzen. Auch die letzte Variante des Chronisten 'W ilonb niDT (2 Chr. 6, 42") ist aus diesem Streben hervor- gegangen, denn im Vergleich mit dem psalmistischen aiBn ba '1J1 "^33 (Ps. 132, 10") ist jenes die erleichternde Lesart, auf de- ren jiingere Gestaltung die Reminiscenz des Chronisten an den Anfang des entlehnten Psalmen (132) 113T in v. 1 und an die Stelle Jes. 55, 3 (wegen ^Ti "'"IDfl) Einfluss geiibt haben mag. Niclit minder verrathen sich endlich die Einschaltungen der Gottesnamen, einmal v. 41 des Namens DTlbs, zweimal v. 41" und v. 42' des paarweise verbundenen DTlbs mni, als jiingere, dem alteren Psal- mentexte eingefiigte Erweiterungen, durch welche das knapp und concinn in ebenmassigem Bau der Glieder verlaufende Versgefiige des Psalmen unsohon auseinandergedehnt, und das auf gleieh- massiger Vertheilung der Redetheile beruhende Ebenmass der einzelnen Versglieder aufgehoben wird. Besondere Beachtung verdient hierbei der Gebrauch des Gottesnamens DTlbx, der auch darum als spatere Zuthat anzusehen ist, weil der Psalmist aus- schliesslich nini braucht, wahrend der Chronist das dem gan- zen jiingeren Theile des Psalterium fremdartige cribx (mit all- einiger Ausnahme von Ps. 144, 9 — so weit erstreckt sich in die- sem Psalmen die Nachbildung altiayiiisGh-elokwiisoker Psalmen, dass selbst dieselbe heilige Nomenclatur pietatsvoll gewahrt bleibt — ) auch sonst mit Vorliebe mit nin'' zu verbinden pflegt. Sowohl die exegetische Untersuchung als die textkritische Priifung der betr. Parallelstellen in der Chronik wie im Psalter fiihren zu einem Ergebniss, dass Urspriinglichkeit auf Seite des Psalmisten, dass der Chronist folglich, da er die Pss. 132 und 130 compilirte, auch das fiinfte Buch des Psalterium als Quelle benutzte, wie er bereits das vierte und die friiheren Biicher kannte und compilirte. Auch mancherlei Anklange (nicht gerade Ci- tate) an Psalmenstellen gerade des fiinften Psalmenbuches beim Chronisten zeugen fiir dessen Bekanntsehaft mit diesem jiingsten Stiicke der Psalmensammlung. Reminiscenzen aus dem fiinften Psalmenbuche enthalt das "Wort an den Propheten Nathan (1 Chr. 17), vgl. V. 13 f. mit Ps. 132, 10. 12. Auch das dem David 74 « Vorhandensein des 5. Psalmenbnches in vormaklcab. Zeit. vom Chronisteu als Abschiedswort in den Mund gelegte Stiiok am Sehluss des ersten Chronikbuches zeigt gemeinsames Gut mit Psalmen des fiinften Buches ; fiir die Darstellung von 1 Chr. 29, 10 — 15 bildeten Hallel- und Berachapsalmen des fiinften Bu- ches, wie 118, besonders 145, Vorbild und Muster, vgl. beson- ders 1 Chr. 29, 10 mit Ps. 145, 1; 1 Chr. 29, 11. 12 mit Ps. 145, 3-5; 1 Chr. 29, 13 mit Ps. 145, 2 und 118, 28. Es klingen ja dem im Gesangbuch seiner Gemeinde lebenden, mit den Cultus- formen innig vertrauten Chronisten die Stimmen aus dem reichen Liederschatze der Vorzeit tausendfach entgegen, 1 Chr. 29, 15 stammt seinem ersten Theile nach aus Ps. 39, 13, auf die zweite Vershalfte wirkte vielleicht Ps. 109, 23 und 144, 4. Ein weiteres Zeugniss fiir das Vorhandensein auch des fiinf- ten, vorzugsweise fiir liturgisehen Gebrauch bestimmte Tempel- lieder enthaltenden Psalmenbuches kann aus Stellen wie 1 Chr. 16, 34. 41; 2 Chr. 5, 13; 7, 3. 6; 20, 21 (vgl. 29, 27. 30); Esr. 3, 11 abgeleitet werden, doch liisst sich ein directer Beweis auf Grund jener Stellen nieht fiihren. In alien jenen Stellen kehrt die Danksagungsformel "non Dbl5?b id nia ^D Hinib ITin in dem- selben liturgisch stereotyp gewordenen Geprage wie Ps. 106, 1. 107, 1. 118, 1 und 136, 1 wieder. Die Art und Weise, wie diese Formel entstand und so im Laufe der Zeiten sich dem allsemei- nen cultischen Brauche einbiirgerte, dass sie festes liturgisches Geprage gewann und zur stehenden Dankformel ward, ist nur im Zusammenhange mit dem geschichtlichen Werden der fiir den Gottesdienst bestimmten Tempelgesiinge zu verstehen, in welchen derselbe liturgische Aufruf zum Danke sich findet. Der hymnologische Charakter, den die Danksagungsformel an sich tragt, spricht fiir diese Entstehungsweise. Wenn also in histo- rischen Biichern an Stellen, wo gottesdienstliche Handlungen alterer oder neuerer Zeit beschrieben werden, jene liturgische Formel von den Verfassern, mit Vorliebe insbesondere vom Chro- nisten und vom Verfasser des Buches Esra, gebraucht wird, so ist mit Wahrscheinlichkeit als Voraussetzung dieses Gebrauches das Vorhandensein soldier hymnischer Lieder, die mit jener For- mel beini Cultus gebetet und gesungen wurden, anzunehmen. Aus der Stelle Jerem. 33, 11 ergiebt sich, dass schon in iilteren Tempelliedern, die beim sionitischen Cultus des ersten Tempels Zeugnisse des Chronisten nnd des Esrabnches. 75 erklangen, jener liturg-ische Aufruf den Grundton bildete. Das Vorkommen dieser in allgemeinen Brauch gekommenen liturgi- gischen Formel bei dem einen oder anderen Sehriftsteller als be- stimtntes Citat aus einem gewissen Psalmen, der jene Formel ebenfalls als Anfaiig oder Antipbone hat, anzuseben, vertragt sicli weder mit dem allgemeinen liturgiscben G-eprage jener For- mel iiberbaupt, nocb mit der dargelegten gescbicbtlicben Genesis derselben im Besonderen. Es lasst sich mithin aus der anffefiihr- ... . ... ten Stelle bei Jeremia (33, 11) kemeswegs mit Bestimmtheit schliessen, dass schon zur Zeit des Jeremia (unter Zedekia) der 136. Psalm in stehendem Gebraucb gevvesen sei. Die Jeremia- stelle enthalt kein directes Citat dieses Psalmen, hat nur die liturgische Formel, insbesondere das 24 Mai antipbonisch wieder- kebrende zweite Hemistich der Formel mit demselben gemein. Mit fast gleichem Rechte konnte man ja dann in Jerem. 33, 11 aucb Citat von Ps. 106, 1. 107, 1. 118, 1 seben. Ebensowenig als die Jeremiastelle enthalten die Stellen beim Chronisten I. 16, 34. 41. II. 5, 13. 7, 3. 6. 20, 21 directe Hinweise auf den 136. Psalmen speciell, obwohl altere wie neuere Ausleger dies anzunehmen geneigt sind (schon Cassiodor, der mit Bezug auf 2 Chr. 5, 13. 7, 3. 6 vom 136. Psalmen sagt: „magnam psalmi hujus virtutein esse, paralipomena osiendunt; ihi enim ut decaniato hoc psalmo gloria Bei domum implevit, ita adhnc praesto est di- vina praeseniia, si pure hymnus decantetur" , von den neueren Thenius, Dillmann u. a., vgl. Jahrbb. fiir deutsche Theo- logie. 1858. III. S. 459 ff.). Anders .verbalt es sich mit der Stelle bei Esra c. 3, vv. 10. 11, deren contextmassiges Verstand- niss mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuthen lasst — denn di- recte Beweisfiihrung ist auch auf diese Stelle nicht zu basiren — , dass dort ein Psalm wie 118 oder 136 gemeint sei. Dafilr spricht besonders der Ausdruck (Esr. 3, 11) "isyi, welcber, wie auch sonst (vgl. 1 Sam. 18, 7), vom antiphonischen Vortrag in Wecbselchoren zu erklaren ist. Nun sind aber auch die Psal- men 118. 136 cankus a«!!«^Ao?w,. insbesondere ist Ps. 136 so an- gelegt, dass das erste Hemistich jedes masoretischen Verses von den levitischen Sangern, das zweite als Antipbone 24 Mai wie- derkehrende von der Gemeinde responsorienmassig vorgetragen werden sollte. Es liegt also die Annahme nahe, dass Esra bei 76 Positiver Naohweis des Zeitalters der Lieder iin letzten Psalmenbiich. jener Schilderung im 3. Capitel, wo er -die Feier der Grrund- steinlegung des neuen Tempels mit davidischen Pestklangen ver- herrlichen will (vgl. besonders Esr. 8, 10 ^i1"I ^Ti by)^ auf jenes Musterbild eines antiphonisch angelegten FesthymnuSj den in der Sprache der Liturgie „das grosse Hallel" genannten, etenfalls, wie das ganze Psalterium, als davidisch geltenden 136. Psalmen (oder den 118.) hinweist. Daraus ist weiter ersichtlichj dass, wie der Chronist, so audi Esra, den spatesten Theil^ das fiinfte Buch des Psaltersj bereits kannte. Ist nun auch. Esra^ der im sieben- ten Jahre des Artaxerxes I. Longimanus (458 v. Chr.) nach Jeru- salem kam (vgl. Esr. 7, 8), nicht selbst der Verfasser des Stiickes c. 3 — 6j V. 18 J sondern gehort dasselbe alien Anzeichen nach zu alteren Berichten der Colonie (wegen der darin enthaltenen chal- daischen Documente), jedenfalls darf die Abfassungszeit nicht spater als Mitte des fiinften Jahrhunderts angesetzt werden. Nach diesen nur allgemeinen Andeutungen fallen die Pss. 136. 118 in die esra - nehemianische Wiederherstellungszeit. Einzel- nachweise folgen spater. VI. Positiver T^achweis des Zeitalters der einzelnen Lieder undLiedergruppen in den jtngsten Psalmensanunlnngen. Aus dem zuletzt Erorterten ergiebt sich uns, dass eine ziem- liche Anzahl von Stellen in den Chronikbiichern, in Esra und nach friiherem Nachweise (vgl. S. 39 ff.) in dem Buche Jona in mehr oder minder freier, wortlicher oder gedachtnissweiser Art auch aus dem fiinften Buche des Psalterium entlehnt sei. Die Psalmen, welche in jenen Stellen, von denen wir Entlehnung nachwiesen, verwerthet, theils citirt, theils mit Abanderung be- nutzt und compilirt erscheinen, sind folgende: Ps. 115 von Jona entlehnt (vgl. Jon. 1, 14" mit Ps. 115, 3), - 116 von Jona benutzt (vgl. Jon. 2, 10 mit Ps. 116, 17. 18), - 120 von Jona entlehnt (vgl. .Ton. 2, 3 mit Ps. 120, 1), Basis der Beweisfiihriing (Pss. 115. 116. 120. 130. 132. 118. 136. 142). 77 Ps. 130 vom Chronisten entlehnt (vgl. 2 Chron. 6, 40 mit Ps. 130, 2), - 132 vom Chronisten entlehnt (vgl. 2 Chrofi. 6, 41. .42 mit Ps. 132, 8-10), - 136 Oder 118 (?) angedeutet von Esra (vgl. Esr. 3, 10. 11 mit Ps. 136, 1 und 118, 1), - 142 von Jona verwerthet (vgl. Ps. 142, 4 mit Jon. 2, 8), - 145 vom Chronisten verwerthet (vgl. 1 Chron. 29, 10 mit Ps. 145, 1; 1 Chron. 29, 11. 12 mit Ps. 145, 3-5; 1 Chron. 29, 13 mit Ps. 145, 2). Diese iiber Anfang, Mitte und Ende des fiinften Psalmen- buches wie einzelne leitende Lichtpunkte verstreuten acht Psal- meji 115. 116. 120. 130. 132. (118). 136. 142 bieten uns sichere Handhaben fiir die weitere Auffindung des Zeitalters auch der iibrigen Psalmen desselben Buches. Liessen sich jene acht Lie- der auf Grand der naohgewiesenen Entlehnung, welche vormak- kabaische Schriftsteller (Chronist, Esra, Jona) aus ihnen veran- stalteten, nicht als makkabaisch aufrecht erhalten, so gewiss auch diejenigen Lieder des fiinften Buches niclit, die vermoge innerer wie ausserer Merkmale, vermoge ihre'r Reihenfolge im Psalter, vermoge sprachlicher Verwandtschaft und Ideengleichartigkeit in gleiche Linie mit jenen gestellt, oder wegen noch alteren Ge- prages im Vergleioh mit jenen noch friiher angesetzt werden miissen. Von besonderer Wichtigkeit bleibt bei der Erorterung des Zeitalters der einzelnen Psalmen j a immer die tiefere Erwa- gung des Zusammenhanges der Lieder unter sich und ihrer Zu- sammenordnung nach gleichen Bestimmungsgriinden. Nirgends im Psalterium ist aber das Erwachsen des Psalmenbuches aus Sondersammlungen von Liedern, die durch gemeinsame Eigen- thiimlichkeiten verkniipft gewisse Verwandtschaftsgruppen bilden, deutlicher ersichtlich, als gerade im fiinften Buche. Diese ge- meinsamen Eigenthiimlichkeiten sind theils formeller Art, theils beziehen sie sich auf den Inhalt der Psalmen. Indeni wir diese allgemeinen als Massstab der Beurtheilung aufgestellten Grund- satze einzeln anwenden, setzen wir die oben S. 60 mit dem 109. Psalmen abgebrochene Untersuchung der Abfassungszeit der ersten Decade des fiinften Psalmenbuches mit einstweiliger Ueber- gehung des besondere Bespreehung erheischenden 110. Psalmen 78 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder iia^letzten Psalmenbnch. fort und betrachten die um Pss. 115 und 116 sich gruppirenden Lieder. Denn die Pss. 115 u. 116 gehoren uns zu den bekannten Grossen, von d'enen wir ausgehen miissenj um die unbekannten zu finden. Wie der 106. Psalm nach den zwei Liedern Pss. 104. 105, die mit ni "ibbn sMies&en, das erste unter den Liedern in der ganzen Psalmensammlung ist, welche dieselbe als Beischrift des Diaskeuasten sich. kennzeichnende Formel eroffnely so ist der 113. Psalm nach den mit rT^ ibbn anhehenden beiden Liedern Pss. 111. 112 das erste unter den Liedern im letzten Buche, welche jenes Wort z^igleich am Anfang und Ende, dort als kraftige Eroffnung, hier als voUtonendes Finale haben. Wie dieses Hallelujah die ganze Psalmenreihe 111 — 118, die vor den Stufenpsalmen stehende Gruppe — von Ps. 119 abgesehen — , beherrscht, so dass es die Pss. 111. 112 allein an der Spitze als auftaktartigen Anfang, die Pss. 115. 116. 117 — also wieder eine ununterbrochene Dreizahl v.on Psalmen (wie 104-106 und 111 — 113) — allein am Schluss als kraftiges, voUtonendes Ende haben, so beglnnt und schliesst dasselbe Hallelujah den unmiltelbar awf die Stufenpsalmen folgenden Ps. 135 und beherrscht endlieh ebenfalls als ErofFnungs^ und Schlusswort die ganze Schlussreihe Pss. 146 — 150. Hierbei ist die Methode des Diaskeuasten durchsichtig, welcher die Gradual- psalmen von beiden Seiten mit Hallelujah-Psalmen umschloss, so zwar, dass er sowohl auf den ganzen Hallelujah-Liederkranz (Pss. 113 — 118), welchen das alte Rituale das „agyptische Hallel" (insan bbn) nennt, und welches den Stufenpsalmen vorausgeht, als auch auf den einzelnen, auf die Stufenpsalmen unmittelbar folgenden Hallelujah-Psalmen 135 einen mit der alten, schon Jerem. 33, 11 vorkommenden liturgischen Formel beginnenden „Hodu-Psalmen" (vgl. Ps. 118 u. 136) folgen lasst*). Im Gegen- satz zu der in der liturgischen Sprache schlechtweg „das Hal- lel" genannten Gruppe der Pss. 113 — 118 hiess der 136. Psalm mit seinem 26 Mai wiederkehrenden "non n^iyb id ,jdas grosse Hallel" nach dem Tractat Sofrim c. 18, § 2. Dass die ebenfalls *) Ein gleicher Eintheilungsgrund bestimmte den Diaskeuasten, an die das vierte Buoh schliessende Trilogie von Hallelujah - Psalmen einen Hodu- Psalmen (107) anzuschliesson. Die Psalmengruppen 111—118. 146—150. 135-13f!. 79 mit Hallelujah anhebenden und abschliessenden fiinf Psalmen 146 — 150, welche den Sclilusscyklus bilden, im Unterschiede von jenen secbs Psalmen 113 — 118 gegenAnfang des fiinften Buches, die man das ,,dgyptische Hallel" nannte,, das ,,griecJiische Hallel" (iJlin bbn) genannt babe, lasst sich aus alten Quellen zwar nicht belegen, vielmehr verdankt diese Bezeichnung der fiinf letz- ten Psalmen unseres Psalterium ibr Entstehen einer Erfindung Krocbmal's in seinem hebraiscben Werke „Moreh Nebocbe ba-seman" (berausgegeben von Zunz) S. 135 — 138, wo von der, wie sicb zeigen wird, unbegriindeten Voraussetzung aus- gegangen wird, dass wenigstens der vorletzte Psalm (149) der ganzen Sammlung makkabaiscben Ursprunges sei. Aber jeden- falls berubt die Zusammenordnung der Hallelujab-Psalmen gegen Anfang des fihiften Buches (Pss. 111 — 118) wie derjenigen an der Grenze des vierien Buches (Pss. 104 — 106) und am ScJiluss des fiinf - ten Buches (Pss. 146 — 150), sowie der beiden ziemlicb in die Mitte gestellten Pss. 135. 136 nicbt auf planloser Willklir oder zufal- liger Fiigung, sondern wir erkennen bierin die planmassig ord- nende Hand eines und desselben Diaskeuasten, der jene funfzebn Lieder Pss. 111-118, Pss. 135. 136, Pss. 146-150 (mit den friiber von uns scbon in BetrefF ihres Zeitalters bebandelten Psalmen 104 — 106 sind es im Ganzen achtzebn) des fiinften Buebes mit jenem liturgiscben „Hallelujab", das er tbeils vorn, theils binten, theils sowohl vorn als binten zugleicb anfligt, und mit jener lan- geren mit ,,Hodu" anhebenden, schon alteren liturgiscben Grund- formel (118, 1. 136, 1) als fur den Gottesdienst bestimmte Ge- sange des zweiten Tempels, mithin als Psalmen der spateren und spatesten Zeit hinreicbend kennzeiohnete. Diese unsere auf recb- ter Wiirdigung der wenn anch bloss formellen Zuthaten eines Diaskeuasten beruhende Annahme muss sich aber zur zweifel- losen Gewissheit steigern, wenn wir das sprachlicbe Colorit, den Gedankenausdruck und Ideenkreis, welcher jenen funfzehn und den in Verwandtschaft mit ihnen stebenden Liedern gemeinscbaft- licb ist, ti^fer betracbten. Denn an und fur sich beweisen frei- lich jene -als eines Diaskeuasten Reflexionen liber die anzuord- nenden Psalmen sich zu erkennen gebenden liturgiscben Zusatze (ni ibbn und llin) nocb nichts filr gemeinsames Zeitalter, wobl aber gewinnen wir, wenn wir nacb Ablosung jener ausserenScbale, 80 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. welche in den auf die Entstehungszeit jener alten Lieder folgen- den Jahrhunderten urn den edlen Kern sich legte, diesen Kern selbst nach seinem inneren Gehalt und Wesen erforschen^ ein sicheres Resultat. Die Sprachform vor allem anlangend finden wir seit der persisehen Herrschaft immer mehr eindringende ara- maische Farbung, besonders in Pss. 116., 139. und 135., vg-1. Ps. 116, V. 12": in'lb^'aJri , eine Form mit der aramiiischen Plu- rals uffixform ohi f'iir das hebraische 1i— ; auch schon im 7. Vers desselben Ps. 116: iD''m:i3'3, wie Ps. 103, 3. 4. 5 eine Neubildung mit der aramiiischen Suffixform ajchi f'iir das hebraische Ty^— ; ebenso Ps. 116, 7" ■^S']^;^- Aramaisclie Constructionsweise ist die Verbindung des PiPins Ps. 116, 16" mit b objecti fiir tlS obj. (vgl. auch Ps. 139, 2:'^y-ib). In Ps. 116, 19 wie 135, 9 treffen wir das weibliche aramaische Suffix echi fiir das hebraische ech in TfOina. Auch der dem alten Hebraiseh sonst fremdartige Plu- ral D'l'QSn Ps. 117, 1 soheint aramaisirende Neubildung nach N^tlS. Jiingeres Zeitalter beweist f'erner der Gebrauch des ar- chalstischen Chireq coynpaginis, von welchem die Diehter in aus- gedehntester Weise Gebrauch machen, vgl. besonders Ps. 113, 5-9. 114., 8. 116, 1 (vgl. mit Thr. 1, 1); nicht minder der Ge- brauch des ebenf'alls archaistischen Cholem compaginis, das als kiinstliche Auffrischung alten Sprachgutes zu beurtheilen ist, wie Ps. 114, 8 (vgl. auch schon 104., 11. 20. 50, 10). Merkmale jiingerer Sprachzeit pragen sich ferner aus in den mannichf'ach zerdehnten und aufgelosten Sprachformen, die erst spater immer hiiufiger in Anweiidung kommen, wiewohl sie der alten Poesie nicht fehlen (vgl. die aufgeloste Hiphilform Ps. 116, 6; nnTnn v. 15; besonders auch v. 8 n^tt'l"']^ und iTISiS v. 18). So schwanden auch beim Eindringen der v.owr\ dmlexiog mehr und mehr im Griechi- schen die alten schonen kiirzeren Formen. Fiir mrptvyaai sagen Arrian u. A. nsqisvyorsg eiaiv, fiir sy,iy.hjvro. Kiylqiifimioi Jjaav u. a.m. Zur Erzeugung voUer klingender Formen nimmt die dichterische Verbindung gern die Anlehnepartikel 5?5 zu Hilfe, wie Ps. 116, 14. 18 vgl. mit 118, 2. 25. Beide Psalmen 116 wie 118 beruhren sich auch im Gebrauche des precativen N3S = nsx (vgl. ,116, 4. 16 mit 118, 25), welches nach Buxtorfs richtiger Erklarung als inierjectio blandientis vel cum affectu efflagitantis aufzufassen, und zu jeuem anlehnungsweise gebrauchten K2 Grundform ist. Die pBalmengruppen 111—118. 145—150. 135. l36. 13&. 81 Aber wie in der Verwandtschaftsgruppe der Hallelujah-Psal- men 111 — 1]8, so finden wir auch in der den Sehluss des Psal- terium bildenden Gruppe von Hallelujah-Psalmen 146 — 150^ so- wie in dem dieser vorausgehenden 145. Psalmen vielfach Sprach- erscheinungen, die auf jungere Abfassungszeit fiihren. Im 145. wie' 146. Psalmen findet sich der sonst nur im Syrischen gebrauch- liche Stamm tlpT (= ^l), vgl. Pss. 145, 14 u. 146, 8; Ps. 147, 3 ist das Farticip. pass. Qal in ab'^n^nTB jungere Ausdrucksweise fiir das in der alteren Sprache gebrauchliche Par^ic. iW}j^. Db iliUJD, vgl. Ps. 34, 19. Jes. 61, 1. Die Wortwahl bekundet jiingeres Sprachgut, denn D33 Ps. 147, 2 ist erst seit Esra, Nehemia, Kohelet, Esther, in der Schriftspraehe gemiinzt, wahrend die altera Sprache sich der synonymen Stamme yap, ^IDS u. a. bedient. Ebenso ist tilral"! Ps. 149, 6 Neoterismus, wie ebendaselbst die absonderliche Pluralform lnTS''S, eine mit Reduplication gebildete Pluralform von PIS, wie I'ai'a von oitt. So viel liber das Colorit det Sprache im AUgemeinen. Aus dem Gesagten ergiebt sich aber wie von selbst der specielle Nach- weis, dass beide Psalmengruppen (Pss. 111—118 wie Pss. 145 — 150) nicht minder wie Pss. 135. 136. 139 im sprachlichen Ausdruck viel Gemeinsames haben, wie erhellt, wenn man ausser den bereits in Vergleich gezogenen Stellen Ps. 116, 7. 12.16. 19; Ps. 135, 9. Ps. 139, 2 (vgl. V. 8 pBX mit ^alia von ujiS^); Ps. 117, 1; Ps. 113, 5-9. 114, 8. 116, i. 116, 4. 16. 118, 25 insbesondere die innige Verwandtsehaft erwagt, welche sich in den sammtlichen Versen der beiden Zwillingspsalmen 111 nnd 112 findet, welche in akrostichischer, nach dem Alphabet eingerichteter Kunstform in gleichartigem Aufbau von je zehn Versen, von denen neun distichisch, der zehnte aber in beiden Psalmen tristiehisch ist, in stereotypem Gebrauch derselben Redewendungen wie der- selben Worte mit gleichformigem Ausdruck verlaufen, ferner die enge Beriihrung im Ausdruck von Ps. 115, 9 — 11 und Ps. 118, 2 — 4 wegen der Dreitheilung : Israel, Haus Aarotis, Jehova- Furehtende (vgl. auch den von Ps. 115 abhangigen Ps. 135, 19. 20, wo zwischen das Haus Aarons und die Jehova-Furchtenden in neuerunganstrebender, erweiternder Weise noch das Haios Le- vi's tritt). Klingt aus Ps'. 115, 9 — 11 die Mahnung des ntsa imperativiseh drei Mai wieder, so Ps. 118, 8. 9 derselbe Stamm 6 82 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. wenigstens zwei Mai. Wie Pss. Ill und 112 als die beiden An- fangspsalmen der ersten Gruppe am Anfang des fiinften Buehes in sprachlicher Formulirung als Zwillingspaar erkenntlichj darum Einem Verfasser zuzuschreiben sind, so tragen auch die beiden Anfangspsalmen der das fiinffce Buch schliessenden Verwandt- schaftsgruppe den unverkennbaren Stempel gleichen sprachliehen Geprages, vgl. besonders Ps. 145, 3 mit Ps. 146, 2 wegen nbbns; Ps. 145, 15 mit Ps. 146, 5 wegen des Stammes "aiB; Ps. 145, 14 mit Ps. 146, 8 wegen qpT mit DiBIBD u. a. m. Wie der Anfang in gemeinsamen Formen bei beiden Psalmen sich bildete, so ver- lauft auch zum Schluss die dicliterische Rede in ahulich fixirtem Aufbau, wie ein Vergleick von Ps. 145, 20. 21 mit Ps. 146, 9. 10 lehrt (vgl. das nlni Taltt) mit dem gleichlautenden Gegensatz bs 'W DiyiCin). Niekt wegzulaugnen ist ferner das sprachliche Band von ahnlich geffirbten Ausdriicken und gleichgewahlten Stammen, welches mit demselben 145. Psalmen auch den 147. verkniipft, denn Ps. 145, 3 vgl. mit Ps. 147, 5 zeigt bei Verwen- dung gleichen und ahnlichen Wortschatzes gleichen syntaktischen Aufbau, der auf den Schluss von Jes. cap. 40 als gemeinsame Quelle zuriickzufiihren ist. Ausserdem vergleiche ahnliche Sen- tenzen im zweiten Versgliede des 15. Verses in Ps. 145 und im ersten Versgliede v. 9 des 147. Psalmen. Enge Beriihrung findet auch statt zwischen Pss. 146 und 147, wie Ps. 146, 9 vgl. mit 147, 6 wegen "Tiiyi und ITiya in gleicher Verbalklasse, wie auch die Anrede „dein Gott, Zion'' Ps. 146, 10 vgl. mit 147, 12 beweist. Sowohl Ps. 146, 7 wie 147, 9 spendet Jehova den Hung- rigen Nahrung, dort der Menschenwelt, hier der Thierwelt. Aus diesen gemeinsamen Spracherscheinungen erhellt, dass alle drei Psalmen 145. 146. 147 unter sich verwandt sind, was auf Identitat des Verfassers oder wenigstens auf gleiches Zeit- alter schliessen lasst. Im Ganzen denselben Sprachcharakter tragen endlich die drei letzten Psalmen an sich, nicht nur wegen Verwendung gleichen sprachliehen Ausdruckes, gleicher Formulirung unter einander selbst (vgl. Ps. 148, 14 mit 149, 9 wegen liTiDn-bsb; Ps. 148, 14 mit 149, 1 wegen nbnn; Ps. 148, 13 mit 149, 3 wegen der glei- chen Verbalklasse von bbn mit WO; Ps. 149, 3 mit 150, 3. 4 we- gen Anflihrung derselben Namen fiir Instrumente : IIdd, 5|n und Die Psalmengruppen 111—118. 145—150. 135. 136. 139. 83 binn u. a. m.), sondern auch wegen gegenseitiger Beriihrung mit den vorangehenden Pss. 145— 147, vgl. Ps. 148, 3 mit 147, 4; 148, 8 mit 147, 8. 16, wo der Dichter die Naturersclieinuiigeii auf- treten lasst, das eine Mai theilnebmend am Jubelreigen der Je- hova verherrliehenden leblosen Natur, zum anderen Male als vom Schopfer in's Dasein gerufene Wunderwerke, duroh die Jehova selbst sich verherrlicht ; vgl. ferner Ps. 148, 5 mit 145, 2, wegen bbn mit niB; Ps. 148, 11 mit 149, 8 wegen Disbia; ebenso Ps. 148, 11 mit 149, 7 wegen QittKb; Ps. 148, 13 mit 149, 3; ferner- Ps. 149, 1. 5. 9 mit 145, 10 (vgl. mit 148, 14) wegen DiTon; Ps. 149, 4 vgl. mit 147, 11 wegen mni nsil; Ps. 149, 3" mit 147, 7" wegen gleicher Verbalklasse von TaT mit "i133; endlich auch Ps. 150, 2 vgl. mit 145, 4. 12 wegen limiiS; Ps. 150, 3 vgl. mit 147, 7 wegen "\13D u. a. m. Vergleichen wir diese dar- gelegten sprachlichen Eigenthiimlichkeiten, welche die Psalmen- gruppe 145 — 150 eng mii einander verkettet, mit denjenigen sprachlichen Erscheinungen, welche die Psalmengruppe 111 — 118 auf gleiche Linie stellten, so entdecken wir ohne Muhe auf beiden. Seiten viel gemeinsames Sprachgut. Nicht »ur finden wir gleiche Formulirung der Gedanken, gleichen Grebrauch in der Anwendung des Wortschatzes, sondern auch vielf'ache Ueber- einstimmung im syntaktischen Aufbau, wie besonders der Ver- gleich zwischen den Pss. 113. 146 und 147 lehrt, wo die Eede in Partieipien verlauft, die wie Glieder einer Kette sich anein- ander reihend auf Jehova sich beziehen, meist versehen mit er- weiterndem Zusatz (vgl. besonders Ps. 113: vv. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 9. Ps. 146: vv. 6. 7. 8. 9. Ps. 147 : vv. 2. 3. 4. 6. 8. 9. 11. 14. 15. 16. 17. 19). Auch die Ausdrucksweisen 1)2''^ und iina Pss. 116, 2 und 146, 2 beruhen auf derselben Denk- und syntaktischen Dar- stellungsweise. Gleiche Gedankenfassung mit Benutzung gleichen Sprachgutes liegt ferner vor in den Pss. 118, 9 und 146, 3 wegen ntii, wovon Di3''1Da hier wie dort abhangt. Pss. Ill, 4 und 145, 8 ruhen wegen paarweiser Aneinanderkettung der Jehova zukom- menden Attribute mnTl lisn auf derselben alteren Quelle wie 103, 8,- namlioh auf Ps. 86, 15. Psalm 116, 5 enthiilt mit Um- wandlung von Dim in Dmi3 dieselben Attribute wie Ps. 145, 8 und 17; vgl. besonders 113)1 und pi'lJJ. Wie Ps. Ill, 4 ein "iDT an der Spitze des Verses der paarweisen Verkniipfung von pin 84) Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. Dinil voraufgeht, so gerade auch dem in Ps. 145, 8 den Vers eroffnenden gleichen paarweisen Ausdrucke an der Spitze des vo- rigen Verses 7 dasselbe nsT. Wie ferner Ps. Ill, 4 von "IST ein ITisbBjb abhiingt, so ist dasselbe nS^ED Ps. 145, 5 vor dem mit not beginnenden iibernacbsten Verse gewahlt. Mit den Gruppen der Pss. 111-118 und 145-150 rechne ich aber die beiden eng zusammengeborigen Pss. 135. 136 (denn Ps. 136 ist. mit offenbarer Riicksicbtnabme auf Ps. 135 verfasst als das abschliessende Hodu zu dem vorangehenden Hallel, wie Ps. 118 in dem namlichen Verhaltniss zu den vorhergehenden Hallelujab- Psalmen steht) in eine und dieselbe Verwandtscbaft, icb mochte sagen in denselben Familienkreis. Denn einerseits bilden die Ver- bindungsglieder mit der ersien Gruppe Ps. 111 — 118 Stellen wie Ps. 135, 20 vgl. mit 113, 9 (beide Male ein zum stat. constr. ge- boriger zwischen nom. regens und rectum gestellter Artikel); Ps. 135, 1 vgl. mit 113, 1 (denn 135, 1 ist aus 113, 1 mit Umstellung der Versglieder entlebnt); Ps. 135, 2* vgl. mit 116, 19 wegen ni3 niian^; Ps. 135, 6 mit 115, 3 wegen beiderseitigen -ilBN bs ntjy fan «owie Di^lCn; Ps. 135, 9 vgl. mit 116, 19 wegen' eines und desselben Aramaismus ^DDini; Ps. 135, 15 — 18 vgl. mit 115, 4-6. 8 j desgleicben Ps. 135, 19. 20 vgl. mit 115, 12" und 13' we- gen wiederbolter Entlebnung und Nacbahmung ; Ps. 136, 9 vgl. mit 114, 2 wegen der nur in diesen Liedern des Psalterium vorkom- menden seltenen Pluralform mblBtia; Ps. 136, 4. 5. 6. 7. 10. 13. 16. 17. 25 vgl. mit Ps. 113, 2 — 7. 9 wegen beiderseitiger Haufung d^r Participialconstruction. Dies sicbert beiden Psalmen (135. 136) die Angehorigkeit in gleieben Familienverband mit Pss. 111 — 117. Andererseits wiederum stellen zwiscben den beiden Pss. 135. 136 mit der Gruppe der Scblusspsalmen 145 — 150 folgende Stellen die Verbindungsbriicken ber: Ps. 135, 2. 8. 10 vgl. mit Ps. 146, 3. 5 wegen der nur in (sebr friiben Stiicken des A. T. wie Jud. 5, 7. 6, 17. 7, 12. 8, 26 u. a. a. O. und) sebr spaten Buehern iiblichen Verkiirzung des IffiS zu -IB (vgl. aucb Ps. 136, 23); ferner Ps. 135, 3 vgl. mit 147, 1 wegen verwandten Aufbaues beider Vers- glieder und besonders wegen des beide Male gebraucbten "la a'^S'D, welches in Ps. 135 personlich (auf Jehova und nicht mit Delitzsch auf TST, nocb mit Hitzig auf DTD zu bezieben), in Ps. 147 neuirisch zu fassen ist. Wie der Gebrauch des aramaisi- Die PBalmengruppen 111—118. 145-150. 135. 136. 139. Ps.ll9. 85 renden "ilj, so verkettet auch sonstiges Vorkommniss aramaisch- artigen Sprachgutes Ps. 136 mit den Schlusspsalmeiij so a. a. 136, 24 der in der Bedeutung des ,jErl6sens" mehr auf aramai- schem als auf hebraischem Sprachgebiete heimisohe Stamm p"iS, der aucb im Syriscben voiles Biirgerrecht gewann, vgl. v_d^, ne- ben dem in den Pss. 145, 14 und 146, 8 vorkommenden Syrias- mus ClpT, >^i. Mit Ps. 145 beriihrt sich Ps. 136 mannichfach in der Verwerthung gleicben sprachlichen Ausdruckes und dersel- ben Worter, vgl. Ps. 136, 8 mit 145, 13; bat insbesondere man- cberlei B,eminiscenzen mit den letzten Pss. 145 ff. aus friiheren Psalmen und sonstigen Stiieken des A. T. gemein. Zu Ps. 147 stellt er sicb in engstes Verwandtschaftsverbaltniss durcb gleich- artigen Aufbau der Rede, welcbe zum grossen Tbeil in auf Je- bova beziiglichen Participien verliiuft, gerade wie aucb in Ps. 113, so dass die drei Lieder Ps. 113 gegen Anfang, Ps. 136 in der Mitte, Ps. 147 am Ende des fiinften Bucbes Hauptbeispiele die- ser gemeinsamen Constructionsweise sind. Indem wir unsere bisberige spracbgescbichtlicbe und spracb- vergleiobende Betracbtung aucb auf den nacb bereits friiher (S. 81) Dargelegtem gleich Ps. 116 stark aramaisirenden 139. Psalmen ausdebnen, stossen wir in diesem an Vertiefung- tbeologiscber An- schauung, an Innigkeit und Kraft einer am beiligen Schauer und Grauen der Allgegenwart Jebova's sich entziindenden Empfin- dung unerreicbten Liede auf unverkennbare Spuren einer dem aramaisob-hebraiscben Idiom der nachexiliscben Zeit voUig ange- messenen Spracbgestalt, vgl. besonders 3>"l vv. 2. 17, psyi v. 8, ""nyi V. 11 (Solocismus fiir "^192), nils v. 12 (eine durcb Einfluss des Aramaismus dem bebraischen Spracbgebieie einverleibte jiingere Formenbildung, vgl. das aramaiscbe smiSi). Die Hithpael-Form titilprin v. 21 ist Bestandtbeil jiingsten Spracbgutes, nur nocb in dem langen, wie nocb zu beweisen, unter die letzten Auslaufer be- braiscber Psalmenpoesie im Kanon geborigen Ps. 119, v. 158 an- zutreffen. Dass dieser 119. Psalm seiner spracblichen Gewandung nacb den Stempel des Ursprunges aus der jiingsten Zeit bebr. Dicb- tung an sicb tragt, beweisen spracbliche Belege wie diese : v. 5 : ■'bns arabisirend fiir ibnx (2 Reg. 5, 3) ist die Form Jyf von i^^ JJ^ siiss, angenehn sein; v. 20: 015 targumiscbes und syriscbes 86 Positive!' Naohweis dee Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. Sprachgut; vv. 33. 112: 3)?5? in adverbiellem Gebrauch wie sonst T^'an; TV. 43. 74: von blT' das causative Piel wie in anderen jiin- geren Psalmen 130, 7. 147, 11 u. a.; manniclifache Incorrectheiten im grammatischen Gebrauche sovs^ie in der alten Schreibweise be- kunden Stellen vrie v. 14 byD, v. 98 D3n, v. 101, ebenso gehoren die nacblassigen defectiven Schreibungen das status constr. vv. 16. 17. 25. 28. 37. 38. 41. 42 u. 5. und sonstige Handbabung der scriptio defectiva (v. 102 u. a.) in das Gebiet der sprachlichen Neuerungen. Kurz, der Diobter des 119. Psalmen verfiigt nicht mebr iiber den Sprachschatz des iilteren und mittleren Hebraisch, ist jedenfalls nacbexilisch und wird darum von uns aus triffcigem Grunde in denselben Bereicb eingewiesen, innerhalb dessen Grenzen die Psal- men 111—118, 135, 136, 139, 145-150 stehen. Die genauere Bezeichnung des Zeitalters, dem jene einzel- nen Psalmen angeboren, lasst sich anniihernd bestimmen, wenn wir Kunstform, Stylart und Inhalt der Lieder in Betracbt zieben. Die alphabetische Anordnung im Aufbau kommt zur Anwendung bei den vier Psalmen 111. 112. 119. 145. Mit Ausnahme des 145. Psalmen tritt bei dieser alphabetischen Bintheihmg ein noch kiinstlicberer und gesuchterer Eintbeilungsgrund zu Tage, als bei den sonstigen alpbabetischen Liedern des A. T. Wiihrend namlich bei der Structur der alphabetiscben Psalmen 25. 34. 145 vgl. mit Prov. 31, 10 — 31, Tbren. 4 das Alphabet so verwendet vfird, dass die auf'einanderfolgenden Bisticha, oder wie Tbren. 1. 2 die aufeinanderfolgenden Tristicha (je ein masoretiscber Vers) oder aufeinanderfolgende TetrasiicJia wie Ps. 37 (je ein masoretiscbes Verspaar), vgl. auch Pss. 9. 10, oder endlich, wie Tbren. 3 je drei aufeinanderfolgende nmsoretische Verse mit je einem Buchstaben beginnen, machen bei den Pss. 111. 112 die Anfangsbuchstaben scbon der einzelnen (jTfjfot das voUstandige Alphabet aus. Die denk- bar kleinsten Verstheile, in beiden Pss. Ill u. 112 meist nur aus drei Worten bestehend, werden so in kiinstelnder Weise anein- andergereiht und bilden kleine akrostichische Zeilen ohne stro- phische .Theilnng. Noch kiinstelnder ist die alphabetische Struc- tur in dem 119. Psalmen, der aus einer Reihe von 22 achtversi- gen Gruppen bestebt, und nicht nur jede der 22 Gruppen beginnt mit einem Buchstaben des Alphabets, sondern soweit setzt sich der kijnstliche Zuschnitt fort, dass der Ordnungsbuchstabe, wel- Die Psalmengnippen 111—118. 145—150. 135. 136. 139. Ps. 119. 87 cher die ganze Grappe eroffnet, auch jedem einzelnen masoreti- sehen Verse der Gruppe ia achtfacher Wiederkehr als Anfangs- bachstabe dient. Tst nun die alphabetische Kunstform iiberhaupt Kennzeicben einer spateren Dichtung — wann diese Form in Ge- braucb kam, liisst sicb am einfacbsten beantworten, ,wenn man von den Klageliedern ausgebt, die erst nacb der Zerstorung Je- rasalems verfasst sind; docb ist Keil und Sommer einzuraumen, dass die Kunstform scbon einige Zeit vorher mag in Aufnabme gekommen sein — , so ist besonders diese ausserst kiinstlicbe und gesuobte alpbabetiscbe Anordnung in den Pss. 111. 112. 119, mit welcber dicbterisobe Urspriinglicbkeit und freier ungezwungener, von solcben kiinstlicben Pormen unbeengter Entbusiasmus un- vereinbar ist, nur aus derjenigen Zeit der Dichtung erklarlicb, in der die friscbe Bliithe frxiberer Psalmenpoesie ibrem Verfalle zuwelkte. Nacbst der akrostichisohen Kunstform ist die bereits friiber an den Pss. 97. 98 veranscbaulicbte Musiv - Stylart , die aus Brucb- stiicken alterer Muster neue Lieder mosaikartig zusammenfiigt, unverkennbares Merkmal jiingeren, jedenfalls nacbexiliscben Zeit- alters. Denn diese Entstebungsweise von Liedern bekundet deut- licb den Verfall selbststandiger dicbteriscber Kraft, wie derselbe erst geraume Zeit nacb dem Exil, welcbes nocb einmal die scbon balberstorbene Psalmenpoesie in's Leben rief, eintrat. Scbon die Pss. 111. 112, ,,das alpbabetiscbe Zwillingspaar'', verrathen durcb den gemeinsamen, spruchartigGlied anGlied reibenden Gedanken- ausdruck, welcber sicb zum Tbeil als aus alteren gnomiscben Psalmenstoffen gescbopft nacbweisen lasst, Ansatze zu dieser compilatoriscb entlebnenden Stylgattung. Nocb abbangiger von friiberen Psalmen erscbeint Ps. 116, der vielfaobe Reminiscenzen aus vorexiliscben Psalmen bekundet, vgl. Ps. 116, 3. 4 mit 18, 5 ff.; 116, 15 mit 72, 14; 116, 18 pit 50, 14) u. a. Das reicbbaltigste Beispiel musiviscber Scbreibweise ist der 135. Psalm, der fast ganz aus fertigen Gedankenausdriicken selbst scbon jiingerer Psalmen erwacbsen ist; denn der nacbexi- liscbe Psalm 115 wird in ziemlicb ausgiebiger Weise verwen- det, wie ein Vergleicb zwiscben Ps. 115, 3 mit 135, 6; Ps. 116, 4-6 mit 135, 15-17; Ps. 115, 8 mit 135, 18 und Ps. 115, 12\ 13" mit 135, 19. 20 lebrt. Mosaikartig in diese Lebnstiicke 8S Positiver Nacliweis des Zeitalters der Lieder im letzteu Psalmenbuch. sind eingefiigt Ps. 135, 1 mit Umstellung der masoretischen Vers- glieder aus 113, 1 ; ferner 135, 2 aus 134, 1\ Ps. 135, 7 ist wortlich aus dem Propheten Jeremia entnommen mit Weglassung der er- sten Worte c. 10, v. 13 vgl. mit Jer. 51, 16, wo der Vers in der- selben Fassung wiederkehrt. Der 136. Psalm geht in seinen Bnt- lehnungen auf eine und dieselbe Quelle mit seinem Vorganger Ps. 135 zuriick, namlich auf das Deuteronomium : vgl. Ps. 136, 2'. 3' mit Deut. 10, 17 wegen Dinb^n inbx und niJIKH "^SIS; Ps. 136, 12" vgl. mit Deut. 4, 34. 5, 15. (6, 21). 7, 19 wegen T^l n-'lUS ynrm n^m-, Ps. 136, 16" vgl. mit Deut. 8, 15 -wegen -in^l 'l^bl'an; Ps. 136, 19 --22 ist wortliche Heriibernahme aus Ps. 135, 11-12, wahi-end Ps. 136, 17. 18 nur freiere Anlehnung an Ps. 135, 10 ist. Die gemeinsame Originaltextquelle zu beiden Recensionen ist wiederum das Deuteronomium (vgl. Ps. 135, 10 und 136, 17. 18 mit Deut. 4, 38. 7, 1. 9, 1. 11, 23 u. a. m.). Ueber- aus reich. an Reminiscenzen aus vorexilischen Psalmen ist auch Ps. 144, dessen Verfasser die iesserulae (Lucilius) d. i. die musi- vischen Bestandtheile, theils besonders dem 18., theils anderen Psalmen der friiheren Biieher eutnabm. Die dem 144. Ps. vor- ausgebenden sammtlichen Pss. 140 — 143 erscheinen bei naherer exegetischer Betracbtung ebenfalls als mebr oder minder freie Reproduetionen alterer, zum Tbeil echt davidischer Lieder, und besonders kann Ps. 143 mit voUem Recbt wegen seiner vielen Lebnstellen ,,als j lingerer Nacbtrieb altdavidischerPsalmenpoesie" (Delitzsch) angesehen werden. In der Weiterbildung und Entwickelung teilsgeschichtlicber alttestamentlicher Ideen bezeichnen diese Psalmen von musivi- scher Stylart keinen Stillstand, sondern eine notbwendige Zeit djer Rube, da man die religibsen Wahrbeiten und Anschauungen alterer urkrat'tiger Poesie innerlicb verarbeitete. Solche Zeiten pflegen in der Gescbiebte der Literatur oft zugleich Zeiten der Diirre und Armuth poetischen Sohaffens zu sein. Man zekrt da vom ewig jungen Gute alter Wahrbeiten und begniigt sich mit mebr oder minder freien Reproduetionen. So t)egnugten sich auch die Vertreter der sinkenden alttestamentlichen Poesie, welche die besprochenen Lieder schufen, damit, den edlen Ideengehalt der von den Vatern ererbten dichterisohen Schiitze in die neugeschaf- fenen Formen jener Hymnen zu glessen, die zwar nicht auf Die Psalmengriippen 111-119. 135. 136. 139. 144—150. 89 schopferische Originalitat und Urkraftigkeit, wohl aber darauf Anspruoh machen konnen, treue Gefasse der alien heilsgeschicU- lichen Ideen friiherer gotterfiillter heiliger Sanger za sein. Eb erweisen sich somit die im letzten Abschnitte behandel- ten Pss. 111-119. 135. 136. 139. 144,-150 nach sprachlicher Far- bung, diaskeuastischer Gruppenvertbeilungj eigenartiger Kunst- form, sowie nach ihrer musivischen Stylart im AUgemeinen als nachexilisck . Die Umrisse des Zeitalters dieser wie noch einiger hinzatretender Psalmen warden aljer noch bestimmter fiir uns hervortreten, wenn wir den Inhalt der einzelnen Psalmen priifen, nicht nur' etwaige historische Thatsachen, cultiirhistorische Zu- stande, die ein Licht auf die Entstehungszeit werfen, sondern auch die herrschenden Anschauungsweisen, die in jenen Psalmen zu Tage tretende Entwickelangsgeschichte der religidsen und heilsgeschichtlichen Ideen, deren gewissenhafte Verwerthung zu Beweismitteln fiir die richtige Zeitbestimmung einer allseitig priifenden Kritik nicht minder Pflicht ist. Die deutlichen Spuren der ersten Zeit der Erlosung, als Israel wieder aufzuathmen begann und der Dank fiir die gnaden- reiche Befreiungsthat noch frisch in aller Gediichtniss war, ver- rathen die Pss. 113 — 118. Die beiden ersten 113. 114 sind wohl schon gedichtetj als der Tempel noch nicht aus seinen Triimmern erstanden war. Von seinem Vorhandensein findet sich noch keine Andeutung. Dies passt wohl zusammen mit demjenigen histori- schen Hintergrunde der Zeiten Serubabels und Josua's, welchen die gleichzeitig lebenden Propheten Haggai und Sacharja zeich- nen. Anstatt die Wiederherstellung des Gotteshauses mit ver- einter Kraft zu betreiben, sorgte man mit Vorliebe fiir die Ein- richtungen der eigenen Hauslichkeit, legte sich Aecker und Weinberge an, stattete di» Woh^ungen mit Tafelwerk (nini WV\tSO, Hagg. 1; 4) und sonstigem Schmucke aus, statt .Tehova eine neue Statte zu griinden, vgl. besonders Hagg. 1, 2 — 4. 9. Die Schilderung des Aufbliihens hiiuslichen Gliickes am Schluss des 113. Psalmen seheint dieselbe Zeit der Neubegriindung hei- mischen Familienwesens zu verrathen, wie der das lieblichste Familiengemalde entwerfende Psalm 128. Wie der Dichter des 113. Psalmen in alten Erinneruugen lebt und vom poetischen Gute der altesten Lyrik zehrt (vgl. vv. 7, 8 mit der ganz gleichen 90 Positive!' Nachweis des Zeitalters der Lieder iin letzten Psalraenbuch. Stelle im Lobliede der Hanna 1 Sam. 2, 8; vgl. aueh Ps. 113, 9 mit 1 Sam. 2, 5), so bewegt sieh auch der 114. Psalm in der Er- innerang an die grosste Erlosungsthatsache der heilsgescHcht- lichen Vergangenheit mit Anlehnung an die altesten herrlichen Triumphlieder Ex. 15 und Jud. 5. Wenn wir weiter auch Ps. 138 in diese senibabelische Zeit verlegen und mit Ewald in Se- rubabel selbst den Dichter vermuthen, so bestimmen uns hierzu folgende Beweggriinde : 1) Serubabel gilt als der aus Davids Konigsgesclilechte entsprossene Trager und Erbe davidiscber Ver- heissung, welehe, durch Haggai's Mund (in einem Orakel mit messianischem Hintergrunde cap. 2, vv. 20 — 23) und durch Sacharja (c. 3, V. 8. c. 4, 6. 7. c. 6, vv. 12-15, wo )Ta2 [Jer. 23, 5] auf den Tempelerbauer Serubabel weist v. 15) einst ihm verkiindet, sich nun glanzend erfiillt hat (Ps. 138, 2). 2) Die universali- stische Anschauung (Ps. 138, 4. 5) entspricht dem Wesen der da- maligen Prophetie (vgl. Hagg. 2, 7-10. 21-23. Saeh. 2, 14—17. 6, 15. 8, 22 f. Mai. 1, 11. 3, 12). 3) VV. 4. 5. 8 offenbaren das konigliche Hochgef'iihl eines fiirstliohen Dichters. 4) Der Schluss- vers des Psalmen deutet auf die von Serubabel begriindeten neuen Anfange, die der Vollendung noch bediirfen. 5) LXX flihren Text- recensionen oder Diaskeuase von Ps. 138 auf die zu Serubabels Zeit lebenden Propheten Haggai und Sacharja zuriiek. In die ersten Anfange nachexilischer Zeit gehort ferner der 137. Psalm, der mit seinem mild elegisch anhebenden Klange wehmiithiger Erinnerung und mit seinem dithyrambisch erregt verhallenden Racherufe das vollendetste Beispiel althebraischer Tonmalerei und rhythmischer Musik der Sprache genannt zu v^er- den verdient und welcher den Stempel einer Zeit auf der Stirn triigt, in vrelcher das noch in Triimmern liegende Zion imm§r auf s Neue die Schweirmuth .-weckte und die herzzerreissenden Klagen der Trauer um das zerstorte Heiligthum auf's Neue er- tonen liess, einer Zeit, wo die noch so frischen Spuren der er- littenen Schmach den Dichter zum Fluchgebet gegen Edom (v. 7), das die Chaldaer zur Zerstorung Jerusalems gereizt, und in scha- denfroher Weise am Zerstorungswerke sich betheiligt hatte (Jer. 49, 7ff. Ez. 25, 13 f.), sowie gegen Babel (vv. 8. 9) hinrissen. Die Psalmen 115-118. 135. 136 und 146-149 drehen sich alle um den heiligen Mittelpunkt des Tempels. Als die erste Die Psalmen 113. 114. 138. 137. 116. 116. 91 Liebe und Begeisterung fur den Wiederaufbau verJIogen war, liessen Haggai und Sacharja ihrea Weckruf erschallen, um den erschlafiPten Muth der Zeitgenossen zum grossen Werke wieder anzufrischen. Solch' heiliger Manner Gebet und Bittruf war um so dringender nothig, je grosser die Bedrangnisse in dieser Zeit vvaren. Auf Betrieb der Samariter ward der Juden Beginnen verdachtigt : Esr. 4. Ein persisches Heer zog gegen .Jerusalem, um den Weiterbau, namentlich des Tempels, zu hinderu: Esr. 4, 23. 24. Misswachs und Unfruchtbarkeit ruhten noch wie ein Fluch auf dem lange wiiste gelegenen Lande: Hagg. 1, 5 — 11. 2, 17-20. Saeh. 8, 10 ff. vgl. mit 7, 14. Da gait es, den Segen Grottes zu erflehen, damit von den rings um die jung angesiedelte Colonic beriimwohnenden Heiden die Macht Jehova's erkannt, sein Name duroh andauernde Misserfolge und Niederlagen nicht zurSchmach. vor der Heidenwelt werde. Aus solcher Situation' heraus beginnt der Dichter des 115. Psalmen: NicAt -unsj Jehova, nicht was, sondern Deinem Namen gieh Ehre! . . . FFas sollen sag en die Heiden: ,jWO ist nun ihr Gott?" Die in diesem Psalmen er- wahnten „Jehova-Fiirchtenden" sind die Proselyten, die „aslj6fieroi ■thv Qeov" der Apostelgeschichte; denn dass die Jebovareligion unter- der Heidenwelt damals Anhanger zu finden begann, be- weisen Stellen wie Sack. 8, 22. 23. Mai. 1, 11. Der Bitte des 115. entspricht scbon der Dank des 116. Psalmen. .Die Erborung ist eingetreten. Die letztvergangenen Zeiten waren ohne Frieden gewesen: Sacb. 8, 10 fF. Nun bat des frommen Beters Seele seinen Frieden wieder: Ps. 116, 7. Die Macbt der ,,lAige" batte den Juden die Gunst des persiscben Grosskonigs abwendig ge- macbt: Esr. 4, 12 ff. Daber des Dicbters berecbtigter Zweifel an aller menscblicben Treue Ps. 116, 11; um so inbriinstiger aber aucb sein Dank gegen Jebova, dem er Dankesopfer zu bringen gelobt, in dessen Vorbofen er seine Geliibde entricbten will: vv. 14. 17 — 19. Die Erwabnung der Torliofe entbalt eine Andeu- tung auf die baldige Vollendung des Tempels. Als namlicb ein neues Herrscberbaus in Persien aufgekommen war (Darius), wur- den die Verbaltnisse fiir den Weiterbau des Tempels giinstiger, ja Darius erneuerte die urspriinglicbe Erlaubniss des Cyrus (Esr. 6, 7. 8) in wabrbaft koniglicber Gerecbtigkeit. Dieses Ereigniss von grosster Tragweite sollte auf einmal alle den Juden von den 92 Positiver Naohweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbnch. heidnisclieii Mischvolkern angethane Schmach tilgen und dem ge- demiithigten Volke die glanzende Genugthuung versehaffen, dass alle jene Volker durch. Anerkenniing des koniglichen Machtwortes zur Verlierrlichung Gottes beitragen mussten. Dazu fordert sie der Sanger des kleinen 117. Psalmen auf. Ein triumphirender Ton beherrscht diesen kleinsten aller Psalmen. 1st es vielleicht zu- gleieh noch. ein menschlich berechtigtes Frohlocken liber die Feinde, deren Anschliige Gott nun zu Schanden gemacht hat? Jedenfalls ist die Anschauungsweise des Diohters weitherziger, umfassender geworden. Sie ist^ wie bei Haggai und Sacharja, den beiden Propheten jener Tage (Hagg. 2, 8. Sach. 2, 15. 6, 15. 8, 20. 22 f.), in dasjenige Entwickelungsstadium eingetreten, wo sich der religiose Geist von den Scbranken des Particularismus loszulosen und aniversalistischeren Schwung zu nehmen beginnt. Dass auch die Heidenwelt um Israels religiosen Mittelpunkt sich schaaren, und so Jehova's Namen mitverherrlichen soUj ist der messianisehe Grundton der Propheten dieser nachexilischen Pe- riode. So decken sich die angefiihrten prophetischen Stellen aus Haggai (2, 8) und Sacharja (2, 11. 6, 15. 8, 20. 22 f.) vollkomme-n mit dem kleinsten messianischen Ps. 117. Die messianisehe Idee haftete aber an Zion. Ihre Verwirkliehung konnte man nur an den religiosen Mittelpunkt des Volkes, an den Tempel, kniipfen. Der Bau des Tempels ward im letzten Monate des sechsten Jah- res der Herrschaft des Darius (516 v. Chr.) vollendet: Esr. 6, 14. 15. Hieran schloss sich das Tempelweihei'est DTts ni3 nsSD: Esr. 6, 16 ff. Dieser Freudentag musste auch die Weihe der hei- ligen Poesie empfangenj und wenn irgend ein Psalm, so ist der 118. der fur die Feier jenes Ereignisses gedichtete Festhymnus. Dafiir sprieht nieht nur seine antiphonische Anlage, nach welcher die einzelnen hymnischen Theile so an Wechselchore vertheilt erscheinen, wie sie der Sachlage nach am natiirlichsten anzu- nehmen sindj niimlich an den aus Priestern und Leviten gebil- deten Festzug der in den Tempel Einziehenden und an den zwei- ten Chor der sie empfangenden Gemeinde, sondern schon die Stelle am Schluss der Psalraengruppe. Denn wie die vorher- gehenden Psalmen immer deutlicher auf das grosse Ereigniss der Vollendung des Tempels lossteuern, wo man Gott seine Ge- liibde entrichten (Ps. 116, 13-19) und den Dank fiir Abwen- Bie Psalmen 117. 118. 93 dxmg der von den gotzendienetischen Heiden drotenden Gefahr (Ps. 115) darbringen konne, so sehildert Ps. 117 in kurzen, krafti- gen Jubelrufen die triumphirende Stimmung^ welche sich der Herzen bemiichtigte, als das Werk des Tempelbaues seiner VoUendung nnaufhaltsam zureifte. Ps. 118 aber als Schlusspsalm in der Reihe der vorigen ist das grosse duftige Weihefestblumengewinde^ mit dem die heilige Poesie das neue Haus Jehova's schmiickt. Ganz besonders aber entscheidet Folgendes fiir die Beziehnng des Liedes auf jeues Tempelweihefest : es laufen zwei Linien von Gedanken durch das Ganze, deren eine die frischen Em- pfindungen nnd heiligen Festhandlungen der Gegenwart, welche das vor Augen stehende neue, heilige Tempelhaus bedingtj dar- stellt, deren andere aber die wechselreichen Geschicke und Er- fabrungen aus der Zeit wahrend des Tempelbaues in einzelnen Bildern an einander kettet. Die eine Linie fiibrt zuriick in die Entstehungsgeschicbte des zu weihenden Heiligthumes , die andere hinein in die Gegenwart der Festfeier, in die lebendige, friscbe Handlung selbst. Die ricbtige Exegese hat dies im Einzelnen naclizuweisenj die ricbtige geschichtliche Auslegung mit den von Propheten und Geschicbtsschreibern erzahlten That- sacben jener Tage in Einklang zu bringen. Jebova gebiibrt Dank (vv. 1—4), er hat geholfen (vv. 5". 7. 13") zur Zeit der Noth, da Menschen den Erbauern des Tempels Furcht einflossen wollten (v. 6 vgl. mit Esr. 4); jene Drangsalszeit gab aber die Lehre, dass auf Menschen kein Vertrauen zu setzen sei — denn ware es auf sie angekommen, so hatten sie nur i/tre Wohnungen ausgebaut und des Herrn Wobnung liige noch wiiste (v. 8 vgl. mit Hagg. I, 3. 9. Sach. 8, 9. 10) —, dass zweitens auch auf Fiirsten kein Verlass sei — denn Cyrus hatte zwar seine Zusage zum Tempelbau gegeben, allein unter Cambyses und Pseudosmerdis ward des grossen Ko- nigs Wort hinfallig (v. 9 vgl. mit Esr. 4f, 6 — 22) —, sondern dass alleiiT auf Jehova zu bauren ist7 in~dessen Kraftr man: in Zukunft die das heilige Werk hindernden und bedrohenden Peinde ebenso abweisen wird, als in den vergangenen Tagen (vv. 10 — 12 vgl. mit Esr. 4, 23. 24), da die Widersacher mit solchen gewaltigen Stossen den Juden zusetzten, dass der heilige Bau iiber den Haufen fallen sollte (v. 13 vgl. mit Esr. 5, 3 ff.). Wie bezeichnend ist das Bild V. 12 von den umscbwarmenden Bienen fiir das Umzingeln und 94i Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. Umringen der heiligen Stadt durch'den persischen Kriegerschwarm ! Dieser gewaltigen Rettungsthat vor der Vernichtung des heiligen Werkes durch die Weltmacht der Perser ist aus der heiligen Vor- zeit nur die eine gewaltige Rettungsthat Jehova's vor der A'^er- nichtung des heiligen Volkes durch die Aegypter an die Seite zu stellen. Wie Jehova damals vor dem schonungslosen Vernieh- tungsstosse, den Pharao gegen das Volk fiihrte, es schiitztej so auch in der jiingsten Yergangenheit vor den Vernichtungsplanen seiner Feinde. So erhiilt das alte Lied vom Sehilfmeere neue Bedeutung, und der siegesfreudige Klang v. 14i (vgl. mit Ex. 15j 2) J wie er triumphirend erschoU, als das Volk am Gestade die Feinde von den Thoren des Todes umsehlossen sah^ kommt auf s Neue zur Geltung vor den Thoren des zweiten Tempels im neuen Jerusalem. Der Tempel mit seinen Thoren ist m^ittlerweile vom Festzuge erreicht worden. Angesichts des zu weihenden Gesammtheiligtbumes fordern darum die Glieder des Weihefest- zuges auf: ,,Oeffnet mir die Thore der Gerechtigheit, dass ich durch sie einziehe!" v. 19. Die den Festzug empfangende Gemeinde antwortet mit v. 20 und kniipft an die freudige Heilsthatsache der Gegenwart ihren Dank fiir die Bemuthigung der vorigen Zei- ten wie fiir die wunderbare dermalige Erhebung (vv. 21 — 23). Eine Demiithigung muss die Gemeinde darin erkennen (v. 21)^ dass dea neuen Tempel nieht die Pracht des salomonisehen schmiickt (vgl. Esr. 3, 12. Hagg. %, 3), eine wunderbare provi- dentielle Fiigung muss sie aber darin (v. 23) verehren, dass ,,ein Steirij welchen die Bauleute geringsch'dizten, ilir zum Schlusseckstein (ros IJJK'lj d. i. der zuoberst befindliche, den Bau abschliessende Zinnenstein, wie niCNin pS Sach. 4, 7) geworden ist" v. 22. Der demiithigende Gedanke an die Unscheinbarkeit des neuen Tem- pels (v. 21) wird v. 22' weiter ausgefiihrt in einem Bilde, das von einem tagtaglichen Vorkommniss beim Tempelbau hergenom- men ist, da die Bauleute die im Vergleich mit den kostbaren Bausteinen des salomonisehen Tempels (1 Reg. 1, 9 — 11) arm- licheren, geringeren Bausteine des neuen Tempels verachtlich ansahen und wol oft als untauglich bei Seite warfen. Seru- babel, der fiirstliche Baumeister des neuen Tempels, wahlte aber gerade einen solchen geringschatzig behandelten Stein, um mit ihm als Hauptschlussstein den heiligen Bau zu schliessen, um Der 118. Psalm. 96 dadurch wie in einem Gleichniss die Wahrheit zu veranschau- lichen, dass das kleine unscheinbare Israel, welches die heidnischen Weltmachte (die Griinder grosser Beiehe) geringschatzig bei Seite stossen, dennoch fur das grosse Gottesreich den Hauptsehluss- eokstein bilden solle. So vereinigt sich die symbolische Fassung mit der streng grammatisch-historischen Auslegung. Nicbt nur der Context des Psalmen, sondern auch die Parallelstellen aus den gleiehzeitigen nachexilisch-propbetisclienSchriften sind dieser Erklarung giinstig, vgl. Sach. 3, 9. 4s, 7ff. Was Sacharja weis- sagte, dass Serubabel alle dem heiligen Baue sich bergehoch entgegenthiirmenden Hindernisse beseitigen (vgl. das schone Bild vom Berge, der zur Ebene wird Sach. i, 7), und wie er einst den Grundstein gelegt, so auch den Hauptschlussstein, niBXID pS, in die Hohe fiihrenj damit aber dem heiligen Werke gleichsam die Krone aufsetzen werde, wie dann unter Freudenjauchzen der Festgemeinde die Jubelrufe „Eeil! lieil!" beim Weiheact erto- nen wiirden (Sach. 4, 7: ^n ■jn), das AUes kehrt erfiillungsweise in unserem Psalmen wieder. Auch hier sind mit der Schluss- steinlegung, die vielleicht einen Weiheact bei der Tempelein- weihung bildete, die gewaltigen Hemmnisse gehoben: v. 22. Auch hier ertont Festjubel: v. 34, erklingen Weiherufe und Heil- rufe : v. 26 (jZ-Qcjawa") und Weihegebet : v. 26, das im feierlichen Rhythmus jambischer Trimeter dahinrauscht. Mittlerweile ist man mit den Festopferthieren (v. 27 : 5n collective in gleicher Bedeutung wie Mai. 2, 3. Ex. 23, 18) in den Priestervorhof eingetreten, des- sen Raume die Schaaren der Hekatomben kaum zu fassen vermo- gen. Die heilige Opferhandlung soil beginnen. Aber wegen der ungeheuren Schaaren von Opferthieren (nach Esr. 6, 17 im Ganzeii 712 Stiick) machte sich das Anbinden derselben „bis an die Horner des Altares" nothig. Dies der Erklarungsgrund zu dem Aufrufe der Gemeinde an die opfemden Priester: v. 27. Mit den Weehsel- choren zwischen Festzug: v. 28 und Gemeinde: v. 29 verklingt der gewaltige Festhymnus in dem Hodu, mit dem er eroffnet ward. Weil der soeben nachgewiesene innere Gang des Festhym- nus das Bestehen des neuen Tempelgebaudes , besonders wegen vv. 19. 20 und sonstiger im Context liegender Merkmale, nicht bios die gelegten Fundamente, zur Voraussetzung hat, so konnen wir, wenn Esra an der schon friiher besprochenen Stelle cap. 3, 96 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. vv. 10. 11 den 118. Psalmen als Festlied fiir die Feier der Grund- steinlegung in Anspruch nahmSj diese Auffassung des ohronisti- schen Darstellers nicht fiir die richtige halten. Aber es ist durchaus keine so ausgemachte Sache, dass Esra, wie Heng- stenberg annimmt, ausscbliesslich diesen 118. Psalmen a. a. O. gemeint hat. Die Anflibrung bei Esra liisst — wie oben aus- fiihrlich von uns nachgewiesen • — nur im Allgemeinen auf einen Festhymnus mit Wechselchorenj der das schon altere liturgische Thema des ,,Hodu Jahveh etc.'' zum Grundton hat, schliessen, und mit gleichem Rechte kann behauptet werden, Esra a. a. O. habe den 136. Psalmen angedeutet. Ist aber unser Nachweis richtig, dass Ps. 118 auf die Tempelweihe zu beziehen sei, so ist die zeiiffeschicJitliche Beziehung des 136. Psalmen auf die Grund- steinlegungsfeier unstatthaft (die von Esra c. 3 moglicher Weise^ genommene Beziehung auf diesen oder den 118. Psalmen bleibt trotzdem nicht ausgeschlossen). Dies ergiebt sich aus folgenden Erwagungen: Beachtet man, wie Ps. 136 eine grossere Stelle (vv. 17 — 22) mit wbrtlicher Uebereinstimmung aus Ps. 135 (vv. 10 — 12) entlehntj wie liberhaupt dieser 136. Psalm fiiglich als erweiternde Bearbeitung seines Vorgfingers betrachtet warden kann, so wird man an der zeitgeschichtlichen Prioritat des 135. Psalmen keine Zweifel hegen. Nun wurde aber dieser 135. Psalm um seiner musivischen Stylart willen als jiinger denn der 115. Psalm nachgewiesen, aus dem er vieles wortlich entlehnt (vgl. Pss. 135, 6 aus 115, 3; 135, 15-17 aus 115, 4-6; 135, 18 aus 115, 8; 135, 19 aus 115, 12\ 13"). Ps. 115 stammt aber nach dem oben Ausgefilhrten aus der Zeit des Tempelbaues nach der Grundsteinlegung, als die Zeit der ersten Liebe fiir den Bau voriiber, und die Drangsalszeit angebrochen war, in welcher man vom persiscben Belagerungsheere Schmach erfuhr — denn aus soleher Situation erklarte sich gleich der Beginn des 115. Psal- men -^ , genauer nach der acMehalbjdhrigen Regierungszeit des Cambyses (der Esr. 4, 6 Ahasveros genannt wird), dem der Tem- pelbau verdachtigt ward laut Esr. 4, 6, und wdhrend des kur- zen Interregnum des Pseudosmerdis (Esr. 4, 7 Artaxerxes genannt), der den Tempelbau sistirte, aber noch vor dem zweiten Jahre der Herrschaft des Darius, d. i. vor 519, seit welcher Zeit die feiudseligen Massnahmen gegen den Tempelbau, um deren Ab- Die Psalmen 135. 136. 97 wendung der 115. Psalm bittet, aufhorten. Somit muss der vom 115. Psalmen abhangige 135. Psalm nach dieser Zeit verfasst sein, und zwar nicht so bald darauf, well der Dichter, welcher den 115. Psalmen zur Bildung eines neuen Liedes im Musivstyle ent- lehnungsweise verwerthete, bereits die ganze aus einer Particular- sammlung erwaebsene Liederreihe der Hallelujah-Psalmen 113 — 118 dem heiligen Liederbuche einverleibt vorfinden musste, ehe er compilatorischen Gebrauch von einem einzelnen Liede maehen konnte. Eine geraume Zeit verstrieh aber zwischen Abfassung und redactionellei* Zusam.menordnungj und wiederum eine gewisse Frist zwischen Diaskeuase und zwischen entlehnungsweiser Ver- wendung des Schriftstiickes durch jiingere Hand. Eine weitere Folge ist, dass der mit Riicksichtnahme auf den 135. Psalmen verfasste 136. Psalm noch spater wird gedichtet sein miissen, so dass seine Entstehung nicht in der serubabel-josua'schen Aera, veranlasst durch die Grundsteinlegung des Tempels, zu suchen is,t, sondern wenigstens um mehrere Jahrzehende spater. Aus der serubabel-josua'schen Zeit werden wir somit bis auf die esra-nehemianische herabgefiihrt, und Bestiitigung erhiilt unsere Verlegung der beiden Pss. 135. 136 in dieses Zeitalter durch einen im 135. Psalmen aufgefundenen Fingerzeig. Im 20. Verse dieses Psalmen wird namlich neben dem ,,Hause Aarons" noch „das Hans Levi" unterschieden. Diese Doppelerwahnung berech- tigt uns im Vergleich mit der in den friiheren Pss. 115, 9—11 und 118, 2 — 4 gethanen einfachen Erwtihnung ausschliesslich des Hauses Aaron, neben welcher sich der zweifache Aufruf als jiin- gere Erweiterung zu erkennen giebt, zu dem Schlusse, dass die liturgischen Verhaltnisse des Tempeldienstes der serubabel-josua'- schen Zeit, deren cultusbegriindende Anfange Vereinfachung der Ordnungen des levitischen Tempelcultus erheischten, in derjeni- gen Zeit, in welcher der 135. Psalm (ein reines Tempellied) ge- dichtet ward, bereits eine Erweiterung und Bereicherung erfah- ren batten, wie sie sich vollkommen erklart aus der folgenden esra-nehemianischen goldenen Aera der Priester und Leviten mit ihrem cultusausbauenden Charakter und ihren Bestrebungen, den neuen Tempel mit dem Glanze, der Mannichfaltigkeit und kijnst- lich organisirten Gliederung des alten sionitischen Gottesdienstes zu umgeben, vgl. Esr. 8. Obgleich Ps. 136 mit seinem Vorganger 7 98 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. wegen schon friiher besprgchener , gemeinsamer sprachlicher Eigenthiimlichkeiten und wegen des liturgischen Zuschnittes, insbesondere, was das erstere betrifft, wegen des auf offenbare Stylverwandtscbaft deuteuden^ auf gleichem syntaktischen Ge- brauche fussenden "Wechsels von attributiven Participien mit dem Verbum finit. , das theilweise mit dem aramaisirenden IB angekniipft ist (vgl. Ps. 135, 7 sowie vv. 8. 10 mit Ps. 136^ 4. 5. 6 u. ff. sowie mit v. 23), die grosste Gleichartigkeit des formellen Geprages verrath, auch mit ibm in gewissem inneren Zusammen- hange steht, diirfen wir doch beide Lieder nicfat einem und dem- selben Verfasser zuschreiben, deshalb^ weil ein und derselbe Diehter schwerlich eines seiner eigenen friiheren Schriftstiicke so wortlich ausschreiben wird, wie es hier geschehen. Doch wird Ps. 136 als Hodu zum vorhergehenden Hallel in gleiehes auch zeitliches Verhaltniss sich stellend wie Ps. 118 zu seinen Hallelujah- Vorlaufern wegen des gemeinsamen gottesdienstlichen und levitischen Charakters nic/ii viel spaier anzusetzen sein. Ob Ps. 136 sammt seinem Vorliiufer aus einer besonderen geschieht- lichen Veranlassung hervorgegangen sei, lasst sich aus dem In- halte allgemein hymnologischer Art (Ps. 136 feiert von vv. 2 — 9 Gottes Schopfergrosse, von vv. 10 — 24 seine 3rloserUebe in der Gnadenfiihrung seines Volkes, v. 25 seine Hrhalterfiirsorge) nicht mehr erkennen. Deutlichere Spuren des historischen Hintergrundes tragen die letzten Psalmen der ganzen Sammlung an sich. Sammtliche Psalmen 146 — 150 sind ihrem Inhalte wie ihrer liturgischen Fas- sung nach reine Tempellieder, in's Leben gerufen von freudigen Ereignissen aus der Geschichte der esra - nehemianischen Zeit, welche zu feiern und zu weihen der Tempelpoesie heilige Be- stimmung war. Zum Belege dienen Stellen wie Ps. 146, 3. 4 (vgl. mit Esr. 4), wo der Diehter aus den Erfahrungen der Gunst und Ungunst persischer Herrscher Grund und Veranlassung schopft, vom Vertrauen auf Fiirsten abzurathen und auf die Hinfalligkeit ihrer EntwiJrfe hinzuweisen, wozu insbesondere die Erinnerung an die den Juden giinstigen Plane des grossen Cyrus, die mit ihm selbst zu Grabe getragen wurden, veranlassen konnte. Die Erwahnung ferner eines errungenen Sieges Ps. 149, 4, der Siegesjubel der Kampfer im Lager die kampfbereit unter Waffen Die Psalmen 135. 136. 146—150. 111. 112. 145. 99 bleiben v. 6, und an weitere Ausbeutung des Sieges denken vv. 7. 8 (vgl. mit Nehem. 4>, 1 ff. 7. 15, auch cap. 6), lasst sich mit einzelnen Vorkommnissen und Vorgangen wahrend der klei- neren Kampf'e mit den heidnischen Nachbarvtilkern, wie sie Nehe- mia erzahlt, in Einklang bringen. Dies hat Dillmann bereits nachgewiesen in seiner trefflichen Abhandlung „Ueber d. Bildung der Sammlung heiliger Schriften des A. T." (Jahrbb. fiir deutsche Tbeol. III. 3. Jahrg. 1858. S. 4-67 ff.). Wo wir, wie bei Ps. 148, den das Lied hervorrui'enden gesehicbtlicben Einzelvorgang nicht mebr erforscben konnen, verziobten wir lieber auf den Naehweis historiscber Beziebung, als denselben auf haltlose Hypotbesen zu griinden. Moglicb, dass der gesammte Schlusscyklus der Pss. 147 — 150 auf die Feierlichkeiten bei der Einweihung der voUende- ten Ringmauer zur Zeit Nebemia's (vgl. Nebem. 13, 27 — 45) ge- dicbtet worden ist, jedenfalls lassen sicb die im 147. Psal- men enthaltenen Einzelziige za einem Gesammtbilde vereinigen, welcbes demjenigen Gemalde entspricbt, das Nebemia (Ne- hem. 12, 27—45) von jener Mauerweihe entwirft, vgl. insbe- sondere Ps. 147,2 , wo das Pestthema an die Spitze gestellt ist, ferner Ps. 147, 13 wegen der in die Mauern gefiigten There, die mit Riegeln verseben waren ('HI lyiD 'i)T'"a) und mit Thorbiitern besetzt wurden laut Nebem. 7, 1—4. Aucb nacb Delitzsch ist es iiberwiegend wahrscheinlicb, dass der 147. Psalm zu den Psal- men jenes Mauer-Chanukka-Festes gehort (Delitzseb, Com- mentar lib. d. Ps. 1860. II. S. 348), und aucb Keil, Ewald, Dillmann, Zunz u. A. sind wenigstens fiir nebemianische Ab- fassungszeit im AUgemeinen. Die drei alphabetiscben Psalmen 111. 112 und 145, wegen sprachlicber Verwandtschaft, wie oben gezeigt, auf eine Linie gehorig, sind einem zu Nebemia's Zeit lebenden Dicbter zuzu- scbreiben. Diese Annabme gewinnt an Wabrscheinlicbkeit durcb die Vergleiebung der zu dieser Zeit berrscbenden culturhistori- scben Zustande und sittlicben wie religiosen Anschauungen mit denen, wie sie den poetiscben Goldgrund dieser Lieder durcb- zieben. Der Scbluss des 111. Psalmen (v. 10) ist Scbibbolet der Lebenspbilosopbie jener esra-nehemianiscben Zeit, in welcber sicb fiir die die nttDH sucbende Forscbung eine neue Scbulspracbe zu bilden begann, wie das Bucb Kohelet zeigt, und Nebemia's 7* 100 Positive!' Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmeubuch. religiose Weltanschauung selbst pragt sich in jenem Schlusswort des Psalmen aus (vgl. Nehem. 5, 9. 15 u. a., auch Mai. 1, 6. 2^ 5). Der ganze 112. Psalin ist ebenfalls ein treuer Sittenspiegel der esra-nehemianischen Aera. Es liegt nahe, dass der Dichter eine grosse sittenreine Personlichkeit seiner Zeit zum Typus fiir seine Darstellung aus dem Leben herausgriff, wie dem Spruclidichter des alphabetischen Masehal Prov. 31, 10 — 31 gewiss eine durch Frauentugend hervorleuchtende Hebraerin seiner Tage zum Mu- sterbilde seiner Schilderung diente. Ich glaube nicht fehlzu- greifen, wenn ich in dem gottesfiirchtigen Verehrer des Gesetzes (Ps. 112;, 1 vgl. mit Nehem. 8, 1 — 18), dem reichbegiiterten (Ps. 112, 3 vgl. mit Nehem. 5, 14—18), freigebigen und mildthatigen Frommen (Ps. 112, 5. 9 vgl. mit Nehem. S, 10. 8, 10 ff.), demManne furchtlosen, unerschrockenen Herzens und festen Muthes (Ps. 112, 7. 8 vgl. mit Nehem. 4, 14; besonders 6, 10 — 13), iiber dessen wachsendes Ansehen und dessen Ehre (Ps. 112, 9) seheelsiichtige Feinde in boshaftem Neide sich fast zu Tode argern (Ps. 112, 10 vgl. mit Nehem. 2, 10. 4, 1), das Charakterbild des edlen Nehemia selbst, auf welches nur der alttestamentliche Geist der Vergel- tungslehre einen Schatten wirft (Ps. 112, S*" vgl. mit Nehem. 4, 4. 5. 6, 14), gezeichnet finde: eine sittliche Lichtgestalt zum Vorbild den wohlhabenden, aber in Genusssucht versunkenen Zeit- genossen hingestellt, ein zweiter Elia, der in einem Zeitalter zu- nehmender Verarmung und Sittenlosigkeit (Nehem. 5, 1 — 5) mit heiligem Ernste und mit der edelsten Uneigenniitzigkeit dem. einreissenden Verderben entgegentrat (Nehem. 5, 6 — 13). Dass Ps. 145 in dieselbe Zeit zu verweisen sei, schliessen wlr nicht nur aus den oben behandelten mannichfachen sprach- lichen Beriihrungen mit den in dieselbe esra-nehemianische Aera gehbrigen Nachfolgern (vgl. Ps. 145, 14 mit 146, 8; 145, 15 mit 146, 5. 7 und 147, 9; 145, 20. 21 mit 146, 9. 10), sondern auch aus der Gleichartigkeit dichterischer Anschauung, die ihn auf gleiche "Verwandtschaftslinie stellt mit dem ebenfalls alphabetischen Ps. 111. Wie dieser verherrlicht auch Ps. 145 Jehova's Grosse in seinen „Werken" (Ps. Ill, 3. 6. 7 vgl. mit 145, 4. 10), seine „WundeTLhaten" (Ps. Ill, 4 vgl. mit 145, 5), seine „TIolieit und Majestai" (Ps. Ill, 3 ff. vgl. mit 145, 5), seine „GerechtigkeU" (Ps. Ill, 3 vgl. mit 145, 7), seine „Gnade und Barmherzigkeit" (Ps. Die Psalmen 111. 112. 145. 119. 101 111, 4 vgl. mit 145, 8), seine ,,Gute, mii der er die ikn Furchtenden satligt" (Ps. Ill, 6 vgl. mit 145, 15.. 19) und alle diese Eigen- schaften in Hinsioht auf ihre und der gottlichen Herrschaft ewi^e Dauer (Ps. Ill, 8. 9 vgl. mit 14.5, 13). Zu den Pss. 111. 112 und 145 kommt 119 als vierter alpha- betischer Psalm des fiinf'ten Buches, tritt aber durch das Be- streben mehr kiinstelnder, weil zusammengesetzterer alphabeti- scher Anordnung jenen ersten beiden naher, als dam 145. Psal- men. Inhaltlich betrachtet verrath der Psalm eine Abfassungszeit, in der man fiir das in der Gegenwart mangelnde lebendige Wort der Gottesoffenbarung durch der Propheten Mund Ersatz suchte in dem geschriebenen Gesetzesbuche, an dessen Buchstaben, als an die erstarrte Form lebendig fliissiger Lehre, das religiose Ge- fiihl mit riihrender Innigkeit und Einfalt sich insbesondere seit Esra's letzten Zeiten anklammert. Dieser gesetzliche Zug macht sicb schon merklich in der Schrift des letzten Propheten (vgl. Mai. 3, 14 if., 2, 6 ff., 4, 4) im neuen Jerusalem. Der in* 119. Psalmen scharf ausgepragte Gegensatz zwischen einer der Jehova- religion feindlichen weltlichen Regierung zu der gottlichen im Gesetze sich offenbarenden Herrschaft (vgl. vv. 23. 46.. 161) so- wie der zwischen der Partei nbermiUhiger L'dsierer und nationaler Feinde (vv. 42. 51. 61. 69. 78 u. a.) und frommer Ferehrer Jehova's (vv. 74. 79 u. a.), wie andererseits zwischen der Partei ,,aHrun- niger, treuloser, bundesbriicMger Jud'der", die der Dichter allerdings nicht geradezu „Apostaten" D'lyiCB nennt, wie Ps. 51, 15, aber dooh in alien Stiicken so schildert (vgl. insbesondere v. 158 mit vv. 21. 53. 70. 150), und den ,,Gesetzesfreunden" (v. 165 u. a.), dereft Genosse der Dichter ist laut v. 63 (vgl. mit vv. 163. 167), sind zwar auch Grundziige der makkabaischen Zeiten, doch nicht dieser aussehliesslich, sondern auch schon der Ausgange der per- sischen Oberherrsehaft. In den geschichtlichen Verhaltnissen, in den sittlichen und religiosen Ansehauungen, in den politischen Zustanden dieser Zeit wurzelt der Psalm. Denn betrachten wir alle Einzelziige jener letzten Zeiten des neuen Jehovareiches im per- sischen Weltreiche tiefer: das persische Satrapenwesen, iiber dessen gewaltthatige Willkiir in dem mit unserem Psalmen ziemlich gleichzeitigen B. Kohelet (c. 10, v. 7) Klage gefiihrt wird, und welches den Hass gegen Persien erzeugte, wie er in dem wahr- 102 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder iin letzten Psalmenbuch, sehelnlicli nicht vor dem Ende der Perserherrschaft geschriebe- nen kleinen Buche Esther als charakteristischer Grundzug der Gesinnung der heidenfeiiidlichenj dem Jehovacultus und den Sit- ten der alten Religion standhaft anhangenden Judaerpartei bis zum leidenschaftlicli gliihenden Auflodern und zur Mordlast sich steigernd geschildert wird; ferner die jener pcrsisclien Satrapen- herrschaft fretmdliche jud'dische PaHei, bezeugt von Josephus (Antiqq. XI, 7, 1), die der Vater Glauben verlaugnend die treuen Anhanger des Gesetzes verfolgte; die Brangsale, in welche in Folge der gegen Ochus unternommenen, verungliickten Empo- rungj wie die Juden iiberhaupt (vgl. Euseb. chron. II. p. 221. G. Syncell. chron. I. p. 486. Solini Memor. od. Polyhist. c. 44. Orosii hist. 3, 7), so wol insbesondere die der Hofgunst fern- stehende Partei der standhaften Jehovaverehrer geriethen; die harien Misshandlungen, welche in jener Zeit die in Gefangen- schaft fortgefiihrten Juden — und im Gefangniss sitzt nach v. 83 vielleicht auch der Dichter des 119. Psalmen mit Todesgedanken V. 84 beschaftigt — von den persischen Satrapen uud Konigen zu erdulden hatten (vgl. Hekat. bei Joseph, c. Apion. 1, 22. p. 456 pait Ps. 119, 23. 46. 161), so gewinnen wir ein vollsttin- diges Gesammtbild derjenigen historischen Zustande, welche der 119. Psalm voraussetzt und in deren Darlegung er sich bewegfc. Somit diirfteji wir nicht zu weit vom Wahren abirren, wenn wir das Ende der persischen oder den Anfang der griechischen lierr- schaft als Abfassungszeit des Liedes bezeichnen. Die richtige sprachgeschichtliche Betraehtung und das asthetische Verstand- niss des Psalmen fiihrt zu demselben Resultate. Mit seinem mo- noton, ohne idealen Schwung der Rede in dem immer gleichen Geleis des Gesetzes, der Lehre, der Gebote, Befehle, Satzungen u. s. w. sich schwerfallig f'ortbewegenden Gedankengange , mit seinem didaktisch trockenen Tone, der am deutlichsten zeigt, wie das Lied nicht aus dem unmittelbaren lebendigen Herzens- drange geboren, sondern von der Absicht, andere zu belehren, erzeugt ist, reprasentirt dieser Psalm die aussterbende althebrai- sche Psalmodie in ihren letzten Auslaufern. Der warme, fri- sche Strom lyrischer Empfindungen und Stimmungen, wie er einst in freiere, ungekiinstelte Hymnenformen sich ergossen hatte, verkuhlte sich damals in Refiexionen, die, in kiinstliche Formen Der 119. Psalm. Die Stufenpsalmeii (Pes. 120—134). 103 gezwangtj als Kettenreihe von Spriichen auf dem Wege sinnen- der Betrachtung gewonnene Wahrheiten zur Beherziguug vor- trugen. Dieses lehrhaftej hciheren lyrischen Schwunges entklei- dete Geprage im Verein mit der den ganzen Psalmen beherr- sohenden Denk -j Fiihl - und Anschauungsweise vertragt sich voUkommen mit der Art desjenigen Schriftthumsj wie es in den auf die esra-nehemianische A era folgenden Zeiten sich gestaltete. Die auf diesen 119. Psalmen folgenden 15 sogenannten Stu- fenpsalmen bilden einen Liedercyklus von unzertrennlicher hi- storischer Einheit. Mag die jedem einzelneu Psalmen zukom- mende Benennung nibS^an "YilB und einmal JTlbyHb niffl (Ps. 121) von dem in einem jeden dieser kurzen gefliigelten Lieder wahr- nehmbaren, in manchen (wie Pss. 121. 124. 126) scharfer hervor- tretenden, in manchen (wie Pss. 125. 127. 132) mehr zuriicktre- tenden, aber doch nicht ganz zu vermissenden „stufenweise fortschreitenden Gedankenrhythmus" herriihren, wie diese Grat- tung des Uhythmus auch sonst, z. B. im Deborahliede (Jud. 5, 3. 5. 6. 7) und Jes. 17,12 ff. 26, 1 — 11 uns begegnet — denn es liegt der Schliissel zum Verstandniss des ribsa der Ueberschrift ohne Zweifel in dieser von Gesenius zuerst naehgewiesenen Kunst- form, nach welcher ein Ausdruck oder Gedanke, der den Schluss der einen Versstufe oder Strophe bildet, als Basis der neuen Versstufe oder Strophe benutzt, und so durch Wiederaufnahme [arloHij und smnloxij) eines vorhergehenden Wortes oder Gedankens ein terrassen- oder staffelformiges Aufsteigen des Versbaues und der Gedankenbeweguug erzielt wird — , die 15 Lieder bilden ein in sich gesffhlossenes fiinfzehntheiliges Ganzes, gleichsam eine fiinfzehnsprossige Leiter, mit innerem, stufenweise aufsteigen- den Fortschritte der lyrischen Tone und Empfindungen von der untersten Stufe des Schmerzes und der angstvoU flehenden Sehn- sucM nach Zion bis zur hochsten Staffel der Freude in Zion^ wel- cher Portschritt lyrischer Art mit dem geschichtlichen Fort- schritte der den historischen Hintergrund dieser Lieder bilden- den Ereignisse, Erlebnisse, Begebenheiten von der letzten Zeit wahrend des Exiles bis zur Erbauung des zweiten Tempels Hand in Hand geht. Hinsichtlich des historischen FortschritteSj den diese Lieder wiederspiegeln, ist ein stufenweises Aufsteigen in der Einordnung von je vier, fiinf und sechs Liedern in die drei 104 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbiich. Hauptzeitsphiiren mit ihreii Wendepunkten ; Exilesendschaft, Heimkehr nach Zion und Wiederanbau darin unverkennbar^ dass der erste Zeitraum in vierstiifger Liedergruppe (Pss. 120 — 123 aus der Zeit des Exiles), der zweite Zeitraum in funfstujiger (Pss. 124 — 128 aus der ersten Zeit der Riickkehr), der dritte Zeitraum in sechssiufiger Gruppe (Pss. 129 — 134 aus der Zeit des Tempel- baues bis zu dessen Abschluss) in stufenweise anschwellender Weise durchschritten wird. Denn das lebrt der innere Gedanken- gang und Zusammenhang der Stufenlieder unter einander. Die ersten vitr Psalmen sind im Exil entstanden. Es weilt der Dieb- ter als Fremdling bei Meschecb und unter Qedars Zelten (Ps. 120j 5). Ps. 121 bekundet die zarteste, innigste Sehnsucht nacb der Zionsbeimatb mit ihren Bergen; solcbe Sehnsucht aber treibt zum Gebet um Segen fur Ausgang und Eingang: v. 8. Solche Sehnsucht wird machtiger noch, wenn sich der Dichter die alten Festwallfahrtsbilder vergegenwartigt, wie, wenn das Ziel erreicht war, die Fiisse wie festgebannt standen in den Tboren der hei- ligen Stadt: Ps. 122, 2. Unverloschlich sind solche heilige Augen- blicke und Eindriioke aus friiher Jugend dem Dichter, und die Erinnerung daran, wie freudig sein Herz schlug, als die Pest- pilger einst den Knaben mit den Worten Ps. 122, 1 zur Wallfahrt zum Tempel einluden, verleiht auch noch dem Greise, der fern vom Zionstempel auf fremder Erde wohnt, jugendliche Begeiste- rung, dass er mit den frischesten Farben das Bild der heiligen Gottesstadt vor seine Seele malt und seinen Liebes- undFriedens- gruss vv. 6 — 9 ihr entbietet. Die Gegenwart mit der herben Wirk- lichkeit des Exiles wirft aber auf solche sonnenhelle Bilder der Ver- gangenheit mit ihren siissen Erinnerungen triibe Schatten. Ps. 123 sendet darum der Dichter noch einen Sehnsuchtsblick, noch einen Erlosungsseufzer zum Herrn, dem Sklaven sich vergleichend, der mit gespannter Aufmerksamkeit des befreienden Winkes seines Ge- bieters gewartig um Erlbsung aus den Sklavenketten flehet. Dies Bild ist neu in seiner Art und verdankt gewiss sein Entstehen dem Leben im Exile, dessen Knechtschaftsgestalt es veranschaulicht. Die nachstfolgenden fiinf Psalmen 124 — 128 sind aus der ersten Zeit der Heimkehr. Die Sklavenketten, in denen das Volk nach Ps. 123 noch schmaehtete, sind Ps. 124, 7 zerrissen. Daher er- hebt sich der Dichter des 125. Psalmen zu kiihnem Gottvertrauen Die Stufenpsalmen (Pes. 120-134). 105 (v. 1) mitten unter den Drangsalen der ersten Zeit des Wieder- anbaues, da die Samariter die krummen Bahnen der heimtiickischen Anklage gingen (Ps. 125^ 5) und der Druck der Herrschaft jener per- sischen Grossen, welche die Samariter unterstiitzten (Esr. 4<), schwer auf der noch schwachen ersten Ansiedelung lastete (Ps. 125^ 3). Kraft und heiligen Muth, alien Stiirmen der Zeit voll Zuversicht die Stirn zu bieten (vgl. Ps. 126, 4 — 6), verleiht die noch mach- tig in aller Herzen lebende Erinnerung an jene selige Freuden- stunde der Erlosung (vv. 1 ^ 3). Der neue Anbau, dessen erste Anftinge unter Thranen und Noth begriindet worden waren, wird frohlieh gedeihen (dieser Gedanke eingekleidet in das ergreifend schone Bild Ps. 126, 5. 6). Nur miissen sich alle der gottlichen Obhut getrosten (Ps. 127, 1. 2), nicht bei den gegenwartig auf Begriindung des eigenen Hauswesens gerichteten Bestrebungen (vgl. Hagg. 1, 2 — 4. 2, 12 ff.) durch menschliche Betriebsamkeit und allzu angstliches Sorgen und AbmiJhen (Ps. 127, 2) den Neu- bau erzwingen wollen. Gott allein ist der Begriinder des neuen Haus- und Pamilienlebens, dessen Stiitze kraftige Sohne sind (Ps. 127, 3 — 5), von dessen bliihendem Wohlstand der 128. Psalm ein lieblicbes slSvUiov entwirft. Die letzten gechs Stufenpsalmen 129—134 tragen Kennzei- chen ihrer Entstehung wahrend der Zeit des Tempelbaues bis zu dessen VoUendung an sich. Ps. 129 deutet mit den „Zions- hassern" v. 5 entweder auf die feindseligen Samariter oder die feindlich gesinnten persischen Beamten in Samarien (vgl. Esr. 4, 7_24). Ps. 130 ist ein Angstruf zu einer Zeit, da sich die Si- tuation bedeutend verschliramert haben musste, wol in Folge der durch das umlagernde Perserheer (Esr. 4, 23) verursachten Nothstande, da in Folge frtiheren Misswachses Hungersnoth und Theuerung ausbrach (vgl. Hagg. 1, 5-11. 2, 18. Sach. 8, 12 f.), daher angstvoUes Warten und Harren auf Jehova's Hilfe (Ps. 130, 1. 5 ff.j, doch nicht zu ungeduldigem Ungestiim sich stei- gernd, sondern alle hohen Erwartungen massvoU demiithig herab- stimmend Ps. 131, 1, in ruhiger Ergebung und Stille zu Gott (vv. 2. 3). Soloh geduldiges Ausharren wird gekront. Ein neuer Tempel ist gegriindet (Ps. 132, 7 — 9) zu Gottes bleibendem Wohn- sitz (v. 13 ff.), um welchen sich in briiderlicher Eintracht (Ps. 133) die Gemeinde der neuen Niederlassung schaart, in welchem 106 Positive!- Nachweis des Zeitalters cler Lieder im letzten Psalmenbuch. die Priester bereit siehen sollen (Ps. 134) zu ewigem (auch zur Naehtzeit anhaltenden vT 1) Dienste. Der dargelegte innere Gedankenfortschritt rechtfertigt unsere Annahme, nach der diese lieblichen Gesange sowohl hinsichtlich des lyrischen Stoffausschnittes eiiie Gradation der Empfindungen, als auch hinsichtlich des behandelten historischen Stoffes eine Stufen- leiter bilden in dreifachem Fortschritt von einer Stufenabtheilung mit vier Liedern (Pss. 120 — 123) aufsteigend zu einer mit fiinf (Pss. 124—128), und von einer Stufen-abtheilung mit fiinf Liedern (Pss. 134—128) aufsteigend zu einer solchen mit sechs (Pss. 129 — 134). Daraus ergiebt sich zugleich der organische Zusammen- hang mid die Einheit dieser Stufenpsalmen^ welche ihre Abstam- mung von Einem Verfasser wahrscheinlich macht. Vor allem aber ist aus jenem die ganze kleine Sammlung be- herrschenden einheitlicheri Gedankenfortschritte, der chronolo- gisch betrachtet dem geschichtlichen Gange der Zeitverhaltnisse seit Ende des Exiles bis zur VoUendung des zweiten Tempels (also von 538 bis 516) ungezwungen sich anschmiegt, die Bil- dungsvveise und Entstehungszeit der Stufenpsalmen ersichtlich, und so gewinnen wir, wenn wir nur auf exegetisch priifendem Wege dem Wortverstandniss jener 15 Lieder gerecht werden, auf Grund dessen wir zu dem wahren geschichtlichen Verstandniss gelangen, ein neues wichtiges Zeugniss bei unserer Erorterung der Abfassungszeit des Psalterium, dessen Bedeutung schon The- nius wlirdigte in seiner Abhandlung: Das Zeugniss der Stufen- lieder bei der Untersuchung iiber die Abfassungszeit der Pss. (Stud. u. Krit. 1854. III. S. 645-652). Doch liisst sich die The- nius'sche Auffassung der Stufenlieder als „Stationenlieder" mit dem richtigen historischen Verstandniss, wie es von uns nach- gewiesen wurde, nicht wohl vereinigen, wie dieselbe auch in dem Worth egriife von mb^a, dem der Sinn von „Stationen" fremd ist, keinen sprachlichen Anhaltepunkt findet. Wie also in den an den Anfang des fiinften Buches gestell- ten Gruppen der Pss. 107 — 109. 111 — 118, sowie in dieses Buches Schlusspsalmen 144—150, wie ferner in der Psalmenreihe 135. 136. 137. 138. 139, so kann auch in dem von den zuletzt erorter- ten Stufenpsalmen gebildeten mittleren Kerne (Pss. 120 — 134) nichts Zwingendes weder nach Form noch nach Inhalt gefunden Die Stufenpsalmen (Pes. 120—134). Die Psalmen 140—143. 107 werden, was auf spatere Abfassung als zu den letzten Zeiten der esra-nehemianischen Aera mit Nothwendigkeit hinwiese. Ja, ein grosser Theil der Lieder, die wir in den Bereich unserer Priifung zogen, fallt noch vor jene Zeit in die serubabel-josua' soke Aera (Pss. 109. 113-118. 138. 139), ein Theil noch friiher in die Zeit des Exiles (Pss. 120. 121. 122. 123. 137). Nur einen einzigen Psal- men, den 119ten, waren wir genothigt, als Erzeugniss noch ji'm- gerer als esra-nehemianischer Zeit anzusehen, doch rieth die Un- tersuchung, auch ihn nicht tiefer herunterzuriicken, als in die ersten Zeiten der griechischen Herrschaft. Nur wenige Lieder des fiini'ten Buches blieben von einer eingehenderen Besprechung des Zeitalters ausgeschlossen, es wa- ren die Pss. 140 — 143 und 110. Es eriibrigt, hinsichtlich ihrer den Nachweis der muthmasslichen Entstehungszeit zu f'iihren. Die Pss. 140 — 143 sind nicht nur spracJdicJi eng verfiochten (vgl. Pss. 140, 7. 141, 1. 142, 2. 143, 1 wegen gleicher Wortwahl bei Formulirung der Anredej Ps. 142, 4 mit 143, 4 wegen tltsynna inil liy; Ps. 142, 8 mit 143, 11 wegen gleichen Ausdruckes; Ps. 140, 5. 6 mit 141, 9 und 142, 4 wegen Verwendung gleichen vom Jagdleben entlehnten Bildes; ferner 142, 7 mit 143, 9 und 140, 2; 140, 3 mit 141, 5 wegen nWI; Ps. 140, 14 mit 142, 8; 142, 4 mit 143, 8), sondern greifen auch sachlich so eng in einander, bekun- den eine so einheitlich den Liedercyklus beherrschende , immer gespannter werdende Situation, einen imniermehr sich steigernde innere Anfechtung bezeiehnenden Fortschritt, dass sie einem and demselben Dichter zugehoren werden. Dass die in diesen Psalmen angedeuteten Sachlageh sich recht wohl mit den Lebensverhalt- nissen David's, die Pss. 140 — 142 mit der absalomischen, der 143. Ps. mit der saulischen Verfolgungszeit in Einklang bringen lassen, ist nicht in Abrede zu stellen. Diese davidische Beziehung kann man zugeben, ohne dadurch zur Annahme unmittelbarer davidischer Abkunft genotliigt zu sein. Denn es konnte ja ein Dichter spaterer Tage, getrieben von frischer Begeisterung fur die Personlichkeit David's, wenn er nur an der Hand der ge- schichtlichen Biicher und mit Hill'e der den alten Sangerkonig verherrlichenden, iippig wuchernden Tradition sich recht leben- dig in seine Leidens - und Verfolgungs - Situationen versetzte, wenn er nur der altdavidisehen Muse ihre Klange feinsinnig 108 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. genug ablauschte, diese Dichtungen geschaffen und der spatefe Diaskeuastj der sie mit Ueberscliriften versah, als Lieder David's selber angesehen haben^ getauscht von der treuen Zeicbnung der aus David's Leben eiitnommenen Situation (vgl. besonders die Ileberschrift von Ps. 142, auch von 143 naeh LXX). Konn- ten aber auch die in diesen vier Psalmen vielfach vorkommen- den Anklange an altdavidische Psalmen (vgl. Ps. 140, 4 mit Pss. 5, 10. 10, 7. 64, 4' J Ps. 140, 5. 6 mit 64, 6; Ps. 140, 7 mit 16, 2; 140, 8 mit 18, 40; 140, 10 mit 7, 17; 140, 11 mit 11, 6; Ps. 141, 1 mit 22, 20; 141, 8 mit 7, 2 und 25, 1-5; Ps. 142, 2 mit 3, 5; 142, 7 mit 17, 1. 18, 18. 31, 16; 142, 8" mit 13, 6" (Schluss); Ps. 143, 1 mit 4, 2. 5, 2; 143, 3 mit 7, 3. 10, 9. 10; 143, 6" mit 63, 2"; 143, 7 mit 27, 9 und 69, 18; 143, 7" mit 28, 1; 143, 8' mit 25, 2. 4; 143, 8" mit 25, 1; 143, 9 mit 31, 16. 59, 2; 143, 10" mit 40, 9. 6; 143, 10* mit 51, 14) — doch begegnen wir auch Reminiscenzen aus nachdavidischen Psalmen, wie besonders Ps. 143, 4 fF. vgl. 77, 4 — 7. 12 — in jener Annahme uns bestiirken, so stebt doch ein iiber- aus wichtiges kritisches Bedenken derselben entgegen. Jene Hy- pothese stiitzt sich namlich auf die bedenkliche Voraussetzung, jene Psalmen seien Erzeugniss eines Dichters, der einen histori- schen Stoff alterer Zeit auf dem Wege kiinstlerischer Reflexion verarbeitend und organisirend so zum Liede gestaltete, dass er sich vollig in Stimmung und Lage David's versetzte. Wie sich nun zur Hohe dieser objectiven Gestaltungsgabe, mittels deren bei Abfassung eines Kunstvsrerkes das dichtende Subject sich vollig aus sich herausbegeben und in den gegebenen Stoff versenken muss, hebraische Dichter nur hochst selteri erheben, so widerrath das frische, elegische Geprage der Pss. 140 — 143 die Annahme dieser kiinstlerischen Entstehungsweise. Jene Lieder enthalten des Eigenartigen so vieles (man vgl. die zahlreichen awa§ IsyofiEva: Pss. 140, 4. 9. 11. 12; 141, 3. 4. 10; 142, 8), insbesondere erschei- nen die drei ersten dermassen wie aus einem frischen Gusse, dass wir erwarten: hier spricht der Dichter seine eigensten Empfin- dungen, seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse aus, versetzt sich nicht kiinstlich erst in fremde. Sind aber diese Lieder Of- fenbarungen von Selbstempfundenem, Selbstdurchlebtem , so ist jedenfalls gesunder, als jene an den geriigten Uebelstanden kran- kelnde Hypothese die Meinung derer, welche unmittelbar davi- Die Psalmen 140— 143. 109 dische Abfassung vertheidige.n. Gleichwohl stossen wir audi hier auf wohlbegriindete Zweifel, theils aus Anlass der Stellung die- ser Psalmen unter lauter nachweislich. naehexilischen, theils in Ansehung ihres im Folgenden naher zu erorternden sprachlichen Geprages von jiingerer Farbung; denn immer bleibt die Sprach- gestalt das naehste und wichtigste Erkennungsmittel, welches der Forschung sich bietet, um den Zeitraum aufzufinden, dem ein Schriftstiick einzuordnen ist. Trotz der vielen obenerwahntenj den Pss. 140 — 143 aussehliesslich zugehorigen Spraeherscheinun- gen finden wir in Handhabang des Wortsehatzes wie der Gxam- matik viel Gemeinsames mit den Proverbien: vgl. Ps. 140^ 5 mit Prov. 4, 17 wegen DiD'ari; Ps. 140, 6 mit Prov. 2, 9. 4, 26 wegen bjya, desgleichen mit Prov. 29, 5 if. wegen BIB mit niBI und ICpl'a; Ps. 140, 9 mit Prov. 3, 13. 8, 35. 12, 2. 18, 22 wegen piSH; Ps. 140, 12 ff. mit Prov. 12, 12 ff.; Ps. 141, 3 mit Prov. 4, 13 wegen msj mit Dag. dirim. ; Ps. 141, 4" mit Prov. 4, 17. 23, 1.6. 9, 5 wegen nnb f'iir b^^{; insbesondere Ps. 141, 4fi mit Prov. 9, 5 wegen gleicher Construction von Dllb mit 3; Ps. 141, 4° mit Prov. -8, 4 (vgl. Jes. 53, 3) wegen DiUCS, das nur an diesen drei Stellen fiir DittJSit steht; Ps. 141, 5' mit Prov. 23, 35 wegen nbn; Ps. 141, 5^ mit Prov. 24, 27 wegen TlS und "in« mit folgendem Fav consec. in gleicher syntaktischer Verwendungj Ps. 141, 7 mit Prov. 8, 3 we- gen isb; Ps. 142, 4 mit Prov. 3, 17. 1, 15 wegen naini. Sollte in Ps. 142, 4 fiir nrTi nnx'l, wie Hitzig vermuthet, nSHn PlKl zu lesen sein — eine Conjectur, die sich durch Rucksichtnahme auf das parallele Versglied und das in seinem Wortsinne hier, wie Ps. 18, 49, ganz zutrefiPende qs nahe legt, so ware fiir den Ge- brauch von nyp zu vergleichen mit Ps. 142, 4 besonders Prov. 10, 17. Ferner Ps. 142, 8 vgl. mit Prov. 14, 18 wegen gleicher Hiphilform lliriDi; Ps. 143, 7 vgl. mit Prov. 1, 12 wegen gleich- lautenden Schlusses: lia-imii. Auf gemeiiisame sittliche und religiose Grundanschauungen sind zuriickzufiihren : Ps. 141, 3 und Prov. 13, 3. 10, 18. 19. 17, 27. 28. 29, 11 wegen der Betonung der Schweigsamkeit und Mahnung zur Vorsicht im Reden und zu zuriickhaltender Besonnenheit; Ps. 141, 4 (Schluss) und Prov. 23, 3. 6 wegen des Bildes vom Freudenmahle der Bosen; Ps. 141 5 und Prov. 12, 26 (vgl. vv. 1. 15). 15, 5 u. a. m. wegen der dem Gebiete der JTaDn zugehorigen Lehre, dass man Zueht, 110 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Paalmenbuch. die aufLiebe beruht, nicht verschmalien soil, wobei die Bern er- kung wichtig, dass nicht nur von der Zueht Gottes solche heil- same (TCS1 '^12115 in Ps. 141, 5 genannte) Frueht erwartet wird (wie Prov. 3, 11. 12 u. a.), sondern selbst von der wohlmeinenden Riige eines gerechten Menschenj Ps. 14-1, 6" und Prov. 15, 26. 16, 24-. 22, 11 wegen der,Holdseligkeit der Rede, dagegen Ps. 140, 4. 10. 12 und Prov. 10, 6. 14. 12, 13. 19. 13, 3. 18, 6 fF. we- gen Siinde der Zunge (besonders Verlaumdung). Hieraus folgt, dass die Pss. 140 — 143 Geist und Lehre der dem Geistesboden der rrasn entspriessenden sittliehen Anscbauung bereits verarbei- ten. Doch wagen wir nicht auf Grund dieser Thatsache auf Prio- ritat der Proverbien zu sehliessen, zumal manche, freilieh erst den jijngsten Spruchsammlungen angehorige Spriiche, wie Prov. 26, 27 aus Ps. 7, 16. 17'; Prov. 28, 13 ff. mit freier Benutzung von Ps. 32, 1 ff. ; Prov. 30, 5 wortlich aus Ps. 18, 31 u. a. beweisen, ihre Wahrheiten aus iilteren Psalmen sehopfen. Wohl aber sind wir berechtigt, auf Grund der dargelegten, den Proverbien mit unseren vier Psalmen gemeinsamen sprachlichen Erscheinungen und sittliehen wie religiosen Anschauungen auf ziemlich gleieh- zeitige Zustande mid culturhistorische Sachragen zu sehliessen, namlich auf Zeiten des Verfalles der Sitten und der Verwirrung des offentlichen Rechtszustandes : Pss. 140, 13. 141, 4 vgl. mit Prov. 24, 11 J auf Veriibung von. G^waltthat : Pss. 140, 5. 12. 141, 6. 142, 7. 143, 3. 9" vgl. mit Prov. 1, 11 ff.; auf heimliche Ranke gegen die Jehovatreuen : Pss. 140, 4. 6. 6. 141, 9. 10. 142, 4 vgl. mit Prov. 2, 12 ff. 24, 15 ff. Solche und andere haufig wiederkehrende Stellen in den Proverbien in Vergleich gestellt mit den betreffenden Stellen der vier Psalmen fiihren auf die richtigen gesohichtlichen Spuren, auf eine Zeit, da die Rechtsverhaltnisse des Staates schon ganz zerriittet waren, da die Jehovatreuen von der herrschenden, abtriinnigen Hofpartei arge Verfolgungen auszustehen batten. Da nun die Abfassungs- zeit auch der jiingsten Sammlungen der Proverbien schwerlieh spater als in die Mitte des 7. Jahrhunderts anzusetzen ist, so suchen wir billig in diesem Jahrhunderte nach dem historisehen Hintergrunde der Pss. 140 — 143. Da stossen wir auf entspre- chende Zeitlage, auf dieselben Zustande sittlicher Gesunkenheit in der Regierungszeit des Konigs Manasse und der folffenden Die Psalmen 140—143. Ill Konige bis zur babylonisclien Grefangensehaft 588. Die noch in demselben Jahrhunderte weissagenden Propheten Habakuk und Zephanja entwarfen solche Sittengemalde von ihrer Zeit (vgl. Habac. 1, vv. 3. 4.. 13. Zeph. 1, 5. 8 f . 3, 1 — 3 u. a.), wie sie f'iir die historische Erklarung unserer Psalmen die Stelle von Scholien vertreten konnen. Nacb Ps. 142, 8 war der Verfasser der Lieder ein bochgestellter Mann^ wobl ein Fiirst von der Par- te! der Jehovatreuen, den die abtriinnige Hofpartei, j,die Manner von glatter Zunge", durch allerhand Kabalen, Ranke, boshafte Verlaumdung zu fallen (Ps. 140, 4-6. 141, 9. 10. 142, 4) oder durch die Reize iippigen Freudenlebens auf ihre Seite zu locken suchen (Ps. 141, 4). Gegen solche Anfechtungen, deren Gefah- ren die hereinbrechende Nacht noch drohender erscheinen lasst, braucht der Dichter die Waffe des Gebetes (Ps. 141, 2. 5). Ins- besondere bittet er Gott um kluge Besonnenheit und Wachsam- keit (Ps. 141, 3), die ihn befahige, die siisse Lockspeise der Ge- genpartei. stan^haft zu verschmahen und lieber der Gerechten herbe Ziichtigung iiber sich ergehen zu lassen (Ps. 141, 4. 5). A.ber mit der wachsenden Bekenntnisstreue und Standhaftigkeit steigert sich das Feuer der Triibsal und Verfolgung. Nach Pss. 142, 8. 143, 3 muss es der Gegenpartei gelungen sein, den Dich- ter in Kerkerhaft zu bringen, wo ihn, den Verschmachtenden (Ps. 143, 4. 6), die Schauer des Todes umnachten (143, 7). Aber selbst in solch' trostloser Lage beseelt ihn ein freudiger Felsen- glaube (143, 8 ff.), sich griindend auf eine schon Ps. 141, 7 in dunklem, dem Exegeten schwer zn entriithselnden Bilde an- gedeutete Hoffnung, dass aus des Todes Aussaat unsterbliches Le- ben hervorapriessen werde. Wenn dort der Dichter im Geiste seine Gebeine hingestreut schauet an des Hades Pforte, wenn er Ps. 141, 6 die grausame Todesart der vom Pelsen Gestiirzten erwahnt, fiihrt dies auf Zeiten blutigen Martyriums, wie die Zeiten Ma- nasse's waren, der viel unschuldiges Blut vergoss (2 Beg. 21, 16. 24, 3. 4 vgl. Prov. 24, 11 ff.) und die treuen Propheten undRichter schonungsloser Verfolgungswuth preisgab. Wenn ferner der Dich- ter in dem Bilde von dem Bearbeiten des Ackers zur Aussaat zugleich einen Hoffnungsstrahl auf Unsterblichkeit darchschim- mern lasst (Ps. 141, 7), diirfen wir hierin diejenige geschichtliehe Entwickelungsstufe der Unsterblichkeitsidee auf alttestamentli- 112 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmentuch. chem Boden erblicken, welche die alteren davidischen und bald nach David verfassten Psalmen (wie 6^ 6. 30, 10. 49, 11 if.) noch nicht erreioht habeii, auch noch nieht der 16. Psalm, in dem (vgl. V. 10) der erste keimartige Trieb der Idee lebendiger sich regt. Erst seit der Entstehung des Buches Hiob, in welchem zwar die Hoffnung auf Fortdauer nach dem Tode noch mit sehwe- ren Zweifeln ringt (vgl. 14, 7 — 14. 16, 18. 19 im Zusammenhang mit der Vorstellung vom Scheol 3, 13 — 19. 7, 7 — 10 u. a.), der Blick in's Jenseits aber doch sich allmahlich liehtet und eine rein geistige Auffassung vom Fortleben nach der Zerstorung des Lei- bes sich Bahn bricht (19, 33 — 29), lost sich die Idee der Unsterb- liehkeit von dem nachtlichen Dunkel ihrer Geburtshiille. Eine hohere Stufe der Weiterbildung dieser Idee bezeichnen die pro- phetischen Stellen Jes. 25, 8. 26^ 19. 65, 20. 66, 24 und Ezeeh. 37, 1 — 14, aus welchen Stellen freilich zunachst immer nur ein korperliehes Fortleben nach dem Tode, eine Auferstehung des Fleisches, zu erschliessen ist. Zur Anschauung» rein, geistiger Fortdauer verklarte sich die Idee imB. Kohelet (12, 7). Da gewann sie zuerst dogmatisches Geprage, gait aber dem Zweifler als Pro- blem 2, 14ff. 3, 18-21. 5, 19". 6, 6. 8,7.9, 2-10. 12.10,14. Eine Stufe noch spaterer begrifflicher Durchbildung und Erweiterung dieser Lehre stellt die einer schwarmerischen Auffassung dersel- ben giinstige (vgl. besonders 2 Mace. 12, 43—46) Makkabaerzeit dar, vgl. Dan. 12, 1-3. 13. Psalter. Sal. 3, 16. Wie die Idee in unserem 141. Psalmen auftritt, gehort sie weder in diese jiingste Entwickelungsperiode der makkabaischen Zeit, noch iiberhaupt in die tiachexilische Zeit ihrer Weiterbildung, wie sie insbeson- dere Kohelet reprasentlrt, sondern in voreosilische 7ie\t, wozu be- sonders [der Vergleich mit Hiob 19, 23 — 29 auffordert, aber nicht in davidische Zeit, wovon der Vergleich mitPss. 6. 16. 30. 49 u. a. entschieden abrath. Wie bereits unter Josaphat und Hiskia eine Nachbliithe der althebraischen Poesie eintrat, so diirfen wir auch unter Manasse eine solche erwarten. Gerade das Leid begiinstigt des Liedes Erbliihen. So hat der dreissigjahrige Krieg das Kirchenlied in Deutschland wieder ins Leben gerufen. Dass aber jene Zeit in- nerer Zerriittung des Reiches, welche die Auflosung politischer Selbststandigkeit nur beschleunigte, nicht unfahig war, Psalmen, Die Psalmen UO— 143. Der 110. Psalm. 113 die der Aufnahme in's Psalterium wiirdig gewesen waren, lier- vorzubringeiij beweisen die herrliehen Denkmaler prophetisclier Poesie jener Tage, von denen wir nur das der Unter- und Ueber-_ schrift zufolge fiir den liturgischen Gebrauch piusikalisch bear- beitete (vgl. besonders vv. 9. 13 ftio, v. 19 msiJiSa nsjab) lyriscb- ditbyrambische Stuck (vgl. v. 1 ni5i51B b?) bei Habac. c. 3 her- vorheben, welches in seiner kraftig bliihenden, erbabenen Sprache nacb scbwungvoller Sfylart wie nacb Gehalt und Tiefe der Gre- danken mit den schonsten alteren Psalmen wetteifert. Dass- die Pss. 14j0 — 143, deren einheitlicber Cbarakter fiir Abstammung von Einem Verfasser sprichtj nocb. vorexilisch sind, geht daraus hervor, dass der Dichter von Thren. c. 3 (mag auch dieses Stiick unter den Klageliedern das jiingste sein, lange nacb 588 wird es nicht verfasst worden sein), der iiberhaupt zum Auf- bau seiner Elegien gar viele altere elegische Tone aus dem Psal- terium entlehnte (wie Tbr. 3, 10 aus Ps. 10, 9; Tbr. 3, 12 aus Ps. 11, 2; Tbr. 3, 14 aus Ps. 69, 13; Tbr. 3, 46 aus Ps. 22, 14; Tbr. 3, 52 aus Ps. 69, 5; Tbr. 3, 54 aus Ps. 69, 15. 16; Tbr. 3, 61 aus Ps. 69, 20 u. a. m.), ja die ganze Stropbenzeile v. 3° des Ps. 143 fiir seinen sechsten Vers wortlicb beriibernabm. Was endlicb den 110. Psalmen betrifffc, so halte icb die be- reits friiber von mir (in meiner Darstellung der hebr. Poesie u. s. w. § 26. S. 68) vertheidigte Ansicht davidischen Zeitalters nocb jetzt aufrecbt. Denn wenn aucb einzelne Spracberscbeinungen, wie bv imST V. 5 und nflbi v. 4, die auf Spracbgebrauch Kobelet's hin- zuweisen scheinen (vgl. Kobel. 3, 18. 7, 14. 11, 9. 10), sowie der dem jiingeren liturgiscben Style eigentbiimlicbe Flexionsreim (vgl. v. l": ijisb und iSiftib, 1": Ti^'^S und T^bsib, v. 3: ^b1^ und '7mb\ ^'''^^/j;:'^ V. 4: Dns"! und 'jnD) dem Liede ein jiingeres Formgeprage verleiben, drangt doch die urwiicbsige Kraft und Gedankenfiille des Liedes, die nocb keine Verfallzeit der Poesie bekundet, und inVerbindung mit der recbtenWiirdigung der dicbterischen Conception die bisto- riscbe Basis des Liedes jene formellen Bedenken zuriick und weist uns indiejenigeZeitisraelitiscben Konigtbumes, in welcber der Wi- | derstreit zwischen weltlicber und geistlieher Herrscbaft, wie er seit Uzia erst eintrat, sicb nocb nicht geltend machte, sondem die alte I davidische Ko^gsherrlichkeit mit dem Priesterthume zu heiligem Bunde sicb vermablte. Der Dichter des 110. Psalmen ist einer, S 114 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. der zu seinem Herrn aufblickt (v. 1), um ein Orakel Jehova's an ihn zu verkiinden. Anzunehmen, dieser Angeredete sei der (ideale) Messias, also David's Verfassersehaft vorausgesetzt, Herr David's, der als ^^TypuSj zum Bewusstsein seiner selbst gekommen, hier zu den Fiissen des Antitypus seine Krone niederlege" (Delitzsch), lasst sich weder aus ijis folgern — vielmehr wird dies '^ilS. in dem sonst iibliclien Sinne als Hoflichkeitsanrede von niedriger Gestell- ten an hohere menschliche Wiirdentrager gebraueht sein, vgl. Gen. 31, 35. M, 7. 2 Reg. 6, 5 und speciell an Konige 1 Reg. 1, 17. 1 Sam. 32, 12. 26, 18 — noeh mit anderweiten Analogien aus Da- vid's Leben belegen. 1st dagegen, wie DS:, das am oftersten einen Gottesspruch aus Prophetenmunde bedeutet, z. B. Num. 24, 3. 4. 15. 16. 1 Sam.' 2, 30. Jes. 1, 24. 22, 25 - (doch auch aus dem Munde des heiligen Sangers, der zum prophetischen Schauen sich erhebt, wie 2 Sam. 23, 1, oder aus dem Munde des Engels Jeho- va's: Gen. 22, 16; oder endlich aus Gottes Munde selbst: Num. 14, 28) — wahrscheinlich macht, der Dichter ein Prophet, etwa Na- than, so diirfen wir nicht lange nach entsprechenden Situationenin David's Leben suchen. In einer ahnlichen befand sich David nach 1 Sam. 22, 5 und 2 Sam. 7, 4ff. Wie damals Gottessprliche an ihn ergingen, so auch ein solcher in Ps. 110, der bei anderweitiger hochwichtiger Lebenslage iiber ihn (Tnb also mit b der Beziehung wie Ps. 72, 1, nicht auctoris) gesprochen ist. Zu erkennen, welche Lage dies gewesen sei, bietet der Inhalt des Psalmen einzelne historische Fingerzeige (vgl. besonders vv. 2. 3. 4. 6) und die Stellen 2 Sam. 6 und 2 Sam. 10 — 11, 1 sowie 12, 26 — 31 passende zeitgeschichtliche Ankniipfungspunkte. Bei der Uebersiedelung der Bundeslade nach demZionberge tritt David auf als koniglicher Kriegsherr und Priester, versammelt die junge Mannschaft (2 Sam. 6, 1 vgl. mit Ps. 110, 3), bringt, geschmuckt mit dem levitischen Ephod (2 Sam. 6, 14) selbst die Opfer und ertheilt den priester- lichen Segen (2 Sam. 6, 17. 18). Wenn ein Prophet wie Nathan, der laut 1 Reg. 4, 5 selbst aus Priestergeschlechte stammte, sol- chen Konig priesterlich waltend und handelnd auf Zion erblickte, wie er neben dem Cherubsthrone Jehova's auf seinem Konigsstuhle sich niederliess, musste da nicht die Vorstellung des „Schebli- mini" von selbst sich erzeugen und beim Suchen nach einer ahn- lichen heilsgeschichtlichenThatsaehe in der VergangenheitMelchi- Der 110. Psalm. 115 sedek's, des alten Priesterkonigs, Bild (Gen. 14, 18 — 20) vor seine Seele treten? In David lebte die alte Einheit von Konigs- und Priesterwiirde wieder auf. Um so inniger erfasst der proptetisolie Sanger in diesem hochwichtigen Zeitpunkte die Saulen gottlioher Verheissung (2 Sam. 7, 16 vgl. Pss. 89, 4. 5. 20-38. 132, 11. 12), je klarer sein in Beurtheilung kiinftiger Zeitlaufte geiibtes Auge die Kampfe mit den feindlichen Volksstammen voraussieht, von welchen der mit den Ammonitern der bei weitem blutigste und langwierigste v^erden soUte. Im „Lande Rabba" (d. i. in dem von der Hauptstadt nS'l benannten Ammoniterlande) verheisst der San- ger die Vernichtung der Feinde (Ps. 110, 6"). "Wenn bei droben- dem Ausbrucb eines Krieges sonst (wie 1 Sam. 23, 1 — 5) David das gottliche Orakel befragt, hat es nichts Befremdendes, wenn ein Prophet in Ps. 110, 2* — 3. 5 — 7, sei es auf eigenen Antrieb, sei es irgendvrie dazu veranlasst, einen Orakelspruch in Hinsicht auf den bevorstehenden Kampf und Sieg seinem Herrn und Konige ver- kiindet. Das Seherauge haftet am Heerestage, an vrelcbem frisch und zahlreich wie des Friihrothes Thauperlen die junge Mann- schaft willig zum Kampfe auszieht (Ps. 110, 3). Wie der Kampf ein heiliger, weil ein im Namen Jehova's gefiihrter, ist, so heisst auch die Waifenrii stung der Kampfer eine heilige: m'tp il^n, ein Ausdruck, der auch von der Kleidung der Q'^bx "la Ps. 29, 2 als Attribut gebraucht wird, darum nicht nothwendig smf ,,priesierUche TracM" zu beziehen ist, zumal, wenn man die Ceremonie heiliger Waifenweihe, die an den zum Kriege ausziehenden Heeren voU- zogen zu werden pflegte (vgl. Jes. 13, 3. Jer. 51, 27), in Betracht zieht. Aber selbst wenn unter IB'Tp il'in, wie nach 2 Chron. 20, 21 unter tnp min, die Insignien priesterlichen, gottesdienstlichen Schmuckes verstanden werden miissten, ware der Ausdruck als attrihutum ornans wohl vereinbar mit derjenigen Anschauung des Hebraismus, nach der ganz Israel D'^ilTlS fl^l^'nW (Exod. 19, 6) ist, so dass ein Dichter das zumal von einem Priesterkonig gefiihrte Heer dieses priesterlichen Volkes „mit priesterlichem Schmucke ange- than" darstellen kann. Unter Jehova's Aegide, der, wie Ps. 16, 8 vgl. Pss. 73, 23. 121, 5 schirmend seinem Gesalbten ^wr Sec/den stelit (da- her V. 5 ^Sitt^'by kein Widerspruch mit v. 1 '<'i'^1^\ ^115, wo David zu Jehova's Rechten den Ehrensitz einzunehmen aufgefordert wird) und an seinem Zornestage Gericht halten wird (Ps. 110, 5* vgl. mit Pss. 8" 116 Positiver Nachweis des Zeitalters der Lieder im letzten Psalmenbuch. 1, 9. 9, 9. 96, 10 u. 1 Sam. %, 10) iiberKonige und Volker (Ps. 110, 5". 6 vgl. mit Ps, %, 5. 9), wird der Konig als VoUstrecker des gotV lichen Geriehtes das Raclieschwert fiihren gegen den Ammoniter- konig, „wird das Haupt iiber Rabbaland zerschellen" (Ps. 110, 6 vgl. mit 2 Sam. 12, 29-30 und 1 Cbron. 20, 1-2). Die empha- tisebe, dureb das doppelte f n)3 (Ps. 110, 5. 6) bewirkte Steigerung entspricbt der gesteigerten Harte, mit welcber David nach Ein- nahme der Hauptstadt Rabba das Rachescbwert fiibrte, denn er zermalmte die gefangenen Einwohner durch Zersagen mit eisemen Dreschscblitten und eisernen Schneidemiihlen und dorrte sie in gliibenden Oefen (vgl. 2 Sam. 12, 31 und 1 Cliron. 20, 3). Der in- dividuelle Zug am Scblusse des Psalmen ist deutlicher Beweis, dass der Dichter einen irdischen Heldenkonig feiert, der nach der Drangsal heissen Kampi'es von einem Labetrunk aus dem Bache am Wege neugestarkt sein Haupt in triumphirender Heldenweise erhebt. Solche individuelle Ziige finden wir nicht selten im alt- hebraischen Kriegsleben der davidisehen Zeit, vgl. 1 Sam. 14, 24 if. 2 Sam. 23, 15 ff. Mit dem bier entwickelten exegetischen Verstandniss und festgestellten historischen Hintergrunde vermogen wir eine dired- messianisebe Passung nicht zu vereinbaren. Eine solche dem 110. Psalmen beizulegen, verbietet auch die Entwickelungsgeschichte der alttestamentlichen Idee vom personlichen, idealen Messias, welcbe erst mit den Propheten Jesaja und Micha, d. h. seit Mitte des achten Jabrhunderts, in bestimmter Gestalt nachweislich ber- vortritt. Fallt also unser Psalm in davidische Zeit, so kann die Messiasidee noch nicht in dasjenige Stadium ibrer Entwickelung eingetreten sein, wo das typische Messiasbild zum idealen sich ver- klarte. Undenkbar ware es aber, dass in der Entwickelung dieser biblischen Idee ein solcher Riesensprung iiber zwei Jabrhunderte hinweg eingetreten, und in einerZeit, da, wie 2Sam. 7, 12fF. beweist, kaum die Idee des iypischen Messias erst entsprungen war, schon das ideale Messiasbild in personlicher Gestaltung vom Dichter er- schaut worden ware. Auch in seinem Schwanenliede (2 Sam. 23, 1 — 7), so machtig in dems.elben prophetisches Empfinden vor- herrscht, hat sich des koniglichen Siingers Geist doch nicht zu der lichten Kobe prophetischen Bewusstseins erboben, dass er sich selbst (David) und den Messias unterschiede, Zu dieser klaren Der 110. Psalm. 117 Hohe erhob sich erst Jesaja, der das Messiasbild Ib seiner rein- sten Idealitat und gelost vom Boden der Wirklichkeit der Ge- genwart in ■ einer schoneren, heiligen Zukunft gegenstandlich vor sich sah. Lasst sich aher auch die inafflOD). Bar. 3, 5 j^ ./,_^ {iMj iivtja&^g adiKimv Tti/isgoov r]fi(av) Vgl. Ps. 109, 14' (linSiJ 1^'$ IDf). /TjP^l Bar. 2, 16 {xXivov, y-vqis, to olg aov) vgl. Ps. 88, 3 (^5TS nun). Bar. 2, 17 oTi ovj^ 01 Te&vrpioreg sf xqy n.8y mv eki^cpflrj to m>sv(ia avrmv ano rav an/.aypiam avrav, Sdsovai 86la}> noil Sinaimfia t^ y-vqitg) vgl. Ps. 115, 17 (DTlttn Sb ni ibbni) and Ps. 88, 11*. 12 (napa "iBDin : nbo tiit laipi d^xsi ds : 'Jliasa insias lion). Bar. 2, 18 (^ i/jv^ ^ Ivnovfi^rj etc.) vgl. Ps. 88, 4 (-iliJEii nwna nsaia ^D). Bar. 3, 23 (ol're vioV'AyaQ) vgl. Ps. 83, 7 {D'lliin). Bar. 4, 4 vgl. Ps. 147, 19. 20. Haben wir vorber das Zeitalter der in Vergleich gezogenen Biicber Kohelet und Baruch, wenn auch nur mit annabernder B,icbtigkeit, in die Mitte des vierten Jabrbunderts gelegt, so ha- ben wir zugleicb einen beacbtenswertben Fingerzeig fiir die Ab- fassungszeit der mit jenen beiden Biicbern auf gleiche Stufe sprachlicber Bildung gehorigen Psalmen. Wenigstens zwei Jahr- hunderte spater als Kohelet und Baruch entstand das Buch Da- niel. Fiir makkabiiiscbe Abfassungszeit dieses Bucbes zeugen zahlreicbe Stellen des Bucbes selbst, in denen die messianiscbe Hoflftiung vom nahe hevorslehenden messianiscben Reiche auf- taucht (c. 2, v. 44. cc. 7. 8. 9, v. 27. c. 12), oder die Auf- erstehungslehre dasjenige dogmatische Geprage verrath, welches sie erst auf der letzten Entwickelungsstufe zur Makkabaerzeit (vgl. 2 Mace. 7, 9. 11. 14. 20. 23. 29. 36 u. a.) erlangte (vgl. Dan. 12, 2); ganz besonders aber die Sprache, die mit dem Aramdi- scJien. wechselt (2, 4—7, 28) und ausser zahlreicben persischen auch schon griecbische Worter entbalt (vgl. 1, 5. 8. 11. 16. 2, 6. 3, 2. 3. [21. J 27. 6, 3. 8, wo uberall persische Worter sich finden und 3, 5. 7. 10. 15 wegen griechiscber Worter). Waren nun fast 122 AeuBsere Griiude gegen aiigebliche Makkabaerpsalraen. in derselben Zeit^ in welcher das Buch Daniel geschrieben ward, auch die angeblichen Makkabaerpsalmen entstanden, so miisste doch die Form der Sprache in denselben, wenn nicht in alien, so doch in einem Theile von so vielen, und wenn nicht injeder Hinsicht, so doch theilweise dem Gange der sprachlichen Ent- wickelung entsprechen, welehen das Verhaltniss Kohelet's (und Baruch's im hebraischen Original) zu Daniel geschichtlich aus- weist. Nun ahev finden sich in keinem jener vermeintlichen Mak- kabaerpsalmen auffallend ahnliche sprachliche Ausdriicke, nicht einmal persische, geschweige griechische Worter. Und fassen wir beim Vergleich, wie billig, besonders die lyriscJien Stiicke im Buche Daniel in's Auge, so beweisen gerade diese, dass spatere Dichter nicht mehr mit solcher Reinheit und Classicitat mehr schreiben konnten. Hitzig dagegen behauptet: ,, Gerade die spatesten Schriftsteller, die ihre Sprache miihselig lernten, schrie- ben wieder sehr reines Hebraisch und eiferten mit vielem Erfolg den Vorgangern nach und zar Makkabaerzeit schrieb man immer noch besser Hebraisch, als wir heute Latein'''. Aher bei solchen Erwagungen verliert Hitzig den sprachgeschichtlichen Boden. Nimmermehr kann die Thatsache, dass fast hundert Psalmen in, einem fast ebenso reinen Styl wie die altesten Lieder des Psalterium geschrieben sich erweisen — mit nur wenigen Aus- nahmen — aus einer in solchem Umfange unmoglichen sklavischen Nachahmung alterer Vorbilder herriihren. Das hat selbst 01s- h aus en zugegeben (Comment, zu den Pss. S. 9 der Einl.), ohne zu der Erkenntniss gekommen zu sein, dass sich die mancherlei jiingeren Spracherscheinungen der angeblichen makkabaischen Psalmen aus dem seit dem babylonischen Exile immer heimischer werdenden und auch in die Schriftsprache eindringenden Aramai- schen vollkommen erkl'aren lassen. Aber Hitzig will einige sprachliche Spuren in den angeb- lichen Makkabaerpsalmen entdeckt haben, die aus dem Buche Daniel geflossen seien. Die Stelle Ps. 145, 13 soil die frei an- gewandte Uebersetzung der bei Dan. 3, 33. 4, 31" aramaisch lau- tenden Worte sein. In der ersten Ausgabe seines Commentars (Die Pss. hist.-krit. untersucht. II. S. 212) beruft sich Hitzig auf den allgemeinen Sprachgebrauch jener Zeit, die den Gedanken in ziemlich fester Form auspriigte. Die Unhaltbarkeit dieses Grundes Sprachliche Zeugnisse. 123 ward bereits oben von mir nachgewiesen: vgl. S. 33 ff. In seiner neuesten Bearbeitung der Psalmen verweist Hitzig aufs Neue auf jenen als widerlegt zu betrachtenden Beweisgrund. Dass der Psalmist von Daniel abhangig sei, stehe im Einklang mit dem nachahmenden Charakterj der dem Ps. 146 wie denen in der Nachbarschaft eigne. Dass viele der jlingeren Psalmen Nach- ahmungen alterer sind und Auffrischungen alteren Sprachgutes enthaltenj stellen wir nicht in Abrede*). Aber es pflegt doch der jiingere Dichter dem alteren nachzueifern. Dass manehe spa- tere Dichter der Makkabaerzeit den Daniel^ einen Zeitgenossenj sich zum Muster genommen haben solltenj ist aus zwei Griinden unwahrscheinlich; einmal gehorte er selbst zu den jiingeren Ver- fassern, sodann schrieb er nicht mehr ein reines mustergiiltiges Hebraisch. Dass gerade die Stelle Ps. 145, 13 nicht aus Dan. 3, 33. 4, 31'' genommen sein kann, erkennt der unbefangene Be- urtheiler daraus, dass ja bei Daniel die ahnlieh lautende Stelle aramaiscli, im Psalmen aber rein hehrdisch gesehrieben ist. Soil denn etwa der nachahmende Charakter des Psalmensangers darin bestehen, dass er aus einem sehr spaten aramaisch geschriebenen S chriftstiicke in's Hebraische zuriickiibersetzte? Noch weniger fiihrt eine genaue Vergleichung von Ps. 144, 3 mit Dan. 1 , 13. 5, 31 und von Ps. 132, 17 mit Dan. 1, 24 auf gleiches makkabai- sches Zeitalter. Denn das „TB13S p" in Ps. 144, 3 ist in dieser Zusammensetzung im Buoh Daniel gar nicht zu finden, auch nicht Dan. 5, 21, wo der Plural und araniaische Sprachfassung (SIBSiJ i33) vorliegt, und die Stelle Dan. 7, 13 gehort gar nicht hierher (13 ©lis). TB15S an und fiir sich istja gar nicht ausschliesslicher ter- minus Daniels. Schon Ps. 8, 5 lesen wir es. Aus dieser Stelle ist Ps. 144, 3 geflossen. Wenn Hitzig bei Erklarung des Ausdruckes : pp (T^MSn Ps. 132, 17 erst ganz richtig Ezech. 19, 21 heranzieht, aber trotzdem auch den Gebrauch von pp bei Dan. 7, 23 (soil wol heissen v. 24), so scheint diese letzte Stelle wie mit Haaren herzu- gezogen. Findet iiberhaupt Abhangigkeit statt, so kann dieselbe nur auf Seite des Verfassers des B. Daniel gesucht werden. Wie *) Auch die der makkabaischen oder schon nachhasmonaischen Zeit angehori- gen „18 Psalmen Salomo's" erweisen sich als Nachhall des alien Psalterium, wie IS. B. Ps. Sal. 5, 10—12 aus Ps. 145, 15 ff. wiederklingt. 124 Aenssere Griinde gegen angebliche Makkabiierpsalmen. dieser namlicli bei Abfassung des langeren Buss- and Beich-fc- gebetes c. 9, v. 4ff. als liturgischen Typus das Gebet Nehem. 9, 5-10, 1 vor Augen hat (vgl. Dan. 9, 4-5. 6. 7. 9* mit Nehem. 9, 32-33. 30. 32. 34. 33. 17 [vgl. mit Ps. 130, 4 wegen ninibo]), so auch den Beichtpsalm 106 wegen Dan. 9, 5 vgl. mit Ps. 106, 6. Ueberhaupt verwerthet er in ausgedehntester Weise fertige Ge- dankenausdriicke des Psalters, wie ein Vergleich von Dan. 9, 13 mit Ps. 44, 18; Dan. 9, 16 mit Ps. 79, 4; Dan. 9, 17 mit Ps. 80, 4; Dan. 9, 18 mit Ps. 88, 3 and Dan. 9, 19 mit Pss. 40, 18. 70, 6 {b» iriiiM) lehrt. 2) Textkritische Zengnisse. Es ist anerkanntj dass die Psalmen zu den in textkritischer Hinsicht weniger gut erhaltenen Schriftstiicken A. T.'s. gehoren. Erklarungsgriinde konnen viele geltend gemacht werden. Ein wichtiger ist dieser: Als Gesang- und Gebetbuch der alttesta- mentlichen Gemeinde v?ard das Psalmenbuch haufig durch Ab- schrift vervielfaltigt. Die Abschreiber lebten im Liederbuche ihrer Gemeinde. Daher hielten sie sich nicht immer streng an den Originaltext, soudern zeichneten gedaehtnissweise so auf, wie einzelne Stellen in ihrer Erinnerung lebten. Dass sie den Text absichtlich verstiimmelt batten, um eine kritische Thatigkeit zu iiben, ist weder wabrscheinlich, noch nachzuweisen. Diese man- nichfache Entstellung und Besehiidigung des heiligen Grund- textes, welche der seit Houbigant mit theilweisem Gliiek tha- tigen Conjecturalkritik ein weites Feld eroffnete, muss schon in denjenigen Bxemplaren Platz gegrifFen haben, die den nachweis- lich altesten Versionen zu Grunde lagen. Das lehrt ein unbefan- gener Vergleich von den mit Textgebrechen behafteten Stellen der Grundschrift mit den entsprechenden Stellen der LXX*), wie z, B. Pss. 5, 12. 9, 7. 21. 22, 2. 42, 7. 64, 11. 5.5, 20. 102, 24 u. a. m. Ehe das Psalterium als Ganzes iibersetzt ward, muss *) die mit so gewissenhaftev Aengstlichteit die altea heiligen Lieder wieder- geben, dass sie z. B. das neuti-iseh zu fassende fem. DNt und nhX buchstablieh mit avT-rj und nia (vgl. Pss. 118, 23. 119, 50. 27, 4) iibersetzen, obne Eiioksicht auf den Genius der griechischen Sprache. Textkritische Zeugnisse. 125 es redaetionellen AbscUuss gefunden haben. Schon zur Zeit der altesten nachweislichen Redaction trug der Psalmentext wesentlich dieselbe Entartung an sicb, wie beutzutage. Nur die wenigsten Psalmen erhielten sich in der Textgestalt, wie der Verfasser sie niedergeschrieben hatte. Auf Grund dleser Text- beschaffenheit fragen wir: „Wie kann der Text der Psalmen durch so viele Febler bereits zur Zeit der altesten nachweisbaren Redaction entstellt gewesen sein, wenn die ganze Sammlung ihrem Hauptstocke nach erst der Makkabaerzeit bis auf Alexander Jan- naeuSj also bis eine geraume Zeit in's erste Jahrhundert binein, ibre Entstebung verdankte? Verlangt diese Textverderbniss^ um erklarlicb zu sein, nicbt einen langeren Zeitraum, als den, wel- cber iibrig bleibt zwiscben Abfassung und Redaction, die docb bei Annahme von makkabaiscben Psalmen ziemlich gleicbzeitig fallen mussten? Dieser Prage bat sich aucb Olsbausen nicbt entscblagen konnen. Die aus Anlass derselben gegen die Mog- lichkeit von Makkabaerpsalmen entspringenden Bedenken sucht er so zu beseitigen, dass er die Vollziehung der altesten officiel- len Redaction des Psalterium den Pharisaern der letzten Zeit Y. Chr. zuscbreibt. Wenn also die jiingsten Psalmen um 100 V. Cbr. verfasst waren, lage zwiscben Abfassungszeit und Scbluss- redaction ein Zeitraiim von etwa 100 Jabren, der mithin binrei- cbend lang ware, um die Bescbadigung der Handschrift zu er- klaren. Diese Auseinandersetzung beseitigt aber keineswegs die Scbwierigkeiten, sondern schafft nur neue. Denn einmal bleibt Olsbausen den Beweis scbuldig,. dass das Psalterium erst in den letzten Jabren v. Cbr. von den Pharisaern redigirt worden sei. Sodann, jene unbewiesene und scbwerlicb nachweisbare Annabme zugegeben, miisste aucb die LXX-Uebersetzung mindestens auf die Zeit Cbristi herabgesetzt werden, denn LXX fanden das Psal- terium in seiner gegenwartigen Gestalt (d. h. wie es von den Pbarisaern redigirt worden ware) vor, iibersetzten sogar scbon die Ueberscbriften, also Zutbaten des Textes, die an sicb spater dazu kommen konnten. Dass aber die LXX-Uebersetzung nicbt erst so spat entstand, soil im Nacbstfolgenden gezeigt werden (vgl. S. 129 — 132). Aucb wenn wir Hit zig's Anschauung von der letzten Redaction des Psalters in's Auge fassen, bleibt die Entstellung des Textes ein Ratbsel, ja ist noch viel unbegreiflicber, weil 124 Aeussere Griinde gegen angebliche Makkabaerpsalmen. dieser namlich bei Abfassung des langeren Buss- und Beicht- gebetes c. 9, v. 4ff. als liturgischen Typus das Gebet Nehem. 9, 5-10, 1 vor Augen hat (vgl. Dan. 9, 4-5. 6. 7. 9' mit Nehem. 9, 32-33. 30. 32. 34. 33. 17 [vgl. mit Ps. 130, 4 wegen ninibo]), so auoh den Beichtpsalm 106 wegen Dan. 9, 5 vgl. mit Ps. 106, 6. Ueberhaupt verwerthet er in ausgedehntester Weise fertige Ge- dankenausdriicke des Psalters, wie ein Vergleich von Dan. 9, 13 mit Ps. 44, 18; Dan. 9, 16 mit Ps. 79, 4; Dan. 9, 17 mit Ps. 80, 4; Dan. 9, 18 mit Ps. 88, 3 und Dan. 9, 19 mit Pss. 40, 18. 70, 6 (bs -insm) lehrt. 2) Textkritische Zeugnisse. Es ist anerkannt, dass die Psalmen zu den in textkritischer Hinsicht weniger gut erhaltenen Schriftstiicken A. T.'s. gehoren. Erklarungsgriinde konnen viele geltend gemacht warden. Ein wichtiger ist dieser: Als Gesang- und Gebetbuch der alttesta- mentlichen Gemeinde ward das Psalmenbuch haufig durch Ab- sohrift vervielfaltigt. Die Abschreiber lebten im Liederbuche ihrer Gemeinde. Daher hielten sie sich nicht immer streng an den Originaltext, sondern zeichneten gedachtnissweise so auf, wie einzelne Stellen in ihrer Erinnerung lebten. Dass sie den Text absichtlich verstiimmelt batten, um eine kritische Thatigkeit zu iiben, ist vveder wahrsoheinlich, noch nachzuweisen. Diese man- nichfache Entstellung und Beschiidigung des heiligen Grund- textes, welche der seit Houbigant mit theilweisem Gliick tha- tigen Conjecturalkritik ein weites Peld eroifnete, muss schon in denjenigen Exemplaren Platz gegriffen haben, die den nachweis- lich altesten Versionen zu Grunde lagen. Das lehrt ein unbefan- gener Vergleich von den mit Textgebreehen behafteten Stellen der Grundschrift mit den entsprechenden Stellen der LXX*), wie z. B. Pss. 5, 12. 9, 7. 21. 22, 2. 42, 7. 54, 11. 55, 20. 102, 24 u. a. m. Ehe das Psalterium als Ganzes iibersetzt ward, muss *) die mit so gewissenhafter Aengstlichkeit die alten heiligen Lieder wieder- geben, dass sie z. B. das neutrisch zu fassende fern, nst und nriK buchstablich mit avri] und nia (vgl. Pss. 118, 23. 119, 50. 27, 4) iibersetzen, ohne Eucksicht auf den Genius der griecMschen Sprache. Das Zeugniss des Siraciden. 127 Aufschluss giebt hieriiber des Buches erster Prolog, dessen Echt- heit Olsbausen mit Unrecht in Zweifel gezogen hat. In diesem Prolog setzt der Siracide auseinander, ,,er sei im 38. Jahre des Ptolemaeus Euergetes nach Aegypten gekommen {h yuQ rw oydocp xKt tQiaxooT^ hsi im rorv EvsQytzov ^aadt'ag TiaQuysrij-d-eig slg Aiyvmov) und habe es fiir eine seLr nothwendige Sache gehalten, auf die Ver- dolmetscbung des Buches seines Grossvaters alle Sorgfalt und Miihe zu verwenden {avayKaimaTov i&e/irir avrog TiQoaeviynaa&od riva anovSrjV nou (piXonoviwv rov fisSsQiitpemai rr;v8s rrpi ^i^Xov)". Da Euer- getes I. (d. i. Ptolemaeus III. Euerget. von 246 — 231) iiberhaupt nur 25 Jahre regierte, so kann hier nur Euerget. II. oder Ptole- maeus VII. mit dem Beinamen Physcon in Frage kommen. Zwar iibernahm dieser erst seit 145 v. Chr. die AUeinherrschaft, aber kraft seiner Verordnung, dass die 25 Jahre seiner friiheren Mit- regentschaft in_ der Chronologic seiner Regierungszeit mitzahlen sollten, hat das Jahr 145 als das 26te seiner Regierung zu gel- ten, mithin fallt das 38. Jahr seiner Regierung auf 133 bis 132 V. Chr. In dieser Zeit ist der Uebersetzer des Buches Sirach nach Aegypten gekommen. Sein Grossvater, der eigentliche Ver- fasser, wird also etwa40 bis 60 Jahre friiher das hebraische Original niedergeschrieben haben. So gewinnen wir als Abfassungszeit mindestens das Jahr 173, vielleicht auch 193. Ware freilich- die lobpreisende Schilderung des Hohenpriesters Simon am Ende des Buches (cap. 50, vv. 1 — 21) nicht auf Simon II., sonderu den Er- sten dieses Namens zu beziehen, und in Folge dessen der Aus- druck „ Grossvater" des Prologs nicht im strengen Sinne zu fassen, sondern im weiteren (etwa „Vorfahre", wie es im Prolog der Ed. Complutens. aufgefasst wird, deren Verfasser den „7ta.7i7zog" des alteren echten Prologs zn .„e.yyovog" verallgemeinert), so wiirde sich eine bedeutend friihere Abfassungszeit des Buches Sirach ergeben, etwa 250 v. Chr., und das Zeugniss fur das Alter des Psalterium gegen Makkabaerpsalmen verstarkt. Ein neuerer Be- arbeiter jenes Buches gelangte wirklich zu diesem Resultate (vgl. Horowitz, Das B. Jesus Sirach. Bresl. 1865). Aber schon wenn man den „jTav xa« riav aUav naz^uav ^i^Xicav") , sondern aueh das Vorhaiidensein der alexandrinisch-griechischen Uebersetzung nicht allein des Pentateuch und der Propbeten, sondern aucb der iibrigen Schriften (einscbliesslich des Psalters) bezeugt {„aila. nal amog o vofiog, xai ai TiQoqirirsTai, xod ra. Xoma rmv ^ifiXiav ov fw-qav sj^ei T?;y dia- (fOQuv fV eavzoTg leyojisva."). Das letztere Zeugniss erhalt ein beson- deres Gewicht dadurcbj dass der Siracide bei Anfertigung seiner Uebersetzung der alexandrinisch-griechischen Psalyieniibersetzung sich bediente^ was ersiehtlich ist, wenn man folgende Stellen nicht nur in Hinsicht auf Periodenbau und Gedankenverbindung, sondern schon in Bezug auf Wortwahl naher mit einander ver- gleicht: Sir. \1 , 28 [ano vshqov a>g jA,ijde ovrog anoXlvtai I'^niiokoyijang' ^w* ^ai vyirig aivt'asi rov kvqiov) vgl. mit Ps. 115, 17 : ovx oi vexgoi alvt- aovai ae hvqis, ov8e navrsg ... v. 18: '^)1' ijfieig ol ^mvrsg evloy^aajj-ev rov KVQvov. Sir. 17, 27 [vipt'arcp rig aiveaei Iv a8ov;) vgl. mit Ps. 6, [5] 6: iv ds r^ aSy rig i^ofioloyfiasiai aoi; Sir. 15, 19. 31, 16 [ol 6(f&aliiol kv- qiov im Tovg (po^ovfiwovg avrov) vgl. mit Ps. 33, 18 : tSov, ot 6(fi&al[iol ''•^'^ xvQiov im Toitg (po^oviisvovg avrov. Sir. 2, 6 {ev&vvov rag bdovg am xai slm- (iw in avrov) vgl. mit Ps. 37, 5 (vgl. 34, 8") : anoxdXvWov st§o? hvqiov rijv oSov sov, nai thrtaov in avrov. Sir. 22, 27 (rig Scoobi fioi im arofia jiov (frvlaxi/v, y.ai inl rmr x^sikimv etc.) vgl. mit Ps. 141, 3 : d^ov kvqis gyvXaxijv r(^ arojiarl fiov, aai {^vqav nsQi.o)[ijg) nsQi.ra /et'l/? i^ov. Sir. 51, 1 vgl. mit Ps. 7, [17] 18. Ill, 1 : i'^o/ioloyijaofiai aoi y.vgis. Sir. 51, 1 vgl. mit Ps. 140^ 13 [14] : i^ofioXoyeio'&ai r(p ovofiari. Sir. 51, S*" vgl. mit Ps. 38, 12 [13] : ix ^eiQog ^ijrovvrmv rrjv 'Wvp'jv jxov. Sir. 51, 3' vgl. mit Ps. 51, lund 25, 7: aara ro nlifiog iUmg. Sir. 51, 7 vgl. mit Ps. 22, 12". 11*" vgl. 16*"; negtiay^ov fts ndvro&ev, xai ovx Ipi b (loij'&mv. Sir. 51, 8 vgl. mit Ps. 25, 6. Sir. 51, 12. vgl. mit Ps. 37, 19. 41, 2 (a* xa^^tp nov>jQ<^)- Das Zeugniss der griech.-alexandr. Psalmennbersetzung. 129 4) Das Zeugniss der griecMscli-alexaiidrmischen Psalmen- ul)ersetzuiig. Die Entstehungszeit der griechisch-alexandriiiischen Psalmen- ubersetzung muss im Zusatnmenhange mit dem Zeitalter der Apo- kryphen und der Schriften Philo's untersucM werden. Da Philo die Psalmen nach der Uebersetzung der LXX citirtj darf es als ausgemachte Sache gelten, dass zu seiner Zeit die alexandrinische Psalmeniibersetzung abgeschlossen vorlag. Dieselbe hatte we- sentlich dieselbe Textgestalt wie lieutzutage. Sie befand sich aucb an. derselben Stelle unter den iibrigen Uebersetzungen wie heute. Die Diaskeuase eines^ der die einzelnen griechischen Ueber- setzungen der iibrigen alttestamentlichen Biicher zu einemGanzen vereinte, war also vollzogen. Wenn aber scbon der Siracide der LXX der Psalmen sich bediente^ wie oben nachgewiesen ward, so diir- fen wir mit Sicherbeit annehmen, dass diese Uebersetzung um Mitte des zweiten Jabrbunderts v. Chr. bereits vorhanden war. Dies bezeugen auch zahlreicbe Stellen in den iibrigen apokryphi- schen Bxicbern des zweiten Jabrbunderts, in denen theils freierer (wie beim Siraeiden), theils engerer Anschluss an die alexandri- nische Uebersetzung wahrznnehmen ist. Dem griechischen Ueber- setzer des Buches Tobit, das nach inneren Spuren gegen Ende der Perserberrschaft hebraisch abgefasst, und gewiss noch im zweiten Jahrhundert in's Griechische libertragen ward, muss die griechische Psalmeniibersetzung schon sehr gelaufig gewesen sein. Denn wo er Psalmenabnliches zu iibersetzen bat, benutzt er die LXX: vgl. Tob. 3, 11. 8, 5 mit Ps. 72, 18. 19 (die Doxologieen erwiesen sich aber als spateste Zuthaten im Psalter); Tob. 12, 20. 22 vgl. mit Ps. 71, 17. Tob. 8, 5 entbalt wiederum deutlichen Anklang an eines der spatesten Lieder des Psalters (vgl. Ps. 148, 2 — 4). Das ganze 13. Kapitel im Buehe Tobit ist zum Theil aus Reminiscenzen an Psalmen erwachsen (vgl. besonders 13, 17 ff.). Aber auch sonst, wie 12, 6 if., ist die griechische Sprachfarbe der LXX ganz durchsichtig. Ebenso zeigt sich der Uebersetzer oder Verfasser des Buches Judith (zur Seleucidenzeit) innig vertraut mit dem griechischen Psalter: vgl. Jud. 16, 15': oqri yaq sk S-rhb- luav avv vScuji acdswd-tiastat mit Pss. 96, 9. 10. 11. 114, 4; und beson- ders Jud. 16, IS*": nsTQCU 8s with nqoaanov aov wg Kriqog ramjaovrai vgl. 9 130 Aeussere Grunde gegen angebliche Makkabaerpsalmen. mit Ps. 97, 5: ra oqij axsei. y.ijQog sraxridar ano TifjoaaiTtau xvqi'ov. Ferner Jud. 9, 11 [13] vgl. mit Pss. 147, 10. 83, 16 f. ; Jud. 13, 14. 18 vgl. mit Ps. 113, 1.117,1; Jud. 16, 2. 13 vgl. mit Pss. 96, 1. 98, 1. 150, 4. 5. Die Stellen im B. Barueh, wo Psalmen citirt werden, weisen nicht auf LXX zuriick (vgl. z. B. Bar. 3, 11 mit Ps. 143, 7. vgl. 88, 5). Doch ist daraus nicht zu sctliessen, dass die griechisch-alexandri- nisehe Uebersetzung der Psalmen zur Zeit, als das Buch Barueh in's Griechische iibertragen wurde, iiberhaupt noch nicht vorhanden war. Die Uebersetzung des Pentateuch, die naeh Aristobul's Zeug- niss (der Mitte des zweiten Jahrhunderts schrieb) unter Ptolemaus Philadelphus (284- — 246) zu Stande kam, hat dem Uebersetzer des Buches Barueh sicker vorgelegen, und doch macht er auch von die- ser bei Uebertragung der freien Citate aus dem Pentateuch (vgl. Bar. 2, 2 f. 28-35 mit Deuteron. 28, 53. 15 ff.) keinen Gebrauch. Auf viel umfanglichere Anwendung der alexandrinischen Psal- meniibersetzung stossen wir im ersten Buch der Makkabaer. Die Stelle 1 Mace. 2, 63 : J^rifiEQov .... „ozi iarqe^isv sig tov ^ovv uvrov, y.al o Siakoymfwg avzoiv ajrcol«To" ist wenig abweichend von derFassung der LXX Ps. 146, 4: jj'E^slevaerai ro nvEVfua avrov, xai iTiiaTQexpsi. sig rriv yrjv uvtov . . . anolovvrai nm'zsg oi Siakoyujfiol amav." Nicht minder fusst 1 Mace. 9, 23 : „ . . . i^txvipav oi avofioi, . . . xal avsrsiXav Ttdvrsg ot SQya^o- fievoi rriv aSaiav" auf der LXX Ps. 92,(0 : „. . . ot ij(S:qoLMQii^AiioXovvrct.i, xeu &iaei(9QmsIi^eotv-etir-7nm:eg oi iQya^6ftewir--zifir-h'njttav." Fast wort- getreues Citat nach der LXX der Psalmenstelle 79, 2". 3 : „ra? acf.Qxag tmv oamv aov zotg dtjQioi^ rrjg ytjg. ^E^sxeav to aifia avrwv aig vScoq, KvyXcg 'IsQovaaXijfi, xal oiiy. tjv b ^aTzrar" ist die mit der Anfiihrungs- formel „xara, tov loyov, ov iyqarpev" vorher angekiindigte Stelle 1 Mace. 7, 17 : „2aQxag baimv aov xcu, cdfiara avrmv i^t^sav xvxkm 'Ieqov- aaXrifi, xai ovx ijv avroig 6 ■&ii7ir(ov." Aber auch sonst, wo Psalmen- anklange in diesem ersten Makkabaerbuche vorliegen, weist die Sprachfarbe und Wortwahl auf engsten Anschluss an LXX der Psalmen (vgl. 1 Mace. 7, 38 mit Ps. 149, 6 wegen (wficpala u. a.). Da im ersten Makkabaerbuche die Geschichte bis auf Johan- nes Hyrcanus fortgefiihrt wird, und der Verfasser nach alien An- zeichen der Darstellungsweise, die bisweilen zu begeistertem Auf- schwunge sich erhebt, unter den frischen Emdriicken jiingstver- gangener Ereignisse schreibt, wird die Abfassung des Buches noch in das zweite Jahrhundert v. Chr. fallen. Ist auch das Original in Das Zengniss der griecli.-alexandr. Psalmeuubersetznng. 131 aramaisch-hebraisohes Sprachgewand gekleidet, wie Origenes und Hieronymus (prolog, gal.) bezeugen, darf doch angenommen wer- den, dass die griechische Uebersetzung bald gefolgt sei. So lag also die alexandrinische.Psalmeniibersetzung der LXX den Uebersetzern, zum Theil auch schon den Verfassern der ange- fiihrten apokryphischen Biicher vor. Ehe sie aber citirt werden konnte, musste sie ein gewisses Ansehen erlangt haben. Aus einer jungen, eben erst entstandenen Uebersetzung ziemlicli wortgetreue Anfiihrungen zu machen, wiirden die Uebersetzer oder Verfasser der Apokryphen versclimalit haben. Es miissen nicht nur Jahre, sondern Jahrzebnde verstrichen sein, ehe die Uebersetzung die- jenige Geltung erlangte, nach welcher sie fiir ein Werk gottlieher Eingebung angesehen ward, und welehe nur im Zusammenhange mit ihrer ebenfalls langere Zeit erforderlichen Verbreitung zu ver- stehen ist. Wenn Philo und zumal die neutestamentlichen Scbrift- steller bei Benutzung alttestamentlicher Stellen an die Psalmen- iibersetzung der LXX sich eng anscbliessen (nachst Jesaja ist kein Buch des A. T. im N. T. so haufig angefiihrt, als gerade das Psalterium), so blicken sie auf dies Buch als auf ein durch langeren Gebrauch geheiligtes zuriick. Als erste Schriffc der Ha- giographen im Kanon wurde das Psalterium gewiss auch am friihesten iibersetzt. Den alexandrinischen Juden musste es, nach- dem einmal das heilige Gesetzbuch in der Uebersetzung ihnen zu Gebote stand, fruhzeitig Bediirfniss sein, auch das fiir den Haus- und Synagogalgottesdienst unentbehrliche Liederbuch des Volkes Israel in der ihnen heimisch gewordenen Sprache von Hellas in Handen zu haben, und zwar nicht nur einzelne kleinere Lieder- sammlungen, sondern das ganze Psalterium. Die Annahme, dass die Psalmen schon vor Schluss ihrer Sammlung allmahlich in's Griechische iibertragen worden seien, kann durch kein historisches Zeugniss endgiltig bewiesen werden. Das einheitliche Geprage, die Gleichartigkeit der Sprachfarbe, die bei der hymnischen Stoffart des Grundtextes allerdings nicht allzusehr zu betonen ist, scheinen eher dafiir zu sprechen, dass die Psalmeniibersetzung wesentlich Einem Zeitalter ihr Entstehen verdanke, wenn auch nicht einem uTid demselben Uebersetzer. Nur wer mit der Voraussetzung mak- kabaischer Psalmen an die Priifung dieser historischen Frage herantritt, ist genothigt, zu jener Hypothese von der allmah- 9* X32 Aeussere Griinde gegon angebliohe Makkabaerpsalmen. lichen Entstehung einer griechischen Psalmenubersetzung seine Zuflucht za nehmen, urn nicht in allzugrobe Widerspriiche auf chronologischem Geblete verwickelt zu werden. 5) Das Zeugniss der Psalmenbeischriften. Die Psalmenbeisehriften sind weder als kritischer Ballast iiber Bord zu werfen, noch als untriigliehe Angaben, durch de- ren Autoritat dem Beurtheiler die Hiinde gebunden wiirden, barm- los hinzunebmen. Als beacbtenswerthe Hilfsmittel sind sie bei der Untersucbung der Bntstehungsgescbiebte des Psalterium iiber- baupt, sowie der einzelnen Psalmenj denen sie beigefiigt sind, gewissenbaft zu Batbe zu ziehen. Sie entbalten bei naberer Prii- fung : 1) Angaben historischer Art iiber Verfasser und gesebicht- licbe Veranlassungen der Lieder u. a. 3) Angaben arcJiaologischer Art, welobe dem lebendigenGebrauobe der Gegenwart entnommen Dicbtungsgattung, liturgiscbe Verwendung der Psalmen beim Tempeldienst u. a. naber bezeiebnen. Als kritische Zeugen sind beide Klassen von ungleiebem Wertbe. Die bistoriscben Titel bieten directe Kennzeicben des Zeitalters der betreffenden Lieder, wenn ihnen nacbweislicb authentiscbe Geltung beizumessen ist. Die arcbaologiscben verdienen als indirecte kritiscbe Zeugnisse Beacbtung. Die Autbentie dieser oder jener Beischrift in Zwei- fel zu zieben, ist man nur berechtigt, wenn ibre Angaben mit dem Inbalte des Psalmen, dem sie beigefiigt ist, in Widerspruch steben. Derlnbalt des jedesmaligen Psalmen ist der naebste Priif- stein der Ecbtbeit der Uebersebrift. Vertragt sicb die in der Beischrift entbaltene Bemerkung mit dem Inhalt des Liedes, so kann der Titel vom Psalmdicbter selbst herriihren, wie bei den Pss. 7. 18. 102 u. a. m. Diesen Massstab an die Einzelpriifungen angelegt, ergiebt sicb das Resultat, dass allerdings ein grosser Tbeil der Beischriften nicht auf die Verfasser der betreffenden Psalmen zuriickgefiihrt werden kann, sondern von spaterer Hand stammt. Darum aber sammtlicbe Psalmentitel als Steine des An- stosses zu maiden und als Macbwerke spaterer Leser anzuseben, ist unkritiscbes Verfabren. Aucb zugegeben, der grossere Theil sei spiitere Zuthat, wird man ein relativ bobes Altertbum den im hebraiscben Grundtext befindlicben nicht abspreehen konnen. Das Zeugniss der Psalmenbeisohriften. |33 Die ausserste Zeitgrenz6 ihrer Entstehung ist die Schlussredaction des Psalters, denn auf Anordnung und Zusammenstellung der ein- zelnen Lieder und Psalmengruppen haben die Titel unverkennbar bestimmenden Einfluss ausgeiibt. Fiir ihr hohes Alterthum zeugt ferner der wichtige Umstand, dass der alteste griechische Ueber- setzer des Psalterium in der ihm zu Grunde liegenden hebrai- schen Handschrift sie bereits vorfand, sowie dass ihm dieselben zum Theil nicht mehr verstandlich waren. Letzteres geht her- vor aus den auf Unkenntniss oder Missverstandniss beruhenden Uebersetzungen besonders solcher Beiscbriften, welche auf die Tempelmusik beziigliche Kunstausdriicke enthalten: vgl. slg th zeXos (nSSttb); vnsQ tuv lijvav (nTl^H by) in Pss. 8. 81. 84; 'Idi&ovv (ptTil-i) in Pss. 39. 62. 77; ineg wv xpgxW (miaby by) in Ps. 46; vtiIq zmv aRoiaj&rjaojxtvmv (D''31B1Z5 b» und DiSICtS bs) in Pss. 45. 69. 80; vngQ naeUd- (iTlbntt by) in Pss. 53. 88; aber auch sonstiger Angaben, wie die Ausdriicke anjXoyQaqiLa oder aV ai:/]loyQa